LXXXIII
Memoriae Amici Dilectissimi Sacrum P. D. P. S. Signum Amicitiae Triginta Annorum
113
UNIVERS ROMANTIQUE Les Français peints par eux-mêmes Alle nennenswerten Bücher Frankreichs mit Illustrationen zwischen 1825 und 1875 in einer einzigartigen Reihe von Original-Zeichnungen, Aquarellen, 111 Exemplaren auf Chinapapier, im Kolorit der Zeit etc. 600 Exemplare vor allem aus den Sammlungen Beraldi · Bonnasse Brivois · Carteret · Clapp · De Rouvre · Descamps-Scrive Duché · Esmerian · Adrian Flühmann · Gallimard Gavault · Lafond · Lebœuf de Montgermont Lainé · Legrand · Meeûs · Perier · Petiet Rattier · Van der Rest · Ripault Roudinesco · Schumann Tissot-Dupont Villebœuf Vautier etc.
Band I: About – Devéria
Heribert Tenschert 2018
Heribert Tenschert Antiquariat Bibermühle AG Bibermühle 1–2 · 8262 Ramsen · Schweiz Telefon: +41 (52) 742 05 75 · Telefax: +41 (52) 742 05 79 E-Mail: tenschert@antiquariat-bibermuehle.ch www.antiquariat-bibermuehle.com
Diese Sammlung steht nur in ihrer Gesamtheit zum Verkauf.
Cette collection ne se vend que dans son ensemble.
Autoren: Dr. Carsten Scholz, Heribert Tenschert
Gestaltung, Redaktion, Lektorat: Heribert Tenschert, Maria Danelius Photos und Einbandgestaltung: Athina Nalbanti & Heribert Tenschert Satz und PrePress: LUDWIG:media gmbh, Zell am See Druck und Bindung: Passavia GmbH & Co. KG, Passau ISBN: 978-3-906069-31-9
Vorwort Kommt nicht selbst die flücht ige Lekt üre dieser Bände einer Art künstler i scher Jenseitswander ung nahe: von den flackernden Finstern issen des Diable à Paris über Grandvilles und Dau miers Ver wandlungs-Fegefeuer zum Par a dies von Dorés Seelenräumen und dem Duft des Himmels bei Tony Johan not? Der Weg zur ück, er endet dann in „einer anderen Welt“. Oder, um es in den gedankenflücht igen Wor t en der Gegenwart zu sagen: ein einz iger nicht en denwollender Abent euer-Urlaub. Strafl oser Schlendergang ins ungeheuer Fremde. Dabei ist nicht die Rede vom Sammeln selber, das mich zehn Jah re lang trieb und beglückte, sondern der kur iosen Disk repanz zwischen dem Ideenkeim von französischer Romant ik mit ihren Bilder- und For men-Sche men in meiner Engstirn igkeit (gezogen aus der Kenntn is von Aukt ionen und Nachschlagewerken) und dem wortlos werdenden Staunen über fast jedes der 600 Werke der vollendet en Sammlung, die nun einem liebeerf üllt en Gar ten Eden gleich kommt, prangend in der Uner schöpfl ich keit sei ner Blüte. Wer es anders oder besser glaubt zu wissen, widerlege mich: es hat eine sol che aus dem Kernholz der französischen illustrier t en Bücher der Romant ik (grosso modo 1825 – 1875) gea rbeit et e Sammlung noch nicht gegeben. Es gab wohl eine größere, die von Paul Gavault (fünf Auktionen 1950/51) – insge samt über 1300 Nummern Gemengsel von Gut em und Beliebigem, das uns nicht bei rren muss, zumal entscheidende Stücke daraus in unsere Reihe ein gegangen sind. Die vergleichsweise ernster zu nehmende Kollekt ion von Sam Clapp, 2002 in einem ahnungslosen Machwerk von Kat alog verschleudert, trug eine viel türmige Hor izontl in ie von Einzela spekt en der Rom ant ik zusammen, also auch Erst- oder frühe Ausgaben, Kur iosa, Vit rinenobjekte etc. (vieles in pre kärer Erhalt ung), und ist ebenfalls kein Konkurrent, weil ein Gutteil ihrer schöneren Dinge zum Saatbeet des hier Gebotenen wurde. Dies gilt noch stärker für die in vierzig Jahren zu reiner Leistung hera ngewachsene Samm lung meines Freundes Adria n Flühmann, die, en bloc übernommen, gera dez u die rai son d’ être dieses Kat alogs bildet. Alle ander en großen Samm lungen aber: L ebœuf de Montgermont, Legr and, Rattier, Brivois, Ripault, Descamps-Scrive, Beraldi, Mercier, Villebœuf, Roudinesco, Esmer ian, Du ché, Bonnasse – zugleich die Mag na C har t a der französischen Bibliophi lie im 20. Jahrhundert – waren wesentlich schmaler (zwischen gut 100 bei
–5–
Esmer ian bezw. Bonnasse und ca. 320 bei Descamps-Scrive), vor allem aber wa ren sie, Folge unausweich l icher Zeit gebunden heit, nicht auf die Tot alit ät der bibliophilen Erscheinung ausger ichtet. So wies die Descamps-ScriveSammlung von 1925, Stern erster Ordnung unter allen, zwar 49 Exempla re auf Chinapapier vor – eine immer als nec plus ult ra bet racht ete Anzahl – aber keine Orig inalzeichnungen, keine Affichen, Druckstöcke etc. Beraldi wiederu m tat sich durch sig nier t e Einbände und die Zeichnungen her vor, ließ es aber an China-Exemplaren und vor allem Verlegereinbänden fehlen (wie letztere, gerade in Form der goldget ränkten und mosaizier ten Perk aline, überhaupt erst seit kurzem zu einem Sammelgebiet aus eigenem Recht ge worden sind – ein gesonderter Kat alog meiner Sammlung hiervon wird bald Zeugn is davon ablegen). Weitere Beweise fallen zu leicht, um gef ührt zu wer den, und der Umstand, daß ger ade die Juwelen aus fast allen diesen Samm lungen sich hier wiederfi nden, tut ein Übr iges (wir haben zehn der 14 Es mer ian-Exemplare auf China). Was ich dam it andeuten will: es kommt der stolze Tit el Univers Romant ique dieser Sammlung mit höherem Recht zu, als allen oben genannten. Wir werden Zeugen einer vorbew ußt auf ’s Universale zielenden Intent ion, die sich nach jeder Richt ung hin ink arn iert: seien es die insgesamt 1668 Orig inal-Vorzeichnungen oder Aquar elle (Grandville 78 – daru nter kapit al Bleibendes, Gavarni 58, Gigoux 75, Doré 37, Tony Johan not 33, Charlet 23, Raffet 22, Lorent z 65, Steinheil 61, Trimolet 70, Traviès knapp 100, Philipon 140, Staal 55, Wattier mehr als 200), oder Exemplare auf China-Papier (niederschmet t ernde 111), bemalt e Druckstöcke von Johannot oder Doré, Unica auf Pergament oder die Hundertschaften sig nierter Ein bände der Meister dieser Kunst von 1830 – 1930, 70 davon im Auftrag der Verleger in Mar oq uin oder Saf fia n ausgef ührt, dazu 85 illum in ier t e oder kolor ier t e Spez i m i na, rarae aves in endloser Schüttung: alles schlägt sich schocka rt ig vor uns auf und ist in dieser Ballung unbeg reiflich. Von der unerhör t en Erhalt ung dieser Zimel ien nach mehr als anderthalb Jahrhunderten ganz zu schweigen – kein noch so tiefher kommender Dank genügt an die Adresse der auf dem Titel versammelten amateurs, in deren Be sitz diese Trophäen nicht nur gehüt et, sondern wie oft nicht noch verbessert, bereichert, zum Unikum erhoben wurden. Wie über alle Ufer tretend diese Versammlung sich auch gebärdet, heben sich doch zwei Dutzend Par ad ies-Inseln aus der Sint flut, tragende Funda mente
–6–
jeder Sammlung von romant ischer Illustrat ion, sie nicht nur strukt ur ierend, sondern erst rechtfer t igend – et voilà: Balzac (Nrn. 13 – 30, mit einer ehrfurchteinflößenden Ser ie der Contes drolatiques: fünf Exemplare auf China-Papier, daru nter das der Madame de Balz ac); Bernard in de St. Pierre, Paul et Virginie 1838 – 1853 (49 – 74, heil lose Zumut ung an unser bibliophiles Fassungsver mögen: fünf Exemplar e auf China-Papier – und keine einz ige Doublet te!), La Caricature (99 – 100, Geist und tödlicher Witz für ein Jahrhundert, gepackt in ein Jahrfünft); Chants et Chansons Populaires de la France (110 – 119, drei zeitgenössisch kolo rier te Exemplare, der unika le Druck auf China, insgesamt 145 Orig inalvor zeichnungen); Cer vantes (104 – 108, zwei China-Exemplare und Grandvilles Gen iestreich); Diable à Paris (155 – 161, 249: je einmal illum in iert sow ie auf China und 48 Orig inal-Zeichnungen Gavarnis); Les Français peint s par euxmêmes (210 – 218, unsere Via Regia zu diesem Zent ralgestirn); Goet he, Werther und Faust (261 – 269, man sehe selbst); von Grandville alle, alle Haupt werke, u. a.: Métamorphoses du Jour (279, 280, 311), Un aut re monde (296 – 300), vor allem aber das summum bonum seines Schaffens, Scènes de la vie privée et publique des animaux (286 – 292, 313, die Himmelsmacht des Exemplars von Descamps-Scrive – Roudinesco – Bonnasse – Flühmann sow ie die einz igen beiden bek annten China-Exemplare); Hugo, Not re-Dame (326 – 333); Jules Ja nin, Âne Mort und La Normandie (343 – 351, vier China-Exemplare); Las Cases, Mémor ia l de Sainte-Hélène 1842 (380 – 384, zwei Verleger-Maroq uineinbän de, ein China-Exemplar in zeitgenössischem Samt, 23 Orig inal-Zeichnun gen); Lesage, Gil Blas und Diable boiteux (399 – 413, 75 Orig inal-Zeichnungen von Gigoux, insgesamt sechs Exemplare auf China-Papier); Mol ière 1835 – 36 (450 – 454, drei China-Exemplare in sich steigernder Parade); Nodier (466 – 476, dito, zum Roi de Bohème); Norvins 1839 (477 – 479, dabei Raffet s eigenes Ex emplar auf China, 21 Orig inal-Zeichnungen); Prévost, Manon Lescaut, 1839 (511 – 517, fünf Exemplar e auf China), Rabelais-Doré 1854 – 1873 (521 – 530, ein Dutzend Zeichnungen sow ie das unika le Exemplar auf Perga ment): alle samt forta n uneinnehmba re Festungen der Bücherl iebe, um von den zahllo sen Aufmarschgeländen und Glacis zu schweigen, denen die Na men Ariost, Barthélemy, Béranger, Bourassé, Dav illier, Dumas, Enault, Fénelon, Flor i an, Gaut ier, Goldsm ith, Goncourt, La mar t ine, Laurent de l’Ardèche, Lurine, Michelet, Musset, Philipon, Pléiade, Sainti ne, Sterne, Sue, Wordsworth, Wyss und Dutzende andere eingeschrieben sind.
–7–
Bei all diesen Büchern ging mein Wille darauf, die schönsten existierenden oder mindestens erreichbaren Exemplare zusammenzutragen – wann im mer sich das verw irklichen ließ. Daher das oben beschworene Staunen: daß so etwas im Jahrhunderta bstand vergönnt war. Erk lärlich ist es nur durch das ura lt e Schwung r ad, den immer erneut en Zauber der Bibliophil ie, der die happy few der Eingeweiht en in seinen Zirkel lädt, eine Art Geheimorden der Leidenschaft, dem keiner beit ritt, ohne ein Anderer zu werden – wie bei großer Literat ur. In einer Zeit, die sich viel darauf zug ut e hält, die, ach, „Dig it alisierung“ in allen Lebensbereichen mit stal in istischer Konseq uenz zu etablieren, haben wir an jenem Bund eine Feste Burg, die das meiste von dem lachhaft ausse hen lässt, was sich heute als „alt ernat ivlos“ geriert. Der Kat alog, wie er jetzt nach nicht immer heit er er t ragenen Geburtswehen erscheint, ist zum größeren Teil Produkt meines gelehr t en (und gelehr igen) Mita rbeiters und Ant iq uars Carsten Scholz, der darauf den besseren Teil der vergangenen drei Jahre verwendet hat. Der Rest stammt von mir, wie ich auch für Lektorat, die Endredakt ion und das bei 4000 Abbildungen recht dorn i ge Layout gesorgt habe, all das unt er der beflügelnden Mita rbeit von Mar ia Danelius und Ath ina Nalba nt i. Ein letztes Wort. Dies ist eine Publik at ion, mit der mich die wen igen, die von uns überhaupt Kenntn is haben, wahrscheinl ich zua llerletzt verbunden hät ten. Das rührt daher, daß die vergangenen 25 Jahre unserer Akt iv it ät von il lum in ier ten Manuskript en des Mitt ela lt ers und der Renaissance (sow ie den respekt iven Stundenbuch-Drucken) über wölbt waren. Wie man sieht, waren wir auf anderen Gebieten nicht tat enlos. Das wird noch deutlicher hervor treten, wenn einmal der Katalog meiner Sammlung von livres à fig ures des 18. Jahrhunderts vorl iegen sollte – sie befolgt und ver w irkl icht mit generöse rem Schwung, doch genauso leidenschaftl ich die Leitl in ien von Univers Ro mant ique, exempli fi z iert an weit über zweit ausend Werken. Der anfangs verd räng te, spät er über mächt ige Trieb zur glückl ich frei gewor denen Gestalt des Sammelns kommt in seinen Ergebn issen allmähl ich an den Tag: wollte Gott, mein Dasein als Ant iq uar – 40 Jahre auf der rollenden Kugel – erh ielt e dadurch keinen Todesstoß, sondern einen neuen Sinn. Biber mühle, Juli 2018 H. T.
–8–
Admonitio La plupart des livres illustrés du XIXe siècle sont assez communs, mais ils se rencontrent presque toujours en condition très ordinaire. Les feuillets sont souillés de taches d’humidité, les exemplaires sont rognés, les couvertures manquent, les reliures sont quelconques et les réimpressions montrent la fatigue des gravures usées par des tirages successifs. L’objet de cette bibliographie est donc de signaler ce que doivent être les bons exemplaires de cette remarquable période du livre illustré comparables à certains livres du XVIIIe siècle, c’est-à-dire dans l’état primitif où ils ont paru : en livraisons; brochés dans leur couverture originale, ou bien reliés de leur temps par le relieur renommé, ou avec leur couverture conservée sous de bonnes signatures de relieurs de notre époque. Léopold Carteret
–9–
113
Mit 158 Holzschnitt en von Doré 1 About, Edmond. Le roi des montagn es. Cinquième édition. Illustrée par Gustave Doré. Par is, Librairie Hachette et Cie, 1861. 158 Textholzschnitte, davon 12 ganzseit ig, von Gu stave Doré. 3 Bl., 363 S., 4 Bl. Groß-Oktav (232 x 152 mm). Grün er Halbsaffianband mit goldgeprägtem Rückent itel, reicher Rückenverg ol dung und blindgeprägten Deckeln, Moirépapiervorsät zen und Ganzg old schnitt ( Vorsätze oxydiert). Erste il lustrier t e Ausg a be, mit zahl r eichen Holzschnit t en von Gustave Doré Dies ist ein sehr schö nes Ex em plar der er sten illustrier t en Ausg a b e des zuerst 1857 erschiene nen haar sträu b enden Lieb es- und Abent euer r o mans um den griechischen Räuberh aupt m ann und „Kön ig der Berge“, Hadschi Stavros. Der Schriftsteller und pol it is che Jour n a l ist Ed mond About (1828 –1885), ein „conteur exq uis et char m ant ca u seur“ [Lanson 1033], war eng mit G ustave Doré bef reundet; ihre Zus am mena rb eit war „des plus réussies dans cet ouvr age où le drame tourne sans cesse à la farce et la farce au drame, où […] les coups de poigna rd et les massacres ne peuvent se prendre au sérieux, où l’on a toujou rs envie de tremper son doigt dans les ruisseaux de sang pour vérifier si ce n’est pas du vin“ [Leblanc]. Doré übert rug „den munt er en Ton der Erz ählung in leicht h änd ige Zeich nung“ [Guratzsch/Unverfehrt], daru m ist das Werk gleicherm aßen gesucht „pour le texte que pour les illustrations“ [Carteret]. 56 Ab bildungen war en im Aug ust 1860 in Le Journ al pour tous vora bged ruckt worden. Lit er at ur: Bénézit I V, 684; Beraldi V I , 42, Nr. 125; Brivois 1; Cart ere t III , 30; Dézé 58; Guratzsch/Unverfe hrt II , Nr. 66; Leblanc 15 f.; Lonchamp II , 15; Osterw alder 321; Rahir 185 und 283; Sander 1; Talva rt/Place I, 4, Nr. 5B; Vicai re I, 4.
– 11 –
Exemplar Legrand auf getöntem Velin 2 About, Edmond. Le roi des montagnes. Cinquième édition. Illustrée par Gustave Doré. Par is, Librairie Hachette et Cie, 1861. 158 Textholzschnitte, davon 12 ganzseit ig, von Gu stave Doré. 3 Bl., 363 S., 4 Bl. Quart, unbeschnitten (247 x 157 mm). Mittelbraun er Halbm ar oquinband auf fünf Bünde, mit goldgepräg tem Rückent itel, reicher Rückenverg oldung und Gold fileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenem Orig in al-Um schlag, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „V. Champs“ . Unbeschnit t enes Exemplar in einem Einband von Vict or Champs: Vorzugsausgabe auf Velinpapier Dies ist ein sehr schönes, völl ig unb eschnit t enes Exemplar in einem Meistereinband von Vict or Champs (1844 –1912), dessen bibliophile Einbände „pour la bonne tenue de leurs corps d’ouvr age et le fini du travail“ [Fléty 41] gesucht sind. Proven ienz: Auf dem Innendeckel die goldgepräg ten Initialen von E. C. A. Legr and (Aukt ion 1912, Nr. 448). – Sammlung Adria n Flühm ann, mit des sen Etikett mit Monog ramm „awf “ auf dem Spiegel.
– 12 –
Lorett en, Grisetten, Blaustrümpfe – allerlei Frauenbilder 3 Alhoy, Maur ice. Physiolog ie de la lorette. Vig net tes de Gavarny [sic!]. [Daran:] Huart, Loui s. Phy siolog ie de la grisette. Vig nettes de Gavarni. [Daran:] Delord, Ta x ile. Physiolog ie de la Par i sienne. Vig net tes de Menut-Alophe. [Und:] Alhoy, Maur ice. Physiolo gie du créancier et du débiteur. Vig nettes de Janet-Lan ge. [Daran:] Soulié, Frédéric. Physiolog ie du bas-bleu. Vig nettes de Jules Vernier. [Daran:] Lemoine, Édou ard. Physiolog ie de la femme la plus malh eureuse du monde. Vig nettes de [Henr i] Valent in. Zu samm en 6 in 2 Bdn. Par is, Aubert et Cie, Lavigne, [bzw.:] Jules Laisné, Aubert et Cie, Lavigne, [1841 –1842]. 61 Abb. Und: 58 Abb. Und: 56 Abb. Und: 55 Abb. (da von 1 wiederholt). Und: 51 Abb. Und: 60 Abb. – Alle Ab bildungen in Holzschnitt im Text. 127 S.; 115 S., 1 Bl. (Table), 5 Bl. ( Verlagsanzeigen); S. [3]-124, 2 Bl. ( Ver lagsanzeigen). Und: 116 S., 1 Bl. (Table), 5 Bl. ( Verlags anzeigen); 124 S. (ab S. 113 Verlagsanzeigen,), 2 Bl.; 127 S. Klein-Oktav (128 x 80 mm). Dunk elg rün e Halbm ar o quinbände der Zeit auf glatten Rücken, mit Rückenti tel, dem Einzelstempel eines Äffchens und fünf doppel ten Querf ileten in Goldpräg ung sowie mit marm or ierten Vorsätzen (Papier leicht gebräunt und gelegentlich etwas braunf leckig; „Par isienne“: Vort itel entfernt). Sechs Physiolog ies in zwei Bänden Der umt riebi ge Charles Philipon, Schwag er des Verleg ers Au b ert, lanc ier t e eing angs der 1840er Jahr e die Reihe der Physiolog ies, die sofort zu ei ner grassier enden Mode wurden: Für gut zwei Jahr e „überschwem men diese klei nen il lustrier t en Büch lein den Buch- und Zeitschrift enm arkt der französi schen Haupstadt“ [Bilderwelt en 143], um danach von den popu l ä r en Zeit schrif t en-Fortsetz ungsr om a nen abgelöst zu werden. Einstweilen war „fast das ge samt e Charivari-Team mit den Texten und Zeich nungen dieser Sit t enbilder“ beschäf t igt, die „aus zu meist kleinbürgerl ichem Blick w inkel in witz igem Ton die verschiedensten Facett en des Lebens in der Großstadt, der en Bewohner zu Ty pen zusam menge faßt werden“ [ebd.], schildern. Die beiden hier vor liegenden Sam melbände vereinen sechs Orig in al ausg aben von fünf Aut or en und fünf Zeichnern. Mit zwei Tit eln ist der vielseit ige Journ al ist und Schrift steller Philadelphe-Maur ice Alhoy (1802 –1856) ver tret en; mit einem Louis Huart (1813 –1865), der als Erfi nder der Reihe gilt. Von diesem haben wir fünf
weit er e Physiolog ies in einem ander en Konvolut zu sam mengefaßt [vgl. Nr. 325]. Hier beh andeln fünf Bändchen die Pa r iser Da men welt – ‚die‘ Par iser in als solche ebenso wie die Vor kämpfer innen der Emanz ipat ion, gehobene Amü sierd a men ebenso wie ein fache Student en l iebchen. Der Physiolog ie de la Par i sienne fehlt derVor t it el, da für besitzt das Buch Blätt er, die in den von Vicai re und Car t eret koll at ion ier t en Exempla r en nicht vor handen sind: Jene haben jeweils 113 Seiten und 1 Blatt mit Verl agsa nz eigen; das vorl iegende ent h ält Verl agsa nz eigen von S. [115] bis 124 sow ie auf zwei weit er en Blät t ern. In den Illustrat ionen zur Grisette läßt Gavarni „défiler à nos yeux ravis, en une suit e de pet ites ap pa r it ions char m ant es, la vie de ces pa r isiennes dont le genti l minois, la taille fine et éléga nt e, les jolis pi eds, faisaient la joie de nos grands pères“ – diesel be „grâce fantaisiste“ und „légèreté du trait“ fand Lemoisne auch in der Physiolog ie de la lorette. Ins-
– 14 –
gesamt 118 Text holzschnit t e liefer t e Gavarni, einer (zur Grisette) stammt von Honoré Dau mier. Lebt en Grisette und Loret te in und von frag ilen Bez iehun gen zu Männern, so die „Blaustrümpfe“ in Opposi tion zur Männergesellschaft des 19. Jahrhunderts – da f ür wurden die frühen Frauenr echt ler innen als „unweibl ich“ abgestemp elt. Wer aber war la femme la plus malheureuse du monde? Édoua rd Lemoi nes Physiolog ie ist dem Unglück an sich auf der Spur und iron isiert da b ei das rom ant ische Gef ühl par excellence: den Welt schmerz. Proven ienz: Goldgepräg t es Lederex l ibris von An dré Villet auf den Spiegeln. – And ré Tissot-Dupont, dessen Aukt ion 2016, Nr. 446. Lit er at ur: Brivois 328 ff.; Bouvy 445; Car t ere t III , 476, 479, 482, 485, 486 und 489; Lacombe 750, 775, 793, 806, 817 und 834; Lemoisne I, 171 f.; Lhéritier 34, 74, 76, 91, 97 und 102; Rümann, Dau mier, Nr. 43; Sander 574; Vicaire V I , 590, 595, 601, 604, 607 und 610.
– 15 –
Er ste illustrier t e Ausg a be 4 Alhoy, Maur ice. Les bagnes. Histo ire, ty pes, mœurs, my stères. Édit i on illustrée. Pa r is, Gu stave Havard und Michel Lévy Frères, 1845. 30 Tafeln in Holzschnitt, davon 4 kolor iert, 77 Textholz schnitte. 2 Bl., IV S., 468 S., 1 Bl., S. [473]-476. Mit meh reren Tabellen. Quart, unbeschnitten (275 x 176 mm). Geglätteter roter Halbm ar oquinband mit goldgeprägtem Rückent itel, rei cher Gold- und Schwarzpräg ung auf dem Rücken, Gold fileten auf den Deckeln und eingebundenem, illu strier tem Orig in al-Umschlag, am Fuß sig niert „Noulhac“ (Unterk anten berieben, vord er es Außengel enk unten oberf lächlich angeplatzt, Um schläge schwach fleckig, S. 469 – 472 mit Prospekt „Prisons de Par is“ entfernt). Erste illustrier t e Ausg a be in einem Einband von Henr i Noulhac Dies ist die erste illustrier t e Ausg a b e des ebenso um fassenden wie anschau l ichen kult urgeschicht l i chen Werkes über die Strafa nstalt en Frank r eichs. Philadelphe-Maur ice Alhoy (1802 –1856) ver faß te nicht nur dok u ment a r is che Werke „con sultés encore au jourd’hui“ [DLF] son dern auch über 40 Theat erstücke, auß erdem gründet e er in der Epoche der Restaur at ion mehr er e, teils kurzlebige Zeitschrift en. Die Zeichnungen stammen von L.-H. de Rudder, Berta ll, Valentin, Jules Noël, Ch. Guilb ert, Ch. Rambert, Demor aine, Ch. Pinot, Éd. de Beaumont, Janet-Lange und ander en; die Tafeln 2, 4, 5 und 30 wurden hier wie in dem bei Cart eret beschriebenen Exemplar kolor iert. Angebunden ist der vierseit ige Prospekt mit zwei Ab bil dun g en; der Pro spekt zu den „Prisons de Pa r is“ wurde hingegen ent fernt. Der Pa r iser Buch binder Henr i Noulhac (1866 –1931) gilt als „artisan prob e, d’une perfection et d’une sûreté de main rema rquables ayant au plus haut point con science de son métier“ [Fléty]. Lit er at ur: Adhémar/Séguin 31 (Abb.) und 36; Beraldi II , 46, Nr. 2, und V III , 222; Brivois 3 ff.; Cart eret III , 31 f.; DBF I, 1503 f.; DLF I, 18; Lipp erheide 236, Fc 42; Sander 17; Vicai re I, 34; zu Noulhac: Devauchel le III , 274 f.; Fléty 136 f.
– 16 –
Exemplar Leg rand 5 Les Ang lais pein t s par eux-mêmes. Par les sommités de l’Angleterre. Dessins de M. Kenny Meadous [sic]. Traduction de M. Émile de Labédollierre. 2 Bde. Par is, L[éon] Curmer, 1840 –1841. Zusamm en 100 (51 und 49) Tafeln auf getöntem Papier, etwa 200 Vig netten und Schmuckinitialen in Holzschnitt. 2 Bl., III S., 400 S. Und: 2 Bl., 379 S. – In Band I wur den die Seitenzahlen [289]-296 (Lage 37 und 38) doppelt vergeben, daf ür springt die Pag inier ung zwischen Lage 47 und 48 von S. 368 auf [377]. Quart (267 x 185 mm). Rohbogen und lose Tafeln mit beilieg end en, farbig dek or ierten Orig in al-Um schlä gen sowie drei illu strierten Liefer ungs-Um schlägen auf gelbem Papier, in modern en Halbleinwandm appen in Leinwand schubern. Erste Ausg a be in albis Hier liegt die erste Ausg abe der Übersetz ung von Heads of the People vor, einem Panoram a der eng lis chen Ges ells chaft, das (Ber ufs-)Stände und Schicht en in über point ier t en Ty pen darstellt – vom „Prem ier min istre“ „Vieux Lord“, „Sporti ng gentle man“ und „Tory“ über den „Capital iste“, „Directeur du theatre“, „Apot hicai re“ und „Buveur de thé“ bis hin zum „Manœuvre“, „Débiteur“, „Pauvre curé“ und „Invalide“. Auch die Damenwelt ist von der „Femme de lettres“ über die „Couturière“ bis zur „Fil le pour tout fair e“ vielf ält ig ver t ret en. Haupt beit räger war der engl ische Dra m at iker und Jour n a l ist Douglas Will ia m Jer rold (1803 –1857), weiter e Texte kamen von Laman Blanch ard, Hen ry Brown r igg, Sa mu el Hover, Ed w ard Howard, Wil l i a m Howitt, Leigh Hunt, John Og den, Ri chard B. Peake, Owen Peng uin, Paul Prenderg ast, Will ia m Thacker ay [!], Charles Whitehead u. a.
– 18 –
Die Über s et z ung stammt von dem Schrift stel ler und Jour n a l i sten Émile Gigault de La Bédollière (1812 –1883), der auch für das par a l lel erscheinende Gegenstück Les Français peint s par euxmêmes Beit räge liefert e und die Werke von Cooper, Dickens und Scott ins Französische bracht e. Hauptillustrat or war der auch für den Punch tät ige Ka r i kat ur ist Joseph Kenny Meadows (1790 –1874), in den 1830er Jahr en war er „one of the first illustrat ors to recommend wood engr aving to publ ishers“ [Houfe]. Ei n igen Text holzschnit t en liegen Zeich nungen von Gavarni und Charles Malapeau zug runde. Das Exemplar liegt tel que paru vor, mit den ori gin a len farbig dekor ier t en Umschlägen sow ie drei illustrier t en Liefer ungsu mschlä gen. Proven ienz: Bei unser em Exemplar handelt es sich wohl um das bei Carteret erwähnte, 1912 verstei gert e „ex. en feuilles“ von Émile Legr and (Aukt ion 1912, Nr. 56: frs. 155). Lit er at ur: Brivois 5 ff.; Car t ere t III , 33; DBF XV, 150 0 f. (Gigault de La Bédollière); Hiler 579; Lipp erheide 899, Xd 24; Muir 221; Quéra rd/Bourquelot I V, 487; Sander 23; Vicai re I, 64 ff.; zu Meadows: Houfe 387; Osterw alder 682; Thieme/Becker 24, 320; zu Gavarni: Beraldi V II , 65, Nr. 204.
– 19 –
Ein selt en schöner romant ischer Mosai keinband à la cathédrale 6 Anonym. Album mit 2 Bleistiftz eichn ung en in Rom ant ik er-Einband. [Par is, etwa 1850]. 67 Bl. stark es, leicht gelblich getöntes Velinpapier, auf 2 Bl. mont ierte Bleistiftzeichnungen. Quer-Groß-Oktav (226 x 310 mm). Langgen arbter dun kellila Halbm ar oquinband um 1825 auf vier breite, rot intarsier te und mit filig raner Goldornamentik zwischen Punktlinien verzierte Bünde, diese zwischen mageren und sehr fetten Querf ileten, die Kompartimente mit fili granen Einzelstempeln, auf den Deckeln in Goldf ileten rahm en mit Goldpunkten in den Ecken ein blindschraf fierter, von Goldlinien eingefaßter Bordürenrahm en mit sehr großen, in Ocker, Grün und Rot mit Palm etten und floralen Elem enten mosaizierten Eckstücken auf Gold grund, zent ral querrechteckiger fetter Goldrahm en mit in den gleichen Farben mosaizierter Orn am entik à la cathédrale, darunter Wimperge, Spitzbögen, Rosetten und Kreuzblum en, mandelf örm iges Zent ralstück vorn mit Mon og ramm „J W“ bzw. „W J“ , mit goldgepräg ter Dentellebordüre und drei Goldf ileten auf den Innen kanten, Doublüren und Vorsätzen aus grüner Moiréseide und Ganzg old schnitt, in auberg inefarbener Mar oquin chem i se mit gold- und dreifachen Blindf iletenrahm en auf Rücken und Decken, goldgeprägter Bordüre auf den Innenk anten und mit grünem Samt ausgeschlagen, die se wiederum in weinr otem Saff ian schuber (Schuber mit kleinen Schabstellen). Herrl icher mosaiz ier t er Rom ant ikerein band, zwei orig i n a le Bleistift z eich nungen Ein uns cheinba r er Schub er gibt eine schlicht e Ma r oq uinchem ise frei, die innen mit grünem Samt ausgelegt ist: Sie birgt einen prachtvoll mosaiz ier ten Mar oq uinband aus dem frühen 19. Jahrhun dert mit rom ant ischem Dekor à la cathédrale aus Palmetten, Ros ett en, Spitzb ög en, Wimp erg en, Kreuzblumen u. a., der sich dank des zweifachen Schutz es über zwei Jahrhunder t e wie neu erh alt en hat. Der Einband, eines Thouvenin oder Simier würd ig, ist unsig niert; wahrscheinl ich gab ihn die trad it ionsr eiche Papeterie Susse in Auf t rag, de ren halb entferntes Etikett sich auf der Versosei te des Vorsatz es befi ndet: Noch rekonstruierbar ist die Adresse in der „[Passage d]es Panoram as“, wo die Firm a seit 1806 ansässig war. Der Band scheint dann in die 1827 eröff net e Fil ia le Place de la Bourse gekommen zu sein, wie ein zweit es Etikett auf der Rückseite des zweiten Blattes bez eugt – der Ein band wurde also vor diesem Dat um hergestellt. Der Erwerber ließ – stilistisch nicht ganz passend – in
Ent rel acs-Ma n ier seine für den frankophonen Be reich ungewöhnlichen Initialen „J W“ oder „W J“ auf den Vorderdeckel prägen – vielleicht also kein Franz ose, sondern ein Durch r eisender? Was mocht e der Besitz er mit diesem Album vorge habt haben? Es enth ält 65 leer e Blätt er, nur auf dem zweiten und vierten Blatt sind zwei Bleistiftz eich nungen eingek lebt, zwei weit er e auf der ersten und drit t en Seit e wurden of fenbar ent fernt. Beide Zeichnungen, die sehr delik at und mit gro ßer Sorgsam keit ausgef ührt wurden, at men rom an tischen Geist. Die eine, dat iert „Juillet 47“ zeigt im Form at von 141 x 110 mm das Brustbild einer ge krönt en Frau in edlem Dreiv ier t elprofi l in griechi schem oder orient a lisier endem Kostüm, ein halb wüchsiges Mädchen im linken Arm halt end, beider Hände sind in zart er Ber ühr ung verbunden. Die an der e Zeichnung (152 x 113 mm), datiert „30 Juillet 1849“läßt sich ikonog raphisch gen auer bestim men; es ist die Darstellung des „Joh annesk na ben“, das ist Joh annes der Täufer mit seinem Kreuzstab, zu sammen mit Jesus und den beiden Müttern Elisa beth und Mar ia; ein Mot iv, das als Ausschmückung der im Luk as-Evangel iu m [Lk. 1, 39 ff.] erz ählt en Heim suchung Mar ia s bei ih r er schwan g e r en Ver wandt en wohl zur Zeit der Got ik in Ital ien aufk am. In der Tat fühlt man sich bei dem ‚weichgez eichne ten‘ Bild un m it t elbar an eine ita l ien ische Vorl age aus dem 16. Jahrhundert er i nnert. Wagen wir eine Spek ul at ion: Ein wohlh a b ender, rom ant isch vera n l ag t er jung er Mann, vielleicht ein „Wilhelm“ oder „Will ia m“, der eine klassische, mehr jäh r ige Bildungsr eise durch Frank r eich und Ita l ien macht e, er warb das ber eits gebundene wun derschöne Album in der Par iser Papeterie Susse, um dar i n seine Abz eichnungen von Kunst werken aufz ubewahr en. Was ihn nach den ersten Bildern davon abbrachte, was aus ihm wurde, wissen wir nicht. Was bleibt, ist der kostbar e Einband – wie ein Sinn bild der Unein lösbarkeit rom ant ischer Ver sprechen und Hoff nungen. Proven ienz: Auf der Rücks eit e des flieg enden Vors atz es das halb ent fernt e Etikett der Pa r is er Papeterie [Suss]e mit der Adres s e [Passage d]es Panoram as, auf der Rückseit e des zweit en Blatt es ein weit er es Etikett von Susse, mit der Adresse Place de la Bourse, wo die Firm a seit 1827 eine Fil iale hatt e. – Goldgeprägt e Initialen „J W“ oder „W J“ auf dem Vorderdeckel.
– 20 –
Getrüffeltes Exemplar der Sammlung Clapp 7 Ario ste. [Ario sto, Lodovico]. Rol and fur ieu x. Traduction nouvelle et en prose par M. V. Philipon de la Madelaine. Edition illustrée de 300 vig nettes et de 25 magnifiques planches tirées à part par MM. Tony Johan n ot, Ba r on, Français et C. Na n teuil. Pa r is, J. Mallet et Cie, 1844. 25 Tafeln auf Chin apapier, auf k a schiert auf VelinPpapier; über 330 Textabbildungen und 46 (oft wieder holte) Kopf leisten zu den Kapitelanf ängen, sämtlich in Holzschnitt; zu sätzlich 2 Probedrucke auf Chin apa pier beiliegend. XXI V S., 616 S.; beiliegend 1 Doppelbl. ( Verlagsprospekt). Quart, unbeschnitten (261 x 175 mm). Langgen arbter dunk elr oter Halbm ar oquinband auf fünf breite, von Blindlinien eingefaßte, goldgeprägte Bünde, mit gold geprägtem Rückent itel und goldgeprägter, grün intar sier ter Orn am entik in den übr igen Rückenkompartimen ten, jeweils in fettem und magerem Goldf iletenrahm en, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsät zen, eingebund en em illu strierten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), 47 eingebundenen Liefer ungs um schläg en und Kopfg old schnitt, am Fuß sig niert „E. Maylander“ . Mit zwei Probed rucken, Verl agsprospekt und zahl r eichen Umschlä gen Der spät m it t ela lt erl ic he Rit t er r om an über den Ra send en Rol and, das Haupt werk von Lodovico Ariosto (1474 –1533), liegt hier in der ersten Aus ga b e mit den Il lustrat ionen von Tony Johan not und dem öf t er zus am mena rb eit enden ZeichnerTrio Célestin Nanteuil (1813 –1873), Henr i Ant oine Baron (1816 –1885) und Franç ois Louis Français (1814 –1897) vor. Als prom inent ester unt er ihnen il lustrierte Tony Johannot 23 der 25 Tafeln, die auf Chin apapier ged ruckt wurden. Die Text a bbildun gen sind mit über 330 (ohne die Kopfleisten zu den Kapit ela nf äng en) noch et w as zahlr eicher als auf dem Titel und durchweg von den Bibliog raphen angegeben. Dies ist ein ausgesprochen bibliophiles Exemplar: Ihm liegen zwei Fumés auf Chin apapier bei, einer zu Johannots Ta fel Angélique et Sacripant [nach S. 8] und zu einer Texta bbildung [S. 140], außerdem ein vierseit iger Verlagsprospekt mit drei Illustrat ionen, dar u nt er wieder u m Angélique et Sacripant, hier mit mehr Schwarz ged ruckt.
– 22 –
Neben dem Orig in al-Umschlag sind auch 47 Liefe rungsu mschläge zu 54 (von 60) Livrai sons eingebun den (7 war en Doppelliefer ungen). Sie und der Ge samt u mschlag ha ben die gleiche ganzseit ig den Tit el einr ah mende Illustrat ion von Tony Johannot. Unser dera rt spez i fi z ier t es Exemplar der „belle publicat ion, bon imprimée“ [Car t eret] liegt unbeschnit t en in einem am Rücken reich int arsier ten Halbm a r o quinband von Émile Mayla nder (1866 –1959) vor.
Proven ienz: Sam Clapp (dessen Aukt ion Christie’s, Par is, 2002, Nr. 33, mit Abb.). Lit er at ur: Beraldi V II , 275, Nr. 167; Brivois 12; Cart eret III , 36; vgl. K NLL I, 664 – 666; Mar ie 58 und 102; Osterw alder 82, 539 und 744; Ray II , 288; Sander 28; Vicaire I, 85; zu Mayla nder: Devauchelle III , 273; Fléty 125.
– 23 –
Exemplar auf Chinapapier 8 Ario st[o, Lodovico]. Rol and fur ieu x. Poëme héroique. Traduit par A[ugustin]-J[oseph] Du Pays et illustré par Gustave Doré. Par is, Hachette et Cie, 1879. 81 Tafeln, Fronti spiz, 536 Textabbildungen, sämtlich in Holzschnitt, von Gustave Doré. 1 leeres Bl., 3 Bl., VIII S., 658 S., 1 leeres Bl. – Titel in Schwarz und Rot. – S. 617 – 653 (Anm erk ung en und komm ent ier end es Nam enreg ister) in zweispalt igem Druck. – Auf Chin a Papier gedruckt. Groß-Folio, unbeschnitten (488 x 320 mm). Dunk elroter Halbm ar oquinband auf fünf breite, von Blindlinien eingefaßte, goldgeprägte Bünde, mit goldgepräg tem Rückentitel in einfachem und blind- und goldge prägter Orn am entik in doppeltem Filetenrahm en in den übr igen Rückenkompartimenten, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und Kopfg old schnitt, auf dem flie g en d en Vor satz ver so si g niert „Yseux“ (Kapitale etwas einger issen, Kanten beschabt). Eines von 40 Exempla r en auf Chin apapier – Il lustrat ionen von Gustave Doré Ariosts in 46 Ges ängen vorget ragenes Epos über den Ra senden Roland verschmilzt die kar ol ing ische Ritt erepik über den Kampf zwischen Christen und Heiden mit der Märchenwelt des höfischen Rom ans, was beide For men dekonstruiert: Die christ l ich-rit terl ichen Idea le ha ben „jede normgebende Verbind lich keit eingebüßt“ und „die Glau bensstreit er wer den zu liebessehnsücht igen und abent euerlustigen Ritt ern“ [K NLL I, 664], aus der en „ana rchische[m] Ind iv idua l ismus […] Chaos“ [ebd. 665] und „Ver einsa mung“ [ebd. 664] entspringen. Exempla r isch muß der Hauptheld Roland erkennen, daß „ritt er liche Bewähr ung nicht mehr den ihr gebühr enden Min nelohn findet“: Weil seine Angebet et e Angelica sich von ihm abwendet, bricht er „inWahnsinn aus, schleudert Waffen und Kleider von sich und rast, alles niederh auend wie ein tollw üt iges Tier, durch die Welt“ [ebd. 665]. Allein dem Herz og Astolfo gel ingt es, Rol ands verlor enen Vers tand vom Mond zur ück z uholen, ihn von Wahnsinn und Lieb esschmerz zu heilen und dam it den Sieg der Christen zu er mögl ichen [vgl. ebd.]. Da b ei er weist sich die Rei s e zum Mond „als Symbol für das Schaffen des Dichters selbst, der sein Werk im mer wieder als illusion är kennt l ich macht“ [ebd.]. Indem er „die alte Ritterwelt allein „im schönen Schein der Kunst neu erstehen läßt“, nä hert sich der Ren aiss ance-Dicht er zugleich der
– 25 –
„höher en Iron ie“ [ebd.] der Rom ant iker an. Doch kippt die Stimmung auch ins Burleske, der he roische Stoff wird „nicht mehr ernst genommen, Rol and zur läc herl ic hen Fig ur“ [Guratzsch/ Unverfehrt II , S. 336]. Da m it fügt sich das Werk we n i g er in ei nen rom ant ischen als in den nach r om ant ischen Kon text ein, in dem diese Ausg abe 1879 erschien; im Todesjahr des Übers etz ers Jos eph-Aug ustin Du Pays (1804 –1879) und zugleich als das letzt e Buch, das Gustave Doré (1832 –1883) für Hachette illu strierte. Leblanc fand das Epos „difficile à inter préter“, streife Ariost doch mit u nt er „l’indécence“. Da her könne man den Illustrat or nicht genug daf ür loben, „d’avoir évité cet écueil“, dank seiner „imag in at ion ext raordinairement fer t ile et souple“ [Leblanc]. Allerd ings scheute auch Doré keines wegs das Grot esk-Kom ische, bei dem das Grausige ins Parodistische umschlagen kann: So wirken die Ungeheuer, die das Land der bösen Fee Alcian be wachen, „wen iger schrecklich als putz ig“ [nach S. 58; Guratzsch/Unverfehrt II , 158], bei einem Kampf Rolands mit 120 Gegnern suchen „selbst die Ge köpft en aus Furcht vor dem Helden noch das Weit e“ [nach S. 290; Guratzsch/Unverfehrt II , 159]. Über haupt finden sich unt er den mehr als 600 Abbildun gen „many fanta stic conceptions“ [Ray], wobei sich auch manches aus Dorés früher en Schöpf ung en wiederholt. Vallmy-Baisse resü m ier t e: „Dans cette der n ière œuvre, part iculièrement riche d’ima g i n a tion, de verve et de science, Gustave Doré a généreusement usé tous les dons“ [Valmy-Baysse 320]. Es finden sich auch äst het is che und techn is che Neuer ungen. Ein „orig in al feat ure“ erk annt e Ray in den winkelf ör m ig hera bgez ogenen, fast den ge samt en Satzspiegel begleit enden Kopf v ig net t en zu den Kapit ela nf ängen, „which show the act ion developing up or down the page“. Stilistisch beob acht et e er eine besonder e Leicht igkeit, die er dar auf zur ück f ühr t e, daß Doré seine Zeichnung en hier „on paper rather than on the block“ ausf ühr te, um sie durch phot omecha n ische Strichätz ung, die sogen annt e Gillot age, reproduz ier en zu lassen. „The ease of this procedure was possibly too liberating for the artist“, meinte Ray; dieses wieder um result ier t e „in an overwhelm ing prof usion of illustrations, less car efully con sidered than usual“.
Doch änder e dies nichts dara n, daß die Zeichnun gen „certainly rival those in the famous eighteenthcentu ry edit ions of the poem“ [Ray]. Das „très beau livre […] magn ifiquement gravé“ [Car t eret] sollt e nach der Empfehlung Gordon N. Rays „be sought in a copy on special paper […] in which the size is larger and the impressions of the illustrations are richer“. Dieser Anspruch ist hier erf üllt: Unser Exemplar ist die Nummer 23 von 40 Exempla r en auf Chin apapier, es ist unbeschnit t en erh alt en, die Maße des Buchblocks bet ragen stolz e 490 x 320 mm. Proven ienz: Adria n Flüh m ann. Lit er at ur: Beraldi V I , 47, Nr. 171; Cart eret III , 37; DBF XII , 324; Dézé 78; Guratzsch/Unverfehrt II , Nr. 158 –161; vgl. K NLL I, 664 – 666; Leblanc 32 f.; Lonc hamp II , 27; Osterw alder 321; Rahir 296; Ray II , 347, Nr. 254; Rümann 202; Sander 29; ValmyBaysse 320 ff.; Vicai re I, 85 f.; zu Yseux: Fléty 178.
– 26 –
Eines von 15 Exemplar en auf Japanpapier – mit einer Orig inalzeichnung von Doré, Exemplar Descamps-Scrive 9 Ario st[o, Lodovico]. Rol and fur ieu x. Poëme héroique. Traduit par A[ugustin]-J[oseph] Du Pays et illustré par Gustave Doré. Par is, Hachette et Cie, 1879. 81 Tafeln, Fronti spiz, 536 Textabbildungen, sämtlich in Holzschnitt; separat zu sätzlich 1 orig in ale, sig nier te Fed erz eichn ung auf stark em Karton (Blattg röße: 223 x 177 mm). 1 leeres Bl., 3 Bl., VIII S., 658 S., 1 lee res Bl. – Titel in Schwarz und Rot. – S. 617 – 653 (Anm er kungen und komm ent ierendes Nam enreg ister) in zwei spalt igem Druck. – Auf Japanpapier gedruckt. Groß-Folio, unbeschnitten (480 x 325 mm). Dunk elg rün er Halbm ar oquinband auf fünf von Blindlin ien eingefaßte, pointilléverzierte Bünde, mit goldgepräg tem Rückent itel in einfachem und goldgeprägten großen Eck- und rautenf örmigen zent ralen Fleurons in doppel tem Filetenrahm en in den übr igen Rückenkompartimen ten, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vor sätzen und Kopfg old schnitt, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „V. Champs“ , in mit Filz ausgeschlage nem Pappschuber mit Mar oquink anten (Schuberk anten mit Einr issen, streckenweise unerhebliche Braunf lecken, einige Lagen am Rand mit kleinerer schwacher Knick spur). Eines von nur 15 Exempla r en auf Japanpapier, bei l iegend eine Orig i n al-Zeich nung Dorés Dorés letzt es ‚großes‘ Werk „should be sought in a copy on special paper“, verlangte Gordon N. Ray, „in which the size is larger and the impressions of the illustrations are richer“. Hier liegt nun ein Lu x usexemplar in der selt ensten Va r ia nt e vor: Num mer 6 von nur 15 Exemplar en auf feinem JapanPapier. Der unbeschnit t ene Buchblock besitzt eine Größe von etwa 480 x 325 mm, das Papier zeichnet sich durch einen elfenbeinfarbenen, war men Ton aus, der den Illustrat ionen Dorés einen anheimeln den Grund gibt, was der rom ant ischen Stimmung ent gegen kommt. Dem Band liegt eine orig in ale, von Doré sig niert e Federz eichnung bei. Sie wurde auf starkem bräunl ichen Kart on (Form at ca. 223 x 177 mm) in schwar zer Tint e ausgef ührt, mit zus ätzl ichen Ret uschen
und Höhungen in Weiß und mit einer handschrift lichen Legende in Bleistift versehen. Das Mot iv, das fünf un- bzw. leichtbek leidet e Frauen im Kampf mit drei Bew aff net en zeigt, wurde of fenbar nicht ins Buch über nom men. Dieses von Vict or Champs [vgl. Devauchelle III , 247; Flety 41] gebundene Ausn ah meexemplar stammt aus dem Be sitz des berühmten Samm lers René Desc amps-Scrive. Proven ienz: Auf dem ersten Blatt goldg epräg t es Ex l ibris von René Desc amps-Scrive, dessen Aukt i on II , 1925, Nr. 126: frs. 1.650. – Verso fliegendem Vorsatz goldgepräg t es Ex l ibris von Georges Degryse, dessen Aukt ion 1991, Nr. 98.
– 34 –
Das Exemplar des Autors auf zartrosa Papier, im Ein band von Thouvenin, aus der Samm lung Beraldi 10 Arlincourt, [CharlesVictor Prévost] vicomte d’. L’ étrangère. Par le Vicomte d’Arlincourt. Avec un Portrait de l’Auteur, gravé par M. Mécou. D’après la Miniature de M. Isabey. 2 in 1 Bd. Paris, Béchét ainé, 1825. Ra dier tes Por trait des Au tors in 3 Zu stän den (avant la lettre auf Velinpapier, Endzu stand auf Velinpapier, Endzu stand auf Chinapapier, auf ka schiert auf VelinPapier). 2 Bl., X LVIII S., 230 S; 2 Bl., 372 S. – Auf rosafarbenem Papier gedruckt. Ok tav, unbe schnit ten (215 x 127 mm). Langgenarbter nachtblau er Maroquinband der Zeit auf fünf breite, in Blindprä gung schraf fier te Bünde, mit Rückentitel und Bandbezeichung in einfachem Filetenrahmen in zwei sowie floraler Vergoldung in doppelten Filetenrahmen in den übri gen Rückenkompartim enten, auf den Deckeln in doppeltem Rahmen aus fet ter und ma gerer Goldfilete ein Roll stempel-Blindrahmen mit Blütenmotiv, dar in ein von
fet ten Goldfileten ein gefaßtes Palmettenband, zentral eine hochrechtecki ge Plat te mit intrikater floraler Vergoldung im „Restaurat ions“-Ty pus, mit Goldornamentik auf Steh- und Innenkanten sowie rosafarbenen Vorsätzen aus Moiré seidenpapier, am Fuß si gniert „Thouvenin“ ( Vor sät ze oxydiert, Por traits im weißen Rand braunfleckig). Der ein Jahr vor der fran zösi schen Re volution auf Schloß Mérantais bei Ver sailles geborene Schriftstel ler Charles-Vic tor Prévost, vicomte d’Ar lincourt, (1788 –1856) pfl eg te ei nen Lebens stil als Roya list, rück wärts ge wandter Romanti ker und Ex zentri ker, womit es ihm gelang, große Auf merksam keit auf sich und sein Werk zu len ken. Spätere Generationen ur teilten über ihn, der zeit lebens „une grande not oriété“ genoß, abschät zig: „on ne cite plus guère son nom que […] pour don ner ses
– 36 –
œuvres comme une exemple de faux romantisme et d’ex travagance“ [DBF]. Nachdem d’Arlincourt im er sten Kai ser reich als jun ger Mann Schild knappe der Ma dame Mère, dann Auditor am Con seil d’État gewe sen war und sich 1810 mit sei nem Pro sadebüt Une matinée de Charlemagne bei Napoleon empfeh len konnte, zog er sich in der Restau rationszeit auf sein Schloß SaintPaër in der Nor mandie zu rück, wo er „vécut dans un fa ste romantiquement médiéval“ [DLF]. In verblüf fender Wei se glich sein Leben da mit sei nen „‚romans hi storiques‘ à clefs contempora ines“ [DLF], ei ner Mi schung aus Schauer roman und Trou badour dichtung, be ein flußt von Chateau briand, Marmontel und Walter Scott, „ca ractérisées par l’excentricité du style, la témérité des épithètes, l’invraisemblance de l’ac tion, l’ex aggération des senti ments, avec cependant une certaine verve étran ge“ [DBF]. Zu die sen Werken gehört
auch der vorliegende, im frü hen 13. Jahrhundert an ge siedelte Rit ter-, Liebes- und Hi storien roman L’ étrangère, der 1825 in zwei Bänden er schien. War das Er folgsgeheim nis dieses ei gent lich mediokren Autors, der das zeit genös si sche Pu bli kum in seinen Bann zu schla gen wußte, die kon sequent-unironi sche Ver wirk lichung ex altier ter romanti scher Phanta sien in sei nem ei genen ‚Lebensroman‘? Freilich muß d’Arlincourt spätestens nach der Ju li revolution von 1830, in der er teilwei se sein Ver mögen ein büßte, die Kluft zwi schen Schein und Sein zuneh mend empfunden ha ben; von nun an schrieb er „sous cou leur de romans historiques, des pamphlets à tendance pol itique“ [DBF]. Eine abgeklär tere Zeit beschei nig te ihm, „qu’on avait par fois surnommé le nouvel Ossian […] des côtés en fant ins. Que reste-til de tout cela? Le sou venir surprenant d’une grande réputat ion (auprès du pu blic mond ain), sombrée dans l’oubli et le ridicule“ [ebd.].
– 37 –
Doch bleibt der Ruhm die s es ro m an t i s chen ‚Leb ens-Künst lers‘ selbst ein bemerkenswer t es histor isches Fakt um, und dieses ma n ifestiert und mat er ia l isiert sich ger ade in dem vorl ieg enden Büchlein aufs Schönste: Die bei d’Arlinc ourt so enge Verbindung von Kunst und Leben spiegelt sich hier glücklich in seinem eigenen Exemplar – zu nächst expliz it gekennz eichnet durch den kreisf ör migen Prägestempel mit seinem gek rönt en Wappen auf dem Tit elblatt. Doch die Verbindung zwischen Buch und Besitz er durchw irkt förmlich das gan ze Werk: Der Aut or ließ sich sein persönl iches Ex emplar des Lieb esr om ans auf zart ros a farb enem Papier drucken; rosa sind noch die Vors ätz e aus Moi r éseidenpapier. Ist das Buch auch sonst nicht illustriert, so ist der Autor selbst dreifach im Bild vertreten. Sein ra diert es Port rait liegt nicht nur auf aufk aschiert em Chin apapier vor (dies die übl iche Va r ia nt e), son dern auch auf Velinpapier, außerdem noch in ei ner un fer t igen Version avant la lettre, ebenfalls auf Vel inpapier. Das Brustbild zeigt den Rom ant iker mit weichen Gesichtsz ügen, ei nem kaum angedeu tet en Lächeln und großen, leicht mel anchol ischen Augen, ein Buch in der Recht en. Gestochen wurde es 1824 von And ré Joseph Mécou (um 1771 –1837) nach einer Min iat ur von Jean-Bap tiste Isabey (1767 –1855); und auch diese persönl iche Verbindung zu dem als „Min iat ur i st der Kön ige“ [Thieme/Becker 16, 237] bekannnten Portraitm a ler ist aufs chlußr eich, weist dess en Biog raphie doch sig ni fi k ant e Para llelen zu der d’Arl incourts
auf. Schon zur Zeit Napoleons galt der in Versailles lebende Jean-Bapt iste Isabey als „der erste Min ia turist seiner Zeit“ und „Liebling in den Salons“ [ebd. 236], Ludw ig XVIII . ern annte ihn 1822 zum „inspecteur dessinateur, ordonnateur des fêtes et spectacles“, Karl X. 1825 zum „Zeichner und Maler des kgl. Ka binetts und zum Of fi z ier der Ehr enleg i on“ [ebd.] – auch er genoß eine traumh aft e Karr ie re währ end des ersten Kaiserr eiches und der Re staur at ionsepoche, der die Jul ir evolut ion ein Ende setzte, „denn die neue Bourgeoisie bot keine An ziehungsk raft für den alt ernden Hof m a ler“ [ebd.]. Standesb ew ußt ließ d’Arl inc ourt sein Exemplar schließl ich auch binden, in einen exq uisit en, blindund goldgepräg t en Einband im Restaur at ionsstil von Joseph Thouvenin (1790 –1834). Dieser bes aß einen Ruf als „the lead ing binder of his epoch“ und da m it verbunden „social con nect ions which he evi dently enjoyed and deserved“ [Ramsden]. Autor, Maler und Buchbinder – sie alle gehörten demsel ben höfischen Mil ieu an und wirkt en gemeins am und jeder auf seine Weise an dem rom antischen Traum der Einheit von Kunst und Leben – dafür ist dies es unika le Exemplar von L’ étrangère ein gült iges Beispiel. Proven ienz: Vicomte d’Arl inc ourt, mit dess en blindgepräg t em Wappen auf dem Tit el. – Ex l ibris von Henr i Beraldi auf dem fliegenden Vorsatz (nicht in dessen Aukt ionen). Lit er at ur: DBF III , 648; DLF I, 40; Quéra rd I, 90; Vicai re I, 87; zu Thouvenin: Fléty 168; Ramsden 204; vgl. auch die fast iden tis che Deckelplatt e bei Culot Nr. 114, sow ie ebd. S. 460.
– 38 –
In zeit genössischem Einband, aus Adelsbesitz 11 [Arnault, Ant oine-Vincent]. Les souvenirs et les regrets du vieil amateur dram atique, ou Lettres d’un Oncle à son Neveu sur l’anc ien thêatre français […]. Par is, Charles Froment, 1829. 36 kolor ierte Stahlstich-Tafeln (davon 2 gefaltet), mit Seidenvorsätzen. VIII S., 214 S., 1 Bl. (Indication du plac em ent des gravure s). Oktav (172 x 105 mm). Nachtblauer Kalblederband der Zeit auf vier breite, mit je drei Goldpoint illé-Linien ver zierte und von Goldpoint illé-Linien eingefaßte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel sowie blind- und goldge prägtem Dek or in den übr igen Rückenkompartimenten, auf den Deckeln in fettem Goldf iletenrahm en blindge prägte Platten mit großer Rosette, umgeben von Volu ten und Floraldekor in Bordürenrahm en, Stehk anten mit Goldf ileten, Innenk anten mit Dentellebordüre, mit mar mor ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt (Kanten und Gelenk e mit kleinen Schabstellen). Dies ist die erste Ausg ab e des anonymen Spät werks des Dra m at ikers Ant oine-Vinc ent Ar n ault (1766 –1834), dessen Name in unser em Exemplar von alter Hand auf einem Vorblatt vermerkt ist. In 33
Briefen werden Schauspieler aus der Zeit von 1760 bis 1786 vorgestellt. Die 36 Stahlstiche folgen Min iat ur en „fa ites d’après nature, de Foëch de Basle et de Whirsker“, die schon im 18. Jahrhundert publiz iert worden wa r en [vgl. Carteret und Vicaire, „1770“ laut Rahir 234]. Sie zeigen die „différents acteu rs dans les rôles où ils ont excellés“ in sorg f ält igem, del ik at em Kolor it. Die Bildt ext e ent h alt en die Na men der Schauspie ler und ihr er Rollen sow ie jeweils ein Zit at aus der dargestellt en Szene. Unser Exemplar in einem nacht blauen, mit großen Roset t en dekor ier t en Einband der Zeit stammt aus dem Erstbesitz eines Mitglieds der Fam il ie Caix de Saint-Aymour. Proven ienz: Gestochenes Wapp enex l i bris Ba r on de Caix de Saint-Aymour auf dem Spiegel. – Evtl. Ar m and Ripault, vgl. Car t erets Beschreibung: „veau bleu, décor rom ant ique“. Lit er at ur: Barbier I V, 553 (mit fals chem Jahr); Brivois 376 f.; Cart eret III , 37; Colas 159; vgl. ebd. 3073; Esc offier 775; San der 30; Vicaire I, 93 f.; zu Arn ault: DBF III , 901 f.; DLF I, 41; Hoefer 3, 295 f.
– 39 –
Exemplar Legrand und Villebœuf 12 Aubert, [Ga briel] (Hrsg.). La lanterne magique d’Aubert. Pièces cur ieu ses, comiques, spir it uelles, stupi des et aut res. Par MM. V. Adam, Alophe, Cham, Dollet, Eustache, Quillenbois & a. Par is, Aubert & C.ie, [1843]. 72 gezählte, ein seit ig bedruckte, durchgehend und meist mehrteilig illu strierte lithog raphi sche Bl. Quart, unbeschnitten (310 x 240 mm). Geglätteter ro ter Halbm ar oquinband mit goldgeprägtem Rückent itel und dekorat iver Rückenverg oldung, Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenem, illu striertem, gelbem Orig in al-Um schlag, auf dem flie genden Vorsatz verso sig niert „V. Champs“ ( Vorderum schlag etwas verf ärbt und mit un scheinbaren restaur ier ten Läsuren, Titelbl. entfernt, 1. Bl. leicht gebräunt). Die Orig in alausg a be in einem Einband von Vict or Champs
gen Bilder folgen auswachsen können. Die Samm lung setzt e das 1842 erschienene Musée ou maga sin com ique de Philipon [sie he Nr. 458] fort; Charles Philipon war Aub erts Schwager und Verl agst eilh aber. Dies ist ein sehr schönes, un beschnit t enes Exem plar mit eing ebundenem, illustrier t em Orig in alUmschlag in einem Einband von Vict or Champs. Proven ienz: Dies ist das bei Car t eret er w ähnt e Exemplar von E. C. A. Legrand (Auktion 1912, Nr. 249: frs. 90), mit dessen goldgeprägten Initia len auf dem Innendeckel; ebd. das goldg eprägte Exl ibris von Paul Villebœuf (dessen Aukt ion 1963, Nr. 234), dar u nt er Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flüh m ann. Lit er at ur: Cart ere t III , 426; Lach è vre I, 299; zu Cham p s: Devauchelle III , 247; Fléty 41.
Die Lanterne magique gew ährt Ausblicke mal auf rom ant is che Gen r eszenen, mal auf grot esk-ka ri k ier t e Sit uat ionen, die sich zu „Com ic“-ar t i
– 42 –
Mit Tony Johannots origina ler Vor zeichnung zum Front ispiz: Exemplar Leg rand – Villebœuf – Duché – Hild und Flühmann 13 Bal zac, [Honoré] de. La peau de cha grin, roman philosophique. 2 Bde. Paris, Charles Gosselin und Urbain Canel, 1831. 2 Front ispize in Holz schnitt auf Chinapapier, nach Vorzeichnun gen von Tony Johannot ausgeführt von Porret; beiliegend die Ori ginal-Vor zeichnung zu Band I. 393 S., 1 Er rata-Bl. Und: 374 S., 1 Er rata-Bl. – In der Pa ginierung von Band II wurde S. 195 f. doppelt vergeben, S. 324 f. übersprun gen, so komplett. Ok tav, kaum be schnit ten (217 x 135 mm). Ge glät tete grüne Halbmaroquinbän de mit gold gepräg ten Rückentiteln und reicher or namentaler Rückenvergol dung in vier fachen Goldfiletenrahmen, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denen gelben Ori ginal-Um schlä gen, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ , in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit Lederkanten. Mit bei liegender ori gi na ler Vor zeich nung zum Front ispiz – die er ste Ausga be von Bal zacs romanti schem Frühwerk Ein Stück gegerbter Eselshaut als Ta lisman er füllt sei nem Besit zer in diesem phanta stisch-mysti schen Roman alle Wün sche und bringt ihm gerade dadurch den Tod. Der „Grund gedan ke der selbst zerstöreri schen Leiden schaf ten und Wün sche“ verbindet ein romanti sches Motiv mit der „Kritik der ‚neuen‘, zu Beginn der Ju li mon ar chie sich eta blierenden Gesell schaft“ [En gel hardt/Roloff ]. Mit diesem Roman, der auch buch händ lerisch ein Er folg war, begründete Bal zac sei nen litera ri schen Ruhm. Goethes Ur teil über das Buch als „ein vor treffl iches Werk neuester Art“ stellt „eine der er sten deut schen Reak tionen“ [Engler] auf Bal zac überhaupt dar. Dies ist die er ste Ausga be „rare et très recherchée“ [Clou zot], mit dem nur hier er schienenen Vorwort. Ein zi ger Bild schmuck sind zwei Front ispize auf Chi napapier – un ser Exemplar ist uni kal durch die bei liegende ori gi na le Vor zeich nung von Tony Johan not zum Front ispiz von Band I in dun kel brauner Tinte, mit der Dar stel lung „Rafaël chez le marchand de curiosités“ (Blatt größe 182 x 124 mm). Das kaum beschnit tene Exemplar liegt mit den ori gi nalen Um schlä gen in Ein bänden von Émile Mer cier (1855 –1910) in per fek ter Erhaltung vor.
– 46 –
Proven ienz: Dies ist das bei Car t eret er w ähnt e Exemplar von E. C. A. Legrand (Auktion 1912, Nr. 666: frs. 500), mit dessen goldg eprägten In itialen auf den Innendeckeln; in Band I ebd. die goldgepräg t en Ex l ibris von Paul Villebœuf (dessen Auktion 1963, Nr. 31: frs. 7.000) und Pierre Du ché (Aukt ion II , 1972, Nr. 7: frs. 10.000). Dann war das Buch bei Roger Hild (Auktion 1980, Nr. 134: frs. 12.200). All diese Zuschläge erfolgt en ohne die Zeichnung, die erst von Adria n Flühm ann hinz uge fügt wurde. Auf dem Spiegel dessen Monog rammschildchen „awf “. Lit er at ur: Ass el i neau 243; Car t ere t I, 60; Champ fleury 338; Clou z ot 19; Eng el h ardt/Roloff II , 50; Engler 67; George 68; Lonc hamp II , 37; Quéra rd/Bourquelot I, 143; Rahir 305; Spœlberch de Lovenjoul 168 f.; Talva rt/Place I, 149, Nr. 19A; Vicai re I, 184; zu Johannot: Beraldi V III , 266; Mar ie 95; Osterw alder 539; Ray II , 257; zu Merc ier: Fléty 126 f.
– 47 –
Im romant ischen Verlagseinband à la cathédrale 14 Balzac, [Honoré de]. Balzac illustré. La peau de chag rin. Études sociales. Par is, H. Delloye und Victor Lecou, 1838. 2 Stahlstiche auf Glanzpapier, kaschiert auf Karton, mit Seidenvorsätzen; 108 Stahlstiche im Text, darunter 4 Schmuckinitialen. Vort itel, illu strierter Titel, 402 S., 1 Bl. Quart (260 x 165 mm). Brauner Saff ianband der Zeit auf glatten Rücken, mit großer goldgeprägter Platte auf bei den Deckeln mit der Darstellung dreier Musen in doppel tem Goldf iletenrahmen, mit goldgeprägtem Rückendekor à la cathédrale, Goldf ilete auf den Stehk anten, goldge prägter Dentellebordüre auf den Innenk anten, allseit i gem Goldschnitt, Doublüren und fliegenden Vorsätzen aus weißem Moirépapier, sig niert „Kronheim & Skirving
London“ , in einem mit Filz ausgeschlagenen Pappschu ber mit Lederk anten (durchgehend ger ing braunf leckig). Erste illustrier t e Ausg a be im rom ant ischen Verl agsein band à la cathédrale Dies ist die fünfte, zug leich die erste illustrier te Aus g a b e mit Stahl s ti c hen von Brunellière, r geot, Lang lois u. a., nach Zeich nun g en von Na Ja net-Lang e als „dom in ant contribut or“ [Ray], von Bar on, Gavarni (2), Horace Vernet, Français, Marck l und anderen – hier die „gesuchtere und wert voller e“ [Rümann 188] Va r ia nt e mit dem Skelett in der Tit elv ig net t e und den von Car t eret gen annt en Merk m a len des premier tirage. Die bei den Tafeln mit den Portraits von „Pauline“ und „Fœdora“ wied erh ol en ent s prec hend e Text-
– 48 –
Ab bil dun g en [S. 149 und 287]. Sie wur den gestochen von Félicie Four n ier nach Ja net-Lange und Marck l und „manq uent très souvent“ [Vicai re]. Auch der Text der Ausg ab e ist teilweise orig in al, wie aus einem Brief Balzacs an Ewelin a Hansk a vom 30.1.1838 hervorgeht: Er sei „revu avec tant de soin, qu’il faut le regarder com me le seul existant, tant il diffère des éditions précédent es“. Das Werk sollt e den Auf t akt zu einer Reihe „Études socia les“ bilden, wegen des schwachen Absatz es blieb es bei diesem ei nen Band. Das Werk ist „un des plus rar es et des plus est imés des illustrés du XIXe siècle pour son text e et pour sa rema rquable illustrat ion contemporaine“ [Cart eret III , 4]. Das vorl iegende Exemplar ist in dem bemer kenswer t en Verl agsein band à la cathédrale wunder bar erh alt en. Proven ienz: Adria n Flüh m ann. Lit er at ur: Beraldi V II , 49, Nr. 82 und V III , 222; Brivois 15; Car teret III , 41 – 46; Eng el h ardt/Roloff II , 50; Lemoisne I, 166; Lon champ II , 37; Osterw alder 530; Quéra rd/Bourquelot I, 143; Rahir 305; Ray II , 302 f., Nr. 225; Sander 43; Talva rt/Place I, 149, Nr. 19C; Vicai re I, 184 f.
– 52 –
Exemplar auf großem Papier mit vier zusätzl ichen, var iiert en Probedrucken des Tit elblatts 15 Balzac, [Honoré de]. Balzac illustré. La peau de chag rin. Études sociales. Par is, H. Delloye und Victor Lecou, 1838. 4 Probedrucke des Titels, davon 3 illustriert, 8 Stahl- stic he auf Chin apapier; 108 Stahls tic he im Text, darunter 4 Schmuckinitialen. 2 Bl., 402 S., 1 Bl. Quart, seitlich und unten kaum beschnitten (267 x 168 mm). Schwarzer geglätteter Mar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel, reicher orn am en taler und lin earer Gold- und Blindpräg ung sowie far bigen Intarsien, Stehk antenverg oldung, mit weinr oten, gold- und blindgeprägten Mar oquindoublüren, fliegen den Vorsätzen bezogen mit roter Moiréseide, weiteren Vorsätzen aus Marm orpapier und eingebunden em, il lu striertem Orig in al-Um schlag, mit Ganzg oldschnitt, sig niert „Semet & Plumelle“ , in Pappschuber mit Leder kanten (letzte Lagen und 2 Tafeln leicht braunf leckig, S. 71 f. mit sauber restaur iertem Ein- und Durchr iß, S. 189 f., 191 f. und 199 f. mit restaur iertem Einr iß).
Erste illustrier t e Ausg a b e, mit vier zus ätzl ichen, davon drei illustrier t en, Probed rucken des Tit els Diesem au ßergewöhn l ichen Exemplar wurden vier verschiedene Probed rucke des Tit elblatts vora nge stellt: Sie biet en drei ty pog raphische Va r ia nt en und drei verschiedene Vig net t en; das vier t e Blatt auf stärker em Kar t on zeigt die spät er e Tit eli llustrat ion, in der Var ia nt e ohne das Skelett des premier tirage. Statt der beiden hier nicht gebracht en Port rait-Ta feln wurden acht Stahlstiche auf Chin apapier bei gefügt, die den Abbildungen auf den Seiten 200, 210, 239, 245, 249, 259, 274 und 303 entsprechen. Dies ist ein per fekt erh alt enes Ausn ah meexemplar auf groß em Papier in einem pracht vollen Mos a ikeinband des Buchbinders Marc ellin Semet und des Vergolders Georges Plumelle, die von 1925 bis 1955 in Pa r is zusam mena rbeit et en und „haut ement au bon renom de la reliure française“ [Fléty 161] beit rugen.
– 54 –
Exemplar auf großem Papier mit separat em Band Tirag es à part 16 Balzac, [Honoré de]. Balzac illustré. La peau de chag rin. Études sociales. [Und:] Collection de tirages à part. Par is, H. Delloye und Victor Lecou, 1838. 2 Stahlstiche auf Chin apapier, ka schiert auf stärk e res Velinpapier; 108 Stahlstiche im Text, darunter 4 Schmuckinitial en; [Verl agsprospekt:] 1 HolzschnittTafel, 15 Holzschnitte. [Collection des tirages à part:] 102 Stahlstichtafeln, davon 99 auf getöntem Karton, 3 auf Chin apapier, ka schiert auf getönten Karton. 2 Bl., 402 S., 1 Bl.; 1 Bl., 10 S. ( Verlagsprospekt). [Und:] Gedrucktes Titelblatt zur „Collection“ . Quart, unbeschnitt en (273 x 170 mm). [Col lecti on:] 277 x 180 mm. Langgen arbte dunk elbraun e Halbm a roquinbände auf fünf breite, mit Golddek or und roten Intarsien verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rücken titel in Goldf iletenrahm en und reichem Dek or aus mehr fachen, fetten und mageren Goldrahm en und Intarsien aus roten Herzen, Palm etten und Rosetten sowie oliv grünen Kreisen in den übr igen Rückenfeldern, mit Gold fileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen, 2 ein gebund en en illu strierten Orig in al-Um schlägen (inkl. Um schlagr ücken) und 1 nachg ebund en en Prospekt um schlag, auf den fliegenden Vorsätzen verso sig niert „Merc ier Sr. de Cuzin“ , in mit Filz ausgeschlagen en Pappschubern mit dunk elbraun en Mar oquink anten (Schuber berieben). Mit rund 100 Probed rucken als Tafeln auf get önt em Vélin Dies ist ein weit er es Exemplar der ersten illustrier ten Ausg a be, wieder u m die „gesucht ere und wert voller e“ [Rümann 188] Va r ia nt e mit dem Skelett in der Tit elv ig net t e und den von Car t eret gen ann ten Merk m a len des premier tirage. Die beiden von Félicie Fourn ier gestochenen Tafeln mit den Por traits von „Paul ine“ und „Fœdora“, die „manq uent très souvent“ [Vicaire], wurden hier auf Chin apa pier ged ruckt und auf stärker es Vel inpapier auf kaschiert Ein beigefügter Band enth ält (mit nicht nennenwer t en Ausn ah men wie der Schmuck i nitia len) das gesamt e Bildm at er ia l auf 102 Ta feln ohne Text, davon 99 auf starkem getöntem Karton, drei auf Chin apapier, das auf den get önt en Kart on auf gez ogen wurde, dies bet rifft die Tit elv ig net t e, die Abbildung auf Seit e 212 und das Mädchenpor t rait von Seit e 287.
in gleicha r t igen, am Rücken sehr dekor at iv int ar sier ten Einbänden von Émile Mercier (1855 –1910) in perfekt er Erh alt ung vor. Es stammt evtl. aus dem Besitz von Louis Lebœuf de Montgermont, wie meh rer e ander e ebenfalls von Mercier [vgl. Fléty 126 f.] gebundene Bücher unser er Samm lung. Proven ienz: Louis Lebœuf de Montgermont? Vgl. dessen Aukt ion 1912, Nr. 12, ohne Erwähnung des Tafelbandes: frs. 920 (zitiert bei Carteret). – René Desc amps-Scrive, dessen Aukt ion II , 1925, Nr. 183: frs. 6.500 (zitiert bei Carteret). – Sam Clapp (des sen Aukt ion Christie’s, Par is, 2002, Nr. 46: € 9.980).
Das unbeschnit t ene Exemplar auf großem Papier liegt mit den beiden orig in a len Par t ie-Umschlä gen
– 56 –
Eine kleine Balzac-Erst ausg abe 17 Balz ac, [Honoré] de. Physiolog ie de l’employé. Vi g net t es par M. Tri m o l et. Pa r is, Au bert et C ie , Lavigne, [1841]. 56 Textabbildungen (davon 1 wiederholt) in Holzschnitt. 128 S. Klein-Okt av, seitl ich und unt en unb es chnitt en (139 x 90 mm). Braunr oter Halbk alblederband auf glat ten Rücken, mit goldgeprägtem Titel sowie linearer und orn am entaler Blind- und Goldpräg ung auf dem Rücken, Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vor sätzen, eingebundenem illu strierten Orig in al-Um schlag und Kopfg old schnitt, verso fliegendem Vorsatz sig niert „E & A Maylander“ . Honoré de Balz ac beschrieb den Typus des BüroAng estellt en in der Reihe der Physiolog ies, noch bevor er zum ges ells chaft l ic hen Mass enphä no men wur de, und lan g e vor Sieg f ried Kracauers erster empir isch-soz iolog is cher Stud ie über Die Angestellten von 1930. Dies ist die erste Ausg ab e des ber ühmt en Text es, den Balz ac 1846 auch in Les pet ite s misères de la vie conjugale und 1850 nochm als selbständ ig veröf fent l icht e. Die Text holzschnit t e stam men von Joseph-Loui s Trimolet (1812 –1843); die Illustrat ion auf dem eingebundenen Orig in alUmschlag wiederholt eine Abbildung von S. 7, die Tit ela bbildung eine von S. 8. Lit er at ur: Brivois 328; Car t eret III , 481; George 71 f.; Lacombe 783; Lhérit ier 45; Osterw alder 1066; Sander 574; Talva rt/Place I, 160, Nr. 51 (mit Ers cheinungsjahr 1840); Vicai re V I , 598.
– 58 –
Unbeschnitt en, in der Orig inal-Broschur 18 Balzac, H[onoré] de. Petite s misères de la vie conjugale. Par is, Chlendowski, [1845 –1846]. Über 300 Holzschnitte im Text und auf 50 Tafeln. 3 Bl., 392 S., II S. Quart, unb eschnitt en (260 x 176 mm). Ill u s triert e Orig in al-Broschur in weinr oter, mit Filz ausgeschlage ner Halbm aroquinchemise mit goldgeprägtem Rückent i tel, dekorat iver Rückenverg oldung und Überstehk anten, sig niert A. Devauchelle, in mit Velours ausgeschlagenem Pappschuber mit Mar oquink anten (Rücken un scheinbar restaur iert, 3 Bl. oben mit restaur ierten klein en Rand läsuren). Erste und einz ige Ausg a be, unbeschnit t enes Exemplar in der Orig in a l broschur Dies ist die erste und einz ige Ausg abe der Samm lung von 39 Skizzen über die kleinen Nöte des Ehelebens, von denen 38 zuvor verstreut erschie nen war en; zugleich „the principal book of biblio philic int erest“ [Ray], das allein von Berta ll, eigent lich Charles Albert vicomte d’Arnou x, (1820 –1882) illustriert wurde, einem der „frucht barsten und
bel iebt esten Zeich ner seiner Zeit“ [Sander, S. 20]. Sei ne Komposit ionen „complètent à merveille un texte plein d’humeur“ [Carteret] und geb en „an easy and amia ble com mentary on Balz acs anatomy of marria ge“ [Ray]. Dab ei ist er auch für Überraschungen gut, etwa wenn er dem Leser buch stäblich Papier und Feder in die Hand drückt, um sich die eigene ‚Traumf rau‘ selbst ausz u m a len [nach S. 90], oder Balz ac als Geiger darstellt, der seinen Paar en zum Tanz aufspielt [S. 379]. Das nur in dies er einen Ausg a b e ers chienene Werk – laut Beraldi „très est imé“ – war schon 1883 „rare en bonne cond ition et il deviendra de plus en plus“ [Brivois], 1927 ber eits „fort rare“ [Carteret]. Unser em unb eschnit t enen Exemplar liegt zus ätz lich der illustrier t e Orig in al-Ums chlag zur 15. Liefer ung auf bläul ichem Papier bei. Die Chem i se stammt von dem ab 1965 in der Werkstatt seines Vat ers Roger tät igen Ala in Devauchelle. Lit er at ur: Beraldi II , 46, Nr. 4; Borst 2150; Brivois 30 f.; Car teret III , 48; Gay/Lemonnyer III , 708; George 70 f.; vgl. Lipp er heide 237, Fc 45; Lonc hamp II , 37; Osterw alder 128; Rahir 185 und 305; Ray II , 299, Nr. 222; Sander 44; Talva rt/Place I, 163, Nr. 72; Vicai re I, 223 f.
– 59 –
Exemplar von Victor Mer cier 19 Bal zac, H[onoré] de. Petites misères de la vie conjugale. Paris, Chlendowski, [1845 –1846]. Etwa 300 Holz schnit te im Text und auf 50 Tafeln. 2 Bl., II S., 1 Bl., 392 S. Quart, unbe schnit ten (260 x 172 mm). Grobgenarbter mit telbrau ner Halbmaroquinband auf fünf mit dreifachen Goldfileten ver sehene Bünde, mit gold geprägtem Rücken titel, Rückenkompartim en ten mit floraler Blindprä gung, Goldfileten auf den Deckeln, mar morierten Vorsät zen, ein gebun denem, illu strier tem Ori ginalUm schlag (inkl. Um schlag rücken) und drei bei gebun denen Lieferungsum schlä gen, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „V. Champs“ . Ein zi ge Ausga be, un beschnit tenes Exemplar mit Prospekt und Lieferungsum schlä gen, in ei nem Ein band von Victor Champs Vor uns liegt ein tadel lo ses, un be schnit tenes Exemplar in ei nem Ein band von Vic tor Champs (1844 –1912), dem au ßer dem Ori gi nal-Um schlag noch der vier seiti ge il lu strier te Pro spekt sowie drei eben falls il lu strier te Lieferungsum schlä ge auf bläu lichem Papier bei gebunden sind. Provenienz: Auf dem Spiegel die Ex li bris von Victor Mer cier (1853 –1931), dem Prä sidenten der „So ciété des amis des Livres“ (Auk tion 1937, I, Nr. 282: frs. 800), von Raoul Si monson (1896 –1965) und Charles Hayoit (Auk tion V, 2005, Nr. 28).
– 62 –
Im zeit genössischen Einband 20 Balzac, H[onoré] de. Petite s misères de la vie conjugale. Par is, Chlendowski, [1845 –1846]. Etwa 300 Holzschnitte im Text und auf 50 Tafeln. 3 Bl., 392 S., II S. Quart (256 x 170 mm). Roter Halbm ar oquinband der Zeit auf fünf Bünde, mit goldgeprägtem Rückentitel, Rückenverg oldung, Goldf ileten auf den Deckeln, Kopf gold schnitt, marm or ierten Vorsätzen und eingebunde nem, illu striertem Orig in al-Um schlag (Um schlag etwas angestaubt, durchgehend leicht braunf leckig). Erste und einz ige Ausg a be in einem breit r and igen Exemplar Dies ist ein breit r and ig es Exemplar mit eing ebundenem Orig in al-Umschlag in einem ged iegenen Einband der Zeit. Proven ienz: Auf einem Vorblatt ein Stemp el mit dem gek rönten Wappen und der Dev ise „Porte en soy honneur et foy“ der Fam il ie Du Chast el.
– 64 –
Erst ausga be im vergoldet en Verlegereinband 21 Balzac, H[onoré] de. Petite s misères de la vie conjugale. Par is, Chlendowski, [1845 –1846]. Etwa 300 Holzschnitte im Text und auf 50 Tafeln. 2 Bl., II S., 1 Bl., 392 S. Quart (248 x 166 mm). Dunk elblauer Perk alin-Verleger einband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rücken titel in den ganzen Rücken bedeckender Orn am entik in Goldpräg ung, auf dem Vorderdeckel großes epitaphart iges Orn am ent, auf dem Hinterdeckel Vig nette mit ein er Landschaftsd arstellung, umgeben von floralem Dek or in Goldpräg ung, jeweils umgeben von blindge prägtem Rahmenwerk mit Rocaillen in den Ecken, mit gel
ben Glanzpapiervorsätzen und Ganzgoldschnitt, am Fuß sig niert „Lenègre“ ( Vorsätz e mit Oxyd at ionsspur en, 1 Tafel mit geschlossenem Randeinr iß). Die erste und einz ige Ausg abe liegt hier im orig i na len, tadel los erh alt enen, sehr selt enen Verleger einband aus dunkelblauem Perk a l in von Ant oine Lenègre (1819 –1867) vor [vgl. Fléty 111; Malavieille 242; Ramsden 126]. Proven ienz: Auf dem Spiegel Ex l ibris von Henr i Lafond (1894 –1963), dessen Aukt ion 2015, Nr. 12.
– 65 –
Unbeschnitt enes Exemplar 22 Balzac, H[onoré] de. Par is marié. Philosophie de la vie conjugale. Com mentée par Gavarni. Par is, J. Hetzel, 1846. 60 Holzschnitte im Text und auf 20 Tafeln. 2 Bl., 84 S.,21 Bl.; 4 S. (Prospect us). Oktav, unbeschnitten (200 x 135 mm). Brauner langge narbter Halbm ar oquinband auf fünf breite, zwischen Goldf ileten schraff ierte Bünde, mit goldg eprägtem Rückent itel, dek orat iver Rückenverg oldung in doppel ten Filetenrahm en, mit Goldfileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenem, illu strier tem Orig in al-Um schlag (ein schließlich des illu strierten Um schlagr ückens), verso fliegend em Vorsatz sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ . Mit 60 Illustrat ionen von Gavarni – unbeschnit t en, mit zusätzl ichem Blatt und Prospekt Das Büch lein vers am melt 14 über w ieg end aus den Pet ite s misères stam mende Kapit el [vgl. Ge orge] – erstm als in dieser Form und hier allein il lustriert von Gavarni (1804 –1866), dem neben Da umier „wicht igste[n] Zeich ner und Sit t enschilder er seiner Zeit“ [Sander, S. 31]. Angesichts der Konge nialit ät von Autor und Zeichner wurde Balz ac gar als „die lit er a r ische Para l lele Gavarni’s“ [Thieme/ Becker] bez eichnet. Der Band liegt unbeschnit t en, mit eingebundenem Orig i n al-Umschlag, der Buch bindera nweisung über das „Plac ement des grands bois“ und einem vier seit igen Prospekt (mit drei Abbildungen) in einem schönen Einband von Émile Mercier (1855 –1910) vor. Das tadellos erh altene Buch stammt aus dem Be sitz von An t oine Vau t ier und An d ré TissotDupont. Proven ienz: Auf dem Spiegel das farbig illustrier t e Exl ibris von Ant oine Vaut ier (nicht in dessen Kat a logen 1971 und 1977). – And ré Tissot-Dupont (des sen Aukt ion 2016, Nr. 25). Lit er at ur: Beraldi V II , 66, Nr. 212; Brivois 31 f.; Cart eret III , 48 und 470; Gay/Lemonnyer III , 637; George 67 (mit abweic hen dem Ers chei nungsd at um: 1845); Lipp erheide 237, Fc 44; Lon champ II , 37; Osterw alder 413; Rahir 187 und 305; Sander 42; Thieme/Becker 13, 296 ff.; Vicai re I, 225.
– 66 –
Alle vier Bände des Petit tableau de Paris 23 Bal zac, H[onoré] de. Paris marié. Philosophie de la vie conjugale. Commentée par Gavarni. [Und:] Brif fault, Eugène. Paris dans l’eau. Illu stré par Bertall. [Und:] Ders. Paris à table. Illu stré par Bertall. [Und:] Huart, Louis. Paris au bal. 50 [recte: 60] Vi gnet tes par Cham (de N…). Zu sammen 4 Bde. Paris, J. Het zel, 1844 –1846. [Und:] Paris, Aubert, [1845]. 60 Holz schnit te im Text und auf 20 Tafeln. Und: Frontispiz, 124 Textholz schnit te. Und: Front ispiz, 93 Textholz schnit te. Und: 60 Textholz schnit te. 2 Bl., 84 S., 1 Bl. Und: 1 Bl., 138 S., 1 Bl. Und: 3 Bl., I V S., 184 S. Und: 109 S., 1 Bl. Ok tav, Sei ten- und Un ter rand kaum be schnit ten (198 x 135 mm). 3 braune langgenarbte Halbmaroquinbän de auf glat te Rücken, jeweils mit gold gepräg tem Rückentitel, dekorativer Rückenvergoldung, Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, ein gebun denem, illu strier tem Ori ginal-Um schlag (ein schließlich des illu strier ten Um schlag rückens) und neun ein gebun denen Lieferungsum schlä gen, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Str oobants“ , zu sammen in mit Filz ausgeschla genem Pappschuber mit Lederkanten. Und [Huart]: Dunkelbrau ner Halbmaroquinband auf fünf Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und Blumen stempeln in den übri gen Kompartim enten,, mit mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem illu strier ten Ori ginal-Umschlag ( Vorder um schlag an ge staubt und mit kleiner Eckfehl stelle, 1 Bl. mit Randeinriß). Das ein zi ge bekannte Exemplar von Paris marié mit Lieferungsum schlä gen – und die drei weiteren Bände des Petit tableau de Paris Die sem seit lich und unten kaum be schnit tenen Exemplar von Bal zacs Paris marié wur den neben dem Ori gi nal-Um schlag noch neun der insgesamt zehn Lieferungsum schlä ge bei gebunden, das letz te,
– 67 –
ungez ählte Blatt mit dem „plac ement des grands bois“ allerd ings ent fernt. Das per fekt erh alt e ne Bändchen präsentiert sich zus ammen mit den drei übr igen Tit eln der Reihe Petit tableau de Pa ris, zwei davon in den gleichen dekor at iven Pa r iser Einbänden von Stro obants, dem Nachfolg er von Vict or Champs. Die beiden Tit el des Jour n a l isten und Krit ikers Eugène Briffault (1799 –1854) wurden – wie etwa zur gleichen Zeit Balzacs Pet ite s misères – al lein von Bert a ll (1820 –1882) hu mor voll illustriert. Par is dans l’eau „ent h ält 120 entz ückende Holzschnit t e, der en Verwandtschaft mit Dau mier nicht zu leug nen ist, die aber stil istisch doch eine ganz selbstän dige Hand ver r at en“, Par is à table ist „ein für die fran z ösis che Kult urg es chicht e sehr lehr r eic hes Buch“ [Rümann 191]. Loui s Huarts Par is au bal be bildern 60 (nicht 50) Holzschnitt e von Cham. Proven ienz: Auf drei fliegenden Vorsätz en Etikett mit dem Monog ramm „awf “, d. i. Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Beraldi II , 45, I V, 80, und V II , 66, Nr. 212; Brivois 31 f., 64 und 195 f.; Cart eret III , 468 ff.; Lipp erheide 237, Fc 44 (Balz ac), und 903, Xe 14 und Xe 15 (Briffaut); Lonc hamp II , 37, 75 und 229; Osterw alder 128, 230 und 413; Quéra rd/Bourque lot II , 438 (Par is dans l’eau) und I V, 328; Rahir 185, 187, 305, 345 und 464; Rümann 191; Sander 42, 120 f. und 338; Vicaire I, 225, 925 f., und I V 222.
Die selt en komplett e „Volksausg abe“ 24 Balzac, H[onoré] de. Œuvres illustrées de Balzac. [Untert itel zu Bd. I – VIII:] 200 dessins par MM. Tony Johannot, Staal, Bertall, E. Lampsonius, H. Monnier, Daumier, Meissonier, etc. [Untert itel zu Bd. IX und X:] Œuvres de jeune sse. Dessins par MM. J.-S. Beauc é, E. Lampsonius, Andrieux, Ed. Coppin, etc., etc., etc. 10 Bde. Par is, Maresq et Compagnie [und:] Gustave Hav ard, 1851 –1854. [Bd. IX und X:] [Par is,] Harvard 1855, [auf den Umschlägen:] 1854. Zu samm en fast 900 Textabbildungen sowie zahlr ei che wiederholte Illu strat ionen zu den Zwischent iteln in Holzschnitt; 2 S. Noten [Bd. VIII]; 3 separate Fumés auf Chin apapier. 2 Bl.,[324] S. Und: 2 Bl., [320] S. Und: 2 Bl., [304] S. Und: 2 Bl., [320] S. Und: 2 Bl., [320] S. Und: 2 Bl., [352] S. Und: 2 Bl., [320] S. Und: 2 Bl., [324] S. Und: 2 Bl., [320] S. Und: 2 Bl., [320] S. – Zusamm en über 3250 S. – In zweispalt igem Druck. Quart (307/309 x 210 mm). Auberg inefarbene Halbsaff i anbände auf glatte Rücken, mit goldgeprägten Rückent i teln und Bandbezeichnungen sowie fetten Blind- und ma geren, einfachen und doppelten Gold-Querf ileten auf den Rücken, mit marm or ierten Vorsätzen, mit 2 illu strier ten Band- und 39 illu strierten eingebundenen Heft-Um schlägen, davon 4x nur der Vorderumschlag (beschabt, Papier oft etwas braunf leckig, vereinzelt mit Läsuren).
