Jackson, Falttechniken, 2. A.

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2. A.

FA LT T ECH N I K EN 23

Jackson

Von der Papierunterteilung über die Grundfalten bis hin zu verdrehten Falten, V-Falten, Faltengittern oder Falten in Stoff – dieses Grundlagenwerk bietet eine Sammlung von Falten, die sich in allen Bereichen des Designs in unendlich vielen Variationen anwenden und mit jedem Flächenmaterial umsetzen lassen. Mit Falttechniken erwerben Sie systematisch die Grundlagen für alle Arbeiten mit Falten: Sie lernen Faltensysteme zu strecken, zu komprimieren, aufzufächern, Mit zu verdrehen, zu vervielfältigen und zu spiegeln. Zudem wird gezeigt, wie A nleit ungs die Falttechniken besonderen Anforderungen angepasst werden und wie, v i d e os ausgehend von einfachen Ideen, eine originelle Faltform entwickelt werden kann. Die Techniken werden Schritt für Schritt anhand von Zeichnungen und Fotos vermittelt und mit mehr als 60 Beispielen aus Architektur, Mode und Design illustriert.

Paul Jackson

FALT TECH NIKEN Die Grundlagen für Papierdesign, Mode und Architektur 2. Auflage

ISBN 978-3-258-60261-5

C-Jackson-Falttechniken 2022.indd 1

18.02.22 10:01


Paul Jackson hat mehr als 30 Bücher über Papierkunst verfasst, Falttechniken an mehr als 50 Hochschulen für Kunst und Design gelehrt und zahlreiche Auftragsmodelle für Druck, Fernsehen und andere Medien ausgeführt. Seine Werke aus gefaltetem Papier waren und sind in Galerien und Museen auf der ganzen Welt zu sehen. Paul Jackson verfügt über mehrere Studienabschlüsse in den Bereichen Bildende Kunst, Experimentelle Mediengestaltung und Verpackungsdesign.

2. Auflage: 2022 1. Auflage: 2015 ISBN 978-3-258-60261-5 Alle Rechte vorbehalten. Copyright © 2022 für die deutschsprachige Ausgabe: Haupt Verlag, Bern Jede Art der Vervielfältigung ohne Genehmigung des Verlages ist unzulässig. Aus dem Englischen übersetzt von Lina Feske, D-Berlin Redaktion der deutschsprachigen Ausgabe: Ute Orth, D-Freiburg Umschlag und Satz der deutschsprachigen Ausgabe: Verlag Die Werkstatt, D-Göttingen Die englischsprachige Originalausgabe erschien 2015 unter dem Titel Complete Pleats bei Laurence King Publishing Ltd., GB-London Copyright © Text 2015 Paul Jackson Autorenrechte eingetragen für Paul Jackson. Copyright © Videos und Audio Paul Jackson Printed in China

Um lange Transportwege zu vermeiden, hätten wir dieses Buch gerne in Europa gedruckt. Bei Lizenzausgaben wie diesem Buch entscheidet jedoch der Originalverlag über den Druckort. Der Haupt Verlag kompensiert mit einem freiwilligen Beitrag zum Klimaschutz die durch den Transport verursachten CO 2 -Emissionen. Wir verwenden FSC ® -Papier. FSC ® sichert die Nutzung der Wälder gemäß sozialen, ökonomischen und ökologischen Kriterien. Diese Publikation ist in der Deutschen Nationalbibliografie verzeichnet. Mehr Informationen dazu finden Sie unter http://dnb.dnb.de. Der Haupt Verlag wird vom Bundesamt für Kultur für die Jahre 2021–2024 unterstützt. Wir verlegen mit Freude und großem Engagement unsere Bücher. Daher freuen wir uns immer über Anregungen zum Programm und schätzen Hinweise auf Fehler im Buch, sollten uns welche unterlaufen sein. Falls Sie regelmäßig Informationen über die aktuellen Titel im Bereich Gestalten erhalten möchten, folgen Sie uns über Social Media oder bleiben Sie via Newsletter auf dem neuesten Stand! www.haupt.ch


