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UNIVERS ROMANTIQUE Les Français peints par eux-mêmes Alle nennenswerten Bücher Frankreichs mit Illustrationen zwischen 1825 und 1875 in einer einzigartigen Reihe von Original-Zeichnungen, Aquarellen, 111 Exemplaren auf Chinapapier, im Kolorit der Zeit etc. 600 Exemplare vor allem aus den Sammlungen Beraldi · Bonnasse Brivois · Carteret · Clapp · De Rouvre · Descamps-Scrive Duché · Esmerian · Adrian Flühmann · Gallimard Gavault · Lafond · Lebœuf de Montgermont Lainé · Legrand · Meeûs · Perier · Petiet Rattier · Van der Rest · Ripault Roudinesco · Schumann Tissot-Dupont Villebœuf Vautier etc.
Band II: Le Diable à Paris – Grandville
Heribert Tenschert 2018
Heribert Tenschert Antiquariat Bibermühle AG Bibermühle 1–2 · 8262 Ramsen · Schweiz Telefon: +41 (52) 742 05 75 · Telefax: +41 (52) 742 05 79 E-Mail: tenschert@antiquariat-bibermuehle.ch www.antiquariat-bibermuehle.com
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Autoren: Dr. Carsten Scholz, Heribert Tenschert
Gestaltung, Redaktion, Lektorat: Heribert Tenschert, Maria Danelius Photos und Einbandgestaltung: Athina Nalbanti & Heribert Tenschert Satz und PrePress: LUDWIG:media gmbh, Zell am See Druck und Bindung: Passavia GmbH & Co. KG, Passau ISBN: 978-3-906069-31-9
In den selt enen Verlagseinbänden in Ganzleder 155 Le diable à Par is – Par is et les par isiens – mœurs et cou tumes, caractères et portraits des habitants de Paris, tableau com plet de leur vie privée, publique, politique, art istique, littéraire, indu strielle, etc., etc. […] Illustrations: Les gens de Par is, séries de gravure s avec legendes par Gavarni. Par is comique, vig nettes [und in Band 2:] Panthéon du diable à Par is par Bertall. 2 Bde. Par is, J. Hetzel, 1845 –1846. Zusamm en 208 [statt: 212] Tafeln in Holzschnitt, 41 Bild seiten mit zahlreichen Holzschnitten („Par is comique“ , „Souvenirs de Par is“), rund 380 einzelne Textholzschnit te und 8 S. Noten. 2 Bl., XXXII S., 380 S. Und: 2 Bl., LXXX S., 364 S. Quart (266 x 180 mm). Verlegereinbänd e aus grün em Saff ian mit Rückent iteln, reic her orn am ental er und fig uraler Goldpräg ung auf Rücken und Deckeln, gelben Glanzpapiervorsätzen und Ganzg old schnitt, zu samm en in modernem Pappschuber (Klebereste von Exlibris auf Spiegeln, Bd. II: Vorsätze etwas leim schatt ig, strecken weise schwach braunf leckig, 1 Tafel mit Randeinr iß).
Die erste Ausg a be, über r eich illustriert von Gavarni und Berta ll – in den Verl agseinbänden In der Hölle ist es langweilig – ganz anders in Par is, wie Sat an den Gesprächen der in der Vorhölle schmor enden Pa r iser ent neh men kann. So schickt er den Unt er t eu fel Flammèche in die fran z ösische Met ropole, um sich über das dor t ige Leben Ber icht erstatt en zu lassen. Doch auch dieser hat Besser es zu tun: Er verl iebt sich und überläßt seine Ber ichts pflicht en Pa r iser Schriftstellern. Mit dieser laun i gen Einleit ung erk lär t e der Verleger Pierre Jules Hetz el, alia s P.- J. Stahl, das Zustandekommen die ses bunt en Gemeinschaftswerks vieler Aut or en und Illustrat or en, das in Wirk l ichkeit an dem er folg reichen mehrbänd igen Werk Les Français peint s par eux-mêmes Maß nahm. Die zahlr eichen Beit räg er, ber ühmt e und wen i ger ber ühmte, werden sämtlich auf den Titeln ge nannt, in Band I: „George Sand, P.-J. Stahl, Léon Gozlan, P. Pasc al, Frédéric Sou lié, Charles Nodier,
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Eugène Brif fault, S. Lava let t e, de Balz ac, Ta x ile Delord, Alphone Karr, Méry, A. Juncetis, Géra rd de Nerva l, Arsène Houssaye, Al bert Au bert, Théophile Gaut ier, Octave Feuillet, Alf red de Musset, Frédéric Bérat“. Im zweiten Band kamen hinz u Eugène Sue, Henr y Monn ier, Stend hal, Ar m and Mar r ast, Laur ent-Jan, Édoua rd Ourliac, Charles de Boigne, Altar oche, Eugène Guinot, Jules Jan in, Aug u ste Barbier, Marq uis de Varennes und A. Legoyt. In bunt em Reigen schreib en diese Aut or en ihre Ar t ikel „über das Leben der Pa r iser, die eleg ant e Welt, die Frauen und Ehen, über Geldwesen und Geschäft e, Cabar ets und die Bohème, über die Ge fängn isse und Friedhöfe, die Schwimm- und Hoch schulen, über die Geschicht e und Geog raphie der Stadt und über ihre Armen und Reichen“ [Bilder welt en 126]. Ein ige Text e seien herausgeg rif fen, so von Honoré de Balz ac elf Stücke der Petite s misères de la vie con iugale, al le s amt Erst d rucke, eben s o wie der Essay über die Verä nder ungen des Pa r iser Stra ßen bildes (Ce qui disparaît de Par is), die beiden Teile der Com édies qu’on peut voir grat is à Par is, die Histoire et physiolog ie des boulevards de Par is und ander es [vgl. George].
Géra rd de Nerva l steuer t e eine Histoire véritable du canard bei, Alfred de Musset seine Conseils à une Par i sienne und Mimi Pin son, prof il de grisette, George Sand schrieb über Les mères de famille dans le beau monde und gab eine Relat ion d’un voya ge chez les Sauvages de Par is. Von Stend hal schließl ich stammt die Erz ählung Philibert Lescale. Esquisse de la vie d’un jeune homme riche à Par is, ein Erstd ruck aus dem Nachl aß. Eingeleit et werden beide Bände mit län ger en Aufs ätz en von Théophile Lava l lée über die Histoire bzw. die Géographie de Par is. Het z el führ t e nicht nur vie le Au t o r en in die sem panora m at ischen Werk zusam men: „It is also the last of the big books of collaborative illustration“ [Ray]. Fast 400 Holzschnitt-Vig netten wur den locker in den Text eingestreut, etwa ebensov ie le auf 41 Bildseiten unter den Obertiteln Par is co mique und Souvenirs de Par is zusam mengefaßt. Sie stammen zum großen Teil von Berta ll, einem der „bel iebt esten franz ösischen Illustrat or en, dessen spieler isch leicht e und doch prä z ise Zeichenweise und dessen liebensw ürd iger Hu mor“ [Bilder welt en 126] sehr geschätzt wurden. Dank seiner einfalls reichen und witz igen Zeichnungen sieht Ray in Le diable à Par is „the culmi n a t i on of the Rom a n tic trad it ion of diablerie“ [Ray]. Bestimmt e Mot ive,
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so „vues, monuments, édifices particuliers, lieux célèbres et principaux aspects de Par is“, wurden – wie gleichfalls auf dem Tit el angegeben – ander en Künst lern überl ass en, na ment l ich Jean-Jac ques Champin, Bertr and, Dau bigny und Français. Bis auf die vier Blätt er des Pantheon du diable à Par is von Berta ll stammen alle Tafeln von Gavarni. Un ter dem Ober t it el Les Gens de Par is werden in the mat ischen Ser ien – Les Pet its mordent, En Car naval, Bohème, Politiqueurs, Bourgeois – die unterschied lichsten Typ en und Char akt er e vorg estellt. Neu und ungewöhnlich sind Blätter, die „sich mit den Vorstädt en, Mans arden- und Boudoir-In h a b ern, den Philosophen und Dicht ern“ [Bilder welt en 128] befassen. Die Darstellungen werden von witz igen Leg enden beg leit et, die gleichfalls von Gavarni stam men. In seinen Por t rait t a feln, „evoked with his usual conc entr ation and psychological subtlety", sieht Ray „the major attraction“ des gesamten Werks. Die Geog raphie de Par is muß ohne den Plan aus kommen, er fehlt jedoch ohneh in „à la plupart des exempla i res“ [Vica i re]. Kur ioser ist, daß vier Ta feln nicht mit eingebunden wurden, handelt es sich hier doch um Verl agseinbände.
Als „célèbre éditeur de beaux livres illustrés“ ließ der Verleg er Hetzel „toujou rs faire des fers spéciaux“ [Malavieille 190]. Malavieille bildet ei nen Perk a l inband mit ander er Präg ung ab [ebd. 193] – in Ganzleder ist Le diable à Par is nur selten anz ut ref fen, so im Catalogue 661 von Magg s, wo un ser Einband als „une des plus belles de l’epoque rom ant ique“ gew ürd igt wird. Umgeb en von Rah mend arstellungen mit Pa r iser Fig ur en und Bauwer ken zeigt die zentrale Vig nette des ersten Bandes (als seit enverkehr t e Adapt ion des Front i spizes) den Teufel Flammèche, breitb ein ig auf dem Stadtplan von Par is stehend und ihn durch ein Monokel vi sier end, mit einer von Papier en ber eits angef üllt en Kiepe auf dem Rücken. Auf dem zweit en Band sitzt er, der zugleich das Alter Ego des Verlegers reprä sent iert, nach seiner Verbannung aus der Hölle „als Erem it in einem Kar t enh aus“ [Klew itz 5]. Proven ienz: Adria n Flüh m ann. Lit er at ur: Beraldi II , 46, Nr. 5 (Berta ll), und V II , 66 f., Nr. 215 (Gavarni); Bilderwelt en 126 ff., Nr. 54; Brivois 124 ff.; Cart eret III , 203 ff.; Cloua rd 5 f. (Muss et); Cord ier, Nr. 208 (Stend hal); vgl. Gay/Lemonnyer I, 887; George 25 (Balz ac); Klew itz (mit Einband-Abb.); Lachè vre I, 196 ff.; Lacombe 919; Lemoisne I, 173 ff.; Lipp erheide 242, Fd 29; Lonc hamp II , 133; Magg s 661, Nr. 193 und Tafel LXIII (Einband-Abb.); Mar ie, Nerva l 319; Rahir 400; Ray II , 320, Nr. 236; Sander 232; Sénelier, Nerva l 728; Spœlberch, Sand 100 und 101; Vicai re III , 241 ff.
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Unbeschnitt enes Exemplar in den Orig inal-Broschur en 156 Le diable à Par is – Par is et les par isiens – mœurs et cou tumes, caractères et portraits des habitants de Paris, tableau com plet de leur vie privée, publique, politique, art istique, littéraire, indu strielle, etc., etc. […] Illustrations: Les gens de Par is, séries de gravure s avec legendes par Gavarni. Par is comique, vig nettes [und in Band 2:] Panthéon du diable à Par is par Bertall. 2 Bde. Par is, J. Hetzel, 1845 –1846. [Auf beiden Umschlägen: 1846]. Zu sammen 212 Tafeln in Holzschnitt, 1 mehrfach gefalte ter Stadtplan, 41 Bildseiten mit zahlreichen Holzschnit ten („Par is com ique“ , „Souvenirs de Par is“), rund 380 einzelne Textholzschnitte und 8 S. Noten. 2 Bl., XXXII S., 380 S. Und: 2 Bl., LXXX S., 364 S.
Quart, unbeschnitten (ca. 280 x 192 mm). Illu strierte Orig in al-Broschuren, in geglätteter roter Halbm aroquinchem ise mit goldgeprägtem Rückent itel zwi schen Quer f ileten und mit dop pel ten Gold f ileten auf den Deckeln, in Pappschuber mit roten Mar oquink anten (2 Schuberk anten einger issen, Um schläge angestaubt, am Rücken gebräunt und an den Kapitalen mit kleine ren Fehl stellen, Papier etwas stockf leckig). Die beiden Bände von Le diable à Par is liegen hier im Urz ustand vor, in den extrem seltenen orig i nalen Umschlägen, die vorn und auf dem Rücken illustriert sind, und vollkom men unb eschnit t en. Der sepa r at erschienene Stadt plan ist, wie meist, nicht vorh anden. Beide Bände schützt eine gemein sa me Halbm aroqui nchem ise in Schuber.
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Mit dem seltenen Plan von Pa ris und Prospekten 157 Le dia ble à Pa ris – Paris et les parisiens – mœurs et coutumes, caractères et por traits des habitants de Paris, tableau complet de leur vie privée, publique, politique, ar tist ique, littéraire, in du strielle, etc., etc. […] Illustrat ions: Les gens de Paris, séries de gravures avec legen des par Gavarni. Paris comique, vi gnet tes [und in Band 2:] Panthéon du diable à Paris par Bertall. 2 Bde. Paris, J. Het zel, 1845 –1846. Zu sammen 212 Tafeln in Holz schnitt, 1 mehrfach gefalte ter Stadt plan, 41 Bild seiten mit zahlreichen Holz schnit ten („Paris comique“ , „Souvenirs de Paris“), rund 380 einzelne Textholz schnit te und 8 S. Noten. 2 Bl., XXXII S., 380 S.; 4 Bl. (Prospekt). Und: 2 Bl., LXXX S., 364 S.; 4 Bl. (Prospekt). Quart, unbe schnit ten (277 x 185 mm). Langgenarbte hellbraune Halbmaroquinbän de auf je vier flache, reich in Gold verzier te Bünde, in den Rücken ompartim en ten in Goldfiletenrah men zwei weinrote, gold gepräg te Maroquin schilder bzw. reicher Dekor aus floralen Einzel stempeln auf Point illégrund in verschlun genem Rahmenwerk aus weinroten Maroquinintarsien, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denen illu strier ten Ori ginalUm schlä gen (inkl. Um schlag rücken), am Fuß jeweils si gniert „Noulhac“ . Die er ste Ausga be, mit dem sehr seltenen Plan, drei ein gebundenen Ori gi nal-Um schlä gen und zwei Prospek ten Die er ste Ausga be des zwei bändi gen Werks liegt hier gleich sam in idea ler Form vor: Ein un beschnittenes Exemplar in bestem Zu stand, mit ein gebundenen il lu strier ten Ori gi nal-Um schlä gen, die in diesem Fall „excessivement ra res“ [Car ter et III , 206] sind. Auch der große, mehr fach gefaltete Stadt plan von Pa ris im Maßstab 1:14000 von J. Andriveau-Goujon ist vorhanden – ausnahms wei se, denn er fehlt „à la plupart des exempla ires“ [Vica ire]. Zwar gehört er zu Théophile Lava llées Ein füh rung in die
Géographie de Paris im zweiten Band, er schien aber als sepa rate Lieferung mit ei genem Um schlag – auch dieser ist hier mit ein gebunden. Schließlich sind zwei vier seiti ge Pro spek te vorhanden. Sie unter scheiden sich in Text- und Bildmateri al. Provenienz: Auf dem Spiegel des er sten Bandes das gesto chene Ex li bris von Al fred Clériceau, dar über Adri an Flüh manns Eti kett mit dem Monogramm „awf “.
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Das Exemplar von Alex andre Roudinesco, mit dem sehr seltenen Plan, den Ori gi nal-, vier Lieferungs-Um schlä gen und zwei Prospek ten 158 Le dia ble à Pa ris – Paris et les parisiens – mœurs et coutumes, caractères et por traits des habitants de Paris, tableau complet de leur vie privée, publique, politique, ar tist ique, littéraire, in du strielle, etc., etc. […] Illustrat ions: Les gens de Paris, séries de gravures avec legen des par Gavarni. Paris comique, vi gnet tes [und in Band 2:] Panthéon du diable à Paris par Bertall. 2 Bde. Paris, J. Het zel, 1845 –1846. Zu sammen 212 Tafeln in Holz schnitt, 1 mehrfach gefalte ter Stadt plan, 41 Bild seiten mit zahlreichen Holz schnit ten („Paris comique“ , „Souvenirs de Paris“), rund 380 einzelne Textholz schnit te und 8 S. Noten. 2 Bl., XXXII S., 380 S.; 6 Bl. (Prospekt). Und: 2 Bl., LXXX S., 364 S.; 2 Bl. (An kündi gung des Plans); 4 Bl. (Prospekt). Quart, unbe schnit ten (275 x 190 mm). Lang genarbte braunrote Maroquinbän de auf glat te Rücken, mit gold gepräg ten Rückentiteln und Arabesken aus Silber und fet ten Goldfileten, breiten Rahmen aus den selben Ara besken auf den Deckeln, mit Goldfileten auf den Steh kanten, bei gen Lederdoublüren und mit rotbrauner Sei de bezogenen Vorsät zen, Ganz gold schnitt über Témoins und ein gebun denen illu strier ten Ori ginalUm schlä gen (inkl. Um schlag rücken) sowie 4 Lieferung um schlä gen, gebun den von „E. & A. Maylan der“ (Si gnatur auf Spie geln) nach Entwurf von „A. Roudinesco“ (ebd.), in Halb maroquinchemi sen mit gold gepräg ten Rückentiteln und mit Filz ausge schla genen Pappschubern mit Maroquin kanten, ebenfalls si gniert von Maylan der (Plan mit klei nen unterleg ten Randeinrissen, Schuber mit kleineren Schabstellen).
Den sie ben großen Samm lern fran zö si scher Ro mantik – Montgermont, Brivois, Ripault, Descamps-Scrive, Beraldi, V. Mer cier und Meeûs – wollte Georges Blaizot 1969 ei nen jün geren hin zugefügt wissen: Alex andre Roudinesco (1883 –1974), Arzt und Begründer der bi bliophi len Ver ei ni gung Scripta et Picta. Blaizot ver stei ger te da mals auch un ser Exemplar der er sten Ausga be des Diable à Paris – makel los und kei nen Samm ler wunsch of fen lassend: „Excessivement ra res“ [Car ter et III , 206] sind die illu strier ten Ori gi nal-Um schlä ge, nicht weni ger die vier il lu strier ten Lieferungsum schlä ge, ge druckt auf gel bem Papier, wie auch die beiden Prospekte, die hier bei gebunden sind. Selten ist auch der große, mehr fach gefaltete Stadt plan von Pa ris im Maßstab 1:14000 von J. Andriveau-Goujon, der „à la plupart des exempla ires“ [Vica ire] fehlt. Roudinesco wußte um die ulti mati ve bi bliophi le Gültigkeit sei nes so aus gezeich neten Exemplars. Er selbst ließ es im „atelier célèbre“ [Fléty 125] von Émile und André Mayl ander binden – in meisterliche Ma roquin bände, doppelt geschützt durch Chemi sen und Schu ber. Noch den in Sil ber und Gold iri sierenden Ara besken schmuck ent warf er selbst, wie ein win zi ger Ver merk uns sagt: „Dr A. Roudinesco inv.“ Provenienz: Il lu strier tes Ex li bris von Alex andre Roudinesco ver so fl iegendem Vor satz von Band I. – Dessen Auk tion 1967, I, Nr. 29: frs. 1.800.
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Eines von zwei bek annt en illum in iert en Exemplar en – mit einer aquar ell ier t en Orig inal-Zeichnung von Gavarni 159 Le diable à Par is – Par is et les par isiens – mœurs et cou tumes, caractères et portraits des habitants de Paris, tableau com plet de leur vie privée, publique, politique, art istique, littéraire, indu strielle, etc., etc. […] Illustrations: Les gens de Par is, séries de gravure s avec legendes par Gavarni. Par is comique, vig nettes [und in Band 2:] Panthéon du diable à Par is par Bertall. 2 Bde. Par is, J. Hetzel, 1845 –1846. 1 aquar ell iert e Orig in al-Zeichn ung von Gavarni, zusamm en 212 Tafeln in Holzschnitt, 41 Bildseiten mit zahlreichen Holzschnitten („Par is comique“ , „Souvenirs de Par is“), rund 380 einzelne Textholzschnitte, alles von Hand kolor iert, und 8 S. Noten. 2 Bl., XXXII S., 380 S. Und: 2 Bl., LXXX S., 364 S. Quart (267 x 178 mm). Rote Saff ianbände der Zeit auf vier flache, mit Goldfileten verzierte Bünde, in den Rückenk ompartimenten in doppelten Goldf iletenrah men Titel und florale Verg oldung, auf den Deckeln Rahm enwerk aus fetten Blind-, dreifachen und inn en zwei einfachen Goldf ileten, zuinn erst mit Eckfleurons, mit doppelter Goldf ilete auf den Steh- und goldgepräg ter Dentellebordüre auf den Innenk anten, Moirépapier
vorsätzen und Ganzg oldschnitt (stellenweise schwache Braunf leckchen, Zeichnung braun sprenklig). Die Erst ausg a b e in einem ein m a l igen Exemplar: Alle rund 800 Textholzschnitt e und alle 212 Tafeln wurden zeit genössisch ebenso sorg f ält ig wie farben prächt ig von Hand kolor iert und mit Eiweiß gehöht. Nachdem Léopold Carteret es wohl 1925 auf der Versteiger ung von René Desc amps-Scrive er wor ben hatte, notierte er enthusiastisch auf dem ein gef üg t en Vorblatt: „Précieux exempla i re sans doute uniq ue, relié à l’époque, entièrement gouaché“. In Le Trésor du bibliophile schrieb er: „On rema rq uera également que cet ouvr age a été color ié et gommé très finement à l’epoque; c’est ainsi qu’ont fig uré deux exempla i res“. Das einz ige weit er e Exemplar im Orig in al-Kolor it war das der vente Noilly 1886, in blauem Leder. Die auf ein eingef üg t es Vorblatt mont ier t e aqua rell ier t e Orig in alz eichnung von Gavarni (Blatt g rö ße: ca. 192 x 134 mm) macht unser Exemplar end gült ig zu einem Unik um. Sie wurde durch Cart eret hinz ugef ügt und handschrift l ich beglaubigt: Eine
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nach rechts gewandt e junge Dame schlägt mit dem Hammer einen Bilderh aken in die Wand, um ein am Bo den ste hen des Bild mit der Un t er s chrift „Sou v en ir“ aufz uh äng en. Ein weit er es, ans chei nend ro m an t i s ches Su jet mit der eben noch ent z if ferb a r en Unt er s chrift „Regr ets“ liegt am Boden, ebenso zwei Bücher. Ein Holzschnitt nach dieser Zeichnung findet sich in der spät er en Ausg a be von Le diable à Par is von 1868/69. Hier beugt sich eine zweit e Frau über die „Regr ets“; die gänzl ich uns ent iment a le Leg en de lautet: „Dis donc! Ce voleur de bric-à-brac qui voulait reprendre mes Souven irs et mes Regrets pour quatre livres dix sous … vieux Mardochée!“. Mot ivisch hat die Zeichnung indes ihr Pend ant in Nr. 5 der Par isiens de Par is [Bd. 1, nach S. 228]. In gegenläu figer Wendung hängt hier ein Mann seinen Favor it en auf: Der Dreispitz läßt Napoleon I. era h nen; nost a lg ische Sehnsücht e sind of fenk und ig bei beiden Geschlecht ern sehr unt erschied l ich cod iert. Gavarnis pi k ant-zweideut ige Bildu nt er schrift lau tet: „Erect ion d’un monu ment“. Entsprechung und
Gegenl äu fi gkeit beider Bilder legen gender-spez ifische Fragestellungen ger adez u nahe. Ob die Dame wegen zu großer „Nähe“ zu dem Herrn für unser e erste Ausg a b e ver wor fen wurde? Ihre Reh a bil it at ion als unika les Entrée zum Ges amt werk durch Car t eret könnt e passender jedenfalls kaum sein: Enth ält das Buch doch – nicht nur in der so bet it elt en um fang r eichen Ser ie von Bildsei ten – lauter Souvenirs de Par is, die als rom ant ische regrets keineswegs im mer piet ät voll, sondern oft genug sat ir isch-dia bol isch beh andelt werden. Proven ienz: Ex l ibris von René Desc amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille ansässigen Industriellen und neben Beraldi und Bart hou renom m ier t esten Sammler seiner Zeit, auf einem Vorblatt. – Dessen Aukt ionsk at a log II , 1925, Nr. 345: frs. 8.650; noch ohne die Zeichnung. – Léopold Carteret, mit des sen handschrift l icher Kurzbeschreibung in Kopier stift auf dem Vorblatt. – Carteret III , 207: Dieses Exemplar. – Dessen Kat a log Très précieux en semble de livres illustrés du XIXe, 1949, Nr. 21: frs. 90.000.
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Eines von zwei bekannt en Exemplar en auf Chinapapier, noch unaufgeschnitt en, aus dem Besitz des Verlegers Jules Hetzel 160 Le diable à Par is – Par is et les par isiens – mœurs et cou tumes, caractères et portraits des habitants de Paris, tableau com plet de leur vie privée, publique, politique, art istique, littéraire, indu strielle, etc., etc. […] Illustrations: Les gens de Par is, séries de gravure s avec legendes par Gavarni. Par is comique, vig nettes [und in Band 2:] Panthéon du diable à Par is par Bertall. 2 Bde. Par is, J. Hetzel, 1845 –1846. Zusamm en 212 Tafeln in Holzschnitt, davon 204 auf Chin a- und 8 auf stärk erem Velinpapier, 41 Bild seiten mit zahlreichen Holzschnitten („Par is comique“ , „Souve nirs de Par is“), rund 380 einzelne Textholzschnitte und 8 S. Noten. 4 Bl., XXXII gezählte, ein seit ig bedruckte Bl., 380 S. in Blattzählung (außer S. 361 – 368, da doppel seit ig bedruckt). Und: 4 Bl., LXXX S., 364 S. in Blattzählung. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, una ufg eschnitten (284 x 190 mm). Orig in alInter imsbroschuren in modernen rotbraunen Halbsaff i ank assetten mit goldgeprägten Rückent iteln und dek o rat iver Rückenverg oldung (Um schläge beg riffen, etwas fleckig, mit Randläsuren und Einr issen im Falz, Pa pier kaum braunf leckig, vereinzelte Randlä suren; Bd. I: S. 9 –16 und 161 –167 jeweils ineinand er verh eftet, 3 Tafeln lose, 1 Tafel mit längerem Binneneinr iß; Bd. II: Plan von Par is fehlend, 8 Tafeln abweichend auf Velin papier und lose).
Dies ist eines von zwei Exempla r en auf Chin apapier. Wanderte das ander e durch die Hände von Louis Lebœuf de Montgermont, René Desc amps-Scrive, Léo p old Car t er et (der nur die s es kann t e), Otto Schäfer und Sam Clapp, so war unser es ursprüng lich das Exemplar des Verlegers Pierre-Jules Hetzel: Es liegt noch unaufgeschnitt en und in den orig in a len Int er imsbroschur en vor. Das zar t e Chin apapier wurde nur einseitig bed ruckt, so daß die zahlr ei chen Text holzschnit t e ohne rück seit ig durchschei nenden Druck ungestört zur Gelt ung kom men. Auß erdem lieg en 24 Prob ed rucke auf Chin apa pier bei, 20 zu Illustrat ionen in Band I und vier in Band II . Acht der 212 Tafeln, die abweichend auf stärker em Vel inpapier ged ruckt sind, liegen lose bei. Dies sind die beiden ersten Tafeln der Ser ien Politiqueurs und Populaire, die erste Tafel von Ceintures dorées und Les petits mord ent – 2e série sow ie die Tafeln 3 und 5 der Bourgeois. Der Stadtplan von Pa r is fehlt wie fast im mer. Die emp fi nd l i c hen Broschur en werden geschützt von moder nen, am Rücken hübsch dekor ier t en Halblederk asset t en. Proven ienz: Pierre-Jules Hetz el (1814 –1886). – Auf dem Innenu ms chlag von Band I das illustrier t e Ex l ibris („Un aut re monde“) von Claude Rebey r at.
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Fleckenfreies Exemplar 161 Le diable à Par is. Par is et les par isiens à la plume et au crayon par Gavarni – Grandville – Bert all – Cham – Dantan – Clerget […], etc. 4 Teile in 2 Bdn. Par is, J. Hetzel, 1868 –1869. Zusamm en 768 Tafeln (= 384 Bl.), alle in Holzschnitt; über 750 Textholzschnitte. 2 Bl. 228 S.; 2 Bl., 196 S. Und: 2 Bl., 196 S.; 2 Bl., 196 S. Quart (271 x 177 mm). Braune Halbm ar oquinbände auf vier Bünde mit goldener Pointillé-Präg ung, mit goldge prägten Rückent iteln, fet ten Blind- und mageren Gold fileten, marm or ierten Vorsätz en und ockerfarben em Sprengschnitt (Unterk anten etwas beschabt). Neue Ausg abe: Mit über 1500 teils erstm als veröf fent l icht en Holzschnit t en Diese neue Ausg abe bietet mehr: Zu den bek ann ten Aut or en aus der ersten Ausg abe wie Honoré de Balz ac, Alfred de Musset, George Sand, Eugène Sue, Jules Jan in, Géra rd de Nerva l und Théophile Gaut ier tret en nach gut 20 Jahr en neue Namen hin zu – Vict or Hugo (Par is à vol d’oiseau au XI V siècle), Jules Verne (Par is. Géographie – stat istique – histoire), Alexa nd re Du m as fils (Le travail de l’esprit à Par is) und ei n ige ander e. Vor allem aber entfaltet sich vor den Augen des Betrachters eine auf den dopp elten Umfang ge steiger t e Bilder f ülle von über 1500 Holzschnit t en im Text und auf beidseitig bed ruckten Tafeln. In
seinem Post-face am Ende des vierten Teils zieht der Verleger Pierre-Jules Hetz el eine stolz e Bil anz. Erstm als wird hier Gavarnis „admirable série“ Les Gens de Par is von insgesamt 260 Zeichnungen voll ständ ig veröf fent l icht, dazu die 320 Zeich nungen aus dessen Œuvres choisies, wodurch zum ersten Mal „le Par is Gavarni“ komplett zu besicht igen ist. Dar ü ber hinaus gel ang es Hetz el, „50 composit ions inédites“ von dem „grand philosophe de crayon“ zu erh alten; alles in allem „un trésor d’illustrations d’une inappréciable richesse“. Von Berta ll verbucht der Verleger „538 pet its croquis charm ants“, von Grandville 112 Zeichnungen, „sat ir es ingénieuses de la vie de Par is“, von Cham pin „160 vues de Par is“, von And rieux 44 Zeichnun gen und von Henr i Monn ier „38 dessins inédits“. In der Tat kann verw undern – zum al angesichts der Erst publik at ion der Zeichnungen von Gavarni und Mon n ier – war u m die Aus g a b e bei den Bibliog raphen schöner und illustrier t er Bücher so wen ig Auf merksam keit gef unden hat. Die Beschrei bung von Brivois ist so flücht ig, daß er nicht einm al Hetzels Zahlen korr ekt abschrieb und add iert e – eine Kapit ul at ion vor der Über f ülle? Proven ienz: Ex l ibris Lizzi Schwersenski auf den Spiegeln. Lit er at ur: Brivois 127 f. (mit in kor r ekt en Abg a b en zu den Abb.); Lacombe 923; Sénelier, Nerva l 731; Vicai re III , 245.
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Das äußerst selt ene erste Album des 15jähr igen Gustave Doré im Verl agseinband 162 Doré, Gustave. Les Travaux de Herc ule. (Jabots 12). [Par is], Aubert & Cie, 1847. 2 Bl., 46 num er ierte lithog raphische Tafeln. Quer-Okt av (162 x 233 mm). Schwarz er Perk al inVerl agse inband mit goldg eprägt em Deckelt it el in blindgeprägtem Rocaille- sowie doppeltem, fettem und magerem Filetenrahm en (Kanten etwas berieben, Vor sätze leim schatt ig, Tafeln minim al braunrandig und teils leicht braun spenklig). 1847 wurde der ger ade fünfz ehnjähr ig e Gustave Doré (1832 –1883) von Charles Phil ip on, dem scharfsicht igen und ideen r eichen Verl agst eilh a ber von Aubert, entdeckt. Umgehend publiz ier t e dieser mit Les Travaux de Herc ule dessen erstes Album als „le point de départ de Mr. Doré, que nous croyons appelé à un rang dist ingué dans les arts“. Die zwölf Arbeiten des griechischen Hero en wer den hier burlesk travestiert: Schon fast comic-art ig
werden sie in kleinen Bildfolgen erz ählt, insgesamt in 104 Federl it hog raphien, zu denen jeweils eine Legende steht. Gustave Doré war noch ein Kind, als er diese Geschicht en zeichnet e, und stil istisch noch ganz im Fahrwasser Rodolphe Töpffers, von dem die Reihe der Jabots beg ründet worden war und dessen schlicht en Linea rstil er über n ahm [vgl. Ray und Leblanc]. Ander erseits zeichnen sie sich durch eine naive Neug ier und Spielf reude aus, die sich in spät er en Werken verlor. Dies ist also die denkw ürd ige erste Ausg ab e des ersten Albums des noch völl ig unbek annt en Zeich ners Gustave Doré, sehr gut erh alt en im orig in alen Verl agseinband. – „This album is of legend ary rar ity“ [Ray]. Lit er at ur: Beraldi V I , 28, Nr. 59; Dézé 8; Guratzsch/Unverfehrt II , Nr. 13; Leblanc 349 f.; Lipp erheide 917, Xe 204; Lonc hamp II , 137; Osterw alder 320 f.; Rahir 404; Ray II , 329, Nr. 240; San der 235; vgl. Thieme/Becker 9, 468.
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Frühes Doré-Album im illustrier t en Orig inal-Einband 163 Doré, Gustave. Des-agr éments d’un voya ge d’agrément. Par is, Aubert & Cie, 1851. Ill u s triert er lithog raphi scher Tit el, 24 num er iert e lithog raphi sche Tafeln. Quer-Quart (255 x 326 mm). Mit gelbem Glanzpapier bez og en er illu strierter Orig in al-Pappband in neuer Halbm aroquinchemise mit Rückenvergoldung und Papp schuber mit Mar oquink anten (ger ing beschabt, Vorsätze leicht gebräunt). ‚Alpen-Träume‘ – ein frühes Album Dorés im Orig in al-Einband Dies ist die erste Ausg a b e eines weit er en frühen Albums des hier ger ade 19jähr igen Gustave Doré, in dem man zwar noch „l’inexpérience et, aussi, quelque vague influence étrangère dont bientôt Doré se déba rassera“ [Leblanc], spüren kann, in dem sich der Künstler aber zugleich präsent iert „at his most engag ing, bear ing witness to a lively sense of humor, now broad, now sophisticated, which was muted in his late illustrations“. So ist dieses Werk mit seinen 174 jeweils mit Legenden versehenen Zeichnungen schlicht „amusing“ [Ray]. Erz ählt wird die Reise des kleinbürgerl ichen Pa r i ser Ehepaars Plumet in die Schweiz, zun ächst nach Genf, von dort weit er nach Savoyen in die franz ö sischen und zur ück über die Berner Alpen. Wäh rend die häusl iche Mad ame die Dinge eher aus der Distanz etwa eines Fernr ohrs oder Operng las es betrachtet, beg ibt sich César Plumet z. B. in den Alpenort Sallanches und auf eine Berg wander ung voll haarsträubender Gefahr en, besteigt von Servoz aus den Montblanc und besucht den Aussichtspunkt Montenvert, der von Tour isten ebenso überf üllt ist, wie später das Berner Oberland von Kuhherden und zu Alphornk längen tanz enden Schweiz ern in Tracht – ein lärmiges „Eden de la vie pastor ale“.
So wie die perspekt iv ische Einstellung der Zeich nungen mit u nt er über r aschend wechselt, so auch die Erz ählp erspekt ive, die auch selbst r efl ex ive Moment e einstreut: In Genf kauft sich Herr Plumet ein Skizz enbuch für seine Reiseeind rücke: „Par un has ard“, so die Bildlegende, „cet album fut édité par Aubert avec quelques retouches du célèbre G.ve Doré“ [Tafel 3]. Zuh ause in Par is stellt Plumet ind i gniert fest, daß es „sous titre de car icatures“ [Tafel 24] veröf fent l icht worden ist. Als Morale wird dem Leser freil ich mit gegeben, die Alpen seien „la plus belle chose qui soit au monde“, die Alben von Doré wiederu m „tendront toujou rs á embellir la nature et la triste rea lité“ [Tafel 24]. Trotz der koket t en Selbst präs ent at ion war Doré zum da m a l igen Zeit punkt noch wen ig bek annt – und selbst heute noch sind seine Frühwerke „too little known even among Doré’s ardent admirers because of thei r great scarcit y“ [Ray]. Unser Exem plar liegt im illustrier t en Orig in al-Einband vor. Lit er at ur: Beraldi V I , 29, Nr. 62; Dézé 8; Guratzsch/Unverfehrt II , Nr. 22 f.; Leblanc 87; Lonc hamp II , 137; Osterw alder 321; Rahir 404; Ray II , 327; Sander 235.
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Mit dem Orig inal-Umschlag 164 Doré, Gustave. La ménagerie par i s ie nne [Um schlagt itel]. Par is, Au Bureau du Journ al pour rire, [1854]. 24 num er ierte lithog raphische Tafeln. Quer-Quart (255 x 345 mm). Mittelbraun er Saff ian band auf fünf goldverzierte Bünde, mit goldgepräg tem Rückentitel, doppelten Goldfileten auf den Dec keln, marm or ierten Vorsätz en und eing ebund en em grün en, goldbedruckten Glanzpapier-Vorderum schlag (Umschlag etwas fleckig und mit schwachen Knickspuren, durchgehend ger ing braunf leckig). Die Pa r iser Gesellschaft, gesehen vom 22jähr igen Gustave Doré Auf 24 lit hog raphischen Ta feln stellt Gustave Doré diverse gesellschaft l iche Klassen meist in Gruppen bildern vor – und ordnet ihnen in knapp en Bild legenden ein z el ne Tiera r t en zu. Die Reichen und Schönen und ihre Söhne und Töchter werden al lein auf fünf Tafeln unt er der Rubrik „Löwen“ und „Löw in nen“ präsent iert. Zweifelh af t er wirken die Börsenspek ul ant en als „Wölfe“, der Rent ier als rei ßender „Pant her“, der bef rackt e dienernde Hand
lungsgeh ilfe als „Girlitz“. Die Da menwelt ist mit den aufgeputzt en „Pfauen“ in der Theat erloge eben so vert ret en wie mit dem – ber ühmt gewordenen – Bild der Reihe der Flußwäscher innen als „Elstern“. Baller inen werden zu „Opern r at t en“, Stra ßenk ünst ler zu „Malr atten“, zerlumpte Verteter des Vierten Standes gar zu „Ka n alr at t en“. Selbst kurzbein igen tolpatschigen Kleink indern gilt als „Kröt en“ nicht unbed ingt die Sympat hie des Ka r ik at ur isten. Die „cur ieu se col lect ion“ [Leblanc] des 22jähr igen Doré gehört zu seinen frühen, noch nicht ganz selb ständ igen Werken. Der Titel des Albums und die Tierbez eich nungen er i n nern an Grandville eben so wie an Louis Huarts Muséum Par i sien, das toutes les Bètes cur ieu ses de Par is vorstellte [siehe Nr. 324]. Stil istisch erk annt e Leblanc „tantôt l’in fluence de Gavarni, tantôt le pastiche involontai re de Dau mier“ [Leblanc]. Wie alle frühen Alb en Dorés zeichnet sich La ménagerie par isienne gleichwohl durch eine frische, wit z ige Un m it t el barkeit aus. Lit er at ur: Beraldi V I , 30, Nr. 67; Dézé 9; Guratzsch/Unverfehrt II , Nr. 24 – 26; Leblanc 237 f.; Lonc hamp II , 137; nicht bei Oster walder; Rahir 404; Ray II , 327; Sander 235; vgl. Thieme/Becker 9, 468.
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Selt enes kolor ier t es Exemplar, aus den Sammlungen Desc amps-Scrive und Cluzel 165 Doré, Gustave. Les différents publics de Par is. Par is, Au Bureau du J[ourn]al amu sant, [1854]. Illu strierter kolor ierter lithog raphi scher Titel, 20 num e rierte, kolor ierte lithog raphische Tafeln. – Auf Stegen mont iert. Quer-Quart (263 x 345 mm). Moderner Leinenband à la Bradel mit goldgeprägtem Rücken- und Deckelschild. ‚Publik umsbeschimpf ung‘ – oder Emanz ipat ion von klischeeh af t en Er war t ungen? Ein frühes kolor ier t es Album von Doré Auf 20 Li t ho g ra phi en hält Gu stave Doré dem (Lese-)Publik um einen Spiegel vor: Sind wir das? Diese bla siert-gel ang weilt en Mienen der Da men in der Opéra italien, dieses gesch m äcklerisch zur ück gelehnte Amu sement der Herren in der Com édie française, die schreiende und tobende, tom at enwer fende Menge beim Volkst heat er, oder aber der letz te Gast im Odéon – ein eingeschlum mer t er Greis? Alle mögl ichen Art en von Par iser Publika hat Doré ins Bild gesetzt: Wir wohnen den Soirées fantastiques des Zauber ers Robert Houd in bei, sehen im Cirque et Hippodrom e ger ade noch das davonsprengende Pferd mit sei ner ba l ancier enden Kunst r eit er in, be obacht en zwei sich wälz ende Ringk ämpfer in Raub katz en-Trikots, die Anbet ung einer Tänz er in durch ein Quint ett süßl ich schmacht ender Verehr er, kol lekt ive Schä ker-Stündc hen in den Log en, und natürlich sind wir beim Boule-Spiel dab ei. Aus ger ech net eine stil le Szene ist ein darstel ler ischer Höhepunkt und zu Recht besonders ber ühmt: die verschiedenen Ty pen von Lesern im Salle de travail der Bibliothèque nat ion ale. Doré hat in diesem Album die frühere Abh än gigkeit von Vorbildern und die stark ka r ik ier ende Ty pisier ung endg ült ig hint er sich gel assen. Diese Ansicht en sind urkom isch, doch zugleich „d’une
obser vat ion très juste, très spir it uelle, et en même temps mesurée: elles sont à regarder avec attention“ [Beraldi VI , 8]. Wie in dem gleichz eitigen Album La Ménagerie Par isienne, so Leblanc, beg inne Doré, „à man ifester une maîtrise qu’on ne lui con naissait pas encore dans le com ique et l’exu bérance. On est constam ment entraîné par l’abond ant e gaminerie de sa verve“ [Leblanc]. Gordon N. Ray sieht in die sen Lit hog raphien „stud ies of massed hu m anity […] strik ing in concept ion and fer t ile in det ail“. Nat ür lich sind es Kar ik at ur en, über die man sich herrl ich amüsier en kann – doch sie sind nicht wen iger „a valuable testi mony to the manner s of the day“ [Ray]. Auch für Gustave Doré selbst könnt e dieses Album ent scheidende Bedeut ung geh abt ha ben: Indem er sich krit isch das Publik um vor n ahm, emanz ipier t e sich der 22jähr ige evtl. selbst von dessen klischee haf t en Int eressen und Er war t ungen. Dies ist eines der selt enen orig in al-kolor ier t en Exempla r e [vgl. Leblanc: „Il ex i ste des exempla i res lith. en couleurs“]. Die Buntheit verstärkt einerseits Un m it t elbarkeit und Lebend igkeit der Darstellung, ander erseits erz eugt eine durchgehend dom i n ie rende Pol a r it ät von Rosa und Blau wohlk alk ul ier t e äst het ische Distanz. Wie ex z ept ionell Dorés künst ler ische Leistung ist, zeigt sich auch im Vergleich mit dem von Aug uste Belin gez eichnet en durchaus gekonnt en lit hog raphischen Tit el – zwischen bei den liegt eine Welt. Proven ienz: Auf dem fliegenden Vors atz Ex l ibris von René Desc amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille ans ässigen Industriellen und neb en Beraldi und Bart hou renom m ier t esten Samm ler sei ner Zeit (dessen Auk t ionsk at a log II , Nr. 485: frs. 1.200). – Gegenü ber Exlibris von Étienne Cluzel. – Claude Rebey r at. Lit er at ur: Beraldi V I , 30, Nr. 66; Dézé 9; Hiler 245; Leblanc 90; Lipp erheide Xe 206; Lonc hamp II , 137; nicht bei Osterw alder; Rahir 404; Ray II , 327 und 329 f., Nr. 241; Sander 235.
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Das bedeut endste kar ikat ur istische Werk Dorés, aus bedeut enden Sammlungen 166 Doré, Gustave. Histoire pit toresque, dram at ique et car icaturale de la Sainte Russie d’après les chronique urs et histor iens Nestor, Nikan, Sylvestre, Karamsin, Ségur etc., com mentée et illustrée de 500 magnifiques gravure s par Gustave Doré, gravée sur bois par toute la nouvelle école sous la direction générale de Sotain. Par is, J. Bry ainé, 1854. Durchgehend mit über 500 Textholzschnitten illu striert, 2 Seiten von Hand in Rosar ot kolor iert. 2 Bl., 207 S. – Ein seit ig recto bedruckt. Quart, unbeschnitten (298 x 200 mm). Langgen arbter roter Halbm ar oquinband auf glatten Rücken, mit gold geprägtem Rückent itel sowie orn am entaler und lin ea rer Rückenverg oldung, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenem zweifarbig illu strierten Orig inal-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ . Das bedeut endste Werk des Ka r ik at ur isten Doré Gustave Dorés Geschichte des Heiligen Rußland steht in vieler Hinsicht einz ig dar: Es ist „das vielleicht überz eug endste und wicht igste Werk in seinem Schaf fen als Ka r ik at u r ist“ [Guratzsch/Unverfehrt I, 93], err eicht in der form alen Gestalt ung erstm als „eine Überg angsstufe zwischen Bilderb ogen und Comic strip“ [ebd. 96] und ist überh aupt „der erste Versuch, die Geschichte einer Nation im Bild zu persiflier en“ [ebd. 95]. Mit diesem Werk reag iert e Doré auf den 1853 aus gebrochenen Krim k rieg Rußl ands mit dem Osm a nischen Reich und dessen All iier t en Frank r eich und Großbrit ann ien. Da m it verband er die Ab sicht, die Franz osen „mor a l isch aufz ur üsten“ [ebd. II , Nr. 31], um Re vanche für die nap oleon ische Niederlage vor Mosk au 1812 zu nehmen. In man chen Zeichnungen nimmt Doré schon „das Ergeb nis des Krieges vorweg“ [ebd., Nr. 32], obwohl er die Geschicht e Rußl ands vorerst mit einem lorbeerbe kränzt en Fragez eichen enden läßt: Der Ausg ang ist 1854 noch ungew iß. Erst nach der Einn ahme Sewa stopols 1855 wurde der Krimk rieg mit dem Par iser Frieden von 1856 beendet und als „Nieder lage des Despot ismus und als Triu mph der Freiheit gefeiert“ [ebd. 62]. Dorés Histoire chang iert eigena r t ig zwischen pol i tischem Int eresse und ‚reiner Kunst‘. Leblanc fand die Zeichnungen „assurément cur ieu ses“, erk annt e
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aber in Doré nicht allein den „car icatur iste, mais satir iste violent, parfois cruel“; Brivois sprach von einem „spir ituel pamphlet à la plume et au crayon“ [Brivois].
Kampf h and lungen verbinden sich „physiog nom i sche Verz err ungen und skurr ile Gestik […] zu ei nem ebenso grausa men wie kom ischen Geschehen“ [ebd. I, 94].
In seinem Abr iß der russischen Geschicht e von ihr en Anf ängen bis zum Beg inn des Krimk rieges hält sich Doré „im wesentlichen an die überliefer ten Fakt en“ – nichtsdestowen iger ent w irft er ein „grot esk es Geschichtsp ano ra m a“ [Guratzsch/ Unverfehrt I, S. 94]. Strukt ur iert wird die Histor ie einerseits durch „die zur Tagesordnung gehör en den Thronstreit igkeit en“ [ebd. II , Nr. 28], ander er seits „durch die Willk ür der Zar en“. Durchgehen de Konstant en sind innenpol it isch „Graus am keit, Barbar entum und Machthunger“ [ebd. I, 96], au ßenpol it isch die „im mer wieder versucht e Erobe rung der Dard a nellen“ [ebd. II , 62]. Abg ründ ig ist Dorés Cha r akt er is ier ung der Reg ier ungsz eit Iwa ns IV.: Währ end eine Bildlegende das Jahr 1561 als Wendepunkt hin zu einem alt ersm ilden Reg ie rungsstil beschreibt, zeigen die zugehör igen Illu strat ionen eine „bis ins Grot eske gesteiger t e Brut a lit ät“ [ebd., Nr. 30]. Insbesonder e in den ständ igen
Je der der über 500 Holz s chnit t e ist mit ei ner Legende versehen, und erst durch die Erg änz ung von Text und Illustration erschließt sich dem Le ser und Bet racht er der ganz e Sinn. So werden etwa „dir ekt ins Bild gesetzt e Redewendungen und die Verbildl ichungen dopp eldeut iger Beg rif fe […] zu wicht ig en Stilm it t eln Dorés“ [ebd. 95]. Dar ü ber hinaus finden sich „Illustrat ionen, die unvollstän dig wiedergegeben bzw. auf Zeichen und Symbole reduz iert sind. Diese Bildersprache stellt spät er ein wesent l iches Merk m al des Com ic strip dar, der in seiner heut igen Form erst im 20. Jahrhundert auf kam“ [ebd. 96]. Doré ist seiner Zeit also weit voraus. Zur opt ischen Bew ält ig ung der ‚Geschicht e‘ setzt er sein „gesamt es graphisches Reper t oire, von der flücht igen Skizz e bis zu breit angeleg t en Kompo sitionen“ [ebd. 94] ein, er kombin iert die „gegen sätzl ichen Techn iken Strich- und Hochz eichnung“
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[ebd. II , Nr. 27] und die unterschiedlichsten Ab bildungsfor m at e, läßt panora m at ische Darstellun gen mit Nahaufn ahmen wechseln und folgt dam it ber eits „der Dra m at urg ie des Theat ers und spät er des Films“ [ebd., Nr. 29]. Seine Bildideen sind mit unt er von schlagender Einfachheit – etwa wenn er gleich im ersten Bild die im Dunkeln lieg enden Anf änge der russischen Geschicht e als schwarz en Fleck wiederg ibt oder wenn er die Ukraine mit einer ros a r ot en Blut l ache überdeckt, die „les puissants et honorables“ vergebl ich weg z uw ischen versuchen [ebd. I, 97]. Dam it sind wir bei den Besonderheiten des vor lieg enden Exemplars. Ein zweit er handkolor ier ter ‚Blutfleck‘ befi ndet sich auf S. 89 – als ‚l’aspect général‘ der Herrschaft Iwa ns des Schrecklichen von 1542 –1580. Manche Bibliog raphen bevorz ugen Exempla r e ohne diese dra m at ischen Fa rba k z ent e, da bei fehlen sie laut Car t eret „souvent“. Eingebun den ist auch der in Grün und Rosa illustriert e Ori gin al-Umschlag, in dessen Tit el das blut t riefende Wort „Russie“ aus einem Fig ur ena lpha bet gebildet wird. Die Vig nette vorn gibt eine Texta bbildung wieder [vgl. S. 175], das Med aillon auf der Rücksei te zeigt Doré, den Stecher Sot ain und den Verleger Bry im Profi l. Der Buchblock blieb unbeschnitt en, der dekor at iv goldgepräg t e Einband in rot em Halb mar oq uin stammt von Émile Mercier (1855 –1910). Vor uns liegt ein perfekt erh altenes Exemplar ei nes Werkes, das „très recherché“ [Brivois] und „très rare en belle cond ition“ [Cart eret] ist. Dieser für den Bibliophilen bedeutsa me Umstand ver weist wieder um auf den rea lgeschicht l ichen Hint erg rund: Nach dem Pa r iser Frieden von 1856 ließ Napoleon III . „als Zugeständn is an die russische Reg ier ung alle er r eichba r en Exempla r e des Buches auf k aufen und vern icht en“ [Guratzsch/Unverfehrt I, S. 96]. Proven ie nz: Auf dem Spieg el goldg ep räg t es ver s chlung enes Monog ramm „ PV “ und gold g e prägtes Exlibris Paul Villebœuf (nicht in dessen Aukt ion 1963). – Dar u nt er zwei weit er e Ex l ibris: Pierre Duché (nicht in dessen Aukt ion 1972). – „ EAP “, d. i. Docteur Édoua rd Périer (Auktion 16.6.1977, Nr. 125). Lit er at ur: Beraldi V I , 34, Nr. 87; Brivois 128; Cart eret III , 293; Dézé 51; Guratzsch/Unverfehrt II , Nr. 27 – 32; Hiler 245; Leblanc 135; Lipp erheide Xe 207; nicht bei Lonchamp; Osterw alder 321; Sander 234; Vica i re III , 286; zu Merc ier: Fléty 126 f.
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Dorés letzt es Album – im Verlegereinband 167 Doré, Gustave. Folies Gauloises [Einbandt itel] [depuis les Romains jusqu’ à nos jours]. [Par is, Au Bure au du Journ al amu sant, 1859]. 20 num er ierte lithog raphische Tafeln. Quer-Quart (260 x 334 mm). Pflau m en farbener Perk alin-Verl eg ere inband mit fettem und mag er em Blindf iletenrahm en, darin blindgeprägten floralen Eck stücken auf den Deckeln, vorn zent ral mit goldgepräg tem Titel (Rücken verblic hen, Vorsätz e leim schatt ig, Tafeln schwach, kaum merklich braunf leckig). Dorés letzt es Album – im Verlegereinband Dies ist die er ste Aus g a b e von Dorés letz t em Album – einer Folge von 20 Lit hog raphien, in denen die fran zösische Kult ur- und Kostümgeschicht e seit Beg inn der Zeit r echnung ausgebreit et wird: Lässig lagern musk ulöse Kelten auf der bloßen Erde, um ei nem druidischen Menschenopfer zu z usehen. Eine Proz ession ha g er er, überl ang er Gestalt en durch einen Nadelwald repräsent iert das asket ische Chri stent um der Mer ow ing erz eit. Im 12. Jahrhun dert treib en geh ar n ischt e Rit t er eina nder in den
Abg rund; im 14. Jahrhundert spricht sich ein Got tesu rt eil im gnadenlosen Kampf auf Leben und Tod aus; im 15. Säk ulum bea nsprucht ein feister Feudal herr das ius prim ae noctis. Anschei nend ziv i l isier ter geht es auf einem Ball zur Zeit Kön ig Heinr ichs III . zu, was an der Sperr igkeit der überbordenden Kleiderfülle lieg en mag. Im Jahr 1695 wird ein Racine-Stück augenschein l ich vor ei ner Ansamm lung von Allongeper ücken gegeben, für das 18. Jahr hundert stehen grot esk überl adene Turm f risu ren einerseits und ‚nat ur n a he‘ Schä ferstündchen im Freien ander erseits. Die Rev ue klingt aus mit einer nächt l ichen Kahnpar t ie, in der die verdünnt e rom ant ische Stim mung eines La m ar t ine ger adez u körperlich faßbar ist. – Leblanc rühmte gleicher maßen Dorés „con naissances archéologiques sans pédanterie et sans rig idité“ und „une fine observa tion critique, pleine d’humour“ und beu rteilt die ses Album als „un des meilleu rs de Gustave Doré“; Ray findet es schlicht „daz zling“. Unein ig sind sich die Bibliog raphen bei der Dat ie rung. Beraldi (mit ihm Dézé und Sander) setzt e das „joyeux et spir ituel album“ auf 1852 an, weil es „en
ger me l’illustrat ion des Contes drôlatiques“ [Beraldi] enth alt e, die 1855 erschienen. Ray dagegen er kennt hier bei Doré eine künstler ische „solidity of conception and a sophistication of outlook to which he hardly aspi red in his earlier col lections of lit ho graphs“, so daß eine frühe Entstehung unw ahr scheinl ich wird. Veröf fent l icht wurde das Album jedenfalls spät er. Es wurde „annoncé, pour la première fois, […] en septembre 1859, dans le Journ al Amu sant“ [Leblanc]. Heut e ist es – zum al im orig i na len Verl agseinband – selt en geworden, weil die herrl ichen Lit hog raphien oft herausg es chnit t en und einz eln verk auft wurden. Lit er at ur: Beraldi V I , 29 f., Nr. 65; Colas 883 bis; Dézé 8; Guratzsch/Unverfehrt II , Nr. 61 – 62; Hiler 245; Leblanc 114 f.; nicht bei Lipp erheide; Lonc hamp II , 137; nicht bei Osterw alder; Rahir 404; Ray II , 332 f., Nr. 245 Sander 235.
Album: „Un de meilleurs de Gustave Doré“ 168 Doré, Gustave. Folies Gauloises [Umschlagt itel] [depuis les Romains jusqu’ à nos jours]. [Par is, Au Bure au du Journ al amu sant, 1859]. 20 num er ierte lithog raphische Tafeln. – Auf Stegen mon tiert. Quer-Quart (261 x 341 mm). Golddbedruckte hellg rü ne Orig in al-Broschur (Um schlag leicht fleckig, Tafeln etwas braunf leckig, Tafel 3 mit zeitgenössischer Randnot iz in Tinte). Dorés letzt es Album – im orig in a len Umschlag Die erste, selt ene Ausg a b e von Dorés letzt em, „joyeux et spir ituel album“ [Beraldi], zugleich „un des meilleu rs de Gustave Doré“ [Leblanc] liegt hier noch m als in ausneh mend gut er Erh alt ung und im hellg rünen goldbed ruckt en Orig in al-Umschlag vor.
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Die Doré-Bibel: Eines von sieben Exemplar en der Erstausgabe auf Chinapapier, aus den Sammlungen Haviland, Roudinesco und Vaut ier 169 Doré, Gustave. La Sainte Bible selon la vulgate. Traduction nouvelle. Avec les dessins de Gustave Doré. 2 Bde. Tours, Alf red Mame et fils, 1866. Zu samm en 228 Tafeln sowie 15 zu sätzliche Tafeln nach Gustave Doré, jede Seite zwischen den Textspalten mit orn am entalem Zierstab von Hector Giacomelli, alles in Holzschnitt. 3 Bl., 904 Sp., 1 Bl., S. [910]-912, 1 Bl. (Table supplémentaire); 2 Bl., 942 Sp., 1 S., S. [944]-949, 1 S., 1 Bl. (Table supplémentaire), 1 Bl. – Auf Chin aPapier gedruckt. Groß-Folio, unbeschnitten (434 x 316 mm). Rote Halbm a roquinbände der Zeit auf fünf pointilléverzierte Bünde, mit goldgeprägten Rückent iteln und Bandbezeichnungen in doppelten Goldf iletenrahm en in je zwei sowie sech fachen Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenfel dern, mit Goldf ileten auf den Deckeln und marm or ierten Vorsätzen, auf den fliegenden Vorsätzen verso sig niert „E. Carayon“ (Kanten minim al berieben, anfangs je 2 Bl. mit geglätteten Knick spuren, hier und da minim al braunf leckig). Eines von sieben Exempla r en auf Chin apapier Gustave Dorés monu ment a le Illustrat ion der Bibel, die „Haupt a rbeit sei nes Lebens“ [Thieme/Becker], zeigt ihn „dans toute la maîtrise de son art“[Car teret]; „rien n’a pu ar r êter l’inspir at ion du crayon de l’arti ste“ [Leblanc 53]. Durchgehend hält er sich an die biblische Textvorlage, die es ihm jedoch er laubt, übera ll „seine eigenen Phant asien vom Heil i gen Land zu zeichnen und auch knappe Textstellen weit läu fi g ausz uschmücken“ [Schmidt in Guratzsch/ Unverfehrt I, 136]. Anke Schmidt nennt in einem Aufsatz zum Kata log von Guratzsch/Unverfehrt als Dorés bevorz ugt e Mot ive „monu ment a le Schlacht en- und Massensze nen“, „orient a l ische Prunk a rchit ekt u r en, prächt i ge Phant asiegew änder oder überl adene Pa l ast i n nen r äu me“, fer ner „akt ionsr eiche Beschrei bungen […], die Tod, Be d räng n is und Not zum The ma haben“ [ebd. 133], selbst im Neuen Testament, wo es vor nehml ich darauf ank am, „die ruh ige Gestalt des Messia s darz ustellen“ [ebd. 136]. Durchgehend ist Doré an einer dra m at ischen und theat ra l ischen
Inszen ier ung int ere ssiert – durch „phant a stische Auss chmückung en der Schauplätz e, scheinwer fera r t ig eingesetz t e Beleucht ung, orient a lisieren de Kleidung und err egt e Gestik der Fig ur en“ [ebd. 139 f.], die wie „Schauspieler“ [ebd. 134] wirken. Auch die Perspektive wechselt ständ ig: „die Nah sicht zur Tot ale, ein niedr iger Augenpunkt zur Vo gelperspekt ive“ [ebd. 140]. Schmidt wagt die These, der Illustrat or habe da m it „For men neuz eit l icher Bibelver fi lmungen vor weg[genom men]“ [ebd. 136] und „ver mut l ich auch das amer ik a n ische Kino be ein flußt“ [ebd. 134 f.]. Diese erstaunl iche Ant iz ipa tionsleistung mag aus einer rückw ärtsgew andt en kult urk rit is chen Perspekt ive am biva lent wirken: „il manq uait à Doré la profondeur et la naïveté du sent iment religieux“ [Leblanc 53], wandt e Leblanc vorsicht ig ein; Schmidt resü m ier t e: „Die heil ig e Geschicht e ist da m it in ein monströses Spekt a kel von sensat ionel ler Auf m achung umgewandelt wor den“ [Schmidt in Guratzsch/Unverfehrt I, 149]. Modern mut et auch Dorés arbeitst eil ige Produkt i onsweise an. Er selbst „lieferte bloß die Skizz en, die eine unermüdliche Schar von [über 40] Holz schneidern unt er seiner Aufsicht ausz uf ühr en hat te“ [Thieme/Becker]. Diese mußt en „die Andeut un gen ihr es Meisters mehr frei int erpret ier en, als daß sie get reu kopier en konnt en“, und gaben, „des Wer tes ihr er Mita rbeit bew ußt, ihr en Namen stets an“. Den or n a ment a len Schmuck über t rug Doré Hect or Giacomelli (1822 –1904), der als Graveur bei einem Goldschmied begonnen hatt e und spät er als Zeich ner für Golds chmiedea rb eit en gea rb eit et hat t e, „wobei sich die große Fein heit sei ner ma ler ischen Tech n ik ent w ickelt e“. Giacomellis Kandel a ber for men, die auf jeder Seit e zwischen den beiden Spal ten stehen, them at isier en „die Über w indung des Alt en Bundes und die Erlösung durch den Neuen“ [Schmidt in Guratzsch/Unverfehrt I, 133]. Für sei nen künst ler ischen Werdeg ang war dieses Werk von ent scheidender Bedeut ung: Sein Er folg „bestimmt e ihn, ganz zur Buchi llustrat ion überz ugehen“ [Thieme/Becker]. In der Tat ist die ‚Doré-Bib el‘ wohl u la i re des ouvra g es illustrés par „le plus pop Gustave Doré“ [Leblanc 53]. Sie liegt hier in der ersten Ausg abe mit 228 Tafeln vor; ihr wurden zusätzl ich
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15 Tafeln auf leicht beigem Papier (mit eigener Table supplémentaire in beiden Bänden) beigegeben. Dies ist eines von nur sieben, nicht numer iert en Ex empla r en der Vorz ugsausg a be auf feinstem Chin a papier, wie in einem beil iegenden Brief des Pa r iser Repräsent ant en des Verl agsh auses Mame bestät igt wird. Die zeit genössischen Meistereinbände fer t ig t e Émile Adolphe Car ayon (1843 –1909); im 20, Jahr hundert befand sich unser e Doré-Bib el im Besitz von Alexa nd re Roudinesco und Ant oine Vaut ier. Proven ienz: Aukt ion Havil and II , 1923: frs. 3.150. – Ex l i bris von Alex a nd re Roudinesco verso fliegen dem Vorsatz (dessen Aukt ion 1967, Nr. 10: frs. 2.600) und An t oine Vau t ier auf dem Spie g el (nicht in dessen Kat a logen 1971 und 1977). Lit er at ur: Beraldi V I , 44, Nr. 145, und V II , 106; Brivois 60; Car teret III , 89 f. (2. Aufl.); Dézé 68 ff.; Guratzsch/Unverfehrt I, S. 131 –150, und II , Nr. 90 –100; Leblanc 47 ff.; Lonc hamp II , 54; Osterw alder 321; Rahir 321; Ray II , 327 f.; Sander 104; Thieme/ Becker 9, 468 (Doré), und 13, 575 (Giacomelli); Vicai re I, 474 ff.; zu Car ayon: Fléty 38.
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Exemplar auf Chinapapier in einem Int arsieneinband von Mar ius Michel 170 Doré, Gustave. La Sainte Bible. Traduct ion nouvelle selon la vulgate par MM. J[ean]-J[acques] Bourassé et P[ierre] Janvier. Approuvée par Monsieur l’ar c he vêque de Tours. Des sins de Gu stave Doré. Ornementation du texte par H[ector] Giacomelli. [2. Auf lage]. 2 Teile in 1 Bd. Tours, Alf red Mame et fils, 1866. 230 Tafeln nach Gustave Doré, jede Seite zwischen den Textspalten mit orn am ent al em Zierstab von Hector Giacomelli, al l es in Holz schnitt. 3 Bl., 904 Sp., S. 905 – 909; 2 Bl., 942 Sp., 1 S., S. [944]-948, 1 S., 1 Bl. – Auf Chin apapier gedruckt. Groß-Folio (421 x 305 mm). Hellbraun er Mar oquin band auf sechs mit Goldfileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Titel in zwei Rückenfeldern, die übr i gen Kompartimente intarsier t mit von Goldf ileten ein gefaßtem Flechtbandm u ster in Rot- und Dunk elbraun, die Deckel in gleicher Weise im Ren aissance-Stil reich intarsier t, zu sätzlich mit großem orn am entalen Mittel stück in Schwarz und vier Goldstempeln mit dem Symbol der ehernen Schlange, Stehk anten mit doppelten Gold fileten, rote Mar oquindoublüren mit reicher Verg oldung aus Wellenband und Blüten stempeln um ein freigelasse nes Mittelfeld, eingelegt in einen braunen Mar oquinrah men mit Dentellebordüre, mit fliegenden Vorsätzen aus violetter Moiréseide, weiteren Vorsätzen aus Marm orpa pier und punziertem Ganzg old schnitt über marm or ier tem Schnitt, auf dem Spiegel sig niert „David“ und „Ma riu s Michel doreur“ , in flexibler Mar oquinchemise mit goldgeprägtem Rückent itel in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit hellbraunen Maroquink anten (Schuber mit 2 Kratzspuren, papierbedingt wenige Braunf lecken). Die ‚Doré-Bib el‘, das meis terh af t e Haupt werk und „le plus popu laire des ouvrages illustrés par Gustave Doré“ [Leblanc 53], liegt hier in der zwei ten Auflage vor, die nach dem raschen Ausverk auf der Erstausg abe noch im selben Jahr erschien. Doré „trouvant son œuvre imparfaite, désira le mod ifier dans quelques-unes de ses parties“ [Paul Mame, zit. nach Vicai re], und nutzt e daher die zweit e Aus ga be für erhebl iche Mod i fi z ier ungen der Illustra tion: 13 Abbildungen der ersten Ausg a be wurden durch neue ersetzt, zwei weiter e neue Holzschnit te ka men hinz u, fer ner wurden 22 Illustrat ionen neu geschnit t en und elf weit er e verä ndert. Dar u m sind Exemplar e der zweit en Auflage „un peu moins est imés que ceux de la première“ [Cart eret].
Das vorl ieg ende Exe mplar ist eines der ganz wen igen der Vorz ugsausg a be auf feinstem Chin aPa pier, wo durch es mög l ich wur de, die bei den mächt ig en Teile in einem Einband zus am menz u f ügen. Leblanc nennt für die erste Auflage nur sie ben Exemplare auf Chin a, man wird eben diese Anz ahl auch hier anneh men dür fen. Der prächt ig e Int arsieneinband stammt aus der Werkstatt von Berna rd Dav id (1824 –1895), der sein Pa r iser Atel ier 1858 eröff net hat t e. Für die Vergol dung zeichnete das Atelier Mar iu s Michel père et fils vera ntwortl ich, in das der Sohn Henr i 1862, im Alter von 16 Jahr en, eingetreten war, um als Mit arbeit er des Vat ers schnell ein eigenes Profi l zu ge winnen: „Bien que le père et le fils Mar iu s aient toujou rs vécu inséparables com me af fec t ion et com me travail, ils ont chacun un œuvre bien dis tinct. Le père, par goût, fut porté à reproduire les beaux décors du XV I e, pour lesquels il avait une passion à peu près exclusive; au contraire, tout ce qui dans la production de cet atelier reliure est décor nouveau, décor XIXe, est de Mar iu s Michel fils“ [Beraldi, Est ampes 91 f.]. Diese unt erschiedl i chen Präfer enz en spiegeln sich dir ekt in der Ge meinschaftsa rb eit dieses Einbands: Währ end die Deckel den vollendet en Dekor im Ren aissance-Stil Jean Ma r iu s Michels zeigen, er i nnert das or n a men tale Blütenmuster der Spiegel an den von Henr i Ma r iu s Michel eingef ühr t en Stil à la flore ornem en tale. Einbände mit Int arsien-Dekor at ion im Ren ais sance-Stil (à la moderne) von Mar iu s Michel sind äu ßerst selt en; Beraldi kennt nur vier Beispiele, diese jedoch sämt l ich in wesent l ich kleiner em For m at. Proven ienz: Librairie Aug uste Font a ine, Catalogue de livres anc iens et modern es, rares et cur ieu x, 1870, Nr. 98: frs. 3.000. – Heribert Tenschert, Kat alog 48, Biblia Sacra, 2004, Nr. 154. Lit er at ur: Beraldi V I , 44, Nr. 145, und V II , 106; Brivois 60 (Erstausg.); Car t eret III , 89 f.; Dézé 68 ff.; Guratzsch/Unverfehrt I, S. 131 –150, und II , Nr. 90 –100; Leblanc 47 ff.; Lonc hamp II , 54 (Erstausg.); Osterw alder 321 (Erstausg.); Rahir 321; Ray II , 327 f.; Sander 104; Thieme/Becker 9, 468 (Doré), und 13, 575 (Giacomelli); Vicaire I, 474 ff.; zu Dav id: Fléty 53; zu Mar iu s Mic hel: Fléty 121.
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Ser ie von 13 unveröffentl icht en Orig inalzeichnungen Dorés 171 Doré, Gustave. Portraits de Prussiens. Dessins originaux. [Rückent itel]. Ohne Ort, [etwa 1871]. 13 orig in al e Bleis tiftz eichn ung en (Blattg röß e ca. 310/340 x 235/242 mm), in Passepartouts mont iert. Groß-Folio (310/339 x 236/243 mm). Grobg en arbter olivg rüner Halbm ar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel und dek orat iver Rücken verg oldung sowie mit Goldf ileten auf den Deckeln, auf dem Innendeckel sig niert „Devauchelle“ , in mit Velours ausgeschlagenem Pappschuber mit Mar oquink anten. „Preußische Würdent räger“ – 13 unveröf fent l icht e Orig in alz eichnungen von Gustave Doré 1871 flücht et e Gustave Doré (1832 –1883) von Par is nach Versailles, sei es vor den Ausw irk ungen des Deutsch-Franz ösischen Kriegs, sei es vor dem Auf stand der Pa r iser Kom mune. Eigent l ich war sein Grundsatz, daß „ein Künstler in seinem Werk keine pol it ischen Ansicht en ver t ret en sollt e“ [Guratzsch/ Unverfehrt I, S. 96] – nun aber schuf er Zeich nungen, mit denen er zahlr eiche Abgeordnet e der Nat ion alvers amm lung ebens o wie Ver t ret er der Commune und der Ma g i strat ure in locker em Strich ka r ik ier t e. Sie wurden erst ein Vier t eljahrhundert nach seinem Tod unt er dem Tit el Versailles et Par is en 1871 publiz iert. Doch Doré sah und zeichnete in Vers ailles noch mehr – die sieg r eich ein r ücken den Deut s chen. Dorés Bio g raph Jean Valmy-Baysse hat t e die se Zeich nungen anschei nend zu Gesicht bekom men, wenn er schrieb: „Le côté allemand, avec un Bis marck étonnant, nous réserve encore quelques sur prises“ [Valmy-Baysse 318]. Nur spek ulier en konn te hingegen Ute Braun in einem jünger en Aufsatz: „Ein letzt er Teil über die preußischen Würdent rä ger ist angebl ich bis heut e noch nicht veröffentl icht worden“ [in Guratzsch/Unverfehrt I, S. 97]. 13 Orig in alz eichnung en „preußis cher Würdenträg er“ in Bleistift und Tinte lieg en in unserem Fol io-Album nun vor – eine wirkl iche Entdeckung, die Dorés letz t es pol it isch-sat i r is ches Werk Versailles et Par is en 1871 recht eigent l ich komplet tiert – fand doch die Prok lam at ion des preußischen Kön igs Wilhelm I. zum deutschen Kaiser am 18. Ja nua r im Spiegelsaal zu Versailles statt.
„Der Kayser“ ist denn auch auf der ersten – der einz igen sig nier t en – Zeichnung zu sehen: bez eich nender weise mit ei ner bedenk l ich schief sit z enden Krone. Ihm folgt seine Gattin Aug usta von Sach sen-Weim ar-Eisenach – an ihr em Kinn erstrahlt, in bef remdl icher Para llele zu den Perlen an Ohr und Kro ne, eine drei h aa r i g e War z e. Und dann der „Bism arck étonnant“: kein stolz er Reichsk anz ler, sondern abgem a gert, mit tief hera bh ängenden Schnurrbartenden und mißt raui sch auf wärts spe kul ier enden Glubschaugen. Ein Defilé preußischer Gener ä le schließt sich an: Ba r on Gustav Waldem ar von Rauch mit star r em Naget iergesicht unt er der hohen Pickelh aube, weich und falt ig dagegen Karl Friedr ich von Stein metz; den Gener ä len Edw in von Manteuffel und Aug ust Karl von Goeben nimmt der tief sit z en de Helm jede Sicht. Hand s chrift lich mit ihren Nachn amen bez eichnet sind noch Edua rd Vogel von Falkenstein und Heinr ich Adolf von Zastrow, weit er e Mil it ärs bleib en anonym. Auf vier Rückseiten der meist um 340 x 240 mm messenden Blät t er finden sich weit er e locker ange deut et e Skizz en. In gew isser Weise bleibt Doré seinem Grundsatz, nicht ‚polit isch‘ sein zu wollen, auch hier treu, wo er den deutschen Kriegsgegner ins Visier nimmt. Anders als etwa im Heiligen Rußland zielt er nicht auf einen bestimmt en ‚Nat ion alcha r akt er‘, viel mehr sind es höchst ind iv iduelle Gesicht er, die er in ih r en physiog nom ischen Anoma l ien und psychi schen Defor m at ionen wiederg ibt, nicht stärker ka r ik iert als die französischen Pendants in Versailles et Par is. So sehen Sieger aus? Eingez wängt in preu ßische Uniformen erblickt Gustave Doré auch hier – Menschen. Proven ienz: Das Album, das aus dem Besitz von Dorés Nicht e, Mme. Michel Doré, bzw. Dorés Groß nichte, Mme Boisna rd, stammt, wurde 1932 im Pa r iser Musée du Pet it Pa l ais ausgestellt (Kat a log, Nr. 318). – Sammlung Adria n Flühm ann, mit des sen Etikett mit Monog ramm „awf “ auf dem Vorsatz. Liter atur: Vgl. Guratzsch/Unverfehrt I, S. 96 – 99, und II , Nr. 126 –129 (Versailles et Par is); Valmy-Baysse 317 f.
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Dorés letzt es sat ir isches Werk – Exemplar auf Chinapapier 172 Doré, Gustave. Ver sailles et Pa r is en 1871. D’après les dessins originaux de Gustave Doré. Préface de M. Gabriel Hanotaux. Paris, L. Carteret [und:] L. C on quet, [1907].
Dorés letzt es sat ir isches Werk – eines von 75 nu mer ier t en Exempla r en auf Chin apapier
95 ganzseit ige Illu strat ionen in Photog ravure, davon 16 blau getönt. 3 Bl., VI S., 98 num er ierte, ein seit ig be druckte Bl., 1 Bl.
In den Mo n a t en April und Mai 1871 flüch t e te Gustave Doré (1832 –1883) vor dem Aufstand der Par iser Com mune nach Vers ailles – dort erblickte er alsbald die Gefangenenz üge der geschlagenen Kom mu n arden.
Quart, seitlich und unten unbeschnitten (300 x 200 mm). Langgen arbter roter Mar oquinband à la janséni ste auf fünf Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel, doppelter Goldf ilete auf den Steh- und fünffachem Goldf ileten- rahm en auf den Innenk anten, marm or ierten Vorsätzen, eingebunden em illu strierten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) und Kopfg oldschnitt, auf dem Innen deckel sig niert „Stroobants“ , in Leinenk assette mit gold geprägtem Lederr ückenschild (Um schlag mit ger inger Randbräunung).
In dem histor ischen Moment eines Bürg erk riegs im Zuge der Niederl ag e im Deutsch-Franz ösi schen Krieg verstieß Doré noch einm al gegen seine „Selbst beschränk ung“, der Künst ler solle „in sei nem Werk kei ne pol it ischen Ansicht en ver t ret en“, und schuf mit Versailles et Par is en 1871 sein letz tes sat ir isches Werk. 95 ganzseit ige Federz eichnun gen, reproduz iert in Phot og rav ure, zeigen mit einer Ausn ah me fikt ive, meist halbfi g u rige Por t raits von ty pischen pol it ischen Akt eu r en, jeweils versehen
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mit cha r akt er istischen Aussprüchen. Anschei nend plant e Doré selbst keine Veröf fent l ichung; jeden falls überließ er das Konvolut bei der Abr eise aus Versailles seiner Wirt in, einer Mad ame Bruyère. So erschien die hier vorl iegende Erst ausg a be erst im Jahr 1907; gen auer e Gründe für diesen spät en Zeit punkt „sind nicht bek annt“ [Guratzsch/Unverfehrt I, S. 96]. „Les deux Franc e s qui luttaient l’une co ntre l’aut re en 1871 […] sont viva nt es ici“, schrieb Gabri el Hanot aux treffend in seinem Vorwort, um hinz u zuf ügen: „Ces masques de guerre civile sont si puis sament tragiques qu’ils en deviennent com iques“ [S. II]. In trag ikom ischem Gegensatz stehen die Ab geord net en der Assemblée nat ion ale 1871 den Ver tret ern der Commune gegenü ber; eine aus nur drei Zeichnungen bestehende drit t e Abt eilung über La Mag istrature bleibt von unt ergeord net er Bedeut ung. Die Blät t er zur Nat ion alversammlung zeigen jeweils Redner am Pult: „Aufr echt, gebeugt oder zus am mengesunken stütz en sie sich auf das Redner pult, hämmern darauf ein, verschränken die Hände auf dem Rücken, halten sie beschwichtig end in die Höhe, verg raben sie in den Taschen, bündeln Ma nuskript e. Die Augen sind listig zusam mengek nif fen, wüt end aufger issen, drohen, wirken unschul dig“ – und die Redner verr aten sich allesamt „als Heuchler, Egoisten und Scharl at a ne“ [Guratzsch/ Unverfehrt I, 98]. Ganz anders die Mitglieder der Kom mune: Ihre Gesicht er sind „grob geschnit t en und ha b en einen mißt rauischen, ent schlossenen, zum Teil brutalen Ausd ruck“ [ebd. 98 f.], 15 von ihnen erscheinen in fahler Blaut önung und kom men ganz ohne Komment ar aus. Vora ngestellt ist die Ka r ik at ur des einz igen ident i fi z ierba r en Pol it ikers, näm l ich von Adolphe Thiers (1797 –1877), der im Jahr 1871 eine po l i t i s che Schlüsself unkt ion ausü bt e: Am 17. Februa r wur de er von der Nat ion alversammlung zum „Chef der Exek ut ive“ gewählt und mit der Führ ung von Frie densverh andlungen mit Bism arck beauf t ragt. Ein Befehl von ihm an die Armee löste den Aufstand der Par iser Kommune aus, der Ende Mai 1871 un ter seiner Leit ung niedergeschlagen wurde. Am 31. Aug ust 1871 wurde Thiers der erste Staatspräsident der Dritt en Republik. In Dorés Draufsicht auf die kurzbein ige, ged rungene Gestalt mit dem mißmu tigen Gesicht, gleichfalls bläul ich get önt, gew innt man nicht den Eind ruck, als sei Thiers seiner Auf ga be gewachsen, die Nat ion in schwier iger Lage zu sam menz u h alt en.
An Thiers, wie auch an den Kar ik at ur en insgesamt, fällt jedoch auf, daß Gustave Doré „eine wirklich pol it ische Posit ion nicht einn immt, daß sein Spott alle politischen Lager trifft und sich auf mensch lic he Unz ul ängl ichkeit en bes chränkt, ans tatt bestimmt e Personen und Ereig n ise dir ekt anz u greifen“. Dam it steht er „im krassen Gegensatz zur Kar ik at ur von 1870/71“ [ebd. 99]. Ist das Buch ge ne r ell schon „cu r ie u x et rare“ [Car t er et], so gilt dies umso mehr für un s er Exemplar: Es ist dies die Nr. 31 von 75 Exemplar en auf Chin apapier. In den Jansen isten-Einband von Stro obants, dem Nachfolger von Vict or Champs, mit eingebunden ist der orig in a le Umschlag, dessen Vig nett e (ebenso wie die auf dem Tit el) die Abbil dung von Blatt 3, wohl des Parl a mentspräsident en mit Glocke, wiederg ibt. Das in einer Leinenk asset t e geborgene Exemplar ist tadellos erh alt en. Liter atur: Cartere t, 1875 à 1945 V, 66; Dézé 83; Guratzsch/ Unverfe hrt I, S. 96 – 99, und II , Nr. 126 –129; Leblanc 361 f.; nicht bei Lonc hamp, Osterw alder, Ray und Sander; ValmyBaysse 318 f.
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Orig inale Vorzeichnung Dorés zu Ariosts Roland furieu x 173 Doré, Gustave. Il n’avait cepend ant d’autres raisons pour excuser sa jalousie […]. [Handschriftlich auf dem Blatt]. Ohne Ort, [1879].
der 73. Stanz e in freier, verk ürzt er Form wieder, wo die Gatt in als „trop aimable et trop belle“ geschil dert wird.
