DER ROTMILAN
Ein Greifvogel im Aufwind
2. Auflage
Haupt Verlag
Adrian Aebischer ist promovierter Biologe und beschäftigt sich seit zwanzig Jahren mit der Brutbiologie, der Wanderung, der Verbreitung und der Überwinterung des Rotmilans.
Patrick Scherler ist promovierter Biologe und arbeitet an der Schweizerischen Vogelwarte. Nach einer Masterarbeit über den Steinkauz hat er in seiner Dissertation das Verhalten junger Rotmilane in ihren ersten Lebensmonaten untersucht.
2. Auflage: 2023
1. Auflage: 2021
ISBN 978-3-258-08323-0
Gestaltung und Satz: pooldesign, CH-Zürich Lektorat: Jorunn Wissmann, D-Binnen
Alle Rechte vorbehalten.
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Inhalt
1 | Einführung 7
2 | Herkunft des Namens und Volksmund 11
3 | Beschreibung 15
Kennzeichen 16 Mauser 26 Verwechslungen mit anderen Arten 30 Stimme 31 Verwandtschaft 31 Kreuzungen mit dem Schwarzmilan 34 Der Kapverden-Milan 36 Der Kaukasus-Milan 37
4 | Lebensraum und Nahrung 39
Jagdhabitat 40 Bruthabitat 42 Überwinterungshabitat 46 Nahrungsspektrum 46 Jagdstrategien 50 Gewölle 57 Fast Food für Rotmilane 58
5 | Verbreitung und Bestände in den einzelnen Ländern 63 Vorkommen des Rotmilans in früheren Zeiten 65 Entwicklung des Bestands in den einzelnen Ländern 66 Vorkommen des Rotmilans in höheren Lagen 95
6 | Brutbiologie 97
Revierbesetzung, Paarbildung und Balz 98 Reviere und Aktionsräume 100 Bestandsdichten 101 Nester 103
Eiablage, Gelegegröße und Bebrütung 108 Aufzucht und Entwicklung der Jungen 113 Bruterfolg 120 Neues aus der Forschung 125
7 | Jugendjahre und Dispersion 129 Jugenddispersion 130 Der Weg in die Unabhängigkeit 130 Lehrjahre bis zur ersten Brut 132 Brutentscheid 134 Standort- und Partnertreue von Brutvögeln 135 Vögel als Biosensoren 138
8 | Saisonale Wanderungen – Rotmilane als Zugvögel 143 Zugrouten 144 Teilzieher und Standvögel 146 Zugphänologie 148
9 | Überwinterung 151
Vom Zug- zum Standvogel 152 Dauer im Überwinterungsgebiet 154 Überwintern Paare gemeinsam? 154 Lohnt sich die Überwinterung im Brutgebiet? 154 Zur Überwinterung in ausgewählten Ländern 155 Schlafgemeinschaften 163 Rotmilan-Zählungen an Schlafplätzen 172
10 | Gefährdung und Schutz 175
Wie alt werden Rotmilane? 176 Gefahren für Leib und Leben 179 Das Projekt LIFE EUROKITE 190 Wiederansiedlungen 193 Schwerpunkte bei Schutzmaßnahmen 195
Anhang 197
Literaturverzeichnis (nach Kapiteln) 198 Bildnachweis 227 Dank 228 Register 229
1| Einführung
In den letzten Jahren wurde viel über den Rotmilan publiziert.
Der Mensch hat seit jeher ein zwiespältiges Verhältnis zu Greifvögeln. Einerseits bewundert er die atemberaubenden Sturzflüge, die hervorragende Sehleistung, die ausgeklügelten Jagdtechniken oder das stolze Aussehen. Andererseits wecken ebendiese Besonderheiten auch heute noch Argwohn und bisweilen gar Abneigung. Nicht nur Hühner- und Taubenzüchter betrachten Greifvögel als Konkurrenten und Feinde. Die meisten europäischen Greifvogelarten wurden verfolgt und vergiftet, ihre Nester geplündert. Andere wurden durch Pestizide an den Rand des Aussterbens gebracht. Im Jahr 1965 ging der renommierte Ornithologe K. H. Voous davon aus, dass der europäische Greifvogelbestand in den 150 Jahren zuvor um über 95 % abgenommen hatte! In den 1960er- und 1970er-Jahren organisierte man verschiedene internationale Tagungen, mehrere Werke über den Schwund der Greifvögel erschienen, und mit einem bemerkenswerten Aufwand wurde weit über den Kreis der Spezialisten hinaus auf die Problematik aufmerksam gemacht. Im selben Zeitraum erlangten die Greifvögel in mehr und mehr Ländern legalen Schutz. Der Naturschutz rückte immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Ein Blick etwa in die neuesten Brutvogelatlanten Deutschlands, der Schweiz oder Europas zeigt, dass sich viele (aber keineswegs alle) Greifvogelarten seither erholt und in ihren Bestandszahlen auch noch in den letzten Jahren zugenommen haben.
Kaum ein anderer Greifvogel zeigte in den letzten Jahren in verschiedenen Regionen Europas derart markante Bestandsänderungen wie der Rotmilan. Er erfuhr in der Vergangenheit gleich mehrere Perioden mit Zu- und Abnahmen.
Der einst häufige Kulturlandbewohner war stark dezimiert und regional zum Aussterben gebracht worden. Obwohl vielerorts seine Bestände später wieder zunahmen, zeigte sich, dass sowohl eine weitere Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung als auch die vermehrte Anwendung von Umweltgiften in kürzester Zeit zu erneuten drastischen Populationsrückgängen führen können.
In der Tat hat sich seit der letzten europäischen Monografie zum Rotmilan, die 2009 ebenfalls im Haupt Verlag erschienen ist, die Verbreitung und die Häufigkeit in den meisten Ländern weiter verändert. Mehr und mehr Vögel überwintern in Mitteleuropa. Das Umherstreifen und der Zug von sehr vielen Jung- und Altvögeln konnten so detailliert wie
nie zuvor untersucht werden. In verschiedenen Ländern sind gleichzeitig neue Forschungsprojekte entstanden. Die Vernetzung der Arbeitsgruppen hat sich national und international merklich verbessert, was sich in einer verstärkten Koordination niederschlägt. Insbesondere Fortschritte in der Fernortung mittels GPS-Dataloggern, aber auch Untersuchungen mit bewährten Methoden wie die Nestüberwachung mittels Kameras verhalfen zu unzähligen neuen Erkenntnissen.
