Univers Romantique, Vol. II | A collection of French Romantic Illustrated Books | Cat. 83

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UNIVERS ROMANTIQUE Les Français peints par eux-mêmes Alle nennenswerten Bücher Frankreichs mit Illustrationen zwischen 1825 und 1875 in einer einzigartigen Reihe von Original-Zeichnungen, Aquarellen, 111 Exemplaren auf Chinapapier, im Kolorit der Zeit etc. 600 Exemplare vor allem aus den Sammlungen Beraldi · Bonnasse Brivois · Carteret · Clapp · De Rouvre · Descamps-Scrive Duché · Esmerian · Adrian Flühmann · Gallimard Gavault · Lafond · Lebœuf de Montgermont Lainé · Legrand · Meeûs · Perier · Petiet Rattier · Van der Rest · Ripault Roudinesco · Schumann Tissot-Dupont Villebœuf Vautier etc.

Band II: Le Diable à Paris – Grandville

Heribert Tenschert 2018


Heribert Tenschert Antiquariat Bibermühle AG Bibermühle 1–2 · 8262 Ramsen · Schweiz Telefon: +41 (52) 742 05 75 · Telefax: +41 (52) 742 05 79 E-Mail: tenschert@antiquariat-bibermuehle.ch www.antiquariat-bibermuehle.com

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Autoren: Dr. Carsten Scholz, Heribert Tenschert

Gestaltung, Redaktion, Lektorat: Heribert Tenschert, Maria Danelius Photos und Einbandgestaltung: Athina Nalbanti & Heribert Tenschert Satz und PrePress: LUDWIG:media gmbh, Zell am See Druck und Bindung: Passavia GmbH & Co. KG, Passau ISBN: 978-3-906069-31-9


In den sel­t e­nen Ver­lags­ein­bän­den in Ganz­le­der 155 Le dia­ble à Pa­r is – Pa­r is et les pa­r is­iens – mœurs et co­u tumes, ca­ractères et por­traits des hab­itants de Pa­ris, ta­bleau co­m plet de leur vie privée, pub­lique, pol­itique, ar­t ist­ique, litt­éra­ire, in­du ­stri­el­le, etc., etc. […] Illustrat­ions: Les gens de Pa­r is, séries de gra­vur­e s avec le­gen­des par Gavarni. Pa­r is co­mique, vi­g net­tes [und in Band 2:] Pan­théon du dia­ble à Pa­r is par Bert­all. 2 Bde. Pa­r is, J. Het­zel, 1845 –1846. Zu­sam­m en 208 [statt: 212] Ta­feln in Holz­schnitt, 41 Bild­ sei­ten mit zahl­rei­chen Holz­schnit­ten („Pa­r is co­mique“ , „Sou­ve­nirs de Pa­r is“), rund 380 ein­zel­ne Text­holz­schnit­ te und 8 S. No­ten. 2 Bl., XXXII S., 380 S. Und: 2 Bl., LXXX S., 364 S. Quart (266 x 180 mm). Ver­le­ger­ein­bän­d e aus grü­n em Saf­f i­an mit Rücken­t i­teln, rei­c her or­n a­m en­ta­l er und fi­g u­ra­ler Gold­prä­g ung auf Rücken und Deckeln, gel­ben Glanz­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, zu ­sam­m en in mo­der­nem Papp­schu­ber (Kle­be­re­ste von Ex­li­bris auf Spie­geln, Bd. II: Vor­sät­ze et­was leim ­schat­t ig, strecken­ wei­se schwach braun­f leckig, 1 Ta­fel mit Rand­ein­r iß).

Die er­ste Aus­g a ­be, über ­r eich il­lu­striert von Gavarni und Bert­a ll – in den Ver­l ags­ein­bän­den In der Höl­le ist es lang­wei­lig – ganz an­ders in Pa­r is, wie Sa­t an den Ge­sprä­chen der in der Vor­höl­le schmo­r en­den Pa ­r i­ser ent ­neh ­men kann. So schickt er den Un­t er ­t eu ­fel Flammèche in die fran ­z ö­si­sche Me­t ro­po­le, um sich über das dor ­t i­ge Le­ben Be­r icht er­stat­t en zu las­sen. Doch auch die­ser hat Bes­se­r es zu tun: Er ver­l iebt sich und über­läßt sei­ne Be­r ichts­ pflich­t en Pa ­r i­ser Schrift­stel­lern. Mit die­ser lau­n i­ gen Ein­lei­t ung er­k lär ­t e der Ver­le­ger Pierre Jules Het­z el, ali­a s P.- J. Stahl, das Zu­stan­de­kom­men die­ ses bun­t en Ge­mein­schafts­werks vie­ler Au­t o­r en und Il­lu­stra­t o­r en, das in Wirk ­l ich­keit an dem er ­folg­ rei­chen mehr­bän­d i­gen Werk Les Français pein­t s par eux-mêmes Maß nahm. Die zahl­r ei­chen Bei­t rä­g er, be­r ühm­t e und we­n i­ ger be­r ühm­te, wer­den sämt­lich auf den Ti­teln ge­ nannt, in Band I: „Ge­orge Sand, P.-J. Stahl, Léon Gozlan, P. Pas­c al, Frédéric So­u lié, Charles Nodier,

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Eugène Brif ­fault, S. La­va ­let ­t e, de Bal­z ac, Ta ­x i­le Delord, Al­phone Karr, Méry, A. Juncetis, Gér­a rd de Nerv­a l, Ar­sène Houssaye, Al ­bert Au ­bert, Théo­phile Gau­t ier, Oct­ave Feuillet, Al­f red de Mus­set, Frédéric Bérat“. Im zwei­ten Band ka­men hin­z u Eugène Sue, Hen­r y Mon­n ier, Sten­d hal, Ar ­m and Mar ­r ast, Lau­r ent-Jan, Édou­a rd Ourliac, Charles de Boigne, Alta­r oche, Eugène Gui­not, Jules Ja­n in, Au­g u­ ste Bar­bier, Mar­q uis de Varen­nes und A. Leg­oyt. In bun­t em Rei­gen schrei­b en die­se Au­t o­r en ihre Ar ­t i­kel „über das Le­ben der Pa ­r i­ser, die ele­g an­t e Welt, die Frau­en und Ehen, über Geld­we­sen und Ge­schäf­t e, Ca­ba­r ets und die Bohème, über die Ge­ fäng­n is­se und Fried­hö­fe, die Schwimm- und Hoch­ schu­len, über die Ge­schich­t e und Geo­g ra­phie der Stadt und über ihre Ar­men und Rei­chen“ [Bil­der­ wel­t en 126]. Ei­n i­ge Tex­t e sei­en her­aus­ge­g rif ­fen, so von Honoré de Bal­z ac elf Stücke der Pe­tit­e s misères de la vie co­n iug­ale, al­ le­ s amt Erst­ d rucke, eben­ s o wie der Es­say über die Ver­ä n­de­r un­gen des Pa ­r i­ser Stra ­ßen­ bil­des (Ce qui dis­paraît de Pa­r is), die bei­den Tei­le der Co­m é­dies qu’on peut voir gra­t is à Pa­r is, die Histo­ire et phy­sio­lo­g ie des bou­le­vards de Pa­r is und an­de­r es [vgl. Ge­orge].

Gér­a rd de Nerv­a l steu­er ­t e eine Histo­ire véritable du can­ard bei, Al­fred de Mus­set sei­ne Con­seils à une Pa­r i ­si­enne und Mimi Pi­n son, pro­f il de grisette, Ge­orge Sand schrieb über Les mères de fa­mil­le dans le beau mon­de und gab eine Re­la­t i­on d’un voy­a ge chez les Sau­va­ges de Pa­r is. Von Sten­d hal schließ­l ich stammt die Er­z äh­lung Phili­bert Lesc­ale. Es­quisse de la vie d’un je­une homme riche à Pa­r is, ein Erst­d ruck aus dem Nach­l aß. Ein­ge­lei­t et wer­den bei­de Bän­de mit län­ ge­r en Auf­s ät­z en von Théo­phile La­va ­l lée über die Histo­ire bzw. die Géographie de Pa­r is. Het­ z el führ­ t e nicht nur vie­ le Au­ t o­ r en in die­ sem pan­ora ­m a­t i­schen Werk zu­sam ­men: „It is also the last of the big books of co­llaborative il­lu­stra­ti­on“ [Ray]. Fast 400 Holz­schnitt-Vi­g net­ten wur­ den locker in den Text ein­ge­streut, etwa eben­so­v ie­ le auf 41 Bild­sei­ten un­ter den Ober­ti­teln Pa­r is co­ mique und Sou­ve­nirs de Pa­r is zu­sam ­men­ge­faßt. Sie stam­men zum gro­ßen Teil von Bert­a ll, ei­nem der „be­l ieb­t e­sten fran­z ö­si­schen Il­lu­stra­t o­r en, des­sen spie­le­r isch leich­t e und doch prä ­z i­se Zei­chen­wei­se und des­sen lie­bens­w ür­d i­ger Hu ­mor“ [Bil­der ­wel­t en 126] sehr ge­schätzt wur­den. Dank sei­ner ein­falls­ rei­chen und wit­z i­gen Zeich­nun­gen sieht Ray in Le dia­ble à Pa­r is „the culmi­ n a­ t i­ on of the Rom­ a n­ tic tra­d i­t i­on of dia­blerie“ [Ray]. Be­stimm­t e Mo­t i­ve,

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so „vues, mo­nu­ments, édifices part­iculiers, lieux célèbres et principaux as­pects de Pa­r is“, wur­den – wie gleich­falls auf dem Ti­t el an­ge­ge­ben – an­de­r en Künst ­lern über­l as­s en, na ­ment ­l ich Jean-Ja­c ques Cham­pin, Bert­r and, Da­u bigny und Français. Bis auf die vier Blät­t er des Pan­the­on du dia­ble à Pa­r is von Bert­a ll stam­men alle Ta­feln von Gavarni. Un­ ter dem Ober ­t i­t el Les Gens de Pa­r is wer­den in the­ ma­t i­schen Se­r i­en – Les Pe­t its mor­dent, En Ca­r n­aval, Bohème, Pol­itique­urs, Bour­geois – die un­ter­schied­ lich­sten Ty­p en und Cha­r ak­t e­r e vor­g e­stellt. Neu und un­ge­wöhn­lich sind Blät­ter, die „sich mit den Vor­städ­t en, Man­s ar­den- und Boudoir-In ­h a ­b ern, den Phi­lo­so­phen und Dich­t ern“ [Bil­der ­wel­t en 128] be­fas­sen. Die Dar­stel­lun­gen wer­den von wit­z i­gen Le­g en­den be­g lei­t et, die gleich­falls von Gavarni stam ­men. In sei­nen Por ­t rait ­t a ­feln, „ev­oked with his usual con­c ent­r a­ti­on and psychological subtlety", sieht Ray „the ma­jor attr­ac­tion“ des ge­sam­ten Werks. Die Geo­g ra­phie de Pa­r is muß ohne den Plan aus­ kom­men, er fehlt je­doch oh­ne­h in „à la plu­part des ex­empla ­i res“ [Vica ­i re]. Ku­r io­ser ist, daß vier Ta ­feln nicht mit ein­ge­bun­den wur­den, han­delt es sich hier doch um Ver­l ags­ein­bän­de.

Als „célèbre éditeur de beaux livres illustrés“ ließ der Ver­le­g er Het­zel „toujo­u rs fai­re des fers spéciaux“ [Mal­avieille 190]. Mal­avieille bil­det ei­ nen Per­k a ­l in­band mit an­de­r er Prä­g ung ab [ebd. 193] – in Ganz­le­der ist Le dia­ble à Pa­r is nur sel­ten an­z u­t ref ­fen, so im Ca­talogue 661 von Mag­g s, wo un­ ser Ein­band als „une des plus bel­les de l’epoque ro­m an­t ique“ ge­w ür­d igt wird. Um­ge­b en von Rah­ men­d ar­stel­lun­gen mit Pa ­r i­ser Fi­g u­r en und Bau­wer­ ken zeigt die zen­tra­le Vi­g net­te des er­sten Ban­des (als sei­t en­ver­kehr ­t e Ad­ap­t i­on des Front ­i spizes) den Teu­fel Flammèche, breit­b ei­n ig auf dem Stadt­plan von Pa­r is ste­hend und ihn durch ein Mon­okel vi­ sie­r end, mit ei­ner von Pa­pie­r en be­r eits an­ge­f üll­t en Kiepe auf dem Rücken. Auf dem zwei­t en Band sitzt er, der zu­gleich das Al­ter Ego des Ver­le­gers re­prä­ sen­t iert, nach sei­ner Ver­ban­nung aus der Höl­le „als Ere­m it in ei­nem Kar ­t en­h aus“ [Kle­w itz 5]. Pro­ve­n i­enz: Adri­a n Flüh ­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi II , 46, Nr. 5 (Bert­a ll), und V II , 66 f., Nr. 215 (Gavarni); Bil­der­wel­t en 126 ff., Nr. 54; Brivois 124 ff.; Car­t er­et III , 203 ff.; Clou­a rd 5 f. (Mus­s et); Cor­d ier, Nr. 208 (Sten­d hal); vgl. Gay/Lemonnyer I, 887; Ge­orge 25 (Bal­z ac); Kle­w itz (mit Ein­band-Abb.); Lach­è vre I, 196 ff.; Lacombe 919; Lemoisne I, 173 ff.; Lip­p er­hei­de 242, Fd 29; Lon­c hamp II , 133; Mag­g s 661, Nr. 193 und Ta­fel LXIII (Ein­band-Abb.); Ma­r ie, Nerv­a l 319; Rahir 400; Ray II , 320, Nr. 236; San­der 232; Sénelier, Nerv­a l 728; Spœlberch, Sand 100 und 101; Vica­i re III , 241 ff.

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Un­be­schnit­t e­nes Ex­em­plar in den Ori­g i­nal-Bro­schu­r en 156 Le dia­ble à Pa­r is – Pa­r is et les pa­r is­iens – mœurs et co­u tumes, ca­ractères et por­traits des hab­itants de Pa­ris, ta­bleau co­m plet de leur vie privée, pub­lique, pol­itique, ar­t ist­ique, litt­éra­ire, in­du ­stri­el­le, etc., etc. […] Illustrat­ions: Les gens de Pa­r is, séries de gra­vur­e s avec le­gen­des par Gavarni. Pa­r is co­mique, vi­g net­tes [und in Band 2:] Pan­théon du dia­ble à Pa­r is par Bert­all. 2 Bde. Pa­r is, J. Het­zel, 1845 –1846. [Auf bei­den Um­schlä­gen: 1846]. Zu ­sam­men 212 Ta­feln in Holz­schnitt, 1 mehr­fach ge­fal­te­ ter Stadt­plan, 41 Bild­sei­ten mit zahl­rei­chen Holz­schnit­ ten („Pa­r is co­m ique“ , „Sou­ve­nirs de Pa­r is“), rund 380 ein­zel­ne Text­holz­schnit­te und 8 S. No­ten. 2 Bl., XXXII S., 380 S. Und: 2 Bl., LXXX S., 364 S.

Quart, un­be­schnit­ten (ca. 280 x 192 mm). Il­lu ­strier­te Ori­g i­n al-Bro­schu­ren, in ge­glät­te­ter ro­ter Halb­m aroqu­inche­m i­se mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel zwi ­schen Quer­ f ileten und mit dop­ pel­ ten Gold­ f ileten auf den Deckeln, in Papp­schu­ber mit ro­ten Ma­r o­quin­k an­ten (2 Schu­ber­k an­ten ein­ge­r is­sen, Um ­schlä­ge an­ge­staubt, am Rücken ge­bräunt und an den Ka­pi­ta­len mit klei­ne­ ren Fehl ­stel­len, Pa­pier et­was stock­f leckig). Die bei­den Bän­de von Le dia­ble à Pa­r is lie­gen hier im Ur­z u­stand vor, in den ex­trem sel­te­nen ori­g i­ na­len Um­schlä­gen, die vorn und auf dem Rücken il­lu­striert sind, und voll­kom ­men un­b e­schnit ­t en. Der se­pa ­r at er­schie­ne­ne Stadt ­plan ist, wie meist, nicht vor­h an­den. Bei­de Bän­de schützt eine ge­mein­ sa ­me Halb­m aroqu­i nche­m i­se in Schu­ber.

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Mit dem seltenen Plan von Pa ris und Prospekten 157 Le dia ble à Pa ris – Paris et les parisiens – mœurs et coutumes, caractères et por traits des habitants de Paris, tableau complet de leur vie privée, publique, politique, ar tist ique, littéraire, in du strielle, etc., etc. […] Illustrat ions: Les gens de Paris, séries de gravures avec legen des par Gavarni. Paris comique, vi gnet tes [und in Band 2:] Panthéon du diable à Paris par Bertall. 2 Bde. Paris, J. Het zel, 1845 –1846. Zu sammen 212 Tafeln in Holz schnitt, 1 mehrfach gefalte­ ter Stadt plan, 41 Bild seiten mit zahlreichen Holz schnit­ ten („Paris comique“ , „Souvenirs de Paris“), rund 380 einzelne Textholz schnit te und 8 S. Noten. 2 Bl., XXXII S., 380 S.; 4 Bl. (Prospekt). Und: 2 Bl., LXXX S., 364 S.; 4 Bl. (Prospekt). Quart, unbe schnit ten (277 x 185 mm). Langgenarbte hellbraune Halbmaroquinbän de auf je vier flache, reich in Gold verzier te Bünde, in den Rücken­ ompartim en ten in Goldfiletenrah men zwei weinrote, gold gepräg te Maroquin schilder bzw. reicher Dekor aus floralen Einzel stempeln auf Point illégrund in verschlun­ genem Rahmenwerk aus weinroten Maroquinintarsien, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät­ zen und ein gebun denen illu strier ten Ori ginal­Um schlä­ gen (inkl. Um schlag rücken), am Fuß jeweils si gniert „Noulhac“ . Die er ste Ausga be, mit dem sehr seltenen Plan, drei ein gebundenen Ori gi nal-Um schlä gen und zwei Prospek ten Die er ste Ausga be des zwei bändi gen Werks liegt hier gleich sam in idea ler Form vor: Ein un beschnittenes Exemplar in bestem Zu stand, mit ein gebundenen il lu strier ten Ori gi nal-Um schlä gen, die in diesem Fall „excessivement ra res“ [Car ter et III , 206] sind. Auch der große, mehr fach gefaltete Stadt plan von Pa ris im Maßstab 1:14000 von J. Andriveau-Goujon ist vorhanden – ausnahms wei se, denn er fehlt „à la plupart des exempla ires“ [Vica ire]. Zwar gehört er zu Théophile Lava llées Ein füh rung in die

Géographie de Paris im zweiten Band, er schien aber als sepa rate Lieferung mit ei genem Um schlag – auch dieser ist hier mit ein gebunden. Schließlich sind zwei vier seiti ge Pro spek te vorhanden. Sie unter scheiden sich in Text- und Bildmateri al. Provenienz: Auf dem Spiegel des er sten Bandes das gesto chene Ex li bris von Al fred Clériceau, dar über Adri an Flüh manns Eti kett mit dem Monogramm „awf “.

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Das Exemplar von Alex andre Roudinesco, mit dem sehr seltenen Plan, den Ori gi nal-, vier Lieferungs-Um schlä gen und zwei Prospek ten 158 Le dia ble à Pa ris – Paris et les parisiens – mœurs et coutumes, caractères et por traits des habitants de Paris, tableau complet de leur vie privée, publique, politique, ar tist ique, littéraire, in du strielle, etc., etc. […] Illustrat ions: Les gens de Paris, séries de gravures avec legen des par Gavarni. Paris comique, vi gnet tes [und in Band 2:] Panthéon du diable à Paris par Bertall. 2 Bde. Paris, J. Het zel, 1845 –1846. Zu sammen 212 Tafeln in Holz schnitt, 1 mehrfach gefalte­ ter Stadt plan, 41 Bild seiten mit zahlreichen Holz schnit­ ten („Paris comique“ , „Souvenirs de Paris“), rund 380 einzelne Textholz schnit te und 8 S. Noten. 2 Bl., XXXII S., 380 S.; 6 Bl. (Prospekt). Und: 2 Bl., LXXX S., 364 S.; 2 Bl. (An kündi gung des Plans); 4 Bl. (Prospekt). Quart, unbe schnit ten (275 x 190 mm). Lang genarbte braunrote Maroquinbän de auf glat te Rücken, mit gold­ gepräg ten Rückentiteln und Arabesken aus Silber­ und fet ten Goldfileten, breiten Rahmen aus den selben Ara­ besken auf den Deckeln, mit Goldfileten auf den Steh­ kanten, bei gen Lederdoublüren und mit rotbrauner Sei­ de bezogenen Vorsät zen, Ganz gold schnitt über Témoins und ein gebun denen illu strier ten Ori ginal­Um schlä gen (inkl. Um schlag rücken) sowie 4 Lieferung um schlä gen, gebun den von „E. & A. Maylan der“ (Si gnatur auf Spie­ geln) nach Entwurf von „A. Roudinesco“ (ebd.), in Halb­ maroquinchemi sen mit gold gepräg ten Rückentiteln und mit Filz ausge schla genen Pappschubern mit Maroquin­ kanten, ebenfalls si gniert von Maylan der (Plan mit klei­ nen unterleg ten Randeinrissen, Schuber mit kleineren Schabstellen).

Den sie ben großen Samm lern fran zö si scher Ro mantik – Montgermont, Brivois, Ripault, Descamps-Scrive, Beraldi, V. Mer cier und Meeûs – wollte Georges Blaizot 1969 ei nen jün geren hin zugefügt wissen: Alex andre Roudinesco (1883 –1974), Arzt und Begründer der bi bliophi len Ver ei ni gung Scripta et Picta. Blaizot ver stei ger te da mals auch un ser Exemplar der er sten Ausga be des Diable à Paris – makel los und kei nen Samm ler wunsch of fen lassend: „Excessivement ra res“ [Car ter et III , 206] sind die illu strier ten Ori gi nal-Um schlä ge, nicht weni ger die vier il lu strier ten Lieferungsum schlä ge, ge druckt auf gel bem Papier, wie auch die beiden Prospekte, die hier bei gebunden sind. Selten ist auch der große, mehr fach gefaltete Stadt plan von Pa ris im Maßstab 1:14000 von J. Andriveau-Goujon, der „à la plupart des exempla ires“ [Vica ire] fehlt. Roudinesco wußte um die ulti mati ve bi bliophi le Gültigkeit sei nes so aus gezeich neten Exemplars. Er selbst ließ es im „atelier célèbre“ [Fléty 125] von Émile und André Mayl ander binden – in meisterliche Ma roquin bände, doppelt geschützt durch Chemi sen und Schu ber. Noch den in Sil ber und Gold iri sierenden Ara besken schmuck ent warf er selbst, wie ein win zi ger Ver merk uns sagt: „Dr A. Roudinesco inv.“ Provenienz: Il lu strier tes Ex li bris von Alex andre Roudinesco ver so fl iegendem Vor satz von Band I. – Dessen Auk tion 1967, I, Nr. 29: frs. 1.800.

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Ei­nes von zwei be­k ann­t en il­lu­m i­n ier­t en Ex­em­pla­r en – mit ei­ner aqua­r el­l ier ­t en Ori­g i­nal-Zeich­nung von Gavarni 159 Le dia­ble à Pa­r is – Pa­r is et les pa­r is­iens – mœurs et co­u tumes, ca­ractères et por­traits des hab­itants de Pa­ris, ta­bleau co­m plet de leur vie privée, pub­lique, pol­itique, ar­t ist­ique, litt­éra­ire, in­du ­stri­el­le, etc., etc. […] Illustrat­ions: Les gens de Pa­r is, séries de gra­vur­e s avec le­gen­des par Gavarni. Pa­r is co­mique, vi­g net­tes [und in Band 2:] Pan­théon du dia­ble à Pa­r is par Bert­all. 2 Bde. Pa­r is, J. Het­zel, 1845 –1846. 1 aqua­r el­l ier­t e Ori­g i­n al-Zeich­n ung von Gavarni, zu­sam­m en 212 Ta­feln in Holz­schnitt, 41 Bild­sei­ten mit zahl­rei­chen Holz­schnit­ten („Pa­r is co­mique“ , „Sou­ve­nirs de Pa­r is“), rund 380 ein­zel­ne Text­holz­schnit­te, al­les von Hand ko­lo­r iert, und 8 S. No­ten. 2 Bl., XXXII S., 380 S. Und: 2 Bl., LXXX S., 364 S. Quart (267 x 178 mm). Rote Saf­f i­an­bän­de der Zeit auf vier fla­che, mit Gold­fileten ver­zier­te Bünde, in den Rücken­k ompartim­en­ten in dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­ men Ti­tel und flora­le Ver­g ol­dung, auf den Deckeln Rah­m en­werk aus fet­ten Blind-, drei­fa­chen und in­n en zwei ein­fa­chen Gold­f ileten, zu­in­n erst mit Eckfleurons, mit dop­pel­ter Gold­f i­lete auf den Steh- und gold­ge­präg­ ter Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, Moi­ré­pa­pier­

vor­sät­zen und Ganz­g old­schnitt (stel­len­wei­se schwa­che Braun­f leck­chen, Zeich­nung braun ­sprenk­lig). Die Erst ­aus­g a ­b e in ei­nem ein ­m a ­l i­gen Ex­em­plar: Alle rund 800 Text­holz­schnit­t e und alle 212 Ta­feln wur­den zeit ­ge­nös­sisch eben­so sorg ­f äl­t ig wie far­ben­ präch­t ig von Hand ko­lo­r iert und mit Ei­weiß geh­öht. Nach­dem Léo­pold Car­ter­et es wohl 1925 auf der Ver­stei­ge­r ung von René Des­c amps-Scrive er ­wor­ ben hat­te, no­tier­te er en­thu­sia­stisch auf dem ein­ ge­f üg ­t en Vor­blatt: „Précieux ex­empla ­i re sans doute uni­q ue, relié à l’époque, entièrement gou­aché“. In Le Trésor du bi­blio­phi­le schrieb er: „On rem­a r­q uera également que cet ouv­r a­ge a été co­lo­r ié et gommé très fi­nement à l’epoque; c’est ainsi qu’ont fi­g uré deux ex­empla ­i res“. Das ein­z i­ge wei­t e­r e Ex­em­plar im Ori­g i­n al-Ko­lo­r it war das der ven­te Noilly 1886, in blau­em Le­der. Die auf ein ein­ge­f üg ­t es Vor­blatt mon­t ier ­t e aqua­ rel­l ier ­t e Ori­g i­n al­z eich­nung von Gavarni (Blatt ­g rö­ ße: ca. 192 x 134 mm) macht un­ser Ex­em­plar end­ gül­t ig zu ei­nem Uni­k um. Sie wur­de durch Car­t er­et hin­z u­ge­f ügt und hand­schrift ­l ich be­glau­bigt: Eine

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nach rechts ge­wand­t e jun­ge Dame schlägt mit dem Ham­mer ei­nen Bil­der­h a­ken in die Wand, um ein am Bo­ den ste­ hen­ des Bild mit der Un­ t er­ s chrift „Sou ­v e­n ir“ auf­z u­h än­g en. Ein wei­t e­r es, an­s chei­ nend ro­ m an­ t i­ s ches Su­ jet mit der eben noch ent ­z if ­fer­b a ­r en Un­t er ­s chrift „Reg­r ets“ liegt am Bo­den, eben­so zwei Bü­cher. Ein Holz­schnitt nach die­ser Zeich­nung fin­det sich in der spä­t e­r en Aus­g a ­be von Le dia­ble à Pa­r is von 1868/69. Hier beugt sich eine zwei­t e Frau über die „Reg­r ets“; die gänz­l ich un­s en­t i­men­t a ­le Le­g en­ de lau­tet: „Dis donc! Ce voleur de bric-à-brac qui voulait reprendre mes Sou­ve­n irs et mes Reg­rets pour quatre livres dix sous … vieux Mardochée!“. Mo­t iv­isch hat die Zeich­nung in­des ihr Pen­d ant in Nr. 5 der Pa­r is­iens de Pa­r is [Bd. 1, nach S. 228]. In ge­gen­läu ­fi­ger Wen­dung hängt hier ein Mann sei­nen Fa­vo­r i­t en auf: Der Drei­spitz läßt Na­po­le­on I. er­a h­ nen; nost ­a l­g i­sche Sehn­süch­t e sind of ­fen­k un­d ig bei bei­den Ge­schlech­t ern sehr un­t er­schied ­l ich co­d iert. Gavarnis pi ­k ant-zwei­deu­t i­ge Bild­u n­t er ­schrift lau­ tet: „Er­ect ­ion d’un mo­nu ­ment“. Ent­spre­chung und

Ge­gen­l äu ­fi g­keit bei­der Bil­der le­gen gen­der-spe­z i­fi­sche Fra­ge­stel­lun­gen ge­r a­de­z u nahe. Ob die Dame we­gen zu gro­ßer „Nähe“ zu dem Herrn für un­se­r e er­ste Aus­g a ­b e ver ­wor ­fen wur­de? Ihre Re­h a ­bi­l i­t a­t i­on als unik­a les Entrée zum Ge­s amt­ werk durch Car ­t er­et könn­t e pas­sen­der je­den­falls kaum sein: Ent­h ält das Buch doch – nicht nur in der so be­t i­t el­t en um ­fang ­r ei­chen Se­r ie von Bild­sei­ ten – lau­ter Sou­ve­nirs de Pa­r is, die als ro­m an­t i­sche reg­rets kei­nes­wegs im ­mer pie­t ät ­voll, son­dern oft ge­nug sa­t i­r isch-dia ­bo­l isch be­h an­delt wer­den. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris von René Des­c amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille an­säs­si­gen In­du­stri­el­len und ne­ben Beraldi und Bart ­hou re­nom ­m ier ­t est­en Samm­ler sei­ner Zeit, auf ei­nem Vor­blatt. – Des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log II , 1925, Nr. 345: frs. 8.650; noch ohne die Zeich­nung. – Léo­pold Car­ter­et, mit des­ sen hand­schrift ­l i­cher Kurz­be­schrei­bung in Ko­pier­ stift auf dem Vor­blatt. – Car­ter­et III , 207: Die­ses Ex­em­plar. – Des­sen Ka­t a ­log Très précieux en ­sem­ble de livres illustrés du XIXe, 1949, Nr. 21: frs. 90.000.

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Ei­nes von zwei be­kann­t en Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier, noch un­auf­ge­schnit­t en, aus dem Be­sitz des Ver­le­gers Jules Het­zel 160 Le dia­ble à Pa­r is – Pa­r is et les pa­r is­iens – mœurs et co­u tumes, ca­ractères et por­traits des hab­itants de Pa­ris, ta­bleau co­m plet de leur vie privée, pub­lique, pol­itique, ar­t ist­ique, litt­éra­ire, in­du ­stri­el­le, etc., etc. […] Illustrat­ions: Les gens de Pa­r is, séries de gra­vur­e s avec le­gen­des par Gavarni. Pa­r is co­mique, vi­g net­tes [und in Band 2:] Pan­théon du dia­ble à Pa­r is par Bert­all. 2 Bde. Pa­r is, J. Het­zel, 1845 –1846. Zu­sam­m en 212 Ta­feln in Holz­schnitt, da­von 204 auf Chi­n a- und 8 auf stär­k e­rem Ve­lin­pa­pier, 41 Bild ­sei­ten mit zahl­rei­chen Holz­schnit­ten („Pa­r is co­mique“ , „Sou­ve­ nirs de Pa­r is“), rund 380 ein­zel­ne Text­holz­schnit­te und 8 S. No­ten. 4 Bl., XXXII ge­zähl­te, ein ­sei­t ig be­druck­te Bl., 380 S. in Blatt­zäh­lung (au­ßer S. 361 – 368, da dop­pel­ sei­t ig be­druckt). Und: 4 Bl., LXXX S., 364 S. in Blatt­zäh­lung. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, un­a uf­g e­schnit­ten (284 x 190 mm). Ori­g i­n alIn­te­r ims­bro­schu­ren in mo­der­nen rot­brau­nen Halb­saf­f i­ an­k as­set­ten mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln und de­k o­ ra­t i­ver Rücken­ver­g ol­dung (Um ­schlä­ge be­g rif­fen, et­was fleckig, mit Rand­lä­su­ren und Ein­r is­sen im Falz, Pa­ pier kaum braun­f leckig, ver­ein­zel­te Rand­lä ­su­ren; Bd. I: S. 9 –16 und 161 –167 je­weils in­ein­an­d er ver­h ef­tet, 3 Ta­feln lose, 1 Ta­fel mit län­ge­rem Bin­nen­ein­r iß; Bd. II: Plan von Pa­r is feh­lend, 8 Ta­feln ab­wei­chend auf Ve­lin­ pa­pier und lose).

Dies ist ei­nes von zwei Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier. Wan­der­te das an­de­r e durch die Hän­de von Lou­is Lebœuf de Montgermont, René Des­c amps-Scrive, Léo­ p old Car­ t er­ et (der nur die­ s es kann­ t e), Otto Schä­fer und Sam Clapp, so war un­se­r es ur­sprüng­ lich das Ex­em­plar des Ver­le­gers Pierre-Jules Het­zel: Es liegt noch un­auf­ge­schnit­t en und in den ori­g i­n a­ len In­t e­r ims­bro­schu­r en vor. Das zar ­t e Chi­n a­pa­pier wur­de nur ein­sei­tig be­d ruckt, so daß die zahl­r ei­ chen Text ­holz­schnit ­t e ohne rück ­sei­t ig durch­schei­ nen­den Druck un­ge­stört zur Gel­t ung kom ­men. Au­ß er­dem lie­g en 24 Pro­b e­d rucke auf Chi­n a­pa­ pier bei, 20 zu Il­lu­stra­t io­nen in Band I und vier in Band II . Acht der 212 Ta­feln, die ab­wei­chend auf stär­ke­r em Ve­l in­pa­pier ge­d ruckt sind, lie­gen lose bei. Dies sind die bei­den er­sten Ta­feln der Se­r i­en Pol­itique­urs und Pop­ula­ire, die er­ste Ta­fel von Ceintures dorées und Les pe­tits mor­d ent – 2e série so­w ie die Ta­feln 3 und 5 der Bour­geois. Der Stadt­plan von Pa­ r is fehlt wie fast im­ mer. Die emp­ fi nd­ l i­ c hen Bro­schu­r en wer­den ge­schützt von mo­der ­nen, am Rücken hübsch de­ko­r ier ­t en Halb­le­der­k as­set ­t en. Pro­ve­n i­enz: Pierre-Jules Het­z el (1814 –1886). – Auf dem In­nen­u m­s chlag von Band I das il­lu­strier ­t e Ex ­l i­bris („Un au­t re mon­de“) von Claude Re­bey ­r at.

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Flecken­frei­es Ex­em­plar 161 Le dia­ble à Pa­r is. Pa­r is et les pa­r is­iens à la plume et au cray­on par Gavarni – Grandville – Bert­ all – Cham – Dan­tan – Clerget […], etc. 4 Tei­le in 2 Bdn. Pa­r is, J. Het­zel, 1868 –1869. Zu­sam­m en 768 Ta­feln (= 384 Bl.), alle in Holz­schnitt; über 750 Text­holz­schnit­te. 2 Bl. 228 S.; 2 Bl., 196 S. Und: 2 Bl., 196 S.; 2 Bl., 196 S. Quart (271 x 177 mm). Brau­ne Halb­m a­r o­quin­bän­de auf vier Bünde mit gol­de­ner Point­illé-Prä­g ung, mit gold­ge­ präg­ten Rücken­t i­teln, fet ­ten Blind- und ma­ge­ren Gold­ fileten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­z en und ocker­far­be­n em Spr­eng­schnitt (Un­ter­k an­ten et­was beschabt). Neue Aus­g a­be: Mit über 1500 teils erst­m als ver­öf ­fent ­l ich­t en Holz­schnit ­t en Die­se neue Aus­g a­be bie­tet mehr: Zu den be­k ann­ ten Au­t o­r en aus der er­sten Aus­g a­be wie Honoré de Bal­z ac, Al­fred de Mus­set, Ge­orge Sand, Eugène Sue, Jules Ja­n in, Gér­a rd de Nerv­a l und Théo­phile Gau­t ier tre­t en nach gut 20 Jah­r en neue Na­men hin­ zu – Vic­t or Hugo (Pa­r is à vol d’oiseau au XI V siècle), Jules Verne (Pa­r is. Géographie – sta­t ist­ique – histo­ire), Alex­a n­d re Du ­m as fils (Le travail de l’es­prit à Pa­r is) und ei ­n i­ge an­de­r e. Vor al­lem aber ent­fal­tet sich vor den Au­gen des Be­trach­ters eine auf den dop­p el­ten Um­fang ge­ stei­ger ­t e Bild­er ­f ül­le von über 1500 Holz­schnit ­t en im Text und auf beid­sei­tig be­d ruck­ten Ta­feln. In

sei­nem Post-face am Ende des vier­ten Teils zieht der Ver­le­ger Pierre-Jules Het­z el eine stol­z e Bi­l anz. Erst­m als wird hier Gavarnis „admirable série“ Les Gens de Pa­r is von ins­ge­samt 260 Zeich­nun­gen voll­ stän­d ig ver­öf ­fent ­l icht, dazu die 320 Zeich ­nun­gen aus des­sen Œuvres choi­sies, wo­durch zum er­sten Mal „le Pa­r is Gavarni“ kom­plett zu be­sich­t i­gen ist. Dar ­ü ber hin­aus ge­l ang es Het­z el, „50 co­mposit ­ions in­édites“ von dem „grand phi­lo­sophe de cray­on“ zu er­h al­ten; al­les in al­lem „un trésor d’illustrat­ions d’une in­appréciable ric­hes­se“. Von Bert­a ll ver­bucht der Ver­le­ger „538 pe­t its croquis char­m ants“, von Grandville 112 Zeich­nun­gen, „sa­t i­r es in­génieuses de la vie de Pa­r is“, von Cham­ pin „160 vues de Pa­r is“, von An­d rieux 44 Zeich­nun­ gen und von Hen­r i Mon­n ier „38 des­sins in­édits“. In der Tat kann ver­w un­dern – zu­m al an­ge­sichts der Erst ­pu­bli­k a­t i­on der Zeich­nun­gen von Gavarni und Mon­ n ier – war­ u m die Aus­ g a­ b e bei den Bi­blio­g ra­phen schö­ner und il­lu­strier ­t er Bü­cher so we­n ig Auf ­merk­sam ­keit ge­f un­den hat. Die Be­schrei­ bung von Brivois ist so flüch­t ig, daß er nicht ein­m al Het­zels Zah­len kor­r ekt ab­schrieb und ad­d ier­t e – eine Ka­pi­t u­l a­t i­on vor der Über ­f ül­le? Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris Lizzi Schwer­sen­ski auf den Spie­geln. Li­t e­r a­t ur: Brivois 127 f. (mit in ­kor ­r ek­t en Ab­g a ­b en zu den Abb.); Lacombe 923; Sénelier, Nerv­a l 731; Vica­i re III , 245.

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Das äu­ßerst sel­t e­ne er­ste Al­bum des 15jäh­r i­gen Gu­stave Doré im Ver­l ags­ein­band 162 Doré, Gu­stave. Les Travaux de Her­c ule. (Ja­bots 12). [Pa­r is], Au­bert & Cie, 1847. 2 Bl., 46 nu­m e­r ier­te li­tho­g ra­phi­sche Ta­feln. Quer-Ok­t av (162 x 233 mm). Schwar­z er Per­k a­l inVer­l ags­e in­band mit gold­g e­präg­t em Deckel­t i­t el in blind­ge­präg­tem Rocaille- so­wie dop­pel­tem, fet­tem und ma­ge­rem Fi­let­en­rah­m en (Kan­ten et­was berie­ben, Vor­ sät­ze leim ­schat­t ig, Ta­feln mi­ni­m al braun­randig und teils leicht braun ­spenklig). 1847 wur­de der ge­r a­de fünf­z ehn­jäh­r i­g e Gu­stave Doré (1832 –1883) von Charles Phil­ ip­ on, dem scharf­sich­t i­gen und ide­en ­r ei­chen Ver­l ags­t eil­h a ­ber von Au­bert, ent­deckt. Um­ge­hend pu­bli­z ier ­t e die­ser mit Les Travaux de Her­c ule des­sen er­stes Al­bum als „le point de départ de Mr. Doré, que nous croyons appelé à un rang dis­t ingué dans les arts“. Die zwölf Ar­bei­ten des grie­chi­schen Her­o en wer­ den hier bur­lesk tra­ve­stiert: Schon fast co­mic-ar­t ig

wer­den sie in klei­nen Bild­fol­gen er­z ählt, ins­ge­samt in 104 Fe­der­l i­t ho­g ra­phi­en, zu de­nen je­weils eine Le­gen­de steht. Gu­stave Doré war noch ein Kind, als er die­se Ge­schich­t en zeich­ne­t e, und sti­l i­stisch noch ganz im Fahr­was­ser Rodolphe Töpffers, von dem die Rei­he der Ja­bots be­g rün­det wor­den war und des­sen schlich­t en Li­ne­a r­stil er über ­n ahm [vgl. Ray und Leblanc]. An­de­r er­seits zeich­nen sie sich durch eine nai­ve Neu­g ier und Spiel­f reu­de aus, die sich in spä­t e­r en Wer­ken ver­lor. Dies ist also die denk­w ür­d i­ge er­ste Aus­g a­b e des er­sten Al­bums des noch völ­l ig un­be­k ann­t en Zeich­ ners Gu­stave Doré, sehr gut er­h al­t en im ori­g i­n a­len Ver­l ags­ein­band. – „This al­bum is of le­gen­d ary rar­ ity“ [Ray]. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 28, Nr. 59; Dézé 8; Guratzsch/Unverf­ehrt II , Nr. 13; Leblanc 349 f.; Lip­p er­hei­de 917, Xe 204; Lon­c hamp II , 137; Oster­w al­der 320 f.; Rahir 404; Ray II , 329, Nr. 240; San­ der 235; vgl. Thieme/Becker 9, 468.

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Frü­hes Doré-Al­bum im il­lu­strier ­t en Ori­g i­nal-Ein­band 163 Doré, Gu­stave. Des-ag­r éments d’un voy­a ge d’ag­rément. Pa­r is, Au­bert & Cie, 1851. Il­l u ­s trier­t er li­tho­g ra­phi ­scher Ti­t el, 24 nu­m e­r ier­t e li­tho­g ra­phi ­sche Ta­feln. Quer-Quart (255 x 326 mm). Mit gel­bem Glanz­pa­pier be­z o­g e­n er il­lu ­strier­ter Ori­g i­n al-Papp­band in neu­er Halb­m aroqu­inche­mi­se mit Rücken­ver­gol­dung und Papp­ schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten (ge­r ing beschabt, Vor­sät­ze leicht ge­bräunt). ‚Al­pen-Träu­me‘ – ein frü­hes Al­bum Dorés im Ori­g i­n al-Ein­band Dies ist die er­ste Aus­g a ­b e ei­nes wei­t e­r en frü­hen Al­bums des hier ge­r a­de 19jäh­r i­gen Gu­stave Doré, in dem man zwar noch „l’in­expérience et, aus­si, quelque vague in­fluence étrangère dont bientôt Doré se déb­a ras­se­ra“ [Leblanc], spü­ren kann, in dem sich der Künst­ler aber zu­gleich prä­sen­t iert „at his most enga­g ing, bea­r ing witness to a live­ly sen­se of hu­mor, now broad, now so­phist­ic­ated, which was muted in his late illustrat­ions“. So ist die­ses Werk mit sei­nen 174 je­weils mit Le­gen­den ver­se­he­nen Zeich­nun­gen schlicht „amu­sing“ [Ray]. Er­z ählt wird die Rei­se des klein­bür­ger­l i­chen Pa ­r i­ ser Ehe­paars Plu­met in die Schweiz, zu­n ächst nach Genf, von dort wei­t er nach Sa­voy­en in die fran­z ö­ si­schen und zu­r ück über die Ber­ner Al­pen. Wäh­ rend die häus­l i­che Ma­d ame die Din­ge eher aus der Di­stanz etwa ei­nes Fern­r ohrs oder Opern­g la­s es be­trach­tet, be­g ibt sich César Plu­met z. B. in den Al­pen­ort Sallanches und auf eine Berg ­wan­de­r ung voll haar­sträu­ben­der Ge­fah­r en, be­steigt von Servoz aus den Mont­blanc und be­sucht den Aus­sichts­punkt Montenvert, der von Tou­r i­sten eben­so über­f üllt ist, wie spä­ter das Ber­ner Ober­land von Kuh­her­den und zu Alp­horn­k län­gen tan­z en­den Schwei­z ern in Tracht – ein lärmi­ges „Eden de la vie pa­sto­r a­le“.

So wie die per­spek­t i­v i­sche Ein­stel­lung der Zeich­ nun­gen mit ­u n­t er über ­r a­schend wech­selt, so auch die Er­z ähl­p er­spek­t i­ve, die auch selbst ­r e­fl e­x i­ve Mo­men­t e ein­streut: In Genf kauft sich Herr Plu­met ein Skiz­z en­buch für sei­ne Rei­se­ein­d rücke: „Par un ha­s ard“, so die Bild­le­gen­de, „cet al­bum fut édité par Au­bert avec quelques retouches du célèbre G.ve Doré“ [Ta­fel 3]. Zu­h au­se in Pa­r is stellt Plu­met in­d i­ gniert fest, daß es „sous titre de ca­r icatures“ [Ta­fel 24] ver­öf ­fent ­l icht wor­den ist. Als Mora­le wird dem Le­ser frei­l ich mit ­ge­ge­ben, die Al­pen sei­en „la plus bel­le cho­se qui soit au mon­de“, die Al­ben von Doré wie­der­u m „tendront toujo­u rs á embellir la na­ture et la tri­ste re­a l­ité“ [Ta­fel 24]. Trotz der ko­ket ­t en Selbst ­prä­s en­t a­t i­on war Doré zum da ­m a ­l i­gen Zeit ­punkt noch we­n ig be­k annt – und selbst heu­te noch sind sei­ne Früh­wer­ke „too litt­le known even am­ong Doré’s ar­dent admirers bec­ause of the­i r great scar­ci­t y“ [Ray]. Un­ser Ex­em­ plar liegt im il­lu­strier ­t en Ori­g i­n al-Ein­band vor. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 29, Nr. 62; Dézé 8; Guratzsch/Unverf­ehrt II , Nr. 22 f.; Leblanc 87; Lon­c hamp II , 137; Oster­w al­der 321; Rahir 404; Ray II , 327; San­der 235.

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Mit dem Ori­g i­nal-Um­schlag 164 Doré, Gu­stave. La ménagerie pa­r i ­s i­e nne [Um ­schlag­t i­tel]. Pa­r is, Au Bu­re­au du Jour­n al pour rire, [1854]. 24 nu­m e­r ier­te li­tho­g ra­phi­sche Ta­feln. Quer-Quart (255 x 345 mm). Mit­tel­brau­n er Saf­f i­an­ band auf fünf gold­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­ti­tel, dop­pel­ten Gold­fileten auf den Dec­ keln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­z en und ein­g e­bun­d e­n em grü­n en, gold­be­druck­ten Glanz­pa­pier-Vor­der­um ­schlag (Um­schlag et­was fleckig und mit schwa­chen Knick­spu­ren, durch­ge­hend ge­r ing braun­f leckig). Die Pa ­r i­ser Ge­sell­schaft, ge­se­hen vom 22jäh­r i­gen Gu­stave Doré Auf 24 li­t ho­g ra­phi­schen Ta ­feln stellt Gu­stave Doré di­ver­se ge­sell­schaft ­l i­che Klas­sen meist in Grup­pen­ bil­dern vor – und ord­net ih­nen in knap­p en Bild­ le­gen­den ein ­z el ­ne Tier­a r ­t en zu. Die Rei­chen und Schö­nen und ihre Söh­ne und Töch­ter wer­den al­ lein auf fünf Ta­feln un­t er der Ru­brik „Lö­wen“ und „Lö­w in ­nen“ prä­sen­t iert. Zwei­fel­h af ­t er wir­ken die Bör­sen­spe­k u­l an­t en als „Wöl­fe“, der Ren­t ier als rei­ ßen­der „Pan­t her“, der be­f rack­t e die­nern­de Hand­

lungs­ge­h il­fe als „Girl­itz“. Die Da ­men­welt ist mit den auf­ge­putz­t en „Pfau­en“ in der Thea­t er­lo­ge eben­ so ver­t re­t en wie mit dem – be­r ühmt ge­wor­de­nen – Bild der Rei­he der Fluß­wä­sche­r in­nen als „El­stern“. Bal­le­r i­nen wer­den zu „Opern ­r at ­t en“, Stra ­ßen­k ünst­ ler zu „Mal­r at­ten“, zer­lump­te Verteter des Vier­ten Stan­des gar zu „Ka ­n al­r at ­t en“. Selbst kurz­bei­n i­gen tol­pat­schi­gen Klein­k in­dern gilt als „Krö­t en“ nicht un­be­d ingt die Sym­pa­t hie des Ka ­r i­k a­t u­r i­sten. Die „cu­r ie­u se co­l lect ­ion“ [Leblanc] des 22jäh­r i­gen Doré ge­hört zu sei­nen frü­hen, noch nicht ganz selb­ stän­d i­gen Wer­ken. Der Ti­tel des Al­bums und die Tier­be­z eich ­nun­gen er ­i n ­nern an Grandville eben­ so wie an Lou­is Huarts Mus­éum Pa­r i ­sien, das toutes les Bètes cu­r ie­u ses de Pa­r is vor­stell­te [sie­he Nr. 324]. Sti­l i­stisch er­k ann­t e Leblanc „tantôt l’in ­fluence de Gavarni, tantôt le pasti­che in­volonta­i re de Da­u mier“ [Leblanc]. Wie alle frü­hen Al­b en Dorés zeich­net sich La ménagerie pa­r i­si­enne gleich­wohl durch eine fri­sche, wit ­z i­ge Un ­m it ­t el ­bar­keit aus. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 30, Nr. 67; Dézé 9; Guratzsch/Unverf­ehrt II , Nr. 24 – 26; Leblanc 237 f.; Lon­c hamp II , 137; nicht bei Oster­ wal­der; Rahir 404; Ray II , 327; San­der 235; vgl. Thieme/Becker 9, 468.

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Sel­t e­nes ko­lo­r ier ­t es Ex­em­plar, aus den Samm­lun­gen Des­c amps-Scrive und Cluzel 165 Doré, Gu­stave. Les différents pu­blics de Pa­r is. Pa­r is, Au Bu­re­au du J[ourn]al am­u sant, [1854]. Il­lu ­strier­ter ko­lo­r ier­ter li­tho­g ra­phi ­scher Ti­tel, 20 nu­m e­ rier­te, ko­lo­r ier­te li­tho­g ra­phi­sche Ta­feln. – Auf Ste­gen mon­t iert. Quer-Quart (263 x 345 mm). Mo­der­ner Lei­nen­band à la Bra­del mit gold­ge­präg­tem Rücken- und Deckel­schild. ‚Pu­bli­k ums­be­schimp­f ung‘ – oder Eman­z i­pa­t i­on von kli­schee­h af ­t en Er ­war ­t un­gen? Ein frü­hes ko­lo­r ier ­t es Al­bum von Doré Auf 20 Li­ t ho­ g ra­ phi­ en hält Gu­ stave Doré dem (Lese-)Pu­bli­k um ei­nen Spie­gel vor: Sind wir das? Die­se bla ­siert-ge­l ang ­weil­t en Mie­nen der Da ­men in der Op­éra ita­li­en, die­ses gesch ­m äcklerisch zu­r ück­ ge­lehn­te Am­u sement der Her­ren in der Co­m é­die française, die schrei­en­de und to­ben­de, to­m a­t en­wer­ fen­de Men­ge beim Volks­t hea­t er, oder aber der letz­ te Gast im Odéon – ein ein­ge­schlum ­mer ­t er Greis? Alle mög­l i­chen Ar­t en von Pa­r i­ser Pu­blika hat Doré ins Bild ge­setzt: Wir woh­nen den So­irées fan­tastiques des Zau­be­r ers Ro­bert Hou­d in bei, se­hen im Cirque et Hip­po­dro­m e ge­r a­de noch das da­von­spren­gen­de Pferd mit sei ­ner ba ­l an­cie­r en­den Kunst ­r ei­t e­r in, be­ ob­ach­t en zwei sich wäl­z en­de Ring­k ämp­fer in Raub­ kat­z en-Tri­kots, die An­be­t ung ei­ner Tän­z e­r in durch ein Quin­t ett süß­l ich schmach­t en­der Ver­eh­r er, kol­ lek­t i­ve Schä ­ker-Stünd­c hen in den Lo­g en, und na­tür­lich sind wir beim Boule-Spiel da­b ei. Aus­ ge­r ech ­net eine stil ­le Sze­ne ist ein dar­stel ­le­r i­scher Hö­he­punkt und zu Recht be­son­ders be­r ühmt: die ver­schie­de­nen Ty ­pen von Le­sern im Salle de travail der Bibliothèque na­t io­n a­le. Doré hat in die­sem Al­bum die frü­he­re Ab­h än­ gig­keit von Vor­bil­dern und die stark ka ­r i­k ie­r en­de Ty ­pi­sie­r ung end­g ül­t ig hin­t er sich ge­l as­sen. Die­se An­sich­t en sind ur­ko­m isch, doch zu­gleich „d’une

ob­ser ­va­t i­on très juste, très spi­r i­t u­el­le, et en même temps mesurée: el­les sont à regar­der avec attent­ion“ [Beraldi VI , 8]. Wie in dem gleich­z ei­ti­gen Al­bum La Ménagerie Pa­r i­si­enne, so Leblanc, be­g in­ne Doré, „à ma­n i­fe­ster une maîtrise qu’on ne lui co­n naissait pas encore dans le co­m ique et l’ex­u bérance. On est con­stam ­ment entraîné par l’abon­d an­t e gaminerie de sa verve“ [Leblanc]. Gor­don N. Ray sieht in die­ sen Li­t ho­g ra­phi­en „stu­d ies of mas­sed hu ­m an­ity […] stri­k ing in co­ncept ­ion and fer ­t i­le in de­t ail“. Na­t ür­ lich sind es Ka­r i­k a­t u­r en, über die man sich herr­l ich amü­sie­r en kann – doch sie sind nicht we­n i­ger „a valuable test­i mony to the man­ne­r s of the day“ [Ray]. Auch für Gu­stave Doré selbst könn­t e die­ses Al­bum ent ­schei­den­de Be­deu­t ung ge­h abt ha ­ben: In­dem er sich kri­t isch das Pu­bli­k um vor ­n ahm, eman­z i­pier ­t e sich der 22jäh­r i­ge evtl. selbst von des­sen kli­schee­ haf ­t en In­t er­es­sen und Er ­war ­t un­gen. Dies ist ei­nes der sel­t e­nen ori­g i­n al-ko­lo­r ier ­t en Ex­em­pla ­r e [vgl. Leblanc: „Il ex ­i ste des ex­empla ­i res lith. en cou­leurs“]. Die Bunt­heit ver­stärkt ei­ner­seits Un ­m it ­t el­bar­keit und Le­ben­d ig­keit der Dar­stel­lung, an­de­r er­seits er­z eugt eine durch­ge­hend do­m i ­n ie­ ren­de Po­l a ­r i­t ät von Rosa und Blau wohl­k al­k u­l ier ­t e äs­t he­t i­sche Di­stanz. Wie ex ­z ep­t io­nell Dorés künst­ le­r i­sche Lei­stung ist, zeigt sich auch im Ver­gleich mit dem von Au­g u­ste Belin ge­z eich­ne­t en durch­aus ge­konn­t en li­t ho­g ra­phi­schen Ti­t el – zwi­schen bei­ den liegt eine Welt. Pro­ve­n i­enz: Auf dem flie­gen­den Vor­s atz Ex ­l i­bris von René Des­c amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille an­s äs­si­gen In­du­stri­el­len und ne­b en Beraldi und Bart ­hou re­nom ­m ier ­t est­en Samm ­ler sei ­ner Zeit (des­sen Auk ­t i­ons­k a­t a ­log II , Nr. 485: frs. 1.200). – Ge­gen­ü ber Ex­li­bris von Étienne Cluzel. – Claude Re­bey ­r at. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 30, Nr. 66; Dézé 9; Hi­ler 245; Leblanc 90; Lip­p er­hei­de Xe 206; Lon­c hamp II , 137; nicht bei Oster­w al­der; Rahir 404; Ray II , 327 und 329 f., Nr. 241; San­der 235.

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Das be­deu­t end­ste ka­r i­ka­t u­r i­sti­sche Werk Dorés, aus be­deu­t en­den Samm­lun­gen 166 Doré, Gu­stave. Histo­ire pi­t toresque, dra­m a­t ique et ca­r icatur­ale de la Sainte Rus­sie d’après les chronique­ urs et hi­sto­r i­ens Ne­stor, Nikan, Sylve­stre, Karamsin, Ségur etc., co­m mentée et illustrée de 500 mag­nifiques gra­vur­e s par Gu­stave Doré, gravée sur bois par toute la nouv­el­le école sous la dir­ect­ion génér­ale de So­tain. Pa­r is, J. Bry ainé, 1854. Durch­ge­hend mit über 500 Text­holz­schnit­ten il­lu ­striert, 2 Sei­ten von Hand in Ro­sa­r ot ko­lo­r iert. 2 Bl., 207 S. – Ein ­sei­t ig recto be­druckt. Quart, un­be­schnit­ten (298 x 200 mm). Lang­ge­n arb­ter ro­ter Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie or­n a­m en­ta­ler und li­n ea­ rer Rücken­ver­g ol­dung, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem zwei­far­big il­lu ­strier­ten Ori­g i­nal-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ . Das be­deu­t end­ste Werk des Ka ­r i­k a­t u­r i­sten Doré Gu­stave Dorés Ge­schich­te des Hei­li­gen Ruß­land steht in vie­ler Hin­sicht ein­z ig dar: Es ist „das viel­leicht über­z eu­g end­ste und wich­t ig­ste Werk in sei­nem Schaf ­fen als Ka ­r i­k a­t u ­r ist“ [Guratzsch/Unverf­ehrt I, 93], er­r eicht in der for­m a­len Ge­stal­t ung erst­m als „eine Über­g angs­stu­fe zwi­schen Bil­der­b o­gen und Co­mic strip“ [ebd. 96] und ist über­h aupt „der er­ste Ver­such, die Ge­schich­te ei­ner Na­ti­on im Bild zu per­siflie­r en“ [ebd. 95]. Mit die­sem Werk rea­g ier­t e Doré auf den 1853 aus­ ge­bro­che­nen Krim ­k rieg Ruß­l ands mit dem Os­m a­ ni­schen Reich und des­sen Al­l i­ier ­t en Frank ­r eich und Groß­bri­t an­n i­en. Da ­m it ver­band er die Ab­ sicht, die Fran­z o­sen „mo­r a ­l isch auf­z u­r ü­sten“ [ebd. II , Nr. 31], um Re­ van­che für die na­p o­leo­n i­sche Nie­der­la­ge vor Mos­k au 1812 zu neh­men. In man­ chen Zeich­nun­gen nimmt Doré schon „das Er­geb­ nis des Krie­ges vor­weg“ [ebd., Nr. 32], ob­wohl er die Ge­schich­t e Ruß­l ands vor­erst mit ei­nem lor­beerbe­ kränz­t en Fra­ge­z ei­chen en­den läßt: Der Aus­g ang ist 1854 noch un­ge­w iß. Erst nach der Ein­n ah­me Sew­a sto­pols 1855 wur­de der Krim­k rieg mit dem Pa­r i­ser Frie­den von 1856 be­en­det und als „Nie­der­ la­ge des Des­po­t is­mus und als Tri­u mph der Frei­heit ge­fei­ert“ [ebd. 62]. Dorés Histo­ire chan­g iert ei­gen­a r ­t ig zwi­schen po­l i­ ti­schem In­t er­es­se und ‚rei­ner Kunst‘. Leblanc fand die Zeich­nun­gen „as­surément cu­r ie­u ses“, er­k ann­t e

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aber in Doré nicht al­lein den „ca­r icatu­r iste, mais sati­r iste vio­lent, par­fois cruel“; Brivois sprach von ei­nem „spi­r it­uel pam­phlet à la plume et au cray­on“ [Brivois].

Kampf ­h and ­lun­gen ver­bin­den sich „phy­sio­g no­m i­ sche Ver­z er­r un­gen und skur­r i­le Ge­stik […] zu ei­ nem eben­so grau­sa ­men wie ko­m i­schen Ge­sche­hen“ [ebd. I, 94].

In sei­nem Ab­r iß der rus­si­schen Ge­schich­t e von ih­r en An­f än­gen bis zum Be­g inn des Krim­k rie­ges hält sich Doré „im we­sent­li­chen an die über­lie­fer­ ten Fak­t en“ – nichts­de­sto­we­n i­ger ent ­w irft er ein „gro­t es­k es Geschichts­p an­o ra ­m a“ [Guratzsch/ Unverf­ehrt I, S. 94]. Struk­t u­r iert wird die Hi­sto­r ie ei­ner­seits durch „die zur Ta­ges­ord­nung ge­hö­r en­ den Thron­strei­t ig­kei­t en“ [ebd. II , Nr. 28], an­de­r er­ seits „durch die Will­k ür der Za­r en“. Durch­ge­hen­ de Kon­stan­t en sind in­nen­po­l i­t isch „Grau­s am ­keit, Bar­ba­r en­tum und Macht­hun­ger“ [ebd. I, 96], au­ ßen­po­l i­t isch die „im ­mer wie­der ver­such­t e Er­obe­ rung der Dar­d a ­nel­len“ [ebd. II , 62]. Ab­g rün­d ig ist Dorés Cha ­r ak­t e­r i­s ie­r ung der Re­g ie­r ungs­z eit Iw­a ns IV.: Wäh­r end eine Bild­le­gen­de das Jahr 1561 als Wen­de­punkt hin zu ei­nem al­t ers­m il­den Re­g ie­ rungs­stil be­schreibt, zei­gen die zu­ge­hö­r i­gen Il­lu­ stra­t io­nen eine „bis ins Gro­t es­ke ge­stei­ger ­t e Bru­t a­ li­t ät“ [ebd., Nr. 30]. Ins­be­son­de­r e in den stän­d i­gen

Je­ der der über 500 Holz­ s chnit­ t e ist mit ei­ ner Le­gen­de ver­se­hen, und erst durch die Er­g än­z ung von Text und Il­lu­stra­ti­on er­schließt sich dem Le­ ser und Be­t rach­t er der gan­z e Sinn. So wer­den etwa „di­r ekt ins Bild ge­setz­t e Re­de­wen­dun­gen und die Ver­bild­l i­chun­gen dop­p el­deu­t i­ger Be­g rif ­fe […] zu wich­t i­g en Stil­m it ­t eln Dorés“ [ebd. 95]. Dar ­ü ber hin­aus fin­den sich „Il­lu­stra­t io­nen, die un­voll­stän­ dig wie­der­ge­ge­ben bzw. auf Zei­chen und Sym­bo­le re­du­z iert sind. Die­se Bil­der­spra­che stellt spä­t er ein we­sent ­l i­ches Merk ­m al des Co­m ic strip dar, der in sei­ner heu­t i­gen Form erst im 20. Jahr­hun­dert auf­ kam“ [ebd. 96]. Doré ist sei­ner Zeit also weit vor­aus. Zur op­t i­schen Be­w äl­t i­g ung der ‚Ge­schich­t e‘ setzt er sein „ge­sam­t es gra­phi­sches Re­per ­t oire, von der flüch­t i­gen Skiz­z e bis zu breit an­ge­leg ­t en Kom­po­ si­tio­nen“ [ebd. 94] ein, er kom­bi­n iert die „ge­gen­ sätz­l i­chen Tech­n i­ken Strich- und Hoch­z eich­nung“

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[ebd. II , Nr. 27] und die un­ter­schied­lich­sten Ab­ bil­dungs­for ­m a­t e, läßt pan­ora ­m a­t i­sche Dar­stel­lun­ gen mit Nah­auf­n ah­men wech­seln und folgt da­m it be­r eits „der Dra ­m a­t ur­g ie des Thea­t ers und spä­t er des Films“ [ebd., Nr. 29]. Sei­ne Bild­ideen sind mit­ un­t er von schla­gen­der Ein­fach­heit – etwa wenn er gleich im er­sten Bild die im Dun­keln lie­g en­den An­f än­ge der rus­si­schen Ge­schich­t e als schwar­z en Fleck wie­der­g ibt oder wenn er die Ukrai­ne mit ei­ner ro­s a ­r o­t en Blut ­l a­che über­deckt, die „les puissants et honorables“ ver­geb­l ich weg ­z u­w i­schen ver­su­chen [ebd. I, 97]. Da­m it sind wir bei den Be­son­der­hei­ten des vor­ lie­g en­den Ex­em­plars. Ein zwei­t er hand­ko­lo­r ier­ ter ‚Blut­fleck‘ be­fi n­det sich auf S. 89 – als ‚l’as­pect général‘ der Herr­schaft Iw­a ns des Schreck­li­chen von 1542 –1580. Man­che Bi­blio­g ra­phen be­vor­z u­gen Ex­em­pla ­r e ohne die­se dra ­m a­t i­schen Fa ­rb­a k ­z en­t e, da ­bei feh­len sie laut Car ­t er­et „sou­vent“. Ein­ge­bun­ den ist auch der in Grün und Rosa il­lu­strier­t e Ori­ gi­n al-Um­schlag, in des­sen Ti­t el das blut ­t rie­fen­de Wort „Rus­sie“ aus ei­nem Fi­g u­r en­a l­pha ­bet ge­bil­det wird. Die Vi­g net­te vorn gibt eine Text­a b­bil­dung wie­der [vgl. S. 175], das Me­d ail­lon auf der Rück­sei­ te zeigt Doré, den Ste­cher So­t ain und den Ver­le­ger Bry im Pro­fi l. Der Buch­block blieb un­be­schnit­t en, der de­ko­r a­t iv gold­ge­präg ­t e Ein­band in ro­t em Halb­ ma­r o­q uin stammt von Émile Mer­ci­er (1855 –1910). Vor uns liegt ein per­fekt er­h al­te­nes Ex­em­plar ei­ nes Wer­kes, das „très recherché“ [Brivois] und „très rare en bel­le con­d it­ion“ [Car­t er­et] ist. Die­ser für den Bi­blio­phi­len be­deut­sa ­me Um­stand ver ­weist wie­der­ um auf den re­a l­ge­schicht ­l i­chen Hin­t er­g rund: Nach dem Pa ­r i­ser Frie­den von 1856 ließ Na­po­le­on III . „als Zu­ge­ständ­n is an die rus­si­sche Re­g ie­r ung alle er ­r eich­ba ­r en Ex­em­pla ­r e des Bu­ches auf ­k au­fen und ver­n ich­t en“ [Guratzsch/Unverf­ehrt I, S. 96]. Pro­ve­n i­e nz: Auf dem Spie­g el gold­g e­p räg ­t es ver ­s chlun­g e­nes Mo­no­g ramm „ PV “ und gold­ g e­ präg­tes Ex­li­bris Paul Villebœuf (nicht in des­sen Auk­t i­on 1963). – Dar ­u n­t er zwei wei­t e­r e Ex ­l i­bris: Pierre Du­ché (nicht in des­sen Auk­t i­on 1972). – „ EAP “, d. i. Docteur Édou­a rd Périer (Auk­ti­on 16.6.1977, Nr. 125). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 34, Nr. 87; Brivois 128; Car­t er­et III , 293; Dézé 51; Guratzsch/Unverf­ehrt II , Nr. 27 – 32; Hi­ler 245; Leblanc 135; Lip­p er­hei­de Xe 207; nicht bei Lon­champ; Oster­w al­der 321; San­der 234; Vica ­i re III , 286; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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Dorés letz­t es Al­bum – im Ver­le­ger­ein­band 167 Doré, Gu­stave. Folies Gaul­oises [Ein­band­t i­tel] [depuis les Romains jusqu’ à nos jours]. [Pa­r is, Au Bu­re­ au du Jour­n al am­u sant, 1859]. 20 nu­m e­r ier­te li­tho­g ra­phi­sche Ta­feln. Quer-Quart (260 x 334 mm). Pflau­ m en­ farbener Per­k a­lin-Ver­l e­g er­e in­band mit fet­tem und ma­g e­r em Blind­f ileten­rah­m en, dar­in blind­ge­präg­ten flora­len Eck­ stücken auf den Deckeln, vorn zen­t ral mit gold­ge­präg­ tem Ti­tel (Rücken ver­bli­c hen, Vor­sät­z e leim ­schat­t ig, Ta­feln schwach, kaum merk­lich braun­f leckig). Dorés letz­t es Al­bum – im Ver­le­ger­ein­band Dies ist die er­ ste Aus­ g a­ b e von Dorés letz­ t em Al­bum – ei­ner Fol­ge von 20 Li­t ho­g ra­phi­en, in de­nen die fran ­zö­si­sche Kul­t ur- und Ko­stüm­ge­schich­t e seit Be­g inn der Zeit ­r ech­nung aus­ge­brei­t et wird: Läs­sig la­gern mus­k u­lö­se Kel­ten auf der blo­ßen Erde, um ei ­nem druidischen Men­schen­op­fer zu ­z u­se­hen. Eine Pro­z es­si­on ha ­g e­r er, über­l an­g er Ge­stal­t en durch ei­nen Na­del­wald re­prä­sen­t iert das as­ke­t i­sche Chri­ sten­t um der Me­r o­w in­g er­z eit. Im 12. Jahr­hun­ dert trei­b en ge­h ar ­n isch­t e Rit ­t er ein­a n­der in den

Ab­g rund; im 14. Jahr­hun­dert spricht sich ein Got­ tes­u r­t eil im gna­den­lo­sen Kampf auf Le­ben und Tod aus; im 15. Sä­k u­lum be­a n­sprucht ein fei­ster Feu­dal­ herr das ius pri­m ae noctis. An­schei ­nend zi­v i ­l i­sier­ ter geht es auf ei­nem Ball zur Zeit Kö­n ig Hein­r ichs III . zu, was an der Sper­r ig­keit der über­bord­en­den Kleid­er­fül­le lie­g en mag. Im Jahr 1695 wird ein Racine-Stück au­gen­schein ­l ich vor ei ­ner An­samm­ lung von Al­lon­ge­pe­r ücken ge­ge­ben, für das 18. Jahr­ hun­dert ste­hen gro­t esk über­l a­de­ne Turm ­f ri­su­ ren ei­ner­seits und ‚na­t ur ­n a ­he‘ Schä ­fer­stünd­chen im Frei­en an­de­r er­seits. Die Re­v ue klingt aus mit ei­ner nächt ­l i­chen Kahn­par ­t ie, in der die ver­dünn­t e ro­m an­t i­sche Stim ­mung ei­nes La ­m ar ­t i­ne ge­r a­de­z u kör­per­lich faß­bar ist. – Leblanc rühm­te glei­cher­ ma­ßen Dorés „co­n naissances ar­chéologiques sans pédanterie et sans ri­g id­ité“ und „une fine ob­ser­va­ ti­on critique, plei­ne d’humour“ und be­u r­teilt die­ ses Al­bum als „un des meille­u rs de Gu­stave Doré“; Ray fin­det es schlicht „da­z zling“. Un­ei­n ig sind sich die Bi­blio­g ra­phen bei der Da­t ie­ rung. Beraldi (mit ihm Dézé und San­der) setz­t e das „joyeux et spi­r it­uel al­bum“ auf 1852 an, weil es „en



ger ­me l’il­lu­stra­t i­on des Co­ntes drôlatiques“ [Beraldi] ent­h al­t e, die 1855 er­schie­nen. Ray da­ge­gen er­ kennt hier bei Doré eine künst­le­r i­sche „so­lid­ity of co­ncept­ion and a so­phist­icat­ion of out­look to which he hard­ly asp­i red in his earlier co­l lect­ions of li­t ho­ graphs“, so daß eine frü­he Ent­ste­hung un­w ahr­ schein­l ich wird. Ver­öf ­fent ­l icht wur­de das Al­bum je­den­falls spä­t er. Es wur­de „an­no­ncé, pour la première fois, […] en sept­embre 1859, dans le Jour­n al Am­u sant“ [Leblanc]. Heu­t e ist es – zu­m al im ori­g i­ na ­len Ver­l ags­ein­band – sel­t en ge­wor­den, weil die herr­l i­chen Li­t ho­g ra­phi­en oft her­aus­g e­s chnit ­t en und ein­z eln ver­k auft wur­den. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 29 f., Nr. 65; Co­las 883 bis; Dézé 8; Guratzsch/Unverf­ehrt II , Nr. 61 – 62; Hi­ler 245; Leblanc 114 f.; nicht bei Lip­p er­hei­de; Lon­c hamp II , 137; nicht bei Oster­w al­der; Rahir 404; Ray II , 332 f., Nr. 245 San­der 235.

Al­bum: „Un de meille­urs de Gu­stave Doré“ 168 Doré, Gu­stave. Folies Gaul­oises [Um­schlag­t i­tel] [depuis les Romains jusqu’ à nos jours]. [Pa­r is, Au Bu­re­ au du Jour­n al am­u sant, 1859]. 20 nu­m e­r ier­te li­tho­g ra­phi­sche Ta­feln. – Auf Ste­gen mon­ tiert. Quer-Quart (261 x 341 mm). Goldd­be­druck­te hell­g rü­ ne Ori­g i­n al-Bro­schur (Um ­schlag leicht fleckig, Ta­feln et­was braun­f leckig, Ta­fel 3 mit zeit­ge­nös­si­scher Rand­no­t iz in Tin­te). Dorés letz­t es Al­bum – im ori­g i­n a ­len Um­schlag Die er­ste, sel­t e­ne Aus­g a ­b e von Dorés letz­t em, „joyeux et spi­r it­uel al­bum“ [Beraldi], zu­gleich „un des meille­u rs de Gu­stave Doré“ [Leblanc] liegt hier noch ­m als in aus­neh ­mend gu­t er Er­h al­t ung und im hell­g rü­nen gold­be­d ruck­t en Ori­g i­n al-Um­schlag vor.

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Die Doré-Bi­bel: Ei­nes von sie­ben Ex­em­pla­r en der Erst­aus­ga­be auf Chi­na­pa­pier, aus den Samm­lun­gen Havi­land, Roudinesco und Vau­t ier 169 Doré, Gu­stave. La Sainte Bible selon la vulg­ate. Traduct­ion nouv­el­le. Avec les des­sins de Gu­stave Doré. 2 Bde. Tours, Al­f red Mame et fils, 1866. Zu ­sam­m en 228 Ta­feln so­wie 15 zu ­sätz­li­che Ta­feln nach Gu­stave Doré, jede Sei­te zwi­schen den Text­spal­ten mit or­n a­m en­ta­lem Zier­stab von Hec­tor Giacomelli, al­les in Holz­schnitt. 3 Bl., 904 Sp., 1 Bl., S. [910]-912, 1 Bl. (Tab­le supplémenta­ire); 2 Bl., 942 Sp., 1 S., S. [944]-949, 1 S., 1 Bl. (Tab­le supplémenta­ire), 1 Bl. – Auf Chi­n a­Pa­pier ge­druckt. Groß-Fo­lio, un­be­schnit­ten (434 x 316 mm). Rote Halb­m a­ ro­quin­bän­de der Zeit auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln und Band­be­zeich­nun­gen in dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en in je zwei so­wie sech­ fa­chen Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­ dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, auf den flie­gen­den Vor­sät­zen ver­so si­g niert „E. Ca­ray­on“ (Kan­ten mi­ni­m al berie­ben, an­fangs je 2 Bl. mit ge­glät­te­ten Knick ­spu­ren, hier und da mi­ni­m al braun­f leckig). Ei­nes von sie­ben Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier Gu­stave Dorés mo­nu ­men­t a ­le Il­lu­stra­t i­on der Bi­bel, die „Haupt ­a r­beit sei ­nes Le­bens“ [Thieme/Becker], zeigt ihn „dans toute la maîtrise de son art“[Car­ ter­et]; „rien n’a pu ar ­r êter l’in­spi­r a­t i­on du cray­on de l’art­i ste“ [Leblanc 53]. Durch­ge­hend hält er sich an die bi­bli­sche Text­vor­la­ge, die es ihm je­doch er­ laubt, über­a ll „sei­ne ei­ge­nen Phan­t a­si­en vom Hei­l i­ gen Land zu zeich­nen und auch knap­pe Text­stel­len weit ­läu ­fi g aus­z u­schmücken“ [Schmidt in Guratzsch/ Unverf­ehrt I, 136]. Anke Schmidt nennt in ei­nem Auf­satz zum Ka­ta­ log von Guratzsch/Unverf­ehrt als Dorés be­vor­z ug­t e Mo­t i­ve „mo­nu ­men­t a ­le Schlach­t en- und Mas­sen­sze­ nen“, „ori­en­t a ­l i­sche Prunk ­a r­chi­t ek­t u ­r en, präch­t i­ ge Phan­t a­sie­ge­w än­der oder über­l a­de­ne Pa ­l ast ­i n­ nen ­r äu ­me“, fer ­ner „ak­t i­ons­r ei­che Be­schrei ­bun­gen […], die Tod, Be­ d räng­ n is und Not zum The­ ma ha­ben“ [ebd. 133], selbst im Neu­en Te­sta­ment, wo es vor ­nehm­l ich dar­auf an­k am, „die ru­h i­ge Ge­stalt des Mes­si­a s dar­z u­stel­len“ [ebd. 136]. Durch­ge­hend ist Doré an ei­ner dra ­m a­t i­schen und thea­t ra ­l i­schen

In­sze­n ie­r ung in­t er­e s­siert – durch „phan­t a ­sti­sche Aus­s chmückun­g en der Schau­plät­z e, schein­wer­ fer­a r ­t ig ein­ge­setz ­t e Be­leuch­t ung, ori­ent ­a li­sier­en­ de Klei­dung und er­r eg­t e Ge­stik der Fi­g u­r en“ [ebd. 139 f.], die wie „Schau­spie­ler“ [ebd. 134] wir­ken. Auch die Per­spek­ti­ve wech­selt stän­d ig: „die Nah­ sicht zur To­t a­le, ein nied­r i­ger Au­gen­punkt zur Vo­ gel­per­spek­t i­ve“ [ebd. 140]. Schmidt wagt die The­se, der Il­lu­stra­t or habe da ­m it „For ­men neu­z eit ­l i­cher Bi­bel­ver ­fi l­mun­gen vor ­weg[ge­nom ­men]“ [ebd. 136] und „ver ­mut ­l ich auch das ame­r i­k a ­n i­sche Kino be­ ein ­flußt“ [ebd. 134 f.]. Die­se er­staun­l i­che An­t i­z i­pa­ ti­ons­lei­stung mag aus ei­ner rück­w ärts­ge­w and­t en kul­t ur­k ri­t i­s chen Per­spek­t i­ve am ­bi­va ­lent wir­ken: „il man­q uait à Doré la prof­ondeur et la na­ïveté du sen­t i­ment religieux“ [Leblanc 53], wand­t e Leblanc vor­sich­t ig ein; Schmidt re­sü ­m ier ­t e: „Die hei­l i­g e Ge­schich­t e ist da ­m it in ein mon­strö­ses Spek­t a ­kel von sen­sa­t io­nel ­ler Auf ­m a­chung um­ge­wan­delt wor­ den“ [Schmidt in Guratzsch/Unverf­ehrt I, 149]. Mo­dern mu­t et auch Dorés ar­beits­t ei­l i­ge Pro­duk­t i­ ons­wei­se an. Er selbst „lie­fer­te bloß die Skiz­z en, die eine un­er­müd­li­che Schar von [über 40] Holz­ schnei­dern un­t er sei­ner Auf­sicht aus­z u­f üh­r en hat­ te“ [Thieme/Becker]. Die­se muß­t en „die An­deu­t un­ gen ih­r es Mei­sters mehr frei in­t er­pre­t ie­r en, als daß sie ge­t reu ko­pie­r en konn­t en“, und ga­ben, „des Wer­ tes ih­r er Mit­a r­beit be­w ußt, ih­r en Na­men stets an“. Den or ­n a ­men­t a ­len Schmuck über ­t rug Doré Hec­t or Giacomelli (1822 –1904), der als Gra­veur bei ei­nem Gold­schmied be­gon­nen hat­t e und spä­t er als Zeich­ ner für Gold­s chmie­de­a r­b ei­t en ge­a r­b ei­t et hat ­t e, „wo­bei sich die gro­ße Fein ­heit sei ­ner ma ­le­r i­schen Tech ­n ik ent ­w ickel­t e“. Giacomellis Kan­de­l a ­ber ­for­ men, die auf je­der Sei­t e zwi­schen den bei­den Spal­ ten ste­hen, the­m a­t i­sie­r en „die Über ­w in­dung des Al­t en Bun­des und die Er­lö­sung durch den Neu­en“ [Schmidt in Guratzsch/Unverf­ehrt I, 133]. Für sei­ nen künst ­le­r i­schen Wer­de­g ang war die­ses Werk von ent ­schei­den­der Be­deu­t ung: Sein Er ­folg „be­stimm­t e ihn, ganz zur Buch­i l­lu­stra­t i­on über­z u­ge­hen“ [Thieme/Becker]. In der Tat ist die ‚Doré-Bi­b el‘ wohl u la­ i re des ouvra­ g es illustrés par „le plus pop­ Gu­stave Doré“ [Leblanc 53]. Sie liegt hier in der er­sten Aus­g a­be mit 228 Ta­feln vor; ihr wur­den zu­sätz­l ich

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15 Ta­feln auf leicht beigem Pa­pier (mit ei­ge­ner Tab­le supplémenta­ire in bei­den Bän­den) bei­ge­ge­ben. Dies ist ei­nes von nur sie­ben, nicht nu­me­r ier­t en Ex­ em­pla ­r en der Vor­z ugs­aus­g a ­be auf fein­stem Chi­n a­ pa­pier, wie in ei­nem bei­l ie­gen­den Brief des Pa ­r i­ser Re­prä­sen­t an­t en des Ver­l ags­h au­ses Mame be­stä­t igt wird. Die zeit ­ge­nös­si­schen Mei­ster­ein­bän­de fer ­t ig ­t e Émile Adolphe Ca­r ay­on (1843 –1909); im 20, Jahr­ hun­dert be­fand sich un­se­r e Doré-Bi­b el im Be­sitz von Alex­a n­d re Roudinesco und An­t oine Vau­t ier. Pro­ve­n i­enz: Auk­t i­on Havi­l and II , 1923: frs. 3.150. – Ex ­l i ­bris von Alex ­a n­d re Roudinesco ver­so flie­gen­ dem Vor­satz (des­sen Auk­t i­on 1967, Nr. 10: frs. 2.600) und An­ t oine Vau­ t ier auf dem Spie­ g el (nicht in des­sen Ka­t a ­lo­gen 1971 und 1977). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 44, Nr. 145, und V II , 106; Brivois 60; Car­ ter­et III , 89 f. (2. Aufl.); Dézé 68 ff.; Guratzsch/Unverf­ehrt I, S. 131 –150, und II , Nr. 90 –100; Leblanc 47 ff.; Lon­c hamp II , 54; Oster­w al­der 321; Rahir 321; Ray II , 327 f.; San­der 104; Thieme/ Becker 9, 468 (Doré), und 13, 575 (Giacomelli); Vica­i re I, 474 ff.; zu Ca­r ay­on: Fléty 38.

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier in ei­nem In­t ar­si­en­ein­band von Ma­r i­us Mi­chel 170 Doré, Gu­stave. La Sainte Bible. Traduct­ ion nouv­el­le selon la vulg­ate par MM. J[ean]-J[acques] Bourassé et P[ierre] Jan­vier. Approuvée par Mon­sieur l’ar­ c he­ vêque de Tours. Des­ sins de Gu­ stave Doré. Ornemen­tat­ion du tex­te par H[ec­tor] Giacomelli. [2. Auf­ la­ge]. 2 Tei­le in 1 Bd. Tours, Al­f red Mame et fils, 1866. 230 Ta­feln nach Gu­stave Doré, jede Sei­te zwi­schen den Text­spal­ten mit or­n a­m en­t a­l em Zier­stab von Hec­tor Giacomelli, al­ l es in Holz­ schnitt. 3 Bl., 904 Sp., S. 905 – 909; 2 Bl., 942 Sp., 1 S., S. [944]-948, 1 S., 1 Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Groß-Fo­lio (421 x 305 mm). Hell­brau­n er Ma­r o­quin­ band auf sechs mit Gold­fileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Ti­tel in zwei Rücken­fel­dern, die üb­r i­ gen Kompartim­en­te in­tar­sie­r t mit von Gold­f ileten ein­ ge­faß­tem Flecht­band­m u ­ster in Rot- und Dun­k el­braun, die Deckel in glei­cher Wei­se im Re­n ais­sance-Stil reich in­tar­sie­r t, zu ­sätz­lich mit gro­ßem or­n a­m en­ta­len Mit­tel­ stück in Schwarz und vier Gold­stem­peln mit dem Sym­bol der eher­nen Schlan­ge, Steh­k an­ten mit dop­pel­ten Gold­ fileten, rote Ma­r o­quin­doublü­ren mit rei­cher Ver­g ol­dung aus Wel­len­band und Blü­ten ­stem­peln um ein frei­ge­las­se­ nes Mit­tel­feld, ein­ge­legt in ei­nen brau­nen Ma­r o­quin­rah­ men mit Dent­el­le­bor­dü­re, mit flie­gen­den Vor­sät­zen aus vio­let­ter Moi­ré­sei­de, wei­te­ren Vor­sät­zen aus Mar­m or­pa­ pier und pun­zier­tem Ganz­g old ­schnitt über mar­m o­r ier­ tem Schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „Da­vid“ und „Ma­ ri­u s Mi­chel doreur“ , in fle­xi­bler Ma­r o­quin­che­mi­se mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit hell­brau­nen Ma­ro­quin­k an­ten (Schu­ber mit 2 Kratz­spu­ren, pa­pier­be­dingt we­ni­ge Braun­f lecken). Die ‚Doré-Bi­b el‘, das mei­s ter­h af ­t e Haupt ­werk und „le plus pop­u la­ire des ouvra­ges illustrés par Gu­stave Doré“ [Leblanc 53], liegt hier in der zwei­ ten Auf­la­ge vor, die nach dem ra­schen Aus­ver­k auf der Erst­aus­g a­be noch im sel­ben Jahr er­schien. Doré „trou­vant son œuvre im­parfaite, dés­ira le mo­d i­fier dans quelques-unes de ses par­ties“ [Paul Mame, zit. nach Vica­i re], und nutz­t e da­her die zwei­t e Aus­ ga ­be für er­heb­l i­che Mo­d i ­fi ­z ie­r un­gen der Il­lu­stra­ ti­on: 13 Ab­bil­dun­gen der er­sten Aus­g a ­be wur­den durch neue er­setzt, zwei wei­te­r e neue Holz­schnit­ te ka ­men hin­z u, fer ­ner wur­den 22 Il­lu­stra­t io­nen neu ge­schnit ­t en und elf wei­t e­r e ver­ä n­dert. Dar ­u m sind Ex­em­pla­r e der zwei­t en Auf­la­ge „un peu moins es­t imés que ceux de la première“ [Car­t er­et].

Das vor­l ie­g en­de Ex­e m­plar ist ei­nes der ganz we­n i­gen der Vor­z ugs­aus­g a ­be auf fein­stem Chi­n a­Pa­ pier, wo­ durch es mög­ l ich wur­ de, die bei­ den mäch­t i­g en Tei­le in ei­nem Ein­band zu­s am ­men­z u ­f ü­gen. Leblanc nennt für die er­ste Auf­la­ge nur sie­ ben Ex­em­pla­re auf Chi­n a, man wird eben die­se An­z ahl auch hier an­neh ­men dür ­fen. Der präch­t i­g e In­t ar­si­en­ein­band stammt aus der Werk­statt von Bern­a rd Da­v id (1824 –1895), der sein Pa ­r i­ser Ate­l ier 1858 er­öff ­net hat ­t e. Für die Ver­gol­ dung zeich­ne­te das Ate­lier Ma­r i­u s Mi­chel père et fils ver­a nt­wort­l ich, in das der Sohn Hen­r i 1862, im Al­ter von 16 Jah­r en, ein­ge­tre­ten war, um als Mit­ ar­bei­t er des Va­t ers schnell ein ei­ge­nes Pro­fi l zu ge­ win­nen: „Bien que le père et le fils Ma­r i­u s aient toujo­u rs vécu ins­éparables co­m me af ­fe­c t ­ion et co­m me travail, ils ont chacun un œuvre bien dis­ tinct. Le père, par goût, fut porté à re­pro­du­ire les beaux décors du XV I e, pour lesquels il avait une pas­si­on à peu près ex­clusive; au con­tra­ire, tout ce qui dans la pro­duct­ion de cet ate­lier reliure est décor nouveau, décor XIXe, est de Ma­r i­u s Mi­chel fils“ [Beraldi, Es­t ampes 91 f.]. Die­se un­t er­schied­l i­ chen Prä­fe­r en­z en spie­geln sich di­r ekt in der Ge­ mein­schafts­a r­b eit die­ses Ein­bands: Wäh­r end die Deckel den voll­en­de­t en De­kor im Re­n ais­sance-Stil Jean Ma ­r i­u s Mi­chels zei­gen, er ­i n­nert das or ­n a ­men­ ta­le Blü­ten­mu­ster der Spie­gel an den von Hen­r i Ma ­r i­u s Mi­chel ein­ge­f ühr ­t en Stil à la flo­re orne­m en­ ta­le. Ein­bän­de mit In­t ar­si­en-De­ko­r a­t i­on im Re­n ais­ sance-Stil (à la mo­der­ne) von Ma­r i­u s Mi­chel sind äu­ ßerst sel­t en; Beraldi kennt nur vier Bei­spie­le, die­se je­doch sämt ­l ich in we­sent ­l ich klei­ne­r em For ­m at. Pro­ve­n i­enz: Librairie Au­g u­ste Font ­a ine, Catalogue de livres an­c iens et mo­der­n es, ra­res et cu­r ie­u x, 1870, Nr. 98: frs. 3.000. – Heri­bert Ten­schert, Ka­t a­log 48, Biblia Sacra, 2004, Nr. 154. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 44, Nr. 145, und V II , 106; Brivois 60 (Er­stausg.); Car ­t er­et III , 89 f.; Dézé 68 ff.; Guratzsch/Unverf­ehrt I, S. 131 –150, und II , Nr. 90 –100; Leblanc 47 ff.; Lon­c hamp II , 54 (Er­stausg.); Oster­w al­der 321 (Er­stausg.); Rahir 321; Ray II , 327 f.; San­der 104; Thieme/Becker 9, 468 (Doré), und 13, 575 (Giacomelli); Vica­ire I, 474 ff.; zu Da­v id: Fléty 53; zu Ma­r i­u s Mi­c hel: Fléty 121.

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Se­r ie von 13 un­ver­öf­fent­l ich­t en Ori­g i­nal­zeich­nun­gen Dorés 171 Doré, Gu­stave. Por­traits de Prussiens. Des­sins originaux. [Rücken­t i­tel]. Ohne Ort, [etwa 1871]. 13 ori­g i­n a­l e Blei­s tift­z eich­n un­g en (Blatt­g rö­ß e ca. 310/340 x 235/242 mm), in Passe­par­touts mon­t iert. Groß-Fo­lio (310/339 x 236/243 mm). Grob­g e­n arb­ter oliv­g rü­ner Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und de­k o­ra­t i­ver Rücken­ ver­g ol­dung so­wie mit Gold­f ileten auf den Deckeln, auf dem In­nen­deckel si­g niert „Devauc­hel­le“ , in mit Ve­lours aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten. „Preu­ßi­sche Wür­den­t rä­ger“ – 13 un­ver­öf ­fent ­l ich­t e Ori­g i­n al­z eich­nun­gen von Gu­stave Doré 1871 flüch­t e­t e Gu­stave Doré (1832 –1883) von Pa­r is nach Ver­sailles, sei es vor den Aus­w ir­k un­gen des Deutsch-Fran­z ö­si­schen Kriegs, sei es vor dem Auf­ stand der Pa ­r i­ser Kom ­mu­ne. Ei­gent ­l ich war sein Grund­satz, daß „ein Künst­ler in sei­nem Werk kei­ne po­l i­t i­schen An­sich­t en ver ­t re­t en soll­t e“ [Guratzsch/ Unverf­ehrt I, S. 96] – nun aber schuf er Zeich­ nun­gen, mit de­nen er zahl­r ei­che Ab­ge­ord­ne­t e der Na­t io­n al­ver­s amm ­lung eben­s o wie Ver ­t re­t er der Co­mmune und der Ma ­g i ­strat ­ure in locke­r em Strich ka ­r i­k ier ­t e. Sie wur­den erst ein Vier ­t el­jahr­hun­dert nach sei­nem Tod un­t er dem Ti­t el Ver­sailles et Pa­r is en 1871 pu­bli­z iert. Doch Doré sah und zeich­ne­te in Ver­s ailles noch mehr – die sieg­ r eich ein­ r ücken­ den Deut­ s chen. Dorés Bio­ g raph Jean Valmy-Baysse hat­ t e die­ se Zeich ­nun­gen an­schei ­nend zu Ge­sicht be­kom ­men, wenn er schrieb: „Le côté all­emand, avec un Bis­ marck étonnant, nous réserve encore quelques sur­ pri­ses“ [Valmy-Baysse 318]. Nur spe­k u­lie­r en konn­ te hin­ge­gen Ute Braun in ei­nem jün­ge­r en Auf­satz: „Ein letz­t er Teil über die preu­ßi­schen Wür­den­t rä­ ger ist an­geb­l ich bis heu­t e noch nicht ver­öf­fent­l icht wor­den“ [in Guratzsch/Unverf­ehrt I, S. 97]. 13 Ori­g i­n al­z eich­nun­g en „preu­ßi­s cher Wür­den­trä­g er“ in Blei­stift und Tin­te lie­g en in un­se­rem Fo­l io-Al­bum nun vor – eine wirk­l i­che Ent­deckung, die Dorés letz ­t es po­l i­t isch-sa­t i ­r i­s ches Werk Ver­sailles et Pa­r is en 1871 recht ei­gent ­l ich kom­plet­ tiert – fand doch die Pro­k la­m a­t i­on des preu­ßi­schen Kö­n igs Wil­helm I. zum deut­schen Kai­ser am 18. Ja ­nu­a r im Spie­gel­saal zu Ver­sailles statt.

„Der Kayser“ ist denn auch auf der er­sten – der ein­z i­gen si­g nier ­t en – Zeich­nung zu se­hen: be­z eich­ nen­der ­wei­se mit ei ­ner be­denk ­l ich schief sit ­z en­den Kro­ne. Ihm folgt sei­ne Gat­tin Au­g u­sta von Sach­ sen-Wei­m ar-Ei­sen­ach – an ih­r em Kinn er­strahlt, in be­f remd­l i­cher Par­a l­le­le zu den Per­len an Ohr und Kro­ ne, eine drei­ h aa­ r i­ g e War­ z e. Und dann der „Bis­m arck étonnant“: kein stol­z er Reichs­k anz­ ler, son­dern ab­ge­m a ­gert, mit tief her­a b­h än­gen­den Schnurr­bart­en­den und miß­t rau­i sch auf ­wärts spe­ ku­l ie­r en­den Glubsch­au­gen. Ein Defilé preu­ßi­scher Ge­ne­r ä ­le schließt sich an: Ba ­r on Gu­stav Wal­de­m ar von Rauch mit star ­r em Na­ge­t ier­ge­sicht un­t er der ho­hen Pickel­h au­be, weich und fal­t ig da­ge­gen Karl Fried­r ich von Stein ­metz; den Ge­ne­r ä ­len Ed­w in von Man­teuffel und Au­g ust Karl von Goeben nimmt der tief­ sit­ z en­ de Helm jede Sicht. Hand­ s chrift­ lich mit ih­ren Nach­n a­men be­z eich­net sind noch Edu­a rd Vo­gel von Fal­ken­stein und Hein­r ich Adolf von Za­strow, wei­t e­r e Mi­l i­t ärs blei­b en an­onym. Auf vier Rück­sei­ten der meist um 340 x 240 mm mes­sen­den Blät ­t er fin­den sich wei­t e­r e locker an­ge­ deu­t e­t e Skiz­z en. In ge­w is­ser Wei­se bleibt Doré sei­nem Grund­satz, nicht ‚po­li­t isch‘ sein zu wol­len, auch hier treu, wo er den deut­schen Kriegs­geg­ner ins Vi­sier nimmt. An­ders als etwa im Hei­li­gen Ruß­land zielt er nicht auf ei­nen be­stimm­t en ‚Na­t io­n al­cha ­r ak­t er‘, viel­ mehr sind es höchst in­d i­v i­du­el­le Ge­sich­t er, die er in ih ­r en phy­sio­g no­m i­schen An­oma ­l i­en und psy­chi­ schen De­for ­m a­t io­nen wie­der­g ibt, nicht stär­ker ka ­r i­k iert als die fran­zö­si­schen Pen­dants in Ver­sailles et Pa­r is. So se­hen Sie­ger aus? Ein­ge­z wängt in preu­ ßi­sche Uni­for­men er­blickt Gu­stave Doré auch hier – Men­schen. Pro­ve­n i­enz: Das Al­bum, das aus dem Be­sitz von Dorés Nich­t e, Mme. Mi­chel Doré, bzw. Dorés Groß­ nich­te, Mme Boisn­a rd, stammt, wur­de 1932 im Pa ­r i­ser Mus­ée du Pe­t it Pa ­l ais aus­ge­stellt (Ka­t a ­log, Nr. 318). – Samm­lung Adri­a n Flüh­m ann, mit des­ sen Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ auf dem Vor­satz. Li­te­r a­tur: Vgl. Guratzsch/Unverf­ehrt I, S. 96 – 99, und II , Nr. 126 –129 (Ver­sailles et Pa­r is); Valmy-Baysse 317 f.

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Dorés letz­t es sa­t i­r i­sches Werk – Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier 172 Doré, Gu­stave. Ver­ sailles et Pa­ r is en 1871. D’après les des­sins originaux de Gu­stave Doré. Préface de M. Ga­bri­el Hano­taux. Pa­ris, L. Car­ter­et [und:] L. ­C o­n quet, [1907].

Dorés letz­t es sa­t i­r i­sches Werk – ei­nes von 75 nu ­me­r ier ­t en Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier

95 ganz­sei­t i­ge Il­lu ­stra­t io­nen in Pho­to­g ra­vure, da­von 16 blau ge­tönt. 3 Bl., VI S., 98 nu­m e­r ier­te, ein ­sei­t ig be­ druck­te Bl., 1 Bl.

In den Mo­ n a­ t en April und Mai 1871 flüch­ t e­ te Gu­stave Doré (1832 –1883) vor dem Auf­stand der Pa­r i­ser Co­m mune nach Ver­s ailles – dort er­blick­te er als­bald die Ge­fan­ge­nen­z ü­ge der ge­schla­ge­nen Kom ­mu ­n ar­den.

Quart, seit­lich und un­ten un­be­schnit­ten (300 x 200 mm). Lang­ge­n arb­ter ro­ter Ma­r o­quin­band à la jansé­ni ­ste auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, dop­pel­ter Gold­f i­lete auf den Steh- und fünf­fa­chem Gold­f ileten-­ rah­m en auf den In­nen­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­n em il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und Kopf­g old­schnitt, auf dem In­nen­ deckel si­g niert „Str­oobants“ , in Lei­nen­k as­set­te mit gold­ ge­präg­tem Le­der­r ücken­schild (Um ­schlag mit ge­r in­ger Rand­bräu­nung).

In dem hi­sto­r i­schen Mo­ment ei­nes Bür­g er­k riegs im Zuge der Nie­der­l a­g e im Deutsch-Fran­z ö­si­ schen Krieg ver­stieß Doré noch ein­m al ge­gen sei­ne „Selbst ­be­schrän­k ung“, der Künst ­ler sol­le „in sei­ nem Werk kei ­ne po­l i­t i­schen An­sich­t en ver ­t re­t en“, und schuf mit Ver­sailles et Pa­r is en 1871 sein letz­ tes sa­t i­r i­sches Werk. 95 ganz­sei­t i­ge Fe­der­z eich­nun­ gen, re­pro­du­z iert in Pho­t o­g ra­v ure, zei­gen mit ei­ner Aus­n ah ­me fik­t i­ve, meist halb­fi g ­u ri­ge Por ­t raits von ty ­pi­schen po­l i­t i­schen Ak­t eu ­r en, je­weils ver­se­hen

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mit cha ­r ak­t e­r i­sti­schen Aus­sprü­chen. An­schei ­nend plan­t e Doré selbst kei­ne Ver­öf ­fent ­l i­chung; je­den­ falls über­ließ er das Kon­vo­lut bei der Ab­r ei­se aus Ver­sailles sei­ner Wir­t in, ei­ner Ma­d ame Bruyère. So er­schien die hier vor­l ie­gen­de Erst ­aus­g a ­be erst im Jahr 1907; ge­n aue­r e Grün­de für die­sen spä­t en Zeit­ punkt „sind nicht be­k annt“ [Guratzsch/Unverf­ehrt I, S. 96]. „Les deux Franc­ e s qui luttaient l’une co­ ntre l’au­t re en 1871 […] sont viv­a n­t es ici“, schrieb Ga­bri­ el Hano­t aux tref­fend in sei­nem Vor­wort, um hin­z u­ zu­f ü­gen: „Ces masques de guerre civile sont si puis­ sa­ment trag­iques qu’ils en deviennent co­m iques“ [S. II]. In tra­g i­ko­m i­schem Ge­gen­satz ste­hen die Ab­ ge­ord ­ne­t en der As­se­mblée na­t io­n a­le 1871 den Ver­ tre­t ern der Co­mmune ge­gen­ü ber; eine aus nur drei Zeich­nun­gen be­ste­hen­de drit ­t e Ab­t ei­lung über La Ma­g i­strat­ure bleibt von un­t er­ge­ord ­ne­t er Be­deu­t ung. Die Blät ­t er zur Na­t io­n al­ver­samm­lung zei­gen je­weils Red­ner am Pult: „Auf­r echt, ge­beugt oder zu­s am­ men­ge­sun­ken stüt­z en sie sich auf das Red­ner ­pult, häm­mern dar­auf ein, ver­schrän­ken die Hän­de auf dem Rücken, hal­ten sie be­schwich­ti­g end in die Höhe, ver­g ra­ben sie in den Ta­schen, bün­deln Ma­ nu­skrip­t e. Die Au­gen sind li­stig zu­sam ­men­ge­k nif­ fen, wü­t end auf­ge­r is­sen, dro­hen, wir­ken un­schul­ dig“ – und die Red­ner ver­r a­ten sich al­le­samt „als Heuch­ler, Egoi­sten und Schar­l a­t a ­ne“ [Guratzsch/ Unverf­ehrt I, 98]. Ganz an­ders die Mit­glie­der der Kom ­mu­ne: Ihre Ge­sich­t er sind „grob ge­schnit ­t en und ha ­b en ei­nen miß­t raui­schen, ent ­schlos­se­nen, zum Teil bru­ta­len Aus­d ruck“ [ebd. 98 f.], 15 von ih­nen er­schei­nen in fah­ler Blau­t ö­nung und kom­ men ganz ohne Kom­men­t ar aus. Vor­a n­ge­stellt ist die Ka ­r i­k a­t ur des ein­z i­gen iden­t i­ fi ­z ier­ba ­r en Po­l i­t i­kers, näm ­l ich von Adolphe Thiers (1797 –1877), der im Jahr 1871 eine po­ l i­ t i­ s che Schlüs­sel­f unk­t i­on aus­ü b­t e: Am 17. Fe­bru­a r wur­ de er von der Na­t io­n al­ver­samm­lung zum „Chef der Exe­k u­t i­ve“ ge­wählt und mit der Füh­r ung von Frie­ dens­ver­h and­lun­gen mit Bis­m arck be­auf ­t ragt. Ein Be­fehl von ihm an die Ar­mee lö­ste den Auf­stand der Pa­r i­ser Kom­mu­ne aus, der Ende Mai 1871 un­ ter sei­ner Lei­t ung nie­der­ge­schla­gen wur­de. Am 31. Au­g ust 1871 wur­de Thiers der er­ste Staats­prä­si­dent der Drit­t en Re­pu­blik. In Dorés Drauf­sicht auf die kurz­bei­n i­ge, ge­d run­ge­ne Ge­stalt mit dem miß­mu­ ti­gen Ge­sicht, gleich­falls bläu­l ich ge­t önt, ge­w innt man nicht den Ein­d ruck, als sei Thiers sei­ner Auf­ ga ­be ge­wach­sen, die Na­t i­on in schwie­r i­ger Lage zu­ sam ­men­z u ­h al­t en.

