Patrick Syme
WERNERS
Nomenklatur der Farben
Patrick Syme
WERNERS
Nomenklatur der Farben angepasst an Zoologie, Botanik, Chemie, Mineralogie, Anatomie und die Kunst
Haupt Verlag
Anmerkung des Verlags Werners Nomenklatur der Farben wurde erstmals 1814 in englischer Sprache veröffentlicht, die zweite Auflage folgte 1821. Um die ursprünglichen Farbmuster möglichst originalgetreu wiederzugeben, wurden diese beiden Auflagen für den vorliegenden Band kombiniert. Jedoch verändern sich Farben unausweichlich mit der Zeit und die modernen Drucktechniken sind mit gewissen Einschränkungen verbunden. Daher stellen die in diesem Buch reproduzierten Farben nur eine Annäherung an das Original dar. Abraham Gottlob Werner (1749–1817) war ein bedeutender deutscher Mineraloge, Geologe und Bergmeister an der Bergakademie in Freiberg in Sachsen. Im Jahr 1774 verfasste er Von den äußerlichen Kennzeichen der Fossilien, die erste Schrift über beschreibende Mineralogie – damals zählte man auch Minerale zu den Fossilien. Werner beschrieb darin ein Klassifikationssystem, mit dem sich anhand von Schlüsselkennzeichen wie Farbe und Glanz Minerale bestimmen ließen. Robert Jameson (1774–1854), der ein Jahr bei Werner studierte, bevor er Professor für Naturkunde an der Universität in Edinburgh wurde, verglich Werners Beschreibungen mit den eigentlichen Mineralen.
Dies wiederum nutzte Patrick Syme (1774–1845), Pflanzenmaler und Zeichenlehrer aus Edinburgh, als Grundlage für die Namen und Beschreibungen der Farben und die Farbtafeln, wie wir sie heute in Werners Nomenklatur der Farben finden. Er ergänzte zudem die Referenzbeispiele aus der Tierund Pflanzenwelt. Werners Nomenklatur der Farben mit der Kombination aus Farbtönen und Beispielen aus der Natur wurde von vielen Künstlern und Naturforschern verwendet, allen voran Charles Darwin, der auf seiner Reise mit der HMS Beagle von 1831 bis 1836 ein Exemplar bei sich trug. Er nutzte es, um seine Reisebeobachtungen genau zu beschreiben. So notierte er etwa über den Farbwechsel von Tintenfischen, dass Wolken „zwischen Hyazinthrot und Kastanienbraun“ kontinuierlich über deren Körper hinwegliefen. Obwohl sich Patrick Syme auf die von Werner in deutscher Sprache verfassten Beschreibungen der Farben bezog, wurde seine Nomenklatur bisher nur in Englisch veröffentlicht. Die nun vorliegende deutsche Ausgabe ist eine Übersetzung des historischen Werkes von Patrick Syme.