Balz acs Com édie humaine mit rund 900 Holzschnit t en Als Com éd ie humaine faß t e Honoré de Bal z ac (1799 –1850) sein gig antisches, aus rund 90 Titeln bestehendes Rom anwerk zusam men, bevölkert von rund 2000 teils mehr fach wiederkehr enden Fig u ren, das an Dantes Divina Comm edia Maß nimmt und sich zugleich als gesellschafts- und „menschen kundliche Enz yk lopäd ie“ [Friedr ich 91] der Epoche nach der franz ösischen Revolut ion davon abg renzt. Seit 1829 folgte „in Abständen von oft nur wen i gen Mon at en und als Ergebn is einer Arbeitsk raft, die in der Geschicht e des Schriftt ums kaum ihr es gleichen hat, die lange Reihe der Werke, die seinen Ruhm beg ründeten“ [Jan 254]. Schon von dieser Monu ment a l it ät her ist Balz ac der „größt e Gesell schaftsa na l y t iker der Restaur at ionsz eit und der Ju l i mona rchie“ [Fried r ich 75]. Sein weit ausg rei fen des Œuvre liegt hier in der ersten Volksausg abe auf rund 3250 zweispaltigen Seiten vor. Mit rund 900 Text holzschnit t en ist sie zugleich um ein viel faches um fang r eicher illustriert als die vora ngeg angene erste Gesamtausg a be. Der imp on ier ende Plan, welc her der Com éd ie humaine zug rundel iegt, ist, die „umspan nende
– 70 –
Erkennt n isk raft der Philosophie mit der Anschau ungs k raft der Kunst zu ver s chmel z en“ [Fried rich 80]. Gegenstand ist der Mensch als ind iv idu elles „‚Exemplar‘ jeweil iger Grupp en der großen Lebensorg a n isat ion, die ‚Gesellschaft‘ heißt“ und die gleichs am nat ur w iss ens chaftl ich-zoolog isch „in ‚Arten‘ zerlegt“ wird, „der en Handlungs- und Erscheinungsweisen ty pen m ä ßig verschieden sind und eine jeweil ig e zweck h af t e Ang emess enheit und Beständ igkeit in ihr em Lebensber eich ha ben“ [ebd.]. Allerd ings ist die – vorm als ständisch geordnet e – Gesellschaft seit der franz ösischen Revolut ion Ver wer f ungen und Dy n a m iken ausgesetzt, die sich für den beken nenden Mona rchisten Balz ac un heilvoll ausw irken. Sein Werk lebt davon, „die zerr ütten den Folgen des demok rat ischen Gesellschaftsu m baus zu fassen“ [ebd. 84], den er unauflösl ich mit der Herrschaft des Geldes und mor a l ischer wie soz ia ler Dek adenz verk nüpft sieht – doch am „Dy n a m ismus der menschl ichen Kämpfe, Monom a n ien und Un terg änge“ [Fried r ich 84] ent z ündet sich zugleich die epische Fa bulierlust in sei nem „Desi llusionsr om an“ [Engler 65]. Edua rd von Jan sieht in Balz ac „einen tiefen Pessim ismus, der gepaart ist mit einem bren nenden Wissensdurst, mit dem leidenschaft l ichen Wil len, verborgene Seelend ra men aufz udecken, die sich in so mann igfalt iger Form im Ber eich der Ge sellschaft seiner Zeit abspielt en“ [Jan 254 f.]. Wenn Balz ac von der Linea rität der Handlung per manent „abschweift, seinen Blick an immer ferner liegende Gebilde verliert, so ist das zun ächst ein echt er epischer Trieb, der das Ganz e sehen“ und in der „Element arsprache der Fülle erg reifen möcht e. Es ist aber auch der Wille zum Aufsuchen der Zu sammenh änge, welche das Nahe mit dem Fernen innerl ich verk nüpfen und das Gesamtspiel des Gro ßen und des Kleinen erst zur Einheit einer ‚Welt‘ org an isier en“ [Friedr ich 77] will. Hier ist alles mit Bedeut ung aufg el aden: Die kör p erl iche Vera n l a gung und Physiog nom ie des einz elnen, das Mil ieu, in dem er aufgewachsen ist oder lebt, und nicht zu letzt die reg ion ale Herk unft, so daß man bei Bal zac „geradez u von einer Physiognomik der fran zösischen Landschaft sprechen“ [Jan 255] könnt e. Wenn Balz ac durch diese ebenso breit e wie dicht e Welt h altigkeit ei nerseits „vom ly r ischen Egozentris mus der Rom ant ik losk am“ [Die rom a n ischen Lit e rat ur en I, 298], so unt erscheidet er ander erseits sich vom Nat ur al ismus dadurch, daß er sich „der Wirk lich keit nicht unt er wer fen, sondern sie umschmel zen, erhöhen, poet isier en wollt e“ [ebd. 301].
– 72 –
Indem seine Rom a ne nicht mehr „vor w iegend eine Schöpf ung der Einbildungsk raft, sondern das Er gebn is gesehener Wirk l ich keit“ [Jan 257] sind, bie ten sie auch der Illustrat ion ein unendl iches Bet ä tig ungsfeld. Hugo Friedr ich beobacht et bei Balz ac eine „visuelle Gier“ [Friedr ich 98], die es mit sich bringe, daß er für jede neu eingef ühr t e Erz ähl fig ur „nicht ei nen erk lä r enden Ber icht einschiebt, son dern ein ‚Port rät‘: dies aber ist nichts als die zu et was Sicht ba r em ger onnene Geschicht e der neuen Gestalt“, so daß man ger adez u von einer „visuellen Cha r akt er olog ie“ [ebd.] sprechen kön ne. Ber eits die 17bänd ige, 1842 –1855 bei Fur ne erschienene Ge samt ausg a be war mit 154 Holzschnitt-Ta feln ausge statt et. Diese gaben „the best evidence of what lea ding arti sts of the time saw in the creations of thei r great est novell ist“ [Ray II , 312]. In der vorl iegenden Volksausg a be wurde die Anz ahl der Abbildungen – dem Balz acschen Geist entsprechend noch ein m al um ein Vielfaches auf rund 900 vermehrt. Zeich ner war en u. a. J. S. Beaucé, Berta ll, Tony Johan not, Ernest Meisson ier, Gustave Staal und Célestin Nanteuil, von ihm stammt auch der fast halbsei tig e Holzs chnitt zu den Zwis chent it eln. Honoré Dau mier liefer t e je einen Holzs chnitt zu Père Goriot [vgl. Abb. bei Ray] und zu Ferragus [Bd. III , vgl. Rümann, Dau mier], Gavarni 53 Holzschnitte und den illustrier t en Kopf t it el (unt er der Rubrik Rom ans du jour illustrés) für das 20seiti ge Heft Par is marié in Band VIII . Im selben Band findet sich auch Balz acs Théatre complet auf 112 Seit en, in Band IX zudem zwei Seiten Noten zu Modeste Mignon. Drei Probed rucke auf Chin apapier von Text a bbildungen liegen zus ätzl ich bei; sie bet ref fen La cou sin Bette und Le colonel Chabert, beide nach Eugène Lampsonius, in Band I, und das Schlußbild von La Maison Nucingen in Band III . Unser em Exemplar sind au ßerdem zwei Band- und 39 Heft-Umschläg e (von diesen vierm al nur der Vorder u mschlag) eingebunden. Die durchweg illu strier t en Umschläge wurden va r iier end auf gelbem, creme-, rosa farbenem und blauem Papier ged ruckt. Proven ie nz: Zahlr eic he Liefer ungsu ms chläg e mit Buchh ändlerstemp el von E. Lefranc. – Aus schnitt aus ält er em franz ösischen Ant iq ua r iatsk a talog verso Vorsatz von Bd. I. – Sam Clapp (Aukt ion Christie’s, 2002, Nr. 56). Lit er at ur: Vgl. Cart eret III , 56 ff. (Ausg. Furne, mit Abb.); nicht bei George; Osterw alder 102, 539 und 684; vgl. Ray II , 311 f. (Ausg. Furne, mit 3 Abb.); Rümann, Dau mier 13; Sander 41; Vicaire I, 247; zu Balz ac: Engler 55 – 67; Friedr ich 75 –102; Jan 253 – 259; Die rom a n is chen Lit er at u r en I, 292 – 302.
– 73 –
Erste Ausg abe mit den Holzschnitt en von Doré 25 Bal z ac, [Honoré] de. Les co n tes drolatiques, colligez ez abbayes de Touraine et mis en lumière par le sieur de Balzac pour l’esbattement des pantagrueli stes et non aultres. Cinquièsme [recte: quatrième] édit ion. Illustré de 425 dessins par Gustave Doré. Par is, Bureaux de la Société générale de librairie [verso Vort itel: A. Dutacq, Éditeur], 1855 [auf dem Umschlag: 1856]. 425 Textholzschnitte, davon zahlreiche fast ganzseit ig, von Gustave Doré. XXXI S., 614 S., 1 Bl. Oktav, kaum beschnitten (207 x 127 mm). Roter Saff ian band auf fünf Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und floraler Verg oldung in Goldf iletenrahm en in den weite ren Kompartimenten, auf den Deckeln in einem fetten, schwarzgeprägten Filetenrahm en zehn weitere Gold filetenrahm en, der inn erste durch Fleurons gesprengt, mit doppelter Goldf ilete auf den Steh- und goldgepräg ter Bordüre auf den Innenk anten, Ganzg old schnitt über Témoins, Moir épapiervorsätz en und eingebund en em,
ill u striertem Orig in al-Um schlag (inkl. ill u striertem Umschlagr ücken), am Fuß sig niert „Ed. Klein“ , in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit Lederk anten. Die erste illustrier t e Ausg a be mit 425 Holzschnitt en von Gustave Doré Dies ist die vierte, nicht wie irrtümlich auf dem Tit el vermerkt, die fünft e Ausg abe [vgl. Spœlberch de Lovenjoul] von Balz acs zuerst 1832 –1837 erschie nenen „Tolld reisten Ges chicht en“; zug leich die erste illustrier t e Ausg a be (über die Merk m a le des tout premier tirage sind Brivois, Cart eret und Leblanc unei n ig). Die Geschichten spielen nicht nur im ausgehen den Mittela lter, Balzac schreibt auch im archai schen Stil eines Rabel ais, „dreist und derb“, „nicht in der Halt ung des zeit genössischen Sit t enchron i sten, sondern der des lachenden, lebensbeja henden
– 74 –
Ren aissancemenschen“ [Jan 257]. Es geht um „ero tische Heldent at en, Ver f üh r ung, Vergew alt ig ung, Ehebruch, Listen und Graus am keit en der Lieb e und Eifersucht; bet eil igt sind vor allem Mönche, Nonnen, unt reue Ehef rauen, Kurt is anen, Ritt er, Pilger, Pagen und Kard in ä le“ [Engelh ardt/Roloff ] – das alles ist nat ürl ich auch eminent rom ant isch. Gu stave Doré fand in die s en Ge s chich t en „das Geheim n isvol le, Dä mon ische sei ner Kind heit wie der“ [Rümann 199], die er in Straßburg verlebt hat te: „Die engen Gassen der mit t ela lt erl ichen Stadt mit ihr en got ischen Giebeln und Türmen, die phan tastischen For men am ehr w ürd igen Münster, dazu in der Nachbarschaft die dunkelr agenden Wälder der Vogesen, das mag alles auf das feinnerv ige Kind eingew irkt ha ben“ [Rümann 193]. Das reich h alt ig e Ta bleau burlesker, phant a sti scher und geheim n isvol ler Fig u r en, Szenen und Orte setzte der junge Doré, der kurz zuvor schon Ra bel ais’ Werke illustriert hat t e, mit seiner „spon ta nen Zeichenweise“ in die „ka r i k ier ende Gestal tung verd reht er Physiog nom ien und die über trieb en gesteig er t e Darstellung der Lands chaft“ [Guratzsch/Unverfehrt] um – „vraiment gauloise et ra b el aisienne, et pétilla nt e d’esprit“ [Beraldi], „strik ing and amusing“ [Ray]. Es ist dies das „chef-d’œuvre d’il lu stra t i on de Gustave Doré“ [Car t eret], dem Brivois nachs ag t e: „Si de tous les ouvrages illustrés par Gustave Doré, il ne devrait en rester qu’un, ce serait celui-là“. Reag ier t en Balz acs zeit genössische Leser anfangs „bef remdet“ [Engelh ardt/Roloff ], so avancier t e die
illustrierte Ausg abe zu „un des ouvrages de Doré les plus recherchés“ [Leblanc]. Unser kaum beschnit t enes Exemplar liegt mit ein gebundenem Orig in al-Umschlag in einem pracht vollen Einband des Pa r iser Buchbinders Edmond Klein in per fekt er Erh alt ung vor. Proven ienz: Das Buch stammt aus dem Besitz von Jules Le Roy, Aukt ion [1] 1931, Nr. 34: frs. 2.200,– Auf einem Vorblatt Exl ibris „ EL“. Lit er at ur: Adhémar/Séguin 99; Bénézit I V, 684; Beraldi V I , 34 ff., Nr. 89; Borst 1646; Brivois 32 f.; Cart eret III , 48 ff.; Dézé 52 f.; Eng el h ardt/Roloff II , 52 f.; Guratzsch/Unverfehrt II , Nr. 42; Leblanc 39 ff.; Lonc hamp II , 36; Osterw alder 321; Rahir 186 und 304; Ray II , 331 f., Nr. 244; Sander 38; Spœlberch de Lovenjoul 225; Talva rt/Place I, 150 f., Nr. 25B; Vicai re I, 190 f.
Eines von 25 Exemplar en auf Chinapapier in einem elegant en Einband der Zeit, aus den Sammlungen Bouret, Vaut ier und Esmer ian 26 Bal z ac, [Honoré] de. Les co n tes drolatiques, colligez ez abbayes de Touraine et mis en lumière par le sieur de Balzac pour l’esbattement des pantagrueli stes et non aultres. Cinquièsme [recte: quatrième] édit ion. Illustré de 425 dessins par Gustave Doré. Par is, Bureaux de la Société générale de librairie [verso Vort itel: A. Dutacq, Éditeur], 1855. 1 zu sätzlic hes Port rait; 425 Texth olzschnitte, davon zahlreiche fast ganzseit ig, von Gu stave Doré. XXXI S., 614 S., 1 Bl. – Auf Chin apapier gedruckt. Oktav (204 x 120 mm). Grobgen arbter grün er Mar o quinband auf fünf pointilléverzierte Bünde, mit gold geprägtem Rückent itel in einfachem und reicher flora ler Verg oldung in doppelten Goldf iletenrahm en in den weiteren Rückenfeldern, die Deckel mit Eckfleurons zwi schen zwei dreifachen Goldf iletenrahm en à la Du Seuil, zent ral eine Raute aus Voluten und floralen Elem enten, ein leeres Oval in der Mitte, mit doppelter Goldf ilete auf den Steh- und breiter goldgeprägter Bordüre auf den Inn enk anten, marm or ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt über marmor iertem Schnitt, auf den Innendeckeln sig niert „Reym ann“ bzw. „T. Leclere dor“ , in mit Wildle der ausgeschlagenem Pappschuber mit Lederk anten (hin und wieder ganz leicht braunf leckig). Eines von 25 Exempla r en der ersten illustrier t en Ausg a be auf Chin apapier Die erste illustrier t e Ausg a b e von Balz acs „Tolldreisten Geschicht en“, zugleich das „chef-d’œuvre d’illustrat ion de Gustave Doré“ [Car t eret] und ei nes der „ouvrag es de Doré les plus recherchés“ [Leblanc], liegt hier in einem der wen igen Exempla re auf Chin apapier vor: Car t eret ta x ier t e ihre Zahl „très probablement à 25 exemplaires“, die schon zu seiner Zeit „d’un grande rar eté“ war en. Spez i ell diese Vorz ugsausg a be von Les contes drolatiques nahm Beraldi zum Anlaß für einen ausführlichen Ex k urs über die Eigenschaf t en von Chin apapierAusg a ben [vgl. Beraldi VI , 36 f.]. Zu der au ßerordent l ichen Selt en heit gesellt sich eine besonder e Schön heit der 425 phant a stischen Holzschnitt e. Sie sind „très belles grâce à la qual ité du papier de Chine, amoureux de l’impression“ [Car t eret]. Als Front i spiz hinz ug ef ügt wurde im vorliegenden Band ein von Edmond Hédouin aus gef ühr t es Por t rait Balz acs, gleichfalls auf Chin aPapier.
Der Verleger Dut acq ließ die Mehrz ahl der Exem pla r e dies er Vorz ugsausg a b e mit würd ig en Ein bänden ausstatten, man findet sie „généralement tout reliés, par Petit“ [Beraldi]; wen ige hingegen „com me les exempla i res des col lect ions Cousin et Bouret (actuellement dans la bibliothèque Vaut ier), furent habillés en vert et rouge, fil. à la Du Seuil, par Capé, Reym ann et Cuzin“ [Cart eret]. Unser ele gant er Einband in grünem Ma r oq uin von Rey m ann wurde auf dem hint er en Innendeckel auch von dem Vergolder T. Leclère eig ens sig niert. Er liegt in absolut ma kelloser Erh alt ung vor uns. Proven ienz: Dies ist das von Vicaire und Carteret zit iert e Exemplar aus der Sammlung Charles Bouret (1841 –1892), dessen Auktion 1893, Nr. 35: frs. 945; 1927 ber eits im Besitz von Ant oine Vaut ier, mit dessen Exlibris auf dem Spiegel (Auktion I, 1971, Nr. 33: frs. 22.000, mit Einband-Abb.). – Gegen über das Monog rammschildchen „R. E.“ von Raphaël Esmer ian (Aukt ion I V, 1973, Nr. 10: frs. 18.000). – Auf dem Spiegel noch das Etikett der Librairie Blaizot sow ie das Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann.
– 80 –
Das Exemplar der Madame de Bal zac auf Chinapapier 27 Bal zac, [Honoré] de. Les contes drolatiques, colli gez ez abbayes de Touraine et mis en lumière par le sieur de Balzac pour l’esbattement des pantagruelistes et non aultres. Cinquièsme [recte: quatrième] édition. Illu stré de 425 des sins par Gu stave Doré. Paris, Bureaux de la Société générale de librairie, [verso Vortitel: A. Dutacq, Éditeur], 1855.
er neut in Wien. Nach dem Tod ih res Gat ten im Jahr 1841 hielt Bal zac um ihre Hand an, doch wil lig te sie erst 1850 ein: Im März hei ratete Eweli na Hanska den bereits schwerkran ken Dichter, im Au gust rei ste das Paar nach Pa ris, wo Bal zac am 18. Au gust 1850 starb. Hanska wur de nun die Hüterin sei nes Nach lasses; sie überlebte ihn um vol le 32 Jah re.
425 Textholz schnit te, davon zahlreiche fast ganz seitig, von Gu stave Doré. XXXI S., 614 S., 1 Bl. – Auf ChinaPapier gedruckt.
Auf der Ver stei gerung ih res Nach las ses im Jahr 1882 er warb Jules Brivois die ses Exemplar – was bei sei ner Auk tion im Jahr 1920 noch bekannt war und in der Be schrei bung ei gens ver merkt wur de. Brivois hat te dem Band den Um schlag der Nor malausga be und ei nen Prospekt ein gefügt, wovon auf ei nemVorblatt noch ein win zi ger Kleberest zeugt. Der näch ste Be sit zer, René Descamps-Scrive ließ die Zutaten, als dem Exemplar auf Chi napapier nicht zu gehörig, wieder ent fer nen; ent spre chend wer den sie in der Be schrei bung in sei nem Auktionskata log nicht mehr er wähnt. Doch auch die ein zig ar ti ge, eben so denk- wie ehr wür di ge Provenienz geriet in Vergessen heit. Bis in die jüng ste Vergan gen heit ruhte das Buch in der Samm lung von André Tissot-Dupont; auch bei der Ver stei gerung sei ner Bi bliothek wur de die Herkunft des Exemplars nicht erkannt.
Oktav, unbe schnit ten (210 x 129 mm). Dunkelroter Maroquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten verzier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel in fet tem und reicher linear-floraler Vergoldung in doppelten Goldfiletenrahmen in den weiteren Rückenfeldern, die Deckel außen mit doppeltem Point illé- und dreifachem Goldfiletenrahmen dar in doppelter Goldfiletenrahmen, dar in Eckfleurons, mit doppelten Goldfileten auf den Stehkanten, breiter Dentellebordüre auf den Innenkanten, mit marmorier ten Vorsät zen und Kopfgold schnitt, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Petit Succr de Simier“ , in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit dunkelroten Lederkanten (Schnitt und weni ge La gen schwach braunfleckig). Dieses Chi napapier-Exemplar der er sten il lu strierten Ausga be im er sten Ein band von R. Petit ist eine wahrhaf te Reliquie. Es stammt aus dem Besitz von Bal zacs Gat tin Eweli na Hanska (1801 –1882). Die pol ni sche Ad li ge hat te bereits in den späten 1820er Jah ren begon nen, Bal zacs Roma ne zu lesen und ihm 1832 ei nen anony men Brief geschrieben, der den Auf takt zu ei ner jahr zehntelan gen Kor respondenz bildete. 1833 tra fen sich die beiden erstmals in Neuchâtel, ein zweites Mal in Genf, 1835
Provenienz: Madame de Bal zac (Eweli na Hanska), deren Auk tion 1882, Nr. 5: frs. 1.460. – Dort erworben von Jules Brivois, des sen Auk tion 1920, Nr. 592: frs. 9100, der dritt höch ste Preis der Auktion (zitiert bei Car ter et). – René Descamps-Scrive, des sen Auk tion II , 1925, Nr. 128: frs.: 18.000 (zitiert bei Car ter et). – Ver so fl ie gendem Vor satz Monogramm-Ex li bris von André Tissot-Dupont, dessen Auk tion 2016, Nr. 28.
– 82 –
Exemplar auf Chinapapier im zeit genössischen Mosai keinband 28 Bal z ac, [Honoré] de. Les co n tes drolatiques, colligez ez abbayes de Touraine et mis en lumière par le sieur de Balzac pour l’esbattement des pantagruelistes et non aultres. Sixiesme édition. Illustré de 425 dessins par Gustave Doré. Par is, E. Caen, [1861]. 424 (statt: 425) Textholzschnitte, davon zahlreiche fast ganzseit ig, von Gu stave Doré. XXX I S. [recte: 29], 614 S., 1 Bl. – Auf Chin apapier gedruckt und, wie bei allen diesen Exemplaren, ohne Fronti spiz und mit Titel in Schwarz und Rot. Oktav (199 x 126 mm). Auberg inefarbener Maroquinband der Zeit auf fünf Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel, in den übr igen Rückenfeldern goldgeprägte Rose in intarsier tem roten Lederoval, umgeben von florallinearer Goldornamentik, der gleiche Dek or größer und reicher auf den Deckeln wiederholt, mit doppelten Gold fileten auf den Stehk anten, breiter Dentellebordüre auf den Inn enk anten, marm or ierten Vorsätzen und Ganz gold schnitt, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „Pet it Succr de Simier“ , in Pappschuber mit auberg ine farbenen Lederk anten (vereinzelt minim al braunf leckig, Fronti spiz entfernt, S. 39 mit kleinem Papierfehler und ger ingem Buch stabenverlust). Exemplar auf Chin apapier im Mosa i keinband von Pet it, aus dem Besitz von Maur ice Escoffier Diese zweit e illustrier t e Ausg a be von Balz acs „Toll dreisten Geschicht en“, zugleich das „chef-d’œuvre d’illustrat ion de Gustave Doré“ [Car t eret] folgt in der An ord nung von Text und Ab bil dun g en der
ersten illustrier t en Ausg a b e, der Satzspieg el ist leicht verä ndert. Auch von dieser Ausg a b e wurden 25 Exempla r e auf Chin apapier hergestellt. Alle diese Exempla r e haben einen zweifarbigen Tit el in Schwarz und Rot, außerdem fehlt ihnen das Fronti spiz [vgl. Leblanc]. Beraldi, Leblanc und ander e ber icht en (ebens o wie ein unser em Band beil iegendes handschrift l i ches Blatt), daß wohl nur in diesen die Abbildun gen von den orig in a len Holzstöcken abgezogen wur den, woh ingegen die Stand ardexempla r e wie auch die gesamt e vora ngeg angene Aufl age von 1855 von Clichés abgez ogen wurde. Dar u m sind diese besonders gesucht. Unser e zeitgenössisch von Pet it in einen dez ent en Mos a i k einband gefaßt e Nr. 28 wander t e ausweisl ich der Exl ibris auf dem Vorsatz durch die Hände dreier be deut ender Samm ler: Maur ice Escoffier, Lucien und And ré Tissot-Dupont. Proven ie nz: Auf dem Spieg el drei Ex l ib ris: „M E“ mit Dev ise „Cum con sommaverit homo tunc incipiet“, d. i. Maur ice Esc offier (dessen Aukt ion 1933, Nr. 144: frs. 3.300). – Lucien Tissot-Dupont. – „ ATD “, d. i. And ré Tissot-Dupont (dessen Aukt ion 2016, Nr. 29). Liter atur: Adhémar/Séguin 99; vgl. Bénézit I V, 684; Beraldi V I , 35, Nr. 89; Brivois 32 f.; Carteret III , 48 ff.; vgl. Dézé 52 f.; Leblanc 43; Osterw alder 321; Rahir 304; vgl. Sander 38; vgl. Talva rt/Place I, 151, Nr. 25C; vgl. Vicai re I, 192 f.
– 84 –
Exemplar auf Chinapapier 29 Bal z ac, [Honoré] de. Les co n tes drolatiques, colligez ez abbayes de Touraine et mis en lumière par le sieur de Balzac pour l’esbattement des pantagruelistes et non aultres. Huitiesme édition. Illustré de 425 dessins par Gustave Doré. Par is, Garnier frères, [1873]. 425 Texth olzschnitte, davon zahlreiche fast ganzsei tig, von Gustave Doré. XXXI S., 614 S., 1 Bl. – Auf Chin apapier gedruckt. Oktav, mit Témoins (219 x 140 mm). Dunk elr oter Halb mar oquinband auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel sowie reichem blind- und goldgeprägten Dek or in den übr igen Rückenk omparti menten, jeweils in doppeltem Goldf iletenrahm en, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eing ebund en em illu strierten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) sowie Kopfg oldschnitt, auf dem
fliegenden Vorsatz verso sig niert „V. Champs“ (eine Ein band-Ecke mit minim aler Stauch spur, streckenweise am Rand etwas braunf leckig). Exemplar auf Chin apapier, mit dem Orig in al-Umschlag Die acht e Ausg a be der Contes drolatiques ist im Satz zeilenident isch mit der sechsten. Das vorl iegende Exemplar ist auf Chin apapier ged ruckt und kaum beschnit t en. Es wurde mit dem illustrier t en ocker farb enen Orig in al-Umschlag dekor at iv gebunden von Vict or Champs. Liter atur: Adhémar/Séguin 99; vgl. Bénézit I V, 684; vgl. Beraldi V I , 34 ff., Nr. 89; vgl. Brivois 32 f.; vgl. Cart eret III , 48 ff.; Dézé 52 f. und 73; vgl. Leblanc 39 ff.; Osterw alder 321; vgl. Rahir 304; vgl. Sander 38; vgl. Talva rt/Place I, 150 f., Nr. 25B; vgl. Vicai re I, 190 f.
– 86 –
Völ lig un beschnittenes Exemplar auf Chinapapier, aus dem Besitz von Adrien Lachenal 30 Bal zac, [Honoré] de. Les contes drolatiques, colli gez ez abbayes de Touraine et mis en lumière par le sieur de Balzac pour l’esbattement des pantagrueli stes et non aultres. Huitiesme édit ion. Illu stré de 425 dessins par Gu stave Doré. Paris, Gar nier frères, [1873]. 425 Textholz schnit te, davon zahlreiche fast ganz seitig, von Gu stave Doré. XXXI S., 614 S., 1 Bl. – Auf Chinapapier gedruckt. Groß-Oktav, unbe schnit ten (230 x 152 mm). Roter Maroquinband auf fünf mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel in einfachem sowie floralem Ein zel stem pel in doppelten Goldfiletenrahmen in den weiteren Rückenfeldern, mit dreifachen Goldfiletenrahmen auf den Deckeln, doppelten auf den Stehkanten, Dentellebordüre auf den Innenkan ten, mar morier ten Vorsät zen und Kopfgold schnitt, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Asper frères“ (erste La gen, danach nur ganz vereinzelt leicht braunfleckig, S. 305 – 308 am unteren Rand mit bräunlichem Feucht fleck, den Satzspiegel minimal touchierend). Emi nent breit randi ges Exemplar auf Chi napapier Un ser zweites Exemplar der achten Ausga be der „Tolldrei sten Ge schichten“ ist voll kom men un beschnit ten und ex trem breit randig; der leuchtend rote Ma roquin band von Asper ist per fekt erhalten. Es stammt aus dem Besitz des Gen fer Rechtsanwalts und Politi kers Adrien Lachen al (1849 –1918), der zwei mal als Schwei zer National ratsprä sident und 1896 als Bundesprä sident amtier te. Provenienz: Il lu strier tes gesto chenes Ex li bris von Adrien Lachen al auf ei nem Vorblatt.
– 87 –
Unika les Exemplar mit zusätzl ichen Port raits nach Tony Johannot und allen Umschlägen 31 Barthélemy, [Aug uste-Marseille]. Douze journées de la revolut ion. Poèmes. Par is, Perr otin, 1832. 2 gestochen e Portraits (Barth élemy und Méry) nach Zeichnungen von Tony Johannot, beide zu sätzlich avant la lettre, 12 Radier ungen auf Chin apapier, mont iert auf stärk eres Papier, 2 klein e Holzschnitte im Text. 2 Bl., VIII S., 396 S. – Auf Büttenpapier. Oktav, völlig unbeschnitten (221 x 140 mm). Roter lang gen arbter Halbm ar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel sowie reicher floraler und lin earer Rückenverg oldung um ein zent rales Liktoren bündel, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ier ten Vorsätzen, eingebunden em illu strierten Orig in alUm schlag und allen zwölf Liefer ungsum schlägen, der vierte zu sätzlich in ein er and eren Var iante, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „Merc ier Sr. de Cuzin“ (Unterk anten ger ing berieben, der vorm als gelbe Orig in al-Um schlag nachgedunk elt). Das Werk, erschienen kurz nach der Jul ir evolut ion und zu Beg inn der zweit en Restaur at ionsz eit, feiert zwölf wicht ige Tage im Verl auf der Franz ösischen Revolut ion bis zum Staatsstreich Napoleons 1799, mit dem dieser sich zum Ersten Konsul und Allein herrscher aufschwang. Je der der zwölf Tage wird durch eine Ra d ie rung illustriert, zehn stammen von Aug uste Raf fet (1804 –1860), dem „klassische[n] Schilder er der mil it ä r is chen Ruh mest at en der Republik u. des s er r ei ches“ [Thieme/Becker], für Beraldi „le Kai plus grand nom de l’estampe orig in ale du siècle“ und überh aupt „l’un des plus grands noms de l’art français“ [Beraldi XI , 61]. Zwei weit er e Rad ier un gen stammen von Alfred und Tony Johannot; die Stecher war en Jean-Jacques Frilley (8), Raffet selbst (3) und Jean-François Pour voyeur.
Tony Johannot zeichnete auch die beiden zus ätz lich beigegebenen Por t raits, die in zwei Zuständen – jeweils ein m al avant la lettre – vorl iegen. Aug usteMarseille Barthélemy (1794 –1867) und sein Freund Jo s eph Méry (1798 –1866) stamm t en bei de aus Mars eille und wa r en als Anh äng er Nap oleons ber eits mit Sat ir en gegen Ludw ig XVII . und Karl X. her vorget ret en. Das durch die Por t raits unik a le Ex em plar der auf Büt t en ged ruckt en Orig in alausg a b e, dem der Orig i n al-Ums chlag und sämt l ic he Liefer ungs ums chläg e beig ebunden sind, liegt völl ig unb e schnit t en in na hez u per fekt er Erh alt ung in einem Meistereinband von Émile Mercier (1855 –1910) vor. Proven ienz: Dies ist das bei Car t eret er w ähnt e Exemplar von E. C. A. Legrand (Auktion 1912, Nr. 66: frs. 205), mit dessen goldgeprägt en Initialen auf dem Innendeckel. – Henr i M. Petiet (Aukt ion II , 1992, Nr. 54: frs. 8.200). Lit er at ur: Beraldi V I , 174, V III , 264, Nr. 25 (Portrait Bart hélemy) und XI , 951; Brivois 33 f.; Cartere t III , 62; Esc offier 902; Giacomelli, section I, Nr. V, V II , V III ; Hoefer 4, 629; Oster walder 861; Quéra rd/Bourquelot I, 174; Rümann 153; Sander 46; Thieme/Becker 27, 564; Vicai re I, 326; zu Barthélemy: DLF I, 107 f.; zu Merc ier: Fléty 126 f.
– 88 –
Makelloses Exemplar im Verlegereinband 32 Barthélemy, [Aug uste-Mars eille] und [Jo seph] Méry. Napoléon en Égypte. Waterloo et le fils de l’ homme. Précédés d’une notice littéraire par M. [Pierre Franç ois] Tissot, de l’Académie française; édition illustrée par Horace Vernet et H[ippoly]te Bellangé. Par is, Ernest Bourdin, [1842]. 17 Holzschnitte auf Chin apapier, auf Kartons aufkaschiert, rund 130 Abbildungen und Vig netten in Holz schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 330 S., 1 Bl. – Text in zwei fachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart (257 x 169 mm). Verlegereinband aus schwarzem Saff ian auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rücken titel, reic her orn am ental er und fig urat iver Rückenund Deckelverg oldung, Goldf ilete auf den Steh- sowie Dentellebordüre auf den Innenk anten, mit marm or ier ten Vorsätz en, Ganzg old schnitt und eing ebund en em Orig in al-Vorderum schlag, in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber (stellenweise schwache Braunf lecken).
Die erste Ausg a be mit diesen Illustrat ionen, im Verlegerein band per fekt erh alt en Die beiden aus Marseille stam menden bef reunde ten Schriftsteller Aug uste-Mars eille Barthélemy (1796 –1867) und Joseph Méry (1798 –1866) teilten die Verehr ung Napoleons. Das Buch verein igt drei 1828 –1829 einz eln erschienene Text e, die 1835 erst mals gemeinsam veröf fent l icht wurden, allerd ings noch ohne die Vorr ede Tissots. Die Aut or en huld i gen in einem histor ischen Epos in acht Gesängen Napoleons ägypt ischer Exped it ion (1798 –1801), der neunt e them at isiert „Wat erloo“, der letzt e den Sohn Napoleon Franz Bon apar t e, den Kön ig von Rom und Herz og von Reichstadt. Geg enü ber der früher en Ausg a b e mit nur zehn Illustrat ionen von Raf fet sticht die vorl ieg ende mit 17 Tafeln und weit über 100 Texta bbildungen deutlich ab. Es war en Bücher wie dieses, die das
– 90 –
Andenken Napoleons auch nach seinem Unt erg ang lebend ig hielt en und so dem Zweit en Kaiserr eich ab 1848 den Weg ebnet en [vgl. Ray I, 177]. Erscheinen Vernet und Bellangé auf dem Tit el als gleichber ech tig t e Illustrat or en, so stammt von erster em tatsäch lich nur eine Zeichnung (Napoleon an Deck eines Schif fes, Ta fel nach S. 8). Der Haupt i llustrat or ppolyte Bel l angé (180 0 –1866) ge n oß eine Hi „groß e Volkst üml ichkeit als Ma ler des franzö s. Waffenr uhms“ [Thieme/Becker 3, 232].
den, dem „lea d ing ex p o nent of the rocaille wur school of bind ing“ [Ramsden 40] – dafür ist der vorl ieg ende, ma kellos e Einb and ein prächt ig es Beispiel. Dem Them a des Buches entsprechend ziert den Kopf sow ie die beiden Deckel als kaiserliche Symbol fi g ur ein gek rönt er Adler mit ausgebreit e ten Flügeln, von dem Blitz e ausstrahlen.
Er nest Bour d in war ein „im p ort a nt éditeur de a vieille 151], des s en beaux livres illustrés“ [Mal Bücher fast ausn ahmslos von Boutigny gebunden
Lit er at ur: Beraldi II , 24, Nr. 8; Cart eret III , 64 f.; DLF I, 108; vgl. Hoefer 4, 628; Osterw alder 112 und 1087; Sander 521; Talva rt/ Place XI V, 317, Nr. 64C; Vicai re I, 323 ff.; zum Einband: Bibliothèque Henr i Beraldi III , Nr. 17; Malavieille 228.v
Proven ienz: Auf dem flieg enden Vors atz Adria n Flühm anns Etikett mit dem Monog ramm „awf “.
– 91 –
Unbeschnitt enes Exemplar 33 Barthélemy, [Aug uste-Mar s eille] und [Jo seph] Méry. Napoléon en Égypte. Waterloo et le fils de l’ homme. Précédés d’une notice littéraire par M. [Pierre Franç ois] Tissot, de l’Académie française; édition illustrée par Horace Vernet et H[ippoly]te Bellangé. Par is, Ernest Bourdin, [1842]. 17 Holzschnitte auf Chin apapier, auf Kartons aufkaschiert, rund 130 Abbildungen und Vig netten in Holz schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 330 S., 1 Bl. – Text in zwei fachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart, unbeschnitten (271 x 182 mm). Weinr oter grobgen arbter Halbm aroquinband auf fünf Bünde, mit gold geprägtem Rückent itel, die übr igen Rückenfeld er mit goldgeprägtem, gekröntem „N“ , jeweils zwi schen zwei Bienen in blind- und goldgeprägtem Rahm enwerk, mit doppelten Goldf ileten auf den Bünden und einfachen auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen, eingebundenem, illu striertem Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) und Verlagsprospekt, auf dem fliegenden Vorsatz ver so sig niert „V. Champs“ (Einband mit ger ing f üg igen Schabstellen). Un beschnit t enes Exemplar mit eingebundenem Orig i n al-Umschlag und Verl agsprospekt Diesem Exemplar ist der illustrier t e, blaubed ruck te Orig in al-Ums chlag ebens o beig ebunden wie der viers eit ig e il lustrier t e Verl agsprospekt von Bour d in. Es liegt völ l ig un b e s chnit t en vor, in einem pass end gestalt et en Einband von Vict or Champs (1844 –1912) dessen Stil „très classique“ [Devauchel le III , 247] war. Proven ienz: Ex l ibris von A[ntoine] Vaut ier auf dem Spiegel (nicht in dessen Katalogen 1971 und 1977), dar u nt er Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann.
Unbeschnitt enes Exemplar im Einband von Cuzin 34 Barthélemy, [Aug uste-Mar s eille], und [Jo seph] Méry. Napoléon en Égypte. Waterloo et le fils de l’ homme. Précédés d’une notice littéraire par M. [Pierre Franç ois] Tissot, de l’Académie française; édition illustrée par Horace Vernet et H[ippoly]te Bellangé. Par is, Ernest Bourdin, [1842]. 17 Holzschnitte auf Chin apapier, auf Kartons aufk a schiert, rund 130 Abbildungen und Vig netten in Holz schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 330 S., 1 Bl. – Text in zwei fachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart, unbeschnitten (269 x 182 mm). Langg en arb ter dunk elg rüner Halbm ar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Titel, orn am entalem Dek or und gekröntem Adler, alles in magerem und fettem Gold filetenrahm en, auf dem Rücken, mit Goldfileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen, eingebundenem, ill u s triert em Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlag rücken), am Fuß sig niert „A. Cuzin“ (stellenweise leicht braunf leckig). Ein weit er es un beschnit t enes Exemplar mit eingebundenem Orig i n al-Umschlag Das unbeschnit t ene Exemplar wurde um 1890 mit dem illustrier t en Orig in al-Umschlag von Adolphe Cuzin gebunden [vgl. Fléty 50 f.]; der letzt e Vorbesit zer war der franz ösische Industrielle And ré TissotDupont. Proven ienz: And ré Tissot-Dupont (dessen Aukt ion 2016, Nr. 408).
– 94 –
Selt enes Exemplar auf Chinapapier, aus bedeut enden Sammlungen 35 Barthélemy, [Aug uste-Mar s eille], und [Jo seph] Méry. Napoléon en Égypte. Waterloo et le fils de l’ homme. Précédés d’une notice littéraire par M. [Pierre Franç ois] Tissot, de l’Académie française; édition illustrée par Horace Vernet et H[ippoly]te Bellangé. Par is, Ernest Bourdin, [1842]. 17 Holzschnitte auf Chin apapier, auf Kartons aufka schiert, rund 130 Abbildung en und Vig netten in Holzschnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 330 S., 1 Bl. – Auf Chin apapier gedruckt. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart, kaum beschnitten (269 x 175 mm). Geglätteter roter Mar oquinband auf fünf flache, von Blindf ileten eingefaßte und mit dreifachen Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und vierfachen Gold filetenrahm en in den übr igen Rückenk ompartimenten, die Deckel außen mit fettem und magerem, einwärts mit sechsfachem Goldf iletenrahm en, mit goldorn am ent ier ten Steh- und Inn enk anten, marm or ierten Vorsätzen, eingebundenem illu strierten, in Blau und Gold bedruck ten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) und Ganzg oldschnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Champs“ (Innenum schlag verso und Titelei mit Braun flecken, Vort itel mit geschlossen em, fast un sichtbarem Einr iß). Eines der selt enen Exempla r e auf Chin apapier Das Buch zum Ruhm Napoleons als Feldherrn in Ägypt en tritt uns hier in seiner exk lusivsten Form ent g eg en: Dies ist eines der wen ig en Exempla re auf Chin apapier, zudem ist es so gut wie unbe schnit t en. Gebunden wurde es von Vict or Champs in leucht end rot es Ma r oq uin, eingebunden wurde der Orig in al-Umschlag in der selt ener en Va r ia n te: Der weiße Karton zeigt auf einem Grund von Ägyptisch-Blau[!] vorn das von Arab esken einge faßt e Por t rait med aillon Bon apar t es im Profi l, hin ten den Gener al zu Pferde vor den Pyr am iden, in goldenem Druck. Proven ienz: Auf dem Spiegel das farbig illustrier te Ex l ibris von Ant oine Vaut ier (dessen Kat a log I, 1971, Nr. 36: frs. 4.000), darü ber das goldg e präg t e Lederex l ibris von Henr i Bonn asse (dessen Auk t ion II , 1982, Nr. 8: frs. 12.000), dar u n t er das Monog rammsc hildchen „awf “ von Adria n Flühm ann.
– 96 –
Weit er es Exemplar auf Chinapapier, im Einband von Bauzonnet-Trautz, aus den Sammlungen Meeûs und Esmer ian 36 Barthélemy, [Aug uste-Mar s eille], und [Jo seph] Méry. Napoléon en Égypte. Waterloo et le fils de l’ homme. Précédés d’une notice littéraire par M. [Pierre Franç ois] Tissot, de l’Académie française; édition illustrée par Horace Vernet et H[ippoly]te Bellangé. Par is, Ernest Bourdin, [1842]. 17 Holzschnitte auf Chin apapier, auf Kartons aufka schiert, rund 130 Abbildung en und Vig netten in Holzschnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 330 S., 1 Bl. – Auf Chin apapier gedruckt. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart (263 x 172 mm). Grobgen arbter dunk ellila Mar o quinband der Zeit auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in einfachem sowie reichem floral-lin earen Golddek or in dreifachen Gold filetenrahm en in den übr igen Rückenk ompartimenten, die Deckel mit fettem zwischen mageren Filetenrahm en, dies zwischen dreifachen Goldf iletenrahm en, der inner ste mit großen Eckfleurons, mit doppelten Goldf ileten auf den Steh-, Dentellebordüre auf den Inn enk anten, marm or ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt, am Fuß sig niert „Bauzonnet-Trautz“ . Eines weit er es der selt enen Exempla r e auf Chin apapier, im Einband von Bauzonnet-Trautz Unt er den selt enen Exempla r en auf Chin apapier ragt dieses durch sei nen absolut zeit genössischen Einband heraus. Den dunkell il a Ma r oq uinband fertigten Bauzonnet-Trautz, die nur 1840 –1851 in dieser Form sig nierten [vgl. Culot, S. 462 f.; Fléty 19; Ramsden 26]. Das fast wie unber ührt wirkende Buch stammt aus den Sammlungen Laur ent Meeûs und Raphaël Esmer ian. Proven ienz: Ex l ibris von Aimé Laur ent, d. i. Lau r ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Laur ent Meeûs, 1982, Nr. 190). – Auf dem Spie gel Monog rammschildchen „R. E.“ von Raphaël Esmer ian (Aukt ion IV, 1973, Nr. 12: frs. 7.000).
– 98 –
Durchgehend zweifarbiger Lux usdruck, Exemplar Villebœuf 37 Les beaut és de l’opera, ou chefs-d’œuvre lyriques, illustrés par les premiers art iste s de Par is et de Londres, sous la direction de [Adolphe] Giraldon. Avec un texte explicatif rédigé par Théophile Gautier, Jules Janin et Philarète Chasles. Par is, Soulie, 1845. 10 Port raits in Stahlstich auf Karton mit Seidenvorsät zen, zahlreiche Texth olzschnitte, durchgeh end orn a mentale, fig urat ive bzw. den Text direkt illu strieren de vierseit ige Bordüren oder lineare Umrahmungen des Textk örpers, oft verschiedenfarbig gedruckt. Zusamm en 264 S. (2 Bl.; 16 S.; 31 S.; 23 S.; 23 S.; 30 S., 1 Bl.; 20 S., 2 Bl.; 22 S., 1 Bl.; 31 S.; 22 S., 1 Bl.; 23 S.; 2 Bl.). – Auf stark em Velinpapier. Quart, unbeschnitten (260 x 185 mm). Roter langgen arb ter Halbm aroquinband auf fünf Bünde, mit goldgepräg tem Rückent itel, reicher, sehr dekorat iver Goldpräg ung und Lederintarsierung in Ocker und Mittelbraun auf Bünd en und Rückenfeld ern, mit Goldfileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen, mit eingebundenem, illu striertem Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) und Verlagsprospekt, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ (Umschlag hauptsächlich an den Rändern fleckig). Fast durchgehend zweifarbiger Lu x usd ruck – un beschnit t enes Exemplar mit eingebundenem Orig i n al-Umschlag und Verl agsprospekt Dies ist die Orig in alausg a be eines bemerkenswer ten Buches in einem nicht minder bemerkenswer ten Exemplar. Das in zehn Liefer ungen erschiene ne Werk ruft dem Leser oder der Leser in – nach ein er his tor is chen Einl eit ung von Phila rète Chasles – in Text und Bild neun ber ühmte Opern in die Er i nner ung zur ück, etwa Le barbier de Seville, Le diable boiteux, Norma, Don Juan und Ondine. Das Werk ist illustriert mit zahlr eichen rom ant ischen Holzs chnit t en (nach Beauc é, Berna rd, Brug not, Col lig non, Corbould, Lami und Na nteuil) sow ie mit zehn Stahlstich-Por t raits von Hauptd arstelle rinnen, „gravées com me on grave en Angleterre“ [Pro spekt] nach Char p en t ier, Vidal, Chalon, E. Smith und Dauverg ne.
Dar ü ber hinaus biet et das auf starkem Vel inpapier ged ruckt e Buch „un grand luxe ty p og raphique“ [Brivois] mit den durchgehenden, vielf ält igen or na ment a len, fig ur at iven oder dir ekt den Text illu strier enden Um r ah mungen in va r iier enden Farben; selbst die Liefer ungst it el erscheinen in zweifarbi gem Druck. Indem der Verleger Sou lié das Werk um diese „cad res de couleurs variés en opposit ion avec les grav ures sur bois très rom ant iques“ ver mehr t e und dabei „a voulu rompre avec les err ements“ sei ner Zeit, unt ern ahm er „une tentative int éressa nt e“ [Cart eret] – der allerd ings den Niederg ang der gra phischen Gestalt ung nach Art der Keepsakes nicht auf h alt en konnt e. Diese anglophile Mode „disparaît brusquement vers 1846“ [Adhémar/Séguin 57]. Das vorl iegende Exemplar hebt sich zum ersten da durch heraus, daß es vollkom men unb eschnit t en blieb: „Cet ouvr age est très rare à toutes marges, car elles sont souvent courtes, une part ie de l’edi tion semblant avoir été rognée“ [Carteret]. Zum zweit en ist der orig in a le Glanzpapier-Umschlag in ak z ept a blem Zustand erh alt en: Dieser ist „de la plus grande rareté en bel état, elle est illustrée, en for me de front i spice, d’une comp osit ion de Clerget gravée par Brévière, représentant la musique, la danse et la poésie“ [Cart eret]. Zum dritt en ist der vierseit ige, illustrier t e, in Rot und Schwarz ged ruck te Verl agsprospekt beigebunden. Und last not least präsentiert sich das Buch in einem tadellos erh al tenen, am Rücken int arsier ten Einband von Émile Mercier (1855 –1910). Proven ienz: Dies ist ver mut l ich das bei Car t eret erwähnt e Exemplar der Aukt ion vom 10. – 11. Mai 1926 (frs. 500). – Goldg epräg t es vers chlung enes Monog ramm „ PV “ auf dem Spiegel: Paul Villebœuf, jedoch nicht in dessen Aukt ionsk at a log 1963. Lit er at ur: Adhémar/Séguin 55 (Abb.) und 57; Brivois 36; Car teret III , 66 f.; Lonc hamp II , 44; Sander 51; Talva rt/Place II , 383, und X, 114; Tourneux 117 (Gautier); Vicaire I, 365 f.; zu Merc ier: Fléty 126 f.
– 100 –
Erst ausga ben mit al len Il lustrationen der Suiten von Monnier und den Brüdern Johannot, aus den Samm lungen Noilly und Solacroup 38 Béranger, J[ean] P[ierre] [sic!]. Chan sons. 2 Bde. Paris, Les marchands de nouveautés, 1821.
poé sies par M. [Pierre François] Tissot. Tome I V. Paris, Baudouin frères, 1828. Und: Brüssel, Tarlier, 1829.
2 Por traits Béran gers, 24 Stahl stiche auf Chinapapier, montiert auf Kar ton (dar unter 1 mit an derem Text wiederholt und 1 abweichen der Stich zum gleichen Text), 21 kolorier te Lithographien von Henri Monnier. Und: 34 Stahl stiche auf Chinapapier, montiert auf Kar ton (dar unter 3 mit an derem Text wiederholt), 10 kolorier te Lithographien von Henri Monnier. 246 S. Und: 252 S.
13 Stahl stiche auf Chinapapier, montiert auf Kar ton, 3 kolorier te Lithographien von Henri Monnier, zahlreiche Holz schnittvi gnet ten. Und: 1 Stahl stich auf Chinapapier, montiert auf Kar ton. VII S., 132 S. Und: 2 Bl., 82 S.; 98 S.
Und: Ders. Chan sons nouvelles. Paris, Les marchands de nouveautés, 1825. 20 Stahl stiche auf Chinapapier, montiert auf Kar ton, 6 kolorier te Lithographien von Henri Monnier, zahlreiche Holz schnittvi gnet ten. 215 S., 1 montier tes Bl. mit handschriftlicher Notiz des Ver fassers. Und: Ders. Chan sons inédites. Daran: Ders. Chan sons. Précédées d’une not ice sur l’auteur et d’un essai sur les
Und: Ders. Chan sons nouvelles et der nières. Dédiées a M. Lucien Bonapar te. Paris, Perrotin, 1833. 16 Stahl stiche auf Chinapapier, montiert auf Kar ton. 2 Bl., XLVII S., 249 S., 1 leeres Bl. Klein-Ok tav, seit lich und un ten un be schnit ten (163 x 107 mm). Rote Maroquinbän de à la janséni ste auf fünf Bünde, mit gold gepräg tem Titel und Erscheinungsjahr auf den Rücken, doppelter Goldfilete auf den Stehkanten, roten Maroquin doublüren mit einfachem Goldfiletenrahmen, dar in ein fünf facher Goldfiletenrahmen
– 102 –
mit Blüten und Leier als Eckm ot iven, fliegende Vorsät ze mit dunk elg rün er Seide bezogen, weitere Marm or papiervorsätze, mit Ganzg old schnitt, auf der Doublüre sig niert „Mar iu s Michel“ , zu samm en in Kassette (knap pe Widmung auf einer Tafelr ück seite, meist schwacher Abklatsch der Tafeln). Vier Erst ausg a ben und eine erste illustrier t e Ausg a be, dazu alle Illustrat ionen der „Suit e Johannot“ und der „Suit e Monn ier“, in Jansen isten-Einbänden von Ma r iu s Michel Der Handwerkers ohn Pierre-Jean de Bérang er (1780 –1857) war „kaum gebildet; seine Eltern hat ten ihn sehr früh sich selbst und einer Tant e über lassen“ [Köhler I, 105], seine erste Bek anntschaft mit der Welt der Lit er at ur macht e er als Schriftset zer. Als er anfi ng, selbst zu dicht en, verstand er es, „reimgewandt, et was sent iment al, et was freigeistig […], Ged anken und Innenwelt des ‚kleinen Mannes‘ wiederz ugeben“ [Engelh ardt/Roloff ]. Er besang, so Erich Köhler, „die Liebe zu Lande und in der Stadt, die harm lose Leb enslust mit einem gut en Schuß jener klein bürgerl ichen Biederkeit, die sich bei ei ner Flasche Wein und Seit enblicken auf verbot ene Liebe schon ungeheuer frivol vorkommt. Bacchus in der Stamm k neipe plus bäuerl icher Nymphe. […] Ver n ied l icht e Welt geschicht e, harm lose Rache an ihr“ [Köhler I, 105]. Doch ber uht seine Orig in ali tät vor allem auf der Sangbarkeit seiner Ged ichte: „Na hez u jeden seiner Text e paßt e er einer ber eits existier enden, bek annt en Melod ie an“ [ebd.]. Ander ers eits beh andelt en seine Lieder „zu neh mend soz ia le, pol it ische und pat riot ische Themen“ [Engel h ardt/Roloff ]; sei ne volkst üm l iche Bel iebt heit ver d ank t e er nicht zu letzt „sei nen kecken Attacken geg en Adel und Klerus. Bérang er war Liber a ler; und er produz ier t e sich als der Sänger der Ar men. Zweim al wurde er unt er der Restaur at i on nach aufsehener r egenden Proz essen ins Gef äng nis geworfen und jedesm al nur umso mehr gefeiert“ [Köhler I, 105]. Zudem kann er als „Hauptschöp fer der Napoleonlegende“ gelt en: „Béranger hat aus dem Kaiser, dessen dämon ische Größe die Welt er schüt t er t e, einen lieben braven Mann gem acht, […] mit sanf t em, alles verstehendem Lächeln und mit Herz für die Armen und ihre Nöte“ [ebd. 105 f.]. So wurde er durch seine „fort gesetzt e Opposit ion zum Restau r at ionsr eg ime und sei nen Nap oleon-Kult zum popul ärsten frz. Liederd icht er des 19. J[ahr hunderts]“ [Engelh ardt/Roloff ]. Eine ganz e Reihe sei ner Lieder blieben bis heut e lebend ig.
Hier liegt fast das gesamt e Werk Bérangers in Erst ausg aben vor, von der zweit en bis zur fünft en part ie orig in ale, wobei der Erstling von 1816 bis auf fünf Ged icht e in den Chansons von 1821 aufg ing. Un ser Exemplar der drit t en part ie von 1825 besitzt als Besonderheit ein nachgebundenes Blatt mit Erg än zungen von drei zensiert en Textstellen von Béran gers eigener Hand [vgl. auch Brivois, Béranger 7]. Der an die Chan sons inédites von 1828 angebunde ne Band IV der Chansons von 1829 ist Teil einer er sten illustrier t en Ausg a b e, der en erste drei Bän de in Par is bei Perr otin erschienen war en, dieser vierte jedoch in Brüssel, und zwar nicht „annoncé publiquement alors, sans doute à cause de la censur e“ [Brivois, Béranger 27]. Tatsächl ich finden sich in ihm, der sich dez id iert in „Chansons pol itiques“ und „érotiques“ teilt, mehr er e „chansons condamnées“ [ebd. 28]. Wichtig ist jedoch, das zu dieser Ausg a b e 87 Stahlstiche gehör en [vgl. ebd. 29 ff.], die in der vorl iegenden Sammlung sämtl ich vorh anden und an passenden Stellen in den ver schiedenen Bänden eingebunden sind, dazu fünf va r iier t e Doublet ten als Druckprob en. Die von
– 103 –
weit er en 16 Stichen [ebd. 32] begleit et en Chansons nouvelles et dernières von 1833 „complète[ent] l’edit i on du même form at, de 1829“ [Brivois, Béranger 41]. Die gesamte Folge der 103 Stahlstiche wird nach den Brüdern Johannot ben annt; als Zeichner bet ei ligt war en außerdem Charlet, F. Gren ier, Grandville, H. Monn ier, A. und E. Devér ia, Th. Fragona rd, E. Isabey, Delacroix, E. Lami, Vigner on, Raffet, Roqueplan, Bell angé, Boul anger, Scheffer, H. Vernet, Decamps und Gigoux – „a good many of the lead ing illustrat ors of the time“, die sich jedoch ei nem ein heit l ichen Gesamt bild unt erord net en. Sie alle beh andelt en Bérangers Ged icht mot ive, „whet her sent iment al or amorous, pat riot ic or political, historical or fanciful, with enti re sympathy. […] The se illustrations help one to understand, why Béran gers Chansons was once a bedside book for men of liber al opi nions and kindly feel ing“ [Ray II , 255]. Neb en der „Suite Johannot“ ist auch die zweite große Folge von Illustrat ionen vollständ ig ver t re ten: Die 40 kolor ier t e Lit hog raphien um fassende „Suit e Monn ier“ entstammt der Ausg a b e Chan sons anc iennes, nouvelles et inédites von 1828 [siehe folgende Nummer] und wurde hier gleichfalls auf mehr er e Bände vert eilt. Ihr Schöpfer war der Zeich ner, Schrift stel ler und Schauspieler Hen r i Mon nier (1799 [wohl nicht: 1805] – 1877), ein „scharf beobacht ender Sit t enschilder er und Chron ist der
Restaur at ion“ [Thieme/Becker]. Man findet sie „ra r ement complets“ [Brivois, Béranger 19]. Die Chan sons inédites von 1828 sind „wichtig […] als frühe Erz eug n iss e der Holzs chneidek unst“ [Rümann 133]. Die vorl iegende Sammlung von Erst ausg a ben und Orig in al-Illustrat ionen wurde von Jules Noilly, ei nem der ersten Rom ant ik-Samm ler überh aupt, ebenso klug wie ökonom isch zusam mengestellt und mit vollem Recht auch im einheitlichem Erschei nungsbild der ged ieg enen Jansen isten-Ein bände der Werkstatt Ma r iu s Michel zusam mengefaßt. Proven ie nz: Im ers ten Band der Chansons in Tint e „amit ié A. Fleury“ auf einer Ta felr ücksei te (vor S. 19). – Auf dem zweiten fliegenden Vor satzblatt vers o jeweils wapp enf örmig es Mono gramm-Schildchen von Jules Noilly (Aukt ion 1886, Nr. 518: frs. or 615), in zwei Bänden entfernt). – Ebd. das goldg epräg t e Monog ramm von E. Solacroup (Aukt ion 1925, Nr. 125: frs. 1050). Lit er at ur: Bénézit V II , 552 (Suit e Johannot), und IX , 761 (Suit e Monn ier); Brivois 43 (Suite Monn ier), 46 ff.; Brivois, Bérang er 3 ff., 7 f., 16 f., 27 f. und 41; Cart eret III , 72 (Suit e Monn ier), 74 und 76; Eng el h ardt/Roloff II , 34; Esc offier 372, 526, 674, 732 und 957; Lonc hamp II , 47 f.; Quéra rd/Bourquelot I, 296; Rahir 315; Ray II , 255, Nr. 177; Sander 66 (Suit e Monn ier), 70 und 71; Sieu rin 8 ff.; Vicaire I, 398 f., 400, 402, 402 f. (Suit e Monn ier), 406 und 406 f.
Mit den 40 Farbl it hog raphien von Monn ier 39 Béran g er, P[ierre]-J[ean de]. Chan sons, An ciennes, Nouvelles et Inédites, avec des Vig nettes de Devér ia et des dessins coloriés d’Henr i Monnier. Suivies des proc ès intentés à l’auteur. 2 Bde. Par is, Baudouin frères, 1828.
Monn ier ent h alt en, „pleins d’orig in alité“ [Brivois, Béranger 22], die „rar ement complets“ [ebd. 19] an zutreffen sind: Selbst dem Exemplar von Maur ice Esc offier fehlt en sieb en Lit hog raphien, die, wie auch Car t er et befand, „manq uent souvent“.
Zu samm en 40 kol or ierte Lithog raphien von Henr i Monnier, über 180 kleine Holzschnittvig netten im Text. 2 Bl., III S., 439 S. Und: 2 Bl., 438 S., 1 leeres Bl.
Verd ienstvoll ist die Ausg ab e nicht zuletzt auch wegen des schönen Drucks „sur beau papier, avec un ca r actère et une just i ficat ion par f aitement appropriés au form at. Chaque chanson est en tête de page, ce qui facilite l’int erc alat ion des grav ures; les culs de lamp e de Devér ia agr émentent le tex te“ [ebd. 22]. Die 97 verschiedenen Schlußv ig net t en von Achille Devér ia werden teils wiederholt.
Oktav, unbeschnitten (223 x 140 mm). Geglättete rote Halbm ar oquinbände auf glatte Rücken, mit Rückent i teln und reicher, den ganzen Rücken bedeckender Orn a mentik in Goldpräg ung, mit Goldf ileten auf den Deckeln und marm or ierten Vorsätzen, verso fliegendem Vorsatz von Bd. I sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ , zusamm en in mit Velours ausgeschlagen em Pappschuber mit roten Mar oquink anten ( jeweils erste und letzte S. gebräunt, Bd. I: kleiner Kleberest auf Spiegel). Erste Ausg a be dieser Zusam menstellung, mit den 40 Fa rbl it hog raphien der „Suit e Mon n ier“ Die vorl iegende zweibänd ige Ausg a be von Béran gers Chansons ist die erste dieser Zus am menstel lung. War en schon zuvor seine Lieder wegen ihr er zu neh mend restau r at ionsk rit ischen Töne beschlag nahmt, er selbst inh aft iert worden, so bracht e die se Publik at ion „dem Dicht er einen er neut en Pro zeß und Gef äng n isstra fen“ [Bilder welt en, S. 134] ein. Trotzdem erschien 1829 ein Supplément, 1833 Chan sons nouvelles et dernières, die zusammen eine erste Gesamt ausg a be in Einz elbänden bildet en. Ber ühmt sind vor allem die hier vorl iegenden Bände, weil sie 40 kolor ier t e Federl it hog raphien von Henr i
Diese „très-belle édition, rare en bon état“ [ebd. 18] verd ient es, „sous bien des rapports d’ètre recherchée des amat eurs“ [ebd. 22], sowohl wegen der ori gi nel len Lit hog raphien Monniers als auch wegen des schönen, ausg ewog enen Er s chei nungsbildes des Text es insgesamt. Unser Exemplar präsent iert sich in hübschen Einbänden von Émile Mercier (1855 –1910) und stammt aus dem Besitz zweier nam hafter Sammler: Pierre Duché und And ré TissotDupont. Proven ienz: Pierre Duc hé, dess en Ex l ibris auf dem fliegenden Vorsatz von Band I (nicht im Kat a log 1972). – And ré Tissot-Dupont, dessen Aukt ion 2016, Nr. 53. Lit er at ur: Bénézit IX , 761 (Monn ier); Bilderwelt en, S. 134; Brivois 43; Brivois, Bérang er 18 ff.; Carteret III , 72; Eng el h ardt/ Roloff II , 34; Esc offier 675 (mit nur 33 Lithog raphien); Lon champ II , 47; Oster w alder 311 (Devér ia); Quéra rd/Bourquelot I, 296; Rahir 315; Sander 66; Sieu rin 8; Vicai re I, 402 f.; zu Mer cier: Fléty 126 f.
– 106 –
Die erste illustriert e Ausgabe, mit der separat erschienen Bildauswahl aus der Suite Johannot 40 Béranger, P[ierre] J[ean] de. Chansons de P. J. Béranger [Vort itel. Eingebundener Titel:] Vig nettes en taille-douce. Par nos meilleurs artiste s d’après les des sins de nos premiers peint res pour les chansons de P. J. de Béranger. 3 in 1 Bd. Par is, Perr otin, 1829. 54 Stahlstich-Tafeln, 1 Titelillu strat ion in Holz schnitt. 1 Bl., X LIII S., 248 S.; 255 S.; 255 S.; S. 249 – 252 (Table Bd. I); S. 257 – 260 (Table Bd. II ); S. 257 – 260 (Table Bd. III ). Klein-Okt av (157 x 100 mm). Roter Halbk albl ed er band der Zeit auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel in doppeltem Rahm en aus fetter und mage rer Goldf ilete, an den Kapitalen jeweils vier ineinander geschachtelte doppelte Rahm en aus fetter und magerer Goldf ilete, mit marm or ierten Vorsätz en und Spreng schnitt (beschabt, durchgehend etwas braunf leckig). Mit der sepa r at erschienenen Illustrat ionsfolge aus der Suite Johannot und der en Tit elei Dies ist die erste illustrier t e Ausg a b e der Chan sons von Béranger, die zun ächst in drei Bänden bei Perrotin erschien; der vierte Band [siehe Nr. 38] kam nicht in Par is, sondern Brüssel heraus, und zwar nicht „annoncé publ iquement alors, sans doute à cause de la censur e“ [Brivois, Béranger 27]. Das Illustrat ionskonzept änder t e sich noch währ end des Drucks der Bände, so daß die Zahl der Stahl stiche in den verschiedenen Exempla r en schwankt. In dem vorl iegenden Fall wurden die 54 Stahlstiche der sogen annt en Suite Johannot, an der zahlr eiche bedeut ende Künst ler bet eil igt wa r en, anscheinend erst im Nachh inein hinz ugef ügt. Von der Illustrat i onsfolge erschien 1829 eine sepa r at e Auswahl unt er dem Tit el Vig nettes en taille-douce die unser em unbe bilder t en Exemplar der Chan sons eingebunden wur de. Da bei wurde der en Tit elei dem Exemplar unt er Weg fall der eigent l ichen Tit elblät t er vorgebunden. Die Bildauswahl umfaßt 54 Stücke, nicht vorh an den sind entsprechend der von Brivois vorgenom menen Numer ier ung die Nummern 1, 8, 15, 18, 20, 22, 24, 27, 32, 34, 37 – 40, 43, 46, 50, 56, 58, 60 – 64, 67, 71 – 72, 76, 78, 80 – 82 und 84 [vgl. Brivois, Béran ger 29 – 31]. Die in Band III eingebundenen Ta feln Il met le nez à la fenêtre [Nr. 86, vor S. 1] und Une mission [Nr. 87, vor S. 193] gehör en eigentlich, als dessen einz ige Abbildungen, zum vier t en Band. Lit er at ur: Brivois 46; Brivois, Bérang er 27 ff. und 32 (Vig nettes); Cart eret III , 74; Lonc hamp II , 47; Ray II , 255 f., Nr. 177; Sander 69; Sieu rin 8; Vicai re I, 404 ff.
– 107 –
Exemplar auf Chinapapier im Int arsieneinband der Zeit mit bemalt em Schnitt, aus den Sammlungen Beraldi, Meeûs und Lafond 41 Béranger, P[ierre]-J[ean] de. Œuvres de P. J. de Béranger, mises dans un nouvel ordre. Et ornées de 40 [recte: 55] gravure s. 4 in 1 Bd. Brüssel, H. Tarlier, Jules Boquet, 1828 –1829. Verfasserport rait und 54 weitere Tafeln in Stahlstich mit hauchdünnen Seidenvorsätzen, zahlreiche kleine Holz schnittvig netten im Text. XV S., 341 S., 1 leeres Bl.; 248 S., S. [253]-256; 263 S., 1 leeres Bl.; 248 S., 1 Bl. Klein-Okt av (157 x 95 mm). Nachtblauer Mar oquin band der Zeit auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Verfassern am en auf roter Ledereinl age am Kopf und zwei weiteren, durch goldgeprägte Querf ileten abge teilten Rückenk ompartimenten, diese mit aufwendi ger floraler Orn am entik mit Lederintarsien in Rot und zwei Brauntönen, jeweils in doppeltem Goldf iletenrah men, die Deckel mit blindgeprägtem Bordürenrahm en zwischen Goldf iletenrahm en mit Goldpunkten in den Ecken, darin weiterer Goldf iletenrahm en mit Eckfleurons und zent ral große Rautenform mit floraler Orn am entik in Goldpräg ung und Lederintarsien in Rot, zwei Braun tön en und Grün, mit Dentellebordüre auf den Inn enkanten, Doublür en und Vorsätz en aus geprägt em himm elblauen Buntpapier und mit polychrom bem altem Schnitt (Bd II: S. 195 f. mit langem provisor isch fixierten Einr iß, die evtl. leeren S. 249 – 252 entfernt). Unika les[?] Exemplar auf Chin apapier der kaum bek annt en Ausg a be Para llel zu der ersten illustrier t en Ausg a b e von Bérangers Werken in drei Bänden bei Perr otin in Pa r is erschien diese Brüsseler Edit ion, die außer in der Person albibliog raphie Bérangers von Brivois in keinem einschlä g igen Refer enz werk verz eich net ist – vielleicht weil sie in kleiner Stückz ahl erschien oder aber für einen Raubd ruck geh alt en wurde. Brivois jedoch zöger t e, „à donner à cette publicat ion, le nom de contrefaçon, puisqu’elle a été éditée par Jules Boquet, le cor respond ant ou associé de Per rotin“. Er selbst verw ies auf ihre Besonderheiten, die der Par iser Edit ion abg ingen: Erstens sei sie mit Schlußv ig net t en ausgestat t et, zweit ens ent h alt e sie einen Ber icht über die Prozesse gegen Béranger (de nen der komplette vierte Band gew idmet ist!) und drit t ens ent h alt e sie ein alpha bet isches Gesamt ver zeichn is aller Lieder (am Ende von Band III ). Auf ei nen pi k an t en Aspekt geht Brivois je doch nicht ein, obwohl ihn die beiden Verleger in ih rem Vor wort of fen ansprechen: Sie hät t en größt e
Auf merksam keit darauf ver wandt, die Text e „avec exactitude“ wiederz ugeben, „et en cela not re édit ion jouit d’un avantage rema rquable sur toutes celles publ iées en France, où des con sidér ations qui n’ont aucune influence dans not re pays, ont fait muti ler et souvent supprimer les chansons plus int éressa nt es“. So enth alte die Ausg abe auch „un grand nombre de chansons inédites“ [S. VI]. In Belg ien braucht e man keine Zensur zu fürchten! Led iglich um den Geschmack empfi ndl icher Da men nicht zu beleid i gen, habe man die Chan sons politiques und Chansons badines in eigenen Bänden ( II und III , wie jeweils auf den Schmutzt it eln angez eigt) zusam mengefaßt. Diese fast unbek annt e Brüsseler Ausg a be stellt also in mehr facher Hinsicht eine spez i fi sche edit or ische Leistung von eigenem Wert dar! Eine Unr egelm ä ßigkeit begeg net in der Pag in ier ung von Band II : Auf Seite 248 steht „Fin du second volume“, die folgenden Seit en [253]-256 ent h alt en das In h altsver z eich n is; mögl icher weise ent h ielt en zwei entfernte Blätter ein bei Brivois erw ähntes Brief fak si m i le. Auf den Ti t eln wer den 40 Sti che ge n annt, tat sächl ich sind es 55 – of fensicht l ich änder t e sich das Konzept während des Drucks, wie auch aus an der en Ang a b en im Vor wort her vorg eht. Die Ta feln tragen zum Großteil den Verlagsn amen Per rotin und wurden aus dessen insgesamt 103 Stiche umfassender Ausg a be über nom men. Alle Illustra tor en, die dam als Rang und Namen hatten, betei lig t en sich an der sogen annt en Suite Johannot. Die Ta feln der vorl ieg enden Ausg a b e trag en die Si gnat ur en von Adam, Bell angé, Bell anger, Boilly, Bon in gt on, Boul ang er, Champ io n, Charlet, Delacroix, A. und E. Devér ia, Th. Fragona rd, F. Gren ier, Alfred und Tony Johannot, E. Lami, H. Monn ier, Scheffer und H. Vernet. Eing angs des er sten Bandes findet sich das Port rait des Verfassers, gez eichnet von Ary Scheffer und gestochen von C. Cousin; der vier t e Proc ès-Band macht mit einem Portrait des von Béranger einst geh aßten, später verk lärt en Napoleon (nach Horace Vernet) auf – dar unt er die zweischneid ige Legende Un con querant. Der Selt enheitswert der weit h in unbek annt en Aus gabe wird in unser em Fall noch unerhört dadurch gesteigert, daß es sich um ein Exemplar auf Chi napapier handelt. Die vier Bände bzw. rund 1100 Seit en ließ en sich so prakt ischer weise in einem
– 108 –
kompakt en Buch unt erbringen, das zeit genössisch in einen del ik at verz ier t en Mosa i kein band gebun den wurde. Der breit e Schnitt lud förml ich zur Be malung ein: Blüt en, Blätt er und Frücht e in vielfar bigem Kolor it schmücken dessen drei Seiten. Das einz iga r t ige Exemplar war auch spät er durchgehend in der Hand disting uier t ester Besitz er: Hen r i Beraldi, Laur ent Meeûs, Pierre Berès und Henr i Lafond. Proven ienz: Ex l ibris von Henr i Beraldi vers o fliegendem Vorsatz (Aukt ion III , 1934, Nr. 27, frs. 2.820). – Auf dem Vorsatz Exl ibris von Laur ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Laur ent Meeûs, 1982, Nr. 194). – Auf dem Innendeckel Etikett des Ant i quars und Verlegers Pierre Berès (1913 – 2008). – Auf dem Vorsatz Exl ibris von Henr i Lafond (1894 –1963), dessen Aukt ion 2015, Nr. 19 (mit Abb.). Lit er at ur: Brivois, Bérang er 35 f.; nicht bei Cart eret und Vicai re.
Raf fet (6). Ein zel ne Vorla gen liefer ten Stanislas Bellan ger, Eugène Delacroix, Achille und Eugène Devéria, Théophile Fragon ard, Jean Gigoux, Grandville, Jean-Baptiste Isabey, Eugène Lami, Hen ri Mon nier, Ary Scheffer, Horace Vernet u. a. Sie alle ließen sich auf ei nen gemein sa men, den unprätentiösen Gedichten an gemessenen Stil ver pfl ichten und behandelten ihre Gegen stände, „whet her senti mental or amor ous, patriot ic or pol ititical, hi storical or fanciful, with ent ire sympathy“ [Ray, Nr. 177]. Diese klein for mati gen, inti men Dar stel lun gen lassen verstehen, war um Béran ger als „bedside book for men of li beral opin ions and kind ly feeling“ [ebd.] diente. Im Ein band der Zeit 42 Béranger, P[ierre]J[ean de]. Œuvres complètes. Édit ion uni que revue par l’au teur. Ornée de 104 vi gnet tes en taille-douce dessinées par les peintres les plus célèbres. 5 Bde. Paris, Perrotin, 1834 1 Por trait in Stahl stich, zu sammen 104 Tafeln in Stahlstich, 2 gefaltete Bl. (Brief-Fak simile). 2 Bl., XCV S., 320 S. Und: 413 S., 1 Bl. (Avis au relieur). Und: 411 S., 2 Bl. (Avis au relieur, Avis a messieurs les sou scripteurs). Und: 397 S., 3 Bl., 1 Bl. (Avis au relieur). Und: 179 S.
Die Aus ga be wird er öff net von Béran gers hier erst mals ge druck tem Por trait von Ary Scheffer (1795 –1858), gestochen von Dutillois [Sieurin 9]; der vier te Band schließt mit ei ner ganz fi g uri gen Zeichnung des Autors im Profi l von Charlet. Provenienz: André Tissot-Dupont, dessen Auk tion 2016, Nr. 58 (mit Abbildung). Literatur: Brivois 50; Brivois, Béran ger 44 – 51; Bru net I, 781; Car ter et III , 76 ff.; Es coffi er 1022 f.; Rahir 315; Ray II , 255 f., Nr. 178; Sander 72 und 73; Vica ire I, 409 f.
Oktav (206 x 125 mm). Nachtblaue Halbkalblederbän de der Zeit auf fünf flache, von fet ten Goldfileten ein gefaßte und mit schraf fier ten Gold streifen ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Titel und dekorativer Blindprä gung auf den Rücken sowie mit mar morier ten Vorsät zen (berieben, durch gehend braunfleckig). Die er ste Gesamt ausga be, mit über 100 Stahl stichen nach rund 30 nam haf ten Künst lern Ge genüber den von 1828 bis 1833 er schienenen Werken Béran gers ver wendete der Verle ger Perrotin für diese er ste Gesamt ausga be „a lar ger page, and bet ter paper“ [Ray, Nr. 177], er ließ sie zudem bei Jules Didot drucken. In den Bi bliographien werden die er sten vier Bände mit unter getrennt von dem – seltenen – Band V aufgeführt, der als Supplément die Chan sons érotiques ent hält. Es er schien noch ein weiterer Band mit der Musique des chan sons. Die Abbildun gen sind, von weni gen Modi fi kationen abgesehen, diesel ben wie in den Bänden von 1828 bis 1833. Sie stam men von rund 30 Zeich nern, fast al len, die da mals in Frank reich Rang und Na men hat ten. Haupt beiträ ger wa ren Tony (15 Zeich nungen) und Al fred Johan not (13), Nicolas-Tous saint Charlet (12), François Grenier (12) und Au gu ste
– 111 –
Mit zusätzl ichem Tafelsatz auf Chinapapier und den Liefer ungsumschlägen, Exemplar Villebœuf 43 Béran g er, P[ierre]-J[ean de]. Œuvres com plètes. Nouvelle édition revue par l’auteur. Illustrée de cinquante-deux belles gravure s sur acier entièrement in édites d’après les dessins de MM. Charlet, A. de Lemud, Johannot, Daubigny, Pauquet, Jacques, J. Lange, Pen guilly, de Rudder, Raffet. 2 Bde. Par is, Perr otin, 1847. 2 Port raits, davon eines einm al avant la lettre und ein mal avant la lettre auf Chin apapier und auf Karton auf kaschiert wiederholt, 1 gefaltetes Doppelblatt mit Brief faksim ile, 25 Tafeln in Stahlstich, sämtlich avant la lettre wiederholt auf Chin apapier und auf Karton auf kaschiert. Und: Fronti spiz in Stahlstich, gestochen von Garnier, wiederh olt auf Chin apapier und auf Karton aufk a schiert, das gleiche Fronti spiz, gestochen von Pelée, auf Chin apapier und auf Karton aufk aschiert, 26 Tafeln in Stahlstich, sämtlich avant la lettre wiederholt auf Chin apapier und auf Karton aufk a schiert. 2 Bl., XL S., 411 S. Und: 2 Bl., 401, (5) S. Groß-Oktav, unbeschnitten (245 x 154 mm). Dunk el grüne grobgen arbte Mar oquinbände auf fünf pointillé verzierte Bünde, mit dek orat iver Ka stenverg oldung der Rückenk ompartimente mit einer Leier als Zent ralm ot iv in je vier und goldgeprägten Rückentiteln in zwei Fel dern, mit dreifachen Goldf iletenrahm en auf den Deckeln, doppelten Goldf ileten auf den Steh-, Dentellebor düre auf den Innenk anten, mit roten Maroquindoublüren mit doppeltem Goldf iletenrahm en, darin Pointillérah men mit Eckfleurons, fliegende Vorsätze mit dunk el grün er Seide bezogen, weitere Marm orpapiervorsätze, Kopfg old schnitt, mit eingebundenen Orig in al-Um schlä gen (inkl. Rücken) und insgesamt 49 Liefer ungsum schlä gen auf gelbem Papier sowie einem vierseit igen Prospekt, auf den Doublüre sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ (Tafeln mit schwachem Abklatsch). Ausg abe letzt er Hand, mit den schönsten Illustrat ionen zu Bérangers Werk überh aupt Dies ist die zweite édition orig in ale von Bérangers Gesamt werk, und zugleich die letz t e zu Lebz eit en des Autors erschienene Ausg abe. Sie ist ein Neu druck der Ausg abe von 1834, jedoch um zehn neue Ged icht e vermehrt (je fünf am Ende von Band I und am Anfang von Band II ), außerdem mit einer neu en Not ice über Béranger [I, XXVII-XL] und Lettres et proc ès im Anh ang des zweit en Bandes [II , 375 – 397]. Als von Bérang er selbst übera rb eit et e Ausg a b e letzt er Hand – von ihm stammt auch die Liste der
– 112 –
Errata [II , 401] – ist die vorlieg ende „précieuse“ [Brivois, Béranger 68]. Das Werk ist il lu s triert mit 52 Stahl s ti c hen, „certainement les plus belles qui aient été faites pour les Œuvres de Béranger, tant sous le rapport du dessin que de la grav ure“ [Brivois, Béranger 69]. Obwohl nur zehn dir ekt von dem Maler und Lit ho graphen Aimé de Lemud (1817 –1887) stammen, war er es, „qui a conçu le plan général de cette illustra tion très heur euse, bien d’une venue, et qui accuse franchement le cachet de son temps“ [Beraldi]. Da bei wurde eine zent rale Szene häufi g an den Rän dern mit weit er en ‚Begleit u mständen‘ anger eichert. Beigegeben wurden dem Werk außerdem ein von Sandoz gez eichnet es und von Pann ier gestochenes Por t rait Bérangers, fer ner das vierseit ige Faksi m i le eines Briefes von Béranger an seinen Verleger Perr otin. In unser em Exemplar sind sämt l iche Ta feln noch ein m al als Doublet ten auf Chin apapier beigef ügt, das Port rait noch ein weit er es Mal avant la lettre, das Frontispiz des zweiten Bandes gar in der Var ia nte eines ander en Stechers. Obend rein wurde ein wei ter es Por t rait, gleichfalls von Sandoz, gestochen von L. Massa rd, dem Werk vora ngestellt. Da m it ist der Besonderheit en unser es Ausn ah me exemplars kein Ende: nicht nur die beiden Orig i nal-Umschlä ge wurden eingebunden, sondern auch sämt l iche 49 Liefer ungsu mschläge (von 29 nur die auf gelbes Papier mont ier t en Vorder u mschläge; von den 56 Liefer ungen erschienen ein ige als DoppelLiefer ung). Auf den letzt en, nicht pag in ier t en Sei ten werden u. a. die viert e Ausg abe der Musique des Chansons de P.-J. de Béranger sow ie eine Holzschnitt ser ie von Grandville zu den Chansons ank ünd igt; außerdem ent h alt en sie einen Bon für das SandozPor t rait von Béranger. Proven ienz: Auf den Doublür en das goldgepräg t e Monog ramm „ PV “, auf dem zweit en fliegenden Vor satz Exlibris von Paul Villebœuf (jedoch nicht in dessen Aukt ionsk at a log 1963), dar u nt er im ersten Band Adria n Flüh m anns Etikett mit Monog ramm „awf “. Lit er at ur: Bénézit V III , 507; Beraldi IX , 129, Nr. 52 – 61; Brivois 53 ff.; Brivois, Bérang er 67 – 73; Brunet I, 781 (mit fals chem Da tum); Car t eret III , 82 ff.; Esc offier 1735; Osterw alder 617; Rahir 315; Ray II , 322 ff., Nr. 238; Sander 77; Thieme/Becker 23, 40; Vicai re I, 412 ff.
Im gleichen Form at und in den gleichen, perfekt erh alt enen prächt igen Einbänden von Émile Mer cier (1855 –1910) gesellen sich zwei weit er e Werke
– 113 –
hinz u, ebenfalls aus der Bibliot hek Paul Villebœufs, die mit den Œuvres complètes in engstem Zusam men hang stehen: Bérang er, [Pierre Jean de]. Dernières chan sons de Béranger de 1834 à 1851, avec une préface de l’auteur. Illustrées de 14 dessins de A. de Lemud, gravés sur acier per MM. Balin, Brunet, Colin, Darodes, Doherty, Goutières, Massart, Moret, Lalaisse, Nargeot et Pelée. [Auf dem Umschlag:] Œuvres posthum es de Béranger. Par is, Perr otin, 1856. [Auf dem Umschlag:] 1860. 14 Tafeln in Stahlstich, sämtlich avant la lettre wieder holt auf Chin apapier und auf Karton aufk aschiert. 2 Bl., III S., 374 S., 1 Bl. ( Verlagsanzeigen).
1 Port rait (von Charlet) und 8 Tafeln in Stahlstich, sämt lich avant la lettre wiederholt auf Chin apapier und auf Karton aufk a schiert, 1 mont ierte Photog raphie, 1 Text holzschnitt (wie auf dem Umschlag). 2 Bl., 416 S., 1 Bl. Vervollständ igt wird die Sammlung durch die Au tobiog raphie Bérang ers, hier in der dritten, ge genü ber den beiden vora ngeg angenen ver mehr t en Ausg a be, u. a. mit drei unveröf fent l icht en Ged ich ten, obend rein erst m als mit einer Phot og raphie so wie acht Stahlstichen, die wieder u m zusätzl ich auf Chin a avant la lettre vorl iegen. Literatur: Brivois 56 f.; Brivois, Bérang er 82; Brunet I, 781; Cart eret III , 85; Esc offier 1735; Lonc hamp II , 48; Rahir 315; Sander 80; Vicai re I, 415.
Die post hum erschienene Orig i n al-Ausg a b e ent hält alle nach der zu erst 1834 ver a n s tal t e t en Gesamt ausg a be entstandenen Ged icht e, erg änzt also auch obige Œuvres complètes dir ekt, zum al was die Illustrat ion bet rifft. Abweichend von der Ang abe bei Brivois steht auf dem Tit el die Jahr esa ng a b e 1856; die Jahr esz ahl 1860 – für die vorl iegende Var ia nt e mit den 14 Stahl stichen von Aimé de Lemud – hingegen auf dem Umschlag [vgl. Brivois 55]. Lemuds Illustrat ionen wurden ausg eführt „sur le même plan que celle des deux prem iers volumes de 1847. Il s’y trouve des planches rema rquables“ [Beraldi]. Für Beraldi erg ab sich „au tot al“: „le Béranger dit de Lemud est le plus importa nt des livres modernes illustrés avec des aciers; c’est le livre illustré du XIXe siècle dont les exemplai res exceptionels atteignent les plus hauts prix (jusqu’à 5.000 fr.)“ [ebd.]. Auch in diesem Band wurden die Stahlstiche auf Chin a avant la lettre wiederholt (Vica i re: „200 exemplaires“); das letzt e Blatt mit der Anz eige der Œuvres com plètes von 1847 sow ie der Musi que des Chansons de P.-J. de Béranger. Lit er at ur: Beraldi IX , 129, Nr. 62 – 75; Bilderwelten 61; Borst 2635; Brivois 55; Brivois, Bérang er 81; Brunet I, 781; Cart eret III , 85; Esc offier 1735; Lonc hamp II , 48; Osterw alder 617; Rahir 315; Ray II , 322 ff., Nr. 238; Sander 78; Vicai re I, 415.
Béranger, [Pierre Jean de]. Ma biog raphie. Écrite par Béranger. Avec un appendice et des notes. Ornée d’un portrait en pied dessiné par Charlet, d’une photog ra phie d’après le marbre de M. Geoffroy-Dechaume et de huit gravure s d’après d’Aubigny, Sandoz et Wattier, exécutées par Durond, Massart, Lalaisse, Nargeot et Ruhierre. Œuvres posthum es de Béranger. Par is, Perr otin, 1860.
– 114 –
Äußerst selt ene erot ische Lit hog raphien von Henr i Monn ier 44 [Bérang er]. [Monn ier, Henr i]. Fig ure s pour [Chansons érotiques de] Béranger [Rückentitel]. Ohne Ort, [etwa 1827 –1830]. 35 kolor ierte Lithog raphien von Henr i Monnier, davon 15 auf Velin- und 20 auf Büttenpapier. Groß-Oktav, unbeschnitten (227 x 140 mm). Langge narbter roter Halbm ar oquinband auf vier von fetten Blindf ileten eingefaßte und mit zwei Goldf ileten verzier te Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und doppelten Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenfeldern, mar mor ierten Vorsätzen und Kopfg old schnitt. 35 kolor ier t e erot ische Lit hog raphien von Hen r i Mon n ier Henr i Monn ier zeichnet e zwei Suit en von erot i schen fig ure s libres zu erotischen Chansons von Pierre-Jean de Bérang er, insg es amt 35 Federl i thog raphien, die hier sepa r at, vollständ ig und in frischem zeit genössischen Kolor it vorl iegen. Die 15 Vig netten der ersten Folge (Bildg röße ca. 95/100 x 65/69 mm) tragen innerh alb des Rahmens
Ti t el von der Hand Monniers so w ie zweiz ei l i ge Legenden von der Hand Bérangers; die letzt en vier ha ben dir ekt e Entsprechungen in Ged icht t it eln der Chansons de Béranger, die 1829 in Brüssel als Band IV zur dreibänd igen Pa r iser Werkausg a be erschie nen, und die sich in Chan sons politiques und érotiques auf t eilen; Brivois bez eichnet sie insgesamt als „suit e complémentai re“ zu den Chansons von 1828. Die 20 Darstellungen der zweit en Folge, „lit hog ra phies sur toutes sort es de sujets galants, faites vers 1830“ [Gay/Lemonnyer] sind von größ erem For mat (ca. 119/123 x 100/102 mm); hier finden sich die Bildt it el in grav ier t en Versa l ien jeweils unt er dem Rah men. Diese kor r espond ier en mit Ged icht en zu dem 1834 in Pa r is erschienenen Supplement zur vierbänd igen Ausg a be der Œuvres complètes de P. J. Béranger [vgl. Pia]. Die vereint in einem schönen Exemplar vorl iegen den Suit en Monniers sind von größt er Selt enheit. Lit er at ur: Brivois, Bérang er 21; vgl. Car t eret II , 72 und 80; Galitzin 209 – 211; Gay/Lemonnyer I, 543 f.; Pia 198 f.; vgl. Vicai re I, 406 und 410.
– 116 –
Zwei selt ene Lit hog raphie-Ser ien von Henr i Monn ier 45 [Bérang er]. Monn ier, Henr y. Des s ins pour Œuvres de Béranger [auf dem Rücken]. Ohne Ort, [etwa 1828 und 1873]. 2 Fronti spize und 68 weitere kolor ierte Lithog raphi en von Henr i Monnier, teils auf Velin-, teils auf Büttenpapier. Quer-Klein-Okt av, unb eschnitt en (155 x 236 mm). Geglätteter graublauer Mar oquinband des 20. Jahrhun derts auf glatten Rücken mit goldgeprägtem Rückenti tel und marm or ierten Vorsätzen, in mit Filz ausgeschla genem Pappschuber (1 Bl. mit kleinem Randein schnitt). 70 kolor ier t e Lit hog raphien von Henr i Monn ier Der pass ender weis e im Quer for m at gebundene Band vereint sämt l iche 40 Fa rbl it hog raphien zu den beiden Bänden von Bérangers Œuvres complètes von 1828 mit 26 weiter en, die Monn ier 1873, fast ein halbes Jahrhundert spät er, zu den Dernières chan sons schuf. Zu letzteren gehören die zwei Front ispize, die Autor und Zeichner jeweils umg eb en von vier kleiner en Szenen zeigen, die Motive aus den il lustrier t en Werken wiederholen. Vier weit er e Tafeln (Mon Habit, L’Orage, Les Pet its coups und Ma Vocation), gleichfalls von 1873, dienten als Erg än zungen zu einem Album Monniers mit 24 Tafeln von 1828 [vgl. Brivois, Béranger 24]. Hält man die beiden Suit en nebeneina nder, so fällt der locker e, gröber e Strich des Alt erswerks auf, der auch in der Art der Kolor ier ung aufgenommen wird. Vergleicht man die Farbgebung der Ser ie von 1828 mit den ander en Exempla r en in unser er Samm lung, bemerkt man eine erhebl iche Spannweit e nicht nur im Kolor it, sondern bisweilen auch in der Kont ur ierung: So scheint das Kam infeuer in L’ hiver hier
als orange-rote Aura auf, währ end in einer ander en Darstellung die einz elnen Flam men züngeln. Proven ienz: Lucien Tissot-Dupont, dessen goldge prägt es Exl ibris auf einem Vorblatt. – And ré TissotDupont, dessen Aukt ion 2016, Nr. 51. Lit er at ur: Bénézit IX , 761; Bilderwelten, S. 134; Brivois 43; Brivois, Bérang er 18 ff., 24 und 85; Cartere t III , 72 und 73; Esc offier 675 (mit nur 33 Lit hog raphie n); Lonc hamp II , 47; Quéra rd/Bourquelot I, 296; Rahir 315; Sander 66; Sieu rin 8; Vicai re I, 402 f.