An Thiers, wie auch an den Ka­r i­k a­t u­r en ins­ge­samt, fällt je­doch auf, daß Gu­stave Doré „eine wirk­lich po­l i­t i­sche Po­si­t i­on nicht ein­n immt, daß sein Spott alle po­li­ti­schen La­ger trifft und sich auf mensch­ li­c he Un­z u­l äng­l ich­kei­t en be­s chränkt, an­s tatt be­stimm­t e Per­so­nen und Er­eig ­n ise di­r ekt an­z u­ grei­fen“. Da­m it steht er „im kras­sen Ge­gen­satz zur Ka­r i­k a­t ur von 1870/71“ [ebd. 99]. Ist das Buch ge­ ne­ r ell schon „cu­ r ie­ u x et rare“ [Car­ t er­ et], so gilt dies umso mehr für un­ s er Ex­em­plar: Es ist dies die Nr. 31 von 75 Ex­em­pla­r en auf Chi­n a­pa­pier. In den Janse­n i­sten-Ein­band von Str­o obants, dem Nach­fol­ger von Vic­t or Cham­ps, mit ein­ge­bun­den ist der ori­g i­n a ­le Um­schlag, des­sen Vi­g net­t e (eben­so wie die auf dem Ti­t el) die Ab­bil­ dung von Blatt 3, wohl des Par­l a ­ments­prä­si­den­t en mit Glocke, wie­der­g ibt. Das in ei­ner Lei­nen­k as­set ­t e ge­bor­ge­ne Ex­em­plar ist ta­del­los er­h al­t en. Li­te­r a­tur: Car­ter­e t, 1875 à 1945 V, 66; Dézé 83; Guratzsch/ Unverf­e hrt I, S. 96 – 99, und II , Nr. 126 –129; Leblanc 361 f.; nicht bei Lon­c hamp, Oster­w al­der, Ray und San­der; ValmyBaysse 318 f.

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Ori­g i­na­le Vor­zeich­nung Dorés zu Ari­osts Ro­land fu­rie­u x 173 Doré, Gu­stave. Il n’avait cepen­d ant d’au­tres rai­sons pour ex­cuser sa ja­lou­sie […]. [Hand­schrift­lich auf dem Blatt]. Ohne Ort, [1879].

der 73. Stan­z e in frei­er, ver­k ürz­t er Form wie­der, wo die Gat­t in als „trop aimable et trop bel­le“ ge­schil­ dert wird.

Ori­g i­n a­l e, si­g nier­te Zeich­n ung in Blei­stift, Fe­d er, schwar­zer Tin­te und Deck­weiß auf Pa­pier, auf­ge­zo­gen auf Kar­ton (Blatt­g rö­ße: 235 x 188 mm).

Die gro­ß e Vor­zeich­nung für die Ab­bil­dung auf Sei­te 552 der Aus­g a­b e von 1879 ist ein wei­te­res schö­nes Bei­spiel für Dorés locke­r en Al­t ers­stil. Auf der Rück­sei­t e be­fi n­det sich eine Blei­stift­skiz­z e mit la­chen­den Fi­g u ­r en.

Un­ter blaß­blau­em Passe­par­tout, in ver­gla ­stem gold­far­be­nen Holz­rah­m en mit Perl­stab­de­k or (370 x 295 mm) (Ecken mit klei­nen Stoß­stel­len). Mit ängst ­l ich ge­wei­t e­t en Au­gen schaut ein bär ­t i­ ger Greis zu der ju­gend­lich-schö­nen Frau an sei­ ner Sei­t e auf – sie legt ihm in freund­l i­cher Zu­wen­ dung begü­tig­end die Hand auf die Schul­ter. Der zahn­lo­se Alte spricht von sei­ner Ei­fer­sucht: Il n’avait cepen­dant d’au­t res rai­sons pour ex­c user sa ja­lou­sie que la je­un­e s­se et les char­m es de son épouse, Ch XLIII. Die hand­schrift ­l i­che Le­gen­de am un­t e­r en Bild ­r and, die die­se Ori­g i­n al­z eich­nung Dorés zu Ari­osts Ro­land Fu­r ie­u x dem 43. Ge­sang zu­ord­net, gibt den In­h alt

Pro­ve­n i­enz: Die Zeich­nung wur­de mehr ­m als aus­ge­ stellt: Mus­ée du Pe­t it Pa­l ais, Ex­po­si­t i­on rétrospective Gu­stave Doré, Pa­r is, 1932, Nr. 213; Haz­l itt, Goo­den & Fox, Gu­stave Doré 1832 –1883, Lon­don 1983, Nr. 60 (Eti­kett auf Rah ­men­r ück­sei­t e); Mus­é ee d’Art mo­ der ­ne, Gu­stave Doré 1832 –1883, Straß­burg 1983, Nr. 183; da­n ach Pa­r is, Mus­ée Ca­r nav­a let (Eti­kett). – Zu­ letzt Sam Clapp, des­sen Auk­t i­on Chri­stie’s, Pa­r is, 2002, Nr. 274 (mit Abb.). Li­t e­r a­t ur: Vgl. Guratzsch/Unverf­ehrt II , Nr. 158 –161; vgl. Ray II , 347, Nr. 254; vgl. Valmy-Baysse 320 ff.

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Zehn Ori­g i­nal-Zeich­nun­gen Dorés zu Ari­osts Ro­land fu­rie­u x 174 Doré, Gu­stave. Des­sins originaux pour Ro­land fu­r ie­u x. [Auf dem Rücken der Kas­set­te]. Ohne Ort, [auf dem Rücken der Kas­set­te:] 1879. 10 ori­g i­n a­le, si­g nier­te Fe­der­zeich­nun­gen auf star­k em Kar­ton (Blatt­g rö­ßen: 163 x 230, 178 x 237, 216 x 155, 140 x 282, 138 x 98, 270 x 130, 220 x 143, 100 x 172, 274 x 145, 150 x 100 mm), un­t er Passe­p ar­t outs (343 x 240 mm) aus sehr star­k em Kar­ton. Fo­lio. Dun­k el­blaue Halb­m a­r o­quin­k as­set­te auf fünf fal­sche Bünde, mit Gold­f ileten­rah­m en in den Rücken­ fel­dern, gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und Gold­f ileten auf den Deckeln, mit dun­k el­blau­em Ve­lours aus­ge­schla­gen. Zehn si­g nier­t e Ori­g i­n al-Zeich­nun­gen von Gu­stave Doré zu Ro­land fu­r ie­u x Der 1879 er­s chie­ne­ne Ro­l and Fu­r ie­u x, poème héroique von Ari­ost war das letz­t e Buch, das Gu­stave Doré (1832 –1883) für Hachette il­lu­strier­te und in des­sen über 600 Ab­bil­dun­gen er sei­ne gan­z e Er ­fah­ rung aus­spiel­t e: „Dans cette der­n ière œuvre, parti-­ culièrement riche d’ima­g i­n a­ti­on, de verve et de science, Gu­stave Doré a généreusement usé tous les dons“ [Valmy-Baysse 320]. Gor­don N. Ray führ­te die Leich­t ig­keit des Stils dar­auf zu­r ück, daß Doré „on pa­per rat­her than on the block“ ar­bei­t e­t e und mein­t e: „The ease of this pro­ce­dure was pos­sibly too liberating for the ar ­t ist“, die­ses wie­der ­u m re­sul­t ier­ te „in an overwhel­m ing pro­fu­si­on of illustrat­ions, less ca­r efully co­n sidered than usual“. Doch än­dert dies auch für Ray nichts dar­a n, daß die Zeich­nun­ gen „certainly rival tho­se in the fa­mous ei­ghteenthcent­u ry edi­t i­ons of the poem“ [Ray].

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Zehn von ih­nen sind hier zu­sam ­men­ge­t ra­gen: Es sind Fe­der­z eich­nun­gen in schwar­z er Tin­t e auf star­ kem bräun­l i­chen Kar ­t on in recht un­t er­schied­l i­chen Hoch- und Quer­for­m a­t en; bei ei­n i­gen sind noch die zug ­u nde­l ie­g en­den schwa­chen Blei­stift­spu ­r en er­ kenn­bar, eine er­h ielt zu­s ätz­l i­che Fa ­rb­a k ­z en­t e mit Se­pia, vier (da­von eine mi­n i­m al) wur­den mit et­was Weiß geh­öht und fünf sind mit hand­schrift­li­chen Le­gen­den ver­se­hen. Sie stel­len Ein­z el ­fi ­g u ­r en wie mehr ­fi g ­u ri­ge Sze­nen, dar ­u n­t er zwei Rei­t er, dar; ein ex­t re­mes Ob­long-For ­m at (Blatt ­g rö­ße: 140 x 282 mm) zeigt ei­nen Rit­t er­helm mit der Helm­z ier ei­ner weit zu bei­den Sei­t en aus­ge­brei­t e­t en Locken­pracht, in der sich acht Put­t en rä­keln. Das Haupt­werk von Lud­ovico Ari­osto (1474 –1533) in 46 Ge­s än­gen füg­te sich naht­los in den nach­ ro­m an­t i­s chen Re­z ep­t i­ons­kon­t ext ein. Dem Au­ tor selbst war das Mit ­t el­a l­t er be­r eits hi­sto­r isch

ge­wor­den, er ver­k nüpf ­t e Ro­l and- und Ar ­t us­s age „zur Ge­s chich­t e des Sa­g en­hel­den Ro­l and, des­ sen Lie­b e zu An­gel­ica un­er­w i­dert bleibt und der in Wahn­sinn ver­fällt. Der he­roi­sche Stoff wird je­doch nicht mehr ernst ge­nom­men, Ro­land zur lä­c her­l i­c hen Fi­g ur“ [Guratzsch/Unverf­e hrt II , S. 336]. Die­se Er­zähl­h al­tung bot Dorés epischbe­ob­ach­t en­den wie hu ­mor ­voll-ka ­r i ­k ie­r en­den In­t er­ es­sen brei­t en Raum: „Al­ors, d’épique, il re­de­v ient réa­li­ste; mais il ne touche terre que pour, par une pi­r ou­et­te, se lancer dans le co­m ique et co­m m­en­ ter avec bonne humeur le pas­sa­ge où la grandeur fait place à la grandiloquence“ [Valmy-Baysse 322 f.]. Der ab­ge­k lär­t e Al­t ers­stil Dorés läßt sich in die­ser kost ­ba ­r en Kol­lek­t i­on von Ori­g i­n al-Zeich­nun­g en zehn­fach stu­d ie­r en (siehe das China- und Japanexemplar in diesem Katalog: Nummer 8 und 9).

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Ein Mann und ein Mäd­chen – ro­man­t i­sche Ori­g i­nal­zeich­nung Gu­stave Dorés 175 Doré, Gu­stave. Ori­g i­n al­zeich­nung. Ohne Ort und Jahr. 1 ori­g i­n a­l e Blei­s tift­z eich­n ung 340 x 260 mm).

(Bild­g rö­ß e

circa

Un­ter star­k em Passe­par­tout, in mo­der­n em ver­gla ­sten Holz­rah­m en (530 x 433 mm). Eine ori­g i ­n a ­le la­v ier ­t e Blei­stift ­z eich ­nung von Gu­stave Doré Nichts Ka ­r i­k ie­r en­des haf ­t et die­ser Zeich­nung von Gu­stave Doré an, und nichts Dra ­m a­t i­sie­r en­des. Vor grau la­v ier ­t em Hin­t er­g rund ist ein weiß be­leuch­t e­ ter Oh­r en­ses­sel schräg von rechts ins Bild ge­scho­ ben, in dem ein jun­ges Mäd­chen in wei­ßem Kleid, die Arme schlaff auf dem Schoß aus­ge­streckt, zu ver­sin­ken scheint. Doch ihr Pro­fi l, das sich vor sei­nem grau­en Schat ­t en ab­hebt, ist aus­d rucks­voll: Den zu­r ück­ge­neig ­t en Kopf hat sie, vom Be­t rach­t er aus ge­se­hen, nach rechts ge­d reht, die halb ge­schlos­ se­nen Au­gen und leicht ge­öff ­ne­t en Lip­pen kün­den von stil­lem Seh­nen oder Lei­den. Ein ha­ge­r er äl­t e­r er Mann in grau­em Ge­wand steht ihr zur Sei­t e, leicht ihr zu­ge­neigt, der rech­t e Arm ruht aus­ge­streckt auf der Ober­k an­te des Ses­sels. Auch sei­ne kum­mer­ vol­len dunk ­len Au­gen und die zu­sam ­men­ge­preß­t en Lip­pen drücken Gram aus, das mar­k ant vor­ge­scho­ be­ne Kinn und die klei­ne knö­cher­ne rech­te Faust je­doch auch ver­h al­t e­ne Ent ­schlos­sen ­heit. In die­s er gro­ß en Blei­stift­skiz­z e hat Doré ei­nen Schlüs­sel ­mo­ment in ei­ner Bezie­hungs-Ge­schich­ te ein­ge­fan­gen, de­r en The­m a und In­h alt wir nicht ken­nen. Spielt sie zwi­schen Va­ter, Toch­ter – und ei­nem nicht an­we­sen­den Drit ­t en? Wir wis­sen es nicht, doch sa­ g en Hal­ t ung, Ge­ stik und Mi­ m ik der Fi­g u­r en ge­nug: von Lie­be und Ent ­t äu­schung, Zu­wen­dung und Ab­g ren ­z ung, In­t i ­m i­t ät und Ein­sam ­keit. Of ­fen­sicht ­l ich ist je­den­falls, wie Dorés Zei­chen­ kunst von dem an­ge­deu­t e­t en the­m a­t i­schen Kon­t ext lebt, so wie sie über­h aupt im­mer dort am stärk­sten ist, wo er sich, „und sei es auch ent­fernt, durch

li­t e­r a ­r i­sche Vor­l a­gen an­r e­gen ließ“ – wo­h in­ge­gen sei ­ne „frei­en Zeich ­nun­gen und die Zeich ­nun­gen nach der Na­t ur“ eher „trocken und blaß“ blie­ben, wie Sa­bi­ne Veits in ei­nem Auf­s atz über Doré als Zeich­n er an­merk­te [Guratzsch/Unverf­ehrt I, 212]. In die­sem Cha ­r ak­t er­z ug kommt ein grund­sätz­l i­cher Zwie­spalt zum Vor­schein, der den Künst­ler zeit­le­ bens um­t rieb, des­sen „er­k lär ­t es, doch nie er ­r eich­t es Le­bens­z iel“ es war, „als Ma­ler ernst ge­nom­men zu wer­den“ [Unverf­ehrt, ebd. 19]. Doch dort, wo „die Zeich­nung bei Doré zum au­t o­no­men Kunst ­werk wird, wirkt sie oft kon­ven­t io­nell [ebd. 219], wo sie in­des ‚ab­h än­g ig‘ von ei­ner er­z äh­le­r i­schen Vor­l a­ge er­scheint, konn­t e er die Phan­t a­sie frei spie­len las­ sen. So hat sei­ne Kunst als work in pro­gress viel ­leicht ihre stärk­sten Mo­men­t e. Ge­n au die­sen su­chen­den, aber doch si­che­r en Strich kann man an un­se­r er locke­r en Blei­stift­skiz­z e be­ob­ ach­t en: an den groß­z ü­g i­gen Stri­chen der Ge­wän­ der, die schließ­lich Ge­stalt und Hal­t ung der Fi­g u­ ren de­fi ­n ie­r en und de­r en Par­a l­lel­f üh­r ung zu­wei­len wie von ei ­ner schnel ­len Be­we­g ung her ­r üh ­r en­de Un­schär ­fen wir­ken, so etwa am ‚wo­gen­den Bu­sen‘ des Mäd­chens. Noch un­m it­tel­ba­r er läßt sich die­ ser iri­sie­r en­de Ef ­fekt an den mehr ­fach nach­ge­zeich­ ne­ten Fin­gern des Man­nes auf der obe­r en Ses­sel­ kan­t e nach­voll­z ie­hen, die dort schein ­bar un­si­cher umh­er ­t a­sten; in auf ­f al­len­dem Kon­t rast zu der krampf ­haft zu­sam ­men­ge­ball­t en rech­t en Hand – eine An­spie­lung auch auf die ver­schie­de­nen Zu­stän­de der Hand des Zeich­ners? Gu­stave Doré er­k ann­t e die­se Zeich­nung selbst als sei ­ne gen­u ine künst ­le­r i­sche Schöp­f ung an; da­von zeugt der klei­ne rote Ate­lier­stem­p el [Lugt 681a] in der un­te­r en rech­ten Ecke des Bil­des. In jüng­ ster Zeit wur­de sie un­t er ein star­kes, auf­wen­d ig in Hand­a r­beit ge­stal­t e­t es Passe­par ­t out ge­legt und in der Werk­statt Mar­t ine Gibert in Villejuif bei Pa­r is ge­r ahmt. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Gerd Unverf­ehrt: Doré im Bild­n is, in Guratzsch/ Unverf­ehrt I, S. 13 – 20, und Sa­bi­ne Veits: Doré als Zeich­ner, ebd., S. 209 – 220.

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Ex­em­plar auf gel­bem Pa­pier, in Ein­bän­den à la ca­thédr­ale von Thouvenin 176 Du­cis, J[ean-]F[rançois]. Œuvres. 3 Bde. Pa­r is, Nepveu, 1813. Zu­sam­m en 1 Por­t rait und 8 [statt 6!] Ta­feln in Kup­fer­ stich mit Sei­den­vor­sät­zen, 3 un­ter­schied­li­che Ti­tel­vi­g net­ ten und 9 or­n a­m en­ta­le Kopf ­lei­sten in Holz­schnitt. XII S., 428 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., 421 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., 408 S. – Auf ex­t ra­fei­nem gel­ben Pa­pier ge­druckt. Ok­tav, mit Témo­ins (196 x 120 mm). Brau­n e Rus­sisch­le­der­bän­de der Zeit auf je fünf von fet­ten Blind­f ileten ein­ge­faß­te, gold­or­n a­m en­t ier­te Bünde, mit gold­ge­präg­ ten Rücken­t i­teln und Ein­z el ­stem­peln in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ten, die Deckel mit li­ne­ar-or­n a­m en­ ta­lem Rah­m en­werk, dar­in blind­ge­präg­te Eckfleurons, zen­t ra­ler De­kor à la ca­thédr­ale: Ro­set­te, die durch krab­ ben­be­setz­te Drei­ecke zu ei­ner Rau­ten­form er­gänzt wird, mit Ak­zen­ten aus gold­ge­präg­ten Punk­ten und Krei­sen, mit gold ­schraf­f ier­ten Ein­band-Ecken, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, Vor­sät­zen aus blau­em Moi­ré­sei­ den­pa­pier und Ganz­g old­schnitt über Témo­ins; Band I am Fuß si­g niert „Thouvenin“ (kaum berie­ben, Rücken mi­ni­m al auf­ge­hellt). Die er­ste Werk­aus­g a ­be, ge­d ruckt auf gel­bem Pa­pier, in zeit ­ge­nös­si­schen Ein­bän­den à la ca­thédr­ale von Thouvenin Als Tra ­g ö­d i­e n­d ich­t er er­h ielt Jean-Fran­ç ois Du­cis (1733 –1816) den Bei­na ­men ei­nes ‚fran­zö­si­schen So­pho­k les‘ – ob­wohl sechs sei­ner elf Stücke freie Ad­ap­tio­nen Shake­speares sind, den er als er­ster auf die fran­z ö­si­sche Büh­ne brach­t e. Die­se sind zu­ gleich „la par­tie la plus cu­r ie­u se de son œuvre“ [DLF I, 337]. Da Du­cis der eng­l i­schen Spra­che nicht mäch­t ig war, griff er auf Über­set­z un­gen von Pierre Letour­neur (1737 –1788) und Pierre-An­toine de la Place (1707 –1793) zu­r ück, die er dem klas­si­z i­ sti­schen und emp­fi nd­s a ­men Ge­schmack an­paß­t e. Ent ­spre­c hend dräng ­t e er Shake­speares der­b en Rea ­l is­mus und Fi­g u­r en­cha ­r ak­t e­r i­stik zu­r ück. Die vor­l ie­gen­de er­ste Werk­aus­g a ­be in drei Bän­den wur­de von dem Jour ­n a ­l i­sten und Li­t e­r a­t ur­k ri­t i­ker Lou­is Si­mon Au­ger (1772 –1829) her­aus­ge­ge­ben und be­vorw­or ­t et; sie er­schien noch zu Leb­z ei­t en des Au­t ors. Die bei­den er­sten Bän­de ent ­h al­t en neun Tra­gö­d i­en (ohne die er­ste und die letz­t e, die völ­l ig er­folg­los wa­r en), die zwi­schen 1769 und 1797 zu­ meist an der Co­m é­die-Française auf­ge­f ührt wur­den. Du­cis’ zwei­t es Thea­t er­stück Ham ­let war mit 208 Pa ­r i­s er Vor­stel­lun­g en auch sein er ­folg ­r eich­stes,

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zu gleich zog er sich da mit die Ableh nung Volta ires zu [vgl. DBF XI , 1256]. Es muß dem Autor eine besondere Genug tuung gewe sen sein, daß er später ausgerech net Volta ires va kanten Platz in der Acadé­ mie française ein nahm: Sein Discours an läßlich seiner Auf nah me am 4. März 1779 ist, zu sam men mit der Réponse von Claude-François Liz arde de Radonvilliers, wohl nicht zu fäl lig dem er sten Band und da mit dem Ham let vor an ge stellt. Mit Othello und Mac beth reüs sier te Ducis vor al lem wäh rend der Re volutionszeit, sei ne weiteren Shake speare-Adaptionen sind Rom eo und Juliette, Le roi Léar und das wenig er folg reiche Jean Sans­Terre ou la mort d’Ar thur. Grie chi schen Vorbildern fol gen Oedipe chez Admète und Oedipe a Colone; wegen sei nes Exotismus besonders beliebt war das Dra ma Abufar, ou la famille arabe, das zu den „meilleu res pièces de l’époque“ [DBF XI , 1258] zählt. Ducis gehört auch zu den „meilleurs épistoliers“ [DBF XI , 1258] des 18. Jahr hunderts. Der dritte Band ent hält neben gereimten Épitres und Poé sies diverses auch die Correspondance de Thomas avec Ducis. In sei nen Briefen er weist Ducis sich als nobler Cha rak ter: „indépendant et fier, stoïque sans acrimonie, modeste et bon“ [ebd.]. Der bei Didot gedruck ten Ausga be vor an gestellt ist das Por trait des Ver fassers, gestochen von Christian

Didrik Forssell nach François Gér ard (1770 –1837). Zur Aus stat tung gehören laut Quér ard au ßerdem sechs Ta feln, wohl zwei zu jedem Band, alle avant tout la lettre, nach Zeich nun gen von Anne Lou is Girodet-Trioson (1767 –1824) und Alex andreJoseph Desen ne (1785 –1827). Die Ta feln der beiden er sten Bände il lu strieren Dra men szenen aus Hamlet, Lear, Macbeth und Othello. In den drit ten Band wur den zwei zu sätz liche Ta feln ein gebunden, die im Unter schied zu den übri gen die Si gnatur Desen nes tra gen; wahr schein lich stam men sie aus späteren Editionen. Un ser Exemplar ist auf ex tra fei nem gelblichen Papier gedruckt – diese Vor zugs va ri ante war Quérard und Bru net un bekannt. Es stammt, wie der klei ne heraldi sche Stempel auf den Vor titeln belegt, aus gräfl ichem Erst be sitz und wur de von Jo seph Thouvenin (1790 –1834), dem füh renden Buch binder sei ner Zeit, in drei schöne, er staun lich frisch erhaltene Ein bände mit blind- und gold gepräg ten Schmuck motiven à la cathédrale gebunden. Provenienz: Auf den Vor titeln klei ner heraldischer Stempel der Zeit: gefl ammtes Feh unter ei ner Gra fen krone (La Rochefoucauld?). Literatur: Bru net II , 859; DBF I V, 518 (Au ger); Quér ard II , 627; zu Thouvenin: Culot 560 f.; Fléty 168; Ramsden 204.

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Dumas’ Anver wandlung von E. T. A. Hoffmann 177 Dumas, Alexandre. Histoire d’un Casse­Noisette. Illu stré par Bertall. [Le nouveau magasin des enfants 6]. 2 Bde. Paris, J. Het zel, 1845. Zu sammen 238 Holz stiche im Text, davon 5 ganz seitig. 131 S. Und: 122 S., 1 Bl. Oktav (190 x 130 mm). Schwar ze Perkalin­Verlegerein­ bän de auf glat te Rücken, mit schöner gold gepräg ter Rücken­ und Deckelillu stration und farbi gen Akzenten, mit gelben Bunt papiervor sät zen und Ganz gold schnitt (Gelenke etwas gelockert, kleine Klebe spuren auf Vorsät­ zen, stellenwei se gering braunfleckig). Mit 238 Holz stichen nach Bert all – viel leicht der „Höhepunkt […] sei nes gan zen Schaf fens“ Ein großer Autor schmückt sich mit fremden Federn: Was Alex andre Du mas hier unter sei nem Na men ver öf fent lichte, ist eine Über tra gung von E.T.A. Hoff manns Kunst mär chen Nußknacker und Mau sekönig, das 1816 erst mals auf Deutsch her ausgekom men war. Du mas füg te lediglich das Vor wort hin zu. Das in der Rei he Le nouveau magasin des enfants er schienene hand liche Werk wur de kon geni al

il lu striert von Bert all, ei gent lich Charles Al bert d’Ar noux (1820 –1882), dem „Mei ster der Kleinstform“ [Riemer 100] und „geborene[n] Il lu strator des Kinderbuches“ [Rümann 191]. Er schuf 238 Holz stiche, „die den Text kinderbuch ar tig begleiten und eine reiz vol le Mär chenwelt er schließen“, die „reich an klei nen und drol li gen Details“ ist. In spielerischleichter Art geht er „spar sam mit den künst lerischen Mit teln“ um, sind sei ne Bilder „skiz zen haft frisch“ [Riemer 100] und doch „in ih rer haar feinen Zierlich keit klar und eindringlich“ [Rümann 191]. Das Werk er schien in Bert alls frucht bar sten Jah ren; für Rümann kommt es als „Höhepunkt […] sei nes gan zen Schaf fens“ [ebd. 192] in Fra ge. Von der hier in hübschen Verlagsein bänden vorliegenden er sten Ausga be ging eine im men se Wirksam keit aus. Bert alls Il lu strationen wur den noch „für viele spätere Ausga ben der Er zäh lung übernom men“ [Riemer 215]; Du mas’ Be arbeitung von Hoff manns Er zäh lung reg te Piotr Tschai kowski zu sei nem berühmten Bal lettt Der Nußknacker an. Literatur: Brivois 129; Car ter et III , 209 und 446; Oster walder 128; Quér ard/Bourquelot III , 340, Nr. 65; Riemer 100 f. und 253, Nr. 186; Rümann 191 f.; Sa lomon 374; Sander 240; Talvart/Place V, 15 f., Nr. 78; Vica ire III , 371, und V I , 228.

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In Ein­zel­l ie­fe­r un­gen mit al­len Um­schlä­gen 178 Du­mas, Alex­a n­dre. Le Co­m te de Monte-Chri­ sto. [Auf den Lie­fe­r ungs­um ­schlä­gen:] Nouv­el­le Edi­t i­on re­vue, co­rrigée et aug­m ent­ée d’un épilogue. Illustrat­ions de Gavarni et Tony Johan­not, gravées sur acier par nos meille­urs ar­t ist­e s. 2 Bde. Pa­r is, Au Bu­re­au de l’ écho des feuil­le­tons, 1846. Zu ­sam­m en 30 Stahl­stich­ta­feln, meist mit Sei­den­vor­sät­ zen, über 140 Vi­g net­ten und Bild­in­itia­len in Holz­schnitt. 2 Bl., 478 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., 499 S., 1 se­pa­ra­tes blau­e s Bl. („Avis au relieur“). Quart (280 x 180 mm). 29 be­druck­te gelb­li­che Lie­fe­ rungs­u m ­schlä­g e und zwei il­lu ­strier­te brau­n e Ori­g i­ nal-Um ­schlä­ge in zwei Lein­wand­k as­set­ten mit gold­ge­ präg­ten Le­der­r ücken ­schil­dern, in­n en si­g niert „James Mac­D o­n ald Co, New York City“ (Um­schlä­ge teils mit Ein­r is­sen, Knick- und Knit­ter­spu­ren, durch­ge­h end et­ was braun­f leckig). Er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be des welt ­be­r ühm­t en Ro­m ans – in Lie­fe­r un­gen mit den Um­schlä­gen Der Ka­pi­tän Ed­mond Dan­tès wird am Tag sei­ner Hoch­z eit ver­h af ­t et und auf ei ­ner Mit ­t el ­meer ­i n­ sel ein­ge­ker­kert. Erst nach 15 Jah­r en ge­lingt ihm die Flucht und Rück­kehr nach Pa­r is. Ein auf der In­sel Monte-Christo ent­deck­ter Schatz gibt ihm die Mit­tel an die Hand, an sei­nen in­z wi­schen in hohe Äm­t er auf­ge­stie­ge­nen Wi­der­sa­chern schick­ sal­h af­te Ra­che zu üben. Der span­nen­de und viel­ ge­le­se­ne Aben­t eu­er ­r o­m an von Alex­a n­d re Du ­m as (1803 –1870) zeigt „bei al­len Zu­ge­ständ­n is­sen an den Durch­schnitts­ge­schmack der Le­ser eine aus­ge­spro­ che­ne Nei­g ung, fremd­a r ­t i­ge, phan­t a ­sti­sche, rät ­sel­ vol­le See­len­z u­stän­de zu schil­dern, die sich ei­ner ra­t io­n a ­len Aus­deu­t ung ent­z ie­hen“ [Jan 242]. Von den drei üb­r i­g en zeit ­g e­nös­sisch il­lu­strier­ ten gro­ßen Ro­m a ­nen Du ­m as’ er ­r eicht kei­ner „in attractiveness the steel eng­ r avings“ [Ray] in Le Co­m te de Monte-Christo. Das Front­ispiz des er­sten Ban­des zeigt das Por ­t rait des Ver ­fas­sers, ge­sto­chen von Le Co­utourier nach Eugène Giraud, von den üb­r i­gen 29 Ta­feln stam­men 19 von Gavarni, 10 von Tony Johan­not. Gavarni steu­er ­t e haupt­s äch­l ich ‚ty ­pi­sche‘ Cha ­r ak­t er ­por ­t raits bei, die „prof­oundly medit­ated“ [ebd.] sind. Johan­nots Blick „for the revealing or climactic scene is as keen as ever“ [ebd.].

Die im Jahr nach der Erst ­aus­g a ­b e er­s chie­ne­ne er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be des be­r ühm­t en Ro­m ans mit den Il­lu­stra­t io­nen zwei­er der be­deu­t end­sten fran­z ö­si­schen Zeich­ner der Ro­m an­t ik war schon für Car­t er­et ein „ouv­r a­ge recherché“. Hier liegt sie tel que paru vor: 60 Lie­fe­r un­gen in 29 Hef­ten, in Roh­bo­gen und lo­sen Ta ­feln mit al­len Um­schlä­gen, ge­schützt in zwei so­l i­den Lein­wand­k as­set ­t en. Li­t e­r a­t ur: Brivois 129 f.; Car ­t er­et III , 210; En­g el ­h ardt/Rol­off II , 79 f. (Er­stausg.); Lon­champ II , 143; Ma­r ie 104; Oster­w al­der 539; Rahir 408; Ray II , 321 f., Nr. 237; San­der 239; Talv­a rt/Place V, 12, Nr. 70B; Vica­i re III , 365 f.

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Exemplar Descamps-Scrive und Lafond, im zeit genössischen Ganzlederband 179 Du mas, Alex andre. Les trois mousqu etaires. Paris, J.-B. Fellens et L.-P. Dufour, 1846. 1 Ver fasser por trait, 32 weitere Tafeln, zahlreiche, teils wiederholte Schmuckk in itialen und Schlußvi gnet ten, alles in Holz schnitt. 2 Bl., 521 S., 1 Bl. Groß-Oktav (237 x 151 mm). Dunkel grüner Saf fianband der Zeit à la Bauzonnet auf vier von fet ten Blindfileten ein gefaßte und mit Goldfileten verzier te Bünde, mit goldgepräg tem Rückentitel zwi schen gold gepräg ten Querfileten und mit vier fachen Goldrahmen in fet ten Blindfiletenrahmen in den übri gen Rückenkompartim enten, auf den Deckeln von außen nach innen fet ter und ma gerer Goldrahmen, fet ter Blindfiletenrahmen, vier facher Goldrahmen, fet ter Blind- und ma gerer Goldrahmen, vorn zentral gold gepräg tes Monogramm „E. D.“ , mit fet ter Goldfilete auf den Steh- und doppelter Goldfilete auf den Innenkanten und Ganz gold schnitt (untere Einbandecken minimal beschabt, Vorsät ze auf Innen deckeln fi xiert, Innenfalze mit Einrissen, Papier teils gebräunt). Er ste il lu strier te Ausga be von Du mas’ volkstüm lich stem Roman, im Ein band der Zeit Der un sterbliche Mantel- und Degen roman Die drei Musketiere ist Du mas’ „volkstüm lich stes Werk“ [Jan 242], in dem der Autor sein Pu bli kum „auf unterhalt sa me Wei se mit der fran zösi schen Ge schichte ver traut“ [K NLL] machte. Zwar ent stand der histori sche Roman nach dem Vorbild Walter Scotts in Zu sam men ar beit mit dem Hi stori ker Adrien Maquet, doch ist er vor al lem durch die „ty pi sche, von zahl losen kur zen Epi soden getra gene Struk tur des Feuil leton romans“ [ebd.] gekenn zeich net. Die im Dienst König Ludwigs XIII . (1620 –1643) stehenden Musketiere kämpfen gegen die Gar de Kar di nal

Richelieus und des sen eben so schöne wie dä moni sche Spionin Milady de Winter. Nach zahl losen Intri gen, Mor den, Mißver ständ nissen und Zu fäl len siegt am Ende die Gerechtigkeit. Doch nicht nur da mit ent sprach das Werk dem popu lä ren bür gerlichen Zeit geschmack: „Die ef fekt vol len Dia loge, die dra mati sche Spann nung, das schil lernde Lokal kolorit, die ein fachen, in sich stim mi gen Cha rak tere und Du mas’ schran ken lose Lust am Fa bu lieren ha ben die sen Roman zum meist gele senen sei ner Gat tung“ [KNLL] und zu ei nem Welt er folg gemacht. Die vorliegende seltene er ste il lu strier te Ausga be ist unter Samm lern fast noch begehr ter als die 1844 er schienene Erst aus ga be. Das „ouv ra ge recherché“ [Car ter et] ent hält ein von Hébert nach Vivant Beaucé gesto chenes Ver fasser por trait sowie 32 weitere Ta feln in Holz schnitt nach Zeich nun gen von Vivant Beaucé (13), Lou is Marckl (8), Émile Wattier, Adolphe Rouargue und Édou ard Frère. Besonders selten trifft man das Werk im Ein band der Zeit an – hier in ei nem gediegenen dun kel grü nen Saf fi anband im Sti le Bauz onnets. Provenienz: Gold gepräg te In itia len „E. D.“(Eugène Delacroix?); auf dem Vor der deckel. – Auf dem f iegenden Vor satz das gold gepräg te Ex li bris von René Descamps-Scrive, dessen Auk tion II , 1925, Nr. 221, zu sam men mit Vingt ans après: frs: 2.100. – Dar unter Ex li bris von Hen ri Lafond (1894 –1963), dessen Auk tion 2015, Nr. 58 (mit Vingt ans après). Lite ra tur: Brivois 130 f.; Car ter et III , 209 (zitiert die ses Exemplar); En gel hardt/Roloff II , 78 f. (Er stausg.); vgl. K NLL I V, 949 f.; Lonchamp II , 143; Oster walder 102, 392, 661, 923 und 1116; Rahir 408; Sander 242; Talv art/Place V, 10, Nr. 64B; Vicaire III , 360.

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Ex­em­plar Des­c amps-Scrive und Lafond 180 Du­mas, Alex­a n­d re. Vingt ans après. Pa­ris, J.-B. Fel­lens et L.-P. Du­four, 1846. 37 Ta­feln, zahl­rei­che, teils wie­der­hol­te Schmuckk­in­itia­ len und Schluß­vi­g net­ten, al­les in Holz­schnitt. 2 Bl., 595 S. Groß-Ok­tav (237 x 151 mm). Dun­kel­g rü­ner Saf­f i­an­band der Zeit à la Bauz­onnet auf vier von fet­ten Blind­f ileten ein­ge­faß­te und mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel zwi ­schen gold­ge­präg­ten Quer­ fileten und mit vier­fa­chen Gold­rah­m en in fet­ten Blind­ fileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­k ompartim­en­ten, auf den Deckeln von au­ßen nach in­nen fet­ter und ma­ ge­rer Gold­rah­m en, fet ­ter Blind­f ileten­rah­m en, vier­fa­ cher Gold­rah­m en, fet­ter Blind- und ma­ge­rer Gold­rah­ men, vorn zen­t ral gold­ge­präg­tes Mo­no­g ramm „E. D.“ , mit fet­ter Gold­f i­lete auf den Steh- und dop­pel­ter Gold­ fi­lete auf den In­nen­k an­ten und Ganz­g old ­schnitt (un­te­re Ein­band­ecken mi­ni­m al beschabt, Vor­sät­ze auf In­n en­ deckeln fi­xiert, In­nen­fal­ze mit Ein­ris­sen, Pa­pier teils leicht ge­bräunt). Die Fort ­set ­z ung von Les trois mousqu­eta­ires, im iden­t i­schen Ein­band der Zeit Die Fort­set­z ung von Les trois mousqu­eta­ires spielt wäh­r end der Re­gent­schaft von Richelieus Nach­fol­ ger, dem Kar­d i­n al Maza­r in – hier fin­den sich die Freun­de d’Art­a gnan, Athos, Por­thos und Ar­a mis vor ­ü ber­ge­hend in feind ­l i­chen po­l i­t i­schen La ­gern wie­der. Wenn Vingt ans après auch nicht mehr ganz die „ju­g end ­l i­che Be­wegt ­heit der Drei Mus­k e­t ie­re „spü­r en läßt, hat das Werk sei­nen Reiz umso mehr „in den von Du ­m as durch­g e­spiel­t en Hand­lungs­ va ­r ia­t io­nen“ [K NLL IV, 950]. Die Erst ­aus­g a ­b e von Vingt ans après war 1845 er­ schie­nen, die er­sten il­lu­strier ­t en Aus­g a ­ben bei­der Ro­m a­ne ka­men 1846 her­aus, so daß der Erst­be­sit­ zer sie zeit­gleich er­wer­b en und iden­tisch im Stil Bauz­onnets bin­den las­sen konn­t e – im zeit ­ge­nös­ si­schen Ein­band sind sie sehr sel­t en an­z u­t ref ­fen. Un­se­r e Ex­em­pla ­r e blie­ben bis auf den heu­t i­gen Tag bei­s am ­men; un­t er an­de­r em gin­gen sie durch die Hän­de von René Des­c amps-Scrive und Hen­r i Lafond. Erst 1851 er­schien die il­lu­strier­t e Aus­g a­be des drit ­t en Ban­des der Tri­lo­g ie, Vicomte de Bragelonne.

Der vor­l ie­gen­de Band ist mit 37 Holz­schnitt-Ta­feln aus­ge­stat ­t et, zu 20 von ih­nen lie­fer ­t e Lou­i s Marckl­ die Zeich­ nun­ g en, zu den üb­ r i­ g en u. a. Vivant Beau­cé, Ed. Co­ppin, Ge­org­es Fi­scher, Th. Guérin und Émile Wattier. Pro­ve­n i­enz: Gold­ge­präg ­t e In­itia ­len „E. D.“ auf dem Vor­der­deckel. – René Des­c amps-Scrive, des­s en Auk­t i­on II , 1925, Nr. 221, zu­sam­men mit Les trois mousqu­eta­ires: frs: 2.100. – Dar­u n­ter Ex­li­bris von Hen­r i Lafond (1894 –1963), des­sen Auk­ti­on 2015, Nr. 58 (zu­sam­men mit Les trois mousqu­eta­ires). Li­t e­r a­t ur: Brivois 132; Car ­t er­et III , 209 (zi­t iert die­s es Ex­em­plar un­t er Les trois mousqu­eta­ires); vgl. K NLL I V, 950; Lon­c hamp II , 143; Oster­w al­der 661 und 1116; Rahir 408; San­der 244; Talv­a rt/ Place V, 14, Nr. 72B; Vica­i re III , 369.

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Ei­nes von zehn Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier 181 Du­m as, Alex­a n­d re. Histo­ ire de mes bêtes. Édit­ion illustrée d’un beau por­trait de l’au­teur, de 11 des­sins hors tex­te par Adrien Ma­r ie et de nomb­reu­ses vi­g net­tes dans le tex­te. Pa­r is, Cal­m ann Lévy, [1878]. 1 Ver­fas­ser­p or­t rait, 11 ganz ­sei­t i­ge (rück ­sei­t ig un­be­ druck­te) Ab­bil­dun­gen und 17 klei­ne­re Ab­bil­dun­gen, al­les in Holz­schnitt. 2 Bl., 399 S. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Groß-Ok­tav, mit Témo­ins (248 x 160 mm). Dun­k el­g rü­ ner Ma­r o­quin­band auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit Rücken­t i­tel, in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern je­weils fi­g u­ra­l er Ein­z el­stem­pel ei­n es Hun­d es, um­ge­ben von Flo­ral­de­k or, al­les in dop­pel­ten Fi­let­en­rah­m en und in Gold­prä­g ung, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­ rier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem il­lu ­strier­ten und in Blau und Rot be­druck­ten Ori­g i­n al-Um­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), ver­so flie­g en­d em Vor­satz si­g niert „E. Ca­ray­on“ (we­ni­ge Bl. braun­f leckig). Ei­nes von zehn Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier, aus dem Be­sitz von Vic­t or Mer­ci­er Kein gro­ ß er Ro­ m an, da­ f ür aber ein ver­ g nüg­ l i­ ches und sehr per­sön­li­ches Buch von Alex­a n­d re Du ­m as (1802 –1870) ist sei­ne „Ge­schich­t e mei­ner Tie­r e“, die zu­erst 1858 er­schien und hier in der er­sten il­lu­strier ­t en Aus­g a ­be vor­l iegt. Die 11 ganz­sei­t i­gen, rück­sei­t ig un­be­d ruck­t en Holz­schnit ­t e nach Adrien Ma­r ie (1848 –1891), laut Ti­tel „hors tex­te“, sind in der Pa ­g i­n a­t ion ent ­h al­t en. Dem pri­va­t en Cha ­r ak­t er des In­h alts ent­spricht die bi ­blio­phi ­le Ex ­k lu­si­v i­t ät un­se­r es Ex­em­plars: Dies ist Nr. 4 von nur 10 nu­me­r ier­ten Ex­em­pla­r en auf Chi­n a­pa­pier. Es stammt aus dem Be­sitz des gro­ßen Samm­lers Vic­t or Mer­ci­er und wur­de mit dem il­lu­ strier ­t en Ori­g i­n al-Um­schlag ge­bun­den von Émile Ca ­r ay­on (1843 –1909), der bei der De­ko­r a­t i­on der Rücken ­fel­der als Stem­p el ­mo­t iv ein sprin­g en­des Hünd­chen ver ­wand­t e. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel das far­big il­lu­strier­ te Ex­li­bris von Vic­tor Mer­c i­er (1853 –1931), dem Prä­si­den­t en der „So­ciété des amis des Livres“, mit des­s en De­v i­s e „Libro­r um flos illiba­t us“ (des­s en Ka­t a ­log 1937, II , Nr. 1247: frs. 300). Li­t e­r a­t ur: Car­t er­e t III , 213; nicht bei Oster­w al­der und San­ der; Talv­a rt/Place V, 31, Nr. 159C; Vica­ire III , 415; zu Ca­r ay­ on: Fléty 38.

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Sel­t e­nes Ex­em­plar auf Büt­t en, die Ta­feln auf Chi­na­pa­pier 182 Du­mas, Alex­a n­dre, [fils]. La dame aux Ca­m é­li­ as. Préface de Jules Ja­nin. Édit­ion illu­stré par Gavarni. Pa­r is, Librairie mo­der­ne [und:] Gu­stave Hav­ard, 1858. 20 Ta­ feln in Holz­ schnitt auf Chi­ n a­ p a­ pier nach Zeich­nun­gen von Gavarni; Ti­tel­vi­g net­te in Holz­schnitt. 2 Bl., 396 S. – Auf star­k em Büt ­ten­pa­pier. Quart, un­be­schnit­ten (270 x 180 mm). Grob­g e­n arb­ ter nacht­blau­er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf in Point­ illé-Ma­n ier gold­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, in den Rücken­fel­dern gold­ge­präg­te Blüm­ chen mit ro­ten bzw. creme­far­ben in­tar­sie­r ten Blü­ten um­ ge­ben von rei­chem Rah­m en­werk mit Gold­prä­g ung und brei­ten hell­brau­n en In­tar­si­en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem, il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag in zwei­far­bi­gem Druck (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf dem flie­gen­d en Vor­satz ver­so si­g niert „Noulhac“ . Die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be Du­m as’ po­pu­lä­r er Ro­m an liegt hier in ei­nem ab­ so­lut di­stin­g uier­ten Ex­em­plar vor: Dies ist die er­ ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be der zu­erst 1848 er­schie­ne­ nen Ka­m e­li­en­d a­m e mit 20 Ta­feln nach Aqua­r el­len von Paul Gavarni (1804 –1866) – ge­d ruckt auf Büt­ ten und mit den Ab­bil­dun­gen auf Chi­n a­pa­pier, voll­ kom ­men un­b e­s chnit ­t en. Sol­che Ex­em­pla ­r e sind „ra ­r es“ und „fort recherchés“ [Car ­t er­et]. Wohl­er­h al­ ten ist auch der creme­far­be­ne, zwei­far­big in Blau und Braun be­d ruck­t e il­lu­strier ­t e Ori­g i­n al-Um­schlag, der die Ti­t el­v i­g net ­t e wie­der­holt: Sie wirbt mit ei ­ner ro­m an­t i­schen, in der frei­en Na­t ur an­g e­sie­del­t en Lie­bes­sze­ne. Gavarnis Holz­s chnit ­t e stel­len das Ro­m an­p er­s o­ nal in ganz­fi g­u ri­gen Por­t raits vor; Ray zollt die­sen „superb por ­t raits“, un­ein­ge­schränk­t es Lob – al­ler­ dings ko­ket­tiert er mit dem Be­d au­ern, sie hät­ten „the unfor­t un­ate effect of diverting attent­ion from Du­m as’ classic love sto­r y to the min­or characters of the book“. Die­se Be­f ürch­t ung dürf ­t e an­ge­sichts der zu Her­z en ge­hen­den Love­sto­r y grund­los sein: Die als „Ka­me­ li­en­d a ­me“ be­k ann­t e Kur ­t i­sa ­ne Marguerite Gau­t ier liebt Ar­m and Du­val, ei­nen jun­gen Mann aus be­stem Hau­se und will mit ihm ein neu­e s Le­b en be­g in­ nen. Als sein Va­t er ihr vor­h ält, sie stün­de Arm­a nds Glück im Wege und be­schä­d i­ge das An­se­hen sei­ner gan­z en Fa­m i­l ie, zieht sie sich selbst­los zu­r ück und er­trägt „au­ßer dem Tren­nungs­schmerz auch noch die ver­z wei­fel­t e Ver­ach­t ung des Ge­l ieb­t en“ [Haupt­ wer­ke 281].

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Sei­nen nach­hal­t i­gen Er ­folg ver­dank­t e der Stoff dem auch in der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts im ­mer noch an ­r üh ­r en­den ro­m an­t i­schen Mo­t iv der „schran ­ken­los lie­ben­den, hoch ­her­z i­gen Sün­de­r in“, ob­wohl – oder ge­r a­de weil – sie sich „nicht ge­gen die in­sti­t u­t io­n a ­l i­sier ­t en mo­r a ­l i­schen Re­geln“ auf­l ehnt, son­dern die­sen ein „stum­me[s] Selbst­opfer“ [ebd.] bringt. Un­sterb­l ich wur­de er durch Ver­d is OpernAd­ap­t i­on La Traviata. Das ex­q ui­si­t e Ex­e m­plar im nacht ­blau­e n, am Rücken reich in­t ar­sie­r ten und gold­ge­präg ­t en Halb­ ma ­r o­q uin­band von Noulhac hät ­t e sei­nen Platz gut in der vor ­neh ­men Lieb­h a ­ber-Bi­blio­t hek ei ­ner Fa ­m i­l ie Du­val ha ­b en kön­nen – die tat­s äch­l i­che Pro­ve­n i­enz ist in­des nicht min­der wür­d ig: Vor­be­sit­z er war Vic­t or Mer­ci­er (1853 –1931), der Prä­si­ dent der „So­ciété des amis des Livres“. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­g el des er­sten Ban­des das il­lu­strier ­t e Ex ­l i­bris von Vic­t or Mer­ci­er mit des­ sen De­v i­se „Libro­r um flos illiba­tus“ (des­sen Auk­ ti­ons­k a­t a­log 1937, I, Nr. 331). – Adri­a n Flüh­m anns Eti­kett mit dem Mo­no­g ramm „awf “ auf dem flie­gen­ den Vor­satz des er­sten Ban­des. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 82, Nr. 309; Brivois 132 f.; Car­ter­e t III , 214 und 215 (Um­schlag-Abb.); En­g el­h ardt/Rol­off II , 82 (Er­ s tausg.); Gay/ Lemmonyer I, 782; Haupt­ w er­ k e 280 f. (Er­stausg.); Lon­c hamp II , 144; Rahir 409; Ray II , 287, Nr. 211; San­der 246; Talv­a rt/Place V, 67, Nr. 3E, und X, 115 (Ja­n in); Vica ­i re II , 451.

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Populär und politisch – Lieder im Geist von 1848 183 Dupont, Pierre. Chants et chan sons (poé sie et musique). Ornés de gravures sur acier d’après T. Johannot, An drieux, […] etc. 4 Bde. Paris, chez l’ éditeur, 1851, [Bd III:] Alexan dre Houssiaux, 1853, [Bd. II und I V:] Lécrivain et Toubon, 1859 –1862. Ver fasser por trait, 39 Tafeln. Und: 40 Tafeln. Und: 59 Tafeln (davon 19 wiederholt). Und: 40 Tafeln. Sämtlich in Stahl stich und mit Seidenvorsät zen. Zu sammen 4 Titelillu strationen in Holz schnitt, 180 S. Noten. 2 Bl., 8 S., 8 S., 82 Bl. Und: 2 Bl., 4 S., 82 Bl. Und: 4 Bl., 125 Bl. Und: 2 Bl., I V S., 168 S. [= 84 Bl.]. Oktav (188 x 122 mm). Braune Halbmaroquinbän de auf fünf Bünde, mit je zwei türkisfarbenen Rücken schildern und floralen Einzel stempeln in den übri gen Rückenfeldern, mit mar morier ten Vorsät zen und Ganz gold schnitt (Papier qualitätsbedingt gebräunt, stellenwei se etwas braunfleckig). Mit 159 il lu strativen Ta feln bedeutender Künst ler Pierre-Antoine Dupont (1821 –1870) kam als Sohn ei nes Hufschmieds in Lyon zur Welt, ver ding te sich an fangs als Seidenweber und Bank an ge stellter, hing aber ei gent lich der Poe sie an und kam 1839 nach Pa ris. „Comme tous les jeunes écriva ins et les jeunes ar tist es de ce temps, il était ‚avec le peuple‘ et se fait une tête d’apôtre“[DBF]. Bald reüssier te der über zeug te Repu bli ka ner und mu si ka li sche Laie mit Liedern wie Le Chant des ouvriers, die er zu sammen mit Er nest Reyer komponier te, sel ber öf fentlich vor trug und in denen „la tonal ité rustique et la veine popula ire s’accordaient au mouvement prolétarien qui devait aboutir aux événements des 1848“ [DLF]. Nach dem Staats streich vom 2. Dezem ber 1851 war Dupont ent schlossen, die Repu blik mit der Waf fe zu ver teidi gen, doch ka men ihm die Staatsorga ne zu vor: Er wur de zu ei ner siebenjäh ri gen Verban nung ver ur teilt, setz te sich nach Savoyen ab und durf te schließlich gegen das Ver sprechen, sich politischer Tätigkeiten zu ent halten, nach Pa ris zu rückkeh ren. Das Ende des Zweiten Kai ser reichs erlebte er nicht mehr; er starb weni ge Tage nach Ausbruch des Deutsch-Fran zösi schen Krieges im Jahr 1870. Dupont gilt als ei ner der „plus beaux représentants“ der Auf bruch stim mung um 1848, „honnête, nourri d’esprit chrétien et de so cialisme, senti mental, illogique et simplet“ [DBF]. Ei ni ge der Lieder dieses frü hen „Sin ger-Song writers“ sind bis heute lebendig.

Un se re Aus ga be sei ner Chants et chan sons ent hält ei nen Ar ti kel über Pierre Dupont musicien des Komponi sten Er nest Reyer (Bd. II ) sowie eine Not ice sur Pierre Dupont (Bd. I) von Charles Baudela ire, der ihn sehr schätz te. Sein Por trait zeich nete Jean-François Gigoux; die insgesamt 159 il lu strierenden Ta feln zu den ein zel nen Lie dern stammen von nam haf ten Künst lern wie Tony Johan not, Andrieux, Gavarni, Célestin Na nteuil, Gu stave Staal, Ge orges Fath, Beaucé, Veyrassat u. a. Das popu lä re Werk wur de in „nombreu ses va ri antes au cours de l’impres sion“ [Car ter et] her ge stellt; die gelegent liche Pa gi nierung stimmt nur in Band IV mit der tat säch lichen Seiten zahl über ein. Provenienz: Il lu strier tes Ex li bris „Dr. Strä hu ber“ auf dem Spiegel des er sten Bandes. Literatur: Brivois 425 ff.; Bru net V I , 813, Nr. 14327; Car ter et III , 216 f.; DBF XII , 453 f.; DLF I, 350; Es coffi er 1850; Lonchamp II , 146; Rahir 410; Sander 247; Vica ire III , 516 ff.

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Dorés be­deu­t end­stes Fan­tasy-Werk – mit hand­schrift­l i­cher Wid­mung der Ste­cher an Paul Lacroix 184 Du­pont, Pierre. La lég­en­de du juif er­rant. Co­mposit­ions et des­sins par Gu­stave Doré, gravés sur bois par F. Rouget, O. Ja­hyer et J. Gauc­h ard. Im­primés par J. Best. Poe­m e avec pro­log­u e et épilogue par Pierre Du­pont. Préface et not­ice bi­blio­g raph­ique par Paul La­ croix (Bi­blio­phi­le Ja­c ob). Avec la Bal­la­de de Béran­ger mise en mus­ique par Er­nest Doré. Pa­r is, Mi­chel Lévy frères, 1856. Il­lu ­strier­ter Ne­ben­t i­tel und 12 Ta­feln, sämt­lich in Holz­ schnitt und mit Sei­den­vor­sät­zen. 18 S., 1 Bl. – S. 10 f. mit No­ten. Im­pe­r i­al-Fo­lio (ca. 600 x 445 mm!). Schwar­zer Halb­ saffi­an­band der Zeit mit gold­ge­präg­tem Rücken- und Deckel­t i­tel, auf den Deckeln fet­ter und ma­ge­rer Blind­ fileten­rah­m en, dar­in blind­ge­präg­ter Rocaille­rah­m en, mit ocker­far­be­n en Glanz­pa­pier­vor­sät­z en (Ka­pi­t ale re­stau­r iert, Kopf mit Ein­r is­sen, Ta­feln – wie meist – schwach braun­f leckig). „Le chef-d’œuvre de Doré dans le gen­r e fan­t astique“ [Beraldi] Die Le­ g en­ de vom Ewi­ g en Ju­ den er­ s chien erst­ mals 1602 im Druck. Ihr zu­fol­ge habe der Schu­ster Aha­s verus Chri­stus auf dem Kreuz­weg eine Ru­he­ pau­se an der Wand sei­nes Hau­ses ver­wei­gert und wur­de dar­u m von ihm ver­flucht: „Ich will ste­hen und ru­hen, du aber sollst ge­hen bis an den Jüng­ sten Tag“. Seit­her muß Aha­s ver ru­he­los bis zum Jüng­sten Tag durch die Welt wan­dern; „das Bild des kreuz­t ra­g en­den Chri­stus er­s cheint ihm an je­dem Ort und er­in­nert ihn an sein Ver­g e­hen“ [Guratzsch/Unverf­ehrt II , S. 112]. Er selbst wird so zu ei­ nem „Sinn­ bild des ir­ r en­ den und nach Er­lö­sung stre­ben­den Men­schen“ [ebd.]. Das viel­fach be­a r­bei­t e­t e The­m a wur­de Doré wahr­ schein­l ich durch die An­r e­g ung ei­ner Bal­l a­de Pierre Jean de Béran­gers ver­m it­telt, die sein Bru­der Er­nest ver­tont hat­te, und die mit des­sen No­ten in der vor­l ie­g en­den Aus­g a ­b e mit ab­g e­d ruckt wur­ de, mög­l i­cher ­wei­se auch durch Gér­a rd de Nerv­a ls Über­s et­z ung von Chri­sti­a n Fried­r ich Schub­a rts Aha ­sverus (1787), die Paul Lacroix im Préface an­ spricht. Der Au­t or Pierre Du­pont (1821 –1870), des­ sen Ge­d icht hier zwei­spal­tig ab­ge­d ruckt ist, hat­ te sei­ner­zeit „beau­c oup de succès co­m me poète pop­u la ­i re“ [DBF].

Dies ist die er­ste Aus­g a ­be der Il­lu­stra­t io­nen Dorés, die zeich ­ne­r isch „ei ­nen wich­t i­gen Ab­schnitt“ [Rümann] in sei­nem Werk bil­den, in­dem sie noch „die gan­z e Fri­sche der Ju­gend“ ohne den „Ma ­n ie­r is­mus“ [ebd.] der spä­te­r en Zeit at­men. Vor al­lem aber er­ schlie­ßen sie „uns das In­ne­r e des Künst­lers“ [ebd.]. Die zwölf Holz­schnit ­t e ge­w al­t i­gen Aus­m a ­ßes bil­ den eine „sui­te saisiss­a n­te, fan­t astique et sini­stre, où le des­sin­ateur […] évoque la vi­si­on d’un mon­ de étran­ge, chaot­ique et so­m bre“ [Leblanc]. In den Au­gen sei­nes Bio­g ra­phen Jean Valmy-Baysse drückt Doré al­lein in den Schwarz-Weiß-Tö­nun­gen „toute la my­stérieuse et hall­ucin­a n­t e grandeur de la so­li­ tude err­a n­te“ aus; künst­le­r isch habe er „les horizons de la gra­v ure sur bois“ [Valmy-Baysse 240] er­ wei­t ert. Ei ­nen nicht un­w ich­t i­gen Bei­t rag lei­ste­t en auch die drei Ste­cher Fran­çois Rouget, Oct­ave Ja­ hyer und Jean Gauc­h ard, „ha­bi­les et heu­r eux in­ ter­prètes de Doré“, in­dem sie des­sen Zeich­nun­ gen „avec une vigueur de tons qu’il est difficile de sur ­pas­ser“ [Leblanc] um­z u­set­z en ver­stan­den, was an­g e­sichts der ge­w al­t i­g en Ab­mes­sun­g en eine be­son­de­r e Her­aus­for­de­r ung dar­stell­t e. Über­h aupt ist dies Dorés er­stes il­lu­strier­tes Buch in gro­ßem For­m at, das Beraldi „for­m i­d a­ble“ nennt, al­ler­d ings mit dem be­d au­ern­den Zu­s atz: „Peu de per­son­nes ont des bibliothèques as­sez vastes pour y placer les grands volumes de Doré“. Auch sei das Pa­pier lei­der „su­jet à pi­q ûre“ [Beraldi]. Un­ser Ex­em­plar weist hin­ge­gen auf den Ta­feln nur schwa­ che Braun ­fl ecken auf; Erst ­b e­sit­z er war nie­m and Ge­rin­g e­rer als der Au­tor des Vor­worts und der bi­blio­g ra­phi­schen Not ­ice, Paul Lacroix (1806 –1884), be­k annt als Le Bi­blio­phi­le Ja­c ob. Ihm wur­de das Werk auf dem Vor­ t i­ t el hand­ s chrift­ l ich von den Ste­c hern ge­w id ­met: „Témoig ­n a ­g e de pro­fonde reconnaissance à Mon­sieur Paul Lacroix [/] G. Doré et ses in­t er­prètes Ja­hyer, Rouget et Gauc­h ard [/] 26 Jan­v ier 1856“. Lacroix ließ sein Ex­em­plar in ei­nen Halb­s affi­a n­band mit gold­g e­präg ­t em Deckel­t i­t el bin­den, der gleich­falls gut er­h al­t en ist. Pro­ve­n i­e nz: Ex­e m­plar von Paul Lacroix, mit Wid­mung der Ste­cher an ihn auf dem Vor­t i­t el. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 8, 10 und 37 ff., Nr. 99; Brivois 254 f.; Car­ ter­et III , 378; DBF XII , 453 f. (zu Du­p ont); Dézé 55 f.; Guratzsch/ Unverf­ehrt II , 52 – 57; Leblanc 217 f.; Lon­c hamp II , 146; Oster­ wal­der 321; Rümann 199; San­der 248; Thieme/Becker 10, 468; Valmy-Baysse 236 ff.; Vica­i re III , 528 f.

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Acht von Hen­r i Émy il­lu­strier­t e Phy­sio­lo­g ies 185 [Émy, Hen­ r i]. Co­ uailhac, L[ouis]. Phy­sio­lo­g ie du théatre, à Pa­r is et en pro­vince. Vi­g net­tes de H. Émy gravées par Birouste. [Und:] Ders. Phy­sio­lo­g ie du jour de l’an. Des­sins d’Hen­r i Emy et Lo­ren­t z. [Und:] [Guille­m in, Léon]. Phy­sio­lo­g ie du par­terre. Ty­pes du spectateur. Par Léon (d’Am­boise), – illustrat­ions de H. Emy. [Und:] [Ders.] Phy­sio­lo­g ie des quar­t iers de Pa­r is. Illustrat­ions de Hen­r i Émy. [Und:] Phy­sio­lo­g ie du Ca ­lembourg, par un nain co­nnu. Des­sins de Hen­ ri Émy. [Und:] Phy­sio­lo­g ie de l’op­éra, du Ca­r n­aval, du Can­can et de la Ca­chucha, par un vilain masqué. Des­sins de Hen­r i Emy. [Und:] Phy­sio­lo­g ie des Phy­sio­ lo­g ies. [Und:] Rousseau, James [d. i. Pierre-Jo­seph Rousseau]. Phy­sio­lo­g ie du viveur. Illustrat­ions d’Hen­r y Émy. Zu­sam­m en 8 Bde. Pa­r is, Des­lo­ges, [4 Bde.], bzw. Jules Laisné, Au­bert et Cie , Lavigne, bzw. Ray­m ondBocquet, 1841 –1842. Zu ­sam­m en etwa 340 Text­ab­bil­dun­gen (1 hand­ko­lo­r iert), ei­ni­ge de­k o­ra­t i­ve Kopf ­lei­sten, Schmuck­vi­g net­ten und -in­itia­len, al­les in Holz­schnitt. Zu­sam­m en über 1000 S. (da­von ei­ni­ge S. Ver­lags­an­zei­gen). Klein-Ok­t av, seit­l ich und un­t en un­b e­s chnit­t en (140 x 90 mm), [Phy­sio­lo­g ie du jour de l’an:] un­be­schnit­ ten (145 x 93 mm). 7 brau­n e Halb­m a­r o­quin­bän­de und 1 dun­k el­r o­ter Halb­k alb­le­der­band auf glat­ten Rücken, je­weils mit gold­ge­präg­tem Rücken­l ängs­t i­tel in Gold­ fileten­rah­m en und mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, meist mit ein­g e­bun­d e­n em il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag, 7 Bde. mit Kopf­g old­schnitt und ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ (teils et­was braun­f leckig, ver­ein­zel­ te Bl. mit klei­nen Läsu­ren). Ein Il­lu­stra­t or tritt aus der zwei­t en Rei­he: Acht Bän­de mit Holz­schnit­t en nach Hen­r i Émy Zwei Phy­sio­lo­g ies von Lou­i s Co­u ailhac, eine von James Rousseau, so­w ie fünf an­onym bzw. pseud­onym er­schie­ne­ne Bän­de der Se­r ie sind hier zu­sam ­men­ ge­stellt: Bei zwei Ti­t eln ist Léon Guille­m in als Ver­ fas­ser zu er­m it­t eln; das Pseud­onym des „nain co­nnu“ wur­de von von di­ver­sen Au­t o­r en ver­wandt, u. a. von Pierre Fr. A. Car­mouche und Anne H. J. Du­veyrier [vgl. Vica ­i re]. Sechs Bän­de sind Erst ­aus­g a ­b en; Co­u ailhacs Phy­sio­lo­g ie du théatre liegt in zwei­ter Aus­g a ­be „avec ad­d i­t i­ons“ [Vica ­i re] vor; die er­ste war ein Jahr zu­vor an­onym er­schie­nen. Auch die Phy­sio­ lo­g ie de l’op­éra war mög­l i­cher ­wei­se be­r eits in er­ster Aus­g a ­b e 1841 her­aus­g e­kom ­men, je­den­falls nen­ nen Brivois und San­der (nicht je­doch Vica­ire und Car ­t er­et) die­ses Er­schei ­nungs­jahr.

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Be­mer­kens­wert ist, daß selbst bei den an­ony­men Wer­ken der Zeich­ner re­g el­m ä ­ßig auf dem Ti­t el ge­n annt wird, ein Künst­ler, der sonst meist im Hin­t er­g rund bleibt – nicht ein ­m al sei­ne ge­n au­en Le­bens­d a­t en sind be­k annt. Die hier zu­sam ­men­ge­ brach­t en acht Bän­de wur­den meist aus­schließ­l ich von Hen­r i Émy il­lu­striert – mit ins­ge­samt etwa 340 Text ­a b­bil­dun­g en. Le­d ig­l ich in der Phy­sio­lo­g ie du jour de l’an wird ne­ben ihm Al­cide Jo­seph Lo­r en­t z auf dem Ti­t el er­wähnt; für die Phy­sio­lo­g ie de l’op­éra nennt Lhéri­tier Pierre-Eugène Lac­oste als Mit­a r­ bei­t er. Laut Lhéri­t ier ist Émy auch in der Phy­sio­lo­g ie des Phy­sio­lo­g ies der Ur­he­ber der „vi­g net­t es deja utilisées“. Das Front­i spiz wie­der­holt die Ab­bil­dung von S. 44 mit sechs „Phys­iono­m ies de physiologistes“. Eine klei­ne Be­son­der­heit weist die Phy­sio­lo­g ie du viveur auf; hier wur­de das Front­ispiz von Hand ko­lo­r iert. Be­mer­kens­wert ist auch, daß dem Ex­em­ plar der Phy­sio­lo­g ie de l’op­éra zwei un­t er­schied ­l i­che

Ori­g i ­n al-Um­s chlä ­g e ein­g e­bun­den sind. Car ­t er ­et nennt nur den­je­n i­gen mit dem Ti­tel Phy­sio­lo­g ie du Ca­r n­aval, du Can­can et de la Ca­chucha; auf ihm wird eine Ab­bil­dung von S. 26 wie­der­holt. Auf dem zwei­ ten, bei Car­ter­et nicht er­w ähn­ten Um­schlag mit dem Ti­t el Phy­sio­lo­g ie de l’op­éra et du Ca­r n­aval fin­det sich die Ab­bil­dung von S. 14, die auch ge­gen­ü ber dem Ti­t el ge­z eigt wird. Pro­ve­n i­enz: 7 Bän­de aus der Bi­blio­t hek von Eugène Ja­cob, zwei mit des­sen ein­ge­bun­de­nem ge­sto­che­nen il­lu­strier­t en Ex­l i­bris. – Phy­sio­lo­g ie du par­terre: Auf dem Um­schlag zeit ­ge­nös­si­scher Stem­pel der Buch­ hand­lung Pros­per Nour­t ier in Lyon. Li­t e­r a­t ur: Brivois 328 ff.; Car ­t er­et III , 478, 484, 486, 488 f., 492 und 496; Lacombe 760, 815, 830, 836, 837, 849, 863 und 872; Lhéri­t ier 28, 48, 51, 54, 59, 84, 103 und 116; Oster­w al­der 343; Quér­a rd/Bourque­lot III , 86 und V I , 247; San­der 574; Vica­ire V I , 592, 606, 609 ff., 614, 620 f.; zum Pseud­onym Léon (d’Am­ boise): Heylli 16 f.; Wel­ler 314; zu Émy vgl. Beraldi V I , 88.

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Im reich de­ko­r ier ­t en Ver­lags­ein­band 186 Énault, Lou­is. Lon­dres. Illu ­stré de 174 gra­vur­e s sur bois par Gu­stave Doré. Pa­r is, Hachette et Cie, 1876. 174 Text­holz­schnit­te, da­von 52 ganz­sei­t ig (die­se rück ­sei­ tig un­be­druckt). 2 Bl., 434 S., 1 wei­ßes Bl. – Ge­druckt auf star­k em Ve­lin­pa­pier, der Ti­tel in Schwarz und Rot. Fo­lio (365 x 270 mm). Ro­ter Halb­saf­f i­an-Ver­lags­ein­band auf glat­ten Rücken, mit Rücken­t i­tel zwi­schen ma­r i­t i­m en Mo­t i­ven in Gold­prä­g ung, die iden­t i­schen Deckel mit Ti­tel „lon­dres“ , um­ge­ben von he­ral­di­schen und sym­ bo­li­schen Mo­t i­ven wie Wap­pen, An­k er, Fah­n en und Del­phi­nen in de­ko­ra­t i­vem Rah­m en­werk in Schwarz- und Gold­prä­g ung, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­ gold­schnitt, die Plat­ten si­g niert „A. Sou­ze“ , der Ein­band am Fuß „En­gel rel. Pa­r is“ (Ein­band-Ecken mit win­zi­ gen Schabstellen, ver­ein­zel­te Braun­f leck­chen, das nicht pa­g i­nier­te Bl. „Tab­les“ = S. 431 f. sach­lich rich­tig vor S. 427 ein­ge­bun­den). Das mo­nu ­men­t a ­le Por ­t rait Lon­dons mit neu­em Text in fran­z ö­si­scher Spra­che, im Ver­l ags­ein­band Daß Gu­stave Doré sein mo­nu ­men­t a ­les gra­phi­sches Por­ t rait der Welt­ stadt Lon­ don auch in sei­ nem Hei­m at ­l and Frank ­r eich pu­blik ma­chen woll­t e, ist nur zu ver­ständ­lich – doch ge­r a­de da­durch hät­te er sich und die Nach­welt bei­n a­he um „one of the great il­lust­ra­ted books of the wo­rld“ [Ray, Eng­ land] ge­bracht. Denn noch vor der Ver­öf­fent­l i­chung der ori­g i­n a ­len eng­l i­schen Aus­g a ­b e er­h ielt de­r en In­itia­tor und Au­tor, Dorés lang ­jäh­r i­ger Freund Blanc­h ard Je­r rold, Wind von der Ab­sicht des Künst­lers, sei­ne Zeich­nun­gen ein wei­t e­r es Mal mit fran­z ö­si­ schem Text her­aus­z u­ge­ben. Nach­dem bei­de be­r eits drei Jah­r e mit Hin­der ­n is­sen und Un­t er­bre­chun­ gen an dem Groß­pro­jekt ge­a r­bei­t et hat­t en, kam es im Jahr 1871 dar­ü ber zum Bruch, und der in Lon­ don wei­len­de Doré „ver­m ied aus die­sem Grund für ei­n i­g e Mo­n a­t e die Zu­s am ­men­k unft mit Je­r rold“ [Guratzsch/Unverf­ehrt I, 168]. Erst im Win­t er 1871 söhn­ten sich bei­de wie­der aus, so daß die eng­li­ sche Aus­g a­be im Lau­fe des Jah­r es 1872 er­schei­nen konn­t e. Noch­m als vier Jah­r e dau­er­te es, ehe Lon­dres mit dem neu­en fran­zö­si­schen Text des Jour ­n a ­l i­sten und

(Rei­s e-)Schrift­stel­lers Lou­i s Énault (1824 –1900) er­schei­nen konn­te. Für Gor­don N. Ray ist die­ser „far less in­ter­e sting and au­thorative“ [Ray] – was zu ­m al aus Per­spek­t i­ve des An­gel­sach­sen ver­ständ­ lich er­scheint. Al­ler­d ings ist auch die Aus­stat­t ung et ­w as be­s chei­de­ner: Das For ­m at – im ­mer noch Fo­lio – ist ein biß­chen klei­ner, das Buch ent­h ält sechs Ab­bil­dun­g en we­n i­g er (die Ta ­feln wur­den hier in die Pa­g i­n ie­r ung mit­ein­be­z o­gen), die Druck­qua­li­tät ist nicht ganz so bril­lant. Ray hebt al­ler­ dings her­vor: In Hachette’s deco­r a­ted morocco [!] bin­d ing, however, it is still an im­pressive book“ [Ray]. Nicht in Ma­r o­q uin, son­dern in ei­nem reich de­ko­r ier ­t en ro­t en Halb­s affi­a n­band des Ver­le­gers prä­sen­t iert sich un­ser von Jean En­gel (1811 –1892) ge­bun­de­nes, her ­vor ­r a ­g end er­h al­t e­nes Ex­em­plar. Wie Hachette „fit toujo­u rs graver des plaques spéci­ ales, sou­vent pour des co­l lect­ions“ [Mal­avieille 187], so auch hier; die Plat­t en fer­t ig­t e Au­g u­ste D. Sou­z e. Da das Front­ispiz der eng­li­schen Aus­g a­be mit der al­le­go­r i­schen Dar­stel­lung von Va­ter Them ­se nicht in die fran­z ö­si­sche über ­nom ­men wur­de, ist das ma ­r i­t i­me Leit ­mo­t iv auf an­de­r e Art auf dem Ein­band auf­ge­nom­men wor­den: Den Rücken zie­r en von oben nach un­t en ein ger­efftes Se­gel, ein über sti­li­sier­t e Wel­len sprin­gen­der Del­phin und sti­l i­sier ­t er de­ko­ rier ­t er An­ker; auf den Deckeln um­ge­ben dop­pel­t e Gold ­fi leten ei­nen aus ei­nem schwar­z en Schiffs­t au ge­bil­de­t en Rah ­men, die zen­t ra ­le Plat ­t e ver­eint um das gol­de­ne Ti­t el­schild „lon­d res“ wie­der ­u m ver­ schie­de­ne ma ­r i­t i ­me und he­r al­d i­sche Bild ­mo­t i­ve wie Wap­pen, Fah­nen und De­v i­se, An­ker und Del­phi­ne. Die Pa­g i­n ie­r ung über­springt nach dem Fin de la Tab­le des gra­vur­e s [S. 430] die Sei­t en 431 f., um auf S. [433] mit der Tab­le des matières an­z u­schlie­ßen – wie bei den Bi­blio­g ra­phen be­schrie­ben. Da un­ser Ex­em­plar kom­plett er­scheint: Han­delt es sich bei der Zäh­lung „434“ (statt: 432) mög­l i­c her ­wei­s e um ei­nen schlich­t en Pa­g i­n ie­r ungs­feh­ler, der den Bi­blio­g ra­phen ent ­g an­gen ist? Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 46, Nr. 158; Bil­der­wel­t en 201 f., Nr. 114; Car­t er­et III , 220; DBF XII 1274 f. (Énault); Dézé 76; Guratzsch/ Unverf­ehrt I, 151 –184, und II , Nr. 130 –147; Leblanc 107 f.; Ray II , 345, Nr. 252; San­der 250; Vica­i re III , 574 f.; zu En­g el: Fléty 67 f.; Mal­avieille 241; zu Sou­z e: Mal­avieille 246.

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus den Samm­lun­gen Roudinesco und Bon­nas­se 187 Énault, Lou­is. Lon­dres. Illu ­stré de 174 gra­vur­e s sur bois par Gu­stave Doré. Pa­r is, Hachette et Cie, 1876. 174 Text­h olz­schnit­te, da­von 52 ganz­sei­t ig (die­se rück­ sei­t ig un­be­druckt). 2 Bl., 434 S., 1 wei­ßes Bl. – Ti­tel in Schwarz- und Rot­druck. – Auf Chi­n a­pa­pier. Fo­lio (373 x 275 mm). Mo­der­ner dun­k el­r o­ter Halb­m a­r o­ quin­band auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in ein­fa­c hem Fi­l et­en­rah­ men und or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung mit zen­t ra­lem, grün in­tar­sie­r tem Oval in dop­pel­tem Fi­let­en­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ten, mit Gold­f ileten auf den Deckeln und ein­ge­bun­de­nem, rot und schwarz be­druck­ tem Ori­g i­nal-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf dem In­nen­deckel si­g niert „Devauc­hel­le“ , in mit Filz aus­ge­ schla­ge­n em Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten (letz­te Bl. am Au­ßen­rand leicht wel­lig, 4 Bl. mit mi­ni­m a­lem Näs­se­rand, das nicht pa­g i­nier­te Bl. „Tab­les“ = S. 431 f. sach­lich rich­t ig vor S. 427 ein­ge­bun­den). „One of the great il­lust­r a­ted books of the wo­rld“ [Ray, Eng­land], Gu­stave Dorés Por­trait der Welt­

stadt Lon­ don in all ih­ r en Wi­ der­ sprü­ c hen und Fa­cet ­t en in der fran­zö­si­schen Aus­g a ­be mit dem neu­ en Text von Lou­i s Énault (1824 –1900), liegt hier in ei­nem Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier vor. Die ganz­sei­ ti­gen Ab­bil­dun­gen blie­ben rück­sei­t ig un­be­d ruckt. Auch der in Schwarz und Rot be­d ruck­te Ori­g i­ nal-Um­s chlag auf blaß­blau­em Pa­pier wur­de mit ein­ge­bun­den. Das nicht pa­g i­n ier ­t e Bl. mit der An­k ün­d i­g ung der „Tab­les“ ist sach­lich rich­tig vor S. 427 ein­ge­ bun­den; nach der Pa­g i­n ie­r ung wäre es zwi­schen die Tab­le des gra­vur­e s und die Tab­le des matières ein­z u ­bin­den ge­we­sen, zwi­schen de­nen die Sei­t en 431 f. über­sprun­gen sind. Pro­ve­n i­e nz: Das Ex­e m­plar stammt aus den Samm­lun­gen von Alex­a n­d re Roudinesco (noch in ro­hen La­gen: Auk­ti­on I, 1967, Nr. 31: frs. 1.850) und Hen­r i Bon­n as­se (ge­bun­den: Auk­t i­on II , 1982, Nr. 39: frs. 12.000). – Pierre Berès.

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Weiteres Exemplar auf Chinapapier, aus dem Besitz von André Tissot-Dupont 188 Énault, Louis. Lon dres. Illu stré de 174 gravures sur bois par Gu stave Doré. Paris, Hachette et Cie, 1876. 174 Textholz schnit te, davon 52 ganz seitig (die se rück­ seitig unbedruckt). 2 Bl., 430 S., 1 Bl. – Titel in Schwarz­ und Rotdruck. – Auf Chinapapier. Folio, kaum be schnit ten (371 x 280 mm). Grobgenarb­ ter dun kelbrau ner Halbmaroquinband auf fünf mit doppelten Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg­ tem Rückentitel in einfachem Filetenrahmen und or na­ mentaler Vergol dung in dreifachem Filetenrahmen in den übri gen Rückenkompartim en ten, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, ein gebun de­ nem, rot und schwarz bedrucktem Ori ginal­Um schlag und Kopfgold schnitt, verso fliegen dem Vorsatz si gniert „V. Cham ps“ (Um schlag leicht ver färbt, Schnitt etwas braunfleckig, das nicht pa ginier te Bl. „Tables“ sachlich richtig vor S. 427 ein gebun den, letztes Bl. ent fernt). Exemplar auf Chi napapier – trotz un seres weiteren Exemplars: un gemein selten Dies ist un ser zweites Exemplar auf Chi napapier von Gu stave Dorés Por trait der Welt stadt London in in der fran zösi schen Ausga be mit dem neuen Text von Lou is Énault, gleich falls mit ein gebundenem Ori gi nal-Um schlag. Wie im ande ren Exemplar wur de das nicht pa gi nier te Bl. mit der An kündi gung der „Tables“ sach lich richtig vor S. 427 ein gebunden; es folgt die Table des gravures; die Table des matières wur de hin gegen ent fernt. Provenienz: André Tissot-Dupont, dessen Auk tion 2016, Nr. 176.

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Paral lelpubli kation zu Les Français peints par eux-mêmes 189 Les étran gers à Pa ris. Par MM . Lou is Desnoyers, J. Janin, Old­Nick, Stanislas Bellan ger, E. Guinot, Marco Saint­Hilaire, E. Lemoine, Roger de Beauvoir, Ch. Schiller, A. Frémy, F. Mornand, P. Mer­ ruau, A. de Lacroix, A. Royer, Destigny, L. Couailhac, L. Huart, Capo de Feullide; illustrat ions de MM . Gavarni, Th. Frère, H. Émy, Th. Guérin, Éd. Frère. Paris, Charles Warée, [1844]. 30 Tafeln in Holz schnitt, über 100 Textholz schnit te. XXXV S., 525, (3) S. Quart, unbe schnit ten (274 x 170 mm). Grüner Halbma­ roquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten ver zier­ te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und Ka sten­ vergoldung, doppelten Goldfileten auf den Deckeln und mar morier ten Vor sät zen, am Fuß si gniert „R. Petit“ (weni ge Bl. papierbedingt leicht gebräunt). Pa ri ser mit Mi gration shinter grund – in rund 150 Abbildun gen „Pa ris est la ville des étran gers par excellence“ [S. V], schreibt Lou is Desnoyers in sei nem Vor wort zu diesem Buch über Pa ris als Vor ort der Globalisierung im 19. Jahrhundert. Zahl reiche kompetente Autoren stel len nicht nur die in Pa ris an sässi gen Ver treter eu ropäi scher Nationen, ihre Gewohn heiten und Loka litäten vor, sondern auch Ameri kaner und Bra si lia ner, Türken, Ägypter, Per ser und Chi ne sen. L’All emand und Le Prus sien wer den getrennt behandelt. Fast 150 Il lu strationen im Text und auf 30 Ta feln, u. a. von Gavarni, liefern dazu ein facet ten reiches An schauungsmateri al. Das Buch ist auch in sei ner Auf machung durch aus mondän: „d’une exécut ion matériel le très soignée“, wie Lacombe bemerk te, und, so Brivois, „supérieurement exécuté comme ty pographie“. Die Ori gi nalausga be liegt un beschnit ten in ei nem sehr gediegenen Ein band von Petit vor. Literatur: Beraldi V II , 65, Nr. 204 (Gavarni); Brivois 139; Carter et III , 224; Lachèvre I, 196; Lacombe 910; Lipper heide 242, Fd 27; Oster walder 392 (Frère); Sander 253; Vica ire III , 603 f.

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Sel­t e­ne Grandville-Pu­bli­k a­t i­on 190 Eude-Du­g aillon, A[uguste]. Fiel et miel. Poé­ sies. Avec gra­vur­e s par J. J. Grandville et J. Lewicki. Pa­r is, Paulin, [und:] Nan­c y, Mlle Gonet, 1839. 5 Holz­schnitt-Ta­feln nach Zeich­nun­gen von Grandville (2) und Lewicki auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton; 25 Vi­g net­ten und 20 klei­ne Zier­in­itia­len in Holz­schnitt. VIII S., 347 S. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (242 x 156 mm). Hell­blaue be­druck­te Ori­g i­n al-Bro­schur (Rücken ver­g ilbt). Die sel­t e­ne Erst ­aus­g a ­be, im ori­g i­n a ­len Um­schlag und un­be­schnit­t en Au­g u­ste Eude-Du­g aillon (1802 –1862?), Re­d ak­t eur beim Pa­tri­ote de la Meur­the et des Vos­ges in Nan­c y, war ohne Zwei­fel das, was man eine Pro­v inz­g rö­ße nennt – ge­r a­de die­se Qua­li­tät spiel­te er ge­gen die Ka­pi­ta­le Pa­r is aus, nicht ohne sich der Un­ter­stüt­ zung zwei­er künst ­le­r i­scher Bun­des­ge­nos­sen zu ver­ si­chern: des gro­ßen Grandville und des weit­ge­r ei­sten Po­len Jan Lewicki (1802 –1871). Im Vor­wort schreibt er: „Ennemi de la cent­r alisat­ion ar­t ist­ique, nous avons, même au risque d’un échec, dû co­m battre le préjugé qui ac­c orde à la ca­pit ­a le le mo­no­po­le de la co­r rect ­ion ty ­po­g raph­ ique et du goût. Grandville, no­tre spi­r it­uel co­ncito­yen, a bien voulu nous acc­or­der quelques des­sins; les au­t res sont l’œuvre d’un Po­lo­n ais, de J. Lewicki, un des ces no­bles réfugiés qui, pour prix de l’hos­ pi­t al­ité, ont ap­porté à leur patrie adoptive le tri­but de leur ta­lents et les arts de leur pays“. Grandville zollt Eude-Du­g aillon sei­nen Tri­but auch in ei­nem an ihn ge­r ich­t e­t en Ge­d icht [S. 289 f.]. Von der Pe­ r i­ phe­ r ie aus wen­ det sich der Au­ t or ge­g en eine ‚pro­s a ­i sche‘ Kul­t ur der Zer­streu­u ng, eine „in­constance du goût“, die aus­ge­r ech­net vom Zen­t rum aus­geht: „On n’aime pas le vers, on ne lit plus le vers […] on dem­a nde à tout, à la pein­t ure, au théâtre, à la mus­ique, à la plus modeste ro­m an­ce, et l’on dédaigne la poe­sie du langage“. Die Rück­be­sin­ nung auf eine ‚ge­bun­de­ne‘ Spra­che in Ge­d icht ­form be­deu­t et je­doch kei­nen Ver­z icht auf in­h alt ­l i­che und

emo­t io­n a ­le Viel­falt. Der Band ent ­h ält po­l i­t i­sche Ge­d ich­te über die Zeit­läufte von 1789 bis 1830 eben­so wie Er­z eug­n is­se der leich­ten Muse als ein „écho des cor­des que chaque homme sent réson­ner dans son cœur“ – eben „Gal­le und Ho­n ig“. Ob Eude-Du­g aillon mit sei ­nen In­t er ­ven­t io­nen die ge­w ünsch­t e Be­ach­t ung er­h ielt? Die Aus­g a ­b e ist je­den­falls sehr sel­t en; un­ser Ex­em­plar wirkt nach fast zwei Jahr­hun­der ­t en bei­n a ­he un­be­r ührt. Li­t e­r a­t ur: Cham­p fleury 398 (mit fal­s chem Jahr); DBF XIII , 237; Quér­a rd/Bourque­lot III , 320; Ren­onciat 287; San­der 254; Vica ­i re III , 609 f.; zu Lewicki: Thieme/Becker 23, 161.

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Im ver schwenderisch dekorier ten romantischen Mosa ikein band, mit bemaltem Schnitt 191 Les évangiles de Notre Sei gneur Jésus­Christ selon S. Matthieu, S. Marc, S. Luc, S. Jean, traduc­ tion de Le Mai stre de Sacy. [Auf dem lithographier­ ten Titel:] Vi gnet tes par Théophile Fragon ard. Paris, J.­J. Dubochet et Cie, 1837. [Auf dem lithographierten Titel:] 1838. Lithographierte Titel in Gold­ und Farbdruck, Fronti­ spiz zum Lukas­Evan gelium in Schwarz­ und Rotdruck, durch gehend illu striert mit vier seiti gen Bordüren in Holz schnitt, zahlreiche Schmuckinitialen und Vi gnet­ ten in Holz schnitt. 719 S. – Titelei und Evan gelientitel (insge samt 6 Bl.) in dreifarbi gem Druck in Schwarz, Rot und Blau, Front ispiz zum Mat thäus­Evan gelium in Schwarz und Rot. Groß­Oktav (242 x 160 mm). Ocker farbener Kalbleder­ band der Zeit auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel, auf Rücken und Deckeln mit intarsierten, von Goldlinien ein gefaßten und in Fleurons auslaufen­ den Lei sten in Entrelacs­Manier in Braun, Grün und Dunkelrot, teils auf goldenem Cribléegrund, mit drei­ fachem und einfachem Goldfiletenrahmen auf den Innen­ kanten, Doublüren und Vorsät zen aus weißer Moiré seide und zi selier tem Ganz gold schnitt mit farbi gen Miniatu­ ren der vier Evan geli sten (Front ispiz ent fernt, Vorsät ze, erste und letzte Bl. etwas braunfleckig). Im ver schwenderisch dekorier ten romanti schen Mosa ikein band, mit bemaltem Schnitt Die se Aus ga be der vier Evan gelien wur de von Théophile Fragon ard (1806 –1876) reich il lu striert. Jedem Evan gelium ist ein Front ispiz mit der Darstel lung des Evan geli sten vor an gestellt, diejeni gen zu Mat thäus und Lu kas in schwar zem und rotem Druck, das letz tere au ßerhalb der Kol lation. Jede Seite wird gerahmt von Holz stich-Bor dü ren in der Art von Stunden büchern, zu Beginn der ein zel nen Kapitel jeweils mit fi gürlichen Dar stel lun gen, teils aus der Lebens ge schichte Chri sti, teils mit eher al legori schen Motiven. Zu den ein zel nen Kapiteln stehen Schmuck in itia len, be schlossen wer den sie von dekorativen Vi gnet ten. Es fehlt das Front ispiz mit der Sancta Facies.

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Das Buch läßt sich als romanti sches ‚Gesamt kunstwerk‘ auf fas sen, in sofern es die Geschichts verliebt heit der Epo che gleich auf meh reren Ebenen wider spiegelt: Zu nächst gibt es die Evan gelien in der traditionsreichen Über set zung von Port Royal des Hu ma ni sten Lou is-Isaac Le Mai stre, sieur de Sacy (1613 –1684) wieder. Histori sier end ist ebenfalls der Il lu strations stil Fragon ards, der sich an der „man ière des manuscrits du Moyen-âge et de la Renaissance“ [zit. nach Vica ire] orientiert. In die sen Zu sam men hang ord net sich schließlich auch der herr liche, ver schwenderisch dekorierte zeit genös si sche Ein band speziell un seres Exemplars ein: Die in Entrelacs-Ma nier ver schlungenen, von Gold li nien ein gefaßten intar sierten Lei sten, teils auf gold gepunk tetem Cribléegrund, sind in spi riert von den Wachsfarben-Mo sa ikeinbänden der Renais sancezeit, eben so der sorg fältig pun zier te Ganz gold schnitt, der mit Mi niatu ren der vier Evan geli sten farbig bemalt wur de. Dieser bedeutende Ein band ist in un glaublicher Fri sche erhalten. In jün gerer Ver gan gen heit befand sich der Band in der Bi bliothek von Georges Wendling, dem Prä sidenten der Ver ei ni gung der Bibliophiles franco­suisses. Provenienz: Ge org es Wendling, des sen gold gepräg tes Leder ex li bris ver so fl iegendem Vor satz und dessen Ex li brisstempel auf dem fol genden Vorblatt. Literatur: Car ter et III , 225; Oster walder 386; vgl. Ray II , 301; Vica ire III , 617.

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Ei­nes von vier Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier, mit zu­sätz­l i­chen Pro­be­drucken, aus dem Be­sitz des Her­aus­ge­bers An­t oine-Au­g u­stin Ren­ou­a rd 192 [Fa­bliaux]. [Als Vor­t i­tel:] Choix et ex­t ra­its d’an­ ciens fa­bliaux. [Aus:] Fa­bliaux ou co­ntes, fa­bles et ro­m ans du XIIe et du XIII siècle, traduits ou ex­t ra­its par Leg­rand d’Aus­s y, troisième édit­ion, co­n sidérablement aug­m ent­ée. [5 in 1 Bd.]. Pa­r is, Jules Ren­ou­ard, 1829. 18 ra­dier­te Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, alle als Pro­be­ drucke in an­de­rem Zu ­stand wie­der­holt, 1 Ma­nu ­skript­ fak ­si­mi­le mit gro­ßer In­itia­le und No­ten, Ver­le­ger­si­g net in Holz­schnitt auf Ti­tel und letz­ter S. Vor­t i­tel, Ti­tel, IX S., 32 zwei­spal­ti­ge S., 1 Bl., 22 zwei­spal­ti­ge S., 1 Bl., 30 zwei­spal­t i­ge S., 1 Bl., 30 zwei­spal­t i­ge S., 1 Bl., 30 zwei­spal­t i­ge S., 2 Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (247 x 160 mm). Grob­ge­n arb­ter nacht­blau­er Ma­ro­quin­band auf fünf mit Gold­f ileten ver­se­he­ne Bün­ de, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in ein­fa­chem und mit dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­ fel­dern, Deckel mit fet­tem Gold­f ileten­rah­m en zwi ­schen zwei ma­ge­ren, mit Gold­f i­lete auf den Steh- und Dent­ el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit blaß­gel­ben Vor­ sät­zen und Ganz­g old­schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „J. Wright“(durch­ge­hend et­was braun­f leckig). Ei­nes von vier Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier, mit zu­sätz­l i­chen Pro­be­d rucken Pierre-Jean-Bap­t iste Leg ­r and d’Aus­sy (1737 –1800), Kon­s er ­v a­t or für fran­z ö­si­s che Ma ­nu­skrip­t e an der Bibliothèque na­t io­n a­le, hat­te zu­erst 1779 eine Samm­lung zu­meist un­be­k ann­t er alt ­f ran­zö­si­scher Fa­bliaux her­aus­ge­ge­b en, die er in al­ten Hand­ schrif­ten ent­deckt hat­te; die zwei­te Auf­la­ge war 1781 er­schie­nen. Die­s e drit ­t e Aus­g a ­b e bei Jules Ren­ou­a rd war zu­gleich die er­ste mit den Sti­chen von Jean-Mi­chel Moreau le je­u ne (1741 –1814). Der Künst­ler hat­te den Ver­le­ger 1795 ken­nen­ge­lernt und war seit­dem vor allem als Buch­i l­lu­stra­t or für die­sen tä­t ig. Gilt Moreau als ei­ner der be­deu­t end­sten Zeich­ner des Ro­ko­ko, wenn nicht als „the grea­t est name among­ French illustra­ t ors of the ei­ g hteenth cent­ u ry“

[Ray] und auch noch als „Haupt­p er­sön­lich­keit“ des künst­le­r i­schen Er­bes, das aus die­ser Zeit „ins 19. Jahr­hun­dert hin­ü ber­ge­r et ­t et wer­den konn­t e“ [Rümann 10], so ist sein Al­t ers­werk seit der ka­t e­ go­r i­schen Ab­leh­nung durch die Brü­der Gon­court doch bis in die Ge­gen­w art ver­n ach­läs­sigt und „unexp­lo­r ed“ [Ray] ge­blie­ben. Für Rümann ver ­fiel er schlicht „dem kal­ten Glanz des Kai­ser­r eichs“ [Rümann 10]; Ray ur­t eilt dif­fe­r en­z ier­t er: „One has to become accustomed to Moreau’s al­te­r ed style: the prevailing dry­ness, the stiff fi­g ur­es, the for­m al, al­most dia­g ramm­atic com­p o­si­t i­on. But once one lear­n s to read this new langu­a ge, there are dis­co­ve­ ries to be made. As in the past, his de­signs co­ntinue to be au­thentic, if so­me­times bi­z ar­r e, interpretat­ ions of his various texts“ [Ray]. Zu den Fa­bliaux lie­fer ­t e Moreau 15 Zeich ­nun­gen (nicht zwölf, wie Moureau schreibt); al­ ler­ d ings starb er 1814 vor Voll­en­dung der Ar­beit. Die Ver­ öf­fent­li­chung zog sich noch Jah­re hin: Auf vier Ra­d ie­r un­g en ver ­merk­t en die Ste­cher Da­t en von 1817 –1821; auch steu­er ­t e Alex­a n­d re Jo­seph Desenne (1785 –1827) drei wei­t e­r e Zeich­nun­gen bei, von de­ nen die letz­t e das Da­t um 1823 trägt. Die Ste­cher wa­ ren Jean Bosq, die Brü­der Devilliers, Lou­i s Crout­ el­le, Jean Fran­çois Ribault und Bart­hélemy Ro­ger. Der vor­l ie­gen­de Band stellt, wie der hier vor­ge­bun­ de­ne Zwi­schen­t i­t el sagt, Choix et ex­t ra­its aus dem fünf­bän­d i­g en Werk dar: Er ent­h ält nur die alt­ fran ­z ö­si­schen Ori­g i ­n al­t ex ­t e, nicht die Über­set ­z un­ gen Leg­r ands, dazu sämt­li­che Ta­feln – so­m it den „Ex­t rakt“ des Wer­kes. Die ei­g e­ne Pa­g i­n ie­r ung der Tex­te ver­weist dar­auf, daß die­se Separierung nicht nur le­g i­tim, son­dern in­ten­d iert war; gleich­ wohl stellt sie die ab­so­lu­t e Aus­n ah­me dar: „Il n’en a été ainsi tiré séparément qu’un très-pe­t it nombre“ [Auk­t i­ons­k a­t a ­log Ren­ou­a rd]. Was un­s e­r em Ex­em­plar je­doch ei­nen unik­a len Cha ­r ak­t er be­schert, sind drei wei­t e­r e Aus­n ah ­meTat­b e­stän­de: Zum er­sten ist dies ei­nes von nur vier Ex­em­pla ­r en der Ex­t ra­its auf Chi­n a­pa­pier [vgl.

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ebd.] – von der voll ständi gen Ausga be exi stiert nur ein ein zi ges, bei Vica ire und Car ter et er wähntes. Zum zweiten besitzt es zu sätz lich zu den 18 Ta feln avant la lettre eine weitere Suite von Probedrucken in noch un fer ti gem Zu stand (feh lende Schraf furen), ei ni ge davon avant toute la lettre. Zum dritten und letz ten stammt die ses Exemplar aus dem Be sitz von dem Her aus geber Antoine-Au gu stin Renou ard (1765 –1853), dem Bruder des Verlegers und Ver fas ser des gleich falls mit ein gebundenen Avis de l’ éditeur, wie im Auk tionskata log von 1854 doku mentiert, da mals noch in ei nem Ein band von Bauzonnet. Renou ard war zu gleich ei ner der bedeutend sten Bi bliophi len des 19. Jahrhunderts. Die Samm lung der Fabliaux war schon früh in Eng land popu lär, meh rere Stücke wur den auch ins Engli sche über setzt, wie Renou ard in sei nem Avis mit teilte. Auch dieses Exemplar wur de auf der Vente Renou ard von ei nem engli schen Bi bliophi len, dem Alter tumsfor scher Edward Ver non Utterson (1776 –1856) er stei gert, der es un mit tel bar da nach von J. Wright in den noch jet zi gen nacht blauen Ma roquin band ein binden ließ. Nach Uttersons baldi gem Tod wech selte das Buch schon 1857 auf dessen Sale er neut den Besit zer. Wäh rend sich die weitere Besitz er fol ge im Dun keln verliert, er strahlt der ma kel lose Ein band bis heute in alter Fri sche. Pro ve ni enz: A n toine-Au g u stin Ren ou ard, dessen Auk tion 1854, Nr. 1250: frs. 43.00. – Auf dem Spiegel das gold gepräg te Ex li bris mit Wappen und De vi se „Spe otii laboro“ von Ed ward Ver non Utterson. – Utterson sale 1857: £ 3.10.0. – Ausschnitt aus ei nem engli schen Antiqua ri atskata log auf ei nem ein gebundenem Vorblatt montiert. Literatur: Car ter et III , 227; Hoefer 30, 429 (1. und 2. Ausg.); Lonchamp II , 278; Mahérault 212; Moureau 131 (mit fal scher An zahl der Stiche); Quér ard/Bourquelot V, 56 f.; Rahir 504; Ray I, 88; Vica ire III , 627 ff.

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ge­gen­ü ber frü ­he­r en Ar­b ei­t en stär­ke­r e Li ­ne­a r ­ität in sei­ner ei­ge­nen sti­l i­sti­schen Ent ­w ick ­lung „ei­nen ge­wal­t i­gen Fort­schritt“ [Rümann 176] be­deu­t e­t en; für Ro­ger Pas­ser­on ist es „das schön­ste von Da­u mier il­lu­strier­t e Buch“. Auch Gor­don N. Ray er­blick­t e in den 30 grö­ße­r en Il­lu­stra­t io­nen „some of Da­u mier’s best de­signs, which have the furt­her merit of being fi­nely engr­aved“ [Ray]. Sie ge­nü­gen, um aus dem Werk „one of the ranking il­lust­r a­ted books of the period“ zu ma­chen.

Da­umiers schön­ste Buch­i l­lu­stra­t i­on 193 Fa­bre, Fran­ç ois. Némésis médic­ale, illustrée, Recueil de Sa­ t i­ r es, re­ vue et co­ r rigée avec soin par l’au­t eur: co­n tenant tren­t e vi­g net­t es des­s in­é es par M. Da­umier, Et gravees par les meille­urs ar­t ist­e s, avec un grand nombre de culs-de-lam­pe, etc. 2 Bde. Pa­r is, Au Bu­re­au de la Némésis médic­ale, 1840. Zu ­sam­m en 30 grö­ße­re Il­lu ­stra­t io­n en und 56 klei­n e­re Vi­g net­ten in Holz­schnitt. XXXII S., 278 S. Und: 360 S. Groß-Ok­t av, seit­l ich und un­t en un­b e­s chnit­t en (242 x 157 mm). Ge­glät­te­te, lang­n ar­bi­ge dun­k el­g rü­n e Halb­m a­r o­quin­bän­de mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln, Ka ­sten- und or­n a­m en­ta­ler Rücken­ver­g ol­dung, Gold­ fileten auf den Deckeln, Kopf­g old ­schnitt, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nen gel­ben il­lu ­strier­ten Ori­g i­ nal-Um ­schlä­gen, auf den flie­gen­den Vor­sät­zen si­g niert „E. Mayl­an­der“ (Rücken ge­bräunt, Bd. II: S. 187 f. mit klei­ne­rem Rand­ein­r iß). „Das schön­ste von Da­u mier il­lu­strier ­t e Buch“: die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be der gepfefferten me­d i­z i­n i­schen Sa­t i­r en

Die Ein­g angs­v i­g net ­t e, die auf den Hin­t er ­u m­ schlä ­gen wie­der­holt wird, zeigt ei ­nen weib­l i­chen Ra­che­en­gel, der mit Gei­ßel und Fackel über ei­nen am Bo­den lie­g en­den Arzt her ­f ährt, dem al­ler­lei Bü­cher und Pa­pie­r e über Ho­möo­pa­t hie, Ma ­g ne­ tis­mus, Schä­del­k un­de und an­de­r e me­d i­z i­n i­schen Ma ­r ot ­t en der Zeit ent ­f al­len sind. Da­u miers Zeich­nun­gen set­z en sich zum ei­nen im ­mer wie­der mit dem Tod aus­ein­a n­der, zum an­de­r en mit sa­t i­r i­ schen Dar­stel­lun­gen von Ärz­t en und ih­r em Tun. Ex­em­pla ­r e die­ses Werks sind oft nur mit ­t el­m ä ­ßig er­h al­t en – ganz an­ders das un­se­r e, das un­be­schnit­ ten und mit bei­den Ori­g i­n al-Um­schlä­gen in Ein­ bän­den von Émile Mayl­a n­der (1866 –1959) vor­l iegt. Pro­ve­n i­enz: Adri­a n Flüh ­m anns Eti­kett mit Mo­no­ gramm „awf “ auf dem Spie­gel des er­sten Ban­des. Li­t e­r a­u r: Beraldi V, 135; Bouvy 336 – 364; Brivois 141; Car­t er­et III , 227 f.; DBF XIII , 388 f.; Hoefer 16, 937; Hüb­ot­t er/Hirsch II , 458 f.; Lon­c hamp II , 156; Oster ­w al­der 291; Pas­s er­on 144; Ray II , 293 f., Nr. 217; Rümann, Da­u mier 33; San­der 256; Vica­i re III , 641 f.; zu Mayl­a n­der: Devauc­hel ­le III , 273; Fléty 125.

