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UNIVERS ROMANTIQUE Les Français peints par eux-mêmes Alle nennenswerten Bücher Frankreichs mit Illustrationen zwischen 1825 und 1875 in einer einzigartigen Reihe von Original-Zeichnungen, Aquarellen, 111 Exemplaren auf Chinapapier, im Kolorit der Zeit etc. 600 Exemplare vor allem aus den Sammlungen Beraldi · Bonnasse Brivois · Carteret · Clapp · De Rouvre · Descamps-Scrive Duché · Esmerian · Adrian Flühmann · Gallimard Gavault · Lafond · Lebœuf de Montgermont Lainé · Legrand · Meeûs · Perier · Petiet Rattier · Van der Rest · Ripault Roudinesco · Schumann Tissot-Dupont Villebœuf Vautier etc.
Band III: Gresset – Musset
Heribert Tenschert 2018
Heribert Tenschert Antiquariat Bibermühle AG Bibermühle 1–2 · 8262 Ramsen · Schweiz Telefon: +41 (52) 742 05 75 · Telefax: +41 (52) 742 05 79 E-Mail: tenschert@antiquariat-bibermuehle.ch www.antiquariat-bibermuehle.com
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Autoren: Dr. Carsten Scholz, Heribert Tenschert
Gestaltung, Redaktion, Lektorat: Heribert Tenschert, Maria Danelius Photos und Einbandgestaltung: Athina Nalbanti & Heribert Tenschert Satz und PrePress: LUDWIG:media gmbh, Zell am See Druck und Bindung: Passavia GmbH & Co. KG, Passau ISBN: 978-3-906069-31-9
Das ein zige Exemplar auf Chinapapier, mit der Original zeichnung zum Front ispiz 314 Gresset, [Jean-Baptiste-Louis]. Œuvres choi sies de Gresset. Paris, Mame-Delaunay, Ch. Gosselin, 1824. Front ispiz in zwei Zu stän den avant toute la lettre, auf stärkerem Velin papier sowie auf auf ka schier tem China pa pier; zu sätzlich die ori gina le aquarellier te Vor zeichnung zum Front ispiz, mit Sei denvorsatz, mit Blei stift si gniert „Mendoze“; Titelvi gnet te und eini ge kleine Schlußvi gnet ten in Holz schnitt. XV S., 287 S. Duodez, unbe schnit ten (126 x 80 mm). Lang genarbter auberginefarbener Maroquinband auf vier von fetten Blindfileten ein gefaßte und mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und Blüten stempeln zwi schen waa gerechten Goldfileten in den übri gen Rückenfeldern, Deckel mit dreifachem Goldfiletenrahmen mit Eckfleurons, blind gepräg tem Roll stempelrahmen und einfachem Goldfiletenrahmen, dar in Eckfleurons und zen trales qua drati sches Schmuckmotiv aus Volu ten und floralen Elemen ten, mit Zackenbordüre
auf Steh- und Innenkanten und Vorsät zen aus günem Moiré seidenpapier, am Fuß si gniert „Thouvenin“ (durchgehend etwas braunfleckig). Das ein zi ge Exemplar auf Chi napapier, mit gedruck ter per sön licher Verleger wid mung sowie der Ori gi nal zeich nung zum Front ispiz Der Ro ko ko dich ter Jean-Bap tiste Gres set (1709 –1777) war „l’un des plus célèbres du dixhuitième siècle“ [Hoefer 21, 937], und noch Hoefer rühmte ihm nach: „Depuis plus d’un siècle, Gres set n’a rien per du de sa haute renommée; il est considéré comme l’un des ornements de no tre sphère poétique“, er habe „mis dans son œuvre l’ét incel le du feu divin“ [ebd. 946]. Die An spielung auf den gött lichen Fun ken hat auch ei nen eher profa nen Hinter grund: Gresset studier te am Jesuitenkol leg sei ner Vater stadt Amiens, ließ sich 1726 als Novi ze in den Or den auf neh men und war als Leh rer
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le-Grand, was ihm An laß für das selbst ironi sche Verspo em La char treu se gab [ebd.]. Im gleichen Jahr ver faßte der jun ge Jesu it weitere Schrif ten, „in denen er die Mönchsor den ei ner liebens wür digsarka sti schen Kritik unter zieht“ [Jan 168], so Le carème im promptu, eine „plaisanterie vulga ire sur l’ignorante insouciance d’un curé insula ire“ [Hoefer 21, 939], und Le lutrin vivant, beides „histoires de sacristie d’un style aler te et gai, mais d’un goût plus douteux“ [DBF]. Sei ne Or densbrüder zeig ten für diese Form reli giös in spi rier ter Dichtung wenig Ver ständ nis; im Ok tober 1735 wur de Gresset aus dem Jesuitenor den ausgeschlossen. Daß dies sei nen ei genen Wün schen ent gegen kam und beide Seiten weiterhin „les meilleu res relations“ [DBF] unterhielten, bezeugt das Gedicht Adieux aux Jésuites.
an Or dens schu len in Moul ins, Tours (1729 –1733) und Rouen tätig. 1730 hat te er sein litera risches Debüt mit ei ner Ode Sur l’am our de la patrie; der litera rische Durch bruch gelang ihm 1734 mit dem Scherz gedicht Vert-Vert, in dem er die Geschichte ei nes Papageis er zählt, „der sich lan ge auf ei nem Schiff befunden, dort von den Matrosen schlim me Redens ar ten gelernt hat und dann in ein Non nen kloster gerät, wo er durch sein Fluchen al lerlei Un heil an richtet“ [Jan 168]. Die „an sich harm lose und mit viel An mut vor getra gene Erzäh lung“ ent behrt nicht „ei ner gewissen ma li ziösen, gegen das Klosterleben gerichteten Tendenz“ [ebd.]. Dieses Werkchen, „qui devait rester sa meilleu re product ion“ […] con nut un incroyable succès“ [DBF]; der Ly ri ker Jean-Baptiste Rousseau hielt es für ein „chef-d’œuvre, un phénomene sur passant toutes les product ions contempora ines“ [Hoefer 21, 938]. Einst wei len lebte der plötz lich er folgs ver wöhnte Dichter noch in mönchi scher Ein sam keit in einem Dach käm mer chen des Pa ri ser Collége Louis-
Obwohl Gres set nun rasch in den Pa ri ser Sa lons bekannt und von der Madame de Pompadour protegiert wur de, konnte er an den frü hen Er folg von Vert-Vert erst 1747 mit der an der Comédie-Française ur aufgeführ ten Cha rak terkomödie Le méchant anknüpfen. Ein notorischer Bösewicht ver sucht durch sein Intri gen spiel, das Liebespaar Valère und Chloé ausein ander zu brin gen. Wäh rend die se Fi gur unter der „Maske des abgebrühten Hof manns“ mit Molières Tar tuffe „ei ni ge Ähn lich keit“ [K NLL VI , 869] besitzt, und die Gesell schaft „Züge der utopischen Schä fer welt der arkadi schen Poe sie, an deren Ästhetik der Rolokodichter und Vergil-Über setzer Gresset ent scheidenden Anteil hat“ trägt, weist die „maßvol le Idea li sierung Valères und Chloés im Sin ne ge sit teter Natürlich keit“ bereits auf die Romantik vor aus, wenn auch – vor Rousseau – „noch in klasssizisti schem Ge wand“ [ebd. 870]. Gressets ein zi ge Komödie ver schaff te ihm Zu gang zur Académie française, die ihn 1748 als Mit glied berief. In sei nen späteren Jah ren wandelte sich Gresset erneut, diesmal von ei nem li bera len zu ei nem religiös-kon ser vati ven Geist, der 1759 in ei nem of fenen Brief sei nem litera ri schen Frühwerk abschwor und nur noch sei ne späten Stücke gelten ließ. Seinem noch lang an haltenden Er folg tat dies kei nen Abbruch. Dieser spiegelt sich auch in den un serem Buch vor an gestellten Jugemens de divers auteurs sur les ouvra ges de Gresset. Daß nicht zu letzt die schil lernde Mi schung aus Selbst mythisierung und -ironisierung zu dem Er folg des ‚Sa lon-Jesuiten‘ Gresset bei getra gen haben mag, il lu striert das Front ispiz, das eine Szene aus La Char treu se wieder gibt: Es zeigt den Dichter in sei nem ein fachen Dach käm mer chen bei der ein sa men Lek tü re mit ei ner Zipfel müt ze auf dem
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Kopf im Bett sitz end – dies im übr igen ein bewähr tes ikonog raphisches Mot iv, das schon bei Will ia m Hogarth und Willia m Turner auftauchte und das 1839 in Spitzwegs Der Arme Poet seine ber ühmt e ste Darstellung fand. Das rad ierte Frontispiz ist zwei m al avant toute la lettre vorh anden, ein m al auf Kar t on und ein m al auf Chin apapier, auf k aschiert auf Kart on. Obend rein ist die in Braunt önen aqua rell ier t e Orig i n al-Zeich nung eing ebunden, auf der die int ime Nachtszene viel weicher und del ik a ter wiedergegeben ist. Sie ist mit Bleistift sig niert von „Mendoze“, einem für uns sonst nicht faßbar en Künstler; die Bildu nt erschrift gibt sechs Zeilen aus La Chart reu se [hier siehe S. 51] wieder. Nicht nur dadurch ist unser Exemplar einz ig: Es ist zugleich das „Exempla i re uniq ue“ auf Chin apapier, das der Verleger dem Advok at en und Jour n a l isten Pierre Duvi[c]quet (1765 –1835) widmete – in ge druckt er Form auf der Rückseit e des Vort it els. Auch dieser war vor m als Kler iker gewesen, obend rein wie Gresset kurzz eit ig am Collége Loui s-le-Grand tät ig – 1788 als „maître de quart ier“ [DBF XII , 1063]. Von da her erg ibt sich dessen persönl icher Bez ug nicht
nur zum Aut or, sondern auch zu der im Frontispiz wiedergegebenen Räum l ich keit! Als Lit er at urk rit iker und Red akt eur beim Journ al des débats stand Duv iquet im Spannungsfeld ge genl äu fi ger Strömungen wäh r end der Restaur at i onsz eit: So widmete er sich der Verteid ig ung der „école classique contre les ‚Barbar es‘, c’est-à-dire les Rom ant iques“ [DLF I, 356]. Daß ihm die kleine Auswahlausg a be der Werke Jean-Bapt iste Gressets viel bedeut et e, zeigt sich zuletzt auch dari n, daß er Joseph Thouvenin (1790 –1834), den „lead ing binder of his epoch“ [Ramsden], mit dem Einband bet rau te, in dessen blind- und goldgeprägt em Dekor sich gleich falls der feierl ich-gemessene Stil der Restau rat ionsepoche ausd rückt. Proven ienz: Ged ruckt e Widmung verso Vor t it el: „Exemplaire uniq ue offert par l’Éditeur à M. P. Duv icquet“. Lit er at ur: Quéra rd III , 471; zu Gress et vgl. auch: DBF XV I , 1187 f., De Backer/Som m er vog el III , 1739 ff., so w ie Hoefer 21, 937 ff.; zu Thouvenin: Culot 42 f., Nr. 13 (vgl. quad rat is che Deckelv ig nette), und 54 f., Nr. 19 (Rahm enwerk); Fléty 168; Ramsden 204.
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Unaufgeschnitt enes Exemplar im farbig illustrier t en Orig inal-Umschlag 315 Guinot, Eugène. L’ été à Bade. Illustré par MM. Tony Johann ot, Eug. Lami, Français et Jacquemot. Par is, Furne et Comp. [und:] Ernest Bourdin, [1847]. 1 Port rait in Stahlstich, 1 grenzk ol or ierte Karte, 12 Stahlstich-Tafeln und 6 farbige Kostümtafeln, jeweils mit Seidenvorsätzen; 53 Textholzschnitte. 2 Bl., 299 S. Quart, unaufgeschnitten (276 x 182 mm). In Gold und Farben illu strierte Orig in al-Broschur (sig niert „Haar haus“), in roter Halbm aroquinchemise mit goldgepräg tem Rückentitel und -dek or, jeweils zwischen schwarz geprägten Querf ileten, mit Goldf ileten auf den Decken und innen mit grauer Seide bezogen, sig niert „Devauchelle“ , in mit Velours ausgeschlagenem Pappschuber mit Mar oquink anten (Um schlag angestaubt, Heft ung etwas gelockert, durchgehend ger ing bis mäßig stockf leckig). Erste Ausg a be, unbeschnit t en und im orig in a len Umschlag Der Schriftsteller und Jour n a l ist Eugène Guinot (1812 –1861) war bei L’Europe littéraire, der Revue de Par is und unt er Pseudonym beim Siècle tät ig, wo er 1850 wegen seiner rea kt ion ä r en Halt ung ent l assen wurde. Auch als Verfasser von Reisef ühr ern – ins besonder e mit L’Été à Bade – wandt e er sich an ein konser vat ives, „reiches und sehr ver wöhnt es Publi kum“ [Bilder welt en 137]. Vor nehm l icher Adressat war der „eleg ant e, aristok rat ische Eur opäer […], der einen gut en Geschmack hat und sich nach den Bäl len und Festen des Wint ers erneut amüsier en will“. Ausg ehend von dem mond ä nen Kurort BadenBaden, wo „die Hocha ristok rat ie ihr en Rang ver leugnet und sich bescheiden gibt“, führt Guinot seine Leser durch das ganz e Großherz og t um: nach Rastatt, Schwet z ingen, Heidel b erg, Frei burg und Konstanz, ebenso wie an den Mummelsee und ins Kinzigtal. Er „schildert die Landschaft, die Städ te und ihre Geschicht e, beschreibt die Sehensw ür digkeit en, die Anekdot en um die Persön l ich kei ten und Ereign isse der Geschicht e, er verweist auf ex k lusive Restaur ants und kom ment iert die gän gigen Tagesz eit ungen, und im mer wieder versucht er dem Leser die vornehme Lebensa rt vertraut zu machen, die in Baden-Baden herrscht“ [ebd.]. Die Rückr eise führt rheina bwärts bis nach Köln, doch wird Le Rhin mehr kursorisch im letzten Kapitel abg eh andelt – ihm wid met e Guinot im gleichen Jahr ein eigenes Buch [vgl. Schm itt 202 ff.].
Das Werk er s chien in ei ner „sehr ex k lu si ven Auf m a c hung, was Ein b and, Pa pier und Buch schmuck bet rifft“ [Bilder welt en 137]. Dies sig na lisiert schon der in Gold und Farb en illustrierte Orig in al-Ums chlag auf beiden Seit en: Gek rönt e Wapp en in den vier Ecken sind durch goldenes Stab- und Rankenwerk zu einem Rahmen verbun den, der jeweils ein großes blau-goldenes Med aillon umg ibt. Die Illustrat ionen auf Vorder- und Hint er umschlag zeigen Ausschnit t e zweier Ta feln: Vorn fla n ier en vor neh me Kurg äste vor dem Pal ais de Conversat ion in Baden-Baden auf und ab, hinten dür fen sich Schwarz w älder Landleut e in Tracht sehen lassen. Auf dem Frontispiz präsentiert sich Großherz og Leopold von Baden als Ganz fig ur auf ei ner Schloßter ass e vor dem Hint erg rund einer rom ant is chen Lands chaft mit Font a ine, Land schaftspark und Burg r uine (gez eichnet von Sand oz, gestochen von G. Lévy). Weit erh in ist das Buch mit einer grenzkolor ier t en Kar t e des Herz og t ums Baden, zwölf Landschafts- und Stadt vedut en bzw.
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Inter ieurs in Stahlstich (vier von Nicolas Chapuy, zwei von Jules Noel, eine von Eugène Lami und fünf von Tony Johannot), mit sechs farbigen Kostüm-tafeln (zwei von Johannot, vier von Lami) und 53 Text holzschnit t en ausgestat t et: Die Kapit ela n f änge sind von Kopfv ig netten ger ahmt, die den Text im Winkel umg reifen, oft Landschaftsdarstellungen von Dau bigny, Français und Noel, oder Gebäude mit Gar t ena n l a gen von Hercule Cat enacci. Unser Exemplar ist unb eschnit t en im orig in a len Umschlag erh alt en und wird in Chem ise und Schu ber von Devauchelle bewahrt. Proven ienz: Exl ibris L. G. A. Larue auf dem Innen umschlag (Auktion Par is, 12.2.1985, Nr. 229: frs. 4.000). Lit er at ur: Bilder welt en 137 f., Nr. 62; Brivois 187 f.; Car t ere t III , 289; DBF XV II , 298; Hiler 403; Lipp erheide 168, Dfb 10; Ma r ie 105; Quéra rd/Bourquelot I V, 233; Sander 322; nicht bei Sch m itt; Vica i re III , 1168.
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Im repräsent at iven Verlagseinband 316 Guinot, Eugène. L’ été à Bade. Illustré par MM. Tony Johann ot, Eug. Lami, Français et Jacquemot. Deuxième Edit ion, revue et cor rigée. Par is, Ern est Bourdin, [1855]. 2 Port raits auf aufgewalztem Chin apapier mit Seiden vorsätzen, 1 grenzk olor ierte Karte, 14 Stahlstich-Tafeln und 6 farbige Kostümtafeln, jeweils mit Seidenvorsätzen; 53 Textholz schnit te. 2 Bl., 299 S. Quart (260 x 171 mm). Verlagseinband aus mittelbrau nem Saff ian auf vier mit doppelten Goldf ileten verzier te Bünde, mit goldgeprägtem und -gerahmtem Rücken titel sowie vierfachem, fettem Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenfeldern, auf den Deckeln fetter und ma gerer Blind- sowie magerer Goldf iletenrahm en, darin magerer, fet ter und vierfacher magerer Goldf iletenrah men, vorn zent ral das gekrönte badische Wappen mit zwei Greifen als Schildh altern, mit Goldf ileten auf den Steh-, Dentellebordüre auf den Inn enk anten, marm or ierten
Vorsätzen und Ganzg old schnitt (gelegentlich minim al braunf leckig). Die um drei Tafeln vermehrt e zweit e Ausg abe, im repräsent at iven Verl agseinband aus Saf fia n Die erste Ausg a b e seines ex k lusiven Reisebuchs L’ été à Bade hatt e Eugène Guinot noch vor der bür gerl ichen Revolut ion von 1848 vorgelegt; acht Jah re dauert e es, bis diese zweit e Auflage erschien; in kürz er en Abständen folg t en dann noch eine drit t e (1859) und vierte (1861) – die eur opäische Aristo krat ie hat t e ihre Reiselust nicht verlor en, Baden-Ba den und das uml iegende Großherzog t um nichts von ih r er Bel iebt heit als vor neh mes Reisez iel eingebüßt. Der Gang der Zeit wird hauptsächlich auf dem Front i spiz sicht bar: Hier fi g ur iert nun Prinzr egent Friedr ich I. von Baden – in Uniform, mit Helm in der Hand und Degen an der Seit e, gez eichnet von
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J. Schaefer. Sein Vat er, der 1852 verstorbene Groß herz og Leopold I. von Baden ist noch auf einem spät er en Por t rait des bad ischen Hof m a lers Joh ann Grund präsent [nach S. 30], nach wie vor in Ziv il, jedoch sichtl ich ält er und füll iger als auf dem Front ispiz von 1847. Beide Portraits wurden von Adolphe Pierre Riffaut in Stahl gestochen. Ausget auscht wurde ferner die Ansicht von Mainz; vermehrt wur de die zweite Auflage um zwei Tafeln mit Innen ansicht en des Salon Loui s XI V von Rena rd und der Salle de Bals et Concerts von Haumont. Der goldgepräg t e Saf fia neinband des Verl ags ist von zur ück h alt ender Noblesse und zeigt auf dem Vorderdeckel das Wapp en des Großherz og t ums Baden. Er ist sehr selt en. Proven ienz: Ex l ibris und handschrift l iche Sig na tur von Pierre Rossel, dat iert „14/Nov/1998“, verso fliegendem Vorsatz. Lit er at ur: Bilder welt en 137 f., Nr. 62 (Erstausg.); Brivois 187 f.; Cart eret III , 289; DBF XV II , 298; Hiler 403 (Erstausg.); Lipp er heide 168, Dfb 10 und 11 (1. und 4. Ausg.); Quéra rd/Bourque lot I V, 233 (Ers tausg.); Sander 322; Vicaire III , 1168 (1. und 3. Ausg.).
Exemplar auf Chinapapier 317 Guizot, [François Pierre Guillaume]. L’ histoire d’Angleterre depuis les temps les plus reculés jusqu’ à l’avénement de la reine Victoria, racontée à mes petits-enfants, par M. Guizot et recueillie par Madame de Witt, née Guizot. 2 Bde. Paris, Librairie Hachette et Cie, 1877 –1878. Zu sam men 199 oft ganz seiti ge Holz schnit te im Text. 4 Bl., 637 S., 3 Bl. Und: 2 Bl., 785 S., 1 Bl. Quart, unbe schnit ten (283 x 195 mm). Grobgenarbte dunkelblaue Halbmaroquinbän de mit gold gepräg ten Rückentiteln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denen, illu strier ten, in Rot und Schwarz bedruckten Ori ginal-Um schlä gen (Gelenke gering fü gig gelockert, Kanten mit Schabstellen). Auf Chi napapier und mit ein gebundenen Ori gi nal-Um schlä gen Der Ju rist und Hi sto ri ker, Staats mann und Schrift stel ler François Pierre Guillaume Guizot (1787 –1874) war wäh rend der Ju li mon ar chie zunächst Unter richts-, dann Au ßen mi ni ster – und in dieser Funk tion häu fi g Ziel schei be der bei ßenden Ka ri katu ren Honoré Daumiers. Der als un bestechlich geltende Politi ker geriet im mer wie der zwischen die Fronten und ging, nachdem er bereits 1840 kurz zeitig fran zösi scher Gesandter in London gewesen war, 1848/49 und noch mals 1851 –1854 ins engli sche Exil. Zu rück in Frank reich wid mete er sich ganz historisch-litera rischen Studien und wurde 1854 Prä sident der Pa ri ser Akademie der morali schen und politi schen Wissen schaf ten. War er als Politi ker schar fen An grif fen ausgesetzt, so fanden sei ne schrift stel leri schen Lei stun gen un geteilte Anerken nung. 1870 zog sich Guizot, der bereits seit 1833 zum zweiten Mal ver wit wet war, auf sein Land gut Val Richer in der Nor mandie zu rück, wo sei ne Tochter Hen riet te Eli sa beth de Witt (1829 –1908) sich philanthropisch en ga gier te. In die sem dichten fa miliä ren Mi lieu wuchs auch die En kel schar auf, darunter die spätere Frauen recht lerin Marguerite de Witt-Schlumber ger (1853 –1928). Und hier schrieb Guizot, der schon früh über engli sche Ge schichte pu bli ziert hat te, sei ne Histoire d’Angleterre […] racontée à mes petits-enfants, die post hum von sei ner Tochter Hen riet te her ausgegeben wur de. An gesichts des Um fangs von über 1400 Seiten ist es wohl eine Fik tion, daß Guizot die ‚Geschichte‘
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seinen Enkeln erz ählt ha b en könnt e, zu m al das Werk im Kont ext eines noch weit größer en Unt er nehmens steht. Das Erscheinen der beiden Bän de in den Jahr en 1877 und 1878 wird zeitlich um rahmt durch die Edit ion der Histoire de France […] racontée à mes pet its-enfants, von der 1872 –1876 fünf, 1878 –1879 zwei weit er e Bände herausk a men [vgl. Brivois 188 –190]. Insofern ist das Werk wohl eher als monu ment a les Ver m ächt n is an die ‚Nachgebor e nen‘ insgesamt zu bewert en, das sich an breit e Krei se ebenso richt et e wie an Freunde der Buchk unst: Brivois fand die reich illustriert e Histoire de France „rema rquablement exécuté“ [Brivois 190]; und daß jeweils ein ige Exempla r e auf del ik at em Chin apa pier ged ruckt wurden, war sicherlich nicht allein dem enor men Um fang geschuldet. Ent sprechend dok u ment ier t e Car t eret Exempla r e aus dem Besitz bedeut ender Samm ler wie Paul Gavault, Ar t hur Meyer, E. Solacroup und René Desc amps-Scrive. Der Kreis der Illus trat or en der Histoire de France deckt sich zu gu t en Tei len mit dem der Histoire d’Angleterre. Für diese werden auf den Tit eln 83 bzw. 116 Holzschnitt e genannt, die nach Zeichnun
gen von Émile Bayard, Sir John Gilbert (nur Band I), Paul Joseph Leyendecker, A. Mailla rt (nur Band I), Adrien Emm anuel Mar ie und Thom as [?] Taylor, sow ie in Band II Sidney Hall, Frédéric Théodore Lix, Diogène Mailla rt, Osc ar Matth ieu, Eugène Ronjat und Theodor Alexa nder Web er entstan den. Mit Rücksicht auf das zart e Papier blieben die Blät t er mit den ganzseit igen Holzschnit t en rücksei tig unbed ruckt. Ang esichts der eng en bio-bibliog raphischen Zu sam menh änge beider Werke ist es kaum verständ lich, daß die einschläg igen Lex ik a und Refer enz werke (mit Ausn ah me von Vica i re) regelm ä ßig nur die Histoire de France anf ühr en, die Histoire d’Ang leterre da gegen mit gleicher Regel m ä ßigkeit unt er schlagen. Nicht zuletzt daru m verd ient Guizots Eng land-Werk, auch wenn es ber eits am Rand des von unser er Samm lung abgedeckt en Zeit r aums steht, hier eine spez ielle Dok u ment at ion und Würd ig ung. Lit er at ur: Vica i re III , 1178; zu Guizot: DBF XV II , 350 – 356; DLF I, 465 ff.; zur Histoire de France vgl. Brivois 188 –190; Cart eret III , 290 f.; Lonc hamp II , 195; Osterw alder 92 (Bayard); Rahir 452.
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Herk unft der Stof fe, eine größt mögl iche Breit e an gestrebt habe; daru m seien die Texte jeweils mit kurz en Ein leit ungen versehen. Vielfalt – allerd ings bei höchsten Qua l it ätsa nsprü chen – sei auch sein leitendes Motiv bei der Illus tration gewesen; er habe „the great and adm itted capabilities of Brit ish Art“ gewonnen, um zu bewei sen, „that the embellished volumes of Germ any and France were not of unapproachable excellence“. Mit Genugt uu ng resüm iert er dann: „The supremacy of our Engl ish engravers, in this class of Art, has been long est ablished“ [S. III].
In engl ischen Verlegereinbänden 318 Hall, S[amuel] C[art er] (Hrsg.). The Book of Bri t ish Ball a ds. First [und:] Se c ond series. 2 Bde. London, Jeremiah How, 1844 –1847. Zu samm en rund 360 Texth olzschnitte (davon ein ig e ganz seit ig), Schmuckrahm en um alle Textseiten, zahl reiche Schmuckinitialen, einige Notenbeispiele. 2 Bl., III S., 236 S. Und: VIII S., S. 235 [!]-440, 1 Bl. – Auf stär kerem Papier. Quart (254 x 180 mm). Verlegereinbände von rotem Saf fian auf vier flache, goldverzierte Bünden zwischen fet ten Blindf ileten, mit goldgeprägten Rückent iteln, Deckel mit Rahm en aus fetter und magerer Goldf ilete, darin dreifacher Blindf iletenrahm en mit Eckfleurons, zent ra les goldgeprägtes Oval umgeben von filig raner Dek ora tion in Rautenform, mit Dentellebordüre auf Steh- und Inn enk anten sowie Ganzg old schnitt (Bd. I: strecken weise braunf leckig, hinterer Innenfalz mit Einr iß, aber völlig stabil). Rund 360 Holzschnitt e – in zu k unftsweisendem Layout Ein Jahr nach dem Er s chei nen der Chants et chansons popu laires de la France beg ann Sa muel Carter Hall (1800 –1889) mit der Herausg ab e der Brit ish Balla ds. Der Journ alist und Gründer des Art Journ al mocht e seine skurr ilen Züge haben – in Charles Dickens Mart in Chuzzlewit dient e er als Vor bild für den wicht igt uer ischen Mr. Pecksniff –, doch verd ient er „great credit for the production of the se volumes“, wie Perc y Muir meint e. Gordon N. Ray konstat ier t e gar, die vorl iegende Balladensamm lung sei „the most ambitious English book with wood engr avings“ im ‚langen‘ 19. Jahrhundert von 1790 bis 1914. In der Tat scheut e der Herausgeber, der den zweit en Band Kön ig Ludw ig I. von Bayern widmete, nicht das große Wort. In seinem Vorwort bet ont er, daß er in Stil und Inh alt, una bh äng ig von Alter und
Tats ächl ich liest sich die Reihe der bet eil ig t en Künst ler wie ein Who is Who der be sten bri t i schen Zeichner der Zeit: Edward Henr y Corbould, Thom as Creswick, Alfred Crowquill (d. i. Alfred H. Forre ster), John Franklin, John Gilb ert, Kenny Meadows, Joseph Noel Paton, Frederick Richard Picker sgill, Richard Redgrave, Will ia m Bell Scott, Henry Courteney Selous, Thom as Sibson, John Tenn iel, Sa muel Will ia ms und ander e wa r en be teil igt, „most ly show i ng highly competent work“ [Muir]. In besonder em Maß trugen Richard Dadds (1819 –1887) Illustrat ionen zu Robin Goodfellow und diejen igen von Henr y James Townsend (1810 –1890) zu Glenfinlas zum Ruhm des Buches bei [vgl. Ray]. Doch nicht nur solche Einz elleistungen recht fer t ig ten den Stolz des Herausgebers, vielmehr war das gesamt e Layout des Werkes zuk unftsweisend: „Its ambitious style is a link between the late Georg ian and early Victor ian periods“, so De Maré, dem Muir beipflicht et: „indeed, it wou ld more than pass mu ster with an 1860s date on its title-page. […] The getup is almost pure ‚sixties‘ in style with the illustrat ions fitt ed into the text, somet imes arbitrarily, but often with great success“ [Muir]. Im Rahmen eines abwechslungsr eichen Layouts er w iesen sich neben den winkelf ör m ig en insb es onder e die überl an gen einspalt igen Freir äu me als „stimulating rat her than discou rag ing, and the designs […] are always workmanlike in their embodiment of the popular Victor ian conception oft he Middle Ages“ [Ray]. Beide Bände liegen in schönen, ident ischen Verle gereinbänden vor, der zweit e in erster Ausg a be, der erste (zuerst 1842 erschienen) wohl in der zweit en, die weder bei Lowndes noch bei Ray dok ument iert ist. Überh aupt sind die Bände „now difficult to find in thei r orig in al for m at“ [Muir]. Lit er at ur: De Maré 54; EB XI , 99 (Hall); Hodnett 123 und 135; Lowndes II , 106; Muir 34 f.; Ray, Engl and 38 f., Nr. 61.
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Über 90 Textholz schnit te. 159 S. – Auf kräf ti gem Papier. Oktav (188 x 126 mm). Verlegereinband aus dunkelblauem Perkalin auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel zwi schen reicher or namentaler Rückenvergoldung, die Deckel mit gold gepräg ter Illu stration bzw. Dekoration in blind gepräg tem or namentalen Rahmenwerk, mit gelben Glanzpapiervorsät zen und Ganz goldschnitt (Gelenke minimal gelockert, Vorsät ze oxydiert, weni ge Bl. etwas braunfleckig). Im Verleger ein band – mit über 90 Holz schnit ten von Édou ard de Beau mont
Frühes Werk von Édouard de Beaumont 319 [Havard, Jean-Alexandre] und Georges Fath. Les Nains célèbres, depuis l’antiquité jusques et y compris Tom-Pouce. Par A. d’Albanès et Ge orges Fath. Illustrés par Édou ard de Beau mont. Paris, Gu stave Havard, [1845].
Schon auf dem Titel bild muß sich ein Zwerg hef tig gegen ei nen ihn at tackierenden Trut hahn zur Wehr set zen – ob der Betrachter das nun put zig oder dra matisch fi nden soll, läßt der Il lu strator hier, wie in vielen der über 90 Text il lu strationen of fen. Édouard de Beau mont (1821 –1888) war Gen rema ler und „oc cupe une place très honorable parmi les il lust rateurs de l’époque romantique“ [DBF].
Das Buch mit Ges chicht en ber ühmt er Zwerg e kommt selbst recht kleinform atig daher; es war Teil der „char m ant e Bibliothèque illustrée“ [Car t er et], einer von A. d’Alba nès herausgegebenen Rei he von nur vier Tit eln. Hint er dem Pseudonym ver birgt sich Jean-Alexa nd re, der Bruder des Verlegers Gustave Hava rd. Das Büchlein im goldgepräg t en, hübsch illustrier ten Verleg ereinband stammt aus dem Besitz des Dra m at urgen und Dir ekt ors des Pa r iser Théâtre de l’Odéon, Paul Gavault (1866 –1951). Pro ve n i enz: Ex l i bris von Paul Gavault auf dem Vor s atz (nicht in den Auk t io nen 1913 bzw. I-V, 1950/1951). Lit er at ur: Beraldi I, 112; Brivois 304; Cart eret III , 93; DBF V, 1139; Osterw alder 103; Sander 5; Thieme/Becker 3, 120; Vica ire I, 24.
Der große Anreger 320 Hoffmann, [E. T. A.]. Contes fantastiques de Hoff mann. Traduct ion nouvelle; précédés de souvenirs intimes sur la vie de l’auteur par P[aul] Chri stian. Illustrés par Gavarni. Paris, Lavigne, 1843. 10 Tafeln in Holz schnitt, etwa 200 Textholz schnit te. XIX S., 522 S. Groß-Ok tav, unbe schnit ten (240 x 153 mm). Langgenarbter brauner Halbmaroquinband auf fünf zwi schen Goldfileten or namental blind gepräg te Bünde, mit goldgepräg tem Rückentitel in einfachem Goldfiletenrahmen, die übri gen Rückenkompartim en te mit or namen taler Vergoldung in dreifachen Goldfiletenrahmen, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem illu strier ten Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlag rücken), auf dem flie gen den Vor satz ver so si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ (Papier im weißen Rand streckenwei se unmerklich braunfleckig). Mehr als 200 Holz schnit te nach Gavarni E. T. A. Hoff mann (1776 –1822) wur de nach sei nem Tod von der deut schen Literaturkritik kaum noch gewür digt, sei ne un heim liche Phantast ik in der Epo che des Bieder meier im mer mehr an den Rand gedrängt. So wur de er „ei gent lich in Frank reich wie der ent deckt“ [Bilder welten], und „auf sei nen Spu ren ist eine An zahl fran zösi scher Romanti ker gewandelt, ohne indes sen die Ori gi na lität sei ner Er fi ndungsga be zu er reichen“ [Jan 241]. So beeinflußte er Honoré de Bal zac, George Sand, Théophile Gautier, aber auch Vic tor Hugo, Maupas sant und Baudela ire. Der Her ausgeber der Contes fantastiques, Paul Christi an, ei gent lich Jean-Baptiste Pitois (1811 –1877), war befreundet mit Charles Nodier und hat te ein be sonderes Fai ble für Occulta: Noch 1870 ver öffent lichte er eine Histoire de la ma gie, du mon de surnaturel et de la fatalité. Die Er zäh lun gen Hoff manns wa ren erst mals 1836 in fran zö si scher Über set zung er schienen; un sere Ausga be ist die er ste mit den Il lu strationen von Gavarni (1804 –1866) und zu gleich „das er ste bedeutende Werk, das von Gavarni selbständig und al lein il lu striert wur de“ [Riemer 94]. Der Zeich ner war ei gent lich als „ele gant fri voler Sit ten schilderer des Pa ri ser Lebens bekannt“ – jetzt ver setz te er sich mit Leidenschaft in den bi zar ren Ge dan ken kosmos E. T. A. Hoff manns. Die über 200 Holz schnit te, die an passender Stel le
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in den Text eingestreut sind, zeigen mehr fi g u rige Szenen, physiog nom isch cha r akt er isier ende Ein zelp or t raits, aber auch stilleb en h af t e Ar r ang e ments diverser Utensil ien. In den von Loui s Henr i Brévière und de Nov ion „feingestochenen Vig net ten“ [Bilder welt en] verbinden sich techn is che Prä z ision und eine mit u nt er eig en m ächt ig aus schweifende Phant ast i k, die „den Leser stärker in die Welt der Dicht ung“ bannt oder ihn ihr ger ade entz ieht – so in den zehn Tafeln, die „den Blick auf sich als et was neu Hinz ukom mendes, das gleichfalls gedeut et sein will“, lenken [Riemer 94].
Das Buch ist unbeschnitt en und mit dem illustrier ten Orig in al-Umschlag in einem Meistereinband von Émile Mercier (1855 –1910) her vor r agend erh al ten. „En bonne cond ition“ war es schon für Brivois nur noch „très rare“ anz ut reffen. Proven ie nz: Farb ig illus trier t es Ex l ib ris von A[ntoine] Vaut ier auf dem Spiegel (dessen Kat alog I, 1971, Nr. 85: frs. 850). Lit er at ur: Beraldi V II , 66, Nr. 206; Bilderwelt en 176 f., Nr. 96; Brivois 192; Brunet III , 246; Lonc hamp II , 226; Oster w alder 413; Quéra rd/Bourquelot I V, 305 („1842“); Rahir 460; Riemer 94 ff. und 253, Nr. 184; Rümann 189; Salomon 78; Sander 331; Vica i re I V, 157 f.; zu Merc ier: Fléty 126 f.
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In per fekt erhalt enen Meistereinbänden von Henr i Noulhac 321 Homer. Odyssée, traduction nouvelle, accompagnée de notes, d’explications et de com mentaires, par Eugène Bareste, illustrée par MM. Théod. Devilly et A. Titeux [Und:] Ilia de, traduction nouvelle, accompagnée de notes, d’explications et de commentaires, et précédée d’une introduction par Eugène Bareste, illustrée par MM. A. Titeux et A. de Lemud. 2 Bde. Par is, Lavigne, 1842 –1843. Zusamm en 24 Tafeln und über 300 Textvig netten in Holzschnitt. 2 Bl., VIII S., 453 S., 1 Bl. Und: 3 Bl., XXIV S., 565 S., 2 Bl.; 4 S. (Prospect us) Groß-Oktav, mit Témoins (238 x 150 mm). Langgen arb te Mar oquinbände in Blutr ot bzw. Blaug rün auf je vier breite, mit Mäand erband verzierte Bünde, mit Titel, Erscheinungsort und -dat um, dem Stempel ein er Am phore und zweier aus Punktstempeln gebildeten Blüten mot ive in den von jeweils dreifachen Fileten eingerahm ten Rückenkompartimenten, auf den Deckeln vierseit iges Mäanderband zwi schen dreifachen Filetenrahm en, al
les in Goldpräg ung, mit Dentellebordüre auf den Innen kanten, mit Doublüren und Vorsätzen aus roter bzw. blauer Seide, mit eingebundenen illu strierten Orig in alUm schlägen (inkl. Um schlagr ücken) und Ganzg old schnitt über Témoins, gebunden von Noulhac, in Papp schubern mit Maroquink anten (Schuber berieben, Papier der „Odyssée“ teils schwach gebräunt). Das Gründungswerk der eur opäischen Lit er at ur, in klassisch dekor ier t en Einbänden von Noulhac Am Anfang war Homer – und wie hätte man das her oische Zeit a lt er der Griechen in der Epoche ihr es nat ion a len Bef reiu ngsk ampfes geg en die osm an ische Herrschaft – und in der Zeit des auf kom menden Tou r ismus – auch vergessen kön nen? Die Übersetzung des für L’Art i ste und die Revue du XIX e siècle tät igen Kunst k rit ikers Eugène Bare ste (1814 –1861) ber eit et e Odyssee und Ilia s nicht nur durch einen Appa r at von An merk ungen und
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Erl äut er ungen auf, sondern führ t e dem Leser die ant iken Schauplätz e auch in zahllosen Abbildun gen vor Aug en: Illustrat or en wa r en der Archi tekt und Aqua r ellm a ler Philippe Aug uste Titeux (1814 –1846), der wen ige Jahr e nach Erscheinen des Werks in Athen verstarb, Théodore Louis Devilly (1818 –1886) und Aimé de Lemud (1817 –1887), der wie Devilly Schüler von Charles Maréchal in Metz gewesen und wie Bareste Mit a rbeit er bei L’Arti ste war. Das Werk war eben s o ver brei t et wie ge sucht: „un bel ex empla i re est rare“ [Car t er et]. Un s er
Exemplar ist gew andet in zwei mit klassis chen Mot iven geschmückt e Meistereinbände von Henr i Noulhac (1866 –1931). Proven ienz: Ex l ibris von Alf red Clériceau und Monog rammschildchen „RBL“ (= R. & B. Loliée) auf Vorblätt ern. Lit er at ur: Brivois 193; Car t eret III , 296; DBF V, 445; DLF I, 99 (mit irr ig er Nennung von C. Nanteuil als Illustrat or); Oster walder 617 (Lemud); Quéra rd/Bourquelot I V, 312 (mit Ers chei nungsjahr 1841); Sander 332 und 333; Thieme/Becker 23, 40 (Lemud); Vicai re 164 f.; zu Noulhac: Devauchelle III , 274 f.; Fléty 136 f.