W ER NER S Nomenklatur der Farben
Lange haben Künste und Wissenschaften auf eine Farbnomenklatur gewartet, eine standardisierte Referenz mit kolorierten Beispielen der verschiedenen Farbtöne, auf die man sich bei der Beschreibung eines beliebigen Objekts beziehen kann. Es ist eigentümlich, dass etwas so offensichtlich Nützliches so lange Zeit unbeachtet blieb – und für die Beschreibung von naturkundlichen oder künstlerischen Objekten ist Farbe eine
6 unverzichtbare Notwendigkeit. Bei jeder Beschreibung ist es sinnvoll, die Farben genau anzugeben, wenn aber Farbe ein kennzeichnendes Merkmal bildet, wird dies sogar unumgänglich. Wie unzulänglich muss daher eine Beschreibung sein, wenn die verwendeten Begriffe uneindeutig sind und es keinen Standard gibt, auf den es sich zu beziehen gilt. Eine Beschreibung ohne Zeichnung ist grundsätzlich schwer verständlich und auch eine Beschreibung mit Zeichnung bleibt in vielen Fällen unzulänglich. Erst das Zusammenspiel aus Beschreibung, Zeichnung und Farbe bietet die beste Darstellung, die dem Objekt selbst am nächsten kommt. Aber die Beschreibung einer bestimmten Farbe des einen mag ein anderer fälschlicherweise für einen anderen Farbton halten: Wie wir wissen, werden die Namen von Farben häufig
7 fehlerhaft verwendet; oft dient ein und dieselbe Bezeichnung sogar für unterschiedliche Farben. Es ist das Ziel dieses Werkes, die derzeitige Verwirrung bezüglich der Bezeichnungen von Farben aufzulösen und ein Referenzwerk zu gründen, das sich für die Wissenschaften nützlich erweisen möge, insbesondere solchen Zweigen wie der Zoologie, Botanik, Mineralogie, Chemie und pathologischen Anatomie. Der Autor verfügt über weitreichende Kenntnisse und viel Erfahrung auf dem Gebiet der Malerei von Dingen, die ein genaues Auge verlangen, um zwischen Farben zu unterscheiden. Daher hofft er, für dieses Unterfangen nicht gänzlich unqualifiziert zu erscheinen. Er gibt jedoch nicht vor, es sei sein eigener Einfall. Soweit er weiß, gebührt die Ehre dieses Vorschlags Werner. Dieser große
8 Mineraloge war sich der immensen Bedeutung der Farben bewusst und befand es für notwendig, eine eigene Nomenklatur zur Beschreibung der Minerale zu begründen; es ist erstaunlich, welch genaues Auge er dabei bewies. Der Autor des vorliegenden Werkes bediente sich der Farbenlehre Werners. Assistiert wurde er durch Professor Jameson, der so freundlich war, Proben der Minerale, die Werner als Beispiele in seiner Farbnomenklatur nannte, zusammenzustellen. Er kopierte die Farben dieser Minerale und stellte fest, dass die Zusammensetzung jedes Farbtons, wie Werner ihn beschrieben hatte, ungewöhnlich korrekt war. Werners Farbspektrum umfasst neunundsiebzig Farbtöne. Wenngleich diese der Beschreibung der meisten Minerale genügen mögen, reichen sie für die allgemeinen Wissenschaften nicht aus.
9 Die Anzahl wurde daher auf hundertzehn ausgeweitet; somit sind die meisten in der Natur vorkommenden Farbtöne enthalten. Sie können als Hauptfarben gelten; ergänzt werden diese Hauptfarben, beispielsweise Violett, durch die Beschreibungen tief, dunkel, leuchtend, matt und hell oder durch die Angabe, dass sie mit Grau, Schwarz oder Braun gemischt sind.
10 So entsteht folgendes Farbschema: 1. Karmesinrot
gemischt mit Grau, Helles Schwarz, Karmesinrot Braun usw.
3. Tiefes Karmesinrot
gemischt mit Grau, Dunkles Schwarz, Karmesinrot Braun usw.
5. Leuchtendes Karmesinrot
gemischt mit Grau, Mattes Schwarz, Karmesinrot Braun usw.
2. gemischt mit Grau, Schwarz, Braun usw.
4. gemischt mit Grau, Schwarz, Braun usw.
6. gemischt mit Grau, Schwarz, Braun usw.
31 BL AU Nr.
24. Schottischblau ist Berliner Blau gemischt mit einem bedeutenden Anteil an Samtschwarz, sehr wenig Grau und einem Stich Karminrot. W. 25. Preußisch Blau ist Berliner Blau mit einem bedeutenden Anteil von tiefem Schwarz und einer kleinen Menge Indigoblau. 26. Indigoblau besteht aus Berliner Blau, etwas Schwarz und einer kleinen Beimengung Äpfelgrün. 27. Chinablau ist Azurblau mit etwas Preußisch Blau darin. 28. Azurblau ist Berliner Blau gemischt mit etwas Karminrot; es ist eine brennende Farbe. W.
