Sabine Brantl, Haus der Kunst, München, 2007

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2. Der »erste Baumeister des Führers« 2.1 Paul Ludwig Troost »Troost hatte sich an dem ausgeschriebenen Wettbewerb für einen Neubau nicht beteiligt. Seine Art konnte damals keinen Anklang fi nden […] Nur der Führer kannte diese Blätter, auf denen der Zeichenstift des Architekten der deutschen Kunst ein Haus entworfen hatte: maßvoll, klar, voll hoher Würde und strenger, pathosloser Erhabenheit, wie es deutschem Wesen entsprach.«39 Auch lange nachdem das Haus der Deutschen Kunst fertiggestellt war, erinnerte die gleichgeschaltete Presse – wie hier 1938 das »Neue Münchener Tageblatt« – in regelmäßigen Abständen an die Entstehungsgeschichte des Gebäudes. Einen besonderen Stellenwert nahmen dabei Paul Ludwig Troost und dessen enge Beziehung zu Hitler ein. In Bemühung der allgegenwärtigen nationalsozialistischen Propaganda wurde das Bild eines Architekten beschworen, der selbst in der Weimarer Republik, der sogenannten Verfallszeit, konsequent und ungeachtet jeglicher Wertschätzung an einer Bauweise festhielt, die den »völkischen Boden nie verließ«, und erst durch die Anerkennung Adolf Hitlers zur Leitfigur einer ganzen Künstlergeneration werden sollte. Wer war dieser Architekt, der als »erster Baumeister des Führers« in die Kulturgeschichte des Nationalsozialismus einging? Wie hatte sich seine berufl iche Laufbahn gestaltet, bevor Hitler auf ihn aufmerksam wurde und ihn schließlich mit den ersten Repräsentationsbauten des Dritten Reiches beauftragte? Paul Ludwig Troost, 1878 in Elberfeld geboren, war seit 1900 in München ansässig. Nach seinem Architekturstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt übernahm Troost die Leitung des Planungsbüros von Martin Dülfer, dem bedeutendsten Münchner Jugendstilarchitekten, bevor er sich 1904 als freischaffender Architekt selbstständig machte. 40 Zusammen mit Dülfer, Heinrich Vogeler und Rudolf Alexander Schröder wirkte der junge Architekt an der Gestaltung der berühmten Wohnung des Verlegers Alfred Walter Heymel in der Leopoldstraße mit, in der auch die Redaktionsräume der ästhetisch-belletristischen Monatsschrift »Die Insel« untergebracht waren. Die nach Entwür-

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