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Das Exemplar König Ludwigs I. von Bayern 322 [Horatius Flaccus, Quintus]. Odes d’Horace. Traduites en vers par J. P. M. Montigny. Paris, P. Dufart, 1836. Zierlei ste in Holz schnitt an den Oden-Anfän gen. XII S., 532 S. Oktav (214 x 130 mm). Marineblau er Maroquinband der Zeit auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel und geschwungem Rahmenwerk aus Blind- und Goldfileten mit Fleurons auf Rücken und Deckeln, auf den letzteren zentral ein großes gekröntes Wappen, mit Goldfilete auf den Stehkanten, fet ter Goldfilete auf den Innenkanten, dunkel grünen geglät teten Maroquin doublüren mit blind gepräg ter Palmetten-Bordüre, insge samt 12 sich intrikat kreuzen den Filetenrahmen, dar in delikates Rankenwerk, teils auf Cribléegrund, alles in Goldprägung, mit fliegen den Vorsät zen aus weißem Moiré seidenpapier und Ganz gold schnitt, am Fuß si gniert „Ott mann“ ( Vorsät ze mit schwachen Oxydationsspuren, stellenwei se schwach braunfleckig). Aus dem Besitz von König Ludwig I. von Bayern, im zeit genössi schen Ein band von Ott mann Die Oden des Horaz (65 – 8 v. Chr.) sind das ‚klas si sche‘ Dicht werk schlecht hin. Neben den Liedern Catulls sind sie „die stärk ste Lei stung der Römer auf dem Gebiet der Ly rik“, neben Vergils Aeneis „das Haupt werk der klassi schen römi schen Literatur zur Zeit des Au gu stus und zu gleich, nach Form und Gehalt, voll kom men ster Ausdruck der gei sti gen Er neue rungs be stre bun gen die ser Epo che“ [K NLL VIII , 45]. Wie sehr die ses Buch zum klas si schen Bildungschatz breiter Krei se gehör te, läßt sich gerade auch an der vorliegenden Ausga be able sen, ei ner lateinisch-fran zö si schen Par al lel aus ga be, reprä sentativ gedruckt bei Didot auf sehr wei ßem Papier. Der Über set zer J. P. M. Montigny, der den Text zu gleich in Reimver se brachte, wird sich sei ner Arbeit in kost ba ren Mu ße stunden beflei ßigt ha ben, war er
doch, wie auf dem Titel zu lesen ist, „Dir ectur de l’hôpital milita ire de l’ex-gar de roya le“. Zeugt das Werk ins ge samt von der Anti kebe geisterung der Zeit, so die ses Exemplar von der des Königs Ludwig I.von Bayern (1786 –1868) per sönlich: Sein Wappensupralibros mit gekreuz ten Schwer tern unter ei ner Königskrone, gehalten von zwei bayeri schen Löwen mit Rauten fl aggen, ist beiden Deckeln groß und in Gold aufgeprägt. Ludwig unter nahm selbst zahl reiche Rei sen nach Ita lien, besaß in Rom die Villa Malta, profi lier te sich politisch als Phil hel lene und ging als För derer der Kün ste in die Geschichte ein. Die horaz ische Dichtung wird für den König auch von kultur politischem Inter esse gewesen sein, drükken sich doch in ihr die Er neuerungsbestrebun gen des Au gu stus in ei ner un ru hi gen in nenpolistischen Situation aus, als ein „Streben nach Maß, das Innen- und Au ßenpolitik, bildende Kunst und Dichtung gleicher ma ßen be stimmte“: Indem „apollini sche Klarheit […] die Kräf te der Zer störung zu ban nen“ ver mag, steht hinter den ly rischen Liedern zu gleich ein „Bekennt nis zur Kunst und ih rer Aufga be in der Welt“ [KNLL VIII , 45 f.], das für Ludwig I. Vorbildcha rak ter besessen ha ben dürf te. Der von Charles Ott mann al lein si gnier te Ein band stammt ver mut lich aus dessen frü her Zeit vor 1840; in jenem Jahr über nahm er die Werk statt sei nes ver storbenen Schwieger vaters, um fort an mit dem Doppel na men „Ott mann-Dupla nil“ zu si gnieren. Provenienz: Wappensupralibros von König Ludwig I. von Bayern. – Exposition de la reliure romantique, Brüs sel 1961, Nr. 71. – Ver so fl ie gendem Vor satz die gold gepräg ten Ex li bris von Pierre van der Rest (dessen Auk tion am 20.10.1964, Nr. 63: frs. 2.100; mit Abb.) und Mar cel de Merre (des sen Auk tion 2007, Nr. 160). Literatur: Quér ard/Bourquelot I V, 316; zu Ott mann: Culot 533; Fléty 138 f.; Ramsden 149.
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Im dekorativen Verlagsein band, mit bei liegendem, handsignier tem Probedruck 323 Houssaye, Ar sène. Le royaume des roses. Vi gnet tes par Gérard Séguin. [Le nouveau magasin des enfants 15]. Paris, E. Blanchard, 1851. 57 Textholz schnit te; zu sätzlich 1 Probedruck auf ChinaPapier beiliegend. 90 S., 1 leeres Bl. Ok tav (192 x 131 mm). Schwar zer Perkalin-Verle gereinband auf glat ten Rücken, mit schöner gold gepräg ter Rücken- und Deckelillu stration und farbi gen Akzenten, die Deckel mit blind gepräg tem Rahmenwerk, mit gelben Glanzpapiervorsät zen und Ganz gold schnitt (Papier leicht braunfleckig). Der romanti sche ‚Rosen roman‘ im Verlagsein band und mit bei liegendem, von Gér ard Séguin si gnier tem Probedruck Der Jour na list und viel sei ti ge Schrift stel ler Ar sène Houssaye (1815 –1896) war unter anderem mit Théophile Gautier, Gér ard de Nerval und Jules Ja nin befreundet, führ te zeit wei se das Leben ei nes Dandys und war ei nige Jah re lang Geschäftsfüh rer der
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Com édie-Française. Als eben s o geist r ei c her wie sent iment al-ga lant er Lit er at stand er „entre La m ar tine et Baudel a i re“ [DLF] und wurde als „une gran de fig ure de son temps“ [DBF] gefeiert.
Houssaye widmete das Büchlein seiner 1845 im Alt er von drei Jahr en gestorbenen Tocht er Edmée und ließ es in der Reihe Le nouveau maga sin des enfants erschei nen.
Die rom ant ische Erz ählung über das Rosenr eich der Fee Arc-en-Ciel wird begleitet von 57 Holzschnit ten vonJean Alfred Géra rd Séguin (1805 –1875).
Dieses Exemplar ist im orig in alen, hübsch in Gold und Farb en dekor ier t en und illustrier t en Ver lagseinband erh alt en, einer Va r ia nt e zu dem bei Malavieille gez eigt en Stück. Das Bildmot iv mit der tanz enden jungen Dame in einem orient a lisieren den archit ekt on ischen Rah men auf dem Vorder deckel wird im Buch nicht wiederholt. Der reiz vol le Text holzs chnitt der Stra ß enszene mit einer Handvoll rauchender Chinesen [S. 46] liegt zusätzl ich als von Géra rd Séguin mit Bleistift sig nier t er Probed ruck auf Chin apapier bei. Lit er at ur: Beraldi XII , 22; Brivois 194; Carteret III , 297 und 448; Gumuchian 3089 – 3091; Osterw alder 972 (mit fals chem Jahr); Sander 335; Talva rt/Place V III , 231 f., Nr. 23; Thieme/ Becker 30, 452; Vicai re I V, 185, und V I , 230; zu Houssaye: DBF XV II , 1356 f.; DLF I, 487; Hoefer 25, 272 ff.; vgl. Mala vieille 149 (Ein bandv a r ia nt e).
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Mit rund 370 Holz schnitten nach Daumier, Gavarni, Grandville u. a. – im Verlagsein band 324 Huart, Lou is. Muséum Pari sien. Histoire Physiologique, Pittoresque, Philosophique et Grotesque de toutes les Bêtes curieuses de Paris et de la banlieue. Pour faire suite à toutes les édit ions des Œuvres de M. De Buf fon. Texte par M. Louis Huart. 350 vi gnet tes par MM. Grandville, Gavarni, Daumier, Traviès, Lécurieux et Henri Monnier. Paris, Beau ger et Cie, 1841.
Etwa 370 Textholz schnit te, dar unter eini ge illu strier te Schmuckinitialen. 2 Bl., 394 S., 1 Bl. Quart (252 x 160 mm). Grüner Perkalin-Verlegereinband mit gold gepräg tem Rückentitel und dekorativer Rückenvergoldung, or namentaler Vergoldung in Rahmenwerk aus fet ter und ma gerer Filete mit großen Eckfleurons in Blindprä gung, mit gelben Glanzpapiervorsät zen und
Ganzg old schnitt (berieben, Vorsätze mit ger ing f üg igen Oxydat ionsspuren). Den Zoo des Pa r i s er Muséum d’ histoire nat ur elle vor Augen, werden in dieser Men ager ie frei nach „Buf fon“ ty pische ‚Pa r iser‘ Tier e vorgestellt, dar unter Löwe, Wildschwein, Schaf, Maulw urf und Rat t e, diverse Rassehunde, Amphibien wie Schlan ge, Frosch und Kro ko d il. Ein Aus fl ug in die Vogelwelt zu Huhn, Pfau, Geier, Nachtig all u. a. fehlt nicht; selbst Stub enfl iege und Zik ade kom men in den Blick. Wahr e Exoten sind Fabelwesen wie Minot aur us und Sphinx, ebenso die emblem a tischen Existenz en wie Grünschna b el und Sün denbock. Am Ende werden selbst vorsint flut l iche Fossil ien zum Leb en er weckt. „Tous les ty p es pa r is iens sont per s on n ifiés et et udiés dans ce volume très amu sant“ [Lacombe]. Das Buch ist gleicherm aßen „importa nt par son tex te sur Par is et par son illustration due à une bel le pléïade d’ar t istes“ [Car t eret]. Mit den illustrier
ten Schmuckinitialen liegt die Zahl der rund 370 Textholzschnitte sog ar noch über der auf dem Ti tel angegebenen. Von Grandville stammen nur drei Vig netten [S. 38 f. und 73], daß er trotzdem unter den Illustrat or en als erster gen annt wird, verd ankt sich seinem Ruf als Spezialist für Mensch-TierKom bin at ionen. Die rund 130 Vig net t en Dau miers war en bis auf eine [Bouvy 420] zuvor in Le Charivari, Chronique de Par is, Vocabulaire und anderwärts er schienen; Brivois hebt jene von Monn ier besonders hervor: „se distinguent, com me toujou rs, par une orig in alité bien tranchée“ [Brivois]. Das amü s an t e Buch liegt in gu t em Zu stand im hübschen Verlegereinband vor; es ist „rare en belle cond it ion“ [Car t eret]. Li t e r a t ur: Beraldi X, 106, Nr. 754 (Mon n ier); Brivois 297; Bouv ier 420; Car t eret III , 297 f.; Hiler 449; Lacombe 740; Lip perheide 931, Xe 376; Osterw alder 291, 602, 707 und 1065; Rahir 460; Ray II , 300; Renonciat 287; Rümann, Dau mier 41; Sander 512; Vica i re I V, 221 f.
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Die Physiolog ie du gard e nat ion al, du médecin, du flâneur, de l’ étudiant und du tailleur. Die Physiolog ie du garde nat ion al ist im Unt erschied zu ander en Ex empla r en im letzt en Kapit el Le licencié zwei Seit en länger, außerdem wurde ein Arr ière-propos von drei Seit en mit drei Abbildungen angeh ängt. Als Illustrat or en wa r en an drei seiner Bände Théodore Maur iss et, an zweien Ma r ie Alexa n dre Alophe und der kurz e Zeit später verstorbene Joseph-Loui s Trimolet (1812 –1843) bet eil igt, am Flâneur mit sieben Vig nett en auch Honoré Dau mier, wäh r end den Tailleur allein Gavarni bebilder t e. Fünf Physiolog ies von Louis Huart 325 Huart, Loui s. Physiolog ie du garde nat ion al. Vig nettes de MM. Maur isset et Trim olet. [Daran:] Du rand (du Siècle), Pierre [d. i. Eugène Guinot]. Phy siolog ie du provincial à Paris. Vig nettes de Gavarni. [Daran:] Huart, Loui s. Physiolog ie du médecin. Vig nettes de Trim olet. [Und:] Huart, Loui s. Physio log ie du flân eur. Vig nettes de MM. Alophe, Daumier et Maur isset. [Daran:] Ourliac, Édoua rd. Physiolo gie de l’ écolier. Vig nettes de Gavarni. [Daran:] Huart, Louis. Physiolog ie de l’ étudiant. Vig nettes de MM. Al ophe et Maur isset. [Und:] Saint-Hilaire, Émile Marco de [d. i. Marc Hilaire]. Physiolog ie du troupier. Vig nettes par Jules Vernier. [Daran:] Huart, Loui s. Physiolog ie du tailleur. Vig nettes par Gavarni. [Dar an:] Rousseau, James [d. i. Pierre-Joseph Rousseau]. Physiolog ie de la port ière. Vig nettes par Daumier. Zu samm en 9 in 3 Bdn. Par is, Aubert et Cie, Lavigne, [1841]. Zu samm en etwa 580 Textabbildungen in Holzschnitt. Zu samm en etwa 1180 S. (davon ein ige Bl. Verl agsanzeigen).
Im zwei t en Sam m el b and geht Lou i s Huarts Beschreibung des Student en passender weise Édou ard Ourliacs Gegenstück über den Schüler vora n, wiederu m mit Holzschnitten nach Gavarni. Von letz t er em, der selbst ein ‚zug er eister‘ Süd f ran zose war, stammen ebenfalls die Vig netten zum Provincial à Par is. Dau mier wieder u m bebilder t e die Physiolog ie de la port ière mit 59 Zeichnungen. Proven ienz: Zwei Bände mit handschrift l ichem Be sitzvermerk auf Vorblatt: „Richard Atkinson [/] Pau. 1842.“ – Physiolog ie du tailleur etc. mit Wappenex l i bris des Industriellen Évra rd Bourlon de Rouvre. – Alle Bände: Goldgepräg t es Lederex l ibris von An dré Villet auf dem Spiegel. – And ré Tissot-Dupont, dessen Aukt ion 2016, Nr. 446. Lit er at ur: Brivois 328 ff.; Car t eret III , 481 – 495; Lacombe 781, 788, 795, 804, 824, 841, 848, 861 und 865; Lhéritier: 22, 25, 30, 37, 40, 42, 49, 58 und 65; Quéra rd/Bourquelot I V, 223 und 327, V, 568, sow ie V I , 247 und 280; Sander 574; zu Huart: DBF XV II , 1385; DLF I, 488; Vicai re V I , 598, 599 f., 601, 603 f., 608 und 612 ff. und 617 f.
Klein-Oktav (128 x 80 mm). Drei dunk elg rüne Halbm a roquinbände der Zeit auf glatten Rücken, mit Rückent itel, dem Einzelstempel eines Äffchens und fünf doppel ten Querf ileten in Goldpräg ung sowie mit marm or ierten Vorsätzen (teils leicht oder mäßig braunf leckig). Neun Physiolog ies, davon fünf von dem Initiat or der Reihe Lou i s Huart (1813 –1865), zur da m a l i g en Zeit ei ner der bedeut endsten Red akt eu r e des Charivari, verfaßte insges amt sechs Bände in der Reihe der Physiolog ies und bea nspruchte auch die „patern ité de l’invention de ces petits livres [Lacombe, S. 122]. In den vorl iegenden drei Bänden mit insge samt neun Physiolog ies sind fünf seiner Werke ent halt en, die ein breit es Ty p enspekt rum abdecken:
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H[ugo]s (und im weit er en Sinne der rom ant ischen Beweg ung) mit dem M[it t ela lt er]“ [Eng elh ardt/ Roloff ].
Erste Ausg abe von Hugos wirkungsmächt igstem Werk 326 Hugo, Vict or. Notre-Dame de Par is. Troisième édition. 2 Bde. Par is, Charles Gosselin, 1831. 2 Titelvig netten in Holzschnitt nach Tony Johann ot. 4 Bl., 404 S. Und: 2 Bl., 536 S. – Auf Büttenpapier. Oktav, völlig unbeschnitten (213 x 132 mm). Langgenarb te nachtblaue Halbm ar oquinbände auf glatte Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel und Bandbezeichnung in je einfachen Goldf iletenrahm en sowie je dreim al in drei fachen Goldf iletenrahm en orn am entale Verg oldung mit roten Lederintarsien, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenen gelben illu strierten Orig in al-Um schlägen (inkl. Um schlagr ücken), auf den fliegenden Vorsätzen verso sig niert „Devauchel le“ , zu samm en in mit Velours ausgeschlagen em Papp schuber mit Mar oquink anten (stellenweise unbedeuten de Braunf leckchen). Der bedeut endste histor ische Rom an der Rom ant ik in erster (!) Ausg a be Dies er Rom an beg ründ et e den Ruhm von Victor Hugo (1802 –1885), der einer der vielseitig sten, frucht barsten und er folg r eichsten Schriftstel ler Frankr eichs werden sollte. Im Jahr 1831 hielt sein Verleg er allerd ings noch verk aufsf ördernde Maßn ah men für not wend ig, um die elf hundert Ex empla r e der ersten Ausg a be abz usetz en. Verschie dene Chargen bez eichnet e er als zweit e, drit t e und vier t e Edi t i on, um den Ein d ruck zu er wecken, die große Nachfrage habe in kürz ester Zeit meh rer e Neud rucke nötig gem acht. So trägt das vor liegende Exemplar den Zusatz Troisième édition. In Wirk l ichkeit handelt es sich um fikt ive „pseudoédit ions“ [Talva rt/Place], erschienen die ver meint lich spät er en „sous le même date; c’est, en som me, la première rem ise en vente avec des titres de relai“ [Vicai re]. Wir ha ben also den „größt en histor ischen Rom an der Rom ant ik“ [Haupt werke] in der ersten Ausg a be vor uns – eine „grand iose dicht er ische Vision, das bedeut endste Zeug n is der Wahlver wandtschaft
Die im spät en 15. Jahrhundert ang es iedelt e Geschichte beg innt mit der Beschreibung des all jährl ich am Dreikön igst ag statt fi ndenden Nar r en festes zum Auf t akt der Kar nevalss aison, an dem der mißg ebildet e, abs chreckende Glöck ner von Not re-Dame, Quasi modo, in ei ner parodistischen Zer emon ie zum Kön ig der Masker ade gek rönt wird. Zwischen dem abg rundt ief häßl ichen, aber her zensr einen Quasimodo und dem int rig ant en Archi diakon Frollo entw ickelt sich ein ungleicher Kampf um das ver meint l iche Zigeu ner m ädchen Esmer al da. Als der zur ückgew iesene Got t esm ann sie an den Galgen bringt und ihre Hinr icht ung von der Höhe des Kircht urms von Not re Dame rachsücht ig beob acht et, stürzt ihn der Glöckner in die Tiefe. In der „Dram atisier ung der Handlung“ liegt eine besonder e Stärke des Rom ans, eine ander e „in der meisterh af t en Gestalt ung von Massenszenen, in der Schilder ung des wimmelnden Leb ens in den en gen mit t ela lt erl ichen Stra ßen zu Füßen der dun kel auf r agenden Kat hed ra le von Not re-Dame“ [En gelh ardt/Roloff ]. Insgesamt stellt sich das Werk als eine „Synt hese kühner Visionen und Bilder von ba rocken Dimensionen“ [Haupt werke] dar. Ein flüsse des engl ischen Schauer r om ans vera rbeit et e Hugo gen auso wie ein „um fang r eiches Quellen m at er i al“ [Haupt werke], über histor ische Persön l ich kei ten wie etwa Kön ig Ludw ig XI ebenso wie über das Kloster wesen, Geheimw issenschaf t en oder die Ju stiz. Neben die „Liebe zum pitt or esken Det ail“ tre ten seine „um fassende Kennt n is vera lt et er, ‚mit t el alt erl icher‘ Wör t er und Wendungen, der kraft volle Rhyth mus sei ner Sprache“ [Engel h ardt/Roloff ]. Doch es ist vor allem eine bestimmt e soz ia lpsycho log ische Grundstruktur, die den Rom an und sei ne Äst het ik prägt: So verm ischt Hugo „Trag isches, Grot eskes und Kom isches, weil seiner Meinung nach das Leben keine Gattungsg renz en kennt oder gar einh ält“ [Engler 51]. Man kann dies als holzschnitt ar t ige, ty penh af t e Ex z ent rik abt un, es als „Kühn heit“ und „das rom ant ische Anempfi nden spät m it tela lt erl ichen Lebensgef ühls“ [Haupt werke] loben, oder auch als Zeichen einer „engen und unm itt el bar en Verbundenheit mit seinem Volk“ [Jan 228] deut en. La m ar t ine wieder u m nannt e Hugo nach Erschei nen von Not re-Dame de Par is den „Shake speare des Rom ans“ [Haupt werke]. Die tastenden Vergleiche mit Mit t ela lt er, Ren aissance, Ba r ock und
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Volksk ult ur deut en auf ei nen ment a l it ätsgeschicht lichen Wandel, der sich ger ade in der Aufbruchs zeit des frühen 19. Jahrhunderts vollz ieht und vor dem alle früher en Epochen als „trad it iona l“ und zuneh mend fremda r t ig erscheinen. Neben allem ge lehrt en Wissen hatt e Hugo wohl auch noch inner lich Ant eil an diesem trad it iona len Bew ußtsein, in dem Heil iges und Profa nes, Ernstes und Lächerl i ches, Trag isches und Kom isches, Grobes und Sub ti les unver m it t elt nebeneinanender stehen. Nur in einem kurz en histor is chen ‚Schwellen‘-Moment konnt e dies anscheinend adäquat rez ipiert werden: „Unt er dem umwälz enden Einfluß des Werks fand vor al lem in Frank r eich eine Neuorient ier ung des künst ler ischen Geschmacks, von der Klassik weg hin zu den Idealen der Hochrom antik und zum Mit t ela lt er statt. Diese Orient ier ung sollt e frei l ich nicht von Dauer sein“ [Hauptwerke]. Die Weichen wurden alsbald umgestellt auf „Rea l ismus“, bürger liches „Maß“, „Fortschritt“ und „Zuk unft“. Der Buchschmuck besteht nur aus zwei Titelv i gnet t en und einer wiederholt en Umschlag v ig net te von Porret nach Zeichnungen von Tony Johan not. Die Illustrat ion zum ersten Band, die zeigt, wie Esmer ald a dem an einen Schandpfahl gefesselt en Quasimodo einen Labt runk reicht, ist allerd ings „one of the most moving of Johannot’s designs“ [Ray]. Die Abbildung im zweit en Band stellt gew is ser m a ßen die ins Heillos-Trag ische gesteiger t e Um kehr ung dazu dar: Die von allen verl asssene Esme rald a kniet gesenkt en Haupt es vor dem Port al von Notre Dame, kurz vor ihr er Hinr ichtung. Grotesk hinw ieder u m die Ums chlag i llustrat ion: Grim as sier end glotzt Qua si modo durch eine kreisr unde Luke auf den Leser. In bew undernswert er Knapp heit fängt Johan not drei völ l ig gegensätzl iche Stim mun gen ein. Beide Umschläge sind wohlerh alt en unser em unbe schnit t enen Exemplar – mit durchgehenden Témo ins – beigebunden; die schmuck vollen Einbände stam men von Rog er Devauchelle. Das Resü mee können wir get rost Car t eret überlassen: „Cette édit ion orig in ale, en bel état, est la plus rare de toutes les œuvres de l’aut eur; elle a eu un retentissement mondial, et c’est une des plus difficiles à se procurer de la période rom ant ique“ [Car t eret]. Proven ienz: Adria n Flüh m ann. Lit er at ur: Ass el i neau 9; Car t eret I 400 ff. (mit. Ums chlag-Abb.); Champ fleury 357 f.; Eng el h ardt/Roloff II , 51 f.; vgl. Esc offier 870; Haupt werke 305 ff.; Lonc hamp II , 230; Mar ie 95; Quéra rd/ Bourquelot I V, 334; Rahir 465; Ray II , 258 f., Nr. 180; Talva rt/ Place IX , 16 f., Nr. 26A; Vicai re I V, 256 f.
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Die er ste, sehr seltene Duodezausga be im Jahr der Erst ausga be 327 Hugo, Victor. Notre-Dame de Paris. [Auf den Vor titeln:] Cinquième édit ion. [Auf den Um schlä gen:] Cinquième édit ion, revue et corrigée. 4 Bde. (Œuvres com-plètes de Vic tor Hugo). Paris, Charles Gos selin, 1831. 4 Titelvi gnet ten in Holz schnitt nach Tony Johannot. 4 Bl., 322 S. Und: 2 Bl., 338 S. Und: 2 Bl., 226 S. Und: 2 Bl., 288 S. – Auf Büt tenpapier gedruckt. Duodez, kaum be schnit ten (180 x 108 mm). Langgenarbte rote Halbmaroquinbän de auf glat te, mit linearer Vergoldung und Fleurons ver zier te Rücken, mit gold gepräg ten Rückentiteln, Goldfileten auf den Deckeln, ein gebundenen, chamoisfarbenen Ori ginal-Um schlä gen (inkl. Um schlag rücken), mar morier ten Vorsät zen und Kopfgold schnitt, auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert „E. Maylan der“ (Um schlä ge etwas an ge staubt). Er ste Duodez-Ausga be, um zwei Holz schnit te nach Tony Johan not ver mehrt Er schien schon die Erst aus ga be von Vic tor Hugos Notre-Dame de Paris mit va ri ierender Bezeich nung als „er ste“ bis „vier te“ Aufl a ge, al lein als Si gnal ver meint lichen Verkaufser folgs, so ver fuhr der Verleger Charles Gosselin mit der zweiten Ausga be genau so; hier fi nden sich die Zu sät ze Cinquième bis Sept ième édit ion. Sie er schien im gleichen Jahr, „proba blement“ sogar „en même temps“ [Talvart/ Place] wie die er ste. Von der er sten Ausga be unter scheidet sich die zweite durch das klei nere Duodez-For mat, die Er scheinungsform in vier Bänden und durch die An zahl der nun vier statt zwei Titel vi gnet ten. Die beiden Holz schnit te zu Band I und IV, gesto chen wiederum von Porret nach Zeich nun gen von Tony Johannot, wur den in dieser Ausga be erst mals pu bli ziert. „Cette édit ion livrée aux ca binets de lecture est devenue très-rare“, schrieb Charles Assel ineau bereits 1872! Un ser fast un be schnit tenes Exemplar auf Büt tenpapier wur de von E. Mayl ander gebunden, eingebunden sind auch die Ori gi nal-Um schlä ge mit der wiederholten, aus der Erst ausga be bekannten Vi gnet te mit dem Qua si modo-Por trait. Literatur: As sel ineau 9; Car ter et I, 402; vgl. Es coffi er 871; Lonchamp II , 230; Ma rie 95; Quér ard/ Bourquelot I V, 334; Rahir 465; vgl. Ray II , 258 f., Nr. 180 (nur Er stausg.); Talv art/Place IX , 16 f., Nr. 26B; Vica ire I V, 257 f.
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Exemplar auf Büttenpapier 328 Hugo, Victor. Notre-Dame de Paris. Paris, Eugène Ren duel, 1836. 12 Stahl stiche, davon 11 auf Chinapapier, montiert auf Kar ton, davon 9 mit Seidenhemdchen. 2 Bl., 631 S. – Auf Büt tenpapier gedruckt. Ok tav (205 x 128 mm). Mit telbrau ner Maroquinband der Zeit auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Titel und vier Or namentstempeln auf dem Rücken, auf den Deckeln fet ter Goldfiletenrahmen mit Goldpunkten in den Ecken, dar in Rah menwerk aus Fileten, Volu ten und Blät tern in Blindprä gung, vorn zentral der Titel in Goldprä gung, Stehkanten mit Gold schraf fen in den Ecken, Innenkanten mit Dentellebordüre, mit mar morier ten Vorsät zen und drei seiti gem Gold schnitt, am Fuß si gniert „Boutigny“ (Rest eines Buchhändleretiketts auf Spiegel, vereinzelt weni ge Fleckchen). Die er ste il lu strier te Ausga be – auf Büt tenpapier Den „größten hi stori schen Roman der Romantik“ [Haupt werke 306] ha ben wir in der er sten il lustrier ten Ausga be vor uns, und zwar in der Vor zugsva ri ante auf fei nem Büt tenpapier; ein Werk, das „among the principal works containing steel engravings“ [Ray II , 249] ran giert; zu gleich ist es ei nes der „great works of collaborative il lu stration which were the glory of the time“ [ebd. 257]. Die zwölf Stahl stiche ver dan ken sich ei ner „élite d’il lust rateurs, choisis entre les favoris du groupe romantique“ [Ma rie 38]: Vier stam men von Tony Johan not, je zwei von sei nem Bruder Al fred, von Au gu ste Raf fet und Ca mil le Rogier, je ei ner von Lou is Bou lan ger und Adolphe Rouargue. Die Ste cher wa ren Edward und Wil li am Finden, A. Lacour-Lestudier, G. A. Périam, T. Phil librocon und Robert Sta ines. Diese Il lu strationen „are closer to the spi rit of the novel than those in any later edition“ [Ray II , 300]. Be sonders bekannt sind Tony Johan nots Dar stellun gen des Glöck ners Qua si modo und der schönen Esmeralda – „but even more stri king is Raf fet’s darkly sini ster drawing“ [ebd.], das den fi n steren Erzdia kon Frol lo im Begriff zeigt, dem Esmeralda um ar menden Neben buh ler ei nen Dolch in den Rükken zu stoßen. Dieses Motiv, De l’utilité des fenêtres qui donnent sur la rivière, ist „known to few readers be-c ause it is usu ally mis sing“ [ebd.]. Hier wurde der Stich ei gens ein gebunden, und zwar in der Va riante auf Vélin; auf Chi napapier ist er „fort rare“ [Car ter et]. Die Stahl stiche liegen sämt lich avec la
lettre als premier tira ge vor, erkenn bar dar an, daß sie ohne den Na men „Fur ne“ gedruckt sind. Zur gleichen Zeit er schien eine weitere Ausga be in drei Bänden (hier Nr. 330), von der sich diese einbändi ge durch ihre Hand lich keit abhebt und dar um auch unter dem Na men Édit ion Keepsake bekannt wur de. Sie gilt zu gleich als „le modèle du gen re, il eut un vif succès et fut sou vent très bien ha billé à l’époque, par Boutigny, avec le motif dit à la cathédr ale“ [Car ter et]. Von Boutigny ist auch un ser Ein band, geprägt al ler dings nicht von dem gotisierenden Kir chen motiv, sondern von – für ihn ty pischen – ver spielteren Voluten in Blindprä gung, vor denen sich die gold gepräg ten Ver sa lien des Deckeltitels pu ri stisch abheben. Provenienz: Georges Degryse. – Sam Clapp (dessen Auk tion Chri stie’s, Pa ris, 2002, Nr. 447). Literatur: Brivois 195 f.; Car ter et III , 299 f.; Es coffi er 1163; vgl. Haupt wer ke 305 ff.; Lonchamp II , 231; Ma rie 38, 88 und 99; Marie, Bou lan ger 35 f. und 41 f.; Oster walder 539, 861, 914 und 923; Rahir 465; Ray II , 300, Nr. 223; Sander 344; Talv art/Place IX , 18, Nr. 26D; Vica ire I V, 258 f.; zum Ein band: vgl. Culot 380 ff., Nr. 182 –184.
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Die erste illustrier t e Ausg a be im zeit genössischen Einband von Bunet ier 329 Hugo, Vict or. Not re-Dame de Par is. Par is, Eugène Renduel, 1836. 12 Stahlstiche auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit Seidenhemdchen. 2 Bl., 631 S. Okt av (209 x 128 mm). Langg en arbt er rotbraun er Mar oquinband der Zeit auf glatten Rücken, mit Titel in Frakt ur, linearer und floraler Dek orat ion sowie kleinen Cribléef lächen, alles in Goldpräg ung, auf dem Rücken, die Deckel mit ein em fetten, sod ann fünffachem, drei fachem und doppeltem Goldf iletenrahm en, vier kleinen und vier großen Eckfleurons, mit doppelten Goldf ileten auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Innenk anten, mit Vorsätzen aus weißem Moiréseidenpapier und Ganz goldschnitt, am Fuß sig niert „Bunet ier“ (Kanten ger ing füg ig berieben, Vorsätz e oxydiert, Trägerpapier der Tafeln teils braun sprenklig).
Die erste illustrier t e Ausg a b e des „größt en histor is chen Rom ans der Rom ant ik“ [Haupt werke 306] präsent iert sich in einem noblen goldgepräg ten Ganzm a r oq uinband des Pa r iser Buchbinders Bunet ier. Dieser war laut Ramsden tät ig „between 1842 – 49“ [Ramsden 45], nach Fléty „durant le troisième quart du XIXe siècle“ [Flety 36]. Aug uste Raf fet s Zeich nung, die den Erzd ia kon Frollo im Beg riff zeigt, dem Esmer ald a uma r men den Neb enbuhler einen Dolch in den Rücken zu stoßen, die meist fehlt, liegt hier in der Var ia nte auf Chin apapier vor, die „fort rare“ [Carteret] ist; sie hat im Gegensatz zu den übr igen Stahlstichen keine Bildlegende. Diese sind als premier tirage vor handen, erkennbar dara n, daß sie ohne den Namen „Fur ne“ ged ruckt sind. Proven ienz: Auf dem fliegenden Vorsatz goldgepräg tes Lederex l ibris von Henr i Bur t on (1890 –1971).
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Un beschnittenes Exemplar in Ein bänden der Zeit 330 Hugo, Victor. Notre-Dame de Paris. 3 Bde. (Oeuvres complètes. Roman. V – VII ). Paris, Eugène Ren duel, 1836. 12 Stahl stiche auf stärkerem Papier. 380 S. Und: 428 S. Und: 352 S. – Auf Büt tenpapier gedruckt. Oktav, unbe schnit ten (227 x 135 mm). Geglät tete rote Halbmaroquinbände der Zeit auf glat te Rücken mit goldgepräg ten Titeln und Fileten dekor mit Giebelelementen à la cathédrale, mit Goldfileten auf den Deckeln und mar morier ten Vor sät zen (Kanten berieben, EinbandEcken mit kleinen Stoß spuren, durch gehend, stellenwei se stärker, braunfleckig). Die il lu strier te Ausga be in drei Bänden Diese drei bändi ge Ausga be von Notre-Dame de Paris gab der Verleger Renduel im gleichen Jahr und mit den gleichen zwölf Stahl stichen wie die ein bändige Édit ion Keepsake her aus, die Car ter et als „premier tira ge“ bezeich net. Brivois war sich da gegen unsicher: „Nous ne savons s’il y a lieu de rechercher la préséance entre ces deux édit ions pour déter mi ner dans laquel le se trouve le 1er tira ge des gravur es“ [Brivois]. Dem von Ray aut op sierten Exemplar fehlte die Ta fel De l’utilité des fenêtres qui donnent sur la rivière – „typic ally“, wie er meinte. In un serem ist sie frei lich vorhanden [Bd. II , nach S. 290], of fen bar als Ausweis ih rer Besonderheit (und des sin ist ren Sujets) hat sie als ein zi ge ein Seiden hemdchen erhalten. Die Ta feln sind auf stärkeremVelinpapier gedruckt, der Text auf un beschnit tenem Büt tenpapier. Hugos Notre-Dame prä sentiert sich in zeit genössischen Ein bänden mit dezentem goldenen Dekor auf den Rücken: Jeweils drei Gold fi leten bilden zwei sti li sier te Säu len, auf denen oben wie unten passender wei se Schmuck giebel à la cathédrale auf ruhen. Literatur: Brivois 196; Car ter et III , 30 0; Es coffi er 1164; vgl. Haupt wer ke 305 ff.; Lonchamp II , 231; vgl. Ma rie 38, 88 und 99; Oster walder 539, 861, 914 und 923; Ray II , 300, Nr. 223A; Sander 345; Talv art/Place IX , 18, Nr. 26E; Vica ire I V, 259 f.
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ikonog raphische Mat er ia l: Wurde die Erst aus-g a be 1831 nur von drei Vig nett en und jene von 1836 von zwölf Tafeln begleit et, so bracht e der Verleger Per r otin 1844 die erste ‚wirk l ich‘ illustrier t e Aus gabe heraus. Sie wurde mit 55 Tafeln und über 100 Vig net t en „mag n ifiquement illustré par les meilleu rs ar t istes, dessinateu rs et graveurs du moment“ [Talva rt/Place] und er r ang größt e Ber ühmt heit. Sie liegt hier in der ersten Auflage vor (erkennbar an der klei nen Fi lete statt ei ner Vi g net t e auf dem Titel), die Tafeln im ersten Zustand, was überaus schätz enswert ist: Denn die „fine impressions of the first issue […] are among the best in the Roma nt ic trad it ion“ [Ray].
Das indiv idual isier t e Exemplar von Alexa ndre Roudinesco 331 Hugo, Vict or. Not re-Dame de Par is. Édition illustrée d’après les dessins De [sic] MM. E. de Beau mont, L. Boulanger, Daubigny, T. Johannot, de Lemud, Meissonnier, C. Roqueplan, de Rudder, Steinheil, gravés par les art iste s les plus dist ingués. Par is, Perr otin [und:] Garnier frères, 1844. 55 Tafeln, davon 21 Stahlstiche und 34 Holzschnit te, zu sätzlich 4 Doublet ten (davon 2 auf aufgewalztem Chin apapier), 108 Vig netten (einige wiederholt) und 59 Zierintitialen in Holzschnitt. 2 Bl., 485 S., 1 Bl.; 2 S. ( Verlagsprospekt); 2 S. ( Verlagsprospekt). Quart, unbeschnitt en (266 x 180 mm). Rotbraun er geglätteter Mar oquinband auf glatten Rücken, mit gold geprägtem Rückent itel um eine got ische Rosette, deren Blattspitzen sich strahlenf örm ig nach außen ausbrei ten, eine ähnliche Rosette, in den Spitzen mit creme farbenen Lederintarsien und in Goldf iletenrahm en auf beiden Deckeln, mit Goldfileten auf den Stehk anten, beigen Kalbled erd oublüren mit Rahm en aus goldge prägten, ineinanderg reifenden Spitzbögen mit grün en Lederintarsien in den Ecken, mit in weinr oter Seide be zogenen Vorsätzen, eingebundenem gelben illu strierten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) und erstem Liefer ungsum schlag, mit Ganzg old schnitt über Témo ins, gebunden von „E. & A. Maylander“ (Sig nat ur auf Spiegel) nach Entwurf von „A. Roudinesco“ (ebd.), in Halbm aroquinchem i se mit goldgeprägtem Rückent itel und mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit Mar o quink anten, ebenfalls sig niert von Maylander (Schuber berieben). Die ber ühmt e Ausg a be mit rund 150 Illustrat ionen der besten Zeichner der Zeit Mit dem zunehmenden Ruhm, der dem „größten histor ischen Rom an der Rom ant ik“ [Haupt werke 306] zut eil wurde, wuchs auch das ihn begleit ende
Tony Johannot, der die Vig netten zur ersten und meh r er e Ta feln zur 1836er-Ausg a b e beigesteuert hatt e, liefert e hier nur eine Illustrat ion [bei S. 298], ebenso Ernest Meisson ier, diese ist freil ich „one of that art ist’s most penetrating stud ies of character“, näm l ich des Kön igs Ludw ig XI . [bei S. 415]. Lou is Boul anger steuert e zwei Zeichnungen bei [bei S. 94 und 427]. – Prägend war en demgegenü ber Édou ard de Beaumont, Charles-François Dau bigny und Aimé de Lemud. Von letzt er em stammen 14 Tafeln, „profoundly stud ied; they are drawn, indeed, for posterity“. Zu ihnen zählt auch das Frontispiz, auf dem alle Verehr er Esmer ald as auf ihre jeweils eige ne Art einen Blick auf die Schöne werfen – „a de sign which sums up the mot ivating forces of Hugo’s plot“ [Ray]. Da die Kat hed rale Not re Dame und ihre Umg ebung in dies em ‚Ortsr om an‘ eine zent ra le Rolle einn immt, kommt den Archit ekt urz eichnun gen Dau bignys eine besonder e Bedeut ung zu – dies gilt gleicherm aßen für seine Tafeln wie für die zahl reichen Text a bbildungen, die teilweise ungewöhn liche Perspekt iven eröffnen [vgl. Abb. S. 352]. Mit ihm wetteiferte Édoua rd de Beaumont, dem zahl reiche größer e Kopf v ig net t en zu verd anken sind. Vier Tafeln sind doublett: Das Frontispiz und die wunderba r e Ansicht von Pa r is aus der Vogelp er spektive [bei S. 113] lieg en ein weiteres Mal auf Chin apapier vor, die Audience au grand Châtelet [bei S. 189] noch einm al in der äußerst seltenen Var i ant e mit dem Druck fehler Audiance und Loui s XI visi-tant les cages de la Bastille [bei S. 421] zus ätz lich im zweiten Zustand mit dem Druckern amen Lacrampe et Comp. Eingebunden sind fer ner zwei zweiseit ige Verl ags prospekt e, jeweils mit ander er Illustrat ion, außer dem der mit dem Port rait des Glöckners Quasimodo illustrier t e cremef arb ene Ums chlag der ersten
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Lieferung und der beid seitig il lu strier te Ori gi nalUm schlag auf gel bem Papier. Ist das Buch oh nehin „rare en bel le condit ion“ [Carter et] so ist die ses – un be schnit tene – Exemplar in ein zig ar ti ger Per fek tion erhalten. Der il lu stre bi bliophi le Vorbesit zer Alex andre Roudinesco ließ es sich nicht neh men, für dieses in so vieler Hinsicht ausgezeich nete Buch ei nen kon genia len Einband mit dem ‚strah lenden‘ Motiv ei ner goti schen Ro set te auf Rücken und Deckeln zu ent wer fen („Dr A. Roudinesco inv.“) und im „atelier célèbre“ [Fléty] von Émile und André Maylander meisterhaft binden zu lassen. Provenienz: Il lu strier tes Ex li bris von Alex andre Roudinesco (1883 –1974) auf dem Spiegel. – Dessen Auk tion 1967, I, Nr. 64: frs. 1.800. – Hen ri M. Petiet (Auk tion II , 1992, Nr. 107, frs: 35.000). Literatur: Brivois 196 f.; Car ter et III , 300 ff.; Es coffi er 1605; vgl. Haupt wer ke 305 ff.; Lonchamp II , 231; Oster walder 103, 289, 539, 617, 930 (Abb.) und 1012 (Abb.); Quér ard/Bourquelot I V, 334; Rahir 465; Ray II , 316 ff., Nr. 234; Sander 346; Talv art/ Place IX , 19 f., Nr. 26G; Vica ire I V, 260 – 266.
