ECM PRESTEL MÜNCHEN • Lond on • New York
Manfred Eicher und Keith Jarrett, Amerika Haus, M端nchen, 1973 Foto: Roberto Masotti
Manfred Eicher, Jan Garbarek und Jack DeJohnette in Oslo, o.J. Foto: Roberto Masotti
INHALT
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Vorwort Okwui Enwezor
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Great Big Ears: ECM – Eine kulturelle Archäologie – Anmerkungen zu einer Ausstellung Okwui Enwezor
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ECM im Kontext unabhängiger Schallplattenfirmen und der Selbstbestimmung von Musikern in den 50er, 60er und 70er Jahren Markus Müller
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Roundtable: Manfred Eicher, Okwui Enwezor, Steve Lake, Karl Lippegaus UND Markus Müller
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Die Bibliothek der Klänge: ECM und die hohe Kunst, Musik zu verlegen Wolfgang Sandner
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Kalte Sterne, faule Subjekte, wohlbegründete Negationen – Paul Bley, Annette Peacock und die Beckett-Linie bei ECM Diedrich Diederichsen
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Nah dran, im Ohr und aus der Ferne – Gedanken über „unsere“ Musik anhand von ECM Renée Green
188
Codona – ReOrientierungspunkt für ein neues, planetarisches Wertesystem Kodwo Eshun
204
Mehrfachbegabungen: Jean-Luc Godard und Manfred Eicher Jürg Stenzl
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ECM, eine Chronologie Zusammengetragen von Steve Lake
248
ECM Discography, 1969 — 2012 …
290
Biographien der künstler und autoren anna schneider
Great Big Ears: ECM – Eine kulturelle Archäologie – Anmerkungen zu einer Ausstellung Okwui Enwezor
Barbara Wojirsch, ohne Titel, Coverdesign, 1993 John Abercrombie Trio, Speak Of The Devil (ECM 1511)
ECM im Kontext unabhängiger Schallplattenfirmen und der Selbst– bestimmung von Musikern in den 50er, 60er und 70er Jahren MARKUS MÜLLER
Keith Rowe bei AMM3 Aufnahmen in Ludwigsburg für It had Been An Ordinary Enough Day In Pueblo, Colorado (JAPO 60031), o. J., Foto: Signe Mähler
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Intro Seit ihren Anfängen ist die Schallplatten- oder Tonträgerindustrie oligopolistisch aufgebaut. Eine Kurzgeschichte der Entwicklungen der letzten fast 150 Jahre könnte sich folgendermaßen lesen: 1887 gründete der aus Deutschland ausgewanderte Emile Berliner zuerst die United States Grammophone Co. als weltweit erste Plattenfirma, 1897 folgte die Grammophone Company in London, ein Jahr später die Deutsche Grammophon GmbH in seiner Heimatstadt Hannover. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es vier große Plattenfirmen, neben den genannten Unternehmungen von Berliner waren dies Edison Amberol (1888), Columbia Records (1888) und die Victor Talking Machine Company (1901). Heute, 2012, gibt es noch drei große Firmen, nämlich die Universal Music Group, die Warner Music Group und Sony Music Entertainment, die sich gut 70% des Weltmarktes an verkauften Tonträgern teilen. Zwei dieser Firmen, Universal und Sony, lassen sich direkt auf Emile Berliners Unternehmen zurückführen. Die längere Geschichte dieser unglaublichen Entwicklungen und der damit einhergehenden Umbrüche und Konzentrationsbewegungen der Marktkräfte kann an dieser Stelle kein Thema sein. 1 Für den Versuch allerdings, die 1969 von Manfred Eicher gegründete Edition of Contemporary Music, kurz ECM, in diese Geschichte einzuordnen, muss daran erinnert werden, dass der Erfolg der Tonträgerindustrie nur durch den basso continuo eines endlosen loops einer bestimmten biblischen