Paul Jackson

FA LT T ECHNIK EN Die Grundlagen für Papierdesign, Mode und Architektur 2. Auflage

Haupt Verlag


Inhalt EI N L EI T U N G

1.3 Gitterteilung 46

Einleitung 6

1.3.1 90°-Gitter 46

Was ist eine Falte? 8 Worum es in diesem Buch geht 12 Wie Sie die Modelle anfertigen 14 Wie Sie die Zeichnungen, Fotos und Texte nutzen 16 Schneiden und Falten 17 Hilfsmittel 18

1.3.2 60°-Gitter 47 1.4 Teilung mit grafischen Hilfsmitteln 50

3 V ER D R EH T E FA LT EN

2 G RU N D FA LT EN

Symbole 19

1

3.1 Rosetten 155 3.2 Säulen mit Dreh 160 3.3 Mehrstufige Rosetten und Säulen 164

PA PI ERU N T ER T EI LU N G

3.4 Verdrehte Ringe 166 3.5 Mehrstufig verdrehte Ringe 172 2.1 Ziehharmonikafalten 55

3.6 Frei konstruierte Ringe 175

2.1.1 Grundformen 55

4

2.1.2 Verlaufsfalten 61 2.1.3 Faltenrhythmen 65 2.1.4 Materialformate 68 2.1.5 Verdichten und Spreizen 73

V- FA LT EN

2.2 Messerfalten 77 1.1 Lineare Teilung 23 1.1.1 Talfalten 24 1.1.1.1 16tel-Talfalten 24 1.1.1.2 32stel-Talfalten 26 1.1.1.3 64stel-Talfalten 27 1.1.2 Tal- und Bergfalten 28

2.2.1 Grundformen 77 2.2.2 Reflexion (Spiegelung) 86 2.2.3 Verdichten und Spreizen 92 2.3 Kastenfalten 96 2.3.1 Grundformen 96 2.3.2 Weiterführende Beispiele 102

1.1.2.1 8tel-Ziehharmonikafalten 29

2.4 Stehfalten 110

1.1.2.2 16tel-Ziehharmonikafalten 30

2.4.1 Grundformen 110

1.1.2.3 32stel-Ziehharmonikafalten 32

2.4.2 Weiterführende Beispiele 115

1.1.2.4 64stel-Ziehharmonikafalten 34

2.5 Nicht-parallele lineare Falten 122

1.1.3 Diagonale Teilung 36

2.5.1 Grundformen 122

1.1.3.1 Die Grundtechnik 36

2.5.2 Weiterführende Beispiele 128

1.2 Radiale Teilung 38

2.6 Gekrümmte Falten 132

1.2.1 Talfalten 39

2.6.1 Grundformen 132

1.2.1.1 8tel-Talfalten 39

2.6.2 Weiterführende Beispiele 136

1.2.1.2 16tel-Talfalten 41 1.2.2 Tal- und Bergfalten 42 1.2.3 Winkelvarianten 44

2.7 Aufgeschnittene Falten 140 2.7.1 Grundformen 140 2.7.2 Weiterführende Beispiele 144 2.7.3 Pop-ups 146

4

4.1 Grundform der V-Falte 181 4.1.1 Grundkonstruktion 181 4.1.2 Verändern des V-Winkels 183 4.1.3 Verschieben der Mittelachse 183 4.1.4 Varianten 184 4.2 Mehrere Achsen 185 4.2.1 Prinzip 185 4.2.2 Grundkonstruktion 186 4.2.3 Radiale Achsen 188 4.2.4 Achsen in ungleichmäßigen Abständen 190