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Das Exemplar von Jules Brivois, tel que paru und mit zusätzlichen Bei la gen 332 Hugo, Victor. Notre-Dame de Paris. Édit ion illustrée d’après les dessins De [sic] MM. E. de Beaumont, L. Boulan ger, Daubigny, T. Johannot, de Lemud, Meissonnier, C. Roqueplan, de Rudder, Steinheil, gravés par les ar tistes les plus distingués. Paris, Per rotin [und:] Gar nier frères, 1844. [2. Titelei:] Paris, Perrotin. 1844. 55 Tafeln mit Seidenvorsät zen, davon 21 Stahl stiche und 34 Holz schnit te, zu sätzlich 6 variante Doubletten; 108 Vi gnet ten (eini ge wiederholt) und 59 Zier intiti alen in Holz schnitt; zu sätzlich 8 Probedrucke auf Chinapapier. 2 Bl. (Titelei), 2 Bl. ( Variante der Titelei), 485 S., 1 Bl.; separat 2 S. ( Verlagsprospekt); 2 S. ( Verlagsprospekt); 1 Infor mationsblättchen in Duodez. Quart, unbe schnit ten (ca. 275 x 190 mm). Lose La gen und Tafeln in 34 Lieferungsum schlä gen und ori ginalem Ge samt um schlag, in langgenarbter dunkelroter Halbmaroqu inchemi se mit gold gepräg tem Rückentitel und fünf reich vergol deten Rückenkompartim enten mit in Grün und Ocker intarsierten Roset ten, jeweils in doppeltem Goldfiletenrahmen, innen mit Mar mor papier bezogen und si gniert „G. Mercier Sr. de son père – 1921“ , in Pappschuber mit Maroquinkanten, die ser ebenfalls si gniert von Mercier (Schuber berieben). Das getrüffelte Exemplar tel que paru von Jules Brivois und Lau rent Meeûs Dies ist ein tadel loses Exemplar der er sten Aufl age, un gebunden, un be schnit ten, tel que paru und „très pur“ wie Jules Brivois auf ei nem Ex tra blatt notier te – ihm gehör te dieses Mu ster stück der er sten an ge mes sen il lu strier ten Aus ga be des größten hi stori schen Romans der Romantik. Vorhanden sind der drei seitig il lu strier te gel be Gesamt um schlag eben so wie die 34 blaßgel ben Lieferungsum schlä ge, die jeweils mit dem Por trait des Glöck ners Qua si modo il lu striert sind. Vorhanden ist aber auch zu sätz liches Material, so die Titelei des
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Nachdrucks aus dem gleichen Jahr, die il lu striert ist mit ei ner West an sicht von Notre Dame und ei ner Fleder maus [vgl. Car ter et III , 302]. Es liegen zwei zwei seiti ge Verlagsprospek te, jeweils mit anderer Il lu stration, bei, au ßer dem ein beid seitig bedruck tes In for mationsblätt chen in Duodez for mat mit der Il lu stration der Titelva ri ante. Sechs zu sätzliche Ta feln liegen als Va ri anten (teils mit unterschied lichen Drucker na men) vor, Paris à vol d’oiseau ist sogar triplett, davon ein mal avant toute la lettre [nach S. 112]. Und schließlich wur den dem Band acht Probedrucke auf Chi napapier bei gegeben, zwei zu Ta feln [nach S. 156 bzw. 372], sechs zu Text abbildun gen [S. 70, 74, 90, 129, 337 und 439]. Ei ner wur de von dem Stecher Lou is Hen ri Brévière mit Blei stift si gniert. Eine Rei he die ser Zu ga ben ist noch nicht in Brivois‘ Auk tionskata log von 1920 er wähnt; sie
wur den wahr schein lich von dem späteren Be sitzer, dem bel gi schen Bi bliophi len Lau rent Meeûs (1872 –1950) hin zu gefügt, der auch Georges Mer cier (1885 –1939) mit der reich intar sierten Halbmaro qu inchemi se beauf tragt ha ben wird, in die dieses ein zig ar ti ge Exemplar ein gelegt ist. Provenienz: Auf dem letz ten Lieferungsum schlag zeit genössischer handschrift licher Na mens ver merk: Hen ri Hocquet. – Hand schrift licher Ver merk von Jules Brivois („1er tira ge, très pur“) auf ei nem beigeleg ten Blatt. – Des sen Auk tion 1920, Nr. 665 (noch nicht mit al len Zu ga ben): frs. 1.450 (zitiert bei Car ter et). – Auf dem Spiegel der Chemi se: Gold gepräg tes Leder ex li bris von Lau rent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau rent Meeûs, 1982, Nr. 316). – Sam Clapp (dessen Auk tion Chri stie’s, Pa ris, 2002, Nr. 448).
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Il luminier tes Exemplar – so wohl uni kal 333 Hugo, Victor. Notre-Dame de Paris. Édit ion illustrée d’après les dessins De [sic] MM. E. de Beaumont, L. Boulan ger, Daubigny, T. Johannot, de Lemud, Meissonnier, C. Roqueplan, de Rudder, Steinheil, gravés par les ar tistes les plus distingués. Paris, Per rotin [und:] Gar nier frères, 1844. 55 illu minier te und eiweiß gehöhte Tafeln, davon 21 Stahl stiche und 34 Holz schnit te, zu sätzlicher zweiter Tafel satz, jeweils mit Sei denvor sät zen; 108 Vi gnet ten (eini ge wiederholt) und 59 Zier intitialen in Holz schnitt. 2 Bl., 485 S., 1 Bl. Quart (253 x 166 mm). Rotbrauner Maroquinband auf vier breite Bünde, auf die sen von Goldfileten ein gefaßte Blind schraf fen, mit gold gepräg tem und -gerahmtem Rückentitel sowie goti sieren der Or nament ik in dreifachen Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenfeldern, die Deckel mit Rahmenwerk aus Gold- und Blindfileten mit gold- und blind gepräg ten Fleurons um ein Mit telfeld mit or namentaler, schwungvoller Blindprä gung à la cathédrale, mit doppelten Goldfileten auf den Stehkanten sowie dreifachen Goldfiletenrahmen mit sechs abstrahier ten Fleurons auf den Innenkanten, Doublüren und Vorsät zen aus grauer Moiré seide, mit punzier ten Ranken auf dem Ganz gold schnitt, am Fuß und auf dem Spiegel si gniert „R. Devauchelle“ (Rücken bräunlich aufgehellt, Gelenke re stauriert). Mit il lu mi nier ten und eiweißgehöhten Ta feln und zweitem Ta fel satz Die ses wunder schöne, in nen wie un berührt wirkende Exemplar der er sten Aufl a ge (mit der Fi lete statt ei ner Vi gnet te auf dem Titel) ist mit eben so ak ku rat wie farben froh zeit genössisch il lu mi nierten und eiweißgehöhten Ta feln ausgestat tet, was die Lust am Betrachten der detail reichen Bilder noch ver größert. Sie wer den begleitet von ei nem zu sätzlichen Ta fel satz in Schwarz-Weiß. Die Au dience au grand Châtelet [bei S. 189] liegt un koloriert in der äu ßerst seltenen Va ri ante mit dem Druck feh ler Au diance vor. Der mo der ne Ein band mit ei nem dy na mi sier ten Blinddekor à la càthedrale und in Ran ken form pun zier tem Ganz gold schnitt stammt von Roger Devauchel le [vgl. Fléty 58].
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Exemplar auf Chinapapier, mit 116 zusätzl ichen Probedrucken und einer Orig inal-Zeichnung 334 Hugo, Vict or. Les travailleurs de la mer. [Auf dem Umschlag:] Nouvelle édition illustrée. Dessins de Victor Hugo. [Victor Hugo illustré]. [Paris, Eugène Hugues, 1882]. 152 Textholzschnitte (einige ganzseit ig); zu sätzlich 114 eingebund en e Probedrucke zum eist auf Chin apapier (8 auf Velinpapier aufk aschiert), wenige auf Velinpapier, wenige getönt bzw. farbig (davon 31 nicht in den Bild bestand des Buchs übernomm en); separat eine get uschte Orig in al-Zeichnung und 2 klein ere Fumés auf Chin a papier. 5 Bl., 518 S., 1 Bl. – Text in schwarzen Rahm en gesetzt. Quart (276 x 184 mm). Grobgen arbter roter Mar oquin band auf fünf pointilléverzierte Bünde mit goldgepräg tem Rückent itel und orn am entaler Verg oldung in den übr igen Rückenfeldern, jeweils in doppeltem Goldf iletenund Pointillérahm en, mit dreifachem Goldf iletenrahm en
auf den Deckeln, doppelten Goldf ileten auf den Steh-, Dentellebordüre auf den Inn enk anten, marm or ierten Vorsätzen, eingebunden em illu strierten Orig in al-Um schlag und Ganzg oldschnitt, auf dem Spiegel sig niert „Pagnant“ (Umschlag oxydiert, ganz vereinzelt braun fleckig). Exemplar auf Chin apapier mit 116 zusätzl ichen Probed rucken – bei l iegend eine zeit genössische Orig in alz eichnung von oder nach Vict or Hugo Vic t or Hugo (1802 –1885), „le plus grand poète français, hélas“ [A. Gide], hatte seit 1845 lebh aft Ant eil am pol it ischen Leben genom men und mußt e nach dem Staatsstreich von 1851 Frankr eich verl as sen. Bis zum Sturz Napoleons III . lebte er 19 Jah re im Ausl and, vor allem auf Jersey und zuletzt auf Guernsey. Hier spielt sein zuerst 1866 erschienener Rom an über Die Arbeiter des Meeres. Währ end seines
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Frau geben will, der das Schiff rettet. Und da ist als Rom anheld der verschlossene, im Ruf der Zau ber ei stehende junge Fischer Gilliatt, der die Hand der Reederst ocht er er r ingen will, jedoch Verz icht leistet, weil sie gegen den Willen des Vat ers einen ander en liebt, und sog ar die Flucht der Liebenden beg ünstigt. Am Ende erw artet Gilliatt auf einem Felsen „die Flut, um sich wieder mit den Elemen targewalt en zu vereinen“ [K NLL]. Ausn ahmsweise steht in diesem Rom an Hugos wen iger die soz iale Frage im Mit t elpunkt als vielmehr „die Ant it het ik zwischen der majestät ischen Größe des Meer es und der Kleinheit und Zufallsgebundenheit des Men schen als künstler isches Problem“ [Jan 231].
Exils auf den Kan ali nseln erlebt e Vict or Hugo „die Nat ur – Meer, Stür me, Einsamkeit und Unendl ich keit – besonders int ensiv, ent w ickelt e er in un m it telba r er Anschauu ng seine rom ant ische Nat urauf fassung“ [KNLL] und macht e sich „mit Sprache und Gewohnheit en der Fischer ver t raut“ [Engelh ardt/ Roloff ]. Der Rom an spielt um 1820 in der en Mil ieu. In die ma r it ime Nat u rl andschaft und Arb eitswelt bricht dram at isch etwas Neues ein: Ein Dampfschiff droht „das nat ur verbundene Leb en der Fis cher einschneidend zu verä ndern“ [Engelh ardt/Roloff ]. Der Einbruch der Techn ik in einen rom ant ischen Rom an war auch ein lit er at urh istor isches Nov um, das neben den eind rücklichen Nat urschilder ungen den Rang des Werkes ausm acht. Wie oft bei Vict or Hugo, der sich in seiner Verban nung zur „Rolle eines Anw altes aller zu Unr echt Leidenden“[Jan 232] ber u fen fühlt e, stehen Men schen im Mittelpunkt der Handlung, die von der Ges ells chaft in irg endeiner Form geächt et sind. Da ist der starrköpfi ge Reeder Mess Lethierry, des sen Dampfer Durande aufg rund von Sa bot age sinkt und der seine Tochter Déruchette demjen igen zur
Dies wird in den 152 Illustrat ionen des Buchs be sonders anschaul ich; einem Gemeinschaftswerk, zu dem Victor Hugo selbst 51 Zeichnungen, der mit ihm auf Guernsey eng befreundete Nicolas Fran çois Chiffla rt (1825 –1901) 58 und der junge Dan iel Urra bieta y Vierge (1851 –1904), der sich „früh den Ruf eines der geist vollsten Illustrat or en seiner Zeit“ [Thieme/Becker 34, 1] erw arb und gleichfalls bei Hugo ein- und ausg ing, 43 Zeichnungen beisteuer ten. Währ end sich Vierge mit präz isem Strich auf die Darstellung von Alllt agssit uat ionen und szen i schen Handlungen konz ent rier t e [vgl. Ray II , 355], war Chiffla rt wie Hugo ein „dark master, presenting som ber scenes and rude, burly fig ures“. Hugos eigene Zeichnungen widmen sich demgegenü ber vor allem Landschaften und Seestücken, „nocturnal seasc apes embodying stormtossed ships, jagged rocks, and lower ing clouds“ [ebd. 354]. Oftm als sind die Kont ur en verw ischt, was den Eind ruck des My stisch-Rom ant ischen und Abstrakt-Bed rohl ichen ef fekt voll steigert; Bildfor m at e spielen mit den Grö ßen m aßstä ben: Das weit e Meer espanora m a paßt in eine nur 34 mm hohe Schlußv ig nett e [S. 480], dem knorr igen Gesicht des Mess Lethierry wird eine ganz e Seit e vor dem Beg inn des Livre deuxième ge geb en [S. 45]. Hierin zeigt sich exemplar isch die von Edua rd von Jan angesprochene künst ler ische „Ant it het ik“ von Groß und Klein: In der zerf urch ten Gesichtsl andschaft des kauz igen Reeders spie gelt sich in voller Größe die Dignität des mensch lic hen Ind iv iduu ms geg enü ber der na men los en Unend l ich keit der Nat ur. Und hier kommen wir plötzl ich Vict or Hugo selbst unm ittelbar nahe: In das Buch eing elegt ist die get uscht e Vor z eich nung des Holzschnitt-Por t raits von Mess Lethierry, die – wenn nicht Hugo selbst? – ein anony mer Künst ler nach der dir ekt en Vorl age Hugos ang efer t igt ha b en dürf t e. Vorz eichnung?
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Das Orig in al (Bildg röße ca. 175 x 155 mm) über trifft den wacke r en, aber schon et w as ver k lei ner t en Holzs tich von Hugos Liebl ingss tec her Fortuné Méaulle bei weit em: Düster taucht das Ge sicht des bär t ig-zerz austen, pfeifer auchenden Ree ders aus einem grob get uscht en, med aillona r t igen Hint erg rund auf, Schwarz auf Schwarz. Währ end die unt er e Gesichtsh älf t e in brauner Tusche ‚gehöht‘ wurde, heben sich Stirn und Augenpart ie im Beige ton des hier unbedeckt en Träger papiers leucht end hell ab, bet ont von einem zus ätzl ichen hellbrau nen Akz ent über einer Braue. Hugos „occasional portraits […] have great dramatic power“ [Ray II , 355], erk annt e nicht erst Gordon N. Ray; schon im Eintrag bei Thieme/Becker findet sich eine auch für diese anony me Zeichnung angemessene Wür dig ung Hugos: „Wie er das Unheiml iche einer Sze ne durch flackernde Fleckentechn ik […] aus dem Ber eich des grob Sinnl ichen in das Mystisch-Über sinnliche entr ückt, wie er das Naturvorbild in die Höhe einer vision ä r en Sym bol ik […] führt, ohne doch die Fühlung mit der Real it ät einz ubüßen, das zeugt von einer großen Art von Nat urempfi ndung
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und Nat urbeseelung“ [Thieme/Becker18, 92]. Eine Ausstellung von Vict or Hugos Zeichnungen im Jahr 1888 macht e das Publik um „zuerst mit diesem groß ar t igen zeich ner ischen Ma n i fest der rom ant ischen Schule bek annt“ [ebd.], spät er inspir ier t en sie „the innovat ors of modern art from the Surr ea lism on“ [Ray II , 356]. Über dies em künst ler is chen Unik um darf nicht vergessen werden, daß das vorl iegende Exemplar noch in mehrfacher Hinsicht exz ept ionell ist. Es ist die Nr. 7 von 60 (laut Cart eret: 50) Exemplar en auf Chin apapier, die Samm ler bevorz ugen, weil hier „the engr avings appear at thei r best“ [Ray II , 355]. Die vorl iegende Ausg a b e von Les travailleurs de la mer, erschienen im Rah men der 1876 begon nenen 33bänd ig en Werkausg a b e Victor Hugo illu stré, ist zugleich die „most notable of all“ [ebd. 353] und „a classic“ [ebd. 354]. Nach der ersten illustrierte Ausg abe von 1869 mit 70 Zeichnungen von Chiffla rt und einer weiter en von 1876 mit Bildern von Vierge erh ielt die vorl iegende von 1882 „the defi n i te illustrat ion“ [ebd.]. Doch auch der Beg riff ‚defi n itive‘ wird durch unser unik alisiertes Exemplar sehr rel at iv iert. Denn zus ätzl ich zu den 152 Text holz schnit t en finden wir hier weit er e 114 eingebundene
Bildt afeln. 83 von ihnen sind Probed rucke zu den Abbildungen des Buches, die meisten auf Chin a Papier (8 mont iert), ein ige auf Vel inpapier, teils mit int eressant en Mod i fi k at ionen. Sechs weisen Erg än zungen oder An merk ungen mit Bleistift bzw. Tint e auf und dient en of fenbar als dir ekt e Vorl agen für letzt e kleiner e Ret uschen am Holzstock. Die Va r i ant e zum illustrier t en Titre von Vierge stellt erst ei nen Ausschnitt des spät er en Gesamtbilds dar. Der get önt e Probed ruck zur Vig net t e auf S. 210 [einge bunden nach S. 188] gibt in Faksim ile noch mehr e re Zei len ei nes ursprüngl ichen handschrift l ichen Kommentars von Hugo wieder. Die Abbildung zu Hugos Front i spice wird zusätzl ich farbig wiederge geben, ebenso und sog ar doublet t sein Le Nain de la nuit [S. 17], eine weiter e Tafel ist getönt. Darü ber hinaus sind zwei Fumés als sepa r at e Chin apapierBlättchen vorh anden: das eine zeigt eine Var ia n te von Hugos grot esker Kopfstud ie Devant un sarregou set [S. 19], das ander e Chiffla rts L’ intérieur du rocher [S. 313]. 31 weit er e eingebundene Probed rucke ha ben kein Pen d ant im Buch, le d ig l ich ei ner weist star ke Ähn l ich keit mit einer seit enverkehr t en Text a b bildung [S. 240] auf. Möglicherweise sind sie den
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früher en illustrier t en Ausg a ben von Chiffla rt und Vierge ent nom men, der en Sig nat ur sie aller meist trag en. Die meisten von ihnen sind auf Chin aPapier ged ruckt, zwei auf Vel inpapier: Ein verg rö ßert es Port rait der entz ückenden Déruchette [vor S. 55] auf blaßgelbem und eine Var ia nt e des Port raits von Lethierry [vor S. 45] auf grünl ichem Grund. Eingebunden in den schönen Ma r oq uinband von Édoua rd Pagnant (1852 –1916) ist auch der farbige (et was oxyd ier t e) Orig in al-Umschlag mit der Illus trat ion des Front i spice. Glück l iche Vorbesit z er die ses Monuments der Bibliophilie wie auch der ‚Hugolâtrie‘ war en Léon Ratt ier und Étienne Cluzel. Proven ienz: Ex l ibris von Léon Rat t ier verso flie gendem Vors atz (dessen Auktion I, 1920, Nr. 787: frs. 660) und von Étienne Cluzel auf dem Spiegel. – Sam Clapp (dessen Aukt ion Christie’s, Par is, 2002, Nr. 455: € 10.575, mit Abb. der Zeichnung). Lit er at ur: Beraldi V, 9 (Chiffla rt), und XII , 236 (Vierge, Ausg. 1876); Car t eret III , 306/308; vgl. Eng el h ardt/Roloff II , 101 (Er stausg.); Jan 231 f.; vgl. K NLL V III , 174; Lonc hamp II , 231; Osterw alder 236, 520 und 1093; Rahir 466; Ray II , 353 ff., Nr. 261; Talva rt/Place IX , 43 f., Nr. 64F, und 65; Thieme/Becker 6, 496 (Chiffla rt), 18, 92 (Hugo), und 34, 1 f. (Vierge); Vicaire I V, 338 und 398 f.; zu Pagnant: Fléty 139.
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Exemplar auf Chinapapier, so von großer Selten heit 335 Hum bert, Aimé. Le Japon illu stré. Ouvra ge contenant 476 vues, scènes, ty pes, monuments et paysages, dessinées par E. Bayard, H. Catenacci, Eug. Cicéri, L. Crépon, Hubert Clerget, A. de Neuville, M. Rapine, É. Thérond, etc. Une car te et cinq plans. 2 Bde. Paris, L. Hachette et Cie, 1870. 1 zweifarbi ge, zweimal gefaltete Kar te Japans (mit 4 Nebenkar ten) auf starkem Velin papier, 5 zweifarbige Stadt pläne (davon 1 zweimal gefaltet) auf starkem Velinpapier, 2 Tafeln auf Chinapapier (Schrift zeichen), 475 Text illu strationen (teils ganz seitig) in Holz schnitt, 1 S. Noten. 2 leere Bl., 2 Bl., 424 S., 2 leere Bl. Und: 2 leere Bl., 2 Bl., 432 S., 2 leere Bl. – Titel in Schwarzund Rotdruck. – Auf Chinapapier gedruckt. Folio (344 x 256 mm). Rote Maroquinbän de der Zeit auf fünf point illéver zier te Bünde, mit gold gepräg ten Rücken titeln und Bandbezeichnun gen sowie linearer und or namentaler Vergoldung in den übri gen Rückenfeldern, Deckel mit zwei dreifachen Goldfiletenrahmen, dazwi schen große Eckfleurons, mit doppelten Goldfileten auf den Steh-, Dentellebordüre auf den Innenkanten, Mar mor papiervorsät zen und Ganz gold schnitt, auf den Spiegeln si gniert „Hardy“ (Ecken und Kanten minimal beschabt). Das alte Japan in fast 500 An sichten – Exemplar auf Chi napapier Als Schwei zer Diplomat in Japan be suchte und besichtig te Aimé Hum bert (1819 –1890) mit Gleichge sinnten 1863 –1864 in Zeiten der Muße, „que la lenteur des négociat ions nous pro cu ra it en abondance“, die weitere Um gegend von Yédo, dem heuti gen Tokyo. Der Haupt stadt gilt sein Haupt augen merk, ein zel ne Kapitel sind den Städten Kyoto, Kama kura und Yokoha ma gewid met. Hum bert inter essiert sich für Land und Leute, Ar chitek tur und Städtebau, die kultu rel len und gesell schaft lichen Verhält nisse; besonderen Wert legt er dar auf, daß alle beschriebenen Eindrücke und Erlebnisse auf per sön licher Er fah rung beru hen. Der zuerst 1866 –1869 suk zessiv in der Zeit schrift Le Tour du Mon de ver öf fent lichte Bericht liegt hier als er ste selbständi ge Ausga be vor, er schienen 1870, un mit tel bar vor dem Ende des Second Empire. Es ist in mehr facher Hinsicht ein ‚romantisches Spät werk‘ an der Schwel le zur Moder ne. Zu nächst bezeugt dies sein Gegen stand, er scheint doch das west lichen Ein flüssen weit gehend ver schlossene Japan als
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besonders geheim n isvoll und pit t or esk – aber auch vol ler „sing u lières anoma l ies“, die den west l ichmoder nen „esprit d’investigat ion“ herausfordern, wie Humb ert in seiner Int roduct ion schreibt: So trifft die „curiosité occidentale“ auf eine „Sphinx de l’ext rême Orient“. Das „tech n ische Zeit a lt er“ zeich net sich un merk lich auch im Cha r akt er des abu nd ant en Bildm at er i als ab. Wohl begleit et en Humbert als Zeichner der seit etwa 1860 in Yokoh a m a lebende engl ische Ma ler Charles Wirgm an (1832 –1891 [vgl. Thieme/Becker 36, 95] und der französische Diplom at Alf red Roussin (1839 –1919), auch nahm man zahlr eiche japan i sche Orig in ale als Vorlagen – eine große Anz ahl der Text holzschnit t e wurde jedoch ber eits nach Phot o graphien gefer t igt. Dieser Umbruch spiegelt sich auch in den Biog ra phien der zahlr eichen Illustrat or en, die aus dem Um feld der Zeit schrift Le Tour du Monde kom men. Zu den er f ahr ensten Beit räg ern zählen Erc ole Catenacci (1816 –1884), der auf dem Titel gen annt wird, obwohl rel at iv wen ige Beit räge von ihm sind, der auf Archit ekt ur spez ia l isier t e Émile Théodore Thérond (geb. 1821), ein Schüler von Jean Alfred Géra rd Séguin, und der auch hier auf Frauenpor traits abonn iert e Gustave Staal (1817 –1882).
Schon zu einer jüng er en Gener at ion gehört der „ungemein fleißig[e]“ [Thieme/Becker 3, 98] ÉmileAntoine Bayard (1837 –1891), der hinsichtlich der von ihm benutzt en Vorl ag en jedoch kons er vat iv ist: „Pour son travail d’illustrateur, il n’utilisait d’ailleu rs ja m ais de documents phot og raphiques“ [Osterw alder 91] – was in dieser Ausschließlich keit jedoch nicht zut rifft, wie ein ige Ausn ah men allein im vorl iegenden Werk belegen. Techn ischen Neuer ungen gegenü ber aufgeschlossen war hinge gen der Delacroix-Schüler Alphonse de Neuv ille (1835 –1885), der zu unser em Werk in großem Um fang auch nach Phot og raphien zeichnet e. Ein aus gesprochener Gegensatz zwischen ihm und Bayard bestand jedoch nicht, denn zur gleichen Zeit illu strier t en beide eint rächt ig Jules Vernes fut u r isti schen Rom an Autour de la lune. Neuv illes Illustra tionen zu einem 1877 publiz iert en Buch „furent les premières à être transposées phot og raphiquement sur une plaque de zinc selon la techn ique inventée par Gillot“ [Osterw alder 753]. Von hier läßt sich eine Verbindung zu dem jüngsten Beit räger ziehen, zu dem Genr e- und Landschaftsm aler Adrien Mar ie (1848 –1891), einem Schüler Bayards, der gleichfalls ein Erfi ndergeist war: „Jugeant défectueux le travail d’adapt ion des graveurs sur bois de son temps, il chercha des proc édés mécaniques assu rant une
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plus grande fidélité à l’orig in al. Avec l’aide de M. Guillot, il apporta des prog rès sensibles à la fabrication des papiers dits ‚papiers procédés‘“ [Osterwal der 662]. Weil Le Japon illustré in in h alt l icher, zeit l icher und techn ischer Hinsicht eine Randstellung unt er den rom ant ischen Ilust rata einn immt, auch in den ein schläg igen Biog raphien überg angen wird, seien die übr igen bet eil ig t en Illustrat or en hier zu m indest ge nannt: Zu denen, die (fast) ausschließl ich nach gra phischen Vorl a gen arbeit et en, gehör en L. Crépon, Adrienne Fag uet, A. Mesnel, Jules Pelcoq, der Ra dier er Ma x im il ien Rapine (1840 –1905), der meh rer e „fak si m i l ier ende“ li nea r e Abz eich nungen lie fer t e, sow ie die Landschaftsm a ler Édoua rd Riou (1833 –1900), Cam illo Sagl io (1804 –1889) und Theo dor Weber (1838 –1907). Nur phot og raphische Vor lagen benutzt en hingegen die Landschaf t er Alexa n dre de Bar (1821 –1901), Eugène Cicéri (1813 –1890), Hubert Clerget (1818 –1899) sow ie E. Tournois. Kei ne eindeut ige Prä fer enz erg ibt sich bei Franç ois Nicol as Aug uste Feyen-Per r in (1826 –1888), Jules Domi nique Adolphe Grenet (1821 –1885), Dieudonné Aug uste Lancelot (1822 –1894), Léon Sabat ier (gest. 1887) und Jean Loui s Tirpenne (1801 –1878).
Unser Exemplar von Le Japon illustré ist sin n iger weise auf feinem, ma kellos erh alt enem Chin apa pier ged ruckt, das so selten ist, daß Vicaire kein Exemplar auf Aukt ionen zit ier en kann. Die Blät ter mit ganzseit igen Abbildungen blieben rücksei tig unbed ruckt, was der Bildq ua l it ät zweifellos sehr zug ute kommt. In Band II finden sich eine Seite Not en mit Specimens de musique japonaise [S. 47] so wie zwei nicht in die Koll at ion einb ez ogene Blät ter mit Schriftz eichen des Syllabaire Katak ama bzw. Hirak ama [nach S. 32 und 34]. Das Kartenm ater i al ist auf stärker es Velinpapier ged ruckt. Die fünf Stadt plä ne zeigen Kyoto, Osa k a, Yokoh a m a, Tokyo (dieser zweim al gefalt et) sow ie den Tokyoter Stadt teil Asak[u]sa; die zweim al gefalt et e Kar t e Japans mit vier Nebenk art en ist am Ende des zweit en Ban des nach g e bun den. Die Kar t en und Plä ne sind zweifarbig (Blaug rün für Wassser). Die beiden ed len zeit genössischen Ma r oq uin bän de mit schöner Goldpräg ung sind eine Arbeit des zwis chen 1850 und 1880 tät ig en Buchbinders Hardy, der vorm als bei Niédrée tät ig war. Proven ienz: Wappenex l ibris V. de la Fortelle verso fliegendem Vorsatz von Band I. Lit er at ur: Hi ler 451; Vica i re I V, 468; zu Hardy: Fléty 89.
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Exemplar auf großem Papier – mit den Orig inalzeichnungen zu den fünf Tafeln von Achille Devér ia 336 L’imit at ion de Jésus-Christ, traduct ion nouvelle par l’abbé F. de La Mennais, avec des réflexions à la fin de chaque chapitre. Par is, Librairie classique élémentaire, 1825. 5 Stahlstich-Tafeln auf Chin apapier, mont iert auf Velinpapier, mit Seidenvorsätzen, zu sätzlich beiliegend die 5 Orig in al-Zeichnungen von Achille Devér ia in brau ner Tu sche auf Karton, doppelt aufgezogen auf graue s Papier als „Rahm en“ und auf großes Velinpapier. 2 Bl., VI S., 343 S. Folio, unbeschnitten (370 x 275 mm). Bläulicher Papp band der Zeit mit bedrucktem Papierr ücken schild (Kanten beschabt, Einband stärker angestaubt und was serf leckig, durchgehend braunf leckig). Mit den Vorzeichnungen von Devéria zu den fünf Tafeln Ganz am Anfang der rom antischen Epoche wie auch uns er er statt l ichen Reihe von illustrier t en Ausg ab en der um 1420 von Thom as von Kemp en red ig ier t en Imitat io Chri sti steht die s e Über s et zung von Hugues Félicité Rob ert de Lamennais (1782 –1854) aus dem Jahr 1825. Im Unt erschied zu ein igen reichgeschmückt en spät er en Edit ionen ist sie nur mit fünf Stahlstichen illustriert – und doch stellt dieses Exemplar gleich ei nen Höhepunkt dar: Denn auch die fünf mit Bleistift sig niert en und mit Legenden versehenen Orig in a le von Achille Devé ria (1800 –1857) liegen unser em Exemplar bei! Un ter der braunen Tusche mit zart en Weißhöhungen sind die Bleistift-Vor z eich nung en teilweise noch sichtbar. Das von Jules Didot Ainé ged ruckt e Werk liegt hier in einem von 50 Exempla r en auf groß em Vel inpapier in unbeschnit t enem, ext rem breit r and igen Zustand vor. Es verbirgt seine Kost barkeit en in einem schlicht en, schon von ein igen Alt ersspur en gez eichnet en blaßblauen Pappband der Zeit. Lit er at ur: Vgl. Quéra rd I V, 292 (nicht dies e Ausg.); Sander 379 (zit iert dies es Exemplar!); vgl. Talva rt/Place XI , 176 (Ausg. 1828 dies er Übers et z ung); nicht bei Vica i re.
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Die große frühe Rar it ät: eines von fünf Exemplar en auf Chinapapier 337 L’imit at ion de Jésus-Christ, traduct ion nouvelle de M. l’abbé Dassance. Avec des Réflexions tirées des Pères de l’Eglise, et de Bossuet, Fénelon, Massillon et Bourdaloue; illustré par MM. Tony Johann ot et Cavelier; dédiée à Mon seig neur l’Archevêque de Par is. Par is, L. Curmer, 1836. Kolor iertes lithographiertes Fronti spiz in Rotdruck auf stärk erem Velinpapier und 10 weitere Tafeln in Stahl stich auf Chin apapier, aufk a schiert auf stärk eres Velin papier; S. 1 – 448 mit vierseit iger Holzschnittbordüre (in 2 Var ianten), zahlreiche Zierinitialen und vereinzelte Vig netten in Holzschnitt im Text. 1 Bl., VIII S., 454 S. Quart, kaum beschnitten (253 x 171 mm). Langgen arb ter dunk elr oter Mar oquinband auf fünf flache, goldor nam ent ierte Bünde, mit goldgeprägtem und -gerahmtem Rückent itel in zwei sowie blind- und goldgeprägter Or nam entik in Goldf iletenrahm en in den übr igen Rücken feldern, auf den Deckeln zwischen doppeltem und ein fachem Gold- ein fetter Blindf iletenrahm en mit großen goldgeprägten Eckfleurons und blindgeprägten Blüten, zent ral in Blindpräg ung eine Rosette mit zapfenart igen Erweiter ungen nach oben und unten, mit Goldschraf fen auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Inn en kanten, mit marm or ierten Vorsätzen, eingebunden em,
zweifarbig bedrucktem Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagrücken) und Kopfg oldschnitt, auf dem Spiegel sig niert „Yseux Sr de Simier“ , in mit Filz ausgeschla genem Pappschuber mit dunk elr oten Mar oquink anten. Eines von fünf Exempla r en auf Chin apapier, das einz ig bibliog raphisch nachweisba r e Am Anfang von Léon Curmers Verl agst ät igkeit standen Bücher, die der Hinwendung des nach der Jul ir evolut ion ver u nsicher t en Bürger t ums zur Re lig ion Rechnung trugen und ihm zugleich den Ruf eines „des éditeu rs les plus aud acieux de la mona r chie de Juillet“ [DEL I, 708] einbracht en. Zu diesen Werken gehört auch die Imitat ion de Jésus-Christ in der Übersetz ung des Theologen und Schrift stellers Pierre-Nérée Dassance (1801 –1858), die hier in der ersten Ausg a be vorl iegt. Die von Thom as von Kemp en um 1420 red ig ier te mystisch-asz et ische Schrift De imitatione Chri sti zeichnete sich durch eine für das Mittela lter un gewöhn l iche „persön l iche in nerl iche Fröm m igkeit“ [Rupprich 336] aus. Mit der Nacha hmung Chri sti verband sich die Abkehr von der Welt und da mit ein „ind iv idua l istischer, wenn nicht bisweilen
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heils e goi s ti s cher Zug“ [ebd.]. Über das blo ße Faible der Rom ant ik für das Mit t ela lt er hinaus er gab sich dadurch die Mögl ich keit ei ner tiefergehen den Wahlverwandtschaft zwischen dem Text des 15. und dem Leser des 19. Jahrhunderts.
Stahlstiche von Tony Johannot, „d’une grâce al ors nouvelle dans l’imager ie sacrée“ [Mar ie]. Zwei von ihnen tragen die Sig nat ur en von Zeichner und Stecher (Alf red Revel), die übr igen acht liegen avant la lettre vor.
Doch diese Nähe allein konnte einen Erfolg des Werkes nicht verbürgen. Der Übersetz er wid me te es dem Pa r iser Erzbischof Hyacint he-Loui s de Quélen; der Verleg er bemühte sich um eine ex quisit e Ausstat t ung, wie im Préface her vorg eho ben wird: „Nous avons orné cette édition de tout de luxe de la typog raphie et des grav ures, pensant avec raison qu’on nous saur ait gré d’avoir attaché ces brilla ns accessoires au plus beau livre qui soit parti de la main d’un homme“ [S. VIII]. Vora ngestellt ist dem Werk ein rotged rucktes, in Altr osa, Rot und Blau handkolor ier t es Front i spiz, alle Seit en des mit t ela lt erl ichen Tex t es werden zudem von ei ner breit en Holzschnitt bordür e einger ahmt, die Text abschnit t e von zahl r eichen Schmuck i n itia len ein geleit et. Den Buchschmuck ent war fen Adrien Lou is Mar ie Cavelier und Chavena rd, der Stecher war Pierre François Goda rd. Den künst ler ischen Hö hepunkt mark ier en die hier erst m als ged ruckt en
Vor allem aber besticht in unser em Exemplar der exk lusive Lux us des Papiers: Dies ist eines von nur fünf Exempla r en auf Chin apapier, wie Car t er et dem Verl agsk at alog von Curmer entn ahm – kein weit er es konnt e von uns in den letzt en einhundert Jahr en nachg ew ies en werden. Ein unb ek annt er bibliophiler Vorb esitz er ließ das Buch zu Beg inn des 20. Jahrhunderts von Louis Yseux fast unb e schnitten und mit dem orig in alen Umschlag in einen dekor at iven Ma r oq uinb and binden. Von einem Schub er ges chützt, liegt es in tadellos er Erh alt ung vor. Lit er at ur: Brivois 203; Bru net III , 426; Car t eret III , 311 f. (mit abweic hender Kol l at ion); DBF X, 233; Grae ss e III , 417; Mar ie 55 f. und 99; nicht bei Osterw alder; Ray II , 301; Sander 380; Vica i re I V, 484 f.; zu Yseux: Fléty 178. – Der Kat alog der splen diden Imit ati o Christi-Ausstel lung der Bibliothèque Mazar ine von 2012 kennt nur den Nachd ruck Curmers von 1837.
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Leistungsschau der Chromol it hog raphie, in Liefer ungsheft en mit Umschlägen 338 L’imit at ion de Jésus-Christ. Fidèlement traduite du Latin par Michel de Marillac. Accompagnée de quatre cent copies des plus beaux manu scrits français et étrangers du VIIIe au XVIIe siècle. Par is, L. Curmer, [1856 –1858]. Sämtliche Blätter mit in Gold und Farben lithog raphier ten, nach Handschriften des 8. bis 17. Jahrhunderts fak similierten Bordüren. 1 Bl., XI V S., 400 S., auf Karton; 48 [statt: 51] hellblaue Blättchen mit Legenden. Quart, un be schnit ten (280 x 187 mm). Lose Blät ter, Doppelblätter und 1 unaufgeschnitten er Bogen in 51 hellblauen bedruckten Liefer ungsum schlägen, in zwei zeitgen össischen flexiblen schwarz en Perk alinchem i sen mit goldg eprägtem Rücken schild, zu samm en in holzverstärktem Perk alin schuber (Schuber stellenwei se berieben und mit kleinem Kleberest).
Das Werk liegt in 51 makellos erh altenen Liefe rungshef t en vor; die Nu mer ier ung geht indes nur bis 44, da zu den Nrn. 17, 20, 25, 29, 30, 33 und 39 eine „bis“-Nr. existiert, letzter e mit der Table. Jedem Heft (außer 23, 43 und 44) liegt ein Blättchen auf bläul ichem Papier mit Ang aben zu Inh alt, Her kunft und Auf b ew ahr ungsort der reproduz ier t en Bordür en bei. Es fehlt die wohl letzte (Dopp el?)Liefer ung mit der Tit elei und XII S. Préface sow ie vier Tafeln als Vort it el der vier Bücher. Der Text der Imitat ion ist jedoch vollständ ig. Perk al in-Chem isen und -Schuber sind zeit genössisch. Lit er at ur: Cart eret III , 313; Lonchamp II , 234; Vicai re I V, 489 f.
Eine Leistungsschau der Chromol it hog raphie Die Edi t i on der um 1420 Tho m as von Kem p en red ig ier t en mystisch-asz et ischen Schrift De imita t ione Christi in der 1631 er s chie ne nen Über s et zung von Michel de Marillac (1560 –1632) war für Léon Curmer gew iß nicht ohne unt er neh mer isches Risiko, auch wenn er 20 Jahr e zuvor mit demsel ben Werk (in der zeit genössischen Übersetz ung von Dassance – siehe vor ige Num mer) Fur or e gem acht hat t e. „Très attentif à l’esthétique de ses publications“ [ebd.], setzte Curmer daru m vor allem auf die ex traord in ä r e Ausstat t ung. Gleichsam in einer Tour de Force führte er hier die Möglichkeiten des neu en chromol it hog raphis chen Drucks vor: Sämt l i che Seit en sind farbig, oft mit Gold illustriert bzw. aller meist mit faksi m il ier t en vierseit ig en Bordü ren nach den schönsten Handschriften des 8. bis 17. Jahrhunderts ausgestatt et. Der von Lemercier et Claye ged ruckt e „magn ifique volume“ – wie selbst bew ußt auf allen Liefer ungsu mschlägen zu lesen steht – wurde ber eits zu Beg inn seines Erscheinens auf der Exposit ion universelle 1855 mit einer Medaille d’ honneur ausgez eich net.
