Staatstheater
DARMSTADT 300 Jahre Theatertradition 1711 – 2011
Sur face
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Wie sehr man aber auch von Außerhalb auf das Darmstädter Theater und seine Ereignisse mit Interesse blickte, bewies Hartungs deutsche Erstaufführung von André Gides „Oedipe“ am 11. Mai 1932, zu der viel Prominenz anreiste. Thomas Mann schrieb nach Besuch dieser Aufführung: „Ich bin nie stolzer auf Deutschland, nie mehr Patriot, als wenn ich zusammen mit Ausländern in einem deutschen Theater, und zwar gerade in einem Provinztheater, wie neulich in Darmstadt sitze. Was die Fremden da sehen, ist etwas national durchaus Besonderes und Einmaliges.“ Dr. Yorck Haase in seinem Vortrag „Die Goldenen Zwanziger Jahre im Hessischen Landestheater“ Darmstadt, 2009
von links: Wilhelm Leuschner, Innenminister des Volkstaats Hessen, in Folge des 20. Juli am 29. September 1944 hingerichtet Wilhelm Michel, Darmstädter Schriftsteller und Theaterkritiker, Büchnerpreisträger 1925 Gustav Hartung, Gerneralintendant von 1920 bis 1924 und 1931 bis 1933 Thomas Mann
Edition Darmstadt. Band 3
Staatstheater DARMSTADT 300 Jahre Theatertradition 1711 – 2011
Fotos Barbara Aumüller
Alle Rechte vorbehalten © 2011 by Surface Book, Darmstadt Herausgeber Staatstheater Darmstadt, www.staatstheater-darmstadt.de Projektkoordination Dr. Anna Linoli, Staatstheater Darmstadt Redaktion Gerd Ohlhauser, Darmstadt Fotos Barbara Aumüller, www.szenenfoto.de Historische Fotos Theatersammlung der Universitäts- und Landesbibliothek sowie Stadtarchiv Darmstadt Bildkomposition Gerd Ohlhauser, www.surface-book.de Bildbearbeitung Lasertype GmbH, Darmstadt, www.lasertype24.de Gestaltung, Layout und Satz Nikola Schulz, Anke Meenenga, Hausgrafik, Darmstadt, www.hausgrafik.de Umschlag Gerd Ohlhauser/Hausgrafik, unter Verwendung eines Fotos von Barbara Aumüller Gesamtherstellung Frotscher Druck GmbH, Darmstadt, www.frotscher-druck.de ISBN 978-3-939855-21-7
Mitherausgeber René Antonoff | Jürgen Barth | Michael Beißweger | Dr. Ariane Bentner | Dirk Bentlin | Hanno Benz | Imogen Blechschmitt | Christian Blümel | Bertheide + Helmut Böhme | Natascha Braun (Löwenherz Design) | Peter Buhlinger | Hanno Durth (Kanzlei Kipper + Durth) | Ulli Emig | Reiner Engel | Vera Fles-Schönegge | Wolfgang Frotscher (Frotscher Druck) | Elke Glenewinkel (KellerClub) | Hans-Peter Gompf | Rosel Grassmann (Wilderness BodyPainting) | Annette Graumann | Marianne Henry-Perret + Klaus Rohming (Restaurant Belleville/Jagdhofkeller) | Volker Hilarius | Ives Humeau | Tommy Igiel | Matthias Itzel | Gabriele Jacobshagen | Klaus Janek | Petra + Alexander Kaffenberger | Katja König | Dr. Bernd Kretschmann | Andreas Kroitzsch | Juliane Kroitzsch | Dr. Ingeborg + Dr. Hans Joachim Landzettel | Reinhard Launer (Fotoatelier Launer) | Lutz Lehning (Lindenmayer + Lehning) | Holger Lentzen (Focus-Immobilien) | Karin und Walter Löffler | Werner Mansholt | Sybille Markgraf | Hans-Werner Mattis | Hannes Metz | Dr. Peter Noller | Sabine Nothhaft (Gaststätte Gebhart) | Verena + Wolfgang Pankoke (P2-Pankoke Innenarchitektur) | Uwe Petry (Büro VAR) | Gabriele Rau | Renate + Hans Jürgen Rau | Martin Rau (Fahrradstation Darmstadt) | Bastian Ripper | Ute Ritschel | Carla + Dr. Hans-Rolf Ropertz | Dr. Ellen Rössner | Michael Schaefer | Dietrich Schäfer | Petra Schecker | Pia + Uwe Schlegel (Restaurant Goldschmidts Park) | Antje Schmidt | Hildegard Schmidt + Elke Wolf | Karl Richard Schütz | Ingolf Schulze (Schulze & Assoziierte Architekten) | Elke Schwinn (Café Carpe Diem) | Marco Single | Andreas Storm | Cem Tevetoglu (Stadtkulturmagazin P) | TPM Engineering Griesheim | Kirsten Uttendorf | Dr. Thomas Vogel | Ursula von Sierakowsky | Nicolas von Wilcke (Nexplan) | Susanne Wagner | Sabine Welsch (Heimatverein Darmstädter Heiner) | Klaus Wiedenroth | Werner Worm (Kulturnachrichten) | Christian Zährl | Ilonka + Wolf-Dieter Zorn | Brigitte Zypries und zwei ungenannte Mitherausgeber. Schreiben Sie Stadtgeschichte und werden Sie Mitherausgeber und Abonnent der EDITION DARMSTADT (Seite 308).
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John Dew, Intendant des Staatstheaters Darmstadt :
Seit ich mich für Theater interessiere, lese und höre ich den Namen dieser Stadt. Das war sicherlich ein Beweggrund dafür, hierherzukommen. Es ist eine der nachhaltigsten und kuriosesten Theatergeschichten in Deutschland und möglicherweise in Europa.
GruSSwort Eva Kühne-Hörmann Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst ... Seite 10 GruSSwort Walter Hoffmann Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt ...Seite 12 GruSSwort Georg Sellner Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Darmstadt ...Seite 14 „Interdew“ Johannes Breckner vom Darmstädter Echo interviewt den Intendanten des Staatstheaters Darmstadt, John Dew ...Seite 16 Die Darmstädter und ihr Theater von Dr. Peter Engels ...Seite 24 THEATER IN DARMSTADT HEUTE fotografiert von Barbara Aumüller ...Seite 46 BILDLEGENDEn ...Seite 286 Zeittafel 300 Jahre Theatertradition in Darmstadt von Dr. Yorck Haase ...Seite 288 Die Theatersammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt ... Seite 306 Edition darmstadt ...Seite 308 DANKSAGUNG ...Seite 312
GruSSwort Eva Kühne-Hörmann Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst. 300 Jahre sind nun vergangen, seit in Darmstadt zum ersten Mal die „Bretter, die die Welt bedeuten“ fest gefügt und zum Dauergebrauch bestimmt wurden. Theater kostete aber auch damals schon sehr viel Geld und so musste der auf Wunsch von Landgräfin Elisabeth Dorothea errichtete erste Theaterbau schon nach wenigen Jahren wieder geschlossen werden. 100 Jahre später gelang der zweite Versuch schon viel besser. Georg Mollers großes Theater wurde bis zu dem verheerenden Brand 1871 fast durchgängig bespielt. Die Darmstädter ließen sich von nun an ihr Theater nicht mehr nehmen. Schon sieben Jahre später erstand es in neuer Pracht. Und nicht einmal mehr die grauenvollen Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1944 vermochten die Theatergeschichte noch ernsthaft zu unterbrechen. Die sofort bezogene „Ersatzspielstätte“ Orangerie ging unter der Intendanz von Gustav Rudolf Sellner sogar in die deutsche Theatergeschichte ein. So lehrt uns diese wechselvolle Geschichte vor allem eines: Wo Menschen den Wert der Kunst und des Theaters für sich erkannt haben, finden sie zu allen – gerade auch in den schlechten Zeiten – Mittel und Möglichkeiten, diese Kunst Wirklichkeit werden zu lassen. Das Land Hessen und die Stadt Darmstadt haben im vergangenen Jahrzehnt wieder viel für das Weiterleben des Theaters in Darmstadt getan. Nicht nur die Brandgefahr ist im umfassend verjüngten Haus wohl gebannt, auch die Bühnentechnik glänzt wieder mit schier unglaublichen Möglichkeiten. Am wichtigsten sind im Theater freilich immer noch die Menschen auf und hinter der Bühne. Dem herausragenden Ensemble unter Intendant John Dew verdanken wir eine neue Glanz-
zeit dieses ehrwürdigen Hauses, die an die besten Traditionen anknüpft. Dabei stellen wir aber auch staunend fest, dass in der vergangenen Spielzeit jeder Darmstädter Einwohner im Durchschnitt sein Theater fast zwei Mal besucht hat – eine Quote, wie es sie in kaum einer anderen Stadt gibt. Die einmalige Qualität dieses Theaters und die ebenso einmalige Treue seiner Besucher sind Voraussetzung und Verpflichtung für eine Fortschreibung dieser Theatergeschichte in eine ferne und gute Zukunft. Lassen Sie uns gemeinsam dieser Verpflichtung gerecht werden!
Ihre Eva Kühne-Hörmann Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst
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GruSSwort Walter Hoffmann Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Theater ist immer noch etwas Besonderes. Das hat vor wenigen Jahren eine Studie der Technischen Universität ergeben. Wer ins Darmstädter Staatstheater geht, erwartet Anspruchsvolles und Ansprechendes – und erhält es in einem angenehmen Ambiente in ausgezeichneter Qualität. Das Staatstheater steht in großer Tradition. Beginnend mit dem höfischen Theater zur Zeit des Barock über das „Großherzogliche Residenz-Theater“ im Mollerbau und das Hessische Landestheater ist es Träger einer starken Kontinuität von Bühne und klassischem Konzert in Darmstadt. Diese Schauspiel-, Oper- und Konzerttradition in unserer Stadt ist das Fundament, auf dem die frühere Landeshauptstadt zu einer ausgewiesenen Kulturstadt reifen konnte. In seiner langen Geschichte hat das Darmstädter Theater immer wieder sehr gute, gelegentlich aber auch schlechte Zeiten erlebt. Es ist ein großes Verdienst des Staatstheaters, mit der Ausstellung „Verstummte Stimmen“ an die Vertreibung von über 60 – als „politisch unzuverlässig“ oder als Juden verfolgten – Künstlerinnen und Künstlern durch die Nazis erinnert zu haben. Die Geschichte des Staatstheaters zeigt beispielhaft, wie wichtig und letztlich politisch Theater doch ist und wie abhängig gleichzeitig auch von der Unterstützung durch Staat und Stadt. In den vergangenen fünf Jahren hat das Staatstheater eine Zeit der Umbauten und der Renovierung über sich ergehen lassen müssen, die jetzt endlich ihrem Abschluss entgegen gehen – mit einem aus meiner Sicht sehr guten Ergebnis. Damit haben Darmstadt und Hessen einmal mehr ihre Wertschätzung des Staatstheaters bewiesen.
Der Theaterleitung unter Intendant John Dew ist es gelungen, mit großer Leidenschaft ein Angebot zu schaffen, das die Menschen anspricht. Seit Jahren steigen die Besucherzahlen, finden die künstlerischen Entwürfe Anerkennung in Darmstadt und weit über die Stadt hinaus. Wichtig und erfolgreich ist auch das theaterpädagogische Programm, mit dem junge Menschen an das Theater herangeführt werden. Darmstadt ist stolz auf sein Staatstheater und gratuliert von Herzen zum Jubiläum. Denn das Staatstheater steht dafür, dass auch in Darmstadt Theater immer etwas Besonderes bleibt, ansprechend und anspruchsvoll.
Walter Hoffmann Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt
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GruSSwort Georg Sellner Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Darmstadt. Liebe Freunde des Staatstheaters Darmstadt, liebe Bürgerinnen und Bürger, 300 Jahre Staatstheater Darmstadt sind 300 Jahre Theatertradition. Die Sparkasse gratuliert dem Staatstheater zu diesem herausragenden Jubiläum sehr herzlich. Die Theaterszene hat in Darmstadt und der Region eine große Bedeutung. Dem wird das Staatstheater Darmstadt in exzellenter Weise gerecht. Spielzeit für Spielzeit präsentiert es ein wundervolles Programm für sein Publikum. Ob Musik- und Tanztheater, Schauspiel oder Konzertwesen, das Staatstheater bietet herausragenden Kulturgenuss. Ein so vielseitiges und qualitativ hochwertiges Angebot verdient Lob, Respekt und Anerkennung. Als langjähriger Förderer des Staatstheaters Darmstadt ist es uns immer wieder eine Freude, Wegbegleiter zu sein und so zum kulturellen Leben in Darmstadt und der Region beizutragen. Die Sparkasse wünscht dem Staatstheater ein spannendes und ereignisreiches Jubiläumsjahr und weiterhin den verdienten Applaus eines begeisterten Publikums.