4.3 Mehrere Vs, eine Achse 191 4.3.1 Prinzip 191 4.3.2 Grundkonstruktion 194 4.3.3 Varianten 198

6 FA LT ENS YS T E M E M I T M EH R ER EN V ER L AU F SR I CH T U N GEN

7 FA LT EN I N S TO F F

4.4 V-Falten in Opposition 201 4.4.1 Prinzip 201 4.4.2 Grundkonstruktion: <> & >< 203 4.4.3 Varianten 205 4.5 Mehrere Vs, mehrere Achsen 208 4.5.1 Prinzip 208 4.5.2 Konstruktion 209 4.5.3 Veränderte Papierformen 213 4.6 Konzertina-Zylinder 216 4.6.1 Abgeschrägte Ecken 216

6.1 Messerfalten in zwei Laufrichtungen 253

7.1 Dampf- und Ofenplissee 282

4.6.2 Varianten 218 4.6.3 Rechtwinklig verkantete Ecken 222

6.1.1 Ausgangsbeispiel 253

7.1.2 So wird Stoff plissiert 283

4.6.4 Varianten 224

5 FA LT EN G I T T ER

6.1.2 Diagonale Variante 256 6.1.3 Drei Laufrichtungen 259 6.1.4 Vier und mehr Laufrichtungen 261 6.2 Ziehharmonika- und Messerfalten 264

7.1.1 Dampfplissee 282 7.1.3 Ofenplissee 287 7.2 Schattenfalten 288 7.2.1 Quadratische Faltenkreuze 289 7.2.2 Andere Faltenkreuze 292 7.2.3 Kombinierte Faltenkreuze 295

6.3 Stehfalten in mehreren Laufrichtungen 270

7.3 Weitere Techniken 300

6.4 Aufgeschnittene Falten in mehreren Laufrichtungen 274

7.3.2 Einlagen 301

7.3.1 Nähen 300 7.3.3 Stärken 301 7.3.4 Unorthodoxe Methoden 301

Bildnachweise 302 Danksagung 303 5.1 Quadratraster 231

Anleitungsvideos 303

5.1.1 Konstruktion 231 5.1.2 Ausformen des Gitters 232 5.1.3 Teilausgeformte Varianten 236 5.2 Dreiecksraster 244

5


Einleitung

Schon seit Jahrtausenden schmückt der Mensch seine Kleidung und seine Wohnräume mit Falten. Obwohl Falten allgegenwärtig sind, blieben sie doch weitgehend unbeachtet und dienten als „stumme Helfer” für dekorative und praktische Zwecke. Neue Herstellungsverfahren, innovative Materialien und die Entdeckung der Origami-Faltkunst für das Design haben für die bescheidenen Falten in den letzten Jahrzehnten jedoch eine sensationelle Aufwertung und Entwicklung mit sich gebracht. Das altvertraute Zickzackmuster ist in allen Bereichen des Designs angekommen und begegnet uns heute bei einer Vielzahl von gefalteten Oberflächen und Formen aus flexiblen oder starren Werkstoffen. Falten gehören heutzutage zu den innovativsten und spannendsten Grundelementen des Designs. Der stumme Helfer ist zum Meister geworden. Ziel dieses Buches ist die systematische Dokumentation sowohl traditioneller Faltmuster als auch ihrer zeitgenössischen Ausdrucksformen. Manche Muster werden Sie wiedererkennen, andere werden neu für Sie sein. Auf diese Weise stellt FALTTECHNIKEN einen Katalog bekannter Faltmuster dar und bietet Ihnen zugleich innovative oder wenig beachtete Faltmuster, die zu Ihrer Inspiration gedacht sind. Es ist ein Standardwerk für alle Gestalter aus den Bereichen von Mode, Schmuckherstellung, Architektur oder Inneneinrichtung sowie der Objektgestaltung oder der Kunst, die bei ihren Arbeiten − sei es mit Stoff, Kunststoff, Metall oder Schichtholz − Falten verwenden wollen. FALTTECHNIKEN beginnt mit der detaillierten Erläuterung der Grundmuster und führt Sie über eine ganze Reihe von Variationen hin zu einem nach oben nahezu unendlichen, offenen Spielraum sowohl von dekorativen als auch von funktionalen Flächen und Formen. Dieses Buch stützt sich auf 30 Jahre Falt-Erfahrung, die ich während meiner Lehrtätigkeit an Universitäten und im Bereich des Industriedesigns sammeln konnte. Dementsprechend habe ich aus meinem Fundus nur die Faltmuster ausgewählt, die sich – ob traditionell oder modern − erprobtermaßen als besonders vielseitig, nützlich, anschaulich und schön erwiesen haben. Da die Zahl der Faltvarianten annähernd unendlich sein muss, kann keine Auflistung jemals vollständig sein. In FALTTECHNIKEN werden daher die Strategien für Abwandlungen und Neuentwicklungen vermittelt. Gelegentliche Überschneidungen mit meinem früheren Titel Von der Fläche zur Form. Falttechniken im Papierdesign werden dem aufmerksamen Leser sicherlich nicht entgehen. Die größere Vertiefung und Detailgenauigkeit von FALTTECHNIKEN haben zu einer neuen Systematik geführt, mit der sich die Faltmuster aus dem früheren Buch technisch genauer beschreiben und einordnen lassen. Dem ernsthaft interessierten Leser sei das parallele Arbeiten mit beiden Büchern ans Herz gelegt, da das eine die ideale Ergänzung des anderen darstellt.