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Eines von zehn Exemplar en auf Chinapapier 339 L’imit at ion de Jésus-Christ. Traduction nouvelle avec des réflexions à la fin de chaque chapitre par l’abbé F. de Lamennais. Tours, Alfred Mame et fils, 1867. Frontispiz und 5 Tafeln in Stahlstich auf Chin apapier, mont iert auf Velinpapier, mit Seidenvorsätzen. XV S., 423 S. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, mit Témoins (274 x 190 mm). Verlegereinband von grünem Mar oquin, auf fünf mit Goldf ileten verzier te Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in Goldf ileten rahm en und Orn am entik aus schwarzen, goldgefaßten Mar oquin streifen in den übr igen Rückenfeldern sowie auf den Deckeln, dort in Ent relacs-Manier, mit doppel ten Goldf ileten auf den Stehk anten, zwei Goldf iletenrah men auf den Innenk anten, roten Maroquindoublüren mit delik atem goldg eprägten Dentell e-Rahm enwerk, mit Vorsätz en aus roter Moiréseid e und Ganzg old schnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Reliure A. Mame et fils“ (Rücken leicht aufgeh ellt, Unterk anten berieben, gelegentlich etwas braunf leckig). Eines von zehn Exempla r en auf Chin apapier – in einem bemerkenswer t en Verlegerein band Das um 1420 von Thom as von Kempen red ig ierte mystische Werk legt dem frommen Christen die Ab kehr vom laut en Weltget riebe ans Herz – durch vor neh me Zur ück h alt ung zeichnet sich die Gestalt ung dieser Ausg abe aus, die in kaum einer einschläg i gen Bi bliog raphie auf t aucht. Led igl ich 10 Exempla r e wurden auf Chin apapier ged ruckt [vgl. Vicaire] – eines davon ist das vorlie gende. Währ end das weiche, schmeichelnde Papier und der großz üg ige Satz haptisch und optisch zu fort l aufender Lekt ür e der bel iebt en, zuerst 1824 ers chienenen Übers et z ung von Hugues Félicité Robert de Lamennais (1782 –1854) einladen, eröff nen die besonders breit en Ränder einen kont empla tiven Freir aum und lassen ihn gleichsam ‚sichtbar‘ werden. Zug unsten ei ner ‚in nerl ichen Anschauu ng‘ und im Unt er schied zu ander en zeit genössischen Text aus gaben tritt auch die Illustration zur ück – so weit, daß Vica i re of fenbar eine Ta fel, die ausn ahmswei se nicht am Beg inn eines der vier Bücher plaz iert ist [nach S. 277], gleich ganz übers ah. Das Werk ist mit sechs Stahlstichen mit lat ein ischen Legen den ausgestat t et. Die Zeich nungen stam men von LouisJoseph Hallez (1804 –1882), einem Schüler des
Na z areners Fried r ich Overbeck, der auch Glasgem älde für den erzbischöfl ichen Pa l ast in Tours entwarf und öft er mit dem Verlag Mame zusammen arbeit et e. Der schön erh alt ene Verlegereinband aus Ganzm a roq uin er i n nert mit der unt erschied l ichen Gestal tung von Deckeln und Doublür en entfernt an den der Doré-Bibel [Nr. 170] sow ie des Touraine-Werks von Bourassé [Nr. 94] in unser er Sammlung. Die von Gold fi leten eingefaßt en schwarz int arsier ten und in Ent rel acs-Ma n ier vers chlung enen Ma r o quinstreifen auf den Außenseit en ah men Vorbilder aus der Ren aiss ancez eit nach, die zar t e DentelleDekor at ion der Doublür en solche des Rokoko. Die Komplementa rität spiegelt sich noch in der Farb gebung – außen Grün, innen Rot. Man möchte in dieser Gestalt ung ein durchd acht es Prinz ip erken nen: Die histor ischen Rem in isz enz en ans 16. und 18. Jahrhundert überbrücken gleichsam die Distanz zwischen der Entstehungsz eit des Textes im frü hen 15. und seiner Rez ept ion im fort geschrit t enen 19. Jahrhundert und sig na l isier en so den überz eitl i chen Gelt ungsa nspruch der christl ichen Heilslehr e. Lit er at ur: Vgl. Talva rt/Place XI , 176 (ander e Ausg. dies er Über setzung: 1844 „douzième édition“); Thieme/Becker 15, 523; Vica i re I V, 493 (zählt nur „5 grav ure s hors text e“).
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Eines von zwei Exempla ren auf Per ga ment 340 [L’imitation de Jésus-Christ]. Gerson de l’ imitation de Jésus-Christ. Traduite d’après un manuscrit de 1440 par l’abbe Delaunay. Édit ion nouvelle corrigée, aug mentée d’une nouvelle préface. Paris, Librairie Tross, 1869. 5 ganz seiti ge, 4 halbseiti ge Abbildun gen, durch gehen de vierseiti ge illu strier te Bordüren, zahlreiche dreizeili ge Schmuckinitialen, alles in Holz schnitt. 2 leere Bl., XVI S., 440 S., 2 leere Bl. – Titel in Schwarz und Rot. – Auf Pergament gedruckt. Oktav (205 x 135 mm). Roter Maroquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit floralen Einzel stempeln und floralem Rankenwerk in doppeltem Fileten- und einfachem Point illérahmen in den übri gen Rückenfeldern, mit sehr breitem Dentellerahmen in drei Fileten- und zwei Point illérahmen auf den Deckeln, mit doppelten Goldfileten auf den Stehkanten, Dentellebordüre in drei Fileten- und einem Point illérahmen auf den Innenkanten, mit Doublüren und Vorsät zen aus Marmor papier und mit Ganz gold schnitt, auf dem Innendeckel si gniert „Lortic“ . Exemplar auf Per ga ment, im Ein band von Lortic Als Ver fasser der um 1420 ent standenen Schrift De imitat ione Chri sti wur de auch Jean Ger son im mer wieder vor ge schla gen; im 18. Jahrhundert setz te
sich jedoch die Auf fassung von der Urheber schaft Thomas von Kempens durch. Kei neswegs aus Ignoranz schrieb Étienne-Hen ri Delaunay (1804 –1881), der Über set zer der vorliegenden Ausga be, das Werk er neut dem fran zösi schen Theologen, Mysti ker und Kanz ler der Sorbonne zu, viel mehr hat te er sich inten siv mit der Problematik be schäf tigt. Schon in ei nem sepa raten Appendice zur Curmer-Edition von 1858 hat te er eine Studie über Auteurs présumés de l’Imitation vor gelegt. 1864 er schien, eben falls bei Curmer, sei ne ei gene Über set zung der Imitat io, die er in der vorliegenden Ausga be mit ei nem neuen Vor wort ver sah. Gerade durch das sorg fälti ge Studium mit tel alterlicher Hand schrif ten und frü her Drucke sah er sich ver an laßt, hier die Autor schaft er neut Ger son zu zuwei sen. Ei nen authenti schen Eindruck mit tel alter licher Buch kultur in kost ba rer Vollendung wollte die Ausstat tung des Buchs er wecken. Gegenüber dem in Schwarz und Rot gedruck ten Titel er scheint als Front ispiz eine Kreu zi gungs szene; eben so werden die vier Bücher der Imitation jeweils von ei nem Voll bild und ei ner halbseiti gen Abbildung ein geleitet. Durch gehend ist der Text spie gel von vierseiti gen Holz schnitt bor dü ren um geben, auf denen sich Blatt ranken, groteske Fi gu ren, bi bli sche und son sti ge from me Moti ve – dar unter auch ein
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Totentanz – abwech seln, teilwei se heben sie sich von schwar zem oder Criblée grund ab. Schließlich gliedern dreiz ei li ge Zier in itia len die ein zel nen Text abschnit te. Als Zeich ner si gnier te weni ge Male Ga briel Gostiaux, als Stecher Lou is Alphonse Léon Le Maire. Weiter kann mit tel alterliche An mut ung – und der Lu xus – jedoch nicht gehen als durch den Druck auf star kem Per ga ment: das ist hier der Fall. Vica ire kannte ein ein zi ges Exemplar, das im Novem ber 1884 von Da mascène Mor gand in ei nem roten Ma roquin band von Lortic an geboten wurde – höchst wahr schein lich das unsri ge. Aufgrund dieses Datums läßt sich mit ziem licher Sicherheit Lortic père als Schöpfer des prächti gen Ein bands identi fi zieren, der im Jahr 1884 sei ne Werk statt an sei ne beiden Söh ne über trug. Bald dar auf gelang te das Buch in den engli schen Handel, wovon der auf das Vor satz blatt montier te Kata log ausschnitt zeugt. Dort heißt es, die Zahl der Exempla re auf Per gament sei „li mit ed to 2 copies“. Er wor ben wur de der kost ba re Band dann von dem durch sein Ex li bris aus ge wie se nen Mitbe gründer der Newcastle Bank, John Wil li am Pease (1836 –1901). Wie sei ne ver zweig te Fa mi lie war er dem Quä ker tum verbunden, wor auf auch seine De vi se „Pax et Spes“ hindeutet. Ein zweites Ex-
Li bris mit der gleichen De vi se und dem Monogramm „ DB “ unter ei ner Frei herrn krone dürfte das sei ner Schwieger tochter Dorothy Charlot te Beau mont Pease (1891? – 1983) sein. Die Tochter des Politi kers Hen ry Wil li am For ster hat te in zweiter Ehe den zum 1st Ba ron War ding ton geadelten John Wil li am Beau mont Pease (1869 –1950) geheiratet. Ihr Sohn Christopher Hen ry Beau mont Pease (1924 – 2005) war ein bekannter Bi bliophi le und Mitglied des Roxburghe Clubs. Ver mut lich blieb das Buch also für mehr als ein Jahrhundert und über drei Generationen als ein Zeug nis ‚from mer Bi bliophi lie‘ in Fa mi lien besitz. Provenienz: Librairie Da mascène Mor gand, Bulletin mensuel 16, Novem ber 1884, Nr. 9290: frs. 500; die ses Exemplar? – Ausschnitt aus älterem englischen Antiqua ri atskata log ver so fl ie gendem Vorsatz, mit dem Hinweis: „printed on vellum (li mit ed to 2 copies)“. – Auf dem vor deren In nendeckel Wappenex li bris mit der De vi se „Pax et Spes“ von John Wil li am Pease. – Auf dem hinteren In nendeckel gold gepräg tes Ex li bris mit Monogramm „ DB “ unter ei ner Frei herrn krone und der gleichen De vi se: wohl Dorothy Beau mont Pease. Literatur: DBF X, 739; Vica ire I V, 493 (zitiert die ses Exemplar); zu Lortic: Fléty 115.
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„Exemplaire uniq ue“ der Erstausg abe auf farbigem Papier, Jean-Gaspa rd Deburaus eigenes Exemplar 341 [Jan in, Jules]. Deburau. Histoire du théatre à quatre Sous, pour faire suite à l’ histoire du théatrefrançais. [Auf dem Vort itel:] Exemplaire unique. Par is, Charles Gosselin, 1832. 3 Tafeln (davon eine mit rot eingedrucktem Kurzt itel) und 5 Textillu strat ionen in Holzschnitt. 2 Bl., [3]07 S. – Letzte bedruckte Seite falsch num er iert. – Auf graubraun getöntem Papier gedruckt. Okt av, unbeschnitten (217 x 129 mm). Dunk elblauer Halbsaffianband der Zeit auf vier flache goldgestri chelte Bünde zwischen blindgeprägten Querf ileten, mit goldgeprägtem Rückent itel, in den übr igen Rückenfel dern doppelte Goldf iletenrahm en mit floraler Binn en verg oldung, mit marm or ierten Vorsätzen (wenige Bl. mit kleinen Randlä suren). Jean-Gaspa rd, auch Jean-Bapt iste Deburau, eigent lich Jan-Kašpar Dvorák (1796 –1846) kam als Sohn eines Seilt änz ers zur Welt, war als Akrobat jedoch wen iger beg abt; stattdessen avancier t e er am Pa r i ser Théâtre des Funambules als Pant om ime und wur de durch Unterstütz ung von Jules Jan in, Charles Nodier, Théophile Gautier, Théodore de Banville und Charles Baudela i re welt ber ühmt als melancho lisch-äther ischer Pier r ot, als ganz in Weiß gek leide ter mondsücht iger und stets schweigend leidender
Verl iebt er. Als Deburau einm al bei einem Überfall einen Ang reifer mit einem Stock h ieb töt et e, um sei ne Frau zu ver t eid ig en, besucht en zahlr eiche Zuschauer die Ger ichtsverh and lung, um ihn ein m al sprechen zu hör en. Die vorl iegende Orig in alausg a be ent h ält neben dem von Aimé Chenava rd gez eichneten und von Porret gestochenen illustrier t en Tit el in zweifarbigem Druck noch zwei von Aug uste Bouq uet (1810 –1846) gez eichnet e Por t raits Debur aus (gestochen von Porret bzw. Cherrier), ferner fünf kleiner e Textv ig net ten, u. a. von Bouq uet und Tony Johannot. Nur 25 Exempla r e wurden von der Erst ausg a b e ged ruckt, davon zwölf Exempla r e auf get önt em Papier, kur ioser weise jedes in einer ander en Farbe [vgl. Vicai re], weswegen auf dem unsr igen in graubraunem Ton, wie auch auf den übr igen, auf dem Vort it el Exemplaire unique ged ruckt steht. Dies ist Debu r aus eigenes Exemplar. Proven ienz: Fa m il ienbesitz Deburau (vgl. Aukt ion Evr eux, 28.6.2015, Nr. 203). Lit er at ur: Barbier I, 841 f.; Champfleury 417; vgl. Esc offier 1901 (nur 3. Ausg.); nicht bei Mar ie; Quéra rd/Bourquelot I V, 385; Sander 357; Talva rt/Place X, 99, Nr. 5A; Vicai re I V, 524.
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Unbeschnitt enes Exemplar der er weit er t en Ausg a be 342 Jan in, Jules. Voya ge en Italie. [Auf dem Um schlag:] Nouvelle Edit ion. Par is, Ernest Bourdin, [1842]. Verfasserp ort rait, illu strierter Titel und 14 Tafeln in Stahlstich, 1 Textholzschnitt. 412 S., 1 Bl., 1 weißes Bl. Quart, unbeschnitten (271 x 175 mm). Langg en arb ter dunk elr oter Halbm ar oquinband auf fünf goldorn a ment ierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel sowie filig ranem goldgeprägten Rückendek or mit dunk elg rü nen Intarsien, jeweils in doppeltem Goldf iletenrahm en, mit marm or ierten Vorsätzen und eingebunden em illustrierten getönten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagRücken). Im int arsier ten Einband, mit eingebundenem Orig i n al-Umschlag Jules Jan in (1804 –1874) reiste in Gesellschaft des Prinz en Démidoff im Jahr 1838 nach Italien. Die Tour führte von Lyon über den Mont Cenis nach Tur in, von dort über Genua, Lucca und Pisa nach Florenz, dem Hauptz iel der Reise. Der Rückweg ging über Bolog na, Ferra ra, Parm a und Mailand, durch die Schweiz den Rhein hina b, über Mainz, Koblenz und Köln Richt ung Holland und Belg ien. 1839 erschien der Reiseber icht in erster Ausg a be. 1840 wiederholt e Jan in die Fahrt: „L’aut eur a volu revoir les lieux qu’il avait si bien décrits; il a ainsi complété son livre par une fant aisie des plus char mant es“ [Brivois]. Die vorl iegende zweit e Ausg a be des Werkes ist um diesen neuerl ichen, der Mad ame de Cou rb onne gew idmet en Ber icht Voya ge d’un homme heureux erg änzt, der keineswegs redu nd ant ist. Die nochm a l ige Reflex ion des ‚objekt iv‘ Gesehe nen er mögl icht viel mehr eine gesteiger t e subjekt ive Anschauu ng. Spiegelt sich der ind iv iduel le Cha r ak ter des Unt ernehmens schon in der Reiser out e, die Rom und ganz Süditalien ausließ, dafür aber den ‚rom ant ischen‘ Rhein einschloß, so in besonder er Weise in einem eigenen Kapit el über die Palazzi na Lazz ar ini: Jan in hatte das kleine Landh aus in Pont e a Serraglio bei Lucca auf kur iose Weise in ei ner Lot t er ie gewonnen und mit dem rom ant ischen ‚Traumgew inn‘ eur opaweit Aufsehen er r egt. Es ist auch auf dem Tit el und dem Umschlag abgebildet. Die er weit er t e Neuausg a b e, die ohne Druckt it el erschien [vgl. Car t eret], ist gegenü ber der ersten Ausg abe auch um ein Port rait des Verfassers nach Tony Johannot, gestochen von Revel, vermehrt, hier
in der Va r ia nt e avec la lettre. Es ist nicht ident isch mit dem Port rait in Jani ns gleichfalls 1842 erschie nenem Rom an L’Ane mort [vgl. Mar ie]. Die Motive der 14 Tafeln sind die gleichen wie in der früher en Ausg a be, sie wurden jedoch von ander en Künst lern neu gestochen. Sie bet reffen nicht nur Ital ien, son dern zeigen u. a. auch Ansichten von Oberwesel, Mainz, Bacha rach, Braubach, Heidelberg und Köln. Diese scheinen identisch mit denen in George N. Wrights The Rhine, Italy and Greece illustrated (1841) zu sein, die in Eugène Guinots Les bords du Rhin (1847) wiederverwendet wurden. Dies läßt sich aus den Ang aben bei Schm itt erschließen [S. 203], der unser Buch leider übersah. Die von den Bibliog ra phen nicht erwähnt e, von Charles Marville gez eich net e Schlußv ig nett e im Text zeigt die beiden Torri Asinell i und Gar i senda in Bolog na. Proven ienz: Auf dem Spiegel das farbig illustrier t e Exl ibris von Ant oine Vaut ier (nicht in dessen Kat a logen 1971 und 1977). – Sam Clapp (dessen Aukt ion Christie’s, Par is, 2002, Nr. 467). Lit er at ur: Vgl. Blanc 897 (Erstausg.); Brivois 206; Cart eret III , 316; Ma r ie 101; Quéra rd/Bourquelot I V, 385; Sander 364; nicht bei Schm itt, vgl. aber ebd. 202 ff., Nr. 89 (Tit elv ig nett e?, Tafeln 5 – 6 und 8 –10); Talva rt/Place X, 102, Nr. 15B; Vicai re I V, 535 f.
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Das erste französische Buch mit Tondruck-Tafeln, mit zusätzl icher Suit e auf Chinapapier 343 Jan in, Jules. L’Ane mort. Édition illustrée par Tony Johannot. Par is, Ernest Bourdin, 1842. 1 Autorenport rait in Stahlstich, 12 getönte Tafeln in Holzschnitt auf stark em getöntem Velinpapier, davon 10 zu sätzlich auf Chinapapier wiederholt, etwa 110 Text holzschnitte. 2 Bl., XVI S., 306 S., 1 Bl. Quart, unbeschnitten (272 x 173 mm). Langgen arbter roter Halbm ar oquinband auf fünf zwischen doppelten Goldf ileten orn am ental blindgeprägte Bünde, mit gold gerahmtem Rückent itel und orn am entaler Verg oldung sowie schwarzen Mar oquinintarsien in doppeltem Gold filetenrahm en in den übr igen Rückenfeldern, mit Gold fileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebunden em illu strierten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), auf dem fliegend en Vorsatz verso sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ . Das erste franz ösische Buch mit Tond ruck-Ta feln – zusätzl iche Suit e auf Chin apapier, insgesamt über 100 Holzschnitt e nach Tony Johannot Die Haupts tadt Pa r is als zers tör er is cher Mo loch – auch die Ziv il isat ionsk rit ik ist ein bedeut ender Aspekt der Ro m an t ik. Jules Ja n in (1804 –1874)
erz ählt die Geschicht e des unschuld igen Mädchens vom Lande, das in der Großstadt zur Prostit uiert en hera bsinkt und für den Mord an seinem ersten Ver führ er unt er der Guillot ine endet. In allegor ischer Para llele wird ihr Esel Charlot auf einem Schlacht hof von einer wilden Hundemeut e zer fleischt. Der zuerst 1829 erschienene Schauer r om an, der zu gleich Aspekt e von Eugène Sue und Émile Zola vor weg n immt, er f reut e sich beim Publik um außeror dent l icher Bel iebt heit. Sechs Aufl a gen gingen der vorl iegenden ersten illustrier t en Ausg a be voraus. Sie wur de al lein von Tony Johan not be bil dert; und dieser „made this tribut e to his old friend into one of his best books“ [Ray]. Er überz eichnet den Schrecken nicht hin zum Burlesken, gibt gelegent lich eher „a hint of parody“ und hält sich insgesamt „wie übl ich eng an die lit er a r ische Vorl age, wobei in den kleinen Text v ig net t en das gesellschaftsk rit i sche Moment viel stärker zum Ausd ruck kommt als in den Tafeln“, die schon eher „ins Süßliche und Theat ra l ische“ [Bilder welt en] gehen – was vorder gründ ig der Vorstellung des ‚Rom ant ischen‘ voll kommen entspricht, fung iert hier nur als Kontra punkt zum Ma k abr en.
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Das Aut or enport rait wurde von Revel in Stahl ge stochen, alle übr igen Ta feln und Text a bbildungen in Holz: „très bien“ wie Brivois vermerkt, und von einer großen Zahl bek annt er Stecher wie Brévière, Dujard in, Hébert, Adèle Laisné, Lavieille, H. Lavoignat, Novion, Piaud, Verdeil, Th. Will ia ms u. a. In diesem Buch wurde „erstm als […] in Frankr eich bei den Tafeln der Tond ruck verwendet, der das Blatt im ersten Druck ver fahr en in mat t es Braun einf ärbt, um som it den Eind ruck des Chin apapiers vorz ut äu schen“ [Bilderwelten]. Das hat bei den Bibliog ra phen zu Verw irr ung gef ührt. Talva rt/Place schrei ben: „Dans le prospect us de publication, l’éditeur annonce que les planches sont tirées sur chine, ce qui est une inexactitude, la teinte chamois clair du supp ort en donne l’illusion pour tous les exemplaires, sauf bien etendu pour les ex. entièrement tirés sur chine, mais les planches sont directement tirées sur le papier de l’édition“ [Talva rt/Place]. Unse rem Exemplar ist jedoch eine zweit e, doublet te Suit e mit 10 (von 12) Tafeln auf Chin apapier, mont iert auf Vélin, beig eg eb en. Da Exe mpla r e auf Chin a ohneh in „très rar es“ [Carteret] sind, ist nicht an zunehmen, daß für die Zug ab e in dem unsr igen ein solches Exemplar ‚geplündert‘ worden wäre.
Der Umstand spricht eher für die Richtigkeit der Ang a b e des Verlegers, daß tats ächl ich „planches sont tirées sur chine“ – aber wahrscheinlich in einer absolut ger ingen Zahl. Das Buch ist unbeschnitten; in den schönen Ein band von Émile Mercier (1855 –1910) eingebunden ist auch der cremefarbene Orig in al-Umschlag, der in einem Ara beskenr ah men die schöne Henr iette in bräunlichem Ton zeigt – mit ganz feinen, wie verk lä r enden Höhungen in Gold. Proven ie nz: Farb ig illus trier t es Ex l ib ris von Michel Leg r and mit dessen In itia len. Lit er at ur: Vgl. Ass el i neau 35; Beraldi V III , 273, Nr. 55; Bilder welten 114 f., Nr. 47; Brivois 206 f.; Brunet III , 499; Car t ere t III , 314; Mar ie 77 und 101; Lonc hamp II , 238; Osterw alder 59; Quéra rd/Bourquelot I V, 384; Rahir 471; Ray II , 264, Nr. 184; Sander 354; Talva rt/Place X, 97 f., Nr. 1F; Vicai re I V, 520 f.; zu Merc ier: Fléty 126 f.
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Im prächt igen Verlagseinband von Boutigny 344 Jan in, Jules. L’Ane mort. Édition illustrée par Tony Johannot. Par is, Ernest Bourdin, 1842. 1 Autorenport rait in Stahlstich, 12 getönte Tafeln in Holzschnitt auf stark em Velinpapier mit altr osa Seiden vorsätzen, etwa 110 Textholzschnitte. 2 Bl., XVI S., 306 S., 1 Bl. Quart (253 x 165 mm). Verlagseinband von dunkelgrünem Saff ian auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rücken titel umgeben von floralem Rocaille-Dek or, auf den Deckeln in doppeltem fetten Blindfileten- und gold geprägtem Arabesk enrahm en das Port rait der Prot agon istin, mit hellgelben Glanzpapiervorsätz en, ein gebund en em ill u strierten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) und Ganzg oldschnitt, auf dem fliegen den Vorsatz verso mit Buchbinderetikett von Boutigny, in modernem Pappschuber (streckenweise schwach braun fleckig, ein ige Lagen papierbedingt leicht gebräunt, einige Bl. unten am Innen steg ger ing f üg ig wellig).
Der zuerst 1829 erschienene Schauer r om an in der ersten, von Tony Johannot illustrier t en Ausg a b e, zugleich das erste franz ösische Buch mit Tond ruck ta feln, liegt hier in einem pracht vollen Verlegerein band vor. Ernest Bourd in, „importa nt éditeur de beaux livres illustrés“ [Malavieille 151], ließ seine Bücher fast ausn ahmslos von Boutigny binden. Des sen char akt er istischer Rocaille-Stil beschränkt sich hier auf den Rückendekor, währ end auf die Deckel die Umschlag i llustrat ion in Gold geprägt über trag en wurde. Sie zeigt die schöne Henriette in einem auf wend ig en Ara b esken r ah m en. Uns er Exemplar er mögl icht den dir ekt en Abgleich, denn der cremefarbene Orig in al-Umschlag ist gleichfalls eingebunden. Lit er at ur: Beraldi V III , 273, Nr. 55; Bilderwelt en 114 f., Nr. 47; Brivois 206 f.; Brunet III , 499; Car t eret III , 314; Mar ie 77 und 101; Lonc hamp II , 238; Oster w alder 59; Quéra rd/Bourquelot I V, 384; Rahir 471; Ray II , 264, Nr. 184; Sander 354; Talva rt/ Place X, 97 f., Nr. 1F; Vicai re I V, 520 f.
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In einem japonisier enden Ein band 345 Ja nin, Jules. L’Ane mort. Édit ion illustrée par Tony Johannot. Paris, Er nest Bourdin, 1842. 1 Au torenpor trait in Stahl stich, 12 getönte Tafeln in Holz schnitt auf starkem Velinpapier, etwa 110 Textholzschnit te. 2 Bl., XVI S., 306 S., 1 Bl. Quart, unbe schnit ten (275 x 175 mm). Brauner Lederband auf glat ten Rücken à la Bradel, mit gold gepräg tem Rücken schild und gepräg ten Ilust rationen in Schwarz, Gold sowie mehreren Rot- und Brauntönen, mit mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem, auf Velinpapier aufgezogenem illu strier ten Ori ginal-Um schlag (Umschlag an ge staubt, durch gehend braunfleckig). Jules Jan ins Schauer roman liegt hier – wie derum als er ste il lu strier te Ausga be und mit ein gebundenem Ori gi nal-Um schlag – in ei nem ku riosen ja poni sier enden Ein band vor, den der Pa ri ser Ban kier und ex trava gante Samm ler mit ek lek tischem Geschmack Émile Monteaux (1841 –1901) auf dem Höhepunkt der Japan-Mode in Auf trag gab. Ähn lich wie der Ori gi nal-Um schlag, der die un glück liche Roman heldin mit Blümchen und lu sti gen Flat terbändern am Hut in verklä rendem Golddruck prä sentiert, scheint auch die Ein band-
il lu stration hinter gründig mit dem In halt zu korre spondieren. Sie be steht aus ei nem kleintei li ges „Semis“ von her ren losen Sä beln, Standar ten, Pfeilen und Bogen zwischen gerü steten und mit Lan zen und Krumm sä beln bewaff neten Kriegern, die teils zu Fuß, teils auf schwar zen und goldenen Pfer den unter wegs sind. Mutet die Ikonographie der Gewalt hier geradezu dekorativ an, so zeigt sie im Text ihre er schüt ternde Kehr seite: Hen riet te, die Un schuld vom Lande, gerät in ei nen Teu felskreis aus Prostitution und Kri mi na lität und büßt für ei nen Mord mit dem Tod durch die Guil loti ne. Auch sie besitzt ein Reit tier, den treuen Esel Charlot, der in Par al lelisierung zu ih rem Schick sal von ei ner Meute Hunde auf ei nem Schlacht hof zer rissen wird. Provenienz: Auf dem Spiegel il lu strier tes radier tes Ex li bris von Émile Monteaux (1841 –1901). – Librairie Le Pas Sage, Kata log La reliure Japonisante, 2016, Nr. 12. Literatur: Vgl. As sel ineau 35; Beraldi V III , 273, Nr. 55; Bilderwelten 114 f., Nr. 47; Brivois 206 f.; Bru net III , 499; Car ter et III , 314; Ma rie 77 und 101; Lonchamp II , 238; Oster walder 59; Quérard/Bourquelot I V, 384; Rahir 471; Ray II , 264, Nr. 184; Sander 354; Talv art/Place X, 97 f., Nr. 1F; Vica ire I V, 520 f.
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Sehr seltenes Exemplar auf Chinapapier, aus den Samm lungen Vautier, Bonnasse und Flühmann 346 Ja nin, Jules. L’Ane mort. Édit ion illustrée par Tony Johannot. Paris, Er nest Bourdin, 1842. 1 Autorenpor trait von Revel in Stahl stich auf starkem Velinpapier, 12 Tafeln in Holz schnitt auf Chinapapier, etwa 110 Textholz schnit te. 2 Bl., XVI S., 306 S., 1 Bl.; 4 S. ( Verlagsprospekt) – Auf Chinapapier gedruckt. Quart, unbe schnit ten (276 x 180 mm). Langgenarbter nachtblau er Halbmaroquinband auf fünf zwi schen doppelten Goldfileten or namental blind gepräg te Bünde, mit gold gerahm tem Rückentitel und or namentaler Vergoldung in doppeltem Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenfeldern, mit Goldfileten auf den Deckeln, marmorier ten Vor sät zen und ein gebun denem illu strier ten Ori ginal-Um schlag, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ . Ei nes der Exempla re auf Chi napapier Dies ist ei nes der „très ra res exempla ires“ [Carter et] auf Chi napapier, über deren hor rende Preise Car ter et eine hübsche Anekdote mit teilte [ebd.]. Ein gebunden ist der cremefarbene ori gi na le Glanzpapier-Um schlag, der vorn und hinten in ei nem Ara besken rah men die Prot agoni stin in verklä rendem Golddruck zeigt; nach gebunden der vier seitige, auf drei Seiten il lu strier te Verlagsprospekt. Das Buch ist un beschnit ten und in ei nem schönen Halbma roquin band von Émile Mer cier (1855 –1910) per fekt erhalten. Es befand sich vor mals im Besitz von Antoine Vautier, Hen ri Bon nasse und Adri an Flüh mann. Pro ve nienz: Far big il lu strier tes Ex li bris von A[ntoine] Vautier auf dem Spiegel (dessen Kata log I, 1971, Nr. 93: frs. 2.500), dar über das gold geprägte Ex li bris von Hen ri Bon nasse (dessen Auk tion II , 1982, Nr. 49: frs. 20.000), dar unter Monogrammschildchen „awf “ von Adri an Flüh mann.
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Un beschnitten, in Ein bänden von Mer cier – Exemplar Meeûs und Simonson 347 Ja nin, Jules. Un hiver à Paris. [Und:] L’ été à Paris. Paris, Aubert et Ce [und:] L. Curmer, 1843. [Und:] Paris, L. Curmer, [1843]. [Auf dem Um schlag:] 1844. 1 zu sätzliches Autorenpor trait in Stahl stich, 18 Tafeln in Stahl stich auf Kar ton, etwa 60 Textholz schnit te. Und: 18 Tafeln auf Kar ton, 36 Textholz schnit te. 2 Bl., 283 S. Und: VIII S., 279 S.; 2 Bl. ( Verlagsprospekt). Quart, unbe schnit ten (275 x 180 mm). Gleich ar ti ge langgenarbte Halbmaroquinbän de in Rot bzw. Grün auf fünf zwi schen Goldfileten or namental blind gepräg te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel in einfachem Goldfiletenrahmen, die übri gen Rückenkompartim ente mit or namen taler Vergol dung in dreifachen Goldfiletenrahmen, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morierten Vorsät zen und ein gebun denen illu strier ten Ori ginalUm schlä gen, auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert
„Mercier Sr. de Cuzin“ , jeweils in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit Maroquinkanten. Panora ma von Pa ris, „Winter- und Som mer teil“ – mit 36 Stahl stichen nach Eugène Lami Ein Ameri ka ner verbringt ei nen Winter und ei nen Som mer in Pa ris – so der fi n gier te Rah men um die beiden zu sam men gehöri gen Pa ris-Bücher des Journa li sten und Kriti kers Jules Ja nin (1804 –1874), die hier gemein sam in er ster Ausga be und in gleich ar tigen Meister ein bänden von Émile Mer cier vorliegen. Ja nin ging es nicht dar um, ein gülti ges Bild der Haupt stadt und ih rer Sehenswür digkeiten zu zeichnen, sondern, wie er in sei ner Introduct ion schreibt, im Ge genteil dar um, „cette image change ante et mobi le du monde pa ri sien“ ein zu fan gen, Trei-
ben und Brodeln in einer leb end ig en Met rop o le. Er führt den Leser im Hiver vom Bois de Boulogne über den Arc-de-Triomphe und die Champs Elysées, den Louv re und die Tuiler ien ins Café de Tor t on i, im Été nimmt er ihn mit ins alte Par is, nach Versailles und Font ainebleau und sog ar auf einen Ausflug ins Jahr 2440… Er führt die Menschen vor, Angehör ige des Kön igsh auses ebenso wie Geist l i che oder bloße Flaneur e, er schildert allt ägl iche Verg nüg ungen und rauschende Feste, besucht Oper und Theat er, Bälle und pomp ös e Bestat t ung en auf dem Père Lachaise – das alles aus der humorvollen, auch mok ant en Perspekt ive eines Bewohners der Neuen Welt. Die Bände sind mit je 18 außerordent l ich qua l it ät vollen Stahlstichen von Eugène Lami (1800 –1890) ausg estattet, des „neb en Guys u. Gavarni inter ess ant esten Ann a l isten“ seiner Zeit, in dem das „Leben der vornehmen Welt und eleg anten Halb welt […], dieses unu nt erbrochene Festefeiern, das mit jenem entz ückenden Charme, der dieser Gene rat ion angebor en war, geschah, […] seinen unü ber trof fenen Schilder er gef unden“ hat [Thieme/Becker 22, 263]. Diese Ta feln „führ en glanz volle Ereig n is se vor – große, fest l ich gek leidet e Menschen mengen
fül len er war t ungsvoll zuschauend, mit feiernd und tanz end die Innenr äume der Oper oder des Thea ters, der Kirche, der Salons und der vornehmen Restaur ants. Dicht ged rängt stehen die Pa r iser und beobacht en die Ank unft von Equipagen vor einer Botschaft, neh men teil an der Bestat t ungsz er emo nie Nap oleons im Inva l idendom“ [Bilder welt en]. Anders dagegen die fast 100 in den Text eingestreu ten Holzstichv ig net t en, die über w iegend von Nico las-Toussaint Charlet (1792 –1845) gez eichnet wur den, manche auch von Gavarni, eine von Dau mier [S. 198; Bouvy 742]. Sie zeigen meist kleine Stadt ansicht en oder einz elne Gebäude, gelegent l ich auch allt ägl iche Szenen. Die insges amt 36 Stiche „à la manière anglaise“ [Car t eret] wurden „exe cuted by lead ing London craftsmen“ und zeichnen sich durch „a cool and remote dist inct ion“ [Ray II , 296] aus – passend zu dem ebenfalls aus ‚ang els ächsis cher‘ Distanz
geschriebenen Text. Gordon N. Ray reiht die bei den Bände mit Recht unter die „principal works containing steel engr avings“ [ebd. 249] ein. Was Cart eret vor sich sah, verw irkl icht sich in unse ren Exemplar en erneut: Eine „réunion rare en belle reliure du temps, exemplai res non piqués, ou en bel état avec cou vertures“ [Car t eret]. Insbesonder e das zuerst erschienene Un hiver à Par is ist „encore plus rare en belle cond ition, que Un Été à Par is“ [Car teret], denn ger ade hier wurden oft einz elne Ta feln wie etwa die Cérémonie des cendres de Napoléon und die Funérailles au cimetière du Père-Lachaise ent nom men, um sie einz ur ahmen [vgl. Lacombe und Ray II , 296]. Die Tafeln sind hier nicht nur vollständ ig vorh anden, es wurde vielmehr eine weit er e hinz u gef ügt: das Port rait des Aut ors nach Tony Johannot, in Stahl gestochen von Revel. Eingebunden sind auch die beiden illustrier t en Orig in al-Umschläge, bei Un Été à Par is in der Var ia nt e mit dem Jahr 1844.
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Proven ienz: Drei belg is che Bibliophile, jeweils mit ih r en Ex l ibris auf den fliegenden Vors ätz en: Laur ent Meeûs (Wittock, Nr. 324 und 326) – Raoul Si monson (nur in Un hiver) – F. van Antwerpen. – Schließl ich das Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Beraldi IX , 31; vgl. Bilderwelt en 133 f., Nr. 59; Bouvy 742; Brivois 207 f. und 208 f.; Cart eret III , 316 ff. und 318 ff. (mit Ums chlag-Abb.); Lacombe 883 und 888; Lonchamp II , 238; Oster w alder 580 (Lami); Quéra rd/Bourquelot I V, 384; Rahir 471; Ray II , 296, Nr. 218 und 219; Rümann, Dau mier 48; Sander 358 und 359; Talva rt/Place X, 102 f., Nr. 20A, und 104, Nr. 222; Vica i re I V, 538 f. und 540 f.; zu Merc ier: Fléty 126 f.
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Die seltene Il lustrationsfolge 348 [Ja nin]. Lami, Eugène. Stahl stich-Fol ge zu: Un hiver à Paris. [Paris, Aubert et Ce, und: L. Curmer, 1843]. 18 Stahl stiche auf Chinapapier, ka schiert auf Kar ton, mit Seidenvorsät zen. Groß-Folio (411 x 280 mm). Pflau menfarbener Halbsaffianband der Zeit auf glat ten Rücken, mit Rückenlängstitel „Album“ , flankiert von floraler Or nament ik in Goldprä gung, auf den Deckeln gold gepräg te florallineare Or nament ik in Rah menwerk aus fet ten, in Entrelacs-Manier verschlun genen Blind streifen, mit gelben Bunt papiervorsät zen und Ganz gold schnitt (Rücken berieben, Tafeln mit schwachen großen Braunflecken, Bildbereiche kaum beeinträchtigt). 18 Stahl stiche nach Eugène Lami als Probedrucke auf Chi napapier Die 18 sehr qua lität vol len Stahl stiche von Eugène Lami (1800 –1890) zu Jules Jan ins Buch Un hiver à Paris lie gen hier ge schlos sen und in schöner Erhaltung vor; größere, meist schwach gebräunte
Stel len be einträchti gen die Dar stel lun gen kaum. Die Stiche, „exec uted by leading London craftsmen“ [Ray II , 296], sind Probedrucke avant la lettre auf Chi napapier, ka schiert auf Kar ton. Die Hel ligkeit des deli katen Papiers bringt die subti len Schattierun gen eben so wie die Kontra ste der Zeich nungen be sonders zum Leuchten und ver stärkt noch den Eindruck der „cool and remote distinct ion“ [ebd.], den diese glanz vol len Szenen aus dem „Leben der vor neh men Welt und eleganten Halbwelt“ [Thieme/Becker 22, 263] her vor ru fen. Die Suite ist selten voll ständig an zutref fen, da vor al lem die beiden Ta feln Cérémonie des cen dres de Napoléon und Funérailles au cimetière du Père-Lachaise sepa rat gerahmt wur den [vgl. Lacombe und Ray II , 296]. Un ser Exemplar wur de bereits zur Er schei nungszeit in ei nen dekorativen Halblederband gefaßt. Provenienz: Auf dem Spiegel das farbig il lu strierte Ex li bris von Antoine Vautier (dessen Kata log II , 1977, Nr. 106).
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Eines von sechs Exempla ren auf Chinapapier, aus den Samm lungen Burat, Bishop, Esmerian und Flühmann 349 Ja nin, Jules. La Nor man die. Illustrée par MM. Morel-Fatio, Tellier, Gigoux, Daubigny, Debon, H. Bellangé, Alfred Johannot. Paris, Er nest Bourdin, [1843]. Illu strier ter Titel in Stahl stich, 20 Tafeln und 2 Kar ten in Stahl stich (bis auf 2 Ausnahmen auf cremefarbenen Karton), 164 Textholz schnit te, zu sätzlich 6 kolorier te Trachtentafeln. 2 Bl., 652 S. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart, mit Témoins (274 x 170 mm). Geglät teter dunkelblau er Maroquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und floral-or namentaler Vergoldung in doppeltem Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenfeldern, mit or namen talen Roll stem peln zwi schen einfachem und zwei dreifachen Goldfiletenrahmen auf den Deckeln, mit doppelten Goldfileten auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Innenkanten, mar morier ten Vorsät zen und Ganzgold schnitt über Témoins, in moder nem, mit Filz ausgeschla genem Pappschuber mit Maroquinkanten (durch gehend etwas braunfleckig).