Georg Sellner, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Darmstadt
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„Interdew“ Johannes Breckner vom Darmstädter Echo interviewt den Intendanten des Staatstheaters Darmstadt, John Dew. ECHO Vor 300 Jahren begann die Darmstädter Theatergeschichte. Spürt man diese Tradition? John Dew Ich spüre sie sehr. Seit ich mich für Theater interessiere, lese und höre ich den Namen dieser Stadt. Das war sicherlich ein Beweggrund dafür, hierherzukommen. Es ist eine der nachhaltigsten und kuriosesten Theatergeschichten in Deutschland und möglicherweise in Europa. ECHO Weshalb kurios? Dew Zumindest zwei Herrscher haben kreativ mitgemischt, und das ist einmalig. Louis XIV. tanzte zwar in Balletten in Versailles, aber das war mehr ein Laienspiel, wie es an allen Höfen en vogue war. Was in Darmstadt passierte, ging darüber hinaus. Ein Sinfonieorchester zu dirigieren, Bühnenbilder zu entwerfen oder Regie zu führen, hat ein anderes Niveau. Darmstadt hatte berühmte Aufführungen, und man weiß, dass die Menschen in Zügen aus Frankfurt kamen, um diese Abende zu erleben. Dazu kommt die Tatsache, dass Darmstadt im 19. Jahrhundert das größte Ballettensemble in ganz Deutschland hatte. ECHO Von dieser Bedeutung des Balletts war ja später nicht mehr viel übrig. Dew Ja, später wurde das Ballett eher als unliebsame Nebensache behandelt. Ich sehe das ganz anders und fühle eine große Verpflichtung, den Tanz in Darmstadt zu pflegen. Das Wichtigste aber ist das unglaubliche künstlerische Feuerwerk, das während der Weimarer Republik in Darmstadt gezündet worden ist. Es erlosch schnell, schrieb aber Theatergeschichte. Vieles, was in Deutschland in den Nachkriegsjahren geschehen ist, hat seine Wurzeln in dieser kurzen, sehr aufregenden Periode aus Darmstadt. Würden wir heute diese Aufführungen wiederholen, würden sie genauso radikal wirken wie in den Zwanziger Jahren. Das waren heftigste Ausdrücke der damals zeitgenössischen Kunst, die alles in den Schatten stellt, was wir heute versuchen. ECHO Es waren Aufführungen, die das Publikum verstört haben. Dew Das Traurige
ist, dass das Publikum heute noch genauso verstört sein kann. Schließlich ist Theater anders als Bildende Kunst. Man kann sich nie daran gewöhnen, denn es gibt kein Museum, in dem die Aufführungen an der Wand hängen würden. ECHO Das ist ja ein Vorteil für die ständige Erneuerung. Dew Wenn es zur Erneuerung führt, ja. Leider ist im gesamten Deutschland seit Kriegsende eine Tendenz im Repertoire festzustellen, mehr auf die Klassik zu setzen als auf Neues. ECHO Ganz anders als im angelsächsischen Sprachraum. Dew Das stimmt. Es ist sehr bezeichnend, dass ein guter Teil der neuen Stücke, die wir im Schauspiel bringen, angelsächsischen Ursprungs sind. Auch die in den letzten zwanzig Jahren erfolgreichen neuen Opern sind meist dieser Herkunft. ECHO Kann ein Theater dieser Tendenz durch Erweiterung des Repertoires entgegensteuern? Dew Ich hoffe es. Aber es ist sehr schwer, vor allem in einer Zeit, in der nicht nur die Subventionen stark zurückgehen, sondern auch das Bewusstsein der Politik, dass es eine Notwendigkeit für dieses eigenartige Kulturgut Theater gibt. ECHO Wie ist es gekommen, dass das Theater so an den Rand gedrängt wurde? Dew Ich bin überzeugt, dass zum großen Teil die Künstler selbst Schuld tragen. Seit Mitte der siebziger Jahre haben sie mehr Nabelschau betrieben als den Versuch, die Brücke zum Publikum zu bauen. Und das geht gegen alle Grundsätze der Theaterkunst. Theater lebt nur für den Augenblick. Es ist nichts, was man in einer Bücherei wiederfindet, es ist kein Bild und keine Skulptur, die man besuchen kann. Es lebt im Augenblick und stirbt im Augenblick. Darum muss es unmittelbar verständlich werden und sofort einen so starken Eindruck machen, dass man es ein Leben lang nicht vergisst. Das ist eine sehr schwere, aber eine lösbare Aufgabe. ECHO Was ist in diesem Zusammenhang die größte Herausforderung für die Regie? Dew Wenn man es weitgehend mit historischen Stoffen zu tun hat, muss man immer versuchen, dem heutigen Publi16|17 kum ein Stück verständlich zu machen. Das ist leichter gesagt als getan. Man darf
das Publikum nie für dumm verkaufen, auf der anderen Seite darf man nie etwas Unmögliches verlangen. Ein Team arbeitet über sechs oder acht Wochen an einem Stück, das Publikum muss aber dieses Werk bei einem einzigen Besuch sofort verstehen. Das heißt, dass man die vielen Gedanken mit einem Mal verständlich machen muss. ECHO Geht das überhaupt? Dew Ja, aber jeder Zuschauer wird seinen eigenen Eindruck mitnehmen. Wenn man beispielsweise ein Bild von Velázquez anschaut, sieht der eine die schönen Kostüme, der andere schaut nach dem Gesicht des Königs, wieder ein anderer erkennt komische Frisuren. Ein Kunsthistoriker findet noch ganz andere Deutungen für das Verhältnis des Malers zu seinen Figuren. Das sind verschiedene Ebenen. In der Oper muss man jedem Publikum verschiedene Ebenen anbieten. Ein Stück kann von einem Teil des Publikums als einfache Liebesgeschichte verstanden werden, von einem anderen Teil als Metapher für irgendein gesellschaftliches Ereignis, andere entdecken etwas Spirituelles, und wieder andere sehen vielleicht das Bild einer längst vergangenen Zeit. Man muss akzeptieren, dass es viele Schichten des Verständnisses gibt. Jeder betrachtet eine Aufführung anders. Das hängt davon ab, wie viel Wissen, welche Emotionalität man mitbringt, wie gut man sich in dem Augenblick fühlt, wie sehr man bereit ist, sich zu öffnen. ECHO Bei tausend Zuschauern hat man also auch tausend Aufführungen. Bietet das Theater den Erwartungen genug? Dew Ich glaube, im Moment überfordern wir das Publikum dadurch, dass wir einen breiten Fächer an Stücken und Stilen, der in früheren Zeiten selbstverständlich war, nicht bedienen. Wenn man die Spielpläne sieht, die Goethe in Weimar präsentierte, so sind das weitgehend Schwänke, Komödien aller Arten, bis hin zu Zirkusnummern. Natürlich hat er „Iphigenie“ aufgeführt und Schiller. Aber das waren Inseln in einem großen See der Trivialität. Das ist uns sehr abhanden gekommen und geht immer weiter zurück. Das Publikum lehnt es ja auch ab – Operetten werden gar nicht mehr gerne gesehen,
Schwänke auch nicht. Schon gar nicht in Darmstadt, wo sowohl komische Opern als auch leichte Komödien überhaupt keinen Anklang finden. Das bedeutet eine gewisse Verarmung, und dadurch erreichen wir nicht die gesamte Bevölkerung. Das ist traurig. Wir müssen unser Angebot breiter streuen, aber es bleibt schwierig. ECHO Was ist die größte Hürde? Das fehlende Geld? Dew Was Unterhaltungstheater angeht, weniger. Obwohl es aufwendige Musicals gibt, die ich nicht spielen kann, weil das Geld fehlt. Wir haben jetzt „La cage aux folles“ ersetzen müssen durch die viel preiswertere „La bohème“. Die Geldnot hat noch eine ganz andere Folge: Wir können irgendwann nicht mehr wagen, etwas außerhalb des üblichen Repertoires zu machen. Eine Uraufführung oder ein anderes unbekanntes Stück würde dann finanzielle Einbußen bedeuten, die wir nicht mehr stützen könnten. ECHO Das Bielefelder Theaterwunder, das Ihnen zugeschrieben wird, wäre unter den heutigen Bedingungen nicht mehr realisierbar? Dew Es wäre in Darmstadt jedenfalls nicht zu leisten. Das ist extrem traurig, denn wir haben in Bielefeld eine Explosion an Kreativität erlebt, die das gesamte Team bis zum letzten Requisiteur mitnahm. Das gelang, weil wir uns nicht sorgen mussten, wenn bis zu drei Stücke pro Jahr Misserfolge waren. Das ist etwas, das ich mir hier überhaupt nicht leisten kann. ECHO Wie macht man unter solchen Bedingungen einen Spielplan, worauf kommt es da an? Dew Wir haben für die kommende Saison im Musiktheater zwei Uraufführungen geplant. Das bedeutet, dass alles andere auf Nummer sicher gehen muss, was den Titel und auch was die Aufführung angeht. Im Schauspiel ist es nicht viel anders. Man muss ganz genau kalkulieren, und das macht Martin Apelt hervorragend. Deswegen haben wir auch eine Explosion bei den Besucherzahlen. Dabei gibt es eine gesellschaftliche Verschiebung weg von den Abonnements. Die festgelegte Art, ein Leben zu führen, in dem man am Sonn18|19 tag in die Kirche geht und jeden zweiten Donnerstag ins Theater, ist nicht mehr
zeitgemäß. Das kann ich verstehen, dennoch verehren wir unsere Abonnenten. Sie sind unsere treuesten Besucher, und sie haben uns ein Polster geschenkt, das es uns erlaubte, dem Repertoire ungewöhnliche Stücke und ungewöhnliche Aufführungsarten beizumischen, ohne dass das Theater leer wäre. ECHO Die Kosten steigen, der Etat bleibt in Darmstadt immerhin gleich. Was kann das Theater tun, um der Kostenklemme zu entkommen? Dew Ohne die Einsparung durch Kooperationen ginge es gar nicht mehr. Für mich heißt das Mehrarbeit, weil man meistens mit mir persönlich zusammenarbeiten will. Ich mache das gerne, aber es wird nicht unbedingt gerne gesehen, wenn der Intendant häufig unterwegs ist. Und ich mache mindestens ein Stück im Jahr, bei dem Ausstattung und Dekoration gar nicht vorhanden sind. Unsere Dekorationsteile werden in drei oder vier verschiedenen Variationen auf der Bühne verwendet, ohne dass das Publikum das merkt. Ein noch größeres Problem: Um ein Dreispartenhaus dieser Größe zu erhalten, werden Gagen bezahlt, mit denen wir eigentlich ein künstlerisches Lumpenproletariat erschaffen. Das geht so nicht weiter. Die Politik wird eine Entscheidung treffen müssen, ob sie dieses Theater erhalten will. Ich wusste gar nicht, dass Hessen so viel ärmer ist als seine südlichen Nachbarn. Die geben sehr viel mehr Geld für ihre Theater aus. ECHO Auch engagierte Kulturpolitiker wollen keine Bestandsgarantie mehr geben für die Theaterlandschaft. Wie schaut es im Rhein-Main-Gebiet in zehn Jahren aus? Dew Das weiß ich nicht. Ich sage seit Langem, dass dieses System zusammenbrechen wird. ECHO Welche Folgen hätte das? Dew Theater ist nicht die einzige Kultur, aber ein sehr wesentlicher Bestandteil, vor allen Dingen in Mitteleuropa. Es ist ein Massenkulturphänomen. Es mag überraschend sein, aber in Deutschland gehen mehr Menschen ins Theater als zum Fußball. Wenn man das wegnimmt, bekämen wir Zustände wie in den USA, wo in vielen Städten die beste Unterhaltung der Gottesdienst am Sonntag ist. Es gibt nicht viel mehr, was man tun
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kann, und alle kulturellen Talente werden von einer Metropole wie New York aufgesaugt. Dagegen ist gerade die Vielfalt der Ereignisse im deutschen Theater so wesentlich. Nie gab es einen Augenblick, in dem man hätte sagen können: Hier ist das Zentrum der deutschen Theaterkultur. Es gab immer Blitze, die aufschienen. Zu Goethes Zeit war das Weimar. In den siebziger Jahren waren es mal Bremen, Ulm, Bochum, eine kurze Zeit auch mal Berlin. Die Theaterlandschaft funkelt, weil die Basis so groß ist. ECHO Sie sind seit sechs Jahren in Darmstadt. Aber es hat lange gedauert, bis das Publikum Ihre Arbeit honoriert hat. Dew Als ich nach Darmstadt kam, hatte ich eine Baustelle geerbt. Das war nicht einfach. Man kann nach der Wiedereröffnung nicht erwarten, dass das Haus wieder auf einen Schlag voll wird. Zumal der Trend, Besucher zu verlieren, schon fünfzehn Jahre angehalten hatte. ECHO Jetzt schließen Sie die Saison mit einer weiteren Steigerung der Zuschauerzahlen ab. Was können andere Intendanten von Darmstadt lernen? Dew Was wir im Moment machen, ist in der Tat anders als an anderen Theatern. Und das hat eine ideologische Begründung. Als Mitbegründer des Regietheaters wende ich mich davon nicht ab, aber ich sage: Was im Moment an vielen Häusern läuft, kann man nicht Regietheater nennen. Das ist Theater der Willkür oder auch Theater der Ahnungslosen. Wir versuchen Aufführungen zu machen, die verständlich sind und die zudem einen hohen ästhetischen Wert haben. Beides gelingt nicht immer. Aber es scheint, dass die Botschaft angekommen ist: Hier kann man Theater sehen, das geistige Nahrung bietet. Und die Menschen hungern danach. Wir müssen erkennen, dass das Publikum ins Theater gehen will – und wir müssen den Menschen etwas anbieten, das sie sehen wollen. Deswegen gehen die Menschen auch bei Regen und Kälte in Freilichttheater, weil sie glauben, dass sie dort nicht so viel Unsinn zu sehen bekommen. Das muss nicht so sein, und das beweisen wir. Und der Erfolg zeigt sich in der Eigenart dieser Stadt, die mit einer so
kleinen Bevölkerung so viele Plätze füllt. ECHO Der Bühnenverein wirbt immer mit dem Slogan „Theater muss sein“. Warum eigentlich? Dew Theater wird sein. Schon die Steinzeitmenschen haben Theater gespielt, haben sich Geschichten erzählt. Aber das Theatersystem, das wir in Mitteleuropa haben, ist gefährdet. Wir müssen es erhalten, wenn wir nicht einen Verfall der Sitten und die Zerstörung unserer Kultur riskieren wollen.
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Die Darmstädter und ihr Theater von Dr. Peter Engels. Theater gibt es in Darmstadt seit 300 Jahren. Von „ihrem Theater“ können die Darmstädter allerdings erst seit etwa zwei Jahrhunderten sprechen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein war der Bürgerschaft der kleinen Residenzstadt der Theaterbesuch verwehrt. Theateraufführungen bewegten sich seit dem späten 16. Jahrhundert, in dem erstmals Nachrichten über Aufführungen vorliegen, immer im Rahmen fürstlich-höfischer Repräsentation. Landgraf Ludwig V. (1596 – 1626) verschaffte als erster Darmstädter Landgraf dem höfischen Theater Geltung. Anlässe für Aufführungen boten große politische Zusammenkünfte, Hochzeiten, Siegesfeiern, Jagden oder ritterliche Turniere. Dabei wurde Theater nicht um seiner selbst willen gespielt, also wegen des ästhetischen Genusses, sondern es bildete einen festen Bestandteil des höfischen Zeremoniells. In der Zeit vor dem Aufkommen der Berufsschauspieler traten Mitglieder der Hofgesellschaft selbst als Schauspieler in Erscheinung, die Festteilnehmer gestalteten die Aufführungen. Unter Landgraf Ludwig VI., dem eigentlichen Schöpfer des Darmstädter Theaters, setzte eine Professionalisierung des Theaterbetriebes ein. Er errichtete durch Umbau der alten Reithalle, in der sein Großvater Ludwig V. noch Ringstech-Turniere veranstaltet hatte, einen der ersten festen Theaterbauten Deutschlands (1670) und stellte mit Wolfgang Carl Briegel den ersten Hofkapellmeister ein. Landgraf Ernst Ludwig (1688 – 1739) ließ den Baumeister Louis Rémy de La Fosse das alte Theater zu einem neuen Hofoperntheater umbauen, warb 1711 aus Hamburg den Kapellmeister Christoph Graupner und seine Primadonna Johanna Elisabeth Döbricht an und engagierte eine französische Schauspielertruppe, die das klassische französische Theater nach Darmstadt brachte. Gut 10 Jahre später musste wegen Geldmangel alles wieder geschlossen werden.