In allen Kapiteln des vorliegenden Buches waren die Autoren darauf bedacht, gerade auch die Resultate neuester Forschungen zu berücksichtigen. Ein Hauptanliegen war es, aus den Ergebnissen der zahlreichen publizierten Studien eine übersichtliche Synthese zu erstellen. Das Buch schildert die Bestandsentwicklung und Verbreitung des Rotmilans in sämtlichen Ländern, in denen die Art nachgewiesen wurde. Es geht den Ursachen für die Zu- und Abnahmen in den verschiedenen Regionen nach. Die Brutbiologie und Ansprüche an den Lebensraum werden erläutert und das Umherstreifen der Jungvögel erstmals ausführlich dargestellt. Auf das Zugverhalten, die Überwinterung und die gemeinschaftlichen Schlafplätze wird ebenso eingegangen wie auf die Nahrung. Weitere Abschnitte befassen sich mit der Gefährdung und möglichen Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung des Rotmilans. Die reiche Bebilderung veranschaulicht und ergänzt die Erläuterungen im Text.
Der Rotmilan gilt als einer unserer schönsten und elegantesten Greifvögel. Entsprechend erfreut er sich in weiten Bevölkerungskreisen einer großen Beliebtheit. Viele Vogelbeobachter sind schon nach der ersten Begegnung dem Charme dieser Vogelart erlegen. Autoren und Verlag hoffen, mit dem vorliegenden Buch nicht nur für Naturfreunde, sondern auch für Biologen und Greifvogelspezialisten einen Überblick über den aktuellen Kenntnisstand zu dieser faszinierenden Art zu geben. Wenn die nachfolgenden Seiten zudem dazu beitragen, weitere Menschen für den Rotmilan zu begeistern, haben sie ihren Zweck erfüllt.
7| Jugendjahre und Dispersion
Jugenddispersion
Zu den wichtigen Komponenten der Populationsdynamik gehören nicht nur der Bruterfolg und die Sterblichkeit (siehe Kapitel 6 und Abschnitt «Wie alt werden Rotmilane?», Kapitel 10), sondern auch die gegenseitige Abhängigkeit einzelner Teilpopulationen [2]. Um den Gefährdungsgrad einer lokalen Population richtig einzuschätzen, ist es wichtig zu wissen, ob sie auf die Immigration von Vögeln aus anderen Regionen angewiesen ist und was mit den Jungvögeln aus der eigenen Population geschieht. Das Umherstreifen der Jungvögel bis zur Ansiedlung am ersten Brutort wird gemeinhin als Jugenddispersion (Jugenddispersal) oder Dismigration bezeichnet. Diese Zu- und Abwanderung von Jungvögeln ermöglicht den genetischen Austausch zwischen Teilpopulationen, bildet die Grundlage für die Ausbreitung einer Teilpopulation und ist überdies mitentscheidend für den zahlenmäßigen Erhalt einer Teilpopulation [8]. Nicht nur beim Rotmilan, sondern auch bei den meisten Vogelarten ist bislang nur sehr wenig über den Verbleib von Jungvögeln nach dem Unabhängigwerden bekannt. Um Näheres darüber herauszufinden, müssen die Vögel individuell unterscheidbar sein. Man kann z. B. Vögel beringen oder mit Flügelmarken versehen – und hoffen, dass möglichst viele davon später an ihrem ersten Brutort wiedergefunden werden. Um allerdings die ökologischen Mechanismen zu verstehen, die den Ansiedlungsentscheidungen der Tiere zugrunde liegen, ist es unerlässlich, auch die Erkundungsbewegungen während des Umherstreifens zu erforschen. In den letzten Jahren wurden viele junge Rotmilane mit Satellitensendern ausgerüstet, was die lückenlose Überwachung der individuellen Bewegungsmuster ermöglicht hat (siehe «Neues aus der Forschung», S. 125).
Der Weg in die Unabhängigkeit
Nachdem die Nestlinge flügge geworden sind, erkunden sie als Jungvögel zunächst das Revier der Eltern. Sie werden dabei immer noch, zumindest teilweise, durch die Eltern mit Futter versorgt. Dies stellt eine heikle Phase im Leben der Jungvögel dar, da sie binnen kürzester Zeit lernen müssen, wie und wo man Futter findet; außerdem müssen sie ihre Flugfähigkeiten entwickeln, und sie sind plötzlich mit allerlei Gefahren, Interaktionen mit anderen Artgenossen oder gar Fressfeinden konfrontiert.
Spanische Jungvögel blieben im Schnitt nach dem Ausfliegen noch für weitere 25,6 Tage in der Nähe des Geburtsortes. Dabei konnte eine graduelle Verbesserung der Flugfähigkeit mit zunehmendem Anteil an Gleitflug beobachtet werden [4]. Die Jungen wurden offensichtlich in dieser Zeit fast ausschließlich durch die Eltern mit Futter versorgt, da kaum Jagdverhalten festgestellt wurde. Eine experimentelle Studie konnte zudem aufzeigen, dass junge Rotmilane, deren Eltern weniger Futter zur Verfügung stellten, früher selbstständig wurden als Flügglinge mit fürsorglichen Eltern [5]. Im Vergleich zu Schwarzmilanen kümmern sich Rotmilaneltern nach dem Ausfliegen weniger fleißig um ihren Nachwuchs. Manchmal werden fremde Jungvögel im eigenen Revier geduldet und gar versehentlich mitgefüttert [6]
Gegen Ende Juli verlassen die jungen Rotmilane in der Regel das elterliche Revier endgültig und wagen damit den Sprung in die Unabhängigkeit [16, 17]. Bei 158 besenderten Schweizer Jungmilanen fand das Verlassen des elterlichen Reviers im Durchschnitt im Alter von 84 Tagen statt; die jüngsten waren lediglich 61 Tage alt, die ältesten blieben bis zu einem Alter von 187 Tagen. Damit variiert die Zeitspanne zwischen dem Ausfliegen und dem Verlassen des elterlichen Reviers ungefähr zwischen 6 Tagen und 2,5 Monaten. Faktoren, welche den Zeitpunkt des Verlassens des elterlichen Reviers beeinflussten, waren einerseits die Nahrungsverfügbarkeit während der Nestlingszeit und andererseits das Schlupfdatum, welches in dieser Population stark mit der Höhe des Neststandortes über Meer korreliert ist. So verließen die spät geschlüpften Jungvögel das elterliche Revier jünger als früh geschlüpfte. Auch eine gute Nahrungsverfügbarkeit während der Brut erlaubte ein früheres Verlassen des elterlichen Reviers [25]
Ein besenderter Jungvogel, der gerade die ersten Flugversuche hinter sich hat und sich neben dem Nest ausruht.
Lehrjahre bis zur ersten Brut
Nach dem Verlassen des elterlichen Reviers beginnen die unabhängig gewordenen Jungvögel sofort umherzustreifen, wobei sie sich Dutzende Kilometer vom Nest entfernen können [21]. Dies ist der Start der eigentlichen Jugenddispersion.