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Als Anregung enthält das Buch ausgewählte Faltarbeiten zeitgenössischer Designer aus aller Welt, darunter auch Arbeiten von Studenten aus meinen Hochschulkursen. Es ist die erste Sammlung dieser Art in gedruckter Form, die bekräftigt − sofern dies überhaupt noch nötig ist −, dass Falttechniken heutzutage in Praxis und Lehre des Designs zu einem unverzichtbaren Ausdrucksmittel geworden sind. Ich hoffe, dieses Buch wird Ihnen nicht nur gefallen, sondern Sie vor allem motivieren, Ihre eigenen Faltideen umzusetzen.

Paul Jackson

V-Falten im Großformat. Detail einer Arbeit, die mit unterschiedlichen Techniken hergestellt wurde, u. a. mit computergesteuerter, industrieller Anfertigung von Jacquardgewebe und aus traditionell gefärbten Shibori-Stoffen. Baumwolle, monofile Nylonschnur und Synthetik; 60 x 130 cm. Angharad McLaren (GB). 7


Was ist eine Falte?

Die Bezeichnung „Falte” stammt von dem griechischen Wort „plectos” sowie von der lateinischen Form „pli” und dem Verb „plicare” (falten) ab. Überraschenderweise treten viele Fremdwörter, die in konkreter oder metaphorischer Bedeutung „falten” oder „entfalten” ausdrücken, oft in Verbindung mit einer Vor- oder Nachsilbe wie „ex-”, „com-”, „re-” oder „-ment” auf. Beispiele dafür sind: Applikation Dokument Duplikat Expansion explizit Kompliment kompliziert multiplizieren (= vervielfältigen) reflektieren Replik(ation) simplifizieren … und viele andere. Daraus wird ersichtlich, dass besonders im Lateinischen die Begriffe des „Faltens” oder „Entfaltens” fest verankert waren und sich keineswegs nur auf Papier- oder Stofffalten beschränkten. In diesem Sinne beschreibt das Wort „Falten” nicht nur eine Bearbeitungstechnik, sondern ruft auch Emotionen, abstrakte Gedanken und Handlungen wach. Für unsere Zwecke ist das Wort „Falten” ein Sammelbegriff, der stellvertretend für Raffen, Kräuseln, Drapieren, Plissieren, Smoken, Rüschen, Krinkeln, Crashen, Wellen, Riffeln, Schichten oder einen der vielen anderen handwerklichen Begriffe steht, wobei die meisten aus der Mode- und Textilindustrie stammen und sich speziell auf die Stoffverarbeitung beziehen. Von Land zu Land, von Handwerk zu Handwerk und manchmal sogar von Betrieb zu Betrieb gibt es unterschiedliche Begriffe, die in diesem Buch aber bewusst ausgeklammert werden: Für alle diese Varianten steht in FALTTECHNIKEN stellvertretend das Wort „Falten” – in der Hoffnung, dass die Leser an dieser Vereinfachung keinen Anstoß nehmen mögen.