Die Darmstädter Bevölkerung war bei den erwähnten Festen und Theateraufführungen meist Zaungast. Nur ausnahmsweise waren Mitglieder des Stadtrates und der führenden Bürgerschicht geladen. So spielten bei der Aufführung eines idyllischen Schäferspiels bei Hofe im Jahre 1653 neben der landgräflichen Familie und Mitgliedern des Hofstaates auch der Bürgermeister und städtische Honoratioren mit. Sie erhielten auch gelegentlich Eintrittsbillets für Vorstellungen des 1711 eröffneten barocken Hoftheaters, allerdings nur für den einfacher ausgestatteten 3. Rang. Umgekehrt wirkten die Schüler des Pädagogs, der 1629 gegründeten Darmstädter Höheren Schule, gelegentlich bei Hoffesten mit. Am 21. Februar 1667 beispielsweise, anlässlich der Hochzeit Landgraf Ludwigs VI. mit Elisabeth Dorothea von SachsenGotha, führten die Pädagogschüler eine Komödie auf. Der breiteren Öffentlichkeit blieb der Theaterbesuch verwehrt. Die Sphäre des Hofes und die der Bürgerschaft blieben deutlich geschieden. Die Kurzweil des Durchschnitts-Darmstädters bewegte sich getrennt vom höfischen Geschehen in einfachen Formen. Im Rathaus, das zugleich Festsaal der Stadt war, speiste alljährlich an Neujahr die Bürgerschaft auf städtische Kosten. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts wurden die anfangs wüsten Zechgelage durch musikalische Darbietungen, von Schülern der Stadtschule oder des Pädagogs gestaltet, verschönt. Immerhin kamen die Darmstädter seit Anfang des 17. Jahrhunderts gelegentlich in den Genuss von Laienaufführungen. 1605 führten junge Bürger und Schuljungen im Rathaus die Komödie „Der verlorene Sohn“ auf; unter den Zuschauern waren auch Landgraf Ludwig V. nebst Gattin und Gefolge. 1608 kam es zur Aufführung der Komödie „Joseph“. Wieder war Ludwig V. zu Gast. In demselben Jahr trugen „Studiosi“ – gemeint sind wohl die Pädagogschüler – das lateinische Stück „Hildegardis Magna“ von Nicodemus Frischlin vor. Auch in 24|25 späteren Jahren wird wiederholt von Aufführungen der Pädagogschüler im Rathaus
und im Pädagog selbst berichtet. Etwas irritierend liest sich der Eintrag in der Stadtrechnung von 1652, wonach den Pädagoglehrern 17 Maß Wein ins Pädagog geschickt wurden, als sie der Aufführung einer Komödie beiwohnten und den Pädagogschülern, die das Stück aufführten, 12 Maß Wein! Theateraufführungen für die Bevölkerung präsentierten wandernde Schauspielertruppen, die gelegentlich in Darmstadt ihre Zelte aufschlugen. Im Jahre 1685 gab eine Schauspieltruppe auf ihrer Bühne beim Gasthaus zum Engel (Marktplatz, Ecke Kirchstraße) sehenswerte Burlesken und Hauptkomödien. Diese fanden jedoch beim Publikum keinen großen Anklang, so dass die Schauspieler ihre Zelte bald wieder abbrachen. Die Darmstädter nahmen erst lebhafteren Anteil am Theatergeschehen, als im späteren 18. Jahrhundert, nach der Wiedereröffnung des Theaters durch Landgraf Ludwig VIII., umherreisende Wanderbühnen die Theaterkunst verbreiteten und auch vom Hof unterstützt wurden. Die Schauspielgesellschaft des Direktors Leppert, der Ludwig VIII. von Juli bis Oktober 1768 sein Opernhaus zur Verfügung stellte, spielte auch für die bürgerliche Bevölkerung, die gegen allerdings recht hohe Eintrittspreise Zugang zum Theater hatte. Gleiches galt für die Gesellschaft des Direktors Nestrich, die 1777/78 fast ein Jahr im Opernhaus gastierte, und die Truppe von Felix Berner, die im Oktober 1778 und im Juni 1781 in Darmstadt weilte. Als Erbprinz Ludwig, der spätere erste Großherzog, nach seiner Rückkehr nach Darmstadt 1777 mit Liebhaber-Aufführungen im Operntheater begann, die von der landgräflichen Familie selbst und einigen Mitgliedern der Hofgesellschaft zum Vortrag gebracht wurden, hatten auch Darmstädter Bürger Zutritt, aber nicht die breite Öffentlichkeit. Immerhin waren laut der vom Erbprinzen eigenhändig geschriebenen Theaterordnung Ratsherren und Bürgers und andere ehrbare Frauen im dritten Rang und ihre Männer im Parterre zugelassen. Soldaten
sorgten allerdings dafür, dass kein „Gesindel“ versuchte, das Theater zu betreten. Die ständische Ordnung der Gesellschaft war in diesem Reglement noch immer deutlich erkennbar. Die Möglichkeit, Vorstellungen zu besuchen, hing nach wie vor von der Gunst des Fürsten und seines Hofes ab; von einem allgemeinen freien Zutritt der Bevölkerung zum Theater war man noch weit entfernt. Äußerungen des bürgerlichen Publikums zu den von ihm besuchten Aufführungen gibt es im Übrigen nicht. Wir wissen also nicht, wie die Aufführungen der Wanderbühnen und das landgräfliche Liebhabertheater gefallen haben. In den politisch unruhigen Zeiten zwischen 1790 und 1807 mussten die Darmstädter ganz auf Theatervorstellungen verzichten. Die lange theaterlose Zeit endete erst Anfang 1807 mit dem Beginn der Aufführungen durch die Privatbühne des Xaver Krebs. Sie war die erste für längere Zeit spielende Privatbühne, die den Darmstädter Bürgern einen regelmäßigen, nicht von der Gunst des Hofes abhängigen Theaterbesuch ermöglichte. Jedermann hatte von nun an gegen Eintritt die Möglichkeit, so viele Vorstellungen zu besuchen, wie er wollte. Die Einwohner der Stadt drängten sich in den engen Schauspielsaal, theils von Neugierde dahin gezogen, theils auch von dem sehnsüchtigen Verlangen nach dem Genusse einer so lange entbehrten edleren geselligen Unterhaltung, vermerkte der erste Darmstädter Theaterhistoriker Dismas Fuchs. Auch nachdem Großherzog Ludewig I. die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Bühne im Mai 1810 als Großherzogliches Hoftheater übernommen hatte, hielt die Theaterbegeisterung der Darmstädter an. Die dauerhafte Öffnung des Theaters für die Bevölkerung gehört in den Zusammenhang eines wesentlichen Wandels in der Darmstädter Kultur überhaupt, der sich an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert vollzog. Die beiden Sphären des Hofes und der Bürgerschaft näherten 26|27 sich allmählich an. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren die politischen
und gesellschaftlichen Veränderungen im Zeitalter der Aufklärung und der napoleonischen Zeit. Das 19. Jahrhundert, das „bürgerliche“ Zeitalter, ist die Epoche der Emanzipation des Bürgertums und der Aufhebung der alten Standesgrenzen. Die vorher abgeschlossene Hofgesellschaft öffnete sich für Kontakte mit dem Bürgertum. In den neu gegründeten Darmstädter Vereinen kamen Offiziere, Mitglieder des Hofes und der Regierung mit der Bürgerschaft in Kontakt. Tragende Persönlichkeit dieser Entwicklung war Großherzog Ludewig I. (1790 – 1830), dessen Politik zur allmählichen Überwindung der beruflichen und sozialen Abgrenzung in der Residenzstadt beitrug. Äußeres Zeichen dieser Politik war z.B. das von Georg Moller 1818/19 erbaute neue Hoftheater, das bewusst für die ganze Bevölkerung dimensioniert war. Der Neubau fasste die für unsere heutigen Vorstellungen unglaubliche Zahl von 1.800 Zuschauerplätzen – und dies bei einer Einwohnerschaft von etwa 21.000 Personen. Ludewig wünschte, dass alle Schichten der Darmstädter Gesellschaft das Theater besuchten und gestaltete auch die Eintrittspreise entsprechend. Allerdings stand die Errichtung des Hoftheaters unter einem ungünstigen Stern, fiel sie doch mitten in eine politisch und wirtschaftlich unruhige Zeit. Im Odenwald und in Oberhessen, wo große Armut und Hunger herrschten, gab es Unruhen, protestierende Studenten und junge Juristen forderten die Einführung einer Verfassung und die Beteiligung des Volkes durch die Errichtung eines Parlaments. Man warf dem Großherzog und seiner Regierung vor, Gelder, die dringend für die Unterstützung der Bevölkerung benötigt würden, für seinen Theaterbau zu verwenden. Die feierliche Eröffnung des Hoftheaters am 7. November 1819 verlief dann auch ganz anders, als von Ludewig I. erwartet. Der österreichische Gesandte berichtete nach Wien: Die Eröffnung des neuen Theaters hat … unter ungünstigen Vorbedeutungen stattgefunden. Der Hof, der … beim … Eintritte … Beifallsbezeugungen erwartete,
wurde mit ungewöhnlicher Stille empfangen. In der Nacht wurden sehr heftige, einige sagen drohende, Pasquille (Flugblätter) an das neue Opernhaus angeklebt. Man verdoppelte von dieser Zeit an die Nachtwachen. … Es ist gewiss der unglücklichste Zeitpunkt, den je der Großherzog … zur Erbauung eines Opernhauses wählen konnte, der Zeitpunkt des allgemeinen Notstandes, … der allgemeinen Gärung, durch Armut und revolutionäre Umtriebe erzeugt. Dieses Theater soll 600.000 fl kosten, und man sagt im Publikum, dass zu seiner Erbauung eine auf das Brennholz gemachte Auflage verwendet werde. In der Tat hatte Ludewig I. die Baukosten des Theaters zwar nicht aus der Brennholzsteuer, aber aus Entschädigungszahlungen Frankreichs bestritten, die eigentlich der Bevölkerung zugute kommen sollten. Im Juli 1820 berichtete der gleiche Gesandte dann auch, der Großherzog meide das Theater ganz aus Verdruss, dass ihm dieser einzige Lieblingsgegenstand so missgönnt werde. Nachdem sich die politische Lage entschärft hatte (die geforderte Verfassung wurde 1820 eingeführt, die wirtschaftlichen Verhältnisse besserten sich allmählich), nahm die Darmstädter Bevölkerung das neue Theater mit Begeisterung an. Das Ensemble und auch die bombastischen Dekorationen zogen nicht nur das Publikum der Residenz in seinen Bann, sondern auch viele Auswärtige. Besonders die sehr aufwändige Inszenierung des erstmals aufgeführten „Freischütz“ (ab 1822) bewog viele Theaterfreunde aus Frankfurt, Mainz, Wiesbaden, Offenbach, Aschaffenburg, Heidelberg u. a., nach Darmstadt zu kommen, was auch die Besitzer der dann stets ausgebuchten Gasthöfe freute. In dem benachbarten Frankfurt gehörte es schon seit geraumer Zeit bei den vornehmeren und reicheren Classen zum guten Ton, Sonntags zur Oper nach Darmstadt zu fahren; die wohlhabenderen Bürger stimmten in diesen Ton ein, und so machten nicht selten die Frankfurter den größeren Theil des Theater-Publikums 28|29 aus.