Der Pa ­r i­s er Arzt, Jour ­n a ­l ist und Dich­t er An­t oine-Fran­ç ois-Hi­ppolyte Fa ­bre (1797 –1854) war eine „cu­r ie­u x per­son­n a­ge“ [DBF]. Er grün­de­ te 1828 die Ga­zet­te des hôpi­taux civils et milita­ires, ou Lançette française, die er bis zu sei­nem Tod re­d i­g ier­ te, ver ­faß­t e preis­ge­k rön­t e Ar­b ei­t en über Cho­le­r a und Tu­ber­k u­lo­se, gab en­z y­k lo­pä­d i­sche Wer­ke her­ aus und ver ­t ei­d ig ­t e zu­gleich „die ab­so­lu­t e Frei­heit des med. Un­t er­r ichts, griff alle Ar­t en von Miss­bräu­ chen“ [Hüb­ot­ter/Hirsch] an und scheu­te sich da­ bei nicht, sich mit den „médec­i ns les plus célèbres de son temps“ [DBF] an­z u­le­gen. Da­von zeugt sei­ ne zu­erst 1834/35 er­schie­ne­ne Némésis médic­ale mit ge­r eim­t en Sa­t i­r en, die hier in der er­sten il­lu­strier­ ten Aus­g a ­b e vor­l iegt; eine wei­t e­r e er­schien 1841. Das Vor­wort stammt von Théodore Poupin. Zwei­fel­los aber ist das Buch ein „ouv­r a­ge recherché pour les co­mposit ­ions de Da­u mier“ [Car ­t er­et], de­r en

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Aus den Samm­lun­gen Mer­ci­er, Ro­bert, Meeûs und Clapp 194 [Fa­yot, Frédéric] (Hrsg.). Les classiques de la tab­le, à l’usage des praticiens et des gens du mon­de. […]. Pa­r is, au Dépôt, 1843. [Auf dem Um­schlag:] 1844. 15 Ta­feln (dar­un­ter 9 Por­t raits) in un­ter­schied­li­chen Tech­ni­k en, 6 Text­vi­g net­ten in Holz­schnitt; zu ­sätz­lich 5 Stahl­stich-Ta­feln auf auf­g e­walz­tem Chi­n a­pa­pier. 2 Bl., I V S., 1 Bl., XIII S., 1 Bl., 528 S., 4 S. ( Ver­lags­an­zei­gen), 4 S. ( Ver­lags­an­zei­gen). Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (227 x 138 mm). Lang­ge­ narb­ter dun­k el­brau­n er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf brei­te, zwi­schen dop­pel­ten Gold­f ileten blind ­schraf­f ier­ te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und rot, braun und grün in­tar­sie­r tem, gold­ge­präg­tem Flo­ral­de­k or in drei­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­ kompartim­ en­ ten, mit Gold­ f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem il­lu ­strier­ ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1928“ (Ein­band-Ecken leicht beschabt). Un ­be­schnit ­t en und mit ein ­ge­bun­de­nem Ori­g i­n al-Um­schlag in in­t ar­sie­r tem Ein­band Die ga­stro­no­m i­s che An­t ho­lo­g ie ent ­h ält als um­ fang ­r eich­sten Text Jean Ant ­hel­me Brillat-Savar ­i ns be­r ühm­t e Phy­sio­lo­g ie du goût, au ­ßer­dem La ga­stro­ no­mie, poème en quatre chants, von Jo­seph Berchoux, ei ­nen Ca­l endrier ga ­stro­n om­i que von Alex ­a n­d reBaltha­z ar-Lau­r ent Grimod de la Reynière, L’art de di­ner en ville, à l’usage de gens de lettres von Co­lnet, L’art culi­n a­ire des Mar­q uis Lou­is de Cussy, fer­ner u. a. Bei­t rä­ge von Jean-Bap­t iste Lal­a n­ne, An­t o­n in Ca ­r ême so­w ie dem Her­aus­ge­ber Charles Frédéric Al­f red Fa­yot (1797 –1861). Die­ser war Ver ­wal­t ungs­ be­a m­t er und ver ­faß­t e auch eine Rei­he hi­sto­r i­scher Wer­ke.

Un­ser Ex­em­plar der er­sten Aus­g a­b e liegt in der er­sten Ver­si­on mit der Ti­t el­a b­bil­dung des Café de Pa­r is vor. Il­lu­striert ist es mit fünf wei­te­r en Text­vi­g net ­t en zu Fa­yots ex­plicat­ions préli­mi­n a­ires so­w ie 15 Ta­feln nach Debu­court, Du­n and, Isabey, Pauquet, Scheffer, Steuben u. a. Neun von ih­nen zei­gen Por­t raits, dar­u n­t er als Front­ispiz das von CharlesMau­r ice de Talley­r and so­w ie das von Jules Ja­n in vor der vier­sei­t i­gen Wid­mungs­vor ­r e­de an ihn. Ein­ge­ bun­den sind der gel­be, vorn und hin­t en il­lu­strier­t e Ori­g i­n al-Um­schlag (eine Vi­g net ­t e mit der Si­g na­t ur Da­u bignys) so­w ie zwei vier­sei­t i­ge Ver­lags­pro­spek­t e. Zu­s ätz­l ich hin­z u­g e­f ügt wur­den fünf Ta ­feln auf auf­g e­w alz­t em Chi­n a­p a­pier aus Brillat-Savar ­i ns Phy­sio­lo­g ie du goût in der Aus­g a­be von 1848, die von Bert ­a ll il­lu­striert wur­de, dar ­u n­t er das Por ­t rait des Au­t ors. Der schö­ne, am Rücken drei­far­big in­t ar­sie­ rte Band ging durch die Hän­de von Vic­t or Mer­ci­er, Lau­r ent Meeûs und Sam Clapp. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris von Vic­t or Mer­c i­er (Auk­ ti­on 1937, I, Nr. 304), Mau­r ice Ro­b ert und Aimé Lau­ r ent, d. i. Lau­ r ent Meeûs ( Wittock, La bibliothèque de Lau­r ent Meeûs, 1982, Nr. 375, mit fal­schem Ti­t el: „fa­ble“). – Sam Clapp (des­sen Auk­ ti­on Chri­stie’s, Pa­r is, 2002, Nr. 156). Li­t e­r a­t ur: Brivois 104 f.; Car ­t er­e t III , 166 f.; DBF XIII , 918; San­der 188; Vica ­i re II , 437 f.

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Im Ver­le­ger-Lu­x us­ein­band von Boutigny 195 [Fénelon, Fran­çois de Salignac de la Mothe]. Les aven­t u­res de Télémaque suivies des aven­t u­res d’Ar­ i stonoüs, précécées d’un es­ sai sur la vie et les ouvra­ges de Fénelon par M. Jules Ja­nin. Édit­ion illus­ trée par MM. Tony Johan­not, Emile Sign­ol, G. Séguin, E. Wattier, Marc­kl, Da­ubigny, Fran­ç ois et Marville. Pa­r is, Er­nest Bour­din, [1840]. 1 Por­trait in Stahl­stich, 20 Ta­feln in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit Sei­d en­vor­sät­ zen, 2 Bl. Fak ­si­mi­le ei­nes hand­schrift­li­chen Brie­fes von Fénelon, 138 Text­holz­schnit­te, 25 Schmuck­rah­m en und 1 Schmuck­in­itia­le in Holz­schnitt. 2 Bl., XVI S., 459 S. Quart (254 x 165 mm). Ver­le­ger­ein­band von ro­tem Saf­ fi­an mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und rei­cher or­n a­ men­ta­ler Rücken­ver­g ol­dung, auf den Deckeln iden­t i­sche or­n a­m en­t a­l e Plat­te in Gold­prä­g ung in dop­p el­tem Rah­m en von fet­ten Blind­f ileten, mit gel­ben Glanz­pa­pier­ vor­sät­zen und Ganz­g old­schnitt, am Fuß si­g niert „Bou­ tigny“ , in Papp­schu­ber (ver­ein­zelt et­was braun­f leckig). Der Klas­si­ker des fran­z ö­si­schen Bil­dungs­r o­m ans, im Ver­le­ger­ein­band von Boutigny Das Haupt­werk von Fran­çois Fénelon (1651 –1715), erst­m als 1699 ohne sein Wis­sen ge­d ruckt, brach­ te den Ver­fas­ser um die Gunst Lud­w igs XIV. Zehn Jah­re zu­vor hat­te die­ser ihn mit der Er­zie­hung sei­nes En­kels Lou­is, duc de Bourgogne, be­traut – und ge­r a­de für den Da­up­h in hat­t e Fénelon sei­nen Bil­dungs­r o­m an in acht­z ehn Bü­chern um 1695/96 ge­schrie­ben. Dar­i n macht sich der jun­ge Tele­m ach auf die Su­che nach sei­nem ver­schol­le­nen Va­t er Odys­seus: Rei­sen, Schiff ­brü­che, Lie­bes­a ben­t eu­er, ver ­we­ge­ne Kämp­ fe und po­l i­t i­sche Ver ­w ick ­lun­gen bil­den den Hand­ lungs­r ah­men, in dem der Au­t or sei­nem Schü­ler die „Grund­prin ­z i­pi­en herr­scher­l ichen Ver­h al­t ens und fürst ­l i­cher Ge­sin­nung“ [Haupt ­wer­ke 128] na ­he­ brin­gen will. Im Un­t er­schied zu Lud­w ig XI V. fand ein brei­tes Pu­b li­k um Ge­f al­l en an der an­t iki­s ier­e n­d en Bil­dungs­r ei­se, die eine Fül­le von Aus­g a ­b en und Über­s et­z un­g en er­leb­t e. Ein Grund da ­f ür war Fénelons Spra­che, an ihr war „stil­g e­schicht­lich neu […], daß ein Werk, wel­ches vor­neh­me Be­ge­ben­

hei­t en schil­dert […], nicht in Alex ­a n­d ri ­nern, son­ dern in Pro­ s a“ [Jan 156] ge­ s chrie­ b en war; ver­bun­den mit ei ­ner „ef ­fekt ­vol­len Be­t o­nung der ge­f ühls­m ä ­ßi­gen Kom­po­nen­t e in der Schil­de­r ung des See­l i­s chen“ [Haupt ­wer­ke 129]. Fort­s chritt­ lich war schließ­l ich auch der im­pli­z i­t e Ide­en­g e­ halt, wenn­gleich der Erz­bi­schof von Cam­brai noch fest auf dem Bo­den des Ab­so­lu­tis­mus stand: „Das Ver­l an­g en nach ei­ner Po­l i­t ik des Frie­dens, das An­sin­nen, der Fürst sol­le dem Wohl sei­nes Vol­kes le­ben, und nicht zu­letzt die For­de­r ung, die ab­so­ lu­t e Macht ­voll­kom­men­heit ge­setz­l ich ein­z u­schrän­ ken, sind deut ­l i­che An­z ei­chen für den im ­m i­nen­t en Ge­sin­nungs­wan­del“ [ebd.], der „in man­chen Ge­dan­ ken J.-J. Rousseau“ [En­gel­h ardt/Rol­off ] und des­sen Émile vor­weg­n immt. Daß der Ro­m an von Lud­w ig XI V. ver­wor­fen wur­de, si­cher­te ihm im 18. Jahr­ hun­dert ei­nen Ruf als „vor ­r e­vo­lu­t io­n ä ­r es Ma ­n i­fest“ [Haupt ­wer­ke 129], der sich un­t er der Ju­l i­mon­a r­chie wo­mög­l ich neu be­leb­t e. Als Aben­t eu­er­ge­schich­t e wa ­r en Les aven­tu­res de Télémaque schließ­lich auch ganz nach dem Ge­schmack der Ro­m an­t ik. Kein Wun­der also, daß sich Er­nest Bour­d in, „im­ port­ a nt éditeur de beaux livres illustrés“ [Mal­ avieille 151], des Bu­ches an­n ahm und es mit ei­nem Vor ­wort von Jules Ja ­n in, zahl­r ei­chen Il­lu­stra­t io­nen der be­sten Zeich­ner der Zeit, ei­nem von Lefèvre aîné in Stahl ge­sto­che­nen Por­t rait so­w ie ei­nem fak­ si ­m i ­l ier ­t en Brief Fénelons neu her­aus­brach­t e. Wie meist, ließ er auch die­ses Buch bei Boutigny bin­ den. Der präch­t i­g e Ver­le­g er­ein ­band mit rei­cher or ­n a ­men­t a ­ler Gold­prä­g ung wur­de von Culot mit ei­ ner Ab­bil­dung ge­w ür­d igt. Fin­det man ge­ne­r ell „peu d’ex­empla­i res en bon état“ [Brivois], so prä­sen­t iert sich un­ser Ex­em­plar, von ge­le­g ent­l i­chen Braun­ flecken ab­ge­se­hen, in sehr schö­ner Er­h al­t ung. Pro­ve­n i­enz: Hand­schrift ­l i­cher Be­sitz ­ver ­merk der Zeit, si­g niert Fin­g e­on, und ein wei­t e­r er, da­t iert „Octobre 1921“, auf ein­ge­bun­de­nem Vor­blatt. – Auf dem Spie­gel das Ex­l i­bris von Léon Le Roy mit den In ­itia ­len „ LLR “. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V III , 275 (Johan­not); Brivois 141; Car­t er­et III , 232; En­g el­h ardt/Rol­off I, 193 (Er­stausg.); Ma­r ie 100; Quér­a rd/ Bourque­lot III , 480; San­der 257; Talv­a rt/Place X, 115 (Ja­n in, „1838“); Vica ­i re III , 654 f.; zum Ein­band: Culot Nr. 190.

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Sel­t e­nes Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus dem Be­sitz von René Des­c amps-Scrive 196 [Fénelon, Fran­çois de Salignac de la Mothe]. Les aven­t u­res de Télémaque suivies des aven­t u­res d’Ar­ i stonoüs, précédées d’un es­ sai sur la vie et les ouvra­ges de Fénelon par M. Jules Ja­nin. Édit­ion illus­ trée par MM. Tony Johan­not, Emile Sign­ol, G. Séguin, E. Wattier, Marc­kl, Da­ubigny, Fran­ç ois et Marville. Pa­r is, Er­nest Bour­din, [1840].

ten, brei­ten gold­ge­präg­ten Bor­dü­ren auf den In­nen­k an­ ten, Doublü­ren und Vor­sät­zen aus dun­k el­g rü­n er Moi­ ré­sei­de, mit wei­te­ren Vor­sät­zen aus Mar­m or­pa­pier und Ganz­g old­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Mer­ci­er Sr de Cuzin“ , in Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten, die­ser am Fuß si­g niert „Mer­ci­er“ (un­te­re Schu­ber­k an­ten ein­ge­r is­sen).

Por­t rait in Stahl­stich auf Kar­ton mit Sei­d en­vor­satz, 20 Ta­feln in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, 2 Bl. Fak ­si­mi­le ei­nes hand ­schrift­li­chen Brie­fes von Fénelon, 138 Text­holz­schnit­te, 25 Schmuck­rah­m en und 1 Schmuck­in­itia­le in Holz­schnitt. 2 Bl., XVI S., 459 S. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt.

Das Pa­pier von Fénelons Télémaque sei „le plus mau­vais de tous ceux employées par Bour­d in; il est im­possible de le con­ser­ver sans le fai­r e laver et enc­ol­ler“, mo­k ier ­t e sich Jules Brivois, dar ­u m fän­de man „peu d’ex­empla­i res en bon état“ [Brivois 142]. Al­ler­d ings exi­stie­r en „quelques ra ­r es ex­empla ­i res sur pa­pier de Chine“ [Car­ter­et] – das vor­lie­g en­ de, das aus dem Be­sitz von René Des­c amps-Scrive stammt und bei Car­t er­et zi­t iert wird, ist ei­nes da­von. Wie um den Ge­gen­be­weis zu Brivois’ Ver­d ikt an­z u­ tre­t en, ist es von mi­r a ­k u­lö­ser Er­h al­t ung: Es liegt fast un­be­schnit­ten und wie neu in ei­nem pracht­ vol­len Ein­band von Émile Mer­ci­er (1855 –1910) vor.

Quart, kaum be­schnit­ten (275 x 179 mm). Lang­ge­n arb­ ter ro­ter Ma­r o­quin­band auf fünf brei­te, zwi­schen dop­ pel­ten Gold­f ileten or­n a­m en­tal blind­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem und -ge­rahm­tem Rücken­t i­tel so­wie Ka ­sten­ver­g ol­d ung mit Eckfleurons in den üb­r i­g en Rücken­k ompartim­en­ten, je­weils in dop­pel­tem Rah­m en aus fet­ter und ma­ge­rer Gold­f i­lete, auf den Deckeln in Gold­prä­g ung au­ßen ein von ma­ge­ren Fi­let­en ein­ge­ faß­ter fet ­ter Fi­let­en­rah­m en, dar­in ein Bor­dü­ren­rah­ men, ein­ge­faßt von dop­pel­ten Fi­let­en- und ei­nem Point­ illé­rah­m en, in­nen ein dop­pel­ter Gold­f ileten­rah­m en mit Eckfleurons, mit gol­de­nem Flecht­band auf den Steh­k an­

Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel die Ex­l i­bris von René Des­c amps-Scrive (des­sen Auk­t i­on II , 1925, Nr. 138: frs. 2.050) und Hen­r i Lafond (des­sen Auk­t i­on 2015, Nr. 66).

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Zeitgenössisch gebundenes Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus dem Be­sitz von Jules Ja­n in 197 [Fénelon, Fran­çois de Salignac de la Mothe]. Les aven­t u­res de Télémaque suivies des aven­t u­res d’Ar­ i stonoüs, précédées d’un es­ sai sur la vie et les ouvra­ges de Fénelon par M. Jules Ja­nin. Édit­ion illus­ trée par MM. Tony Johan­not, Emile Sign­ol, G. Séguin, E. Wattier, Marc­kl, Da­ubigny, Fran­ç ois et Marville. Pa­r is, Er­nest Bour­din, [1840]. 1 Por­trait in Stahl­stich auf Kar­ton, 20 Ta­feln in Holz­ schnitt auf Chi­n a­pa­pier, mon­tiert auf Kar­ton, 2 ge­fal­ te­te Bl. Fak ­si­m i­le ei­n es hand­schrift­li­chen Brie­fes von Fénelon, 138 Text­holz­schnit­te, 25 Schmuck­rah­m en und 1 Schmuck­in­itia­le in Holz­schnitt. 2 Bl., XVI S., 459 S. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (257 x 163 mm). Dun­k el­li­la Saf­f i­an­band der Zeit auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­ präg­tem Rücken­t i­tel und vier­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Kompartim­en­ten, mit drei­fa­chem Gold­ fileten­rah­m en auf den Deckeln, Gold­f i­lete auf den Steh-

und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit mar­m o­ rier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, in mo­der­n em, mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­ kan­ten. Dies ist ein wei­te­res der „ra­res ex­empla­ires sur pa­pier de Chine“ [Car­ter­et] – es si­cher­te sich der Schrift­stel­ler Jules Ja­n in (1804 –1874) und ließ es in „chagr. bleu, fil., tr. dor.“ [Vica­ire] bin­den. Da­m it ist un­ser Ex­em­plar hin­l äng­l ich iden­t i ­fi ­z iert. Zeit­ge­nös­si­scher Ein­band und Pa­pier lie­gen in her ­vor­ ra­gen­der Qua ­l i­t ät und gleich­sam neu­wer ­t ig vor. Pro­ve­n i­enz: Jules Ja ­n in, des­s en Auk­t i­on 1877, Nr. 662: frs. 20 [vgl. Vica­ire III , 654 f., der die­ses Ex­em­plar be­schreibt; zu Ja­n in als Samm­ler vgl. Poideb­a rd 310 f.]. – Samm­lung Adri­a n Flüh­m ann, mit des­sen Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ auf dem flie­gen­den Vor­satz.

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Ex­em­plar tel que paru 198 Féréal, V. de [d. i. Anne Lodoïska Subervie]. My­stères de l’ in­qui­si­t i­on et au­t res so­ciétés sec­rètes d’Es­pagne. Avec no­tes hi­storiques et une in­troduct­ion de M. Ma­nu­el de Cuen­dias. Illustrés de 200 des­sins par les ar­t ist­e s les plus dis­t ingués. Pa­r is, P. Boiz­ard, 1845. Il­lu ­strier­ter Ti­tel und 23 wei­te­re Ta­feln in Holz­schnitt, etwa 130 Text­holz­schnit­te. XV S., 588 S., 1 Bl. Quart, un­be­schnit­ten (etwa 278 x 178 mm). Lose La­ gen und Ta­feln, in 30 il­lu ­strier­ten grü­n en Lie­fe­r ungs­ um ­schlä­gen und in il­lu ­strier­ter creme­far­be­n er Ori­g i­ nal-Bro­schur, in dun­k el­brau­n er, mit brau­n er Moi­ré­sei­d e aus­ge­l eg­ter Halb­m a­r o­quin­k as­set­te mit gold­ge­ präg­tem Rücken­t i­tel und floral-li­nea­rer Rücken­ver­g ol­ dung, si­g niert „Devauc­hel­le“ (Ge­samt­um ­schlag hin­ter­ legt, ei­ni­ge Um ­schlä­ge mit klei­ne­ren Läsu­ren). Noch un­ge­bun­den, in den 30 Lie­fe­r ungs­hef ­t en und dem Ge­samt ­u m­schlag Das Buch über Die Ge­h eim­nis­se der In­qui­si­t i­on und an­d e­r e ge­h ei­m e Ge­sell ­schaf­ten Spa­n i­ens – so der Ti­t el ei­ner deut­schen Über­set­z ung von 1845 – birgt auch bi­blio­g ra­phisch ei­n i­ge Ge­heim ­n is­se. Denn die Se­k un­d är­l i­t e­r a­t ur gibt fast ein ­mü­t ig das Jahr 1846 als Er­s chei­nungs­d a­t um der fran­z ö­si­s chen Erst-

­aus­g a ­b e an. Nach Vica ­i res Re­cher­che wur­de die er­ste Lie­fe­rung „enregistrée dans la Bibliogr. de la France du 9 novembre 1844“, wes­we­gen Quér­ ard/Bourque­ lot wohl gleich­ f alls „1844“ an­ s etz­ ten. Ins­ge­samt er­schie­nen 48 Liv­rai ­sons in 30 Hef­ ten – ob sich die Her­stel­lung dann län­ger hin­zog als ur­s prüng­l ich ge­p lant? Un­s er Ex­e m­p lar hat je­den­falls aus­n ahms­wei­se die Jah­r es­z ahl 1845 auf dem Ti­tel und ge­hört dar­u m in­ner­h alb der er­sten Aus­g a ­be zum tout pre­mier tira­ge. Rät­ s el­ h aft ist auch die Au­ t or­ s chaft: Vic­ t or de Féréal ist ein Pseud­onym, das bei Heylli gar nicht, bei Wel­ler mit „Ma­d ame Suberwick“, in In­t er ­net-Ka­t a­ lo­gen ge­le­gent ­l ich knapp mit „Subervie“ auf­ge­löst wur­de. Of­fen­bar han­delt es sich um Anne Lodoïska Subervie (1800 –1861), die Toch­t er des fran­zö­si­schen Ge­ne­rals Jean Boudet [vgl. Hoefer 44, 612] und Gat ­t in des Ge­ne­r als und Po­l i­t i­kers Ja­c ques Ger­vais, Ba­r on Subervie (1776 –1856), de­r en zwei Kin­der früh ver­s tar­b en. Mög­l i­c her ­wei­s e ziem­ te es sich für sie als Ver­tre­te­r in des ‚schwa­chen Ge­s chlechts‘ oder für ihre ge­s ell­s chaft ­l i­c he Stel­lung nicht, of­fen als Au­t o­r in ei­nes Bu­ches über die Grau­sam­kei­t en der Kir­che auf­z u­t re­t en.

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Auch der Ti­t el My­stères de l’ in­qui ­si­t i­on weckt al­len­ falls schau­er ­r o­m an­t i­s che Er ­w ar ­t un­g en und ver­ schlei­ert den bru­t a ­len Cha ­r ak­t er die­ser Ein ­r ich­ tung, der frei­lich auf den Ab­bil­dun­g en deut­lich zum Vor­schein kommt: Be­r eits auf dem Front­i spiz, des­sen Il­lu­stra­t i­on auf dem Ge­samt ­u m­schlag wie­ der­holt wird, lupft ein In­q ui­si­t or vor ei­ner ihn auf Knien an ­fle­hen­den ge­fes­sel­t en jun­gen Frau ei­nen schwe­r en Vor­h ang, um ihr den Blick auf ei­nen im Hin­t er­g rund ge­fol­t er ­t en Mann zu er ­mög­l i­chen – und dem Be­t rach­t er die dop­pel­t e Di­men­si­on phy­ si­scher und psy­chi­scher Qua ­len zu er­öff ­nen. Die ganz­sei­t i­ge Ab­bil­dung zur In­t roduct­ion [S. VII], die mit der ­je­n i­gen auf den Lie­fe­r ungs­u m­schlä­gen iden­ tisch ist, prä­sen­t iert Fol­t er­k nech­t e und -werk ­z eu­ge; auf den 23 wei­te­r en Ta­feln sind Ge­f äng­n is­se und Ge­fan­ge­ne, Fol­t er ­prak­t i ­ken und ‚Wahr­heits­pro­ben‘, ein Mord und der Ver­bren­nungs­t od auf dem Schei­ ter­h au ­fen zu se­hen. Der hart ­g e­sot ­t e­ne Zeich ­ner René Lou­is Pierre de Moraine (auch: De­mo­r aine),

der auch die mei­sten Text ­holz­schnit ­t e si­g nier ­t e, war der Au­t o­r in mög­l i­cher ­wei­se durch sol­d a­t i­sche Krei­ se be­k annt – der 1816 ge­bo­r e­ne Charlet-Schü­ler be­ schick­t e den Pa­r i­ser Sa­lon von 1848 bis 1864 „meist mit mi­li­t är. Sze­nen“ [Thieme/Becker 25, 115]. Ins­ ge­samt ent­h ält das Werk nicht 200 Ab­bil­dun­gen, wie auf dem Ti­t el an­ge­z eigt, son­dern „nur“ gut 150. Das vor­l ie­gen­de Ex­em­plar scheint von sei­nen er­sten Be­sit­z ern nicht an­ge­r ührt wor­den zu sein: Es liegt noch fast eben­so frisch vor, wie es 1845 er­schien, in un­be­schnit ­t e­nen La­gen in den 30 ori­g i­n a ­len grü­ nen Lie­fe­r ungs­hef ­t en, die in den Ge­samt ­u m­schlag ein­g e­legt wur­den. Aus neue­rer Zeit stammt die de­ko­r a­t i­ve Halb­m a ­r o­q uin ­k as­set ­t e von Devauc­hel­le. Pro­ve­n i­enz: Sam Clapp, des­sen Auk­t i­on Chri­stie’s, Pa­r is, 2002, Nr. 315 (mit Abb.). Li­t e­r a­t ur: Brivois 143 f.; Car ­t er­et III , 233 f.; Oster­w al­der 712; Quér­a rd/Bourque­lot III , 483 f. („1844“); San­der 259; Vica­i re III , 661 f.; vgl. Wel­ler 192.

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Mit Illustrationen von Alfred Johannot 199 Fiel­d ing, [Hen­r y]. Tom Jones. Histo­ire d’un en­fant trouvé. Traduct­ion nouv­el­le par Defauconpret, précédée d’une not­ice bio­g raph­ique et litt­éra­ire sur Fiel­ding, par Wal­ter Scott. 2 Bde. Pa­r is, Fur­ne, 1835, [auf den ge­sto­che­nen Ti­teln:] 1836. 2 ge­sto­che­ne il­lu ­strier­te Ti­tel und 4 Ta­feln in Stahl­stich mit Sei­den­vor­sät­zen. 2 Bl., XXI V S., 503 S. Und: 2 Bl., 568 S. Ok­tav (210 x 130 mm). Hell­brau­ne Halb­k alb­le­der­bän­de der Zeit auf glat­te Rücken, mit je zwei nacht­blau­en gold­ ge­präg­ten Rücken­schil­dern, schwarz- und gold­ge­präg­ ten Quer­f ileten auf den Rücken und brei­ten Gold­bor­dü­ ren an den Ka­pi­ta­len, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Spr­eng­schnitt (ge­r ing berie­ben, Bd. II strecken­wei­se et­ was stock­f leckig). In zeit ­ge­nös­si­schen Ein­bän­den von Bauz­onnet? Tom Jones, die Ti­tel­fi ­g ur des zu­erst 1749 er­schie­ ne­nen be­r ühm­t en Schel ­men- und Bil­dungs­r o­m ans ist ein fast ‚gleich­a lt­r i­ger‘ Ver­wand­t er von Le Sages Gil Blas. Sei­nem Au­t or Hen­r y Fiel­d ing (1717 –1754) kommt das Ver­ d ienst zu, in ei­ ner „be­ w uß­ t en Ab­kehr von den phan­t a­sti­s chen Er­z ähl­pro­duk­ ten des Ba ­r ock“ die „er ­fahr­ba ­r e Rea ­l i­t ät erst ­m als in ih­r er To­t a ­l i­t ät ein­ge­fan­gen“ [K NLL V, 556] zu ha ­ben. Da ­bei in­sze­n ier ­t e Fiel­d ing in auf ­k lä ­r e­r ischhu­mo­r i­sti­scher Wei­se die Welt als „Büh­ne, auf der die Ge­sell­schaft die Ko­mö­d ie ih­r er Tor­hei­t en und La­ster auf­führt“ und in der sein Ti­tel­held durch Ir ­r un­gen und Wir ­r un­gen hin­durch „zur Mo­r al­auf­ fas­sung des Er­z äh­lers er­z o­gen [wird], der ein har­ mo­n i­s ches Gleich­g e­w icht zwi­s chen Ge­f ühl und Ver ­nunft an­strebt“ [K NLL V, 557]. Die vor­l ie­gen­de Über­set­z ung stammt von Au­g u­steJean-Bap­tiste Defauconpret (1767 –1843), der nach miß­g lück­t en Spe­k u­l a­t io­nen vor sei­nen Gläu­bi­ gern aus Pa­r is nach Lon­don ent­floh und zahl­r ei­che eng­li­sche Ro­m a­ne, etwa auch von Scott, Co­oper und Dickens, ins Fran­zö­si­sche über­trug. In der ein­schlä ­g i­gen Se­k un­d är­l i­t e­r a­t ur von Car ­t er­et über San­der bis zu Ray wird sie – an­ders als die von Moreau le je­u ne il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be von 1833 – meist über­g an­gen, viel­leicht weil sie au­ßer zwei Ti­t el­v i­ gnet­ten der Brü­der Rouargue nur vier Ta­feln auf­ weist. Frap­ pie­ r end ist aber auch der Ge­ g en­ s atz zu dem zur sel­b en Zeit er­schie­ne­nen Gil Blas mit

der ab­u n­d an­t en Holz­s chnitt-Be­bil­de­r ung durch Jean Gigoux. Ne­b en die­sem weg ­wei­sen­den Werk neh­men sich die Stahl­sti­che nach Vor­la­g en des früh ver­stor­b e­nen Al­f red Johan­not (1800 –1837) be­son­ders kon­ser­va­tiv aus, doch sind sie dies im be­ sten Sin­ ne: Denn so wie Fiel­ d ing sprach­ l ich die Wirk ­l ich ­keit „stets mit den künst ­le­r i­s chen Mit ­t eln des Büh ­nen­d ich­t ers“ [KNLL V, 557] ge­stal­t et, zei­gen auch Johan­nots stets mehr ­fi g ­u ri­ge Il­lu­stra­ tio­nen ein­zel­ne Sze­nen der Ro­m an­h and­lung wie auf ei­ner Büh­ne. Nur die Ti­t el­a b­bil­dung des er­sten Ban­des von Rouargue frères er­öff­net ein ro­m an­ ti­sches Land­schafts­idyll, in das der Land­sitz des Squ­i re All­worthy, des Stief ­v a­t ers des Prot ­a go­ni­sten, ein­ge­bet ­t et ist. Die zeit ­g e­nös­si­s chen Ein ­bän­de sind un­si­g niert, si­cher­l ich stam ­men sie je­doch von Lau ­r ent-An­t oine Bauz­onnet (1795 –1886): Wir haben ähnlich gestaltete signierte Bände eines Exemplars der Oeuvres de Molière in unserer zweiten Sammlung [Nr. 450], die übrigens gleichzeitig mit der Fielding-Ausgabe erschienen. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel von Band I gold­ge­ präg ­t es Ex ­l i­bris Ra­oul Si­mons­on (1896 –1965). Li­t e­r a­t ur: Bru ­net II , 1247; vgl. K NLL V, 556 f.; nicht bei Ma­r ie; Quér­a rd/Bourque­lot III , 494; zu Defauconpret vgl. DBF X, 515; zu Bauz­onnet: Culot, S. 462 f.; Fléty 19; Rams­den 26.

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In ei­nem de­ko­ra­t i­ven Mo­sa­i k­ein­band der Re­stau­ra­t i­ons­epo­che 200 Flo­ r i­ a n, [Jean-Pierre Claris de]. Éliezer et Neph­taly, poème traduit de l’ hébreu; suivi d’un dia­log­ ue entre deux chiens, nouv­el­le imité de Cer­van­tes. Ouvra­ ges Post­hu­m es de M. de Flo­r i­an, Ornés de six jolies gra­vur­e s. (Œuvres de Flo­r i­an [22]). Pa­r is, Guille­mi­n et [und:] à la librairie économique, An XI [= 1803]. 6 ge­sto­che­ne Ta­feln, Ti­tel­vi­g net­te in Holz­schnitt. 2 Bl., 179 S. Klein-Ok­t av (130 x 77 mm). Ge­glät­te­ter au­ber­g i­n e­ farbener Ma­r o­quin­band der Zeit auf fünf von Gold­ fileten ein­ge­faß­te und be­setz­te Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel und gold­ge­präg­ten Fleurons mit klei­nen in­tar­sie­r ten Rau­ten im Zen­t rum so­wie blind­ge­präg­ten Aus­l äu­fern in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, die Deckel au­ßen mit zwei dop­pel­ten Gold­f ileten-, zwei blind­ge­ präg­ten Bor­d ü­r en­rah­m en und gro­ßem floral-or­n a­ men­ta­len Mit­tel­stück in rei­cher Gold­prä­g ung und mit Ma­r o­quin­in­tar­si­en in Ocker und Rot­braun, mit dop­pel­ ter gold­ge­präg­ter Wel­len­li­nie auf den Steh- und gold­ ge­präg­tem Flecht­band auf den In­nen­k an­ten, ro­sa­far­be­ nen Glanz­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt (Ecken und Ka­pi­ta­le leicht beschabt, Pa­pier meist nur ganz

am Rand mi­ni­m al braun­f leckig, Ti­tel mit klei­ner Fehl­stel­ l e ohne Text­ ver­ l ust, an­ fangs 3 Bl. un­ t en mit schwa­chem Feucht­f leck). Ein nach­ge­l as­se­nes Werk Flo­r i­a ns – in ei­nem de­ko­r a­t i­ven Mo­sa ­i k­ein­band der Zeit Dies ist ein Band aus der noch von Jean-Pierre Claris de Flo­r i­a n (1755 –1794) selbst in­iti­ier ­t en Werk­edi­t i­on in Ein­z el­bän­den, die ab 1784 in zwei For­ m a­ t en her­ aus­ k am. Bis zum Tod des Au­ t ors er­schie­nen in Klein-Ok­t av 14 Bän­de. Die­se, so­w ie die sechs­bän­d i­ge Über­set­z ung des Don Qui­chotte wur­den noch von Didot ge­d ruckt. Bis 1807 folg­t en wei­t e­r e vier, ins­ge­samt wa­r en es also 24 Bän­de. Élie­ zer et Neph­taly kam post­hum als 22. Band her­aus; in der Ok­t av-Aus­g a ­b e wohl un­we­sent ­l ich frü­her („An X“) als elf­ter Band [vgl. Quér­a rd]. Die klein­ for ­m a­t i­ge Aus­g a ­be wur­de mehr ­m als nach­ge­d ruckt, „mais on préfère les premières édit­ions, par­ce qu’el­ les sont mieux ex­écutées que les au­t res, et qu’el­les co­ntiennent les premières épreuves“ [ebd.].

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Es ist durch aus sinnvoll, diesen der Werk ausga be erst spät hin zu gefüg ten Band sepa rat zu betrachten, ist dies doch die er ste il lu strier te Ausga be des vom Autor nach gelas senen Tex tes. Zudem steht Élie­ zer et Nephtaly auch im in halt lichen Werk kontext Florians er ratisch da: Der Fa belautor prä sentiert sich hier als Her ausgeber ei ner münd lich überliefer ten hebräischen Prosaer zäh lung in fran zösischer Überset zung. Als Préface stellt er ihr eine ent sprechende Rah men hand lung vor an [bis S. 40]: Der Ich-Er zähler begeg net auf ei ner Rei se im Süden Frank reichs bei Font aine-de-Vaucluse – einst Wohn sitz Petra rcas im selbst gewählten Exil – ei nem jüdi schen Paar und gerät mit ihm in ein Gespräch über Ver fol gung und kultu rel le Selbst behauptung der Juden in der Dia spora. Am Ende er zählt ihm „Madame Esther“ von ei ner anony men Dichtung, die „dans notre fa mil le depuis plus de dix générat ions“ überliefert wor den sei und die ihr Vater, ein gebildeter Rabbiner, „m’a laissé en mourant“. Ihr Mann, „M. Jonathas“ hat die Geschichte von Éliezer et Nephtaly bereits ins Fran zösi sche über setzt und überläßt sie dem Rah mener zäh ler, der sie nun dem Druck übergibt. Flori an er weist sich mit diesem Werk eben so-

sehr als „Vorläu fer des Region alismus“ [Jan 201] wie des romanti schen Exot ismus. Das Front ispiz zeigt den Moment der Begeg nung des Er zäh lers mit dem jun gen Paar, vier Ta feln il lustrieren die Geschichte von Éliezer et Nephtaly, eine den Dialog ue entre deux chiens. Alle ha ben zweiz ei lige Bild legenden. Vier der sechs Ta feln sind si gniert; gestochen hat sie Robert de Lau nay nach Zeich nungen des David-Schü lers Jean Vignaud (1775 –1826). Dieser war Di rek tor der Zeichen schu le im süd französi schen Nîmes – nicht weit ent fernt von Font ainede-Vaucluse, dem sym bolträchti gen Dichter sitz und Quell-Ort der Er zäh lung. Her ausra gend ist auch der sehr schön erhaltene zeit genössi sche, leider nicht si gnier te, blind- und gold gepräg te Mosa ikein band im Stil der Restau rationsepo che. Provenienz: Zeit genös si sches Eti kett des Pa ri ser Buch händ lers Pot ey ver so fl iegendem Vor satz. Literatur: Bru net II , 1306 f.; Graes se II , 602; Quér ard III , 142; zu Flori an: DBF XI V 108 ff.; Hoefer 17, 952 ff.

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Das wohl ein­zi­ge Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus dem Be­sitz von Paul Gavault 201 Flo­r i­a n, [Jean-Pierre Claris de]. Fa­bles de Flo­ ri­an. Illustrées par Vic­tor Adam, précédées d’une not­ice par Charles Nodier, de l’Academie Française, et d’un es­ sai sur la fa­ble. Pa­r is, H.-L. Delloye, Des­m é et Cie, 1838. Sehr zahl­r ei­c he Text­ab­bil­d un­g en, Schmuck­in­itia­l en und -vi­g net­ten in Holz­schnitt, se­pa­rat 111 Kup­fer­ta­feln auf Ve­lin­pa­pier. XXVII S., 260 S. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Groß-Ok­tav (235 x 145 mm). Grob­ge­n arb­ter ro­ter Halb­ ma­r o­quin­band und -Che­m i­se auf glat­ten Rücken, mit Rücken­t i­teln, um­ge­ben von floral-or­n a­m en­ta­lem De­k or in Gold­prä­g ung, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, der Text­band mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Kopf­g old­ schnitt, zu ­sam­m en in mit Filz aus­ge­schla­ge­n em Papp­ schu­ber mit ro­ten Ma­r o­quin­k an­ten, von Pouillet. Fast über­schweng­lich ur­teil­te Charles Nodier in sei­nem Vor ­wort, die erst ­m als 1792 ver­öf ­fent ­l ich­t en Fa­beln von Jean-Pierre Claris de Flo­r i­a n (1755 –1794) sei­ e n „un des chefs-d’œuvre du dix-huitième siècle, et un des meille­u rs livres de tous les temps“ (S. XII ). Aus grö­ße­r er hi­sto­r i­scher Di­stanz stellt

im­mer­h in auch J. Paladilhe fest, Flo­r i­a n sei nach La Font­a ine „le seul de nos fabu­l i­stes qui mérite d’être cité“ [DBF]. Er er­z äh­le leicht, un­ge­z wun­gen, und ei­n i­ge sei­ner Fa ­beln sei­en „de pe­t its chefs-d’œuvre de vivacité et de pré­c is­ion“, mit ei­nem „charme pro­pre, une grâce à la fois na­ï ve et ma­l i­cieuse, une fraî-c­heur de ton“. Dies ist ver ­mut ­l ich das ein­z i­g e Ex­e m­plar auf Chi­n a­pa­pier der er­sten Aus­g a ­be von Flo­r i­a ns zu­erst 1792 er­schie­ne­nen Fa­bles mit den Il­lu­stra­t io­nen von Vic­t or Adam (1801 –1866), in der frü­he­r en Va ­r i­a n­t e noch ohne die Dich­t un­gen Ruth und Tobie. Ein Neu­ druck, für den die Ta ­fel­a b­bil­dun­gen neu ge­schnit­ ten wur­den, er­schien 1839, aus ihm stam­men die se­pa ­r a­t en 111 Ta ­feln. Text und Ta ­feln lie­gen per ­fekt er­h al­t en in ei­nem schö­nen Halb­m a ­r o­q uin­band und gleich­a r ­t i­ger Che­m i­se von Pouillet vor. Pro­ve­n i­enz: Ex­l i­bris von Paul Gavault auf dem Spie­ gel, des­sen Auk­t i­on V, 1951, Nr. 1936: frs. 46.000. Li­t e­r a­t ur: Brivois 150; Car ­t er­et III , 237 f.; Quér­a rd/Bourque­lot V, 525 (Not ­ice von Nodier); die­s e Aus­g a­b e nicht bei San­der und Vica ­i re; zu Flo­r i­a n: DBF XI V, 108 ff.; Hoefer 17, 952 ff.

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Si­g nier ­t er Saf­fi­a n­band der Zeit 202 Flo­r i­a n, [Jean-Pierre Claris de]. Fa­bles de Flo­ ri­an. Illustrées par Vic­tor Adam, précédées d’une not­ice par Charles Nodier, de l’Academie Française, et d’un es­ sai sur la fa­ble. Pa­r is, H.-L. Delloye, [1839]. 110 [statt: 111] Kup­fer­ta­feln, sehr zahl­rei­che Text­ab­bil­ dun­gen, Schmuck­in­itia­len und -vi­g net­ten in Holz­schnitt. XXVII S., 284 S. Groß-Ok­tav (230 x 148 mm). Dun­k el­g rü­n er Saf­f i­an­ band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel und rei­cher, de­k o­ra­t i­ver Rücken- und Deckel­ver­g ol­dung, auf den Deckeln in ei­n em fet­ten Blind­f ileten­rah­m en, mit wei­ßen Glanz­pa­pier­vor­sät­ zen und Ganz­g old­schnitt, auf dem In­nen­deckel si­g niert „So­yer“ (Rücken kaum auf­ge­h ellt, durch­ge­h end et­was braun­f leckig).

Die er­ste Aus­g a­b e von Flo­ri­a ns Fa­b eln mit den Il­lu­s tra­t io­n en von Vic­t or Adam (1801 –1866) er­schien 1838, in ei­ner Teil­auf­la­ge ver­mehrt um die Dich­t un­gen Ruth und Tobie. Ein Jahr spä­t er er­ folg ­t e der vor­l ie­g en­de Neu­d ruck der er ­wei­t er ­t en Va ­r i­a n­t e, für wel­che auch die mei­sten Ta ­fel­a b­ bil­dun­g en neu ge­s chnit ­t en wor­den wa ­r en. Die­ se sind nu ­me­r iert, ei­n i­g e tra­g en die Si­g na­t ur „Beyer“. Es fehlt das Front­ispiz. Das Ex­em­plar wur­ de zeit ­ge­nös­sisch von dem we­n ig be­k ann­t en Pa ­r i­ser Buch­bin­der So­yer ge­bun­den, der auch Plat ­t en von Boutigny be­nutz ­t e. Li­t e­r a­t ur: Brivois 150; Bru ­net II , 1306; Car ­t er­e t III , 237 f.; Quér­ a rd/ Bourque­ l ot V, 525 (Not ­i ce von Nodier); die­ se Aus­g a­b e nicht bei San­der und Vica­ire; zu Flo­ri­a n: DBF XI V 108 ff.; Hoefer 17, 952 ff.; zu So­ y er: Culot, S. 554.

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Mit Grandvilles Il­lu­stra­t io­nen, in ei­nem Ein­band von Chamb­ol­le-Duru 203 Flo­ r i­ a n, [Jean-Pierre Claris de]. Fa­bles de Flo­r i­an. Illustrées par Grandville, suivies de Tobie et de Ruth, Poëmes tirés de l’Ecriture Sainte, et précédées d’une not­ice sur la vie et les ouvra­ges de Flo­r i­an. Par P.J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het­zel]. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Cie, 1842. 80 Ta­feln in Holz­schnitt, 21 Text­h olz­schnit­te. XX S., 292 S.; bei­lie­gend 2 Dop­pel­bl. (Pro­spek­te). Groß-Ok­tav (230 x 150 mm). Dun­k el­blau­er Ma­r o­quin­ band auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, in den Rücken­ fel­dern in dop­pel­tem Fi­let­en- und ein­fa­chem Pon­t illé­rah­ men Ti­tel so­wie Er­schei­nungs­ort und Jahr, so­wie rei­che Ver­g ol­dung aus Eckfleurons und fi­g ür­li­chen Ein­z el­ stem­peln, mit drei­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en auf den Deckeln, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- und brei­ ter Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mit mar­m o­ rier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­n em il­lu ­strier­ten Ori­g i­ nal-Um­schlag und Ganz­g old­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „Chamb­ol­le-Duru“ (Um ­schlag be­g rif­fen und mit ge­schlos­se­nem Ein­r iß, dito S. 31 f.). Mit Ori­g i ­n al-Um­schlag, in ei ­nem herr­l i­chen Ein­band von Chamb­ol­le-Duru Die­s e „char ­m an­t e édit ­ion“ [Brivois] der Fa ­b eln Flo­r i­a ns ist die er­ste Aus­g a ­be mit den Zeich­nun­gen von Grandville (1803 –1847), mit den von Car­ter­et be­schrie­be­nen Merk­m a­len, durch die sie sich von dem im glei­chen Jahr er­schie­ne­nen zwei­t en tira­ge un­t er­schei­det. Der Ver­gleich tie­r i­scher und mensch ­l i­cher Ver­h al­ tens­wei­sen war Grandvilles zen­t ra ­les The­m a, so­ wohl in sei­nen Zeit­schrif ­t en-Ka ­r i­k a­t u­r en als auch in der Buch­i l­lu­stra­t i­on. Vor den Fa ­beln Flo­r i­a ns be­ bil­der­te er be­r eits die La Fonta­ines (1838) [sie­he Nr. 372 f.] und La Valet­t es (1841) [sie­he Nr. 391] – die­ ser Kom­plex bil­det „ei­nen Schwer­punkt in sei­nem Werk“ [Bil­der­wel­ten 156]. Trotz – oder viel­leicht auch we­g en „des gro­ß en all­g e­mei­nen Er ­fol­g es“, den Grandville da­m it er­z iel­t e, rief er auch „schar­fe Geg ­ner­schaft be­deu­t en­der Kri­t i­ker, wie Gau­t iers, Bau­de­l a ­i res“ wach [Rümann]. Die 80 Ta ­feln be­sit­z en zwei- bis dreiz­ei­l i­ge Le­gen­ den und wur­den „vor­z üg­l ich aus­ge­f ührt“ [ebd.] von Brug­not, Cherrier, Lac­oste, Porret, Rouget u. a. Die

Zahl der Text­a b­bil­dun­gen be­t rägt 21, nicht 25, wie von meh­r e­r en Bi­blio­g ra­phen kol­por ­t iert. Ein­ge­bun­ den in den be­son­ders schö­nen, per ­fekt er­h al­t e­nen Ein­band von Chamb­ol­le-Duru ist der creme­far­be­ ne, braun be­d ruck­t e Ori­g i­n al-Um­schlag. Die Ab­bil­ dung wie­der­holt die Ti­t el­v i­g net ­t e mit fünf ge­spannt auf ein Buch ge­r ich­t e­t en Kin­der­ge­sich­t ern. Au­ßer­ dem lie­gen zwei Pro­spek­t e bei, die sich in der ganz­ sei­t i­gen Ab­bil­dung auf der drit ­t en Sei­t e von­ein­a n­ der un­t er­schei­den. Pro­ve­n i­enz: Il­lu­strier ­t es Ex ­l i­bris von Al­bert Pas­c al (Auk­ti­on 1889, Nr. 363: frs. 43) und Charles Bouret (Auk­t i­on 1893, Nr. 205: frs. 82) auf dem Spie­gel. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 220, Nr. 27; Brivois 151 f.; Bru­net II , 1306; Car­t er­et III , 238; Gra­e s­s e II , 602; Lon­c hamp II , 165; Oster­w al­ der 448; Quér­a rd/Bourque­lot III , 512; Rahir 429; Ren­onciat 172 ff. (mit Abb.) und 287; Rümann 161; San­der 268; Vica­i re III , 746 f.; zu Flo­r i­a n: DBF XI V, 108 ff.; Hoefer 17, 952 ff.; zu Chamb­ ol­le-Duru vgl. Fléty 40 f.

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Im Verleger ein band aus Ganzma roquin

Un beschnitten, mit dem Original-Umschlag

204 Florian, [Jean-Pierre Claris de]. Fables de Flori an. Illustrées par Grandville, suivies de Tobie et de Ruth, Poëmes tirés de l’Ecriture Sainte, et précédées d’une not ice sur la vie et les ouvra ges de Florian. Par P.­ J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het zel]. Paris, J.­J. Dubochet et Cie, 1842.

205 Florian, [Jean-Pierre Claris de]. Fables de Flori an. Illustrées par Grandville, suivies de Tobie et de Ruth, Poëmes tirés de l’Ecriture Sainte, et précédées d’une not ice sur la vie et les ouvra ges de Florian. Par P.­ J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het zel]. Paris, J.­J. Dubochet et Cie, 1842.

80 Tafeln in Holz schnitt, 21 Textholz schnit te. XX , 292 S.

80 Tafeln in Holz schnitt, 21 Textholz schnit te. XX S., 292 S.; 2 Bl. (Prospekt).

Groß­Oktav (225 x 148 mm). Lan genarbter geglät teter auberginefarbener Maroquin­Verlagseinband auf glat­ ten Rücken, die ser mit gold gepräg tem Titel und ihn ganz ausfüllen der fi gurativer Goldprä gung, auf den Deckeln in einem doppelten fet ten Blindrahmen große Plat ten­ Illu stration in Goldprä gung, mit Goldfilete auf den Steh­ kanten, blind gepräg ter Bordüre auf den Innenkanten, (späteren?) weißen Glanzpapiervorsätzen und Ganz gold­ schnitt, die Plat ten si gniert „J. M. Kronheim Lon don“ , in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit Maroquin­ kanten (berieben, Rücken kaum merklich ver färbt, Vor­ titel mit Randeinriß, stellenwei se minimal braunfleckig).

Groß­Ok tav, seit lich und un ten un be schnit ten (241 x 157 mm). Dunkelbrauner Halbmaroquinband auf vier breite, dekorativ gold gepräg te Bünde, mit gold ge­ rahmtem Rückentitel in zwei und dekorativer Ka stenver­ goldung in den übri gen Rückenfeldern, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vor sät zen, ein gebun­ denem il lu strier ten Ori ginal­Um schlag und Kopf­ gold schnitt, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „M. Bri sson“ (Um schlag berieben und begrif fen, durch­ gehend minimal braunfleckig, S. 101 f. mit kleinem Randeinriß).

Im hübsch il lu strier ten Ma roquin-Verleger ein band

Zwei seitig un beschnit ten, mit Ori gi nal-Um schlag und Verlagsprospekt

Die er ste Aus ga be der Fa beln Flori ans mit den Zeich nun gen von Grandville im er sten tira ge (mit den von Car ter et beschriebenen Merk ma len) liegt hier im sehr schön er haltenen gold gepräg ten Verlagsein band in au ber gi nefarbenem Ma ro quin vor. Der Rücken ist zur Gän ze il lu striert, die beiden Deckel ziert eine Abbildung zu der Fa bel Le Lapin et la Sarcelle, die im Text nicht vorkommt. Die si gnierten Plat ten stam men von J. M. Kron heim, der von etwa 1840 bis 1855 in London tätig war [vgl. Malavieille 170, Nr. 49].

Dies ist ein Exemplar der er sten Aus ga be von Flori ans Fa beln mit den Zeich nun gen von Grandville, in dem er sten tira ge mit den von Car ter et beschriebenen Merk ma len. Es ist zwei seitig un beschnit ten, ein gebunden sind der cremefar bene, braun be druck te il lu strier te Ori gi nal-Um schlag sowie ein vier seiti ger Prospekt mit ei ner ganz seiti gen Abbildung. Der Ein band stammt von Ma rie Bri sson, der „fi lle adoptive“ von Émile Adolphe Ca rayon (1843 –1909), „formée à son école“ [Fléty 34], tätig wohl bis in die 1920er Jah re.

Provenienz: Gold gepräg tes Ex li bris von Ge orges Degryse (dessen Kata log 1991, Nr. 117).

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Grandville entwirft eigenhändig das Werbeplakat 206 Flo­ r i­ a n, [Jean-Pierre Claris de]. Fa­bles de Flo­r i­an. Illustrées par Grandville, suivies de Tobie et de Ruth, Poëmes tirés de l’Ecriture Sainte, et précédées d’une not­ice sur la vie et les ouvra­ges de Flo­r i­an. Par P.J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het­zel]. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Cie, 1842. 1 ori­g i­n a­le Fe­der­zeich­nung von Grandville (Blatt­g rö­ße: 230 x 175 mm) auf Kar­ton, am Rand ge­falzt und auf Steg mon­t iert; 80 Ta­feln in Holz­schnitt, 21 Text­holz­schnit­te. XX S., 292 S. Groß-Ok­tav (231 x 149 mm). Ver­lags­ein­band von dun­ kel­g rü­nem Saf­f i­an auf glat­ten Rücken, die­ser mit gold­ ge­präg­tem Ti­tel und ihn ganz aus­f ül­len­d er fi­g u­ra­t i­ ver Gold­prä­g ung, auf den Deckeln in ei­nem drei­fa­chen Gold­f ileten- und ei­nem blind­ge­präg­ten Vo­lu­ten­rah­m en gro­ße Il­lu ­stra­t i­on in Gold­prä­g ung, mit Gold­f i­lete auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mit wei­ßen Moi­ré­sei­den­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old­ schnitt, die Plat­ten si­g niert „J. M. Kron­heim Lon­don“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Ma­ro­quin­ kan­ten ( Vor­sät­ze leicht oxy­diert). Mit Grandvilles originaler Vorzeichnung für das Wer­be­pla ­k at im Verleger-Luxuseinband Die­s es Ex­em­plar der er­sten il­lu­strier ­t en Aus­g a­ be der Fa­beln Flo­r i­a ns mit Grandvilles Zeich­nun­ gen ist ein­z ig­a r ­t ig: Vor­ge­bun­den ist eine ori­g i­n a ­le Zeich­nung Grandvilles in Blei und Se­pia­tin­te auf bräun­l i­chem Kar ­t on, die sei­t en­ver­kehrt das Mo­t iv des Wer­be­pla­k ats von 1841 für das Buch zeigt [vgl. Ren­onciat, Abb. S. 172]. Wäh­r end der Preis laut Pla­k at „30 cent la liv­r ai­son“ be­t rägt, ist er auf der Zeich­nung noch mit „6 sous“ an­ge­ge­b en. An­son­ sten bie­t et die ge­lun­ge­ne Zeich­nung eine prä ­z i­se Vor­la­ge. Am un­te­r en Rand fin­det sich der hand­ schrift­li­che Ver­merk: „Nota: –, il faut que la fa­ble soit dans un plan bien reculé …“. Die Zeich­nung ist umso wert ­vol­ler, als sie ein ein­z ig­a r ­t i­ger Be­leg da­f ür ist, daß ein Buch­i l­lu­stra­t or auch die Vor­zeich­ nung für die Aff ­iche li­tho­g raph­iée lie­fer ­t e. Das Mo­tiv wur­de auch beim Front­ispiz auf­ge­g rif­ fen, al­ler­d ings in ab­ge­w an­del­t er Form: Dort sitzt eine et­was äthe­r i­sche Frau mit Hand­spie­gel auf der Ba­lu­stra­de, wo sich auf der Zeich­nung eine vier­ köp­fi­ge neu­g ie­r i­ge Fa ­m i­l ie mit Hund tum ­melt, de­ ren Sohn sich eben an­schickt, die Bar­r ie­r e zu über­ klet­tern. Der Sa­t yr­kopf, der in der Zeich­nung die

Gie­b el­spit ­z e der Büh ­nen­de­ko­r a­t i­on be­s etzt, ist durch ei ­nen an­schei ­nend leib­h af ­t ig her ­vor­k let ­t ern­ den Af ­fen er­setzt wor­den. Die er­ste Aus­g a­be in dem er­sten tira­ge (mit den von Car ­t er­et be­schrie­b e­nen Merk ­m a ­len) liegt hier im sehr sel­t e­nen, sehr schön er­h al­t e­nen gold­ge­präg ­t en Ver­l ags­ein­band in Saf ­fi­a n­le­der vor. Der Rücken ist zur Gän­z e il­lu­striert, die bei­den Deckel ziert eine Ab­bil­dung zu der Fa ­bel Le Lapin et la Sar­cel­le, die im Text nicht vor­kommt. Die si­g nier­t en Plat­t en stam­ men von J. M. Kron­heim. Pro­ve­n i­enz: Dreiz­ei­l i­g er hand­s chrift­l i­c her Ver­ merk mit Ko­ pier­ stift von Léo­ p old Car­ t er­ et auf ei­nem Vor­blatt. – Sil­ber­ge­präg ­t es Ex ­l i­bris des bel­ gi­schen Samm­lers Charles Hayoit (1901 –1984) auf Spie­gel. – Des­sen Auk­t i­on V, 2005, Nr. 59: € 9.000.

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Il­lu­stra­t io­nen von Cham 207 Flo­ r i­ a n, [Jean-Pierre Claris de]. Fa­bles de Flo­r i­an. Édit­ion illustrée par Cham. Précédées d’une not­ice sur Flo­r i­an par A. d’Alb­anès. [Und:] La Font­a ine, [Jean de]. Co­ntes de La Font­aine. Édit­ion illustrée par MM. Tony Johan­not, Cam. Roque­plan, Devé­r ia, Cl. Bou­ lan­ger, Fragon­ard père, Ja­net-Lan­ge, Français, Laville, Ed. Vat­t ier et Adrien Féart, etc. [Und:] Ders. Fa­bles de La Font­aine. Édit­ion illustrée de 40 des­sins par Cham. Précédées d’une not­ice sur La Font­aine, par A. d’Alb­anès. [Um ­schlag­t i­tel]. (Ro­m ans, co­ntes et nouv­el­les il­ lustrés). Zu­sam­m en 3 Bde. Pa­r is, Gu­stave Hav­ard, 1850, und [Fa­bles de La Font­aine:] 1853. Zu ­sam­m en 79 Text­holz­schnit­te. 32 S. Und: 104 S. Und: 76 S. – In zwei­spal­t i­gem Druck. Quart, un­be­schnit­ten (320 x 225 mm). Il­lu ­strier­te Ori­ gi­n al-Bro­schu­ren in den Far­ben Gelb, Rosa und Hell­ blau, zu ­sam­m en in dun­k el­r o­ter Halb­saf­f i­an­k as­set­te mit gold­ge­präg­ten Ti­teln in Rah­m en­werk aus Gold­f ileten auf dem Rücken, Gold­f ileten auf den Deckeln, si­g niert „Devauc­hel­le“ (Pa­pier et­was braun­f leckig). Drei Ti­t el mit zu­sam ­men 79 Il­lu­stra­t io­nen zu­meist von Cham Drei Ti­ t el der Rei­ he Ro­m ans, co­n tes et nouv­el­l es illustrés sind hier in un­b e­s chnit ­t e­nen Ex­e m­ pla ­r en mit ih ­r en bon ­b on ­f ar­b e­nen il­lu­strier ­t en Ori­g i­n al-Um­schlä­gen – in Gelb, Rosa und Him­mel­ blau – in ei­ner ge­d ie­ge­nen Kas­set­te von Devauc­ hel­le glück ­l ich ver­eint: Co­ntes und Fa­bles von La Font ­a ine, dazu Fa­bles von Jean-Pierre Claris de Flo­ ri­a n (1755 –1794), des nach La Font­a ine „seul de nos fabu­l i­stes qui mérite d’être cité“ [DBF XIV, 110].

Die Fa ­b el-Aus­g a ­b en bei­der Au­t o­r en eint zum ei­nen die je­wei­l i­ge Not ­ice von d’Alb­a nès, ali­a s JeanAlex­a n­d re Hav­a rd, dem Bru­der des Ver­le­gers, der sich „pol­émique et tu ­mult ­ueux“ [Bassy] ge­bär­det. Zum an­de­r en sind es die hier 13, dort 38 [!] Text­ holz­schnit ­t e von Cham, ei­gent ­l ich Am­édée Charles Hen­r y de Noé (1821 –1888), die zu ei­ner „galérie grotesque des tares physiques et mora­les de l’hu­ man­ité“ [Bassy 127] ge­r a­ten sind. Der „geist­r eich­ ste Chro­n ist des 2. Kai­ser­r ei­ches“ [Thieme/Becker 25, 498], der über drei Jahr­z ehn­t e Mit­a r­bei­t er des Charivari war, stand hier noch am An­fang sei­ner Kar ­r ie­r e. La Fonta ­i nes Fa­bles wer­den von den Bi­blio­g ra­phen meist mit 1851 da­t iert, von Bassy ohne Aut­op­sie mit 1850 (Nr. 44, „ab­sent de la Bibliothèque na­t io­n a­le“, er­schlos­sen aus ei­nem Nach­d ruck von 1858). Li­t e­r a­t ur: Zu Flo­r i­a n: DBF XI V, 108 ff.; Hoefer 17, 952 ff.; zu La Fonta­i nes Co­n tes: nicht bei Hédé-Haüy, vgl. Rocham­b eau 146; zu den Fa­bles: vgl. Bassy, 269 f., Nr. 44 und 44b; vgl. Des­prés CI V; vgl. Rocham­b eau 642; vgl. San­der 410; vgl. Vica­i re I V, 903.

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Eine frühe Chinoiserie 208 [Forgues, Paul Émile Durand]. La Chine ou­ verte. Aventures d’un Fan­Kouei dans le pays de Tsin. Par Old Nick. Ouvra ge illu stré par Au gu ste Borget. Paris, H. Four nier, 1845. 49 Tafeln in Holz schnitt, 1 Fak simile auf rotem Papier, etwa 160 Textholz schnit te. VI S., 396 S. Groß­Oktav, unbe schnit ten (241 x 155 mm). Lang genarbter au ber gi nefarbener Halb ma ro quin band auf vier fl ache, floral ver goldete Bünde, mit goldgepräg tem Rückentitel und reicher or na menta ler Ver goldung in doppelten Gold fi leten rah men, mit Gold fi leten auf den Deckeln, mar morier ten Vor sätzen und ein gebundenem, zwei farbig il lu strier tem Ori gi nal-Um schlag, auf fl ie gendem Vor satz ver so si gniert „Noulhac“ (Rücken leicht ge bräunt, Kanten berieben, Um schlag aufgezogen und mit klei neren Läsu ren). Ein Freund Bal zacs sieht Chi na – mit über 200 Abbildun gen Das mit über 200 Zeich nun gen reich bebilder te Rei sebuch über das Reich der Mit te ver dankt sich nicht al lein dem Autor, sondern mehr noch dem Il lu strator. Au gu ste Bor get (1809 –1877), ein Freund Bal zacs, dem die ser sein Werk La Messe de l’athée wid mete, bereiste 1836 bis 1840 die gan ze Welt. Auf der Ba sis von dessen Er in nerun gen und Zeich nungen ver faßte der Rechtsanwalt und Jour na list PaulÉmile Du rand-Forgues (1813 –1883) das vorliegende Werk. Forgues hat te eine „bril lante ca rrière“ [DLF] als Theater- und Literaturkriti ker, insbesondere als Spezia list für zeit genössi sche engli sche Literatur gemacht; da her sein schauer romantisches Pseudo-nym Old Nick, „der Teu fel“. Cor dier kor ri gier te das auf dem Titel an gegebene Er schei nungsjahr 1845 zu 1844. Literatur: Brivois 312 f.; Car ter et III , 450 f.; Cor dier, Bibl. sinica 83; DBF XI V, 482 f.; DLF I, 406; Hoefer 18, 180; Quér ard/ Bourquelot III , 531 (mit Jahr 1844); Sander 541; Thieme/Becker 4, 354; Vica ire III , 757; Wel ler 397.

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Im prächtigen Verleger ein band, aus den Samm lungen Gavault, Beraldi, Meeûs, Roudinesco und Petiet 209 Foucaud, Édouard. Les art isans illu stres. Sous la direct ion de Messieurs le Baron Ch[arles] Dupin et Blanquin ainé. Paris, Béthune et Plon [und:] Gau din, 1841. 1 Por trait in Holz schnitt mit rosa Seidenvorsatz, etwa 220 Textholz schnit te, 2 verschiedene or namentale und fi gürliche Holz schnitt rahmen um alle Text seiten. 2 Bl., 643 S. Quart (251 x 164 mm). Verlegereinband von aubergine­ farbenem Saf fianleder mit gold gepräg tem Rückentitel und reicher Rücken­ und Deckelvergoldung mit heraldi­ schen Motiven, auf den Deckeln in Form eines Epitaphs in breitem or namentalen Rahmen, mit Dentellebordüre auf den Steh­ und Innenkanten, Doublüren und Vorsät­ zen aus Moiré seidenpapier und Ganz gold schnitt (Papier streckenwei se etwas braunfleckig bzw. qualitätsbedingt leicht gebräunt). Pracht voll dekorier ter Verleger ein band – aus einer stattlichen Reihe berühmter Provenienzen Dies ist die er ste Ausga be der um fas senden Geschichte von Kunst handwerk und Tech nik seit der Renaissance, die von Gold, Bron ze, Glas, Por zel lan, El fen bein, Papeterie und Lithographie eben so handelt wie von Dampf ma schi nen, vom Kar tof felan bau, der Temperatur messung und der Telegraphie. Das Werk wird er schlossen durch ein Per sonen- und ein Sach regi ster. Die nur gelegent lich si gnier ten über 200 Text il lustrationen, z. B. von Laville und Béthune, wur den ge schnit ten von Rouget, Du mont, A. Plon, Grenan u. a. Das Titelpor trait zeigt kei nen art isan, sondern, als Schirm herrn des pu bli zi sti schen Unterneh mens, den Ban kier Jacques Laffitte, geschnit ten von Adèle Laisné nach Théophile Fragon ard. Das Buch ist ei ni gen Bi bliographen, so Brivois, Lonchamp und Sander, ent gan gen – nicht jedoch den Bi bliophi len. Un ser Exemplar im pracht vol len, reich ver goldeten und tadel los erhaltenen Verlegerein band stammt u. a. aus den berühmten Sammlun gen Paul Gavault, Hen ri Beraldi, Lau rent Meeûs und Alex andre Roudinesco. Provenienz: Sechs Ex li bris auf Spie gel und fl iegendem Vor satz: Paul Gavault (Auk tion I, 1913,

Nr. 244?) – Hen ri Beraldi – André Beraldi – Lau rent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau rent Meeûs, 1982, Nr. 232.) – Alex andre Roudinesco (Auk tion 1967, I, Nr. 42: frs. 1.600) – Hen ri M. Petiet (Auk tion II , 1992, Nr. 90) – Adri an Flüh mann. Li te ra tur: Car ter et III , 244; Oster wal der 577; Quér ard/ Bourquelot III , 539; Thieme/Becker 22, 237; Vica ire III , 764; nicht bei Brivois, Lonchamp und Sander.

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heu­t e als die „encyclopé­d ie so­ci­a le du XIXe siècle“ [Ren­onciat 105] gel­t en. In An­spie­lung auf Buf ­fo­n s L’ histo­ire na­t u­rel­le wird hier die fran­z ö­si­sche Ge­ sell­schaft nach Be­r u­fen und Be­schäf ­t i­g un­gen klas­ si­fi ­z iert und in Wort und Bild dar­ge­stellt. Die er­ sten fünf Bän­de gel­t en der Haupt­stadt, die üb­r i­gen drei den länd­l i­chen Re­g io­nen so­w ie den Ko­lo­n i­en. Kon­k re­t es Vor­bild war das Werk für die lan­ge Rei­ he der Phy­sio­lo­g ies eben­so wie für die 1845 –1846 bei Het ­z el er­schie­ne­ne Ad­ap­t i­on Le dia­ble à Pa­r is [sie­ he Nr. 155 ff.] oder auch Grandvilles Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux [Nr. 286 ff.]

Äu­ßerst sel­t e­nes Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier 210 Les Français pein­t s par eux-mêmes. [Ab Bd. I V:] Encyclopé­die mora­le du dix-neu­vième siècle. [Pa­r is]. 5 Bde. Und: Pro­vince. 3 Bde. Zu­sam­m en 8 Bde. Pa­r is, L[éon] Curmer, 1840 –1842. Zu­sam­m en 408 Ta­feln in Holz­schnitt (da­von 2 auf Ve­lin­ pa­pier auf­k a­schiert, 13 auf Ve­lin­pa­pier), über 950 Text­ ab­bil­dun­gen in Holz­schnitt, in den „Tab­les“ fast 400 win­zi­ge Fi­g ür­chen in Holz­schnitt. Zahl ­r ei­che No­t en­ bei­spie­le und Ta ­bel ­len. 3 Bl., XVI S., 380 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., XVIII S., 376 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., XL S., 352 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., 392 S., 5 Bl. Und: 4 Bl., CVII S., 376 S., 5 Bl. Und: 4 Bl., 392 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., VIII S., 396 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., VIII S., 460 S., 5 Bl.; 37, (3) S. (Re­g i­ster). Zu ­sam­m en etwa 3500 S. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (265 x 187 mm). Brau­ne Halb­k alb­le­der­bän­de der Zeit auf glat­te Rücken, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln und Fi­let­en­ver­g ol­dung, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, in vier schwar­zen Halb­m aroqu­inche­mi ­sen mit de­k o­ra­t i­ver rei­cher Rücken­ver­g ol­dung und gold­ge­präg­ten Rücken­ ti­teln, in vier Papp­schu­bern mit Ma­r o­quin­k an­ten, am Fuß des er­sten Schu­bers si­g niert „Ge­org­e s Cretté“ (Rüc­ ken berie­ben, Pa­pier strecken­wei­se braun­f leckig bzw. -sprenk­lig, ei­ni­ge Bl. mit Ein­r iß, Knick­spur oder an­de­ ren klei­ne­ren Läsu­ren; Bd. I: ab S. 341 am Au­ßen­rand un­ten mit münz­g ro­ßem Tin­ten­f leck; Bd. V: 8 Ta­feln und S. 297 – 312 auf Ve­lin­pa­pier; „Pro­vince“ I: 2 Ein­bandEcken et­was besto­ßen, „Pro­vince“ III: S. 241 – 248 auf Ve­lin­pa­pier).

Für die Tex­te en­g a­g ier­te Curmer „les principaux écriva­i ns de l’epoque“ [Rahir]. Der be­r ühm­t e­ste un­ ter ih­nen ist Honoré de Bal­z ac, von dem Le no­ta­ire, L’ épicier, La femme co­mme il faut, La femme de pro­vince und die Mo­no­g ra­phie du ren­t ier stam ­men. Théo­phile Gau­t ier steu­er ­t e Le rat und Le mai­t re de chau­sson bei. Jules Ja­n in ließ es sich nicht neh­men, in Le jour­n a­ liste die ei­ge­ne Zunft zu be­schrei­ben, au­ßer­dem Le roi und Le bas-bleu, die blau ­b e­strumpf ­t e Frau­en­ recht ­le­r in, und an­de­r es mehr. Jo­seph Méry wid­me­t e sich dem Ty­pus des Schach­spie­lers, Charles Nodier dem des Bü­cher­l ieb­h a ­bers. Paul de Kock ver­setz­t e sich in die Lage der pré­mie­re amie, Frédéric So­u lié hin­ge­gen in die un­dank ­ba ­r e Rol­le ei­nes se­c ond mari. Quan­t i­t a­t iv ste­chen 17 Ar ­t i­kel von Jo­seph Main­ zer über Ge­wer­be­t rei­ben­de (in den Bän­den IV und V) her­aus; Franc­is Wey be­schrieb eine Rei­he von Pro­v inz­lern ver­schie­de­ner Cou­leur. Als wei­t e­r e Bei­ trä­ger und Bei­t rä­ge sei­en her­aus­ge­g rif ­fen Am­édée Ac­h ard, Ma ­r ia d’Ansp­ach, Pierre Bern­a rd, Pe­t rus Bor­el, Eugène Brif­fault (Le député, Le viveur), Lou­ is Co­u ailhac, Ta­x i­le Delord (Le chic­ard), Paul-Émile Du­rand-Forgues, ali­a s Old Nick (Le Béarnais), Ar­no­u ld Frémy, Léon Gozlan (L’ homme du peup­ le), F. Hil­pert, Alp­honse Karr, Émile Gigault de La Bédollière (L’arm­ée), Jules Ladi­m ir (Le co­mpositeur ty ­po­g raph­ique), Hen­r i Mon­n ier (La por­t i­ère), Al­f red

Curmers mo­nu ­men­t a ­le encyclopé­die so­ci­ale du XIXe siècle – Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier Les Français pein­ts par eux-mêmes ist das be­deu­ tend­ste, ehr­gei­z ig­ste und um­fang­r eich­ste Un­t er­ neh­men des Ver­le­gers Léon Curmer. Das in 422 Lie­fe­r un­gen bzw. acht Bän­den er­schie­ne­ne Werk ist „kul­t ur­h i­s to­r isch wie künst ­le­r isch von größ­ ter Wich­ t ig­ keit“ [Rümann 177] und kann noch

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Net ­t em­e nt, Édou­a rd Ourliac, Eli­a s Reg ­n ault, L. Roux, Alb­éric Se­c ond, Pierre Fran­ç ois Tissot und Horace de Viel-Cas­t el. Ein ähn­ l i­ c hes Bild er­ g ibt sich bei den Zeich­ nern – „there was hard­ly a sign­i ficant il­lu­stra­t or of the time who didn’t part­ici­pa­te in the en­ter­pri­se“ [Ray]. An er­ster Stel­le ist hier Gavarni zu nen­nen, auch als der quan­t i­t a­t iv ge­w ich­t ig­ste Bei­t rä­ger, des­ sen fast 200 Vi­g net­ten sich zu­meist in den er­sten Bän­den über Pa­r is fin­den, da­ge­gen nur rund 20 in de­nen über die Pro­v in­z en. Sei­ne Zeich­nun­g en wa­ r en es zu­ g leich, die „both the form and the style of the book’s illustrat­ions“ [Ray] vor­g a­b en. Wie auch in den Tex­t en ist ins­ge­samt der Rea­l is­mus „the do­m i­n ant mode though a tendency to ex­a gge­ ra­t i­on in certain writers is par­a ll­el­led by a tendency to ca­r icature in certain art­ists“ [Ray]. Nach Gavarni ist Hi­ppolyte Émile Pauquet am stärk­sten ver­t re­ ten, er lie­fer ­t e „die mei­sten Ti­t el­v i­g net ­t en und das Gros der Il­lu­stra­t io­nen in den Bän­den 4, 5, 7 und 8“ [Bil­der ­wel­t en]. Auch die be­ r ühm­ t e­ sten Zeich­ ner der Zeit feh­ len nicht, wenn sie auch nur mit re­la­tiv we­n i­gen Bei­trä­gen ver­tre­ten sind: Grandville mit je neun Ta­feln und Vi­g net­ten in den Bän­den III und I V, Tony Johan­not mit je drei in den Bän­den I und III und Honoré Da­u mier mit ins­ge­samt 16 Ab­bil­dun­ gen in den Bän­den II bis I V. Mit die­sen we­n i­gen Vor­l a­gen über ­t raf er je­doch „wie­der alle an­de­r en. Er er­scheint als der Be­weg­l ich­ste und Ein­falls­r eich­ ste un­t er ih­nen und der am in­n ig­sten mit dem Le­ ben Ver­bun­de­ne“ [Rümann 177]. Zu­gleich „locker im Strich und […] prä­g nant im Aus­d ruck, mit zeich­ ne­r i­schen Mit ­t eln den ma ­le­r isch il­lu­stra­t i­ven Zweck er ­r ei­chend, schuf er ei­nen neu­en Il­lu­stra­t i­ons­stil“ [ebd.]. ‚Ex­p er ­t en‘ wur­den für be­stimm­t e Spar ­t en en­ ga­g iert: So lie­fer ­t e Hen­r y Mon­n ier „be­s on­ders cha ­r ak­t e­r i­sti­sche Dar­stel­lun­gen der un­t e­r en Stän­ de in ih ­r er je­wei ­l i­gen Um ­ge­bung“ [Bil­der ­wel­t en], so z. B. La mère d’actrice, La gar­de-ma­la­de, Le post­ illon, La femme de ména­ge, La fruitière, Le gen­d ar­ me, Le fact­eur, Le croquem­ort, Le coc­her de co­ucou und La por­t i­ère, zu letz­te­r er schrieb er auch den Text. Ähn­l ich zeich­ne­t e Charles Jo­seph Traviès […] „die ver­schie­de­nen Hand­wer­ker, Klein ­bür­ger, Sol­d a­t en“ [Bil­der ­wel­t en]; „das Gros der Ab­bil­dun­gen über das

Mi­li­tär“ [ebd.] stammt je­doch von Eugène Lami. Das Ko­lo­n i­a l­r eich il­lu­strier ­t en we­n i­g er be­k ann­ te Künst ­ler wie Rai­mond Pelez, Ma ­x i­m i­l i­en René Ra­d i­g uet und Al­f red An­d ré Géniole. Als wei­t e­r e nam ­h af ­t e Zeich ­ner wa ­r en be­t ei­l igt Hi­ppolyte Bel­l angé, Nico­l as-Tous­s aint Charlet (v. a. in Bd. II ), Charles Fran­çois Da­u bigny, Adrien Da­ u zats, Hen­ r i Émy (v. a. in Pro­vince III ), Jules Gag­n iet (v. a. in Bd. I), Charles Émile Ja­cque, Al­c ide Jo­s eph Lo­r en­t z, Er ­nest Mei­s so­n ier und ave Pen­ g uilly. Die Um­ s et­ z ung in den Holz­ Oct­ stich wur­de wie­der ­u m nur „gra­veurs ren­ommés“ [Car ­t er­et] an­ver ­t raut, so etwa Birouste, Brug ­not, Gér­a rd, Guillaumot, Guman, Hébert, Lavieille, Pia­ud, Porret, Orrin Smith, So­yer und Stypulkow­ski. Dies ist ei­nes der kaum auf ­fi nd­ba ­r en Ex­em­pla­ re auf Chi­n a­pa­pier, die sich tat­s äch­lich an ei­ner Hand ab­z äh­len las­sen: „on n’en co­n naît que trois ou quatre ex­empla ­i res co­mplets“ [Car ­t er­et]. Kom­plett ist un­ser Ex­em­plar al­le­m al; der neun­t e, vor ­nehm­ lich an Sub­skri­ben­t en ab­ge­ge­be­ne Band mit dem Ti­t el Le Prisme, wur­de nicht auf Chi­n a­pa­pier ab­ ge­z o­gen. Die zeit ­l i­che Ver­set­z ung des Drucks auf Chi­n a­pa­pier ge­gen­ü ber dem Druck auf Ve­l in brach­ te klei­ne Un­r e­gel­m ä ­ßig­kei­t en mit sich, die bei dem Um ­fang und der or­g a ­n i­sa­t o­r i­schen Kom­ple­x i­t ät des Un­t er ­neh ­mens un­ver ­meid­bar wa ­r en und sich ähn­ lich auch in un­se­r em an­de­r en Ex­em­plar fin­den. So wur­den durch­g än­g ig in dem Band Pro­vince I die Sei­ten 281 – 287 er­setzt und da­bei falsch pa­g i­n iert [vgl. Vica ­i re III , 797]. In un­se­r em Ex­em­plar wur­ den in Band V acht Ta­feln und die Sei­t en 297 – 312, im Band Pro­vince III fünf Ta­ feln und die Sei­ ten 241 – 248 auf Ve­l in­pa­pier ein­ge­bun­den; je eine Ta­fel in den Bän­den Pro­vince II und III wur­de auf Ve­l in auf ­k a­s chiert, letz­t e­r e liegt noch ­m als auf Ve­l in­pa­pier bei. Pro­ve­n i­enz: G. Rivière, des­sen Auk­t i­on I, 29.11.1967, Nr. 64: frs. 5.800. – Hen­r i M. Petiet, des­sen Auk­t i­on II , 10.6.1992, Nr. 92: frs. 90.000. Li­t e­r a­t ur: Bil­d er ­w el­t en 120 ff., Nr. 52; Blachon 107 –112; Bouvy 365 – 380; Brivois 157 ff.; Car­ter­e t III , 245 – 251; Co­l as 1101; Hi­ler 324; Lach­è vre I, 199 ff.; Lacombe 876; Lemoisne I, 168 f.; Lip­p er­hei­de 236, Fc 37 und Fe 10; Lon­c hamp II , 169; Ma­r ie 101; Rahir 431; Ray II , 306 ff., Nr. 227; Ren­onciat 105 und 287; Rümann 167 f., 176 f. und 188; Rümann, Da­u mier 35; San­der 275; Vica ­i re III , 794 ff.

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Das ein­zi­ge be­kann­t e Ex­em­plar, in dem alle 1942 Il­lu­stra­t io­nen zeit ­ge­nös­sisch ko­lo­r iert und geh­öht sind 211 Les Français pein­t s par eux-mêmes. [Ab Bd. I V:] Encyclopé­die mora­le du dix-neu­vième siècle. [Pa­r is]. 5 Bde. Und: Pro­vince. 3 Bde. [Und:] Le Prisme. Zu­sam­m en 9 Bde. Pa­r is, L[éon] Curmer, 1840 –1842. Zu­sam­m en 8 Front­ispize, 1 Stahl­stich, 406 Ta­feln in Holz­schnitt, 1527 Text­ab­bil­dun­gen in Holz­schnitt, sämt­ lich – wohl für den Ver­le­ger – ko­lo­r iert und mit Gum­mi ara­bicum geh­öht. Zahl­rei­che No­ten­bei­spie­le und Ta­bel­ len. 3 Bl., XVI S., 380 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., XVIII S., 376 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., XL S., 352 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., 392 S., 5 Bl. Und: 4 Bl., CVII S., 376 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., 392 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., VIII S., 396 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., VIII S., 460 S., 57, S., 3 Bl.; 2 Bl., 480 S. – Zu­sam­m en etwa 4000 S. Quart, un­be­schnit­ten (ca. 267 x 175 mm). Zeit­g e­n ös­ si­sche Papp­bän­d e, mit auf­g e­z o­g e­n en, in Gold und Far­ben be­druck­t en Ori­g i­n al-Um ­schlä­g en, se­p a­r at alle 422 Lie­fe­r ungs­u m ­schlä­g e in 2 Halb­per­ga­m entChe­mi ­sen, in Schu­bern. Das ein­z i­ge Ex­em­plar mit al­len Il­lu­stra­t io­nen in zeit ­ge­nös­si­schem Ko­lo­r it Dies ist ein sen­s a­t io­nel­les Ex­em­plar des mög­l i­ cher ­wei­se be­deu­t end­sten künst ­le­r isch-en ­z y­k lo­pä­ di­schen Un­t er­neh­mens in Frank­r eich im 19. Jahr­ hun­dert: Les Français pein­t s par eux-mêmes, in neun Bän­den, auf bes­s e­r em, völ­l ig un­b e­s chnit ­t e­nem Pa­pier, mit fast 2000 Il­lu­stra­tio­nen nach den be­ deu­t end­sten Künst­lern der Zeit im herr­l i­chen Ori­ gi­n al­ko­lo­r it: das ein­z i­ge in die­sem Zu­stand be­k ann­ te Ex­em­plar, dem dazu alle Lie­fe­r ungs­u m­schlä­ge ge­s on­d ert bei­g e­g e­b en sind! Zu Be­g inn von Band I ist au­ßer­dem der sehr sel­t e­ne vier­sei­t i­ge Pro­spekt des Werks ein­ge­bun­den, von dem nur Brivois be­r ich­t et [S. 159]. Die drei Tei­le des Ge­samt­werks ent­fal­len auf Pa­r is (5 Bän­de), Pro­v inz (3 Bän­de) und den ab­schlie­ßen­ den Band Le Prisme als „co­mplément in­d ispensable“ [Car ­t er ­et III , 250], der nicht ein­z eln zum Ver­k auf stand, son­dern so­z u­s a­gen als Be­loh­nung für die­ je­n i­gen Käu­fer des Werks aus­ge­l ie­fert wur­de, die über drei Jah­r e hin­weg (von Mai 1839 bis Au­g ust 1842) die Ein­z el­l ie­fe­r un­gen be­z o­gen hat ­t en, ins­ge­ samt wa ­r en es de­r en vier­hun­dert­z wei­u nd­z wan­z ig zu je 30 Cen­t imes.

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Die Um­schlä ­ge die­ser Lie­fe­r un­gen, ver­ein­z elt in Gelb, mei­stens in Blau, ent­h al­ten fast im­mer zu­ sätz­l i­che Hin­wei­se auf De­t ails der Pu­bli­k a­t i­on, auch der Il­lu­stra­t i­on, und sind so­m it von er­stem In­t er­ es­se für die in­ti­mere Kennt­n is des Werks. Da sie beim Bin­den aber au­t o­m a­t isch ent ­fernt wur­den, ist es be­son­ders glück ­l ich, daß un­se­r em Ex­em­plar alle 422 Um­schlä­ge in zwei ge­son­der ­t en Halb­per­ ga ­ment-Che­m i­sen und Schu­bern bei­ge­ge­ben sind, so­m it den Aus­n ah ­me-Cha ­r ak­t er un­s e­r er Rei ­he ex­e m­pla ­r isch voll­en­dend (in­t er­e s­s ant üb­r i­g ens, daß auf ei­n i­g en Lie­fe­run­g en, z. B. 181/182, von „Mag ­n ifiques Li­t ho­g ra­phies co­lor ­iées à l’Aqua ­r el­ le“ die Rede ist, wo es sich ja durch­weg um Holz­sti­che han­delt: Klap­p ern ge­hört zum Hand­werk). Wie sel­t en die kom­plet ­t e Samm ­lung der Um­schlä­ge ist, er­sieht man dar­aus, daß Vica­i re z. B. am Ex­em­ plar der Bibliothèque Na­t io­na­le – „mal ­heure­u sement“, wie er selbst sagt – nur knapp die Hälf­t e von ih­nen stu­d ie­r en konn­t e! Er schreibt: „El­les sont d’un haut in­térêt à cause de la co­r respondance, des avis de l’éditeur et des tex­tes in­édits qui s’y trouvent im­ primés“. Die Er­h al­t ung der Um­schlä­ge üb­r i­gens ist ma­kel­los, ein Grund zum Stau­nen. Ein an­ de­ r er Bi­ blio­ g raph, Jules Brivois, ist uns Ge­w ährs­m ann da ­f ür, daß das vor­l ie­gen­de Ex­em­ plar uni­k al ist: „Sur la co­u verture des liv­r ai­sons 14 –15, Curmer an­no­nçait qu’il mett ­a it à dis­po­si­t i­ on du pu­blic des ex­empla­i res entièrement co­lor­iés; il ajoutait que les têtes de page et les culs-de-lam­ pe étaient fa­its avec le plus grand soin et étaient de beau­coup supérie­u rs au co­lori­a ge du co­m merce. Cette an­non­ce n’a pas été répétée; elle n’a pas dû avoir grand succès, car nous n’avons ja­m ais trouvé, mal­g ré nos re­cher­ches, de liv­r ai­sons avec les bois dans le tex­t e co­lor­iés“. Wenn das ein Mann sagt, der sein gan­z es in der Epo­che wur­z eln­des Le­ben in die Er ­for­schung der il­lu­strier ­t en Bü­cher die­ser Zeit in­ ve­stiert hat, wird man mit Fug und Recht be­h aup­ ten dür ­fen, daß die­ses Ex­em­plar ein­z ig­a r ­t ig ist. Daß näm­l ich die Vi­g net­t en im Text mit sehr viel grö­ße­ rer Sorg­falt ko­lo­r iert wür­den als die Ta­feln, trifft auf un­ser Ex­em­plar in aus­z eich­nen­dem Maße zu; von den ganz­sei­t i­gen Il­lu­stra­t io­nen wech­selnd zu je­nen im Text stellt man ei­nen Qua ­l i­t äts­u n­t er­schied fest wie zwi­schen dem Al­ler ­welts­ko­lo­r it, sa­gen wir, der Kräu­ter­bü­cher des 16. Jahr­hun­derts und dem

sel­t e­nen Für­sten­ko­lo­r it der be­r ufs­m ä ­ßi­gen Il­lu ­m i­ na­t o­r en in den De­d i­k a­t i­ons­ex­em­pla ­r en. Dies macht aus der vor­l ie­gen­den Rei ­he ein Ju­wel oh ­ne­glei­chen. Die Er­h al­t ung hält mit der in ­h alt ­l i­chen Be­deu­t ung Schritt, sie ist ma­kel­los. Pro­ve­n i­enz: Ob­wohl dies das Op­t i­mum ei­nes fran­z ö­si­schen il­lu­strier ­t en Buchs des 19. Jahr­hun­ derts ist, trägt es auf ­fal­len­der ­wei­se kei ­ner­lei Be­ sitz ­ver ­merk: War es das Ex­em­plar des Ver­le­g ers Curmer? Sein Auk­t i­ons­k a­t a ­log ent ­h ält kei­nen Hin­ weis dar­auf. Auch Brivois, Vica­i re, Car­t er­et, Ray u. a. ver­z eich­nen es nicht; Car ­t er­et führt im ­mer­h in al­lein sechs Ex­em­pla­r e an, in de­nen die Ta­feln in zwei Zu­stän­den vor­k a ­men (Auk­t io­nen 1912 –1925: bis Frs. 10.000). – Adri­a n Flüh­m ann. – Heri­b ert Ten­schert, Ka­t a ­log 40, Fünf­zig Uni­ca, 1998, Nr. 39.

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Das schönste bekannte Exemplar, die Verwirklichung eines bibliophilen Ideals: „Cet exemplaire est une merveille“ – Exemplar Gavarni, Gallimard, Duché und Tissot-Dupont auf Chinapapier, mit 67 Aquarellen und Zeichnungen 212 Les Français peints par eux­mêmes. [Ab Bd. I V:] Encyclopédie morale du dix­neuvième siècle. [Paris]. 5 Bde. Und: Province. 3 Bde. Zu sam men 8 in 4 Bdn. Paris, L[éon] Curmer, 1840 –1842. Zu sammen 407 Tafeln (davon 3 mit separatem transpa­ renten Überleger, 16 auf Velinpapier), 1 doppelblattgro­ ße, dreifarbi ge Kar te (mit 9 kleinen Nebenkar ten), die se wiederholt, über 950 Textabbildun gen, in den „Tables“ fast 400 winzi ge Fi gürchen. – Alles in Holz schnitt. – Zahlreiche Notenbei spiele und Tabellen. Zweiter Tafel satz in 2 zu sätzlichen Bän den: 400 zeit­ genössisch kolorier te und zumeist eiweißgehöhte Tafeln auf Velinpapier, montiert auf Büt tenpapier (davon 3 mit separatem transparentem Überleger und 19 doublett, jedoch in an derem Kolorit). Zu sätzlich 525 Probedrucke von Tafeln und Textholz­ schnit ten auf Chinapapier, montiert auf Büt tenpapier in 2 weiteren Bän den (oft leicht bis mäßig braunfleckig). 3 Bl., XVI S., 380 S., 4 Bl.; 4 Bl., XVIII S., 376 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., XL S., 352 S., 4 Bl.; 4 Bl., 392 S., 5 Bl. Und: 4 Bl., CVII S., 376 S., 5 Bl.; 4 Bl., 392 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., VIII S., 396 S., 4 Bl.; 4 Bl., VIII S., 460 S., 5 Bl.; 37,

(3) S. (Regi ster). Zu sammen etwa 3500 S. – Auf China­ Papier gedruckt. – Dazu: 8 S. (Prospekt). 67 zumeist kolorier te Ori ginalzeichnun gen von Daumier (1), Gavarni (2), Tony Johannot (2), Grandville (3), Mon­ nier (4), Émile Pauquet (18) u. a. in einem weiteren Band. Dabei: Le Prisme. Encyclopédie morale du dix­neuvième siècle. Illu stré par MM. Daumier, Gag niet, Gavarni, Malapeau, Mei ssonier, Pauquet, Pen guilly, Ray mond, Pelez, Trimo­ let. Paris, L[éon] Curmer, 1841. Etwa 190 Textholz schnit te und zahlreiche Zier initialen, zu sätzlich 149 Fumés (davon 26 doublett) auf China­ Papier, auf ein gebun dene Blät ter montiert. 2 Bl., 480 [recte: 486] S. – S. 11 –16 in beiden Varianten vorhanden! – S. 357 f. und 359 f. unterein an der verbun den. Dabei: Les Anglais peints par eux­mêmes. Par les sommités de l’Angleterre. Des sins de M. Kenny Meadous [sic]. Traduct ion de M. Émile de Labédollierre. 2 Bde. Paris, L[éon] Curmer, 1840 –1841.


Zu­sam­m en 100 (51 und 49) Ta­feln auf ge­tön­tem Pa­pier, etwa 200 Vi­g net­ten und Schmuck­in­itia­len in Holz­schnitt; zu ­sätz­lich 10 lose Pro­be­drucke (von 9 Text­ab­bil­dun­gen und 1 Ta­fel) auf Chi­n a­pa­pier. 2 Bl., III S., 400 S. Und: 2 Bl., 379 S. – In Band I d en die Sei­ ten­ z ah­ l en [289]-296 (Lage 37 und wur­ 38) dop­pelt ver­ge­ben, da­f ür springt die Pa­g i­nie­r ung zwi­schen Lage 47 und 48 von S. 368 auf [377]. Quart (ca. 270 x 180 mm); Le Prisme: (266 x 178 mm). Vier dun­k el­vio­let­te Ma­r o­quin­bän­d e der Zeit auf vier fla­che, mit dop­pel­ten Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­ten Ti­teln und Band­be­zeich­nun­gen in zwei so­wie blind­g e­präg­tem Rah­m en­werk in den üb­r i­g en Rücken­fel­dern, mit fet­tem Blind­rah­men auf den Deckeln, dar­in zar­ter Rocaille­de­k or in Blind- und Gold­prä­g ung, mit Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, bei­gen Moi­ré­

pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, am Fuß si­g niert „L. Curmer“( Vor­sät­ze oxy­diert, we­ni­ge La­gen braun­ fleckig, ei­ni­ge Bl. mit klei­n en Knick­spu­ren in den Ec­ ken; Bd. V: 9 Ta­feln und S. 297 – 312 auf Ve­lin­pa­pier, die­ses ge­bräunt; „Pro­vince“ III: 7 Ta­feln und S. 241 – 248 auf Ve­lin­pa­pier, die­ses ge­bräunt; ei­ni­ge ko­lo­r ier­te Ta­feln des zwei­ten Sat­zes ge­bräunt, manch­m al et­was fleckig); au­ßer­dem 10 spä­te­re dun­k el­vio­let­te Halb­m a­r o­quin­bän­ de, da­von 3 mit iden­t i­schem, 7 mit ähn­li­chem Rücken­de­ kor, 4 mit Ganz­g old­schnitt, der von „Le Prisme“ in et­was klei­n e­rem For­m at und mit zwei ein­ge­bun­de­n en Ori­g i­ nal-Um ­schlä­gen, ei­ner auf gel­bem Pa­pier, ei­ner ent­wor­ fen von Féart und in drei­far­bi­gem Druck, die­ser inkl. Um ­schlag­r ücken (Féart-Um ­schlag stär­k er an­ge­staubt, ein­zel­n e Blät ­ter mit ge­schlos­se­n en Ein­r is­sen); in ei­n em Band ein­ge­bun­den 322 gel­be, il­lu ­strier­te Lie­fe­r ungs­um­ schlä­ge zu 403 Lie­fe­r un­gen (von Lfg. 1 nur der Vor­der­ um­schlag), dazu ein Pro­be­druck (Nr. 2).

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Das be­deu­t end­ste ver­le­ge­r i­sche Un­t er ­neh ­men Léon Curmers in ul­t i­m a­t i­ver Form: Gavarnis Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier mit des­sen hand­schrift­ li­chen Bild ­le­gen­den, mit zwei­t em, ko­lo­r ier ­t em Ta ­fel­satz, 67 Ori­g i­n al­z eich­nun­gen, fast al­len Lie­fe­r ungs­u m­schlä ­gen, dem Kom­ple­ment „Le Prisme“ und wei­t e­r en Zu­g a ­ben Die hier zu be­t rach­t en­den 14 Bän­de ex­em­pli ­fi ­z ie­r en an ei­nem her­aus­r a­gen­den Werk der fran­z ö­si­schen Ro­m an­t ik das Ide­a l des­sen, was in der Bi­blio­phi­l ie er ­r eicht wer­den kann. Les Français pein­ts par eux-mêmes, das ehr­g ei­z ig­ ste Un­t er ­neh ­men des Ver­le­g ers Léon Curmer, ist gleich­s am eine „encyclopé­d ie so­ci­a le du XIXe siècle“ [Ren­onciat 105]. In 423 Lie­fe­r un­gen bzw. acht Quart-Bän­ den, auf ins­ g e­ s amt rund 350 0 Sei­t en und über 400 Ta­feln wird ein Pan­ora­m a der fran­z ö­si­schen Ge­sell­schaft, ge­glie­dert nach Be­r u­ fen und Be­schäf ­t i­g un­g en, aus­g e­brei­t et. Be­t ei­l igt wa ­r en die be­deu­t end­sten Schrift­stel­ler der da ­m a­ li­gen Zeit, al­len vor­a n Honoré de Bal­z ac, Théo­phile Gau­t ier und Jules Ja ­n in, wei­t er­h in Am­édée Ac­h ard, Ma ­r ia d’Ansp­ach, Pierre Bern­a rd, Pe­t rus Bor­el, Eugène Brif ­fault, Lou­i s Co­u ailhac, Ta ­x i­le Delord, Paul-Émile Du­r and-Forgues (ali­a s Old Nick), Ar­ no­u ld Frémy, Léon Gozlan, F. Hil­p ert, Alp­honse Karr, Paul de Kock, Émile Gigault de La Bédollière, Jules Ladi­m ir, Jo­seph Main­z er, Jo­seph Méry, Hen­r i Mon­n ier, Al­f red Net ­t em­ent, Charles Nodier, Édou­a rd Ourliac, Eli­a s Reg­n ault, L. Roux, Alb­éric Se­c ond, Frédéric So­u lié, Pierre Fran­ç ois Tissot, Horace de Viel-Cas­tel, Franc­is Wey und an­de­r e. Auch gab es wohl kaum ei­nen „sign­i ficant il­lu­stra­ tor of the time who didn’t part­ici­pa­te in the en­ ter­pri­se“ [Ray], an der Spit­z e Gavarni und Émile Pauquet als die flei­ßig­sten, Honoré Da­u mier, Grandville und Tony Johan­not als die viel­leicht be­ rühm­t e­sten Bei­t rä­ger. Be­t ei­l igt wa ­r en dar ­ü ber hin­ aus Hi­ppolyte Bel­l angé, Nico­l as-Tous­saint Charlet, Charles Fran­çois Da­u bigny, Adrien Da­u zats, Hen­r i Émy, Jules Gag­n iet, Al­fred An­d ré Géniole, Charles Émile Ja­ c que, Eugène Lami, Al­ c ide Jo­ s eph Lo­r en­t z, Er ­nest Mei­s so­n ier, Hen­r y Mon­n ier, Rai­mond Pelez, Oct ­ave Pen­g uilly, Ma ­x i­m imi­l i­en René Ra­d i­g uet, Charles Jo­seph Traviès u. a. Von die­s em mo­nu ­men­t a ­len Werk wur­den laut Léo­p old Car ­t er­et drei oder vier Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt. Das vor­l ie­g en­de – un­s er zwei­t es – in vier zeit ­ge­nös­si­schen Ma ­r o­q uin­bän­ den ragt un­t er die­sen noch ­m als her­aus: Erst ­be­sit­zer war nie­m and an­ders als Gavarni, der mit fast 200

Vi­g net ­t en nicht nur der Haupt ­i l­lu­stra­t or war, son­dern dar­ü ber hin­aus „both the form and the style of the book’s illustrat­ions“ [Ray] be­stimm­ te. Er selbst ver­s ah die gro­ße Mehr­z ahl der über 400 avant la lettre ge­d ruck­t en Ta ­feln mit mehr­z ei­l i­ gen Un­t er­schrif­t en in Blei­stift. Daß in den Bän­den V und Pro­vince III we­n i­ge Blät­t er und Ta­feln auf Ve­ lin­pa­pier ge­d ruckt wur­den, ist eine Un­r e­gel­m ä ­ßig­ keit, die fast ge­n au­so auch in un­se­r em an­de­r en Ex­ em­plar auf ­t ritt. Sorg ­f äl­t ig wur­de dar­auf ge­ach­t et, daß auch drei trans­pa ­r en­t e Über­le­ger mit Le­gen­den zu den ent ­spre­chen­den Ta ­feln ein­ge­legt wur­den. Ein spä­t e­r er pro­m i­nen­t er Be­sit­z er, der re­nom­ mier­t e Kunst- und Bü­cher­samm­ler Paul Sébastien Gallim­a rd (1850 –1929) dem wir auch das schön­ste Ex­em­plar von Paul et Virgi­nie ver­d an­ken [Nr. 59], ver ­mehr ­t e das be­r eits ein ­m a ­l i­ge Ex­em­plar auf den heu­t e vor­l ie­gen­den Be­stand und gab auch die zehn zu­sätz­l i­chen Ein­bän­de in Auf ­t rag. In die­ser Form sah es Car­t er­et, der ihm eine mehr­z ei­l i­ge Be­schrei­ bung ein­r äum­te, die in dem Aus­r uf gip­fel­te: „Cet ex­empla­ire est une merveille par sa con­d it­ion et l’en­sem ­ble d’une il­lu­stra­t i­on don­n a ­nt l’idée de cette admirable péri­ode de la gra­v ure sur bois“ [Car­ ter­et III , 248].

