Sequenzen
Andreas Krรถtzl
Magazin 2019
Elisabeth Watzek Figuren, 2019 Farbstift auf Papier je 10 x 70 cm
Sequenzen 2019
Kooperation
Projektpartner
Herausgeber
Helmut Pum Ferdinand Reisenbichler Leiter Kunstwerkstatt Lebenshilfe OÖ/Gmunden und Galerie Tacheles, Präsident KUNSTFORUM Salzkammergut
Christian Rebhahn Zeichnung
Künstlerische TeilnehmerInnen, Foto-, Bild- und Textbeiträge Sequenzen 2019 Kunstuniversität Linz 4.-7. Juni 2019
Armin Andraschko Seite 22-23, 36, 42, 48, 53, 54, 55, 59 Renate Billensteiner Seite 38-41 Małgorzata BogaczykVormayr Seite 12-13, 14-17 Gerhard Brandl Seite 29-31 Bernhard Engljähringer Seite 34-35 Anette Friedel Seite 24-27 Andrea Hinterberger Seite 32-33 Andreas Krötzl Seite 1, 12-13, 18-19 Franz Krummholz Seite 51, 59 Albert Masser Seite 52, 60 Christian Mitterlehner Seite 26, 50 Marco Prenninger Seite 36-37, 46, 54 Donna E. Price Seite 12-13 Helmut Pum Seite 6-9, 42-43, 49 Christoph Raffetseder Seite 43-45 Julia Rakuschan Seite 27, 48-49, 53 Christian Rebhan Seite 3, 28, 46-47, 55 Ferdinand Reisenbichler Seite 10-11, 12-13, 47 Maria Reitter Seite 20-21 Elisabeth Watzek Seite 2
Helmut Pum
SEQUZEN 2019
„Ich mag das Wort Inklusion nicht.” Marco Prenninger
Das Kunstprojekt SEQUENZEN folgte im
Jahr 2019 einer Einladung des Integrati-
ven Kulturfestivals sicht:wechsel, das von
3. bis 7. Juni in Linz, zum bereits fünften
Mal, stattgefunden hat. Wir waren damit
als bildnerischer Beitrag in ein vielschichtiges Programm eingebunden. Einen
herzlichen Dank dafür an den künstlerischen Leiter, Organisator und auch Sän-
ger und Schauspieler Alfred Rauch.
Nachdem uns hier nun viele organisatorische Dinge abgenommen wurden, wären jetzt die offensichtlichen Voraussetzun-
gen gegeben gewesen, uns auf die inhaltlichen Dinge zu konzentrieren. Uns wur-
den jedoch in dieser Kooperation auch
strukturelle Verwicklungen bewusst, die
ich hier mittels des Zusammenspiels der
zwei Begriffe Kunst und Inklusion aufzei-
gen möchte.
Der Vorstand des Vereines sicht:wechsel setzt sich aus Mitgliedern oberösterrei-
chischer Sozialorganisationen zusammen. SEQUENZEN hat sich ebenfalls in seinem
Ursprung aus den jeweiligen Kunstwerk-
stätten der zwei oberösterreichischen Or-
ganisationen Lebenshilfe und Diakonie-
werk entwickelt und sich in folge als „Inklusives Kunstprojekt“ mit dem inhalt-
lichen Motto „Zeitgenössische Kunst trifft
Art Brut“ bezeichnet. Zum Zeitpunkt
der Einladung bei sicht:wechsel 2019 war SEQUENZEN aber bereits losgelöst von
der Verantwortung eines Sozialträgers und „freies“ Projekt, verantwortet nur
mehr von Ferdinand Reisenbichler und
mir als institutionsunahängige Personen und Künstler, und setzte sich aus einem
offenen KünstlerInnenkollektiv, mit
TeilnehmerInnen aus der freien Szene
und aus den Gruppenateliers einzelner
Sozialeinrichtungen, zusammen. Die Un-
abhängigkeit von SEQUENZEN, die sich
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aus einer inhaltlichen Schlüssigkeit
gerichteten Formensprache und ist mit
dass einzelne Sozialinstitutionen, die
in Europa. Erkennbar ist diese Kunst-
heraus entwickelt hat, führt nun dazu, ursprünglich das Klientel ihrer Ein-
dieser Orientierung auch einzigartig
Meinung aufkommen zu lassen –
in seiner Qualitätsfindung einzigartig und die Besonderheiten der künstler-
sprache durch von der Gestaltungs-
ischen Arbeiten, die von ihm entdeckt
ZEN eingebunden haben, diese jetzt
Entscheidungen, die sich - wenn man
oder brauchten – anscheinend auch
Dies scheint ein eigenes Phänomen
setzt - letztlich auf das Wo (Position auf
richtung noch in das Projekt SEQUENvon einer Teilnahme ausschließen.
und eine widersprüchliche Entwick-
bewegung selbst abgeleiteten formalen hier das Medium Zeichnung voraus-
der Fläche!) und dem Wie (Art der Be-
und aufgezeigt werden, brauchen –
diese Ausschreibung und Wettbewerbsstruktur, die im Kontext geistiger Be-
hinderung angesiedelt ist. Preisträger
lung zu sein, besonders wenn man es
wegung!) begründen.
des euward würden aber sehr wahr-
ins Spiel gebrachten Begriffes der In-
Der Österreichische Grafikwettbewerb
Kunstwettbewerb den Kürzeren ziehen.
Analyse dieser möglicherweise in sich
tung, das Zusammenführen einer Idee
unter dem Aspekt des immer wieder
klusion betrachtet! Der Versuch einer selbst verwickelten Strukturen – als
forciert eine konzeptuelle Ausrich-
mit der Art der formalen Umsetzung.
scheinlich bei einem öffentlichen
Und das aber nicht, weil die Qualität
nicht mithalten könnte, sondern weil
die Auswahlkriterien bei öffentlichen
vorweggenommene These – scheint
Hat Konzeptkunst als Konstante die
Wettbewerben – einschränkenderwei-
Vergleiches von Strukturen von Kunst-
an sich als Konstante die Veränderung!
die Teilnehmer auf den Kontext geis-
terschiedlichen Ausformung, in gleich-
schließen anscheinend „normale“
angebracht. Dies soll mit Hilfe eines
Idee, so hat der künstlerische Prozess
wettbewerben erfolgen, die im Zusam-
Beides steht, trotz oder wegen der un-
geistiger Behinderung stehen.
wertiger Korrelation, ist nur die jewei-
menhang zur Kunst von Menschen mit
euward versus Österreichischer Grafikwettbewerb Inklusion und Kunst: Eine Gedankenfalle? Der euward ist der europäische Kunst-
lige Kehrseite der Medaille. Die inhaltlich und künstlerisch spannendste
se! – anders sind. Muss der euward
tiger Behinderung einschränken, so
Kunstwettbewerbe zwar keine Teil-
nehmer, dafür aber inhaltliche Qualitäten, die dem Kontext geistiger Be-
Perspektive müsste nun eigentlich
hinderung geschuldet sind, aus.
anscheinend völlig unterschiedlichen
Dafür ist die Beteiligung beim Öster-
ablaufenden Prozesse zusammenspie-
Menschengruppen offen. Jedoch neh-
sein zu untersuchen, wie diese zwei und nach verschiedenen Kriterien
len, sich letztendlich decken. Ähnlich
reichischen Grafikwettbewerb für alle men in der Regel keine KünstlerInnen
preis für Malerei und Grafik im Kon-
wie unter physikalischer Betrachtungs-
schrieben von der Augustinum Stiftung
gigen absoluten Größen sind, sondern
wünschte Perspektive insbesondere in
vom zuständigen Kurator Klaus Me-
einanderstehen. An dieser Schnittstel-
richtungen.
alle drei Jahre ausgeschrieben und ist
Mechanismen zu wirken, die jetzt wei-
text geistiger Behinderung, ausge-
in München, initiiert und entwickelt
cherlein. Der euward wird in der Regel
eine Auszeichnung von internationaler Bedeutung, die an das Werk von
weise Raum und Zeit keine unabhän-
in einem nachweisbaren Verhältnis zu-
le scheinen jedoch andere gegenteilige ter betrachtet werden sollen.
Außenseitern verliehen wird. Der Ös-
Die Wettbewerbsteilnahme beim eu-
von der Kulturabteilung der Tiroler
hinderung eingeschränkt, wer kein
terreichische Grafikwettbewerb wird
Landesregierung ausgeschrieben und vom TAXISPALAIS Kunsthalle Tirol
ward ist auf den Kontext geistiger Be-
„Zertifikat“ in dieser Richtung hat, hat auch keine Teilnahmeberechtigung.
im Kontext der geistigen Behinderung
daran teil. Und es ist auch keine ge-
den betreuten Ateliers der Sozialein-
Warum ist das so? Sind hier Interes-
sensterritorien und Aufgabenfunktio-
nen so fix abgesteckt, dass eine Auf-
lösung der Grenzen nicht gewünscht
ist? Und herrschen hier innerhalb von Systemen abgeklärte Dienstpflichten
vor, die die Kunst aus Distanz und
unter dem Aspekt eines Nutzens und
alle zwei Jahre durchgeführt. Dieser
Die Strukturierung von diesbezüg-
Imagegewinnes der Einrichtung
chischen KünstlerInnen, die seit min-
sem Aspekt her zu verstehen, werden
die gesamten Rahmenbedingungen
nen und Institutionen angestrebt, die
betrachtendes Synonym für noch
Wettbewerb ist offen für alle österrei-
lichen Projekten ist ebenfalls von die-
betrachten? Was spricht dagegen, sich
destens fünf Jahren ihren ständigen
diese doch von verantwortlichen Perso-
sant bei dem Vergleich dieser beiden
eben dieser Aufgabe verpflichtet und
künstlerische Ausrichtung. Der eu-
eine interne institutionelle Anerken-
experimentell und kreativ zusammen-
ist – um hier keine falsche inhaltliche
weise zu forcieren und letztlich >
Wohnsitz in Österreich haben. InteresWettbewerbe ist primär die inhaltliche ward forciert dabei die Auswahl einer
auf Ursprünglichkeit und Authentizität
dienstbar sind und im weiteren auch
nung anstreben müssen. Der euward
beider Wettbewerbe, als kritisch zu bestehende aufgesplitterte gesellschaftliche Verhältnisse, zumindest einmal
zudenken und eine ganzheitliche Sicht-
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auch der Gefahr der Aufteilung der
Kunst in behindert und nicht behin-
„…ich ahne, wie meine kunst werden
doppelung und Vervielfältigung der
soll – die visuelle gestaltung eines mo-
Wirklichkeit! Lebt man dann zwei- und
dem Sozialkontext entwickelte und
Text im Kunstmagazin SEQUENZEN
eine hypothetisch erlebbare Unend-
zur Beschreibung für das Wesen der
berger in ihrem Text die Frage: „Gibt es
Menschen dieser Welt, wären dann alle
Innenschicht das Mikrofragment eines
lichkeiten ausgeschöpft? Wäre nun das
dert entgegenzuwirken? Interne aus eingesetzte Begriffe wie Inklusion
Kunst und zum Imagegewinn sind nur bedingt als Werkzeug geeignet. Und
ments...“ notiert Heidi Zednik in ihrem
2014. Und heuer stellt Andrea Hinter-
ein Atom, welches in einer rätselhaften
Inklusion im grundsätzlichen Zusam-
Augenblicks beherbergt?“ Und was ist
müssen, sich nicht vor, sondern hinter
Fotoapparates, wie erkenne ich denje-
vornherein ein Problem für die Kunst
wenn Personen in einer verdeckten
gar nicht gibt!