Orig in al e, sig nierte Zeichn ung in Bleistift, Fed er, schwarzer Tinte und Deckweiß auf Papier, aufgezogen auf Karton (Blattg röße: 235 x 188 mm).
Die groß e Vorzeichnung für die Abbildung auf Seite 552 der Ausg ab e von 1879 ist ein weiteres schönes Beispiel für Dorés locker en Alt ersstil. Auf der Rückseit e befi ndet sich eine Bleistiftskizz e mit lachenden Fig u r en.
Unter blaßblauem Passepartout, in vergla stem goldfarbenen Holzrahm en mit Perlstabdek or (370 x 295 mm) (Ecken mit kleinen Stoßstellen). Mit ängst l ich geweit et en Augen schaut ein bär t i ger Greis zu der jugendlich-schönen Frau an sei ner Seit e auf – sie legt ihm in freundl icher Zuwen dung begütigend die Hand auf die Schulter. Der zahnlose Alte spricht von seiner Eifersucht: Il n’avait cependant d’aut res raisons pour exc user sa jalousie que la jeune sse et les charm es de son épouse, Ch XLIII. Die handschrift l iche Legende am unt er en Bild r and, die diese Orig in alz eichnung Dorés zu Ariosts Roland Fur ieu x dem 43. Gesang zuordnet, gibt den Inh alt
Proven ienz: Die Zeichnung wurde mehr m als ausge stellt: Musée du Pet it Pal ais, Exposit ion rétrospective Gustave Doré, Par is, 1932, Nr. 213; Hazl itt, Gooden & Fox, Gustave Doré 1832 –1883, London 1983, Nr. 60 (Etikett auf Rah menr ückseit e); Musé ee d’Art mo der ne, Gustave Doré 1832 –1883, Straßburg 1983, Nr. 183; dan ach Par is, Musée Car nava let (Etikett). – Zu letzt Sam Clapp, dessen Aukt ion Christie’s, Par is, 2002, Nr. 274 (mit Abb.). Lit er at ur: Vgl. Guratzsch/Unverfehrt II , Nr. 158 –161; vgl. Ray II , 347, Nr. 254; vgl. Valmy-Baysse 320 ff.
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Zehn Orig inal-Zeichnungen Dorés zu Ariosts Roland furieu x 174 Doré, Gustave. Dessins originaux pour Roland fur ieu x. [Auf dem Rücken der Kassette]. Ohne Ort, [auf dem Rücken der Kassette:] 1879. 10 orig in ale, sig nierte Federzeichnungen auf stark em Karton (Blattg rößen: 163 x 230, 178 x 237, 216 x 155, 140 x 282, 138 x 98, 270 x 130, 220 x 143, 100 x 172, 274 x 145, 150 x 100 mm), unt er Passep art outs (343 x 240 mm) aus sehr stark em Karton. Folio. Dunk elblaue Halbm ar oquink assette auf fünf falsche Bünde, mit Goldf iletenrahm en in den Rücken feldern, goldgeprägtem Rückent itel und Goldf ileten auf den Deckeln, mit dunk elblauem Velours ausgeschlagen. Zehn sig niert e Orig in al-Zeichnungen von Gustave Doré zu Roland fur ieu x Der 1879 ers chienene Rol and Fur ieu x, poème héroique von Ariost war das letzt e Buch, das Gustave Doré (1832 –1883) für Hachette illustrierte und in dessen über 600 Abbildungen er seine ganz e Er fah rung ausspielt e: „Dans cette dern ière œuvre, parti- culièrement riche d’imag in ation, de verve et de science, Gustave Doré a généreusement usé tous les dons“ [Valmy-Baysse 320]. Gordon N. Ray führte die Leicht igkeit des Stils darauf zur ück, daß Doré „on paper rather than on the block“ arbeit et e und meint e: „The ease of this procedure was possibly too liberating for the ar t ist“, dieses wieder u m result ier te „in an overwhelm ing profusion of illustrations, less car efully con sidered than usual“. Doch ändert dies auch für Ray nichts dara n, daß die Zeichnun gen „certainly rival those in the famous eighteenthcentu ry edit ions of the poem“ [Ray].
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Zehn von ihnen sind hier zusam menget ragen: Es sind Federz eichnungen in schwarz er Tint e auf star kem bräunl ichen Kar t on in recht unt erschiedl ichen Hoch- und Querform at en; bei ein igen sind noch die zug u ndel ieg enden schwachen Bleistiftspu r en er kennbar, eine erh ielt zus ätzl iche Fa rba k z ent e mit Sepia, vier (davon eine min im al) wurden mit etwas Weiß gehöht und fünf sind mit handschriftlichen Legenden versehen. Sie stellen Einz el fi g u r en wie mehr fi g u rige Szenen, dar u nt er zwei Reit er, dar; ein ext remes Oblong-For m at (Blatt g röße: 140 x 282 mm) zeigt einen Ritt erhelm mit der Helmz ier einer weit zu beiden Seit en ausgebreit et en Lockenpracht, in der sich acht Putt en räkeln. Das Hauptwerk von Ludovico Ariosto (1474 –1533) in 46 Ges ängen fügte sich nahtlos in den nach rom ant is chen Rez ept ionskont ext ein. Dem Au tor selbst war das Mit t ela lt er ber eits histor isch
geworden, er verk nüpf t e Rol and- und Ar t uss age „zur Ges chicht e des Sag enhelden Rol and, des sen Lieb e zu Angelica unerw idert bleibt und der in Wahnsinn verfällt. Der heroische Stoff wird jedoch nicht mehr ernst genommen, Roland zur läc herl ic hen Fig ur“ [Guratzsch/Unverfe hrt II , S. 336]. Diese Erzählh altung bot Dorés epischbeobacht enden wie hu mor voll-ka r i k ier enden Int er essen breit en Raum: „Alors, d’épique, il redev ient réaliste; mais il ne touche terre que pour, par une pir ouette, se lancer dans le com ique et com men ter avec bonne humeur le passage où la grandeur fait place à la grandiloquence“ [Valmy-Baysse 322 f.]. Der abgek lärt e Alt ersstil Dorés läßt sich in dieser kost ba r en Kollekt ion von Orig in al-Zeichnung en zehnfach stud ier en (siehe das China- und Japanexemplar in diesem Katalog: Nummer 8 und 9).
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Ein Mann und ein Mädchen – romant ische Orig inalzeichnung Gustave Dorés 175 Doré, Gustave. Orig in alzeichnung. Ohne Ort und Jahr. 1 orig in al e Bleis tiftz eichn ung 340 x 260 mm).
(Bildg röß e
circa
Unter stark em Passepartout, in modern em vergla sten Holzrahm en (530 x 433 mm). Eine orig i n a le lav ier t e Bleistift z eich nung von Gustave Doré Nichts Ka r ik ier endes haf t et dieser Zeichnung von Gustave Doré an, und nichts Dra m at isier endes. Vor grau lav ier t em Hint erg rund ist ein weiß beleucht e ter Ohr ensessel schräg von rechts ins Bild gescho ben, in dem ein junges Mädchen in weißem Kleid, die Arme schlaff auf dem Schoß ausgestreckt, zu versinken scheint. Doch ihr Profi l, das sich vor seinem grauen Schat t en abhebt, ist ausd rucksvoll: Den zur ückgeneig t en Kopf hat sie, vom Bet racht er aus gesehen, nach rechts ged reht, die halb geschlos senen Augen und leicht geöff net en Lippen künden von stillem Sehnen oder Leiden. Ein hager er ält er er Mann in grauem Gewand steht ihr zur Seit e, leicht ihr zugeneigt, der recht e Arm ruht ausgestreckt auf der Oberk ante des Sessels. Auch seine kummer vollen dunk len Augen und die zusam mengepreßt en Lippen drücken Gram aus, das mark ant vorgescho bene Kinn und die kleine knöcherne rechte Faust jedoch auch verh alt ene Ent schlossen heit. In dies er groß en Bleistiftskizz e hat Doré einen Schlüssel moment in einer Beziehungs-Geschich te eingefangen, der en Them a und Inh alt wir nicht kennen. Spielt sie zwischen Vater, Tochter – und einem nicht anwesenden Drit t en? Wir wissen es nicht, doch sa g en Hal t ung, Ge stik und Mi m ik der Fig ur en genug: von Liebe und Ent t äuschung, Zuwendung und Abg ren z ung, Int i m it ät und Einsam keit. Of fensicht l ich ist jedenfalls, wie Dorés Zeichen kunst von dem angedeut et en them at ischen Kont ext lebt, so wie sie überh aupt immer dort am stärksten ist, wo er sich, „und sei es auch entfernt, durch
lit er a r ische Vorl agen anr egen ließ“ – woh ingegen sei ne „freien Zeich nungen und die Zeich nungen nach der Nat ur“ eher „trocken und blaß“ blieben, wie Sabine Veits in einem Aufs atz über Doré als Zeichn er anmerkte [Guratzsch/Unverfehrt I, 212]. In diesem Cha r akt erz ug kommt ein grundsätzl icher Zwiespalt zum Vorschein, der den Künstler zeitle bens umt rieb, dessen „erk lär t es, doch nie er r eicht es Lebensz iel“ es war, „als Maler ernst genommen zu werden“ [Unverfehrt, ebd. 19]. Doch dort, wo „die Zeichnung bei Doré zum aut onomen Kunst werk wird, wirkt sie oft konvent ionell [ebd. 219], wo sie indes ‚abh äng ig‘ von einer erz ähler ischen Vorl age erscheint, konnt e er die Phant asie frei spielen las sen. So hat seine Kunst als work in progress viel leicht ihre stärksten Moment e. Gen au diesen suchenden, aber doch sicher en Strich kann man an unser er locker en Bleistiftskizz e beob acht en: an den großz üg igen Strichen der Gewän der, die schließlich Gestalt und Halt ung der Fig u ren defi n ier en und der en Para llelf ühr ung zuweilen wie von ei ner schnel len Beweg ung her r üh r ende Unschär fen wirken, so etwa am ‚wogenden Busen‘ des Mädchens. Noch unm ittelbar er läßt sich die ser irisier ende Ef fekt an den mehr fach nachgezeich neten Fingern des Mannes auf der ober en Sessel kant e nachvollz iehen, die dort schein bar unsicher umher t asten; in auf f allendem Kont rast zu der krampf haft zusam mengeballt en recht en Hand – eine Anspielung auch auf die verschiedenen Zustände der Hand des Zeichners? Gustave Doré erk annt e diese Zeichnung selbst als sei ne genu ine künst ler ische Schöpf ung an; davon zeugt der kleine rote Atelierstemp el [Lugt 681a] in der unter en rechten Ecke des Bildes. In jüng ster Zeit wurde sie unt er ein starkes, aufwend ig in Handa rbeit gestalt et es Passepar t out gelegt und in der Werkstatt Mart ine Gibert in Villejuif bei Par is ger ahmt. Lit er at ur: Vgl. Gerd Unverfehrt: Doré im Bildn is, in Guratzsch/ Unverfehrt I, S. 13 – 20, und Sabine Veits: Doré als Zeichner, ebd., S. 209 – 220.
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Exemplar auf gelbem Papier, in Einbänden à la cathédrale von Thouvenin 176 Ducis, J[ean-]F[rançois]. Œuvres. 3 Bde. Par is, Nepveu, 1813. Zusamm en 1 Port rait und 8 [statt 6!] Tafeln in Kupfer stich mit Seidenvorsätzen, 3 unterschiedliche Titelvig net ten und 9 orn am entale Kopf leisten in Holzschnitt. XII S., 428 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., 421 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., 408 S. – Auf ext rafeinem gelben Papier gedruckt. Oktav, mit Témoins (196 x 120 mm). Braun e Russischlederbände der Zeit auf je fünf von fetten Blindf ileten eingefaßte, goldorn am ent ierte Bünde, mit goldgepräg ten Rückent iteln und Einz el stempeln in den übr igen Rückenkompartimenten, die Deckel mit linear-orn am en talem Rahm enwerk, darin blindgeprägte Eckfleurons, zent raler Dekor à la cathédrale: Rosette, die durch krab benbesetzte Dreiecke zu einer Rautenform ergänzt wird, mit Akzenten aus goldgeprägten Punkten und Kreisen, mit gold schraff ierten Einband-Ecken, Dentellebordüre auf den Inn enk anten, Vorsätzen aus blauem Moirései denpapier und Ganzg oldschnitt über Témoins; Band I am Fuß sig niert „Thouvenin“ (kaum berieben, Rücken minim al aufgehellt). Die erste Werkausg a be, ged ruckt auf gelbem Papier, in zeit genössischen Einbänden à la cathédrale von Thouvenin Als Tra g öd ie nd icht er erh ielt Jean-Franç ois Ducis (1733 –1816) den Beina men eines ‚französischen Sophok les‘ – obwohl sechs seiner elf Stücke freie Adaptionen Shakespeares sind, den er als erster auf die franz ösische Bühne bracht e. Diese sind zu gleich „la partie la plus cur ieu se de son œuvre“ [DLF I, 337]. Da Ducis der engl ischen Sprache nicht mächt ig war, griff er auf Übersetz ungen von Pierre Letourneur (1737 –1788) und Pierre-Antoine de la Place (1707 –1793) zur ück, die er dem klassiz i stischen und empfi nds a men Geschmack anpaßt e. Ent sprec hend dräng t e er Shakespeares derb en Rea l ismus und Fig ur encha r akt er istik zur ück. Die vorl iegende erste Werkausg a be in drei Bänden wurde von dem Jour n a l isten und Lit er at urk rit iker Louis Simon Auger (1772 –1829) herausgegeben und bevorwor t et; sie erschien noch zu Lebz eit en des Aut ors. Die beiden ersten Bände ent h alt en neun Tragöd ien (ohne die erste und die letzt e, die völl ig erfolglos war en), die zwischen 1769 und 1797 zu meist an der Com édie-Française aufgef ührt wurden. Ducis’ zweit es Theat erstück Ham let war mit 208 Pa r is er Vorstellung en auch sein er folg r eichstes,
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zu gleich zog er sich da mit die Ableh nung Volta ires zu [vgl. DBF XI , 1256]. Es muß dem Autor eine besondere Genug tuung gewe sen sein, daß er später ausgerech net Volta ires va kanten Platz in der Acadé mie française ein nahm: Sein Discours an läßlich seiner Auf nah me am 4. März 1779 ist, zu sam men mit der Réponse von Claude-François Liz arde de Radonvilliers, wohl nicht zu fäl lig dem er sten Band und da mit dem Ham let vor an ge stellt. Mit Othello und Mac beth reüs sier te Ducis vor al lem wäh rend der Re volutionszeit, sei ne weiteren Shake speare-Adaptionen sind Rom eo und Juliette, Le roi Léar und das wenig er folg reiche Jean SansTerre ou la mort d’Ar thur. Grie chi schen Vorbildern fol gen Oedipe chez Admète und Oedipe a Colone; wegen sei nes Exotismus besonders beliebt war das Dra ma Abufar, ou la famille arabe, das zu den „meilleu res pièces de l’époque“ [DBF XI , 1258] zählt. Ducis gehört auch zu den „meilleurs épistoliers“ [DBF XI , 1258] des 18. Jahr hunderts. Der dritte Band ent hält neben gereimten Épitres und Poé sies diverses auch die Correspondance de Thomas avec Ducis. In sei nen Briefen er weist Ducis sich als nobler Cha rak ter: „indépendant et fier, stoïque sans acrimonie, modeste et bon“ [ebd.]. Der bei Didot gedruck ten Ausga be vor an gestellt ist das Por trait des Ver fassers, gestochen von Christian
Didrik Forssell nach François Gér ard (1770 –1837). Zur Aus stat tung gehören laut Quér ard au ßerdem sechs Ta feln, wohl zwei zu jedem Band, alle avant tout la lettre, nach Zeich nun gen von Anne Lou is Girodet-Trioson (1767 –1824) und Alex andreJoseph Desen ne (1785 –1827). Die Ta feln der beiden er sten Bände il lu strieren Dra men szenen aus Hamlet, Lear, Macbeth und Othello. In den drit ten Band wur den zwei zu sätz liche Ta feln ein gebunden, die im Unter schied zu den übri gen die Si gnatur Desen nes tra gen; wahr schein lich stam men sie aus späteren Editionen. Un ser Exemplar ist auf ex tra fei nem gelblichen Papier gedruckt – diese Vor zugs va ri ante war Quérard und Bru net un bekannt. Es stammt, wie der klei ne heraldi sche Stempel auf den Vor titeln belegt, aus gräfl ichem Erst be sitz und wur de von Jo seph Thouvenin (1790 –1834), dem füh renden Buch binder sei ner Zeit, in drei schöne, er staun lich frisch erhaltene Ein bände mit blind- und gold gepräg ten Schmuck motiven à la cathédrale gebunden. Provenienz: Auf den Vor titeln klei ner heraldischer Stempel der Zeit: gefl ammtes Feh unter ei ner Gra fen krone (La Rochefoucauld?). Literatur: Bru net II , 859; DBF I V, 518 (Au ger); Quér ard II , 627; zu Thouvenin: Culot 560 f.; Fléty 168; Ramsden 204.
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Dumas’ Anver wandlung von E. T. A. Hoffmann 177 Dumas, Alexandre. Histoire d’un CasseNoisette. Illu stré par Bertall. [Le nouveau magasin des enfants 6]. 2 Bde. Paris, J. Het zel, 1845. Zu sammen 238 Holz stiche im Text, davon 5 ganz seitig. 131 S. Und: 122 S., 1 Bl. Oktav (190 x 130 mm). Schwar ze PerkalinVerlegerein bän de auf glat te Rücken, mit schöner gold gepräg ter Rücken und Deckelillu stration und farbi gen Akzenten, mit gelben Bunt papiervor sät zen und Ganz gold schnitt (Gelenke etwas gelockert, kleine Klebe spuren auf Vorsät zen, stellenwei se gering braunfleckig). Mit 238 Holz stichen nach Bert all – viel leicht der „Höhepunkt […] sei nes gan zen Schaf fens“ Ein großer Autor schmückt sich mit fremden Federn: Was Alex andre Du mas hier unter sei nem Na men ver öf fent lichte, ist eine Über tra gung von E.T.A. Hoff manns Kunst mär chen Nußknacker und Mau sekönig, das 1816 erst mals auf Deutsch her ausgekom men war. Du mas füg te lediglich das Vor wort hin zu. Das in der Rei he Le nouveau magasin des enfants er schienene hand liche Werk wur de kon geni al
il lu striert von Bert all, ei gent lich Charles Al bert d’Ar noux (1820 –1882), dem „Mei ster der Kleinstform“ [Riemer 100] und „geborene[n] Il lu strator des Kinderbuches“ [Rümann 191]. Er schuf 238 Holz stiche, „die den Text kinderbuch ar tig begleiten und eine reiz vol le Mär chenwelt er schließen“, die „reich an klei nen und drol li gen Details“ ist. In spielerischleichter Art geht er „spar sam mit den künst lerischen Mit teln“ um, sind sei ne Bilder „skiz zen haft frisch“ [Riemer 100] und doch „in ih rer haar feinen Zierlich keit klar und eindringlich“ [Rümann 191]. Das Werk er schien in Bert alls frucht bar sten Jah ren; für Rümann kommt es als „Höhepunkt […] sei nes gan zen Schaf fens“ [ebd. 192] in Fra ge. Von der hier in hübschen Verlagsein bänden vorliegenden er sten Ausga be ging eine im men se Wirksam keit aus. Bert alls Il lu strationen wur den noch „für viele spätere Ausga ben der Er zäh lung übernom men“ [Riemer 215]; Du mas’ Be arbeitung von Hoff manns Er zäh lung reg te Piotr Tschai kowski zu sei nem berühmten Bal lettt Der Nußknacker an. Literatur: Brivois 129; Car ter et III , 209 und 446; Oster walder 128; Quér ard/Bourquelot III , 340, Nr. 65; Riemer 100 f. und 253, Nr. 186; Rümann 191 f.; Sa lomon 374; Sander 240; Talvart/Place V, 15 f., Nr. 78; Vica ire III , 371, und V I , 228.
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In Einzell iefer ungen mit allen Umschlägen 178 Dumas, Alexa ndre. Le Com te de Monte-Chri sto. [Auf den Liefer ungsum schlägen:] Nouvelle Edit ion revue, corrigée et augm entée d’un épilogue. Illustrations de Gavarni et Tony Johannot, gravées sur acier par nos meilleurs art iste s. 2 Bde. Par is, Au Bureau de l’ écho des feuilletons, 1846. Zu samm en 30 Stahlstichtafeln, meist mit Seidenvorsät zen, über 140 Vig netten und Bildinitialen in Holzschnitt. 2 Bl., 478 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., 499 S., 1 separates blaue s Bl. („Avis au relieur“). Quart (280 x 180 mm). 29 bedruckte gelbliche Liefe rungsu m schläg e und zwei illu strierte braun e Orig i nal-Um schläge in zwei Leinwandk assetten mit goldge prägten Lederr ücken schildern, inn en sig niert „James MacD on ald Co, New York City“ (Umschläge teils mit Einr issen, Knick- und Knitterspuren, durchgeh end et was braunf leckig). Erste illustrier t e Ausg a be des welt ber ühmt en Rom ans – in Liefer ungen mit den Umschlägen Der Kapitän Edmond Dantès wird am Tag seiner Hochz eit verh af t et und auf ei ner Mit t el meer i n sel eingekerkert. Erst nach 15 Jahr en gelingt ihm die Flucht und Rückkehr nach Par is. Ein auf der Insel Monte-Christo entdeckter Schatz gibt ihm die Mittel an die Hand, an seinen inz wischen in hohe Ämt er aufgestiegenen Widersachern schick salh afte Rache zu üben. Der spannende und viel gelesene Abent euer r om an von Alexa nd re Du m as (1803 –1870) zeigt „bei allen Zugeständn issen an den Durchschnittsgeschmack der Leser eine ausgespro chene Neig ung, fremda r t ige, phant a stische, rät sel volle Seelenz ustände zu schildern, die sich einer rat ion a len Ausdeut ung entz iehen“ [Jan 242]. Von den drei übr ig en zeit g enössisch illustrier ten großen Rom a nen Du m as’ er r eicht keiner „in attractiveness the steel eng r avings“ [Ray] in Le Com te de Monte-Christo. Das Frontispiz des ersten Bandes zeigt das Por t rait des Ver fassers, gestochen von Le Coutourier nach Eugène Giraud, von den übr igen 29 Tafeln stammen 19 von Gavarni, 10 von Tony Johannot. Gavarni steuer t e haupts ächl ich ‚ty pische‘ Cha r akt er por t raits bei, die „profoundly meditated“ [ebd.] sind. Johannots Blick „for the revealing or climactic scene is as keen as ever“ [ebd.].
Die im Jahr nach der Erst ausg a b e ers chienene erste illustrier t e Ausg a be des ber ühmt en Rom ans mit den Illustrat ionen zweier der bedeut endsten franz ösischen Zeichner der Rom ant ik war schon für Cart eret ein „ouvr age recherché“. Hier liegt sie tel que paru vor: 60 Liefer ungen in 29 Heften, in Rohbogen und losen Ta feln mit allen Umschlägen, geschützt in zwei sol iden Leinwandk asset t en. Lit er at ur: Brivois 129 f.; Car t eret III , 210; Eng el h ardt/Roloff II , 79 f. (Erstausg.); Lonchamp II , 143; Mar ie 104; Osterw alder 539; Rahir 408; Ray II , 321 f., Nr. 237; Sander 239; Talva rt/Place V, 12, Nr. 70B; Vicai re III , 365 f.
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Exemplar Descamps-Scrive und Lafond, im zeit genössischen Ganzlederband 179 Du mas, Alex andre. Les trois mousqu etaires. Paris, J.-B. Fellens et L.-P. Dufour, 1846. 1 Ver fasser por trait, 32 weitere Tafeln, zahlreiche, teils wiederholte Schmuckk in itialen und Schlußvi gnet ten, alles in Holz schnitt. 2 Bl., 521 S., 1 Bl. Groß-Oktav (237 x 151 mm). Dunkel grüner Saf fianband der Zeit à la Bauzonnet auf vier von fet ten Blindfileten ein gefaßte und mit Goldfileten verzier te Bünde, mit goldgepräg tem Rückentitel zwi schen gold gepräg ten Querfileten und mit vier fachen Goldrahmen in fet ten Blindfiletenrahmen in den übri gen Rückenkompartim enten, auf den Deckeln von außen nach innen fet ter und ma gerer Goldrahmen, fet ter Blindfiletenrahmen, vier facher Goldrahmen, fet ter Blind- und ma gerer Goldrahmen, vorn zentral gold gepräg tes Monogramm „E. D.“ , mit fet ter Goldfilete auf den Steh- und doppelter Goldfilete auf den Innenkanten und Ganz gold schnitt (untere Einbandecken minimal beschabt, Vorsät ze auf Innen deckeln fi xiert, Innenfalze mit Einrissen, Papier teils gebräunt). Er ste il lu strier te Ausga be von Du mas’ volkstüm lich stem Roman, im Ein band der Zeit Der un sterbliche Mantel- und Degen roman Die drei Musketiere ist Du mas’ „volkstüm lich stes Werk“ [Jan 242], in dem der Autor sein Pu bli kum „auf unterhalt sa me Wei se mit der fran zösi schen Ge schichte ver traut“ [K NLL] machte. Zwar ent stand der histori sche Roman nach dem Vorbild Walter Scotts in Zu sam men ar beit mit dem Hi stori ker Adrien Maquet, doch ist er vor al lem durch die „ty pi sche, von zahl losen kur zen Epi soden getra gene Struk tur des Feuil leton romans“ [ebd.] gekenn zeich net. Die im Dienst König Ludwigs XIII . (1620 –1643) stehenden Musketiere kämpfen gegen die Gar de Kar di nal
Richelieus und des sen eben so schöne wie dä moni sche Spionin Milady de Winter. Nach zahl losen Intri gen, Mor den, Mißver ständ nissen und Zu fäl len siegt am Ende die Gerechtigkeit. Doch nicht nur da mit ent sprach das Werk dem popu lä ren bür gerlichen Zeit geschmack: „Die ef fekt vol len Dia loge, die dra mati sche Spann nung, das schil lernde Lokal kolorit, die ein fachen, in sich stim mi gen Cha rak tere und Du mas’ schran ken lose Lust am Fa bu lieren ha ben die sen Roman zum meist gele senen sei ner Gat tung“ [KNLL] und zu ei nem Welt er folg gemacht. Die vorliegende seltene er ste il lu strier te Ausga be ist unter Samm lern fast noch begehr ter als die 1844 er schienene Erst aus ga be. Das „ouv ra ge recherché“ [Car ter et] ent hält ein von Hébert nach Vivant Beaucé gesto chenes Ver fasser por trait sowie 32 weitere Ta feln in Holz schnitt nach Zeich nun gen von Vivant Beaucé (13), Lou is Marckl (8), Émile Wattier, Adolphe Rouargue und Édou ard Frère. Besonders selten trifft man das Werk im Ein band der Zeit an – hier in ei nem gediegenen dun kel grü nen Saf fi anband im Sti le Bauz onnets. Provenienz: Gold gepräg te In itia len „E. D.“(Eugène Delacroix?); auf dem Vor der deckel. – Auf dem f iegenden Vor satz das gold gepräg te Ex li bris von René Descamps-Scrive, dessen Auk tion II , 1925, Nr. 221, zu sam men mit Vingt ans après: frs: 2.100. – Dar unter Ex li bris von Hen ri Lafond (1894 –1963), dessen Auk tion 2015, Nr. 58 (mit Vingt ans après). Lite ra tur: Brivois 130 f.; Car ter et III , 209 (zitiert die ses Exemplar); En gel hardt/Roloff II , 78 f. (Er stausg.); vgl. K NLL I V, 949 f.; Lonchamp II , 143; Oster walder 102, 392, 661, 923 und 1116; Rahir 408; Sander 242; Talv art/Place V, 10, Nr. 64B; Vicaire III , 360.
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Exemplar Desc amps-Scrive und Lafond 180 Dumas, Alexa nd re. Vingt ans après. Paris, J.-B. Fellens et L.-P. Dufour, 1846. 37 Tafeln, zahlreiche, teils wiederholte Schmuckkinitia len und Schlußvig netten, alles in Holzschnitt. 2 Bl., 595 S. Groß-Oktav (237 x 151 mm). Dunkelg rüner Saff ianband der Zeit à la Bauzonnet auf vier von fetten Blindf ileten eingefaßte und mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit gold geprägtem Rückent itel zwi schen goldgeprägten Quer fileten und mit vierfachen Goldrahm en in fetten Blind filetenrahm en in den übr igen Rückenk ompartimenten, auf den Deckeln von außen nach innen fetter und ma gerer Goldrahm en, fet ter Blindf iletenrahm en, vierfa cher Goldrahm en, fetter Blind- und magerer Goldrah men, vorn zent ral goldgeprägtes Monog ramm „E. D.“ , mit fetter Goldf ilete auf den Steh- und doppelter Gold filete auf den Innenk anten und Ganzg old schnitt (untere Einbandecken minim al beschabt, Vorsätze auf Inn en deckeln fixiert, Innenfalze mit Einrissen, Papier teils leicht gebräunt). Die Fort set z ung von Les trois mousquetaires, im ident ischen Einband der Zeit Die Fortsetz ung von Les trois mousquetaires spielt währ end der Regentschaft von Richelieus Nachfol ger, dem Kard in al Mazar in – hier finden sich die Freunde d’Arta gnan, Athos, Porthos und Ara mis vor ü bergehend in feind l ichen pol it ischen La gern wieder. Wenn Vingt ans après auch nicht mehr ganz die „jug end l iche Bewegt heit der Drei Musk et iere „spür en läßt, hat das Werk seinen Reiz umso mehr „in den von Du m as durchg espielt en Handlungs va r iat ionen“ [K NLL IV, 950]. Die Erst ausg a b e von Vingt ans après war 1845 er schienen, die ersten illustrier t en Ausg a ben beider Rom ane kamen 1846 heraus, so daß der Erstbesit zer sie zeitgleich erwerb en und identisch im Stil Bauzonnets binden lassen konnt e – im zeit genös sischen Einband sind sie sehr selt en anz ut ref fen. Unser e Exempla r e blieben bis auf den heut igen Tag beis am men; unt er ander em gingen sie durch die Hände von René Desc amps-Scrive und Henr i Lafond. Erst 1851 erschien die illustriert e Ausg abe des drit t en Bandes der Trilog ie, Vicomte de Bragelonne.
Der vorl iegende Band ist mit 37 Holzschnitt-Tafeln ausgestat t et, zu 20 von ihnen liefer t e Loui s Marckl die Zeich nun g en, zu den üb r i g en u. a. Vivant Beaucé, Ed. Coppin, Georges Fischer, Th. Guérin und Émile Wattier. Proven ienz: Goldgepräg t e Initia len „E. D.“ auf dem Vorderdeckel. – René Desc amps-Scrive, dess en Aukt ion II , 1925, Nr. 221, zusammen mit Les trois mousquetaires: frs: 2.100. – Daru nter Exlibris von Henr i Lafond (1894 –1963), dessen Auktion 2015, Nr. 58 (zusammen mit Les trois mousquetaires). Lit er at ur: Brivois 132; Car t eret III , 209 (zit iert dies es Exemplar unt er Les trois mousquetaires); vgl. K NLL I V, 950; Lonc hamp II , 143; Osterw alder 661 und 1116; Rahir 408; Sander 244; Talva rt/ Place V, 14, Nr. 72B; Vicai re III , 369.
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Eines von zehn Exemplar en auf Chinapapier 181 Dum as, Alexa nd re. Histo ire de mes bêtes. Édition illustrée d’un beau portrait de l’auteur, de 11 dessins hors texte par Adrien Mar ie et de nombreuses vig nettes dans le texte. Par is, Calm ann Lévy, [1878]. 1 Verfasserp ort rait, 11 ganz seit ige (rück seit ig unbe druckte) Abbildungen und 17 kleinere Abbildungen, alles in Holzschnitt. 2 Bl., 399 S. – Auf Chin apapier gedruckt. Groß-Oktav, mit Témoins (248 x 160 mm). Dunk elg rü ner Mar oquinband auf fünf pointilléverzierte Bünde, mit Rückent itel, in den übr igen Rückenfeldern jeweils fig ural er Einz elstempel ein es Hund es, umgeben von Floraldek or, alles in doppelten Filetenrahm en und in Goldpräg ung, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm o rierten Vorsätzen und eingebundenem illu strierten und in Blau und Rot bedruckten Orig in al-Umschlag (inkl. Um schlagr ücken), verso flieg end em Vorsatz sig niert „E. Carayon“ (wenige Bl. braunf leckig). Eines von zehn Exempla r en auf Chin apapier, aus dem Besitz von Vict or Mercier Kein gro ß er Ro m an, da f ür aber ein ver g nüg l i ches und sehr persönliches Buch von Alexa nd re Du m as (1802 –1870) ist seine „Geschicht e meiner Tier e“, die zuerst 1858 erschien und hier in der ersten illustrier t en Ausg a be vorl iegt. Die 11 ganzseit igen, rückseit ig unbed ruckt en Holzschnit t e nach Adrien Mar ie (1848 –1891), laut Titel „hors texte“, sind in der Pa g in at ion ent h alt en. Dem privat en Cha r akt er des Inh alts entspricht die bi bliophi le Ex k lusiv it ät unser es Exemplars: Dies ist Nr. 4 von nur 10 numer ierten Exemplar en auf Chin apapier. Es stammt aus dem Besitz des großen Sammlers Vict or Mercier und wurde mit dem illu strier t en Orig in al-Umschlag gebunden von Émile Ca r ayon (1843 –1909), der bei der Dekor at ion der Rücken felder als Stemp el mot iv ein spring endes Hündchen ver wandt e. Proven ienz: Auf dem Spiegel das farbig illustrier te Exlibris von Victor Merc ier (1853 –1931), dem Präsident en der „Société des amis des Livres“, mit dess en Dev is e „Libror um flos illibat us“ (dess en Kat a log 1937, II , Nr. 1247: frs. 300). Lit er at ur: Cart ere t III , 213; nicht bei Osterw alder und San der; Talva rt/Place V, 31, Nr. 159C; Vicaire III , 415; zu Car ay on: Fléty 38.
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Selt enes Exemplar auf Bütt en, die Tafeln auf Chinapapier 182 Dumas, Alexa ndre, [fils]. La dame aux Cam éli as. Préface de Jules Janin. Édition illustré par Gavarni. Par is, Librairie moderne [und:] Gustave Havard, 1858. 20 Ta feln in Holz schnitt auf Chi n a p a pier nach Zeichnungen von Gavarni; Titelvig nette in Holzschnitt. 2 Bl., 396 S. – Auf stark em Büt tenpapier. Quart, unbeschnitten (270 x 180 mm). Grobg en arb ter nachtblauer Halbm ar oquinband auf fünf in Point illé-Man ier goldgeprägte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel, in den Rückenfeldern goldgeprägte Blüm chen mit roten bzw. cremefarben intarsier ten Blüten um geben von reichem Rahm enwerk mit Goldpräg ung und breiten hellbraun en Intarsien, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenem, illu striertem Orig in al-Um schlag in zweifarbigem Druck (inkl. Um schlagr ücken), auf dem fliegend en Vorsatz verso sig niert „Noulhac“ . Die erste illustrier t e Ausg a be Dum as’ populär er Rom an liegt hier in einem ab solut disting uierten Exemplar vor: Dies ist die er ste illustrier t e Ausg a be der zuerst 1848 erschiene nen Kam eliend am e mit 20 Tafeln nach Aquar ellen von Paul Gavarni (1804 –1866) – ged ruckt auf Büt ten und mit den Abbildungen auf Chin apapier, voll kom men unb es chnit t en. Solche Exempla r e sind „ra r es“ und „fort recherchés“ [Car t eret]. Wohlerh al ten ist auch der cremefarbene, zweifarbig in Blau und Braun bed ruckt e illustrier t e Orig in al-Umschlag, der die Tit elv ig net t e wiederholt: Sie wirbt mit ei ner rom ant ischen, in der freien Nat ur ang esiedelt en Liebesszene. Gavarnis Holzs chnit t e stellen das Rom anp ers o nal in ganzfi gu rigen Port raits vor; Ray zollt diesen „superb por t raits“, uneingeschränkt es Lob – aller dings kokettiert er mit dem Bed auern, sie hätten „the unfort unate effect of diverting attention from Dum as’ classic love stor y to the minor characters of the book“. Diese Bef ürcht ung dürf t e angesichts der zu Herz en gehenden Lovestor y grundlos sein: Die als „Kame liend a me“ bek annt e Kur t isa ne Marguerite Gaut ier liebt Arm and Duval, einen jungen Mann aus bestem Hause und will mit ihm ein neue s Leb en beg in nen. Als sein Vat er ihr vorh ält, sie stünde Arma nds Glück im Wege und beschäd ige das Ansehen seiner ganz en Fam il ie, zieht sie sich selbstlos zur ück und erträgt „außer dem Trennungsschmerz auch noch die verz weifelt e Veracht ung des Gel iebt en“ [Haupt werke 281].
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Seinen nachhalt igen Er folg verdankt e der Stoff dem auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im mer noch an r üh r enden rom ant ischen Mot iv der „schran kenlos liebenden, hoch herz igen Sünder in“, obwohl – oder ger ade weil – sie sich „nicht gegen die instit ut ion a l isier t en mor a l ischen Regeln“ aufl ehnt, sondern diesen ein „stumme[s] Selbstopfer“ [ebd.] bringt. Unsterbl ich wurde er durch Verd is OpernAdapt ion La Traviata. Das exq uisit e Exe mplar im nacht blaue n, am Rücken reich int arsier ten und goldgepräg t en Halb ma r oq uinband von Noulhac hät t e seinen Platz gut in der vor neh men Liebh a ber-Bibliot hek ei ner Fa m il ie Duval ha b en können – die tats ächl iche Proven ienz ist indes nicht minder würd ig: Vorbesitz er war Vict or Mercier (1853 –1931), der Präsi dent der „Société des amis des Livres“. Proven ienz: Auf dem Spieg el des ersten Bandes das illustrier t e Ex l ibris von Vict or Mercier mit des sen Dev ise „Libror um flos illibatus“ (dessen Auk tionsk at alog 1937, I, Nr. 331). – Adria n Flühm anns Etikett mit dem Monog ramm „awf “ auf dem fliegen den Vorsatz des ersten Bandes. Lit er at ur: Beraldi V II , 82, Nr. 309; Brivois 132 f.; Cartere t III , 214 und 215 (Umschlag-Abb.); Eng elh ardt/Roloff II , 82 (Er s tausg.); Gay/ Lemmonyer I, 782; Haupt w er k e 280 f. (Erstausg.); Lonc hamp II , 144; Rahir 409; Ray II , 287, Nr. 211; Sander 246; Talva rt/Place V, 67, Nr. 3E, und X, 115 (Jan in); Vica i re II , 451.
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Populär und politisch – Lieder im Geist von 1848 183 Dupont, Pierre. Chants et chan sons (poé sie et musique). Ornés de gravures sur acier d’après T. Johannot, An drieux, […] etc. 4 Bde. Paris, chez l’ éditeur, 1851, [Bd III:] Alexan dre Houssiaux, 1853, [Bd. II und I V:] Lécrivain et Toubon, 1859 –1862. Ver fasser por trait, 39 Tafeln. Und: 40 Tafeln. Und: 59 Tafeln (davon 19 wiederholt). Und: 40 Tafeln. Sämtlich in Stahl stich und mit Seidenvorsät zen. Zu sammen 4 Titelillu strationen in Holz schnitt, 180 S. Noten. 2 Bl., 8 S., 8 S., 82 Bl. Und: 2 Bl., 4 S., 82 Bl. Und: 4 Bl., 125 Bl. Und: 2 Bl., I V S., 168 S. [= 84 Bl.]. Oktav (188 x 122 mm). Braune Halbmaroquinbän de auf fünf Bünde, mit je zwei türkisfarbenen Rücken schildern und floralen Einzel stempeln in den übri gen Rückenfeldern, mit mar morier ten Vorsät zen und Ganz gold schnitt (Papier qualitätsbedingt gebräunt, stellenwei se etwas braunfleckig). Mit 159 il lu strativen Ta feln bedeutender Künst ler Pierre-Antoine Dupont (1821 –1870) kam als Sohn ei nes Hufschmieds in Lyon zur Welt, ver ding te sich an fangs als Seidenweber und Bank an ge stellter, hing aber ei gent lich der Poe sie an und kam 1839 nach Pa ris. „Comme tous les jeunes écriva ins et les jeunes ar tist es de ce temps, il était ‚avec le peuple‘ et se fait une tête d’apôtre“[DBF]. Bald reüssier te der über zeug te Repu bli ka ner und mu si ka li sche Laie mit Liedern wie Le Chant des ouvriers, die er zu sammen mit Er nest Reyer komponier te, sel ber öf fentlich vor trug und in denen „la tonal ité rustique et la veine popula ire s’accordaient au mouvement prolétarien qui devait aboutir aux événements des 1848“ [DLF]. Nach dem Staats streich vom 2. Dezem ber 1851 war Dupont ent schlossen, die Repu blik mit der Waf fe zu ver teidi gen, doch ka men ihm die Staatsorga ne zu vor: Er wur de zu ei ner siebenjäh ri gen Verban nung ver ur teilt, setz te sich nach Savoyen ab und durf te schließlich gegen das Ver sprechen, sich politischer Tätigkeiten zu ent halten, nach Pa ris zu rückkeh ren. Das Ende des Zweiten Kai ser reichs erlebte er nicht mehr; er starb weni ge Tage nach Ausbruch des Deutsch-Fran zösi schen Krieges im Jahr 1870. Dupont gilt als ei ner der „plus beaux représentants“ der Auf bruch stim mung um 1848, „honnête, nourri d’esprit chrétien et de so cialisme, senti mental, illogique et simplet“ [DBF]. Ei ni ge der Lieder dieses frü hen „Sin ger-Song writers“ sind bis heute lebendig.
Un se re Aus ga be sei ner Chants et chan sons ent hält ei nen Ar ti kel über Pierre Dupont musicien des Komponi sten Er nest Reyer (Bd. II ) sowie eine Not ice sur Pierre Dupont (Bd. I) von Charles Baudela ire, der ihn sehr schätz te. Sein Por trait zeich nete Jean-François Gigoux; die insgesamt 159 il lu strierenden Ta feln zu den ein zel nen Lie dern stammen von nam haf ten Künst lern wie Tony Johan not, Andrieux, Gavarni, Célestin Na nteuil, Gu stave Staal, Ge orges Fath, Beaucé, Veyrassat u. a. Das popu lä re Werk wur de in „nombreu ses va ri antes au cours de l’impres sion“ [Car ter et] her ge stellt; die gelegent liche Pa gi nierung stimmt nur in Band IV mit der tat säch lichen Seiten zahl über ein. Provenienz: Il lu strier tes Ex li bris „Dr. Strä hu ber“ auf dem Spiegel des er sten Bandes. Literatur: Brivois 425 ff.; Bru net V I , 813, Nr. 14327; Car ter et III , 216 f.; DBF XII , 453 f.; DLF I, 350; Es coffi er 1850; Lonchamp II , 146; Rahir 410; Sander 247; Vica ire III , 516 ff.
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Dorés bedeut endstes Fantasy-Werk – mit handschriftl icher Widmung der Stecher an Paul Lacroix 184 Dupont, Pierre. La légende du juif errant. Compositions et dessins par Gustave Doré, gravés sur bois par F. Rouget, O. Jahyer et J. Gauch ard. Imprimés par J. Best. Poem e avec prologu e et épilogue par Pierre Dupont. Préface et notice bibliog raphique par Paul La croix (Bibliophile Jac ob). Avec la Ballade de Béranger mise en musique par Ernest Doré. Par is, Michel Lévy frères, 1856. Illu strierter Nebent itel und 12 Tafeln, sämtlich in Holz schnitt und mit Seidenvorsätzen. 18 S., 1 Bl. – S. 10 f. mit Noten. Imper ial-Folio (ca. 600 x 445 mm!). Schwarzer Halb saffianband der Zeit mit goldgeprägtem Rücken- und Deckelt itel, auf den Deckeln fetter und magerer Blind filetenrahm en, darin blindgeprägter Rocaillerahm en, mit ockerfarben en Glanzpapiervorsätz en (Kapit ale restaur iert, Kopf mit Einr issen, Tafeln – wie meist – schwach braunf leckig). „Le chef-d’œuvre de Doré dans le genr e fant astique“ [Beraldi] Die Le g en de vom Ewi g en Ju den er s chien erst mals 1602 im Druck. Ihr zufolge habe der Schuster Ahas verus Christus auf dem Kreuzweg eine Ruhe pause an der Wand seines Hauses verweigert und wurde daru m von ihm verflucht: „Ich will stehen und ruhen, du aber sollst gehen bis an den Jüng sten Tag“. Seither muß Ahas ver ruhelos bis zum Jüngsten Tag durch die Welt wandern; „das Bild des kreuzt rag enden Christus ers cheint ihm an jedem Ort und erinnert ihn an sein Verg ehen“ [Guratzsch/Unverfehrt II , S. 112]. Er selbst wird so zu ei nem „Sinn bild des ir r en den und nach Erlösung strebenden Menschen“ [ebd.]. Das vielfach bea rbeit et e Them a wurde Doré wahr scheinl ich durch die Anr eg ung einer Ball ade Pierre Jean de Bérangers verm ittelt, die sein Bruder Ernest vertont hatte, und die mit dessen Noten in der vorl ieg enden Ausg a b e mit abg ed ruckt wur de, mögl icher weise auch durch Géra rd de Nerva ls Übers etz ung von Christia n Friedr ich Schuba rts Aha sverus (1787), die Paul Lacroix im Préface an spricht. Der Aut or Pierre Dupont (1821 –1870), des sen Ged icht hier zweispaltig abged ruckt ist, hat te seinerzeit „beauc oup de succès com me poète popu la i re“ [DBF].
Dies ist die erste Ausg a be der Illustrat ionen Dorés, die zeich ner isch „ei nen wicht igen Abschnitt“ [Rümann] in seinem Werk bilden, indem sie noch „die ganz e Frische der Jugend“ ohne den „Ma n ier ismus“ [ebd.] der später en Zeit atmen. Vor allem aber er schließen sie „uns das Inner e des Künstlers“ [ebd.]. Die zwölf Holzschnit t e gew alt igen Ausm a ßes bil den eine „suite saisissa nte, fant astique et sinistre, où le dessinateur […] évoque la vision d’un mon de étrange, chaotique et som bre“ [Leblanc]. In den Augen seines Biog raphen Jean Valmy-Baysse drückt Doré allein in den Schwarz-Weiß-Tönungen „toute la mystérieuse et hallucina nt e grandeur de la soli tude erra nte“ aus; künstler isch habe er „les horizons de la grav ure sur bois“ [Valmy-Baysse 240] er weit ert. Ei nen nicht unw icht igen Beit rag leistet en auch die drei Stecher François Rouget, Octave Ja hyer und Jean Gauch ard, „habiles et heur eux in terprètes de Doré“, indem sie dessen Zeichnun gen „avec une vigueur de tons qu’il est difficile de sur passer“ [Leblanc] umz usetz en verstanden, was ang esichts der gew alt ig en Abmessung en eine besonder e Herausforder ung darstellt e. Überh aupt ist dies Dorés erstes illustriertes Buch in großem Form at, das Beraldi „form id able“ nennt, allerd ings mit dem bed auernden Zus atz: „Peu de personnes ont des bibliothèques assez vastes pour y placer les grands volumes de Doré“. Auch sei das Papier leider „sujet à piq ûre“ [Beraldi]. Unser Exemplar weist hingegen auf den Tafeln nur schwa che Braun fl ecken auf; Erst b esitz er war niem and Gering erer als der Autor des Vorworts und der bibliog raphischen Not ice, Paul Lacroix (1806 –1884), bek annt als Le Bibliophile Jac ob. Ihm wurde das Werk auf dem Vor t i t el hand s chrift l ich von den Stec hern gew id met: „Témoig n a g e de profonde reconnaissance à Monsieur Paul Lacroix [/] G. Doré et ses int erprètes Jahyer, Rouget et Gauch ard [/] 26 Janv ier 1856“. Lacroix ließ sein Exemplar in einen Halbs affia nband mit goldg epräg t em Deckelt it el binden, der gleichfalls gut erh alt en ist. Proven ie nz: Exe mplar von Paul Lacroix, mit Widmung der Stecher an ihn auf dem Vort it el. Lit er at ur: Beraldi V I , 8, 10 und 37 ff., Nr. 99; Brivois 254 f.; Car teret III , 378; DBF XII , 453 f. (zu Dup ont); Dézé 55 f.; Guratzsch/ Unverfehrt II , 52 – 57; Leblanc 217 f.; Lonc hamp II , 146; Oster walder 321; Rümann 199; Sander 248; Thieme/Becker 10, 468; Valmy-Baysse 236 ff.; Vicai re III , 528 f.
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Acht von Henr i Émy illustriert e Physiolog ies 185 [Émy, Hen r i]. Co uailhac, L[ouis]. Physiolog ie du théatre, à Par is et en province. Vig nettes de H. Émy gravées par Birouste. [Und:] Ders. Physiolog ie du jour de l’an. Dessins d’Henr i Emy et Lorent z. [Und:] [Guillem in, Léon]. Physiolog ie du parterre. Types du spectateur. Par Léon (d’Amboise), – illustrations de H. Emy. [Und:] [Ders.] Physiolog ie des quart iers de Par is. Illustrations de Henr i Émy. [Und:] Physiolog ie du Ca lembourg, par un nain connu. Dessins de Hen ri Émy. [Und:] Physiolog ie de l’opéra, du Car naval, du Cancan et de la Cachucha, par un vilain masqué. Dessins de Henr i Emy. [Und:] Physiolog ie des Physio log ies. [Und:] Rousseau, James [d. i. Pierre-Joseph Rousseau]. Physiolog ie du viveur. Illustrations d’Henr y Émy. Zusamm en 8 Bde. Par is, Desloges, [4 Bde.], bzw. Jules Laisné, Aubert et Cie , Lavigne, bzw. Raym ondBocquet, 1841 –1842. Zu samm en etwa 340 Textabbildungen (1 handkolor iert), einige dek orat ive Kopf leisten, Schmuckvig netten und -initialen, alles in Holzschnitt. Zusamm en über 1000 S. (davon einige S. Verlagsanzeigen). Klein-Okt av, seitl ich und unt en unb es chnitt en (140 x 90 mm), [Physiolog ie du jour de l’an:] unbeschnit ten (145 x 93 mm). 7 braun e Halbm ar oquinbände und 1 dunk elr oter Halbk alblederband auf glatten Rücken, jeweils mit goldgeprägtem Rückenl ängst itel in Gold filetenrahm en und mit marm or ierten Vorsätzen, meist mit eing ebund en em illu strierten Orig in al-Um schlag, 7 Bde. mit Kopfg oldschnitt und verso fliegendem Vorsatz sig niert „V. Champs“ (teils etwas braunf leckig, vereinzel te Bl. mit kleinen Läsuren). Ein Illustrat or tritt aus der zweit en Reihe: Acht Bände mit Holzschnitt en nach Henr i Émy Zwei Physiolog ies von Loui s Cou ailhac, eine von James Rousseau, sow ie fünf anonym bzw. pseudonym erschienene Bände der Ser ie sind hier zusam men gestellt: Bei zwei Tit eln ist Léon Guillem in als Ver fasser zu erm itt eln; das Pseudonym des „nain connu“ wurde von von diversen Aut or en verwandt, u. a. von Pierre Fr. A. Carmouche und Anne H. J. Duveyrier [vgl. Vica i re]. Sechs Bände sind Erst ausg a b en; Cou ailhacs Physiolog ie du théatre liegt in zweiter Ausg a be „avec add it ions“ [Vica i re] vor; die erste war ein Jahr zuvor anonym erschienen. Auch die Physio log ie de l’opéra war mögl icher weise ber eits in erster Ausg a b e 1841 herausg ekom men, jedenfalls nen nen Brivois und Sander (nicht jedoch Vicaire und Car t eret) dieses Erschei nungsjahr.
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Bemerkenswert ist, daß selbst bei den anonymen Werken der Zeichner reg elm ä ßig auf dem Tit el gen annt wird, ein Künstler, der sonst meist im Hint erg rund bleibt – nicht ein m al seine gen auen Lebensd at en sind bek annt. Die hier zusam menge bracht en acht Bände wurden meist ausschließl ich von Henr i Émy illustriert – mit insgesamt etwa 340 Text a bbildung en. Led igl ich in der Physiolog ie du jour de l’an wird neben ihm Alcide Joseph Lor ent z auf dem Tit el erwähnt; für die Physiolog ie de l’opéra nennt Lhéritier Pierre-Eugène Lacoste als Mita r beit er. Laut Lhérit ier ist Émy auch in der Physiolog ie des Physiolog ies der Urheber der „vig nett es deja utilisées“. Das Fronti spiz wiederholt die Abbildung von S. 44 mit sechs „Physionom ies de physiologistes“. Eine kleine Besonderheit weist die Physiolog ie du viveur auf; hier wurde das Frontispiz von Hand kolor iert. Bemerkenswert ist auch, daß dem Exem plar der Physiolog ie de l’opéra zwei unt erschied l iche
Orig i n al-Ums chlä g e eing ebunden sind. Car t er et nennt nur denjen igen mit dem Titel Physiolog ie du Car naval, du Cancan et de la Cachucha; auf ihm wird eine Abbildung von S. 26 wiederholt. Auf dem zwei ten, bei Carteret nicht erw ähnten Umschlag mit dem Tit el Physiolog ie de l’opéra et du Car naval findet sich die Abbildung von S. 14, die auch gegenü ber dem Tit el gez eigt wird. Proven ienz: 7 Bände aus der Bibliot hek von Eugène Jacob, zwei mit dessen eingebundenem gestochenen illustriert en Exl ibris. – Physiolog ie du parterre: Auf dem Umschlag zeit genössischer Stempel der Buch handlung Prosper Nourt ier in Lyon. Lit er at ur: Brivois 328 ff.; Car t eret III , 478, 484, 486, 488 f., 492 und 496; Lacombe 760, 815, 830, 836, 837, 849, 863 und 872; Lhérit ier 28, 48, 51, 54, 59, 84, 103 und 116; Osterw alder 343; Quéra rd/Bourquelot III , 86 und V I , 247; Sander 574; Vicaire V I , 592, 606, 609 ff., 614, 620 f.; zum Pseudonym Léon (d’Am boise): Heylli 16 f.; Weller 314; zu Émy vgl. Beraldi V I , 88.
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Im reich dekor ier t en Verlagseinband 186 Énault, Louis. Londres. Illu stré de 174 gravure s sur bois par Gustave Doré. Par is, Hachette et Cie, 1876. 174 Textholzschnitte, davon 52 ganzseit ig (diese rück sei tig unbedruckt). 2 Bl., 434 S., 1 weißes Bl. – Gedruckt auf stark em Velinpapier, der Titel in Schwarz und Rot. Folio (365 x 270 mm). Roter Halbsaff ian-Verlagseinband auf glatten Rücken, mit Rückent itel zwischen mar it im en Mot iven in Goldpräg ung, die ident ischen Deckel mit Titel „londres“ , umgeben von heraldischen und sym bolischen Mot iven wie Wappen, Ank er, Fahn en und Delphinen in dekorat ivem Rahm enwerk in Schwarz- und Goldpräg ung, mit marm or ierten Vorsätzen und Ganz goldschnitt, die Platten sig niert „A. Souze“ , der Einband am Fuß „Engel rel. Par is“ (Einband-Ecken mit winzi gen Schabstellen, vereinzelte Braunf leckchen, das nicht pag inierte Bl. „Tables“ = S. 431 f. sachlich richtig vor S. 427 eingebunden). Das monu ment a le Por t rait Londons mit neuem Text in franz ösischer Sprache, im Verl agseinband Daß Gustave Doré sein monu ment a les graphisches Por t rait der Welt stadt Lon don auch in sei nem Heim at l and Frank r eich publik machen wollt e, ist nur zu verständlich – doch ger ade dadurch hätte er sich und die Nachwelt bein ahe um „one of the great illustrated books of the world“ [Ray, Eng land] gebracht. Denn noch vor der Veröffentl ichung der orig in a len engl ischen Ausg a b e erh ielt der en Initiator und Autor, Dorés lang jähr iger Freund Blanch ard Jer rold, Wind von der Absicht des Künstlers, seine Zeichnungen ein weit er es Mal mit franz ösi schem Text herausz ugeben. Nachdem beide ber eits drei Jahr e mit Hinder n issen und Unt erbrechun gen an dem Großprojekt gea rbeit et hatt en, kam es im Jahr 1871 darü ber zum Bruch, und der in Lon don weilende Doré „verm ied aus diesem Grund für ein ig e Mon at e die Zus am menk unft mit Jer rold“ [Guratzsch/Unverfehrt I, 168]. Erst im Wint er 1871 söhnten sich beide wieder aus, so daß die engli sche Ausg abe im Laufe des Jahr es 1872 erscheinen konnt e. Nochm als vier Jahr e dauerte es, ehe Londres mit dem neuen französischen Text des Jour n a l isten und
(Reis e-)Schriftstellers Loui s Énault (1824 –1900) erscheinen konnte. Für Gordon N. Ray ist dieser „far less intere sting and authorative“ [Ray] – was zu m al aus Perspekt ive des Angelsachsen verständ lich erscheint. Allerd ings ist auch die Ausstatt ung et w as bes cheidener: Das For m at – im mer noch Folio – ist ein bißchen kleiner, das Buch enth ält sechs Abbildung en wen ig er (die Ta feln wurden hier in die Pag in ier ung miteinbez ogen), die Druckqualität ist nicht ganz so brillant. Ray hebt aller dings hervor: In Hachette’s decor ated morocco [!] bind ing, however, it is still an impressive book“ [Ray]. Nicht in Mar oq uin, sondern in einem reich dekor ier t en rot en Halbs affia nband des Verlegers präsent iert sich unser von Jean Engel (1811 –1892) gebundenes, her vor r a g end erh alt enes Exemplar. Wie Hachette „fit toujou rs graver des plaques spéci ales, souvent pour des col lections“ [Malavieille 187], so auch hier; die Platt en fert igt e Aug uste D. Souz e. Da das Frontispiz der englischen Ausg abe mit der allegor ischen Darstellung von Vater Them se nicht in die franz ösische über nom men wurde, ist das ma r it ime Leit mot iv auf ander e Art auf dem Einband aufgenommen worden: Den Rücken zier en von oben nach unt en ein gerefftes Segel, ein über stilisiert e Wellen springender Delphin und stil isier t er deko rier t er Anker; auf den Deckeln umgeben doppelt e Gold fi leten einen aus einem schwarz en Schiffst au gebildet en Rah men, die zent ra le Plat t e vereint um das goldene Tit elschild „lond res“ wieder u m ver schiedene ma r it i me und her ald ische Bild mot ive wie Wappen, Fahnen und Dev ise, Anker und Delphine. Die Pag in ier ung überspringt nach dem Fin de la Table des gravure s [S. 430] die Seit en 431 f., um auf S. [433] mit der Table des matières anz uschließen – wie bei den Bibliog raphen beschrieben. Da unser Exemplar komplett erscheint: Handelt es sich bei der Zählung „434“ (statt: 432) mögl ic her weis e um einen schlicht en Pag in ier ungsfehler, der den Bibliog raphen ent g angen ist? Lit er at ur: Beraldi V I , 46, Nr. 158; Bilderwelt en 201 f., Nr. 114; Cart eret III , 220; DBF XII 1274 f. (Énault); Dézé 76; Guratzsch/ Unverfehrt I, 151 –184, und II , Nr. 130 –147; Leblanc 107 f.; Ray II , 345, Nr. 252; Sander 250; Vicai re III , 574 f.; zu Eng el: Fléty 67 f.; Malavieille 241; zu Souz e: Malavieille 246.
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Exemplar auf Chinapapier, aus den Sammlungen Roudinesco und Bonnasse 187 Énault, Louis. Londres. Illu stré de 174 gravure s sur bois par Gustave Doré. Par is, Hachette et Cie, 1876. 174 Texth olzschnitte, davon 52 ganzseit ig (diese rück seit ig unbedruckt). 2 Bl., 434 S., 1 weißes Bl. – Titel in Schwarz- und Rotdruck. – Auf Chin apapier. Folio (373 x 275 mm). Moderner dunk elr oter Halbm ar o quinband auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in einfac hem Fil etenrah men und orn am entaler Verg oldung mit zent ralem, grün intarsier tem Oval in doppeltem Filetenrahm en in den übr igen Rückenkompartimenten, mit Goldf ileten auf den Deckeln und eingebundenem, rot und schwarz bedruck tem Orig inal-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), auf dem Innendeckel sig niert „Devauchelle“ , in mit Filz ausge schlagen em Pappschuber mit Mar oquink anten (letzte Bl. am Außenrand leicht wellig, 4 Bl. mit minim alem Nässerand, das nicht pag inierte Bl. „Tables“ = S. 431 f. sachlich richt ig vor S. 427 eingebunden). „One of the great illustr ated books of the world“ [Ray, England], Gustave Dorés Portrait der Welt
stadt Lon don in all ih r en Wi der sprü c hen und Facet t en in der französischen Ausg a be mit dem neu en Text von Loui s Énault (1824 –1900), liegt hier in einem Exemplar auf Chin apapier vor. Die ganzsei tigen Abbildungen blieben rückseit ig unbed ruckt. Auch der in Schwarz und Rot bed ruckte Orig i nal-Ums chlag auf blaßblauem Papier wurde mit eingebunden. Das nicht pag in ier t e Bl. mit der Ank ünd ig ung der „Tables“ ist sachlich richtig vor S. 427 einge bunden; nach der Pag in ier ung wäre es zwischen die Table des gravure s und die Table des matières einz u binden gewesen, zwischen denen die Seit en 431 f. übersprungen sind. Proven ie nz: Das Exe mplar stammt aus den Sammlungen von Alexa nd re Roudinesco (noch in rohen Lagen: Auktion I, 1967, Nr. 31: frs. 1.850) und Henr i Bonn asse (gebunden: Aukt ion II , 1982, Nr. 39: frs. 12.000). – Pierre Berès.
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Weiteres Exemplar auf Chinapapier, aus dem Besitz von André Tissot-Dupont 188 Énault, Louis. Lon dres. Illu stré de 174 gravures sur bois par Gu stave Doré. Paris, Hachette et Cie, 1876. 174 Textholz schnit te, davon 52 ganz seitig (die se rück seitig unbedruckt). 2 Bl., 430 S., 1 Bl. – Titel in Schwarz und Rotdruck. – Auf Chinapapier. Folio, kaum be schnit ten (371 x 280 mm). Grobgenarb ter dun kelbrau ner Halbmaroquinband auf fünf mit doppelten Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel in einfachem Filetenrahmen und or na mentaler Vergol dung in dreifachem Filetenrahmen in den übri gen Rückenkompartim en ten, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, ein gebun de nem, rot und schwarz bedrucktem Ori ginalUm schlag und Kopfgold schnitt, verso fliegen dem Vorsatz si gniert „V. Cham ps“ (Um schlag leicht ver färbt, Schnitt etwas braunfleckig, das nicht pa ginier te Bl. „Tables“ sachlich richtig vor S. 427 ein gebun den, letztes Bl. ent fernt). Exemplar auf Chi napapier – trotz un seres weiteren Exemplars: un gemein selten Dies ist un ser zweites Exemplar auf Chi napapier von Gu stave Dorés Por trait der Welt stadt London in in der fran zösi schen Ausga be mit dem neuen Text von Lou is Énault, gleich falls mit ein gebundenem Ori gi nal-Um schlag. Wie im ande ren Exemplar wur de das nicht pa gi nier te Bl. mit der An kündi gung der „Tables“ sach lich richtig vor S. 427 ein gebunden; es folgt die Table des gravures; die Table des matières wur de hin gegen ent fernt. Provenienz: André Tissot-Dupont, dessen Auk tion 2016, Nr. 176.
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Paral lelpubli kation zu Les Français peints par eux-mêmes 189 Les étran gers à Pa ris. Par MM . Lou is Desnoyers, J. Janin, OldNick, Stanislas Bellan ger, E. Guinot, Marco SaintHilaire, E. Lemoine, Roger de Beauvoir, Ch. Schiller, A. Frémy, F. Mornand, P. Mer ruau, A. de Lacroix, A. Royer, Destigny, L. Couailhac, L. Huart, Capo de Feullide; illustrat ions de MM . Gavarni, Th. Frère, H. Émy, Th. Guérin, Éd. Frère. Paris, Charles Warée, [1844]. 30 Tafeln in Holz schnitt, über 100 Textholz schnit te. XXXV S., 525, (3) S. Quart, unbe schnit ten (274 x 170 mm). Grüner Halbma roquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und Ka sten vergoldung, doppelten Goldfileten auf den Deckeln und mar morier ten Vor sät zen, am Fuß si gniert „R. Petit“ (weni ge Bl. papierbedingt leicht gebräunt). Pa ri ser mit Mi gration shinter grund – in rund 150 Abbildun gen „Pa ris est la ville des étran gers par excellence“ [S. V], schreibt Lou is Desnoyers in sei nem Vor wort zu diesem Buch über Pa ris als Vor ort der Globalisierung im 19. Jahrhundert. Zahl reiche kompetente Autoren stel len nicht nur die in Pa ris an sässi gen Ver treter eu ropäi scher Nationen, ihre Gewohn heiten und Loka litäten vor, sondern auch Ameri kaner und Bra si lia ner, Türken, Ägypter, Per ser und Chi ne sen. L’All emand und Le Prus sien wer den getrennt behandelt. Fast 150 Il lu strationen im Text und auf 30 Ta feln, u. a. von Gavarni, liefern dazu ein facet ten reiches An schauungsmateri al. Das Buch ist auch in sei ner Auf machung durch aus mondän: „d’une exécut ion matériel le très soignée“, wie Lacombe bemerk te, und, so Brivois, „supérieurement exécuté comme ty pographie“. Die Ori gi nalausga be liegt un beschnit ten in ei nem sehr gediegenen Ein band von Petit vor. Literatur: Beraldi V II , 65, Nr. 204 (Gavarni); Brivois 139; Carter et III , 224; Lachèvre I, 196; Lacombe 910; Lipper heide 242, Fd 27; Oster walder 392 (Frère); Sander 253; Vica ire III , 603 f.
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Selt ene Grandville-Publik at ion 190 Eude-Dug aillon, A[uguste]. Fiel et miel. Poé sies. Avec gravure s par J. J. Grandville et J. Lewicki. Par is, Paulin, [und:] Nanc y, Mlle Gonet, 1839. 5 Holzschnitt-Tafeln nach Zeichnungen von Grandville (2) und Lewicki auf Chin apapier, mont iert auf Karton; 25 Vig netten und 20 kleine Zierinitialen in Holzschnitt. VIII S., 347 S. Groß-Oktav, unbeschnitten (242 x 156 mm). Hellblaue bedruckte Orig in al-Broschur (Rücken verg ilbt). Die selt ene Erst ausg a be, im orig in a len Umschlag und unbeschnitt en Aug uste Eude-Dug aillon (1802 –1862?), Red akt eur beim Patriote de la Meurthe et des Vosges in Nanc y, war ohne Zweifel das, was man eine Prov inzg röße nennt – ger ade diese Qualität spielte er gegen die Kapitale Par is aus, nicht ohne sich der Unterstüt zung zweier künst ler ischer Bundesgenossen zu ver sichern: des großen Grandville und des weitger eisten Polen Jan Lewicki (1802 –1871). Im Vorwort schreibt er: „Ennemi de la centr alisation art istique, nous avons, même au risque d’un échec, dû com battre le préjugé qui acc orde à la capit a le le monopole de la cor rect ion ty pog raph ique et du goût. Grandville, notre spir ituel concitoyen, a bien voulu nous accorder quelques dessins; les aut res sont l’œuvre d’un Polon ais, de J. Lewicki, un des ces nobles réfugiés qui, pour prix de l’hos pit alité, ont apporté à leur patrie adoptive le tribut de leur talents et les arts de leur pays“. Grandville zollt Eude-Dug aillon seinen Tribut auch in einem an ihn ger icht et en Ged icht [S. 289 f.]. Von der Pe r i phe r ie aus wen det sich der Au t or geg en eine ‚pros a i sche‘ Kult ur der Zerstreuu ng, eine „inconstance du goût“, die ausger echnet vom Zent rum ausgeht: „On n’aime pas le vers, on ne lit plus le vers […] on dema nde à tout, à la peint ure, au théâtre, à la musique, à la plus modeste rom ance, et l’on dédaigne la poesie du langage“. Die Rückbesin nung auf eine ‚gebundene‘ Sprache in Ged icht form bedeut et jedoch keinen Verz icht auf inh alt l iche und
emot ion a le Vielfalt. Der Band ent h ält pol it ische Ged ichte über die Zeitläufte von 1789 bis 1830 ebenso wie Erz eugn isse der leichten Muse als ein „écho des cordes que chaque homme sent résonner dans son cœur“ – eben „Galle und Hon ig“. Ob Eude-Dug aillon mit sei nen Int er vent ionen die gew ünscht e Beacht ung erh ielt? Die Ausg a b e ist jedenfalls sehr selt en; unser Exemplar wirkt nach fast zwei Jahrhunder t en bein a he unber ührt. Lit er at ur: Champ fleury 398 (mit fals chem Jahr); DBF XIII , 237; Quéra rd/Bourquelot III , 320; Renonciat 287; Sander 254; Vica i re III , 609 f.; zu Lewicki: Thieme/Becker 23, 161.
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Im ver schwenderisch dekorier ten romantischen Mosa ikein band, mit bemaltem Schnitt 191 Les évangiles de Notre Sei gneur JésusChrist selon S. Matthieu, S. Marc, S. Luc, S. Jean, traduc tion de Le Mai stre de Sacy. [Auf dem lithographier ten Titel:] Vi gnet tes par Théophile Fragon ard. Paris, J.J. Dubochet et Cie, 1837. [Auf dem lithographierten Titel:] 1838. Lithographierte Titel in Gold und Farbdruck, Fronti spiz zum LukasEvan gelium in Schwarz und Rotdruck, durch gehend illu striert mit vier seiti gen Bordüren in Holz schnitt, zahlreiche Schmuckinitialen und Vi gnet ten in Holz schnitt. 719 S. – Titelei und Evan gelientitel (insge samt 6 Bl.) in dreifarbi gem Druck in Schwarz, Rot und Blau, Front ispiz zum Mat thäusEvan gelium in Schwarz und Rot. GroßOktav (242 x 160 mm). Ocker farbener Kalbleder band der Zeit auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel, auf Rücken und Deckeln mit intarsierten, von Goldlinien ein gefaßten und in Fleurons auslaufen den Lei sten in EntrelacsManier in Braun, Grün und Dunkelrot, teils auf goldenem Cribléegrund, mit drei fachem und einfachem Goldfiletenrahmen auf den Innen kanten, Doublüren und Vorsät zen aus weißer Moiré seide und zi selier tem Ganz gold schnitt mit farbi gen Miniatu ren der vier Evan geli sten (Front ispiz ent fernt, Vorsät ze, erste und letzte Bl. etwas braunfleckig). Im ver schwenderisch dekorier ten romanti schen Mosa ikein band, mit bemaltem Schnitt Die se Aus ga be der vier Evan gelien wur de von Théophile Fragon ard (1806 –1876) reich il lu striert. Jedem Evan gelium ist ein Front ispiz mit der Darstel lung des Evan geli sten vor an gestellt, diejeni gen zu Mat thäus und Lu kas in schwar zem und rotem Druck, das letz tere au ßerhalb der Kol lation. Jede Seite wird gerahmt von Holz stich-Bor dü ren in der Art von Stunden büchern, zu Beginn der ein zel nen Kapitel jeweils mit fi gürlichen Dar stel lun gen, teils aus der Lebens ge schichte Chri sti, teils mit eher al legori schen Motiven. Zu den ein zel nen Kapiteln stehen Schmuck in itia len, be schlossen wer den sie von dekorativen Vi gnet ten. Es fehlt das Front ispiz mit der Sancta Facies.
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Das Buch läßt sich als romanti sches ‚Gesamt kunstwerk‘ auf fas sen, in sofern es die Geschichts verliebt heit der Epo che gleich auf meh reren Ebenen wider spiegelt: Zu nächst gibt es die Evan gelien in der traditionsreichen Über set zung von Port Royal des Hu ma ni sten Lou is-Isaac Le Mai stre, sieur de Sacy (1613 –1684) wieder. Histori sier end ist ebenfalls der Il lu strations stil Fragon ards, der sich an der „man ière des manuscrits du Moyen-âge et de la Renaissance“ [zit. nach Vica ire] orientiert. In die sen Zu sam men hang ord net sich schließlich auch der herr liche, ver schwenderisch dekorierte zeit genös si sche Ein band speziell un seres Exemplars ein: Die in Entrelacs-Ma nier ver schlungenen, von Gold li nien ein gefaßten intar sierten Lei sten, teils auf gold gepunk tetem Cribléegrund, sind in spi riert von den Wachsfarben-Mo sa ikeinbänden der Renais sancezeit, eben so der sorg fältig pun zier te Ganz gold schnitt, der mit Mi niatu ren der vier Evan geli sten farbig bemalt wur de. Dieser bedeutende Ein band ist in un glaublicher Fri sche erhalten. In jün gerer Ver gan gen heit befand sich der Band in der Bi bliothek von Georges Wendling, dem Prä sidenten der Ver ei ni gung der Bibliophiles francosuisses. Provenienz: Ge org es Wendling, des sen gold gepräg tes Leder ex li bris ver so fl iegendem Vor satz und dessen Ex li brisstempel auf dem fol genden Vorblatt. Literatur: Car ter et III , 225; Oster walder 386; vgl. Ray II , 301; Vica ire III , 617.
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Eines von vier Exemplar en auf Chinapapier, mit zusätzl ichen Probedrucken, aus dem Besitz des Herausgebers Ant oine-Aug ustin Renoua rd 192 [Fabliaux]. [Als Vort itel:] Choix et ext raits d’an ciens fabliaux. [Aus:] Fabliaux ou contes, fables et rom ans du XIIe et du XIII siècle, traduits ou ext raits par Legrand d’Auss y, troisième édition, con sidérablement augm entée. [5 in 1 Bd.]. Par is, Jules Renouard, 1829. 18 radierte Tafeln auf Chin apapier, alle als Probe drucke in anderem Zu stand wiederholt, 1 Manu skript fak simile mit großer Initiale und Noten, Verlegersig net in Holzschnitt auf Titel und letzter S. Vort itel, Titel, IX S., 32 zweispaltige S., 1 Bl., 22 zweispaltige S., 1 Bl., 30 zweispalt ige S., 1 Bl., 30 zweispalt ige S., 1 Bl., 30 zweispalt ige S., 2 Bl. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (247 x 160 mm). Grobgen arbter nachtblauer Maroquinband auf fünf mit Goldf ileten versehene Bün de, mit goldgeprägtem Rückent itel in einfachem und mit doppelten Goldf iletenrahm en in den übr igen Rücken feldern, Deckel mit fettem Goldf iletenrahm en zwi schen zwei mageren, mit Goldf ilete auf den Steh- und Dent ellebordüre auf den Innenk anten, mit blaßgelben Vor sätzen und Ganzg oldschnitt, verso fliegendem Vorsatz sig niert „J. Wright“(durchgehend etwas braunf leckig). Eines von vier Exempla r en auf Chin apapier, mit zusätzl ichen Probed rucken Pierre-Jean-Bapt iste Leg r and d’Aussy (1737 –1800), Kons er v at or für franz ösis che Ma nuskript e an der Bibliothèque nat ion ale, hatte zuerst 1779 eine Sammlung zumeist unbek annt er alt f ranzösischer Fabliaux herausgegeb en, die er in alten Hand schriften entdeckt hatte; die zweite Auflage war 1781 erschienen. Dies e drit t e Ausg a b e bei Jules Renoua rd war zugleich die erste mit den Stichen von Jean-Michel Moreau le jeu ne (1741 –1814). Der Künstler hatte den Verleger 1795 kennengelernt und war seitdem vor allem als Buchi llustrat or für diesen tät ig. Gilt Moreau als einer der bedeut endsten Zeichner des Rokoko, wenn nicht als „the great est name among French illustra t ors of the ei g hteenth cent u ry“
[Ray] und auch noch als „Hauptp ersönlichkeit“ des künstler ischen Erbes, das aus dieser Zeit „ins 19. Jahrhundert hinü berger et t et werden konnt e“ [Rümann 10], so ist sein Alt erswerk seit der kat e gor ischen Ablehnung durch die Brüder Goncourt doch bis in die Gegenw art vern achlässigt und „unexplor ed“ [Ray] geblieben. Für Rümann ver fiel er schlicht „dem kalten Glanz des Kaiserr eichs“ [Rümann 10]; Ray urt eilt differ enz iert er: „One has to become accustomed to Moreau’s alter ed style: the prevailing dryness, the stiff fig ures, the form al, almost diag rammatic comp osit ion. But once one learn s to read this new langua ge, there are discove ries to be made. As in the past, his designs continue to be authentic, if sometimes biz arr e, interpretat ions of his various texts“ [Ray]. Zu den Fabliaux liefer t e Moreau 15 Zeich nungen (nicht zwölf, wie Moureau schreibt); al ler d ings starb er 1814 vor Vollendung der Arbeit. Die Ver öffentlichung zog sich noch Jahre hin: Auf vier Rad ier ung en ver merkt en die Stecher Dat en von 1817 –1821; auch steuer t e Alexa nd re Joseph Desenne (1785 –1827) drei weit er e Zeichnungen bei, von de nen die letzt e das Dat um 1823 trägt. Die Stecher wa ren Jean Bosq, die Brüder Devilliers, Loui s Crout elle, Jean François Ribault und Barthélemy Roger. Der vorl iegende Band stellt, wie der hier vorgebun dene Zwischent it el sagt, Choix et ext raits aus dem fünfbänd ig en Werk dar: Er enth ält nur die alt fran z ösischen Orig i n alt ex t e, nicht die Überset z un gen Legr ands, dazu sämtliche Tafeln – som it den „Ext rakt“ des Werkes. Die eig ene Pag in ier ung der Texte verweist darauf, daß diese Separierung nicht nur leg itim, sondern intend iert war; gleich wohl stellt sie die absolut e Ausn ahme dar: „Il n’en a été ainsi tiré séparément qu’un très-pet it nombre“ [Aukt ionsk at a log Renoua rd]. Was uns er em Exemplar jedoch einen unika len Cha r akt er beschert, sind drei weit er e Ausn ah meTatb estände: Zum ersten ist dies eines von nur vier Exempla r en der Ext raits auf Chin apapier [vgl.
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ebd.] – von der voll ständi gen Ausga be exi stiert nur ein ein zi ges, bei Vica ire und Car ter et er wähntes. Zum zweiten besitzt es zu sätz lich zu den 18 Ta feln avant la lettre eine weitere Suite von Probedrucken in noch un fer ti gem Zu stand (feh lende Schraf furen), ei ni ge davon avant toute la lettre. Zum dritten und letz ten stammt die ses Exemplar aus dem Be sitz von dem Her aus geber Antoine-Au gu stin Renou ard (1765 –1853), dem Bruder des Verlegers und Ver fas ser des gleich falls mit ein gebundenen Avis de l’ éditeur, wie im Auk tionskata log von 1854 doku mentiert, da mals noch in ei nem Ein band von Bauzonnet. Renou ard war zu gleich ei ner der bedeutend sten Bi bliophi len des 19. Jahrhunderts. Die Samm lung der Fabliaux war schon früh in Eng land popu lär, meh rere Stücke wur den auch ins Engli sche über setzt, wie Renou ard in sei nem Avis mit teilte. Auch dieses Exemplar wur de auf der Vente Renou ard von ei nem engli schen Bi bliophi len, dem Alter tumsfor scher Edward Ver non Utterson (1776 –1856) er stei gert, der es un mit tel bar da nach von J. Wright in den noch jet zi gen nacht blauen Ma roquin band ein binden ließ. Nach Uttersons baldi gem Tod wech selte das Buch schon 1857 auf dessen Sale er neut den Besit zer. Wäh rend sich die weitere Besitz er fol ge im Dun keln verliert, er strahlt der ma kel lose Ein band bis heute in alter Fri sche. Pro ve ni enz: A n toine-Au g u stin Ren ou ard, dessen Auk tion 1854, Nr. 1250: frs. 43.00. – Auf dem Spiegel das gold gepräg te Ex li bris mit Wappen und De vi se „Spe otii laboro“ von Ed ward Ver non Utterson. – Utterson sale 1857: £ 3.10.0. – Ausschnitt aus ei nem engli schen Antiqua ri atskata log auf ei nem ein gebundenem Vorblatt montiert. Literatur: Car ter et III , 227; Hoefer 30, 429 (1. und 2. Ausg.); Lonchamp II , 278; Mahérault 212; Moureau 131 (mit fal scher An zahl der Stiche); Quér ard/Bourquelot V, 56 f.; Rahir 504; Ray I, 88; Vica ire III , 627 ff.
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gegenü ber frü her en Arb eit en stärker e Li nea r ität in seiner eigenen stil istischen Ent w ick lung „einen gewalt igen Fortschritt“ [Rümann 176] bedeut et en; für Roger Passeron ist es „das schönste von Dau mier illustriert e Buch“. Auch Gordon N. Ray erblickt e in den 30 größer en Illustrat ionen „some of Dau mier’s best designs, which have the further merit of being finely engraved“ [Ray]. Sie genügen, um aus dem Werk „one of the ranking illustr ated books of the period“ zu machen.