Geschichte möglich war. Das Oligopol war und ist getragen von einer Vielzahl anderer, kleinerer Mitspieler. Zum Beispiel entstanden bis 1914 allein in Deutschland etwa 500 konkurrierende Schallplattenmarken. Die Geschichte der Tonträgerindustrie ist immer auch die der Goliaths (im allgemeinen Sprachgebrauch Major-Labels genannt) und der Davids (im allgemeinen Sprachgebrauch Independent-Labels genannt). Und die Rollenverteilung in dieser Geschichte ist in der Regel auch auf einen dualistischen Kern zu reduzieren: Die Großen machen das Geld (und zwar das große Geld) und bestimmen, was wo wie läuft. Die Kleinen aber produzieren immer wieder aufs Neue die neue entscheidende künstlerische Qualität, also das, was eigentlich laufen sollte. Dafür werden sie zwar mehr oder weniger anerkannt, aber in jedem Fall machen sie, wenn überhaupt, nur das kleine Geld. Dass es in diesem fast schon vulgärmarxistisch reduzierten Modell immer wieder Ausnahmen gegeben hat und gibt, ist wesentlicher Bestandteil des Narrativs. Die Geschichte von ECM hat ursächlich auch mit der Emanzipation einer bestimmten Gruppe von Teilnehmern
an diesen Produktionsverhältnissen zu tun, mit der Emanzipation der Musiker. In diesem Essay soll diese eine, von einer Unzahl vieler anderer möglicher Geschichten, kontextualisiert werden. Ich werde den Versuch unternehmen, die Vorgeschichte und die Frühgeschichte der ECM in eine erweiterte Jazzgeschichte einzuordnen, die mit den 1940er Jahren in den USA beginnt. Sie hat unter anderem damit zu tun, dass sich die Musiker in den folgenden Jahren nicht mehr nur als Entertainer, als Unterhalter, verstanden haben. Sie reklamierten für sich fortan, und zu Recht, wie ich meine, die Rolle des Künstlers in der Verantwortung einer bis dahin ungeschriebenen afroamerikanischen Musikgeschichte. Oder wie es die AACM (Association for the Advancement of Creative Musicians, gegründet 1965) und eines seiner Mitgliederensembles, das Art Ensemble of Chicago auf seinen ECM-Platten ausgedrückt haben: Great Black Music. From the Ancient to the Future. Salt Peanuts on Saturn Salt Peanuts ist eine Komposition von Dizzy Gillespie und Kenny Clarke aus dem Jahre 1942, die zum ersten Mal 1945 aufgenommen wurde und deren berühmteste Version auf Jazz at Massey Hall erschienen ist. Die Aufnahme des Konzertes vom 15. Mai 1953 in Toronto verantwortete der Bassist Charles Mingus, der neben Dizzy Gillespie, Bud Powell, Max Roach und Charles Parker Jr. von der New Jazz Society of Toronto eingeladen worden war, mit diesem Bebop-Allstar-Ensemble das größte Jazzkonzert aller Zeiten zu spielen. 2 Mingus startete mit diesen Aufnahmen 1953, gemeinsam mit seiner damaligen Frau Celia und dem Mitmusiker Max Roach, sein eigenes Plattenlabel, Debut Records. Auf dem Plattencover wurden alle Musiker genannt, alle waren in einer zeittypischen Collage in ein spannungsvolles, dynamisches Gleichgewicht gebracht. Die mit Abstand größte Fotografie zeigt einen leicht untersetzten Mann, der ein Altsaxophon spielt, und dessen Gesicht nicht erkennbar ist. Charles Parker Jr., der abgebildete Altsaxophonist, hatte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Platte einen Vertrag mit Mercury Records, was nichts anderes bedeutete, als dass er dieses Konzert weder hätte aufnehmen noch von seinen Weggefährten Mingus und Roach als Platte veröffentlichen lassen dürfen. Um einer Konventionalstrafe zu entgehen, war der Name des auf dem Plattencover genannten Musikers nicht etwa Charles (oder Charlie) Parker, also der des für jeden erkennbaren berühmtesten Altsaxophonisten der Welt, sondern Charlie Chan.