Als Ludwig II. 1830 nach seinem Regierungsantritt die Mittel für das Theater radikal zusammenstrich, äußerten Teile des Theaterpublikums deutlich ihr Missfallen über den Rückgang an der Zahl und auch an der Qualität der Vorstellungen. Waren unter Ludewig I. die Zuschauer nicht nur mit opulenten Inszenierungen, sondern auch mit Gastauftritten damaliger Gesangsstars verwöhnt worden, gab es jetzt nur noch „Hausmannskost“. Die Meinungen der Zuschauer darüber waren gespalten. Es bildeten sich Parteien im Publikum, die einander widerstrebten; man vernahm oft gleichzeitige Beifallsbezeigungen und Zeichen des Missfallens. Die letzteren blieben zwar stets in den Grenzen des Anstandes, doch störten sie den ruhigen Gang der Vorstellungen, verkümmerten den Genuss und reizten zu Oppositionen. Erstmals in der Darmstädter Theatergeschichte hören wir von Äußerungen des Unmuts über die Aufführungspolitik des Hauses. Aller Widerspruch nutzte jedoch nichts, Großherzog Ludwig II., der im Gegensatz zu seinem Vorgänger und auch seinem Nachfolger für Theaterkunst kaum etwas übrig hatte, verfügte die Schließung des großherzoglichen Hoftheaters zum 30. Juni 1831, weil es zu hohe Kosten verursachte. Alle Proteste von Seiten der Theaterbesucher sowie eine offizielle Eingabe der Stadt, in der Bürgermeister Johann Michael Hofmann mit dringendsten Bitten für die Erhaltung der Anstalt sich verwendete, konnten den Großherzog nicht umstimmen. Das Hoftheater, 1834/35 neu begründet und seither in kleinem Rahmen weiter geführt, war in den unruhigen Zeiten der Revolution 1848/49 erneut in seinem Bestand gefährdet, sah jedoch im 1848 zur Regierung gekommenen Großherzog Ludwig III. einen hochrangigen Förderer. In der politisch ruhigen Zeit nach 1850 feierte die mit riesigem Aufwand gespielte Oper „Fröhliche Urständ“. Neu hinzu kam jetzt ein ständiges Ballett, denn der Großherzog, der den gesamten Theateretat nach wie vor aus eigenen Mitteln finanzierte, war ein begeis-
terter Anhänger des Tanztheaters. Paraderollen wurden prominenten Sängerinnen und Sängern anvertraut, die Aufführungen waren riesige Feste für Auge und Ohr. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten Operninszenierungen Vorrang vor dem Schauspiel. Die Oper genoss als am meisten von der Wirklichkeit ablenkende und die Sinne betörende Kunstform eine riesige Popularität beim Publikum. Eingefügte Ballette und große Chöre verstärkten ihre Wirkung noch. Hinzu kamen bühnentechnische Effekte, mit denen die Maschinenmeister das Publikum in Darmstadt und den benachbarten Städten ein ums andere Mal in Erstaunen versetzten. Auch der Theaterbrand von 1871 konnte die Darmstädter Bühne nicht in eine ernsthafte Krise bringen, denn im alten Theater des 18. Jahrhunderts, jahrzehntelang nicht mehr genutzt, wurde weiter gespielt. Der spätere Hoftheatersekretär Ludwig Winter gibt uns einen Eindruck von der Wirkung dieser Operninszenierungen in seinem Bericht über die Oper „Faust“ von Charles Gounod, die am 13. Februar 1861 in Darmstadt zur deutschen Erstaufführung gelangte: Man berichtete bereits von allerlei szenischen Wundern, die bei Aufführung dieses Werkes in die Erscheinung treten würden. … Einer der ersten Faustaufführungen wohnte ich bei. Sonntags mittags wimmelte die Rheinstraße von Gästen aus den Nachbarstädten, die alle dem Hoftheater zueilten. … Von den verheißenen Bühneneffekten kam der erste gleich im ersten Akte. Der alte Faust stand mitten auf der Bühne, war aber auf Befehl des Mephistopheles im Nu in einen jungen Mann, im mittelalterlichen Kostüme, verwandelt. Durch eine winzige, nicht bemerkbare Öffnung im Bühnenboden war das ganze Kostüm des alten Faust, Talar, Barett, Perücke, mit einem Ruck herabgezogen worden und im Erdboden verschwunden. … Das schönste blieb aber die Apotheose des Schlussbildes: Die ganze Stadt, in der das arme Gretchen soviel Kummer und Elend erduldet hatte, 30|31 versank vor den Augen der Zuschauer in die Tiefe und aus dem Häusermeer schwebte
langsam unter den mächtigen Klängen des Chorales mit Orgeltönen eine Engelgruppe, das entschlafene Gretchen in den Händen tragend, in den blauen leuchtenden Himmel. Eine wunderschöne rührende Gruppe, welche alle Zuschauer tief ergriff und manches Auge mit Tränen füllte. Die soziale Struktur des Darmstädter Theaterpublikums kam auch im Zuschauerraum des Theaters zum Ausdruck. Die Logen waren meist der Hofgesellschaft, den höheren Militärs und Beamten vorbehalten, das Bürgertum tummelte sich im Parkett, Schüler und andere weniger begüterte Theateranhänger bevölkerten die Galerien. Die preiswerten Plätze auf der ersten und zweiten Galerie waren sehr begehrt, so dass man sich frühzeitig anstellen musste. Häufig konnten die aus dem Herrngarten Kommenden schon in der Frühe um 7 oder 8 Uhr vor der westlichen Theaterpforte eine kleine Ansammlung Wartender erblicken. Das waren die Galeriekartenanwärter, die sich hier bis zu der um 11 Uhr erfolgenden Kassenöffnung die Beine in den Leib standen. Bei besonderen Anlässen wurde sogar schon abends Posten bezogen und die Nacht hindurch Wache gehalten, berichtete Hermann Kaiser in seinen Erinnerungen aus der Zeit zwischen 1905 und 1918. Und auch Ernst Emil Hoffmann erlebte Ähnliches: Wir Schüler fanden uns auf der II. Galerie, dem höchsten Platze, zusammen. Da die Plätze – 40 Pfennig die Karte – unnumeriert waren, standen wir oft schon Stunden vorher an und suchten dann im Sturm die besten Plätze zu erlangen. Den Galeriesturm der Schüler und Studenten beschrieb schon Ludwig Winter aus den Jahren um 1860, als sich die Schüler der Darmstädter Höheren Schulen auf den billigen „Dreibatzenplätzen“ (12 Kreuzer) auf der oberen Galerie trafen und um die besten Plätze rannten, nachdem die Eingangstüren geöffnet waren: Das gab nun ein Rennen und Jagen, … unsere entfesselte Schar stürmte vorwärts und war nicht zu halten. … Ein solcher Galeriesturm war immer mit allerhand Rissen und Löchern in den Kleidern, auch mitun-
ter an den Gliedern verbunden. Ein unbekannter Theaterbegeisterter, der uns sein Tagebuch für das Jahr 1896 hinterlassen hat, machte häufig von den ermäßigten Preisen bei Volksvorstellungen Gebrauch: Abends von 6 bis 7 an der Kasse in einem ziemlich starken Sturm gestanden. Ich bekam dennoch einen sehr guten I. Gallerie-Platz (30 Pfennig) rechts. Für diesen geringen Betrag konnte er am 11. Januar 1896 eine hervorragende Vorstellung von Schillers „Räubern“ genießen: Heute hatte man einmal Gelegenheit, für einen Spottpreis eines der schönsten Schauspiele unseres Schiller zu bewundern. Nur vereinzelt werden ‚Die Räuber’ eben noch auf dem Theater aufgeführt. Am 22. Januar sah unser Theaterbegeisterter für 40 Pfennig (ein sehr guter Sitzplatz auf der I. Gallerie) Lessings „Nathan den Weisen“. Neben dem Hoftheater entwickelte sich im 19. Jahrhundert in Darmstadt eine aktive Laientheaterbewegung, die sowohl das Schultheater umfasste, wie es seit dem 17. Jahrhundert von den Schülern des Pädagogs gepflegt wurde, als auch das bürgerliche Laientheaterspiel. Dies zeigt, wie tief der Drang nach theatralischer Darstellung in der Bevölkerung verwurzelt war. Einen ersten Versuch hatte 1806 ein Darmstädter Sattlergeselle unternommen, der unter jungen Darmstädter Handwerkern eine „Dilettanten-Gesellschaft“ zusammen suchte, die im Rathaussaal Komödien, aber auch Schillers „Räuber“ aufführten. Das Unternehmen scheiterte trotz guter Resonanz des Publikums nach recht kurzer Zeit an finanziellen Problemen. Volkstheater und Laienbühnen waren es auch, die sich im 19. Jahrhundert erstmals der Darmstädter Dialektstücke Ernst Elias Niebergalls annahmen. Die Uraufführungen des „Tollen Hundes“ (1837) noch zu Niebergalls Lebzeiten und des „Datterich“ (1862) wurden von Wanderbühnen in Szene gesetzt. Die weitere Pflege der beiden Werke, die vom Hoftheater bis ins 32|33 frühe 20. Jahrhundert hinein gemieden wurden, übernahm der 1844 gegründete
Männergesangverein der „Melomanen“, dessen mit dem Darmstädter Dialekt vertraute Mitglieder beide Stücke Niebergalls bis zum Ersten Weltkrieg vielfach aufführten, meist im städtischen Saalbau oder im Festsaal der Turnhalle am Woogsplatz. Die Vielzahl der im Laufe einiger Jahrzehnte aufgeführten Vorstellungen zeigt das Interesse der Darmstädter an Niebergalls Stücken. Erst im März 1915 wurde der Datterich „hoftheaterfähig“, wobei das Frankfurter Schauspiel der Darmstädter Bühne sogar noch einen Monat voraus war. 1916 erlebte dann auch der „Der Tolle Hund“ seine Erstaufführung im Hoftheater. Nach einer weiteren, missglückten Inszenierung 1924 übertrug das Hoftheater die Pflege der Niebergallschen Stücke einer neu zusammengestellten Laienschauspieltruppe, der im September 1925 gegründeten „Hessischen Spielgemeinschaft“, die seitdem die Aufführung von Darmstädter Mundartstücken, nicht nur der Stücke Niebergalls, auch Heinrich Rüthleins, Karl Heinrich Haumbachs u. a. zu ihrer originären Aufgabe gemacht hat und vom Landes- und heutigen Staatstheater durchweg unterstützt wird. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts drohte das Großherzogliche Hoftheater in eingefahrenen Wegen und Formen fast zu erstarren. Der Theaterbesuch ging trotz verbilligter Schüler- und Volksvorstellungen zurück. Für viele Theaterbesucher hatte der Stil der Darmstädter Inszenierungen seinen Reiz verloren. Hinzu kam die große Enge im 1879 nach dem Theaterbrand eröffneten Neubau, die einen Theaterbesuch zu einer unbequemen Angelegenheit machen konnte. Großherzog Ernst Ludwig (1892 – 1918) setzte deshalb zu einer durchgreifenden Theaterreform an. Er ließ das Theatergebäude erneut umgestalten, reduzierte den Zuschauerraum, der immer noch 1.400 Besuchern Platz bot, von vier auf drei Galeriegeschosse. Mit dem 1912 berufenen Intendanten Paul Eger wurde eine Reform des Theaters eingeleitet. Die Regie wurde modernisiert, die Bühnenausstattung ebenfalls. Überbordende Dekorationen in
schreienden Farben gehörten der Vergangenheit an. Möbel und Requisiten setzte man nur sparsam ein. Das Theaterpublikum war allerdings zunächst mit dem neuen Stil nicht einverstanden, teilte sich in zwei Lager der Gegner und Befürworter. Der mittlerweile ergraute Hoftheatersekretär Ludwig Winter trauerte nach 1918 den guten alten Zeiten des Hoftheaters nach, als das Unterhaltungstheater die Zuschauer für sich einnahm und froh und glücklich stimmte, als Stücke wie das „Weiße Rössl“ das Publikum in Entzücken versetzten. Noch größere Einschnitte mutete man den Darmstädter Theaterliebhabern jedoch zu, als dem expressionistischen Theater auf der Darmstädter Bühne weiter Raum gegeben wurde und das Schauspiel die Oper an die zweite Position verwies. Der Erste Weltkrieg mit seinen schrecklichen Folgen – etwa 2.000 Darmstädter starben auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen – setzte eine gewaltige Zäsur, auch in der städtischen Kultur. Der Hof als Träger des Theaters existierte nicht mehr. Aufführungen junger Dramatiker wie Gerhart Hauptmann, Fritz von Unruh oder Carl Sternheim waren vor 1918 kaum möglich. Die Gesellschaft des langen 19. Jahrhunderts war noch zu unbeweglich für solche Neuerungen. Mit Gustav Hartung (1920 – 1924) begann endgültig die Epoche des fortschrittlichen Theaters, das aus den Konventionen bürgerlicher Tradition ausbrach. Hartung verhalf dem expressionistischen Theater zum Durchbruch. Auch Hartungs Nachfolger Ernst Legal (1924 – 1927) und Carl Ebert (1927 – 1931) führten das Theater fortschrittlich und schreckten auch vor Wagnissen und kühnen Experimenten nicht zurück. Das expressionistische Regietheater Gustav Hartungs, dessen Inszenierungskünste von Kritikern und Theaterfachleuten, auch von theaterbegeisterten Menschen in den umliegenden Städten großen Zuspruch erhielten, war unter den Darmstädter Theaterbesuchern von An34|35 fang an umstritten. Sein Schwung und Wagemut, von aufstrebenden Literaten und
Politikern wie Wilhelm Leuschner, Kasimir Edschmid und Carlo Mierendorff gefordert und unterstützt, löste harsche Auseinandersetzungen aus. Durch das Ende der Monarchie, die Inflation und weitere Krisen in ihren Grundfesten erschüttert, wollten die Darmstädter nicht auch noch im geliebten Hoftheater alles neu und anders. Nachdem die große Garnison, nachdem der Hof und das höfische Leben sang- und klanglos untergegangen waren, sahen sie mit dem neuen Theater ihr letztes Sinnbild der guten alten Zeit, der viele anhingen, davonziehen. Sie verschlossen sich den modernen, teilweise revolutionären Tendenzen der neuen Bühnenkunst, die jetzt dem Menschen und seinen Problemen breiteren Raum gewährte und überhaupt das menschliche Schicksal mit seinen Kämpfen dem Publikum vor Augen führte, und hingen dem alten Theaterstil an, der mit seinen ästhetisierenden Inszenierungen den Zuschauer verzaubern und gerade von den Problemen und den Auseinandersetzungen des Lebens ablenken wollte. Nachdem das Publikum schon von der am 24. September 1919 erstmals gezeigten Inszenierung von Georg Büchners „Woyzeck“ eher entsetzt als ergriffen war, kam es am 25. Mai 1921 bei der Uraufführung des Stückes „Kean“ von Alexandre Dumas in der Bearbeitung von Kasimir Edschmid zu Missfallensbekundungen und Tumulten im Zuschauerraum und einem halbstündigen Pfeifkonzert. Schon vorher hatte das Stück auch zu politischen Auseinandersetzungen geführt, die sich in den folgenden Jahren fortsetzten. Theateretat und Spielplan gerieten regelmäßig in die Mühlen parteipolitischen Kalküls der Linken und Rechten, was die Diskussionen innerhalb des Publikums zusätzlich anheizte. Rechtsradikale politische Kräfte agitierten regelmäßig gegen die moderne Darmstädter Bühne. Auch Georg Büchner, der „große Sohn“ der Stadt, wurde erneut zur Reizfigur: Die Premiere von „Leonce und Lena“ wurde ausgepfiffen (21.1.1923), Auseinandersetzungen gab es auch um Stücke Sternheims,