Anhand von besenderten Jungmilanen sieht man, dass manche bereits zu diesem Zeitpunkt großräumige Erkundungsflüge unternehmen, die sich teils über mehrere Länder erstrecken können, in der Regel aber eher regional stattfinden [16] (Projekt Schweizerische Vogelwarte).
Ansiedlungsort
Geburtsort
Mit der Unabhängigkeit beginnt für die jungen Rotmilane die Jugenddispersion. Aufgrund der Tatsache, dass die Mehrheit dieser jungen Individuen Zugvögel sind, wird die Zeit des Umherstreifens und Erkundens jeweils im Herbst für den Herbstzug unterbrochen und beginnt im Frühjahr wiederum, wenn die Rotmilane in ihre potenziellen künftigen Brutgebiete zurückkehren. Dieser Jahreszyklus im Wechsel zwischen großräumigen, ungerichteten Erkundungs-
bewegungen und den schnellen, gerichteten Zugbewegungen mit einer relativ stationären Überwinterungsphase wiederholt sich bis zur Ansiedlungsentscheidung, d. h. bis zum ersten Brutversuch. Dieser markiert das Ende der Jugenddispersion. Links sind beispielhaft die Bewegungsmuster eines Individuums vom Ausfliegen bis zur Ansiedlung dargestellt (Projekt Schweizerische Vogelwarte), rechts schematisch der normale Lebenszyklus (nach Scherler 2020).
Dieser junge Rotmilan hat den ersten Winter überstanden und erkundet nun mögliche zukünftige Brutgebiete.
Manche Jungvögel sammeln sich nach dem Verlassen der Eltern zu Gruppen und verbringen so die letzten Wochen vor dem Abflug ins Winterquartier gemeinsam. Oftmals gesellen sich auch einige Altvögel zu diesen Ansammlungen. Selbst wenn sie sich bei der Nahrungssuche teilweise weit voneinander entfernen, finden sie sich am späteren Nachmittag an einer bestimmten Stelle ein und bilden einen gemeinsamen Schlafplatz. Manche dieser Schlafplätze bilden sich in aufeinanderfolgenden Jahren immer wieder, andere bestehen nur einmal [1]. Die Anzahl Rotmilane kann an den Herbstschlafplätzen von Tag zu Tag beträchtlich variieren. In Sachsen-Anhalt zählte man im Oktober 1975 einmal 400 Vögel [29] Gruppen von über 100 Vögeln wurden aus verschiedenen Regionen Mitteleuropas gemeldet.
Nach knapp zwei Monaten des Herumstreifens findet eine abrupte Verhaltensänderung statt, und die Herbstzugbewegungen setzen ein (siehe Kapitel 8). Da der Beginn des Herbstzuges phänologisch wenig Variation zeigt, ist der Zeitpunkt des Verlassens des elterlichen Reviers also ausschlaggebend für die Dauer, die den Jungvögeln für Erkundungsflüge vor dem Herbstzug zur Verfügung steht. Die Bewegungsmuster während der Erkundungsflüge sind deutlich langsamer und weniger gerichtet, als dies während des kurzen Zugs der Fall ist. Der Anteil an Tagen, an denen die Jungvögel nur geringe Distanzen zurücklegen, ist dafür umso größer [25]
Die meisten juvenilen Rotmilane kehren im Frühjahr nach Mitteleuropa zurück, obwohl sie noch zu jung sind, um zu brüten. Auf der Suche nach einem geeigneten Gebiet für ihr zukünftiges Nest setzen sie die großräumigen Erkundungsflüge fort. Dabei können auf der Reise durch ganz Mitteleuropa Distanzen von über 10 000 km zurückgelegt werden. Normalerweise unterbrechen die Rotmilane ihre Erkundungsflüge immer wieder und bleiben eine Zeit lang im selben Gebiet, bevor sie weiter umherstreifen. Die Anzahl und das Verhältnis dieser stationären und mobilen Phasen variieren von Individuum zu Individuum sehr stark (Projekt Schweizerische Vogelwarte). Bei 95 besenderten Schweizer Jungvögeln wurde gezeigt, dass 46,3 % der Individuen während der Erkundungsflüge im Frühjahr in die unmittelbare Umgebung (Radius von 2 km) des Geburtsortes zurückkehrten. Dies war eher der Fall bei Männchen und bei Individuen, die aus
den dicht besiedelten Tieflagen stammen. Lediglich 6,3 % der Vögel kehrten an Orte zurück, die sie bereits vor dem Herbstzug erkundet hatten. Die übrigen Tiere hielten sich in Gebieten auf, die sie vorher noch nicht kannten [25]. Inwiefern sich diese räumlichen Muster im Erkundungsverhalten auf den Ansiedlungsentscheid auswirken, ist Gegenstand der laufenden Forschung. Die Beobachtungen von besenderten Individuen decken sich mit Beobachtungen anhand von Flügelmarken in anderen Populationen. Die Hälfte aller in Sachsen und Brandenburg markierten Rotmilane, die man ein Jahr später wiedersah, befand sich beispielsweise in Entfernungen von weniger als 200 km zum Geburtsort. Die Weibchen befanden sich durchschnittlich weiter entfernt als die Männchen [21]
Brutentscheid
Rotmilane können bereits gegen Ende ihres ersten Lebensjahrs die Geschlechtsreife erlangen. Bisher sind jedoch nur wenige Fälle von Brutversuchen einjähriger Individuen bekannt. So wurde in Südengland 1992 erstmals nachgewiesen, dass ein einjähriges Weibchen zusammen mit einem ebenfalls einjährigen Männchen einen Jungvogel großzog. Ein genetischer Test bewies, dass die beiden Vögel auch tatsächlich die Eltern des Jungen waren [12]. Die meisten Rotmilane brüten allerdings im Alter von zwei bis vier Jahren zum ersten Mal [14, 15, 17, 21, 24]. Meist kann kein eindeutiger Geschlechtsunterschied im Ansiedlungsalter festgestellt werden [21, 22]. Vor allem in Gegenden, in denen sich die Art ausbreitet, wo also offenbar Ressourcen im Überfluss vorhanden sind und die Dichte noch gering ist, schreiten die Vögel früher zur Brut [14, 15]. In Schottland und England beginnt die Mehrheit der Rotmilane schon nach zwei Jahren zu brüten [7, 13]. In Wales, wo das Nahrungsangebot wesentlich schlechter und die Dichte höher ist, begannen sieben von 29 Vögeln erst im Alter von fünf Jahren oder später zu brüten. Zwei Vögel schritten sogar erst als Siebenjährige erstmals zur Brut [22]. In Populationen mit hohen Brutdichten ist davon auszugehen, dass die Ansiedlung erst in höherem Alter geschieht [15]. In Thüringen hat es teilweise bis zu sieben Jahre gedauert, bis sich alle Vögel angesiedelt hatten [24]. Auch die in der Schweiz besenderten Rotmilane haben sich frühestens mit
zwei Jahren (im dritten Kalenderjahr) angesiedelt, also ihren ersten Brutversuch unternommen. Die meisten tun dies allerdings erst in den darauffolgenden Jahren. Auch im siebten Kalenderjahr (sechstes Altersjahr) gibt es immer noch Individuen, die noch nie gebrütet haben. In gewissen Fällen lässt sich eine Ansiedlung im nächsten Jahr voraussagen, da sich insbesondere Männchen bereits im Spätsommer des Vorjahres temporär ein Revier aneignen, in welches sie dann im Frühjahr zurückkehren und wo sie ihren ersten Brutversuch wagen (Projekt Schweizerische Vogelwarte). In allen Regionen bilden manche ein- und zweijährigen Vögel Paare, verteidigen ein Revier und beginnen mit dem Nestbau, obwohl sie noch keine Brut aufziehen. Oft schlägt auch bei älteren Vögeln der erste Brutversuch fehl.