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Keith Jarrett, o. J. Foto: Andreas Raggenbass
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LP-Box Sun Bear Concerts (ECM 1110) , 1976
Die Bibliothek der Klänge: ECM und die hohe Kunst, Musik zu verlegen Wolfgang Sandner
András Schiff, o. J. Foto: Nan Melville
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Paul Bley, 1970er Jahre, Foto: Jochen Mรถnch Paul Bley, 1970er Jahre, Foto: Latapie-Trombert
Keith Jarrett, Konzert in Perugia, Umbria Jazz, 1974 Foto: Roberto Masotti
Nah dran, im Ohr und aus der Ferne – Gedanken über „unsere“ Musik anhand von ECM Renée Green
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„Blutopia“, in: Renée Green, Space Poem #3 (Media Bicho), MoMA Media Lounge, New York City, 2012.
„A Power Stronger Than Itself“, in: Renée Green, Space Poem #3 ( Media Bicho ), MoMA Media Lounge, New York City, 2012.
Codona – Orientierungspunkt für ein neues, planetarisches Wertesystem Kodwo Eshun
Codona ( Don Cherry, Colllin Walcott, Naná Vasconcelos ) in Stuttgart, 1978, Foto: Roberto Masotti
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Manfred Eicher und Don Cherry bei Aufnahmen zu Codona 2 (ECM 1177) , Ludwigsburg, 1978 Foto: Roberto Masotti
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Don Cherry in Konzert im Auditorium de Lyon, 1979 Foto: GĂŠrard Amsellem, Lyon-France
MehrfachbEgabungen: Jean – Luc Godard und Manfred Eicher Jürg Stenzl
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Jean-Luc Godards über sechzig lange Filme und seine erhebliche Anzahl an Kurzfilmen sollte man nicht nur sehen, sondern bewusst auch hören. Dann wird evident, dass dieser wohl kreativste Cineast in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wesentlich mehr als ein Filmemacher ist. Sicher, was Denken, Nachdenken und In-Frage-Stellen im filmischen Medium ist, hat wohl kaum jemand so gründlich und mit immer wieder neuen Fragestellungen erkundet wie er. Aber Jean-Luc Godard ist wesentlich mehr als ein filmischer Denker: Wer hinsieht und hinhört auf die Bilder wie die Sprache, die Geräusche wie die Musik in seinen Filmen, entdeckt einen unvergleichlichen Kenner nicht nur der Malerei (Godard malt gelegentlich auch selbst), einen Mann von enormer Belesenheit, dessen Filme hunderte von Texten zitieren, und auch einen hervorragenden Musikkenner, selbst wenn er Letzteres gelegentlich bestritten hat. Vergleichsweise spät und zurückhaltend hat er sich über den Einsatz der Musik in seinen Filmen geäußert: „Die Musik drückt das Spirituelle aus, und das inspiriert. Wenn ich blind bin, ist die Musik meine kleine Antigone, die hilft, das Unglaubliche zu sehen. Was mich immer interessiert hat, ist die Tatsache, dass die Musiker keine Bilder benötigen, während jene, die Bilder machen, der Musik bedürfen. Ich hatte immer das Bedürfnis, […] die Musik dann in den Vordergrund treten zu lassen, wenn man des Bildes nicht mehr bedarf und sie etwas anderes ausdrücken kann. Was mich interessiert, ist der Versuch, […] zu sehen, was man hört, und zu hören, was man sieht.