von Unruhs und Wedekinds, ganz zu schweigen von den ersten Aufführungen von Musikwerken Alban Bergs („Wozzek“ 1931), Bertold Brechts („Dreigroschenoper“ 1929) und Igor Strawinskys („Petruschka“, „Geschichte vom Soldaten“), die den Darmstädtern den ersten Kontakt mit der Neuen Musik bescherten. Als in den späteren 1920er Jahren die endgültige Abkehr von jeder Art Naturalismus und von allen Erscheinungen des Historismus in Kostümen und Bühnenbild erfolgte und zeitlose Gewänder und ein abstrakter Raum vorherrschten, trauerte der konservative Teil des Publikums dem illusionistischen Großherzoglichen Theater mit seinen romantischen Inszenierungen nach. Dessen ungeachtet – oder gerade deshalb – genoss die Darmstädter Bühne bei Kritikern und Theaterfans unter den Theatern in Südwestdeutschland den besten Ruf. Nach wie vor fand sich regelmäßig ein theaterbegeistertes Publikum aus Frankfurt, Mainz, Mannheim usw. zu Aufführungen in Darmstadt ein. Kurt Hirschfeld sinnierte 1960 im Rückblick: Denk ich an Darmstadt, denk ich an meine Frankfurter Studentenzeit, in der wir nach Darmstadt zu den Aufführungen fuhren, an die großen Premieren von Sternheim und Unruh, John Ford, und die Modernisierung der Klassiker und der großen Oper. … Es war eine große Zeit mit bewegten und bewegenden Premieren und mit dem wunderbaren Publikum, das aus Darmstädtern, Frankfurtern, Heidelbergern und Mannheimern bestand. Insgesamt blieb das Darmstädter Publikum seinem Theater nicht nur treu, es ging sogar so oft hin wie nie. In den Jahren 1926 – 1932 wurden beispielsweise zwischen 250.000 und 292.000 Karten verkauft. Ein beliebter Treffpunkt der Theaterbesucher vor und nach den Vorstellungen war das „Café Oper“, am Theaterplatz unmittelbar zwischen dem Landestheater und dem 600 Plätze fassenden Kleinen Haus gelegen, dem früheren Landgrafentheater, in dem seit 1922 Schauspiele und Operetten ge36|37 zeigt wurden. Dort konnten die Darmstädter stundenlang über das Für und Wider
einer bestimmten Inszenierung debattieren. Auch viele Ensemblemitglieder verkehrten hier, tranken Kaffee und redeten über Gott und die Welt. Das Jahr 1933 bedeutete einen tiefen Einschnitt für das Hessische Landestheater, das wie alle Theater auch für die politische Ideologie der Nationalsozialisten instrumentalisiert wurde. Man unterstellte die Theater einer weitgehenden Oberaufsicht des Staates. Alle jüdischen Künstler und solche, die politisch nicht „zuverlässig“ erschienen, wurden entlassen, die Theaterkritik durch unkritische Berichte ersetzt. Die NS-Machthaber wirkten massiv auf den Spielplan ein. Die Eliminierung jüdischer und politisch unerwünschter Autoren und die Zurückdrängung ausländischer Stücke zugunsten deutscher, häufig nationalistischer Dramatik waren die Folge. Der Aderlass an gekündigten politisch oder religiös missliebigen Schauspielern und Angestellten wirkte sich zunächst auf die Qualität der Theaterarbeit aus. Die Zuschauerzahlen gingen wegen des ausgedünnten und ideologisch bestimmten Programms in der ersten Zeit zurück, ab Mitte der 1930er Jahre stieg das Interesse des Publikums wieder. Dies lag nicht zuletzt an Intendant Carl Everth, der das Theater 1934 – 1945 leitete und schon vorher einen ausgezeichneten Ruf als Schauspieler und als Regisseur genoss. Die jetzt wieder vermehrt traditionellen Inszenierungen der Oper und Operette, die an die Zeiten vor 1918 anknüpften, trafen den Geschmack eines großen Teils des Darmstädter Publikums. Die Uminterpretationen von Werken der deutschen Klassik im nationalsozialistischen Sinne nahmen im Laufe der Jahre ab, dafür die Aufnahme ausländischer Autoren und Komponisten zu, etwa Ibsen, Shakespeare und Molière. In der Oper dominierten die Italiener mit Verdi, Puccini und Rossini, aber auch Werke von Bizet und Gounod standen auf dem Spielplan. Heinrich Keil, der in den späten 1930er Jahren bis zur Kriegszerstörung regelmäßiger Theatergast war und auch als Statist wirkte, hat die Qualität vieler Inszenierungen von Carl Everth hervorgeho-
ben, insbesondere, wenn deren Bühnenbild von Caspar Neher, dem Freund Bertolt Brechts und deshalb von den Nationalsozialisten beargwöhnt, stammte. Das Theater erschien vielen Darmstädtern in den Kriegsjahren als letztes Refugium, in dem man die Kriegszeit mit allen ihren Problemen für ein paar Stunden verdrängen konnte. Umso grausamer empfanden sie die Zerstörung des Großen und des Kleinen Hauses im September 1944, die viele von ihnen ihrer liebsten Kultureinrichtung beraubte und wie ein Fanal wirkte. Der junge Robert Stromberger berichtete in seinen Lebenserinnerungen: Am folgenden Tag, nachdem der Terror des Angriffs vorüber war, getraute ich mich, an der Seite meines Großvaters durch den Herrngarten hindurch auf die Stadt zuzulaufen. Die Bäume waren durch die Hitze des gewaltigen Brandes entlaubt und zu schwarzen Krüppeln geworden. Ich lief mit schnellem Schritt, denn es drängte mich, das Theater zu sehen. Fassungslos stand ich vor der Ruine dessen, was vormals eines der schönsten Jugendstiltheater war, jetzt eine qualmende Ruine, als wollte sie sagen: „Warum habt ihr das getan?“ – Kein Portikus mehr, keine Prachtsäulen, keine Türen, kein Dach, keine Logen, kein Zuschauerraum – keine Bühne. Tränen liefen mir über die Wangen. Auch Heinrich Keil zog es am Tag nach der Stadtzerstörung sofort zum Theater: Vom Herrngarten aus schien das Gebäude des Großen Hauses unversehrt, aber rasch erwies sich aufkeimende Hoffnung als trügerisch. Der Bau war bis auf einige Seitenteile ausgebrannt, das Dach eingestürzt, Bühnen- du Zuschauerraum vernichtet, das Nebengebäude schwer beschädigt, das Kleine Haus eine klägliche Ruine. Die Stadt Darmstadt vollbrachte innerhalb des ersten Jahres nach Kriegsende eine große Leistung, indem es ihr mit wenigen Mitarbeitern, allen voran Kulturreferent Wolfgang Steinecke, gelang, in kurzer Zeit einen mehr oder weniger regelmäßigen Kulturbetrieb auf die 38|39 Beine zu stellen. Schon im Herbst 1945 gab es die ersten Konzerte, Vorträge und
Kunstausstellungen, und am 11. November 1945 kam in der Aula der Lessingschule in der Waldkolonie erstmals seit Juli 1944 in Darmstadt wieder ein Theaterstück zur Aufführung. Die Junge Bühne Darmstadt, ein lockerer Zusammenschluss junger Theaterfreunde, führte Hugo von Hofmannsthals „Der Tor und der Tod“ auf. Im Dezember 1945 konnte das Hessische Landestheater einen provisorischen Spielbetrieb in der Orangerie eröffnen – sie kam als einziges Gebäude für Theateraufführungen in Frage – und die Darmstädter, begierig nach kulturellen Veranstaltungen, erwiesen sich einmal mehr als begeisterte Theatergänger. Trotz aller Behelfsmäßigkeit war die Orangerie fast immer ausverkauft. Einen ersten Glanzpunkt, der überregional für Aufsehen sorgte, setzte die Bühne mit den beiden deutschen Erstaufführungen der „Antigone“ von Jean Anouilh und von Thornton Wilders „Wir sind noch einmal davon gekommen“ im März 1946, die durch die Würdigung Erich Kästners, der beiden Aufführungen beiwohnte, nachhaltigen Ruhm erlangten: Es darf ohne Übertreibung festgestellt werden, dass bisher keine andere deutsche Stadt, sei sie auch zehn- oder zwanzigmal so groß, und keine andere Schauspielgruppe, mag sie getrost viel mehr und viel bedeutendere Namen nennen, auch nur entfernt mit einem derartig interessanten und reichhaltigen Programm aufgewartet hat. Nun, Darmstadt und die Darmstädter galten in Theaterdingen stets für besonders aufgeschlossen … Die zwei Theaterabende waren für die Darmstädter und für die auswärtigen Besucher unzweifelhaft bedeutsame Erlebnisse. Die Uraufführungstage rückten das Theater wieder in das Interesse der Kultur liebenden Darmstädter Öffentlichkeit. Auch wenn das Publikum in den Folgejahren – wie gewohnt –über manche Inszenierungen lästerte, stand es dennoch zu seinem Theater, als es um dessen Existenz ging: In den Jahren von 1947 – 1949 war die Darmstädter Bühne durch Wegbrechen der Finanzierung akut in ihrem Bestand gefährdet. In einer von über 1.000 Menschen besuchten Versammlung in der Stadthalle am
300 Jahre Theaterarchitektur in Darmstadt Landgräfl. Opernhaus, Fassade Remy de la Fosse, 1711 – Großherzogl. Hoftheater 1810, umgebaute Scheune der alten Post – Kulissenhaus, 19. Jh. – Großherzogl. Hoftheater von Georg Moller, 1819 – Brand des Hoftheaters 1871 – Nach dem Wiederaufbau 1879 – Großes Haus des Landestheaters nach der Zerstörung 1944 – Behelfstheater in der Orangerie 1945 – 1971 – Neubau des Staatstheaters Darmstadt von Rolf Prange, 1972. 40|41
5. Mai 1949 verabschiedeten die Teilnehmer eine Resolution, in der von allen zuständigen Stellen der Erhalt des Theaters als für Darmstadt lebensnotwendigem und unentbehrlichem Kunstinstitut gefordert wurde. Das Jahrzehnt der Intendanz Gustav Rudolf Sellners (1951 – 61) im Nottheater in der Orangerie fand beim Publikum großen Zuspruch, auch wenn manche Abonnenten, die noch das alte Landestheater kannten, ihr Abonnement kündigten und damit Protest gegen den Sellner-Stil anmeldeten. Aber neue Theaterliebhaber kamen hinzu, und insgesamt waren die Darmstädter mit ihrem Intendanten und seinem Spielplan zufrieden. Es hat sich ein Publikum gebildet, das von Jahr zu Jahr mit dem Sellner-Theater einverstandener geworden ist, schrieb Georg Hensel im Rückblick. Nur selten gab es Proteste großer Teile des Publikums, etwa am 5. Mai 1957 bei der Erstaufführung zweier Stücke von Eugene Ionesco. Der Theaterliebhaber Hermann Kaiser, der an diesem Abend nach der Pause das Theater verließ, brachte sich dadurch, wie er in seinen Lebenserinnerungen schrieb, um die Sensation eines damals sehr seltenen Darmstädter Theaterskandals, der nach dem zweiten Stück losbrach. Es gab nur ein Thema, das die Theater liebende Öffentlichkeit mehr beschäftigte als die teils überragenden Inszenierungen der Sellner-Ära: der Wiederaufbau des Großen Hauses des ehemaligen Landestheaters. Für die Theaterfreunde stand fest, dass der Betrieb im Orangerietheater nur ein Zwischenstadium sein könne auf dem Weg zum Wiederaufbau des Großen Hauses. Die Orangerie war für einen Theaterbetrieb viel zu klein, das Ensemble musste zeitweise in die provisorische Stadthalle (die heutige Turnhalle zwischen Eleonoren- und JustusLiebig-Schule) ausweichen. Die Hoffnung auf Überlassung der Otto-Berndt-Halle als zweites Haus und Probebühne erfüllte sich nicht. Eine bereits 1948 von „Echo“-Herausgeber Johann Sebastian Dang gegründete Initiative zum Wiederaufbau des Hessischen Landestheaters be-
300 Jahre Theaterarchitektur, Zuschauerräume Das Großherzogl. Hoftheater nach dem Wiederaufbau 1879 (Gemälde des Bühnenbildners Kurt Kempin) – Blick auf den Vorhang und in den Zuschauerraum – Das Hoftheater 1904 (Gemälde von Kurt Kempin) – Foto und Sitzplan Zuschauerraum des Großen Hauses, um 1922 – Zuschauerraum des Kleinen Hauses – Behelfstheater in der Orangerie 1946 – Zuschauerraum im Großen Haus des Staatstheaters 1972. 42|43
gann in Eigeninitiative mit der Enttrümmerung der Ruine und sammelte Spenden für den Wiederaufbau. Im Juni 1949 erhielt das Gebäude wieder ein Dach, um den weiteren Verfall zu stoppen. In einer Ansprache am 25. Mai 1953 zur Situation des Darmstädter Theaters ging Oberbürgermeister Engel auch auf die Raumsituation ein: Die Frage nach den Aufgaben und der Qualität des Theaters steht aber in engstem Zusammenhang mit der Frage nach dem Haus, in dem Theater gespielt werden soll. Die Darmstädter lieben den alten Mollerbau am Theaterplatz, und wer den Mollerbau liebt, muss wünschen oder verlangen, dass er wiedererrichtet wird und dem kulturellen Leben unserer Stadt dient. Das Problem des Wiederaufbaus und die Frage der Kosten sind aber nicht zu lösen mit den Methoden des Krawallhaufens nach dem Vorbild des alten römischen Forums. Mit diesem Krawallhaufen war der Anfang 1953 gegründete „Verein der Freunde des Großen Hauses“, gemeint, der alles daran setzte, den Wiederaufbau des alten Theaters in die Wege zu leiten. Zugleich verhinderten die „Freunde“ die Pläne des Jahres 1953, die Orangerie mit einem Erweiterungsbau zu einem großen Theater umzubauen. Sie sammelten mehr als 18.000 Unterschriften und veranstalteten am 21. Mai eine Massenveranstaltung in der Stadthalle, in der einstimmig die Forderung erhoben wurde, die für den Darmstädter Theaterbau bereitstehenden Mittel nicht für die Orangerie, sondern für den alten Mollerbau zu verwenden. Eines boten die Stadt Darmstadt und das Land Hessen den Darmstädtern ganz sicher, nämlich die Möglichkeit, sich unter der Intendanz von Gustav Sellner und seinen Nachfolgern auch weiterhin über bahnbrechende Inszenierungen des Landes- bzw. Staatstheaters zu begeistern und sich ebenso bisweilen furchtbar über zu moderne oder sonst misslungene Aufführungen aufzuregen. Das Theater blieb den Darmstädtern über alle Krisen hinweg erhalten.
