Claudia Scholl
Claudia Scholl
Das Mitmachbuch f端r den Kindergarten Fotografien von Anita Back
Haupt Verlag
Zur Autorin
Claudia Scholl lebt und arbeitet seit 1995 als selbstständige Gestalterin, Grafikdesignerin und Illustratorin in Berlin. Sie leitet Workshops für Kinder und Eltern zum Thema Gestalten mit Recyclingmaterialien und hat schon mehrere Bücher verfasst und illustriert. www.claudia-scholl.de Dankeschön Ein großes Dankeschön an alle Kinder, die an diesem Buch mitgewirkt haben, und an die Mithelfer/innen, ohne die dieses Buch nicht machbar
Marlene, Edouard, Mimi, Rosa, Paul, Luisa, Emil, Zahraa, Matea, Leonie, Mauris, Nil, Lazare, Adina, Jil, Linn, Lio, Solène, Solveigh, Thyra, Luuk, Dang sowie Sandra und Sabine . gewesen wäre. Vielen Dank an:
Ich danke der Jugendkunstschule Tempelhof-Schöneberg und meinen Mithelfern bei den Kinderprojekten
Eddi
und
David .
Projekt 8, Kartonschiff – mit freundlicher Genehmigung des Olzog Verlages.
Projekte, Zeichnungen, Gestaltung, Satz und Projektfotos (S. 33, 41-43, 49, 77-81, 85, 93-95, 97-101, 103-105, 143)
Claudia Scholl ,
D-Berlin
Fotografie
Anita Back ,
D-Berlin
Lektorat
Anja Fuhrmann ,
D-Berlin
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ISBN: 978-3-258-60114-4 Printed in Germany ((FSC-Logo))
Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2015 Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. www.haupt.ch Wünschen Sie regelmäßig Informationen über unsere neuen Titel zum Gestalten? Möchten Sie uns zu einem Buch ein Feedback geben? Haben Sie Anregungen für unser Programm? Dann besuchen Sie uns im Internet auf www.haupt.ch. Dort finden Sie aktuelle Informationen zu unseren Neuerscheinungen und können unseren Newsletter abonnieren.
Inhalt Kunst unter sechs Jahren?
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Projekt 12
92-95
Herbstfr체chte
Projekt 1
14-21
Projekt 13
Zwei Farben mischen
96-101
Blind malen
Projekt 2
22-33
Projekt 14
Das bin ich
102-105
Collage
Projekt 3
34-39
Projekt 15
Ich zeichne mich
106-113
Obst entdecken
Projekt 4
40-43
Projekt 16
Pappstadt
114-117
Skizzenbuch
Projekt 5
44-51
K체nstlerportrait
Recyclingtiere
118-119
Paul
Projekt 6
52-57
Projekt 17
Drahtskulpturen
120-123
F채delkette
Projekt 7
58-61
Projekt 18
Sammelbeutel
124-127
Edelsteine
Projekt 8
62-69
Projekt 19 A / Kombiprojekt
Kartonschiff
128-133
Flache Tiere
Projekt 9
70-75
Projekt 19 B / Kombiprojekt
Zeitungsfrau
134-137
Papplandschaft
Projekt 10
76-81
Projekt 20
140-143
Korkenbilder
Projekt 11 A / Kombiprojekt
82-85
Projekt 21
Wilde Tiere
144-149
Musterplatten
Projekt 11 B / Kombiprojekt Dschungel
86-91
Projekt 22
150-159
Ausstellung
5 Projektzeit und Projektart (siehe Seite 6)
Kunst unter sechs Jahren? Na klar! Ich werde in diesem Buch viele Beispiele zeigen, wie man mit kleinen Kindern im Alter von zweieinhalb bis sechs Jahren kunstvolle Projekte machen kann, wie man diese Projekte einbindet, wie man sie vorbereitet, und was ich dabei für wichtig halte. Die Projekte sind für Kindergruppen konzipiert und lassen sich sehr gut zum Beispiel in der Kita bzw. im Kindergarten umsetzen. Aber auch bastelfreudige Familien können sich hier für den nächsten Kindergeburtstag Inspiration holen. Zu allen Kunstobjekten gibt es zahlreiche Material-, Motivations- und Vorgehenstipps. Folgende Themenfelder werden behandelt:
Skulptur, Malerei, Zeichnung, Druck, Recycling Projektdauer: Für die meisten Projekte ist eine Zeiteinheit von einer Stunde vorgesehen. Die wirkliche Bau- und Arbeitszeit beträgt dann 45 Minuten und die Vor- und Nachbearbeitung 15 Minuten. Es gibt aber auch kürzere und längere Projekte. Wie Sie dieses Buch benutzen: Ich habe alle Projekte in meiner Werkstatt mit unterschied– lichen Gruppen ausprobiert. Zum Teil lasse ich die Erfahrung, die ich dabei gemacht habe, gleich in die Anleitungen mit einfließen. Außerdem finden sich exemplarische Fragen, die ich in meinen Kursen gestellt habe, und die Antworten der Kinder darauf. Sie sollen anschaulich machen, wie Kinder spontan mit den Themen umgehen.