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Definition Eine Falte entsteht, indem ein fl ächiger Werkstoff nach oben und nach unten geknickt wird. Oder in der Sprache des Origami: aus einer „Bergfalte” und einer „Talfalte”. Eine Falte kann gerade oder gekrümmt sein, scharf oder weich, streng geometrisch oder eine organische Einheit bilden. Sie kann eine zweidimensionale Fläche oder einen dreidimensionalen Körper erzeugen, einmalig vorkommen oder in endlos sich wiederholender Abfolge. Es gibt bewegliche und feste Falten, rein dekorative und ausschließlich funktionale sowie aus einem einzelnen Teil oder Werkstoff bestehende oder zusammengefügte Falten. Obwohl eine Falte einfach zu beschreiben und zu definieren ist, ermöglicht sie − je nach Art des zum Einsatz kommenden Materials und dem Einfallsreichtum des Designers – eine nahezu unbegrenzte Vielfalt an unterschiedlichen kreativen Umsetzungen.

0.1 Grundform einer Falte, geöff net und geschlossen

Bergfalte Talfalte

Bergfalte

Talfalte

Faltenrhythmen Die Faltmuster sind rhythmisch aufgebaut. Die Grundform mit gleichen Abständen zwischen den Tal- und Bergfalten ergibt die geläufigen Ziehharmonikafalten (siehe Seite 55 ff.). Dies ist der einfachste Faltenrhythmus. Messerfalten (siehe Seite 77 ff.) sind den Ziehharmonikafalten ähnlich, der Abstand zwischen den Brüchen ist jedoch ungleich (daher wurde die Messerfalte auch treffend als „hinkende Ziehharmonikafalte” bezeichnet!).

0.2 Ziehharmonikafalten

0.3 Messerfalten

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Obwohl die Falten im Grunde gleich sind, ist der Rhythmus von Messerfalten also komplexer als der von Ziehharmonikafalten. Diesen Rhythmus können Sie durch Variieren des Abstands zwischen den Brüchen einer Faltenfolge und ebenso zwischen mehreren Faltenfolgen nach Ihren Vorstellungen bestimmen. Der einfache Zweierrhythmus von Ziehharmonika- und Messerfalten (eine Tal- und eine Bergfalte) kann zu anspruchsvolleren Rhythmen von drei, vier oder noch mehr Brüchen erweitert werden, bei denen die Tal- und Bergfalten in unterschiedlichen Kombinationen innerhalb eines Rapports wiederkehren. Diese unterschiedlichen Rhythmen kann man mit den Taktarten in der Musik vergleichen. Eine Faltenfolge kann im Rhythmus einer Polka, eines Walzers, eines Marschs, als komplexe Synkope oder im Jazz-Tempo daherkommen. Das Faltmuster kann sich langsam und träge oder in einer furiosen Gangart fortsetzen − und natürlich auch in allen dazwischenliegenden Tempi. Es kann wie eine Symphonie oder ein Klimpern sein. Faltmuster lassen sich im Sinne eines musikalischen Rhythmus oft besser analysieren und kategorisieren, als über die Ordnung des Origami. Ein weiteres Notationssystem ist das Skizzieren von Faltenrhythmen auf Papier. Diese Methode eröffnet Ihnen endlose Möglichkeiten des Experimentierens. Das auf der gegenüberliegenden Seite unter 0.4 aufgeführte Beispiel aus dem Skizzenbuch eines Studenten erkundet Faltenkombinationen aus Messer- und Kastenfalten. Geöffnete und geschlossene Falten Eine Faltenfolge kann entweder locker geöffnet aufgestellt werden, wobei die gesamte Oberfläche des Werkstoffs sichtbar wird, oder vollkommen zusammengeschoben und flach gedrückt werden, wobei das Material nur teilweise sichtbar und der Rest zwischen den Falten verborgen ist. Diese beiden Erscheinungsformen der Falte werden als „geöffnete” oder „offene” bzw. „geschlossene Falte” bezeichnet. Offene Falten ergeben in der Regel Relief-Oberflächen (3-D), während geschlossene Falten im Allgemeinen flache, mehrlagige Oberflächen erzeugen.