Daumiers schönste Buchi llustrat ion 193 Fabre, Franç ois. Némésis médicale, illustrée, Recueil de Sa t i r es, re vue et co r rigée avec soin par l’aut eur: con tenant trent e vig nett es dess iné es par M. Daumier, Et gravees par les meilleurs art iste s, avec un grand nombre de culs-de-lampe, etc. 2 Bde. Par is, Au Bureau de la Némésis médicale, 1840. Zu samm en 30 größere Illu strat ion en und 56 klein ere Vig netten in Holzschnitt. XXXII S., 278 S. Und: 360 S. Groß-Okt av, seitl ich und unt en unb es chnitt en (242 x 157 mm). Geglättete, langn arbige dunk elg rün e Halbm ar oquinbände mit goldgeprägten Rückent iteln, Ka sten- und orn am entaler Rückenverg oldung, Gold fileten auf den Deckeln, Kopfg old schnitt, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenen gelben illu strierten Orig i nal-Um schlägen, auf den fliegenden Vorsätzen sig niert „E. Maylander“ (Rücken gebräunt, Bd. II: S. 187 f. mit kleinerem Randeinr iß). „Das schönste von Dau mier illustrier t e Buch“: die erste illustrier t e Ausg a be der gepfefferten med iz in ischen Sat ir en
Die Eing angsv ig net t e, die auf den Hint er u m schlä gen wiederholt wird, zeigt ei nen weibl ichen Racheengel, der mit Geißel und Fackel über einen am Boden lieg enden Arzt her f ährt, dem allerlei Bücher und Papier e über Homöopat hie, Ma g ne tismus, Schädelk unde und ander e med iz in ischen Ma r ot t en der Zeit ent f allen sind. Dau miers Zeichnungen setz en sich zum einen im mer wieder mit dem Tod auseina nder, zum ander en mit sat ir i schen Darstellungen von Ärzt en und ihr em Tun. Exempla r e dieses Werks sind oft nur mit t elm ä ßig erh alt en – ganz anders das unser e, das unbeschnit ten und mit beiden Orig in al-Umschlägen in Ein bänden von Émile Mayla nder (1866 –1959) vorl iegt. Proven ienz: Adria n Flüh m anns Etikett mit Mono gramm „awf “ auf dem Spiegel des ersten Bandes. Lit er au r: Beraldi V, 135; Bouvy 336 – 364; Brivois 141; Cart eret III , 227 f.; DBF XIII , 388 f.; Hoefer 16, 937; Hübott er/Hirsch II , 458 f.; Lonc hamp II , 156; Oster w alder 291; Pass eron 144; Ray II , 293 f., Nr. 217; Rümann, Dau mier 33; Sander 256; Vicai re III , 641 f.; zu Mayla nder: Devauchel le III , 273; Fléty 125.
Der Pa r is er Arzt, Jour n a l ist und Dicht er Ant oine-Franç ois-Hippolyte Fa bre (1797 –1854) war eine „cur ieu x personn age“ [DBF]. Er gründe te 1828 die Gazette des hôpitaux civils et militaires, ou Lançette française, die er bis zu seinem Tod red ig ier te, ver faßt e preisgek rönt e Arb eit en über Choler a und Tuberk ulose, gab enz yk lopäd ische Werke her aus und ver t eid ig t e zugleich „die absolut e Freiheit des med. Unt err ichts, griff alle Art en von Missbräu chen“ [Hübotter/Hirsch] an und scheute sich da bei nicht, sich mit den „médeci ns les plus célèbres de son temps“ [DBF] anz ulegen. Davon zeugt sei ne zuerst 1834/35 erschienene Némésis médicale mit ger eimt en Sat ir en, die hier in der ersten illustrier ten Ausg a b e vorl iegt; eine weit er e erschien 1841. Das Vorwort stammt von Théodore Poupin. Zweifellos aber ist das Buch ein „ouvr age recherché pour les composit ions de Dau mier“ [Car t eret], der en
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Aus den Sammlungen Mercier, Robert, Meeûs und Clapp 194 [Fayot, Frédéric] (Hrsg.). Les classiques de la table, à l’usage des praticiens et des gens du monde. […]. Par is, au Dépôt, 1843. [Auf dem Umschlag:] 1844. 15 Tafeln (darunter 9 Port raits) in unterschiedlichen Technik en, 6 Textvig netten in Holzschnitt; zu sätzlich 5 Stahlstich-Tafeln auf aufg ewalztem Chin apapier. 2 Bl., I V S., 1 Bl., XIII S., 1 Bl., 528 S., 4 S. ( Verlagsanzeigen), 4 S. ( Verlagsanzeigen). Groß-Oktav, unbeschnitten (227 x 138 mm). Langge narbter dunk elbraun er Halbm ar oquinband auf fünf breite, zwischen doppelten Goldf ileten blind schraff ier te Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und rot, braun und grün intarsier tem, goldgeprägtem Floraldek or in dreifachen Goldf iletenrahm en in den übr igen Rücken kompartim en ten, mit Gold f ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenem illu strier ten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), verso fliegendem Vorsatz sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1928“ (Einband-Ecken leicht beschabt). Un beschnit t en und mit ein gebundenem Orig in al-Umschlag in int arsier tem Einband Die gastronom is che Ant holog ie ent h ält als um fang r eichsten Text Jean Ant helme Brillat-Savar i ns ber ühmt e Physiolog ie du goût, au ßerdem La gastro nomie, poème en quatre chants, von Joseph Berchoux, ei nen Cal endrier ga stron omi que von Alex a nd reBalthaz ar-Laur ent Grimod de la Reynière, L’art de diner en ville, à l’usage de gens de lettres von Colnet, L’art culin aire des Marq uis Louis de Cussy, ferner u. a. Beit räge von Jean-Bapt iste Lala nne, Ant on in Ca r ême sow ie dem Herausgeber Charles Frédéric Alf red Fayot (1797 –1861). Dieser war Ver walt ungs bea mt er und ver faßt e auch eine Reihe histor ischer Werke.
Unser Exemplar der ersten Ausg ab e liegt in der ersten Version mit der Tit ela bbildung des Café de Par is vor. Illustriert ist es mit fünf weiter en Textvig net t en zu Fayots explications prélimin aires sow ie 15 Tafeln nach Debucourt, Dun and, Isabey, Pauquet, Scheffer, Steuben u. a. Neun von ihnen zeigen Port raits, daru nt er als Frontispiz das von CharlesMaur ice de Talleyr and sow ie das von Jules Jan in vor der vierseit igen Widmungsvor r ede an ihn. Einge bunden sind der gelbe, vorn und hint en illustriert e Orig in al-Umschlag (eine Vig net t e mit der Sig nat ur Dau bignys) sow ie zwei vierseit ige Verlagsprospekt e. Zus ätzl ich hinz ug ef ügt wurden fünf Ta feln auf aufg ew alzt em Chin ap apier aus Brillat-Savar i ns Physiolog ie du goût in der Ausg abe von 1848, die von Bert a ll illustriert wurde, dar u nt er das Por t rait des Aut ors. Der schöne, am Rücken dreifarbig int arsie rte Band ging durch die Hände von Vict or Mercier, Laur ent Meeûs und Sam Clapp. Proven ienz: Ex l ibris von Vict or Merc ier (Auk tion 1937, I, Nr. 304), Maur ice Rob ert und Aimé Lau r ent, d. i. Lau r ent Meeûs ( Wittock, La bibliothèque de Laur ent Meeûs, 1982, Nr. 375, mit falschem Tit el: „fable“). – Sam Clapp (dessen Auk tion Christie’s, Par is, 2002, Nr. 156). Lit er at ur: Brivois 104 f.; Car t ere t III , 166 f.; DBF XIII , 918; Sander 188; Vica i re II , 437 f.
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Im Verleger-Lux useinband von Boutigny 195 [Fénelon, François de Salignac de la Mothe]. Les avent ures de Télémaque suivies des avent ures d’Ar i stonoüs, précécées d’un es sai sur la vie et les ouvrages de Fénelon par M. Jules Janin. Édition illus trée par MM. Tony Johannot, Emile Signol, G. Séguin, E. Wattier, Marckl, Daubigny, Franç ois et Marville. Par is, Ernest Bourdin, [1840]. 1 Portrait in Stahlstich, 20 Tafeln in Holzschnitt auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit Seid envorsät zen, 2 Bl. Fak simile eines handschriftlichen Briefes von Fénelon, 138 Textholzschnitte, 25 Schmuckrahm en und 1 Schmuckinitiale in Holzschnitt. 2 Bl., XVI S., 459 S. Quart (254 x 165 mm). Verlegereinband von rotem Saf fian mit goldgeprägtem Rückent itel und reicher orn a mentaler Rückenverg oldung, auf den Deckeln ident ische orn am ent al e Platte in Goldpräg ung in dopp eltem Rahm en von fetten Blindf ileten, mit gelben Glanzpapier vorsätzen und Ganzg oldschnitt, am Fuß sig niert „Bou tigny“ , in Pappschuber (vereinzelt etwas braunf leckig). Der Klassiker des franz ösischen Bildungsr om ans, im Verlegereinband von Boutigny Das Hauptwerk von François Fénelon (1651 –1715), erstm als 1699 ohne sein Wissen ged ruckt, brach te den Verfasser um die Gunst Ludw igs XIV. Zehn Jahre zuvor hatte dieser ihn mit der Erziehung seines Enkels Louis, duc de Bourgogne, betraut – und ger ade für den Dauph in hatt e Fénelon seinen Bildungsr om an in achtz ehn Büchern um 1695/96 geschrieben. Dari n macht sich der junge Telem ach auf die Suche nach seinem verschollenen Vat er Odysseus: Reisen, Schiff brüche, Liebesa bent euer, ver wegene Kämp fe und pol it ische Ver w ick lungen bilden den Hand lungsr ahmen, in dem der Aut or seinem Schüler die „Grundprin z ipien herrscherl ichen Verh alt ens und fürst l icher Gesinnung“ [Haupt werke 128] na he bringen will. Im Unt erschied zu Ludw ig XI V. fand ein breites Pub lik um Gef all en an der ant ikis iere nd en Bildungsr eise, die eine Fülle von Ausg a b en und Übers etz ung en erlebt e. Ein Grund da f ür war Fénelons Sprache, an ihr war „stilg eschichtlich neu […], daß ein Werk, welches vornehme Begeben
heit en schildert […], nicht in Alex a nd ri nern, son dern in Pro s a“ [Jan 156] ge s chrie b en war; verbunden mit ei ner „ef fekt vollen Bet onung der gef ühlsm ä ßigen Komponent e in der Schilder ung des Seel is chen“ [Haupt werke 129]. Forts chritt lich war schließl ich auch der impliz it e Ideeng e halt, wenngleich der Erzbischof von Cambrai noch fest auf dem Boden des Absolutismus stand: „Das Verl ang en nach einer Pol it ik des Friedens, das Ansinnen, der Fürst solle dem Wohl seines Volkes leben, und nicht zuletzt die Forder ung, die abso lut e Macht vollkommenheit gesetzl ich einz uschrän ken, sind deut l iche Anz eichen für den im m inent en Gesinnungswandel“ [ebd.], der „in manchen Gedan ken J.-J. Rousseau“ [Engelh ardt/Roloff ] und dessen Émile vorwegn immt. Daß der Rom an von Ludw ig XI V. verworfen wurde, sicherte ihm im 18. Jahr hundert einen Ruf als „vor r evolut ion ä r es Ma n ifest“ [Haupt werke 129], der sich unt er der Jul imona rchie womögl ich neu belebt e. Als Abent euergeschicht e wa r en Les aventures de Télémaque schließlich auch ganz nach dem Geschmack der Rom ant ik. Kein Wunder also, daß sich Ernest Bourd in, „im port a nt éditeur de beaux livres illustrés“ [Mal avieille 151], des Buches ann ahm und es mit einem Vor wort von Jules Ja n in, zahlr eichen Illustrat ionen der besten Zeichner der Zeit, einem von Lefèvre aîné in Stahl gestochenen Port rait sow ie einem fak si m i l ier t en Brief Fénelons neu herausbracht e. Wie meist, ließ er auch dieses Buch bei Boutigny bin den. Der prächt ig e Verleg erein band mit reicher or n a ment a ler Goldpräg ung wurde von Culot mit ei ner Abbildung gew ürd igt. Findet man gener ell „peu d’exemplai res en bon état“ [Brivois], so präsent iert sich unser Exemplar, von geleg entl ichen Braun flecken abgesehen, in sehr schöner Erh alt ung. Proven ienz: Handschrift l icher Besitz ver merk der Zeit, sig niert Fing eon, und ein weit er er, dat iert „Octobre 1921“, auf eingebundenem Vorblatt. – Auf dem Spiegel das Exl ibris von Léon Le Roy mit den In itia len „ LLR “. Lit er at ur: Beraldi V III , 275 (Johannot); Brivois 141; Cart eret III , 232; Eng elh ardt/Roloff I, 193 (Erstausg.); Mar ie 100; Quéra rd/ Bourquelot III , 480; Sander 257; Talva rt/Place X, 115 (Jan in, „1838“); Vica i re III , 654 f.; zum Einband: Culot Nr. 190.
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Selt enes Exemplar auf Chinapapier, aus dem Besitz von René Desc amps-Scrive 196 [Fénelon, François de Salignac de la Mothe]. Les avent ures de Télémaque suivies des avent ures d’Ar i stonoüs, précédées d’un es sai sur la vie et les ouvrages de Fénelon par M. Jules Janin. Édition illus trée par MM. Tony Johannot, Emile Signol, G. Séguin, E. Wattier, Marckl, Daubigny, Franç ois et Marville. Par is, Ernest Bourdin, [1840].
ten, breiten goldgeprägten Bordüren auf den Innenk an ten, Doublüren und Vorsätzen aus dunk elg rün er Moi réseide, mit weiteren Vorsätzen aus Marm orpapier und Ganzg oldschnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Mercier Sr de Cuzin“ , in Pappschuber mit Lederk anten, dieser am Fuß sig niert „Mercier“ (untere Schuberk anten einger issen).
Port rait in Stahlstich auf Karton mit Seid envorsatz, 20 Tafeln in Holzschnitt auf Chin apapier, mont iert auf Karton, 2 Bl. Fak simile eines hand schriftlichen Briefes von Fénelon, 138 Textholzschnitte, 25 Schmuckrahm en und 1 Schmuckinitiale in Holzschnitt. 2 Bl., XVI S., 459 S. – Auf Chin apapier gedruckt.
Das Papier von Fénelons Télémaque sei „le plus mauvais de tous ceux employées par Bourd in; il est impossible de le conserver sans le fair e laver et encoller“, mok ier t e sich Jules Brivois, dar u m fände man „peu d’exemplai res en bon état“ [Brivois 142]. Allerd ings existier en „quelques ra r es exempla i res sur papier de Chine“ [Carteret] – das vorlieg en de, das aus dem Besitz von René Desc amps-Scrive stammt und bei Cart eret zit iert wird, ist eines davon. Wie um den Gegenbeweis zu Brivois’ Verd ikt anz u tret en, ist es von mir a k ulöser Erh alt ung: Es liegt fast unbeschnitten und wie neu in einem pracht vollen Einband von Émile Mercier (1855 –1910) vor.
Quart, kaum beschnitten (275 x 179 mm). Langgen arb ter roter Mar oquinband auf fünf breite, zwischen dop pelten Goldf ileten orn am ental blindgeprägte Bünde, mit goldgeprägtem und -gerahmtem Rückent itel sowie Ka stenverg old ung mit Eckfleurons in den übr ig en Rückenk ompartimenten, jeweils in doppeltem Rahm en aus fetter und magerer Goldf ilete, auf den Deckeln in Goldpräg ung außen ein von mageren Fileten einge faßter fet ter Filetenrahm en, darin ein Bordürenrah men, eingefaßt von doppelten Fileten- und einem Point illérahm en, innen ein doppelter Goldf iletenrahm en mit Eckfleurons, mit goldenem Flechtband auf den Stehk an
Proven ienz: Auf dem Spiegel die Exl ibris von René Desc amps-Scrive (dessen Aukt ion II , 1925, Nr. 138: frs. 2.050) und Henr i Lafond (dessen Aukt ion 2015, Nr. 66).
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Zeitgenössisch gebundenes Exemplar auf Chinapapier, aus dem Besitz von Jules Jan in 197 [Fénelon, François de Salignac de la Mothe]. Les avent ures de Télémaque suivies des avent ures d’Ar i stonoüs, précédées d’un es sai sur la vie et les ouvrages de Fénelon par M. Jules Janin. Édition illus trée par MM. Tony Johannot, Emile Signol, G. Séguin, E. Wattier, Marckl, Daubigny, Franç ois et Marville. Par is, Ernest Bourdin, [1840]. 1 Portrait in Stahlstich auf Karton, 20 Tafeln in Holz schnitt auf Chin apapier, montiert auf Karton, 2 gefal tete Bl. Fak sim ile ein es handschriftlichen Briefes von Fénelon, 138 Textholzschnitte, 25 Schmuckrahm en und 1 Schmuckinitiale in Holzschnitt. 2 Bl., XVI S., 459 S. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (257 x 163 mm). Dunk ellila Saff ianband der Zeit auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldge prägtem Rückent itel und vierfachen Goldf iletenrahm en in den übr igen Kompartimenten, mit dreifachem Gold filetenrahm en auf den Deckeln, Goldf ilete auf den Steh-
und Dentellebordüre auf den Innenk anten, mit marm o rierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt, in modern em, mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit Mar oquin kanten. Dies ist ein weiteres der „rares exemplaires sur papier de Chine“ [Carteret] – es sicherte sich der Schriftsteller Jules Jan in (1804 –1874) und ließ es in „chagr. bleu, fil., tr. dor.“ [Vicaire] binden. Dam it ist unser Exemplar hinl ängl ich ident i fi z iert. Zeitgenössischer Einband und Papier liegen in her vor ragender Qua l it ät und gleichsam neuwer t ig vor. Proven ienz: Jules Ja n in, dess en Aukt ion 1877, Nr. 662: frs. 20 [vgl. Vicaire III , 654 f., der dieses Exemplar beschreibt; zu Jan in als Sammler vgl. Poideba rd 310 f.]. – Sammlung Adria n Flühm ann, mit dessen Etikett mit Monog ramm „awf “ auf dem fliegenden Vorsatz.
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Exemplar tel que paru 198 Féréal, V. de [d. i. Anne Lodoïska Subervie]. Mystères de l’ inquisit ion et aut res sociétés secrètes d’Espagne. Avec notes historiques et une introduction de M. Manuel de Cuendias. Illustrés de 200 dessins par les art iste s les plus dist ingués. Par is, P. Boizard, 1845. Illu strierter Titel und 23 weitere Tafeln in Holzschnitt, etwa 130 Textholzschnitte. XV S., 588 S., 1 Bl. Quart, unbeschnitten (etwa 278 x 178 mm). Lose La gen und Tafeln, in 30 illu strierten grün en Liefer ungs um schlägen und in illu strierter cremefarben er Orig i nal-Broschur, in dunk elbraun er, mit braun er Moiréseid e ausgel egter Halbm ar oquink assette mit goldge prägtem Rückent itel und floral-linearer Rückenverg ol dung, sig niert „Devauchelle“ (Gesamtum schlag hinter legt, einige Um schläge mit kleineren Läsuren). Noch ungebunden, in den 30 Liefer ungshef t en und dem Gesamt u mschlag Das Buch über Die Geh eimnisse der Inquisit ion und and er e geh eim e Gesell schaften Span iens – so der Tit el einer deutschen Übersetz ung von 1845 – birgt auch bibliog raphisch ein ige Geheim n isse. Denn die Sek und ärl it er at ur gibt fast ein müt ig das Jahr 1846 als Ers cheinungsd at um der franz ösis chen Erst-
ausg a b e an. Nach Vica i res Recherche wurde die erste Lieferung „enregistrée dans la Bibliogr. de la France du 9 novembre 1844“, weswegen Quér ard/Bourque lot wohl gleich f alls „1844“ an s etz ten. Insgesamt erschienen 48 Livrai sons in 30 Hef ten – ob sich die Herstellung dann länger hinzog als urs prüngl ich gep lant? Uns er Exe mp lar hat jedenfalls ausn ahmsweise die Jahr esz ahl 1845 auf dem Titel und gehört daru m innerh alb der ersten Ausg a be zum tout premier tirage. Rät s el h aft ist auch die Au t or s chaft: Vic t or de Féréal ist ein Pseudonym, das bei Heylli gar nicht, bei Weller mit „Mad ame Suberwick“, in Int er net-Kat a logen gelegent l ich knapp mit „Subervie“ aufgelöst wurde. Offenbar handelt es sich um Anne Lodoïska Subervie (1800 –1861), die Tocht er des französischen Generals Jean Boudet [vgl. Hoefer 44, 612] und Gat t in des Gener als und Pol it ikers Jac ques Gervais, Bar on Subervie (1776 –1856), der en zwei Kinder früh vers tarb en. Mögl ic her weis e ziem te es sich für sie als Vertreter in des ‚schwachen Ges chlechts‘ oder für ihre ges ells chaft l ic he Stellung nicht, offen als Aut or in eines Buches über die Grausamkeit en der Kirche aufz ut ret en.
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Auch der Tit el Mystères de l’ inqui sit ion weckt allen falls schauer r om ant is che Er w ar t ung en und ver schleiert den brut a len Cha r akt er dieser Ein r ich tung, der freilich auf den Abbildung en deutlich zum Vorschein kommt: Ber eits auf dem Fronti spiz, dessen Illustrat ion auf dem Gesamt u mschlag wie derholt wird, lupft ein Inq uisit or vor einer ihn auf Knien an flehenden gefesselt en jungen Frau einen schwer en Vorh ang, um ihr den Blick auf einen im Hint erg rund gefolt er t en Mann zu er mögl ichen – und dem Bet racht er die doppelt e Dimension phy sischer und psychischer Qua len zu eröff nen. Die ganzseit ige Abbildung zur Int roduction [S. VII], die mit der jen igen auf den Liefer ungsu mschlägen iden tisch ist, präsent iert Folt erk necht e und -werk z euge; auf den 23 weiter en Tafeln sind Gef ängn isse und Gefangene, Folt er prakt i ken und ‚Wahrheitsproben‘, ein Mord und der Verbrennungst od auf dem Schei terh au fen zu sehen. Der hart g esot t ene Zeich ner René Louis Pierre de Moraine (auch: Demor aine),
der auch die meisten Text holzschnit t e sig nier t e, war der Aut or in mögl icher weise durch sold at ische Krei se bek annt – der 1816 gebor ene Charlet-Schüler be schickt e den Par iser Salon von 1848 bis 1864 „meist mit milit är. Szenen“ [Thieme/Becker 25, 115]. Ins gesamt enth ält das Werk nicht 200 Abbildungen, wie auf dem Tit el angez eigt, sondern „nur“ gut 150. Das vorl iegende Exemplar scheint von seinen ersten Besitz ern nicht anger ührt worden zu sein: Es liegt noch fast ebenso frisch vor, wie es 1845 erschien, in unbeschnit t enen Lagen in den 30 orig in a len grü nen Liefer ungshef t en, die in den Gesamt u mschlag eing elegt wurden. Aus neuerer Zeit stammt die dekor at ive Halbm a r oq uin k asset t e von Devauchelle. Proven ienz: Sam Clapp, dessen Aukt ion Christie’s, Par is, 2002, Nr. 315 (mit Abb.). Lit er at ur: Brivois 143 f.; Car t eret III , 233 f.; Osterw alder 712; Quéra rd/Bourquelot III , 483 f. („1844“); Sander 259; Vicai re III , 661 f.; vgl. Weller 192.
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Mit Illustrationen von Alfred Johannot 199 Field ing, [Henr y]. Tom Jones. Histoire d’un enfant trouvé. Traduction nouvelle par Defauconpret, précédée d’une notice biog raphique et littéraire sur Fielding, par Walter Scott. 2 Bde. Par is, Furne, 1835, [auf den gestochenen Titeln:] 1836. 2 gestochene illu strierte Titel und 4 Tafeln in Stahlstich mit Seidenvorsätzen. 2 Bl., XXI V S., 503 S. Und: 2 Bl., 568 S. Oktav (210 x 130 mm). Hellbraune Halbk alblederbände der Zeit auf glatte Rücken, mit je zwei nachtblauen gold geprägten Rückenschildern, schwarz- und goldgepräg ten Querf ileten auf den Rücken und breiten Goldbordü ren an den Kapitalen, mit marm or ierten Vorsätzen und Sprengschnitt (ger ing berieben, Bd. II streckenweise et was stockf leckig). In zeit genössischen Einbänden von Bauzonnet? Tom Jones, die Titelfi g ur des zuerst 1749 erschie nenen ber ühmt en Schel men- und Bildungsr om ans ist ein fast ‚gleicha ltr iger‘ Verwandt er von Le Sages Gil Blas. Seinem Aut or Henr y Field ing (1717 –1754) kommt das Ver d ienst zu, in ei ner „be w uß t en Abkehr von den phant astis chen Erz ählproduk ten des Ba r ock“ die „er fahrba r e Rea l it ät erst m als in ihr er Tot a l it ät eingefangen“ [K NLL V, 556] zu ha ben. Da bei inszen ier t e Field ing in auf k lä r er ischhumor istischer Weise die Welt als „Bühne, auf der die Gesellschaft die Komöd ie ihr er Torheit en und Laster aufführt“ und in der sein Titelheld durch Ir r ungen und Wir r ungen hindurch „zur Mor alauf fassung des Erz ählers erz ogen [wird], der ein har mon is ches Gleichg ew icht zwis chen Gef ühl und Ver nunft anstrebt“ [K NLL V, 557]. Die vorl iegende Übersetz ung stammt von Aug usteJean-Baptiste Defauconpret (1767 –1843), der nach mißg lückt en Spek ul at ionen vor seinen Gläubi gern aus Par is nach London entfloh und zahlr eiche englische Rom ane, etwa auch von Scott, Cooper und Dickens, ins Französische übertrug. In der einschlä g igen Sek und ärl it er at ur von Car t eret über Sander bis zu Ray wird sie – anders als die von Moreau le jeu ne illustrier t e Ausg a be von 1833 – meist überg angen, vielleicht weil sie außer zwei Tit elv i gnetten der Brüder Rouargue nur vier Tafeln auf weist. Frap pie r end ist aber auch der Ge g en s atz zu dem zur selb en Zeit erschienenen Gil Blas mit
der abu nd ant en Holzs chnitt-Bebilder ung durch Jean Gigoux. Neb en diesem weg weisenden Werk nehmen sich die Stahlstiche nach Vorlag en des früh verstorb enen Alf red Johannot (1800 –1837) besonders konservativ aus, doch sind sie dies im be sten Sin ne: Denn so wie Fiel d ing sprach l ich die Wirk l ich keit „stets mit den künst ler is chen Mit t eln des Büh nend icht ers“ [KNLL V, 557] gestalt et, zeigen auch Johannots stets mehr fi g u rige Illustra tionen einzelne Szenen der Rom anh andlung wie auf einer Bühne. Nur die Tit ela bbildung des ersten Bandes von Rouargue frères eröffnet ein rom an tisches Landschaftsidyll, in das der Landsitz des Squi re Allworthy, des Stief v at ers des Prot a gonisten, eingebet t et ist. Die zeit g enössis chen Ein bände sind unsig niert, sicherl ich stam men sie jedoch von Lau r ent-Ant oine Bauzonnet (1795 –1886): Wir haben ähnlich gestaltete signierte Bände eines Exemplars der Oeuvres de Molière in unserer zweiten Sammlung [Nr. 450], die übrigens gleichzeitig mit der Fielding-Ausgabe erschienen. Proven ienz: Auf dem Spiegel von Band I goldge präg t es Ex l ibris Raoul Simonson (1896 –1965). Lit er at ur: Bru net II , 1247; vgl. K NLL V, 556 f.; nicht bei Mar ie; Quéra rd/Bourquelot III , 494; zu Defauconpret vgl. DBF X, 515; zu Bauzonnet: Culot, S. 462 f.; Fléty 19; Ramsden 26.
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In einem dekorat iven Mosai keinband der Restaurat ionsepoche 200 Flo r i a n, [Jean-Pierre Claris de]. Éliezer et Nephtaly, poème traduit de l’ hébreu; suivi d’un dialog ue entre deux chiens, nouvelle imité de Cervantes. Ouvra ges Posthum es de M. de Flor ian, Ornés de six jolies gravure s. (Œuvres de Flor ian [22]). Par is, Guillemin et [und:] à la librairie économique, An XI [= 1803]. 6 gestochene Tafeln, Titelvig nette in Holzschnitt. 2 Bl., 179 S. Klein-Okt av (130 x 77 mm). Geglätteter auberg in e farbener Mar oquinband der Zeit auf fünf von Gold fileten eingefaßte und besetzte Bünde, mit goldgepräg tem Rückent itel und goldgeprägten Fleurons mit kleinen intarsier ten Rauten im Zent rum sowie blindgeprägten Ausl äufern in den übr igen Rückenfeldern, die Deckel außen mit zwei doppelten Goldf ileten-, zwei blindge prägten Bord ür enrahm en und großem floral-orn a mentalen Mittelstück in reicher Goldpräg ung und mit Mar oquinintarsien in Ocker und Rotbraun, mit doppel ter goldgeprägter Wellenlinie auf den Steh- und gold geprägtem Flechtband auf den Innenk anten, rosafarbe nen Glanzpapiervorsätzen und Ganzg old schnitt (Ecken und Kapitale leicht beschabt, Papier meist nur ganz
am Rand minim al braunf leckig, Titel mit kleiner Fehlstel l e ohne Text ver l ust, an fangs 3 Bl. un t en mit schwachem Feuchtf leck). Ein nachgel assenes Werk Flor ia ns – in einem dekor at iven Mosa i keinband der Zeit Dies ist ein Band aus der noch von Jean-Pierre Claris de Flor ia n (1755 –1794) selbst initiier t en Werkedit ion in Einz elbänden, die ab 1784 in zwei For m a t en her aus k am. Bis zum Tod des Au t ors erschienen in Klein-Okt av 14 Bände. Diese, sow ie die sechsbänd ige Übersetz ung des Don Quichotte wurden noch von Didot ged ruckt. Bis 1807 folgt en weit er e vier, insgesamt war en es also 24 Bände. Élie zer et Nephtaly kam posthum als 22. Band heraus; in der Okt av-Ausg a b e wohl unwesent l ich früher („An X“) als elfter Band [vgl. Quéra rd]. Die klein for m at ige Ausg a be wurde mehr m als nachged ruckt, „mais on préfère les premières éditions, parce qu’el les sont mieux exécutées que les aut res, et qu’elles contiennent les premières épreuves“ [ebd.].
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Es ist durch aus sinnvoll, diesen der Werk ausga be erst spät hin zu gefüg ten Band sepa rat zu betrachten, ist dies doch die er ste il lu strier te Ausga be des vom Autor nach gelas senen Tex tes. Zudem steht Élie zer et Nephtaly auch im in halt lichen Werk kontext Florians er ratisch da: Der Fa belautor prä sentiert sich hier als Her ausgeber ei ner münd lich überliefer ten hebräischen Prosaer zäh lung in fran zösischer Überset zung. Als Préface stellt er ihr eine ent sprechende Rah men hand lung vor an [bis S. 40]: Der Ich-Er zähler begeg net auf ei ner Rei se im Süden Frank reichs bei Font aine-de-Vaucluse – einst Wohn sitz Petra rcas im selbst gewählten Exil – ei nem jüdi schen Paar und gerät mit ihm in ein Gespräch über Ver fol gung und kultu rel le Selbst behauptung der Juden in der Dia spora. Am Ende er zählt ihm „Madame Esther“ von ei ner anony men Dichtung, die „dans notre fa mil le depuis plus de dix générat ions“ überliefert wor den sei und die ihr Vater, ein gebildeter Rabbiner, „m’a laissé en mourant“. Ihr Mann, „M. Jonathas“ hat die Geschichte von Éliezer et Nephtaly bereits ins Fran zösi sche über setzt und überläßt sie dem Rah mener zäh ler, der sie nun dem Druck übergibt. Flori an er weist sich mit diesem Werk eben so-
sehr als „Vorläu fer des Region alismus“ [Jan 201] wie des romanti schen Exot ismus. Das Front ispiz zeigt den Moment der Begeg nung des Er zäh lers mit dem jun gen Paar, vier Ta feln il lustrieren die Geschichte von Éliezer et Nephtaly, eine den Dialog ue entre deux chiens. Alle ha ben zweiz ei lige Bild legenden. Vier der sechs Ta feln sind si gniert; gestochen hat sie Robert de Lau nay nach Zeich nungen des David-Schü lers Jean Vignaud (1775 –1826). Dieser war Di rek tor der Zeichen schu le im süd französi schen Nîmes – nicht weit ent fernt von Font ainede-Vaucluse, dem sym bolträchti gen Dichter sitz und Quell-Ort der Er zäh lung. Her ausra gend ist auch der sehr schön erhaltene zeit genössi sche, leider nicht si gnier te, blind- und gold gepräg te Mosa ikein band im Stil der Restau rationsepo che. Provenienz: Zeit genös si sches Eti kett des Pa ri ser Buch händ lers Pot ey ver so fl iegendem Vor satz. Literatur: Bru net II , 1306 f.; Graes se II , 602; Quér ard III , 142; zu Flori an: DBF XI V 108 ff.; Hoefer 17, 952 ff.
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Das wohl einzige Exemplar auf Chinapapier, aus dem Besitz von Paul Gavault 201 Flor ia n, [Jean-Pierre Claris de]. Fables de Flo rian. Illustrées par Victor Adam, précédées d’une notice par Charles Nodier, de l’Academie Française, et d’un es sai sur la fable. Par is, H.-L. Delloye, Desm é et Cie, 1838. Sehr zahlr eic he Textabbild ung en, Schmuckinitial en und -vig netten in Holzschnitt, separat 111 Kupfertafeln auf Velinpapier. XXVII S., 260 S. – Auf Chin apapier gedruckt. Groß-Oktav (235 x 145 mm). Grobgen arbter roter Halb mar oquinband und -Chem ise auf glatten Rücken, mit Rückent iteln, umgeben von floral-orn am entalem Dek or in Goldpräg ung, mit Goldf ileten auf den Deckeln, der Textband mit marm or ierten Vorsätzen und Kopfg old schnitt, zu samm en in mit Filz ausgeschlagen em Papp schuber mit roten Mar oquink anten, von Pouillet. Fast überschwenglich urteilte Charles Nodier in seinem Vor wort, die erst m als 1792 veröf fent l icht en Fabeln von Jean-Pierre Claris de Flor ia n (1755 –1794) sei e n „un des chefs-d’œuvre du dix-huitième siècle, et un des meilleu rs livres de tous les temps“ (S. XII ). Aus größer er histor ischer Distanz stellt
immerh in auch J. Paladilhe fest, Flor ia n sei nach La Fonta ine „le seul de nos fabul istes qui mérite d’être cité“ [DBF]. Er erz ähle leicht, ungez wungen, und ein ige seiner Fa beln seien „de pet its chefs-d’œuvre de vivacité et de préc ision“, mit einem „charme propre, une grâce à la fois naï ve et mal icieuse, une fraî-cheur de ton“. Dies ist ver mut l ich das einz ig e Exe mplar auf Chin apapier der ersten Ausg a be von Flor ia ns zuerst 1792 erschienenen Fables mit den Illustrat ionen von Vict or Adam (1801 –1866), in der früher en Va r ia nt e noch ohne die Dicht ungen Ruth und Tobie. Ein Neu druck, für den die Ta fela bbildungen neu geschnit ten wurden, erschien 1839, aus ihm stammen die sepa r at en 111 Ta feln. Text und Ta feln liegen per fekt erh alt en in einem schönen Halbm a r oq uinband und gleicha r t iger Chem ise von Pouillet vor. Proven ienz: Exl ibris von Paul Gavault auf dem Spie gel, dessen Aukt ion V, 1951, Nr. 1936: frs. 46.000. Lit er at ur: Brivois 150; Car t eret III , 237 f.; Quéra rd/Bourquelot V, 525 (Not ice von Nodier); dies e Ausg ab e nicht bei Sander und Vica i re; zu Flor ia n: DBF XI V, 108 ff.; Hoefer 17, 952 ff.
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Sig nier t er Saffia nband der Zeit 202 Flor ia n, [Jean-Pierre Claris de]. Fables de Flo rian. Illustrées par Victor Adam, précédées d’une notice par Charles Nodier, de l’Academie Française, et d’un es sai sur la fable. Par is, H.-L. Delloye, [1839]. 110 [statt: 111] Kupfertafeln, sehr zahlreiche Textabbil dungen, Schmuckinitialen und -vig netten in Holzschnitt. XXVII S., 284 S. Groß-Oktav (230 x 148 mm). Dunk elg rün er Saff ian band der Zeit auf glatten Rücken, mit goldgepräg tem Rückent itel und reicher, dek orat iver Rücken- und Deckelverg oldung, auf den Deckeln in ein em fetten Blindf iletenrahm en, mit weißen Glanzpapiervorsät zen und Ganzg oldschnitt, auf dem Innendeckel sig niert „Soyer“ (Rücken kaum aufgeh ellt, durchgeh end etwas braunf leckig).
Die erste Ausg ab e von Floria ns Fab eln mit den Illus trat ion en von Vict or Adam (1801 –1866) erschien 1838, in einer Teilauflage vermehrt um die Dicht ungen Ruth und Tobie. Ein Jahr spät er er folg t e der vorl ieg ende Neud ruck der er weit er t en Va r ia nt e, für welche auch die meisten Ta fela b bildung en neu ges chnit t en worden wa r en. Die se sind nu mer iert, ein ig e trag en die Sig nat ur „Beyer“. Es fehlt das Frontispiz. Das Exemplar wur de zeit genössisch von dem wen ig bek annt en Pa r iser Buchbinder Soyer gebunden, der auch Plat t en von Boutigny benutz t e. Lit er at ur: Brivois 150; Bru net II , 1306; Car t ere t III , 237 f.; Quér a rd/ Bourque l ot V, 525 (Not i ce von Nodier); die se Ausg ab e nicht bei Sander und Vicaire; zu Floria n: DBF XI V 108 ff.; Hoefer 17, 952 ff.; zu So y er: Culot, S. 554.
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Mit Grandvilles Illustrat ionen, in einem Einband von Chambolle-Duru 203 Flo r i a n, [Jean-Pierre Claris de]. Fables de Flor ian. Illustrées par Grandville, suivies de Tobie et de Ruth, Poëmes tirés de l’Ecriture Sainte, et précédées d’une notice sur la vie et les ouvrages de Flor ian. Par P.J. Stahl [d. i. Pierre Jules Hetzel]. Par is, J.-J. Dubochet et Cie, 1842. 80 Tafeln in Holzschnitt, 21 Texth olzschnitte. XX S., 292 S.; beiliegend 2 Doppelbl. (Prospekte). Groß-Oktav (230 x 150 mm). Dunk elblauer Mar oquin band auf fünf pointilléverzierte Bünde, in den Rücken feldern in doppeltem Fileten- und einfachem Pont illérah men Titel sowie Erscheinungsort und Jahr, sowie reiche Verg oldung aus Eckfleurons und fig ürlichen Einz el stempeln, mit dreifachem Goldf iletenrahm en auf den Deckeln, doppelten Goldf ileten auf den Steh- und brei ter Dentellebordüre auf den Inn enk anten, mit marm o rierten Vorsätzen, eingebunden em illu strierten Orig i nal-Umschlag und Ganzg oldschnitt, auf dem Spiegel sig niert „Chambolle-Duru“ (Um schlag beg riffen und mit geschlossenem Einr iß, dito S. 31 f.). Mit Orig i n al-Umschlag, in ei nem herrl ichen Einband von Chambolle-Duru Dies e „char m ant e édit ion“ [Brivois] der Fa b eln Flor ia ns ist die erste Ausg a be mit den Zeichnungen von Grandville (1803 –1847), mit den von Carteret beschriebenen Merkm alen, durch die sie sich von dem im gleichen Jahr erschienenen zweit en tirage unt erscheidet. Der Vergleich tier ischer und mensch l icher Verh al tensweisen war Grandvilles zent ra les Them a, so wohl in seinen Zeitschrif t en-Ka r ik at ur en als auch in der Buchi llustrat ion. Vor den Fa beln Flor ia ns be bilderte er ber eits die La Fontaines (1838) [siehe Nr. 372 f.] und La Valett es (1841) [siehe Nr. 391] – die ser Komplex bildet „einen Schwerpunkt in seinem Werk“ [Bilderwelten 156]. Trotz – oder vielleicht auch weg en „des groß en allg emeinen Er folg es“, den Grandville dam it erz ielt e, rief er auch „scharfe Geg nerschaft bedeut ender Krit iker, wie Gaut iers, Baudel a i res“ wach [Rümann]. Die 80 Ta feln besitz en zwei- bis dreizeil ige Legen den und wurden „vorz ügl ich ausgef ührt“ [ebd.] von Brugnot, Cherrier, Lacoste, Porret, Rouget u. a. Die
Zahl der Texta bbildungen bet rägt 21, nicht 25, wie von mehr er en Bibliog raphen kolpor t iert. Eingebun den in den besonders schönen, per fekt erh alt enen Einband von Chambolle-Duru ist der cremefarbe ne, braun bed ruckt e Orig in al-Umschlag. Die Abbil dung wiederholt die Tit elv ig net t e mit fünf gespannt auf ein Buch ger icht et en Kindergesicht ern. Außer dem liegen zwei Prospekt e bei, die sich in der ganz seit igen Abbildung auf der drit t en Seit e voneina n der unt erscheiden. Proven ienz: Illustrier t es Ex l ibris von Albert Pasc al (Auktion 1889, Nr. 363: frs. 43) und Charles Bouret (Aukt ion 1893, Nr. 205: frs. 82) auf dem Spiegel. Lit er at ur: Beraldi V II , 220, Nr. 27; Brivois 151 f.; Brunet II , 1306; Cart eret III , 238; Grae ss e II , 602; Lonc hamp II , 165; Osterw al der 448; Quéra rd/Bourquelot III , 512; Rahir 429; Renonciat 172 ff. (mit Abb.) und 287; Rümann 161; Sander 268; Vicai re III , 746 f.; zu Flor ia n: DBF XI V, 108 ff.; Hoefer 17, 952 ff.; zu Chamb olle-Duru vgl. Fléty 40 f.
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Im Verleger ein band aus Ganzma roquin
Un beschnitten, mit dem Original-Umschlag
204 Florian, [Jean-Pierre Claris de]. Fables de Flori an. Illustrées par Grandville, suivies de Tobie et de Ruth, Poëmes tirés de l’Ecriture Sainte, et précédées d’une not ice sur la vie et les ouvra ges de Florian. Par P. J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het zel]. Paris, J.J. Dubochet et Cie, 1842.
205 Florian, [Jean-Pierre Claris de]. Fables de Flori an. Illustrées par Grandville, suivies de Tobie et de Ruth, Poëmes tirés de l’Ecriture Sainte, et précédées d’une not ice sur la vie et les ouvra ges de Florian. Par P. J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het zel]. Paris, J.J. Dubochet et Cie, 1842.
80 Tafeln in Holz schnitt, 21 Textholz schnit te. XX , 292 S.
80 Tafeln in Holz schnitt, 21 Textholz schnit te. XX S., 292 S.; 2 Bl. (Prospekt).
GroßOktav (225 x 148 mm). Lan genarbter geglät teter auberginefarbener MaroquinVerlagseinband auf glat ten Rücken, die ser mit gold gepräg tem Titel und ihn ganz ausfüllen der fi gurativer Goldprä gung, auf den Deckeln in einem doppelten fet ten Blindrahmen große Plat ten Illu stration in Goldprä gung, mit Goldfilete auf den Steh kanten, blind gepräg ter Bordüre auf den Innenkanten, (späteren?) weißen Glanzpapiervorsätzen und Ganz gold schnitt, die Plat ten si gniert „J. M. Kronheim Lon don“ , in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit Maroquin kanten (berieben, Rücken kaum merklich ver färbt, Vor titel mit Randeinriß, stellenwei se minimal braunfleckig).
GroßOk tav, seit lich und un ten un be schnit ten (241 x 157 mm). Dunkelbrauner Halbmaroquinband auf vier breite, dekorativ gold gepräg te Bünde, mit gold ge rahmtem Rückentitel in zwei und dekorativer Ka stenver goldung in den übri gen Rückenfeldern, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vor sät zen, ein gebun denem il lu strier ten Ori ginalUm schlag und Kopf gold schnitt, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „M. Bri sson“ (Um schlag berieben und begrif fen, durch gehend minimal braunfleckig, S. 101 f. mit kleinem Randeinriß).
Im hübsch il lu strier ten Ma roquin-Verleger ein band
Zwei seitig un beschnit ten, mit Ori gi nal-Um schlag und Verlagsprospekt
Die er ste Aus ga be der Fa beln Flori ans mit den Zeich nun gen von Grandville im er sten tira ge (mit den von Car ter et beschriebenen Merk ma len) liegt hier im sehr schön er haltenen gold gepräg ten Verlagsein band in au ber gi nefarbenem Ma ro quin vor. Der Rücken ist zur Gän ze il lu striert, die beiden Deckel ziert eine Abbildung zu der Fa bel Le Lapin et la Sarcelle, die im Text nicht vorkommt. Die si gnierten Plat ten stam men von J. M. Kron heim, der von etwa 1840 bis 1855 in London tätig war [vgl. Malavieille 170, Nr. 49].
Dies ist ein Exemplar der er sten Aus ga be von Flori ans Fa beln mit den Zeich nun gen von Grandville, in dem er sten tira ge mit den von Car ter et beschriebenen Merk ma len. Es ist zwei seitig un beschnit ten, ein gebunden sind der cremefar bene, braun be druck te il lu strier te Ori gi nal-Um schlag sowie ein vier seiti ger Prospekt mit ei ner ganz seiti gen Abbildung. Der Ein band stammt von Ma rie Bri sson, der „fi lle adoptive“ von Émile Adolphe Ca rayon (1843 –1909), „formée à son école“ [Fléty 34], tätig wohl bis in die 1920er Jah re.
Provenienz: Gold gepräg tes Ex li bris von Ge orges Degryse (dessen Kata log 1991, Nr. 117).
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Grandville entwirft eigenhändig das Werbeplakat 206 Flo r i a n, [Jean-Pierre Claris de]. Fables de Flor ian. Illustrées par Grandville, suivies de Tobie et de Ruth, Poëmes tirés de l’Ecriture Sainte, et précédées d’une notice sur la vie et les ouvrages de Flor ian. Par P.J. Stahl [d. i. Pierre Jules Hetzel]. Par is, J.-J. Dubochet et Cie, 1842. 1 orig in ale Federzeichnung von Grandville (Blattg röße: 230 x 175 mm) auf Karton, am Rand gefalzt und auf Steg mont iert; 80 Tafeln in Holzschnitt, 21 Textholzschnitte. XX S., 292 S. Groß-Oktav (231 x 149 mm). Verlagseinband von dun kelg rünem Saff ian auf glatten Rücken, dieser mit gold geprägtem Titel und ihn ganz ausf üllend er fig urat i ver Goldpräg ung, auf den Deckeln in einem dreifachen Goldf ileten- und einem blindgeprägten Volutenrahm en große Illu strat ion in Goldpräg ung, mit Goldf ilete auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Inn enk anten, mit weißen Moiréseidenpapiervorsätzen und Ganzg old schnitt, die Platten sig niert „J. M. Kronheim London“ , in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit Maroquin kanten ( Vorsätze leicht oxydiert). Mit Grandvilles originaler Vorzeichnung für das Werbepla k at im Verleger-Luxuseinband Dies es Exemplar der ersten illustrier t en Ausg a be der Fabeln Flor ia ns mit Grandvilles Zeichnun gen ist einz iga r t ig: Vorgebunden ist eine orig in a le Zeichnung Grandvilles in Blei und Sepiatinte auf bräunl ichem Kar t on, die seit enverkehrt das Mot iv des Werbeplak ats von 1841 für das Buch zeigt [vgl. Renonciat, Abb. S. 172]. Währ end der Preis laut Plak at „30 cent la livr aison“ bet rägt, ist er auf der Zeichnung noch mit „6 sous“ angegeb en. Anson sten biet et die gelungene Zeichnung eine prä z ise Vorlage. Am unter en Rand findet sich der hand schriftliche Vermerk: „Nota: –, il faut que la fable soit dans un plan bien reculé …“. Die Zeichnung ist umso wert voller, als sie ein einz iga r t iger Beleg daf ür ist, daß ein Buchi llustrat or auch die Vorzeich nung für die Aff iche lithog raphiée liefer t e. Das Motiv wurde auch beim Frontispiz aufgeg rif fen, allerd ings in abgew andelt er Form: Dort sitzt eine etwas äther ische Frau mit Handspiegel auf der Balustrade, wo sich auf der Zeichnung eine vier köpfige neug ier ige Fa m il ie mit Hund tum melt, de ren Sohn sich eben anschickt, die Barr ier e zu über klettern. Der Sat yrkopf, der in der Zeichnung die
Gieb elspit z e der Büh nendekor at ion bes etzt, ist durch ei nen anschei nend leibh af t ig her vork let t ern den Af fen ersetzt worden. Die erste Ausg abe in dem ersten tirage (mit den von Car t eret beschrieb enen Merk m a len) liegt hier im sehr selt enen, sehr schön erh alt enen goldgepräg t en Verl agseinband in Saf fia nleder vor. Der Rücken ist zur Gänz e illustriert, die beiden Deckel ziert eine Abbildung zu der Fa bel Le Lapin et la Sarcelle, die im Text nicht vorkommt. Die sig niert en Platt en stam men von J. M. Kronheim. Proven ienz: Dreizeil ig er hands chriftl ic her Ver merk mit Ko pier stift von Léo p old Car t er et auf einem Vorblatt. – Silbergepräg t es Ex l ibris des bel gischen Sammlers Charles Hayoit (1901 –1984) auf Spiegel. – Dessen Aukt ion V, 2005, Nr. 59: € 9.000.
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Illustrat ionen von Cham 207 Flo r i a n, [Jean-Pierre Claris de]. Fables de Flor ian. Édition illustrée par Cham. Précédées d’une notice sur Flor ian par A. d’Albanès. [Und:] La Fonta ine, [Jean de]. Contes de La Fontaine. Édition illustrée par MM. Tony Johannot, Cam. Roqueplan, Devér ia, Cl. Bou langer, Fragonard père, Janet-Lange, Français, Laville, Ed. Vatt ier et Adrien Féart, etc. [Und:] Ders. Fables de La Fontaine. Édition illustrée de 40 dessins par Cham. Précédées d’une notice sur La Fontaine, par A. d’Albanès. [Um schlagt itel]. (Rom ans, contes et nouvelles il lustrés). Zusamm en 3 Bde. Par is, Gustave Havard, 1850, und [Fables de La Fontaine:] 1853. Zu samm en 79 Textholzschnitte. 32 S. Und: 104 S. Und: 76 S. – In zweispalt igem Druck. Quart, unbeschnitten (320 x 225 mm). Illu strierte Ori gin al-Broschuren in den Farben Gelb, Rosa und Hell blau, zu samm en in dunk elr oter Halbsaff iank assette mit goldgeprägten Titeln in Rahm enwerk aus Goldf ileten auf dem Rücken, Goldf ileten auf den Deckeln, sig niert „Devauchelle“ (Papier etwas braunf leckig). Drei Tit el mit zusam men 79 Illustrat ionen zumeist von Cham Drei Ti t el der Rei he Rom ans, con tes et nouvell es illustrés sind hier in unb es chnit t enen Exe m pla r en mit ih r en bon b on f arb enen illustrier t en Orig in al-Umschlägen – in Gelb, Rosa und Himmel blau – in einer ged iegenen Kassette von Devauc helle glück l ich vereint: Contes und Fables von La Font a ine, dazu Fables von Jean-Pierre Claris de Flo ria n (1755 –1794), des nach La Fonta ine „seul de nos fabul istes qui mérite d’être cité“ [DBF XIV, 110].
Die Fa b el-Ausg a b en beider Aut or en eint zum einen die jeweil ige Not ice von d’Alba nès, alia s JeanAlexa nd re Hava rd, dem Bruder des Verlegers, der sich „polémique et tu mult ueux“ [Bassy] gebärdet. Zum ander en sind es die hier 13, dort 38 [!] Text holzschnit t e von Cham, eigent l ich Amédée Charles Henr y de Noé (1821 –1888), die zu einer „galérie grotesque des tares physiques et morales de l’hu manité“ [Bassy 127] ger aten sind. Der „geistr eich ste Chron ist des 2. Kaiserr eiches“ [Thieme/Becker 25, 498], der über drei Jahrz ehnt e Mita rbeit er des Charivari war, stand hier noch am Anfang seiner Kar r ier e. La Fonta i nes Fables werden von den Bibliog raphen meist mit 1851 dat iert, von Bassy ohne Autopsie mit 1850 (Nr. 44, „absent de la Bibliothèque nat ion ale“, erschlossen aus einem Nachd ruck von 1858). Lit er at ur: Zu Flor ia n: DBF XI V, 108 ff.; Hoefer 17, 952 ff.; zu La Fontai nes Con tes: nicht bei Hédé-Haüy, vgl. Rochamb eau 146; zu den Fables: vgl. Bassy, 269 f., Nr. 44 und 44b; vgl. Després CI V; vgl. Rochamb eau 642; vgl. Sander 410; vgl. Vicai re I V, 903.
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Eine frühe Chinoiserie 208 [Forgues, Paul Émile Durand]. La Chine ou verte. Aventures d’un FanKouei dans le pays de Tsin. Par Old Nick. Ouvra ge illu stré par Au gu ste Borget. Paris, H. Four nier, 1845. 49 Tafeln in Holz schnitt, 1 Fak simile auf rotem Papier, etwa 160 Textholz schnit te. VI S., 396 S. GroßOktav, unbe schnit ten (241 x 155 mm). Lang genarbter au ber gi nefarbener Halb ma ro quin band auf vier fl ache, floral ver goldete Bünde, mit goldgepräg tem Rückentitel und reicher or na menta ler Ver goldung in doppelten Gold fi leten rah men, mit Gold fi leten auf den Deckeln, mar morier ten Vor sätzen und ein gebundenem, zwei farbig il lu strier tem Ori gi nal-Um schlag, auf fl ie gendem Vor satz ver so si gniert „Noulhac“ (Rücken leicht ge bräunt, Kanten berieben, Um schlag aufgezogen und mit klei neren Läsu ren). Ein Freund Bal zacs sieht Chi na – mit über 200 Abbildun gen Das mit über 200 Zeich nun gen reich bebilder te Rei sebuch über das Reich der Mit te ver dankt sich nicht al lein dem Autor, sondern mehr noch dem Il lu strator. Au gu ste Bor get (1809 –1877), ein Freund Bal zacs, dem die ser sein Werk La Messe de l’athée wid mete, bereiste 1836 bis 1840 die gan ze Welt. Auf der Ba sis von dessen Er in nerun gen und Zeich nungen ver faßte der Rechtsanwalt und Jour na list PaulÉmile Du rand-Forgues (1813 –1883) das vorliegende Werk. Forgues hat te eine „bril lante ca rrière“ [DLF] als Theater- und Literaturkriti ker, insbesondere als Spezia list für zeit genössi sche engli sche Literatur gemacht; da her sein schauer romantisches Pseudo-nym Old Nick, „der Teu fel“. Cor dier kor ri gier te das auf dem Titel an gegebene Er schei nungsjahr 1845 zu 1844. Literatur: Brivois 312 f.; Car ter et III , 450 f.; Cor dier, Bibl. sinica 83; DBF XI V, 482 f.; DLF I, 406; Hoefer 18, 180; Quér ard/ Bourquelot III , 531 (mit Jahr 1844); Sander 541; Thieme/Becker 4, 354; Vica ire III , 757; Wel ler 397.
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Im prächtigen Verleger ein band, aus den Samm lungen Gavault, Beraldi, Meeûs, Roudinesco und Petiet 209 Foucaud, Édouard. Les art isans illu stres. Sous la direct ion de Messieurs le Baron Ch[arles] Dupin et Blanquin ainé. Paris, Béthune et Plon [und:] Gau din, 1841. 1 Por trait in Holz schnitt mit rosa Seidenvorsatz, etwa 220 Textholz schnit te, 2 verschiedene or namentale und fi gürliche Holz schnitt rahmen um alle Text seiten. 2 Bl., 643 S. Quart (251 x 164 mm). Verlegereinband von aubergine farbenem Saf fianleder mit gold gepräg tem Rückentitel und reicher Rücken und Deckelvergoldung mit heraldi schen Motiven, auf den Deckeln in Form eines Epitaphs in breitem or namentalen Rahmen, mit Dentellebordüre auf den Steh und Innenkanten, Doublüren und Vorsät zen aus Moiré seidenpapier und Ganz gold schnitt (Papier streckenwei se etwas braunfleckig bzw. qualitätsbedingt leicht gebräunt). Pracht voll dekorier ter Verleger ein band – aus einer stattlichen Reihe berühmter Provenienzen Dies ist die er ste Ausga be der um fas senden Geschichte von Kunst handwerk und Tech nik seit der Renaissance, die von Gold, Bron ze, Glas, Por zel lan, El fen bein, Papeterie und Lithographie eben so handelt wie von Dampf ma schi nen, vom Kar tof felan bau, der Temperatur messung und der Telegraphie. Das Werk wird er schlossen durch ein Per sonen- und ein Sach regi ster. Die nur gelegent lich si gnier ten über 200 Text il lustrationen, z. B. von Laville und Béthune, wur den ge schnit ten von Rouget, Du mont, A. Plon, Grenan u. a. Das Titelpor trait zeigt kei nen art isan, sondern, als Schirm herrn des pu bli zi sti schen Unterneh mens, den Ban kier Jacques Laffitte, geschnit ten von Adèle Laisné nach Théophile Fragon ard. Das Buch ist ei ni gen Bi bliographen, so Brivois, Lonchamp und Sander, ent gan gen – nicht jedoch den Bi bliophi len. Un ser Exemplar im pracht vol len, reich ver goldeten und tadel los erhaltenen Verlegerein band stammt u. a. aus den berühmten Sammlun gen Paul Gavault, Hen ri Beraldi, Lau rent Meeûs und Alex andre Roudinesco. Provenienz: Sechs Ex li bris auf Spie gel und fl iegendem Vor satz: Paul Gavault (Auk tion I, 1913,
Nr. 244?) – Hen ri Beraldi – André Beraldi – Lau rent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau rent Meeûs, 1982, Nr. 232.) – Alex andre Roudinesco (Auk tion 1967, I, Nr. 42: frs. 1.600) – Hen ri M. Petiet (Auk tion II , 1992, Nr. 90) – Adri an Flüh mann. Li te ra tur: Car ter et III , 244; Oster wal der 577; Quér ard/ Bourquelot III , 539; Thieme/Becker 22, 237; Vica ire III , 764; nicht bei Brivois, Lonchamp und Sander.
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heut e als die „encyclopéd ie socia le du XIXe siècle“ [Renonciat 105] gelt en. In Anspielung auf Buf fon s L’ histoire nat urelle wird hier die franz ösische Ge sellschaft nach Ber ufen und Beschäf t ig ungen klas sifi z iert und in Wort und Bild dargestellt. Die er sten fünf Bände gelt en der Hauptstadt, die übr igen drei den ländl ichen Reg ionen sow ie den Kolon ien. Konk ret es Vorbild war das Werk für die lange Rei he der Physiolog ies ebenso wie für die 1845 –1846 bei Het z el erschienene Adapt ion Le diable à Par is [sie he Nr. 155 ff.] oder auch Grandvilles Scènes de la vie privée et publique des anim aux [Nr. 286 ff.]
Äußerst selt enes Exemplar auf Chinapapier 210 Les Français peint s par eux-mêmes. [Ab Bd. I V:] Encyclopédie morale du dix-neuvième siècle. [Par is]. 5 Bde. Und: Province. 3 Bde. Zusamm en 8 Bde. Par is, L[éon] Curmer, 1840 –1842. Zusamm en 408 Tafeln in Holzschnitt (davon 2 auf Velin papier aufk aschiert, 13 auf Velinpapier), über 950 Text abbildungen in Holzschnitt, in den „Tables“ fast 400 winzige Fig ürchen in Holzschnitt. Zahl r eiche Not en beispiele und Ta bel len. 3 Bl., XVI S., 380 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., XVIII S., 376 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., XL S., 352 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., 392 S., 5 Bl. Und: 4 Bl., CVII S., 376 S., 5 Bl. Und: 4 Bl., 392 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., VIII S., 396 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., VIII S., 460 S., 5 Bl.; 37, (3) S. (Reg ister). Zu samm en etwa 3500 S. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (265 x 187 mm). Braune Halbk alblederbände der Zeit auf glatte Rücken, mit goldgeprägten Rückent iteln und Filetenverg oldung, mit marm or ierten Vorsätzen, in vier schwarzen Halbm aroquinchemi sen mit dek orat iver reicher Rückenverg oldung und goldgeprägten Rücken titeln, in vier Pappschubern mit Mar oquink anten, am Fuß des ersten Schubers sig niert „George s Cretté“ (Rüc ken berieben, Papier streckenweise braunf leckig bzw. -sprenklig, einige Bl. mit Einr iß, Knickspur oder ande ren kleineren Läsuren; Bd. I: ab S. 341 am Außenrand unten mit münzg roßem Tintenf leck; Bd. V: 8 Tafeln und S. 297 – 312 auf Velinpapier; „Province“ I: 2 EinbandEcken etwas bestoßen, „Province“ III: S. 241 – 248 auf Velinpapier).
Für die Texte eng ag ierte Curmer „les principaux écrivai ns de l’epoque“ [Rahir]. Der ber ühmt este un ter ihnen ist Honoré de Balz ac, von dem Le notaire, L’ épicier, La femme comme il faut, La femme de province und die Monog raphie du rent ier stam men. Théophile Gaut ier steuer t e Le rat und Le mait re de chausson bei. Jules Jan in ließ es sich nicht nehmen, in Le journ a liste die eigene Zunft zu beschreiben, außerdem Le roi und Le bas-bleu, die blau b estrumpf t e Frauen recht ler in, und ander es mehr. Joseph Méry widmet e sich dem Typus des Schachspielers, Charles Nodier dem des Bücherl iebh a bers. Paul de Kock versetzt e sich in die Lage der prémiere amie, Frédéric Sou lié hingegen in die undank ba r e Rolle eines sec ond mari. Quant it at iv stechen 17 Ar t ikel von Joseph Main zer über Gewerbet reibende (in den Bänden IV und V) heraus; Francis Wey beschrieb eine Reihe von Prov inzlern verschiedener Couleur. Als weit er e Bei träger und Beit räge seien herausgeg rif fen Amédée Ach ard, Ma r ia d’Anspach, Pierre Berna rd, Pet rus Borel, Eugène Briffault (Le député, Le viveur), Lou is Cou ailhac, Tax ile Delord (Le chicard), Paul-Émile Durand-Forgues, alia s Old Nick (Le Béarnais), Arnou ld Frémy, Léon Gozlan (L’ homme du peup le), F. Hilpert, Alphonse Karr, Émile Gigault de La Bédollière (L’armée), Jules Ladim ir (Le compositeur ty pog raphique), Henr i Monn ier (La port ière), Alf red
Curmers monu ment a le encyclopédie sociale du XIXe siècle – Exemplar auf Chin apapier Les Français peints par eux-mêmes ist das bedeu tendste, ehrgeiz igste und umfangr eichste Unt er nehmen des Verlegers Léon Curmer. Das in 422 Liefer ungen bzw. acht Bänden erschienene Werk ist „kult urh is tor isch wie künst ler isch von größ ter Wich t ig keit“ [Rümann 177] und kann noch
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Net t eme nt, Édoua rd Ourliac, Elia s Reg n ault, L. Roux, Albéric Sec ond, Pierre Franç ois Tissot und Horace de Viel-Cast el. Ein ähn l i c hes Bild er g ibt sich bei den Zeich nern – „there was hardly a signi ficant illustrat or of the time who didn’t participate in the enterprise“ [Ray]. An erster Stelle ist hier Gavarni zu nennen, auch als der quant it at iv gew icht igste Beit räger, des sen fast 200 Vig netten sich zumeist in den ersten Bänden über Par is finden, dagegen nur rund 20 in denen über die Prov inz en. Seine Zeichnung en wa r en es zu g leich, die „both the form and the style of the book’s illustrations“ [Ray] vorg ab en. Wie auch in den Text en ist insgesamt der Real ismus „the dom in ant mode though a tendency to exa gge rat ion in certain writers is para llelled by a tendency to car icature in certain artists“ [Ray]. Nach Gavarni ist Hippolyte Émile Pauquet am stärksten vert re ten, er liefer t e „die meisten Tit elv ig net t en und das Gros der Illustrat ionen in den Bänden 4, 5, 7 und 8“ [Bilder welt en]. Auch die be r ühm t e sten Zeich ner der Zeit feh len nicht, wenn sie auch nur mit relativ wen igen Beiträgen vertreten sind: Grandville mit je neun Tafeln und Vig netten in den Bänden III und I V, Tony Johannot mit je drei in den Bänden I und III und Honoré Dau mier mit insgesamt 16 Abbildun gen in den Bänden II bis I V. Mit diesen wen igen Vorl agen über t raf er jedoch „wieder alle ander en. Er erscheint als der Bewegl ichste und Einfallsr eich ste unt er ihnen und der am inn igsten mit dem Le ben Verbundene“ [Rümann 177]. Zugleich „locker im Strich und […] präg nant im Ausd ruck, mit zeich ner ischen Mit t eln den ma ler isch illustrat iven Zweck er r eichend, schuf er einen neuen Illustrat ionsstil“ [ebd.]. ‚Exp er t en‘ wurden für bestimmt e Spar t en en gag iert: So liefer t e Henr y Monn ier „bes onders cha r akt er istische Darstellungen der unt er en Stän de in ih r er jewei l igen Um gebung“ [Bilder welt en], so z. B. La mère d’actrice, La garde-malade, Le post illon, La femme de ménage, La fruitière, Le gend ar me, Le facteur, Le croquemort, Le cocher de coucou und La port ière, zu letzter er schrieb er auch den Text. Ähnl ich zeichnet e Charles Joseph Traviès […] „die verschiedenen Handwerker, Klein bürger, Sold at en“ [Bilder welt en]; „das Gros der Abbildungen über das
Militär“ [ebd.] stammt jedoch von Eugène Lami. Das Kolon ia lr eich illustrier t en wen ig er bek ann te Künst ler wie Raimond Pelez, Ma x im il ien René Rad ig uet und Alf red And ré Géniole. Als weit er e nam h af t e Zeich ner wa r en bet eil igt Hippolyte Bell angé, Nicol as-Touss aint Charlet (v. a. in Bd. II ), Charles François Dau bigny, Adrien Da u zats, Hen r i Émy (v. a. in Province III ), Jules Gagn iet (v. a. in Bd. I), Charles Émile Jacque, Alc ide Jos eph Lor ent z, Er nest Meis son ier und ave Pen g uilly. Die Um s et z ung in den Holz Oct stich wurde wieder u m nur „graveurs renommés“ [Car t eret] anver t raut, so etwa Birouste, Brug not, Géra rd, Guillaumot, Guman, Hébert, Lavieille, Piaud, Porret, Orrin Smith, Soyer und Stypulkowski. Dies ist eines der kaum auf fi ndba r en Exempla re auf Chin apapier, die sich tats ächlich an einer Hand abz ählen lassen: „on n’en con naît que trois ou quatre exempla i res complets“ [Car t eret]. Komplett ist unser Exemplar allem al; der neunt e, vor nehm lich an Subskribent en abgegebene Band mit dem Tit el Le Prisme, wurde nicht auf Chin apapier ab gez ogen. Die zeit l iche Versetz ung des Drucks auf Chin apapier gegenü ber dem Druck auf Vel in brach te kleine Unr egelm ä ßigkeit en mit sich, die bei dem Um fang und der org a n isat or ischen Komplex it ät des Unt er neh mens unver meidbar wa r en und sich ähn lich auch in unser em ander en Exemplar finden. So wurden durchg äng ig in dem Band Province I die Seiten 281 – 287 ersetzt und dabei falsch pag in iert [vgl. Vica i re III , 797]. In unser em Exemplar wur den in Band V acht Tafeln und die Seit en 297 – 312, im Band Province III fünf Ta feln und die Sei ten 241 – 248 auf Vel inpapier eingebunden; je eine Tafel in den Bänden Province II und III wurde auf Vel in auf k as chiert, letzt er e liegt noch m als auf Vel inpapier bei. Proven ienz: G. Rivière, dessen Aukt ion I, 29.11.1967, Nr. 64: frs. 5.800. – Henr i M. Petiet, dessen Aukt ion II , 10.6.1992, Nr. 92: frs. 90.000. Lit er at ur: Bild er w elt en 120 ff., Nr. 52; Blachon 107 –112; Bouvy 365 – 380; Brivois 157 ff.; Cartere t III , 245 – 251; Col as 1101; Hiler 324; Lachè vre I, 199 ff.; Lacombe 876; Lemoisne I, 168 f.; Lipp erheide 236, Fc 37 und Fe 10; Lonc hamp II , 169; Mar ie 101; Rahir 431; Ray II , 306 ff., Nr. 227; Renonciat 105 und 287; Rümann 167 f., 176 f. und 188; Rümann, Dau mier 35; Sander 275; Vica i re III , 794 ff.
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Das einzige bekannt e Exemplar, in dem alle 1942 Illustrat ionen zeit genössisch kolor iert und gehöht sind 211 Les Français peint s par eux-mêmes. [Ab Bd. I V:] Encyclopédie morale du dix-neuvième siècle. [Par is]. 5 Bde. Und: Province. 3 Bde. [Und:] Le Prisme. Zusamm en 9 Bde. Par is, L[éon] Curmer, 1840 –1842. Zusamm en 8 Frontispize, 1 Stahlstich, 406 Tafeln in Holzschnitt, 1527 Textabbildungen in Holzschnitt, sämt lich – wohl für den Verleger – kolor iert und mit Gummi arabicum gehöht. Zahlreiche Notenbeispiele und Tabel len. 3 Bl., XVI S., 380 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., XVIII S., 376 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., XL S., 352 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., 392 S., 5 Bl. Und: 4 Bl., CVII S., 376 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., 392 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., VIII S., 396 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., VIII S., 460 S., 57, S., 3 Bl.; 2 Bl., 480 S. – Zusamm en etwa 4000 S. Quart, unbeschnitten (ca. 267 x 175 mm). Zeitg en ös sische Pappbänd e, mit aufg ez og en en, in Gold und Farben bedruckt en Orig in al-Um schläg en, sep ar at alle 422 Liefer ungsu m schläg e in 2 Halbpergam entChemi sen, in Schubern. Das einz ige Exemplar mit allen Illustrat ionen in zeit genössischem Kolor it Dies ist ein sens at ionelles Exemplar des mögl i cher weise bedeut endsten künst ler isch-en z yk lopä dischen Unt ernehmens in Frankr eich im 19. Jahr hundert: Les Français peint s par eux-mêmes, in neun Bänden, auf bess er em, völl ig unb es chnit t enem Papier, mit fast 2000 Illustrationen nach den be deut endsten Künstlern der Zeit im herrl ichen Ori gin alkolor it: das einz ige in diesem Zustand bek ann te Exemplar, dem dazu alle Liefer ungsu mschläge ges ond ert beig eg eb en sind! Zu Beg inn von Band I ist außerdem der sehr selt ene vierseit ige Prospekt des Werks eingebunden, von dem nur Brivois ber icht et [S. 159]. Die drei Teile des Gesamtwerks entfallen auf Par is (5 Bände), Prov inz (3 Bände) und den abschließen den Band Le Prisme als „complément ind ispensable“ [Car t er et III , 250], der nicht einz eln zum Verk auf stand, sondern soz us agen als Belohnung für die jen igen Käufer des Werks ausgel iefert wurde, die über drei Jahr e hinweg (von Mai 1839 bis Aug ust 1842) die Einz ell iefer ungen bez ogen hat t en, insge samt wa r en es der en vierhundertz weiu ndz wanz ig zu je 30 Cent imes.
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Die Umschlä ge dieser Liefer ungen, vereinz elt in Gelb, meistens in Blau, enth alten fast immer zu sätzl iche Hinweise auf Det ails der Publik at ion, auch der Illustrat ion, und sind som it von erstem Int er esse für die intimere Kenntn is des Werks. Da sie beim Binden aber aut om at isch ent fernt wurden, ist es besonders glück l ich, daß unser em Exemplar alle 422 Umschläge in zwei gesonder t en Halbper ga ment-Chem isen und Schubern beigegeben sind, som it den Ausn ah me-Cha r akt er uns er er Rei he exe mpla r isch vollendend (int ere ss ant übr ig ens, daß auf ein ig en Lieferung en, z. B. 181/182, von „Mag n ifiques Lit hog raphies color iées à l’Aqua r el le“ die Rede ist, wo es sich ja durchweg um Holzstiche handelt: Klapp ern gehört zum Handwerk). Wie selt en die komplet t e Samm lung der Umschläge ist, ersieht man daraus, daß Vicai re z. B. am Exem plar der Bibliothèque Nat ionale – „mal heureu sement“, wie er selbst sagt – nur knapp die Hälft e von ihnen stud ier en konnt e! Er schreibt: „Elles sont d’un haut intérêt à cause de la cor respondance, des avis de l’éditeur et des textes inédits qui s’y trouvent im primés“. Die Erh alt ung der Umschläge übr igens ist makellos, ein Grund zum Staunen. Ein an de r er Bi blio g raph, Jules Brivois, ist uns Gew ährsm ann da f ür, daß das vorl iegende Exem plar unik al ist: „Sur la cou verture des livr aisons 14 –15, Curmer annonçait qu’il mett a it à disposit i on du public des exemplai res entièrement coloriés; il ajoutait que les têtes de page et les culs-de-lam pe étaient faits avec le plus grand soin et étaient de beaucoup supérieu rs au coloria ge du com merce. Cette annonce n’a pas été répétée; elle n’a pas dû avoir grand succès, car nous n’avons jam ais trouvé, malg ré nos recherches, de livr aisons avec les bois dans le text e coloriés“. Wenn das ein Mann sagt, der sein ganz es in der Epoche wurz elndes Leben in die Er forschung der illustrier t en Bücher dieser Zeit in vestiert hat, wird man mit Fug und Recht beh aup ten dür fen, daß dieses Exemplar einz iga r t ig ist. Daß näml ich die Vig nett en im Text mit sehr viel größe rer Sorgfalt kolor iert würden als die Tafeln, trifft auf unser Exemplar in ausz eichnendem Maße zu; von den ganzseit igen Illustrat ionen wechselnd zu jenen im Text stellt man einen Qua l it ätsu nt erschied fest wie zwischen dem Aller weltskolor it, sagen wir, der Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts und dem
selt enen Fürstenkolor it der ber ufsm ä ßigen Illu m i nat or en in den Ded ik at ionsexempla r en. Dies macht aus der vorl iegenden Rei he ein Juwel oh negleichen. Die Erh alt ung hält mit der in h alt l ichen Bedeut ung Schritt, sie ist makellos. Proven ienz: Obwohl dies das Opt imum eines franz ösischen illustrier t en Buchs des 19. Jahrhun derts ist, trägt es auf fallender weise kei nerlei Be sitz ver merk: War es das Exemplar des Verleg ers Curmer? Sein Aukt ionsk at a log ent h ält keinen Hin weis darauf. Auch Brivois, Vicai re, Cart eret, Ray u. a. verz eichnen es nicht; Car t eret führt im merh in allein sechs Exemplar e an, in denen die Tafeln in zwei Zuständen vork a men (Aukt ionen 1912 –1925: bis Frs. 10.000). – Adria n Flühm ann. – Herib ert Tenschert, Kat a log 40, Fünfzig Unica, 1998, Nr. 39.
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Das schönste bekannte Exemplar, die Verwirklichung eines bibliophilen Ideals: „Cet exemplaire est une merveille“ – Exemplar Gavarni, Gallimard, Duché und Tissot-Dupont auf Chinapapier, mit 67 Aquarellen und Zeichnungen 212 Les Français peints par euxmêmes. [Ab Bd. I V:] Encyclopédie morale du dixneuvième siècle. [Paris]. 5 Bde. Und: Province. 3 Bde. Zu sam men 8 in 4 Bdn. Paris, L[éon] Curmer, 1840 –1842. Zu sammen 407 Tafeln (davon 3 mit separatem transpa renten Überleger, 16 auf Velinpapier), 1 doppelblattgro ße, dreifarbi ge Kar te (mit 9 kleinen Nebenkar ten), die se wiederholt, über 950 Textabbildun gen, in den „Tables“ fast 400 winzi ge Fi gürchen. – Alles in Holz schnitt. – Zahlreiche Notenbei spiele und Tabellen. Zweiter Tafel satz in 2 zu sätzlichen Bän den: 400 zeit genössisch kolorier te und zumeist eiweißgehöhte Tafeln auf Velinpapier, montiert auf Büt tenpapier (davon 3 mit separatem transparentem Überleger und 19 doublett, jedoch in an derem Kolorit). Zu sätzlich 525 Probedrucke von Tafeln und Textholz schnit ten auf Chinapapier, montiert auf Büt tenpapier in 2 weiteren Bän den (oft leicht bis mäßig braunfleckig). 3 Bl., XVI S., 380 S., 4 Bl.; 4 Bl., XVIII S., 376 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., XL S., 352 S., 4 Bl.; 4 Bl., 392 S., 5 Bl. Und: 4 Bl., CVII S., 376 S., 5 Bl.; 4 Bl., 392 S., 4 Bl. Und: 4 Bl., VIII S., 396 S., 4 Bl.; 4 Bl., VIII S., 460 S., 5 Bl.; 37,
(3) S. (Regi ster). Zu sammen etwa 3500 S. – Auf China Papier gedruckt. – Dazu: 8 S. (Prospekt). 67 zumeist kolorier te Ori ginalzeichnun gen von Daumier (1), Gavarni (2), Tony Johannot (2), Grandville (3), Mon nier (4), Émile Pauquet (18) u. a. in einem weiteren Band. Dabei: Le Prisme. Encyclopédie morale du dixneuvième siècle. Illu stré par MM. Daumier, Gag niet, Gavarni, Malapeau, Mei ssonier, Pauquet, Pen guilly, Ray mond, Pelez, Trimo let. Paris, L[éon] Curmer, 1841. Etwa 190 Textholz schnit te und zahlreiche Zier initialen, zu sätzlich 149 Fumés (davon 26 doublett) auf China Papier, auf ein gebun dene Blät ter montiert. 2 Bl., 480 [recte: 486] S. – S. 11 –16 in beiden Varianten vorhanden! – S. 357 f. und 359 f. unterein an der verbun den. Dabei: Les Anglais peints par euxmêmes. Par les sommités de l’Angleterre. Des sins de M. Kenny Meadous [sic]. Traduct ion de M. Émile de Labédollierre. 2 Bde. Paris, L[éon] Curmer, 1840 –1841.
Zusamm en 100 (51 und 49) Tafeln auf getöntem Papier, etwa 200 Vig netten und Schmuckinitialen in Holzschnitt; zu sätzlich 10 lose Probedrucke (von 9 Textabbildungen und 1 Tafel) auf Chin apapier. 2 Bl., III S., 400 S. Und: 2 Bl., 379 S. – In Band I d en die Sei ten z ah l en [289]-296 (Lage 37 und wur 38) doppelt vergeben, daf ür springt die Pag inier ung zwischen Lage 47 und 48 von S. 368 auf [377]. Quart (ca. 270 x 180 mm); Le Prisme: (266 x 178 mm). Vier dunk elviolette Mar oquinbänd e der Zeit auf vier flache, mit doppelten Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägten Titeln und Bandbezeichnungen in zwei sowie blindg eprägtem Rahm enwerk in den übr ig en Rückenfeldern, mit fettem Blindrahmen auf den Deckeln, darin zarter Rocailledek or in Blind- und Goldpräg ung, mit Dentellebordüre auf den Innenk anten, beigen Moiré
papiervorsätzen und Ganzg old schnitt, am Fuß sig niert „L. Curmer“( Vorsätze oxydiert, wenige Lagen braun fleckig, einige Bl. mit klein en Knickspuren in den Ec ken; Bd. V: 9 Tafeln und S. 297 – 312 auf Velinpapier, dieses gebräunt; „Province“ III: 7 Tafeln und S. 241 – 248 auf Velinpapier, dieses gebräunt; einige kolor ierte Tafeln des zweiten Satzes gebräunt, manchm al etwas fleckig); außerdem 10 spätere dunk elviolette Halbm ar oquinbän de, davon 3 mit ident ischem, 7 mit ähnlichem Rückende kor, 4 mit Ganzg oldschnitt, der von „Le Prisme“ in etwas klein erem Form at und mit zwei eingebunden en Orig i nal-Um schlägen, einer auf gelbem Papier, einer entwor fen von Féart und in dreifarbigem Druck, dieser inkl. Um schlagr ücken (Féart-Um schlag stärk er angestaubt, einzeln e Blät ter mit geschlossen en Einr issen); in ein em Band eingebunden 322 gelbe, illu strierte Liefer ungsum schläge zu 403 Liefer ungen (von Lfg. 1 nur der Vorder umschlag), dazu ein Probedruck (Nr. 2).
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Das bedeut endste verleger ische Unt er neh men Léon Curmers in ult im at iver Form: Gavarnis Exemplar auf Chin apapier mit dessen handschrift lichen Bild legenden, mit zweit em, kolor ier t em Ta felsatz, 67 Orig in alz eichnungen, fast allen Liefer ungsu mschlä gen, dem Komplement „Le Prisme“ und weit er en Zug a ben Die hier zu bet racht enden 14 Bände exempli fi z ier en an einem herausr agenden Werk der franz ösischen Rom ant ik das Idea l dessen, was in der Bibliophil ie er r eicht werden kann. Les Français peints par eux-mêmes, das ehrg eiz ig ste Unt er neh men des Verleg ers Léon Curmer, ist gleichs am eine „encyclopéd ie socia le du XIXe siècle“ [Renonciat 105]. In 423 Liefer ungen bzw. acht Quart-Bän den, auf ins g e s amt rund 350 0 Seit en und über 400 Tafeln wird ein Panoram a der franz ösischen Gesellschaft, gegliedert nach Ber u fen und Beschäf t ig ung en, ausg ebreit et. Bet eil igt wa r en die bedeut endsten Schriftsteller der da m a ligen Zeit, allen vora n Honoré de Balz ac, Théophile Gaut ier und Jules Ja n in, weit erh in Amédée Ach ard, Ma r ia d’Anspach, Pierre Berna rd, Pet rus Borel, Eugène Brif fault, Loui s Cou ailhac, Ta x ile Delord, Paul-Émile Dur and-Forgues (alia s Old Nick), Ar nou ld Frémy, Léon Gozlan, F. Hilp ert, Alphonse Karr, Paul de Kock, Émile Gigault de La Bédollière, Jules Ladim ir, Joseph Mainz er, Joseph Méry, Henr i Monn ier, Alf red Net t ement, Charles Nodier, Édoua rd Ourliac, Elia s Regn ault, L. Roux, Albéric Sec ond, Frédéric Sou lié, Pierre Franç ois Tissot, Horace de Viel-Castel, Francis Wey und ander e. Auch gab es wohl kaum einen „signi ficant illustra tor of the time who didn’t participate in the en terprise“ [Ray], an der Spitz e Gavarni und Émile Pauquet als die fleißigsten, Honoré Dau mier, Grandville und Tony Johannot als die vielleicht be rühmt esten Beit räger. Bet eil igt wa r en dar ü ber hin aus Hippolyte Bell angé, Nicol as-Toussaint Charlet, Charles François Dau bigny, Adrien Dau zats, Henr i Émy, Jules Gagn iet, Alfred And ré Géniole, Charles Émile Ja c que, Eugène Lami, Al c ide Jo s eph Lor ent z, Er nest Meis son ier, Henr y Monn ier, Raimond Pelez, Oct ave Peng uilly, Ma x im imil ien René Rad ig uet, Charles Joseph Traviès u. a. Von dies em monu ment a len Werk wurden laut Léop old Car t eret drei oder vier Exempla r e auf Chin apapier ged ruckt. Das vorl ieg ende – uns er zweit es – in vier zeit genössischen Ma r oq uinbän den ragt unt er diesen noch m als heraus: Erst besitzer war niem and anders als Gavarni, der mit fast 200
Vig net t en nicht nur der Haupt i llustrat or war, sondern darü ber hinaus „both the form and the style of the book’s illustrations“ [Ray] bestimm te. Er selbst vers ah die große Mehrz ahl der über 400 avant la lettre ged ruckt en Ta feln mit mehrz eil i gen Unt erschrift en in Bleistift. Daß in den Bänden V und Province III wen ige Blätt er und Tafeln auf Ve linpapier ged ruckt wurden, ist eine Unr egelm ä ßig keit, die fast gen auso auch in unser em ander en Ex emplar auf t ritt. Sorg f ält ig wurde darauf geacht et, daß auch drei transpa r ent e Überleger mit Legenden zu den ent sprechenden Ta feln eingelegt wurden. Ein spät er er prom inent er Besitz er, der renom miert e Kunst- und Büchersammler Paul Sébastien Gallima rd (1850 –1929) dem wir auch das schönste Exemplar von Paul et Virginie verd anken [Nr. 59], ver mehr t e das ber eits ein m a l ige Exemplar auf den heut e vorl iegenden Bestand und gab auch die zehn zusätzl ichen Einbände in Auf t rag. In dieser Form sah es Cart eret, der ihm eine mehrz eil ige Beschrei bung einr äumte, die in dem Ausr uf gipfelte: „Cet exemplaire est une merveille par sa cond ition et l’ensem ble d’une illustrat ion donn a nt l’idée de cette admirable période de la grav ure sur bois“ [Car teret III , 248].