“ 1 Bleiben wir beim Filmschaffenden und seinem Umgang mit Musik. Es reicht nicht, möglichst viel und verschiedenartige Musik zu kennen, um sie in einem Film so einzubringen, dass sie dort mehr ist als eine Verdoppelung und Verstärkung dessen, was die Bilder bereits aussagen. Godard ging über das hinaus, was Sergej Eisenstein 1928 gemeinsam mit Wsewolod Pudowkin und Grigori Alexandrow in einem visionären Manifest gefordert hat: Die Musik im Tonfilm habe sich „kontrapunktisch“ zu den Bildern zu verhalten. Das war nichts Geringeres als die Forderung an die Filmschaffenden, ihrerseits mit Musik – mit neuer, für einen Film eigens komponierter oder mit bereits vorhandener Musik aus vielen Jahrhunderten und Ländern – zu komponieren, Musik als integrierten Teil eines Ganzen zu verstehen. Das tat Godard jedoch nicht nur mit Musik, sondern auch mit den anderen Kunstgattungen. Er zitierte von Anfang an aus unterschiedlichen literarischen Werken, bis praktisch alles in einem Film Gespro-
chene aus Zitaten bestand, nicht zu reden von den ungezählten Anspielungen auf andere Filme. Nur auf Grundlage einer derartig komponierten Vielschichtigkeit konnte sein großes Werk, die Histoire(s) du cinéma (1988 — 1998) zu einer filmischen Geschichte des 20. Jahrhunderts – und nicht nur der Filmgeschichte werden. Jean-Luc Godard ist, was man eine Vielfachbegabung, mehr aber noch einen Komponierenden nennen könnte: Mit „Montage, mon beau souci“ war 1956 einer seiner filmkritischen Texte überschrieben – noch bevor er seinen ersten langen Film gedreht hatte: „Wenn die Filmregie ein Blick ist, dann ist die Montage der Herzschlag“, heißt es dort. Godard ist ein Komponierender, selbst wenn er selbst keine Note komponiert, nie öffentlich gesungen oder gespielt und vielleicht auch kein Instrument so gekonnt beherrscht hat wie den Tennisschläger. Jean-Luc Godard und Manfred Eicher: „Spiegel im Spiegel“ Wenn man sich die Frage stellt, wie es zur engen Zusammenarbeit und Freundschaft von Jean-Luc Godard und Manfred Eicher gekommen ist, was denn der Cineast, der „Vaudois“, der Waadtländer vom Lac Léman in Rolle und Paris, mit dem Plattenproduzenten aus Lindau am Bodensee in München, gemeinsam haben könnte, scheint die Antwort auf der Hand zu liegen. So wie der vermeintliche Filmregisseur viel mehr ist als nur jemand, der Filme dreht, ist der Produzent viel mehr als ein Mensch, der Musikaufnahmen ermöglicht und gestaltet. So wie Jean-Luc Godard sich dem Filmen gegenüber als Musiker und als Theoretiker, als Techniker und als Kritiker verhält, ist Manfred Eicher ein Ensemblemusiker, ein Dirigent und ein Hörer zugleich. Eicher ließ sich früh begeistern vom legendären Kind of Blue, Miles Davis´ Album von 1959, auf dem John Coltrane, Cannonball Adderley, Bill Evans, Jimmy Cobb zu hören waren, und am Bass der in jeder Hinsicht große Paul Chambers, an dem er sein eigenes Spiel als Bassist orientierte. Wie er sich als Musikenthusiast allerdings auch die unabdingbaren ökonomischen, juristischen und direktorialen Kompetenzen aneignet, um als Plattenproduzent anspruchsvollster Musik nicht in Kürze in einen Bankrott zu schlittern, steht auf einem ganz anderen Blatt. Es war im Jahr 1984, fünfzehn Jahre nach der Gründung des Labels, als Eicher an eine kühne Ausweitung über
das erfolgreiche Jazzprogramm hinausging. Die ECM New Series, die sowohl alte und sehr alte Musik bis zu Johann Sebastian Bach sowie die Musik der Gegenwart umfasste, ignorierte den einträglichen Kanon der Konzertsaalmusik des 18. und 19. Jahrhunderts weitgehend. Für die Schallplattenbranche muss es schockierend gewesen sein, dass dieser Musiker/Produzent mit seinen sehr eigenen Vorstellungen und Anforderungen nicht nur überlebte, sondern es ihm auch gelang, international erfolg-reich zu sein. Dass zunächst durch das Jazz-Label und dann auch mit den New Series gar