Tellier-Loumagne, Textildesign

Page 1



Françoise Tellier-Loumagne

Inspirationen für

Textildesign


Die französische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel créer! bei Éditions de La Martinière Text und Fotografien: Françoise Tellier-Loumagne Gestaltung: Françoise Tellier-Loumagne: www.le-mouvement-du-fil.com Copyright © 2010 La Martinière Aus dem Französischen übersetzt von Waltraud Kuhlmann, D-Bad Münstereifel Redaktion der deutschen Ausgabe: 360°, D-Berlin Satz der deutschen Ausgabe: Die Werkstatt, D-Göttingen Umschlaggestaltung: Die Werkstatt, D-Göttingen Printed in China Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN: 978-3-258-60017-8 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2010 für die deutsche Ausgabe by Haupt Berne Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. www.haupt.ch Wünschen Sie regelmäßig Informationen über unsere neuen Kunsthandwerk-Titel? Möchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Haben Sie Anregungen für unser Programm? Dann besuchen Sie uns im Internet auf www.haupt.ch. Dort finden Sie aktuelle Informationen zu unseren Neuerscheinungen und können unseren Newsletter abonnieren.


Fran莽oise Tellier-Loumagne

Inspirationen f眉r

Textildesign Von der ersten Idee bis zur vollendeten Gestaltung

Haupt Verlag Bern 路 Stuttgart 路 Wien


.

4


..............................Inhalt....................... 6 Einleitung 8 sich informieren 11 betrachten 14 sortieren, ordnen 17 kommunizieren 30 zeichnen, malen, skulptieren 38 bewerten 59 auswählen 88 Blockaden überwinden 96 Abstand gewinnen und von vorn beginnen 98 sich befreien 124 sich fragen 127 rationalisieren 160 das Wesentliche erfassen 164 »strategisch vorausschauen« 166 Konzepte entwickeln 184 Spaß haben 241 ersinnen 278 lernen, sich kennenzulernen 309 den Zeitgeist einfangen 312 sich ausdrücken, protestieren 343 praktische Anwendungen ins Auge fassen 363 Zusammenfassung 364 Register 365 Dank

5


..............................Einleitung................. Nun, da ich auf so viele kreative und pädagogische Erfahrungen im Bereich Design und Gestaltung zurückblicke, verspüre ich das Bedürfnis, andere daran teilhaben zu lassen – so wie man von einer Reise erzählt. Das vorliegende Werk soll dem Leser das Labyrinth aus Überlegungen und Zwischenergebnissen vor Augen führen. Ein Buch über dieses umfassende Thema, das lediglich von einer einzigen Autorin geschrieben wurde, kann nur unfertig und sehr stark von ihren Vorlieben und Wissenslücken geprägt sein. Daher ermutige ich meine Leser zur persönlichen Stellungnahme, um zu ergänzen, was ich vergessen habe, und um die Diskussion zu eröffnen. Ein Austausch über dieses Thema wäre für alle wünschenswert und bereichernd. Anfänger halten häufig zögerlich an dem fest, was sie kennen, was sie zu »lieben« glauben, was sie mehr oder weniger gut können … Und insbesondere an der Art und Weise – und nur dieser –, wie sie es tun! Mir wäre es lieb, wenn Ihnen dieses Buch dabei hilft, das Glück zu entdecken, der eigenen Kreativität freieren Lauf zu lassen. Um aus diesem Werk den größten Nutzen zu ziehen, empfehle ich dem Leser, das auszuwählen, was ihn gerade besonders interessiert, denn die Abfolge der Kapitel ist in der Tat mehr oder

6


.