32 Nr.
29. Ultramarinblau ist eine Mischung aus Berliner Blau und Azurblau zu gleichen Teilen. 30. Leinblumenblau ist Berliner Blau mit einem leichten Stich Ultramarinblau. 31. Berliner Blau ist das reine, typische Blau nach Werner. W. 32. Verditerblau ist Berliner Blau mit einer kleinen Menge Spangrün darin. 33. Grünlichblau oder Werners Himmelblau besteht aus Berliner Blau, Weiß und etwas Smaragdgrün. W. 34. Gräulichblau oder Werners Schmalteblau ist Berliner Blau mit Weiß, einer kleinen Menge Grau und einer kaum wahrnehmbaren Portion Rot. W.
BL AU Nr. Namen Farben
Tiere
Pflanzen
Minerale Blaues Kupfererz
24
Schottisch blau
Hals der Blaumeise
Staubblatt der violetten Kronen anemone
25
Preußisch Blau
Fleck auf dem Flügel der Tafelente
Staubblatt der bläulichen Kronen anemone
Blaues Kupfererz
26
Indigoblau
Untere Bereiche des Enzians
Blaues Kupfererz
27
Chinablau
Rhynchites nitens
28
Azurblau
Brust des Blaubrust pipras
Traubenhyazinthe, Enzian
Blaues Kupfererz
29
Ultrama rinblau
Flügeloberseite des Kleinen WiesenVögelchen
Borretsch
Lapis lazuli
30
Leinblu menblau
Helle Bereiche an den Rändern der Flügel des Kleinen Fuchs
Blüte des Lein
Blaues Kupfererz
31
Berliner Blau
Schwungfedern des Eichelhähers
Leberblümchen
Blauer Saphir
32
Verditer blau
33
Grünlich blau
34
Gräulich blau
Blaues Kupfererz aus Chessy
Linsenerz
Rücken der Blaumeise
Blüte des Großen Fenchel
Türkis, Fluorit
Blüte des Kleinen Fenchel
Raseneisenerz
51 L I S T E DE R FA R BE N Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51
Deutscher Name Schneeweiß Rötlichweiß Violettweiß Gelblichweiß Orangegefärbtes Weiß Grünlichweiß Milchweiß Gräulichweiß Aschgrau Rauchgrau Französischgrau Perlgrau Gelblichgrau Bläulichgrau Grünlichgrau Schwärzlichgrau Gräulichschwarz Bläulichschwarz Grünlichschwarz Bräunlichschwarz Rötlichschwarz Tintenschwarz Samtschwarz Schottischblau Preußisch Blau Indigoblau Chinablau Azurblau Ultramarinblau Leinblumenblau Berliner Blau Verditerblau Grünlichblau Gräulichblau Bläulichlila Blauviolett Purpurviolett Stiefmütterchenviolett Glockenblumenlila Königspurpur Aurikelviolett Pflaumenviolett Rötlichlila Lavendellila Blassblauviolett Schöllkrautgrün Berggrün Lauchgrün Schwärzlichgrün Spangrün Bläulichgrün
Engl. Name nach Werner Snow White Reddish White
Engl. Name nach Syme
Purplish White Yellowish White Orange-coloured White Greenish White Milk White Greyish White Ash Grey Smoke Grey Steel Grey, but without the lustre Pearl Grey Yellowish Grey Bluish Grey Greenish Grey Blackish Lead Grey, but without the lustre Greyish Black Bluish Black Greenish Black Pitch or Brownish Black
Skimmed-milk White
French Grey
Blackish Grey
Reddish Black Ink Black Velvet Black Scotch Blue Prussian Blue Indigo Blue China Blue Azure Blue Ultramarine Blue Flax-Flower Blue Berlin Blue Sky Blue Smalt Blue Violet Blue
Plum Blue Lavender Blue
Verditter Blue Greenish Blue Greyish Blue Bluish Lilac Purple Bluish Purple Violet Purple Pansy Purple Campanula Purple Imperial Purple Auricula Purple Plum Purple Red Lilac Purple Lavender Purple Pale Bluish Purple