Die große Monographie des Schrift stel lers und Jour na li sten Jules Ja nin über die Nor mandie, die hier in er ster Ausga be vorliegt, trägt ei nen Unter titel, der die Spannweite des Unter neh mens um reißt: Histoire. – Paysa ges. – Monuments. (auf dem Vor titel). Von der Erst ausga be wur den nach der Auskunft des Autors Jules Ja nin nur sechs Exempla re auf Chi napapier gedruckt [vgl. Car ter et und Kata log Esmerian] – dies ist ei nes davon. Das Werk ist reich mit Ta feln in Stahl stich und Text abbildun gen in Holz schnitt il lu striert, wobei die An ga ben der Bi bliographen schwank ten. Bei Quér ard/Bourquelot sind 18 Ta feln an geführt; bei Frère und im Kata log Esmerian 20 nebst il lustrier tem Titel und zwei Kar ten; die Zahl von 22 Stahlstichen plus Titel und zwei Kar ten bei Brivois, Vica ire, Car ter et und Talvart/Place. Ent sprechend der Kol lation bei Frère und im Kata log Esmerian hat die ses Exemplar 20 Stahl stiche nebst il lustrier tem Titel und zwei Kar ten, jedoch weist un-
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ser Beraldi-Exemplar zwei weiter e Tafeln auf: Die Ansicht en von Le Havre (avant Port) und Rouen (vue de la grande Chaussée) sind hier nicht vorh an den. Vielleicht wurden sie nur fa k ult at iv beigebun den, da beide Städt e – als einz ige – noch mit einer weit er en Darstellung ver t ret en sind. Bei den Text a bbildungen liegen Brivois, Car t eret, Sander und Talva rt/Place mit der sum m a r ischen Ang a be von 150 Text holzschnit t en zu niedr ig; tat sächl ich sind es 164 Holzschnitt e. Für Landschafts bil der wa r en haupt s äch l ich der in die s em Fach ver sier t e Charles Fran ç ois Da u bigny und Léon Morel-Fat io zuständ ig; die histor is chen Mot ive zeich net en zu meist René de Moraine (Demor aine), Ch. Pichot, Jacques Joseph Lécurieux und Tellier. Sechs kolor ier t e Ta feln mit Tracht en wurden dem Band zus ätzl ich beig eg eb en. Sie wurden für die zweit e Ausg a be hergestellt, konnt en aber von den Subskrib ent en der ersten nacht rägl ich bez og en werden. Das Buch wurde gebunden in einen dunkelblauen, prächt ig vergoldet en Ma r oq uinband der Zeit, der
her vor r agend erh alt en ist. Den Erstb esitz er und Auft raggeber des Einbands kennen wir nicht; über Morgand et Fatout (1876) gelangt e das Buch an den französischen Geologen Amédée Burat (1809 –1883). Spät er war es durchg äng ig in bibliophilen Hän den, wie die Exlibris von Amy Bend Bishop, der Gattin von Cortlandt F. Bishop, Raphaël Esme rian und Adria n Flüh m ann dok u ment ier en. Diese Besitzg eschichte bezeugt, daß das im Geist der Rom ant ik geschrieb ene Werk sowohl fachl ich als auch äst het isch höchste Ansprüche er f üllt e. Proven ienz: Bullet in Morg and 1, Ja nua r 1876, Nr. 523: frs. 150. – Amédée Burat [laut Kat alog Esme rian]. – Auf dem Spiegel das illustrierte Exlibris von Amy Bend Bishop, der Gattin von Cortlandt F. Bishop. – Dar u nt er das Monog rammschildchen „R. E.“ von Raphaël Esmer ian (Auktion IV, 1973, Nr. 67: frs. 7.100) sow ie das Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Beraldi V, 98 (Dau bigny); Brivois 209 ff.; Brunet III , 499; Car t eret III , 320; Frère II , 103; Grae ss e III , 450 (2. Aufl.); Lonc hamp II , 238; Mar ie 89; Osterw alder 112, 289, 425 und 714; Quéra rd/Bourquelot I V, 385; Sander 360; Talva rt/Place X, 103 f., Nr. 21; Vicai re I V, 539 f.
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Ein zweit es von nur sechs Exemplar en auf Chinapapier, aus den Sammlungen Beraldi, Meeûs und Lainé 350 Jan in, Jules. La Norm andie. Illustrée par MM. Morel-Fat io, Tellier, Gigoux, Daubigny, Debon, H. Bel langé, Alf red Johannot. Par is, Ernest Bourdin, [1843]. [Auf dem Umschlag:] 1844.
den Kar t en wurden gez eichnet und gestochen von Pierre Alexa nd re Tard ieu. In unser em Exemplar wurde ein Stich (Rouen, vue de la grande Chaussée) spät er eingef ügt.
Illustrierter Titel in Stahlstich, 22 Tafeln und 2 Kar ten in Stahlstich (meist auf cremefarbenen Karton), 164 Textholzschnitte, zu sätzlich 5 kolor ierte Trachten- und 2 Wappentafeln. 2 Bl., 652 S. – Auf Chin apapier gedruckt.
Für die zweit e Ausg a b e wurden sechs kolor ier t e Tracht en- und zwei Wappent a feln hergestellt, die auch von den Subskribenten der ersten nachträg lich bez ogen werden. Die Wappent afeln mit 16 bzw. 14 Wappen, kolor iert in Blau, Rot, Grün, Schwarz, Silber und Gold, sow ie fünf der Tracht ent afeln sind diesem Exempar beigebunden (ohne die Paysannes et laitières des environs de Coutances, in unser em an der en Exemplar nach S. 640).
Quart, mit Témoins (277 x 175 mm). Roter Maroquinband der Zeit auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und rautenf örmigen Floral stempeln sowie Eckfleurons in doppeltem Goldf iletenrah men in den übr igen Rückenfeldern, mit drei Goldf ileten rahm en auf den Deckeln, doppelten Goldf ileten auf den Steh- und breiter Dentellebordüre auf den Innenk anten, mit eingebundenem farbigen Orig in al-Um schlag, mar mor ierten Vorsätzen und Kopfg oldschnitt, auf dem Spie gel sig niert „Hardy“ . Eines von nur sechs Exempla r en auf Chin apapier
Der Band ist her vor r ag end erh alt en, einschließ lich des in Gold und Farben bed ruckt en Orig in alUmschlags, und in rot es Ma r oq uin gebunden von dem zwischen 1850 und 1880 selbständ ig tätigen Buchbinder Hardy [vgl. Fléty 89]. Unser Ausn ah me exemplar stammt aus den Sammlungen von Henr i Beraldi, Laur ent Meeûs und Georges Lainé.
Dies ist ein weiteres von nur sechs Exemplaren auf Chin apapier; es hat zwei Tafeln mehr als unser Exe mplar Burat/Bishop/Esmer ian, näm l ich 22 Stahlstiche plus Tit el und zwei Kart en, wie bei Brivois, Vica i re, Car t eret und Talva rt/Place angege ben. Léon Antoine Morel-Fatio (1810 –1871) zeich net e den Tit el und 11 Tafeln, der auf dem Tit el nicht er wähnt e Joseph Skelt on im merh in vier. Die bei
Proven ienz: Goldgepräg t es Ex l ibris von Henr i Beraldi auf einem Vorblatt (Aukt ion III , 1934, Nr. 240: frs. 3.580). – Auf dem fliegenden Vors atz goldge prägtes Exlibris von Laur ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Laur ent Meeûs, 1982, Nr. 327). – Spiegel mit goldgepräg t em Ex l ibris von George s Lainé (Aukt ionsk at alog 1962, Nr. 12: frs. 3.900, mit Rücken-Abb.).
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Das dritt e von nur sechs Exemplar en auf Chinapapier – tel que paru 351 Jan in, Jules. La Norm andie. Illustrée par MM. Morel-Fat io, Tellier, Gigoux, Daubigny, Debon, H. Bel langé, Alf red Johannot. Par is, Ernest Bourdin, [1843]. [Auf dem Umschlag:] 1844.
Unser drit t es von nur sechs Exempla r en auf Chin apapier, unbeschnit t en in rohen Lagen
Illustrierter Titel in Stahlstich, 22 Tafeln und 2 Kar ten in Stahlstich (meist auf cremefarbenem Karton), 164 Textholzschnitte, zu sätzlich 6 kolor ierte Trachten- und 2 Wappentafeln, sowie 1 weitere An sicht von Par is in Stahlstich. 2 Bl., 652 S. – Auf Chin apapier gedruckt.
Dies ist un s er drit t es von ins g e s amt nur sechs Exempla r en auf Chin apapier. Wie im vor igen Ex emplar wurden auch hier zusätzl ich zu illustrier t em Titel, den beiden Karten und den 22 Stahlstichen die sechs kolor iert en Tracht en- und zwei Wappen ta feln der zweit en Ausg a be beigelegt – dar ü ber hin aus eine weit er e Ansicht von Par is in Stahlstich.
Quart, teils unaufgeschnitten (ca. 300 x 215 mm). Roh bogen und lose Tafeln in gold- und farbig bedrucktem Orig in al-Um schlag, in grün er Pappchem ise mit drei goldgeprägten Lederr ücken schildern und Pappschuber (Um schlag etwas gebräunt und mit Randläsuren, eini ge Tafeln etwas gebräunt bzw. minim al braunf leckig).
Was dieses Exemplar wohl einz ig macht: Es liegt vollkommen unbeschnitt en, teils unaufgeschnitt en, noch in den rohen Lagen vor, eingelegt in den orig i nalen, sehr dekor at iv in Gold und Farben bed ruck ten Orig in al-Umschlag, geschützt von schlicht er Chem ise und Schuber.
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13 Orig inalzeichnungen von Edmond Hédouin 352 [Jan in]. Hédouin, Ed[mond]. Œuvres choisies [recte: diverses]. Dessins originaux et épreuves d’arti ste de Ed. Hedouin [Rückent itel]. – [Par is, 1876 –1878] 13 Orig in alzeichnungen unter schweren Passepartouts; insgesamt 73 Probedrucke, mont iert zum eist auf stärk e res Velinpapier. Folio (Trägerpapier: 377 x 297 mm). Roter Mar oquin band mit goldgeprägtem Rückent itel und marm or ierten Vorsätzen, verso fliegendem Vorsatz sig niert „E. Caray on“ (Einband-Ecken mit minim alen Stauch stellen, einige Zeichnungen ger ing braunf leckig, einige Stiche papier bedingt gebräunt). 13 Zeichnungen und 73 Probed rucke zur ersten Werk ausg a be Jules Jan i ns Zwei Jahr e nach dem Tod von Jules Jan in (1804 –1874) beg ann Albert de la Fiz elière mit der Herausg abe von dessen Œuvres diverses. Bis zum Tod Fiz elières 1878 erschien die Première série in zwölf Bänden, eine zweit e Ser ie mit fünf Bänden folgt e von 1881 bis 1883. Zu dieser ersten Werkausg abe liegen in
diesem Al bum 13 orig i n a le Bleistift z eich nung en von Edmond Hédouin vor, dazu 68 (jeweils 4 bis 7) rad ier t e Probed rucke, außerdem 5 Probed rucke ei nes von Hedouin 1876 rad ierten Portraits Janins. Die bei A. Salmon ged ruckt en Blätt er sind jeweils in verschiedenen Zuständen, avant und avec la lettre, und auf unt erschiedl ichen Papiersor t en vorh anden. Die Illustrat ionen gehör en of fenbar sämt l ich zur Première ser ie der Œuvres. Sie il lustrier en L’ane mort [Bd. I], Les cheveux blancs de la reine, Une lecture de Can dide, Le mar iage vendéen und Le crucif ix; vier zeigen Schauspieler innen, wohl zu Jani ns Critique dram at ique [Bde. V I -IX ]: Melle Mars dans le misan thrope, Melle Rachel dans Phédre, Madame Dorval dans Chat terton und Mme Rose-Cherie dans Clar isse Harlowe. Je zwei Rad ier ungen gelt en Jani ns Hor az-Überset zung (Horace à Tibur und à Rome) und dem Rom an Barnave. Mögl icher weise erschien die zweit e Ser ie ohne Abbildungen, denn Beraldi reg istriert für das Werk ein „portrait et treiz e eaux-fortes“ [Beraldi], was dem vorl iegenden Bestand exa kt entspricht. Da Hédouin das Portrait nach einer Vorlage Édoua rd
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Dubufes aus dem Jahr 1851 stach, sind in diesem Al bum som it sämt l iche orig i n a len Zeich nungen zur ersten Werkausg a be von Jules Ja n in versam melt. Edmond Hédouin (1820 –1889) war Schüler von Paul Delaroche und Célestin Nanteuil an der Pariser École des Beaux-Arts gewesen und etabliert e sich als Genr e-, Landschafts- und Theat er m a ler, bevor er in spät er en Jahr en auch ein ige Bücher illustrier t e. Die sehr sorg f ält ig und det aill iert ausgea rbeit et en Blei stiftz eichnungen auf blaug rauem Papier sind teils mit fei nen brau nen Li n ien ak z ent u iert, gelegent lich mit etwas Weiß gehöht oder in Schwarz-Grau lav iert. Die meisten sind von Hédouin sig niert, ein ig e trag en die Jahr esz ahlen 1876 –1878. Mit ei ner Bild g rö ß e von etwa 207/230 x 126/149 mm über t ref fen sie das For m at der Buchi llustrat io nen von 112/117 x 70/76 mm um fast das Doppelt e. Die Orig in a le präsent ier en sich in goldenen Rah men unt er starken Passepar t outs, den ged iegenen Mar oq uineinband schuf Émile-Adolphe Car ayon (1843 –1909). Lit er at ur: Beraldi V III , 73, Nr. 119 –132; Oster w al d er 485; Talva rt/Place X, 110; Vicai re I V, 563 ff.; zu Car ayon: Fléty 38.
Gustave Dorés herausragendstes Werk 353 Jer rold, Blanchard und Gustave Doré. Lon don. A Pil grimage. London, Grant & Co., 1872. 54 Tafeln in Holz schnitt mit bedruckten Seidenvorsät zen, 126 Texth olzschnitte. 1 Bl., XII S., 191 S., 5 Bl., 1 Bl. Verl agsanz eige; 1 Bl. mit mont iertem farbigen Prospekt; 49 Bl. Anzeigen aus den Liefer ungsheften. – Gedruckt auf stark em Velinpapier, Textblätter mit doppeltem roten Filetenrahm en. Groß-Folio (416 x 315 mm). Roter Halbm ar oquinband auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldge prägtem und -gerahmtem Rückent itel sowie reicher or namentaler Vergoldung in dreifachen Goldf iletenrahmen in den übr igen Rückenfeldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen, 12 nachgebundenen illu strierten Liefer ungsum schlägen und Kopfgoldschnitt, am Fuß sig niert „Devauch elle“ , in neuem, mit Velours ausgeschlagen em Pappschuber mit Led erk anten und aufgezogen em orig in alen, schwarz-, gold- und blind geprägten Einbandbezug (gelegentlich schwach braun fleckig). „Doré’s best book“ Das von Eric De Maré als „Doré’s best book“ geschätzt e Werk entstand ausg er echnet in einer Sit uat ion tiefer Niedergeschla gen heit. Ohne nen nenswerten Erfolg hatte Doré seit 1867 versucht, sich als Maler selbständ ig machen, und als ihn der eng l i s che Ver le g er Ed w ard Moxon am 15. März 1868 in Par is besuchte, ber ichtete Doré ihm ver bit t ert „von seinen Fehlschlägen und von Krit iken an seinen Werken“. Daraufh in schlug Moxon ihm vor, „nach England zu kommen und dort in London eine Ga ler ie zu eröff nen“ [Guratzsch/Unverfehrt I, 163]. Am 18. Mai reiste der Künstler nach Lon don, ließ sich von seinem Freund, dem Journ alisten
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und Frankr eich-Korr es pond ent en Blanch ard Je r rold (1826 –1884) die Stadt zei g en, und „fast spontan beg annen die beiden, über die Möglich keit en eines Londonbuches zu ber at en“ [ebd. 165]. Als Doré Ende des Jahr es nach Frankr eich zur ück kehr t e, konz ipier t e Jer rold das Vorh a ben gen auer, und als der Künstler im Frühjahr 1869 wiederk am, „beg annen die beiden mit den Forschungsa rbeit en“ [ebd. 166], indem sie teils auf abent euerl iche Weise und unt er Pol iz eischutz alle Winkel und Ecken der Mill ionenstadt als ‚Pilger‘ durchstreift en. Doch als Jer rold und Doré Ende 1869 mit den Vor ber eit ung en für die Veröf fent l ichung beg annen, kam es zu Mißhell igkeit en und Verz ög er ung en. Erst im Frühjahr 1870 wurden sie mit dem Verle ger handelsein ig; Beraldi kolpor t iert ein Honor ar von 200.000 Francs für Doré. Allerd ings war die Arbeit „immer noch nicht beendet, als im Sommer 1870 der deutsch-französische Krieg ausbrach. Doré kehrt e nach Frankr eich zur ück“, um nach Kriegs ende 1871 „in zieml ich deprim ier t er Stim mung“ [ebd. 167] erneut nach Engl and zu fahr en. Für ein i ge Zeit kam es sog ar zu einem Bruch zwischen bei den, als Jer rold erf uhr, daß Doré eine franz ösische Edit ion sei ner Il lustrat ionen mit ei nem neuen Text von Loui s Énault bea bsicht ig t e. Doré „ver m ied aus diesem Grund für ein ige Mon at e die Zus am men kunft mit Jer rold“ [ebd. 168] und söhnte sich erst im Wint er 1871 mit dem Freund wieder aus. End lich erschienen ab Janua r 1872 die Kapit el in zwölf Liefer ungen (bzw. 12/13 als Doppell iefer ung) und im Dez ember das Werk insgesamt in Buchform [vgl. ebd. 169] – „one of the great illustr at ed books of the world“ [Ray, Engl and]. Henr i Leblanc konnt e das monu ment a le Werk nur in my t his chen Kat eg or ien er fass en: „Malg ré la complexité du sujet, Gustave Doré, par la mag ie de son crayon, par la clairvoyance de son rega rd, a réussi à rend re la vie londonn ienne sous ses aspects les plus divers et les plus saissants“ [Leblanc 154]. In der Tat ist es eine spannungsvolle widersprüchl i che Vielfalt, die einen unaufhörl ichen Reiz auf den Betrachter ausü bt. Eric de Maré hielt London un zweifelh aft für Dorés „best book“, weil es in soz ia l geschicht l icher Prä z ision „the Hell and Heaven of the Two Nat ions“ zu einem über wält igenden äst he tischen Ges amteind ruck vereine: „The work does evoke the full, foggy horr or of mid-Victor ian Lon don in a rema rk able vivid way“ [De Maré]. Ähnl ich gründet auch Ray seine Hochschätz ung auf „Doré’s deva stat ing rea li zat ion of the cont rast of wealth and poverty in a modern met ropol is“ [Ray, Engl and].
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Jer rold und Doré beg innen ihre ‚Pilgerfahrt‘ auf der Themse, die von zentraler Bedeutung für die Stadt und wie eine Art ‚roter Faden‘ ist. Von hier erg eb en sich rom ant is che Aus- und Überblicke ebenso wie tiefe Einblicke in Ha fent reiben, Docks, und Uferstraßen. Von hier aus geht es durch Men schenm assen und dichten Verkehr auf Märkte, in eine Brauer ei, in die Armenv iert el des East End – in ein Nachta syl, ein Kindera syl, eine Opiu mhöh le, das Gef äng n is Newgate. Solc he Eind rücke wechseln mit repräsent at iven Stadt a nsicht en (Par lament) oder Szenen aus dem Leben der High Society (Gar t enpar t y in Chiswick, Da men beim Morgen ritt); auf dem Jahrm arkt Derby oder beim Boots ren nen werden die unt ers chied l ic hen Klass en unver m it t elt nebeneina nder gestellt. Wenn Doré vor allem eine ungeheur e gesellschaft liche „Kluft“ [Guratzsch/Unverfehrt I, 177] aufz ei gen wollte und „London in seinen Ext remen sah“ [ebd. 178], dann geschah dies jedoch nicht aus ei ner soz ia lk rit ischen ‚Einstellung‘ heraus, sondern aus dem Impuls, „London zu zeigen, wie es wirk lich war“, was Vera von Harrach und Anke Schmidt „auch auf die starke Trad it ion beschreibender und illustrier t er Lit er at ur zur engl ischen Met rop ole“ [ebd. 151] zur ück f ühr t en. Diese durchaus versier t e distanz iert e Halt ung spiegelt sich auch in der narr ativen Situierung des Textes wieder: Jer rold läßt ei nen Er z äh ler und ei nen Zeich ner „ei nem ima g i när en Besucher der Stadt durch die verschieden sten Viert el“ [Bilderwelt en] folgen und hebt so die Posit ion des Ber ichterstat t ers von der des un m it t el bar Beobacht enden stärker ab – angesichts der Flut der int ensiven und widersprüchl ichen Eind rücke, mit der die „Met ropole London mit all ihr en Lichtund Schattenseiten“ [ebd.] die ‚Pilger‘ anfüllt, ist dies vor der Erfi ndung des stream of con sciousness ein not wend iger Kunst g riff. Man kann sog ar von einer ‚rom ant ischen‘ Halt ung der beiden Beobacht er sprechen, die heut e nicht mehr ohne weit er es nachvollz iehbar ist. So besaß ger ade das Elend für den Aut or Jer rold auch „male rische Seit en, die sich in anschau l ichen Stim mungs wert en ausd rücken“ konnt en. Den Szenen von Armut und Not standen er und Doré „als Fremde und Außenstehende mit f üh lend gegenü ber, ohne daß ein Versuch erkennbar würde, sich mit den Ursa chen des Elends auseina nderz usetz en“ [Guratzsch/ Unverfehrt I, 179]; stattdessen lassen Text und Bil der „genügend Spielr aum für Sent i ment a l it ät“ [ebd. 180]. Dam it setzte sich Doré aber auch entschie den von seinen vielen sat ir ischen und ka r ik ier enden
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Werken ab. In London „his roma nt ic fant asy is more evident, and revea ls how perfect suit ed his talents were to illustration […] His handling of theatrical lighting effects can be masterly“ [De Maré].
arbeit er wachsenen Buches“ [ebd. 180] ausm acht. In der Forschung hat sich in jünger er Verg angenheit die Auf fassung durchgesetzt, London sei überh aupt „Doré’s great est achievement“ [Ray].
Doch die ‚rom ant ische‘ Sicht besaß ihr erseits ein Kor r ekt i v in Dorés phä nomen a lem phot og raphi schen Ged ächtn is: Er „zeichnete nicht gerne in der Öf fent l ichkeit und verh ielt sich insgesamt bei den Streifz ügen durch die Stadt zur ück h alt end“, bracht e „led igl ich knappe Ent w ür fe“ zu Papier und „prägt e sich die Szenen gen au ein, um bei der Aus arbeit ung die Det ails aus dem Ged ächt n is hinz uz u fügen“ [Guratzsch/Unverfehrt I, 167]. Ein minut iös gez eichnet es, phot og raphisch gen aues Abbild ver mit t eln noch die Hint erg rundk ul issen der Häuser und Stadta nsicht en, bei der en archit ekt on ischen Details ihn ein Freund ber iet, „der franz ösische Archit ekt Bourdelin, der ihn auf ein igen Rundg än gen begleitete“ [ebd.]. So ist es ger ade auch diese wahr neh mungsges ät t ig t e „dicht e Schilder ung ei nes städt ischen Org a n ismus in seiner ganz en Viel falt“, die „den Rang des aus kongen ialer Zusammen
Ber eits der Verleger erk annt e den außerordent l i chen Wert des Werkes. Die Holzstiche wurden „von den besten Xylog raphen der Zeit ausgef ührt, un ter ihnen Gauch ard, Pannem aker, Pisan, Sargent, Jonna rd“ [Bilderwelt en], das Buch „well print ed on fine paper with large marg ins“ [Ray]. Es hatt e sofort einen „immense success“ [ebd.], und noch für den heutigen Leser und Betrachter „the total effect is impressive“ [Muir 227]. Unser unbeschnit t enes, nur gelegent l ich schwach braun fleckiges und mit allen Liefer ungsu mschlägen ausgestat t et es Exemplar im Meisterein band von Devauchelle transpon iert die sen Eind ruck ungeschmä lert in die Gegenwart. Lit er at ur: Beraldi V I , 46, Nr. 158; Bilderwelt en 201 f.; De Maré 137 ff.; Dézé 76; Guratzsch/Unverfehrt I, 151 –184, und II , Nr. 130 –147; Hodnett 151; Leblanc 154; Muir 225 ff.; Osterw alder 321; Ray II , 342 ff., Nr. 251; Ray, England 134, Nr. 207; Vica ire III , 575.
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Mit 27 zusätzl ichen Probedrucken avant la lettre 354 Johannot, Alfred und Tony. Trente vig net tes pour les Œuvres de Walter Scott, d’après les Tableaux de MM. Alf red et Tony Johannot, gravées par MM. Blanch ard, Cousin, Lecomte, Lemaître, Manduit, Pourvoy eur, Revel, Tavernier, etc. Par is, Furne, 1830 –1832. 33 [!] unbeschnitten e Stahlstichtafeln; zu sätzlich 27 Stiche der Ser ie avant la lettre Quart (280/295 x 200/205 cm). In 11 illustrierten brau nen Liefer ungsum schlägen (Um schläge etwas angestaubt und im Falz teils einger issen, Tafeln in den Randberei chen etwas stockf leckig; die zusätzlichen Tafeln teils mit Randlä suren, ein Einr iß den Bildbereich bet reffend). Frühe Gemeinschaftsa rbeit der Brüder Johannot zu Werken Walt er Scotts Als eines ihr er frühesten Gemeinschaftswerke hat ten die Brüder Alfred und Tony Johannot schon 1826 eine von Gossel in ediert e Ausg abe der Œuvres von Walter Scott in der Übersetz ung von Defauconpret bebildert. 1830 –1832 brachte Furne eine weit er e Ausg a b e in 32 Bänden heraus. Zu dieser schufen die Johannots eigens neue Illustrat ionen,
die indes sepa r at veröf fent l icht wurden. Zwar er schien die Ausg abe also „sans grav ures“, doch fin det sie sich „souvent reliée avec une suit e de trent e vig net t es“ des Brüder paars. Verglichen mit Tony s gleich z eit igen Holzschnit t en für Nodiers Histoire du Roi de Bohême [vgl. Nr. 466 ff.] wirken diese Stahlsti che wie (alt)meisterl iche Ka bi nett stücke, aber eben doch noch sehr konvent ionell. Trente vig net tes, so steht es auch auf den Liefer ungs umschlägen – indes zählt unser Exemplar 33 Ta feln in elf Liefer ungen. Selt sa mer weise ist die 11. Liefe rung auch Cart eret, Mar ie, Sander und Vicai re völ lig un bek annt geblieben! 18 Zeich nungen stam men von Alf red, 13 von Tony Johannot, außerdem eine von Eugène Lami, die letzte blieb unsig niert. 27 Blät t er liegen noch ein m al als Probed rucke avant la lettre auf Vel inpapier vor; ferner findet sich auf den – vollständ ig vorh andenen – Liefer ungsu mschlä gen eine Holzschnitt v ig net t e nach Tony Johan not. In diesem Um fang dürf t e das Ensem ble selt en sein. Lit er at ur: Cart eret III , 561; Mar ie 18 f. und 87; Quéra rd V III , 577 f.; Rahir 637; Ray II , 256; Sander 630; Vicai re V II , 450 f.
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Kostbar es Skizzenbuch mit Orig inalzeichnungen von Tony Johannot 355 Johannot, Tony. Skizzenbuch mit 16 Orig in alZeichnungen. Ohne Ort und Jahr, etwa 1831 –1833. 16 ganzseit ige Zeichnungen von Tony Johannot (davon 15 mit Bleistift, 1 in Sepiat inte). 46 Bl. (davon 30 leer). Quer-Quart (223 x 300 mm). Dunk elg rün er Pappband der Zeit, mit in dunk elg rün em Mar oquin ern euertem, goldgeprägtem Rücken, in dunk elg rün er Halbm ar o quink assette mit dek orat iver Rückenverg oldung, diese am Fuß sig niert „Devauchelle“ (berieben, Ecken rund geschabt, Papier ganz schwach braunf leckig). Skizz enbuch mit 16 orig in a len Zeichnungen von Tony Johannot Das Al bum im Quer for m at (223 x 300 mm) ent hält 16 große und ziem l ich det aill iert ausgef ühr te Zeichnungen von Tony Johannot (1803 –1852), von denen 13 sig niert sind. Zwei tragen ein Dat um: Die erste zeigt „Hussein Dey d’Alger le 14 7bre 1831 à l’opera“ , die neunt e ist sig niert „Tony Johannot 1832. Juin“ , so daß sich als Entstehungsz eitr aum die Jah re 1831 bis 1833 ansetz en lassen – also unm itt elbar nach Erscheinen von Johannots Erst l ingswerk, den 50 Holzschnit t en zur Histoire du Roi de Bohême et des sept Châteaux von Charles Nodier [vgl. Nr. 466 ff.]. Mit diesen hat t e er „die Revolut ion der franzö s. Buch i llustrat ion eing eleit et“ [Thieme/Becker 19, 69] und seine außerordentl iche Kar r ier e begonnen: „Sein Ideen r eicht um und die Leicht igkeit sei ner Entw ürfe lassen Johannot bald zu einem der be liebt esten Illustrat or en in Frank r eich werden“ [Bil der welt en 110]; zus am men mit Célestin Na nteuil gilt er als „la tête de l’illustration rom antique“ [Beraldi VIII , 247]. Inh altlich sind auch diese Zeichnungen sehr un terschied l ich und vielseit ig. Da gibt es histor ische Mot ive wie die drei Män ner in mit t ela lt erl ichen Kostü men vor einer angedeut et en Burg im Hint er grund, die Szene, in der ein junges Mädchen einem ält er en Landsk necht einen Trunk reicht, und jene, in der sich ein ander er im Sitz en ausr uht, die Hand aufs Schwert gestützt, während im Hinterg rund wen ige flücht ige Striche ausr eichen, um Kampfget üm mel anz udeut en. Diese letz t er en beiden Bilder mark ier en zugleich den Überg ang zu den allt ägl ichen bzw. Genr esze nen: Ein unter einem Baum sitz ender Jäger zeigt seinem Hund die erlegte Taube; zwei Mädchen im Freien – eine mit Blumenkörbchen – scheinen sich
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über Liebesd inge ausz ut auschen; eine Mut t er trägt ihr Kleink ind mit sich heru m; eine ander e liest an dächt ig im Schat t en eines Bau mes, ihr Töcht erchen im Arm, das mit gefalteten Händen ihr zur Seite steht; ein Vat er sitzt mit übereina nder geschlage nen Beinen auf einem Stuhl und spricht ein ern stes Wörtchen mit dem vor ihm stehenden Sohn – immer wieder sind es dialog ische Szenen mit zwei Bet eil ig t en. In die zart-rom ant ische Grundstim mung füg en sich auch zwei Tierstud ien harmo nisch ein: Das Katzenköpfchen mit langen Schnurrhaar en und ein Hase, der am grob angedeuteten Grasbüschel schnuppert. Einen harschen Kontrast dazu bieten zwei weite re Blät t er. Eines vereint mehr er e grot eske Fig ur en: Ein buck l iger pfeifer auchender Vogel mensch lugt fragend um sich, währ end neben ihm ein zackiger Frosch einem af fena r t igen Skelett zum Tanz auf spielt. Gleichfalls aus dem Rahmen fällt die einz i ge Federz eichnung in Sepiat int e: Ein monströser Riese eilt auf Klauenf üßen zwischen Sonne und Mond über Land, mit be p elz t em Buckel, über dimension ier t em Kopf und Ha kenn ase; die Glotz augen starr auf die ausgestreckt e Hand ger icht et, auf der drei menschliche Fig ürchen stehen: ein Paar tanzt schwungvoll und unverd rossen auf dem
Handteller … Es ist nicht verfehlt, in dieser frü hen Zeichnung ber eits einen ersten Vorg riff auf die Illustrat ionen zu Alf red de Mussets Voya ge où il vous plaira von 1843 [vgl. Nr. 460 ff.] zu erkennen, wie ein Seitenblick auf Gordon N. Ray bestät igt: „The macabre imag in at ion which he somet imes display ed in his vig nett es of the early 1830s is fully developed here“. ‚Voll entw ickelt‘ ist sie freilich auch schon auf unser er, die ganz e Seit e ausf üllenden Federz eich nung. Die 16 kost ba r en Orig in al-Zeichnung en dies es Albums biet en in nuce einen ebenso repräsent at iven wie ‚fant astischen‘ Querschnitt durch Tony Johan nots Bilderwelt – zu einer Zeit, als sein zeichner i sches Können voll ausger eift war und er am Beg inn seiner überaus er folg r eichen Lauf bahn als einer der „beg abt esten und meist beschäf t ig t en Buchi llustra tor en“ [Bilder welt en 110] stand. Proven ienz: Händler-Etikett von Alph. Gir ou x, Pa r is, auf dem Spie g el. – Ebd. Ex l i bris Mark Dineley, dar u nt er Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flüh m ann. Lit er at ur: Vgl. allg em ein Bénézit V II , 552 f.; Beraldi V III , 245 – 277; Bilder welt en 110 –17; Ma r ie; Oster w alder 538 f; Ray II , 256 – 267 etc.; Rümann 127 –131; Thieme/Becker 19, 69 f.
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Exemplar Lebœuf de Montgermont 356 Karr, Alphonse. Les guêpes illustrées. Vig nettes par Bertall. Janvier. [Und:] Février [Und:] Mars. [Und:] Avril. [Und:] Berta ll: Les guêpes à la bourse. Mai. Par Bertall. Par is, J. Hetzel, Warnod et Cie, 1847. Zu samm en rund 340 (teils wiederholte) Textholzschnit te nach Bertall. 94 S., 1 Bl.; 96 S.; 96 S.; 94 S., 1 Bl. ( Verlagsanzeigen); S. [3]-96. Klein-Oktav, unbeschnitten (135 x 82 mm). Grobgen arb ter weinr oter Halbm ar oquinband auf fünf mit doppelten Goldf ileten verzierte Bünde, zwei Rückenkompartimente mit Titel und Erscheinungsjahr in einfachen Goldf ileten rahm en, die übr igen mit wiederholtem Orn am entstem pel in doppeltem Goldf ileten- und Pointillérahm en, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und fünf eingebunden en illu strierten Liefer ungs-Um schlägen, auf dem fliegend en Vorsatz verso sig niert „V. Champs“ (mehrere Steuerstempel). Acht ung Wespen! – Sticheleien von Karr und Bert a ll Das sat ir ische Mag a z in Les guêpes läßt sich mit ei nigem Recht als Lebenswerk des Jour n a l isten JeanBapt iste-Alphonse Karr (1808 –1890) bez eich nen. „Il y éleva dans des ruche s modèles ces fameuses Guêpes qu’il lâcha de 1839 à 1849 sur les ténors de la politique, des arts, des lettres et même de l’Opéra. Toute une fau ne boursoufflée posa ainsi devant lui qui sut toujou rs, pour son compte, se garder de l’en flu r e“ [DLF]. Unt er verschiedenen Tit elva r ia nten erschien es von 1839 bis 1876. Fast nie ist es voll ständ ig anz ut ref fen, selbst das Exempla i re der Bibliothèque nat ion ale „présente quelques lacunes“ [Vicai re]. Mit den Bändchen für Janua r bis Mai liegt hier alles im vor r evolut ion ä r en Jahr 1847 Erschienene vor. Entscheidend aber ist: Dies ist exa kt der Ant eil von Berta ll (1820 –1882) an dem langlebigen Mag a zin. Er war einer der dam als „beliebt esten franz ö sischen Il lustrat or en, dessen spieler isch leicht e und doch prä z ise Zeichenweise und dessen liebensw ür diger Hu mor“ [Bilder welt en 126] allgemein geschätzt wurden, und der sich hier in Hundert en von „sehr amüs ant en“ [Riemann] Illustrat ionen von Men schen und Wespen auslebt. Das fünfte Bändchen Les guêpes à la bourse stellt in diesem Rahmen den Höhe- und Endpunkt dar, stammt es doch vollstän dig, den Text eingeschlossen, von ihm. In dem unt er verä nder t em Tit el erschienenen Jahrg ang 1848, Les guêpes hebdomadaires, revue sat yrique de la semaine, avec une grande gravure à part avec légende par Bertall,
scheint dieser nur noch einen marg in a len letzt en Beit rag geleistet zu ha ben. Das Werk ist eine kleine Trouvaille, blieb es doch Bibliog raphen wie Brivois und Car t eret verborgen, nicht jedoch einem der bedeut endsten Samm ler französischer Rom ant ik, Louis Lebœuf de Montgermont (1841 –1914), aus dessen Besitz es wahrschein lich stammt. Der nachfolgende Besitz er ließ es un beschnit t en und mit den illustrier t en Umschlägen von Vict or Champs binden. Proven ienz: Ver mut l ich das Exemplar von Loui s Lebœuf de Montgermont, vgl. dessen Kat alog 1912, Nr. 141, noch ohne den Einband von V. Champs. – Ausschnitt aus alt em Ant iq ua r iatsk at a log verso flie gendem Vorsatz mont iert: dieses Exemplar. Lit er at ur: Beraldi II , 48, Nr. 14; DLF I, 546 f.; Esc offier 1758; vgl. Hoefer 27, 460 ff.; Talva rt/Place X, 228; Vicai re I V, 633; zu Les guêpes à la bourse: Osterw alder 128; Riemann 192; Sander 91; nicht bei Brivois und Cart eret.
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Hinr eißender Verlegereinband 357 Karr, Alphonse. Voya ge autour de mon jardin. Illu stré par MM. Freeman, L. Marvy, Steinheil, Meisso nier, Gavarni, Daubigny et Catenacci. Par is, L. Curmer, V. Lecou, 1851. 8 Farbtafeln mit bedruckten Seidenvorsätzen, über 150 Textholzschnitte, davon 7 ganzseit ig. 2 Bl., 416 S. Quart (269 x 177 mm). Dunk elblauer Perk alin-Verleger einband auf glatten Rücken, mit floraler Rücken- und Deckelillu strat ion in Gold und Farben in blindgepräg tem Rahm enwerk, mit gelben Glanzpapiervorsätz en und Ganzg old schnitt, auf dem Vord erd eckel sig niert „Harh aus graveur“ (durchgehend ger ing braunf leckig, S. 97 f. mit kleiner Randläsur).
Die erste illustrier t e Ausg a be des sympat hischen Gar t enbuchs – im polychromen Verl agseinband Dies ist die erste illustrier t e Ausg a b e des zuerst 1845 erschienenen Gar t enbuchs in 59 Briefen, die ein „Stephen“ an seinen Freund richt et. Aut or war der Jour n a l ist und Schrift steller Jean-Bapt isteAlphonse Karr (1808 –1890), der seine Nat url ieb e erst in seinen letzt en Leb ensjah r en voll ausleb en konnte, als er sich in Saint-Raphaël an der Côte d’Azur int ensiv dem Gar t enbau und der Kult iv ie rung von Blumen widmet e, so daß er ger adez u als Gründer der „Blu menr iv ier a“ gilt. Eine Bir nena rt und der Bambus mult iplex Alph onse Karr wurden nach ihm ben annt.
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Sein ‚rom ant isches‘ Int eresse war ebenso äst het isch wie nat ur w issenschaft l ich beg ründet; es erstreck te sich von der schönen Landschaft bis zu den ein zelnen Pflanz ena rten und schloß selbst die Insek ten mit ein – sie werden gleichb er echtigt in dem über 200 Na men um fassenden Reg ister aufgef ührt. Als Tierfreund erw ies sich Karr dadurch, daß er sich noch 1882 zum Präsident en der Société française contre la vivi sect ion wählen ließ, die sich gegen Tier versuche wandt e. Die ganzheit l ic he rom ant is che Sicht auf die Nat ur spiegelt sich auch in den Abbildungen wider. Charles François Dau bigny, Louis Marvy, Ernest Meisson ier und Will ia m Henr y Freeman (von die sem stam men vier ganzseit ige Illustrat ionen), zeich neten Landschaften, in denen die Menschen sich zu verl ier en schei nen, ander e Bilder wieder u m zei gen Insekt en in Großauf n ah me. Die Kopf v ig net t en, meist von Erc ole Catenacci, enth alten in breiten Ara beskenr ah men oft Pflanz en, ein ige auch Land schaf t en en miniat ure. Beit rä ge liefer t en auch nicht im Tit el gen annt e Künstler, so etwa Adèle Laisné. Prunkstück der Ausg ab e sind die acht sorgfältig kolor ier t en Ta feln mit verschiedenen Blüt enpflan zen, die sich dem Bet racht er wie frisch geschnitt en darbiet en. Das Buch ist in dem ausnehmend schönen Verleger einband erh alt en. Die Plat t en von Robert Haarh aus sind „inspirés des illustrations“ [Malavieille] – aus reichem Golddekor leucht en Ak zent e in Blau, Weiß, Weinr ot, Ockergelb und drei verschiedenen Grün tönen heraus. Proven ienz: Na mensstempel auf Vor t it el und Tit el: R. Dardel. Lit er at ur: Beraldi V II , 81, Nr. 305 (Gavarni); Brivois 218; Car teret III , 323; DLF II , 547 (mit fals chem Jahr); vgl. Hoefer 27, 462; Lonchamp II , 246; Osterw alder 1012 (Steinheil); Rahir 477; Sander 376; Talva rt/Place X, 226, Nr. 14B; Vicaire I V, 639 f.; zum Einband: Mala vieille 158 (Abb.).