Anhand der Sichtung von individuell markierten Rotmilanen weiß man, dass sich die Mehrheit der Jungvögel später nur wenige Kilometer vom Geburtsort entfernt ansiedelt. In Sachsen und Brandenburg siedelten sich Jungvögel für die erste Brut in einer durchschnittlichen Entfernung von 20,5 km an. Die Ansiedlung erfolgte dabei vom Brutort aus gesehen in alle Himmelsrichtungen, ohne klar erkennbare Präferenz. Die Männchen erreichten dabei Distanzen von 1–20 km (Mittelwert 8,7 km), Weibchen von 5–224 km (Mittelwert 34,9 km) [21]. Auf Korsika lag die durchschnittliche Ansiedlungsdistanz bei 4,5 km, in Wales bei 12,5 km, in Frankreich bei 6,9 km und in England zwischen 0,25 km und 17 km (Mittelwert 4 km) [9, 17, 19, 27]. Besenderte Schweizer Rotmilane haben sich bisher meist innerhalb weniger Kilometer vom Geburtsort entfernt niedergelassen, in einigen Fällen gleich im Nachbarrevier der Eltern. Ansiedlungen in großer Distanz kommen sporadisch vor. So haben sich Westschweizer Rotmilane bereits in Hochsavoyen (Frankreich), im Schwarzwald (Deutschland), in Oberösterreich und gar in einer Entfernung von 741 km in Mähren (Tschechien) angesiedelt (Projekt Schweizerische Vogelwarte). Anhand der ersten Ansiedlungen in diesem Projekt lässt sich erkennen, dass Männchen in der Regel näher am Geburtsort brüten als Weibchen. Eine große Anzahl an weiteren Ansiedlungen wird in den nächsten Jahren erwartet, welche es ermöglichen werden, die zugrunde liegenden Mechanismen dieser Ansiedlungsentscheidungen im Detail zu untersuchen.
Standort- und Partnertreue von Brutvögeln
Wenn sich Rotmilane einmal verpaart haben, bleiben sie ihrem Partner in der Regel ein Leben lang treu. Bei 14 besenderten Paaren konnte über mehrere Jahre kein Partnerwechsel festgestellt werden [26]. Einzelne Partnerwechsel wurden in Wales dokumentiert. Diese geschehen aber in der Regel nur nach dem ersten (erfolglosen) Brutversuch [11]. Untreue gibt es allerdings auch bei Rotmilanen. So konnten auf Korsika bei 15 % der Weibchen Paarungen mit fremden Männchen nachgewiesen werden [20]; dies ist wohl auf die hohen Brutdichten zurückzuführen [18]. Inzest kommt gerade in dichten Populationen wohl ab und zu vor, ist jedoch nur selten dokumentiert [11]. Polygamie scheint eine absolute Ausnahme zu sein und wurde bisher nur einmal in Spanien dokumentiert, wo ein polygynes Männchen zwei brütende Weibchen mit Futter versorgt hat [28]
Die Rotmilane bleiben jedoch nicht nur ihrem Partner, sondern meist auch ihrem Revier treu. In Wales konnte die Besetzungsgeschichte von einzelnen Revieren über Jahrzehnte verfolgt werden [10, 23]. Es kommt allerdings häufig vor, dass innerhalb eines Reviers von Jahr zu Jahr das Nest gewechselt wird. Bei besenderten Rotmilanen in der Schweiz haben lediglich 32 % stets auf demselben Nest gebrütet. Die restlichen Rotmilane verlegten ihren Brutstandort im Durchschnitt jeweils um 280 m (Maximum 1,15 km). Werden nur die erfahrenen Brutvögel eingerechnet, ist der Durchschnittswert sogar noch etwas geringer [26]. In Sachsen und Brandenburg wurden Brutstandortwechsel primär bei Erstbrütern festgestellt. Nur 11,5 % der Erstbrüter benutzten im Folgejahr dasselbe Nest. Die räumlichen Verschiebungen beliefen sich auf 20–1280 m, wovon 50 % unter 250 m blieben. Es konnte kein Zusammenhang zwischen dem Bruterfolg und der Verschiebung des Brutstandorts festgestellt werden [21]. In NordrheinWestfalen wurde eine neue Methode zur Identifikation von Individuen mittels DNA-Analysen von bei Nestern gesammelten Mauserfedern entwickelt. Das ermöglicht nicht nur den Nachweis von einzelnen Individuen, sondern auch die Ermittlung des Verwandtschaftsgrades. So wurde in dieser Population einerseits ein durchschnittlicher Brutstandortwechsel
von 3,6 km nachgewiesen und andererseits gezeigt, dass ab einer Distanz von mehr als 25 km der Verwandtschaftsgrad geringer ausfällt, als zufällig zu erwarten wäre. Dies könnte die Folge von Ansiedlungsdistanzen sein, die sich auf dieser räumlichen Skala bewegen [3]
Farbige Flügelmarken mit Zahlen- und Buchstabencodes erlauben die individuelle Erkennung auf große Distanz. Auch diese Methode gibt Auskunft z. B. über das Zugverhalten, Geburts- und Brutortstreue und Überlebensraten.
Vögel als Biosensoren
Hightech im Dienste des Vogelschutzes
Als im Jahr 1822 in Deutschland ein Weißstorch erlegt wurde, in dessen Hals ein afrikanischer Pfeil steckte, prägte dies eine neue Vorstellung von großräumigen Tierbewegungen. Man suchte nach Methoden, um zu untersuchen, wohin sichTiere bewegen, ohne sie selbst ständig beobachten zu müssen. Die erste große Errungenschaft in der Vogelzugforschung war die Beringung, welche seit Ende des 19.Jahrhunderts und bis heute als günstige und wenig invasive Methode weltweit angewandt wird. Basierend auf Ringfunden wurden viele Erkenntnisse über Zugrouten und Überlebensraten für eine Vielzahl an Arten gewonnen.