– 118 –
Mit beil iegenden handschriftl ichen Briefen von Béranger und Monn ier 46 [Bérang er]. [Monn ier, Henr i]. Suites diverses [pour Chansons de] Béranger [auf dem Rücken]. [Par is, Perr otin, etwa 1828 –1873]. 2 mont ierte kolor ierte lithographierte Port raits, 2 Tafeln mit 8 mont ierten Abb., 15 kolor ierte lithographierte Ta feln mit erot ischen Darstellungen, 24 kolor ierte lithographierte Tafeln, 26 Tafeln mit montierten klein en Holz schnitten auf gelbem Papier. 2 Bl. ( Vort itel und Titel). Klein-Oktav (166 x 103 mm). Schwarzer Halbm ar oquin band des 19. Jahrhunderts auf glatten Rücken, mit gold geprägtem Rückent itel und linear-ornamentaler Rücken verg oldung in fettem Goldrahm en, mit Goldf ileten auf den Deckeln und marm or ierten Vorsätzen. 15 kolor ier t e erot ische Lit hog raphien – beil iegender handschrift l icher Brief von Monn ier – dreiseit iger Brief von Béranger Dieser Sam melband ist ein Kur iosum. Im Rah men unser er Béranger-Mon n ier-Ser ie am int eressant e sten sind zwei beil iegende Aut og raphen: Ein drei seit iger Brief von Pierre-Jean de Béranger an eine unb ek annt e Empf äng er in, dat iert den 29. April 1847, sow ie ein einseit iges (Ein l adungs-)Schreiben von Hen r i Mon n ier. Die vorgebundene Tit elei (Vig net tes en taille-douce Par nos meilleures Art iste s d’après les dessins de nos pre miers peintres pour les Chansons de P. J. de Béranger [vgl. Brivois, Béranger 28]) dient nur einer prov i sor ischen Beschreibung des Inh alts, der mit dem Rückent it el Suites divers besser wiedergegeben ist. ‚Haupt-Dars teller‘ des Sam m elb ändc hens mit Zeichnungen zu Ged ichten Pierre-Jean de Béran gers ist Henr i Monn ier, weswegen sein kolor ier t es Port rait unm itt elbar auf das des Aut ors folgt. Bei de entstanden im Zuge einer Ser ie von 26 Litho graphien, die Monn ier 1873 zu Bérangers Chansons dernières schuf [Brivois, Béranger 85]. Die jeweils die Por t raits beg leit enden vier Randszenen mit klein for m at ig en Wiederholung en von Zeich nun gen Monniers wurden hier separ at auf zwei Blätt er mont iert und unkolor iert bel assen. Auch die übr i gen 24 Fa rbl it hog raphien sind in dem vorl iegenden Al bum vorh anden. Zu n ächst folgt je doch die sehr sel t e ne „sui te complémentaire“ [Brivois, Béranger 21] von 15 ero tischen fig ure s libres zu Bérangers Chansons von 1828 in fris chem zeit g enössis chen Kolor it (Bildg röß e
ca. 95/100 x 65/69 mm), mit Ti t eln von der Hand Monniers sow ie zweizeil igen Legenden von Béranger. Den Abschluß bilden 26 kleinfor m at ige Holzschnit te, die aus den gelben Liefer ungsu mschlägen der 1834 bei Per r otin erschienenen Œuvres com plètes [Brivois, Béranger 44 ff.] ausgeschnit t en wurden. Sie wurden sorgsam mont iert und von Hand jeweils mit einem violet t en und einem doppelt en schwar zen Rahmen umgeben – eine hübsche Erg änz ung zu dem entsprechenden Exemplar in unser er Samm lung. Proven ienz: Ger m aine Cavé, der en Ex l ibris auf dem Spieg el. – Daru nter Exlibris von Lucien TissotDupont. – And ré Tissot-Dupont, dessen Aukt ion 2016, Nr. 55. Lit er at ur: Brivois, Bérang er 21, 28, 44 ff. und 85.
– 120 –
Perg ament-Handschrift mit zwei erot ischen Orig inalzeichnungen von Tony Johannot 47 Béran g er, P[ierre] J[ean de]. Les Miss io naires. Chanson. Illustrée par Tony Johannot. [Und:] Le Maître de’ l Ecole. Chanson. Illustrée par Tony Johan not. Par is 1833. 2 orig in al e laviert e Fed erz eichn ung en von Tony Johannot. 6 Bl. und 4 Bl. – Auf Pergam ent. Oktav (183 x 121 mm). Dunk elr oter Mar oquinband à la janséniste vor 1900 auf fünf Bünde, mit fünfzeili gem Rückent itel in Goldpräg ung, goldgeprägten Steh kantenfileten und dreifac hen Goldf iletenrahm en auf den Inn endeckeln, mit Pergam ent-Doublüren, doppel ten Pergam ent-Vorsätzen und Ganzg oldschnitt, auf dem Spiegel sig niert „R. Raparlier“ . Kall ig raphische Perg a ment-Handschrift mit erot ischen Lavis von Tony Johannot Unt er dem schlicht en Jansen isten-Einband vom Romain Raparl ier verbirgt sich eine Del ik at es se in jeder Hinsicht: eine Handschrift auf Perg a ment mit zwei orig in a len lav ier t en Federz eichnun gen von Tony Johannot (1803 –1852), dem „erk lärt en Illustrat or der Lit er at enschu le des jung en Rom ant ismus“, „bel iebt este[n] Buchs chmuck k ünst ler seiner Zeit“ und „Erneuerer der franzö s. Buchil lustrat ion“ [Thieme/Becker]. Die Abschrif t en geben zwei sat ir ische Ged icht e aus Bérangers Chansons von 1821 sehr getreu wieder. Les Missionaires ent h ält mi n i m a le Abweichung en der Zeichens etz ung und eine Wort ver t auschung [vgl. Bd. II , 144 –147]; in Le Maître de l’Ecole wird das im Druck nur durch den Anfangsbuchstaben angedeut et e Wort „cocu“ ausgeschrieben [vgl. Bd. I, 151 –153]. Die Bilder fi ndung en unt ers cheiden sich jedoch voll kom men von den Mo t i ven der „Sui t e Mon nier“, der „Suite Johannot“ wie auch der „Sui te Lemud“ zu den gleichen Ged ichten: In unse rem nat urgem äß ‚privat en‘ Ma nuskript zeigen sie unverblümt erot ische Szenen mit jeweils drei Be tei l ig t en – in al lerd ings unt erschied l ichen Rol len: Die int ime „Schulstunde“ wird durch den aus dem
Hint erg rund herbeiei lenden, eine Peit sche schwin genden cocu empfi ndl ich gestört. Der Text in kur si ver An t i q ua wur de in drei Farben geschrieben: Schwarz für den Text kör per, Gold für die Versa l ien an jedem Zeilena nfang, Rot für einz el ne Her vorhebungen, Kolum nent it el und das doppelte Rahmenwerk, in dessen Ecken noch fünfz ackige goldene Sternchen aufglänz en. Auch kall ig raphisch ist dieses hinr eißende Unik um ein Meister werk. Proven ie nz: Auf dem Spieg el Etik ett Monog ramm „awf “, d. i. Adria n Flühm ann.
mit
Lit er at ur: zu Johannot: Thieme/Becker 19, 69 f.; zu Raparlier: Fléty 149.
– 122 –
Der einzige bei Curmer er schienene Band der Physiolog ies 48 Berna rd, P[ierre], und L[ouis] Couailhac. Phy siolog ie du Jardin des Plantes et guide des promeneurs. Par is, L. Curmer, 1841. 13 Textholz schnit te. 93 S., 1 Bl. ( Verlagsanzeige). Klein-Okt av, seitl ich und unt en unb es chnitt en (140 x 90 mm). Brauner Halbm ar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückenlängst itel in Gold filetenrahm en, marm or ierten Vorsätzen und Kopfg old schnitt, verso fliegendem Vorsatz sig niert „V. Champs“ (erste und letzte S. gebräunt). Ein Führ er durch den Jardin des Plantes Von den zahlr eic hen Bänden der popul ä r en Physiolog ies erschien anscheinend nur ein einzi ger bei Léon Curmer, immerh in einem der bedeu tendsten Verleger der Rom ant ik. Die Physiolog ie du Jardin des Plantes, hier in erster Ausg abe, nahm er wohl desh alb in sein Prog ramm, weil bei ihm auch die Description complète, historique et pit toresque des Jardin des Plantes derselben Aut or en erschien. Die se wird in der Verl agsa nz eige auf dem unpag in ier ten letzt en Blatt beworben.
Das infor m at ive Aver tissement ist auch in eng l i scher und deutscher Sprache [Vorber icht, S. 13 f.] abg ed ruckt – in einer reiz enden Übers etz ung: „Om n ibus, welche durch alle Stadtq uar t ier en und zu den verschiedenen Eisenbah nen fah r en, gehen alle zehn Minut en vor die zwei Haupteing änge des Gartens vorb ei“. – „Die Personen welche die Bä ren auf ihr en Baum klett ern sehen wollen, müssen Kuchen oder Weissbrod kaufen. […] Mehr er e Ku chenverk äufer innen sind hie und da in dem Gart en niedergel assen“. – „Ein heim l iches Gem ach findet man neben dem Gitt er der rue de Buffon“ . Zehn der 13 Abbildung en zeig en Ansicht en von Gebäuden. Lhérit ier nennt Henr i Emy als Zeichner und Stypulkowski, Harrison, Halley-Hilbeck und Laisné als Stecher; sechs Holzschnitt e tragen hin gegen die Sig nat ur „R P“. Proven ienz: Eingebunden gestochenes il lustrier t es Ex l ibris von Eugène Jacob. Lit er at ur: Brivois 329; Car t eret III , 486; Lacombe 813; Lhérit ier 81; Quéra rd/Bourquelot III , 86; nicht bei Rümann, Dau mier; Sander 574; Vica i re V I , 606.
– 124 –
Dekorat iver Rocaille-Einband der Zeit 49 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 7 Por t raits in Stahl stich, 29 Ta feln in Holz schnitt, 1 gestochen e kolor ierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur it iu s), alle Tafeln auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit zum eist bedruckten Seidenvorsätzen, über 450 Texth olz schnit te. 6 Bl. (tables), LVI S., 458 S. (durchgehend pag iniert), 1 Bl. Quart (251 x 160 mm). Langg en arbt er auberg in e farbener Mar oquinband der Zeit auf glatten Rücken, mit dekorat iver Goldpräg ung: Rückent itel umgeben von verschlung en em, ach sen s ymm et ri schem Fil etenband, dessen Binn enrauum gef üllt mit floralem Dek or und Point illé g rund, auf den Deckeln au ßen fet ter und mag er Fil etenrahm en, darin fünffac her Fil etenrah men mit Eckfleurons, inn en sechs große Fleurons mit Rocailledekor, mit Goldf ilete auf den Steh- und Dentel lebordüre auf den Innenk anten, Doublüren und Vorsät zen aus grün er Moiréseide sowie Ganzg old schnitt, am Fuß „Relié par Tell Bescher“ sig niert (stellenweise kleine Braunf lecken, fast ausn ahmslos im weißen Rand, Trä gerpapier der Tafeln qualitätsbedingt leicht gebräunt). Das repräsent at ive illustrier t e Buch der Rom ant ik schlecht h in – im zeit genössischen Ma r oq uinband mit Rocaille-Dekor „Paul und Virgin ie sind zwei Nat urk inder, die un ter pri m it iv-gesunden Verh ält n issen in m it t en ei ner üppigen Trop enwelt hera nw achsen und eina nder zur Ehe bestimmt sind. In dem Aug enblick, da Virgin ie das nat urh af t e Leben der Insel verläßt, um sich nach Par is zu begeben, ist sie dem Verderben verfallen. Das Schiff, das sie zur ückbringt, stran det, und Virgin ie findet den Tod. Paul stirbt bald darauf an gebrochenem Herz en“ [Jan 201]. Diese ber eits 1788 erst m als er schienene Er z äh lung von Bern ard in de Saint-Pierre (1737 –1814) fesselt wen iger durch ih r en sent i ment a len plot, als „durch die gelungene Verein ig ung von exot ischer Nat ur landschilder ung und Rousseauschem Nat urempfi n den“ [ebd.]. Sie spielt auf der Ile-de-France, dem heutigen Maur itiu s, wo sich der Autor selbst zwei Jahr e als techn ischer Of fi z ier aufgeh alt en hat t e. So liegt seine besonder e Stärke „in der subt ilen Ver m itt lung der man n ig fachen Sin neseind rücke,
wel c he die tro pi s che Na t ur bie t et, und in der Fä h igkeit, sie rein empfi ndungsm ä ßig ausz udeu ten.“ [ebd.]. Dies e Schilder ung en „machen den Rom an zum ersten Dok u ment des exot i sme in Frank reich“ [Haupt werke 183]. In der Hochphase der Rom ant ik erlebt e die Rez ep tion des Buchs einen besonder en Aufschwung. Es war der Verleger Léon Curmer, der 50 Jahr e nach dem erst m a l igen Erscheinen mit der vorl iegenden „édit ion ext raord ina i re“ [Brunet] das „representative illustr at ed book of the Roma nt ic period“ [Ray II , 305] schuf, dieses Buchgenr e „à son sommet“ [Adhémar/Séguin 30] führte und nach Meinung Beral d is „le plus fa meux des livres illustrés du XIXe Siècle, et l’un des plus rem a rquables qui aient jam ais été publiés“ [Beraldi V III , 271] her ausbracht e. Vora ngestellt wurde der Ausg a be eine biog raphische Stud ie über den Verfassser von CharlesAug ustin Sainte-Beuve. Haupt i llustrat or in Paul et Virginie war Tony Johan not, der hier seine „supr eme ability to illustr ate a love stor y“ [Ray II , 263] unt er Beweis stellt e; in La chaumière indienne war Ernest Meisson ier der haupt sächliche Beiträger – diese Arb eit „made the re putation of the young artist“ [ebd. 305]. Beteiligt wa r en auch Eugène Isabey, Paul Huet, Charles Jacque, Célestin Na nteuil, Henr i Ant oine Ba r on, François Loui s Français u. a. Dieses Exemplar ist in einem exq uisit en zeit genössi schen Ma r oq uin band mit schönem Rocaille-Dekor erh alt en. Als Buchbinder sig nier t e der sonst wen ig bek annte „Tell Bescher“, der auch für Bradel tät ig war – ist er möglicherweise identisch mit dem bei Ramsden gen annt en und angebl ich nur „1831 – 32“ tät igen „Beschen“? Dies es Exemplar hat die spät er e Verl agsadress e „rue Richelieu“ auf dem Titel[vgl. dazu Carteret III , 535 f.], ebenso ber eits das richt ige Port rait der Madame de la Tour, dasjen ige des Docteur jedoch in der früher en, prov isor ischen Va r ia nt e aus einem engl ischen Keepsake [vgl. Nr. 52]. Lit er at ur: Bénézit V II , 552, und 9, 451; Beraldi V III , 271 f., Nr. 51, und X, 15 ff., Nr. 65 –147; Bilderwelt en 105 f., Nr. 40; Bonne rot III /1, Nr. 207; Brivois 388 – 397; Brunet V, 58; Cart eret III , 532 ff.; Lonc hamp II , 416; Osterw alder 539 und 684; Rahir 628; Ray II , 303 ff., Nr. 226; Sander 605; Sieu rin 14 f.; Toinet 108; Vica i re V II , 42 – 50; zum Buchbinder: vgl. Fléty 24; Ramsden 32.
– 125 –
Im Verlegereinband à l’orientale – das Exemplar von Robert d’Orléa ns, duc de Chartres 50 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 7 Port raits in Stahlstich, 29 Tafeln in Holzschnitt, 1 ge stochene kolor ierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur i tiu s), alle Tafeln auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit zum eist bedruckten Seidenvorsätzen, über 450 Text holzschnitte. 6 Bl. (tables), LVI S., 458 S. (durchgehend pag iniert), 1 Bl. Quart (258 x 160 mm). Verl eg ere inband aus rotem Saff ian mit orientali sierenden goldgeprägten Plat ten auf Rücken und Deckeln, Dentellebordüre auf Steh- und Innenk anten, mit Seidenpapiervorsätzen und Ganzg old schnitt, am Fuß sig niert „Simier, R. du Roi“( Vorsätze mit Klebespuren, durchgehend mit Braunf lecken). Das Exemplar von Robert d’Orléa ns im Verleger Ein band à l’orientale Léon Curmer war „éditeur de publications de luxe, dont la reliure était la per fect ion“ [Mal a vieille 156] – so auch hier: Das Buch ist in den ungemein dekor at iven Verleg erein band von Alphonse [vgl. Fléty 162: „Adolphe“] Simier gew andet – mit der „célèbre ‚plaque orient a le‘ ou ‚plaque ind ien ne‘“ [Malavieille] auf den Deckeln [vgl. auch Beraldi, La reliure II , 52; Culot Nr. 176]. Dieses Exemplar besitzt als kennz eichnende Merk male die Verlagsadresse „rue Richelieu“ auf dem Tit el, außerdem die beiden prov isor ischen Por t raits der Madame de la Tour und des Docteur aus einem engl ischen Keepsake, da die eigent l ich vorgesehenen Bildn isse zum Erscheinungst er m in zu Neujahr 1838 wohl noch nicht fert ig war en [vgl. Nr. 52]. Der Band hat eine verblüf fende Proven ienz: Er stammt aus dem Besitz von Robert d’Orléa ns, duc de Chartres (1840 –1910); gleich falls in un s e r er Samm lung befi ndet sich das Lu x usexemplar auf Chin apapier seines Vat ers, Loui s Ferd in and duc d’Orléa ns, [Nr. 57]. Proven ienz: Rob ert d’Orléa ns, duc de Chartres, dessen gek rönt e Initia len auf dem Vorderdeckel und dessen Bibliot heksstempel auf dem Vor t it el.
– 127 –
Exemplar „à la Bonne Femme“ in zeit genössischem Einband von Simier 51 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 7 Port raits in Stahlstich, 29 Tafeln in Holzschnitt, 1 ge stochene kolor ierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur i tiu s), alle Tafeln auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit zum eist bedruckten Seidenvorsätzen, über 450 Text holzschnitte. 6 Bl. (tables), LVI S., 458 S. (durchgehend pag iniert), 1 Bl. Quart (253 x 160 mm). Roter Mar oquinband der Zeit auf glatten Rücken, mit aus floralen Einzelstempeln gold geprägtem Rückent itel sowie blind- und goldgeprägter, geom et rischer und floraler Orn am entik an Kopf und Fuß, die auf den Deckeln in dreifachem Goldfileten rahm en in gleichem Stil var iiert wird, mit doppelten Goldf ileten auf den Steh- und fünffachem Goldf ileten rahm en auf den Inn enk anten, mit Seidenpapiervorsät zen und Ganzg oldschnitt, am Fuß und auf dem hinteren Vorsatz sig niert „Simier R. du Roi“ ( Vorsätze oxydiert, Innenfalze einger issen aber absolut stabil, durchgehend ger ing braunf leckig). Ein Exemplar „à la Bonne femme“ – in einem pracht vollen Einband von Simier Eine Port rait-Vig nett e am Schluß von La chaumière indienn e [S. 418] deutet darauf, daß unser Exem plar zu den „prem iers exemplaires complets livrés
au public“ [Sieu rin] gehör en müßte: Sie zeigt das Mot iv der Bonne femme, die Profi la nsicht der Ver legerg at t in Ma r ie Cat herine Curmer, geb. Borgers, ausgef ührt von Lavoignat nach einer Zeichnung von Meisson ier. Die privat e Geste kam beim Publik um jedoch nicht gut an, denn „articles désobligeants eng agèrent Curmer à le supprimer dans le reste de l’édition“ [ebd.]. Da die Vig nette nicht in der table aufgef ührt sei, so Cart eret, bedeut e ihre Ab senz keinen Mang el [Car t eret III 536]. Nicht zu übersehen ist jedoch das gesteiger t e Int eresse der Bibliog raphen und Sammler für diese „curiosité“ [ebd.] – „les exemplai res à la Bonne femme sont très ra r es“ [Beraldi VIII , 271]. Ander e Merk m a le uns er es Exemplars ver weis en eig ena r t ig er weise nicht auf die frü he Fer t igstel lung: Es enth ält ber eits die orig in alen Port raits von Madame de la Tour und dem Docteur, die in ander en Exempla r en prov isor isch durch engl ische Por t raits ersetzt wurden [vgl. dazu die folgende Nr.]; und auf dem Titel weist es die später e Verlagsadresse „rue Richelieu“ auf. Der zeit genössische, pracht voll or na ment ier t e Einband stammt von Alphonse Simier, der „décidément, dans la mesur e des ses forces, le relieur-créateur de son temps“ gewesen ist. Proven ienz: Hen r i M. Petiet, II , 1992, Nr. 168: frs. 10.000 (mit farbiger Tafel als Fronti spiz).
– 130 –
In Einzell iefer ungen mit den orig inalen Umschlägen und vier zusätzl ichen Portraits 52 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 7 Port raits in Stahlstich auf Chin apapier, mont iert auf Karton, 4 zu sätzliche Stahlstich-Port raits, 29 Tafeln in Holzschnitt auf Chin apapier, mont iert auf Karton, 1 ge stochene kolor ierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur i tiu s), die Tafeln mit zum eist bedruckten Seidenvorsätzen, über 450 Textholzschnitte. LVI S., 458 S. (durchgehend pag iniert), 6 Bl. (tables), 1 Bl. Quart, unbeschnitten, gel eg entlich una ufg eschnitten (etwa 280 x 185 mm). Ungebundene Einzelliefer ungen in Orig in al-Liefer ungsum schlägen, mit beiliegendem blau en orn am ent ierten Orig in al-Um schlag in blauer, lang gen arbter Halbm aroquinchem i se mit goldg eprägtem Rückent itel, umgeben von türkisierender Orn am entik in 4 Goldf iletenrahm en, mit Überstehk anten, in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit Lederk anten (Rücken leicht verf ärbt). Ausn ah meexemplar in Einz ell iefer ungen Curmers in 30 livraisons erschienene „édit ion ex t ra ord ina i re“ [Brunet] liegt hier in einem seinerseits ext raord in ä r en Exemplar vor, näm l ich in Einz el liefer ung en mit allen ent sprechenden Ums chlä gen. Die 25. und 26. Liefer ung erh ielt en einen ge meinsamen Umschlag, die 30. (wohl mit Tit elei und Buchu mschlag) keinen [vgl. Car t eret III , 542], so daß insges amt 28 Liefer ungs-Umschläge vorh an den sind, ged ruckt von Ever at. Der 19. fällt aus dem Erscheinungsbild aller übr igen völl ig heraus: Die Vorderseit e wird dom i n iert von ei ner Lit hog raphie der zum Him mel emp ors chweb enden Virgi n ie. Diese Abbildung taucht im Text nirgends auf. Auf den 28. und 29. Umschlag wurde Curmers neue Verl agsa nschrift „rue Richelieu, 49“ sow ie die Annonce des Verlegereinbands aufgek lebt, die an bot: „Nous échangerons les livr aisons contre des ex emplai res reliés dés la mise en vent e de la dern ière liv r aison“. Doch nicht nur aufg rund dieser Of fer t e sind Exemplar e, „que le souscripteur a pris soin de conser ver, liv r aison par liv r aison, avec cou verture, titre et tables“ von einer „ext rème ra r et è“ [Car t eret III , 541], sondern vor allem aufg rund des langen Er scheinungsz eitr aums, der sich über 14 Mon at e vom 10. Okt ober 1836 bis in den Dez ember 1837 hinz og.
Trotzdem ger iet der Verleger, um das Buch zu Neu jahr 1838 ausl iefern zu können, am Schluß in Zeit not: „Curmer avait hâte de mettr e en vent e, pour le 1er de l’an 1838, ce magn ifique livre d’étrennes“, was Spur en hinterließ: Das Buch wurde zun ächst ausgeliefert „dans l’état d’avanc ement oú il était, c’est-à-dire […] sans les portraits de Madame de la Tour et du Docteur, qui n’étaient pas term inés non plus, et qu’il a remplacés par deux grav ure s an glaises ext ra ites d’un Keepsake quelconque, n’ayant auc un rapp ort avec le livre“ [Brivois 393]. Beide Por t raits wurden unser em Exemplar zusätzl ich bei gegeben [Madame de la Tour: nach S. 14, Cart eret II , 540, Nr. 3; Docteur: nach S. 320; Cart eret III , 540, Nr. 4; vgl. auch Toinet]. Ein schnell ausgebügelt er – aber doch seltsam pas sender – anscheinender Flücht igkeitsfehler ist in dem doublet ten Por t rait der jeune Bramin e dok u ment iert [nach S. 400; Cart eret III , 540, Nr. 1]. Es zeigt die jung e Dame mit einem runden weiß en Fleck in Stirnen m it t e, der wie ein hinduistischer Bindi anmut et. Indes: „Cette étoile provenait d’une défaut de la planche (une paille) qui a été rebouché immédiatement“ [Brivois 390]. Die selten vorh an denen Port raits der jungen Brahm an in „à l’étoile“ avant la lettre „augmentent le valeur“ [Rahir] des Buches. Das vier t e zus ätzl iche Por t rait zeigt die Marguerite abandonnée [nach S. 10; Cart eret III , 540, Nr. 2]; es liegt auf Chin apapier vor. Da m it sind der Besonderheit en dieses Ausn ahmeExemplars noch nicht genug: In einem überz ähl igen Exemplar des 4. Liefer ungsu mschlags liegen außer dem der vierseit ige Prospekt, zwei weit er e Blät t er Verl agsa nz eigen auf röt l ichem Papier und schließ lich der Umschlag zur zweit en Liefer ung der Galer ie de Portraits pour Paul et Virginie bei. Der Buchu m schlag liegt in der ersten Var ia nte auf blaßblau em Papier mit der gew ürfelten und in den Ecken fächer f ör m igen Or n a ment ierung im „style hindou“ vor – dies alles in der stil istisch passend dekor iert en Chem ise von Émile Mercier. Proven ienz: Auf dem Innendeckel der Chem ise Ex libris G[ust ave] Debayser (nicht im Aukt ionsk at a log vom 11.5.1937) und Georges Lainé (Aukt ionsk at a log 1962, Nr. 27: frs. 3.300).
– 132 –
Romant ischer Prunkeinband mit zwölf vergoldet en Beschlägen 53 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 7 Por t raits in Stahl stich, 29 Ta feln in Holz schnitt, 1 gestochen e kolor ierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur it iu s), alle Tafeln auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit zum eist bedruckten Seidenvorsätzen, über 450 Textholz schnit te. 6 Bl. (tables), S. [III]-LVI, 458 S. (durchgehend pag iniert), 1 Bl. Quart (250 x 161 mm). Prunkeinband der Zeit (des Ver legers?) aus auberg inefarbenem Samt mit zehn verg olde ten, floral orn am ent ierten, durchbrochenen Beschlägen an den Ecken und Kapitalen, zentral auf dem Rücken eine verg oldete Platte mit graviertem Titel und Arabes ken, prachtvolle verg old ete Schließe, Doublüren und Bezug der fliegenden Vorsätze aus Moiréseide, in mit Filz ausgeschlagener Halbm aroquink assette von Devauchelle
mit goldgeprägtem Titel und Goldf ileten auf dem Rücken, diese wiederum in mit Filz ausgeschlagenem Papp schuber mit Led erk anten ( Vort itel entfernt, Kartons meist braunf leckig). Ein frappant er Prunkeinband, der mit seinen zwölf vergoldet en Met allbeschlägen in ty pisch rom ant i scher Ma n ier an die mit t ela lt erl iche Buch k ult ur an spielt. Eines der frühesten Verlagswerke Curmers in fast ident ischen Einband bot das Ant iq ua r iat Mar tin Breslauer 1970 an [Cat alogue 101, Nr. 339, mit Abb.], sig niert „Alph. Gir ou x à Par is“. Alphonse Girou x, der etwa zwischen 1826 und 1848 tätig war, ist daru m auch der vorliegende Einband zu zuschreiben, mit der Einschränk ung, daß er wie der u m seine Auf t räge nicht selbst ausf ühr t e, son dern „almost certainly com missioned bind ings by the best executants of the day“ [Ramsden 94]. – Wie unber ührt.
– 147 –
Mit zwei Aut og raphen von Sainte-Beuve und zahl reichen Fumés, in der orig inalen als Buchobjekt gestalt et en Pappk assett e des Verlegers 54 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 7 Port raits (darunter 1 zu sätzlich zweim al auf jeweils anderem Papier) und 2 zu sätzliche Port raits in Stahl stich, 29 Tafeln in Holzschnitt (dazu 5 auf Seide auf gezogene Doublet ten), 1 gestochene kolor ierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur itiu s), alle Tafeln auf Chin a papier, mont iert auf Karton, mit bedruckten Seid en vorsätzen, über 450 Textholzschnitte; separat 1 zu sätz licher Probedruck des Fronti spizes auf Velinpapier, 14 Probedrucke zu den Tafeln auf Chin apapier (zu sätzlich 1 Doublet te), 36 Probedrucke zu Textabbildungen auf Chin apapier (zu sätzlich 8 Doublet ten). 3 Bl., 6 Bl. (tab les), 1 Bl., S. [IX ]-LVI, 458 S. (durchgehend pag iniert), 1 Bl.; separat 4 S. (Prospect us). Quart, unbeschnitten (270 x 175 mm). Bläuliche Orig i nal-Broschur mit Orn am entik im „style hindou“ in ori gin aler grün er Pappk assette mit relief iertem Dek or, rosa Titelm ed aillon und durch Riefen vert ieftem Gold“Schnitt“ (Kassette berieben, beg riffen und mit klein e ren weggeschabten Stellen, Innengelenk mit 6 cm langem Einr iß., Zugbändchen ger issen). Mit zwei Aut og raphen von Sainte-Beuve und weit er en Beig aben – in der heut e wohl unika len, als Buchobjekt gestalt et en Pappk asset t e Hellg rüne Deckel mit relie fiertem Dekor, vorn ein rosa Tit elmed aillon mit kall ig raphischer Inschrift Paul et Virginie in erh a benem or n a ment a lem Rah menwerk, an drei Seit en glänz end imit iert er Gold schnitt – diese orig in a le Pappk asset t e sieht aus wie der Einband selbst. Sie wurde in 180 Jahr en schon oft m als vorgez eigt, wie ihre Gebrauchsspur en ah nen lassen. Klappt man sie auf, gibt sie ein tadelllos erh alt enes un beschnit t enes Exemplar der Erst aus ga be in der Orig in al-Broschur frei. Der bläul iche Glanzpapier u mschlag präsent iert sich in der ersten Var ia nt e mit der gew ürfelt en und in den Ecken fä cher f ör m igen Or n a ment ierung im „style hindou“. Auf dem Titel hat der Band die später e Verlags adresse „rue Richelieu“ [vgl. Cart eret III , 537]. Doch ruht hier keineswegs ein unb er ührtes Ex emplar; es wim melt dar i n vielmehr von Beig a ben, welche die Auf b ew ahr ung in einer Schat ulle na helegen. Wie in manch ander en Exempla r en wur den den Portraits der Mad ame de la Tour und des
Docteur auch die beiden prov isor ischen Ta feln aus engl ischen Keepsakes beigegeb en, die sich in den zuerst ausgel iefer t en Exempla r en fanden, da die ei gentlichen noch nicht zur Verf üg ung standen [vgl. Nr. 52]. Das Portrait des Docteur ist zudem trip lett vorh anden: auf Chin apapier, auf aufgewalzt em Chin apapier und auf Vel inpapier. Das Front i spiz liegt noch ein weit er es Mal als Probed ruck auf Vel in bei; fünf Ta feln (dar u nt er wieder u m das Fronz ispiz) wurden zusätzl ich als Probed rucke auf aufgez oge ner Seide eingebunden. Dar ü ber hinaus liegen 15 Probed rucke zu den Tafeln (davon 1 Doublet te) und 44 Probed rucke zu Text a bbildungen (davon 8 Doub letten) auf Chin apapier lose bei, wobei die Doub let ten teilweise Va r ia nt en darstellen. Nicht fehlen durf t e der vierseit igen Verl agsprospekt. Unika le Weihen bekommt das Exemplar durch zwei eingebundene Aut og raphen von Charles-Aug ustin Sainte-Beuve: ein vierseit iges Frag ment aus seinem Konz ept des ein leit enden Essays sow ie ein einseit ig beschriebenes Briefchen an den Verleger Léon Curmer mit dessen Adresse auf der Seit e gegenü ber.
– 148 –
Unika les Exemplar mit Verfasser-Aut og raph, fünf Orig inal-Zeichnungen und zusätzl ichen Port raits in einem innovat iven Einband von Mar ius Michel, aus dem Besitz des Verlegers Art hur Meyer 55 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 1 Doppelblatt mit hand schriftlichem Brief des Autors, 1 auf Karton mont ierte Orig in al-Bleistiftzeichnung des Port raits Saint-Pierres von Lafitte, 4 Orig in al-Bleistift zeichnungen von Tony Johannot (auf 3 Kartons), 7 Por traits in Stahlstich, 3 zu sätzliche Stahlstich-Port raits (darunter das von Léon Curmer), 29 Tafeln in Holz schnitt, 1 gestochene Karte der Ile-de-France (d. i. Mau rit iu s), alle Tafeln auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit zum eist bedruckten Seidenvorsätzen, über 450 Text holzschnitte. LVI S., 458 S. (durchgeh end pag iniert), 1 Bl., 6 Bl. (tables). Quart, unbeschnitten (268 x 173 mm). Dunk elg rün er Mar oquinband auf glat ten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel zwischen zwei sechsfachen Goldf iletenrah men, am Fuß das goldgeprägte Emblem eines Hahnes, mit siebenfachem Goldf iletenrahm en auf den Deckeln, doppelten Goldf ileten auf den Steh- und floraler Bordü re auf den Inn enk anten, mit mittelbraun en Mar oquin doublüren, darauf über einem goldgeprägten Rautenfeld ein Semis von zweifarbig in Grün und Lila intarsier ten Veilchen, mit fliegenden Vorsätzen bezogen mit grüner Seide, weiteren Vorsätzen aus Marm orpapier und einge bundenem blauen, orn am ent ierten Orig in al-Um schlag, auf der Doublüre sig niert „Mar iu s Michel“ , in mit Filz ausgeschlagenem grünen Saff ian steck schuber mit gold geprägtem Rückent itel und dem Hahnenemblem am Fuß, dieser in roter Mar oquink assette, sig niert A. Palomino (Um schlag hinterlegt und vorn mit minim alen Randfehlstellen). Unik a les Exemplar, getrüf felt mit ei nem handschrift l ichen Brief Saint-Pierres, der Orig in al-Zeichnung zum Tit elpor t rait von Lafitte, 4 Orig in al-Zeichnungen Tony Johannots, dem gestochenen Por t rait des Verlegers Curmer und 2 weit er en zusätzl ichen Stahlstichen, in ei nem innovat iven Einband von Henr i Ma r iu s Michel Dies ist das mit orig in a len Dok u ment en anger ei cher t e Exemplar des Pa r is er Zeit ungsverleg ers Arthur Meyer (1844 –1924), der nicht nur Bücher, sondern auch Aut og raphen und Zeichnungen sam melt e.
– 149 –
Beigegeben wurde zun ächst ein schönes Aut og raph des Aut ors aus dem Jahr nach der Ersterscheinung mit int ere ss ant en Konjekt ur en zum Them a „Paul et Virgin ie“ und seiner Rez ept ion. Der dreiseit ige handschrift l iche Brief (Blatt g röß e 210 x 158 mm) vom 14. Juni 1789 an die Marq uise de La Ferrandière nimmt Bez ug auf eine von ihr verfaßte Rom anz e Paul et Virginie. Saint-Pierre ber icht et, wie seine Hausa ngestellte, eine „bonne femme de campa gne tout simple“ nach der Lektür e in Trä nen aufgelöst war, wie aber auch Lit er at urk und ige des Lobes voll seien. Er selbst bitt et um die Erl aub nis, den Text zusammen mit Not en für Violine der Comtesse de Chaumont (ihr er Tocht er) zu wohlt ät i gen Zwecken drucken zu lassen, um „fair e habi ller, à l’entrée de l’hyver, de pauvres enfans, en memo ire de Paul et Virgin ie et de la vôtre“. Zum Schluß ber icht et er u. a., daß sein Freund [Claude Joseph] Vernet (1714 –1789) aktuell an einem Gem älde des Schiffbruchs von Paul und Virgin ie für den Salon 1789 arbeit e. Es folg en fünf auf vier Kartons montierte Blei stiftz eichnungen – allen vora n die orig in a le Blei stift z eich nung zum Tit elpor t rait Saint-Pierres von Louis Lafitte (Blattg röße: 209 x 144 mm), in sehr fei nem Strich. Die vier anschließenden Zeich nun gen von Tony Johannot sind demgegenü ber skiz zenh af t er und freier. Ganzseit ig ist die mit wen igen Strichen seit enverkehrt ent wor fene Uma r mung der „Dern ière entr ev ue de Paul et de Virgin ie“ (Blatt größe: 220 x 144 mm; vgl. Tafel vor S. 152). Zwei klei ner e Skizz en sind zus ammen auf eine Tafel mon tiert: Sie zeigen die Begegnung des Erz ählers mit Mad ame de la Tour und Marguerite (Blattg röße: 84 x 101 mm; vgl. Textholzschnitt S. 13) sow ie seit en verkehrt die rühr ende Szene, in der Paul Virgin ies wundgel aufene Füße fürsorgl ich mit Farnblät t ern umw ickelt (Blattg röße: 67 x 95 mm; vgl. Textholz schnitt S. 53). Weit det aill iert er ausgef ührt ist wie deru m die Zeichnung der jeune Bramine (Blatt g rö ße 170 x 121 mm) mit zusätzl ichen Weißhöhungen in Gouache, die Johannot auch sig niert e. Sie weist gegenü ber dem gestochenen Por t rait (nach S. 400) eine sig ni fi k ant e Abweichung auf: näm l ich die An deut ung eines hinduistischen Bindi, des kult ischen Farbpunkts mitt en auf der Stirn. Dieser ist als wei ßer Fleck auch in manchen Exemplar en des Stichs anz ut ref fen, wob ei davon ausgeg angen wird, daß „cette étoile provenait d’un défaut de la planche (une paille) qui a été rebouché immédiatement“ [Brivois 390]. Die vorl iegende Orig in al-Zeichnung legt nun den Ged anken nahe, es könnt e sich doch
– 150 –
um ein vom Illustrat or bea bsicht ig t es Mot iv han deln, das in der gestochenen Version opt isch nicht völ l ig über z eug t e, viel leicht wie ein Plat t en feh ler wirkt e und dar u m ver wor fen wurde. Ein weit er es Ext ra ist das gestochene Por t rait avant toute lettre auf Chin apapier, auf k aschiert auf Kar ton, das den Verleg er Léon Curmer (1801 –1870) im Alt er von etwa 50 Jahr en zeigt, und der mit der vorl iegenden „édit ion ext raord ina i re“ [Brunet] das „representative illust r at ed book of the Roma nt ic period“ [Ray II , 305] schuf und dieses Buchgenr e „à son sommet“ [Adhémar/Séguin 30] führt e. Der orig in ale Buchu mschlag liegt in der ersten Va ria nt e auf blaßblauem Papier mit der gew ür felt en und in den Ecken fächer f ör m igen Or n a ment ierung im „style hindou“ vor; auch der Tit el weist die frü her e Verl agsadresse „rue Sainte-Anne“ auf. Ein be sonders exk lusives Merkm al daf ür, daß es sich um eines der „prem iers exemplai res complets livrés au pu blic“ [Sieu rin] handelt, ist die Por t rait-Vig net t e am Schluß von La chaumière indienn e [S. 418] mit dem Motiv der Bonne femme, der Profi la nsicht der Verlegerg at t in Ma r ie Cat hetrine Curmer, von dem Beispiele „très ra r es“ [Beraldi VIII , 271] anz ut ref fen sind – „articles désobligeants eng agèr ent Curmer à le supprimer dans le reste de l’édition“ [ebd.]. Von der Hastigkeit der Ausl iefer ung der ersten Ex emplar e zu Neujahr 1838 zeugen die beiden prov i sor ischen Por t raits der Madame de la Tour und des Docteur, die, weil nicht rechtz eit ig fert ig, durch Sti che aus engl ischen Keepsakes ersetzt wurden [vgl. Brivois 393]. Sie wurden unser em Exemplar eben falls zusätzl ich beigegeben (Madame de la Tour: nach S. 14, Car t eret III , 540, Nr. 3; Docteur: nach S. 320; Cart eret III , 540, Nr. 4). Die Kart e der Ile-de-France
schließl ich, der heut igen Insel Maur it iu s – „Dres sée par A. H. Dufour. 1836. Gravée par Dyonnet“ – blieb ausn ahmsweise un kolor iert. Das unika le Exemplar des für Beraldi „plus fameux des livres illustrés du XIXe Siècle, et l’un des plus rema rquables qui aient jam ais été publiés“ [Beraldi V III , 271] präsentiert sich in einem würd igen Einband von Henr i Ma r iu s Michel (1846 –1925). Dieser führ t e nach ausg iebigen Stud ien in Muse en und Kat hed ra len ein dekor at ives „élément nouveau“ in die Einbandk unst ein: „la flor e ornemen tale, qui alla it fair e de lui le maître le plus influent de la decor at ion de la reliure à la fin du XIXe siècle“ [Fléty 121]. Währ end der dunkelg rüne Einband außen durch den schlichten Schmuck mehrfacher Fileten r ah men einen nücht er nen, fast strengen Zug besitzt, eröffnet sich auf den Doublür en ein üppi ges, golds chim merndes und zweifarbig int arsie rtes Veilchen-Sem is: „C’est un décor exq uis et bien nouveau“ [ebd.; siehe auch Beraldi, La reliure IV, 59, mit Abb. der Doublüre]. Daß der bedeutende Einband in abs olut unt adel ig er Erh alt ung vor liegt, versteht sich ang esichts der bedeut enden Proven ienz von selbst. Proven ienz: Kat a log Da m ascène Morg and, Livres dans de riches reliures, 1910, Nr. 351, noch ohne Orig in aldok u ment e: frs. 1.500. – Ar t hur Meyer (1844 –1924), der Verleger der Zeitung Le Gaulois, mit dessen Exl ibris auf dem ersten fliegenden Vor satz verso und dessen goldgepräg t em Em blem des Hahns mit der Dev ise „Je chant e clair“ auf Einband und Schuber. – Dessen Cat alogue „privé“, 1921, Nr. 127. – Auktionsk atalog 1924, Nr. 133: frs. 4.100. – Aukt ionsk at a log Robert Schu m ann 1930, Nr. 344: frs. 9.100.
– 151 –
Exemplar auf Chinapapier, mit Aut or-Aut og raph und weit er en Zug aben, in der ersten Var ia nt e der Adresse Curmers 56 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 7 Portraits in Stahlstich, 2 zusätzliche Portraits in Stahlstich, 29 Tafeln in Holzschnitt, 1 gestochene kolo rierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur it iu s), alle Ta feln auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit zum eist bedruckten Seidenvorsätzen, über 450 Textholzschnitte; 2 zusätzliche Bl. mit dem Medaillon der „Bonne femme“ auf Chin apapier; 3 zu sätzliche Var ianten der StahlstichPort raits auf Karton. [VI] S., 6 Bl. (tables), S. [VII]-LVI, 458 S. (durchgehend pag iniert), 1 Bl.; 4 S. ( Verlagspro spekt), 1 rosa Bl. ( Verlagsanzeige). – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, kaum beschnitten (255 x 161 mm).Nachtblauer Mar oquinband des 19. Jahrhunderts auf fünf pointillé verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel, in den übr igen Rückenk ompartimenten vierfache Goldf ileten rahm en in doppeltem, fettem und magerem Goldf ileten rahm en, die Deckel mit vierfachem Goldf iletenrahm en in fettem und magerem Goldf iletenrahm en, mit doppeltem Goldf iletenrahm en auf den Steh- und breiter Dentelle bordüre auf den Inn enk anten, mit marm or ierten Vor sätzen, nachgebunden em illu strierten Liefer ungs-Vor derum schlag und Ganzg oldschnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Cuzin“ , in schwerem, mit rotem Filz ausgeschlagenem dunk elblauen Leinen schuber mit Mar oquink anten. Exemplar auf Chin apapier mit Aut or-Aut og raph und weit er en Zug a ben Wohl nur 35 Exemplar e von Paul et Virginie wurden auf Chin apapier ged ruckt – dies ist eines davon, und zwar in der ersten Var ia nte mit der Verlagsadres se „rue Sainte-Anne“ [vgl. Carteret III , 537]. Das hier als Ta fel eingef üg t e Por t rait der Verlegerg at tin Curmer am Schluß von La chaumière indienn e [nach S. 418] war nur in den „prem iers exemplai res complets livrés au public“ [Sieu rin] vorh anden. Diese Exempla r e à la Bonne femme sind „très rar es“ [Beraldi V III , 271] – wie rar dann wohl auf Chi napapier, wie in unser em Exemplar, wo das Blatt
kur ioser weise noch ein zweit es Mal als Fehld ruck beigebunden wurde. Die zuerst ausgel iefer t en Bän de hat t en für die nicht rechtz eit ig fer t iggestellt en Por t raits der Mad ame de la Tour und des Docteur Ers atzstiche aus engl is chen Keepsakes [vgl. Toinet]; auch diese wurden unser em Exemplar zusätz lich beigef ügt, das da m it sämt l iche At t ribut e des premier tirage der ersten Ausg a be auf weisen kann. Drei der insgesamt sieben Por t raits liegen doublet t in ander em Zustand auf Kart on vor, der Stahlstich des Ver fassers zusätzl ich avant toutes lettres, der des Docteur als Probed ruck mit vorl äu figer Schrift, La jeune Bramine als Probed ruck avant la lettre und mit dem rätselh aften Fleck auf der Stirn – allein die se spez ielle Tafel, so Rahir, steiger e den Wert des gan z en Buches. Ein weit er es Illustrat ionsmot iv, das Bild der nach ihr em trag ischen Tod zum Him mel emporschwe benden Virgin ie, findet sich nicht im Buch, sondern allein auf dem Vorder u mschlag zur 19. Liefer ung. Das lit hog raphische Blatt ist unser em Exemplar gleich falls nachgebunden, ebenso wie ein viersei tiger Verl agsprospekt des Buches und eine Verl ags anz eige auf rosa farbenem Papier. Vollständ ig ind iv idua l isiert wird unser Band durch ein auf einem Vorblatt mont ier t es, eins eit ig be schriebenes Doppelblatt: ein handsig nier t er Brief des Aut ors vom 24. März 1806 an den Par iser Buch händler Merl in (bei der Aukt ion Lafond 2015 nicht mit b eschrieb en!). Den edlen Ma r oq uin-Einband des sehr breitr and ig und überh aupt wie neu erh al tenen Buches schuf Francisque Cuzin (1836 –1890) [vgl. Fléty 50 f.]. Proven ienz: Félix Chanc el, dess en gestoc henes Ex l ibris auf eingebundenem Blatt. – And ré Ber t aud, Auktion I, 1957, Nr. 58: frs. 380.000. – Auf dem Innendeckel Etikett des Ant iq uars und Verlegers Pierre Berès (1913 – 2008). – Auf dem fliegenden Vor satz Exl ibris von Henr i Lafond (1894 –1963), dessen Aukt ion 2015, Nr. 23 (Autor-Autog raph dort nicht beschrieben!).
– 152 –
Das Exemplar von Louis Ferdinand duc d’Orléa ns auf Chinapapier 57 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 7 Por t raits in Stahl stich, 29 Ta feln in Holz schnitt, 1 gestochen e kolor ierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur it iu s), alle Tafeln auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit zum eist bedruckten Seidenvorsätzen, über 450 Texth olz schnit te. [VI] S., 6 Bl. (tables), S. [VII]LVI, 458 S. (durchgeh end pag iniert), 1 Bl. – Auf Chin aPapier gedruckt. Quart, völlig unbeschnitten (265 x 168 mm). Roter Mar o quinband der Zeit auf fünf flache, von Blindf ileten ein gefaßte und mit fetten Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und doppeltem, fet ten und mageren Goldf iletenrahm en in den übr igen Rücken kompartimenten, die Deckel mit fettem und magerem Gold- sowie Blindf iletenrahm en, weiterem doppeltem Goldf iletenrahm en mit großen Eckfleurons und zent ra lem verschlungenen Monogramm „ LFO“ unter einer Kro ne, mit Goldf ilete auf den Steh- und floraler Bordüre auf den Innenk anten, Doublüren und Vorsätzen aus creme farbener Moiréseide, am Fuß sig niert „Laurent“ , in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit Maroquink anten (erste Lagen etwas gelockert, un scheinbar restaur ierte Stelle auf dem Vorderdeckel). Das nach Ansicht Berald is ber ühmt este illustrier t e Buch des 19. Jahrhunderts [vgl. Beraldi VIII , 271] liegt hier in einem besonders prom inent en Exem plar vor. Es stammt aus dem Besitz von Louis Fer din and duc d’Orléa ns (1810 –1842) dem ältesten Sohn des ‚Bürgerkön igs‘ Louis-Philippe I., der als dessen Thron folger ausersehen war, jedoch ber eits 1842 durch einen trag ischen Unfall mit seiner Kut sche ums Leben kam. Der Noblesse des Erstbesit zers entsprechend ist es eines von wohl nur 35 auf Chin apapier ged ruckt en Exempla r en. Der Herz og ließ es völl ig unbeschnitt en von Laur ent [vgl. Rams den 121] in rotes Mar oq uin binden und den Deckeln seine gek rönt en Initia len aufprägen. Gene rell sind zeit genössisch gebundene Exempla r e auf Chin a „d’une grande ra r et é“ [Car t eret III , 537]. Das Buch besitzt noch die beiden Ers atzportraits für Mad ame de la Tour und den Docteur aus engli schen Keepsakes, da die eig ent l ich vorg esehenen Ta feln zum Ausl iefer ungst er m in an Neujahr 1838 noch nicht fert ig war en [vgl. Toinet]. Der Tit el hat die spät er e Verlagsadresse „rue Richelieu“ [vgl. Car teret III , 537].
Proven ienz: Dies ist das Exe mplar von Loui s Fer d i n and duc d’Or lé a ns (1810 –1842), mit des sen gek rönten Initialen auf den Deckeln und des sen Bibliot heksstempel auf dem Vort it el. – Auf dem
– 154 –
fliegenden Vorsatz das Exlibris von Pierre van der Rest (dessen Auktion am 20.10.1964, Nr. 138: frs. 7.050) und das Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann.
Eines von 15 Exemplar en auf großem Chinapapier mit sieben zusätzl ichen Tafeln, aus dem Besitz von Alexa ndre Roudinesco 58 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 7 Port raits in Stahlstich, auf Chin apapier aufgewalzt (6 mit bedruckten Seidenvorsätzen), davon 6 auf je unter schiedliche Weise „doublet t“; 29 Tafeln in Holzschnitt auf Chin apapier (davon 28 mit bedruckten Seidenvorsätzen, 1 auf Chin apapier aufgewalzt); 1 gestochene Karte der Ile-de-France (d. i. Maur it iu s), auf Chin apapier aufge walzt, diese kolor iert wiederholt; alle Tafeln auf Chin a papier; über 450 Textholzschnitte. [VI] S., 6 Bl. (tables), S. [VII]-LVI, 458 S. (durchgehend pag iniert), 1 Bl. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, kaum beschnitten (279 x 178 mm). Langgen arb ter nachtblauer Mar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel und Erscheinungsjahr, jeweils umgeben von den ganz en Rücken ausf üll en den Arabesk en aus fetten und mager en Goldf ileten, mit breitem Rahm en aus denselben Arabesk en auf den Deckeln, mit von golden en Rechtecken unterbrochen en Goldf ileten auf den Stehk anten, beigen, goldgerahmten Lederdoublüren und mit blauer Seide bezogen en Vor sätzen, Ganzg old schnitt über Témoins und eingebunde nem illu strierten Orig in al-Glanzpapierum schlag (inkl. Um schlagr ücken), gebunden von „E. & A. Maylander“ (Sig natur auf Spiegel) nach Entwurf von „A. Roudinesco“ (ebd.), in nachtblauer Halbm aroquinchemise mit goldgeprägtem Rückent itel und mit Filz ausgeschla gen em Pappschuber mit Mar oquink anten, ebenfalls sig niert von Maylander (Schuber berieben, Um schlag oxydiert). Von dem „plus fameux des livres illustrés du XIXe Siècle“ [Beraldi VIII , 271] ließ der Verleger 35 Ex empla r e auf Chin apapier drucken, 15 davon auf großem Chin apapier [vgl. Car t eret III , 537]. Eines,
dasjen ige von Alexa nd re Roudinesco, liegt hier vor, in einem Form at von etwa 279 x 178 mm – das Ex emplar von René Desc amps-Scrive maß led iglich 266 x 175 mm. Insgesamt sieben zusätzl iche Ta feln ind iv idua l isie ren den vorl iegenden Band. Dies bet rifft die Kart e von Maur itiu s, die in Schwarz-Weiß und kolor iert vorl iegt, sow ie sechs der sieben Por t raits. Dasjen ige des Ver fassers findet sich ein m al auf aufgewalzt em Chi n a, mit Darstellung ei ner Him melssphä r e au ßerh alb des Rahmens und den Namen von Zeichner und Stecher, sow ie ein m al auf großem Chin apapier avant toute la lettre und ohne Sphär e. Auch die übr i gen Port raits sind je einm al auf großem Chin a ab gez ogen, das durch einen heller en Farbt on auf f ällt; diese ha ben bed ruckt e Seidenvorsätze, das der Marguerite abandonnée [zu S. 10] und der jeune Bramine [nach S. 400] sind wie das des Verfassers epreuves avant toute la lettre. Bei der Brahm an in zeichnet sich noch der weiße Fleck auf der Stirn ab, der in dem Abz ug auf aufgewalzt em Chin a get ilgt wurde. Diese selt ene Va r ia nt e à l’ étoile [Car t eret III , 540, Nr. 1] – ob nun „une défaut de la planche“ [Brivois 390] oder nicht – ist für Sammler von besonder em Wert [vgl. Rahir]. Als einz ige ist die Madame de la Tour nur einm al zu sehen (nach S. 14), und zwar in der „richt igen“ Va r ia nt e. Da ihr Por t rait sow ie das des Docteur zum Ausl iefer ungst er m in an Neujahr 1838 noch nicht fert ig war en [vgl. Toinet], wurden sie in ein igen Exempla r en durch Abbildungen aus engl ischen Keepsakes ersetzt. Vom Docteur ist diese prov isor ische Va r ia nt e zusätzl ich vorh anden [nach S. 320]. Unser Band hat auf dem Titel die spät er e Verlags adresse „rue Richelieu“ [vgl. Cart eret III , 537]; der sehr selt ene orig in a le Glanzpapier u mschlag liegt
– 156 –
wieder u m in der ersten Va r ia nt e mit der gew ür fel ten Orn amentierung im „style hindou“ vor. Die orient a lisierende Or n a ment i k setzt sich auf dem Einband fort, den Alexa nd re Roudinesco selbst ge stalt et e, wie der Vermerk „Dr. A. Roudinesco inv.“ auf dem Spiegel kundg ibt. Das Design ähnelt dem seiner Exempla r e von Le diable à Paris und der Voya ge où il vous plaira in unser er Sammlung, ist aber keineswegs ident isch. Wie jene Bände wurde auch der vorl iegende im „atel ier célèbre“ [Fléty 125] von Émile und And ré Mayla nder in Ganzm a r oq uin gebunden und mit Chem ise und Schuber versehen. Gesellt sich dieses Buch so zu weiter en Titeln aus der Kol lekt ion Alex a nd re Roudinescos mit von
ihm gestalt et en Einbänden, steht es mit ander en Paul et Virginie-(Erst-)Ausg a ben in einer Reihe und ist selbst in diesem Kontext nicht das einz ige auf Chin apapier – läßt es sich also diversen „Ensem bles“ zuordnen, so stat uiert das per fekt erh alt ene Exemplar in der Sum me seiner bibliophilen Beson derheit en ein ein m a l iges Exempel. Proven ienz: Illus trier t es Ex l ibris von Alexa n dre Roudinesco verso fliegendem Vors atz, dessen Auktion 1967, I, Nr. 118 (mit Einband-Abb.): frs 39.000! – Daru nt er das Monog rammschild „R. E.“ von Raphaël Esmer ian, dess en Aukt ion I V, 1973, Nr. 108: frs. 37.000.
– 157 –
Mit einem Brief Napoleon Bonapart es an den Verfasser – Exemplar auf großem Chinapapier 59 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 7 Port raits und 2 zu sätzliche Port raits in Stahlstich, 29 Tafeln in Holzschnitt, 1 gestochene kolor ierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur it iu s), alle Tafeln auf Chin apa pier aufgewalzt; über 450 Textholzschnitte. LVI S., 458 S. (durchgehend pag iniert), 6 Bl. (tables), 1 leeres Bl. – Auf großem Chin apapier gedruckt. Quart (260 x 165 mm). Grobgen arbter weinr oter Mar o quinband der Mitte des 19. Jahrhunderts auf fünf Bünde au pointillé, mit goldgeprägtem Rückent itel in Gold filetenrahm en sowie Erscheinungsort und -jahr in einem weiteren Rückenfeld und vier goldgeprägten Fleurons in den übr igen Rückenfeldern, jeweils in doppelten Gold filetenrahm en mit großen Eckfleurons, auf den Deckeln drei Goldf iletenrahm en, darin schöne Eckfleurons (wie auf dem Rücken), mit doppelten Goldf ileten auf den Stehk anten, breiter Dentellebordüre auf den Innenk an ten, marm or ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt, auf dem Spiegel sig niert „Hardy-Mennil“ (Einband mini mal braunf leckig, einige Lagen papierbedingt gebräunt, einige Blätter leicht braunf leckig). Exemplar auf großem – japanä hnl ichem! – Chin a Papier – mit beil igendem, eigenh änd ig sig nier t em Brief Napoleon Bon apar t es an den Ver fasser Von dem „plus fameux des livres illustrés du XIXe Siècle“ [Béraldi VIII , 271] ließ der Verleger 35 Ex emplar e auf Chin apapier drucken, 15 davon auf gro ßem Chin apapier [vgl. Car t eret III , 537]. Ein wei ter es liegt hier vor, im zeit genössischen Einband. Da die Portraits der Mad ame de la Tour und des Docteur zum Ausl iefer ungst er m in an Neujahr 1838 noch nicht fert ig war en [vgl. Toinet], wurden sie in ein igen Exempla r en durch Abbildungen aus eng lischen Keepsakes ersetzt. In unser em Exemplar ist diese prov isor ische Va r ia nt e zusätzl ich vorh anden. Der Band hat auf dem Titel die später e Verlags adresse „rue Richelieu“ [vgl. Cart eret III , 537]. Beil iegend ein von Napoleon handsig nier t er Brief an den Verfasser, vom „23 frimai re an 6“, das ist der 13. Dez ember 1797, wen ige Wochen nach dem Ende des Ersten Koa lit ionsk riegs durch den Frieden von Campo Formio und der Annex ion der linksrhein i schen deutschen Gebiete durch Frankreich. Das Doppelblatt (Blatt g röße: 226 x 181) mit hor iz ont a ler
und vertik aler Faltspur ist auf der ersten Seite in brau ner Tint e beschrieben: Par is le 23 frimaire an 6. Je reçois à l’ instant un exemplaire des vos ouvrages. Je vous remercie de la belle lettre qui les accompagne. Votre plume est un pinceau. Il manque à la chaumière indienne une troisième Sœur. Vous vous donnerez par là le tems de finir votre grand ouvrage, en satisfaisant l’ impat ience du public. Je vous salue Bon aparte Cen Bern ardin de St. Pierre
– 160 –
Das schönste Exemplar überhaupt – auf großem Chinapapier, mit allen Tafeln und der Mehrzahl der Texti llustrat ionen in doppelt er, gelegentl ich dreifacher Ausführ ung, in zwei Mosai keinbänden von Mar ius Michel 60 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 10[!] Port raits in Stahlstich auf aufgewalztem Chin a papier, zusätzlich 8 auf Karton, 3 auf Chin apapier und 1 auf aufgewalztem Chin apapier wiederholt; 29 Tafeln in Holzschnitt auf Chin apapier, sämtlich doppelt bzw. 5 dreifach (davon 3 je einm al auf aufgewalztem Chin a, der illu strierte Titel zu sätzlich einm al mit mont iertem Aus schnitt der Titelinschrift) und 1 vierfach (zweim al auf aufgewalztem Chin a); Tafeln mit zum eist bedruckten Seidenvorsätzen; 1 gestochene Karte der Ile-de-France (d. i. Maur itiu s) auf Karton, diese zweim al, in unter schiedlic her Kol or ier ung, auf aufg ewalztem Chin aPapier wiederholt; über 450 Textholzschnitte, davon 229 als Probedrucke auf aufgewalztem Chin apapier wieder holt, 2 zusätzlich separat beiliegend, die in diesem Ex emplar nicht abgedruckte Vig nette der „Bonne femme“ zweim al zu sätzlich auf Karton und auf aufgewalztem Chi napapier, 1 Vig nette zu sätzlich in einer nicht gedruckten
Var iante auf aufgewalztem Chin apapier. LVI S., S. [1]178. Und: 3 Bl. (zweite Titelei), S. 179 – 458 S. (durch geh end pag iniert), 1 Bl., 6 Bl. (tables). – Auf großem Chin apapier gedruckt. Quart, fast unbeschnitten (280 x 192 mm). Zwei grobge narbte hellbraune Mar oquinbände auf fünf Bünde, mit goldgeprägten Rückent iteln, auf Rücken und Deckeln reic he goldgerahmte floral-orn am entale Intarsien in zwei Rottönen, Dunk el- und Olivg rün sowie Ockergelb, mit doppelten Goldf ileten auf den Stehk anten, breiten Innenk anten aus hellbraunem Mar oquin, einen dunk el braun en Mar oquin streifen um schließend und von die sem getrennt durch ein en Goldf iletenrahm en mit Eckfleurons, mit Doublüren und Vorsätzen aus mehrfarbig floral-orn am ent ierter Seide, weiteren Marm orpapier vorsätzen, mit eingebundenem, auf einen Steg mont ier ten blauen orn am ent ierten Orig in al-Vord eru m schlag und Ganzg oldschnitt über Témoins, auf den Spiegeln sig niert „Mar iu s Michel“ , in zwei sehr stabilen Steck schubern, außen aus dunk elg rünem, innen aus dunk el
– 164 –
rotem Mar oquin, mit goldgeprägten Rückent iteln (Schu ber ger ing berieben). „Nous si g nal ons le plus beau des ex empla i res con nus“, setzt e Léopold Car t eret acht unggebiet end seiner Beschreibung des hier vorl iegenden biblio philen Wunders vora n: „Cet exemplaire sur chine […] est très grand de marges, il contient en out re des grands bois à toutes marges sur papier de Chine; tous les fumés des bois qui sont de pur es merveilles d’art et montr ent, sous un jour inconnu aux bibliophiles, l’admirable product ion de la grav ure sur bois de 1830 –1840 quand elle peut se juger sur de semblables épreuves, quasi uniq ue, étourd iss ant es de vigueur et de velouté“ [Cart eret III , 537 f.]. Nicht nur Qualit ät und Schönheit, auch die schie re Fülle des diesem Exemplar hinz ugef üg t en Ma ter ia ls ist über w ält igend – der Zug a ben sind hier so viele, daß der Buchbinder Mar iu s Michel das Werk in zwei Bände auft eilt e. Der trotz des dünnen Chin apapiers enor me Um fang verd ankt sich dem Umstand, daß zum einen sämt l iche HolzschnittTa feln und Stahlstich-Por t raits mindestens zwei mal, gelegent l ich dreim al, meist auf verschiedenen
Papier en, manch m al auch in verschiedenen Druck zuständen vorh anden sind und daß zum ander en auch gut die Hälft e der rund 450 Textholzschnitt e zusätzl ich als mont ier t e Fumés auf Chin apapier ein gebunden sind. Was zeichnet das Exemplar an einz elnen Beson derheit en konk ret aus? Zun ächst besitzt es statt der übl ichen sieben gan z e zehn Por t raits: Hin z ugef ügt wurde das Bildn is Léon Curmers (1801 –1870), das in dopp elt er Ausf ühr ung gegenü ber seiner Hom mage Aux Art iste s eingebunden wurde. Es zeigt den Verleger im besten Alter von etwa 50 Jahr en mit selbstgew issem Blick – schließl ich führt e er mit der vorl iegenden „édit ion ext raord ina i re“ [Brunet] von Paul et Virginie das Genr e des illustrier t en rom ant i schen Buchs „à son sommet“ [Adhémar/Séguin 30]. Weil die Por t raits zweie r Rom an fi g ur en, der Mad ame de la Tour und des Docteur, zum Auslie fer ungsterm in an Neujahr 1838 noch nicht fertig war en [vgl. Toinet] wurden sie in den ersten Ex empla r en durch zwei Stiche aus engl ischen Keepsakes ersetzt. In dem unsr igen liegen diese ebenso
– 165 –
vor, wie die „richt igen“ Port raits – alle vier jeweils doublet t, auf Kar t on und aufgewalzt em Chin a. Eine früher e und eine spät er e Druck va r ia nt e spie gelt sich auch in der doppelt vorh andenen Titelei, eine Besonderheit, die Car t eret ent g ing: Diejen i ge im ersten Band, die Carteret übers ah, hat die früher e Verl agsadresse „rue Sainte-Anne“, die im zweit en Band die spät er e „rue Richelieu“ [vgl. Car teret III , 537]. Die ersten ausg el iefer t en Exempla r e ent h ielt en zudem eine Portrait-Vig nette am Schluß von La chaumière indienn e [S. 418]: Auf ihr war Ma r ieCatherine, die Gattin des Verlegers, im Profi l zu sehen; doch „art icles désobligeants eng agèr ent Curmer à le supprimer dans le reste de l’édition“ [Sieu rin]. Das auch in unserem Druck ausg elas sene Mot iv der Bonne femme wird auf zwei Tafeln, auf Kar t on und aufgew alzt em Chin a, „nachgel ie fert“. Die Por t raits des Verlegerehepaars stehen so mit am Eing ang und Ausg ang dieses zweibänd igen Exemplars gew isser m a ßen eina nder gegenü ber – was man in diesem Fall als eine besonder e Homm a ge des frühen Buchbesitz ers auf fassen kann. Des sen priv ileg ier t e Stellung hinw ieder u m zeigt sich auch an weit er en Besonderheit en des graphischen Bestands. Merkw ürd ig ist die Tafel der jeune Bramin e [nach S. 400] auf Chin apapier. Im Unterschied zu dem Abz ug auf aufgewalzt em Chin a zeigt sie die Dame mit einem runden weißen Fleck in Stirnen m it t e, der wie ein hinduistischer Bindi anmutet, in der Lit er at ur als Va r ia nt e à l’ étoile bek annt ist [Car t eret III , 540, Nr. 1], allerd ings „un défaut de la planche“ sein soll, „qui a été rebouché im médiatement“ [Brivois 390]. Daß uns er Samm ler demonstrat i ven Wert auf die selt en vorkom mende „fehlerh af t e“ Va r ia nt e leg t e, bestärkt unser e Ver mut ung (anl äß lich der unser er Num mer 55 beigegebenen Orig i nal-Zeichnung), es könne sich um ein bew ußt in tend ier t es Mot iv handeln, das gestochen wie ein Plat t enfehler wirkt e und dar u m „ber ein igt“ wurde. Auch die dreifach eingebundene Kar t e der Ile-deFrance – der Insel Maur itiu s – präsentiert sich je weils unt erschied l ich, ein m al un kolor iert und zwei mal in voneina nder abweichendem Kolor it. Unt er den Probea bz ügen der Text v ig net t en finden sich sechs, die von dem Stecher J. Bagg mit Blei stift sig niert wurden [zu S. 147, 239, 246, 303, 304, 305], ein weiter er [zu S. 136] weist intere ss anter weise kleine Retouchen in Weiß auf, die im Druck
jedoch nicht ber ücksicht igt wurden. Bemerkens wert ist schließl ich, daß eine Vig nett e mit über dem Meer kreisenden Vogelscha r en zusätzl ich in einer im Druck nicht rea l isier t en Va r ia nt e eingebunden ist. Für dieses einz iga r t ige Exemplar des ber ühmt esten illustriert en Buchs des 19. Jahrhunderts [vgl. Beraldi VIII , 271] schuf Henr i Mar iu s Michel (1846 –1925) um 1880 zwei herausr agende Mosa i keinbände „dans un style XVIe moderni sé“ [Car t eret III , 538]. Der Buchbinder kreierte als „élément nouveau“ in der Einbandk unst „la flor e ornement a le, qui alla it fai re de lui le maître le plus influent de la decor ati on de la reliure à la fin du XIXe siècle“ [Fléty]. Ein Musterbeispiel für diesen Stil haben wir in den bei den unt erschiedl ich dekor ier t en und doch per fekt nebeneina nder har mon ier enden Bänden mit herr lichen, reichen goldu m r andet en Deckel i nt ar sien in Braun- und Grünt önen mit Akz ent en in Ocker und Rot vor uns [vgl. Uza nne 195, mit Abb.]. Eingebun den wurde der aufgez ogene orig i n a le Vorder u m schlag in der ersten Va r ia nt e auf blaßblauem Papier mit der gew ürfelt en und in den Ecken fächerf örm i gen Or n a ment ierung im „style hindou“. Die nachweisba r e Besitz er r eihe beg innt mit dem disting uier t en Samm ler Paul Sébastien Gallim ard (1850 –1929) [vgl. Cart eret]; wahrscheinl ich war er es, dem wir die Gestaltung dieses schönsten Exemplars von Paul et Virginie verd anken. Es ver steht sich von selbst, daß die Bände, die spät er im Be sitz von Pierre Duché und Adria n Flühm ann war en, absolut ma kel los erh alt en sind. Proven ienz: Die Fumés stammen aus der Nachlaß auktion Léon Curmer vom 19. Mai 1874, Nr. 763: frs. 200, an Lefilleul. – Paul Sébastien Gallima rd (1850 –1929), der bedeut ende Samm ler und Vat er des Verleg ers Gaston Gallima rd. – Auf den flie genden Vors ätz en verso das goldgepräg t e LederEx l ibris von Pierre Duché, einem na hen Ver wand ten von Gallima rds Ehef rau Lucie (Aukt ion II , 1972, Nr. 109: frs. 81.000, der höchste Preis der Aukt ion), im ersten Band auch das Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann. – Heribert Tenschert, Kat a log 19, Schön e Einbänd e (1987), Nr. 116: sfr. 148.000. – Berna rd Breslauer, Katalog 110 (1992), Nr. 223, mit hymn ischer, wenn auch nicht fehler freier Beschreibung: $ 78.000.
– 166 –
Das Bad der Virginie – der orig inale Druckstock 61 [Bernard in de Saint-Pierre]. Johannot, Tony und Franç ois Loui s Français. Orig in aler Holzstock mit Illustrat ion zu: Paul et Virginie. [Par is, L. Curmer, 1838]. 1 gravierter, weißgehöhter Holzstock aus Buchsbaum (128 x 100 mm), 1 Probedruck auf Chin apapier. Unter bzw. in Passepartout fixiert und in ein em schwarzen, verglasten Kunststoffrahm en (260 x 320 mm). Orig in a ler Druckstock nach einer Zeichnung von Tony Johannot und François Loui s Français Virgin ie, in m it t en eines Ur waldd ickichts am Fluß ufer sitz end, völl ig unbek leidet und doch in zücht i ger, halb vom Bet racht er abgewandt er Halt ung, die einen Fuß ins Wasser taucht, um ein Bad zu neh men – diese Tafel aus Paul et Virginie [bei S. 112] ist ein Schlüsselbild in dem rom ant ischen Rom an von Jacques-Henr i Ber n ard in de Saint-Pierre, indem es die jung f räu l iche Unschuld und nat ürl iche Rein heit der Held in anschaul ich werden läßt.
Die Gra phik von Tony Johan not und Fran ç ois Louis Français bringt dies auch mit techn ischen Mitteln zum Ausd ruck: Während der Urw ald in vielen kleint ei l igen Stricheln und Schat t ier ungen dargestellt wird, erscheint der Körper Virgin ies auf dem Probed ruck in reinem Weiß, bzw. in der Ma triz e der Graveur e Orrin Smith und Louis Henr i Brévière als besonders tiefe Aushöhlung. Um die Kontraste auch im Holzstock besser sichtbar zu machen, wurde seine Ober fl äche – reversibel – mit Meudon-Weiß gehöht. Kur ioser weise ist die Farbe ger ade an den am stärksten konk aven Formen des Kör pers wieder abgeblät t ert, so daß dessen wohl prop or t ion ier t e Rundung en dem Bet racht er des unika len Stücks umso plastischer ins Auge tret en. In unser er Sammlung befi ndet sich im Übrigen ein Ölg em äld e Tony Johannots mit einem ganz ähnl ichen Mot iv (siehe Nr. 68).
– 168 –
Liebe und Tod – drei orig inale Druckstöcke aus Paul et Virginie 62 [Bernard in de Saint-Pierre]. Isabey, Eugène, Charles Jacque und Tony Johannot. Orig in ale Holz stöcke mit Illustration en zu: Paul et Virginie. [Par is, L. Curmer, 1838]. 3 gravierte weißgehöhte Holzstöcke aus Buchsbaum, 3 Probedrucke auf Chin apapier. Unter bzw. in Passepar tout fixiert und in einem schwarzen, verglasten Kunst stoffrahm en (260 x 320 mm). 3 orig in a le Druckstöcke nach Zeichnungen von Tony Johannot, Charles Jacque und Eugène Isabey
von Orrin Smith nach einer Zeichnung von Tony Joh annnot gestochene Ta fel zeigt ihn in einem weißen Gew and ausgestreckt auf einem Bett lie gend, lebh aft betrauert von seinen Nächsten. Nur wen ig Raum bea nsprucht dagegen das quer for m at ige Bildchen des Fidèle mort, des von Tony Johan not und Charles Jacque gez eichnet en und von Mary Ann Wil l ia ms gestochenen klei nen Hundes. Die „Treue“ stirbt zuletzt und ganz allein – doch ruht das Nat urwesen Tier auch wieder in der Nat ur, an die es zur ückgegeben wird. Drei ‚Todesa r t en‘ erscheinen in diesem schwarz en Rah men gleichsam ty polog isch zusam mengestellt. Es sind zudem drei der bedeut endsten und außeror dent l ichsten Il lustrat ionen des Buches überh aupt, von denen hier die orig in alen Druckstöcke ver eint sind. Die senk r echt unt er eina nder an geord neten Blöcke ‚spiegeln‘ sich in den jeweils neb en ihnen ang ebracht en Prob ed rucken auf Chin aPapier. Dessen Graut on läßt insbesonder e die Ster beszene Pauls in einem milder en Licht erscheinen als auf dem ‚kreide-weiß‘ gehöhten dunklen Holz.
– Mort de Virginie (87 x 89 mm, S. 252). – Mort de Paul (128 x 99 mm,Tafel bei S. 296). – Fidèle mort (35 x 88 mm, S. 96). Im hart en Holz des Buchsbaums sind hier die drei bit t ersten Moment e aus Paul et Virginie von Ber nard in de Saint-Pierre verewigt – der rom ant ische Rom an geht trag isch aus. Der erste Druckstock zeigt den Tod der Virginie, gez eichnet von Tony Johannot und Eugène Isabey und gestoc hen von Rob ert Branst on. Nachdem Virgin ie in Pa r is den verderbl ichen Ein flüssen der Ziv il isat ion ausgesetzt war, erleidet sie bei der Rück kehr auf die heim ische Trop eni nsel Schiff bruch. Wir werden Zeugen der dra m at ischsten Szene des ganz en Werks: Buchstäbl ich nur noch ‚bruchstück haft‘ sind die Aufbaut en des Schiffes inm itt en der ent fesselt en Element e zu sehen. Virgin ie steht an der Reling, den Blick aufwärts auf eine hera bstür zende Wass er wog e ger icht et. Graphisch gel ingt die Quad ratur des Kreises: Auf dem viere ckigen Block erscheint die trag ische Held in von küselnden Wellen ger adez u eingek reist. Ein stilles Ende nimmt dagegen ihr Verlobt er Paul. Er stirbt „an gebrochenem Herz en“ [Jan 201]. Die
– 170 –
Paul bietet Virgin ie mit ausgestrecktem Arm ein Vogelnest dar; diese erhebt behüt end beide Hän de, um eine Art Dach zu formen. Die idyllische Zeichnung von Tony Johannot und François Loui s Français, gestochen von Orrin Smith, wurde nicht nur als Tafel, sondern auch im Verl agsprospekt so wie auf der Affiche zu Paul et Virginie reproduz iert – und ent h ält dar u m womögl ich eine tiefer e Bedeu tung. Die Symbol ik des schützenden Nestes liegt auf der Hand; doch ist die Botschaft des harmlos schei nenden Bildes wohl vert rackt er: Das Nest selbst ist aus sei ner nat ürl ichen Umgebung herausgenom men und wird dam it zum Sinnbild für die Existenz des seiner eigenen Nat ur ent f remdet en Menschen als Kult ur wesen. Nat ur und Kult ur – zwei orig inale Druckstöcke aus Paul et Virginie bzw. La chaumière indienne 63 [Bernard in de Saint-Pierre]. Johannot, Tony und Fran ç ois Lou i s Français. Orig in al e Holz stöcke mit Illustration en zu: Paul et Virginie. [Par is, L. Curmer, 1838]. 2 gravierte weißgehöhte Holzstöcke aus Buchsbaum, 2 Probedrucke auf Chin apapier. Unter bzw. in Passepar tout fixiert und in einem schwarzen, verglasten Kunst stoffrahm en (260 x 320 mm). Zwei orig in a le Druckstöcke nach Zeichnungen von Tony Johannot und François Loui s Français – Le nid d ’oiseaux (140 x 104 mm, Tafel bei S. 82). – Fronz ispiz zu La chaumière indienne (70 x 92 mm, S. 321).
Der orig in a le Druckstock und ein Prob ed ruck von Le nid d’oiseaux wurden hier mit einer zweit en Il lustrat ion zus am mengestellt, der en Verbindung sich nicht unm itt elbar erschließt. Es ist das Fronti spiz zu La chaumière indienn e, ein erz äh ler ischer Zus am menh ang besteht also nicht. Dies er wird viel mehr ‚ty p olog isch‘, kon k ret: or n it holog isch, nahegelegt. Bei dem zweit en Bild – gez eichnet von Français, geschnitten von Samuel Slader – läßt sich eine emblem at ische Bedeut ung aufg rund der prom inent en Posit ion am Text a nfang ver mut en: In exot ischer Landschaft steht ein großer Ibis auf einem Bein im Wasser, wie ein Denkm al seiner selbst – als ein Stück unverf ügbar er, mit sich selbst ident ischer Nat ur. Der selbst genügs a me, majestä tisch-unb eweg t e Vogel ist gleichs am die Ant it he se zu dem schütz enden, aber zugleich gef ährdet en Nestchen in Pauls Hand. Die widerspruchsvolle Wechselb ez iehung von Kult ur und Nat ur wurde ger ade in der Rom ant ik im mer wieder reflekt iert.
– 172 –
18 orig inale Druckstöcke zu Paul et Virginie 64 [Bernardin de Saint-Pierre]. Johannot, Tony, Fran ç ois Lou i s Français, Paul Huet, Charles Marville und Ernest Meis son ier. Orig in ale Holz stöcke mit Illustration en zu: Paul et Virginie. [Par is, L. Curmer, 1838]. 18 gravierte, weißgehöhte Holzstöcke aus Buchsbaum. In Passepartout fixiert und in einem schwarzen, vergla sten Kunststoffrahm en (320 x 421 mm). 18 orig in a le Druckstöcke nach Zeichnungen von Tony Johannot, Ernest Meisson ier u. a. – Somm et d’arbres (40 x 86 mm, S. 55). – Aloés (30 x 31 mm, S. 93). – Liseron mar it im e (34 x 34 mm, S. 93). – La Fontaine et les Coc ot iers (34 x 35 mm, S. 112). – Fig ure (28 x 92 mm, S. 175). – Violettes et Scabieuses (62 x 89 mm, S. 176). – Paul écrivant (48 x 88 mm, S. 179). – Singes (36 x 35 mm, S. 182). – Paul embrasse le papayer (95 x 90 mm, S. 207). – La Mer (14 x 88 mm, S. 388). – Vaisseau à pleines voiles (39 x 88 mm, S. 223). – Emblèmes de la Pat ience (34 x 35 mm, S. 225). – Emblèmes du désespoir (35 x 34 mm, S. 225). – Livres (54 x 88 mm, S. 228). – Paul ap p orte la lettre de Virgi n ie (49 x 89 mm, S. 230). – Joie de la famille à la lecture de la lettre (41 x 87 mm, S. 233). – Paul et Dom i ngue vont cherc h er le vieill ard (35 x 88 mm, S. 233). – Paul éveille le vieillard (59 x 88 mm, S. 234). 18 orig in a le, weißg ehöhte Holzs töcke zu den Illustrat ionen von Paul et Virginie mit ganz verschie denen Mot iven und in sehr unt erschiedl ichen Grö ßen und For m at en wurden in diesem Schauk asten zusam mengefaßt. Emot ionsgeladene szen ische Dar stellungen von Tony Johannot, wie die Pauls, der mit dem Brief Virgin ies nach Hause eilt oder die der gemeinschaft l ichen Briefl ekt ür e, wechseln mit Darstellungen von exot ischen Landschaf t en und
Pflanz en oder auch em blem at ischen Det ails, wie einem Spinnennetz, in dem sich die Initiale M verfang en hat. Das groß e Bild Pauls, der einen Papay a baum uma rmt, ist ann ä hernd quad rat isch, ein ext remes Oblong for m at hat hing eg en das Meer espanora m a von Paul Huet, an dessen Hor i zont sich winz ig ein ige Segel abz eichnen. Sechs Illustrat ionen leit en Kapit el ein und ent h alt en dar u m kleine Initia len; bemerkenswert sind zwei Abweic hung en des Druckt ext es geg enü ber den vorl iegenden Mat riz en: So schwebt über unser em Äffchen ein „Q“ statt eines „J“, bei der Rückkehr Pauls mit dem Brief wurde das „U“ coupiert. Für sieb en Darstellung en, die zu meist Fig ur en zeig en, zeich net e Tony Johan not vera nt wort l ich, drei fertigte er allein [S. 175, 233 und 234], drei in Zus am mena rb eit mit Franç ois Loui s Français [S. 179, 207, 233], eine mit Paul Huet [S. 230]. Von Français stam men weit er e fünf Zeichnungen, von Huet zwei Seestücke [S. 212 und 223], von Charles Marville eine Min iat url andschaft mit Kokospal men [S. 112]. Ernest Meisson ier liefert e zwei kleine em blem at ische Bildchen [S. 225] sow ie eine win kelf ör m ige Vorl age mit pit t or esken Bücherstapeln zu der Initiale „L“ [S. 228]. Die Stecher war en Orrin Smith, Rob ert Hart, George Wilmot Bonner, Charles Gray, Samuel Slader, Adèle oder Aglaé Laisné, Ga briel Lacoste (Jeu ne), Thom as Will ia ms und Mary Ann Will ia ms.
– 174 –
– Les femmes Malabares lavent le corps de Virginie (129 x 97 mm, Tafel bei S. 256). – Douleur de Madame de La Tour (40 x 87 mm, S. 258). – Tombeau de Virginie (55 x 88 mm, S. 264). – Emblème de Mort (45 x 88 mm, S. 282). – Oiseaux de proie (66 x 88 mm, S. 305). Im Zent rum dies er Zus am m ens tell ung von 12 orig in a len, weißgehöhten Holzstöcken zu Illu strat ionen des Schlußt eils von Paul et Virginie ste hen zwei großfor m at ig e emot ion a le Szenen von Tony Johan not: Le corps de Virginie porté dans la cabane [S. 256] und die ben achbart e Tafel Les femmes Malabares lavent le corps de Virginie. Zwei wei ter e Darstellungen, die den Tod der Prot a gon istin them at isier en, fer t ig t e er in Gemeinschaftsa rb eit mit François Loui s Français: Douleur de Madame de La Tour [S. 258] und Emblème de Mort [S. 282]. Von Français stammt außerdem das Tombeau de Virginie.
12 orig inale Druckstöcke zu Paul et Virginie 65 [Bernardin de Saint-Pierre]. Johannot, Tony, Franç ois Louis Français, Paul Huet und Eugène Isabey. Orig in ale Holzstöcke mit Illu strat ionen zu: Paul et Virginie. Par is, L. Curmer, 1838.
An dem größ er en Eing angsbild Paul, le vieillard et Domingue dans le bois war en Tony Johannot und Paul Huet gemeinsam bet eil igt, dieser liefer t e noch zwei weit er e Zeichnungen [S. 236 und 305]. Eugène Isabey ist mit vier im Buch ben achbart en Darstel lung en vertreten [S. 238 – 245]. In den Holzstich umgesetzt wurden die Vorlagen von Orrin Smith, Robert Hart, Thom as Bagg, Henr i Brévière, Samuel Slader und Thom as Will ia ms.
12 gravierte, weißgehöhte Holzstöcke aus Buchsbaum. In Passepartout fixiert und in einem schwarzen, vergla sten Kunststoffrahm en (320 x 421 mm). 12 orig in a le Druckstöcke nach Zeichnungen von Tony Johannot, Eugène Isabey u. a. – Paul, le vieillard et Domingue dans le bois (80 x 90 mm, S. 235). – Ils écoutent le canon – Orage (60 x 88 mm, S. 236). – Pir ogue sur le sable (28 x 88 mm, S. 238). – Vue de l’ île d’Ambre (40 x 88 mm, S. 241). – Arr ivée de M. de Labourdonnais (45 x 88 mm, S. 242). – Oiseaux revenant à terre (59 x 88 mm, S. 245). – Le corps de Virginie porté dans la cabane (85 x 88 mm, S. 256).
– 176 –
– Le jardin du Paria au lever de l’aurore (128 x 100 mm, Tafel bei S. 410). – Le jardin du Paria (45 x 88 mm, S. 411). – Les pipes (34 x 88 mm, S. 415). – Le docteur s’embarque (38 x 39 mm, S. 417). – Tatamaque. Tacumaliaca (35 x 35 mm, S. 457).
24 orig inale Druckstöcke zu La chaumière indienne 66 [Bernard in de Saint-Pierre]. Français, Fran çois Louis, Paul Huet, Charles Jacque und Ernest Meisson ier. Orig in ale Holzstöcke mit Illu strat ionen zu: La chaumière indienne. Par is, L. Curmer, 1838. 24 gravierte, weißgehöhte Holzstöcke aus Buchsbaum. In Passepartout fixiert und in einem schwarzen, vergla sten Kunststoffrahm en (420 x 520 mm). 24 orig in a le Druckstöcke nach Zeichnungen von Français, Huet, Jacque und Meisson ier
Hier liegen nun 24 orig in ale, weißgehöhte Holz stöcke zu den Illustrat ionen von La chaumière indienn e vor, die meist exo t i s che Land s chaf t en und Archit ekt ur en zeigen. Von Er nest Meisson ier stam men sie b en Zeich nun g en [S. 338, 388 (Les factorer ies), 398, 405, 407, 415 und 417], von Charles Jacque vier [S. 388 – 394], daru nter die große Ansicht des Palasts des Großmog uls. Zwei Stöcke wa r en die Druck vorl agen für Ta feln: Le jardin du Paria au lever de l’aurore, die einz ige Arbeit von Paul Huet in dieser Zusam menstellung, sow ie Intérieur de forêt von François Louis Français, der mit insgesamt 12 Stücken vert ret en ist. Die Stecher war en Orrin Smith, Robert Hart, Charles Gray, Samuel Slader, Thom as Will ia ms und Mary Ann Will ia ms.
– Porteurs d’eau et de garg oulette (25 x 87 mm, S. 338). – Palmiers courbés par le vent (38 x 38 mm, S. 375). – Les anim aux se font la guerre (38 x 38 mm, S. 377). – Le crocodile (38 x 38 mm, S. 378). – Effet de pluie sur les montagnes (38 x 38 mm, S. 381). – Palmiers et monum ents hindous (38 x 38 mm, S. 382). – Le Paria fuyant les bêtes féroces (38 x 38 mm, S. 384). – Intérieur de forêt (129 x 101 mm, Tafel bei S. 384). – Les factorer ies (32 x 88 mm, S. 388). – La prison (25 x 88 mm, S. 388). – Le palais de Grand Mogol (115 x 87 mm, S. 391). – Arr ivée des couriers (38 x 39 mm, S. 392). – Le déménagement (26 x 88 mm, S. 394). – Le Paria en méditation (38 x 38 mm, S. 397). – Solit ude du Paria (44 x 88 mm, S. 398). – Porte hindoue (38 x 38 mm, S. 399). – Le calme de la nuit (38 x 38 mm, S. 399). – Le Paria et la jeune bramine (52 x 88 mm, S. 405). – Tableau de famille (72 x 88 mm, S. 407).
– 177 –
Orig inal-Zeichnung von Tony Johannot zu Paul et Virginie 67 [Bernardin de Saint-Pierre]. [Johannot, Tony]. Orig in ale Bleistiftzeichnung [Paul embrasse le papayer]. [Par is, etwa 1838]. Bleistiftzeichnung auf bräunlichem Papier (Blattg röße: 158 x 133). Unter Passepartout (320 x 241 mm). Orig in al-Zeichnung von Tony Johannot Der einst von Virgin ie gepflanzt e Papay a baum ist groß geworden – und schmerzl ich eri nnert er Paul an ihre lange Abwesenheit, wie überh aupt an die Verg ängl ich keit des Leb ens. In mel anchol is cher Stimmung uma rmt er an ihr er Stelle den Baum. Diese Szene wird im Rom an durch einen Holz schnitt illustriert [S. 207]; in unser er Sammmlung befi ndet sich dazu auch der orig in a le Druckstock aus Buchsbaumholz [95 x 90 mm], und hier haben wir Tony Johan nots orig i n a le Vor z eich nung! Sie wurde in deutl ich größer em Form at [158 x 133 mm] ebenso del ik at wie prä z ise mit Bleistift ausgef ührt. Das met aphor isch aufg el adene, tiefsinn ig e Bild bringt nicht nur die zarte Einfühlung, sondern auch eine subt ile iron ische Distanz des Künst lers zum dargestellt en Inh alt zum Ausd ruck. Johannot setzt den leidenschaft l ich beweg t en jungen Mann in eine dir ekt e Para llele zu dem reglos neben ihm stehenden Alt en. Beide sind barf uß, haben eine ähn lich lockige Haartracht, tragen ein weißes Hemd, die gleichen längsgestreif t en Hosen. Währ end Paul sich jedoch sehnsücht ig an den dicken Stamm an klammert, an dem er abz ur utschen scheint, stützt sich der Alte mit leicht ver s chränk t en Ar men auf seinen dür r en Holzstock, dessen Lin ie exa kt para llel mit der des Baumstamms verläuft. Reser viert und unverwandt schaut er aus dem Bild her aus, um Blick kont akt mit dem Leser aufz uneh men. Er scheint die Apo r ien der über s chweng l i c hen Nat ur-Liebe vorausz ua h nen.