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Ein Extra-Band birgt den kostbarsten Schatz der ganz en Kollekt ion: 56 meist kolor ier t e Orig in al zeichnung en bzw. Aqua r elle von 21 vers chiede nen Künstlern, mal auf starkem Karton, mal auf Büt t en- oder Vel inpapier: Das wohl ber ühmt e ste Blatt ist Honoré Da u miers Dar stel lung des Défenseur officieux en justice de paix [vgl. Bd. II , gegenü ber S. 347], die in der Lit er at ur immer wie der abgebildet worden ist [Bouvy 366; Blachon 109; Ray II , 306]. Die aqua r el l ier t e Bleistift z eich nung ist unvergleich l ich ela bor ier t er und aussa gek räf t i ger als der ged ruckt e Holzschnitt. Nicht anders ver hält es sich mit den beiden Aquar ellen von Gavarni, die einen Pa r iser Horticulteur [I, 90] beim pen iblen Rei n igen sei ner Finger n ä gel und ei nen skept isch dreinblickenden Franc-Com tois [Prov ince II , 33] darstellen. Von Tony Johannot liegen die sig nier ten Bleistift vorl agen zur Pa r iser Sticker in [III , 17] und zum Landa rzt vor, von Nicolas-Toussaint Charlet die bestechend gen auen Bleistift z eich nungen ei nes fei xenden Schülers [II , 134] und eines schwung vol len Boulespielers [II , 289]. Grandville ist mit drei ak k u r at ausg ef ühr t en Federz eich nung en, Hen r i Mon n ier mit vier lav ier t en Feder z eich nungen und Eugène Lami mit ei ner sig nier t en Feder z eich nung ver t ret en. Allein 17 kolor ier t e Orig in a le stam men
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von Émile Pauquet, je 5 von Émile Loub on und P. Saint Germ ain (diese sig niert), 3 von Rad ig uet, 2 von Jean r on, je ei nes von Da u zats, Fran ç ois Férogio, Géniole, Gren ier, Jacque, Lor entz, Pelez, Peng uilly und Traviès. Eingebunden ist auch der orig in a le Umschlagent w urf für den ersten Band – samt Rücken – von Adrien Féart, der sich durch zar testen goldgehöhten Ran kendekor ausz eich net [vgl. die Abb. bei Carteret III , 249]. Die Echtheit der in diesem Album verein ig t en Blät t er bestät igt ein beil iegendes, handsig nier t es Schreiben des expert And ré Schoeller aus dem Jahr 1951 an Raymond Gallima rd. Darü ber hinaus sind dem Band weite re 11 Bleistift skizz en unt erschied l ichen For m ats beigelegt: 6 von Jules Gaildrau [Beraldi: „Gaildreau“], 4 von Loubon und eine von Pauquet. Auch die in den Buchh andlungen ausgeh äng t e Affi che (330 x 438 mm) zu Les Français peints par eux-mê mes durfte nicht fehlen: Sie ist in Blau und Ocker ged ruckt, zahlr eiche kleine Fig ürchen in Holz schnitt ordnen sich zu einem Rahmen (zweim al ge falt et, mit einem länger en Einr iß im Falz sow ie klei ner en Knit t erspur en und Läsur en am Rand). In drei weiter e Bände wurde ein fast kompletter zweit er Ta fels atz eingebunden: 400 Blät t er, dies
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mal auf Vel inpapier, mont iert auf Büt t enpapier, zeitgenössisch kolor iert und zu meist eiweißgehöht. Von diesen sind 19 doublet t, jedoch in ander em Kolo rit. Auch hier liegen die drei Überleger bei. Doch dam it längst nicht genug, denn ein Gutteil der Illustrat ionen liegt in zwei weit er en Bänden noch mals vor: Hier handelt es sich um insges amt 525 Prob ed rucke von Ta feln und Text holzs chnit t en auf Chin apapier, mont iert auf Büt t enpapier, ein i ge von ihnen, zumeist von Pauquet, sind sig niert. Diese Fumés erwarb Paul Gallima rd aus der darauf spez ia l isier t en Samm lung von Gustave Debayser [vgl. Car t eret III , 248]. Gleich falls in ei nen eig enen Band eing ebunden wurden fast sämt l iche Liefer ungsu ms chläg e auf gelbem Papier, nämlich 322 zu insgesamt 403 Lie fer ungen. Da bei erschienen 77 Hef t e als Doppel-, zwei als Dreifachnummern [184 –186 und 363 – 365]; Nr. 26 wurde hingegen zweim al vergeben. Die Num mern 298 – 301 ent h ielt en nur Tit eleien und Inh alts verz eichn isse, wurden also wohl ohne Umschlag geliefert. Led iglich zu den Nummern 64, 108 und 409 – 422 liegen keine Umschläge vor, von Nr. 1 nur der vorder e, von Nr. 2 hingegen noch eine zusätz liche Va r ia nt e mit reduz ier t em Text. Die Umschlä
ge mit wechselnden Verl agsa nnoncen und -text en zeigen auf der ersten Seit e immer denselben Holz schnitt von Gavarni mit einem Plak at ier er, der ger a de die Affiche der entsprechenden Liefer ung – mit jeweils neu einged rucktem Titel – an einer Wand anbringt. Die unt er e Bildh älf t e zeigt ein ige neu gier ig aufs chauende Bet racht er. Sie ist bei den Nummern 166, 169, 175 f., 178 f. und durchgehend ab 181 f. mehr oder wen iger weit abgeschnitt en [vgl. Vica i re III , 800, ungen au]. Die ber ühmt e Illustra tion wurde von Grandville im Frontispiz und der Af-fiche zu Scènes de la vie privée et publique des anim aux parodiert. – Vorgebunden ist diesem Band der acht seit ige Verl agsprospekt (2 Bl. mit kleiner en Eck fehlstellen). Gallima rd war es auch, der dem Ensemble zwei weit er e Werke hinz uf üg t e, die mit Les Français in unt ers chiedl ich eng em Zus am men h ang stehen. Verleger isch wie inh alt l ich eine „parti int egra nt e de l’ouvr age“ [Brivois 158], und „le complément in dispensable“ [Car t eret III , 250] ist Le Prisme, das auch den Unt er t it el des Haupt werks, Encyclopédie morale du dix-neuvième siècle, fort f ühr t e. Es ent h ält nochm als ganz e 94 Aufsätz e, für die teilweise neue Aut or en gewonnen wurden, dar u nt er Géra rd de
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Nerva l (Les banquets d’anciens écoliers) und Alexa n dre Dum as (Un pat riote provençal). Franci s Guichardet verfaßte allein 16 Texte, L. Roux neun, G. de La Landelle sieben, Amédée Ach ard und Charles Friès je fünf. Im Unt erschied zum Hauptwerk ent hält Le Prisme keine Tafeln, dafür aber rund 190 Text holzschnit t e, dar u nt er 32 von Honoré Dau mier (26 im Erstd ruck) und einen von Grandville [S. 327]. Das Werk wurde zwar auch „séparément“ angebo ten, wie auf dem Umschlag vermerkt ist, in erster Lin ie jedoch „grat is aux personnes qui achètent la col lect ion des Français“ abgegeben, gleichfalls in Einz ell iefer ungen. Aufg rund des et w as unk la r en Zusam menh angs wurden die Liefer ungen des Kom plements nicht im mer auf bewahrt. Schon Car t er et bemerkt e, es sei „devenu fort rare“ [Cart eret III , 250]; heute ist es „often missing“ [Ray] – auch die Ausstel lung Bilderwelten der Sammlung von Kritt er konnt e kein Exemplar auf weisen. Das unsr ige zeichnet sich wiederu m durch drei Be sonderheit en aus. Die Seit en 11 –16 „ont été refaites“ [Car t eret III , 250], wobei zwei Art ikel ersetzt wur den. Die ursprünglichen sind „rar es: peu de sou scripteu rs les ayant con servés“ [Brivois 159] – hier sind beide Va r ia nt en eingebunden. Von Le Prisme
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existiert kein Exemplar auf Chin apapier [vgl. Car teret III , 250] – wohl aber wurden dem unsr igen 149 Probed rucke auf Chin apapier (davon 26 doub let t), auf eingebundene Blät t er mont iert, hinz uge fügt. Als drittes Extra wurde neb en dem gelb en Orig in al-Umschlag, die bonne couverture eingebun den, der en Or n a ment i k und Farbgebung exa kt dem Ent w urf Féarts im Band der Orig in alz eichnungen ent spricht. Les Anglais peint s par eux-mêmes weist sich schon im Tit el als Para llelu nt er neh men zu Les Français aus; Curmer bracht e diese französische Übersetz ung von Heads of the People auch zeitgleich heraus. Hauptau tor war Douglas Will ia m Jer rold, Haupti llustrat or Joseph Kenny Meadows, doch gab es auch perso nelle Überschneidungen zwischen beiden Werken: Ei n igen Text holzschnit t en liegen Zeich nungen von Gavarni und Charles Malapeau zug runde, Überset zer war Émile Gigault de La Bédollière, der auch Beit räge zu Les Français liefert e. Dieses Werk wur de ebenfalls – einschließl ich der unbeschnit t enen Tafeln – nur auf Velinpapier ged ruckt, jedoch lie gen unser em Exemplar wieder u m ein ige Fumés auf Chin apapier bei, eines zu einer Tafel [S. 49] und sechs zu Texta bbildungen in Band I [S. 16, 17, 25: zwei, 72, 119 und 201] sow ie zwei zu Texta bbildun gen in Band II [S. 12, 181]. Um die uner schöpfl iche Bedeut ung dieses Konvo luts beispielh aft deutlich zu machen, sei nur eine Tafel, die von Gavarnis Franc-Comtois aus dem Band Province II [vor S. 33], herausgeg riffen: Die meister haf t e orig in a le Aqua r ellz eichnung liegt auf star kem weißen Karton vor. Auf einen Stock gestützt und leicht zum Bet rachter umgewandt, schaut der Povinzler aus der Freig rafschaft Burg und bei strah lendem Sonnenschein et was mißt raui sch unt er ei nem breit k rempigen Hut her vor, die mark ant e Nase vom Licht besonders profi l iert, die Augen hinge gen versch att et. Ein zweit es Mal liegt das Mot iv als zart er Probed ruck auf Chin apapier vor – der Holz schnitt von Verdeil konnt e offensichtl ich nicht alle Bedeut ungsnua nc en bew ahr en. Zum drit t en Mal begeg nen wir der Ta fel in Gavarnis Chin apapierExemplar von Les Français. Hier ist der Abd ruck etwas stärker, wodurch der im Mitt el- und Hint er grund angedeut et e landschaft l iche Kont ext mehr hervortritt. Vor allem aber läßt Gavarni in seiner eigenh änd igen Legende den Landm ann nun viel sagend zu Wort kommen: „Veux je aller ici ou la? Veux je m’oppo ser ou me soumettre?“. Ein vier tes Mal liegt die Tafel kolor iert auf Vel inpapier vor.
In dem sat t en Druck wirkt der Mann noch knor r ig er, zudem ist das Kolor it geg enü ber dem Orig in al verä ndert: Das dort violet t e Jackett schil lert nun blaug rün – beide Male unterstreicht die unent schiedene Farbgebung jedoch die Zwiespäl tigkeit, die auch von Halt ung, Mim ik und Textaus sage ausgeht. Die in ein und dieselbe Richt ung deu tende Vielfalt aller Stilm it t el erlaubt eine dez id ier t e Deut ung: Das symptom at ische Unbeh agen des dar gestellt en Mannes läßt sich als ment a le Dif fer enz zwischen Par is und der Prov inz – und impliz it zwi schen Bet racht er und Bet racht et em – konk ret isie ren. Dieser Gegens atz zeigt sich auch anderwärts immer wieder; man braucht nur in Le Prisme wei terzublät t ern, wo sich Le Par i sien en province und Le maire de village zum Vergleich an biet en: jeweils in Text, Textholzschnitt und Fumé auf Chin apapier. Das 14bänd ige Kor pus dieser Encyclopédie ist auch in ant iq ua r is cher Hinsicht enz yk lopäd isch, eine eigene Samm lung in unser er Samm lung, die im Großen und Ganzen wie im ent legenen Det ail jeden erdenk l ichen Anspruch an Orig in a l it ät und Ein m a ligkeit, an Fülle und Vielfalt erfüllt – wahrh aftig: „une merveille“. Proven ienz: Les Français: Paul Gavarni (1804 –1866), dessen handschrift l iche Legenden auf den Ta feln. – Zusätzl iche Graphik: Gustave Debayser, vgl. Cart er et. – Alles: Paul Sébastien Gallima rd (1850 –1929), zi t iert bei Car t er et. – Des s en Sohn Ray mond Gallima rd (1883 –1966), vgl. beiliegenden Brief an ihn vom 19. Juni 1951. – Pierre Duché, ein enger Ver w and t er von Paul Gallim a rds Ehe f rau, des sen goldgepräg t es Ma r oq uinex l ibris auf den Spie geln, dessen Aukt ion II , 1972, Nr. 76: frs. 38.000. – Librairie Giraud-Badin, November 1972. – And ré Tissot-Dupont, dessen Ex l ibris auf drei Spiegeln (Aukt ion 2016, Nr. 16, mit 3 Abb). Lit er at ur zu Les Français und Le Prisme: Bilder welt en 120 ff. (nicht Le Prisme), Nr. 52; Bouvy 365 – 406; Brivois 157 ff.; Car teret III , 245 – 251; Colas 1101; Hiler 324; Lachè vre I, 199 ff.; Lacombe 876 und 877; Lemoisne I, 168 f.; Lipp erheide 236, Fc 37, Fc 38 und Fe 10; Lonc hamp II , 169; Mar ie 101; Mar ie, Nerv al, 313; Rahir 431; Ray II , 306 ff., Nr. 227; Renonciat 105 und 287; Rümann 167 f., 176 f. und 188; Rümann, Dau mier 35 und 35a; Sander 275; Toinet, Notice (Le Prisme); Vica i re III , 794 ff. Lit er at ur zu Les An glais: Brivois 5 ff.; Cart eret III , 33; Hiler 579; Lipp erheide 899, Xd 24; Muir 221; Quéra rd/Bourquelot I V, 487; Sander 23; Vicai re I, 64 ff.; zu Meadows: Houfe 387; Osterw al der 682; Thieme/Becker 24, 320; zu Gavarni: Beraldi V II , 65, Nr. 204.
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Der orig inale Druckstock für Gavarnis Illustrat ion der Liefer ungsumschläge 213 [Les Français peint s par eux-mêmes]. Orig in a ler Holzstock zur Illu strat ion der Liefer ungsum schläge. [Par is], L[éon] Curmer, [1840]. 1 zweiteiliger gravierter, weißgehöhter Holzstock aus Buchsbaum (222 x 154 mm), 1 ill u strierter Vord erum schlag auf blauem Papier. Unter bzw. in Passepartout fixiert und in einem schwar zen, vergla sten Kunststoffrahm en (320 x 420 mm). Ent h ält Gallima rds Exemplar von Les Français peint s par eux-mêmes einen separ at en Band, in dem fast sämt l iche Liefer ungsu mschläg e des gig ant i schen Werkes vereint sind, so haben wir hier den zug ehör ig en orig in a len, zweit eil ig en Druckstock (222 x 145 mm) aus Buchsbaum vorl iegen, geschnit ten von Adrien Lavieille, weißgehöht mit MeudonSchlämm k reide. Im vorl iegenden Ar r angement in einem Glasr ahmen ist dem Druckstock der Liefe rungsu mschlag 100/101 zu Le rent ier von Balz ac mit dem in die Frei fl ächen einged ruckt en Text gegen übergestellt.
Gavarnis große Illustrat ion zeigt einen auf einer Leit er stehenden Pla k at ier er, der ger ade die Affi che der entsprechenden Liefer ung an einer Wand an bringt, ber eits um r ingt von einer neug ier igen Men schenmenge. Das Mot iv wurde auch als Frontispiz zum ersten Band und im Verlagsprospekt sow ie in einem lit hog raphischen Album mit dem Tit el Les Français. Costumes des principales provinces de la Fran ce verwandt. Es war bald so bek annt, daß Grandville es wen ig spät er in seinen Scènes de la vie privée et publique des anim aux [siehe Nr. 286 ff.] parodiert e, wo die Adapt ion als Fronti spiz wie auch als Affiche [Nr. 290] dient e. Techn isch int ere ss ant ist zu sehen, wie geschickt die Nahtstelle zwischen den zwei Blöcken für die Bildauf t eilung genutzt wurde. So mark iert sie gen au die Unterk ante der Plak atwand in der Bild mitt e und fällt im Druck dadurch nicht auf.
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Der orig inale Druckstock zum allegor ischen Frontispiz der France und ihr er Prov inzen 214 [Les Français peint s par eux-mêmes]. Orig in a ler Holzstock mit Illu strat ion zum Fronti spiz des Bandes „Province III “ . [Par is, Léon Curmer, etwa 1842]. 1 gravierter, weißgehöhter Holzstock aus Buchsbaum (185 x 139 mm), 1 Probedruck. Unter bzw. in Passepartout fixiert und in einem schwar zen, vergla sten Kunststoffrahm en (320 x 421 mm). „Les Français sont égaux devant la loi“ – La Fran ce selbst, in Gestalt einer lorbeerbek ränzt en Frau, die in ein mit Lilien besticktes Gew and gehüllt ist, hält eine Gesetz est a fel mit dieser Aufschrift in die Höhe. Um sie heru m knien, sitz en und ste hen die Ver t ret er der franz ösischen Prov inz en al ler Weltgegenden; auf Bannern liest man „Loraine“, „Bretag ne“, „Inde française“ und „Antilles“. Im wirkl ichen Leben scheint die Gleichheit aller Fran zosen allerd ings noch noch nicht err eicht zu sein: So nimmt der Afri k a ner im Vor der g rund eine devot e Halt ung zu Füßen der allegor ischen Fig ur ein; die aus dem Hint erg rund herb eiz iehenden
Prov inzbewohner reichen der Sitz enden kaum bis zur Brust. Ob sich darin ein kritischer Kommen tar des Zeichners Hippolyte Pauquet zur Umsetz ung dieses menschl ichen Grundr echts versteckt e? Gew iß gab der in Stein gemeißelt e Satz jedoch die Grundü berz eug ung wieder, aus der heraus Léon Curmer Les Français peints par eux-mêmes her aus gab, als eine monu ment a le „encyclopéd ie soc i ale du XIXe siècle“ [Renonciat 105], die zugleich sein bedeut endstes Verl agswerk war. Der von Adolphe Gusm and (1821 –1905) ges chnit t ene orig i nale Druckstock, der hier zusammen mit einem Abd ruck unter Glas gez eigt wird, ist som it nicht nur die ‚Grundlag e‘ für eine der bedeutsamsten Abbildungen des ganz en Werks, sondern selbst ein unika les histor isches Dok u ment für den Stand des gesellschaft l ichen Bew ußtseins in Frank r eich zur Zeit der Ju l i mona rchie.
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Drei Männer machen Les Français – zwei orig inale Druckstöcke 215 [Les Français peints par eux-mêmes]. 2 orig in a le Holzstöcke mit Illustrat ionen zu Band I. [Par is, Léon Curmer, etwa 1840]. 2 gravierte weißgehöhte Holzstöcke aus Buchsbaum, 2 Probedrucke. Unter bzw. in Passepartout fixiert und in einem schwar zen, vergla sten Kunststoffrahm en (320 x 421 mm). 2 orig in a le Druckstöcke nach Zeichnungen von Hippolyte Pauquet – Gavarni et Monnier (100 x 128 mm, Bd. I, nach S. 576). – Curmer (97 x 128 mm, Bd. I, letzt e S.). Den Abschluß des ersten Bandes von Les Français peints par eux-mêmes mark ier en zwei halbs eit ig e Holzschnit t e, die in scherzh af t er Weise die Entste hung des Buches illustrier en: Auf der Kopf v ig net t e zur Table des matières haben sich Paul Gavarni und Henr i Monn ier beq uem im Schat t en eines Bau mes
gel agert und spielen mit kleinen Fig ürchen, die ei nerseits ihr en Köpfen entsprungen sein mögen, an der erseits so lebend ig sind, daß sie selbst von dem Rasenplatz der beiden Zeich ner her u nt erk lettern und sich auf den Weg machen: Auf den folgenden Seit en begleit en sie das In h altsver z eich n is, wo ein jeder neben der ihm gew id met en Kapit elü berschrift zu stehen kommt. Auf der Schlußv ig nett e sehen wir einen ganz e Reihe von ihnen aus dem Wald auf eine Licht ung tret en: Hier sitzt der Verleger Léon Curmer, der nur darauf wart et, sie sorgsam aufz ulesen und in einem Korb mit der Aufschrift Les Français zu sam meln. Die nied l ichen Zeich nung en mit den tref fenden Portra its der Bet eil ig t en schuf Hippolyte Pauquet; hier liegen neben jeweils einem Probed ruck die bei den orig in a len weißgehöhten Druckstöcke vor, die von Henr i Porret geschnit t en wurden, der jen ige mit Gavarni und Monnier noch ohne den im Buch ein ged ruckt en Text.
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Les Français als scherzhaft es Making of – orig inaler Druckstock 216 [Les Français peint s par eux-mêmes]. Orig in a ler Holzstock mit Illu strat ion zu Band II. [Par is, Léon Curmer, etwa 1840]. 1 gravierter, weißgehöhter Holzstock aus Buchsbaum (105 x 124 mm), 1 Probedruck. Unter bzw. in Passepartout fixiert und in einem schwar zen, vergla sten Kunststoffrahm en (320 x 260 mm). Orig in a ler Druckstock nach einer Zeichnung von Hippolyte Pauquet Wie schafft man es, die Franz osen aller Stände, Ber ufe und Reg ionen zwischen zwei Buchdeckel zu bekommen? Daß es zu einem solch monument a len enz yk lopäd ischen Wunder werk wohl mag ischer Kräf t e bed arf, wird in der halbseit igen Abbildung zur Table des zweit en Bandes von Les Français peint s par eux-mêmes [nach S. 576] laun ig dargestellt: Ein
eleg ant er Mephistopheles steht an einem Tisch, auf, unter und nebem dem es von lauter kleinen Fran zosen wimmelt. Drei von ihnen preßt er gerade zwischen zwei Papierlagen, währ end er sich mit dem ander en Arm auf einem Buch abstützt, anscheinend um es geschlossen zu halt en. Zu der Illustrat ion von Hippolyte Pauquet liegt hier der von Lucien Stypulkowski sehr fein geschnitt e ne orig in a le, weißgehöhte Druckstock aus Buchs baum vor. Im Buch findet die reizvolle Darstellung ihre org a n is che Forts etz ung auf den folg enden Seit en des In h altsver z eich n isses: Als seien sie aus dem Bild herausgepurz elt, finden sich auch neben den Kapit elt it eln die Repräsent ant en der jeweils be schriebenen Stände in Klein for m at.
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Sechs orig inale Druckstöcke in einem symbol ischen Arrangement 217 [Les Français peint s par eux-mêmes]. 6 orig in ale Holzstöcke mit Illustrat ionen zu Band I – V. [Par is, Léon Curmer, etwa 1840 –1842]. 6 gravierte weißgehöhte Holzstöcke aus Buchsbaum. Unter bzw. in Passepartout fixiert und in einem schwar zen, vergla sten Kunststoffrahm en (421 x 521 mm). 6 orig in a le Druckstöcke nach Zeichnungen von Delacroix, Gavarni, Monn ier und Pauquet – Le Pair de France (139 x 108 mm, Bd. I, Tafel bei S. 261). – Le Com positeur typog raphe (97 x 128 mm, Bd. II , Tafel bei S. 265). – Les Douairières (138 x 105 mm, Bd. III ,Ta fel bei S. 163). – Groupe de têtes (Femmes) (110 x 128 mm, Bd. I V, Tafel bei S. 61). – Le Roi (100 x 128 mm, Bd. V, S. LXXXI ). – Le Volt igeur (164 x 123 mm, Bd. V, Tafel bei S. 199). Zu fünf Tafeln und einer Texta bbildung aus den fünf Pa r is-Bänden von Les Français sind hier die orig in a len, weißg ehöhten Druckstöcke vereint, ge s to c hen von Adrien Lavieille, A. Font a ine, Guilbaut, Jean Birouste, Antoine Thiébault und Adolphe Gusm and. Ger ahmt und unter Glas prä sent ier en sie sich in einem durchd acht en Ar r ange ment. Die kleinste Darstellung prangt im Zent rum: Es ist das von Delacroix gez eichnet e kön igl iche Wapp en, das als Kopf v ig net t e über dem Kapit el Le Roi ein g angs des letz t en Pa r is-Ban des steht. Währ end es die ganz e Nat ion abstrakt repräsen tiert, entfaltet sich diese in den vielerlei Ständen und Ber u fen der Franz osen beiderlei Geschlechts, von denen hier fünf große Ta fela bbildungen um die ‚ideel le‘ Mit t e gruppiert werden. Der Reigen beg innt oben links mit einer Stütz e des mona rchischen Staat es: Le Pair de France hält sich zwar kerz enger ade, ist aber doch schon sichtlich in die Jahr e gekom men. Rechts dem Hochadl igen gegenü ber gibt sich eine vor neh me Wit we müßig
einer Pat ie nce hin; bei de zeich ne t e Gavarni. Volkstümlicher geht es in der unter en Reihe zu: Vielerlei Frauengestalt en bevöl kern Hen r i Monniers Dar stel lung unt en links, unt en rechts wenden sich zwei junge Da men int eressiert einem stramm stehenden kön igl ichen Gard isten von Hippolyte Pauquet zu, der das diagon ale Pend ant zum greisen Pair verkör pert. Ans chei nend un b ee ind ruckt von dies er Welt der Äußerlichkeiten steht oben mittig über dem Wappen ein von Monn ier gez eichnet er Setz er vor seinem Setzk asten: als Hüt er der Buchsta ben, die er zu Text en und Büchern kombin iert, die einen in ner en gesellschaft l ichen Zusam men h ang stif t en – expressis verbis das enz yk lop äd is che Werk Les Français peint s par eux-mêmes, dessen Tit el-Let t ern in dem als Passepar t out freig el ass enen Feld im unt er en Ber eich der Mit t elachse zu lesen sind.
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Ver t ret er der Prov inz – sieben orig inale Druckstöcke 218 [Les Français peints par eux-mêmes]. 7 orig in a le Holzstöcke mit Illu strat ionen zu den Bänden Province I – III. [Par is, Léon Curmer, etwa 1841 –1842]. 7 gravierte weißgehöhte Holzstöcke aus Buchsbaum. Unter bzw. in Passepartout fixiert und in einem schwar zen, vergla sten Kunststoffrahm en (421 x 521 mm). 7 orig in a le Druckstöcke nach Zeichnungen von Gavarni, Meisson ier, Monn ier u. a. – Le Cachot (105 x 140 mm, Bd. I, Tafel bei S. 89). – Le Chart reux (137 x 105 mm, Bd. I, Tafel bei S. 153). – Filles de Pic ardie (140 x 107 mm, Bd. I,Tafel bei S. 223). – La Bordelaise (60 x 120 mm, Bd. I, S. 249). – Grisette de Montpellier (137 x 85 mm, Bd. II , Tafel bei S. 43). – Les Campa gnes (Mendiants bretons) (73 x 68 mm, Bd. III , S. 32). – Als acien et Als acienne (135 x 102 mm, Bd. III , Tafel bei S. 145). Die franz ösische Prov inz wird in dieser schauk a stena r t igen Zus am menstellung von 7 orig in a len, weißgehöhten Druckstöcken zu fünf Tafel- und zwei Text a bbildungen in ihr er buntscheckigen Vielfalt und zugleich in durchd acht er Auswahl und Anord nung der Bildmot ive vorgestellt. Steht in unser er kleinen Pa r is-Kollekt ion das kön igl iche Wapp en im Mittelpunkt des Arr angements, so ist es hier die Vig net t e mit einer Gruppe bret on ischer Bett ler, gez eichnet von Oct ave Peng uilly, gestochen von Stypulkowski – dieser Kontrapunkt wirkt wie ein bissiger Kom ment ar zur zent ra l istischen Org a n isa tion Frank r eichs, welche die Met ropole Pa r is be günstigt und die ‚Prov inz‘ system at isch ver n achläs sigt. In dieses Wahr neh mungs-Muster passen auch Henr i Monniers Bild der Eingekerketen oben links, und, gleich nebena n, Ernest Meissoniers frömmeln der Kar t äuser in seiner Zelle, dessen bigot t e Ab sonder ung in diesem Kont ext wie eine zy n ische Parodie auf die Gef äng n isszene wirkt. Ausgeschlos sen ‚von der Welt‘ sind diese ‚Repräsent ant en‘ des Landes allesamt. Dir ekt unter dem großen Holzstock mit den Ker ker i ns assen befi ndet sich ein deut l ich klei ner er,
(wie jener geschnitten von Alphonse Géra rd), der sein ander es Pend ant darstellt: Mens chen unt er freiem Him mel in ei ner belebt en Stra ßenszene aus Bordeaux. Auch die übr igen drei Druckstöcke zei gen Vert ret er einz elner Reg ionen, und zwar in geo graphisch ann ä hernd kor r ekt er Anordnung, stellt man sich den Rah men als gen ordete Land k ar te vor: Unterh alb der Szene aus Bordeaux ist die Grisette de Montpellier angesiedelt; beide Zeich nun gen von François Fortuné Férogio im unt er en linken Ber eich stehen som it ‚im‘ und für den Südwesten Frank r eichs. Das Geg enü ber in der nordö st l i chen Ecke ist Gavarnis zücht iges Mädchen aus der Pic ard ie (Schnitt: Bara), unt er ihr befi ndet sich ein elsässisches Paar in Tracht von Vogel (Schnitt: Verdeil), das gleichsam den östlichen Rand des fran zösischen Kult ur r aums ein n immt. Den desol at en Bildern von soz ia l ‚Randständ ig en‘, werden da mit Fig ur en gegenü bergestellt, die das volkst üm liche Leben in ei ner ursprüngl ichen, unverderbt en Vit a l it ät wider z uspiegeln schei nen. Auch in diesem Rahmen wird som it eine kluge Konz ept ion in Aus wahl und Anordnung des Mat er ia ls sichtbar – das Ganz e ist mehr als die Summe seiner Teile. Der passepartourierte Ausschnitt des Druckt it els unt en in der Mit t e unt erstreicht die Repräsent at iv it ät der Kol lekt ion. Lit er at ur zur Buchausg a b e: Bilder welt en 120 ff., Nr. 52; Blachon 107 –112; Brivois 157 ff.; Cart eret III , 245 – 251; Col as 1101; Hiler 324; Lacombe 876; Lemoisne I, 168 f.; Lipp erheide 236, Fc 37 und Fe 10; Lonc hamp II , 169; Rahir 431; Ray II , 306 ff., Nr. 227; Renonciat 105 und 287; Rümann 167 f., 176 f. und 188; Sander 275; Vica i re III , 794 ff.
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Im Verlagseinband 219 La France. Types, mœurs et merveilles de la nat ure. Ouvrage dédié a la jeune sse par MM. Ch. de Ribelle [d. i. Jean Baptiste Amable Rigaud], J[ules] Rostaing, F[rançois] Fertiault & Mme la C sse [Anaïs] de Bassanville. Par is, Amable Rigaud, 1860. 12 getönte lithographierte Tafeln mit Seidenvorsätzen, einige orn am entale Kopf- und Schlußvig netten in Holz schnitt. 2 Bl., 314 S., 1 leeres Bl. Groß-Oktav (238 x 150 mm). Dunkelblauer Halbsaff ianVerlagseinband auf vier von fetten Blindf ileten eingefaß te Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in einfachem und orn am entalem Rauten stempel in vierfachem Gold filetenrahm en in den übr igen Rückenfeldern, mit Rah menwerk aus fetten Blindf ileten auf den Deckeln, weißen Moirépapiervorsätzen und Ganzg old schnitt ( Vorsätze oxydiert). Frankr eich für die Jugend Das der franz ösis chen Landesk unde gew idmet e Jug endbuch ent h ält zwölf get önt e Lit hog raphi en, die Bewohner aus den verschiedenen Reg ionen Frank r eichs vorstellen. Sie wurden nach Zeichnun gen von A. Coppin bei Goda rd ged ruckt. Der pseudony me Mit aut or Ribelle war zugleich der Verleger. Jean Bapt iste Ama ble Rigaud gab auch das Journ al des enfants her aus.
Proven ienz: Zeit g enössisches Etikett des Pa r iser Buchh ändlers Diard verso fliegendem Vorsatz. Li t e r a t ur: Nicht bei Gumuchian und Vica i re; zu Ribel l e: Heylli 375; Weller 478.
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In Einzell iefer ungen mit Umschlägen 220 Galib ert, Léon. Histoire de l’Algérie ancienne et moderne depuis les premiers établissements des Carthaginois jusques et y compris les dernières campa gnes du général Bugeaud. Avec une introduction sur les di vers systèmes de colonisation qui ont précédé la con quète française. 80 Liefer ungen in 43 Heften. Par is, Furne et Cie, Gaudin, 1843. [Auf dem Umschlag: 1844]. 24 Stahlstic he mit Seid envorsätz en, gestoc hen von Rouargue frères, 12 kolor ierte Tafeln in Holzschnitt mit Seidenvorsätzen nach Raffet (zuzüglich 1 Doublet te), 1 mehrfach gefaltete farbige Tafel mit 2 Karten und 3 Stadtplänen, 66 Textholzschnitte nach Raffet. 2 Bl., I V S., 637, (5) S.; 2 Bl. (neue Titelei 1844); 2 S. (Prospekt). Quart, unbeschnitten (277 x 185 mm). Rohbogen und lose Tafeln in 42 [statt: 43?] hellblauen illu strierten Liefe rungsum schlägen und braunem Orig in al-Um schlag mit orientali sierendem Dek or, in langn arbiger hellblauer Halbm aroquinchemise auf fünf falsche, blind- und gold geprägte Bünde, in den Kompartimenten goldgepräg ter Rückent itel in zweifachem und orn am entaler Dek or in vierfachem Goldf iletenrahm en, auf dem Innendeckel sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1934“ , in Papp schuber mit hellblauen Mar oquink anten (Um schlag mit
klein em Randeinr iß, Chem ise am Rücken etwas verblichen, Schuber etwas beschabt). Die von Raf fet illustrier t e Geschicht e Alger iens – in Roh bogen, mit Umschlä gen, weit er er Tit elei und Prospekt Dies ist die erste Ausg a be der um fang r eichen alge rischen Geschicht e des Pa r iser Anwalts Léon Gali bert (1803 – um 1865), die gut zur Hälfte der zeit genössischen Domin at ion française gew idmet ist [ab S. 249]. Den Band beschließt eine umfangr eiche Stat istique historique des régiments envoyés en Afrique depuis 1830 [ab S. 577]. Für die Bebilder ung konnt e Aug us te Raf fet (1804 –1860), der „klassische[…] Schilder er der mil i tä r ischen Ruh mest at en der Republik u. des Kaiser reiches“ [Thieme/Becker 27, 564], gewonnen wer den. Entsprechend ist für Beraldi insbesonder e die Il lustrat ion „réussie“ [Beraldi]. Von den 24 von den Brüdern Adolphe und Émile Rouargue gestochenen Stahlstichen ent stam men 19 der en Vorlagen, einer von Biard und vier von Raffet;
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von ihm sind auch die zwölf Farbt afeln, auf denen sich sich Soldat en in ihr en Unifor men präsent ier en, fer ner die Tit elv ig net t e und die 65 Text a bbildun gen, in Holz geschnitten von Lavoignat, Lavieille, Hébert, Quartley u. a. Die mehrfach gefalt et e kolo rier t e Kar t e zeigt neben Alger ien auch Stadt plä ne von Oran, Con stant ine und Alg ier. Dieses Exemplar liegt gleichsam noch in unb e rühr t em Zustand vor: in Einz ell iefer ungen in Roh bog en, mit 42 Liefer ungsu ms chläg en (die letzt e Liefer ung: ohne) und dem cha moisfarbenen Orig i nal-Umschlag mit ara bischer Or n a ment i k. Gleich wohl ist es gut geschützt durch die farbl ich und de kor at iv passende hellblaue Halbm a r oq uin-Chem ise im Schuber von Georges Mercier (1885 –1939). Dem Exe mplar sind drei Ext ras beig eg eb en: Die Fa rbt a fel mit der Infanter ie légère ist noch ein zweit es Mal als Doublet te vert ret en, auch der Ver lagsprospekt liegt bei und int ere ss ant er weis e auch die spät er e, 1844 dat iert e Tit elei, laut der die
Ge s chich t e nun „jusqu’à la pri s e de la Smalah d’Abd-el-Kader“ reicht – eine milit är ische Tat des Duc d’Aum ale am 16. Mai 1843. Der zweite Titel ist auch mit einer neuen Vig net t e versehen. Zeig t e der erste, wie auch alle Liefer ungsu mschläge, den Handschlag zwischen einem französischen Infant e risten und einem alger ischen Kämpfer mit Turban, so ist der Tenor nun ein ander er: Der Infanter ist bewacht einsam eine auf einem Hügel aufgepflanz te zerz auste Fahne. Proven ienz: Zwei Liefer ungsu mschlä ge mit Kreis stem p el „Prev o st Librairie à Blois“. – Auf dem Innendeckel Adria n Flüh m anns Etikett mit Mono gramm „awf “. Lit er at ur: Brivois 164 f.; Bru net V I , 1610, Nr. 28406; Carter et III , 253 f. und 255 (Ums chlag-Abb.); Colas 1166; DBF XV, 163; Gay 899; Grae ss e III , 15; Hiler 350; Lipp erheide 378, Ma 24; Lonc hamp II , 175; Quéra rd/Bourquelot I V, 11; Rahir 436; Sander 282; Vica i re III , 856 f.; zu Raffet: Beraldi XI , 107, Nr. 1487 –1570; Bry 52; Giacomelli 294 ff.; Osterw alder 861.
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Im Einband von Jean Simier mit maur ischem Dekor 221 Galib ert, Léon. L’Algérie anc ienne et moder ne depuis les premiers établissements des Car thaginois jusqu’ à la prise de la Smalah d’Abd-el-Kader. Vig nettes par Raffet et Rouargues frères. Par is, Furne et Cie, 1844. 24 Stahlstic he mit rosafarben en Seid envorsätz en, ge stochen von Rouargue frères, 12 kolor ierte Tafeln in Holzschnitt mit rosafarbenen Seidenvorsätzen nach Raf fet, 1 mehrfach gefaltete farbige Tafel mit 2 Karten und 3 Stadtplän en, 66 Textholzschnitte nach Raffet. 2 Bl., I V S., 637, (3) S. Quart (254 x 166 mm). Hellbraun er Russischlederband der Zeit auf vier Bünde, mit goldgeprägtem Rückentitel, in den übr igen Rückenkompartimenten in einfachen Goldf iletenrahm en aufwendiges Rahm enwerk in maur ischem Stil aus sich überkreuzenden Goldf ileten mit floralen Elem enten, ähnlich auf den Deckeln, jedoch hier mit großer zent raler Rosette, mit Goldf ileten auf den Steh-, floraler Bordür e auf den Inn enk anten, mar in eblau en Mar oquind oublür en mit reic her Goldpräg ung in span isch-maur ischem Stil, Vorsätz e mit kön igsblau er Moiréseide bezogen und mit doppelten Goldf ileten rahm en, mit Ganzg oldschnitt, am Fuß sig niert „R[elié]. P[ar]. Jean Simier“ .
Herrl icher, mit mau r ischem Dekor reich verz ier t er zeit genössischer Einband von Jean Simier Die er ste Aus g a b e des Werks zur Ge s chich te Alger iens liegt hier mit dem zweit en, 1844 dat iert en Tit elblatt vor; der Buchblock ist ansonsten derselbe wie bei der frü her en Tit elva r ia nt e. Dieses Exemplar aus der Bibliot hek von Alexa nd re Roudinesco (1883 –1974) liegt in einem wunderba r en zeit genössischen Einband vor, der mit seinem reichen maurischen Dekor auf Rücken, Deckeln und Doublür en aufs schönste mit dem Inh alt kor respond iert. Der Buchbinder Jean Simier, ein Nef fe des ‚großen‘ Simier, ist ggf. schon in den 1840er Jahren, auf jeden Fall in den 1860er Jahren in Pa r is nachweisbar. Für dessen Spez ia l it ät reich ver goldet er Doublür en ver weist Culot eigens auf unser Ex em plar [Culot 551]. Das letz t e Blatt mit den Ang a ben zur Pla z ier ung der Ta feln wurde enfernt. Der Erh alt ungsz ustand ist ma kellos. Proven ienz: Illustrier t es Ex l ibris von Alexa nd re Roudinesco verso fliegendem Vorsatz von Band I. – Dessen Aukt ion 1967, I, Nr. 46: frs. 1.800.
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Im illustrier t en Verlegereinband, mit ausnahmsweise kolor ier t en Stahlstichen 222 Galib ert, Léon. L’Algérie anc ienne et moder ne depuis les premiers établissements des Car thaginois jusqu’ à la prise de la Smalah d’Abd-el-Kader. Vig nettes par Raffet et Rouargues frères. Par is, Furne et Cie, 1844. 24 Stahlstiche mit Seidenvorsätzen, gestochen von Rouar gue frères, davon 10 ausn ahmsweise kolor iert, 12 kolo rierte Tafeln in Holzschnitt mit Seidenvorsätzen nach Raffet, 1 mehrfach gefaltete farbige Tafel mit 2 Kar ten und 3 Stadtplänen, 66 Textholzschnitte nach Raffet. 2 Bl., I V S., 637, (5) S. Quart (253 x 165 mm). Verlegereinband von dunk ellila Saff ian auf glatten Rücken, mit Rückent itel und -illus trat ion in Goldpräg ung, auf den Deckeln goldgepräg te Platte mit arabi scher Reiterf ig ur in blindgeprägtem Rahm enwerk, mit späteren, marm or ierten Vorsätz en und Ganzg oldschnitt (oberer und seitlicher Rand durch gehend schwach gebräunt, 1 Tafel braunf leckig).
Die erste Ausg a b e dies er Ges chicht e Alg er iens liegt hier ein weiter es Mal mit dem zweiten, 1844 dat ier t en Tit el blatt vor. Eine selt ene Besonderheit ist der schöne goldgepräg t e Verlegerein band, der auf den beiden Deckeln einen Bewaffnet en zu Pferd zeigt, auf dem Rücken hingegen einen gemütlich pfeifer auchenden Ka melr eit er unt er ei ner Pal me. Der Verleger Furne „fait souvent graver des fers spéciaux“ [Malavueille 177]. Eine Ausn ah mestellung kommt diesem Exemplar obend rein dadurch zu, daß außer den 12 Tafeln mit Uniform iert en hier auch 10 der 24 Stahlstiche, ausn ahmslos solche mit Landschaftsd arstellungen, sehr hübsch kolor iert, ein ige davon auch mit Eiweiß gehöht worden sind. Proven ienz: „J. Alleaume“, in Goldpräg ung auf dem Vorderdeckel.
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Im Lux us-Verlegereinband 223 Galib ert, Léon. Histoire de la République de Venise. Par is, Furne et Cie, 1847. 1 gefaltetes Frontispiz und 23 Tafeln in Stahlstich mit Seidenvorsätzen; wenige Textabbildungen, 1 wiederholte Kopf leiste, einige wiederholte Schlußvig netten und Zier initialen in Holzschnitt. 2 Bl., VII S., 586 S., 1 Bl. Quart (266 x 167 mm). Verlagseinband von rotem Saff i an auf glatten Rücken, mit Titel und den ganzen Rücken einnehm ender Illu strat ion in Goldpräg ung, die Deckel mit blindgeprägtem Rahm enwerk mit gold schraff ierten Eckfleurons, zent ral große goldgeprägte Illu strat ion mit weißer und grüner Intarsier ung, mit Dentellebordüre auf Steh- und Inn enk anten, weißen Moirépapiervorsätzen und Ganzg old schnitt ( Vorsätze oxydiert, streckenwei se deutlich braunf leckig, wenige Lagen papierbedingt leicht gebräunt). In pracht vol ler Goldprä g ung il lustrier t er, int arsier-ter Saf fi a n-Verl agsein band Es wa r en wen iger pol it ische Macht und Größe, die Léon Galibert (1803 – um 1865) an der Geschichte Vened igs fasz in ier t en, sondern vielmehr „ce double
phénomène d’indépendance et de longévité, si rare chez les nations“ [S. I]. Daru m beschreibt das Werk nicht nur die Ereig n is-, sondern auch Archit ekt ur-, Kunst-, Kult ur- und Sitt engeschicht e der „cité my stérieuse“ [S. VII] bis in die Gegenwart des Aut ors. Als Anh ang findet sich eine chronolog ische Liste aller Dogen der Seer epu blik. Der Band ist mit 24 von Rouargue gez eichneten Stahlstic hen ausg estat t et; das dopp elblatt g roß e fein gestochene Front i spiz zeigt die Lag unenstadt und ihre Bauten aus der Vogelschau. Der präch tige Lu x us-Verlegereinband aus rot em Saf fia n ist gleichfalls illustriert. Den ges amt en Rücken füllt ein Standbild des Dogen (Enr ic o?) Dandolo aus, die Deckel ziert eine Kartusche mit der Ansicht von Mark usplatz und Dog enpa l ast, dar u nt er das weiß und grün int arsier te Stadt w app en, dar ü ber der Mark uslöwe. Lit er at ur: Blanc 588; Bru net V I , 1433, Nr. 25454; Cart eret III , 254; Cicogna 642; DBF XV, 163; Quéra rd/Bourquelot I V, 11; Sor anzo 7302 (mit in kor r ekt em Tit el und Verl agsn a m en); Vica i re III , 857; zum Einband: Malavieille 178, Nr. 59 (Abb., mit ver t auscht er Beis chrift).
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In Einzell iefer ungen mit allen Umschlägen und mit zusätzl ichen Tafeln auf Chinapapier 224 Gaut ier, Théophile. Le capitaine Fraca sse. Illustré de 60 dessins de Gustave Doré. Par is, Charpent ier, 1866. 60 Holzstic he, all erm eist mit rosa Seid envorsätz en, nach Gustave Doré; zusätzlich 24 Holzschnitt-Tafeln auf Chin apapier (davon eine doublet t). 2 Bl., 500 S. Quart, unbeschnitten (277 x 185 mm). Lose Lagen in 60 cham oisfarbenen illu strierten Liefer ungsu m schlägen, mit illu striertem Orig in al-Um schlag, in grobgen arbter roter Halbm aroquinchem ise auf fünf falschen Bünden mit goldgeprägtem Rückent itel und blind- und goldge prägter Kastenverg oldung, in Pappschuber mit Mar o quink anten (Schuber etwas beschabt, vorletzte Liefer ung am Seitenrand mit Einr iß und Knitterspuren, letzter Liefer ungsum schlag vorn mit Knitterspuren). Mit 60 Tafeln nach Doré, 24 zusätzl iche Tafeln auf Chin apapier – in Einz ell iefer ungen Der zuerst 1863 erschienene Rom an von Théophile Gaut ier (1811 –1872) besitzt den Ruf seines „besten Pros awerkes“, vor allem durch die „Fülle an zeit ty pischen Beschreibungen“ [Engelh ard/Roloff ] aus der Um bruchsz eit unt er Ludw ig XIII . im 17. Jahr hundert im französischen Südwesten. Hinz u kommt „das Int ere sse am Ar t istischen“ [Engler 49]. Der letzte Bar on von Sigognac schließt sich aus Lie be zu der Schauspieler in Isa belle ihr er Truppe an. Währ end er unter dem Namen des Capitaine Fra casse auft ritt, wird sie als die ger aubt e Tocht er ei nes Herz ogs ident i fi z iert – nach allerlei Abent euern heir at en sie und „keh r en in den ih nen zustehenden soz ia len Rang zur ück“ [Engelh ard/Roloff ]. Dies ist die erste Ausg a b e mit den Illustrat ionen von Gustave Doré, mit dem Gautier befreundet war. Guratzsch/Unverfehrt finden sie „sent i ment alspannungslos“, Car t eret hingegen nennt das Werk „très recherchée pour sa rema rquable illustrat ion“. 23 der 60 Tafeln liegen in unser em Exemplar zu sätzlich als Drucke auf Chin apapier vor (plus eine Doublet te). Car t eret ber icht et auch „d’une grande ra r et é en prem ier tirage, en livr aisons avec ses papiers de soie et la co u verture génér a le de ton cha mois, illustrée porta nt l’adresse quai de l’École“ [Cart eret]. Exa kt auf ein solches Exemplar in Einzell iefer ungen mit allen Umschlägen hatt e es der Marseiller Ban kier und Bibliophile Henr i Bonn asse (1899 –1984)
abgesehen – es liegt hier, geschützt von sol ider Che mise und Schuber, in her vor r agendem Zustand vor. Proven ienz: Auf dem Innendeckel das goldg e präg t e Ex l ibris von Henr i Bonn asse, der seine vor allem der Rom ant ik gew idmet e Samm lung ab 1980 verk aufen mußt e (dessen Kat a log II , 1982, Nr. 40: frs. 6.500). Lit er at ur: Bénézit I V, 684; Beraldi V I , 45, Nr. 146; Borst 2964; Brivois 167; Car t ere t III , 258 ff. (mit Umschlag-Abb.); Dézé 70; Eng el h ardt/Roloff II , 98 f. (Ers tausg.); Guratzsch/Unverf ehrt II , Nr. 89; Leblanc 118 ff.; Lonc hamp II , 177; Rahir 437; Sand er 291; Talva rt/Place V I , 330, Nr. 57B; Tour neux 42; Vica i re III , 926 f.
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Selt enes Exemplar der Erst ausga be auf starkem Vel inpapier 225 Gaut ier, Théophile, [fils]. Avent ures du bar on de Münchh au sen. Traduction nouvelle par Théophile Gaut ier fils. Illustrées par Gustave Doré. Par is, Charles Furne, [1862].
Selt enes Exemplar auf starkem Vel inpapier – mit 155 phant astischen Illustrat ionen von Doré
als 1781 und 1783 ein anonymer Aut or zwei solche Samm lungen unt er seinem Na men veröf fent l icht e. Diese wurden von Rudolf Erich Raspe ins Engl ische übersetzt, 1785 unt er dem Tit el Baron Munchh au sens Narrative of his Marvellous Travels and Campaigns in Russia herausgegeben und in weit er en Aufl agen ent sprechend dem Int eresse des engl ischen Publik ums um eine Reihe von Schiffs- und Seea bent euern er weit ert. Gottf ried Aug ust Bürger übert rug den eng lischen Text wiederu m frei ins Deutsche, „wob ei ihm wahrscheinl ich Licht enb erg zur Seit e stand, und erweiterte sie in der ersten Auflage um acht, in der zweit en Auflage (1788) um weit er e fünf Ge schichten“ [ebd.]. So gehört der Münchh au sen „zur Rei he jener Werke, bei denen die Er z ählt rad it ion gegenü ber der selbständ igen Leistung ei nes einz el nen Aut ors an Bedeut ung überw iegt“ [ebd.].
Wer zeichnet für dies e Lüg eng es chicht en vera nt wort l ich? Der histor ische Ba r on Karl Friedr ich Hier ony mus von Münchh aus en (1720 –1797), der „bein a he zwanz ig Jahr e Hof- und Mil it ärd ienst“ in Braunschweig, Rußland und in zwei Türkenk riegen geleistet hat t e und „im kleinen Kreis seiner Freunde sei ne abent euerl ichen und phant a stischen Geschicht en“ [K NLL] zum besten gab, war empört,
Dies ist die erste Ausg abe der franz ösischen Über set z ung von Théo phile Gau t ier fils (1836 –1904) mit den Illustrationen von Gustave Doré, die, so Gaut ier im Vorwort, „par leur fidélité car acteristique et leur exot ique bi z ar r e r ie“ den Ein d ruck er wecken, dieser sei der „peintre de l’exp édition“ gewesen, so sehr fügt en sie dem Text „une valeur de bouffonnerie froide plus germ anique encore“ hinz u
155 Holzschnitte, davon 32 ganzseit ig. 238 S., 1 leeres Bl. Quart, unbeschnitten (317 x 227 mm). Roter Halbsaffian band auf fünf pointilléverzierte Bünde, mit goldgepräg tem Rückent itel in doppeltem Goldf iletenrahm en, dieser auch in den übr igen Rückenfeldern, darin jeweils flora ler Einzelstempel umgeben von Eckfleurons, mit Gold fileten auf den Deckeln und marmor ierten Vorsätzen, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „Pagnant“ (vorde rer Innenfalz einger issen, aber vollkomm en stabil).
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[S. 7]. Etwa um die s el b e Zeit be bil der t e Doré auch die phant as tis chen Erz ähl ung en von Ernest L’Épine, die Histoire du capitaine Castagnette [siehe Nr. 396] und La Légende de Croque-Mitaine [siehe Nr. 397], doch sind die Avent ures du bar on de Münchh au sen in dieser Grupp e „am hervorra gendsten […]. Die Einf ühlung Dorés in diese Stof fe ist bew undernswert; in den Zeichnungen zum Münchh au sen scheint der Stil Rowlandsons unm it telbar fortgesetzt zu sein“ [Rümann]. Für Cart eret ist die „char m ant e illustrat ion […] pleine de verve et d’esprit“ und „d’un int érêt supérieur à celle des aut res édit ions illustrées“ [Car t eret]. Die Gesamt zahl der Illustrat ionen wird von Sander mit 153, von Dézé mit 157 sow ie von Leblanc und Osterwalder mit 158 – jeweils falsch – angegeben. Der schöne Druck auf völl ig unb es chnit t enem, starkem Vel inpapier wurde von Édoua rd Pagnant (1852 –1916), der „une répu t at ion très méritée au près des ama t eurs“ [Fléty] ge noß, in ei nen sol iden, sehr gut erh alt enen Halbsaffia nband mit reicher Rückenvergoldung gebunden. Lit er at ur: Brivois 293; Car t eret III , 40 f.; Dézé 64; Guratzsch/ Unverfehrt II , Nr. 76 f.; vgl. K NLL III , 325 f. (Bürg er); Leblanc 37 f.; Osterw alder 321; Rümann 200 f. (mit Abb.); Sander 505; Tourneux 105; Vicai re I, 160; zu Pagnant: Fléty 139.
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Auf starkem Velinpapier, mit Widmungsbrief von Car ter et 226 Gautier, Théophile, [fi ls]. Aventures du baron de Münchhau sen. Traduct ion nouvelle par Théophile Gautier fils. Illustrées par Gu stave Doré. Paris, Charles Fur ne, [1862]. 155 Holz schnit te, davon 32 ganz seitig. 238 S., 1 leeres Bl. Quart (306 x 221 mm). Roter Halbmaroquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold ge präg tem und gerahmtem Rückentitel in zwei sowie rei cher or namentaler Goldprä gung in den übri gen Rücken feldern, mit Eckfleurons in doppeltem Goldfiletenrahmen auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und Ganz gold schnitt, verso fliegen dem Vorsatz si gniert „Dupré“ (durch gehend leicht braunfleckig). Weiteres Exemplar auf starkem Velinpapier, im zeit genössi schen Ein band und aus dem Besitz von Léopold Car ter et Dies ist ein wei te res Ex em plar der er sten Aus-ga be von Théophile Gautier fi ls’ Über set zung mit den Il lu strationen von Gu stave Doré, wiederum auf starkem Velinpapier. Es stammt aus dem Be sitz von Léopold Car ter et, der die se Doublette aus sei ner Bi bliothek mit dem bei lie genden hand schrift lichen Brief vom 24. März 1930 ei nem un genannten Freund über eig nete. Im Post scriptum ver weist er ei gens auf die Si gnatur des weni ger bekannten Buch binders Dupré als ei nes Zeit genossen von Capé, Belz und Niédrée [vgl. auch Fléty 64]. Provenienz: Léopold Car ter et, mit bei lie gendem, auf dieses Exemplar bezug neh mendem Wid mungsbrief, datiert 24. März 1930. – André Tissot-Dupont (dessen Auk tion 2016, Nr. 12).
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Im illustrier t en Orig inal-Leinenband 227 Gaut ier, Théophile, [fils]. Avent ures du bar on de Münchh au sen. Traduction nouvelle par Théophile Gaut ier fils. Illustrées par Gustave Doré. Par is, Furne, Jouvet et Cie, [1866]. 156 Holzschnitte, davon 32 ganzseit ig. VII S., 230 S., 1 leeres Bl. Quart (285 x 201 mm). Roter Orig in al-Lein enband mit goldg eprägt em Rückenl ängst it el sowie dek or at iver Schwarz- und Goldpräg ung auf den Deckeln und mit Ganzg oldschnitt (Ecken und Kapitale mit minim alen Stauch- bzw. Schabstellen, Vorsätze angegilbt, durch gehend etwas braunf leckig). Die vorl iegende zweit e Aufl age, erschienen in et was kleiner em Form at als die Erstausg abe von 1862,
besitzt eine zusätzl iche Texta bbildung: die Schluß Vig net t e eines sitz enden Hundes [S. 96]. Bem erk ensw ert ist der dekor at iv gep räg t e orig in a le Leinenb and. Auf dem Vorderdeckel prangt in schwarz em Rah menwerk unt er einer freiherrl ichen Krone und Zopfper ücke das Münch hausensche Wapp en in Gold, mit Dackel und – halbier t em – Pferd als Schildh alt ern auf wolk igem Unt erg rund. Proven ienz: Buchh ändleretikett von E. Gont ier in Louv iers auf dem Spiegel. Lit er at ur: Brivois 293; nicht bei Cart eret; Dézé 64; Guratzsch/ Unverfehrt II , Nr. 76 f.; vgl. K NLL III , 325 f. (Bürg er); Leblanc 38; Rümann 200 f. (mit Abb.); Sander 505; nicht bei Vicai re.
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Der frühe Gavarni: Lit hog raphien für L’Arti ste 228 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. [Lithog raphien aus:] „L’Arti ste“ . [Par is, 1831 –1857]. 72 lose Lithog raphien (davon 2 leicht getönt); zu sätz lich 3 var iante Doublet ten; zu sätzlich 1 lithographiertes Selbstport rait Gavarnis auf aufgewalztem Chin apapier aus „Les Beaux-Arts“ . Quart (etwa 292 x 216 mm). 76 Lithog raphien Gavarnis, zum eist aus den 1830er Jahren (Minim ale Gebrauchs spuren, wenige Tafeln braunf leckig). Nach einer mehr jähr ig en „in Dürf t igkeit und Ent b eh r ung en unt er n om m en en Reis e durch Frankr eich“ kam der 24jähr ige Guillaume-Sulpice Chevallier, der sich hinfort nach dem abg eleg e nen Py r en äenort Gavar n ie ben annt e, 1828 nach Pa r is zur ück. Schon in seinen ersten Lit hog ra phien, die in Modez eitschrif t en erschienen, zeig te er sich „sei nen Mit a rb eit ern weit überleg en“ [Rümann 187] und err ang sich „bald einen geacht et en Na men“ [ebd. 186] in li t e r a r i s chen und künst ler is chen Kreis en gen aus o wie in der Pa r is er Gesellschaft: „The fact that he was a handsome and charm ing man, somet hing of a dandy in clot hes and manner, no doubt eased his way“ [Ray I, 217]. 1831 beg ann er seine lang j ähr ig e Tät igkeit für die Zeit s chrift L’Arti ste, der en gehob ener Anspruch sich auch in dem Unt ert it el Journ al de la littérature et des beaux-arts ausd rückt e. Sie war nicht nur ein gener elles Besprechungsorg an für Bücher, Konz ert e und Theat erauff ühr ungen, sondern legt e besonder en Wert auf Abbildungen, vor allem der „lead ing events of the Roma ntic movement“ [Ray I, 214]. Dab ei beg nügte sich das Blatt nicht mit Reprodukt ionen, sondern beschäf t ig t e einen ganzen Mit a rbeit erstab mit der Produkt ion von Orig in alLit hog raphien, allen vora n Menut Alophe, Léon Noel und Gavarni. Und be r eits hier sind sei ne Zeichnungen „more varied and attractive than are the costume plates to which he often devot ed him self at this period“ [ebd.]. Dies e Kol lekt io n ver s am m elt fast alle Lit ho phi en, die Gavarni über den Zeit r aum von gra
1831 bis 1857 in L’Arti ste veröffentl icht e, näml ich 72 von 73 oder 74, es fehlen led iglich die Port raits Melingue (das laut Robiquet aber unpubliz iert blieb) und Henr i Monnier, en pied, ferner eine Tafel, die Ar mel hault/Bocher in keinem Exemplar der Zeit schrift gesehen ha ben [Nr. 213]. Die Kat a log isier ung ist bei Ar mel hault/Bocher ohneh in et was unü ber sicht l ich. Zu den 57 unt er dem Zeitschrif t ent it el laufenden Eint rägen [Nr. 156 – 212] kom men neun unt er der Rubrik Costumes et Modes [Nr. 2198 – 2206], drei unt er Port raits [Nr. 1, 21 und 52], eine, Passons vite, die wohl versehent l ich kei ne Num mer erh ielt [nach Nr. 176], schließl ich zwei, die auch in ander en Zeitschrif t en erschienen: Le com mentaire [Nr. 220] zuerst 1843 in Les Beaux-Arts (im vorlie genden fünften Zustand 1847 in L’Arti ste) sow ie Repentir [Nr. 1564] 1843 in La Sylphide. Hinz ugef ügt wurden Gavarnis ‚klassisches‘ Selbst por t rait von 1842 auf aufgew alzt em Chin apapier, das 1843 in Les Beaux-Arts erschien [Nr. 34] sow ie drei va r ia nt e Doublet ten: Repentir ist sowohl im er s ten Zu s tand ohne Le g en d e als auch im 4. Zustand mit der Beischrift „l’Artiste“ vorh an den, die Part ie [Nr. 190] nochm als als aufgez oge nes Blatt (Träg er papier stärker braun fl eckig) im ersten Zustand avant la lettre und das getönt e Port rait Mistress W. G. [Nr. 212] zus ätzlich ohne Legende. Get önt ist im übr igen auch das Bildn is der Mistress Dian a S… [Nr. 211]. Diese Samm lung ist von besonder er Bedeut ung, stammt doch das Gros der Li t ho g ra phi en aus Gavarnis Früh z eit, aus der noch kei ne se pa r a ten Alb en vorliegen: Die Nummern 156 –199 und 2198 – 2206 in Ar mel hault/Bochers Sor t ier ung er schienen von 1831 bis 1838 in der ersten Ser ie von L’Arti ste, die Nummern 200 – 206 in der zweit en Ser ie 1839, die übr igen als vereinz elt e Nachl äufer in den Jahr en 1843 [Nr. 207], 1853 [Nr. 208] und 1856/57 [Nr. 209 – 212]. Die erste Ser ie der führ enden rom an tischen Lit er at ur- und Kunstzeitschrift war auch die ambitioniert este: In diesen Bänden sind „the high hopes of a vigorous artistic movement […] everyw here in ev idence. Du r ing that period the
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mag az ine’s public was clearly an elit e for which both artists and writers produced thei r best work“ [Ray I, 215 f.]. Wie sich das Verblassen der rom ant ischen Hochstim mung allg emein in dem allm ähl ic hen Niederg ang von L’Arti ste spiegelt, so konk ret in der Abwendung Gavarnis. In seinen großa r t igen eige nen Alben schlug er seine eigenen Wege ein. Auf den „dessinateur de modes, au talent charm ant et minc e de la première manière“ [Beraldi V II , 14] folgt e ein ander er Gavarni, der „se met à peind re, à silhouetter dans tous les sens la société à tous les étages: le monde, le demi-monde et toutes les espèces de mondes; prenant […] la vie moderne, par tous les bouts“ [ebd. 15]. Proven ie nz: Ein ig e Blät t er mit Präg es temp el: „L’Artiste [/] H.te Del“ – ist das Paul (eigentlich: Hippolyte) Dela r oche? Lit er at ur: Armel hault/Bocher 1 ff., Nr. 1, 21, 34 und 52, 31 ff., Nr. 156 – 212, 45, Nr. 220, 393 f., Nr. 1564, und 508 ff., Nr. 2198 – 2206; Beraldi V II , 42, Nr. 27 – 31, 61 f., Nrn. 142, 156 und 173, 78, Nr. 289; Osterw alder 413; Rümann 186 f.; Sander 295; zu L’Arti ste vgl. Ray I, 214 ff., Nr. 147; Vicai re I, 103 ff.
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Liebe als Gesellschaftsspiel 229 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Les pet its Jeux de Société. [Par is], Caboche Gregoire & Cie, [1837]. 6 lose Lithog raphien, davon 1 kolor iert und eiweiß gehöht. 8 lose S. ( Verlagsprospekt Aubert). Folio (330 x 245 mm). Rote Leinwandm appe mit goldge prägtem Rücken schild und goldgeprägtem Deckelt itel, sig niert „Pierson“ (kolor ierte Tafel leicht gebräunt). Mit einer kolor ier t en Ta fel In der nur sechs Tafeln umfassenden Serie Les pet its Jeux de Société geht es um die Liebe und die mit ihr verbundenen allz u mensch l ichen Wechsel spiele von Privat em und Gesellschaft l ichem, Gef ühl
und Ber echnung. Gavarni hatt e selbst ger ade eine Phase durchlebt, in der „die Liebesf äden sich ver mengen, sich kreuz en und verw ickeln, wo neb en neuen Liebschaf t en alte Kind heitst ändeleien und Spiele von gestern wiederaufleb en, wo ein Stell dichein das ander e jagt“ [Goncourt I, 150]. Die zuerst als Album, dan ach in Le Charivari veröf fent l icht en Lit hog raphien, die in der bibliog ra phischen Lit er at ur erstaunl ich oft unt erschlagen werden, liegen hier lose vor, das Blatt Le Pélérin age [Nr. 3] in satt em Kolor it. Lit er at ur: Ar mel hault/Bocher 471 ff., Nr. 1974 –1979; Beraldi V II , 48, Nr. 167; nicht bei Bilderwelt en, Lemoisne, Lonc hamp, Osterw alder, Rahir und Ray; Sander 295.
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Liebe im Wochen-Takt 230 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Un Couplet de Vaudeville. [Par is], Aubert, [1839]. 6 lose Lithog raphien. Folio (332 x 261 mm). Rote Leinwandm appe mit goldge prägtem Rücken schild und goldgeprägtem Deckelt itel, sig niert „Pierson“ . Sechs Lit hog raphien zu ei nem Couplet von Eugène Scribe Dies es aus sechs Ta feln bestehende Ka binett stückchen Gavarnis illustriert ein einz iges Couplet aus dem Vaudeville L’Héritière von Eugène Scribe (1791 –1861) von 1823. In dem ein a k t i g en Lust spiel will der junge Gustave nicht recht an die jung ver w it wet e Erbin Agat he hera n: Es sei im mer das selbe, „je ne peux aimer les femmes qui m’aiment“
[L’Heritière, S. 14], versucht er seinem Onkel Gourville zu erk lä r en. Zur Illustrat ion erk lingt darauf ein Couplet über Liebschaf t en, die sich regelm ä ßig schon nach einer Woche überlebt haben. Beg innend mit der ersten Begeg nung am Mont ag, vera nschau l ichen Gavarnis Lit hog raphien die ein zelnen Wochent age, bzw. die sechste das Wochen ende, an dem der Galan seine Dame allein auf einem Bett sitz end zur ückläßt: „On se quitte le Samed i, [/] Et le Dimanche tout est fini [/] Pour recommencer le Lundi“, laut et die Legende zur letzt en Tafel. Die von den meisten Bibliog raphen übersehenen sechs Blät t er erschienen nicht als sepa r at es Album, sondern nur in Le Charivari – in der Woche des 8. bis 13. Juli 1839, von Mont ag bis Samst ag. Lit er at ur: Ar mel hault/Bocher 257 ff., Nr. 965 – 970; Bilder welt en 172, Nr. 91/7; Sander 295.
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Das weibl iche Pendant zu Robert Macaire 231 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Fourberies de Femmes. En matière de Sentim ent. 2 e r is], Bau g er [und:] Au b ert, [auf dem Série. [Pa Umschlag:] Au Bureau du Charivari, [1840 –1841]. 52 lose Lithog raphien. 16 S. ( Verlagsprospekt Aubert). Folio (346/349 x 261/265 mm). Schlichte, in Schönschrift bet itelte Kartonm appe, mit beiliegendem gelben, gold bedruckten Orig in al-Vorderum schlag (Um schlag berie ben). 52 Lit hog raphien über die „Falsch heiten der Frauen“ Nach dem Publik umser folg von Dau miers Robert Macaire bat der Verleger Charles Philipon Gavarni, zu der Fig ur des gew issenlos-gew ief t en Bürgers ein weibl iches Gegenstück zu erschaf fen. So entstanden die Fourber ies de Femmes, die freilich eine ganz eigene Richt ung nahmen: Währ end der Mann seine List und Raf fi nesse vor nehm l ich in öf fent lichen und geschäft l ichen Dingen ausspielt, ent wickelt die – rechtl ich und ökonom isch oftm als von ihm abh äng ige – Frau die entsprechenden Fä h ig keit en im privat en Ber eich, En matière de Sent im ent, wie es im Unt ert it el heißt. Eine erste, 1837 erschienene Ser ie von 12 Litho graphien stellt e Gavarnis „erstes Auf t ret en vor dem Tagesz eit ungspublik um“ [Goncourt I, 173] dar und war noch ein tastendes „prélude cur ieu x“; die hier vorl ieg enden 52 Lit hog raphien der zweit en, die 1840 –1841 in Le Charivari bzw. in La Car icature (die Nrn. 22 – 24, 31 – 34, 36, 45, 46 und 49 zuerst dort) ged ruckt wurden, bezeugen hingegen eind rucksvoll die „maîtrise“ [Lemoisne I, 129], die „der verlieb te Frauenbeobacht er“ [Goncourt I, 172] auf diesem Gebiet ent w ickelt e. Das äuß erl ich einneh mende Wes en, die An mut und Zart heit vieler Gavarnischer Frauengestalt en macht auch den Betrachter leicht glauben, sie sei en die Arglosigkeit selbst – spät estens die zugehör i gen Bildu nterschiften beleh r en ihn eines besser en. Die „tiefg ründ igen Stud ien“ [ebd.], so die Brüder Goncourt, führ t en das ganz e Spekt rum weibl icher Strateg ien vor, die „dem Vertrauen und der Emp finds am keit des ehrl ichen Mannes und Gat t en“ Fallen stellen: all die „erlog enen Erk lä r ung en, falsche Schwür e, falsche Ent lastungsausbrüche der angez weifelt en Treue, falsche Trä nen, falsche Ner vena nf älle, all die großen und kleinen machiavell is tischen Machenschaf t en […], mit denen die Frauen
die Eifersucht ihr es Mannes einlullen, sie empört zur ückweisen, oder sie durch eine Rührszene be ruh ig en und ent k räf t en wollen“ [ebd.]. Freil ich spielt auch er seinen Part, namentl ich als Monsieur Coq uardeau, und wir sehen ihn „in seiner unaus rott ba r en Dumm heit, in den Ver w ick lung en ih rer Lieb esi nt rigen als nichtsa h nender Ver m itt ler des Ehebruches auf t ret en, dem Liebh a ber als Auf passer und Bot en dienen, ihm das Rendezvous des Tages anz eigen“ [ebd. 172 f.]. Die Brüder Goncourt erk annten in diesen Zeich nungen, die „in der geist r eichen und leb end igen Art der Bühne die Laster und Fehler geißeln“ und da b ei „den Querschnitt der Gesellschaft zeigen“, ein bei Gavarni „neue s Genre“, das sie „Sittenkomöd ien in Bleistift“ nannt en. Da bei ver meide er „jede Verz er r ung, jede ka r ik at ur enh af t e Verg röbe rung“; die belustigende Wirk ung entstehe „allein durch die orig inelle Art der Wiederg abe“ [ebd. 174]. Virtuos setzt Gavarni „sa fine psycholog ie, l’iro nie mordante, la moquerie caressa nte“ [Lemoisne I, 128 f.] ein, um auf der Klav iat ur chang ier en der Stim mungen zu spielen. In zugespitzt er Form griff Gavarni das Them a wen ig spät er nochm als auf, als er die Frauen darstellt e, die ganz von der Liebe ‚lebt en‘ – die Lorett en. Lit er at ur: Ar mel hault/Bocher 62 ff., Nr. 274 – 284, und 173 ff., Nr. 662 – 702; Beraldi V II , 51, Nr. 91; Gonc ourt I, 172 ff.; Lemoisne I, 128 ff. (mit 5 Abb.); Lonc hamp II , 179; Osterw alder 413; Rahir 439; Ray I, 220 f., Nr. 151; Sander 295.
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Komplett es, unbeschntittenes Exemplar 232 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. La Cor rectionelle. Pet ite s cau ses célèbres. Étud es de mœurs populaires Au Dix-Neuvième Siècle. Accompag nées de cent dessins par Gavarni. Par is, Martinon, 1840. 100 ganzseit ige lithographierte Abbildungen in sich wie derholenden Holzstichrahm en, 1 Titelvig nette und 100 (wiederholte) Kopfvig netten auf jeder Liefer ung in Holz schnitt. 2 Bl.; 403 S. – Text zweispalt ig und in doppelten schwarzen Rahm en gesetzt. Quart, unbeschnitten (278 x 220 mm). Langg en arb ter dunk elblauer Halbm ar oquinband auf glatten Rüc ken, mit goldgeprägtem Rückent itel und den ganz en Rücken ausf üll end er floral-lin ear er Goldornamentik in dreifachem Goldf iletenrahm en, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebunde nem illu strierten Orig in al-Um schlag, auf dem fliegen den Vorsatz verso sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1923“ (Um schlag etwas beg riffen und mit restaur ierten Randlä suren). Aus dem Ger ichtssaal: 100 Lit hog raphien von Gavarni Wir haben uns im „Strafger icht“ eingef unden – und mit uns eine vielköpfi g e Schar er w ar t ungsvoller Be su cher, die sich hin t er den Schran ken drän gen, bewacht von einem Ger ichtsd iener mit aufge pflanzt em Bajonett. Davor steht, eher gel ang weilt, ein Richt er in Robe, vorn liegt auf einem Häufchen von Asser vat en ein mar t ia l isches Richtschwert. – Nicht ganz ernst h aft ber eit et uns die im mergleiche Kopfv ig nette Gavarnis auf die Proz esse vor, von denen die 100 Liefer ungen der Ger ichtsz eit ung La
Cor recti onell e er z äh len. Eine ganzs eit ig e Lit ho graphie Gavarnis begleitet jeweils drei Seiten an onymen Text. Meist sind es Schilder ungen „kom i scher, eher unerhebl icher Straf t at en, in denen der aufgebracht e klein bürgerl iche Klä ger zet ernd und nach Genug t uu ng lech z end gegen die Gau ner eien der Ang ek lag t en eifert“ [Bilder welt en], und ent sprechend „amüsant-burlesk“ [ebd.] sind Gavarnis Zeichnungen mit Legenden, die den Streit noch einm al witz ig auf den Punkt bringen. Verg leicht man die Mens chend arstellung en von Gavarni mit den Kar ik atur en Dau miers, „so sind seine Ty p en, wiewohl aus dem Leb en geg rif fen“, doch „nie er s chüt t ernd“. Ge g en ü ber der span nungsvollen Linea r ität Dau miers bet ont er mehr die Kör p erl ichkeit der Fig ur en. Dar u m wirken selbst seine Pa r iser Proz eßh anseln mit u nt er „zart und weich, seine Darstellung ist eleg ant, seelisch kaum steiger ungsf ä h ig“ [Rümann 184]. Das aus dem Besitz von Paul Villebœuf und And ré Tissot-Dupont stam mende Exemplar des „ouv r age rare, recherché“ [Cart eret] liegt komplett und wohl erh alt en mit dem eing ebundenen Orig in al-Um schlag in einem Einband von Georges Mercier vor. Proven ienz: Goldg epräg t es und ver s chlung enes Monog ramm „ PV “ und Exl ibris von Paul Villebœuf auf dem Spiegel (Auktion 1963, Nr. 209). – And ré Tissot-Dupont (Aukt ion 2016, Nr. 208). Lit er at ur: Bilder welt en 174, Nr. 94; Brivois 112; Car t eret III , 177 f.; Osterw alder 413; Rahir 439; Sander 294; Vicaire II , 1025 f.
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Les enfans terribles – Gavarnis sprichwörtl ich gewordenes Werk 233 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Les enfans [sic!] terribles. Ire Série [= Alles!]. 50 Sujets. [Um schlagt itel]. Par is, Beauger et Cie, [1842]. Lithographierte Titel in schwarzem und blauem Druck, 49 lithographierte Tafeln. 1 Bl., 14 S. ( Verlagsanzeigen Aubert). Folio (330 x 250 mm). Orig in aler Leinenband mit blind geprägtem Rahm en auf den Deckeln und goldgepräg tem Deckelt itel (Einband lichtrandig, berieben und mit klein en Einr issen an Kopf und Kant en, vord er er Innenfalz einger issen, Tafeln papierbedingt überwiegend gebräunt und braunf leckig). Im orig in a len Leinenband und mit dem besonders selt enen lit hog raphischen Tit el Daß die Wendung enfant terrible zum geflügelt en Wort wurde, verd anken wir diesem Album von Gavarni. Denn er entdeckte nach Ausk unft der der Gon c ourt Kin der als „bis da h in noch Brü nicht von der Lit er at ur ausg eb eut et e und noch von niem andem erschlossene Quelle der Kom ik“ [Goncourt I, 221]. Erscheinen die von den lieb en Klei nen ausgesprochenen „Fra gen, Bemerk ungen und Ind isk ret ionen“ [ebd.] auch vorderg ründ ig naiv, so ist ihre Beobacht ungsg abe, wie Gordon N. Ray bemerkt e, doch „preter n at ura lly sharp. They see and hear everyt hing in their little world, and they are inf allible in annou ncing thei r disc over ies where they will cause the most embarrassment“ [Ray] – hieri n liegt der Kern für die spät er e Bedeu tungsverschiebung des Beg riffs enfant terrible zum bew ußt provok at iven Non kon for m isten. Kindermund tut Wahrheit kund – gen au das ist das Schrecklich-Peinliche. Der Junge will den frem den Herrn nicht in die Wohung lassen: „Monsieur, Papa hat keine Zeit, er macht gerade Bankrott“ [Nr. 41]. Ein kleines Mädchen steckt dem neben ihm auf dem plüschigen Sofa sitz enden Galan: „Meine Tant e Amelie sagt, Sie seien sehr nett, wie schade nur, daß sie so dumm sind“ [Nr. 32]. Ein ander es ant wor t et dem ält er en Verehr er, der ihr Bonbons verspricht: „Gib sie mir doch sofort, dann kannst du weggehen“ [Nr. 3]. „Klar und deutlich“, so die
Brüder Goncourt, hebe Gavarni auf dem „Hinter grund der Konvention und Lüge der Gesellschaft die rohe Aufr ichtigkeit und die derb e Unhöflich keit des kindlichen Egoismus“ [Gonc ourt I, 221] hervor – oder umgekehrt: Den so privat scheinen den kindl ichen Äußer ungen liegt im mer auch ein Stück Soz ia lk rit ik des Zeichners zug runde. Das Werk liegt hier vollständ ig mit allen 50 Lit ho graphien im orig in a len Einband vor, dar i n einge schlossen der oft fehlende illustrier t e Tit el [Ar melhault/Bocher 565], dessen Motiv nicht zuvor in Le Charivari bzw. La Car icature ged ruckt worden war. Lit er at ur: Ar mel hault/Bocher 147 ff., Nr. 565 – 613; Beraldi V II , 51, Nr. 104; Gonc ourt 221 ff.; Lemoisne I, 125 ff. (mit 3 Abb.); Lonc hamp II , 179; Osterw alder 413; Rahir 439; Ray I, 221, Nr. 152; Sander 295.