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Ein Ex­tra-Band birgt den kost­bar­sten Schatz der gan­z en Kol­lek­t i­on: 56 meist ko­lo­r ier ­t e Ori­g i­n al­ zeich­nun­g en bzw. Aqua ­r el­le von 21 ver­s chie­de­ nen Künst­lern, mal auf star­kem Kar­ton, mal auf Büt ­t en- oder Ve­l in­pa­pier: Das wohl be­r ühm­t e­ ste Blatt ist Honoré Da­ u miers Dar­ stel­ lung des Défenseur off­icieux en just­ice de paix [vgl. Bd. II , ge­gen­ü ber S. 347], die in der Li­t e­r a­t ur im­mer wie­ der ab­ge­bil­det wor­den ist [Bouvy 366; Blachon 109; Ray II , 306]. Die aqua ­r el ­l ier ­t e Blei­stift ­z eich ­nung ist un­ver­gleich ­l ich ela ­bo­r ier ­t er und aus­sa ­ge­k räf ­t i­ ger als der ge­d ruck­t e Holz­schnitt. Nicht an­ders ver­ hält es sich mit den bei­den Aqua­r el­len von Gavarni, die ei­nen Pa ­r i­ser Hort­iculteur [I, 90] beim pe­n i­blen Rei ­n i­gen sei ­ner Fin­ger ­n ä ­gel und ei ­nen skep­t isch drein­blicken­den Franc-Co­m tois [Pro­v ince II , 33] dar­stel­len. Von Tony Johan­not lie­gen die si­g nier­ ten Blei­stift ­vor­l a­gen zur Pa ­r i­ser Sticke­r in [III , 17] und zum Land­a rzt vor, von Nico­las-Tous­saint Charlet die be­ste­chend ge­n au­en Blei­stift ­z eich ­nun­gen ei­ nes fei ­xen­den Schü­lers [II , 134] und ei­nes schwung­ vol ­len Boule­spie­lers [II , 289]. Grandville ist mit drei ak ­k u ­r at aus­g e­f ühr ­t en Fe­der­z eich ­nun­g en, Hen ­r i Mon ­n ier mit vier la­v ier ­t en Fe­der ­z eich ­nun­gen und Eugène Lami mit ei ­ner si­g nier ­t en Fe­der ­z eich ­nung ver ­t re­t en. Al­lein 17 ko­lo­r ier ­t e Ori­g i­n a ­le stam ­men

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von Émile Pauquet, je 5 von Émile Lou­b on und P. Saint Ger­m ain (die­se si­g niert), 3 von Ra­d i­g uet, 2 von Jean­ r on, je ei­ nes von Da­ u zats, Fran­ ç ois Férogio, Géniole, Gre­n ier, Ja­cque, Lo­r en­tz, Pelez, Pen­g uilly und Traviès. Ein­ge­bun­den ist auch der ori­g i­n a ­le Um­schlag­ent ­w urf für den er­sten Band – samt Rücken – von Adrien Féart, der sich durch zar­ te­sten gold­gehöhten Ran ­ken­de­kor aus­z eich ­net [vgl. die Abb. bei Car­ter­et III , 249]. Die Echt­heit der in die­sem Al­bum ver­ei­n ig ­t en Blät ­t er be­stä­t igt ein bei­l ie­gen­des, hand­si­g nier ­t es Schrei­ben des ex­pert An­d ré Scho­el­ler aus dem Jahr 1951 an Ray­mond Gallim­a rd. Dar­ü ber hin­aus sind dem Band wei­te­ re 11 Blei­stift ­skiz­z en un­t er­schied ­l i­chen For ­m ats bei­ge­legt: 6 von Jules Gaildrau [Beraldi: „Gaildreau“], 4 von Lou­bon und eine von Pauquet. Auch die in den Buch­h and­lun­gen aus­ge­h äng ­t e Aff­i che (330 x 438 mm) zu Les Français pein­ts par eux-mê­ mes durf­te nicht feh­len: Sie ist in Blau und Ocker ge­d ruckt, zahl­r ei­che klei­ne Fi­g ür­chen in Holz­ schnitt ord­nen sich zu ei­nem Rah­men (zwei­m al ge­ fal­t et, mit ei­nem län­ge­r en Ein­r iß im Falz so­w ie klei­ ne­r en Knit ­t er­spu­r en und Läsu­r en am Rand). In drei wei­te­r e Bän­de wur­de ein fast kom­plet­ter zwei­t er Ta ­fel­s atz ein­ge­bun­den: 400 Blät ­t er, dies­

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mal auf Ve­l in­pa­pier, mon­t iert auf Büt ­t en­pa­pier, zeit­ge­nös­sisch ko­lo­r iert und zu ­meist ei­weiß­gehöht. Von die­sen sind 19 doub­le­t t, je­doch in an­de­r em Ko­lo­ rit. Auch hier lie­gen die drei Über­le­ger bei. Doch da­m it längst nicht ge­nug, denn ein Gut­teil der Il­lu­stra­t io­nen liegt in zwei wei­t e­r en Bän­den noch­ mals vor: Hier han­delt es sich um ins­ge­s amt 525 Pro­b e­d rucke von Ta ­feln und Text ­holz­s chnit ­t en auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Büt ­t en­pa­pier, ei­n i­ ge von ih­nen, zu­meist von Pauquet, sind si­g niert. Die­se Fumés er­warb Paul Gallim­a rd aus der dar­auf spe­z ia ­l i­sier ­t en Samm ­lung von Gu­stave Debayser [vgl. Car ­t er­et III , 248]. Gleich ­falls in ei ­nen ei­g e­nen Band ein­g e­bun­den wur­den fast sämt ­l i­che Lie­fe­r ungs­u m­s chlä­g e auf gel­bem Pa­pier, näm­lich 322 zu ins­ge­samt 403 Lie­ fe­r un­gen. Da ­bei er­schie­nen 77 Hef ­t e als Dop­pel-, zwei als Drei­fach­num­mern [184 –186 und 363 – 365]; Nr. 26 wur­de hin­ge­gen zwei­m al ver­ge­ben. Die Num­ mern 298 – 301 ent ­h iel­t en nur Ti­t e­lei­en und In­h alts­ ver­z eich­n is­se, wur­den also wohl ohne Um­schlag ge­lie­fert. Le­d ig­lich zu den Num­mern 64, 108 und 409 – 422 lie­gen kei­ne Um­schlä­ge vor, von Nr. 1 nur der vor­de­r e, von Nr. 2 hin­ge­gen noch eine zu­sätz­ li­che Va ­r i­a n­t e mit re­du­z ier ­t em Text. Die Um­schlä­

ge mit wech­seln­den Ver­l ags­a n­non­cen und -tex­t en zei­gen auf der er­sten Sei­t e im­mer den­sel­ben Holz­ schnitt von Gavarni mit ei­nem Pla­k a­t ie­r er, der ge­r a­ de die Aff­iche der ent­spre­chen­den Lie­fe­r ung – mit je­weils neu ein­ge­d ruck­tem Ti­tel – an ei­ner Wand an­bringt. Die un­t e­r e Bild­h älf ­t e zeigt ei­n i­ge neu­ gie­r ig auf­s chau­en­de Be­t rach­t er. Sie ist bei den Num­mern 166, 169, 175 f., 178 f. und durch­ge­hend ab 181 f. mehr oder we­n i­ger weit ab­ge­schnit­t en [vgl. Vica ­i re III , 800, un­ge­n au]. Die be­r ühm­t e Il­lu­stra­ ti­on wur­de von Grandville im Front­ispiz und der Af-f­iche zu Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux par­odiert. – Vor­ge­bun­den ist die­sem Band der acht ­sei­t i­ge Ver­l ags­pro­spekt (2 Bl. mit klei­ne­r en Eck ­fehl­stel­len). Gallim­a rd war es auch, der dem En­sem­ble zwei wei­t e­r e Wer­ke hin­z u­f üg ­t e, die mit Les Français in un­t er­s chied­l ich en­g em Zu­s am ­men ­h ang ste­hen. Ver­le­ge­r isch wie in­h alt ­l ich eine „parti in­t egr­a n­t e de l’ouv­r a­ge“ [Brivois 158], und „le co­mplément in­ dispensable“ [Car ­t er­et III , 250] ist Le Prisme, das auch den Un­t er ­t i­t el des Haupt ­werks, Encyclopé­die mora­le du dix-neu­vième siècle, fort ­f ühr ­t e. Es ent ­h ält noch­m als gan­z e 94 Auf­sät­z e, für die teil­wei­se neue Au­t o­r en ge­won­nen wur­den, dar ­u n­t er Gér­a rd de

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Nerv­a l (Les banquets d’an­ciens écoliers) und Alex­a n­ dre Du­m as (Un pa­t ri­ote pro­vençal). Franc­i s Guichardet ver­faß­te al­lein 16 Tex­te, L. Roux neun, G. de La Lan­delle sie­ben, Am­édée Ac­h ard und Charles Friès je fünf. Im Un­t er­schied zum Haupt­werk ent­ hält Le Prisme kei­ne Ta­feln, da­für aber rund 190 Text ­holz­schnit ­t e, dar ­u n­t er 32 von Honoré Da­u mier (26 im Erst­d ruck) und ei­nen von Grandville [S. 327]. Das Werk wur­de zwar auch „séparément“ an­ge­bo­ ten, wie auf dem Um­schlag ver­merkt ist, in er­ster Li­n ie je­doch „gra­t is aux per­son­nes qui ach­ètent la co­l lect ­ion des Français“ ab­ge­ge­ben, gleich­falls in Ein­z el­l ie­fe­r un­gen. Auf­g rund des et ­w as un­k la ­r en Zu­sam ­men­h angs wur­den die Lie­fe­r un­gen des Kom­ ple­ments nicht im ­mer auf ­be­wahrt. Schon Car ­t er­ et be­merk­t e, es sei „devenu fort rare“ [Car­t er­et III , 250]; heu­te ist es „oft­en mis­sing“ [Ray] – auch die Aus­stel ­lung Bil­der­wel­ten der Samm­lung von Krit­t er konn­t e kein Ex­em­plar auf ­wei­sen. Das uns­r i­ge zeich­net sich wie­der­u m durch drei Be­ son­der­hei­t en aus. Die Sei­t en 11 –16 „ont été refa­ites“ [Car ­t er­et III , 250], wo­bei zwei Ar­t i­kel er­setzt wur­ den. Die ur­sprüng­li­chen sind „ra­r es: peu de sou­ scripte­u rs les ayant co­n servés“ [Brivois 159] – hier sind bei­de Va ­r i­a n­t en ein­ge­bun­den. Von Le Prisme

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exi­stiert kein Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier [vgl. Car­ ter­et III , 250] – wohl aber wur­den dem uns­r i­gen 149 Pro­be­d rucke auf Chi­n a­pa­pier (da­von 26 doub­ le­t t), auf ein­ge­bun­de­ne Blät ­t er mon­t iert, hin­z u­ge­ fügt. Als drit­tes Ex­tra wur­de ne­b en dem gel­b en Ori­g i­n al-Um­schlag, die bonne co­uverture ein­ge­bun­ den, de­r en Or ­n a ­ment ­i k und Farb­ge­bung ex­a kt dem Ent ­w urf Féarts im Band der Ori­g i­n al­z eich­nun­gen ent ­spricht. Les An­glais pein­t s par eux-mêmes weist sich schon im Ti­t el als Par­a l­lel­u n­t er ­neh ­men zu Les Français aus; Curmer brach­t e die­se fran­zö­si­sche Über­set­z ung von Heads of the People auch zeit­gleich her­aus. Haupt­au­ tor war Dou­glas Wil­l i­a m Je­r rold, Haupt­i l­lu­stra­t or Jo­seph Kenny Meadows, doch gab es auch per­so­ nel­le Über­schnei­dun­gen zwi­schen bei­den Wer­ken: Ei ­n i­gen Text ­holz­schnit ­t en lie­gen Zeich ­nun­gen von Gavarni und Charles Mal­apeau zu­g run­de, Über­set­ zer war Émile Gigault de La Bédollière, der auch Bei­t rä­ge zu Les Français lie­fer­t e. Die­ses Werk wur­ de eben­falls – ein­schließ­l ich der un­be­schnit ­t e­nen Ta­feln – nur auf Ve­lin­pa­pier ge­d ruckt, je­doch lie­ gen un­se­r em Ex­em­plar wie­der ­u m ei­n i­ge Fumés auf Chi­n a­pa­pier bei, ei­nes zu ei­ner Ta­fel [S. 49] und sechs zu Text­a b­bil­dun­gen in Band I [S. 16, 17, 25: zwei, 72, 119 und 201] so­w ie zwei zu Text­a b­bil­dun­ gen in Band II [S. 12, 181]. Um die un­er ­schöpf­l i­che Be­deu­t ung die­ses Kon­vo­ luts bei­spiel­h aft deut­lich zu ma­chen, sei nur eine Ta­fel, die von Gavarnis Franc-Co­mtois aus dem Band Pro­vince II [vor S. 33], her­aus­ge­g rif­fen: Die mei­ster­ haf ­t e ori­g i­n a ­le Aqua ­r ell­z eich­nung liegt auf star­ kem wei­ßen Kar­ton vor. Auf ei­nen Stock ge­stützt und leicht zum Be­t rach­ter um­ge­wandt, schaut der Povinzler aus der Frei­g raf­schaft Bur­g und bei strah­ len­dem Son­nen­schein et ­was miß­t rau­i sch un­t er ei­ nem breit ­k rem­pi­gen Hut her ­vor, die mar­k an­t e Nase vom Licht be­son­ders pro­fi ­l iert, die Au­gen hin­ge­ gen versc­h at­t et. Ein zwei­t es Mal liegt das Mo­t iv als zar­t er Pro­be­d ruck auf Chi­n a­pa­pier vor – der Holz­ schnitt von Verdeil konn­t e of­fen­sicht­l ich nicht alle Be­deu­t ungs­nu­a n­c en be­w ah­r en. Zum drit ­t en Mal be­geg ­nen wir der Ta ­fel in Gavarnis Chi­n a­pa­pierEx­em­plar von Les Français. Hier ist der Ab­d ruck et­was stär­ker, wo­durch der im Mit­t el- und Hin­t er­ grund an­ge­deu­t e­t e land­schaft ­l i­che Kon­t ext mehr her­vor­tritt. Vor al­lem aber läßt Gavarni in sei­ner ei­gen­h än­d i­gen Le­gen­de den Land­m ann nun viel­ sa­gend zu Wort kom­men: „Veux je al­ler ici ou la? Veux je m’opp­o ser ou me sou­mettre?“. Ein vier­ tes Mal liegt die Ta­fel ko­lo­r iert auf Ve­l in­pa­pier vor.

In dem sat­ t en Druck wirkt der Mann noch knor ­r i­g er, zu­dem ist das Ko­lo­r it ge­g en­ü ber dem Ori­g i­n al ver­ä n­dert: Das dort vio­let ­t e Jackett schil­ lert nun blau­g rün – bei­de Male un­ter­streicht die un­ent ­schie­de­ne Farb­ge­bung je­doch die Zwie­späl­ tig­keit, die auch von Hal­t ung, Mi­m ik und Text­aus­ sa­ge aus­geht. Die in ein und die­sel­be Rich­t ung deu­ ten­de Viel­falt al­ler Stil­m it ­t el er­laubt eine de­z i­d ier ­t e Deu­t ung: Das sym­pto­m a­t i­sche Un­be­h a­gen des dar­ ge­stell­t en Man­nes läßt sich als men­t a ­le Dif ­fe­r enz zwi­schen Pa­r is und der Pro­v inz – und im­pli­z it zwi­ schen Be­t rach­t er und Be­t rach­t e­t em – kon­k re­t i­sie­ ren. Die­ser Ge­gen­s atz zeigt sich auch an­der­wärts im­mer wie­der; man braucht nur in Le Prisme wei­ terzu­blät ­t ern, wo sich Le Pa­r i ­sien en pro­vince und Le maire de vil­lage zum Ver­gleich an ­bie­t en: je­weils in Text, Text­holz­schnitt und Fumé auf Chi­n a­pa­pier. Das 14bän­d i­ge Kor ­pus die­ser Encyclopé­die ist auch in an­t i­q ua ­r i­s cher Hin­sicht en­z y­k lo­pä­d isch, eine ei­ge­ne Samm ­lung in un­se­r er Samm ­lung, die im Gro­ßen und Gan­zen wie im ent ­le­ge­nen De­t ail je­den er­denk ­l i­chen An­spruch an Ori­g i­n a ­l i­t ät und Ein ­m a­ lig­keit, an Fül­le und Viel­falt er­füllt – wahr­h af­tig: „une merveille“. Pro­ve­n i­enz: Les Français: Paul Gavarni (1804 –1866), des­sen hand­schrift ­l i­che Le­gen­den auf den Ta ­feln. – Zu­sätz­l i­che Gra­phik: Gu­stave Debayser, vgl. Car­t er­ et. – Al­les: Paul Sébastien Gallim­a rd (1850 –1929), zi­ t iert bei Car­ t er­ et. – Des­ s en Sohn Ray­ mond Gallim­a rd (1883 –1966), vgl. bei­lie­gen­den Brief an ihn vom 19. Juni 1951. – Pierre Du­ché, ein en­ger Ver­ w and­ t er von Paul Gallim­ a rds Ehe­ f rau, des­ sen gold­ge­präg ­t es Ma ­r o­q uin­ex ­l i­bris auf den Spie­ geln, des­sen Auk­t i­on II , 1972, Nr. 76: frs. 38.000. – Librairie Giraud-Badin, No­vem­ber 1972. – An­d ré Tissot-Du­pont, des­sen Ex ­l i­bris auf drei Spie­geln (Auk­t i­on 2016, Nr. 16, mit 3 Abb). Li­t e­r a­t ur zu Les Français und Le Prisme: Bil­der ­wel­t en 120 ff. (nicht Le Prisme), Nr. 52; Bouvy 365 – 406; Brivois 157 ff.; Car­ ter­et III , 245 – 251; Co­las 1101; Hi­ler 324; Lach­è vre I, 199 ff.; Lacombe 876 und 877; Lemoisne I, 168 f.; Lip­p er­hei­de 236, Fc 37, Fc 38 und Fe 10; Lon­c hamp II , 169; Ma­r ie 101; Ma­r ie, Nerv­ al, 313; Rahir 431; Ray II , 306 ff., Nr. 227; Ren­onciat 105 und 287; Rümann 167 f., 176 f. und 188; Rümann, Da­u mier 35 und 35a; San­der 275; Toinet, Not­ice (Le Prisme); Vica ­i re III , 794 ff. Li­t e­r a­t ur zu Les An ­glais: Brivois 5 ff.; Car­t er­et III , 33; Hi­ler 579; Lip­p er­hei­de 899, Xd 24; Muir 221; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 487; San­der 23; Vica­i re I, 64 ff.; zu Meadows: Houfe 387; Oster­w al­ der 682; Thieme/Becker 24, 320; zu Gavarni: Beraldi V II , 65, Nr. 204.

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Der ori­g i­na­le Druck­stock für Gavarnis Il­lu­stra­t i­on der Lie­fe­r ungs­um­schlä­ge 213 [Les Français pein­t s par eux-mêmes]. Ori­g i­n a­ ler Holz­stock zur Il­lu ­stra­t i­on der Lie­fe­r ungs­um ­schlä­ge. [Pa­r is], L[éon] Curmer, [1840]. 1 zwei­tei­li­ger gra­vier­ter, weiß­gehöhter Holz­stock aus Buchs­baum (222 x 154 mm), 1 il­l u ­strier­ter Vor­d er­um ­schlag auf blau­em Pa­pier. Un­ter bzw. in Passe­par­tout fi­xiert und in ei­nem schwar­ zen, ver­gla ­sten Kunst­stoff­rah­m en (320 x 420 mm). Ent ­h ält Gallim­a rds Ex­em­plar von Les Français pein­t s par eux-mêmes ei­nen se­pa­r a­t en Band, in dem fast sämt ­l i­che Lie­fe­r ungs­u m­schlä­g e des gi­g an­t i­ schen Wer­kes ver­eint sind, so ha­ben wir hier den zu­g e­hö­r i­g en ori­g i­n a ­len, zwei­t ei­l i­g en Druck­stock (222 x 145 mm) aus Buchs­baum vor­l ie­gen, ge­schnit­ ten von Adrien Lavieille, weiß­gehöht mit Meu­donSchlämm ­k rei­de. Im vor­l ie­gen­den Ar ­r an­ge­ment in ei­nem Glas­r ah­men ist dem Druck­stock der Lie­fe­ rungs­u m­schlag 100/101 zu Le ren­t ier von Bal­z ac mit dem in die Frei ­fl ä­chen ein­ge­d ruck­t en Text ge­gen­ über­ge­stellt.

Gavarnis gro­ße Il­lu­stra­t i­on zeigt ei­nen auf ei­ner Lei­t er ste­hen­den Pla ­k a­t ie­r er, der ge­r a­de die Aff­i che der ent­spre­chen­den Lie­fe­r ung an ei­ner Wand an­ bringt, be­r eits um ­r ingt von ei­ner neu­g ie­r i­gen Men­ schen­men­ge. Das Mo­t iv wur­de auch als Front­ispiz zum er­sten Band und im Ver­lags­pro­spekt so­w ie in ei­nem li­t ho­g ra­phi­schen Al­bum mit dem Ti­t el Les Français. Co­stumes des princip­ales pro­vinces de la Fran­ ce ver­wandt. Es war bald so be­k annt, daß Grandville es we­n ig spä­t er in sei­nen Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux [sie­he Nr. 286 ff.] par­odier­t e, wo die Ad­ap­t i­on als Front­i spiz wie auch als Aff­iche [Nr. 290] dien­t e. Tech­n isch in­t er­e s­s ant ist zu se­hen, wie ge­schickt die Naht­stel­le zwi­schen den zwei Blöcken für die Bild­auf ­t ei­lung ge­nutzt wur­de. So mar­k iert sie ge­n au die Un­ter­k an­te der Pla­k at­wand in der Bild­ mit­t e und fällt im Druck da­durch nicht auf.

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Der ori­g i­na­le Druck­stock zum al­le­go­r i­schen Front­ispiz der France und ih­r er Pro­v in­zen 214 [Les Français pein­t s par eux-mêmes]. Ori­g i­n a­ ler Holz­stock mit Il­lu ­stra­t i­on zum Front­i spiz des Ban­des „Pro­vince III “ . [Pa­r is, Léon Curmer, etwa 1842]. 1 gra­vier­ter, weiß­gehöhter Holz­stock aus Buchs­baum (185 x 139 mm), 1 Pro­be­druck. Un­ter bzw. in Passe­par­tout fi­xiert und in ei­nem schwar­ zen, ver­gla ­sten Kunst­stoff­rah­m en (320 x 421 mm). „Les Français sont égaux devant la loi“ – La Fran­ ce selbst, in Ge­stalt ei­ner lor­beerbe­k ränz­t en Frau, die in ein mit Li­lien be­stick­tes Ge­w and ge­hüllt ist, hält eine Ge­set­z es­t a ­fel mit die­ser Auf­schrift in die Höhe. Um sie her­u m knien, sit­z en und ste­ hen die Ver ­t re­t er der fran­z ö­si­schen Pro­v in­z en al­ ler Welt­ge­gen­den; auf Ban­nern liest man „Loraine“, „Bre­ta­g ne“, „Inde française“ und „An­ti­lles“. Im wirk­l i­chen Le­ben scheint die Gleich­heit al­ler Fran­ zo­sen al­ler­d ings noch noch nicht er­r eicht zu sein: So nimmt der Afri­ k a­ ner im Vor­ der­ g rund eine de­vo­t e Hal­t ung zu Fü­ßen der al­le­go­r i­schen Fi­g ur ein; die aus dem Hin­t er­g rund her­b ei­z ie­hen­den

Pro­v inz­be­woh­ner rei­chen der Sit­z en­den kaum bis zur Brust. Ob sich dar­in ein kri­ti­scher Kom­men­ tar des Zeich­ners Hi­ppolyte Pauquet zur Um­set­z ung die­ses mensch­l i­chen Grund­r echts ver­steck­t e? Ge­w iß gab der in Stein ge­mei­ßel­t e Satz je­doch die Grund­ü ber­z eu­g ung wie­der, aus der her­aus Léon Curmer Les Français pein­ts par eux-mêmes her ­aus­ gab, als eine mo­nu ­men­t a ­le „encyclopé­d ie so­c i­ ale du XIXe siècle“ [Ren­onciat 105], die zu­gleich sein be­deu­t end­stes Ver­l ags­werk war. Der von Adolphe Gus­m and (1821 –1905) ge­s chnit ­t e­ne ori­g i­ na­le Druck­stock, der hier zu­sam­men mit ei­nem Ab­d ruck un­ter Glas ge­z eigt wird, ist so­m it nicht nur die ‚Grund­la­g e‘ für eine der be­deut­sam­sten Ab­bil­dun­gen des gan­z en Werks, son­dern selbst ein unik­a les hi­sto­r i­sches Do­k u ­ment für den Stand des ge­sell­schaft ­l i­chen Be­w ußt­seins in Frank ­r eich zur Zeit der Ju ­l i ­mon­a r­chie.

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Drei Män­ner ma­chen Les Français – zwei ori­g i­na­le Druck­stöcke 215 [Les Français pein­ts par eux-mêmes]. 2 ori­g i­n a­ le Holz­stöcke mit Il­lu­stra­t io­nen zu Band I. [Pa­r is, Léon Curmer, etwa 1840]. 2 gra­vier­te weiß­gehöhte Holz­stöcke aus Buchs­baum, 2 Pro­be­drucke. Un­ter bzw. in Passe­par­tout fi­xiert und in ei­nem schwar­ zen, ver­gla ­sten Kunst­stoff­rah­m en (320 x 421 mm). 2 ori­g i­n a ­le Druck­stöcke nach Zeich­nun­gen von Hi­ppolyte Pauquet – Gavarni et Mon­nier (100 x 128 mm, Bd. I, nach S. 576). – Curmer (97 x 128 mm, Bd. I, letz­t e S.). Den Ab­schluß des er­sten Ban­des von Les Français pein­ts par eux-mêmes mar­k ie­r en zwei halb­s ei­t i­g e Holz­schnit ­t e, die in scherz­h af ­t er Wei­se die Ent­ste­ hung des Bu­ches il­lu­strie­r en: Auf der Kopf ­v i­g net ­t e zur Tab­le des matières ha­ben sich Paul Gavarni und Hen­r i Mon­n ier be­q uem im Schat ­t en ei­nes Bau ­mes

ge­l a­gert und spie­len mit klei­nen Fi­g ür­chen, die ei­ ner­seits ih­r en Köp­fen ent­sprun­gen sein mö­gen, an­ de­r er­seits so le­ben­d ig sind, daß sie selbst von dem Ra­sen­platz der bei­den Zeich ­ner her ­u n­t er­k lettern und sich auf den Weg ma­chen: Auf den fol­gen­den Sei­t en be­glei­t en sie das In ­h alts­ver ­z eich ­n is, wo ein je­der ne­ben der ihm ge­w id ­me­t en Ka­pi­t el­ü ber­schrift zu ste­hen kommt. Auf der Schluß­v i­g net­t e se­hen wir ei­nen gan­z e Rei­he von ih­nen aus dem Wald auf eine Lich­t ung tre­t en: Hier sitzt der Ver­le­ger Léon Curmer, der nur dar­auf war­t et, sie sorg­sam auf­z u­le­sen und in ei­nem Korb mit der Auf­schrift Les Français zu sam ­meln. Die nied ­l i­chen Zeich ­nun­g en mit den tref ­fen­den Portra ­its der Be­t ei­l ig ­t en schuf Hi­ppolyte Pauquet; hier lie­gen ne­ben je­weils ei­nem Pro­be­d ruck die bei­ den ori­g i­n a ­len weiß­gehöhten Druck­stöcke vor, die von Hen­r i Porret ge­schnit ­t en wur­den, der ­je­n i­ge mit Gavarni und Mon­nier noch ohne den im Buch ein­ ge­d ruck­t en Text.

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Les Français als scherz­haf­t es Making of – ori­g i­na­ler Druck­stock 216 [Les Français pein­t s par eux-mêmes]. Ori­g i­n a­ ler Holz­stock mit Il­lu ­stra­t i­on zu Band II. [Pa­r is, Léon Curmer, etwa 1840]. 1 gra­vier­ter, weiß­gehöhter Holz­stock aus Buchs­baum (105 x 124 mm), 1 Pro­be­druck. Un­ter bzw. in Passe­par­tout fi­xiert und in ei­nem schwar­ zen, ver­gla ­sten Kunst­stoff­rah­m en (320 x 260 mm). Ori­g i­n a ­ler Druck­stock nach ei­ner Zeich­nung von Hi­ppolyte Pauquet Wie schafft man es, die Fran­z o­sen al­ler Stän­de, Be­r u­fe und Re­g io­nen zwi­schen zwei Buch­deckel zu be­kom­men? Daß es zu ei­nem solch mo­nu­men­t a­ len en­z y­k lo­pä­d i­schen Wun­der ­werk wohl ma­g i­scher Kräf ­t e be­d arf, wird in der halb­sei­t i­gen Ab­bil­dung zur Tab­le des zwei­t en Ban­des von Les Français pein­t s par eux-mêmes [nach S. 576] lau­n ig dar­ge­stellt: Ein

ele­g an­t er Me­phi­sto­phe­les steht an ei­nem Tisch, auf, un­ter und nebem dem es von lau­ter klei­nen Fran­ zo­sen wim­melt. Drei von ih­nen preßt er ge­ra­de zwi­schen zwei Pa­pi­er­la­gen, wäh­r end er sich mit dem an­de­r en Arm auf ei­nem Buch ab­stützt, an­schei­nend um es ge­schlos­sen zu hal­t en. Zu der Il­lu­stra­t i­on von Hi­ppolyte Pauquet liegt hier der von Lucien Stypulkow­ski sehr fein ge­schnit­t e­ ne ori­g i­n a ­le, weiß­gehöhte Druck­stock aus Buchs­ baum vor. Im Buch fin­det die reiz­vol­le Dar­stel­lung ihre or­g a ­n i­s che Fort­s et­z ung auf den fol­g en­den Sei­t en des In ­h alts­ver ­z eich ­n is­ses: Als sei­en sie aus dem Bild her­aus­ge­pur­z elt, fin­den sich auch ne­ben den Ka­pi­t el­t i­t eln die Re­prä­sen­t an­t en der je­weils be­ schrie­be­nen Stän­de in Klein ­for ­m at.

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Sechs ori­g i­na­le Druck­stöcke in ei­nem sym­bo­l i­schen Ar­ran­ge­ment 217 [Les Français pein­t s par eux-mêmes]. 6 ori­g i­n a­le Holz­stöcke mit Il­lu­stra­t io­nen zu Band I – V. [Pa­r is, Léon Curmer, etwa 1840 –1842]. 6 gra­vier­te weiß­gehöhte Holz­stöcke aus Buchs­baum. Un­ter bzw. in Passe­par­tout fi­xiert und in ei­nem schwar­ zen, ver­gla ­sten Kunst­stoff­rah­m en (421 x 521 mm). 6 ori­g i­n a ­le Druck­stöcke nach Zeich­nun­gen von Delacroix, Gavarni, Mon­n ier und Pauquet – Le Pair de France (139 x 108 mm, Bd. I, Ta­fel bei S. 261). – Le Co­m positeur ty­po­g raphe (97 x 128 mm, Bd. II , Ta­fel bei S. 265). – Les Douairières (138 x 105 mm, Bd. III ,Ta ­fel bei S. 163). – Groupe de têtes (Femmes) (110 x 128 mm, Bd. I V, Ta­fel bei S. 61). – Le Roi (100 x 128 mm, Bd. V, S. LXXXI ). – Le Vol­t i­geur (164 x 123 mm, Bd. V, Ta­fel bei S. 199). Zu fünf Ta­feln und ei­ner Text­a b­bil­dung aus den fünf Pa ­r is-Bän­den von Les Français sind hier die ori­g i­n a ­len, weiß­g ehöhten Druck­stöcke ver­eint, ge­ s to­ c hen von Adrien Lavieille, A. Font­ a ine, Guil­baut, Jean Birouste, An­toine Thiébault und Adolphe Gus­m and. Ge­r ahmt und un­ter Glas prä­ sen­t ie­r en sie sich in ei­nem durch­d ach­t en Ar ­r an­ge­ ment. Die klein­ste Dar­stel­lung prangt im Zen­t rum: Es ist das von Delacroix ge­z eich­ne­t e kö­n ig­l i­che Wap­p en, das als Kopf ­v i­g net ­t e über dem Ka­pi­t el Le Roi ein­ g angs des letz­ t en Pa­ r is-Ban­ des steht. Wäh­r end es die gan­z e Na­t i­on ab­strakt re­prä­sen­ tiert, ent­fal­tet sich die­se in den vie­ler­lei Stän­den und Be­r u ­fen der Fran­z o­sen bei­der­lei Ge­schlechts, von de­nen hier fünf gro­ße Ta ­fel­a b­bil­dun­gen um die ‚ide­el ­le‘ Mit ­t e grup­piert wer­den. Der Rei­gen be­g innt oben links mit ei­ner Stüt­z e des mon­a r­chi­schen Staa­t es: Le Pair de France hält sich zwar ker­z en­ge­r a­de, ist aber doch schon sicht­lich in die Jah­r e ge­kom ­men. Rechts dem Hoch­ad­l i­gen ge­gen­ü ber gibt sich eine vor ­neh ­me Wit ­we mü­ßig

ei­ner Pa­t i­e nce hin; bei­ de zeich­ ne­ t e Gavarni. Volks­tüm­li­cher geht es in der un­te­r en Rei­he zu: Vie­ler­lei Frau­en­ge­stal­t en be­völ ­kern Hen ­r i Monniers Dar ­stel ­lung un­t en links, un­t en rechts wen­den sich zwei jun­ge Da ­men in­t er­es­siert ei­nem stramm­ ste­hen­den kö­n ig­l i­chen Gar­d i­sten von Hi­ppolyte Pauquet zu, der das dia­go­n a­le Pen­d ant zum grei­sen Pair ver­kör ­pert. An­s chei ­nend un ­b e­e in­d ruckt von die­s er Welt der Äu­ßer­lich­kei­ten steht oben mit­tig über dem Wap­pen ein von Mon­n ier ge­z eich­ne­t er Set­z er vor sei­nem Setz­k a­sten: als Hü­t er der Buch­sta ­ben, die er zu Tex­t en und Bü­chern kom­bi­n iert, die ei­nen in­ ne­r en ge­sell­schaft ­l i­chen Zu­sam ­men ­h ang stif ­t en – ex­pres­sis verbis das en­z y­k lo­p ä­d i­s che Werk Les Français pein­t s par eux-mêmes, des­sen Ti­t el-Let ­t ern in dem als Passe­par ­t out frei­g e­l as­s e­nen Feld im un­t e­r en Be­r eich der Mit ­t el­ach­se zu le­sen sind.

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Ver ­t re­t er der Pro­v inz – sie­ben ori­g i­na­le Druck­stöcke 218 [Les Français pein­ts par eux-mêmes]. 7 ori­g i­n a­ le Holz­stöcke mit Il­lu ­stra­t io­nen zu den Bän­den Pro­vince I – III. [Pa­r is, Léon Curmer, etwa 1841 –1842]. 7 gra­vier­te weiß­gehöhte Holz­stöcke aus Buchs­baum. Un­ter bzw. in Passe­par­tout fi­xiert und in ei­nem schwar­ zen, ver­gla ­sten Kunst­stoff­rah­m en (421 x 521 mm). 7 ori­g i­n a ­le Druck­stöcke nach Zeich­nun­gen von Gavarni, Mei­sso­n ier, Mon­n ier u. a. – Le Cac­hot (105 x 140 mm, Bd. I, Ta­fel bei S. 89). – Le Char­t reux (137 x 105 mm, Bd. I, Ta­fel bei S. 153). – Fi­lles de Pi­c ar­die (140 x 107 mm, Bd. I,Ta­fel bei S. 223). – La Bor­de­laise (60 x 120 mm, Bd. I, S. 249). – Grisette de Montpellier (137 x 85 mm, Bd. II , Ta­fel bei S. 43). – Les Camp­a gnes (Mendiants bre­tons) (73 x 68 mm, Bd. III , S. 32). – Als­ acien et Als­ acienne (135 x 102 mm, Bd. III , Ta­fel bei S. 145). Die fran­z ö­si­sche Pro­v inz wird in die­ser schau­k a­ sten­a r ­t i­gen Zu­s am ­men­stel­lung von 7 ori­g i­n a ­len, weiß­gehöhten Druck­stöcken zu fünf Ta­fel- und zwei Text ­a b­bil­dun­gen in ih­r er bunt­schecki­gen Viel­falt und zu­gleich in durch­d ach­t er Aus­wahl und An­ord­ nung der Bild­mo­t i­ve vor­ge­stellt. Steht in un­se­r er klei­nen Pa ­r is-Kol­lek­t i­on das kö­n ig­l i­che Wap­p en im Mit­tel­punkt des Ar­r an­ge­ments, so ist es hier die Vi­g net ­t e mit ei­ner Grup­pe bre­t o­n i­scher Bett­ ler, ge­z eich­net von Oct ­ave Pen­g uilly, ge­sto­chen von Stypulkow­ski – die­ser Kon­tra­punkt wirkt wie ein bis­si­ger Kom ­men­t ar zur zen­t ra ­l i­sti­schen Or­g a ­n i­sa­ ti­on Frank ­r eichs, wel­che die Me­t ro­po­le Pa ­r is be­ gün­stigt und die ‚Pro­v inz‘ sy­ste­m a­t isch ver ­n ach­läs­ sigt. In die­ses Wahr ­neh ­mungs-Mu­ster pas­sen auch Hen­r i Monniers Bild der Ein­gekerketen oben links, und, gleich ne­ben­a n, Er­nest Meissoniers frömmeln­ der Kar ­t äu­ser in sei­ner Zel­le, des­sen bi­got ­t e Ab­ son­de­r ung in die­sem Kon­t ext wie eine zy ­n i­sche Par­odie auf die Ge­f äng ­n is­sze­ne wirkt. Aus­ge­schlos­ sen ‚von der Welt‘ sind die­se ‚Re­prä­sen­t an­t en‘ des Lan­des al­le­samt. Di­r ekt un­ter dem gro­ßen Holz­stock mit den Ker­ ker ­i n­s as­sen be­fi n­det sich ein deut ­l ich klei ­ne­r er,

(wie je­ner ge­schnit­ten von Alp­honse Gér­a rd), der sein an­de­r es Pen­d ant dar­stellt: Men­s chen un­t er frei­em Him ­mel in ei ­ner be­leb­t en Stra ­ßen­sze­ne aus Bor­deaux. Auch die üb­r i­gen drei Druck­stöcke zei­ gen Ver­t re­t er ein­z el­ner Re­g io­nen, und zwar in geo­ gra­phisch an­n ä ­hernd kor ­r ek­t er An­ord­nung, stellt man sich den Rah­ men als gen­ ordete Land­ k ar­ te vor: Un­ter­h alb der Sze­ne aus Bor­deaux ist die Grisette de Montpellier an­ge­sie­delt; bei­de Zeich ­nun­ gen von Fran­çois Fortuné Férogio im un­t e­r en lin­ken Be­r eich ste­hen so­m it ‚im‘ und für den Süd­we­sten Frank ­r eichs. Das Ge­g en­ü ber in der nord­ö st ­l i­ chen Ecke ist Gavarnis züch­t i­ges Mäd­chen aus der Pi­c ar­d ie (Schnitt: Bara), un­t er ihr be­fi n­det sich ein el­säs­si­sches Paar in Tracht von Vo­gel (Schnitt: Verdeil), das gleich­sam den öst­li­chen Rand des fran­ zö­si­schen Kul­t ur ­r aums ein ­n immt. Den de­so­l a­t en Bil­dern von so­z i­a l ‚Rand­stän­d i­g en‘, wer­den da­ mit Fi­g u­r en ge­gen­ü ber­ge­stellt, die das volks­t üm­ li­che Le­ben in ei ­ner ur­sprüng­l i­chen, un­ver­derb­t en Vi­t a ­l i­t ät wi­der ­z u­spie­geln schei ­nen. Auch in die­sem Rah­men wird so­m it eine klu­ge Kon­z ep­t i­on in Aus­ wahl und An­ord­nung des Ma­t e­r i­a ls sicht­bar – das Gan­z e ist mehr als die Sum­me sei­ner Tei­le. Der pas­se­partourierte Aus­schnitt des Druck­t i­t els un­t en in der Mit ­t e un­t er­streicht die Re­prä­sen­t a­t i­v i­t ät der Kol ­lek­t i­on. Li­t e­r a­t ur zur Buch­aus­g a ­b e: Bil­der ­wel­t en 120 ff., Nr. 52; Blachon 107 –112; Brivois 157 ff.; Car­t er­et III , 245 – 251; Co­l as 1101; Hi­ler 324; Lacombe 876; Lemoisne I, 168 f.; Lip­p er­hei­de 236, Fc 37 und Fe 10; Lon­c hamp II , 169; Rahir 431; Ray II , 306 ff., Nr. 227; Ren­onciat 105 und 287; Rümann 167 f., 176 f. und 188; San­der 275; Vica ­i re III , 794 ff.

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Im Ver­lags­ein­band 219 La France. Ty­pes, mœurs et merveilles de la na­t ure. Ouv­ra­ge dédié a la je­un­e s­se par MM. Ch. de Ribel­le [d. i. Jean Bap­tiste Am­able Rigaud], J[ules] Rost­aing, F[rançois] Fertiault & Mme la C sse [An­aïs] de Bassanville. Pa­r is, Am­able Rigaud, 1860. 12 ge­tön­te lithographierte Ta­feln mit Sei­den­vor­sät­zen, ei­ni­ge or­n a­m en­ta­le Kopf- und Schluß­vi­g net­ten in Holz­ schnitt. 2 Bl., 314 S., 1 lee­res Bl. Groß-Ok­tav (238 x 150 mm). Dun­kel­blau­er Halb­saf­f i­anVer­lags­ein­band auf vier von fet­ten Blind­f ileten ein­ge­faß­ te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in ein­fa­chem und or­n a­m en­ta­lem Rau­ten ­stem­pel in vier­fa­chem Gold­ fileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Rah­ men­werk aus fet­ten Blind­f ileten auf den Deckeln, wei­ßen Moi­ré­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt ( Vor­sät­ze oxy­diert). Frank­r eich für die Ju­gend Das der fran­z ö­si­s chen Lan­des­k un­de ge­w id­me­t e Ju­g end­buch ent ­h ält zwölf ge­t ön­t e Li­t ho­g ra­phi­ en, die Be­woh­ner aus den ver­schie­de­nen Re­g io­nen Frank ­r eichs vor­stel­len. Sie wur­den nach Zeich­nun­ gen von A. Co­ppin bei God­a rd ge­d ruckt. Der pseud­ony ­me Mit ­au­t or Ribel­le war zu­gleich der Ver­le­ger. Jean Bap­t iste Am­a ble Rigaud gab auch das Jour­n al des enfants her ­aus.

Pro­ve­n i­enz: Zeit ­g e­nös­si­sches Eti­kett des Pa ­r i­ser Buch­h änd­lers Diard ver­so flie­gen­dem Vor­satz. Li­ t e­ r a­ t ur: Nicht bei Gumuchian und Vica­ i re; zu Ribel­ l e: Heylli 375; Wel­ler 478.

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In Ein­zel­l ie­fe­r un­gen mit Um­schlä­gen 220 Gali­b ert, Léon. Histo­ire de l’Al­gérie an­cienne et mo­der­ne depuis les pre­miers établissements des Ca­rthaginois jusques et y co­mpris les der­nières camp­a gnes du général Bug­eaud. Avec une in­troduct­ion sur les di­ vers systèmes de co­lonisat­ion qui ont précédé la co­n quète française. 80 Lie­fe­r un­gen in 43 Hef­ten. Pa­r is, Fur­ne et Cie, Gau­din, 1843. [Auf dem Um­schlag: 1844]. 24 Stahl­sti­c he mit Sei­d en­vor­sät­z en, ge­sto­c hen von Rouargue frères, 12 ko­lo­r ier­te Ta­feln in Holz­schnitt mit Sei­den­vor­sät­zen nach Raf­fet (zu­züg­lich 1 Doub­le­t te), 1 mehr­fach ge­fal­te­te far­bi­ge Ta­fel mit 2 Kar­ten und 3 Stadt­plä­nen, 66 Text­holz­schnit­te nach Raf­fet. 2 Bl., I V S., 637, (5) S.; 2 Bl. (neue Ti­te­lei 1844); 2 S. (Pro­spekt). Quart, un­be­schnit­ten (277 x 185 mm). Roh­bo­gen und lose Ta­feln in 42 [statt: 43?] hell­blau­en il­lu ­strier­ten Lie­fe­ rungs­um ­schlä­gen und brau­nem Ori­g i­n al-Um ­schlag mit ori­ent­ali ­sie­ren­dem De­k or, in lang­n ar­bi­ger hell­blau­er Halb­m aroqu­inche­mi­se auf fünf fal­sche, blind- und gold­ ge­präg­te Bünde, in den Kompartim­en­ten gold­ge­präg­ ter Rücken­t i­tel in zwei­fa­chem und or­n a­m en­ta­ler De­k or in vier­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en, auf dem In­nen­deckel si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1934“ , in Papp­ schu­ber mit hell­blau­en Ma­r o­quin­k an­ten (Um ­schlag mit

klei­n em Rand­ein­r iß, Che­m i­se am Rücken et­was ver­bli­chen, Schu­ber et­was beschabt). Die von Raf ­fet il­lu­strier ­t e Ge­schich­t e Al­ge­r i­ens – in Roh ­bo­gen, mit Um­schlä ­gen, wei­t e­r er Ti­t e­lei und Pro­spekt Dies ist die er­ste Aus­g a ­be der um ­fang ­r ei­chen al­ge­ ri­schen Ge­schich­t e des Pa ­r i­ser An­walts Léon Gali­ bert (1803 – um 1865), die gut zur Hälf­te der zeit­ ge­nös­si­schen Domi­n a­t i­on française ge­w id­met ist [ab S. 249]. Den Band be­schließt eine um­fang­r ei­che Sta­t ist­ique hi­storique des régiments envoyés en Afrique depuis 1830 [ab S. 577]. Für die Be­bil­de­r ung konn­t e Au­g u­s te Raf ­fet (1804 –1860), der „klas­si­sche[…] Schil­de­r er der mi­l i­ tä ­r i­schen Ruh ­mes­t a­t en der Re­pu­blik u. des Kai­ser­ rei­ches“ [Thieme/Becker 27, 564], ge­won­nen wer­ den. Ent­spre­chend ist für Beraldi ins­be­son­de­r e die Il ­lu­stra­t i­on „réus­sie“ [Beraldi]. Von den 24 von den Brü­dern Adolphe und Émile Rouargue ge­sto­che­nen Stahl­sti­chen ent ­stam ­men 19 de­r en Vor­la­gen, ei­ner von Biard und vier von Raf­fet;

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von ihm sind auch die zwölf Fa­rb­t a­feln, auf de­nen sich sich Sol­da­t en in ih­r en Uni­for ­men prä­sen­t ie­r en, fer ­ner die Ti­t el­v i­g net ­t e und die 65 Text ­a b­bil­dun­ gen, in Holz ge­schnit­ten von Lavoignat, Lavieille, Hébert, Quart­ley u. a. Die mehr­fach ge­fal­t e­t e ko­lo­ rier ­t e Kar ­t e zeigt ne­ben Al­ge­r i­en auch Stadt ­plä ­ne von Oran, Co­n stan­t i­ne und Al­g ier. Die­ses Ex­em­plar liegt gleich­sam noch in un­b e­ rühr ­t em Zu­stand vor: in Ein­z el­l ie­fe­r un­gen in Roh­ bo­g en, mit 42 Lie­fe­r ungs­u m­s chlä­g en (die letz­t e Lie­fe­r ung: ohne) und dem cha ­mois­farbenen Ori­g i­ nal-Um­schlag mit ara ­bi­scher Or ­n a ­ment ­i k. Gleich­ wohl ist es gut ge­schützt durch die farb­l ich und de­ ko­r a­t iv pas­sen­de hell­blaue Halb­m a ­r o­q uin-Che­m i­se im Schu­ber von Ge­org­es Mer­ci­er (1885 –1939). Dem Ex­e m­plar sind drei Ex­t ras bei­g e­g e­b en: Die Fa ­rb­t a ­fel mit der In­fan­te­r ie légère ist noch ein zwei­t es Mal als Doub­le­t te ver­t re­t en, auch der Ver­ lags­pro­spekt liegt bei und in­t er­e s­s an­t er ­wei­s e auch die spä­t e­r e, 1844 da­t ier­t e Ti­t e­lei, laut der die

Ge­ s chich­ t e nun „jusqu’à la pri­ s e de la Smalah d’Abd-el-Ka­der“ reicht – eine mi­li­t ä­r i­sche Tat des Duc d’Au­m a­le am 16. Mai 1843. Der zwei­te Ti­tel ist auch mit ei­ner neu­en Vi­g net ­t e ver­se­hen. Zeig ­t e der er­ste, wie auch alle Lie­fe­r ungs­u m­schlä­ge, den Hand­schlag zwi­schen ei­nem fran­zö­si­schen In­fan­t e­ ri­sten und ei­nem al­ge­r i­schen Kämp­fer mit Tur­ban, so ist der Te­nor nun ein an­de­r er: Der In­fan­te­r ist be­wacht ein­sam eine auf ei­nem Hü­gel auf­ge­pflanz­ te zer­z au­ste Fah­ne. Pro­ve­n i­enz: Zwei Lie­fe­r ungs­u m­schlä ­ge mit Kreis­ stem­ p el „Prev­ o st Librairie à Blois“. – Auf dem In­nen­deckel Adri­a n Flüh ­m anns Eti­kett mit Mo­no­ gramm „awf “. Li­t e­r a­t ur: Brivois 164 f.; Bru ­net V I , 1610, Nr. 28406; Car­ter­ et III , 253 f. und 255 (Um­s chlag-Abb.); Co­las 1166; DBF XV, 163; Gay 899; Gra­e s­s e III , 15; Hi­ler 350; Lip­p er­hei­de 378, Ma 24; Lon­c hamp II , 175; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 11; Rahir 436; San­der 282; Vica ­i re III , 856 f.; zu Raf­fet: Beraldi XI , 107, Nr. 1487 –1570; Bry 52; Giacomelli 294 ff.; Oster­w al­der 861.

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Im Ein­band von Jean Simier mit mau­r i­schem De­kor 221 Gali­b ert, Léon. L’Al­gérie an­c ienne et mo­der­ ne depuis les pre­miers établissements des Ca­r thaginois jusqu’ à la pri­se de la Smalah d’Abd-el-Ka­der. Vi­g net­tes par Raf­fet et Rouargues frères. Pa­r is, Fur­ne et Cie, 1844. 24 Stahl­sti­c he mit ro­sa­far­be­n en Sei­d en­vor­sät­z en, ge ­sto­chen von Rouargue frères, 12 ko­lo­r ier­te Ta­feln in Holz­schnitt mit ro­sa­far­be­nen Sei­den­vor­sät­zen nach Raf­ fet, 1 mehr­fach ge­fal­te­te far­bi­ge Ta­fel mit 2 Kar­ten und 3 Stadt­plä­n en, 66 Text­holz­schnit­te nach Raf­fet. 2 Bl., I V S., 637, (3) S. Quart (254 x 166 mm). Hell­brau­n er Rus­sisch­le­der­band der Zeit auf vier Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ti­tel, in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ten in ein­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en auf­wen­di­ges Rah­m en­werk in mau­r i­schem Stil aus sich über­kreu­zen­den Gold­f ileten mit flora­len Ele­m en­ten, ähn­lich auf den Deckeln, je­doch hier mit gro­ßer zen­t ra­ler Ro­set­te, mit Gold­f ileten auf den Steh-, flora­ler Bor­dü­r e auf den In­n en­k an­ten, ma­r i­n e­blau­ en Ma­r o­quin­d oublü­r en mit rei­c her Gold­prä­g ung in spa­n isch-mau­r i­schem Stil, Vor­sät­z e mit kö­n igs­blau­ er Moi­ré­sei­de be­zo­gen und mit dop­pel­ten Gold­f ileten­ rah­m en, mit Ganz­g old­schnitt, am Fuß si­g niert „R[elié]. P[ar]. Jean Simier“ .

Herr­l i­cher, mit mau ­r i­schem De­kor reich ver­z ier ­t er zeit ­ge­nös­si­scher Ein­band von Jean Simier Die er­ ste Aus­ g a­ b e des Werks zur Ge­ s chich­ te Al­ge­r i­ens liegt hier mit dem zwei­t en, 1844 da­t ier­t en Ti­t el­blatt vor; der Buch­block ist an­son­sten der­sel­be wie bei der frü ­he­r en Ti­t el­va ­r i­a n­t e. Die­ses Ex­em­plar aus der Bi­blio­t hek von Alex­a n­d re Roudinesco (1883 –1974) liegt in ei­nem wun­der­ba ­r en zeit ­ge­nös­si­schen Ein­band vor, der mit sei­nem rei­chen mau­ri­schen De­kor auf Rücken, Deckeln und Doublü­r en aufs schön­ste mit dem In­h alt kor­ re­spon­d iert. Der Buch­bin­der Jean Simier, ein Nef­ fe des ‚gro­ßen‘ Simier, ist ggf. schon in den 1840er Jah­ren, auf je­den Fall in den 1860er Jah­ren in Pa ­r is nach­weis­bar. Für des­sen Spe­z ia ­l i­t ät reich ver­ gol­de­t er Doublü­r en ver ­weist Culot ei­gens auf un­ser Ex­ em­ plar [Culot 551]. Das letz­ t e Blatt mit den An­g a ­ben zur Pla ­z ie­r ung der Ta ­feln wur­de en­fernt. Der Er­h al­t ungs­z u­stand ist ma ­kel­los. Pro­ve­n i­enz: Il­lu­strier ­t es Ex ­l i­bris von Alex­a n­d re Roudinesco ver­so flie­gen­dem Vor­satz von Band I. – Des­sen Auk­t i­on 1967, I, Nr. 46: frs. 1.800.

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Im il­lu­strier ­t en Ver­le­ger­ein­band, mit aus­nahms­wei­se ko­lo­r ier ­t en Stahl­sti­chen 222 Gali­b ert, Léon. L’Al­gérie an­c ienne et mo­der­ ne depuis les pre­miers établissements des Ca­r thaginois jusqu’ à la pri­se de la Smalah d’Abd-el-Ka­der. Vi­g net­tes par Raf­fet et Rouargues frères. Pa­r is, Fur­ne et Cie, 1844. 24 Stahl­sti­che mit Sei­den­vor­sät­zen, ge­sto­chen von Rouar­ gue frères, da­von 10 aus­n ahms­wei­se ko­lo­r iert, 12 ko­lo­ rier­te Ta­feln in Holz­schnitt mit Sei­den­vor­sät­zen nach Raf­fet, 1 mehr­fach ge­fal­te­te far­bi­ge Ta­fel mit 2 Kar­ ten und 3 Stadt­plä­nen, 66 Text­holz­schnit­te nach Raf­fet. 2 Bl., I V S., 637, (5) S. Quart (253 x 165 mm). Ver­le­ger­ein­band von dun­k el­li­la Saf­f i­an auf glat­ten Rücken, mit Rücken­t i­tel und -il­lus­ tra­t i­on in Gold­prä­g ung, auf den Deckeln gold­ge­präg­ te Plat­te mit ara­bi ­scher Rei­ter­f i­g ur in blind­ge­präg­tem Rah­m en­werk, mit spä­te­ren, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­z en und Ganz­g old­schnitt (obe­rer und seit­li­cher Rand durch­ ge­hend schwach ge­bräunt, 1 Ta­fel braun­f leckig).

Die er­ste Aus­g a ­b e die­s er Ge­s chich­t e Al­g e­r i­ens liegt hier ein wei­te­r es Mal mit dem zwei­ten, 1844 da­t ier ­t en Ti­t el ­blatt vor. Eine sel­t e­ne Be­son­der­heit ist der schö­ne gold­ge­präg ­t e Ver­le­ger­ein ­band, der auf den bei­den Deckeln ei­nen Be­waff­ne­t en zu Pferd zeigt, auf dem Rücken hin­ge­gen ei­nen ge­müt­lich pfei­fe­r au­chen­den Ka ­mel­r ei­t er un­t er ei ­ner Pal ­me. Der Ver­le­ger Fur­ne „fait sou­vent graver des fers spéciaux“ [Mal­avueille 177]. Eine Aus­n ah ­me­stel­lung kommt die­sem Ex­em­plar oben­d rein da­durch zu, daß au­ßer den 12 Ta­feln mit Uni­for­m ier­t en hier auch 10 der 24 Stahl­sti­che, aus­n ahms­los sol­che mit Land­schafts­d ar­stel­lun­gen, sehr hübsch ko­lo­r iert, ei­n i­ge da­von auch mit Ei­weiß geh­öht wor­den sind. Pro­ve­n i­enz: „J. Alle­aume“, in Gold­prä­g ung auf dem Vor­der­deckel.

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Im Lu­x us-Ver­le­ger­ein­band 223 Gali­b ert, Léon. Histo­ire de la République de Venise. Pa­r is, Fur­ne et Cie, 1847. 1 ge­fal­te­tes Front­ispiz und 23 Ta­feln in Stahl­stich mit Sei­den­vor­sät­zen; we­ni­ge Text­ab­bil­dun­gen, 1 wie­der­hol­te Kopf ­lei­ste, ei­ni­ge wie­der­hol­te Schluß­vi­g net­ten und Zier­ in­itia­len in Holz­schnitt. 2 Bl., VII S., 586 S., 1 Bl. Quart (266 x 167 mm). Ver­lags­ein­band von ro­tem Saf­f i­ an auf glat­ten Rücken, mit Ti­tel und den gan­zen Rücken ein­neh­m en­der Il­lu ­stra­t i­on in Gold­prä­g ung, die Deckel mit blind­ge­präg­tem Rah­m en­werk mit gold ­schraf­f ier­ten Eckfleurons, zen­t ral gro­ße gold­ge­präg­te Il­lu ­stra­t i­on mit wei­ßer und grü­ner In­tar­sie­r ung, mit Dent­el­le­bor­dü­re auf Steh- und In­n en­k an­ten, wei­ßen Moi­ré­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt ( Vor­sät­ze oxy­diert, strecken­wei­ se deut­lich braun­f leckig, we­ni­ge La­gen pa­pier­be­dingt leicht ge­bräunt). In pracht ­vol ­ler Gold­prä ­g ung il ­lu­strier ­t er, in­t ar­sie­r-ter Saf ­fi ­a n-Ver­l ags­ein ­band Es wa ­r en we­n i­ger po­l i­t i­sche Macht und Grö­ße, die Léon Gali­bert (1803 – um 1865) an der Ge­schich­te Ve­ne­d igs fas­z i­n ier ­t en, son­dern viel­mehr „ce doub­le

phénomène d’in­dépendance et de longévité, si rare chez les nat­ions“ [S. I]. Dar­u m be­schreibt das Werk nicht nur die Er­eig ­n is-, son­dern auch Ar­chi­t ek­t ur-, Kunst-, Kul­t ur- und Sit­t en­ge­schich­t e der „cité my­ stérieuse“ [S. VII] bis in die Ge­gen­wart des Au­t ors. Als An­h ang fin­det sich eine chro­no­lo­g i­sche Li­ste al­ler Do­gen der See­r e­pu ­blik. Der Band ist mit 24 von Rouargue ge­z eich­ne­ten Stahl­sti­c hen aus­g e­stat ­t et; das dop­p el­blatt ­g ro­ß e fein ge­sto­che­ne Front ­i spiz zeigt die La­g u­nen­stadt und ihre Bau­ten aus der Vo­gel­schau. Der präch­ ti­ge Lu ­x us-Ver­le­ger­ein­band aus ro­t em Saf ­fi­a n ist gleich­falls il­lu­striert. Den ge­s am­t en Rücken füllt ein Stand­bild des Do­gen (En­r i­c o?) Dan­dolo aus, die Deckel ziert eine Kar­tu­sche mit der An­sicht von Mar­k us­platz und Do­g en­pa ­l ast, dar ­u n­t er das weiß und grün in­t ar­sie­r te Stadt ­w ap­p en, dar ­ü ber der Mar­k us­lö­we. Li­t e­r a­t ur: Blanc 588; Bru ­net V I , 1433, Nr. 25454; Car­t er­et III , 254; Cicogna 642; DBF XV, 163; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 11; So­r anzo 7302 (mit in ­kor ­r ek­t em Ti­t el und Ver­l ags­n a ­m en); Vica ­i re III , 857; zum Ein­band: Mal­avieille 178, Nr. 59 (Abb., mit ver ­t ausch­t er Bei­s chrift).

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In Ein­zel­l ie­fe­r un­gen mit al­len Um­schlä­gen und mit zu­sätz­l i­chen Ta­feln auf Chi­na­pa­pier 224 Gau­t ier, Théo­phile. Le ca­pitaine Frac­a s­se. Illu­stré de 60 des­sins de Gu­stave Doré. Pa­r is, Char­pen­t ier, 1866. 60 Holz­sti­c he, al­l er­m eist mit rosa Sei­d en­vor­sät­z en, nach Gu­stave Doré; zu­sätz­lich 24 Holz­schnitt-Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier (da­von eine doub­le­t t). 2 Bl., 500 S. Quart, un­be­schnit­ten (277 x 185 mm). Lose La­gen in 60 cha­m ois­farbenen il­lu ­strier­ten Lie­fe­r ungs­u m ­schlä­gen, mit il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag, in grob­ge­n arb­ter ro­ter Halb­m aroqu­inche­m i­se auf fünf fal­schen Bün­den mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und blind- und gold­ge­ präg­ter Ka­sten­ver­g ol­dung, in Papp­schu­ber mit Ma­r o­ quin­k an­ten (Schu­ber et­was beschabt, vor­letz­te Lie­fe­r ung am Sei­ten­rand mit Ein­r iß und Knit­ter­spu­ren, letz­ter Lie­fe­r ungs­um ­schlag vorn mit Knit­ter­spu­ren). Mit 60 Ta­feln nach Doré, 24 zu­sätz­l i­che Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier – in Ein­z el­l ie­fe­r un­gen Der zu­erst 1863 er­schie­ne­ne Ro­m an von Théo­phile Gau­t ier (1811 –1872) be­sitzt den Ruf sei­nes „be­sten Pro­s a­wer­kes“, vor al­lem durch die „Fül­le an zeit­ ty ­pi­schen Be­schrei­bun­gen“ [En­gel­h ard/Rol­off ] aus der Um ­bruchs­z eit un­t er Lud­w ig XIII . im 17. Jahr­ hun­dert im fran­zö­si­schen Süd­we­sten. Hin­z u kommt „das In­t er­e s­se am Ar ­t i­sti­schen“ [Eng­ler 49]. Der letz­te Ba­r on von Sigognac schließt sich aus Lie­ be zu der Schau­spie­le­r in Isa ­bel­le ih­r er Trup­pe an. Wäh­r end er un­ter dem Na­men des Ca­pitaine Fra­ cas­se auf­t ritt, wird sie als die ge­r aub­t e Toch­t er ei­ nes Her­z ogs iden­t i ­fi ­z iert – nach al­ler­lei Aben­t eu­ern hei­r a­t en sie und „keh ­r en in den ih ­nen zu­ste­hen­den so­z ia ­len Rang zu­r ück“ [En­gel­h ard/Rol­off ]. Dies ist die er­ste Aus­g a ­b e mit den Il­lu­stra­t io­nen von Gu­stave Doré, mit dem Gau­tier be­freun­det war. Guratzsch/Unverf­ehrt fin­den sie „sen­t i ­men­t alspan­nungs­los“, Car ­t er­et hin­ge­gen nennt das Werk „très recherchée pour sa rem­a rquable il­lu­stra­t i­on“. 23 der 60 Ta­feln lie­gen in un­se­r em Ex­em­plar zu­ sätz­lich als Drucke auf Chi­n a­pa­pier vor (plus eine Doub­le­t te). Car ­t er­et be­r ich­t et auch „d’une gran­de ra ­r e­t é en pre­m ier tira­ge, en liv­r ai­sons avec ses pa­piers de soie et la co­ u verture génér­ a le de ton cha­ mois, illustrée porta ­nt l’adres­se quai de l’École“ [Car­t er­et]. Ex­a kt auf ein sol­ches Ex­em­plar in Ein­zel­l ie­fe­r un­gen mit al­len Um­schlä­gen hat­t e es der Mar­seil­ler Ban­ kier und Bi­blio­phi­le Hen­r i Bon­n as­se (1899 –1984)

ab­ge­se­hen – es liegt hier, ge­schützt von so­l i­der Che­ mi­se und Schu­ber, in her ­vor ­r a­gen­dem Zu­stand vor. Pro­ve­n i­enz: Auf dem In­nen­deckel das gold­g e­ präg ­t e Ex ­l i­bris von Hen­r i Bon­n as­se, der sei­ne vor al­lem der Ro­m an­t ik ge­w id­me­t e Samm ­lung ab 1980 ver­k au­fen muß­t e (des­sen Ka­t a ­log II , 1982, Nr. 40: frs. 6.500). Li­t e­r a­t ur: Bénézit I V, 684; Beraldi V I , 45, Nr. 146; Borst 2964; Brivois 167; Car ­t er­e t III , 258 ff. (mit Um­schlag-Abb.); Dézé 70; En­g el ­h ardt/Rol­off II , 98 f. (Er­s tausg.); Guratzsch/Unverf­ ehrt II , Nr. 89; Leblanc 118 ff.; Lon­c hamp II , 177; Rahir 437; San­d er 291; Talv­a rt/Place V I , 330, Nr. 57B; Tour­ neux 42; Vica ­i re III , 926 f.

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Sel­t e­nes Ex­em­plar der Erst ­aus­ga ­be auf star­kem Ve­l in­pa­pier 225 Gau­t ier, Théo­phile, [fils]. Aven­t u­res du ba­r on de Münch­h au ­sen. Traduct­ion nouv­el­le par Théo­phile Gau­t ier fils. Illustrées par Gu­stave Doré. Pa­r is, Charles Fur­ne, [1862].

Sel­t e­nes Ex­em­plar auf star­kem Ve­l in­pa­pier – mit 155 phan­t a­sti­schen Il­lu­stra­t io­nen von Doré

als 1781 und 1783 ein an­ony­mer Au­t or zwei sol­che Samm ­lun­gen un­t er sei­nem Na ­men ver­öf ­fent ­l ich­t e. Die­se wur­den von Ru­dolf Erich Raspe ins Eng­l i­sche über­setzt, 1785 un­t er dem Ti­t el Ba­ron Munch­h au ­sens Narr­ative of his Marvellous Tra­vels and Camp­aigns in Russia her­aus­ge­ge­ben und in wei­t e­r en Auf­l a­gen ent­ spre­chend dem In­t er­es­se des eng­l i­schen Pu­bli­k ums um eine Rei­he von Schiffs- und See­a ben­t eu­ern er­ wei­t ert. Gott­f ried Au­g ust Bür­ger über­t rug den eng­ li­schen Text wie­der­u m frei ins Deut­sche, „wo­b ei ihm wahr­schein­l ich Lich­t en­b erg zur Sei­t e stand, und er­wei­ter­te sie in der er­sten Auf­la­ge um acht, in der zwei­t en Auf­la­ge (1788) um wei­t e­r e fünf Ge­ schich­ten“ [ebd.]. So ge­hört der Münch­h au ­sen „zur Rei ­he je­ner Wer­ke, bei de­nen die Er ­z ähl­t ra­d i­t i­on ge­gen­ü ber der selb­stän­d i­gen Lei­stung ei ­nes ein­z el­ nen Au­t ors an Be­deu­t ung über­w iegt“ [ebd.].

Wer zeich­net für die­s e Lü­g en­g e­s chich­t en ver­a nt ­wort ­l ich? Der hi­sto­r i­sche Ba ­r on Karl Fried­r ich Hie­r o­ny ­mus von Münch­h au­s en (1720 –1797), der „bei­n a ­he zwan­z ig Jah­r e Hof- und Mi­l i­t är­d ienst“ in Braun­schweig, Ruß­land und in zwei Tür­ken­k rie­gen ge­lei­stet hat ­t e und „im klei­nen Kreis sei­ner Freun­de sei ­ne aben­t eu­er­l i­chen und phan­t a ­sti­schen Ge­schich­t en“ [K NLL] zum be­sten gab, war em­pört,

Dies ist die er­ste Aus­g a­be der fran­z ö­si­schen Über­ set­ z ung von Théo­ phile Gau­ t ier fils (1836 –1904) mit den Il­lu­stra­tio­nen von Gu­stave Doré, die, so Gau­t ier im Vor­wort, „par leur fi­délité ca­r acteristique et leur exot­ ique bi­ z ar­ r e­ r ie“ den Ein­ d ruck er­ wecken, die­ser sei der „pein­tre de l’ex­p édit­ion“ ge­we­sen, so sehr füg­t en sie dem Text „une valeur de bouffonnerie froide plus ger­m anique encore“ hin­z u

155 Holz­schnit­te, da­von 32 ganz­sei­t ig. 238 S., 1 lee­res Bl. Quart, un­be­schnit­ten (317 x 227 mm). Ro­ter Halb­saffi­an­ band auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en, die­ser auch in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, dar­in je­weils flora­ ler Ein­zel­stem­pel um­ge­ben von Eckfleurons, mit Gold­ fileten auf den Deckeln und mar­mo­r ier­ten Vor­sät­zen, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „Pagnant“ (vor­de­ rer In­nen­falz ein­ge­r is­sen, aber voll­kom­m en sta­bil).

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[S. 7]. Etwa um die­ s el­ b e Zeit be­ bil­ der­ t e Doré auch die phan­t a­s ti­s chen Er­z äh­l un­g en von Er­nest L’Épine, die Histo­ire du ca­pitaine Cas­tag­net­te [sie­he Nr. 396] und La Lég­en­de de Croque-Mit­aine [sie­he Nr. 397], doch sind die Aven­t u­res du ba­r on de Münch­h au ­sen in die­ser Grup­p e „am her­vor­ra­ gend­sten […]. Die Ein­f üh­lung Dorés in die­se Stof­ fe ist be­w un­derns­wert; in den Zeich­nun­gen zum Münch­h au ­sen scheint der Stil Rowlandsons un­m it­ tel­bar fort­ge­setzt zu sein“ [Rümann]. Für Car­t er­et ist die „char ­m an­t e il­lu­stra­t i­on […] plei­ne de verve et d’es­prit“ und „d’un in­t érêt supérieur à cel­le des au­t res édit ­ions illustrées“ [Car ­t er­et]. Die Ge­samt­ zahl der Il­lu­stra­t io­nen wird von San­der mit 153, von Dézé mit 157 so­w ie von Leblanc und Oster­wal­der mit 158 – je­weils falsch – an­ge­ge­ben. Der schö­ne Druck auf völ­l ig un­b e­s chnit ­t e­nem, star­kem Ve­l in­pa­pier wur­de von Édou­a rd Pagnant (1852 –1916), der „une répu­ t at­ ion très méritée au­ près des ama­ t eurs“ [Fléty] ge­ noß, in ei­ nen so­l i­den, sehr gut er­h al­t e­nen Halb­saffi­a n­band mit rei­cher Rücken­ver­gol­dung ge­bun­den. Li­t e­r a­t ur: Brivois 293; Car ­t er­et III , 40 f.; Dézé 64; Guratzsch/ Unverf­ehrt II , Nr. 76 f.; vgl. K NLL III , 325 f. (Bür­g er); Leblanc 37 f.; Oster­w al­der 321; Rümann 200 f. (mit Abb.); San­der 505; Tour­neux 105; Vica­i re I, 160; zu Pagnant: Fléty 139.

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Auf starkem Velinpapier, mit Widmungsbrief von Car ter et 226 Gautier, Théophile, [fi ls]. Aventures du baron de Münchhau sen. Traduct ion nouvelle par Théophile Gautier fils. Illustrées par Gu stave Doré. Paris, Charles Fur ne, [1862]. 155 Holz schnit te, davon 32 ganz seitig. 238 S., 1 leeres Bl. Quart (306 x 221 mm). Roter Halbmaroquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold ge­ präg tem und ­gerahmtem Rückentitel in zwei sowie rei­ cher or namentaler Goldprä gung in den übri gen Rücken­ feldern, mit Eckfleurons in doppeltem Goldfiletenrahmen auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und Ganz­ gold schnitt, verso fliegen dem Vorsatz si gniert „Dupré“ (durch gehend leicht braunfleckig). Weiteres Exemplar auf starkem Velinpapier, im zeit genössi schen Ein band und aus dem Besitz von Léopold Car ter et Dies ist ein wei te res Ex em plar der er sten Aus-ga be von Théophile Gautier fi ls’ Über set zung mit den Il lu strationen von Gu stave Doré, wiederum auf starkem Velinpapier. Es stammt aus dem Be sitz von Léopold Car ter et, der die se Doublette aus sei ner Bi bliothek mit dem bei lie genden hand schrift lichen Brief vom 24. März 1930 ei nem un genannten Freund über eig nete. Im Post scriptum ver weist er ei gens auf die Si gnatur des weni ger bekannten Buch binders Dupré als ei nes Zeit genossen von Capé, Belz und Niédrée [vgl. auch Fléty 64]. Provenienz: Léopold Car ter et, mit bei lie gendem, auf dieses Exemplar bezug neh mendem Wid mungsbrief, datiert 24. März 1930. – André Tissot-Dupont (dessen Auk tion 2016, Nr. 12).

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Im il­lu­strier ­t en Ori­g i­nal-Lei­nen­band 227 Gau­t ier, Théo­phile, [fils]. Aven­t u­res du ba­r on de Münch­h au ­sen. Traduct­ion nouv­el­le par Théo­phile Gau­t ier fils. Illustrées par Gu­stave Doré. Pa­r is, Fur­ne, Jouvet et Cie, [1866]. 156 Holz­schnit­te, da­von 32 ganz­sei­t ig. VII S., 230 S., 1 lee­res Bl. Quart (285 x 201 mm). Ro­ter Ori­g i­n al-Lei­n en­band mit gold­g e­präg­t em Rücken­l ängs­t i­t el so­wie de­k o­r a­t i­ver Schwarz- und Gold­prä­g ung auf den Deckeln und mit Ganz­g old­schnitt (Ecken und Ka­pi­ta­le mit mi­ni­m a­len Stauch- bzw. Schabstellen, Vor­sät­ze an­gegilbt, durch­ ge­hend et­was braun­f leckig). Die vor­l ie­gen­de zwei­t e Auf­l a­ge, er­schie­nen in et­ was klei­ne­r em For­m at als die Erst­aus­g a­be von 1862,

be­sitzt eine zu­sätz­l i­che Text­a b­bil­dung: die Schluß­ Vi­g net ­t e ei­nes sit­z en­den Hun­des [S. 96]. Be­m er­k ens­w ert ist der de­ko­r a­t iv ge­p räg ­t e ori­g i­n a ­le Lei­nen­b and. Auf dem Vor­der­deckel prangt in schwar­z em Rah ­men­werk un­t er ei­ner frei­herr­l i­chen Kro­ne und Zopf­pe­r ücke das Münch­ hau­sens­che Wap­p en in Gold, mit Dackel und – hal­bier ­t em – Pferd als Schild­h al­t ern auf wol­k i­gem Un­t er­g rund. Pro­ve­n i­enz: Buch­h änd­ler­eti­kett von E. Gon­t ier in Lou­v iers auf dem Spie­gel. Li­t e­r a­t ur: Brivois 293; nicht bei Car­t er­et; Dézé 64; Guratzsch/ Unverf­ehrt II , Nr. 76 f.; vgl. K NLL III , 325 f. (Bür­g er); Leblanc 38; Rümann 200 f. (mit Abb.); San­der 505; nicht bei Vica­i re.

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Der frü­he Gavarni: Li­t ho­g ra­phi­en für L’Art­i ste 228 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. [Li­tho­g ra­phi­en aus:] „L’Art­i ste“ . [Pa­r is, 1831 –1857]. 72 lose Li­tho­g ra­phi­en (da­von 2 leicht ge­tönt); zu ­sätz­ lich 3 va­r i­an­te Doub­le­t ten; zu ­sätz­lich 1 lithographiertes Selbst­por­t rait Gavarnis auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier aus „Les Beaux-Arts“ . Quart (etwa 292 x 216 mm). 76 Li­tho­g ra­phi­en Gavarnis, zu­m eist aus den 1830er Jah­ren (Mi­ni­m a­le Ge­brauchs­ spu­ren, we­ni­ge Ta­feln braun­f leckig). Nach ei­ner mehr ­jäh­r i­g en „in Dürf ­t ig­keit und Ent ­b eh ­r un­g en un­t er ­n om ­m e­n en Rei­s e durch Frank­r eich“ kam der 24jäh­r i­ge Guillaume-Sulpice Chevallier, der sich hin­fort nach dem ab­g e­le­g e­ nen Py ­r e­n ä­en­ort Gavar ­n ie be­n ann­t e, 1828 nach Pa ­r is zu­r ück. Schon in sei­nen er­sten Li­t ho­g ra­ phi­en, die in Mo­de­z eit­schrif ­t en er­schie­nen, zeig­ te er sich „sei ­nen Mit ­a r­b ei­t ern weit über­le­g en“ [Rümann 187] und er­r ang sich „bald ei­nen ge­ach­t e­t en Na­ men“ [ebd. 186] in li­ t e­ r a­ r i­ s chen und künst­ le­r i­s chen Krei­s en ge­n au­s o wie in der Pa ­r i­s er Ge­sell­schaft: „The fact that he was a hand­some and char­m ing man, so­me­t hing of a dan­dy in clo­t hes and man­ner, no doubt ea­sed his way“ [Ray I, 217]. 1831 be­g ann er sei­ne lang ­j äh­r i­g e Tä­t ig­keit für die Zeit­ s chrift L’Art­i ste, de­r en ge­ho­b e­ner An­spruch sich auch in dem Un­t er­t i­t el Jour­n al de la litt­érature et des beaux-arts aus­d rück­t e. Sie war nicht nur ein ge­ne­r el­les Be­spre­chungs­or­g an für Bü­cher, Kon­z er­t e und Thea­t er­auf­f üh­r un­gen, son­dern leg­t e be­son­de­r en Wert auf Ab­bil­dun­gen, vor al­lem der „lea­d ing ev­ents of the Rom­a n­tic movement“ [Ray I, 214]. Da­b ei be­g nüg­te sich das Blatt nicht mit Re­pro­duk­t io­nen, son­dern be­schäf ­t ig ­t e ei­nen gan­zen Mit ­a r­bei­t er­stab mit der Pro­duk­t i­on von Ori­g i­n alLi­t ho­g ra­phi­en, al­len vor­a n Menut Al­ophe, Léon Noel und Gavarni. Und be­ r eits hier sind sei­ ne Zeich­nun­gen „more varied and attractive than are the co­stume plates to which he oft­en de­vo­t ed hi­m s­elf at this period“ [ebd.]. Die­s e Kol ­lek­t i­o n ver ­s am ­m elt fast alle Li­t ho­ phi­ en, die Gavarni über den Zeit­ r aum von gra­

1831 bis 1857 in L’Art­i ste ver­öf­fent­l ich­t e, näm­l ich 72 von 73 oder 74, es feh­len le­d ig­lich die Por­t raits Melingue (das laut Robiquet aber un­pu­bli­z iert blieb) und Hen­r i Mon­nier, en pied, fer­ner eine Ta­fel, die Ar ­me­l hault/Boc­her in kei­nem Ex­em­plar der Zeit­ schrift ge­se­hen ha ­ben [Nr. 213]. Die Ka­t a ­lo­g i­sie­r ung ist bei Ar ­me­l hault/Boc­her oh­ne­h in et ­was un­ü ber­ sicht ­l ich. Zu den 57 un­t er dem Zeit­schrif ­t en­t i­t el lau­fen­den Ein­t rä­gen [Nr. 156 – 212] kom ­men neun un­t er der Ru­brik Co­stumes et Modes [Nr. 2198 – 2206], drei un­t er Por­t raits [Nr. 1, 21 und 52], eine, Pas­sons vite, die wohl ver­se­hent ­l ich kei ­ne Num ­mer er­h ielt [nach Nr. 176], schließ­l ich zwei, die auch in an­de­r en Zeit­schrif ­t en er­schie­nen: Le co­m menta­ire [Nr. 220] zu­erst 1843 in Les Beaux-Arts (im vor­lie­ gen­den fünf­ten Zu­stand 1847 in L’Art­i ste) so­w ie Repentir [Nr. 1564] 1843 in La Syl­phi­de. Hin­z u­ge­f ügt wur­den Gavarnis ‚klas­si­sches‘ Selbst­ por ­t rait von 1842 auf auf­ge­w alz­t em Chi­n a­pa­pier, das 1843 in Les Beaux-Arts er­schien [Nr. 34] so­w ie drei va ­r i­a n­t e Doub­le­t ten: Repentir ist so­wohl im er­ s ten Zu­ s tand ohne Le­ g en­ d e als auch im 4. Zu­stand mit der Bei­schrift „l’Art­iste“ vor­h an­ den, die Par­t ie [Nr. 190] noch­m als als auf­ge­z o­ge­ nes Blatt (Trä­g er ­pa­pier stär­ker braun ­fl eckig) im er­sten Zu­stand avant la lettre und das ge­tön­t e Por­t rait Mist­ress W. G. [Nr. 212] zu­s ätz­lich ohne Le­gen­de. Ge­t önt ist im üb­r i­gen auch das Bild­n is der Mist­ress Dia­n a S… [Nr. 211]. Die­se Samm ­lung ist von be­son­de­r er Be­deu­t ung, stammt doch das Gros der Li­ t ho­ g ra­ phi­ en aus Gavarnis Früh­ z eit, aus der noch kei­ ne se­ pa­ r a­ ten Al­b en vor­lie­gen: Die Num­mern 156 –199 und 2198 – 2206 in Ar ­me­l hault/Boc­hers Sor ­t ie­r ung er­ schie­nen von 1831 bis 1838 in der er­sten Se­r ie von L’Art­i ste, die Num­mern 200 – 206 in der zwei­t en Se­r ie 1839, die üb­r i­gen als ver­ein­z el­t e Nach­l äu­fer in den Jah­r en 1843 [Nr. 207], 1853 [Nr. 208] und 1856/57 [Nr. 209 – 212]. Die er­ste Se­r ie der füh­r en­den ro­m an­ ti­schen Li­t e­r a­t ur- und Kunst­zeit­schrift war auch die ambitionier­t este: In die­sen Bän­den sind „the high hopes of a vigorous ar­tist­ic movement […] ev­eryw­ here in ev­ idence. Du­ r ing that period the

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ma­g a­z i­ne’s pu­blic was clearly an eli­t e for which both art­ists and writers pro­duced the­i r best work“ [Ray I, 215 f.]. Wie sich das Ver­blas­sen der ro­m an­t i­schen Hoch­stim ­mung all­g e­mein in dem all­m äh­l i­c hen Nie­der­g ang von L’Art­i ste spie­gelt, so kon­k ret in der Ab­wen­dung Gavarnis. In sei­nen groß­a r ­t i­gen ei­ge­ nen Al­ben schlug er sei­ne ei­ge­nen Wege ein. Auf den „des­sin­ateur de modes, au ta­lent char­m ant et min­c e de la première man­ière“ [Beraldi V II , 14] folg­t e ein an­de­r er Gavarni, der „se met à pein­d re, à sil­hou­et­ter dans tous les sens la so­ciété à tous les éta­ges: le mon­de, le demi-mon­de et toutes les es­pèces de mon­des; prenant […] la vie mo­der­ne, par tous les bouts“ [ebd. 15]. Pro­ve­n i­e nz: Ei­n i­g e Blät ­t er mit Prä­g e­s tem­p el: „L’Art­iste [/] H.te Del“ – ist das Paul (ei­gent­lich: Hi­ppolyte) Dela ­r oche? Li­t e­r a­t ur: Ar­me­l hault/Boc­her 1 ff., Nr. 1, 21, 34 und 52, 31 ff., Nr. 156 – 212, 45, Nr. 220, 393 f., Nr. 1564, und 508 ff., Nr. 2198 – 2206; Beraldi V II , 42, Nr. 27 – 31, 61 f., Nrn. 142, 156 und 173, 78, Nr. 289; Oster­w al­der 413; Rümann 186 f.; San­der 295; zu L’Art­i ste vgl. Ray I, 214 ff., Nr. 147; Vica­i re I, 103 ff.

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Lie­be als Ge­sell­schafts­spiel 229 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Les pe­t its Jeux de So­ciété. [Pa­r is], Ca­boche Grego­ire & Cie, [1837]. 6 lose Li­tho­g ra­phi­en, da­von 1 ko­lo­r iert und ei­weiß­ gehöht. 8 lose S. ( Ver­lags­pro­spekt Au­bert). Fo­lio (330 x 245 mm). Rote Lein­wand­m ap­pe mit gold­ge­ präg­tem Rücken ­schild und gold­ge­präg­tem Deckel­t i­tel, si­g niert „Piers­on“ (ko­lo­r ier­te Ta­fel leicht ge­bräunt). Mit ei­ner ko­lo­r ier ­t en Ta ­fel In der nur sechs Ta­feln um­fas­sen­den Se­rie Les pe­t its Jeux de So­ciété geht es um die Lie­be und die mit ihr ver­bun­de­nen all­z u ­mensch ­l i­chen Wech­sel­ spie­le von Pri­va­t em und Ge­sell­schaft ­l i­chem, Ge­f ühl

und Be­r ech­nung. Gavarni hat­t e selbst ge­r a­de eine Pha­se durch­lebt, in der „die Lie­bes­f ä­den sich ver­ men­gen, sich kreu­z en und ver­w ickeln, wo ne­b en neu­en Lieb­schaf ­t en alte Kind ­heits­t än­de­lei­en und Spie­le von ge­stern wie­der­auf­le­b en, wo ein Stell­ dich­ein das an­de­r e jagt“ [Gon­court I, 150]. Die zu­erst als Al­bum, da­n ach in Le Charivari ver­öf ­fent ­l ich­t en Li­t ho­g ra­phi­en, die in der bi­blio­g ra­ phi­schen Li­t e­r a­t ur er­staun­l ich oft un­t er­schla­gen wer­den, lie­gen hier lose vor, das Blatt Le Péléri­n a­ge [Nr. 3] in sat­t em Ko­lo­r it. Li­t e­r a­t ur: Ar ­me­l hault/Boc­her 471 ff., Nr. 1974 –1979; Beraldi V II , 48, Nr. 167; nicht bei Bil­der­wel­t en, Lemoisne, Lon­c hamp, Oster­w al­der, Rahir und Ray; San­der 295.

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Lie­be im Wo­chen-Takt 230 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Un Coup­let de Vaudeville. [Pa­r is], Au­bert, [1839]. 6 lose Li­tho­g ra­phi­en. Fo­lio (332 x 261 mm). Rote Lein­wand­m ap­pe mit gold­ge­ präg­tem Rücken ­schild und gold­ge­präg­tem Deckel­t i­tel, si­g niert „Piers­on“ . Sechs Li­t ho­g ra­phi­en zu ei ­nem Coup­let von Eugène Scribe Die­s es aus sechs Ta ­feln be­ste­hen­de Ka ­bi­nett­ stück­chen Gavarnis il­lu­striert ein ein­z i­ges Coup­let aus dem Vaudeville L’Héritière von Eugène Scribe (1791 –1861) von 1823. In dem ein­ a k­ t i­ g en Lust­ spiel will der jun­ge Gu­stave nicht recht an die jung ver ­w it ­we­t e Er­bin Aga­t he her­a n: Es sei im ­mer das­ sel­be, „je ne peux aimer les femmes qui m’aiment“

[L’Her­itière, S. 14], ver­sucht er sei­nem On­kel Gourville zu er­k lä ­r en. Zur Il­lu­stra­t i­on er­k lingt dar­auf ein Coup­let über Lieb­schaf ­t en, die sich re­gel­m ä ­ßig schon nach ei­ner Wo­che über­lebt ha­ben. Be­g in­nend mit der er­sten Be­geg ­nung am Mon­t ag, ver­a n­schau ­l i­chen Gavarnis Li­t ho­g ra­phi­en die ein­ zel­nen Wo­chen­t a­ge, bzw. die sech­ste das Wo­chen­ en­de, an dem der Ga­lan sei­ne Dame al­lein auf ei­nem Bett sit­z end zu­r ück­läßt: „On se quit­te le Sa­me­d i, [/] Et le Diman­che tout est fini [/] Pour recommencer le Lundi“, lau­t et die Le­gen­de zur letz­t en Ta­fel. Die von den mei­sten Bi­blio­g ra­phen über­se­he­nen sechs Blät ­t er er­schie­nen nicht als se­pa ­r a­t es Al­bum, son­dern nur in Le Charivari – in der Wo­che des 8. bis 13. Juli 1839, von Mon­t ag bis Sams­t ag. Li­t e­r a­t ur: Ar ­me­l hault/Boc­her 257 ff., Nr. 965 – 970; Bil­der ­wel­t en 172, Nr. 91/7; San­der 295.

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Das weib­l i­che Pen­dant zu Ro­bert Maca­ire 231 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Fourbe­ries de Femmes. En matière de Sen­ti­m ent. 2 e r is], Bau­ g er [und:] Au­ b ert, [auf dem Série. [Pa­ Um­schlag:] Au Bu­re­au du Charivari, [1840 –1841]. 52 lose Li­tho­g ra­phi­en. 16 S. ( Ver­lags­pro­spekt Au­bert). Fo­lio (346/349 x 261/265 mm). Schlich­te, in Schön­schrift be­t i­tel­te Kar­ton­m ap­pe, mit bei­lie­gen­dem gel­ben, gold­ be­druck­ten Ori­g i­n al-Vor­der­um ­schlag (Um ­schlag berie­ ben). 52 Li­t ho­g ra­phi­en über die „Falsch ­heit­en der Frau­en“ Nach dem Pu­bli­k ums­er ­folg von Da­u miers Ro­bert Maca­ire bat der Ver­le­ger Charles Phil­ip­on Gavarni, zu der Fi­g ur des ge­w is­sen­los-ge­w ief ­t en Bür­gers ein weib­l i­ches Ge­gen­stück zu er­schaf ­fen. So ent­stan­den die Fourbe­r ies de Femmes, die frei­lich eine ganz ei­ge­ne Rich­t ung nah­men: Wäh­r end der Mann sei­ne List und Raf ­fi ­nes­se vor ­nehm ­l ich in öf ­fent­ li­chen und ge­schäft ­l i­chen Din­gen aus­spielt, ent­ wickelt die – recht­l ich und öko­no­m isch oft­m als von ihm ab­h än­g i­ge – Frau die ent­spre­chen­den Fä ­h ig­ kei­t en im pri­va­t en Be­r eich, En matière de Sen­t i­m ent, wie es im Un­t er­t i­t el heißt. Eine er­ste, 1837 er­schie­ne­ne Se­r ie von 12 Li­tho­ gra­phi­en stell­t e Gavarnis „er­stes Auf ­t re­t en vor dem Ta­ges­z ei­t ungs­pu­bli­k um“ [Gon­court I, 173] dar und war noch ein ta­sten­des „pré­lude cu­r ie­u x“; die hier vor­l ie­g en­den 52 Li­t ho­g ra­phi­en der zwei­t en, die 1840 –1841 in Le Charivari bzw. in La Ca­r icature (die Nrn. 22 – 24, 31 – 34, 36, 45, 46 und 49 zu­erst dort) ge­d ruckt wur­den, be­zeu­gen hin­ge­gen ein­d rucks­voll die „maîtrise“ [Lemoisne I, 129], die „der ver­lieb­ te Frau­en­be­ob­ach­t er“ [Gon­court I, 172] auf die­sem Ge­biet ent ­w ickel­t e. Das äu­ß er­l ich ein­neh ­men­de We­s en, die An ­mut und Zart ­heit vie­ler Gavarnisc­her Frau­en­ge­stal­t en macht auch den Be­trach­ter leicht glau­ben, sie sei­ en die Arg­lo­sig­keit selbst – spä­t e­stens die zu­ge­hö­r i­ gen Bild­u nterschiften be­leh ­r en ihn ei­nes bes­se­r en. Die „tief­g rün­d i­gen Stu­d i­en“ [ebd.], so die Brü­der Gon­court, führ ­t en das gan­z e Spek­t rum weib­l i­cher Stra­te­g i­en vor, die „dem Ver­trau­en und der Emp­ find­s am ­keit des ehr­l i­chen Man­nes und Gat ­t en“ Fal­len stel­len: all die „er­lo­g e­nen Er­k lä ­r un­g en, fal­sche Schwü­r e, fal­sche Ent ­la­stungs­aus­brü­che der an­ge­z wei­fel­t en Treue, fal­sche Trä ­nen, fal­sche Ner­ ven­a n­f äl­le, all die gro­ßen und klei­nen ma­chia­vel­l is­ ti­schen Ma­chen­schaf ­t en […], mit de­nen die Frau­en

die Ei­fer­sucht ih­r es Man­nes ein­lul­len, sie em­pört zu­r ück­wei­sen, oder sie durch eine Rühr­sze­ne be­ ru­h i­g en und ent ­k räf ­t en wol­len“ [ebd.]. Frei­l ich spielt auch er sei­nen Part, na­ment­l ich als Mon­sieur Co­q uardeau, und wir se­hen ihn „in sei­ner un­aus­ rott ­ba ­r en Dumm ­heit, in den Ver ­w ick ­lun­g en ih­ rer Lie­b es­i n­t ri­gen als nichts­a h ­nen­der Ver ­m itt ­ler des Ehe­bru­ches auf ­t re­t en, dem Lieb­h a ­ber als Auf­ pas­ser und Bo­t en die­nen, ihm das Ren­dez­vous des Ta­ges an­z ei­gen“ [ebd. 172 f.]. Die Brü­der Gon­court er­k ann­ten in die­sen Zeich­ nun­gen, die „in der geist ­r ei­chen und le­b en­d i­gen Art der Büh­ne die La­ster und Feh­ler gei­ßeln“ und da ­b ei „den Quer­schnitt der Ge­sell­schaft zei­gen“, ein bei Gavarni „neu­e s Gen­re“, das sie „Sit­ten­ko­mö­d i­en in Blei­stift“ nann­t en. Da ­bei ver ­mei­de er „jede Ver­z er ­r ung, jede ka ­r i­k a­t u­r en­h af ­t e Ver­g rö­be­ rung“; die be­lu­sti­gen­de Wir­k ung ent­ste­he „al­lein durch die ori­g i­nel­le Art der Wie­der­g a­be“ [ebd. 174]. Vir­tu­os setzt Gavarni „sa fine psy­cho­lo­g ie, l’iro­ nie mordante, la moquerie caress­a n­te“ [Lemoisne I, 128 f.] ein, um auf der Kla­v ia­t ur chan­g ie­r en­ der Stim ­mun­gen zu spie­len. In zu­ge­spitz­t er Form griff Gavarni das The­m a we­n ig spä­t er noch­m als auf, als er die Frau­en dar­stell­t e, die ganz von der Lie­be ‚leb­t en‘ – die Loret­t en. Li­t e­r a­t ur: Ar ­me­l hault/Boc­her 62 ff., Nr. 274 – 284, und 173 ff., Nr. 662 – 702; Beraldi V II , 51, Nr. 91; Gon­c ourt I, 172 ff.; Lemoisne I, 128 ff. (mit 5 Abb.); Lon­c hamp II , 179; Oster­w al­der 413; Rahir 439; Ray I, 220 f., Nr. 151; San­der 295.

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Kom­plet­t es, unbeschntittenes Ex­em­plar 232 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. La Co­r rect­ion­el­le. Pe­t it­e s ca­u ses célèbres. Étu­d es de mœurs pop­ula­ires Au Dix-Neu­vième Siècle. Accompag­ nées de cent des­sins par Gavarni. Pa­r is, Marti­non, 1840. 100 ganz­sei­t i­ge lithographierte Ab­bil­dun­gen in sich wie­ der­ho­len­den Holz­stich­rah­m en, 1 Ti­tel­vi­g net­te und 100 (wie­der­hol­te) Kopf­vi­g net­ten auf je­der Lie­fe­r ung in Holz­ schnitt. 2 Bl.; 403 S. – Text zwei­spal­t ig und in dop­pel­ten schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart, un­be­schnit­ten (278 x 220 mm). Lang­g e­n arb­ ter dun­k el­blau­er Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rüc­ ken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und den gan­z en Rücken aus­f ül­l en­d er floral-li­n ea­r er Gold­ornamentik in drei­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­ nem il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag, auf dem flie­gen­ den Vor­satz ver­so si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1923“ (Um ­schlag et­was be­g rif­fen und mit re­stau­r ier­ten Rand­lä ­su­ren). Aus dem Ge­r ichts­saal: 100 Li­t ho­g ra­phi­en von Gavarni Wir ha­ben uns im „Straf­ge­r icht“ ein­ge­f un­den – und mit uns eine viel­köp­fi ­g e Schar er ­w ar ­t ungs­vol­ler Be­ su­ cher, die sich hin­ t er den Schran­ ken drän­ gen, be­wacht von ei­nem Ge­r ichts­d ie­ner mit auf­ge­ pflanz­t em Ba­jo­nett. Da­vor steht, eher ge­l ang ­weilt, ein Rich­t er in Robe, vorn liegt auf ei­nem Häuf­chen von As­ser ­va­t en ein mar ­t ia ­l i­sches Richt­schwert. – Nicht ganz ernst ­h aft be­r ei­t et uns die im ­mer­glei­che Kopf­v i­g net­te Gavarnis auf die Pro­z es­se vor, von de­nen die 100 Lie­fe­r un­gen der Ge­r ichts­z ei­t ung La

Co­r rect­i on­el­l e er ­z äh ­len. Eine ganz­s ei­t i­g e Li­t ho­ gra­phie Gavarnis be­glei­tet je­weils drei Sei­ten an­ ony­men Text. Meist sind es Schil­de­r un­gen „ko­m i­ scher, eher un­er­heb­l i­cher Straf ­t a­t en, in de­nen der auf­ge­brach­t e klein ­bür­ger­l i­che Klä ­ger ze­t ernd und nach Ge­nug ­t u­u ng lech ­z end ge­gen die Gau ­ne­r ei­en der An­g e­k lag ­t en ei­fert“ [Bil­der ­wel­t en], und ent­ spre­chend „amü­sant-bur­lesk“ [ebd.] sind Gavarnis Zeich­nun­gen mit Le­gen­den, die den Streit noch ein­m al wit­z ig auf den Punkt brin­gen. Ver­g leicht man die Men­s chen­d ar­stel­lun­g en von Gavarni mit den Ka­r i­k a­tu­r en Da­u miers, „so sind sei­ne Ty ­p en, wie­wohl aus dem Le­b en ge­g rif ­fen“, doch „nie er­ s chüt­ t ernd“. Ge­ g en­ ü ber der span­ nungs­vol­len Li­ne­a r ­ität Da­u miers be­t ont er mehr die Kör ­p er­l ich­keit der Fi­g u­r en. Dar ­u m wir­ken selbst sei­ne Pa ­r i­ser Pro­z eß­h anseln mit ­u n­t er „zart und weich, sei­ne Dar­stel­lung ist ele­g ant, see­lisch kaum stei­ge­r ungs­f ä ­h ig“ [Rümann 184]. Das aus dem Be­sitz von Paul Villebœuf und An­d ré Tissot-Du­pont stam ­men­de Ex­em­plar des „ouv ­r a­ge rare, recherché“ [Car­t er­et] liegt kom­plett und wohl­ er­h al­t en mit dem ein­g e­bun­de­nen Ori­g i­n al-Um­ schlag in ei­nem Ein­band von Ge­org­es Mer­ci­er vor. Pro­ve­n i­enz: Gold­g e­präg ­t es und ver ­s chlun­g e­nes Mo­no­g ramm „ PV “ und Ex­l i­bris von Paul Villebœuf auf dem Spie­gel (Auk­ti­on 1963, Nr. 209). – An­d ré Tissot-Du­pont (Auk­t i­on 2016, Nr. 208). Li­t e­r a­t ur: Bil­der ­wel­t en 174, Nr. 94; Brivois 112; Car ­t er­et III , 177 f.; Oster­w al­der 413; Rahir 439; San­der 294; Vica­ire II , 1025 f.

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Les en­fans terribles – Gavarnis sprich­wört­l ich ge­wor­de­nes Werk 233 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Les en­fans [sic!] terribles. Ire Série [= Al­les!]. 50 Su­jets. [Um ­schlag­t i­tel]. Pa­r is, Beau­ger et Cie, [1842]. Lithographierte Ti­tel in schwar­zem und blau­em Druck, 49 lithographierte Ta­feln. 1 Bl., 14 S. ( Ver­lags­an­zei­gen ­Au­bert). Fo­lio (330 x 250 mm). Ori­g i­n a­ler Lei­nen­band mit blind­ ge­präg­tem Rah­m en auf den Deckeln und gold­ge­präg­ tem Deckel­t i­tel (Ein­band licht­randig, berie­ben und mit klei­n en Ein­r is­sen an Kopf und Kan­t en, vor­d e­r er In­nen­falz ein­ge­r is­sen, Ta­feln pa­pier­be­dingt über­wie­gend ge­bräunt und braun­f leckig). Im ori­g i­n a ­len Lei­nen­band und mit dem be­son­ders sel­t e­nen li­t ho­g ra­phi­schen Ti­t el Daß die Wen­dung en­fant terrible zum ge­flü­gel­t en Wort wur­de, ver­d an­ken wir die­sem Al­bum von Gavarni. Denn er ent­deck­te nach Aus­k unft der der Gon­ c ourt Kin­ der als „bis da­ h in noch Brü­ nicht von der Li­t e­r a­t ur aus­g e­b eu­t e­t e und noch von nie­m an­dem er­schlos­se­ne Quel­le der Ko­m ik“ [Gon­court I, 221]. Er­schei­nen die von den lie­b en Klei ­nen aus­ge­spro­che­nen „Fra ­gen, Be­mer­k un­gen und In­d is­k re­t io­nen“ [ebd.] auch vor­der­g rün­d ig naiv, so ist ihre Be­ob­ach­t ungs­g a­be, wie Gor­don N. Ray be­merk­t e, doch „preter ­n a­t ur­a lly sharp. They see and hear ev­ery­t hing in the­ir litt­le wo­rld, and they are in­f allible in an­no­u ncing the­i r dis­c o­ve­r ies where they will cause the most embarrassment“ [Ray] – hier­i n liegt der Kern für die spä­t e­r e Be­deu­ tungs­ver­schie­bung des Be­g riffs en­fant terrible zum be­w ußt pro­vo­k a­t i­ven Non ­kon ­for ­m i­sten. Kin­der­mund tut Wahr­heit kund – ge­n au das ist das Schreck­lich-Pein­li­che. Der Jun­ge will den frem­ den Herrn nicht in die Wo­hung las­sen: „Mon­sieur, Papa hat kei­ne Zeit, er macht ge­ra­de Bank­rott“ [Nr. 41]. Ein klei­nes Mäd­chen steckt dem ne­ben ihm auf dem plüschi­gen Sofa sit­z en­den Ga­lan: „Mei­ne Tan­t e Ame­lie sagt, Sie sei­en sehr nett, wie scha­de nur, daß sie so dumm sind“ [Nr. 32]. Ein an­de­r es ant ­wor ­t et dem äl­t e­r en Ver­eh­r er, der ihr Bon­bons ver­spricht: „Gib sie mir doch so­fort, dann kannst du weg­ge­hen“ [Nr. 3]. „Klar und deut­lich“, so die

Brü­der Gon­court, hebe Gavarni auf dem „Hin­ter­ grund der Kon­ven­ti­on und Lüge der Ge­sell­schaft die rohe Auf­r ich­tig­keit und die der­b e Un­höf­lich­ keit des kind­li­chen Ego­is­mus“ [Gon­c ourt I, 221] her­vor – oder um­ge­kehrt: Den so pri­vat schei­nen­ den kind­l i­chen Äu­ße­r un­gen liegt im ­mer auch ein Stück So­z i­a l­k ri­t ik des Zeich­ners zu­g run­de. Das Werk liegt hier voll­stän­d ig mit al­len 50 Li­t ho­ gra­phi­en im ori­g i­n a ­len Ein­band vor, dar ­i n ein­ge­ schlos­sen der oft feh­len­de il­lu­strier ­t e Ti­t el [Ar ­me­lhault/Boc­her 565], des­sen Mo­tiv nicht zu­vor in Le Charivari bzw. La Ca­r icature ge­d ruckt wor­den war. Li­t e­r a­t ur: Ar ­me­l hault/Boc­her 147 ff., Nr. 565 – 613; Beraldi V II , 51, Nr. 104; Gon­c ourt 221 ff.; Lemoisne I, 125 ff. (mit 3 Abb.); Lon­c hamp II , 179; Oster­w al­der 413; Rahir 439; Ray I, 221, Nr. 152; San­der 295.