– 179 –
Visönäre Blicke – ein Ölgemälde Tony Johannots zu Paul et Virginie 68 [Bernardin de Saint-Pierre]. Johannot, Tony. Ölgem älde: Virginie am Wasser. [Ohne Ort, etwa 1838]. Ölg em äld e auf Leinwand (460 x 380 mm). Unt er Holzrahm en mit stuckiertem goldbem alten Rocailledekor (620 x 527 mm) (Rahm en mit Ausbruch stellen, Leinwand mit kleinem Kratzer). Tony Johannot war der Hauptillustrator von Ber nard in de Saint-Pier r res exot ischem Rom an Paul et Virginie, einem der ber ühmt esten illustrier t en Büc her der Rom ant ik. Auf dies em Ölg em älde Johan nots begeg net uns die Tit el held in er neut. Im Schatt en eines mächt igen Baumes sitzt sie mit nack ten Beinen an einem kleinen Gewässer, den linken Fuß hat sie in das klar e Wasser get aucht. Zwei mot iv isch ver wandt e Szenen gestalt et e Johan not für die Rom anausg abe von 1838. Auf der Tafel Virginie à la fontaine [bei S. 94] kniet das Mädchen in einem weißen Kleid an der Quelle eines Bachl aufs, um Wasser zu schöpfen. Dort, wie auf unser em Ge mälde öffnet sich dem Betrachter der Blick durch den Wald auf das offene Meer in der Ferne. Der Holzschnitt Le bain de Virginie [bei S. 112] steht dem Ölbild mot iv i sch noch et was nä her: Virgin ie sitzt inm itt en des Urwaldd ickichts am Flußu fer und hält gleichfalls einen Fuß ins Wasser. Hier ist sie jedoch, im Beg riff ein Bad zu nehmen, völl ig unbek leidet. Johannots Gem älde folgt weder dem einen noch dem ander en Vorbild gen au, sondern rekom bi
niert Aspekt e aus beiden und fügt neue hinz u. Mit ihr er roten Jacke und der braunen, bis über die Knie hochgek rempelt en Hose ist Virgin ie nicht so äther isch-weiß wie auf den Buchholzschnitt en, son dern recht rustik al gek leidet. Was vorderg ründ ig wie eine genr eh af t e Triv ia li sierung wirkt, gew innt eine künst ler is che ‚Eig end y n a m ik‘: Die dunk le Waldszene wird theat ra l isch beleucht et, Virgi nies Gesicht erscheint wie von einem Scheinwer fer angestrahlt. Das lange, gleißend-blonde Haar fällt ihr in den Schoß wie in einer Fließbeweg ung, die von der seit l ich hera bh ängenden gebauscht en Decke, auf der sie sitzt, aufgenommen und von den Lin ien ihr er kräf t igen Beine bis zum Wasserspie gel fortgef ührt wird – so als stürz e ein seelischer ‚ Kat a r akt‘ in das stille Wasser. Die ma ler ischen Mit tel ver weisen auf eine heim l iche kont rapunkt ische Verbindung zwischen Mensch und Nat ur. Unw ill kürl ich faßt Virgin ie sich mit der recht en Hand ans Herz und schaut mit großen blauen Augen in eine diffuse Ferne – in ihr em Rücken erspäht zugleich der Bet racht er, durch eine Licht ung seinerseits wie durch ein Auge blickend, einen fernen Ausschnitt des blauen Meer es; er ‚reflektiert‘ gleichs am ihre Sicht. Der doppelt en Perspekt ive haf t et et was Visio när es an: Denn die stille Idylle am Wasser wird sich spät er in ihr Gegent eil verkehr en; bei einem Schiff bruch ert rinkt Virgin ie im Meer. Das ganz e Hand lungs- und Seelend ram a des Rom ans ist in diesem Gem älde verborgen angelegt.
– 180 –
Mosai kband mit reichem Dekor im romant ischen Stil, aus dem Besitz von René Desc amps-Scrive 69 Bernard in de Saint-Pierre, [Jac ques-Henri]. Paul et Virgi n ie, suivie de la chaumière in di en n e. Édition miniat ure. Par is, Masson fils, 1839. Gestochen er, kolor ierter Titel, 1 Autorenport rait und 12 Tafeln in Holzschnitt, alle auf Chin apapier, mont iert auf Karton, und (bis auf den Titel) mit bedruckten Sei denvorsätzen, Holzschnittbordüren um alle Textseiten und etwa 50 weitere Textholzschnitte. XXIII S., S. [37]477 [so komplett!], 1 Bl. Klein-Oktav, kaum beschnitten (165 x 107 mm).Dun kelblauer langg en arbter Mar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel, Rücken und Deckel mit mehrfachen Goldf iletenrahm en, mit rot ein gelegtem Dek or im rom ant ischen Stil, mit breiter gold
geprägter Bordüre auf den Inn enk anten, Doublüren und Vorsätzen aus roter Seide, eingebundenem, in Blau und Gold illu striertem Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) und Ganzg oldschnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ (Umschlag schwach fleckig, S. 325 f. und 345 f. mit kleinen hinter legten Randfehl stellen). Die ‚kleine Schwester‘ der ber ühmt en rom ant ischen Ausg a be Diese „char m ant e édit ion“ wird gemeinh in als die „pet ite sœur“ [Brivois] der ber ühmt en Ausg abe von 1838 bez eichnet. Unser Exemplar ent h ält den sel tenen, cremefarbenen Orig in al-Umschlag mit der
– 182 –
Illustrat ion der Apot heose der Virgin ie in Blau und den Namen beider Titelhelden in Gold. Das Por trait des Aut ors wurde nach Laville geschnitt en von Lacoste, die übr igen 12 Holzschnitt-Ta feln folgen Zeichnungen u. a. von Laville, Marck l, Devillers, Col lig non und Ca l melet. Den Seidenvorsätz en wur den die jeweil igen Bildt it el aufged ruckt.
Proven ienz: Auf einem Vorblatt das Ex l ibris von René Desc amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille ans ässig en Industriellen und neb en Beraldi und Bart hou renom m ier t esten Samm ler sei ner Zeit (dessen Auk t ionsk at a log II , Nr. 319: frs. 1.750). – Dar u nt er Adria n Flüh m anns Etikett mit dessen Monog ramm „awf “.
Der Pag in ier ungsfehler zwis chen Vor wort und Erz ählt ext – die ara bische Zählung beg innt mit S. 37 – „se retrouve dans tous les ex empla i res“ [Cart eret]; das Buch ist so komplett.
Lit er at ur: Brivois 398 f.; Car t eret III , 548; Quéra rd/Bourquelot V I , 286; Sander 607; Toinet 109; Vicai re V II , 68 – 70; zu Merc i er: Fléty 126 f.
Dies ist ein besonders schönes Exemplar, wie es der Proven ienz Desc amps-Scrive würd ig ist: In dem reichen Mos aikband von Émile Mercier ist es ein wah r es Kleinod.
– 183 –
Das Exemplar des Paul et Virginie-Bibliog raphen im schönen Verlegereinband 70 Bernard in de Saint-Pierre, [Jac ques-Henr i]. Paul et Virginie. [Und:] La chaumière indienne. Par is, Victor Lecou, [1852]. 1 gestochen es Autorenp ort rait und 13 Tafeln (davon 5 Stahlstiche und 8 Holzschnitte), alle auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit Seid envorsätz en, über 100 Textholz schnit te. 276 S. (durchgehend pag iniert). Quart (266 x 174 mm). Ver l e g er e in band aus nachtblauem Saff ian auf glatten Rücken, Rücken und Deckel mit reichem Golddek or bedeckt, mit Steh- und Inn enkantenverg oldung, Seidenpapiervorsätzen und Ganz gold schnitt, sig niert „Liebherre“ (Spiegel mit un schein barem Kleberest, Papier kaum braunf leckig, minim al randgebräunt). Paul und Virgi n ie als ru h ig schla fen de Klein kinder in einer Hängem at t e, die in einem üppig wuc hernden Ur w ald über stillen Wass ern aufg espannt ist – dies e ung ewöhnl iche Illustrat ion deutet nicht nur eine Rousseausche Geborgenheit in der Natur an, sondern auch der en Ambivalenz: Virgin ie wird spät er bei einem Schiffbruch im Was ser umkommen. Das idyllische Bild füllt in satter Goldpräg ung beide Deckel des schönen Verleger einbands (nicht bei Malavieille) voll aus. Sig niert wurde er von dem Graveur Liebherre, der zwischen 1842 und 1859 tät ig war. Das reiche Bildm at er ia l des Buches besteht aus über 100 Text holzschnit t en, außerdem aus dem Por t rait des Autors nach einer Zeichnung von Anne-Lou is Giro det-Trios on und 13 – nicht, wie mehr fach kolp ortiert, 14 [vgl. Toinet] – weiteren Tafeln: 8 Holzschnitt en nach Berta ll und 5 Stahlstichen nach Corbould. Vora ng estellt wurde der Ausg a b e ein Essai philosophique sur Bern ardin de Saint-Pierre von d’Alba nès, d. i. Jean-Alexa nd re Hava rd, der Bruder des Verlegers Gustave Hava rd. Proven ienz: Auf dem Spiegel das farbige Wappen exl ibris von Paul Toinet, dem Verfasser der gült igen Paul et Virginie-Bibliog raphie. Lit er at ur: Cart eret III , 548; Sander 609; Toinet 131; Vicai re V II , 70; zu Cor bould vgl. Beraldi V, 46.
Unika les Exemplar auf rosafarbenem Papier 71 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi n ie, suivie de la chaumière in di en n e. Précédé d’une notice historique sur Bern ardin de SaintPierre par M. C. A. Sainte-Beuve. Par is, Furne, 1853. 7 Port raits in Stahlstich und 1 gestochen e kolor ierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur itiu s), auf Chin aPapier, mont iert auf Karton, mit Seid envorsätz en, 18 Tafeln in Holzschnitt auf rosafarbenem Papier, fast 250 Textholz schnit te. 2 Bl., XL S., 330 S. (durchgehend pag iniert), 1 Bl. – S. [1 f.] wurde dem „Avant-propos“ (= S. XXXIXf.]) vorgebunden. Groß-Oktav (257 x 158 mm). Hellbraun er Halbk alblederband mit dek orat iver Rückenverg oldung, mit gold geprägtem Rückent itel auf schwarzem Lederg rund, mit Blindlinien auf den Deckeln, Ganzg oldschnitt und mar mor ierten Vorsätzen, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „Devauchelle“ (Illu strat ionen streckenweise mit schwachem Abklatsch). Das unika le Exemplar auf rosa farbenem Papier – den Bibliog raphen unbek annt Dies ist die erste Réédit ion der ber ühmt en Ausgab e von 1838, enth altend einen großen Teil von der en Bildm at er ia l von Tony Johannot, Er nest Meisson ier u. a. Das vorl ieg ende Exemplar ist auf ros a farb enem Papier ged ruckt – zugleich das „Exemplaire uni que tiré sur papier de cette couleur“ [Vort it el]. Paul Toinet nennt unika le Exemplar e in drei verschie denen Farben – das unsr ige war ihm allerd ings unbek annt. Aus dem Buch selb er erg ibt sich selts a mer weise kein Hinweis auf seine Proven ienz. Soll te es der Verleger für sich zur ück beh alt en ha ben? Lit er at ur: Brivois 397; vgl. Sander 605; Toinet 136 (mit fals cher Kol l at ion); Vica i re V II , 70 f.
– 188 –
Unika les Exemplar auf gelbem Papier 72 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi n ie, suivie de la chaumière in di en n e. Précédé d’une notice historique sur Bern ardin de SaintPierre par M. C. A. Sainte-Beuve. Par is, Furne, 1853. 7 Port raits in Stahlstich und 1 gestochen e kolor ierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur itiu s), auf Chin aPapier, montiert auf Karton, 18 Tafeln in Holzschnitt auf gelbem Papier, fast 250 Textholzschnitte. 2 Bl., XL S., 330 S. (durchgehend pag iniert), 1 Bl. – S. [1 f.] wur de dem „Avant-propos“ (= S. XXXIXf.]) vorgebunden. Groß-Oktav (257 x 160 mm). Dunkelg rüner Saff ianband der Zeit auf vier Bünde, mit goldgeprägtem Rückenti tel, Blind-, Goldf ileten und dek orat iver Ka stenverg oldung auf dem Rücken, Deckel mit Blind- und fünf
Goldf iletenrahm en, der innerste mit Eckfleurons, darin vorne in Frakt ur „C. M.“ , mit Goldf ilete auf den Stehund Dentell ebordür e auf den Inn enk anten, Seid enpapiervorsätz en und Ganzg old schnitt (Stahls tic he schwach braunf leckig). Ein weit er es Exemplar der ersten „Réédit ion“ der Ausg abe von 1838: das dem Bibliog raphen P. Toinet bek annt e Exemplar auf „papier jonquille“, zugleich das „Exemplaire uniq ue tiré sur papier de cette couleur“ (Vor t it el). Es präsent iert sich in einem eleg ant en, sehr schön erh alt enen Einband der Zeit. Proven ienz: Zeit genössische goldgepräg t e In itia len „C. M.“ auf dem Vorderdeckel.
– 190 –
Unika les Exemplar auf blaug rünem Papier 73 Bernard in de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virgi n ie, suivie de la chaumière in di en n e. Précédé d’une notice historique sur Bern ardin de SaintPierre par M. C. A. Sainte-Beuve. Par is, Furne, 1853. 7 Port raits in Stahlstich und 1 gestochen e kolor ierte Karte der Ile-de-France (d. i. Maur itiu s), auf Chin aPapier, mont iert auf Karton, mit Seid envorsätz en, 18 Tafeln in Holzschnitt auf bläulichem Papier, fast 250 Textholz schnit te. 2 Bl., XL S., 330 S. (durchgehend pag iniert), 1 Bl. – S. [1 f.] wurde dem „Avant-propos“ (= S. XXXIXf.]) vorgebunden. Groß-Okt av (258 x 160 mm). Aub erg in efarbener Saff ianband der Zeit auf vier Bünde, mit goldgepräg tem Rückentitel, fetten Blind-, Goldfileten und dek o rat iver Ka stenverg oldung auf dem Rücken, Deckel mit
Rahm enwerk aus Gold- und fetten Blindf ileten und mit großen Eckfleurons, mit Goldf ilete auf den Steh- und Dentelle-bordüre auf den Innenk anten, Marm orpapier vorsätzen und Ganzg old schnitt (Einbandecken mit win zigen Schabstellen, Außengelenk am Kopf mit minimaler Anplatzung, Stahlstiche schwach braunf leckig, S. 29 und gegenüberliegende Tafelr ück seite fleckig). Das unikale Exemplar auf blaugrünem Papier in einem schönen Einband der Zeit Dieses Exemplar auf bläulich-grünlichem Papier ist wiederum das „Exemplaire unique tiré sur papier de cette couleur“ (Vortitel), freilich Toinet unbekannt, der nur eines auf blauem Papier (siehe die folgende Nummer) kannte. Das Buch liegt in einem schönen Einband der Zeit vor.
– 192 –
Unikales Exemplar auf blauem Papier 74 Bernardin de Saint-Pierre, J[acques]-H[enri]. Paul et Virginie, suivie de la chaumière indienne. Précédé d’une notice historique sur Bernardin de SaintPierre par M. C. A. Sainte-Beuve. Paris, Furne, 1853 7 Portraits in Stahlstich und 1 gestochene Karte der Ilede-France (d. i. Mauritius), auf Chinapapier, montiert auf blauem Papier, die 7 Portraits zusätzlich montiert auf Karton, 18 Tafeln in Holzschnitt auf blauem Papier, fast 250 Textholzschnitte. 1 (statt 2) Bl., XL S., 330 S. (durchgehend paginiert), 1 Bl. – S. [1f.] wurde dem „Avant-propos“ (= S. XXXIXf.]) vorgebunden. Groß-Oktav (272 x 200 mm). Illustrierte Originalbroschur (Umschlag fleckig, Rücken fehlend, Vortitel entfernt, interimistisch geheftete Lagen fast, einige Bl. ganz lose). Das unikale, völlig unbeschnittene Exemplar auf blauem Papier, mit zweitem Satz der Portraits
Anders als bei den vorangegangenen Exemplaren fehlt bei diesem der Vortitel mit der Angabe „Exemplaire unique tiré sur papier de cette couleur“; jedoch handelt es sich zweifelsfrei um das einzige, auch dem Bibliographen Paul Toinet bekannte Exemplar auf Papier „couleur bleu“. Es liegt in fast aufgelöster interimistischer Fadenheftung, quasi in losen Lagen und auch völlig unbeschnitten vor. So stellt es mit Abstand das größte in unserer Reihe der Exemplare auf farbigem Papier dar. Im Unterschied zu den anderen Exemplaren wurden die sieben Portraits und die Karte ebenfalls auf farbiges Papier aufkaschiert, die Karte hier in noch unkoloriertem Zustand; die Portraits liegen zudem nochmals montiert auf Karton vor. In dem Quartett der jeweils einmaligen Exemplare auf farbigem Papier sticht das vorliegende blaue also nochmals heraus.
– 193 –
Mit zusätzl ichen Tafeln, in einem zeit genössischen Mosai keinband à la cathédrale, aus den Sammlungen Hoe, Rahir und Abdy 75 Bernis, [François-Joachim de Pierre, car dinal de]. Œuvres du cardinal de Berni s de l’Académie fran çoise. Collationnées sur les textes des premières édit ions, et classées dans un ordre plus méthodique. Par is, N. Delangle [und:] Prodhomme et Compagne, 1825. Radiertes Port rait auf Chin apapier, aufk a schiert auf Velinpapier; zu sätzlich 5 handkolor ierte radierte Tafeln; 2 zu sätzliche radierte Port raits. 2 Bl., VIII S., 476 S. Groß-Okt av (222 x 135 mm). Aub erg in efarbener Mar oquinband der Zeit auf glatten Rücken, mit reich stem Floral- und Strei fen d e k or mit Mo t i ven à la cathédrale in Gold und Lederintarsien in Rot, Ocker, Hellbraun und zwei verschied en en Grüntön en, sowie klein en orn am entalen Akzenten in Blindpräg ung, mit Goldschraffen auf den Stehk anten, Goldf ileten mit klei nen Fleurons auf den Innenk anten, altrosafarbenen Vor sätzen aus Moiréseidenpapier sowie Ganzgoldschnitt, am Fuß sig niert „Vogel“ , auf dem hinteren fliegenden Vor satz Buchbinderetik ett „E. Vogel“ (vorderes Außenge lenk oben mit nur oberf lächlichen Anplatzungen, Papier qualitätsbedingt streckenweise leicht braun sprenklig bzw. gebräunt, einige Lagen stärk er gebräunt). In einem vielfarbigen Mosa i keinband à la cathédrale der Zeit François-Joachim de Pierre de Bernis (1715 –1794) wid met e sich, „wie viele franz ösische Adel ige je ner Zeit, ohne in nerl ichen Ber uf dem geist l ichen Stande“, stud ier t e u. a. am Pa r iser Collège Loui s le Grand und „trat nach dam al iger Sitt e im J. 1734 in Par is als junger Abbé auf, um Verbindungen und Gönner zu suchen und so sein Glück zu machen. Ver w andtschaft mit den höchst gestellt en Persön lich keit en des Hofes, ein glück l iches Aeußere, sei ne Ma n ier en, schöne Anl agen zur Poesie und lebenslustige Theilnahme an tausend, mit u nt er auch frivo len Verg nüg ungen macht en ihn bald zu einem Lieb ling der vor neh men Gesellschaft“ [Wetz er/Welte]. Insbesonder e macht e er sich durch seine ga l ant en, „sehr blumenr eiche[n]“ [ebd.] Ged icht e am Hof be liebt, gewann die Gunst der Madame de Pompadour, der Mät resse Ludw igs XV., erh ielt eine kön igl iche Pension, Wohnung im Louv re und wurde 1744 in die Académie française aufgenom men. 1751 beg ann seine pol it ische Kar r ier e: zun ächst als Ges andt er in Vened ig, 1757 als Außenm in ister, ab 1769 als Gesandter in Rom, bis er in der Französischen Revolut ion seines Postens ent hoben wurde. Auch
in der kirchlichen Hiera rchie stieg er auf, 1757 wurde er zum Kard in al ern annt, 1764 zum Erzbischof von Albi. Als „typischer Dicht er des Rokoko“ [Jan 168] pflegt e Bern i s „eine eleg ant e Sprache“ [Wetz er/Welte] und wid met e sich insb esonder e der „beschreib enden Poesie“, mit der er großen Ank lang fand. Die vor liegenden Œuvres beg in nen mit ei nem Disc ours sur la poé sie; als Muster von Bernis’ Dichtweise schlie ßen sich Les quatre part ies du jour und Les quatre sai sons an. Den Hauptt eil nimmt das Poem La relig ion vengée ein, das in zehn Ges ängen u. a. Idolatrie, Athei smus, den epiku reischen Mat er ia l ismus, Spinoz ismus, Deismus und Hä r esien abh andelt, um in den Triom phe de la relig ion zu münden. Es fol gen Oden und Briefe (etwa über den Geschmack, die Sit t en, die Libertin ag e, Vat erl andsl ieb e und den Ehrgeiz), sod ann Dicht ungen über den Aber glauben, den Stolz, die Tugend, die Lust, Le monde poétique u. a. sow ie abschließend Réflexions sur les gouts et sur les passions (1741). Dem Buch vora ngestellt ist ein rad ier t es Por t rait des Ver fasser auf aufgewalzt em Chin apapier; zwei weit er e wurden zus ätzl ich eingebunden, ein ält e res, unsig nier t es, das zweit e gestochen von Noël Lemi re um 1796 („L an 4me“) nach einer Min iat ur von Ant oine François Callet. Die fünf hübschen Fa rbstiche, Probed rucke avant la lettre, entstammen der 1797 bei Didot erschie nenen Ausg a be. Vier stel len Person i fi k at ionen der Jahr esz eit en dar, die von Put t en begleit et werden: Im Frühl ing begegnet eine junge Dame mit einem Blüt enz weig in der Hand einem bogenb ewehr t en Amork naben, der im Sommer aus seinem Füllhorn ausg ießt, währ end sie im Schatten eines Baumes sitzt; in der herbstl ichen Ernt ez eit wischt er ihr mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn, derweil sie ausr uhend ihr en recht en Arm auf eine Get reide garbe stützt, eine Sichel in der Hand. Den Wint er schließl ich repräsent iert ein ant ik isch gewandet er alter Mann, der sich an einer Feuerschale wärmt, ihm assistiert ein Putto mit einer Fackel. Das hübs che Buch wurde zeit g enössisch von E. Vog el gebunden. Der aus Dresden gebür t ig e Buchbinder war 1814 –1849 in Pa r is nachweisbar und arb eitete wohl bisweilen mit Thouvenin zu sam men [vgl. Ramsden]. Der wunderbar erh alt ene gold- und blindgepräg t e Mosa i keinband aus dunkel
– 194 –
auberg inefarbenem Ma r oq uin mit Int arsien in Rot, Ocker, Hellbraun und zwei verschiedenen Grünt ö nen ist dekor iert à la cathédrale – passend zum geist lichen Stand des Aut ors und seinen Text en, zugleich eng verwandt mit Vogels Einband der Sainte Bible, der Nummer 547 in dieser Sammlung. Der Band wander t e durch die Hände bedeut ender Bibliophi ler wie des amer i k a n ischen Druck m a schi nen her stellers Robert Hoe (1839 –1909), des großen Ant i quars und Sammlers Édoua rd Rahir (1862 –1924) und des Sammlers Robert Abdy (1896 –1976).
Proven ienz: Auf dem Spieg el die goldg epräg t en Exlibris von Robert Hoe (Aukt ion I, 1911, Nr. 256) und Édoua rd Rahir (Aukt ion V I , 1938, Nr. 1890: frs. 20.800). – Dan ach war das Buch im Besitz von Robert Abdy (Auktion I, 1975, Nr. 31: frs. 16.000) und Costia Za fi ropulo (Auk t ion II , 1994, Nr. 7: frs. 36.000, mit farbiger Einband-Abb.). Lit er at ur: Quéra rd I, 94; Rahir 316; Vicai re I, 432; vgl. Wetz er/ Welte II , 444 ff.; zu Vog el: Culot 571; Fléty 176; Ramsden 218.
– 195 –
Unika les Exemplar auf Perg ament mit zehn orig inalen Zeichnungen 76 Béroalde de Verville, [Franç ois]. Le moyen de parvenir. Œuvre contenant La raison de ce qui a esté, est et sera, avec Demonstrations certaines selon la renc ontre des effects de vertu. Nouvelle édition, collationnée sur les textes anciens, avec Notes, Var iantes, Index, Glossaire & Notice bibliog raphique, par un bibliophile campa gnard. 2 Bde. Par is, Léon Willem, 1870. Verfasserp ort rait avant la lettre, 111 Textabbildun gen, zahlreiche orn am entale Kopf- und Schlußvig netten sowie dreizeilige Zierinitialen, sämtlich in Holzschnitt; zu sätzlich 1 kolor ierte Orig in al-Zeichn ung als illlustrierter Titel in Bd. I sowie insgesamt 9 weitere Feder zeichnungen, davon 4 grau laviert. 3 Bl., X LVIII S., 382 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., XV S., 417 S., 1 Bl. – Auf Pergam ent gedruckt. Oktav, unbeschnitten (191 x 120 mm). Rote Mar oquin bände der Zeit auf je fünf pointilléverzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und Bandbezeichnung in je zwei sowie floral-orn am entaler Verg oldung in den übr i gen Rückenfeldern, die Deckel mit zwei dreifachen Gold filetenrahm en, dazwischen Eckfleurons, mit doppelten Goldf ileten auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Innenk anten sowie mit marm or ierten Vorsätzen, auf den Spiegeln sig niert „Masson-Debonnelle“ . Das einz ige Exemplar auf Perg a ment, mit zehn beigef üg t en Orig i n alz eich nungen Vica i re kannt e Exempla r e dieses Werkes auf What man- und auf Chin apapier – jedoch keines wie das unser e: Es ist auf Perg ament ged ruckt. Sollte es nicht das einz ige seiner Art sein, so wurde es unik alisiert durch zehn orig in a le, unsig nier t e Zeichnungen. Das zeit g en öss isch geb und en e Ausn ah m eex em plar wird nicht nur auf g rund sei ner kost ba r en Einz iga r t igkeit vor den Augen Unber ufener geschützt worden sein, sondern auch wegen der 111 oft erot ischen, teils obszönen, auch flagellant ischen und skatolog ischen Illustrat ionen, die jeweils als Kopf v ig net t en zu den einz elnen Kapit eln stehen. Der Weg zum Erfolg von François Béroalde de Verville (1556 –1626) erschien zuerst 1617, dieser Ausg abe
vora ngestellt sind ein Vor wort des Verlegers, eine 29 Num mern um fassende Liste des éditions und die Dissertat ion von Berna rd de La Monnoye von 1732. Proven ienz: Goldg epräg t es Ex l ibris von Léon Ratt ier verso fliegendem Vorsatz von Band I, dessen Aukt ion I, 1920, Nr. 691: frs. 500. – Band II mit pri vat er Widmung in Farbstift von 1987 auf Vorblatt. Liter atur: Nicht bei Brivois und Carteret, Drujon 268 f.; Gay/ Lemonnyer III , 287; nicht bei Ray und Sander; Vicai re I, 433 f.; zu Debonnelle et Masson: Fléty 53.
– 198 –
Eines von drei Exemplar en auf Chinapapier: das der Herzog in von Orléa ns 77 Berryer, [Pierre]. Leçons et modèles d’ éloquence judiciaire. Édition illustrée. Par is, J. L’Henr y, 1838. Sehr zahlr eic he Vig netten, illu strierte Initial en und klein ere Zierinitialen in Holzschnitt. XXIII S., 672 S. – In zweispalt igem Druck, Textspiegel von doppeltem schwarzen Filetenrahm en umgeben. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (ca. 283 x 183 mm). Dunk ellila Saff ianband der Zeit auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel zwi schen fetten Blindrahm en, darin floral-linearer Golddek or, die Deckel mit fettem Blind- und magerem Goldf iletenrahm en um ein üppiges Rocaille-Rahm en werk in Goldpräg ung, vorn zentral dreizeilig in Gold lettern „a S. A. R. Mme. Duchesse d’Orléans“ , mit Gold fileten auf den Steh- und vierfachen Goldf iletenrahm en auf den Inn enk anten, Doublüren und Vorsätz en aus weißem Moirépapier und Ganzg oldschnitt, am Fuß si gniert „Liberm ann“ ( Vorsätz e oxydiert, gel eg entlich etwas braunf leckig). Chin apapier-Exemplar der Herz og in von Orléa ns
française ancienne et moderne in unser er Samm lung [Nr. 584]. Ihm sollt e eigentl ich ein zweit er zur par la ment a r ischen Ber eds am keit folgen, was jedoch unt erblieb, so daß der ber eits vorl ieg ende 1838 mit neuem Tit elblatt ohne Banda ng a b e ged ruckt wurde [vgl. Quéra rd/Bourquelot]. Berryer war auch als Pol it iker nicht unbedeut end. Als Mitglied der Chambre des Députés repräsent ier te er „la France royaliste et chrétienne“ [DBF VI , 163]. Ei nem Mit glied der kön igl ichen Fa m i l ie ist das vorl iegende Exemplar dann auch gew idmet: Der Saf fia nband von Liber m ann, dessen Sig nat ur „ne fig ure que sur ses meilleur es œuvres décoratives“ [Fléty], hat auf dem Vorderdeckel eine dreizeilige goldgeprägt e Widmung „a S. A. R. M. me Duchesse d’Orléa ns“, also Hélène, geb. Herz og in zu Meck lenburg-Schwer in (1814 –1858), die Schwieger t och ter von Kön ig Louis-Philippe I.; auf dem Vortitel findet sich ihr Bibliot heksstempel. Der Verleger be dacht e sie mit einem von nur drei auf Chin apapier ged ruckt en Exempla r en, wie Vica i re und auch eine Bleistift not iz in unser em Band bez eugen.
In den Leçons von Pierre An t oine Berryer (1790 –1868), dem Präsident en der franz ösi schen Anwaltsk am mer und Mit glied der Académie française geht es nicht um jur istische Wissenschaft, sondern um die Rhet or ik des Rechts. Niem and war dazu mehr ber ufen als er, der seinen Zeitgenossen als „le plus grand des orat eu rs vivants de la France“ [Quéra rd/Bourquelot I, 366] galt. In seinem histor isch weit ausg reifenden Werk stellt er auch un m it t elba r e Vorl äufer aus dem 19. Jahrhundert – Ferreire, Lainé, Bella rt, de March angy, Billecocq, Ravez, Berville, Mar ie, And ré Mar ie Jean Jacques Dupin ainé und Philippe Dupin – in kurz en Text beispielen vor.
Daß Berryer selbst neben seiner jur istischen und pol it ischen Arbeit lit er a r ische und bi bliophi le In teressen pfleg t e, belegt sein Exemplar von Goet hes Faust mit den Illustrat ionen von Delacroix in unse rer Sammlung [Nr. 267].
Der Band war zuerst 1836 erschienen, para llel zu Pierre-François Tissots Leçons et modèles de littérature
Lit er at ur: Quéra rd/Bourquelot I, 374, Nr. XII ; Vicaire I, 436 (als „tome prem ier“ mit Ers cheinungsjahr 1836); zu Liberm ann: Fléty 114; Ramsden 131.
Proven ie nz: Auf dem Vorderdeckel in Goldpräg ung: „a S. A. R. M. me Duchesse d’Orléa ns“, d. i. Hélène, geb. Herz og in zu Mecklenburg-Schwe rin (1814 –1858), der en Bibliot heksstempel auf dem Vort it el. – Magg s Bros., der en Kat alog 661, Nr. 173, mit ganzseit iger Abb. (Ta fel LI V ). – Auf Vorblatt Ex l ibris von Henr i Lafond, dessen Aukt ion 2015, Nr. 178.
– 202 –
Ein Vicomte als Kar ikat ur ist 78 Berta ll, [d.i. Charles Albert vicomte d’Arnoux]. Album de caricatures. Paris, Au Bureau du journ al La Semaine, 1848. Illu strierter Titel und 22 illu strierte Tafeln in Holz schnitt. Quer-Groß-Oktav (217 x 298 mm). Illu strierte Orig in alBroschur (wenige Bl. mit winzigen Eckläsuren). Sat ir ische Einblicke in das Revolut ionsjahr 1848 Charles Albert vicomte d’Arnou x (1820 –1882), der auf Balz acs Rat das Anag ramm seines zweit en Vor na mens zu seinem Künst ler n a men macht e, gehör t e „zu den gef rag t esten Zeich nern zahl r eicher Witzund Sat ir ez eitschrif t en“, sein um fang r eiches Werk biet et „in seiner them at ischen Vielfalt […] ein wich tiges kult urgeschicht l iches Dok u ment“ [Bilder-wel ten 206]. Beraldi nannt e ihn einen „arti ste très ori gin al et spir ituel sans méchanceté“ [Beraldi II , 45]. Das vorl iegende Album wurde vom Bureau du Jour nal La Semaine herausgegeben – höchst wahrschein
lich wa r en die hier sepa r at publiz ier t en Ka r ik at ur en zuvor in der Zeitschrift erschienen. Die them at i sche Bandbreit e reicht von hu mor voll ka r ik ier t en privat en Szenen – etwa der unw illkom menen Unt erbrechung eines Rendezvous oder dem allz u ver trau l ichen Zwiegespräch mit dem Schwieger vat er – bis zu polit ischen Themen des Jahr es 1848: Dabei geht es z. B. um Gleichheit und Patriotismus, Mi lit är und Wahlen, den abged ankt en Kön ig Loui s Philippe und um die prov isor ische Reg ier ung. Alle Zeich nung en ha b en Bildleg enden, ent we der in Form eines Kommentars oder der Wieder ga b e dir ekt er dia log is cher Rede. Die Ta feln 14 bis 20 zeigen jeweils mehr er e (meist vier) kleiner e Ka r ik at u r en, die beiden letzt en ent h alt en Bilderund Buchsta benr ätsel („Rebus“). Zahlr eiche Holzschnit t e sig nier t e der Reprodukt ionsstecher Martial Deschamps, einen Loui s Henr i Brévière. Lit er at ur: Oster w alder 127; zu Bert a ll: Beraldi II , 45 ff.; DBF V I , 173 f.
– 204 –
Selt enes Exemplar auf einseit ig bedruckt em Chinapapier 79 Blanc, [François], dit La Goutte. Poésies en u p h iné. Grenoblo Mal h érou. Des sins patois du Da de D. Rahoult, Gravure s de E. Dardelet. Préface par George Sand [Und:] Poésies en patois du Dau phiné. [Coupi de la lettra. Jacquety de le Com are.] Dessins de D. Rahoult, Gravure s de M. E. Dardelet. Préface et glossa ire par Michal-Ladichère. 2 in 1 Bd. Grenoble, Rahoult et Dardelet, 1864 –1874. Etwa 250 Texth olzschnitte, davon ein ige mehrteilig. 3 Bl., S. [V]-IX in Blattzählung, 1 Bl., 135 S. in Blatt zählung, 5 Bl.; 3 Bl., S. [5]-21, 2 Bl., S. [29]-53, S. [55]78 (Glossaire, in zweispalt igem Druck). – Ein seit ig auf Chin apapier gedruckt. Oktav, kaum beschnitten (220 x 147 mm). Langgen arb ter roter Halbm ar oquinband auf fünf flache, goldorn a ment ierte Bünde, mit goldgeprägtem und -gerahmtem Rückent itel und orn am entalem Golddekor in fettem und magerem Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenfel dern, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen, am Fuß sig niert „Semet & Plumelle“ (ganz vereinzelte Braunf lecken).
François Blanc (1665/1670 –1742), ein Leb ensm it telh ändler aus Grenoble, der mit einer Apot hekers tocht er verheir at et war, verd ankt e seinen Über n a men „La Goutte“ der überm äßigen Leidenschaft für einen gut en Tropfen, die ihn gesundheit l ich rui niert e. In seinem in Patois abgefaßt en Werk Grenoblo Malh érou bek lagt er freilich andere Nöte: die Flut k at astrophe vom 15. Sept em ber 1733, bei der die Straßen und selbst die Kat hed rale der Stadt un ter Wasser gesetzt wurden. Am 20. Dez ember 1740 wurde Grenoble ein weiter es Mal von einer Über schwem mung heimgesucht; davon erz ählt die Coupi de la lettra an einen Freund, als traur iges „supplément“ [Vicaire] zum ersten Ber icht. Doch war Blanc auch „gai et plein d’entrain“ [DBF], wovon die um 1740 entstandene Komöd ie Jacquety de le Com are zeugt – eine „satitre amusa nte où la verve un peu gauloise de l’aut eur s’exerce sans cont rai nte“ [ebd.] Etwa um 1860 faßten der Maler Diodore Rahoult (1819 –1874) und der Stecher Étienne Dardelet, bei de gleichfalls aus Grenoble, den Plan einer illu strier t en Neuausg a be der Werke Blancs im eigenen
– 206 –
Verlag; das Vorwort von George Sand zu Grenoblo Malh érou – hier erstm als publiz iert – ist auf 1860 dat iert. Das Unternehmen zog sich indes hin: Der erste Band erschien 1864, der Folgeband erst 1874. Trotz der publiz istischen Schütz enh ilfe durch die prom inent e Aut or in war der Er folg des in Dia lekt geschriebenen Werkes aus der südost f ran z ösischen Prov inz anscheinend ebenfalls ger ing. Vica i re und Car t eret geben die Koll at ion des zweit en Teils mit IX und 21 Seit en an, was bedeut et, daß das Stück Jac quety de le Com are wie auch das umfangr eiche Glossaire ihnen gar nicht zur Kenntn is kam. Nicht anders verh ält es sich mit der Rez ept ion des reich illustrier t en Werkes durch die Kunst h istor iker: Beraldi kannt e den zweit en Band nicht; Sek und är werke wie Rümann, Sander, Ray und der Katalog Bilderwelten überg ingen das Werk ganz; Osterwal der gew ähr t e kei nem der beiden Künst ler einen biog raphischen Eint rag. Von viels a g ender Zweideut igkeit war ber eits das Lob, das Beraldi für das „ouvrage assez estimé“ übr ig hatt e: „c’est une curiosité qu’un livre illustré mené à bien en prov ince!“ Led igl ich die Bibliog ra phen Vica i re und Car t eret erk annt en vorbeh alt los, wenn auch nur in allgemeinen Wort en den Wert der „très belles grav ures“ [Vica i re] an. Ansonsten blieb das Buch im blinden Fleck der Par iser Zent ralper spekt ive. Da bei handelt e es sich keineswegs um ein ‚prov inz ielles‘ Werk: Der Initiat or, der Ma ler und Verleger Diodore Rahoult war zwar in Grenoble auf gewachsen und blieb sei ner Hei m at stadt zeit lebens verbunden, doch war er in Par is Schüler von Léon Cogn iet und stellt e von 1859 bis 1869 im Salon aus. Erst in jüng ster Zeit wur de das mit rund 250 Text holzs chnit t en durchg ehend und ful m i n ant bebilder t e Werk von Remi Blachon gebühr end gew ürd igt, wobei er sich auch auf zeit genössische Stimmen ber ief: „La qualité des bois de ces livres est tout à fait étonna nt e. Vict or Hugo les con sidéra co m me des ‚œuvres magi str a les‘, cel les d’ ‚un maître traduit par un maître‘.“ Félix Garde zit iert e Blachon mit dem be g ei s ter t en Aus r uf: „cette publication égale les plus beaux tirages de grand luxe de la capita le“. Garde ahnte nicht, daß das Buch durchaus auch mater ialiter mit dem „grand luxe“ der Hauptstadt mith alt en konnt e; Cart eret wußt e immerh in, daß von dem 1864 erschienenen Band „quelques ex. sur chine qui sont rares“ [Carteret] existierten. Unser Exemplar liefert nun den Beweis, daß dies für das komplett e zweibänd ige Werk gilt: Es liegt hier,
kaum beschnit t en und wohlbeh alt en, in durchge hend einseit igem Druck auf Chin apapier vor. Klei ner e Ir r eg ul a r it ät en sprechen da f ür, daß nur ganz wen ige Exempla r e in dieser Weise hergestellt wur den: So wurde ein bei Vicai re erwähnt es Blatt mit dem „ext rait d’une lettre de Vict or Hugo“ hier eben so weggelassen wie das auf dem Titel des zweiten Bandes angek ünd ig t e (und evtl. röm isch pag in ier t e) Préface von François-Alex a nd re Micha l-Ladichère. Selt s a m er weis e scheint sich die abs chätz ig e Beh andlung des eind rucksvollen Werkes aus der französischen Alpen met ropole bis in die Gegenwart fortz usetzen: Im Pa r iser Aukt ionsk at a log von And ré Tissot-Dupont wurde der zweit e Band wieder u m schlicht übersehen – was nicht dadurch entschul digt wird, daß beide Teile im letzten Jahrhundert von Semet & Plum el le in ei nem so l i den Halbm a r oq uinband verein igt wurden. Proven ienz: And ré Tissot-Dupont (Aukt ion 2016, Nr. 70, mit ind isk ut a bler Beschreibung!). Lit er at ur: Bénézit XI , 402; Beraldi XI , 150; Blachon 133 f. (mit 3 Abb.); nicht bei Brivois; Carteret III , 95 und 95 f.; DBF V I , 582; nicht bei Ray und Sander; Spœlberch, Sand 290; Thieme/ Becker 27, 572; Vicaire I, 812 f. und 813; zu Semet & Plumel le: Fléty 161.
– 207 –
Ver ac ruz, den wicht igsten At l ant ik h a fen Mex i kos, beschütz en sollt e. Die schnelle Einn ah me von Festung und Stadt durch ein kleines Geschwader leicht er Kriegsschif fe über r ascht e die da m a l igen Mil it ärexper t en; Baud in wurde für diese mil it ä r i sche Tat zum Viz ead m ir al er n annt. Der Handels krieg endet e mit einem Friedensver t rag und dem Abz ug der Franz osen am 9. März 1839.
Unika les [?] Exemplar auf Chinapapier mit dreifachem Tafelsatz, aus der Bibliot hek Villebœuf 80 Blanchard, P[haramond] und A[drien] Dauzats. San Juan de Ulùa ou relat ion de l’expédition française au Mexique, sous les ordres de M. le contre-amiral Bau din. Suivi de notes et documents, et d’un aperçu général sur l’ état actuel de Texas, par E. Maissin. Publié par ordre du roi, sous les auspices de M. le bar on Tupinier, alors ministre de la mar ine. Par is, Gide, 1839. 18 Tafeln auf aufgewalztem Chin apapier, der ganze Satz doublet t sowie nochm als wiederh olt auf Chin apapier; 34 Textabbildungen; alles in Holzschnitt. XII ein seit ig bedruckte Bl., 591 S. Quart, unbeschnitten (287 x 190 mm). Langgen arbter dunkelbrauner Halbm ar oquinband auf glatten Rücken mit goldgeprägtem Titel inm itten den ganzen Rücken bedeckender floraler Verg oldung, mit Goldf ileten auf den Deckeln und marm or ierten Vorsätzen, verso fliegen dem Vorsatz sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ . Paul Villebœufs Exemplar auf Chin apapier, mit dreifachem Ta felsatz Im Jahr 1838 brach zwischen Mex iko und Frank reich der „Ku c hen k rieg“ aus, nach dem fran z ö sis che Ges chäftsleut e über ihre sys tem at is che Ben acht eil ig ung und Schäd ig ung in Mex iko gek lagt hat t en. Kön ig Loui s-Philippe sandt e eine Flot te unt er dem Befehl des Kont eradm ir als Charles Baud in (1784 –1854) aus, die alle mex ik a n is chen Hä fen blockier t e. Nach verg ebl ic hen Verh andlungen ließ Baud in am 27. November das auf einer In sel gelegene Fort San Juan de Ulúa bombard ier en, das
Dies ist die Orig in alausg a b e des Exp ed it ionsb er ichts des Ma l ers Hen r i-Pierre-LéonPharamond Blanch ard (1805 –1873), der das Unt er neh men als At t aché begleit et hat t e. Adrien Dau zats, sein Freund (1804 –1868), selbst ein „voyageur in fatig able“ [DBF X, 321], der als Buchi llustrat or wie als Ma ler „fast ausschließl ich das landschaft l icharc hit ekt on is che Fach“ [Thieme/Becker 8, 446] pfleg t e, assistier t e ihm led igl ich bei der Fer t ig stellung, wie dieser in seinem Vor wort erl äut er t e: „je traduisis donc sur bois la moitié des dessins; […] je relus le manu scrit, j’ajoutai quelques mots, l’en effaçai quelques autres“ [S. Vf.]. Unm ittelbar nach der Publik at ion des Buches begleit et e Dau zats selb er als künst ler is cher Leit er die mil it ä r is che Exp ed it ion von Ferd in and duc d’Orléa ns nach Alger ien, dessen Journ al de l’expédition des Portes de Fer 1844 von Charles Nodier herausgegeben wur de [vgl. Nr. 471 ff. unser er Sammlung]. Eine Tafel [S. 124] ist sig niert von Justi n Ouvrier, d. i. Pierre Justi n Ouvrié (1806 –1879). In den einschläg igen Amer ik a-Bibliog raphien von Leclerc und Sabin ist das Werk wohlbek annt, nicht jedoch in der Lit er at ur zur Bibliophil ie des 19. Jahr hunderts – da b ei ist ger ade dieses Exemplar von herausr ag ender bibliophiler Qual it ät: Es wurde auf Chin apapier ged ruckt und mit einem dreifa chen Satz der 18 Holzschnitt-Ta feln ausgestat t et: zweim al auf aufgewalzt em Chin apapier, ein m al auf Chin apapier avant la lettre. Das tadel los erh alt ene unbeschnit t ene Buch präsent iert sich in einem Ein band von Émile Mercier und stammt aus dem Besitz des bedeut enden Samm lers Paul Villebœuf. Proven ienz: Auf dem Spiegel goldgepräg t es Ex l ibris von Paul Villebœuf (nicht in dessen Aukt ion 1963). Lit er at ur: Bru net I, 963; DBF V, 849 f. (Baud in), V I , 606 f. (Blanch ard), und X, 320 f. (Dau zats); Grae ss e I, 436; Leclerc 1075; Sabin II , 216, Nr. 5832; Thieme/Becker 4, 94 (mit inkorr ekt em Tit el); zu Ouvrié: Bénézit X, 461 f.; zu Merc ier: Fléty 126 f.
– 208 –
400 kolor ier t e Holzschnitt e 81 Blanchard, P[ierre]. Le Buf fon de la je u n e s se. Zoolog ie – Botanique – Minéralogie. Revu, cor rigé et augm enté par M. [Jean-Charles] Chenu. Illustré de plus de 400 sujets d’ histoire nat urelle, dessiné s et gravés par nos meilleurs art iste s. (Cours élémentaire d’ histoire nat urelle). Par is, Mor izot, 1859. 92 Tafeln mit über 400 kol or ierten Holzschnitten, 3 Textholz schnit te. VIII S., 592 S. Quart (261 x 168 mm). Schwarz er Perk alin-Verlegereinband mit schöner goldgeprägter Rücken- und Deckel illu strat ion und Ganzg old schnitt (durchgeh end braun fleckig). Mit über 400 kolor ier t en Abbildungen, in einem dekor at iv illustrier t en Verlegerein band Pierre Blanch ard (1772 –1856) veröf fent l icht e zahl reiche Jugendbücher und wurde 1810 auch Buch händler und Verleger, um seine Schrif t en ef fekt iver
verbreit en zu können. Le Buffon de la jeu ne sse – anschließend an Buf fon s Histoire nat urelle – ist viel leicht sein wicht igstes Werk; es wurde währ end des ganz en 19. Jahrhunderts im mer wieder aufgelegt: Zuerst 1801, 1835 ber eits in 6. Auflage, 1849 erst mals und 1874 nochm als in der Bea rb eitung des Arzt es und Bibliot hek ars an der École de médecine militaire, Jean-Charles Chenu (1808 –1879). Der Verl ag Mor iz ot spez ia l isier t e sich in der Nach folge von Belin-Leprieur auf Jugend- und zuneh mend auf illustrier t e Bücher, für der en Einbände er besonder e Plat t en anfer t igen ließ. Der vorl iegende Einband präsent iert auf dem Rücken und Vorder deckel verschiedenste Wildt ier e in einem dekor at iv stil isier t en Ur wald, auf dem Hint erdeckel hingegen einen ru henden Löwen. Lit er at ur: DBF V I , 607, und V III , 996; DLF I, 167; vgl. Quér ars/ Bourquelot I, 570; vgl. Malavieille 220 f.
– 210 –
Mit sämtl ichen Liefer ungsumschlägen 82 [Boccaccio, Giovanni]. Contes de Boccace. (Le Décaméron). Traduits de l’ italien et précédés d’une notice historique par A. Barbier. Vig nettes par MM. Tony Johan n ot, H. Ba r on, Eug. Laville, Célestin Nanteuil, Grandville, Geoffroi, etc. Par is, Barbier, 1846. 32 Tafeln in Holzschnitt auf Chin apapier, mont iert auf stark em Velinpapier, etwa 100 Textholzschnitte. 2 Bl., VIII S., 505, (3) S. Quart, unbeschnitten (279 x 182 mm). Langg en arb ter nachtblauer Halbm ar oquinband auf fünf zwischen Goldf ileten orn am ental blindgeprägte Bünde, in den Rückenfeldern jeweils in doppeltem Goldf iletenrahm en goldgeprägter Titel bzw. orn am entale Verg oldung mit dunk elr oten Mar oquinint arsien, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen, eingebunden en 39 illu strierten Liefer ungsu m schlägen und dem illu strierten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1924“ (Kanten berieben). Erste Ausg a be der reich illustrier t en franz ösischen Übersetz ung, mit allen Umschlägen Boccaccios mit t ela lt erl iches Welt t heat er, das sich in zehn mal zehn Novellen entr ollt, wurde ger ade auch in der Zeit der Rom ant ik gout iert. Das Dekameron regt e u. a. Honoré de Balz ac zu Les contes drolatiques an, die ebenfalls im Spätm itt ela lt er spielen. Dies ist die erste Ausg a be der Übersetz ung des vielseit igen Schriftstellers Henr i-Aug uste Barbier (1805 –1882), der auch mit Übersetz ungen aus dem Englischen, außerdem mit histor ischen Rom a nen und Sat ir en her vor t rat. Eine ganz e Reihe Künst ler war an der Illustrat ion des Werks beteiligt, so Henr i Antoine Bar on, von dem 12 der 32 Tafeln stammen, Célestin Nanteuil (4 Tafeln) und Eugène Laville. Umfangr eich vert re ten sind Zeichnungen von Eugène Batt aille, Brug not und Eustache Lorsay, die auf dem Titel nicht gen annt sind. Die ber ühmt esten Beit räger sind in des Grandville – nur mit der Tafel Le médecin joué – und Tony Johannot, der die Tafeln Le calendrier des vieillards und Le rossignol sow ie ein ig e Textholzschnit t e schuf.
– 214 –
Das Werk erschien in 62 Lieferung en (laut zeitg enössis cher hands chrift l ic her Nu mer ier ung in unser em Exemplar – nicht 60, wie öf t er angegeben) in insgesamt 39 Hef t en. Sämt l iche Liefer ungsu m schläge sind beigebunden; sie zeigen auf rosa Papier zwei verschiedene Abbildungsmot ive. Eingebunden ist auch der cha moisfarb ene Orig in al-Umschlag, der vorn und hint en zwei weit er e Mot ive aufweist. Dieses Werk der Welt l it er at ur, auf ber eit et im Ge schmack der franz ösischen Rom ant ik, „très bien imprimé sur beau papier vélin“ [Carteret], ist im vorl iegenden Exemplar un b eschnit t en, gebunden in einen Meistereinband von Georges Mercier und in na hez u per fekt er Erh alt ung auf uns gekom men. Proven ienz: Jacques Levy (Bleistift ver merk auf dem Vorblatt). Lit er at ur: Brivois 61; Car t eret III , 96; DBF V, 318 f.; Mar ie 102; Osterw alder 82, 448, 539, 594 und 745; Renonciat 286; Sander 108; Vicai re I, 824 f.
– 215 –
Mit einer zusätzl ichen Suit e handkolor ier t er Tafeln 83 Boileau-Despréaux, Nicolas. Œuvres de Boileau. Illustrées par MM. Tony Johann ot, J.-J. Grandville et Devér ia, avec une notice par M. Daunou. [Und:] Suite séparée des planches coloriées. Par is, J. Desmalis, 1840. 1 Port rait Boilea us in Stahlstich auf Chin apapier, mont iert auf Karton und mit gelbem Seid envorsatz, 4 orn am entale lithographierte Zwischent itel auf stärk e rem Papier (davon 2 in braunem Druck), 1 illustrierter Zwischent itel in Holzschnitt, 16 (statt: 18!) HolzschnittTafeln, zahlreiche orn am entale und 4 fig urat ive Holz schnitt-Vig netten. Separat in Mappe: 18 handk olor ier te Holzschnitt-Tafeln mit losen Seidenvorsätzen. 2 Bl., 507 S. Quart (255 x 161 mm). Brauner Mar oquinband der Zeit auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Verfassern am en auf dem Rücken zwischen goldgeprägter Orn am entik aus Voluten und Rocaillen, auf den Deckeln aus ähn lichen Elem enten ein orn am entaler Rahm en in fettem Goldf iletenrahm en, zent ral ein inmitten von RocaillenDekor sitzender Putto, mit Goldf ilete auf den Steh- und orn am entaler Blindpräg ung auf den Innenk anten, mar mor ierten Vorsätzen und gemu stertem Farbschnitt, und mod ern e Leinwandm appe mit goldg eprägtem Saff i an-Deckelschild, diese sig niert „James Mac D on ald Co. New York City“ , zusamm en in mit Filz gef ütterter Lei nenk assette desselben Binders mit goldgeprägtem Saff i an-Rückenschild (2 Tafeln fehlen, erste Bl. mäßig, sonst gelegentlich schwach braunf leckig). Mit einer sepa r at en Suit e handkolor ier t er Ta feln Nicolas Boileau (1636 –1711) ist ein ‚Klassiker‘, um den auch die ‚Ro m an t ik‘ nicht her u m k am. Ein vät erl iches Erbe er mögl icht e es dem zun ächst Theo log ie und Jura Stud ier enden, sich ganz der Dicht kunst zu widmen. 1660 erschien die erste seiner Verss at ir en auf den Pa r iser Lit er at urb et rieb, mit denen er das Genr e der Lit er at urk rit ik und zu gleich die Maßstä be der franz ösischen Klassik ge gen die vorherrschenden ba r ocken Vorl ieb en für Her oisches, Burleskes und Prezöses eta blier t e. Die
Gatt ung des Rom ans tat er in dem 1664 verfaßt en sat ir ischen Dia log über Les héros de rom an als un ser iös ab. Währ end er sich dam it bei vielen Zeitge nossen unbel iebt macht e, gewann er mit philoso phisch-mor a l ischen Versepisteln (1669) die Gunst Ludw igs XIV. und des Min isters Colbert. Bef reun det war er mit La Fonta ine, Molière und Racine, mit dem er 1677 zum Histor iog raphe du Roi ern annt wurde. Seine Lit er at ur t heor ie er w uchs aus ei ner Übersetz ung des ant iken pseudo-longin ischen Traité du sublim e (1674) und der hor azischen Tra dit ion; Boileaus L’Art poeti que in vier gereimten „Gesängen“ avancier t e zu einem maßgebl ichen Text der franz ösischen Klassik. Hat t e schon die misog y ne zehnt e Sat ir e Boileaus eine Apolog ie des femmes von Charles Perr ault pro voz iert, so kam es zu einem folgenr eichen Bruch, als dieser 1687 in der Académie française ein Trak tat verl as, das die Überlegenheit der gegenw är t i gen Epoche über die klassische Ant ike postul ier te. Boileau löste als Wortf ühr er seiner Gegner den ber ühmt en Lit er at enstreit der Querelle des Anciens et des Modernes aus. Die vorl iegende Werkausg a b e ent h ält neb en den Sat ir es, Épitres und den poetolog is chen Text en Boileaus auch das her oi sch-kom is che Epos Le Lutrin über das Leben der Par iser Stiftsherr en (Das Notenpult, 1674, vollständ ig 1683), die Parodie du Cid, Oden, Epig ramme und fünf Briefe. Der Verfas ser der ein leit enden Not ice, Pierre-Claude François Dau nou (1761 –1840) war von 1804 bis zum Sturz Napoleons Dir ekt or der staat l ichen Archive, unt er der Jul imona rchie erh ielt er dieses bedeut ende Amt 1830 zur ück [vgl. DBF X, 287 f.]. Die Illustrat ionen stam men von drei der bedeut end sten Zeichner der rom ant ischen Epoche: von Achille Devér ia acht Tafeln, von Tony Johannot sechs – die se zeig en Szenen mit bes onders ausd rucksstar ken Ges icht ern – sow ie ein Text holzs chnitt [S. 300], von Grandville vier Tafeln (zwei davon
– 218 –
unsig niert) sow ie zwei Textholzschnitte [S. 44 und 120]: „La verve du célèbre auteur satirique, ami de […] suggère à Grandville quelques pit toresques images“ [Renonciat 192]. Das vora ngestellt e Por t rait zeich net e und stach Cyprien Jacquem in, die or n a ment al geschmückt en Zwischent it el Charles Er nest Clerget, der auf „Bucht it el“, „Or n a ment blät t er“ sow ie „Vorl agen für die Gob el in m a nufakt ur“ in Sèvres [Thieme/Becker 7, 89] spez ial isiert war. Tafel V zu Le Lutrin ist irrt üml ich mit IV nu mer iert und in unser em Exemplar dar u m zus am men mit der eigent l ichen Nr. I V nach S. 310 statt nach S. 320] eingebunden. Zwei Ta feln zur Art Poétique [bei S. 246 und 263] sind in unser em Band nicht vorh an den, da f ür jedoch in der sepa r at beigegebenen Suit e sorg f ält ig kolor ier t er Ta feln. Diese dürf t e sehr sel ten, wenn nicht unik al sein, wenn Cart eret eigens hervorhebt: „Nous avons eu en mains un exemplai re color ié, relié à l’époque“ [Cart eret]. Auch das uns rige besitzt ei nen sehr schön erh alt enen RocailleEinband der Zeit. Lit er at ur: Brivois 62; Car t eret III , 97; Magne 683; Mar ie 100; Osterw alder 311 und 539; Renonciat 286; Sander 111; Vicaire I, 832.
– 219 –
Ein selt enes physiog nom isches Panopt ikum: von der vollkommenen Anmut zum sat ir ischen Exzeß 84 Boilly, L[ouis Léopold]. Album mit 67 kolor ierten Lithog raphien. [Par is,] I. lith. de Delpech, [1822 –1828]. 67 handk olor ierte Lithog raphien. Folio (342 x 265 mm). Langgen arbter grün er Halbm a roquinband der Zeit auf glatten Rücken, mit Verfasser nam e und 8 doppelten Querf ileten in Goldpräg ung auf dem Rücken (berieben, Tafeln oft leicht braunsprenklig). 67 hin r ei ßend hand kolor ier t e Lit hog raphien Eine höchst int eressant e Fig ur des Überg angs vom 18. zum 19. Jahrhundert ist Louis Léopold Boilly (1761 –1845) – das vorliegende Album mit 67 stau nenswer t en, so sorg f ält ig wie souver än kolor ier ten Lit hog raphien legt davon ber edt es Zeug n is ab. Boilly, Sohn eines Holzbildh auers, lernt e seit 1779 bei dem Maler Dominique Doncre in Arr as nahe der flä m ischen Gren z e; „höchst wahrschein l ich hat er die Feinmeister unt er den alt en Holländern […] gründlich stud iert“ [Thieme/Becker]. 1785 ging er nach Par is, wo er mit Genr ebildern, „scènes ga lant es“ [DBF] und Portraits – insges amt malte er um die 5000 – erfolgr eich war. Schon in dieser er sten Schaffensper iode erw ies sich Boilly als „eine „au ß erordent l ich künst ler is che Pers ön l ich keit, der en Werke sich leicht kenntlich machen“ [Thieme/Becker]. So ha b en seine minut iös beobacht e ten und ausgem alt en Pa r iser Allt agsszenen aus der Revolut ions- und der Restau rat ions-Epoche nicht nur kult ur- und sit t engeschicht l ichen Wert, son dern gelt en auch als besonders lebend ig und nat ur wahr. Für seine Verd ienste als Maler wurde Boilly zum Rit t er der Ehr enleg ion er n annt. Währ end er dam it „noch ganz in das achtz ehnte Jahrhundert gehört“ [Sander], wandte er sich in ber eits vorg er ückt em Alt er einer neuen Tech n ik und neuen Inh alt en zu. Mit der Etablier ung der Li thog raphie erschienen in den 1820er Jahr en zahl reiche Alben, die – mehr oder wen iger kar ik ier end – das tägl iche Leben darstellt en. Auch Boilly sprang auf diesen Zug auf und veröffentlichte 1822 einen Recueil de dessins lithog raphi ques [Beraldi II , 144, Nr. 1], aus der 15 Tafeln unser es Albums stammen. Noch eher wie eine sach l iche Tracht enstud ie wirken [Les pet its Savoyards]; dok u ment ier end die darge stellt en Stra ßen ber u fe La Chiffonnière, La Vielleuse,
Les Tailleurs de pierre, Le Mendiant, Les Commissiona ires und Le tondeur de chiens – wobei die Armut hier durchaus noch pit t or eske Züge besitzt. Häusl iche und gesell ige Szenen zeigen Les Fumeurs, La bonne avent ure, La bonne pet it sœur, La pet ite famille, Les Joueurs de cartes und [Le jeu de billes]; led igl ich in den beiden Kampfszenen Le Défi und Le coup de peigne tauchen grim assenhaft verz err t e Gesichtsz üge auf. In Le Bonnet de la grand-mère und La Perr uque du grand-père verk leiden Kinder den Hund bzw. das kleine Schwesterchen mit Req uisit en aus dem groß elt erl ichen Kleider schrank. In diesen beiden Pièces diverses [Beraldi II , 146, Nr. 4], die nicht mehr zu dem ersten Recueil gehör en, äußert sich ein ka r ik ie rendes Int eresse nur in der Wahl des Sujets, noch nicht in der Art der Darstellung. Auch das sollte sich bald ändern. Möglicherwei se um sich von der Konk urr enz, etwa durch Pig al oder Vict or Adam, wirk ungsvoll abz usetz en, veröf fentl icht e Boilly von 1823 bis 1828 [vgl. Rahir] eine Ser ie von 95 Lit hog raphien unt er dem Tit el Les Grimaces, ein Genr e, das von Lavat ers Physiog nomi schen Fragm enten seinen Ausg ang genom men hat t e. Szen ische Handlung und Kostüm wurden auf ein Min imum reduz iert, da f ür gruppier t e er oft fünf oder sechs menschliche Köpfe, um zu einem be stimmt en Them a alle mögl ichen Ausd rucksweisen, bis hin zu grot esken Grim assen darz ustellen. Hier zu gehör en neben den acht nu mer ier t en und dir ekt Les Grimaces bet it elt en Tafeln (Nr. 4 ist dat iert 1823) wohl auch die übr igen 42 mit zumeist sprechenden Bildu nt erschrift en: Finissez donc (die Abwehr eines aufged räng t en Kusses), La Mariée, die werdenden Elt ern in Le sec ond und Le Neuvieme Mois, außerdem ah! le méchant!, das versoffene Paar in La Félicité Parfaite, L’Adroit Barbier, La baume d’acier, L’enfance 1 – 2, La lecture du testam ent, Le concert, Les fumeurs et les Priseurs, Les ant iquaires, die ta bakschnupfenden Mädchen in ah, qu’ il est bon! (datiert 1824), Les Pe tits Ramoneurs, Les Gueux, Les amateurs de tableaux, Les Lunettes, Les cinq sens, La Rosière und La Famille africaine. In zwei Darstellungen einer Con sultat ion de Médecins stellt Boilly selbst das 18. und 19. Jahr hundert eina nder geg enü ber: Währ end 1760 be sorg t e greise Per ückent räger eina nder konsult ie ren, sind es 1823 junge Männer von unb ed arf t er
– 220 –
Selbst sicherheit. Die letz t en 18 Lit hog raphien un ser es Albums tragen einheit l ich das Dat um 1824: Le Printem s, L’Eté, L’Automne und L’Hiver; Les Cancans, Les Moustaches 2, Les Oreilles Perc ées, Les Papillotes, Les Savoyardes, La Punit ion und La Récompense sow ie schließl ich die physiog nom ischen Ausprä g ungen von Gef ühlen: La Luxure, La Gourmandi se, L’Avarice, L’Envie, La Colère, La Pare sse und L’Orgeuil. Auf den hier vers am melt en 50 schön kolor ier t en Lit hog raphien aus Les Grimaces ballen sich insge samt ann ä hernd 200 Gesicht er – ein fasz in ier en des physiog nom isches Panopt ik um, das in völl igem Geg ens atz zu Boillys künst ler isch und ‚pol it isch kor r ekt en‘ Anf ängen steht. Man könnt e versucht sein, dar i n zugleich eine seismolog ische Sensibil i tät für die wachsende Unr uhe in der franz ösischen Gesellschaft im Vor feld der Jul ir evolut ion von 1830 zu erblicken. Manche Kunst h istor iker wollt en dem Künst ler diese Wandlung nicht durchg ehen las sen: „Rien ne lasse plus vite que la fig ure humaine rendue sous une expression grimaça nt e“ [Beraldi II , 146], mok ierte sich Henr i Beraldi; bei Thieme/ Becker ist von „der ihm nicht liegenden derber en Kom ik“ [Thieme/Becker] die Rede. Der Erfolg gab Boilly trotzdem Recht; der Verleger Aubert kauft e die Steine und druckt e im mer wieder Samm lungen in unt erschiedl icher Zus am menstellung [vgl. Rahir] – mögl icher weise ist auch unser zeit genössisch gebundenes Album eine solch orig in ä r e Kollekt ion. Wenn das Werk Boillys und ander er Ka r ik at ur isten der 1820er Jahr e noch heut e unt er Sammlern we niger Beachtung findet, dann vor allem, weil „the chief reason may be its unavailability“, wie Gordon N. Ray mutm aßte: „Since the plates were usua lly color ed, they were more expensive than the blackand-white car icatures of the 1830s and 1840s, and hence sold in much smaller num bers“ [Ray I, 189]. Heut e gelt en die 1820er Jahr e als „the most brilliant period of lit hog raphy color ed by hand“; Alben aus dieser Zeit sind „much in demand but increasingly difficult to obt ain“. Zu Boillys 250. Geburtst ag wur de ihm im Palais des Beaux-Arts in Lille endl ich eine große Ret rospekt ive gew idmet [vgl. Dossier de l’art]. Lit er at ur: Beraldi II , 144 ff.; DBF V I , 798 f.; vgl. Dossier de l’art, Nr. 190, S. 1 – 66; Grand-Cartere t 140 ff.; Lonc hamp II , 61; Rahir 331; Oster w al d er 148; Ray I, 189; San d er, S. 22 f.; Thieme/Becker 4, 225.
– 221 –
geöff net wurde. Dank der großen Forschungsr eisen des 19. Jahrhunderts erh ielt der Zoo steten Nach schub an exot ischen Tier en. Die beiden get önt en Por t raits zeigen Buf fon und George s Cuvier (1769 –1832) – der Beg ründer der Pa l äont olog ie wurde 1795 als Assistent des Anat o men Jean-Claude Mertrud an das Muséum ber ufen, und erh ielt dort 1802 die Stellung eines Titular professors.
Mit aquar ell ier t en und gehöhten Stahlstichen 85 Boita rd, P[ierre]. Le jardin des plantes. Description et mœurs des mammifères de la ménagerie et du muséum d’ histoire nat urelle. Précédé d’une int roduction historique, descriptive et pit toresque par M. J[ules] Janin. Par is, J.-J. Dubochet et Ce [sic], 1842. 2 getönte Port raits, 1 mehrfach gefalteter Übersichts plan, 51 Holzschnitt-Tafeln auf cremefarbenem Papier, 4 aquar ellierte und eiweißg ehöhte Stahlstic he, alle Tafeln mit Seidenvorsätzen, 215 Textholzschnitte. 2 Bl., LXVI S., 1 Bl., 472 S. Quart (265 x 183 mm). Grün er Halbk albl ed erband auf glatten Rücken, mit orn am entaler und fig urat iver Rückenverg oldung und goldgeprägtem Rückent itel, mit eing ebund en em illu strierten und getönten Orig in alUm schlag. Erste Ausg abe des schönen Werks über die Tier welt im Pa r iser Jard in des plant es Dies ist die erste Ausg a be des populär w issenschaft lichen Werkes, in dem der Bot a n iker und Geologe Pierre Boita rd (1789 –1859) die Säuget ier e der Welt gleichsam wie in einem Rundg ang durch den Par i ser Jardin des Plantes vorstellt. In dessen Geschich te und Gegenwart führt ein vora ngestellt er Aufsatz des Pa r iser Jour n a l isten Jules Ja n in (1804 –1874) ein. Der Jardin du Roi war ber eits 1626 angelegt wor den; 1739 er n annt e Ludw ig XV. den Nat ur forscher Geo rge s-Loui s Leclerc, com te de Buf fon (1707 –1788) zum Dir ektor, der den Park erweiter te. Dem bot a n ischen Gar t en angegliedert wurde 1793 das neugeg ründet e Muséum d’ histoire nat urel le, ein bedeut endes staat l iches Forschungs- und Bil dungsi nstit ut für Nat ur w issenschaf t en. Noch im gleichen Jahr wurde eine Men a ger ie mit lebenden Tier en einger icht et, die bald auch für das Publik um
Seine große Anschaul ichkeit erh ält das Werk durch zahlr eiche Abbildungen „par les meilleu rs ar t istes“ [Car t eret], dar u nt er Bar ye, J. Dav id, Karl Girardet, J. J. Grandville, Louis Français, Sigismond Himely, C. Marville, Susémihl und Werner. Ein dopp elt gefalteter Plan von Paul Legr and zeigt das weite Gelände aus der Vogelschau, 51 weit er e HolzschnittTa feln lassen den Bet racht er in einz elne Par t ien und Sit uat ionen des Parks eint auchen: Er erblickt Gebäude und Gehege; Landschaft, Tier welt und fla nier ende Besucher schei nen har mon isch aufeina n der bezogen zu sein – frappier end ist dabei, wie sehr die rom ant ische Perspekt ive den Inszen ier ungen heut iger zoolog ischer Gär t en na hekommt. Die über 200 Text holzschnit t e neh men die zahl r eichen Säu getiera rten gen auer in den Blick, auch sie freilich noch nicht in isol ier t er ‚Objekt iv it ät‘. 14 verschiede ne Vogela r t en in pracht voller Farbigkeit bevölkern dagegen die Äste auf vier aquar ell iert en Tafeln von Charles Joseph Traviès. Pierre Boit a rd war be k annt für sei ne po pu l är wiss ens chaft l ic hen Werke, etwa auch für seine post hum erschienene fikt ive Nat urgeschicht e Par is avant les hommes, in der er das Leben eines präh i stor ischen, af fengleichen Vor fah r en des Menschen in der Gegend von Par is beschrieb. Die nachfol gende Gener at ion ur t eilt e eher ung näd ig über ihn: In Flaub erts Rom an Bouvard et Pécuchet wurde seine rom ant ische Dikt ion der Lächerl ichkeit preis gegeben. Dies ist ein schönes Exemplar, mits amt dem ein gebundenen, il lustrier t en und get önt en Orig i n alUmschlag. Schon zu Zeit en Cart erets war das Buch „rare en belle cond it ion“ [Car t eret]. Proven ienz: Auf dem Spiegel Sig nat ur- und hand beschriebenes Na mensschild: „Dr. F. Jäger“ [?]. Lit er at ur: Bilder welt en, Nr. 51; Brivois 213 ff.; Car t eret III , 97 f.; DBF V I , 871; Grae ss e I, 476; Hoefer 6, 476; Niss en, ZBI 454; Oster w alder 433 und 1065; Quéra rd/Bourquelot II , 167; Ren onciat 286; Sander 367; Talva rt/Place X, 115 (Jan in); Vicaire I, 837 f.
– 228 –
Sehr selt enes Exemplar mit sämtl ichen Texti llustrat ionen in zeit genössischem Kolor it 86 Boita rd, P[ierre]. Le jardin des plantes. Description et mœurs des mammifères de la ménagerie et du muséum d’ histoire nat urelle. Précédé d’une int roduction historique, descriptive et pit toresque par M. J[ules] Janin. Par is, J.-J. Dubochet et Ce [sic], 1842. 2 getönte Port raits, 1 mehrfach gefalteter Übersichts plan, 51 Holzschnitt-Tafeln auf cremefarben em Pa pier, 4 aquarellierte und eiweißgehöhte Stahlstiche, 215 kolor ierte Textholz schnit te. 2 Bl., LXVI S., 1 Bl., 472 S.
Quart (254 x 175 mm). Dunk ellil a Halbm ar oquinband der Zeit auf fünf in Pointillé-Manier verg oldete Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel, floraler Verg oldung in dreifachen Goldf iletenrahm en in den übr igen Rücken feldern, doppelten Goldf ileten auf den Deckeln, mar mor ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt, in moder ner Halbm aroquinchemise in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit Lederk anten (Tafeln oft gebräunt und vereinzelt ger ing braunfleckig, S. 27 f. und 29 f. sind vertauscht, eine Lage gelockert). Eines der sehr ra r en Exempla r e mit allen Text holzschnit t en in zeit genössischem Kolor it Dies ist eines der sehr wen igen Exemplar e, in de nen alle 215 Text holzschnit t e liebevoll kolor iert und eiweißgehöht wurden. Es liegt in einem dekor at iven zeit genössischen Ein band vor. Proven ienz: Samm lung Adria n Flüh m ann, dessen Etikett mit Monog ramm „awf “ auf dem Spiegel.
Selt enes durchgehend kolor ier t es Exemplar 87 Boita rd, P[ierre]. Le jardin des plantes. Description et mœurs des mammifères de la ménagerie et du muséum d’ histoire nat urelle. Précédé d’une int roduction historique, descriptive et pit toresque par M. J[ules] Janin. Par is, J.-J. Dubochet et Cie [sic], 1845. 1 getöntes Port rait (Cuvier), 3 lithographierte Übersichts plän e (davon 1 gefaltet), 41 Holzschnitt-Tafeln (davon 40 kolor iert und eiweißgehöht), 2 zu sätzliche kolor ier te Holzschnitt-Tafeln; 215 Texth olzschnitte (davon 213 kolor iert und eiweißgehöht). 2 Bl., LXVI S., 1 Bl., 472 S. Quart, unbeschnitten (274 x 190 mm). Dunkelroter Halb mar oquinband der Zeit auf fünf flache, von Blindf ileten eingefaßte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in Blindf iletenrahm en und rautenf örm igen goldgepräg ten Fleurons in fünffachen Blindf iletenrahm en in den übr igen Rückenfeldern, mit marmor ierten Vorsätzen und Kopfg old schnitt (berieben, Papier stellenweise schwach braunf leckig, Tafeln meist stärk er gebräunt, S. 27 f. und 29 f. vertauscht). Selt enes vollständ ig kolor ier t es Exemplar Die vorl iegende zweit e Ausg a b e der popul är w is senschaft l ichen Darstellung der Säuget ier e anh and eines Rundg angs durch den Jardin des Plantes, die der ersten Ausg ab e von 1842 zeilentreu folgt, ist den Bibliog raphen weit est gehend unbek annt; auch Nissen konnt e kein Exemplar autopsier en. Dar u m ist es nicht möglich zu ver ifi z ier en, ob das von der ersten Ausg a be abweichende Ta felm at er ia l so voll ständ ig ist – eine Reihe von Tafeln ist hier nicht vorh anden, ander erseits weist unser Exemplar auch zusätzl iches Mat er ia l auf. Im Vergleich mit der von Brivois gegeb enen Auflistung fehlen geg enü ber der Erst ausg a b e das Frontispiz [Nr. 1], das Buffon-Portrait [3], die vier or n it holog ischen Stahlstiche [4, 5, 9, 10] sow ie die Tafeln 17, 30, 32, 38 – 40, 53 und 57. Anstelle des mehr fach gefalt et en Plan du Jardin [7] der Erstaus gabe findet sich in unser em Exemplar am Schluß ein Plan topog raphique du Jardin des plantes en 1853 [!], außerdem int ere ss ant er weise zwei zus ätzl iche Pläne, die den Zustand des Gart ens in den Jahr en 1640 und 1788 wiedergeben. Hinz ugef ügt wurden
außerdem eine Darstellung der Volière des Passer eaux [nach S. XXIV] und eine mont ier t e Abbildung, die ein Paar im Garten und im Hinterg rund zwei mit Blu meng irl anden geschmückt e Ausflugsboot e zeigt [nach S. 182]. Die große Besonderheit dieses Exemplars liegt frei lich dari n, daß sowohl die über 200 Textholzschnit te als auch die Ta feln in zeit genössischem Kolor it vorl ieg en (mit Ausn ah me von drei ‚verg ess enen‘ Abbildungen). Lit er at ur: Niss en, ZBI 454; zur Erst ausg a b e: Bild er welt en, Nr. 51; Brivois 213 ff.; Carteret III , 97 f.; DBF V I , 871; Grae s se I, 476; Hoefer 6, 476; Osterw alder 433 und 1065; Quéra rd/ Bourquelot II , 167; Renonciat 286; Sander 367; Talva rt/Place X, 115 (Jan in); Vicai re I, 837 f. (verweist auf ein Exemplar „avec la date de 1845“).
– 234 –
redsamkeit“ [Jan 133] verband – auf diesem Gebiet gilt er als „eine der großa r t igsten Erscheinungen aller Zeit en“ [Wetz er/Welte II , 1141]. Bald erwarb er die Gunst Kön ig Ludw igs XIV.; häu fi g zelebrier te er Tot en messen für hochstehende Persönl ich keit en. Im vorl iegenden Band sind die Trauer r eden für die brit ische Kön ig in Henr iet t e-Ma r ie de France (1669), für ihre Tocht er Henr iett e-Anne von Eng land, Herz og in von Orléa ns (1670), für Mar ia-The resia von Öster r eich, die Gem ahl in Ludw igs XIV. (1683), für Anne Gonzague de Clèves-Nevers, ver heir at et e Prinz essin von der Pfalz (1685), den fran zösischen Kanzler Michel le Tellier (1686) und Louis II . de Bourbon, Prinz von Condé (1687) verein igt.
Eines von 13 Exemplar en auf Chinapapier, im mondänen Mar oq uinband der Zeit 88 Bossuet, [Jacques Bénigne]. Les oraisons funèbres de Bossuet. Suivies du Serm on pour la profession de Mme de la Vallière, du panégirique de Saint Paul et du serm on sur la vocation des gentils. Avec des notices par M. Poujoulat. Gravure s à l’eau-forte par V. Foulquier. [Chefs-d’œuvre de la littérature du XVIIe siècle]. Tours, Alf red Mame et fils, 1869. 1 radiertes Port rait, 6 mont ierte Radier ungen auf Chin a papier im Text, Verlegersig net in Holzschnitt auf dem Ti tel. 2 Bl., 378 S., 1 leeres Bl. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart (278 x 180 mm). Grobgen arbter weinr oter Ma roquinband der Zeit auf fünf pointilléverzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und reicher orn am enta ler Verg oldung in doppelten Filetenrahm en in den übr i gen Rückenfeldern, Deckel mit dreifachem Goldf iletenrahm en, darin dreifacher Filetenrahm en mit Ausbuch tungen aus Kreissegm enten und 20 Fleurons, mit dop pelten Goldf ileten auf den Stehk anten, Dentellebordü re auf den Innenk anten, weinr oten Mar oquindoublüren mit zwei dreifachen Filetenrahm en und vier Eckfleurons, doppelten Marmorpapiervorsätzen und Ganzgold schnitt, auf dem Spiegel sig niert „Hardy-Mennil“ . Eines von nur 13 Exempla r en auf Chin apapier, in zeit genössischem Ma r oq uin band Als Bi s chof war Ja c ques Bénigne Bossuet (1627 –1704) ein Haupt ver t ret er des Gallika nismus und ein prom inent er Geg ner von Prot estant ismus, Jan senismus und Quietismus. Als Redner und Au tor wurde er zu einem Klassiker der franz ösischen Lit er at ur; in der Querelle des Anciens et des Moder nes von 1687 stellt e er sich auf die Seit e der Trad i tion al isten um Nicolas Boileau. Ab 1660 hatt e sich Bossuet einen Na men als Kanz elr edner gem acht, der eine „über r agende klassische Bildung und tiefe Menschenkennt n is […] mit einer hinr eißenden Be
Galt en Nek rologe bis da h in als ein „mond ä nes Gen re“ [Engelh ardt/Roloff I, 173]; so vert ieft e der Theo loge Bossuet ihr en Sinn, indem er „der Betrach tung des Todes, der dem menschl ichen Leben erst seine wahr e Bedeut ung verleiht, gebühr end Raum“ gab. Aufg rund der „Eleg anz und Einfachheit“ der „pat het ischen Per ioden“ werden seine Trauer r eden heut e „vor allem als Meister werke klassischer Prosa gelesen“ [ebd.], in Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon werden sie als „das Vollkommenste, was die franz ö sische Lit er at ur und die neuer e nicht parl a ment a r i sche Ber edsam keit aufz uweisen hat“ [Wetz er/Welte II , 1141] gepriesen – sie prägen seine Wahrnehmung in der Lit er at urg eschicht e. So nahm der Verl ag Alf red Mame Bossuets Orai sons funébres, vermehrt um ein ige Pred ig t en, in die Reihe Chefs-d’œuvre de la littérature du XVIIe siècle auf, 1870 auch seinen Disc ours sur l’ histoire universelle. Diese und weit er e Bände der Reihe illustrier t e der seinerz eit als „excellent illustrateur“ [DBF XI V, 689] geh andelt e Jean Ant oine Va lent in Foulq uier (1822 –1896) mit Port raits und Kopfv ig nett en „d’un dessin élégant et d’une exécution fine“ [Beraldi VI , 158], was ihm „son plus grand succès auprès des bibliophiles“ [Beraldi VI , 153] bescherte. Auf die se war die Reihe spez iell ausger icht et: Von der Edi tion in 274 Exempla r en wurden13 auf Chin apapier ged ruckt – Carteret gibt irrtümlich zehn an: Das unsr ige trägt die ged ruckt e „N° 12“. Den bibliophilen Cha r akt er des sehr breit r and i gen Exemplars komplet t iert der zeit genössische, in zar t er Goldornamentik gepräg t e, per fekt erh al tene Ma r oq uinband mit gleicha r t ig dekor ier t en Mar oq uindoublür en von Hardy-Menn il. Lit er at ur: Beraldi V I , 158; Brivois 64; Cart eret III , 102; Oster walder 383; Vicaire I, 872 f.; zu Hardy-Menn il vgl. Devauchel le 262.
– 236 –
Eines von 20 Exemplar en auf Chinapapier, im Mar oq uinband à la janséniste 89 Bossuet, [Jacques Bénigne]. Disc ours sur l’ histoire universelle. Avec une préface par M. Poujoulat. Gravure s à l’eau-forte par V. Foulquier. [Chefs-d’œuvre de la littérature du XVIIe siècle]. Tours, Alf red Mame et fils, 1870. 1 rad iertes Port rait, 3 mont ierte Rad ier ung en auf Chin apapier im Text, Verlegersig net in Holzschnitt auf dem Titel. VIII S., 443 S. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, mit Témoins (277 x 177 mm). Grobgenarbter wein roter Mar oquinband à la janséniste auf fünf Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel, doppelten Goldf ileten auf den Stehk anten, Dentellebordüre auf den Inn enk an ten, mit olivg rünen, reich mit Arabesk endek or goldge prägten Mar oquindoublüren in doppeltem Goldf iletenrahm en, mit doppelten Marm orpapiervorsätz en und Ganzg old schnitt, auf dem Spiegel sig niert „ChambolleDuru“ und „Mar iu s Michel, doreur“ . Bossuets Univers alg es chicht e ist das „einz ig e größer e histor ische Werk des 17. Jahrh[underts]“ [Jan 134]; schon desh alb verd iente es die Aufn ah
me in die Chefs-d’œuvre de la littérature du XVIIe siècle. Er verfaßt e das Werk in den Jahr en 1670 –1681 als Prinz enerz ieher am Hof Ludw igs XIV., um dem Dauph in Loui s die „Ent w ick lung der Rel ig i on und die Wandlungen der Reiche zu erk lär en“ und ihn zugleich durch Beispiele von „Treue, Mut, Mä ßig ung, Ausd auer und Bescheidenheit“ [K NLL II , 967] zu belehr en. Bossuet fängt buchstäblich bei Adam und Eva an, die auch in der ersten der drei Vig nett en von Jean Ant oine Va lent in Foulq uier dargestellt sind. Nach Adam, Noah, Abrah am, Moses, Troja, Salomo und Christus teilt der Autor die Epochen der Weltge schichte ein – sie ist zugleich die Geschichte der fort l aufenden Of fenba r ung Got t es, die im zweit en Teil, La suite de la Relig ion, als Geschicht e des auser wählt en Volkes erz ählt wird. Prog ram m at isch steht da f ür eine Vig net t e, die Moses mit den Gesetzt esta feln zeigt. Wie wechselh aft und hinf äll ig hinge gen alles Menschenwerk ist, erk lärt Bossuet im drit ten Teil über Les empires, der den Aufstieg und Fall
– 238 –
der Großr eiche der Ägypter, Perser, Meder, Grie chen und Römer schildert „Les révolutions des empires sont réglées par la Prov idence, et servent à humilier les princes“, mahnt die Überschrift zum ersten Kapit el. Auch wenn christ l ich-teleolog is che Perspekt ive und did akt ische Absicht Bossuet Grenz en vorge ben, kann man ihn aufg rund seines Bemühens, auf Orig in alq uellen zur ück z ug reifen und diese krit isch zu prüfen sow ie „Ursachen und Wirk ungen der Er eig n iss e aufz uspür en“, als „Vorl äufer moder ner Histor iog raph ie“ [Engel h ardt/Roloff ] bet racht en. „Die Erkennt n is der Bedeut ung wirtschaft l icher und soz iolog ischer Fakt or en für die Ent w ick lung der Völker läßt ihn ger adez u prophet ische Schlüs se ziehen“ [K NLL II , 967]. Die am biva lent e Posit ion des Disc ours im histor io graphischen Kont ext läßt sich auch an den stilisti schen Feinheit en ablesen: Als Meister der klassi schen Rhet or ik weiß Bossuet sich „log isch und klar ausz ud rücken“. Zugleich durchz ieht das Werk ein „fast poetische[r] Tenor“: Dieser gründet „auf der Leidenschaftl ichkeit, mit der Bossuet die Rolle der
providence, der Vorsehung, die das Schicks al der Menschen lenkt, darstellt“ [ebd.]. Das ursprüngl ich dem Thronfolg er gew id met e Geschichtswerk verleug net sei nen reprä sent at iven Char akt er auch als Neud ruck des 19. Jahrhunderts durchaus nicht: Der Verleger Alf red Mame ließ 281 Vorz ugsexempla r e auf vier verschiedenen Papier sor t en abz iehen, davon 20 auf Chin apapier, wovon das unser e die ged ruckte „N° 18“ trägt. Auch mit dem per fekt erh alt enen Jansen isteneinband aus der Werkstatt Chambolle-Duru mit den von Henr i Ma riu s Michel im Stil à la flore ornem entale vergoldet en Mar oq uindoublür en wäre Bossuet vermutl ich sehr einverstanden gewesen: „Gegen die Jansen isten“ beobacht et e der Bischof von Meaux „große Scho nung“ [Wetz er/Welte II , 1135 f.]. Proven ienz: Laut bei l ieg ender hands chrift l icher Notiz: „Vente Durel du 24 fer 1890 […] No 140“. – Auf Vorblatt mont iert: Ausz ug aus ält er em franz ö sischen Ant iq ua r iatsk at a log. Lit er at ur: Beraldi V I , 158; Brivois 64; Eng elh ardt/Roloff I, 184 f. (Erstausg.); vgl. K NLL II , 966 f.; Osterw alder 383; Vicai re I, 876; zu Chambolle-Duru vgl. Fléty 40 f.; zu Mar iu s Michel: Fléty 121.
– 239 –
Mit 30 kolor iert en Lit hog raphien nach Théophile Fragona rd 90 Boucher, Adolphe. Histoire dram at ique et pittoresque des Jésuites, depuis la fondation de l’ordre jusqu’ à nos jours. Illustrée de 30 magnifiques dessins par Théophile Fragonard. 2 Bde. Par is, R. Prin, 1845 –1846. Zu samm en 30 getönte und kolor ierte lithographierte Tafeln. 2 Bl., 411 S. Und: 2 Bl., 411 S. Quart (265 x 160 mm). Dunkelrote Halbsaff ianbände der Zeit auf glatte Rücken, mit goldgeprägten Rückent iteln und floraler und linearer Goldpräg ung, mit marm or ier ten Vorsätzen und marm or iertem Schnitt (Ecken und Kapitale mit kleinen Schabstellen, einige Bl. mit kleinem Wasserf leck bzw. ger ing braunf leckig, Bd. I, S. 291 f. mit kleinem Eckeinriß). Théophile Fragona rd als Zeich ner Adolphe Bouchers Ges chicht e der Soc ietas Jesu erschien fast gleichzeit ig mit Eugène Sues Rom an Le Juif errant, in dem Jesuit en eine ebenso prom inent e wie finster e Rolle spielen – man könnt e die Histoire daher auch als einen Komment ar zu dem ungemein popul ä r em Forts etz ungsr om an les en. Doch die Geschicht e des 1534 geg ründet en und 1773 aufge hobenen Ordens gewann im Lauf des 19. Jahrhun derts nicht nur aufg rund eines rom ant isch-“pittor esken“ oder allgemein religösen Int eresses wie der an Relevanz. Nach seiner er neut en Zul assung 1814 gelangte er bald wieder zu alter Größe und Bedeut ung. So zählt e er 1847 ber eits wieder an die 5000 Mit glieder [vgl. Wetz er/Welte VI , 1421]. Der Illustrat or Théophile Fragona rd (1806 –1876) hat t e im Pa r iser Salon zu n ächst histor ische Gen rebilder gez eigt; später nahm er eine Tätigkeit als Blu men- und Fig ur en m a ler an der Porz ell an m a nufakt ur in Sèvres auf. Ber eits mit Les évangiles de Not re Seig neur Jésus-Christ in der Übersetz ung von Le Maistre de Sacy [vgl. Nr. 191] hatt e er ein Buch aus dem christ l ichen Themenk reis illustriert. Erst durch das vorliegende Werk wurde er jedoch als Zeich ner bek annt. Lit er at ur: Beraldi V I , 162; Brunet V I , 1177, Nr. 21879; Cart eret III , 102; Thieme/Becker 12, 277; Vicai re I, 880.
– 240 –
Rar es Exemplar auf Chinapapier mit handschriftl icher Verfasser w idmung 91 [Boulay-Paty, Évar iste]. Élie Mar iak er. Par is, Henr i Dupuy, 1834. Radiertes Fronti spiz auf blauem Chin apapier, aufgezogen auf Velinpapier, mit Seidenvorsatz. 2 Bl., CI V S., 247 S. Quart (245 x 153 mm). Roter Mar oquinband auf fünf pointilléverzierte Bünde, mit goldgeprägtem und -ge rahmtem Rückent itel sowie Blum en stempeln, umg e ben von Pointillérahm en und Eckfleurons in doppelten Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenkompartimen ten, auf den Deckeln außen gezackte Bordüre und vierfac her Goldrahm en (davon ein er gepunktet), darin floral-orn am entales Rahm enwerk, durch setzt mit Gold punkten, mit doppelten Goldf ileten auf den Stehk anten sowie mit floraler Bordüre, vierfachem Goldrahm en (ei ner gepunktet) und Zackenbordüre auf den Innenk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und Kopfg oldschnitt, auf dem Spiegel sig niert „Durvand“ (leicht braunf leckig). Exemplar auf Chin apapier, gew idmet dem spät er en Bildungsm in ister Na r cisse-Achille de Salvandy Évar iste Boulay-Paty (1804 –1864) stud iert e Jura in Rennes, wo er sich 1824 auch als Anwalt niederl ieß. Eine dort begonnene Liebesa f fair e wurde von sei ner Fam il ie nicht toler iert, die ihn schon bald nach Par is schickt e – in Hoefers Nouvelle biog raphie hieß es noch bem änt elnd, „ses goûts littérai res le firent venir à Par is“ [Hoefer]. Immerh in erschienen dort 1825 seine ersten Werke, wurde er Sek ret är des Duc d’Orléa ns und 1830 Bibliot hek ar am Palais-Royal als Nachfolger von Alexa nd re Du m as. Seine unvergessene Liebe aber subl i m ier t e er 1834 in dem vorl iegenden Werk zu Lit er at ur. Élie Mar iaker läßt sich einerseits als Bucht it el lesen [vgl. Barbier], ander erseits als Aut or-Pseudonym [vgl. Weller]. In der Tat ist dieses „cur ieu x spécimen de l’école ro mant ique“ zweierlei: eine Samm lung von Liebesge dicht en, die als solche „eut du succès“ [Hoefer], der jedoch eine rund 100 Seit en um fassende Biog ra phie über „Élie Mar iaker“ vora ngestellt ist, in der Boulay-Paty sei ne eigene einstige Liebes-Geschich
te in verdeckter und verk lärter Form erz ählt. Die Doppelstrukt ur en von un m it t elba r em Erleben und aukt oria ler Distanz, von Ly r ik und Prosa, Ausspra che und Geheimn is lassen dieses Buch über die Lieb e in einem tieferen Sinn zu einem eminent ‚rom ant ischen‘ Kunst werk werden. Die Kost barkeit der Er i nner ung ebenso wie Stil i sier ungsw ille und Mit t eilungsbedürf n is des Aut ors spiegeln und pot enz ier en sich in der Unik alität un ser es Wid mungsexemplars auf Chin apapier. Schon Cart eret hielt es in Händen, um es eingehender zu würd igen: „C’est ainsi que se présent e un exempla ire (un des rar es exemplaires tirés sur papier de chine) àvec envoi à M. de Salvandy, signé BoulayPaty, le nom de l’aut eur ne fig ur ant pas au titre de l’ouv r age“ [Car t eret]. In dieser ind iv iduellen Wid mung bek annt e sich der anonyme Aut or zu seinem Werk – ob aber auch zu dessen aut obiog raphischem Cha r akt er? Der Empf änger war jedenfalls eine Per son des öf fent l ichen Leb ens: Na r cisse-Achille de Salvandy (1795 –1856) war selbst Publiz ist, zudem seit 1830 konser vat iver Abgeordnet er in der Cham bre des Députés; 1837 wurde er franz ösischer Bil dungsm in ister, spät er in den Gra fenstand erhoben. Eine einz ige Illustrat ion schmückt das Buch – da für ist diese besonders ‚rom antisch‘: Das Fronti spiz zeigt auf einem nächtlich beleuchteten Fels vorsprung einen Dicht er oder Denker, der den Kopf grübelnd aufstützt und einem durch ein Wolken loch davons chweb enden weiß en Eng elsg es chöpf nachsinnt – währ end ihn von der Seit e ein schwar zer Teufel anfl iegt. Die Rad ier ung ist in unser em Exemplar als unfer t iger Probed ruck eingebunden. Der breite Schmuckr ahmen ist nur skizz iert, der Text am oberen und unteren Rand erst prov iso risch hinz ugesetzt. Dies ist eines der ersten Wer ke des Graphikers, Por t rait- und Genem a lers Jean François Boisselat (geb. 1812), der 1833 debütiert hatt e [vgl. Thieme/Becker 4, 229]. Von ihm existie ren mehr er e „fronti spices rom ant iques […] dans le goût de Célestin Nanteuil“ [Beraldi]. Nicht zufäl lig gewählt ist auch die Farbe des auf Velinpapier
– 244 –
aufgez ogenen Träger papiers: Der bläul iche Ton ist nicht nur die Sig nalfarbe der Rom ant ik, er unt er streicht hier ef fekt voll die fahle, düster-dräuende nächtl iche At mosphä r e. In Kont rast dazu steht der heit er e Ma r oq uinein band in warmem Rot mit leuchtendem Goldde kor. Auf dem Rücken und den Deckeln wimmelt es im fi l ig ra nen rah menden Rankenwerk nur so von Blüten und Blümchen. Der von Lucien Durvand (1852 –1934) sig nier t e, wunderschön erh alt ene Ein band dürfte um die Wende zum 20. Jahrhundert
entstanden sein, als der Buchbinder, der zuvor eine gemeinsa me Werkstatt mit Thiret bet rieben hat t e, allein unt er eigenem Na men zu arbeit en beg ann. Proven ienz: Auf dem Vor t it el handschrift l ich in Tinte: „homm ag e de l’auteur [/] à Monsieur De Salvandy. [/] Eva r iste Boulay-Paty“. – Na r cisseAchille comte de Salvandy (1795 –1856). Lit er at ur: Beraldi II , 152, Nr. 1; Barbier II , 60; Cart eret I, 145 f.: zit iert dies es Exemplar; Champfleury 395 f.; DBF V I , 1354; DLF I, 191; nicht bei Gay/Lemonnyer; Hoefer 6, 950; Quéra rd XI , 51; Vicai re I, 895; Weller 344; zu Durv and: Fléty 65.