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Aus der Bibliot hek des Thronprät endent en Henr i d’Artois, comte de Chambord 234 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Les enfans [sic!] terribles [auf den Tafeln]. [Par is], Le Charivari [bzw.] Bauger [bzw.:] Aubert [auf den Tafeln], [1838 –1841]. 43 [statt: 49] handkolor ierte und eiweißgehöhte lithogra phierte Tafeln; dazu 1 Doublette. – Einige Tafeln auf getöntem Papier. Folio (332 x 250 mm). Grün er Halbk alblederband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Deckelt itel (Einband fleckig, Kanten etwas beschabt, untere Ecken bestoßen, Vorsätze und wenige Tafeln braunf leckig). Kolor ier t es Exemplar Das hier zusam mengestellt e Album ent h ält von den insges amt 49 Ta feln die ersten 43, die suk z essive von 1838 bis 1841 in Le Charivari er schienen wa ren [Armelhault/Bocher 147 ff., Nr. 566 – 608]. Die Nr. 44 wurde ausn ahmsweise zuerst in La Car icature
ged ruckt – mögl icher weise bew irkt e diese Ir r it at i on das Ende unser er Sammlung. Doch sind die frü hen Alben Gavarnis oh neh in „ra r ement complète“ [Sander]. Das ebenfalls nicht vorh andene Front ispiz kam erst spät er heraus [ebd. 565]. Alle Tafeln, unt er denen die Nr. 37 doublet t vorl iegt, präsent ier en sich in leucht endem eiweißgehöhten Kolor it. Dies es Exe mplar von Les en fans terribles hatt e einen illustren Vorbesitz er: Henr i d’Artois, comte de Chamb ord (1820 –1883) war als Enkel Kön igs Karls X. der leg itime Erbe der Bourbonen-Dyn a stie und als Heinr ich V. Prät endent auf den franz ö sischen Kön igst hron. Seine Ehe mit Ma r ia Ther esia von Österr eich-Este war – kinderlos. Proven ienz: Etikett auf Spiegel: „De la bibliothèque du Comte de Chambord (Henr i V de France, duc de Bordeaux). Né en 1820. Acquise par Magg s Bros. Ltd. de Lond res“.
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Die Leiden des jungen Mannes 235 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. La vie de jeune homme [auf den Tafeln]. [Album co mique]. Par is, Aubert [und:] Bauger [auf den Tafeln, auf dem Umschlag:] Au Bureau du Journ al amu sant, & du Pet it journ al pour rire [1840 –1841]. 36 lose lithographierte Tafeln. Folio, unbeschnitten (336/340 x 256 mm). Dunk elg rü ne Halbk albl ed erm appe mit goldg eprägtem Rücken titel und den ganzen Rücken bedeckender goldgeprägter Rocaille-Orn am entik, orig in aler Vorderum schlag bei liegend (Kanten ger ing beschabt, klein e Fehlstelle am Fuß, einige Tafeln mit un scheinbaren Randlä suren oder Fleckchen). Vollständ iges Exemplar in losen Ta feln Das Leben des jungen Mannes entr ollt sich in die sem Album comique – angelehnt an Balz acs Com édie humaine – in dia log ischen Szenen mit kom ment ie renden oder di r ekt e Rede wiedergebenden Bildu n terschrif t en. Die eleg ant gek leidet en Her r en wer den dabei eher selt en in Begleit ung junger Damen gez eigt, meist viel mehr unt er ih r esgleichen; mal mel anchol isch, mal zy n isch, mal rat los, mit u nt er als Konk urr enten: Man prügelt sich um eine Ge liebt e, gleich auf der ersten Tafel werfen zwei eine Münz e: „Voyons! J’aime Clara, si c’est face; si c’est pile, j’aime Aug usti ne“. Die 36 Lit hog raphien wa r en 1840 –1841 zuerst in den Mag a z inen Le Charivari und La Car icature erschienen; 1848 veröf fent l icht e Jules Hetz el 30 von ihnen noch einm al in der viert en Ser ie von Gavarnis Œuvres choisies. Die frühen Alb en Gavarnis – unser em liegt auch der orig in a le Vorder u mschlag bei – finden sich „rar ement complète“ [Sander]. Literatur: Armelhault/Bocher 77, Nr. 313 – 317, und 259, Nr. 971 – 997; Beraldi V II , 51, Nr. 106; vgl. Cartere t III , 262 (nur Neuausg. von 30 Tafeln bei Hetz el 1848); Lonc hamp II , 179; Rahir 439; Sander 295; Vicaire II , 103 ff.; vgl. Vicaire III , 954 (Neuausg. 1848).
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Kolor ier t es Exemplar 236 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. La vie de jeune homme [auf den Tafeln. Umschlagt itel:] Album comique. Par is, Aubert [auf den Tafeln, auf dem Umschlag:] Au Bureau du Journ al amu sant, & du Pet it journ al pour rire, [1840 –1841]. 36 handk olor ierte und eiweißgehöhte lithographierte Tafeln. Folio, kaum beschnitten (336 x 256 mm). Grüner Halb leinenband mit goldgeprägtem Rücken und Deckelschild sowie eingebundenem Orig in al-Vorderum schlag (13 Bl. mit kleinen Ein stichen außerh alb des Bildfelds). Die Leiden der Junggesellen – live und in Farbe Dies ist ein weit er es vollständ iges Exemplar des frü hen Albums von Gavarni, dieses Mal mit den Tafeln in frischem, eiweißgehöhtem Kolor it und mit dem orig i n a len beige-brau nen Vorder u mschlag. Proven ienz: And ré Tissot-Dupont (Aukt ion 2016, Nr. 213).
Wenn die Frauen Hosen tragen 237 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Les Débard eu rs. [Par is], Baug er [und:] Aub ert, [1840 –1842]. 66 lose Lithog raphien. Folio (etwa 330 x 245 mm). Rote Halbm ar oquinm appe (1 Tafel gebräunt, vereinzelt unbedeutende Fleckchen). 66 Ansicht en von Pa r iser Faschingsbällen Nach der Jul ir evolut ion von 1830 war in Par is „une véritable folie de danse“ [Lemoisne I, 107] ausge brochen, die sich insb esonder e zur Faschingsz eit in einer Vielz ahl von Masken- und sonstigen Bäl len Ausd ruck verschaff t e. Auf ihnen tum melt e sich „un mil ieu d’ar t istes, littér at eu rs, jeu nes dandys et fashion ables“ [ebd. 108] – auch der von einem „wah ren Kar nevalsfi eb er“ befallene Gavarni war „auf allen Bällen in selbster f undenen Kostü men anz u tref fen“ [Bilder welt en]. Jeden Sonna bend, ber ich teten die Brüder Goncourt, habe er „mit err egten Ged anken und er r eg t er Phant asie, mit wirb eln dem Kopfe […] im Lärm und Ged ränge irgend ein geheim n isvolles zärt l iches Abent euer oder auch nur ‚Sensat ionen‘“ gesucht: „Das Maskengeheim n is der Frauen, die um ihn herwogen, die Seide eines Dom inos, den seine Knie zerk nit t ern und um fas sen, die Blicke, die den seinen in einem Pfeilerspie gel begegnen, der Lärm, die Musik, das Licht, der warme Ger uch des Raumes und des Tanz es – all das ber auscht und verw irrt ihn“ [Goncourt I, 229]. Doch dieser Sinnest au mel trübt e keineswegs sei nen Blick, im Gegenteil: Aus der „überschwängli chen Vision, aus dem Er fassen jenes blendenden Ka leidoskops mit Augen, die in ihr em Fieb erz u stand kla r er, soz usagen sehender geworden“ seien, er w uchs en Bilders er ien von endg ült ig er Bedeu tung, wie die Goncourts meint en: „Wenn kommen de Geschlecht er das Kar nevalsleben des XIX . Jahr hunderts ken nen ler nen wol len, brauchen sie da her bloß Gavarnis Fas chingss er ien […] durchz ublät tern, zu schauen und zu hör en“ [Goncourt I, 229]. Die „most con siderable“ [Ray] dieser Ser ien und gleichs am „une larg e int roduct ion desc riptive“ [Lemoisne I, 118] in die Atmosphär e der Karne valsbälle stellen die 66 Lit hog raphien der Débardeurs dar, die von von 1840 bis 1842 in La Car icature und in Le Charivari erschienen, die Nr. 58 zuerst in La Mode [Ar mel hault/Bocher 1223]. Sie wid men sich einer besonders bel iebt en, ger adez u ‚klassisch‘ gewordenen Fa s chingsfi g ur, die gleic her m a ß en
von Männern wie Frauen verkörp ert wurde, und der en Kostüm letzt er en erl aubt e, auch ein m al ‚die Hosen anz uh a ben‘: „Le débardeur, où la femme le plus souvent affranchie de la jupe, trouve dans le large pant alon de velours, dans la ceinture à longs pans effrangés, dans la chem ise ouverte, le bonnet de police crànement posé de côté sur la perr uque poudrée et le loup noir l’aud ace et l’effronterie nécessaires à son jeu d’intrigue, l’inc ognito élégant et fringant qui la déguise sans la cacher et semble excuser mal icieusement la désinvolture qu’il lui donne“ [Lemoisne I, 110 f.]. Die eher schlichte Kleidung sig na l isier t e eine dandyh af t e, durchaus eleg ant e, ebenso selbst bew ußt e wie undurchschau ba r e Lässigkeit, von der Gavarni persönl ich beson ders fasz in iert war. Lit er at ur: Ar mel hault/Bocher 57 ff., Nr. 259 – 263, 125 ff., Nr. 486 – 542, und 328, Nr. 1223; Beraldi V II , 51, Nr. 103; Bilder welten 176, Nr. 95; Gonc ourt I, 229 ff.; Lemoisne I, 110 f. und 118 ff. (mit 5 Abb.); Lonc hamp II , 179; Osterw alder 413 (mit in korr ekt em Tit el); Ray I, 222, Nr. 154; Sander 295.
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gen Rückenk ompartimente mit orn am entaler Verg ol dung in doppelten Goldf iletenrahm en, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marmor ierten Vorsätzen und eingebun denem illu strierten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlag rücken), verso fliegendem Vorsatz sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ . Und [Ourliac]: Braunr oter Halbk alblederband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel, linearer und orn am entaler Blind- und Goldpräg ung auf dem Rücken, Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ier ten Vorsätzen, eingebunden em illu strierten Orig in alUm schlag (inkl. Um schlagr ücken) und Kopfg oldschnitt, verso fliegendem Vorsatz sig niert „E & A Maylander“ . Sechs Physiolog ies, illustriert von Gavarni 238 [Gavarni]. Alhoy, Maur ice. Physiol og ie de la lorette. Vig nettes de Gavarny [sic!]. [Und:] Ders. Physiolog ie du débardeur. Vig nettes de Gavarni. [Und:] Balzac, [Honoré] de, und Ar nould Frémy. Physio log ie du rentier de Par is et de province. Dessins par Gavarni, Henr i Monnier, Daumier et Meissonier. [Und:] Huart, Loui s. Physiolog ie du tailleur. Vig nettes par Gavarni. [Und:] Neufville, Étienne de. Physiolog ie des amoureux. Illustrations de Gavarni. [Und:] Ourliac, Édoua rd. Physiolog ie de l’ écolier. Vig nettes de Gavar ni. Zusamm en 6 Bde. Par is, Aubert et Cie, Lavigne, [bzw. Balzac/Frémy:] P. Martinon, 1841 –1842. Zu samm en etwa 330 Textabbildungen, allerm eist von Gavarni, dazu einige Schmuckinitialen und -vig netten, sämtlich in Holzschnitt. Jeweils 128 S. Klein-Okt av, seitl ich und unt en unb es chnitt en (139/140 x 90 mm). 4 braun e Halbm ar oquinbände auf glatten Rücken, jeweils mit goldg eprägtem Rücken längst itel in Goldf iletenrahm en, marm or ierten Vorsät zen, eingebundenem Orig in al-Um schlag und Kopfg old schnitt, verso fliegendem Vorsatz sig niert „V. Champs“ (teils leicht braunf leckig). Und [Alhoy, Lorette]: Dunk el grüner Halbm aroquinband auf vier zwischen Goldf ileten orn am ental blindgeprägte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in einfachem Goldf iletenrahm en, die übr i
Sechs Orig in alausg a ben mit Holzschnit t en nach Gavarni Dies e sechs Orig in alausg a b en wurden fast aus schließlich von Gavarni illustriert; in der Physio log ie du rent ier von Balz ac und Frémy stammen 18 Vig nett en von Dau mier, von denen hier neun erst mals ged ruckt sind [Bouvy 561 ff.]; Lhérit ier nennt auch Jules Gag n iet als Illustrat or. Über 300 Texta bbildungen hat Gavarni für diese Bände geschaf fen. Lemoisne cha r akt er isiert dessen Zeichnungen zum Écolier als „étonna ntes de vivacité“; diejen igen zum Rent ier, zum Débardeur und zum Tailleur sind für Rümann als „Schilder ungen der Par iser Sitt en“ das „Wertvollste, was auf diesem Gebiet neben Dau mier geleistet worden ist“. Proven ienz: Fünf Bände mit eingebundenem gesto chenen illustrier t en Ex l ibris von Eugène Jacob. – Physiolog ie de la lorette: Farbig illustriert es Exl ibris von A[ntoine] Vautier auf dem Spiegel (Auktion I, 1971, Nr. 137). – And ré Tissot-Dup ont (Auktion 2016, Nr. 446). Lit er at ur: Brivois 328 ff.; Car t eret III , 475, 480 f., 486 und 493 f.; Lacombe 743, 776, 781, 817, 853 und 861; Lemoisne I, 171 f.; Lhérit ier 34, 36, 42, 52, 58 und 117; Quéra rd/Bourquelot III , 570, I V, 327, V, 509, und V, 568; Rümann 188; Sander 574; Vica i re V I , 588, 596, 598, 607, 615 und 617.
Die „most masterly of Gavarni’s earlier series“ in einem kolor ier t en Exemplar 239 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Les lorettes. Par is, Bauger [bzw.:] Aubert [bzw.:] Pan nier [auf den Tafeln, auf dem Umschlag:] Au Bureau du Charivari, [1841 –1843]. 79 handk olor ierte und eiweißgehöhte lithographierte Tafeln, einige auf getöntem Papier. 1 Bl., 14 zweispaltige S. ( Verlagsprospekt). Folio (324 x 267 mm). Geglätteter roter Halbm ar oquin band auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel sowie orn am entaler und Filetenverg oldung auf dem Rücken, mit Goldf ileten auf den Deckeln,, marm or ier ten Vorsätz en, ein em eing ebund en en Orig in al-Ser i enum schlag (v. 2) und Ganzg oldschnitt, verso fliegen dem Vorsatz sig niert „V. Champs“ (Einband mit kleinen Schabstellen, einige Tafeln ganz schwach braunf leckig). Kolor ier t es Exemplar von Gavarnis Meister werk Mit deutschem Tiefsinn rügt e Rümann die Epoche der franz ösischen Jul imona rchie als eine Zeit, die „froh war, nicht in die Tiefe des Lebens hina bstei gen zu müssen, sondern sich lieber von der Ober fläche blenden ließ“ [Rümann 188] – ger ade so, wie sie sich bei Gavarni präsentierte: „Ihn reizte die Jugend, das frische Fleisch, die glat t e sam met a r t i ge Ober fl äche, die Elastiz it ät schwellender For men“ [ebd. 187 f.]. Diese Qual it ät en besitzt sein Werk über die Loret tes zwei fel los, jene koket t en und leicht lebi gen Mädchen, die in da m als neugebaut en Häusern an der Rue Not re Dame de Lorette log iert en und da nach ih r en Na men bek a men. Und doch ist ihre Darstellung alles ander e als ober flächl ich: Vielmehr ent hüllen die Bilder im Verein mit ihr en Legenden die „Geheimgeschicht e aller Abent euer, aller Episoden und Wechself älle des Lorett enlebens“ [Goncourt I, 214]; in ihnen „wett eifern der Zeichner und der Schriftsteller mitein ander an Feinheit, Zartheit und Tiefe der Beob achtung“ [ebd. 213]. John Grand-Carteret schrieb begeistert: „Quelle con naissance du visage de la femme et du cœur humain!“[Grand-Carteret 265]. Gavarni zeichnet diese Mädchen völl ig unvoreinge nom men in al len mögl ichen Allt agssit uat ionen, in ihr er Schönheit, ihr er Eit elkeit und ihr em brut a len Zyn ismus, ohne Bosheit, aber auch ohne Nach sicht. So gab die „most masterly of Gavarni’s earlier series“ [Ray] dies em Frauent y pus seine „unver wechselba r e Gestalt“ [Bilder welt en 178] und macht e ih r en Schöpfer zugleich ber ühmt.
Die 79 Li t ho g ra phi en, die zu erst 1841 –1843 in Le Charivari erschienen wa r en, liegen in frischem, eiweißgehöhtem Kolor it vor; eingebunden ist der orig in a le, beige-braune Glanzpapier u mschlag der zweit en Ser ie. Proven ienz: René Gast on-Dreyfus, dessen Aukt ion 21./22. März 1966, Nr. 157: frs. 2.900. Lit er at ur: Ar mel hault/Bocher 202 ff., Nr. 763 – 841; Beraldi V II , 51, Nr. 107; Bilderwelt en, 178; Gonc ourt I, 213 ff.; Lemoisne I, 134 ff. (mit 14 Abb.); Lonc hamp II , 179; Osterw alder 413; Rahir 439; Ray I, 222 ff., Nr. 155; Sander 295.
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In goldbedruckt en Orig inal-Umschlägen 240 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Le car naval à Par is. 2 Bde. Und: Souvenirs du bal Chicard [auf den Tafeln. Umschlagt itel:] Le bal Chicard. Par is, Aubert [auf einigen Tafeln, auf den Um schlägen:] Au Bureau du Charivari, [etwa 1843]. 40 lithographierte Tafeln. Und: 20 lithographierte Tafeln. Fo l io, kaum be schnit t en (344 x 266 mm. Und: 347 x 268 mm). Gelbe, goldbedruckte Orig in al-Broschu ren (Um schläge berieben und mit Rückenlä suren, durch gehend braunf leckig, einige Bl. stärk er gebräunt). 60 Lit hog raphien über den Pa r iser Kar neval, in 3 orig in a len Umschlägen „Chica rd“ war ein Prot a gon ist des Pa r iser Kar ne vals, der durch sein biz arr es, bunt zus ammenge wür felt es Kostüm und eine grot eske Tanz weise auf sich aufmerksam machte. Nach Ausk unft der Brü der Goncourt hieß er eigentl ich Alexa nd re Lévêque und war im bür g er l i c hen Le b en „Ban k ier des Ledergewerb es“ [Gonc ourt I, 235]. Bald sam mel ten sich eifr ige Nacha h mer und gelehr ige Schüler um diese Fig ur: Gavarni por t rait ier t e Chica rd und seinen selts a men ‚Hofstaat‘ in 20 Lit hog raphi en, die von 1839 bis 1843 nach und nach in Le Charivari erschienen. 40 Lit hog raphien mit dem Tit el Le car naval à Par is veröf fent l icht e Gavarni ab 1841 in Le Charivari und in La Car icature sow ie separ at in den beiden vorl ie genden Alben. Sie schließen sich zeitlich wie the matisch eng auch an die Ser ie Les Débardeurs an. Insgesamt ist die Werkg ruppe über den Kar neval „la plus développée“ und „une des grandes curio sités“ [Beraldi V II , 54] im Œuvre Gavarnis, denn hier, „sous les mêmes dehors de costumes joyeux, de bruit, de gaieté, l’artiste soulè ve les masques et arr ache les faux-nez, scute les âmes et les car actères“ [Lemoisne I, 119]. Der nicht opt im a le Zustand der in den orig in a len goldbed ruckt en Umschlägen erh alt enen drei popu lä r en Ser ien ist angesichts ihr er Selt enheit wie auch ih r er kult urgeschicht l ichen Ku r iosit ät hin nehm bar. Proven ienz: And ré Tissot-Dupont (Aukt ion 2016, Nr. 207). Lit er at ur: Ar mel hault/Bocher 55 ff., Nr. 251 – 257, 101 ff., Nr. 388 – 420, und 328, Nr. 1232 (Le Car naval), und 524 ff., Nr. 2272 – 2291 (Souven irs); Beraldi V II , 51, Nr. 102, und 53, Nr. 139; Gonc ourt I, 229 ff.; Lemoisne I, 113 f. und 118 ff.; Rahir 439; Sander 295; Vica i re II , 102 ff.
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Le carnaval in farbenfrohem Kolor it 241 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Le Car naval à Par is [Deckelt itel]. Par is, Aubert [auf den Tafeln], [etwa 1843]. 31 [statt: 40] handkolor ierte und eiweißgehöhte lithographierte Tafeln, einige auf getöntem Papier. Fo l io, kaum be schnit t en (329 x 247 mm). Dun k el blauer Perk alinband der Zeit auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Deckelt itel (Einband leicht fleckig, Vor sätze schwach braunf leckig, Tafeln kaum fingerf leckig). Kolor ier t es Exemplar Bei den Kar nevalskostü men spielen die Farb en eine wicht ige Rolle – daru m ist dieses, wenn auch nicht ganz vollständ ig e Exemplar (es fehlen die Tafeln 21 – 25 und 32 – 35) eine willkommene Erg än zung zu unser em schwarz-weißen Exemplar. Das schöne vielfarbig e Kolor it ist unt er der Eiweiß höhung glän z end erh alt en. Lit er at ur: Ar mel hault/Bocher 55 ff., Nr. 251 – 257, 101 ff., Nr. 388 – 420, und 328, Nr. 1232; Beraldi V II , 51, Nr. 102; Gonc ourt I, 229 ff.; Lemoisne I, 118 ff.; Rahir 439; Sander 295; Vicaire II , 102 ff.
Make up à la Gavarni 242 [Gavarni, d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. De la beauté, des moyens de la con server, ou Con seils aux Femmes sur leur santé, leur mise et leur instruct ion. Paris, Aubert et Cie, 1843. 70 Textholz schnit te, 1 beiliegen der Probedruck. 190 S., 1 Bl. Klein-Oktav, unbe schnit ten (151 x 90 mm). Roter Halbmaroquinband à la janséni ste auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rücken titel, mar morier ten Vor sät zen und ein gebun denem illu strier ten Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlag rücken), auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „V. Champs“ (kleine Klebere ste auf Spiegel).
Mit 70 Holz schnit ten von Gavarni Dies ist die er ste Ausga be des seltenen Büch leins über die Schön heit und die Mit tel, sie zu bewah ren. Die Bibliothèque de la toilet te gibt ei nen Über blick über al lerlei Wäs ser chen, Par fümes, Puder, Cremes, Sei fen etc. Das Buch ist il lu striert mit 70 Holz schnit ten nach Gavarni – ein Blatt mit dem Probe druck ei ner Abbildung [S. 18] liegt bei. Literatur: Sander 52; Vica ire I, 365.
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Das Exemplar von Alexa ndre Roudinesco, in prächt igen Verlagseinbänden 243 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choisies de Gavarni. Revues, cor rigées et nouvellement classées par l’Auteur. – Études de mœurs con temporaines. Avec des notices en tète de chaque série. 4 in 2 Bdn. Par is, J. Hetzel, 1846 –1848 [erste Liefer ungs titel: 1845]. Zusamm en 320 Tafeln in Holzschnitt nach Gavarni, 12 Textholzschnitte nach Bertall, 4 (wiederholte) Titelillust rat ionen. 13 Bl.; 10 Bl. Und: 9 Bl.; 7 Bl. Quart (263 x 180 mm). Verlegereinbände von rotem Saf fian auf glatte Rücken, diese mit goldener Titelpräg ung und Illu strat ion, die Deckel in doppelten Blindf ileten rahm en mit goldgeprägten Platten mit vier verschiede nen Illustrat ionen nach Gavarni, davon 2 sig niert Lieb herre, mit Goldf ileten auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Innenk anten, Vorsätzen aus Moiréseidenpapier und Ganzg old schnitt, zu samm en in mit Velours ausge schlagenem Pappschuber mit roten Mar oquink anten. ‚ Best of Gavarni’ – in pracht vollen Verleger-Luxusein bänden Paul Gavarni (1804 –1866) war durch seine Mitarb eit an Le Charivari bek annt geworden, wo seine Sit t ens childer ung en „den Nerv des Publi kums“ trafen. Théophile Gautier stellte ihn 1846 gleichr ang ig neben Francisco de Goya; beide hät t en „le même travail pour leurs temps et leur pays“ gelei stet; „ils ont fixé les mœurs biz arr es, les types tran chés, qui vont bientôt s’effacer sous le badi geonn a ge con stitutionnel“, währ end „tout ce joyeux monde de la bohême aura disparu devant les mœurs angloaméricains qui tendent à nous envahir“ [zit. nach Kat a log Bonn asse II , 1982, S. 24]. Den Zeitgenossen galt Gavarni als ebenbürtig mit Honoré Dau mier. Ist dieser agg ressiver, so ent behr en Gavarnis Dar stellungen „niem als einer gew issen Eleg anz“; auch dar u m gehör t e er „zu den bel iebt esten und produk tivsten Illustrat or en der Genr ek a r ik at ur im zweit en Drit t el des Jahrhunderts“ [Bilder welt en 170]. Das vorl iegende „ouv r age imp ort a nt“ biet et eine Ausw ahl von 320 Tafeln aus seinen wichtigsten Lithog raphie-Alb en und gibt „bien une idée du talent de Gavarni et des mœurs de son temps“
[Car t eret]. Am um fang r eichsten ver t ret en sind die Ser ien Les Débardeurs mit 50 Tafeln, Fouber ies de femmes en màtière de sentim ent (48), Les étudiants de Par is (47), Les enfants terribles (39) und La vie de jeune homme (30). Jeder Ser ie vora ngestellt ist ein Dop pelblatt mit eigenem illustrier t em Tit el und drei Seit en Not ice von Théo phile Gau t ier, Ar m and Bar t het, Aur élie de Soubi ran, Laur ent-Jan, Aug u ste Lir eu x, Léon Gozlan bzw. dem Verleger Jules Hetz el (unter dem Pseudonym P.-J. Stahl). Jeden Band beschließt ein Blatt mit einem Verz eichn is der Tafeln. Jules Brivois stellte heraus, daß es sich um ein „œuvre orig in ale“ handelt, da es nach den litho gra phi s chen Vor l a g en von Gavarni selbst neu gez eichnet worden sei, und beschein ig t e den Holz schnitten in diesem Fall „une grande supériorité de reproduction sur la lit hog raphie“ [Brivois 171] – eine Einschätz ung, die Ray dem einz elnen Bet rach ter überl assen wollt e. Das Werk ist ged ruckt „avec le plus grand soin, sur très beau papier“ [Brivois 170]; unser perfekt erh al tenes Exemplar liegt zudem in zwei wunderba r en Verlegereinbänden vor; die Deckel zier en vier ver schiedene goldgepräg t e Plat t en, drei davon nach Zeichnungen von Gavarni. Das Frontispiz von Al cide Joseph Lor entz zum ersten Band wurde ent fernt, da das Mot iv auf den Vorderdeckel übert ragen wurde: Es zeigt Gavarni selbst in Rückena nsicht beim Zeich nen an einer Staf felei. Proven ienz: Illus trier t es Ex l ibris von Alexa n dre Roudinesco auf dem Spiegel von Band I, des sen Auktion 1967, I, Nr. 50: frs. 1.800. – Gegen über sow ie auf dem Vorsatz des zweiten Bandes Wappenex l ibris des Industriellen Évra rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979), dessen Auktion I, 1979, Nr. 98: frs. 29.100. – Dar ü ber Adri a n Flüh m anns Monog rammschildchen „awf “. Lit er at ur: Brivois 168 ff.; Bru net II , 1510; Car t eret III , 260 ff.; Esc offier 1729; Gay/Lemonnyer III , 459; Grae ss e III , 37 (inkor rekt); Hiler 355 (nur Bd. 4); Lacombe 941 bis; Lipp erheide 919, Xe 237; Lonc hamp II , 178; Osterw alder 413; Rahir 439; Ray II , 285 f., Nr. 207; Sander 294; Vicaire III , 953 ff.; zum Einb and: Magg s 661, Nr. 208 und Tafel LXV II (Abb.).
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Mit Liefer ungsumschlägen und Verlagsprospekt 244 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choisies de Gavarni. Revues, cor rigées et nouvellement classées par l’Auteur. – Études de mœurs con temporaines. Avec des notices en tète de chaque série. 4 Bde. Par is, J. Hetzel, 1846 –1848 [die ersten 3 Liefe rungst itel: 1845]. 1 Fronti spiz in Holzschnitt nach Lorent z; zusamm en 320 Tafeln in Holzschnitt nach Gavarni, 12 Textholzschnitte nach Bertall, 4 (wiederholte) Titelillu strat ionen. 13 Bl. Und: 10 Bl. Und: 9 Bl. Und: 7 Bl. Quart, unbeschnitten (276 x 190 mm). Dunk elr ote Halb kalblederbände auf vier flache Bünde mit orn am enta ler Goldpräg ung, mit je zwei olivg rünen, goldgeprägten Rücken schildern und orn am entaler Blind- und Gold präg ung, mit Goldf ileten auf den Deckeln, mit marm o rierten Vorsätzen, eingebundenen Orig in al-Um schlägen (inkl. Um schlagr ücken) sowie je ein em eingebunden en Liefer ungsum schlag, auf den fliegenden Vorsätzen verso sig niert „E. Carayon“ . Mit eingebundenen Orig i n alund vier Liefer ungsu mschlä gen Ein weit er es Exemplar der repräsent at iven Auswahl von 320 Genr ek a r ik at ur en, die Paul Gavarni nach den lit hog raphischen Vorl agen eigens neu zeich net e. Band I umfaßt die Ser ien Les enfants terribles (39 Ta feln), Traduction en langu e vulgaire (5), Les Loret tes (25) und Les actrices (11), Band II die Se rie Fourber ies de femmes en matière de sentim ent mit 48 Ta feln, fer ner Clichy (19) und Par is le soir (13). Band III eröff net mit Le Car naval à Par is (23), es folgen Par is le matin (10) und die umfangr eiche Se rie Les étudiants de Par is (47). Band IV zeigt La vie de jeune homme in 30 und Les Débardeurs in 50 Tafeln. Jeder Suit e vora ngestellt sind ein eigener illustrier t er Tit el und drei Seit en Not ice. Alle Bände werden von einem Verz eich n is der Ta feln beschlossen. In jeden Band wurden der illustrier t e Orig in alUms chlag sow ie ein illustrier t er Liefer ungsu m schlag auf ocker farb enem Papier eing ebunden. Auch der vierseit ige Prospekt (mit einer Abbildung) über das Werk liegt lose bei.
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Eines von drei bekannt en Exemplar en der Probea bzüge auf Chinapapier 245 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choisies de Gavarni. Revues, cor rigées et nouvellement classées par l’Auteur. – Études de mœurs con temporaines. Avec des notices en tète de chaque série. Bde. 1 – 2 [= alles auf Chin apapier Gedruckte]. Par is, J. Hetzel, 1846, [Zwischent itel von Bd. 1:] 1845. Fronti spiz nach Lorent z, zu samm en 160 Tafeln nach Gavarni, 2 Titelillu strat ion en (wiederholt) und 6 Illus trat ionen auf den Zwischent iteln nach Bertall, alles in Holzschnitt. 22 einseit ig bedruckte Bl., 1 leeres Bl. Und: 20 ein seit ig bedruckte Bl. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, teils unaufgeschnitten (291 x 201 mm). Orig in alInter imsbroschuren, zu samm en in modern er roter, mit brauner Moiréseide ausgeschlagener Halbsaff iank asset te mit Rom ant ikerverg oldung auf dem Rücken und Gold fileten auf den Deckeln, inn en sig niert „Devauch elle“ (eine Titelei etwas braunf leckig, sonst nur gelegentlich unbedeutende Braunf leckchen, eine Tafel mit Ein schnitt außerh alb des Bildes). Probea bz üge auf Chin apapier in den orig in a len Broschur en – von allerg rößt er Selt enheit Von Gavarnis Œuvres choisies wur de eine sehr ger ing e Anz ahl von Prob ed rucken auf Chin aPapier hergestellt, und zwar led iglich von den er sten zwei Teilen, nicht vom dritt en und viert en, die erst 1847 bzw. 1848 erschienen. Es sind nur die drei Exempla r e in unser er Samm lung bek annt; ein von Vica i re er wähnt es Exemplar bestand nur aus dem ersten Teil. Alle Blätt er sind nur einseit ig bed ruckt. Band I um faßt die um fang r eiche Ser ie Les enfants terribles (39 Ta feln), außerdem Traduction en langu e vulgaire (5), Les Lorettes (25) und Les actrices (11), Band II die Ser ie Fourber ies de femmes en matière de sent im ent mit 48 Ta feln, fer ner Clichy (19) und Par is le soir (13). Jeder Suit e vora ng estellt sind ein eig ener illu strierter Titel und drei Seiten Not ice, led igl ich zu der kleinen Folge Traduction en langu e vulgaire ist kein Text beigegeben; er ist of fenk und ig in dieser Form auch nicht erschienen, weil er in den beiden ander en Exempla r en gleich falls nicht vorh anden ist. Das Frontispiz von Alcide Joseph Lor ent z, das
Gavarni selbst in Rückena nsicht beim Zeichnen an einer Staffelei zeigt, ist dem ersten Band nachge bunden. Beide Bände werden von einem Verz eich nis der Ta feln beschlossen. Der vierseit ige Prospekt (mit einer Abbildung) über das Werk liegt bei. Die Œuvres choisies sind insofern ein „œuvre ori gi n a le“ [Brivois], als Gavarni die Zeich nun g en nach den lit hog raphischen Vorl agen neu für den Holzschnitt zeich net e. Im Anschluß an Théophile Gaut iers Vorwort aus Band I sah Brivois dari n „une grande supériorité de reproduction sur la lit hog ra phie“ [Brivois 171], was Ray nicht nachvollz iehen konnte: „the reader may judge for him self “. Den krit isch-vergleichenden Blick auf die Holzschnit te er mögl ichen diese ex t rem selt enen Prob ea bz ü ge auf del ik at em Chin apapier nun in der ex k lusiv sten Form. Proven ienz: Sam Clapp (dessen Aukt ion Christie’s, Par is, 2002, Nr. 349).
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Ein zweit es von drei bek annt en Exemplar en auf Chinapapier 246 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choisies de Gavarni. Revues, corrigées et nouvellement classées par l’Auteur. – Études de mœurs contem poraines. Avec des notices en tète de chaque série. Bde. 1 – 2 [= alles auf Chin apapier Gedruckte] in 1 Bd. Par is, J. Hetzel, 1846, [Zwischent itel von Bd. 1:] 1845. Fronti spiz nach Lorent z, zu samm en 160 Tafeln nach Gavarni, 2 Titelillu strat ion en (wiederholt) und 6 Illus trat ionen auf den Zwischent iteln nach Bertall, alles in Holzschnitt. 22 einseit ig bedruckte Bl., 1 leeres Bl. Und: 20 ein seit ig bedruckte Bl. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (273 x 192 mm). Geglätteter grün er Mar oquin band auf fünf schmale, mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und orn am entaler Ver goldung in den übr igen Rückenfeldern, mit dreifachem Goldf iletenrahm en auf den Deckeln, doppelten Gold fileten auf den Steh- und Dentellebordüre auf den In nenk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt (am Seitenrand über Témoins), auf dem Spiegel sig niert „Allô“ (Rücken aufgehellt, zweiter Vort itel mit geschlossenem kleinen Binneneinr iß).
Uns er zweit es Exe mplar von Gavarnis ext rem selt enen Œuvres choisies in Form von Probed rucken auf Chin ap apier präs ent iert sich in tadellos er Erh alt ung in einem dekor at iven Ganzm a r oq uin band von Charles Allô, tät ig von etwa 1850 bis 1875 und mit Capé und Lortic einer der „grands maîtres“ [Devauchelle 28, vgl. ebd. 243 und Fléty 10] des Sec ond Empire. Es umfaßt exa kt die gleichen Bestandt eile wie un ser erstes Exemplar: das nachgebundene Front i spiz zum ersten Band, die beiden Bandt it el, zusam men sechs Zwischent it el nebst Not ices (die Ser ie Traduction en langu e vulgaire wieder u m ohne begleit enden Text) und die beiden Ta felverz eichn isse. In diesem Exemplar wurde zus ätzl ich ein Por t rait Gavarnis in Holzschnitt auf einem eingebundenen Vorblatt mont iert. Proven ienz: Auf dem fliegenden Vorsatz das gold gepräg t e Lederex l ibris von Georges Lainé (dessen Auktion 1962, Nr. 9: NF 3.000, mit Rücken-Abb.) und das Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann.
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Das dritt e der drei bekannt en Exemplar e der Probea bzüge auf Chinapapier – mit orig inalem Aquar ell von Gavarni 247 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choisies de Gavarni. Revues, corrigées et nouvellement classées par l’Auteur. – Études de mœurs contem poraines. Avec des notices en tète de chaque série. Bde. 1 – 2 [= alles auf Chin apapier Gedruckte] in 1 Bd. Par is, J. Hetzel, 1846, [Zwischent itel von Bd. 1:] 1845. Fronti spiz nach Lorent z, zu samm en 160 Tafeln nach Gavarni, 2 Titelillu strat ion en (wied erh olt) und 6 Il lust rat ion en auf den Zwischent iteln nach Bertall, al les in Holzschnitt, zusätzlich 1 von Gavarni sig niertes Aquarell unter Passepartout. 22 ein seit ig bedruckte Bl., 1 leeres Bl. Und: 20 einseit ig bedruckte Bl. – Auf Chin aPapier gedruckt. Quart, mit Témoins (280 x 190 mm). Grobgen arbter dun kelroter Maroquinband auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem und -gerahmtem Rückent itel und fünffachen Goldf iletenrahm en in fet tem Goldf ileten rahm en in den übr igen Rückenkompartimenten, auf den Deckeln in fettem Goldf iletenrahm en ein siebenfacher Goldf iletenrahm en, darin große Eckfleurons, mit dop pelten Goldf ileten auf den Steh- sowie fettem und acht mageren Goldf iletenrahm en auf den Inn enk anten, mit Doublüren und fliegend en Vorsätz en aus dunk elg rü ner Moiréseid e, mit beid en aufgez ogen en und einge bunden en, in Goldpräg ung illu strierten Orig in al-Per kalinbezügen der Verl agseinbände (inkl. Rücken), mit Ganzg oldschnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1932“ (erste und letzte 2 Bl. minim al feuchtspurig). Mit orig in a lem, sig nier t em Aqua r ell Gavarnis – das Exemplar von René Desc amps-Scrive und Léopold Car t eret Unser drit t es Exemplar von Gavarnis Œuvres choisies in Probed rucken auf Chin apapier ist dasjen ige, das Léopold Car t eret 1925 auf der Aukt ion Desc ampsScrive für 2.700 Francs ersteigerte und in seinem Trésor beschrieb. Dam als hielt er es noch für das einz ig existier ende. Schon bei Desc amps-Scrive wa r en die orig in a len in Goldpräg ung illustrier t en und auf Papier aufge zogenen Perk a l in bez üge der Verl agsein bände ein gebunden. Car t eret unik alisierte das vorl ieg en de Exemplar endg ültig, indem er ein von Gavarni in Bleistift sig nier t es Aqua r ell unt er Passepar t out ein binden ließ.
Gavarnis reiz volle Zeichnung zeigt eine ganz fi g u ri ge Dienstm agd mit roter Stupsn ase; die blonden Locken quellen unter einem schwarz en Mützchen hervor. Sie greift sich mit der linken Hand unter die Schürz e, währ end sie in der recht en einen lan gen Reisigbesen hält. Die locker e und doch präz ise Zeichnung ist mit Rot, Braun, Blau und Graut önen lav iert und gibt einen lebend igen Eind ruck des jun gen Mädchens. Den ger ad ez u fest l ich an mut end en dunkelrot en Ma r oq uinband mit eleg ant er Goldpräg ung und Doublür en und Vors ätz en aus dunkelg rüner Moir éseide schuf Georges Mercier (1885 –1939). Proven ienz: René Desc amps-Scrive, dessen goldge präg t es Ex l ibris auf einem Vorblatt, dessen Auk tion II , 1925, Nr. 140: frs. 2.700 (noch in ander em Einband und ohne das Aquar ell). – Léopold Car teret, mit einer von ihm sig nier t en Bleistift not iz verso fliegendem Vorsatz, vgl. auch seinen Vermerk III , 262: „actuellement collection L. Carteret“. – André Tissot-Dupont, dessen Aukt ion 2016, Nr. 218 (mit 2 Abb.).
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Eines von zwei kolorier ten Exempla ren. Aus den Samm lungen Descamps-Scrive und Bonnasse 248 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres choi sies de Gavarni. Revues, corrigées et nouvellement classées par l’Auteur. – Étu des de mœurs contemporaines. Avec des not ices en tète de chaque série. 4 Bde. Paris, J. Het zel, 1846 –1848 [erste Lieferungstitel: 1845]. 1 Front ispiz in Holz schnitt nach Lorentz; zu sam men 320 Tafeln in Holz schnitt nach Gavarni, 12 Textholzschnit te nach Bertall, 4 (wiederholte) Titelillu strationen; sämtlich koloriert. 13 Bl. Und: 9 [statt: 10] Bl. Und: 9 Bl. Und: 7 Bl. Quart (262 x 184 mm). Rote Halbmaroquinbän de auf fünf mit doppelten Goldfileten ver zier te Bünde, mit goldgepräg ten Rückentiteln in je zwei Rückenfeldern und reicher ornamentaler Vergoldung in dreifachen Goldfiletenrahmen in den übri gen Feldern, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und Kopfgold schnitt, auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert „V. Champs“ . Sämt liche 337 Il lu strationen sorg sam koloriert – ei nes von zwei bekannten Exempla ren Dieses Exemplar ist eine au ßer or dent liche Ra rität: Alle 320 Ta feln von Gavarni, die 16 Text holz schnit te und das Front ispiz des er sten Bandes wur den liebe voll koloriert und eiweißgehöht; nur ein wei teres dieser Art ist bekannt. Gehütet wur de diese Kost barkeit die läng ste Zeit von zwei der bedeu tend sten Samm ler fran zösi scher Romantik: René DescampsScrive (1853 –1924) und Hen ri Bon nas se (1899 –1984). Das Front ispiz von Alcide Jo seph Lorentz zeigt Gavarni selbst in Rücken an sicht beim Zeich nen an ei ner Staf felei. Im zweiten Band wur de am Schluß ein Blatt Verlagsan zei gen ent fernt. Prove nienz: Gold gepräg tes Ex li bris von René Des campsScrive ver so fl ie gendem Vor satz von Band IV (dessen Auk tionskata log II , 1925, Nr. 348: frs. 5.100). – Gold gepräg tes Ex li bris von Hen ri Bon nasse auf al len Spiegeln (dessen Kata log II , 1982, Nr. 41: frs. 100.000). – In Band I dar unter das Mo nogrammschildchen „awf “ von Adri an Flüh mann.
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52 Orig inal-Zeichnungen Gavarnis, davon 48 zu Le diable à Paris, Geschenk an einen Freund 249 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Album mit 52 Zeichnungen, davon 48 zu Le diable à Par is. [Ohne Ort und Jahr, etwa 1845]. 52 Zeichnungen, davon 48 mont iert auf Velinpapier, (12 auf braunem Papier), 4 direkt darunter auf dem Träger papier (2 auf braun em), mit Seidenvorsätzen. 1 Titel bl. mit kallig raphischem Autorn am en in schwarzer und roter Tinte. Quer-Quart (Trägerpapier: ca. 210 x 270 mm, mont ierte Bl.: ca. 190 x 130/150 mm). Dunk elg rüner Saff ianband der Zeit auf glatten, in Blindpräg ung kassett ierten Rücken, auf den Deckeln in zwei fetten Blindrahm en rom an tischer Rocaille-Dekor in Blindpräg ung, darin vorn die verg oldeten Initialen „S C“ , hinten „P D“ , mit Gold fileten auf den Innenk anten, Vorsätzen aus weißem Moi répapier und Ganzgoldschnitt ( Vorsätze an den Rändern oxydiert, durchgeh end leicht braunf leckig, wenige Bl. des Trägerpapiers mit klein eren Einr issen oder Fehlstellen).
Album mit 52 Orig in alz eichnungen von Gavarni aus dem Besitz von Paul Delar oche In diesem Album defi l ier en Les Gens de Par is am erstaunt en Bet racht er vor ü ber – in 48 orig in a len Federz eichnungen von Gavarni, der unt er diesem Ober t it el insgesamt 208 Zeichnungen für das von Pierre Jules Hetz el herausgegebene Werk Le diable à Par is: Par is et le Par isiens beisteuert e. Schon in den Buchholzschnitten sah Gordon N. Ray „the major attract ion“ des gesamt en zweibänd igen Werks, an dem eine ganz e Reihe von Aut or en und Illustrat o ren mitw irkt e. „Toutes ses belles qualités de dessinateur“ [Lemois ne I, 175] hat Gavarni in diesen Zeichnungen ein gesetzt: Mit schar fer Beobacht ungsg a b e, physio gnom ischer und psychololog ischer Subt i l it ät, mit tiefem Sinn für Kom ik und Iron ie stellt er in eben so prä z isen wie vir t uosen Federstrichen sow ie Bild unt ers chrif t en in brauner Tint e ser ienweis e die
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unt erschiedl ichsten Ty pen und Gestalt en vor. Fast ein Viertel des ges amten Person als liegt hier im Orig in al vor, in breit er Ver t eilung auf unt erschied liche Ser ien: Neun Por t raits füh r en verschiedene Bourgeois vor, wobei zwei isol iert gez eichnet e Frau en fi g ur en in einem Buchholzs chnitt gemeins am im Dia log auf t auchen. Sechs Ta feln gehör en zur Ru brik Ceintures dorées, je vier zu Revenus d’ailleurs und Populaire, je drei zeigen Menschen En Car naval, Politiqueurs, Philosophe s sow ie Présenteurs et présentés, je zwei das Silence du cabinet, L’argent, Art iste s und ander e Exi stences problématiques, jeweils eine stammt aus Oraisons funêbres, Drames bourgeois, Bou levard de Gand, Avec la permission des autorités und Les pet its mordent. Der Verleger Hetz el ließ Gavarni bei der Wahl der Themen völlig freie Hand; ein i ge Kat egor ien lehnen sich zwar an vora ngeg angene Lithog raphie-Ser ien an, doch „les scènes en sont toutes différ ent es“ [Lemoisne I, 174]. Die meisten Zeichnungen dient en als prä z ise Vorl agen für die Buchi llustrat ion; gelegent l ich wurde in den Holzschnitt en freilich auch eine Fig ur hin zugef ügt. 46 Orig in a le sind ber eits mit handschrift
lichen Legenden versehen, im Buch wurden die bei den fehlenden zwei erg änzt und acht mod i fi z iert. Die Zeichnungen (Blattg röße ca. 190 x 130/150 mm) wurden auf stärker es Vel inpapier mont iert, dar un t er zwölf brau ne Blät t er. Un t er vier mon t ier ten Por t raits verbergen sich auf dem Träger papier über r as chender weis e weit er e Zeich nung en: drei Land s chaf t en, eine in schwar z er, eine in brau ner Tinte mit Lavis-Höhungen, eine auf braunem Papier in schwachem Pastell, und ein halbfi gu ri ges Port rait eines Sold at en gleichfalls in Pastell auf braunem Papier. Bei diesen nicht mehr sonderlich gut sicht ba r en Pastellz eichnungen handelt es sich of fenbar um Jugenda rb eit en Gavarnis; die Land schaft ähnelt einer 1827 dat ier t en Paysage des Pyrénées im Cabinet des dessins im Louv re [inv. RF 31377]. Die Proven ienz dieses Albums ist gleichfalls höchst in t er e s s ant. Es stammt aus der Samm lung des Histor ien m a lers und Professors an der École des r oche (1797 –1856), der Beaux-Arts, Paul Dela es si cher l ich di r ekt aus der Hand von Gavarni (1804 –1866) erh alten hatte. Dies leg en auch die Initialen beider auf den Deckeln nahe. Über die
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persönl ichen Bez iehungen zwischen beiden Künst lern ist wen ig bek annt, von Gavarni stammt je denfalls ein Por t rait Delaroches [Ar mel hault/Boc her, S. 595, Nr. 3]. Der Histor ienm aler galt als „der glänz endste Ver t ret er dieser Malg at t ung, nicht nur in Frankr eich, sondern in ganz Eur opa“; der „fast beispiellose Er folg“ begleit et e ihn „sein ganz es Le ben hindurch“ [Thieme/Becker 8, 593]. In seinem Werk kom men „Genr ebilder profa nen Inh alts […] äußerst selt en“ vor, „da ihm Sujets von rein maler i schem Int eresse der Darstellung nicht wert zu sein schienen“ [ebd. 592]. Gavarni war dagegen ein ganz ander es Nat ur ell. Er hat t e 1828 „ohne Anleit ung, mit wahr em Feuer eifer die für ihn frischen Ein drücke des flut enden Lebens der Straße, der Thea ter, Bälle und Salons“ begonnen, „in sein Album einz ut ragen, das sein stet er Begleit er war“ [ebd. 13, 296]; allein dadurch, daß er mit ebenso treffen dem wie lieb ensw ürd igem Spott „im Ind iv iduu m den Ty pus“ fi x ier t e, wurden „seine Tagesber icht e zu geschicht l ichen Dok u ment en“ [ebd. 297] erhoben.
Ger ade angesichts dieser Verschieden heit beider Künst ler ist unser dekor at iv gebundenes Album ein kost ba r es Zeug n is für ihre gegenseit ige Wertschät zung und Bew under ung. Proven ienz: Eigen h änd ige Sig nat ur „Gavarni“ in Blei stift auf dem Ti t el. – Gold g e präg t e Deckeli nitialen „S C“ für Sulpice Chevallier, d. i. Gavarni selbst, sow ie „P D“, d. i. Paul Delar oche. – Zuletzt franz ösische Privatsammlung. Lit er at ur: Zu Le diable à Par is: Beraldi V II , 66 f., Nr. 215; Brivois 124 ff.; Bilder welt en 126 ff., Nr. 54; Car t eret III , 203 ff.; Lacom be 919; Lemoisne I, 173 ff.; Lipp erheide 242, Fd 29; Lonc hamp II , 133; Rahir 40 0; Ray II , 320, Nr. 236; Sander 232; Vicaire III , 241 ff.
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Traut es Heim … 250 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Impressions de Ménage. 2e Série. (Œuvres nouvelles de Gavarni). [Auf dem Umschlag:] Album com ique par Gavarni. Par is, Aubert, [auf dem Umschlag:] Au Bure au du Journ al anusant & du Petit Journ al pour Rire, [1846 –1847]. 40 [statt: 39!] lose Lithog raphien, überwieg end auf aufgewalztem Chin apapier. Folio (etwa 335 x 257 mm). Orig in ale Leinendecken mit blindgeprägtem Rahmen und goldgeprägtem Deckelt itel, separate Orig in al-Broschur (berieben, kleine Einr isse an Kapitalen, Umschlag im Falz zerschnitten und mit klei nen Randeinr issen, Trägerpapier durchgehend leicht bis mäßig, Bildbereich kaum braunf leckig). Zusätzl ich mit der unveröf fent l icht en Ta fel No. 1 Im Jahr 1844 be g ann Gavarni eine Werk g rup pe, die er „im Gefühl der Vollk raft seiner Kunst“ [Goncourt I, 242] Œuvres nouvelles nannt e. Bis 1847 erschienen in Le Charivari insgesamt elf Suit en von Lit hog raphien; eine von ihnen gewährt uns Impres sions de Ménage, Eind rücke aus dem häusl ichen bzw. ehel ichen Leben. 1843 war ber eits eine erste Ser ie dieses Na mens erschienen, nun folg t en 39 weit e re Lit hog raphien, die mit einer Ausn ah me [Nr. 29] von 1846 bis 1847 in Le Charivari ged ruckt wurden. Zum vorl ieg enden Bestand gehört eine weit er e Ta fel – die ursprüngl iche No. 1 – mit der es eine spe zielle Bewandt n is hat: Das Mot iv Le mari commisseurpriseur, über den Ehem ann, der außer Haus ist, um einen Posten abget ragener Schuhe seiner Gat t in zu verk aufen, blieb aus einem schlicht en Grund unver öf fent l icht: Währ end des Druck vorg angs zerbrach der Lit hog raphiestein, so daß keine vollständ ige Aufl age hergestellt werden konnt e. Gavarni zeich nete stattdessen eine neue Nr. 1 mit einem völlig ander en Mot iv [vgl. Ar mel hault/Bocher 289]. Die Œuvres nouvell es, die in uns er er Kollekt ion nur mit dieser Ser ie vertreten sind (nicht zu ver wechseln den mit Masques et vi sages, die den glei chen Umschlag t it el tragen), mark ier en in der Tat eine künst ler ische Epoche. Lemoisne beobacht et e, ähnl ich wie schon die Brüder Goncourt, an Gavar ni gegenü ber früher einerseits einen einfacher en, kraftvoller en Strich [vgl. Lemoisne I, 184], ande rerseits „une atmosphère chaude à l’aide de fonds grisâtres plus ou moins grenus, où l’on croirait voir danser l’air et la poussière“, und insg esamt
„opp osit ions sava nt es d’ombres et de lumières, demi-teinte s légèrement nua ncées“ [Lemoisne I, 184 f.]. Die Brüder Gonc ourt fanden hier „jenes mag ische Hell-Dunkel, jene Gegensätz e von Licht und Schat t en, jene Rem brandt’schen Däm mertöne“ [Goncourt I, 243], die Gavarni zu einem meister haf t en „Schwarz-Weiß-Kolor isten“ [ebd.] macht en. Ober fl ächl ich bet racht et wid m et sich dies e „série délicieuse“ [Lemoisne I, 190] oftm als droll i gen Klei n igkeit en oder lächerl ichen Schrul len, die Eheleut e im Laufe lang en Zus am menleb ens an nehmen. Doch „sous cette iron ie sou ria nt e“ [ebd.] deckt Gavarni oft unver m it t elt eine tiefer e, bit t e re Bedeut ung auf, mit einer gnadenlosen Schär fe, die „vous fait frissonner“ [ebd. 191]. Schon in den Impressions de Ménage, die vorw iegend im klein bürgerl ichen und Arbeit er-Mi l ieu angesiedelt sind, beg innt Gavarnis allm ähl iche Abwendung von der ‚eleg ant en Welt‘, die unt er dem Eind ruck der Lon doner Verh ält n isse ma n ifest werden sollt e. Wen i ge Wochen nach der Veröf fent l ichung des letzt en Blatts der „Häusl ichen Eind rücke“ ging der Künst ler nach England, wo eine weitere neue Epoche seines Schaf fens ihr en Anfang nahm. Lit er at ur: Ar mel hault/Bocher 289 ff., Nr. 1090 –1128, und 435, Nr. 1741; Beraldi V II , 67, Nr. 216; Gonc ourt I, 242 f.; Lemoisne I, 184 f. und 190 ff.; Lonc hamp II , 178; Ray I, 218; Sander 295.
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Mit kolor ier t en Tafeln, gerahmt von ausgestanzt en, hint erleg t en Spitzenmustern 251 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Perles et parures. [I.] Les joyaux. Fantaisie par Gavarni, texte par [Joseph] Méry. [Deuxième part ie:] Mineralog ie des dam es, par le Cte Fœlix [d. i. Loui s-Franç ois Raban]. [Und: II.] Les parures. Fantaisie par Gavarni, texte par Méry. [Deuxième part ie:] Histoire de la mode, par le Cte Foelix. 2 Bde. Par is, Gonet [und:] Martinon [und:] Ma dame veuve Janet, [und:] Leipzig, Charles Twietm eyer, [1850]. Gestochen er, illu strierter und kolor ierter Gesamt t itel, 16 kolor ierte, auf altr osa Seid enpapier aufgez ogen e Stahlstiche, gerahmt von einem ausgestanzten Spitzen mu ster, mit Seidenvorsätzen. Und: Gestochen er, illus trierter und kolor ierter Gesamtt itel, 15 kolor ierte, auf altr osa Seidenpapier aufgezogene Stahlstiche, gerahmt von einem ausgestanzten Spitzenmu ster, mit Seidenvor sätzen. 2 Bl., 316 S. Und: 2 Bl., 300 S.
Quart (262 x 171 mm). Dunk elblaue Perk alin-Verleger einbände auf glatte Rücken, mit schöner goldgeprägter Rücken- und Deckelillu strat ion und farbigen Akzenten, mit gelben Glanzpapiervorsätzen und Ganzg oldschnitt (durchgehend etwas braunf leckig). Die Da men der eleg ant en Welt: 33 kolor ier t e Stahlstiche nach Gavarni, ger ahmt von Spitz enmustern – in golden und farbig illustrier t en Verlegerein bänden Perles et Parures – nicht etwa nur Ju we len und Schmuck wid men sich die bei den Tei le die s es Werks, sondern auch sonstig en Acc essoires und mod is chen Kleidungss tücken – eig ent l ich den schönen Frauen, die sie tragen: Denn eleg ant aus gestatt et e Damen sind es, die Gavarni auf den illu striert en (ident ischen) Tit eln und auf 31 Tafeln dem
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Bet racht er präsent iert, begleit et von den sprachl ichen Fantaisies von Joseph Méry. Entstanden sind die Aqua r ellvorl agen in Engl and, woh in Gavarni im Dez ember 1847 reiste; ein Auf enth alt, der sich von wen igen Wochen auf ganz e vier Jahr e ausdehnt e und ihm „ung ea hnt e neue stoffl ic he Anr eg ung en bracht e“. Doch uns er e Perles et Parures entstanden noch vor der „merk würd ige[n] Schwenk ung“, die Gavarni in London vollz og, als er nicht mehr die Welt der Elégants aufsucht e, „sondern das Prolet a r iat, nicht den Sa lon, sondern die Win kelk neipen u. Ar menv ier t el“. Sog ar „sein e durch Thacker ay ver m it t elt en
Empfehlungen an den engl. Hochadel ließ er unge nutzt“ und lehnt e das Angebot ab, „die Kön ig in und den Prinzgem ahl zu por t rät ier en“ [Thieme/Becker 13, 297]. Umso mehr dürfen wir uns über diese Preziosen freuen – ger ade auch in bibliophiler Hinsicht und ger ade an unser em Exemplar: Die erste Ausg a b e liegt hier in der seltener en Var ia nte vor, mit den hinr eißend zart und zugleich brill ant kolor ier t en Stichen auf Vel inpapier, dessen breit e Ränder zu unt er s chied l ic hen Spit z en mus tern ausg es tanzt wurden, um auf alt r osa Seidenpapier mont iert zu werden. In dieser „app eali ng […] special edit ion“
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wurden anstelle der dargestellt en Acc essoires die Darstellungen selbst zu „fashion plates of the first order“ [Ray]. Der Stecher war Charles Geoffroy; mehr er e Bibliog raphen geb en für den Band Les joyaux irrt üml ich nur 15 statt 16 Stichen an. Handelt es sich bei dem Werk ohneh in um ein „livre recherché“ [Beraldi], so ist die „réunion des deux ouvrages avec les grav ures à marges de dent elles […] assez rare à renc ontrer“ [Carteret]. Die Verein ig ung der beiden Einz elt it el ist in unser em Exemplar per fekt: Sie liegen in den einheit l ichen Verl agseinbänden vor, der en prunk volle Goldplat ten auf Deckeln und Rücken durch farbige Akz ent e
in Weiß, Rot, Grün, Blau und Braun noch zusätz lich profi l iert werden. Proven ienz: Adria n Flüh m ann. Lit er at ur: Beraldi V II , 71, Nr. 242; Brivois 318 f.; Cart eret III , 460 f.; Colas 2041; Heylli 154; Hiler 584; Lipp erheide 129, Cm 9 (nur Les parures, mit inkorr ekt em Jahr); Ray II , 286 f., Nr. 209 und 210; Sander 468 und 469; Talva rt/Place XI V, 312, Nr. 18 und 19 (Méry); Vicai re V, 770 f.; zum Einband: Mala vieille 185, Nr. 67 (Abb.).
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Mit den Tafeln auf Chinapapier 252 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Perles et parures. [I.] Les joyaux. Fantaisie par Gavarni, texte par [Joseph] Méry. [Deuxième part ie:] Mineralog ie des dam es, par le Cte Fœlix [d. i. Loui s-Franç ois Raban]. [Und: II.] Les parures. Fantaisie par Gavarni, texte par Méry. [Deuxième part ie:] Histoire de la mode, par le Cte Foelix. 2 Bde. Par is, Gonet [und:] Martinon [und:] Ma dame veuve Janet, [und:] Leipzig, Charles Twietm eyer, [1850]. 16 Stahlstiche auf Chin apapier, mont iert auf Karton. Und: Gestochen er, illu strierter Gesamt t itel, 15 Stahlstiche auf Chin apapier, mont iert auf Karton. 2 Bl., 316 S. Und: 2 Bl., 300 S. Quart, völlig unbeschnitten (280 x 190 mm). Langge narbte braune Halbm ar oquinbände auf je fünf zwischen doppelten Goldf ileten orn am ental blindgeprägte Bünde, mit goldgerahmten Rückent iteln in je zwei Feldern und orn am entaler Verg oldung sowie olivg rün en bzw. roten Mar oquinintarsien in doppeltem Goldf iletenrahm en in den übr igen Feldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenen illu strier ten Orig in al-Um schlägen (inkl. Um schlagr ücken), auf
den fliegenden Vorsätzen verso sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1938“ . Unbeschnit t en, mit den Orig in al-Umschlä gen und den Ta feln auf Chin apapier Die beiden Bände der Perles et Parures in der ersten Ausg a be liegen hier in der ‚Stand ardva r ia nt e‘ vor: Die von Charles Geoffroy angefer t ig t en Stahlstiche nach Aqua r allen Gavarnis wurden auf Chin apapier ged ruckt und auf starken Kart on mont iert. Freil ich darf dieses Exemplar des „livre recherché“ [Beraldi] nicht ohne bi bliophi le Bes onderheit en auskom men: Es liegt unbeschnit t en und in tadel losem Zustand, mit den beiden in Rosa illustrier ten Orig in al-Umschlägen in Meistereinbänden von Georges Mercier (1885 –1939) vor. Proven ie nz: Goldg ep räg t es Led ere x l i b ris von Lucien Tissot Dupont verso fliegendem Vorsatz von Les joyaux (dessen Aukt ion 1970, Nr. 49). – Henr i M. Petiet (Aukt ion II , 1992, Nr. 133).
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Das späte „œuvre maitresse“, wie neu erhalten 253 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Masques et vi sa ges [auf den Tafeln. Um schlag titel:] Œuvres nouvelles. 8 in 5 Bdn. Paris, Librairie nouvelle, [1852 –1853], [auf einem Um schlag:] 1854. Zu sam men 150 lithographierte Tafeln auf starkem Velinpapier. Folio (378 x 270 mm). Langgenarbte dunkelblaue Halbmaroqin bän de auf vier mit doppel ten Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg ten Rückentiteln sowie gold gepräg ter Or nament ik in doppelten Goldfiletenrahmen in den Rückenfeldern, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, insge samt 13 ein gebun denen illu strier ten Lieferungsum schlä gen und Kopfgold schnitt, jeweils am Fuß si gniert „René Aussourd“ . 150 Lithographien in neuwer ti ger Erhaltung: Gavarnis spätes Mei ster werk Masques et vi sa ges nannte Gavarni die drit te Serie sei ner lithographi schen Al ben, mit der er die reifste Pha se sei nes Schaf fens er öff nete. Nach den Œuvres choi sies und den Œuvres nouvelles (die nicht mit dem vorlie genden Werk ver wech selt wer den dür fen, das den gleichen Haupt titel auf den Liefe rungsum schlä gen trägt) hat te sich Gavarni zeit wei se aus dem gesellschaft lichen Leben zu rück gezogen und insbe sondere auf den lan gen Eng landAuf ent halten (1847 –1851) sei nen rea li sti schen Blick geschult. Wieder in Frank reich, ließ er sich als al lei ni ger Il lu strator der neu gegründeten Zeitung Paris en ga gieren, der „er sten fran zösischen Ta geszeitung ohne politi schen Teil“ [Bilder welten 178]. Gavarni liefer te für die vom 20. Ok tober 1852 bis zu ih rem Verbot am 8. Dezem ber 1853 er schienene Zeitung, da neben für die Literatur zeit schrift L’Eclair, ins gesamt 280 Stein zeich nun gen mit Text, 49 weitere wur den nur als sepa rate Al ben ver öf fent licht. Der Titel Masques et Vi sa ges unter streicht Gavar nis ver tief ten An spruch, eine hinter der ober fl äch lichen Er schei nungs welt verbor gene Wirk lich keit sicht bar zu machen. Die LithographieSerien lie fern Dar stel lun gen von „ver schie den sten Ty pen und indi viduell sten Cha rak teren“ und in ih rer Fül le und Viel falt eine verita ble „Sit ten geschichte der Pa ri ser Ge sell schaft zu Beginn des 2. Kai ser reichs“ [Bilder welten 178]. Auch hier wa ren es ins besondere die unteren Schichten, die Gavarni „in
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ih rem Elend und ih rer Ver wahrlosung“ beobachte te und „dra stisch cha rak teri sier te“ [ebd. 180]. Auf den Bild legenden kom men die Beobachteten meist selbst in ih rer ty pi schen sponta nen Um gangsspra che zu Wort. Auch was das künst leri sche Niveau betrifft, ist Ga varni hier „plus fort que ja mais“ [Beraldi 25]; die bei Lemercier gedruck ten Lithographien gehören zu sei nen „tech nisch voll kom men sten und ausgereif testen Arbeiten. Schim mer und Licht ef fek te, Kon tra ste, tiefe Schwär zen und sanf te Halbtöne ver stand er in samtig weichen Abschat tierun gen aus den Plat ten zu holen“ [Bilder welten 178]. Für Lemoisne sind Masques et vi sa ges „peutêtre l’œuvre maîtresse de Gavarni“ [Lemoisne II , 111], für Gor don N. Ray nicht nur „the greatest ef fort“ und „the comprehensive ex pres sion of Gavarni’s later view of life“, sondern zu gleich „a neglected ma ster piece of nineteenthcent ury French graphic art“ [Ray]. Dies mag an dem ver spreng ten Er schei nen in der Ta gespresse liegen – kei ne guten Vor ausset zun gen für eine dauerhaf te Beachtung und Erhaltung. Ent sprechend selten sind die Serien heute. Im merhin acht voll ständi ge Serien mit 150 Litho graphien (von insge samt 18 mit 329 Ta feln) sind hier in fünf Bänden ver ei nigt, „autant de séries au tant de chefsd’œuvre“ [GrandCar ter et]: Les lorettes vieillies und Les maris me font toujours rire, jeweils in ei nem Band mit 30 Ta feln; au ßer dem Les bohèmes (20 Ta feln) und Le manteau d’Arlequin (10), Les parents terribles (20) und Histoire d’en dire deux (10), Les propos de Thomas Vireloque (20) und Étu des d’androgy nes (10). „Vireloque“, ein her unter gekom me ner Clo chard, „gehör te zu den Lieblingsge stalten des alternden, desil lu sionier ten und zur Melancho lie nei genden“ [Bilder welten 180] Gavarni. Er war die „langdurchdachte Fanta siefi gur ei nes von Elend und Skep sis gepräg ten Va ga bunden“[ebd.] mit ei ner „verbit ter ten Bered sam keit und ver wilder ten Welt weisheit“ [Goncourt, zit. ebd.]. Eine weibliche Ent sprechung hat Thomas Vireloque in den lorettes vieillies, den an Lu xus gewöhnten leicht lebi gen Mädchen, deren Ju gend ein „Schmet terling“, de ren Alter aber eine „Raupe“ war, wie Gavarni selbst ein mal notier te [vgl. ebd. 178]. Die se ver armten, melancholisch ih ren Er in nerun gen nach hän genden Au ßen seiterin nen stellt Gavarni un beschönigt „in fast gesell schaftskriti scher Schär fe“ [ebd.] dar.
Es mutet bei na he ironisch an, daß alle die se Dar stel lun gen des Ver falls in per fek ter, geradezu neuwer ti ger Erhaltung auf uns gekom men sind. Das gilt fast ausnahmslos auch für die 13 sorg sam ein gebundenen, identisch il lu strier ten Lieferungsum schlä ge. Von ih nen wur den 11 auf grü nem, ei ner auf gel bem und ei ner auf ocker farbenem Papier ge druckt; 12 Lieferungstitel wur den in ei nen ei gens frei gelas senen Schmuck rah men ein montiert. Ta del los sind auch die fünf dun kel blauen Halbma ro quin bände von René Aussourd. Provenienz: André TissotDupont (Auk tion 2016, Nr. 211). Li te ra tur: A r me lhault / Boc her 1152 –1161, 1257 –1276, 1282 –1291, 1302 –1311, 1368 –1386, 139 0 –1419, 1420 –1436, 1494 –1509; Beraldi V II , 24 ff., 73 ff., Nr. 249, 252, 254, 258, 259, 263, 265 und 265; Bilder welten 177 ff., Nr. 97; Es coffi er 1853; GrandCar ter et 265; Lemoisne II , 111 ff.; Lipperheide 919, Xe 239; Lonchamp II , 178; Oster walder 413; Rahir 439; Ray I, 225 ff., Nr. 157; Rümann 187 und 189; Sander 295, S. 121 f.; zu Aus sourd: Devauc hel le III , 243; Fléty 14.
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Das Exemplar von Alfred Wurzbach 254 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Masques et visag es [auf den Tafeln. Um schlagt itel:] Œuvres nouvelles. Par is, Librairie nouvelle, [1852]. Zusamm en 60 lithographierte Tafeln auf stark em Velin Papier, mit Seidenvorsätzen. Folio (371 x 270 mm). Weinr oter Pappband mit gold geprägtem Rücken schild und sechs eing ebund en en verschied enfarbigen, ident isch illu strierten Orig in alUm schlägen (Außengelenk e geplatzt, Bezug an Rücken und Kanten stärk er be- bzw. weggeschabt, einige Um schläge mit Läsuren). Erg änz ung zu unser em ersten Exemplar: Vierzig weit er e Lit hog raphien aus drei Ser ien Mit dies em Album können wir uns er em ersten Exemplar von Gavarnis Masques et visages mit 150 (von 329) Lit hog raphien 40 weit er e hinz uf üg en. Es verdeutlicht zugleich, wie schwer es war, über haupt nur vollständ ige einz elne der insges amt 18 Ser ien dieses „neglected ma ster piece of nineteenthcent u ry French graphic art“ [Ray] zusam menz ube kommen. Denn dem Besitz er Alf red Wurzbach von Tannenberg (1846 –1915) darf durchaus ein gestei ger t es Sam meli nt ere ss e unt erstellt werden. Der Sohn des Lex ikog raphen Con st a nt in von Wurzbach hat t e eine Ver w alt ungsl auf bahn aufgegeb en, um
als Schriftsteller und Kunst k rit iker tät ig zu sein. Von 1880 bis 1886 war er Red akt eur bei der Wiener Allgem einen Zeit ung, vor allem aber widmet e er sich größ er en kunst g es chicht l ichen Werken wie der Geschichte der holländischen Malerei und dem Nieder ländischen Künstler-Lexik on. In dem schlicht en Band liegen fünf Ser ien, davon zwei unvollständ ig, vor. Die Études d’androg ynes (10 Lit hog raphien) und die Bohêmes (hier: 10 von 20) sind doublet t mit unser em ander en Exemplar, hin zuf ügen können wir allerd ings Les pet its mordent (10), Les Anglais chez eux (10) und die Blätt er 11 bis 30 (von 30) der Histoire de politiquer. In h alt l iches und biog raphisches Int eresse dür fen insbesonder e Les Anglais bea nspruchen: Währ end sich alle ande ren Ser ien auf Par is bez iehen, sind diese zehn Blät ter noch eine Rem in isz enz dara n, daß Gavarni sei nen Blick hint er die Masques et vi sages der Menschen vor allem an den soz ialen Zuständen in England, an der dortigen „misery underlying the plausible surface of the society“ [Ray] geschärft hatt e. Lit er at ur: Ar m el hault/Bocher 1239 – 48, 1257 – 66, 1282 – 91, 1318 – 37; 1476 – 85; Beraldi V II , 24 ff., 73 ff., Nr. 255, 256, 258 – 260; Bilderwelt en 177 ff., Nr. 97; Esc offier 1853; Lemoisne II , 111 ff.; Lipp erheide 919, Xe 239; Lonc hamp II , 178; Oster walder 413; Rahir 439; Ray I, 225 ff., Nr. 157; Rümann 187; San der 295, S. 121 f.
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Gavarnis „mag nifiques adieux au grand public“ 255 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Œuvres nouvelles de Gavarni. Par-ci, par-là. Et: Physionomies pari siennes. 100 sujets. Paris, Aug. Marc et Cie, [1857 –1858]. 100 lithographierte Tafeln auf Chinapapier, montiert auf starkes Velinpapier. 1 Bl. (Titel). Folio (426 x 296 mm). Dunkel grüner Halbsaffianband des Verlags auf vier point illéver zier te, von fet ten Blindfileten ein gefaßte Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel, zentraler gold gepräg ter Vi gnet te mit Pin sel und Feder sowie doppeltem, fet tem und ma gerem Goldfiletenrahmen an Kopf und Fuß, mit blind gepräg tem Rahmenwerk auf den Deckeln, weißen Moirépapiervorsätzen und Ganz gold schnitt (Kan ten berieben, Vordergelenk am Fuß mit kleiner Anplat zung, Trä ger papier nur schwach braunfleckig). Die beiden letz ten lithographi schen Serien Gavarnis in 100 großfor mati gen Ta feln Die beiden Serien Par-ci, par-là und Physionomies pari siennes von jeweils 50 Lithographien er schienen 1857 –1858 und set zen die vier Jah re zu vor pu bli zier ten Fol gen der Masques et vi sa ges fort. Wieder er weist sich Gavarni als ein „Schilderer der Pa ri ser Sit ten von unver gleich licher Tiefe“ [Rümann 189], zu sei nen „chefs d’œuvre“ gehören diese Serien für Lemoisne sowohl nach In halt wie zeich neri scher Ausfüh rung: „D’un admirable des sin lar ge, souple, puissam ment modelées dans les gris sou rds et les blancs lumi neux, exécutées avec aisance, ces images de petits bour geois, de bou tiquiers, d’ouvriers, d’ar tist es, de femmes du peuple ou de monda ins, resteront in altérablement vivants et ex acts, tant ils sont la représentat ion de chacun de leur classes, de leurs métiers, de leurs occupat ions, de leurs préoccupat ions même“ [Lemoisne 214]. Bild legenden sind zur Deutung und Kontext ualisierung kaum mehr nötig, sie beschrän ken sich auf ganz knappe, den Ge gen stand identi fi zieren de Unter schrif ten. Lemoisne be obachtete in die sen Alterswerken des Künst lers „une façon presque contemplative en face des ex pressions et des phys ionomies“, sie wirken wie „ses mag nifiques adieux au grand pu blic“ [ebd. 220]. So sehr sich beide Serien als por traitierende Cha rak ter stu di en äh neln, wei sen sie doch kon zeptuel le Unter schiede auf: Die Lithographien von Par-ci, par-là be sit zen ein klei neres For mat,
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auf dem die Dargestellten überw iegend als Halb fi g ur oder als Kniestück gez eigt sind. Oft werden zwei Menschen physisch oder dia log isch aufeina n der bez ogen, um sich gegenseit ig zu cha r akt er isie ren. Die ganz fi g u rigen, großfor m at iger en Einz el por t raits der Physionom ies par i siennes ordnen sich demgegenü ber zu klei nen ‚Versuchs‘-Rei hen, wie die Propriétaires, die Bohèmes oder die Rodeurs; an der e werden etwa durch die Beischrif t en aufeina n der bez ogen, wie die Milchf rau in „Tenue de ville“ und die Bürger in in „Tenue de village“. Doch jede einz elne Gestalt wirkt ganz aus sich heraus und be kommt dadurch – una bh äng ig von soz ia len, mor a l i schen oder cha r akt erl ichen Zuschreibungen – eine eigene, mensch l iche Würde. Die Lit hog raphien wurden von Lemercier auf Chi napapier ged ruckt und auf starkes Vel inpapier auf gez ogen. Der graue Ton des Papiers gibt der locke ren Strichelung und Schraff ur der Zeichnung eine zwischen Tristesse, Milde und Mel anchol ie chan gier ende Grund ier ung. Proven ienz: And ré Tissot-Dupont (Aukt ion 2016, Nr. 212). Lit er at ur: Ar m el hault/Boch er, 446 ff., Nr. 180 0 –1849, und 452 ff., Nr. 1850 –1899; Beraldi V II , 79, Nr. 298 und 299; nicht Brivois 171 und Carteret III , 264; Lemoisne II , 214 ff.; Ray I, 227, Nr. 158; Rümann 189 (mit 2 Abb.); Sander 295.
Gavarnis spät es Meister werk 256 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. Masques et visages. Œuvre nouvelle de Gavarni. [Um schlagt itel. Auf dem zweiten Um schlag darunter:] Phys ionomies par isiennes. Cinq dizains. Par is, Paulin et Le Chevalier, [1857 –1858]. 50 lithographierte Tafeln auf stärk erem Velinpapier. Folio (388 x 274 mm). Braun er Perk alin-Verl agsein band mit Titel und Orn am entik in Goldpräg ung auf dem glat ten Rücken, blindg eprägtem Rahm enwerk auf den Deckeln und goldgeprägtem Deckeltitel, mit gelben Buntpapiervorsätzen, zwei eingebundenen Orig i nal-Vorderum schlägen und Ganzg oldschnitt (minim ale Läsuren an Rücken und Ecken, Tafeln schwach braun fleckig). Exemplar auf Vel inpapier, mit eingebundenen Umschlä gen Die 50 Lit hog raphien der 1857 –1858 veröf fent l ich ten Physionom ies par i siennes liegen hier noch ein mal sepa r at vor. Auf den eingebundenen Orig in alUmschlägen steht als Haupt t it el Masques et visages,
par Gavarni. Ser ie nouvelle, was Anl aß für Verwech selungen geben könnt e: Die 18 Bildfolgen mit dem Ober t it el Masques et visag es ers chienen ber eits 1852 –1853. Als Œuvres nouvelles wurden die Ser ien Physiono mies par i siennes und Par-ci, par-là auch ge mein sam veröf fent l icht, wie das Tit elblatt des ander en Exemplars dieser Samm lung belegt. Anders als dort sind die Lit hog raphien hier nicht auf auf k a schier t es Chin apapier sondern dir ekt auf weißes Vel inpapier ged ruckt, was die Kont rast w irk ung verstärkt. Dies überz eugt ger ade bei den hier vorl iegenden Phys ionomies: Sie zeigen Ganz fi g ur en in größer em For mat als in Par-ci, par-là, und der starke SchwarzWeiß-Ef fekt unt ers treicht die Monu ment a l it ät dieser ‚großen Einz elnen‘. Dieser Eind ruck steht freil ich in einem iron ischen Gegensatz zu ihr em histor ischen For m at. Es sind eher die ‚kleinen Leute‘, auch kleine Geister, die Gavarni ins Bild setzt. Der alt ersm ilde Künstler er faßt sie indes kaum mehr mit sat ir ischem Impet us,
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vielmehr in einer „faç on presque contemplative“ [Lemoisne 220] und in „un ver g leich l i c her Tie fe“ [Rümann189]. Skizz enh af t e Darstellung und knappste Bildlegenden genügen, um eine Sit uat ion, einen Cha r akt er, eine Lebensl age insgesamt zu er fassen: Da ist der zerlumpt e Straßenkehr er [Nr. 32], der sich über die unr einl ichen Par iser, der Winz er, der sich über das schöne Wett er ärgert [45]; ein re sig niert er ält er er Herr, dem nicht einm al mehr der Hund folgt [20]; der blasiert e Student, der darü ber phant asiert, ob er ein „rea l istischer“ Aut or wer den will [19]. Überh aupt scheinen bei den Kult ur schaf fenden Anspruch und Wirk l ichkeit grundsätz lich auseina nderz ufallen: Bei dem mel anchol ischen Komöd ia nt en [47] ebens o wie dem verlot t er t en Tibull-Übersetz er [11] oder dem häßl ichen Aut or einer „Ode à Venus“[39]. Manche Portra its laden zu klei nen Rei henstud ien ein: die Hauseigent ümer [16, 26, 44] und die Her umt reib er [34, 35, 41], Kleinh ändler in Zit ronen [8], Luftballons [23] und Pupp enmöb eln [48], so gar Menschen, die „am Mont ag“ anget rof fen werden
[28, 29, 43]. Ander e wieder ordnen sich zu Paar en, um sich gegenseit ig zu bespiegeln: Auf die Laitière vom Lande in einfachem „Tenue de ville“ [14] folgt die Bourgeoise in kokettem „Tenue de village“ [15]. Ein „Cocher a deux fins“[31] verr ichtet in Pferde stall und Da menz im mer seinen Dienst, währ end eine „petite serva nte“ erst noch die Aussicht hat, „maît resse“ zu werden [25]. Selbst bew ußt trällert eine Frau einen Gassenh auer über die Liebe [37], währ end die Prim adonn a am Klav ier noch die Ton leit er üben muß [38]. Es ist dieses Wechselspiel der laut en und der leisen Töne, der gen auen Beobach tung und der sat ir ischen Perspekt ive, das Gavarnis Physionomies par i siennes einen besonder en, zwischen Mel anchol ie und Kom ik schwebenden Zauber ver leiht. Proven ienz: And ré Tissot-Dupont (Aukt ion 2016, Nr. 216). Lit er at ur: Ar mel hault/Bocher, 452 ff., Nr. 1850 –1899; Beraldi V II , 79, Nr. 299; nicht Brivois 171 und Cart eret III , 264; Lemois ne II , 214 ff.; Ray I, 227, Nr. 158; Rümann 189 (mit 2 Abb.); Sander 295.