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Aus der Bi­blio­t hek des Thron­prä­t en­den­t en Hen­r i d’Art­ois, co­mte de Cham­bord 234 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Les en­fans [sic!] terribles [auf den Ta­feln]. [Pa­r is], Le Charivari [bzw.] Bau­ger [bzw.:] Au­bert [auf den Ta­feln], [1838 –1841]. 43 [statt: 49] hand­ko­lo­r ier­te und ei­weiß­gehöhte lithogra­ phierte Ta­feln; dazu 1 Doub­le­tte. – Ei­ni­ge Ta­feln auf ge­tön­tem Pa­pier. Fo­lio (332 x 250 mm). Grü­n er Halb­k alb­le­der­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Deckel­t i­tel (Ein­band fleckig, Kan­ten et­was beschabt, un­te­re Ecken besto­ßen, Vor­sät­ze und we­ni­ge Ta­feln braun­f leckig). Ko­lo­r ier ­t es Ex­em­plar Das hier zu­sam ­men­ge­stell­t e Al­bum ent ­h ält von den ins­ge­s amt 49 Ta ­feln die er­sten 43, die suk ­z es­si­ve von 1838 bis 1841 in Le Charivari er ­schie­nen wa­ ren [Ar­me­lhault/Boc­her 147 ff., Nr. 566 – 608]. Die Nr. 44 wur­de aus­n ahms­wei­se zu­erst in La Ca­r icature

ge­d ruckt – mög­l i­cher ­wei­se be­w irk­t e die­se Ir ­r i­t a­t i­ on das Ende un­se­r er Samm­lung. Doch sind die frü­ hen Al­ben Gavarnis oh ­ne­h in „ra ­r em­ent co­mplète“ [San­der]. Das eben­falls nicht vor­h an­de­ne Front ­ispiz kam erst spä­t er her­aus [ebd. 565]. Alle Ta­feln, un­t er de­nen die Nr. 37 doub­le­t t vor­l iegt, prä­sen­t ie­r en sich in leuch­t en­dem ei­weiß­gehöhten Ko­lo­r it. Die­s es Ex­e m­plar von Les en­ fans terribles hat­t e ei­nen il­lu­stren Vor­be­sit­z er: Hen­r i d’Art­ois, co­mte de Cham­b ord (1820 –1883) war als En­kel Kö­n igs Karls X. der le­g i­ti­me Erbe der Bourbonen-Dy­n a­ stie und als Hein­r ich V. Prä­t en­dent auf den fran­z ö­ si­schen Kö­n igs­t hron. Sei­ne Ehe mit Ma ­r ia The­r e­sia von Öster­r eich-Este war – kin­der­los. Pro­ve­n i­enz: Eti­kett auf Spie­gel: „De la bibliothèque du Co­mte de Cham­bord (Hen­r i V de France, duc de Bor­deaux). Né en 1820. Acquise par Mag­g s Bros. Ltd. de Lon­d res“.

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Die Lei­den des jun­gen Man­nes 235 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. La vie de je­une homme [auf den Ta­feln]. [Al­bum co­ mique]. Pa­r is, Au­bert [und:] Bau­ger [auf den Ta­feln, auf dem Um­schlag:] Au Bu­re­au du Jour­n al am­u sant, & du Pe­t it jour­n al pour rire [1840 –1841]. 36 lose lithographierte Ta­feln. Fo­lio, un­be­schnit­ten (336/340 x 256 mm). Dun­k el­g rü­ ne Halb­k alb­l e­d er­m ap­pe mit gold­g e­präg­tem Rücken­ ti­tel und den gan­zen Rücken be­decken­der gold­ge­präg­ter Rocaille-Or­n a­m ent­ik, ori­g i­n a­ler Vor­der­um ­schlag bei­ lie­gend (Kan­ten ge­r ing beschabt, klei­n e Fehl­stel­le am Fuß, ei­ni­ge Ta­feln mit un ­schein­ba­ren Rand­lä ­su­ren oder Fleck­chen). Voll­stän­d i­ges Ex­em­plar in lo­sen Ta ­feln Das Le­ben des jun­gen Man­nes ent­r ollt sich in die­ sem Al­bum co­mique – an­ge­lehnt an Bal­z acs Co­m é­die humaine – in dia ­lo­g i­schen Sze­nen mit kom ­men­t ie­ ren­den oder di ­r ek­t e Rede wie­der­ge­ben­den Bild­u n­ ter­schrif ­t en. Die ele­g ant ge­k lei­de­t en Her ­r en wer­ den da­bei eher sel­t en in Be­glei­t ung jun­ger Da­men ge­z eigt, meist viel ­mehr un­t er ih ­r es­glei­chen; mal me­l an­cho­l isch, mal zy ­n isch, mal rat ­los, mit ­u n­t er als Kon­k ur­r en­ten: Man prü­gelt sich um eine Ge­ lieb­t e, gleich auf der er­sten Ta­fel wer­fen zwei eine Mün­z e: „Voyons! J’aime Clara, si c’est face; si c’est pile, j’aime Au­g u­sti ­ne“. Die 36 Li­t ho­g ra­phi­en wa ­r en 1840 –1841 zu­erst in den Ma­g a ­z i­nen Le Charivari und La Ca­r icature er­schie­nen; 1848 ver­öf ­fent ­l ich­t e Jules Het­z el 30 von ih­nen noch ein­m al in der vier­t en Se­r ie von Gavarnis Œuvres choi­sies. Die frü­hen Al­b en Gavarnis – un­se­r em liegt auch der ori­g i­n a ­le Vor­der ­u m­schlag bei – fin­den sich „ra­r em­ent co­mplète“ [San­der]. Li­te­ra­tur: Ar­me­lhault/Boc­her 77, Nr. 313 – 317, und 259, Nr. 971 – 997; Beraldi V II , 51, Nr. 106; vgl. Car­ter­e t III , 262 (nur Neu­ausg. von 30 Ta­feln bei Het­z el 1848); Lon­c hamp II , 179; Rahir 439; San­der 295; Vica­ire II , 103 ff.; vgl. Vica­ire III , 954 (Neu­ausg. 1848).

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Ko­lo­r ier ­t es Ex­em­plar 236 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. La vie de je­une homme [auf den Ta­feln. Um­schlag­t i­tel:] Al­bum co­mique. Pa­r is, Au­bert [auf den Ta­feln, auf dem Um­schlag:] Au Bu­re­au du Jour­n al am­u sant, & du Pe­t it jour­n al pour rire, [1840 –1841]. 36 hand­k o­lo­r ier­te und ei­weiß­gehöhte lithographierte ­Ta­feln. Fo­lio, kaum be­schnit­ten (336 x 256 mm). Grü­ner Halb­ lei­nen­band mit gold­ge­präg­tem Rücken und Deckel­schild so­wie ein­ge­bun­de­nem Ori­g i­n al-Vor­der­um ­schlag (13 Bl. mit klei­nen Ein ­sti­chen au­ßer­h alb des Bild­felds). Die Lei­den der Jung­ge­sel­len – live und in Far­be Dies ist ein wei­t e­r es voll­stän­d i­ges Ex­em­plar des frü­ hen Al­bums von Gavarni, die­ses Mal mit den Ta­feln in fri­schem, ei­weiß­gehöhtem Ko­lo­r it und mit dem ori­g i ­n a ­len beige-brau ­nen Vor­der ­u m­schlag. Pro­ve­n i­enz: An­d ré Tissot-Du­pont (Auk­t i­on 2016, Nr. 213).



Wenn die Frau­en Ho­sen tra­gen 237 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Les Débar­d e­u rs. [Pa­r is], Bau­g er [und:] Au­b ert, [1840 –1842]. 66 lose Li­tho­g ra­phi­en. Fo­lio (etwa 330 x 245 mm). Rote Halb­m a­r o­quin­m ap­pe (1 Ta­fel ge­bräunt, ver­ein­zelt un­be­deu­ten­de Fleck­chen). 66 An­sich­t en von Pa ­r i­ser Fa­schings­bäl­len Nach der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on von 1830 war in Pa­r is „une véritable fo­lie de danse“ [Lemoisne I, 107] aus­ge­ bro­chen, die sich ins­b e­son­de­r e zur Fa­schings­z eit in ei­ner Viel­z ahl von Mas­ken- und son­sti­gen Bäl­ len Aus­d ruck ver­schaff ­t e. Auf ih­nen tum ­mel­t e sich „un mi­l ieu d’ar ­t ist­es, litté­r a­t e­u rs, je­u nes dan­dys et fa­shio­n a­bles“ [ebd. 108] – auch der von ei­nem „wah­ ren Kar ­ne­vals­fi e­b er“ be­fal­le­ne Gavarni war „auf al­len Bäl­len in selbst­er ­f un­de­nen Ko­stü ­men an­z u­ tref ­fen“ [Bil­der ­wel­t en]. Je­den Sonn­a bend, be­r ich­ te­ten die Brü­der Gon­court, habe er „mit er­r eg­ten Ge­d an­ken und er ­r eg ­t er Phan­t a­sie, mit wir­b eln­ dem Kop­fe […] im Lärm und Ge­d rän­ge ir­gend ein ge­heim ­n is­vol­les zärt ­l i­ches Aben­t eu­er oder auch nur ‚Sen­sa­t io­nen‘“ ge­sucht: „Das Mas­ken­ge­heim ­n is der Frau­en, die um ihn her­wo­gen, die Sei­de ei­nes Do­m i­nos, den sei­ne Knie zer­k nit ­t ern und um ­fas­ sen, die Blicke, die den sei­nen in ei­nem Pfei­ler­spie­ gel be­geg­nen, der Lärm, die Mu­sik, das Licht, der war­me Ge­r uch des Rau­mes und des Tan­z es – all das be­r auscht und ver­w irrt ihn“ [Gon­court I, 229]. Doch die­ser Sin­nes­t au ­mel trüb­t e kei­nes­wegs sei­ nen Blick, im Ge­gen­teil: Aus der „übers­chwän­gli­ chen Vi­si­on, aus dem Er ­fas­sen je­nes blen­den­den Ka ­lei­do­skops mit Au­gen, die in ih­r em Fie­b er­z u­ stand kla ­r er, so­z u­sa­gen se­hen­der ge­wor­den“ sei­en, er ­w uch­s en Bil­der­s e­r i­en von end­g ül­t i­g er Be­deu­ tung, wie die Gon­courts mein­t en: „Wenn kom­men­ de Ge­schlech­t er das Kar ­ne­vals­le­ben des XIX . Jahr­ hun­derts ken ­nen ler ­nen wol ­len, brau­chen sie da ­her bloß Gavarnis Fa­s chings­s e­r i­en […] durch­z u­blät­ tern, zu schau­en und zu hö­r en“ [Gon­court I, 229]. Die „most co­n siderable“ [Ray] die­ser Se­r i­en und gleich­s am „une lar­g e in­t roduct ­ion des­c riptive“ [Lemoisne I, 118] in die At­mo­sphä­r e der Kar­ne­ vals­bäl­le stel­len die 66 Li­t ho­g ra­phi­en der Débar­de­urs dar, die von von 1840 bis 1842 in La Ca­r icature und in Le Charivari er­schie­nen, die Nr. 58 zu­erst in La Mode [Ar ­me­l hault/Boc­her 1223]. Sie wid ­men sich ei­ner be­son­ders be­l ieb­t en, ge­r a­de­z u ‚klas­sisch‘ ge­wor­de­nen Fa ­s chings­fi ­g ur, die glei­c her ­m a ­ß en

von Män­nern wie Frau­en ver­kör­p ert wur­de, und de­r en Ko­stüm letz­t e­r en er­l aub­t e, auch ein ­m al ‚die Ho­sen an­z u­h a ­ben‘: „Le débardeur, où la femme le plus sou­vent affranchie de la jupe, trouve dans le lar­ge pan­t a­lon de ve­lours, dans la ceinture à longs pans effrangés, dans la che­m i­se ouverte, le bonn­et de po­li­ce crànement posé de côté sur la per­r uque poudrée et le loup noir l’au­d ace et l’effronterie nécessa­ires à son jeu d’in­trigue, l’in­c ognito élégant et fringant qui la déguise sans la cac­her et semble ex­cuser ma­l i­cieusement la désinvolture qu’il lui don­ne“ [Lemoisne I, 110 f.]. Die eher schlich­te Klei­dung si­g na ­l i­sier ­t e eine dan­dy­h af ­t e, durch­aus ele­g an­t e, eben­so selbst ­be­w uß­t e wie un­durch­schau­ ba ­r e Läs­sig­keit, von der Gavarni per­sön­l ich be­son­ ders fas­z i­n iert war. Li­t e­r a­t ur: Ar ­me­l hault/Boc­her 57 ff., Nr. 259 – 263, 125 ff., Nr. 486 – 542, und 328, Nr. 1223; Beraldi V II , 51, Nr. 103; Bil­der­ wel­ten 176, Nr. 95; Gon­c ourt I, 229 ff.; Lemoisne I, 110 f. und 118 ff. (mit 5 Abb.); Lon­c hamp II , 179; Oster­w al­der 413 (mit in­ kor­r ek­t em Ti­t el); Ray I, 222, Nr. 154; San­der 295.

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gen Rücken­k ompartim­en­te mit or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­ dung in dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­mo­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­ de­nem il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­ rücken), ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ . Und [Ourliac]: Braun­r o­ter Halb­k alb­le­der­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, li­nea­rer und or­n a­m en­ta­ler Blind- und Gold­prä­g ung auf dem Rücken, Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­n em il­lu ­strier­ten Ori­g i­n alUm ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und Kopf­g old­schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „E & A Mayl­an­der“ . Sechs Phy­sio­lo­g ies, il­lu­striert von Gavarni 238 [Gavarni]. Al­hoy, Mau­r ice. Phy­sio­l o­g ie de la loret­te. Vi­g net­tes de Gavarny [sic!]. [Und:] Ders. Phy­sio­lo­g ie du débardeur. Vi­g net­tes de Gavarni. [Und:] Bal­zac, [Honoré] de, und Ar ­no­uld Frémy. Phy­sio­ lo­g ie du ren­tier de Pa­r is et de pro­vince. Des­sins par Gavarni, Hen­r i Mon­nier, Da­umier et Mei­sso­nier. [Und:] Huart, Lou­i s. Phy­sio­lo­g ie du tail­le­ur. Vi­g net­tes par Gavarni. [Und:] Neu­fville, Étienne de. Phy­sio­lo­g ie des am­oureux. Illustrat­ions de Gavarni. [Und:] Ourliac, Édou­a rd. Phy­sio­lo­g ie de l’ écolier. Vi­g net­tes de Gavar­ ni. Zu­sam­m en 6 Bde. Pa­r is, Au­bert et Cie, Lavigne, [bzw. Bal­zac/Frémy:] P. Marti­non, 1841 –1842. Zu ­sam­m en etwa 330 Text­ab­bil­dun­gen, al­ler­m eist von Gavarni, dazu ei­ni­ge Schmuck­in­itia­len und -vi­g net­ten, sämt­lich in Holz­schnitt. Je­weils 128 S. Klein-Ok­t av, seit­l ich und un­t en un­b e­s chnit­t en (139/140 x 90 mm). 4 brau­n e Halb­m a­r o­quin­bän­de auf glat­ten Rücken, je­weils mit gold­g e­präg­tem Rücken­ längs­t i­tel in Gold­f ileten­rah­m en, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­ zen, ein­ge­bun­de­nem Ori­g i­n al-Um ­schlag und Kopf­g old­ schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ (teils leicht braun­f leckig). Und [Al­hoy, Loret­te]: Dun­k el­ grü­ner Halb­m a­ro­quin­band auf vier zwi­schen Gold­f ileten or­n a­m en­tal blind­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in ein­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en, die üb­r i­

Sechs Ori­g i­n al­aus­g a ­ben mit Holz­schnit ­t en nach Gavarni Die­s e sechs Ori­g i­n al­aus­g a ­b en wur­den fast aus­ schließ­lich von Gavarni il­lu­striert; in der Phy­sio­ lo­g ie du ren­t ier von Bal­z ac und Frémy stam­men 18 Vi­g net­t en von Da­u mier, von de­nen hier neun erst­ mals ge­d ruckt sind [Bouvy 561 ff.]; Lhéri­t ier nennt auch Jules Gag ­n iet als Il­lu­stra­t or. Über 300 Text­a b­bil­dun­gen hat Gavarni für die­se Bän­de ge­schaf ­fen. Lemoisne cha ­r ak­t e­r i­siert des­sen Zeich­nun­gen zum Écolier als „étonn­a n­tes de vivacité“; die­je­n i­gen zum Ren­t ier, zum Débardeur und zum Tail­le­ur sind für Rümann als „Schil­de­r un­gen der Pa­r i­ser Sit­t en“ das „Wert­voll­ste, was auf die­sem Ge­biet ne­ben Da­u mier ge­lei­stet wor­den ist“. Pro­ve­n i­enz: Fünf Bän­de mit ein­ge­bun­de­nem ge­sto­ che­nen il­lu­strier ­t en Ex ­l i­bris von Eugène Ja­cob. – Phy­sio­lo­g ie de la loret­te: Far­big il­lu­strier­t es Ex­l i­bris von A[ntoine] Vau­tier auf dem Spie­gel (Auk­ti­on I, 1971, Nr. 137). – An­d ré Tissot-Du­p ont (Auk­ti­on 2016, Nr. 446). Li­t e­r a­t ur: Brivois 328 ff.; Car ­t er­et III , 475, 480 f., 486 und 493 f.; Lacombe 743, 776, 781, 817, 853 und 861; Lemoisne I, 171 f.; Lhéri­t ier 34, 36, 42, 52, 58 und 117; Quér­a rd/Bourque­lot III , 570, I V, 327, V, 509, und V, 568; Rümann 188; San­der 574; Vica ­i re V I , 588, 596, 598, 607, 615 und 617.



Die „most ma­ster­ly of Gavarni’s earlier series“ in ei­nem ko­lo­r ier ­t en Ex­em­plar 239 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Les loret­tes. Pa­r is, Bau­ger [bzw.:] Au­bert [bzw.:] Pan­ nier [auf den Ta­feln, auf dem Um­schlag:] Au Bu­re­au du Charivari, [1841 –1843]. 79 hand­k o­lo­r ier­te und ei­weiß­gehöhte lithographierte Ta­feln, ei­ni­ge auf ge­tön­tem Pa­pier. 1 Bl., 14 zwei­spal­ti­ge S. ( Ver­lags­pro­spekt). Fo­lio (324 x 267 mm). Ge­glät­te­ter ro­ter Halb­m a­r o­quin­ band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie or­n a­m en­ta­ler und Fi­let­en­ver­g ol­dung auf dem Rücken, mit Gold­f ileten auf den Deckeln,, mar­m o­r ier­ ten Vor­sät­z en, ei­n em ein­g e­bun­d e­n en Ori­g i­n al-Se­r i­ en­um ­schlag (v. 2) und Ganz­g old­schnitt, ver­so flie­gen­ dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ (Ein­band mit klei­nen Schabstellen, ei­ni­ge Ta­feln ganz schwach braun­f leckig). Ko­lo­r ier ­t es Ex­em­plar von Gavarnis Mei­ster ­werk Mit deut­schem Tief­sinn rüg­t e Rümann die Epo­che der fran­z ö­si­schen Ju­l i­mon­a r­chie als eine Zeit, die „froh war, nicht in die Tie­fe des Le­bens hin­a b­stei­ gen zu müs­sen, son­dern sich lie­ber von der Ober­ flä­che blen­den ließ“ [Rümann 188] – ge­r a­de so, wie sie sich bei Gavarni prä­sen­tier­te: „Ihn reiz­te die Ju­gend, das fri­sche Fleisch, die glat ­t e sam ­met ­a r ­t i­ ge Ober ­fl ä­che, die Ela­sti­z i­t ät schwel­len­der For ­men“ [ebd. 187 f.]. Die­se Qua­l i­t ä­t en be­sitzt sein Werk über die Loret ­tes zwei ­fel ­los, jene ko­ket ­t en und leicht ­le­bi­ gen Mäd­chen, die in da ­m als neu­ge­bau­t en Häu­sern an der Rue No­t re Dame de Loret­te lo­g ier­t en und da­ nach ih ­r en Na ­men be­k a ­men. Und doch ist ihre Dar­stel­lung al­les an­de­r e als ober­ fläch­l ich: Viel­mehr ent ­hül­len die Bil­der im Ver­ein mit ih­r en Le­gen­den die „Ge­heim­ge­schich­t e al­ler Aben­t eu­er, al­ler Epi­so­den und Wech­sel­f äl­le des Loret­t en­le­bens“ [Gon­court I, 214]; in ih­nen „wett­ ei­fern der Zeich­ner und der Schrift­stel­ler mit­ein­ an­der an Fein­heit, Zart­heit und Tie­fe der Be­ob­ ach­tung“ [ebd. 213]. John Grand-Car­ter­et schrieb be­gei­stert: „Quel­le co­n naissance du visage de la femme et du cœur humain!“[Grand-Car­ter­et 265]. Gavarni zeich­net die­se Mäd­chen völ­l ig un­vor­ein­ge­ nom ­men in al ­len mög­l i­chen All­t ags­si­t ua­t io­nen, in ih­r er Schön­heit, ih­r er Ei­t el­keit und ih­r em bru­t a­ len Zy­n is­mus, ohne Bos­heit, aber auch ohne Nach­ sicht. So gab die „most ma­ster­ly of Gavarni’s earlier series“ [Ray] die­s em Frau­en­t y ­pus seine „un­ver­ wech­sel­ba ­r e Ge­stalt“ [Bil­der ­wel­t en 178] und mach­t e ih ­r en Schöp­fer zu­gleich be­r ühmt.

Die 79 Li­ t ho­ g ra­ phi­ en, die zu­ erst 1841 –1843 in Le Charivari er­schie­nen wa ­r en, lie­gen in fri­schem, ei­weiß­gehöhtem Ko­lo­r it vor; ein­ge­bun­den ist der ori­g i­n a ­le, beige-brau­ne Glanz­pa­pier ­u m­schlag der zwei­t en Se­r ie. Pro­ve­n i­enz: René Gas­t on-Dreyfus, des­sen Auk­t i­on 21./22. März 1966, Nr. 157: frs. 2.900. Li­t e­r a­t ur: Ar ­me­l hault/Boc­her 202 ff., Nr. 763 – 841; Beraldi V II , 51, Nr. 107; Bil­der­wel­t en, 178; Gon­c ourt I, 213 ff.; Lemoisne I, 134 ff. (mit 14 Abb.); Lon­c hamp II , 179; Oster­w al­der 413; Rahir 439; Ray I, 222 ff., Nr. 155; San­der 295.

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In gold­be­druck­t en Ori­g i­nal-Um­schlä­gen 240 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Le ca­r n­aval à Pa­r is. 2 Bde. Und: Sou­ve­nirs du bal Chic­ard [auf den Ta­feln. Um­schlag­t i­tel:] Le bal Chic­ard. Pa­r is, Au­bert [auf ei­ni­gen Ta­feln, auf den Um ­schlä­gen:] Au Bu­re­au du Charivari, [etwa 1843]. 40 lithographierte Ta­feln. Und: 20 lithographierte Ta­feln. Fo­ l io, kaum be­ schnit­ t en (344 x 266 mm. Und: 347 x 268 mm). Gel­be, gold­be­druck­te Ori­g i­n al-Bro­schu­ ren (Um ­schlä­ge berie­ben und mit Rücken­lä ­su­ren, durch­ ge­hend braun­f leckig, ei­ni­ge Bl. stär­k er ge­bräunt). 60 Li­t ho­g ra­phi­en über den Pa ­r i­ser Kar ­ne­val, in 3 ori­g i­n a ­len Um­schlä­gen „Chic­a rd“ war ein Prot ­a go­n ist des Pa ­r i­ser Kar ­ne­ vals, der durch sein bi­z ar­r es, bunt zu­s am­men­ge­ wür ­fel­t es Ko­stüm und eine gro­t es­ke Tanz ­wei­se auf sich auf­merk­sam mach­te. Nach Aus­k unft der Brü­ der Gon­court hieß er ei­gent­l ich Alex­a n­d re Lévêque und war im bür­ g er­ l i­ c hen Le­ b en „Ban­ k ier des Le­der­ge­wer­b es“ [Gon­c ourt I, 235]. Bald sam ­mel­ ten sich eif­r i­ge Nach­a h ­mer und ge­leh­r i­ge Schü­ler um die­se Fi­g ur: Gavarni por ­t rai­t ier ­t e Chic­a rd und sei­nen selt­s a ­men ‚Hof­staat‘ in 20 Li­t ho­g ra­phi­ en, die von 1839 bis 1843 nach und nach in Le Charivari er­schie­nen. 40 Li­t ho­g ra­phi­en mit dem Ti­t el Le ca­r n­aval à Pa­r is ver­öf ­fent ­l ich­t e Gavarni ab 1841 in Le Charivari und in La Ca­r icature so­w ie se­pa­r at in den bei­den vor­l ie­ gen­den Al­ben. Sie schlie­ßen sich zeit­lich wie the­ ma­tisch eng auch an die Se­r ie Les Débar­de­urs an. Ins­ge­samt ist die Werk­g rup­pe über den Kar ­ne­val „la plus développée“ und „une des gran­des curio­ sités“ [Beraldi V II , 54] im Œuvre Gavarnis, denn hier, „sous les mêmes dehors de co­stumes joyeux, de bruit, de gaieté, l’art­iste soul­è ve les masques et ar­r a­che les faux-nez, scute les âmes et les ca­r actères“ [Lemoisne I, 119]. Der nicht op­t i­m a ­le Zu­stand der in den ori­g i­n a ­len gold­be­d ruck­t en Um­schlä­gen er­h al­t e­nen drei po­pu­ lä ­r en Se­r i­en ist an­ge­sichts ih­r er Sel­t en­heit wie auch ih ­r er kul­t ur­ge­schicht ­l i­chen Ku ­r io­si­t ät hin ­nehm ­bar. Pro­ve­n i­enz: An­d ré Tissot-Du­pont (Auk­t i­on 2016, Nr. 207). Li­t e­r a­t ur: Ar ­me­l hault/Boc­her 55 ff., Nr. 251 – 257, 101 ff., Nr. 388 – 420, und 328, Nr. 1232 (Le Ca­r n­aval), und 524 ff., Nr. 2272 – 2291 (Sou­ve­n irs); Beraldi V II , 51, Nr. 102, und 53, Nr. 139; Gon­c ourt I, 229 ff.; Lemoisne I, 113 f. und 118 ff.; Rahir 439; San­der 295; Vica ­i re II , 102 ff.

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Le ca­rn­aval in far­ben­fro­hem Ko­lo­r it 241 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Le Ca­r n­aval à Pa­r is [Deckel­t i­tel]. Pa­r is, Au­bert [auf den Ta­feln], [etwa 1843]. 31 [statt: 40] hand­ko­lo­r ier­te und ei­weiß­gehöhte lithographierte Ta­feln, ei­ni­ge auf ge­tön­tem Pa­pier. Fo­ l io, kaum be­ schnit­ t en (329 x 247 mm). Dun­ k el­ blau­er Per­k a­lin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Deckel­t i­tel (Ein­band leicht fleckig, Vor­ sät­ze schwach braun­f leckig, Ta­feln kaum fin­ger­f leckig). Ko­lo­r ier ­t es Ex­em­plar Bei den Kar ­ne­vals­ko­stü ­men spie­len die Far­b en eine wich­t i­ge Rol­le – dar­u m ist die­ses, wenn auch nicht ganz voll­stän­d i­g e Ex­em­plar (es feh­len die Ta­feln 21 – 25 und 32 – 35) eine will­kom­me­ne Er­g än­ zung zu un­se­r em schwarz-wei­ßen Ex­em­plar. Das schö­ne viel­far­bi­g e Ko­lo­r it ist un­t er der Ei­weiß­ höhung glän ­z end er­h al­t en. Li­t e­r a­t ur: Ar ­me­l hault/Boc­her 55 ff., Nr. 251 – 257, 101 ff., Nr. 388 – 420, und 328, Nr. 1232; Beraldi V II , 51, Nr. 102; Gon­c ourt I, 229 ff.; Lemoisne I, 118 ff.; Rahir 439; San­der 295; Vica­ire II , 102 ff.


Make up à la Gavarni 242 [Gavarni, d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. De la beauté, des moyens de la con server, ou Con seils aux Femmes sur leur santé, leur mise et leur instruct ion. Paris, Aubert et Cie, 1843. 70 Textholz schnit te, 1 beiliegen der Probedruck. 190 S., 1 Bl. Klein-Oktav, unbe schnit ten (151 x 90 mm). Roter Halbmaroquinband à la janséni ste auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rücken titel, mar morier ten Vor sät zen und ein gebun denem illu strier ten Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlag rücken), auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „V. Champs“ (kleine Klebere ste auf Spiegel).

Mit 70 Holz schnit ten von Gavarni Dies ist die er ste Ausga be des seltenen Büch leins über die Schön heit und die Mit tel, sie zu bewah­ ren. Die Bibliothèque de la toilet te gibt ei nen Über­ blick über al lerlei Wäs ser chen, Par fümes, Puder, Cremes, Sei fen etc. Das Buch ist il lu striert mit 70 Holz schnit ten nach Gavarni – ein Blatt mit dem Probe druck ei ner Abbildung [S. 18] liegt bei. Literatur: Sander 52; Vica ire I, 365.

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Das Ex­em­plar von Alex­a n­dre Roudinesco, in präch­t i­gen Ver­lags­ein­bän­den 243 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choi­sies de Gavarni. Re­vues, co­r rigées et nouvellement classées par l’Au­teur. – Étu­des de mœurs con­ tem­po­ra­ines. Avec des not­ices en tète de chaque série. 4 in 2 Bdn. Pa­r is, J. Het­zel, 1846 –1848 [er­ste Lie­fe­r ungs­ ti­tel: 1845]. Zu­sam­m en 320 Ta­feln in Holz­schnitt nach Gavarni, 12 Text­holz­schnit­te nach Bert­all, 4 (wie­der­hol­te) Ti­tel­il­lus­t ra­t io­nen. 13 Bl.; 10 Bl. Und: 9 Bl.; 7 Bl. Quart (263 x 180 mm). Ver­le­ger­ein­bän­de von ro­tem Saf­ fi­an auf glat­te Rücken, die­se mit gol­de­ner Ti­tel­prä­g ung und Il­lu ­stra­t i­on, die Deckel in dop­pel­ten Blind­f ileten­ rah­m en mit gold­ge­präg­ten Plat­ten mit vier ver­schie­de­ nen Il­lu­stra­t io­nen nach Gavarni, da­von 2 si­g niert Lieb­ herre, mit Gold­f ileten auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, Vor­sät­zen aus Moi­ré­sei­den­pa­pier und Ganz­g old ­schnitt, zu ­sam­m en in mit Ve­lours aus­ge­ schla­ge­nem Papp­schu­ber mit ro­ten Ma­r o­quin­k an­ten. ‚ Best of Gavarni’ – in pracht ­vol­len Ver­le­ger­-Luxusein ­bän­den Paul Gavarni (1804 –1866) war durch sei­ne Mit­ar­b eit an Le Charivari be­k annt ge­wor­den, wo sei­ne Sit ­t en­s chil­de­r un­g en „den Nerv des Pu­bli­ kums“ tra­fen. Théo­phile Gau­tier stell­te ihn 1846 gleich­r an­g ig ne­ben Fran­cis­co de Goya; bei­de hät ­t en „le même travail pour leurs temps et leur pays“ ge­lei­ stet; „ils ont fixé les mœurs bi­z ar­r es, les ty­pes tran­ chés, qui vont bientôt s’effacer sous le bad­i geon­n a­ ge co­n stitutionnel“, wäh­r end „tout ce joyeux mon­de de la bohême aura disparu devant les mœurs an­gloam­érica­ins qui ten­dent à nous envahir“ [zit. nach Ka­t a ­log Bon­n as­se II , 1982, S. 24]. Den Zeit­ge­nos­sen galt Gavarni als eben­bür­tig mit Honoré Da­u mier. Ist die­ser ag­g res­si­ver, so ent ­beh­r en Gavarnis Dar­ stel­lun­gen „nie­m als ei­ner ge­w is­sen Ele­g anz“; auch dar ­u m ge­hör ­t e er „zu den be­l ieb­t e­sten und pro­duk­ tiv­sten Il­lu­stra­t o­r en der Gen­r e­k a ­r i­k a­t ur im zwei­t en Drit ­t el des Jahr­hun­derts“ [Bil­der ­wel­t en 170]. Das vor­l ie­gen­de „ouv ­r a­ge im­p ort ­a nt“ bie­t et eine Aus­w ahl von 320 Ta­feln aus sei­nen wich­tig­sten Li­tho­g ra­phie-Al­b en und gibt „bien une idée du ta­lent de Gavarni et des mœurs de son temps“

[Car ­t er­et]. Am um ­fang ­r eich­sten ver ­t re­t en sind die Se­r i­en Les Débar­de­urs mit 50 Ta­feln, Foube­r ies de femmes en màtière de sen­ti­m ent (48), Les étudiants de Pa­r is (47), Les enfants terribles (39) und La vie de je­une homme (30). Je­der Se­r ie vor­a n­ge­stellt ist ein Dop­ pel­blatt mit ei­ge­nem il­lu­strier ­t em Ti­t el und drei Sei­t en Not ­ice von Théo­ phile Gau­ t ier, Ar­ m and Bar ­t het, Au­r élie de Soub­i ran, Lau­r ent-Jan, Au­g u­ ste Li­r e­u x, Léon Gozlan bzw. dem Ver­le­ger Jules Het­z el (un­ter dem Pseud­onym P.-J. Stahl). Je­den Band be­schließt ein Blatt mit ei­nem Ver­z eich­n is der Ta­feln. Jules Brivois stell­te her­aus, daß es sich um ein „œuvre ori­g i­n a­le“ han­delt, da es nach den li­tho­ gra­ phi­ s chen Vor­ l a­ g en von Gavarni selbst neu ge­z eich­net wor­den sei, und be­schei­n ig ­t e den Holz­ schnit­ten in die­sem Fall „une gran­de supériorité de repro­duct­ion sur la li­t ho­g ra­phie“ [Brivois 171] – eine Ein­schät­z ung, die Ray dem ein­z el­nen Be­t rach­ ter über­l as­sen woll­t e. Das Werk ist ge­d ruckt „avec le plus grand soin, sur très beau pa­pier“ [Brivois 170]; un­ser per­fekt er­h al­ te­nes Ex­em­plar liegt zu­dem in zwei wun­der­ba ­r en Ver­le­ger­ein­bän­den vor; die Deckel zie­r en vier ver­ schie­de­ne gold­ge­präg ­t e Plat ­t en, drei da­von nach Zeich­nun­gen von Gavarni. Das Front­ispiz von Al­ cide Jo­seph Lo­r en­tz zum er­sten Band wur­de ent­ fernt, da das Mo­t iv auf den Vor­der­deckel über­t ra­gen wur­de: Es zeigt Gavarni selbst in Rücken­a n­sicht beim Zeich ­nen an ei­ner Staf ­fe­lei. Pro­ve­n i­enz: Il­lu­s trier ­t es Ex ­l i­bris von Alex­a n­ dre Roudinesco auf dem Spie­gel von Band I, des­ sen Auk­ti­on 1967, I, Nr. 50: frs. 1.800. – Ge­gen­ über so­w ie auf dem Vor­satz des zwei­ten Ban­des Wap­pen­ex ­l i­bris des In­du­stri­el­len Évr­a rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979), des­sen Auk­ti­on I, 1979, Nr. 98: frs. 29.100. – Dar­ ü ber Adri­ a n Flüh­ m anns Mo­no­g ramms­childchen „awf “. Li­t e­r a­t ur: Brivois 168 ff.; Bru ­net II , 1510; Car ­t er­et III , 260 ff.; Es­c offier 1729; Gay/Lemonnyer III , 459; Gra­e s­s e III , 37 (in­kor­ rekt); Hi­ler 355 (nur Bd. 4); Lacombe 941 bis; Lip­p er­hei­de 919, Xe 237; Lon­c hamp II , 178; Oster­w al­der 413; Rahir 439; Ray II , 285 f., Nr. 207; San­der 294; Vica­ire III , 953 ff.; zum Ein­b and: Mag­g s 661, Nr. 208 und Ta­fel LXV II (Abb.).

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Mit Lie­fe­r ungs­um­schlä­gen und Ver­lags­pro­spekt 244 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choi­sies de Gavarni. Re­vues, co­r rigées et nouvellement classées par l’Au­teur. – Étu­des de mœurs con­ tem­po­ra­ines. Avec des not­ices en tète de chaque série. 4 Bde. Pa­r is, J. Het­zel, 1846 –1848 [die er­sten 3 Lie­fe­ rungs­t i­tel: 1845]. 1 Front­i spiz in Holz­schnitt nach Lo­ren­t z; zu­sam­m en 320 Ta­feln in Holz­schnitt nach Gavarni, 12 Text­holz­schnit­te nach Bert­all, 4 (wie­der­hol­te) Ti­tel­il­lu ­stra­t io­nen. 13 Bl. Und: 10 Bl. Und: 9 Bl. Und: 7 Bl. Quart, un­be­schnit­ten (276 x 190 mm). Dun­k el­r o­te Halb­ kalb­le­der­bän­de auf vier fla­che Bünde mit or­n a­m en­ta­ ler Gold­prä­g ung, mit je zwei oliv­g rü­nen, gold­ge­präg­ten Rücken ­schil­dern und or­n a­m en­ta­ler Blind- und Gold­ prä­g ung, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mit mar­m o­ rier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­nen Ori­g i­n al-Um ­schlä­gen (inkl. Um ­schlag­r ücken) so­wie je ei­n em ein­ge­bun­de­n en Lie­fe­r ungs­um ­schlag, auf den flie­gen­den Vor­sät­zen ver­so si­g niert „E. Ca­ray­on“ . Mit ein­ge­bun­de­nen Ori­g i ­n alund vier Lie­fe­r ungs­u m­schlä ­gen Ein wei­t e­r es Ex­em­plar der re­prä­sen­t a­t i­ven Aus­wahl von 320 Gen­r e­k a ­r i­k a­t u­r en, die Paul Gavarni nach den li­t ho­g ra­phi­schen Vor­l a­gen ei­gens neu zeich­ ne­t e. Band I um­faßt die Se­r i­en Les enfants terribles (39 Ta ­feln), Traduct­ion en lang­u e vulga­ire (5), Les Loret ­tes (25) und Les actrices (11), Band II die Se­ rie Fourbe­r ies de femmes en matière de sen­ti­m ent mit 48 Ta ­feln, fer ­ner Clichy (19) und Pa­r is le soir (13). Band III er­öff ­net mit Le Ca­r n­aval à Pa­r is (23), es fol­gen Pa­r is le matin (10) und die um­fang­r ei­che Se­ rie Les étudiants de Pa­r is (47). Band IV zeigt La vie de je­une homme in 30 und Les Débar­de­urs in 50 Ta­feln. Je­der Sui­t e vor­a n­ge­stellt sind ein ei­ge­ner il­lu­strier ­t er Ti­t el und drei Sei­t en Not ­ice. Alle Bän­de wer­den von ei­nem Ver­z eich ­n is der Ta ­feln be­schlos­sen. In je­den Band wur­den der il­lu­strier ­t e Ori­g i­n alUm­s chlag so­w ie ein il­lu­strier ­t er Lie­fe­r ungs­u m­ schlag auf ocker ­far­b e­nem Pa­pier ein­g e­bun­den. Auch der vier­sei­t i­ge Pro­spekt (mit ei­ner Ab­bil­dung) über das Werk liegt lose bei.

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Ei­nes von drei be­kann­t en Ex­em­pla­r en der Pro­be­a b­zü­ge auf Chi­na­pa­pier 245 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choi­sies de Gavarni. Re­vues, co­r rigées et nouvellement classées par l’Au­teur. – Étu­des de mœurs con­ tem­po­ra­ines. Avec des not­ices en tète de chaque série. Bde. 1 – 2 [= al­les auf Chi­n a­pa­pier Ge­druck­te]. Pa­r is, J. Het­zel, 1846, [Zwi­schen­t i­tel von Bd. 1:] 1845. Front­i spiz nach Lo­ren­t z, zu ­sam­m en 160 Ta­feln nach Gavarni, 2 Ti­tel­il­lu ­stra­t io­n en (wie­der­holt) und 6 Il­lus­ tra­t io­nen auf den Zwi­schen­t i­teln nach Bert­all, al­les in Holz­schnitt. 22 ein­sei­t ig be­druck­te Bl., 1 lee­res Bl. Und: 20 ein ­sei­t ig be­druck­te Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, teils un­auf­ge­schnit­ten (291 x 201 mm). Ori­g i­n alIn­te­r ims­bro­schu­ren, zu ­sam­m en in mo­der­n er ro­ter, mit brau­ner Moi­ré­sei­de aus­ge­schla­ge­ner Halb­saf­f i­an­k as­set­ te mit Ro­m an­t i­ker­ver­g ol­dung auf dem Rücken und Gold­ fileten auf den Deckeln, in­n en si­g niert „Devauc­h el­le“ (eine Ti­te­lei et­was braun­f leckig, sonst nur ge­le­gent­lich un­be­deu­ten­de Braun­f leck­chen, eine Ta­fel mit Ein ­schnitt au­ßer­h alb des Bil­des). Pro­be­a b­z ü­ge auf Chi­n a­pa­pier in den ori­g i­n a ­len Bro­schu­r en – von al­ler­g röß­t er Sel­t en­heit Von Gavarnis Œuvres choi­sies wur­ de eine sehr ge­r in­g e An­z ahl von Pro­b e­d rucken auf Chi­n a­Pa­pier her­ge­stellt, und zwar le­d ig­lich von den er­ sten zwei Tei­len, nicht vom drit­t en und vier­t en, die erst 1847 bzw. 1848 er­schie­nen. Es sind nur die drei Ex­em­pla ­r e in un­se­r er Samm ­lung be­k annt; ein von Vica ­i re er ­wähn­t es Ex­em­plar be­stand nur aus dem er­sten Teil. Alle Blät­t er sind nur ein­sei­t ig be­d ruckt. Band I um­ faßt die um ­fang ­r ei­che Se­r ie Les enfants terribles (39 Ta ­feln), au­ßer­dem Traduct­ion en lang­u e vulga­ire (5), Les Loret­tes (25) und Les actrices (11), Band II die Se­r ie Fourbe­r ies de femmes en matière de sen­t i­m ent mit 48 Ta ­feln, fer ­ner Clichy (19) und Pa­r is le soir (13). Je­der Sui­t e vor­a n­g e­stellt sind ein ei­g e­ner il­lu­ strier­ter Ti­tel und drei Sei­ten Not ­ice, le­d ig­l ich zu der klei­nen Fol­ge Traduct­ion en lang­u e vulga­ire ist kein Text bei­ge­ge­ben; er ist of ­fen­k un­d ig in die­ser Form auch nicht er­schie­nen, weil er in den bei­den an­de­r en Ex­em­pla ­r en gleich ­falls nicht vor­h an­den ist. Das Front­ispiz von Al­cide Jo­seph Lo­r en­t z, das

Gavarni selbst in Rücken­a n­sicht beim Zeich­nen an ei­ner Staf­fe­lei zeigt, ist dem er­sten Band nach­ge­ bun­den. Bei­de Bän­de wer­den von ei­nem Ver­z eich­ nis der Ta ­feln be­schlos­sen. Der vier­sei­t i­ge Pro­spekt (mit ei­ner Ab­bil­dung) über das Werk liegt bei. Die Œuvres choi­sies sind in­so­fern ein „œuvre ori­ gi­ n a­ le“ [Brivois], als Gavarni die Zeich­ nun­ g en nach den li­t ho­g ra­phi­schen Vor­l a­gen neu für den Holz­schnitt zeich ­ne­t e. Im An­schluß an Théo­phile Gau­t iers Vor­wort aus Band I sah Brivois dar­i n „une gran­de supériorité de repro­duct­ion sur la li­t ho­g ra­ phie“ [Brivois 171], was Ray nicht nach­voll­z ie­hen konn­te: „the reader may judge for hi­m s­elf “. Den kri­t isch-ver­glei­chen­den Blick auf die Holz­schnit­ te er ­mög­l i­chen die­se ex ­t rem sel­t e­nen Pro­b e­a b­z ü­ ge auf de­l i­k a­t em Chi­n a­pa­pier nun in der ex ­k lu­siv­ sten Form. Pro­ve­n i­enz: Sam Clapp (des­sen Auk­t i­on Chri­stie’s, Pa­r is, 2002, Nr. 349).

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Ein zwei­t es von drei be­k ann­t en Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier 246 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choi­sies de Gavarni. Re­vues, co­rrigées et nouvellement classées par l’Au­teur. – Étu­des de mœurs con­tem­ po­ra­ines. Avec des not­ices en tète de chaque série. Bde. 1 – 2 [= al­les auf Chi­n a­pa­pier Ge­druck­te] in 1 Bd. Pa­r is, J. Het­zel, 1846, [Zwi­schen­t i­tel von Bd. 1:] 1845. Front­i spiz nach Lo­ren­t z, zu ­sam­m en 160 Ta­feln nach Gavarni, 2 Ti­tel­il­lu ­stra­t io­n en (wie­der­holt) und 6 Il­lus­ tra­t io­nen auf den Zwi­schen­t i­teln nach Bert­all, al­les in Holz­schnitt. 22 ein­sei­t ig be­druck­te Bl., 1 lee­res Bl. Und: 20 ein ­sei­t ig be­druck­te Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (273 x 192 mm). Ge­glät­te­ter grü­n er Ma­r o­quin­ band auf fünf schma­le, mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­ler Ver­ gol­dung in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit drei­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en auf den Deckeln, dop­pel­ten Gold­ fileten auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­ nen­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old­ schnitt (am Sei­ten­rand über Témo­ins), auf dem Spie­gel si­g niert „Allô“ (Rücken auf­ge­hellt, zwei­ter Vor­t i­tel mit ge­schlos­se­nem klei­nen Bin­nen­ein­r iß).

Un­s er zwei­t es Ex­e m­plar von Gavarnis ex­t rem sel­t e­nen Œuvres choi­sies in Form von Pro­be­d rucken auf Chi­n a­p a­pier prä­s en­t iert sich in ta­del­lo­s er Er­h al­t ung in ei­nem de­ko­r a­t i­ven Ganz­m a ­r o­q uin­ band von Charles Allô, tä­t ig von etwa 1850 bis 1875 und mit Capé und Lortic ei­ner der „grands maîtres“ [Devauc­hel­le 28, vgl. ebd. 243 und Fléty 10] des Se­c ond Em­pire. Es um­faßt ex­a kt die glei­chen Be­stand­t ei­le wie un­ ser er­stes Ex­em­plar: das nach­ge­bun­de­ne Front ­i spiz zum er­sten Band, die bei­den Band­t i­t el, zu­sam ­men sechs Zwi­schen­t i­t el nebst Not ­ices (die Se­r ie Traduct­ion en lang­u e vulga­ire wie­der ­u m ohne be­glei­t en­den Text) und die bei­den Ta ­fel­ver­z eich­n is­se. In die­sem Ex­em­plar wur­de zu­s ätz­l ich ein Por ­t rait Gavarnis in Holz­schnitt auf ei­nem ein­ge­bun­de­nen Vor­blatt mon­t iert. Pro­ve­n i­enz: Auf dem flie­gen­den Vor­satz das gold­ ge­präg ­t e Le­der­ex ­l i­bris von Ge­org­es Lainé (des­sen Auk­ti­on 1962, Nr. 9: NF 3.000, mit Rücken-Abb.) und das Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann.

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Das drit­t e der drei be­kann­t en Ex­em­pla­r e der Pro­be­a b­zü­ge auf Chi­na­pa­pier – mit ori­g i­na­lem Aqua­r ell von Gavarni 247 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choi­sies de Gavarni. Re­vues, co­rrigées et nouvellement classées par l’Au­teur. – Étu­des de mœurs con­tem­ po­ra­ines. Avec des not­ices en tète de chaque série. Bde. 1 – 2 [= al­les auf Chi­n a­pa­pier Ge­druck­te] in 1 Bd. Pa­r is, J. Het­zel, 1846, [Zwi­schen­t i­tel von Bd. 1:] 1845. Front­i spiz nach Lo­ren­t z, zu ­sam­m en 160 Ta­feln nach Gavarni, 2 Ti­tel­il­lu ­stra­t io­n en (wie­d er­h olt) und 6 Il­ lus­t ra­t io­n en auf den Zwi­schen­t i­teln nach Bert­all, al­ les in Holz­schnitt, zu­sätz­lich 1 von Gavarni si­g nier­tes Aqua­rell un­ter Passe­par­tout. 22 ein ­sei­t ig be­druck­te Bl., 1 lee­res Bl. Und: 20 ein­sei­t ig be­druck­te Bl. – Auf Chi­n a­Pa­pier ge­druckt. Quart, mit Témo­ins (280 x 190 mm). Grob­ge­n arb­ter dun­ kel­ro­ter Ma­ro­quin­band auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem und -ge­rahm­tem Rücken­t i­tel und fünf­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en in fet ­tem Gold­f ileten­ rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ten, auf den Deckeln in fet­tem Gold­f ileten­rah­m en ein sie­ben­fa­cher Gold­f ileten­rah­m en, dar­in gro­ße Eckfleurons, mit dop­ pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- so­wie fet­tem und acht ma­ge­ren Gold­f ileten­rah­m en auf den In­n en­k an­ten, mit Doublü­ren und flie­gen­d en Vor­sät­z en aus dun­k el­g rü­ ner Moi­ré­sei­d e, mit bei­d en auf­ge­z o­ge­n en und ein­ge­ bun­de­n en, in Gold­prä­g ung il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Per­ ka­lin­be­zü­gen der Ver­l ags­ein­bän­de (inkl. Rücken), mit Ganz­g old­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1932“ (er­ste und letz­te 2 Bl. mi­ni­m al feucht­sp­urig). Mit ori­g i­n a ­lem, si­g nier ­t em Aqua ­r ell Gavarnis – das Ex­em­plar von René Des­c amps-Scrive und Léo­pold Car ­t er­et Un­ser drit ­t es Ex­em­plar von Gavarnis Œuvres choi­sies in Pro­be­d rucken auf Chi­n a­pa­pier ist das­je­n i­ge, das Léo­pold Car ­t er­et 1925 auf der Auk­t i­on Des­c ampsScrive für 2.700 Francs er­stei­ger­te und in sei­nem Trésor be­schrieb. Da­m als hielt er es noch für das ein­z ig exi­stie­r en­de. Schon bei Des­c amps-Scrive wa ­r en die ori­g i­n a ­len in Gold­prä­g ung il­lu­strier ­t en und auf Pa­pier auf­ge­ zo­ge­nen Per­k a ­l in ­be­z ü­ge der Ver­l ags­ein ­bän­de ein­ ge­bun­den. Car ­t er­et uni­k alisierte das vor­l ie­g en­ de Ex­em­plar end­g ül­tig, in­dem er ein von Gavarni in Blei­stift si­g nier ­t es Aqua ­r ell un­t er Passe­par ­t out ein ­bin­den ließ.

Gavarnis reiz ­vol­le Zeich­nung zeigt eine ganz ­fi g ­u ri­ ge Dienst­m agd mit ro­ter Stups­n a­se; die blon­den Locken quel­len un­ter ei­nem schwar­z en Mützchen her­vor. Sie greift sich mit der lin­ken Hand un­ter die Schür­z e, wäh­r end sie in der rech­t en ei­nen lan­ gen Rei­sig­be­sen hält. Die locke­r e und doch prä­z i­se Zeich­nung ist mit Rot, Braun, Blau und Grau­t ö­nen la­v iert und gibt ei­nen le­ben­d i­gen Ein­d ruck des jun­ gen Mäd­chens. Den ge­r a­d e­z u fest ­l ich an ­mu­t en­d en dun­kel­ro­t en Ma ­r o­q uin­band mit ele­g an­t er Gold­prä­g ung und Doublü­r en und Vor­s ät­z en aus dun­kel­g rü­ner Moi­r é­sei­de schuf Ge­org­es Mer­ci­er (1885 –1939). Pro­ve­n i­enz: René Des­c amps-Scrive, des­sen gold­ge­ präg ­t es Ex ­l i­bris auf ei­nem Vor­blatt, des­sen Auk­ ti­on II , 1925, Nr. 140: frs. 2.700 (noch in an­de­r em Ein­band und ohne das Aqua­r ell). – Léo­pold Car­ ter­et, mit ei­ner von ihm si­g nier ­t en Blei­stift ­no­t iz ver­so flie­gen­dem Vor­satz, vgl. auch seinen Ver­merk III , 262: „actuellement co­llect­ion L. Car­ter­et“. – André Tissot-Du­pont, des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 218 (mit 2 Abb.).

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Eines von zwei kolorier ten Exempla ren. Aus den Samm lungen Descamps-Scrive und Bonnasse 248 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choi sies de Gavarni. Revues, corrigées et nouvellement classées par l’Auteur. – Étu des de mœurs contemporaines. Avec des not ices en tète de chaque série. 4 Bde. Paris, J. Het zel, 1846 –1848 [erste Lieferungstitel: 1845]. 1 Front ispiz in Holz schnitt nach Lorentz; zu sam men 320 Tafeln in Holz schnitt nach Gavarni, 12 Textholzschnit te nach Bertall, 4 (wiederholte) Titelillu strationen; sämtlich koloriert. 13 Bl. Und: 9 [statt: 10] Bl. Und: 9 Bl. Und: 7 Bl. Quart (262 x 184 mm). Rote Halbmaroquinbän de auf fünf mit doppelten Goldfileten ver zier te Bünde, mit goldgepräg ten Rückentiteln in je zwei Rückenfeldern und reicher ornamentaler Vergoldung in dreifachen Goldfiletenrahmen in den übri gen Feldern, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und Kopfgold schnitt, auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert „V. Champs“ . Sämt liche 337 Il lu strationen sorg sam koloriert – ei nes von zwei bekannten Exempla ren Dieses Exemplar ist eine au ßer or dent liche Ra rität: Alle 320 Ta feln von Gavarni, die 16 Text holz schnit­ te und das Front ispiz des er sten Bandes wur den liebe voll koloriert und eiweißgehöht; nur ein wei­ teres dieser Art ist bekannt. Gehütet wur de diese Kost barkeit die läng ste Zeit von zwei der bedeu­ tend sten Samm ler fran zösi scher Romantik: René Descamps­Scrive (1853 –1924) und Hen ri Bon nas­ se (1899 –1984). Das Front ispiz von Alcide Jo seph Lorentz zeigt Gavarni selbst in Rücken an sicht beim Zeich nen an ei ner Staf felei. Im zweiten Band wur de am Schluß ein Blatt Verlagsan zei gen ent fernt. Prove nienz: Gold gepräg tes Ex li bris von René Des camps­Scrive ver so fl ie gendem Vor satz von Band IV (dessen Auk tionskata log II , 1925, Nr. 348: frs. 5.100). – Gold gepräg tes Ex li bris von Hen ri Bon­ nasse auf al len Spiegeln (dessen Kata log II , 1982, Nr. 41: frs. 100.000). – In Band I dar unter das Mo­ nogrammschildchen „awf “ von Adri an Flüh mann.

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52 Ori­g i­nal-Zeich­nun­gen Gavarnis, da­von 48 zu Le dia­ble à Pa­ris, Ge­schenk an ei­nen Freund 249 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Al­bum mit 52 Zeich­nun­gen, da­von 48 zu Le dia­ble à Pa­r is. [Ohne Ort und Jahr, etwa 1845]. 52 Zeich­nun­gen, da­von 48 mon­t iert auf Ve­lin­pa­pier, (12 auf brau­nem Pa­pier), 4 di­rekt dar­un­ter auf dem Trä­ger­ pa­pier (2 auf brau­n em), mit Sei­den­vor­sät­zen. 1 Ti­tel­ bl. mit kal­li­g ra­phi­schem Au­tor­n a­m en in schwar­zer und ro­ter Tin­te. Quer-Quart (Trä­ger­pa­pier: ca. 210 x 270 mm, mon­t ier­te Bl.: ca. 190 x 130/150 mm). Dun­k el­g rü­ner Saf­f i­an­band der Zeit auf glat­ten, in Blind­prä­g ung kas­set­t ier­ten Rücken, auf den Deckeln in zwei fet­ten Blind­rah­m en ro­m an­ ti­scher Rocaille-De­kor in Blind­prä­g ung, dar­in vorn die ver­g ol­de­ten In­itia­len „S C“ , hin­ten „P D“ , mit Gold­ fileten auf den In­nen­k an­ten, Vor­sät­zen aus wei­ßem Moi­ ré­pa­pier und Ganz­gold­schnitt ( Vor­sät­ze an den Rän­dern oxy­diert, durch­ge­h end leicht braun­f leckig, we­ni­ge Bl. des Trä­ger­pa­piers mit klei­n e­ren Ein­r is­sen oder Fehl­stel­len).

Al­bum mit 52 Ori­g i­n al­z eich­nun­gen von Gavarni aus dem Be­sitz von Paul Dela­r oche In die­sem Al­bum de­fi ­l ie­r en Les Gens de Pa­r is am er­staun­t en Be­t rach­t er vor ­ü ber – in 48 ori­g i­n a ­len Fe­der­z eich­nun­gen von Gavarni, der un­t er die­sem Ober ­t i­t el ins­ge­samt 208 Zeich­nun­gen für das von Pierre Jules Het­z el her­aus­ge­ge­be­ne Werk Le dia­ble à Pa­r is: Pa­r is et le Pa­r is­iens bei­steu­er­t e. Schon in den Buch­holz­schnit­ten sah Gor­don N. Ray „the ma­jor attr­ac­t ion“ des ge­sam­t en zwei­bän­d i­gen Werks, an dem eine gan­z e Rei­he von Au­t o­r en und Il­lu­stra­t o­ ren mit­w irk­t e. „Toutes ses bel­les qual­ités de des­sin­ateur“ [Lemois­ ne I, 175] hat Gavarni in die­sen Zeich­nun­gen ein­ ge­setzt: Mit schar ­fer Be­ob­ach­t ungs­g a ­b e, phy­sio­ gno­m i­scher und psyc­holo­lo­g i­scher Sub­t i ­l i­t ät, mit tie­fem Sinn für Ko­m ik und Iro­n ie stellt er in eben­ so prä ­z i­sen wie vir ­t uo­sen Fe­der­stri­chen so­w ie Bild­ un­t er­s chrif ­t en in brau­ner Tin­t e se­r i­en­wei­s e die

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un­t er­schied­l ich­sten Ty ­pen und Ge­stal­t en vor. Fast ein Vier­tel des ge­s am­ten Per­so­n als liegt hier im Ori­g i­n al vor, in brei­t er Ver ­t ei­lung auf un­t er­schied­ li­che Se­r i­en: Neun Por ­t raits füh ­r en ver­schie­de­ne Bour­geois vor, wo­bei zwei iso­l iert ge­z eich­ne­t e Frau­ en ­fi ­g u­r en in ei­nem Buch­holz­s chnitt ge­mein­s am im Dia ­log auf ­t au­chen. Sechs Ta ­feln ge­hö­r en zur Ru ­brik Ceintures dorées, je vier zu Reve­nus d’aille­urs und Pop­ula­ire, je drei zei­gen Men­schen En Ca­r n­aval, Pol­itique­urs, Phi­lo­soph­e s so­w ie Prés­en­te­urs et présentés, je zwei das Silence du ca­binet, L’ar­gent, Ar­t ist­e s und an­de­r e Ex­i stences pro­blématiques, je­weils eine stammt aus Orai­sons funêbres, Drames bour­geois, Bou­ le­vard de Gand, Avec la per­mis­si­on des au­tor­ités und Les pe­t its mor­dent. Der Ver­le­ger Het­z el ließ Gavarni bei der Wahl der The­men völ­lig freie Hand; ei­n i­ ge Ka­t e­go­r i­en leh­nen sich zwar an vor­a n­ge­g an­ge­ne Li­tho­g ra­phie-Se­r i­en an, doch „les scènes en sont toutes diffé­r en­t es“ [Lemoisne I, 174]. Die mei­sten Zeich­nun­gen dien­t en als prä ­z i­se Vor­l a­gen für die Buch­i l­lu­stra­t i­on; ge­le­gent ­l ich wur­de in den Holz­schnit­t en frei­lich auch eine Fi­g ur hin­ zu­ge­f ügt. 46 Ori­g i­n a ­le sind be­r eits mit hand­schrift­

li­chen Le­gen­den ver­se­hen, im Buch wur­den die bei­ den feh­len­den zwei er­g änzt und acht mo­d i ­fi ­z iert. Die Zeich­nun­gen (Blatt­g rö­ße ca. 190 x 130/150 mm) wur­den auf stär­ke­r es Ve­l in­pa­pier mon­t iert, dar­ un­ t er zwölf brau­ ne Blät­ t er. Un­ t er vier mon­ t ier­ ten Por ­t raits ver­ber­gen sich auf dem Trä­ger ­pa­pier über ­r a­s chen­der ­wei­s e wei­t e­r e Zeich ­nun­g en: drei Land­ s chaf­ t en, eine in schwar­ z er, eine in brau­ ner Tin­te mit Lavis-Höhun­gen, eine auf brau­nem Pa­pier in schwa­chem Pa­stell, und ein halb­fi g­u ri­ ges Por­t rait ei­nes Sol­d a­t en gleich­falls in Pa­stell auf brau­nem Pa­pier. Bei die­sen nicht mehr son­der­lich gut sicht ­ba ­r en Pa­stell­z eich­nun­gen han­delt es sich of ­fen­bar um Ju­gend­a r­b ei­t en Gavarnis; die Land­ schaft äh­nelt ei­ner 1827 da­t ier ­t en Pay­sage des Pyrénées im Ca­binet des des­sins im Lou­v re [inv. RF 31377]. Die Pro­ve­n i­enz die­ses Al­bums ist gleich­falls höchst in­ t er­ e s­ s ant. Es stammt aus der Samm­ lung des Hi­sto­r i­en ­m a ­lers und Pro­fes­sors an der École des r oche (1797 –1856), der Beaux-Arts, Paul Dela­ es si­ cher­ l ich di­ r ekt aus der Hand von Gavarni (1804 –1866) er­h al­ten hat­te. Dies le­g en auch die In­itia­len bei­der auf den Deckeln nahe. Über die

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per­sön­l i­chen Be­z ie­hun­gen zwi­schen bei­den Künst­ lern ist we­n ig be­k annt, von Gavarni stammt je­ den­falls ein Por ­t rait Delaroches [Ar ­me­l hault/Boc­ her, S. 595, Nr. 3]. Der Hi­sto­r i­en­m a­ler galt als „der glän­z end­ste Ver ­t re­t er die­ser Mal­g at ­t ung, nicht nur in Frank­r eich, son­dern in ganz Eu­r o­pa“; der „fast bei­spiel­lo­se Er ­folg“ be­glei­t e­t e ihn „sein gan­z es Le­ ben hin­durch“ [Thieme/Becker 8, 593]. In sei­nem Werk kom ­men „Gen­r e­bil­der pro­fa ­nen In­h alts […] äu­ßerst sel­t en“ vor, „da ihm Su­jets von rein ma­le­r i­ schem In­t er­es­se der Dar­stel­lung nicht wert zu sein schie­nen“ [ebd. 592]. Gavarni war da­ge­gen ein ganz an­de­r es Na­t u­r ell. Er hat ­t e 1828 „ohne An­lei­t ung, mit wah­r em Feue­r e­ifer die für ihn fri­schen Ein­ drücke des flu­t en­den Le­bens der Stra­ße, der Thea­ ter, Bäl­le und Sa­lons“ be­gon­nen, „in sein Al­bum ein­z u­t ra­gen, das sein ste­t er Be­glei­t er war“ [ebd. 13, 296]; al­lein da­durch, daß er mit eben­so tref­fen­ dem wie lie­b ens­w ür­d i­gem Spott „im In­d i­v i­du­u m den Ty ­pus“ fi ­x ier ­t e, wur­den „sei­ne Ta­ges­be­r ich­t e zu ge­schicht ­l i­chen Do­k u ­men­t en“ [ebd. 297] er­hoben.

Ge­r a­de an­ge­sichts die­ser Ver­schie­den ­heit bei­der Künst ­ler ist un­ser de­ko­r a­t iv ge­bun­de­nes Al­bum ein kost ­ba ­r es Zeug ­n is für ihre ge­gen­sei­t i­ge Wert­schät­ zung und Be­w un­de­r ung. Pro­ve­n i­enz: Ei­gen ­h än­d i­ge Si­g na­t ur „Gavarni“ in Blei­ stift auf dem Ti­ t el. – Gold­ g e­ präg­ t e Deckel­i n­itia­len „S C“ für Sulpice Chevallier, d. i. Gavarni selbst, so­w ie „P D“, d. i. Paul Dela­r oche. – Zu­letzt fran­z ö­si­sche Pri­vat­samm­lung. Li­t e­r a­t ur: Zu Le dia­ble à Pa­r is: Beraldi V II , 66 f., Nr. 215; Brivois 124 ff.; Bil­der ­wel­t en 126 ff., Nr. 54; Car ­t er­et III , 203 ff.; Lacom­ be 919; Lemoisne I, 173 ff.; Lip­p er­hei­de 242, Fd 29; Lon­c hamp II , 133; Rahir 40 0; Ray II , 320, Nr. 236; San­der 232; Vica­ire III , 241 ff.

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Trau­t es Heim … 250 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Im­pres­si­ons de Ména­ge. 2e Série. (Œuvres nouv­el­les de Gavarni). [Auf dem Um­schlag:] Al­bum co­m ique par Gavarni. Pa­r is, Au­bert, [auf dem Um­schlag:] Au Bu­re­ au du Jour­n al anus­ant & du Pe­tit Jour­n al pour Rire, [1846 –1847]. 40 [statt: 39!] lose Li­tho­g ra­phi­en, über­wie­g end auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier. Fo­lio (etwa 335 x 257 mm). Ori­g i­n a­le Lei­nen­decken mit blind­ge­präg­tem Rah­men und gold­ge­präg­tem Deckel­t i­tel, se­pa­ra­te Ori­g i­n al-Bro­schur (berie­ben, klei­ne Ein­r is­se an Ka­pi­ta­len, Um­schlag im Falz zer­schnit­ten und mit klei­ nen Rand­ein­r is­sen, Trä­ger­pa­pier durch­ge­hend leicht bis mä­ßig, Bild­be­reich kaum braun­f leckig). Zu­sätz­l ich mit der un­ver­öf ­fent ­l ich­t en Ta ­fel No. 1 Im Jahr 1844 be­ g ann Gavarni eine Werk­ g rup­ pe, die er „im Ge­fühl der Voll­k raft sei­ner Kunst“ [Gon­court I, 242] Œuvres nouv­el­les nann­t e. Bis 1847 er­schie­nen in Le Charivari ins­ge­samt elf Sui­t en von Li­t ho­g ra­phi­en; eine von ih­nen ge­währt uns Im­pres­ si­ons de Ména­ge, Ein­d rücke aus dem häus­l i­chen bzw. ehe­l i­chen Le­ben. 1843 war be­r eits eine er­ste Se­r ie die­ses Na ­mens er­schie­nen, nun folg ­t en 39 wei­t e­ re Li­t ho­g ra­phi­en, die mit ei­ner Aus­n ah ­me [Nr. 29] von 1846 bis 1847 in Le Charivari ge­d ruckt wur­den. Zum vor­l ie­g en­den Be­stand ge­hört eine wei­t e­r e Ta ­fel – die ur­sprüng­l i­che No. 1 – mit der es eine spe­ zi­el­le Be­wandt ­n is hat: Das Mo­t iv Le mari co­mmisseurpri­se­ur, über den Ehe­m ann, der au­ßer Haus ist, um ei­nen Po­sten ab­ge­t ra­ge­ner Schu­he sei­ner Gat ­t in zu ver­k au­fen, blieb aus ei­nem schlich­t en Grund un­ver­ öf ­fent ­l icht: Wäh­r end des Druck ­vor­g angs zer­brach der Li­t ho­g ra­phie­stein, so daß kei­ne voll­stän­d i­ge Auf­l a­ge her­ge­stellt wer­den konn­t e. Gavarni zeich­ ne­te statt­des­sen eine neue Nr. 1 mit ei­nem völ­lig an­de­r en Mo­t iv [vgl. Ar ­me­l hault/Boc­her 289]. Die Œuvres nouv­el­l es, die in un­s e­r er Kol­lek­t i­on nur mit die­ser Se­r ie ver­tre­ten sind (nicht zu ver­ wech­seln den mit Masques et vi ­sa­ges, die den glei­ chen Um­schlag ­t i­t el tra­gen), mar­k ie­r en in der Tat eine künst ­le­r i­sche Epo­che. Lemoisne be­ob­ach­t e­t e, ähn­l ich wie schon die Brü­der Gon­court, an Gavar­ ni ge­gen­ü ber frü­her ei­ner­seits ei­nen ein­fa­che­r en, kraft­vol­le­r en Strich [vgl. Lemoisne I, 184], an­de­ rer­seits „une atmosphère chaude à l’aide de fonds grisâtres plus ou moins grenus, où l’on croirait voir dan­ser l’air et la poussière“, und ins­g e­samt

„op­p o­si­t i­ons sav­a n­t es d’ombres et de lumières, demi-teint­e s légèrement nu­a ncées“ [Lemoisne I, 184 f.]. Die Brü­der Gon­c ourt fan­den hier „je­nes ma­g i­sche Hell-Dun­kel, jene Ge­gen­sät­z e von Licht und Schat ­t en, jene Rem ­brandt’schen Däm ­mert­öne“ [Gon­court I, 243], die Gavarni zu ei­nem mei­ster­ haf ­t en „Schwarz-Weiß-Ko­lo­r i­sten“ [ebd.] mach­t en. Ober ­fl äch­l ich be­t rach­t et wid ­m et sich die­s e „série délicieuse“ [Lemoisne I, 190] oft­m als drol­l i­ gen Klei ­n ig­kei­t en oder lä­cher­l i­chen Schrul ­len, die Ehe­leu­t e im Lau­fe lan­g en Zu­s am ­men­le­b ens an­ neh­men. Doch „sous cette iro­n ie so­u ri­a n­t e“ [ebd.] deckt Gavarni oft un­ver ­m it ­t elt eine tie­fe­r e, bit ­t e­ re Be­deu­t ung auf, mit ei­ner gna­den­lo­sen Schär­ fe, die „vous fait fris­son­ner“ [ebd. 191]. Schon in den Im­pres­si­ons de Ména­ge, die vor­w ie­gend im klein­ bür­ger­l i­chen und Ar­bei­t er-Mi ­l ieu an­ge­sie­delt sind, be­g innt Gavarnis all­m äh­l i­che Ab­wen­dung von der ‚ele­g an­t en Welt‘, die un­t er dem Ein­d ruck der Lon­ do­ner Ver­h ält ­n is­se ma ­n i­fest wer­den soll­t e. We­n i­ ge Wo­chen nach der Ver­öf ­fent ­l i­chung des letz­t en Blatts der „Häus­l i­chen Ein­d rücke“ ging der Künst­ ler nach Eng­land, wo eine wei­te­re neue Epo­che sei­nes Schaf ­fens ih­r en An­fang nahm. Li­t e­r a­t ur: Ar ­me­l hault/Boc­her 289 ff., Nr. 1090 –1128, und 435, Nr. 1741; Beraldi V II , 67, Nr. 216; Gon­c ourt I, 242 f.; Lemoisne I, 184 f. und 190 ff.; Lon­c hamp II , 178; Ray I, 218; San­der 295.

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Mit ko­lo­r ier ­t en Ta­feln, ge­rahmt von aus­ge­stanz­t en, hin­t er­leg ­t en Spit­zen­mu­stern 251 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Per­les et par­ures. [I.] Les joyaux. Fan­tai­sie par Gavarni, tex­te par [Jo­seph] Méry. [Deuxième par­t ie:] Mi­ne­ra­lo­g ie des da­m es, par le Cte Fœlix [d. i. Lou­i s-Fran­ç ois Raban]. [Und: II.] Les par­ures. Fan­tai­sie par Gavarni, tex­te par Méry. [Deuxième par­t ie:] Histo­ire de la mode, par le Cte Foelix. 2 Bde. Pa­r is, Gonet [und:] Marti­non [und:] Ma­ dame veuve Ja­net, [und:] Leip­zig, Charles Twiet­m ey­er, [1850]. Ge­sto­che­n er, il­lu ­strier­ter und ko­lo­r ier­ter Ge­samt ­t i­tel, 16 ko­lo­r ier­te, auf alt­r o­sa Sei­d en­pa­pier auf­ge­z o­ge­n e Stahl­sti­che, ge­rahmt von ei­nem aus­ge­stanz­ten Spit­zen­ mu ­ster, mit Sei­den­vor­sät­zen. Und: Ge­sto­che­n er, il­lus­ trier­ter und ko­lo­r ier­ter Ge­samt­t i­tel, 15 ko­lo­r ier­te, auf alt­r o­sa Sei­den­pa­pier auf­ge­zo­ge­ne Stahl­sti­che, ge­rahmt von ei­nem aus­ge­stanz­ten Spit­zen­mu ­ster, mit Sei­den­vor­ sät­zen. 2 Bl., 316 S. Und: 2 Bl., 300 S.

Quart (262 x 171 mm). Dun­k el­blaue Per­k a­lin-Ver­le­ger­ ein­bän­de auf glat­te Rücken, mit schö­ner gold­ge­präg­ter Rücken- und Deckel­il­lu ­stra­t i­on und far­bi­gen Ak­zen­ten, mit gel­ben Glanz­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old­schnitt (durch­ge­hend et­was braun­f leckig). Die Da ­men der ele­g an­t en Welt: 33 ko­lo­r ier ­t e Stahl­sti­che nach Gavarni, ge­r ahmt von Spit­z en­mu­stern – in gol­den und far­big il­lu­strier ­t en Ver­le­ger­ein ­bän­den Per­les et Par­ures – nicht etwa nur Ju­ we­ len und Schmuck wid­ men sich die bei­ den Tei­ le die­ s es Werks, son­dern auch son­sti­g en Ac­c es­soires und mo­d i­s chen Klei­dungs­s tücken – ei­g ent ­l ich den schö­nen Frau­en, die sie tra­gen: Denn ele­g ant aus­ ge­stat­t e­t e Da­men sind es, die Gavarni auf den il­lu­ strier­t en (iden­t i­schen) Ti­t eln und auf 31 Ta­feln dem

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Be­t rach­t er prä­sen­t iert, be­glei­t et von den sprach­l i­chen Fan­tai­sies von Jo­seph Méry. Ent­stan­den sind die Aqua ­r ell­vor­l a­gen in Eng­l and, wo­h in Gavarni im De­z em­ber 1847 rei­ste; ein Auf­ ent­h alt, der sich von we­n i­gen Wo­chen auf gan­z e vier Jah­r e aus­dehn­t e und ihm „un­g e­a hn­t e neue stoff­l i­c he An­r e­g un­g en brach­t e“. Doch un­s e­r e Per­les et Par­ures ent­stan­den noch vor der „merk­ wür­d i­ge[n] Schwen­k ung“, die Gavarni in Lon­don voll­z og, als er nicht mehr die Welt der Elégants auf­such­t e, „son­dern das Pro­le­t a ­r i­at, nicht den Sa­ lon, son­dern die Win ­kel­k nei­pen u. Ar ­men­v ier ­t el“. So­g ar „sei­n e durch Thacke­r ay ver ­m it ­t el­t en

Emp­feh­lun­gen an den engl. Hoch­adel ließ er un­ge­ nutzt“ und lehn­t e das An­ge­bot ab, „die Kö­n i­g in und den Prinz­ge­m ahl zu por ­t rä­t ie­r en“ [Thieme/Becker 13, 297]. Umso mehr dür­fen wir uns über die­se Prezio­sen freu­en – ge­r a­de auch in bi­blio­phi­ler Hin­sicht und ge­r a­de an un­se­r em Ex­em­plar: Die er­ste Aus­g a ­b e liegt hier in der sel­te­ne­r en Va­r i­a n­te vor, mit den hin­r ei­ßend zart und zu­gleich bril­l ant ko­lo­r ier ­t en Sti­chen auf Ve­l in­pa­pier, des­sen brei­t e Rän­der zu un­t er ­s chied ­l i­c hen Spit ­z en ­mu­s tern aus­g e­s tanzt wur­den, um auf alt ­r o­sa Sei­den­pa­pier mon­t iert zu wer­den. In die­ser „ap­p eal­i ng […] special edi­t i­on“

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wur­den an­stel­le der dar­ge­stell­t en Ac­c es­soires die Dar­stel­lun­gen selbst zu „fa­shion plates of the first or­der“ [Ray]. Der Ste­cher war Charles Geoffroy; meh­r e­r e Bi­blio­g ra­phen ge­b en für den Band Les joyaux irr­t üm­l ich nur 15 statt 16 Sti­chen an. Han­delt es sich bei dem Werk oh­ne­h in um ein „livre recherché“ [Beraldi], so ist die „réuni­on des deux ouvra­ges avec les gra­v ur­es à mar­ges de dent­ el­les […] as­sez rare à ren­c ontrer“ [Car­ter­et]. Die Ver­ei­n i­g ung der bei­den Ein­z el­t i­t el ist in un­se­r em Ex­em­plar per ­fekt: Sie lie­gen in den ein­heit ­l i­chen Ver­l ags­ein­bän­den vor, de­r en prunk ­vol­le Gold­plat­ ten auf Deckeln und Rücken durch far­bi­ge Ak­z en­t e

in Weiß, Rot, Grün, Blau und Braun noch zu­sätz­ lich pro­fi ­l iert wer­den. Pro­ve­n i­enz: Adri­a n Flüh ­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 71, Nr. 242; Brivois 318 f.; Car­t er­et III , 460 f.; Co­las 2041; Heylli 154; Hi­ler 584; Lip­p er­hei­de 129, Cm 9 (nur Les par­ures, mit in­kor­r ek­t em Jahr); Ray II , 286 f., Nr. 209 und 210; San­der 468 und 469; Talv­a rt/Place XI V, 312, Nr. 18 und 19 (Méry); Vica­i re V, 770 f.; zum Ein­band: Mal­a vieille 185, Nr. 67 (Abb.).

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Mit den Ta­feln auf Chi­na­pa­pier 252 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Per­les et par­ures. [I.] Les joyaux. Fan­tai­sie par Gavarni, tex­te par [Jo­seph] Méry. [Deuxième par­t ie:] Mi­ne­ra­lo­g ie des da­m es, par le Cte Fœlix [d. i. Lou­i s-Fran­ç ois Raban]. [Und: II.] Les par­ures. Fan­tai­sie par Gavarni, tex­te par Méry. [Deuxième par­t ie:] Histo­ire de la mode, par le Cte Foelix. 2 Bde. Pa­r is, Gonet [und:] Marti­non [und:] Ma­ dame veuve Ja­net, [und:] Leip­zig, Charles Twiet­m ey­er, [1850]. 16 Stahl­sti­che auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton. Und: Ge­sto­che­n er, il­lu ­strier­ter Ge­samt ­t i­tel, 15 Stahl­sti­che auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton. 2 Bl., 316 S. Und: 2 Bl., 300 S. Quart, völ­lig un­be­schnit­ten (280 x 190 mm). Lang­ge­ narb­te brau­ne Halb­m a­r o­quin­bän­de auf je fünf zwi­schen dop­pel­ten Gold­f ileten or­n a­m en­tal blind­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­rahm­ten Rücken­t i­teln in je zwei Fel­dern und or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung so­wie oliv­g rü­n en bzw. ro­ten Ma­r o­quin­in­tar­si­en in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nen il­lu ­strier­ ten Ori­g i­n al-Um ­schlä­gen (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf

den flie­gen­den Vor­sät­zen ver­so si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1938“ . Un­be­schnit ­t en, mit den Ori­g i­n al-Um­schlä ­gen und den Ta ­feln auf Chi­n a­pa­pier Die bei­den Bän­de der Per­les et Par­ures in der er­sten Aus­g a ­be lie­gen hier in der ‚Stan­d ard­va ­r i­a n­t e‘ vor: Die von Charles Geoffroy an­ge­fer ­t ig ­t en Stahl­sti­che nach Aqua ­r al­len Gavarnis wur­den auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt und auf star­ken Kar­t on mon­t iert. Frei­l ich darf die­ses Ex­em­plar des „livre recherché“ [Beraldi] nicht ohne bi ­blio­phi ­le Be­s on­der­hei­t en aus­kom ­men: Es liegt un­be­schnit ­t en und in ta­del­ lo­sem Zu­stand, mit den bei­den in Rosa il­lu­strier­ ten Ori­g i­n al-Um­schlä­gen in Mei­ster­ein­bän­den von Ge­org­es Mer­ci­er (1885 –1939) vor. Pro­ve­n i­e nz: Gold­g e­p räg ­t es Le­d er­e x ­l i ­b ris von Lucien Tissot Du­pont ver­so flie­gen­dem Vor­satz von Les joyaux (des­sen Auk­t i­on 1970, Nr. 49). – Hen­r i M. Petiet (Auk­t i­on II , 1992, Nr. 133).

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Das späte „œuvre maitresse“, wie neu erhalten 253 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Masques et vi sa ges [auf den Tafeln. Um schlag titel:] Œuvres nouvelles. 8 in 5 Bdn. Paris, Librairie nouvelle, [1852 –1853], [auf einem Um schlag:] 1854. Zu sam men 150 lithographierte Tafeln auf starkem Velinpapier. Folio (378 x 270 mm). Langgenarbte dunkelblaue Halbmaroqin bän de auf vier mit doppel ten Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg ten Rückentiteln sowie gold gepräg ter Or nament ik in doppelten Goldfiletenrahmen in den Rückenfeldern, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, insge samt 13 ein gebun denen illu strier ten Lieferungsum schlä gen und Kopfgold schnitt, jeweils am Fuß si gniert „René Aussourd“ . 150 Lithographien in neuwer ti ger Erhaltung: Gavarnis spätes Mei ster werk Masques et vi sa ges nannte Gavarni die drit te Serie sei ner lithographi schen Al ben, mit der er die reifste Pha se sei nes Schaf fens er öff nete. Nach den Œuvres choi sies und den Œuvres nouvelles (die nicht mit dem vorlie genden Werk ver wech selt wer den dür fen, das den gleichen Haupt titel auf den Liefe­ rungsum schlä gen trägt) hat te sich Gavarni zeit wei­ se aus dem gesellschaft lichen Leben zu rück gezogen und insbe sondere auf den lan gen Eng land­Auf­ ent halten (1847 –1851) sei nen rea li sti schen Blick geschult. Wieder in Frank reich, ließ er sich als al lei­ ni ger Il lu strator der neu gegründeten Zeitung Paris en ga gieren, der „er sten fran zösischen Ta geszeitung ohne politi schen Teil“ [Bilder welten 178]. Gavarni liefer te für die vom 20. Ok tober 1852 bis zu ih rem Verbot am 8. Dezem ber 1853 er schienene Zeitung, da neben für die Literatur zeit schrift L’Eclair, ins­ gesamt 280 Stein zeich nun gen mit Text, 49 weitere wur den nur als sepa rate Al ben ver öf fent licht. Der Titel Masques et Vi sa ges unter streicht Gavar­ nis ver tief ten An spruch, eine hinter der ober fl äch­ lichen Er schei nungs welt verbor gene Wirk lich keit sicht bar zu machen. Die Lithographie­Serien lie­ fern Dar stel lun gen von „ver schie den sten Ty pen und indi viduell sten Cha rak teren“ und in ih rer Fül le und Viel falt eine verita ble „Sit ten geschichte der Pa ri ser Ge sell schaft zu Beginn des 2. Kai ser­ reichs“ [Bilder welten 178]. Auch hier wa ren es ins­ besondere die unteren Schichten, die Gavarni „in

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ih rem Elend und ih rer Ver wahrlosung“ beobachte­ te und „dra stisch cha rak teri sier te“ [ebd. 180]. Auf den Bild legenden kom men die Beobachteten meist selbst in ih rer ty pi schen sponta nen Um gangsspra­ che zu Wort. Auch was das künst leri sche Niveau betrifft, ist Ga­ varni hier „plus fort que ja mais“ [Beraldi 25]; die bei Lemercier gedruck ten Lithographien gehören zu sei nen „tech nisch voll kom men sten und ausgereif­ testen Arbeiten. Schim mer­ und Licht ef fek te, Kon­ tra ste, tiefe Schwär zen und sanf te Halbtöne ver­ stand er in samtig weichen Abschat tierun gen aus den Plat ten zu holen“ [Bilder welten 178]. Für Lemoisne sind Masques et vi sa ges „peut­être l’œuvre maîtresse de Gavarni“ [Lemoisne II , 111], für Gor don N. Ray nicht nur „the greatest ef fort“ und „the comprehensive ex pres sion of Gavarni’s later view of life“, sondern zu gleich „a neglected ma­ ster piece of nineteenth­cent ury French graphic art“ [Ray]. Dies mag an dem ver spreng ten Er schei nen in der Ta gespresse liegen – kei ne guten Vor ausset zun­ gen für eine dauerhaf te Beachtung und Erhaltung. Ent sprechend selten sind die Serien heute. Im merhin acht voll ständi ge Serien mit 150 Litho­ graphien (von insge samt 18 mit 329 Ta feln) sind hier in fünf Bänden ver ei nigt, „autant de séries au­ tant de chefs­d’œuvre“ [Grand­Car ter et]: Les lorettes vieillies und Les maris me font toujours rire, jeweils in ei nem Band mit 30 Ta feln; au ßer dem Les bohèmes (20 Ta feln) und Le manteau d’Arlequin (10), Les parents terribles (20) und Histoire d’en dire deux (10), Les propos de Thomas Vireloque (20) und Étu des d’androgy nes (10). „Vireloque“, ein her unter gekom me­ ner Clo chard, „gehör te zu den Lieblingsge stalten des alternden, desil lu sionier ten und zur Melancho­ lie nei genden“ [Bilder welten 180] Gavarni. Er war die „langdurchdachte Fanta siefi gur ei nes von Elend und Skep sis gepräg ten Va ga bunden“[ebd.] mit ei ner „verbit ter ten Bered sam keit und ver wilder ten Welt weisheit“ [Goncourt, zit. ebd.]. Eine weibliche Ent sprechung hat Thomas Vireloque in den lorettes vieillies, den an Lu xus gewöhnten leicht lebi gen Mädchen, deren Ju gend ein „Schmet terling“, de­ ren Alter aber eine „Raupe“ war, wie Gavarni selbst ein mal notier te [vgl. ebd. 178]. Die se ver armten, melancholisch ih ren Er in nerun gen nach hän genden Au ßen seiterin nen stellt Gavarni un beschönigt „in fast gesell schaftskriti scher Schär fe“ [ebd.] dar.

Es mutet bei na he ironisch an, daß alle die se Dar stel lun gen des Ver falls in per fek ter, geradezu neuwer ti ger Erhaltung auf uns gekom men sind. Das gilt fast ausnahmslos auch für die 13 sorg sam ein­ gebundenen, identisch il lu strier ten Lieferungsum­ schlä ge. Von ih nen wur den 11 auf grü nem, ei ner auf gel bem und ei ner auf ocker farbenem Papier ge­ druckt; 12 Lieferungstitel wur den in ei nen ei gens frei gelas senen Schmuck rah men ein montiert. Ta­ del los sind auch die fünf dun kel blauen Halbma ro­ quin bände von René Aussourd. Provenienz: André Tissot­Dupont (Auk tion 2016, Nr. 211). Li te ra tur: A r me lhault / Boc her 1152 –1161, 1257 –1276, 1282 –1291, 1302 –1311, 1368 –1386, 139 0 –1419, 1420 –1436, 1494 –1509; Beraldi V II , 24 ff., 73 ff., Nr. 249, 252, 254, 258, 259, 263, 265 und 265; Bilder welten 177 ff., Nr. 97; Es coffi er 1853; Grand­Car ter et 265; Lemoisne II , 111 ff.; Lipperheide 919, Xe 239; Lonchamp II , 178; Oster walder 413; Rahir 439; Ray I, 225 ff., Nr. 157; Rümann 187 und 189; Sander 295, S. 121 f.; zu Aus sourd: Devauc hel le III , 243; Fléty 14.

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Das Ex­em­plar von Al­fred Wurz­bach 254 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Masques et vi­sa­g es [auf den Ta­feln. Um ­schlag­t i­tel:] Œuvres nouv­el­les. Pa­r is, Librairie nouv­el­le, [1852]. Zu­sam­m en 60 lithographierte Ta­feln auf star­k em Ve­lin­ Pa­pier, mit Sei­den­vor­sät­zen. Fo­lio (371 x 270 mm). Wein­r o­ter Papp­band mit gold­ ge­präg­tem Rücken ­schild und sechs ein­g e­bun­d e­n en ver­schie­d en­far­bi­gen, iden­t isch il­lu ­strier­ten Ori­g i­n alUm ­schlä­gen (Au­ßen­ge­len­k e ge­platzt, Be­zug an Rücken und Kan­ten stär­k er be- bzw. weg­ge­schabt, ei­ni­ge Um­ schlä­ge mit Läsu­ren). Er­g än­z ung zu un­se­r em er­sten Ex­em­plar: Vierzig wei­t e­r e Li­t ho­g ra­phi­en aus drei Se­r i­en Mit die­s em Al­bum kön­nen wir un­s e­r em er­sten Ex­em­plar von Gavarnis Masques et vi­sa­ges mit 150 (von 329) Li­t ho­g ra­phi­en 40 wei­t e­r e hin­z u­f ü­g en. Es ver­deut­licht zu­gleich, wie schwer es war, über­ haupt nur voll­stän­d i­ge ein­z el­ne der ins­ge­s amt 18 Se­r i­en die­ses „neglected ma ­ster ­piece of nineteenthcent ­u ry French graphic art“ [Ray] zu­sam ­men­z u­be­ kom­men. Denn dem Be­sit­z er Al­f red Wurz­bach von Tan­nen­berg (1846 –1915) darf durch­aus ein ge­stei­ ger ­t es Sam ­mel­i n­t er­e s­s e un­t er­stellt wer­den. Der Sohn des Le­x i­ko­g ra­phen Co­n st ­a n­t in von Wurz­bach hat ­t e eine Ver ­w al­t ungs­l auf ­bahn auf­ge­ge­b en, um

als Schrift­stel­ler und Kunst ­k ri­t i­ker tä­t ig zu sein. Von 1880 bis 1886 war er Re­d ak­t eur bei der Wie­ner All­ge­m ei­nen Zei­t ung, vor al­lem aber wid­me­t e er sich grö­ß e­r en kunst ­g e­s chicht ­l i­chen Wer­ken wie der Ge­schich­te der hol­län­di­schen Ma­le­rei und dem Nie­der­ län­di­schen Künst­ler-Le­xi­k on. In dem schlich­t en Band lie­gen fünf Se­r i­en, da­von zwei un­voll­stän­d ig, vor. Die Étu­des d’an­dro­g y­nes (10 Li­t ho­g ra­phi­en) und die Bohêmes (hier: 10 von 20) sind doub­le­t t mit un­se­r em an­de­r en Ex­em­plar, hin­ zu­f ü­gen kön­nen wir al­ler­d ings Les pe­t its mor­dent (10), Les An­glais chez eux (10) und die Blät­t er 11 bis 30 (von 30) der Histo­ire de pol­iti­quer. In ­h alt ­l i­ches und bio­g ra­phi­sches In­t er­es­se dür ­fen ins­be­son­de­r e Les An­glais be­a n­spru­chen: Wäh­r end sich alle an­de­ ren Se­r i­en auf Pa­r is be­z ie­hen, sind die­se zehn Blät­ ter noch eine Re­m i­n is­z enz dar­a n, daß Gavarni sei­ nen Blick hin­t er die Masques et vi ­sa­ges der Men­schen vor al­lem an den so­z ia­len Zu­stän­den in Eng­land, an der dor­ti­gen „misery und­erlying the plau­si­ble surface of the so­ciety“ [Ray] ge­schärft hat­t e. Li­t e­r a­t ur: Ar ­m e­l hault/Boc­her 1239 – 48, 1257 – 66, 1282 – 91, 1318 – 37; 1476 – 85; Beraldi V II , 24 ff., 73 ff., Nr. 255, 256, 258 – 260; Bil­der­wel­t en 177 ff., Nr. 97; Es­c offier 1853; Lemoisne II , 111 ff.; Lip­p er­hei­de 919, Xe 239; Lon­c hamp II , 178; Oster­ wal­der 413; Rahir 439; Ray I, 225 ff., Nr. 157; Rümann 187; San­ der 295, S. 121 f.

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Gavarnis „mag nifiques adieux au grand public“ 255 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres nouvelles de Gavarni. Par-ci, par-là. Et: Physionomies pari siennes. 100 sujets. Paris, Aug. Marc et Cie, [1857 –1858]. 100 lithographierte Tafeln auf Chinapapier, montiert auf starkes Velinpapier. 1 Bl. (Titel). Folio (426 x 296 mm). Dunkel grüner Halbsaffianband des Verlags auf vier point illéver zier te, von fet ten Blindfileten ein gefaßte Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel, zentraler gold gepräg ter Vi gnet te mit Pin sel und Feder sowie doppeltem, fet tem und ma gerem Goldfiletenrahmen an Kopf und Fuß, mit blind gepräg tem Rahmenwerk auf den Deckeln, weißen Moirépapiervorsätzen und Ganz gold schnitt (Kan ten berieben, Vordergelenk am Fuß mit kleiner Anplat zung, Trä ger papier nur schwach braunfleckig). Die beiden letz ten lithographi schen Serien Gavarnis in 100 großfor mati gen Ta feln Die beiden Serien Par-ci, par-là und Physionomies pari siennes von jeweils 50 Lithographien er schienen 1857 –1858 und set zen die vier Jah re zu vor pu bli­ zier ten Fol gen der Masques et vi sa ges fort. Wieder er weist sich Gavarni als ein „Schilderer der Pa ri ser Sit ten von unver gleich licher Tiefe“ [Rümann 189], zu sei nen „chefs d’œuvre“ gehören diese Serien für Lemoisne sowohl nach In halt wie zeich neri scher Ausfüh rung: „D’un admirable des­ sin lar ge, souple, puissam ment modelées dans les gris sou rds et les blancs lumi neux, exécutées avec aisance, ces images de petits bour geois, de bou­ tiquiers, d’ouvriers, d’ar tist es, de femmes du peuple ou de monda ins, resteront in altérablement vivants et ex acts, tant ils sont la représentat ion de chacun de leur classes, de leurs métiers, de leurs occupat­ ions, de leurs préoccupat ions même“ [Lemoisne 214]. Bild legenden sind zur Deutung und Kontext­ ualisierung kaum mehr nötig, sie beschrän ken sich auf ganz knappe, den Ge gen stand identi fi zieren­ de Unter schrif ten. Lemoisne be obachtete in die­ sen Alterswerken des Künst lers „une façon presque con­templative en face des ex pressions et des phys­ ionomies“, sie wirken wie „ses mag nifiques adieux au grand pu blic“ [ebd. 220]. So sehr sich beide Serien als por traitierende Cha rak ter stu di en äh neln, wei sen sie doch kon zeptuel le Unter schiede auf: Die Lithographien von Par-ci, par-là be sit zen ein klei neres For mat,

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auf dem die Dar­ge­stell­ten über­w ie­gend als Halb­ fi ­g ur oder als Knie­stück ge­z eigt sind. Oft wer­den zwei Men­schen phy­sisch oder dia ­lo­g isch auf­ein­a n­ der be­z o­gen, um sich ge­gen­sei­t ig zu cha ­r ak­t e­r i­sie­ ren. Die ganz ­fi g ­u ri­gen, groß­for ­m a­t i­ge­r en Ein­z el­ por ­t raits der Phys­iono­m ies pa­r i ­si­ennes ord­nen sich dem­ge­gen­ü ber zu klei ­nen ‚Ver­suchs‘-Rei ­hen, wie die Pro­priéta­ires, die Bohèmes oder die Rodeurs; an­ de­r e wer­den etwa durch die Bei­schrif ­t en auf­ein­a n­ der be­z o­gen, wie die Milch­f rau in „Tenue de ville“ und die Bür­ge­r in in „Tenue de vil­lage“. Doch jede ein­z el­ne Ge­stalt wirkt ganz aus sich her­aus und be­ kommt da­durch – un­a b­h än­g ig von so­z ia ­len, mo­r a ­l i­ schen oder cha ­r ak­t er­l i­chen Zu­schrei­bun­gen – eine ei­ge­ne, mensch ­l i­che Wür­de. Die Li­t ho­g ra­phi­en wur­den von Lemercier auf Chi­ na­pa­pier ge­d ruckt und auf star­kes Ve­l in­pa­pier auf­ ge­z o­gen. Der graue Ton des Pa­piers gibt der locke­ ren Stri­che­lung und Schraf­f ur der Zeich­nung eine zwi­schen Tri­stesse, Mil­de und Me­l an­cho­l ie chan­ gie­r en­de Grun­d ie­r ung. Pro­ve­n i­enz: An­d ré Tissot-Du­pont (Auk­t i­on 2016, Nr. 212). Li­t e­r a­t ur: Ar ­m e­l hault/Boc­h er, 446 ff., Nr. 180 0 –1849, und 452 ff., Nr. 1850 –1899; Beraldi V II , 79, Nr. 298 und 299; nicht Brivois 171 und Car­ter­et III , 264; Lemoisne II , 214 ff.; Ray I, 227, Nr. 158; Rümann 189 (mit 2 Abb.); San­der 295.




Gavarnis spä­t es Mei­ster ­werk 256 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Masques et vi­sa­ges. Œuvre nouv­el­le de Gavarni. [Um­ schlag­t i­tel. Auf dem zwei­ten Um ­schlag dar­un­ter:] Phys­ iono­mies pa­r i­si­ennes. Cinq diza­ins. Pa­r is, Paulin et Le Che­va­lier, [1857 –1858]. 50 lithographierte Ta­feln auf stär­k e­rem Ve­lin­pa­pier. Fo­lio (388 x 274 mm). Brau­n er Per­k a­lin-Ver­l ags­ein­ band mit Ti­tel und Or­n a­m ent­ik in Gold­prä­g ung auf dem glat ­ten Rücken, blind­g e­präg­tem Rah­m en­werk auf den Deckeln und gold­ge­präg­tem Deckel­ti­tel, mit gel­ben Bunt­pa­pier­vor­sät­zen, zwei ein­ge­bun­de­nen Ori­g i­ nal-Vor­der­um ­schlä­gen und Ganz­g old­schnitt (mi­ni­m a­le Läsu­ren an Rücken und Ecken, Ta­feln schwach braun­ fleckig). Ex­em­plar auf Ve­l in­pa­pier, mit ein­ge­bun­de­nen Um­schlä ­gen Die 50 Li­t ho­g ra­phi­en der 1857 –1858 ver­öf ­fent ­l ich­ ten Phys­iono­m ies pa­r i ­si­ennes lie­gen hier noch ein­ mal se­pa ­r at vor. Auf den ein­ge­bun­de­nen Ori­g i­n alUm­schlä­gen steht als Haupt ­t i­t el Masques et vi­sa­ges,

par Gavarni. Se­r ie nouv­el­le, was An­l aß für Ver­wech­ se­lun­gen ge­ben könn­t e: Die 18 Bild­fol­gen mit dem Ober ­t i­t el Masques et vi­sa­g es er­s chie­nen be­r eits 1852 –1853. Als Œuvres nouv­el­les wur­den die Se­r i­en Phys­iono­ mies pa­r i ­si­ennes und Par-ci, par-là auch ge­ mein­ sam ver­öf ­fent ­l icht, wie das Ti­t el­blatt des an­de­r en Ex­em­plars die­ser Samm ­lung be­legt. An­ders als dort sind die Li­t ho­g ra­phi­en hier nicht auf auf ­k a ­schier ­t es Chi­n a­pa­pier son­dern di­r ekt auf wei­ßes Ve­l in­pa­pier ge­d ruckt, was die Kon­t rast ­w ir­k ung ver­stärkt. Dies über­z eugt ge­r a­de bei den hier vor­l ie­gen­den Phys­ iono­mies: Sie zei­gen Ganz ­fi ­g u­r en in grö­ße­r em For­ mat als in Par-ci, par-là, und der star­ke SchwarzWeiß-Ef ­fekt un­t er­s treicht die Mo­nu ­men­t a ­l i­t ät die­ser ‚gro­ßen Ein­z el­nen‘. Die­ser Ein­d ruck steht frei­l ich in ei­nem iro­n i­schen Ge­gen­satz zu ih­r em hi­sto­r i­schen For ­m at. Es sind eher die ‚klei­nen Leu­te‘, auch klei­ne Gei­ster, die Gavarni ins Bild setzt. Der al­t ers­m il­de Künst­ler er­ faßt sie in­des kaum mehr mit sa­t i­r i­schem Im­pe­t us,

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viel­mehr in ei­ner „fa­ç on presque co­ntemplative“ [Lemoisne 220] und in „un­ ver­ g leich­ l i­ c her Tie­ fe“ [Rümann189]. Skiz­z en­h af ­t e Dar­stel­lung und knapp­ste Bild­le­gen­den ge­nü­gen, um eine Si­t ua­t i­on, ei­nen Cha ­r ak­t er, eine Le­bens­l a­ge ins­ge­samt zu er­ fas­sen: Da ist der zer­lump­t e Stra­ßen­keh­r er [Nr. 32], der sich über die un­r ein­l i­chen Pa­r i­ser, der Win­z er, der sich über das schö­ne Wet­t er är­gert [45]; ein re­ si­g nier­t er äl­t e­r er Herr, dem nicht ein­m al mehr der Hund folgt [20]; der bla­sier­t e Stu­dent, der dar­ü ber phan­t a­siert, ob er ein „rea ­l i­sti­scher“ Au­t or wer­ den will [19]. Über­h aupt schei­nen bei den Kul­t ur­ schaf ­fen­den An­spruch und Wirk ­l ich­keit grund­sätz­ lich aus­ein­a n­der­z u­fal­len: Bei dem me­l an­cho­l i­schen Ko­mö­d i­a n­t en [47] eben­s o wie dem ver­lot ­t er ­t en Tibull-Über­set­z er [11] oder dem häß­l i­chen Au­t or ei­ner „Ode à Ve­nus“[39]. Man­che Portra ­its la­den zu klei ­nen Rei ­hen­stu­d i­en ein: die Haus­ei­gen­t ü­mer [16, 26, 44] und die Her­ um­t rei­b er [34, 35, 41], Klein­h änd­ler in Zi­t ro­nen [8], Luft­bal­lons [23] und Pup­p en­mö­b eln [48], so­ gar Men­schen, die „am Mon­t ag“ an­ge­t rof ­fen wer­den

[28, 29, 43]. An­de­r e wie­der ord­nen sich zu Paa­r en, um sich ge­gen­sei­t ig zu be­spie­geln: Auf die Laitière vom Lan­de in ein­fa­chem „Tenue de ville“ [14] folgt die Bour­geoi­se in ko­ket­tem „Tenue de vil­lage“ [15]. Ein „Coc­her a deux fins“[31] ver­r ich­tet in Pfer­de­ stall und Da ­men­z im ­mer sei­nen Dienst, wäh­r end eine „pe­tite serv­a n­te“ erst noch die Aus­sicht hat, „maî­t res­se“ zu wer­den [25]. Selbst ­be­w ußt träl­lert eine Frau ei­nen Gas­sen­h au­er über die Lie­be [37], wäh­r end die Pri­m a­don­n a am Kla­v ier noch die Ton­ lei­t er üben muß [38]. Es ist die­ses Wech­sel­spiel der lau­t en und der lei­sen Töne, der ge­n au­en Be­ob­ach­ tung und der sa­t i­r i­schen Per­spek­t i­ve, das Gavarnis Phys­iono­mies pa­r i ­si­ennes ei­nen be­son­de­r en, zwi­schen Me­l an­cho­l ie und Ko­m ik schwe­ben­den Zau­ber ver­ leiht. Pro­ve­n i­enz: An­d ré Tissot-Du­pont (Auk­t i­on 2016, Nr. 216). Li­t e­r a­t ur: Ar ­me­l hault/Boc­her, 452 ff., Nr. 1850 –1899; Beraldi V II , 79, Nr. 299; nicht Brivois 171 und Car­t er­et III , 264; Lemois­ ne II , 214 ff.; Ray I, 227, Nr. 158; Rümann 189 (mit 2 Abb.); San­der 295.