Die Karte zeigt die Bewegungen von 104 juvenilen und adulten Rotmilanen, die zwischen 2017 und 2020 im Rahmen des Projekts der Schweizerischen Vogelwarte in der Westschweiz mit GPS-Datenloggern ausgestattet wurden. Auffallend sind die gerichteten, saisonalen Zugbewegungen vom Brutgebiet nach Südwesteuropa und die großräumigen Erkundungsbewegungen im Rahmen der Jugenddispersion in ganz Mitteleuropa. Es sind sämtliche Bewegungen ab der Besenderung bis Anfang April 2021 oder bis zum Tod des Individuums dargestellt.
Der große Nachteil liegt auf der Hand: Man muss den Vogel meist ein zweites Mal in die Hand bekommen oder zumindest aus unmittelbarer Nähe betrachten, um den Ring ablesen zu können. Zudem wird ein beringter Vogel, der ein Untersuchungsgebiet verlässt, mit einer viel geringeren Wahrscheinlichkeit ein zweites Mal festgestellt als ein Individuum, das im Gebiet verbleibt oder immer wieder dorthin zurückkehrt. Das macht den Wissensgewinn zu großräumigen, einmaligen Bewegungen äußerst schwierig. Eine Abwandlung der klassischen Metallringe in Form von farbcodierten Plastikringen oder im Falle des Rotmilans auch Flügelmarken erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Sichtung und Identifikation des Individuums markant. Um individuelle Lebensgeschichten im Detail verfolgen und so die ökologischen Mechanismen umfänglich erforschen zu können, brauchte es jedoch eine neue Methode. Mit dem technologischen Fortschritt, insbesondere der breiten Verwendung von GPSSatelliten zur Ortung von Smartphones, hat in den letzten zwei Jahrzehnten auch die Entwicklung von speziell für Vögel geeigneten GPS-Datenloggern Fahrt aufgenommen. Diese Entwicklung hat es in den letzten Jahren ermöglicht, mittelgroße Vögel, wie Rotmilane, mit sehr leichten Hightechgeräten auszustatten. Diese meist solarbetriebenen GPS-Datenlogger orten die Position des Vogels mittels GPS- und GLONASS-Satelliten und übertragen die Daten über Mobilfunknetze direkt zu den Forschern. Die gewonnenen Daten liefern nie dagewesene Einblicke in das Leben der Rotmilane vom Ausfliegen bis zu ihrem Tod. Neben den Positionen können die Datenlogger auch diverse Umwelteinflüsse und gar biometrische Daten des Vogels registrieren, wie Bewegungsintensität, Flügel- und Herzschlagfrequenz oder Temperatur. So wird es uns zunehmend möglich, das Verhalten der Rotmilane in sehr hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung zu dokumentieren. Das erlaubt die umfassende Untersuchung des Einflusses individueller Verhaltensweisen z.B. auf den Reproduktionserfolg, die Abwanderung und das Überleben. Zudem können räumliche Dynamiken in Populationen untersucht werden, beispielsweise wie sich die Abwanderung von Jungvögeln und deren Reproduktion auf den Rückgang
Während der Besenderung verhalten sich die jungen Rotmilane jeweils sehr ruhig. Das erleichtert die schnelle und präzise Anpassung der Senderbefestigung.
oder das Anwachsen einer Population auswirken. Die präzise Quantifizierung von Todesursachen wird die Sicht auf die anthropogenen Gefährdungsursachen und damit direkt den Schutz dieser Art revolutionieren. Wir könnten heute genau sagen, in welchem afrikanischen Dorf sich der Storch den Pfeil eingefangen hat und wie sehr dies seinen Rückflug nach Deutschland energetisch beeinflusst hat. Die Hoffnung ist groß, dass die technologische Entwicklung auch in den nächsten Jahren dabei hilft, Grundlagen für das Verständnis und den Schutz– auch von kleineren Arten– zu liefern und so einen wichtigen Beitrag zu leisten im Kampf gegen das weltweite Artensterben.
Ein adulter Rotmilan mit einem kleinen GPS-Sender, der wie ein Rucksack befestigt wurde.
Anhang
Wir danken den unzähligen Vogelkundlern, die in den vergangenen Jahrzehnten unermüdlich Rotmilane beobachteten und untersuchten und ihre Ergebnisse in Publikationen und Berichten veröffentlichten.
Folgende Personen haben uns unveröffentlichte Daten oder Karten zur Verfügung gestellt, bei der Literatursuche geholfen oder Übersetzungen vorgenommen und so die Verwendung mancher Quellen erst ermöglicht : Bermejo Ana, Broch Laurent, Carter Ian, Chesaux Michel, Correia-Fagundes Catarina, David Fabienne, de Seynes Aurélie, Deán Pinedo Juan Ignacio, Dekants Andris, Erzberger Peter, Falkenberg Frode, Fiedler Wolfgang, Gelpke Christian, Gschweng Marion, Hille Sabine, Hohenegger Johannes, Horal David, Jacobsen Karl-Otto, Kjellén Nils, Kleewein Andreas, Kotrošan Dražen, Kunz Friederike, Kuznetsova Ekaterina, Lanz Uli, Lehikoinen Aleksi, Literák Ivan, Maciorowski Grzegorz, Maderic ˇ Boris, Mammen Ubbo, Meyburg Bernd-Ulrich, Mikalsen Svein-Ole, Mionnet Aymeric, Molina Blas, Orr-Ewing Duncan, Paal Uku, Pfeiffer Thomas, Pladevall Clara, Raab Rainer, Rak Dušan, Ramalho Pedro, Rasmussen Per, Raudonikis Liutauras, Riols Romain, Scheider Jessica, Uhl Hans, Viñuela Javier und Weisshaupt Nadja.
Die beiden Bibliothekarinnen an der Schweizerischen Vogelwarte, Patricia Dürring Kummer und Anne Tampe, waren stets hilfsbereit und scheuten keine Mühe bei der Suche nach manchen Artikeln oder Buchkapiteln. Die Schweizerische Vogelwarte Sempach hat auch die Karte zur Winterverbreitung in der Schweiz zur Verfügung gestellt.
In unserem Untersuchungsgebiet waren von 2015 bis 2020 folgende Personen maßgeblich an der Erhebung und/ oder Auswertung von Daten beteiligt : Bach Pagès Albert, Barbey Rosemarie, Barbey Marcel, Broch Laurent, Catitti Benedetta, Grand Pascal, Kormann Urs, Perler Anita, van Bergen Valentijn, Vigneau Henri und Witczak Stephanie. Benedetta Catitti, Stephanie Witczak und Valentijn van Bergen haben zudem durch ihre Analysen, die Mitteilung von besonderen Beobachtungen und ihre Erfahrung wesentlich zum Buch beigetragen.