Der andere sehnliche Wunsch nach dem Erhalt bzw. Wiederaufbau des ehemaligen Hoftheaters ging nach insgesamt 40 Jahre währenden Planungen und Diskussionen nicht in Erfüllung, es blieb als Theater verloren. An seiner Stelle entstand der 1962 beschlossene und 1972 eröffnete moderne Theaterbau auf dem Gelände des ehemaligen Neuen Palais, in dem die letzten beiden Großherzöge mit ihren Familien gelebt hatten. Die „Freunde des Großen Hauses“, nunmehr „Verein der Freunde des Staatstheaters Darmstadt“, haben sich mit der neuen Situation arrangiert und ihre Theaterbegeisterung vom alten Mollerbau auf das neue Haus übertragen. Sie haben sich auf die Fahne geschrieben, weiterhin für ein lebendiges und anregendes Theaterleben zu sorgen. Das Publikum ist dankbar dafür und honoriert die Theaterarbeit mit in den letzten Jahren wieder steigenden Besucherzahlen. Das Theater gehört wie zu Zeiten der Großherzöge zum kulturellen Leben der Darmstädter und stellt damit eine der ganz wenigen kulturellen Institutionen dar, die sich in die Gegenwart gerettet haben. Die Darmstädter und ihr Theater, das war und ist eine unauflösliche Verbindung, oder um es mit Kurt Hirschfeld zu sagen: … ein Theater, das vorbildlich über Jahrzehnte – mit Unterbrechungen – bis auf den heutigen Tag seine Aufgabe erfüllte: Theater in der Provinz und nicht provinzielles Theater. Ein Theater, das sein Spielplan zum Zentrum machte, wissend, dass nur seine Mängel echten Verlust bedeuten. … Möge Darmstadt sich erhalten, was es im Laufe der Entwicklung erworben hat, sein Theater als eine Aufgabe zu betrachten, sein Theater als Mittelpunkt seiner Stadt zu sehen. Diese Einmaligkeit innerhalb der großen deutschsprachigen Theaterprovinz möge ihm bleiben. Dem wäre nichts hinzuzufügen. Dr. Peter Engels ist Leiter des Stadtarchivs Darmstadt Seite 46/47: Staatstheater mit neugestaltetem Büchnerplatz von Arno Lederer, 2010
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bildlegenden. 48/49 Vorhang Großes Haus | 50/51 Technik-Show | 52-55 Der Hauptmann von Köpenick | 56/57 Alle meine Söhne | 58/59 Verbrennungen | 60/61 Bühne Großes Haus | 62-65 Der blaue Vogel | 66/67 Wälder | 68/69 Medea | 70/71 Herr Puntila und sein Knecht Matti | 72/73 Pelléas et Mélisande | 74/75 Parsifal | 76/77 Die Meistersinger von Nürnberg | 78-81 Iphigénie en Aulide | 82/83 Il barbiere di Siviglia (Der Barbier von Sevilla) | 84/85 Apollo et Hyacinthus | 86/87 La Juive | 88/89 Das Tagebuch der Anne Frank | 90-95 Carmina Burana | 96/97 Ainadamar | 98/99 Ein Engel Leonore | 100-103 Der dritte Sinn – Deflorage à Froid | 104/105 Das Haus der Bernarda Alba | 106/107 Der Menschenfeind | 108/109 Die verkaufte Braut | 110/111 Ganze Tage, ganze Nächte | 112/113 Disco | 114/115 Unter dem Milchwald | 116/117 Don Karlos | 118 Don Karlos | 119-123 Don Carlos | 124/125 Die Entführung aus dem Serail | 126/127 Evita | 128-131 Falstaff | 132/133 Wiener Blut | 134-137 Faust | 138/139 Dr. Hoechst – Ein Faustspiel | 140/141 Doktor Faustus | 142/143 Der Besuch der alten Dame | 144/145 Hochzeitsreise | 146/147 Le nozze di Figaro | 148/149 Die Fledermaus | 150/151 Il geloso schernito | 152/153 Gisei – Das Opfer | 154/155 Gisei – Das Opfer, Tonkabine Großes Haus | 156-159 De temporum fine comoedia | 160-163 Hamlet, Prinz von Dänemark | 164 Der kleine Horrorladen | 165 Heiratskandidaten | 166-169 König der Hirsche | 170 Maske The Black Rider | 171 The Black Rider | 172 Maske Gisei | 173 Maske Il barbiere di Siviglia | 174/175 Schneiderei | 176/177 Schuhfundus | 178/179 Fidelio | 180-185 Symphoniekonzert | 186-189 Hôtel du Nord | 190-193 Der Impresario von Smyrna | 194/195 Jesus Christ Superstar | 196/197 Die heilige Johanna der Schachthöfe | 198/199 Harold und Maude | 200/201 Die Kluge | 202/203 Datterich | 204-207 Das kunstseidene Mädchen | 208/209 Last Minute | 210215 Macbeth | 216/217 Schwanengesang | 218/219 Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
| 220/221 Maria Stuarda | 222/223 Gräfin Mariza | 224/225 Die kleine Meerjungfrau | 226/227 Aladdin und die Wunderlampe | 128/129 Der Lebkuchenmann | 230-233 Mutter Courage und ihre Kinder | 234/235 Die Odyssee | 236/237 Turandot | 238/239 Oedipus der Tyrann | 240/241 Bühne Großes Haus | 242/243 Das traurige Schicksal des Karl Klotz | 244/245 Kalif Storch | 246/247 Kalif Storch, Backstage | 248/249 Probe Kalif Storch | 250/251 Probe Kalif Storch / Backstage | 252/253 L‘Orfeo | 254/255 Peer Gynt | 256259 Der Rosenkavalier | 260/261 Lélio | 262/263 The Black Rider | 264/265 Endstation Sehnsucht | 266-271 Timon von Athen | 272/273 Tosca | 274/275 Turandot, Prinzessin von China | 276/277 La traviata | 278/279 Anatevka | 280/281 The Black Rider | 282/283 Premieren-Schlussapplaus De temporum fine comoedia | 284/285 Zuschauer
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Zeittafel 300 Jahre Theatertradition in Darmstadt von Dr. Yorck Haase. 1711, 17. Februar Mit einer Aufführung der Oper „Telemach“ von Christoph Graupner beginnt die erste, wenn auch kurze Blütezeit des Theaters in Darmstadt. Hierzu hatte Landgraf Ernst Ludwig das seit 1670 als Komödienhaus genutzte ehemalige Reithaus am Herrngarten von seinem Architekten Louis Rémy de La Fosse in ein repräsentatives Opernhaus umbauen lassen. 1712 – 1718 Eine fest engagierte französische Schauspielertruppe tritt regelmäßig im Opernhaus auf, vorrangig mit Dramen von Racine, Corneille und Molière. 1719, 16. Februar Die Vorstellung des Pastorale „Adone“ von Christoph Graupner ist die nachweislich letzte Opernaufführung des höfischen Barocktheaters in Darmstadt. Die Finanzkrise des Landes zwingt zur Einstellung des gesamten Theaterbetriebs. 1768, 6. Juli Der Schauspielergesellschaft des Prinzipals Johann Martin Leppert wird das bis dahin meist leerstehende Opernhaus für Theateraufführungen zur Verfügung gestellt. Das Gastspiel endet abrupt am 17. Oktober 1768, als Landgraf Ludwig VIII. am Ende der Vorstellung des Schauspiels „Der Kaufmann von London“ von G. Lillo in seiner Loge tot zusammenbricht. 1777, Ende April, bis 30. März 1778 Gastspiel der Truppe des Direktors Nestrich im „Hochfürstlichen Opera-Haus“ mit einer bunten Mischung aus Singspiel, Schauspiel und Ballett, zumeist „leichte Kost“. 1778, 2.Oktober, bis 16. Juni 1781 Gastspiel der Schauspielergesellschaft des Prinzipals Felix Berner, einer „Gesellschaft junger Schauspieler, Tänzer und pantomimischer Kinder“. Neben Kinderpantomimen hat die Truppe Erfolg mit leichten komischen Opern italienischer und französischer Provenienz. 1778 – 1785 Erbprinz Ludwig veranstaltet im Opernhaus fürstliches Liebhabertheater. Akteure sind zumeist Mitglieder der Hofgesellschaft. Die Aufführungen von Opern und Sing-
spielen werden in der Regel vom Erbprinzen dirigiert, der auch die erste Violine spielt. 1785, November Festspiele aus Anlass der Vermählung der Prinzessin Maria Wilhelmine Augusta mit Pfalzgraf Maximilian Joseph bei Rhein, dem späteren ersten König von Bayern. Höhepunkt ist die Aufführung der Oper „Richard Löwenherz“ von A. E. Grétry in den Dekorationen von Hofmaler Johann Joseph Laubacher. 1807, 1. Februar, bis 22. Mai 1810 Die Schauspielergesellschaft des Direktors Xaver Krebs wird in Darmstadt ansässig. Aufführungen finden zunächst im Saal des Hotels „Zum Erbprinz“ statt, ab 1808 in einer zum Theater umgebauten Scheune der Alten Post neben dem Weißen Turm. Trotz ihrer Erfolge gerät die Truppe in finanzielle Schwierigkeiten. Als in Frühjahr 1810 die Schließung des Theaters und die Auflösung der Gesellschaft droht, übernimmt Großherzog Ludewig I. die Bühne samt Personal mit allen ihren Schulden. 1810, 24. Mai Mit einer Aufführung des Schauspiels „Die kleine Zigeunerin“ von August von Kotzebue wird die Bühne als „Großherzogliches Residenz-Theater“ eröffnet. Damit beginnt die Tradition des Darmstädter Theaters, die vom Großherzoglichen Hoftheater bis hin zum heutigen Staatstheater führt. Gespielt wird zunächst weiterhin im Saal der der Alten Post. 1810, 26. Oktober Das eilig instandgesetzte alte Landgrafentheater wird mit Mozarts Oper „Titus“ als „Großherzogliches Operntheater“ wiedereröffnet. Das Interesse des Großherzogs gilt ausschließlich der Oper, vornehmlich der heroischen Oper. Opernaufführungen werden fortan stets von ihm selbst musikalisch einstudiert und nur in seiner Anwesenheit aufgeführt. 1819, 7. November Eröffnung des von Georg Moller errichteten neuen „Hof-Opern-Theaters“ mit einer Festaufführung der Oper „Ferdinand Cortez“ von Gasparo Spontini. Mit fast 2.000 Plätzen sollte das neue Haus nun auch ein Theater für ein breites bürgerliches Publikum sein. Schöpfer der viel gerühmten Bühnentechnik ist der Maschinenmeister Ignatz Dorn. 288|289
1828 – 1829 Der berühmte Schauspieler Carl Seydelmann ist am Hoftheater engagiert. Da ihm das zu jener Zeit nur wenig geförderte Schauspiel keine Entfaltungsmöglichkeit bietet, verlässt er bereits nach einem halben Jahr wieder Darmstadt. Auch die zur gleichen Zeit engagierte Schauspielerin Therese Peche, in späteren Jahren Star am Wiener Burgtheater, verbleibt nur wenige Monate im Ensemble des Hoftheaters. 1830, 6. April Großherzog Ludewig I. stirbt. Damit verliert das Hoftheater seinen großen Förderer. denn Ludwig II. teilt in keiner Weise die Theaterleidenschaft seines Vaters, dafür umso mehr seine kunstsinnige Gemahlin Wilhelmine, die die eigentliche Leiterin des Hoftheaters wird. 1830 – 1833 Auf Veranlassung von Großherzogin Wilhelmine wird Dr. Karl Theodor Küstner Intendant des Hoftheaters, der den Dramatiker Carl Holtei als Regisseur nach Darmstadt holt. Trotz einschneidender Sparmaßnahmen ist ihr Beginn zunächst hoffnungsvoll. Im Schauspiel bringen sie Schillers „Don Carlos“ und „Die Räuber“ auf die Bühne, deren Aufführung Ludewig I. früher noch untersagt hatte. 1831, 30. Juni Finanzielle Schwierigkeiten sind der Anlass zur Schließung des Theaters. Veranstaltet werden nur noch Konzerte und Maskenbälle. Zeitweise wird das Theatergebäude an zwei Theaterunternehmer verpachtet. Küstner verlässt 1833 Darmstadt und folgt einem Ruf an das Münchener Hoftheater. Ab 1835 wird wieder ein eingeschränkter Theaterbetrieb aufgenommen. 1838 Mit Beginn der Spielzeit kann der reguläre Theaterbetrieb wieder aufgenommen werden. Die Zuwendungen des Hofes und ein städtischer Zuschuss (allerdings nur bis 1845) ermöglichen den Aufbau eines festen Ensembles mit Jahresverträgen. 1840 Carl Tescher, ein erfolgreicher Organisator und hervorragender Choreograf wird Ballett-
meister am Hoftheater. Unter seiner Leitung wird das aus fast 50 Mitgliedern bestehende Ballett bald zum Publikumsmagnet. „Seine Leistungen gefallen außerordentlich und machen überfüllte Häuser“ heißt es in einer zeitgenössischen Kritik. 1845, September Die gefeierte Sängerin Jenny Lind, die „schwedische Nachtigall“, gastiert erstmals in Darmstadt. Die Begeisterung ist so groß, dass ihr zu Ehren ein „Jenny-LindChampagner“ kreiert wird. Im Oktober 1846 wiederholt sie das Gastspiel. 1848, 1. Juni Mit Regierungsantritt Ludwigs III. erhält das Darmstädter Theater wieder einen wichtigen Förderer. Der Großherzog ist ein großer Freund des Balletts. Seine Balletttruppe hat zeitweise 66 Mitglieder. 1868 geht er eine morganatische Ehe mit der Tänzerin Anna Magdalena Appel ein, die er zur Freifrau von Hochstätten erhebt. 1849, November Carl Brandt, Schüler des Maschinenmeisters Ignatz Dorn, wird dessen Nachfolger (bis 1881). Er modernisiert die Bühnen des Hoftheaters, u. a. durch Einbau einer eisernen Konstruktion anstelle der bisherigen hölzernen. Sein Ruf als hervorragender Theatertechniker hat zur Folge, dass ihm die technische Einrichtung von 24 auswärtigen Bühnen übertragen wird, u. a. die des Festspielhauses in Bayreuth. 1850, Juni Der bisherige Ballettmeister Carl Tescher wird Direktor des Hoftheaters und der Hofmusik. Seine erste, bis 1872 dauernde Theaterleitung ist eine Zeit glänzender Opern- und Ballettaufführungen in aufwendigen Dekorationen. 1853 – 1864 Louis Schindelmeisser verhilft als Hofkapellmeister der Darmstädter Oper zu einem bedeutsamen Aufschwung. Daneben ist ihm die Einführung der bis heute bestehenden Sinfoniekonzerte zu verdanken. 1857, 14. März Deutsche Erstaufführung von Giuseppe Verdis Oper „Die Sizilianische Vesper“ im Darmstädter Hoftheater. Mittelpunkt der Aufführung ist das mit großem szeni- 290|291