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Mit al len 65 origina len lavier ten Vor zeichnungen von Lorentz und einem Brief des Autors 358 Karr, Alphonse. Les fées de la mer. Vi gnet tes par Lorentz. [Auf dem Um schlag:] Le nouveau magasin des enfants [12]. Paris, E. Blanchard, 1851. 65 Textholz schnit te; zu sätzlich 64 kar tonier te Bl. mit 65 ori ginalen lavier ten Feder zeichnun gen von Lorentz. 96 S.; 1 mehr fach gefaltetes, zwei seitig von Karr be schriebenes Brief blatt. Ok tav (209 x 145 mm). Grobgenarbter grü ner Maroquinband auf fünf Bünde, mit gold gepräg tem Rückenti tel in doppel tem Goldfiletenrah men, die übri gen Rückenfelder mit sechsfachem, die Deckel mit siebenfachem Goldfiletenrahmen, mit doppelter Goldfilete auf den Stehkanten, rost rote Sei den doublüre mit grünem Maroquinrahmen, die ser mit doppeltem Goldfiletenrahmen und floralen Eckstücken mit blau intarsierter Blüte, fliegen de Vorsät ze mit Seide bezogen, weitere Vorsät ze aus Mar mor papier, mit ein gebun denem illu strier ten Original-Um schlag und Ganz gold schnitt, auf dem Spiegel si gniert „Marius Michel“ (Rücken minimal aufgehellt, durch gehend etwas braunfleckig).
Unik ales Exemplar mit den ori gi na len Lavis zur Um schlag il lu stration und zu 64 Text il lu strationen Dies ist die er ste il lu strier te Ausga be ei ner weiteren romantischen Feen-Er zäh lung aus der Rei he Le nouveau magasin des enfants; Autor war der Jour nalist und Schrift stel ler Jean-Baptiste-Alphonse Karr (1808 –1890), von dem ein zwei seiti ger hand schriftlicher und voll si gnier ter Brief an ei nen un genannten „cher ami“ , wohl den Verleger, auf ein Vorblatt montiert wur de. Ein freund liches Kinderbuch also – doch die ses uni kal aus ge stat tete Exemplar ist von un ge ahnter, geradezu unerhör ter Bedeutung für die künstleri sche Bewer tung des Illustrators Alcide Joseph Lorentz (1813 –1891). Dieser war auch als „Ka ri katu rist“ und Zeich ner von „mi litär[ischen] Dar stellun gen“ [Thieme/Becker 23, 384] bekannt – hier jedoch liefer te er insge samt 66 Bild vorla gen von un glaublicher Deli kates se und ein schmeichelnder Sanft heit. Dies geht jedoch eben nicht aus den buch stäblich ‚holz schnitt ar ti gen‘ Text abbildungen her vor, sondern al lein aus den auf 64 Kar tons
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eingebundenen 65 Orig in alz eichnungen, die sämt lich die unm itt elbar en, seit enverkehrt en Bildvor lagen darstellen. Außer der jen igen zum Front i spiz sind alle Vorl agen vorh anden, eingeschlossen die jen ige zur Umschlag i l lustrat ion. Die Zeichnungen sind bis auf wen ige Ausn ah men mit dem Monog ramm „ AJL“ sig niert; das im vorde ren Buchb er eich öf t er hinz ugef üg t e Dat um „Oct. 1849“ er mögl icht ung ef ähr e Rücks chlüss e auf Chronolog ie und Zeit r aum ihr er Entstehung. Ganz vereinz elt finden sich am unt er en Blatt r and auch handschrift l iche Hinweise an die Stecher. Diese Zeichnungen in schwarz er Tinte, zart grau lav iert und teils mit weichen Bleistiftschraffen ver sehen, transpor t ier en auf eine ebenso kla r e, licht e wie märchenh aft-verz auber t e Weise die At mosphä re der rom antischen Feer ie. Die Stecher, die eine ganz e Reihe ihr er Umsetz ungen sig nier t en, moch ten Baulant, H. Delaville, A. Ether ington oder F.
Leblanc heißen – keiner von ihnen schafft e es, die von Lor ent z erz eug t e ‚weichgez eichnet e‘ Stim mung in den durchweg sol ide ausg ef ühr t en Buchholz schnitt hinü berz ur ett en. Auf den wahrl ich stau nenswer t en Augenschmaus der zahlr eichen prez iösen Orig in a le gibt der Mei stereinband von Henr i Ma r iu s Michel (1846 –1925) dez ent e Hinweise: Die ineina ndergestellt en mehr fachen ‚leer en‘ Goldr ah men in den Rückenfeldern und auf den Deckeln ver spre chen eine vi su el le ‚Erfüllung‘, die sich im Innern auf das Schönste bestät igt. Proven ienz: Goldgepräg t es Lederex l ibris von Léon Rat t ier verso zweit em fliegenden Vorsatz (nicht in dessen Aukt ionen 1909, 1913 und 1920/21). Lit er at ur: Beraldi IX , 190; Brivois 219; Carteret III , 323 und 447; Gumuchian 3483 f.; vgl. Hoefer 27, 462; Osterw alder 639 (mit Abb. Fronti spiz); Sander 374; Talva rt/Place X, 226, Nr. 16; Vica i re I V, 640, und V I , 229.
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Exemplar auf Jonquille-Papier 359 [Kock, Charles Paul de]. Physiolog ie du prédestiné, con sidérations bisc ornues, par une Bête sans Cor nes. Dessins de J[ules] Gagniet. Par is, Raym ondBocquet, 1841. 55 Textholzschnitte (davon 2 einm al wiederholt, 1 Kopf leiste dreim al wiederh olt), 7 gerahmte Platzh alter für von der Zen sur unterdrückte Zeichn ungen; 2 Tafeln (zum Prospekt). 127 S.; I V S. (Prospekt). – Gedruckt auf gelbem Dünndruckpapier. Klein-Okt av, seitl ich und unt en unb es chnitt en (140 x 90 mm). Brauner Halbm ar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückenlängst itel in Gold filetenrahm en, marm or ierten Vorsätzen, aufgezogenem illu strierten Orig in al-Um schlag und Kopfg oldschnitt, verso fliegendem Vorsatz sig niert „V. Champs“ (wenige Bl. unten etwas fett- bzw. spritzf leckig). Charles-Paul de Kock (1794 –1871), „petit maître, mais un maître à sa manière“ [Talva rt/Place X, 256], zugleich einer der frucht barsten Schrift steller sei ner Zeit, zog es vor, dieses pik ante Büchlein über
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den gehörnten Ehem ann nicht unter seinem Na men zu veröf fent l ichen. Dies ist die erste Ausg a be, gleichz eit ig erschien der Text unt er Pseudonym bei Ficquet unt er dem Tit el Physiolog ie du cocu. Das Buch enth ält 55 Textholzschnitte nach Jules Gag n iet, an sieben Stellen finden sich einger ahm te Platzh alt er an der Stelle der von der Zensur un terd rückt en Zeichnungen. Die Illustrat ion auf dem eingebundenen Orig i n al-Umschlag wiederholt eine Abbildung von S. 7, die ganzs eit ig e Abbildung gegenü ber dem Tit el eine von S. 25, die Tit elv ig net te eine von S. 94. Der nachgebundene Prospekt zur Physiolog ie du prédestiné enth ält zwei Tafeln, die im Buch nicht vorkommen. Dies ist eines der wen igen Exempla r e auf Jonquille-Papier [vgl. Car t eret]. Proven ienz: Eingebunden gestochenes il lustrier t es Ex l ibris von Eugène Jacob. Lit er at ur: Vgl. Barbier III , 882; Brivois 328; Cart eret III , 490; vgl. Gay/Lemonnyer III , 735; Lacombe 843; Lhérit ier 47; Quér ard/Bourquelot I V, 473; Sander 574 (mit inkorr ektem Namen des Zeichners); nicht bei Talva rt/Place; Vicai re V I , 612; zu Kock vgl. Hoefer 27, 943 ff.
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Mit 17 zusätzl ichen Probedrucken 360 Kock, Ch[arles] Paul de. La grande ville. Nouveau tableau de Par is, com ique, critique et philosoph ique. Illustrations de Gavarni, Victor Adam, Daumier, d’Aubigny, H. Emy, etc. [Und: Tome] 2. Par H. de Bal zac, Alex. Dum as, Fréderic Soulié, Eugène Briffault, Eugène de Mirec ourt, Édouard Ourliac, Marc Fournier, L. Cou ailhac, Albert Cler, Charles Ballard, Le com te Charles de Villemot. Illustrations de Gavarni, Victor Adam, Daumier, d’Aubigny, H. Emy, Traviès et Henr i Monnier. Zusamm en 2 Bde. Par is, Au bureau central des publications nouvelles, 1842 –1843. 156 Textholzschnitte. Und: 17 Tafeln in Holzschnitt, 129 Textholzschnitte (davon 1 siebenm al wiederholt), zu sätz lich 17 Probedrucke (zu ein er Tafel und 16 Textabbil dungen). 2 Bl., 412 S. Und: 2 Bl., 418 S.; 2 S. (Prospekt). Quart, seitlich und unten unbeschnitten (257 x 167 mm). Langgen arbte geglättete rote Halbm ar oquinbände mit goldgeprägtem Rückent itel auf schwarzem Lederg rund, marm or ierten Vorsätzen, eingebunden en braun en illu strierten Orig inal-Um schlägen und Kopfgoldschnitt (Bd. 2: S. 285 f. mit provisor isch hinterlegtem Randeinr iß).
Erste Ausg abe, u. a. mit Text en von Balz ac und Du m as sow ie Illustrat ionen von Dau mier und Gavarni – mit 17 zusätzl ichen Probed rucken Dies ist die erste Ausg a be der zweibänd igen Comédie humaine der kleinen Leut e. Der beigebundene Pro spect us künd igt das Werk in der Tat an als eine „im mense coméd ie à cent actes divers, où les acteu rs […] initiant ainsi le spectateur à tous secr ets de leur vie int ime“; es zeige „Par is avec ses mœurs, ses vices, ses idiomes, ses plaisirs et ses misères […] les ridicules et les folies des habitants“. Den ersten Band ver faßte Charles-Paul de Kock (1794 –1871), einer der frucht barsten Schriftsteller seiner Zeit, ein „pet it maître, mais un maître à sa manière“ [Talva rt/Place X, 256]. Der zweit e Band enth ält 16 Essays verschie dener Aut or en, dar u nt er die beiden um fang r eichen Beit rä ge Mon og raphie de la presse par isienne [II , S. 129 – 208] von Honoré de Balz ac und Filles, lorettes et courti sanes [II , S. 315 – 396] von Alexa nd re Dum as. Nur der zweite Band enth ält Tafeln, dem ersten wurden sie erst in der Deuxième édition, augm entée
de 12 dessins nouveaux tirés hors texte beigegeben. Das Werk enth ält allein 58 Holzschnitt e von Dau mier im Erstd ruck, der sich hier als „vollendet er Impressio nist“ [Rümann 176] erweist. Bilder und Text e halt en sich in ihr er Bedeut ung die Waa ge: „Cette ouv r age mérite d’être recherché, autant à cause de son text e qu’à cause des ses illustrations“, schreibt Lacombe, ähnl ich würd igt Car t eret ein „ouv r age très import ant et rema rquable par la belle pléïade de littér at e urs et d’art istes de la période rom ant ique qui y ont coll aboré“. Das Werk sei „très difficile à rencontrer parfait avec ses cou vertures“ [ebd.] – gen au so liegt es vor uns, einschließlich den Zug aben eines ein gebundenen zweis eit ig en Verl agsprospekts mit zwei Illustrat ionen sow ie von 17 Probed rucken zu Il lustrat ionen des zweit en Bandes. Lit er at ur: Beraldi V, 98 (Dau bigny), V I , 88 (Émy), V II , 65, Nr. 204 (Gavarni), und X, 106, Nr. 757 (Monn ier); Bouvy 644 – 701; Brivois 184 ff.; Car t eret III , 278 ff. (mit Ums chlag-Abb.); Hiler 388; Lachè vre I, 192 f.; Lacombe 880; Lonc hamp II , 189; Oster walder 33, 289, 291, 343, 1065; Rahir 447; Rümann, Dau mier 40; Rümann 168 und 188; Sander 314; Talva rt/Place X, 268; Vica i re III , 1096 ff., und I V, 722; zu Kock vgl. Hoefer 27, 943 ff.
Mit allen Liefer ungsumschlägen 361 Kugler, Franz. Geschichte Friedrichs des Grossen. G eschrieben von Franz Kugler. Gezeichnet von Adolph Menzel. Leipzig, Verlag der J. J. Weber’schen Buch handlung, 1840 [– 1842]. Illu strierter Titel, Fronti spiz, 376 Textabbildungen, al les in Holzschnitt. 1 Bl., 625 S., 1 Bl. (Inh alt), S. [V]-VIII („Den Freunden des Vaterlandes“), VIII S., 1 Bl. ( Ver lagsanzeigen), 1 Blättchen („Zur Nachr icht“). – So kom plett. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart, unbeschnitten (266 x 170 mm). Langgen arbter mittelbraun er Halbm ar oquinband auf fünf zwischen doppelten Goldf ileten in Blindpräg ung gerautete Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und reicher ornamentaler Verg oldung in dreifachem Filetenrahm en in den übr igen Rückenfeldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marmo rierten Vorsätzen und 20 nachgebundenen illu strierten Liefer ungsum schlägen, auf dem fliegenden Vorsatz ver so sig niert „Mercier Sr de Cuzin“ . „Friedr ich über alles“: Adolph Menzels ber ühmt estes Werk, zugleich der „ent scheidende Wendepunkt in der Geschicht e des deut schen Holzschnitt es“ Friedr ich der Große ist durch dieses Buch für die Nachwelt erst populär, der junge Zeichner Adolph Menzel weltb er ühmt geworden. Das Werk selbst steht „in der Ge s chich t e der deut s chen Buch illustrat ion an der Spitz e“ und wurde „von keinem Buch vorher oder nachher übertroffen“ [Rümann 322]. Zu Lau r ent de l’Ard è ches Histoire de l’empereur Napoléon von 1839 [vgl. Nr. 386 ff.], die J. J. Weber 1841 in deutscher Sprache herausbracht e, plant e der Leipz iger Verleger ein deutsches Gegenstück – in einer Zeit, in der Friedr ich II . von Preußen sich durchaus „nicht allgemeiner Sympat hien er f reut e“ [Rümann 326]. Es fehlt e eine grif fige biog raphische Gesamtd arstellung, und mit dieser beauf t rag t e We ber anläßl ich der 100. Wiederkehr der Thronbestei gung Fried r ichs II . den Histor iker und Kunst h isto riker Franz Kugler (1808 –1858). Der Aut or gab eine „system at isch-sachl iche Schilder ung des geschicht lichen Ablaufs“ [NDB], wobei „die schlicht e Anmuth seiner Erz ählung, die pat riot ische Wär me […] und der feine Tact, mit dem er Geist und Char akt er des groß en Kön igs so tref fend zeichnet e“, bew irkt e, daß die Geschichte Friedr ichs des Grossen „ein Volks buch von starker und nachh alt iger Zugk raft“ [ADB] werden konnt e.
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Auch in der äußer en Gestalt sollte das Buch der Histoire de l’empereur Napoléon mögl ichst ähnl ich werden – vom Form at über den Satzspiegel bis hin zur Anordnung des Bildm at er ia ls und zu der dop pelt en Einfassungsl in ie um den Text. Doch der Ver leger rech net e nicht mit der künst ler ischen Eigen will igkeit des von ihm beauft ragt en Adolph Menzel (1815 –1905), der sich voller Enthusia smus auf die Aufg abe warf, die ihn für drei Jahr e beschäft igen sollte: „Friedr ich über Alles! Mich hat nicht bald was so geg riffen. Der Stoff ist so reich, so int eres sant, so großa rt ig“ und „so maler isch“ [Menzel, zit. nach Rümann 322], schwärmt e der junge Zeichner – seine „er fi ndende Liebe“ ließ sich davon zu einer „Fülle und Frucht barkeit“ anr egen, die „schlecht hin einz ig“ [Scheffler 126] dasteht und das Vorbild Horace Vernets weit hinter sich läßt. Arthur Rümann erblickt e in den Zeichnungen „nichts Fran zösisches mehr, hier sehen wir Menzel in seiner Vollendung“ [Rümann 325]. Kommen die Darstel lungen einerseits „mit einer rokokoh af t en Heit er keit und Graz ie“ [Scheffler 120] daher, die sich ganz auf die friderizian ische Epoche einstellt, so prägt sie zugleich „ein sehr persönlicher Stil mit allen Merk m a len des bürgerl ichen Rea l ismus im neun zehnt en Jahrhundert“ [ebd. 121]. Karl Scheffler er kennt in Menzels ind iv iduellem „Spiel voller An mut und oft voller Iron ie“ zugleich „das geistig, das ewig Akt uelle“ [Scheffl er 124]. Auch über die Textvorlage ging Menzel weit hinaus. Er gibt nicht einfach das Erz ählt e wieder, sondern sucht eine rea l istische „un m it t elba r e Anschauu ng“; er besicht ig t e die ein z el nen Schauplät z e, stud ier t e „in Museen und Archiven Objekt e und Fakt en, die Zeit und Szene des Text es verdeut l ichen können“ [Hauswedell/Voigt I, 135]. Über seine Quellen legt er in dem achtseit igen Histor ische[n] Nachweis zur Verständig ung einiger Illu strat ion en (hier am Ende des Buches) selber Rechenschaft ab. Doch erstarrt das Histor ische nicht in trockenem Posit iv ismus; im Gegent eil: „Die kleine Beil äu fi g keit als essent ielles Cha r akt er istik um, das at t rak tive Det ail, oder die opt ische Eind ringl ich keit, die von einer ungewohnt en Weise des Erblickens der Dinge gewonnen werden kann“ [Hauswedell/Voigt I, 136], überh aupt die „Kraft der faktisch getreu en ‚Verg eg enw är t ig ung‘ auch des Verg ang enen“ [ebd.], geben den Illustrat ionen ih r en spez i fischen Cha r akt er, in dem „histor ische Treue und höchste künst ler ische Leistung ohne gegenseit ige Beein trächt ig ung vereint“ [Rümann 324] sind.
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Nicht nur „einen Aufstieg, sondern einen entschei denden Wendepunkt“ [Thieme/Becker] bedeut et das Werk auch für die Geschichte des deutschen Holzschnit t es. Die Abh äng igkeit von dem franz ö sischen Vorbild war zun ächst eine ganz direkte, indem der Verleger Pa r iser Werkstät t en mit den Holzschnit t en beauf t ragt hat t e. Der en Holzschnei der „verd arben“ allerd ings Menzels ind iv idua l isti sche Feder z eich nungen, indem sie diese schem a tisch „in ihre gewohnte Techn ik übersetzten und sei nen An leit ungen zum Fak si m i leschnitt zu n ächst mit überleg ener Res er ve widerstanden“ [Bock, S. 285]. Energ isch verwahrt e sich Menzel gegen die „schlingelh aft e Mißh andlung meiner Zeichnungen“ durch die „Monsieu rs“ [zit. nach Scheffler 118] und beg ann, mit Friedr ich Unz elm ann (1797 –1854), Edu a rd Kretzschmar (1807 –1858), Al b ert Vo g el (1814 –1886) und Otto Vogel (1816 –1851) in Deutsch land eine eigene Riege von Holzschneidern hera n zubilden, die er „mit aller Schärfe zum Gehorsam gegen den Zeichner erz og“ [Rümann 326]. Dadurch verä ndert e er von Grund auf die Techn ik der Holz schnitt-Illustrat ion vom „alt en schem at isier enden Li n ienschnitt“ hin zu ei ner „der Rad ier ung ver wandt e[n], mit wes ent l ich ma ler is chen Mit t eln“
arb eit enden Tech n ik fei ner leb end ig er Stric he lung, die „auf das getreueste die ind iv iduelle Art des Zeichners spiegelt“ [Thieme/Becker] und zu gleich dem auf kom menden Rea l ismus ger echt wird. Die er folg r eic he Emanz ip at ion von dem fran zösis chen Vorbild und die entsprechende Wert schätz ung im Nachbarland spiegelt sich in unse rem Exemplar auch darin, daß es seinerseits nach Frankreich exp ortiert wurde und von dem Par i ser Meisterbuchbinder Émile Mercier (1855 –1910) mit al len 20 il lustrier t en Liefer ungsu ms chlä g en [vgl. Bock 427] gebunden wurde. Im 20. Jahrhun dert gelangt e es in die bedeut ende Sammlung von Ant oine Vaut ier. Proven ienz: Ex l ibris von A[ntoine] Vaut ier auf dem Spiegel (dessen Auktion I, 1971, Nr. 96: frs. 2.900), dar u nt er Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann. Lit er at ur: A DB 17, 310 f.; Bilderwelten 245 f.; Bock 427, 428, 430 – 815; Borst 1950; Brunsiek, S. 35; Cart eret III , 343 f.; Haus wedell/ Voigt I, 133 ff.; Hayn/Got endorf II , 451 f.; NDB 13, 245; Osterw alder 687; Rümann 322 – 326; Rümann, 19. Jh. 1359; Scheffler 115 –130; Thieme/Becker 24, 40 0; zu Merc ier: Fléty 126 f.
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Henr i Beraldis Exemplar der selt ener en Var ia nt e, im Verleger-Maroquineinband 362 Kugler, Franz. Geschichte Friedrichs des Grossen. Geschrieben von Franz Kugler. Gezeichnet von Adolph Menzel. Leipzig, Verlag von J. J. Weber, 1842. Illu strierter Titel, Fronti spiz mit altr osafarben em Sei denvorsatz, 374 Textabbildungen, alles in Holzschnitt. 2 Bl., S. [V]-VIII („Den Freunden des Vaterl andes“), 1 Bl. (Inh alt), 625 S., VIII S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart (250 x 160 mm). Roter Mar oquinband der Zeit auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel, umge ben von reicher orn am entaler und floraler Goldpräg ung, goldgeprägte Deckelplatten mit fettem Filetenrahm en, großen Eckfleurons und preußischem Adler (vorn) bzw. Löwenfell (hinten), darin jeweils die Initialen „F. R.“ , jeweils sig niert „A. M.“ , mit Vorsätzen aus weißem Moi répapier und Ganzg oldschnitt, verso fliegendem Vorsatz mit Buchbinderetik ett von C. W. Vogl, in mit Filz ausge schlagenem Pappschuber mit roten Lederk anten (vorde rer Innenfalz einger issen, streckenweise leicht gebräunt, S. 427 f. in einer Ecke mit Stockf leck). Va r ia nt e der ersten Ausg a be, in einem unerhört frischen Lu x us-Verlegerein band der Zeit Die ers te Ausg a b e der Kugl er-/Menzelschen Geschichte Friedr ichs des Grossen liegt hier in der sel tener en Va r ia nt e mit dem Erscheinungsjahr 1842 vor, in der zwei Illustrationen [Bock 472 und 473] auf Verl angen des preußischen Hofs „wegen Anstö ßigkeit“ [Rümann 326] entfernt werden mußt en. An ihr er Stelle wurde zusätzl icher Text im Umfang von
einer Druckseit e auf S. 43 f. eingef ügt („Überh aupt […] gekostet hat“), der im ander en Teil der Auflage fehlt. Dari n wird der sächsisch-poln ische Monarch Aug ust der Starke im Gegensatz zu Friedr ich Wil helm von Preußen mit kritischer Distanz als aus schweifend und prunk l ieb end cha r akt er isiert. Ebend ies hät t e Menzels ent f allene Zeichnung König Aug ust II. von Polen zeigt seinen Berliner Gästen bei einem Mask enfest eine verf ührer ische Dame offen bar zu dir ekt und ‚verf ühr er isch‘ in Szene gesetzt. Der zensier ende Eing riff beschränkt sich auf die Seit en 43 – 45; auf allen übr igen ist der Satzspiegel in beiden Druck va r ia nt en ident isch. Der wie neu erh alt ene zeit g enössis che Einband des Berliner Hofbuchbinders C. W. Vogl in rotem Ma r oq uin mit goldgepräg t en Deckelplat t en zeigt Mot ive Adolph Menzels (Sig nat ur „A. M.“): vorn den preußischen Kön igsadler, hint en ein Löwenfell und die Keulen des Herk ules, jeweils mit den Initialen „F. R.“ für Fridericus Rex. Unser Exemplar des an sich in Frankr eich wen ig bek annt en Buches stammt aus dem Besitz des franz ösischen Bibliophilen und Aut ors Henr i Beraldi (1849 –1931). Proven ienz: Auf einem Vorblatt von alter Hand in Tint e: „Mein lieber Art hur“. – Auf dem fliegenden Vorsatz goldgepräg t es Ex l ibris von Henr i Beraldi, dessen Aukt ion III , 1934, Nr. 249: frs. 960 (Tafel nach S. 106). – Dar u nt er Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann.
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Exemplar von André Villet 363 La Bédollierre, Émile, de. Les industriel s. Métiers et professions en France. Avec cent [!] dessins par Henr y Monnier. Par is, Librairie de Mme Vve Loui s Janet, 1842. 30 Tafeln in Holzschnitt, 59 Textholzschnitte. 2 Bl., IV S., 231 S. Groß-Oktav, unbeschnitten (242 x 155 mm). Langge narbter dunk elbraun er Halbm ar oquinband auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem und -gerahmtem Rückent itel und orn am entaler Verg oldung in fettem Goldrahm en in den übr igen Kompartimenten, mit doppelten, fetten und mageren Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätz en und eing ebund e nem, illu striertem Orig in al-Um schlag, auf dem fliegen den Vorsatz verso sig niert „[V]. Champs“ (S. 7 f. mit un scheinbar geschlossenem Randeinr iß, am Schluß einige Bl. schwach braunf leckig).
Erste Ausg a be, mit 89 Illustrat ionen von Hen r i Mon n ier Der Schriftsteller und Journ al ist Émile Gigault de La Bédollière (1812 –1883) stellt in diesem „ouv rag e très documenta i re, bien illustré“ [Car t eret] das länd l iche wie städt ische Klein- und fliegende Ge wer b e zur Mit t e des 19. Jahr hun derts vor: Fischer, Gärt ner, Hir t en, Schlacht er, Markt h ändler, Mau r er, Stra ßen keh r er, Wäscher in nen, Wasser t rä ger, Köche, Kut scher, Koh len h änd ler, Schweiz er gard isten, Scher enschleifer, Lampena nz ünder etc. Die 30 Tafeln zeigen Portraits von Vertretern der vorgestellt en Gewerbe, gez eichnet von Henr i Mon nier (1799 [wohl nicht: 1805] – 1877), der als „scharf beobacht ender Sit t enschilder er und Chron ist der Restaur at ion“ [Thieme/Becker] gilt. Die insg e samt 89 – nicht wie auf dem Titel summ ar isch ge nannt und von ein igen Bibliog raphen unk rit isch
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wiederholt: 100 – Holzschnit t e wurden ausgef ührt von Bara, Baulant, Birouste, Chevauchet, Géra rd, Montigneul, Tamisier u. a. – ein „ouvr age très bien exécuté, l’une des meilleur es illustrat ions d’Henr y Monn ier“ [Brivois]. Das unbeschnitt en im Einband von V. Champs vor liegende Exemplar der ersten Ausg a be ent h ält auch den Orig in al-Umschlag in der selt ener en Va r ia nt e mit dem Verleger n a men „Alphonse Pigoreau“ und einer Vig net t e mit der Darstellung zweier Pferde in einem Stall. Proven ienz: Auf dem Spiegel die goldgepräg t en Ex Libris von And ré Villet und L. Dousse. Liter atur: Beraldi X, 106, Nr. 740; Brivois 224 f.; Carteret III , 344 f.; Esc offier 1519; Hiler 514; Lacombe 890; Lipp erheide 236, Fc 41; Lonc hamp II , 248 (mit fals chem Jahr); Osterw alder 707; Quéra rd/Bourquelot I V, 486; Rahir 479; Sander 389; Thieme/ Becker 25, 69; Vicai re I V, 730 f.
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Tel que paru 364 La Bédollierre, Émile, de. Les industriel s. Métiers et professions en France. Avec cent [!] dessins par Henr y Monnier. Par is, Librairie de Mme Vve Loui s Janet, 1842. 30 Tafeln in Holzschnitt, 59 Textholzschnitte. 2 Bl., I V S., 231 S. Groß-Oktav, unbeschnitten (245 x 159 mm). Illu strierte Orig in al-Broschur (durchgehend schwach stockf leckig). Unser zweit es Exemplar von Les indu striel s prä sen tiert sich noch in dem Zustand, wie es vom Buch händler er worben wurde: unaufgeschnit t en und in der orig i n a len bonne couverture „très rare“ [Cart eret]
in der ersten Va r ia nt e, ged ruckt auf gelbem Papier. Die Umschlag i l lustrat ion wiederholt in mi n i m a ler Verk lei ner ung die des Front i spizes: Le March and de stat uettes, der laut er täuschend echt wirkende Fig ür chen in einem Gestell auf seinem Kopf aust rägt, ist zugleich eine nett e Anspielung auf Aut or und Illu strat or selbst, die ja ihr erseits ‚Fig ur en‘ zu Markte tra gen. Liter atur: Beraldi X, 106, Nr. 740; Brivois 224 f.; Carteret III , 344 f.; Esc offier 1519; Hiler 514; Lacombe 890; Lipp erheide 236, Fc 41; Lonc hamp II , 248 (mit fals chem Jahr); Osterw alder 707; Quéra rd/Bourquelot I V, 486; Rahir 479; Sander 389; Thieme/ Becker 25, 69; Vicai re I V, 730 f.
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Mit 28 zusätzl ichen Probedrucken auf Chinapapier, aus den Sammlungen Desc amps-Scrive und Gavault 365 La Bédollierre [sic], Émile, de. Histoire de la mère Michel et de son chat. Vig nettes par Lorentz. [Le nouveau maga sin des enfants 11]. Par is, J. Hetzel, 1846. Fronti spiz in Holzschnitt, 85 Textholzschnitte, zu sätz lich 29 Holzschnitte (davon 1 doublett und lose) als Probedrucke auf Chin apapier. 2 Bl., 101 S., 1 Bl. Okt av (198 x 132 mm). Langg en arbter nachtblauer Mar oquinband auf fünf breite, blind- und goldgepräg te Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in Goldf ileten rahm en, die übr igen Rückenfeld er mit orn am entaler Verg oldung in doppelten Goldf iletenrahm en, auf den Deckeln Rahm enwerk aus drei doppelten Goldf ileten rahm en, der mittlere mit Eckfleurons, mit doppelter Goldf ilete auf den Steh- und acht Goldf ileten auf den Inn enk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und Ganz gold schnitt über Témo ins, auf dem Spie g el si g niert „G. Mercier Sr. de de son père – 1914“ (fliegende Vorsät ze minim al randgebräunt). Diese erste Ausg abe der Geschicht e über die Aben teuer und glück l iche Heimkehr der Katz e Moumouth von Émile Gigault de La Bédollière (1812 –1883) er schien in der Reihe Le nouveau maga sin des enfants.
Das Werk ist durchgehend mit insgesamt 86 reiz vollen Holzschnit t en nach Alcide Joseph Lor ent z (1813 –1891) bebildert. 28 Illustrat ionen liegen zu sätzl ich als Probed rucke auf Chin apapier vor. Das hübsche Büchlein stammt aus dem Besitz von René Desc amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille ans ässig en Industriellen und neb en Beraldi und Bart hou renom m ier t esten Samm ler sei ner Zeit, und von Paul Gavault (1866 –1951), dem Di r ek tor des Théâtre de l’Odéon in Par is. Den eleg anten nacht blauen Ganzm a r oq uinband fer t ig t e George s Mercier (1885 –1939). Proven ienz: Auf einem Vorblatt das Ex l ibris von René Desc amps-Scrive (dessen Aukt ionsk at a log II , Nr. 259: frs. 2.400). – Daru nter Exlibris von Paul Gavault (dessen Aukt ionsk at a log IV, 1951, Nr. 1409: frs. 32.500!). Lit er at ur: Beraldi IX , 190; Brivois 225 (mit fals cher Koll at ion); Car t eret III , 345 und 447: dies es Exe mplar!; vgl. Gumuchian 3535 (spät er e Ausg.); Oster w alder 639; Quéra rd/Bourquelot I V, 487; Sander 388 (mit fals cher Kol l at ion); Vica i re I V, 731, und V I , 229.
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Exemplar von Vict or Mercier 366 Laborde, Alexa ndre comte de. Versailles ancien et modern e. Par is, A. Éverat et com pagnie, 1839 [auf dem Umschlag: 1841]. 1 Karte, etwa 600 Textholzschnitte, davon einige ganz seit ig, einige in vorgesehenen Holzschnittrahm en mon tiert, darunter mehrere Grundr isse. 516 S.; 8 Bl. (Pro spekt und Probedrucke). Quart, unbeschnitten (273 x 175 mm). Grobgen arbter dunk elbraun er Halbm ar oquinband auf fünf mit drei fachen Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und floraler Blindpräg ung in den übr igen Kompartimenten, mit Blindf ileten auf den Deckeln, mar mor ierten Vorsätzen und eingebunden em, illu striertem Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „V. Champs“ . Alles über Versailles – mit Hunder t en von Abbildungen Der Diplom at und Pol it iker Alexa nd re-Loui sJo s eph co mte de Labor de (1774 –1842) war der Ver fasser dieser „belle pu blicat ion sur Versailles“ [Car t eret], die histor isches Handbuch und Kunst führ er in einem ist. Geschrieben für den Bürger wie den Bea mt en, den Sold at en wie den Kunstf reund, handelt sie über das Schloß und seine Gärt en, Aus stat t ung und Kunstschätz e, histor ische Bewohner und Akt eur e. Das Buch ist durchgehend mit einer Vielz ahl un terschied l ichster Holzschnit t e von Vict or Adam, Aubrey, François Jules Col lig non, Charles François Dau bigny, François Loui s Français, Joseph Loui s Trimolet, Horace Vernet, Émile Wattier u. a. illu striert. Die auf dem Umschlag gen annte Zahl von „plus de 800 grav ures“ wird aber auch bei großz ü gigster Zählweise und unt er Einschluß der bloßen Schmuck i n itia len nicht er r eicht. Drei Zeich nun gen (2 sig niert, 1 unsig niert) stammen von Honoré Dau mier. Vier für mont ier t e Abbildungen vorgese hene Plätze sind in der gesamt en Aufl age leer geblie ben, schon Brivois meint e, „cette lacune n’empêche pas ce livre d’être des plus rema rquables, com me il lustrat ion et com me exécut ion“. Die Kar t e zeigt die Stra ß en von Pa r is nach Versailles. Der eingebundene Umschlag liegt in der
Va r ia nt e mit Verlagsa ng a be „chez Gava rd“ und dem Jahr „1841“ vor; ein Prospekt und Probed rucke von Abbildungsseit en, insges amt 8 Blatt, sind gleich falls eingebunden. Das Buch ist unbeschnit t en und tadellos im Einband von Vict or Champs erh alt en. Proven ienz: Auf dem Spieg el des ersten Bandes das farbig illustrier t e Ex l ibris von Vict or Mercier (1853 –1931), dem Prä si den t en der „So c iété des amis des Livres“, mit dessen Dev ise „Libror um flos illibat us“ (nicht in dessen Kat a logen 1937). Lit er at ur: Bouvy 312 – 314; Brivois 226; Car t ere t III , 346 f.; Dolling er D. 268; Grae ss e I V, 58 („1840“); Hoefer 28, 388; Oster walder 33, 255, 388, 1087 und 1116; Ray II , 300; Rümann, Da umier 52; Sander 392; Vicai re I V, 755 f.
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La Bruyère, illustriert 367 La Bruyère, [Jean de]. Les caractères ou les mœurs de ce siècle. Suivis du disc ours à l’Académie et de la traduction de Théophraste. Par is, Belin-Leprieur, 1845. 26 Tafeln avant la lettre auf Chin apapier, aufk aschiert auf stark es Velinpapier, etwa 130 Textholzschnitte (dar unter eine Reih e Zierinitialen). 3 Bl., XXVI S., 1 Bl., 488 S. Quart, unbeschnitten (268 x 171 mm). Hellbrauner Halb kalblederband auf fünf gold schraff ierte Bünde, mit rot braun em, goldg eprägtem Rücken schild und reic her Goldornamentik in doppeltem Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenkompartimenten, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebunde nem, illu striertem Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlag rücken), verso fliegendem Vorsatz sig niert „V. Champs“ . Unbeschnit t en und mit orig in a lem Umschlag Die Caractères von Jean de La Bruyère (1645 –1696), ein „Hauptwerk der frz. Mor al isti k“, das „die Kunst des lit. Por t räts zum Höhepunkt“ [Eng elh ardt/ Roloff ] führte, ging en aus der Übersetzung der Charaktere des Theophrast (4. Jh. vor Chr.) her vor und erschienen zuerst 1688. In jährlich ein ander folgenden Neuaufl agen wurde das Werk um La Bruyères eig ene soz ia l k rit ische Por t raits und Ma x i men er weit ert, die ein überaus leb end ig es, krit isches Bild der zeit genössischen Pa r iser Gesell schaft und der Ausw üchse des Absolut ismus ver mitteln – freilich noch nicht aus einer revolutio nä r en, sondern aus einer wert kons er vat iven, an christ l ich-bürgerl ichen und ant ik-phi losophischen Idea len orient ier t en Halt ung. Die Leh r en sei ner Vorläufer La Rochefoucauld, Pasc al und Montaigne demonstrier t e La Bruyère gew isser m a ßen ‚am Objekt‘ der verschiedenen Cha r akt er t y p en: „der geldg ier ig e Fin anzm ann, der ehrg eiz ig e Lit er at, der mond ä ne Geist l iche, der Par venü, der frömmlerische Heuch ler, der Schöngeist, der ef fem in ier t e Narz iß, der Zerstreut e“ [Haupt werke 134]. Insofern eignete sich das Werk bestens zur Illu strat ion; die über 150 Zeichnungen stammen über wiegend von Octave Peng uilly (1811 –1870), ferner von Jules Dav id und Grandville (6 Tafeln). Stecher war en A. Beuguelet, Victor Chevin, Henr i Théo phile Hildibrand und Franç ois Rouget. Uns er er
illustrier t en Ausg a be vora ngestellt ist eine anonyme Notice sur La Bruyère, die von Charles-Au g u stin Sainte-Beuve ver faßt wurde. Das Buch in einem dekor at iven Halbk alblederband von Vict or Champs ist unbeschnitt en und mit dem eingebundenen Orig i n al-Umschlag tadellos erh al ten. Proven ienz: And ré Tissot-Dupont (dessen Aukt ion 2016, Nr. 280). Lit er at ur: Beraldi V II , 222, Nr. 35 (Grandville); Brivois 226 f.; Cart ere t III , 348 f.; En g el h ardt/Rol o ff I, 187 f. (Er s tausg.); Oster w alder 293 und 814; Quéra rd/Bourquelot I V, 501; Ren onciat 287 f.; Sander 393; Vicai re I V, 786 f.
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Vier Physiolog ies mit Holzschnitt en nach Lacoste 368 [Lacoste, Pierre-Eugène]. Consta nt in, Marc [d. i. Eugène Roch]. Physiolog ie de l’amant de cœur. [Auf dem Umschlag:] Dessins de E. Lacoste. [Und:] [Guillem in, Léon]. Physiolog ie du curé de campa gne. Illustrations par MM. Lacoste et Kolb. [Und:] Physiolo gie des bals de Par is. Par Chicard et Baloch ard. Des sins par MM. Lacoste et Kolb. [Und:] Physiolog ie du pa rapluie. Par Deux Cochers de Fiacre. Zusamm en 4 Bde. Par is, Desloges, 1841 –1842. 19 Abbildungen. Und: 23 Abbildungen (davon 2 wieder holt). Und: 19 Abbildungen (davon 1 wiederholt). Und: 23 Abbildungen (davon 2 wiederholt), 9 illu strierte und 3 orn am entale Initialen sowie 16 ident ische kleine Regen schirm-Vig netten. – Alles in Holzschnitt im Text. 118 S., 5 Bl. ( Verlagsanzeigen). Und: 111 S. Und: 128 S. Und: 110 S., 1 Bl. Klein-Okt av, seitl ich und unt en unb es chnitt en (140 x 90 mm). Braun e Halbm ar oquinbände auf glat te Rücken, jeweils mit goldg eprägtem Rückenl ängstitel in Goldf iletenrahm en, marm or ierten Vorsätzen, mit eingebundenem illu strierten gelben Orig in al-Um schlag und Kopfg old schnitt, verso fliegendem Vorsatz sig niert „V. Champs“ (durchgeh end etwas braunf leckig, einige Bl. mit Randeinr iß). Amüsant e Bändchen mit Zeich nungen von Pierre-Eugène Lacoste Vier anonym bzw. pseudonym erschienene Physiolo gies liegen hier in erster Ausg abe vor, bei allen war als Zeich ner der Gen r em a ler und Kostüm z eich ner Pierre-Eugène Lacoste (1818 –1908) eng ag iert, bei zweien Carl Kolb, der 1845 nach Alg ier auswanderte. Hint er dem Pseudonym des Verfassers der Physiolo gie de l’amant de cœur, Marc Con st a nt in, verbarg sich Eugène Roch [Weller 124]; neben Lacoste lieferte auch Eugène Forest ein ige Illustrat ionen.