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Auf dem Weg nach Pa­r is – ein Aqua­r ell von Gavarni 257 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. [Aqua­rell, am un­te­ren Rand von Hand be­ti­telt:] rou­te de Pa­r is. [Ohne Ort und Jahr]. 1 Aqua­r ell auf gelb­l i­c hem Ve­l in­p a­p ier (etwa 303 x 212 mm). (Obe­rer Rand mit etwa 1 cm brei­tem Leim ­schat­ten und klei­ne­ren Läsu­ren). Ori­g i­n a ­les Aqua ­r ell von Gavarni Eine jun­g e Frau füllt auf­recht­ste­hend die Bild­ mit­te aus. Über die wei­ß e Blu­se und ei­nen lan­ gen bei­gen Rock hat sie sich ei­nen et­was un­f ör­m i­ gen alt­r o­sa Um­h ang ge­wor­fen, dazu trägt sie eine vo­lu ­m i­nös gefältelte, im ­mer­h in farb­l ich pas­s en­ de Hau­be, in der lin­ken Hand ein schwar­z es Bün­ del. Ärm­l ich sieht sie aus, doch leuch­t en ihre weiß geh­öhten Wan­gen in ge­sun­dem Rot, die Füße setzt sie ko­kett vor­ein­a n­der, den Kopf hält sie nach ih­r er rech­ten Sei­te schräg ge­neigt, um kühl nach links zu spe­k u­l ie­r en, wo sie aus der Fer­ne et­was zu er­war­ ten scheint. In der sie um­ge­ben­den men­schen­lee­ ren, kar­gen Land­schaft kann die Dorf­schö­ne ge­w iß kei­nen Blu ­men­t opf ge­w in­nen. Ein länd­l i­ches Haus links im Hin­t er­g rund und der ver ­fal­len­de Bret ­t er­ zaun zur Rech­t en, je­weils in grau­em Lavis, kön­nen sie hier nicht hal­t en. Und so steht sie auf der stau­ bi­gen „rou­te de Pa­r is“: So be­t i­t el­t e der Ma­ler selbst, nie­m and Ge­r in­ge­r er als Paul Gavarni (1804 –1866), die­ses aus­d ruck­star­ke Aqua ­r ell ei­gen­h än­d ig ne­ben sei­nem Na ­mens­z ug. Man ahnt, wel­ches Los dem an der Stra­ß e ste­ hen­den Mäd­chen in Pa­r is be­schie­den sein wird – be­sten­falls das der Loret ­tes, die Gavarni 1841 –1843

in 79 Li­tho­g ra­phi­en portra­itierte. Doch noch ist es nicht so weit: Sie ge­hört eben­so­we­n ig zu je­nen leicht ­le­bi­gen Ko­kot ­t en wie über­h aupt zu den Gens de Pa­r is, die Gavarni in 208 Li­t ho­g ra­phi­en für das Werk Le dia­ble à Pa­r is (1845/46) ins Bild setz­te. Eine ge­w is­se Nähe be­sitzt un­ser Aqua­r ell zu den ähn­l ich groß­for ­m a­t i­gen und ganz ­fi g ­u ri­gen Li­t ho­ gra­phi­en der Phys­iono­mies pa­r i ­si­ennes von 1857/58. Wir möch­ t en es dar­ u m gleich­ falls dem Al­ t ers­ werk des Künst­lers zu­ord­nen, in dem er „une fa­çon presque co­ntemplative en face des ex­pres­si­ons et des phys­iono­m ies“ [Lemoisne 220] er ­r eich­t e. Doch scheint das Mäd­chen an der rou­te de Pa­r is nie­ mals als Vor­la­ge für den Druck ver­wer­t et wor­den zu sein. Auch ist das Werk bei Lemoisne, der Gavarni „au rang des meille­u rs aqua­r ell­istes du XIXe siècle“ [Lemoisne II , 1889] er­hob, nicht ver­z eich­net. Die­se ‚Un­ver ­f üg­bar­keit‘ ist sym­pto­m a­t isch. Es wirkt, als keh­r e der ab­ge­k lär­te Gavarni selbst noch ein­m al an ei­nen An­fang zu­r ück, als hiel­t e er den Atem an, um je­nen Au­gen­blick fest­z u­h al­t en, be­vor ein jun­ ger Mensch, naiv und neu­g ie­r ig, in den Dunst­k reis des un­er­sätt ­l i­chen Mo­lochs Pa ­r is ein­t ritt, der Me­ tro­po­le, die auch sein ei­ge­nes Wir­k ungs­feld war. Als Sohn ei­nes klei­nen Land­w irts war Gavarni auf die Welt ge­kom­men, und sein letz­tes Le­bens­jahr­ zehnt ver­brach­t e er wie­der „in völ­l i­ger Zu­r ück­ge­z o­ gen ­heit, ma­t he­m a­t i­schen Stu­d i­en hin­ge­ge­ben; den Zei­chen­stift rühr­te er nicht mehr an, nur ei­n i­ge Aqua­r el­le hat er noch ge­m alt“ [Thieme/Becker 13, 297]. Ei­nes von die­sen dürf­t en wir vor uns se­hen. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Lemoisne II , 189 – 212, und 247 – 269; Thieme/ Becker 12, 296 ff.

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In den Ver­le­ger-Lu­x us­ein­bän­den 258 Ger ­vais, Paul. Histo­ire na­t u­rel­le des mammifères. Avec l’ in­dicat­ion de leurs mœurs, et de leurs rap­ ports avec les arts, le co­mmerce et l’ag­r iculture. [I.] Pri­ ma­tes, cheiroptères, ins­ectivores et ronge­urs. [Und: II.] Ca­r nivores, pro­bosci­diens, jumentés, bis­ulques, édentés, mars­upiaux, mo­no­t rèmes, phoques, sir­éni­des et cétacés. 2 Bde. (Les trois règnes de la na­ture. Règne ani­m al). Pa­r is, L. Curmer, 1854 –1855. 32 Ta­feln in Holz­schnitt mit ro­sa­far­be­nen Sei­den­vor­sät­ zen, da­von 18 teil­k o­lo­r iert und 7 ge­tönt; über 600 Text­ ab­bil­dun­gen. Und: 69 Ta­feln in Holz­schnitt mit ro­sa­far­ be­nen Sei­den­vor­sät­zen, da­von 40 teil­ko­lo­r iert, 29 ge­tönt, über 300 Text­ab­bil­dun­gen. 2 Bl., XXI V S., 418 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., 344 S. Quart (265 x 177 mm). Iden­t i­sche Ver­le­ger­ein­bän­de von schwar­zem Saf­f i­an auf glat­te Rücken, mit gro­ßen gold­ ge­präg­ten il­lu ­strier­ten Plat­ten auf Rücken und Deckeln, mit Point­illé-Ver­zie­r ung auf den Steh- und brei­ter Dent­ el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, Doublü­ren und Vor­ sät­zen aus Moi­ré­sei­den­pa­pier und Ganz­g old ­schnitt, auf den Deckeln si­g niert „Haar­h aus. Gr Pa­r is“ und am Fuß je­weils „Lenègre rel.“ , in Papp­schu­bern mit dun­k el­blau­ en Le­der­k an­ten (stel­len­wei­se mi­ni­m al, Bd. II. ver­ein­zelt stär­k er braun­f leckig, Bd. I: S. 171 f. mit klei­ner Eck­fehl­ stel­le ohne Text­ver­lust). Mit über 1000 Holz­schnit­t en, da­von 58 ko­lo­r iert – in Ver­l ags­ein­bän­den von Curmer Fran­ç ois-Lou­is Paul Ger­vais (1816 –1879) war ab 1845 Pro­fes­sor für Zoo­lo­g ie und ver­glei­chen­de Ana­ to­m ie in Montpellier, spä­ter in Pa­r is; sei­ne Ar­bei­ ten ha­ben „grandement fa­vorisé les pro­g rès de la science“. Das vor­lie­gen­de Werk ge­hört zu sei­nen „plus im­p ort ­a nts“ [DBF]. In der Rei­ he Les trois règnes de la na­t ure er­schien 1852 noch ein Band über Bo­t a ­n ik, 1853 ei­ner über Vö­gel. Ger ­vais Na­t ur­ge­schich­t e der Säu­ge­t ie­r e, die durch ein Re­g i­ster er­schlos­sen ist, ent ­h ält ins­ge­samt über 1000 Holz­ s chnit­ t e nach Zeich­ nun­ g en von Wer­ ner, Fre­emans, Oud­a rt, Delahaye und de Bar. Sie zei­gen so­wohl Tie­r e in ih­r er Um­ge­bung als auch Ske­let ­t e und ana­t o­m i­s che De­t ails, wie Schä­del, Ge­h ir ­ne und Ge­bis­se. Für den Bi­blio­phi­len von be­son­de­r em In­t er­e s­s e sind die 101 Ta­feln, die noch in ‚vor­w is­sen­schaft­

li­cher‘ Tra­d i­t i­on die Tie­r e in wild­r o­m an­t i­s chen bzw. exo­t i­schen Land­schaf ­t en dar­stel­len. Auf den 58 Fa­rb­t a­feln he­ben sie sich buch­stäb­l ich vom Hin­ ter­g rund ab, da die­ser un­ko­lo­r iert blieb. Die bei­den hin ­r ei­ßen­den Ver­le­ger­ein ­bän­de von Lenègre wer­ den ge­schmückt von auf al­len Deckeln iden­t i­schen, raum ­f ül­len­den gold­ge­präg ­t en Plat ­t en von Ro­b ert Haar­h aus. Pro­ve­n i­e nz: Wap­p en­e x ­l i ­bris des In­du­s tri­e l ­len Évr­a rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979), nicht in des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log 1980. Li­t e­r a­t ur: Car­t er­et III , 267; DBF XV, 1378; Gra­e s­s e III , 61 (nur Bd. I); Nis­s en, ZBI 1542; Vica­ire III , 975 f.; zum Ein­band vgl. Mal­avieille 159, Nr. 35 (Abb.) und Fa­r b­t a­fel V III .

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Im zeit ­ge­nös­si­schen Mo­sa­i k­ein­band mit Mo­t i­ven à la ca­thédr­ale 259 Gil­b ert, N[ico­las] J[oseph] L[au­r ent]. Œuvres co­mplètes. Pub­liées pour la première fois avec les co­rrec t­ions de l’au­teur et les va­ri­an­tes, accompagnées de no­tes litt­éra­ires et hi­storiques [par Mastr­el­l a]. Pa­r is, Dali­bon, 1823. 1 ra­dier­tes Por­trait und 4 ra­dier­te Ta­feln, da­von 2 mit Sei­den­vor­sät­zen, 1 Hand­schrif­ten-Fak ­si­m i­le, 1 Ti­tel­Vi­g net­te in Holz­schnitt. 2 Bl., XVI S., 371 S. Ok­tav (207 x 125 mm). Au­ber­g i­n e­farbener mosai­zier­ ter Rus­sisch­le­d er­band der Zeit auf vier brei­te, gold­or­n a­m en­t ier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, mit flora­len und geo­m e­t ri­schen, von Gold­li­ni­en ein­ge­ faß­ten Le­der­in­tar­si­en in Ocker, Grün, Nacht­blau und Rot auf Deckeln und Rücken, Deckel­de­k or in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en mit Eckfleurons, mit Gold­de­kor auf den Steh­k an­ten, Rah­m en­werk aus sechs fet­ten und ma­ ge­ren Gold­f ileten mit Eckfleurons auf den In­nen­k an­ten, mit oliv­g rü­nen Le­der­doublü­ren mit zen­t ra­ler fünf­far­big in­tar­sie­r ter Ro­set ­te, die durch krab­ben­be­setz­te Drei­ecke zu ei­ner Rau­ten­form er­gänzt wird, mit flie­gen­den Vor­ sät­zen aus alt­r o­sa Moi­ré­sei­den­pa­pier und Ganz­g old­ schnitt, am Fuß si­g niert „Bog­etti“ ( Vor­sät­ze und be­nach­ bar­tes Vor­blatt am In­nen­falz leim ­schat­t ig, durch­ge­hend et­was braun­f leckig). Der un­ver­stan­de­ne Dich­t er – zwi­schen Wirk ­l ich ­keit und ro­m an­t i­schem My ­t hos Der loth­r in­g i­sche Bau­ern­sohn Nico­l as Jo­seph Lau­ rent Gil­bert (1750 –1780) wur­de mehr­m als ent­deckt: zu Leb­z ei­t en zu­n ächst von lo­k a ­len För­de­r ern und spä­ter roya­len Gön­nern – und post­hum von der ro­m an­t i­schen Re­z ep­t i­on des 19. Jahr­hun­derts, die ihn zum Mu­ster­bild des ver­k ann­ten Genies sti­li­ sier ­t e. Pa ­r a­do­xer ­wei­se hat ­t e er selbst die­sem Bild be­r eits kräf ­t ig vor­ge­a r­bei­t et. Ein Dorf­pfar ­r er ver ­m it ­t el­t e Gil­b ert die An­fangs­ grün­de des La­t ei­n i­schen und der hö­he­r en Bil­dung und ver­schaff­te ihm Zu­g ang zum Col­lege de l’Arc in Dole. War ihm eine li­te­r a­r i­sche Karrriere auch nicht in die Wie­ge ge­legt, so streb­te er die­se in­ des umso ent­schie­de­ner an. Als Zwan­z ig ­jäh­r i­ger be­g ab er sich, aus­ge­stat ­t et mit ei­nem Emp­feh­lungs­ schrei­ben an d’Alem­bert, nach Pa­r is, wo sein 1771 er­schie­ne­ner er­ster Ge­d icht ­band ins­be­son­de­r e im Zir­kel der „Phi­lo­soph­es“ durch ­fiel. Pas­send­er ­wei­se be­warb er sich dar­auf­h in mit dem Ge­d icht Le poète

mal­heure­u x 1772 ver­geb­l ich um den Li­t e­r a­t ur ­preis der Académie française – um 1773 in den Sa­t i­r en Le ca­r n­aval des aute­urs und Le siècle sei­nem Haß auf die ge­lehr ­t e In­sti­t u­t i­on und die ein ­fluß­r ei­chen Pa ­r i­ser Krei­se frei­en Lauf zu las­sen [vgl. DBF XVI , 10]. Nur im ei­ge­nen Lan­de galt der Poet et­was: 1774 wur­ de er in sei­ner loth­r in­g i­schen Hei­m at in die Aka­de­ mie von Nan­c y auf­ge­nom­men, wo­f ür er sich mit Élo­ ge de Leo­pold Ier, duc de Lorraine re­van­chier ­t e. Auch in den kom­men­den Jah­r en ver­such­te er sich mit an be­deu­t en­de Per­so­nen ge­r ich­t e­t en Wid­mungsund Ge­le­gen ­heits­ge­d ich­t en zu pro­fi ­l ie­r en, zu­gleich setz­t e er sei­nen ve­he­men­t en Kampf ge­gen „Phi­lo­ so­phen“ und En­z y­k lo­pä­d ist­en fort, so etwa in den Sa­t i­r en Le Dix-huitième siècle (1775) und Mon apo­lo­g ie (1778), in de­nen er die La­ster ei­ner kor­r um­pier­t en Ge­sell­schaft, die Me­cha ­n is­men des Kul­t ur­be­t riebs und den Athe­i s­mus at ­t ackier ­t e und Mit ­glie­der der Académie française – al­len vor­a n Vol­tai­r e – als ei­ gen­süch­t i­ge ‚Ty ­r an­nen auf dem Par ­n ass‘ gei­ßel­t e

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und na ­ment ­l ich de­nun­z ier ­t e. Ge­r a­de die­se bei­den Stücke tru­gen ihm die Wert­schät­z ung an­t i­auf ­k lä­ re­r i­scher und kon­ser ­va­t i­ver Krei­se ein – au­ßer­dem Pen­sio­nen des Kö­n igs, des Erz­bi­schofs von Pa ­r is und des Mercure de France [vgl. DBF XVI , 10]. Ge­f ühl­vol­le­r e Töne schlug Gil­bert in sei­ner Über­ set­z ung zwei­er Ge­sän­ge aus Sa ­lo­mon Ges­sners idyl­ li­schem Hel­den­epos Der Tod Abels an; fast mo­der­ne An­k län­ge zeigt sein letz­t es Ge­d icht Adieux à la vie. Dar­in griff er noch ein­m al das The­m a des un­ver­ stan­de­nen und ver­k ann­t en „poète mal­heure­u x“ auf, doch dies­m al nicht po­le­m isch, son­dern „aux ac­cents les plus purs“ [DBF XVI , 10]. Die­ser Text muß­t e spä­ te­r en Ge­ne­r a­t io­nen ge­r a­de­z u pro­phe­t isch er­schei­ nen, stürz­te Gil­bert doch bald dar­auf vom Pferd, ver­schluck­t e nach ei­ner Trepa ­n a­t i­on im Delir ei­nen Schlüs­sel, der sich un­glück ­l i­cher ­wei­se in der Spei­ se­r öh­r e fest­setz­t e und den Tod des ge­r a­de drei­ßig­ jäh ­r i­gen Dich­t ers her­bei­f ühr ­t e. Der ver­meint­lich arme, für die Kunst hun­ger­lei­ den­de Bohémien, der von Pe­d an­t en und Phi­l i­stern ver­k ann­t e Dich­t er, der in jun­gen Jah­r en im Wahn­ sinn stirbt – Le­b en und Werk Gil­b erts schie­nen ge­r a­de­z u prä­de­sti­n iert für eine my ­t hi­sche Ver­k lä­ rung zum ro­m an­t i­schen Ge­n ie, die un­t er an­de­r em von Mus­set und Flau­bert be­trie­ben wur­de und in Al­fred de Vignys Ro­m an Stello gip­fel­t e, ei­ner „in­ car­n a­t i­on de Gil­bert“, die den „poéte in­compris“ als „victime d’une so­ciété égoïste“ [DBF XVI , 10] wie­ der­auf­er­ste­hen ließ. Den Bo­den für die­se Re­z ep­ ti­ons­ge­schich­t e be­r ei­t e­t en di­ver­se Werk­aus­g a ­ben, die in den Jah­r en 1788, 1801, 1806, 1811 und 1817 er­schie­nen, ehe 1823 mit der vor­l ie­gen­den „la meill­ eu­r e édit. de ce poëte“ [Bru­net] her­aus­k am. Der von Didot ge­ d ruck­ t e Band ist aus­ g e­ stat­ t et mit dem ra­d ier­ten Por­trait des Dich­ters und vier ra­d ier ­t en Ta ­feln nach Zeich­nun­gen von Alex­a n­d reJo­seph Desen­ne (1785 –1827), dem be­k ann­t e­sten Vignettisten der Re­stau­r a­t i­ons­z eit, der die Nach­fol­ ge von Moreau le je­u ne an­ge­t re­t en hat­t e und „toute la fa­veur des libra­i res et des ama­t eurs“ [DBF] ge­noß. Die Hoch­schät­z ung in der Zeit der Ro­m an­t ik zeigt sich spe­z i­ell in un­se­r em Ex­em­plar nicht zu­letzt an dem kost ­ba ­r en zeit ­g e­nös­si­s chen Mo­s a ­i k­ein­band mit in­t ar­sie­r ten Schmuck ­mo­t i­ven à la ca­thédr­ale auf dem Rücken, den Deckeln und den Doublü­r en. Ge­fer ­t igt wur­de er von dem Buch­bin­der Bog­etti, von dem man nur weiß, daß er in Pa­r is tä­t ig war und

von dem bis­lang nur „une seu­le reliure de grand luxe“ [Culot] be­k annt ge­we­sen ist. Auch Nico­las Jo­seph Lau­r ent Gil­bert ge­r iet im Lauf des 20. Jahr­hun­dert fast völ­lig in Ver­ges­sen­heit – An­l aß ge­nug, ihn als ex­em­pla ­r i­schen Ge­gen­stand ro­m an­t i­scher My ­t hisierung aus kri­t i­scher Di­stanz noch ein­m al neu zu ent­decken. Li­t e­r a­t ur: Bru ­net II , 1592; Gra­e s­s e III , 82; Lon­c hamp II , 182; Quér­a rd III , 349 (mit Er­s chei­nungs­jahr 1822); Rahir 442; Vica­ ire III , 977 f.; zu Desen­ne: Bénézit I V, 481 f.; DBF X, 1318 f.; Thieme/Becker 9, 124; zu Bog­etti: Rams­den 37; Culot 471.

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Sa­t i­r i­sche Hin­t er­glas­ma­le­r ei auf Buch­deckeln 260 Gir­a rd, Lou­i s (Text) und Fran­cis­c o Da­n iel­ (Mu ­sik). Al­bum 1849. [Pa­ris], au Mus­ée de mus­ique In ­stru­m en­ta­le, chez Mr. Ex­c offon & chez Mr. Da­ni­el, [1849]. 6 lithographierte Ta­feln. Lithographierte Ti­tel, 15 lithographierte No­ten­bl. – Al­les ein ­sei­t ig be­druckt. Fo­lio (336 x 256 mm). Papp­band der Zeit mit schwar­zem Pa­pier­um ­schlag, auf bei­den Deckeln mon­t ier­te, be­m al­te Glas­schei­ben, mit ap­pli­zier­ten de­ko­ra­t i­ven Papp­bor­dü­ ren, in mo­der­ner, mit Filz aus­ge­schla­ge­ner Halb­lei­nen­ kas­set­te (Glas vorn und hin­ten mit meh­re­ren Sprün­gen, Vor­sät­ze ge­bräunt, Pa­pier mi­ni­m al rand­ge­bräunt und schwach braun­f leckig). Ro­m an­z en der Zwei­t en Re­pu­blik – Deckel­plat ­t en mit zeit ­ge­nös­si­scher Hin­t er­glas­m a ­le­r ei: so uni ­k al Das Al­b um 1849 spie­g elt die am ­b i­v a ­l en­t e Stim ­mung in Frank ­r eich nach der Fe­bru­a r ­r e­vo­lu­ ti­on und wäh­r end der kurz­le­bi­gen kon­ser ­va­t i­ven „Zwei­ten Re­pu­blik“ (1849 –1851). Es ent­h ält sechs vo­k a­le Ro­m an­z en für ein bzw. zwei Stim­men mit Kla­v ier­b e­g lei­t ung, de­r en Tex­t e zwi­s chen Me­l an­ cho­l ie und Hel­den­t um, Sehn­sucht und So­z i­a l ­k ri­ tik, Auf ­bruch und Ab­schieds­schmerz chan­g ie­r en. Sie wer­den il­lu­striert durch sechs bei BrioudeLag ­uérie ge­d ruck­t e, si­g nier ­t e Li­t ho­g ra­phi­en von Fran­çois Alex­a n­d re Hazé. In L’œillet zieht ein Jüng­ l ing die Nel­ ke sei­ ner Li­set­t e im Knopf­loch dem Or­dens­band des Dra­go­ ners vor; das Mäd­chen vom Lan­de fin­det im Primevère den Tod durch die Schuld des „ca­valier“. Das Lied Riches et pauvres er­i n­nert die Wohl­h a­ben­den an den hun­gern­den „frère des­hérité“; in Les pi­lo­tes côtiers wird der Über­le­bens­k ampf der Kü­sten­schif­ fer im Ge­w it ­t er­sturm be­sun­gen. Zart-ro­m an­t isch tö­nen hin­ge­gen Le My­osotis (Ver­g iß­mein ­n icht) und das ab­schlie­ßen­de Adieu. In der Zei­t en­wen­de um 1848 ta­t en sich an­schei­nend zwei ju­gend­l i­che Non­kon­for ­m i­sten zu die­sem Werk zu­sam ­men: Wäh­r end der Au­t or Lou­i s Gir­a rd nicht nä­her be­stimmt wer­den kann, weiß man von dem da ­m als erst acht­z ehn­jäh ­r i­gen Kom­po­n i­sten Fran­ cis­co-Sal­va­dor Da ­n i­el (1831 –1871) et ­was mehr. Er stamm­te aus der Stadt Bour­ges, zu der auch der eine Ge­ne­r a­t i­on äl­t e­r e Il­lu­stra­t or Fran­çois Alex­a n­ dre Hazé (1803 –1864) Be­z ie­hun­gen hat­t e [vgl. Thie­ me/Becker] – mög­l i­cher ­wei­se war Da ­n i­el durch die­ sen Kon­t akt über­h aupt nach Pa­r is ge­kom­men und der Ma ­ler un­t er­stütz­t e ihn durch sei­ne Be­t ei­l i­g ung

an dem Al­bum. Der von ega ­l i­t ä ­r en Ide­en er ­f üll­t e jun­ge Mann wan­der ­t e schon 1853 nach Al­ge­r i­en aus, be­schäf ­t ig ­t e sich in­t en­siv mit ara ­bi­scher Mu­sik und kehr­t e erst um 1864 nach Frank­r eich zu­r ück. Das wohl nur in sehr klei­ner Auf­la­ge er­schie­ne­ne Werk konn­te in den ein­schlä­g i­gen Bibliogaphien nicht nach­ge­w ie­sen wer­den. Höchst ei­gen­a r ­t ig und in­d i­v i­du­ell ge­stal­t et ist auch der Ein­band un­se­r es Ex­em­plars: Auf die Deckel des schlich­t en Papp­bands wur­den zwei ge­w ich­t i­ge be­m al­t e Glas­plat ­t en mon­t iert. Sie sind in je­weils fünf Strei­fen un­t er ­t eilt, die von de­ko­r a­t iv ge­ stanz­t en gol­de­nen Papp­bor­dü ­r en ab­ge­g renzt und ein­g e­faßt wer­den. Je­der Strei­fen ist mit bun­t en Hin­t er­glas­m a ­le­r ei­en ge­f üllt, die vier bis fünf rät ­sel­ haf ­t e ka ­r i­k ier ­t e Fi­g u­r en, manch ­m al in dia ­lo­g i­schen Sze­nen mit di­ver­sen Re­q ui­si­t en, zei­gen. Es sind meist kar ­ne­v al­e sk oder dia ­b o­l isch an ­mu­t en­de Ge­stal­t en mit über­g ro­ßen Köp­fen: ein vo­gel­ge­sich­ ti­ger Rich­t er, eine de­vo­t e Gei­sha, zwei beschwänz­ te halb­n ack­t e Teu­fel, ein Mu­si­k ant mit Koch­g e­ schirr, ein ja ­nus­köp­fi ­ger Stra ­ßen ­fe­ger, eine sit­zen­de Ma­t ro­ne, die von ei­nem rie­si­gen Hum ­mer ge­z wickt wird – und al­ler­lei an­de­r e mehr. Pro­v e­n i­e nz: In ­nen­deckel.

A l­a in

Du­b ois,

Ex ­l i­b ris

auf

Li­t e­r a­t ur: Nicht bei Brivois, Car­t er­et, Lon­c hamp, Rahir, San­ der, Vica­i re; zu Hazé: vgl. Bénézit V I , 828; vgl. DBF XV II , 798; vgl. Thieme/Becker 16, 186.

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In ei­nem pracht ­vol­len Mo­sa­i k­ein­band der Re­stau­ra­t i­ons­zeit von Jean Bad­iéjous, aus be­deu­t en­den Samm­lun­gen 261 Goe­the, [Jo­hann Wolf­gang v.]. Wert­her. Traduit de l’all­emand par M. L. de Sevel­in­ges. Nouv­el­le édit­ ion, ornée de gra­vur­e s. Pa­r is, J. G. Den­t u, 1825. 4 ra­dier­te Ta­feln mit Sei­den­vor­sät­zen. 2 Bl., VIII S., 309 S. Klein-Ok­tav (144 x 92 mm). Dun­k el­blau­er Kalb­le­d er­ band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­ti­tel, der gan­ze Rücken be­deckt mit floralor­n a­m en­ta­ler, ach ­sen ­s ym­m e­t ri­scher Gold­prä­g ung so­wie ro­ten und grü­n en Le­der­in­tar­si­en, Deckel mit blind­ge­ präg­tem Roll ­stem­pel­rah­m en zwi­schen fet ­ten Gold­f ileten, das zen­t ra­le Recht­eck mit flora­len Le­d er­in­tar­si­en in Ocker, Grün, Rot und Vio­lett auf gol­de­nem Grund um ein lee­res Mit­tel­oval, Ein­band-Ecken mit Gold­schraf­fen, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit mar­mo­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, auf dem hin­te­ren fe­sten Vor­satz Buch­bin­der­eti­k ett „Bad­iéjous“ (Schab­spur von ent­fern­tem Ex­li­bris auf Spie­gel, Pa­pier mi­ni­m al braun­ fleckig, VIII S. Préface ver­bun­den). Die Lei­den des jun­gen Wert­hers, Goe­t hes zu­erst 1774 ver­öf ­fent ­l ich­t es Früh­werk aus sei­ner Sturm und

Drang-Zeit, be­scher­te ihm gleich­s am über Nacht ei­nen eu­r o­pa­wei­t en Ruhm; schon bald er­schie­nen di­ver­se Über­set­z un­gen und il­lu­strier ­t e Aus­g a ­ben. Erst­m als 1804 kam die Über­set­z ung von CharlesLou­is de Sevel­in­ges (1767 –1832) her­aus, die hier in zwei­ter Aus­g a­b e vor­liegt. Für lan­g e Zeit war sie un­b e­strit ­t en „la meill­eu­r e“ [Bru­net], „la plus fi­dèle et la plus élég­a n­t e“ [Quér­a rd], die den üb­r i­gen zu­dem vor­aus hat­te, daß sie auf Goe­thes Aus­g a­be letz­t er Hand be­r uh­t e. Sie wur­de erst von der 1829 zu ­n ächst an­onym er ­schie­ne­nen Über ­t ra ­g ung von Pierre Leroux über­t rofffen, die 1845 noch­m als von Het­z el mit Il­lu­stra­t io­nen von Johan­not auf­ge­legt wur­de und die sich gleich­falls in un­se­r er Samm­ lung be­fi n­det. Die er­ ste Aus­ g a­ b e von 1804 war le­ d ig­ l ich mit ei­nem Wert ­her-Por ­t rait aus­g e­stat ­t et; die vor­l ie­ gen­de da­ge­gen mit vier Ta­feln, in de­nen die ent­ schei­den­den Sze­nen ins Bild ge­setzt wer­den. Ihre Ent­ ste­ hung geht wie­ der­ u m noch ins 18. Jahr­ hun­dert zu­rück: Sie wur­den von Jean Du­plessiBer­ t aux (1747 –1819) nach Vor­ l a­ g en von René

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Théodore Bert hon (1776 –1859) gesto chen. Der jun­ ge Zeich ner hat te erst mals 1796 im Sa lon ausge­ stellt und auf sich auf merk sam gemacht. Bereits 1797 er schienen sei ne Wert her­Il lu strationen in der bei Didot er schienenen Über set zung von d’Au bry. Sie bilden eine sorg sam komponier te, motiv isch aufein ander abge stimmte Fol ge: Auf der er sten, die das Datum 1797 trägt, tritt Wert her am lin ken Bild rand zur Tür her ein und sieht Lot te zum er­ sten mal im Kreis ih rer her umtol lenden Kinder. Die zweite zeigt ihn da gegen in nachdenk licher Haltung mit ihr und den Kindern am Brun nen (zum Brief vom 6. Juli), der hier in eine Grot te verlegt ist. Auf der drit ten kniet er fassungslos am Boden wäh rend der letz ten Begeg nung mit der Geliebten, die ih­ rer seits nach rechts ei ner geöff neten Tür zu strebt; bei der letz ten ist es der Bediente, der von links mit ei ner Fackel ins Zim mer tritt, um den toten Wert her zu ent decken. Diese Dar stel lun gen wirken geradezu theatra lisch, zu mal in den hohen Räu men des 18. Jahrhunderts – im Unter schied zu den fast 50 Jah re jün geren Bildern Tony Johan nots, die sich

mehr der romantisch­beschau lichen „Schilderung des häuslichen Lebens“ [Bilder welten 115] wid men. Sehr reprä senta tiv wur de un ser Exemplar in ei nen pracht vol len Mo sa ikein band der Re stau ra­ tionszeit gebunden. Der von etwa 1807 bis 1847 täti ge Tou louser Buch binders Jean Bad iéjous gilt als „excel lent ouvrier“ [Fléty] – hier al ler dings unter­ lief ihm eine Un acht sam keit, indem er das Préface (S. I – VIII ) ver sehent lich nach S. 36 ein hef tete. Das wohlerhaltene Bändchen stammt aus den Samm­ lun gen bedeutender Bi bliophi ler, aus der von Alex­ is Rou art (1839 –1911) und der von Édou ard Rahir (1862 –1924). Provenienz: Ex li bris von Alex is Rou art auf dem Spiegel (dessen Auk tion I, 1911, Nr. 159). – Dar un­ ter Édou ard Rahirs gold gepräg tes Lei nenex li bris (dessen Auk tion VI , 1938, Nr. 1959: frs. 5.400!). Literatur: Bru net II , 1645; vgl. Lonchamp II , 185 (Ta feln, Ausg. 1797); Quér ard III , 396; Rahir 444; Schrei ber, Goethe 914 und 1373 –1376 (Ta feln); vgl. Vica ire III , 1010 (Er stausg. die ser Über­ set zung); zu Bad iéjous: Culot 460 f.; Fléty 15; Ramsden 23.

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Un­be­schnit­t e­nes Ex­em­plar von Mi­chel Leg­rand 262 Goe­t he, [Jo­hann Wolf­g ang v.]. Wert­h er. Par Goe­the. Traduct­ion nouv­el­le, précédée de co­n sidé­rat­ions sur Wert­h er, et en général sur la poé­sie de no­tre époque, par Pierre Leroux. Accompagné d’une Préface par Ge­ orge Sand. Dix eaux-for­ tes par Tony Johan­ n ot. Pa­r is, J. Het­zel, 1845. 10 Ra­die­r un­gen auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton; 1 Text­holz ­schnitt. LII S., 2 Bl., 195 S., 2 Bl. Quart, un­be­schnit­ten (276 x 190 mm). Lang­ge­n arb­ter dun­k el­brau­n er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf zwi­schen dop­pel­ten Gold­f ileten or­n a­m en­tal blind­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­rahm­tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­ ler Ver­g ol­dung so­wie oliv­g rü­n en Ma­r o­quin­in­tar­si­en in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­ kompartim­ en­ ten, mit Gold­ f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem il­lu ­strier­ ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „Mer­c i­er Sr. de Cuzin“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­n em Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten. Die er­ste Aus­g a­be mit den kon­ge­n ia ­len Ra­d ie­r un­gen Tony Johan ­nots Goe­t hes 1774 ver­öf ­fent ­l ich­t es, von schwär ­me­r i­ schem Welt­schmerz durch­d run­ge­nes Früh­werk war auch eu­r o­pa­weit ein Er­folg. Die zu­erst 1829 an­onym er­schie­ne­ne fran ­z ö­si­sche Über­set ­z ung durch Pier­ re Leroux (1797 –1871), den Saint-Si­mon-Schü­ler und Mit ­be­g rün­der des Glo­be, über­t raf alle vor­aus­ ge­g an­ge­nen; Ge­orge Sand rühmt sie als „admirab­ le de style“ und „d’une ex­actitude par­faite“. Sands schö­nes Vor­wort liegt hier im Erst­d ruck vor. Goe­thes Brief­r o­m an er­schien 1845 in Pa­r is gleich in zwei ver­s chie­de­nen Aus­g a ­b en, bei Crapelet und Het­z el, je­weils il­lu­striert von Tony Johan­not. In bei­den Fol­gen be­tont er „die Schil­de­r ung des häus­li­chen Le­b ens, in der Ma­d ame de Staël die li­t e­r a ­r i­sche Stär­ke der Deut­schen ge­gen­ü ber den Fran­z o­sen sah“ [Bil­der ­wel­t en]. An­son­sten un­t er­ schei­den sie sich deut­lich: Wäh­r end die Fi­g u­r en

in der Crapelet-Aus­g a ­be in spät ­bie­der ­mei­er­l i­chem Am­bi­en­t e agie­r en, so er­schei­nen sie in der vor­l ie­ gen­den „der li­t e­r a ­r i­schen Vor­l a ­ge ent ­spre­chend in Ko­stü ­men und In­t e­r ieurs des acht­zehn­t en Jahr­hun­ derts“ [ebd.]. Äs­t he­t isch sind Johan­nots Ra­d ie­r un­ gen für Het­z el „more attractive“ als die Stahl­sti­che bei Crapelet – „delic­ate and suave“ und „the fi­nest he ever ex­ec­uted“ [Ray]; Sie­u rin spricht kurz und bün­d ig von ei­ner „su­perbe co­l lect ­ion“. Dar ­u m sei Ar ­t ist ­ide Ma ­r ies ge­f ühl­vol­le Wür­d i­g ung voll­stän­d ig zi­t iert: „Ici, tout est par ­fait; in­t el­l i­gen­ te co­mpréhens­ion du su­jet, choix de scènes, tour à tour idyll­iques, pas­si­on­nées, trag ­iques, ex­q uise sen­sibilité de l’ex­pres­si­on qui résume, en co­n stant ac­cord avec le tex­t e, les étapes de l’am­oureux désespoir. Qu’elle est touch­a n­t e, cette Char­lot­t e qu’il met aux pri­ses avec un Wert­her aux arde­u rs con­ tenues, aux fébriles ef­f u­si­ons, aux pa­t hé­t iques de­ chiremens! L’émo­t i­on qui an­i me ces pe­t its ta­bleaux est servie par un des­sin élégant et sûr, une poin­t e d’une suprême agil­ité“ [Ma­r ie 62]. Dies ist die er­ste Aus­g a ­b e mit den Ra­d ie­r un­gen avant la lettre; sie sind le­d ig­lich si­g niert und teil­ wei­se da­t iert (1844), in spä­t e­r en Aus­g a­ben steht zu­ sätz­l ich: „Im­primé par Char­don“ [Sie­u rin]. Das Buch ist „rare en bel­le con­d it­ion“ [Car­ter­ et]. Schön und un­ta­de­lig hat sich un­ser Ex­em­plar er­h al­t en: un ­be­schnit ­t en, mit ein­ge­bun­de­nem Ori­ gi­n al-Um­schlag und in ei­nem Ein­band von Émile Mer­ci­er (1855 –1910). Pro­ve­n i­e nz: Far­b ig il­lu­s trier ­t es Ex ­l i­b ris von Mi­ch­el Leg­r and mit des­sen In­itia­len (nicht in des­ sen Auk­t i­on am 6.4.1936). – Dar­ü ber Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V III , 274, Nr. 60; vgl. Bil­der­wel­ten, Nr. 48 (spä­t e­r e Ausg.); Brivois 176; Bru­net II , 1646; Car ­t er­et III , 268 f.; Lon­c hamp II , 185; Ma­r ie 62 und 102; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 119; Rahir 444; vgl. Ray II , 266 f., Nr. 188; San­der 303; Schrei­ ber, Goe­the 917 und 1377 –1386 (Ta­feln); Sie­u rin 85 f.; Spœl­ berch, Sand 85; Thieme/Becker 19, 69; Vica­ire III , 1011; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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Das Ex­em­plar von Ar­mand Ripault, im reich ver­gol­de­t en Ver­le­ger­ein­band 263 Goe­t he, [Jo­hann Wolf­g ang v.]. Wert­h er. Par Goe­the. Traduct­ion nouv­el­le, précédée de co­n sidé­rat­ions sur Wert­h er, et en général sur la poé­sie de no­tre époque, par Pierre Leroux. Accompagné d’une Préface par Ge­ orge Sand. Dix eaux-for­ tes par Tony Johan­ n ot. Pa­r is, J. Het­zel, 1845. 10 Ra­die­r un­gen auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit Sei­den­vor­sät­zen; 1 Text­holz­schnitt. LII S., 2 Bl., 196 S., 2 Bl. Quart (265 x 178 mm). Ver­le­ger­ein­band von dun­k el­g rü­ nem Ma­r o­quin auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und rei­c her or­n a­m en­ta­ler Rücken­ver­g ol­ dung, auf bei­den Deckeln über ei­ner fla­chen, über­f lie­ ßen­den Scha­le gro­ßes Por­t rait­m e­dail­lon, um­rahmt von li­nea­rem und flora­lem De­kor in Gold­prä­g ung so­wie fet­ tem und schma­lem Blind­rah­m en, mit Gold­f i­lete auf den Steh- so­wie Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mit Vor­sät­zen aus Moi­ré­sei­den­pa­pier und Ganz­g old ­schnitt (durch­ge­h end braun­f leckig, Ta­feln ta­del­los, schwa­che Kle­be­spur von Ex­li­bris auf Spie­gel). Dies ist die er­ste Aus­g a ­be der fran­zö­si­schen Werther ­Über­set­z ung von Pierre Leroux mit der „su­p erbe co­l lect ­ion“ [Sie­u rin] von zehn Ra­d ie­r un­gen Tony Johan ­nots avant la lettre; sie sind le­d ig­lich si­g niert und teil­wei­s e da­t iert (1844), in spä­t e­r en Aus­g a­ ben steht zu­ s ätz­ l ich: „Im­ primé par Char­ don“ [Sie­u rin]. Vor­a n­ge­stellt ist dem Werk das hier erst­mals ge­d ruck­t e Vor ­wort von Ge­orge Sand. Das Werk liegt hier im per­fekt er­h al­t e­nen Ver­le­ger­ ein­band in der Vor­z ugs­va ­r i­a n­t e in Ma ­r o­q uin vor – mit dem gro­ßen gold­glei­ßen­den Me­d ail­lon mit dem Dop­pel­por ­t rait von Char­lot ­t e und Wert ­her im Pro­ fil, über ei ­ner fi ­l i­g ra ­nen, zer­brech ­l i­chen Scha ­le, die eben im Über­fl ie­ßen be­g rif­fen ist. Das Buch ist „très rare en plei­ne reliure à fers spéciaux“ [Mag­g s 666, Nr. 216, vgl. ebd. Ta­fel LXV so­w ie Mal­avieille 204, Nr. 92]. Aus dem Be­sitz des Hi­sto­r i­kers und Kri­t i­kers Hen­r y Houssaye (1848 –1911). Pro­ve­n i­e nz: Il­lu­s trier ­t es Ex ­l i­b ris von Hen­r y Houssaye auf dem Spie­gel, auf ei­nem Vor­blatt des­ sen vierz­ei­l i­ge hand­schrift ­l i­che, „Mai 1875“ da­t ier ­t e Kurz­be­schrei­bung der Ta ­feln (des­sen Auk­t i­on 1912, Nr. 516). – Auk­ti­on Ar­m and Ripault 1924, II , Nr. 534: frs. 690 (zi­t iert bei Car­t er­et).

Im Ver­le­ger­ein­band aus Ma­r o­q uin 264 Goe­t he, [Jo­hann Wolf­g ang v.]. Wert­h er. Par Goe­the. Traduct­ion nouv­el­le, précédée de co­n sidé­rat­ions sur Wert­her, et en général sur la poé­sie de no­t re époque, par Pierre Leroux. Accompagné d’une Préface par Ge­ orge Sand. Dix eaux-for­tes par Tony Johan­not. Pa­r is, Vic­tor Lecou, J. Het­zel et Cie, [1852]. 10 Ra­die­r un­gen auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton; 1 Text­holz ­schnitt. LIII [recte: LI V] S., 2 Bl., 196 S., 1 Bl. Quart (262 x 169 mm). Ver­le­ger­ein­band aus dun­k el­g rü­ nem Ma­r o­quin auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, rei­cher or­n a­m en­ta­ler Rücken­ver­g ol­dung, auf bei­den Deckeln über ei­ner fla­chen, über­f lie­ßen­den Scha­le gro­ßes Por­t rait­m e­d ail­lon, um­rahmt von li­n ea­ rem und flora­lem De­k or in Gold­prä­g ung so­wie fet­tem und schma­lem Blind­rah­m en, Gold­f i­lete auf den Stehso­wie Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit Vor­sät­ zen aus Moi­ré­sei­den­pa­pier und Ganz­g old ­schnitt, in mo­ der­nem Papp­schu­ber ( Vor­sät­ze leicht oxy­diert, In­nen­ge­ len­k e ein­ge­r is­sen, aber sta­bil, 3 Ta­feln im wei­ßen Rand et­was braun­f leckig). Zwei­t e Aus­g a ­be mit Johan ­nots Ra­d ie­r un­gen avec la lettre – im Ver­le­ger­ein ­band Die Wert­h er-Über­set­zung von Pierre Leroux mit den zehn Ra­d ie­r un­gen Tony Johan­nots liegt hier in der zwei­ten Aus­g a­b e von 1852 vor. Die Ta­feln ha ­ben hier zu­sätz­l ich die Un­t er­schrift „Im­primé par Char­don“ [vgl. Sie­u rin]. Der schö­ne Ver­le­g er­ein ­band ist der glei­che wie in der er­ sten Aus­ g a­ b e – mit dem gro­ ß en gold­ glei­ßen­den Me­d ail­lon mit dem Dop­pel­por ­t rait von Char­lot ­t e und Wert ­her im Pro­fi l, über ei­ner fi ­l i­g ra­ nen, zer­brech­li­chen Scha­le, die eben im Über­fl ie­ ßen be­g rif­fen ist. Das Buch ist „très rare en plei­ne reliure à fers spéciaux“ [Mag­g s]. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Beraldi V III , 274, Nr. 60 (Er­stausg.); Bil­der­wel­ ten, Nr. 48; Brivois 176; vgl. Bru­net II , 1646 (Er­stausg.); Car­ ter­et III , 269; vgl. Lon­c hamp II , 185 (Er­stausg.); Ma­r ie 62 und 102 (Er­stausg.); vgl. Quér­a rd/Bourque­lot I V, 119 (Er­stausg.); vgl. Rahir 444 (Er­stausg.); vgl. Ray II , 266 f., Nr. 188; San­der 303; Schrei­b er, Goe­t he 917 (Er­stausg.) und 1377 –1386 (Ta­feln); Sie­ urin 85 f.; vgl. Spœlberch, Sand 85 (Er­stausg.); Thieme/Becker 19, 69; Vica­i re III , 1011 f.; zum Ein­band: Mag­g s 661, Nr. 216 und Ta­fel LXV (Abb.); Mal­avieille 204, Nr. 92 (Abb.).

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Ex­em­plar der Prin­zes­sin Clémen­t i­ne d’Orlé­a ns 265 Goe­t he, [Jo­hann Wolf­g ang v.]. Les sou­f frances du je­une Wert­h er. Par Goë­the. Traduites par le co­m te Hen­r i de La B……. [= Bédoyère]. Se­c onde édit­ion. Pa­ ris, Crapelet, 1845. 16 ge­sto­che­n e Ta­feln (= 4 Il­lu ­stra­t io­n en in je­weils 4 Druck­z u ­stän­d en), zu ­sätz­lich 10 Ra­d ie­r un­g en Tony Johan­n ots (aus Het­zels Wert­h er-Aus­ga­be), 11 wei­te­re ge­sto­che­ne Ta­feln und 6 Goe­the-Por­t raits, sämt­lich mit ro­sa­far­be­nen Sei­den­vor­sät­zen. XII S., 2 Bl., 304 S. – Auf Büt­ten­pa­pier ge­druckt. Ok­tav, un­be­schnit­ten (211 x 137 mm). Dun­kel­g rü­ner Ma­ ro­quin­band auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­g e­präg­tem Rücken­t i­tel und floral-or­n a­m en­t a­l er Ver­g ol­dung der üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­te, je­weils in dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en, drei­fa­cher Gold­f ileten­ rah­m en auf den Deckeln, dop­pel­te Gold­f ileten auf den Steh- und brei­te Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­nem Ori­g i­n alUm ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und Kopf­g old­schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­stz si­g niert „Pe­t it Succr de Simier“ . Ex­em­plar auf Büt ­t en­pa­pier, mit vier ­fa­chem Ta ­fel­ satz und 27 zu­sätz­l i­chen Sti­chen Se­conde édit­ion? – Man soll­t e sich hü­t en, vor­schnell ab­z u­w in­ken. Denn dies ist selbst ­ver­ständ­l ich die er­ste Aus­g a­be mit den von Au­g u­stin Burdet ge­sto­ che­nen Il­lu­stra­t io­nen von Tony Johan­not. Daß die dar­ge­stell­t en Sze­nen „admirable“ [Ray] und „char­ man­t es“ [Ma ­r ie 62] sind, be­d arf kei­ner wei­t e­r en Her­vor­he­bung, wohl aber, daß sie je­weils in vier ver­schie­de­nen Zu­stän­den vor­l ie­gen: im end­g ül­t i­gen Zu­stand auf Ve­l in­pa­pier, avant la lettre auf Ve­l in­pa­ pier und auf­ge­walz­t em Chi­n a­pa­pier so­w ie schließ­ lich als rei­ner Ätz­d ruck auf Ve­l in­pa­pier.

nach ei­ner Zeich­nung von Lou­is Léo­pold Boilly, ein von Al­brecht Schult ­heiß ge­sto­che­nes Lot ­t e-Por ­t rait von 1853 und – nicht zu­letzt – die zehn Ra­d ie­r un­gen Tony Johan­nots mit pro­v i­so­r i­schem Text aus der par­a l­lel bei Het­z el er­schie­ne­nen Wert­her-Edi­t i­on. Zu al­lem Über­fluß sind dem Buch nicht we­n i­ger als sechs Goe­t he-Por ­t raits vor­a n­ge­stellt: Sie rei­chen von dem frü­hen, von Chodowiecki ge­sto­che­nen Bild­n is von Ge­org Mel­chi­or Krauss des Jah­r es 1776 über Sti­che von Chri­sti­a n Fried­r ich Uhle­m ann, James Hopwood, F. We­ber und R. Co­oper bis hin zu dem von La ­z a ­r us Sich­l ing ge­sto­che­nen Al­t ers­bild­ nis nach Ju­l i­u s Lud­w ig Sebbers aus dem Jahr 1826. Un­s er in­d i­v i­dua ­l i­sier ­t es, wun­der­b ar er­h al­t e­nes Ex­em­plar stammt aus dem Be­sitz von Prin­z es­sin Clémen­t i­ne d’Orlé­a ns (1817 –1907), der jüng­sten Toch­t er von Kö­n ig Lou­i s-Phil­ippe, und wur­de von Pe­t it ge­bun­den. Pro­ve­n i­enz: Prin ­z es­sin Clémen­t i ­ne d’Orlé­a ns, mit ih­r em ge­k rön­t en Mo­no­g ramm­stem­p el auf dem Um­schlag. – Äl­t e­r e Ka­t a ­log­b e­schrei­bung un­se­r es Ex­em­plars auf Vor­blatt mon­t iert. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V III , 274, Nr. 59; vgl. Bil­der­wel­ten, Nr. 48; Brivois 175 f.; Car ­t er­et III , 269 f.; DBF XV II , 1409 (Huchet de La Bédoyère); Es­c offier 1655; Ma­r ie 62 und 102; Oster­w al­der 539; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 119; Ray II , 266 f., Nr. 188; San­ der 302; Schrei­b er, Goe­t he 912; Sie­u rin 85; Vica­i re III , 1012 f.

Dies ist üb­r i­gens nicht die zwei­t e Aus­g a­be des Tex­ tes, wie auf dem Ti­t el an­ge­ge­ben und von den mei­ sten Bi­blio­g ra­phen ab­ge­schrie­ben, son­dern streng­ ge­nom­men die drit­t e. Der Aus­g a­be von 1809 [!] war be­r eits 1804 eine ‚al­ler­er­ste‘ vor­aus­ge­g an­gen, die je­doch nur in we­n i­gen Ex­em­pla ­r en er­schien [vgl. Bru­net II , 1645 f., und Schrei­ber, Goe­t he]. Aus meh­r e­r en Aus­g a ­b en sind un­se­r em Ex­em­plar zu­sätz­l i­che Ta ­feln ein­ge­bun­den, so die drei Sti­che nach Jean Mi­chel Moreau le je­u ne avant la lettre aus der Aus­g a ­be von 1809, vier mon­t ier ­t e Ra­d ie­r un­gen nach René Théodore Bert­hon, ge­sto­chen von Jean Du­plessi-Ber ­t aux, aus der Sevel­i n­ges-Über­set­z ung von 1825, zwei Ta­feln nach Da­n i­el Chodowiecki, ge­ sto­chen von Da ­n i­el Ber­ger, ein Por ­t rait Wert ­hers

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Unik ales Exemplar des Über set zers auf Per ga ment, mit vier Original-Zeichnungen von Tony Johannot und den Stichen in drei Druck zuständen 266 Goethe, [Johann Wolfgang v.]. Les souffrances du jeune Werther. Par Goëthe. Traduites par le comte Henri de La B……. [= Bédoyère]. Seconde édit ion. Paris, Crapelet, 1845. 4 lavier te Ori gi nal-Zeich nun gen Tony Johan nots, 12 Tafeln (8 Stahl stiche und 4 Ra dierun gen = 4 Illu strationen in jeweils 3 Druck zu stän den), 2 zu sätzlich ein gebun dene Front ispize in Stahl stich, sämtlich mit Seidenvorsät zen. 1 leeres Bl., XII S., 2 Bl., 304 S., 2 leere Bl. – Sehr breit ran di ger Druck auf Pergament. Groß-Ok tav, unbe schnit ten (230 x 150 mm). Dunkelgrüner Maroquinband auf fünf point illéver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel in einfachem Goldfiletenrahmen, die übri gen Rückenkompartim ente und beide Deckel mit fünf fachen Goldfiletenrahmen, doppelte Goldfileten auf den Steh- und florale Bordüre auf den Innenkanten, vorn mit Pergament-, hinten mit älterem Mar mor papiervorsatz, Ganz gold schnitt über Témoins, in Schuber mit dunkel grünen Maroquinkanten, si gniert von Trautz-Bauzonnet. Dies ist das unik ale Exemplar des Über set zers, Hen ri­Noël­Fran çois Huchet de La Bédoyère (1782 –1861) der er sten Ausga be mit den Il lu stra­ tionen von Tony Johan not – ausgezeich net durch kaum glau bliche Spezi fi kationen: Es ist auf kräf­ ti gem, wie un berührt wirkendem Per ga ment mit lux urier end breitem Rand gedruckt. Es birgt die vier si gnier ten Ori gi nal­Zeich nun gen Johan nots zu den Stichen – wunderbar zart in Chi natinte in ver schiedenen Brauntönen auf gelblichem Kar ton laviert, spar sam weißgehöht in Gou ache. Es prä­ sentiert die vier Stiche Au gu stin Burdets jeweils in drei Zu ständen: als Radierung, als Stahl stich auf Velinpapier und auf auf ge walz tem Chi napapier, im mer avant la lettre. Es hat als Front ispize zwei zu sätz lich ein gebundene Stahl stiche, Das Göthe Monu ment in Frank furt, ge sto chen von Fritz Neu bauer nach Ja kob Fürchtegott Diel mann (1845), und ein Por trait Goethes avant toute la lettre (die­ ses et was braun fleckig). Es wur de von Trautz­Bauz­ onnet in ei nen eleganten Ma roquin band gebunden, der auf den Deckeln und in den Rücken kompartim­ enten al lein durch fünf fache Gold fi leten rah men geprägt ist – wie um an zudeuten, das die leeren

Rah men durch die Ta feln im In neren des Buches noch zu Genü ge gefüllt wer den … Provenienz: Unik ales Exemplar des Über set zers Hen ri­Noël­François Huchet de La Bédoyère (Auk­ tion 1862, I, Nr. 1615: frs. 420). – Pierre Desq (Auk­ tion 1866, Nr. 769). – Émile Gautier (Auk tion I, 1872, Nr. 640, frs. or 1.200). – Léon Rat tier, mit des sen gold gepräg tem Wappenexlibrs auf dem Spiegel.

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Der von Delacroix il lustrier te Faust – ein Höhepunkt der fran zösischen Buchil lustration, mit den Lithographien auf ver schiedenfarbigem Chinapapier 267 Goethe, [Johann Wolfgang v.]. Faust, Tra gédie de M. de Goethe, traduite en français par M. Albert Stap fer. Ornée d’un Por trait de l’Auteur, et de dix-sept dessins composés d’après les principales scènes de l’ouvra ge et exécutés sur pierre par M. Eugène Delacroix. Paris, Ch. Mot te; et Sautelet, 1828. 1 lithographiertes Ver fas ser por trait und 17 lithographierte Tafeln von Delacroix auf unterschiedlich getöntem Chinapapier, auf ka schiert auf Velinpapier. 1 Bl., IV S., 148 S. – Auf Büt tenpapier. Groß-Folio (421 x 283 mm). Dunkelbrauner Maroquinband auf fünf rotbraun intarsierte und mit dreifachen Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel zwi schen doppelten Quer fileten in zwei und symmetri schen gold gepräg ten Or namenten mit roten und rotbraunen Intarsien in den übri gen Rückenkompartimenten, auf den Deckeln außen ein fet ter Goldfiletenrah men, dar in ocker farbene Le der streifen, die von Goldfileten be setzt sind, mit Aus sparun gen für große gold gepräg te und in Rot, Grün und Ocker intarsierte Eckfleurons, zentral ein gold gepräg tes gekröntes Wappensupralibros mit zwei Löwen als Schildhaltern, mit doppelten Goldfileten auf den Steh- und breiter Dentellebordüre auf den Innenkanten, Doublüren und fliegen den Vorsät zen aus weinroter Moiré seide, mit eingebun denem, illu strier tem Ori ginal-Vorder um schlag und Ganz gold schnitt, ver so Vor satz si gniert „Dunezat“ , in mit Velours ausge schla genem Pappschuber mit dun kelbrau nen Maroquin kan ten (Schu ber berieben, Papier etwas stockfleckig). Er ste il lu strier te Ausga be, mit 18 Lithographien auf Chi napapier in meh reren Farben Als der alte Goethe zwei Probedrucke der Litho­ graphien von Eugène Delacroix (1798 –1863) zur fran zö si schen Aus ga be des Faust in die Hände bekam, rea gier te er zwie spältig: Die Blät ter sei­ en zwar „bloß flüchti ge Skiz zen, et was roh behan­ delt, aber voll Geist, Ausdruck und auf gewalti gen Ef fekt an gelegt“; auf der anderen Seite konnte er Delacroix’ „wilde Art […] kei neswegs bil li gen“. Aber genau dar um sei er „eben der Mann, sich in den Faust zu ver sen ken und wahr schein lich Bilder her­ vor zu brin gen, an die niemand hät te den ken kön­ nen“ [Goethe, zit. nach Rümann 120]. Wenig spä­ ter fand er es in sei ner Be spre chung des Werkes „be sonders merk wür dig“, daß der Künst ler sich „mit dieser Produk tion […] der gestalt befreundet, daß er al les ur sprünglich Dü stere in ihr eben so

auf faßt und ei nen un ru hig strebenden Helden mit gleicher Un ru he des Grif fels begleitet hat“ [Goethe, zit. nach Bilder welten 99 f.]. Tat säch lich identi fi zier­ te sich der noch jun ge Delacroix mehr mit dem su­ chenden Faust als mit dem abgeklär ten Goethe; in sei nen Lithographien ent wickelte er „sei ne pessi­ mi sti schen Meditationen über die Nichtigkeit der mensch lichen Exi stenz, die ihn bis an die Abgrün­ de des Dä monischen führ ten, und zeig te sich da mit als echter Romanti ker“ [Huyghe 206]. Doch zu nächst traf die 1828 von Charles Mot te ver öf fent lichte Ausga be mit den 18 Lithographien von Delacroix auf eine durch aus er war tete „hosti le recept ion“ [Ray I, 208]. Denn in Frank reich wa ren vor al lem Klassi ker­Il lu strationen im Sti le Desen­ nes in Um lauf „small, stiff, for mal eng ravings“, an die Delacroix’ „lar ge, free, fant astic lithographs could not be readily assimilated“ [ebd.] Die eta blier­ te Kritik rea gier te empört, und selbst sei ne Ver­ teidi ger ge standen Über trei bun gen ein. Noch bei Beraldi fi ndet sich ein Nach hall auf die hef ti gen Ausein ander set zun gen, der schreibt: „Le Faust de Delacroix nous par aît aujourd’hui d’une roman­ tisme échevelé. Son intérêt est précisement dans cette violence. […] Delacroix fut ‚truculent‘, mais il fit une révolut ion dans l’Art“ [Beraldi]. Auch gegenüber den deut schen Il lu strationen von Peter v. Cor nelius und Moritz Retzsch aus dem Jahr 1816, die Delacroix kannte, war sei ne Dar stel lungs­ wei se re volutionär. Jene hat ten den Fokus mehr auf die Gretchen­Tra gödie, auf Fausts zu späte Schuld­ erkennt nis und das christ liche Erlösungsmotiv ge­ legt und da bei „blut leere Gestalten“ [Rümann 122] geschaf fen – Ausgangspunkt für eine Rezeption, in der „bieder meierliche Beschau lich keit und Rühr se­ ligkeit vom Goethe’schen Stoff Besitz er griff “ [Bil­ der welten 100]. Delacroix hin gegen stellte „das Dü­ stere und Dä moni sche in der Welt“ [ebd. 99] in den Mit telpunkt sei ner Bild aussa gen, „verkör pert in der Gestalt des Mephi sto“ [ebd.], dem er da mit gülti gen ikonographi schen Ausdruck verlieh: „Over the last 150 years he has become one of the few universally recognized fi gur es of graphic art“ [Ray]. Doch auch über die Mephi sto­Fi gur hin aus set zen sei ne Ta feln „den Maßstab für alle fol genden Faust­Il lu stratio­ nen“ [Bilder welten 99]. Im Lau fe der Zeit wur de der von Delacroix il lus­ trier te Faust in Frank reich als das „ouv ra ge re­ m arquable et typique de l’époque romantique“

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[Car ­t er­et] schlecht ­h in wahr­g e­nom ­men, „as the most sign­ificant il­lust­r a­ted book of its time“ [Ray I, 208] und ge­ne­rell als ein „Hö­he­punkt in der Ge­s chich­t e der fran­z ö­si­s chen Buch­i l­lu­stra­t i­on“ [Rümann 118]. Das Be­mer­kens­wer ­t e­ste an un­se­r em Ex­em­plar: die auf Ve­l in­pa­pier auf ­k a­schier ­t en Ta ­feln lie­g en auf Chi­n a­pa­pier in den un­t er­schied­l ich­sten Tö­nun­gen vor: Von Hell­g rau (für das Goe­the-Por­trait), über Mit­t el­g rau zu Stroh­far­ben, von Hell­blau über Mit­ tel- zu Dun­kel­blau, zwei Ta­feln auch in Rosa. Der Ver­gleich mit ei­nem Ex­em­plar aus dem Be­sitz von Adri­a n Flüh ­m ann er­g ab, daß die Fa ­rb­ver ­t ei­lung va ­r i­ie­r en konn­t e. Dem Band vor­ge­bun­den ist ein Pro­be­d ruck des Vor­der ­u m­schlags mit der ganz­sei­ ti­gen Il­lu­stra­t i­on von Devé­r ia; liegt au­ßer­dem ein klei­ne­r es von Félicié Four­n ier (1797 –1879) ge­sto­ che­nes Goe­t he-Por ­t rait aus ei­ner spä­t e­r en Ok­t avAus­g a ­be lose bei. Die Über­set­z ung des aus der Schweiz stam­men­ den Schrift­stel­lers und Di­plo­m a­t en Phil­ipp Al­bert Stap­fer (1766 –1840), der un­t er an­de­r em mit Alex­a n­ der von Hum­boldt und Ger­m aine des Staël be­k annt war, war erst­m als 1823 er­schie­nen. Un­ s er Ex­ e m­ plar könn­ t e noch aus dem Erst­ be­sitz des Rechts­a n­w alts Pierre-An­t oine Berry­ er (1790 –1868) stam­ men, des Prä­ si­ den­ t en der fran ­z ö­si­schen An­w alts­k am ­mer und Mit ­glieds der

Académie française, der als „un des ora­te­u rs les plus bril­ l ants de son siècle“ [Olivier22] in die Ge­schich­t e ein­g ing und auch als Au­t or der Leçons et modèles d’ éloquence judicia­ire in un­se­r er Samm­ lung prä­sent ist. Auf bei­den Ein­band­deckeln prangt sein Wap­pens­upralibros: „d’ar­gent au che­v ron de gueu­les accompagné en chef de deux quin­t e­feuilles et en poin­te d’une aig­let­te éployée le tout d’azur“ [ebd.]. Dann hät­t e er den Band erst vier Jahr­z ehn­t e nach Er­schei­nen von dem Pa ­r i­ser Buch­bin­der Du­ nezat mit dem mo­nu ­men­t a ­len, wun­der­schön mosai­ zier ­t en Ma ­r o­q uin­band ver­se­hen las­sen. Denn die­ ser trat laut Flety erst „vers 1870“ die Nach­fol­ge von Ar­n aud an. Mit un­se­r em Ein­band läßt sich dann aber auch der Tä­t ig­keits­be­g inn des Buch­bin­ders auf min­de­stens 1868, das To­des­jahr des Auf ­t rag­ge­bers, vor­d a­t ie­r en. Vom 16. bis zum 20.3.1869 wur­de die Bi­blio­t hek Berryers ver­stei­gert (ex­pert: Delaroque aîné), der Ka­t a­log liegt uns lei­der nicht vor. Pro­ve­n i­enz: Wap­pens­upralibros von Pierre-An­t oine Berryer [Olivier 22 f.]. – Ver­so Vor­satz gold­ge­präg­ tes Ma ­r o­q uin­ex ­l i­bris von Ge­org­es Degryse, des­sen Auk­t i­on 6./7.3.1991, Nr. 121: frs. 270.000, Zu­schlag. Li­t e­r a­t ur: Bénézit I V, 365; Beraldi V, 161; Bil­der­wel­t en 99 f., Nr. 36; Brivois 173 f.; Car­t er­et III , 270; Cham­pfleury 416; En­g el 936 und 1819; Géricault, Delacroix, Da­u mier 17 f. und 82 – 91; Hen­ ning 1088; Huyghe 178 ff. und 206; Lon­champ II , 184; Oster ­w al­ der 300; Quér­a rd III , 394; Quér­a rd/Bourque­lot III , 176; Rahir 444; Ray I, 208 ff., Nr. 143; Rümann 118 ff.; San­der 300; nicht bei Sie­u rin; Thieme/Becker 8, 572; Vica­ire III , 1014; zu Stap­ fer: A DB 35, S. 451 ff.; zu Du­nezat: Fléty 64.

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Al­bum mit Delacroix’ Faust– Li­t ho­g ra­phi­en, Ex­em­plar auf gro­ßem Pa­pier 268 Goe­t he, [Jo­hann Wolf­g ang v.]. Faust. Tra­ gé­die de M. de Goe­the. [Auf dem Um­schlag]. Pa­ris, Dan­los, [1828]. 1 lithographiertes Por­ t rait und 17 lithographierte Ta­feln von Delacroix auf Ve­lin­pa­pier, auf Ste­gen mon­t iert (da­von 1 in et­was klei­n e­rem For­m at und auf grö­ße­res Trä­ger­pa­pier auf ­k a ­schiert). Groß-Fo­lio (467 x 313 mm). Mo­der­ner schwar­zer Halb­ ma­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, die Deckel be­z o­ gen mit Per­ga­m ent, mit ein­ge­bun­de­nem, lithographiertem ­il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag auf grau­em Pa­pier (inkl. Um ­schlag­r ücken), in mit Filz aus­ge­schla­ge­n em schwar­z en Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten (Um­ schlag be­g rif­fen, mit Ein­r is­sen und hin­ter­legt, Ta­feln stock­f leckig). Al­bum mit al­len 18 Li­t ho­g ra­phi­en von Delacroix zu Goe­t hes Faust und dem ori­g i­n a ­len Um­schlag Das vor­l ie­gen­de Al­bum ver­s am ­melt, das Goe­t hePor ­t rait ein­ge­schlos­sen, alle 18 Li­t ho­g ra­phi­en von Eugène Delacroix zu Goe­thes Faust, die sei­ner­ zeit nicht we­n i­ger als eine „révolut­ion dans l’Art“ [Beraldi] dar­stell­ten und heu­te als „der un­be­strit­ te­ne Hö­he­punkt ro­m an­t i­scher Il­lu­stra­t i­on“ [Bil­der­ wel­t en 98] gel­t en. Die Ta ­fel Fausts in sei­ner Stu­d ier­stu­be ent­stammt der von Charles Mot ­t e ge­d ruck­t en Erst ­aus­g a ­be; im Un­t er­schied zu dem ent­spre­chen­den Ex­em­plar un­ se­r er Samm ­lung (wo sie auf ro­sa ­far­be­nem China­ Pa­ pier vor­ l iegt) fin­ det sie sich hier auf wei­ ß em Ve­l in­pa­pier. Alle üb­ri­g en 17 Ta­feln wur­den für die Aus­g a­b e des Ver­le­gers Dan­los im Jahr der Erst­aus­g a­be von Goyer & Her­met ge­d ruckt – auf wei­ßem Ve­l in­pa­pier von noch grö­ße­r em For­m at, was die „lar­ge, free, fant ­a stic li­t ho­g raphs“ [Ray I, 208] noch mo­nu ­men­t a ­ler er­schei ­nen läßt. Um das kom­plet­te Bild­pro­g ramm des Wer­kes bei­ sam­men zu ha­b en, ist es „im­p ort­a nt d’avoir les co­u vertures“ [San­der], die beid­sei­t ig Il ­lu­stra­t io­nen, wohl von Devé­r ia, tra­gen und in bei­den Aus­g a­ben iden­t isch sind [Abb. bei Car­t er­et III , 273]. Auch die­ ser Ori­g i­n al-Um­schlag ist in un­se­r em Al­bum mit ein­ge­bun­den.

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Mit zahlreichen zusätzlichen Ta feln getrüffeltes Exemplar der Samm lung E. Paillet 269 Goethe, [Johann Wolfgang v.]. Le Faust de Goethe. Traduct ion revue et complète, précédée d’un essai sur Goethe par M. Henri Blaze. Édit ion illustrée par M. Tony Johannot. Paris, Du tertre [und:] Michel Lévy frères, 1847. 1 ge stochenes Por trait von Langlois auf Chinapapier, montiert auf Kar ton (zu sätzlich in an derem Zu stand wie derholt), 9 Ra dierun gen von Tony Johan not auf Chinapapier, montiert auf Kar ton (zu sätzlich avant la lettre wiederholt); 3 Textholz schnit te (davon 1 im Text wiederholt, 1 zu sätzlich auf graublau em Chinapapier, montiert auf Kar ton, wiederholt); zu sätzlich: 26 Stahlstiche von Retzsch auf Velin papier, 28 Stahl stiche von Pobuda auf Chinapapier, montiert auf stärkeres Velinpapier, 11 Radierun gen avant la lettre von Lalauze auf gelblichem Chinapapier, 3 Por traits und 2 weitere Tafeln. 2 Bl., 373 S., 1 Bl.; zu sätzlich Titelbl., 8 S. (zu „Faust“ von Retzsch). Quart, unbe schnit ten (280 x 184 mm). Roter Halbmaroquinband des späten 19. Jahrhun derts auf fünf pointilléver zier te Bünde, mit gold gerahmtem Rückentitel und Blumen stempeln um geben von großen Eckfleurons und doppelten Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenkompartim en ten, mit doppelten Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und Kopfgold schnitt, auf dem flie gen den Vor satz ver so si gniert „Vve Brany“; zu sätzlich ein ein gebun dener, gefalteter, illu strierter Vorder um schlag des „Faust“ von Retzsch (Kanten gering beschabt). Die er ste Ausga be mit den Radierun gen Tony Johan nots und weiteren Suiten von Retzsch, Pobuda und Lalauze Nach den zwei Werther­Ausga ben von 1845 er schien 1847 Le Faust mit Il lu strationen von Tony Johan not, in der erst mals 1840 gedruck ten Über set zung von Hen ri Blaze (1813 –1888), der „première traduct ion complète et ex acte“ [DLF], und mit ein leitendem Es­ say von ihm – ein „ouv ra ge recherché, rare à trouver en bel le condit ion“ [Car ter et]. Johan nots Suite von neun Ta feln auf auf ka schier­ tem Chi napapier, radiert von G. Lévy und Ph. Lang­ lois, liegt doppelt vor: avec la lettre und in Form von Probedrucken auf großem Papier avant toute la lettre. Für Ar istide Ma rie gehört Johan nots Bildprogramm zu „les meilleurs qu’ait inspirés le chef­d’œuvre de Goethe; il a légué d’un Faust rajeuni, d’une Margue­ rite in génue, d’un sarcastique Méphistophélès, des

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ty­pes pérempto­ires dont ses héri­tiers ne pourront guère s’affranchir“ [Ma­rie 63]. Drei Holz­schnit­ te sind in den Text ein­ge­d ruckt: Die Ti­tel­v i­g net­ te, eine (wie­der­hol­t e) ‚Kopf ‘-Lei­ste (mit Me­phi­stoPor ­t rait) und eine ein­lei­t en­de Vi­g net ­t e zum er­sten Teil [S. 103], von der gleich­falls ein Pro­be­d ruck auf grau­blau­em Chi­n a­pa­pier ein­g e­bun­den ist [nach S. 146]. Auch das Ti­t el­por­t rait, ge­sto­chen von Lang­ lois nach ei­ner Zeich­nung von Carl Mayer, liegt in zwei Zu­stän­den, mit und ohne Drucker­ver­merk, vor. Die­s em ori­g i­n är zur Aus­g a ­b e ge­hö­r en­den Bild­be­stand hat ein pro­m i­nen­t er bi­blio­phi­ler Vor­b e­ sit­z er, Eugène Paillet (1829 –1901), meh­r e­r e wei­te­ re Se­r i­en hin­z u­ge­f ügt, eher er den um ­f äng­l i­chen Band bei der Wit­we Brany bin­den ließ. Hin­z u­g e­kom ­men sind 26 Stahl­sti­c he in Quer­ for ­m at, Es­quisses zum Faust von Mo­ r itz Retzsch (1779 –1857), die 1830 bei Giard, in Deutsch­land erst­m als 1816 [vgl. En­gel 1809] er­schie­nen wa­r en. Goe­t he hat­t e die Ent­w ür­fe be­r eits 1810 „mit gro­ßer An­t eil­n ah ­me“ ge­se­hen, spä­t er fan­den sie „weit ­h in Bei­fall“ und be­ein ­fluß­t en so­g ar „die szen. Ge­stal­ tung des Dra­m as“ auf der Büh­ne [Thieme/Becker].

Auch der li­t ho­g ra­phisch illlustrierte Vor­der ­u m­ schlag, ge­d ruckt auf brau­nem Pa­pier, der ge­sto­che­ ne Ti­t el und acht Sei­t en mit Er­l äu­t e­r un­gen sind am Schluß des Bu­ches ein­ge­f ügt. Dar­ ü ber hin­ aus fin­ den sich 28 Stahl­ sti­ che von Wen­z el Pobuda (1797 –1847) auf auf ­k a­s chier ­t em Chi­n a­pa­pier. Die­se Faust-Sze­nen, die ähn­l ich wie die von Retzsch in ei­nem li­nea­r en gra­phi­schen Stil ge­h al­ten sind, wur­den dem von Ju­li­u s Nisle her­ aus­ge­ge­be­nen Bil­der ­werk Um­r is­se zu Goe­thes Wer­ken in 92 Blät­tern, Stutt­g art 1840 f., ent­nom­men. Eine drit ­t e Sui­t e von 11 Ra­d ie­r un­gen avant la lettre auf gelb­l i­c hem Chi­n a­p a­pier, dar ­u n­t er ein Goe­t hePor­trait, stammt von Adolphe Lalauze (1880 für Quan­t in). Noch drei wei­t e­r e Por­t raits sind dem Text vor­a n­ge­stellt: zwei Sti­che von Blanc­h ard auf auf­ ge­walz­t em Chi­n a­pa­pier, den jun­gen und den al­t en Goe­t he zei­gend, letz­t e­r es nach Devé­r ia bzw. Da­v id, so­w ie eine Ta­fel von Geoffroy, auf Ve­l in­pa­pier, die um das zen­t ra ­le Por ­t rait ­me­d ail­lon sie­ben Dra ­men­ sze­nen so­w ie eine An­sicht von Goe­t hes Gar ­t en­h aus in Wei­m ar grup­piert [nach S. 90]. Schließ­lich fin­ den sich noch zwei Ta­feln auf auf­ge­walz­t em Chi­n a­ pa­pier mit Faust-Sze­nen: The Decis­ion of the Flo­wer,

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1825 gra­ v iert von C. Heath, nach ei­ ner Zeich­ nung von T. M. Wright auf­g rund ei­ner Vor­l a­ge von Mo­r itz Retzsch [nach S. 158], so­w ie ein groß­for­m a­ ti­ges Gretchen am Brun­nen, ge­sto­chen von Léo­pold Fla­meng nach ei­ner Zeich­nung von Ary Scheffer [nach S. 166]. Da­m it trüf­fel­t e Paillet den Band mit ei­ner Fül­le und Viel­falt von Bild­m a­t e­r i­a l, al­ler ­meist zum Faust I, die ih ­r es­glei­chen sucht: Die Ent ­ste­hungs­z eit der al­les in al­lem 80 Ta­feln reicht vom frü­hen bis zum spä­t en 19. Jahr­hun­dert, der Stil von klas­si­z i­sti­scher Li­ne­a r ­ität bis zu fein­ster, dra ­m a­t isch schat ­t ie­r en­der Stri­che­lung, die Pa­pier­sor ­t en von fe­stem Kar ­t on bis zu zart ­gel­bem Chi­n a­pa­pier – ein wahr­h aft ein ­m a ­l i­ ges bi ­blio­phi ­les Ex­em­plar. Pro­ve­n i­enz: Eugène Paillet, des­s en hand­s chrift­ li­cher Na­mens­zug auf vor­g ebundemen Blatt mit sei­nem ra­d ier ­t en Ex ­l i­bris (Ka­t a ­log Mor­g and 1887, Nr. 300: frs. 300). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V III , 274, Nr. 64; Brivois 174; Car­ter­et III , 272; vgl. DLF I, 169 f.; En­g el 946, 1809 (Retzsch) und 1839 (Po­ buda); Hen­n ing 1043; Lon­c hamp II , 185; Ma­r ie 63 und 104; Ra­ hir 444; vgl. Ray II , 266; Rümann 357 f.; San­der 301; Sie­u rin 87 (Retzsch), 88 (Johan­not, Retzsch/ Wright) und 89 (Por­t raits May­ er/Lang­lois, Devé­r ia/Blanc­h ard und Geoffroy); Thieme/Becker 28, 193 (Retzsch); Vica­i re III , 1015 (zi­t iert die­s es Ex­em­plar); zu Brany: Fléty 33.




Das Ex­em­plar von René Des­c amps-Scrive 270 Golds­m ith, [Oli­ver]. The Vicar of Wake­f ield; a Tale. Il­lust­ra­ted with twen­t y-four de­signs, by Tho­m as Rowlandson. Lon­don, R. Acker­m ann, 1817. 24 ko­lo­r ier­te lithographierte Ta­feln. 3 Bl., 254 S; 4 S. ( Ver­lags­pro­spekt). Quart, un­be­schnit­ten (254 x 155 mm). Lang­g e­n arb­ ter dun­k el­g rü­n er Halb­m a­r o­quin­band auf glat­t en Rücken, mit gold­ge­präg­tem Ti­tel und rei­chem li­nea­ren und floral-or­n a­m en­ta­len Gold­de­k or in dop­pel­tem Gold­ fileten­rah­m en, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ . Er­ste Aus­g a ­be der Il­lu­stra­t io­nen Rowlandsons Lan­ge vor der Ro­m an­t ik ent­stand die­ser Ro­m an. Oli­ver Golds­m ith (1728 –1774), ver­faß­te ihn 1762, der Ver­le­ger faß­t e ihn mit spit­z en Fin­gern an und druck­t e ihn erst vier Jah­r e spä­t er. Nicht nur Zeit­ge­ nos­sen konn­t e die schein­bar kunst- und an­spruchs­ lo­se Ein­fach­heit des Vicar of Wake­f ield ir ­r i­t ie­r en, son­dern auch spä­t e­r e Le­ser­ge­ne­r a­t io­nen. Doch von pla ­ner Ein­d i­men­sio­n a ­l i­t ät ist der Ro­m an weit ent­ fernt; er scheint viel­mehr ei­nen epo­cha­len Wan­del ge­r a­de­z u vor ­weg ­z u ­neh ­men. Er soll­t e „ur­sprüng­ lich ein ko­ m i­ s ches Idyll wer­ den […], ein iro­ n i­ scher Ein­spruch ge­gen bil­l i­ge Emp­fi nd­sam­keit und ta­t en­lo­ses Gott ­ver ­t rau­en“. Statt­des­sen ge­r iet er dem Au­t or un­t er der Hand zu ei­nem „Traum­bild“ des­sen, „was Golds­m ith im Le­ben nicht ge­gönnt war“, zu ei­nem „Idyll fried­l i­cher Häus­l ich­keit und mensch­l i­ cher Mild­t ä­t ig­keit“. Der Land­pfar ­r er von Wake­field wird auf sei­nem Le­bens­weg durch Freud und Leid be­glei­t et und all­m äh­l ich „mit war ­mer An­t eil­n ah­me voll­wer ­t ig ge­nom ­men als Bei­spiel rüh­r end schö­ner Mensch­l ich­keit“ [Schir­mer 433] – für Goe­t he wur­ de er so zum „schön­sten Ge­gen­stand ei­ner mo­der­ nen Idyl­le“ [ebd. 434]. Nach zö­g er­l ichem Re­z ep­t i­ons­b e­g inn wur­de The Vicar of Wake­field schließ­lich zu ei­nem „per­fect ex­a mple of the per ­m a ­nent ­ly self-re­pro­ductive book“ [Sampson 532]. Die vor­lie­g en­de Aus­g a­b e ist die er­ste mit den Il­lu­stra­t io­nen von Tho­m as Rowland­ son (1756 –1827), dem „größ­t en Ka ­r i­k a­t u­r i­sten und Zeich­ner sei­ner Zeit“ [Rümann 30]. Doch be­saß er ne­ben sa­t i­r i­schem Im­pe­t us durch­aus auch ge­müt­ vol­le Sei­t en: So war er „as good-na­t ur­ed and care­ free as the lea­d ing men and women of Golds­m ith“ [Hod­nett 103]. Dies prä­de­sti­n ier ­t e ihn zum Il­lu­stra­ tor auch von „ern­sten Wer­ken“, und es ist „stau­ nens­wert, mit wel­chem Ge­schmack“ Rowlandson

hier „sei ­nen über­spru­deln­den Hu ­mor zu ­r ück ­z u­ drän­gen“ [Rümann 38] ver­stand. Ins­be­son­de­r e die Li­t ho­g ra­phi­en zum Vicar of Wake­f ield gel­t en als die „most ag ­r eeable, least ex­a g­ge­r a­t ed“ un­t er sei­nen Il­ lu­stra­t i­ons­fol­gen und zeu­gen von Rowlandsons Be­ mü­hen „to bring­i ng out the best in Golds­m ith and to not let his pro­clivity toward sa­t i­r e and grotesque in­ter­fere“. Für Hod­nett sind sie „one of the great delights of Eng­l ish book il­lu­stra­t i­on“ [Hod­nett 105]. Schon 1767, ein Jahr nach der eng­l i­schen Erst­aus­ ga ­be, er­schien eine fran­zö­si­sche Über­set­z ung, 1838 eine wei­t e­r e, mit zahl­r ei­chen Il­lu­stra­t io­nen von Tony Johan­not u. a. Den­noch be­h ielt auch die eng­l i­sche Vor­la­ge beim ‚Kul­t ur ­t rans­fer‘ nach Frank ­r eich ihre Be­deu­t ung, wie an der Pro­ve­n i­enz un­se­r es Bu­ches deut­l ich wird: Um die Wen­de zum 20. Jahr­hun­dert war es im Be­sitz des fran­z ö­si­schen Samm­lers René Des­c amps-Scrive (1853 –1924), wahr­s chein ­l ich ließ die­ser es von dem Pa­r i­ser Buch­bin­der Émile Mer­ci­er (1855 –1910) neu bin­den. Bis vor kur­z em be­ fand es sich dann in der Samm­lung des fran­zö­si­schen In­du­stri­el ­len An­d ré Tissot-Du­pont. Pro­ve­n i­enz: Frank Golds­m ith, Ex ­l i­bris auf Spie­ gel. – René Des­c amps-Scrive, des­sen gold­ge­präg ­t es Ex ­l i­bris ver­so flie­gen­dem Vor­satz (des­sen Auk­t i­on II , 1925, Nr. 567: frs. 2.450). – Librairie GiraudBadin (Juni 1976). – An­d ré Tissot-Du­pont (Auk­ti­ on 2016, Nr. 227). Li­t e­r a­t ur: Grego II , 356 ff.; Hod­nett 105; Houfe 440; nicht bei Lown­des; Ray, Eng­l and 27; Rümann 38; Tooley 436; zu Mer­c i­ er: Fléty 126 f.

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Mit sehr seltenem zweiten Ta felsatz auf Chinapapier 271 Goldsmith, [Oliver]. Le vicaire de Wakefield (The Vicar of Wakefield), par Goldsmith, traduit en français avec le texte an glais en regard, par Charles Nodier, précédé d’une Not ice par le même sur la vie et les ouvra ges de Goldsmith, Et suivi de quelques Notes. Paris, Bourgueleret, 1838. Por trait des Au tors in Holz schnitt und 10 Tafeln in Stahl stich auf Kar ton, letztere mit bedruckten Seidenvorsät zen, alle wiederholt auf Chinapapier, montiert auf Kar ton; 116 Textabbildun gen (dar unter eini ge wiederholte Schlußvi gnet ten) in Holz schnitt, verschiedene wiederholte florale Kopfvi gnet ten und eini ge Zier initialen in Holz schnitt. XXVII S., 581 S., 1 Bl. (Avis au relieur). – Text spiegel von doppeltem schwar zen Rahmen um geben. Groß-Ok tav, un be schnit ten (230 x 150 mm). Langgenarbter nachtblauer Halbmaroquinband auf fünf zwischen Goldfileten or namental blind gepräg te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel in einfachem Goldfiletenrahmen, die übri gen Rückenkompartim ente mit or namentaler Vergoldung sowie roten Maroquinintarsien in dreifachen Goldfiletenrahmen, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem hellblau en, schwarz und Gold bedruck ten Ori ginalUm schlag (inkl. Um schlag rücken), auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ . The Vicar of Wakefield gilt als „per fect ex ample of the per ma nent ly self-repro ductive book. It has never had to be rediscovered or writ ten up, and its success has been inter national“ [Sampson 532]. Bereits ein Jahr nach der engli schen Erst ausga be von 1766 er schien eine fran zösi sche Über set zung. Un sere englisch-fran zö si sche Par al lel aus ga be ist die er ste mit der Über set zung von Charles Nodier (1780 –1844), dem Mit begründer der fran zösi schen Romantik und Di rek tor der Bibliothèque de l’Arsenal. Sie ist zudem reich bebildert. Tony Johan not (1803 –1852), der „Il lu strator der Literaten schu le des jun gen Rom antismus“ [Thieme/ Becker 19, 69] par excellence, schuf zu dem Werk eine Serie von zehn Aqua rel len, ein „produit de sa veine la plus heu reu se“ [Ma rie 56]. Mit großer Einfühl sam keit ver an schau lichte er „à merveille les scènes att end ries et le charme fa milial du roman […] conser vant cette cou leur an glaise qui fait son ger aux plus délic ates créat ions des maîtres d’OutrerMan che“ [ebd. 57], wie Ar is tide Ma rie ihm beschei nig te.

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„In die Rei he der er sten Stecher [sein]er Zeit“, des­ sen Werke „an tech nischer Deli katesse […] kaum zu über tref fen“ [Thieme Becker 11, 578 f.] sind, gehör te Wil li am Finden, der mit der Um set zung von Johan­ nots Motiven in Stahl stich betraut wur de. Sie sind „d’un soyeux et d’un velouté ravissans, le coloris se transpose, sans rien per dre des ses valeurs, en une har monie de blanc et noir qui écl ate surt out dans les ra res épreuves gravées sur chine“ [Ma rie 57]. Die von Ma rie gerühmten Abzü ge auf Chi na­ papier sind „d’une grande ra reté“ [Car ter et] – un se­ rem Exemplar sind sie zu sätz lich zu den Ta feln auf Kar ton bei gegeben. Die Bild legenden sind jeweils den Seidenvor sät zen aufgedruckt. Zu den her aus ra genden Il lustrationen Johan nots gesel len sich rund 100 hübsche Text holz schnit te nach Jacque, Marville, Ja net­Lan ge u. a. Ein gebunden ist der or gin ale, zwei farbig bedruck­ te Um schlag auf hell blauem Papier. Er ist rück seitig il lu striert, vorn wird die Titelei von ei nem goldenen Or na ment à la cathédrale ein gefaßt – das hier auf glück liche Weise die romantische Subli mierung des reli giösen Themas wider spiegelt. Der tadel lose, auf dem Rücken pracht voll dekorier te Mei ster ein band stammt von Émile Mer cier (1855 –1910). Die Bi blio gra phen er gän zen ein ander in der Bestim mung des bi bliophi len Wer tes dieses Wer­ kes: „Cet ouv ra ge ne laisse rien à désirer comme exé cut ion matériel le“, kon statier te Brivois; Beral­ di meinte, es sei „très recherché“, so daß Car ter­ et es bereits „assez rare en bel état“ vor fand. Un ser Exemplar lag sei ner Be schrei bung ver mut lich als Mu sterbei spiel zu grunde. Provenienz: Dies ist evtl. das bei Car ter et er wähnte Exemplar von E. C. A. Leg rand (Auk tion 1912: frs. 475). – Farbig il lu strier tes Ex li bris von A[ntoine] Vautier auf dem Spiegel (dessen Kata log I, 1971, Nr. 79: frs. 1.400). Literatur: Beraldi V III , 270, Nr. 50; Brivois 177; Bru net II , 1651 („1837“); Car ter et III , 274 f.: die ses Exemplar?; Lonchamp II 186; Ma rie 56 f. und 99; Quér ard/Bourquelot I V, 123 („1837“); Rahir 445; Sander 304; Sieurin 89; Vica ire III , 1022 f.; zu Mer­ cier: Fléty 126 f.

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Im prachtvoll illustrierten Ver­le­ger­ein­band 272 Golds­m ith, [Oli­ver]. Le vica­ire de Wake­f ield, par Golds­mith. Traduct­ion nouv­el­le par Charles Nodier, avec une not­ice par le même sur la vie et les œuvres de Golds­m ith. Vi­g net ­tes des­sin­é es par Tony Johan­n ot. Pa­r is, J. Het­zel, 1844. 10 Ta­feln in Stahl­stich, 2 Holz­schnitt­vi­g net­ten. XXXII S., 236 S., 2 Bl. Quart (260 x 177 mm). Ver­le­ger­ein­band von rot­brau­nem Saf­f i­an auf glat­ten Rücken mit ihn ganz aus­f ül­len­der or­n a­m en­ta­ler Gold­prä­g ung, auf bei­den Deckeln in fet­ tem und ma­ge­rem Blind-, or­n a­m en­ta­lem und schließ­lich flora­lem Gold­rah­m en eine iden­t i ­sche gro­ße Il­lu ­stra­ ti­on in Gold­prä­g ung, mit Ganz­g old ­schnitt, in mo­der­ nem Papp­schu­ber (Rücken mi­ni­m al berie­ben und leicht ver­bli­chen, Vor­sät­ze er­n eu­ert, Pa­pier ge­le­gent­lich mit kaum sicht­ba­ren Braun­f lecken).

aus­g a ­be ließ der Ver­le­ger Jules Het­z el die Il­lu­stra­t io­nen noch ein ­m al von Johan­nots Schü­ler Al­f red Revel nach­ste­chen. Un­ser Ex­em­plar prä­sen­t iert sich in ei­nem schönen, reich in Gold ge­präg ­t en Ver­le­ger­ein­band. Die Ein­ band­i l­lu­stra­t i­on, die kein Mo­t iv der Ab­bil­dun­gen im Buch wie­der­holt, zeigt den Vi­k ar von Wake­ field, wie er trö­stend ein von Kum­mer ge­b eug­tes jun­ges Mäd­chen an die Brust nimmt. Zu­gleich wer­ den in der dop­pel­t en flora­len Rah­mung der Sze­ne die schön­sten ro­m an­t i­schen Blü­t en­t räu ­me vor ­weg­ ge­nom ­men. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V III , 270, Nr. 50; Brivois 178; Car­ter­et III , 275; Ma ­r ie 56 f.; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 123 („1843“); San­der 305; Sie­u rin 89; Vica­ire III , 1023; zum Ein­b and: Mal­a vieille 192, Nr. 75.

Oli­ver Golds­m iths Vi­k ar von Wake­f ield in der fran­ zö­si­schen Über­set­z ung von Charles Nodier war erst­ mals 1838 mit zehn Ta­feln nach Aqua­r el­len Tony Johan ­nots er­schie­nen. Für die vor­l ie­g en­de Neu­

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Mit ei­ner Ori­g i­nal-Zeich­nung von Lou­is Marc­k l und im Ver­le­ger­ein­band 273 Golds­mith, [Oli­ver]. Le vica­ire de Wake­f ield, par Golds­m ith, traduct­ion nouv­el­le, précédée d’une notice sur la vie et les ouvra­ges de Golds­mith, et suivi de no­tes par Charles Nodier. 10 vi­g net­tes des­sin­ées par T. Johan­ not, gravées sur acier par Revel. Pa­r is, Vic­tor Lecou, J. Het­zel et Cie, [1852]. 1 se­pa­ra­tes Por­t rait Golds­miths als si­g nier­te Ori­g i­n alBlei­stift­zeich­nung mit Weiß­h öhun­gen in Gou­ache von Marc­kl (Blatt­g rö­ße: 241 x 170 mm); 10 Ta­feln in Stahl­ stich auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit Sei­den­ vor­sät­zen, 2 Holz­schnitt­vi­g net­ten. 2 Bl., XXXI S., 308 S. Quart (266 x 173 mm). Ver­le­ger­ein­band von dun­k el­li­la Saf­f i­an auf glat­ten Rücken mit ihn ganz aus­f ül­len­der fi­g u­ra­t i­ver und or­n a­m en­ta­ler Gold­prä­g ung, auf bei­den Deckeln in fet­tem und ma­ge­rem Gold­rah­m en iden­t i­sche gro­ße, reich de­k o­r ier­te Il­lu ­stra­t i­on in Gold­prä­g ung, mit flora­ler Bor­dü­re auf Steh- und In­n en­k an­ten, Doublü­ ren und flie­gen­d en Vor­sät­z en aus Moi­ré­sei­d en­pa­pier und Ganz­g old ­schnitt (Pa­pier im wei­ßen Rand mi­ni­m al braun­f leckig). Oli­ver Golds­m iths Vi­k ar von Wake­f ield in der fran­ zö­si­schen Über­set­z ung von Charles Nodier wur­de zu­erst 1838 mit zehn Ta­feln nach Aqua­r el­len Tony Johan­nots ver­öf ­fent ­l icht. Jules Het­z el brach­t e den Text 1844 er ­neut in ei­ner ein­spra­chi­g en Aus­g a­ be her­aus, für die er die Il­lu­stra­t io­nen von Johan­ nots Schü­ler Al­f red Revel nach­ste­chen ließ – die­ se fin­den sich auch in dem vor­lie­gen­den, an­ders ge­setz­t en Neu­d ruck, der den mei­sten Bi­blio­g ra­phen un­be­k annt ist. Un­ser Ex­em­plar zeich­net sich durch den pracht­ vol­len, ganz von gold­ge­präg ­t en Plat ­t en aus­ge­f üll­ ten und ta­del­los er­h al­t e­nen Ver­le­ger­ein­band aus, der sich von dem der Aus­g a­be von 1844 un­t er­schei­ det. Die gro­ße Il­lu­stra­ti­on auf den Deckeln ad­ap­ tiert die Ti­t el­v i­g net ­t e von Er ­nest Mei­sso­n ier (nicht von Johan­not, wie Mal­avieille irr­t üm­lich schreibt) und zeigt ei­nen ganz in sein Buch ver­t ief­t en ro­m an­ ti­schen Le­ser in frei­er Na­t ur. Doch wird die in­t ime­ Sze­ne hier buch­stäb­l ich auf ei ­nen kos­m i­s chen Hin­t er­g rund hin in­t er ­pre­t iert, in­dem Groß und Klein ihre un­t er­schied ­l i­chen Di ­men­sio­nen zu ver­ lie­r en schei ­nen: Wäh ­r end vor ­ne ein ­z el ­ne Stei ­ne und so­g ar Hälmchen her ­vor­ge­ho­ben wer­den, wird der Mit ­t el­g rund von selt ­s am über­d i ­men­sio­n iert wir­ken­den Blatt ­pflan­z en be­völ­kert. Der ex­t rem nied­r i­ge und da­durch nah wir­ken­de Ho­r i­z ont geht

ab­r upt über in ei­nen or ­n a ­men­t al ab­stra ­h ier ­t en Him­mel, der sich wie ein ge­wölb­ter Por­ti­k us um die Fi­g ur des Le­sen­den schließt und zu­gleich wie de­r en per­sön ­l i­che Aura er­scheint. Uni­k al wird un­s er Ex­em­plar durch die Bei­g a ­b e ei­ner Ori­g i­nal-Zeich ­nung des be­k ann­t en Illustra­tors Lou­i s Marc­k l. Die braun­t onige Zeich­nung mit Bleiund Farb­stift so­w ie Weiß­höhun­gen in Gou­ache zeigt Oli­ver Golds­m ith im Halb­pro­fi l mit wei­chen Ge­ sichts­z ü­gen und et­was schwe­r en Li­dern – die schö­ ne und ein­f ühl­sa ­me Dar­stel­lung ei­nes poe­t i­schen Gei­stes, wel­cher der Le­b ens­w irk ­l ich ­keit oft ­m als als ein „helpless, enga ­g ing, in­ge­nuous sim­pleton“ [Sampson 531] ge­gen­ü ber­stand. Li­t e­r a­t ur: vgl. Beraldi V III , 270, Nr. 50; Brivois 178; vgl. Car­ ter­et III , 275; Ma­r ie 56 f.; vgl. San­der 305; vgl. Vica­i re III , 1023; zum Ein­b and: Mal­a vieille 205, Nr. 93 (mit fal­s cher Zu­s chrei­ bung der Il ­lu­stra­t i­on).

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Die Erst ausga be im Exemplar der Brüder Goncourt, mit der aqua rel lier ten Feder zeich nung von Gavarni 274 Goncourt, Edmond und Jules de. La Loret te. Paris, Dentu, 1853. 1 zu sätzliche ori ginale aquarellier te Feder zeichnung Gavarnis mit Sei denvor satz, dazu 2 seitenverkehr te ge stochene Fumés auf Chinapapier in braunem bzw. rotem Druck; 1 zu sätzliche, zur 2. Auf la ge gehören de Holz schnitt-Tafel auf Chinapapier. 34 Bl. – Auf Büt tenpapier. – Titel mit etwas Rotdruck. – Zu sätzlich zwei nach gebun dene Blät ter mit hand schriftlichen Ergänzungen der zen sier ten Stellen in schwar zer und roter Tinte. Sedez (107 x 68 mm). Roter Maroquinband der Zeit auf fünf Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und Blindfiletenrahmen in den Rückenkompartim enten, auf den Deckeln doppelte Blindfiletenrahmen und zentral das Monogramm der Brü der Gon court in gold gepräg tem Oval, mit Goldfileten auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Innenkanten, mit mar morier ten Vorsät zen und Ganz gold schnitt, auf dem Spiegel si gniert „Lortic“ . Das Se dez­Büch lein ist ein Uni kum – und ein ori gi nä res Zeug nis für die per sön liche, gei stige und künst leri sche Nähe der Brüder Ed mond

(1822 –1896) und Jules de Goncourt (1830 –1870) zu Gavarni (1804 –1866) als ei nem ih rer „principaux maîtres, sinon comme le principal“ [Sabatier 29]. Mit ih rer 1873 ver öf fent lichten Biographie sollten sie später „das klassische Buch“ [Thieme/Becker 13, 298] über den Künst ler ver fassen. Dar in er zäh len die Brüder auch von ih rer er sten Be geg nung mit Gavarni ge gen Ende des Jah res 1851, ver mit telt von ih rem Vet ter Charles de Vil­ ledeuil, der so eben die Zeit schrift Eclair gegrün­ det hat te. Zu vor wa ren sie „sozu sa gen bei Gavarnis Licht drucken aufgewach sen, hat ten sie abgepaust und zählten, ohne ihn per sön lich zu ken nen, zu sei nen wärm sten Bewunderern“ [Goncourt II , 49]. Nun wur den sie sei ne en gen Freunde und brach­ ten „gar manchen Abend al lein mit Gavarni zu […]. Es war ein frei müti ges, of fen her zi ges Plaudern, ein fröh liches, liebenswür di ges Sich mit tei len, ein spielerisch­heiteres Ent hül len sei ner Gedan ken, ein Spiel, eine Zer streuung“; Abende, die „uns ei nen Gavarni [ent hüllten], der jenen, die ihn nicht aus

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ver trauten Nacht stunden kannten, völ lig un bekannt war“ [ebd. 73]. Berufl iche Verbindun gen erga ben sich in der Folge­ gzeit durch die gemein sa me Mit arbeit an den Zei­ tun gen Eclair und Paris; in letz terer er schien auch Gavarnis 30tei li ge Lithographie­Serie Les loret tes vieillies. Wa ren die Brüder Goncourt generell von Gavarnis Gen reka ri katu ren faszi niert, so empfi n­ gen sie von den rea li sti schen Dar stel lun gen dieser einst mals leicht lebi gen, jäm merlich her abgekom­ menen Mädchen die kon krete An regung für ei nes ih rer er sten Bücher, das in For mat und Um fang dem Vorbild der berühmten Rei he der Physiologies über Pa ri ser Ty pen folg te – La Loret te: „Dans cette suite de por traits: la loret te, le loret, la bonne, le papa et la maman, sans oublier les messieurs de passa ge, on croit voir passer les sil houet tes du dessin ateur. La prose même a l’al lu re incisive et ca ricatur ale. Elle

découpe, elle creu se, elle accuse, tel le une pointe sèche“ [Sabatier 33]. Jede dieser Fi gu ren, so Pierre Sabatier in sei nem Werk über die Ästhetik der Gon­ courts, sei eben so „fi ne et vivante comme cel les de Gavarni“, was sie jedoch unter scheide, sei eine be­ sondere „sor te de morbidesse, de sen sibilité cachée, de per son nalité douteuse“ [Sabatier 33]. Wie Gavarni unter dem Eindruck sei nes England­ Aufent halts wa ren auch die Goncourts „attirés par la descript ion des mi lieux in férieurs“, doch wirkte bei dem sen si blen Brüder paar die „impres si­ on doulou reu se“ stärker in der mora li schen Ten­ denz ih rer Schilderung nach, die sich in „réflex­ ions d’une ironie tri ste“ ei ner „désil lu sion fata li ste“ [Sabatier 31] und ei ner – von ih nen selbst so ge­ nannten – „mélancolie française“ [zit. ebd.] nieder­ schlug. So geriet das Buch bei al ler natu ra listischen Genau igkeit zu ei ner „protestation tacite pour ansi

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dire, co­ntre le vice bas, une pro­t e­sta­t i­on qui s’avoue impuiss­a n­te, mais qui se doit à elle-même de se montrer. S’ils dévoilent volontairement les des­sous de la vie pa­r i­si­enne, c’est pour les flétrir dans l’es­prit du lecteur off­u squé, dég­outé“ [ebd. 32]. Da­m it war erst­m als der Ton vor­ge­ge­ben, der das ge­sam­t e Werk der Gon­courts durch­z ie­hen soll­t e. Beim Pu­bli­k um fand die „pein­t ure lucide, pré­cise, sans in­dulgence du mi­l ieu des femmes entretenues“ [DBF XVI , 542] gro­ßen An­k lang. Von dem schma­len Werk er­schien noch im glei­chen Jahr die zwei­t e Auf­la­ge. A no­tre ami Gavarni war das Buch auch ge­w id­met; „Vous trouverez dans ces quelques lignes du cru, du bru­tal même: il est des plaies qu’ont ne peut touch­er qu’au fer chaud“, schick­ten die Au­to­ren vor­aus. An man­chen Stel­len war die­ses Ei­sen wohl zu heiß – denn dem Text sind zwei hand­schrift­l ich be­schrie­be­ne Blät ­t er nach­ge­bun­den, die un­t er der Über­schrift „Cen­su­r e“ in zwei­far­bi­ger Schrift die be­a n­stan­de­t en Stel ­len re­sti­t u ­ie­r en. Mög­l i­cher ­weise ist die­ses ‚Tä­t er ­w is­sen‘ al­lein in dem vor­l ie­gen­den Ex­em­plar do­k u ­men­t iert, han­delt es sich doch um das per­sön­l i­che Ex­em­plar des Ver ­fas­ser-Paa ­r es! Da­ m it kom­ men wir zu den wei­ t e­ r en unik­ a len Be­son­der­hei­t en des Büch ­leins: Der fei ­ne Janse­n i­ sten-Ein­band wur­de von Lortic père (1822 –1892) für die Brü­der Gon­c ourt ge­bun­den, wie das von ei­nem gold­ge­präg ­t en Oval um­ge­be­ne Mo­no­g ramm auf bei­den Deckeln si­g na ­l i­siert. Auf der Ver­so-Sei­t e ist zu­dem de­r en il­lu­strier ­t es Ex ­l i­bris mon­t iert: Zei­ ge- und Mit­t el­fi n­ger ei­ner Hand tip­pen auf die kal­l i­ gra­phisch auf ein Blatt ge­zeich­ne­t en In­itia­len E und J. Die Ra­d ie­r ung stammt wie­der­u m von Gavarni, der da­m it ein hüb­sches Bild für ide­el­le Ein­heit des Brü­der ­paars schuf: Sie ge­hö­r en zu­sam ­men wie die Fin­ger ei­ner Hand [vgl die Abb. bei Ray I, 216]. Auf der Sei­te ge­gen­ü ber, auf ei­nem wei­te­r en zu­ sätz­li­chen Blatt, fin­det sich end­lich ein „de Gon­ court“ si­g nier ­t er hand­schrift ­l i­cher Ein­t rag in ro­t er Tin­t e, der über die wei­t e­r en bi­blio­phi­len Aus­n ah­ me­t at ­be­stän­de die­ses Ex­em­plars be­r ich­t et: „Un des six ex­empla­ires sur pa­pier vergé de la pere edi­t i­on, co­ntenant in­dep­end­a m ­ment du fumé de bois de la 2 eme edi­t i­on un des plus spi­r it­uels pe­t its des­sins de

Gavarni, fait d’ami­t ie, pour no­t re ex­empla­i re“. Dies ist also ei­nes von sechs Ex­em­pla­r en der er­sten Aus­ ga ­be auf Büt ­t en­pa­pier, an­ge­r ei­chert mit ei­nem Holz­ schnitt auf Chi­n a­pa­pier aus der zwei­t en Auf­la­ge mit ei­ner wie­der ­u m von Gavarni ge­z eich­ne­t en Loret ­t e. Das schön­ste und wich­tig­ste Be­leg­stück für die enge Ver­bin­dung zwi­schen den Be­t ei­l ig ­t en stellt je­doch die ori­g i ­n a ­le aqua ­r el ­l ier ­t e Fe­der ­z eich ­nung Gavarnis dar, die dem Büch­lein vor­ge­bun­den wur­ de: Ko­kett lehnt sich eine leicht be­k lei­de­t e Loret­t e mit la­v ier­t em In­k a­r nat über ein ihr bis an die Brust rei­chen­des Buch, auf dem sich sche­men­h aft die Na­men „Ed­mond et Jules“ ab­z eich­nen. Die Zeich­ nung wur­ de wie­ der­ u m von Jules de Gon­ c ourt ge­sto­chen und zwei­m al als sei­t en­ver­kehr ­t es Fumé – in brau­nem und in ro­tem Druck – ein­ge­bun­den. Das hüb­sche Ge­mein­schafts­werk ist nicht zu­letzt auch ein Zeug ­n is für die künst ­le­r isch-li­t e­r a ­r i­sche Dop­p el­b e­g a ­bung der Gon­c ourts als ge­b o­r e­nen ‚Au­g en­men­s chen‘ und bringt schließ­l ich noch ei­nen hei­t e­r en Ak ­kord in den me­l an­cho­l i­s chen Grund­t on des Wer­kes. Das auf den er­sten Blick fast un­schein­bar wir­ken­de Janse­n i­sten-Bänd­chen aus dem Be­sitz der Schrift­ stel­ler und Kul­t ur­h i­sto­r i­ker Ed­mond und Jules de Gon­court er­weist sich so als ein be­w ußt höchst in­ di­v i­du­ell aus­ge­stat ­t e­t es bi­blio­phi­les Denk ­m al ih­r er frü ­hen, sie zeit ­le­bens prä ­gen­den Künst ­ler ­f reund­ schaft mit Gavarni. Pro­ve­n i­enz: Ver­so flie­gen­dem Vor­satz il­lu­striertes Ex­l i­bris „E J“ der Brü­der Ed­mond und Jules Gon­ court, ge­ g en­ ü ber eine „de Gon­ c ourt“ si­ g nierte mehr ­z ei­l i­g e bi­blio­g ra­p hi­s che No­t iz in ro­t er Tin­t e (de­r en Auk­t i­on 1897: frs. 835). – Dar­u n­t er mit Ko­pier­stift: „Ven­t e Des­c amps-Scrive [/] Car ­t er­et ex­pert. [/] L Car ­t er­et“. – Auk­t i­on Des­c amps-Scrive II , 1925, Nr. 414: frs. 1.200. – Auf dem flie­gen­den Vor­satz un­t er­ein­a n­der das Mo­no­g ramm­schild „ DS “ von René Des­c amps-Scrive, das Ex­l i­bris von Henri Bon­n as­se und das Mo­no­g ramm­schild „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Car ­t er­et I, 349 (zi­t iert die­s es Ex­em­plar); DBF XV I , 542; Gay/Lemonnyer II , 902; Saba­t ier 30 – 33 und 609; Vica­i re III , 1027; zu Lortic: Fléty 115.