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Sie können mit Ihrer Gruppe die Ideen eins zu eins übernehmen oder auch abwandeln. Dabei werden Sie mit Sicherheit feststellen, dass die Ergebnisse zum Teil ähnlich ausfallen werden, zum Teil aber über dieses Buch und dessen Ideen hinausgehen. Es ist wichtig, einen guten Plan für die Umsetzung eines Projekts zu haben. Daher beschreibe ich Zeitvorgabe, Zielsetzung und Vorgehensweise genau. Was mir darüber hinaus aber noch viel wichtiger erscheint, ist, sich auf den schöpferischen Prozess einzulassen und neugierig darauf zu sein, wie viel künstlerisches Potenzial in ganz kleinen Kindern steckt. Manchmal, aber das ist sehr selten der Fall, gelingt ein Projekt überhaupt nicht, weil die Kinder müde sind oder keine Lust haben. Dann schenken Sie diesem Umstand am besten keine größere Beachtung und freuen sich stattdessen lieber auf das nächste Projekt, das sicher wieder besser funktioniert. Es gibt die »erklärenden« Projekte und die »freien« Projekte und manchmal gibt es auch Mischformen. »Erklärende« Projekte: Bei diesen Projekten sollen sich die Kinder etwas „abschauen“ und eine neue Fertigkeit erlernen. Den Kindern werden Techniken und Vorgehensweisen gezeigt. »Freie« Projekte: Für dieses Projekt sollen die Kinder so viel Freiraum wie möglich haben und ihre eigene künstlerische Ausdruckskraft entwickeln. Die Kinder kennen das Thema und die Materialien, alles andere entwickeln sie selbst, basteln etwas anderes, oder manchmal machen sie auch nichts. Die »Mischform«-Projekte: Die Mischform entsteht immer dann, wenn man als Erwachsener zwar Tipps gibt, die Kinder aber trotzdem selbst kreativ werden lässt. Diese Form ergibt sich zuweilen ganz von selbst. Mit kleinen Kindern künstlerisch zu arbeiten, bedeutet oft, kurz inne zu halten und zu überlegen: Macht das so Sinn? Erkläre ich etwas, oder lasse ich die Kinder einfach mal machen und schaue, was dabei herauskommt?