Celindine Green Mountain Green Leek Green Blackish Green Verdigris Green Bluish Green
Nr. 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110
Deutscher Name Äpfelgrün Smaragdgrün Grasgrün Entengrün Saftgrün Pistaziengrün Spargelgrün Olivgrün Ölgrün Zeisiggrün Schwefelgelb Schlüsselblumengelb Wachsgelb Zitronengelb Kaisergelb Königsgelb Safrangelb Gallensteingelb Honiggelb Strohgelb Weingelb Siennagelb Ockergelb Cremegelb Holländisches Orange Gelbliches Braunorange Auripigmentorange Bräunlichorange Rötlichorange Dunkles Rötlichorange Ziegelrot Hyazinthrot Scharlachrot Zinnoberrot Morgenrot Arterienblutrot Fleischrot Rosenrot Pfirsichblütenrot Karminrot Coccusrot Karmesinrot Violettrot Cochenillenrot Venenblutrot Bräunliches Violettrot Schokoladenrot Bräunlichrot Dunkles Orangebraun Dunkles Rötlichbraun Umbra Kastanienbraun Gelblichbraun Holzbraun Leberbraun Haarbraun Brokkolibraun Olivbraun Schwärzlichbraun
Engl. Name nach Werner Apple Green Emerald Green Grass Green Duck Green
Engl. Name nach Syme
Sap Green Pistachio Green Asparagus Green Olive Green Oil Green Siskin Green Sulphur Yellow Primrose Yellow Wax Yellow Lemon Yellow Gamboge Yellow King‘s Yellow Saffron Yellow Gallstone Yellow Honey Yellow Straw Yellow Wine Yellow Sienna Yellow Ochre Yellow Cream Yellow Orange Yellow
Dutch Orange Buff Orange Orpiment Orange Brownish Orange Reddish Orange Deep Reddish Orange
Tile Red Hyacinth Red Scarlet Red Vermilion Red Aurora Red Arterial Blood Red Flesh Red Rose Red Peach Blossom Red Carmine Red Crimson Red Columbine Red Cochineal Red Veinous Blood Red Cherry Red
Lake Red Crimson Red Purplish Red Brownish Purple Red Chocolate Red
Brownish Red Deep Orange-coloured Brown Deep Reddish Brown Umber Brown Chesnut Brown Yellowish Brown Wood Brown Liver Brown Hair Brown Broccoli Brown Olive Brown Blackish Brown
Diese Version des Buches mit dem Titel Werner’s Nomenclature of Colours erschien 2018 im Original bei Natural History Museum, GB-London Copyright © The Trustees of the Natural History Museum, London, 2018 Aus dem Englischen übersetzt von Frauke Bahle, D-Merzhausen Redaktion der deutschsprachigen Ausgabe: Heidi Müller Umschlag und Satz der deutschsprachigen Ausgabe: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH, D-Göttingen Printed in China Um lange Transportwege zu vermeiden, hätten wir dieses Buch gerne in Europa gedruckt. Bei Lizenzausgaben wie diesem Buch entscheidet jedoch der Originalverlag über den Druckort. Der Haupt Verlag kompensiert mit einem freiwilligen Beitrag zum Klimaschutz die durch den Transport verursachten CO2-Emissionen und verwendet FSC-Papier.
Diese Publikation ist in der Deutschen Nationalbibliografie verzeichnet. Mehr Informationen dazu finden Sie unter http://dnb.dnb.de ISBN 978-3-258-60201-1 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2018 für die deutschsprachige Ausgabe Haupt Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. www.haupt.ch
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