Nachfolgende Personen halfen bei Feldarbeiten oder führten studentische Arbeiten im Rahmen des Projektes der Schweizerischen Vogelwarte durch : Achtnich Lorenz, Andereggen Melanie, Anhäuser Lisa, Bachmann Marc, Baucks Carl, Bickel Andres, Blattner Céline, Cereghetti Eva, Delley Sarah, Dillenseger Guillaume, Erni Dominik, Fernandez Tizón Mario, Ganz Kathrin, Gersten Anna, Gilad Dafna, Gross Lara, Guillod Nico, Heiniger Nathalie, Hertach Matthias, Herzog Jana, James Nicholas, Jansen Diego, Jiménez Castaño Estefanía, Lenzi Omar, Leuba Célina, Lötscher Sonja, Meyrier Eva, Mühlemann Tobias, Nägeli Melanie, Nagl Daniela, Nehm Klara, Oymanns Julian, Peretti Miriam, Sandor Anna, Schreiber Hanna, Schwitter Philipp, Sieder Samuel, Warburton Charlotte und Welti Nora. Zahlreiche weitere Leute teilten uns ihre Beobachtungen zum einen oder anderen Nest mit.
Wir möchten der Schweizerischen Vogelwarte, insbesondere Martin Grüebler und Urs Kormann, für die zur Verfügung gestellten Daten aus ihrem Forschungsprojekt danken. Diese Daten trugen dazu bei, dem Leser einen vertieften Einblick in bisher noch kaum dokumentierte Aspekte der Lebensweise der Rotmilane zu geben.
Vielen Dank auch an alle Fotografinnen und Fotografen (siehe Bildnachweis, S. 227), die uns ihre außergewöhnlichen Bilder zur Verfügung gestellt haben!
Patrick Scherler dankt zudem Jael Hoffmann, ihren Eltern und der Familie Scherler für die emotionale Unterstützung und ihren unermüdlichen Einsatz in der Kinderbetreuung, was das Schreiben des Buches erst ermöglichte.
Dem Haupt Verlag danken wir für die Realisierung des Buchs. Matthias Haupt hat uns ermutigt, ein neues Buch zum Rotmilan zu schreiben. Wir danken dem ganzen Team des Verlags, insbesondere Gabriela Bortot und Martin Lind, für die Zusammenarbeit und ihre Geduld, wenn der Terminplan durch uns wieder einmal arg strapaziert wurde. Der Text profitierte maßgeblich von den Korrekturen durch Jorunn Wissmann.
Register
Aas siehe Kadaver
Abschuss 36, 82, 87, 90, 91, 92, 176, 180, 181, 183
Abwanderung 125, 130, 138
Ägypten 30, 66, 79
Albanien 66
Aldrin 186
Algerien 66, 93, 144, 152
Altersbestimmung 18, 26, 113
Altvogel 18, 19, 20, 22, 27, 28, 141, 152, 153
Andalusien 42, 91, 100, 106, 108, 110, 123, 124, 155, 156
Andorra 66–67
Ansiedlungsökologie 126
Aragon 91, 155, 156, 170
Armenien 67–68
Armschwinge 16, 18, 27, 28, 29
Arvicostop 188
Aserbaidschan 65, 68 Ästling 120
Augen 50, 113
Auvergne 42, 74, 76, 77, 95, 100, 102, 103, 107, 108, 110, 123, 154, 156, 157, 167, 170 Azoren 87, 149
Baden-Württemberg 25, 69, 72, 73, 95, 101, 102, 106, 107, 108, 110, 122, 148, 149, 160, 161, 162, 191
Balearen 31, 91–92, 144, 179
Balz 98–100
Balzflug 98 Balzgesang 31 Bartgeier 189
Baskenland 42, 91, 155, 156
Baummarder 120, 121, 192
Bayern 69, 70, 72, 73, 85, 122
Bebrütungsdauer 110, 112
Bedrohungsstatus 179 Belarus 35, 64, 68, 94, 152
Belgien 64, 68, 94, 100, 102, 110, 122, 155, 179
Beringung 138 Berlin 70, 73
Besenderung 125–127, 130, 138–141, 145, 152 Bestand, Welt 64
Bestand, Winter siehe Überwinterung Bestandsdichte 101–103
Bestandsentwicklung 66–95, 124
Deutschland 69–73
Frankreich 74–77 in einzelnen Ländern 94 Italien 79–82 Spanien 90–92
Beute(tier) siehe Nahrungsspektrum Biosensor 138
Bleivergiftung 189
Bosnien-Herzegowina 68 Brandenburg 69, 70, 73, 101, 107, 108, 110, 122, 134, 135, 178, 180, 183, 185
Bremen 70, 73
Brutbeginn 108, 110, 112
Brutbestand siehe Bestand, -dichte, -entwicklung Brutdichte 101–103
Brutentscheid 134–135
Bruterfolg 120–124 Deutschland 124 nach Ländern/Gebieten 122–123 Bruthabitat 41, 42–45
Brutpause 112 Brutplatz 98, 108
Brutrevier siehe Bruthabitat Bulgarien 68–69, 94 Burgund 34, 75, 77, 156, 157
Cadmium 189
Carbofuran 188 Champagne-Ardenne 74, 75, 77, 107, 156, 157 Chlorkohlenwasserstoffe (CKW) 186, 188
Dänemark 34, 36, 64, 69, 94, 122, 148, 155, 162, 179, 181, 186, 188, 189 DDE 186, 188
DDT 186
Deutschland 12, 25, 31, 36, 40, 42, 46, 48, 58, 64, 65, 69–73, 78, 86, 91, 94, 95, 100, 102, 108, 110, 121, 122, 124, 135, 144, 149, 155, 157, 161–162, 166, 176, 178, 179, 180, 181, 183, 185, 186, 192
Dieldrin 186
Dismigration 130
Doñana-Nationalpark 102, 188 Doppelzug 149 Dunenkleid 26
Ei(ablage) 108–112
Eiszeit 65 Elfenbeinküste 73
Elsass 74, 75, 77, 123, 157
England 47, 58, 64, 65, 78, 100, 101, 102, 103, 107, 108, 121, 122, 134, 135, 162, 176, 178, 189, 193
Erkundung(sflug) 42, 125, 130, 132–134
Ersatzbrut/-gelege 107, 108, 110, 112 Erstbrüter 135
Estland 35, 36, 73–74, 88, 94
Extremadura 91, 155, 156
Falken 12, 31, 186
Farbmutation 25
Färöer-Inseln 69
Finnland 35, 74
Fischadler 31, 186
Fleischfresser 46
Flügeldeckfeder 16