schem und personellem Aufwand ausgebaute Ballett „Die vier Jahreszeiten“ im 3. Akt. Für einen zügigen Szenenwechsel konstruiert der geniale Maschinenmeister Carl Brandt den sogenannten „Vesperwagen“, eine Schiebebühne, die bis in die Gegenwart zum wichtigen Bestandteil der Bühnetechnik wird. 1857 Auf der Bühne und im Zuschauerraum wird Gasbeleuchtung eingeführt. 1859 Ernst Pasqué, von 1844 –1855 (mit Unterbrechung) als Bariton am Hoftheater engagiert, wird als Ökonomie-Inspektor Mitglied der Theaterleitung. 1861, 10. Februar Deutsche Erstaufführung der Oper „Faust“ („Margarete“) von Charles Gounod am Darmstädter Hoftheater. 1868, 29. März Mit „Don Carlos“ erlebt eine weitere, noch heute viel gespielte Verdi-Oper ihre deutsche Erstaufführung in Darmstadt. 1871, 24. Oktober Vor Beginn der Aufführung einer Posse mit Namen „Pech-Schulze“ brennt das Hoftheater bis auf die Grundmauern nieder. Ein Beleuchter, der offenbar den Brand zu löschen versuchte, kommt dabei ums Leben. 1872, 7. März Nach eiligem Umbau wird das seit 1819 nicht mehr genutzte alte Opernhaus als Interimstheater eröffnet, wie schon bei der Eröffnung 1810 mit einer Festaufführung von Mozarts Oper „Titus“. 1872 – 1880 Carl Beyer ist als Theatermaler für das Hoftheater tätig. Nach dem Theaterbrand fertigt er für das Interimstheater 24 neue Dekorationen an und entwirft in den Folgejahren repräsentative Bühnenausstattungen. 1873 – 1874 Dr. Julius Werther, bisher Intendant des Mannheimer Hof- und Nationaltheaters, wird artistischer Direktor des Darmstädter Hoftheaters, nachdem im August 1872 Prinz Alexander die oberste Theaterleitung übernommen hatte und Carl Tescher seines Amtes ent-
hoben worden war. Werthers wenig erfolgreiche Theaterleitung scheitert – neben Intrigen – an seinem Plan, für das Hoftheater einen Neubau durch den Architekten Gottfried Semper errichten zu lassen. 1876 – 1878 Nach einem Interregnum, in dem der Geheime Oberbaurat Breidert der Hoftheaterdirektion vorstand, wird Carl Tescher erneut Hoftheaterdirektor. Eine Zusammenarbeit des literarisch uninteressierten Tescher mit dem Schauspieler und (seit 1877) Oberregisseurs Theodor Wünzer erweist sich jedoch als unmöglich, so dass dieser seine Kündigung einreicht. Stattdessen versetzt der an der Förderung des Schauspiels interessierte Ludwig IV., seit 1878 Großherzog, Tescher in den Ruhestand. 1878 – 1894 Theodor Wünzer Direktor des Hoftheaters und der Hofmusik. Nach Jahrzehnten mit starkem Übergewicht der Oper kommt unter seiner Leitung auch das Sprechtheater zu seinem Recht. Nach Vorbild des Meininger Hoftheaters, an dem Wünzer viele Jahre gewirkt hat, bringt er als Spielleiter musterhaft Dramen der Antike, Shakespeares und der deutschen Klassik auf die Darmstädter Bühne. 1879, 19. Oktober Das Hoftheater wird mit Wagners „Lohengrin“ wiedereröffnet. Der Wiederaufbau erfolgte in den Außenmauern des alten Moller-Baus. Erhöht wurde der Schnürboden. Der hufeisenförmig gestaltete Zuschauerraum fasst 1.200 Plätze. Bei der Einrichtung des Bühnenhauses kann der Theatertechniker Carl Brandt seine beim Bau des Bayreuther Festspielhauses gemachten Erfahrungen einbringen. 1880 – 1913 Hofkapellmeister ist Willem de Haan. Unter seiner Leitung werden die Werke Richard Wagners auf der Darmstädter Bühne heimisch. Seine Opern „Die Kaisertochter“ (1885) und „Die Inkasöhne“ (1895) werden in Darmstadt uraufgeführt. 1888, 12 September Zur neuen Spielzeit erhält das Hoftheater elektrisches Licht. 292|293
1894 – 1912 Unter Hoftheaterdirektor Emil Werner wird mit einem gut ausgewählten Ensemble solides, der Tradition verpflichtetes Theater geboten. 1904 – 1905 Umbau des Theatergebäudes. Im Zuschauerraum gibt es nur noch drei statt vier Ränge, das Bühnenhaus wird technisch verbessert und erhält einen Magazinanbau. Die Aufführungen finden in dieser Zeit wieder im ehemaligen landgräflichen Opernhaus statt. 1907, 24. April Mit dem stilisierten Bühnenbild von Kurt Kempin zu Oscar Wildes „Salome“ bekommt das Darmstädter Publikum erstmals anstelle der illusionistischen Kulissenmalerei eine neue Dekorations- und Bühnenform zu sehen. 1912 – 1918. Unter dem Intendanten Dr. Paul Eger hält das moderne Theater seinen Einzug auf der Hofbühne, an dessen Verwirklichung auch Großherzog Ernst Ludwig starken Anteil nimmt. 1913 – 1914 finden auf Initiative von Großherzog Ernst Ludwig in Darmstadt mit überregionalem Aufsehen „Frühlingsfestspiele“ statt, vorwiegend im Zeichen Richard Wagners, mit erstrangigen Künstlern und den damals bedeutendsten Dirigenten (u. a. Arthur Nikisch, Leo Blech, Bruno Walter, Felix Weingartner). Der Ausbruch des 1. Weltkriegs verhindert die weitere Entwicklung Darmstadts zur Festspielstadt.
Bemerkenswerte Inszenierungen Leonce und Lena von Georg Büchner, Darmstädter Erstaufführung 1922 – Die Darmstädter Lokalposse Datterich von Ernst Elias Niebergall, 1925 erstmals auf der Bühne des Landestheaters – Der Freischütz von Karl Maria von Weber, 1929, expressionistisches Bühnenbild von Wilhelm Reinking – Lucia von Lammermoor von Gaetano Donizetti, 1939, Bühnenbild von Wilhelm Reinking – König Ödipus von Sophokles, Inszenierung Gustav
Rudolf Sellner, Bühnenbild Franz Mertz, 1952 – Mörder ohne Bezahlung von Eugène Ionesco, Welturaufführung am 14. April 1958, Inszenierung Gustav Rudolf Sellner – Iphignie in Tauris von Joh. Wolfg. von Goethe, Inszenierung Gerhard F. Hering, Bühne von Ruodi Barth, 1966 – Tanztheater von Gerhard Bohner, 1973 – Moses und Aron von Arnold Schönberg, 1998, Inszenierung Friedrich Meyer-Oertel. 294|295
1918 Mit Ende der Monarchie wird das Großherzogliche Hoftheater zum Hessischen Landestheater. Der neue Intendant Dr. Adolf Krätzer scheitert nach zehn Monaten am Widerstand gegen seine Reformbestrebungen. Ihm folgt (bis 1920) ein Leitungsteam mit dem Dirigenten Michael Balling, dem Dramaturgen Dr. Max Wauer und dem Schauspieler Willy Loehr. 1920 – 1924 Der vom Frankfurter Schauspielhaus kommende Regisseur Gustav Hartung ist Generalintendant des Hessischen Landestheaters. Unter seiner Leitung wird das Darmstädter Theater zu einer der führenden Bühnen Deutschlands. Hartung gilt als einer der wichtigsten Regisseure des Expressionismus. Neben beispielhaften Klassikerinszenierungen fördert er, z. T. mit Uraufführungen, junge Autoren wie Carl Sternheim, Walter Hasenclever, Georg Kaiser und Fritz von Unruh. Seine Inszenierungen führen zu Polarisierung in Presse und Öffentlichkeit, doch schließlich überzeugen die Erfolge beim Publikum. 1921, 25. Mai Mit der Uraufführung von Kasimir Edschmids „Kean“, einer Neubearbeitung des Schauspiels von Alexandre Dumas d. Ä., in der Regie von Gustav Hartung, erlebt das Darmstädter Theater seinen bisher größten Theaterskandal. 1922, Februar Mit dem gänzlich umgebauten alten landgräflichen Opernhaus erhält das Darmstädter Theater eine zweite Spielstätte. Das nunmehr „Kleines Haus“ genannte Gebäude hat 824 Sitzplätze und dient fortan als Kammerspielhaus für Schauspiel und Komödie sowie für Spielopern und Operette. 1924 – 1927 Ernst Legal ist Generalintendant des Hessischen Landestheaters. Mehr als seinVorgänger sucht er gute Kontakte zu Publikum und Presse. Neben Konventionellem und Kompromissen gibt es Wagnisse auf der Bühne, mit denen das Darmstädter Theater weiterhinüberregional Aufsehen erregt. Mit Lothar Schenck von Trapp gewinnt er einen phantasievollen Bühnenbildner. Unter Joseph Rosenstock, der sich besonders der zeitgenössischen Musik
annimmt, gewinnt die Oper weiter an Profil. Mit der 1925 gegründeten „Neuen Bühne“ erhalten junge, noch unbekannte Dramatiker ein Diskussionsforum für ihre Arbeiten. 1925, 15. Dezember Erste Aufführung von Niebergalls Posse „Datterich“ auf der Bühne des Landestheaters durch die zuvor neu gegründete „Hessische Spielgemeinschaft“. Die von Ernst Legal geförderte Mundartbühne wird hauptsächlich von Laiendarstellern getragen und steht seither in enger Beziehung zum Landes- bzw. Staatstheater, wo ihre Aufführungen Teil des offiziellen Spielplans sind. 1926, 25. September Die Uraufführung von Bertolt Brecht Lustspiel „Mann ist Mann“ im Hessischen Landestheater erregt großes Aufsehen. Ernst Legal spielt die Hauptrolle, das Bühnenbild gestaltet Caspar Neher. 1927 – 1931 Generalintendant ist Carl Ebert. Als Regisseur verdeutlicht er durch Reduzierung der Bühnenmittel das dichterische Anliegen, sei es bei großartigen Klassikerinszenierungen, sei es bei seinem Einsatz für das meist stark umstrittene zeitgenössische Theater. Weitblick zeigt er als Theaterleiter bei der Auswahl seiner Mitarbeiter: Als Generalmusikdirektor engagiert er Dr. Karl Böhm, als Bühnenbildner Wilhelm Reinking, als Opernspielleiter Arthur Maria Rabenalt und als Dramaturg Paul Kornfeld. Dem hervorragenden Schauspielensemble gehören Künstler wie Bernhard Minetti, Werner Hinz und Sibylle Schmitz an; künstlerischer Sekretär ist Rudolf Bing, der spätere legendäre Leiter der Metropolitan Opera in New York. 1931 – 1933 Zweite Intendanz von Gustav Hartung. Zwar ist ihm die Pflege zeitgenössischer Autoren weiterhin ein besonderes Anliegen, im Vordergrund seiner Bemühungen stehen jedoch Klassikerinszenierungen in neuzeitlicher Sicht. Seine erfolgreiche Arbeit findet durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten ein jähes Ende. Vor ihrem Zugriff rettet er sich im März 1933 durch Flucht in die Schweiz. Zahlreiche beliebte Künstler müssen 296|297
ebenfalls das Theater verlassen, unter ihnen die Schauspieler Ernst Ginsberg, Karl Paryla, Hugo Kessler und die junge Anfängerin Lili Palmer, die Sänger Siegfried Urias und Fritzi Jockl, der Bühnenbildner Siegfried Sebba, der Kapellmeister Hermann Adler und der Dramaturg Kurt Hirschfeld. 1933 – 1934 Nach Hartungs Flucht wird der Spielbetrieb zunächst provisorisch weitergeführt. Mit Beginn der neuen Spielzeit übernimmt Dr. Rolf Prasch die Leitung des Theaters. Während im Musiktheater das Niveau weitgehend erhalten bleibt, führen im Schauspiel Stücke mit völkischer und nationaler Tendenz von oft zweifelhaftem Wert zu erheblichem Niveauverlust. 1934 – 1944 Generalintendant Franz Everth kann trotz notwendiger Konzessionen das Theater weitgehend von nationalsozialistischer Beeinflussung freihalten. Für qualitätvolles Theater mit einem leistungsfähigen Ensemble sorgen die Spielleiter Jochen Poelzig (Schauspiel) und Reinhard Lehmann (Oper) sowie Generalmusikdirektor Fritz Mechlenburg. 1944, 11. September In der Brandnacht werden beide Häuser des Landestheaters durch Fliegerbomben zerstört. 1945, 15. Dezember Eröffnungsvorstellung des Landestheaters Darmstadt in der Orangerie mit Goethes „Iphigenie auf Tauris“ in der Inszenierung von Karl-Heinz Stroux. Intendant der ersten Spielzeit ist Wilhelm Henrich. 1946 – 1951 Unter den Intendanten Walter Jokisch (1946–1947) und Dr. Siegmund Skraup (1948 –1951) kann in den harten Nachkriegsjahren der Theaterbetrieb nur mit größter Anstrengung aufrecht erhalten werden. 1950 macht eine Gasexplosion die Orangerie für einige Probe zu Astutuli von Carl Orff, 1955 von links: Carl Orff, Gustav Rudolf Sellner (Regie), Werner Düggelin (Regieassistenz), Elli Büttner (Kostüme), Franz Mertz (Bühnenbild)