weniger chaotisch. Es gibt ein Paradoxon zwischen der linearen Darstellung in einem klassischen Buch und den mit Schaffensprozessen verbundenen Verhaltensweisen, die zahlreich, mannigfaltig, ambivalent und bisweilen widersprüchlich sind … Das Recherchieren von Informationen, das Experimentieren und die Analyse der Ergebnisse betreffen alle Phasen eines Projektes, ebenso wie das Sich-wieder-Öffnen, um viele Lösungsansätze auszuprobieren, manche zu vertiefen, ein aufgegebenes Projekt erneut zum Leben zu erwecken, einen Schritt zurückzutreten, um die Recherchen in Bezug auf die angestrebten Ziele zu reflektieren oder um marktfähige Anwendungen zu entwickeln. In all diesen Phasen gilt es, in die Gefühlswelt, ins Intuitive, in die Freude an Materialien einzutauchen, Farben in Schwingungen zu bringen und sich der Notwendigkeit einer Synthese zu stellen … All diese Verhaltensweisen sind mehr oder weniger divergierende, jedoch ineinandergreifende Positionsbestimmungen und Aktivitäten, wie es auch beim gleichzeitigen Nachdenken und Handeln oder umgekehrt der Fall ist. Aus diesem Grunde wollte ich dieses Werk zunächst: »Jonglieren mit Ideen …« nennen – von einem Projekt zum anderen, von einem Lösungsansatz zum anderen, von einer Einstellung zur anderen. Mit Farben, Materialien, Rhythmen … So, wie ein Jongleur verschiedene Dinge in die Luft wirft, mit der Ferse, dann mit dem Knie wieder hochkickt, dabei auf dem Fahrrad Salti schlägt und sich dann, stets weiter jonglierend, auf ein Stahlseil schwingt und Akkordeon spielt …

Ich weise auch auf die Wichtigkeit der fettgedruckten Begriffe hin, die gewiss noch weiter erörtert werden könnten, in erster Linie aber dazu gedacht sind, den Leser zur Teilnahme anzuregen, sich Fragen zu stellen, sogar sich selbst in Frage zu stellen, um auf diese Weise neue kreative Perspektiven zu eröffnen. Doch warum Steine? Themen und Inhalte sind nur ein Vorwand. Man wählt sie natürlich nach ihrer Zusammengehörigkeit und auch in Abhängigkeit von den eigenen Zielen. Die einen scheinen passender und überzeugender zu sein als andere. Um beispielsweise das Thema Filz zu behandeln, wählte ich Himmel und Wolken als Inhalte, da die optische Nähe meiner Ansicht nach offensichtlich war. Die vorgestellten Beispiele erschienen mir für den Leser leichter verständlich. Hier bieten sich die Steine an, insbesondere weil das Thema einfach ist. Steine interessieren mich auch, weil sie anonym und belanglos sind … jeder einzelne jedoch einzigartig und damit so ist wie wir. Es gibt sie überall auf der Welt, sie erzählen uns von Raum, Klima, von der vergehenden Zeit … Weil auch ihr Abbild abstrakt ist: Zuallererst sind sie Materie und erst dann signifikante Form (ganz anders als Muscheln). Sie können also in ihrer Erscheinung und in ihrer Bedeutung in unterschiedlichster und unendlicher Weise Änderungen und Umwandlungen unterliegen. Genauer gesagt: Sie können zugunsten wichtigerer Inhalte mehr oder weniger in den Hintergrund treten und genau das war für den Zweck dieses Buches wichtig.

7


........sich informieren..................

Gelassen jonglieren vom Suchen bis zum Finden, noch ehe man (wirklich) weiß, was man machen möchte: sich informieren, untersuchen und sammeln – zu jeder Zeit, in allen Phasen des Projektes und in jeder erdenklichen Form. Fragen, sondieren und notieren, aufzeichnen, fotografieren, filmen, Skizzen machen … Alle Eindrücke, Anmerkungen, Emotionen, Intentionen … so, wie sie kommen, in einem stets mitgeführten Notizbuch, in einem Fragenkatalog festhalten. Muster und Proben, Materialien, Werkzeuge, technische Prozesse, kulturelle Informationen sammeln, auch ungewöhnliche Schätze zusammentragen, selbst wenn sie sich zunächst nicht einordnen lassen. Sie finden später ihre Daseinsberechtigung. Stöbern Sie in Wörterbüchern und vor allem in T­ hesauri: nach Analogien, Synonymen und Anwendungsgebieten. Sie helfen beim Präzisieren einer Idee, helfen, sie besser auszudrücken, aber auch, sie abzuwandeln und eine andere Idee zu verwerfen …

8



1

.