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0.4 Verschiedene einfache Beispiele, wie sich das Grundthema der Paarung einer Tal- und einer Bergfalte entwickeln lässt. In diesem Buch werden Ihnen noch viele weitere Beispiele begegnen.

0.5 „Offene” und „geschlossene” Formen von Messer- und Kastenfalten

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1 GP R I EDRSU : N P LTEE AT PA R TSE ILLAUINDG A C R O S S P L E AT S


K A PI T E L 1 PA PIERUN T ERT EILUNG

1.2 Radiale Teilung

Während sich die lineare Teilung auf eine vorgegebene Strecke bezieht, untergliedert die radiale Teilung einen Winkel. Obwohl die Konstruktion bei der linearen und radialen Teilung genau gleich ist, sehen die Ergebnisse völlig anders aus.

Radiale Teilung

Teilung eines Winkels

1.2_1 Bei der radialen Teilung entstehen strahlenförmig über das gesamte Material verlaufende gleich große Abschnitte, die alle in einem Punkt zusammentreffen. Der Ausgangswinkel kann dabei eine beliebige Gradzahl annehmen (auch mehr als 360°). Und er kann zudem in jede beliebige Anzahl gleicher Brüche unterteilt werden. 38


K A PI T E L 1 PA PIERUN T ERT EILUNG

1.2.1

Talfalten

1.2.1.1

8tel-Talfalten

Dieser Abschnitt gibt die Teilung mit Talfalten aus dem Abschnitt „Lineare Teilung” (siehe Seite 23 ff.) verkürzt wieder. Die praktischen Übungen aus den früheren Abschnitten werden Ihnen in diesem Kapitel gute Dienste leisten.

180°

1.2.1.1_1 Ein Winkel von 180° soll unterteilt werden. Er liegt zunächst nicht sichtbar irgendwo an einer der Längskanten des Papier­ bogens.

1.2.1.1_2 Falten Sie die Außenkante ○ auf die Außenkante ●. Der Ausgangspunkt des 180°-Winkels ist damit festgelegt. Gleichzeitig wird er halbiert und es entstehen zwei Winkelelemente von 90°.

1.2.1.1_3 Um den 180°-Winkel in Viertel, also jeweils in 45°-Winkel zu unterteilen, falten Sie zunächst an der unteren Papierhälfte die Außenkante ○ zum Bruch ●.

1.2.1.1_4 Wiederholen Sie Schritt 3 an der oberen Hälfte des Blatts. Sie erhalten einen 180°-Winkel, geteilt in vier Winkelelemente von jeweils genau 45°.

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K A PI T E L 1 PA PIERUN T ERT EILUNG

1.2.1.1_5 Für die Teilung in Achtel falten Sie nun die untere Außenkante des 180°-Winkels auf den oberen Viertelbruch. Öffnen Sie das Papier.

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1.2.1.1_6 Ebenso falten Sie die obere Außenkante auf den unteren Viertelbruch. Öffnen Sie das Papier.

1.2.1.1_7 Dann falten Sie beide Außenkanten zum jeweils nächstgelegenen Viertelbruch. Das Papier öffnen.

1.2.1.1_8 Der 180°-Winkel ist nun in acht gleiche Winkel unterteilt, bei deren Bruchlinien es sich jeweils um Talfalten handelt. Beachten Sie, dass die Konstruktion die gleiche ist, wie bei der linearen Teilung.


K A PI T E L 1 PA PIERUN T ERT EILUNG

1.2.1.2

16tel-Talfalten

1.2.1.2_1 Beginnen Sie mit den 8tel-Talfalten des vorigen Abschnitts. Zeichnen Sie jeden zweiten Bruch an.