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Einige Themen greife ich in diesem Buch mehrmals auf. Beispielsweise gibt es verschiedene Projekte, bei denen Tiere im Mittelpunkt stehen. Auch das Gestalten von Selbstportraits wird in unterschiedlichen Kunsttechniken erarbeitet. Dies geschieht deshalb, weil ich es für wichtig halte, dass die Kinder durch Wiederholungen Sicherheit gewinnen. Außerdem möchte ich im Erfahrungsbereich der Kinder arbeiten. So sind Themen wie beispielsweise Essen oder die schon genannten Tiere (und ihre Umgebung) gut für die Kleinen geeignet, da ihre Fähigkeit zu abstrahieren nur zu einem kleinen Teil ausgebildet ist. Je mehr man die künstlerischen Projekte aus dem Erfahrungsbereich der Kinder entwickelt, umso besser. Produkte produzieren? Man soll den Prozess in den Vordergrund stellen und nicht ergebnisorientiert arbeiten. So fördert man die Fantasie der Kinder und nimmt ihre Fähigkeiten, sich künstlerisch auszudrücken, ernst. Die Kinder merken sehr genau, ob man sie in ihrem Tun ernst nimmt. Gruppengröße: Ich arbeite mit etwa acht Kindern und oft unter Mithilfe einer Erzieherin oder Praktikantin. Zehn bis zwölf Kinder sind auch möglich, dann wird aber in jeden Fall ein weiterer Mithelfer benötigt. Kunstbücher/Kunst Ich zeige den Kindern gerne Kunstbücher. Sie finden es spannend zu sehen, dass es Künstler gibt, die ganz ähnliche Dinge erschaffen wie sie. Zum Beispiel kann man gut Arbeiten von Paul Klee zeigen oder von Max Ernst. Ich scheue mich auch nicht davor, aktuelle Künstler zu zeigen. Manchmal nehme ich einfach einen Flyer von einer Ausstellung mit und versuche, eine Verbindung zu den Arbeiten der Kinder herzustellen. Das finde ich selbst sehr spannend und das bekommen die Kinder mit – es überträgt sich förmlich.
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Regeln: Es gibt ein paar Regeln, welche die Kinder nach und nach lernen: Wir betrachten die Arbeiten der andern mit Wohlwollen! Also nicht gleich damit anfangen, was man an den Werken der anderen nicht gut findet. Erst mal alles Gute sehen, danach kann man gerne noch Tipps geben! Farben werden so benutzt, dass sie nicht überall landen! Für den Schutz des Bodens sind die Projektleiter oder die Eltern zuständig. Trotzdem, die Kinder sollen auch darauf achten, dass die Wände und nicht abgedeckten Flächen sauber bleiben – das ist nicht immer einfach. Getobt wird draußen! Wenn man merkt, dass alle Kinder unruhig werden, dann hat es keinen Zweck, einfach weiterzumachen. Dann macht es Sinn, draußen einmal zu rennen oder sich einen Ball zuzuwerfen. Was man zusätzlich zu den aufgezählten Materialien für die Projekte braucht: Heißkleber brauchen Sie für alle Projekte, die ein bisschen Klebekraft benötigen. Mit dem Heißkleber arbeiten aber nur die Erwachsenen! Ein Cuttermesser wird zum Schneiden für feste Pappe benötigt und ebenfalls nur von den Erwachsenen benutzt. Die Kinder finden es aber spannend, wenn man ihnen die Arbeit mit dem Heißkleber und dem Cutter zeigt. Pausen-Hackisäck Hier noch eine letzte Anmerkung, bevor es mit den Kunstprojekten losgeht: Vielleicht sind in Ihrer Gruppe viele Kinder, die gerne zeichnen und werkeln, vielleicht haben Sie aber auch Kinder, die erst einmal gar nicht den Eindruck machen, als könnte ihnen das Spaß machen. Ich freue mich immer über die »gemischte« Gruppe, also eine, in der verschiedenste Temperamente und »Typen« vertreten sind. Oftmals zeigt sich ganz schnell, dass so manche »wilde« Jungs beim Arbeiten im dreidimensionalen Bereich richtig gut und gar nicht mehr »zappelig« sind. Außerdem ist es großartig, wenn ich sehr viele der Gruppe mit einem Projekt erreichen kann. 9
Für den Fall, und dieser Fall wird kommen, dass die Kindergruppe gar keine Lust mehr hat, habe ich einen kleinen Häckisäck dabei. (Das ist ein mit Körnern gefüllter, gehäkelter Ball, der sich gut in die Hände der Kleinen schmiegt.) Den werfen wir uns draußen oder drinnen für eine kleine Weile zu. Das hilft immer!!! Danach startet man einen zweiten Kunst-Versuch. In meinen ersten Stunden mit den Kindern habe ich Folgendes gelernt: Beginne sehr einfach, verlange nicht zu viel. Mit meiner heutigen Erfahrung füge ich hinzu: Beginne mit einer Farbe und nimm dann eine dazu. Wenn das funktioniert, können Sie weitere Farben mit einbeziehen. Bauen Sie alles aufeinander auf, dann wird sich Ihre Kunstgruppe prächtig entwickeln! Ich wünsche allen Projektleiter/innen, Erzieher/innen, Eltern und vor allem den kleinen Künstlern viel, viel Freude bei den Projekten.