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Das Ex­em­plar der Ver­le­ger­g at­t in auf Chi­na­pa­pier 275 Gozlan, Léon. Aven­t u­res merveilleuses et touch­ an­tes du prince Chène­vis et de sa je­une sœur. Vi­g net­tes par Bert­all. [Le nouveau mag­a sin des enfants 10]. Pa­r is, J. Het­zel, 1846. Front­i spiz in Holz­schnitt (hier nach­ge­bun­den), 84 Text­ holz­schnit­te. [4] S., III S., 110 S. – Ein­sei­tig be­druckt und in Blatt­zäh­lung. – Auf Chi­n a­pa­pier. Ok­tav (194 x 130 mm). Ro­ter Halb­saffi­an­band der Zeit auf fünf von Blind­li­ni­en ein­ge­faß­te Bünde, mit gold­ge­ präg­tem Rücken­t i­tel und gold­ge­präg­ten In­itia­len „S H“ am Fuß, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Spr­eng­schnitt (Kan­ten ge­r ing beschabt, letz­te La­gen kaum merk­lich braun­f leckig, S. 67 f. mit Rand­ein­r iß). Der viel­sei­t i­ge Jour ­n a ­l ist und Schrift ­stel­ler Léon Gozlan (1806 –1866) war sei­ner­z eit sehr ge­f ragt. Er war Prä­si­dent der So­ciété des gens de lettres de France und der So­ciété des aute­urs dra­m a­t iques, schrieb Ro­m a ­ne, Ko­mö­d i­en, Vaudevilles – und die­se mär­ chen­h af ­t e Kin­der­ge­schich­t e, die hier in er­ster Aus­ ga­b e vor­liegt. „Vif et mordant dans le gen­r e sati­ rique, il montra, dans ses co­ntes et ses ro­m ans, du sen­t i­ment et un grand ta ­lent d’ob­s er ­va­t i­on“ [Hoefer 21, 523]. Die Holz­schnit­te ge­hö­ren in die Rei­he „gu­t er Bert ­a llsc­her Il­lu­stra­t io­nen“ [Rümann]; das von Lavieille aus­g e­f ühr ­t e Front ­i spiz wur­de in un­se­r em Ex­em­plar nach­ge­bun­den.

Der so­li­de, aber doch recht modeste Halb­saffi­a n­ band läßt auf den er­sten Blick nicht ah­nen, wel­ che Be­son­der­heit sich in ihm ver­birgt: Dies ist ein Ex­em­plar der er­sten Aus­g a ­be auf Chi­n a­pa­pier. Ein­ ma­lig ist das Buch je­doch auf­g rund sei­ner Pro­ve­ ni­enz: Hin­t er den gold­ge­präg ­t en In­itia ­len „S H“ am Fuß ver­birgt sich nie­m and an­ders als So­phie Het­z el, ge­bo­r e­ne Quirin, die Gat ­t in des Ver­le­gers Pierre-Jules Het ­z el. Der schein­ba ­r e Wi­der­spruch zwi­schen Au­ßen und In­nen klärt sich auf, wenn man sich vor­stellt, daß So­phie Het­zel aus die­sem Buch ih­r en 1840 und 1847 ge­bo­r e­nen Söh ­nen Ja ­nus und Lou ­is-Jules vor­ge­lesen hat – eben da­f ür spricht der sta­bi­le, gut er­h al­t e­ne Ein­band, des­sen ge­r ing ­f ü­g i­ge Schab­spu­r en doch von ei­n i­gem Ge­brauch zeu­gen. Die In­itia­len „S H“ lie­fern be­z üg­l ich des Ein­bands ei­nen Ter­mi­nus ante quem non: So­phies er­ster Ehe­m ann Charles Lou­isFi­scher starb 1844, den Ver­le­ger und Va­t er der bei­ den Kin­der hei­r a­t e­t e sie erst am 13. Ok­t o­ber 1852. Pro­ve­n i­enz: So­phie Het­z el (gest. 1891), die Gattin des Ver­le­g ers, de­r en gold­g e­präg ­t e In­itia ­len am Fuß. – Samm­ lung Adri­ a n Flüh­ m ann, des­ s en Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ auf dem Spie­gel. Li­t e­r a­t ur: Beraldi II , 47, Nr. 10; Brivois 178 f.; Car­t er­et III , 278 und 447; Es­c offier 1711; Hoefer 21, 524; Oster­w al­der 128; Quér­ ard/Bourque­lot I V, 144; Rümann 192; San­der 307; Talv­a rt/Place V II , 299, Nr. 15; Vica­i re III , 1084 f., und V I , 229.

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Das wohl frü­he­ste Al­bum Grandvilles 276 Gran[d]ville, Isidore [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Le Diman­ c he d’un bon Bour­ g eois ou les Tribulat­ions de la pe­t ite Pro­priété par Isidore Grandville. Pa­r is, Lang­lumé et Cie, [1826?]. 12 ko­lo­r ier­te Li­tho­g ra­phi­en. Quer-Fo­lio (272 x 365 mm). Ro­ter Halb­m a­r o­quin­band des spä­ten 19. Jahr­h un­d erts à la jansé­ni­ste auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­nem, vorn de­k o­ra­t iv be­druck­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag und Kopf­g old ­schnitt (Kan­ten ge­r ing beschabt, et­was braun- oder fin­ger­f leckig). Der bür­ger­l i­che Sonn­t ag und sei ­ne Miß­hel ­l ig­kei­t en Jean-Ignace-Isidore Gér­ a rd (1803 –1847), Sohn ei­nes Ko­m i­ker ­p aa ­r es mit dem Büh­nen­n a ­men Grandville, kam 1825 aus sei­ner Ge­burts­stadt Nancy nach Pa ­r is, um dort die li­t ho­g ra­phi­schen Tech­n i­ ken zu er­ler­nen. Kaum zwei Jah­r e spä­t er ver­öf­fent­ lich­t e er sei­ne er­sten Al­ben. Le Diman­che d’un bon Bour­geois ist mög­l i­cher ­wei­se sein er­stes; An­n ie Ren­onciat gibt ihm die zeit­li­che Prio­r i­t ät vor Chaque âge a ses plai­sirs. Den Auf­t rag dazu er­h ielt Grandville von dem Ma­ler Pierre Du­val-Leca­mus (1790 –1854). Auf vier Ta­feln wird nur der Li­t ho­g raph Lang­lumé ge­n annt, der hier auch als Ver­le­ger fun­g ier­t e. Der jun­ge Grandville be­glei­t et die Pa ­r i­ser Bür­ger­fa ­m i­l ie samt Pu­del mit un­b e­stech­l i­c hem Blick

durch den Sonn­t ag und sei­ne Miß­ge­schicke – von der tur­bu ­len­t en Mor­gen­t oi­let ­t e um sie­ben Uhr früh über das vom Win­de ver ­weh­t e Nach ­m it ­t ags­pick­ nick bis zur ver­geb­li­chen Su­che nach dem Haus­ schlüs­s el um Mit ­t er ­n acht. Künst ­le­r isch steht er un­t er dem Ein ­fluß der eng­l i­schen Ka ­r i­k a­t ur, doch „ob­gleich es schwer ist, kei­ne Sa­ti­r e zu zeich­nen, wenn ein Zeich­ner sich in die­ses Mi­l ieu be­g ibt, hat man bei den Zy­k len, die vor der durch die Ju­l i­r e­vo­ lu­t i­on mar­k ier ­t en Zä­sur ent­ste­hen, den Ein­d ruck, daß Grandville die Sa­t i­r e kei­nes­wegs for­c iert, daß er sich zu­n ächst und pri­m är den un­ge­heu­r en Fun­dus ver­schafft für das, was er spä­t er in­sze­n ie­r en wird“ [Rümann]. So er­i n­nern die Bild­i n­hal­t e auch an die „freund ­l i­che Enge des deut ­schen Bie­der ­meier“ [ebd.]. Grandvilles sa­t i­r i­scher Ton ver­schärf ­t e sich, als er 1830 rasch zur prä­gen­den Fi­g ur der nach der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on neu­ge­g rün­de­t en Zeit­schrift La Ca­r icature avan­cier ­t e. Un­ser sehr breit ­r an­d i­ges Ex­em­plar wur­de sorg­sam ko­lo­r iert und ist sehr gut er­h al­ten, von un­we­sent­ li­chen Fleck­chen ab­ge­se­hen. Der mit den bi­blio­ gra­phi­schen An­g a ­b en be­d ruck­t e graue ori­g i­n a ­le Um­schlag wur­de in den so­l i­den Halb­m a ­r o­q uin­ band mit ein ­ge­bun­den. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 211, Nr. 4; Getty 404 f.; Hi­ler 389; Lip­ per­hei­de 921, Xe 254; Lon­c hamp II , 189; Rahir 447; Ray I, 196, Nr. 131; Ren­onciat 34 und 291; Rümann 156; San­der 313; Thie­ me/Becker 13, 438.

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Wei­t e­r es Ex­em­plar in an­de­r em Ko­lo­r it 277 Gran[d]ville, J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd. Le Diman­ c he d’un bon Bour­ g eois ou les Tribulat­ions de la pe­t ite Pro­priété par Isidore Grandville. Pa­r is, Lang­lumé et Cie, 1826?]. 12 ko­lo­r ier­te Li­tho­g ra­phi­en mit blaß­r o­sa Sei­den­vor­sät­ zen; 11 wei­te­re Gra­phi­k en nach Grandville. Fo­lio, Ta­feln quer ein­ge­bun­den (260 x 346 mm). Au­ber­ gi­ne­farbener Halb­saffi­an­band des spä­ten 19. Jahr­hun­ derts auf vier mit je vier Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, auf dem Rücken Au­tor­n a­m e, flora­le Ein­zel­stem­pel und dop­pel­te Quer­f ileten in Gold­prä­g ung, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen (ei­ni­ge Ta­feln leicht ge­bräunt; 2 der zu ­sätz­lich bei­ge­ge­be­nen Ta­feln braun ­sprenk­lig). Le Diman­che und 11 zu­sätz­l i­che Gra­phi­ken aus den Jah­r en 1833 –1836 Die­s es Ex­em­plar von Grandvilles Le Diman­c he d’un bon Bour­geois un­t er­s chei­det sich im Ko­lo­r it durch­aus von un­se­r em an­de­r en. Neh ­men wir als Bei­spiel die 2e Tribulat­ion, in der die Fa­m i­lie von ei­ner durch die Gos­se fah­r en­den Kut­sche mit Dreck be­spritzt wird: Das Rinn­sal auf der Stra­ße ist hier nicht braun, son­dern gif­tig bläu­lich, der er­bo­ste Fa ­m i­l i­en­va­t er dräut dem Fi­a ker mit ei­nem lila statt mit ei­nem grü­nen Schirm hin­t er­her, das Ko­lo­r it ins­ge­s amt ist knal­l i­ger: In­t er­e s­s ant ist auch, daß hier ein an­de­r er Licht­ein­fall ge­wählt wird, schön zu se­hen an der ent ­ge­gen­ge­setzt ver­l au ­fen­den Schat­ ten­l i­n ie an der Haus­wand.

Nach­ge­bun­den (bzw. ein Blatt lose bei­l ie­gend) sind elf wei­t e­r e Gra­phi­ken nach Grandville aus den Jah­ ren 1833 –1836: Aus dem zwei­t en Jahr­g ang des Jour­ nal des en­fans stammt der aus­g e­schnit ­t e­ne Holz­ schnitt Le sin­ge et Jean Paul Chop­part; ins­g e­s amt lie­fer­te Grandville 4 Vor­la­gen für die Zeit­schrift. 1834 er­s chien die sechst­ei­l i­g e Se­r ie Les pe­t its Jeux de So­ciété so­wohl in Le Charivari wie auch als Al­bum bei Au­bert. Zwei der von A. Des­peret si­g nier­ ten Li­t ho­g ra­phi­en auf Chi­n a­pa­pier, ka­schiert auf Ve­l in­pa­pier (die­ses braun­sprenk ­l ig), sind hier ein­ ge­bun­den. Mit 6 von 7 Li­t ho­g ra­phi­en ist die Sui­t e 24 breu­va­ges de l’ homme (1 lose bei­l ie­gend, 5 auf Ve­l in­ pa­pier, 1 auf Chi­n a­pa­pier, ka­schiert auf Ve­l in­pa­pier) fast voll­stän­d ig re­prä­sen­t iert. Wie der Ti­t el na ­he­ legt, wur­de die 1835 von Neu­h aus ge­d ruck­t e Se­r ie wohl oh­ne­h in vor­z ei­t ig ab­ge­bro­chen. Im Jahr 1836 druck­t e die Zeit­schrift L’Art­i ste zwei Mo­l ière-Il ­lus­ tra­t io­nen Grandvilles, die Stahl­sti­che Voi­l à just­ ement ce qui fait que votre fi­lle est muette zu Le médecin mal­g ré lui von Taver­n ier und Le ma­r ia­ge forcé. Scène VI von Prév­ost. Die elf Gra­phi­ken bil­den zu­s am­ men ein klei­nes, aber doch viel­sei­t i­ges Pot ­pour ­r i der The­men und Tech­n i­ken aus Grandvilles mitt­ le­r er Schaf ­fens­z eit. Li­t e­r a­t ur: Zu Le Diman­c he: Beraldi V II , 211, Nr. 4; Getty 404 f.; Hi­ler 389; Lip­p er­hei­de 921, Xe 254; Lon­c hamp II , 189; Rahir 447; Ray I, 196, Nr. 131; Ren­onciat 34 und 291; Rümann 156; San­der 313; Thieme/Becker 13, 438. Sie­he fer­ner: Beraldi V II , 218 f., Nr. 14 (Les pe­t its Jeux) und 16 (Breu­va­g es); Ren­onciat 290 (Breu­va ­ges), 292 (Les pe­t its Jeux), 293 (Le ma­r ia­ge forcé und Le médecin mal­g ré lui) und 295 (Jour­n al des en­fans).

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Das an­de­r e der bei­den frü­he­sten Al­ben Grandvilles 278 Gran[d]ville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Chaque âge a ses plai­sirs. Dix Ta­bleaux. Co­m p­oses et li­tho­g raph­iés par I. Adolphe Granville. Pa­r is, Gihaut, [1827]. 10 ko­lo­r ier­te Li­tho­g ra­phi­en. Quer-Fo­lio(249 x 332 mm). Mo­d er­n er lang­g e­n arb­ter au­ber­g i­ne­farbener Halb­m a­r o­quin­band mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel, gold­g e­präg­tem Deckel­schild, mar­ mo­r ier­ten Vor­sät­z en und ein­g e­bun­d e­n em, de­k o­ra­t iv be­druck­tem Ori­g i­n al-Vor­d er­u m ­schlag (kaum braunoder fin­ger­f leckig). Dies ist ei­nes der bei­den frü­he­sten Al­ben des jun­gen Grandville, der 1825 aus der loth­r in­g i­schen Pro­v inz nach Pa­r is ge­kom­men war: es ist nicht aus­z u­schließen, daß Chaque âge a ses plai­sirs so­g ar Prio­r i­t ät ge­gen­ über Diman­che d’un bon bour­geois be­a n­spru­chen kann [vgl. Getty 404]. Auf den er­sten sechs Ta­ feln wird nur der er ­fah­r e­ne Li­t ho­g raph Lang­lumé er­wähnt, erst auf den letz­t en vier Ta­feln taucht auch Grandvilles Name auf. Schon in sei­nen An­f än­gen läßt Grandville künst ­le­r isch kei ­ner­lei Un­si­cher­heit spü­r en; er „braucht kei­nen An­lauf, er ist so­gleich auf der Höhe, noch nicht auf der ei­ge­nen Höhe, aber auf der Höhe der Zeit“ [Sello 7]. Auch at ­mo­sphä ­r isch hat ­t e er sich „er­staun­l ich schnell in Pa ­r is ak ­k li­m a­t i­siert, das sich of ­fen­bar in die­sen zwan­z i­ger Jah­r en nicht so sehr von der

Pro­v inz un­t er­schei­det. Es ist das Pa­r is der klei­nen Leu­t e, die sich vom Schreck des er­z wun­ge­nen he­ roi­schen Zeit ­a l­t ers, vom Grand Empereur er­ho­len, die ih­r en Ge­s chäf ­t en und ih­r en Ver­g nü­g un­g en nach­ge­hen“ [ebd.]. In sei ­nen Mi ­l ieu­stu­d i­en tritt die Sa­t i­r e noch nicht in den Vor­der­g rund; „schon die Form des Zy­k lus, der durch ­l au ­fen­den Bild­er ­z äh­ lung, ver­setzt den dar­z u­stel­len­den Vor­g ang in eine epi­sche Di­men­si­on“ [ebd. 8]. Mit der Dar­stel­lung der Freu­den der ver­schie­denen­ Le­b ens­a l­t er von zwei bis 70 Jah­r en in­t er ­pre­t iert Grandville ein seit dem Mit ­t el­a l­t er po­pu­l ä ­r es Mo­t iv „à la mode du jour“ [Ren­onciat 35]. Je drei der von zahl ­r ei­chen Per ­so­nen be­völ ­ker ­t en Li­t ho­g ra­phien be­schrei­ben Les am­u semens de l’Enfance, Les plai­sirs de la Je­un­e s­se und Les jouissances de l’ âge mûr; den pas­se tems de la Vieill­e s­se bleibt das letz­te Alb­u m­ blatt vor­be­h al­t en. Die­s es ganz frü ­he zu­g leich ei ­nes der sel­t en­sten Al­ben Grandvilles. Es liegt hier mit dem be­d ruck­ ten Deck ­blatt, sorg ­f äl­t ig ko­lo­r iert, sehr breit ­r an­d ig und in her ­vor ­r a­gen­der Er­h al­t ung in ei­nem ge­d ie­ge­ nen mo­der ­nen Halb­m a ­r o­q uin­band vor. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 211, Nr. 5; Lon­c hamp II , 189; Ren­onciat 35 und 291; Rümann 156; San­der 313; Thieme/Becker 13, 438.

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Die Er­fin­dung der Tier-Mensch-Ka­r i­ka­t ur – ko­lo­r ier­t es, un­be­schnit­t e­nes Ex­em­plar, ge­bun­den von Thouvenin 279 Grandville, I. Adolphe [d. i. Jean-IgnaceIsidore Gér­a rd]. Les Mét­amorph­oses du jour. Pa­r is, Bul­la, 1829 [1828 –1830]. 73 aqua­rel­lier­te Fe­der­li­tho­g ra­phi­en, bis Nr. 71 nu­m e­ riert. 1 Bl. ( Vor­wort von Achille Co­mte). Quer-Quart, un­be­schnit­ten (265/268 x 345/350 mm). Lang­ge­n arb­ter au­ber­g i­n e­farbener Halb­m a­r o­quin­band auf vier fla­che, mit je vier Gold­f ileten be­setz­te Bünde, gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie qua­dra­t i­schen flora­len Ein­zel ­stem­peln in den Rücken­fel­dern, mit mar­m o­r ier­ ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­n em gel­ben il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Vor­der­u m ­schlag, am Fuß si­g niert „Thouvenin“ (Kan­ten leicht beschabt, Ein­band­be­zug stel­len­wei­se un ­schein­bar re­stau­r iert, In­n en­fal­z e ein­ge­r is­sen, aber voll­k om­m en sta­bil, Um ­schlag ge­r ing be­g rif­fen, durch­ ge­hend et­was braun­f leckig, ei­ni­ge Bl. vom Trän­k en vor dem Ko­lo­r ie­ren schwach ge­bräunt). „Mon­sei­g neur je vous off­re mes hom­m a­ges ainsi que ma fi­lle“: Ein ekel­h af­ter Fisch­kopf von Par­ve­nu führt dem ele­g an­t en uhu­ge­sichti­gen Her­z og von Or­le­a ns in Hu­s a ­r en­u ni­form eine er ­r ö­t en­de Pute zu – als fre­che Par­odie auf das skan­da ­lös-amou­r ö­se Aben­t eu­ er des Soh­nes des kom ­men­den ‚Bür­ger­kö­n igs‘ Louis-­ Phil­ippe mit ei­nem Mäd­chen nie­de­r en Standes. Die Her­z o­g in von Berry ließ bos­h aft­er ­wei­se auf

ei­nem ih­r er Emp­f än­g e ei­n i­g e Ab­z ü­g e die­s er Ta­fel No. 42 schein­bar acht­los her ­u m­l ie­gen – dar­auf­ hin wur­den Grandvilles Les Mét­amorph­oses du jour zum Ta­ges­ge­spräch und mach­t en bald in ganz Pa­r is Fu ­r o­r e [vgl. Bil­der ­wel­t en]. Ins­g e­s amt 73 Fe­der­l i­t ho­g ra­phi­en ka ­r i­k ie­r en die Pa ­r i­ser Ge­sell­schaft, in­dem ih ­r en Ver ­t re­t ern Tier­ köp­fe auf­ge­pfropft wer­den. Grandvilles po­l i­t i­sche, so­z ia ­le und mo­r a ­l i­sche Kri­t ik rich­t et sich, mal sack­ grob, mal hu ­mor ­voll, auf „Rich­t er, Ärz­t e, Mi­l i­t är und Geist ­l ich­keit, auf Ari­sto­k ra­t en und Spieß­bür­ ger; In­sti­t u­t io­nen wie die Aka­de­m ie, die Kir­che oder das Thea­t er“ [Bil­der ­wel­t en]. Die Kom ­bi­n a­t ion­ aus Tier und Mensch of ­fen­bart ge­w is­ser ­m a ­ßen die mensch­l i­che Dop­p el­n a­t ur: „Mett ­r e en lumière et dénoncer l’ir ­r a­t io­n al ­ité des co­nduites humaines, tel est aus­si le pro­pos de Grandville, qui s’applique à écla­irer le vers­a nt noc­t ur­ne de l’homme en tant qu’il est cet ani­m al ja­m ais tout à fait surmonté“ [Ren­onciat 58]. Im par­odi­sti­schen Of ­fen­le­gen die­ ser ‚Nacht­sei­t e‘ des Men­schen zeigt sich eine be­r eits ‚post ­r o­m an­t i­sche‘ Ten­denz. Die­se tritt ge­gen Ende des Al­bums noch deut­l i­cher her ­vor, wo Grandville zu­neh­mend po­l i­t isch wird. „Per­haps his most terrifying plate“ ist die Ménagerie

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[Nr. 67], die vier Ge­f äng­n is­z el­len zeigt: Wäh­r end Bank ­r ot ­t eu­r e und Be­t rü­ger sich auch im Ge­f äng­ nis mit al­lem Kom ­fort häus­l ich ein­ge­r ich­t et ha ­ben, sit ­z en die Delits Pol­itiques stumm und ge­fes­selt in ei­nem schwar­z en Loch. Die letz­ten bei­den, nicht nu ­me­r ier ­t en Ta ­feln wur­den so­g ar zen­siert: Wäh­ rend die Num­ mern 1 bis 71 von Au­ g ust 1828 bis Juni 1829 her­aus­g e­g e­b en wur­den, er­s chie­ nen jene erst 1830 mit Brüs­se­ler Druck­ver­merk. Ta­fel 72 zeigt die Ver­t re­t er der Kir­che als Fa­mil­le de Scarabées, Nr. 73 ei­nen ami de la Ga­zet­te als von Ver­ tre­t ern der Staats­m acht ge­schlach­t e­t es bête féroce. Mit den Mét­amorph­oses du jour fand Grandville zu sei ­nem per­s ön ­l i­chen „style of bit ­t er burlesque“ [Ray] und führ ­t e die Tier-Men­s chen­k a ­r i­k a­t ur über­h aupt erst in die Buch­i l­lu­stra­t i­on ein, was ihm ei ­nen „au ­ßer­or­dent ­l i­chen Er ­folg“ be­scher ­t e: „Über mehr Phan­t a­sie und Lau­ne ver ­f üg ­t e da ­m als kaum ein an­de­r er Fran­z o­se“ [Rümann 157 f.]. So­fort tra­ ten Nach­a h­mer und Pla­g ia­to­r en auf den Plan, die Grandville selbst in Ta­fel 33 als Ei­chel­h ä­her ka­r i­ kier ­t e und an­pran­ger ­t e. Auch der um­t rieb­i ge Ver­ le­g er Charles Phil­ip­on wur­de auf ­merk­s am und ver ­pflich­t e­t e ihn 1830 für die neu­ge­g rün­de­t e Zeit­ schrift La Ca­r icature“ [Rümann 159].

Die­se er­ste Aus­g a­be „est montée au rang respectable d’ob­ject de curiosité, de livre de bi­blio­phi­le“ [Beral­ di VII , 204] und „fort rare à toutes mar­ges avec sa co­u verture“ [Car­t er­et] – ge­n au so liegt sie hier vor, zu­dem in ei­nem ko­lo­r ier ­t en Ex­em­plar. Die Ta ­feln 14, 21, 28 und 34 be­sit­z en ne­ben der fran­z ö­si­schen auch eine eng­l i­sche Le­gen­de. Auch das Blatt mit der Not ­ice von Achille Co­mte – ins­be­son­de­r e die­ses ist „très rare“ [Car­t er­et] – fehlt nicht. Un­ s er Ex­ e m­ plar wur­ de in der Werk­ s tatt der Thouven­i ns wohl un ­m it ­t el­bar nach Er­schei­nen der letz­t en bei­den Ta ­feln ge­bun­den: Dar­auf deu­t et hin, daß die po­l i­t isch bri­san­t e letz­t e Ta ­fel Une bête féroce nicht am Schluß ein­ge­bun­den, son­dern zwi­schen Nr. 49 und 50 ‚ver­steckt‘ wur­de. Pro­ve­n i­enz: Bulle­tin de la Librairie Mor­g and 6, 1892 –1895, Nr. 23356: frs. 500, „très rare aus­si co­mplet“. – Dies ist das bei Vica­ire V, 780 er­w ähn­te Ex­em­plar! – Samm­lung Adri­a n Flüh­m ann, mit des­ sen Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ auf dem Spie­gel. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 203 f. und 214 f., Nr. 10; vgl. Bil­der­wel­ ten, 157, Nr. 80; Brivois 179 f.; Car­t er­et III , 282 u. 284; GrandCar ­t er­et 274 f.; Hi ­ler 389 (we­g en „men’s clo­t hing“); Lip­p er­hei­ de 921, Xe 256; Lon­champ II , 189; Oster­w al­der 447 f.; Quér­a rd/ Bourque­lot I V, 150 f.; Rahir 447; Ray I, 196 f., Nr. 132; Ren­onciat 48 – 63 und 291; Rümann 157 f.; San­der 310; Thieme/Becker 13, 438; Vica­i re V, 775 ff.; zu Thouvenin: Fléty 168; Rams­den 20 ff.

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Sehr schö­nes, ko­lo­r ier­t es Ex­em­plar 280 Grandville, I. Adolphe [d. i. Jean-IgnaceIsidore Gér­a rd]. Les Mét­amorph­oses du jour. [Pa­r is, Bul­la, 1828 –1830]. 73 aqua­rel­lier­te Fe­der­li­tho­g ra­phi­en, bis Nr. 71 durchnu­m e­r iert. Quer-Quart, un­be­schnit­ten (ca. 252 x 335 mm). Mar­m o­ rier­ter Papp­band der Zeit mit gold­ge­präg­tem Rücken­ schild und gold­ge­präg­ten dop­pel­ten Quer­f ileten auf dem Rücken (beschab­te Kan­ten re­stau­r iert, Vor­sät­ze et­was leim ­schat­t ig und mit Knick ­spu­ren, stel­len­wei­se ge­r ing braun­f leckig). Die Idee war eben­so sim­p el wie ge­n i­a l: Um die Re­prä­sen­t an­t en der Pa ­r i­ser Ge­sell­schaft sa­t i­r isch

zu cha­r ak­t e­r i­sie­r en, setz­t e Grandville ih­nen ein­fach ent ­l ar ­ven­de Tier­köp­fe auf – schon bald mach­t en sei ­ne Les Mét­amorph­oses du jour Fu­ r o­ r e. Die 73 Fe­der­l i­t ho­g ra­phi­en lie­g en sen­si­b el ko­lo­r iert vor, hier in ei­nem fast flecken­frei­en Ex­em­plar. In die­ sem schö­nen Zu­stand trifft man das da­m als viel­be­staun­t e fa ­bel­h af ­t e Werk fast nie an. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 203 f. und 214 f., Nr. 10; vgl. Bil­der­wel­ ten, 157, Nr. 80; Brivois 179 f.; Car­t er­et III , 282 u. 284; GrandCar ­t er­et 274 f.; Hi ­ler 389 (we­g en „men’s clo­t hing“); Lip­p er­hei­ de 921, Xe 256; Lon­champ II , 189; Oster­w al­der 447 f.; Quér­a rd/ Bourque­lot I V, 150 f.; Rahir 447; Ray I, 196 f., Nr. 132; Ren­onciat 48 – 63 und 291; Rümann 157 f.; San­der 310; Thieme/Becker 13, 438; Vica­i re V, 775 ff.

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Auf dem Weg zur Ca­ricature 281 [Grandville, d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Ga­le­r ie My­thologique [auf den Ta­feln]. [Auf den Ta­feln:] Pa­r is, Bul­la, [1829 –1830]. 6 ko­lo­r ier­te mon­t ier­te Li­tho­g ra­phi­en (Blatt­g rö­ße: ca. 214 x 290 mm, Ta­fel [2]: 240 x 324 mm). Quer-Quart (Buch­block: 250 x 325 mm). Ro­ter Halb­ma­ro­quin­band mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und flora­ ler Rücken­ver­g ol­dung in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en, Gold­f ileten auf den Deckeln und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­ zen (Ta­feln schwach ge­bräunt bzw. un­schein­bar braun­ fleckig). Grandville wird grob – die Ga­le­r ie My ­thologique Nach den zah ­me­r en An­f än­gen von Chaque âge a ses plai­sirs und Le Diman­che d’un bon Bour­geois wird Grandvilles sa­t i­r i­scher Im­pe­t us um 1829/30 deut­ li­ cher. Nur schein­ bar ver­ weist der Ti­ t el Ga­le­r ie My ­thologique auf eine der Wirk ­l ich ­keit ent ­ho­be­ne, er­h a ­be­ne Welt. Im Ge­gen­t eil – das All­z u ­mensch­ li­che, Häß­l i­che wird er­bar ­mungs­los als „rohe Par­ odie“ [Thieme/Becker] auf das Bür­ger­t um in sechs fröh ­l ich-bun­t en Li­t ho­g ra­phi­en zur Schau ge­stellt.

sei­ner ha ­ken­n asi­g en Gat ­t in den La­s tern des Trin­kens und Rau­chens, Les Grâces (240 x 325 mm) kom ­men wie wan­deln­de Klei­der­stän­der da ­her, die den­noch nicht ihre gro­t es­ken kör ­per­l i­chen De­for­ ma­t io­nen ver­b er­gen kön ­nen, Mars et Vénus surpris par Vulcain (209 x 290 mm) wer­den von wü­ten­den Ver ­t re­t ern des Vier ­t en Stan­des über ­r ascht, Ado­nis (214 x 291 mm) als Schwei­ne­h irt ver­letzt sich töd­l ich beim Schlach­t en ei­ner Sau, um von ei­ner hän­de­r in­ gen­den Gän­se­m agd be­jam ­mert zu wer­den. Doch auch die­se ka ­r i­k ie­r en­den Grob­hei­t en las­sen sich in das Spek­trum mög­li­cher Spiel­a r­ten der‚ ro­m an­t i­schen‘ Epo­che ein­ord ­nen: Das über­höh­t e Ide­a l auch der klas­si­schen Äs­t he­t ik, das Grandville in Ge­stalt ei­ner Mar ­mor­skulp­t ur der drei Gra ­z ien an ei­ner Stel­le di­rekt her­b ei­zi­tiert, wird in der er ­nüch­t er ­t en At ­m o­sphä ­r e der nach ­n a­p o­leo­n i­ schen Zeit, die sich „vom Schreck des er­z wun­ge­nen he­r oi­schen Zeit ­a l­t ers“ [Sello 7] er­holt, lust ­voll der Lä­cher­l ich ­keit preis­ge­ge­ben. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 211, Nr. 6; Ren­ o nciat 45 und 291; Rümann 156; San­der 313; Thieme/Becker 13, 438.

In Jupiter et Junon (213 x 290 mm) er­g ibt sich ein be­h ä ­b i­g er, rot ­g e­s ich­t i­g er Göt ­t er ­v a­t er ne­b en – 878 –


Von gro­ßer Sel­t en­heit 282 Grandville, I. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Voy­a ge pour l’Éternité. Ser­vice général des Ombi­bus accélérés. Départ a toute heu­re et des tous les poin­tes du glo­be. [Pa­r is], Bul­la [und:] Au­bert, [1830]. 9 ko­lo­r ier­te Li­tho­g ra­phi­en (230/245 x 312/317 mm Blatt­ grö­ße), auf Ste­gen mon­t iert. Quer-Quart (245 x 328 mm). Mit­tel­brau­ner Halb­lei­nen­ band à la Bra­del mit gold­ge­präg­tem Rücken- und Deckel­ schild und ein­ge­bun­d e­n em ro­sa­far­be­n en il­lu ­strierten Ori­g i­n al-Vor­d er­u m ­schlag (Um ­schlag mit schwa­c hen Knick ­spu­ren, Ta­feln mit schwa­chem Feucht­rand). Auf zur letz­t en Rei­se – im mo­der­nen Om­n i­bus Mit dem To­ten­tanz greift Grandville ein wei­te­r es mit ­t el­a l­t er­l i­ches Mo­t iv auf, um es zeit ­g e­m äß zu ad­ap­t ie­r en: Der Tod holt sei­ne Op­fer zu ih­r er letz­ ten Rei­ s e mit dem mo­ der­ nen Om­n i­bus accéléré ab – der öf­fent­li­che Nah­ver­kehr „für alle“ war in Pa ­r is erst im Ja ­nu­a r 1828 ein­ge­r ich­t et wor­den [vgl. Ren­onciat 53]. Der um­f äng­li­che Ti­tel ist auch als Bild­le­gen­de zur Um­schlag ­i l­lu­stra­t i­on zu le­sen. Der Tod als Post­illon hält ein­la­dend den Wa­gen­schlag zur Fahrt „Au Pere Lachaise“ ge­öff ­net; der be­r eits dü­ster im Hin­t er­g rund dräut. „Nota: Le Dir­ecteur de l’Ent ­r e­pri­se previent MM les Voy­a ge­u rs qu’il ne se char­ge d’au­c un paquet“. Der Hin­weis ist Pro­ gramm, denn der Tod über­rascht die Men­schen des ge­schäf ­t i­gen 19. Jahr­hun­derts mit ­t en in ih­r en all­t äg­l i­chen Ver ­r ich­t un­gen – bei der Ar­beit, beim ge­sel­l i­gen Abend­e s­sen, in fröh­l i­cher Auf ­bruchs­ stim ­mung. Be­u n­r u­h i­gend­er ­wei­se be­t ä­t igt er sich so­g ar als zu­ver­l äs­si­ger Apo­t he­ker­ge­h il­fe und bie­t et sich dem Arzt als Rat­ge­ber an. Kein Ge­r in­ge­r er als Honoré de Bal­z ac rühm­te die „spi ­r i­t u­el ­le mo­r al ­ité“ und „prof­ondeur phi ­lo­soph­ ique“ [zit. nach Ren­onciat 37] des Al­bums. Grand­ ville moch­te dar­ü ber hin­aus auf die Nei­g un­g en ei­nes ro­m an­t isch ge­stimm­t en Pu­bli­k ums für Mit­ tel­a l­t er und mor­bi­de The­men spe­k u­l iert ha ­b en; doch den Nerv der Zeit traf er an­schei­nend an ei­ner zu emp­fi nd­l i­chen Stel­le. Denn sah der Mensch des Mit ­t el­a l­t ers dem all­g e­g en­w är ­t i­g en Tod oft ge­nug ins Ge­sicht und übte sich de­mü­tig in der ars mo­r i­endi, so ver­d räng ­t e der me­d i­z i­n i­s che

Fort­schritt und die Aus­d if ­fe­r en­z ie­r ung der Le­bens­ be­r ei­che im 19. Jahr­hun­dert das The­m a zu­neh ­mend aus dem All­t ags­be­w ußt ­sein. Ent ­spre­chend wi­der­ fuhr es auch dem vor­l ie­gen­den Al­bum: Es „ne réussit point, les su­jets macabres n’étant pas de ceux que le pu­blic du XIXe siècle se met volon­t iers sous les yeux“ [Beraldi 203]. Daß der Ver­le­ger Bul­la das Pro­jekt nach nur neun Blät­t ern stopp­t e – da­bei exi­stie­r en rund 50 Zeich­ nun­gen Grandvilles zu dem The­m a! – hat­te aber noch wei­t e­r e Grün­de: Der Aus­bruch der Ju­l i­r e­vo­ lu­t i­on ließ eine Fort­set­z ung of ­fen­bar nicht op­por­ tun er­schei­nen. Wie moch­t e in die­sem Kon­t ext die neun­t e und letz­t e Ta ­fel auf­ge­nom ­men wor­den sein, wo der Tod den Re­k ru­t en vor­a n­m ar­schiert, die sich „Im ­mortalité“ auf die Fah­ne ge­schrie­b en ha ­b en? Den ei­nen mög­l i­cher ­wei­se nur pie­t ät ­los, an­de­r en aber zu quietis­tisch, wie Ren­onciat ver­mu­tet: „Ce n’est plus l’heu­r e en effet de rap­pe­ler aux hommes la tri­ste con­d it­ion humaine; c’est au con­tra­ire le mo­ment de les encoura­ger à de prof­on­des révol­ tes“ [Ren­onciat 37]. We­n ig spä­t er soll­t e Grandville selbst als füh ­r en­der Mit ­a r­bei­t er der neu­ge­g rün­de­ ten Zeit­schrift La ca­r icature die Idea­le der Re­vo­lu­ ti­on mit sei­nen Mit ­t eln ver ­fech­t en. Ge­r a­de dieser un ­m it ­t el­ba ­r e re­z ep­t i­ons­h i­sto­r i­s che Kon­t ext um das epo­che­m a­chen­de Jahr 1830 macht die Se­r ie zu ei­nem höchst be­deut­s a ­men Zeug ­n is der Kul­t ur-­ ge­schich­t e. Sie liegt liegt hier im er­sten Druck­z u­stand vor, wie an den Ta­feln 1 („relai“ statt „re­lais“) und 6 („Pl. 6“ statt „No.“) zu er­ken­nen ist [vgl. Ren­onciat 292], in ei­nem kräf ­t i­gen, ge­r a­de­z u ‚vi­t a ­len‘ Ko­lo­r it und mit dem un­ver­z icht ­ba ­r en il­lu­strier ­t en Um­schlag auf ro­s a ­far­b e­nem [!] Pa­pier. Kom­plett ist sie äu­ßerst sel­t en. Pro­ve­n i­enz: Co­nte Greffulhe, Auk­t i­on Sot ­heby’s Mo­n a­co, 1982, Nr. 284: frs. 39.960. – Des­sen gold­ ge­präg ­t es ge­k rön­t es Wap­pen­ex ­l i­bris auf flie­gen­dem Vor­satz. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 203 und 212 ff., Nr. 8; Grand-Car­ter­et 274; Lip­p er­hei­de 921, Xe 255; Lon­c hamp II , 189; Rahir 447; Ren­onciat 36 f. und 292; Rümann 156; San­der 313; Thieme/Bec­ ker 13, 438.

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Fünf Ori­g i­nal­zeich­nun­gen Grandvilles für La Ca­ricature 283 Grandville, [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. 5 Ori­g i­n al­zeich­nun­gen. [Pa­r is, 1832 –1833].

sei­ne hier ver­ein­t en ori­g i­n a ­len Ka ­r i­k a­t ur­z eich ­nun­ gen aus den Jah­r en 1832 und 1833.

5 ori­g i­n a­le Fe­der­zeich­nun­gen (2 ge­bräunt, sonst nur ge­ rin­ge Ge­brauchs- oder Al­te­r ungs­spu­ren); dazu 5 Li­tho­ gra­phi­en, da­von 1 doub­le­t t (meist et­was braun­f leckig und mit Rand­lä ­su­ren).

In La Ca­r icature Nr. 93 vom 16. Au­ g ust 1832 er­schien eine Li­t ho­g ra­phie [Ta­fel 191], die den im Frei­en schla­fen­den ‚Bür­ger­kö­n ig‘ Lou­i s-Phil­ippe zeigt, der ge­r a­de von ei ­ner über­d i ­men­sio­n a ­len Mücke ge­sto­chen wird; „Ca­r icature“ und „Jour­n al“ ist auf ih­r en Flü­geln zu le­sen. Ein gro­ßer brau­ner Bär mit Rich­t er­hut eilt dem Ge­pie­sack­t en zu Hil­fe; er steht im Be­g riff, ei­nen Stein mit der Auf­schrift „Pro­c ès Sai­sir“ auf die Mücke – und den Kö­n ig – zu wer ­fen. Die Bild­u n­t er­schrift lau­t et: Rien n’est si dan­gereux qu’un igno­rant ami; [/] Mieux vaudrait un sage ennemi. Glaub­ t e Grandville hier noch, der Kö­n ig wür­de recht­z ei­t ig auf ­wa­chen? – Un­se­r e ori­ gi­n a ­le Fe­der­z eich­nung (195 x 260 mm) ent ­h ält be­ reits alle we­sent ­l i­chen Ele­men­t e der spie­gel­ver­kehrt ge­d ruck­t en Li­t ho­g ra­phie, der le­d ig­l ich klei ­ne­r e De­t ails und Prä ­z i­sie­r un­gen hin­z u­ge­f ügt wur­den. Das mä­ßig ge­bräun­t e Blatt wur­de mit grau­em Pa­pier un­t er­legt, um klei­ne­r e Ein­r is­se zu fi ­x ie­r en, die von der Ei­sen­g al­lus­t in­t e her ­r üh­r en. Die Li­t ho­g ra­phie liegt dop­pelt bei, ein­m al auf Ve­l in­pa­pier, ein­m al auf

Un­ter 5 Passe­par­touts (483 x 316 mm) aus ge­tön­tem Kar­ton. Für die ab No­ vem­ b er 1830 er­ s chei­ nen­ de Zeit­ schrift La Ca­r icature war Grandville von Be­g inn an ei­ner der wich­t ig­sten Zeich­ner; be­r eits die Aff­iche und die Ti­t el­v i­g net­t e des Jour­n als wa­r en von ihm ge­stal­t et wor­den. Als es schon we­n i­ge Mo­n a­t e spä­ ter zu Ver­schär­fun­gen des Pres­se­r echts kam und das Blatt und sein Her­aus­ge­b er Charles Phil­ip­on mit Pro­z es­sen, Stra ­fen und Be­schlag ­n ah ­mun­gen über­z o­gen wur­den, ver­schärf ­t e sich auch der sa­t i­ ri­sche Ton. Bald muß­t e die Zeit­schrift in ur­ei­ge­ner Sa­che ge­gen Zen­sur und die Un­ter­d rückung der Pres­se­frei­heit kämp­fen. Daß Grandville auch hier an vor­der­ster Front stand, be­le­gen ein­d rucks­voll

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Chi­na­pa­pier, das auf Ve­l in­pa­pier auf ­k a­schiert wurde­ (die­ses et ­w as braun ­fleckig und mit Rand­l ä­su­r en). Das Mo­t iv stammt aus ei­ner Fa­bel La Fonta­i nes, die von der töd­lich en­den­den Freund­schaft ei­nes ein­ sa ­men Gar ­t en­l ieb­h a ­bers mit ei­nem Bä ­r en er­z ählt; ent­spre­chend griff Grandville es 1838 auf un­po­l i­t i­ sche Wei­se wie­der auf, als er die Fa­beln il­lu­strier­t e. Das Ori­g i­n al der spä­t e­r en Zeich­nung wird in in der Bibliothèque municip­ale von Nan­c y auf­be­wahrt [vgl. Ren­onciat 154 f. und Bosch-Abele 40]. Aus der glei­chen Zeit ­s chrif ­t en-Num ­mer stammt Gare le quilles, so die Le­gen­de zu der un­se­r er Ori­ gi ­n al­z eich ­nung bei ­l ie­gen­den Li­t ho­g ra­phie [Ta ­fel 189] auf auf­ge­w alz­t em Chi­n a­pa­pier (Trä ­ger ­pa­pier rand­ge­bräunt), auch sie sei­t en­ver­kehrt ge­gen­ü ber der Fe­der­z eich­nung (200 x 335 mm). La Liberté hält eine Ka­no­nen­k u­gel in der Hand, ihr ge­gen­ü ber sitzt am Bo­den der alt ­ge­d ien­t e Talley ­r and, un­er ­müd ­l ich be­r eit, die von ihr um­ge­wor ­fe­nen Ke­gel in Ge­stalt klei­ner Sol­d a­t en im ­mer wie­der auf­z u­stel­len [vgl. die Abb. bei Bosch-Abele 58]. Das auf den un­ter­ lie­gen­den Kar ­t on des Passe­par ­t outs mon­t ier ­t e Ori­

gi­n al (ge­bräunt, schma ­ler Rand­a b­schnitt ohne Bild­ver­lust) ent ­h ält zu­sätz­l ich eine klei ­ne­r e Rand ­z eich­ nung (eine Hand, die ei­nen Sol­d a­ten beim Kopf er­g reift) so­w ie An ­mer­k un­g en in Tin­t e für den Stecher. Zur fi ­n an­z i­el­len Un­t er­stüt­z ung der be­d räng ­t en Ca­r icature grün­de­t e der Ver­le­ger Phil­ip­on im Som­ mer 1832 die As­sociat­ion mensu­el­le pour la liberté de la pres­se, die je­den Mo­n at eine Li­t ho­g ra­phie in be­ son­ders gro­ßem For ­m at her ­aus­brach­t e. Zu­sam ­men mit dem Druck, der als 12. von 24 Num­mern im Juli 1833 er­schien [Brivois 88, Nr. 12], liegt hier die origi­n a ­le Fe­der­z eich­nung (275 x 460 mm) in brau­ ner Tin­t e und mit grau­em Lavis vor (am Rand leich­ te Knick­spu­r en, ge­r ing fleckig). Sie zeigt ei­nen unrit ­t er­l i­c hen Tur ­n ier­k ampf zwi­s chen dem ei ­nen Lö­wen rei­t en­den Charles Phil­ip­on und ei­nem auf ei­nem Hahn sit­z en­den Zen­sor, der von ei­nem Lan­z en- bzw. Fe­der-Stich ge­t rof ­fen, zu Bo­den stürzt: Co­m me quoi: Le grand Che­va­lier du sol­eil de Juillet défi en un com­bat sing­ulier le Che­va­lier de la tri­ ste Fi­g ure qui voulait lui ravir la liberté (L’an 4me de la

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révolut­ion des 3 jours.). Auch reich­l ich Pu­bli­k um hat sich auf den Tri­bü­nen vor ei­ner Schloß-Ku­l is­se ein­ ge­f un­den, dar ­u n­t er der in Rücken­a n­sicht ge­z eig ­t e Kö­n ig selbst. Das Blatt L’ écrito­ire mon­arch­i que er­ s chien in La Ca­r icature Nr. 142 vom 25. Juli 1833 als Ta­fel 298. Es zeigt die kö­n ig­l i­chen Schrei­ber­l in­ge an ei­nem Tisch sit­z end und ihre Fe­dern in ein Tin­t en­faß tau­chend, das ge­formt ist wie der Kopf des Roi poire Lou ­i sPhil­ippe. Die grau la­v ier ­t e brau­ne Fe­der­z eich­nung (290 x 325 mm) ist dazu die un ­m it ­t el­ba ­r e sei­t en­ver­ kehr ­t e Vor­l a­g e. Au­ß er­h alb des Bild­b e­r eichs fin­

den sich un­t en zahl­r ei­che An ­mer­k un­gen Grand­ villes mit Blei­stift und am lin­ken Rand ein klei­ner Vo­gel­kopf. Ein sehr brei­t es Quer ­for ­m at be­sitzt die Pa ­r a­de Les F[eu]illes pub­liques et les sou­tene­urs (195 x 410 mm), in der uns die auf­ge­t a ­kel­t en weib­l i­chen Per­so­n i ­fi­ ka­t io­nen drei­er Zeit­schrif ­t en mit ih­r en Zu­h äl­t ern vor­ge­f ührt wer­den: Links La Co­n stitutionnel, et son Jorb­ard, in der Mit­t e La Fi­ga­r o, et son Mon­sieur de la Court und rechts La Moniteur, et son gar­ç on de bu­re­ au. Das ge­flü­gel­t e Wort La pen ­sée im­muable wird von dem Fir ­men­schild ei­nes Fri­seurs Au tou­pet im­muable

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(mit den un­ver­kenn­ba ­r en Um ­r is­sen der kö­n ig­l i­chen Haar ­t racht Lou­i s Phil­ippes) tra­ve­stiert. Die Fi­g ur der Fi­ga­r o wur­de wohl über­a r­bei­t et und neu in das Blatt ein­ge­k lebt (ge­bräunt und leicht braun­fleckig). Das Mo­t iv er­schien am 26. Sep­t em­ber 1833 als Dop­ pel­t a ­fel 315/316 in La Ca­r icature Nr. 151, sei­t en­ver­ kehrt und mit ei­n i­gen Mo­d i ­fi ­k a­t io­nen: So feh ­len in der Li­t ho­g ra­phie z. B. die bei­den Land­a r­bei­t er links im Hin­t er­g rund, eben­so die Schrift auf dem Klei­der ­saum der Fi­ga­r o, da ­f ür er­h ält das klas­si­z i­ sti­sche Ge­bäu­de hin­t er ihr die Auf­schrift „Bourse“; die Lune Sévigné ver­wan­delt sich in ein Ge­säß.

Pro­ve­n i­enz: Die Zeich­nun­gen stam ­men aus dem Be­sitz von Lou­ise Fi­scher, der Schwe­ster von Grand­ villes Gat ­t in Hen­r i­et ­t e, vgl. Auk­t i­onska­­t a ­log Piasa, 25.3.2010, S. 54. – Ebd., Nr. 187: € 10.533; 191: € 8.674; 202: € 10.161; 207: € 13.012; und 209: €8.674. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Bosch-Abele, v. a. Abb. S. 40 und 58; vgl. Brivois 75 ff.; vgl. Ren­onciat 74 – 92 und und 154 f.; vgl. Vica­i re II , 46 ff.

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Paa­r e, Pas­san­t en – si­g nier­t e Ori­g i­nal­zeich­nung Grandvilles 284 Grandville, [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Ori­g i­n al­zeich­nung. [Pa­r is, etwa 1833]. Ori­g i­n a­le Fe­der­zeich­nung. Un­ter bläu­li­chem Passe­par­tout (257 x 337 mm). Si­g nier ­t e ori­g i ­n a ­le Fe­der ­z eich ­nung Grandvilles Auch die­s e, un­t er ein bläu­l i­c hes Passe­p ar ­t out mon­t ier ­t e Fe­der­z eich­nung (190 x 270 mm), stammt wie die fünf Ka ­r i­k a­t u­r en in der vo­r i­gen Num ­mer aus dem Be­sitz von Grandvilles Schwä­ge­r in Lou­i se Fi­scher. Ähn­lich wie auf dem 1833 ent­stan­de­nen Blatt LesF[eu]illes pub­liques et les sou­tene­urs, das die weib­l i­chen Per­so­n i ­fi ­k a­t io­nen di­ver­ser Zeit ­schrif ­t en mit ih­r en zwei­fel­h af ­t en Men­t o­r en zeigt, sind auch hier gro­t esk über­l ängte oder ge­stauch­t e Fi­g u­r en zu se­hen: im Vor­der­g rund fünf Per­so­nen, die eine höf­l i­che Kon­ver­sa­t i­on pfle­gen, im Hin­t er­g rund ein da­von­schrei­t en­des Paar. Die­ses Blatt er­schien nicht in La Ca­r icature; statt­des­sen wur­de die Zeich­nung, ins­be­son­de­r e die Mi­m ik, so sorg ­f äl­t ig aus­ge­f ührt, daß sie of­fen­bar als Kunst­werk für sich ste­hen soll­ te und be­ste­hen kann: Sie wur­de von Grandville un­t en links ei­gen­h än­d ig si­g niert. Pro­ve­n i­enz: Die Zeich­nun­gen stam ­men aus dem Be­sitz von Lou­ise Fi­scher, der Schwe­ster von Grand­ villes Gat ­t in Hen­r i­et ­t e, vgl. Auk­t i­ons­k a­t a ­log Piasa, 25.3.2010, S. 54. – Ebd., Nr. 186: € 23.545.

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Kopf­stu­di­en – von Grandville 285 [Grandville]. Kopf­stu­di­en von Schau ­spie­l ern. [Pa­r is], 1834 –1836. 6 Blät­ter mit zu ­sam­m en 21 Blei­stift­zeich­nun­gen (Blatt­ grö­ße: 131 x 92 mm). Un­ter Passe­par­tout, in mo­der­n em ver­gla­sten gold­far­be­nen Holz­rah­m en (472 x 493 mm). 21 Kopf­stu­d i­en von Schau­spie­lern Sechs recht klein­for ­m a­t i­ge Blät ­t er aus Büt ­t en­pa­pier sind mit ins­ge­samt 21 Blei­stift­z eich­nun­gen ge­f üllt. Of ­fen­bar han­delt es sich um skiz­z en­h af ­t e Por ­t raits von Schau­spie­lern aus der Pa ­r i­ser „Op­éra co­m ique“ bzw. dem „M[aison] des variétés“, wie die mit 1834 und 1836 da­t ier ­t en Bei­schrif ­t en na ­he­le­gen. Eine klei­ne, ganz ­fi g ­u ri­ge Dar­stel­lung zeigt denn auch ei­nen Ko­stü ­m ier ­t en mit De­g en, Um ­h ang und Fe­der­hut; die üb­r i­gen sind Brust ­bil­der, meist fron­t al ge­se­hen, zwei im Pro­fi l, eine im Halb­pro­fi l. Da­bei wur­den mit ­u n­t er die glei­chen Per ­so­nen mehr ­m als wie­der­ge­ge­ben, in wei­cher, doch sehr cha ­r ak­t e­r i­sti­ scher Zeich­nung der Ge­sichts­z ü­ge. Die un­si­g nier ­t en Blät ­t er wur­den in zwei Drei­er ­r ei­ hen über­ein­a n­der mon­t iert und je­weils mit ei ­nem von fet ­t en schwar­z en Li­n i­en um­g e­b e­nen Pin­sel­ gold­r ah ­men ein­ge­faßt und zu­sam ­men un­t er ei­nem Passe­par ­t out ge­r ahmt.

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In Ver­lags­ein­bän­den, aus dem Be­sitz von René Des­c amps-Scrive 286 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux. Vi­g net­ tes par Grandville. Étu­des de mœurs con­tem­po­ra­ines, pub­liées sous la dir­ect­ion de M. P.-J. Stahl [d. i. P. J. Het­zel], avec la col­labo­ra­ti­on de [Bd. I:] Mes­sieurs de Bal­zac. – L. Bau­de. – E. de La Bédollierre. – P. Bern­ard. – J. Ja­nin. – Ed. Lemoine. – Charles Nodier. – Ge­orge Sand [bzw. Bd. II:] MM. de Bal­zac, – L’Heri­t ier (de l’Ain), – Al­f red de Mus­set, – Paul de Mus­set, – Charles Nodier, – Ma­dame M. Ménes­sier Nodier, – Lou­i s Viar­ dot. 2 Bde. Pa­r is, J. Het­zel [nur Bd. I:] et Paulin, 1842. 96 und 105 Ta­feln in Holz­schnitt, zu­sam­m en etwa 120 Text­holz ­schnit ­te. 4 Bl., 386 S., 3 Bl. Und: 2 Bl., 390 S., 3 Bl. Quart (259 x 175 mm). Iden­t i­sche Ver­le­ger­ein­bän­de in dun­k el­r o­tem Ma­r o­quin auf glat­te Rücken, mit gold­ge­ präg­tem Ti­tel und fi­g u­ra­t i­ver Il­lu ­stra­t i­on in fet­tem Gold­ fileten­rah­m en, die Deckel mit fet­tem und ma­ge­rem Gold­ fileten­rah­m en, dar­in mit fi­g u­ra­t i­ven Eck- so­wie vorn und hin­ten un­ter­schied­li­chen Mit ­tel ­stücken, mit Gold-­ fi­lete auf den Steh-, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ ten, Doublü­ren und Vor­sät­zen aus Mar­m or­pa­pier so­wie Ganz­g old ­schnitt, in mit Ve­lours aus­ge­schla­ge­nen neu­en Halb­m aroqu­inche­mi ­sen mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln, zu ­sam­m en in Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten (Pa­pier ge­le­gent­lich qua­li­täts­be­dingt leicht ge­bräunt; Bd. II:

ei­ni­ge Bl. mit schwa­chem Text­ab­klatsch, S. 209 f. mit klei­nem Ein­r iß). Mit den rund 330 Zeich­nun­gen über das Staatsund Fa­mi­li­en­le­ben der Tie­re griff Grandville „mit be­ son­ders sa­t i­r i­scher Prä ­g nanz“ [Bil­der ­wel­t en] auf die seit Les Mét­amorph­oses du jour be­w ähr ­t e Idee der Mensch-Tier-Dar­stel­lung zu ­r ück und fei­er ­t e da ­m it „sei­nen Haupt ­t ri­u mph“ [Thieme/Becker]. Er cha ­r ak­t e­r i­siert und per­sifliert „mit durch­d rin­gend schar ­fer, psy­cho­lo­g i­s cher Ein­sicht […] die Men­ schen­t y ­pen in ih­r em ani­m a ­l i­schen Ge­h a ­be, er­kennt […] in ih­nen tie­r i­sche und in den Tie­r en mensch­l i­ che Züge“ und er­schafft „cha ­r ak­t e­r i­sti­sche MenschTier ­we­sen von fast er­schrecken­der Stim ­m ig­keit. Da er­schei­nen der auf­ge­bläh­t e Trut ­h ahn als Ban ­k ier, das ewig Weib­l i­che der fran­z ö­si­schen Kat­z e, der ru­h ig be­schei­de­ne klei­ne Be­a m­t e in Ge­stalt des Ha­sen […], ein Dich­ter als flat­tern­der, sich sprei­ zen­der Ka ­k a­du, der ge­schnie­gel­t e Affe als aka­de­ mi­scher Por ­t rät ­m a ­ler“ [Bil­der ­wel­t en]. Ob­wohl die Il ­lu­stra­t io­nen über ­w ie­g end Ein ­z el­p or ­t raits sind, geht es nicht nur um In­d i­v i­du­en, son­dern auch um die Ge­sell­schaft als gan­z e. Denn alle Tie­r e sind zu­ nächst Teil ei­ner re­vo­lu­t io­n ä ­r en Ver­samm ­lung: In ihr sit ­z en „die Zah ­men rechts, die op­po­si­t io­nel ­len wil­den Tie­r e links, die Weich­t ie­r e, ‚die es mit kei­ner

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Par­t ei ver­der­ben woll­t en, in der Mit­t e‘ – um in der Über­zeu­g ung, ‚daß Gleich­heit kein lee­r er Wahn‘ sei, das Men­schen­joch ab­z u­schüt ­t eln. Zu­letzt müssen­ die Tie­r e re­si­g niert er­ken­nen, ‚daß auch im Tier­ reich die Re­vo­lu­t io­nen auf­ein­a n­der ­fol­g en und – eine so we­n ig nützt als die an­de­r e.‘ Am Ende sper­ ren die Men­schen­be­hör­den so­wohl die Tie­r e wie die Men­schen­schrift ­stel ­ler ein“ [Bil­der ­wel­t en], die sich für sie ein­ge­setzt ha ­ben. An ei­ner Stel­le por­t rä­t iert Grandville sich selbst als mit Zei­chen ­fe­dern ge­spick­t es Sta­chel­schwein [II , 334] – in be­zeich­nen­der Ver­keh­r ung sei­ner Me­t hode, Men­s chen ­lei ­b ern Tier­köp­fe auf­z u­s et ­z en: Zwar muß er auf al­len Vie­r en auf dem Bo­den hocken, doch be­h ält er sei­nen ei­ge­nen Kopf! Auf der letz­ ten Ta­fel [II , nach S. 388] ist er noch ein­m al prä­ sent: Im Zoo des Jar­din des Plan­tes zeich­net er Tie­r e beim Be­t rach­t en der in Kä ­fi ­ge ge­sperr ­t en Au­t o­r en Bal­z ac, Ja ­n in, Het­zel u. a. Ei­gen­a r ­t i­ger ­wei­se stammt

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die­se letz­te Ta­fel als ein­z i­ge nicht von Grandville, son­dern ist deut­lich sicht­bar von Lou­is Français si­g niert – es scheint, als spie­le der Künst­ler auf die­ se Wei­se mit dem Ge­d an­ken an sein ei­ge­nes Ver­ schwin­den in den Müh­len von Ju­stiz und Zen­sur. Denn das Staats- und Fa­mi­li­en­le­ben der Tie­re ist als sa­t i­r i­sches Sit ­t en­ge­m äl­de „eben­so er ­f üllt von rei­ zen­der, hu ­mor ­vol­ler Phan­t ast ­i k wie von bit ­t e­ rer An­k la­ge“ [Rümann]: Höchst sym­bo­lisch wird das Werk von dem ab­ge­schnit­te­nen Schweif ei­nes Lö­wen [?] be­schlos­sen. Der ei­gent ­l i­che In­itia­t or war der Ver­le­ger PierreJules Het­z el (1814 –1886), dem ei­ner­seits Curmers Sam ­mel­werk Les français pein­ts par eux-mêmes als Vor­bild dien­t e, der an­de­r er­seits je­doch ganz auf Grandvilles spit­ z e Fe­ der setz­ t e, wie er im Vor­ wort schrieb: „No­t re pen­sée, en pub­l iant ce livre, a été d’ajo­uter la pa­r o­le au merveil­leux Ani­m aux de Grandville et d’as­socier no­t re plume à son cray­on, pour l’ai­der à criti­q uer les tra­vers de no­t re époque, et […] ceux qui sont de tous les temps et de tous les pays“ [I, (V)]. Het­zel ob­lag so­m it auch die schwie­r i­ge Auf­g a ­be, ei­nen Aus­gleich zu schaf ­fen zwi­schen dem al­lei­n i­gen Il­lu­stra­t or und ei­ner Fül­le be­deu­t en­der Au­to­r en. Dies ge­lang: „La pen­sée synthétique de l’éditeur-co­ncepteur as­su­re l’homogénéité de ce pro­duit d’ins­pi ­r at ­ions di­ver­ses, d’ex­pres­si­ons co­ncur ­r en­t es, de for ­mes litt­éra ­i res variées, sou­cieuse de par­er l’ob­jet livre (livre-ob­jet?) d’un vêtement digne des mérites de ses aute­u rs as­sociés“ [Ren­ onciat 204]. Un­t er sei­nem Pseud­onym P.-J. Stahl steu­er­t e Hetzel selbst eine gan­z e Rei­he Tex­te bei; au­ßer­dem ge­ wann er Honoré de Bal­z ac für vier Bei­t rä­ge (Peines de cœur d’une chat­te an­glaise, Guide-âne à l’usage des ani­m aux qui veu­lent par­venir aux honne­urs, Voy­ age d’un lion d’Afrique à Pa­r is, et ce qui s’ensuivit, Les Amo­urs de deux bêtes off­erts en ex­emple aux gens d’es­ prit). Von Ge­orge Sand ge­z eich­net ist die Voy­a ge d’un moineau à Pa­r is [II , 227 – 260], wo­b ei sie spä­ ter – im of­fe­nen Wi­der­spruch zu Het­z el – be­h aup­t e­ te, der Text stam­me eben­falls von Bal­z ac [vgl. Spoel­ berch, Sand]. Al­f red de Mus­set ver­faß­t e die Histo­ire d’un Mer­le blanc [II , 335 – 374].

dis­co­u rs litt­éra­ire“ [Ren­onciat 208]. Als über die ei­ge­ne Zeit hin­aus gül­t i­ge In­sze­n ie­r ung der Co­m édie humaine blieb es bis heu­te „the most cele­bra­t ed of his wo­rks“ [Ray II , 268]. Bei­de Bän­de lie­gen in er­ster Aus­g a­be vor (von Band I exi­stiert eine Réim­pres­si­on aus dem glei­chen Jahr mit dem al­lei­n i­gen Ver­le­ger ­n a ­men „Het­zel“), zu­dem in iden­t i­schen, wie neu er­h al­t e­nen, wun­der­ba ­r en Ver­l ags­ein ­bän­den mit gold­ge­präg ­t en Il­lu­stra­t io­nen nach Grandville, zu­sätz­l ich ge­schützt in mo­der ­nen Che­m i­sen und Schu­ber. Pro­ve­n i­enz: Auf dem In­nen­deckel die gold­ge­präg­ ten In­itia­len von E. C. A. Leg­r and (Auk­t i­on 1912, Nr. 217: frs. 1.050). – Auf dem flie­gen­den Vor­satz das Ex­li­bris von René Des­c amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille an­s äs­si­gen In­du­stri­el­len und ne­b en Beraldi und Bart ­hou re­nom ­m ier ­t est­en Samm ­ler sei­ner Zeit (des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log II , 1925, Nr. 237: frs. 7.500). – Dar­u n­t er Adri­a n Flüh­m anns Eti­ kett mit Mo­no­g ramm „awf “. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 221, Nr. 28; Bil­der­wel­ten, 161 ff., Nr. 85; Brivois 364 ff.; Car­ter­et III , 552 ff.; Clou­a rd 4; Ge­orge 80; Grand-Car­t er­et 275 ff.; Gumuchian 2801; Hi­ler 389; Lach­è vre I, 206; Oster­w al­der 448; Ray II , 273 f., Nr. 194; Ren­onciat 202 ff. und 289 f.; Rümann 161; San­der 312; Sello 15 f.; Spœlberch, Sand 67; Talv­a rt/Place X, 114 (Ja­n in); Thieme/Becker 13, 438; Vica ­i re V II , 405 ff.; zum Ein­band: Mal­avieille 190, Nr. 72 (Abb.).

Schon die Kri­tik des 19. Jahr­hun­derts fei­er­te die Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux uni­so­no als „l’un des ouvra­ges les plus réussis du temps et le meil­leur de Grandville“. Mit die­sem Werk stand der Künst­ler „au zénith de sa glo­i re“, nicht nur als Ge­gen­stand „d’une gran­de fa­veur pop­u la ­i re, mais encore d’une reconnaissance plus off­ici­el­le par le

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Das schön­ste be­k ann­t e Ex­em­plar, il­lu­m i­n iert und mit über 100 Lie­fe­r ungs­um­schlä­gen, aus den Samm­lun­gen Brivois, Des­camps-Scrive, Car­t er­et, Roudinesco, Bon­nas­se und Flüh­mann 287 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux. Vi­g nettes par Grandville. Étu­des de mœurs con­tem­po­ra­ines, pub­ liées sous la dir­ect­ion de M. P.-J. Stahl [d. i. P. J. Het­zel], avec la col­labo­ra­t i­on de [Bd. I:] Mes­sieurs de Bal­zac. – L. Bau­de. – E. de La Bédollierre. – P. Bern­ard. – J. Ja­nin. – Ed. Lemoine. – Charles Nodier. – Ge­orge Sand [bzw. Bd. II:] MM. de Bal­zac, – L’Heri­t ier (de l’Ain), – Al­f red de Mus­set, – Paul de Mus­set, – Charles Nodier, – Ma­dame M. Ménes­sier Nodier, – Lou­is Via­rdot. 2 Bde. und ein drit­ter Band mit ei­n er wei­te­ren Sui­te Ta­feln. Pa­r is, J. Het­zel [nur Bd. I:] et Paulin, 1842. 96 hand­k o­l o­r ier­t e und ei­weiß­g ehöhte Holz­schnittTa­feln auf star­k em Ve­lin­pa­pier, zu ­sätz­lich 4 mit an­de­rer Ko­lo­r ie­r ung wie­der­holt, die­sel­ben 96 Ta­feln wie­der­holt auf Chi­n a­pa­pier. Und: 105 Holz­schnitt-Ta­feln auf star­ kem Ve­lin­pa­pier, da­von 104 hand­ko­lo­r iert und ei­weiß­ gehöht, die­sel­ben 105 Ta­feln wie­der­holt auf Chi­na­pa­pier. Zu ­sam­m en etwa 120 Text­holz­schnit­te (da­von der er­ste, ganz­sei­t i­ge in Bd. II ko­lo­r iert). Und: 201 Holz­schnittTa­feln auf star­k em Ve­lin­pa­pier. 4 Bl., 386 S., 3 Bl. Und: 2 Bl., 390 S., 3 Bl.


Quart (275 x 190 mm). Zwei lang­g e­n arb­te oliv­g rü­n e Ma­r o­quin­bän­de und [Bd. III:] ein Halb­m a­r o­quin­band auf glat­te Rücken, mit brei­ten, von meh­re­ren Gold­f ileten ge­rahm­ten, in­tar­sie­r ten Vo­lu­ten in Rosa, Rot, Beige und Oran­ge auf den Rücken und [Bd. I und II:] den Deckeln, wo sie ei­n en brei­ten Rah­m en bil­d en, mit Gold­fileten auf den Steh- und In­n en­k an­ten, bei­gen Le­der­doublü­ ren und mit bei­ger Sei­de be­zo­ge­nen Vor­sät­zen (bzw. Bd. III: Doublü­ren und Vor­sät­z e aus Moi­ré­sei­d en­pa­pier), mit Ganz­g old ­schnitt über Témo­ins, ein­ge­bun­de­nen il­lu­ strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlä­gen (inkl. Um ­schlag­r ücken) so­wie ins­ge­samt 106 ein­ge­bun­de­nen Lie­fe­r ungs­um ­schlä­ gen, auf den Spie­geln si­g niert „E. & A. Mayl­an­der“ und „Dr A. Roudinesco inv.“ , in pas­sen­den Halb­m aroqu­inche­mi­sen mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und Gold­ fileten auf den Decken und in Papp­schu­bern mit Ma­r o­ quin­k an­ten, eben­falls si­g niert von Mayl­an­der. Das schönste bekannte, unikal kolorierte Exemplar von Grandvilles „Haupt­t ri­u mph“ mit spektakulärer Provenienz Das opu­len­t e Werk mit rund 330 Zeich­nun­gen aus dem Staats- und Fa­mi­li­en­le­ben der Tie­re gilt als „l’un des ouvra­ges les plus réussis du temps et le meil­leur de Grandville“ [Ren­onciat 208]. Mit ihm fei­er­t e der Künst ­ler „sei ­nen Haupt ­t ri­u mph“ [Thieme/Becker]; bis heu­t e blieb es „the most cele­bra­t ed of his wo­rks“ [Ray II , 268]. Die Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux lie­gen hier in ei ­nem unik ­a len, ko­lo­r ier ­t en und getrüffelten Ex­em­plar der er­sten Aus­g a­be von nicht zu über­bie­t en­der Pro­ve­n i­enz vor. Das wohl her­vor­ste­chend­ste Merk­m al ist, daß alle 201 Ta­feln ko­lo­r iert sind, zu de­nen vier Doub­le­t ten mit an­de­r em Ko­lo­r it kom ­men (dar ­u n­t er das Fronti­ spiz zu Band I im zwei­t en tira­ge mit ab­wei­chen­der Le­gen­de). Auch die er­ste ganz­sei­t i­ge Ab­bil­dung von Band II bie­t et sich far­big dar. Da in Band I und II je­ weils ein grün be­d ruck­t er Lie­fe­r ungs­u m­schlag der Édit ­ion co­lor­iée ein­ge­bun­den ist, könn­t e man da­von aus­ge­hen, daß die­se re­g u­l är er­schie­nen ist. Doch sind ko­lo­r ier ­t e Ex­em­pla ­r e „de la plus gran­de ra ­r eté“­ [Car ­t er­et]; auch wur­de das Ko­lo­r it samt Ei­weiß­ höhung hier mit ei­ner der­a rt be­ste­chen­den Bril­ lanz und Sorg­falt aus­ge­f ührt, daß man an­neh­men möch­t e, un­se­r e Sui­t e sei im Auf ­t rag des Ver­le­gers als ‚Mu­ster­bei­spiel‘ – in je­der Hin­sicht – ent­stan­ den. Die ko­lo­r ier ­t en Ta ­feln wer­den di­r ekt be­glei­t et von ei­ner ein­ge­bun­de­nen zwei­t en Se­r ie – dies­m al auf Chi­n a­pa­pier; der drit­t e Band ent­h ält eine dritte: wie­der ­u m auf Ve­l in­pa­pier, dies­m al un­ko­lo­r iert. Das Werk er­schien in 100 Liv­r ai­sons mit 99 Um­ schlä­gen (Nr. 50 mit dem Ori­g i­n al-Um­schlag des

er­sten Ban­des). Die bei­den il­lu­strier ­t en Ori­g i­n alUm­schlä­ge auf creme­far­be­nem Pa­pier sind ein­ge­ bun­den; sämt ­l i­che Lie­fe­r ungs­u m­schlä ­ge mit iden­ ti­scher Vi­g net ­t e auf gel­bem bzw. cha ­mois­farbenem Pa­pier fin­den sich im ‚drit­t en‘ Band, dar­ü ber hin­ aus fünf wei­t e­r e, die zu den Lie­fe­r un­gen 1 – 5 „avec ornements différents“ [Car ­t er­et III , 553] er­schie­ nen, und schließ­ l ich ein Vor­ der­ u m­ s chlag zu Liv­rai ­son 16 auf blau­em Pa­pier am Ende von Band II . Zu­ s am­ men mit den bei­ den oben er­ w ähn­ t en Um­schlä­gen der Édit ­ion co­lor­iée zäh­len wir 109 ein­ ge­bun­de­ne Um­schlä ­ge! Hin­z u kommt wei­t e­r es, hoch­i n­t er­es­san­t es Ma­t e­r i­a l: Dem zwei­t en Band nach­ge­bun­den wur­den eine far­ bi­ge Ab­bil­dung des Per­k a ­l in-Ver­l ags­ein­bands (aus dem Ka­t a ­log Gavault), ein il­lu­strier ­t es Wer­be­blatt, so­w ie zwei un­t er­schied ­l i­che vier­sei­t i­ge Pro­spek­t e, ei­ner wie­der ­u m mit ei­ner dop­pelt (in Schwarz ­weiß und in Far­be) vor­h an­de­nen Ta ­fel. Von be­son­de­r em In­t er­e s­se ist eine „Gra­v ure in­é dite, d’un art ­icle non pub­l ié“ [Blei­stift­ver­merk]. Der drit­t e Band ent­ hält schließ­l ich sechs mon­t ier­t e Blätt­chen mit Avis so­w ie zwei wei­t e­r e vier­sei­t i­ge Pro­spek­t e. Die Pro­ve­n i­enz spie­gelt die Be­gehr­l ich ­keit, die sich auf die­ses un­ver­gleich ­l i­che, na­t ür­l ich ta­del ­los er­hal­ te­ne Ex­em­plar seit über ei­nem Jahr­hun­dert ge­r ich­ tet hat: Nach­dem es be­r eits von dem Bi­blio­g ra­phen Jules Brivois getrüf­felt wor­den war, wur­de es auf des­sen Auk­t i­on 1920 von René Des­c amps-Scrive ge­ kauft, der es von Mer­ci­er in Ma­r o­q uin bin­den ließ – so wird es noch von Léo­pold Car­t er­et be­schrie­ben, in des­sen Be­sitz es 1925 über­ge­g an­gen war. Alex­ an­d re Roudinesco füg ­t e die Sui­t e auf Chi­n a­pa­pier hin­z u und ließ die Bän­de nach ei­ge­nem Ent­w urf im „ate­lier célèbre“ [Fléty 125] von Émile und An­d ré Mayl­a n­der mei­ster­h aft bin­den. Spä­t er war das drei­ bän­d i­ge Ex­em­plar im Be­sitz des Mar­seil­ler Ban­k iers Hen­r i Bon­n as­se, des­sen bi­blio­phi­ler Ehr­geiz sich auf die fran­z ö­si­sche Ro­m an­t ik rich­t e­t e, und zu­letzt in der Samm­lung Adri­a n Flüh­m ann. Pro­ ve­ n i­ enz: Jules Brivois (das bei Car­ t er­ et be­ schrie­be­ne Ex­em­plar; Auk­t i­on 1920: frs. 3.350). – René Des­c amps-Scrive (des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log II , 1925, Nr. 350: frs. 7.200). – Léo­pold Car­t er­et (des­sen Ka­t a ­log Très précieux en­sem­ble de livres illustrés du XIXe, 1949, Nr. 35: frs. 250.000). – Il­lu­strier­t es Ex­ li ­bris von Alex ­a n­d re Roudinesco ver­so flie­gen­dem Vor­satz von Band I (des­sen Auk­t i­on 1967, I, Nr. 119: frs. 13.000. – Gold­ge­präg­t es Ex­l i­bris von Hen­r i Bon­ nas­se ver­so flie­gen­den Vor­s ät­z en (des­sen Ka­t a ­log II , 1982, Nr. 81: frs. 106.000). – Adri­a n Flüh­m anns Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ in Bd. I.

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Das ein­zi­ge Vica­ire und Car­t er­et be­kann­t e Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier 288 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux. Vi­g net­ tes par Grandville. Étu­des de mœurs con­tem­po­ra­ines, pub­liées sous la dir­ect­ion de M. P.-J. Stahl [d. i. P. J. Het­zel], avec la col­labo­ra­t i­on de Mes­sieurs de Bal­zac. – L. Bau­de. – E. de La Bédollierre. – P. Bern­ard. – J. Ja­nin. – Ed. Lemoine. – Charles Nodier. – Ge­orge Sand. [Bd. 1 v. 2]. Pa­r is, J. Het­zel et Paulin, 1842. 96 Holz­schnitt-Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, 67 Text­h olz­ schnit ­te. 4 Bl., 386 S., 3 Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (263 x 170 mm). Lang­ge­narb­ter au­ber­g i­ne­farbener ­Ma­r o­quin­band auf vier de­k o­ra­t iv gold­ge­präg­te Bünde, mit gold­g e­präg­tem Rücken­t i­tel in zwei und li­n e­aror­n a­m en­ta­ler Ka­sten­ver­g ol­dung in den üb­r i­gen Rücken­ fel­d ern, auf den Deckeln in ei­n em fet­ten Blind- und ei­n em ma­ge­ren Gold­f ileten­rah­m en ein drei­fa­cher zwi­ schen zwei dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en mit sechs Fleurons, or­n a­m en­ta­le Gold­prä­g ung an den Ein­band­ecken, fünf Gold­f ileten­rah­m en mit gro­ßen Eckfleurons auf den In­n en­k an­ten, mit dun­k el­r o­ten Sei­d en­d oublü­r en und -vor­sät­zen, wei­te­ren Mar­m or­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­ gold­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „René Aus­sourd“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Ma­ro­quin­ kan­ten. Grandvilles ge­lun­gen­stes und be­r ühm­t e­stes Werk war Vica ­i re auch in ei­ner Va ­r i­a n­t e auf Chi­n a­pa­pier be­k annt – al­ler­d ings nur in ei­nem ein­z i­gen Ex­em­ plar des er­sten Ban­des, das 1898 auf der Auk­ti­on von Abel Giraudeau ver­stei­gert wur­de und das er als „rar­issime dans cette état“ [Vica­ire V II , 408] cha ­r ak­t e­r i­sier ­t e – es ist das vor­l ie­gen­de! Auch Léo­ pold Car ­t er­et hat ­t e nichts wei­t er dar ­ü ber her­aus­ fin­den kön­nen: „On co­n naît un tome I im­primé sur pa­pier de Chine“ [Car ­t er­et III , 556]. Von den Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux war zu­n ächst oh­ne­h in nur die­ser eine Band kon­ zi­piert wor­den – ent­spre­chend fin­det sich auf dem Ti­t el kei­ne Band­b e­z eich­nung. Die­ser er­sten Aus­ ga ­be ge­hört auch das vor­l ie­gen­de Ex­em­plar an (die Réim­pres­si­on aus dem glei­chen Jahr hat den al­lei­n i­ gen Ver­le­ger ­n a ­men „Het­z el“). In­so­fern war durch­ aus denk­bar, daß nur die­ser und nicht mehr der

Fol­ge­band auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt wur­de; Car­ ter­et konn­t e nur dar­ü ber spe­k u­l ie­r en, ob „les deux tomes ont été im­primés entièrement sur ce pa­pier“ [ebd.] – sie­he dazu die fol­gen­de Num­mer. Abel Giraudeau und sei­ne Nach­fol­ger hü­te­ten die kost ­ba ­r e Ra ­r i­t ät wie ih­r en Aug­ap­fel. Ein un­b e­ kann­t er Be­sit­z er ließ das Buch von René Aus­sourd, ei­nem „exc­el­lent relieur et très bon doreur“ [Fléty 14], der zu­vor bei Chamb­ol­le-Duru tä­t ig war, bin­ den [vgl. auch Devauc­hel­le III , 243]. Der herr­l i­che, de­ko­r a­t iv ver­gol­de­t e au­ber­g i­ne­far­bene Ma ­r o­q uin­ band ist eben­so wie das Chi­n a­pa­pier des Buch­ blocks in per ­fek­t er Er­h al­t ung auf uns ge­kom ­men. Pro­ve­n i­enz: Abel Giraudeau, des­sen Auk­t i­on am 25.4.1898, Nr. 378 [vgl. Vica­i re VII , 408].

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Das ein zige bekannte vollständige Exemplar auf Chinapapier 289 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Scènes de la vie privée et publique des animaux. Vi gnet tes par Grandville. Étu des de mœurs contemporaines, publiées sous la direct ion de M. P.-J. Stahl [d. i. P. J. Het zel], avec la collaboration de [Bd. I:] Messieurs de Balzac. – L. Bau de. – E. de La Bedollierre. – P. Bern ard. – J. Janin. – Ed. Lemoine. – Charles Nodier. – George Sand [bzw. Bd. II:] MM. de Balzac, – L’Heritier (de l’Ain), – Alfred de Musset, – Paul de Musset, – Charles Nodier, – Madame M. Ménessier Nodier, – Louis Viardot. 2 Bde. Paris, J. Het zel [nur Bd. I:] et Paulin, 1842. 96 Tafeln in Holz schnitt, zu sammen etwa 120 Textholzschnit te. 4 Bl., 386 S., 3 Bl. Und: 2 Bl., 390 S., 3 Bl. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart (265 x 176 mm). Dunkelblau er Halbsaf fian- und Saf fianband, jeweils auf vier flache, mit schraf fier ten Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg ten Rückentiteln und ornamentaler Vergoldung in doppeltem Filetenrahmen in den übri gen Rückenfeldern, mit fet tem und ma gerem Blindfiletenrah men auf den Deckeln, Vorsät zen aus weißem Moiré sei denpapier und Ganz goldschnitt über seitlichen Témoins, in dunkelblau en Halbmaroquinkasset ten mit gold gepräg ten Rückentiteln und dekorativer Ka stenvergoldung, si gniert „Devauchelle“ , zu sammen in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit Maroquinkanten (Bd. I: Vorsät ze an den Rän dern etwas oxydiert, 1 Tafel mit kleinem Randeinriß; Bd. II: S. 389 f. im weißen Rand mit Binneneinriß). Bis weit ins 20. Jahrhundert war von Grandvilles Scènes de la vie privée et publique des animaux nur ein ein zi ges – das in der vori gen Nu mme beschriebene – Exemplar des er sten Bandes auf Chi napapier be­ kannt. So konnte Léopold Car ter et nur mut ma ßen, daß „les deux tomes ont été imprimés entièrement sur ce papier“. Den Beweis für die Hy pothe se er­ bringt dieses ein zi ge bekannte voll ständi ge Exem­ plar auf Chi napapier, wobei Band II kei ne Ta feln hat. Beide Bände liegen in er ster Ausga be vor (von Band I existiert eine Réimpression mit dem al lei ni gen Verleger na men „Het zel“) – fanta stisch erhalten in ei nem älteren Halbsaf fi an­ und ei nem diesen per­ fekt imitierenden, neueren Saf fi an band in schwe­ ren Halbma roquin kasset ten. Provenienz: Samm lung Adri an Flüh mann, des­ sen Eti kett mit Monogramm „awf “ auf den In nen­ deckeln der Kasset ten.

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Die Aff­iche zu Grandvilles be­r ühm­t e­stem Werk, aus der Samm­lung S. Clapp 290 Grandville, J. J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Aff­iche pour l’ in­te­r ieur [un­ten rechts]. Les ani­m aux pein­t s par eux-mêmes. Vie privée et pub­lique. [Pa­r is, 1856]. 1 il­lu­strier­tes lithographiertes Bl. (780 x 553 mm). In mo­d er­n em ver­g la­s ten brau­n en Holz­r ah­m en (815 x 585 mm) (Falz­spu­ren, un­ten im Falz ca. 7cm lan­ ger Ein­r iß und leich­te Knit­ter­spu­ren). Aff­iche mit Affe – ein selbst ­i ro­n i­sches State­ment des Künst ­lers Der sa­t i­r i­sche Künst­ler als Affe und als Äffer – so selbst­ i ro­ n isch führt Grandville auf dem Front­ ispiz zu den Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux sich und sein Tun ein: Auf ei­nem Holz­ ge­r üst sit­z end pin­selt ein Schim­pan­se die Let ­t ern des Buch­t i­t els an ei­nen ge­m au­er ­t en Bo­gen. Da ­bei qualmt eine Pfei­fe, in die ein mensch­li­ches Ant­ litz ge­schnitzt ist; ihr raucht gleich­sam stell­ver­t re­ tend der Kopf – der Geist weht, wo er will. Ihm as­ si­stiert ein dum­mer Hund auf ei­ner Tritt­lei­t er, der der Ver­su­chung nicht wi­der­ste­hen kann, den in die Far­be Grün­span ge­t auch­t en Pin­sel ab­z u­lecken. Von un­t en recken be­r eits di­ver­se Tie­r e neu­g ie­r ig die Köp­fe – dies war das idea­le Mo­t iv auch für die Aff ­iche (780 x 553 mm), auf die das Mo­t iv von Char­ les Émile Matt­h is in Groß über­t ra­gen wur­de: Fisch und Frosch, Vo­gel und Schnecke schei­nen äu­ßerst kauf­w il­l ig zu sein: „En ven­t e ici“ ist das Blatt über­ schrie­ben, „La liv­r ai­son 10 Cen­t imes“ steht am un­ te­r en Bild­r and, und: „La seu­le édit­ion co­mplète à bon marché“.

Eine tie­fe­r e Iro­n ie liegt dar­in, daß Grandville mit die­sem Mo­t iv tat­s äch­l ich ein an­de­r es ‚nach­ä ff ­t e‘, näm­lich Paul Gavarnis Pla­k a­tie­r er auf den Lie­fe­ rungs­u m­schlä­gen zu Les Français pein­t s par eux-mêmes – dies frei­lich mit sol­cher Frei­heit, daß sein künst ­le­r i­scher und hu ­mo­r i­sti­scher Ein ­falls­r eich­ tum nur umso kräf ­t i­ger her ­vor ­t ritt. Bei der be­wor­be­nen Edi­t i­on kann es sich nicht um die Erst­aus­g a­be von 1842 han­deln. Das Pla­k at wur­ de bei A. Chaix als Gillo­t a­ge her­ge­stellt, wie die Signa­t ur „Gil­lot“ in der un­te­r en rech­ten Ecke ver­r ät: Fir ­m in Gil­lot er ­fand die­ses Ver ­fah­r en je­doch erst im Jahr 1850. Zu­dem wur­de der Zeich­ner Charles Émile Matt­h is 1838 ge­bo­r en, so daß der Druck frü­ he­stens aus der Mit­t e der 50er Jah­r e stam­men kann. Daß das Buch, mit dem Grandville „sei­nen Haupt­ tri­u mph“ [Thieme/Becker] fei­er­t e, schon zu die­sem Zeit­punkt all­ge­mein be­k annt war, zeigt sich dar­i n, daß so­g ar die gro­ße Ti­t el­i n­schrift in spie­le­r i­scher Ab­wand­lung wie­der­ge­ge­ben wird: Statt Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux ist zu le­sen: Les ani­ maux pein­t s par eux-mêmes. Vie privée et pub­lique. In die­ser Form ent­spricht der Ti­t el zum ei­nen dem ab­ ge­bil­de­t en Ma ­ler-Duo Affe und Hund, zum an­de­r en spielt auch er auf Les Français pein­t s par eux-mêmes an. Grandvilles küh­ne Mensch-Tier-Kom­bi­n a­t ionen „von fast er­schrecken­der Stim ­m ig­keit“ [Bil­der ­wel­ ten] über­trump­fen das Vor­bild auf je­den Fall im Grad der ka ­r i­k ie­r en­dern Ver ­f rem­dung. Pro­ve­n i­enz: Sam Clapp (Auk­t i­on Chri­stie’s, Pa ­r is, 27./28.5.2002, Nr. 390).

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Ko­lo­r ier ­t e Fe­der­zeich­nung von Grandville 291 [Grandville, d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Un Hi­bou phi­lo­sophe et oiseau de lettres. [Pa­r is, etwa 1842]. Ko­lo­r ier­te Fe­der­zeich­nung (Bild­g rö­ße: 315 x 185 mm). Un­ter lei­nen­be­zo­ge­nem Passe­par­tout, in mo­der­nem ver­ gla­sten silb­r i­gen Holz­rah­m en (488 x 345 mm) (1 Rah­m e­ necke mit klei­ner Ab­split­te­r ung). Eine ge­n ia ­l i­sche Eule in gro­ben ‚Fe­der-Stri­chen‘ Grandvilles Zeich­nung ent­spricht mo­t iv ­i sch sehr ex­a kt ei­ner Holz­schnitt-Ta ­fel aus den Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux (1842) mit der Le­gen­ de Un Hi­bou phi­lo­sophe et oiseau de lettres [Bd. II , vor S. 112]; sie wird dort in star­ker Ver­k lei­ne­r ung wie­ der­ge­ge­ben. Die vor­l ie­gen­de Fe­der ­z eich ­nung mißt statt­l i­che 315 x 185 mm und ist reiz­voll ko­lo­r iert. Die wei­se Eule trägt ei­nen dun­kel­blau­en Man­t el über ei­ner grün, rot und ocker ge­t upf­t en We­ste, die­sel­ ben Far­ben wie­der­ho­len sich un­ge­wöhn ­l ich­er ­wei­se auch in ih­r em Kopf­ge­fie­der.

Im Un­t er­schied zu zwei wei­t e­r en Dar­stel­lun­gen von Eu­len in dem­sel­ben Werk [Bd. I, Ta­feln vor S. 40 bzw. 320], wo die or ­n i­t ho­lo­g i­sche Ana­t o­m ie er­hal­t en blieb, wur­de hier der Tier­kopf auf ei­nen be­k lei­de­t en Men­schen­kör ­per ge­setzt: Die Vo­gel­k ral­len wür­den un­mög­lich in die schwar­z en Lacks­chühchen pas­ sen. Der Hi­bou phi­lo­sophe hat die Arme hin­t er dem Rücken ver­schränkt, in der Hand hält er ei­nen Zy­ lin­der. Der den fül­l i­gen Kör ­per um ­hül­len­de Man­t el ist nach­l äs­sig nur oben an ei­ner Stel­le zu­ge­k nöpft, im Ver­ein mit dem durch gro­be Fe­der­stri­che wie­ der­ge­ge­be­nen strup­pi­gen Kopf­ge­fie­der er­g ibt sich so das Bild ei­nes et ­was un­ge­pfleg ­t en Li­t e­r a­t en. Des­ sen in­t el­lek­t u­el­le Prä ­z i­si­on kon­z en­t riert sich ganz auf den durch­d rin­gen­den Blick aus den grü­nen Au­ gen und den scharf ­k an­t i­gen Ha ­ken­schna ­bel – auch dies ein „cha ­r ak­t e­r i­sti­s che[s] Mensch-Tier ­we­s en von fast er­schrecken­der Stim ­m ig­keit“ [Bil­der ­wel­ ten], hier im ein­d rucks­vol­len groß­for ­m a­t i­gen far­ bi­gen Ori­g i­n al von Grandvilles ei­ge­ner Hand, das den ge­d ruck­t en Holz­schnitt bei wei­t em über ­t rifft.

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Mensch-Tier-Kom­bi­na­t io­nen: zwei Ori­g i­nal­zeich­nun­gen von Grandville 292 [Grandville, d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. [Bild­auf­schrif­ten:] Une patte de lapin aub­out du cor­don. [Und:] La co­nci­erge. [Pa­r is, um 1840?]. 2 la­vier­te und weiß­gehöhte Blei- und Fe­der­zeich­nun­gen (Bild­g rö­ße: 270 x 210/220 mm). Un­ter lei­n en­be­z o­g e­n em Passe­par­tout, in mo­d er­n em ver­gla­sten gold­far­be­nen Holz­rah­m en (435 x 625 mm). In ei­ nem Rah­ men ver­ eint sind zwei la­ v ier­ te Fe­der­z eich­nun­gen, die Grandville zu­z u­schrei­b en sind: Sie sind schö­ne Bei­spie­le der für ihn cha­r ak­

te­r i­sti­s chen Mensch-Tier-Kom ­bi ­n a­t io­nen, in der Form, daß die Köp­fe ei­nes Bä­r en bzw. ei­ner Krähe mensch ­l i­chen Kör ­p ern auf­g e­setzt wer­den: Bei­de ha ­ben nor ­m a ­le Hän­de und sind be­k lei­det. Mo­t iv­ isch wür­den Sie gut zu den Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux (1842) pas­sen, wo sie nahe Ver­ wand­te be­sit­z en: Der Bär trägt die glei­che Mütze wie sein Vet­ter auf ei­ner dor­ti­g en Ta­fel [Bd. I, vor S. 181]; La co­nci­erge hat ein ähn­li­ches Häub­ chen auf wie die ver­w it­we­te Krä­he in den Sou­ve­ nirs d’une vieille co­r neille [Bd. I, nach S. 312]; ihr

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schwar­z er Um­h ang gleicht je­nem auf ei­ner wei­te­ ren Ta­fel [nach S. 314]. Ein kon­k re­t es Vor­bild ließ sich je­doch we­der dort noch in an­de­r en il­lu­strier ­t en Bü­chern Grandvilles aus­m a­chen. Un­ge­wöhn­l ich ist, daß es sich trotz der recht statt­ li­chen Höhe von je­weils 27 cm um halb­fi g­u ri­g e An­sich­t en han­delt – in Grandvilles Buch­i l­lu­stra­t io­ nen ist dies die ab­so­lu­t e Aus­n ah ­me. In­so­fern dürf ­t e es sich nicht um Vor­z eich­nun­gen, son­dern um ‚Por­ traits‘ han­deln, die als Wer­ke für sich ste­hen soll­ ten. Zwar wur­den sie mit flot­tem Strich skiz­z iert, doch gönn­t e der Künst ­ler ih­nen ein zu­s ätz­l i­ches

Lavis von Schwarz und Braun, mit Ak­zen­ten in Wein­rot und Höhun­g en in Weiß. Wäh­rend der Bär eine an eine Kor­del ge­k nüpf­te Ha­sen­pfo­te in der Hand hält und mit ge­bleck­t en Zäh­nen wo­mög­ lich ei­nen gan­z en Ha­sen her­bei­w ünscht, spe­d iert die Pfört­ne­r in ein Bil­let, das mit Blei­stift „a M[on­ sie]ur Gos­se­lin, editeur“ adres­siert ist. Grandville hat nie ein Buch für den Ver­le­ger Charles Gos­se­l in (1793 –1859) il­lu­striert – wel­che Bot­schaft mag der Brief ent ­h al­t en?

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Die Tra­g i­ko­mö­die des All­t ags, in über 200 Zeich­nun­gen 293 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd] und Old Nick [d. i. Paul-Émile Du­r and-Forgues]. Pe­t it­e s misères de la vie humaine par Old Nick et Grandville. [Auf dem Vor­t i­tel:] Joco-Seria. Pa­r is, H. Four­nier, 1843. 2 il­lu ­strier­te Ti­tel, 48 Ta­feln, etwa 165 Text­ab­bil­dun­gen, sämt­lich in Holz­schnitt. 2 Bl., 4 S. ( Ver­lags­pro­spekt), 390 S., 1 Bl., VIII S. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (240 x 155 mm). Lang­ge­ narb­ter mit­tel­brau­n er Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und floralli­nea­rem Rücken­de­kor, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­z en, ein­g e­bun­d e­n em Ori­g i­n alUm ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und ein­ge­bun­de­n em er­sten Lie­fe­r ungs­um ­schlag, auf Vor­blatt si­g niert „Ca­ nape“ , 17. Lie­fe­r ungs­um ­schlag bei­lie­gend (2 Ein­bandEcken mit ge­r ing ­f ü­g i­gen Stauch ­spu­ren, am Schluß 6 Ta­feln pa­pier­be­dingt et­was ge­bräunt und braun­f leckig). Er­ste Aus­g a ­be, un­be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar, mit ein­ge­bun­de­nem Pro­spekt und fünf Fumés Mit die­sem Buch be­frie­d ig­te Grandville das zeit­ ge­nös­si­sche In­t er­e s­se an der Dar­stel­lung von Sit­ ten und Ge­bräu­chen auf un­ge­wöhn­l i­che Wei­se. Er schil­der ­t e die ‚klei ­nen Lei­den des mensch ­l i­chen Le­bens‘ als „la co­mé­d ie du mal­heur, le vaudeville de l’élégie, le coq-à-l’âne du désespoir, l’all­iance du co­m ique et du trag­ique“ [zit. nach Ren­onciat 264]: Kör ­per­l i­che Lei­den, all­t äg­l i­che Miß­ge­schicke, mensch ­l i­che Rei ­be­r ei­en wer­den von Grandville mit „viel Sinn für Si­t ua­t i­ons­ko­m ik und Selbst ­i ro­n ie“ [Bil­der ­wel­t en] in über 200 Zeich­nun­gen „plei­nes de verve, d’humour et de fan­t ai­sie“ [Ren­onciat 265] auf­ ge­spießt. Da­bei mag man den Text­v i­g net­t en „mehr Witz und Ori­g i­n a­l i­t ät“ [Bil­der­wel­t en] zu­bil­l i­gen als den we­n i­ger spon­t an wir­ken­den, mit Le­gen­den ver­ se­he­nen Ta­feln; man kann mit Ray „certain night­ mare scenes (pp. 1, 73, 240) and ex­pe­r i­ments in per­ spective (pp. 94, 137)“ präferie­r en, die be­r eits auf Un au­t re mon­de vor­aus­wei­sen; man kann die fast fil­ mi­sche Qua ­l i­t ät der Se­r ie klei­ner Schat ­t en­r is­se am Schluß des Bu­ches her ­vor­he­ben, die „die ein­z el­nen Pha­sen be­stimm­t er Be­we­g ungs­a b­läu­fe oder lu­sti­ger Epi­so­den ka ­r i­k ie­r en“ [Bil­der ­wel­t en] und evtl. Cham zu­z u­schrei­ben sind [vgl. Ren­onciat 287] – in je­dem Fall ge­hö­r en Grandvilles Zeich­nun­gen in die­sem Werk zu „les meill­eu­r es et les plus spi­r i­tu­el­les de son œuvre d’illustrateur“ [ebd. 265].