nenraum orientieren und Formen und
menhang mit Kunst wird darauf achten
der Kunst einzureihen, um nicht von zu suggerieren, dass es in Wahrheit
genau die Ursache beim Auslösen des
nigen Moment den es festzuhalten gilt,
dunklen Stoffhülle sich in ihrem In-
Ausbuchtungen an der Hülle oder auch Sprache hinterlassen? Oder was ist,
vielmal? Denkt man dieses Konzept in lichkeit und porträtiert Gerhard alle
in sein Konzept inkludiert, alle Mög-
Ende seines Konzeptes erreicht? Ist er dann tot oder lebt er unendlich?
Gleichermaßen konzeptuell als auch
prozessorientiert, analog als auch di-
gital, arbeitet Renate Billensteiner in
ihrer fotografischen Arbeit. Ihre Serie
„re use“, die Vermischung von Real-
und Projektionsebenen, nimmt dabei
Quergedanken bei SEQUENZEN 2019
wenn diese Stoffhülle leer ist? Erzeugt
die extremste Gegenposition zum kon-
Hülle selbst Form und ringt mir eine
thode ist dabei so etwas wie der „Art
Die inhaltlichen Zugänge bei den Teil-
Und Armin Andraschko betitelt seinen
nehmern hatten heuer divergenten
Charakter. Entwickelte sich die Vorbe-
dann Leerraum oder das Gewicht der
Entscheidung zum Fotografieren ab? Text mit „Fahren im Kreisverkehr“!
zeptuellen Zugang ein und ihre Me-
Brut - Prozess“ der Fotografie. Wenn
der eigene Körper sowohl Projektionsfläche, Schattenwerfer, Bildwahrneh-
Ist es das ewige Fahren um diesen
mer und Bilderzeuger in gleichem Aus-
Schritt für Schritt in Richtung Kon-
Mittelpunkt, den wir nie erreichen
kleinste Körper- und Augenbewegung
lustvollen Annahme dieser Thematik
nen eigenartigen Bann zu ziehen
reitung beim vorjährigen Projekt 2018 zeptlosigkeit in der Kunst und einer
bei allen Beteiligten, so standen heuer
einen ominösen Augenblick, eine Art
werden, der uns aber dennoch in seischeint? Bleibt es eine Wiederholung?
wieder mehr einzelne unabhängige
Braucht es beim ewigen Kreisfahren
und eine offene Orientierung an gegen-
mit der Kreis vielleicht zu einer Spirale
Positionen, ein Kleingruppenkonzept
seitigen zeichnerischen Interventionen
im Vordergrund. Auch der Vereins-
name unseres Kooperationspartners
einen Schritt in Richtung Tiefe, da-
wird die in die Tiefe führt, dem Ur-
sprung entgegen? Ist ein künstlerisch-
es Konzept grundsätzlich eine Uto-
maße ist, dann erzeugt jede noch so
innerhalb dieses ebenfalls veränder-
baren beweglichen Konglomerates an
Wirklichkeitsebenen (nun unabhängig ob es eine Real- oder Projektionsebene ist) zu jeder Zeit immer wieder eine
neue Grundsituation und eine unend-
liche Vielzahl an prinzipiell immer
gleichwertigen Blickmöglichkeiten.
Eine in dieser Zeit gemachte Fotoserie
wird damit zu einer unabhängige Ein-
sicht:wechsel nahm Einfluss auf The-
pie, die den Punkt, den Ursprung so-
Aber wir hätten den Projektraum an
der Zukunft zu erreichen versucht?
Entscheidungsmöglichkeiten werden
labor tituliert, wenn nicht unserer Phi-
Spinnt man etwa das künstlerische
wechselt zur Wahrnehmung!
fende Porträtieren von Personen seiner
Zum Lesen des diesjährigen Sequen-
künstlerischen Zusammenarbeit tau-
stellt man sich vor, dass er seine in-
und Textartikel werden in der Reihen-
und tatsächlich ist es eines der schwier-
einem einzigen Raum ausstellt und bei
den Kunst mehr Sinn in einer dialo-
nen auch alle Porträtierten leibhaftig,
matisierungen und Arbeitsmethoden.
der Kunstuni in Linz nicht als Kunst-
losophie gemäß die Zutaten auch wie-
der neu gemixt werden könnten.
Die Frage nach Konsequenz in einer chte vielleicht am intensivsten auf
igsten Aspekte, ob bei der bildenden-
gischen Arbeitsmethode oder in dem
sinngemäßen Zitat von Gerhard Brandl
„…die Malerei ist eine sehr einsame
Tätigkeit, die leider auch nur so funktionieren kann“ zu sehen ist.
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zusagen von hinten über den Umweg
Konzept von Gerhard Brandl, das lau-
unmittelbaren Umgebung, weiter und
zwischen mehr als 250 Porträtbilder in
einer angestrebten Vernissage erschei-
zelbilder generierenden Fotosequenz.
zu Entscheidungstatsachen – Reflexion
zen-Magazins: Die klassischen Bild-
folge der Auflistung von verschiedenen
Intervention szeichnungen durchbro-
chen. Diese haben immer zwei Urheber und sind gleichermaßen künstlerische
neben und bei ihren Porträtbildern
Aktionen und Reaktionen auf die je-
ein Gefühl für die extreme „Dichte“
Die künstlerischen Beiträge werden er-
Gerhard, entstehen muss - eine Art Ver-
lichen Artikel von Maria Reitter, die an
und ihrem Urheber, dann muss man
bekommen, die dabei, vor allem für
weilige Bildbedeutung des anderen.
gänzt durch einen kunstwissenschaft-
ihrer Dissertation arbeitet und ihr En-
gagement dem Thema und den Begriffen der „Außenseiterkunst“ sowie der
„Art Brut“ widmet, die analysiert und
auf zeitgemäßem Stand untersucht und diskutiert werden sollen. Ma gorzata
Bogaczyk-Vormayr, die schon mehr-
mals kunstphilosophische Artikel im
Magazin verfasst hat, wagte heuer mit ihrer Beteiligung den Sprung auf die
künstlerische Seite, eine üblicherweise
von Akademikern selten vollzogene
Aktion, die es wert ist, sich genauer zu betrachten.
Eine besondere Aufgabe erfüllte auch Christoph Raffetseder mit der künst-
lerischen Gestaltung einer Doppelseite im Magazin, die er völlig frei, wie ein
leeres Blatt Papier, nutzen konnte und
von jeglichem vorgefassten Schema
befreit war. Näheres zu seiner grund-
sätzlichen künstlerischen Methode ist
in einem Beitrag über ihn beschrieben. Ein herzlicher Dank gilt nun allen Au-
toren und Autorinnen dieses Magazins,
die ihre Beiträge vor allem auch frei
zur Verfügung stellen. Das Kunstma-
gazin SEQUENZEN ist inzwischen un-
abhängig von jeglicher Institution und arbeitet damit auch ohne finanziell
gesichertes Grund- oder Basisbudget, sieht sich inzwischen auch wie ein
eigenes Kunstprojekt, dass so wie jeder freischaffende Künstler auch immer
wieder gefordert ist, sich neu erfinden zu müssen.
Mein letzter ganz besonderer Dank
geht nun noch an Julia Hametner, die ehrenamtlich und mit großem Enga-
gement sich für die neue grafische
Linie des Magazins SEQUENZEN ver-
antwortlich zeichnet und über ihr Interesse und die öffentliche Präsenz von SEQUENZEN zu uns gestoßen ist und
ihre Mitarbeit angeboten hat!
Helmut Pum Das große Rasenstück (Teil 1 bis 3), 2019 Mischtechnik auf Leinwand je 140 x 100 cm
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Ferdinand Reisenbichler
Das inklusive Kunstlabor Das Kunstprojekt Sequenzen 2019 war
heuer in das Programm des sicht:wech-
sel (Verein für integrative Kulturarbeit)
eingebunden. In den Räumen der Kunst-
universität Linz bauten wir unser tempo-
räres Atelier auf, um dort 3 Tage Vorort
öffentlich zugängig ein kollaboratives Ar-
beitsumfeld zu schaffen. Als Überschrift
legten wir „Das inklusive Kunstlabor“
fest und bezogen uns damit direkt auf
das Motto des sicht:wechsel. Die vermittelte Grundidee war gemischte Gruppen zu bilden und an einem gemeinsam
festgelegten Thema in den vorbereiteten
Kojen zu arbeiten, um so ein „Gesamtkunstwerk“ zu schaffen.
Diese Vorstellung löste sich schon am
ersten Tag auf und entsprach damit wohl
auch dem offenen Charakter eines Kunst-
labors. Einige Teilnehmer fanden sich am zentralen Tisch ein oder suchten einen
eigenen Platz im Raum, um vorrangig in ihrer gewohnten Herangehensweise zu
arbeiten. Im Verlauf des Projekts bildeten sich am großen Tisch in der Mitte des
Ateliers Arbeitsgemeinschaften, die tem-
porär in unterschiedlichen Kooperativen
zusammenwirkten und in einem sozialen
und künstlerischen Austausch standen.