so etwa wie ein weltweites nicht (wie es heute prätentiös heißt) „social network“, sondern ein „musical network“ entstehen könnte, eine – so JeanLuc Godard und Anne-Marie Miéville – „ECM-Family“ der Musiker und ihrer Hörer, davon wird wohl nicht einmal Manfred Eicher geträumt haben. Wie er Jean-Luc Godards Filme entdeckt hat, gehört zu den wenigen biographischen Details, über die Manfred Eicher auch öffentlich gesprochen hat: „Von der Kindheit an hat die Liebe zur Musik mein Leben bestimmt, später, nach und nach, begleitet von einem wachsenden Interesse für das Kino. Die gleichzeitige Auseinandersetzung mit Musik und Film prägte mein Musikstudium in Berlin. Die Orte für die beiden Leidenschaften lagen einander gegenüber: die Musikhochschule auf der nördlichen Seite der Hardenbergstraße, das Kino Am Steinplatz auf der südlichen, dazwischen eine vierspurige Fahrbahn. In diesem Kino habe ich erstmals Filme von Roberto Rossellini, Ingmar Bergman, Jean-Luc Godard und Robert Bresson gesehen. Und einen Film gab es, der mich besonders beschäftigt hat: Godards ,Vivre sa vie‘ mit Anna Karina 2: ein leiser, rhythmisch komponierter Film mit einem ausgeprägten Gestaltungswillen für Licht, Klang und Musik und einem Eigensinn für die Kunst der Aussparung, die Godard schon in seinen Anfängen so rigoros beherrschte. Seit zwanzig Jahren schicke ich ihm Schallplatten als klingende Botschaften, die dann wieder in seinem erratischen Alterswerk auftauchen können. Seine „Histoire(s) du cinéma“ sind auch eine Geschichte der Musik.“ 3
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ECM, eine Chronologie Zusammengetragen von STEVE L AKE
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1969 Kontrabassist Manfred Eicher, 26 Jahre alt und zunehmend an Musikproduktion interessiert, hat bereits einige Alben für kleine Jazzlabel produziert und als Produktionsassistent bei klassischen Einspielungen der Deutschen Grammophon mitgewirkt. Die dort herrschende Disziplin und Konzentration, meint er, ließe sich nutzbringend auch auf Aufnahmen improvisierter Musik übertragen. Mit Unterstützung des Münchner Geschäftsmanns Karl Egger gründet er die Edition Zeitgenössischer Musik GmbH – Edition of Contemporary Music – als Produktionsfirma und Plattenlabel. „Die Idee für ein eigenes Label kam allmählich. Ich hatte als selbständiger Produzent gearbeitet, aber mir schien es sinnvoll, einen Ort zu haben, wo sich diese Experimente weiterentwickeln ließen.“ ... Das erste Experiment auf ECM findet mit Pianist Mal Waldron statt. Der ehemalige Sideman von Charles Mingus und Gene Ammons und frühere Begleiter/Arrangeur von Billie Holiday lebt seit 1967 in München und fasziniert lokale Musiker mit seinem von Monk und Bud Powell geprägten, perkussiven Improvisationsstil. Im November geht Eicher mit Waldron in das Ludwigsburger Tonstudio Bauer. „Mal kommt mit einem Konzept ins Studio, setzt sich auf seinen Stuhl und spielt seine sehr entschiedene Musik. Man braucht nicht mehr viel zu ändern. Er weiß, was er tut“ (frühes Manfred-Eicher-Interview im New Musical Express). Martin Wieland, als Tonassistent bei der Waldron-Session dabei, wird zu einem treuen Verbündeten in den frühen Jahren von ECM. 1970 Am Neujahrstag kommt Mal Waldrons Free At Last in einer ersten Auflage von 500 Stück auf den Markt. Dank der Begeisterung für Mal im fernen Japan folgen bis Jahresende zwei weitere Pressungen. ECM ist im Geschäft. ... Auf Output gibt Eberhard Weber sein ECM-Debüt