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Auf dem Weg nach Par is – ein Aquar ell von Gavarni 257 Gavarni [d. i. Guillaume-Sulpice Chevallier]. [Aquarell, am unteren Rand von Hand betitelt:] route de Par is. [Ohne Ort und Jahr]. 1 Aquar ell auf gelbl ic hem Vel inp ap ier (etwa 303 x 212 mm). (Oberer Rand mit etwa 1 cm breitem Leim schatten und kleineren Läsuren). Orig in a les Aqua r ell von Gavarni Eine jung e Frau füllt aufrechtstehend die Bild mitte aus. Über die weiß e Bluse und einen lan gen beigen Rock hat sie sich einen etwas unf örm i gen altr osa Umh ang geworfen, dazu trägt sie eine volu m inös gefältelte, im merh in farbl ich pass en de Haube, in der linken Hand ein schwarz es Bün del. Ärml ich sieht sie aus, doch leucht en ihre weiß gehöhten Wangen in gesundem Rot, die Füße setzt sie kokett voreina nder, den Kopf hält sie nach ihr er rechten Seite schräg geneigt, um kühl nach links zu spek ul ier en, wo sie aus der Ferne etwas zu erwar ten scheint. In der sie umgebenden menschenlee ren, kargen Landschaft kann die Dorfschöne gew iß keinen Blu ment opf gew innen. Ein ländl iches Haus links im Hint erg rund und der ver fallende Bret t er zaun zur Recht en, jeweils in grauem Lavis, können sie hier nicht halt en. Und so steht sie auf der stau bigen „route de Par is“: So bet it elt e der Maler selbst, niem and Ger inger er als Paul Gavarni (1804 –1866), dieses ausd ruckstarke Aqua r ell eigenh änd ig neben seinem Na mensz ug. Man ahnt, welches Los dem an der Straß e ste henden Mädchen in Par is beschieden sein wird – bestenfalls das der Loret tes, die Gavarni 1841 –1843
in 79 Lithog raphien portraitierte. Doch noch ist es nicht so weit: Sie gehört ebensowen ig zu jenen leicht lebigen Kokot t en wie überh aupt zu den Gens de Par is, die Gavarni in 208 Lit hog raphien für das Werk Le diable à Par is (1845/46) ins Bild setzte. Eine gew isse Nähe besitzt unser Aquar ell zu den ähnl ich großfor m at igen und ganz fi g u rigen Lit ho graphien der Physionomies par i siennes von 1857/58. Wir möch t en es dar u m gleich falls dem Al t ers werk des Künstlers zuordnen, in dem er „une façon presque contemplative en face des expressions et des physionom ies“ [Lemoisne 220] er r eicht e. Doch scheint das Mädchen an der route de Par is nie mals als Vorlage für den Druck verwert et worden zu sein. Auch ist das Werk bei Lemoisne, der Gavarni „au rang des meilleu rs aquar ellistes du XIXe siècle“ [Lemoisne II , 1889] erhob, nicht verz eichnet. Diese ‚Unver f ügbarkeit‘ ist symptom at isch. Es wirkt, als kehr e der abgek lärte Gavarni selbst noch einm al an einen Anfang zur ück, als hielt e er den Atem an, um jenen Augenblick festz uh alt en, bevor ein jun ger Mensch, naiv und neug ier ig, in den Dunstk reis des unersätt l ichen Molochs Pa r is eint ritt, der Me tropole, die auch sein eigenes Wirk ungsfeld war. Als Sohn eines kleinen Landw irts war Gavarni auf die Welt gekommen, und sein letztes Lebensjahr zehnt verbracht e er wieder „in völl iger Zur ückgez o gen heit, mat hem at ischen Stud ien hingegeben; den Zeichenstift rührte er nicht mehr an, nur ein ige Aquar elle hat er noch gem alt“ [Thieme/Becker 13, 297]. Eines von diesen dürft en wir vor uns sehen. Lit er at ur: Vgl. Lemoisne II , 189 – 212, und 247 – 269; Thieme/ Becker 12, 296 ff.
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In den Verleger-Lux useinbänden 258 Ger vais, Paul. Histoire nat urelle des mammifères. Avec l’ indication de leurs mœurs, et de leurs rap ports avec les arts, le commerce et l’agr iculture. [I.] Pri mates, cheiroptères, insectivores et rongeurs. [Und: II.] Car nivores, proboscidiens, jumentés, bisulques, édentés, marsupiaux, monot rèmes, phoques, sirénides et cétacés. 2 Bde. (Les trois règnes de la nature. Règne anim al). Par is, L. Curmer, 1854 –1855. 32 Tafeln in Holzschnitt mit rosafarbenen Seidenvorsät zen, davon 18 teilk olor iert und 7 getönt; über 600 Text abbildungen. Und: 69 Tafeln in Holzschnitt mit rosafar benen Seidenvorsätzen, davon 40 teilkolor iert, 29 getönt, über 300 Textabbildungen. 2 Bl., XXI V S., 418 S., 1 Bl. Und: 2 Bl., 344 S. Quart (265 x 177 mm). Ident ische Verlegereinbände von schwarzem Saff ian auf glatte Rücken, mit großen gold geprägten illu strierten Platten auf Rücken und Deckeln, mit Pointillé-Verzier ung auf den Steh- und breiter Dent ellebordüre auf den Innenk anten, Doublüren und Vor sätzen aus Moiréseidenpapier und Ganzg old schnitt, auf den Deckeln sig niert „Haarh aus. Gr Par is“ und am Fuß jeweils „Lenègre rel.“ , in Pappschubern mit dunk elblau en Lederk anten (stellenweise minim al, Bd. II. vereinzelt stärk er braunf leckig, Bd. I: S. 171 f. mit kleiner Eckfehl stelle ohne Textverlust). Mit über 1000 Holzschnitt en, davon 58 kolor iert – in Verl agseinbänden von Curmer Franç ois-Louis Paul Gervais (1816 –1879) war ab 1845 Professor für Zoolog ie und vergleichende Ana tom ie in Montpellier, später in Par is; seine Arbei ten haben „grandement favorisé les prog rès de la science“. Das vorliegende Werk gehört zu seinen „plus imp ort a nts“ [DBF]. In der Rei he Les trois règnes de la nat ure erschien 1852 noch ein Band über Bot a n ik, 1853 einer über Vögel. Ger vais Nat urgeschicht e der Säuget ier e, die durch ein Reg ister erschlossen ist, ent h ält insgesamt über 1000 Holz s chnit t e nach Zeich nun g en von Wer ner, Freemans, Ouda rt, Delahaye und de Bar. Sie zeigen sowohl Tier e in ihr er Umgebung als auch Skelet t e und anat om is che Det ails, wie Schädel, Geh ir ne und Gebisse. Für den Bibliophilen von besonder em Int ere ss e sind die 101 Tafeln, die noch in ‚vorw issenschaft
licher‘ Trad it ion die Tier e in wildr om ant is chen bzw. exot ischen Landschaf t en darstellen. Auf den 58 Farbt afeln heben sie sich buchstäbl ich vom Hin terg rund ab, da dieser unkolor iert blieb. Die beiden hin r eißenden Verlegerein bände von Lenègre wer den geschmückt von auf allen Deckeln ident ischen, raum f üllenden goldgepräg t en Plat t en von Rob ert Haarh aus. Proven ie nz: Wapp ene x l i bris des Indus trie l len Évra rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979), nicht in dessen Aukt ionsk at a log 1980. Lit er at ur: Cart eret III , 267; DBF XV, 1378; Grae ss e III , 61 (nur Bd. I); Niss en, ZBI 1542; Vicaire III , 975 f.; zum Einband vgl. Malavieille 159, Nr. 35 (Abb.) und Far bt afel V III .
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Im zeit genössischen Mosai keinband mit Mot iven à la cathédrale 259 Gilb ert, N[icolas] J[oseph] L[aur ent]. Œuvres complètes. Publiées pour la première fois avec les correc tions de l’auteur et les variantes, accompagnées de notes littéraires et historiques [par Mastrell a]. Par is, Dalibon, 1823. 1 radiertes Portrait und 4 radierte Tafeln, davon 2 mit Seidenvorsätzen, 1 Handschriften-Fak sim ile, 1 TitelVig nette in Holzschnitt. 2 Bl., XVI S., 371 S. Oktav (207 x 125 mm). Auberg in efarbener mosaizier ter Russischled erband der Zeit auf vier breite, goldorn am ent ierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel, mit floralen und geom et rischen, von Goldlinien einge faßten Lederintarsien in Ocker, Grün, Nachtblau und Rot auf Deckeln und Rücken, Deckeldek or in doppeltem Goldf iletenrahm en mit Eckfleurons, mit Golddekor auf den Stehk anten, Rahm enwerk aus sechs fetten und ma geren Goldf ileten mit Eckfleurons auf den Innenk anten, mit olivg rünen Lederdoublüren mit zent raler fünffarbig intarsier ter Roset te, die durch krabbenbesetzte Dreiecke zu einer Rautenform ergänzt wird, mit fliegenden Vor sätzen aus altr osa Moiréseidenpapier und Ganzg old schnitt, am Fuß sig niert „Bogetti“ ( Vorsätze und benach bartes Vorblatt am Innenfalz leim schatt ig, durchgehend etwas braunf leckig). Der unverstandene Dicht er – zwischen Wirk l ich keit und rom ant ischem My t hos Der lothr ing ische Bauernsohn Nicol as Joseph Lau rent Gilbert (1750 –1780) wurde mehrm als entdeckt: zu Lebz eit en zun ächst von lok a len Förder ern und später royalen Gönnern – und posthum von der rom ant ischen Rez ept ion des 19. Jahrhunderts, die ihn zum Musterbild des verk annten Genies stili sier t e. Pa r adoxer weise hat t e er selbst diesem Bild ber eits kräf t ig vorgea rbeit et. Ein Dorfpfar r er ver m it t elt e Gilb ert die Anfangs gründe des Lat ein ischen und der höher en Bildung und verschaffte ihm Zug ang zum College de l’Arc in Dole. War ihm eine liter ar ische Karrriere auch nicht in die Wiege gelegt, so strebte er diese in des umso entschiedener an. Als Zwanz ig jähr iger beg ab er sich, ausgestat t et mit einem Empfehlungs schreiben an d’Alembert, nach Par is, wo sein 1771 erschienener erster Ged icht band insbesonder e im Zirkel der „Philosophes“ durch fiel. Passender weise bewarb er sich daraufh in mit dem Ged icht Le poète
malheureu x 1772 vergebl ich um den Lit er at ur preis der Académie française – um 1773 in den Sat ir en Le car naval des auteurs und Le siècle seinem Haß auf die gelehr t e Instit ut ion und die ein flußr eichen Pa r iser Kreise freien Lauf zu lassen [vgl. DBF XVI , 10]. Nur im eigenen Lande galt der Poet etwas: 1774 wur de er in seiner lothr ing ischen Heim at in die Akade mie von Nanc y aufgenommen, wof ür er sich mit Élo ge de Leopold Ier, duc de Lorraine revanchier t e. Auch in den kommenden Jahr en versuchte er sich mit an bedeut ende Personen ger icht et en Widmungsund Gelegen heitsged icht en zu profi l ier en, zugleich setzt e er seinen vehement en Kampf gegen „Philo sophen“ und Enz yk lopäd isten fort, so etwa in den Sat ir en Le Dix-huitième siècle (1775) und Mon apolog ie (1778), in denen er die Laster einer korr umpiert en Gesellschaft, die Mecha n ismen des Kult urbet riebs und den Athei smus at t ackier t e und Mit glieder der Académie française – allen vora n Voltair e – als ei gensücht ige ‚Ty r annen auf dem Par n ass‘ geißelt e
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und na ment l ich denunz ier t e. Ger ade diese beiden Stücke trugen ihm die Wertschätz ung ant iauf k lä rer ischer und konser vat iver Kreise ein – außerdem Pensionen des Kön igs, des Erzbischofs von Pa r is und des Mercure de France [vgl. DBF XVI , 10]. Gef ühlvoller e Töne schlug Gilbert in seiner Über setz ung zweier Gesänge aus Sa lomon Gessners idyl lischem Heldenepos Der Tod Abels an; fast moderne Ank länge zeigt sein letzt es Ged icht Adieux à la vie. Darin griff er noch einm al das Them a des unver standenen und verk annt en „poète malheureu x“ auf, doch diesm al nicht polem isch, sondern „aux accents les plus purs“ [DBF XVI , 10]. Dieser Text mußt e spä ter en Gener at ionen ger adez u prophet isch erschei nen, stürzte Gilbert doch bald darauf vom Pferd, verschluckt e nach einer Trepa n at ion im Delir einen Schlüssel, der sich unglück l icher weise in der Spei ser öhr e festsetzt e und den Tod des ger ade dreißig jäh r igen Dicht ers herbeif ühr t e. Der vermeintlich arme, für die Kunst hungerlei dende Bohémien, der von Ped ant en und Phil istern verk annt e Dicht er, der in jungen Jahr en im Wahn sinn stirbt – Leb en und Werk Gilb erts schienen ger adez u prädestin iert für eine my t hische Verk lä rung zum rom ant ischen Gen ie, die unt er ander em von Musset und Flaubert betrieben wurde und in Alfred de Vignys Rom an Stello gipfelt e, einer „in carn at ion de Gilbert“, die den „poéte incompris“ als „victime d’une société égoïste“ [DBF XVI , 10] wie derauferstehen ließ. Den Boden für diese Rez ep tionsgeschicht e ber eit et en diverse Werkausg a ben, die in den Jahr en 1788, 1801, 1806, 1811 und 1817 erschienen, ehe 1823 mit der vorl iegenden „la meill eur e édit. de ce poëte“ [Brunet] herausk am. Der von Didot ge d ruck t e Band ist aus g e stat t et mit dem rad ierten Portrait des Dichters und vier rad ier t en Ta feln nach Zeichnungen von Alexa nd reJoseph Desenne (1785 –1827), dem bek annt esten Vignettisten der Restaur at ionsz eit, der die Nachfol ge von Moreau le jeu ne anget ret en hatt e und „toute la faveur des librai res et des amat eurs“ [DBF] genoß. Die Hochschätz ung in der Zeit der Rom ant ik zeigt sich spez iell in unser em Exemplar nicht zuletzt an dem kost ba r en zeit g enössis chen Mos a i keinband mit int arsier ten Schmuck mot iven à la cathédrale auf dem Rücken, den Deckeln und den Doublür en. Gefer t igt wurde er von dem Buchbinder Bogetti, von dem man nur weiß, daß er in Par is tät ig war und
von dem bislang nur „une seule reliure de grand luxe“ [Culot] bek annt gewesen ist. Auch Nicolas Joseph Laur ent Gilbert ger iet im Lauf des 20. Jahrhundert fast völlig in Vergessenheit – Anl aß genug, ihn als exempla r ischen Gegenstand rom ant ischer My t hisierung aus krit ischer Distanz noch einm al neu zu entdecken. Lit er at ur: Bru net II , 1592; Grae ss e III , 82; Lonc hamp II , 182; Quéra rd III , 349 (mit Ers cheinungsjahr 1822); Rahir 442; Vica ire III , 977 f.; zu Desenne: Bénézit I V, 481 f.; DBF X, 1318 f.; Thieme/Becker 9, 124; zu Bogetti: Ramsden 37; Culot 471.
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Sat ir ische Hint erglasmaler ei auf Buchdeckeln 260 Gira rd, Loui s (Text) und Francisc o Dan iel (Mu sik). Album 1849. [Paris], au Musée de musique In strum entale, chez Mr. Exc offon & chez Mr. Daniel, [1849]. 6 lithographierte Tafeln. Lithographierte Titel, 15 lithographierte Notenbl. – Alles ein seit ig bedruckt. Folio (336 x 256 mm). Pappband der Zeit mit schwarzem Papierum schlag, auf beiden Deckeln mont ierte, bem alte Glasscheiben, mit applizierten dekorat iven Pappbordü ren, in moderner, mit Filz ausgeschlagener Halbleinen kassette (Glas vorn und hinten mit mehreren Sprüngen, Vorsätze gebräunt, Papier minim al randgebräunt und schwach braunf leckig). Rom anz en der Zweit en Republik – Deckelplat t en mit zeit genössischer Hint erglasm a ler ei: so uni k al Das Alb um 1849 spieg elt die am b iv a l ent e Stim mung in Frank r eich nach der Februa r r evolu tion und währ end der kurzlebigen konser vat iven „Zweiten Republik“ (1849 –1851). Es enth ält sechs vok ale Rom anz en für ein bzw. zwei Stimmen mit Klav ierb eg leit ung, der en Text e zwis chen Mel an chol ie und Heldent um, Sehnsucht und Soz ia l k ri tik, Auf bruch und Abschiedsschmerz chang ier en. Sie werden illustriert durch sechs bei BrioudeLag uérie ged ruckt e, sig nier t e Lit hog raphien von François Alexa nd re Hazé. In L’œillet zieht ein Jüng l ing die Nel ke sei ner Lisett e im Knopfloch dem Ordensband des Drago ners vor; das Mädchen vom Lande findet im Primevère den Tod durch die Schuld des „cavalier“. Das Lied Riches et pauvres eri nnert die Wohlh abenden an den hungernden „frère deshérité“; in Les pilotes côtiers wird der Überlebensk ampf der Küstenschif fer im Gew it t ersturm besungen. Zart-rom ant isch tönen hingegen Le Myosotis (Verg ißmein n icht) und das abschließende Adieu. In der Zeit enwende um 1848 tat en sich anscheinend zwei jugendl iche Nonkonfor m isten zu diesem Werk zusam men: Währ end der Aut or Loui s Gira rd nicht näher bestimmt werden kann, weiß man von dem da m als erst achtz ehnjäh r igen Kompon isten Fran cisco-Salvador Da n iel (1831 –1871) et was mehr. Er stammte aus der Stadt Bourges, zu der auch der eine Gener at ion ält er e Illustrat or François Alexa n dre Hazé (1803 –1864) Bez iehungen hatt e [vgl. Thie me/Becker] – mögl icher weise war Da n iel durch die sen Kont akt überh aupt nach Par is gekommen und der Ma ler unt erstützt e ihn durch seine Bet eil ig ung
an dem Album. Der von ega l it ä r en Ideen er f üllt e junge Mann wander t e schon 1853 nach Alger ien aus, beschäf t ig t e sich int ensiv mit ara bischer Musik und kehrt e erst um 1864 nach Frankr eich zur ück. Das wohl nur in sehr kleiner Auflage erschienene Werk konnte in den einschläg igen Bibliogaphien nicht nachgew iesen werden. Höchst eigena r t ig und ind iv iduell gestalt et ist auch der Einband unser es Exemplars: Auf die Deckel des schlicht en Pappbands wurden zwei gew icht ige bem alt e Glasplat t en mont iert. Sie sind in jeweils fünf Streifen unt er t eilt, die von dekor at iv ge stanzt en goldenen Pappbordü r en abgeg renzt und eing efaßt werden. Jeder Streifen ist mit bunt en Hint erglasm a ler eien gef üllt, die vier bis fünf rät sel haf t e ka r ik ier t e Fig ur en, manch m al in dia log ischen Szenen mit diversen Req uisit en, zeigen. Es sind meist kar nev ale sk oder dia b ol isch an mut ende Gestalt en mit überg roßen Köpfen: ein vogelgesich tiger Richt er, eine devot e Geisha, zwei beschwänz te halbn ackt e Teufel, ein Musik ant mit Kochg e schirr, ein ja nusköpfi ger Stra ßen feger, eine sitzende Mat rone, die von einem riesigen Hum mer gez wickt wird – und allerlei ander e mehr. Prov en ie nz: In nendeckel.
A la in
Dub ois,
Ex l ib ris
auf
Lit er at ur: Nicht bei Brivois, Cart eret, Lonc hamp, Rahir, San der, Vicai re; zu Hazé: vgl. Bénézit V I , 828; vgl. DBF XV II , 798; vgl. Thieme/Becker 16, 186.
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In einem pracht vollen Mosai keinband der Restaurat ionszeit von Jean Badiéjous, aus bedeut enden Sammlungen 261 Goethe, [Johann Wolfgang v.]. Werther. Traduit de l’allemand par M. L. de Sevelinges. Nouvelle édit ion, ornée de gravure s. Par is, J. G. Dent u, 1825. 4 radierte Tafeln mit Seidenvorsätzen. 2 Bl., VIII S., 309 S. Klein-Oktav (144 x 92 mm). Dunk elblauer Kalbled er band der Zeit auf glatten Rücken, mit goldgepräg tem Rückentitel, der ganze Rücken bedeckt mit floralorn am entaler, ach sen s ymm et rischer Goldpräg ung sowie roten und grün en Lederintarsien, Deckel mit blindge prägtem Roll stempelrahm en zwischen fet ten Goldf ileten, das zent rale Rechteck mit floralen Led erintarsien in Ocker, Grün, Rot und Violett auf goldenem Grund um ein leeres Mitteloval, Einband-Ecken mit Goldschraffen, Dentellebordüre auf den Innenk anten, mit marmor ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt, auf dem hinteren festen Vorsatz Buchbinderetik ett „Badiéjous“ (Schabspur von entferntem Exlibris auf Spiegel, Papier minim al braun fleckig, VIII S. Préface verbunden). Die Leiden des jungen Werthers, Goet hes zuerst 1774 veröf fent l icht es Frühwerk aus seiner Sturm und
Drang-Zeit, bescherte ihm gleichs am über Nacht einen eur opaweit en Ruhm; schon bald erschienen diverse Übersetz ungen und illustrier t e Ausg a ben. Erstm als 1804 kam die Übersetz ung von CharlesLouis de Sevelinges (1767 –1832) heraus, die hier in zweiter Ausg ab e vorliegt. Für lang e Zeit war sie unb estrit t en „la meilleur e“ [Brunet], „la plus fidèle et la plus éléga nt e“ [Quéra rd], die den übr igen zudem voraus hatte, daß sie auf Goethes Ausg abe letzt er Hand ber uht e. Sie wurde erst von der 1829 zu n ächst anonym er schienenen Über t ra g ung von Pierre Leroux übert rofffen, die 1845 nochm als von Hetz el mit Illustrat ionen von Johannot aufgelegt wurde und die sich gleichfalls in unser er Samm lung befi ndet. Die er ste Aus g a b e von 1804 war le d ig l ich mit einem Wert her-Por t rait ausg estat t et; die vorl ie gende dagegen mit vier Tafeln, in denen die ent scheidenden Szenen ins Bild gesetzt werden. Ihre Ent ste hung geht wie der u m noch ins 18. Jahr hundert zurück: Sie wurden von Jean DuplessiBer t aux (1747 –1819) nach Vor l a g en von René
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Théodore Bert hon (1776 –1859) gesto chen. Der jun ge Zeich ner hat te erst mals 1796 im Sa lon ausge stellt und auf sich auf merk sam gemacht. Bereits 1797 er schienen sei ne Wert herIl lu strationen in der bei Didot er schienenen Über set zung von d’Au bry. Sie bilden eine sorg sam komponier te, motiv isch aufein ander abge stimmte Fol ge: Auf der er sten, die das Datum 1797 trägt, tritt Wert her am lin ken Bild rand zur Tür her ein und sieht Lot te zum er sten mal im Kreis ih rer her umtol lenden Kinder. Die zweite zeigt ihn da gegen in nachdenk licher Haltung mit ihr und den Kindern am Brun nen (zum Brief vom 6. Juli), der hier in eine Grot te verlegt ist. Auf der drit ten kniet er fassungslos am Boden wäh rend der letz ten Begeg nung mit der Geliebten, die ih rer seits nach rechts ei ner geöff neten Tür zu strebt; bei der letz ten ist es der Bediente, der von links mit ei ner Fackel ins Zim mer tritt, um den toten Wert her zu ent decken. Diese Dar stel lun gen wirken geradezu theatra lisch, zu mal in den hohen Räu men des 18. Jahrhunderts – im Unter schied zu den fast 50 Jah re jün geren Bildern Tony Johan nots, die sich
mehr der romantischbeschau lichen „Schilderung des häuslichen Lebens“ [Bilder welten 115] wid men. Sehr reprä senta tiv wur de un ser Exemplar in ei nen pracht vol len Mo sa ikein band der Re stau ra tionszeit gebunden. Der von etwa 1807 bis 1847 täti ge Tou louser Buch binders Jean Bad iéjous gilt als „excel lent ouvrier“ [Fléty] – hier al ler dings unter lief ihm eine Un acht sam keit, indem er das Préface (S. I – VIII ) ver sehent lich nach S. 36 ein hef tete. Das wohlerhaltene Bändchen stammt aus den Samm lun gen bedeutender Bi bliophi ler, aus der von Alex is Rou art (1839 –1911) und der von Édou ard Rahir (1862 –1924). Provenienz: Ex li bris von Alex is Rou art auf dem Spiegel (dessen Auk tion I, 1911, Nr. 159). – Dar un ter Édou ard Rahirs gold gepräg tes Lei nenex li bris (dessen Auk tion VI , 1938, Nr. 1959: frs. 5.400!). Literatur: Bru net II , 1645; vgl. Lonchamp II , 185 (Ta feln, Ausg. 1797); Quér ard III , 396; Rahir 444; Schrei ber, Goethe 914 und 1373 –1376 (Ta feln); vgl. Vica ire III , 1010 (Er stausg. die ser Über set zung); zu Bad iéjous: Culot 460 f.; Fléty 15; Ramsden 23.
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Unbeschnitt enes Exemplar von Michel Legrand 262 Goet he, [Johann Wolfg ang v.]. Werth er. Par Goethe. Traduction nouvelle, précédée de con sidérations sur Werth er, et en général sur la poésie de notre époque, par Pierre Leroux. Accompagné d’une Préface par Ge orge Sand. Dix eaux-for tes par Tony Johan n ot. Par is, J. Hetzel, 1845. 10 Radier ungen auf Chin apapier, mont iert auf Karton; 1 Textholz schnitt. LII S., 2 Bl., 195 S., 2 Bl. Quart, unbeschnitten (276 x 190 mm). Langgen arbter dunk elbraun er Halbm ar oquinband auf fünf zwischen doppelten Goldf ileten orn am ental blindgeprägte Bünde, mit goldgerahmtem Rückent itel und orn am enta ler Verg oldung sowie olivg rün en Mar oquinintarsien in doppeltem Goldf iletenrahm en in den übr igen Rücken kompartim en ten, mit Gold f ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenem illu strier ten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „Merc ier Sr. de Cuzin“ , in mit Filz ausgeschlagen em Pappschuber mit Lederk anten. Die erste Ausg abe mit den kongen ia len Rad ier ungen Tony Johan nots Goet hes 1774 veröf fent l icht es, von schwär mer i schem Weltschmerz durchd rungenes Frühwerk war auch eur opaweit ein Erfolg. Die zuerst 1829 anonym erschienene fran z ösische Überset z ung durch Pier re Leroux (1797 –1871), den Saint-Simon-Schüler und Mit beg ründer des Globe, übert raf alle voraus geg angenen; George Sand rühmt sie als „admirab le de style“ und „d’une exactitude parfaite“. Sands schönes Vorwort liegt hier im Erstd ruck vor. Goethes Briefr om an erschien 1845 in Par is gleich in zwei vers chiedenen Ausg a b en, bei Crapelet und Hetz el, jeweils illustriert von Tony Johannot. In beiden Folgen betont er „die Schilder ung des häuslichen Leb ens, in der Mad ame de Staël die lit er a r ische Stärke der Deutschen gegenü ber den Franz osen sah“ [Bilder welt en]. Ansonsten unt er scheiden sie sich deutlich: Währ end die Fig ur en
in der Crapelet-Ausg a be in spät bieder meierl ichem Ambient e agier en, so erscheinen sie in der vorl ie genden „der lit er a r ischen Vorl a ge ent sprechend in Kostü men und Int er ieurs des achtzehnt en Jahrhun derts“ [ebd.]. Äst het isch sind Johannots Rad ier un gen für Hetz el „more attractive“ als die Stahlstiche bei Crapelet – „delicate and suave“ und „the finest he ever executed“ [Ray]; Sieu rin spricht kurz und bünd ig von einer „superbe col lect ion“. Dar u m sei Ar t ist ide Ma r ies gef ühlvolle Würd ig ung vollständ ig zit iert: „Ici, tout est par fait; int ell igen te compréhension du sujet, choix de scènes, tour à tour idylliques, passionnées, trag iques, exq uise sensibilité de l’expression qui résume, en con stant accord avec le text e, les étapes de l’amoureux désespoir. Qu’elle est toucha nt e, cette Charlott e qu’il met aux prises avec un Werther aux ardeu rs con tenues, aux fébriles eff usions, aux pat hét iques de chiremens! L’émot ion qui ani me ces pet its tableaux est servie par un dessin élégant et sûr, une point e d’une suprême agilité“ [Mar ie 62]. Dies ist die erste Ausg a b e mit den Rad ier ungen avant la lettre; sie sind led iglich sig niert und teil weise dat iert (1844), in spät er en Ausg aben steht zu sätzl ich: „Imprimé par Chardon“ [Sieu rin]. Das Buch ist „rare en belle cond ition“ [Carter et]. Schön und untadelig hat sich unser Exemplar erh alt en: un beschnit t en, mit eingebundenem Ori gin al-Umschlag und in einem Einband von Émile Mercier (1855 –1910). Proven ie nz: Farb ig illus trier t es Ex l ib ris von Michel Legr and mit dessen Initialen (nicht in des sen Aukt ion am 6.4.1936). – Darü ber Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Beraldi V III , 274, Nr. 60; vgl. Bilderwelten, Nr. 48 (spät er e Ausg.); Brivois 176; Brunet II , 1646; Car t eret III , 268 f.; Lonc hamp II , 185; Mar ie 62 und 102; Quéra rd/Bourquelot I V, 119; Rahir 444; vgl. Ray II , 266 f., Nr. 188; Sander 303; Schrei ber, Goethe 917 und 1377 –1386 (Tafeln); Sieu rin 85 f.; Spœl berch, Sand 85; Thieme/Becker 19, 69; Vicaire III , 1011; zu Merc ier: Fléty 126 f.
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Das Exemplar von Armand Ripault, im reich vergoldet en Verlegereinband 263 Goet he, [Johann Wolfg ang v.]. Werth er. Par Goethe. Traduction nouvelle, précédée de con sidérations sur Werth er, et en général sur la poésie de notre époque, par Pierre Leroux. Accompagné d’une Préface par Ge orge Sand. Dix eaux-for tes par Tony Johan n ot. Par is, J. Hetzel, 1845. 10 Radier ungen auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit Seidenvorsätzen; 1 Textholzschnitt. LII S., 2 Bl., 196 S., 2 Bl. Quart (265 x 178 mm). Verlegereinband von dunk elg rü nem Mar oquin auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel und reic her orn am entaler Rückenverg ol dung, auf beiden Deckeln über einer flachen, überf lie ßenden Schale großes Port raitm edaillon, umrahmt von linearem und floralem Dekor in Goldpräg ung sowie fet tem und schmalem Blindrahm en, mit Goldf ilete auf den Steh- sowie Dentellebordüre auf den Inn enk anten, mit Vorsätzen aus Moiréseidenpapier und Ganzg old schnitt (durchgeh end braunf leckig, Tafeln tadellos, schwache Klebespur von Exlibris auf Spiegel). Dies ist die erste Ausg a be der französischen Werther Übersetz ung von Pierre Leroux mit der „sup erbe col lect ion“ [Sieu rin] von zehn Rad ier ungen Tony Johan nots avant la lettre; sie sind led iglich sig niert und teilweis e dat iert (1844), in spät er en Ausg a ben steht zu s ätz l ich: „Im primé par Char don“ [Sieu rin]. Vora ngestellt ist dem Werk das hier erstmals ged ruckt e Vor wort von George Sand. Das Werk liegt hier im perfekt erh alt enen Verleger einband in der Vorz ugsva r ia nt e in Ma r oq uin vor – mit dem großen goldgleißenden Med aillon mit dem Doppelpor t rait von Charlot t e und Wert her im Pro fil, über ei ner fi l ig ra nen, zerbrech l ichen Scha le, die eben im Überfl ießen beg riffen ist. Das Buch ist „très rare en pleine reliure à fers spéciaux“ [Magg s 666, Nr. 216, vgl. ebd. Tafel LXV sow ie Malavieille 204, Nr. 92]. Aus dem Besitz des Histor ikers und Krit ikers Henr y Houssaye (1848 –1911). Proven ie nz: Illus trier t es Ex l ib ris von Henr y Houssaye auf dem Spiegel, auf einem Vorblatt des sen vierzeil ige handschrift l iche, „Mai 1875“ dat ier t e Kurzbeschreibung der Ta feln (dessen Aukt ion 1912, Nr. 516). – Auktion Arm and Ripault 1924, II , Nr. 534: frs. 690 (zit iert bei Cart eret).
Im Verlegereinband aus Mar oq uin 264 Goet he, [Johann Wolfg ang v.]. Werth er. Par Goethe. Traduction nouvelle, précédée de con sidérations sur Werther, et en général sur la poésie de not re époque, par Pierre Leroux. Accompagné d’une Préface par Ge orge Sand. Dix eaux-fortes par Tony Johannot. Par is, Victor Lecou, J. Hetzel et Cie, [1852]. 10 Radier ungen auf Chin apapier, mont iert auf Karton; 1 Textholz schnitt. LIII [recte: LI V] S., 2 Bl., 196 S., 1 Bl. Quart (262 x 169 mm). Verlegereinband aus dunk elg rü nem Mar oquin auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel, reicher orn am entaler Rückenverg oldung, auf beiden Deckeln über einer flachen, überf ließenden Schale großes Port raitm ed aillon, umrahmt von lin ea rem und floralem Dek or in Goldpräg ung sowie fettem und schmalem Blindrahm en, Goldf ilete auf den Stehsowie Dentellebordüre auf den Innenk anten, mit Vorsät zen aus Moiréseidenpapier und Ganzg old schnitt, in mo dernem Pappschuber ( Vorsätze leicht oxydiert, Innenge lenk e einger issen, aber stabil, 3 Tafeln im weißen Rand etwas braunf leckig). Zweit e Ausg a be mit Johan nots Rad ier ungen avec la lettre – im Verlegerein band Die Werth er-Übersetzung von Pierre Leroux mit den zehn Rad ier ungen Tony Johannots liegt hier in der zweiten Ausg ab e von 1852 vor. Die Tafeln ha ben hier zusätzl ich die Unt erschrift „Imprimé par Chardon“ [vgl. Sieu rin]. Der schöne Verleg erein band ist der gleiche wie in der er sten Aus g a b e – mit dem gro ß en gold gleißenden Med aillon mit dem Doppelpor t rait von Charlot t e und Wert her im Profi l, über einer fi l ig ra nen, zerbrechlichen Schale, die eben im Überfl ie ßen beg riffen ist. Das Buch ist „très rare en pleine reliure à fers spéciaux“ [Magg s]. Lit er at ur: Vgl. Beraldi V III , 274, Nr. 60 (Erstausg.); Bilderwel ten, Nr. 48; Brivois 176; vgl. Brunet II , 1646 (Erstausg.); Car teret III , 269; vgl. Lonc hamp II , 185 (Erstausg.); Mar ie 62 und 102 (Erstausg.); vgl. Quéra rd/Bourquelot I V, 119 (Erstausg.); vgl. Rahir 444 (Erstausg.); vgl. Ray II , 266 f., Nr. 188; Sander 303; Schreib er, Goet he 917 (Erstausg.) und 1377 –1386 (Tafeln); Sie urin 85 f.; vgl. Spœlberch, Sand 85 (Erstausg.); Thieme/Becker 19, 69; Vicai re III , 1011 f.; zum Einband: Magg s 661, Nr. 216 und Tafel LXV (Abb.); Malavieille 204, Nr. 92 (Abb.).
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Exemplar der Prinzessin Clément ine d’Orléa ns 265 Goet he, [Johann Wolfg ang v.]. Les souf frances du jeune Werth er. Par Goëthe. Traduites par le com te Henr i de La B……. [= Bédoyère]. Sec onde édition. Pa ris, Crapelet, 1845. 16 gestochen e Tafeln (= 4 Illu strat ion en in jeweils 4 Druckz u ständ en), zu sätzlich 10 Rad ier ung en Tony Johann ots (aus Hetzels Werth er-Ausgabe), 11 weitere gestochene Tafeln und 6 Goethe-Port raits, sämtlich mit rosafarbenen Seidenvorsätzen. XII S., 2 Bl., 304 S. – Auf Büttenpapier gedruckt. Oktav, unbeschnitten (211 x 137 mm). Dunkelg rüner Ma roquinband auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldg eprägtem Rückent itel und floral-orn am ent al er Verg oldung der übr igen Rückenkompartimente, jeweils in doppelten Goldf iletenrahm en, dreifacher Goldf ileten rahm en auf den Deckeln, doppelte Goldf ileten auf den Steh- und breite Dentellebordüre auf den Innenk anten, mit marm or ierten Vorsätzen, eingebundenem Orig in alUm schlag (inkl. Um schlagr ücken) und Kopfg oldschnitt, verso fliegendem Vorstz sig niert „Pet it Succr de Simier“ . Exemplar auf Büt t enpapier, mit vier fachem Ta fel satz und 27 zusätzl ichen Stichen Seconde édition? – Man sollt e sich hüt en, vorschnell abz uw inken. Denn dies ist selbst verständl ich die erste Ausg abe mit den von Aug ustin Burdet gesto chenen Illustrat ionen von Tony Johannot. Daß die dargestellt en Szenen „admirable“ [Ray] und „char mant es“ [Ma r ie 62] sind, bed arf keiner weit er en Hervorhebung, wohl aber, daß sie jeweils in vier verschiedenen Zuständen vorl iegen: im endg ült igen Zustand auf Vel inpapier, avant la lettre auf Vel inpa pier und aufgewalzt em Chin apapier sow ie schließ lich als reiner Ätzd ruck auf Vel inpapier.
nach einer Zeichnung von Louis Léopold Boilly, ein von Albrecht Schult heiß gestochenes Lot t e-Por t rait von 1853 und – nicht zuletzt – die zehn Rad ier ungen Tony Johannots mit prov isor ischem Text aus der para llel bei Hetz el erschienenen Werther-Edit ion. Zu allem Überfluß sind dem Buch nicht wen iger als sechs Goet he-Por t raits vora ngestellt: Sie reichen von dem frühen, von Chodowiecki gestochenen Bildn is von Georg Melchior Krauss des Jahr es 1776 über Stiche von Christia n Friedr ich Uhlem ann, James Hopwood, F. Weber und R. Cooper bis hin zu dem von La z a r us Sichl ing gestochenen Alt ersbild nis nach Jul iu s Ludw ig Sebbers aus dem Jahr 1826. Uns er ind iv idua l isier t es, wunderb ar erh alt enes Exemplar stammt aus dem Besitz von Prinz essin Clément ine d’Orléa ns (1817 –1907), der jüngsten Tocht er von Kön ig Loui s-Philippe, und wurde von Pet it gebunden. Proven ienz: Prin z essin Clément i ne d’Orléa ns, mit ihr em gek rönt en Monog rammstemp el auf dem Umschlag. – Ält er e Kat a logb eschreibung unser es Exemplars auf Vorblatt mont iert. Lit er at ur: Beraldi V III , 274, Nr. 59; vgl. Bilderwelten, Nr. 48; Brivois 175 f.; Car t eret III , 269 f.; DBF XV II , 1409 (Huchet de La Bédoyère); Esc offier 1655; Mar ie 62 und 102; Osterw alder 539; Quéra rd/Bourquelot I V, 119; Ray II , 266 f., Nr. 188; San der 302; Schreib er, Goet he 912; Sieu rin 85; Vicai re III , 1012 f.
Dies ist übr igens nicht die zweit e Ausg abe des Tex tes, wie auf dem Tit el angegeben und von den mei sten Bibliog raphen abgeschrieben, sondern streng genommen die dritt e. Der Ausg abe von 1809 [!] war ber eits 1804 eine ‚allererste‘ vorausgeg angen, die jedoch nur in wen igen Exempla r en erschien [vgl. Brunet II , 1645 f., und Schreiber, Goet he]. Aus mehr er en Ausg a b en sind unser em Exemplar zusätzl iche Ta feln eingebunden, so die drei Stiche nach Jean Michel Moreau le jeu ne avant la lettre aus der Ausg a be von 1809, vier mont ier t e Rad ier ungen nach René Théodore Berthon, gestochen von Jean Duplessi-Ber t aux, aus der Seveli nges-Übersetz ung von 1825, zwei Tafeln nach Dan iel Chodowiecki, ge stochen von Da n iel Berger, ein Por t rait Wert hers
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Unik ales Exemplar des Über set zers auf Per ga ment, mit vier Original-Zeichnungen von Tony Johannot und den Stichen in drei Druck zuständen 266 Goethe, [Johann Wolfgang v.]. Les souffrances du jeune Werther. Par Goëthe. Traduites par le comte Henri de La B……. [= Bédoyère]. Seconde édit ion. Paris, Crapelet, 1845. 4 lavier te Ori gi nal-Zeich nun gen Tony Johan nots, 12 Tafeln (8 Stahl stiche und 4 Ra dierun gen = 4 Illu strationen in jeweils 3 Druck zu stän den), 2 zu sätzlich ein gebun dene Front ispize in Stahl stich, sämtlich mit Seidenvorsät zen. 1 leeres Bl., XII S., 2 Bl., 304 S., 2 leere Bl. – Sehr breit ran di ger Druck auf Pergament. Groß-Ok tav, unbe schnit ten (230 x 150 mm). Dunkelgrüner Maroquinband auf fünf point illéver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel in einfachem Goldfiletenrahmen, die übri gen Rückenkompartim ente und beide Deckel mit fünf fachen Goldfiletenrahmen, doppelte Goldfileten auf den Steh- und florale Bordüre auf den Innenkanten, vorn mit Pergament-, hinten mit älterem Mar mor papiervorsatz, Ganz gold schnitt über Témoins, in Schuber mit dunkel grünen Maroquinkanten, si gniert von Trautz-Bauzonnet. Dies ist das unik ale Exemplar des Über set zers, Hen riNoëlFran çois Huchet de La Bédoyère (1782 –1861) der er sten Ausga be mit den Il lu stra tionen von Tony Johan not – ausgezeich net durch kaum glau bliche Spezi fi kationen: Es ist auf kräf ti gem, wie un berührt wirkendem Per ga ment mit lux urier end breitem Rand gedruckt. Es birgt die vier si gnier ten Ori gi nalZeich nun gen Johan nots zu den Stichen – wunderbar zart in Chi natinte in ver schiedenen Brauntönen auf gelblichem Kar ton laviert, spar sam weißgehöht in Gou ache. Es prä sentiert die vier Stiche Au gu stin Burdets jeweils in drei Zu ständen: als Radierung, als Stahl stich auf Velinpapier und auf auf ge walz tem Chi napapier, im mer avant la lettre. Es hat als Front ispize zwei zu sätz lich ein gebundene Stahl stiche, Das Göthe Monu ment in Frank furt, ge sto chen von Fritz Neu bauer nach Ja kob Fürchtegott Diel mann (1845), und ein Por trait Goethes avant toute la lettre (die ses et was braun fleckig). Es wur de von TrautzBauz onnet in ei nen eleganten Ma roquin band gebunden, der auf den Deckeln und in den Rücken kompartim enten al lein durch fünf fache Gold fi leten rah men geprägt ist – wie um an zudeuten, das die leeren
Rah men durch die Ta feln im In neren des Buches noch zu Genü ge gefüllt wer den … Provenienz: Unik ales Exemplar des Über set zers Hen riNoëlFrançois Huchet de La Bédoyère (Auk tion 1862, I, Nr. 1615: frs. 420). – Pierre Desq (Auk tion 1866, Nr. 769). – Émile Gautier (Auk tion I, 1872, Nr. 640, frs. or 1.200). – Léon Rat tier, mit des sen gold gepräg tem Wappenexlibrs auf dem Spiegel.
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Der von Delacroix il lustrier te Faust – ein Höhepunkt der fran zösischen Buchil lustration, mit den Lithographien auf ver schiedenfarbigem Chinapapier 267 Goethe, [Johann Wolfgang v.]. Faust, Tra gédie de M. de Goethe, traduite en français par M. Albert Stap fer. Ornée d’un Por trait de l’Auteur, et de dix-sept dessins composés d’après les principales scènes de l’ouvra ge et exécutés sur pierre par M. Eugène Delacroix. Paris, Ch. Mot te; et Sautelet, 1828. 1 lithographiertes Ver fas ser por trait und 17 lithographierte Tafeln von Delacroix auf unterschiedlich getöntem Chinapapier, auf ka schiert auf Velinpapier. 1 Bl., IV S., 148 S. – Auf Büt tenpapier. Groß-Folio (421 x 283 mm). Dunkelbrauner Maroquinband auf fünf rotbraun intarsierte und mit dreifachen Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel zwi schen doppelten Quer fileten in zwei und symmetri schen gold gepräg ten Or namenten mit roten und rotbraunen Intarsien in den übri gen Rückenkompartimenten, auf den Deckeln außen ein fet ter Goldfiletenrah men, dar in ocker farbene Le der streifen, die von Goldfileten be setzt sind, mit Aus sparun gen für große gold gepräg te und in Rot, Grün und Ocker intarsierte Eckfleurons, zentral ein gold gepräg tes gekröntes Wappensupralibros mit zwei Löwen als Schildhaltern, mit doppelten Goldfileten auf den Steh- und breiter Dentellebordüre auf den Innenkanten, Doublüren und fliegen den Vorsät zen aus weinroter Moiré seide, mit eingebun denem, illu strier tem Ori ginal-Vorder um schlag und Ganz gold schnitt, ver so Vor satz si gniert „Dunezat“ , in mit Velours ausge schla genem Pappschuber mit dun kelbrau nen Maroquin kan ten (Schu ber berieben, Papier etwas stockfleckig). Er ste il lu strier te Ausga be, mit 18 Lithographien auf Chi napapier in meh reren Farben Als der alte Goethe zwei Probedrucke der Litho graphien von Eugène Delacroix (1798 –1863) zur fran zö si schen Aus ga be des Faust in die Hände bekam, rea gier te er zwie spältig: Die Blät ter sei en zwar „bloß flüchti ge Skiz zen, et was roh behan delt, aber voll Geist, Ausdruck und auf gewalti gen Ef fekt an gelegt“; auf der anderen Seite konnte er Delacroix’ „wilde Art […] kei neswegs bil li gen“. Aber genau dar um sei er „eben der Mann, sich in den Faust zu ver sen ken und wahr schein lich Bilder her vor zu brin gen, an die niemand hät te den ken kön nen“ [Goethe, zit. nach Rümann 120]. Wenig spä ter fand er es in sei ner Be spre chung des Werkes „be sonders merk wür dig“, daß der Künst ler sich „mit dieser Produk tion […] der gestalt befreundet, daß er al les ur sprünglich Dü stere in ihr eben so
auf faßt und ei nen un ru hig strebenden Helden mit gleicher Un ru he des Grif fels begleitet hat“ [Goethe, zit. nach Bilder welten 99 f.]. Tat säch lich identi fi zier te sich der noch jun ge Delacroix mehr mit dem su chenden Faust als mit dem abgeklär ten Goethe; in sei nen Lithographien ent wickelte er „sei ne pessi mi sti schen Meditationen über die Nichtigkeit der mensch lichen Exi stenz, die ihn bis an die Abgrün de des Dä monischen führ ten, und zeig te sich da mit als echter Romanti ker“ [Huyghe 206]. Doch zu nächst traf die 1828 von Charles Mot te ver öf fent lichte Ausga be mit den 18 Lithographien von Delacroix auf eine durch aus er war tete „hosti le recept ion“ [Ray I, 208]. Denn in Frank reich wa ren vor al lem Klassi kerIl lu strationen im Sti le Desen nes in Um lauf „small, stiff, for mal eng ravings“, an die Delacroix’ „lar ge, free, fant astic lithographs could not be readily assimilated“ [ebd.] Die eta blier te Kritik rea gier te empört, und selbst sei ne Ver teidi ger ge standen Über trei bun gen ein. Noch bei Beraldi fi ndet sich ein Nach hall auf die hef ti gen Ausein ander set zun gen, der schreibt: „Le Faust de Delacroix nous par aît aujourd’hui d’une roman tisme échevelé. Son intérêt est précisement dans cette violence. […] Delacroix fut ‚truculent‘, mais il fit une révolut ion dans l’Art“ [Beraldi]. Auch gegenüber den deut schen Il lu strationen von Peter v. Cor nelius und Moritz Retzsch aus dem Jahr 1816, die Delacroix kannte, war sei ne Dar stel lungs wei se re volutionär. Jene hat ten den Fokus mehr auf die GretchenTra gödie, auf Fausts zu späte Schuld erkennt nis und das christ liche Erlösungsmotiv ge legt und da bei „blut leere Gestalten“ [Rümann 122] geschaf fen – Ausgangspunkt für eine Rezeption, in der „bieder meierliche Beschau lich keit und Rühr se ligkeit vom Goethe’schen Stoff Besitz er griff “ [Bil der welten 100]. Delacroix hin gegen stellte „das Dü stere und Dä moni sche in der Welt“ [ebd. 99] in den Mit telpunkt sei ner Bild aussa gen, „verkör pert in der Gestalt des Mephi sto“ [ebd.], dem er da mit gülti gen ikonographi schen Ausdruck verlieh: „Over the last 150 years he has become one of the few universally recognized fi gur es of graphic art“ [Ray]. Doch auch über die Mephi stoFi gur hin aus set zen sei ne Ta feln „den Maßstab für alle fol genden FaustIl lu stratio nen“ [Bilder welten 99]. Im Lau fe der Zeit wur de der von Delacroix il lus trier te Faust in Frank reich als das „ouv ra ge re m arquable et typique de l’époque romantique“
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[Car t eret] schlecht h in wahrg enom men, „as the most significant illustr ated book of its time“ [Ray I, 208] und generell als ein „Höhepunkt in der Ges chicht e der franz ösis chen Buchi llustrat ion“ [Rümann 118]. Das Bemerkenswer t este an unser em Exemplar: die auf Vel inpapier auf k aschier t en Ta feln lieg en auf Chin apapier in den unt erschiedl ichsten Tönungen vor: Von Hellg rau (für das Goethe-Portrait), über Mitt elg rau zu Strohfarben, von Hellblau über Mit tel- zu Dunkelblau, zwei Tafeln auch in Rosa. Der Vergleich mit einem Exemplar aus dem Besitz von Adria n Flüh m ann erg ab, daß die Fa rbver t eilung va r iier en konnt e. Dem Band vorgebunden ist ein Probed ruck des Vorder u mschlags mit der ganzsei tigen Illustrat ion von Devér ia; liegt außerdem ein kleiner es von Félicié Fourn ier (1797 –1879) gesto chenes Goet he-Por t rait aus einer spät er en Okt avAusg a be lose bei. Die Übersetz ung des aus der Schweiz stammen den Schriftstellers und Diplom at en Philipp Albert Stapfer (1766 –1840), der unt er ander em mit Alexa n der von Humboldt und Germ aine des Staël bek annt war, war erstm als 1823 erschienen. Un s er Ex e m plar könn t e noch aus dem Erst besitz des Rechtsa nw alts Pierre-Ant oine Berry er (1790 –1868) stam men, des Prä si den t en der fran z ösischen Anw altsk am mer und Mit glieds der
Académie française, der als „un des orateu rs les plus bril l ants de son siècle“ [Olivier22] in die Geschicht e eing ing und auch als Aut or der Leçons et modèles d’ éloquence judiciaire in unser er Samm lung präsent ist. Auf beiden Einbanddeckeln prangt sein Wappensupralibros: „d’argent au chev ron de gueules accompagné en chef de deux quint efeuilles et en pointe d’une aiglette éployée le tout d’azur“ [ebd.]. Dann hätt e er den Band erst vier Jahrz ehnt e nach Erscheinen von dem Pa r iser Buchbinder Du nezat mit dem monu ment a len, wunderschön mosai zier t en Ma r oq uinband versehen lassen. Denn die ser trat laut Flety erst „vers 1870“ die Nachfolge von Arn aud an. Mit unser em Einband läßt sich dann aber auch der Tät igkeitsbeg inn des Buchbinders auf mindestens 1868, das Todesjahr des Auf t raggebers, vord at ier en. Vom 16. bis zum 20.3.1869 wurde die Bibliot hek Berryers versteigert (expert: Delaroque aîné), der Kat alog liegt uns leider nicht vor. Proven ienz: Wappensupralibros von Pierre-Ant oine Berryer [Olivier 22 f.]. – Verso Vorsatz goldgepräg tes Ma r oq uinex l ibris von Georges Degryse, dessen Aukt ion 6./7.3.1991, Nr. 121: frs. 270.000, Zuschlag. Lit er at ur: Bénézit I V, 365; Beraldi V, 161; Bilderwelt en 99 f., Nr. 36; Brivois 173 f.; Cart eret III , 270; Champfleury 416; Eng el 936 und 1819; Géricault, Delacroix, Dau mier 17 f. und 82 – 91; Hen ning 1088; Huyghe 178 ff. und 206; Lonchamp II , 184; Oster w al der 300; Quéra rd III , 394; Quéra rd/Bourquelot III , 176; Rahir 444; Ray I, 208 ff., Nr. 143; Rümann 118 ff.; Sander 300; nicht bei Sieu rin; Thieme/Becker 8, 572; Vicaire III , 1014; zu Stap fer: A DB 35, S. 451 ff.; zu Dunezat: Fléty 64.
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Album mit Delacroix’ Faust– Lit hog raphien, Exemplar auf großem Papier 268 Goet he, [Johann Wolfg ang v.]. Faust. Tra gédie de M. de Goethe. [Auf dem Umschlag]. Paris, Danlos, [1828]. 1 lithographiertes Por t rait und 17 lithographierte Tafeln von Delacroix auf Velinpapier, auf Stegen mont iert (davon 1 in etwas klein erem Form at und auf größeres Trägerpapier auf k a schiert). Groß-Folio (467 x 313 mm). Moderner schwarzer Halb mar oquinband auf glatten Rücken, die Deckel bez o gen mit Pergam ent, mit eingebundenem, lithographiertem illu striertem Orig in al-Um schlag auf grauem Papier (inkl. Um schlagr ücken), in mit Filz ausgeschlagen em schwarz en Pappschuber mit Mar oquink anten (Um schlag beg riffen, mit Einr issen und hinterlegt, Tafeln stockf leckig). Album mit allen 18 Lit hog raphien von Delacroix zu Goet hes Faust und dem orig in a len Umschlag Das vorl iegende Album vers am melt, das Goet hePor t rait eingeschlossen, alle 18 Lit hog raphien von Eugène Delacroix zu Goethes Faust, die seiner zeit nicht wen iger als eine „révolution dans l’Art“ [Beraldi] darstellten und heute als „der unbestrit tene Höhepunkt rom ant ischer Illustrat ion“ [Bilder welt en 98] gelt en. Die Ta fel Fausts in seiner Stud ierstube entstammt der von Charles Mot t e ged ruckt en Erst ausg a be; im Unt erschied zu dem entsprechenden Exemplar un ser er Samm lung (wo sie auf rosa farbenem China Pa pier vor l iegt) fin det sie sich hier auf wei ß em Vel inpapier. Alle übrig en 17 Tafeln wurden für die Ausg ab e des Verlegers Danlos im Jahr der Erstausg abe von Goyer & Hermet ged ruckt – auf weißem Vel inpapier von noch größer em Form at, was die „large, free, fant a stic lit hog raphs“ [Ray I, 208] noch monu ment a ler erschei nen läßt. Um das komplette Bildprog ramm des Werkes bei sammen zu hab en, ist es „imp orta nt d’avoir les cou vertures“ [Sander], die beidseit ig Il lustrat ionen, wohl von Devér ia, tragen und in beiden Ausg aben ident isch sind [Abb. bei Cart eret III , 273]. Auch die ser Orig in al-Umschlag ist in unser em Album mit eingebunden.
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Mit zahlreichen zusätzlichen Ta feln getrüffeltes Exemplar der Samm lung E. Paillet 269 Goethe, [Johann Wolfgang v.]. Le Faust de Goethe. Traduct ion revue et complète, précédée d’un essai sur Goethe par M. Henri Blaze. Édit ion illustrée par M. Tony Johannot. Paris, Du tertre [und:] Michel Lévy frères, 1847. 1 ge stochenes Por trait von Langlois auf Chinapapier, montiert auf Kar ton (zu sätzlich in an derem Zu stand wie derholt), 9 Ra dierun gen von Tony Johan not auf Chinapapier, montiert auf Kar ton (zu sätzlich avant la lettre wiederholt); 3 Textholz schnit te (davon 1 im Text wiederholt, 1 zu sätzlich auf graublau em Chinapapier, montiert auf Kar ton, wiederholt); zu sätzlich: 26 Stahlstiche von Retzsch auf Velin papier, 28 Stahl stiche von Pobuda auf Chinapapier, montiert auf stärkeres Velinpapier, 11 Radierun gen avant la lettre von Lalauze auf gelblichem Chinapapier, 3 Por traits und 2 weitere Tafeln. 2 Bl., 373 S., 1 Bl.; zu sätzlich Titelbl., 8 S. (zu „Faust“ von Retzsch). Quart, unbe schnit ten (280 x 184 mm). Roter Halbmaroquinband des späten 19. Jahrhun derts auf fünf pointilléver zier te Bünde, mit gold gerahmtem Rückentitel und Blumen stempeln um geben von großen Eckfleurons und doppelten Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenkompartim en ten, mit doppelten Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und Kopfgold schnitt, auf dem flie gen den Vor satz ver so si gniert „Vve Brany“; zu sätzlich ein ein gebun dener, gefalteter, illu strierter Vorder um schlag des „Faust“ von Retzsch (Kanten gering beschabt). Die er ste Ausga be mit den Radierun gen Tony Johan nots und weiteren Suiten von Retzsch, Pobuda und Lalauze Nach den zwei WertherAusga ben von 1845 er schien 1847 Le Faust mit Il lu strationen von Tony Johan not, in der erst mals 1840 gedruck ten Über set zung von Hen ri Blaze (1813 –1888), der „première traduct ion complète et ex acte“ [DLF], und mit ein leitendem Es say von ihm – ein „ouv ra ge recherché, rare à trouver en bel le condit ion“ [Car ter et]. Johan nots Suite von neun Ta feln auf auf ka schier tem Chi napapier, radiert von G. Lévy und Ph. Lang lois, liegt doppelt vor: avec la lettre und in Form von Probedrucken auf großem Papier avant toute la lettre. Für Ar istide Ma rie gehört Johan nots Bildprogramm zu „les meilleurs qu’ait inspirés le chefd’œuvre de Goethe; il a légué d’un Faust rajeuni, d’une Margue rite in génue, d’un sarcastique Méphistophélès, des
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types péremptoires dont ses héritiers ne pourront guère s’affranchir“ [Marie 63]. Drei Holzschnit te sind in den Text einged ruckt: Die Titelv ig net te, eine (wiederholt e) ‚Kopf ‘-Leiste (mit MephistoPor t rait) und eine einleit ende Vig net t e zum ersten Teil [S. 103], von der gleichfalls ein Probed ruck auf graublauem Chin apapier eing ebunden ist [nach S. 146]. Auch das Tit elport rait, gestochen von Lang lois nach einer Zeichnung von Carl Mayer, liegt in zwei Zuständen, mit und ohne Druckervermerk, vor. Dies em orig in är zur Ausg a b e gehör enden Bildbestand hat ein prom inent er bibliophiler Vorb e sitz er, Eugène Paillet (1829 –1901), mehr er e weite re Ser ien hinz ugef ügt, eher er den um f ängl ichen Band bei der Witwe Brany binden ließ. Hinz ug ekom men sind 26 Stahlstic he in Quer for m at, Esquisses zum Faust von Mo r itz Retzsch (1779 –1857), die 1830 bei Giard, in Deutschland erstm als 1816 [vgl. Engel 1809] erschienen war en. Goet he hatt e die Entw ürfe ber eits 1810 „mit großer Ant eiln ah me“ gesehen, spät er fanden sie „weit h in Beifall“ und beein flußt en sog ar „die szen. Gestal tung des Dram as“ auf der Bühne [Thieme/Becker].
Auch der lit hog raphisch illlustrierte Vorder u m schlag, ged ruckt auf braunem Papier, der gestoche ne Tit el und acht Seit en mit Erl äut er ungen sind am Schluß des Buches eingef ügt. Dar ü ber hin aus fin den sich 28 Stahl sti che von Wenz el Pobuda (1797 –1847) auf auf k as chier t em Chin apapier. Diese Faust-Szenen, die ähnl ich wie die von Retzsch in einem linear en graphischen Stil geh alten sind, wurden dem von Juliu s Nisle her ausgegebenen Bilder werk Umr isse zu Goethes Werken in 92 Blättern, Stuttg art 1840 f., entnommen. Eine drit t e Suit e von 11 Rad ier ungen avant la lettre auf gelbl ic hem Chin ap apier, dar u nt er ein Goet hePortrait, stammt von Adolphe Lalauze (1880 für Quant in). Noch drei weit er e Port raits sind dem Text vora ngestellt: zwei Stiche von Blanch ard auf auf gewalzt em Chin apapier, den jungen und den alt en Goet he zeigend, letzt er es nach Devér ia bzw. Dav id, sow ie eine Tafel von Geoffroy, auf Vel inpapier, die um das zent ra le Por t rait med aillon sieben Dra men szenen sow ie eine Ansicht von Goet hes Gar t enh aus in Weim ar gruppiert [nach S. 90]. Schließlich fin den sich noch zwei Tafeln auf aufgewalzt em Chin a papier mit Faust-Szenen: The Decision of the Flower,
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1825 gra v iert von C. Heath, nach ei ner Zeich nung von T. M. Wright aufg rund einer Vorl age von Mor itz Retzsch [nach S. 158], sow ie ein großform a tiges Gretchen am Brunnen, gestochen von Léopold Flameng nach einer Zeichnung von Ary Scheffer [nach S. 166]. Dam it trüffelt e Paillet den Band mit einer Fülle und Vielfalt von Bildm at er ia l, aller meist zum Faust I, die ih r esgleichen sucht: Die Ent stehungsz eit der alles in allem 80 Tafeln reicht vom frühen bis zum spät en 19. Jahrhundert, der Stil von klassiz istischer Linea r ität bis zu feinster, dra m at isch schat t ier ender Strichelung, die Papiersor t en von festem Kar t on bis zu zart gelbem Chin apapier – ein wahrh aft ein m a l i ges bi bliophi les Exemplar. Proven ienz: Eugène Paillet, dess en hands chrift licher Namenszug auf vorg ebundemen Blatt mit seinem rad ier t en Ex l ibris (Kat a log Morg and 1887, Nr. 300: frs. 300). Lit er at ur: Beraldi V III , 274, Nr. 64; Brivois 174; Carteret III , 272; vgl. DLF I, 169 f.; Eng el 946, 1809 (Retzsch) und 1839 (Po buda); Henn ing 1043; Lonc hamp II , 185; Mar ie 63 und 104; Ra hir 444; vgl. Ray II , 266; Rümann 357 f.; Sander 301; Sieu rin 87 (Retzsch), 88 (Johannot, Retzsch/ Wright) und 89 (Port raits May er/Langlois, Devér ia/Blanch ard und Geoffroy); Thieme/Becker 28, 193 (Retzsch); Vicai re III , 1015 (zit iert dies es Exemplar); zu Brany: Fléty 33.
Das Exemplar von René Desc amps-Scrive 270 Goldsm ith, [Oliver]. The Vicar of Wakef ield; a Tale. Illustrated with twent y-four designs, by Thom as Rowlandson. London, R. Ackerm ann, 1817. 24 kolor ierte lithographierte Tafeln. 3 Bl., 254 S; 4 S. ( Verlagsprospekt). Quart, unbeschnitten (254 x 155 mm). Langg en arb ter dunk elg rün er Halbm ar oquinband auf glatt en Rücken, mit goldgeprägtem Titel und reichem linearen und floral-orn am entalen Golddek or in doppeltem Gold filetenrahm en, mit marm or ierten Vorsätzen, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ . Erste Ausg a be der Illustrat ionen Rowlandsons Lange vor der Rom ant ik entstand dieser Rom an. Oliver Goldsm ith (1728 –1774), verfaßte ihn 1762, der Verleger faßt e ihn mit spitz en Fingern an und druckt e ihn erst vier Jahr e spät er. Nicht nur Zeitge nossen konnt e die scheinbar kunst- und anspruchs lose Einfachheit des Vicar of Wakef ield ir r it ier en, sondern auch spät er e Lesergener at ionen. Doch von pla ner Eind imension a l it ät ist der Rom an weit ent fernt; er scheint vielmehr einen epochalen Wandel ger adez u vor weg z u neh men. Er sollt e „ursprüng lich ein ko m i s ches Idyll wer den […], ein iro n i scher Einspruch gegen bill ige Empfi ndsamkeit und tat enloses Gott ver t rauen“. Stattdessen ger iet er dem Aut or unt er der Hand zu einem „Traumbild“ dessen, „was Goldsm ith im Leben nicht gegönnt war“, zu einem „Idyll friedl icher Häusl ichkeit und menschl i cher Mildt ät igkeit“. Der Landpfar r er von Wakefield wird auf seinem Lebensweg durch Freud und Leid begleit et und allm ähl ich „mit war mer Ant eiln ahme vollwer t ig genom men als Beispiel rühr end schöner Menschl ichkeit“ [Schirmer 433] – für Goet he wur de er so zum „schönsten Gegenstand einer moder nen Idylle“ [ebd. 434]. Nach zög erl ichem Rez ept ionsb eg inn wurde The Vicar of Wakefield schließlich zu einem „perfect exa mple of the per m a nent ly self-reproductive book“ [Sampson 532]. Die vorlieg ende Ausg ab e ist die erste mit den Illustrat ionen von Thom as Rowland son (1756 –1827), dem „größt en Ka r ik at ur isten und Zeichner seiner Zeit“ [Rümann 30]. Doch besaß er neben sat ir ischem Impet us durchaus auch gemüt volle Seit en: So war er „as good-nat ured and care free as the lead ing men and women of Goldsm ith“ [Hodnett 103]. Dies prädestin ier t e ihn zum Illustra tor auch von „ernsten Werken“, und es ist „stau nenswert, mit welchem Geschmack“ Rowlandson
hier „sei nen übersprudelnden Hu mor zu r ück z u drängen“ [Rümann 38] verstand. Insbesonder e die Lit hog raphien zum Vicar of Wakef ield gelt en als die „most ag r eeable, least exa gger at ed“ unt er seinen Il lustrat ionsfolgen und zeugen von Rowlandsons Be mühen „to bringi ng out the best in Goldsm ith and to not let his proclivity toward sat ir e and grotesque interfere“. Für Hodnett sind sie „one of the great delights of Engl ish book illustrat ion“ [Hodnett 105]. Schon 1767, ein Jahr nach der engl ischen Erstaus ga be, erschien eine französische Übersetz ung, 1838 eine weit er e, mit zahlr eichen Illustrat ionen von Tony Johannot u. a. Dennoch beh ielt auch die engl ische Vorlage beim ‚Kult ur t ransfer‘ nach Frank r eich ihre Bedeut ung, wie an der Proven ienz unser es Buches deutl ich wird: Um die Wende zum 20. Jahrhundert war es im Besitz des franz ösischen Sammlers René Desc amps-Scrive (1853 –1924), wahrs chein l ich ließ dieser es von dem Par iser Buchbinder Émile Mercier (1855 –1910) neu binden. Bis vor kurz em be fand es sich dann in der Sammlung des französischen Industriel len And ré Tissot-Dupont. Proven ienz: Frank Goldsm ith, Ex l ibris auf Spie gel. – René Desc amps-Scrive, dessen goldgepräg t es Ex l ibris verso fliegendem Vorsatz (dessen Aukt ion II , 1925, Nr. 567: frs. 2.450). – Librairie GiraudBadin (Juni 1976). – And ré Tissot-Dupont (Aukti on 2016, Nr. 227). Lit er at ur: Grego II , 356 ff.; Hodnett 105; Houfe 440; nicht bei Lowndes; Ray, Engl and 27; Rümann 38; Tooley 436; zu Merc i er: Fléty 126 f.
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Mit sehr seltenem zweiten Ta felsatz auf Chinapapier 271 Goldsmith, [Oliver]. Le vicaire de Wakefield (The Vicar of Wakefield), par Goldsmith, traduit en français avec le texte an glais en regard, par Charles Nodier, précédé d’une Not ice par le même sur la vie et les ouvra ges de Goldsmith, Et suivi de quelques Notes. Paris, Bourgueleret, 1838. Por trait des Au tors in Holz schnitt und 10 Tafeln in Stahl stich auf Kar ton, letztere mit bedruckten Seidenvorsät zen, alle wiederholt auf Chinapapier, montiert auf Kar ton; 116 Textabbildun gen (dar unter eini ge wiederholte Schlußvi gnet ten) in Holz schnitt, verschiedene wiederholte florale Kopfvi gnet ten und eini ge Zier initialen in Holz schnitt. XXVII S., 581 S., 1 Bl. (Avis au relieur). – Text spiegel von doppeltem schwar zen Rahmen um geben. Groß-Ok tav, un be schnit ten (230 x 150 mm). Langgenarbter nachtblauer Halbmaroquinband auf fünf zwischen Goldfileten or namental blind gepräg te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel in einfachem Goldfiletenrahmen, die übri gen Rückenkompartim ente mit or namentaler Vergoldung sowie roten Maroquinintarsien in dreifachen Goldfiletenrahmen, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem hellblau en, schwarz und Gold bedruck ten Ori ginalUm schlag (inkl. Um schlag rücken), auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ . The Vicar of Wakefield gilt als „per fect ex ample of the per ma nent ly self-repro ductive book. It has never had to be rediscovered or writ ten up, and its success has been inter national“ [Sampson 532]. Bereits ein Jahr nach der engli schen Erst ausga be von 1766 er schien eine fran zösi sche Über set zung. Un sere englisch-fran zö si sche Par al lel aus ga be ist die er ste mit der Über set zung von Charles Nodier (1780 –1844), dem Mit begründer der fran zösi schen Romantik und Di rek tor der Bibliothèque de l’Arsenal. Sie ist zudem reich bebildert. Tony Johan not (1803 –1852), der „Il lu strator der Literaten schu le des jun gen Rom antismus“ [Thieme/ Becker 19, 69] par excellence, schuf zu dem Werk eine Serie von zehn Aqua rel len, ein „produit de sa veine la plus heu reu se“ [Ma rie 56]. Mit großer Einfühl sam keit ver an schau lichte er „à merveille les scènes att end ries et le charme fa milial du roman […] conser vant cette cou leur an glaise qui fait son ger aux plus délic ates créat ions des maîtres d’OutrerMan che“ [ebd. 57], wie Ar is tide Ma rie ihm beschei nig te.
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„In die Rei he der er sten Stecher [sein]er Zeit“, des sen Werke „an tech nischer Deli katesse […] kaum zu über tref fen“ [Thieme Becker 11, 578 f.] sind, gehör te Wil li am Finden, der mit der Um set zung von Johan nots Motiven in Stahl stich betraut wur de. Sie sind „d’un soyeux et d’un velouté ravissans, le coloris se transpose, sans rien per dre des ses valeurs, en une har monie de blanc et noir qui écl ate surt out dans les ra res épreuves gravées sur chine“ [Ma rie 57]. Die von Ma rie gerühmten Abzü ge auf Chi na papier sind „d’une grande ra reté“ [Car ter et] – un se rem Exemplar sind sie zu sätz lich zu den Ta feln auf Kar ton bei gegeben. Die Bild legenden sind jeweils den Seidenvor sät zen aufgedruckt. Zu den her aus ra genden Il lustrationen Johan nots gesel len sich rund 100 hübsche Text holz schnit te nach Jacque, Marville, Ja netLan ge u. a. Ein gebunden ist der or gin ale, zwei farbig bedruck te Um schlag auf hell blauem Papier. Er ist rück seitig il lu striert, vorn wird die Titelei von ei nem goldenen Or na ment à la cathédrale ein gefaßt – das hier auf glück liche Weise die romantische Subli mierung des reli giösen Themas wider spiegelt. Der tadel lose, auf dem Rücken pracht voll dekorier te Mei ster ein band stammt von Émile Mer cier (1855 –1910). Die Bi blio gra phen er gän zen ein ander in der Bestim mung des bi bliophi len Wer tes dieses Wer kes: „Cet ouv ra ge ne laisse rien à désirer comme exé cut ion matériel le“, kon statier te Brivois; Beral di meinte, es sei „très recherché“, so daß Car ter et es bereits „assez rare en bel état“ vor fand. Un ser Exemplar lag sei ner Be schrei bung ver mut lich als Mu sterbei spiel zu grunde. Provenienz: Dies ist evtl. das bei Car ter et er wähnte Exemplar von E. C. A. Leg rand (Auk tion 1912: frs. 475). – Farbig il lu strier tes Ex li bris von A[ntoine] Vautier auf dem Spiegel (dessen Kata log I, 1971, Nr. 79: frs. 1.400). Literatur: Beraldi V III , 270, Nr. 50; Brivois 177; Bru net II , 1651 („1837“); Car ter et III , 274 f.: die ses Exemplar?; Lonchamp II 186; Ma rie 56 f. und 99; Quér ard/Bourquelot I V, 123 („1837“); Rahir 445; Sander 304; Sieurin 89; Vica ire III , 1022 f.; zu Mer cier: Fléty 126 f.
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Im prachtvoll illustrierten Verlegereinband 272 Goldsm ith, [Oliver]. Le vicaire de Wakef ield, par Goldsmith. Traduction nouvelle par Charles Nodier, avec une notice par le même sur la vie et les œuvres de Goldsm ith. Vig net tes dessiné es par Tony Johann ot. Par is, J. Hetzel, 1844. 10 Tafeln in Stahlstich, 2 Holzschnittvig netten. XXXII S., 236 S., 2 Bl. Quart (260 x 177 mm). Verlegereinband von rotbraunem Saff ian auf glatten Rücken mit ihn ganz ausf üllender orn am entaler Goldpräg ung, auf beiden Deckeln in fet tem und magerem Blind-, orn am entalem und schließlich floralem Goldrahm en eine ident i sche große Illu stra tion in Goldpräg ung, mit Ganzg old schnitt, in moder nem Pappschuber (Rücken minim al berieben und leicht verblichen, Vorsätze ern euert, Papier gelegentlich mit kaum sichtbaren Braunf lecken).
ausg a be ließ der Verleger Jules Hetz el die Illustrat ionen noch ein m al von Johannots Schüler Alf red Revel nachstechen. Unser Exemplar präsent iert sich in einem schönen, reich in Gold gepräg t en Verlegereinband. Die Ein bandi llustrat ion, die kein Mot iv der Abbildungen im Buch wiederholt, zeigt den Vik ar von Wake field, wie er tröstend ein von Kummer geb eugtes junges Mädchen an die Brust nimmt. Zugleich wer den in der doppelt en floralen Rahmung der Szene die schönsten rom ant ischen Blüt ent räu me vor weg genom men. Lit er at ur: Beraldi V III , 270, Nr. 50; Brivois 178; Carteret III , 275; Ma r ie 56 f.; Quéra rd/Bourquelot I V, 123 („1843“); Sander 305; Sieu rin 89; Vicaire III , 1023; zum Einb and: Mala vieille 192, Nr. 75.
Oliver Goldsm iths Vik ar von Wakef ield in der fran zösischen Übersetz ung von Charles Nodier war erst mals 1838 mit zehn Tafeln nach Aquar ellen Tony Johan nots erschienen. Für die vorl ieg ende Neu
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Mit einer Orig inal-Zeichnung von Louis Marck l und im Verlegereinband 273 Goldsmith, [Oliver]. Le vicaire de Wakef ield, par Goldsm ith, traduction nouvelle, précédée d’une notice sur la vie et les ouvrages de Goldsmith, et suivi de notes par Charles Nodier. 10 vig nettes dessinées par T. Johan not, gravées sur acier par Revel. Par is, Victor Lecou, J. Hetzel et Cie, [1852]. 1 separates Port rait Goldsmiths als sig nierte Orig in alBleistiftzeichnung mit Weißh öhungen in Gouache von Marckl (Blattg röße: 241 x 170 mm); 10 Tafeln in Stahl stich auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit Seiden vorsätzen, 2 Holzschnittvig netten. 2 Bl., XXXI S., 308 S. Quart (266 x 173 mm). Verlegereinband von dunk ellila Saff ian auf glatten Rücken mit ihn ganz ausf üllender fig urat iver und orn am entaler Goldpräg ung, auf beiden Deckeln in fettem und magerem Goldrahm en ident ische große, reich dek or ierte Illu strat ion in Goldpräg ung, mit floraler Bordüre auf Steh- und Inn enk anten, Doublü ren und fliegend en Vorsätz en aus Moiréseid enpapier und Ganzg old schnitt (Papier im weißen Rand minim al braunf leckig). Oliver Goldsm iths Vik ar von Wakef ield in der fran zösischen Übersetz ung von Charles Nodier wurde zuerst 1838 mit zehn Tafeln nach Aquar ellen Tony Johannots veröf fent l icht. Jules Hetz el bracht e den Text 1844 er neut in einer einsprachig en Ausg a be heraus, für die er die Illustrat ionen von Johan nots Schüler Alf red Revel nachstechen ließ – die se finden sich auch in dem vorliegenden, anders gesetzt en Neud ruck, der den meisten Bibliog raphen unbek annt ist. Unser Exemplar zeichnet sich durch den pracht vollen, ganz von goldgepräg t en Plat t en ausgef üll ten und tadellos erh alt enen Verlegereinband aus, der sich von dem der Ausg abe von 1844 unt erschei det. Die große Illustration auf den Deckeln adap tiert die Tit elv ig net t e von Er nest Meisson ier (nicht von Johannot, wie Malavieille irrt ümlich schreibt) und zeigt einen ganz in sein Buch vert ieft en rom an tischen Leser in freier Nat ur. Doch wird die int ime Szene hier buchstäbl ich auf ei nen kosm is chen Hint erg rund hin int er pret iert, indem Groß und Klein ihre unt erschied l ichen Di mensionen zu ver lier en schei nen: Wäh r end vor ne ein z el ne Stei ne und sog ar Hälmchen her vorgehoben werden, wird der Mit t elg rund von selt s am überd i mension iert wirkenden Blatt pflanz en bevölkert. Der ext rem niedr ige und dadurch nah wirkende Hor iz ont geht
abr upt über in einen or n a ment al abstra h ier t en Himmel, der sich wie ein gewölbter Portik us um die Fig ur des Lesenden schließt und zugleich wie der en persön l iche Aura erscheint. Unik al wird uns er Exemplar durch die Beig a b e einer Orig inal-Zeich nung des bek annt en Illustrators Loui s Marck l. Die braunt onige Zeichnung mit Bleiund Farbstift sow ie Weißhöhungen in Gouache zeigt Oliver Goldsm ith im Halbprofi l mit weichen Ge sichtsz ügen und etwas schwer en Lidern – die schö ne und einf ühlsa me Darstellung eines poet ischen Geistes, welcher der Leb ensw irk l ich keit oft m als als ein „helpless, enga g ing, ingenuous simpleton“ [Sampson 531] gegenü berstand. Lit er at ur: vgl. Beraldi V III , 270, Nr. 50; Brivois 178; vgl. Car teret III , 275; Mar ie 56 f.; vgl. Sander 305; vgl. Vicai re III , 1023; zum Einb and: Mala vieille 205, Nr. 93 (mit fals cher Zus chrei bung der Il lustrat ion).