– 245 –
Das schönste Werk über die Touraine, im Verlagseinband 92 Bourassé, J[ean]-J[acques] (Hrsg.). La Touraine. Histoire et Monum ents. Tours, Ad Mame et Cie, 1855. 4 Tafeln in Chrom olithog raphie, 1 gestochen e, grenzkolor ierte Karte, 14 Tafeln in Stahlstich, über 300 Text holzschnitte. 2 Bl., 610 S., 1 Bl. Folio (395 x 273 mm). Verlagseinband von dunkelg rünem Saff ian auf fünf goldverzierte Doppelbünde, mit gold geprägtem Rückent itel in dreifachem Goldf iletenrahm en sowie orn am entaler Verg oldung in den übr igen Rücken feldern, Deckel mit Rahm enwerk aus Blind- und Gold fileten und breiter, goldgeprägter Dentellebordüre nach innen und außen, zent ral ein goldgeprägtes Wappen, mit goldgeprägter Zackenlinie auf den Steh-, breiter Dent ellebordüre auf den Innenk anten, Doublüren und Vor sätzen aus Marm orpapier sowie floral gepunztem Ganz gold schnitt (vorderer Innenfalz oben mit kleiner Läsur). Das schönste Werk über die Tour aine – mit über 300 Abbildungen nach Girardet u. a., im Verl agsein band Der Abt und Theo lo g e Jean-Ja c ques Bourassé (1813 –1872) war auch ein „archéologue et histor ien est imé à son époque […]; l’ensemble de son œuvre reste précieux surtout en ce qui concerne les étu des loca les“ [DLF]. Hier verein ig t e er als Herausge ber rund 20 Beit räger, die ein umfassendes Werk zu His tor ie, Geog raphie, Arc häolog ie, Kirc hen-, Archit ekt ur- und Kult urgeschicht e der Tou r aine schufen. Diverse Aufsätz e gelt en Spez ia lt hemen wie der Beschreibung einzel ner Städt e (Tours, Am boise,
Chinon, Loches), Klöster und Schlösser. Ein eige nes Kapit el ist Kard in al Richelieu gew idmet, ein ander es weit er en ber ühmt en Pers ön l ich keit en, eines dem Theat er und eines der Münzgeschicht e. 19 Ta feln und über 300 Text a bbildungen illustrie ren das Werk in äußerst qual it ätvoller Weise. Zeich ner wa r en der auf Ar chi t ek t ur und Land s chaft spez ia l isier t e Ma ler Karl Girardet (1813 –1871), außerdem François Louis Français (1814 –1897) und Ercole Cat enacci (1816 –1884). Zwei bei Engelm ann & Graf ged ruckt e Chromol it hog raphien geben far bige mit t ela lt erl iche Glasfenster wieder, zwei wei ter e, in Gold und Farben bei Lemercier ged ruckt, zeigen Wappen. „Cet ouv r age est un monu ment“, meint e Car t er et – mit einem am biva lent en Unt er t on: „Malheureu sement, son form at l’éloigne à tort de certai nes bibliothèques“ – in der Tat entsprechen der inh altl i chen Bedeut ung auch äußerl ich Größe und Gew icht des enormen Foliobandes. Dazu stimmt auch der pracht vol le, mit breit en Dentel lebordü r en ver z ier te Verl agseinband [vgl. Car t eret], auf dessen Deckeln das Wappen der Tour aine prangt und dessen floral gepunzter Ganzgoldschnitt noch dem Buch block die An mut u ng eines kost ba r en goldenen ‚Schreines‘ verleiht. Lit er at ur: Bru net I, 1174 f.; Car t eret III , 103; DBF V I , 1384 f.; DLF I, 192; Grae ss e I, 511; Lonc hamp II , 70; Osterw alder 388 und 433; Rahir 339; Vicai re I, 900 f.
– 247 –
Eines von drei Exemplar en auf Chinapapier, aus dem Besitz von Vict or Mercier 93 Bourassé, J[ean]-J[acques] (Hrsg.). La Touraine. Histoire et Monum ents. Tours, Ad Mame et Cie, 1855. 4 Tafeln in Chrom ol ithog raphie auf Vel inp apier, 1 gestochen e Karte auf Chin apapier, aufk a schiert auf Velinpapier, 14 Tafeln in Stahlstich auf Chin apapier, aufk a schiert auf Velinpapier, über 300 Textholzschnit te. 2 Bl., 610 S., 1 Bl. Folio, kaum beschnitten (413 x 281 mm). Grobgen arbter grüner Maroquinband auf fünf mit doppelten Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem und -gerahmtem Rückent itel, die übr igen Rückenfelder mit sieben Gold filetenrahm en, der mittlere fett, der inn erste mit in Ent rel acs-Manier ‚nach inn en geklappten‘ Ecken, auf den Deckeln ähnlicher Dekor, hier aus elf Rahm en gebil det, mit doppelten Goldf ileten auf den Stehk anten, brei ter Dentellebordüre auf den Innenk anten, mit Doublüren und Vorsätz en aus dunk elr oter Seid e, weiteren Vor sätz en aus Marm orpapier, eingebund en em Orig in alUm schlag auf ockerfarbenem Papier sowie unbedruck tem grün en Liefer ungs[?]-Um schlag, mit Ganzg old schnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ , in mit rotem Samt gef üttertem Pappschuber mit grünen Mar oquink anten (Schuberk anten berieben, gelegentlich etwas braunf leckig). Das um f ang r eic he Werk zu Ges chicht e, Geographie, Archäolog ie, Kirchen-, Archit ekt ur- und Kult urgeschicht e der Tour aine mit 19 Ta feln und
über 300 Text a b bil dun g en nach Karl Girardet, François Louis Français und Ercole Catenacci ist selbst „un monument“ [Carteret]. Wenn auch das Fo l io-For m at „l’éloigne à tort de certa i nes bibliothèques“, wie Car t eret bed auer t e, so ist unser Exemplar dank des Drucks auf feinem Chin apa pier zum indest deutl ich dünner und leicht er als die Va r ia nt e auf Vel inpapier – was das gew icht ige Werk wesent l ich leicht er hand h abbar macht. Angesichts der ext remen Selt enheit – es wurden laut Car t eret nur drei Exempla r e auf Chin apa pier ged ruckt, von denen sich sich noch ein zwei tes in unser er Samm lung befi ndet (die folg ende Num mer) – stand der bibliophile Cha r akt er na tür l ich von Be g inn an im Vor der g rund. Émile Merc ier (1855 –1910) fer t ig t e den herrl ichen mo numentalenMaroquinband(miteingebundenemOriginalUmschlag) für Vict or Mercier (1853 –1931), einen der profi l ier t esten Bibliophilen seiner Zeit und Präsi denten der „Société des amis des Livres“, wie an dessen der Doublüre eingepräg t em Monog ramm er kennbar ist. Proven ienz: Vict or Merc ier, dess en goldg epräg te Initialen auf der Doublüre und dessen farbig illustrier t es Ex l ibris mit der Dev ise „Libror um flos illibat us“ auf dem zweit en Vorsatz (nicht in dessen Kat a log 1937, I).
– 250 –
Das zweite von drei Exempla ren auf Chinapapier: im reich intar sierten Verleger ein band 94 Bourassé, J[ean]-J[acques] (Hrsg.). La Touraine. Histoire et Monuments. Tours, Ad Mame et Cie, 1855. 4 Tafeln in Chromoli tho gra phie auf Velin pa pier, 1 ge stochene, grenzkolorier te Kar te auf Chinapapier, auf ka schiert auf Velinpapier, 14 Tafeln in Stahl stich auf Chinapapier, auf ka schiert auf Velinpapier, über 300 Textholz schnit te. 3 Bl., 610 S. Folio (393 x 266 mm). Verlegereinband aus brau nem Maroquin auf sechs mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und in Entrelacs-Manier eingeleg ten, von Goldfileten ein gefaßten roten und grünen Leder streifen in pflaumenfarbenen Leder rahmen, die Deckel in gleicher Wei se reich dekoriert, Stehkanten mit doppelten Goldfileten, rote Maroquin doublüren mit reicher fili graner, floraler und linearer Goldprä gung à la fanfare, ein gelegt in einen von Goldfileten begrenzten braunen Maroquinrahmen, mit fliegen den Vorsätzen aus rosafarbener Moiré seide und Ganz gold schnitt,
am Fuß si gniert „Reliure A. Mame“ , in Pappschuber mit braunen Maroquinkanten (Schuberkanten etwas berieben, am Rand mit unter etwas braunfleckig). Un ser zweites von drei exi stierenden Exemplaren auf Chi napapier prä sentiert sich im reich in Entrelacs-Ma nier intar sierten Ma roquin band mit Ma ro quindoublü ren à la fanfare des Ver le gers Al fred Mame, der seit 1845 auch eine Buch binderei betrieb. In ihr arbeitete Jean Ma rius Michel, dem wahr schein lich die Ver goldung zu ver danken ist [vgl. Ramsden 134]. Von un serem er sten Exemplar unter scheidet sich dieses zudem durch die Nu ance, daß die Kar te der Tou raine hier grenz koloriert wur de. Provenienz: Auf ei nem Vorblatt farbig il lu strier tes Ex li bris von A[ntoine] Vautier, des sen Auk tion I, 1971, Nr. 741: frs. 4.500. – Hen ri M. Petiet, dessen Auk tion II , 1992, Nr. 70: frs. 40.000.
– 251 –
Kul inarik als Lebenseinstellung 95 Brillat-Savarin, [Jean Anthelme]. Physiol o gie du goût. Illustrée par Bertall, précédée d’une notice biog raphique par Alph. Karr. Dessins à part du texte, gravés sur acier par Ch. Geoffroy. Gravure s sur bois, in tercaléees dans le texte, par [Jacques] Midderigh. [Par is], Gabriel de Gonet, [1848]. Verfasserport rait und 7 weitere Stahlstich-Tafeln auf aufgewalztem Chin apapier, zahlreiche Textabbildun gen, Schmuckvig netten und -initialen in Holzschnitt. 2 Bl., XXIII S., 416 S. Groß-Oktav (244 x 158 mm). Grobg en arbter dunk el blauer Halbm ar oquinband auf fünf mit doppelten Gold fileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und fünffachen Goldf iletenrahm en, jeweils in Blind- und Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenfeldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenem, in Rosa bedrucktem, illu striertem Orig in al-Um schlag, verso fliegendem Vorsatz sig niert „V. Champs“ (Umschlag schwach fleckig, einige Lagen leicht gebräunt). Reich illustriert von Bert a ll Jean Ant hel me Brillat-Savarin (1755 –1826) war einer der bedeut endsten franz ösis chen Gastro sophen. An der zuerst in seinem Todesjahr erschie nenen Physiolog ie du goût soll er 25 Jahr e gea rbeit et haben. Darin geht es nicht nur um die Kochk unst im eng eren Sinn, sondern um eine Art kulin a ris cher Leb ensleh r e. Insofern ist der Haupt t it el Physiol og ie ir r it ier end; der pass ender e, ger ade zu üppig-ba r ocke Unt er t it el wird in dieser Ausg a be auf dem Vor t it el abged ruckt: méditations de ga stronomie transc endante, ouvrage théorique, hi storique et à l’ordre du jour, dédié aux gastronom es Par isiens. Brillat-Savarins Werk ist voll von „souven irs, ses
ancdotes, ses réflect ions mora les, assez gaill ardes quelquefois, ses citations latines, ses recettes de cuisine, ses préceptes d’hygiène“ [DLF]. Ber ühmt wurde er durch seine Aphor ismen, der en 20 hier als Vorspeise ser v iert werden, dar u nt er: „Dis-moi ce que tu manges, je te dirai ce que tu es“. Das Ver fasser por t rait zeigt Brillat-Savarin in einem beq uemen Lehnstuhl an einem Tisch sitz end, mit Feder und Papier sow ie mit einem Glas Wein und einer gefüllten Obstschale, aus der er sich soeben eine Frucht geschält und verz ehrt hat. Das Bildn is stammt ebenso wie die sieben weit er en Tafeln und zahlr eiche Texti llustrat ionen von Berta ll; zus am men mit Balz acs Pet ite s misères de la vie conjugale ist dies „the principal book of bibliophilic int erest for which he was the sole art ist“ [Ray]. Proven ienz: Sam Clapp, dessen Aukt ion Christie’s, Par is, 2002, Nr. 110. Lit er at ur: Beraldi II , 48, Nr. 17; Blachon 237 (Midderigh); Brivois 65 ff.; Car t eret III , 108; vgl. DBF I, 318, und DLF I, 200; Lonc hamp II , 75; Ray II , 299; Sander 124; Vicai re I, 927 f.
– 253 –
Mit 121 Orig inalzeichnungen von Édoua rd Traviès u. a. 96 Buffon, [George s-Loui s Leclerc, comte de]. Œuvres complètes de Buffon, avec la nom enclature lin néenne et la classification de Cuvier. Revues sur l’ édition in-4° de l’Imprimerie royale et annotées par M. Flourens. Nouvelle édition, illustrée de 150 planches gravées sur acier d’après les dessins de MM. Traviès et Henr y Gobin et coloriées avec le plus grand soin. 12 Bde. Und: 2 Kas setten mit Orig in al-Zeichnungen. Par is, Garnier frères, [1855 –1857]. 1 Verfasserport rait und 149 weitere, kolor ierte Stahl stich-Tafeln (darunter 4 Karten) auf stärk erem Velin papier, mit gelblichen Seidenvorsätzen, in den Bänden I – IX ; separat zusätzlich 121 meist lavierte, teils aqua rellierte Bleistiftzeichnungen auf stark em Karton. 2 Bl., XXXVI S., 686 S. Und: 2 Bl., 667 S. Und: 2 Bl., 597 S. Und: 2 Bl., 680 S. Und: 2 Bl., 597 S. Und: 2 Bl., 586 S., 1 leeres Bl. Und: 2 Bl., 624 S. Und: 2 Bl., 631 S. Und: 2 Bl., 670 S., 1 leeres Bl. Und: 2 Bl., 568 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., 609 S. Und: 2 Bl., 824 S. (S. 357 – 821 zweispal tig); 6 S. (Indication pour le plac em ent des planches). – Zusamm en über 7800 S. – Mit einigen Tabellen. Quart (ca. 266 x 174 mm). Hellbraun e Halbk albleder bände auf fünf Bünde, mit je zwei blauen, goldgepräg ten Rücken schild ern und floral en Einz el stempeln in den übr igen Rückenkompartimenten, mit marm or ierten Vorsätzen und marm or iertem Schnitt, und zwei Kasset ten in derselben Aufm achung (Bde. I-III streckenweise schwach braunf leckig, sonst nur vereinzelt etwas braun fleckig, einige Doppelbl. am Kopfsteg nicht vollstän dig aufgeschnitten; Bd I: 1 Bl. mit kleinem Randeinr iß; Bde. III und IX : je 1 Bl. mit kleinem Eckabr iß ohne Text verlust, Bd. XII: 1. Bl. des „Plac em ent“ lose). Mit 121 Orig in alz eichnungen von Traviès u. a. in zwei Ext ra-Kasset t en Die vorl ieg enden zwölf Quart-Bände ent h alt en, anders als der Tit el nahelegt, das Hauptwerk des Na tur forschers Georges-Loui s de Buf fon (1707 –1788), die Histoire nat urelle générale et particulière, die erst mals von 1749 bis zu seinem Tod in 36 Bänden er schienen war. Buffon war nicht nur ein „magn ifique écrivain“, sondern ein „véritable homme de science“ der Auf k lä r ungsepoche, der zugleich „le pressen timent ou l’intuition de bien des théor ies moder nes“ und eine „véritable orig in alité“ [DBF VII , 630] besaß. Er war es, der entgegen den überkommenen theolo gischen Anschauu ngen den Ent w ick lungsgedan ken
in den Nat ur w issenschaf t en eta blier t e – insofern ist der Tit el der „Histoire“ nat urelle alles ander e als triv ia l. Buffon führte „la théorie des cau ses actu elles et la notion de chronolog ie“ [ebd. 631] als Grundprinz ipien sowohl für die Théorie de la terre ein, mit der sein großes Werk beg innt, als auch für die Darstellung der Époques de la nat ure, in die es mündet und die als „chef-d’œuvre de l’écrivain et du penseur“ [ebd. 630] gilt. Buffon zeigt e, daß nicht nur die Menschheit, sondern auch die Erde selbst „a eu ses âges, ses changements, ses époques. Il crée la chronolog ie géologique, il se fait l’histor ien de la terre“ [DBF VII , 631]. Zu grund le g en den Ein sich t en kam er auch in bez ug auf die Org a n isat ion des Lebens, indem er auf der prinz ipiellen „dist inct ion entre la vie anim a le et la vie org anique“ [ebd.] bestand. Seine Histo ire générale des anim aux [Bd. I], die sich ebenso mit der Fortpflanz ung wie der Entw icklung und Ver änder ung der Ar t en beschäf t igt, kann als „prem ier essai de biolog ie généra le […] ant icipant sur la génétique moder ne“ [DBF VII , 631] gelt en. In diesen weit gespannt en theor et ischen Rah men fügt sich die Beschreibung der Tiera r t en ein: L’ homme und Les quadrupèdes [Bde. II -I V], Les oiseaux in den Bän den V-VIII , schließl ich auch die Bände IX-XI über
– 254 –
Les minéraux. Der zwölft e Band enth ält Expériences sur les végétaux, eine Arithmétique morale (u. a. mit Bevöl ker ungsstat isti ken) und die um fang r eichen Reg ister. Die Fortsetz ungen (1788 –1804) des Comte de Lacépède sind nicht Gegenstand dieser Ausg abe. Buf fon s „schier uns terbl ic he[s]“ Werk hat die nat urgeschicht l iche Lit er at ur Frank r eichs in „man nig facher Form, von Jugendbuch und Volksausg a be bis zu vielbänd ig ausgeweit et en Enz yk lopäd ien, bis heut e begleit et“ [Nissen, ZBI II , S. 162]. Finden sich darin auch „les germes d’idées qui prendront tout leur développement au cou rs du siècle suivant“ [DBF VII , 631], so läßt sich der enorme Erfolg vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts „nicht allein aus der lit er a r ischen Brill anz“ [Nis sen, ZBI II , 163] herleit en, sondern auch aus einer an h alt enden wissenschaft l ichen Konjunkt ur, die sich nicht zuletzt in zahlr eichen, von der Reg ie rung gef örder t en größer en Forschungsr eisen zur Gelt ung bracht e [vgl. ebd.]. Uns er e mit 150 kolor ier t en Ta feln illus trier t e Ausg ab e ist zugleich die letzte, die orig in är mit Stahlstichen ausgestat t et wurde, bevor man „zum bill iger en Holzschnitt“ [ebd.] überg ing. Ihr ging eine er ste Edi t i on (1853 –1855), vor aus, die laut Nissen vier Stiche wen iger zählt e. Haupt i l lustra tor war Édoua rd Traviès (1809 – ca. 1865), der jün ger e Bruder von Charles Joseph, dem ber ühmten
Schöpfer des kauz ig en Mon sieur Mayeux, der zu Berald is Verblüf f ung – „ô cont raste! un dessin ateur de pet its oiseaux“ – ein „bon spécial iste pour l’histoi re nat ur elle“ [Beraldi] wurde. Zahlr eiche Zeichnungen steuert e auch Henr i Gobin bei, quan tit at iv von unt ergeordnet er Bedeut ung sind die Bei träge von Victor Adam (4) Édoua rd de Laplante, Gustave Staal und Albert Charles Aug uste Racinet. Dem ersten Band vora ngestellt ist das Port rait des schreib enden Buf fon, gestochen von Ferd in and Dela nnoy nach Racinet, dem zweit en Band ein Bild von Mann und Frau, die, nackt wie Adam und Eva, doch umgeb en von handwerk l ichen Objekt en vor dem Hint erg rund einer Stadtsilhouet t e mit Dampf schiff und Dampfl okomot ive posier en. Der drit t e Band wird mit dem Löwen als ‚Kön ig der Tier e‘ ein geleitet, der vierte mit einem Orang-Utan – Affen bet racht et e Buf fon als eine Degener at ionsform des Menschen. Die sym bol ische Hiera rchie setzt sich im Frontispiz des fünft en Bandes, des ersten über die Vögel fort: Hier wird auf dem Frontispiz ein Kön igsadler auf einer alpinen Gipfelk upp e ge zeigt – im sechsten gleichsam als tropischer Kon trast ein goldgeschwänzt er Pa r ad iesvogel vor ei ner Meer esbucht. Daß die Illustrat ion nicht allein bio log ischen Krit er ien ver pflicht et war, zeigt sich auch an ander en Stellen: Die Darstellung einer Negre sse blanche [Bd. II , nach S. 300] und menschlicher
– 255 –
Monstres [ebd., nach S. 308] dient e auch der Bef rie dig ung von Sensat ionslust; die Rat t en, die Trakt ate zur Astrolog ie und Alchem ie ank nabbern, [Bd. II , nach S. 604] ver t ilgen demonstrat iv unaufgek lär te Wissensvor r ät e. Gilt die sorg f ält ige Kolor ier ung nur den Tier en selbst, so ist – unkolor iert – doch auch immer ein Stück ihr es Leb ensr aums zu se hen – bei manchen Vögeln nur der Ast, auf dem sie sitz en, bei dem Uhu – franz ösisch Le Grand-Duc – jedoch auch eine rom ant ische Burg r uine im Hin terg rund [Bd. V., vor S. 171], der Pfau schreitet in einem barocken Schloßpark einher [ebd., vor S. 389]. Solche Zut at en geben den zoolog ischen Zeich nungen durchaus rom ant ische Ank länge. Insofern ist es vollkom men ber echt igt, sie auch als kleine aut onome Kunst werke zu würd igen, wie dies ein Vorbesitz er, wahrscheinl ich Marcel Jeans on (1885 –1942), der große Sammler von orn it holo gischer und Jagdl it er at ur, get an hat. Denn der Clou unseres Exemplars sind die 121 fast ausn ahms los von den Künst lern sig nier t en Orig in al-Zeich nungen zu den Tafeln auf starkem Karton, die in zwei den Einbänden opt isch ang eg lichenen Ex tra-Kasset t en dem Werk beigegeb en sind. Allein 87 wunderbar exa kt e Bleistiftz eichnung en stam men von Édoua rd Travies, sie wurden oft sparsam mit Schwarz akz ent uiert und in Weiß, verschiede nen Brauntönen, vereinzelt auch in Blau lav iert. Ferner sind 33 Zeichnungen von Henr i Gobin, der die Tier e teils in sehr realistischem Kolor it dar stellt und auf 12 Blättern auch die Hinterg ründe fa rbk räf t ig aqua r ell ier t e – im Unt erschied zu den kolor ier t en Buch i l lustrat ionen. Als rei ne Bleistift zeich nung ist schließ l ich auch die Vor l a g e zum Fronti spiz von Band II , die det aill iert e Darstellung L’ homme et la femme von Gustave Staal, vorh anden. Vergleicht man dies e Kol lekt ion von Orig i n a len mit den größer en, aber nicht schöner en Zeichnun gen von Traviès, die am Schluß des Orn it holog ieKat a logs von Marc el Jeanson (Aukt ion Sot heby’s Mon ac o, 16.6.1988) beschrieb en werden und die als Einz elblätt er schon dam als fünf- bis sechsstel lige Franc-Summen erbracht en, so erh ält man eine Vorstellung von ihr em heut igen enor men Wert auch in mat er iel ler Hinsicht. Proven ienz: Aus dem Besitz von Marc el Jeanson (? – nicht in dessen Auktionen). – Vente Millon 7.12.2010, Nr. 87. Lit er at ur: Vgl. Brunet I, 1379 (Ausg. 1852); Niss en, ZBI 705; zu Buf fon: DBF V II , 629 ff.; zu É. Traviès: Beraldi XII , 153 f.
– 258 –
Das Exemplar des Kaisers Napoleon III. 97 Buvry, L[eop old]. Alger ien und sein e Zuk unft unter franz ösischer Herrschaft. Nach eig en er An schauung und authent ischen Quellen, nam entlich auch in Rück sicht auf deutsche Auswand er ung bearbeitet. Berlin, Heinr ich Schindler, 1855. XX S., 266 S.
Oktav (203 x 120 mm). Nachtblauer Saff ianband auf vier goldorn am ent ierte, von fet ten Blindf ileten einge faßte Bünde, mit Dentelle- und Filetenverg oldung auf dem Rücken, goldgeprägtem Rückent itel, auf den gold geprägten Deckeln in den Ecken Bienen in dek orat iven Medaillons, in der Mitte über zwei verknoteten Lorbeer zweigen vorn das große Mon og ramm „N“ unter ein er Krone, hinten nur die Krone, mit Goldf ilete auf den Steh, dreifachem Goldf iletenrahm en auf den Inn enk anten, Seidenpapiervorsätzen und Ganzg oldschnitt (erste und letzte Blätter etwas braunf leckig und gebräunt). Das Exemplar des Kaisers Napoleon III. Der Nat ur forscher und Norda frik aexper t e Leopold Buvry (1822 – nach 1870) hatte 1852 Alger ien be reist und war 1854 an der Universit ät Jena mit ei ner völkerk und l ichen Disser t at ion über Alger ien promov iert worden; ein Jahr später erschien das vorl ieg ende Werk, das Pol it ik, Geog raphie, Kli ma, Bevölker ung, Landw irtschaft, Tier welt, Han del und Ge wer b e be h an delt, nicht zu letzt, um „auf die Wicht igkeit Alger iens als für Deutsche zu empfehlendes Kolon ia lland“ [S. XI] hinz uweisen. Der Berl iner Privatdoz ent Thaddäus Eberh ard Gump recht steuert e das Vorwort bei. „Überr ascht von dem blühenden Zustande, in wel chem sich die Kolon ien Alger iens befi nden“ wid met e Buvry das Buch „Seiner Majestät dem Kaiser der Franz osen Napoleon III “. Dies ist offenbar das dem Kaiser selbst ded iz ier t e Exemplar, wora n das goldgepräg t e gek rönt e „N“ und das napoleon ische Bienen-Em blem auf dem Einband keinen Zweifel lassen. Die deutsche Sprache beherrscht e Napoleon III . (1808 –1873), der einen Großteil seiner Jugend am Bodensee verbracht hat t e, per fekt. Proven ienz: Kaiser Napoleon III . – Auf dem Vorblatt Ex l ibris Jack Venot. Lit er at ur: Nicht bei Gay sow ie Henze 1, 438.
– 262 –
Mit den orig inalen Durchzeichnungen vom Manuskript des 16. Jahrhunderts, Exemplar Léon Ratt ier 98 [Cai lhava, Léon] (Hrsg.). De tristibus Franciae libri quatuor. Ex bibliothecae Lugdunensis codice nunc primum in lucem editi cura & sumptibus L. Cailhava. Par is, Loui s Perr in, 1840. 39 Texti ll u strat ion en, Titel und Zwischent itel mit Bordürenrahm en, 5 Zierinitialen und 1 Zierleiste, alles in Holzschnitt; 40 orig in ale Durchzeichnungen in Blei stift auf in Quadrate eingeteiltem Transparent papier, mont iert auf Velinpapier. 2 Bl., XVI S., 117 S.; 4 Bl. (Zwischent itel). – Auf Büttenpapier gedruckt. Quart, mit Témo i ns (292 x 222 mm). Dun k el r o t er Mar oquinband der Zeit auf fünf mit Goldf ileten verzier te Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in zwei Feldern und grün intarsier ten Blüten in doppelten Goldf ileten rahm en in den übr igen Rückenfeldern, mit großem Re naissance-Orn am ent in Ent relacsm anier aus schwarzen Lederstreifen kombiniert mit goldgeprägtem Floraldekor in doppeltem Goldf iletenrahm en auf den Deckeln, mit doppeltem Goldf iletenrahm en auf den Steh- und Dent ellebordüre auf den Innenk anten, mit marmor ierten Vor sätzen und Ganzgoldschnitt über Témoins, auf dem Spie gel sig niert „Arn aud“ (Deckel mit schwachen dunklen Flecken, Ecken ger ing berieben). Exemplar auf großem Büt t enpapier, mit 40 orig i n a len Durch z eich nungen Der Lyo nn a i ser Bib liop hil e Léon Ca i lhava (1795 –1863) stöb er t e in der Bibliot hek seiner Heim atstadt ein ebens o kur ios es wie histor isch bedeuts a mes illustrier t es Ma nuskript auf: Es er zählt von dem Ausbruch der Rel ig ionsk riege 1562 in Lyon und dem ben achbarten Montbrison. Der anony me zeit genössische Aut or der in lat ei n ischen Hex a met ern abgefaßt en epischen Dicht ung pole misiert da bei hef t ig gegen die Calv ini sten, welche die Wirtschafts- und Banken met ropole im Hand streich nahmen und für wen ige Mon at e zur Haupt stadt des Prot estant ismus macht en. Seine sat ir ische Halt ung kommt insb es onder e in den quad rat i schen Textholzschnitt en (98/100 x 98/100 mm) zum Ausd ruck, in denen die Hugenot t en grundsätzl ich mit Gesichtsz ügen von Af fen dargestellt sind. 39 der 40 im Orig in al illu m in ier t en Holzschnit t e sow ie die vierseit ige Tit el bordü r e wurden in die sem Druck als Faksim ile wiederg eg eb en, auß er dem die vierseit ige Tit elb ordür e. Die letzt e Illu strat ion sow ie die letzt en Textz eilen konnt en nicht
reproduz iert werden, weil „une main inconnue, dir igée par une aveu gle préoccupation, a lacéré le feuillet“ [S. VI]. Zu sehen war en darauf die Laster der Hugenot t en, insb esonder e der Lu x us und die Ei telkeit, die nun auch Frankr eich reg ier en würden. Der Finder gab das Buch mit einem Vorwort auf eigene Kosten heraus und ließ 121 Exempla r e drucken, dar u nt er eines auf Perg a ment für den Eigenge brauch und 100 auf Bütt enpapier. Doch auch unser Exemplar ist unik al: Eingebunden sind sämt l iche Bleistiftz eichnung en, die von der Orig in alh and schrift auf Perg a ment papier durchg epaust wur den. Von einem besonder en bibliophilen Anspruch zeugt auch der eleg ante rote Maroq uinband von Ar n aud mit int arsier tem Ent rel acs-Dekor im Stil der Ren aissance. Proven ienz: Nicht in den beiden Ca i lhava-Aukt ionen 1845 und 1862. – Goldgeprägt es Exl ibris von Léon Ratt ier, mit dem Zusatz „Abbat ia Ja ndur ia r um“, das ist das 1790 aufgehobene Prämonstratenserk loster Ja ndeur es bei Lisle-en-Rigault im Depar t ement Meuse, Rattiers Domizil. Lit er at ur: Bru net V, 959 f.; Grae ss e V III , 203; zu Cailhava: Poideba rd 397 und 503; zu Arn aud: Fléty 13; Ramsden 20.
– 264 –
Sehr selt enes komplett es Exemplar der bedeut endsten illustrier t en sat ir ischen Zeitschrift des 19. Jahrhunderts in bester Erhalt ung, aus den Sammlungen Villebœuf und Duché 99 La Car icature politique [Nr. 3 –13 und ab Nr. 100], morale, religieuse [bis Nr. 99], littéraire et scénique. [Auf den Umschlägen:] Fondé et diri gé par Ch. Philipon. 251 Liefer ungen in 10 Bdn. [Und:] Cat alogue des Princip ales Nouveautés Lit hog raphiques [bzw. ab Nr. 3:] Lit hog raphie mensuelle. Zusamm en 11 Bde. Par is, Au grand maga sin de car icatures d’Aubert, 4. Novem ber 1830 – 27. Aug ust 1835. 2 lithographierte Tafeln, davon 1 kolor iert (Nullnum mer); 524 [recte: 528] gez ählte lithographierte Tafeln = 388 Tafeln, davon 81 farbig und 5 aufklappbar; 72 doppelseit ige Tafeln (achtm al als 1, dreim al als 3, sonst jeweils als 2 Tafeln gezählt), von diesen 27 kolor iert; 2 doppelseit ige und gefaltete, kolor ierte Tafeln; außerh alb der Zählung: 1 Fak simile „Croquades Faites à l’audience du 14 nov. (Cour d’Assis)“ und 1 Falttafel auf rosafarbe nem Papier; einige Textholzschnitte. – Die Tafeln sind auf Stegen mont iert, die einfarbigen Tafeln allerm eist auf Chin apapier und auf Karton aufgewalzt. – Die von der tatsächlichen Zählung abweichende Anzahl erg ibt sich aus der Existenz der Tafeln 46bis, 56bis und 153bis sowie aus der doppelten Vergabe der Nr. 376. Lithog raphie mensuell e: 25 [nicht: 24] doppel seit ig e Tafeln, davon 24 Lithog raphie n (1 gefalt et) und 1 Radier ung. – Eine Tafel [23] nicht num er iert, Nr. 21 wurde doppelt vergeben. 1 S., 6 Sp. (Nullnumm er); 2008 [recte: 2012] Sp. (Nr. 1 – 251), 1 Bl. (Supplément zu Nr. 30); 7 S., 42 Sp. (Nach drucke der Nrn. 1 – 7). – Alles auf Stegen mont iert. – Die von der Zählung abweichende tatsächliche Spaltenzahl erg ibt sich aus der doppelten Zählung von Sp. 151 f. und 1041 f. Lithog raphie mensuelle: 18 Erl äuter ungsbl. (von 19), 10 leere Bl. Folio, unbeschnitten (ca. 370 x 280 mm). Langn ar big e Halbl ed erbänd e in Mar oquin citron auf glatte Rücken, mit goldgeprägten Rückent iteln und ornamenta ler Rückenverg oldung, jeweils in dreifachem Goldf ileten rahm en, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ier ten Vorsätzen und eingebundenen Orig inal-Um schlägen, auf den fliegenden Vorsätzen verso sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1914“ . Wirk l ich keit oder Kar ik at ur? Kar ik at ur oder Kunst? Was wir heut e gemeinh in als Gegensätz e auf fassen,
kam in einer Pa r iser Wochenz eit schrift der 1830er Jahr e auf eine unheim l iche, ber ückende Weise zur Deckung – in: La Car icature. Dessen waren sich schon ihre Schöpfer bew ußt; das dam it verbun dene Selbstbew ußtsein trieb sie uner müdl ich an: „La Charge, n’est-elle pas une verité?“ [Nr. 86, Ta fel 173]. Das vieldeut ige Wort „Charge“ bringt alles auf den Punkt: Ist die ‚Bürde‘ nicht die Wahrheit? Ist die ka r ik ier ende ‚Über t reibung‘ nicht die Wahr heit? Liegt die Wahrheit nicht im ‚Ang riff ‘ auf die real existier ende Wirk l ich keit? Eine abg rundt ie fe Aufspalt ung der kollekt iven Welt wahr neh mung in unvereinba r e Perspekt iven und der gewaltsa me Versuch ihr er Unt erd rückung – das war die gesell schaft l iche Rea l it ät in Frank r eich unt er der Ägide des „Bürgerkön igs“ Lou is-Philippe, der selbst seine Herrschaft einer Revolut ion verd ankt e. Noch eind rücklicher als in Worten kam die Über einstim mung von Kunst, Ka r ik at ur und Wahrheit in Bildern zur Gelt ung, etwa bei Honoré Dau mier, dem bedeut endsten Mit a rb eit er der Car icature – wer würde ihn dar u m einen simplen ‚Ka r ik at ur i sten‘ nennen? Denn er „sah nur scharf, wie eben das Auge des Hasses sieht. Unheimlich scharf. Er sah glatt durch jede Maske, […] und er zeigte den Menschen hinter der Maske, ohne seine Formen wesentlich, manchm al ohne sie auch nur merklich zu verä ndern“ [Stahl 10]. Schon Fritz Stahl emp fand dari n den kat egor ialen Abstand zum 20. Jahr hundert: „Bei dieser Art seiner Enthüllung war es
– 267 –
möglich, zun ächst ganz körperlich zu sein, wie es Karik atur in unserem Sinne nicht sein kann“ – Dau mier schuf große Kunst „mit den Mitteln des Real ismus“ [Stahl 11]. Wie konnt e es anders sein, als daß La Car icature – der dam als gelt enden Pressef reiheit zum Trotz – von den Herrschenden schik a n iert, zensiert, ver folgt wurde, bis sie nach fünf Jahr en von der ‚Bildfl ä che‘ der Jul imona rchie verschwand – die dam it ihr uner t rägl iches Spiegel bild zerschlug? Doch auch die gänzl iche Umwert ung im Bild spät e rer Gener at ionen mußt e kom men: Kunst geschicht lich stellt die Zeitschrift den „Höhepunkt der fran zösischen Bildsat ir e des 19. Jahrhunderts“ dar, den gewalt igen „Tum melplatz“ eines „gen ia len Künst lerk reises“ [Rümann 122] – tatsächlich war schon die zeit genössische Leserschaft „von der künst ler i schen Qua l it ät der beigeleg t en Lit hog raphien be geistert“ [Bilderwelten 145], nicht zuletzt als frü hen Meisterleistungen dieser graphischen Techn ik. Pol it isch stand das republik a n isch gesinnt e Jour nal in schärfster Opposit ion zum Reg ime des Bür gerkön igs Loui s-Philippe; gesellschaftsgeschicht lich war es „als For um für die Linke von immenser Bedeut ung“ [Bosch-Abele 27], da das Zensuswahl recht eine angemessene parl a ment a r ische Ver t re tung verh inderte und es noch keine Parteien im heut igen Sinn gab. Und aus pressegeschicht l icher Perspekt ive sind die Fähr n isse der Car icature „letzt lich ident isch mit der Geschicht e der Pressez ensur, mit welcher der Kön ig die pol it ische Opp osit ion mundt ot“ [Bilder welt en 145] machen wollt e. Zusam menfassend schrieb Gordon N. Ray: „La car icature has many kinds of importa nce, historical as well as art istic“, um doch einen ganz spez iellen Aspekt herausz ustellen: „the amat eur of illust r at ed books will treasur e it as the most notable collection of Dau mier’s political lithog raphs and hence one of the highpoints of his car eer“ [Ray I, 234]. Dies ist also die erste Ausg abe der bedeutendsten illustrier t en sat ir ischen Zeitschrift des 19. Jahrhun derts, herausgegeben von Charles Philipon, einem Mann, der „glänz ende Org a n is at ionsg a b e, einen überströmenden Ideen r eicht um, schar fe Beobach tungs g a b e und bei ß en den Witz“ [Rümann 122] vereint e, angefangen mit dem Prospect us et Num e ro-Modèle und der ersten reg ulär en Nummer vom 4. November 1830, endend mit der letzten Ausg a be vom 27. Aug ust 1835 – insgesamt 251 Nummern, mit Texten von Autor en wie Balz ac, Alb ert Cler, Altar oche, Tatier, Desnoyers und Huart, mit 530
gez ählt en Lit hog raphien, viele davon dopp els ei tig bzw. kolor iert, von Grandville, Dau mier, Traviès, Monn ier, Gavarni, Raffet, Cham und ande ren. Gleichfalls dabei ist die Folge von 25 [!] großen Lit hog raphien, die ab Aug ust 1832 unt er dem Tit el Lithog raphie mensuelle bis 1834 als eine Art Anh ang zur Car icature erschien, daru nt er „die fünf ber ühm testen Blätt er von Dau mier“ [Rümann 124]; außer dem Nachd rucke der Textblätter der ersten sieben Zeit schrif t en-Num mern sow ie weit er e Beil a gen. Die dra m at ische Geschicht e der „Ca r icature“ In der Jul ir evolut ion von 1830, die mit der Abd an kung Kön ig Karls X. endet e, hatt e die Presse eine füh r en de Rol le ge spielt. Als der neue Mon a rch Lou i s-Philippe die Pressef rei heit ein f ühr t e, wa ren die Voraussetz ungen für eine sat ir ische Zeit schrift besonders günstig, wie der umt riebi ge Ver leger Charles Philipon erk annt e. Chef r ed akt eur der schon am 4. November 1830 erst m als erscheinenden Car icature wurde Aug uste Aud ibert (1802? – 1832), der wicht igste Red akt eur war anfangs kein Ger in ger er als Honoré de Balz ac. Unt er seiner Federf üh rung wurde „zwar nicht auf pol it ische Anspielungen verz ichtet, doch lag der Schwerpunkt auf satiri schen und anekdot is chen Sit t ens childer ung en,
– 268 –
sati ri schen Betrachtun gen und amü santen Dia logen“ [Bosch-Abele 29]. Al ler dings zog sich Bal zac ab Febru ar 1831 aus der Redak tion zu rück und überließ Audi bert das Feld; nach dessen frü hem Tod im Mai 1832 er setz te ihn Lou is Desnoyers. Der Il lu stration steil wur de an fangs vor al lem von Grandville, Mon nier und Decamps geprägt, Grandville gestaltete auch das Werbepla kat und die Titelvi gnet te des Jour nals. Sei ne ent schieden repu bli ka ni sche Einstel lung spiegelten die Bilder zu nächst nicht; zwar war die Ju li mon ar chie „auf dem Prüfstand, wur de aber noch nicht in Fra ge gestellt“ [ebd. 23]. Das sollte sich nach er sten politischen Ent täu schungen, insbe sondere auch durch Ver schär fun gen des Presserechts, bereits gegen Ende Ja nu ar 1831 ändern. Ver pfl ichtun gen der Verla ge zu Kaution und Stempel steuer, die eine hohe Bela stung bedeuteten, wur den kei neswegs wie erhofft abgeschafft, sondern neu geregelt – auch un ser Exemplar wurde im mer wieder vom Timbre Royal abge stempelt. Um den Kautionsfor derun gen zu ent gehen, ließ Phil ipon ab dem 3. Febru ar 1831 [Nr. 14] das Wort „pol itique“ im Unter titel der Zeit schrift streichen – ohne sich frei lich in halt lich dar um zu scheren. Die ei gent liche „Schon frist für den Bür gerkönig endete mit der Beru fung des Ka bi netts Périer am 13. März
1831“, als der neue Mi ni ster prä sident „in ei ner program mati schen Rede den oppositionel len Gruppierun gen den Kampf “ [ebd. 25] an sag te. Am 21. April kom mentier te Grandville dessen er ste Maßnah men mit ei nem Begräbniszug für die al legorisch dar gestellte Frei heit [Nr. 25, Ta fel 49/50]. Von Lou is-Philippe heißt es in der Legende, daß er als Erbe der ver storbenen Liberté „sei ne Trauer lediglich heuchele“ [ebd.]. Bald rück te der Bür gerkönig, der „als ehema li ger Hoff nungsträ ger nun die Empörung der Desil lu sionier ten auf sich zog“ [ebd. 43] in den Mit telpunkt der sati ri schen An grif fe – der un gleiche Kampf ‚Phil ip on ge gen Phil ippe‘ be gann. Eine Litho graphie von Au gu ste Desper ret (Nr. 31, Ta fel 62) zeigt ihn im Juni 1831 am Rande ei nes Abgrunds stehend, er schrocken vor dem ei genen Schat tenbild, das die Gestalt der Liberté mit ei nem drohend erhobenen Dolch an genom men hat – die unverhohlene Drohung mit ei ner neuen Re volution. „Auf nicht-politi sche Ware“ ver zichtete La Caricature „von nun an gänz lich“ [ebd. 27] – und wur de da für im mer wieder mit Prozessen, Stra fen und Beschlagnah mun gen drang sa liert.
– 269 –
Währ end eines Ver fahr ens im November 1831 we gen Majestätsbeleid ig ung, beg angen in den Ta feln 69 und 70 von La Car icature, versucht e Phil ipon dem Ger icht klarz u m achen, daß die Ang rif fe kei neswegs dem Kön ig als Person gelt en würden, son dern dem durch ihn verkörpert en System, für das auch ein ander es Symbol stehen könne: Zur Illu stration seiner These zeigte er in vier Skizz en die Ver wandlung des kön igl ichen Kont er feis in ein Bir ne und erk lärt e, bei der Ink riminierung des letzt en Bildes würde man „einen Mann veru rt eilen, weil er eine Birne gem acht hat, die dem Kön ig ähnelt“ [zit. nach Bilder welt en 142]. Vorderg ründ ig nützt e die spitz fi nd ige Arg u ment at ion nichts: Philipon wur de zu sechs Mon aten Gef ängn is und 2000 Francs Geldstrafe veru rteilt [Bosch-Abele 38] – doch der roi poire, Kön ig Birne, war gebor en, und die Croqua des Faites à l’audience du 14 nov. (Cour d’Assis) wur den ber eits der Nummer vom 24. November (Nr. 56) beigegeben. Die Bir ne als „Sinnbild des Mißt rauens gegen den im mer unp opu l ä r er en Lou i s-Philippe und sein kor r upt es System“ wurde bald „ungemein popul är“ [Bilder welt en 142] und in La Car icature in unt erschiedl ichster Form im mer wieder zur Schau gestellt.
Trotz des mor alischen Siegs über die Justiz spitz te sich die fi n anz ielle Sit uat ion des Verl ags im mer mehr zu. Philipon ber icht et e 1832 resü m ier end von „20 Beschlag n ah mungen, sechs Ger ichtsentschei den, drei Veru rteilungen, mehr als 6.000 Francs Geldstra fe, 13 Mon at en Gef äng n is und Ver folg un gen, zu denen die Forder ung von 24.000 Francs (für die Kaut ion) zu rechnen sei“ [Bosch-Abele 41]. Um neue Geldm it t el zu akq uir ier en, gründet e er im Sommer 1832 die Association mensuelle pour la liberté de la presse. Gegen Vorausz ahlung von einem Franc pro Mon at erh ielt en Abonnent en ab Aug ust jeweils mon at l ich ein Exemplar einer besonders auf wen dig gestalt et en, großfor m at igen Lit hog raphie. Die se Akt ion mußt e 1834 nach 24 Nummern eingestellt werden, „weil die Behörden darauf bestanden, den Steuerstempel von nun an auf der Lit hog raphie an zubringen, was der en – in der Werbung ausd rück lich her vorgehobenen – Samm ler wert stark beein trächt igt hät t e“ [ebd. 42]. Das großa r t ig e Fin a le bildet en die fünf ber ühmt esten Blät t er von Honoré Dau mier. Ein Jahr später kam das Aus für die Zeitschrift selbst. Am 28. Juli 1835 wurde währ end der Feiern zu den Jahr est agen der Jul ir evolut ion ein At t ent at
– 271 –
auf Louis-Philippe verü bt, bei dem 18 Menschen starb en. Umg ehend wurde der opp osit ionellen Presse vorgewor fen, „das Klim a für den Anschlag vorber eit et zu ha ben. Zahlr eiche Jour n a l isten wur den sofort verh af t et, dar u nt er Philipon, Desnoyers und Altar oche“ [ebd. 113]. In den Sept embergeset zen wurde die Kaut ion für pol it ische Zeitschrif t en auf 100.000 Francs erhöht und „die Vorz ensur für Bilder“ [ebd. 114] eingeführt, was die Einstellung der Zeitschrift erz wang. Am 27. Aug ust 1835 er schien ihre letzt e Ausg a b e, mit der Lit hog raphie Dau miers C’etait vraiment bien la peine de nous fai re tuer!, der bitt er en Klage der sich aus ihr en Grä bern erhebenden Tot en der Jul ir evolut ion über die Vergebl ichkeit ihr es Opfers, für Passeron „das be ste Blatt von Dau miers Hand“ [Passeron 118]. Auch die Sept em b ergesetz e selbst wurden abged ruckt, der „Ar t ikel zur Bildz ensur in Bir nenform“ [ebd. 115] – ein letzt er sark astischer Gruß an den roi poire. Philipon vera bschiedet e sich von den Lesern im vol len Bew ußtsein der histor ischen Mission und Be deut ung der Car icature: „Wir glauben, ein Buch zu hint erlassen, das von allen konsult iert werden wird, die über die ersten Jahre der Herrschaft LouisPhilippes schreiben oder diese Zeit stud ier en und gen au ken nen ler nen wol len“ [zit. ebd.]. Die bedeut endsten Künst ler der Zeit als Mit a rbeit er Unt er den Künstlern, die Philipon für La Car icature en g a g ier t e, war Grandville bis Mit t e 1834 die dom in ier ende Gestalt und insgesamt „gemeinsam mit Dau mier […] der en unb estrit t ener Star“ [Bil derwelten 156]. Von ihm stammen insgesamt „107 charges en 119 planches dont 46 doubles planches“ [Renonciat], unt er denen die mehr t eil igen Proz es sionen von Vert ret ern des Hofs oder der Reg ier ung herausstechen: Al lein die Grande croisade contre la Liberté, die zwischen Mai und Oktob er 1834 auf sieb en dopp elseit igen Ta feln erschien, erg ibt an eina ndergelegt eine Gesamt l änge von 3,50 Met ern [vgl. Renonciat 293]. Auch sein Markenz eichen, der Mensch-Tier-Verg leich, bzw. Kom bi n at ionen aus Menschen- und Tierkörp ern, kommt immer wie der zur Anwendung. In seinen „large, crowded de signs […] is plenty of ext ravag ant invention and bit ter wit“, resü m ier t e Ray, „Grandville’s lit hog raphs admirably served their polem ical purpose“ [Ray I, 231 f.]. Mit 17 Zeichnungen war Grandville auch Haupt b eit rä g er der Lithog raphie mensuelle, wob ei die Nr. 10 eine Ausn ahme darstellt: Sie ist keine Lit hog raphie, sondern die erste von Grandville aus
– 273 –
gef ühr t e Rad ier ung, wie Philipon auf dem Beiblatt erläut ert: „Ce dessin est exécuté à l’eau-fort e; c’est le prem ier ouvr age que notre ami ait fait dans ce genr e“ [vgl. auch Vicai re II , 84]. Charles Joseph Traviès (1804 –1859) „fand in der Darstellung des einfachen Volkes, der Prolet a r ier und Außenseit er der Gesellschaft ein Haupt t hem a seiner Kunst“ [Bilderwelt en 152]. Er zeigt e die „Ver lier er der gesellschaft l ichen Umwälz ung, durch die das Bürgert um an die Macht gelangt“ [ebd. 146] war, und „sympat hisier t e mit soz ia l istischen Ideen“ [ebd. 152], die auf eine Verä nder ung der Gesellschaft ziel ten. Sein frühester Beit rag für La Car icature, eine Darstellung von Lump ens amm ler innen als Inb e griff der Häßl ichkeit [Nr. 9, Tafel 17] besaß für den gut situierten Bürger freilich auch den „Reiz des Exotischen“ [ebd.]. Berühmt wurde Traviès zeit weise durch die Gestalt des gleichfalls häßlichen, buckligen Monsieur Mayeux, der zum einen „als lüster ner Schürz enjäg er und Voyeur, zum ande ren als of fen herz iger Repu blik a ner“ auf t rat [ebd. 153]. Insgesamt steuert e Traviès über 50 „zum Teil sehr agg ressive Blätt er“ [ebd. 146] zu der Zeitschrift bei. Von ihm stammen auch Les Faux monnayeurs
[Nr. 15] und Le Docteur Gervais [Nr. 22] in der Lithog raphie mensuelle [vgl. Vicai re II , 85 f.]. Spez iell für die Frühz eit sind als Mita rbeit er noch Charlet und Achille Devér ia zu nennen, die durch aus „nicht auf krit ische Graphik eingestellt wa r en“ [Bosch-Abele 31], auß erdem Aug uste Raf fet, für den Giacomelli 17 Nummern der Jahr e 1830 –1832 anführt. „Principa lly by Raffet“ [Bechtel 7] sind auch die un si g nier t en Num mern 1 und 3 der Lithographie mensuelle. Gavarni steuert e 1831/32 vier Lit hog raphien bei, drei davon erg a ben zusam men die Proc ession du diable [vgl. Armel hault/Bocher]. „Als wicht igster neuer Mit a rb eit er“ [Bosch-Abele 32] konnt e gegen Ende 1831 Bouq uet gewonnen werden. Honoré Dau mier war ab Februa r 1832 regelm ä ßi ger Mit a rbeit er; seine Werke sig nier t e er teils un ter dem Pseudonym Rogelin, mit seinen Initialen oder auch gar nicht. Erst in den letzt en zwölf Mo nat en avancier t e er zum unbestrit t enen Prot a gon i sten von La Car icature. Allein 50 seiner 92 Zeich nungen datier en aus diesem Zeitr aum [vgl. Ray I, 234]. Doch schon in der frühen fünfteiligen Ser ie Célébrités de la Car icature, die jeweils die Büste eines Pol it ikers über seinem Spott wappen zeigen, beg ann
Dau mier „seine höchsteig ene Form der Bilds at i re zu ent w ickeln“ [Bilder welt en 148; vgl. Passeron 63 f.]. Ab Mitt e 1833 wurden seine sat ir ischen Bild kom ment a r e „im mer agg ressiver und tref fender“, wof ür er einen „eigenen, sehr dy n a m ischen Stil“ auspräg t e: „Er bevorz ug t e von der Rea l it ät aus gehende Szenen, die er durch Über t reibungen in der Darstellung zuspitzte, wob ei er aber zu Gun sten der Schlagk räf t igkeit auf auss chmückende und ablenkende Det ails verz icht et e“ [Bosch-Abele 32] und dadurch „unforgettable images“ [Ray I, 234] schuf. Zu den „schärfsten Ang riffe[n] auf die Juli-Mona rchie“ [Bilder welt en 150] ger iet en sei ne Zeich nung en über die Seidenweb eraufstände in Lyon im April 1834; sein Abschlußblatt vom 27. Au gust 1835 zeugt „von der allgemeinen Entt äuschung und auch von der Resig nat ion der Mit a rbeit er“, die „ihre Zeit ung in der Hoffnung auf dauerh aft libe rale Zeiten geg ründet hatten“ [ebd. 151]. Für die Lithog raphie mensuelle zeichnete er fünf seiner be deut endsten Blät t er. Diese „est ampes célébres“ [Rahir] sind Le Ventre Législatif [Nr. 18], Très hauts et très puissants moutards [19], Ne vous y frottez pas [20], Enfoncé Lafayette [21(bis)], und schließlich das „be rühmt e Blatt Rue Transnonain, das eine in ihrer Woh nung ermordete Familie zeigt; es ist eines seiner
– 277 –
Hauptwerke“ [Géricault, Delacroix, Dau mier 114], vielleicht „eines der größt en Werke der Druckg ra phik überh aupt“ [Passeron 51; vgl. auch S. 110 ff.]. Die Bedeut ung der Bilder welt von La Car icature für den Verl auf der Kunstgeschicht e ist kaum zu über schätz en: Denn im Kreis ihr er Künstler bildet e sich „eine neua r t ige künst ler ische Sprache heraus, die in Opposit ion zur of fi z iel len Akadem iek unst ei nen großen Ein fluß auf die Ent w ick lung einer bürger lich-realistischen Kunst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausü ben wird“ [Bilder welt en 144]. Ein vollständ iges, bibliophil vollkommenes Exemplar, mit den un kolor ier t en Lit hog raphien auf Chin apapier – von größt er Ra r it ät Wie ist es mögl ich, daß ein über fünf Jahr e erschie nenes Wochenblatt der 1830er Jahr e, das ständ i gen Repress a l ien, Verb ot en und Kon fi sk at ionen ausgesetzt war, in einem vollständ igen Exemplar in na hez u per fekt er Erh alt ung vorl iegt? Zua l lererst ist dies dem uner müd l ichen Herausge ber Charles Philipon zu verdanken, der ger ade ange sichts der Bed räng n isse im mer wieder stolz darauf ver w ies, daß man „die Ver pflicht ungen gegenü ber den Abonnent en er f ülle und der en Samm lung nie mals unvollständ ig lassen werde – ein Versprechen, das manchesm al wohl ungeacht et ger icht l icher Auf lagen eingeh alt en wurde, da zuweilen die Zerstö rung der Lit hog raphiestei ne mit den in k ri m i n ier ten Darstellungen ver f ügt wurde“ [Bosch-Abele 41]. Aufg rund der her ausr a genden künst ler ischen und techn ischen Qua l it ät der Lit hog raphien wurde La Car icature zudem „schon zur Zeit ihr es Erscheinens ein begehr t es Sam melobjekt“ [Bilder welt en 145]. Die nicht kolor ier t en Lit hog raphien existier en in zwei Va r ia nt en: „Dans quelques exempla i res, très rar es, les planches non coloriées sont sur chine, et le tirage, excessivement soigné, est bien supérieur aux épreuves sur papier vélin“ [Brivois 74]. Ein sol ches Exemplar mit den Lit hog raphien auf Chin apa pier, auf Kart on mont iert, liegt hier glückl icherwei se vor – es erl aubt, daß „selbst feinste Nua ncen der zug runde liegenden Steinz eichnung zu sehen sind“ [Géricault, Delacroix, Dau mier 126]. Dan kenswer t er weise hat der Erst b esitz er unser es Exemplars von Beg inn an größten Wert auf Voll ständ igkeit gelegt – und das in jeder erdenk l ichen Hinsicht: So bewahrte er nicht nur die Nullnum mer der Zeitschrift auf, sondern ebenso die anders gesetzt en Nachd rucke der ersten sieben Num mern.
Nicht fehlen durft e nat ürl ich das nicht in der Zäh lung ent h alt ene Faksim ile von Philipons ber ühmt en Croquades Faites à l’audience du 14 nov. (Cour d’Assis), das in vier Bildern die Verwandlung der Gesichtz ü ge des Bürgerkön igs in eine unver f ängl iche Bir ne vorf ührt [Nr. 56], ebenso wen ig das fikt ive Theat er pla k at L’at tentat risible, auf rosa farbenem Papier und wegen seiner Überg röße gefalt et, das als Supplément zu Nr. 124 vom 21. März 1833 erschien – die ses ist sog ar doppelt vorh anden. Eingebunden sind alle neun Semester-Umschläge, jeweils mit der Tab le auf dem Rücku mschlag. Der Umschlag zu Band 7 [erste Hälft e des 4. Jahrg angs 1833] liegt in zwei Var ia nt en vor. Auch die Textblätt er von Nr. 48, mit einer Zensurlücke und einer Prot est not e von Philip on, sow ie von Nr. 59 sind jeweils doppelt vorh anden. Eine Überr aschung bietet auch der Band mit der Lithog raphie mensuelle, von der ber eits Brivois mel dete, „une collection complète est très rare“ [Brivois 88]. Unser Exemplar enth ält nun 25, nicht 24 großfor m at ige Blät t er. Dau miers Abschlußblatt Rue Transnonain trägt zwar die Nr. 24, doch wurde Nr. 21 versehent l ich doppelt vergeben. An die Stelle der nicht vergebenen Nr. 23 wurde hier eine zusätzl iche, allen Bibliog raphen unbek annt e Lit hog raphie von
– 278 –
Grandville eingebunden. Sie war zuvor in halb er Größe in La car icature vom 1. Sept ember 1831 [Nr. 44, Ta fel 89] erschienen: Ce n’est pas une chambre, c’est un chenil zeigt den Innen m in ister Casim ir Périer in einer Dressurszene mit Hunden, die Gesich ter von Pol it ikern tragen. [vgl. Renonciat 77 f.]. Den meisten Bibliog raphen ent g ing gleichfalls, daß die Nr. 10 keine Lit hog raphie, sondern eine Rad ier ung ist – die erste von Grandville überh aupt. Beigebun den sind unser em Exemplar 18 Erl äut er ungsblät t er (von 19) mit Text en von Philipon, die auch in La Ca ricature erschienen, sow ie – dies sei als letzt es Zei chen für den unbed ing t en Samm lerehrgeiz unser es Erst besitz ers ver merkt – 10 leer e Orig i n al-Blät t er. „Complete sets in acceptable cond ition have become very uncommon“ [Ray I, 234] konstat iert e Gor don N. Ray trocken. Unser Exemplar wurde vor gut hundert Jahr en von Georges Mercier in 11 schöne Einbände aus Maroquin citron gefaßt, vereinzelt e un
bedeutende Läsur en im Papier dab ei auf fast un sicht ba r e Weise restaur iert. Seitdem wurde es von einem bedeut enden Samm ler zum nächsten weit er ger eicht, um unversehrt und in einem unglaubl ich frischen Zustand auf unser e Zeit zu kommen. Proven ienz: Auf allen Spiegeln oben links das gold gepräg t e verschlungene Monog ramm „ PV “; auf dem Spiegel des ersten Bandes die goldgepräg t en Exl ibris von Paul Villebœuf (nicht in dessen Aukt ion 1963) und Pierre Duché (Aukt ion II , 1972, Nr. 58: frs. 58.000), dar u nt er Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flüh m ann. Lit er at ur: Ar mel hault/Bocher 47 f., Nr. 227 – 230; Becht el; Bil derwelten 140 –155; Beraldi V, 115 –121, Nr. 2 – 6 (Dau mier); Bosch-Abele; Brivois 71 – 88; Delt eil I, 40 –135; Drujon 69; Géricault, Delacroix, Dau mier 114 –131; Giacomelli, section III , Nr. 129 –144; Grand-Cart eret 199 ff.; Haza rd/Delt eil 66 – 79, Nr. 248 – 310; Lonc hamp II , 84 f.; Pass eron 56 ff. und 96 –118; Rahir 355; Ray I, 231 – 234, Nr. 160; Renonciat, 72 ff. und 293 f.; Rümann, Dau mier 18; Sander 138; Vicai re II , 46 – 87.
– 279 –
Unika les komplett es Exemplar, unbeschnitt en und in den Orig inal-Liefer ungen – mit zweit em Tafelsatz auf Chinapapier bzw. in zeitgenössischem Kolor it, aus dem Besitz von Adolphe Bordes 100 La Car icature pol itique [Nr. 3 –13 und ab Nr. 100], morale, religieuse [bis Nr. 99], littéraire et scénique. [Auf den Umschlägen:] Fondé et diri gé par Ch. Philipon. 251 Liefer ungen in 10 Bdn. [Und:] Cat alogue des Principa les Nouveautés Lit hog raphiques [bzw. ab Nr. 3:] Lit hog raphie mensuelle. Zu samm en 11 Bde. Par is, Au grand maga sin de car icatures d’Aubert, 4. November 1830 – 27. Aug ust 1835. 2 lithographierte Tafeln auf Velinpapier, davon 1 ko lor iert (Nulln umm er); 524 [recte: 528] gez ählte litho graphierte Tafeln auf Velinpapier = 399 Tafeln (davon 2 doppelblattg roß, 1 auf 2 Blättern, 5 aufklappbar, 10 an- oder teilkolor iert, 14 kolor iert), 59 doppelblattg roße, als Doppelnumm ern gezählte Tafeln (davon 7 kolor iert,), 3 doppelblattg roße, als Dreifachnumm ern gezählte Ta feln, 1 als Doppelnumm er gezählter, zweim al gefalteter Bogen; außerh alb der Zählung: 1 Fak simile „Croquades Faites à l’audience du 14 nov. (Cour d’Assis)“ und 1 Falt tafel auf rosafarbenem Papier; einige Textholzschnitte. – Die von der tatsächlichen Zählung abweichende Anzahl erg ibt sich aus der Existenz der Tafeln 46bis, 56bis und 153bis sowie aus der doppelten Vergabe der Nr. 376. Zweiter Tafelsatz: 314 Tafeln auf Chin apapier, aufge walzt auf Velin (davon 1 doppelblattg roß, 1 auf 2 Blät tern, 6 ank olor iert), 32 doppelblattg roße, als Doppel numm ern gezählte Tafeln auf Chin apapier, aufgewalzt auf Velin, 3 doppelblattg roße, als Dreifachnumm ern ge zählte Tafeln auf Chin apapier, aufgewalzt auf Velin, 81 kolor ierte Tafeln auf Velin (davon 1 doppelblattg roß, 3 lediglich teilk olor iert, 2 getönt, 3 aufklappbar), 27 dop pelblattg roße, als Doppelnumm ern gezählte kolor ierte Tafeln auf Velin, 1 als Doppelnumm er gezählter, zwei mal gefalteter, kolor ierter Bogen auf Velin, 2 aufklapp bare Tafeln auf Velin. – Die Tafeln 19 und 231 (Plan von Antwerpen) sind nicht doublet t, die Doppelnumm er 351 – 352 liegt insgesamt in 3 Zuständen vor. Lithog raphie mensuelle: 24 doppelseit ige Tafeln, davon 23 Lithog raphien (2 hinterlegt, von diesen 1 gefaltet) und 1 Radier ung. – Nr. 21 wurde doppelt vergeben. – Im Falz auf Stegen mont iert. 1 S., 6 Sp. (Nullnumm er); 2008 [recte: 2012] Sp. (Nr. 1 – 251), 1 Bl. (Supplément zu Nr. 30). – Die von der Zäh lung abweichende tatsächliche Spaltenzahl erg ibt sich aus der doppelten Zählung von Sp. 151 f. und 1041 f. Folio, unbeschnitten (ca. 370 x 280 mm). 10 langn arbige auberg inefarbene Halbm aroquinchemisen und ein Halb mar oquinband auf glatten Rücken, mit Titel und Filet
enrahm en in Goldpräg ung auf den Rücken, mit Gold fileten auf den Spiegeln und marm or ierten Bezügen auf den Innendeckeln, der letzte Band verso fliegendem Vorsatz sig niert „E. Carayon“ , beiliegend alle Sem esterUm schläge (10 Vorder-, 9 Hinterum schläge), in mit Filz ausgeschlagen en Pappschubern mit Mar oquink anten (1 Schuber mit Einr issen in Falzen, Papier teils stärk er gebräunt und mit Randlä suren, wenige Bl. mit längeren Einr issen, Tafeln auf Velin oft braunf leckig, oder durch die Tränkung des Papiers ganz oder teilweise gebräunt). Komplett und mit zweit em Tafelsatz auf Chin apapier bzw. in zeit genössischem Kolor it Dies ist unser zweit es vollständ iges Exemplar der ersten Ausg a b e der bedeut endsten illustrier t en sat ir is chen Zeits chrift des 19. Jahrhunderts. Es liegt hier in 251 losen Einz elliefer ungen vor; hin zu kommt die Nullnummer (Prospect us et Num er oModèle). Gleichfalls vorh anden sind das unpag i nier t e Supplément-Blatt zu Liefer ung 30, außerdem das nicht in der Zählung ent h alt ene Faksim ile von Philipons ber ühmt en Croquades Faites à l’audience du 14 nov. (Cour d’Assis) mit der Verw andlung der Gesichtz üge des Bürgerkön igs in eine Bir ne (Nr. 56) sow ie das fikt ive Theat er pla k at L’at tentat risible, auf rosa farbenem Papier und wegen seiner Überg röße gefalt et [Supplément zu Nr. 124]. Alle zehn Seme ster-Umschläge (mit Ausn ah me des letzt en Hint er umschlags) liegen ebenfalls bei. Vor allem weg en der herausr ag enden künst ler i schen und tech n ischen Qua l it ät der Lit hog raphien wurde La Car icature „schon zur Zeit ihr es Erschei nens ein begehr t es Sam melobjekt“ [Bilder welt en 145], doch „complete sets in acceptable cond ition have become very uncommon“ [Ray I, 234]. Hier lie gen neben dem komplet t en Ta felsatz auf Vel inpapier fast sämtl iche Tafeln noch ein zweit es Mal, zumeist als Va r ia nt e vor. Das Probeheft ent h ält zwei Lit hog raphien (davon eine kolor iert); die 251 reg ul ä r en Hef t e insgesamt 524 nu mer ier t e Lit hog raphien, wobei die Zahl um 4 Nummern zu erhöhen wäre: Zum einen blieben drei Lit hog raphien [nach den Nrn. 46, 56 und 153] unnumer iert, zum ander en taucht die Nr. 376 dop pelt auf. Ander erseits wurden 60 doppelblatt g roße Ta feln als Doppelnum mern gez ählt, 3 als Dreifach nummern [504 ff., 513 ff. und 516 ff ]. Doch wurde auch dieses Prinz ip nicht konseq uent angewandt:
– 286 –
Zwei Einz elnum mern sind dopp elblatt g roß, eine auf zwei Blät t ern ged ruckt; ein zweim al gefalt et er ganz er Bog en wurde als Dopp elnum mer gez ählt [Nr. 322 f.]. Reizvoll sind fünf aufk lappbar e Tafeln mit opt ischen Über r aschungsef fekt en [Nrn. 9, 10, 20, 41 und 142]. Sämtliche Tafeln liegen auf Ve linpapier vor, aller meist in Schwarz-Weiß, led igl ich 21 wurden kolor iert (dar u nt er 7 doppel blatt g roße), zehn weiter e wurden nur punktuell an- oder teil kolor iert. In die einz elnen Hef t e an passender Stelle einge legt wurde darü ber hinaus noch ein zweit er, nahe zu komplet t er Ta felsatz, der in den aller meisten Fäl len eine Va r ia nt e zum ersten biet et, ent weder durch die Papiersor t e oder die Kolor ier ung: 388 Num mern liegen auf Chin apapier vor, das auf Velinpa pier auf k aschiert wurde, dar u nt er 32 Doppelnum mern und die drei Dreifachnummern. Sechs Blätt er sind leicht ankolor iert, eines auf k lappbar. Exempla re mit den Tafeln auf Chin apapier sind laut Brivois „très rar es“ und „bien supérieur aux épreuves sur papier vélin“ [Brivois 74]. Weit er e 139 Nummern sind auf Velinpapier ged ruckt und kolor iert (3 le digl ich teilkolor iert, 2 get önt, 3 auf k lappbar), unt er ih nen 28 dopp el blatt g roße Dopp el num mern und ein als Doppelnum mer gez ählt er, zweim al gefalt e ter Bogen. Eine ausk lappbar e Tafel [Nr. 41] wur de nicht kolor iert; die Tafeln 19 und 231 (Plan von Ant wer pen) liegen als einz ige nicht doublet t vor. In drei Zuständen ha ben wir demgegenü ber die Dop pelt a fel des Grand enterrement du gros Con stitutionnel [Nr. 351 f.] vor uns, was es ermögl icht, exemplar isch die Va r ia nt e auf Chin apapier mit der schwarz wei ßen sow ie der farbigen auf Vel inpapier vergleichend nebeneina nder z u h alt en. Von Aug ust 1832 bis ins Jahr 1834 erschien als eine Art Anh ang zur Car icature die Lithog raphie mensuelle. Die Folge von 24 großform atigen Blät tern, von der ber eits Brivois sagt e, „une collection complète est très rare“ [Brivois 88], ist in unser em Exemplar gleichfalls vorh anden. Die Falt t a feln wur den – im Falz auf Stegen mont iert – in einen sepa rat en Band gebunden. Im einz elnen umfaßt die Se rie 17 Zeichnungen von Grandville, wobei die Nr. 10 ausn ahmsweise keine Lit hog raphie ist, sondern die erste von Grandville ausgef ühr t e Rad ier ung, was den meisten Bibliog raphen entg ing. Zwei Blät ter [Nr. 15 und 22] stammen von Charles Joseph Traviès; die übr igen fünf [Nr. 18 – 21 und 24] sind die viel leicht „ber ühmt esten Blät t er von Dau mier“ [Rümann 124], daru nt er das abschließende mit dem Tit el Rue Transnonain, das eine in ihrer Wohnung
ermordet e Familie zeigt – „eines der größt en Wer ke der Druckg raphik überh aupt“ [Passeron 51; vgl. auch S. 110 ff.]. Insgesamt ist der Erh alt ungsz ustand unein heit l ich, insbesonder e das Vel inpapier ist oft braun fleckig, wovon das auf k aschier t e Chin apapier so gut wie nicht betroffen ist. Die Farbtafeln sind durch die Tränk ung des Papiers öft ers ganz oder teilweise ge bräunt, was der Wirk ung des kraftvollen Kolor its jedoch kaum Abbruch tut. Die losen Blätter wei sen oft m als kleiner e Randl äsur en auf, da f ür sind sie unbeschnit t en. Unser Exemplar in ged iegenen Halbm aroqu i nchem isen von Émile-Adolphe Ca r ay on (1843 –1909) [vgl. Fléty 38] stammt aus dem Besitz von Adolphe Bordes, einem führ enden Bibliophi len des frühen 20. Jahrhunderts, und And ré TissotDupont. Proven ienz: Adolphe Bordes. – Librairie GiraudBadin. – And ré Tissot-Dupont, dessen Exl ibris auf zwei Innendeckeln, dessen Auktion 2016, Nr. 443 (mit 4 Abb.).
– 288 –
Schönes, sehr selt enes Exemplar des Fortsetzungswerks, aus bedeut enden Sammlungen 101 La Car icature provisoire. [Ab. 7. Juli 1839:] La Car icature. Revue morale, judiciaire, littéraire, art ist ique, fashion able et scénique. [Ab 2. Januar 1842 abwei chende Liefer ungst itel:] La Car icature. Revue satirique des modes, des théâtres, de la musique, des tribunaux et de la littérature. Zusamm en 270 Numm ern in 5 Bdn. [Pa ris,] Aubert, 1. November 1838 – 31. [!] Dezember 1843. Zu samm en 429 Lithog raphien im Text und auf Tafeln (davon 121 zeitgenössisch kolor iert und 4 getönt, 31 halb seit ig), 1 Stahlstich-Tafel, rund 1200 Textholzschnitte. Im einzelnen: 49 lithographierte Tafeln (davon 1 doppel seit ig bedruckt), 4 getönte lithographierte Tafeln, 9 kolo rierte lithographierte Tafeln (davon 1 eiweißgehöht und 2 doppelblattg roß), 22 ganzseit ige Lithog raphien (davon 2 mit Gold-, 1 in braunem Druck), 31 halbseit ige lithogra phierte Titelillu strat ionen (davon 1 in Golddruck), zahl reiche Textholzschnitte, wiederholter Titelholzschnitt ab Nr. 36. Und: 104 lithographierte Tafeln (davon 9 kolo riert, von diesen eine doppelblattg roß und zweim al ge
faltet), 1 Stahlstichtafel, wiederh olter Titelh olzschnitt zu jeder Nr., 11 illu strierte Holzschnittinitialen. Und: 1 Titelillu strat ion in Holz schnitt, 104 ganzseit ige litho graphierte Abb. im Text. Und: 52 lithographierte Tafeln (davon 50 kolor iert und eiweißgehöht), etwa 400 Text holzschnitte. Und: 53 [!] kolor ierte und eiweißgehöhte lithographierte Tafeln, etwa 400 Textholzschnitte. Zu samm en über 1100 S. Im einzeln en: [264] S. Und: 104 Bl. Und: 2 Bl. (Titelei), 52 Bl., S. 105 –194 [recte 208]. Und: 2 Bl. (Titelei 1842), 104 Bl. Und: 2 Bl. (Tables des matières […] 1842); 106 Bl. – Text dreispalt ig gedruckt. Folio, unbeschnitten (359 x 250/254 mm). Geglättete dun kellila Halbm ar oquinbände der Zeit auf glatte Rücken, mit goldgeprägten Titeln und Rocailledekor auf den Rüc ken (Einbände mit kleinen Schabstellen, 2 Außengelen ke mit Einr iß, zahlreiche Blätter mit schwacher mitt iger Knick spur, einige Bl. papierbedingt gebräunt, gelegent lich etwas braunf leckig, wenige Bl. mit Einr issen, 1 Bl. mit Eckabr iß und ger ingem Textverlust).
– 294 –
Die un gemein seltene Fort set zung der berühmtesten il lu strier ten Sati rezeit schrift des 19. Jahrhunderts Knapp drei Jah re nach dem von der Ju stiz er zwungenen Ende der Zeit schrift La Caricature gründete Charles Phil ipon die Caricature provisoire als deren Nach fol gerin. In der er sten Num mer vom 1. November 1838 wandte er sich in ei nem ima gi nier ten Dialog „aux amis de l’ancienne ca ricature pol itique“, in dem er frei mütig über die politi sche Un frei heit plaudert und haupt säch lich ei nen der 237 Gründe für das neue Beiwort im Titel erläutert: Das Blatt ent halte sich nur „provisoirement de pol itique proprement dite“, denn die Septem ber geset ze von 1835 wür den nicht „jusqu’à la fi n du monde“ in Geltung blei ben; der Tag kom me, „où le crayon recouvra sa liberté; et alors …“. Bis da hin, ver sichert Phil ipon , sei die Zeit schrift „non-pol itique“, da für aber „mora le, litt éra ire, théâtr ale, ar tist ique, so ci ale, indu striel le, médic ale, chir urg ic ale, ag ricole, somnam bu liste, ana baptiste, etc.“, sie sei „très riche, en travers, en vices, en ridicules, en floueries, en folies de toute sor te“. Schließlich stei gert sich die Vor rede in den Auf ruf an das Pu bli kum: „suivez le monde“, denn: „La grrrrrr rande Ca ricature va recommencer! Prrrrrrrrenez vos bil lets!“ Wäh rend die Stempel steuer stets kor rekt bezahlt (wovon der Timbre royal auf zahl reichen Blät tern zeugt) und die Pressezen sur er folg reich unterlaufen wur de, war die ver meint liche „Caricature non politique“ viel leicht „milder, but still pol itical“ [Ray]; Paul Lacroix hielt sie für „non moins précieuse que la collect ion de la première Caricature“ [zit. nach Car ter et]. Die Konti nuität spiegelt sich auch in den er neut en ga gier ten Autoren wieder: Agénor Altaroche und Lou is Desnoyers wa ren schon 1835 gemein sam mit Phil ipon in Haft genom men wor den; auch Al bert Cler, Lou is Couailhac, Léon Gozlan, Lou is Huart und Alb éric Se cond wa ren von Beginn an wie der mit da bei. Das Il lu strationskonzept lag an fänglich noch nicht fest: Bis zur Nr. 13 wur den die ganz seiti gen Lithographien im Text gedruckt, da nach er schienen sie als Ta feln; auf ei nem Blatt wur de mit brau nem, auf dreien mit Golddruck ex peri mentiert. Ab der Nr. 36 vom 7. Juli 1839 leg te Phil ipon die Ge schicke des Blatts in die Hände von Em ma nuel Gonzalès (1815 –1887) als Chef redak teur. Mit Beginn der Deuxième série ver schwand zu gleich das Adjek tiv provisoire von den Heft titeln der nun mehri gen Revue morale, judicaire, littéraire, ar tist ique, fa shiona
ble et scénique. Die halbseiti gen Titel-Lithographien wur den durch ei nen im mer wiederholten Holzschnitt er setzt, da für wur den die Lithographien jetzt grund sätz lich als Ta feln bei gegeben, vier von ih nen getönt und ei ni ge koloriert, in Nr. 59 und 61 ha ben sie die Größe ei nes Doppel blatts. Als weitere Autoren traten Ta xi le Delord, Paul-Émile Du randForgues (ali as Old Nick), Eugène Gui not, Alphonse Karr, Édou ard Ourliac und Émile Pages her vor, insbesondere aber auch Alex andre Du mas mit La
– 295 –
dernière Campa gne du Capitaine Pamphile [Nr. 43 – 47], Théophile Gaut ier mit Le portrait de Mme Jabelot und Honoré de Balz ac mit elf Folgen von Les pet ite s misères de la vie conjugale [ab Nr. 48, die letzte Fol ge in Nr. 26 des Jahrg angs 1840]. Der 2. Jahrg ang 1840, die troisième série, biet et konstant zwei Lit ho graphien pro Heft; der Pool der Aut or en erweit ert sich nochm als: Amédée Ach ard, Roger de Beau voir, Félix Deriège, Paul de Kock, Henr i Monn ier, Alphonse Royer und Frédéric Thom as werden ge nannt, der Chef r ed akt eur Gonzalès publiz iert un ter dem Pseudonym Cal iban [vgl. Weller 92]. Doch scheidet er noch im selb en Jahr aus; neb en ihm erscheint ab Nr. 6 vom 9. Februa r im Impressum J-B. Huicque als administrateur, ab Nr. 40 vom 4. Okt ober dieser allein. Vor ü bergehend ger iet die Zeit schrift anschei nend in eine Krise; Anfang 1841 ging die Chefred ak tion auf Louis Huart über. In diesem Jahr war en die Texte kürz er und erschienen anonym; ab Nr. 26 fielen die Heft t it el weg, stattdessen er folg t e eine
durchg äng ig e – und fehlerh af t e – Pag in ier ung. Die 104 Lit hog raphien wurden in die Seit enz äh lung integ riert. Wie auf dem Titelblatt des Jahr gangs 1841 wird Huart auch 1842 als Chefr ed ak teur gen annt (zuletzt im Impressum der Nr. 29 vom 16. Juli 1843). Allm ähl ich werden die Text e wieder länger, am Ende tret en mit J[ules] J[anin], Frédéric Sou lié und Albéric Second wieder Aut or en aus der Anony m it ät heraus; vor al lem aber profi l iert sich die ser wie auch der folgende Jahrg ang 1843 durch die 52 bzw. 53 Lit hog raphien, die nun fast ausn ahms los kolor iert und eiweißg ehöht in bestechender Brill anz präsent iert werden. Gleichwohl wurde La Car icature nach dem Jahrg ang 1843 eingestellt. Zum einen hatte die Zeitschrift wohl mit dem Musée ou maga sin comique de Philipon, das auf der letzt en Seit e der letzt en Nr. 53 beworben wird, Konk urr enz aus dem eigenen Verl agsh aus bekom men, zum ander en ging sie künf t ig im ander en großen Sat ir em ag a z in Au berts, Le Charivari, auf.
Dies ist ein komplett es Exemplar des vom 1. Novem ber 1838 bis zum 31. Dez ember 1843 erschienenen Per iodiku ms in der orig in a len Ausg a be. Mögl icher weise wurden die ersten Num mern nachged ruckt, was laut Vicai re am Druckern amen auf der viert en statt auf der zweit en Seit e erkennbar sein soll [vgl. Vica i re II , 89 f.]. Allerd ings wurde die Nr. 1 unser es Exemplars nicht von Bajat, sondern von Boulé et C ie ged ruckt, „qui est le n° orig in al“ [ebd.]. Vorh anden sind sämt l iche „Suppléments“, diese erschienen zu den Nrn. 1, 2, 4, 5 und 7 (nicht zu 3 und 6) und be stehen aus jeweils zwei Blätt ern. Im Jahrg ang 1840 wurden die Nrn. 46 bis 48 versehentl ich übersprun gen, daher geht die Zählung bis 55 statt bis 52. Ein gebunden sind jeweils auch die Vortitel und Titel der Jahr e 1841 und 1842; für 1838 –1840 existie ren laut Car t eret keine Tit elblät t er. Eine Table des matières für 1842 wurde dem Jahrg ang 1843 vor gebunden. Dieser birgt noch eine besonder e Ra r i tät: Auf die Nr. 52 vom 24. Dez ember erfolgt noch eine zweit e Nr. „52“ vom Silvestert ag – diese ist in kei ner Bibliog raphie er wähnt. Das Erscheinungsbild wird entscheidend von den Abbildungen geprägt. Von den zusam men 429 Li thog raphien sind etwa zwei Drittel auf Tafeln ge druckt, die restlichen sind meist ganzseitig. 121 Ta feln wurden zeit g enössisch kolor iert, die mei sten davon eiweißgehöht, vier weit er e get önt. Hin zu kommen rund 1200 Textholzschnitte. Bei den Ta feln nutzt e der Verl ag Synerg ieef fekt e, indem er sie mehr fach publiz ier t e. Sie erschienen oft zuvor oder zeitgleich auch in Le Charivari und in Le Figaro. War Grandville an der ersten Car icature maßgebl ich bet eil igt gewesen, so war er auch nun wieder mit 14 Lit hog raphien und ein igen Vig net t en anz ut ref fen, vor allem mit der Ser ie Voya ge moral et pit toresque du Prince Kam c haka und den drei dop p el blatt großen Ta feln der Grande course au cocher académi que mit den ka r i k ier enden Por t raits zahl r eicher ' Aut or en, die in die Académie française streben. Honoré Dau mier war schon im Vorg ängerblatt ne ben Grandville zum „unbestrit t ene[n] Star“ [Bilder welt en 156] avanciert. In der Folgepublik at ion er schienen nun 133 Lit hog raphien von ihm, wob ei „une certaine nombre sont empruntées au Chariva ri“ [Car t eret]. Her vorz uheben wä r en etwa die Se rien Mr. Gogo, Les cinq sens, La pêche und die Types par isiens, letz t er e eine Fort setz ung seiner Croquis d’expressions. Dau mier „entw ickelt e sich dabei noch weit er, ein ige Blät t er sind her vor r agend“ [Passer on 125]; unt er ander em gel ingt es ihm „zum ersten
– 297 –
Mal, die Stimmung fallenden Schnees aufs Papier zu bannen, wie er es spät er öft er in großa rt iger Wei se tun wird“ [ebd.] Über die ges amte neue Folge von La Car icature läßt sich mit Carteret resüm ie ren: „Dau mier domine dans cet ensemble ar t ist ique de prem ier ordre par la variété de ses compositions et la verve inc omparable des typ es qui rester ont com me la viva nt e image des mœurs de ces temps“. Freil ich stehen ihm die 102 Lit hog raphien von Gavarni quant it at iv wie qual it at iv nicht viel nach. Von ihm werden Lit hog raphien der Ser ien Les Muses, Les actrices, Le Dimanche, Souvenirs du car naval, Les plaisirs champêtres, Par is le soir, Le car naval à Par is und Fourber ies de femmes gez eigt. Erw ähnenswert sind auch die Bildfolgen von Charles Joseph Traviès, wie Mayeux et Robert Macaire und Les rues de Par is, von Henr i Monn ier, wie Recréations, Les gens sans faç on und die kolor ier t en Impressions de voya ge, sow ie von Joseph Guillaume Bourdet (Les étrangers à Par is). Lit hog raphien zu Actualités steuer t en u. a. Henr i Dan iel Plattel, Jules Plat ier und Clément Pruche bei, von letzterem stammt auch die Se rie Sen sat ions et physionom ies. An der Il lustrat ion bet eil igt wa r en fer ner Vict or Adam, Édoua rd de
Beaumont, Nicolas-Toussaint Charlet, Eugène Forest, Théodore Maur isset, Benja m in Roubaud und Charles Ver n ier, der spät er e Hauptz eichner des Charivari, u. a. In Nr. 10 vom 8. März 1840 fin det sich ausn ahmsweise ein Stahlstich mit zwei Car icatures anglaises von Robert Seymour. Das gesamt e Ensemble ist „fort rare“, zum al wenn man es „même rogné, en reliure du temps“ [Cart er et] auffi nden will – gen auso, wie Cart eret sich das ideale Exemplar vorstellt e, liegt es hier vor. Erwar tungsgem äß stammt es aus den Sammlungen be deut ender Bi bliophi ler: Lau r ent Meeûs, Alex a nd re Roudinesco und And ré Tissot-Dupont. Proven ienz: Drei Ex l ibris auf dem In nendeckel des ersten Bandes: Laurent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Laur ent Meeûs, 1982, Nr. 339) – Alexa nd re Roudinesco (nicht in den beiden Aukt io nen 1967) – And ré Tissot-Dupont (dessen Aukt ion 2016, Nr. 444, mit 2 Abb.). Lit er at ur: Armel hault/Bocher 48 ff., Nr. 231 – 318; nicht bei Brivois; Car t ere t III , 132 ff.; Delteil II , 545 ff.; George 70; Lon champ II , 85; Pass eront 125; Rahir 355; Ray I, 229; Renonciat 116 f. und 294; Rümann, Dau mier 21; Sander 139; Vicaire II , 88 –112.
– 300 –
Im zeitgenössischen Verleger-Samteinband à l’orientale, aus der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen, dazu zwei weitere Einbandvarianten in Seide und Samt 102 Caunter, [John] H[obart]. Tableaux pittore sques de l’Inde. Traduits de l’anglais par P. J. Auguste Urbain. Avec 21 gravures d’après les dessins originaux de Wm Daniell. Paris, Bellizard, Barthès, Dufour et Lowell, sowie: V. Mourlot, 1835. 22 [!] Stahlstiche, davon 20 mit Seidenvorsätzen. 5 Bl., 266 S., 1 Bl. Groß-Oktav (240 x 158 mm). Grüner Samteinband der Zeit mit reicher orientalisierender Blindprägung von speziellen Platten auf Rücken und Deckeln, mit Vor sätzen aus floral geprägtem Silberpapier und Ganz goldschnitt, auf dem fliegenden Vorsatz verso signiert „R. Muller suc. Thouvenin“ , in zeitgenössischem grü nem Pappschuber mit goldgeprägtem Ledertitelschild (Fuß und Einbandecken minimal abgerieben, durchge hend braunfleckig, 1 Tafel mit Einriß im weißen Rand, Schuber fleckig und etwas beschabt).
John Hobart Caunter (1794 – 1851), war als junger Kadett selbst in Indien gewesen, ehe er in England eine geistliche Laufbahn einschlug. Als vielseitiger Schriftsteller blieb er jedoch dem Land verbunden. Auch der Maler und Radierer William Daniell (1769 – 1837) kannte Indien durch einen zehnjährigen Aufenthalt (1784 – 1794) aus eigener Anschauung. Caunter arbeitete von 1830 bis 1840, Daniell von 1834 bis 1838 am Oriental Annual mit, aus dem Text und Illustrationen übernommen sind. Die 22 (nicht wie im Titel angegeben: 21) Tafeln entsprechen den Angaben der Table. Unter dem Gesamt tit el Tableaux pit toresques de l’Inde erschienen 1834 bzw. 1836 noch zwei weit er e Bände.
großen Thouvenin antrat, aber bereits 1836 verstarb [vgl. Ramsden].
Der wunderbare und in staunenswerter Frische erhaltene zeitgenössische Velours-Einband erhält sein besonderes „Gepräge“ durch die Deckelillustration „with the well known seated woman’s figure“ [Ramsden] inmitten einer reichen Ornamentierung à l’ indienne – ein charakteristisches Beispiel des romantischen Exotismus. Dabei handelt es sich nicht um einen Verlegereinband, worauf Malavieille explizit hinweist. Geschaffen hat ihn Frédéric-Guillaume Muller, der 1834 die Nachfolge des
Die drei Bände schlagen einen wunderbaren Fächer der Möglichkeiten des anspruchsvollen frühen Verleger-Einbands auf – in einer Zusammenstellung wie hier, noch dazu makellos erhalten, muss man von Einzigartigkeit sprechen
Provenienz: Die Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek Donaueschingen, mit Stempel auf der Titelrückseite. a) Dabei: Das Gleiche im weinroten Verleger-Samteinband mit goldgeprägtem Zentralmotiv, ebenfalls von Müller signiert, wunderbar erhalten. b) Sowie: Das Gleiche, datiert 1834, im grünen Verleger-Luxuseinband aus gewässerter Seide, Zentralmotiv und breite Bordüre in Goldprägung, makellos erhalten. Provenienz: M. Wittock.