10


2

........betrachten.................... Betrachten, um dazuzulernen, sich inspirieren zu lassen, aufmerksam und alles, was uns umgibt. Sich bemühen, all diese Informationen zu entschlüsseln und zu speichern. Früher oder später werden sie ihren Dienst leisten. Setzt man sich jedoch mit einem speziellen Thema auseinander, gilt es, es mit gesteigerter Aufmerksamkeit aus allen Blickwinkeln, in unterschiedlichem Licht und unter verschiedenen Bedingungen zu beobachten. Nehmen wir beispielsweise den Kies aus dem Garten: 1 – Ohne Zusammenhang und von Weitem betrachtet, erscheint die Fläche wie genoppter Stoff. 2 – Bei näherer Betrachtung erkennt man die einzelnen Objekte in ihren ganz bestimmten Erscheinungsformen. 3 – Für sich betrachtet, wird ein Stein einzigartig, etwas Besonderes. 4 – Aus nächster Nähe betrachtet, geht es nicht mehr um das einzelne Objekt und seine Maße, sondern um eine überraschende Materie, mal mehr, mal weniger ebenmäßig, glatt, porös, rau, glänzend, unterschiedlich nuanciert … wie eine endlose Landschaft. 5 – Ohne Bezugspunkte ist nicht erkennbar, wie groß dieser Stein ist. Die in diesem Buch vorgestellten Beispiele kombinieren all diese Blickweisen bunt miteinander. Es lädt dazu ein, sich systematisch nach der ­Größenordnung zu fragen sowie nach der Größe der Fläche, des Objekts oder des Raums.


3

4

12

5



..............................sortieren, ordnen........ Mitunter droht man in der Fülle der gesammelten Informationen zu ertrinken, ohne zu wissen, wie diese sich verwenden lassen! Parallel muss man daher sortieren, inventarisieren, ordnen, in eine Rangordnung bringen, auflisten, feststellen, neu ordnen und in eine andere Rangordnung einstufen, vergleichen … Das heißt: Sich von Methoden inspirieren zu lassen, wie sie Wissenschaftler anwenden. Beispiele: Steine im Garten aufmerksam betrachten und sich auf ihre Verschiedenheit konzentrieren. Selbst ohne Fachwissen lassen sich diese leicht in Gruppen sortieren: – nach Formen: erodiert, stumpf, ausgehöhlt … – nach Materialien und Strukturen: sandig, bröcklig, geschichtet, körnig … – nach Farben: erdfarben, mineralisch, meliert, nass … – nach subjektiven Aspekten: verführerisch, beliebig, unattraktiv, ausgemergelt, amorph … Diese ersten Klassifizierungen ermöglichen es, die Besonderheiten einer Gruppe im Vergleich zu einer anderen zu analysieren, dann die Ähnlichkeiten und Unterschiede innerhalb einer einzelnen Gruppe. Anschließend gilt es, sich für eine Gruppe oder für einzelne Steine zu entscheiden und sich diese Wahl gleichzeitig zu erklären … oder die Klassifizierungskriterien zu ändern. (links) Sortierte

Steine aus dem Garten

(rechts) Hommage

an Nils Udo am Strand von Porto, Korsika,

oder der Versuch einer übertriebenen Sortierung …

14


.



