Atelierbesuch bei Barbara Baumann

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Atelierbesuch bei Barbara Baumann

«Es gibt praktisch nichts, was man nicht aus Papier machen könnte.»

Von Andrea Baumann Zerknülltes Zeitungspapier in verschiedenen Größen und Formen sind auf dem Arbeitstisch von Barbara Baumann ausgelegt. Ein neues Papierprojekt? Barbara Baumann schmunzelt zufrieden: «Ja, ich packe mein zweites Buchkonzept an. Dieses Mal geht es um Zeitungspapier. An einem Buch zu arbeiten macht einfach Spaß», verrät die Baarer Papierkünstlerin. Dies muss wohl so sein, denn kaum ist ihr erstes Buch Papierschmuck im Buchhandel, sprudeln die Ideen für ihr zweites Buch zum Thema Zeitungspapier. Nicht nur ihr Atelier ist ganz dem Zeitungspapier verschrieben, auch ihr Kopf ist davon belegt. Ob beim täglichen Einkauf, der Hausarbeit oder während der Arbeit in der Mediathek, alles dreht sich ums neue Projekt. Aktuell beschäftigt sie sich mit dem Papierknüllen und Papierschnüren. Wie kann ich das Papier von Hand so bearbeiten, dass es wie industriell hergestellte Papierschnüre aussieht? Schon x-Versuche hat sie unternommen, auch das Spinnrad, das im Atelier steht, kam zum Einsatz. Mit dem Resultat ist sie aber noch nicht zufrieden. «Selten finde ich beim ersten Anlauf die perfekte Form», verrät Barbara Baumann. Im Papierschmuck-Buch gibt es ein Projekt, den Bierdeckel-Reif, an dem sie gerne noch weiter gearbeitet hätte. «Da hätte ich mir mehr Zeit gewünscht, weitere Formen auszuprobieren. Bei einem Buchprojekt gibt es jedoch Fristen, die einzuhalten sind», was Barbara Baumann auch gut findet. «Ich habe bei Papierschmuck gelernt, meinen Ehrgeiz zu zügeln.»


Barbara Baumann ist Lehrerin für textiles Werken. Nach vielen Jahren in der Erwachsenenbildung arbeitet sie heute als Schulmediothekarin in einer Oberstufenschule in der Schweiz. Im Frühling 2013 erscheint ihre erste Publikation im Haupt Verlag, «Papierschmuck». Derzeit konzipiert sie ihr zweites Buch, das sie dem Zeitungspapier widmet. Am 4. April 2013 findet um 19.00 Uhr die Vernissage von Papierschmuck in der Buchhandlung Haupt in Bern statt. Eintritt frei

So stellt man sich eine leidenschaftliche Künstlerin vor. Da wehrt Barbara Baumann ab. «Ich bin viel zu kleinkariert, als dass ich mich als Künstlerin sehe. Ich muss ständig alles ordnen, strukturieren, einreihen oder ablegen.» Barbara Baumann sucht nach einem Beispiel einer Mini-Fotoserie, die sie letztes Jahr in Venedig machte. «Ich war fasziniert von der Trennlinie zwischen Häusern und Wasserspiel und konnte mich nicht mehr bremsen beim Fotografieren.» Ob sie die Fotoserie einmal in eine Papierarbeit einfließen lässt, ist noch offen. Und wie wird man Papierkünstlerin und Buchautorin? «Auf Umwegen und mit etwas Glück», meint Barbara Baumann. «Meine Erstausbildung führte mich ans Handarbeitsseminar. Nicht weil ich gerne Lehrerin werden wollte, Gott nein, das Pädagogische interessierte mich damals nicht.» Dies ist auch der Grund, weshalb sie nach ihrer Ausbildung nur kurze Zeit an einer Schule unterrichtete. So ganz von der Vermittlungstätigkeit konnte sich Barbara Baumann jedoch