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Die Erst ausga be im Exemplar der Brüder Goncourt, mit der aqua rel lier ten Feder zeich nung von Gavarni 274 Goncourt, Edmond und Jules de. La Loret te. Paris, Dentu, 1853. 1 zu sätzliche ori ginale aquarellier te Feder zeichnung Gavarnis mit Sei denvor satz, dazu 2 seitenverkehr te ge stochene Fumés auf Chinapapier in braunem bzw. rotem Druck; 1 zu sätzliche, zur 2. Auf la ge gehören de Holz schnitt-Tafel auf Chinapapier. 34 Bl. – Auf Büt tenpapier. – Titel mit etwas Rotdruck. – Zu sätzlich zwei nach gebun dene Blät ter mit hand schriftlichen Ergänzungen der zen sier ten Stellen in schwar zer und roter Tinte. Sedez (107 x 68 mm). Roter Maroquinband der Zeit auf fünf Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und Blindfiletenrahmen in den Rückenkompartim enten, auf den Deckeln doppelte Blindfiletenrahmen und zentral das Monogramm der Brü der Gon court in gold gepräg tem Oval, mit Goldfileten auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Innenkanten, mit mar morier ten Vorsät zen und Ganz gold schnitt, auf dem Spiegel si gniert „Lortic“ . Das Se dezBüch lein ist ein Uni kum – und ein ori gi nä res Zeug nis für die per sön liche, gei stige und künst leri sche Nähe der Brüder Ed mond
(1822 –1896) und Jules de Goncourt (1830 –1870) zu Gavarni (1804 –1866) als ei nem ih rer „principaux maîtres, sinon comme le principal“ [Sabatier 29]. Mit ih rer 1873 ver öf fent lichten Biographie sollten sie später „das klassische Buch“ [Thieme/Becker 13, 298] über den Künst ler ver fassen. Dar in er zäh len die Brüder auch von ih rer er sten Be geg nung mit Gavarni ge gen Ende des Jah res 1851, ver mit telt von ih rem Vet ter Charles de Vil ledeuil, der so eben die Zeit schrift Eclair gegrün det hat te. Zu vor wa ren sie „sozu sa gen bei Gavarnis Licht drucken aufgewach sen, hat ten sie abgepaust und zählten, ohne ihn per sön lich zu ken nen, zu sei nen wärm sten Bewunderern“ [Goncourt II , 49]. Nun wur den sie sei ne en gen Freunde und brach ten „gar manchen Abend al lein mit Gavarni zu […]. Es war ein frei müti ges, of fen her zi ges Plaudern, ein fröh liches, liebenswür di ges Sich mit tei len, ein spielerischheiteres Ent hül len sei ner Gedan ken, ein Spiel, eine Zer streuung“; Abende, die „uns ei nen Gavarni [ent hüllten], der jenen, die ihn nicht aus
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ver trauten Nacht stunden kannten, völ lig un bekannt war“ [ebd. 73]. Berufl iche Verbindun gen erga ben sich in der Folge gzeit durch die gemein sa me Mit arbeit an den Zei tun gen Eclair und Paris; in letz terer er schien auch Gavarnis 30tei li ge LithographieSerie Les loret tes vieillies. Wa ren die Brüder Goncourt generell von Gavarnis Gen reka ri katu ren faszi niert, so empfi n gen sie von den rea li sti schen Dar stel lun gen dieser einst mals leicht lebi gen, jäm merlich her abgekom menen Mädchen die kon krete An regung für ei nes ih rer er sten Bücher, das in For mat und Um fang dem Vorbild der berühmten Rei he der Physiologies über Pa ri ser Ty pen folg te – La Loret te: „Dans cette suite de por traits: la loret te, le loret, la bonne, le papa et la maman, sans oublier les messieurs de passa ge, on croit voir passer les sil houet tes du dessin ateur. La prose même a l’al lu re incisive et ca ricatur ale. Elle
découpe, elle creu se, elle accuse, tel le une pointe sèche“ [Sabatier 33]. Jede dieser Fi gu ren, so Pierre Sabatier in sei nem Werk über die Ästhetik der Gon courts, sei eben so „fi ne et vivante comme cel les de Gavarni“, was sie jedoch unter scheide, sei eine be sondere „sor te de morbidesse, de sen sibilité cachée, de per son nalité douteuse“ [Sabatier 33]. Wie Gavarni unter dem Eindruck sei nes England Aufent halts wa ren auch die Goncourts „attirés par la descript ion des mi lieux in férieurs“, doch wirkte bei dem sen si blen Brüder paar die „impres si on doulou reu se“ stärker in der mora li schen Ten denz ih rer Schilderung nach, die sich in „réflex ions d’une ironie tri ste“ ei ner „désil lu sion fata li ste“ [Sabatier 31] und ei ner – von ih nen selbst so ge nannten – „mélancolie française“ [zit. ebd.] nieder schlug. So geriet das Buch bei al ler natu ra listischen Genau igkeit zu ei ner „protestation tacite pour ansi
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dire, contre le vice bas, une prot estat ion qui s’avoue impuissa nte, mais qui se doit à elle-même de se montrer. S’ils dévoilent volontairement les dessous de la vie par isienne, c’est pour les flétrir dans l’esprit du lecteur offu squé, dégouté“ [ebd. 32]. Dam it war erstm als der Ton vorgegeben, der das gesamt e Werk der Goncourts durchz iehen sollt e. Beim Publik um fand die „peint ure lucide, précise, sans indulgence du mil ieu des femmes entretenues“ [DBF XVI , 542] großen Ank lang. Von dem schmalen Werk erschien noch im gleichen Jahr die zweit e Auflage. A notre ami Gavarni war das Buch auch gew idmet; „Vous trouverez dans ces quelques lignes du cru, du brutal même: il est des plaies qu’ont ne peut toucher qu’au fer chaud“, schickten die Autoren voraus. An manchen Stellen war dieses Eisen wohl zu heiß – denn dem Text sind zwei handschriftl ich beschriebene Blät t er nachgebunden, die unt er der Überschrift „Censur e“ in zweifarbiger Schrift die bea nstandet en Stel len restit u ier en. Mögl icher weise ist dieses ‚Tät er w issen‘ allein in dem vorl iegenden Exemplar dok u ment iert, handelt es sich doch um das persönl iche Exemplar des Ver fasser-Paa r es! Da m it kom men wir zu den wei t e r en unik a len Besonderheit en des Büch leins: Der fei ne Jansen i sten-Einband wurde von Lortic père (1822 –1892) für die Brüder Gonc ourt gebunden, wie das von einem goldgepräg t en Oval umgebene Monog ramm auf beiden Deckeln sig na l isiert. Auf der Verso-Seit e ist zudem der en illustrier t es Ex l ibris mont iert: Zei ge- und Mitt elfi nger einer Hand tippen auf die kall i graphisch auf ein Blatt gezeichnet en Initialen E und J. Die Rad ier ung stammt wiederu m von Gavarni, der dam it ein hübsches Bild für ideelle Einheit des Brüder paars schuf: Sie gehör en zusam men wie die Finger einer Hand [vgl die Abb. bei Ray I, 216]. Auf der Seite gegenü ber, auf einem weiter en zu sätzlichen Blatt, findet sich endlich ein „de Gon court“ sig nier t er handschrift l icher Eint rag in rot er Tint e, der über die weit er en bibliophilen Ausn ah met at bestände dieses Exemplars ber icht et: „Un des six exemplaires sur papier vergé de la pere edit ion, contenant independa m ment du fumé de bois de la 2 eme edit ion un des plus spir ituels pet its dessins de
Gavarni, fait d’amit ie, pour not re exemplai re“. Dies ist also eines von sechs Exemplar en der ersten Aus ga be auf Büt t enpapier, anger eichert mit einem Holz schnitt auf Chin apapier aus der zweit en Auflage mit einer wieder u m von Gavarni gez eichnet en Loret t e. Das schönste und wichtigste Belegstück für die enge Verbindung zwischen den Bet eil ig t en stellt jedoch die orig i n a le aqua r el l ier t e Feder z eich nung Gavarnis dar, die dem Büchlein vorgebunden wur de: Kokett lehnt sich eine leicht bek leidet e Lorett e mit lav iert em Ink ar nat über ein ihr bis an die Brust reichendes Buch, auf dem sich schemenh aft die Namen „Edmond et Jules“ abz eichnen. Die Zeich nung wur de wie der u m von Jules de Gon c ourt gestochen und zweim al als seit enverkehr t es Fumé – in braunem und in rotem Druck – eingebunden. Das hübsche Gemeinschaftswerk ist nicht zuletzt auch ein Zeug n is für die künst ler isch-lit er a r ische Dopp elb eg a bung der Gonc ourts als geb or enen ‚Aug enmens chen‘ und bringt schließl ich noch einen heit er en Ak kord in den mel anchol is chen Grundt on des Werkes. Das auf den ersten Blick fast unscheinbar wirkende Jansen isten-Bändchen aus dem Besitz der Schrift steller und Kult urh istor iker Edmond und Jules de Goncourt erweist sich so als ein bew ußt höchst in div iduell ausgestat t et es bibliophiles Denk m al ihr er frü hen, sie zeit lebens prä genden Künst ler f reund schaft mit Gavarni. Proven ienz: Verso fliegendem Vorsatz illustriertes Exl ibris „E J“ der Brüder Edmond und Jules Gon court, ge g en ü ber eine „de Gon c ourt“ si g nierte mehr z eil ig e bibliog rap his che Not iz in rot er Tint e (der en Aukt ion 1897: frs. 835). – Daru nt er mit Kopierstift: „Vent e Desc amps-Scrive [/] Car t eret expert. [/] L Car t eret“. – Aukt ion Desc amps-Scrive II , 1925, Nr. 414: frs. 1.200. – Auf dem fliegenden Vorsatz unt ereina nder das Monog rammschild „ DS “ von René Desc amps-Scrive, das Exl ibris von Henri Bonn asse und das Monog rammschild „awf “ von Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Car t eret I, 349 (zit iert dies es Exemplar); DBF XV I , 542; Gay/Lemonnyer II , 902; Sabat ier 30 – 33 und 609; Vicai re III , 1027; zu Lortic: Fléty 115.
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Das Exemplar der Verlegerg att in auf Chinapapier 275 Gozlan, Léon. Avent ures merveilleuses et touch antes du prince Chènevis et de sa jeune sœur. Vig nettes par Bertall. [Le nouveau maga sin des enfants 10]. Par is, J. Hetzel, 1846. Fronti spiz in Holzschnitt (hier nachgebunden), 84 Text holzschnitte. [4] S., III S., 110 S. – Einseitig bedruckt und in Blattzählung. – Auf Chin apapier. Oktav (194 x 130 mm). Roter Halbsaffianband der Zeit auf fünf von Blindlinien eingefaßte Bünde, mit goldge prägtem Rückent itel und goldgeprägten Initialen „S H“ am Fuß, mit marm or ierten Vorsätzen und Sprengschnitt (Kanten ger ing beschabt, letzte Lagen kaum merklich braunf leckig, S. 67 f. mit Randeinr iß). Der vielseit ige Jour n a l ist und Schrift steller Léon Gozlan (1806 –1866) war seinerz eit sehr gef ragt. Er war Präsident der Société des gens de lettres de France und der Société des auteurs dram at iques, schrieb Rom a ne, Komöd ien, Vaudevilles – und diese mär chenh af t e Kindergeschicht e, die hier in erster Aus gab e vorliegt. „Vif et mordant dans le genr e sati rique, il montra, dans ses contes et ses rom ans, du sent iment et un grand ta lent d’obs er vat ion“ [Hoefer 21, 523]. Die Holzschnitte gehören in die Reihe „gut er Bert a llscher Illustrat ionen“ [Rümann]; das von Lavieille ausg ef ühr t e Front i spiz wurde in unser em Exemplar nachgebunden.
Der solide, aber doch recht modeste Halbsaffia n band läßt auf den ersten Blick nicht ahnen, wel che Besonderheit sich in ihm verbirgt: Dies ist ein Exemplar der ersten Ausg a be auf Chin apapier. Ein malig ist das Buch jedoch aufg rund seiner Prove nienz: Hint er den goldgepräg t en Initia len „S H“ am Fuß verbirgt sich niem and anders als Sophie Hetz el, gebor ene Quirin, die Gat t in des Verlegers Pierre-Jules Het z el. Der scheinba r e Widerspruch zwischen Außen und Innen klärt sich auf, wenn man sich vorstellt, daß Sophie Hetzel aus diesem Buch ihr en 1840 und 1847 gebor enen Söh nen Ja nus und Lou is-Jules vorgelesen hat – eben daf ür spricht der stabile, gut erh alt ene Einband, dessen ger ing f üg ige Schabspur en doch von ein igem Gebrauch zeugen. Die Initialen „S H“ liefern bez ügl ich des Einbands einen Terminus ante quem non: Sophies erster Ehem ann Charles LouisFischer starb 1844, den Verleger und Vat er der bei den Kinder heir at et e sie erst am 13. Okt ober 1852. Proven ienz: Sophie Hetz el (gest. 1891), die Gattin des Verleg ers, der en goldg epräg t e Initia len am Fuß. – Samm lung Adri a n Flüh m ann, des s en Etikett mit Monog ramm „awf “ auf dem Spiegel. Lit er at ur: Beraldi II , 47, Nr. 10; Brivois 178 f.; Cart eret III , 278 und 447; Esc offier 1711; Hoefer 21, 524; Osterw alder 128; Quér ard/Bourquelot I V, 144; Rümann 192; Sander 307; Talva rt/Place V II , 299, Nr. 15; Vicai re III , 1084 f., und V I , 229.
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Das wohl früheste Album Grandvilles 276 Gran[d]ville, Isidore [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Le Diman c he d’un bon Bour g eois ou les Tribulations de la pet ite Propriété par Isidore Grandville. Par is, Langlumé et Cie, [1826?]. 12 kolor ierte Lithog raphien. Quer-Folio (272 x 365 mm). Roter Halbm ar oquinband des späten 19. Jahrh und erts à la janséniste auf fünf Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel, marm or ierten Vorsätzen, eingebundenem, vorn dek orat iv bedrucktem Orig in al-Um schlag und Kopfg old schnitt (Kanten ger ing beschabt, etwas braun- oder fingerf leckig). Der bürgerl iche Sonnt ag und sei ne Mißhel l igkeit en Jean-Ignace-Isidore Gér a rd (1803 –1847), Sohn eines Kom iker p aa r es mit dem Bühnenn a men Grandville, kam 1825 aus seiner Geburtsstadt Nancy nach Pa r is, um dort die lit hog raphischen Techn i ken zu erlernen. Kaum zwei Jahr e spät er veröffent licht e er seine ersten Alben. Le Dimanche d’un bon Bourgeois ist mögl icher weise sein erstes; Ann ie Renonciat gibt ihm die zeitliche Prior it ät vor Chaque âge a ses plaisirs. Den Auft rag dazu erh ielt Grandville von dem Maler Pierre Duval-Lecamus (1790 –1854). Auf vier Tafeln wird nur der Lit hog raph Langlumé gen annt, der hier auch als Verleger fung iert e. Der junge Grandville begleit et die Pa r iser Bürgerfa m il ie samt Pudel mit unb estechl ic hem Blick
durch den Sonnt ag und seine Mißgeschicke – von der turbu lent en Morgent oilet t e um sieben Uhr früh über das vom Winde ver weht e Nach m it t agspick nick bis zur vergeblichen Suche nach dem Haus schlüss el um Mit t er n acht. Künst ler isch steht er unt er dem Ein fluß der engl ischen Ka r ik at ur, doch „obgleich es schwer ist, keine Satir e zu zeichnen, wenn ein Zeichner sich in dieses Mil ieu beg ibt, hat man bei den Zyk len, die vor der durch die Jul ir evo lut ion mark ier t en Zäsur entstehen, den Eind ruck, daß Grandville die Sat ir e keineswegs forc iert, daß er sich zun ächst und prim är den ungeheur en Fundus verschafft für das, was er spät er inszen ier en wird“ [Rümann]. So eri nnern die Bildi nhalt e auch an die „freund l iche Enge des deut schen Bieder meier“ [ebd.]. Grandvilles sat ir ischer Ton verschärf t e sich, als er 1830 rasch zur prägenden Fig ur der nach der Jul ir evolut ion neugeg ründet en Zeitschrift La Car icature avancier t e. Unser sehr breit r and iges Exemplar wurde sorgsam kolor iert und ist sehr gut erh alten, von unwesent lichen Fleckchen abgesehen. Der mit den biblio graphischen Ang a b en bed ruckt e graue orig in a le Umschlag wurde in den sol iden Halbm a r oq uin band mit ein gebunden. Lit er at ur: Beraldi V II , 211, Nr. 4; Getty 404 f.; Hiler 389; Lip perheide 921, Xe 254; Lonc hamp II , 189; Rahir 447; Ray I, 196, Nr. 131; Renonciat 34 und 291; Rümann 156; Sander 313; Thie me/Becker 13, 438.
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Weit er es Exemplar in ander em Kolor it 277 Gran[d]ville, J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd. Le Diman c he d’un bon Bour g eois ou les Tribulations de la pet ite Propriété par Isidore Grandville. Par is, Langlumé et Cie, 1826?]. 12 kolor ierte Lithog raphien mit blaßr osa Seidenvorsät zen; 11 weitere Graphik en nach Grandville. Folio, Tafeln quer eingebunden (260 x 346 mm). Auber ginefarbener Halbsaffianband des späten 19. Jahrhun derts auf vier mit je vier Goldf ileten verzierte Bünde, auf dem Rücken Autorn am e, florale Einzelstempel und doppelte Querf ileten in Goldpräg ung, mit marm or ierten Vorsätzen (einige Tafeln leicht gebräunt; 2 der zu sätzlich beigegebenen Tafeln braun sprenklig). Le Dimanche und 11 zusätzl iche Graphiken aus den Jahr en 1833 –1836 Dies es Exemplar von Grandvilles Le Dimanc he d’un bon Bourgeois unt ers cheidet sich im Kolor it durchaus von unser em ander en. Neh men wir als Beispiel die 2e Tribulation, in der die Fam ilie von einer durch die Gosse fahr enden Kutsche mit Dreck bespritzt wird: Das Rinnsal auf der Straße ist hier nicht braun, sondern giftig bläulich, der erboste Fa m il ienvat er dräut dem Fia ker mit einem lila statt mit einem grünen Schirm hint erher, das Kolor it insges amt ist knall iger: Int ere ss ant ist auch, daß hier ein ander er Lichteinfall gewählt wird, schön zu sehen an der ent gegengesetzt verl au fenden Schat tenl in ie an der Hauswand.
Nachgebunden (bzw. ein Blatt lose beil iegend) sind elf weit er e Graphiken nach Grandville aus den Jah ren 1833 –1836: Aus dem zweit en Jahrg ang des Jour nal des enfans stammt der ausg eschnit t ene Holz schnitt Le singe et Jean Paul Choppart; insg es amt lieferte Grandville 4 Vorlagen für die Zeitschrift. 1834 ers chien die sechsteil ig e Ser ie Les pet its Jeux de Société sowohl in Le Charivari wie auch als Album bei Aubert. Zwei der von A. Desperet sig nier ten Lit hog raphien auf Chin apapier, kaschiert auf Vel inpapier (dieses braunsprenk l ig), sind hier ein gebunden. Mit 6 von 7 Lit hog raphien ist die Suit e 24 breuvages de l’ homme (1 lose beil iegend, 5 auf Vel in papier, 1 auf Chin apapier, kaschiert auf Vel inpapier) fast vollständ ig repräsent iert. Wie der Tit el na he legt, wurde die 1835 von Neuh aus ged ruckt e Ser ie wohl ohneh in vorz eit ig abgebrochen. Im Jahr 1836 druckt e die Zeitschrift L’Arti ste zwei Mol ière-Il lus trat ionen Grandvilles, die Stahlstiche Voil à just ement ce qui fait que votre fille est muette zu Le médecin malg ré lui von Tavern ier und Le mar iage forcé. Scène VI von Prévost. Die elf Graphiken bilden zus am men ein kleines, aber doch vielseit iges Pot pour r i der Themen und Techn iken aus Grandvilles mitt ler er Schaf fensz eit. Lit er at ur: Zu Le Dimanc he: Beraldi V II , 211, Nr. 4; Getty 404 f.; Hiler 389; Lipp erheide 921, Xe 254; Lonc hamp II , 189; Rahir 447; Ray I, 196, Nr. 131; Renonciat 34 und 291; Rümann 156; Sander 313; Thieme/Becker 13, 438. Siehe ferner: Beraldi V II , 218 f., Nr. 14 (Les pet its Jeux) und 16 (Breuvag es); Renonciat 290 (Breuva ges), 292 (Les pet its Jeux), 293 (Le mar iage forcé und Le médecin malg ré lui) und 295 (Journ al des enfans).
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Das ander e der beiden frühesten Alben Grandvilles 278 Gran[d]ville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Chaque âge a ses plaisirs. Dix Tableaux. Com poses et lithog raphiés par I. Adolphe Granville. Par is, Gihaut, [1827]. 10 kolor ierte Lithog raphien. Quer-Folio(249 x 332 mm). Mod ern er langg en arbter auberg inefarbener Halbm ar oquinband mit goldgepräg tem Rückent itel, goldg eprägtem Deckelschild, mar mor ierten Vorsätz en und eing ebund en em, dek orat iv bedrucktem Orig in al-Vord eru m schlag (kaum braunoder fingerf leckig). Dies ist eines der beiden frühesten Alben des jungen Grandville, der 1825 aus der lothr ing ischen Prov inz nach Par is gekommen war: es ist nicht ausz uschließen, daß Chaque âge a ses plaisirs sog ar Prior it ät gegen über Dimanche d’un bon bourgeois bea nspruchen kann [vgl. Getty 404]. Auf den ersten sechs Ta feln wird nur der er fahr ene Lit hog raph Langlumé erwähnt, erst auf den letzt en vier Tafeln taucht auch Grandvilles Name auf. Schon in seinen Anf ängen läßt Grandville künst ler isch kei nerlei Unsicherheit spür en; er „braucht keinen Anlauf, er ist sogleich auf der Höhe, noch nicht auf der eigenen Höhe, aber auf der Höhe der Zeit“ [Sello 7]. Auch at mosphä r isch hat t e er sich „erstaunl ich schnell in Pa r is ak k lim at isiert, das sich of fenbar in diesen zwanz iger Jahr en nicht so sehr von der
Prov inz unt erscheidet. Es ist das Par is der kleinen Leut e, die sich vom Schreck des erz wungenen he roischen Zeit a lt ers, vom Grand Empereur erholen, die ihr en Ges chäf t en und ihr en Verg nüg ung en nachgehen“ [ebd.]. In sei nen Mi l ieustud ien tritt die Sat ir e noch nicht in den Vorderg rund; „schon die Form des Zyk lus, der durch l au fenden Bilder z äh lung, versetzt den darz ustellenden Vorg ang in eine epische Dimension“ [ebd. 8]. Mit der Darstellung der Freuden der verschiedenen Leb ensa lt er von zwei bis 70 Jahr en int er pret iert Grandville ein seit dem Mit t ela lt er popul ä r es Mot iv „à la mode du jour“ [Renonciat 35]. Je drei der von zahl r eichen Per sonen bevöl ker t en Lit hog raphien beschreiben Les amu semens de l’Enfance, Les plaisirs de la Jeune sse und Les jouissances de l’ âge mûr; den passe tems de la Vieille sse bleibt das letzte Albu m blatt vorbeh alt en. Dies es ganz frü he zug leich ei nes der selt ensten Alben Grandvilles. Es liegt hier mit dem bed ruck ten Deck blatt, sorg f ält ig kolor iert, sehr breit r and ig und in her vor r agender Erh alt ung in einem ged iege nen moder nen Halbm a r oq uinband vor. Lit er at ur: Beraldi V II , 211, Nr. 5; Lonc hamp II , 189; Renonciat 35 und 291; Rümann 156; Sander 313; Thieme/Becker 13, 438.
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Die Erfindung der Tier-Mensch-Kar ikat ur – kolor iert es, unbeschnitt enes Exemplar, gebunden von Thouvenin 279 Grandville, I. Adolphe [d. i. Jean-IgnaceIsidore Géra rd]. Les Métamorphoses du jour. Par is, Bulla, 1829 [1828 –1830]. 73 aquarellierte Federlithog raphien, bis Nr. 71 num e riert. 1 Bl. ( Vorwort von Achille Comte). Quer-Quart, unbeschnitten (265/268 x 345/350 mm). Langgen arbter auberg in efarbener Halbm ar oquinband auf vier flache, mit je vier Goldf ileten besetzte Bünde, goldgeprägtem Rückent itel sowie quadrat ischen floralen Einzel stempeln in den Rückenfeldern, mit marm or ier ten Vorsätzen und eingebunden em gelben illu strierten Orig in al-Vorderu m schlag, am Fuß sig niert „Thouvenin“ (Kanten leicht beschabt, Einbandbezug stellenweise un scheinbar restaur iert, Inn enfalz e einger issen, aber vollk omm en stabil, Um schlag ger ing beg riffen, durch gehend etwas braunf leckig, einige Bl. vom Tränk en vor dem Kolor ieren schwach gebräunt). „Monseig neur je vous offre mes homm ages ainsi que ma fille“: Ein ekelh after Fischkopf von Parvenu führt dem eleg ant en uhugesichtigen Herz og von Orlea ns in Hus a r enu niform eine er r öt ende Pute zu – als freche Parodie auf das skanda lös-amour öse Abent eu er des Sohnes des kom menden ‚Bürgerkön igs‘ Louis- Philippe mit einem Mädchen nieder en Standes. Die Herz og in von Berry ließ bosh after weise auf
einem ihr er Empf äng e ein ig e Abz üg e dies er Tafel No. 42 scheinbar achtlos her u ml iegen – darauf hin wurden Grandvilles Les Métamorphoses du jour zum Tagesgespräch und macht en bald in ganz Par is Fu r or e [vgl. Bilder welt en]. Insg es amt 73 Federl it hog raphien ka r ik ier en die Pa r iser Gesellschaft, indem ih r en Ver t ret ern Tier köpfe aufgepfropft werden. Grandvilles pol it ische, soz ia le und mor a l ische Krit ik richt et sich, mal sack grob, mal hu mor voll, auf „Richt er, Ärzt e, Mil it är und Geist l ichkeit, auf Aristok rat en und Spießbür ger; Instit ut ionen wie die Akadem ie, die Kirche oder das Theat er“ [Bilder welt en]. Die Kom bin at ion aus Tier und Mensch of fenbart gew isser m a ßen die menschl iche Dopp eln at ur: „Mett r e en lumière et dénoncer l’ir r at ion al ité des conduites humaines, tel est aussi le propos de Grandville, qui s’applique à éclairer le versa nt noct urne de l’homme en tant qu’il est cet anim al jam ais tout à fait surmonté“ [Renonciat 58]. Im parodistischen Of fenlegen die ser ‚Nachtseit e‘ des Menschen zeigt sich eine ber eits ‚post r om ant ische‘ Tendenz. Diese tritt gegen Ende des Albums noch deutl icher her vor, wo Grandville zunehmend pol it isch wird. „Perhaps his most terrifying plate“ ist die Ménagerie
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[Nr. 67], die vier Gef ängn isz ellen zeigt: Währ end Bank r ot t eur e und Bet rüger sich auch im Gef äng nis mit allem Kom fort häusl ich einger icht et ha ben, sit z en die Delits Politiques stumm und gefesselt in einem schwarz en Loch. Die letzten beiden, nicht nu mer ier t en Ta feln wurden sog ar zensiert: Wäh rend die Num mern 1 bis 71 von Au g ust 1828 bis Juni 1829 herausg eg eb en wurden, ers chie nen jene erst 1830 mit Brüsseler Druckvermerk. Tafel 72 zeigt die Vert ret er der Kirche als Famille de Scarabées, Nr. 73 einen ami de la Gazette als von Ver tret ern der Staatsm acht geschlacht et es bête féroce. Mit den Métamorphoses du jour fand Grandville zu sei nem pers ön l ichen „style of bit t er burlesque“ [Ray] und führ t e die Tier-Mens chenk a r ik at ur überh aupt erst in die Buchi llustrat ion ein, was ihm ei nen „au ßerordent l ichen Er folg“ bescher t e: „Über mehr Phant asie und Laune ver f üg t e da m als kaum ein ander er Franz ose“ [Rümann 157 f.]. Sofort tra ten Nacha hmer und Plag iator en auf den Plan, die Grandville selbst in Tafel 33 als Eichelh äher kar i kier t e und anpranger t e. Auch der umt riebi ge Ver leg er Charles Philipon wurde auf merks am und ver pflicht et e ihn 1830 für die neugeg ründet e Zeit schrift La Car icature“ [Rümann 159].
Diese erste Ausg abe „est montée au rang respectable d’object de curiosité, de livre de bibliophile“ [Beral di VII , 204] und „fort rare à toutes marges avec sa cou verture“ [Cart eret] – gen au so liegt sie hier vor, zudem in einem kolor ier t en Exemplar. Die Ta feln 14, 21, 28 und 34 besitz en neben der franz ösischen auch eine engl ische Legende. Auch das Blatt mit der Not ice von Achille Comte – insbesonder e dieses ist „très rare“ [Cart eret] – fehlt nicht. Un s er Ex e m plar wur de in der Werk s tatt der Thouveni ns wohl un m it t elbar nach Erscheinen der letzt en beiden Ta feln gebunden: Darauf deut et hin, daß die pol it isch brisant e letzt e Ta fel Une bête féroce nicht am Schluß eingebunden, sondern zwischen Nr. 49 und 50 ‚versteckt‘ wurde. Proven ienz: Bulletin de la Librairie Morg and 6, 1892 –1895, Nr. 23356: frs. 500, „très rare aussi complet“. – Dies ist das bei Vicaire V, 780 erw ähnte Exemplar! – Sammlung Adria n Flühm ann, mit des sen Etikett mit Monog ramm „awf “ auf dem Spiegel. Lit er at ur: Beraldi V II , 203 f. und 214 f., Nr. 10; vgl. Bilderwel ten, 157, Nr. 80; Brivois 179 f.; Cart eret III , 282 u. 284; GrandCar t eret 274 f.; Hi ler 389 (weg en „men’s clot hing“); Lipp erhei de 921, Xe 256; Lonchamp II , 189; Osterw alder 447 f.; Quéra rd/ Bourquelot I V, 150 f.; Rahir 447; Ray I, 196 f., Nr. 132; Renonciat 48 – 63 und 291; Rümann 157 f.; Sander 310; Thieme/Becker 13, 438; Vicai re V, 775 ff.; zu Thouvenin: Fléty 168; Ramsden 20 ff.
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Sehr schönes, kolor iert es Exemplar 280 Grandville, I. Adolphe [d. i. Jean-IgnaceIsidore Géra rd]. Les Métamorphoses du jour. [Par is, Bulla, 1828 –1830]. 73 aquarellierte Federlithog raphien, bis Nr. 71 durchnum er iert. Quer-Quart, unbeschnitten (ca. 252 x 335 mm). Marm o rierter Pappband der Zeit mit goldgeprägtem Rücken schild und goldgeprägten doppelten Querf ileten auf dem Rücken (beschabte Kanten restaur iert, Vorsätze etwas leim schatt ig und mit Knick spuren, stellenweise ger ing braunf leckig). Die Idee war ebenso simp el wie gen ia l: Um die Repräsent ant en der Pa r iser Gesellschaft sat ir isch
zu char akt er isier en, setzt e Grandville ihnen einfach ent l ar vende Tierköpfe auf – schon bald macht en sei ne Les Métamorphoses du jour Fu r o r e. Die 73 Federl it hog raphien lieg en sensib el kolor iert vor, hier in einem fast fleckenfreien Exemplar. In die sem schönen Zustand trifft man das dam als vielbestaunt e fa belh af t e Werk fast nie an. Lit er at ur: Beraldi V II , 203 f. und 214 f., Nr. 10; vgl. Bilderwel ten, 157, Nr. 80; Brivois 179 f.; Cart eret III , 282 u. 284; GrandCar t eret 274 f.; Hi ler 389 (weg en „men’s clot hing“); Lipp erhei de 921, Xe 256; Lonchamp II , 189; Osterw alder 447 f.; Quéra rd/ Bourquelot I V, 150 f.; Rahir 447; Ray I, 196 f., Nr. 132; Renonciat 48 – 63 und 291; Rümann 157 f.; Sander 310; Thieme/Becker 13, 438; Vicai re V, 775 ff.
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Auf dem Weg zur Caricature 281 [Grandville, d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Galer ie Mythologique [auf den Tafeln]. [Auf den Tafeln:] Par is, Bulla, [1829 –1830]. 6 kolor ierte mont ierte Lithog raphien (Blattg röße: ca. 214 x 290 mm, Tafel [2]: 240 x 324 mm). Quer-Quart (Buchblock: 250 x 325 mm). Roter Halbmaroquinband mit goldgeprägtem Rückent itel und flora ler Rückenverg oldung in doppeltem Goldf iletenrahm en, Goldf ileten auf den Deckeln und marm or ierten Vorsät zen (Tafeln schwach gebräunt bzw. unscheinbar braun fleckig). Grandville wird grob – die Galer ie My thologique Nach den zah mer en Anf ängen von Chaque âge a ses plaisirs und Le Dimanche d’un bon Bourgeois wird Grandvilles sat ir ischer Impet us um 1829/30 deut li cher. Nur schein bar ver weist der Ti t el Galer ie My thologique auf eine der Wirk l ich keit ent hobene, erh a bene Welt. Im Gegent eil – das Allz u mensch liche, Häßl iche wird erbar mungslos als „rohe Par odie“ [Thieme/Becker] auf das Bürgert um in sechs fröh l ich-bunt en Lit hog raphien zur Schau gestellt.
seiner ha kenn asig en Gat t in den Las tern des Trinkens und Rauchens, Les Grâces (240 x 325 mm) kom men wie wandelnde Kleiderständer da her, die dennoch nicht ihre grot esken kör perl ichen Defor mat ionen verb ergen kön nen, Mars et Vénus surpris par Vulcain (209 x 290 mm) werden von wütenden Ver t ret ern des Vier t en Standes über r ascht, Adonis (214 x 291 mm) als Schweineh irt verletzt sich tödl ich beim Schlacht en einer Sau, um von einer händer in genden Gänsem agd bejam mert zu werden. Doch auch diese ka r ik ier enden Grobheit en lassen sich in das Spektrum möglicher Spiela rten der‚ rom ant ischen‘ Epoche einord nen: Das überhöht e Idea l auch der klassischen Äst het ik, das Grandville in Gestalt einer Mar morskulpt ur der drei Gra z ien an einer Stelle direkt herb eizitiert, wird in der er nücht er t en At m osphä r e der nach n ap oleon i schen Zeit, die sich „vom Schreck des erz wungenen her oischen Zeit a lt ers“ [Sello 7] erholt, lust voll der Lächerl ich keit preisgegeben. Lit er at ur: Beraldi V II , 211, Nr. 6; Ren o nciat 45 und 291; Rümann 156; Sander 313; Thieme/Becker 13, 438.
In Jupiter et Junon (213 x 290 mm) erg ibt sich ein beh ä b ig er, rot g es icht ig er Göt t er v at er neb en – 878 –
Von großer Selt enheit 282 Grandville, I. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Voya ge pour l’Éternité. Service général des Ombibus accélérés. Départ a toute heure et des tous les pointes du globe. [Par is], Bulla [und:] Aubert, [1830]. 9 kolor ierte Lithog raphien (230/245 x 312/317 mm Blatt größe), auf Stegen mont iert. Quer-Quart (245 x 328 mm). Mittelbrauner Halbleinen band à la Bradel mit goldgeprägtem Rücken- und Deckel schild und eingebund en em rosafarben en illu strierten Orig in al-Vord eru m schlag (Um schlag mit schwac hen Knick spuren, Tafeln mit schwachem Feuchtrand). Auf zur letzt en Reise – im modernen Omn ibus Mit dem Totentanz greift Grandville ein weiter es mit t ela lt erl iches Mot iv auf, um es zeit g em äß zu adapt ier en: Der Tod holt seine Opfer zu ihr er letz ten Rei s e mit dem mo der nen Omn ibus accéléré ab – der öffentliche Nahverkehr „für alle“ war in Pa r is erst im Ja nua r 1828 einger icht et worden [vgl. Renonciat 53]. Der umf ängliche Titel ist auch als Bildlegende zur Umschlag i llustrat ion zu lesen. Der Tod als Postillon hält einladend den Wagenschlag zur Fahrt „Au Pere Lachaise“ geöff net; der ber eits düster im Hint erg rund dräut. „Nota: Le Directeur de l’Ent r eprise previent MM les Voya geu rs qu’il ne se charge d’auc un paquet“. Der Hinweis ist Pro gramm, denn der Tod überrascht die Menschen des geschäf t igen 19. Jahrhunderts mit t en in ihr en allt ägl ichen Ver r icht ungen – bei der Arbeit, beim gesell igen Abende ssen, in fröhl icher Auf bruchs stim mung. Beu nr uh igender weise bet ät igt er sich sog ar als zuverl ässiger Apot hekergeh ilfe und biet et sich dem Arzt als Ratgeber an. Kein Ger inger er als Honoré de Balz ac rühmte die „spi r it uel le mor al ité“ und „profondeur phi losoph ique“ [zit. nach Renonciat 37] des Albums. Grand ville mochte darü ber hinaus auf die Neig ung en eines rom ant isch gestimmt en Publik ums für Mit tela lt er und morbide Themen spek ul iert ha b en; doch den Nerv der Zeit traf er anscheinend an einer zu empfi ndl ichen Stelle. Denn sah der Mensch des Mit t ela lt ers dem allg eg enw är t ig en Tod oft genug ins Gesicht und übte sich demütig in der ars mor iendi, so verd räng t e der med iz in is che
Fortschritt und die Ausd if fer enz ier ung der Lebens ber eiche im 19. Jahrhundert das Them a zuneh mend aus dem Allt agsbew ußt sein. Ent sprechend wider fuhr es auch dem vorl iegenden Album: Es „ne réussit point, les sujets macabres n’étant pas de ceux que le public du XIXe siècle se met volont iers sous les yeux“ [Beraldi 203]. Daß der Verleger Bulla das Projekt nach nur neun Blätt ern stoppt e – dabei existier en rund 50 Zeich nungen Grandvilles zu dem Them a! – hatte aber noch weit er e Gründe: Der Ausbruch der Jul ir evo lut ion ließ eine Fortsetz ung of fenbar nicht oppor tun erscheinen. Wie mocht e in diesem Kont ext die neunt e und letzt e Ta fel aufgenom men worden sein, wo der Tod den Rek rut en vora nm arschiert, die sich „Im mortalité“ auf die Fahne geschrieb en ha b en? Den einen mögl icher weise nur piet ät los, ander en aber zu quietistisch, wie Renonciat vermutet: „Ce n’est plus l’heur e en effet de rappeler aux hommes la triste cond ition humaine; c’est au contraire le moment de les encourager à de profondes révol tes“ [Renonciat 37]. Wen ig spät er sollt e Grandville selbst als füh r ender Mit a rbeit er der neugeg ründe ten Zeitschrift La car icature die Ideale der Revolu tion mit seinen Mit t eln ver fecht en. Ger ade dieser un m it t elba r e rez ept ionsh istor is che Kont ext um das epochem achende Jahr 1830 macht die Ser ie zu einem höchst bedeuts a men Zeug n is der Kult ur- geschicht e. Sie liegt liegt hier im ersten Druckz ustand vor, wie an den Tafeln 1 („relai“ statt „relais“) und 6 („Pl. 6“ statt „No.“) zu erkennen ist [vgl. Renonciat 292], in einem kräf t igen, ger adez u ‚vit a len‘ Kolor it und mit dem unverz icht ba r en illustrier t en Umschlag auf ros a farb enem [!] Papier. Komplett ist sie äußerst selt en. Proven ienz: Conte Greffulhe, Aukt ion Sot heby’s Mon aco, 1982, Nr. 284: frs. 39.960. – Dessen gold gepräg t es gek rönt es Wappenex l ibris auf fliegendem Vorsatz. Lit er at ur: Beraldi V II , 203 und 212 ff., Nr. 8; Grand-Carteret 274; Lipp erheide 921, Xe 255; Lonc hamp II , 189; Rahir 447; Renonciat 36 f. und 292; Rümann 156; Sander 313; Thieme/Bec ker 13, 438.
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Fünf Orig inalzeichnungen Grandvilles für La Caricature 283 Grandville, [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. 5 Orig in alzeichnungen. [Par is, 1832 –1833].
seine hier vereint en orig in a len Ka r ik at urz eich nun gen aus den Jahr en 1832 und 1833.
5 orig in ale Federzeichnungen (2 gebräunt, sonst nur ge ringe Gebrauchs- oder Alter ungsspuren); dazu 5 Litho graphien, davon 1 doublet t (meist etwas braunf leckig und mit Randlä suren).
In La Car icature Nr. 93 vom 16. Au g ust 1832 erschien eine Lit hog raphie [Tafel 191], die den im Freien schlafenden ‚Bürgerkön ig‘ Loui s-Philippe zeigt, der ger ade von ei ner überd i mension a len Mücke gestochen wird; „Car icature“ und „Journ al“ ist auf ihr en Flügeln zu lesen. Ein großer brauner Bär mit Richt erhut eilt dem Gepiesackt en zu Hilfe; er steht im Beg riff, einen Stein mit der Aufschrift „Proc ès Saisir“ auf die Mücke – und den Kön ig – zu wer fen. Die Bildu nt erschrift laut et: Rien n’est si dangereux qu’un ignorant ami; [/] Mieux vaudrait un sage ennemi. Glaub t e Grandville hier noch, der Kön ig würde rechtz eit ig auf wachen? – Unser e ori gin a le Federz eichnung (195 x 260 mm) ent h ält be reits alle wesent l ichen Element e der spiegelverkehrt ged ruckt en Lit hog raphie, der led igl ich klei ner e Det ails und Prä z isier ungen hinz ugef ügt wurden. Das mäßig gebräunt e Blatt wurde mit grauem Papier unt erlegt, um kleiner e Einr isse zu fi x ier en, die von der Eiseng allust int e her r ühr en. Die Lit hog raphie liegt doppelt bei, einm al auf Vel inpapier, einm al auf
Unter 5 Passepartouts (483 x 316 mm) aus getöntem Karton. Für die ab No vem b er 1830 er s chei nen de Zeit schrift La Car icature war Grandville von Beg inn an einer der wicht igsten Zeichner; ber eits die Affiche und die Tit elv ig nett e des Journ als war en von ihm gestalt et worden. Als es schon wen ige Mon at e spä ter zu Verschärfungen des Presser echts kam und das Blatt und sein Herausgeb er Charles Philipon mit Proz essen, Stra fen und Beschlag n ah mungen überz ogen wurden, verschärf t e sich auch der sat i rische Ton. Bald mußt e die Zeitschrift in ureigener Sache gegen Zensur und die Unterd rückung der Pressefreiheit kämpfen. Daß Grandville auch hier an vorderster Front stand, belegen eind rucksvoll
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Chinapapier, das auf Vel inpapier auf k aschiert wurde (dieses et w as braun fleckig und mit Randl äsur en). Das Mot iv stammt aus einer Fabel La Fontai nes, die von der tödlich endenden Freundschaft eines ein sa men Gar t enl iebh a bers mit einem Bä r en erz ählt; entsprechend griff Grandville es 1838 auf unpol it i sche Weise wieder auf, als er die Fabeln illustriert e. Das Orig in al der spät er en Zeichnung wird in in der Bibliothèque municipale von Nanc y aufbewahrt [vgl. Renonciat 154 f. und Bosch-Abele 40]. Aus der gleichen Zeit s chrif t en-Num mer stammt Gare le quilles, so die Legende zu der unser er Ori gi n alz eich nung bei l iegenden Lit hog raphie [Ta fel 189] auf aufgew alzt em Chin apapier (Trä ger papier randgebräunt), auch sie seit enverkehrt gegenü ber der Federz eichnung (200 x 335 mm). La Liberté hält eine Kanonenk ugel in der Hand, ihr gegenü ber sitzt am Boden der alt ged ient e Talley r and, uner müd l ich ber eit, die von ihr umgewor fenen Kegel in Gestalt kleiner Sold at en im mer wieder aufz ustellen [vgl. die Abb. bei Bosch-Abele 58]. Das auf den unter liegenden Kar t on des Passepar t outs mont ier t e Ori
gin al (gebräunt, schma ler Randa bschnitt ohne Bildverlust) ent h ält zusätzl ich eine klei ner e Rand z eich nung (eine Hand, die einen Sold aten beim Kopf erg reift) sow ie An merk ung en in Tint e für den Stecher. Zur fi n anz iellen Unt erstütz ung der bed räng t en Car icature gründet e der Verleger Philipon im Som mer 1832 die Association mensuelle pour la liberté de la presse, die jeden Mon at eine Lit hog raphie in be sonders großem For m at her ausbracht e. Zusam men mit dem Druck, der als 12. von 24 Nummern im Juli 1833 erschien [Brivois 88, Nr. 12], liegt hier die origin a le Federz eichnung (275 x 460 mm) in brau ner Tint e und mit grauem Lavis vor (am Rand leich te Knickspur en, ger ing fleckig). Sie zeigt einen unrit t erl ic hen Tur n ierk ampf zwis chen dem ei nen Löwen reit enden Charles Philipon und einem auf einem Hahn sitz enden Zensor, der von einem Lanz en- bzw. Feder-Stich get rof fen, zu Boden stürzt: Com me quoi: Le grand Chevalier du soleil de Juillet défi en un combat singulier le Chevalier de la tri ste Fig ure qui voulait lui ravir la liberté (L’an 4me de la
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révolution des 3 jours.). Auch reichl ich Publik um hat sich auf den Tribünen vor einer Schloß-Kul isse ein gef unden, dar u nt er der in Rückena nsicht gez eig t e Kön ig selbst. Das Blatt L’ écritoire monarchi que er s chien in La Car icature Nr. 142 vom 25. Juli 1833 als Tafel 298. Es zeigt die kön igl ichen Schreiberl inge an einem Tisch sitz end und ihre Federn in ein Tint enfaß tauchend, das geformt ist wie der Kopf des Roi poire Lou i sPhilippe. Die grau lav ier t e braune Federz eichnung (290 x 325 mm) ist dazu die un m it t elba r e seit enver kehr t e Vorl ag e. Auß erh alb des Bildb er eichs fin
den sich unt en zahlr eiche An merk ungen Grand villes mit Bleistift und am linken Rand ein kleiner Vogelkopf. Ein sehr breit es Quer for m at besitzt die Pa r ade Les F[eu]illes publiques et les souteneurs (195 x 410 mm), in der uns die aufget a kelt en weibl ichen Person i fi kat ionen dreier Zeitschrif t en mit ihr en Zuh ält ern vorgef ührt werden: Links La Con stitutionnel, et son Jorbard, in der Mitt e La Figar o, et son Monsieur de la Court und rechts La Moniteur, et son garç on de bure au. Das geflügelt e Wort La pen sée immuable wird von dem Fir menschild eines Friseurs Au toupet immuable
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(mit den unverkennba r en Um r issen der kön igl ichen Haar t racht Loui s Philippes) travestiert. Die Fig ur der Figar o wurde wohl übera rbeit et und neu in das Blatt eingek lebt (gebräunt und leicht braunfleckig). Das Mot iv erschien am 26. Sept ember 1833 als Dop pelt a fel 315/316 in La Car icature Nr. 151, seit enver kehrt und mit ein igen Mod i fi k at ionen: So feh len in der Lit hog raphie z. B. die beiden Landa rbeit er links im Hint erg rund, ebenso die Schrift auf dem Kleider saum der Figar o, da f ür erh ält das klassiz i stische Gebäude hint er ihr die Aufschrift „Bourse“; die Lune Sévigné verwandelt sich in ein Gesäß.
Proven ienz: Die Zeichnungen stam men aus dem Besitz von Louise Fischer, der Schwester von Grand villes Gat t in Henr iet t e, vgl. Aukt ionskat a log Piasa, 25.3.2010, S. 54. – Ebd., Nr. 187: € 10.533; 191: € 8.674; 202: € 10.161; 207: € 13.012; und 209: €8.674. Lit er at ur: Vgl. Bosch-Abele, v. a. Abb. S. 40 und 58; vgl. Brivois 75 ff.; vgl. Renonciat 74 – 92 und und 154 f.; vgl. Vicai re II , 46 ff.
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Paar e, Passant en – sig niert e Orig inalzeichnung Grandvilles 284 Grandville, [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Orig in alzeichnung. [Par is, etwa 1833]. Orig in ale Federzeichnung. Unter bläulichem Passepartout (257 x 337 mm). Sig nier t e orig i n a le Feder z eich nung Grandvilles Auch dies e, unt er ein bläul ic hes Passep ar t out mont ier t e Federz eichnung (190 x 270 mm), stammt wie die fünf Ka r ik at ur en in der vor igen Num mer aus dem Besitz von Grandvilles Schwäger in Loui se Fischer. Ähnlich wie auf dem 1833 entstandenen Blatt LesF[eu]illes publiques et les souteneurs, das die weibl ichen Person i fi k at ionen diverser Zeit schrif t en mit ihr en zweifelh af t en Ment or en zeigt, sind auch hier grot esk überl ängte oder gestaucht e Fig ur en zu sehen: im Vorderg rund fünf Personen, die eine höfl iche Konversat ion pflegen, im Hint erg rund ein davonschreit endes Paar. Dieses Blatt erschien nicht in La Car icature; stattdessen wurde die Zeichnung, insbesonder e die Mim ik, so sorg f ält ig ausgef ührt, daß sie offenbar als Kunstwerk für sich stehen soll te und bestehen kann: Sie wurde von Grandville unt en links eigenh änd ig sig niert. Proven ienz: Die Zeichnungen stam men aus dem Besitz von Louise Fischer, der Schwester von Grand villes Gat t in Henr iet t e, vgl. Aukt ionsk at a log Piasa, 25.3.2010, S. 54. – Ebd., Nr. 186: € 23.545.
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Kopfstudien – von Grandville 285 [Grandville]. Kopfstudien von Schau spiel ern. [Par is], 1834 –1836. 6 Blätter mit zu samm en 21 Bleistiftzeichnungen (Blatt größe: 131 x 92 mm). Unter Passepartout, in modern em verglasten goldfarbenen Holzrahm en (472 x 493 mm). 21 Kopfstud ien von Schauspielern Sechs recht kleinfor m at ige Blät t er aus Büt t enpapier sind mit insgesamt 21 Bleistiftz eichnungen gef üllt. Of fenbar handelt es sich um skizz enh af t e Por t raits von Schauspielern aus der Pa r iser „Opéra com ique“ bzw. dem „M[aison] des variétés“, wie die mit 1834 und 1836 dat ier t en Beischrif t en na helegen. Eine kleine, ganz fi g u rige Darstellung zeigt denn auch einen Kostü m ier t en mit Deg en, Um h ang und Federhut; die übr igen sind Brust bilder, meist front al gesehen, zwei im Profi l, eine im Halbprofi l. Dabei wurden mit u nt er die gleichen Per sonen mehr m als wiedergegeben, in weicher, doch sehr cha r akt er isti scher Zeichnung der Gesichtsz üge. Die unsig nier t en Blät t er wurden in zwei Dreier r ei hen übereina nder mont iert und jeweils mit ei nem von fet t en schwarz en Lin ien umg eb enen Pinsel goldr ah men eingefaßt und zusam men unt er einem Passepar t out ger ahmt.
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In Verlagseinbänden, aus dem Besitz von René Desc amps-Scrive 286 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Scènes de la vie privée et publique des anim aux. Vig net tes par Grandville. Études de mœurs contemporaines, publiées sous la direction de M. P.-J. Stahl [d. i. P. J. Hetzel], avec la collaboration de [Bd. I:] Messieurs de Balzac. – L. Baude. – E. de La Bédollierre. – P. Bernard. – J. Janin. – Ed. Lemoine. – Charles Nodier. – George Sand [bzw. Bd. II:] MM. de Balzac, – L’Herit ier (de l’Ain), – Alf red de Musset, – Paul de Musset, – Charles Nodier, – Madame M. Ménessier Nodier, – Loui s Viar dot. 2 Bde. Par is, J. Hetzel [nur Bd. I:] et Paulin, 1842. 96 und 105 Tafeln in Holzschnitt, zusamm en etwa 120 Textholz schnit te. 4 Bl., 386 S., 3 Bl. Und: 2 Bl., 390 S., 3 Bl. Quart (259 x 175 mm). Ident ische Verlegereinbände in dunk elr otem Mar oquin auf glatte Rücken, mit goldge prägtem Titel und fig urat iver Illu strat ion in fettem Gold filetenrahm en, die Deckel mit fettem und magerem Gold filetenrahm en, darin mit fig urat iven Eck- sowie vorn und hinten unterschiedlichen Mit tel stücken, mit Gold- filete auf den Steh-, Dentellebordüre auf den Innenk an ten, Doublüren und Vorsätzen aus Marm orpapier sowie Ganzg old schnitt, in mit Velours ausgeschlagenen neuen Halbm aroquinchemi sen mit goldgeprägten Rückent iteln, zu samm en in Pappschuber mit Mar oquink anten (Papier gelegentlich qualitätsbedingt leicht gebräunt; Bd. II:
einige Bl. mit schwachem Textabklatsch, S. 209 f. mit kleinem Einr iß). Mit den rund 330 Zeichnungen über das Staatsund Familienleben der Tiere griff Grandville „mit be sonders sat ir ischer Prä g nanz“ [Bilder welt en] auf die seit Les Métamorphoses du jour bew ähr t e Idee der Mensch-Tier-Darstellung zu r ück und feier t e da m it „seinen Haupt t riu mph“ [Thieme/Becker]. Er cha r akt er isiert und persifliert „mit durchd ringend schar fer, psycholog is cher Einsicht […] die Men schent y pen in ihr em anim a l ischen Geh a be, erkennt […] in ihnen tier ische und in den Tier en menschl i che Züge“ und erschafft „cha r akt er istische MenschTier wesen von fast erschreckender Stim m igkeit. Da erscheinen der aufgebläht e Trut h ahn als Ban k ier, das ewig Weibl iche der franz ösischen Katz e, der ruh ig bescheidene kleine Bea mt e in Gestalt des Hasen […], ein Dichter als flatternder, sich sprei zender Ka k adu, der geschniegelt e Affe als akade mischer Por t rät m a ler“ [Bilder welt en]. Obwohl die Il lustrat ionen über w ieg end Ein z elp or t raits sind, geht es nicht nur um Ind iv iduen, sondern auch um die Gesellschaft als ganz e. Denn alle Tier e sind zu nächst Teil einer revolut ion ä r en Versamm lung: In ihr sit z en „die Zah men rechts, die opposit ionel len wilden Tier e links, die Weicht ier e, ‚die es mit keiner
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Part ei verderben wollt en, in der Mitt e‘ – um in der Überzeug ung, ‚daß Gleichheit kein leer er Wahn‘ sei, das Menschenjoch abz uschüt t eln. Zuletzt müssen die Tier e resig niert erkennen, ‚daß auch im Tier reich die Revolut ionen aufeina nder folg en und – eine so wen ig nützt als die ander e.‘ Am Ende sper ren die Menschenbehörden sowohl die Tier e wie die Menschenschrift stel ler ein“ [Bilder welt en], die sich für sie eingesetzt ha ben. An einer Stelle port rät iert Grandville sich selbst als mit Zeichen federn gespickt es Stachelschwein [II , 334] – in bezeichnender Verkehr ung seiner Met hode, Mens chen lei b ern Tierköpfe aufz us et z en: Zwar muß er auf allen Vier en auf dem Boden hocken, doch beh ält er seinen eigenen Kopf! Auf der letz ten Tafel [II , nach S. 388] ist er noch einm al prä sent: Im Zoo des Jardin des Plantes zeichnet er Tier e beim Bet racht en der in Kä fi ge gesperr t en Aut or en Balz ac, Ja n in, Hetzel u. a. Eigena r t iger weise stammt
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diese letzte Tafel als einz ige nicht von Grandville, sondern ist deutlich sichtbar von Louis Français sig niert – es scheint, als spiele der Künstler auf die se Weise mit dem Ged anken an sein eigenes Ver schwinden in den Mühlen von Justiz und Zensur. Denn das Staats- und Familienleben der Tiere ist als sat ir isches Sit t engem älde „ebenso er f üllt von rei zender, hu mor voller Phant ast i k wie von bit t e rer Ank lage“ [Rümann]: Höchst symbolisch wird das Werk von dem abgeschnittenen Schweif eines Löwen [?] beschlossen. Der eigent l iche Initiat or war der Verleger PierreJules Hetz el (1814 –1886), dem einerseits Curmers Sam melwerk Les français peints par eux-mêmes als Vorbild dient e, der ander erseits jedoch ganz auf Grandvilles spit z e Fe der setz t e, wie er im Vor wort schrieb: „Not re pensée, en publ iant ce livre, a été d’ajouter la par ole au merveilleux Anim aux de Grandville et d’associer not re plume à son crayon, pour l’aider à critiq uer les travers de not re époque, et […] ceux qui sont de tous les temps et de tous les pays“ [I, (V)]. Hetzel oblag som it auch die schwier ige Aufg a be, einen Ausgleich zu schaf fen zwischen dem allein igen Illustrat or und einer Fülle bedeut ender Autor en. Dies gelang: „La pensée synthétique de l’éditeur-concepteur assure l’homogénéité de ce produit d’inspi r at ions diverses, d’expressions concur r ent es, de for mes littéra i res variées, soucieuse de parer l’objet livre (livre-objet?) d’un vêtement digne des mérites de ses auteu rs associés“ [Ren onciat 204]. Unt er seinem Pseudonym P.-J. Stahl steuert e Hetzel selbst eine ganz e Reihe Texte bei; außerdem ge wann er Honoré de Balz ac für vier Beit räge (Peines de cœur d’une chatte anglaise, Guide-âne à l’usage des anim aux qui veulent parvenir aux honneurs, Voy age d’un lion d’Afrique à Par is, et ce qui s’ensuivit, Les Amours de deux bêtes offerts en exemple aux gens d’es prit). Von George Sand gez eichnet ist die Voya ge d’un moineau à Par is [II , 227 – 260], wob ei sie spä ter – im offenen Widerspruch zu Hetz el – beh aupt e te, der Text stamme ebenfalls von Balz ac [vgl. Spoel berch, Sand]. Alf red de Musset verfaßt e die Histoire d’un Merle blanc [II , 335 – 374].
discou rs littéraire“ [Renonciat 208]. Als über die eigene Zeit hinaus gült ige Inszen ier ung der Com édie humaine blieb es bis heute „the most celebrat ed of his works“ [Ray II , 268]. Beide Bände liegen in erster Ausg abe vor (von Band I existiert eine Réimpression aus dem gleichen Jahr mit dem allein igen Verleger n a men „Hetzel“), zudem in ident ischen, wie neu erh alt enen, wunderba r en Verl agsein bänden mit goldgepräg t en Illustrat ionen nach Grandville, zusätzl ich geschützt in moder nen Chem isen und Schuber. Proven ienz: Auf dem Innendeckel die goldgepräg ten Initialen von E. C. A. Legr and (Aukt ion 1912, Nr. 217: frs. 1.050). – Auf dem fliegenden Vorsatz das Exlibris von René Desc amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille ans ässigen Industriellen und neb en Beraldi und Bart hou renom m ier t esten Samm ler seiner Zeit (dessen Aukt ionsk at a log II , 1925, Nr. 237: frs. 7.500). – Daru nt er Adria n Flühm anns Eti kett mit Monog ramm „awf “. Lit er at ur: Beraldi V II , 221, Nr. 28; Bilderwelten, 161 ff., Nr. 85; Brivois 364 ff.; Carteret III , 552 ff.; Cloua rd 4; George 80; Grand-Cart eret 275 ff.; Gumuchian 2801; Hiler 389; Lachè vre I, 206; Osterw alder 448; Ray II , 273 f., Nr. 194; Renonciat 202 ff. und 289 f.; Rümann 161; Sander 312; Sello 15 f.; Spœlberch, Sand 67; Talva rt/Place X, 114 (Jan in); Thieme/Becker 13, 438; Vica i re V II , 405 ff.; zum Einband: Malavieille 190, Nr. 72 (Abb.).
Schon die Kritik des 19. Jahrhunderts feierte die Scènes de la vie privée et publique des anim aux unisono als „l’un des ouvrages les plus réussis du temps et le meilleur de Grandville“. Mit diesem Werk stand der Künstler „au zénith de sa gloi re“, nicht nur als Gegenstand „d’une grande faveur popu la i re, mais encore d’une reconnaissance plus officielle par le
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Das schönste bek annt e Exemplar, illum in iert und mit über 100 Liefer ungsumschlägen, aus den Sammlungen Brivois, Descamps-Scrive, Cart eret, Roudinesco, Bonnasse und Flühmann 287 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Scènes de la vie privée et publique des anim aux. Vig nettes par Grandville. Études de mœurs contemporaines, pub liées sous la direction de M. P.-J. Stahl [d. i. P. J. Hetzel], avec la collaborat ion de [Bd. I:] Messieurs de Balzac. – L. Baude. – E. de La Bédollierre. – P. Bernard. – J. Janin. – Ed. Lemoine. – Charles Nodier. – George Sand [bzw. Bd. II:] MM. de Balzac, – L’Herit ier (de l’Ain), – Alf red de Musset, – Paul de Musset, – Charles Nodier, – Madame M. Ménessier Nodier, – Louis Viardot. 2 Bde. und ein dritter Band mit ein er weiteren Suite Tafeln. Par is, J. Hetzel [nur Bd. I:] et Paulin, 1842. 96 handk ol or iert e und eiweißg ehöhte HolzschnittTafeln auf stark em Velinpapier, zu sätzlich 4 mit anderer Kolor ier ung wiederholt, dieselben 96 Tafeln wiederholt auf Chin apapier. Und: 105 Holzschnitt-Tafeln auf star kem Velinpapier, davon 104 handkolor iert und eiweiß gehöht, dieselben 105 Tafeln wiederholt auf Chinapapier. Zu samm en etwa 120 Textholzschnitte (davon der erste, ganzseit ige in Bd. II kolor iert). Und: 201 HolzschnittTafeln auf stark em Velinpapier. 4 Bl., 386 S., 3 Bl. Und: 2 Bl., 390 S., 3 Bl.
Quart (275 x 190 mm). Zwei langg en arbte olivg rün e Mar oquinbände und [Bd. III:] ein Halbm ar oquinband auf glatte Rücken, mit breiten, von mehreren Goldf ileten gerahmten, intarsier ten Voluten in Rosa, Rot, Beige und Orange auf den Rücken und [Bd. I und II:] den Deckeln, wo sie ein en breiten Rahm en bild en, mit Goldfileten auf den Steh- und Inn enk anten, beigen Lederdoublü ren und mit beiger Seide bezogenen Vorsätzen (bzw. Bd. III: Doublüren und Vorsätz e aus Moiréseid enpapier), mit Ganzg old schnitt über Témoins, eingebundenen illu strierten Orig in al-Um schlägen (inkl. Um schlagr ücken) sowie insgesamt 106 eingebundenen Liefer ungsum schlä gen, auf den Spiegeln sig niert „E. & A. Maylander“ und „Dr A. Roudinesco inv.“ , in passenden Halbm aroquinchemisen mit goldgeprägtem Rückent itel und Gold fileten auf den Decken und in Pappschubern mit Mar o quink anten, ebenfalls sig niert von Maylander. Das schönste bekannte, unikal kolorierte Exemplar von Grandvilles „Hauptt riu mph“ mit spektakulärer Provenienz Das opulent e Werk mit rund 330 Zeichnungen aus dem Staats- und Familienleben der Tiere gilt als „l’un des ouvrages les plus réussis du temps et le meilleur de Grandville“ [Renonciat 208]. Mit ihm feiert e der Künst ler „sei nen Haupt t riu mph“ [Thieme/Becker]; bis heut e blieb es „the most celebrat ed of his works“ [Ray II , 268]. Die Scènes de la vie privée et publique des anim aux liegen hier in ei nem unik a len, kolor ier t en und getrüffelten Exemplar der ersten Ausg abe von nicht zu überbiet ender Proven ienz vor. Das wohl hervorstechendste Merkm al ist, daß alle 201 Tafeln kolor iert sind, zu denen vier Doublet ten mit ander em Kolor it kom men (dar u nt er das Fronti spiz zu Band I im zweit en tirage mit abweichender Legende). Auch die erste ganzseit ige Abbildung von Band II biet et sich farbig dar. Da in Band I und II je weils ein grün bed ruckt er Liefer ungsu mschlag der Édit ion coloriée eingebunden ist, könnt e man davon ausgehen, daß diese reg ul är erschienen ist. Doch sind kolor ier t e Exempla r e „de la plus grande ra r eté“ [Car t eret]; auch wurde das Kolor it samt Eiweiß höhung hier mit einer dera rt bestechenden Bril lanz und Sorgfalt ausgef ührt, daß man annehmen möcht e, unser e Suit e sei im Auf t rag des Verlegers als ‚Musterbeispiel‘ – in jeder Hinsicht – entstan den. Die kolor ier t en Ta feln werden dir ekt begleit et von einer eingebundenen zweit en Ser ie – diesm al auf Chin apapier; der dritt e Band enth ält eine dritte: wieder u m auf Vel inpapier, diesm al unkolor iert. Das Werk erschien in 100 Livr aisons mit 99 Um schlägen (Nr. 50 mit dem Orig in al-Umschlag des
ersten Bandes). Die beiden illustrier t en Orig in alUmschläge auf cremefarbenem Papier sind einge bunden; sämt l iche Liefer ungsu mschlä ge mit iden tischer Vig net t e auf gelbem bzw. cha moisfarbenem Papier finden sich im ‚dritt en‘ Band, darü ber hin aus fünf weit er e, die zu den Liefer ungen 1 – 5 „avec ornements différents“ [Car t eret III , 553] erschie nen, und schließ l ich ein Vor der u m s chlag zu Livrai son 16 auf blauem Papier am Ende von Band II . Zu s am men mit den bei den oben er w ähn t en Umschlägen der Édit ion coloriée zählen wir 109 ein gebundene Umschlä ge! Hinz u kommt weit er es, hochi nt eressant es Mat er ia l: Dem zweit en Band nachgebunden wurden eine far bige Abbildung des Perk a l in-Verl agseinbands (aus dem Kat a log Gavault), ein illustrier t es Werbeblatt, sow ie zwei unt erschied l iche vierseit ige Prospekt e, einer wieder u m mit einer doppelt (in Schwarz weiß und in Farbe) vorh andenen Ta fel. Von besonder em Int ere sse ist eine „Grav ure iné dite, d’un art icle non publ ié“ [Bleistiftvermerk]. Der dritt e Band ent hält schließl ich sechs mont iert e Blättchen mit Avis sow ie zwei weit er e vierseit ige Prospekt e. Die Proven ienz spiegelt die Begehrl ich keit, die sich auf dieses unvergleich l iche, nat ürl ich tadel los erhal tene Exemplar seit über einem Jahrhundert ger ich tet hat: Nachdem es ber eits von dem Bibliog raphen Jules Brivois getrüffelt worden war, wurde es auf dessen Aukt ion 1920 von René Desc amps-Scrive ge kauft, der es von Mercier in Mar oq uin binden ließ – so wird es noch von Léopold Cart eret beschrieben, in dessen Besitz es 1925 übergeg angen war. Alex and re Roudinesco füg t e die Suit e auf Chin apapier hinz u und ließ die Bände nach eigenem Entw urf im „atelier célèbre“ [Fléty 125] von Émile und And ré Mayla nder meisterh aft binden. Spät er war das drei bänd ige Exemplar im Besitz des Marseiller Bank iers Henr i Bonn asse, dessen bibliophiler Ehrgeiz sich auf die franz ösische Rom ant ik richt et e, und zuletzt in der Sammlung Adria n Flühm ann. Pro ve n i enz: Jules Brivois (das bei Car t er et be schriebene Exemplar; Aukt ion 1920: frs. 3.350). – René Desc amps-Scrive (dessen Aukt ionsk at a log II , 1925, Nr. 350: frs. 7.200). – Léopold Cart eret (dessen Kat a log Très précieux ensemble de livres illustrés du XIXe, 1949, Nr. 35: frs. 250.000). – Illustriert es Ex li bris von Alex a nd re Roudinesco verso fliegendem Vorsatz von Band I (dessen Aukt ion 1967, I, Nr. 119: frs. 13.000. – Goldgeprägt es Exl ibris von Henr i Bon nasse verso fliegenden Vors ätz en (dessen Kat a log II , 1982, Nr. 81: frs. 106.000). – Adria n Flühm anns Etikett mit Monog ramm „awf “ in Bd. I.
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Das einzige Vicaire und Cart eret bekannt e Exemplar auf Chinapapier 288 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Scènes de la vie privée et publique des anim aux. Vig net tes par Grandville. Études de mœurs contemporaines, publiées sous la direction de M. P.-J. Stahl [d. i. P. J. Hetzel], avec la collaborat ion de Messieurs de Balzac. – L. Baude. – E. de La Bédollierre. – P. Bernard. – J. Janin. – Ed. Lemoine. – Charles Nodier. – George Sand. [Bd. 1 v. 2]. Par is, J. Hetzel et Paulin, 1842. 96 Holzschnitt-Tafeln auf Chin apapier, 67 Texth olz schnit te. 4 Bl., 386 S., 3 Bl. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (263 x 170 mm). Langgenarbter auberg inefarbener Mar oquinband auf vier dek orat iv goldgeprägte Bünde, mit goldg eprägtem Rückent itel in zwei und lin earorn am entaler Kastenverg oldung in den übr igen Rücken feld ern, auf den Deckeln in ein em fetten Blind- und ein em mageren Goldf iletenrahm en ein dreifacher zwi schen zwei doppelten Goldf iletenrahm en mit sechs Fleurons, orn am entale Goldpräg ung an den Einbandecken, fünf Goldf iletenrahm en mit großen Eckfleurons auf den Inn enk anten, mit dunk elr oten Seid end oublür en und -vorsätzen, weiteren Marm orpapiervorsätzen und Ganz goldschnitt, auf dem Spiegel sig niert „René Aussourd“ , in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit Maroquin kanten. Grandvilles gelungenstes und ber ühmt estes Werk war Vica i re auch in einer Va r ia nt e auf Chin apapier bek annt – allerd ings nur in einem einz igen Exem plar des ersten Bandes, das 1898 auf der Auktion von Abel Giraudeau versteigert wurde und das er als „rarissime dans cette état“ [Vicaire V II , 408] cha r akt er isier t e – es ist das vorl iegende! Auch Léo pold Car t eret hat t e nichts weit er dar ü ber heraus finden können: „On con naît un tome I imprimé sur papier de Chine“ [Car t eret III , 556]. Von den Scènes de la vie privée et publique des anim aux war zun ächst ohneh in nur dieser eine Band kon zipiert worden – entsprechend findet sich auf dem Tit el keine Bandb ez eichnung. Dieser ersten Aus ga be gehört auch das vorl iegende Exemplar an (die Réimpression aus dem gleichen Jahr hat den allein i gen Verleger n a men „Hetz el“). Insofern war durch aus denkbar, daß nur dieser und nicht mehr der
Folgeband auf Chin apapier ged ruckt wurde; Car teret konnt e nur darü ber spek ul ier en, ob „les deux tomes ont été imprimés entièrement sur ce papier“ [ebd.] – siehe dazu die folgende Nummer. Abel Giraudeau und seine Nachfolger hüteten die kost ba r e Ra r it ät wie ihr en Augapfel. Ein unb e kannt er Besitz er ließ das Buch von René Aussourd, einem „excellent relieur et très bon doreur“ [Fléty 14], der zuvor bei Chambolle-Duru tät ig war, bin den [vgl. auch Devauchelle III , 243]. Der herrl iche, dekor at iv vergoldet e auberg inefarbene Ma r oq uin band ist ebenso wie das Chin apapier des Buch blocks in per fekt er Erh alt ung auf uns gekom men. Proven ienz: Abel Giraudeau, dessen Aukt ion am 25.4.1898, Nr. 378 [vgl. Vicai re VII , 408].
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Das ein zige bekannte vollständige Exemplar auf Chinapapier 289 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Scènes de la vie privée et publique des animaux. Vi gnet tes par Grandville. Étu des de mœurs contemporaines, publiées sous la direct ion de M. P.-J. Stahl [d. i. P. J. Het zel], avec la collaboration de [Bd. I:] Messieurs de Balzac. – L. Bau de. – E. de La Bedollierre. – P. Bern ard. – J. Janin. – Ed. Lemoine. – Charles Nodier. – George Sand [bzw. Bd. II:] MM. de Balzac, – L’Heritier (de l’Ain), – Alfred de Musset, – Paul de Musset, – Charles Nodier, – Madame M. Ménessier Nodier, – Louis Viardot. 2 Bde. Paris, J. Het zel [nur Bd. I:] et Paulin, 1842. 96 Tafeln in Holz schnitt, zu sammen etwa 120 Textholzschnit te. 4 Bl., 386 S., 3 Bl. Und: 2 Bl., 390 S., 3 Bl. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart (265 x 176 mm). Dunkelblau er Halbsaf fian- und Saf fianband, jeweils auf vier flache, mit schraf fier ten Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg ten Rückentiteln und ornamentaler Vergoldung in doppeltem Filetenrahmen in den übri gen Rückenfeldern, mit fet tem und ma gerem Blindfiletenrah men auf den Deckeln, Vorsät zen aus weißem Moiré sei denpapier und Ganz goldschnitt über seitlichen Témoins, in dunkelblau en Halbmaroquinkasset ten mit gold gepräg ten Rückentiteln und dekorativer Ka stenvergoldung, si gniert „Devauchelle“ , zu sammen in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit Maroquinkanten (Bd. I: Vorsät ze an den Rän dern etwas oxydiert, 1 Tafel mit kleinem Randeinriß; Bd. II: S. 389 f. im weißen Rand mit Binneneinriß). Bis weit ins 20. Jahrhundert war von Grandvilles Scènes de la vie privée et publique des animaux nur ein ein zi ges – das in der vori gen Nu mme beschriebene – Exemplar des er sten Bandes auf Chi napapier be kannt. So konnte Léopold Car ter et nur mut ma ßen, daß „les deux tomes ont été imprimés entièrement sur ce papier“. Den Beweis für die Hy pothe se er bringt dieses ein zi ge bekannte voll ständi ge Exem plar auf Chi napapier, wobei Band II kei ne Ta feln hat. Beide Bände liegen in er ster Ausga be vor (von Band I existiert eine Réimpression mit dem al lei ni gen Verleger na men „Het zel“) – fanta stisch erhalten in ei nem älteren Halbsaf fi an und ei nem diesen per fekt imitierenden, neueren Saf fi an band in schwe ren Halbma roquin kasset ten. Provenienz: Samm lung Adri an Flüh mann, des sen Eti kett mit Monogramm „awf “ auf den In nen deckeln der Kasset ten.
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Die Affiche zu Grandvilles ber ühmt estem Werk, aus der Sammlung S. Clapp 290 Grandville, J. J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Affiche pour l’ inter ieur [unten rechts]. Les anim aux peint s par eux-mêmes. Vie privée et publique. [Par is, 1856]. 1 illustriertes lithographiertes Bl. (780 x 553 mm). In mod ern em verg las ten braun en Holzr ahm en (815 x 585 mm) (Falzspuren, unten im Falz ca. 7cm lan ger Einr iß und leichte Knitterspuren). Affiche mit Affe – ein selbst i ron isches Statement des Künst lers Der sat ir ische Künstler als Affe und als Äffer – so selbst i ro n isch führt Grandville auf dem Front ispiz zu den Scènes de la vie privée et publique des anim aux sich und sein Tun ein: Auf einem Holz ger üst sitz end pinselt ein Schimpanse die Let t ern des Bucht it els an einen gem auer t en Bogen. Da bei qualmt eine Pfeife, in die ein menschliches Ant litz geschnitzt ist; ihr raucht gleichsam stellvert re tend der Kopf – der Geist weht, wo er will. Ihm as sistiert ein dummer Hund auf einer Trittleit er, der der Versuchung nicht widerstehen kann, den in die Farbe Grünspan get aucht en Pinsel abz ulecken. Von unt en recken ber eits diverse Tier e neug ier ig die Köpfe – dies war das ideale Mot iv auch für die Aff iche (780 x 553 mm), auf die das Mot iv von Char les Émile Matth is in Groß übert ragen wurde: Fisch und Frosch, Vogel und Schnecke scheinen äußerst kaufw ill ig zu sein: „En vent e ici“ ist das Blatt über schrieben, „La livr aison 10 Cent imes“ steht am un ter en Bildr and, und: „La seule édition complète à bon marché“.
Eine tiefer e Iron ie liegt darin, daß Grandville mit diesem Mot iv tats ächl ich ein ander es ‚nachä ff t e‘, nämlich Paul Gavarnis Plak atier er auf den Liefe rungsu mschlägen zu Les Français peint s par eux-mêmes – dies freilich mit solcher Freiheit, daß sein künst ler ischer und hu mor istischer Ein fallsr eich tum nur umso kräf t iger her vor t ritt. Bei der beworbenen Edit ion kann es sich nicht um die Erstausg abe von 1842 handeln. Das Plak at wur de bei A. Chaix als Gillot age hergestellt, wie die Signat ur „Gillot“ in der unter en rechten Ecke verr ät: Fir m in Gillot er fand dieses Ver fahr en jedoch erst im Jahr 1850. Zudem wurde der Zeichner Charles Émile Matth is 1838 gebor en, so daß der Druck frü hestens aus der Mitt e der 50er Jahr e stammen kann. Daß das Buch, mit dem Grandville „seinen Haupt triu mph“ [Thieme/Becker] feiert e, schon zu diesem Zeitpunkt allgemein bek annt war, zeigt sich dari n, daß sog ar die große Tit eli nschrift in spieler ischer Abwandlung wiedergegeben wird: Statt Scènes de la vie privée et publique des anim aux ist zu lesen: Les ani maux peint s par eux-mêmes. Vie privée et publique. In dieser Form entspricht der Tit el zum einen dem ab gebildet en Ma ler-Duo Affe und Hund, zum ander en spielt auch er auf Les Français peint s par eux-mêmes an. Grandvilles kühne Mensch-Tier-Kombin at ionen „von fast erschreckender Stim m igkeit“ [Bilder wel ten] übertrumpfen das Vorbild auf jeden Fall im Grad der ka r ik ier endern Ver f remdung. Proven ienz: Sam Clapp (Aukt ion Christie’s, Pa r is, 27./28.5.2002, Nr. 390).
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Kolor ier t e Federzeichnung von Grandville 291 [Grandville, d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Un Hibou philosophe et oiseau de lettres. [Par is, etwa 1842]. Kolor ierte Federzeichnung (Bildg röße: 315 x 185 mm). Unter leinenbezogenem Passepartout, in modernem ver glasten silbr igen Holzrahm en (488 x 345 mm) (1 Rahm e necke mit kleiner Absplitter ung). Eine gen ia l ische Eule in groben ‚Feder-Strichen‘ Grandvilles Zeichnung entspricht mot iv i sch sehr exa kt einer Holzschnitt-Ta fel aus den Scènes de la vie privée et publique des anim aux (1842) mit der Legen de Un Hibou philosophe et oiseau de lettres [Bd. II , vor S. 112]; sie wird dort in starker Verk leiner ung wie dergegeben. Die vorl iegende Feder z eich nung mißt stattl iche 315 x 185 mm und ist reizvoll kolor iert. Die weise Eule trägt einen dunkelblauen Mant el über einer grün, rot und ocker get upft en Weste, diesel ben Farben wiederholen sich ungewöhn l icher weise auch in ihr em Kopfgefieder.
Im Unt erschied zu zwei weit er en Darstellungen von Eulen in demselben Werk [Bd. I, Tafeln vor S. 40 bzw. 320], wo die or n it holog ische Anat om ie erhalt en blieb, wurde hier der Tierkopf auf einen bek leidet en Menschenkör per gesetzt: Die Vogelk rallen würden unmöglich in die schwarz en Lackschühchen pas sen. Der Hibou philosophe hat die Arme hint er dem Rücken verschränkt, in der Hand hält er einen Zy linder. Der den füll igen Kör per um hüllende Mant el ist nachl ässig nur oben an einer Stelle zugek nöpft, im Verein mit dem durch grobe Federstriche wie dergegebenen struppigen Kopfgefieder erg ibt sich so das Bild eines et was ungepfleg t en Lit er at en. Des sen int ellekt uelle Prä z ision konz ent riert sich ganz auf den durchd ringenden Blick aus den grünen Au gen und den scharf k ant igen Ha kenschna bel – auch dies ein „cha r akt er istis che[s] Mensch-Tier wes en von fast erschreckender Stim m igkeit“ [Bilder wel ten], hier im eind rucksvollen großfor m at igen far bigen Orig in al von Grandvilles eigener Hand, das den ged ruckt en Holzschnitt bei weit em über t rifft.
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Mensch-Tier-Kombinat ionen: zwei Orig inalzeichnungen von Grandville 292 [Grandville, d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. [Bildaufschriften:] Une patte de lapin aubout du cordon. [Und:] La concierge. [Par is, um 1840?]. 2 lavierte und weißgehöhte Blei- und Federzeichnungen (Bildg röße: 270 x 210/220 mm). Unter lein enbez og en em Passepartout, in mod ern em verglasten goldfarbenen Holzrahm en (435 x 625 mm). In ei nem Rah men ver eint sind zwei la v ier te Federz eichnungen, die Grandville zuz uschreib en sind: Sie sind schöne Beispiele der für ihn char ak
ter istis chen Mensch-Tier-Kom bi n at ionen, in der Form, daß die Köpfe eines Bär en bzw. einer Krähe mensch l ichen Kör p ern aufg esetzt werden: Beide ha ben nor m a le Hände und sind bek leidet. Mot iv isch würden Sie gut zu den Scènes de la vie privée et publique des anim aux (1842) passen, wo sie nahe Ver wandte besitz en: Der Bär trägt die gleiche Mütze wie sein Vetter auf einer dortig en Tafel [Bd. I, vor S. 181]; La concierge hat ein ähnliches Häub chen auf wie die verw itwete Krähe in den Souve nirs d’une vieille cor neille [Bd. I, nach S. 312]; ihr
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schwarz er Umh ang gleicht jenem auf einer weite ren Tafel [nach S. 314]. Ein konk ret es Vorbild ließ sich jedoch weder dort noch in ander en illustrier t en Büchern Grandvilles ausm achen. Ungewöhnl ich ist, daß es sich trotz der recht statt lichen Höhe von jeweils 27 cm um halbfi gu rig e Ansicht en handelt – in Grandvilles Buchi llustrat io nen ist dies die absolut e Ausn ah me. Insofern dürf t e es sich nicht um Vorz eichnungen, sondern um ‚Por traits‘ handeln, die als Werke für sich stehen soll ten. Zwar wurden sie mit flottem Strich skizz iert, doch gönnt e der Künst ler ihnen ein zus ätzl iches
Lavis von Schwarz und Braun, mit Akzenten in Weinrot und Höhung en in Weiß. Während der Bär eine an eine Kordel gek nüpfte Hasenpfote in der Hand hält und mit gebleckt en Zähnen womög lich einen ganz en Hasen herbeiw ünscht, sped iert die Pförtner in ein Billet, das mit Bleistift „a M[on sie]ur Gosselin, editeur“ adressiert ist. Grandville hat nie ein Buch für den Verleger Charles Gossel in (1793 –1859) illustriert – welche Botschaft mag der Brief ent h alt en?
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Die Trag ikomödie des Allt ags, in über 200 Zeichnungen 293 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd] und Old Nick [d. i. Paul-Émile Dur and-Forgues]. Pet ite s misères de la vie humaine par Old Nick et Grandville. [Auf dem Vort itel:] Joco-Seria. Par is, H. Fournier, 1843. 2 illu strierte Titel, 48 Tafeln, etwa 165 Textabbildungen, sämtlich in Holzschnitt. 2 Bl., 4 S. ( Verlagsprospekt), 390 S., 1 Bl., VIII S. Groß-Oktav, unbeschnitten (240 x 155 mm). Langge narbter mittelbraun er Halbm ar oquinband auf glat ten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel und florallinearem Rückendekor, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätz en, eing ebund en em Orig in alUm schlag (inkl. Um schlagr ücken) und eingebunden em ersten Liefer ungsum schlag, auf Vorblatt sig niert „Ca nape“ , 17. Liefer ungsum schlag beiliegend (2 EinbandEcken mit ger ing f üg igen Stauch spuren, am Schluß 6 Tafeln papierbedingt etwas gebräunt und braunf leckig). Erste Ausg a be, unbeschnit t enes Exemplar, mit eingebundenem Prospekt und fünf Fumés Mit diesem Buch befried igte Grandville das zeit genössische Int ere sse an der Darstellung von Sit ten und Gebräuchen auf ungewöhnl iche Weise. Er schilder t e die ‚klei nen Leiden des mensch l ichen Lebens‘ als „la coméd ie du malheur, le vaudeville de l’élégie, le coq-à-l’âne du désespoir, l’alliance du com ique et du tragique“ [zit. nach Renonciat 264]: Kör perl iche Leiden, allt ägl iche Mißgeschicke, mensch l iche Rei ber eien werden von Grandville mit „viel Sinn für Sit uat ionskom ik und Selbst i ron ie“ [Bilder welt en] in über 200 Zeichnungen „pleines de verve, d’humour et de fant aisie“ [Renonciat 265] auf gespießt. Dabei mag man den Textv ig nett en „mehr Witz und Orig in al it ät“ [Bilderwelt en] zubill igen als den wen iger spont an wirkenden, mit Legenden ver sehenen Tafeln; man kann mit Ray „certain night mare scenes (pp. 1, 73, 240) and exper iments in per spective (pp. 94, 137)“ präferier en, die ber eits auf Un aut re monde vorausweisen; man kann die fast fil mische Qua l it ät der Ser ie kleiner Schat t enr isse am Schluß des Buches her vorheben, die „die einz elnen Phasen bestimmt er Beweg ungsa bläufe oder lustiger Episoden ka r ik ier en“ [Bilder welt en] und evtl. Cham zuz uschreiben sind [vgl. Renonciat 287] – in jedem Fall gehör en Grandvilles Zeichnungen in diesem Werk zu „les meilleur es et les plus spir ituelles de son œuvre d’illustrateur“ [ebd. 265].