1

.......kommunizieren................................ Ein Thema, ein Projekt (selbst, wenn es belanglos ist!) erzeugt Interesse, sofern die Kommunikationsmittel aussagekräftig und einnehmend sind. Wir müssen uns also nach den verschiedenen Möglichkeiten fragen, das Projekt ins Blickfeld zu bringen und hervorzuheben, damit es gesehen, bemerkt, gewürdigt, verstanden wird … Zeigen, Aufmerksamkeit erregen, präsentieren, ausstellen bedeutet, z. B. das Thema im eigentlichen Sinne auszuleuchten oder es in einen Rahmen zu setzen, den Blick mit Zeichen zu lenken: mit einem Kreuz, mit Pfeilen, konvergenten, wiederkehrenden Strichen. Oder (links) einen Kreis darum zu zeichnen … wie einen Rahmen. Umschließen, einrahmen, zusammenstellen und wieder anders zusammenstellen, um das zu unterstreichen, was wichtig ist … Aber wie? In welchem Rahmen? In welcher Form? In welcher Größe? Aus welchem Material? Und mit welchem Bildausschnitt? Als Panoramafoto, hochkant, als Ausschnitt? (siehe Seite 11 und Textildesign Sticken Seite 205) Das Umfeld, der Untergrund oder der Hintergrund sind ebenfalls entscheidende Elemente, um ein Gesamtbild zu verkörpern.

2

3

4

(rechts, von oben nach unten)

Beispiel für einen neutralen Hintergrund (1) im Vergleich zu einem sinnhaften Hintergrund (2), einem Hintergrund, der mit dem Thema kontrastiert (3) oder der das Thema zu seinen Gunsten in den Schatten stellt (4). Ein Thema lässt sich auch isoliert mitten in einen großen leeren Raum oder in ein besonderes Umfeld setzen …

17


Himmelfahrt der Feuersteine (rechte Seite)

Im Garten wurden einige amberfarbene, gebrochene, kantige, glatte Steine gesammelt, die wie Leder mit speckiger Patina aussehen. Aus der Restekiste wurden ein matt goldglänzendes Effektgarn und eine zu den Steinen passende beige Chinéwollware ausgesucht. Um den Fries leichter auszurichten, eine Linie zeichnen oder wie hier einen »abgenutzten« Klebestreifen auf den Stoff heften bzw. kleben (damit der Stoff beim Abziehen des Klebestreifens keinen Schaden nimmt, den Klebestreifen mit der gummierten

Innmitten bunt zusammengewürfelter Elemente kann ein Thema Aufmerksamkeit erregen, wenn es in der Farbe, Größe, Form oder im Material, in der Beschaffenheit, Ausrichtung abweicht … Und wenn man es betont, verziert, aufputzt, verfälscht … Oder umgekehrt, wenn man es inmitten eines perfekten Umfelds in Lumpen hüllt!

Seite mehrmals über die Tischkante ziehen und vor dem Aufkleben auf den Stoff mit den Fingern prüfen, ob die Klebekraft gemindert wurde). Den Stoff auf einen Stickring spannen, die Steine aufkleben und die Flächen richtig aufteilen. Hier handelt es sich um eine Bordüre in Kombination mit einem zufälligen Streumuster (siehe Textildesign Sticken Seite 77), das an ein auf der Startbahn angehaltenes Flugzeug erinnert. Jeden Stein aufkleben und dann mit dünnem, reißfestem Moulinégarn in Gold und Braun (einer der

18

Einen Hintergrund oder Kontext zu suchen, bedeutet nicht nur, ein ästhetisches oder kommunikatives Problem zu lösen. Aber es ist auch der Beginn, ein wenig Abstand zu gewinnen, um einen noch halbherzigen Ansatz zu vertiefen, ihn zu öffnen, zu bestätigen, ihm Sinn zu geben …

Bestandteile des Effektgarnes) auf dem Grund festnähen. Die

(oben)

Mit Materialien kombinieren, die für Luxus stehen: Diese auf den

Mit Gold- und Silberfarbe bemalte Steine, auf eine

ersten Blick beliebig scheinenden Steine werden kostbar, ja

mit Moosstich ausgeführte Cornelystickerei (siehe Tex-

sogar weihevoll. In kleinen Mengen und/oder mit Bedacht ver-

tildesign Sticken Seiten 31 und 118) geklebt, dann

wenden, da diese kostenlosen Rocailles ein gewisses Gewicht

umschnürt und mit Schnurstich gefasst.

haben.