in Wolfgang Dauners explosivem Trio. Dauners Schlagzeuger Fred Braceful, der mitunter auch bei Mal Waldron spielt, weist Eicher auf die Music Improvisation Company hin, ein neues Kollektiv, das die Free-Music-Innovatoren Evan Parker und Derek Bailey mit Ex-StockhausenMitarbeiter und Live-Elektroniker Hugh Davies zusammenbringt. Ihr ECM-Album kartiert ein Gebiet, das Parker ein Vierteljahrhundert später mit seinem Electro-Acoustic Ensemble genauer erforschen wird. ... Mit der LP „Paul Bley With Gary Peacock“ bringt ECM zwei Aufnahmen von Paul Bley aus den 60er Jahren unter Lizenz heraus. ... Im September reist Eicher nach Oslo, um den jungen Saxophonisten Jan Garbarek aufzunehmen, der auf europäischen Festivals mit George Russell Furore gemacht hat. Es ist nicht nur seine erste Begegnung mit Garbarek, Terje Rypdal, Arild Andersen und Jon Christensen, den „Big Four“ des norwegischen Jazz, wie die Presse sie später tituliert, sondern auch mit Tontechniker Jan Erik Kongshaug. 1971 Garbareks Afric Pepperbird wird von den Kritikern bejubelt. Down Beat schreibt: „Seit Django Reinhardt ist aus Europa keine so zukunftsweisende Musik mehr gekommen wie die dieses jungen Norwegers.“ Im Sommer konstatiert der englische Melody Maker „ECM entwickelt sich zum besten Label weit und breit“ und stützt dieses Urteil auf drei Neuveröffentlichungen: Chick Coreas Solo Piano Improvisations Vol. 1, A.R.C. mit dem Trio Corea, Dave Holland und Barry Altschul und „Music From Two Basses“ von Holland und Barre Phillips – bahnbrechende Aufnahmen, auf denen wichtige Mitglieder der Label-Familie erstmals zu hören sind und die mit Coreas Soloausflug die ECM-Tradition der unbegleiteten Piano-Alben begründen. ... In Oslo entsteht mit Facing You, dem Piano-Solo-Debüt von Keith Jarrett, ein weiterer ECMMeilenstein. … Platten produzieren ist eine Sache, sie unter die Leute bringen eine andere. In Deutschland werden die LPs immer noch hauptsächlich per Post aus der Gleichmannstraße 10 in München verschickt.
ECM Discography 1969 — 2012 …
249 ECM New Series John Adams Harmonium San Francisco Symphony Orchestra and Chorus Edo de Waart: conductor Part 1 – Negative Love Part 2 – Because I Could Not Stop For Death – Wild Nights Recorded January 1984 ECM 1277 Johann Sebastian Bach The Sonatas and Partitas for Violin Solo John Holloway: baroque violin Recorded July and September 2004 ECM 1909/10 2-CD Set Johann Sebastian Bach The Sonatas and Partitas for Violin Solo Gidon Kremer: violin Recorded September 2001 and March 2002 ECM 1926/27 2-CD Set Johann Sebastian Bach Das Wohltemperierte Klavier, Buch I Till Fellner: piano Recorded September 2002 ECM 1853/54 2-CD Set Johann Sebastian Bach Inventionen und Sinfonien / Französische Suite V Till Fellner: piano Inventionen BWV 772 — 786 Sinfonien BWV 787 — 801 Französische Suite V in G-Dur BWV 816 Recorded July 2007 ECM 2043 Johann Sebastian Bach Ich hatte viel Bekümmernis Konzerte und Sinfonien für Oboe Heinz Holliger: oboe, oboe d’amore Camerata Bern Erich Höbarth: violin, conductor Kantate “Ich hatte viel Bekümmernis” BWV 21 Konzert in c-Moll BWV 1060 Oster-Oratorium “Kommt, eilet und laufet” BWV 249 Konzert in A-Dur BWV 1055 Konzert in d-moll Kantate „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“ BWV 12 Konzert d-Moll BWV 1059 Recorded December 2010 ECM 2229 András Schiff Johann Sebastian Bach Goldberg Variations András Schiff: piano Recorded October 2001 ECM 1825 Johann Sebastian Bach Six Partitas András Schiff András Schiff: piano Six Partitas BWV 826 — 830 Recorded September 2007 ECM 2001/02 Johann Sebastian Bach Das Wohltemperierte Clavier András Schiff András Schiff: piano Das Wohltemperierte Clavier - Buch I & II Recorded August 2011 ECM 2270 — 73 Johann Sebastian Bach Christoph Poppen The Hilliard Ensemble Morimur Christoph Poppen: baroque violin The Hilliard Ensemble Monika Mauch: soprano David James: countertenor John Potter: tenor