Literatur: Brunet I, 1691; DNB 9, 332 (Caunter); Graesse II , 90; Lonchamp II , 87; vgl. Lowndes II , 588 (Daniell); Quérard/Bourquelot II , 543; Thieme/Becker 8, 362 (Daniell); zum Einband: Beraldi, La reliure II , 36 und Tafel 58; Culot Nr. 174; vgl. Fléty 133f.; Malavieille 148, Nr. 18; Ramsden 144f.
– 309 –
Exemplar von Arist ide Mar ie 103 Caz ott e, J[acques]. Le diable amoureux. Ro man fantastique par J. Cazotte. Précédé de sa vie, de son proc és, et de ses prophéties et révélations par Gérard de Nerval. Illustré de 200 Dessins par Édouard de Beau mont. Par is, Leon Ganivet, 1845. 1 Verfasserport rait in Stahlstich, 6 Holz schnitt-Tafeln, etwa 190 Textholzschnitte; 1 S. mit Noten. 1 Bl., XC S., 1 Bl., 192 S. Oktav, unbeschnitten (223 x 138 mm). Langgen arbter mittelbrauner Halbm ar oquinband auf fünf breite, zwi schen Goldf ileten schraff ierte Bünde, mit goldgepräg tem Rückent itel, dek orat iver Rückenverg oldung in dop pelten Filetenrahm en, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenem, illu strier tem Orig in al-Um schlag (ein schließlich des illu strierten Um schlagr ückens), verso fliegend em Vorsatz sig niert „Merc ier Sr. de Cuzin“ , in Pappschuber (1 Schuberkante mit Einr iß). Exemplar des Bibliog raphen Ar i st ide Ma r ie, mit dessen selbstent wor fenem Ex l ibris Mit sei nem schon 1772 ers chienenen Rom an Le diable amoureux leistet e Jacques Ca zot t e (1719 –1792) Wesent l iches „für die „Wiedergeburt des Ir r at io na len in der franz ösischen Lit er at ur als Ausd ruck ei ner ant iphi losophischen Halt ung“ [Engler 82]. Der Held der Erz ählung, Don Alvaro, ist ein faust ischer Mensch, der „alle[s] vorderg ründ ig Empir i schen überd rüssig, in den Ruinen von Port ici den Teufel beschwört, der ihm erst in Gestalt eines Kamels, dann als Mädchen Biondetta erscheint“. Als Alvaro aber auf eine Heir at dringt, verwandelt sich die Schöne wieder in einen Teufel und verlangt Anb etung. Der junge Mann kann sich losr eißen, aber „nur die Heir at mit einem tugendh aft en Mäd chen wird sein Erlebn is mit dem verliebt en Teufel tilgen“ [ebd. 82 f.]. Caz otte selbst wurde die Gei ster, die er ger ufen hatt e, zeitlebens nicht mehr los: „Quoique d’un esprit brill ant et d’une verve pétill ant e, il fin it par s’aba ndonner aux folles chimères et aux rêver ies de l’illuminisme“ [Cart eret]. Die vorliegende Ausg abe ist die erste mit der aus führl ichen Einleit ung von Géra rd de Nerva l und Zeichnung en des jung en Édoua rd de Beau mont (1821 –1888), der selbst 1847 zu einer ihn prägen den Ita l ienr eis e auf brach. Weg en seiner stil isti schen Nähe zum er folg r ei c he r en Gavarni blieb
Beau monts „Teiln ah me an der Buchi llustrat ion […] eng beg renzt“ [Rümann 189], gleichwohl gebührt ihm „une place très honorable parmi les illustr a teu rs de l’époque rom antique“ [DBF]. Die sechs Ta feln illustrier en Szenen, die auch in Text a bbil dungen dargestellt werden; sie folgen den Illustra tionen der Erst ausg a be von 1772. Brivois hob an dieser Ausg a be „belle impression“ und „beau papier“ hervor. Unser Exemplar ist un beschnit t en und in neuwer t igem Zustand erh alt en. In den dekor at iven Halbm a r oq uinband von Émile Mercier (1855 –1910) ist auch der illustrier t e Orig i nal-Umschlag eingebunden. Dies ist das Exemplar des Essay i sten, Bibliog raphen und Nerva l-Spez ia l i sten Ari st ide Mar ie (1862 –1938), mit dessen selbst ent wor fenem illustrier t en Ex l ibris auf dem Spiegel. Proven ienz: Auf dem Spieg el Ex l ibris „ A M “ in Holzschnitt, sig niert „A. Mar ie del.“, d. i. Arist ide Ma r ie (des s en Auk t i on am 14.6.1938, Nr. 53). – And ré Tissot-Dupont (dessen Aukt ion 2016, Nr. 86). Liter atur: Beraldi I, 112; Brivois 88 f.; Carteret III , 135; DBF V, 1139 (Beaumont) und V III , 30 f. (Ca z ot t e); Lonc hamp II , 88; Mar ie, Nerva l, S. 120, Nr. 220; Osterw alder 103; Rahir 358; Sander 142; Vica i re II , 147; zu Merc ier: Fléty 126 f.
– 311 –
In von Hand sig niert en und dat iert en Einbänden der Zeit 104 Cervantès Saavedra, Miguel de. L’ ingénieux hidalgo Don Quichotte de la Manche. Traduit et annoté par Loui s Viardot. Vig nettes de Tony Johannot. 2 Bde. Par is, J.-J. Dubochet et Cie, Librairie Paulin, 1836 –1837. Zusamm en 4 Frontispize in Holzschnitt, davon 2 auf Chin apapier, fast 800 Textholzschnitte nach Zeichnun gen von Tony Johannot. 2 Bl., 744 S. Und: 2 Bl., 758 S., 1 weißes Bl. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart (255 x 160 mm). Nachtblaue Kalblederbände auf vier Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und Ka sten verg oldung der Rückenfelder aus schmalen und fetten Goldf ileten, Deckel mit blindgeprägtem Dentelle-Rah men und vier Goldf iletenrahm en, der innerste mit Eck fleurons, mit fetter Goldf ilete auf den Steh- und Dentel lebordüre auf den Innenk anten, Marmorpapiervorsätzen und Ganzg old schnitt, auf dem hinteren fliegenden Vor satz verso von Hand sig niert und datiert „Messier Rel. 9 mai 1838“ , in modern em, mit Filz ausgeschlagen em Pappschuber mit Lederk anten (Papier teils leicht ge bräunt, gelegentlich etwas braunf leckig). „A wonder of roma nt ic bookmak ing“ – in handsig nier t en Einbänden der Zeit Eines der ber ühmt esten Bücher der Rom ant ik, das auch in der Rez ept ion des Don Quichotte eine Wen de mark iert, liegt hier in der ersten Ausg abe vor, er kennbar an der Frau auf S. 256 des ersten Bandes, die nach rechts ger icht et ist. Das Frontispiz mit dem Portrait Don Quichottes liegt in der Var ia nte mit Schnurrbart vor [vgl. Cart eret]. – Schon im frühen 20. Jahrhundert wa r en schöne Exempla r e „devenus rar es“ [Mar ie]. Die „meritísima traducción“ von Lou i s Via r dot (1800 –1885) gilt als „la mejor y más fiel“ [Ben ages/ Fonbuena] in franz ösischer Sprache. Ihr vora nge stellt ist eine recht umf ängl iche Notice sur la vie et les ouvrages de Cervantès [S. 1 – 48]. Zu einem „wonder of roma nt ic bookma k ing“ wurde das Buch durch die gen iale und abu nd ant e
Illustrat ion des bel iebt esten Buchschmuck k ünst lers seiner Zeit, Tony Johannot (1803 –1852). Als einer sei ner ersten großen Buch h ändlerauf t rä ge ger iet das Buch zu einer seiner „Glanzleistungen“ [Thieme/Becker] und zu einem „masterpiece“ [Ray]. Jedes der 131 Kapit el wird von Vig net t en eingeschlossen, das Hauptgew icht liegt indes auf den Hunderten text begleit enden Il lustrat ionen, die sich schon fast zu eigenen Bild-Erz äh lungen auswachsen. In der Wahr neh mung des trag ikom ischen Helden setz en sie einen neuen Akz ent. Wenn überh aupt erst im 19. Jahrhundert „the sad prof undity of Don Quixote began to be appreciated by its readers and captured by its illustrators“, so war es Johannot, der ihm „both affec tion and respect“ [Ray] entge genbrachte, bei dem „le grotesque s’ennoblit par fois sous un rayon d’exta se idéal iste“ [Mar ie]. Auch in dieser Hinsicht erbracht e er als „Erneuer er der franzö s. Buchi llustrat ion“ [Thieme/Becker] eine bleibende Leistung: „la plus ingénieuse et la plus appréciée des illustrat ions de Johan not […] est resté e, en France, quasi classique“ [Beraldi V III , 250]. Wunderbar sind auch die zeit genössischen, nacht blauen Kalblederb ände, der en dez ent er Dekor kühle Eleg anz ausstrahlt. Daß ihr Schöpfer Mes sier (tätig von 1826 –1842) sie von Hand sig nierte und taggen au datierte, zeigt, wie sehr er sich der Dignität seiner Arbeit bew ußt war. Dennoch unt er lief ihm ein kleiner Fehler: Sein Eint rag steht auf dem hint er en Vorsatz in der unt er en Ecke auf dem Kopf, was of fensicht l ich durch eine Ver t auschung der Vorsatzblät t er zustande kam. Oder sollt e dies ein verstecktes Schlußwort zu der auf dem Kopf stehenden Welt des Ritt ers von la Mancha sein? Lit er at ur: Ben a g es/Fonbuena 620; Bénézit V II , 552; Beraldi V III , 270, Nr. 49; Bilderwelten, Nr. 44; Brivois 90; Brunet I, 1752; Car t eret III , 136; Esc offier 1215; Grae ss e II , 107; Lon champ II , 89; Mar ie 34 f. und 99; Osterw alder 539; Quéra rd/ Bourquelot II , 556; Rahir 360 f.; Ray II , 259 – 263, Nr. 182; San der 148; Thieme/Becker 19, 69; Vicaire II , 155 f.; zu Messier: Culot 528; Ramsden 142.
– 312 –
Exemplar auf Chinapapier, aus den Bibliot heken Ratt ier, Meeûs und Roudinesco 105 Cervantès Saavedra, Miguel de. L’ ingénieux hidalgo Don Quichotte de la Manche. Traduit et annoté par Loui s Viardot. Vig nettes de Tony Johannot. 2 Bde. Par is, J.-J. Dubochet et Cie, Librairie Paulin, 1836 –1837. Zusamm en 4 Frontispize in Holzschnitt, davon 2 auf Chin apapier, fast 800 Textholzschnitte nach Zeichnun gen von Tony Johannot. 2 Bl., 744 S. Und: 2 Bl., 758 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (253 x 158 mm). Grobgen arbte weinr ote Mar o quinbänd e auf je fünf pointilléverzierte Bünde, mit goldgeprägten und -gerahmten Rückent iteln und Band bezeichnungen in je zwei sowie reicher orn am entaler Verg oldung in doppelten Filetenrahm en in den übr i gen Rückenfeldern, mit dreifachen Goldf iletenrahm en
auf den Deckeln, doppelten Goldf ileten auf den Steh kanten, Dentellebordüre auf den Innenk anten, Marm orpapiervorsätzen und Ganzg old schnitt, auf den Spiegeln sig niert „Chambolle-Duru“ , in mit Filz ausgeschlagenen Pappschubern mit Lederk anten (Bd. II zum Teil schwach gebräunt bzw. braunf leckig). Eines der ber ühmt esten Bücher der Rom ant ik – Exemplar auf Chin apapier Der ‚Klassiker‘ der franz ösis chen Rom ant ik mit den rund 800 Illustrat ionen von Tony Johannot in der ersten Ausg abe (erkennbar an der nach rechts gewandten Frau auf S. 256 von Band I) liegt hier in einem der wen ig en Exempla r e auf Chin apa pier und in tadellosen Meistereinbänden aus rot em
– 318 –
Ganzm a r oq uin von Chambolle-Duru vor. Wie in allen Chin a-Exempla r en sind die beiden illustrier ten Tit el auf Vel inpapier ged ruckt; das Front i spiz mit dem Port rait Don Quichottes liegt in der Var i ant e mit Schnurrbart vor [vgl. Cart eret]. Léon Rat t ier, Lau r ent Meeûs und Alex a n d re Roudinesco zählt en zu den disting uier t en Besitz ern unser es Exemplars; die Proven ienz läßt sich ins gesamt über sechs Stationen bis ins 19. Jahrhun dert zur ück ver folgen. Ber eits 1880 wurde es von Morg and als „rare“ bez eichnet und für frs. 400 an gebot en, Beraldi ta x ier t e „un bel exempla i re sur chine“ 1889 auf rund 800 Francs. 1920 erbrachte unser Exemplar auf der Aukt ion Ratt ier frs. 2.500, 1927 bes chein ig t e Car t eret den Exempla r en auf
Chin a ber eits „une grande rar et é“. 1977 wurde das unsr ige auf der auf Auktion Périer für frs. 13.300 zugeschlagen. Proven ienz: Bullet in Morg and 12, Novembre 1880, Nr. 6553: frs. 400. – Fünf Exlibris auf und verso fliegendem Vorsatz von Band I: Léon Ratt ier (Auk tion I, 1920, Nr. 609: frs. 2.500). – Laur ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau r ent Meeûs, 1982, Nr. 224). – Alexa nd re Roudinesco (Auktion 1967, I, Nr. 18: frs. 6.000). – „ EAP “, d. i. Docteur Édoua rd Périer (Aukt ion Rouen, 16.6.1977, Nr. 92: frs. 13.300). – Adria n Flühm ann.
– 319 –
Ein weit er es der ungeheuer selt enen Exemplar e auf Chinapapier, in Einbänden der Zeit 106 Cervantès Saavedra, Miguel de. L’ ingénieux hidalgo Don Quichotte de la Manche. Traduit et annoté par Loui s Viardot. Vig nettes de Tony Johannot. 2 Bde. Par is, J.-J. Dubochet et Cie, Librairie Paulin, 1836 –1837. Zusamm en 4 Frontispize in Holzschnitt, davon 2 auf Chin apapier, fast 800 Textholzschnitte nach Zeichnun gen von Tony Johannot. 2 Bl., 744 S. Und: 2 Bl., 758 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (254 x 159 mm). Dunk elg rün e Saff ianbänd e der Zeit auf glatte Rücken, mit Rückentiteln zwischen Rocaille-Dek or, zu samm en in mag er em und fettem Filetenrahm en, alles in Goldpräg ung, die Deckel nach innen mit fettem, drei mageren sowie magerem und fet tem Goldf iletenrahm en, letzter er mit Rocaille-Dek or in den Ecken, mit fetten Goldf ileten auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Inn enk anten, mit Doublüren und Vorsätzen aus weißem Moirépapier sowie Ganzgold schnitt, am Fuß von Band I sig niert „Schaeck“ (Rücken minim al verblichen, Vorsätze und wenige Bl. stärk er, sonst kaum braunf leckig; Bd. I: S. 437 – 444 untereinan der verbunden; Bd. II: S. 253 f. mit schmalem Abr iß im weißen Rand, zwei, drei Bl. mit Randeinr iß). Ein zweit es Exemplar auf Chin apapier, un m it t elbar nach Druck gebunden Dies ist ein weiter es Exemplar der ersten Ausg a be (mit der nach rechts gew andten Frau, Band I, S. 256), zugleich eines der wirklich seltenen Ex emplar e auf Chin apapier. Wie immer sind die bei den illustrier t en Tit el auf Vel inpapier ged ruckt; das Frontispiz mit dem Portrait Don Quichottes liegt in der Var ia nte mit Schnurrbart vor [vgl. Carter et]. Eine zus ätzl iche Besonderheit sind die schö nen, strikt zeit genössischen Rocaille-Ein bände von Schaeck. Dieser eröff net e seine Werkstatt um 1825 und arbeit et e von 1838 bis 1851 mit seinem Schwa ger Engel zusam men, um haupt säch l ich Verlagsein bände industriell zu fertigen. Da Schaeck auf un ser em Exemplar allein sig niert, müssen die Bände dir ekt nach ihr em Erscheinen, 1837, allenfalls 1838 gebunden worden sein [vgl. Fléty 160; Malavieille 246]. Proven ienz: Auf den flieg enden Vors ätz en Exlibris von Henr i Lafond (1894 –1963), dessen Auk tion 2015, Nr. 33. – Franz ösische Privatsamm lung.
– 320 –
Mit beil iegendem Brief von Grandville, in den von ihm ent wor fenen Verlagseinbänden 107 Cervantès Saavedra, Miguel de. L’ ingénieux chevalier Don Quichotte de la Manche. Traduction nouvelle. Illustré par J.-J. Grandville. 2 Bde. Par is, Ad Mame et Cie, 1848. Zusamm en 8 Stahlstich- und 24 Holzschnitt-Tafeln mit Seid envorsätz en nach Grandville und Karl Girardet, zahlreic he Vig netten und Schmuckinitialen in Holz schnitt. XXIII S., 383 S. Und: XII S., 406 S. Oktav (200 x 120 mm). Reich geprägte weiße, chromolithog raphisch in Gold und Farben illu strierte Orig i nal-Pappbände, in modern em, mit Filz ausgeschlage nem Leinwandschuber (Schnitt braunf leckig). In gold- und farbenstrahlenden Verl agseinbänden, entworfen von Grandville – mit beil iegendem Brief von ihm Dies ist die erste Ausg abe dieser anonymen Über setz ung, gegenü ber dem Ur t ext um ein ige Episo den verk ürzt, mit einem vora ng estellt en Avis du
traducteur und einer Notice sur Cervantès. Sie ist „fort rare“ [Car t eret]. Dem Verleger schwebt e ein rom an tisches Ges amt k unst werk vor – davon zeugen der „buen gusto tipográfico“ [Ben ages/Fonbuena] und die Illustrationen von Grandville ebenso wie der gleichfalls von ihm ent wor fene Verl agseinband. Die Zeichnung en stammen aus den letzten bei den Leb ensjahr en Grandvilles, die von schwer en Schicksalsschlägen überschat t et wa r en; die Ser ie gehört nicht zu seinen bedeut endsten Leistungen und blieb zudem unvollendet; mit den letzt en sechs Illustrat ionen wurde Karl Girardet beauf t ragt. Grandville selbst erlebt e die Veröf fent l ichung nicht mehr, er starb am 17. März 1847 in einer Heila nstalt. Unser em Band liegt ein dreiseitiger Brief Grandvilles an den Verleger Henr i Fourn ier (1800 –1888) bei (dessen Anschrift „chez Mame“ in Tours auf der vierten Seite), der eine ganz e Reihe von Büchern mit Il lustrat ionen Grandvilles herausgegeben hat te; er ist dat iert vom 20. Okt ober 1846.
– 322 –
Das Buch selbst ist ins b e s on de r e durch sei nen chromol it hog raphischen Verlegereinband bemer kenswert, der in unser em Exemplar au ßerordent lich gut mit nur min im a len Bereibungen erh alt en ist. Tat s äch l ich war Grandvilles „most attractive contribution to the book […] his design for its bind ing. Few Roma nt ic car tonnages are so colorf ul and elabor at e“ [Ray]. Die ganz in Gold erstrahlen de zent ra le Plat t e des Vorderdeckels zeigt ‚prog ram matisch‘ Don Quichotte hoch zu Roß, bew affnet mit Schild und Lanz e vor fünf Windmühlen im Hint erg rund. Auf den Hint erdeckeln erscheint die Windmühle als zent ra les Wapp en mot iv, beg lei tet von Pferd und Esel. Verschiedene Wappen und
Waf fen, Helm und Helm z ier, Spruch b änd er, Blüt en in Silber, Gold, Grün, Blau und Violett bil den auf beiden Deckeln den her ald ischen Rahmen – ein Fest für die Augen! Proven ienz: Exlibris von Charles Miguet auf dem Vorsatz von Band I (nicht in dessen Versteiger ungs kat a log 1953). – Handschrift l icher Besitz ver merk „F. Havrée“ [?] auf beiden Vorsätz en. Lit er at ur: Ben a g es/Fonbuena 643; Brivois 90 ff.; Car t eret III , 137 f.; Getty 396; Gumuchian 1529; Osterw alder 448; Ray II , 279, Nr. 199; Renonciat 286 f.; Sander 149; Vicai re II , 158; zum Einb and: Adhémar/Séguin, nach S. 124 (Abb.); Ray II , 526 (Abb.); Renonciat 288 (Abb.).
– 323 –
Mit sechs Orig inal-Zeichnungen von Alexandre-Joseph Desenne und den Tafeln in vier Zuständen, Exemplar der Sammlungen Renoua rd und La Bédoyère 108 [Cervantès Saavedra, Miguel de]. Persil es et Sigism onde, ou les pèlerins du nord, traduit de l’es pagnol par H. Bouchon Du b ournial. Nouv el le édition, revue, corrigée, et ornée de six gravure s. 2 Bde. Par is, Mequignon-Marvis, 1822. Zusamm en 6 Tafeln, diese in jeweils 4 Zuständen; dazu die 6 orig in alen Zeichnungen in Sepiat inte. 2 Bl., VIII S., 464 S. Und: 2 Bl., 406 S., 1 Bl. Okt av, unbeschnitten (223 x 135 mm). Langg en arb te ka stanienbraune Mar oquinbände auf glatte Rücken, mit goldgeprägten Rückent iteln und dek orat iver linearfloraler Vergoldung auf Rücken, Deckeln und Innenk an ten, mit Blindf ileten auf den Stehk anten, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenen unbedruckten orig in alen Inter imsum schlägen, auf den Spiegeln sig niert „René Kieffer“ (Rücken etwas aufgeh ellt, durchgeh end leicht gebräunt und etwas braunf leckig). Im Goldenen Zeit a lt er Spa n iens er f reut en sich ins besonder e die spät a nt i ken hel len istischen Liebesund Abent euer r om a ne groß er Bel iebt heit. Auch Cer vant es stellt e sich als „Heliodoru s chri stianus“ [K NLL III , 834] mit Los trabajos de Persile s y Sigis munda in der en Nachfolge. Der Rom an erz ählt die im mitt ler en 16. Jahrhundert spielende Geschich te zweier nord ischer Kön igsk inder, die den Hei ratsplä nen ih r er Fa m i l ien ent fl iehen, sich auf eine abent euerl iche Pilger r eise nach Rom machen, auf der fort währ end „Eifersucht und Verstrickung die reine Liebe bed rohen“ [ebd. 835], bis sie endl ich in der Hauptstadt des christ l ichen Abendl andes ihr Glück finden. In die zeit l ich verschacht elt e Erz ählung sind eine Reihe Berichte in der Ich-Form eing ebaut, und auch inh alt l ich über n immt Cer vant es „die Ver w ick lungst echn ik des byz ant in ischen Rom ans mit dem ty pischen Aufgebot an Irr fahr t en, Räuber ü ber f äl len, Ent f üh r ungen, Schiff bruch, Gefangenschaft, Verstellungs- und Verk leidungsk ünsten, Lieb e, Tod und held ischer Tugend“ [ebd. 834 f.]. Das Un wahr s chein l iche, Phant a stis che und Wunderba re – durch das sich dieser Rom an vom Don Qui chotte abhebt – ist keineswegs ein triv iales Moment, sondern dient letztl ich der Demonstrat ion, daß „die anekdot ische Zerglieder ung der Abent euer r om a ne auf höher er Ebene über w unden und christ l ich
überhöht wird“ [ebd. 836]. Ein trad it ionelles christ li ches Struk t ur merk m al ist auch das Mo t iv der Lebensr eise als Pilger fahrt, hier ausgestalt et als die „fortschreit ende Ent w ick lung zweier Seelen auf der Stufenleiter der Liebe“, die sich „nie vom Gemei nen, das sie bed rängt, bez wingen lassen“ [ebd.]. Insofern ist verständl ich, daß Cer vant es (1547 –1616) Los trabajos de Persile s y Sigism unda für sein be deutendstes Werk hielt; drei Tage vor seinem Tod beendete er den Rom an, der 1617 an mehreren Verl agsor t en zug leich ers chien. Der Ing en ieur Henr i Bouchon-Dubournial (1749 –1828) war in jun gen Jahr en in Span ien tät ig gewesen; spät er trat er vor allem als Cer vant es-Übersetz er her vor. Persile s et Sigism onde war zuerst 1809 erschienen, nachdem er ber eits 1807 den Don Quichotte auf Franz ösisch vorgelegt hat t e. Die vorl iegende Ausg a be sollt e den Auftakt zu einer auf 12 Bände angelegten Werkedit ion bilden, von der aber ebenfalls nur noch der Don Quichotte her ausk am. Alexa nd re-Joseph Desenne (1785 –1827) liefer t e für diese Ausg a be sechs ganzseit ige Zeichnungen, die in unser Exemplar eingebunden sind: Die sorg f äl tig in Sepia mit Höhungen in Weiß ausgeführten Orig i n a le vera nschau l ichen beweg t e bzw. dra m a tische Rom anepisoden und stellen jeweils ande re Fig ur en vor. Die erste Tafel zeigt den in rauher See auf einem Floß ausgesetzten Persiles, die bei den nächsten die Paar e Rosem onde et Antonio sow ie René et Eusébie dans l’ île des ermites. In einem monu ment a len Kirchenr aum erblicken wir Félicienne re connue dans le temple, par son père et son frère, hint er einem gelupften Bett vorh ang Ruperte chez Cror ian, la nuit même qu’elle voulait l’assassiner, in einem re präsent at iven In nen r aum begeg nen wir Pirro chez Hyppolita. Aus Aukt ionsk at a logen ken nen wir zwei prom inent e frühe Besitz er dieser Orig in a le: An toine-Aug ustin Renoua rd (1765 –1853), den Bruder des Verlegers Jules Renoua rd und einen der größ ten Sammler des 19. Jahrhunderts, sow ie den Lit e rat en und Übersetz er Henr i-Noël-François Huchet de La Bédoyère (1782 –1861) [vgl. DBF XVII , 1409]. Die auf Vel inpapier ged ruckt en Tafeln sind mit Nu mer ier ung, Ang a ben zur Pla z ier ung im Buch, den Namen von Zeichner und Stecher sow ie mit Bild-
– 326 –
leg enden vers ehen. Hier lieg en sie zus ätzl ich in drei weit er en Zuständen vor: zweim al jeweils ohne die Legenden, auf stärker em Vel inpapier bzw. auf Chin apapier, das auf stärker es Vel inpapier auf k a schiert wurde, außerdem je ein m al als Probed rucke in unvollendet em Zustand (feh lende Schraf f u r en) avant tout la lettre. Von jedem der sechs Abbildungs mot ive liegen also nicht wen iger als fünf Va r ia nt en vor: Som it biet et sich an unser em unika len Exem plar von Cer vant es’ Persile s et Sigism onde die ein ma l ige Gelegen heit, alle Orig i n al-Zeich nungen des Künstlers mit der Bea rb eitung durch die Stecher in verschiedenen Druckstufen und auf verschiede nen Papier en bis hin zum endg ült igen Zustand der Abbildung zu vergleichen. Alexa nd re-Joseph Desenne genoß auf dem Gebiet der Buch i llustrat ion einen herausr a g enden Ruf: Dem Sohn eines Buchh ändlers, der als Aut od id akt zur Maler ei gekommen war, wurde nach dem Tod von Moreau le jeu ne im Jahr 1814 „toute la faveur
des librai res et des amat eurs“ [DBF] zut eil, so daß er zum bek annt esten Vignettisten der Restau r at ions zeit avancier t e. Er illustrier t e unt er ander em auch die Werke von Racine, Rousseau, Voltair e, Scott, Mol ière, La m ar t ine und Ber n ard in de Saint-Pierre. Das Exemplar blieb unb eschnit t en; der spät er e, dekor at iv vergoldet e Ma r oq uineinband stammt aus dem Atel ier von René Kieffer (1875 –1963). Proven ie nz: Zeich nung en: Ant oine-Aug us tin Renoua rd, dessen Aukt ion 1854, Nr. 1941. – Henr iNoël-François Huchet de La Bédoyère, dessen Auk tion 1862, I, Nr. 299. – Verso fliegendem Vors atz Ausschnitt aus einem ält er en engl ischen Kat a log mit der Beschreibung dieses Exemplars. Lit er at ur: DBF V I , 1233; Osterw alder 306; Quéra rd II , 105; nicht bei Sander; Vicai re II , 154; zu Desenne: Bénézit I V, 481 f.; DBF X, 1318 f.; Thieme/Becker 9, 124.
– 327 –
Die „gewag t er en“ Lieder 109 Chan sons bad i nes et grivoises. Accompag nées de notes historiques et littéraires par [Théophile Marion] Dumersan et Noel Ségur. (Chansons populaires de France). Par is, Gabriel de Gonet, [etwa 1851]. 6 Radier ungen mit Seidenvorsätzen. 2 Bl., 144 zweispal tige S., I V S. Groß-Oktav (220 x 143 mm). Dunk elblauer Perk alinVerlegereinband mit schöner blind- und goldgeprägter Rücken- und Deckelillu strat ion und Ganzg old schnitt, sig niert „Dam ote“ . Im reiz voll illustrier t en Verlegerein band Der seltene Titel stellt offenbar eine Auswahl aus den 1851 im gleichen Verl ag er schienenen Chants nat ion ales et popu laires de France ders elb en Her ausg eb er dar, worauf auch die zweit e Pag in ie rung [S. 97 – 208] hindeutet. Die Chants badines et grivoises selbst sind in drei fortlaufend pag in ierte Ser ien unt er t eilt. Als Publik at ionsd at um post quem liefert das Buch selbst zwei Hinweise: Erstens trägt das jüngste Lied die Jahr esz ahl „1849“ [S. 129], zweitens verstarb Théophile Ma r ion Du mersan, der ber eits meh r e re Samm lungen von Chansons nach Art Bérangers herausg eg eb en und sich auch als Nu m ism at iker, Dra m at iker und Ly r iker einen Na men gem acht hatte, im Jahr 1849, so daß dem auf dem Titel gen annten Noel Ségur die Vollendung des Werks um 1850/51 zuk am. Der hübsch illustrier t e Verleg erein band belegt, daß die vorl ieg ende Ausw ahl von ‚scherzh af t en‘ und ‚schlüpf r igen‘ Chansons von vornherein als ei genständ ige Verlagsprodukt ion angelegt war, deut et doch die goldgepräg t e Deckeli llustrat ion den schä kernd-anz ügl ichen Tenor der Lieder ber eits an: Ein Mann blickt einer jungen Frau neug ier ig über die Schult er, die ihr aufgeschlagenes Buch ein wen ig scham h aft beiseit eh ält. Um r ahmt werden die bei den von Blatt- und Astwerk, in dem vier volkst üm liche Musi k ant en um die Wet t e mit zwit schernden Vögeln in einem Nest aufspielen. Die Platte fer tigte Louis Jules Damot[t]e im Auftrag des Verle gers Gabriel de Gonet, der als „éditeur de beaux livres […] fait toujou rs graver des plaques spécia les“ [Malavieille 182]. Da mot[t]es gen auer Wirk ungsz eit raum ist unk lar: Ramsden kannte nur eine Platte
von 1852, spek u l ier t e aber über einen Tät igkeitsbe ginn „before 1848“, Malavieille gibt eine Wirk ungs zeit von 1852 –1862 an. Möglicherweise wäre der Beg inn jetzt also mit 1851 anz usetz en.
– 328 –
Die reiz vollen Rad ier ung en von Charles Jos eph Traviès (2), Jules Veyrassat (2), Charles Geoffroy und Aug uste Hadama rd vera nschaul ichen jeweils in meh r er en Szenen einz elne Lieder.
Lit er at ur: Vgl. Brivois 96; vgl. Sander 164; vgl. Vicai re II , 229 f.; zu Du mersan: DBF XII , 164 f.; DLF I, 343; zu Damo[t]te: Rams den 61; Malavieille 241.
– 329 –
Ein wie un berühr tes Exemplar 110 Chants et chansons popula ires de la France. 3 Bde. Paris, H.L. Delloye, 1843. 3 ge stochene Titel mit Seidenvorsät zen, 84 ge stochene Doppelbl. mit Liedtexten und durch gehen den Illu stra tionen. Zu sam men 182 Bl. mit Kom men taren und Noten. – Auf starkem Vélinpapier. Quart (266 x 170 mm). Mauvefarbene Kalblederbän de um 1930 auf je fünf, mit dreifachen Goldfileten be setzte und von Blindfileten ein gefaßte Bünde, mit gold gepräg ten Rückentiteln und floralen Blind stem peln zwi schen blind gepräg ter doppelter Wellen linie und doppelten Goldfileten in den übri gen Rückenfel dern, die Deckel mit Rahmenwerk aus blind gepräg ter Bordüre zwi schen einfachen und dreifachen Goldfiletenrahmen, zentral rau tenför mi ges Or nament aus ver schlun genen fet ten Linien, Kreisbogen seg menten und floralen Or namenten in Blindprä gung, gerahmt von blind gepräg ter Raute mit goldenen Eckpunkten, in den Ecken des Mit telfeldes die floralen Einzel stempel wie in den Rückenfeldern, Steh kanten in den Ecken mit Gold dekor, Innenkanten mit Dentellebordüre, mit mar morier ten Vor sät zen, Ganz gold schnitt und ein gebun denen Ori ginalUm schlä gen, auf den Spiegeln si gniert „Canape et Corriez“ , in Papp schubern mit mauvefarbenen Lederkanten (Rücken leicht aufgehellt, Papier teils unmerklich braunfleckig). Drei Bände von unerhör ter Fri sche – wie un berührt Die romanti sche Rück be sin nung auf die Ver gangen heit und auf die Volkskultur spie gelt sich in be sonderem Maß in ei nem Fai ble für das populä re Lied gut. Wur den im 18. Jahrhundert noch Schä fer-, Liebeslieder und Idyl len be vor zugt, so treten nun auch „Bal laden, Soldaten-, Volks- und Re volutionslieder“ [Bilder welten] hin zu. Jede ein zel ne der ins ge samt 84 Lieferun gen ist ei nem Lied gewid met: Ein gestochenes Doppel blatt bringt den Liedtext, be gleitet und um rahmt von Il lustrationen auf al len vier Seiten, weitere zwei Blätter (mit Ausnah me des Doppel hefts 43/44) ent halten die Noten sowie Erläuterun gen über Herkunft und In halt der zu meist anony men Lieder. Autoren wa ren u. a. Paul Lacroix und Leroux de Lincy, vor al lem aber Théophile Ma rion Du mersan (1780 –1849), des sen Kom menta re „un livre ins tructif trèsag réable“ [Sieurin] schu fen.
– 330 –
Was diese „admirable publication“ erst zu „une des plus belles“ [Car t eret III , 143], überh aupt zu „un des principaux livres illustrés du XIXe siècle“ [Beraldi XII , 160] werden läßt, sind die splend iden, mal fig ürl ichen, mal veget a bilen Illustrat ionen in Stahl stich, welche die gleich falls gestochenen Verse um rahmen, umschlingen, teilen oder sich über fast die ganz e Seit e ausbreit en. „Für diese gra z iösen Um rah mung en eig net e sich die Techn ik des Stahlstiches besonders, mit der man die größt en Raum tiefen erz ielen konnt e. Ger ade dies es Werk lie fert den Gegenb eweis gegen die oft verächt l iche Eins chätz ung des Stahlstic hes und der Stahlrad ier ung“ [Rümann 137/140]. Weit entfernt davon, nur Schmuck zu sein, bilden die Illustrat ionen nach den Wor t en des Herausgebers ein Musée Pit toresque, das den jeweils in die Lieder eing eg ang enen Zeit g eist vera ns chau l icht. Im Nachz eichnen der besungenen Episoden ver anschaul ichen sie dem Leser „die sich wandelnden Moden und Unifor men, die verschiedenen Trach ten des Volkes und ihr Leb en im jeweiligen Am bient e der Beh ausungen und Einr icht ungen“. In der Nachfolg e der gestochenen Pracht werke des 18. Jahrhunderts stehend, gehör en die Chants et Chan sons populaires de France vor allem „durch ihr hohes künst ler isches Niveau zu den bedeut endsten Erz eug n issen der Livres rom ant iques“ [Bilderwelt en]. Der Glasm a ler Joseph-Loui s Trimolet (1812 –1843) war der Initiator und „metteur en train de cette illustrat ion rema rquable“ [Beraldi XII , 161]; aus gestattet mit einem „bonne humeur bien appropriée à la chanson“ [ebd.], illustrierte er selbst 29 Lie der. Quantitav über t rof fen wur de er mit 35 Liedern noch von Lou i s-Charles-Aug uste Stein heil (1814 –1885), mit dem er reg elm äßig zusam mena rb eit et e. Drit t er im Bunde war Trimolets Schwager Charles-François Dau bigny (1817 –1878). Dessen fünf Beiträg e sind ngeblich „the book’s best illustrat ions“ [Ray]. Diese Landschaftsd arstel lungen gehör en zu „den schönsten Zeich nungen, die der Künstler auch selbst stach“; mit ihnen be wies der später e Führ er der Schule von Barbizon „sein großes Ta lent auch als Rad ier er“ [Bilder wel ten]. Die Histoire de Mlle. Manon [Lfg. 76] wieder um wurde von einem Schwager Steinheils gez eich net, von niem and ger inger em als Er nest Meisson ier, dessen Beitrag „looks forw ard in its meticulous
rea li zat ions to Les contes rémois“ [Ray]. Weit er e ein zelne Illustrat ionen stam men von Eugène Giraud, Gustave Staal, Henr y Emy, Julien Léopold Boilly, Édoua rd de Beaumont, Grandville u. a., die sich in das Gesamtbild „d’une bonne humeur bien apropriée à la chanson“ [Beraldi XII , 161] har mon isch ein f ügen. Dieses Exemplar ist so frisch, als sei es eben erst vom Buch h änd ler er worben und gebunden worden, nur das Papier hat nach über 170 Jahr en leicht e Al tersfl eckc hen bekom men. Eing ebunden wurden die drei Ser ienu mschläge, mit jeweils unt erschied lichen Abbildungen nach Zeichnungen von Trimo let [vgl. Rümann 146] – diese kommen im Text nicht vor. Die äußerst repräsent at iv dekor ier t en Chromo lit hog raphien wurden von Engelm ann & Graf drei farbig ged ruckt: die beiden ersten in Schwarz, Gold und Grün, der dritt e in Schwarz, Gold und Blau. Auch den Einbänden ist überh aupt nicht anz use hen, daß sie ihr erseits ber eits 80 oder 90 Jahr e alt sind – sie sind schlicht makellos. Die rel at iv gen aue zeit l iche Einord nung der mauvefarbenen, mit or n a ment alem Blind- und Goldekor geschmückt en Kalb lederbände erg ibt sich aus der Sig nat ur „Ca n ape et Cor riez“ auf den Spiegeln. Die trad it ionsr eiche Pa riser Buchbinder ei Ca n ape bestand schon seit 1865; 1894 folg t e George s Ca n ape (1864 –1940) seinem Vat er nach und tat sich 1927 mit Cor riez zusammen. Diesem kam die Aufg abe zu, „à renouveler le décor de leurs reliures“ [Devauchelle]. Cor riez starb be reits 1937; die Werkstatt wurde von Esparon über nom men. Da m it erg ibt sich als Entstehungsz eit der Einbände die Dek ade von 1927 bis 1937. Auftraggeb er war der in Genf und Lyon leb ende Samm ler Henr i Bur t on (1890 –1971), dessen goldge präg t es Lederex l ibris im ersten Band zu finden ist. Proven ienz: Auf dem fliegenden Vorsatz von Band I das goldgepräg t e Lederex l ibris von Henr i Bur t on (1890 –1971), verso dessen kleines ged ruckt es, hand schriftl ich ausgef üllt es Bibliot heksetikett. Lit er at ur: Beraldi V, 91 (Dau bigny), XII , 56 (Steinheil), und 160 f., Nr. 49 (Trimolet); Bilderwelten 129 ff., Nr. 56; Brivois 94 ff.; Brunet I, 1792; Cart eret III , 143 –153 (mit farb. Abb. der Ums chläg e); Gay/Lemonnyer I, 556 f.; Lonc hamp II , 92; Oster walder 289, 1012 und 1066; Rahir 364; Ray II , 314 f., Nr. 232; Rümann 137 ff.; Sander 162; Sieu rin 37; Thieme/Becker 31, 566, und 33, 402; Vicai re II , 234 – 246; zu Can ape: Devauchelle 246 f.; Fléty 37 f.
– 331 –
In pracht vollen Mosai keinbänden des Verlags 111 Chants et chansons populaires de la France. 3 Bde. Par is, H.-L. Delloye, 1843. 3 gestochen e Titel mit Seidenvorsätzen, 84 gestochen e Doppelbl. mit Liedtexten und durchgehenden Illu strat io nen. Zusamm en 182 Bl. mit Komm entaren und Noten. – Auf stark em Vélinpapier. Quart (262 x 170 mm). Verlegereinbänd e von dunk el grün em Saff ian auf glatte Rücken, mit goldgeprägten Rückent iteln umgeben von orn am entaler und floraler Verg oldung, auf den Deckeln in einem doppelten Rah men aus fetter Gold- und Blindf ilete reicher Rocaillende kor, vorn in Goldpräg ung und mit feinen grünen, roten und cremefarben en Intarsien, hinten in Blindpräg ung, mit einfacher Goldf ilete auf den Steh-, doppelter auf den Inn enk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und Ganz gold schnitt, zu samm en in einem mit Filz ausgeschlage nen Pappschuber mit Lederk anten. Dies es Exe mp lar der Samm l ung pop ul ä r er Lieder weist in der dritten Ser ie eine sig nifi k an
te Var iation auf: Das Lied Le Café wurde ber eits ersetzt durch La Marseillaise, mit Zeichnungen nach Gustave Staal und einer Not ice von La m ar t ine [vgl. Brivois 96; Car t eret III , 153]. Diese Änder ung – in halt l ich durch die Geschehn isse der Februa r r e volution von 1848 bed ingt – deutet voraus auf die nouvelle édition, die Garnier frères 1848 her ausg a ben, allerd ings mit ander en Tit elblät t ern und ins gesamt ander er Anordnung der Lieder [vgl. Vica i re II , 246 f.]. Die pracht vol len, tadel los erh alt enen Rocaille-Ein bände sind mögl icher weise Boutigny zuz uschrei ben. Dieser war nicht nur der „lead ing exponent of the rocaille school of bind ing“ [Ramsden 40], son dern arb eitete auch oft mit dem Verleger Delloye zusam men [vgl. Malavieille 161]. Proven ienz: Adria n Flüh m anns Monog ramms childchen „awf “ auf dem flieg enden Vorsatz des er sten Bandes.
– 332 –
Eines von vier kolor ier t en Exemplar en
Das zweit e von vier kolor iert en Exemplar en
112 Chants et chansons populaires de la France. 3 Bde. Par is, H.-L. Delloye, 1843.
113 Chants et chansons populaires de la France. 3 Bde. Par is, H.-L. Delloye, 1843.
3 gestochen e, kolor ierte Titel mit Seidenvorsätzen, 84 gestoc hen e Dopp elbl. mit Liedtexten, durchg eh end ill u striert und kol or iert, mit Seid envorsätz en. Zu samm en 182 Bl. mit Komm entaren und Noten. – Auf stark em Vélinpapier.
3 gestochen e, kolor ierte Titel mit Seidenvorsätzen, 84 gestoc hen e Dopp elbl. mit Liedtexten, durchg eh end ill u striert und kol or iert, mit Seid envorsätz en. Zusamm en 182 Bl. mit Komm entaren und Noten. – Auf stark em Velinpapier.
Quart, kaum beschnitten (270 x 174 mm). Kastanienbrau ne geglättete Halbm aroquinbände auf glatte Rücken, mit goldgeprägtem Titel und einer Lyra in reicher orn am en taler Goldpräg ung auf den Rücken, Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und Kopfg old schnitt, auf den fliegenden Vorsätzen verso sig niert „E & A. Maylander“ (hier und da ger ing braunf leckig).
Quart (264 x 174 mm). Halblein enbänd e der Zeit mit goldgeprägten Rückent iteln in schwarzgeprägten Or nam entrahmen, mit blaßvioletten Vorsätzen (Kanten be schabt, Komm entarbl. meist leicht gebräunt und braun fleckig; Bde. I und III: Außengelenk e mit Fehlstellen).
Kolor ier t es Exemplar – von größt er Selt enheit
Dies ist un s er zwei t es von ins g e s amt nur vier kolor ier t en Exempla r en der ersten Ausg a b e der Liedsammlung.
Die erste Ausg a b e der großa r t ig en Samm lung illustrier t er Volksl ieder, auf 336 gestochenen Sei ten von erz äh lenden Illustrat ionen begleit et, „eins der köst l ichsten Erz eug n iss e des rom ant is chen Geistes in Frankr eich“ [Rümann 137], liegt hier in einem zeit genössisch mit größt er Sorg falt minut iös und dif fer enz iert kolor ier t en und eiweißgehöhten Exemplar vor. Es sind drei weit er e Exempla r e dieser Beschaf fen heit bek annt: Neb en den beiden, die sich gleich falls in unser er Sammlung befi nden, das aus der Samm lung Greppe stam mende Exemplar von René Desc amps-Scrive (Aukt ion II , 1925, Nr. 344), das Cart eret noch für „sans doute uniq ue avec les fig ur es color iées“ [Car t eret III , 153] hielt. Es fand sich wieder in der Bibliot hek Foullon-Couppel du Lude und wird im Kat alog der Aukt ion 11 (2009, Nr. 157) als stark braun fleckig auf allen Illustrat ionsseit en beschrieben. Die Einbände stammen aus dem „atelier célèbre“ [Fléty] von Émile (1866 –1959) und And ré Mayla nder (1901 –1980) [vgl. Devauchelle III , 273; Fléty 125]. Proven ie nz: Adria n Flüh m anns Monog ramm schildchen „awf “ auf dem fliegenden Vors atz des er sten Bandes.
Ein zweit es kolor ier t es Exemplar
Die 336 gestochenen il lustrier t en Seit en sind hier gen auso dicht und sorg f ält ig kolor iert und eiweiß gehöht wie in unser em ersten Exemplar, woraus sich der opt ische Eind ruck von aut onomen kleinen Ge mälden erg ibt. Der ind iv iduelle, unika le Cha r akt er er weist sich defi n it iv im dir ekt en Vergleich der Bil der beider Exempla r e: Durchgehend wurde die Far bigkeit va r iiert, wobei in diesem Exemplar der Ge mäldecha r akt er durch die Ver wendung besonders int ensiv-feu r iger Farben noch gesteigert erscheint. Im Unt ers chied zum ander en Exemplar ist die ses in drei zeit genössischen Einbänden erh alt en, über der en nicht idea len Erh alt ungsz ustand in die sem Fall hinwegz usehen ist. Auf dem Innendeckel des ersten Bandes befi ndet sich noch ein Etikett der Buch h and lung A. Ladrague in Mos k au [!]. Spät er befand es sich in der Sammlung von Henr i Bon n asse. Proven ienz: Zeit g enössisches Buch h änd lereti kett von A. Ladrague, Mosk au, auf dem Innendeckel des ersten Bandes. – Goldgepräg t es Ma r oq uinex l ibris von Henr i Bonn asse auf den Spiegeln, dessen Auk tion II , 1982, Nr. 18: frs. 43.000.
– 337 –
Das dritt e kolor iert e Exemplar – mit doppelt em Tafelsatz 114 Chants et chansons populaires de la France. 3 Bde. Par is, H.-L. Delloye, 1843. [Auf einem Umschlag: 1844]. 3 gestochen e Titel, diese kolor iert wied erh olt, 84 ge stochen e Doppelbl. mit Liedtexten, durchgeh end illu striert, davon 83 kolor iert wiederholt; 1 zu sätzliches ge stochenes, kolor iertes Doppelbl. mit „La Marseillaise“ . Zusamm en 182 Bl. mit Komm entaren und Noten. – Auf stark em, leicht getöntem Velinpapier. Quart (263 x 166 mm). Dunk elbraun e Mar oquinbände um 1890 auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit Titel und Bandbezeichnung in Goldf iletenrahmen in zwei sowie orn am entaler Verg oldung mit großen Eckfleurons in doppelten Goldf iletenrahm en in den übr igen Rücken feldern, mit drei Goldf iletenrahm en auf den Deckeln, doppelten Goldf ileten auf den Steh- und breiter Dentel lebordüre auf den Innenk anten, mit marm or ierten Vor sätzen, eingebundenen illu strierten Orig in al-Um schlä gen in Chrom olithog raphie und mit Ganzg old schnitt, zu samm en in mit Velours ausgeschlagen em Pappschu ber mit Mar oquink anten (2 Schuberk anten mit Einr iß, 2 Gelenke etwas gelockert, 3 Bl. mit kleinem Randeinr iß, davon 2 geschlossen). Mit doppelt em Ta felsatz, der zweit e kolor iert Unser drit t es kolor ier t es Exemplar der Chants et chansons steht den beiden ander en wiederu m durch einen ganz eigenen Cha r akt er gegenü ber. Es wurde auf leicht getöntem Papier ged ruckt und mit dop pelt em Ta felsatz ausgestat t et, so daß die schwarz weißen Holzschnit t e dir ekt mit ihr en farbigen Pen dants verglichen werden kön nen. Die Kolor ier ung hält hier int ere ss ant er weis e die Mit t e zwis chen den im Orig in alz ustand bel ass enen Holzs chnit ten und den deckenden ‚Min iaturen‘ der beiden ander en Exemplar e: Sie ist eher zart, läßt manche Flächen sogar weiß und unterstützt so eher die zug run del iegenden Lin ien und Schraf f ur en. Auch dieses Exemplar ist mit h in unik al zu nennen. Ist in manchen Exemplaren das Lied Le Café in der dritten Ser ie durch La Marseillaise ersetzt, so ma n ifestiert sich in dem vorl iegenden ein sonder ba r er ‚Zwischenz ustand‘: Le Café ist zwar vorh an den, jedoch als einz iges Lied nur mit einfachen, unkolor ier t en Ta feln. Da f ür wurde zusätzl ich das gestochene kolor ier t e Doppelblatt mit dem Text der Marseill ai se mit Zeichnungen nach Gustave Staal
eingebunden – nicht jedoch die zugehör ige Not ice von La m ar t ine [vgl. Brivois 96; Car t eret III , 153]. Gleichfalls eing ebunden sind die Ums chläg e zu den drei Ser ien, mit jeweils unt erschiedl ichen Ab bildung en nach Zeichnung en von Trimolet [vgl. Rümann 146] – diese kommen im Text nicht vor. Die Chromol it hog raphien von Engelm ann & Graf „sont parmi les plus belles des illustrés du XIXe et le type le plus soi gné du genr e“ [Cart eret III , 150]. Die schönen Ma r oq uinbände des spät en 19. Jahr hunderts sind nicht sig niert; da f ür kennz eichne te Pierre Duché diese Trophäe durch sein mit der Dev is e „Attendre et savoir choisir“ vers ehenes Ex l ibris als sein Eigen. Proven ienz: Goldgepräg t es Ma r oq uinex l ibris von Pierre Duché auf dem fliegenden Vorsatz von Band I (nicht in den Aukt ionen 1972).
– 339 –
Mit einer Orig inalzeichnung von Trimolet 115 Chants et chansons populaires de la France. 3 Bde. Par is, H.-L. Delloye, 1843. 1 orig in al e Bleistiftz eichn ung, mont iert auf stark en Karton, 3 gestochene Titel mit Seidenvorsätzen, 84 ge stochen e Doppelbl. mit Liedtexten und durchgeh enden Illu strat ionen. Zu samm en 182 Bl. mit Komm entaren und Noten. – Auf stark em Vélinpapier. Quart, unbeschnitten (280 x 175 mm). Dunk elblaue, langgen arbte Halbm aroquinbände auf fünf goldgepräg te Bünde, mit goldgeprägten Rückent iteln und fig ura ler und rot intarsier ter orn am entaler Goldpräg ung der Rückenk ompartimente in Kastenverg oldung, mit Gold fileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebunden en Orig in al-Um schlägen, jeweils am Fuß sig niert „Noulhac“ (2 Um schläge unauff ällig restaur iert, Kanten etwas beschabt, Schnitt minim al braunf leckig). Mit Trimolets Orig i n al-Zeich nung zur Umschlag i llustrat ion der drit t en Ser ie und den drei Orig in al-Umschlä gen Die erste Ausg a be der Liedersamm lung liegt hier unbeschnit t en und mit den drei orig in a len Ser ien- Ums chläg en in Chromol it hog raphie von Eng el mann & Graf vor. Diese gehör en zu den „plus bel les des illustrés du XIXe et le type le plus soi gné du genr e“ [Car t eret III , 150]. Jeder besitzt eine ander e Illustrat ion, keine wird im Text wiederholt. Dem drit t en Band beig ebunden ist die orig in a le Ent w urfsz eichnung (Blatt g röße: 197 x 132 mm)
von Joseph-Loui s Trimolet zur Umschlag i llustrat i on [vgl. Rümann 146]. Die reizvolle Bleistiftz eich nung zeigt einen stehenden, leicht rückw ärts ge neigt en Mann, der vom Not enblatt in seiner Linken ein Lied absingt, das zu Herz en geht – auf diesem ruht zum indest seine rechte Hand. Höchst inter essant sind die Verä nder ungen zwischen dem Ent wurf und der endg ültigen Darstellung: Muß der Sänger sich auf der Zeichnung noch aufs Blatt kon zentrier en, so verd reht er auf der Lithog raphie in gesteigerter Verz ückung die Augen. Steht er ur sprüngl ich in einem Innenr aum mit schwer en Vor hängen, Tisch, Kerz en leucht er und einer schwer en Blu menvase, so gibt ihn die Umschlag i llustrat ion verk leinert wieder, um ihn da f ür in eine stil isier t e rom ant ische Nat ur zu versetz en: Hier ist er umge ben von zahl r eichen verschiedenen Vogela r t en, die ein verschlungenes Astwerk bevölkern – sei es, um ihm zuz uhör en oder mit ihm zu wetteifern. Auch Hahn und Eule sind im Vorderg rund vertreten, wohl um zu zeigen, daß man zu jeder Tages- und Nachtz eit singen – oder krähen – darf, so wie einem der Schna bel gewachsen ist. Die Einbände mit reicher mosaiz ier t er Rückenver goldung, die in den Kompartiment en abwechselnd eine Leier und eine Panflöte zeigt, schuf Henri i san pro b e, d’une Noulhac (1866 –1931), ein „art perfection et d’une sûreté de main rema rquables ayant au plus haut point con science de son met ier“ [Fléty 136 f.].
– 354 –
Mit Orig inalzeichnung und Brief von Daubigny sow ie einem Brief von Meisson ier 116 Chants et chansons populaires de la France. 84 Liefer ungen in 3 Bdn. Par is, H.-L. Delloye, [1842 –] 1843 [auf dem Umschlag der 3. Ser ie: 1844]. 3 gestochene Titel, 84 gestochene Doppelbl. mit Liedtex ten und durchgehenden Illu strat ionen; 5 zu sätzliche ge stochene Doppelbl. (doublet t, teils in anderem Zu stand), 2 zu sätzliche gestochen e Bl. mit Rahm enillu strat ion en avant la lettre. Zu samm en 182 Bl. mit Komm entaren und Noten; 10 zu sätzliche Bl. (doublet t, teils in anderem Zu stand). – Auf stark em Vélinpapier. Quart, unbeschnitten (290 x 185 mm). 84 Liefer ungshefte in Rohbogen mit illu strierten Orig in al-Um schlägen in drei grünen Halbm aroquinm appen mit goldgeprägten Rückent iteln, reicher orn am entaler Gold- und lin earer Gold- und Blindpräg ung auf den Rücken, Goldf ileten auf den Deckeln und Schließbändern, am Fuß jeweils sig niert „R. Aussourd“ , mit beiliegenden, in Schwarz, Gold und Grün bzw. Blau illustrierten und dek or ier ten Orig in al-Um schlägen, in Pappschubern mit grünen Lederk anten (1 Schließband ausgef ranst). In Rohbogen, mit den Liefer ungsu mschlägen, orig in a ler Ent w urfsz eichnung, einem Brief von Dau bigny, einem Brief von Ernest Meisson ier etc. Dieses Exemplar der ersten Ausg ab e, die in drei Ser ien (jeweils mit eigener Tit elei und Vorstücken) in insgesamt 84 Liefer ungen erschien, liegt so vor, wie sie von Februa r 1842 bis Okt ober 1843 heraus kam: in Rohbogen, mit allen Umschlägen. Nicht nur die ein heit l ich illustrier t en Umschlä ge der einz el nen Lieferung en (43/44 ist ein Dopp elheft) sind vorh anden, sondern auch die zu den drei Ser ien, mit jeweils unt erschiedl ichen Abbildungen nach Zeichnungen von Trimolet [vgl. Rümann 146] – die se kommen im Text nicht vor. Die Chromol it hog ra phien von Engelm ann & Graf „sont parmi les plus belles des illustrés du XIXe et le type le plus soi gné du genr e“ [Car t eret III , 150].
Dieses Exemplar hält besonder e Über r aschungen ber eit: Die Liefer ungen 2, 4, 7 und 12 liegen doub let t vor, außerdem von Liefer ung 5 die beiden ge druckt en, von Liefer ung 54 die beiden gestochenen Blätt er – teils im zweit en Zustand. Der Liefer ung 18 liegen zwei gestochene Blät t er mit den Rah meni llu strat ionen avant la lettre bei. Doppelt vorhanden sind die Umschläge Nr. 23 und 8, letzt er er wiederu m in einer Va r ia nt e. Der illustrier t e Vorder u mschlag zur Ser ie 2 liegt ebenfalls ein zweit es Mal, in abweichen den Farben vor. – Dann aber vor allem: ein zweisei tiger Brief von Er nest Meisson ier, auf Briefpapier mit dessen (seit enverkehr t en) Initia len in Blindprä gung. – Ein doppelseit iger handschrift l icher Brief von Charles Dau bigny vom 11. Dez ember 1866. – Und schließlich: eine von Dau bigny sig nierte und mit Atel ier stempel [Lugt 518] versehene Zeich nung in Sepia und Blei (Blattgöße 180 x 121 mm), die sei tenverkehr t e Ent w urfsz eichnung zum Chan son de Lisette der Liefer ung 50. In locker en Strichen skiz zier t e Dau bigny eine baum bestandene Stra ße, die auf ein Dorf am Bildhor iz ont zuf ührt. Ein hochbe ladener heim kehr ender Heuwagen, auf dem es sich zwei Schnit t er gemüt l ich gem acht ha b en, hint er drein wandern Menschen mit geschult er t er Forke und Harke, dann eine Schafherde, hinter der ein Hund herjagt, und schließlich ein Hirtenpaar. Er spielt mit der Flöte auf – Lisette tanzt und singt. Kann man der gelösten rom ant ischen Stim mung ei nes Landschaftsz eich ners aus der ersten Hälf t e des 19. Jahrhunderts nä her kom men? Proven ienz: Etikett auf Spieg el des ersten Ban des: „Ce livre a fig uré à l’exposit ion ‚dix Siècles de Livres français‘ (Lucerne, 9 juillet – 2 octobre 1949) sous le No 229 du cat alogue“. – Adria n Flühm anns Monog rammschild „awf “ auf dem ersten Spiegel.
– 358 –
„Exempla ire hors pair“ – mit 7 Original zeichnungen, Probedrucken, Umschlä gen etc. 117 Chants et chansons popula ires de la France. 3 Bde. [Und:] Tira ges successifs [auf dem Rücken]. Zu sammen 4 Bde. Paris, H.L. Delloye, 1843. [Auf einem Um schlag: 1844]. 3 ge stochene Titel, 84 ge stochene Doppelbl. und 2 zu sätz liche Doppelbl. („La Marseillai se“) mit Liedtexten und durch gehen den Illu strationen. Zu sätzlich: 7 Bl. mit Ori ginalzeichnun gen von Trimolet, 42 Probedrucke avant und avec la lettre auf unterschiedlichem Papier, 1 Pro bedruck avant la lettre der Illu stration der Lieferungs um schlä ge auf Chinapapier, montiert auf Velinpapier, 1 zweimal gefaltete, in Schwarz und Rot gedruckte Aff iche (375 x 284 mm). Und [Tira ges successifs:] Ge stochener Ti tel zu Bd. III, 8 ge stochene Doppelbl. (davon 2 doublett), 3 ge stochene Bl. Zu sammen 182 Bl. und 2 zu sätzliche Bl. („La Marseillai se“) mit Kommentaren und Noten. Und [Tira ges successifs:] 92 Bl.; 4 S. [Verlagsprospekt]; 4 S. [Verlagsprospekt]. – Auf starkem Velinpapier. Quart, un be schnit ten (283 x 184 mm). Blaue Halb maroquinbän de mit Titeln, floralem Dekor und in Entre lacsmanier verschlun genen Streifen in Goldprä gung auf den glat ten Rücken, mit Goldfileten auf den Deckeln und mar morier ten Vorsät zen, mit 3 ein gebun denen illu strier ten Ori ginalUm schlä gen in Chromolithographie (inkl. Um schlag rücken), 86 [!] illu strier ten Lieferungsum schlä gen sowie in dem Band „Tira ges successifs“ 7 weiteren Lieferungsum schlä gen, auf den fliegen den Vor sät zen verso si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ (1. Titelbl. fast lose und mit kleiner Eckfehl stelle, 2 Probedrucke mit Rand einriß). Mit 7 Ori gi nal zeich nun gen Trimolets, zahl reichen Probedrucken, al len Um schlä gen und der Affiche Ei nes der schön sten il lu strier ten Wer ke des 19. Jahrhunderts liegt hier in ei nem unik alen getrüffelten Exemplar vor, das der großar ti ge Sammler Paul Villebœuf zu sam men stellte und von Émile Mer cier (1855 –1910) binden ließ. Das auf Velinpapier gedruck te Exemplar ent hält sieben Ori gi nalzeich nun gen von Jo seph-Lou is Tri molet, ins gesamt 42 Probedrucke der il lu strier ten Seiten, davon fünf von den Ste chern si gniert, sämt liche Bandund Lieferungsum schlä ge, die Affiche und ei ni ges mehr. Der bei gegebene Band mit Tira ges successifs ent hält meist doublettes, jedoch auch va ri antes Materi al. U. a. auf der Grund la ge dieses reich halti gen Exemplars ver faßte P. Chol let die Studie Sim ples
rem arques sur la première édit ion des „Chants et Chan sons populaires de la france“ , die 1909 im Bulletin du Bibliophile er schien und hier als ei ner von 100 Sepa rat drucken bei liegt. Léopold Car ter et wid mete un serem „exempla ire hors pair“ eine ausführliche Lobeshym ne [Car ter et III 152]. Fände man ori gi na le Zeich nun gen zu Il lu strationen des Werks, empfahl Car ter et, „de ne pas laisser échapper l’occasion de les acquérir pour truffer un exempla ire“, seien sie doch „d’une grande fi nes se d’exé cut ion [ebd.] und insbe sondere die von Joseph-Lou is Tri molet (1812 –1843) „un régal des yeux“ [ebd.]. Von die sem ent halten die Sammel-Al ben von Pierre Duché und Lau rent Meeûs
– 365 –
in unser er Sammlung 27 bzw. 35 Zeichnungen, das vorl iegende fügt dem Bestand sieben Orig in a le hin zu. Diese sind insofern eine reiz volle Erg änz ung, als sie ganz unt erschiedl iche Stad ien des kreat iven Proz esses vera nschaul ichen. Noch mehr als in den fer t ig ausg ea rb eit et en Vorl ag en für die Stahlsti che lassen sich hier die „bouffonnerie gracieuse et enfant ine qui souf fle à travers ses composit ions“ und „la plus folle et la plus inno cente gaieté“ [zit. nach Beraldi XII , 161] entdecken, die schon Baude la i re an Trimolet beobacht et e. Gleich zur ersten Illustrat ion der ersten Liefer ung, Mort et convoi de l’ invincible Malbrough, hab en wir eine höchst aufschlußr eiche Bleistiftskizz e von der Hand Trimolets: Sie zeigt den be r ühm t en eng lis chen Feld herrn im spa n is chen Erbfolg ek rieg, John Churchill, Duke of Marlborough, zu Pferd beim Ausz ug aus einem Stadt t or. Unt er neh mungs lustig schwingt er seinen Säbel über dem Kopf. Der convoi, der sich im Buch als breit e Bordür e vom Kopf der Seite am linken Rand den gesamten Textspie gel entl ang zieht, ist nur andeut ungsweise zu era h nen; rechts flank ier en zwei Trompet er den Herz og. Die Buchi llustrat ion weist demgegenü ber sig ni fi kant e Planä nder ungen auf. Die seit w ärts stehen den Bläser sind durch zwei im Konvoi mitm arschie rende Landsk necht e ersetzt, und Marlborough hat seinen schwer en Sä bel auf der Schult er abgelegt. Die abent euerlustige Auf bruchsstim mung der Skiz ze hat sich in der ged ruckt en Illustrat ion in einen geord net er en proz essionsh af t en Ausz ug ver w an delt. Die in h alt l iche Mod i fi k at ion scheint den un terschiedl ichen Phasen des Schaf fensproz esses zu entsprechen – hier die locker-dy n a m ische Ideen skizz e, dort der disz iplin iert ausgea rbeit et e Stahl stich. Noch vorläufi ger, aber auch noch kraftvoller wirkt die druck volle, aufs Blatt fast gek ritz elt e Bleistift skizz e zum Chant du départ im ersten Band. Sie wur de mit so breit en und dicht en Strichen ausgef ührt, daß nachher flächige Weißhöhungen er forderl ich wa r en. In ih nen drückt sich haupt s äch l ich der dy n a m is che Axt h ieb eines am Boden lieg enden Mannes aus. Es scheint, als hätte Trimolet dafür selbst eine gew isse Beweg ungsf rei heit gebraucht, ist die Zeichnung doch größer als die – auch insge samt zah mere – endg ült ige Bildvorlage, die wir wie der u m in Duchés Album vorl iegen ha ben. Dir ekt e Gegenstücke zu solch improv isier ender Un mit t el barkeit biet en die beiden weit er en Orig i n a le im ersten Band, zum Chan son populaire sur le fam eux
– 366 –
La Palisse und zu Les merveilles d’opéra. Sie wurden mit Bleistift vorskizz iert, dann ber eits sehr gen au in Tint e ausgef ührt, mit Weiß gehöht und mit hand schrift l ichen Anweisungen erg änzt. Die erste wur de von Trimolet in Bleistift sig niert. Beide dient en als die un m it t elba r en Vorl agen zu den jeweil igen Stichen. Eine of fensicht l ich wieder ver wor fene Vorstu fe stellt demgegenü ber das Blatt dar, das im zweiten Band bei Te souviens-tu? Souvenirs d’un vieux militaire eingebunden wurde, sich aber nicht zuordnen läßt. Die fünf Bleistiftz eichnungen sind ber eits zum fer tigen Seit en l ayout angeord net, in h alt l ich aber nur sehr vorläufi g skizziert – vielleicht empfand der Künst ler diese Vor fest leg ung als zu einengend. Gleichfalls nicht als Buchi llustrat ion rea l isiert wur de die Zeichnung zu Les vérités gasc onnes in Band III , die allerd ings schon weit ged iehen ist: Die sorg fält ige, det ail l ier t e Bleistift z eich nung wurde mit dunklen Akz ent en in Tint e und Höhungen in Weiß profi liert. So ist der Herr, der selbstg efällig vor sei ner Ah neng a ler ie posiert, durch sei ne Physio gnom ie und Kleidung zweifelsf rei als der jen ig e zu identifi z ier en, der auch im Buch auftritt – auf unser em nicht im Druck reproduz iert en Bild ist er also – in doppelt er Hinsicht – ein ‚Unik um‘. Ebenfalls im dritten Band finden sich noch zwei sehr vorl äu fi ge Bleistiftskizz en zu Le récit du caporal dans une nuit de la Garde nation ale, mit Andeut un gen von drei bzw. vier Wachsold at en. Währ end die eine, die eher unspez ifi sch drei Gard isten mit ihr en Bajonet t en präsent iert, so nicht umgesetzt wurde, läßt sich in der ander en ber eits die dir ekt e Vorstu die zur spät er en Buchi llustrat ion erkennen. Inh alt und Form scheinen auch hier ger adez u sym bolh aft zu konverg ier en: Mit flücht igen, tänz elnden Blei stiftstrichen versucht der Zeichner die Halt ung ei nes Mannes zu erfassen, der angestrengt durch ein Fernr ohr spek uliert. Man ist versucht, hieri n auch eine selbst r efer entielle Met apher Trimolets zu er blicken: nicht den Künstler als Seher, sondern ei nen Ka r ik at ur isten als Sucher und Spä her. Über haupt er weisen sich unt er werkä st het ischem Aspekt die auf den ersten Blick so het er ogenen Zeichnun gen als klug zus am mengestellt: Sie versetz en den Bet racht er in die Lage, die verschiedenen Ein- und Scharfstellungen der Objekt e im kreat iven Proz eß recht gen au nachz uvollz iehen. Uns er getrüffeltes Exemplar er mögl icht es, die se ‚Schule des Sehens‘ auch auf die Druckz ustän de zu erweitern: Den drei Bänden sind insgesamt
– 367 –
42 Probed rucke der illustrier t en Seit en in verschie denen Zuständen eing ebunden. 13 Prob ed rucke liegen avant la lettre auf besonders starkem, einsei tig bed ruckt em Vel inpapier vor, davon wurde einer von dem Stecher L. Wolff handsig niert. Fünf weit e re Probed rucke avant la lettre wurden auf Chin apa pier abgez ogen und auf Vel inpapier mont iert; einer trägt die handschrift l iche Widmung des Stechers Jean Deni s Nar geot: „A mon ami Klein [/] Nar geot“. Insgesamt 24 Drucke präsent ier en sich im Zustand avec la lettre, davon drei wiederu m mit der Sig nat ur L. Wolff. Cart eret meint e, diese „épreuves d’arti ste de tout prem ier tirage […] sont très rar es et rentr ent dans le domain de l’est ampe“ [Cart eret]. Auch die Band- und Liefer ungsu ms chläg e sind illustriert, insofern ist ihr Vorh andensein nur kon seq uent – frappier end ist allein ihre Abu nd anz. Die ganzseit ige Illustrat ion von Trimolet auf der ersten Seit e der Liefer ungsu ms chläg e zeigt im Vorderg rund drei sehr verschiedene Musik ant en: einen sich höfi sch spreiz enden Viol in isten mit ba rocker Per ücke, eine rom ant isch gestimmt e Har fen istin und ei nen fidelnden Wander musi k ant en; im Hint erg rund marschiert der weil eine Mil it är kap elle mit klingendem Spiel vorb ei – das ganz e
Spekt rum an Chants et chan sons popu laires wird dam it prälud iert. Das Motiv ist zun ächst als Pro bed ruck avant la lettre auf Chin apapier, mont iert auf Vel inpapier, vorh anden; ein weit er es Mal, um geb en von rotem Drucktext, auf der zweim al gefalteten Affiche (375 x 284 mm), die dem dritten Band beigebunden wurde, und schließl ich auch auf den ersten fünf Liefer ungsu mschlä gen. Daß in unser em Exemplar sämt l iche 83 Umschläge zu allen 84 Liefer ungen (Nr. 43/44 war eine Doppel liefer ung) vorh anden sind, er mögl icht die gen aue Beobacht ung von Verä nder ungen: Die Abbildung liegt in den ersten fünf Liefer ungen als von Trimo let selbst gestochene Rad ier ung vor, ab Nr. 6 dann als Kopie in Holzschnitt mit der Sig natur „Nar at sc.“ [vgl. Chollet 10]. Ab Liefer ung 40 wurde die Vorl age wieder u m leicht verä ndert und insbeson der e der florale Rahmen var iiert. Für die Neuaus gabe von 1848 zeichnet e Ercole Cat enacci das Mo tiv noch einm al um, den Holzschnitt führte nun Théodore Aug uste Loiseau aus. Auch hiervon ist ein Umschlag vorh anden, er gehört zu dem Lied La Marseillai se, das im Jahr der Februa r r evolut ion Le Café ersetzt e und in diesem Exemplar dem dritt en Band zus ätzl ich eingef ügt wurde. Die Umschläge
– 368 –
var iier en auch in der Farbe: Die meisten sind auf gelbl ichem, einz elne auf ocker farbenem Papier und der von 1848 auf blauem Papier ged ruckt. Schließ lich gibt es auch erhebliche Var ia nt en in Satz und Druckt ext, wie die ver meint l ichen Doublet ten der Nrn. 1 und 17 belegen. Ult im at iven Beleg da f ür ge ben die sieb en Umschläge, die dem Band Tirages successifs nachgebunden sind. Neben ei ner Va r ia nt e zu Nr. 29, sow ie einem weit er en blauen Umschlag zu Nr. 61 der Ausg abe 1848 finden sich hier nochm als fünf Liefer ungsu mschläge zu Nr. 1 (Malbrough), dar unt er vier in Farbe, Inhalt und Typen voneina nder abweichende, so daß der vorl iegende Bestand an diesem Beispiel sechsVa r ia nt en dok u ment iert. Vor handen sind auch die drei bemerkenswer t en Ser ien umschläge (ink lusive Umschlag r ücken), bei denen alle sechs Seit en von Trimolet unt erschiedl ich illu striert und dekor iert wurden [vgl. Rümann 146]. Die Chromol it hog raphien von Engelm ann et Graf wur den in Gold, Schwarz und – hier teils abweichend von den ander en Beispielen in unser er Samm lung – in verschiedenen Blaut önen bed ruckt. Eine ind iv i duelle Mod i fi z ier ung weist der Umschlag zu Band II auf, bei dem vorn und hinten jeweils vier klei ne, med aillona r t ige Ausspa r ungen von Hand türk is kolor iert wurden.
Der vierte Band mit den Tirages successifs enth ält neben den oben er wähnt en Umschlä gen auch einen Probed ruck des gestochenen, wieder u m von Trimo let illustrier t en Tit els zu Band III ( mit unvollstän digem Text) sow ie zwei vierseit ige Prospekt e in klei ner em For m at, die Loui se Colets Charlot te Corday bzw. George Sands Œuvres bewerb en; das übr ige Mat er ia l ist doublet t: insgesamt 92 Blät t er mit No ten und Not ices und 19 illlustrierte Blätt er; als voll ständ ig e Liefer ung en vorh anden sind Malbrough (2x), Combien j’adouce souvenance, La mère Michel, L’orage – Le rosier, Les raretés und La Marseillaise. Das eing angs zit ier t e Gesamt u r t eil Léopold Car t er ets läßt sich nach der Würd ig ung aller Einz elhei ten nur unterstreichen: Paul Villebœuf schuf mit diesem Exemplar der Chants et chan sons populaires de la France ein bi bliophi les Gesamt k unst werk, das wahrh af t ig sei nesgleichen sucht. Proven ienz: Ein ige Liefer ungsu mschläge mit Stem pel der Librairie Edet jeu ne in Rouen. – Auf allen Spiegeln oben links das goldgepräg t e verschlunge ne Monog ramm „ PV “; auf dem Spiegel des ersten Bandes die goldgepräg t en Ex l ibris von Paul Villebœuf (dessen Auktion 1963, Nr. 192: frs. 10.800) und Marcel de Merre (dessen Aukt ion 2007, Nr. 101).
– 369 –
Mit 71 Original zeichnungen und 54 unik alen Probedrucken auf Chinapapier 118 Chants et chansons popula ires de la France. 3 Bde. [Und:] 1 Band mit Zu gaben. Paris, H.L. Del loye, 1843. 3 ge stochene Titel mit Seidenvorsät zen, 84 ge stochene Doppelbl. mit Liedtexten und durch gehen den Illu stra tionen. Und: 71 Ori ginalZeichnun gen, mon tiert auf Kar ton; 54 Bl. beid seitig illu strier te Probedrucke auf großem Chinapapier. Zu sammen 182 Bl. mit Kommen taren und Noten. – Auf starkem Velinpapier. Quart (263 x 173 mm. Und: 313 x 212 mm). Verlegerein bän de von dunkel grünem Saf fian auf glat te Rücken, mit gold gepräg ten Rückentiteln um geben von or namentaler und floraler Vergoldung, auf den Deckeln in einem drei fachen Rahmen aus sich mehrfach überkreuzen den fet ten Blindfileten reicher gold gepräg ter Plat ten dekor in Epi taphForm, mit gelben Bunt papiervorsät zen und Ganz gold schnitt, Bd. I verso fliegen dem Vorsatz mit Buchbin deretikett von Boutigny (stellenwei se etwas braunfleckig, eini ge Bl. papierbedingt stark gebräunt). Und: Grob genarbter tabakbrauner Halbmaroquinband auf fünf Bünde mit gold ge präg tem Rücken ti tel, Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vor sät zen und Kopf gold schnitt, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „René Aussourd“ . Mit 71 Ori gi nal zeich nun gen, 54 Blatt beid seitig il lu strier te Probedrucke auf großem Chi napapier, in Lu xus-Verlagsein bänden Die drei Bände der popu lä ren Lie der samm lung sind hier – trotz der schönen Lu xus-Verle ger einbände von Boutigny [vgl. Culot 377, Nr. 180] – nicht die Haupt sache; die ‚Zu ga be‘ ist hin ge gen eine Sen sation: Der bei gegebene Band ver eint nicht weni ger als 71 ori gi na le, eben so fei ne wie ausdrucks vol le Zeichnun gen in Blei stift und Tinte, mit Höhun gen in Weiß, gele gent lich auch mit bräun lichem Lavis, die meist auf starken Kar ton montiert wur den. Sie stel len die un mit tel ba ren Vorla gen für die Stahlstiche dar, jeweils 30 zur er sten und zweiten, elf zur drit ten Serie, ver teilt auf 15, elf bzw. sieben Lieder. 37 Zeich nun gen stam men von Lou is-Charles-Augu ste Stein heil (1814 –1885), dem Haupt betei lig-
ten des Unter neh mens, dar unter die komplet ten Vierer serien zu den Liedern Geneviève de Brabant in der er sten, Les ressemblances et les différences und Reproches à Catherine in der zweiten Serie. Die drei Il lu strationen zu Le juif errant sowie die beiden zur Cantique de l’enfant prodigue in Serie I lassen sich durch die Zeich nun gen der Kol lek tion Meeûs in unserem Be stand eben falls zum gan zen Set ver vollständi gen. Von Joseph-Lou is Tri molet (1812 –1843), dem „met teur en train de cette il lu stration remarquable“ [Beraldi XII , 161] liegen 27 Ori gi na le vor, dar unter das Quar tett zu La belle bourbonnaise. Nur ein Teil der Zeich nun gen ist si gniert, unter anderem jeweils zwei, die Eugène Giraud (1806 –1881) zu Dans les gardes françaises und Édou ard de Beau mont (1821 –1888) zu Dor mez donc mes chères amours an fertig ten. Mit drei Zeich nun gen zu dem Lied Le départ du conscrit ist auch Antoine Pascal (1803 – nach 1859) in dieser Kol lek tion ver treten. Die hier ver sam melten Vorla gen bieten insgesamt ei nen reprä sentativen Quer schnitt durch das Bild materi al des dreibändi gen Werks. Der von René Aus sourd [vgl. Devauc hel le III , 243; Fléty 14] gefer tig te Band hat vor al lem deshalb ein so statt liches For mat, weil er zu säzl ich 54 Blatt (108 Druck seiten) Probeabzü ge der il lu strierten Liedtex te ent hält. All diese Drucke auf großem Chi napapier sind uni kal. Es ist dar um mehr als ein pi kanter, aber bezeich nender Faux-pas, daß bei der Be schrei bung im Kata log des letz ten Vorbesit zers André Tissot-Dupont über den Ori gi nal zeich nungen diese deli katen Blät ter schlicht ignoriert wurden. Fast ein Drit tel der ge samten Ausga be liegt also in Chi napapier-Probe abzü gen vor – of fensicht lich war der Auf wand, al les in gerin ger Aufl age zu drucken, dann doch zu groß! Provenienz: Ex li bris von Pierre Duché auf dem Vorsatz des Ex tra-Bandes (nicht in dessen Kata log II , 1972). – Librairie Giraud-Badin, Kata log Novem ber 1974. – André Tissot-Dupont, dessen Ex li bris unter dem von Duché (Auk tion 2016, Nr. 91, mit 2 Abb. von Ori gi nal zeich nun gen, irr tüm lich Nen nung von nur 70 Zeich nun gen, ohne Er wäh nung der Probedrucke!).
– 370 –
62 orig inale Zeichnungen von Trimolet, Steinheil und Émy 119 [Chants et chansons populaires de la France]. Dessins originaux pour les Chants et chansons populaires de la France. Par is, H.-L. Delloye, 1843 [auf dem gedruckten Titelbl.].
vert ret en, hier mit 27 Zeichnungen zu 13 Liedern. Et was unt er r epräsent iert ist die zweit e Ser ie mit 13 Zeichnungen zu acht Liedern, daf ür kann die drit te mit 22 Zeichnungen zu elf Liedern aufwart en.
62 orig in ale, teils lavierte und gehöhte Bleistiftzeich nungen, mont iert auf Velinpapier, unter goldgerahmten, mit gedruckten Legenden versehenen Passepartouts so wie Zwischenblättern aus getöntem Büttenpapier. 2 leere Bl., gedrucktes Titelbl., 1 gedrucktes Bl. „Table“ , 4 leere Bl. – Auf getöntem Büttenpapier.
Bei den Zeich nern hat dies m al Jo s eph-Lou is Trimolet mit 35 Zeichnungen ein gew isses Überge wicht gegenü ber Lou i s-Charles-Aug uste Stein heil mit 24.Von Trimolets La tentation de Saint-Antoine in Ser ie I und Steinheils La femme à vapeurs in Ser ie III sind alle vier Zeichnungen vorh anden; auch er geben dessen Illustrat ionen zu Le juif errant (1) und Cantique de l’enfant prodigue (2) in Ser ie I zus am men mit jenen aus dem Album Duché jeweils ein vollständ iges Set. Eine int eressant e Erg änz ung er gibt sich mit dem getrüffelten Exemplar der Chants et Chan sons von Paul Villebœuf: Währ end dort eine Skizz e Trimolets zur ersten Bildseit e des Malbrough vorh anden ist, finden sich hier die gen au ausgef ühr ten Vorlagen zu den drei übr igen Bildseiten. Be sonders erf reul ich ist, daß mit Henr i Émy noch ein weit er er Künstler auft ritt, und zwar mit drei Orig i nalen zu dem Lied Héloïse et Abailard in Ser ie III .
Quart (282 x 124 mm). Langg en arbter nachtblauer Mar oquinband auf fünf flac he, zwischen doppelten Goldf ileten orn am ental blindgeprägte Bünde, mit gold gerahmtem Rückent itel und reicher floraler Verg oldung in fettem und magerem Goldf iletenrahm en in den übr i gen Rückenfeldern, mit fettem und neun mageren Gold filetenrahm en auf den Deckeln, darin zentral großes florales, rautenf örm iges Orn am ent in Blindpräg ung, goldgeprägter Flechtstreifen auf den Stehk anten, brei te Dentellebordüre zwi schen dreifachem bzw. doppeltem Goldf iletenrahm en auf den Inn enk anten, mit Doublü ren und fliegenden Vorsätzen aus rosafarben em Moi réseide und Ganzg oldschnitt, auf dem Spiegel sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1930“ . 62 mont ier t e Orig i n alz eich nungen von Trimolet, Steinheil und Émy Dies es von Laur ent Meeûs zus am meng es tellt e Album ent h ält insgesamt 62 Zeichnungen zu den Chants et chansons populaires de la France. Die minu tiös in Bleistift und Tint e ausgef ühr t en Orig in a le, mit Höhungen in Weiß, gelegentl ich auch in Ocker oder Alt r osa stellen die un m it t elba r en Vorlagen für die Stahlstiche dar. Die Kollekt ion ist ein ebenbür tiges Pend ant und eine ideale Erg änz ung zu der von Pierre Duché, ebenfalls in unser er Samm lung. Die Ver t eilung auf Zeich ner, Ser ien und Liefer un gen ist ähnl ich gestreut wie in dem Duché-Band. Bei beiden Sammlungen ist die erste Ser ie am stärksten
Der belg is che Bib liop hil e Laur ent Meeûs (1872 –1950) ließ die Zeichnungen unter Passepar touts aus ockerget önt em Büt t enpapier legen, ein ger ahmt von goldenen Filetenr ah men und mit ge druckt en Bildu nt erschrift en. Vora ngestellt ist ein Tit elblatt, nachgestellt ein In h altsverz eich n is, bei de ebenfalls ged ruckt. Mit dem eleg anten nacht blauen Ma r oq uinband, dessen zehnfacher Gold rahmen auf den Deckeln die Bilderf ülle im Innern anz udeut en scheint, bet raut e er den Pa r iser Buch binder Georges Mercier (1885 –1939). Proven ienz: Goldgepräg t es Ma r oq uin-Ex l ibris von Laur ent Meeûs (1872 –1950) verso fliegendem Vor satz, vgl. Wittock, La bibliothèque de Lau r ent Meeûs, 1982, Nr. 231. – Auktion (Pierre Meaudre, expert), Par is, 3.10.1984: frs. 720.000 Zuschlag.
– 378 –
Drei frühe Alben von Charlet 120 Charlet, [Nicolas-Toussaint]. [Croquis litho graphiques.] „Quand il n’y en aura plus, il y en aura en core“ . [Und:] [Croquis à l’usage des enfants.] „Je vous ferai un proc ès verbal!“ Und: Croquis et pochades à l’encre. [Par is], Gihaut frères, [1823 –1828]. Lithographiertes Fronti spiz, 16 num er ierte lithogra phierte Tafeln. Und: Lithographiertes Frontispiz, 13 num er ierte Tafeln; zu sätzlich Nr. 1 als Var iante. Und: 18 lithographierte Tafeln auf aufgewalztem Chinpapier. – Alles auf Stegen mont iert. 3 mit Bleistift beschriftete Titelbl. Quart (335 x 247 mm). Roter Halbleinenband mit gold geprägtem Rückenschild (Einband etwas wasserf leckig, Rücken und Kanten berieben bzw. etwas beschabt, Tafeln durchgehend leicht, vereinzelt stärk er stockf leckig, 1 Bl. mit geschlossenem Einr iß außerh alb des Bildbereichs). 50 lit hog raphische Genr ebilder von Charlet Ab 1822 veröf fent l icht e Nicol as-Touss aint Charlet (1792 –1845) eine gan z e Rei he lit hog raphischer Alben bei Gihaut. Drei davon aus den Jahr en 1823,
1826 und 1828 sind hier versammelt. Die meisten der bei Vill a i n ged ruckt en Blät t er trag en seine Sig nat ur. Hier präsent iert sich Charlet noch nicht ausschließl ich als „volkst üml icher Schilder er der Sold at en des Kaiser r eichs“ und Anh änger Napole ons, „dessen Verherrl ichung nachma ls sein ganz es Werk dienen sollt e“ [Thieme/Becker 6, 397]. Unt er die Sold at en mischen sich etwa auch Marktf rauen, Künstler und immer wieder Kinder, mit denen sich das zweit e Album ausschließl ich beschäf t igt – frei lich wollen auch sie oftm als selb er Krieg spielen. Das dritte Album, bei dem die Lithog raphien auf Chin apapier abz ez ogen wurden, spielt mit starken Schwarz-Weißkontrasten – sei es in Portraits von Orient a len, Szenen in dunk len In nen r äu men oder am Kopf eines Hundes. Proven ienz: Buchh ändleretikett Jean Clavreuil auf dem In nendeckel. Lit er at ur: Beraldi I V, 123 ff. Nr. 9; Lonc hamp II , 93; Osterw al der 232; Rahir 364; Sander 167.
– 386 –
Quart (293 x 195 mm). Dunkel grüner Saf fianband der Zeit mit gold gepräg tem Rückentitel, floraler Vergoldung auf den vier flachen Bün den und in den blind gepräg ten Rahmen der Rückenfelder, auf den Deckeln vier facher Goldfiletenrahmen, dar in zwei Rahmen aus fet ten Blind fileten, ein weiterer Goldfiletenrahmen und dar in ein or namentaler Rahmen, in dem Blind und Goldprä gung verschlun gen sind, mit gold gepräg ter Dentellebordüre auf Steh und Innenkanten, Bunt papiervorsät zen sowie Ganz gold schnitt, auf dem Spiegel Etikett des Buchbin ders „Larchier Fils“ , Lyon. Die sehr seltene – unik ale? – „édit ion color iée“ im romanti schen Ein band der Zeit Das wahr schein lich unik ale Exemplar der „édit ion color iée“ 121 Char ton, Édouard (Hrsg.). Le magasin pit toresque. Édit ion color iée. Paris, Au Bureaux d’abon nement et de vente, 1844. Etwa 270 kolorier te und eiweißgehöhte Textholz schnit te, 9 kleine unkolorier te Textholz schnit te. 2 Bl. (Titelei, gedruckt in Rot und Blau), 412 zwei spalti ge S.
Der Ju rist und über zeug te Re pu bli ka ner Édou ard-Thomas Char ton (1807 –1890) war als Beamter im Mi ni sterium für Öf fent liche Arbeiten beschäf tigt, als „les loi sirs de sa vie bu reaucratique lui don nèrent l’idée de fonder une pu blic at ion illustrée susceptible d’éveil ler la curiosité“ [DBF]. Nach dem Vorbild des briti schen Penny Ma gazine gründete er 1833 das Magasin pittoresque, eine popu lä re il lu strier te Wo chen zeit schrift, die Kopf und Herz
gleic her m a ß en ansprec hen und jeder m ann zu Nutz en und Verg nüg en et w as biet en wollt e: aus Geschicht e und Geog raphie, Zoolog ie und Bot a nik, Lit er at ur, Kunst und Archit ekt ur ebenso wie aus Wissenschaft und Techn ik, bis hin zu neuesten Er fi ndungen. Die Zeitschrift wurde ein voller Er folg; Charton red ig ierte das Blatt selbst bis 1888, dan ach erschien es noch weit er e volle 50 Jahr e! Seine Popul a r it ät verd ankt e das Maga sin pit toresque vor allem der durchgehenden Illustrat ion mit meist doppelspalt igen Holzschnit t en, für die Char t on die größt en – auch engl ische – Namen des 19. Jahrhun derts gew innen konnte – so etwa Johannot, Doré, Dau mier, und Gavarni. Zu den Illustrator en des Jahrg angs 1844 zählten u. a. Thom as Armstrong, Jean-Ja c ques Cham pin, Léo Drouyn, Grandville, Karl Girardet, Charles Marville, Octave Pen guilly und Henr y Va lent in, zu den reproduz ier en den Holzschneidern Leloir, Émile Montigneul und Héliodore Pisan. Als erste Zeitschrift, die den Holz stich „réellement à l’honneur“ [Blachon 91] bracht e, spielt e das Maga sin eine bedeutende Rolle bei der Eta blier ung dieser Techn ik in Frank r eich. Aus sämt l ichen Jahrg ängen und wieder u m aus den Exemplar en des Jahrg angs 1844 sticht das vorlie gende einsam heraus: Auf Tit el und Vort it el wird es als „Édit ion color iée“ angek ünd igt – und tatsäch lich sind, von wen igen kleinen Schem at a abgese hen, die Hunder t e Text holzschnit t e sorg f ält ig kolo riert und eiweißgehöht. Allerd ings blieb es wohl bei diesem einz igen Exemplar: „L’éditeur semble avoir aba ndonné son projet de mise en couleurs de cet ouvr age dés la première livr aison. Ce rare spécimen
fig ure dans la collection Villebœuf “ [Cart eret], als das sich unser Exemplar durch Paul Villebœufs Ex libris ausweist. In dessen Aukt ionsk at a log von 1963 findet sich allerd ings noch ein weit er es Exemplar der „édition coloriée“, doch deut et in der Beschrei bung außer dieser bloßen „mention“ nichts darauf hin, das jenes tatsächl ich kolor iert war. Das vorl ie gende, wunderbar im Einband der Zeit erh alt ene Exemplar scheint som it unik al zu sein. Proven ienz: Exlibris von Paul Villebœuf auf dem fliegenden Vors atz (dessen Aukt ionsk at a log 1963 mit ander em Exemplar). – Ebend a Ex l ibris von Mademoiselle L. Dousse. Lit er at ur: Cart eret III , 399; DBF V III , 675 f.; DLF I, 229 (mit fals chem Gründungsjahr des Maga sin); Hoefer 10, 30.