Der Versuch einer Gruppe Donna E. Price, Ma gorzata Bogaczyk-
Vormayr, Andreas Krötzl und ich bildeten schon im Vorfeld eine Gruppe, die die
ursprüngliche Grundidee ernst nehmen
wollte. Eine vorbereitete Koje war unser
Arbeitsplatz und damit gab es schon von Anfang an eine festgelegte Fläche, die
es zu bewältigen galt. Eine gemeinsame
Arbeit in einem engen Zeitrahmen ver-
langt initiatives Selbstbewusstsein, Humor, einen kompromissbereiten Selbst-
wert, Planungsfähigkeit, Methodenviel-
10
Der Begriff „Inklusion“ ist im Sequenzenprojekt bedeutungslos weil „inhaltsgereinigt“ und wird zukünftig von mir in diesem Kontext nicht mehr verwendet.
falt, Spontanität, die Bereitschaft
gewohnte Wege zu verlassen, aus der
eigenen Erfahrungsvielfalt zu schöpfen und den Mitstreitern die Idee der
gesetzten Intervention am Gemeinsamen unter Einbeziehung der indi-
viduellen ästhetischen Parameter,
auf Wunsch, mitzuteilen und diese
auch zur Diskussion zu stellen. Einige
dieser Voraussetzungen waren für das
Team eine große Herausforderung,
viele dieser Fähigkeiten sind bei And-
reas Krötzl, einem Künstler der Kunst-
seiner künstlerischen Arbeit durch
vergleichbar, damit individuell bewert-
weder notwendig noch sinnvoll. Seine
mantel“ des Art Brut Kontextes. Das
einen zeitgenössischen Kontext war
„Arbeiten in seinem Rahmen“ sind
von einer hohen künstlerischen Qualität und brauchen keine „Unterstützung“ seitens der zeitgenössisch-
en Kunst.
Ist ein Projekt wie Sequenzen sinnvoll?
bar und entziehen sich dem „Schutz-
soziale Leben im Atelier ist respektvoll und fordert von allen, aber speziell
auch von den „InstitutskünstlerInn-
nen“, eigene Bedürfnisse eigeninitiativ umzusetzen, da es keine Betreuungs-
situation und keine Workshopleitung
im Labor gibt.
Dieses Stück Normalität ist in den
Einrichtungen nicht bewältigbar, da
werkstatt der Lebenshilfe Gmunden,
Nach den vielen Sequenzenprojekten
ginal entwickelt.
ich mir heuer das erste Mal die Frage
Klienten sind und eine umfassende
in Anbetracht des enormen Aufwands
der Einrichtung aus verständlichen
nicht vorhanden bzw. nur sehr mar-
Andreas ist ein „in sich gekehrter
in unterschiedlichsten Settings habe
gestellt, ob ein Projekt wie Sequenzen
Mensch“ mit der Grundangst, im Kon-
den Helmut und ich dafür betreiben
falsch machen zu können. Eine intel-
für mich zu beantworten war es wich-
ist nicht zielführend. Als wirksames
Möglichkeiten dieses Projekt für alle
text mit anderen Menschen etwas
lektuelle „Behandlung“ seiner Angst
überhaupt sinnvoll ist. Um diese Frage tig festzustellen, welche Chancen und
Konzept hat sich in der Kunstwerkstatt
Beteiligten bietet.
Erfahrungsweg mit viel Bestätigung
Der Sequenzen-Atelierraum ist für
Gmunden ein bedächtig beschrittener
erwiesen. Seine außergewöhnliche
künstlerische Arbeit, die aus seinem
„So sein wie er ist“ resultiert, befähigt
alle TeilnehmerInnen ein künstler-
ischer und sozialer Resonanzraum,
die KollegInnen aus den Institutionen in diesem Kontext immer Betreute /
Selbstorganisation an den Strukturen
Gründen scheitern muss.
Für alle TeilnehmerInnen ist das Projekt eine einzigartige Möglichkeit,
sich als wirkmächtiger Teil einer Grup-
pe von Gleichgesinnten zu erleben, die
„Kunst spricht“ und deren Ziel es sein
könnte, das eigene Ziel aus den Augen zu verlieren, um einen kreativ for-
schenden Prozess in Gang zu setzen.
ein experimenteller Freiraum mit
In der Sequenzengruppe stellt sich
möglich ist. Primär fordert er dazu
die primäre Selbstwahrnehmung
ihn zwar als singuläre Künstlerpersön-
Aufforderungscharakter in dem alles
Mitarbeiter an einem offenen Grup-
auf, die eigenen Denkweisen und Konzepte zu überprüfen, selbst auferlegte
andere Person zur Verfügung und gibt
Andreas bewahrte sich damit das
als Individuum in einen sozialen
stitutionen die Möglichkeit, sich selbst
lichkeit, aber nicht dazu, als aktiver
penprozess gestaltend teilzunehmen.
Prädikat der (positiven) Exklusivität.
Grenzen zu überschreiten und sich
Kontext, verbunden durch die Kunst-
jeder zeitgenössische Künstler durch und das Auftreten als Künstler als real
damit den KünstlerInnen aus den Inin diesem speziellen Raum als einen
potenz, einzubinden und sich letztend-
anderen erleben zu können. Um mit
seiner Kunst. Diese Lösung ermög-
grifflichkeiten wie „Inklusion“ werden
des Künstlers ersetzt für diese Zeit
keit zu einer Gruppe, ersparte ihm
Gleichberechtigung und Qualität diese
Andreas arbeitete an einem eigenen Tisch inmitten unserer Gruppe an
lichte ihm das Gefühl der Zugehörigaber die permanente Unsicherheit,
die aus der Überforderung entstanden
wäre und erlaubte ihm eigenständig
und selbstbewusst zu agieren. Seine
Zeichnungen wurden in das Gesamt-
werk eingefügt und wirkten etwas
„zwangsinkludiert.“ Die „Aufwertung“
lich ein Stück neu zu erfinden. Be-
hier bedeutungslos, weil grundgelegte
Benennungen obsolet machen. In
C. G. Jung zu sprechen: Die Persona
die Persona des Betreuten und ermöglicht schrittweise eine Veränderung
der Grundwahrnehmung der eigenen
dieser Arbeitsatmosphäre stellt sich
Person und damit eine integrative
derte ist, denn wo kein Betreuer ist
Antwort zur Sinnhaftigkeit der Se-
Werke stehen nebeneinander und da-
einer Planung für 2020 steht nichts
niemals die Frage wer der/die Behin-
wird auch kein Betreuter sein. Die mit auch in Konkurrenz. Sie sind
Selbstwahrnehmung. Meine derzeitige
quenzen lautet: Ja, es ist sinnvoll und im Weg.
11
Ferdinand Reisenbichler Maล gorzata Bogaczyk-Vormayr Donna E. Price Andreas Krรถtzl
12
Das inklusive Kunstlabor: Projektraum Kunstuni LInz
Małgorzata BogaczykVormayr
SequenzenBegegnungen: bio art tritt ein Ein Philosoph sagte einmal treffend:
„Wenn die Welt klar wäre, gäbe es keine
Kunst.“ 1 Wahrscheinlich muss man kein
Philosoph sein, um genau das begreifen zu können, aber ich habe mir diese of-
fensichtliche Wahrheit nicht ausgedacht, sondern diese erst im Buch gefunden…
Es ist (es war bis jetzt?) nämlich meine
Methode, mir bei jeder Aktivität, in allem, was ich unternehme, eine Orientierung oder einen Impuls aus fremden Gedanken zu holen. Dies war mir immer eine Stütze, um meine eigene Überzeugung
rechtfertigen zu können, um mir zu
versichern, dass meine Gedanken nicht
1
als dilettantisch aufgefasst werden.
Kann man sich so eine Selbstbeschränkung, eine derartige Unsicherheit als
Künstler/Künstlerin vorstellen und sich dahinter verstecken? Davon möchte ich
reden: Von Selbstvertrauen und Präsenz,
welche ich innerhalb meiner eigenen
künstlerischen Betätigung im Rahmen
der Sequenzen 2019 erleben konnte.
Diese Aussage von Albert Camus be-
gleitet mich seit 2015, als ich zum ersten
2
Mal die Sequenzen besuchte. Ich stand in der großen Halle der ehemaligen Papierfabrik in Steyrermühl, welche künst-
lerisch so fantastisch, so beeindruckend
umgestaltet wurde, und wiederholte mir
diese Aussage, dass die Kunst uns die
Welt nahebringe – sie macht uns mit der
Welt vertraut und bleibt selbst aber ihrem Wesen nach geheimnisvoll. Vier Jahre
später bin ich Ferdinand Reisenbichler
sehr dankbar, dass er mir nicht nur ver-
traut hat, sondern mich dazu ermutigt hat,
während der diesjährigen Sequenzen in
3
4
14
eine andere Rolle als der einer vor Bewun-
[1] A. Camus, Das absurde Werk, in: Ders.; Der Mythos des Sisyphos, übers. von V. v. Wroblewsky, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009, S. 129. [2] Diese Begegnungen z. B. mit Gunther Zehetner oder Sigrid Reingruber habe ich schon geschildert: M. Bogaczyk-Vormayr, Art Brut oder die Überwindung der Biomacht, „Ethics in Progress“, vol. 5 (2014), no. 2, p. 98-99; M. Bogaczyk-Vormayr, Sequenzen-Begegnungen: Sigrid Reingruber, in: H. Pum, F. Reisenbichler (Hg.), Sequenzen und Collaborations 2015: Art brut passé?, Gallneukirchen 2015, S. 28-31.
derung sprachlosen Philosophin zu
schlüpfen. Eine andere Rolle, eine an-
Eine ähnliche Aufmerksamkeit erlebte
während fünf weitere Flächen der
ich auch im Atelier während der letzen
gesamten Wand zu Beginn langsam
so haben wir es am Anfang genannt,
Price und Ferdinand Reisenbichler
Sichtweisen und die Hände von Donna
meine Teilnahme im Wesentlichen so
nommen.
dere Aufgabe, eine andere Beteiligung – aber ich bin mir heute nicht sicher, ob
Sequenzen – mit ihr haben Donna
und dann immer intensiver durch die
meine Fotos wahrgenommen und über-
Price und Ferdinand Reisenbichler
viel anders geworden ist als früher.
E in Foto, welches Ferdinand zu sei-
es sich um eine Berührung, dachte ich.
Künstlerinnen und Künstler bei deren
spirierte, stellt das Blattgerippe eines
Tatsächlich: Ich habe bis jetzt die
verwandelt wurden. Überall handelt
ner ersten fragilen Drahtskulptur in-
Ich greife zu den Mikroorganismen,
Arbeitsprozessen nur begleitet, und
Torfmooses (Sphagnum) dar, be-
und Andreas Krötzl berührt mit stets
obachterin. Nach einer solchen Begeg-
DM 750, aufgenommen mit der Kamera
um in den gezeichneten Strichen das
Schaffensprozess einer anderen Person,
Das Bild ist farblich verfälscht – die na-
sehen zu lassen. Die Zeichnungen von
dabei war ich vor allem nur eine Be-
nung verfasste ich eine Analyse zum
trachtet unter dem Mikroskop LEICA
LEICA ICC50 HD. (Abb. 2; vgl. Abb. 5-6)
sie greifen zu Draht, Hammer, Pinsel, zarter Bewegung die Papierfläche,
Streicheln einer menschlichen Hand
türliche hellgraue Farbe sowie der wei-
Andreas haben später Ferdinand und
Fachsprache. Dieses Jahr aber habe ich
dem Computerprogramm LAS EZ) in
diese Striche für mich eine Variante
Arbeiten gezeigt, diese in ein gemein-
Schon auf diese Art entsteht eine
Fäden, die sich aus Tausenden pflanz-
und zwar in einer kunstphilosophi-
schen, vielleicht theoretisierenden
zum ersten Mal meine künstlerischen
sames Projekt integriert und letztlich
ausgestellt (da fühlt sich eine Akademikerin wie neugeboren!).