1.2.1.2_2 Falten Sie anschließend die Außenkante ○ auf jede der markierten Bruchlinien, wodurch vier neue Talfalten dazukommen. Wiederholen Sie diesen Vorgang an der oberen Papierhälfte. Es entstehen vier weitere Brüche.

1.2.1.2_3 Der 180°-Winkel ist nun in 16 gleiche Winkel unterteilt. Bei den Bruchlinien handelt es sich jeweils um Talfalten. Beachten Sie, dass die Konstruktion die gleiche ist, wie bei der linearen Teilung.

41



5 2 G R U N D FA LT E N


K A PI T E L 2 GRUNDFA LT EN

2.5 Nicht-parallele lineare Falten

2.5.1

Nicht-parallele lineare Falten bedienen sich zwar der Parallelbrüche der Ziehharmonika- und Messerfalten, lassen diese aber interessante Richtungen einnehmen. Wenn sie gelingen, können dabei außergewöhnliche Ergebnisse mit großer Dynamik entstehen.

Grundformen

2.5.1_1 Alle bislang in diesem Buch beschriebenen linearen Beispiele zeigten Berg- und Talfalten, bei denen die Brüche parallel zueinander verliefen. In der Folge standen alle Bergfalten parallel zueinander, genauso wie alle Talfalten und alle Berg-Tal-Gruppen. So wie an der hier gezeigten einfachen Ziehharmonikafalte galt dieses Prinzip auch für Kasten- und Stehfalten.

122


K A PI T E L 2 GRUNDFA LT EN

2.5.1_2 Es ist jedoch genauso möglich, das Schema der parallel verlaufenden Falten zu verlassen. Hier ein Beispiel, bei dem die senkrechten Bergfalten parallel stehen, während die Täler zwar parallel zueinander, jedoch schräg zu den Bergen verlaufen. Das Ergebnis ist ein Zickzackmuster, bei dem Berg- und Talfalten miteinander verbunden sind. Das Muster kann beliebig gestaucht oder gedehnt werden. Durch diese einfache Veränderung werden unzählige neue Faltmuster möglich.

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K A PI T E L 2 GRUNDFA LT EN

2.5.1_3 Hier wird nun der Gedanke der nicht-parallelen Falten insoweit einen Schritt weitergeführt, als dass die schrägen Talfalten, die im vorigen Beispiel noch parallel zueinander standen, jetzt eine ununterbrochene Zickzacklinie bilden. Jeder zweite Bruch wurde an der senkrechten Achse um 90° gespiegelt.

124


K A PI T E L 2 GRUNDFA LT EN

2.5.1_4 So wie die Täler, können auch die Berge schräg gestellt werden. In diesem einfachen Beispiel wurden sowohl die Berge als auch die Täler gekippt und zwar alle im selben Winkel zur senkrechten Achse: Die Berge im Uhrzeigersinn, die Täler gegen den Uhrzeigersinn.

2.5.1_5 Dieses Beispiel ist dem unter 2.5.1_3 ähnlich, jedoch verlaufen hier auch die Berge schräg und nicht mehr senkrecht, wie zuvor.

125


Nicht-parallele lineare Falten an den vier Seiten dieser Hochzeitshalle machen eine äußerst effektvolle Lichtgestaltung möglich. Das Thema „Falten” setzt sich im Inneren des Gebäudes fort (siehe die gegenüberliegende Seite). Hironaka Ogawa & Associates (Japan).

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Falten, wie sie einem zum ersten Mal an der Außenfassade des Gebäudes (siehe gegenüber) begegnen, finden im Inneren in unterschiedlichen Maßstäben und Materialien ihren Widerhall, beispielsweise an Leuchtkörpern (siehe oben), Wänden und Decken. Hironaka Ogawa & Associates (Japan).