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Monate unbespielbar. Zweite Spielstätte ist eine 1948 zur „Stadthalle“ umfunktionierte Turnhalle. 1951 – 1961 Mit der Übernahme der Intendanz durch Gustav Rudolf Sellner beginnt eine neue Blütezeit des Darmstädter Theaters, das zu einem Zentrum des deutschen Theaterlebens wird. In Sellners „Instrumentalem Theater“, einem Regietheater der strengen abstrahierenden Stilisierung, steht die Leistung des Ensembles im Vordergrund. Großes Aufsehen erregen seine Inszenierungen antiker Tragödien in der kongenialen Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner Franz Mertz. Daneben wird mit Nachdruck die neuste Dramatik vorgestellt. Aufführungen der Stücke von Barlach und Ionesco werden von heftigen Publikumsprotesten begleitet. 1951 – 1976 Harro Dicks ist Oberspielleiter bzw. Operndirektor am Landestheater Darmstadt. Wie Sellner macht er aus der Not der Behelfsbühne eine Tugend. Durch Konzentrierung auf das Wesentliche gibt er den Aufführungen ein scharfes, modernes Profil und schafft ein Darmstädter Musiktheater eigener Prägung. 1961 – 1971 Auch unter dem Intendanten Gerhard F. Hering, einem der literarischen Tradition verpflichteten Regisseur, kann Darmstadt seinen Ruf als Theaterstadt mit überregionaler Ausstrahlung wahren. Ihm zur Seite der geniale Regisseur Hans Bauer (bis 1965) und als Bühnenbildner Ruodi Barth. 1963 – 1994 Generalmusikdirektor Hans Drewanz gestaltet über mehr als drei Jahrzehnte erfolgreich und ausgewogen das Musikleben Darmstadts. Vor dem Neubau des Staatstheaters 1972 von links: Harro Dicks (Operndirektor), Gerd Heinz (Schauspieldirektor), Hans Drewanz (Generalmusikdirektor), Günther Beelitz (Intendant)
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1971 – 1976 Intendant ist Günther Beelitz. Seine vorrangige Aufgabe ist die Vorbereitung und Durchführung der Übersiedlung in das vom Architekten Rolf Prange neu erbaute Theatergebäude, in dem neben drei Bühnen – Großes Haus, Kleines Haus und Werkstattbühne mit zusammen 1.537 Zuschauerplätzen – die Werkstätten, Magazine, Probebühnen und Verwaltung vereinigt sind. Eine Besonderheit ist das moderne Tanztheater unter Gerhard Bohner, das allerdings nur eine kurze Blütezeit erleben kann. 1972, 2. Oktober Mit der Eröffnungsvorstellung (Beethovens „Fidelio“) beginnt der Spielbetrieb im neuen Haus, das nunmehr als Staatstheater Darmstadt firmiert. 1976 – 1984 Intendant Kurt Horres gibt als Opernregisseur mit vielbeachteten Inszenierungen zeitgenössischer Opern dem Musiktheater neue Impulse. An den Erfolgen hat der Sängerdarsteller George Maran wesentlichen Anteil. Aufsehen erregen auch die frühen Regietaten des Bühnenbildners Herbert Wernicke. Im Schauspiel ist unter Lothar Trautmann und (ab 1981) Eike Gramss ein meist anspruchsvolles Programm zu sehen. 1984 – 1991 Auch Intendant Dr. Peter Brenner ist ein renommierter Opernregisseur, der den von Kurt Horres eingeschlagenen Weg auf eigene Weise erfolgreich fortsetzt. Im Schauspiel erregt Jens Pesel mit psychologisch auslotenden Inszenierungen Aufmerksamkeit. Die Inszenierungen von Klaus Weise, Schauspieldirektor ab 1989, erzeugen anfangs Irritationen bei Publikum und Presse, doch insgesamt erreicht das Staatstheater seine bis dahin höchste Zuschauerzahl. 1991 – 1996 Zu Beginn der Intendanz Dr. Peter Girth führen mehrere Inszenierungen in Oper und Schauspiel sowie einige unglückliche Statements des Intendanten zu heftigen Protesten und zu einem deutlichen Besucherschwund. Ein Teil des Publikums kann zurück gewonnen werden, nachdem Urs Schaub die Leitung des Schauspiels übernommen hat. Im Musikthea-
ter, das über ein ausgezeichnetes Ensemble verfügt, gibt Marc Albrecht, ab 1995 Generalmusikdirektor, neue Impulse. 1996 – 2004 Während der Intendanz von Gerd-Theo Umberg ist besonders das Musiktheater unter Friedrich Meyer-Oertel Publikumsmagnet; Generalmusikdirektor ist ab 2001 Stefan Blunier. Weniger Resonanz findet das Schauspiel, dem zunächst ein Kollektiv an Regisseuren vorsteht und ab 2000 Heinz Kreidl. Auch das Tanztheater unter Birgitta Trommler kann sich beim Publikum nicht recht durchsetzen. 2002 – 2006 Das Theatergebäude wird nach den Plänen des Architekten Arno Lederer saniert, in Teilen umgebaut und erweitert. Saniert wird u. a. die Bühnenmaschinerie des Kleinen Hauses, der Zuschauerraum erhält eine neue Bestuhlung. Neu errichtet werden die Kammerspiele im Bereich der Tiefgarage, grundlegend erneuert wird die Bühnenmaschinerie des Großen Hauses, umgestaltet werden die Foyers und der Eingangsbereich. ab 2004 Unter erschwerten Bedingungen beginnt die Intendanz von John Dew mit Schauspieldirektor Martin Apelt. Die Umbau- und Sanierungsmaßnahmen machen zahlreiche Provisorien erforderlich. Für zwei Spielzeiten zieht die Oper ins Kleine Haus und das Schauspiel in die neuen Kammerspiele. Dennoch kann das Theater in beiden Sparten viele künstlerische Erfolge nachweisen, ebenso das von Mei Hong Lin geführte, bereits international gefragte Tanztheater. Dass die Zustimmung des Publikums auch nach Beendigungen der Baumaßnahmen 2006 weiter anhält, bezeugen die stark ansteigenden Besuchzahlen. Daran hat auch schon Constantin Trinks Anteil, der seit 2009 neuer Generalmusikdirektor ist.
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Persönlichkeiten des Darmstädter Theaters Carl Fischer, Schausp. aus der Krebs‘schen Truppe – Theres Peche, Schausp. – Carl Seydelmann, Schausp. – Ernst Pasqué, Opernsänger – Henriette Sontag, Opernsängerin – Hermann Knispel, Schausp./Theaterhistoriker – Felix Weingartner, Dirigent – Erich Kleiber, Dirigent – Ernst Legal, Intendant – Carl Ebert, Intendant – Karl Böhm, Generalmusikdirektor – Bernhard Minetti, Schausp. – Hermine Körner, Schausp. – Paul Wegener, Schausp. –
Martin Held, Schausp. – Maria Pierenkämper, Schausp. – Georg-Rudolf Sellner, Intendant – Christa Ludwig, Sängerin – Robert Stromberger und Erika Köth, Schausp. – Sebastian Koch, Schausp. 1933 Vertriebene Hugo Kessler, Schausp. – Sigfrid Sebba, Bühnenbildner – Gustav Hartung, Intendant – Herman Adler, Dirigent – Fritzi Jockl, Sängerin – Ernst Ginsberg, Schausp. – Lilli Palmer, Schausp. – Karl Paryla, Schausp. – Eugen Gürster, Dramaturg – Kurt Hirschfeld, Dramaturg 304|305
Die Theatersammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt gehört zu den wenigen Spezialsammlungen dieser Art im deutschen Sprachbereich. Ihr Sammelauftrag konzentriert sich im wesentlichen auf die Geschichte des Darmstädter Theaters. Gesammelt werden Bühnenbild- und Kostümentwürfe, Bühnenmodelle, Szenenfotos, Künstlerporträts, Programmhefte, Besetzungszettel, Plakate, Bilder und Pläne zu den Theaterbauten, Kritiken und Presseberichte zu Angelegenheiten des Theaters. Ihre Entstehung verdankt die Sammlung der persönlichen Initiative des Darmstädter Studienrats Hermann Kaiser, der im Nebenberuf Theaterkritiker bei der Tageszeitung „Hessischer Volksfreund“ war. Als die Zeitung 1933 verboten wurde und ihm damit diese Tätigkeit verwehrt war, begann er, sich der Geschichte des Darmstädter Theaters zu widmen und entsprechende Dokumente zu sammeln. Er fand dabei Förderung durch die Hessische Landesbibliothek, die geeignete Objekte aus ihren Beständen in die Sammlung einbrachte. Bereits 1938 übergab Kaiser wertvolle Teile als Dauerleihgabe der Bibliothek. Die rasch gewachsene Sammlung überstand in den Kellergewölben des Schlosses die Zerstörung Darmstadts im September 1944 ohne wesentliche Schäden und konnte in der Folgezeit kontinuierlich weiter ausgebaut werden. Seit August 1993 ist die Theatersammlung im Haus der Geschichte untergebracht, dem Gebäude des ehemaligen Hof- bzw. Landestheaters. Hermann Kaiser, der auch Autor einer vierbändigen Geschichte des Darmstädter Theaters war, hat seine Sammlung bis zu seinem Tod regelmäßig selbst betreut. Er starb im Oktober 1978 neunundachtzigjährig. Schon Jahre zuvor hatte er verfügt, dass die gesamte Sammlung nach seinem Ableben in den Besitz der damaligen Landes- und Hochschulbibliothek übergehen solle.
Da für die Theatersammlung nie gesonderte Personalmittel zur Verfügung standen, war die Bibliothek stets auf die Mitarbeit ehrenamtlich tätiger Kräfte angewiesen. Über zwei Jahrzehnte hin haben zwei kenntnisreiche Pensionäre mit viel Engagement die Sammlung betreut, Ludwig Ruppel und Heinrich Keil. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand übernahm 1999 der seitherige Leitende Direktor der Bibliothek, Dr. Yorck Alexander Haase, die Betreuung der Theatersammlung. Von seinem Studienfach her ist er Theaterwissenschaftler und durch seine langjährige Tätigkeit als Geschäftsführender Vorsitzender des „Vereins der Freunde des Staatstheaters Darmstadt“ eng mit dem Darmstädter Theater verbunden. Seit 2005 wird er von Frau Monika Hein tatkräftig und sachkundig unterstützt.
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Schreiben Sie Stadtgeschichte. Jetzt Mitherausgeber und Abonnent der EDITION DARMSTADT werden. Angesichts des Elends öffentlicher Kulturförderung (FAZ: „Kultur ohne Geld“) organisiert Surface Book mit der EDITION DARMSTADT Kulturförderung von unten. Jeweils etwa 300-seitige Flipbooks im Format 14,3 x 12 cm über ebenso bekannte wie bislang übersehene Darmstädter Kulturgüter sollen deren Wahrnehmung und Nachfrage stärken und so die kulturelle Vielfalt, den Erlebniswert, die Attraktivität und die Bekanntheit unserer Stadt fördern. Auch Sie können das Projekt unterstützen und Mitherausgeber werden, indem Sie die EDITION DARMSTADT abonnieren. Das Abonnement beinhaltet vier in loser Reihenfolge erscheinende ca. 300-seitige Flipbooks mit ca. 250 Fotoseiten im Querformat 14,3 x 12 cm und kostet Sie 40,- EUR inkl. MwSt. + Versand. Darüber hinaus erhalten Sie jedes zusätzliche Exemplar der EDITION DARMSTADT zum Vorzugspreis von 10,- EUR inkl. MwSt. + Versand (Buchhandelspreis 12,80 EUR). Das Abonnement wird über vier Ausgaben abgeschlossen und verlängert sich danach automatisch um jeweils vier weitere Ausgaben, wenn Sie es nicht spätestens einen Monat nach Erhalt der vierten Ausgabe kündigen. Die Rechnung wird Ihnen jeweils mit der ersten von vier Ausgaben zugestellt. Bei Abschluss des Abonnements erhalten Sie ein Exemplar „American Surfaces LAS VEGAS“ gratis. In Vorbereitung befindet sich 60 JAHRE HEINERFEST DARMSTADT (Juni 2011) Weitere Themen sind Andy Warhol in Darmstadt (1971 und 1980) | Weltnaturerbe Grube Messel | Vivarium Darmstadt | Internationale Waldkunst Darmstadt | Wissenschaftsstadt Darmstadt | Architektenstadt Darmstadt | u.v.a.m. Information und Buchung unter www.surface-book.de und www.edition-darmstadt.de
Edition darmstadt Flipbooks 14,3 x 12 cm Band 102, 2010 EISENBAHNMUSEUM DARMSTADT-KRANICHSTEIN 175 Jahre Deutsche Eisenbahnen Hg. Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein Fotos: Christoph Rau 312 Seiten mit mehr als 250 farbigen Fotoseiten
DIE BRIEFMARKE ZUM BUCH Selbstklebende 55-Cent-Briefmarke mit dem Titelmotiv des Buches und dem Eindruck EISENBAHNMUSEUM DARMSTADT-KRANICHSTEIN
Band 101, 2009 STADT DER KÜNSTE – DARMSTADT 25 Jahre Kunst Archiv Darmstadt Hg. Kunst Archiv Darmstadt 304 Seiten mit mehr als 250 farbigen Fotoseiten
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DANKSAGUNG. Herausgeber und Surface Book bedanken sich bei den Autoren und allen, die zur Realisierung des Buches beigetragen haben. Insbesondere Dr. Yorck Haase und Monika Hein von der Theatersammlung der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt sowie Dr. Peter Engels vom Stadtarchiv Darmstadt für Recherche und Bereitstellung des historischen Bildmaterials, Andreas Kahnert von der Universitäts- und Landesbibliothek für das Scannen desselben und Christoph Rau für die Sicherstellung der Finanzierung des Buches.
Für ihre freundliche Unterstützung danken wir: Best Western Hotel Darmstadt Echo Zeitungen GmbH, Darmstadt Fernau Präzisionstechnik GmbH, Darmstadt HEAG Südhessische Energie AG (HSE) Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt Maritim Konferenzhotel Sparkasse Darmstadt Verein der Freunde des Staatstheaters Darmstadt e.V.
Seit ich mich für Theater interessiere, lese und höre ich den Namen dieser Stadt. Das war sicherlich ein Beweggrund dafür, hierherzukommen. Es ist eine der nachhaltigsten und kuriosesten Theatergeschichten in Deutschland und möglicherweise in Europa. John Dew, Intendant des Staatstheaters Darmstadt
ISBN 978-3-939855-21-7