ße Hintergrund wurden von mir (mit
ein Blau umgewandelt. (vgl. Abb. 1-4) botanische Kunstfotografie, wenn man
nämlich das unter dem Mikroskop
gesehene Bild für das menschliche
A ber doch: Meine frühere Teilnah-
Auge interessanter, spannender, ästhe-
mer als Aufmerksamkeit. Das Dabei-
von Farb- und Kontraständerungen,
me an den Sequenzen erlebte ich im-
sein, die stille Annährung, die Neugier
tischer macht, und zwar nur mithilfe
eventuell noch zusätzlich mit einer
ich auf die Wand geheftet – jetzt waren
des Algengewirrs, der langen dünnen lichen Zellen zusammensetzen.
(Abb. 3-4)
A m dritten und vierten Tag gestal-
tete ich die Installationswand mit weiteren Schwarzweiß-Fotos, ich suchte
nach Verbindungen meines Materials
und dieser Farben zu den Drahtstruk-
und Vorsicht, die Ausdauer – all dies
Ausschnittsvergrößerung und manch-
Ich blieb immer in einer Entfernung
Collage herstellt – aus mehreren Pro-
Wand war für mich ein Organismus
zu ihnen als Schaffenden, manchmal
che handelt es sich nicht um die
bewohnt ist. Als ich vor der Wand
formt die Haltung der Aufmerksamkeit. zu einer Künstlerin/einem Künstler –
auch zu ihnen als Menschen in einer
anderen als mir vertrauten kognitiven
Verfassung.2 Dank dieser Haltung der
mal, indem man eine Komposition/
ben bzw. Aufnahmen. Bei meiner Su-
Abbildung, weil mich der Naturalis-
mus als Kunstrichtung nie angespro-
turen, welche Donna und Ferdinand
ins Leben gerufen haben. Ja, diese
oder ein Raum, der von Organismen stand, dachte ich an die großen Glas-
wände in einem Ozeanarium.
chen hat. Das heißt: Meine Suche ist
Unsere Arbeit dauerte vier Tage,
ich Fachkenntnisse, um ein Foto zu
abgebaut – so viel zur technischen Be-
Aufmerksamkeit konnte ich aber die
eine künstlerische. Natürlich brauche
lerin wahrnehmen und begreifen.
machen: Ich muss lernen, die Appa-
dus meiner Arbeit am Mikroskop –
also mein theoretisches Wissen, mein
etwas Lebendigem, von dem, was men-
dem Material gegenüber, mit dem ich
ästhetischen Entscheidungen mit.
aufscheinen lassen können. Ich erlebte
Präsenz eines Künstlers/einer Künst-
Die Aufmerksamkeit ist auch ein Moich war früher nie so aufmerksam
ratur zu beherrschen. Es wirken hier handwerkliches Geschick und meine
arbeitete als jetzt am Mikroskop (ob
Ich habe die ersten zwei Tage das
schriebenes Wort war oder ein von
Meine Fotos hingen an einer Teilflä-
es vorher ein von einem Dichter ge-
einem Künstler entworfenes Objekt).
entstehende Kunstwerk betrachtet:
am fünften haben wir das Kunstwerk schreibung. Was dort entstand, erle-
bte ich aber als ein Aufleuchten von schliche Phantasie und Hand kurz
dort wahre Präsenz.
che der späteren Ausstellungswand,
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Małgorzata BogaczykVormayr
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Małgorzata Bogaczyk-Vormayr Serie Underwater, 2019 Probe aus dem Moor: Detritus und Luftblasen. Fotos 8 u. 10: Blattgerippe eines Torfmooses (Sphagnum sp.)
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Andreas Krรถtzl
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Andreas Krรถtzl Ohne Titel, 2019 Farbstifte 21 x 29,7 cm
Andreas Krรถtzl Ohne Titel, 2019 Farbstifte je 20 x 20 cm
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Maria Reitter
Sicht:wechsel als Programm Verschiedene Körper in dunklem
Stoff verhüllt, freischwebend in einem
künstlerischen Prozess des kollektiven
Miteinanders von Künstler_innen mit und ohne Behinderungen bot. Die
unterschiedlichsten Herangehenswei-
sen an das künstlerische Arbeiten bei
Raum oder am Boden sitzend, liegend
den SEQUENZEN – ob konzeptionell,
bilden lassen sich abstrakte Gesichts-
Arbeiten – zeigen von der Individuali-
haltungen in verschiedenen Span-
persönlichkeit, die individuelle Kunst
oder stehend. An den einzelnen Ge-
züge durch unterschiedliche Körper-
nungs- und Entspannungssituationen
erkennen. Doch was steckt hinter die-
spontan oder als Prozess im seriellen tät der jeweiligen Künstler_innen-
entstehen lässt.
sen nicht zuordenbaren Figuren, ist
Ein Highlight bei den Open-SEQUEN-
oben und unten?
der beiden Projektverantwortlichen,
es ein Mensch oder ein Objekt, wo ist Auf ein Spiel mit dem Raum hat sich
Andrea Hinterberger im Rahmen der SEQUENZEN in ihrer künstlerischen
ZEN war der Kunsttalk mit einem
Helmut Pum, sowie der Prof.in DDr.in
Monika Leisch-Kiesl (Katholische Universität Linz; betreuende Professorin
der Dissertation von der Autorin),
Arbeit mit einer schwarzen Raum-
Dr.in Brigitte Reutner (LENTOS Kunst-
sche Arbeiten sind dabei entstanden
(Zürcher Hochschule der Künste,
Raumanhaltspunkten, die dadurch
kuratierten die Ausstellung „EXTRA-
hülle eingelassen. Rund 40 fotografiund diese spielen mit den fehlenden
eine gewisse Spannung bei der Be-
museum, Linz) und Prof.in Luchsinger Schweiz). Die beiden Letztgenannten
ORDINAIRE!“ (Unbekannte Werke aus
trachtung erzeugen und einfach neu-
psychiatrischen Einrichtungen in der
verhüllten Körpern löst sich auf durch
aus Österreich), die im Kunstmuseum
gierig machen. Der Raum hinter den
Schweiz um 1900 – ergänzt um Werke
das Nicht-Zuordnen-Können der Raum-
LENTOS von 7.6.-18.8.2019 zu sehen war.
auflöst. Sicht:wechsel ist das Grund-
Unter der Moderation der Autorin,
dimension, die sich in alle Richtungen thema, auf das die Künstlerin durch
die verschiedenen Phasen des Nicht-
Maria Reitter, die sich in ihrer Disser-
tation mit der begrifflichen Zuordnung
wissens oder Wissens in ihren Arbei-
der Kunst von Menschen mit Behin-
Sicht:wechsel ist auch das Motto der
künstlerische Arbeiten von Menschen
ten eingegangen ist.
derungen abseits von Art Brut und Outsider Art beschäftigt, wurde über das
heurigen SEQUENZEN, die im Rah-
mit Behinderungen diskutiert sowie
Kulturfestivals von 3.-7. Juni 2019 in
der Kunstausbildung betrachtet. So be-
im Rahmen ihrer kunstwissenschaft-
Ateliertausch an der Zürcher Hoch-
men des gleichnamigen inklusiven
Linz stattfanden. Die Autorin durfte
lichen Projektbegleitung das Format
der Open-SEQUENZEN während des
unterschiedliche inklusive Ansätze in
richtete Katrin Luchsinger von einem
schule der Künste, wo ein Studienplatz für Kunst und Design einer Person mit
Symposiums begleiten, das als offenes
Behinderungen zur Verfügung gestellt
siven Kunstprojekts angelegt war und
kommt sehr gut an und führt zu einem
Besuchsforum während diesem inklu-
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Raum für Diskussionen über diesen
wird. Dieses nachahmenswerte Projekt
Kunsttalk (Foto links) v.l.n.r. Ferdinand Reisenbichler, Katrin Luchsinger, Brigitte Reutner, Helmut Pum Kunsttalk (Foto 1 rechts) v.l.n.r. Maria Reitter, (dahinter verdeckt Katrin Luchsinger), Monika Leisch-Kiesl, Helmut Pum Kunsttalk (Foto 2 rechts) v.l.n.r. Helmut Pum, Maria Reitter, Katrin Luchsinger, Monika Leisch-Kiesl
wertvollen künstlerischen Austausch
Künstler_innenkollektiv brachte.
Art Brut-Künstler_innen ein äußerst
Dissertation aufgestellte Forschungs-
die Bezeichnung Art Brut auch als Ka-
in der Arbeitsweise der Studierenden.
Andererseits wurde meine in meiner
gegnung mit den Künstler_innen im
these bestätigt, dass die Zuordnungs-
Für Monika Leisch-Kiesl war die Be-
Rahmen der SEQUENZEN eine Berei-
begriffe Art Brut sowie Outsider Art für
cherung im kunstwissenschaftlichen
die Verortung der Kunst von Menschen
Künstler_innen mit Behinderungen.
vor dem Hintergrund der Inklusions-
Verständnis für die Arbeiten der
mit Behinderungen im Kunstsystem
Jede Rezeption bedeutet eine Über-
diskussion eine Ausgrenzung alleine
das Moment der Verfremdung somit
der beiden Begriffe und deren Margi-
die Frage, in welcher Erfahrungswelt
diese Zuordnung durch ihre ursprüng-
setzung in eine andere Welt, wobei
schwieriges Unterfangen. Dass sich tegorisierungsbegriff für die Kunst
von Menschen mit Behinderungen
durchgesetzt hat, ist alleine schon
wegen diesem antikulturellen Impetus sehr verwunderlich. Welcher Bedeu-
tungsinhalt wird durch einen Begriff
schon durch die historische Bedeutung
ausgedrückt, wenn dieser für die Zu-
nalisierung darstellen. Außerdem ist
Behinderungen gilt?
liche Fokussierung auf Kunst von
Allerdings benötigt diese Kunst eine
Kunsttalk teilnehmen, da sie mit den
und Außenseiter_innen im Sinne Jean
Dubuffets sehr zu hinterfragen.