– 389 –
Eines von 40 Exemplar en auf Bütt en, aus dem Besitz von Laur ent Meeûs 122 C[hevigné, Loui s-Mar ie-Jos eph] comte de. Les contes rémois. Dessins de E. Meissonier. Troisième édition. Par is, Michel Lévy frères, 1858. 2 Port raits in Stahlstich, Titelvig nette in Holzschnitt (auf dem Um schlag wiederholt), 41 mont ierte Holzschnitte auf Chin apapier im Text. 2 Bl., 239 S. – Auf Büttenpapier. Groß-Oktav, kaum beschnitten (236 x 150 mm). Grobge narbter olivg rüner Mar oquinband auf fünf Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel, dek orat iver Rücken- und Deckelverg oldung aus Einzel-, Rollstempeln und Filet en, mit goldgeprägtem Flechtband auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Inn enk anten, mit cremefar ben enen Mar oquindoublüren, darauf in ein em sieben fachen Rahm en ein Sem is von goldgeprägten Trauben mit grün intarsier ten Blättern, fliegende Vorsätze bezo gen mit olivg rüner Moiréseide, mit eingebundenem grü nen Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) und Ganzg oldschnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Merc ier Sr. de son père – 1931“ , in Halbm aroquinchemise mit Rückenverg oldung und Überstehk anten, in Pappschuber mit Mar oquink anten ( Vorderum schlag mit schwachen Knickspuren).
Erste Ausg a be mit den Zeichnungen Meisson iers – eines von nur 40 Exempla r en auf Büt t enpapier Geistr eich und beschwingt sind die 40 ger eimten Erz ählungen von Loui s-Ma r ie-Joseph Le Riche de Chevigné (1793 –1876), ein Nachk lang der Contes et nouvelles von La Fontaine. Diese dritte Auflage ist gegenü ber der von 1843 noch um 12 Erz ählungen und den Epilog vermehrt. Die Zeit en überdauert hat das liebenswert e Buch je doch dank der „delicate and precise vig nett es“ von Ernest Meisson ier (1815 –1891), dessen Stil „made every t hing that he touche d int ere sting“ [Ray]. Seine „in min iat ura r t ig er Fein m a ler ei u. mit techn ischem Raf fi nement bravour ös ausgef ühr t en Genr ebildchen er f reut en sich lange Jahr e hindurch größter Beliebtheit in der ganz en Welt“ [Thieme/ Becker 24, 347]. Für Carteret ist diese Ausg ab e der Contes rémois eine der „plus belles productions rom antiques“, für Brivois überh aupt „un des plus importa nts de l’epoque“.
– 392 –
Von Meisson ier stam men 34 Zeichnungen, jeweils zu einer Erz ählung. 24 davon setzt e Hippolyte Lavoignat kongen ia l um: Seine Holzschnit t e sind „admirablement gravées“ [Beraldi X, 21], wenn nicht „de pur es merveilles“ [Cart eret]. Sieben wei ter e Zeich nungen steuer t e Va lent in Foulq uier bei; Meisson ier wieder u m die beiden von Buland gesto chenen Port raits von Chevigné und dessen Freund Charles Guillaume Sourd ille de La Valette, letz ter es mit einem Widmungsged icht auf der Rück seit e. Die Abbildung auf Tit el und Umschlag stellt eine verk leiner t e Wiederg a be der Vig net t e des bon docteur [S. 117] dar. „Eins der schönsten illustrier t en Büc her über haupt“ [Rümann 149] liegt hier als eines von nur 40 auf starkem Büt t enpapier ged ruckt en Exempla ren mit den Abbildungen auf Chin apapier vor, mit breit en Rändern und zahlr eichen Témoi ns. Was den Selt en heitswert noch steigert, ist der erh alt e ne Orig in alu mschlag, er an sich schon „très rare“ [Car t eret, mit Abb.].
Bet racht bleiben, der einen subt ilen Bez ug zu Aut or und Buch herstellt: Chevigné war Schwiegersohn der Veuve Clicquot, und „bon nombre de ses contes ont un rapport avec la bouteille“ [Oberlé] – der Epi log etwa widmet sich dem Lob des Champag ners. Passend dazu zeigen die Doublür en ein strahlendes Sem is von Weint rauben als goldenen Perlen in ei nem fest l ichen sieben fachen Rah men – die Pont illéPräg ung des mittler en nimmt das Perlmotiv noch ein m al auf. Proven ienz: Goldgepräg t es Ma r oq uin-Ex l ibris des belg ischen Industriel len und Bi bliophi len Lau r ent Meeûs (1872 –1950) mit der Dev ise „Admirer pour produi re“ auf eing ebundenem leer en Vorblatt. – Wittock, La bibliothèque de Laur ent Meeûs, 1982, Nr. 232. Lit er at ur: Barbier I, 748 f.; Bénézit IX , 451; Beraldi V I , 159, und X, 21, Nr. 272 – 305 und 319 – 320; Brivois 100 f.; Bouga rd I V; Car teret III , 156 ff.; DBF V III , 1095 f.; Esc offier 1845; Gay/Lemonnyer I, 715 f.; Lonchamp II , 98; vgl. Oberlé 333; Osterw alder 383 und 684; Rahir 368; Ray II , 348 f., Nr. 256; Sander 181; Talva rt/ Place III , 102 f., Nr. 3D; Vicai re II , 387 f.
Und schließlich darf der der prächt ige Meisterein band von Georges Mercier (1885 –1939) nicht außer
– 393 –
Indiv idual isier t es Exemplar des Ver fassers auf Pergament 123 Chevigné, [Louis-Mar ie-Joseph] comte de. Les contes rémois. Dessins de E. Meissonier. Sixième édition. Par is, Michel Lévy frères, 1864. Druckerwappen gegenüber Titel, Titelvig nette und 55 weitere Textholzschnitte, alle auf Chin apapier und mon tiert. 2 Bl., 252 S., 2 Bl. – Vort itel und Titel in Rot und Schwarz gedruckt. – Text in doppeltem schwarzen Filet enrahm en gesetzt. – Auf Pergam ent gedruckt. Klein-Oktav, unbeschnitten (161 x 105 mm). Dunk elg rü ner Saff ianband der Zeit auf fünf Bünde, mit goldge prägtem Rückent itel und orn am entaler Verg oldung der Rückenfelder in doppelten Filetenrahm en, Deckel mit zwei dreifac hen Goldf iletenrahm en, der inn erste mit Eckfleurons, vorn mit Krone und Devise „Quod decet“ , mit doppelter Goldf ilete auf den Steh-, Dentellebordü re auf den Inn enk anten, Marm orpapiervorsätzen und Kopfg oldschnitt, am Fuß sig niert „Galette“ , in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit Lederk anten. Chevignés eigenes Exemplar, auf Perg a ment ged ruckt Eine Krone und das Spruchband mit der Dev ise „Quod decet“ auf dem prächt igen zeit genössischen Ein band des Thouvenin-Schü lers J. B. Galet te (selbständ ig tät ig von 1840 bis etwa 1875) sig nal isie ren: Dies ist das Exemplar des Aut ors Loui s-Mar ieJoseph Le Riche de Chevigné (1793 –1876). Beglau bigt wird diese Zuschreibung durch die Widmung sei ner En kel in Anne de Rochechoua rt-Mor t ema rt mit expliz it em Ver weis auf ihr en Großvat er. Fort ge führt wurde die einz iga r t ige Proven ienz von Hen ri Bonn asse, dem großen franz ösischen Bibliophi len, dessen grand iose Samm lung sich insbesonder e auf die Buchillustration des 18. - 20. Jahrhunderts kon z ent rier t e. Der Einz iga r t igkeit des äuß er en Gew andes ent spricht das Inner e: Dies ist eines von zwei oder drei Exempla r en auf Perg a ment, die Brivois, Lonchamp, Sander und Rümann unbek annt war en (sie erwäh nen nur solche auf Bütten bzw. getöntem Papier) und die Vicai re nur vom Hör ensagen kannt e. Die Sixième édition ent h ält 53 Erz ählungen, dar u n ter vier, die in der vora ngeg angenen Edit ion noch nicht enth alten war en und hier erstm als ged ruckt wurden [vgl. Brivois]. Nor m a ler weis e hat dies e Ausg a be 320 Seit en; verz icht et wurde in unser em Perg a mentexemplar auf die Opinion des journaux [S. 253 – 318; vgl. Bouga rd].
Die 57 Holzschnitt e auf Chin apapier sind meist ver kleiner t e Wiederg a ben aus früher en Ausg a ben, 34 nach Meisson ier, die übr igen nach Foulq uier, von denen die vier zu den hier erstm als ged ruckt en Er zählungen ebenfalls neu sind. Die beiden Port raits wurden in diesem Exemplar weggel assen. Unz weifelh aft handelt es sich hier um das ind iv i dua l isier t e Exemplar des Aut ors selbst. Proven ienz: Der zeit genössische Einband mit der Dev ise der Fam ilie Chevigné: „Quod decet“, also wohl das Exemplar des Autors. – Später im Be sitz sei ner En kel in Anne de Roche choua rt-Mor tema rt, duchesse d’Uzès (1846 –1933), der en hand schrift l ic he Widmung auf einem Vorblatt: „en souven ir de votre p[remi]ère visit e à Boursault. …. Et aussi de mon grand père. [/] Duchesse Anne [/] 3 sept. 1885“. – Auf Schloß Boursault hatte Chevigné (1793 –1876) resid iert; nach dem Tod seiner Schwieger mut t er Barbe-Nicole Clicquot-Ponsard in 1866 erbte es die Enkelin. – Auf dem fliegenden Vors atz verso das goldgepräg t e Ex l ibris des Mar seiller Bank iers und Bibliophilen Henr i Bonn asse (1899 –1984), der seine vor allem dem illustrierten Buch gew idmet en Sammlung ab 1980 verk aufen mußt e (dessen Kat a log II , 1982, Nr. 25: frs. 4.800; mit dem Vermerk: „Exemplai re de l’aut eur“). Lit er at ur: Barbier I, 749; Bouga rd V II ; Brivois 102; dies e Aus gab e nicht bei Gay/Lemonnyer I, 715 f.; Lonc hamp II , 99; San der 183; Talva rt/Place III , 103, Nr. 3G; Vicaire II , 389 f.; zu Galett e: Fléty 76.
– 395 –
Eines von vier Exemplar en auf Chinapapier 124 Coleridge, Samuel T. La chanson du vieux mar in. Traduite par A.[uguste] Barbier de l’Académie française et illustrée par Gustave Doré. Par is, Hachet te et Cie, 1877. Fronti spiz, 38 weitere Tafeln, 3 Textabbildungen, sämt lich in Holzschnitt. 1 Bl., 13 S. – Titel in Schwarz und Rot. – Auf Chin apapier gedruckt. Groß-Folio, unbeschnitten (515 x 390 mm). Dunkelgrüner Halbm ar oquinband auf sechs mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem und -gerahmtem Rückent i tel sowie dreifachen Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenkompartimenten, mit dreifachen Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und Kopfg old schnitt (letzte 3 Tafeln mit Knickspuren). Der Gründungst ext der engl ischen Rom ant ik mit den Illustrat ionen Dorés – eines von nur 4 Exempla r en auf Chin apapier The Rime of the Ancient Mar iner von Samuel Taylor Coleridge (1772 –1834) ist die im Mitt ela lt er spielen de Ges chicht e eines Seem anns, dess en Schiff durch einen Sturm aus der Südsee in die Eisw ü ste der Anta rktis verschlagen wird und durch die wundersa me Führ ung eines Albat ros auf die of fe ne See zur ückfi ndet. Doch dann töt et der Seem ann den Vogel in geistiger Umn acht ung, und von da an geschieht neues Unheil: Der Tod und seine Braut, „Night-mare Life-in-Death“, kom men an Bord, würfeln um die Mannschaft, die bis auf den Erz äh ler dem Tod anheimf ällt. Er allein hat so die Mög lichkeit zur Läuter ung: Im Anblick der Tier e des Meer es erkennt er die Schönheit der Schöpfung, gegen die er sich versünd igt hat. Als sein Schiff in der Nähe des heim atl ichen Hafens sinkt, wird er al lein ger ett et, ein Einsiedler nimmt ihm die Beich te ab und spricht ihm Vergebung zu. Hinfort ver kündet der alte Seem ann jedem seine Geschicht e; dies ist zugleich der beschaul iche Rahmen, mit dem Coleridges Erz äh lung einsetzt. Der Übersetz er Au guste Barbier (1805 –1882) macht in seinem Vorwort auf die Para llele zur Geschicht e des Juif errant auf merksam: „L’isr ael ite au cœur dur fut condamné à une marche sans fin pour avoir out ragé l’hum anité dans la personne du Christ; le vieux mar in est par eillement condamné à raconter, pend ant toute sa vie, le meurtre qu’il comm it, au sein des neiges, sur un innocent albat ros“.
Der 1797 entstandene Text ist ein Gründungsdok u ment und „eine der ber ühmt esten Verserz ählungen der engl ischen Rom ant ik“ [Guratzsch/Unverfehrt II , S. 318] – um so seltsamer mut et an, daß Gustave Dorés auf eigene Kosten unt er nom mene Reprise „trotz auf wend ig er Vorb er eit ung und phant asti scher Bilder“ keinen recht en Er folg hat t e, vielmehr einen „arge[n] Verlust“ [ebd. I, 76] bescherte, ob wohl das Buch von der Kritik günstig aufgenom men wurde und er selbst es für eines seiner besten und orig inellsten hielt [vgl. Ray]. Doch macht e der Künstler oftm als die Erfahr ung, daß „so vollkom mene Projekt e wie der Alte Seem ann u. a. nicht un bed ingt ein Er folg [wa r en], währ end bill ige Aufl a gen, schlecht ged ruckt auf schlechtem Papier, um wen ig e Francs wohlfeil zu kaufen, Dorés Ruhm beg ründet en“ [Guratzsch/Unverfehrt I, 76 f.]. 1875 hatte er den Text mit seinen großform atigen Ta feln zuerst auf Engl isch herausgebracht, dann mit denselben Illustrat ionen die vorl iegende fran zösische Ausg a be, eigent l ich eine engl isch-französi sche Para llelausg a be, wobei dem Ausg angst ext nur
– 396 –
eine schma le Spalt e am linken Seit enr and einge räumt ist. Abg es ehen von Front i spiz, Tit ela bbildung und den Vig nett en an Anfang und Ende des Text es ist das ges amt e Bildm at er ia l in Form von 38 Ta feln der schrift l ichen Er z äh lung nachgestellt. Die mit Leg enden vers ehenen Dars tellung en genüg en vollauf, um noch einm al nachvollz iehend in das Geschehen einz ut auchen: „Gustave Doré a vigou reusemet traduit la som bre poésie de Coleridge. Com me toujou rs, le dessinateur, poète lui-même, est allé au delà du narrateur“ [Leblanc]. Den ent scheidenden Hand lungsu ms chlag, die Ret t ung durch den Albat ros und dess en ans chließ ende Tötung, faßt Doré in eine Folge von drei Bildern: „Zu Beg inn ver wendet er die Tot ala nsicht, geht über zur Halbtotale und setzt als Höhepunkt und Abschluß des Handlungsa blaufs eine nah gesehene Det aildarstellung ein. Es ist diese Techn ik, die Jahr zehnte später die Schnittfolge im Film bestimmt“ [Guratzsch/Unverfehrt II , 153]. Auch die Inh alt e werden ef fekt- und eind rucksvoll dargestellt: „die ewige Leer e und Ferne der See, des Eismeer es und Packeises“ [Guratzsch/Unverf ehrt I, 200], bilden ein eigent üm l iches „Pend ant zur sonstigen Überfüllung“ [G. Metken, zit. ebd.] in Dorés Bilderwelt. Dies sind „scenes of agony and horr or. Doré drew no more grand iose or macabre designs than these“ [Ray]. Sie wurden von seinen Stechern kongen ia l in großfor m at ige Holzschnit te umgesetzt: „The engr avings show Pisan and his col leagues at thei r best“ [Ray]. Vielleicht war es buchstäbl ich der horr or vacui, der die breite Menge des Publik ums vor diesem Werk zur ückschrecken ließ. – Expliz it für einen absolu ten inner circle von Liebh abern ließ Doré vier Exem pla r e auf Chin apapier herstellen, die selbst Leblanc unbek annt war en – dies ist eines davon. Proven ienz: Samm lung Adria n Flüh m ann, mit dessen Etikett mit Monog ramm „awf “ auf dem flie genden Vorsatz. Lit er at ur: Beraldi V I , 46, Nr. 165; Cart eret III , 168; Dézé 76; Guratzsch/Unverfehrt I, 76 f., 200 f., und II , Nr. 149 –155; Leblanc 74 f.; Lonc hamp II , 103; Osterw alder 321 (engl is che Ausg.); Rahir 372 f.; Ray II , 253; Rümann 203 (englis che Ausg.); Sander 193; Vica i re II , 458; zu Barbier: DBF V, 318 f.; DLF I, 96 f.
– 397 –
Eine humor istische Reisebeschreibung – geschrieben im Schuldgef ängn is 125 [Com be, Will ia m]. Le Don Quichotte rom an tique, ou voya ge du Docteur Syntaxe, à la recherche du pit toresque et du rom ant ique. Poëme en XX chants, Traduit librem ent de l’anglais, et orné de 26 gravure s par M. Gandais. Par is, chez l’auteur [et] Pélicier, 1821. 26 lithographierte Tafeln, 17 kleine Holzschnittvig netten im Text. VIII S., 146 S. Groß-Oktav, unbeschnitten (234 x 156 mm). Brauner ge glätteter Halbm ar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel und dekorat iver Rückenver goldung aus Fileten, Rollen- und Einzelstempeln, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebunden em blauen illu strierten Orig in al-Um schlag, auf dem fliegenden Vorsatz verso „E. Carayon“ sig niert (Um schlag angestaubt, Hinterum schlag unten mit un scheinbar restaur ierten Randfehl stellen). Mit 26 Lit hog raphien und eingebundenem Orig i n al-Umschlag Der engl ische Aut or Will ia m Com be (1741 –1823) hat t e einen krausen Lebensl auf: Erz ogen in Eton, ver t at er in jun g en Jah r en ein er erb t es klei nes Vermögen, verd ingte sich als Söldner, Koch und Kellner, ehe er sich in London als Jur astudent und Buch h änd lerg eh il fe niederl ieß. Sei ne Schulden bracht en ihn „into the King’s Bench; and much of his subseq uent life was spent in prison“ [EB]. Dort entdeckt e ihn Rudolf Ackerm ann, ber ühmt als Ver leger hu mor istischer Bücher und Pion ier der Lit ho graphie in England. „Someone suggested to him a series of plates representing a cou ntry curate travelling about England“ – Ackerm ann griff die Idee auf und beauft ragte Com be und den Kar ik a tur isten Thom as Rowlandson mit einem Gemein schaftswerk, das in den Jahr en 1809 bis 1811 un ter außerordent l ichen Bed ing ungen zustande kam: „One drawing at a time was sent to Com be, then a man of sixty, and con fined for debt in the King’s Bench prison“ [Sampson 862], und dieser lieferte dazu die ger eimt en Erz ählungen, „descriptive and mor ali zing verse of a somewh at dogger el type“ [EB]. The Tour of doctor Syntax erschien ab 1809 in The Poetical Magazine und 1812 als selbständ iges Buch. Der Erfolg war so groß, daß bald zahlr eiche Nach ahmungen und 1820 und 1821 zwei weiter e Teile erschienen. Noch im gleichen Jahr wie der dritt e engl ische Teil erschien die vorl iegende freie, verk ürzt e Fassung
g u stin Gandais (1795 –1855) in fran z ö si von Au scher Sprache. Das Buch ent h ält 26 Lit hog raphien von Charles Loui s Malapeau (1795 –1878) nach dem Vorbild der Aquat inta-Rad ier ungen von Rowlandson, ged ruckt von G. Engelm ann sow ie von A. Cor nillon. Auch Malapeau war ein Pion ier auf dem Ge biet der graphischen Techn ik: Er ist der „Erfi nder der Chromol it hog raphie (Lit hochromie), die er seit 1822 mit kön igl ichem Pat ent ausü bt e“ [Thieme/Becker]. Sowohl die engl ische als auch die franz ösische Ausg a be sind „ouvrages fort recherchés“ [Car t eret]. Der hüb s che Ein band stammt von dem Pa r i s er Buchbinder Émile Adolphe Car ayon (1843 –1909) – seine „reliures impeccables de façon faisaient toujou rs l’admir at ion des con naisseu rs“. Erh alt en ist der orig in a le illustrier t e Umschlag. Ihn ziert vorn die Maske eines Pan, flank iert von Flöt e und Trink horn, hint en eine Leier. Proven ienz: Samm lung Adria n Flüh m ann, dessen Etikett mit Monog ramm „awf “ auf dem Spiegel. Lit er at ur: Barbier I, 1112; Beraldi IX , 201; Car t eret III , 169 f.; Hoefer 19, 404; Thieme/Becker 23, 586; Vicaire II , 919 f.; zu Com be: EB V I , 90; Sampson 862 f.; zu Gandais: DBF XV, 327.
– 400 –
Mit allen zehn Orig inal-Umschlägen, aus dem Besitz von Vict or Mercier 126 [Commerson, Jean-Louis-Aug uste]. Les binet tes contemporaines. [Auf den Um schlägen: Hommes de lettres, publicistes, etc, etc.]. Par Joseph Citrouillard, revues par Commerson. Pour faire concurrence à celles d’Éugène (de Mirec ourt, – Vosges). 10 in 5 Bdn. Par is, Gustave Havard, 1854 [– 1855]. 60 Portraits von Nad ar, in Holzschnitt, davon 54 als Tafeln und (in Bd. I:) 6 ganzseit ig im Text. 72 S.; 64 S.; 4 S. ( Verlagsanzeigen). Und: 64 S.; 63 S. Und: 63 S.; 64 S.; 4 Bl. ( Verlagsanzeigen). Und: 64 S.; 4 S. ( Verlagsan zeigen); 64 S. Und: 64 S.; 64 S. Klein-Oktav, unbeschnitten (140 x 89 mm). Hellbraun e Halbk alblederbände mit je zwei farbigen, goldgepräg ten Maroquinr ücken schildern, doppelten Goldf ileten auf den Bünden und als Rahm en der Rückenfelder, einfachen Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenen Orig in al-Um schlägen, auf den Vor sätzen verso sig niert „V. Champs“ (Tafeln ger ing braun fleckig). Mit 60 Ka r ik at u r en ber ühmt er Zeit genossen von Nad ar und allen zehn eingebundenen Orig in al-Umschlä gen Die 60 ‚Fratz en‘, denen die hu mor istischen Bio graphien gelt en, gehör en zeit genössischen fran z ö sischen Geistesg rößen wie Béranger, Vict or Hugo, Alfred de Musset, Champfleury, Jules Jan in, Gér ard de Nerva l, Alf red de Vigny, den beiden Dum as, Théophile Gaut ier, Adolphe Thiers, Proudhon, Eugène Scribe, Alphonse de Lam art ine, dem „Biblio phile Jacob“ (d. i. Paul Lacroix) und – im letzten Band – der Rachel (als einz iger Frau), den Verle gern Louis Huart und Charles Philipon sow ie den Bet eil ig t en selbst: dem Aut or Jean-Loui s-Aug u ste Com merson (1802 –1879) und dem Zeichner der ka r ik ier t en Por t raits, Nad ar (1820 –1910). Bei dem vorgeschobenen Ver fasser n a men Citrouilla rd han delt es sich um ein Pseudonym, das, gleichfalls ka r ik ier end, dem Leser einen ‚Kürbiskopf ‘ vor Au gen stellt. In die hübschen Kalblederbände von V. Champs eingebunden sind alle zehn Orig in al-Umschläge, von denen sieb en mit ei ner (wiederholt en), nicht im Text vorkom menden Illustrat ion von Nad ar ver sehen sind.
Proven ienz: Auf dem Spieg el des ersten Bandes das farbig illustrier t e Ex l ibris von Vict or Mercier (1853 –1931), dem Präsident en der „Société des amis des Livres“, mit dessen Dev ise „Libror um flos illiba tus“ (nicht in dessen Katalog 1937, I-II ). – Adria n Flühm anns Etikett mit dem Monog ramm „awf “ auf dem fliegenden Vorsatz des ersten Bandes. Lit er at ur: Car t eret I, 178, mit fals cher For m at a ng a b e „in-32“; DLF I, 261; Heylli 82; Mar ie, Nerva l, S. 240, Nr. 8; Sénelier, Nerva l 1.329; Vica i re II , 924 f.; Weller 113.
– 402 –
Indiv idual isier t es Widmungsexemplar, mit handkolor ier t en und goldgehöhten Faksim iles einer mitt ela lt erl ichen Prachthandschrift 127 Crapelet, G[eorges-]A[drien] (Hrsg.). Cérémo nies des Gages de Bataille selon les Con stit utions du Bon Roi Philippe de France, Représentées en Onze Fig ur es; suivies d’ inst ructions sur la manière dont se doivent faire empereurs, rois, ducs, marquis, comtes, vicomtes, bar ons, chevaliers; avec les avisem ens et ordonnances de guerre; publiées D’après le Manu scrit de la Bibliothèque du Roi. (Collection des anc iens Monumens de l’Histo ire et de la Langu e franç oise 7). Par is, Imprimerie de Crapelet, 1830. 11 in Gold und Farben kolor ierte lithographierte Faksi mile-Tafeln mit Seidenvorsätzen, diese wiederholt (davon 5 unkolor iert, 5 in Rot und Blau, 1 in Rot ank olor iert). 8 S. ( Verlagsprospekt); XII S., 88 S. Quart, unbeschnitten (281 x 177 mm). Blauer Pappband des 19. Jahrhunderts à la Bradel auf glatten Rücken, mit rotem, goldgerahmtem Rückenlängsschild mit Titel, in altem Pappsteck schuber mit goldgeprägtem Rücken titel (Schuber und Einband leicht beschabt, Vorsätze gebräunt, durchgehend braunf leckig). Ind iv idua l isier t es Exemplar für Charles-Joseph Pieters, mit 11 in Gold und Farben illum in iert en Faksim iles Der Drucker und Verl eg er Geo rge s-Adrien Crapelet (1789 –1842) hat t e ein be s on de r es Fai ble für das Mittela lter. Ber uf und Neig ung führ te er in der von ihm verlegt en Collect ion des anciens Monumens de l’Histoire et de la Langu e franç oise zu sammen, in der Manuskript e aus der Bibliothèque Roya le publiz iert wurden. In der alsbald ber ühmt en Reihe erschienen von 1826 bis 1834 dreiz ehn über wiegend von Crapelet selbst ediert e Werke. Der vorl iegende Band gibt eine Verordnung Kön ig Philipps des Schönen (1268 –1314) über ger ichtl ich ang eord net e rit t erl iche Zwei k ämpfe wieder, „un document précieux pour l’histoi re de nos mœurs et de nos instit utions“ [S. V] des frühen 14. Jahrhun derts, wie Crapelet in seinem Aver tissement her vor hebt. Dem Abd ruck des Textes der Cérémonies des Gages de Bataille [bis S. 35] vora ngestellt ist eine Beschreibung des Ma nuskripts, weit er e Text e sind angeschlossen. Sehenswert sind jedoch vor allem elf Seit en mit gro ßen Min iat ur en „de la plus grande beaut é“ [S. VI]
und breit en Bordür enr ah men, die Crapelet nicht kopier en, sondern dir ekt vom Orig in al abpausen ließ, um eine ident ische Wiederg a be zu gewährlei sten. Die Lit hog raphien liegen in unser em Exem plar in zwei Zuständen vor: ein m al mit unkolor ier ten Min iat ur en, wobei auf sechs Tafeln die Schrift ein- bzw. zweifarbig kolor iert wurde, ein weit er es Mal in herrl ichem Kolor it mit prächt ig en Gold höhungen exa kt nach dem Vorbild des Orig in als – der Cha r akt er der mit t ela lt erl ichen Ma nuskript sei ten drängt sich dem Bet rachter der Faksim iles als sinnl icher Eind ruck in frappier ender Unm it t elbar keit auf. Unser Exemplar auf unbeschnit t enem papier Jésus vélin trägt gegenü ber dem Tit el eine ged ruckt e Wid mung für den belg ischen Bibliophilen und Dir ek tor der Soc iété de Com merce des Pays-Bas in Gent, Charles-Joseph Pieters (1782 –1863). Zwei Zug a ben ind iv idua l isier en das Buch zusätzl ich: Vorgebunden sind ein acht seit iger Verl agsprospekt von Crapelet, der eing angs die Collection des anciens Monumens an zeigt, sow ie eine vom Herausgeber sig nier t e Quit tung der Buchh andlung Crapelet vom 2.11.1829 mit siebenzeil iger Beschreibung des vorl iegenden Exemplars; rückseit ig wurde von ander er Hand ein Ausz ug aus einem Brief eines Mons. Duverger vom 6.12.1829, niedergeschrieben, in dem es um um die Anz ahl der Widmungsxempl are geht. Das unika le Buch wandert e spät er durch die Hände weit er er il lustrer Besitz er: René Desc amps-Scrive, Édoua rd Moura, Lucien und And ré Tissot-Dupont. Proven ie nz: Ged ruckt er Bes itz ver m erk geg en über Titel: „Exemplaire de M. Pieters, de Gand, Directeur de la Société de Com merce des Pays-Bas“, d. i. Charles-Joseph Pieters (1782 –1863), dessen il lustrier t es Ex l ibris auf dem Spiegel. Dessen Aukt i on Gent, 1864, Nr. 1362: frs. 69. – Aukt ion Lebœuf de Montgermont, 1912, Nr. 37: frs. 165. – Exlibris von Édoua rd Moura, Auktion 1923, Nr. 1135: frs. 900. – Exlibris von René Desc amps-Scrive; dies ist dess en zweit es Exemplar (nicht Aukt ion II , 1925, Nr. 340: frs. 20.500). – Daru nt er Exl ibris von Lucien Tissot-Du p ont. – An d ré Tissot-Du p ont (Aukt ion 2016, Nr. 47). Lit er at ur: Bru net II , 407 f.; Grae ss e II , 295; Quéra rd/Bourque lot III , 105; Vicaire II , 467 f.; zu Crapelet: DBF IX , 1170; DEL I, 684.
– 404 –
Die Hölle, „très belle“ – Dorés Dant e 128 Dant e Aligh ieri. L’ inferno di Dante Alighieri. Colle fig ure di G. Doré. Par is, Librer ia di L. Hachet te e Cie, 1861. Port rait mit getöntem Seidenvorsatz, 75 Tafeln mit be druckten getönten Seidenvorsätzen, alles in Holzschnitt auf grauem, Chin apapier imit ierendem Grund. 2 Bl., I V S., 184 S. – Auf stark em Velinpapier gedruckt. – Titelei in Schwarz und Rot. Groß-Folio, unbeschnitten (432 x 316 mm). Verlagsein band aus rotem Perk alin auf glatten Rücken, mit gold geprägtem, orn am ental verziertem Rücken- und Deckel titel sowie Blind streifen-Rahmungen, mit ockerfarbenen Buntpapiervorsätz en, am Fuß sig niert „Ch. Magnier rel.“ (Einband berieben und an Kopf und oberem Hin terdeckel mit Nässef leck, Kanten mit klein en Läsuren, Gelenk e leicht gelockert, letzte Lagen oben im Falz und an den Blattecken mit wach sendem Nässerand, wenige Seidenvorsätze mit Quetschfalten). L’Inferno in Groß-Fol io, 76 monu ment a le Holzschnit t e nach Doré Schon im Jahr 1855 hatte Doré sich intensiv mit Dant es Göttlicher Kom ödie beschäft igt, 1856 mit der Légende de juif errant sein erstes illustrier t es Buch in großem Form at geschaffen. Bis 1860 brauchte er indes, den Verl ag Hachette zu überz eugen, auch
Dant es Inferno in dieser Form herausz ugeben – im Rah men seines Leb ensplans, die ges amt e Welt l i ter at ur zu illustrier en. 1861 erschien endl ich der monumentale Band in Groß-Folio, mit dem Por trait Dant es und 75 Holzschnitt-Tafeln auf grauem, Chin apapier imit ier enden Grund, mit sehr brei tem weißen Rand und get önt en Seidenvors ätz en, die jeweils die Bildlegende auf n ah men. Ganz e 100 Francs kostet e ein Exemplar, dennoch war die Auf lage von 3000 Stück binnen einer Woche ausver kauft. Mit Dant es Inferno, von dem auch eine fran zösische Übersetz ung herausk am, verschaff t e Doré „diesem neuen Bucht y pus eur opäische Bedeut ung“ [Thieme/Becker 9, 468], wurde er selbst „véritablement célèbre“ [Beraldi] und in die franz ösische Ehr enleg ion aufg enom men [vgl. Ray II , 333]. Gleichwohl dauert e es bis 1868, ehe die beiden Bän de über das Fegefeuer und das Par ad ies mit weit e ren 60 Holzschnit t en erschienen. Wohl folg t e Doré gen au Dant es det aill ier t en Be schreibungen der Hölle und der Mart ern ihr er Be wohner, doch ließ er zugleich seiner Phant asie freien Lauf, um „aus dem Lehrgebäude Dant es ein nach vollz iehba r es Abent euer“ [Guratzsch/Unverfehrt I, 119] zu machen: In seinen Höllend arstellungen baut er gewalt ige Felsl andschaf t en und jähe Abg ründe auf, dra m at ische Beleucht ung und Hell-Dun kel-
– 408 –
Ef fekt e erz eugen zus ätzl ich „eine uni rd ische At mosphär e“ [ebd. 201]. In dieser surr ealen Unter welt hausen nackt und bloß die verlor enen Seelen, in grenz enlose Einsamkeit hinausgeh alt en oder „in ein unent r innba r es Eing es chloss ens ein gestellt“ [ebd.], geq uält von Teufeln, Monstren und ander en phant astischen Gestalt en. Manch m al nä hert sich der Zeichner in Bildfolgen aus der Ferne schritt weise dem Haupt gegenstand einer Erz ählung, ein neua r t iges szen isches Ver fahr en, mit dem Doré „die ikonog raphische Trad it ion über w inde[t]“ [ebd. 128]. Für den zeit genössischen Bet racht er „müssen diese Er fi ndungen phant a stisch und über wält igend ge wesen sein“; auf sie vor allem ist „die außerordent liche Verbreit ung und groß e Wertschätz ung der Illustrat ionen zur ück z uf ühr en“ [ebd. 120].
für Doré arbeit et e. Neben Héliodore Joseph Pisan und Adolphe François Pannem aker sig nier t en al lein in diesem Band auch die Reprodukt ionsstecher Alberti, Jean Best et Laur ent Hot eli n, Ernest Boet zel, Olympe Brux, Prosper Delduc, Loui s Dumont, Bonnet Dupeyron, V. Erdel l, Jules Fag nion, Jean Gauch ard, J. Guartley, Adolphe Gusm and, Théo phile Hildibrand, Charles Laplant e, Adrien Lavieille, Henr y Linton, Charles Maur and, Alphonse Jo seph Ferd in and Minne, Gast on Monvoisin, Ant oine Piaud, François Pierdon, Aug uste Pont en ier, Isidore Regn ier, Paul Riau lt, Eugène Sotain, Aug uste Trichon et Guillaume und Pierre Verdeil – durch aus nicht alle von ihnen hat Blanchon in seiner Liste der Graveurs sur bois de Gustave Doré [Blachon 263] aufgef ührt.
Der Er folg ver d ank t e sich al ler d ings auch „der her vor r agenden Techn ik“ der Stecher, die es ver standen, die „auf den Holzblock übert ragene Vor zeich nung in ma ler is che Hell-Dun kel-Töne zu übertragen“, oder aber in ein „Grau in Grau, das packend das Endlose im Leiden der Unglücksel i gen wiederg ibt“. Ang esichts solcher Leistung en stellt sich die Frage, ob „der Stecher nicht gleichbe recht igt neben dem Entwerfer steht“ [ebd 75]. Dies ist umso bemerkenswer t er, als eine ganz e Pha l anx
Dorés Biog raph Leblanc meinte, in keinem seiner Werke treffe man „de plus beaux dessins“ [Leblanc 78]; Cart eret hielt fest, die „très belle publication“ – die hier im Verlagseinband vorliegt – sei zugleich „un des livres de Doré les plus rar es“. Lit er at ur: Vgl. Beraldi V I , 42, Nr. 124 (franz. Ausg.); vgl. Car teret III , 184 (franz. Ausg.); Dézé 58 (mit Jahr 1862); Guratzsch/ Unverfehrt I, S. 74 f., 119 f., 127 ff., 201, und II , Nr. 67; Leblanc 77 f.; Osterw alder 321; Ray II , 333 ff.; Rümann 200 f.; vgl. Sander 204 (franz. Ausg.); Thieme/Becker 9, 468; Valmy-Baysse 241 ff.
– 409 –
Gold über und über 129 [Darboy, Georges]. Les femmes de la Bible, collection de port raits des femmes remarquables de l’ancien et du nouveau testam ent, avec textes explicatifs, rappel ant les principaux événements de l’ histoire du peuple de dieu, et renferm ant des appréciations sur le caractère des femmes célèbres de ce peuple, Gravés par les meilleurs Artiste s, d’après les Dessins de G. Staal. [Band I v. 2]. Paris, H. L. Delloye [und:] à la librairie de Garnier frères, 1846. 20 Tafeln in Stahlstich auf stärk erem Papier, davon 19 mit Seidenvorsätzen. 151 Bl. Quart (267 x 182 mm). Verl egereinband aus grün em Kalbleder, mit roten, auf dem glatten Rücken auch blau en Intarsien, über und über vergoldet und mit ident ischem Port raitm edaillon auf beiden Deckeln, mit goldgepräg ten Steh- und Innenk anten, Vorsätzen aus grauem Moi répapier und Ganzg old schnitt (minim al berieben, Titel und 1. Tafel stärk er, sonst nur vereinzelt braunf leckig). Ein Theologe feiert die Frauen: George s Darb oy (1813 –1871) erz ählt die Geschichten von 20 Hel dinnen des Alt en Testa ments, angefangen bei Eva, über Rebekk a, Potiphars Weib, Ruth, Debor ah und Dalilah, bis hin zu Jud ith, Esther und der Susa n na im Bade – Geschicht en, die oft genug auch eine erot ische Komp onent e nicht verleug nen. Darb oy war 1845 aus Langr es als Lehr er an die Schule der Kar mel it er nach Pa r is gekom men, um ber eits im Jahr darauf das popul ä r e Buch zu veröf fent l ichen. Der zweite Band über Fraueng estalten des Neu en Testaments erschien erst 1850; 1876 kam die acht e Aufl age heraus. Der liber a le Gallikani st wur de 1859 Bischof von Nanc y und 1863 Erzbischof von Pa r is; der Kard in alshut wurde ihm allerd ings ver weigert; nicht zuletzt, weil Darboy dem Dogm a der Unfehlbarkeit des Papstes krit isch gegenü berstand. Währ end des deutsch-französischen Kriegs blieb er in Par is, wurde im April 1871 von den Kommun ar den als Geisel genommen und währ end der Par iser „Blut woche“ erschossen. Die 20 Portrait-Tafeln sind ein Frühwerk Gustave Staals (1817 –1882), dessen Darstellungsweise maß gebl ich zum Er folg des Werkes beiget ragen ha ben dürf t e: Er zeigt die biblischen Frauengestalt en fast ausn ahmslos als jugend l iche Schön heit en, teils in vornehmer Haltung und Kleidung, öfter noch in freier Landschaft in leichter Gewandung mit ent blößt en Schult ern und Armen. Die nur mit einem Handt uch sich deckende Susa nn a zeigt sog ar Bein. Staa ls Markenz eichen war das „ext rème fini de ses dessins“ [Beraldi], das von den engl ischen Stechern
J. Brown, W. Joseph Edwards, Will ia m Henr y Egle ton, B. Eyles, Charles Heath, Francis und Will ia m Holl, W. H. Mote und John Henr y Robinson „dans le genr e keepsake“ [Beraldi] in den Stahlstich um gesetzt wurde. Mit diesem Werk beg ründet e Staal offenbar seinen Ruf als Spez ialist auf dem Gebiet des weibl ichen Por t raits, illustrier t e er doch 1851 auch Les femmes de H. de Balzac und die Histoire des Femmes my thologiques von Méry und Fœlix [siehe Nr. 441] sow ie noch 1865 die Nouvelle galer ie de femmes célèbres von Sainte-Beuve [siehe Nr. 546]. Der über und über vergoldet e Verl agseinband aus Leder nimmt in auf beiden Deckeln identischen Por t rait med aillons in verk leiner t er Form das Bild nis der Kön ig in Esther auf, die das Volk Gottes durch Gebet und Fasten vor der Vern icht ung rett et . Proven ienz: Auf dem fliegenden Vorsatz illustrier tes, orange und schwarz ged rucktes Exlibris des Gen fer Unt er neh mers und Bibliophilen Alb ert Nat u ral (1880 –1960). Lit er at ur: Beraldi XII , 55; Car t eret III , 230; DBF X, 162 f.; DLF I, 287; nicht bei Osterw alder, Rahir und Ray; Thieme/Becker 31, 429; Vicai re III , 16 f.; zum Einband: Mala vieille 162, Nr. 38 (Abb.).
– 414 –
Erstausgabe von Daumiers Hauptwerk, illum in iert 130 [Daumier, Honoré]. Car icaturana. [Les RobertMacaire]. [Par is, Aubert, 1836 –1838]. 100 gez ählte, auf Steg en mont ierte, kol or ierte und eiweißgehöhte Lithog raphien nach Honoré Daumier. Quer-Folio (258 x 356). Weinr oter grobgen arbter Halb mar oquinband auf fünf Bünde, mit goldg eprägtem Rückent itel und orn am entaler Verg oldung der Rücken kompartimente in doppelten Goldf iletenrahm en, mit Goldf ileten auf den Deckeln, Marm orpapiervorsätzen und Kopfg old schnitt, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „R. Raparlier“ (ger ing f üg ige Schabspuren, Ta feln gelegentlich leicht gebräunt oder minim al fleckig). Der Bourgeois in allen Lebensl agen – in 100 kolor ier t en Lit hog raphien nach Honoré Dau mier Im November 1830 hatt e Charles Philipon die Wo chenschrift La Car icature „als Kampforg an gegen das Bürg erkön ig t um geg ründet“ [Thieme/Becker 8, 434]; seit 1831 zählte auch der jung e Honoré Dau mier (1808 –1879) zu den Mita rbeit ern. Als 1835 mit den Sept em b ergeset z en die pol it ische Sat i r e verbot en wurde, bedeut et e dies auch das Ende der Zeitschrift. Dau mier wechselt e zu der 1832 gleich falls von Philipon geg ründet en Tag esz eit ung Le Charivari und wurde da m it zum ka r ik ier enden „Ge schichtsschreiber des Bürger t ums seiner Zeit […]. Wie er vorher den Kampf gegen die pol it ische Kor rupt ion gef ührt hatt e, so deckt e er nun die Schäden in der bürgerl ichen Gesellschaft auf “ [ebd.]. Die Fig ur des ‚Robert Macaire‘, war ursprünglich die von dem Schauspieler Frédérick Lemaire ver kör per t e Rolle eines Börsenschwindlers. Philipon griff diese Fig ur in im mer neuen Verk leidungen auf, schrieb eine Anz ahl witz iger Dialoge, zu denen Dau mier Lit hog raphien liefer t e, die unt er der Ru brik Car icat urana in Le Charivari veröf fent l icht wur den – mit einem „ungeheur en Erfolg“ [ebd. 435], der alle Er war t ungen über t raf [vgl. Passeron 122]. In der wandlungsf ä h ig en Ges talt des Rob ert Maca i re, der „auf allen Gebiet en, im mer gew issen los, immer erfolgreich“ [Stahl 11 f.] ist, entstand nicht nur das Sittenbild und die „grand iose critique“ [Grand-Car t eret] ei ner kor r umpier t en bür gerl ichen Ges ells chaft unt er der Ju l i mona rchie. Dau mier erhob den Bourgeois vielmehr „zu einer
unsterbl ichen Fig ur“ […], die bleibt, auch wenn sie einm al aus dem Leben verschwinden sollt e“ [Stahl 12]. Über den bleib enden künst ler is chen Wert braucht man nicht viele Worte zu verlieren, gilt Dau mier doch „unb estrit t en als einer der bedeu tendsten Zeich ner und Sit t enschilder er aller Nat io nen und Zeiten“ [Sander, S. 25]. Seine „Lit hog ra phien stellen einen Höhepunkt in der Geschicht e der Graphik dar und besitz en Bedeut ung als Zeit dok u ment e wie auch als eigenständ ige Kunst werke“ [Géricault, Delacroix, Dau mier 114]. Alle 100 Lit hog raphien der in den Jahr en 1836 –1838 erschienen ersten Ser ie, die „très rare“ [Brivois] ist, liegen hier kolor iert, eiweißgehöht und in sehr schöner Erh alt ung vor. Lit er at ur: Bénézit I V, 268; Beraldi V, S. 124, 16; Brivois 353; Car t eret III , 186; Delteil II , 354 – 455; Grand-Carteret 246 ff.; Lipp erheide 915, Xe 192; Lonc hamp II , 123; Pass eron 121 ff.; Quéra rd/Bourquelot III , 149; Rahir 391; Ray I, 234 – 236, Nr. 161; vgl. Rümann 177 ff.; Rümann, Dau mier, S. 47; Sander 571; Vicai re I, 32.
– 416 –
Mit der sehr selt enen zweit en Ser ie, einer ‚wahlver wandt en‘ Ser ie von Traviès sow ie zahlr eichen doubletten Tafeln in ander em Zustand 131 [Dau mier, Honoré]. Car icatu rana [auf den Tafeln]. [Und:] Robert Macaire. 2e Ser ie [auf den Tafeln]. 2 Ser ien in zu samm en 3 Bdn. [Vorgebunden:] Traviès, [Charles Joseph]. Mayeux et Robert Macaire. [Par is, Aubert, 1836 –1841]. 100 gez ählte, auf Steg en mont ierte, kol or ierte und eiweißgehöhte Lithog raphien, zu sätzlich 28 in SchwarzWeiß wiederholt. Und: 20 gezählte, auf Stegen mont ierte Lithog raphien, zu sätzlich 2 kolor iert wiederholt. Und: 6 gezählte, auf Stegen mont ierte Lithog raphien („Mayeux et Robert Macaire“). Folio, unbeschnitten (335 x 275 mm). Langgen arbte grü ne Halbm ar oquinbände auf glatte Rücken, mit gold geprägten Rückent iteln in Goldf iletenrahm ung, mit doppelten Goldf ileten auf den Deckeln und Marm orpa piervorsätzen (Kanten leicht beschabt, Tafeln etwas ge bräunt und öfters etwas braunf leckig, einige Tafeln mit kleineren Randlä suren). Beide Ser ien von Dau miers Robert Macaire, die erste kolor iert – mit zahl r eichen Doublet ten in ander em Zustand; dazu die Ser ie Mayeux et Robert Macaire von Traviès Honoré Dau miers gew ief t er und wand lungsf ä h iger Bourgeois Robert Maca i re ist in den vorl iegenden, als Hoch for m at gebundenen Bänden bes onders vielseit ig ver t ret en: Die ersten beiden ent h alt en 100 kolor ier t e und eiweißg ehöhten Lit hog raphi en – die sehr selt ene Erstausg abe der Car icat urana, die 1836 –1838 in Le Charivari erschienen. 28 Ta feln liegen zusätzl ich in Schwarz-Weiß vor [1, 2, 4, 9, 12, 15 –18, 20 – 22, 26, 28, 33, 45, 50, 53, 59, 62, 70 – 74, 76, 80 und 81], davon acht in früher em Zustand, mit abweichend gesetzt er Legende [2, 15, 17, 18, 20, 21, 73 und 74]; Tafel 20 auch mit leicht en Abweichun gen im Bild. Der dritt e Band enth ält die zweit e Ser ie, von der 50 Blät t er angek ünd igt wa r en. Tat sächl ich erschienen nur zwanz ig [vgl. Ray], 18 zwischen Oktober 1840 und November 1841 in Le Charivari, zwei [2 und 17] im März und Mai 1841 in La Car icature [vgl. Vicai re II , 103 f.]. Auch diese Folge ist „très rare“ [Cart eret III , 187]. Sie liegt in Schwarz-Weiß vor, zwei doub let te Blätt er [3 und 18] sind kolor iert.
Doch da m it nicht genug: Chronolog isch zwischen beiden Ser ien steht eine weiter e, die hier dem er sten Band vorgebunden ist: Charles Joseph Traviès (1804 –1859) veröf fent l icht e 1839 –1840, gleich falls in La Car icature provisoire, „un recueil cur ieu x“ [Beraldi XII , 148], sechs Blätt er mit dem Tit el May eux et Robert Macaire. Dieser Monsieur Mayeux, ein „fant oche priapique“, ein „bât a rd de Polich inelle“ [ebd. 145], dem Traviès zahlr eiche Ser ien widmet e, war Macaires – älter er – Bruder im Geiste; daru m war es nur konseq uent, beide gemeinsam in einer „série spécia le“ [ebd. 148] auft ret en zu lassen. Die schillernde Welt des Robert Maca i re ent falt et sich in dieser Samm lung in größt mögl icher Breit e in Bunt und Schwarzweiß – eine absolut e Rar it ät! Proven ienz: „Ar t hur & Charlot t e Versh bow“, Exlibris auf den Spiegeln. Lit er at ur: Bénézit 4, 268; Beraldi V, S. 124, 16 (Dau mier), und XII , 145 ff., Nr. 2, dort spez iell S. 148 (Traviès); Brivois 353; Cart eret III , 186 und 187; Delt eil II , 354 – 455; Grand-Car t eret 246 ff.; vgl. Lipp erheide 915, Xe 192 (ohne die 2. Ser ie); Lon champ II , 123; Pass eron 121 ff.; Quéra rd/Bourquelot III , 149; Rahir 391; Ray I, 234 – 236, Nr. 161 und 163; vgl. Rümann 177 ff.; Rümann, Dau mier, S. 47 und S. 69; Sander 571 (ohne die 2. Se rie) 139 und 691 (Traviès); Vicaire I, 32 (ohne die 2. Ser ie), II , 96 – 99 (Traviès) und 103 f. (Dau mier, 2. Ser ie, Nr. 2 und 17).
– 421 –
Die sehr selt ene zweit e Ser ie des Robert Macaire 132 [Daumier, Honoré]. Robert Macaire. 2e Ser ie [auf den Tafeln]. [Und]: Mésavent ures et desappointemens de Mr Gogo. [Par is, Aubert, 1840 –1841, und]: Aubert, [1838]. 20 gezählte Lithog raphien. Und: 5 gezählte Lithog raphien („Mésavent ures“). Folio, unbeschnitten (335 x 255 mm). Langg en arbter dunk elr oter Halbm ar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel und sieben vierfachen Quer fileten auf dem Rücken, mit Goldf ileten auf den Deckeln und marm or ierten Vorsätzen, auf dem fliegenden Vor satz verso sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1923“ (einige Tafeln am Rand minim al braunf leckig, eine mit kleineren Randlä suren). Die zweit e Ser ie des Robert Macaire – und ein weit er er Bruder im Geiste: Mr. Gogo. Dieser Band vereint die sehr seltene zweite Ser ie des Robert Macai re mit einer noch selt ener en: Die Mésaventures et desappointemens de Mr Gogo stellen einen weit er en Geistesver w andt en des Bourgeois Maca i re vor. Die fünf Lit hog raphien erschienen im November und Dez ember 1838 in La Car icature provisoire [vgl. Vicaire II , 90 f.] und stehen dam it chronolog isch zwis chen beiden Maca i re-Ser ien: Die Blät t er der zweit en erschienen zwischen Okt o ber 1840 und November 1841 in Le Charivari, zwei von ihnen [2 und 17] im März und Mai 1841 eben falls in La Car icature. Die Mésavent ures et desappointemens de Mr Gogo 1839 werden von länger en, vier- bis siebenzeil igen Le genden von Charles Philipon begleitet. Auf Blatt Nummer 4 (mit falsch geschriebenem „Mésappointements“ im Titel) kommt es zu einer Begegnung zwischen Robert Maca i re und Jean-Bon iface Gogo, bei der sich erweist, wer der gew ieft ere ist: Die Her ren gehen eine geschäft l iche Verbindung ein, bei der Macai re die Gew inne, Gogo die Verluste über neh men soll. Proven ienz: Goldgepräg t es verschlungenes Mono gramm „ PV “ und Exlibris von Paul Villebœuf auf dem Spiegel (Aukt ion 1963, Nr. 196; mit inkorr ek tem Erscheinungsd at um). – And ré Tissot-Dupont (Aukt ion 2016, Nr. 148; mit inkor r ekt em Erschei nungsd at um). Lit er at ur: Bénézit 4, 268; Beraldi V, S. 124, 16 (mit Erw ähnung der Mésavent ur es); Brivois 353; Cart eret III , 187; vgl. ebd. 132 f. (Car icature provisoire); Delt eil III , 866 – 885, und II , 545 – 549 (Mésavent ur es); Lonc hamp II , 123; Pass eron 121 ff.; Quéra rd/ Bourquelot III , 149; Rahir 391; Ray I, 236, Nr. 163; vgl. Rümann 177 ff.; Rümann, Dau mier, S. 69 und S. 61; Vicaire II , 103 f. (2. Ser ie, Nr. 2 und 17) und 90 f. (Mésavent ur es).
– 425 –
In herrl ichem Kolor it 133 Dau mier, H[onoré]. Les cent et un Ro bertMacaire. Composés et dessiné s par M. H. Daumier, sur les Idées et Légendes de M. C[harles] Philipon, réduits et lithog raphiès par M. M. ***; texte par MM. Maur ice Alh oy et Louis Huart. 2 Bde. Paris, Aubert et C ie , éditeurs du Musée pour rire, 1839. 101 kolor ierte und eiweißgehöhte Lithog raphien nach Honoré Daumier, vor jeder Episode wiederholte Kopfvig net te. 107 Bl. (davon 2 Bl. Verlagsanzeigen). Und: 110 Bl. (davon 2 Bl. Verlagsanzeigen, 1 Bl. leer). Quart (256/259 x 205 mm). Rotbraune geglättete Halb mar oquinbände der Zeit auf glatte Rücken, mit gold geprägtem Rückent itel sowie linearer und orn am entaler Rückenverg oldung, die mit Moirépapier bezogenen Dec kel mit großen goldgeprägten orn am entalen Platten in einem fetten Goldf iletenrahm en, auf den Vorderdeckeln zent ral mit den Initialen „R. B“ , mit rosafarbenen Vor sätzen und Ganzgoldschnitt (kaum berieben, Vorsätze an den Rändern verblichen und leicht fleckig, Bd. II: letztes Bl. mit kleinem Randeinr iß). Die erste Buchausg a be des Robert Macaire: 101 kolor ier t e Lit hog raphien nach Daumier, mit Text en von Alhoy und Huart
neuen soz ia len Rollen sat ir isch vor f ühr t en, wurden in der vorl iegenden Buchpublik at ion in handl iche rer Form versammelt. Sie wurden – wohl von Menut Alophe – zumeist seit enverkehrt und auf die Hälf te verk leinert wiedergegeben. Hinz ugef ügt wurde die Nr. 91, „Robert Macaire exposant ses produits industriel s“. Neu ist vor allem, daß die Bilder neben der Legen de von Charles Philipon zusätzl ich von hu mor isti schen Text en aus der Feder von Maur ice Alhoy und Louis Huart begleitet werden, so daß hier jedem Typus zwei Blatt gew idmet sind. Diese „très rare édition“ [Vicai re VI , 572] ist zum al farbig „not often“ [Ray] anz ut ref fen – spez iell un ser Exemplar entspricht den Wünschen Car t erets vollkommen: „surtout en reliure du temps, les tons des couleurs sont vifs et recouverts de touches de pinceau brill ant es, à la gomme“ [Car t eret]. Proven ienz: Auf beiden Vorderdeckeln zent ral die goldgepräg t en Initia len „R. B“. Lit er at ur: Bénézit I V, 268; Beraldi V, 124, Nr. 16; Brivois 353 f.; Car t eret III , 187 f.; vgl. Delteil II , 354 – 455; Osterw alder 291; Pass eron 122; Ray I, 236, Nr. 162; vgl. Rümann 177 ff.; Rümann, Dau mier 3; Sander 572; Vicai re I, 31 f., und V I , 572 f.
Die in den Jahren 1836 –1838 in der Zeitschrift Charivari ver öf fent l icht en Car icat urana, die den Ty pus des ges chmeid ig en Bourg eois in im mer – 428 –
Un beschnitten und mit den Original-Umschlä gen 134 Daumier, H[onoré]. Les cent et un Robert Macaire. Composés et dessinés par M. H. Daumier, sur les Idées et Légen des de M. C[harles] Philipon, réduits et lithographiès par M. M. ***; texte par MM. Maurice Alhoy et Lou is Huart. 2 Bde. Paris, Au bert et Cie , éditeurs du Musée pour rire, 1839. 101 Lithographien nach Honoré Daumier, vor jeder Epi sode wiederholte Kopfvi gnet te. 105 Bl. Und: 107 Bl. Quart, unbe schnit ten (280 x 217 mm). Langgenarbte grü ne Halbmaroquinbän de auf glat te Rücken, mit gold ge präg tem Rückentitel sowie linearer und or namentaler Rückenvergoldung, Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vor sät zen und ein gebun denen illu strier ten grünen Ori ginalUm schlä gen (inkl. Um schlag rücken), auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert „Stroobants“ (stellenwei se gering braunfleckig, 1 Bl. mit 1 cm lan gem Randeinriß). Die er ste Buch ausga be, un beschnit ten, un koloriert und mit den il lu strier ten Ori gi nal-Um schlä gen Die er ste Buch ausga be, die „très rare“ [Vica ire VI , 572] ist, liegt hier ein weiteres Mal vor: in ei nem noch un kolorier ten und un be schnit tenen Exemplar und mit den von Célestin Na nteuil il lu strier ten Ori gi nal-Um schlä gen auf günem Papier. Je 2 Blatt Verlagsan zei gen und das letz te, leere Blatt in Band II wur den ent fernt. Die Ein bände stam men von Str oobants, dem Nach fol ger von Vic tor Champs, das Buch aus dem Besitz des Pa ri ser Schrift stel lers André Sciama. Provenienz: Auf dem Spie gel des er sten Bandes ge sto chenes Ex li bris mit den In itia len „A S“ des Schrift stel lers André Sciama, ei gent lich Al bert Semi ane, um 1900.
– 430 –
– 431 –
Über 200 Illustrat ionen von Daumier 135 [Daumier, Honoré]. Alhoy, Maur ice. Physiolo gie du voyageur. Vig nettes de Daumier et Janet-Lange. [Und:] Der iège, Félix. Physiolog ie du lion. Illustrations de Gavarni et H. Daumier. [Und:] Huart, Louis. Phy siolog ie du flâneur. Vig nettes de MM. Alophe, Daumier et Maur isset. [Und:] Physiolog ie de l’homme de loi. [Auf dem Umschlag:] par un homme de plume. Vig nettes de MM. Trim olet et Maur isset. [Und:] Rousseau, James [d. i. Pierre-Joseph Rousseau]. Physiolog ie du RobertMacaire. Illustrations de H. Daumier. [Und:] Ders. Phy siolog ie de la port ière. Vig nettes par Daumier. Zu sam men 6 Bde. [Und:] Balzac, [Honoré] de, und Arnould Frémy. Physiolog ie du rentier de Par is et de province. Dessins par Gavarni, Henr i Monnier, Daumier et Mei ssonier. [Daran:] Sylvius [d. i. Aug uste François Ed mond Texier]. Physiolog ie du poëte. Illustrations de Daumier. [Daran:] Marcha l, Charles. Physiolog ie du Par isien en province. Insgesamt 9 in 7 Bdn. Par is, Aubert et Cie, Lavigne, bzw. P. Martinon, bzw. Charles Lacha pelle, bzw. J. Delahaye, bzw. Jules Laisné, 1841 –1842. Zu samm en etwa 490 Texth olzschnitte, davon 206 von Honoré Daumier. Zu samm en über 1100 S. (davon einige S. Verlagsanzeigen). Klein-Okt av, seitl ich und unt en unb es chnitt en (140 x 90 mm), [Samm elband:] (128 x 80 mm). 4 braun e Halbm ar oquinbände, jeweils mit eingebunden em illu strierten Orig in al-Um schlag und Kopfg old schnitt, ver so fliegendem Vorsatz sig niert „V. Champs“ , 2 braunr ote
Halbk alblederbände, jeweils mit linearer und orn am en taler Blind- und Goldpräg ung auf dem Rücken, Gold fileten auf den Deckeln, eingebund en em illu strierten Orig in al-Um schlag und Kopfg old schnitt, verso fliegen dem Vorsatz sig niert „E & A Maylander“ , 1 dunk elg rü ner Halbm ar oquinband der Zeit, auf dem Rücken mit dem Einzelstempel ein es Äffchens und fünf doppelten Querf ileten in Goldpräg ung – alle auf glatte Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel und mit marm or ierten Vor sätzen (teils leicht braunf leckig, wenige Bl. mit Läsuren). Neun Bände der Physiolog ies mit insgesamt 206 Holzschnit t en nach Dau mier Der große Honoré Dau mier war sich auch für die Illustrat ion kleiner Bücher nicht zu schade – so auch für die Reihe der Physiolog ies, der en Bände er oft zusam men mit ander en Künst lern bebilder te. Wie bei ander en Gemeinschaftswerken, die den dir ekt en Vergleich mit Kollegen erl auben, gilt auch hier: „Dau mier lag der Stoff am besten, kein an der er ver f üg t e über das Maß lachender Bosheit, das solc hen Aufg a b en ger echt wurde. Seinen bek annt en Bürgert ypen konnt e er hier noch ein paar neue hinz uf ügen, die jenen um nichts nachstanden“ [Rümann 176]. Die neun zum vorl iegenden Konvolut zusam menge stellt en Bändchen sind sämt l ich Erst ausg a ben; von den insgesamt knapp 500 Holzschnit t en stam men
– 433 –
206 von Dau mier. Zu Alhoys Physiolog ie du voyageur schuf er 26 Vig netten, zu Derièges Physiolog ie du lion – einem der seltensten Bände der Reihe – nur vier. Laut Lhéritier lieferten neb en Gavarni auch Monn ier und Traviès ein ige Zeichnungen. Quant i tat iv von unt ergeordnet er Bedeut ung ist Dau miers Bei t rag auch in Huarts Physiolog ie du flân eur (7 von 66 Vig netten) und der Physiolog ie de l’ homme de loi (2 von 56), wo Dau miers Name auf dem Ti tel gar nicht gen annt wird [vgl. Bouvy 446 f.]. Da für steuert e er zur Physiolog ie du Robert-Macaire 28 der 44 Illustrat ionen bei (weit er e Henr i Émy), die „besonders köstl ich“ [Rümann 179] sind – hier be gegnen wir der „Krone seiner Typ en“ [ebd. 177]. Aut or war dort, wie auch in der Physiolog ie de la por tière, James Rousseau. Hier stammen sog ar 59 der 62 Vig netten von Honoré Dau mier; und „was Rousseau in seinem etwas trockenen Text nicht vermoch te, holte Dau mier […] erst aus der Gestalt heraus. Diese Hausd rachen, dies e Stadt plag e von Pa r is, die in launenh af t er Ty r annei das Pa r iser Publik um ärger t en, erh ielt en in sei nen köst l ichen Bildchen die wohlverd ient e Lekt ion“ [ebd.]. In dem aus dem Besitz von And ré Villet und And ré Tissot-Dupont stam menden Sam melband sind drei ber ühmt e Bände der Reihe verein igt. In der Physio log ie du rent ier – mit der ersten Sepa r at ausg a be von Balz acs Text [S. 5 – 96] – stammen 18 Vig nett en von Dau mier, neun davon sind hier erstm als ged ruckt [Bouvy 561 ff.]. In der Physiolog ie du poëte, der pseud ony men, wahrschein l ich ersten Buchpu blik at ion von Edmond Texier (1816 –1887), fügen sich „Text und Bild zu einem köstl ichen Kunstwerk“ [Rümann 177] zus ammen. Hier entw arf Dau mier 43 der 57 Holzschnitt e, in denen er „alle Art en von Dicht ern und Dicht erl ingen mit sprühendem Hu mor“ [ebd.]
va r i ier t e. Die Physiolog ie du Par i sien en province von Charles Marcha l enth ält 19 Holzschnitte von Dau mier, die übr igen 38 sind von Traviès und Gavarni. Dessen Illustrat ionen in diesem wie auch in dem Band über den rent ier sind mit „das Wertvoll ste“ [Rümann 188], was auf dem Gebiet der Schil der ung der Pa r iser Sit t en neb en Dau mier gelei stet wurde. – Auch kleine Bücher biet en manchm al Großa r t iges! Proven ienz: Vier Bände mit gestoc henem illu strierten Exlibris von Eugène Jacob (dreim al ein gebunden, ein m al sepa r at). – Sam melband: And ré Villet (Ex l ibris), da n ach And ré Tissot-Dupont, des sen Aukt ion 2016, Nr. 446. Liter atur: Bouvy 420i, 420j, 421 – 427, 446 f., 459 – 593; Brivois 328 ff.; Car t eret III , 485 f., 489 f., 493 und 496; Lacombe 795, 808, 816, 833, 839, 841, 853 f., 873; Lhérit ier 30, 33, 40, 52, 80, 89, 96, 118 und 136; Osterw alder 291; Quéra rd/Bourquelot III , 570, I V, 327, V, 271 sow ie V I , 247 und 453; Rümann 177 ff.; Rümann, Dau mier 5, 14, 31, 42, 74, 82 f. und 89, nicht Marcha l; Sander 574; Vica i re V I , 601, 605, 607, 610 ff., 615 f. und 621; zum Pseudonym Sylvius: Heylli 427; Weller 546.
– 435 –
Nacha hmung der Alt en 136 [Daumier, Honoré]. Histoire ancienne [auf den Tafeln]. [Par is], Aubert [auf allen Tafeln], [1841 –1843]. 50 gezählte, auf Stegen mont ierte Lithog raphien nach Honoré Daumier. Folio (337 x 262 mm). Mittelbrauner Mar oquinband auf sieben von Blindf ileten eingefaßte Bünde, mit fettem Blindf iletenrahm en auf den Deckeln, blindgeprägtem Autorn am en auf Rücken und Vorderdeckel sowie Ganz goldschnitt (einige Tafeln leicht gebräunt, meist kaum braunf leckig). Dau miers Persi fl age auf die klassische Ant ike Klas sik und Klassizismen präg t en die fran z ö si sche Kultur so stark, daß im 19. Jahrhundert im mer öf t er der Hilfer uf erscholl: Qui nous délivrera des Grecs et des Romains? Für Charles Baudelai re war die Antwort klar: Es war Honoré Dau miers Histoire ancienne, die den Bann brach und den Myt hos der Klassik gründl ich entz aubert e. Die Ser ie von Ka r ik at ur en mit kurz en Beischrif t en von Dau miers Freund Albéric Second, dem dam a ligen Chefr ed akt eur des Figar o, umfaßt 50 Litho graphien, die von Dezember 1841 bis Janua r 1843 in Le Charivari erschienen. Die erste Num mer wurde begleit et von einer wort m ächt igen Vor r ede. Dar i n war vom „horreur légitime“ die Rede, den „tous les peuples modernes pour les Grecs et les Romains“ empf änden, weil diese idea l isiert, her oisiert und petrifiz iert würden. Dau mier habe Tag und Nacht gez eichnet, um endlich „le sentiment grec primitif “ wiederz u fi nden. Vollmund ig wird verspro chen, daß die My t holog ie, das Goldene Zeit a lt er, die griechische und die röm ische Geschicht e, „toute l’antiq uité enfin, seront traduits aussi fidèlement par Dau mier“. Iron isch schwingt sich die Vorr ede ihr erseits zu einer my t hisierenden Beschwör ung dieses „monu ment surhu m ain“ auf, dessen eigent l i cher Tit el laut en müsse „Les temps héroiques dévoilés“ [zit iert nach Delt eil]. Die erste Lit hog raphie zeigt den sieg r eichen Mene lao s vor dem brennenden Troja, der erhob enen Haup t es und mit noch blut t rie fen dem Schwert Helen a wieder heimführt – doch diese dreht ihm eine lange Nase. „Nous savons que, com me toute
nouvelle traduct ion, cette comp osit ion chaste et naïve trouver a plus d’un détracteur“, heißt es dazu scheinheilig im Vorwort – verkehrt doch Dau mier das Klischee von edler Einfalt und stiller Größe ge radez u ins Gegent eil. Odysseus, Penelope und Tele mach trät en in der lächerl ichen Häßl ich keit alt ern der Schmier enkomöd ia nt en vor uns hin, meint e Baudel a i re tref fend. Daß diese Form der ‚Nacha h mung der Alt en‘ keinen unget eilt en Beifall finden konnt e, war freil ich ebenso klar. Verschnupft mein te noch Beraldi: „il est perm is de trouver cette sui te de Dau mier ennuyeuse. Le tort n’est pas d’atta quer l’antiq uité classique, c’est de ne pas le fair e avec esprit et bonne humeur“. Selbst Bew under er Dau miers meinten sich auf das Lob beschränken zu müssen, das Album enth alt e „a good num ber of his infrequent stud ies of the nude“ [Ray]. In Zei ten, in denen erneut in Frage steht, was Kar ik at ur und Sat ir e dür fen, klingt Baudel a i res Vot um dem geg enü ber ger adez u er f ris chend: „Dau mier s’est abattu brut a lement sur l’ant iq uité, sur la fau sse ant iq uité, – car nul ne sent mieux que lui les grande urs anciennes, – il a craché dessus“. Wohl wissend, das manch einer „parl ait de la belle Hélène com me d’autres parlent de la Vierge Mar ie“, beg rüßte er Dau miers „blasphème très amusa nt e“. So malt Dau mier dem Menelaos einen Bierbauch und der Sappho eine Ha kenn as e; einem würd i gen Toga t rä g er setzt er ei nen Zwicker auf und dem schwim menden Lea nder eine Badek appe; den jugendl ichen Endy m ion läßt er ord in är im Mond licht schnarchen und den greisen Sok rat es Canc an tanzen. Indem er sich der Klassik auf kom ische Wei se bem ächt ig t e, ret t et e er sie für die Popul ärk ult ur, macht e sie für spät er e Gener at ionen überh aupt erst gen ießbar. Es ist undenkbar, daß nicht auch René Gosci nny und Alb ert Uderzo Dau miers Histoire ancienne gek annt haben – Asteri x läßt grüßen! „That the series is funny“ [Ray], ist daru m keineswegs ihr ger ingstes Verd ienst, und in der Tat: „It is not easy to forget these images“. Lit er at ur: Beraldi V, 126, Nr. 38; Delt eil III , 925 – 974; GrandCartere t 258 ff.; vgl. Lipp erheide 916, Xe 201: nur deuts che Ausg. 1902; Lonc hamp II , 123; Rahir 391; Ray I, 238 ff., Nr. 167; Rümann, Dau mier, S. 60; Sander 207.
– 436 –
Eines der äußerst selt enen Exemplar e auf Chinapapier, aus den Sammlungen Desc amps-Scrive und Duché 137 Dav illier, [Jean-]Ch[arles] bar on. L’Espagne. Illustrée de 309 gravure s dessinées sur bois par Gustave Doré. Par is, L. Hachette et Cie, 1874. 310[!] Textholzschnitte (davon 132 ganzseit ig). 2 Bl., 799 S. – Titel in Schwarz- und Rotdruck. – Auf Chin apapier gedruckt. Folio (342 x 250 mm). Grobgen arbter brauner Maroquin band auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit gold geprägtem Rückent itel sowie einem sich über die übr igen Rückenfelder erstreckenden, in Ent rel acs-Manier ver schlungenen und von doppelten Goldf ileten beg renzten Flechtband, dasselbe auf den Deckeln als Rahm enwerk um einen Goldf iletenrahm en, mit doppelten Goldf ileten auf den Stehk anten, Dentellebordüre auf den Inn en kanten, mit rotbraun en Mar oquindoublüren mit drei Gold- und ein em Blindf iletenrahm en, ein em von dop pelten Goldf ileten eingefaßten intarsier tem Rahm en aus ockerfarbenen Mar oquin streifen und darin einem fetten Goldf iletenrahm en mit großen Eckfleurons, mit brau nen Seiden- und weiteren Marm orpapiervorsätzen sowie Ganzg old schnitt, auf dem Spiegel sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1911“ , in brauner Halbm aroquinche mise mit goldgeprägtem Rückent itel und Pappschuber mit braunen Mar oquink anten, dieser ebenfalls sig niert „Mercier“ (Schuberk anten mit kleineren Einr issen). „Un des plus beaux livres de Gustave Doré“ – sehr selt enes Exempla r e auf Chin apapier Im Jahr 1862 reiste der wohlha bende Kunstsamm ler Bar on Jean-Charles Dav illier (1823 –1883) mit dem mit ihm bef reundet en Gustave Doré nach Span ien – für beide ein ebenso nachh alt iges wie produkt ives Bildungserlebn is. Für Dav illier mark ier t e die Reise den Ausg angspunkt bedeut ender kunst h istor ischer Stud ien über spa n ische Ker a m ik, Goldschmiede kunst und Les arts décoratifs en Espagne au Moyen Age (1879), bei Doré schlugen sich die Eind rücke unm it telbar in Zeichnungen nieder, bei denen – wie oft bei ihm – die „ger adez u ungeheuerl iche Menge […] mit der Mann ig falt igkeit der Phant asie wetteifert“ [Sander, S. 29]. Die Ausbeut e konnt e er ber eits 1863 bei der Illustrat ion des Don Quichotte ver wer t en. Auch der Reiseber icht selbst wurde suk z essive von 1862 bis 1869 in der Zeitschrift Le Tour du Monde veröf fent l icht, ehe er in der vorl iegenden Ausg a be zum ersten Mal selbständ ig mit 310 Holzschnitt en erschien (nicht 309, wie auf dem Tit el angegeben).
– 442 –
Ein ige Zeichnungen Dorés wurden nicht bzw. ver kleinert über nom men, umg ekehrt tauchen zwei erstm alig hier auf [S. 275 und 490, vgl. Leblanc]. Vier Zeichnungen stammen nicht von Doré: Eine [S. 190] ist sig niert E. T. (Émile Thérond?), drei stammen von Erc ole Catenacci [S. 449, 739 und 749]. Die 132 ganzseit igen Abbildungen sind rück seitig unb ed ruckt. Am Ausg ang der Epoche der Rom ant ik ma n ifestiert sich in den Bildern Gustave Dorés noch einm al eine eminent rom ant ische Sicht „à la fois douce et sauvage“ [Leblanc] auf ein exo tisch an mut endes Land an der Per ipher ie Eur opas. Er zeichnet „avec une verve étonna nte les typ es far ouches, singu lièrement pittoresques, que sont les mendiants, les bohémiens, les toréadors et les pic adors sans pitié“, um sie etwa mit „scènes gracieuses, les silhouettes sveltes des And alouses“ zu kont rastier en, was manchen Bet racht er über for derte: „Si colorées que soient toutes les composit ions de l’arti ste, on leur reproche, cepend ant, trop d’exu bérance“. Dem nücht er nen Bibliog raphen Leblanc nöt ig t e Dorés Temp er a ment ein leiden schaftliches Bekenntn is ab: „Nous préférons un exc ès de vie à la froideur et au manq ue d’orig inalité“ [Leblanc]. Für Léopold Cart eret ist dies „un des plus beaux livres de Gustave Doré“.
Exempla r e auf Chin apapier sind „fort ra r es et recherchés à juste titre“ [Carteret] – in unserer Sammlung findet sich noch ein weiter es (die fol gende Nr.). Das vorl ieg ende sic her t e sich René Desc amps-Scrive, der es von George s Merc ier (1885 –1939) in den auf wend ig en Ma r oq uinband mit „joli décor“ [Car t eret!] und int arsier ten Ma r o quindoublür en ink lusive Chem ise und Schuber fas sen ließ. Spät er befand es sich im Besitz des kaum minder renom m ier t en Samm lers Pierre Duché. Es wirkt noch heut e fast wie unber ührt. Proven ienz: Dies ist wahrscheinl ich das Exemplar von Philippe Olombel, das in seiner Auktion am 27. April 1894 (Nr. 267, frs. 407) an Léon Conquet (1848 –1897) verk auft wurde, dam als in Seide kar tonn iert, also in einer zur Bindung bestimmten „reliure d’attente“. Vor dem Binded atum 1911 ist kein weiter es in den Ann alen der Auktionen ver zeichnet. – Auf dem zweit en Vorsatz die goldgepräg ten Ex l ibris von Rene-Desc amps-Scrive (Aukt ion II , 1925, Nr. 134: frs. 4.500) und Pierre Duché (Auk tion II , 1972, Nr. 69: frs. 8.000). Lit er at ur: Beraldi V I , 46, Nr. 161; Carteret II , 188/190 (zit iert dies es Exemplar); DBF X, 382; Dézé 73 ff.; Leblanc 81 f.; Lon champ II , 123; Ray II , 327 und 337; Rümann 202; Sander 208; Vica i re III , 80.
– 444 –
Ein weit er es Exemplar auf Chinapapier, im zeitgenössischen Einband von Pet it 138 Dav illier, [Jean-]Ch[arles] bar on. L’Espagne. Illustrée de 309 gravure s dessinées sur bois par Gustave Doré. Par is, L. Hachette et Cie, 1874. 310[!] Textholzschnitte (davon 132 ganzseit ig). 2 Bl., 799 S. – Titel in Schwarz- und Rotdruck. – Auf Chin apapier gedruckt.
reicher Vergoldung auf Rücken und Deckeln von J. Le Comte, der gleichfalls sig niert e. Proven ienz: Sammlung Adria n Flüh m ann, mit des sen Etikett mit Monog ramm „awf “ auf dem Spiegel.
Folio (346 x 255 mm). Hellbraun er Mar oquinband der Zeit auf sechs mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit gold geprägtem Rückent itel sowie Erscheinungsort und -jahr in zwei, schraff iertem Golddek or in den übr igen, drei fach gerahmten Rückenkompartimenten, die Deckel mit reichem Rahm enwerk aus Goldf ileten, Roll stempeln und Fleurons, mit doppelten Goldf ileten auf den Stehk anten und Rollstempel-Bordüre zwi schen doppelten Goldf ileten auf den Innenk anten, mit Vorsätzen aus blauer Moiré seide und Ganzg oldschnitt, auf dem vorderen Inn en deckel sig niert „R. Pet it“ , auf dem hinteren „J. Le Comte doreur“ , in mit Wildleder ausgeschlagenem Pappschuber mit Lederk anten (Schuberk anten beschabt). Auch dieses zweit e Exemplar liegt in per fekt em Erh altungsz ustand vor uns, noch dazu in einem zeit genössischen Ma r oq uinein band von Pet it, mit
– 445 –
Im Verleger-Lux useinband mit Illustrat ionen nach Grandville 139 Defoe, Dan iel. Aventures de Robinson Crusoe. Traduction nouvelle. Édition illustrée par Grandville. Par is, H. Fournier ainé, 1840. Frontispiz in Holzschnitt auf Chin apapier, 40 Holz schnitt-Tafeln auf Velinpapier, sämtlich mit Seidenvor sätzen, 165 Textholz schnit te. 2 Bl., 610 S., 1 Bl. Groß-Oktav (230 x 145 mm). Verlegereinband aus rotem Maroquin auf glatten Rücken, mit goldgeprägten Plat ten auf Rücken und Deckeln, doppelter Goldf ilete auf den Steh-, Dentellebordüre auf den Inn enk anten, Doublü ren und Vorsätzen aus weißem Moiréseidenpapier und Ganzg oldschnitt, am Fuß sig niert „Engel et Schaeck“ (ger ing braunf leckig). Im Verlegereinband aus rot em Ma r oq uin mit goldgeprägt en Illustrat ionen nach Grandville „He made fic tion seem like truth and truth seem like fiction“ [Sampson 453], schrieb George Sampson über Dan iel Defoe (um 1659 –1731) und des sen 1719 erschienenen Robinson Crusoe – „the first Engl ish novel of gen iu s“ [ebd. 456]. Es war wen iger die „seltsa me lit er a r ische Außen seit erg estalt[…]“, die der „sat i r is chen Phant a sie Grandvilles Gelegenheit zu ihr en schönsten Ge stalt ungen“ [Bilder welt en 156] bot – denn Defoes abent euerl iches Erbauu ngsbuch war „nicht das ge eig netste Illustrat ionsfeld für den Sat ir iker und Ka r ik at ur isten“. So sind nur wen ig e Bilder „von kom ischer Eind ringl ich keit“, wie etwa die Schlüs selszene des „sich auf jedem Schritt verfolgt füh lende[n] Robinson, den Pan ik nach Sicht ung eines menschl ichen Fußa bd rucks erg reift“ [ebd. 160 f.]. Vielmehr gelang es Grandville, sich kongen ia l in die Stimmung des Rom ans und seines Helden ein zuf ühlen: „Jusqu’ici Grandville est raisonn able, ex empt d’excentricité“, meint e Beraldi [VII , 206]; Ray nannt e den Robinson „one of Grandville’s most ag reeable books“. Den nücht er nen Rea l ismus Defoes aufnehmend, zeige er „Crusoe’s life on his tropi cal island in meticulous detail. His character and moods are presented with engag ing sympathy“,
und „the reader shares his sensat ions“. Insbesonde re bet ont Renonciat: „C’est à évoq uer la rencontre, la conf ront at ion, la rel at ion entre deux hommes, deux genr es, deux grandeu rs ou deux sentiments que Grandville excelle“ [Renonciat 188]. Dies ist die erste Ausg a b e mit den Illustrat ionen Grandvilles (die Lands chaftsh int erg ründe stam men von Franç ois Louis Français), die das Werk in Frank r eich bald als Kinderbuch äußerst popul är werden ließen, wovon zahlr eiche spät er e Edit ionen zeugen. Beraldi fragte rhetor isch: „Est-il un seul de nous qui, dans sa jeu ne sse, ne l’ait reçu pour étren nes?“ [VII , 206]. Dies ist ein Ex em plar der Va r i a n t e mit den 40 Tafeln auf Vel inpapier in dem von Engel & Schaeck gefer t ig t en Verleger-Lu x usein band aus rot em Ma roq uin. Die goldg epräg t en Deckelplat t en, die Mal a vieille – mit Fra g e z ei c hen – dem Ste c her Liebherre zuschreibt, zeigen den mit Flinte, Axt, Korb, Mütz e und Sonnenschirm ausger üstet en Robinson in Zieg enfellk leidung vor einem glat t en Meer esspiegel, dekor at iv einger ahmt und zugleich eng umschlossen von stil isier t er Trop enveg et at i on. Der ex z ept ionel le, wie neu erh alt ene Ein band dieses Exemplars aus dem Besitz des Industriellen Évra rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979) findet sich bei Malavieille als Muster-Beispiel abgebildet. Proven ie nz: Auf dem Spieg el vier Ex l i b ris: Gek rönt e blau- und goldgepräg t e Initia len M W[an der]. – Darü ber: EW[ander]. – Unt en das Wappen ex l ibris des Industriellen Évra rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979), dessen Aukt ion I, 1979, Nr. 85: frs. 30.800, mit Abb. des Einbands. – Ganz oben Adria n Flüh m anns Monog rammschildchen „awf “. Lit er at ur: Beraldi V II , 206 und 220, Nr. 25; vgl. Bilderwelten 160 f., Nr. 83; Brivois 155; Brunet II , 567; Car t eret III , 241 und 243 (Ums chlag-Abb.); EB V II , 139; Grae ss e II , 350; Lonc hamp II , 166; Osterw alder 388 (Français) und 448; Quéra rd/Bourque lot I V, 151; Rahir 393; Ray II , 272 f., Nr. 193; Renonciat 188 –196 und 287; Sander 271; Sieu rin 77; Vicaire III , 750 f.; zum Ein band: Malavieille 175, Nr. 54: dies es Exemplar!
– 446 –
Mit sechs orig inalen Federzeichnungen von Grandville 140 Defoe, Dan iel. Aventures de Robinson Crusoe. Traduction nouvelle. Édition illustrée par Grandville. Par is, H. Fournier ainé, 1840. Frontispiz in Holzschnitt auf Chin apapier, 40 Holz schnitt-Tafeln auf Chin apapier, mont iert auf Velinpapier, 165 Textholzschnitte, dazu 6 eingebunden e Bl. mit orig in alen Vorz eichn ungen Grandvilles in Tinte. 2 Bl., 610 S., 1 Bl. Groß-Oktav, unbeschnitten (240 x 153 mm). Späterer dunk elr oter Halbm ar oquinband auf vier mit Goldf ileten verzierte Bünde, goldgeprägtem Rückent itel sowie Gold filetenrahm en mit Eckfleurons in den übr igen Rücken kompartimenten, mit marm or ierten Vorsätzen, einge bund en em Orig in al-Um schlag und Kopfg old schnitt (durchgehend etwas braunf leckig). Exemplar mit sechs orig in a len Federz eichnungen von Grandville und den Tafeln auf Chin apapier Die erste Ausg a b e des Robinson Crusoe mit den Il lustrat ionen Grandvilles liegt hier in der selt enen Va r ia nt e mit den Ta feln auf Chin apapier vor; die se erschien „à pet it nombre, les exemplai res qui les renfer ment sont recherchés“ [Car t eret]. In den Rang eines Unik ums erheb en dieses Ex emplar sechs orig in a le Federz eichnungen Grandvilles, sig niert mit dessen Atelierstempel in Blind präg ung. Fünf von ihnen stellen die seit enverkehr ten Vorl agen zu Text holzschnit t en dar, denen ge genü ber sie jeweils eingebunden sind [S. 113, 187, 445, 480, 515]. Ein Mot iv hat kein Pend ant – es wur de of fenbar nicht unt er die Buchi llustrat ionen auf genommen: wenn man so will, ein unveröffent lichtes Portrait Robinson Crusoes als Halbfi g ur in Dreiv ier t elprofi l mit Sonnenschirm, Mütz e und Ziegen fellk leidung – gegenü bergestellt einem ‚ziv i lisier t en‘ Zeit genossen. Proven ienz: Aukt ion Langla rd 1924, Nr. 196: frs. 2050. – Exl ibris Paul Brunet auf dem Spiegel, des sen Auktion 1935, Nr. 244 (beilieg end Blatt aus Kat a log). – Vers o flieg endem Vors atz in blauer Tinte die Initialen R. S., das ist Robert Schum an (1886 –1963), der franz ösische Außen m in ister und erste Präsident des eur opäischen Parl a ments, der wie der aus Nanc y gebürtig e Grandville biog ra phisch eng mit Lothr ingen verbunden war (dessen Kat alog 1965, Nr. 265: frs. 3.300).
– 450 –
Von größt er Selt enheit: auf einseit ig bedruckt em Chinapapier, aus den Sammlungen Lebœuf de Montgermont und Vaut ier 141 Delapalme, Émile. Le livre de mes pet its-enfants. Dessins par H[ector] Giacomelli. Par is, L. Hachette, 1866. Durchg eh end mit meist zweiseit ig en breiten Bordü ren und Schlußvig netten in Holzschnitt illu striert, Verlegersig net in Holzschnitt gegenüber Titel. 150 als S. ge zählte Bl., 2 ungezählte Bl. (einseit ig bedruckt und paar weise am Seitenrand aneinander mont iert). – Titelei in Rot- und Schwarzdruck. – Text in schwarzen Rahm en gesetzt. – Auf Chin apapier gedruckt und nach Art eines Blockbuchs gebunden. Quart (276 x 187 mm). Grobg en arbt er nachtblauer Mar oquinband auf fünf pointilléverzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und dreifachen in Ent re lacs-Manier verschlungen en Goldf iletenbündeln in den übr igen Rückenfeldern, Deckel mit fünffachem Gold filetenrahm en zwischen zwei dreifachen in Ent rel acsManier verschlungenen Goldf iletenrahm en, mit doppel ter Goldf ilete auf den Steh- und breiter Dentellebordüre
auf den Innenk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt, auf dem Spiegel sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“(erste Bl. mit kaum sichtbarem Feuchtfleck, S. 110 mit kleinem Randeinschnitt). Als Ju r ist und Be a m t er war Émile Dela p al me (1793 –1868) „un rema rquable aux iliaire“ [DBF X, 695] vor allem der Jul imona rchie; dar ü ber hinaus int eressier t e er sich für Themen der Volksbildung und trat als Herausgeber von Werken zur „éducation religieuse, scientifique et même civique“ [ebd. 696] hervor. 1864 publiz iert e er das Premier livre du citoyen – das zwei Jahr e spät er erschienene Le livre de mes pet its-enfants stellt dazu gleichsam ein ‚privat es‘ Gegenstück dar. Es ist auch ein klassisches Alt ers werk, in dem ein gutmüt iger „grand roi“ sich hera b läßt, „pour amuser ses enfants“, wie Delapalme im kurz en Vor wort schreibt. Die kleinen Erz ählungen handeln von der Fam ilie, von Haust ier en als treu en Freunden, aber auch von Engeln und schließl ich von der staunenswer t en Grandeur du monde.
– 452 –
Hect or Giacomelli (1822 –1904) illustrier t e das Büch lein auf jeder Text seit e mit meist zweiseit igen Bordür en am seitl ichen und unt er en Rand des Satz spiegels, beschlossen wird jede Erz ählung von einer Vig net t e. Seine „char m ant es illustrat ions“ [Brivois] sind ähnl ich „lebend ig, droll ig und von kindger ech ter Det ailf reud igkeit“ [Bilder welt en 204] wie jene zu Desnoyers Jean-Paul Choppart (1868) [vgl. Nr. 150 ff.]. Begonnen hatte Giacomelli als Graveur bei einem Goldschmied, über die Bek anntschaft mit Gustave Doré kam er zur Buchillustration und wurde von dessen „Illustrat ionsauffassung stark beeinflußt“ [ebd. 191]. Beim Verlagsh aus Hachette war er haupt sächl ich für die Illustrat ion nat urk undl icher Bü cher zuständ ig, Beraldi nennt ihn den „Van Huysum des pet its oiseaux, des oiseaux expressifs, tend res et ravissants“. Giacomelli era rbeitete auch den maß gebl ichen Werk k at a log über Aug uste Raf fet. Dies ist eines der äußerst selt enen Exempla r e der ersten Ausg a be auf Chin apapier, diese ka men nicht in den Handel [vgl. Vicaire]. Das Papier ist einsei tig bed ruckt, die Blätter wurden jeweils paarwei se mit der leer en Rückseit e aufeina nder mont iert,
so daß die Illustrat ionen nicht durch das del ik at e Chin apapier hindurchscheinen. Gebunden wurde es in einen heut e noch immer wie neu erh alt enen, nacht blauen Ma r oq uinb and mit goldg epräg t em Filete nd ekor in Ent rel acs-Ma n ier von Émile Mercier (1855 –1910), zu dem es ein gleicha rtiges Pend ant gibt: Zu Beg inn des 20. Jahrhundert ge hörte das eine Exemplar Louis Lebœuf de Montgermont, das an de r e René Des c amps-Scrive; Antoine Vautier gelang es, beide in seiner Biblio thek zu verein igen. Proven ienz: Car t eret und der Kat a log Vaut ier nen nen zwei gleicha r t ig gebundene Exempla r e, dieses von Louis Lebœuf de Montgermont (dessen Auk tion 1912, Nr. 67) und eines von René Desc ampsScrive (dessen Aukt ionsk at a log II , 1925, Nr. 135: frs. 1.900). – Farbig illustrier t es Ex l ibris von A[ntoine] Vaut ier auf dem Spiegel (dessen Kat alog I, 1977, Nr. 247: frs. 2.000), dar u nt er Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Beraldi V II , 105; Brivois 117; Cart eret III , 191 f.; DBF XV, 1435 (Giacomelli); Lonc hamp II , 124; Osterw alder 422; Rahir 393; Vicai re II , 101; zu Merc ier: Fléty 126 f.