Flügelmarke 130, 134, 136, 138, 146, 178
Flugspiel 98
Flugübung 49
Franche-Comté 74, 75, 77, 157, 188
Frankreich 36, 42, 46, 64, 65, 74–77, 92, 94, 95, 102, 123, 124, 135, 144, 148, 152, 154, 155, 156–158, 166, 170, 179, 180, 181, 183, 186, 187, 188, 191
Frühjahrszug 132, 144, 146, 149
Futterplatz/-stelle siehe Fütterung Fütterung 46, 48, 49, 54, 58–61, 125, 126, 163, 166, 167, 179, 191, 195
Gambia 76, 152
Gefährdung 179–189, 195 Geier 12, 49, 50, 189, 191
Gelegegröße 108–109 gemäßigte Klimazone 42 genetische Variabilität 31 Georgien 77
Geruchssinn 50
Gewicht 18, 24, 113
Gewölle 49, 57, 189
Ghana 77
Gibraltar 65, 84, 144
Giftköder 189
Gleitflug 16, 98, 130
GPS-Sender 41, 126, 138–141, 144, 178, 181, 185, 190; siehe auch Besenderung, Satellitensender Griechenland 46, 66, 77–78, 85, 87, 144
Großbritannien 31, 34, 46, 58, 70, 78, 94, 95, 120, 146, 162, 166, 176, 179, 183, 186, 192; siehe auch England, Wales
Habicht 121, 167, 170, 176
Habitat siehe Brut- Jagd-, Überwinterungshabitat Habitatveränderung 180–181
Handschwinge 16, 20, 26, 27, 29, 30, 33
Helgoland 70, 73
Herbstzug 132, 134, 144, 146
Hessen 43, 44, 71, 73, 100, 106, 108, 110, 122, 148, 149, 161
Hiddensee 176
Hochspannungsmast 42, 107
Horst siehe Nest
Horstbaum 106
Horstwechsel 108
Hybride 34, 35, 36, 37, 74, 94
Iberische Halbinsel 64, 76, 87, 144, 146, 152, 154, 155, 162; siehe auch Andorra, Gibraltar, Portugal, Spanien illegaler Handel 192 Immigration 130 Irak 78 Iran 79
Irland 64, 78, 79, 94, 146, 162, 193 Irrgast 68, 70, 77, 79, 82, 83, 85, 149 Island 79, 149 Israel 79
Italien 36, 64, 65, 79–82, 83, 93, 94, 98, 102, 106, 107, 108, 110, 144, 146, 149, 155, 160, 179, 193
Jagdhabitat 40–41 Jagdstrategie 50–56 Jordanien 82 Jugenddispersion 125, 130, 132, 138, 139 Jungvogel 17, 18, 21, 22, 26, 42, 47, 50, 116, 119, 120–126, 130–135, 147, 149, 152, 154, 167, 176
Kadaver 46, 48, 49, 50, 58, 155, 183, 186 Kaiseradler 167, 190, 192 Kalendereffekt 108 Kamerun 82
Kanarische Inseln 64, 92 Kapverden-Milan 36–37 Kapverdische Inseln 64, 82 Kaspisches Meer 79 Kastilien-La Mancha 91, 156 Kastilien-Leon 91, 155, 156 Katalonien 91, 155, 156 Katsoburi-Reservat 77 Kaukasus 30, 37, 66, 68, 77, 88 Kaukasus-Milan 37 Kennzeichen 16–25 Kolkheti-Nationalpark 77 Kolkraben 108 Körpermaße 18, 24 Korsika 42, 47, 74, 76, 77, 80, 95, 98, 100, 102, 103, 107, 108, 110, 121, 123, 135, 144, 157 Kosovo 90, 94 Krähen 46, 47, 108, 185, 189 Krankheitserreger 193 Kreuzungen 34–36, 37, 74, 94 Kroatien 46, 82, 94, 149, 155, 163 Kulturfolger 195 Kuwait 82, 95
Laus 193
Lebenserwartung 176–178 Lettland 64, 82, 88, 94 Leuzismus 23, 25
Libanon 82–83
Libyen 83
Liechtenstein 83, 94
Life Eurokite 190
Linné, Carl von 12
Litauen 64, 82, 83, 94
Loire 74, 75
Lothringen 74, 75, 77, 108, 156, 157
Luderplatz 49, 58, 191
Luxemburg 83, 94, 110, 179
Madeira 87
Madrid 91, 155, 156,185
Mallorca 91, 92, 107, 144, 176, 178
Malta 83, 181
Marokko 64, 67, 83–84, 94, 95
Mauretanien 84, 152
Mäusebussard 108, 183, 188, 193
Mauser 26–29
Mauserlücke 29
Mecklenburg-Vorpommern 34, 70, 73, 107, 122, 149, 161
Menorca 91, 92, 110, 121, 123, 176, 178
Meerenge von Messina 83, 93, 181
Moldawien 64, 84, 93
Montenegro 84
Muladares 49, 58, 60, 155
Mülldeponie/-halde 40, 46, 49, 50, 102, 156, 160, 162, 166, 170, 179, 191, 195
Naher Osten 30, 66, 152
Nahrungsopportunist 46
Nahrungsspektrum 46–49
Nahrungssuchgebiet 100, 101
Name 12
natürliche Feinde 192–193
Navarra 91, 155, 156, 170
Nest(-bau) 103–108
Nestling 31, 46–47, 49, 112, 113–123, 125
Nestlingsfütterung/-nahrung 46–47, 121, 125
Nestplünderung 192
Niederlande 84, 94, 189
Niederösterreich 78, 85, 86, 154, 160, 162
Niedersachsen 70, 73, 101, 106, 108, 110, 161
Niger 85
Nisthabitat siehe Bruthabitat
Nordirland 78, 94, 162, 193
Nordmazedonien 66, 85
Nordrhein-Westfalen 69, 70, 71, 122, 135, 189 Norwegen 85, 94
Ostdeutschland 40, 69, 78, 86, 162, 176, 178, 180 Österreich 64, 66, 68, 78, 84, 85–86, 90, 92, 94, 135, 144, 154, 155, 160, 162, 179, 189
Paarung 98–100
Palästina 86 Parasiten 58, 193 Parathion 186 Partnertreue 98, 99, 100, 135 PCB (Polychlorierte Biphenyle) 186, 188 Pestizide 40, 180, 185–189 Polen 42, 64, 78, 86–87, 94, 106, 107, 108, 122, 152, 179
Populationsrückgang 36, 40, 69, 70, 71, 74, 75, 79, 81, 89, 90, 91, 138, 180, 186, 188, 191
Populationsgenetik 126, 130 Portugal 87, 94, 152, 155, 157, 160, 179, 186 Pyrenäen 25, 45, 66, 74, 76, 91, 95, 102, 107, 110, 123, 144, 145, 148, 149, 154, 155, 156, 157, 158, 170, 181, 189, 191
Revier 41, 98–101, 130, 135, 149
Reviertreue 135, 136
Rheinland-Pfalz 71, 73, 106, 110, 122, 148, 149, 161
Rhône-Alpes 74, 75–76, 77, 157 Rodentizide 36, 188 Rote Liste 179