Gordon Jones: baritone Johann Sebastian Bach: Partita d minor BWV 1004 Ciaccona Recorded September 2000 ECM 1765 Johann Sebastian Bach Anton Webern Ricercar Münchener Kammerorchester Christoph Poppen The Hilliard Ensemble Johann Sebastian Bach: Fuga (Ricercata) (orchestrated by Anton Webern) Cantata No. 4 “Christ lag in Todesbanden” Anton Webern: String Quartet 1905 (orchestrated by Christoph Poppen) Five Movements op. 5 Recorded January 2001 ECM 1774 Johann Sebastian Bach Motetten The Hilliard Ensemble Joanne Lunn, Rebecca Outram: sopranos David James, David Gould: countertenors Rogers Covey-Crump: tenor and organ Steven Harrold: tenor Gordon Jones: baritone Robert Macdonald: bass Motets, BMW 225 — 230 Recorded November 2003 ECM 1875 Johann Sebastian Bach Die Kunst der Fuge Keller Quartett András Keller: violin János Pilz: violin Zoltán Gál: viola Ottó Kertész: violoncello Recorded May 1997 ECM 1652 Johann Sebastian Bach Das Wohltemperierte Klavier, Buch I Keith Jarrett: piano Recorded February 1987 ECM 1362/63 2-CD Set Johann Sebastian Bach Goldberg Variations Keith Jarrett: harpsichord Recorded January 1989 ECM 1395 Johann Sebastian Bach Das Wohltemperierte Klavier, Buch II Keith Jarrett: harpsichord Recorded May 1990 ECM 1433/34 2-CD Set Johann Sebastian Bach The French Suites Keith Jarrett: harpsichord Recorded September 1991 ECM 1513/14 2-CD Set Johann Sebastian Bach 3 Sonaten für Viola da Gamba und Cembalo Kim Kashkashian: viola Keith Jarrett: cembalo Sonata G major, BWV 1027 Sonata D major, BWV 1028 Sonata g minor, BWV 1029 Recorded September 1991 ECM 1501 Werner Bärtschi Mozart/Scelsi/Pärt/Busoni/Bärtschi Werner Bärtschi: piano Wolfgang Amadeus Mozart: Fantasie c minor KV 475 | Adagio b minor KV 540 | Sonata B-flat major KV 333 Giacinto Scelsi: Vier Illustrationen zu den Verwandlungen Vishnus Arvo Pärt: Für Alina Werner Bärtschi: Frühmorgens am Daubensee
Ferruccio Busoni: Toccata Recorded July 1988 ECM 1377 Juliane Banse / András Schiff Songs of Debussy and Mozart Juliane Banse: soprano András Schiff: piano Claude Debussy: Beau soir | Clair de lune | Pierrot Apparition| Pantomime Fêtes galantes, 1er livre: En sourdine | Fantoches | Clair de lune Ariettes oubliées: C’est l’extase langoureuse | Il pleure dans mon cœur | L’ombre des arbres Chevaux de bois | Green | Spleen Wolfgang Amadeus Mozart: Dans un bois solitaire KV 308 Oiseaux, si tous les ans KV 307 Warnung KV 433 | Der Zauberer KV 472 Das Veilchen KV 476 Sehnsucht nach dem Frühlinge KV 596 Als Luise die Briefe ihres untreuen Liebhabers verbrannte KV 520 Abendempfindung KV 523 Recorded January 2001 ECM 1772 Jean Barraqué Sonata pour piano Herbert Henck: piano Recorded July 1996 ECM 1621 Béla Bartók 44 Duos for Two Violins András Keller, János Pilz: violins Béla Bartók: 44 Duos for Two Violins György Ligeti: Ballad and Dance György Kurtág: Ligatura – Message to Frances-Marie op. 31b Recorded October 1999 ECM 1729 Ludwig van Beethoven Complete Music for Piano and Violoncello András Schiff/Miklós