Kunstmarkt nicht bestehen und kunst-
wähnte Ausstellung beschäftigt war.
Der Begriff Art Brut steht hier als se-
Menschen mit Behinderungen gespro-
bei jedem Werk gegeben ist und daher sich jemand gerade befindet, bei jedem
Werk neu gestellt werden muss.
Brigitte Reutner konnte nur kurz am Endvorbereitungen für die oben er-
Für Helmut Pum, einem der beiden
„Autodidakten“, Einzelgänger_innen
mantische Einheit für eine „antikulturelle“ Kunsttheorie, in der es um die
ordnung der Kunst von Menschen mit
begriffliche Definition, da sie sonst am
wissenschaftlich nicht zugeordnet
werden kann. Wie über die Kunst von chen werden soll, damit beschäftigte
ich mich gerade in meiner Dissertation.
Mitinitiatoren der SEQUENZEN,
Abschaffung der kulturellen Tradition
Es geht darin um eine kunstwissen-
wie eine Sequenz, ein Abschnitt und
von „kultureller Kunst“ und um die
vor dem Hintergrund der Inklusions-
ist der Prozess des Arbeitens selbst
in der Kunst geht, um das Gegenteil
schaftliche Verortung dieser Kunst
eine gewisse Zeitphase, in der sich
Distanz der kunstschaffenden Persön-
diskussion und um die Bestimmung
ma oder einer Idee auseinandersetzt.
künstlerischen Produktionen. Das
eine Begriffsidentifikation möglicher
jemand künstlerisch mit einem The-
Er arbeitete als Künstler bei diesem
Symposium an seinen persönlichen
„Sequenzen“, wobei ihn der Reiz der Langsamkeit beim Zeichnen in sei-
ner seriell konzeptuellen Arbeit sehr
lichkeit zur Kultur und zu kulturellen
Kennzeichen der Art Brut ist ihre in-
Kunstbegriffe für die Zuordnung der
Der Ort der Künstler_innen außer-
gen notwendig sind. Bei der Kunst von
haltliche und formale Heterogenität.
halb oder am Rande der Kultur ist das
Hauptkriterium der Zuordnung ihrer
fasziniert, die er auf 20 x 20 cm großen
Werke zur Art Brut.1
anfertigt und zu einem quadratischen
Dubuffet verwendet den von ihm ent-
stapelt. Mit der Zeit sind diese zu
Trademark, dessen Verwendung er
Papieren mit schwarzem Fineliner
Päckchen an fertigen Zeichnungen
einem immer größer werdenden Stoß
an Zeichnungen herangewachsen,
die ihn wie ein Tagebuch begleiten.
Für mich als kunstwissenschaftliche
Projektbegleiterin war die Teilnahme
wickelten Terminus Art Brut wie eine
es sich um ein zeitgenössisches Kunstschaffen, deren Ursprung im Inneren
der Künstler_innenpersönlichkeit
liegt und deren Ausdrucksform eine
individuelle Kunst darstellt, die sich
damit klar zur Mainstreamkunst ab-
ob es heute überhaupt noch eine Art
Authentizität war bei den teilnehmen-
finiert worden ist. Auf dem Gebiet der
wahrzunehmen.
ke zulässt. Eine interessante Frage ist,
Brut gibt, so wie sie von Dubuffet dePsychiatrie kam es zu gravierenden
noch tieferen Einblick in die inklu-
kamente. Und durch die Auflösung der
Künstler_innen und ihrem offenen
Menschen mit Behinderungen handelt
grenzt. Genau diese individuelle Kunst
Veränderungen durch moderne Thera-
sive Arbeitsweise der teilnehmenden
Kunst von Menschen mit Behinderun-
nur auf die von ihm gesammelten Wer-
an den SEQUENZEN eine spannende
Erfahrung, die mir einerseits einen
von verschiedenen Merkmalen, die für
pieformen und neu entwickelte MediGrenzen zwischen Kunst und Nicht-
Kunst ist das Auffinden der typischen
als Ausdruck ihrer künstlerischen
den Künstler_innen der SEQUENZEN
———
1 Vgl. Emmerling, Leonhard,
Die Kunsttheorie Jean Dubuffets, Heidelberg 1999, S. 85f.
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Armin Andraschko
Fahren im Kreisverkehr Ich darf wieder ein paar Zeilen zu Sequenzen
schreiben und möchte aber diesmal über das Fahren im Kreisverkehr berichten. Wir alle kennen einen
Kreisverkehr, man fährt mit dem Auto bei der Einfahrt hinein und bei irgend einer Ausfahrt wieder hinaus und das ist beim Autofahren eher einfach
und logisch, aber die meisten von uns schaffen das im Leben nicht, nämlich das Hinausfahren.
Wenn wir gemütlich im Kreisverkehr des Lebens
fahren kann nicht viel passieren, aber es passiert
leider auch wirklich nichts, wir fühlen uns unter Umständen sogar relativ wohl, weil wir uns ja vorwärts bewegen, aber immer wenn wir bei der Einfahrt
vorbeikommen, über die wir in den Kreisverkehr
gelangt sind, fühlen wir uns unglücklich, weil wir
dabei unseren Stillstand erkennen. Wir können auch sehr schnell im Kreisverkehr fahren und mit viel
Glück wirft es uns bei einer interessanten Ausfahrt
hinaus, aber eben nur mit sehr viel Glück, meistens bleiben wir einfach nur beschädigt am Straßenrand liegen.
In der Kunst verhält es sich ähnlich, viele von uns Künstlerinnen und Künstlern befinden sich in
diesem besagten Kreisverkehr und wenn wir Pech
haben sogar ein Leben lang, weil wir uns nicht ge-
trauen eine Ausfahrt zu nehmen, es könnte ja sein,
dass wir dadurch das bisher Erreichte verlieren und nach dieser Ausfahrt nichts Vergleichbares auf uns wartet, also bewegen wir uns weiter im Kreis, den wir schon ein Künstlerleben lang kennen und hin
und wieder sind wir einfach ein bisschen unglück-
lich. Da wir diesmal bei den Sequenzen wirklich gemeinsam gearbeitet haben, mehrere Künstlerinnen und Künstler auf einem Blatt Papier, habe ich aus
nächster Nähe erkannt, dass unsere Art Brut Kolle-
ginnen und Kollegen den Kreisverkehr nach Belieben verlassen können, vielleicht sogar an einer Stelle
an der es gar keine Ausfahrt gibt, dann geht es eben holprig über eine Wiese weiter, macht aber auch
nichts, immer noch besser als ewig im Kreis fahren.
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Anette Friedel
Mein persönlicher sicht:wechsel in diesem Sommer. Fotografisches unterwegs sein mit: Christian Rebhahn und Julia Rakuschan
sicht:wechsel
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sicht sichten gesichtet durchs leben meine sicht eine sicht wechsel das andere die andere seite von – wohin? wohin – von? die sicht wechseln sich wechseln das andere sehen anders sehen den anderen sehen den anderen sichten das leben sichten sichten sicht
Und so sieht das Einhorn Anette Friedel
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Fotos (Spalte links) Anette Friedel Fotos (Spalte rechts) Christian Mitterlehner
Fotos (Spalte links) Anette Friedel Fotos (Spalte rechts) Julia Rakuschan
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Christian Rebhan
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Christian Rebhan Wetter heute Linz, 2019 Marker, 20 x 15 cm
Gerhard Brandl
Bildnis Nach jahrelangem nur zeichnen und jahrzehnte-
langem nur arbeiten mit Grauwerten und hell dunkel, startete ich im Frühling 2018 wieder mit der Male-
rei – und das in Farbe. Am Anfang stand das Thema
„figural leicht angeschnitten“. Ein kleines Konzept,
das ich zum Arbeiten immer benötige. Ohne Konzept keine künstlerische Arbeit. Begonnen habe ich
mein künstlerisches Werk mit einer Vorgabe, einer
kleinen Idee „Figur und Raum“. Diese Arbeiten, Malereien aus den 90er Jahren waren zu 90 % aus dem
Bauch herausgearbeitet und erst mit der Zeit änderte sich mein Arbeiten hin zu mehr Kopfarbeit und so
übernahm langsam das Konzept die Führung, sodass 90 % die ausgeformte Idee betraf und für den Bauch nur noch 10 % übrigblieben. Das betraf die Extrem-
fälle. Es gab natürlich auch ausgewogenere Projekte. Zurück zu „figural leicht angeschnitten“ – hier ver-
suchte ich wieder zur reinen Malerei und zum Bauch zurück zu kehren. Die Ölmalerei vereinfacht diesen Weg sehr, da sie eine der sinnlichsten künstleri-
schen Techniken ist, die ich kenne. Aus dem kleinem
figural- Konzept entwickelte sich bis zum Sommer
hin die große Idee, Porträts zu malen. Ein Porträt im
klassischen Sinne, der Abbildung des Bildnisses einer konkreten Person. Die Parameter der Arbeiten sind:
abgebildet werden nur Personen die ich im weitesten
Sinne kenne, Technik Öl/Leinwand und Format 40x40 cm. Gemalt wird mittels einer von mir gemachten
Fotografie der betreffenden Person, immer in gleicher Position, en face oder leichte dreiviertel Ansicht.
Bei den Sequenzen machte ich, aus Neugierde eine besondere Erfahrung zu machen, mit. Es ist eine neue und spannende Erfahrung, nicht alleine im
Atelier zu arbeiten, denn die Malerei ist eine sehr einsame Tätigkeit, die leider auch nur so funktionieren
kann. Für die Sequenzen verlegte ich meinen Arbeitsplatz in die Räumlichkeiten der Veranstaltung und
versuchte dort weiter zu machen, wo ich in meinem
Atelier aufgehört hatte. Nach einer kurzen Unsicherheit vor Publikum zu malen, gewöhnte ich mich
sehr rasch an die neuen Umstände und porträtierte alle an dem Projekt aktiv beteiligten Kolleginnen.
Der Unterschied war nur der Ort, nicht das Ergebnis. Seit einem Jahr porträtiere ich jetzt schon Personen
aus meinem sozialen Umfeld und noch immer ist es spannend wie am Anfang, obwohl schon etwa 250
Bildnisse entstanden sind. Im Allgemeinen begleitet mich ein Projekt so lange, bis für mich die Wiederholung, die Routine eintritt. Noch anders ausge-
drückt, solange ich an jedem Bild, das ich beginne
scheitern kann, lebt das Projekt, lässt mich an ihm wachsen und hält die Idee frisch.