127



DA N K S AG U N G , A N L E I T U N G S V I D EOS

Danksagung

Anleitungsvideos

Seit vielen Jahren halte ich Workshops und Seminare zum Thema „Falten” für Design-Studenten – anfänglich (von 1982 bis 2001) an unterschiedlichen Hochschulen in Großbritannien und seit 2001 vor allem am Shenkar College of Engineering and Design in Tel Aviv (Israel). Das Grundgerüst sowie der Inhalt dieses Buchs gehen auf das zurück, was ich von meinen Studenten gelernt habe und wofür ich ihnen zutiefst dankbar bin.

Die folgenden Anleitungsvideos sind online unter www.haupt.ch/falttechniken abrufbar:

Am Shenkar College habe ich außerdem zu danken: Leah Perez, der Leiterin des Fachbereichs Mode; dem früheren Leiter der Textilabteilung Uri Tsaig sowie der derzeitigen Leiterin Dr. Katya Oicherman für ihre großzügige und anhaltende Unterstützung meiner Lehre; allen Studenten, die meine gelegentlich exzentrischen pädagogischen Experimente in der Hoffnung auf „den perfekten Lehrgang” toleriert haben und die, ob trotzdem oder gerade deswegen, so viele schöne Arbeiten hervorbrachten. In vielerlei Hinsicht empfinde ich dieses Buch als unser gemeinsames Werk. Besonderen Dank schulde ich dabei meinen Studenten Nitsan Greyevski und Dror Zac, die die Beispiele für die Schattenfalten und das Dampfplissee angefertigt haben. Gleichermaßen danke ich Meidad Sochovolski für seine präzisen Fotos, meinem Lektor Peter Jones für seine leichte, aber zielsichere Führung, &Smith für ihr hervorragendes Layout und vor allem meiner Redakteurin bei Laurence King Publishing, Jo Lightfoot, für ihr Vertrauen in dieses Buch.

1 Lineare Teilung in 8tel 2 Lineare Teilung in 16tel 3 Lineare Teilung in 32stel 4 Radiale Teilung in 8tel 5 Radiale Teilung in 16tel 6 Radiale Teilung in 32stel 7 Verlaufsfalten 8 Messerfalten 9 Gespiegelte Messerfalten 10 Kastenfalten 11 Stehfalten 12 Nicht-parallele Falten (Spirale) 13 Nicht-parallele Falten (Zickzack) 14 Aufgeschnittene Falten 15 Überkreuz aufgeschnittene Falten 16 Pop-ups mit aufgeschnittenen Falten 17 Rosette 18 Säule mit Dreh 19 Parallele V-Falten 20 V-Falten in Opposition 21 Gitter-Varianten 22 Messerfalten in verschiedenen Laufrichtungen 23 Messer- und Ziehharmonikafalten in verschiedenen Laufrichtungen

Und last but not least möchte ich meiner Frau Miri Golan für ihre Unterstützung in den zwei Jahren, in denen ich dieses Buch geschrieben habe, danken und unserem Sohn Jonathan für die Extrazeit im Atelier, die er mir geduldig gestattete, während wir eigentlich zusammen Segelflugzeuge bauen wollten.

303


2. A.

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Jackson

Von der Papierunterteilung über die Grundfalten bis hin zu verdrehten Falten, V-Falten, Faltengittern oder Falten in Stoff – dieses Grundlagenwerk bietet eine Sammlung von Falten, die sich in allen Bereichen des Designs in unendlich vielen Variationen anwenden und mit jedem Flächenmaterial umsetzen lassen. Mit Falttechniken erwerben Sie systematisch die Grundlagen für alle Arbeiten mit Falten: Sie lernen Faltensysteme zu strecken, zu komprimieren, aufzufächern, Mit zu verdrehen, zu vervielfältigen und zu spiegeln. Zudem wird gezeigt, wie A nleit ungs die Falttechniken besonderen Anforderungen angepasst werden und wie, v i d e os ausgehend von einfachen Ideen, eine originelle Faltform entwickelt werden kann. Die Techniken werden Schritt für Schritt anhand von Zeichnungen und Fotos vermittelt und mit mehr als 60 Beispielen aus Architektur, Mode und Design illustriert.

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