Fäden mehrfach überlagern und an ihren Schnittpunkten mit einer oder zwei Wicklungen verstärken. Mit dem Effektgarn mit »doppeltem Schnurstich« (ein doppelter Stich, bei dem man mittig in den Faden sticht, um ihn besser zu sichern) Schlingen bilden. Einige goldbraune Perlen in den gleichen Farbtönen aufnähen.




Eine Sammelmappe oder eine Ausstellung, die aus bunt zusammengewürfelten – selbst hochwertigen – Elementen besteht, verführt nur schwerlich. Man muss daher lernen, Produktpaletten, Serien, Abwandlungen, Kollektionen … zu entwickeln. Eine Idee auf vielfältige Weise abzuwandeln (siehe Textildesign Sticken Seiten 265 bis 299), ohne sich dabei zu wiederholen – auch das ist eine Art zu forschen und aus seinen Ergebnissen Nutzen zu ziehen. (Tut man es nicht selbst, übernehmen das in bestimmten Berufsfeldern munter andere!) Hier eine Übung zum besseren Verständnis, worum es geht. Ausgehend von einer Zeichnung oder einem Probestück stellt man die verschiedenen relevanten Parameter heraus und verfasst einen kurzen beschreibenden oder signifikanten Satz. Vorgehensweise: Dann wird jedes Wort durch ein anderes, mehr oder weniger gleichbedeutendes Wort ersetzt, je nachdem, welche Ziele oder Kriterien festgelegt wurden. Beispiel (siehe Seite 19): »Feuersteine sind auf einer Wollware verteilt und umschnürt« ließe sich wie folgt abändern: »Smaragde sind auf Samt aufgereiht und gefasst«. Auf einer anderen Ebene könnte es heißen: »Pflastersteine sind in Bögen in die Straße einzementiert«: – »Feuersteine« wird ersetzt durch andere »Steine«: »Smaragde« und »Pflastersteine« – »verteilt« durch andere Anordnungen: »aufgereiht« und »in Bögen«, – »umschnürt« durch andere Techniken: »gefasst« und »einzementiert« … Diese Vorgehensweise ist für verschiedenste Zwecke anwendbar (beispielsweise zur Entwicklung oder Vertiefung neuer Lösungsansätze) – solange man wachsam und kreativ bleibt sowie Automatismen vermeidet. 21


Perlmuttsteine (Seiten 20 und 21)

Hier ein Vorschlag zur Abwandlung des Themas auf der vorherigen Seite. Wiederum im Garten einige poröse Steine sammeln. Sie müssen nicht besonders schön sein, damit man sie ohne Bedauern bemalen kann. Hier wurden sie mit goldenen, bronzefarbenen und silbernen Farbpigmenten »veredelt« und anschließend mit Lack fixiert. Auf einer aus mit Kleister eingestrichenen Fasern und Fädchen hergestellten Ätzstickerei verteilen (Anleitung siehe Textildesign Sticken Seite 145). An die gewünschten Stellen kleben und mit Nadel und Faden umschnüren (siehe vorherige Seite).

(links)

Ein namenloser Stein, fotografiert auf einer Antiquität Silberfarbene Steine (rechte Seite)

Hier eine weitere Abwandlung der Seite 19. Die Ätzstickerei wird in freihändiger Maschinenstickerei auf wärmelöslicher Folie (oder löslicher Kunststofffolie) gearbeitet. Auf dieses provisorische Trägermaterial zerzauste (etwa 6 cm lange) Mohairfädchen legen, stabilisiert werden sie durch ein frei maschinengesticktes Netz. Einige Fäden sind nur an einer Seite befestigt und imitieren vom Wind struppig gewordenes Gras. Dann löst man das Trägermaterial mit einem heißen Bügeleisen (oder in heißem Wasser) auf. Die verstreuten, aufgeklebten Objekte sind reale, jedoch beliebige mit farblosem Lack und Silberstaub überzogene Steine.