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nie ganz lösen. Längere Zeit arbeitete sie im interkulturellen Bereich, wo sie als Erwachsenenbildnerin verschiedene Kurse leitete. Auch als Mediothekarin und Buchautorin steht das Ziel Inhalte zu vermitteln an oberster Stelle. «Bevor ich mit Papier zu experimentieren begann, durchlebte ich eine zweijährige Jeansphase.» Barbara Baumann holt eine Kiste hervor, die randvoll mit Jeansobjekten ist. «Ich konnte nicht genug kriegen von Jeans», erinnert sie sich. Sobald eine Jeans meiner Kinder ausgewachsen war, hatte ich eine Idee, was ich aus dem Stoff nähen wollte.» So entstanden Jeanstaschen, Handschuhe, Decken und vieles mehr. «Es gab eine Zeit, da habe ich im stillen Kämmerchen meine Ideen umgesetzt. Meine Kinder fragten mich schon gar nicht mehr, was ich mache.» Auf die Jeansphase folgte die Reclambuchphase. Zurückblickend auf diese Zeit blitzt der Enthusiasmus wieder voll auf. «Ach, was habe ich alles aus Reclambüchern gemacht, da konnte ich so richtig aus dem Vollen schöpfen.» Es entstand eine wöchentliche Serie mit Titel «Was macht die Bibliothekarin», die der Reclam Verlag später vorstellte. Ein Auswahlkriterium war beispielsweise der Titel. Für die Ausgabe «Der eingebildete Kranke» strickte Barbara Baumann einen Schlafsack. Papier als Werkstoff hat Barbara Baumann schon während der Ausbildung eingenommen. Es gibt praktisch nichts, was man nicht aus Papier


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machen könnte: Kleider, Möbel, Teppiche oder eben Schmuck. Im Gegensatz zu klassischem Schmuck ist Papierschmuck vergänglich. Ein Hindernis? «Überhaupt nicht. Mit Falttechniken, Abnähern und Lackschichten wird Papier sehr stabil. Reizvoll an Papierschmuck ist jedoch die Leichtigkeit des Materials. Man kann viel üppigere Formen kreieren», schwärmt die Schmuckgestalterin. Langsam fasste Barbara Baumann Mut, ihre Papierkünste einem Publikum zu zeigen. Die Reaktionen waren gewaltig, so dass die Papierkünstlerin der Buchhandlung Haupt eine Mappe sandte. «Ich dachte dabei, vielleicht kann ich einmal meine Werke ausstellen oder einen Workshop leiten». Adela Haupt und die Lektorin Heidi Müller waren begeistert von den Arbeiten und überzeugt, damit ein tolles Buch über Papierschmuck herausgeben zu können. Ein Buch? «Ich kann mich gut an diesen Tag erinnern; nach der Unterhaltung in der Buchhandlung ging ich auf die Uniterrasse und rief eine Freundin an. Ich teilte ihr ein wenig benommen mit: Die wollen ein Buch mit mir machen!» Ein Buch publizieren ist eine grandiose Herausforderung. Bücher bedeuten Barbara Baumann alles. Für Reisen und Bücher gibt sie am meisten Geld aus, wobei die Reisen meistens zu auserwählten Buchhandlungen führen. Bücher sind auch ihre wichtigste Inspirationsquelle. Was kann einer bibliophilen Künstlerin Besseres passieren, als zur Buchautorin zu avancieren.

Papierschmuck – das Buch zum Artikel

Barbara Baumann Papierschmuck 55 Projekte aus verschiedenen Papiersorten 176 S., Klappenbroschur € 24.90 / ca. sFr. 32.90 978-3-258-60054-3

NEU

In «Papierschmuck» werden 55 Projekte aus ganz unterschiedlichen Papiersorten vorgestellt: die Auswahl reicht von literarischen Perlen über die Pralinenstola bis zum Armband aus Spielkarten. Barbara Baumann gibt Anregungen, wie sich jedes Stück weiterentwickeln, anders gestalten oder durch weitere Schmuckstücke zu einer Kollektion oder einem Ensemble ergänzen lässt.

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