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Cocktailkleid
Cocktailkleider waren vor allem in den 1950er-Jahren in Mode und zeichneten sich aus durch duftige Kreationen aus Tüll und Organza, mit glitzernden Verzierungen und trägerlosem Oberteil. Sie gelten auch heute als wichtiger Bestandteil der weiblichen Garderobe. Das Cocktailkleid, das gern auf Partys und Schulabschlussbällen getragen wird, ist wesentlich weniger formell als das Ballkleid. Meist ist es auch wesentlich kürzer und reicht nur etwa bis zum Knie oder höchstens bis zur Wade. Es soll glamourös, aber alles andere als förmlich wirken. Das von Coco Chanel in den 1920er-Jahren entworfene »kleine Schwarze« mit vertiefter Taille und knielangem ausgestelltem Rock entwickelte sich zur Standardkleidung für Cocktailempfänge. Die knabenhaft schlanke Shift-Silhouette eignet sich besonders gut als Hintergrund für Besätze und Verzierungen, während Schwarz als konventionelle Farbe für formelle und halbformelle Anlässe gilt. Cocktailpartys waren in den 1950er-Jahren besonders beliebt, und Modeschöpfer wie Christian Dior experimentierten mit extremen Silhouetten, wie beim »New Look« mit stark ausgestellten Röcken und Wespentaille. Christian Lacroix begeisterte 1987 mit seinen Kleidern mit Rüschen- und Ballonröcken (den »Poufs«). Seit diesem Jahrzehnt gilt das Cocktailkleid als zeitloser Klassiker der Damengarderobe. Moderne Cocktailkleider sind vielfältig gestaltet – vom origami-artig gefalteten, architektonisch konstruierten Kleid aus plastisch gewebtem Stoff bis hin zu fließenden paillettenbestickten Seidenjerseymodellen.
merkmale Aus Quadraten und Rechtecken konstruiertes Kleid mit Latz, eckig ausgeschnittenen Armlöchern und schürzenartigem Überteil, das in der Taillennaht befestigt ist. Der gerade, mittig geschlitzte Rock vervollständigt die architektonische Note des knöchellangen Kleids.
Ärmelloses Shiftkleid mit Nackenträger; das bis zur Hüfte reichende Oberteil ist eng anliegend und dicht mit Pailletten besetzt. Der Bahnenrock ist zum Knie hin ausgestellt. Der weiße Tüllunterrock verleiht dem Rock mehr Volumen und charakterisiert das Modell als Charlestonkleid.
ru rsprünglich enges Oberteil und
weiter, gereihter Rock, oft mit Unterrock; heute auch Abwandlungen
rR ocklänge bis knapp über oder
unter dem Knie
ru rsprünglich Stoffe mit festlichem
Charakter wie Tüll oder Organza, heute auch fließende Materialien
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Besondere Anlässe
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1 Spitzenborten zieren bei diesem schwarz-weißen Kleid das Oberteil und wurden auch an die Volants des Stufenrocks genäht. 2 Das Oberteil fällt blusig über die Taillennaht mit Gummizug. Blenden am Oberteil greifen die Rockfarbe auf. 3 Typisches »kleines Schwarzes«. Ein über den Schultern angedeuteter schmaler Steh»kragen« betont den weiten Herzausschnitt. 4 Das eher im
Sportbereich anzutreffende, beschichtete RipstopGewebe wurde hier für ein Cocktailkleid zweckentfremdet und verleiht dem weiten, gereihten Rock Struktur und Volumen. Das glänzende Material hebt die Fältelung hervor. 5 Simples Shiftkleid mit Metallfoliendruck, das, an Trägern hängend, lässig von den Schultern fällt. 6 Der einfache Schnitt bringt die dichten Fransenreihen dieses
Kleids gut zur Geltung. Struktur verleiht ihm das zu den Seiten breiter werdende, hoch angesetzte Bundteil. 7 Bei diesem Kleid scheint das corsagenartige Unterteil durch den Spitzenstoff hindurch. Der Rock ist in der Taille weiter geschnitten als am Saum und wurde für die Tulpenform in tiefe Falten gelegt. 8 Bei diesem Modell wurde das zweigeteilte Vorderteil zu einem angedeuteten Knoten drapiert.
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Cocktailkleid
> Für Oberteil und Rock dieses Kleids wurden zwei schlauchartige Teile auf Figur gefaltet und in der Taille miteinander verbunden. Das Oberteil steht auf Brust-
höhe vom Körper ab. Das ärmellose Unterteil mit Rundhalsausschnitt ist ebenfalls an der Taillennaht befestigt. Alternatives Detail für das Oberteil: Eine Schleife aus dem Kleiderstoff betont die Taille.