Lernen, mit Schwierigkeiten umzugehen, mit Enttäuschungen, Verdruss, Blockaden … Zum Beispiel zu Beginn einer Recherche Aussagen wie dieser die Stirn zu bieten: »Alles ist schon einmal da gewesen!« Wenn man sehr in seiner Recherche aufgeht, kann eine solche Bemerkung auf einen Schlag äußerst entmutigend sein, denn meistens stimmt es! Falsche Steine gibt es in vielen Bereichen wie in der Aquaristik (Seite 26), in der Konfiserie, Konditorei, generell in der Küche, in Kombination mit Accessoires und Dingen aller Art (Schmuck, Kerzen, Seife …), in der Inneneinrichtung (Kissen, Poufs, Sofas), im Garten, im Zoo … Nicht zu vergessen ist auch das internationale Gebräu neuer Ideen, das viele Unternehmen aus der Mode- und Designbranche ernährt. Manche analysieren, plagiieren und kopieren z. B. systematisch die Kollektionen der Designer. Man braucht nur einige Details eines Produktes abzuändern, um einer Strafverfolgung zu entgehen … Und für Professionelle ist das (Abwandeln) sehr einfach und kommt häufig (und sogar systematisch) vor! Die Kreativen müssen sich daher – vor allem – durch entsprechende Bezahlung Respekt und Anerkennung verschaffen, auch müssen sie sich wandeln, ständig und immer … Was menschlich, spannend und sehr bereichernd ist, wenn man es kann.

24


25



Doch: »Es bleibt noch viel zu tun«. Unter den zahlreichen Leitsprüchen und Sprichwörtern, die man überall auf der Welt kennt, stellt man nicht selten diesen Widerspruch fest. Positiv denken und nicht negativ! Wir sind alle verschieden. Versuchen wir also, unsere Besonderheiten herauszuarbeiten und weiterzuentwickeln, um die unumgänglichen und immer wiederkehrenden Themen auf unsere eigene Art anzugehen. Es ist jedoch so, dass mancher Anfänger zu Beginn eines Projektes Angst, Niedergeschlagenheit, Hemmung … empfindet. Auch die vorbehaltlose Bewunderung eines Werkes, eines Künstlers … verhindert bisweilen den persönlichen Ausdruck. Man muss also etwas Abstand gewinnen (siehe Seite 88 ff.), um sich alsbald wieder inspirieren zu lassen – auf gelassenere Art und ohne sich zu verleugnen. (vorherige Seite)

(linke Seite)

1

2

Bunte Dragees

Bunte Kieselsteine für Aquarien und Bonsaigärten …

Sehr kitschig! In diesem Bereich habe ich Dinge von atemberaubender Hässlichkeit entdeckt! Warum beauftragt man

3

dort nicht öfter Bildende Künstler und Designer?

(rechts, von oben nach unten)

Abgrenzungsversuche:

1 – ein schüchternes Augenzwinkern an Yves Klein … 2 – Steine mit schwarzen Filzstreifen 3 – glänzend schwarz besprühte Steine. Das Netz und die Maschen, durch die sie besprüht wurden, zeichnen sich als Negativ ab.

27


........Register......................................... Abstand gewinnen/nehmen 86, 94, 205 183

Abwandeln 21

Ähnlichkeiten und Unterschiede feststellen 152

Affektives Gedächtnis

Analogien sammeln 114

Analysieren 14, 38, 147 Anders sehen 113 Anleitungen ausprobieren 160 Anreichern, verkomplizieren, übertreffen 323, 327