– 454 –
Aus der Sammlung Villebœuf 142 Dele ssert, Benjam in und Gérando, [JosephMar ie] bar on de (Hrsg.). La morale en action ou les bons exemples. Illustré de 120 dessins par Jules David, gravées par Chevin. Par is, G. Kugelm ann, 1842. 20 Tafeln in Holzschnitt auf stärk erem Papier, 90 Tex illu strat ionen und 115 Schmuckinitialen in Holzschnitt. 4 Bl., 332 S. [letzte 3 S. mit falscher Pag inier ung]; 4 S.; 4 S. ( Verlagsprospekte zu diesem Buch). Quart, unbeschnitten (276 x 175 mm). Hellbrauner grob gen arbter Halbm ar oquinband der Zeit auf fünf blindund goldgeprägte Bünde, mit goldgeprägtem Rücken titel, Rückenfeld er mit orn am ental er Verg oldung in doppeltem Filetenrahm en, mit marm or ierten Vorsät zen und eingebundenem Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagrücken), auf dem fliegend en Vorsatz verso si gniert „G. Mercier Sr. de son père – 1923“ (Umschlag mit geglät teten Knit terspuren). Mor al ische Beispiele in Text und Bild – mit Orig in alumschlag und zwei Verl agsprospekt en Dies ist die erste Ausg abe der Sammlung von ver schiedensten Beispielen tugendh af t en und wohlt ä tigen Verh alt ens. Vera nstalt et wurde sie von Ben jam in Delessert (1773 –1847) – er macht e sich auch als Bot a n iker und Muschelk undler einen Na men – und Joseph-Mar ie de Gérando (1772 –1842), die als Prä sident und Vi z eprä sident der Cai sse d’Epargne de Par is zusam mena rbeit et en und beide aus Lyon gebürtig waren. Vor allem aber verband sie ein
ausgepräg t es Hu m a n it ätsidea l: Delessert „s’occupa de politique et d’œuvres de bienfaisance“ [DBF] und gründet e die Société philantropique, Gérando publi zier t e zu Sprach- und Mor alphilosophie, gründet e die Société de morale chrétienne und war für mehr er e Wohlfahrtsorg a n isat ionen tät ig. Das Buch wandt e sich ausd rückl ich auch an Hausvät er; die Bilder sollt en päda gog isch als un m it telbar e ‚Vor-Bilder‘ auf die Leser wirken. Der als gemüt voller Genr em a ler bek annt e Jules Dav id (1808 –1892), Enkel von Louis Dav id, war für die „scènes plus att acha nt es choisies dans l’ouv r age“ (Prospekt) der gen au passende Zeichner. In un s er Ex em plar ist der ori g i n a le, reich mit Goldd ruck or n a ment ier t e Umschlag auf dunkellil a Glanzpapier beigebunden, ebenso zwei Verlags prospekte zum Buch, die satzgleich sind, aber auf S. 3 eine unt erschiedl iche Text a bbildung zeigen – das alles in einem tadellosen Einband in Mar oquin citron von Georges Mercier (1885 –1939). Proven ienz: Mit goldgepräg t em Ex l ibris von Paul Villebœuf (dessen Aukt ion 1963: Nr. 253) auf dem Spieg el. – Dar u nt er Adria n Flüh m anns Mono grammschildchen „awf “. Lit er at ur: Brivois 288 (mit fals cher Kol l at ion); Car t eret III , 419; Sander 500 (mit fals cher Kollat ion); Vicai re V, 1127; zu Dav id: Osterw alder 293; Thieme/Becker 8, 457; zu Dele ss ert: DBF X, 804 f.; Hoefer 13, 451 ff.; zu Gérando: DBF XV, 1197 ff.; Hoefer 20, 142 ff.
– 455 –
Im sig nier t en Meistereinband der Zeit 143 Delille, J[acques]. Œuvres de J. Delille, avec les notes de MM. Parseval-Grandmaison, de Féletz, de Choiseul-Gouffier, Aimé-Martin, Descouretz, etc. Quatrième Edition. Par is, Firm in Didot frères et Cie , Lefèvre, 1837. 2 Portraits und 4 Tafeln in Stahlstich und mit Seiden vorsätzen; 1 Stahlstich-Tafel als Probedruck auf Chin a papier, aufk a schiert auf Velinpapier mit Seidenvorsatz; 1 Titelvig nette in Holzschnitt. 2 Bl., VIII S., 914 zwei spalt ige S. Quart (255 x 157 mm). Dunk elblauer Kalblederband der Zeit auf vier flache, je mit zwei in Fleurons münden den Goldf ileten geschmückte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in einfachem und orn am entaler Verg oldung in fettem und magerem Goldf iletenrahm en in den übr i gen Rückenfeldern, Deckel mit Rahm en aus fetter und magerer Goldf ilete, darin floral-orn am entales Rahm en werk mit großen Eckstücken, mit doppelten Goldf ileten auf den Steh- und vierfachen Goldf ileten auf den Innen kanten, marm or ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt, am Fuß sig niert „Boersch“ (Papier nur schwach braun fleckig). Mit sieben zusätzl ichen Stichen und im Rom ant i ker-Ein band Schon zu Lebzeit en genoß er eur opaweit es Ansehen und „wimmelten“ um ihn „die Schüler und Nach ah mungen“ [Die rom a n ischen Lit er at ur en I, 149]; bei seinem Tod wurde Jacques Delille (1738 –1813) als „der Meister der wiss ens chaft l ic hen Poesie bet rauert und mit ungewöhnl ichem Gepränge be statt et“ [ebd. 148], doch schon zur Mitt e des 19. Jahr hunderts war sein Ruhm verblaßt. Delille hatt e es verstanden, selbst die schlicht esten Gegenstände „bukolisch und lehrh aft“ [ebd. 149] zu beschrei ben und durch ein phila nt ropisches „mor a l isier en des Pat hos“ [ebd.] zu poet isier en. Seine Kunst war zudem „wie ein Sammelb ecken, breit und seicht, in das viele Rinnsale des 18. Jahrhunderts münde ten“ [ebd.] – dari n war en seine Größe und Grenz en beg ründet. Eine Werkausg a be war erst m als 1824 erschienen, in der vorl iegenden Form zuerst 1833, wovon dies – vier Jahr e spät er – ber eits die viert e Auflage ist. Sie ent h ält die beiden großen Landschaftsged icht e Les jardins und L’ homme des champs, Delilles Hauptwerk Les trois règnes, ein Kompend iu m der Nat ur w issen schaft und Techn ik in Versen, das Sainte-Beuve als „der höchste Triu mph und gleichsam die Krone der
Gatt ung“ erschien [zit. ebd. 148], ferner Malheur et pit ié, L’ imag in at ion und La conversat ion, weit erh in drei Übersetz ungen, jeweils mit begleit endem Ori gi n alt ext: Les Géorgiques und L’Énéide nach Vergil und Paradis perdu nach Milton, sow ie schließlich diver se Poésies fugitives. Brunet nennt für die Ausg ab e von 1833 nur ein Por t rait; in unser em Exemplar finden sich neb en dem von Pierre Plée (1742 –1810) gestochenen Bild nis Delilles auch das des Zar en Alexa nder I. von Rußland (nach Pierre Audouin), dem Delille die Énéide gew idmet hat t e. Fünf weit er e Ta feln illu strier en die Text e, davon zwei gez eichnet von Devé ria, zwei gestochen von Alf red Johannot. Von den insgesamt sieben Stahlstichen liegen sechs auf stär ker em Vel inpapier vor, einer als Prob ed ruck auf Chin apapier, auf k aschiert auf Vel inpapier. Von der großen Wertschätz ung Delilles auch noch in der Zeit der Rom antik zeugt der wunderschön erh alt ene, rom ant isch dekor ier t e nacht blaue Kalb lederband von J. J. Boersch. Der wohl aus dem Elsaß stam mende Pa r iser Buchbinder ist wen ig be kannt (bei Ramsden zusätzl ich unt er inkor r ekt em Namen, nicht bei Fléty) und nur von 1826 bis 1836 als tät ig bez eugt. Lit er at ur: Vgl. Bru net II , 576 (Ausg. 1833); vgl. Grae ss e II , 353; Quéra rd/Bourquelot III , 196; zu Delille: DBF X, 836 f.; Hoefer 13, 464 ff.; Die rom an is chen Liter atur en I, 148 f.; zu Boersch: Culot 470; Ramsden 37 und 40 (als „Bour och“).
– 456 –
Im romant ischen Mosai keinband für Léon Curmer 144 Delille, [Jacques]. Les jardins ou l’art d’embellir les paysages. Poem e. Par is, Chapsal, 1844. Illustrierter Titel und 14 Tafeln, alle in Stahlstich und mit rötlich getönten Seidenvorsätzen, 19 Textholzschnit te, 1 orn am entale Vig nette. 2 Bl., XXXI S., 312 S., 2 Bl. (das letzte weiß). Quart (252 x 170 mm). Auberg inefarbener Saff ianband der Zeit mit goldgeprägtem Rückent itel in zwei Feldern in doppeltem Rahm en von fetter und magerer Goldfilete, dazwischen orn am entale Vergoldung in doppeltem Goldf iletenrahm en, am Fuß die Initialen des Verlegers Curmer in dek orat iver Kastenverg oldung, die Deckel außen mit doppeltem Gold- und fettem Blindfileten rahm en, darin orn am entales Rahm enwerk aus geom e trisch verschlungenen Doppelf ileten, zent ral eine gold geprägte Rosette mit Einlagen aus rotem, grün em und hellbraunem Mar oquin, umgeben von weiteren rom an tischen Orn am enten und ein em fetten, von zwei Gold fileten umgebenen Rahm en in Blindpräg ung, mit Gold filete auf den Stehk anten und blind- und goldgeprägtem Rahm enwerk mit Eckfleurons auf den Innenk anten, mit Doublüren und Vorsätzen aus grünem Papier und Ganz goldschnitt, in neuerer, gold- und blindgeprägter Halb maroquinchemise (diese mit Etik ett des Par iser Verg ol ders Tailleur) in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit Lederk anten. In ei nem ex z ept ionel len rom ant ischen Ein band für Léon Curmer Ein Gar t enbuch in Alexa nd rinern? Der poet isie rende Abt Jacques Delille (1738 –1813) vermochte in seinen erst m als 1782 erschienen Jardins noch beides zu vereinen: prakt ische Lehrh af t igkeit und bukolische Ly r ik, util it a r istische Mor al und schwär mende Nat ur f reude im Gefolge Rousseaus. Daß Delille die da m it verbundenen „deskript iven Aufg a ben im Zeit geschmack auf das Geschickt este löste“ [Die rom a n ischen Lit er at ur en], verh alf ihm „für kurz e Zeit zu europ. Ruhm“ [Eng elh ardt/Roloff ]; eine deutsche Übersetz ung erschien 1796. In spät er en Zeit en traf er daf ür auf umso harschere Ablehnung. Wenn tat s äch l ich „Fä den von ihm zur Ro m an tik laufen, so sind sie haarfein“ – etwa, wenn sich „unt er der konvent ionellen Kruste ein m al echt es Nat urempfi nden, persön l iche Erg rif fen heit regt“ [Die rom a n ischen Lit er at ur en]. Aber insgesamt, so Edua rd von Jan, strebe Delille doch dah in, „die un gebänd ig t e Fülle der Nat u rl andschaft zur Kunst lands chaft im klass isch-franz ös is chem Sinn e
umz ugestalten. Sie geben das Bild einer von star ken Gegensätz en ger ein ig t en Nat ur, sie bet onen die er z ieher ischen Wer t e ei ner künst l ich geschaf fenen Harmon ie“. Ger ade dies kam aber auch einer populär en Form der Ro m an t ik ent g e g en. Und so wa r en Delilles Jardins „an der Mode, Gärt en mit Kapellen, Kloster kul issen, Ruinen und Gräbern zu schmücken, nicht unbet eil igt. Und er half auch sonst mit, sowohl die Rel ig iösität, freil ich eine sehr ober fl ächl iche und bestenfalls sent iment a le, wieder in Mode zu brin gen wie die Mode wehmutsvoller Träumer ei zu stei gern“ [Die rom a n ischen Lit er at u r en]. Dennoch bleibt es bemerkenswert, daß Delilles Werk zwei Gener at ionen spät er als illustrier t es rom ant isches Buch par exc ellence wieder erschei nen konnte. Dies ist die erste Ausg abe mit den Land schaftsbildern von Jean Pierre Thénot (1803 –1857), dessen Lauf bahn freil ich gleichfalls mel anchol isch stimmen kann: Schon früh sah man in ihm ei nen „brillant aquar elliste de paysages: il avait été complimenté par la duchesse de Berry au Salon de 1827. Mais, faute de suit e dans les idées et le travail, cette car rière tourn a court, et le mena pas au succès. […] au tot al, il mourut dans la misère“ [Beraldi]. Einer der bedeut endsten Verleger der Rom ant ik, Léon Curmer, erk annte für sich persönlich den Wert dieser „belle impression“ [Brivois]. Er ließ sich sein eigenes Exemplar in den hier vorliegen den wunderba r en mosaiz ier t en rom ant ischen Ein band binden. Proven ienz: Erst b esitz er war der Verleg er Léon Curmer (1801 –1870), der den exk lusiven rom an tischen Einband in Auftrag gab, mit dessen In itialen am Fuß (Auktion 1874, Nr. 17). – Auf der Doublüre das goldg epräg t e Ex l ibris von René Desc amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille ansäs sigen Industriellen und neb en Beraldi und Bart hou renom m ier t esten Samm ler sei ner Zeit (nicht in des s en Ka t a log 1925). – Dar u n t er das Wap penex l ibris des Industriellen Évra rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979), dessen Aukt ion II , 1980, Nr. 42, mit Abb. – Schließ l ich: Adri a n Flüh m anns Monog rammschildchen „awf “. Lit er at ur: Brivois 117; Car t eret III , 192; DBF X, 836 f.; Vicai re III , 122 f.; zu Delille: Die rom an is chen Lit er at ur en I, 149; En gelh ardt/Roloff I, 248; Hoefer 13, 464 ff.; Jan 206; zu Thénot: Beraldi XII , 110 f.
– 458 –
Don au, der zweit e ber icht et von einem Besuch der Stadt Wosnessensk währ end der Anwesenheit des Zar en, der dritt e von der Krim sow ie von der Rück reise Démidoffs über Lemberg und Wien, der vier te von Schiffsr eise seiner Gef ähr t en von Istanbul nach Marseille.
Exemplar auf Chinapapier, aus den Sammlungen Meeûs, van der Rest, Esmer ian und Bonnasse 145 [Démidoff, prince de San Donato, Anatole de]. Esquisses d’un voya ge dans la Russie mer idion a le et la Crimée. [Vortitel:] Voya ge en Crimée. Par is, Rousseau [und:] Houdaille, 1838. Titelvig nette und 8 Textvig netten in Holzschnitt. 4 Bl., 102 S., 1 leeres Bl. – Text in schwarzen Rahmen gesetzt. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (252 x 165 mm). Langg en arbter dunk elg rün er Mar oquinband auf glat ten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel zwischen zwei dreifachen Goldf iletenrah men, Deckel mit fettem und fünf mageren Goldf ileten rahm en, der inn erste mit Eckfleurons, doppelte Gold fileten auf den Stehk anten, Inn enk anten mit fettem Goldf iletenrahm en, darin eingerahmtes Mäanderband, jeweils aus doppelten Goldf ileten, und mit Eckfleurons, Doublüren und fliegende Vorsätze aus blaßg rüner Moi réseide, mit Ganzg oldschnitt, auf dem Spiegel sig niert und dat iert „G. Mercier rel. 1939“ , in Pappschuber mit Mar oquink anten (Rücken leicht bräunlich verf ärbt, Vort itel schwach gebräunt, Titel mit minim alem Randeinr iß). Exemplar auf Chin apapier, aus bedeut enden Samm lungen Dies ist die erste, noch anony me Veröf fent l ichung von Prinz Anatole de Démidoff (1813 –1870), und zugleich der erste Ber icht von der großen Rußl and reise, die er 1837 mit rund zwei Dutz end Gelehr ten und Künstlern unternommen hatte. Das Buch ist dem russischen Za r en Nikol aus I. gew idmet und besteht aus vier Briefen, die im Aug ust und Sep tember 1837 in Odessa sow ie im Janua r und März 1838 in Par is geschrieben wurden. Der erste schil dert die Walachei mit dem Mündungsg ebiet der
Diese „rapidement“ zusam mengestellt e Schrift be sitzt den Vorz ug größer er Akt ua l it ät und Un m it t el barkeit gegenü ber der nachfolgenden volu m inösen, erst 1840 erschienenen Voya ge dans la Russie mer i dion ale et la Crimée par la Hongrie, la Valachie et la Moldavie, von welcher sie jedoch in der Wahrneh mung ver d rängt wur de: Schon bald wa r en die Esquisses „peu con nues“ [Beraldi]; in ein igen Refe renz werken (Brivois, Giacomelli, Oster walder) sind sie schlicht überg angen. Das Büchlein enth ält acht hier erstm als ged ruckt e Holzschnit t e des mit r eisenden Zeichners Aug uste Raffet (1804 –1860), die „non seulement une merveille art istique, mais encore un précieux document eth nologique“ [Bénézit] darstellen. Sie wurden auch in die Ausg abe von 1840 übernommen, dort jedoch in einer bescheidener en Qua l it ät der Wiederg a be. Das mag auch dara n liegen, daß das vorliegende Exemplar einer der wen ig en Drucke auf Chin aPapier ist; dieser ist fast makellos erh alt en und zu dem kaum beschnitten. Dam it hält der prächtige Meistereinband von George s Mercier (1885 –1939) durchaus Schritt. Auff ällig ist, daß der Buchbin der hier ausn ahmsweise – in seinem letzt en Lebens jahr – allein mit seinem Namen und nicht wie sonst als „S[ucce sseu]r de son père“ sig nierte. Die Ver goldung besorg t e laut Kat a log Esmer ian das Atel ier von Émile und And ré Mayla nder. Die Besitz er r eihe im 20. Jahrhundert liest sich wie ein Who is who der Sammler franz ösischer Rom ant ik: Laur ent Meeûs, Pierre van der Rest, Raphaël Es me r ian, Hen ri Bonn asse (ohne Ex l ibris), Adria n Flüh m ann. Proven ienz: Vers o flieg endem Vors atz die Ex l i bris von Laur ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Laur ent Meeûs, 1982, Nr. 255), Pierre van der Rest (Aukt ion am 20.10.1964, Nr. 24) und Raphaël Esmer ian (Aukt ion I V, 1973, Nr. 37: frs. 2.800). Nächster Besitz er war Henr i Bonn asse (Aukt ion II , 1982, Nr. 37: frs. 9.000), zuletzt Adria n Flühm ann, dessen Monog rammschildchen „awf “ zuu nt erst auf dem Spiegel. Lit er at ur: Bénézit XI , 393; Beraldi XI , 109, Nr. 1663 –1671; Car teret III , 196; vgl. Giacomelli 289 ff. (nicht dies e Ausg.!); Hoefer 13, 561; vgl. Ray II , 282, Nr. 204; Sander 218; Vicai re III , 165; zu Raffet als Reis et eilnehmer vgl. Bry 35 ff.
– 462 –
Im repräsent at iven Verlegereinband 146 Démidoff, [prince de San Donato] Anat ole de. Voya ge dans la Russie méridionale et la Crimée, par la Hongrie, la Valachie et la Moldavie. Executée en 1837. Édition illu stré de soi xante-quatre dessins par Raffet. Par is, Ernest Bourdin et Cie, 1840. 24 Tafeln in Holzschnitt auf Chin apapier, auf Kartons aufk a schiert und mit Seidenvorsätzen, 1 doppelseit ig bedruckte Noten-Tafel, 38 Holzschnittvig netten. 2 Bl., VII S., 621, (3) S. Mit einigen Tabellen. Quart (254 x 163 mm). Verlegereinband aus rotbraunem Saff ian auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rücken titel, umgeben von floralem Rocaille-Dek or, solcher als Rahm en auch auf den Deckeln, hier mit Vögeln und Grotesk en besetzt, zent ral der gekrönte russische Dop peladler mit Georgsschild, Szepter und Reichsapfel, mit hellgelben Glanzpapiervorsätzen und Ganzg old schnitt, verso Vorsatz mit Etik ett des Binders Boutigny (Rüc ken aufgeh ellt, durchgeh end leicht stockf leckig, letzte Lagen leicht gebräunt, Titelei und Frontispiz mit klei nem Feuchtrand). Im repräsent at iven Verlegereinband von Boutigny Prinz Anat ole de Démidoff (1813 –1870) org a n isier te und fi n an z ier t e eine wissenschaft l iche Exped it i on nach Rußland, die 1837 unter der Leit ung von Frédéric Le Play (1807 –1882) stattfand und der 22 fran z ösische Gelehr t e, Schrift stel ler und Künst ler angehör t en, dar u nt er Aug uste Raf fet (1804 –1860). Dessen Illustrat ionen der vorl iegenden Erst ausg a be sind „non seulement une merveille artistique, mais encore un précieux document eth nologique“ [Bénézit]. Beraldi hielt Raffet für „le plus grand nom de l’est ampe orig in ale du siècle“ und „l’un des plus grands noms de l’art français“ [Beraldi XI , 61] – ein großer Teil seines Werkes ist wieder u m „dadurch beeinflusst, dass der Fürst Démidoff ihn als Zeich ner und Illustrat or für die von ihm herausgegebe nen Reisebeschreibungen auf seine langen Reisen mitn ahm“ [Sander, S. 41]. Das „œuvre instructive et sérieuse“ [Hoefer] und „handsome book“ [Ray] enth ält auf dem Titel die ged ruckte Widmung „Dédié à S. M. Nicolas 1er, Empereur de toutes les Russies“ und als Fronti spiz dessen Por t rait zu Pferd. Da m it kor r espond iert auch das goldene Sig net des russischen Doppeladlers auf den Deckeln des von Boutigny gestalt et en Verleger einbands für Bourd in. Zugleich repräsent iert der
Einbandschmuck idea lt y pisch den Stil Boutignys, war er doch „the lead ing exponent of the rocaille school of bind ing“ [Ramsden 40]. Von dieser ersten Ausg a b e existier en auch Va r i ant en mit der Jahr esz ahl 1841 auf dem Tit el. Laut Cart eret fehlt in vielen Exemplar en die – hier vor handene – „préface“ ( VII S.), doch basiert seine An ga b e of fensicht l ich auf einer Ver wechselung mit der tatsächl ich nur „fort ra r ement“ [Vica i re] anz u tref fenden, gleichfalls röm isch pag in ier t en „dédicace“ ( VIII S., wohl mit 2 Vig nett en), die auch unser Exemplar nicht besitzt (wie das Exemplar Escoffier). Vorh anden ist das unpag in ier t e gestochene Not en blatt mit dem Marche valaque [nach S. 142]. Lit er at ur: Bénézit XI , 393; Beraldi XI , 109, Nr. 1672 –1723; Brivois 119 f.; Car t eret III , 196; Esc offier 1430; Giacomelli 289 ff.; Hoefer 13, 561; Lonchamp II , 126; Osterw alder 861; Ray II , 282, Nr. 204; Sander 219; Thieme/Becker 27, 564; Vicai re III , 165 f.; zu Raffet als Reis et eilnehmer vgl. Bry 35 ff.; zum Einband: Culot Nr. 192; Malavieille 153, Nr. 25 (Abb.).
– 463 –
Exemplar auf Chinapapier, aus dem Besitz von Jules Jan in und im Einband von Bauzonnet-Trautz 147 Démidoff, [prince de San Donato] Anat ole de. Voya ge dans la Russie méridionale et la Crimée, par la Hongrie, la Valachie et la Mold avie, exec uté en 1837, sous la direction de M. Anatole de Démidoff, par MM. de Sainson, Le Play, Huot, Léveillé, Raffet, Rousseau, de Nordm ann et Du Ponceau. Dédié à S. M. Nicolas 1er, Empereur de toutes les Russies. Tome prem ier. Par is, Ernest Bourdin et Ce, 1840. 24 Tafeln in Holzschnitt auf Chin apapier, auf Kartons aufk a schiert, 1 doppelseit ig bedruckte Noten-Tafel, 38 Holzschnittvig netten. 2 Bl., VII S., 621, (3) S. Mit eini gen Tabellen. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (260 x 166 mm). Grobgen arbter pflaum enfarbi ger Mar oquinband der Zeit auf fünf mit schraff ierten Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rücken. t itel und Ka stenverg oldung der übr igen Kompartimente aus fettem zwischen zwei mageren Goldf iletenrahm en, zwei ebensolche dreifache Rahm en auf den Deckeln, mit dreifachen Goldf ileten auf den Steh- und Dentellebor düre auf den Innenk anten, marm or ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt über einigen seitlichen Témoins, am Fuß sig niert „Bauzonnet-Trau tz“ (eine Einband-Ecke mit minim aler Stoßspur, meist leicht, stellenweise etwas stärk er braunf leckig). Exemplar auf Chin apapier von Jules Ja n in, im zeit genössischen Ein band von Bauzonnet-Trautz Die 1840 erschienene Reisebeschreibung des Prin zen Anatole de Démidoff wurde bis 1842 um drei weit er e Bände erg änzt; bei unser em Band handelt
es sich – anders als vom Tit elblatt zu vermut en – je doch nicht um den „Tome prem ier“ der vierbänd i gen Ausg abe. Vicaire stellt klar: „En 1840, il a été réimprimé des titres nouveaux, dont le libelle est différ ent, avec la mention: Tome prem ier“. Daraus erk lärt sich auch ein ander es Spez i fi k um: Cart eret erwähnt nur für den 1840 erschienen Band „quelques exemplaires sur papier de Chine“, nicht aber für die spät er e vierbänd ige Ausg a be, für die auch Sander led igl ich „ra r es exempl. s. Holl an de“ kennt. Wie der gesamte Band ist jedoch auch unser Tit elblatt des „Tome prem ier“ auf Chin apa pier ged ruckt, also wurden die Chin apapier-Abz ü ge ebenfalls mit dem spät er en Band-Tit el versehen. Daß das vorliegende Buch so vollständ ig ist, wird nicht zuletzt an dem zeit genössischen Einband von Bauzonnet-Trautz deutlich, die nur 1840 –1851 in dieser Form sig nier t en: Keinerlei Bandbez eich nung findet sich auf dem Rücken des im doppelt en Sinn ‚ex k lusiven‘ Meistereinbands [vgl. Culot, S. 462 f.; Fléty 19; Ramsden 26]. Wie das vor ige Exemplar besitzt auch dieses die „préface“ (hingegen nicht die „dédicace“), ferner das unpag in ier t e gestochene Not enblatt mit dem Marche valaque [nach S. 142]. Proven ienz: Ex l ibris von Jules Ja n in (1804 –1874) vers o flieg endem Vors atz [vgl. Poideba rd 310 f.], nicht in dess en Aukt ionsk at a log 1877. – Geg en über Exl ibris von Pierre van der Rest (Aukt ion am 20.10.1964, Nr. 25: frs. 1.400).
– 466 –
Mosai keinband im Restaurat ionsstil 148 Demoustier, C[harles]-A[lbert]. Lettres à Émilie sur la mytholog ie. 3 in 1 Bd. Par is, Au bureau des écriteurs, 1830. Titelvig nette in Holzschnitt. 247 S.; 210 S.; 256 S. Klein-Oktav (135 x 80 mm). Dunk elbraun er geglätteter Mar oquinband der Zeit auf glatten Rücken, mit gold geprägtem Rückent itel in doppelter Goldf iletenrahmung auf zwei erh abenen Flächen an den Kapitalen, Rücken und Deckel mit reicher orn am entaler Goldpräg ung und Intarsien in Ocker, Grün und Dunk elr ot, auf den Dec keln umgeben von fettem Filetenrahm en, sod ann drei fachem mageren mit großen Eckfleurons, und weite rem fetten Filetenrahm en, vorn zent ral mit den Initialen „Z. P.“ , mit dek orat iv goldgeprägten Einband-Ecken, auf den Innenk anten dreifacher Goldf iletenrahm en mit acht rot intarsier ten Fleurons zwischen jeweils doppel tem (mageren und fetten) Goldf iletenrahm en, Doublüren und fliegende Vorsätze aus hellgrauer Moiréseide, Ganz gold schnitt (Kapitale minim al berieben, Papier leicht, stellenwei se mäßig braunf leckig). Ein Bestseller für das weibl iche Publik um – in einem auf wend igen Mosa i keinband im Stil der Restau r at ionsz eit Charles-Alb ert Demoustier (1760 –1801), der sich für einen Nachfahr en von Racine und La Fonta ine hielt, gab seine Arbeit als Advok at auf, um sich ganz der Lit er at ur zu widmen. Er debüt ier t e 1786 mit dem ersten Teil der Lettres, die ihn bis zum Ende seines Leb ens begleit et en: 1798 wurde das Werk mit dem sechsten Teil abgeschlossen. Eigent l ich wollt e Demoustier die beiden letz t en Par t ien noch einm al übera rb eiten, doch wurde ihm dies vom Verleger Ant oine-Aug ustin Renoua rd als In h a ber der Recht e unt ersagt, so daß der Text 1801 unver ändert erschien. Bald darauf erlag Demoustier einer Lungenentz ündung. Diese Lehrbriefe richteten sich in Reim und Pro sa an eine junge Elev in, um ihr „d’une façon gracieuse, bien que souvent trop prétentieuse, l’histo
ire des dieu x de la fable“ [Hoefer] zu erzählen. Insb esonder e beim weibl ichen Publik um erh ielt das Werk „un applaudissement presque unanime“ [Grae ss e II , 361] und hat t e ei n en „succès prod igieux“ [Brunet II , 593]. Demoustier schrieb auch Opern und Theat erstücke, doch ist dieses Werk una ngefochten „le plus im porta nt et le plus con nu“ [Hoefer] des Autors. Die Ausg a b e von 1801 ent h ielt 36 Illustrat ionen von Charles Monnet, eine wei t e r e von 1806 Kup fer von Moreau le jeu ne; Hoefer zählte bis 1827 gan ze 17 Edit ionen, Quéra rd/Bourquelot bis 1834 be reits 30. Von dem Erfolg zeugt auch, daß die vorl ie gende Ausg a be an vier Or t en herausk am: in Pa r is bei Grimprelle, in Nant es bei Suireau, in Sens bei Tho m as Mal v in und in An g oulême bei Per r ezLeclerc. Vora ngestellt ist ihr eine kurz e Biog raphie Demoustiers von Col lin d’Harleville und eine Not ice über das Werk von Vincent Campenon. Von groß er ind iv idueller Werts chätz ung durch die Erst b esitz er in zeugt unser zeit g enössisch im Stil der Restaur at ion gebundenes Exemplar in ei nem reich vergoldet en und dreifarbig int arsier ten, wunderbar erh alt enen Ma r oq uinbändchen. Leider blieb der Buchbinder anonym, von der Auft ragge ber in kennen wir nur die Initialen „Z. P.“ auf dem Vorderdeckel. Nach der Restaur at ionsepoche ließ das Int ere sse nach, um die Jahrhundert m it t e wa r en die Lettres à Émilie sur la mytholog ie nur noch „peu lues main tenant“ [Bru net II , 593]. Jüng er e Gener at ionen stieß en sich an der en gez ier t em, ma n ier ier t em Stil: Sie hätten vorm als so großen Erfolg geh abt „malg ré (ou peut-être à cause de) leur genr e affecté et prétentieux“ [DBF]. Proven ienz: Int arsier te Initia len „Z. P.“ auf dem Vorderdeckel. – Foul lon-Couppel du Lude. Lit er at ur: Vgl. DBF X, 1009; vgl. Hoefer 13, 623 ff. vgl. Quér ard II 474 (mit Ausg. bis 1826) und Quéra rd/Bourquelot III , 209 (Erw ähnung von 6 Ausg. nach 1827).
– 470 –
Exemplar von Vict or Mercier 149 Desma res, Eugène. Les métamorphoses du jour, ou La Fontaine en 1831, Avec des Vig nettes dessiné s par Henr i Monnier, et gravées par [Charles] Thompson. 2 Bde. Par is, Delaunay, 1831. [Auf dem Umschlag von Bd. II:] 1832. Zu samm en 16 Tafeln, 2 (ident i sche) Titelvig net ten in Holzschnitt. 256 S. Und: 319 S. Groß-Oktav, völlig unbeschnitten (231 x 147 mm). Lang gen arbte geglät tete braun e Halbm ar oquinbänd e auf je fünf mit doppelten Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägten Rückent iteln in zwei sowie dek orat iver Ka stenverg oldung in vier Rückenk ompartimenten, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenen rosafarbenen illu strierten Orig in alUm schlägen (inkl. Um schlagr ücken), auf den fliegenden Vorsätzen verso sig niert „V. Champs“ (Um schläge ger ing angestaubt, eine Um schlagecke angerändert). Un beschnit t enes Exemplar mit den Orig in al-Umschlägen in Einbänden von Champs für Vict or Mercier Un m it t elbar nach der Jul ir evolut ion von 1830 griff der republik an isch eingestellt e Journ al ist Eugène Desma res (1806? – 1839) auf La Fontaines Fabeln zur ück, um sie in seiner sat ir is chen Samm lung pol it ischer Fa b eln in zwölf Büchern geschickt zu paro dier en. In einer erh ielt der „Bürg erkön ig“ Lou i s-Phil ippe den Tit el ei nes „Citoyen tyra n“. Die Rea ktion ließ nicht lange auf sich warten: „Cette édition a été poursuivie et l’auteur condamné à 6 mois de prison et 500 fr. d’amende“ [Brivois]. Der Epilog im zweiten Band endet gleichwohl mit der trotz igen Hoffnung: „La Liberté sera reine du monde“.
Die 16 Illustrationen auf den Tafeln, teils auf ge tönt em Papier, wa r en ber eits in La mora l e en act ion des fables de La Fontaine (Perr otin, 1828 –1830) erschienen, dort allerd ings noch ohne die Bildle genden. Beide Edit ionen sind „ext rêmement ra res“ [Rochamb eau]. Der Zeichner Henr i Monn ier (1799 [wohl nicht: 1805] – 1877), Mita rbeit er an La Car icature und Le Charivari, war „eine der int eres sant esten Erscheinungen der Zeit“ [Sander, S. 38], ein „scharf beobacht ender Sit t enschilder er u. Chro nist der Restaur at ion“ [Thieme/Becker 25, 69]. Die Tit elv ig net t e, die auf den Vorder u mschlägen wie derholt wird, verweist auf das Vorbild La Fonta ine, der aufschreibt, was menschenköpfige Tier e ihm zu sagen ha ben; die Hint er u mschläge zeigen eine Le sende im Freien. Die Dat ier ung auf dem Umschlag des zweit en Bandes ist immer „1832“ [vgl. Vicai re]. Dies ist ein sehr schönes, völl ig unb eschnit t enes Exemplar des „ouv r age peu com mun“ [Escoffier], mit den Orig in al-Umschlägen, in wunderbar er halt enen Einbänden von Vict or Champs und aus dem Besitz Vict or Merciers, eines der profi l ier t esten Bi bliophi len sei ner Zeit. Proven ie nz: Auf beiden Spieg eln das farbig illustrier t e Ex l ibris von Vict or Mercier (1853 –1931), dem Präsident en der „Société des amis des Livres“, mit dessen Dev ise „Libror um flos illibat us“ (dessen Kat alog 1937, I, Nr. 320). Liter atur: Beraldi X, 105, Nr. 737; Brivois 122 f.; Carteret III , 198 f.; Desprès LXXX ; Drujon 257 f.; Esc offier 863; Quéra rd/ Bourquelot III , 238; Rochamb eau 397; Sander 226; Vicai re III , 215 f.; zu Champ s: Devauchel le III , 247; Fléty 41; zu Monniers Illustrat ionen: Bassy 54 f. und 266, Nr. 35.
– 472 –
Exemplar Villebœuf 150 Desnoyers, Loui s. Les aventures de Jean-Paul Choppart. Illustrées par Gérard-Séguin, l’Episode de Panouille par Frédéric Goupil. Par is, J.-J. Dubochet et compagnie, 1843. Fronti spiz, Titelillu strat ion, 96 Textillu strat ionen, alle in Holzschnitt. 1 Bl., [I V] S., 308 S.; 2 Bl. ( Verlagsprospekt). Groß-Oktav, unbeschnitten (228 x 140 mm). Langgenarb ter türki ser Halbm ar oquinband auf fünf breite, blindund goldgeprägte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und orn am entaler Verg oldung in doppeltem Filetenrah men in den Rückenk ompartimenten, mit Goldfileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und einge bundenem, illu striertem Orig in al-Um schlag (inkl. Um
schlagr ücken), auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1921“ , in mit Filz ausge schlagenem Pappschuber mit Lederk anten. Mit eingebundenem, il lustrier t em Orig i n al-Umschlag und Verl agsprospekt Von zwei ausger issenen enfants terribles, die in einer Gauk ler t ruppe landen, und ih r en tra g ikom ischen Abent euern handelt dieser Ent w ick lungsr om an von Loui s Desnoyers (1805 –1868), dem Mit b eg ründer und Chef r ed akt eur des Charivari. Das Buch erlebt e „un succès éclatant en France et à l’étranger“ [DBF X, 1494]. Es erschien zuerst im Journ al des enfants, 1834 erst m als selbständ ig; hier vorl iegend die erste
– 474 –
Ausg a be mit diesen Illustrat ionen von Jean Alf red Géra rd Séguin (1805 –1875) und Frédéric Goupil, zugleich „le plus rare […] et l’un des plus interes sants“ [Gumuchian]. Gilt das Werk auch als „un véritable chef-d’œuvre pour enfants“ [DLF I, 315], präsent iert es sich hier in einer übera rbeit et en Form, die aus dem Jugend buch ein lit er ar isches und – „par la beaut é et le luxe de l’impression“ [S. II] bibliophiles Werk macht, das den Vergleich mit Robinson und Gulliver nicht scheut: „C’est, en effet, un livre amu sant pour tout le monde“ [Brivois]. Das Buch – „rare en bonne cond ition“ [ebd.] – liegt hier in ei nem schönen, völ l ig un b es chnit t enen
Exe mplar vor, mit dem selt enen, eing ebunde nen Orig in al-Umschlag und vierseit igem Verl ags prospekt (dies er mit 3 Abbildung en), in einem eleganten, dat ier t en Einb and von Geo rge s Mercier (1885 –1939). Proven ienz: Auf dem Spiegel die winz igen gold gepräg t en Initia len und das Ex l ibris von Paul Villebœuf (nicht in dessen Aukt ionsk at a log 1963). – Dar u nt er das Ex l ibris der Pia n istin und Aut or in Chant al Ca z aux. Lit er at ur: Brivois 123 f.; Car t eret III , 200 (mit fals cher Seit en zahl) und 201 (Ums chlag-Abb.); Gumuchian 2189; Osterw alder 972; Quéra rd/Bourquelot III , 243 (mit Ers cheinungsjahr 1842); Sander 228; Thieme/Becker 30, 452; Vicaire III 227 f. (mit fal scher Kol l at ion).
– 475 –
Unbeschnit t en, mit Orig in al-Umschlag und im Einband von Vict or Champs Ein weit er es schönes Exemplar dies er Ausg a b e, die laut Brivois „rare en bonne cond ition“ anz u tref fen ist, unbeschnit t en und mit dem orig in a len illustrier t en Umschlag, der seinerseits „très rare“ [Cart eret] ist. Die vielsagende Szene zeigt, wie JeanPaul Choppart und sein Gef ährt e in weit en Sätz en die Flucht vor dem Feldhüter und dessen großem schwarz en Hund erg reifen – gleichsam als sark asti scher Auft akt für „un voya ge aut our du monde“ [S. 14]. Die Illustrat ion wird nicht im Text wiederholt. Proven ienz: Gestochenes Ex l ibris „Am. Berton“ auf dem Spiegel. – Ein Adolphe Berton (1801 –1855) ver öf fent l icht e 1837 einen Traité pratique des maladies des enfants. Unbeschnitt en, mit dem Orig inal-Umschlag 151 Desnoyers, Loui s. Les aventures de Jean-Paul Choppart. Illustrées par Gérard-Séguin, l’Episode de Panouille par Frédéric Goupil. Par is, J.-J. Dubochet et compagnie, 1843. Fronti spiz, Titelillu strat ion, 96 Textillu strat ionen, alle in Holzschnitt. 1 Bl., [I V] S., 308 S. Groß-Okt av, unbeschnitt en (225 x 140 mm). Weinroter grobgen arbter Halbm ar oquinband à la Bradel mit goldgeprägtem vierzeiligen Rückent itel, marm or ierten Vorsätzen und eingebunden em, illu striertem Orig in alUm schlag, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „V. Champs“ (Um schlag angestaubt).
– 476 –
Im Verlegereinband, aus dem Besitz von Paul Gavault 152 Desnoyers, Loui s. Les aventures de Jean-Paul Choppart. Illustrées par Gérard-Séguin, l’Episode de Panouille par Frédéric Goupil. Par is, J.-J. Dubochet et compagnie, 1843. Fronti spiz, Titelillu strat ion, 96 Textillu strat ionen, alle in Holzschnitt. 1 Bl., [I V] S., 308 S. Oktav (210 x 130 mm). Verlegereinband aus rotem Saf fian auf glatten Rücken, dieser mit goldgeprägtem Ti tel am Kopf, darunter den gesamten Rücken ausf üllende fig urat ive Goldpräg ung, auf den Deckeln in einem dop pelten fetten Blindrahm en große Illu strat ion in PlattenGoldpräg ung, mit Ganzg old schnitt. Die erste Ausg a be mit den Illustrat ionen von Jean Alfred Géra rd Séguin (1805 –1875) und Frédéric Goupil, zugleich „le plus rare […] et l’un des plus
int eressants“ [Gumuchian] überh aupt, liegt hier im her vor r a gend erh alt enen Verlegerein band vor. Die goldg epräg t e Deckeli llus trat ion zeigt den Dir ekt or der Gauk ler t ruppe, in die der Tit elheld ge raten ist, den „Marq uis de la Galoche“, mit einem Trommler und einem Zuschauer im Hint erg rund. Auf einer improv isier t en Bühne künd igt er mit gro ßer Geste „Les aventur es de Jean Paul Choppart“ an. Die Illustrat ion wird nicht im Text wiederholt. Der Vorb esitzer Paul Gavault (1866 –1951) dürfte bes onder en Wert ger ade auf dies e Darstellung gelegt haben: Er war Dram at urg und Dir ekt or des Théâtre de l’Odéon in Par is. Proven ienz: Auf dem Spiegel das Exl ibris von Paul Gavault (Aukt ion III , 1950, Nr. 855).
– 477 –
Ein Album amicorum aus dem engsten Umk reis der Devér ias, mit Aut og raphen von Vict or Hugo, Sainte-Beuve, Dumas u. a., Zeichnungen von Boulanger, A. und E. Devér ia, Girodet, Huet u. a., in einem romant ischen Mosai keinband 153 [Devér ia]. [Album amic or um] aus dem Besitz von Pauline Franç ois. [Par is, 1829 und später]. 79 Bl. (davon 12 beidseitig, 59 einseitig gef üllt und 8 leer), mit 18 Autog raphen (davon 1 mont iert) und 51 Ori gin al-Zeichnungen (davon 35 mont iert, einige farbig), 5 Zeichnungen (davon 2 farbig) auf separaten Blättern in Tasche. Quer-Folio (238 x 325 mm). Langgen arbter auberg in e farbener Mar oquinband der Zeit auf vier breite goldor nam ent ierte und intarsier te Bünde, die mit fetten und zwei mageren Goldf ileten gerahmten Rückenkompartim ente mit intarsier tem Golddekor, auf den Deckeln in drei fachem Filetenrahm en eine große goldgeprägte Platte mit Schmuckm ot iven à la cathédrale und großer zent ra ler, nach links und rechts giebelart ig erweiterter Rosette, reich in Rot, Grün, Citron und Mittelbraun intarsier t, auf den Innenk anten mit intarsier tem, floral-linearem Gold dek or zwischen fetten Goldf iletenrahm en, mit Doublü ren und Vorsätzen aus weißem Morépapier, einer auffaltbaren Tasche auf dem vorderen Inn endeckel und mit Ganzg old schnitt ( Vorsätze am Rand leicht oxydiert). Stamm buch von Paul ine François, wohl einer Tant e der Geschwister Devér ia, mit zahlr eichen Orig i n a len bedeut ender rom ant ischer Aut or en und Zeich ner Dieses Album amic or um ist nur vorderg ründ ig eine ‚Privats ache‘ – tats ächl ich ist es eines der bedeu tendsten Dok u ment e der franz ösischen Früh r om ant ik in Hinblick auf ihre personengeschicht l ichen Zusam menh änge und in jeder Hinsicht von einz ig ar t iger Qua l it ät. Auf 79 über w iegend einseit ig ge füllt en Blät t ern ent h ält das Album 18 Aut og raphen und 51 Zeichnung en bedeut ender Schriftsteller und bildender Künst ler, die durch freundschaft l i che und ver wandtschaft l iche Bez iehungen ebenso wie durch ihre künst ler ischen Am bit ionen mitein ander verbunden wa r en, dar u nt er Charles-Aug u stin Sainte-Beuve, Alexa nd re Dum as, Vict or Hugo, Paul Lacroix, Loui s Boul anger, die Brüder Devér ia und eine Reihe ander er – ein Zirkel, der zugleich die Speerspitz e der rom ant is chen Beweg ung in Frankr eich darstellt e. Die Trad it ion des „Stammbuchs“ oder „Album ami cor um“ reicht bis ins Mitt ela lt er zur ück und paßt e sich über die Jahrhunder t e den jeweil igen Zeit u m ständen an. Ursprüngl ich dem Adel vorb eh alt en,
verbreitete es sich in der Neuzeit unter Gelehr ten, Student en und zu neh mend in weit er en bür gerlichen Kreisen. Oft legt en junge Leut e „vor ih rem Wegg ang in die Fremde ein Stammbuch an, das sie Verwandt en, Freunden und Bek annt en vor legt en, um von ihnen ein Wort des Gedenkens […] einschreiben zu lasssen“ [Her old-Zolli kofer 13]. Im 18. Jahrhundert wurde die Freundschaft selbst zum vorherrschenden Them a, auch wurden „Eint rag un gen mit lit er a r ischem Bez ug […] im mer häu fi ger“ [Fechner 18]; seit der Goethe-Zeit entw ickelt sich das Stammbuch „zum ‚Poesie-Album‘“ bzw. „zu ei ner Form, die sich mit der lit er a r ischen Ant holog ie ber ührt“ [ebd. 11]. Währ end es im 19. Jahrhundert in akadem ischen Kreisen „wen iger mehr übl ich“ ist, wird es „insbesonder e auch bei den Frauen, vor al lem unter jungen Mädchen gepflegt. In den Ein zeichnungen macht sich die rom ant ische Stim mung gelt end, eine gew isse Vorl iebe für überschwängli che, phant astische Gef ühlsäusser ungen“ [Her oldZolli kofer 23]. Am Zielpunkt dieser langen Entw ick lung steht das vorl iegende, eminent ‚rom ant ische‘ Freundschafts-Buch einer lit er at ur- und kunst ver ständ igen Dame, das einz ige seiner Art in unser er Samm lung, zugleich beispiel h aft und beispiel los: Sowohl im Kontext der Buchg attung als auch der Zeit erhebt es sich frappant über alle landläufi gen Vorstellungen und Maßstä be. Das Buch beg innt nicht wie gewöhnl ich mit einem „sorgl ich geschrieb enen und ver z ier t en Tit elbl at te“ [Keil 13], sondern gleich mit einer Reihe Zeich nungen und – als erstem Text – einem langen Ge dicht des jungen Charles-Aug ustin Sainte-Beuve (1804 –1869) aus dem Jahr 1829 À Madame Franç ois, in der wir die Besitzer in Paul ine François erkennen. Rom ant ischer als mit der ger adez u troubadourh aft wirkenden Anr ede eines jungen Dicht ers an die of fenbar ält er e „Mad ame“ könnt e ein Freundschafts buch kaum beg innen – und auch kaum gew icht iger, avancierte Sainte-Beuve doch nachma ls zu einem der ein flußr eichsten Schrift steller und Lit er at ur krit iker der rom ant ischen Epoche. Daß die Bez ie hung zwischen beiden keineswegs nur privat, son dern auch auf eine Öffentlichkeit hin transpar ent, wenn nicht angelegt war, belegt die Publik at ion des Ged ichts in der zweiten Ausg abe von Sainte-Beuves Frühwerk Vie, Poésies et Pensées de Joseph Delor me (1830), kurz darauf in den Annales rom ant iques
– 478 –
(1831) und spät er in den Poésies complètes (1845), wo es allerd ings stets den Tit el À Madame F. trägt, wäh rend es in der erweit ert en Ausg abe von Vie, Poésies et Pensées de Joseph Delorme von 1863 À Paulin e F. heißt. Läßt sich an der Mehr fachveröf fent l ichung des frühen Ged ichts dessen grundsätzl iche Bedeu tung für Sainte-Beuve era hnen, so ermögl ichen die Tit elva r ia nt en unt er Einschluß der handschrift l i chen ersten Version in unser em Album erst m als die vollständ ige Ident i fi k at ion der vom Dicht er Ange sprochenen und da m it der Besitz er in des Buches! Dieser Paul ine Franç ois können wir uns wieder um über die verschiedenen Beit räg er des Album amic or um an n ä hern – wobei gleich z eit ig die in ner en Zusam menh änge des wohl bedeut endsten frühr o mant ischen Zirkels in Frank r eich sicht bar werden. Ent h ielt en die frühen Stamm bücher das Wappen ihr er meist adel igen Inh a ber, so beg nüg t e man sich in später er Zeit meist mit Silhouetten – nicht je doch die Besitz er in unser es Albums: In der zwei ten, ganzseit igen Zeich nung einer sitz enden jungen Frau, die von ihr en beiden mit einem Hund spielen
den Kindern umtummelt wird, erblicken wir das verspielt e Por t rait von Paul ine François. Die pri vat e Szene zeichnet e Achille Devér ia (1800 –1857), von dem noch zwei weit er e int ime Zeichnung en im Album stammen. Darü ber hinaus gibt es zwei Orig in a le von seinem Bruder Eugène (1805 –1865) und ei nes von bei der Schwe ster, der Pia n i stin und Blu men m a ler in Laur e Devér ia (1813 –1838). Allein 14 Zeichnungen sig nier t e Loui s Boul anger (1806 –1867), fünf weit er e lassen sich ihm problem los zuordnen, auch findet sich von ihm ein Ged icht beit rag à Ste B[euve]. Seine Nähe zu der Besitz er in des Albums spiegelt sich auch dari n, daß er neben form-vollendet en Beit rägen auch spont an eine nur grob um r issene my t holog ische Szene aufs Papier warf. Anfangs ein Schüler Eugènes bzw. Achilles, mit denen er ein Atelier in der rue de l’Est teilt e [vgl. Mar ie, Boul anger 2], ging Boul anger seit 1825 im Haus der Devér ias aus und ein – einem idylli schen „log is festonné de pampres et de glyci nes“ in der rue Not re-Dam es-des-champs 45 [vgl. ebd. 1 und 14]. In diesem eng en häusl ichen Bez iehungsnetz
dürfen wir uns anscheinend auch Mad ame François den ken. Konk ret er e Anh altspunkt e da f ür ergeben sich aus Äu ßer ungen des Schrift stel lers Ant oine-Étienne Fontaney (1803 –1837), der in unser em Album auf dem letzten Blatt mit einem Auszug aus seinem 1829 ver öf fent l icht en Ged icht Le Château de Beauté ver t ret en ist. In seinem (erst 1925 veröf fent l icht en) Journ al int im e der Jahr e 1831 –1836 heißt es etwa unt erm Sonnt ag, dem 11. Sept ember 1831: „allé en Béarnaise chez les Devér ia. J’y ai passé la soi-rée. Mme François, toute pâle et toute gracieuse, à la douce et gent ille voix“[Font aney 34]. Am Sonnt ag, dem 16. Okt ober, schreibt er von einer „Soi rée pas sée chez les Devér ia. – J’y vois Eugène; – Mme Fran çois, […] Je ris énormément avec Boulanger“ [ebd. 54]; vier Tage spät er: „Je vais à l’Odéon. – On don ne […] la première représent ation de Charles VII “ , ein Stück von Alexa nd re Dum as: „Dans les loges on aperçoit Mme Waldor, en robe rouge, effr aya n te, les Devér ia; – nous les allons voir, ainsi que Mme François, Mlle Annette [Boulanger]. […] Après le spectacle, nous avons reconduit Mme François; nous som mes montés chez elle et elle nous a montré toutes ses tur quer ies“ [ebd. 57]. Offenbar war Mad ame François stets gemeinsam mit bzw. bei den Devér ias anz ut ref fen; auch Annet t e, die Schwester von Louis Boulanger, gehör t e ‚org a n isch‘ mit zum er weit er t en ‚Haus‘-Kreis, währ end Font aney eher aus respekt voller und bew undernder Distanz auf die „gracieuse“, „gent ille“ und of fenbar auch kunst verständ ige Mad ame blickte. Ihre von ihm erw ähnte Vorlie be für „tur quer ies“ findet im Album einen Wider hall gleich in der ersten Zeichnung von der Hand Boula ng ers, die ei nen Mann in orient a l is chem Kostüm, im Hint erg rund eine angedeut et e Moschee zeigt. Ein Pastell von Jules-Robert Aug uste port rai tiert einen Turbant räger im Profi l. Paulines Nähe zu den Devér ias basierte auf einer ver wandt schaft l ichen Bez iehung, wie sich ind i r ekt aus einem ander en Band in unser er Sammlung er sehen läßt. In dem Mode-Album Le Goût nouveau von etwa 1835 portraitierte Achille Devér ia außer sei ner Gat t in Céle ste, sei ner jünger en Schwester Laur e und Annet t e Boul anger auch eine Melle Fran çois in „grand chapeau, robe à fleu rs“, bei der es sich um die hera ngewachsene Tocht er Julie der Ma dame François handeln dürft e – auf der Zeichnung in unser em Album sehen wir sie noch als kleines Mädchen. Die junge Dame entstammt „de la fam ille Devér ia“ [Beraldi V, Anh ang 67, Nr. 400], wof ür es
– 481 –
noch einen weiter en Anh altspunkt gibt: Die Mut ter der Geschwister Devér ia hieß mit Mädchenn a men Anne M. Joséph ine Désirée François de Chaumont. Handelt es sich bei Paul ine François also um der en Schwester oder Schwäger in bzw. um die Tan te der Künst lergeschwister? Mögl icher weise besteht auch eine ver wandtschaft l iche Verbindung zu den Stechern Jules (1809 –1861) und Alphonse François (1814 –1888) – immerh in finden sich in unserem Album auch eine von „A. François“ sig niert e Blei stift z eich nung sow ie zwei Feder z eich nungen, die wir ihm zuschreiben möcht en. Schaut man auf die weit er en Beit räg er uns er es Album amic or um, so stutzt man zun ächst angesichts einer plastisch lav ier t en my t holog ischen ‚Nackt szene‘ mit der Sig nat ur von Anne-Louis Girodet – wen ig er des freiz üg ig en Inh alts weg en, sondern weil dieser ber eits 1824 verstorben war: Of fenbar handelt e es sich hier um ein piet ät volles Er i nne rungsstück an den Lehr er von Achille und Eugène Devér ia. Dessen Schüler war auch Charles Bazin (1802 –1859), von dem ein Aquar ell zu Walt er Scotts The Bride of Lamm erm oor in unser em Album ent halt en ist. Als Amat eurz eichner mit Eugène Devé
ria befreundet war Pétrus Borel (1809 –1859) [vgl. Ma r ie, Bou l an g er 38], der sich un t er dem Da tum „7bre 1831“ mit einem (erst 1832 veröffentlich ten) Ged icht Fantai sie eintrug. Denken wir noch Loui s Boul ang er, dess en Schwester Anne und Laur e Devér ia hinz u, so zeichnet sich ber eits ein Kreis junger Leut e ab, in dem fam iläre und mensch lic he Nähe sich idea l mit rom ant is cher Gesin nung und Kunst geschmack tra fen. Aufg rund ihr er Lebenser fahr ung und vor neh men Lebensa rt könn te die ein ige Jahr e ält er e Paul ine François in dieser Runde eine int eg rier ende und in Gesellschaftsd in gen orient ier ende Rolle eingenom men ha ben. Dieser mehr privat e Kreis war zugleich verschränkt mit einem größer en, in dem die künstler ischen Ver bindungen und Am bit ionen stärker in den Vorder grund trat en. So reiste etwa Loui s Boul anger 1829 mit Sainte-Beuve nach Burg und, ins Elsaß und nach Deutschland [vgl. Mar ie, Boulanger 40], was sich auch in zwei Zeichnung en unseres Albums widerspiegelt. Spät er begleit et e er Alexa nd re Du mas nach Tunesien, außerdem war er eng mit Vic tor Hugo bef reundet – zu den Werken beider Aut o ren schuf er eine Reihe von Illustrat ionen. Achille Devér ia wieder u m war einer der gefeiertsten Por traitisten seiner Zeit; aus dem Kreis der AlbumBeit räger malt e er u. a. Mar ie Nodier, Sainte-Beuve, Alexa nd re Dum as, Victor Hugo und Antoine Font a ney. Bez iehungen zwischen den beiden letz ter en, dem Verleger Renduel, Boul anger und dem Ehepaar François werden wieder u m in Font a neys Journ al int im e faßbar, wo der Tagebuchschreiber im Eintrag vom 6. Septemb er 1832 Hugo beim Vor namen nennt: „À 6 heur es je sors et je vais lire les journaux, puis rejoindre Boulanger chez Victor. – Nous dinons là avec Mme Franç ois, son mari, et Renduel. Nous sort ons vers 10 heur es, moi donn ant le bras à Mme François qui est douce et charm ant e“ [ebd. 149]. Pauline François war auch hier mit von der Par t ie – und int eressant er weise ent h ält ihr Al bum einen Ausz ug von der Hand Vict or Hugos aus dem Stück Mar ion de Lorme, das 1831 bei Renduel erschienen war. Kann da noch überr aschen, daß ein ige der wie aus dem Leben geg rif fen wirkenden Illustrat ionen des gleichfalls von Font a ney er wähn ten Loui s Boul anger zu Hugos Mar ion de Lorme, zu dem gleich z eit igen Rom an Not re-Dame de Par is und zu Lucrèce Borgia von 1833 auf fallende Para llelen zu den Orig in a len unser es Albums auf weisen? Font a neys Blick feld er weit et sich in einer Not iz vom 8. Dez ember 1832: „Je cour à l’Arsen al et j’arr ive de bonne heur e. […] Dîner charm ant et plein de
gaîté [sic]. – Champag ne. – Je suis près de Mar ie [Nodier]; – nous rions com me des enfants. – Ladvocat arr ive après le dîner; il vient beaucoup de mon de, Mme François, Annette [Boulanger], Mlle Du hautvel, Mme Pâris, Mme Zimmerm ann. – Je cause avec toutes“ [ebd. 164]. Die Rede ist hier von ei nem der ber ühmt en Cénacles in der Bibliohèque de l’Arsen al, die der dortige Dir ektor Charles Nodier (1780 –1844) vera nstalt et e und die ein zent ra ler Knot enpunkt des frühr om ant ischen Netz werks wa ren. Pauline François gehörte auch hier mit dazu und wird „avec toutes“ in regem Aust ausch gewesen sein. Von ihr er Mit gliedschaft in diesem illustren Kreis lassen sich Lin ien zu den weit er en Beit rägern des Albums ziehen, so etwa zu Alexa nd re Dum as: Von ihm liegt ein eigenh änd iger Ausz ug aus der Tragöd ie Charles VII vor, der en Urauf f ühr ung Ma dame François am 20. Okt ober 1831 im Théâtre de l’Odéon nach Ang abe Fontenays ja beiwohnt e! Die von Charles Nodier org a n isier t en Soi réen im Arse nal besucht en auch die miteina nder bef reundet en Charles-Aug ustin Sainte-Beuve und Victor Hugo; zwischen beiden bestand freil ich eine besonders pik ant e Bez iehung – unt erh ielt Sainte-Beuve doch eine Lia ison mit Hugos Gatt in Adèle Foucher, der dieser hilfl os zusah.
– 483 –
Von Victor Hugo, mit dem die Déver ias und Bou lang er ber eits im Dez em b er 1824 Freunds chaft geschlossen hat t en [vgl. Ma r ie, Boul anger 2], ge hen Verbindung en zu weit er en Album-Beit rä gern aus: Ein künst ler is cher Wegg ef ähr t e war der schon et was ält er e Frühr om ant iker Émile Dechamps (1791 –1871), mit dem Hugo 1823 die Zeit schrift La Muse française geg ründet hat t e; Ant on i Deschamps war dessen Bruder, beide war en auch mit Sainte-Beuve be f reun det. Ein Cou sin von Hugos Frau Adèle war Alf red Asseli ne (1824 –1891), ihr Bruder der Schrift steller Paul-Hen r i Foucher (1810 –1875), der als Dram at iker wiederu m mit Félix Ar vers (1806 –1850) zusam mena rbeit et e. Dieser ist in die franz ösische Lit er at urgeschicht e als Au tor eines einz igen Sonetts, des Sonnett d’Arvers, ein geg angen, das eigent l ich Un secret heißt. Als Gast im Arsen al verliebte er sich unsterblich in Charles Nodiers verheir at et e Tocht er Ma r ie MenessierNodier (1811 –1893); das wahrscheinl ich ihr gew id met e Sonett handelt von der unaussprechl ichen und unbemerkt en Liebe und wurde zum Sig num des ro mant ischen Weltschmerz es an sich. Es wurde 1833 in der Sammlung Mes here s perdue s ver öf fent l icht – in dem gleichen Band erschien auch das Ged icht Ce qui peut arr iver à tout le monde, von dem Arvers einen Ausz ug in das Album amic or um der Mad ame Franç ois eintrug. Mar ie Nodier steuerte dazu ih rerseits ein Sonnet bei, das anscheinend dir ekt für Paul ine Franç ois bestimmt war und unveröf fent licht blieb. Das anmut ig-eleg ante Ged icht sei hier vollständ ig wiedergegeben: Tant de perles, Madame, ornent vos blonds cheveux; Tant de fleurs sous vos pas heureuses d’ éclore, Tant de grâce enivrante et que votre âme ignore S’ épanche autour de vous et sourit dans vos yeux; Tant de bonheur s’empresse au devant de vos vœux, Tant d’espoir étinc elle en votre vie, et dore Les rayons transparents de votre belle aur ore, Tant vous êtes aimée, et votre époux heureux; Qu’on ne saurait prévoir dans ce que vous apprête Le sort, qui vous forma si belle et si parfaite, Une larm e à verser, un orage, un malheur! Ainsi je vous disais : triste, penchant la tête Et craignant que le ciel n’atterrât votre fête, Vous serriez votre enfant dorm ant sur votre cœur.
Die weit er en Beit räger seien an dieser Stelle nur erw ähnt: Ulric Guttinguer (1785 –1866) war Prä sident der Académie de Rouen und ein früher Ro mant iker aus der ält er en Gener at ion, Paul Lacroix (1806 –1881), auch bek annt als Bibliophile Jac ob und wie Gutt inguer bef reundet mit Sainte-Beuve, wur de 1855 Konser vat or am Arsen al; der Schriftstel ler Jules Lacroix (1809 –1887) war sein Bruder. Der junge Kunst k rit iker Gustave Planche (1808 –1857), der Krit iker Aug uste Bussière und Alphonse Phil ippe war t et en mit anscheinend unpubliz ier t en Tex ten auf. Zu den ber eits oben gen annt en Zeichnern tret en hinz u Ant on Teofil Kwiatkowski (1809 –1891), ein poln ischer Emig rant, der mit Mickiewicz und Chopin bef reundet war, Paul Huet (1803 –1869), der seine ersten Er folge dem „entschiedene[n] Eint re ten Victor Hugo’s und Sainte-Beuve’s“ [Thieme/ Becker 18, 72] sow ie dem begeistert en Lob Gustave Planches verd ankt e, fer ner der Archit ekt urz eich ner Théodore Henr i Mansson (1811 –1850), der Bildh au er, Genr em a ler und Wegber eit er des Orient a lismus Jules-Ro b ert Au g u s te (1789 –1850), der Land schaftsm aler Pierre Cat ru fo (gest. nach 1854), Au guste Pron, A. Delambre und der Landschaftsm aler Étienne Félix Cout u r ier (1809 –1843); ei n ige weit er e unsig nier t e Zeichnungen konnt en wir nicht zuord nen. In einer Tasche auf dem Vorderdeckel befi nden sich fünf weit er e Orig in a le, die trotz ein iger freier Albu mblätt er separ at blieben und wohl nur in ‚lo sem‘ Zusam menh ang mit dem übr igen Cor pus ste hen. Zwei Landschaftszeich nungen derselben Hand sind mögl icher weise et was ält er, die nücht er ne In nena nsicht eines Kaser nen-Schlafsaals von einem Herrn Ancelet ist auf 1889 dat iert – lebt e Mad ame François zu dieser Zeit noch, war sie hochbet agt. Schon an dem Defilé der Namen läßt sich ermessen, wie weit dieses Stammbuch aus dem norm alen Maß herausr agt. Das gilt auch in jeder ander en Hinsicht, wie eine eingehendere Bet racht ung des Albums er gibt: Steht schon am Beg inn der „Stammbuch“-Tra dit ion die Aufz eichnung fa m il iä r er Verbindungen, so spricht aus dem Album der Paul ine François ein ger adez u vergeistig t er fa m il iä r er Zusam men h ang, in den Wahlver wandt e und Weggenossen in wach senden Ringen mit einbeschlossen wa r en. Wird in fast jedem Album amic or um der Zeit die Freundschaft beschwor en, so ist das der Paul ine François von der Freundschaft als ver i nnerl icht em Prinz ip ger ade zu durchwoben – gipfelnd im elekt risier t en Neben eina nder von Mar ie Nodier und dem sie heimlich liebenden Félix Arvers auf den Blätt ern dieses Bu ches. Und „darf man wohl ohne jeden Zweifel in den
– 484 –
Stamm büchern einen nicht unbedeut enden, funk tion al ver m it t elnden Fakt or bei der Herausbildung des bürgerl ich-bieder meierl ichen Geschmacks- und Lit er at urk a nons erblicken“ [Fechner 12], so dür fen wir an unser em Beispiel era hnen, wie es zur Festig ung des Gruppenz usam menh alts von Aut o ren und Illustrat or en, die einen neuen Geschmacksund Lit er at urk a non erst gemeins am ausbildet en und durchsetzt en, noch selber beit rug! Auf dieser Hoch-Ebene wirkt es ger adez u kur ios, wenn man Jörg-Ulr ich Fechners Hinweis liest, „daß für bild liche Darstellungen in Stamm büchern der Eint rä ger einen Ber ufsm a ler hinz uz iehen mußt e“ [Fechner 17] – war en doch die sich hier ‚Einz eichnenden‘ fast ausn ahmslos selb er Ber ufsm a ler, die alle der Mad ame François persönl ich ihre Rever enz er w ie sen! Mit Bed acht wählt e die Besitz er in denn auch – als nicht ganz unw icht iges Det ail – das ungewöhn liche Quer-Fol io-For m at für ihr Album amic or um, um den Zeichnungen möglichst großen Raum zu geben; das norm ale Maß der Alben war „ein mittle res Okt av, meistens Quer-Okt av, so dass man sie be quem mit sich nehmen konnt e“ [Her old-Zollikofer 15; vgl. auch Keil 13.]. Bestehen schließlich viele Stammbücher aus einer Melange von Texten und
Bildern, so verweist die Verschwister ung von Li ter at ur und Illustrat ionsk unst in unser em Album auf einen tiefer en Zusam menh ang – als Ausd ruck der zur Synäst hesie tend ier enden rom ant is chen Äst het ik. Da m it demonstriert das Album in nuce, was auch eine Sammlung illustriert er Bücher dieser Epoche im Großen und Ganz en innerl ich zusam men h ält. Im 19. Jahrhundert ver wandelt e sich das gebunde ne Stammbuch häufi g in eine „Sammlung von ein zelnen, nicht zusam men h ängenden Blät t ern“, schon weil durch diese Form „das Beschaffen von Auto gram men ent fernt er er Freunde erleicht ert“ [He rold-Zollikofer 18] wurde – mit dieser gelockerten Form mußt e sich auch der inner e Zusam menh ang und die zent rier ende Rolle des Besitz ers tendenz i ell auflösen. Nicht so bei Pauline François, die ei nen bedeut enden Knot enpunkt des sie umgeb en den koh ä r ent en Bez iehungsnetz es darstellt e: Sie leg t e sich keine Loseblatts amm lung zu, sondern von vornherein ein Album amic or um an, das kost bar gebunden war. Die Textbeit räge wurden mit ei ner Ausn ah me dir ekt einget ragen, ebenfalls vie le Zeichnungen; von den einmont ier t en Blät t ern
kor r espond ier en zudem zwei klein for m at ige – von Achille Devér ia – in der räumlichen Anordnung mit den Text en. Diese konz ent rier en sich im vorde ren Teil, währ end vor allem am Ende ein ige Blätt er leer blieben. Den Anfang machen Zeichnungen von Boulanger und den Devér ias, denen sich SainteBeuves prog ram m at isches Ged icht à Madame Fran çois als erster Text anschließt. Victor Hugo schien seinen Beit rag demgegenü ber auf dem vorletzt en Blatt ger adez u ‚verstecken‘ zu wollen – um den Le ser mit einem unverhofft prom inent en Schluß- und Höhepunkt umso mehr zu über r aschen? (Fontenay gelang es freil ich, sich mit einem unschön auf den beiden letzt en Seit en angeordnet en Ged icht noch hint er ihn zu setz en). Demonstrier en Stammbücher schließlich gener ell gern „den Stand und Reichthum des Besitz ers“ [Keil 13], so spricht aus unse rem auberg inefarbenen Ma r oq uinband mit reichem Dekor à la cathedrale in Goldpräg ung und vielf ält i ger Int arsier ung in Rot, Grün, Braun und Mar oquin citron der vornehme, sich selbst feiernde Geist und Geschmack der rom ant ischen Epoche. Das Album ent h ält die folgenden, teilweise unge druckt en, teilweise von den ged ruckt en Versionen abweichenden Aut og raphen: Sainte-Beuve, [Charles-Aug ustin]. A Madame Fran çois. Ged icht (5 S.), Erstd ruck unt er dem Tit el A Ma dame F. in: Vie, poésies et pensées de Joseph Delorme, 2. Aufl age, Dela ngle, 1830. Foucher, Paul[-Henr i]. Dialogue. Ausz ug (7 S.) aus: Yseult Raimbau. Drame historique en quatre actes et en vers. Par is, Riga, Barba, 1830. – Uraufführ ung im Théâtre de l’Odéon am 17. November 1830. Lacroix, P[aul]. Charles 9 à Mar ie Touchet. Ged icht (1 S.), enth alt en in der Erz ählung L’Échafauda ge, in: Soirées de Walter Scott. Renduel, 1829. Lacroix, Jules. Ausz ug (1 S.) aus einer Übersetz ung von Will ia m Shakespeares Lady Macbeth. Delloye, 1840. Deschamps, Ant on i. Les Italienn es. Ausz ug (1 S.) aus einer Vers-Sat ir e, ged ruckt unt er dem Tit el L’Amour, in: Trois sat ires politiques, précédées d’un pro logu e. Riga, Werdet, Levavasseur, 1831. – Dort die Notiz: „Cette pièce est extraite d’un recueil inédit int itulé Les Italiennes, et sert de transition à la sat ir e politique, genr e de poésies que l’aut eur se propose d’écrive dorénavant: poésie de mépris et de haine, la seule fai sable aujourd’hui“ [S. 11].
Gutt inguer, Ulric. À Alf red de M., mit Vermerk „no tre dame de grâce [/] Septembre 1829“. Auszug (3 S.) aus einem Ged icht, ged ruckt unt er dem Tit el À mon ami Alf red de Musset in Fables et Méditations. Joubert, 1837. Ar vers, Félix. Oh ! qui ne s’est au moins une fois dans sa vie […]. Ausz ug (1 S.) aus einem Ged icht, ged ruckt unt er dem Tit el Ce qui peut arr iver à tout le monde in Mes heures perdue s. Fourn ier jeu ne, 1833. Phil ippe, Alph[onse]. L’Enfant, mit Vermerk „Dun kerque 18 Janv. 1833“, Ged icht (2 S.), unged ruckt? Bussière, A[uguste?]. Il est un nom grandi sous la foud re et l’orage […], Ged icht (3 S.), unged ruckt? Dumas, Alex[andre]. Yaqoub (erste Zeile: J’ étais en cor enfant: un matin sous sa tente), Ausz ug (1 S.) aus: Charles VII chez ses grands vassaux. Tragédie en 5 actes. Lemesle, 1831. – Urauff ühr ung im Théâtre de l’Odéon am 20. Oktobber 1831, im Beisein von Pau line François. Borel, Pétrus. Fantaisie, dat iert „7bre 1831“, Ged icht (1 S.) abged ruckt in: Rhapsodies. Levavasseur, 1832. Planche, Gustave. Dieu (erste Zeile: L’ hum anité vieillit: Car des peuples sans nombre), datiert „1829. Septembre“, Ged icht (3 S.), unged ruckt? Boulanger, L[ouis]. à Ste B. (erste Zeile: Non je ne reçus point d’en haut ce don céle ste), Ged icht (1 S.); es findet sich als Autog raph auch in Victor Hugos Exemplar der Œuvres de Ronsard und erschien 1836 in der von Ma r ie Nodier herausgegebenen Samm lung Le Perc e-Neige. Nodier-Menessier, Mar ie. Sonn et. – Das Ged icht (1 S.) wendet sich dir ekt an „Mad ame“, also wohl an Mad ame François, und scheint nie publiz iert wor den zu sein. Deschamps, Émile. Fragm ent. Romé o, datiert „1er 7bre 1830“, Ausz ug (1 S.) aus einer franz ösischen Übersetz ung von Shakespeares Romeo und Julia, Au comptoir des imprimeu rs unis, 1844. Asseline, Alfred. Ma poésie ose peu de chose […], vierzeil iges Ged icht auf mont ier t em Blatt, dat iert „1.er février 1843“. H[ugo], Vict or. Seul à vingt ans, la vie était amère et tri ste […], Ausz ug (1 S.) aus: Mar ion de Lorme. Renduel, 1831. Urauf f ühr ung im Théâtre de la Porte-SaintMart in am 11. Aug ust 1831. Font aney, A[ntoine]. Le château de Beauté, Ged icht (2 S.), Erstd ruck in: La Psyché, Bd. V, 2. Jahr, 1829. –
– 486 –
Ebenso im Album amic or um von Alfred de Vigny (vgl. Aukt ion Artcur ia l, 15 November 2016, Nr. 43). Das Cor pus der Zeichnungen biet et ty pisch rom an tische Sujets: Pit t or eske Stadt a nsicht en und einsa me Nat u rl andschaf t en, in denen der Mensch zuwei len winz ig klein erscheint, Menschen in exot ischem oder histor ischem Kostüm, auch ein ige Darstellun gen von fa m il iä r er Int im it ät. Das Album ent h ält fol gende Orig i n a le: Boulanger, L[ouis]. Ganz fi gur eines orient a l isch ge kleidet en Man nes; sig nier t e ganzseit ige Federz eich nung in brauner Tinte. – Wohl eine Rever enz des Künst lers an das Int eresse von Paul ine François an orient a l ischer Kunst.
Boulang er, L[ouis]. Szene, inspi r iert aus Vict or Hugos Stück Mar ion de Lorme (4. Akt, 8. Szene); sig nier t e ganzseit ig e Federz eich nung in brau ner Tinte, mit Legende. – Vgl. den Eintrag Hugos auf dem vorletz t en Blatt. Boulanger, L[ouis]. Claude Frollo [Legende]; Szene aus Hugos Not re-Dame de Par is; sig nier t e ganzseit i ge Federz eichnung in brauner Tint e. B[oulanger], L[ouis]. Souvenir de Francfort [Legen de], Blick durch eine Gasse auf den Turm des Kai serdoms St. Bar t holom äu s in Frank f urt am Main; sig nier t e ganzseit ig e Federz eich nung in brau ner Tinte. – Rem in isz enz an eine im Herbst 1829 mit Sainte-Beuve und dem Archit ekt en Charles Robe lin unt er nom mene Reise [vgl. Ma r ie, Boulanger 42]. Devér ia, E[ugène]. Mann und zwei Frauen in histo rischen Kostü men in ei nem herrschaft l ichen Trep pen h aus; sig nier t e, mont ier t e Bleistift z eich nung hellbraunem Papier (Blatt g röße: 155 x 147 mm). [Devér ia, Achille] (zu geschrieben). Stil lende Frau, umgeben von zwei weit er en Klein k indern, mont ier te Bleistiftz eichnung auf gelbl ichem Transpa r ent papier (Blatt g röße: 120 x 175 mm). Dever ia, Laur e. Blu me mit meh r er en weißen Blüt en; sig nier t e und „1831“ dat ier t e, mont ier t e Zeichnung in Blei- und Farbstift, mit Höhungen in Weiß und Rosa, auf starkem Papier (Blattg röße: 278 x 217 mm). [Devér ia, Achille] (zugeschrieben). Seit l ich ausge streckt liegende junge Dame; mont ier t e Bleistift zeichnung auf gelbl ichem Transpa r ent papier (Blatt größe: 85 x 162 mm). B[oulanger], L[ouis]. Halbfi g ur eines Lanz en- oder Hellebardent rä gers in Ren aissancekostüm; sig nier te vier t elseitige Federz eichnung in brauner Tint e. – Bou langer teilt e mit Eugène Devér ia die „aspi r at ion de ren aissance“, die sich mit der Vorstellung einer „réfor me pictura le“ [[Ma r ie, Boulanger 10] verband.
Devér ia, A[chille]. Junge Dame, wohl Paul ine Fran çois, mit zwei Kindern und einem Hund in Inte rieur; sig nier t e ganzseit ige Feder zeich nung in brau ner Tint e mit wen igen Weißhöhungen. Boulanger, L[ouis]. Hügel ige Landschaft mit Dorf im Hint erg rund; sig nier t e ganzseit ige Federz eich nung in brauner Tinte. – Rem in isz enz an eine im Herbst 1829 mit Sainte-Beuve und dem Archit ekt en Charles Robel in unt er nom mene Reise.
Boulanger, L[ouis]. Souvenir d’un portrait de Titien [Legende]; sig nier t e halbseit ige Federz eich nung in brauner Tint e. – Auf derselben Seit e mit der vor i gen Zeichnung. B[oulang er], L[ouis]. Zwei Med aillons nach anti ken Vorbildern: Profi l eines Männerkopfs, Adler; sig nier t e ganzseit ig e Federz eich nung in brau ner Tint e. Boulanger, [Louis]. Szene aus Victor Hugos Not reDame de Par is; sig nier t e ganzseit ige Feder zeich nung in brau ner Tint e.
– 488 –
Boulang er, [Loui s]. Vorzeichnung für ein in der Maison de Victor Hugo aufb ew ahrt es Aquar ell mit dem Tit el Scène de l’aff ront, zur 5. Szene des 1. Akts von Hugos Stück Lucrèce Borgia. Federz eichnung in brau ner Tint e auf mont ier t em, leicht bräun l ichem Papier (Blatt g röß e: 148 x 213 mm), verso sig niert und mit dem Vermerk: „Donné à Mr [unleserl icher Nachn ame] le 12 juillet 1845 L. B.“ [Boul ang er, Loui s] (zug es chrieb en). Dies el b e Szene in ander er Ausf ühr ung; ganzseit ige Feder zeichnung in brauner Tint e. Boul ang er, L[ouis]. Lucrèce Borgi a [Leg ende], Lucrezia Borgia mit einem jungen Mann in einem Int er ieur; sig nier t e ganzseit ige Federz eich nung in brau ner Tint e. Kwiatkowski, [Ant on] T[eofil]. Tänz er in, umgeben von sechs Männern, in Kostümen des 16. Jahrhun derts; sig nier t es mont ier t es Aqua r ell auf starkem Papier (Blatt g röße: 106 x 133 mm).
– 489 –
Boulang er, Loui s. Im Freien spa z ier ende jung e Frau; sig nier t e mont ier t e Federz eichnung in brau ner Tint e (Blattg röße: 278 x 194 mm). [Boulang er, Loui s] (zu g e s chrieb en). Représentant du peuple (Bas-Rhin) [Legende], Ka r ik at u r en zwei er Männerköpfe und einer Frau im Profi l; mont ier te Federz eichnungen in brauner Tint e (Blatt g röße:
gieb elständ ig en Häus ern, im Hint erg rund eine got ische Kirche. Sig nier t e, mont ier t e Zeich nung mit Bleistift und pierre noire auf starkem, chamois farbenem Pa pier mit Blind stem p el „C. Wise [/] Doulens“ (Blattg röße: 242 x 162 mm). Devér ia, E[ugène]. Rückena nsicht einer jung en Frau; sig nier t e mont ier t e Federz eichnung in brau ner Tint e mit wen igen Bleistiftspur en auf bräunl i chem Papier (Blattg röße: 263 x 171 mm) (teils nach gebräunt und et was braun fleckig). [Boulang er, Loui s] (zug eschrieb en). Stud ie ei nes Pferdes, zwei kleiner e Det ailstud ien von Vorderlauf und Kopf; mont ier t e Federz eichnung in schwar zer Tint e auf (leicht knitt r igem) Transpa r ent papier (Blatt g röße: 212 x 292 mm). [Aug uste, Jules-Rob ert] (zugeschrieb en). Män ner kopf in Halb pro fi l; mon t ier t es Pa stell auf gelb braunem Papier (Blatt g röße: 229 x 302 mm) (stärker braun fleckig). [Aug uste, Jules-Rob ert] (zugeschrieb en). Män ner kopf mit Turban im Profi l; montiertes Pastell auf braunem Papier (Blattg röße: 232 x 175 mm) (braun fleckig). – Wohl eine Homm age des Künstlers an das Int ere sse von Paul ine Franç ois an orient a l i scher Kunst. Unsig niert. Brustbild von vier Männern, gek lei det im Stil der Ren aissance; montierte Bleistift zeichnung auf gelbbrau nem Papier (Blatt g röß e: 122 x 190 mm). [Franç ois, A.?]. Zwischen ei nem mit t ela lt erl ichen Kirchlein und einem angeschnit t enen Gutsh aus an einen See führ ender Weg; mont ier t e Federz eich nung in schwarz er Tint e (Blattg röße: 220 x 285 mm) (kleiner Randeinr iß). – Wohl der gleiche Zeichner, der auch mit „A. F. [?]“ monog rammiert.
205 x 132 mm). – Auf dem Albu mblatt Klebespur en eines früher darauf mont ier t en Blatts, dar u nt er eigenh änd ige Sig nat ur von Paul Huet. [Huet, Paul] (zugeschrieben). Unt er mächt igen Bäu men ein am Ufer eines stillen Gewässers sitz ender Mann, im Hint erg rund ein ländl iches Häuschen; Federz eich nung in brau ner Tint e.
B[oulang er], L[ouis]. Brustbild eines Mannes im Profi l; sig nier t e mont ier t e Bleistiftzeichnung (Blatt größe: 185 – 200 x 230 mm) (schwach braunfleckig). Girodet[-Trioson, Anne-Loui s]. My t holog is che Szene (Raub einer Frau?); sig nier t es mont ier t es Lavis in diversen Braunt önen auf starkem Papier (Blatt g röße: 172 x 135 mm).
Huet, P[aul]. Stiller Fluß unt er mächt igen Bäu men, Legende: 1833; sig nier t e Feder zeich nung in brau ner Tint e (Bildg röße: 105 x 170 mm).
Unsig niert. Souvenir de [.…]lyer [Legende], Küsten segler bei hohem Seeg ang, im Vorderg rund zwei Menschen am Strand; mont ier t e Bleistift z eich nung (Blatt g röße: 114 x 150 mm).
Mans son, [Théodore Henr i]. Blick auf ein städti sches Ha fenbecken mit Segelschiff, umgeben von
Cat r u fo, P[ierre]. Not re-Dame [Leg ende]; Ansicht auf Kais und Brücken von Par is, vom linken Ufer
– 490 –
der Seine aus gesehen, im Hint erg rund die Kat he dra le Not re-Dame; sig nier t e Feder z eich nung in brauner Tint e (Bildg röße: 125 x 205 mm). Catr ufo, P[ierre]. Aqua r ell ei ner Flußlandschaft mit Segelboot und Stadt sil houet t e am Hor izont; sig nier tes mont ier t es Aqua r ell (Blatt g röße: 126 x 190 mm). [Mans son, Théodore Henr i] (zug es chrieb en). Hügel ige Landschaft mit dem Bauernhof Liabast res [Legende] bei Golinhac im franz ösischen Zen tralm assiv, dat iert „X bre 1836“; mont ier t e Bleistift zeichnung auf starkem, cha moisfarbenem Papier mit Blind stem p el „C. Wise [/] Doulens“ (Blatt größe: 265 x 160 mm). Unsig niert. Silhouet t e eines Mannes im Profi l auf ei ner Stra ße; klei ne mont ier t e Feder z eich nung in schwarz er Tint e auf starkem, rosa farbenem Papier (Blatt g röße: 34 x 20 mm). Uns ig niert. Büh n en b ilde nt w urf ein es got i schen Innenraums (im Stil von Charles Cicéri);
mont ier t es Aqua r ell mit Bleistiftspur en (Blattg röße: 207 x 252 mm). Unsig niert. Büh nen bildent w urf mit Trepp enauf gang zu ei nem go t i s chen Ge bäu de (im Stil von Charles Cicéri); montiertes Aquar ell mit Bleistift spur en (Blatt g röße: 213 x 220 mm). [Boulang er, Loui s] (zug es chrieb en). Ova les Me daillon mit der my t holog ischen Darstellung eines gek rönt en Got t es; ganzseit ige Bleistift skizz e. François, A. Vieht rieb auf einer Dorfstraße, mon tier t e Bleis tiftz eichnung auf get önt em Papier? (Blatt g röße: 121 x 201 mm); aufgewalzt auf stärke res Träger papier (Blatt g röße: 206 x 284 mm). F[rançois] [?], A. Stra ßenszene mit Kut sche, ei ner Wache vor Wachh äuschen und einem repräsent at i ven ländl ichen Anwesen im Hint erg rund, Personen im Kostüm des 18. Jahrhunderts; monog rammierte mont ier t e Federz eichnung in schwarz er Tint e auf
– 491 –
leicht get önt em Papier? (Blatt g röße: 96 x 137 mm), aufgewalzt auf weißes Träger papier. Bazin, Ch[arles]. The Bride of Lamm erm oor [Walter Scott] [Leg ende], Lucy neb en ihr em erstochenen Ehem ann; sig nier t es mont ier t es Aqua r ell auf stär ker em Papier (Blatt g röße: 158 x 205 mm). Unsig niert. Sich uma rmendes Paar vor einem Bett; mont ier t e Bleistift z eich nung auf gelbl ichem Trans pa r ent papier (Blatt g röß e: 143 x 114 mm) (braun fleckig). Boulang er, L[ouis]. Pferd und Schmied; sig nier te mont ier t e Federz eichnung in brauner Tint e auf braunem Papier (Blatt g röße: 219 x 193 mm). [Boulanger, Louis] (zugeschrieben). Weg in wald i ger Landschaft mit zwei Reitern im Hinterg rund; mont ier t e Federz eichnung in brauner Tint e (Blatt größe: 192 x 210 mm).
Unsig niert. Ansicht einer Burg; montierte Blei stiftz eichnung aus bräunl ichem Papier (Blatt g röße: 220 x 295 mm) (schwach braunfleckig).
Pron, Aug[uste]. Felsige Bergl andschaft mit ärm lichen Hüt t en zwischen Kirchen- und Burg r uine, sig nier t e mont ier t e Federz eich nung in brau ner Tint e (Blatt g röße: 220 x 290 mm).
Coutourier, [Félix]. Vue d’une maison à Toanie [?] (Cout ur ier) [Legende], Häuser par t ie an einem Fluß mit Wä scher in nen; mont ier t e Bleistift z eich nung (Blatt g röße: 295 x 216 mm).
Delambre, A. La Meuse à Grande Commune [Legen de]; sig nier t es mont ier t es Lavis in schwarz-grauer Tint e mit Höhungen in Weiß in goldfarbenem Rah men auf grauem Papier (Blattg röße: 127 x 163 mm).
stärker es Papier (Blatt g röße: 134 x 164 mm), rück seit ig: „Ego Con stantinus Faucher a[?] Debonnai re den[…] Beaumont accepi hoc“, separ at in Tasche (et was tint ensprenk l ig).
Delambre, A. Etang de St Quentin [Legende]; si g nier tes montiertes Lavis in schwarz-grauer Tinte mit Höhungen in Weiß in goldfarb enem Rahmen auf grauem Papier (Blatt g röße: 125 x 162 mm).
Uns ig niert. Sechs klei n e Fed er z eich nung en in schwar z er Tin t e (Frau in länd l i c her Tracht, Lan z ent rä g er, Män nerkopf, Sil houe t t en zweier Fecht er, eines spa z ier enden Paa r es und eines rau chenden Mannes mit Hund) auf einem Blatt (Blatt größe: 116 x 180 mm), separ at in Tasche.
Unsig niert. Par is, Rue de Ierus a lem [Leg ende], gesehen vom Quai des Orfè vres; montierte Blei stiftz eichnung mit hellbraunem Lavis in Trompel’œil-Rah men auf stärker em Papier (Blatt g röß e: 226 x 285 mm). – Die kleine Gasse existiert heute nicht mehr. Unsig niert. Seg elb oot auf einem Strand; Aqua rell (Blattg röße: 146 x 171 mm), separ at in Tasche (klei ne Eck fehlstel len). Unsig niert. Dörfl iche Flußl andschaft; Feder z eich nung in schwarz er Tinte (73 x 110 mm), aufgewalzt auf stärker es Papier (Blatt g röß e: 132 x 170 mm), rückseit ig Na mensz ug „Cesar Faucher“, sepa r at in Tasche. Unsig niert. Wass er müh le; Feder z eich nung in schwar z er Tin t e (71 x 110 mm), auf g e w alzt auf
Anc elet. Par is, Vue de ma chambreée. [/] 4 Xbre 1889 [/] Caserne du Château d’Eau [Legende], Ansicht ei nes Bett ensaals; Aquar ell (140 x 234 mm), mont iert auf bläul ichem Papier (Blatt g röße: 171 x 264 mm), separ at in Tasche. – Das 1854 als Caserne du PrinceEugène er r icht et e Gebäude an der Place de la Répu blique beherberg t e die Repu bli k a n ische Garde. Pro ve n i enz: Das Al bum be fand sich bis in die jüngste Zeit in franz ösischem Privat besitz. Lit er at ur: zu Pau l i ne Franç ois: Font a ney; zu Bou l ang er: Ma r ie, Bou l ang er; zu „Stamm büc hern“: Fechner, Her old-Zolli kofer, Keil.
Devér ia macht Mode 154 Devér ia, A[chille]. Le Goût nouveau. Motifs va riés pris d’après nat ure [Um schlagt itel]. Par is, Tessari et Cie et Aum ont, [und:] London, Ch. Tilt, [etwa 1835]. 24 gezählte, auf Stegen mont ierte, kolor ierte und eiweiß gehöhte lithographierte Tafeln. Folio (367 x 290 mm). Mod ern er roter Halbl ein en band mit goldgeprägtem Lederr ücken schild und etwas Rückenvergoldung, mit eingebundenem illu strierten Vor derum schlag der ersten Liefer ung auf rosa Papier (eini ge Bl. leicht gebräunt, einige in kleinerem Form at, Tafel 3 mit geschlossenem Einr iß außerh alb des Bildbereichs). Kostümser ie mit 24 kolor ier t en Lit hog raphien Achille Devér ia (1800 –1857) vert ritt den Typus des „frühvollendet en Künst lers, der in seiner Jugend sog ar zu den Führ ern gehört hatt e“ [Rümann 133], sich aber nach 1830 „nicht über den Durchschnitt“ [ebd.] mehr erheben konnte, anscheinend, weil er mit der Jul ir evolut ion durch die Zeit läufte überholt wurde. Dieses Urteil der Geschichte über ihn hat insofern etwas Par adoxes, als er – der vom Klassi zismus herk am – stets auf „das Mod ische und Ele gant e“ [Bilder welt en 104] bed acht war und ger ade mit diesem Album up to date bleib en wollte. Dies beweist der prog ram m at ische Tit el Le Goût nouveau auf dem eingebundenen illustrier t en Liefer ungs umschlag und allen Lit hog raphien; ein Tit elblatt gab es nicht. Das laut Lonchamp und Rahir um 1835 erschiene ne Album mit 24 saub er kolor ierten und eiweiß gehöhten Lit hog raphien ist eine von mehr er en „amüsant en Kostümser ien“ Devér ias, die „kult urh i stor isches Int eresse“ verd ienen [Thieme/Becker]. Es zeigt Portraits mod isch gekeideter Damen d’après nat ure, die man im Zeita lt er der soz ialen Netzwerke wohl als Inf luencer innen bez eichnen würde. Beraldi hat sie na ment l ich ident i fi z iert: Den Anfang macht Annet t e, die Schwester des Ma lers Loui s Boul an ger. Devér ias eigene Schwester, die Pia n istin und Blu men m a ler in Laur e Devér ia (1813 –1838), ist al lein vierm al vert reten [Nr. 7, 19, 21 und 24], seine
Gattin Céle ste (die Tochter des Verlegers Charles Mott e) immerh in zweim al [Nr. 12 und 14]. Auf Tafel 12 präsent iert sie sich, bedeckt von viel weißer Spit ze, in einer besonders hoheitsvollen Pose – wom it ger ade ihr em persönl ichen goût nouveau ein Hauch von ancien régime anz uh aft en scheint. „De la fam ille Devér ia“ ist laut Beraldi auch Melle Franç ois [Nr. 23], die laut Bleistifteintrag in unse rem Exemplar mit vollständ igem Na men Julie Fran çois heißt und in „grand chapeau, robe à fleu rs“ [Beraldi] gez eigt wird – die Besitz er in des einz iga r tigen Album amic or um in unser er Samm lung (siehe Nr. 153) ist mögl icher weise ihre Mut t er. Lit er at ur: Beraldi V, Anh ang 64 ff., Nr. 378 – 401; Col as 860; Hi ler 237; nicht bei Lipp erheide; Lonc hamp II , 132; Rahir 399; Sander 230; Thieme/Becker 9, 183; vgl. ebd. 185 (Laur e Devé ria).
– 494 –
Nr. 153