Perényi András Schiff: piano Miklós Perényi: violoncello Sonata F major, op. 5, No. 1 Variations on a theme from Händel’s Oratorio “Judas Maccabaeus” G major WoO 45 Sonata g minor op. 5, No. 2 Sonata F major op. 17 (Horn Sonata) 12 Variations on “Ein Mädchen oder Weibchen“ F major op. 66 Sonata A major op. 69 7 Variations on “Bei Männern, welche Liebe fühlen“ E-flat major WoO 46 Sonata C major op. 102, No. 1 Sonata D major op. 102, No. 2 Recorded December 2001 and August 2002 ECM 1819/20 2-CD Set Ludwig van Beethoven The Piano Sonatas, Volume I András Schiff András Schiff: piano Sonatas opp. 2 and op.7 Recorded March 2004 ECM 1940/41 2-CD Set Ludwig van Beethoven The Piano Sonatas, Volume II András Schiff András Schiff: piano Sonatas opp. 10 and 13 Recorded November 2004 ECM 1942 Ludwig van Beethoven The Piano Sonatas, Volume III András Schiff András Schiff: piano Sonatas opp. 14, 22 and 49 Recorded February 2005 ECM 1943
Ludwig van Beethoven The Piano Sonatas, Volume IV András Schiff András Schiff: piano Sonatas opp. 26, 27 and 28 Recorded April 2005 ECM 1944 Ludwig van Beethoven The Piano Sonatas, Volume V András Schiff András Schiff: piano Sonatas opp. 31 and 53 Recorded December 2005 ECM 1945/46 Ludwig van Beethoven The Piano Sonatas, Volume VI András Schiff András Schiff: piano Sonatas opp. 54, 57, 78, 79 and 81a Recorded April 2006 ECM 1947 Ludwig van Beethoven The Piano Sonatas, Volume VII András Schiff András Schiff: piano Sonatas opp. 90, 101 and 106 Recorded May 2006 ECM 1948 Ludwig van Beethoven The Piano Sonatas, Volume VIII András Schiff András Schiff: piano Sonatas opp. 109, 110 and 111 Recorded September 2007 ECM 1949 Ludwig van Beethoven Piano Concertos Nos. 4 & 5 Till Fellner: piano Orchestre symphonique de Montréal Kent Nagano: conductor Piano Concertos No. 4, op. 58, and No. 5, op. 73 Recorded May and November 2008 ECM 2114 Alban Berg Karl Amadeus Hartmann Tief in der Nacht Juliane Banse: soprano Aleksandar Madžar: piano Alban Berg: Sieben frühe Lieder / Jugendlieder Zwei Lieder nach Theodor Storm Karl Amadeus Hartmann: Lamento Recorded March 2009 ECM 2153 Harald Bergmann Scardanelli Soundtrack from the film by Harald Bergmann Walter Schmidinger: voice Peter Schneider: Scardanelli-piano Noël Lee, Christian Ivaldi: piano Recorded December 1997 and May 1998 ECM 1761 Luciano Berio Voci Kim Kashkashian Kim Kashkashian: viola Radio Symphonieorchester Wien Dennis Russell Davies: conductor Robyn Schulkowsky: percussion Luciano Berio: Voci Sicilian folk music Luciano Berio: Naturale Recorded November 1999 and May 2000 ECM 1735 Biber / Muffat Der Türken Anmarsch John Holloway John Holloway: violin Alosia Assenbaum: organ Lars Ulrik Mortensen: harpischord
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IMPRESSUM Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung ECM – Eine kulturelle Archäologie Haus der Kunst, München 23. November 2012 bis 10. Februar 2013 Stiftung Haus der Kunst München, gemeinnützige Betriebsgesellschaft mbH Direktor und Geschäftsführer Okwui Enwezor Team Daniela Burkart, Sylvia Clasen, Arnulf von Dall’Armi, Patrizia Dander, Elena Heitsch, Tina Köhler, Anton Köttl, Isabella Kredler, León Krempel, Teresa Lengl, Anne Leopold, Julienne Lorz, Iris Ludwig, Karin Mahr, Marco Graf von Matuschka, Miro Palavra, Glenn Rossiter, Andrea Saul, Anna Schüller, Cassandre Schmid, Martina Schmid, Ulrich Wilmes Prinzregentenstr. 1 80538 München Tel: +49 89 21127 113 www.hausderkunst.de