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Den Text schrieb Paul-Émile Du­ r and-Forgues (1813 –1883), ali­a s Old Nick, ei­gens für die Il­lu­stra­ tio­nen Grandvilles, der sich und sei­nen Au­tor auf Sei­t e 11 und in der Rah ­men­i l­lu­stra­t i­on des letz­t en Blat­t es ver­ewig­t e [vgl. ebd. 287]. Dies ist die er­ste Va ­r i­a n­t e (er­kenn­bar am Lay­out von S. VIII , vgl. un­ser an­de­r es Ex­em­plar) der er­ sten Aus­g a ­be. Ein­ge­bun­den sind der creme­far­be­ne il­lu­strier ­t e Ori­g i­n al-Um­schlag und der gleich­far­ bi­ge, aber an­ders il­lu­strier ­t e er­ste Lie­fe­r ung ­u m­ schlag; der Um­schlag zur 17. Lie­fe­r ung – auf gel­bem Pa­pier – liegt bei. Vor­ge­bun­den wur­de der vier­sei­t ige Sub­skrip­t i­ons­pro­spekt mit vier Ab­bil­dun­gen, die letz­t e wur­de von Grandville ei­gens für den Pro­spekt ge­z eich­net. Zu die­ser, wie zu vier wei­t e­r en Il­lu­stra­ tio­nen [S. 73, il­lu­strier­ter Ti­tel nach S. 78, S. 213 und 308] lie­gen Fumés auf Chi­n a­pa­pier bei. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 207 und 221, Nr. 29; vgl. Bil­der­wel­ten 163, Nr. 86; Brivois 322 ff.; Car­t er­et III , 471 ff. (mit Um­s chlagAbb.); DBF XI V, 483; Es­c offier 1575; Hi­ler 389; Lip­p er­hei­de Xe 258; Lon­c hamp II , 346; Oster ­w al­der 448; Quér­a rd/Bourque­lot III , 531; Rahir 430; Ray II , 275, Nr. 195; Ren­onciat 258 – 265, 268 (ei­n i­g e Abb.) und 287; Rümann 161; San­der 542; Thieme/ Becker 13, 438; Vica­i re III , 756; zu Ca­n ape: Devauc­hel­le 246 f.; Fléty 37 f.

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rar und et ­w ai­gen Fort­set­z un­gen des Wer­kes; ein bei­l ie­gen­des, ein­sei­t ig be­d ruck­t es Blatt dien­t e als Mu­ster für For­m at und Satz des Bu­ches und wur­de von Four ­n ier hand­schrift ­l ich als Specimen an­nexé au traité be­z eich­net und eben­falls si­g niert.

Mit dem ori­g i­na­len Ver ­t rag zwi­schen Au­t or und Ver­le­ger, Ex­em­plar Brivois 294 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd] und Old Nick [d. i. Paul-Émile Du­r and-Forgues]. Pe­t it­e s misères de la vie humaine par Old Nick et Grandville. [Auf dem Vor­t i­tel:] Joco-Seria. Pa­r is, H. Four­nier, 1843. 2 il­lu ­strier­te Ti­tel, 48 Ta­feln, etwa 165 Text­ab­bil­dun­ gen, sämt­lich in Holz­schnitt. 2 Bl., VIII S., 390 S., 1 Bl. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (etwa 240 x 160 mm). Roh­ bo­gen und lose Ta­feln in 38 il­lu ­strier­ten Lie­fe­r ungs­um­ schlä­gen und il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag, in Papp­ kas­set­te mit gold­ge­präg­tem Le­der­r ücken ­schild (Kas­set­te beschabt, Ori­g i­n al-Um ­schlag am Rücken knicksp­urig und mit Ein­r is­sen, we­n i­ge Ta­feln pa­pier­be­dingt ge­ bräunt). Die Erst ­aus­g a ­be des be­r ühm­t en Buchs im Ex­em­plar von Jules Brivois, tel que paru, mit al­len Um­schlä­gen – bei­l ie­gend der ori­g i­n a ­le hand­schrift ­l i­che Ver ­t rag zwi­schen Au­t or und Ver­le­ger In man­ chen il­ lu­ strier­ t en Bü­ chern ist die Rolle des Zeich­ ners wich­ t i­ g er als die des Textau­ t ors, sei es we­gen der in­h alt­li­chen Do­m i­n anz der Ab­ bil­dun­gen, sei es al­lein we­gen sei ­ner Be­k annt ­heit und Wer­b e­w irk­s am ­keit. In­t ransparant bleibt da­ bei meist die zwi­schen bei­den ver ­m it ­t eln­de Ar­beit des Ver­le­gers. Nicht zu­letzt dar­u m ist der hier vor­ lie­gen­de Ver­l ags­ver ­t rag vom 10. Sep­t em ­b er 1841 Entre les sou­ssignés: Mon­sieur Forgues, homme de lettre […] Et Mon­sieur Four­nier, éditeur, über das Buch­pro­ jekt hin­aus von grund­sätz­l i­chem In­t er­es­se.

Hen­r i Four­n ier (1800 –1888) [vgl. DEL II , 277] hat­ te be­r eits meh­r e­r e Wer­ke mit Il­lu­stra­t io­nen von Grandville her­aus­ge­ge­ben; nun plan­t e er ein Buch mit ihm, das erst noch zu schrei­ben war. Aus dem er­sten Ar ­t i­kel des Ver ­t rags geht in­t er­es­san­t er ­weise klar her­vor, daß Idee und In­itia­t i­ve dazu ein­deu­t ig von dem Ver­le­ger aus­g in­gen: „Mr Four ­n ier, des­i rant pub­l ier un ouv­r a­ge dont le titre et le su­jet so­ient Les pe­tit­e s misères de la vie humaine“ , gibt Forgues den Auf­trag „pour la réd­ac­tion de cet ouv­r a­ge“. Deut­ lich wird auch, daß der et­w as un­k la­r e Dop­p el­ti­ tel auf den Wunsch des Au­t ors nach ei­ge­ner Pro­fi­ lie­r ung zu­r ück­geht. Denn die­ser be­d ing ­t e sich als „mo­d i­ficat­ion“ aus, „que l’ouv­r a­ge aura pour titre principal Joco-Seria“ . Auch die Art und Wei­se sei­ ner Nen­nung auf dem Ti­tel ne­ben dem Il­lu­stra­tor wird ge­n au fest­ge­legt: „Le volume, out­r e le titre ci-des­sus, portera l’ad­d i­ti­on de la note: par MM . Old-Nick & Grandville“, und schließ­lich hin­z u­ge­ fügt, „l’il­lu­stra­t i­on de ce livre étant co­n fiée par M. Four­n ier à cet art­i ste“. Auch das hier ‚bei­l ie­gen­de‘ Buch­ex­em­plar kommt dem Her­stel­lungs­pro­z eß so nahe wie nur ir­gend mög­l ich. Es ist die er­ste Va­r i­a n­t e der er­sten Aus­g a­ be, er­kenn­bar dar­a n, daß der Schluß des In­h alts­ ver­z eich ­n is­ses auf Sei­t e VIII zwei Drit­t el der Sei­t e ein­n immt – so die hand­schrift­l i­che No­t iz von Jules Brivois [!] auf ei­nem Bei­blatt. Und es liegt tel que paru vor uns: in Roh­bo­gen und lo­sen Ta­feln in al­len 38 Um­schlä­gen zu den ins­ge­samt 50 Lie­fe­r un­gen; die­se sind meist creme­far­ben, zwei sind auf gel­bem

Der Ver­t rag wur­de auf den vier Sei­t en ei­nes Dop­pel­ blatts (250 x 175 mm) hand­schrift­l ich von dem Ver­ le­ger Hen­r i Four ­n ier in schwar­z er Tin­t e auf­ge­setzt, si­g niert und zwei­m al (ein­m al blind) mit Tim­bre roy­ al ge­stem­pelt; es han­delt sich also um die Aus­fer­ ti­g ung für den Au­tor Paul-Émile Du­r and-Forgues (1813 –1883), ali­a s Old Nick. Die ins­ge­s amt sie­b en Ar ­t i­kel ent ­h al­t en recht de­t ail­l ier ­t e Fest­le­g un­gen zu Er­schei ­nungs­wei­se, Auf­l a ­gen ­hö­he, Prei­sen, Ho­no­

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Pa­pier ge­d ruckt, die iden­t i­sche Il­lu­stra­t i­on wie­der­ holt die des il­lu­strier­t en Ti­t els. Auch der creme­far­ be­ne Ori­g i­n al-Um­schlag ist da ­bei, der vorn, hin­t en und auf dem Rücken mit nicht im Text vor­kom­ men­den Ab­bil­dun­gen ver­se­hen ist. Wei­t e­r e Zu­g a­ ben sind der vier­sei­t i­ge Sub­skrip­t i­ons­pro­spekt (mit 4 Ab­bil­dun­gen), eine Wer­b e­k ar ­t e (157 x 120 mm), vorn in Rot und Schwarz be­d ruckt und auf der Rück­sei­t e il­lu­striert, so­w ie ein wei­t e­r es ge­fal­t e­t es Wer­be­blatt in Quart ­for ­m at, ein­sei­t ig be­d ruckt mit Aus­z ü­gen aus Buch ­be­spre­chun­gen. An­h and die­ses Ma­t e­r i­a ls zeigt sich, daß dem et­was ab­sei­t i­gen Ti­t el-Son­der ­w unsch des Au­t ors nur un­ voll­kom ­men ent­spro­chen wur­de. Auf dem Pro­spekt heißt es wie ab­ge­m acht: Joco-Seria. Pe­t it­e s misères de la vie humaine. Auf den von Grandville il­lu­strier­t en Lie­fe­r ungs­u m­schlä ­gen, wo der Ti­t el von ei­ner Art Pla ­k at ab­ge­r ollt wird, ist Joco Seria nur un­voll­stän­

dig am obe­r en Rand zu se­hen, auf dem Schmutz­ti­t el steht das Wort in er­r atisc­her Iso­la­t i­on, auf dem Ge­samt ­u m­schlag, dem Haupt- und dem il­lu­strier­ ten Ti­t el fehlt es hin­ge­gen ganz. Un­ser in­d i­v i­dua ­l i­sier ­t es, bi ­blio­g ra­phisch wie buch­ ge­schicht ­l ich höchst si­g ni ­fi ­k an­t es Ex­em­plar stammt aus dem Be­sitz des Bi­blio­phi­len und Bi­blio­g ra­phen Jules Brivois, der wahr­schein­l ich auch die Kas­set­t e in Auf­t rag gab, und wird von Car­t er­et – ohne den Ver­l ags­ver ­t rag – er ­wähnt. Pro­ve­n i­enz: Auf meh ­r e­r en Lie­fe­r ungs­u m­schlä ­gen hand­s chrift ­l i­cher Na ­mens­z ug: Ma­d ame Bin­et. – Jules Brivois, bei­lie­gend ein von ihm pa­r a­phier­t es Blatt mit bi­blio­g ra­phi­scher No­t iz so­w ie ein Aus­ schnitt aus des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log 1920, Nr. 728: frs. 405 (zi­t iert bei Car­t er­et).

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Aff­iche von Grandville 295 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd] und Old Nick [d. i. Paul-Émile Du­r and-Forgues]. [Aff­iche:] Pe­tit­e s misères de la vie humaine. Jocose­r ia. Par Old Nick et Grandville. [Pa­r is], H. Four­nier, [1843]. 1 il­lu­strier­tes lithographiertes Bl. (680 x 515 mm). In mo­der­nem ver­gla ­sten ka ­sta­ni­en­brau­nen und schwarz um­ran­de­ten Holz­rah­m en (745 x 580 mm) (Falz­spu­ren). Wer­be­pla ­k at – klei­ne Lei­den, ganz groß Lau­t er klei­ne Pla­g e­g ei­ster ma­c hen dem eben­ so grim­m ig wie hilf­los drein­blicken­den Herrn zu schaf­fen: Auf dem Sims hin­ter ihm legt sich ein klei­nes, an ei­ner Flü­g el­s chrau­b e auf­z ieh­b a ­r es ‚Zwei­horn‘ ins Zeug, um ihn am Haar­schopf zu zie­ hen, ein Kiepen­kerl gießt ihm eine Flüs­sig­keit in den Nacken, der­weil an dem zu Bo­den ge­fal­lenen­ Zy­l in­der ein spitz­oh­r i­g es Hündl­ein dreist das Bein hebt. Eine Krä­he ent­wen­det ihm die Brief­t a­sche, eine Eule stiebitzt die Ta­schen­u hr, ein klei­ ner Schweins­kopf trägt ge­schäf ­t ig sei­nen Spa ­z ier­ stock fort, und ein bebrilltes holzb­ei­n i­ges Männ­lein schlitzt ihm an der Wade das Ho­sen­b ein auf – al­ler­lei Miß­hel­l ig­kei­t en ver­ei ­n ig ­t e Grandville auf dem Front­ispiz der Pe­t it­e s misères de la vie humaine, das für die­ses groß­for ­m a­t i­ge li­t ho­g ra­phi­sche Werbe­pla ­k at (680 x 515 mm) leicht ver­ä n­dert nach­ge­z eich­ net wur­de. Ne­b en der epitaph­a r ­t i­gen Ti­t el­i n­schrift sind hier zu­ s ätz­ l ich Fah­ nen mit den Na­ men von Au­ t or, Il­lu­stra­t or und Ver­le­g er aus­g e­h ängt, im Vor­der­ grund liest man: „50 Liv.ons à 30 Cent“ und „On sou­scrit ici“. Grandvilles Aff ­iche be­w irbt ei­nes der „meill­eu­r es et les plus spi­r i­tu­el­les de son œuvre d’illustrateur“ [Ren­onciat 265].

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Das ein­zi­ge kom­plet­t e Ex­em­plar in Ein­zel­l ie­fe­r un­gen, mit al­len Um­schlä­gen 296 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Un au­t re mon­de. Trans­for­m at­ions, vis­ions, in­carnat­ions, as­c ens­ions, locomot­ions, ex­plo­rat­ions, pérégrinat­ions, exc­urs­ions, stat­ions. Co­smogo­nies, fan­tas­m ago­r ies, rêve­ ries, folatre­r ies, fa­c éties, lubies. Mét­amorph­oses, zoom­ orph­oses, li­tho­m orph­oses, métempsyc­oses, apo­thé­oses et au­t res choses. Pa­r is, H. Four­nier, 1844. Front­i spiz und 36 ko­lo­r ier­te lose Ta­feln in Holz­schnitt, etwa 150 Text­h olz­schnit­te, teils ganz­sei­t ig. 2 Bl. (in Rot­druck), 295 S., 2 Bl. ( Ver­lags­an­zei­gen); 3 se­pa­ra­te Blätt­chen (Pla­c e­m ent de gra­vur­e s, Ver­lags­an­zei­gen). – Auf star­k em, ro­sa­far­be­n em Pa­pier. – Ti­te­lei und 2 Bl. Ver­lags­an­zei­gen er­schie­nen als 3. Liv­rai­son. Quart (276 x 208 mm). Il­lu ­strier­ter creme­far­be­ner Ori­ gi­n al-Um ­schlag und 34 creme­far­be­ne il­lu ­strier­te Lie­fe­ rungs­um ­schlä­ge, da­von die er­sten bei­den in Schwarzund Rot­druck, zu ­sam­m en in neu­er, bor­deaux­r o­ter, mit Ve­lours aus­ge­leg­ter Halb­k alb­le­d er­k as­set­te mit de­k o­ra­t i­ver Rücken­ver­g ol­dung, si­g niert „Al­ain Devauc­hel­le“ (1 Um ­schlag mit un ­schein­bar ge­schlos­se­nem Rand­ein­r iß, ei­ni­ge Ta­feln kaum sicht­bar braun­f leckig, 2 Ta­feln mit klei­nem Rand­ein­r iß). Grandville als Dem­iurg ei­ner ‚An­de­r en Welt‘ – of ­fen­bar das ein­z i­ge kom­plet ­t e Ex­em­plar in Ein­z el­l ie­fe­r un­gen Dies ist Grandvilles verstörendstes Buch. Die Idee der Mét­amorph­oses scheint im Ti­t el wie­der auf – und zwar dies­m al in mul­t i­pli­z ier ­t er, di­ver­si ­fi ­z ier ­t er, in­ ten­si­v ier­t er Form. Wie schon in den Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux wird der In­h alt des Bu­ches von den Zeich­nun­gen her be­stimmt, doch war die Ge­ stal­ t ungs­ m acht Grandvilles hier un­ gleich grö­ ß er: Das Werk ba­ siert nicht auf der

Ge­s chäfts­idee ei­nes Ver­le­g ers, son­dern auf der Phan­ta­sie des Zeich­ners; auch der Tex­ter ist ihm völ­l ig un­t er­ge­ord­net, der le­d ig­l ich „dans un langage pop­u la­ire accessible à tous, les images co­mplexes et sibyll­i nes du des­sin­ateur“ wie­der­z u­ge­ben hat ­t e. Die­se „in­ver­si­on des fonct ­ions“ [Ren­onciat 230] fin­ det sich be­z eich­nen­der ­wei­se wie­der ­u m gra­phisch aus­ge­d rückt: Der Name des Au­tors Ta­x i­le Delord (1815 –1877), des Chef ­r e­d ak­t eurs des Charivari, fin­ det auf dem Ti­t el kei­ner­lei Er­wäh­nung, er er­scheint erst in ei­ ner Ab­ bil­ dung auf S. 292, wo er sich ge­r a­de­z u ver­schämt im Schat ­t en von Grandvilles mo­nu ­men­t a ­lem Mo­no­g ramm ver­birgt; le­d ig­l ich ein Ti­t el-Me­d ail­lon zeigt Au­t or, Zeich­ner und Ver­le­ ger[?] im Pro­fi l. Die­se voll­stän­d i­ge Eman­z i­pa­t i­on des Zeich­ners ist die not ­wen­d i­ge Ba­sis für die vi­sio­n ä ­r e Er­schaf­f ung ei­ner ‚An­de­r en Welt‘: „Je veux al­ler où me co­ndu­i ra ma fan­t ai­sie; je prét­ends moi-même me servir de guide: Vive la liberté!“ [S. 3]. Die Kri­tik folg­te Grandville lan­ge nur zö­gerl­ich. Car ­t er­et sprach di­plo­m a­t isch von ei­nem „des bons ouvra­ges de Grandville et des plus cu­r ie­u x“, bei Thieme/Becker heißt es, daß „sei­ne Kraft sicht­l ich nach­l äßt“ [Thieme/Becker 13, 438]. Rümann nann­ te die Ta­feln „un­strei­tig sehr schwa­che Lei­stun­ gen“, da­ge­gen be­z eug ­t en die Text ­holz­schnit ­t e ei­nen „gro­ßen Ge­d an­ken­r eich­t um, für den er meist auch eine künst­le­r isch wert­vol­le Fas­sung fand“. Doch war Rümann das Schwel­gen „in ro­m an­t i­scher Phan­t ast­i k“ nicht ganz ge­heu­er, er sprach von ei­ner „über­ rei­chen, ja viel ­leicht auch über ­r eiz ­t en Phan­t a ­sie“ Grandvilles, um dem­g e­g en­ü ber zu be­t o­nen, ihn in­t er­e s­sier ­t en „Pro­ble­me, die fast schon auf die mo­der ­ne Tech­n ik hin­wei­sen“, etwa die der Per­spek­ ti­ve, die er mit „bis da­h in un­ge­k ann­t er Kühn­heit“ be­herr­sche. Doch habe der Künst­ler „den Hö­he­ punkt sei­nes Schaf ­fens […] mit die­sen Il­lu­stra­t io­nen

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be­r eits weit über ­s chrit ­t en“. Mit den tra­d ier ­t en äs­t he­t i­s chen und in ­h alt ­l i­c hen Maß­s tä ­b en war das Werk in der Tat nicht ad­äquat ein­z u­ord­nen – le­d ig­l ich die sur ­r ea ­l i­sti­sche Avant ­g ar­de um An­ dré Bre­ton sah sich durch die­se Bil­der „von ein­ dring­l i­cher Phan­t ast ­i k“ und „vi­sio­n ä ­r e[m] und as­ so­z ia­t i­ve[m] Cha­r ak­t er“ ver­a n­l aßt, „in Grandville ei­nen Vor­l äu­fer zu se­hen“ [Bil­der ­wel­t en]; für John Tenniels Ali­c e in Won­der­l and war ein Bild wie La batail­le des car­tes das un ­m it ­t el­ba ­r e Vor­bild. Erst in jün­ge­r er Zeit be­g ann auch in der Se­k un­d är­l i­t e­r a­ tur eine Um­wer­tung. Für Gott­fried Sello ist die mit Un au­t re mon­de be­g in­nen­de letz­t e und kür­z e­ste Schaf ­fens­pha­se Grandvilles „der künst ­le­r i­sche Hö­ he­punkt, der de­fi ­n i­t i­ve Bruch mit der Kon­ven­t i­on, die – von Las­salle pro­g ram ­m ier ­t e – ‚Über­le­gen ­heit des Sub­jekts über die Welt sei­ner Über­l ie­fe­r un­gen‘“ [Sello]. Auch Gor­don N. Ray wür­d igt die Pio­n ier­ tat ei­nes Ein­z el­nen: „In this rem­a r­k ab­le book, of the bol­dest pos­sible ori­g i­n al­ity, Grandville dar­ed to reveal his dream wo­rld to the pu­blic“ [Ray II , 276]. Da­bei ver­kennt er kei­nes­wegs, daß der „leap into an uncanny wo­rld […] bewil­de­r ed and ali­en­ated at least part of his lar­ge pu­blic“ [ebd. 268]. Die Ir­r i­ ta­t i­on konn­t e nur noch grö­ßer wer­den, als Grand­ ville nach schwe­r en Schick­sals­schlä­gen die­se Welt bald nicht mehr ver­stand und be­r eits 1847 in ei­ner Heil­a n­stalt „in be­g in ­nen­der gei­sti­ger Um ­n ach­t ung“ [Rümann 163] ver­starb. The­m a des Bu­ches ist die Rei­se auf ei­nen fremd­ ar ­t i­gen Pla ­ne­t en, ein gi­g an­t i­scher „par­cours par­ odique“ für Grandvilles „idéaux phi­lo­soph­iques, scientifiques, économiques et religieux, de ses eng­ouements, in­vent ­ions et préoccupat ­ions: le ro­ m an­ t isme, le mach­ i nisme, le so­ c ialisme, l’ar­ gent, le feuil­ le­ t on, la réclame, l’an­ g lo­ m a­ n ie, la phil­a ntropie, la phrénologie, etc.“ [Ren­onciat 230]. Da ­bei ist das Phan­t a­sti­sche, wie An­n ie Ren­onciat be­t ont, durch­aus kein zweck ­f rei­e s Spiel, son­dern durch­z o­g en von ei­ner mo­r a ­l i­s chen Per­spek­t i­ve, die uns „toutes nos er­r e­u rs, per­vers­ions, aber­r at­ ions, dépravat­ions, et monstruosités“ [ebd. 241] vor Au­gen führt. So ent­spricht der my­sti ­fi ­z ier ­t en Ver­ kehr­ten Welt eine gna­den­lo­se Ent­z au­be­r ung der uns­ ri­gen: „L’et ­r ange,­l ’ab­sur­de, le monstrueux doivent pro­vo­q uer le choc qui déclenche la re­fle­x i­on“ [ebd.]. Da­ b ei sind es nicht nur die We­ s en und Din­ ge selbst, die mon­strö­se For ­men an­neh­men und de­nen Bru­egels oder Boschs nicht nach­ste­hen: in Ge­stalt ver ­mensch­l ich­t er Tie­r e und Pflan­zen, dop­pel­köpfi­ger Chi­m ä­r en, tech­n i­scher Ap­pa­r a­t e oder na­t ür­l i­cher und kos­m i­scher Wun­der. Viel­mehr ist es die Art der

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Wahr ­neh ­mung selbst, die das Wahr­g e­nom ­me­ne ver ­f rem­det: die Ver­s chie­bung der Pro­p or ­t io­nen von Groß und Klein, die küh­ne Vo­gel­per­spek­t i­ve, die op­t i­sche Ver ­z er ­r ung, über­h aupt der ir ­r i­t ie­r en­ de per­spek­t i­v i­sche Wech­sel. So ist Un au­t re monde nicht nur ein blo­ßes Phan­t a­sie­pro­dukt, viel­mehr wird der Künst­ler se­hend und auf-zeich­nend zu ih­ rem Dem ­iur­gen. Die er­ste Aus­g a­be – „très bien im­primé sur vélin fort“ [Car­t er­et] – liegt hier im pre­mier tira­ge als ein­ zig be­k ann­t es Ex­em­plar noch in Roh­b o­g en und lo­sen Ta ­feln vor, auf zart ­r o­sa ge­t ön­t em Pa­pier, mit al­len Lie­fe­r ungs­u m­s chlä­g en und dem Ori­g i­n alUm­schlag, je­weils mit Il­lu­stra­t io­nen, die im Buch nicht wie­ der­ holt sind – ein unik­ a les Ex­ em­ plar, na ­he­z u in Best­z u­stand, ge­schützt von ei­ner mo­der­ nen Halb­le­der­k as­set ­t e von Al­a in Devauc­hel ­le. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 209 f. und 221, Nr. 30; Bil­der­wel­t en 156; Brivois 410; Car ­t er­e t III , 285 und 287 (Um­s chlag.-Abb.); Es­ coffier 1629 f.; Hi­ler 388; Lon­c hamp II , 125; Oster­w al­der 448; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 151; Ray II , 275 ff., Nr. 196; Ren­onciat 230 – 253 (mit zahlr. Abb.) und 287; Rümann 162; San­der 214; Sello 16; Vica­i re III , 132 f.

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In einem der schönsten Verleger ein bände der Romantik, aus dem Besitz von Léopold Car ter et 297 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Un autre mon de. Transfor mat ions, visions, incarnat ions, ascensions, locomot ions, explorat ions, pérégrinat ions, excursions, stat ions. Cosmogonies, fantasmagories, rêveries, folatreries, facéties, lubies. Métamorphoses, zoomorphoses, lithomorphoses, métempsyc oses, apothéoses et autres choses. Paris, H. Four nier, 1844. Front ispiz und 36 kolorier te Tafeln in Holz schnitt, etwa 150 Textholz schnit te, teils ganz seitig. 2 Bl. (in Rotdruck), 295 S. Quart (260 x 183 mm). Schwar zer Perkalin-Verlagseinband auf glat ten, reich in Gold und Farben illu strierten Rücken, die Deckel mit blind gepräg tem Rahmenwerk und gold gepräg ten Illu strationen, vorn auch in Farben intarsiert, und si gniert „Liebherre“ , mit gelben Glanzpapiervor sät zen und Ganz gold schnitt, in mit Velours ausge schla genem Pappschuber mit schwar zen Maroquinkanten (streckenwei se leicht braunfleckig).

Die er ste Ausga be von Grandvilles merk wür dig­ stem Buch liegt hier als premier tira ge in ei nem wun­ der schönen, in Gold und Farben il lu strier ten Ver­ lagsein band vor: Dieser ist nicht ein mal berieben, so daß die farbi gen Ak zente in leuchtender Fri sche voll zur Geltung kom men. Die Plat te auf dem Vor­ der deckel wur de von dem zwi schen 1842 und 1859 täti gen Graveur Liebherre si gniert. Sie zeigt den inter pla neta ri schen Über gang des al le gori schen Paa res der Charge und der Phantai sie auf ei nem Wol ken steg von der ancien zur autre mon de, begleitet von al lerlei Phanta siewesen. Auf dem Hinter deckel ist ein Rei sender auf ei nem futu ri sti schen Dampf­ boot zu sehen. Provenienz: Dreiz ei li ger hand schrift licher Ver merk mit Kopier stift von Léopold Car ter et auf ei nem Vor­ blatt. – Des sen Kata log Très précieux en semble de livres illustrés du XIXe, 1949, Nr. 36: frs. 20.000.

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Sehr seltene Va riante des Verlagsein bands 298 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Un autre mon de. Transfor mat ions, visions, incarnat ions, ascensions, locomot ions, explorat ions, pérégrinat ions, excursions, stat ions. Cosmogonies, fantasmagories, rêveries, folatreries, facéties, lubies. Métamorphoses, zoomorphoses, lithomorphoses, métempsyc oses, apothéoses et autres choses. Paris, H. Four nier, 1844. Front ispiz und 36 kolorier te Tafeln in Holz schnitt, etwa 150 Textholz schnit te, teils ganz seitig. 2 Bl. (in Rotdruck), 295 S. Quart (261 x 183 mm). Verlagseinband von grünem Saffi an auf glat ten, or namental gold gepräg ten Rücken, auf den Deckeln in doppeltem fet ten Blindfiletenrahmen ähnliches, sehr dekoratives Rahmenwerk in Goldprägung, mit gelben Glanzpapiervorsät zen und Ganz goldschnitt (Rücken mit winzi ger Kerbe, eine Einband-Ecke mit kleiner Stauch stelle, an den Rän dern streckenwei se gering braunfleckig).

Im Verlagsein band aus grü nem Saf fi an mit schöner or na menta ler Goldprä gung Vor uns liegt ein weiteres Exemplar des premier tirage (er kenn bar an den un gefüllten Ver sa lien der mei sten Bild le genden [vgl. Renonciat 287]) der er sten Ausga be von Grandvilles merk wür dig stem Buch, wieder um in ei nem Verlagsein band, doch diesmal in grü nem Saf fi an leder mit sehr dekora­ tiver romanti scher Goldprä gung – diese im Maggs­ Kata log 661 abgebildete Va ri ante wird schon dort als „très rare“ bezeich net [vgl. Maggs 661, Nr. 221 und Ta fel LXXII]. Man vergleiche auch das in ei nem abweichenden Verleger ein band erhaltene Exemplar der Samm lung R. & B. L(oliée), Auk tion 10.10.2017, Nr. 45: € 37.500.

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Eine Hom­ma­ge an Grandville: zeit­ge­nös­si­sches Ma­nu­skript mit 38 Fe­der­zeich­nun­gen 299 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Un Au­tre Mon­de. Man­u scrit et 38 Des­sins originaux. Ohne Ort, [auf dem Ti­tel:] 1844. 38 ori­g i­n a­le Fe­der­zeich­nun­gen im Text. Hand ­schrift­li­ ches Ti­tel­bl., 9 lee­re Bl., 36 hand­schrift­li­che Bl., 1 lee­res Bl., 4 Bl., 1 lee­res Bl. Quart (250 x 190 mm). Dun­k el­g rü­ner Halb­saffi­an­band der Zeit auf vier Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ti­tel und drei­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­k ompartim­en­ten, mit Rah­m en­werk aus Blind­ fileten auf den Deckeln und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, in ei­ner gold­ge­präg­ten, dun­k el­g rü­nen und mit Wild­le­ der aus­ge­schla­ge­nen Saf­f i­an­le­der­k as­set­te von Jean Luc Honeg­ger (Pa­pier schwach braun­f leckig, 2 Bl. mit klei­ nem un­ter­leg­ten Rand­ein­r iß). Ma ­nu­skript mit 38 Fe­der­z eich­nun­gen – eine zeit ­ge­nös­si­sche Hom ­m a ­ge an Grandville Das ku­r io­se Ma­nu­skript ist ein Zeug­n is für die un­ ge­heu­r e Po­pu­l a ­r i­t ät, de­r en sich Grandville in der Zeit der Ro­m an­t ik er­f reu­t e. Sie war ver­bun­den mit ei­nem nicht min­der gro­ßen Drang zu Nach­a h­mung und Plagiierung in ge­d ruck­t er Form, ge­gen die er ver­geb­l ich pro­t e­stier ­t e und po­le­m i­sier ­t e, mit der mas­sen­h af ­t en Ver ­wer ­t ung sei­ner Mo­t i­ve, etwa auf Bil­der­b ö­gen und Fa­yence-Tel­lern [vgl. Ren­onciat 64 f.], aber auch der ehr ­f ürch­t i­gen Imi­t a­t i­on von pri­va­t er Hand. Für die­se letz­t e Form der Ver­eh­r ung ist das vor­l ie­gen­de Ma­nu­skript ein Bei­spiel von her­ aus­r a ­gen­der Qua ­l i­t ät und Ku ­r io­si­t ät. Es gibt über wei­ t e Strecken sei­ t en­ g e­ t reu die er­sten Ka­pi­t el des Druck­t ex­t es ein­schließ­l ich der Text ­a b­bil­dun­gen und Ta ­feln wie­der: von der Apo­ théose du docteur Puff bis zur Révolut ­ion végét­ale [S. 9 – 64]; das an­schlie­ßen­de Ka­pi­t el Un voy­a ge d’Avril [S. 65 – 72] so­w ie Les Amo­urs d’un pan­t in et d’une étoile [S. 97 –104] wer­den ver­k ürzt dar­ge­bo­ten. Die lie­ be­vol­len Fe­der­z eich­nun­gen in brau­ner Tin­t e wur­ den mit er­staun­l i­cher Ge­n au­i g­keit und ei­ner gro­ßen Lie­b e zum De­t ail aus­ge­f ührt. Dar ­ü ber hin­aus ist der Text ein Do­k u­ment der Kal­li­g ra­phie, in­dem er

un­t er­schied­l i­che For ­men von Schreib- und Druck­ schrift kom­bi­n iert. Wäh­r end sich von den be­lieb­t en Mét­amorph­oses du jour ge­le­gent ­l ich Al ­b en mit Ko­pi­en an­t ref ­fen las­ sen, ist dies bei dem sper­r i­gen Werk Un au­t re monde nicht der Fall: Dies ist das ein­ z i­ g e be­ k ann­ te Ex­em­plar ei­ner il­lu­strier ­t en Ab­schrift, die zu­dem in her ­vor ­r a­gen­dem Zu­stand und in ei­nem zeit ­ge­ nös­si­schen Ein­band er­h al­t en ist. Des­sen Rücken­ de­kor wird von der ge­d ie­g e­nen Le­der­k as­s et ­t e ge­schmack ­voll auf­ge­g rif ­fen. Pro­ve­n i­enz: Ge­d ruck­t es Na ­mens­schild „F. SAVA­ RIT “ auf dem Ti­t el. – Ex­l i­bris von Ray Livings­t one Murphy auf dem Spie­gel.

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Mo­nu­men­t a­le Aff­i che zu Grandvilles Un au­t re mon­de 300 Grandville, I. J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. [Aff­iche:] Un au­tre mon­de. [Pa­r is], H. Four­ nier, [1844]. 1 il­lu ­strier­tes lithographiertes Bl. In mo­d er­n em (830 x 630 mm).

ver­g la­s ten

brau­n en

Holz­r ah­m en

Ball­spiel mit ei ­nem Pla ­ne­t en – ein mo­nu ­men­t a ­les Blatt in traum ­h af ­t er Er­h al­t ung Zwei­bei­n i­ge Ten­n is­schlä­ger sprin­gen im Drei­eck: Wen wird die rie­si­ge Ku­gel tref­fen, die aus dem Nichts oder dem All auf sie zu­ h ält? Auf mehr­fa­che Wei­se setzt Grandville die „an­de­r e“, die „ver­ kehr­t e Welt“ auf die­sem Pla­k at ins Bild, mit dem er sein wohl verstörendstes Buch be­warb: Ge­gen­stän­ de wer­den le­ben­d ig, Grö­ßen ­m aß­stä ­be ver ­t auscht, Spie­le­r i­sches wird be­d roh ­l ich, Ba ­n a ­les kos­m isch, und die ‚Welt-An­s chau­u ng‘ of ­fen­bart Wer­bung: Denn der Glo­ bus, der über den zart­ b e­ s ai­ t e­ t en Schlä­ger-Köp­fen schwebt, ist von Buch­sta­ben be­ sie­delt, die eine Welt und zu­gleich ein Buch be­deu­ ten: Ti­tel, die Na­men von Zeich­ner, Ver­le­ger und schließ­l ich eine Preis­a n­g a­be sind dort zu le­sen: „50 Cent. mes [/] La liv­r ai­son“ – gün­sti­ger kann man eine Au­t re mon­de kaum er ­wer­ben!

Mo­t iv­i sch steht die Zeich­nung der Aff ­iche mit dem be­leb­t en Front ­i spiz des Bu­ches in Ver­bin­dung, wo u. a. zwei mit dem Ti­tel be­schrif­te­te Glo­b en und ein Ten­n is­schlä­ger-Männ­lein zu ent­decken sind; in­ halt­l ich könn­t e man sie dem Ka­pi­t el Les my­stères de l’ in­f ini zu­ord­nen, das – auch räum­l ich – den Mit­t el­ punkt des Ban­des bil­det [S. 137 –144]. Doch stellt die Il­lu­stra­t i­on eine völ­l ig neue Bild­er ­fi n­dung dar, die sich so nir­gend­wo im Buch wie­der­fi n­det. Sie ist zum ei­nen auf das gro­ße For­m at ab­ge­stellt, das der ‚kos­m i­schen Lee­r e‘ ge­nü­gend Raum bie­t et, zum an­ de­r en auf die Tech­n ik der Li­t ho­g ra­phie: Der Druck von Jo­seph Lemercier gibt die wei­che Kör­n ig­keit des flä­chi­gen Hin­t er­g runds ohne Ver­lust wie­der; ver­stärkt wirkt des­sen ‚krib­beln­der‘ Ein­d ruck noch durch die leicht auf­ge­r auh­t e Ober ­fl ä­che des Ve­l in­ pa­piers. Die­ses hat zu­dem ei­nen gelb­l i­chen Ton, was eine sur­r eale, fast ‚schwef­li­ge‘ At­mo­sphä­r e er­ zeugt. Phan­ta­stisch wirkt zu­letzt auch die ma­kel­lo­se Er­h al­t ung des emp­fi nd­l i­chen Blat ­t es: Die Au­ tre mon­de er­scheint wie neu! Li­t e­r a­t ur: Zum Buch: Beraldi V II , 209 f. und 221, Nr. 30; Bil­der­ wel­t en 156; Brivois 410; Car­t er­et III , 285 und 287 (Um­s chlag.Abb.); Es­c offier 1629 f.; Hi­ler 388; Lon­champ II , 125; Oster­w al­ der 448; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 151; Ray II , 275 ff., Nr. 196; Ren­onciat 230 – 253 (mit zahlr. Abb.) und 287; Rümann 162; San­ der 214; Sello 16; Vica­i re III , 132 f.

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ge­n au die­ser Pro­ble­m a­t ik stell­t e sich Grandville in den Cent prov­er­bes, dazu an­ge­r egt von Hen­r i Four­ nier, der die ‚vi­sio­n ä ­r e‘ Fä ­h ig­keit des Zeich­ners, „à tradu­ire messa­ges, ma­x i­mes et ada­ges, à fi­g ur­ er l’ab­str­ac­t ion“ [Ren­onciat 182], zur Ge­nü­ge aus dem ein Jahr zu­vor von ihm ver­leg­t en Buch Un autre­ mon­de kann­t e. Hier nun ging es um sprach­l ich-li­t e­r a­r i­sche Klein­ for­men, die ins Bild zu set­zen wa­r en, „la métaphore, le burlesque, le jeu de mots“ [ebd.], doch zu­gleich um ihre Er ­wei­t e­r ung: „L’il­lu­stra­t i­on n’est pas enlumi­ nure mais il­lu ­m i­n a­t i­on: elle inv­en­t e un re­l ais maté­ riel entre l’au­t eur et le lecteur et rend le sens sen­si­ ble aux sens“ [ebd.]. Die Zeich­nung dient nicht nur der Aus­schmückung, sie be­freit den Spruch viel­ mehr aus Ab­strak­t i­on, Er­star ­r ung und Kli­schee, sei es durch Ele­men­t e der In­sze­n ie­r ung und Ak­t ua ­l i­ sie­r ung, des Ver­gleichs oder des Kon­t rasts; den ein­ zel­nen Satz über­f ührt sie ge­r a­de­z u in eine „rhéto­ rique pro­l ixe des images“ [ebd. 183].

Ex­em­plar der Groß­für­stin Ma­r ia von Ruß­land 301 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Cent prov­er­bes par Grandville et par [Vi­g net­te mit drei Pro­f il­köp­fen un­ter ei­ner Nar­ren­k ap­pe]. Pa­r is, H. Four­ nier, 1845. 51 Holz­schnitt-Ta­feln mit Sei­den­vor­sät­zen, je 50 Text­il­lu ­stra­t io­nen, Kopf­vi­g net­ten und Zier­in­itia­len, 1 Ti­telund 1 Schluß­vi­g net­te, sämt­lich in Holz­schnitt. 2 Bl., 400 S. Ok­tav (222 x 138 mm). Ro­m an­t i­k er­ein­band aus dun­k el­ grü­nem Saf­f i­an auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, rei­chem De­k or in Gold- und Blind­prä­g ung, Gold ­schraf­fen auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und mar­ mo­r ier­tem Schnitt ( Vor­sät­ze rand­ge­bräunt, strecken­wei­ se et­was braun­f leckig). „ La sag­e s­se des nat­ions“ – ver­bild­l icht von Grandville Ein brei­t es Spruch­band um­w in­det ei­nen Pal­men­ baum, nach des­sen Spruch-Blät­t ern sich die Hän­de aus ei­ner Men­schen ­men­ge recken: „Les prov­erbes sont la sag­es­se des nat­ions“ – ein son­der­ba­r er Baum der Er­kennt ­n is, be­gos­sen von ei­nem grei­sen Kö­n ig, ne­ben dem sich ein Land­m ann ver­g nügt auf sei­nen Spa­t en stützt. Daß in ei­nem Sprich­wort Weis­heit stecke, ist ein eben­s o wohl­fei­ler wie un­a n­s chau ­l i­cher Spruch; sei­ne Stim ­m ig­keit er ­weist sich erst im kon­k re­t en Kon­text und in der sinn­li­chen Er­fah­r ung – und

Hun­dert Sprich­wör ­t er er­ge­ben hun­dert Bil­der, 50 da­von auf Ta­feln, 50 als Text­a b­bil­dun­gen. Wie in an­de­r en Bü­chern Grandvilles er­g ibt sich auch in Cent prov­er­bes die Fra­ge nach der Rol­le der Be­gleit­ tex­t e. Sie wird ein­deu­t ig be­a nt ­wor ­t et: Nir­gend­wo fin­det sich ein ex­pli­z i­ter Hin­weis auf die durch­ aus re­nom ­m ier ­t en Au­t o­r en Émile Du ­r and-Forgues (Old Nick), Ta­ x i­ le Delord, Ar­ no­ u ld Fremy und Am­édée Ac­h ard [vgl. Vica­ire], die le­d ig­lich durch die drei­gesichtige Ti­t el­v i­g net ­t e re­prä­sen­t iert wer­ den, wäh­r end Grandville dar ­ü ber als ei­gent ­l i­cher Ur­he­ber ge­n annt ist – zu­dem ist er auf S. 354 mit ei­nem Selbst ­por ­t rait prä­sent. Nicht die Il­lu­stra­t ion,­ son­dern die sprach­l i­c he Er­l äu­t e­r ung be­kommt ei­nen die­nen­den Cha ­r ak­t er zu­ge­w ie­sen. Zu­gleich nimmt sich Grandville in die­sem Spät­werk in ge­w is­ser Wei­se zu­r ück: Sei­ne ty ­pi­sche MenschTier-Kom ­bi­n a­t i­on wird „nicht mehr so kon­se­q uent an­g e­w andt. Häu ­fi g er­schei­nen Mensch und Tier ne­b en­ein­a n­der wie zwei Fa­c et ­t en ein und des­sel­ ben We­sens“ [Bil­der­wel­t en 164]. Viel­leicht hat dies zu dem Ur­t eil An­l aß ge­ge­ben, daß in den Cent prov­er­bes „sei­ne Kraft sicht­lich nach­läßt“ [Thieme/ Becker 13, 438]. Klas­sisch und „be­w ußt re­t ro­spek­ tiv“ wirkt die An­ord­nung von Bild und Text so­w ie die Ge­stal­t ung der Vi­g net ­t en selbst: „Kopf­l ei­sten aus Ban­del­werk, Rocaillen oder klei­ne Pro­sze­n ien, or ­n a ­men­t ier ­t e In ­itia ­len, Schluß­v i­g net ­t en, die das Ge­sche­hen noch ein ­m al, fast al­le­go­r isch, kom ­men­ tie­r en, so­w ie ge­son­der ­t e Ta ­feln, die die Pa ­r a ­b el il­lu­stra­t iv ver­deut ­l i­chen, ste­hen noch ganz in der

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Tradition der Buch il lu strationen des 18. Jahrhun­ derts“ [Bilder welten 164]. Dies zeigt uns kei nen „Grandville penchant du côté où il doit tomber“ [Beraldi V II , 207 f.], sondern ei nen überle genen Il lu strator, der in ei ner „bril lante démonst ration d’une tech nique variée de traduct ion“ [Renonciat 182] die über zeit liche Gültigkeit der Spruchweis­ heit und ihre sinn liche Ver gegenwär ti gung mit ein­ ander ver ei nigt. Die er ste Aus ga be die ses „livre estimé, un des meilleurs de Grandville; rare en bel état“ [Car ter et] liegt in ei nem sehr schönen Exemplar und in ei nem tadel los erhaltenen zeit genössi schen Romanti ker­

ein band vor, den wohl die il lu stre Besit zerin, Ma ria Nikolajewna, Großfür stin von Rußland (1819 –1876) in Auf trag gab. Provenienz: Wappenex li bris mit gekröntem russi­ schen Doppel ad ler von Ma ria Nikolajewna, Groß­ für stin von Rußland, der Tochter von Zar Ni ko­ laus I. und Gat tin von Ma xi mi li an de Beau harnais, Her zog von Leuchten berg. – Dar unter Ex li bris von Paul Gavault, des sen Auk tion V, 1951, Nr. 1951: frs.51.000. Literatur: Beraldi V II , 207 f. und 221, Nr. 31; Bilder welten 163 f., Nr. 87; Brivois 89 f.; Car ter et III , 282; Lonchamp II , 88; Oster­ walder 448; Quér ard/Bourquelot I V, 151; Rahir 447; Renonciat 178 –183 und 287; Rümann 161; Sander 145; Vica ire III , 1123 f.

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Im intarsierten Mosa ikein band von Samblanx 302 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Cent proverbes par Grandville et par [Vi gnet te mit drei Profilköp fen unter einer Narrenkappe]. Paris, H. Fournier, 1845. 51 Holz schnitt-Tafeln, je 50 Text illu strationen, Kopfvignet ten und Zier initialen, 1 Titel- und 1 Schlußvignette, sämtlich in Holz schnitt. 2 Bl., 400 S. Groß-Ok tav (234 x 150 mm). Alt rosa Maroquinband auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel, auf Rücken und Deckeln reich ver ziert mit romanti schem Dekor in Goldprä gung sowie Intarsien in Rot und Grün, mit Goldfilete auf den Steh- und breiter Dentellebordüre auf den Innenkanten, mit mar morier ten Vorsät zen, eingebun denem illu strier ten Ori ginal-Um schlag und Kopfgold schnitt, am Fuß si gniert „Ch. de Samblanx, rel.“ , in Pappschuber.

Grandvilles Spät werk über die Spruchweisheiten der Völ ker, ein „livre estimé“ und für Car ter et „un des meilleurs de Grandville; rare en bel état“, liegt hier als absolut per fekt erhaltenes Exemplar der Erst ausga be im Mei ster ein band mit romanti schem Mosa ikdekor des ver sier ten bel gischen Buch binders Charles de Samblanx (1855 –1943) vor [vgl. Du bois d’Enghien 147 –152; La reliure en Belgique, 27 ff., 290 ff. und 158 –181, Nr. 95 –107]. Provenienz: Auf dem Spie gel Ex li bris des bel­ gi schen Indu striel len und Mä zens Paul Au gu ste Cyril le ba ron de Lau noit (1891 –1981), der 1929 in den Stand ei nes Ba rons erhoben wor den war.

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Im il lu strier ten Ma roquin­Verleger ein band 303 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Cent proverbes par Grandville et par [Vi gnet te mit drei Profilköp fen unter einer Narrenkappe]. Paris, H. Fournier, 1845. 51 Holz schnitt-Tafeln, je 50 Text illu strationen, Kopfvi gnet ten und Zier initialen, 1 Titel- und 1 Schlußvi gnette, sämtlich in Holz schnitt. 2 Bl., 400 S.; separat 4 S. ( Verlagsprospekt). Groß-Oktav (230 x 144 mm). Geglät teter dunkelbrauner Maroquinband auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel zwi schen romanti schem Dekor in Goldprägung, auf beiden Deckeln in dreifachem Goldfiletenrahmen identi sche große Illu stration in Goldprä gung, mit mar morier ten Vorsät zen und Ganz gold schnitt (durchgehend leicht stockfleckig). Die Erst aus ga be von Grandvilles Spät werk liegt hier im Ver le ger ein band vor, und zwar in der Vor zugs va ri ante aus ge glät tetem dun kel brau nen Ma roquin [vgl. Mal avieille 176, Nr. 55]. Auch der

vier seiti ge il lu strier te Verlagsprospekt liegt, ein mal gefaltet, bei. Eine Besonderheit ist die gold gepräg te Deckel il lus­ tration. Sie gibt weder eine Abbbildung, noch ein Sprichwort aus dem Buch wieder, sondern stellt ein zu sätz liches Bon mot bild lich dar: „Der Krug geht solan ge zum Brun nen, bis er bricht“. Der bauchige, schon ein mal gefl ick te, nun aber end gültig zerbro­ chene Krug liegt neben dem Brun nen in ei ner gro­ ßen Wasserlache. Doch Grandville gibt noch eine szeni sche Zutat, welche das Bild gleich sam zu ei ner Fa bel er weitert: Am Brun nen becken um schleichen Katz und Maus ein ander, wie Men schen auf zwei Bei nen gehend. Die Kat ze ver sucht eine Ger te hinter ih rem Rücken zu verber gen, doch die Maus zeigt im Weggehen mit dem Fin ger dar auf: Sie scheint das Verhält nis zwi schen Opfer und Täter ein für al lemal auf zu­ kündi gen.

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Exemplar von Paul Gavault 304 Grandville, J. J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér ard]. Les fleurs animées, par J. J. Grandville, introduct ions par Alph[onse] Karr, texte par Ta xile Delord. 2 Bde. Paris, Gabriel de Gonet, 1847. Kolorier tes Front ispiz in Holz schnitt, 28 kolorier te Stahl stiche. Und: Kolorier tes Front ispiz in Holz schnitt, 22 kolorier te Stahl stiche, 2 botani sche Tafeln in Holzschnitt; 2 Seiten mit Noten. – Die Tafeln auf Kar ton. 262 S. Und: 2 Bl., S. [263]-364; I V S., 62 S., 1 Bl.; I V S., S. [65]-132. Quart (262 x 180 mm). Identi sche dunkelblaue PerkalinVerlegereinbän de auf glat te Rücken mit gold gepräg ter Rücken- und Deckelillu stration nach Grandville, die Deckel mit fet tem und ma gerem Blindfiletenrahmen, mit weißen Glanzpapiervorsät zen und Ganz gold schnitt, si gniert Lenègre (vereinzelt minimal braunfleckig; Bd. II: Vorsät ze er neu ert). Grandvilles gra ziöses Lieblingswerk Dies ist das letz te zu Grandvilles Lebzeiten er schie­ nene Werk, be vor ihn end gültig „schwere Schick­ salsschlä ge in sei ner Fa mi lie nieder[war fen], so daß er in ei ner Heil an stalt unter gebracht wer den muße, wo er starb“ [Thieme/Becker 13, 438]. Und es ist sein

Lieblingsbuch: „Les Fleurs animées sont la pen sée de Grandville; el les furent son œuvre de prédilect­ ion“, schrieb sein anony mer Biograph im Vor wort zu den post hum er schienenen Étoiles, es sei ein „œuvre à l’exécut ion de laquel le il mit tout ce qu’il y avait en lui d’ori gi nal ité poétique et gracieuse, de fi nesse d’esprit et d’obser vation, et de cette per­ spicacité prodigieuse qui lui fa isait entrevoir des affi nités jusqu’alors ignorées de tous et découvrir des mondes nouveaux“ [Les étoiles (1849), S. VIII f.]. „Mondes nouveaux“ in ei nem Buch über Blu men? Tat säch lich äh nelt schon die Ent stehungsgeschichte der jeni gen von Un autre mon de: Wie dort stammt die poeti sche Idee von Grandville, des sen Zeich­ nun gen Ta xi le Delord lediglich auf eine „feuil le­ toni stisch leichte“ [Bilder welten 166] Art be glei­ tete, die der Il lu stration den Vor rang ließ – hier bestehend aus zwei kolorier ten Front ispi zen und 50 kolorier ten Stahl stichen. Zwei schwarz­wei ße Ta feln gehören zur Botanique des Dames; dieser Text sowie eine Hort iculture des Dames, beide von comte Fœlix, ali as Lou is François Raban [Wel ler 203], und mit Ein leitun gen von Alphonse Karr, bilden in jeweils sepa rater Pa gi nierung den An hang.

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Auch das Echo der Kri­t ik zeigt bei bei­den Wer­ken deut­l i­che Ähn­l ich­keit. Ließ sich Beraldi et­was her­ ab­l as­send ver ­neh ­men, „cet ouv ­r a­ge fit les délices des femmes“ [Beraldi], so war bei Thieme/Becker von ei­nem letz­t en „gu­t en An­lauf “ die Rede [Thieme/ Becker 13, 438], wäh­r end Rümann sei­ner Ab­nei­ gung frei­en Lauf ließ: „Die­se süß­l ich-sen­t i­men­t a­ len Phan­t a ­sie­en sind für alle Zei­t en un­er ­t räg­l ich“ [Rümann 163]. Doch er irr­t e sich: In der jün­ge­r en Ver­g an­gen ­heit sind Les fle­urs an­imées längst re­h a­bi­ li­t iert und in ih­r em ei­gen­a r ­t i­gen Wert er­k annt wor­ den, wie­der ­u m in zeit ­l i­cher und in ­h alt ­l i­cher Par­a l­ le­le zu Un au­t re mon­de. Vor­der­g rün­d ig han­delt es sich bei den Fle­urs an­imées um ein harm­lo­ses Werk „in der Nach­fol­ge der ro­m an­t i­schen Blu ­men ­bü­cher, die sich ge­g en die See­len ­los­i gkeit der Bo­t a ­n ik ­bü­cher des auf­ge­k lär­ ten Ra­t io­n a ­l is­mus wand­t en“ [Bil­der ­wel­t en 166], in­ di­rekt auch um ein Stück ro­m an­ti­scher Wie­der­ be­le­bung des Mit ­t el­a l­t ers. Schon die­s es kann­t e „les fi­g ur­es de la plan­te à tête que le ro­m an­t isme, am­oureux de l’âge gothique, ex­hume“ [Ren­onciat 274]. Nicht zu­letzt an der ver ­meint ­l i­chen Harm ­lo­sig­ keit, dem „as­pect stéréo­t y­pe des fi­g ur­es“ und der „co­nvent­ion des attitu­des (ins­pirées du ballet ro­m an­ tique)“ [Ren­onciat 273] stör­te sich die Kri­tik. Auf der an­de­ren Sei­te war es die „ani­m a­ti­on systé­ matique de toutes choses par Grandville qui surpr­end et irrite ses con­t em­po­r a­i ns […]. On dénonce dans cette tendance une com­pul­si­on, voire une fo­lie“ [Ren­onciat 275]. War dies nun all­z u kon­ven­ tio­nell oder aber idio­syn­k ra­t isch bis hin zur Pa­t ho­ lo­g ie? Grandvilles be­seel­t es Pflan­z en ­r eich ver­stör ­t e letzt ­l ich ähn ­l ich wie die de­mon­stra­t i­ven Ver­kehrt­ heit­en in Un au­t re mon­de. An­n ie Ren­onciat wies frei­lich den Ver­d acht en­er­ gisch zu­r ück, es kön­ne sich hier um Vor­bo­ten der spä­t e­r en gei­sti­gen Um ­n ach­t ung han­deln; sie ver­ wies statt­des­sen auf Ana ­lo­g i­en zu poe­t i­schen Ideen von Gér­a rd de Nerv­a l, Gor­don N. Ray auf die krea­ ti­v i­t äts­p sy­c ho­lo­g i­s che ‚Nacht ­s ei­t e‘ Grandvilles, denn: „the stran­ge and wo­nderful images […] came to him du­r ing the night“ [Ray I, 169]. Für Ren­onciat ist das Werk „une étape im­port­a nte dans le cheminement de l’art­iste, qui semble se déto­u r ­ner de la sa­t i­r e so­ci­a le“ [Ren­onciat 272]. Par­a l­lel zur Ab­kehr von der un­voll­kom ­me­nen mensch­ li­chen Ge­sell­schaft er­schafft Grandville „a litt­le wo­rld […], governed by its own laws, which was full of sign­ificance“ [Ray II , 278], er­füllt von dem Wunsch, „‚Al­les zu besee­len‘, den ver­b or­g e­nen

Geist in der ma­te­r i­el­len Welt der Din­ge her­vor­ zu ­ho­len“ [Bil­der ­wel­t en 166]. Die mär­c hen ­h af ­t e Ge­s chich­t e ver ­w an­delt die Blu ­men in weib­l i­che Ge­stal­t en, die sich im Pa­last der Blu­men­fee mit dem ge­mein­sa ­men An­l ie­gen ver­sam ­meln, „auf der Erde ein mensch­li­ches Le­ben füh­r en zu dür­fen. Sie ge­ ra­t en in die ver­schie­den­sten Län­der, ge­hö­r en den ver­schie­den­sten Stän­den an“; er­z ählt wird dann, „was ih­nen je­weils auf Er­den ge­schieht“. Grandville zeich ­net „die Pflan­z en-Frau­en in bun­t en Ko­stü ­men mit den Merk ­m a ­len ih­r er bo­t a ­n i­schen Species ver­ se­hen. Mit ­u n­t er be­glei­t en Tie­r e sie, die Zie­ge das Geiß­blatt, Zi­k a­den Mohn- und Korn­blu ­men, der Ju­n i­k ä ­fer die Rose, häu ­fi g er­schei­nen ech­t e Blu­ men­d ar ­stel ­lun­gen im Hin­t er­g rund“ [ebd.]. Über die­sen in ­h alt ­l i­chen Aspekt der ‚Hu ­m a ­n i­sie­ rung‘ der Welt hin­aus hat Grandvilles In­ten­ti­on al­ler­d ings auch eine me­d ia ­le Kom­po­nen­t e. Nicht zu ­f äl­l ig er ­i n ­nert der Ti­t el Fle­urs an­imées an die Film­g at ­t ung des An­ime. An ­n ie Ren­onciat mein­t e, es sei ge­r a­de auch „l’ani­m a­t i­on qui le préoc­c upe, co­m me si tout son ef­fort avait tendu, à tra­vers le des­sin, à trouver le moyen d’ex­pres­si­on que déjà le phénakistiscope et le zoo­t hrope lais­sent es­pérer pour un proche ave­n ir: le cinéma“ So sei Grandville ge­r a­de­z u als „précurseur de l’art du mouvement“ [Ren­onciat 276] an­z u­se­hen. Nicht zu­letzt un­t er hand­werk ­l i­chem Aspekt darf das Werk zu den „principal wo­ r ks co­ ntaining steel eng­r avings“ [Ray II , 249] ge­r ech­net wer­den. Die 50 Stahl­sti­che wur­den von Charles Geoffroy (1819 –1882) aus­g e­f ührt, des­s en Ar­b ei­t en ei­nen „be­deu­t en­den Ruf “ [Thieme/Becker 13, 421] ge­nos­ sen. Sie lie­gen hier im er­sten Tira­ge der er­sten Aus­ ga ­be vor, de­r en Merk ­m al die durch­ge­hen­de Pa­g i­ nie­r ung bei­der Bän­de ist. Die hüb­schen, sehr gut er­h al­t e­nen Ver­l ags­ein­bän­de von An­t oine Lenègre (1819 –1867) sind eben­falls mit Il­lu­stra­t io­nen nach Grandville ge­schmückt. Schon im le­gen­dä­r en MaggsKa­t a­log 661 galt das Buch als „in­t rouvable en pleine reliure de l’epoque“ [Mag­g s]. Pro­ve­n i­enz: Ex­l i­bris von Paul Gavault auf dem Spie­ gel des er­sten Ban­des. Des­sen Auk­t i­on II , 1950, Nr. 474: „Ex­empla­ire lavé et enc­ollé, re­m is dans son car­t on­n a­ge“. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 221 f., Nr. 33; vgl. Bil­der­wel­t en 166 ff., Nr. 89; Brivois 147 ff.; Grand-Car­t er­et 278; Gumuchian 2799; Lon­ champ II , 125; Oster ­w al­der 448; Quér­a rd/Bourque­lot III , 199; Ray II , 278 f., Nr. 198; Ren­onciat 270 ff. und 287; Rümann 162 ff.; San­der 215; Talv­a rt/Place X, 232 (Karr); Thieme/Becker 13, 421 (Geoffroy) und 438; Vica­i re III , 133 f.; zum Ein­band: Mag­g s 661, Nr. 219 und Ta­fel LXXI ; Mal­a vieille 182, Nr. 64.

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In Ver­le­ger-Lu­x us­ein­bän­den 305 Grandville, J. J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Les fle­urs an­imées, par J. J. Grandville, in­ troduct­ions par Alph[onse] Karr, tex­te par Ta­xi­le Delord. 2 Bde. Pa­r is, Ga­bri­el de Gonet, 1847. Ko­l o­r ier­tes Front­i spiz in Holz­schnitt, 28 ko­l o­r ier­te Stahl­sti­che. Und: Ko­lo­r ier­tes Front­i spiz in Holz­schnitt, 22 ko­lo­r ier­te Stahl­sti­che, 2 bo­ta­ni­sche Ta­feln in Holz­ schnitt; 2 Sei­ten mit No­ten. – Die Ta­feln auf Kar­ton, mit creme­far­be­n en Sei­den­vor­sät­zen. 262 S. Und: 2 Bl., S. [263]-364; I V S., 62 S., 1 Bl.; I V S., S. [65]-132. Quart (268 x 180 mm). Iden­t i­sche Ver­l e­g er­ein­bän­d e von ro­tem Saf­f i­an auf glat­te Rücken, mit Rücken- und Deckel­il­lu ­stra­t i­on und -de­k o­ra­t i­on mit grü­n en und blau­en In­tar­si­en, mit wei­ßen Glanz­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old­schnitt, auf den Vor­der­deckeln si­g niert „Haar­ haus“ (Ka­pi­ta­le mit mi­ni­m a­len Läsu­ren, kaum be­grif­fen, Vor­sät­ze an den Rän­dern ge­r ing ­f ü­g ig oxy­diert, Pa­pier

durch­ge­hend braun­f leckig und leicht ge­bräunt, we­ni­ge Bl. mit schwa­cher Eck-Knick­spur, 1 Bl. mit klei­ner Eck­ fehl ­stel­le). Im über ­r eich ver­gol­de­t en Saf ­fi ­a n-Ver­l ags­ein ­band Grandvilles letz ­t es zu Leb­z ei­t en er­s chie­ne­nes Werk und Lieb­lings­buch liegt hier in zur Gän­z e gold­ge­präg ­t en Ver­l ags­ein ­bän­den in ei­ner an­de­r en Va ­r i­a n­t e vor: Von dem ro­t en Saf ­fi­a n­le­der sind nur we­n i­ge Li­nea­t u ­r en sicht ­bar ge­blie­ben; die zen­t ra ­len Il ­lu­stra­t io­nen zwei­er Blu ­men-Frau­en sind in Blau mosai­z iert, im über ­r ei­chen li ­nea ­r en und flora ­len Rah ­men- und Ran­ken­werk fin­den sich au­ßer­dem Fleurons in Grün. Die raum­f ül­len­den Plat­t en stam­ men von Ro­bert Haar­h aus.

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Sur­r ea­l is­mus avant la lettre 306 Grandville, J.-J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Décou­pu­res ou ombres éclairées. Des­sins par J.-J. Grandville. [Und:] Deux rêves, par J.-J. Grandville. In: Le mag­a sin pi­ttoresque. Rédigé, depuis sa fond­at­ion, sous la dir­ect­ion de M. Édou­ard Char­ton. Quinzième an­n ée. 1847. Pa­r is, Aux bu­re­aux d’abon­n e­m ent et de ven­te, 1847. 5 Text­holz­schnit­te; 2 ganz­sei­t i­ge Holz­schnit­te. S. 60 – 61. Und: S. 210 – 214. – Ins­ge­samt 412 S. in zwei­spal­ti­gem Druck. Quart (289 x 190 mm). Dun­k el­g rü­ner Halb­saffi­an­band der Zeit auf fünf Bünde zwi­schen fet­ten Blind­f ileten, mit Ti­tel, Er­schei­nungs­jahr und flora­len Ein­zel ­stem­peln in Gold­prä­g ung in den Rücken­k ompartim­en­ten so­wie mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen (Rücken und Ecken berie­ben, Pa­pier leicht ge­bräunt, we­ni­ge Bl. braun­fleckig, ein Dop­pel­bl. lose).

Zwei Träu ­me: Grandville als Vor­l äu­fer des Sur­r ea­l is­mus Dies ist der voll­stän­d i­ge Jahr­g ang 1847 des Mag­a sin pi­t toresque mit zwei kur­z en, aber höchst be­mer­kens­ wer­ten Bei­trä­gen von Grandville, aus sei­nen letz­ ten Le­b ens­t a­gen. Sei­ne Zu­s am ­men­a r­b eit mit der seit 1833 von Édou­a rd Char ­t on her­aus­ge­ge­b e­nen Zeit­schrift reicht bis ins Jahr 1834 zu­r ück; ins­ge­ samt er­schie­nen dar ­i n 67 Holz­schnit ­t e nach sei­nen Zeich­nun­gen. Die Décou­pu­res [S. 60 – 61] stel­len aus­ge­schnit ­t e­ne Ge­sich­ter dar, die nach Art ei­ner Lat­er­n a mag­ica un­heim ­l i­che Schat ­t en­f rat­z en an die Wand wer ­fen – eine au­t re mon­de als op­t i­scher Ef ­fekt. Die von Paul Co­n stant So­yer aus­ge­führ­ten Holz­ schnit­ t e zu den zwei Träu­ men Grandvilles [S. 210 – 214] be­sit­z en eine ge­r a­de­z u sur ­r ea ­l i­sti­s che

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An ­mut ­u ng: Une pro­m e­n a­de dans le ciel zeigt hoch oben eine Mond­si­chel, schräg dar­u n­t er, doch noch hoch am Him­mel, ei­nen ihr äh­neln­den flie­g en­ den Pilz, un­ter ihm eine Art Ho­lun­der­blü­te, die im näch­sten Mo­t iv in ei­nen Re­gen­schirm ver ­wan­ delt er­scheint, die­ser dann in eine Eule mit aus­ge­ brei­t e­t en Flü­geln; wei­t e­r e Me­t a ­mor ­pho­sen füh ­r en von ei­nem Bla­se­balg bis zu ei­ner sich ab­r ol­len­den Spin­del, die an der Hin­ter­ach­se des drei­spänni­ gen Gro­ß en Wa­g ens be­fe­stigt ist. Stern­f ör ­m i­g e Au­r en er­strah­len über den Köp­fen der Pfer­de, die wei­t e­r en, im ­mer ent ­fern­t e­r en Stern­scha ­r en nach­ja­gen, die sich schließ­l ich im un­t e­r en Bild­r and am Ho­r i­z ont ver­l ie­r en. – Crime et ex­piat­ion ver­bild­l icht in ei­ner ähn­li­chen Be­we­g ung quer über das Blatt den Him ­mels­sturz ei ­nes De­l in­q uen­t en un­t er dem ihn ver ­fol­gen­den Auge der Ge­r ech­t ig­keit und ih­r en At­tri­bu­ten (Waa­ge, Schwert etc.) in ein Meer mit bis­si­gen Fisch ­mon­stren, aus dem als letz­t e Zu ­flucht

ein über­l ängtes dün­nes weiß­g län­z en­des Kreuz er­r a­t isch auf­r agt. Die bei­den ganz­sei­t i­gen Dar­stel­lun­gen sind nicht nur au ­ßer­or­dent ­l i­che Bei­spie­le für Grandvilles un­ ge­heu­r e sur ­r ea ­l i­sti­sche Vor­stel­lungs­k raft, für den „l’activité du rêveur s’appa­r en­t e à cel­le de l’art­iste créateur de chimères“ [Ren­onciat 282]. Er zeich­net in der Me­t a ­mor ­pho­se zu­gleich eine dra ­m a­t i­sche Be­we­g ung wie in ei­nem Trick­fi lm nach – ein be­mer­ kens­wer­t er Be­leg für die The­se, er sei – vor der Er­ fin­dung be­weg­t er Bil­der – ein „précurseur de l’art du mouvement“ [Ren­onciat 276] ge­we­sen. Li­t e­r a­t ur: Quér­a rd/Bourque­lot I V 150; Ren­onciat 247 und 253 (Abb.) so­w ie 280/282 und 283 (Abb.), 295.

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Grandvilles letz­t es Werk, noch un­auf­ge­schnit­t en und im ori­g i­na­len Um­schlag 307 Grandville, J.-J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Les étoiles. Der­nière féerie par J.-J. Grandville. Tex­te par [Jo­seph] Méry. Astro­no­mie des da­m es par le Cte. Fœlix [d. i. Lou­i s-Fran­ç ois Raban]. 2 Tei­le in 1 Bd. Pa­r is, G[ab­r iel] de Gonet [und:] Leip­zig, Charles Twiet­ mey­er, [1849].

ge­gen­ü ber sei­ner Frau: „Voici trop longtemps que je me tiens les yeux baissés vers la terre, […] je veux main­t enant les lever au ciel“ [S. IX]. Ent ­spre­chend wand­t e er sich un ­m it ­t el­bar nach Be­en­d i­g ung der Zeich­nun­gen zu den Fle­urs an­imées der poe­t i­schen ‚Beseelung‘ der Ster­nen­welt zu.

Ko­lo­r ier­tes Front­i spiz in Holz­schnitt und 14 ko­lo­r ierte Stahl­sti­che mit un­be­druck­ten Vor­sät­z en; 1 Text­h olz­ schnitt (Wind­ro­se); ins­ge­samt 10 S. mit No­ten. 2 Bl., XVI S., 252 S.; 2 Bl., 186 S., 1 Bl.

Auf 14 ko­lo­r ier ­t en Stahl­sti­chen er­schei­nen Ge­stirne­ in Frau­en­ge­stalt: der Mor­gen- und der Abend­stern, die Stern­schnup­pe und der Fix­stern, der gute und der böse Stern, der­je­n i­ge der Hir­t en und der See­ fah­r er, um vom Him­mel her­a b ihre je­wei­li­ge Wir­ kung auf die Men­ s chen aus­ z u­ ü ben, die in den ir­d i­schen Sze­nen dar ­u n­t er dar­ge­stellt sind. „C’est pi­t oyable!“, schimpf­t e Hen­r i Beraldi, wäh­r end Gor­ don N. Ray auch die­ses Werk als „a fit­t ing me­mo­r i­a l to Grandville“ [Ray] re­h a ­bi ­l i­t ier ­t e: Die­se Zeich ­nun­ gen, Grandvilles „tran­q uil refu­ge from the turm­oil that beset his mind“, sei­en „as char­m ing as they are my­sterious“, und sie zeig­ten, „that his powers re­ mained uni­mpa­i red to the end of his short ca­r eer“.

Quart, un­auf­ge­schnit­ten (284 x 192 mm). Rot­be­druckte il­lu ­strier­te Ori­g i­nal-Bro­schur, in ro­ter, mit wei­ßer Moiré­­sei­de aus­ge­leg­ter Halb­m a­ro­quin­k as­set­te mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel und floral-li­nea­rer Rücken­ver­gol­dung so­ wie Gold­f ileten auf den Deckeln, si­g niert „Devauc­hel­le“ (strecken­wei ­se am äu­ßer­sten Sei­ten­rand, sonst we­ni­ge Bl. braun­f leckig). Ge­ g en Ende sei­ nes Le­ b ens trat bei Grandville im ­mer deut ­l i­cher das my­sti­sche Pro­g ramm in den Vor­der­g rund, „à fai­r e ja­illir la vie de toute cho­se, à tirer de toute surface l’in­telligence ca­chée qui meut la matière, à an­imer, à hu­m an­iser, pour ain­ si dire, tous les ob­jets de la créat­ion et l’uni­vers vis­i ble“ [S. XI], wie es in der dem Werk vor­a n­ge­stell­t en Bio­g ra­phie heißt. Grandville selbst äu­ßer ­t e ein ­m al

Auch in der Aus­füh­r ung sind die Ta­feln von her­aus­r a ­g en­der Qua ­l i­t ät. Sie wur­den „brilliantly en-gr­aved“ von Charles Geoffroy und „delica­tely co­lo­r ed“ [Ray II , 279], so daß Ray das Buch un­ter die „principal wo­rks co­ntaining steel eng­r avings“ [ebd. 249] auf­n immt.

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Doch blieb Grandville nicht mehr die Zeit, sein Werk zu voll­en­den. Es er­schien post­hum mit ei­nem Be­gleit­t ext, den der „in sei­ner Zeit hoch­ge­schätzte, geist ­vol­le“ [Bil­der ­wel­t en] Jo­s eph Méry ver ­f aß­ te, der in jun­gen Jah­r en Her­aus­ge­b er po­l i­t i­scher Sa­t i­r en und Mit ­a r­b ei­t er am sa­t i­r i­schen Wo­chen­ blatt Némésis war und spä­t er Ge­d ich­t e und Ro­m a­ne ver­faß­t e. Von Méry stammt auch der Text der bei­den Lie­der Épithalame sur le Lac und L’Étoile du Ma­r in, die je­weils auf fünf Sei­t en mit No­t en von Em­m a­nu­el Brice ab­ge­d ruckt sind. Vor­a n­ge­stellt ist ein an­ony­ mer bio­g ra­phi­scher Es­say über Grandville, der bis heu­t e eine wich­t i­ge Quel­le zum Le­ben des Künst­ lers dar­stellt, dazu „a fine por­trait“ [Ray], des­sen Rän­der von sei­nen Krea­t u­r en und Krea­t io­nen be­ völ ­kert wer­den. Dies ist die er­ste Aus­g a­be von Grandvilles letz­t em Werk, noch un­auf­ge­schnit ­t en und im creme­far­be­ nen, vorn und hin­t en il­lu­strier ­t en, rot ­be­d ruck­t en Ori­g i­n al-Um­schlag – so un­auf ­fi nd­bar. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 222, Nr. 34; Bil­der­wel­t en 168 f., Nr. 90; Brivois 138 f.; Car ­t er­et III , 223; Grand-Car­t er­et 278 (mit in­kor­ rek­t em Ti­t el); Gumuchian 2798; Hi­ler 389; Lip­p er­hei­de 795, Ub 16; Oster­w al­der 448; Quér­a rd/Bourque­lot V, 378; Ray II , 279, Nr. 200; Ren­onciat 288 f.; San­der 309; Talv­a rt/Place XI V, 312, Nr. 17 (Méry); Vica­i re V, 770.

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Im polychromen Verlagsein band 308 Grandville, J.-J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Les étoiles. Dernière féerie par J.-J. Grandville. Texte par [Joseph] Méry. Astronomie des dames par le Cte. Fœlix [d. i. Louis-François Raban]. 2 Teile in 1 Bd. Paris, G[abriel] de Gonet [und:] Leipzig, Charles Twietmeyer, [1849]. Kolorier tes Front ispiz in Holz schnitt und 14 kolorierte Stahl stiche mit unbedruck ten Vor sät zen; 1 Textholzschnitt (Windrose); insge samt 10 S. mit Noten. 2 Bl., XVI S., 252 S.; 2 Bl., 186 S., 1 Bl.

Grandville, die Deckel mit blind gepräg tem Rahmenwerk, mit gelben Glanzpapier vor sät zen und Ganzgold schnitt, auf dem Vorderdeckel si gniert „Haarhaus“ (weni ge Bl. braunfleckig, S. 153 f. mit Randeinriß). Grandvilles letz tes, post hum er schienenes Werk liegt hier in noch mals in er ster Ausga be vor, dies­ mal in dem schönen und seltenen polychromen Ver­ lagsein band von Robert Haarhaus [vgl. Mal avieille 184, Nr. 66].

Quart (264 x 178 mm). Dunkel grüner Perkalin-Verlegereinband auf glat ten Rücken, mit gold gepräg ter Rückenund Deckelillu strati on mit farbi gen Ak zen ten nach

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Das Exemplar von Henri Beraldi, im Lu xus-Verleger ein band 309 Grandville, J.-J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Les étoiles. Der nière féerie par J.-J. Grandville. Texte par [Joseph] Méry. Astronomie des dames par le Cte. Fœlix [d. i. Louis-François Raban]. 2 Teile in 1 Bd. Paris, G[abriel] de Gonet [und:] Leipzig, Charles Twietmeyer, [1849]. Kolorier tes Front ispiz in Holz schnitt und 14 kolorierte Stahl stiche mit unbedruck ten Vor sät zen; 1 Textholzschnitt (Windrose); insge samt 10 S. mit Noten. 2 Bl., XVI S., 252 S.; 2 Bl., 186 S., 1 Bl. Quart (263 x 175 mm). Verlegereinband von rotem Saffian auf glat ten, reich vergoldeten Rücken, mit gold gepräg ten Deckelillu strationen nach Grandville in fet tem und ma gerem Blindfiletenrahmen, mit Dentellebordüre auf Steh- und Innenkanten, weißen Moiré seidenpapiervorsät zen und Ganz gold schnitt, auf dem Vorderdeckel si gniert „Haarhaus“ , in mit Velours ausge schla genem

Pappschuber mit Lederkanten (eini ge Bl. etwas braunfleckig). Dies ist un ser schön stes Exemplar des letz ten Wer­ kes von Grandville in der Ori gi nal ausga be und in ei nem per fekt erhaltenen Verle ger ein band – hier aus rotem Saf fi an, auf dem die pracht vol le Gold­ prä gung der Plat ten von Robert Haarhaus be son­ ders warm und leuchtend zur Geltung kommt. Es stammt aus dem Besitz von Hen ri Beraldi. Provenienz: Gold gepräg tes Ex li bris von Hen ri Be­ raldi auf dem Spiegel. – Dessen Auk tion III , 1934, Nr. 189 (mit Abb.): frs. 1.200. – Ge sto chenes il lu­ strier tes Ex li bris von Et. Beau villain auf ei nem Vor­ blatt.

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Die seltene er ste deut sche Ausga be der Fleurs animées im Verleger ein band 310 [Grandville] Bött ger, Adolf. Die Pil ger fahrt der Blumen gei ster. Mit 36 color ierten Bildern nach Grandville. Leipzig, Friedrich Flei scher, 1851. 36 kolorier te Stahl stiche mit Seidenvorsät zen. XII S., 292 S. – Auf starkem Velinpapier. Groß-Ok tav (229 x 150 mm). Verle ger ein band von schwar zem Saf fi an auf glat ten Rücken, mit Ti tel und reichem Dekor in Goldprä gung auf Rücken und Deckeln, mit doppelter Goldfilete auf den Stehkanten, weißen Moiré sei den pa pier vor sät zen und Ganz goldschnitt, auf dem hinteren Innen deckel mit Etikett von Jul. Ha ger jun., in neu em Pappschuber (vorderes Innengelenk ein gerissen, aber kaum gelockert, Vorsät ze am Rand etwas leim schat tig, Papier teils braun sprenklig). Dies ist die er ste deut sche Ausga be der vier Jahre zu vor er schienenen Les fleurs animées, in Versform

über setzt und „tief empfunden und lebendig geschildert“ [ADB] von Adolf Bött ger (1815 –1870), der auch als Über set zer aus dem Engli schen (u. a. Lord Byron), als spät romanti scher Ly ri ker und Dra matiker her vor trat. Das Werk gab zu sam men mit Böttgers 1849 er schienenem Gedicht band Hyacinth und Lilialide den An stoß zu der von dem Literarhi stori ker Rudolf Gott schall so bezeich neten „Blu menly rik“ in Deutsch land. Die Ta feln wur den ge sto chen von Al bert Hen ry Payne (1812 –1902), der 1828 in Leipzig auch ei nen Verlag, die Engli sche Kunstan stalt, gegründet hat te. Das Buch liegt im wunder schönen Verleger ein band von Ju lius Ha ger (1816 –1878) aus dekorativ gold gepräg tem, schwar zem Saf fi an leder vor. Literatur: A DB 3, 201 f.; vgl Lipper heide 795, Ub 17 (3. Auf .).

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Mit der Ori­g i­nal­zeich­nung des Grandville-Por­traits 311 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Les mét­amorph­oses du jour par Grandville. Accompagnées d’un Tex­te par MM. Alb­éric Se­c ond, Lou­i s Lurine, Clément Ca­raguel, Ta­xi­le Delord, H. de Beau­lieu, Lou­i s Huart, Charles Monselet, Juli­en Lemer. Précédées d’une Not­ice sur Grandville par M. Charles Blanc. Pa­r is, Gus­ tave Hav­ard, 1854. 1 ori­g i­n a­le Blei­stift­zeich­nung (Blatt­g rö­ße 95 x 70 mm), auf ein se­pa­ra­tes Bl. mon­t iert; 70 ko­lo­r ier­te Ta­feln in Holz­schnitt, 1 Holz­schnitt auf dem Ti­tel. 2 Bl., XXVIII S., 281 S., 1 Bl. Quart (256 x 160 mm). Mo­der­n er ro­ter Halb­k alb­le­der­ band auf glat­ten Rücken, mit ein­ge­leg­tem schwar­zen Rücken ­schild, rei­chem li­nea­ren und flora­len Rücken­dekor

in Gold­prä­g ung, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­ bun­de­nem, beid ­sei­t ig in Gold und Far­ben il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Per­k a­lin­be­zug (stel­l en­wei ­se ge­r ing braun­ fleckig, S. 131 f. und 218 f. mit sau­ber ge­schlos­se­n em Ein­r iß). 70 ko­lo­r ier­t e Ta­feln, hier erst­m als in Holz­schnitt – dazu ein se­pa ­r a­t es Ori­g i­n al-Por ­t rait Grandvilles in Blei­stift In den zu­erst ab 1828 er­schie­ne­nen Mét­amorph­oses du jour hat­te Grandville mit der Tier-Men­schen­ka ­r i­k a­t ur zu sei­nem per­sön­l i­chen „style of bit ­t er burlesque“ [Ray] ge­fun­den und gro­ßen Er­folg ge­ habt. Nach meh­r e­r en Neu­auf­l a ­g en wur­den die

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ur­sprüng­l i­chen Li­t ho­g ra­phi­en für die vor­l ie­gen­de Aus­g a­be von Des­peret in den Holz­schnitt über­t ragen und in Aqua ­r ell ­m a ­le­r ei ko­lo­r iert. Sechs Ta ­feln der er­sten Aus­g a ­be wur­den nicht über ­nom ­men, da ­f ür drei aus an­de­r en Samm­lun­gen hin­z u­ge­f ügt [Nrn. 2, 19 und 66]. Dies ist die er­ste Aus­ga­be mit den be­glei­t en­den Texten ver­schie­de­ner Au­t o­r en. Dem Werk vor­a n­g e­stellt ist eine bio­g ra­phi­sche Not ­ice von Charles Blanc, „qui mieux que per­son­ne co­n naissait Grandville“ [Brivois 179], so­w ie ein chro­no­lo­g i­sches Schrif ­t en­ ver­z eich ­n is des Künst ­lers.

Vor­la­ge zu Charles Geoffroys Stich dar­stellt. Ein­ ge­bun­den ist nicht etwa der Ori­g i­n al-Um­schlag der bro­schier­ten Aus­g a­b e, son­dern der in Gold und Far­ben il­lu­strier ­t e Per­k a ­l in­be­z ug der ge­bun­de­nen Va­r i­a n­t e. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 214 f., Nr. 10; vgl. Bil­der­wel­t en 157, Nr. 80; Brivois 180 ff.; Car­t er­et III , 284 f.; Grand-Car­t er­et 274 f.; vgl. Hi­ler 389 (we­g en „men’s clo­t hing“); vgl. Oster­w al­der 447 f.; vgl. Ray I, 196 f., Nr. 132; vgl. Ren­onciat 48 – 63 und 291; San­der 311; Vica­i re V, 783 ff.

Dem Buch liegt eine ori­g i ­n a ­le Blei­stift ­z eich ­nung mit dem Por­t rait Grandvilles bei, die of­fen­bar die

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Zeit ­ge­nös­si­sches Al­bum mit Fe­der ­zeich­nun­gen nach Grandville 312 [Grandville]. Ber­ran­ger, Fer­di­nand de. Al­bum. Don­né à ma sœur Ma­r ie le 25 avril 1847. [Ori­g i­n al­zeich­ nun­gen, u. a. nach Grandville, und Ma­nu­skript]. Ohne Ort bzw. Douarnenez, [auf dem Ti­tel:] 1841 –1847. 48 Bl. mit ori­g i­n a­l en Fe­d er­z eich­n un­g en (da­von 11 ko­lo­r iert oder an­k o­lo­r iert, 2 mon­t iert), 14 ge­tön­te Bl. mit ori­g i­n a­len Fe­der­zeich­nun­gen (da­von 1 teil­k o­lo­r iert, das letz­te auf dem hin­te­ren Vor­satz mon­t iert), 1 lee­res Bl. Quer-Ok­tav (Blatt­g rö­ße: etwa 186 x 246 mm). Grü­n er Halb­m a­r o­quin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, die­ser ver­ziert mit Quer­f ileten und vier flora­len Ein­zel­stem­ peln in Gold­prä­g ung, gold­ge­präg­te Dent­el­le­bor­dü­re und Fi­let­en­rah­m en mit Eckfleurons auf den Deckeln, Vor­sät­ ze aus wei­ßem Moi­ré­sei­den­pa­pier, Ganz­g old ­schnitt, auf dem In­nen­deckel Eti­k ett des „Mag­a sin de Limet frères“ , Orlé­ans (2 Au­ßen­ge­len­ke et­was ein­ge­r is­sen, Rücken und Kan­ten stär­k er beschabt, vor­de­res flie­gen­des Vor­satz­bl. ent­fernt, Pa­pier kaum braun­f leckig, ei­ni­ge Bl. mit Rand­ lä­su­ren, 1 Bl. lose). Fer­d i­n and de Ber ­r an­g er be­g ann die­s es Al­bum mit Fe­der­z eich­nun­gen am 5. Fe­bru­a r 1841, so das Da­t um auf der Ti­t el­i l­lu­stra­t i­on; auf das letz­t e Blatt mit der Dar­ stel­ lung ei­ ner Art Epitaph mit der

Auf­schrift „Fin“ setz­te er das Da­tum des 5. Juli 1846. Ein knap­pes Jahr spä­t er er­g ab sich of­fen­bar ein pas­sen­der Ver ­wen­dungs­z weck für die­ses sehr per­sön ­l i­che Do­k u ­ment: Don­né à ma sœur Ma­r ie le 25 avril 1847, lau­t et die hand­schrift ­l i­che Wid­mung auf dem Ti­t el­blatt – viel­leicht zur Hoch­z eit der Schwe­ ster: Auf ei­nem wei­t er hin­t en ein­ge­bun­de­nen kal­ li­g ra­phi­schen Blatt mit ei­nem Ge­d icht A Ma­r ie vom 10. No­vem­ber 1842 war sie noch als „pe­t ite en­fant“, wenn­gleich „désor ­m ais une gran­de per­son ­ne“, von ih­r em – of ­fen­sicht ­l ich äl­t e­r en Bru­der – an­ge­r e­det wor­den. In den fei­nen, ak ­k u­r a­t en, teils sorg­s am ko­lo­r ier­ ten Fe­der ­z eich ­nun­gen sind sehr un­t er­schied ­l i­che Ge­gen­stän­de fest ­ge­h al­t en. Vie­le Blät ­t er sind da­ tiert, ei­n i­ge be­sit­z en Le­gen­den, ne­ben dem Ge­d icht A Ma­r ie gibt es noch ein wei­te­r es Blatt mit ei­nem Ge­d icht: Par­lez, Marguerites. Auf ­fal­lend ist die re­la­t i­ve Do­m i­n anz von Zeich­nun­ gen, die aus Bü­chern Grandvilles in glei­cher Größe über ­t ra ­gen wur­den. Hier über ­w ie­gen Il­lu­stra­t io­ nen aus den 1842 er­schie­ne­nen Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux. Al­lein zwölf Ab­bil­dun­gen

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stel­len di­r ek­t e Ko­pi­en nach Ta ­feln, vor al­lem aus dem er­sten Band, dar [vgl. dort die Ta­feln nach S. 40, 42, 60 (2x), 64, 66, 86, 104, 128, 192, 210; II , 148], zwei re­pro­du­z ie­r en Text ­i l­lu­stra­t io­nen [I, 121 und 123]. Aber auch aus an­de­r en Wer­ken Grand­ villes wur­den treff­si­cher Il ­lu­stra­t io­nen ko­piert, die teils noch heu­te pro­m i­nent sind, so etwa aus den Pe­tit­e s misères de la vie humaine das kom­ple­xe Bild Die Freu­den des Rei­sens, der Au­tor in der Mu­schel, die Phan­ta ­sti ­schen Vi ­sio­nen der Nacht, Der Nacht­m ahr, Die Kopf­weh­gei ­ster und die Na­sen-Bil­der; fer ­ner Le pot de terre et le pot de fer aus La Fonta­ines Fa­bles oder auch ver­bild­l ich­t e Sprich­wor ­t e wie Pour l’ar­gent les chiens dan ­sent aus den Cent prov­er­bes. Die­se Bil­der sind ein Zeug­n is für die gro­ße Fas­z i­n a­t i­on, die von Grandvilles Il­lu­stra­t io­nen, ins­be­son­de­r e von sei­nen Tier-Mensch-Kom ­bi­n a­t io­nen auf ein brei­t es Pu ­bli­ kum aus­g ing, das sich da­von un­m it­t el­bar zur Nach­ ah ­mung an­ge­t rie­ben fühl­t e. Dar ­ü ber hin­aus fin­den sich zahl ­r ei­che mensch ­l i­che Por­t raits, meist Ty­pen, die aus Swifts Voy­a ge de Gul­ liver (1838) und wohl an­de­r en il­lu­strier ­t en Bü­chern stam­men. Die Stim­mung reicht vom Idyl­l i­schen bis ins Gro­tes­ke und Mor­bi­de – so ist das bei Grand­ ville lee­r e Text­blatt der Gra­phik Die Fol­ge der Lei­ den aus den Scènes de la vie hier mit ei­nem Text über Le suicide be­schrie­b en. An­de­r e Zeich ­nun­gen zeu­ gen von ei­nem eher do­k u ­men­t a ­r i­schen In­t er­e s­se, wie die ei ­ner höl­z er ­nen nor ­we­g i­schen Stab­k ir­che, auch wenn sie nach ei­ner Vor­la­ge an­ge­fer­t igt wur­ de und nicht d’après na­t ure, wie wie­der ­u m ex­pli­z it un­t er der An­sicht ei­nes höl­zer ­nen Tret ­k rans au havre (= in Le Havre) ver­merkt ist. Wei­t e­r e Bil­der zei­gen Schif ­fe, ei­nes die pit ­t o­r es­ke Rui­ne der Ab­t ei Jumiè­ ges in der Nor­m an­d ie und ei­nes die Ge­samt­a n­sicht des Fi­scher­or ­t es Douarnenez an der bre­t o­n i­schen Kü­ste un­weit des Kap Fi­n istère aus der Vo­gel­schau. Die Mehr­z ahl der am Schluß ein­ge­bun­de­nen braun­ to­n i­g en Blät ­t er trägt auch die Orts­b e­z eich­nung Douarnenez, dazu Da­tie­run­g en vom 20. Mai bis zum 5. Juli 1846. Mög­l i­cher ­wei­se weil­t e Ber ­r an­ger hier in der Som­mer­f ri­sche und nutz­t e die­se mu­ße­ vol­le Zeit, um sein Al­bum zu voll­en­den. Pro­ve­n i­enz: Zeich­ner war ein Fer­d i­n and de Ber ­r an­ ger, der das Al­bum mit Wid­mung vom 25. April 1847 sei­ner Schwe­ster Ma ­r ie schenk­t e.

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ent ­h al­t en. Und schließ­l ich zei­gen Ver­glei­che mit den ge­d ruck­t en Il­lu­stra­t io­nen, daß die Vor­l a­gen von den Ste­chern durch­aus nicht völ­l ig ori­g i­n al­ge­ treu um­ge­setzt wur­den.

Samm­lung von 35 ori­g i­na­len Fe­der­zeich­nun­gen Grandvilles, vor al­lem zu den „Scènes de la vie privée et pub­l ique des ani­maux“ 313 G[rand­ v ille], J.J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér­a rd]. Ori­g i­n al­zeich­nun­gen. 2 Kas­set­ten. Ohne Ort und Jahr [etwa 1837 –1844]. Zu ­sam­m en 32 Ori­g i­n al-Fe­d er­z eich­n un­g en (da­von 2 ko­lo­r iert) un­ter 26 star­k en Passe­par­touts aus brau­n em Kar­ton; 3 wei­te­re Fe­der­zeich­nun­gen (2 un­ter klei­ne­ren Pa­pier-Passe­par­touts, 1 auf Pa­pier mon­t iert, die­ses von Fran­çois Lou­i s Français), 1 auf Pa­pier mon­t ier­tes Skiz­ zen­blätt­chen mit Text. 5 lose Bl. Ma­nu­skript (da­von 3 ge­fal­tet). Fo­lio. Rote und blaue Halb­m a­ro­quin­k as­set­te, je­weils mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und mit Filz aus­ge­schla­gen (Pa­pier teils ge­bräunt, ei­ni­ge Bl. mit un­we­sent­li­chen zeit­ ge­nös­si ­schen Läsu­ren).

Pro­duk­t i­ons­ä s­t he­t isch aus­sa­ge­k räf ­t ig ist die Samm­ lung glei­cher­m a­ßen durch ih­r en Um­fang, ihre Viel­ sei­t ig­keit und die Pro­m i­nenz be­stimm­t er Mo­t i­ve. Die bei­den Kas­set ­t en ent ­h al­t en 32 Zeich ­nun­gen un­t er 26 ein­heit ­l i­chen Passe­par ­t outs aus star­kem brau­ nen Kar­t on, von de­nen sich 13 den Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux (1842) zu­ord ­nen las­sen (da ­ne­ben se­pa ­r at hin­z u­ge­f üg ­t es Ma­t e­r i­a l). Von her­ aus­r a­gen­der Be­deu­t ung ist hier die Vor­z eich­nung des re­vo­lu­t io­n ä ­r en Tier ­par­l a ­ments (183 x 183 mm; Ta­fel nach S. 10) mit dem Lö­wen am Red­ner­pult und der hoch­sym ­bo­l i­schen Sitz­ord­nung: „die Zah­ men rechts, die op­po­si­t io­nel­len wil­den Tie­r e links, die Weich­tie­re, ‚die es mit kei­ner Par­tei ver­der­ ben woll­t en, in der Mit­t e‘“ [Bil­der­wel­t en 162]. Eine zwei­t e, leicht ko­lo­r ier ­t e Zeich ­nung ver­a n­schau ­l icht mit den er ­r egt dis­k u­t ie­r en­den Tie­r en be­r eits die er­sten Auf­l ö­sungs­er­schei­nun­gen der Ver­samm ­lung (143 x 124 mm; Ta­fel nach S. 22), eine drit­te zeigt mit der Schluß­v i­g net­t e des Pro­logs (115 x 190 mm; S. 32) den ‚Ein­tritts­pa­v il­lon‘ in die fol­gen­de Me­ na ­ge­r ie. Hier be­geg ­nen uns ein Sta­chel­schwein als Thea­t er­held (142 x 134 mm, nach S. 298), drei Ti­ger

Samm ­lung von ins­ge­samt 35 ori­g i­n a ­len Fe­der ­z eich ­nun­gen Grandvilles Grandville gleich­sam bei der Ar­beit über die Schul­t er blicken – das er ­mög­l icht die­se um ­fang ­r ei­che und viel­sei­t i­ge Kol ­lek­t i­on ori­g i ­n a ­ler Zeich ­nun­gen, von de­nen ei­n i­ge hand­si­g niert, ei­n i­ge mit dem blind­ ge­präg ­t en Stem­pel „J.G.G.“ [Lugt 1478a] ver­se­hen sind. Es sind sei­t en­ver­kehr ­t e Vor­z eich­nun­gen zu Il­lu­stra­t io­nen meh ­r e­r er Bü­cher, wo­bei ein Schwer­ punkt auf den Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux (1842), liegt, „l’un des ouvra­ges les plus réussis du temps et le meil­leur de Grandville“ [Ren­onciat 208], mit dem der Künst­ler „sei­nen Haupt­ tri­u mph“ [Thieme/Becker 13, 438] fei­er­t e. Die in schwar­z er und brau­ner Tin­t e an­ge­fer ­t ig ­t en Fe­der­z eich­nun­gen las­sen sich in mehr ­fa­cher Per­ spek­t i­ve als work in pro­g ress be­t rach­t en: zum ei­nen schon da­durch, daß die ih­nen ‚zu­g run­de­l ie­gen­den‘ Blei­stift­spu­r en teils noch sicht­bar sind, zum an­de­ ren, weil sie mit ­u n­t er hand­schrift ­l i­che Hin­wei­se an die Ste­cher, eben­falls mit Blei­stift oder Tin­te,

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(177 x 131 mm; nach S. 298), eine un­glei­che Vo­gel-­ fa ­m i­l ie, die den ver­stor­be­nen Ra ­ben-Va­t er be­t rau­ ert (130 x 190 mm; nach S. 312) und das ge­sam­t e Per­ so­n al des pre­mier feuil­le­ton (180 x 140 mm, S. 300). Für den zwei­t en Band der Scènes de la vie pro­g ram­ ma­t isch ist das den Text der er­sten Sei­te rah­men­ de Wim ­mel­bild, das Encore une Re­vo­lu­t i­on ver­ an­schau­licht (ca. 282 x 185 mm; II , S. 1). In der Rei­hen­fol­ge der Ta­feln im Buch folgt zu­n ächst eine stramm­ste­hen­de uni­for ­m ier ­t e Ente, in der hand­ schrift ­l i­chen Le­gen­de (ab­wei­chend vom Druck­t ext) als La Gar­de du ca­pitole be­z eich­net (201 x 130 mm; Ta­fel nach S. 30), wo­h in­ge­gen sich auf der näch­ sten Ta ­fel zwei ver­d ros­se­ne Be­waff ­ne­t e im Re­gen trol­len (193 x 154 mm; Ta­fel nach S. 36). Das Ende der re­vo­lu­t io­n ä ­r en Träu ­me mar­k ie­r en der thro­nen­ de Roi des Pi­n gou­ins (185 x 135 mm; Ta­fel nach S. 310), ein Mensch (der Ver­le­ger Jules Het­z el?), der fei­xend eine Stall­tür ab­schließt, aus der noch ein Tier­ s chwanz her­ aus­ r agt (201 x 123 mm; S. 386), so­w ie die am Stock ge­hen­den ge­schla­ge­nen ‚Hel­den von ge­stern‘ (193 x 121 mm; Ta­fel nach S. 386). So

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läßt sich die ge­sam­t e Er­z ähl­struk­t ur der Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux an den vor­h an­ de­nen Zeich ­nun­gen in Grund­z ü­gen nach­voll­z ie­hen. Gleich­falls um­fang ­r eich ver ­t re­t en sind Vor­z eich­ nun­gen zu den Pe­t it­e s misères de la vie humaine (1843), be­g in ­nend mit der ­je­n i­g en der Ver­l ags­a n­z eige (150 x 110 mm), hier noch mit an­de­rem Satz der Ti­t el­wor ­t e. Un­t er zwei Passe­par ­t outs fin­den sich je­weils vier Zeich­nun­gen, dar ­u n­t er ein mit ei­nem Fern­glas spe­k u ­l ie­r en­der Voy­eur, zwei Rei­sen­de von sehr un­t er­schied ­l i­cher Grö­ße, die höchst un ­be­q uem in ei ­ner Kut ­sche sit ­z en, an ei ­ner Art Wä ­sche­lei ­ne auf­ge­h äng ­t e Na­sen ­for ­men und das To­hu­wa­bo­hu be­ leb­t er Werk­z eu­ge auf ei­ner Werk­bank. Ein je ei­ge­ nes Passe­par ­t out ha ­ben die mit hand­schrift ­l i­cher Le­gen­de ver­se­he­nen Zeich ­nun­gen Un jour­n al retenu (nicht auf der Zeich­nung selbst) (150 x 118 mm) und Les in­c onvenients de la Rue (124 x 116 mm). Eine der drei spä­t er der Samm ­lung hin­z u­ge­f üg ­t en Zeich­ nun­g en un­t er Pa­pier ­passe­par ­t outs ge­hört eben­ falls zu den Pe­t it­e s misères: Die Müh­sal der Schmet­ter­ lings­jagd (69 x 131 mm) zeigt, wie drei mit Ke­schern be­w aff ­ne­t e Gläu ­bi­g er ver­su­chen, ei­nen ge­flü­g el­ ten Schuld­ner ein­z u­fan­gen. In­t er­e s­s ant sind hier auch die hand­schrift ­l i­chen Emp­feh­lun­gen Grand­ villes an den Ste­cher: „écla­i rer la veste de celui-ci“,

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„effet de sol­eil couch­a nt“, „mett­r e de l’es­t ompe des­ sous“ etc. Ein se­pa­r a­tes Blatt (230 x 180 mm), das auf ei­nem Steg mit ei­nem ra­d ier­t en Por­t rait La Fonta­i nes zu­ sam ­men ­mon­t iert ist, stellt die Vor­z eich­nung zum Front­ispiz des zwei­ten Ban­des von des­sen Fa­bles (1838) dar. Die­se stammt als ein­z i­ge der Samm­ lung nicht von Grandville, son­dern von dem mit ihm öf ­t er ko­ope­r ie­r en­den Fran­çois Lou­i s Français (1814 –1897) [vgl. Ren­onciat 135, mit Abb.]. Ein wei­ te­r es, auf Pa­pier mon­t ier­t es Blätt­chen (152 x 111 mm) ent­h ält ne­ben hand­schrift­l i­chem Text und drei wei­ te­r en klei­nen Skiz­z en die Ti­t el­v i­g net ­t e zu Livre 12 von La Fonta­i nes Fa­bles. Aus den Fa­bles von La Valet­te (1841) stammt eine Zeich­nung mit dem Mo­t iv Der Löwe, der Affe und der Esel (123 x 111 mm), eine wei­t e­r e aus Swifts Voy­a ge de Gul­liver, die den Ti­t el­hel­den rie­sen­haft in der Haupt­ stadt von Li­l i­put ver­ge­gen­w är ­t igt (117 x 157 mm). Be­son­de­r e Er ­wäh­nung ver­d ient auch eine Vi­g nette aus Grandvilles ge­r a­de­z u sur ­r ealem Buch Un au­t re mon­de (1844): Die Zeich­nung Drei Kur­ze wer­ den in fla­gran­t i beim Wil­dern er­wischt aus dem Ka­pi­t el Les grands et les pe­t its zeigt drei ex­trem ge­stauch­te mensch­l i­che Fi­g u­r en mit ent­spre­chend gro­t esk in

die Län­ge ge­zo­ge­nen Dackeln (81 x 164 mm). Die Be­ stim ­mung ei­n i­ger wei­t e­r er Zeich ­nun­gen, dar ­u n­t er die ei­gen­a r ­t i­ge, in Blau und Rosa ko­lo­r ier ­t e Halb­fi ­g ur ei­nes Kna ­b en (Zwer­ges?) in hö­fi­scher Klei­ dung, darf an die­ser Stel­le of­fen blei­ben. Eine be­son­de­r e Er ­wäh­nung ver­d ient ein ge­fal­t e­t es Blatt mit ei­nem drei­sei­t i­gen Text­ent­w urf und – auf der vier­ten Sei­te – mit ei­ner Li­ste von Gra­phi­ken „a fai­re“ , von Grandvilles Hand. Von ei­ner an­de­ ren Hand stam ­men vier wei­t e­r e Ma ­nu­skript ­blät­ ter mit Ver­zeich­n is­sen von Grandvilles Wer­ken, dar ­u n­t er ein dop­p el­sei­t i­ges, vier­spal­t i­ges Ta­bleau par ordre chro­no­log­ique des œuvres de J. J. Grandville (1826 –1847), und ein ge­fal­t e­t es Blatt mit ei­ner zwei­ sei­t i­gen Auf­stel­lung von Bei­t rä­gen für die ein­zel­nen Jahr­g än­ge des Mag­a sin pi­t toresque. Es be­d arf kei­ner be­son­de­r en Be­t o­nung, daß es sich bei die­ser Kol­lek­t i­on sehr gut er­h al­t e­ner Ori­g i­n al­ zeich ­nun­gen um eine ganz au ­ßer­or­dent ­l ich rei­che, viel­sei­t i­ge und ein ­z ig­a r ­t i­ge Quel ­le für De­t ail­stu­d i­en zu Grandvilles Buch­i l­lu­stra­t io­nen der Jah­r e 1838 bis 1844 han­delt, mit ei­nem Schwer­punkt auf dem zen­t ra ­len Werk der Scènes de la vie privée et pub­lique des ani­m aux.

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