Das selt ene, Lacombe und Vica i re unb ek annt e Büchlein über den Landpfarr er schreibt Lhéritier Léon Guillem in als Autor zu. Ein Holzschnitt [S. 21] trägt die Sig natur von Henr i Émy; Lhéritier nennt auch Vogel als Zeichner. Die Umschlagillu stration wiederholt eine Abbildung von S. 29, die Abbildung gegenü ber dem Tit el eine von S. 53, die auf dem Titel eine von S. 85. Neun weiter e ausge schnit t ene Holzschnitt-Il lustrat ionen, davon vier aus Chevignés Contes rémois, passend zur Them at ik des Landpfar r ers, liegen bei. Bei der Physiolog ie des bals de Par is lassen sich die Ver fasser pseudony me „Chica rd“ und „Baloch ard“, gewählt nach zwei Prot a gon isten des Pa r iser Kar ne vals, nicht auflösen. Drei Zeichnungen sig niert e der auch hier nicht auf dem Tit el gen annt e Henr i Émy [S. 44, 45, 117]; Lhérit ier macht wiederu m Vogel als Zeichner nam h aft. Die Abbildungen des tanz enden Chicard von S. 96 und 97 werden auf dem Umschlag und auf dem Titel wiederholt. Auf zwei vorgebun denen Blät t ern finden sich zwei mont ier t e Abbil dungen des Chicard nach Zeichnungen von Gavarni, auf drei nachgebundenen Blät t ern drei ausgel asse ne Tanzszenen, ebenfalls nach Gavarni (davon zwei in Holzschnitt); ein loses Blättchen zeigt das Tanz lok al Closer ie des Lilas nach ei ner Lit hog raphie von Rivière. Auch der Verfasser der Physiolog ie du parapluie ist nicht erm itt elt; Pierre-Eugène Lacoste war hier der allein ige Illustrat or. Die Abbildung von S. 41 wird auf Umschlag und Tit el wiederholt, eine Abbildung von S. 76 findet sich nochm als gegenü ber dem Tit el. Proven ienz: Aus der Bibliot hek von Eugène Jacob. Lit er at ur: Brivois 328 f.; Car t eret III , 475 f., 480 und 488; Lacombe 742, 746 und 832; Lhérit ier 55, 64, 67 und 111; Sander 574; Vica i re V I , 588 f. und 609 f.; Physiol og ie du curé: nicht bei Lacombe und Vicai re.
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Das Leben des Trobadors Jaufre Rudel, romant isiert von Gustave Doré 369 Lafon, Mary [d. i. Jean-Berna rd Lafon]. Les avent ures du chevalier Jaufre et de la belle Brunissende. Traduites par Mary Lafon, illustrées de 20 belles gravure s par G. Doré. Par is, Librairie nouvelle, 1856. 20 Holzschnitt-Tafeln, 8 Textholzschnitte. XV S., 139 S., 1 Bl. (Table), 1 weißes Bl. Quart, seitlich und unten unbeschnitten (274 x 180 mm). Grobg en arbt er dunk ell il a Halbm ar oquinband auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgepräg tem Rückent itel in Goldf iletenrahm en und sechsfachen Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenfeldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen, eingebundenem illu strierten und in Rot und Schwarz be druckten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) so wie Kopfg old schnitt, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1927“ (Umschlag etwas fleckig und mit kleineren Knick spuren). 20 Tafeln nach Gustav Doré: seine Version der amor de lonh des Jau fre Rudel Schwindeler r egende felsige Abg ründe, kühn him melw ärts streb ende Burg en, rit t erl ic he Kampf szenen in nächtlichem Dunkel, ein Toter in dra mat ischer Beleucht ung, Drachen, Rui nen, Ra b en und Eulen, Skelet t e und zuckende Blitz e, Geister
erscheinungen und eine Einsiedelei am Wald, das Min nel ied ei nes Trou badours an eine Schöne auf dem Alt an, burleskes Fest t reiben unt er einem Tanz baum – virt uos und effektvoll ruft Gustave Doré auf den 20 Ta feln zu dieser Rit t ererz ählung sämt l iche rom ant ischen Vorstellungen vom Mit t ela lt er wach. Es ist dies die erste Ausg abe in der ersten Var ia n te, erkennbar dara n, daß die Tafeln Dorés Sig na tur tragen. Ausgef ührt wurden sie von einer ganz en Rei he von Reprodukt ionsstechern, von Deghouy, Hildibrand, Ja hyer, Jat tiot, Laly, Measom, Piaud, Pisan, Pierdon, Rouget und Sargent. Die Texta b bildungen stammen nicht von Doré. Erst kurz zuvor war dem noch jungen Künstler nach seiner Mit a rbeit an Philipons Journ al pour rire und der Veröf fent l ichung meh r er er Lit hog raphie-Al ben „mit seinen Illustrat ionen zu den Œuvres von Rabe lais (1854) und zu Balz acs Contes drôlatiques (1855) der Durch bruch als Buch i l lustrat or“ [Bilder wel ten 191] gelungen. Ger ade in Balz acs Geschicht en hat t e er „das Geheim n isvolle, Dä mon ische seiner Kindheit“ [Rümann 199], die er in Straßburg ver lebt hat t e, wieder fi nden kön nen: „Die engen Gassen der mit t ela lt erl ichen Stadt mit ihr en got ischen Gie beln und Türmen, die phant astischen Formen am ehr w ürd igen Münster, dazu in der Nachbarschaft die dunkelr agenden Wälder der Vogesen“ [Rümann 193].
Mögl icher weise war dadurch auch der Verleger der Avent ures du chevalier Jaufre et de la belle Brunissende auf Doré auf merksam geworden; die Illustrat ionen zu diesem Werk sind von der gleichen Atmosphä re durchweht; vielleicht auch dadurch ist diesem „très bon livre“ [Car t eret] wen iger Auf merksamkeit durch die Rez ept ionsgeschicht e zut eil geworden. So entg ing den Bibliog raphen bisher auch eine Be sonderheit, die unser Exemplar auszeichnet: Für die erste Ausg a be ist led igl ich ein Orig in al-Umschlag auf blauem Papier bek annt [Leblanc 202] nicht je doch der unsr ige auf beigem Papier mit zweifarbi gem Druck in Rot und Schwarz. Verlagsa nz eigen auf der Rückseite deuten darauf hin, daß er tat sächl ich zur vorl iegenden ersten Ausg a be gehört. Die groß e Illustrat ion wiederholt das Mot iv der letzt en Ta fel: Ein Rit t erheer im Fahnen meer über quert im Vorderg rund eine Zugbrücke und strebt über scheinbar endlose Ser pent inen einer auf senk recht en Felsen in den Himmel ragenden Burg zu – die Überhöhung und Heroisierung des rit t erl ichen Mit t ela lt ers durch die Rom ant ik ist allein in dieser einen Komposit ion wirk ungsvoll eingefangen. Lit er at ur: Beraldi V I , 38, Nr. 100; Brivois 273 f.; Carteret III . 351 f.; Dézé 54; Leblanc 202 f.; Osterw alder 321; Rümann 200; Sander 464; Vica i re I V, 884.
Exemplar Pixérécourt, R. Hoe und Lindeboom – auf Chinapapier, im Restaurations-Einband von Thouvenin: eines von sechs Exemplar en 370 La Fonta ine, [Jean de]. Œuvres com plètes de La Fontaine. Ornées de trente vig nettes dessinées par Devér ia et gravées par Thompson. Par is, A. Sautelet et Cie, 1826. 1 Verfasserport rait in Stahlstich auf Chin apapier, auf ka schiert auf Velinpapier, 3 S. gestochen es Fak sim ile auf Chin apapier, 1 Titelvig nette und 29 Kopfvig netten in Holzschnitt; zu sätzlich 4 gestochene Tafeln auf Chin a Papier. 4 Bl., VIII S., 493, (3) zweispalt ige S. Quart (255 x 157 mm). Langgen arbter ka stanienbrau ner Mar oquinband auf vier mit doppelten fetten Gold fileten verzierte Bünde, mit goldgerahmtem Rücken titel und dreifachen Goldrahm en (der äußere fett, der innere abgesetzt) in den übr igen Rückenfeldern, auf den Deckeln außen fet ter Goldf iletenrahm en, darin Roll stempel-Blindrahm en mit Bogenm ot iv, darin vier Gold filetenrahm en mit großen Eckfleurons, zent ral in Blind präg ung um eine Kreisform ein vegetabiles Orn am ent in
gestreckter rautenähnlicher Form, mit Dentellebordüre auf Steh- und Inn enk anten und marm or ierten Vorsät zen, am Fuß sig niert „Thouvenin“ , in mit Filz ausge schlagen em Pappschuber mit braun en Mar oquink an ten (Schuber berieben, vorderes Vorsatz- und Vorblatt fast lose, durchgehend leicht, gelegentlich etwas stärk er stockf leckig). Exemplar auf Chin apapier, im Einband von Thouvenin: von großer Selt en heit Ist Jean de La Font a ine (1621 –1695) heu t e vor allem als Fab eld ichter bek annt, so hat er selbst sich, ebenso wie seine Zeit genossen, vor w iegend als Epiker eingeschätzt [vgl. Jan 149]. Auch im 19. Jahr hundert erschienen zahl r eiche Werk ausg a ben, die neben den Fa beln auch die Erz ählungen, Theat er stücke, Ged icht e und Briefe ent h ielt en. Die vorl ie gende wird eingeleitet durch den Erstd ruck von
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Honoré de Balz acs vierseit iger Notice sur la vie de La Fontaine. Balz ac firm iert auf der Rückseite des Vortitels als „éditeur-propriéta i re“ des Unt er neh mens; in man chen Exemplar en ist auf dem Tit el als Verlag statt „Sautelet“ auch „Baudouin frères“ gen annt [vgl. i re]. Ge d ruckt wur de das Buch „fort bien“ Vica [Brivois] von Rignoux. Eine 1836 ers chienene Notice de Livres Rares et Précieux imprimés sur papier de Chine ber icht et, daß sechs Exempla r e auf Chin apapier ged ruckt wurden, doch verschwanden diese so schnell aus dem Blick feld der Samm ler, daß das vorl iegende Exemplar ber eits 1839 im Aukt ionsk at a log von René Charles Guilbert de Pixérécourt (1773 –1844) als „uniq ue“ angez eigt wurde, was noch Vicai re und Cart eret für mit t ei lenswert hielt en – anschei nend taucht e kaum je ein weit er es Exemplar auf Chin apapier auf.
Ein prakt ischer Vor t eil des zar t en Chin apapiers ist, daß La Fontai nes auf 500 zweispalt igen Seit en ge druckt es Œuvre in dieser Form ein handl iches Buch erg ibt; wen iger ausschlaggebend ist die Papierq ua lit ät für die eher zur ückt ret ende Illustrat ion. Zum graphischen Orig in albestand gehör en neben dem – auf Vel inpapier aufgez ogenen – Ver fasser por t rait, 1823 gestochen von Alexa nd re Massa rd [Sieu rin 124, Nr. 37], 30 Vig netten, nach Zeichnungen von Achille Devér ia in Holz geschnitten von Charles Thompson [Sieu rin 109]. Ist das Bildm ater ia l vom Umfang her recht bescheiden, so ist es um so bedeu tender und ger adez u „cur ieu se, com me étape de la Ren aissance de la grav ure sur bois en France“ [Brivois]. Wen ige Jahr e vor der breit en Durchsetz ung des Holzschnitts in der Buchi llustrat ion geben sich die zu den Texta nf ängen stehenden und in ident i sche Schmuck r ah men gefaßt en 29 Kopf v ig net t en noch eher klassiz istisch; auch bevorz ug t e Achille
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Verserz äh lung Le Fleuve Scamandre, gez eich net von Alexa nd re Colin und gestochen von Lefèvre [ Sieu rin 114], sow ie schließl ich das von Col in gem al te und 1823 von Tony Johannot gestochene Port rait der jungen Mad ame de la Sablière. Das unser Exemplar individualisierende Bildm a ter ia l läßt auf ein gesteiger t es persön l iches Int er esse des Besitz ers am Autor schließen: War schon La Font a ine „seine eigenen Wege geg angen, die ihn bez üglich der Form und des Geh altes seiner Schöpfung en von dem Idea l streng er Reg el und Sitte mitu nter weit entfernten“ [Jan 149], und bil det e die „Ursprüngl ich keit“ und „Un m it t el barkeit“ seiner Fig ur en ein „Geg eng ew icht zu der hohen Tragöd ie“ [ebd. 152], so etablierte René Charles Guilbert de Pixérécourt als Theat eraut or, -reg isseur und -dir ekt or im frühen 19. Jahrhundert seinerseits gegen die Vorherrschaft des ant iken Dra m as die neue, rea l istischer e Gat t ung des bürgerl ichen Me lod rams und gewann da m it erhebl ichen Ein fluß auf die Dram at ik von Honoré de Balz ac, Victor Hugo, Alexa nd re Dum as und Eugène Scribe wie auch auf die gesamt e Theat er pra x is des 19. Jahrhunderts.
Devér ia (1800 –1857), der „vor allem in seiner Früh zeit zu den bedeut endsten […] Illustrator en gehör t e“, durchaus „das Mod is che und Eleg ant e“ [Bilder welten 104]. Den Holzschneider Charles Thompson hatt e Didot 1816 nach Par is geholt, und er war es, der „int roduisit en France la méthode anglaise de grav ure sur bois debout et qui, pend ant dix ans (de 1817 à 1826), fut quasiment le seul à Par is“ [Blachon 252]. Der Erst b esitz er unser es Exemplars, der Schrift steller und ber ühmt e Sammler René Charles Guil bert de Pi xéréc ourt, ließ vier zus ätzl iche Stiche auf Chin apapier einbinden: eine Ansicht von La Fontai nes Haus in Chât eau-Thierry, gez eichnet von Guénepin und gestochen von Lemaître 1820 [Sie urin 122], den Prob ed ruck eines Dopp elpor t raits des vorlesenden La Fonta ine und der Mad ame de Sablière von Devér ia, gestochen 1825 von Géraut [Sieu rin 123, Nr. 12: „Joli“], ein Szenenbild zu der
Der besonder e Wert, den Pixérécourt dem Buch bei maß, spiegelt sich auch in dem schönen, blind- und goldgepräg t en Einband im Restaur at ionsstil von Joseph Thouvenin (1790 –1834), dem „lead ing bin der of his epoch“. Für diesen wiederu m bez eugt der Band einm al mehr die „social con nections which he evidently enjoyed and deserved“ [Ramsden]; das Buch selbst mark iert durch Inh alt, Illustrat ion, in div iduelle Ausstat t ung, Proven ienz und Einband gleichsam einen Knotenpunkt in der geistes- und pes oneng es chicht l ichen Über gangspha se zwischen Restau r a tion, Rom ant ik und Rea l ismus. Proven ie nz: Auf einem Vor blatt Exl ibris von René Charles Guilb ert de Pi xéréc ourt (des sen Auktion 1839, Nr. 1658). – Auf dem Spieg el Exlibris von Rob ert Hoe (dess en Aukt ion Novem ber 1912, Nr. 1890). – Aukt ion [Lindeboom II], 20.-23.4.1925: Nr. 431: frs. 2.500. Lit er at ur: Brivois 231; Car t eret III , 364 (zitiert dies es Exe m plar); Després, S. 164, Nr. XII ; George 64; Notice de livres, Nr. X; Oster w alder 311; Quéra rd I V, 414; Rochamb eau, S. 650, Nr. 16; Rümann 133; Sander 414; Sieu rin 109 ff.; Vicai re I V, 931(zi tiert dies es Exemplar); zu Thompson: Blachon 47 ff. und 252; zu Thouvenin: Culot 560 f.; Fléty 168; Ramsden 204.
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In Kalblederbänden der Zeit 371 La Fonta ine, [Jean de]. Fables de La Fontaine. Édition illustrée par J[ules] David, accompagnée d’une notice historique et de notes par le Bon Walckenaer. 2 Bde. Par is, Arm and Aubré, [1837 –1838], [auf dem Fronti spiz von Bd. II:] 1839. 1 Verfasserport rait in Stahlstich auf Chin apapier, auf kaschiert auf Velinpapier, mit Seidenvorsatz, 2 lithographierte, kolor ierte und goldgehöhte Fronti spize auf stärk erem Velinpapier, zu samm en etwa 310 Texth olz schnitte. XXXVI S., 340 S. Und: 2 Bl., 360 S. Quart (248 x 152 mm). Nachtblaue Kalblederbände der Zeit auf je fünf golddek or ierte Bünde mit goldgeprägten Titeln und Bandbezeichnungen in je zwei sowie dek ora tiver Goldpräg ung in den übr igen Rückenkompartimen ten, mit groß form at igem blindgeprägten Rocaille-Dekor in fettem Blind- und Goldrahm en auf den Deckeln, gold geprägtem Schmuckband auf den Steh- und Mäander band auf den Innenk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und Ganzg oldschnitt (durchgehend leicht braunf leckig, Bd. II: einige Bl. mit kleinen Eckläsuren).
„La plus jolie édition illustrée“ Brivois und Sieu rin überbot en sich gegenseit ig im Lob der von Jules Dav id (1808 –1892) illustrierten Ausg abe der Fabeln Jean de La Fontai nes. Die „très belle édition“ sei „admirablement imprimée sur papier vel in fort“ stellt e Brivois fest; Sieu rin meint e, das „très-beau livre“ sei „la plus jolie édition illustrée que l’on ait faite“. Die hübschen lit hog raphier ten Frontispize sind von Hand auf das reizvollste kolor iert und mit Gold gehöht. Gleichwohl verk auf te sich das Buch schlecht [vgl. Després] angesichts ei ner über m ächt igen Kon k ur r enz: Zur gleichen Zeit erschien die von Grandville bebilder t e Ausg a b e mit den amüsant en Tier-Mensch-Ka r ik at u r en, für die er berühmt war (siehe die beiden folg enden Nummern). Nicht ein m al die Bi bliog raphen schei nen gen au hingesehen zu ha b en: Brivois, Blachon, Car t eret, Osterwalder, Sander und Thieme/Becker geben ein hell ig 400 Illustrat ionen an – in Wirk l ichkeit sind
es nur etwa 310 Textholzschnitte, dam it freilich immer noch mehr als in der Grandville-Ausg abe. Stecher war en neben Charles Thompson auch John Thompson, Adolphe Best, Beneworth, C. D. Laing, J. Gowland, Chevin u.a. Unser Exemplar besitzt keine zusätzl ichen Ta feln, dies ist wohl die selt ener e Var ia nt e. Anders als die von Brivois, Cart eret und Vica i re autopsier ten Exempla r e trägt das Front ispiz zu Band II die Jah r esz ahl MDCCCXXXIX – wie bei Després ver merkt. Proven ienz: And ré Tissot-Dupont (dessen Aukt ion 2016, Nr. 285). Lit er at ur: Blachon 62; Brivois 231 f.; Car t eret III , 356 f.; Oster walder 293; Quéra rd/Bourquelot I V, 535[?]; Sander 403; Sie urin 110; Thieme/Becker 8, 457; Vicai re I V, 895 ff.; zu den Fa bles: Bassy, 268, Nr. 41 (2. Aufl.); Després LXXXV; Rochamb eau 518 (2. Aufl.).
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Mit den sehr seltenen Supplement-Ta feln und zweitem Ta felsatz auf Chinapapier 372 La Font aine, [Jean de]. Fables de La Fontaine. Édit ion illustrée par J. J. Grandville. 3 in 2 Bdn. Paris, H. Four nier ainé [und, Bd. I – II:] Perrotin, 1838 –1840. Zu sammen 2 Front ispize auf Chinapapier ( jeweils doublett) und 240 Tafeln in Holz schnitt, die se auf Chinapapier wiederholt; 13 illu strier te Zwi schentitel in Holz schnitt im Text, als Tafeln auf stärkerem Velinpapier wiederholt; zahlreiche Textholz schnit te. 2 Bl., XXVIII S., 292 S. Und: 2 Bl., 312 S.; 12 S. Groß-Ok tav, unbe schnit ten (236 x 154 mm). Langgenarbte rote Halbmaroquinbän de auf je fünf breite, mit or namentaler Blindprä gung zwi schen Goldfileten versehene Bünde, mit gold gepräg ten Rücken titeln und Bandbezeichnun gen in zwei sowie dekorativer Ka stenvergoldung in den übri gen Kompartim enten, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, drei ein gebun denen Ori ginal-Um schlä gen (davon 2 inkl. Um schlag rücken) und drei Lieferungsum schlä gen, auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ (weni ge Bl. schwach braunfleckig). Grandvilles La Font aine – mit den SupplementTa feln und zweitem Ta fel satz auf Chi napapier Die berühmten Fa beln Jean de La Fonta ines boten Grandville eine Steilvorla ge, sei ne bereits zehn Jahre zu vor in den Métamorphoses du Jour ent wickelte Mensch-Tier-Ka ri katur an zuwenden. Da mit schuf er nicht ein fach eine weitere il lu strier te Ausga be des klassi schen Werks: Da schon die Fa beln ei nen ver steck ten Kom mentar mensch lichen Verhaltens dar stel len, ver tieft Grandvilles Il lust rations wei se noch die psychologische Di men sion und gibt zudem ei nen „sati ri schen, sozi al kriti schen Ef fekt“ hin zu: „Indem er die mit bestimmten Cha rak teri sti ka bedachten Tiere wie etwa den schlauen Fuchs, den dum men Esel, den macht hung ri gen Löwen, den auf gebla senen Frosch wie der um ver mensch lichte und sie in die Roben des Ju ri sten, des Professors, des Geist lichen, Ad li gen oder in die Kleider des Emporkömm lings und des gemei nen Spießbürgers steck te, ka ri kier te er zu gleich die jewei li gen Stände. Durch die Wieder ga be genau beobachteter Tier physiognomien, die er mit mensch lichen Zü gen kom bi nier te, schuf Grandville Wesen von un nachahm licher Komik, sur rea listischer Phantast ik, aber auch von ma kabrem Witz“ [Bilder welten], wobei er „la sagesse et la phi losophie du tex te“ [Renonciat 169] nicht anta stete.
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Obwohl die soz ia lk rit ischen Ank länge dem Werk „manche ableh nende Lit er at urk rit ik“ [Bilder wel ten] einbracht en, gewann es sofort eine gewalt ige Popul a r it ät: Noch 1838 und 1839 mußt en Neuauf lagen ged ruckt werden, außerdem beauf t rag t e der ges chäftst ücht ig e Verleg er Four n ier sei nen Il lu strat or mit einer zweit en Suit e von Tafeln, die 1840 als Supplementband erschien und den 120 Tafeln von 1838 nochm als die gleiche Anz ahl an die Seit e stellt e. Grandville (1803 –1847) stand hier auf der Höhe sei nes Könnens. Gordon N. Ray bez eichnet e das Werk als eines seiner „best books“ [Ray II , 268]; auch Car teret fand es „très bel“ und „une des meilleur es productions de Grandville“, in der der erfahr ene Zeichner „libre cou rs à son talent“ zu geb en ver mochte. Auch der Druck hält mit dieser Qualität Schritt, sind doch die Illustrat ionen „imprimées avec le plus grand soin, à la presse à bras, sous la direct ion im médiate de l’éditeur“ [Brivois]. Hier liegt nun die erste Ausg abe mit den Illustra tionen von Grandville vor, einschließlich des drit ten Bandes als dem „complément ind ispensable de l’édition de 1838 qui forme ainsi un bel ensemble, de la plus grande rar eté quand il est de prem ier tirage“ [Car t eret]. Dieser Supplement band ist sog ar Bibliog raphen wie Brunet und Graesse ent g angen, auch Escoffier und Osterwalder kennen ihn nicht. Uns er wunderba r es Ausn ah mee xemplar ent h ält nun alle 240 Tafeln jeweils in zwei Zuständen, ein mal auf Velin und einm al in der Réimpression auf größ er em Chin apapier. Die erg änz enden Ta feln sind hier jeweils an pass ender Stelle eing ebun den, so daß das Werk nicht in drei, sondern in zwei Bänden vorl iegt. Auch die Frontispize sind jeweils ein zweites Mal auf Chin a vorh anden; darü ber hinaus der aus ei nem Fig ur ena lpha bet gebildet e Zwischent it el „Fa bles“ sow ie die Titel zu den 12 Livres jeweils noch ein m al als Ta feln auf stärker em Vel inpapier. Ange sichts dieser luxu rierenden Ausstat t ung mit insge samt 495 Tafeln erscheint es fast selbstverständl ich, daß auch die orig in a len Umschläge eingebunden wurden. Dennoch ist dies gleichfalls die absolu te Ausn ahme, ist das Werk doch „fort rare en bel état avec ses cou vertures peu com munes“ [Carter et]. Dem zweit en Band nachgebunden sind der blaue Orig in al-Umschlag und die Vorstücke des drit t en Bandes sow ie drei gelb e Liefer ungsu ms chlä g e. Das so gut wie perfekt erh alt ene Exemplar liegt in
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würd iger Form in rot en Halbm a r oq uinbänden von Émile Mercier (1855 –1910) vor. Proven ie nz: Farb ig illus trier t es Ex l ib ris von A[ntoine] Vaut ier auf dem Spiegel von Band I (des sen Ka t a log I, 1971, Nr. 99: frs. 3.500). – Dar über Monog rammsc hildchen „awf “ von Adria n Flühm ann.
Lit er at ur: Beraldi V II , 206 f. und 220, Nr. 24; Bilderwelten 157 ff., Nr. 81; Brivois 233 und 234 ff.; Brunet III , 755 (kennt Bd. III nicht); Car t eret III , 357 ff.; Esc offier 1325 (nur 2 Bde.); Gra ess e I V, 74 (kennt Bd. III nicht); Lonchamp II , 258; Oster w alder 448 (kennt Bd. III nicht); Quéra rd/Bourquelot I V, 535; Rahir 489; Ray II , 270, Nr. 191; Renonciat 150 –173 und 288; Rümann 160 f.; Sander 404; Sieu rin 111 f.; Thieme/Becker 13, 438; Vica ire I V, 898 f. und 900; zu den Fables: Bassy, 268, Nr. 40 und 44b; Després XC ; Rochamb eau 510 und 527; zu Merc ier: Fléty 126 f.
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Grandvilles Ta feln als äußerst seltener premier tira ge auf aufgewalztem China 373 La Font aine, [Jean de]. Fables de La Fontaine [auf den Front ispizen]. [Cent vingt vi gnet tes sur bois par J. J. Grandville, gravées par nos premiers ar tistes]. Und: Tafeln von Tome III. 2 Bde. [Paris, H. Four nier, 1838 –1840]. Front ispiz und 119 Tafeln. Und: Front ispiz und 121 Tafeln. – Alle auf Chinapapier und auf starken Kar ton aufgezogen. Quart (276 x 184 mm). Rote Halbsaf fianbän de der Zeit auf je vier flache, jeweils mit zwei Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg ter Titel- und Bandbezeichnung in je zwei und mehr fachen Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenkompartim enten, mit fet ter und ma gerer Goldfilete auf den Deckeln, Mar mor papiervorsät zen und Ganz gold schnitt, Bd. I am Fuß si gniert „Abba“ , in mit Filz gefüt ter ten Pappschubern mit roten Maroquinkanten (Kar tons gelegentlich unmerklich braunfleckig). Grandvilles Ta feln zu La Font aine als premier tira ge auf aufgewalz tem Chi na Die beiden rei nen Ta fel bände er gän zen per fekt un ser Exemplar von La Fonta ines Fables mit der doppelten Suite von Grandvilles Il lu strationen. Denn hier liegen die 240 Ta feln al ler drei Bände in ei ner drit ten Va ri ante vor, näm lich auf aufgewalztem Chi napapier. Die ser kommt laut Car ter et gegenüber der Suite auf größerem Chi na die Priorität zu: „Les gravur es sur chine, en premier tira ge, sont sur chine appliqué; cel les qui sont tirées sur grand chine sont en réimpression“ [Car ter et]. In bi bliographi scher Hin sicht ist dieses Exemplar durch aus ei gen ständig: Er schien Tome III 1840 oh nehin als bloßer Ta fel band, so wur den auch bereits die 120 Ta feln von Band I und II „vendues séparément“ [Car ter et] – unter ei genem Titel, der oben nach Vica ire rekon stru iert wur de. Gerade der Supplement band ist „de la plus grande ra reté quand il est de premier tira ge“ [Car ter et]. Beide Bände liegen in sehr schön erhaltenen, zeitgenössischen si gnier ten Ein bänden des weit gehend un bekannten Buch binders Abba vor [vgl. Ramsden 18]. Provenienz: Ex li bris André et Chantal Ca zaux verso fl iegendem Vor satz.
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Eines von zehn Exempla ren auf Chinapapier, aus dem Besitz des Verlegers 374 La Font aine, [Jean de]. Fables de La Fontaine. Avec les des sins de Gu stave Doré. 2 in 1 Bd. Paris, Hachette et Cie, 1867. 1 ge stochenes Por trait, zu sammen 84 Holz schnitt-Tafeln (Bild größe: 230 x 190 mm), 248 Textholz schnit te. 3 Bl., LX S., 317 S., 1 Bl.; 2 Bl., 383 S. – Durch gehend schwarz und rot gedruckt. – Text in zweifachen roten Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier. Groß-Folio, fast unbe schnit ten (430 x 310 mm). Dunkelroter Maroquinband auf fünf mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem und -gerahm tem Rückentitel sowie Erscheinungsort und -jahr in zwei Rückenfeldern, in den übri gen Kompartim enten in doppelten Goldfiletenrahmen große Eck- und rautenför mi ge zentrale Fleurons, Deckel mit zwei dreifachen Goldfiletenrahmen à la Du Seuil, dazwi schen große Eckfleurons, mit doppelten Goldfileten auf den Stehkan ten, Dentellebordüre auf den Innenkanten, Mar mor papiervorsät zen und Kopfgold schnitt, am Fuß und auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Gruel“ . Ei nes von zehn Exempla ren auf Chi napapier Die berühmten Tier fa beln von Jean de La Fontaine (1621 –1695) er schienen zuerst 1668 –1693: 237 Stükke in zwölf Büchern und fünf Bänden. Nur etwa 20 von ih nen gehen nicht auf schrift liche Quellen zu rück, die mei sten stüt zen sich auf Fa beln des Aesop und orienta li sche Mär chen und wur den von La Font aine ein heit lich in gereimte Verstex te über führt. Die vorliegende zwei bändi ge „très-bel le édit ion complète“ [Rocham beau] ent hält auch die Vor rede des Dichters zur Erst ausga be, sei ne pädagogisch intendier te Wid mung an den Dauphin, eine Vita Aesops sowie eine Not ice des Literarhistori kers und Professors an der Sorbonne, Eugène Géruzez (1799 –1865) über La Font aine. Das Front ispiz zeigt die sen in ei nem Stich von Fer di nand Delan[n]oy nach ei ner Zeich nung von Au gu ste Sandoz bzw. ei nem Gemälde von Hyacinthe Rigaud (Rigault). „Splendide“ [Car ter et] ist die se Edition aber vor al lem durch die reiche und wohl komponier te Il lustration mit über 300 Holz schnit ten nach Gu stave Doré. In flexi bler Wei se arbeitet der Künst ler mit Kopf- und Schlußvi gnet ten sowie Ta fel abbildungen, die mal die Hand lungsabfol ge nachvoll ziehen, mal ein und diesel be Situation aus unter schied licher Per spek tive – etwa von Täter und Opfer – darstel len, oder das Geschehen von der Tier sym bolik
auf die mensch liche Rea lität über tra gen. Der Mensch-Tier-Ver gleich er folgt da bei nicht nur in der Form der Gegenüber stel lung, sondern auch in der Dar stel lung von Tieren in mensch lichen Posen und mit mensch lichen Verhaltenswei sen, wie auch in der Gestaltung von Mischwesen. Diese Motiv ik besitzt eine lan ge Tradition; al lein unter den Il lustratoren zu La Fonta ines Fa beln mußte sich Doré auf die sem Gebiet an Größen wie Jean-Baptiste Oudry, Charles Monnet, Carle und Horace Vernet und Grandville messen lassen. Gor don N. Ray führt auf die se Kon kur renz situation die stärkere „prominence to hu man bein gs“ bei Doré zu rück: „Many of his best plates, indeed, are landscapes, por traits […] and scenes of action“ [Ray]. Wenn die Fabel auch nicht das gleiche dra mati sche Pathos bietet wie die Bibel, so zeigt Doré doch in der Tat auch hier eine „Vorliebe für gewalti ge und überdi men sionier te Räu me“, für „phanta sti sche Ar chitek tu ren“ und „gi ganti sche Land schaf ten, Felsund Wald ku lissen, die ihre Macht dem zum Zwerg ge wor denen Men schen demon strieren“ [Heffter
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in Guratzsch/Unverfehrt I, 104], auch für „Bilder des Schreckens und des Grauens“ [ebd. 105], wo bei die Stim mungen insgesamt „vom Unheim l ichen über das Dram atische bis zum Idyllischen“ [ebd.] reichen. Wie in seinen Bibeli llustrat ionen steigert der Zeich ner die Wirk ung mit Hilfe einer theat ra l is chen Inszen ier ung „durch den Kontrast von Hell und Dunkel, Gegenl icht und Schatt en“ und durch eine Lichtf ühr ung, welche die Szener ie „wie die Schein wer fer ei ner Schauspiel büh ne“ [ebd.] ausleuch tet. Pet ra Heffter bewer t et dieses ‚Illusionst hea ter‘ in ihr em Aufs atz im Katalog von Guratzsch/ Unverfehrt vor allem als den „Versuch, die Fabeln La Fonta i nes im Bilde nachvollz iehbar zu gestal ten und som it als ‚wahr‘ erscheinen zu lassen, der Dorés Illustrat ionen ausz eichnet und ihn aus der Trad it ion heraushebt“ [ebd. 117]. Dies ist eines von nur zehn Exemplar en auf Chin a Papier, die nicht in den Handel kamen. Nicht alle war en numer iert, was Leblanc im Unterschied zu Car t eret spek ul ier en ließ, daß diese Zahl ger ing
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füg ig überschritt en worden sein könnt e. Auch die ses Exemplar trägt keine Num mer, da f ür wurde nach der Titelei eigens ein drittes Blatt mit einer ged ruckt en Widmung an den Kompag non des Ver lags Hachette eingeschalt et: „Épreuve non dest inée au com merce et réservée à [/] M. Émile Templier [/] associé de la librairie L. Hachette et C ie“. Die Lu x usexempla r e, die noch in einer weit er en Va r ia n te existier en, werden in der Lit er at ur gelegent l ich als sec ond tirage bezeich net; ku r ioser weise ha ben sie im Unt erschied zu der 1868 dat ier t en Nor m alausg a be jedoch das Erscheinungsjahr 1867 auf dem Tit el. Auch weisen sie ein ige Mod i fi k at ionen des Bildm a ter ia ls auf [vgl. die Aufstellung bei Leblanc]. Das feine Chin apapier er mögl icht e die Zusam menf üh rung beider Teile, hier in einem Einband von Gruel. Proven ienz: Ged ruckt e Widmung an Émile Templier, Mitinh aber ders Verlags Hachette. – Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Beraldi V I , 45, Nr. 151; Brivois 242 f.; Carteret III , 361; DBF XV, 1367 (Géruzez); Dézé 71; Guratzsch/Unverfehrt I, S. 103 –117, und II , Nr. 107 –114; Leblanc 207 ff.; Lonc hamp II , 258; Osterw alder 321; Ray II , 340 f., Nr. 249; Rümann 202; Sander 413; Vica i re I V, 904 f.; zu den Fables: Bassy 270, Nr. 45; Després CXV I ; Rochamb eau 909.
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Das unik ale Exemplar auf Chinapapier, mit den Ta feln avant la lettre, aus den Samm lungen Rouart, Bart hou und Du Bourg de Bozas 375 La mar ti ne, Alphonse de. Œuvres complètes. Un seul volume, orné d’une beau por trait. Und: Harmonies Poet iques et Religieuses. 2 in 1 Bd. Brüssel, Jules Boquet, 1830 –1831. 1 Por trait in Stahl stich auf stärkerem Velinpapier und 3 Tafeln in Stahl stich (davon 1 auf Velinpapier und 2 auf aufgewalztem Chinapapier. 2 Bl., 131 S.; 2 Bl., 105 S. – Text zwei spaltig und in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier gedruckt. Groß-Oktav (223 x 145 mm). Langgenarbter rotbrauner Maroquinband der Zeit auf glat ten, dekorativ vergoldeten Rücken, Deckel mit äußerem und siebenfachem inneren Filetenrahmen, dar in delikate Vergoldung aus Streifen in Entrelacs-Manier und floralen Elementen, teils auf goldenem Cribléegrund, mit or namentaler Goldprä gung an den Einbandecken, fünf Goldfiletenrahmen mit großen Eckfleurons auf den Innenkanten, Doublüren und Vorsät zen aus cremefarbener Moiré seide und Ganz goldschnitt (gelegentlich ganz schwach braunfleckig). Die seltene und frü he Brüsseler Edition der Werke von Alphonse de La mar ti ne (1790 –1869) ist in den
ein schlä gi gen Referenz werken nicht er faßt. Der er ste Teil um faßt die Tex te der Erst aus ga be der gesam melten Werke von 1826 (Méditat ions, Poé sies diverses, La mort de Socrate, Der nier chant du pélerina ge d’Harold, Chant du sacre und Pièces in édites) und doku mentiert da mit nicht nur die An fän ge des Dichters, sondern generell „den Beginn ei nes neuen Kunst schaf fens“ [Jan 221] in der Ly rik, die erst mals „aus der Un mit tel barkeit des Gefühls“ [ebd.] hervor ging: „Ver ein sa mung, Schmerz, Ent täu schung sind für ihn die stärk sten Antriebe zum Dichten, aber sie bedür fen nicht wie bei den Vor romanti kern der Ge genüber stel lung mit der Wirk lich keit, um durch den Gegen satz stärker her vor zutreten, sondern sie wirken al lein durch die Ein ma ligkeit und Ein zig ar tigkeit des Erlebens“ [Jan 222]. Der zweite Teil ent hält die Harmonies poétiques et religieuses, die erst mals 1830 in Pa ris er schienen wa ren – in ih nen wird „das künst leri sche Blick feld nach der Seite des All gemein mensch lichen er weitert“; sie er streben „eine Ver söh nung des mensch lichen Leidens mit der Har monie des Welt alls“ [ebd.], mit der Natur und Gott.
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Beide Teile um r ah men La m ar t ines Aufent h alt als franz ösis cher Leg at ionss ek ret är in Flor enz von 1825 –1828: Die Œuvres com plètes geb en „bilan de l’œuvre poétique de Lam artine avant son départ pour l’It a lie“[La m ar t i ne 73]; die dort begon nenen und am 15. Juni 1830 erschienenen Harmonies, die auf Anh ieb „un très vif succès“ [Lam art ine 94] hat ten, beschlossen „cette décenn ie 1820 –1830 […] pour le poète féconde en projets et réalisations“ [DLF II , 17], das mit dem Ende der Julimona rchie und dem vorl äu fi gen Abschied La m ar t ines von der Pol it ik zusammen fiel. Der erste Band ist mit vier Stahlstichen illustriert: einem von Pierre Pelée ges toc henen Por t rait La m ar t ines, zwei Ta feln nach Zeichnung en von Tony Johannot, gestochen von Alfred Revel bzw. Taver n ier, sow ie einer Ta fel nach Aug uste Rég n ier, gestochen von Aug ustin François Lemaitre.
Buchbinder für den unbek annt en Erst besitz er. Da nach kam das Buch in die bedeutendsten Samm lungen: die von Alexis Roua rt (1839 –1911), Louis Bart hou (1862 –1934), dem franz ösischen Min ister und Min ister präsident en, schließl ich in die des Marq uis Emm anuel du Bourg de Bozas (1894 –1990). Proven ienz: Auf dem fliegenden Vorsatz verso die illustrier t en Ex l ibris von Alex i s Roua rt, Loui s Barthou (dessen Aukt ion I, 1935, Nr. 229: frs. 2.800) und Du Bourg de Bozas (Aukt ion II , 1991, Nr. 93). Lit er at ur: Vgl. Cart eret III , 367; Esc offier 592 f. und 811; vgl. Lam artine Nr. 168 und 209; nicht bei Mar ie; vgl. Rahir 491; vgl. Talva rt/Place XI , 63 f. und 31, Nr. 13.A; Vicaire I V, 969, und 1043.
Unser Exemplar ist mit zieml icher Sicherheit das einz ige auf Chin apapier und her vor r agend erh al ten. Den wunder vollen Ma r oq uinband mit reicher Rom ant iker vergoldung fer t ig t e ein un b ek annt er
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Das Frag ment gebliebene er ste große Menschheitsepos des 19. Jahrhunderts 376 La mar ti ne, A[lphonse] de. Jocelyn. Épi sode. [Auf dem Vor titel:] Jour nal trouvé chez un curé de village. Paris, Pagnerre [und:] L. Hachette & Cie [und:] Fur ne & Cie, 1862. 12 Tafeln in Holz schnitt auf getöntem Papier, 39 Textholz schnit te. XXXIX S., 440 S. Quart, unbe schnit ten (257 x 165 mm). Grobgenarbter dunkelblau er Halbmaroquinband auf vier Bünde, mit gold gepräg tem Au tor namen und Titel in Goldfiletenrahmen in zwei sowie rot intarsiertem, gold gepräg tem Or nament in drei Goldfiletenrahmen (der innerste mit Eckfleurons) in drei Rückenkompartim enten, mit doppelten Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem, illu strier tem und in Rot und Schwarz be druck tem Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlag rücken), auf dem hin teren Vor satz ver so si gniert „G. & C. McLeish“ (Um schlag an ge staubt, einige Bl. braunfleckig). Mit Il lu strationen von Lou is Marckl Jocelyn war als Schlußstein ei nes großen Menschheitsepos gedacht, von dem Alphonse de Lamartine (1790 –1869) nur noch den An fang, La Chute d’un ange, voll ende te. Der ge fal le ne En gel, „Sym bol des Men schen nach dem Sünden fall“, muß als Buße „meh rere Leben durch lau fen, ehe er sein ur sprüngliches Wesen wieder erlangt“ [K NLL]; die Gestalt des Jocelyn sollte dessen letz te In kar nation dar stel len. Der an gehende Geist liche fl ieht wäh rend der ja kobini schen Schreckensherr schaft aus sei nem Priestersemi nar in die savoyischen Alpen, wo ihm ein anderer Flücht ling sterbend sei ne Tochter Lau rence hinterläßt. „In ihr ent deckt Jocelyn die Geliebte, nach der sich sein Herz von Ju gend auf ge sehnt hat“, doch bleibt die rousseau haf te Liebesidylle in der Natur nicht von Dauer. Jocelyn wird „in das Gefäng nis des zum Tode ver ur teilten Bi schofs von Grenoble geru fen. Um die sem die Sterbe sakra mente reichen zu kön nen, muß er sich von ihm zum Priester wei hen lassen und ist auf diese Wei se ewig von der Geliebten getrennt. Er wird Pfar rer in ei nem ein sa men Bergdorf der Alpen, Lau rence, die der Zu fall nach vielen Jah ren dort hin führt, stirbt in sei nen Ar men“ [Jan 223]. Jocelyn wid met sich hin fort mildtäti gen Aufga ben.