Die Schnittteile dieses Kleids werden von kontrastierenden Stoffen und Colour-Blocking bestimmt. Das ärmellose Oberteil weist mit den schwarzen Elementen, die an einen BH erinnern, Lingerie-Anklänge auf. Die V-Form des Ausschnitts wird an der Hüftpasse des Rocks aufgenommen. Metallicfarbene Plisseefalten und der kontrastierende Einsatz in der Mitte des Rocks erzeugen einen streckenden Effekt.
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Bodenlanges Chiffonkleid, das nicht nur durch sein Muster, sondern auch durch seine Lässigkeit auffällt. Das locker geschnittene Wickeloberteil fällt blusig über die vertiefte Taillennaht, an der ein weiter gereihter Rock angesetzt ist, dessen Stofffülle dem abstrakten, geometrischen Muster einen weicheren Eindruck verleiht.
Schlichtes Jerseykleid mit topartigem Oberteil, das einen idealen Hintergrund für Paillettenstickerei bildet. Die vertiefte Taille und der größtenteils aus Fransen bestehende Rock sind Anspielungen an den Charlestonstil. Die asymmetrische Hüftpasse dient als Basis für das aufgestickte Muster und belebt den Schnitt.
Besondere Anlässe
Dieses Shiftkleid mit Rundhalsausschnitt fällt durch strategisch platzierte diagonale und horizontale Nähte auf. Die angeschnittene und abgenähte Mehrweite am vorderen Rockteil bildet durch die Drapierung dreidimensionale Strukturen.
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1 Besticktes durchscheinendes Kleid im Neckholder-Stil mit verstärktem Stehkragen. Eine trägerlose blickdichte Corsage gibt dem Kleid und der Figur Halt. 2 Mehrlagiges Tüllkleid. Durch das in der Mitte geraffte Oberteil entsteht eine spitz geformte Taillenlinie, die zum üppigen, durch Godets erweiterten Rock überleitet. 3 Ausgestelltes Kleid aus Metallic-Stoff mit kontrastierender
matter Saumrüsche. Die Blende am Ausschnitt und die Seitenteile betonen die Silhouette und dämpfen das glänzende Material. 4 Ein Besatz spiegelt oben am Ausschnitt das breite schwarze Band in der Empiretaille wider. Der Ballonrock bauscht sich über der breiten Saumblende. 5 Der V-Ausschnitt ist mit einer markanten Blende eingefasst, die auch als Knopfleiste dient. Ein breiter
Bund betont die Taille. Lange Ärmel und ein Schößchen vervollständigen den Look. 6 Cocktailkleid im Stil der 1950er-Jahre mit breitem Ausschnitt, angeschnittenen Ärmeln und weitem Rock. 7 Der tiefe V-Ausschnitt lenkt den Blick auf das ausgestellte, glockig geschnittene Schößchen und den geraden knielangen Rock. 8 Trägerloses Cocktailkleid mit schleifenartigem Corsagendetail.
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Cocktailkleid
Cocktailkleid im LingerieStil mit Corsagenoberteil aus Spitze und Schulterträgern. Das weiß gefütterte Kleid besteht aus mit Blütenornamenten besticktem Tüll und endet auf Kniehöhe mit einer Bogenkante. Am Oberteil verdichtet sich die Verzierung mit Perlen.
Durchscheinendes Shiftkleid mit Zugband in der Taille, wodurch Rock und Oberteil leicht angereiht werden. Die langen Ärmel sind an den breiten Bündchen leicht gefältelt. Der hohe Trichterkragen bedeckt den Hals. Die Teile wurden durch Kappnähte zusammengefügt, eine Verschlussleiste mit bezogenen Knöpfen im Rücken harmoniert mit dem dezenten bedeckten Look. Der Silberfolien-Brokatdruck ziert Passe, Kragen und Armkugeln. Ein Unterkleid sorgt für Blickdichte.
Besondere Anlässe
Minikleid im Shiftstil mit Hippie-Einflüssen aus den 1970er-Jahren. Der in Filettechnik gehäkelte Unterrock hat einen Bogenrand, der den Saum des durchscheinenden, mit kleinen Perlen besetzten Chiffonkleids spiegelt. Eine Borte täuscht einen Hüftbund vor. Mit Perlen und Federn verzierte Nackenträger hängen bis zum Saum herab und verstärken den Hippie-Look.