Gerhard Brandl Bildnis, 2019, Öl/Leinwand á 40 x 40 cm
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Gerhard Brandl Bildnis, 2019, ร l/Leinwand รก 40 x 40 cm
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Andrea Hinterberger
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Mit diesen Arbeiten befasste ich mich mit dem
und Außen. Ein Mitschwingen und visuelles Aus-
außerhalb von Wahrnehmungen.
setzte ich mich fotografisch weiter auseinander
Sicht:Wechsel. Der Räumlichkeiten innerhalb und In meinen fotografischen Verläufen war die Stoff-
tasten der Form entstand. In einem weiteren Schritt und versuchte humanes und objekthaftes gegen-
hülle mein immerwährender Ausgangspunkt.
überzustellen. Mit der Stoffhülle allein, die eigene
der Wahrnehmung intensiv. Ihre individuellen
Befinden in einem Nichträumlichen ebenfalls
Die agierenden Protagonisten beschäftigten mich in Koordinatensysteme und ihre Orientierung im
Raum war mein Zentrum der Auseinandersetzung. Ein zeitliches Suchen und ein Finden im Innen
Vorstellung und das in sich nicht räumliche
wahrzunehmen. Die Aufhebung von Größenverhältnissen standen in allen Verläufen im Raum.
Was ist groß? Was ist klein?
Ich stellte mir die Frage: Gibt es eine mögliche räumliche Vorstellung in einer Nichträumlichkeit? Kann etwas, was in meiner Welt ist, aus ihr spurlos verschwinden? Oder ist alles immer dort, wo es eigentlich sein sollte? Gibt es ein Atom, welches in einer rätselhaften Innenschicht das Mikrofragment eines Augenblicks beherbergt? Protagonisten Julia Rakuschan Marco Prenninger Andrea Hinterberger Leerraum
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Bernhard Engljähringer
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Bernhard Engljähringer Bilder und Objekte Inszeniert im Art Brut MUSEUM Engljähringer, Engerwitzdorf, OÖ
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Armin Andraschko Marco Prenninger
Intervention, 2019 Mischtechnik 21 x 29,7 cm
Marco Prenninger
Sequenzen heuer war für mich: Ein Haufen Künstler
und Künstlerinnen an einen Tisch setzen und einfach so zu zeichnen, ohne Thema und ohne Aufgabe.
So gehe ich sowieso immer an das Zeichnen heran.
Meistens alleine im Atelier, darum hab ich es sehr genossen mit all den anderen gleichzeitig zu zeichnen, zu kollaborieren und intervenieren.
Nein interveniert habe ich eigentlich nicht, auch die
anderen nicht wie ich finde. „Intervenieren“ sagt der online Duden, heißt vermittelnd in ein Geschehen/
einen Streit einzugreifen... das war absolut nicht der Fall. Eher ein gleichberechtigtes miteinander (naja außer mit Armin, da intervenierte ich dann doch
womöglich... sehr fleißig sogar). Und manchmal dann wieder „nur“ für sich. Nix vermittelnd. Nix Streit. Die Sequenzen haben heuer im Rahmen eines
„inklusiven“ Festivals stattgefunden, was soviel
bedeuten soll, dass behinderte und nicht behinderte
Menschen gemeinsam was machen. Ich mag das Wort „Inklusion“ nicht. Die Grenzen verlaufen sowieso schwimmend. Wer inkludiert da wen?
Viele Besucher sind während des Zeichnens durch-
gegangen und haben uns im Atelier besucht. Das war
schön, aber manchmal auch zu viel. Kunsttheoretiker und Theoretikerinnen besuchten uns auch an einem Nachmittag. Die Frau aus der Schweiz die eine
Ausstellung im Lentos kuratiert hat war sehr nett.
Das essen war auch immer sehr gut. Wir bekamen Essensmarkerl jeden Tag.
Ich hätte gerne noch weitergearbeitet. Aber dann war’s auch schon wieder vorbei. Bin gespannt die
Arbeiten im Hofkabinett hängen zu sehen. Danke an Ferdinand und Helmut!
Marco Prenninger Bild oben: Ferdinand, 2019 Farbstifte, 21 x 29,7 cm Bild unten: A BISI SISI, 2019 Mischtechnik, 21 x 29,7 cm
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Renate Billensteiner
In der gegenwärtigen Arbeit ‚re use‘ vermische ich Real- und Projektionsebenen. In diesem Prozess
verwende ich eigene Fotografien, vorhandene und oder gesammelte Amateuraufnahmen. Mit einem
Projektor werden diese Aufnahmen an eine Wand projiziert. Mit verschiedenen Materialien, die ich
während des abfotografierens manuell dazwischen halte, werden die Bildinhalte in übereinander lagernden Ebenen positioniert. Die entstehenden
Bilder werden zu einer Neuinterpretation mit zufälligem Ausgang, da in diesem Prozess das Kameraauge und ich eine jeweils andere Positionen einnehmen. In dieser Arbeit dürfen Annäherungen in einem
unerschöpflichen Prozess der Lust entstehen. Ex-
perimentell und spielerisch erweitert werden. Hier darf das Scheitern ein willkommener Verlauf sein und eine Neudefinition erfinden.
In einer gemeinsamen ‚re use‘ Arbeit mit Helmut
Pum als Akteur zwischen den Bildebenen hat Helmut gemeint, “dass sich aus seiner Sicht bestätigt, dass
bei der Herangehensweise meiner Methode (Kombi
und Vermischung von Real- und Projektionsebenen)
sich die Möglichkeiten immer mehr erweitern, während die analoge Methode anscheinend zur Kom-
primierung neigt. Ist man selbst mit und körperlich
Thema dieses Prozesses, multiplizieren sich Positionen und Themen noch mal ins Unendliche“.
In den parallel laufenden Fotoarbeiten zB der
‚sesshaften Lebensentwürfe‘ in der ich thematisch den gesellschaftlichen Stellenwert des Sitzens im
öffentlichen Raum aufgreife oder in der Serie ‚sub
rosa‘ in der ich die Veränderung einer Gesellschaft
anhand der Nutzung von Beichtstühlen im 21. Jhdt. untersuche, bewegen sich in einem durchgehend
kontrollierten Handlungsablauf. Hier gehe ich mit
einer dokumentarisch klaren Sicht der Sachlichkeit heran. Diese konsequente Reduktion gibt mir für
diese Arbeiten Stabilität und Sicherheit. Nicht die von außen kommt, damit versuch ich auch eine innere
Sicherheit zu finden. So macht die eine wie die andere Arbeitsmethode Räume der Reflexionen auf.
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Renate Billensteiner ‚re use‘ think, 50 x 50 cm, Pigmentdruck/Papier, 2019
Bild (links oben): ‚re use‘ 65 x 50cm, Pigmentdruck/Alu, 2018 Bild (links mittig): Serie Frau Kesteles 40 x 60 cm, Pigmentdruck/Papier, 2017 Bild (links unten): Serie Frau Kesteles 40 x 60 cm, Pigmentdruck/Papier, 2016
Bild (rechts oben): ‚re use‘, 30 x 40 cm Pigmentdruck/Papier, 2018 Bild (rechts unten): *68/50 process change Pigmentdruck/Papier, 2017
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Renate Billensteiner Bild (oben links): sesshafte LebensentwĂźrfe, 40 x 50 cm Pigmentdruck/Papier, 2019 Bild (unten links): fruchtbarer Halbmond, 75 x100 cm Pigmentdruck/Alu, 2017
Bild (oben rechts): sesshafte LebensentwĂźrfe, 40 x 50 cm Pigmentdruck/Papier, 2018 Bild (unten rechts): fruchtbarer Halbmond, 59 x 42 cm Pigmentdruck/Papier, 2017
Bild (oben): sub rosa Stadtpfarrkirche St Peter i.d. Au, 75 x100 cm Pigmentdruck/Alu, 2017
Bild (unten): sub rosa Stadtpfarrkirche Oberneukirchen, 59 x 42 cm Pigmentdruck/Papier, 2018
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Armin Andraschko Helmut Pum
Intervention, 2019 Vorder- und RĂźckseite Mischtechnik 21 x 29,7 cm
Helmut Pum
Zur Kunst von Christoph Raffetseder
Eine Grundfläche in einem Zeitungs-
weiterarbeiten – ein neuer Raum mu-
eines linear aufbereiteten Artikels
wird neue Zeichenfläche. Bei der Aus-
rungsschema – das war die grundsätz-
in der Galerie der Kunstsammlung des
magazin zur freien Gestaltung, anstatt nach einem vorgefassten Orientie-
liche formale Ausgangssituation für
die Gestaltung von Christoph Raffetse-
der auf der nachfolgenden Doppelseite.
Und mir wird – mit dieser Textein-
leitung – permanent bewusst, wie oft
tiert nicht zum Präsentationsraum, er
stellungs-Raumgestaltung „CUT OFF“
Landes Oberösterreich im OÖ-Kultur-
quartier im März 2019 lotete Christoph
steht in einem gleichwertigen Wechselbezug. Die Ausgangssituation für
seine Kunst ist eine kulturelle Realität,
die sich aus einer gesellschaftlichen
Interpretation der natürlichen Realität ergibt.
diese Möglichkeiten auch verstärkt
Die differenzierte und offene Vorge-
gestaltung bereits neue Bild- und
vielfach für Kunstkooperationen prä-
aus, fügte während der Ausstellungs-
hensweise von Christoph hat ihn schon
man sich selbst in eine distanzierte,
Textfragmente hinzu und arrangierte
konzeptuelle Rolle manövriert.
sen und wieder neu betreten dieses
werkes Gallneukirchen. Die erste Zu-
Impulse aufzeigen, die wiederum eine
Heidler in Form einer Ausstellung
eine Reduzierung, einen Schnitt („CUT
Motto „ICH.FINDE.WAS ICH SUCHE.
beschreibende, vielleicht scheinbar
immer wieder um. Bei jedem Verlas-
Ein grundsätzlicher Widerspruch oder
Raumes konnten sich wieder andere
lich zwischen Vorstellungswünschen
Veränderung, Ergänzung oder auch
delt. Zwischen Vorstellungsmustern,
OFF“) verlangten. Diese Methode, die
eine Ambivalenz im Leben, die letzt-
und Wahrnehmung hin- und herpen-
die scheinbar darauf ausgelegt sind,
etwas darstellen und präsentieren und
sich an vielleicht vorgefassten Maßstä-
ben orientieren zu müssen. Und ande-
rerseits der Wahrnehmung, die immer
sich in seinen Bildern, die mit der for-
malen Sprache der Comic operieren,
schon manifestiert hatte, wird immer
mehr darüber hinaus auf andere Medi-
en und Lebenssituationen übertragen.
wieder nur auf den interessantesten,
Die klassische Grundlinie der Comic ist
achtet und eine bereits im Fluss befind-
dies überschreitet er künstlerisch, in-
kritischsten und prägendsten Impuls
liche Gestaltung immer weiter fort-
führt und sich immer wieder von neu-
em inspirieren lässt. Letzteres ist die
Hauptorientierung von Christoph etwa
und Katalogpräsentation unter dem
VOGELWEIT“. Es folgte das Motto
„ICH HABE EIN HERZ AUS ACNYL
GELATINE“ beim Projekt „MAMA09“,
dass im Zusammenspiel mit „Linz09 –
Kulturhauptstadt Europas“ mit einer einjährigen Plakat- und Inseraten-
kampagne ebenfalls mit der Protago-
dem sich die Geschichte des verwende-
derausstellung 2015 in Gallneukirchen
ten Materials selbst erzählt.