Antworten im eigenen Umfeld suchen 127

Auf Rationalität setzen 127 Auf Utopie setzen 316 »Aus dem Gedächtnis« zeichnen, malen, skulptieren 183 Aus Irrtümern Nutzen ziehen 38 Ausdrücken 323 Auswählen 59 Ausweiten 40 Beobachten 11, 278, 282 Betrachten 11 Bewerten 38 Beziehen 137 Bezugspunkte 266 Blockaden 88 Den eigenen Stil behaupten 197 Diversifizieren 40 Eine Theorie ableiten 152 Einfache Ideen zum Ausdruck bringen 291 Einflüsse 266 Einrahmen 17 Entscheiden 14 Entwickeln 59 Erfahrungen vervielfachen 50 Essenz des Modells erfassen 33 Extreme ausforschen 159 Falten 130 Fläche 81 Forderung nach der Freiheit, sich auszudrücken 312 Formguss 129 Fotografieren 8 Gegensätze prüfen 147 Gleichgewichte suchen 152 Grenzen des »Möglichen« 159 Haltung ändern 90 Hinzufügen 140 Huldigen 309 Humor wagen 233 »Ideenmagazin« 138 Improvisieren 213 In einen Dialog treten 91 In Vergessenes eintauchen 214 Indizien 292 Indizien vorziehen 301 Intentionen verdichten 327 Jonglieren 7, 214, 340 Klischees vermeiden 291 Kompetenzen 292 Konstanten entdecken 278 Konzeptionell arbeiten 160 Mit Enttäuschungen fertig werden 209 Mit Kontrasten spielen 150 Mit Schwierigkeiten umgehen 24 Miteinander verknüpfen, kreuzen und verschmelzen 337 Mitwirken bei der Fertigung oder Konfektion 362 Modellieren 129 Neugier stillen 140 Ohne Distanziertheit kopieren 30

Ordnen 14

Perfektion 187

Präsentieren 17

Radikal

werden 160 Recyceln 123 Sammeln 8 Sammeln, zusammentragen 118 Schematisch darstellen 160 Schubladendenken ablehnen 198 Seine Archive durchstöbern 98 Seine Welt(en) materialisieren 197 Seinen »Werken« den ursprünglichen Sinn nehmen 213 Sich abgrenzen 160 Sich befreien 103 Sich Fragen stellen 127 Sich informieren 8 Sich positionieren, protestieren, revoltieren 310 Sich Zeit nehmen 275 Sinn verändern 329 364


Sortieren 14 Spielen wie ein Kind 224 »Strategisches Vorausschauen« 164 Streichen 140 Sublimieren 187, 188 Techniken erfinden und neu erfinden 46 Übertreiben 40, 147 Umformen 129 Unikat 40 Untersuchen 8 Unvorhergesehenes wertschätzen, vom »Zufall« profitieren 213 Unwahrscheinlichste Gebilde 205 Vereinfachen 140, 147 Vergrößern 63, 140 Verkomplizieren 140, 147 Verschränken 323 Versuchen, poetisch zu sein 253 Vertiefen 59 Vielfältige praktische Anwendungen erwägen 343 Visuelles Gedächtnis 183 Von Einflüssen zehren 198 Wesentliches erfassen 160 Widersprüche akzeptieren 301 »Wieder Bodenhaftung aufnehmen«  250 Wiederholungen vermeiden 288 Zeichnen, malen, modellieren, skulptieren … nach einem Modell 30 Zeitgeist einfangen 309 Zeit sparen 160 Ziele 292 Zusammenstellen 17

.........Dank........................................... Ich danke all meinen Studenten und Kollegen für die herzlichen und wertvollen Momente, die wir bei der Entwicklung immer spannenderer Projekte zusammen verbracht haben. Ganz besonders danke ich Gisèle Abadie, Jean Usel, Pierre und Gilles Tellier, die mir ihre Steinesammlungen zur Verfügung stellten und erlaubten, sie zu fotografieren.

Und ich danke herzlich Jean Tellier und Christian Loumagne, die mein Werk lektoriert haben, ebenso wie Isabelle Parent sowie dem ganzen Herstellungsteam der Éditions Aubanel, das mit Gleichmut meine Launen ertragen hat.

Ferner danke ich Laure, Lise und Étienne Abadie, Mina Monge, Léa Vernac und Louis Ancel-Tellier, allen charmanten Fotomodellen, die so hilfsbereit am Fotoshooting teilgenommen haben. 365





Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.