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Projekt 1 Zwei Farben mischen
Hier lernt man: welche Farben es gibt, also die Grundfarben Gelb, Rot und Blau und die Mischfarben Orange, Grün und Lila; Farben zu mischen; zu reflektieren (von selbst Gemaltem und dem Gemalten der anderen; sich etwas »abzuschauen«. 14
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Zwei Farben mischen Karton-Quadrate bemalen
Projektidee: Die Kinder mischen die Grundfarben Gelb, Rot und Blau. Eine Gruppe mischt Gelb und Blau, die andere Gruppe Gelb und Rot. Jedes Kind bemalt vier Karton-Quadrate. Die Aufgabe lautet: Male zwei Kartons mit den Grundfarben an und zwei Kartons mit den gemischten Farben.
Material: Malerkittel Volltonfarben in Gelb, Rot, Blau Borstenpinsel/Pappteller vier stabile Karton-Quadrate (circa 15 w 15 cm) pro Kind
Zeit: ein Termin – eine Stunde 5 Min. Beschreibung 40 Min. Arbeitszeit 5 Min. Nachbesprechung 10 Min. aufräumen
+ Vier Kartonplatten
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Wir mischen, malen und betrachten.
Vorgehen: Es werden mehrere Malstationen, mit jeweils zwei Grundfarben, vorbereitet. Jedes Kind zieht sich einen Malerkittel an. Jede Gruppe erhält zwei Farbtöpfe, einen Pinsel und einen Teller zum Mischen. Dann malt jedes Kind seine Kartonquadrate an. Aufgepasst – Resümee Es gibt Kinder, die haben Lust, die Aufgabe zu »meistern«, und es gibt Kinder, die machen einfach, was sie möchten. Beispielsweise malen sie Streifen, statt die ganze Fläche der Pappe zu kolorieren. Aber genau das ist hier gewollt: Die Kinder sollen das Malen mit den Farben für sich selbst entdecken und für sich das Beste aus diesem Projekt herausholen. 17
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Was ist Gelb? Was ist Rot? Was ist Blau?
Was ist Gr端n? Was ist Orange? Was ist Lila?
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Zwei Farben mischen Wir wenden die Farben an
Projektidee: Jetzt überlegen wir, was jeder malen könnte. Jedes Kind soll sich ein Motiv zu einer Farbe wählen – eine Grundfarbe oder eine gemischte Farbe.
Wie man ein Auto malt, weiß Edouard ganz genau. Vorgehen: Wir arbeiten auf einem großen Packpapierstück. Jedes Kind malt seine Idee an einer Seite des Papiers. Dann geht jedes Kind einen Platz weiter und malt noch mal das, was der andere vorher an diesem Stück gemalt hat. Dadurch wird der Blick geschult! Wie hat der andere den Brokkoli, die Katze, den Luftballon oder das Auto gemalt? Kann ich mir etwas abschauen oder würde ich es anders malen? Die Kinder reflektieren, was sie selbst und was die anderen gemalt haben. 20
Diese Ideen können zum Beispiel entstehen: Ich male einen grünen Brokkoli. Ich male eine rosa Katze – diese Farbe wird extra gemischt.
Ich erkläre: »So kann man einen Brokkoli tupfen.«
Ich male einen gelben Luftballon. Das Tupfen macht Spaß.
Aufgepasst – Resümee Beim Malen der Gegenstände wollte ich eigentlich, dass die Kinder ihren gewählten Gegenstand so zu Papier bringen, wie es ihnen gefällt. Das Malen eines Brokkolis erwies sich dann aber doch als zu schwierig, und so haben wir zusammen erarbeitet, wie man die Brokkoliröschen tupfen kann. 21