Seine Arbeitsweise geht dabei vom Re-
leihe bei seiner eigenen Arbeits- und
vieler Bildinformationen. Material zur
tration durch willkürliches Weglassen
Ausstellungswand in seinem privaten
Weiterbearbeitung sind idealerweise
Grundmuster ist erfüllt!“
und Textinterpretationen, wie sie pri-
Unter diesem Aspekt funktioniert so
sammenarbeit erfolgte mit Rosemarie
nistin Rosemarie Heidler durchge-
alismus aus und führt zu einer Konzen-
Atelier: „Die private Wand stimmt! Das
lerInnen des Ateliers des Diakonie-
eine Erzählung mittels Bild und Text,
in Bezug auf eine Ausstellungsgestaltung und er nimmt dabei auch An-
destiniert, vor allem auch mit Künst-
immer auch schon bereits erfolgte Bild-
mär in den Druckmedien vorherrschen
oder sich auch in einem persönlichen
führt worden ist. Und die Landesson-
war der Schauplatz für eine Zusam-
menarbeit mit Gunter Zehetner und
Gerhard Pötscher, beide Mitarbeiter im
Atelier Diakoniewerk Gallneukirchen,
einerseits in Form einer Kunst am Bau Gestaltung und andererseits in Form
einer Comic-Serie auf Bauzaungittern und Buchpräsentation mit dem Titel
„Die längst überfälligen Reisen des Gerhard P.“
etwas wie eine Ausstellung mit viel-
Dialog anbieten. Das Hereinholen einer
nicht mehr, bzw. nähme nur mehr
bei Bedarf mit den Bildinformationen
zwar keinen Sinn, die private Wand
Impuls, ob Sprache, Text, Bild oder
neuen „Grund- und Interpretations-
Grunde liegenden Muster kann man
genstand weiterer Bearbeitung sein,
seine Art aktualisiert worden ist.
leicht auch noch eingerahmten Bildern rudimentären Charakter ein. Es ergibt
1:1 zu übernehmen, aber mit dem zu
sprachlichen/textlichen Ebene wird zusammengespielt. Alles was einen
auch Musik, auslösen kann, kann Ge-
Diese Infos hier liefern sozusagen
einen zeitlichen Vorspann und kleine
Zusammenfassung des auf der nächs-
ten Doppelseite verwendeten alten und
materials“, dass dort von Christoph auf
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© Christoph Raffetseder
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Christian Rebhahn Marco Prenninger
Interventionen, 2019 Mischtechniken je 20 x 20 cm
Interventionen, 2019 Mischtechniken je 20 x 20 cm
Christian Rebhahn Ferdinand Reisenbichler
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Julia Rakuschan Armin Andraschko
Intervention, 2019 Mischtechnik 30 x 30 cm
Intervention, 2019 Fineliner 30 x 30 cm
Julia Rakuschan Helmut Pum
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Christian Mitterlehner
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Christian Mitterlehner Bäume, 2019 Grafit auf Papier je 50 x 70 cm
Franz Krummholz
Franz Krummholz Bild oben: Lรถwe, 2019 Bild unten: Wolf, 2019 Mischtechnik je 30 x 30 cm
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Albert Masser
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Albert Masser Bild oben: Holzarbeit mit Fendt, 2019 Bild unten: Unimog, 2019 Farbstifte und Marker je 29,7 x 21 cm
Intervention, 2019 Mischtechnik 30 x 30 cm
Julia Rakuschan Armin Andraschko
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Marco Prenninger Armin Andraschko
Interventionen, 2019 Mischtechniken je 21 x 29,7 cm
Interventionen, 2019 Mischtechniken je 20 x 20 cm
Christian Rebhahn Armin Andraschko
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Biografien
Armin Andraschko Geboren 1961 in Linz. Als Künstler Autodidakt. Seit 2001 Mitglied der MAERZ Künstler- und Künstlerinnenvereinigung. armin.andraschko@aon.at www.arminandraschko.at Renate Billensteiner Geboren 1960 in Wien. Lebt und arbeitet in Linz/OÖ. Konzeptionelle Arbeiten im Bereich Fotografie. 2010/13 Fotografie bei Erichlandwehr Godehard/Gütersloh. renate.billensteiner@gmail.com www.billensteiner.blogspot.co.at Małgorzata Bogaczyk-Vormayr Assistenzprofessorin an der Fakultät für Philosophie der Universität Posen. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Praktischen Philosophie und umfasst die Bereiche Philosophie der Antike, Sozialethik und Kunstphilosophie. bogaczyk@amu.edu.pl Gerhard Brandl 1958 in Linz geboren. 1985 bis 1992 Studium der Malerei und Graphik in Linz. 1996 Mitgliedschaft in der Künstlervereinigung MAERZ. 2003 Vorsitzender der Künstlervereinigung MAERZ (bis 2007). Seit 2001 Kurator zahlreicher Ausstellungen. 2016 Mitgliedschaft in der Galerie Forum - Künstlergilde Wels. Konzeptionelle Arbeiten im Bereich von Malerei und Grafik. Ausstellungen und Beteiligungen im In- und Ausland. Lebt und arbeitet in Linz. mail@gerhardbrandl.at Bernhard Engljähringer Art Brut - MUSEUM Engljähringer Engerwitzdorf 7a, 4209 Engerwitzdorf, OÖ. www.art-brut-engljaehringer.jimdosite.com Anette Friedel Geboren in Norddeutschland, aufgewachsen in Gmunden. Ausbildung als Fotografin, Meisterklasse. Lebt und arbeitet seit 1990 als freischaffende Fotografin und Künstlerin in Schlierbach, OÖ. Themenschwerpunkte: Menschen, Dokumentation, Abstraktionenmalen mit der Kamera, diverse Kollaborationen. Ausstellungen im In- und Ausland. www.anette-friedel.at Andrea Hinterberger Studium an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz, Meisterklasse Textil, Diplom 2001, arbeitet als freischaffende Künstlerin und in der Kunst St. Pius. andrea.hinterberger@aon.at www.andrea-hinterberger.com
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Andreas Krötzl Seit 2014 hauptberuflich als Künstler tätig. Strich um Strich wird auf das Papier gesetzt und am Ende entstehen Landschaften wie man sie aus dem Flugzeug zu erkennen vermag. Eine unendlich geduldige und farbenfroh - meditative Arbeit die den feinfühligen Charakter dieses außergewöhnlichen Künstlers sehr treffend dokumentiert. Teilnahme Kunstsalon Linz 2019 www.galerietacheles.at Franz Krummholz In der Kunstwerkstatt arbeitete Franz 10 Jahre als „Artist in Residenz” und ist seit 2014 hauptberuflich im Atelier tätig. Seine Arbeiten bestechen durch eine originelle Farb- und Formgebung. Der Inhalt ist breit gefächert und bedient kunsthistorische Sujets (Akt, Stillleben, religiöse Themen,…). Mitglied KUNST-FORUM Salzkammergut www.galerietacheles.at Albert Masser Geboren 1999. Aufgewachsen auf einem Bauernhof in Garanas, einer kleinen Berggemeinde in der Weststeiermark. Zurzeit Schüler der Landwirtschaftlichen Fachschule in Erzherzog Johann in Stainz. Bereits als kleiner Bub brachte Albert auf jedem verfügbaren Blatt seine turbulente Fantasie zum Ausdruck. Seit Oktober 2014 wird er von Frau Elvira Wonisch künstlerisch begleitet und gefördert. 2018 erfolgt eine Ausstellung und Buchpräsentation beim Fonds „andersART – Außenseiterkunst in der Familie” in Wien, Artlounge – STRABAG. www.albertmasser.at Christian Mitterlehner Geboren 1975. Wohnt in einer Wohngemeinschaft und arbeitet in der Webereivorbereitung in St. Pius. Malt und zeichnet seit 1999 regelmäßig, nimmt an Künstlerworkshops und Symposien teil. Er spielt mit den Formen, setzt sie auf das Blatt und gestaltet die „Umwelt“ aus. www.caritas-linz.at Marco Prenninger Nach begonnenem Studium der Psychologie in New Orleans und abgeschlossenem Kommunikationswissenschaftsstudium in Salzburg lebe, zeichne, arbeite, fotografiere und spiele ich mit meinem 2-jährigen Sohn und meiner Freundin meistens in Linz. Im Zeichnen und Malen bin ich Autodidakt. Bewusst und absichtlich. Unverbildet, unverkrampft, unvoreingenommen Stimmungen aufzusaugen und zu Papier etc. zu bringen, um das geht es in meiner Kunst. Meistens sehr schnell und ohne Konzept. marco@marcoprenninger.com
Donna E. Price Geboren 1966 Hickory, NC/USA. Lebt in Altmünster, OÖ. 1988 B.A. Soziologie Warren Wilson College, Asheville, NC/ USA. 20112019 ARThaus4 / DASH4 – eine kollaborative, künstlerische Kollektive mit Sylvia Vorwagner (bis 2015), Anette Friedel und Heidi Zednik. Mitinitiatorin Kunst:Raum Traungasse, Gmunden. 2016-18 Projektmitarbeiterin KUNST:RAUM GMUNDEN. Seit 2018 Ateliers Alte Weberei, Ebensee. Seit 1998 künstlerische Arbeit in Bereichen Schmiedearbeit, Skulptur, Malerei, Collaboration, Schmuck und Objekte. Seit 2014 Mitglied KUNSTFORUM Salzkammergut. Seit 2020 Mitglied Die Forum. www.donnaeprice.com www.ARThaus4.com Helmut Pum Freischaffender Künstler. Lebt und arbeitet in Erdmannsdorf im Mühlviertel, OÖ. Autor von Kunstartikeln. Kuratoriumsmitglied Art Brut-MUSEUM Engljähringer. Herausgeber Kunstmagazin SEQUENZEN. helmut.pum1@gmail.com Christoph Raffetseder Zeichner/Musiker. Bildhauereistudium an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. Ausstellungen in Österreich, Deutschland, Tschechische Republik, Rumänien, Schweiz. Projekte im Öffentlichen Raum. Mahnmal für den Frieden (für die Opfer des Konzentrationslagers Mauthausen) in Gallneukirchen. Kunst am Bau - Musikschule Gallneukirchen. „Die längst überfälligen Reisen des Gerhard P.” – Kunstprojekt im Rahmen der Landessonderausstellung 2015 in Gallneukirchen. MAMA09 - Kunstprojekt Kulturhauptstadt Linz09. christoph@raffetseder.at www.raffetseder.at Julia Rakuschan Seit 2012 im Atelier hauptberuflich tätig. Seit 2014 leistet Julia eine bestechend eigenständige und originelle künstlerische Arbeit. Julia hat eine ausgeprägte Wahrnehmungsfähigkeit und kann in origineller Art und Weise Interessensgebiete in beliebiger Größe bearbeiten. Mitglied KUNSTFORUM Salzkammergut. www.galerietacheles.at Christian Rebhan Christian arbeitet seit April 2008 in der Kunstwerkstatt und malt 50 Bilder pro Woche. Sein skurril- künstlerischer Ausdruck ist ein Markenzeichen. Seine künstlerische Arbeit ist von Erinnerungen und Sehnsüchten getragen und wird von einer intensiven Auseinandersetzung mit Gefühlen, Wünschen und Befindlichkeiten gespeist. Nominiert beim europäischen Kunstpreis EUWARD 2007 und 2017. Mitglied KUNSTFORUM Salzkammergut. www.galerietacheles.at