Rumänien 12, 87, 93, 149 Russland 88, 94
Saarland 71–72, 73, 110
Sachsen 25, 34, 69, 71, 73, 101, 107, 108, 110, 121, 122, 134, 135, 148, 160, 161, 163, 176, 178
Sachsen-Anhalt 42, 65, 69, 70, 73, 101, 102, 103, 106, 107, 110, 121, 122, 134, 148, 160, 161, 162, 176, 180, 183, 185, 186
Sammelplatz 163, 166, 172, 173 San Marino 89
Sardinien 12, 46, 79, 81, 93, 107, 144, 149, 160
Satellitensender 130, 138, 154, 166, 190
Schlachtabfälle 49, 58, 60, 166, 167, 191, 193, 195
Schlafgemeinschaft 163–173
Schlafplatz 25, 31, 57, 58, 134, 155, 157, 158, 163–173
Schlesien (Polen) 42, 86, 87, 122
Schleswig-Holstein 34, 69, 70, 73, 148, 149
Schonen (Schweden) 34, 47, 89, 102, 161
Schottland 34, 36, 47, 64, 78, 79, 87, 108, 121, 122, 134, 162, 178, 189, 193
Schutzmaßnahmen 180, 190, 195
Schwarzes Meer 64, 67, 84, 88, 93
Schwarzmilan 17, 30–37, 65, 66, 67, 68, 73, 74, 77, 78, 79, 82, 84, 85, 86, 88, 92, 93, 94, 103, 106, 108, 181, 190, 193
Schweden 34, 36, 47, 64, 70, 78, 89, 94, 95, 98, 102, 103, 108, 110, 121, 122, 148, 152, 154, 155, 161, 166, 167, 170, 179
Schweiz 23, 25, 36, 42, 48, 49, 58, 64, 65, 70, 80, 89–90, 92, 94, 95, 98, 101, 102, 103, 108, 110, 112, 120, 121, 123, 124, 125, 126, 130, 134, 135, 144–145, 146, 148, 149, 152, 154, 155, 157, 159–160, 162, 163, 166, 167, 170, 176, 178, 179, 180, 181, 183, 185, 186, 188, 189; siehe auch Westschweiz
Schweizerische Vogelwarte 41, 42, 58, 60, 95, 102, 120, 125–127, 132, 134, 135, 138, 144, 146, 148, 149, 152, 154
Schwermetalle 189
Seeadler 31, 167, 186, 189, 190, 192
Segelflug 16
Serbien 90, 94
Shakespeare 65, 78, 103
Sizilien 42, 79, 81, 107, 149, 160
Slowakei 34, 36, 64, 77, 78, 90, 92, 94, 144, 154, 155, 163, 179, 189
Slowenien 68, 84, 90–91
Spanien 31, 36, 42, 45, 46, 47, 48, 49, 58, 60, 65, 77, 78, 87, 91–92, 94, 95, 120, 135, 144, 152, 154, 155–156, 157, 166, 170, 176, 179, 180, 181, 183, 185, 186, 188, 189, 191
Sperber 186
Steinadler 189
Sterberate 176, 178
Sterblichkeit 42, 101, 124, 155, 176 ff.
Stimme 31
Straßenverkehr 180, 183, 189
Stromleitung/-mast/-tod 90, 176, 180, 182, 183, 190, 195
Strychnin 189
Sturzflug 53, 98 Sudan 92
Südmähren 44, 92, 107, 110, 149 Synchronflug 98 Syrien 92, 95
Teilzug 125
Thüringen 41, 44, 69, 71, 73, 101, 110, 120, 122, 134, 144, 149, 154, 161, 162
Todesursachen 179–193, 195
Toskana 80, 98, 149, 160, 194
Tschechien 35, 42, 44, 64, 68, 78, 84, 90, 92, 94, 107, 110, 121, 123, 135, 144, 149, 154, 155, 160, 162, 179, 189
Tunesien 66, 83, 93, 152
Türkei 93, 152
Überlebensrate 121, 124, 176, 178
Überwinterung 132, 152–173 Deutschland 161–162 Frankreich 156–158 in einzelnen Ländern 155 Schweiz 159–160 Spanien 155–156
Überwinterungshabitat 46 Uhu 121, 167, 170, 192
Ukraine 35, 64, 93, 94, 149 Ungarn 46, 64, 94, 155, 163, 179 Unterschutzstellung 74, 75, 78, 89
Verbreitungsgebiet 64–95 Verdauungssaft 57 Vergiftung 36, 58, 82, 90, 91, 92, 176, 179, 180, 185–189 Verlustursachen 179–193 Verwandtschaft 31 Verwechslung 30 Vorarlberg 42, 85, 86, 162
Wachshaut 16, 24 Wales 24, 31, 42, 46, 49, 64, 65, 78, 79, 100, 101, 107, 108, 110, 122, 124, 134, 135, 162, 178, 186, 191, 192, 193 Wanderfalke 186 Weißrussland siehe Belarus Westsahara 84 Westschweiz 41, 43, 48, 58, 89, 101, 102, 103, 106, 107, 108, 110, 120, 121, 123, 135, 138, 154, 166, 171 Wiederansiedlung 193–194 Windkraftanlage 179, 180, 184, 185, 195 Winterquartier 27, 78, 148, 152, 154 Winterverbreitung siehe Überwinterung
Zecke 193 Zugphänologie 148–149 Zugroute/-weg 138, 139, 144–146 Zugverhalten 152 Zypern 36, 94
Der Rotmilan gilt als einer unserer schönsten und elegantesten Greifvögel. Er ist als Kulturfolger in bestimmten Gebieten sehr gut zu beobachten und fasziniert viele Menschen. Aber kaum eine andere Vogelart hat in den vergangenen Jahrzehnten in Europa derart ausgeprägte Bestandsveränderungen erfahren. Die Autoren gehen den Gründen für diese Zu- und Abnahmen nach und fassen den derzeitigen Kenntnisstand über das Brutgeschehen, die Wanderungen, die Überwinterung und die Gefährdung zusammen.
Das Buch schildert die Bestandsentwicklung und Verbreitung des Rotmilans in sämtlichen Ländern, in denen die Art nachgewiesen wurde. Die Brutbiologie und die Ansprüche an den Lebensraum werden erläutert und das Umhers treifen der Jungvögel erstmals ausführlich dargestellt. Auf das Zugverhalten, die Überwinterung und die gemeinschaftlichen Schlafplätze wird ebenso eingegangen wie auf die Nahrung. Weitere Abschnitte befassen sich mit der Gefährdung und möglichen Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung dieser attraktiven Art. Die Autoren berücksichtigen dabei die zahlreichen neuen Forschungsergebnisse der letzten Jahre.