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Den Text schrieb Paul-Émile Du r and-Forgues (1813 –1883), alia s Old Nick, eigens für die Illustra tionen Grandvilles, der sich und seinen Autor auf Seit e 11 und in der Rah meni llustrat ion des letzt en Blatt es verewigt e [vgl. ebd. 287]. Dies ist die erste Va r ia nt e (erkennbar am Layout von S. VIII , vgl. unser ander es Exemplar) der er sten Ausg a be. Eingebunden sind der cremefarbene illustrier t e Orig in al-Umschlag und der gleichfar bige, aber anders illustrier t e erste Liefer ung u m schlag; der Umschlag zur 17. Liefer ung – auf gelbem Papier – liegt bei. Vorgebunden wurde der vierseit ige Subskript ionsprospekt mit vier Abbildungen, die letzt e wurde von Grandville eigens für den Prospekt gez eichnet. Zu dieser, wie zu vier weit er en Illustra tionen [S. 73, illustrierter Titel nach S. 78, S. 213 und 308] liegen Fumés auf Chin apapier bei. Lit er at ur: Beraldi V II , 207 und 221, Nr. 29; vgl. Bilderwelten 163, Nr. 86; Brivois 322 ff.; Cart eret III , 471 ff. (mit Ums chlagAbb.); DBF XI V, 483; Esc offier 1575; Hiler 389; Lipp erheide Xe 258; Lonc hamp II , 346; Oster w alder 448; Quéra rd/Bourquelot III , 531; Rahir 430; Ray II , 275, Nr. 195; Renonciat 258 – 265, 268 (ein ig e Abb.) und 287; Rümann 161; Sander 542; Thieme/ Becker 13, 438; Vicai re III , 756; zu Can ape: Devauchelle 246 f.; Fléty 37 f.
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rar und et w aigen Fortsetz ungen des Werkes; ein beil iegendes, einseit ig bed ruckt es Blatt dient e als Muster für Form at und Satz des Buches und wurde von Four n ier handschrift l ich als Specimen annexé au traité bez eichnet und ebenfalls sig niert.
Mit dem orig inalen Ver t rag zwischen Aut or und Verleger, Exemplar Brivois 294 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd] und Old Nick [d. i. Paul-Émile Dur and-Forgues]. Pet ite s misères de la vie humaine par Old Nick et Grandville. [Auf dem Vort itel:] Joco-Seria. Par is, H. Fournier, 1843. 2 illu strierte Titel, 48 Tafeln, etwa 165 Textabbildun gen, sämtlich in Holzschnitt. 2 Bl., VIII S., 390 S., 1 Bl. Groß-Oktav, unbeschnitten (etwa 240 x 160 mm). Roh bogen und lose Tafeln in 38 illu strierten Liefer ungsum schlägen und illu striertem Orig in al-Um schlag, in Papp kassette mit goldgeprägtem Lederr ücken schild (Kassette beschabt, Orig in al-Um schlag am Rücken knickspurig und mit Einr issen, wen ige Tafeln papierbedingt ge bräunt). Die Erst ausg a be des ber ühmt en Buchs im Exemplar von Jules Brivois, tel que paru, mit allen Umschlägen – beil iegend der orig in a le handschrift l iche Ver t rag zwischen Aut or und Verleger In man chen il lu strier t en Bü chern ist die Rolle des Zeich ners wich t i g er als die des Textau t ors, sei es wegen der inh altlichen Dom in anz der Ab bildungen, sei es allein wegen sei ner Bek annt heit und Werb ew irks am keit. Int ransparant bleibt da bei meist die zwischen beiden ver m it t elnde Arbeit des Verlegers. Nicht zuletzt daru m ist der hier vor liegende Verl agsver t rag vom 10. Sept em b er 1841 Entre les soussignés: Monsieur Forgues, homme de lettre […] Et Monsieur Fournier, éditeur, über das Buchpro jekt hinaus von grundsätzl ichem Int eresse.
Henr i Fourn ier (1800 –1888) [vgl. DEL II , 277] hat te ber eits mehr er e Werke mit Illustrat ionen von Grandville herausgegeben; nun plant e er ein Buch mit ihm, das erst noch zu schreiben war. Aus dem ersten Ar t ikel des Ver t rags geht int eressant er weise klar hervor, daß Idee und Initiat ive dazu eindeut ig von dem Verleger ausg ingen: „Mr Four n ier, desi rant publ ier un ouvr age dont le titre et le sujet soient Les petite s misères de la vie humaine“ , gibt Forgues den Auftrag „pour la rédaction de cet ouvr age“. Deut lich wird auch, daß der etw as unk lar e Dopp elti tel auf den Wunsch des Aut ors nach eigener Profi lier ung zur ückgeht. Denn dieser bed ing t e sich als „mod ification“ aus, „que l’ouvr age aura pour titre principal Joco-Seria“ . Auch die Art und Weise sei ner Nennung auf dem Titel neben dem Illustrator wird gen au festgelegt: „Le volume, outr e le titre ci-dessus, portera l’add ition de la note: par MM . Old-Nick & Grandville“, und schließlich hinz uge fügt, „l’illustrat ion de ce livre étant con fiée par M. Fourn ier à cet arti ste“. Auch das hier ‚beil iegende‘ Buchexemplar kommt dem Herstellungsproz eß so nahe wie nur irgend mögl ich. Es ist die erste Var ia nt e der ersten Ausg a be, erkennbar dara n, daß der Schluß des Inh alts verz eich n isses auf Seit e VIII zwei Dritt el der Seit e einn immt – so die handschriftl iche Not iz von Jules Brivois [!] auf einem Beiblatt. Und es liegt tel que paru vor uns: in Rohbogen und losen Tafeln in allen 38 Umschlägen zu den insgesamt 50 Liefer ungen; diese sind meist cremefarben, zwei sind auf gelbem
Der Vert rag wurde auf den vier Seit en eines Doppel blatts (250 x 175 mm) handschriftl ich von dem Ver leger Henr i Four n ier in schwarz er Tint e aufgesetzt, sig niert und zweim al (einm al blind) mit Timbre roy al gestempelt; es handelt sich also um die Ausfer tig ung für den Autor Paul-Émile Dur and-Forgues (1813 –1883), alia s Old Nick. Die insges amt sieb en Ar t ikel ent h alt en recht det aill ier t e Festleg ungen zu Erschei nungsweise, Aufl a gen höhe, Preisen, Hono
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Papier ged ruckt, die ident ische Illustrat ion wieder holt die des illustriert en Tit els. Auch der cremefar bene Orig in al-Umschlag ist da bei, der vorn, hint en und auf dem Rücken mit nicht im Text vorkom menden Abbildungen versehen ist. Weit er e Zug a ben sind der vierseit ige Subskript ionsprospekt (mit 4 Abbildungen), eine Werb ek ar t e (157 x 120 mm), vorn in Rot und Schwarz bed ruckt und auf der Rückseit e illustriert, sow ie ein weit er es gefalt et es Werbeblatt in Quart for m at, einseit ig bed ruckt mit Ausz ügen aus Buch besprechungen. Anh and dieses Mat er ia ls zeigt sich, daß dem etwas abseit igen Tit el-Sonder w unsch des Aut ors nur un vollkom men entsprochen wurde. Auf dem Prospekt heißt es wie abgem acht: Joco-Seria. Pet ite s misères de la vie humaine. Auf den von Grandville illustriert en Liefer ungsu mschlä gen, wo der Tit el von einer Art Pla k at abger ollt wird, ist Joco Seria nur unvollstän
dig am ober en Rand zu sehen, auf dem Schmutztit el steht das Wort in err atischer Isolat ion, auf dem Gesamt u mschlag, dem Haupt- und dem illustrier ten Tit el fehlt es hingegen ganz. Unser ind iv idua l isier t es, bi bliog raphisch wie buch geschicht l ich höchst sig ni fi k ant es Exemplar stammt aus dem Besitz des Bibliophilen und Bibliog raphen Jules Brivois, der wahrscheinl ich auch die Kassett e in Auft rag gab, und wird von Cart eret – ohne den Verl agsver t rag – er wähnt. Proven ienz: Auf meh r er en Liefer ungsu mschlä gen hands chrift l icher Na mensz ug: Mad ame Binet. – Jules Brivois, beiliegend ein von ihm par aphiert es Blatt mit bibliog raphischer Not iz sow ie ein Aus schnitt aus dessen Aukt ionsk at a log 1920, Nr. 728: frs. 405 (zit iert bei Cart eret).
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Affiche von Grandville 295 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd] und Old Nick [d. i. Paul-Émile Dur and-Forgues]. [Affiche:] Petite s misères de la vie humaine. Jocoser ia. Par Old Nick et Grandville. [Par is], H. Fournier, [1843]. 1 illustriertes lithographiertes Bl. (680 x 515 mm). In modernem vergla sten ka stanienbraunen und schwarz umrandeten Holzrahm en (745 x 580 mm) (Falzspuren). Werbepla k at – kleine Leiden, ganz groß Laut er kleine Plag eg eister mac hen dem eben so grimm ig wie hilflos dreinblickenden Herrn zu schaffen: Auf dem Sims hinter ihm legt sich ein kleines, an einer Flüg els chraub e aufz iehb a r es ‚Zweihorn‘ ins Zeug, um ihn am Haarschopf zu zie hen, ein Kiepenkerl gießt ihm eine Flüssigkeit in den Nacken, derweil an dem zu Boden gefallenen Zyl inder ein spitzohr ig es Hündlein dreist das Bein hebt. Eine Krähe entwendet ihm die Brieft asche, eine Eule stiebitzt die Taschenu hr, ein klei ner Schweinskopf trägt geschäf t ig seinen Spa z ier stock fort, und ein bebrilltes holzbein iges Männlein schlitzt ihm an der Wade das Hosenb ein auf – allerlei Mißhell igkeit en verei n ig t e Grandville auf dem Frontispiz der Pet ite s misères de la vie humaine, das für dieses großfor m at ige lit hog raphische Werbepla k at (680 x 515 mm) leicht verä ndert nachgez eich net wurde. Neb en der epitapha r t igen Tit eli nschrift sind hier zu s ätz l ich Fah nen mit den Na men von Au t or, Illustrat or und Verleg er ausg eh ängt, im Vorder grund liest man: „50 Liv.ons à 30 Cent“ und „On souscrit ici“. Grandvilles Aff iche bew irbt eines der „meilleur es et les plus spir ituelles de son œuvre d’illustrateur“ [Renonciat 265].
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Das einzige komplett e Exemplar in Einzell iefer ungen, mit allen Umschlägen 296 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Un aut re monde. Transform ations, visions, incarnations, asc ensions, locomotions, explorations, pérégrinations, excursions, stations. Cosmogonies, fantasm agor ies, rêve ries, folatrer ies, fac éties, lubies. Métamorphoses, zoom orphoses, lithom orphoses, métempsycoses, apothéoses et aut res choses. Par is, H. Fournier, 1844. Fronti spiz und 36 kolor ierte lose Tafeln in Holzschnitt, etwa 150 Texth olzschnitte, teils ganzseit ig. 2 Bl. (in Rotdruck), 295 S., 2 Bl. ( Verlagsanzeigen); 3 separate Blättchen (Plac em ent de gravure s, Verlagsanzeigen). – Auf stark em, rosafarben em Papier. – Titelei und 2 Bl. Verlagsanzeigen erschienen als 3. Livraison. Quart (276 x 208 mm). Illu strierter cremefarbener Ori gin al-Um schlag und 34 cremefarbene illu strierte Liefe rungsum schläge, davon die ersten beiden in Schwarzund Rotdruck, zu samm en in neuer, bordeauxr oter, mit Velours ausgelegter Halbk albled erk assette mit dek orat iver Rückenverg oldung, sig niert „Alain Devauchelle“ (1 Um schlag mit un scheinbar geschlossenem Randeinr iß, einige Tafeln kaum sichtbar braunf leckig, 2 Tafeln mit kleinem Randeinr iß). Grandville als Demiurg einer ‚Ander en Welt‘ – of fenbar das einz ige komplet t e Exemplar in Einz ell iefer ungen Dies ist Grandvilles verstörendstes Buch. Die Idee der Métamorphoses scheint im Tit el wieder auf – und zwar diesm al in mult ipliz ier t er, diversi fi z ier t er, in tensiv iert er Form. Wie schon in den Scènes de la vie privée et publique des anim aux wird der Inh alt des Buches von den Zeichnungen her bestimmt, doch war die Ge stal t ungs m acht Grandvilles hier un gleich grö ß er: Das Werk ba siert nicht auf der
Ges chäftsidee eines Verleg ers, sondern auf der Phantasie des Zeichners; auch der Texter ist ihm völl ig unt ergeordnet, der led igl ich „dans un langage popu laire accessible à tous, les images complexes et sibylli nes du dessinateur“ wiederz ugeben hat t e. Diese „inversion des fonct ions“ [Renonciat 230] fin det sich bez eichnender weise wieder u m graphisch ausged rückt: Der Name des Autors Tax ile Delord (1815 –1877), des Chef r ed akt eurs des Charivari, fin det auf dem Tit el keinerlei Erwähnung, er erscheint erst in ei ner Ab bil dung auf S. 292, wo er sich ger adez u verschämt im Schat t en von Grandvilles monu ment a lem Monog ramm verbirgt; led igl ich ein Tit el-Med aillon zeigt Aut or, Zeichner und Verle ger[?] im Profi l. Diese vollständ ige Emanz ipat ion des Zeichners ist die not wend ige Basis für die vision ä r e Erschaff ung einer ‚Ander en Welt‘: „Je veux aller où me condui ra ma fant aisie; je prétends moi-même me servir de guide: Vive la liberté!“ [S. 3]. Die Kritik folgte Grandville lange nur zögerlich. Car t eret sprach diplom at isch von einem „des bons ouvrages de Grandville et des plus cur ieu x“, bei Thieme/Becker heißt es, daß „seine Kraft sichtl ich nachl äßt“ [Thieme/Becker 13, 438]. Rümann nann te die Tafeln „unstreitig sehr schwache Leistun gen“, dagegen bez eug t en die Text holzschnit t e einen „großen Ged ankenr eicht um, für den er meist auch eine künstler isch wertvolle Fassung fand“. Doch war Rümann das Schwelgen „in rom ant ischer Phant asti k“ nicht ganz geheuer, er sprach von einer „über reichen, ja viel leicht auch über r eiz t en Phant a sie“ Grandvilles, um demg eg enü ber zu bet onen, ihn int ere ssier t en „Probleme, die fast schon auf die moder ne Techn ik hinweisen“, etwa die der Perspek tive, die er mit „bis dah in ungek annt er Kühnheit“ beherrsche. Doch habe der Künstler „den Höhe punkt seines Schaf fens […] mit diesen Illustrat ionen
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ber eits weit über s chrit t en“. Mit den trad ier t en äst het is chen und in h alt l ic hen Maßs tä b en war das Werk in der Tat nicht adäquat einz uordnen – led igl ich die sur r ea l istische Avant g arde um An dré Breton sah sich durch diese Bilder „von ein dringl icher Phant ast i k“ und „vision ä r e[m] und as soz iat ive[m] Char akt er“ vera nl aßt, „in Grandville einen Vorl äufer zu sehen“ [Bilder welt en]; für John Tenniels Alic e in Wonderl and war ein Bild wie La bataille des cartes das un m it t elba r e Vorbild. Erst in jünger er Zeit beg ann auch in der Sek und ärl it er a tur eine Umwertung. Für Gottfried Sello ist die mit Un aut re monde beg innende letzt e und kürz este Schaf fensphase Grandvilles „der künst ler ische Hö hepunkt, der defi n it ive Bruch mit der Konvent ion, die – von Lassalle prog ram m ier t e – ‚Überlegen heit des Subjekts über die Welt seiner Überl iefer ungen‘“ [Sello]. Auch Gordon N. Ray würd igt die Pion ier tat eines Einz elnen: „In this rema rk able book, of the boldest possible orig in ality, Grandville dared to reveal his dream world to the public“ [Ray II , 276]. Dabei verkennt er keineswegs, daß der „leap into an uncanny world […] bewilder ed and alienated at least part of his large public“ [ebd. 268]. Die Irr i tat ion konnt e nur noch größer werden, als Grand ville nach schwer en Schicksalsschlägen diese Welt bald nicht mehr verstand und ber eits 1847 in einer Heila nstalt „in beg in nender geistiger Um n acht ung“ [Rümann 163] verstarb. Them a des Buches ist die Reise auf einen fremd ar t igen Pla net en, ein gig ant ischer „parcours par odique“ für Grandvilles „idéaux philosophiques, scientifiques, économiques et religieux, de ses engouements, invent ions et préoccupat ions: le ro m an t isme, le mach i nisme, le so c ialisme, l’ar gent, le feuil le t on, la réclame, l’an g lo m a n ie, la phila ntropie, la phrénologie, etc.“ [Renonciat 230]. Da bei ist das Phant astische, wie Ann ie Renonciat bet ont, durchaus kein zweck f reie s Spiel, sondern durchz og en von einer mor a l is chen Perspekt ive, die uns „toutes nos err eu rs, perversions, aberr at ions, dépravations, et monstruosités“ [ebd. 241] vor Augen führt. So entspricht der mysti fi z ier t en Ver kehrten Welt eine gnadenlose Entz auber ung der uns rigen: „L’et r ange,l ’absurde, le monstrueux doivent provoq uer le choc qui déclenche la reflex ion“ [ebd.]. Da b ei sind es nicht nur die We s en und Din ge selbst, die monströse For men annehmen und denen Bruegels oder Boschs nicht nachstehen: in Gestalt ver menschl icht er Tier e und Pflanzen, doppelköpfiger Chim är en, techn ischer Appar at e oder nat ürl icher und kosm ischer Wunder. Vielmehr ist es die Art der
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Wahr neh mung selbst, die das Wahrg enom mene ver f remdet: die Vers chiebung der Prop or t ionen von Groß und Klein, die kühne Vogelperspekt ive, die opt ische Ver z er r ung, überh aupt der ir r it ier en de perspekt iv ische Wechsel. So ist Un aut re monde nicht nur ein bloßes Phant asieprodukt, vielmehr wird der Künstler sehend und auf-zeichnend zu ih rem Dem iurgen. Die erste Ausg abe – „très bien imprimé sur vélin fort“ [Cart eret] – liegt hier im premier tirage als ein zig bek annt es Exemplar noch in Rohb og en und losen Ta feln vor, auf zart r osa get önt em Papier, mit allen Liefer ungsu ms chläg en und dem Orig in alUmschlag, jeweils mit Illustrat ionen, die im Buch nicht wie der holt sind – ein unik a les Ex em plar, na hez u in Bestz ustand, geschützt von einer moder nen Halblederk asset t e von Ala in Devauchel le. Lit er at ur: Beraldi V II , 209 f. und 221, Nr. 30; Bilderwelt en 156; Brivois 410; Car t ere t III , 285 und 287 (Ums chlag.-Abb.); Es coffier 1629 f.; Hiler 388; Lonc hamp II , 125; Osterw alder 448; Quéra rd/Bourquelot I V, 151; Ray II , 275 ff., Nr. 196; Renonciat 230 – 253 (mit zahlr. Abb.) und 287; Rümann 162; Sander 214; Sello 16; Vicai re III , 132 f.
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In einem der schönsten Verleger ein bände der Romantik, aus dem Besitz von Léopold Car ter et 297 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Un autre mon de. Transfor mat ions, visions, incarnat ions, ascensions, locomot ions, explorat ions, pérégrinat ions, excursions, stat ions. Cosmogonies, fantasmagories, rêveries, folatreries, facéties, lubies. Métamorphoses, zoomorphoses, lithomorphoses, métempsyc oses, apothéoses et autres choses. Paris, H. Four nier, 1844. Front ispiz und 36 kolorier te Tafeln in Holz schnitt, etwa 150 Textholz schnit te, teils ganz seitig. 2 Bl. (in Rotdruck), 295 S. Quart (260 x 183 mm). Schwar zer Perkalin-Verlagseinband auf glat ten, reich in Gold und Farben illu strierten Rücken, die Deckel mit blind gepräg tem Rahmenwerk und gold gepräg ten Illu strationen, vorn auch in Farben intarsiert, und si gniert „Liebherre“ , mit gelben Glanzpapiervor sät zen und Ganz gold schnitt, in mit Velours ausge schla genem Pappschuber mit schwar zen Maroquinkanten (streckenwei se leicht braunfleckig).
Die er ste Ausga be von Grandvilles merk wür dig stem Buch liegt hier als premier tira ge in ei nem wun der schönen, in Gold und Farben il lu strier ten Ver lagsein band vor: Dieser ist nicht ein mal berieben, so daß die farbi gen Ak zente in leuchtender Fri sche voll zur Geltung kom men. Die Plat te auf dem Vor der deckel wur de von dem zwi schen 1842 und 1859 täti gen Graveur Liebherre si gniert. Sie zeigt den inter pla neta ri schen Über gang des al le gori schen Paa res der Charge und der Phantai sie auf ei nem Wol ken steg von der ancien zur autre mon de, begleitet von al lerlei Phanta siewesen. Auf dem Hinter deckel ist ein Rei sender auf ei nem futu ri sti schen Dampf boot zu sehen. Provenienz: Dreiz ei li ger hand schrift licher Ver merk mit Kopier stift von Léopold Car ter et auf ei nem Vor blatt. – Des sen Kata log Très précieux en semble de livres illustrés du XIXe, 1949, Nr. 36: frs. 20.000.
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Sehr seltene Va riante des Verlagsein bands 298 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Un autre mon de. Transfor mat ions, visions, incarnat ions, ascensions, locomot ions, explorat ions, pérégrinat ions, excursions, stat ions. Cosmogonies, fantasmagories, rêveries, folatreries, facéties, lubies. Métamorphoses, zoomorphoses, lithomorphoses, métempsyc oses, apothéoses et autres choses. Paris, H. Four nier, 1844. Front ispiz und 36 kolorier te Tafeln in Holz schnitt, etwa 150 Textholz schnit te, teils ganz seitig. 2 Bl. (in Rotdruck), 295 S. Quart (261 x 183 mm). Verlagseinband von grünem Saffi an auf glat ten, or namental gold gepräg ten Rücken, auf den Deckeln in doppeltem fet ten Blindfiletenrahmen ähnliches, sehr dekoratives Rahmenwerk in Goldprägung, mit gelben Glanzpapiervorsät zen und Ganz goldschnitt (Rücken mit winzi ger Kerbe, eine Einband-Ecke mit kleiner Stauch stelle, an den Rän dern streckenwei se gering braunfleckig).
Im Verlagsein band aus grü nem Saf fi an mit schöner or na menta ler Goldprä gung Vor uns liegt ein weiteres Exemplar des premier tirage (er kenn bar an den un gefüllten Ver sa lien der mei sten Bild le genden [vgl. Renonciat 287]) der er sten Ausga be von Grandvilles merk wür dig stem Buch, wieder um in ei nem Verlagsein band, doch diesmal in grü nem Saf fi an leder mit sehr dekora tiver romanti scher Goldprä gung – diese im Maggs Kata log 661 abgebildete Va ri ante wird schon dort als „très rare“ bezeich net [vgl. Maggs 661, Nr. 221 und Ta fel LXXII]. Man vergleiche auch das in ei nem abweichenden Verleger ein band erhaltene Exemplar der Samm lung R. & B. L(oliée), Auk tion 10.10.2017, Nr. 45: € 37.500.
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Eine Hommage an Grandville: zeitgenössisches Manuskript mit 38 Federzeichnungen 299 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Un Autre Monde. Manu scrit et 38 Dessins originaux. Ohne Ort, [auf dem Titel:] 1844. 38 orig in ale Federzeichnungen im Text. Hand schriftli ches Titelbl., 9 leere Bl., 36 handschriftliche Bl., 1 leeres Bl., 4 Bl., 1 leeres Bl. Quart (250 x 190 mm). Dunk elg rüner Halbsaffianband der Zeit auf vier Bünde, mit goldgeprägtem Rückentitel und dreifachen Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenk ompartimenten, mit Rahm enwerk aus Blind fileten auf den Deckeln und marm or ierten Vorsätzen, in einer goldgeprägten, dunk elg rünen und mit Wildle der ausgeschlagenen Saff ianlederk assette von Jean Luc Honegger (Papier schwach braunf leckig, 2 Bl. mit klei nem unterlegten Randeinr iß). Ma nuskript mit 38 Federz eichnungen – eine zeit genössische Hom m a ge an Grandville Das kur iose Manuskript ist ein Zeugn is für die un geheur e Popul a r it ät, der en sich Grandville in der Zeit der Rom ant ik erf reut e. Sie war verbunden mit einem nicht minder großen Drang zu Nacha hmung und Plagiierung in ged ruckt er Form, gegen die er vergebl ich prot estier t e und polem isier t e, mit der massenh af t en Ver wer t ung seiner Mot ive, etwa auf Bilderb ögen und Fayence-Tellern [vgl. Renonciat 64 f.], aber auch der ehr f ürcht igen Imit at ion von privat er Hand. Für diese letzt e Form der Verehr ung ist das vorl iegende Manuskript ein Beispiel von her ausr a gender Qua l it ät und Ku r iosit ät. Es gibt über wei t e Strecken sei t en g e t reu die ersten Kapit el des Druckt ext es einschließl ich der Text a bbildungen und Ta feln wieder: von der Apo théose du docteur Puff bis zur Révolut ion végétale [S. 9 – 64]; das anschließende Kapit el Un voya ge d’Avril [S. 65 – 72] sow ie Les Amours d’un pant in et d’une étoile [S. 97 –104] werden verk ürzt dargeboten. Die lie bevollen Federz eichnungen in brauner Tint e wur den mit erstaunl icher Gen aui gkeit und einer großen Lieb e zum Det ail ausgef ührt. Dar ü ber hinaus ist der Text ein Dok ument der Kallig raphie, indem er
unt erschiedl iche For men von Schreib- und Druck schrift kombin iert. Währ end sich von den beliebt en Métamorphoses du jour gelegent l ich Al b en mit Kopien ant ref fen las sen, ist dies bei dem sperr igen Werk Un aut re monde nicht der Fall: Dies ist das ein z i g e be k ann te Exemplar einer illustrier t en Abschrift, die zudem in her vor r agendem Zustand und in einem zeit ge nössischen Einband erh alt en ist. Dessen Rücken dekor wird von der ged ieg enen Lederk ass et t e geschmack voll aufgeg rif fen. Proven ienz: Ged ruckt es Na mensschild „F. SAVA RIT “ auf dem Tit el. – Exl ibris von Ray Livingst one Murphy auf dem Spiegel.
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Monument ale Affi che zu Grandvilles Un aut re monde 300 Grandville, I. J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. [Affiche:] Un autre monde. [Par is], H. Four nier, [1844]. 1 illu striertes lithographiertes Bl. In mod ern em (830 x 630 mm).
verg las ten
braun en
Holzr ahm en
Ballspiel mit ei nem Pla net en – ein monu ment a les Blatt in traum h af t er Erh alt ung Zweibein ige Tenn isschläger springen im Dreieck: Wen wird die riesige Kugel treffen, die aus dem Nichts oder dem All auf sie zu h ält? Auf mehrfache Weise setzt Grandville die „ander e“, die „ver kehrt e Welt“ auf diesem Plak at ins Bild, mit dem er sein wohl verstörendstes Buch bewarb: Gegenstän de werden lebend ig, Größen m aßstä be ver t auscht, Spieler isches wird bed roh l ich, Ba n a les kosm isch, und die ‚Welt-Ans chauu ng‘ of fenbart Werbung: Denn der Glo bus, der über den zart b e s ai t e t en Schläger-Köpfen schwebt, ist von Buchstaben be siedelt, die eine Welt und zugleich ein Buch bedeu ten: Titel, die Namen von Zeichner, Verleger und schließl ich eine Preisa ng abe sind dort zu lesen: „50 Cent. mes [/] La livr aison“ – günstiger kann man eine Aut re monde kaum er werben!
Mot ivi sch steht die Zeichnung der Aff iche mit dem belebt en Front i spiz des Buches in Verbindung, wo u. a. zwei mit dem Titel beschriftete Glob en und ein Tenn isschläger-Männlein zu entdecken sind; in haltl ich könnt e man sie dem Kapit el Les mystères de l’ inf ini zuordnen, das – auch räuml ich – den Mitt el punkt des Bandes bildet [S. 137 –144]. Doch stellt die Illustrat ion eine völl ig neue Bilder fi ndung dar, die sich so nirgendwo im Buch wiederfi ndet. Sie ist zum einen auf das große Form at abgestellt, das der ‚kosm ischen Leer e‘ genügend Raum biet et, zum an der en auf die Techn ik der Lit hog raphie: Der Druck von Joseph Lemercier gibt die weiche Körn igkeit des flächigen Hint erg runds ohne Verlust wieder; verstärkt wirkt dessen ‚kribbelnder‘ Eind ruck noch durch die leicht aufger auht e Ober fl äche des Vel in papiers. Dieses hat zudem einen gelbl ichen Ton, was eine surr eale, fast ‚schweflige‘ Atmosphär e er zeugt. Phantastisch wirkt zuletzt auch die makellose Erh alt ung des empfi ndl ichen Blat t es: Die Au tre monde erscheint wie neu! Lit er at ur: Zum Buch: Beraldi V II , 209 f. und 221, Nr. 30; Bilder welt en 156; Brivois 410; Cart eret III , 285 und 287 (Ums chlag.Abb.); Esc offier 1629 f.; Hiler 388; Lonchamp II , 125; Osterw al der 448; Quéra rd/Bourquelot I V, 151; Ray II , 275 ff., Nr. 196; Renonciat 230 – 253 (mit zahlr. Abb.) und 287; Rümann 162; San der 214; Sello 16; Vicai re III , 132 f.
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gen au dieser Problem at ik stellt e sich Grandville in den Cent proverbes, dazu anger egt von Henr i Four nier, der die ‚vision ä r e‘ Fä h igkeit des Zeichners, „à traduire messages, max imes et adages, à fig ur er l’abstract ion“ [Renonciat 182], zur Genüge aus dem ein Jahr zuvor von ihm verlegt en Buch Un autre monde kannt e. Hier nun ging es um sprachl ich-lit er ar ische Klein formen, die ins Bild zu setzen war en, „la métaphore, le burlesque, le jeu de mots“ [ebd.], doch zugleich um ihre Er weit er ung: „L’illustrat ion n’est pas enlumi nure mais illu m in at ion: elle invent e un rel ais maté riel entre l’aut eur et le lecteur et rend le sens sensi ble aux sens“ [ebd.]. Die Zeichnung dient nicht nur der Ausschmückung, sie befreit den Spruch viel mehr aus Abstrakt ion, Erstar r ung und Klischee, sei es durch Element e der Inszen ier ung und Akt ua l i sier ung, des Vergleichs oder des Kont rasts; den ein zelnen Satz überf ührt sie ger adez u in eine „rhéto rique prol ixe des images“ [ebd. 183].
Exemplar der Großfürstin Mar ia von Rußland 301 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Cent proverbes par Grandville et par [Vig nette mit drei Prof ilköpfen unter einer Narrenk appe]. Par is, H. Four nier, 1845. 51 Holzschnitt-Tafeln mit Seidenvorsätzen, je 50 Textillu strat ionen, Kopfvig netten und Zierinitialen, 1 Titelund 1 Schlußvig nette, sämtlich in Holzschnitt. 2 Bl., 400 S. Oktav (222 x 138 mm). Rom ant ik ereinband aus dunk el grünem Saff ian auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel, reichem Dek or in Gold- und Blindpräg ung, Gold schraffen auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Innenk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und mar mor iertem Schnitt ( Vorsätze randgebräunt, streckenwei se etwas braunf leckig). „ La sage sse des nations“ – verbildl icht von Grandville Ein breit es Spruchband umw indet einen Palmen baum, nach dessen Spruch-Blätt ern sich die Hände aus einer Menschen menge recken: „Les proverbes sont la sagesse des nations“ – ein sonderbar er Baum der Erkennt n is, begossen von einem greisen Kön ig, neben dem sich ein Landm ann verg nügt auf seinen Spat en stützt. Daß in einem Sprichwort Weisheit stecke, ist ein ebens o wohlfeiler wie una ns chau l icher Spruch; seine Stim m igkeit er weist sich erst im konk ret en Kontext und in der sinnlichen Erfahr ung – und
Hundert Sprichwör t er ergeben hundert Bilder, 50 davon auf Tafeln, 50 als Texta bbildungen. Wie in ander en Büchern Grandvilles erg ibt sich auch in Cent proverbes die Frage nach der Rolle der Begleit text e. Sie wird eindeut ig bea nt wor t et: Nirgendwo findet sich ein expliz iter Hinweis auf die durch aus renom m ier t en Aut or en Émile Du r and-Forgues (Old Nick), Ta x i le Delord, Ar no u ld Fremy und Amédée Ach ard [vgl. Vicaire], die led iglich durch die dreigesichtige Tit elv ig net t e repräsent iert wer den, währ end Grandville dar ü ber als eigent l icher Urheber gen annt ist – zudem ist er auf S. 354 mit einem Selbst por t rait präsent. Nicht die Illustrat ion, sondern die sprachl ic he Erl äut er ung bekommt einen dienenden Cha r akt er zugew iesen. Zugleich nimmt sich Grandville in diesem Spätwerk in gew isser Weise zur ück: Seine ty pische MenschTier-Kom bin at ion wird „nicht mehr so konseq uent ang ew andt. Häu fi g erscheinen Mensch und Tier neb eneina nder wie zwei Fac et t en ein und dessel ben Wesens“ [Bilderwelt en 164]. Vielleicht hat dies zu dem Urt eil Anl aß gegeben, daß in den Cent proverbes „seine Kraft sichtlich nachläßt“ [Thieme/ Becker 13, 438]. Klassisch und „bew ußt ret rospek tiv“ wirkt die Anordnung von Bild und Text sow ie die Gestalt ung der Vig net t en selbst: „Kopfl eisten aus Bandelwerk, Rocaillen oder kleine Proszen ien, or n a ment ier t e In itia len, Schlußv ig net t en, die das Geschehen noch ein m al, fast allegor isch, kom men tier en, sow ie gesonder t e Ta feln, die die Pa r a b el illustrat iv verdeut l ichen, stehen noch ganz in der
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Tradition der Buch il lu strationen des 18. Jahrhun derts“ [Bilder welten 164]. Dies zeigt uns kei nen „Grandville penchant du côté où il doit tomber“ [Beraldi V II , 207 f.], sondern ei nen überle genen Il lu strator, der in ei ner „bril lante démonst ration d’une tech nique variée de traduct ion“ [Renonciat 182] die über zeit liche Gültigkeit der Spruchweis heit und ihre sinn liche Ver gegenwär ti gung mit ein ander ver ei nigt. Die er ste Aus ga be die ses „livre estimé, un des meilleurs de Grandville; rare en bel état“ [Car ter et] liegt in ei nem sehr schönen Exemplar und in ei nem tadel los erhaltenen zeit genössi schen Romanti ker
ein band vor, den wohl die il lu stre Besit zerin, Ma ria Nikolajewna, Großfür stin von Rußland (1819 –1876) in Auf trag gab. Provenienz: Wappenex li bris mit gekröntem russi schen Doppel ad ler von Ma ria Nikolajewna, Groß für stin von Rußland, der Tochter von Zar Ni ko laus I. und Gat tin von Ma xi mi li an de Beau harnais, Her zog von Leuchten berg. – Dar unter Ex li bris von Paul Gavault, des sen Auk tion V, 1951, Nr. 1951: frs.51.000. Literatur: Beraldi V II , 207 f. und 221, Nr. 31; Bilder welten 163 f., Nr. 87; Brivois 89 f.; Car ter et III , 282; Lonchamp II , 88; Oster walder 448; Quér ard/Bourquelot I V, 151; Rahir 447; Renonciat 178 –183 und 287; Rümann 161; Sander 145; Vica ire III , 1123 f.
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Im intarsierten Mosa ikein band von Samblanx 302 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Cent proverbes par Grandville et par [Vi gnet te mit drei Profilköp fen unter einer Narrenkappe]. Paris, H. Fournier, 1845. 51 Holz schnitt-Tafeln, je 50 Text illu strationen, Kopfvignet ten und Zier initialen, 1 Titel- und 1 Schlußvignette, sämtlich in Holz schnitt. 2 Bl., 400 S. Groß-Ok tav (234 x 150 mm). Alt rosa Maroquinband auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel, auf Rücken und Deckeln reich ver ziert mit romanti schem Dekor in Goldprä gung sowie Intarsien in Rot und Grün, mit Goldfilete auf den Steh- und breiter Dentellebordüre auf den Innenkanten, mit mar morier ten Vorsät zen, eingebun denem illu strier ten Ori ginal-Um schlag und Kopfgold schnitt, am Fuß si gniert „Ch. de Samblanx, rel.“ , in Pappschuber.
Grandvilles Spät werk über die Spruchweisheiten der Völ ker, ein „livre estimé“ und für Car ter et „un des meilleurs de Grandville; rare en bel état“, liegt hier als absolut per fekt erhaltenes Exemplar der Erst ausga be im Mei ster ein band mit romanti schem Mosa ikdekor des ver sier ten bel gischen Buch binders Charles de Samblanx (1855 –1943) vor [vgl. Du bois d’Enghien 147 –152; La reliure en Belgique, 27 ff., 290 ff. und 158 –181, Nr. 95 –107]. Provenienz: Auf dem Spie gel Ex li bris des bel gi schen Indu striel len und Mä zens Paul Au gu ste Cyril le ba ron de Lau noit (1891 –1981), der 1929 in den Stand ei nes Ba rons erhoben wor den war.
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Im il lu strier ten Ma roquinVerleger ein band 303 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Cent proverbes par Grandville et par [Vi gnet te mit drei Profilköp fen unter einer Narrenkappe]. Paris, H. Fournier, 1845. 51 Holz schnitt-Tafeln, je 50 Text illu strationen, Kopfvi gnet ten und Zier initialen, 1 Titel- und 1 Schlußvi gnette, sämtlich in Holz schnitt. 2 Bl., 400 S.; separat 4 S. ( Verlagsprospekt). Groß-Oktav (230 x 144 mm). Geglät teter dunkelbrauner Maroquinband auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel zwi schen romanti schem Dekor in Goldprägung, auf beiden Deckeln in dreifachem Goldfiletenrahmen identi sche große Illu stration in Goldprä gung, mit mar morier ten Vorsät zen und Ganz gold schnitt (durchgehend leicht stockfleckig). Die Erst aus ga be von Grandvilles Spät werk liegt hier im Ver le ger ein band vor, und zwar in der Vor zugs va ri ante aus ge glät tetem dun kel brau nen Ma roquin [vgl. Mal avieille 176, Nr. 55]. Auch der
vier seiti ge il lu strier te Verlagsprospekt liegt, ein mal gefaltet, bei. Eine Besonderheit ist die gold gepräg te Deckel il lus tration. Sie gibt weder eine Abbbildung, noch ein Sprichwort aus dem Buch wieder, sondern stellt ein zu sätz liches Bon mot bild lich dar: „Der Krug geht solan ge zum Brun nen, bis er bricht“. Der bauchige, schon ein mal gefl ick te, nun aber end gültig zerbro chene Krug liegt neben dem Brun nen in ei ner gro ßen Wasserlache. Doch Grandville gibt noch eine szeni sche Zutat, welche das Bild gleich sam zu ei ner Fa bel er weitert: Am Brun nen becken um schleichen Katz und Maus ein ander, wie Men schen auf zwei Bei nen gehend. Die Kat ze ver sucht eine Ger te hinter ih rem Rücken zu verber gen, doch die Maus zeigt im Weggehen mit dem Fin ger dar auf: Sie scheint das Verhält nis zwi schen Opfer und Täter ein für al lemal auf zu kündi gen.
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Exemplar von Paul Gavault 304 Grandville, J. J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gér ard]. Les fleurs animées, par J. J. Grandville, introduct ions par Alph[onse] Karr, texte par Ta xile Delord. 2 Bde. Paris, Gabriel de Gonet, 1847. Kolorier tes Front ispiz in Holz schnitt, 28 kolorier te Stahl stiche. Und: Kolorier tes Front ispiz in Holz schnitt, 22 kolorier te Stahl stiche, 2 botani sche Tafeln in Holzschnitt; 2 Seiten mit Noten. – Die Tafeln auf Kar ton. 262 S. Und: 2 Bl., S. [263]-364; I V S., 62 S., 1 Bl.; I V S., S. [65]-132. Quart (262 x 180 mm). Identi sche dunkelblaue PerkalinVerlegereinbän de auf glat te Rücken mit gold gepräg ter Rücken- und Deckelillu stration nach Grandville, die Deckel mit fet tem und ma gerem Blindfiletenrahmen, mit weißen Glanzpapiervorsät zen und Ganz gold schnitt, si gniert Lenègre (vereinzelt minimal braunfleckig; Bd. II: Vorsät ze er neu ert). Grandvilles gra ziöses Lieblingswerk Dies ist das letz te zu Grandvilles Lebzeiten er schie nene Werk, be vor ihn end gültig „schwere Schick salsschlä ge in sei ner Fa mi lie nieder[war fen], so daß er in ei ner Heil an stalt unter gebracht wer den muße, wo er starb“ [Thieme/Becker 13, 438]. Und es ist sein
Lieblingsbuch: „Les Fleurs animées sont la pen sée de Grandville; el les furent son œuvre de prédilect ion“, schrieb sein anony mer Biograph im Vor wort zu den post hum er schienenen Étoiles, es sei ein „œuvre à l’exécut ion de laquel le il mit tout ce qu’il y avait en lui d’ori gi nal ité poétique et gracieuse, de fi nesse d’esprit et d’obser vation, et de cette per spicacité prodigieuse qui lui fa isait entrevoir des affi nités jusqu’alors ignorées de tous et découvrir des mondes nouveaux“ [Les étoiles (1849), S. VIII f.]. „Mondes nouveaux“ in ei nem Buch über Blu men? Tat säch lich äh nelt schon die Ent stehungsgeschichte der jeni gen von Un autre mon de: Wie dort stammt die poeti sche Idee von Grandville, des sen Zeich nun gen Ta xi le Delord lediglich auf eine „feuil le toni stisch leichte“ [Bilder welten 166] Art be glei tete, die der Il lu stration den Vor rang ließ – hier bestehend aus zwei kolorier ten Front ispi zen und 50 kolorier ten Stahl stichen. Zwei schwarzwei ße Ta feln gehören zur Botanique des Dames; dieser Text sowie eine Hort iculture des Dames, beide von comte Fœlix, ali as Lou is François Raban [Wel ler 203], und mit Ein leitun gen von Alphonse Karr, bilden in jeweils sepa rater Pa gi nierung den An hang.
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Auch das Echo der Krit ik zeigt bei beiden Werken deutl iche Ähnl ichkeit. Ließ sich Beraldi etwas her abl assend ver neh men, „cet ouv r age fit les délices des femmes“ [Beraldi], so war bei Thieme/Becker von einem letzt en „gut en Anlauf “ die Rede [Thieme/ Becker 13, 438], währ end Rümann seiner Abnei gung freien Lauf ließ: „Diese süßl ich-sent iment a len Phant a sieen sind für alle Zeit en uner t rägl ich“ [Rümann 163]. Doch er irrt e sich: In der jünger en Verg angen heit sind Les fleurs animées längst reh abi lit iert und in ihr em eigena r t igen Wert erk annt wor den, wieder u m in zeit l icher und in h alt l icher Para l lele zu Un aut re monde. Vorderg ründ ig handelt es sich bei den Fleurs animées um ein harmloses Werk „in der Nachfolge der rom ant ischen Blu men bücher, die sich geg en die Seelen losi gkeit der Bot a n ik bücher des aufgek lär ten Rat ion a l ismus wandt en“ [Bilder welt en 166], in direkt auch um ein Stück rom antischer Wieder belebung des Mit t ela lt ers. Schon dies es kannt e „les fig ures de la plante à tête que le rom ant isme, amoureux de l’âge gothique, exhume“ [Renonciat 274]. Nicht zuletzt an der ver meint l ichen Harm losig keit, dem „aspect stéréot ype des fig ures“ und der „convention des attitudes (inspirées du ballet rom an tique)“ [Renonciat 273] störte sich die Kritik. Auf der anderen Seite war es die „anim ation systé matique de toutes choses par Grandville qui surprend et irrite ses cont empor ai ns […]. On dénonce dans cette tendance une compulsion, voire une folie“ [Renonciat 275]. War dies nun allz u konven tionell oder aber idiosynk rat isch bis hin zur Pat ho log ie? Grandvilles beseelt es Pflanz en r eich verstör t e letzt l ich ähn l ich wie die demonstrat iven Verkehrt heiten in Un aut re monde. Ann ie Renonciat wies freilich den Verd acht ener gisch zur ück, es könne sich hier um Vorboten der spät er en geistigen Um n acht ung handeln; sie ver wies stattdessen auf Ana log ien zu poet ischen Ideen von Géra rd de Nerva l, Gordon N. Ray auf die krea tiv it ätsp syc holog is che ‚Nacht s eit e‘ Grandvilles, denn: „the strange and wonderful images […] came to him dur ing the night“ [Ray I, 169]. Für Renonciat ist das Werk „une étape importa nte dans le cheminement de l’artiste, qui semble se détou r ner de la sat ir e socia le“ [Renonciat 272]. Para llel zur Abkehr von der unvollkom menen mensch lichen Gesellschaft erschafft Grandville „a little world […], governed by its own laws, which was full of significance“ [Ray II , 278], erfüllt von dem Wunsch, „‚Alles zu beseelen‘, den verb org enen
Geist in der mater iellen Welt der Dinge hervor zu holen“ [Bilder welt en 166]. Die märc hen h af t e Ges chicht e ver w andelt die Blu men in weibl iche Gestalt en, die sich im Palast der Blumenfee mit dem gemeinsa men Anl iegen versam meln, „auf der Erde ein menschliches Leben führ en zu dürfen. Sie ge rat en in die verschiedensten Länder, gehör en den verschiedensten Ständen an“; erz ählt wird dann, „was ihnen jeweils auf Erden geschieht“. Grandville zeich net „die Pflanz en-Frauen in bunt en Kostü men mit den Merk m a len ihr er bot a n ischen Species ver sehen. Mit u nt er begleit en Tier e sie, die Ziege das Geißblatt, Zik aden Mohn- und Kornblu men, der Jun ik ä fer die Rose, häu fi g erscheinen echt e Blu mend ar stel lungen im Hint erg rund“ [ebd.]. Über diesen in h alt l ichen Aspekt der ‚Hu m a n isie rung‘ der Welt hinaus hat Grandvilles Intention allerd ings auch eine med ia le Komponent e. Nicht zu f äll ig er i n nert der Tit el Fleurs animées an die Filmg at t ung des Anime. An n ie Renonciat meint e, es sei ger ade auch „l’anim at ion qui le préocc upe, com me si tout son effort avait tendu, à travers le dessin, à trouver le moyen d’expression que déjà le phénakistiscope et le zoot hrope laissent espérer pour un proche aven ir: le cinéma“ So sei Grandville ger adez u als „précurseur de l’art du mouvement“ [Renonciat 276] anz usehen. Nicht zuletzt unt er handwerk l ichem Aspekt darf das Werk zu den „principal wo r ks co ntaining steel engr avings“ [Ray II , 249] ger echnet werden. Die 50 Stahlstiche wurden von Charles Geoffroy (1819 –1882) ausg ef ührt, dess en Arb eit en einen „bedeut enden Ruf “ [Thieme/Becker 13, 421] genos sen. Sie liegen hier im ersten Tirage der ersten Aus ga be vor, der en Merk m al die durchgehende Pag i nier ung beider Bände ist. Die hübschen, sehr gut erh alt enen Verl agseinbände von Ant oine Lenègre (1819 –1867) sind ebenfalls mit Illustrat ionen nach Grandville geschmückt. Schon im legendär en MaggsKat alog 661 galt das Buch als „int rouvable en pleine reliure de l’epoque“ [Magg s]. Proven ienz: Exl ibris von Paul Gavault auf dem Spie gel des ersten Bandes. Dessen Aukt ion II , 1950, Nr. 474: „Exemplaire lavé et encollé, rem is dans son cart onn age“. Lit er at ur: Beraldi V II , 221 f., Nr. 33; vgl. Bilderwelt en 166 ff., Nr. 89; Brivois 147 ff.; Grand-Cart eret 278; Gumuchian 2799; Lon champ II , 125; Oster w alder 448; Quéra rd/Bourquelot III , 199; Ray II , 278 f., Nr. 198; Renonciat 270 ff. und 287; Rümann 162 ff.; Sander 215; Talva rt/Place X, 232 (Karr); Thieme/Becker 13, 421 (Geoffroy) und 438; Vicai re III , 133 f.; zum Einband: Magg s 661, Nr. 219 und Tafel LXXI ; Mala vieille 182, Nr. 64.
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In Verleger-Lux useinbänden 305 Grandville, J. J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Les fleurs animées, par J. J. Grandville, in troductions par Alph[onse] Karr, texte par Taxile Delord. 2 Bde. Par is, Gabriel de Gonet, 1847. Kol or iertes Fronti spiz in Holzschnitt, 28 kol or ierte Stahlstiche. Und: Kolor iertes Fronti spiz in Holzschnitt, 22 kolor ierte Stahlstiche, 2 botanische Tafeln in Holz schnitt; 2 Seiten mit Noten. – Die Tafeln auf Karton, mit cremefarben en Seidenvorsätzen. 262 S. Und: 2 Bl., S. [263]-364; I V S., 62 S., 1 Bl.; I V S., S. [65]-132. Quart (268 x 180 mm). Ident ische Verl eg ereinbänd e von rotem Saff ian auf glatte Rücken, mit Rücken- und Deckelillu strat ion und -dek orat ion mit grün en und blauen Intarsien, mit weißen Glanzpapiervorsätzen und Ganzg oldschnitt, auf den Vorderdeckeln sig niert „Haar haus“ (Kapitale mit minim alen Läsuren, kaum begriffen, Vorsätze an den Rändern ger ing f üg ig oxydiert, Papier
durchgehend braunf leckig und leicht gebräunt, wenige Bl. mit schwacher Eck-Knickspur, 1 Bl. mit kleiner Eck fehl stelle). Im über r eich vergoldet en Saf fi a n-Verl agsein band Grandvilles letz t es zu Lebz eit en ers chienenes Werk und Lieblingsbuch liegt hier in zur Gänz e goldgepräg t en Verl agsein bänden in einer ander en Va r ia nt e vor: Von dem rot en Saf fia nleder sind nur wen ige Lineat u r en sicht bar geblieben; die zent ra len Il lustrat ionen zweier Blu men-Frauen sind in Blau mosaiz iert, im über r eichen li nea r en und flora len Rah men- und Rankenwerk finden sich außerdem Fleurons in Grün. Die raumf üllenden Platt en stam men von Robert Haarh aus.
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Surr eal ismus avant la lettre 306 Grandville, J.-J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Découpures ou ombres éclairées. Dessins par J.-J. Grandville. [Und:] Deux rêves, par J.-J. Grandville. In: Le maga sin pittoresque. Rédigé, depuis sa fondation, sous la direction de M. Édouard Charton. Quinzième ann ée. 1847. Par is, Aux bureaux d’abonn em ent et de vente, 1847. 5 Textholzschnitte; 2 ganzseit ige Holzschnitte. S. 60 – 61. Und: S. 210 – 214. – Insgesamt 412 S. in zweispaltigem Druck. Quart (289 x 190 mm). Dunk elg rüner Halbsaffianband der Zeit auf fünf Bünde zwischen fetten Blindf ileten, mit Titel, Erscheinungsjahr und floralen Einzel stempeln in Goldpräg ung in den Rückenk ompartimenten sowie mit marm or ierten Vorsätzen (Rücken und Ecken berieben, Papier leicht gebräunt, wenige Bl. braunfleckig, ein Doppelbl. lose).
Zwei Träu me: Grandville als Vorl äufer des Surr eal ismus Dies ist der vollständ ige Jahrg ang 1847 des Maga sin pit toresque mit zwei kurz en, aber höchst bemerkens werten Beiträgen von Grandville, aus seinen letz ten Leb enst agen. Seine Zus am mena rb eit mit der seit 1833 von Édoua rd Char t on herausgegeb enen Zeitschrift reicht bis ins Jahr 1834 zur ück; insge samt erschienen dar i n 67 Holzschnit t e nach seinen Zeichnungen. Die Découpures [S. 60 – 61] stellen ausgeschnit t ene Gesichter dar, die nach Art einer Latern a magica unheim l iche Schat t enf ratz en an die Wand wer fen – eine aut re monde als opt ischer Ef fekt. Die von Paul Con stant Soyer ausgeführten Holz schnit t e zu den zwei Träu men Grandvilles [S. 210 – 214] besitz en eine ger adez u sur r ea l istis che
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An mut u ng: Une prom en ade dans le ciel zeigt hoch oben eine Mondsichel, schräg daru nt er, doch noch hoch am Himmel, einen ihr ähnelnden flieg en den Pilz, unter ihm eine Art Holunderblüte, die im nächsten Mot iv in einen Regenschirm ver wan delt erscheint, dieser dann in eine Eule mit ausge breit et en Flügeln; weit er e Met a mor phosen füh r en von einem Blasebalg bis zu einer sich abr ollenden Spindel, die an der Hinterachse des dreispänni gen Groß en Wag ens befestigt ist. Sternf ör m ig e Aur en erstrahlen über den Köpfen der Pferde, die weit er en, im mer ent fernt er en Sternscha r en nachjagen, die sich schließl ich im unt er en Bildr and am Hor iz ont verl ier en. – Crime et expiation verbildl icht in einer ähnlichen Beweg ung quer über das Blatt den Him melssturz ei nes Del inq uent en unt er dem ihn ver folgenden Auge der Ger echt igkeit und ihr en Attributen (Waage, Schwert etc.) in ein Meer mit bissigen Fisch monstren, aus dem als letzt e Zu flucht
ein überl ängtes dünnes weißg länz endes Kreuz err at isch aufr agt. Die beiden ganzseit igen Darstellungen sind nicht nur au ßerordent l iche Beispiele für Grandvilles un geheur e sur r ea l istische Vorstellungsk raft, für den „l’activité du rêveur s’appar ent e à celle de l’artiste créateur de chimères“ [Renonciat 282]. Er zeichnet in der Met a mor phose zugleich eine dra m at ische Beweg ung wie in einem Trickfi lm nach – ein bemer kenswert er Beleg für die These, er sei – vor der Er findung bewegt er Bilder – ein „précurseur de l’art du mouvement“ [Renonciat 276] gewesen. Lit er at ur: Quéra rd/Bourquelot I V 150; Renonciat 247 und 253 (Abb.) sow ie 280/282 und 283 (Abb.), 295.
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Grandvilles letzt es Werk, noch unaufgeschnitt en und im orig inalen Umschlag 307 Grandville, J.-J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Les étoiles. Dernière féerie par J.-J. Grandville. Texte par [Joseph] Méry. Astronomie des dam es par le Cte. Fœlix [d. i. Loui s-Franç ois Raban]. 2 Teile in 1 Bd. Par is, G[abr iel] de Gonet [und:] Leipzig, Charles Twiet meyer, [1849].
gegenü ber seiner Frau: „Voici trop longtemps que je me tiens les yeux baissés vers la terre, […] je veux maint enant les lever au ciel“ [S. IX]. Ent sprechend wandt e er sich un m it t elbar nach Beend ig ung der Zeichnungen zu den Fleurs animées der poet ischen ‚Beseelung‘ der Sternenwelt zu.
Kolor iertes Fronti spiz in Holzschnitt und 14 kolor ierte Stahlstiche mit unbedruckten Vorsätz en; 1 Texth olz schnitt (Windrose); insgesamt 10 S. mit Noten. 2 Bl., XVI S., 252 S.; 2 Bl., 186 S., 1 Bl.
Auf 14 kolor ier t en Stahlstichen erscheinen Gestirne in Frauengestalt: der Morgen- und der Abendstern, die Sternschnuppe und der Fixstern, der gute und der böse Stern, derjen ige der Hirt en und der See fahr er, um vom Himmel hera b ihre jeweilige Wir kung auf die Men s chen aus z u ü ben, die in den ird ischen Szenen dar u nt er dargestellt sind. „C’est pit oyable!“, schimpft e Henr i Beraldi, währ end Gor don N. Ray auch dieses Werk als „a fitt ing memor ia l to Grandville“ [Ray] reh a bi l it ier t e: Diese Zeich nun gen, Grandvilles „tranq uil refuge from the turmoil that beset his mind“, seien „as charm ing as they are mysterious“, und sie zeigten, „that his powers re mained unimpai red to the end of his short car eer“.
Quart, unaufgeschnitten (284 x 192 mm). Rotbedruckte illu strierte Orig inal-Broschur, in roter, mit weißer Moiréseide ausgelegter Halbm aroquink assette mit goldgepräg tem Rückent itel und floral-linearer Rückenvergoldung so wie Goldf ileten auf den Deckeln, sig niert „Devauchelle“ (streckenwei se am äußersten Seitenrand, sonst wenige Bl. braunf leckig). Ge g en Ende sei nes Le b ens trat bei Grandville im mer deut l icher das mystische Prog ramm in den Vorderg rund, „à fair e jaillir la vie de toute chose, à tirer de toute surface l’intelligence cachée qui meut la matière, à animer, à hum aniser, pour ain si dire, tous les objets de la création et l’univers visi ble“ [S. XI], wie es in der dem Werk vora ngestellt en Biog raphie heißt. Grandville selbst äußer t e ein m al
Auch in der Ausführ ung sind die Tafeln von herausr a g ender Qua l it ät. Sie wurden „brilliantly en-graved“ von Charles Geoffroy und „delicately color ed“ [Ray II , 279], so daß Ray das Buch unter die „principal works containing steel engr avings“ [ebd. 249] aufn immt.
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Doch blieb Grandville nicht mehr die Zeit, sein Werk zu vollenden. Es erschien posthum mit einem Begleitt ext, den der „in seiner Zeit hochgeschätzte, geist volle“ [Bilder welt en] Jos eph Méry ver f aß te, der in jungen Jahr en Herausgeb er pol it ischer Sat ir en und Mit a rb eit er am sat ir ischen Wochen blatt Némésis war und spät er Ged icht e und Rom ane verfaßt e. Von Méry stammt auch der Text der beiden Lieder Épithalame sur le Lac und L’Étoile du Mar in, die jeweils auf fünf Seit en mit Not en von Emm anuel Brice abged ruckt sind. Vora ngestellt ist ein anony mer biog raphischer Essay über Grandville, der bis heut e eine wicht ige Quelle zum Leben des Künst lers darstellt, dazu „a fine portrait“ [Ray], dessen Ränder von seinen Kreat ur en und Kreat ionen be völ kert werden. Dies ist die erste Ausg abe von Grandvilles letzt em Werk, noch unaufgeschnit t en und im cremefarbe nen, vorn und hint en illustrier t en, rot bed ruckt en Orig in al-Umschlag – so unauf fi ndbar. Lit er at ur: Beraldi V II , 222, Nr. 34; Bilderwelt en 168 f., Nr. 90; Brivois 138 f.; Car t eret III , 223; Grand-Cart eret 278 (mit inkor rekt em Tit el); Gumuchian 2798; Hiler 389; Lipp erheide 795, Ub 16; Osterw alder 448; Quéra rd/Bourquelot V, 378; Ray II , 279, Nr. 200; Renonciat 288 f.; Sander 309; Talva rt/Place XI V, 312, Nr. 17 (Méry); Vicai re V, 770.
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Im polychromen Verlagsein band 308 Grandville, J.-J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Les étoiles. Dernière féerie par J.-J. Grandville. Texte par [Joseph] Méry. Astronomie des dames par le Cte. Fœlix [d. i. Louis-François Raban]. 2 Teile in 1 Bd. Paris, G[abriel] de Gonet [und:] Leipzig, Charles Twietmeyer, [1849]. Kolorier tes Front ispiz in Holz schnitt und 14 kolorierte Stahl stiche mit unbedruck ten Vor sät zen; 1 Textholzschnitt (Windrose); insge samt 10 S. mit Noten. 2 Bl., XVI S., 252 S.; 2 Bl., 186 S., 1 Bl.
Grandville, die Deckel mit blind gepräg tem Rahmenwerk, mit gelben Glanzpapier vor sät zen und Ganzgold schnitt, auf dem Vorderdeckel si gniert „Haarhaus“ (weni ge Bl. braunfleckig, S. 153 f. mit Randeinriß). Grandvilles letz tes, post hum er schienenes Werk liegt hier in noch mals in er ster Ausga be vor, dies mal in dem schönen und seltenen polychromen Ver lagsein band von Robert Haarhaus [vgl. Mal avieille 184, Nr. 66].
Quart (264 x 178 mm). Dunkel grüner Perkalin-Verlegereinband auf glat ten Rücken, mit gold gepräg ter Rückenund Deckelillu strati on mit farbi gen Ak zen ten nach
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Das Exemplar von Henri Beraldi, im Lu xus-Verleger ein band 309 Grandville, J.-J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Gérard]. Les étoiles. Der nière féerie par J.-J. Grandville. Texte par [Joseph] Méry. Astronomie des dames par le Cte. Fœlix [d. i. Louis-François Raban]. 2 Teile in 1 Bd. Paris, G[abriel] de Gonet [und:] Leipzig, Charles Twietmeyer, [1849]. Kolorier tes Front ispiz in Holz schnitt und 14 kolorierte Stahl stiche mit unbedruck ten Vor sät zen; 1 Textholzschnitt (Windrose); insge samt 10 S. mit Noten. 2 Bl., XVI S., 252 S.; 2 Bl., 186 S., 1 Bl. Quart (263 x 175 mm). Verlegereinband von rotem Saffian auf glat ten, reich vergoldeten Rücken, mit gold gepräg ten Deckelillu strationen nach Grandville in fet tem und ma gerem Blindfiletenrahmen, mit Dentellebordüre auf Steh- und Innenkanten, weißen Moiré seidenpapiervorsät zen und Ganz gold schnitt, auf dem Vorderdeckel si gniert „Haarhaus“ , in mit Velours ausge schla genem
Pappschuber mit Lederkanten (eini ge Bl. etwas braunfleckig). Dies ist un ser schön stes Exemplar des letz ten Wer kes von Grandville in der Ori gi nal ausga be und in ei nem per fekt erhaltenen Verle ger ein band – hier aus rotem Saf fi an, auf dem die pracht vol le Gold prä gung der Plat ten von Robert Haarhaus be son ders warm und leuchtend zur Geltung kommt. Es stammt aus dem Besitz von Hen ri Beraldi. Provenienz: Gold gepräg tes Ex li bris von Hen ri Be raldi auf dem Spiegel. – Dessen Auk tion III , 1934, Nr. 189 (mit Abb.): frs. 1.200. – Ge sto chenes il lu strier tes Ex li bris von Et. Beau villain auf ei nem Vor blatt.
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Die seltene er ste deut sche Ausga be der Fleurs animées im Verleger ein band 310 [Grandville] Bött ger, Adolf. Die Pil ger fahrt der Blumen gei ster. Mit 36 color ierten Bildern nach Grandville. Leipzig, Friedrich Flei scher, 1851. 36 kolorier te Stahl stiche mit Seidenvorsät zen. XII S., 292 S. – Auf starkem Velinpapier. Groß-Ok tav (229 x 150 mm). Verle ger ein band von schwar zem Saf fi an auf glat ten Rücken, mit Ti tel und reichem Dekor in Goldprä gung auf Rücken und Deckeln, mit doppelter Goldfilete auf den Stehkanten, weißen Moiré sei den pa pier vor sät zen und Ganz goldschnitt, auf dem hinteren Innen deckel mit Etikett von Jul. Ha ger jun., in neu em Pappschuber (vorderes Innengelenk ein gerissen, aber kaum gelockert, Vorsät ze am Rand etwas leim schat tig, Papier teils braun sprenklig). Dies ist die er ste deut sche Ausga be der vier Jahre zu vor er schienenen Les fleurs animées, in Versform
über setzt und „tief empfunden und lebendig geschildert“ [ADB] von Adolf Bött ger (1815 –1870), der auch als Über set zer aus dem Engli schen (u. a. Lord Byron), als spät romanti scher Ly ri ker und Dra matiker her vor trat. Das Werk gab zu sam men mit Böttgers 1849 er schienenem Gedicht band Hyacinth und Lilialide den An stoß zu der von dem Literarhi stori ker Rudolf Gott schall so bezeich neten „Blu menly rik“ in Deutsch land. Die Ta feln wur den ge sto chen von Al bert Hen ry Payne (1812 –1902), der 1828 in Leipzig auch ei nen Verlag, die Engli sche Kunstan stalt, gegründet hat te. Das Buch liegt im wunder schönen Verleger ein band von Ju lius Ha ger (1816 –1878) aus dekorativ gold gepräg tem, schwar zem Saf fi an leder vor. Literatur: A DB 3, 201 f.; vgl Lipper heide 795, Ub 17 (3. Auf .).
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Mit der Orig inalzeichnung des Grandville-Portraits 311 Grandville [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Les métamorphoses du jour par Grandville. Accompagnées d’un Texte par MM. Albéric Sec ond, Loui s Lurine, Clément Caraguel, Taxile Delord, H. de Beaulieu, Loui s Huart, Charles Monselet, Julien Lemer. Précédées d’une Notice sur Grandville par M. Charles Blanc. Par is, Gus tave Havard, 1854. 1 orig in ale Bleistiftzeichnung (Blattg röße 95 x 70 mm), auf ein separates Bl. mont iert; 70 kolor ierte Tafeln in Holzschnitt, 1 Holzschnitt auf dem Titel. 2 Bl., XXVIII S., 281 S., 1 Bl. Quart (256 x 160 mm). Modern er roter Halbk albleder band auf glatten Rücken, mit eingelegtem schwarzen Rücken schild, reichem linearen und floralen Rückendekor
in Goldpräg ung, marm or ierten Vorsätzen und einge bundenem, beid seit ig in Gold und Farben illu striertem Orig in al-Perk alinbezug (stell enwei se ger ing braun fleckig, S. 131 f. und 218 f. mit sauber geschlossen em Einr iß). 70 kolor iert e Tafeln, hier erstm als in Holzschnitt – dazu ein sepa r at es Orig in al-Por t rait Grandvilles in Bleistift In den zuerst ab 1828 erschienenen Métamorphoses du jour hatte Grandville mit der Tier-Menschenka r ik at ur zu seinem persönl ichen „style of bit t er burlesque“ [Ray] gefunden und großen Erfolg ge habt. Nach mehr er en Neuaufl a g en wurden die
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ursprüngl ichen Lit hog raphien für die vorl iegende Ausg abe von Desperet in den Holzschnitt übert ragen und in Aqua r ell m a ler ei kolor iert. Sechs Ta feln der ersten Ausg a be wurden nicht über nom men, da f ür drei aus ander en Sammlungen hinz ugef ügt [Nrn. 2, 19 und 66]. Dies ist die erste Ausgabe mit den begleit enden Texten verschiedener Aut or en. Dem Werk vora ng estellt ist eine biog raphische Not ice von Charles Blanc, „qui mieux que personne con naissait Grandville“ [Brivois 179], sow ie ein chronolog isches Schrif t en verz eich n is des Künst lers.
Vorlage zu Charles Geoffroys Stich darstellt. Ein gebunden ist nicht etwa der Orig in al-Umschlag der broschierten Ausg ab e, sondern der in Gold und Farben illustrier t e Perk a l inbez ug der gebundenen Var ia nt e. Lit er at ur: Beraldi V II , 214 f., Nr. 10; vgl. Bilderwelt en 157, Nr. 80; Brivois 180 ff.; Cart eret III , 284 f.; Grand-Cart eret 274 f.; vgl. Hiler 389 (weg en „men’s clot hing“); vgl. Osterw alder 447 f.; vgl. Ray I, 196 f., Nr. 132; vgl. Renonciat 48 – 63 und 291; Sander 311; Vicai re V, 783 ff.
Dem Buch liegt eine orig i n a le Bleistift z eich nung mit dem Port rait Grandvilles bei, die offenbar die
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Zeit genössisches Album mit Feder zeichnungen nach Grandville 312 [Grandville]. Berranger, Ferdinand de. Album. Donné à ma sœur Mar ie le 25 avril 1847. [Orig in alzeich nungen, u. a. nach Grandville, und Manuskript]. Ohne Ort bzw. Douarnenez, [auf dem Titel:] 1841 –1847. 48 Bl. mit orig in al en Fed erz eichn ung en (davon 11 kolor iert oder ank olor iert, 2 mont iert), 14 getönte Bl. mit orig in alen Federzeichnungen (davon 1 teilk olor iert, das letzte auf dem hinteren Vorsatz mont iert), 1 leeres Bl. Quer-Oktav (Blattg röße: etwa 186 x 246 mm). Grün er Halbm ar oquinband der Zeit auf glatten Rücken, dieser verziert mit Querf ileten und vier floralen Einzelstem peln in Goldpräg ung, goldgeprägte Dentellebordüre und Filetenrahm en mit Eckfleurons auf den Deckeln, Vorsät ze aus weißem Moiréseidenpapier, Ganzg old schnitt, auf dem Innendeckel Etik ett des „Maga sin de Limet frères“ , Orléans (2 Außengelenke etwas einger issen, Rücken und Kanten stärk er beschabt, vorderes fliegendes Vorsatzbl. entfernt, Papier kaum braunf leckig, einige Bl. mit Rand läsuren, 1 Bl. lose). Ferd in and de Ber r ang er beg ann dies es Album mit Federz eichnungen am 5. Februa r 1841, so das Dat um auf der Tit eli llustrat ion; auf das letzt e Blatt mit der Dar stel lung ei ner Art Epitaph mit der
Aufschrift „Fin“ setzte er das Datum des 5. Juli 1846. Ein knappes Jahr spät er erg ab sich offenbar ein passender Ver wendungsz weck für dieses sehr persön l iche Dok u ment: Donné à ma sœur Mar ie le 25 avril 1847, laut et die handschrift l iche Widmung auf dem Tit elblatt – vielleicht zur Hochz eit der Schwe ster: Auf einem weit er hint en eingebundenen kal lig raphischen Blatt mit einem Ged icht A Mar ie vom 10. November 1842 war sie noch als „pet ite enfant“, wenngleich „désor m ais une grande person ne“, von ihr em – of fensicht l ich ält er en Bruder – anger edet worden. In den feinen, ak k ur at en, teils sorgs am kolor ier ten Feder z eich nungen sind sehr unt erschied l iche Gegenstände fest geh alt en. Viele Blät t er sind da tiert, ein ige besitz en Legenden, neben dem Ged icht A Mar ie gibt es noch ein weiter es Blatt mit einem Ged icht: Parlez, Marguerites. Auf fallend ist die relat ive Dom in anz von Zeichnun gen, die aus Büchern Grandvilles in gleicher Größe über t ra gen wurden. Hier über w iegen Illustrat io nen aus den 1842 erschienenen Scènes de la vie privée et publique des anim aux. Allein zwölf Abbildungen
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stellen dir ekt e Kopien nach Ta feln, vor allem aus dem ersten Band, dar [vgl. dort die Tafeln nach S. 40, 42, 60 (2x), 64, 66, 86, 104, 128, 192, 210; II , 148], zwei reproduz ier en Text i llustrat ionen [I, 121 und 123]. Aber auch aus ander en Werken Grand villes wurden treffsicher Il lustrat ionen kopiert, die teils noch heute prom inent sind, so etwa aus den Petite s misères de la vie humaine das komplexe Bild Die Freuden des Reisens, der Autor in der Muschel, die Phanta sti schen Vi sionen der Nacht, Der Nachtm ahr, Die Kopfwehgei ster und die Nasen-Bilder; fer ner Le pot de terre et le pot de fer aus La Fontaines Fables oder auch verbildl icht e Sprichwor t e wie Pour l’argent les chiens dan sent aus den Cent proverbes. Diese Bilder sind ein Zeugn is für die große Fasz in at ion, die von Grandvilles Illustrat ionen, insbesonder e von seinen Tier-Mensch-Kom bin at ionen auf ein breit es Pu bli kum ausg ing, das sich davon unm itt elbar zur Nach ah mung anget rieben fühlt e. Dar ü ber hinaus finden sich zahl r eiche mensch l iche Port raits, meist Typen, die aus Swifts Voya ge de Gul liver (1838) und wohl ander en illustrier t en Büchern stammen. Die Stimmung reicht vom Idyll ischen bis ins Groteske und Morbide – so ist das bei Grand ville leer e Textblatt der Graphik Die Folge der Lei den aus den Scènes de la vie hier mit einem Text über Le suicide beschrieb en. Ander e Zeich nungen zeu gen von einem eher dok u ment a r ischen Int ere sse, wie die ei ner hölz er nen nor weg ischen Stabk irche, auch wenn sie nach einer Vorlage angefert igt wur de und nicht d’après nat ure, wie wieder u m expliz it unt er der Ansicht eines hölzer nen Tret k rans au havre (= in Le Havre) vermerkt ist. Weit er e Bilder zeigen Schif fe, eines die pit t or eske Ruine der Abt ei Jumiè ges in der Norm and ie und eines die Gesamta nsicht des Fischeror t es Douarnenez an der bret on ischen Küste unweit des Kap Fin istère aus der Vogelschau. Die Mehrz ahl der am Schluß eingebundenen braun ton ig en Blät t er trägt auch die Ortsb ez eichnung Douarnenez, dazu Datierung en vom 20. Mai bis zum 5. Juli 1846. Mögl icher weise weilt e Ber r anger hier in der Sommerf rische und nutzt e diese muße volle Zeit, um sein Album zu vollenden. Proven ienz: Zeichner war ein Ferd in and de Ber r an ger, der das Album mit Widmung vom 25. April 1847 seiner Schwester Ma r ie schenkt e.
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ent h alt en. Und schließl ich zeigen Vergleiche mit den ged ruckt en Illustrat ionen, daß die Vorl agen von den Stechern durchaus nicht völl ig orig in alge treu umgesetzt wurden.
Sammlung von 35 orig inalen Federzeichnungen Grandvilles, vor allem zu den „Scènes de la vie privée et publ ique des animaux“ 313 G[rand v ille], J.J. [d. i. Jean-Ignace-Isidore Géra rd]. Orig in alzeichnungen. 2 Kassetten. Ohne Ort und Jahr [etwa 1837 –1844]. Zu samm en 32 Orig in al-Fed erz eichn ung en (davon 2 kolor iert) unter 26 stark en Passepartouts aus braun em Karton; 3 weitere Federzeichnungen (2 unter kleineren Papier-Passepartouts, 1 auf Papier mont iert, dieses von François Loui s Français), 1 auf Papier mont iertes Skiz zenblättchen mit Text. 5 lose Bl. Manuskript (davon 3 gefaltet). Folio. Rote und blaue Halbm aroquink assette, jeweils mit goldgeprägtem Rückent itel und mit Filz ausgeschlagen (Papier teils gebräunt, einige Bl. mit unwesentlichen zeit genössi schen Läsuren).
Produkt ionsä st het isch aussagek räf t ig ist die Samm lung gleicherm aßen durch ihr en Umfang, ihre Viel seit igkeit und die Prom inenz bestimmt er Mot ive. Die beiden Kasset t en ent h alt en 32 Zeich nungen unt er 26 einheit l ichen Passepar t outs aus starkem brau nen Kart on, von denen sich 13 den Scènes de la vie privée et publique des anim aux (1842) zuord nen lassen (da neben sepa r at hinz ugef üg t es Mat er ia l). Von her ausr agender Bedeut ung ist hier die Vorz eichnung des revolut ion ä r en Tier parl a ments (183 x 183 mm; Tafel nach S. 10) mit dem Löwen am Rednerpult und der hochsym bol ischen Sitzordnung: „die Zah men rechts, die opposit ionellen wilden Tier e links, die Weichtiere, ‚die es mit keiner Partei verder ben wollt en, in der Mitt e‘“ [Bilderwelt en 162]. Eine zweit e, leicht kolor ier t e Zeich nung vera nschau l icht mit den er r egt disk ut ier enden Tier en ber eits die ersten Aufl ösungserscheinungen der Versamm lung (143 x 124 mm; Tafel nach S. 22), eine dritte zeigt mit der Schlußv ig nett e des Prologs (115 x 190 mm; S. 32) den ‚Eintrittspav illon‘ in die folgende Me na ger ie. Hier begeg nen uns ein Stachelschwein als Theat erheld (142 x 134 mm, nach S. 298), drei Tiger
Samm lung von insgesamt 35 orig in a len Feder z eich nungen Grandvilles Grandville gleichsam bei der Arbeit über die Schult er blicken – das er mögl icht diese um fang r eiche und vielseit ige Kol lekt ion orig i n a ler Zeich nungen, von denen ein ige handsig niert, ein ige mit dem blind gepräg t en Stempel „J.G.G.“ [Lugt 1478a] versehen sind. Es sind seit enverkehr t e Vorz eichnungen zu Illustrat ionen meh r er er Bücher, wobei ein Schwer punkt auf den Scènes de la vie privée et publique des anim aux (1842), liegt, „l’un des ouvrages les plus réussis du temps et le meilleur de Grandville“ [Renonciat 208], mit dem der Künstler „seinen Haupt triu mph“ [Thieme/Becker 13, 438] feiert e. Die in schwarz er und brauner Tint e angefer t ig t en Federz eichnungen lassen sich in mehr facher Per spekt ive als work in prog ress bet racht en: zum einen schon dadurch, daß die ihnen ‚zug rundel iegenden‘ Bleistiftspur en teils noch sichtbar sind, zum ande ren, weil sie mit u nt er handschrift l iche Hinweise an die Stecher, ebenfalls mit Bleistift oder Tinte,
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(177 x 131 mm; nach S. 298), eine ungleiche Vogel- fa m il ie, die den verstorbenen Ra ben-Vat er bet rau ert (130 x 190 mm; nach S. 312) und das gesamt e Per son al des premier feuilleton (180 x 140 mm, S. 300). Für den zweit en Band der Scènes de la vie prog ram mat isch ist das den Text der ersten Seite rahmen de Wim melbild, das Encore une Revolut ion ver anschaulicht (ca. 282 x 185 mm; II , S. 1). In der Reihenfolge der Tafeln im Buch folgt zun ächst eine strammstehende unifor m ier t e Ente, in der hand schrift l ichen Legende (abweichend vom Druckt ext) als La Garde du capitole bez eichnet (201 x 130 mm; Tafel nach S. 30), woh ingegen sich auf der näch sten Ta fel zwei verd rossene Bewaff net e im Regen trollen (193 x 154 mm; Tafel nach S. 36). Das Ende der revolut ion ä r en Träu me mark ier en der thronen de Roi des Pin gouins (185 x 135 mm; Tafel nach S. 310), ein Mensch (der Verleger Jules Hetz el?), der feixend eine Stalltür abschließt, aus der noch ein Tier s chwanz her aus r agt (201 x 123 mm; S. 386), sow ie die am Stock gehenden geschlagenen ‚Helden von gestern‘ (193 x 121 mm; Tafel nach S. 386). So
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läßt sich die gesamt e Erz ählstrukt ur der Scènes de la vie privée et publique des anim aux an den vorh an denen Zeich nungen in Grundz ügen nachvollz iehen. Gleichfalls umfang r eich ver t ret en sind Vorz eich nungen zu den Pet ite s misères de la vie humaine (1843), beg in nend mit der jen ig en der Verl agsa nz eige (150 x 110 mm), hier noch mit anderem Satz der Tit elwor t e. Unt er zwei Passepar t outs finden sich jeweils vier Zeichnungen, dar u nt er ein mit einem Fernglas spek u l ier ender Voyeur, zwei Reisende von sehr unt erschied l icher Größe, die höchst un beq uem in ei ner Kut sche sit z en, an ei ner Art Wä schelei ne aufgeh äng t e Nasen for men und das Tohuwabohu be lebt er Werkz euge auf einer Werkbank. Ein je eige nes Passepar t out ha ben die mit handschrift l icher Legende versehenen Zeich nungen Un journ al retenu (nicht auf der Zeichnung selbst) (150 x 118 mm) und Les inc onvenients de la Rue (124 x 116 mm). Eine der drei spät er der Samm lung hinz ugef üg t en Zeich nung en unt er Papier passepar t outs gehört eben falls zu den Pet ite s misères: Die Mühsal der Schmetter lingsjagd (69 x 131 mm) zeigt, wie drei mit Keschern bew aff net e Gläu big er versuchen, einen geflüg el ten Schuldner einz ufangen. Int ere ss ant sind hier auch die handschrift l ichen Empfehlungen Grand villes an den Stecher: „éclai rer la veste de celui-ci“,
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„effet de soleil coucha nt“, „mettr e de l’est ompe des sous“ etc. Ein separ ates Blatt (230 x 180 mm), das auf einem Steg mit einem rad iert en Port rait La Fontai nes zu sam men mont iert ist, stellt die Vorz eichnung zum Frontispiz des zweiten Bandes von dessen Fables (1838) dar. Diese stammt als einz ige der Samm lung nicht von Grandville, sondern von dem mit ihm öf t er kooper ier enden François Loui s Français (1814 –1897) [vgl. Renonciat 135, mit Abb.]. Ein wei ter es, auf Papier mont iert es Blättchen (152 x 111 mm) enth ält neben handschriftl ichem Text und drei wei ter en kleinen Skizz en die Tit elv ig net t e zu Livre 12 von La Fontai nes Fables. Aus den Fables von La Valette (1841) stammt eine Zeichnung mit dem Mot iv Der Löwe, der Affe und der Esel (123 x 111 mm), eine weit er e aus Swifts Voya ge de Gulliver, die den Tit elhelden riesenhaft in der Haupt stadt von Lil iput vergegenw är t igt (117 x 157 mm). Besonder e Er wähnung verd ient auch eine Vig nette aus Grandvilles ger adez u sur r ealem Buch Un aut re monde (1844): Die Zeichnung Drei Kurze wer den in flagrant i beim Wildern erwischt aus dem Kapit el Les grands et les pet its zeigt drei extrem gestauchte menschl iche Fig ur en mit entsprechend grot esk in
die Länge gezogenen Dackeln (81 x 164 mm). Die Be stim mung ein iger weit er er Zeich nungen, dar u nt er die eigena r t ige, in Blau und Rosa kolor ier t e Halbfi g ur eines Kna b en (Zwerges?) in höfischer Klei dung, darf an dieser Stelle offen bleiben. Eine besonder e Er wähnung verd ient ein gefalt et es Blatt mit einem dreiseit igen Textentw urf und – auf der vierten Seite – mit einer Liste von Graphiken „a faire“ , von Grandvilles Hand. Von einer ande ren Hand stam men vier weit er e Ma nuskript blät ter mit Verzeichn issen von Grandvilles Werken, dar u nt er ein dopp elseit iges, vierspalt iges Tableau par ordre chronologique des œuvres de J. J. Grandville (1826 –1847), und ein gefalt et es Blatt mit einer zwei seit igen Aufstellung von Beit rägen für die einzelnen Jahrg änge des Maga sin pit toresque. Es bed arf keiner besonder en Bet onung, daß es sich bei dieser Kollekt ion sehr gut erh alt ener Orig in al zeich nungen um eine ganz au ßerordent l ich reiche, vielseit ige und ein z iga r t ige Quel le für Det ailstud ien zu Grandvilles Buchi llustrat ionen der Jahr e 1838 bis 1844 handelt, mit einem Schwerpunkt auf dem zent ra len Werk der Scènes de la vie privée et publique des anim aux.
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