Ferdinand Reisenbichler Geb. 1958. Seit 1985 intensiv künstlerisch tätig. Kunst ist für mich ein Dialekt der Sprache. Es ist der Fehler, die Unzulänglichkeit, welche am Anfang der Tat steht. Alles andere ist Entwicklung und Arbeit und am Ende spricht „ES”. Ich bin ein serieller „Arbeiter” ein Thema, eine Linie, eine Idee führe ich soweit sie mich fordert, solange sie die „Gefahr” des Scheiterns inne hat. Sobald ich weis was zu tun ist stoppe ich die Serie und warte auf einen neuen Impuls. Leiter Kunstwerkstatt Gmunden & Galerie Tacheles / Lebenshilfe OÖ. Kunstassistent / Art Brut. Mal u. Gestaltungstherapeut, Bildender Künstler. Präsident des KUNSTFORUM Salzkammergut. ferdinand.reisenbichler@gmail.com www.galerietacheles.at
Band I
Band II
Buchreihe „Kunst und Inklusion” Die Idee der Reihe „Kunst und Inklusion” entstand durch die Kooperation zwischen dem Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg und dem Institut für Philosophie der Universität Posen – es ergab sich ein transdisziplinäres Forschungsfeld und ein praxisbezogener Austausch an der Schnittstelle von Sozialethik und Kunstphilosophie, mit besonderer Berücksichtigung der Art Brut und der Inklusionsforschung. Jeder Band dieser Reihe soll eine Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis schlagen, es kommen VertreterInnen mehrerer Disziplinen zur Sprache – von der Philosophie über die Literaturwissenschaften bis hin zur Kunsttherapie. Wer diese Bücher in die Hand nimmt, lässt sich auf eine Vielstimmigkeit ein, auf die Vielfalt von Erfahrungen und Perspektiven zur Kunst, die stets einen Menschen in die Mitte stellen, der sich vermittels der künstlerischen Bestätigung entfaltet und ausdrückt.
Maria Reitter Geboren 1974. Doktoratsstudium der Kunstwissenschaft und Philosophie (pre doc), sowie Studium Kunst- und Kulturmanagement und Betriebswirtschaftslehre (Magistra). Arbeitet seit 2005 in der Caritas in OÖ im Bereich Kommunikation. Seit 2005 Kuratorin vom „Raum der Mitte”, Galerie im Diözesanhaus Linz. 2017 Pressearbeitbeim Projekt „Ein Himmel für Hartheim”, KULTURFORMEN Hartheim. 2019 Kunstwissenschaftliche Projektbegleitung und Öffentlichkeitsarbeit beim inklusiven Kunstprojekt SEQUENZEN. Forschungsinteressen: Individuelle Kunst, Künstlerische Positionen des 20. und 21. Jahrhunderts, Künstlerische Positionen in der Fotografie, Kunsttheoretische Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst. maria.reitter@gmx.at
Die Reihe wird von Małgorzata Bogaczyk-Vormayr (Posen), Elisabeth Kapferer (Salzburg) und Otto Neumaier (Salzburg) herausgegeben.
Elisabeth Watzek Geboren 1975. Lebt in der Stadt Peuerbach in einer kleinen Wohngemeinschaft. Seit 2001 ist sie im Atelier von St. Pius. Elisabeth Watzek hat langsam ihren Stil entwickelt, der besonders im zeichnerischen eine Vielseitigkeit und sicheres Können zeigt. Die gezeichneten Figuren zeigen viele individuelle Details, die einen zweiten Blick auf jede einzelne Darstellung fordern. www.caritas-linz.at
Band I (2017): „Outsider Art”: Interdisziplinäre Perspektiven einer Kunstform, hg. von M. Bogaczyk-Vormayr u. O. Neumaier, LIT Verlag, Wien 2017, SS. 366. Mit Beiträgen von Angelica Bäumer, Johann Feilacher, Monika Jagfeld, Ferdinand Altnöder, Helmut Pum, Michael Turinsky u.a.
Zu den Personen: Małgorzata Bogaczyk-Vormayr arbeitet an der Fakultät für Philosophie der Universität Posen. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Praktischen Philosophie und umfasst die Bereiche Philosophie der Antike (u.a. Wüstenväter), Sozialethik (u.a. Resilienzforschung) und Kunstphilosophie (Art Brut und bio art). Elisabeth Kapferer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg im Forschungsbereich „Kultur und prekäre Lebenswelten”. Ihr Forschungsinteresse gilt unter anderem Repräsentationen von Armut und sozialer Ausgrenzung in wohlhabenden Gesellschaften in Sprache und Bild. Otto Neumaier ist Mitarbeiter des Fachbereichs Philosophie der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät an der Universität Salzburg (seit Herbst 2017 im Ruhestand). Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Ethik und Ästhetik.
Dieses Buch bietet eine transdisziplinäre Perspektive der Outsider Art und Art Brut an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis. Kunstphilosophische und literaturwissenschaftliche Betrachtungen, kunsthistorische Aussagen zu wichtigen Kunstsammlungen sowie kunsttherapeutische und sozialethische Erfahrungen aus den inklusiven Ateliers bieten einen Einblick in die aktuelle Forschung zur Outsider Art und Art Brut und präsentieren diese als Phänomene, welche die Grenzen einer eindimensionalen Interpretation überschreiten. LIT, www.lit-verlag.at, ISBN: 978-3-643-50831-7 Band II (erscheint 2019): Krisenerfahrungen und die Künste, hg. von M. Bogaczyk-Vormayr u. E. Kapferer, LIT Verlag, Wien 2019. Mit Beiträgen von Clemens Sedmak, Doris Titze, Petra Nagenkögel, Helmut Pum, Otto Neumaier u.a. Dieses Buch wird einen spannenden interdisziplinären Einblick in die Krisenthematisierung innerhalb von Kunst und Literatur geben. Die Krise – in ihren verschiedenen Erscheinungsweisen, Verläufen und Auswirkungen, gezeigt als Leid, Verlust, Herausforderung, aber vor allem als Erkenntnis und Überwindung, erlebt als Impuls zur Selbstentfaltung und zum künstlerischen Schaffen. Die Krise – ein offenes Thema, ein weitgreifendes und vielfältiges Phänomen. In diesem Buch wirken AutorInnen aus der Philosophie und den Kulturwissenschaften ebenso mit wie ExpertInnen aus der inklusiven Kulturarbeit sowie der Literatur- und Kunsttherapie.
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Impressum „SEQUENZEN“ ist ein Kunstprojekt und offenes KünstlerInnenkollektiv, das auf Basis künstlerischer Authentizität und im sozialen Kontext agiert. Untersucht und in Wechselwirkung gesetzt wird die Quintessenz des künstlerischen Prozesses an sich als Ergänzung zu einer eher konzeptuellen begrifflichen Auffassung von Kunst. SEQUENZEN wird alljährlich an jeweils verschiedenen Orten durchgeführt und besteht im Wesentlichen aus 3 Teilen: Einem wöchentlichen Kunstsymposium, einer davon abgeleiteten öffentlichen Präsenz und der Herausgabe des gleichnamigen jahresperiodisch erscheinenden Kunstmagazins SEQUENZEN.
Herausgeber: Helmut Pum & Ferdinand Reisenbichler Kunstwerkstatt Lebenshilfe OÖ/Gmunden Redaktion und für den Inhalt verantwortlich: Helmut Pum Ferdinand Reisenbichler Fotos: Marco Prenninger Ferdinand Reisenbichler Helmut Pum Kontaktadressen: Helmut Pum helmut.pum1@gmail.com Ferdinand Reisenbichler Kunstwerkstatt Lebenshilfe OÖ/Gmunden, Georgstraße 20, 4810 Gmunden Tel: +43699/11868895 ferdinand.reisenbichler@gmail.com www.galerietacheles.at Theresia Klaffenböck Leitung Kunst St. Pius Peuerbach theresia.klaffenböck@caritas-linz.at www.caritas-linz.at Coverbild: Andreas Krötzl Gestaltung: Julia Hametner hello@juliahametner.com
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2014 SEQUENZEN und Collaborations Zeitgenössische Kunst trifft Art Brut http://issuu.com/archiv001/docs/kat_sequenzen_a4_11_lr/1 2015 SEQUENZEN - Art Brut passè? http://issuu.com/archiv001/docs/kat_sequenzen_2015_17_lr 2016 SEQUENZEN PER SE https://issuu.com/helmutpum/docs/2016_sequenzen_per_se 2017 SEQUENZE ITALIA https://issuu.com/helmutpum/docs/kat_sequenze_italia_2017_16_lr__onl 2018 Konzeptlos: SEQUENZEN https://issuu.com/home/published/konzeptlos_sequenzen_2018
Danke an:
Intervention, 2019 Mischtechnik 30 x 30 cm
Franz Krummholz Armin Andraschko
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Albert Masser Regenbogen, 2019 Farbstifte 21 x 29,7 cm