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Auf diesem schweren Weg er reicht er nach La marti nes Vor stel lung „die höch ste, gott ähn liche Stu fe mensch licher Seelen größe“: Nicht das re volutionäre „Rin gen um eine gerechtere sozia le Ord nung, sondern die Rück kehr zu den ein fachen Tu genden des Mit leids und der aufopfernden Hin ga be führen die Seele des Men schen auf ih ren gött lichen Ur sprung zu rück“ [En gel hardt/Roloff ]. Da mit predig te der bur gundi sche Land adeli ge La mar tine zu gleich „Tu genden ei ner restau rativen Gesellschaftsord nung, der die Idyl le als dichteri sches Szena rium voll kom men ent spricht“ [K NLL]. Doch ist „die ses Un kämpferi sche, die Un fä higkeit, die Fül le der Gedan ken und Empfi ndun gen in Willens ak te um zu set zen“, wohl auch Ausdruck der cha rak ter lichen Dispo sition des Au tors. Daß La mar ti ne „den har moni schen Aus gleich […] in der eindeuti gen Beja hung von Gott und Ewigkeit“[Jan 224 f.] sucht, kenn zeich net jeden falls sei ne
„Stel lung in nerhalb der fran zösi schen Romantik“. Sti li stisch ist das in Alex andri nern abgefaßte Epos das „‚klassisch ste‘ Werk der romantischen Epoche“, wobei unter den Zeit genossen nur La mar ti ne „den rei nen Klang des Verstons, […] mit solch mu si ka lischer Empfi nd sam keit zu tref fen ver stand“ [K NLL]. Jocelyn er schien erst mals 1836; mit der Ein füh rung von Jules Ja nin und den Ta feln nach Lou is Marckl zuerst 1841. Davon wurde eine, Les Funerailles, für die vorliegende Ausga be neu gestochen. Hin zugefügt wur den die Tex te Des devoirs civils du curé [S. 425 – 435], A. M. A. de Lamartine après la lecture de son poëme de Jocelyn von Jules de Rességuier [S. 435 f.] sowie La mar ti nes Réponse [437 f.]. Unser Exemplar liegt un beschnit ten auf großem Velinpapier vor. Literatur: Vgl. Car ter et III , 366 (Ausg. 1841); vgl. En gel hardt/ Roloff II , 66 f. (Er stausg.); vgl. K NLL IX ,966 f.; Oster walder 661 (Ausg. 1841); Talv art/Place XI , 36, Nr. 19.G; Vica ire I V, 978 f.
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Das von Simier gebundene Exemplar für Prinzessin Louise Charlott e von Bourbon-Sizil ien: aus der Sammlung Desc amps-Scrive 377 Lami, Eugène. Quadrill e de Mar ie Stuart. ij mars m dccc xxix. [Druck:] [Par is], A. Fonrouge, 1829. 26 lithographierte, handk olor ierte Tafeln (davon 22 auf aufgewalztem Chin apapier und 4 auf Velinpapier, da von 1 mont iert) mit Seidenvorsätzen. Illu strierter Titel in Golddruck. Imper ial-Folio (ca. 530 x 360 mm). Langgen arbter au berg inefarbener Maroquinband der Zeit auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückenl ängst itel in got ischer Schrift zwischen reicher orn am entaler Dekorat ion, die verschwender isch blind- und goldgeprägten Deckel mit mehreren Rahm en aus fetten und mageren Fileten und französischen Lilien als Eckfleurons, Dek orat ion à la cathédrale und den zent ralen Initialen „L. C.“ unter ei ner Krone, mit goldgeprägten Bordüren auf Steh- und Innenk anten, Doublüren und Vorsätze aus smaragdg rü ner Moiréseide ebenfalls mit goldgeprägten Bordüren, auf dem Vorderdeckel sig niert „Simier Rel du Roi et de S. A. R. Madame“ (weitere Sig nat ur am Fuß und verso fliegendem Vorsatz dessen Buchbinderm arke), in dunkel blauer, mit Wildleder ausgeschlagener Halbm aroquin-
Chemi se mit goldgeprägtem Rückent itel und Pappschu ber mit breiten Mar oquink anten (Schuber mit kleineren Läsuren, Velinpapier etwas gebräunt, 2 Bl. mit Rand einr iß). Selt enes Kostümwerk: Gebunden von René Simier für Prinz essin Loui se Charlot t e von Bourbon-Siz il ien Es war ein Tanz auf dem Vulk an: Am 2. März 1829, gleichs am am Vora bend der Jul ir evolut ion, die den endg ültigen Sturz der Bourbonen in Frank reich herb ei f ühr t e, lud Ma r ie Ca r ol i ne Her z og in von Berry (1798 –1870), Schwiegertochter Kö n ig Karls X., zum Ball in den Par iser Pavillon de Mars an. In hist or ischen Kostü men spielt e der eingel a dene Hochadel die Hochz eit von Mar ia Stua rt mit dem spät er en Kön ig Franz II . von Frankr eich im Jahr 1558 nach – die rom ant ische Leidenschaft für die Hist or ie macht e ger ade auch vor hocha ristok ra tischen Kreisen kei nen Halt.
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Auf Verm ittlung des Comte de Vogüé beauftrag te die Herz og in Louis-Eugène Lami (1800 –1890), ei nen Schü ler von Horace Vernet, der sich be reits als „eleg ant and brilliant paint er“ [Ray I, 203] einen Na men gem acht hat t e, diesen pracht vollen Ball ma ler isch zu dok u ment ier en. So entstand ein Album mit 26 großen, handkolor ier t en Lit hog ra phien nach Aqua r ellen Lamis. 22 auf Chin apapier (Blatt g röße: 350 x 227 mm) abgez ogene Ta feln zei gen die Prot a gon isten in ihr en histor ischen Rol len resp. Kostümen, flank iert von je zwei Wappen und mit dreizeil igen Bildu nt erschrif t en: die erste Tafel die Gastgeb er in als Mar ia Stua rt, die zwei te den Duc de Chartres als Bräutig am, die dritte den jugend l ichen Lou is d’Orlea ns, Duc de Nemours als Pagen des Kön igs; auch seinem Gönner, dem Comte de Vogüé, widmet e Lami ein Blatt. Besonders int eressant sind die vier übr igen Lit hog raphien mit sechs Darstellungen, die den Einz ug der bedeut end sten Teilneh mer, die gesamt e Fest gesellschaft beim Besteigen der Treppe des Pa l ais sow ie Ballszenen zeigen. „Épris de modernité et d’élégance“ führt der Künstler dem Betrachter „(c’est rema rquable!) un XIXe siècle aristocratique, et même chatoyant“ [Beraldi IX , 32] vor. Die Alb en wurden in kleiner Zahl an die Fest teilneh mer ver t eilt. Uns er Exemplar ist das von Louise Charlot t e von Bourbon-Siz il ien (1804 –1844), der jünger en Halbschwester der Herzog in von Berry und Gatt in des Infant en von Span ien, François de Paule-Ant oine-Ma r ie (1794 –1865), die ihre In itia len auf den Deckeln einprägen ließ. Mit dem Einband wurde niem and anders als René Simier (père) beauf t ragt, in dessen Buchbinderk ar rier e es „no super ior and few riva ls“ [Ramsden] gab. Stolz sig nier t e dieser den pracht vollen, in reicher Blind- und Goldprä g ung à la cathédrale dekor ier ten Ganzm a r oq uinband gleich zweim al als Relieur du Roi.
Schilder er“ [Thieme/Becker 22, 263]. 1848 war es Lami, der seinem Mona rchen ins englische Exil folg t e, jedoch er r eicht e er im Zweit en Kaiser r eich auch die Gunst Napoleons III . Da keine Exempla r e für den Verk auf ged ruckt wurden, war das Album von Beg inn an „très rare“ [Bullet in mensuel] und äußerst begehrt. Dies spie gelt sich auch in der weit er en Besitzer folge wider: Mit Alexis Roua rt (1839 –1911) erw arb es ein be deut ender Samm ler von Ma ler ei, Zeich nungen und Lit hog raphien des 19. Jahrhunderts. Nach dessen Tod ging es an die Édoua rd Rahir, von dem es der in Lille ansässige Industrielle und neben Beraldi und Bart hou renom m ier t este Samm ler sei ner Zeit, René Desc amps-Scrive (1853 –1924) erstand. Später war das Exemplar in der Bibliothek von Georges Wend ling, dem Präsident en der Verein ig ung der Biblio philes franc o-suisses. Alle Besitz er hüt et en das Buch, das zusätzl ich noch Chem ise und Schuber erh ielt, wie einen Schatz. Die bünd ige Zustandsbeschrei bung aus Morgands Bullet in mensuel vom Mai 1914 gilt noch immer: „Superbe exemplai re, très frais“. Proven ienz: Auf dem Vorderdeckel zent ral unt er einer Krone die Initialen „L. C.“, das ist Prinz essin Louise Charlot t e von Bourbon-Siz il ien (1804 –1844), die Gattin von François de Paule-Antoine-Mar ie, Infant von Span ien (1794 –1865). – Auf dem fliegen den Vorsatz verso das Exlibris von Alexis Rouart. Im Mai 1914 wurde das Exemplar von Edoua rd Rahir angebot en (Bullet in mensuel, Nouvelle Série 19, Mai 1914, Nr. 781: frs. 4000). Von dort gelangt e es in den Besitz von René Desc amps-Scrive (dessen Aukt ionsk at a log II , Nr. 514: frs. 7900) und spät er zu George s Wend ling (beider goldg epräg t e Ex l i bris unt er dem von Roua rt). Lit er at ur: Beraldi IX , 38, Nr. 306 – 331; Brunet I V, 994; Colas 1747; DBF XIX , 575; Hiler 523; Lonc hamp II , 263; Oster w alder 580; Rahir 492; Ray I, 205, Nr. 140; Sander 422; zu Simier: Culot 552; Fléty 162; Ramsden 190.
Das Album hatte großen Erfolg und mehrte den Ruhm des Künstlers – währ end die Herz og in von Berry 1830 ins Exil nach England gehen mußte, er n annt e der neue „Bürgerkön ig“ Lou i s-Philippe E. Lami zum Zeichenlehr er seines Sohnes Loui s, Duc de Nemou rs. Zudem erh ielt er Auft räge für die Ga ler ie von Versailles [vgl. DBF II , 575] und wid met e sich vorz ugsweise dem „Leben der vor neh men Welt und eleg ant en Halbwelt. In ihm fand „dieses unu nt erbrochene Festefeiern, das mit jenem ent zückenden Charme, der dieser Gener at ion ange bor en war, geschah, […] seinen unü ber t rof fenen
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Exemplar der Samm lung Edgard Stern Mon nier neun, eine, das großfor mati ge Londoner Stra ßen bild [Nr. 20] ist eine Gemein schaftsarbeit.
378 Lami, Eug[ène] und H[enri] Monnier. Voyage en Angleterre [Um schlag titel]. Paris, Fir min Didot frères et Lami-Denozan, [und:] Lon don, Colnaghi son et C o, 1829 –1830.
Lami, „this elegant and brilliant painter“ [ebd.] hat te sich schon seit 1817 vor zugs wei se der Litho graphie ge wid met, die Voyage en Angleterre sollte sein „fi nest al bum“ wer den: „It is here that for the fi rst time Lami struck his distinctive note in lithography. These precise and sparkling plates, which show England in its most attractive aspects, brought the lithograph ic recor ding of the passing scene to an unprecedented level of grace and refi nement“ [ebd.]. Die Graphi ken be sit zen, so Gor don N. Ray, „a salience and solid ity otherwise un matched in his work, and the bright yet harmonious color ing […] makes them hard ly distinguishable from watercolours“ [ebd. 204]. Monniers Stil, der von ei ner „völ li gen Unter wer fung sei nes künst leri schen Wil lens unter das Objekt“ [Rümann 165] geprägt war und dessen „Sach lichkeit“ zu gleich „den engli schen Ein fluß“ [Rümann 165] ver rät, paßt sich naht los in das Gesamt bild ein.
24 numerier te, lithographierte, handkolorier te Tafeln auf starkem, auf Stege montier tem Velinpapier; separat 1 Probedruck auf Chinapapier. – Nrn. 2, 6, 17 und 18 unkorrekt numeriert. 4 Bl. – Auf starkem, auf Stege montier tem Velinpapier. Groß-Folio (ca. 425 x 300 mm). Langgenarbter dunkelroter Halbmaroquinband mit gold gepräg tem Titel, Blind- und Golddekor auf dem glat ten Rücken, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und 4 ein gebun denen, chamoisfarbenen Lieferungsum schlägen, verso fliegen dem Vorsatz si gniert „E. Carayon“ (Kanten berieben). Eugène Lamis „fi nest al bum“ in ei nem sehr schönen Exemplar Die An gloma nie war in der fran zösi schen Oberschicht wäh rend der Re stau rationsepo che unter Karl X. weit verbreitet, und als der jun ge Lou isEugène Lami (1800 –1890) als Frucht sei ner ersten England rei se 1826 ein Al bum mit Souvenirs de Lon dres her ausbrachte, wur de dieses wohlwollend vom Pa ri ser Pu bli kum aufgenom men. Der Er folg weck te wieder um das Inter esse des Londoner Kunst händ lers und Verlegers Colnaghi, der, „ea ger for a more am bitious series“ [Ray I, 203], Lami im fol genden Jahr auf die In sel zu rück holte. Ihn be gleitete Hen ri Mon nier (1805 –1877), der zu nächst eine Beamten lauf bahn ein geschlagen hat te, sich gleichwohl für die Kunst inter essier te und „al ready an ex pert in things English“ [ebd.] war. Unter Monniers Füh rung durch streiften beide zeich nend die Haupt stadt und ihre ländliche Um gebung; zwei Jah re später er schien das vorliegende, bei Vil la in gedruck te Al bum mit 25 kolorier ten Lithographien auf 24 großfor matigen Blät tern. 14 Ta feln stam men von Lami, darunter auch die Nr. 10 mit zwei Abbildun gen, von
Das trifft auch auf die dar ge stellten In halte zu: „Die behagliche Breite und Behä bigkeit der Engländer mußte dem ‚Be amten‘ in Mon nier, also dem Spießbür ger, dem Be obachter aus an geborenem Sinn für dieses Mi lieu, besonders gut liegen“ [ebd.]. Und natürlich betrachten die beiden rei senden Zeich ner Orte, Sit ten und Gebräuche aus ei ner be schau lichen, har moni sierenden Per spek tive und mit ei nem Blick für al les Pit toreske: „They empha size the freedom and well-being of the people […]. Coach men, tu rnpi ke keepers, footmen, merchants, far mers, and workmen all beh ave with ease and confidence. The many glimpses of country and vil lage life ex ude tranquillity. The so cial or der of which these men and women are part is fi xed but not oppressive“ [Ray I, 204 f.]. Von indu striel ler Re volution und Mas sen ar mut ist in diesen Bildern, auf denen noch die Fischhänd ler proper und zu frieden wirken, nichts zu bemerken – und tat säch lich trennt dieses Al bum fast ein hal bes Jahrhundert von Gu stave Dorés
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bed rängenden Ansicht en der vikt or ia n ischen Mil lionenstadt London. Ein großfor m at iges großstädt isches ‚Wim melbild‘ [Nr. 20], das Lami und Monn ier gemeinsam zeich net en, ist „the culminating plate“ in diesem Album. Es zeigt die Londoner Parliament Street zur abendl i chen rush hour: Im Hint erg rund marschier en Gar disten, Equipagen rollen bunt durcheina nder, Men schen unt erschied l icher Cou leur gehen und stehen an allen Ecken und Enden. Und doch zeigt die ses Bild – vor dem Hinterg rund lichtg rauer klas siz istischer Fassaden – kein Chaos, sondern einen Mik rokosmos, in dem alles seinen geordnet en Gang geht. Das bestät igt auch die Beschreibung im vor angestellt en Textt eil: „Il y a encore un ordre dans ce désordre appar ent“. Die Ansicht eines belebt en Platz es ganz ander er Art, des Marché aux poissons de Billingsgate [Nr. 14],
liegt noch ein m al zus ätzl ich unkolor iert als Pro bed ruck auf Chin apapier, noch ohne den doppel ten schwarz en Rahmen und avant toute lettre, bei. Außerdem sind die vier Liefer ungsu mschläge in das sehr schön erh alt ene Album im Halbm a r oq uinband von Émile-Adolphe Ca r ayon (1843 –1909) eingebun den. Es stammt aus dem Besitz des Par iser Bank iers und Sammlers Edg ard-Sa lomon Stern (1854 –1937). Proven ienz: Auf dem Spieg el gestochenes Wap pene x l ibris von Edg ard Stern, dess en Aukt ion 27.6.1988, Nr. 91: frs. 18.500. Lit er at ur: Beraldi IX , 36, Nr. 232 – 253, und X, 93, Nr. 168 –177; Brivois 416; Brunet III , 796, und V I , 20321; Car t eret III , 368; Col as 1748; DBF XIX , 575; Grand-Cart eret 148 f.; Hiler 524; Lip perheide 269, Gca 30; Lonc hamp II , 263; Quéra rd/Bourquelot I V, 583; Rahir 493; Ray I, 203 und 204, Nr. 139; Rümann 1666; Sander 422 und 698; Thieme/Becker 22, 263, und 25, 69; Vica ire V, I; zu Car ayon: Fléty 38.
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Das Exemplar von René Descamps-Scrive im Romanti ker-Ein band von Noulhac 379 Lan ge, Eduard. Die Sol daten Friedrich’s des Gros sen. Mit 31 Ori ginal-Zeich nun gen von Adolph Menzel. [Auf dem Um schlag:] Ausgabe mit schwar zen Abbildun gen. Leipzig, Her mann Men delssohn, [1852]. 31 Tafeln auf stärkerem Papier, ganz seiti ge getön te Titel- und 1 weitere Abbildung im Text, alles in Holzschnitt. XX S., 599 S. – Illu strier tes Titelblatt auf stärkerem Papier. – Mit zwei spalti gem Regi ster. Quart, unbe schnit ten (273 x 185 mm). Langgenarbter roter Maroquinband auf fünf flache, breite, golddekorier te Bünde,mit gold gepräg tem Rückentitel und floraler Vergoldung in den übri gen Rückenkompartim enten, jeweils in doppeltem Goldfiletenrahmen, mit fili granem romanti schen Rahmenwerk in einem fet ten Goldfiletenrahmen auf den Deckeln, gold gepräg ter Bordüre auf den Stehkanten, auf den Innenkanten doppelter Goldfiletenrahmen mit großen Eckfleurons, dar in dreifacher und einfacher fet ter Goldfiletenrahmen, mit Doublüren und fliegen den Vorsät zen aus dunkel grüner Moiré seide, Ganz gold schnitt über Témoins und ein gebun denem
illu strier ten Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlagrücken), auf dem Spiegel si gniert „Noulhac rel. 1920“ , in Pappschuber mit roten Lederkanten. „Die Welt ruht nicht so sicher auf den Schultern des At las als der preu ßi sche Staat auf den Schultern sei ner Ar mee!“ Mit diesem Ausspruch Friedrichs II . be schließt Edu ard Lan ge, vor mals Lieutenant im 20. Landwehr-Regi ment, die Einleitung sei nes „hi stori schen Comp endiums der For mations-, Thaten- und Füh rer-Geschichte“ [S. IX] des preu ßi schen Heeres von 1740 bis 1786, das Überblicksdar stel lun gen über die ver schiedenen Truppentei le und ihre Geschichte mit Kurz biographien zahl reicher Of fi ziere verbindet. Un mit tel ba res Vorbild war, wie schon bei Kuglers Ge schichte Friedrich’s des Grossen [siehe Nr. 361 f.], ein fran zösi sches Werk, näm lich Hippolyte Bellangés Collect ion des ty pes de tous les corps et unifor mes militaires de la République et de l’Empire, das 1840 in Form ein ge streuter Ta feln in der zweiten Ausga-
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be von Laur ent de l’Ardéches Histoire de l’empereur Napoléon erschien, spät er dann mit Text als separ a ter Band, in deutscher Sprache 1843 bei J. J. Weber [vgl. Bock, S. 438]. Wie beim Hauptwerk wurde Adolph Menzel mit den Zeichnungen beauf t ragt, die freil ich, „ihr em Stoff entsprechend, wesent l ich trockener“ [Rümann 328] ausfallen mußt en: „In mögl ichster Sicht barkeit na ment l ich auch der Uniformschnörkel, dieser Qua sten, Tressen, Aufschläge, Schleifen und Knöpfe sollt e sich das mil it ä r ische Kostüm dem fach m änn i schen Auge darbiet en“ [Mackowsky 13]. Gleichwohl drang Menzel auch hier so tief in die „geistigen und mat er iellen Element e“ des Them as ein, daß er „jene mil it ä r ische Zeit-Orig in a l it ät […] eben so cha r akt e ristisch als lebensk räf t ig“ [S. IX] zur Anschauu ng bracht e, vor allem dadurch, daß er die Sold at en ver schiedener Trupp eng at t ungen gem ischt in Grup pen und in Akt ion vorf ührt e. Wie im Kugler-Werk lohnt der Blick auf die Det ails: Das Fronti spiz zeigt Friedr ich den Großen zu Pferd, als Feldherrnstab
ausger echnet seinen Krückstock einsetz end. An an der er Stelle erblickt man einen schelt enden Feld pred iger, zu dem ein faulenz ender Freischärler von einem Sofa aus nur „höhn isch lachend“ [Bock 1056] hinauf blickt. Ver t rackt ist die Ikonographie der ganzs eit ig en Titeleinfassung, die auch auf dem Umschlag zu sehen ist [Bock 1030]. Zum Entrée zeigt sie ein tal mit der Me du sa zwi schen Fah n en und zwei Por Gren adieren als Karyat iden. Of fensicht l ich als Ver bild l ichung des ein leit enden Fried r ich-Ausspruchs ruht das preußische Staatsgebilde auf den Schul tern seiner Sold at en. Doch auch das wie eine Tro phäe ang ebracht e Medus enh aupt steht mit dem Zit at heim l ich in Verbindung: Mit dem abgeschla genen Kopf der Medusa, dessen Anblick versteiner te, besiegte Perseus ebenjenen Atlas, der die gan ze Welt auf seinen Schult ern trug, und ließ ihn zu einem Gebirge erstar r en – dies wäre die ult im at ive Apot heose des ‚preußischen Perseus‘. Doch Menzel eröff net da m it zugleich ei nen subt i len Tanz der
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Met aphern: Steht die Medusa für die in mehr er en Kriegen besieg t e Ma r ia Ther esia? Muß der Leser vor dem auf ihn ger icht et en Medusenblick in Ehr f urcht erstarr en? Oder ist gar ganz Preußen, so wie die beiden staatst ra genden Gren ad ier e des Eing angs por t als, unt er dem straf fen sold at ischen Reg iment verstei nert? Dem geist r eichen, durch „über z eit l iche Heit erkeit“ er f üllt en Adolph Menzel wä r en solche Anspielungen „vol ler Iron ie“ [Scheffl er 124] ohne weit er es zuz ut rauen. Ins Holz geschnit t en wurden Menzels Zeichnungen von Edua rd Kretzschmar (1807 –1858). Dieser hat t e als Kond it orlehrl ing begonnen und sich aut od id akt isch im Holzschneiden weit ergebil det. In frühen Jahr en war er u. a. an den Holzschnit ten zu Marbachs Übersetz ung des Nibelungenliedes bet eil igt, spät er eta blier t e er ein großes Atel ier mit 40 bis 50 Geh ilfen. Langes Soldaten schnitt er in ei ner „leichten, gef älligen Man ier, so daß die etwas steifen, aber geschickt kompon ier t en Soldat eng rup pen durch zar t e Andeut ung landschaft l icher oder archit ekt on ischer Um r ah mung an Reiz gewannen“ [Rümann 328]. Auf den Tafeln XII und XV I tau chen neben der sein igen auch noch die Sig nat ur en „H. S.“ für Fried r ich Her m ann Schu s eil bzw.
„F. H.“, für F. Hantge auf; das unsig nierte Titel stück führt e Beneworth aus [vgl. Mackowsky 8]. Cart eret beschrieb das Buch als „rare et recherché“; auch das vorl iegende Exemplar stammt aus prom i nent em franz ösis chen Besitz, näm l ich von René Desc amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille ansäs sigen Industriellen und neben Beraldi und Bart hou renom m ier t esten Samm ler sei ner Zeit. Wie häu fig beauftragte er mit dem Einband Henr i Noulhac (1866 –1931), einen Buchbinder „d’une perfect ion et d’une sûreté de main rema rquables ayant au plus haut point con science de son metier“ [Fléty]. So prä s en t iert sich das Werk über preu ßi s che Mil it ärz ucht in französischen Ma r oq uin mit eleg an ter Rom ant ikervergoldung, unbeschnitt en und un versehrt in ei ner unerhör t en Frische. Proven ienz: Auf einem Vorblatt das Ex l ibris von René Desc amps-Scrive (dessen Aukt ionsk at a log II , Nr. 266: frs. 5.550). – Daru nt er Adria n Flühm anns Etikett mit Monog ramm „awf “. Lit er at ur: Bock 1030 –1061; Borst 2506; Car t eret III , 368 – 370 (mit Ums chlaga bb.); Col as 1759 (zit iert dies es Exemplar); Hi ler 525; Lipp erheide 549, Qdb 52; Mackowsky (insb es onder e zur Entstehungsg es chichte); Rümann 328; Rümann, 19. Jh. 1361; zu Kretzschmar: Thieme/Becker 21, 510 f.; zu Noulhac: Devauc hel le III , 274 f.; Fléty 136 f.
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In Einzell iefer ungen mit allen Umschlägen 380 Las Cases, [Emmanuel] c[om]te de. Mémor ial de Sainte-Hélène par le c te de Las Cases; suivi de Napoléon dans l’exil, par MM. [Barr y Edward] O’Méara et [France sco] Antom archi, et de l’ historique de la trans lation des restes mortels de l’empereur Napoléon aux Invalides. 2 Bde. Par is, Ernest Bourdin, 1842. 17 Tafeln auf Chin apapier, montiert auf Karton, mit Seidenvorsätzen, 2 Karten, etwa 300 Textholzschnitte. Und: 12 Tafeln auf Chin apapier, montiert auf Karton, mit Seidenvorsätzen, über 250 Texth olzschnitte. 2 Bl., VII S., 828 S. Und: 2 Bl., 935 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart, unbeschnitten (etwa 280 x 190 mm). 73 gelbe illu strierte Liefer ungsu m schläge und zwei zweifarbig illu strierte Orig in al-Um schläge in zwei langgen arbten dunk elg rünen Halbm aroquinchemi sen mit goldgepräg ten Rückent iteln, jeweils in Pappschuber mit Mar oquin kanten (einige Um schläge mit meist klein en Läsuren, 4 Bl. mit geschlossenem Randeinr iß). Das Haupt werk der Napoleon-Legende mit rund 500 Illustrat ionen von Charlet in Einzell iefer ungen Der franz ösische Ma r ineof fi z ier Em m a nuel de Las Cases (1766 –1842) stand seit 1809 in der besonde ren Gunst Kaiser Napoleons, wurde von ihm in den Grafenstand erhob en und folgte ihm 1815 für 18 Mon at e ins Exil auf St. Helen a. Dort dikt iert e ihm Napoleon einen Teil seiner Mémoires, die erstm als 1823, zwei Jahr e nach seinem Tod, erschienen und bald zur Grundl age der Legendenbildung um den Grand Empereur wurden. Weit er e Aufl a gen wurden erg änzt um Barr y Edw ard O’Mearas Napoleon in exile, ei ner Fort s etz ung seiner Memoir en, sow ie
France sco Ant ommarchis Mémoires, ou les derniers mom ents de Napoléon. Beide wa r en Napoleons Ärzt e. Eine völlig neue Dimension gew ann das Werk in der vorl iegenden erst m a l igen Ausg a be mit den über 500 Il lustrat ionen nach Nicol as-Toussaint Charlet (1792 –1845), unt er bescheidener er Mit w irk ung wei ter er Künstler wie Gaut her ot, F. Géra rd, Léon An toine Morel-Fat io, Adolf Kar ol Sandoz, Dav id Steuben, Charles Thompson, Carle und Horace Vernet. Charlet wurde bereits von seinem Vater „in der Verehr ung für Napoleon erz ogen, dessen Verherr lichung nachma ls sein gesamt es Werk dienen soll te“. Auch seine Bilder trugen dazu bei, „die ‚Na poleon ische Legende‘ ins Leb en zu rufen und zu verbreit en. Sie bedeut en uns ein wert volles Dok u ment zur franz ösischen Zeit geschicht e in den Jah ren 1820 – 40“. Dieses Buch ist „das letzte größer e Werk seines Lebens“ [Thieme/Becker], zugleich sein „Haupt werk für die Buchi llustrat ion“ [Rümann 152] und „culminating tribut e to Napoleon“ [Ray]. Zwar war Charlet mit der Umsetz ung seiner Zeichnun gen in den Holzschnitt so unz uf rieden, daß er sich auf ein solches Projekt nicht noch einm al einl assen wollt e, gleichwohl: „he surpassed his two riva ls in Napoleonic illustrat ion, Raf fet and Horace Vernet“ [Ray], wobei ihm die Lebend igkeit des anekdot en reichen Textes zug utek am. Sind die 29 Tafeln zu meist Schlachtszenen und öf fent l ichen Ereig n issen gew idmet, so ent falt et sich in den Text a bbildun gen das allt ägl iche Leben Napoleons auf St. Hele na, durch m ischt mit Rem in isz enz en an die Verg an genheit, in der oft wieder u m fa m il iä r e Aspekt e eine Rolle spielen. Dies ist „a book of engag ing charm.
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It is not surprising that Bourd in printed 22.000 copies“ [Ray]. Unser Exemplar ist dennoch eine Rar it ät: Es liegt – in zwei sol iden Halbm aroqui nchem isen und Papp schubern – noch in den Rohbogen der 126 Liefer un gen in 73 Hef t en mit allen Liefer ungsu mschlägen sow ie den beiden Bandu mschlägen vor, diese in der Va r ia nt e in Chromol it hog raphie mit ei ner Wieder holung der Vor t it el-Illustrat ion in Braun vor ocker gelbem Hint erg rund mit schwarz em Text. Diesel be Illustrat ion schmückt die Liefer ungsu mschläge. Proven ienz: Stemp el der Buch h andlung Prosp er Nour t ier, Lyon, auf ein igen Liefer ungsu mschlägen. Lit er at ur: Brivois 275 f.; Car t eret III , S. 371 ff. (mit Ums chlagAbb.); DLF II , 54; vgl. Kirc hei sen 16 und Kirc hei sen, BNZ II /1, S. 43 f.: nicht dies e Ausg.; Lonc hamp II , 271; Osterw alder 232; Quéra rd/Bourquelot I V, 627; Rahir 498; Ray II , 282 f., Nr. 205; Sander 423; Thieme/Becker 6, 397; Vicai re V, 75 ff.
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In den Verleger-Lu xusein bänden 381 Las Cases, [Em ma nuel] c[om]te de. Mémorial de Sainte-Hélène par le c te de Las Cases; suivi de Napoléon dans l’exil, par MM. [Barry Edward] O’Méara et [Franc esco] Antomarchi, et de l’ hi storique de la translat ion des re stes mor tels de l’empereur Napoléon aux Invalides. 2 Bde. Paris, Er nest Bourdin, 1842. 17 Tafeln auf Chinapapier, montiert auf Kar ton, 2 Karten, etwa 300 Textholz schnit te. Und: 12 Tafeln auf Chinapapier, montiert auf Kar ton, über 250 Textholzschnit te. 2 Bl., VII S. (die se doppelt ein gebun den), 828 S. Und: 2 Bl., 935 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. Quart (257 x 170 mm). Verlegereinbän de von nachtblauem Saf fian auf glat te Rücken mit gold gepräg ten Rückentiteln, reicher or namentaler und fi gurativer Rücken- und Deckelvergoldung, Goldfilete auf den Steh- sowie Dentellebordüre auf den Innenkanten, mit mar morier ten Vorsät zen und Ganz gold schnitt, Bd. 1 mit ein gebun denem Ori ginal-Vorder um schlag, zu sammen in moder nem, mit Filz ausge schla genen Pappschuber (Papier qualitätsbedingt streckenwei se gebräunt und gering braunfleckig). Das ‚Grund la genwerk‘ für die My then bildung um Napoleon Bonapar te in der von Charlet il lu strierten
Ausga be liegt hier im pracht vol len gold gepräg ten Verleger ein band vor. Er nest Bour din war ein „import ant éditeur de beaux livres illustrés“ [Mal avieille 151], des sen Bücher fast immer von Boutigny gebunden wur den, dem „leading ex ponent of the rocaille school of binding“ [Ramsden 40] – davon zeugt auch dieser makel lose Ein band. Dem Thema des Buches ent sprechend ziert den Kopf sowie die beiden Deckel als kai serliche Sym bol fi gur ein gekrönter Ad ler mit ausgebreiteten Flü geln, von dem Blit ze ausstrah len. In den er sten Band ein gebunden ist ein ori gi naler Vor der um schlag, in der Va ri ante in Glanz papier, der, in spi riert von Napole ons Königsmantel und gleich falls ent wor fen von Boutigny, in Gold auf blauem Grund dessen em blemati sche At tri bute zeigt: auf ei nem Semis von Bienen zentral das kaiserliche Ad ler wappen, dar über und dar unter ein gekröntes „N“ im Lorbeerkranz. Provenienz: Ex li bris von A[ntoine] Vautier auf dem Spiegel (dessen Kata log II , 1977, Nr. 121: frs. 5.200), dar unter Monogrammschildchen „awf “ von Adri an Flüh mann.
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Alexa ndre Roudinescos Exemplar in dif fer ier enden Verleger-Lux useinbänden 382 Las Cases, [Emmanuel] c[om]te de. Mémor ial de Sainte-Hélène par le c te de Las Cases; suivi de Napoléon dans l’exil, par MM. [Barr y Edward] O’Méara et [France sco] Antom archi, et de l’ historique de la trans lation des restes mortels de l’empereur Napoléon aux Invalides. 2 Bde. Par is, Ernest Bourdin, 1842. 17 Tafeln auf Chin apapier, montiert auf Karton, mit Seidenvorsätzen, 2 Karten, etwa 300 Textholzschnitte. Und: 12 Tafeln auf Chin apapier, montiert auf Karton, mit Seidenvorsätzen, über 250 Texth olzschnitte. 2 Bl., VII S., 828 S. Und: 2 Bl., 935 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart (259 x 170 mm). Verl eg ereinbänd e von rotem Maroquin auf glat te Rücken, mit goldgeprägten Rücken titeln, reicher orn am entaler und fig urat iver Rücken- und Deckelverg oldung, diese auf den Deckeln in zweifachem fetten Blindf iletenrahm en, mit gelben Glanzpapiervor sätzen und Ganzg oldschnitt, am Fuß sig niert und auf den fliegenden Vorsätzen verso mit Etik ett „Boutigny“ , zu samm en in Pappschuber mit roten Led erk anten ( Vorsätze am Rand oxydiert, Papier qualitätsbedingt streckenweise gebräunt und ger ing braunf leckig).
Das ‚Grundl agenwerk‘ für die My t henbildung um Napoleon Bon apar t e in der von Charlet illustrierten Ausg a be liegt hier in einem weit er en goldgepräg ten, tadellos erh alt enen Verleg ere in b and von Boutigny vor. Dieser entwarf auch das Deckelmot iv, das dem der Orig in al-Umschläge entspricht. Inspi riert von Napoleons Kön igsm ant el zeigt es dessen emblem at ische At t ribut e: auf einem Sem is von Bie nen zent ral das kaiserl iche Adler wappen, dar ü ber und dar u nt er ein gek rönt es „N“ im Lorbeerk ranz. Proven ienz: Illustrier t es Ex l ibris von Alexa nd re Roudinesco auf dem Spiegel von Band I, dessen Auktion 1967, I, Nr. 79: frs. 2.800. – Gegenü ber Wappenex l ibris des Industriellen Évra rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979), dessen Aukt ion I, 1979, Nr. 149.: frs. 18.100 – Außerdem auf beiden Spiegeln Ex libris „ JLR “, d. i. Jules Le Roy; auf dem von Band I Adria n Flüh m anns Monog rammschildchen „awf “.
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Sehr selt enes Exemplar auf Chinapapier in spekt akulär en Einbänden von Bauzonnet-Trautz 383 Las Cases, [Emmanuel] c[om]te de. Mémor ial de Sainte-Hélène par le c te de Las Cases; suivi de Napoléon dans l’exil, par MM. [Barr y Edward] O’Méara et [France sco] Antom archi, et de l’ historique de la trans lation des restes mortels de l’empereur Napoléon aux Invalides. 2 Bde. Par is, Ernest Bourdin, 1842. 15 Tafeln auf Chin apapier, aufk a schiert auf Chin a Papier, 2 Karten auf stärk erem Velinpapier, etwa 300 Textholzschnitte. Und: 14 Tafeln auf Chin apapier, auf kaschiert auf Chin apapier, über 250 Textholzschnitte. 2 Bl., VII S., 828 S. Und: 2 Bl., 935 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, einige Témoins (267 x 172 mm). Violette Samt einbände von Bauzonnet-Trautz mit verg oldeten, in die Deckel eingelassenen Bronzem edaillons und verg oldeten Metallsternen in den Ecken, mit Doublüren und Vorsät zen aus grün er Moiréseide sowie mit Ganzg old schnitt, verso fliegendem Vorsatz von Band I „Bauzonnet-Trautz“ sig niert, in gepolsterten und mit weißer Moiréseide bezo genen Halbsaffianchemisen, diese nochm als in schwar zen, mit Velours ausgeschlagenen Halbsaffianchemisen und schwarzen Halbm aroquin schubern mit Rückent iteln und reicher Rückenverg oldung, diese am Fuß sig niert „Devauchelle“ (streckenweise braunf leckig).
„qui sont très ra r es“ [Car t er et] – dies ist ei nes davon, und zwar in der noch seltener en, Carter et unbek annt en Va r ia nt e, in der die Chin apapierTa feln nicht auf Ve l in, son dern wie der u m auf Chin apapier auf k aschiert wurden. Der en Ver t ei lung auf die beiden Bände var iiert leicht gegenü ber unser en übr igen Exempla r en. Nicht minder auserlesen ist der wie neu erh alte ne zeit g enössische violet t e Velours-Einband von Bau-zonnet-Trautz [vgl. Culot, S. 462 f.; Fléty 19; Ramsden 26]. Die vergoldet en Bronz emed aillons von Antoine Bovy zeigen Napoleon im Profi l nach links auf den Vor der deckeln bzw. das Mémor ial de Ste Hélène (mit den Daten 5. Mai 1821 und 15. Dez ember 1840) auf den Hint erdeckeln. Eine vage Idee von der Kostbarkeit dieses Exemplars ver mit t elt die Sum me, zu der das je n i g e von René Desc amps-Scrive im gleichen, jedoch unsig nier ten Einb and zug es chlag en wurde: Es kos tet e stolz e 28.000 Francs – im Jahr 1925! [vgl. Kat alog Desc amps-Scrive II , 1925, Nr. 148]. Proven ienz: Samm lung Adria n Flüh m ann, dessen Monog rammschildchen „awf “ verso fliegenden Vor sätz en.
Von Napoleons ber ühmt en Mémoires wurden auch ein ige wen ige Exempla r e auf Chin apapier ged ruckt, – 1218 –
Al bum mit 21 Original zeichnungen von Charlet zu Las Cases Mémorial 384 [Las Cases]. Charlet, Nicolas-Toussaint. Dessins originaux [pour] Las Cases: Mémorial de SainteHélène [auf dem Rücken]. Ohne Ort, [1841 –1842]. 21 Ori ginal-Zeich nun gen von Charlet, auf starken Kar tons montiert und unter eben solchen Passepar touts. Quer-Groß-Oktav (Buchblock: 227 x 305 mm; Blatt maße: meist 115/119 x 154/160 mm, 5 Blät ter 95/100 x 118/133 mm, 1 Blatt 58 x 69 mm). Langgenarbter grüner Halbmaroquinband, Rücken mit gold gepräg tem Titel sowie linearer und or namentaler romanti scher Goldprä gung, mittig ein gekröntes „N“ im Lorbeerkranz, mit Goldfileten auf den Deckeln und mar morier ten Vorsät zen, am Fuß si gniert „Devauchelle“ , in Pappschuber mit Lederkanten (Rücken verblichen). Al bum mit 21 ori gi na len, von Charlet si gnierten Blei stift zeich nun gen zu Las Cases Mémorial de Sainte-Hélène Der Ma ler und Zeich ner Nicolas-Toussaint Charlet (1792 –1845) wur de bereits von sei nem Vater „in der Ver eh rung für Napoleon er zogen, dessen Verherrlichung nachm als sein gesamtes Werk dienen sollte“. Sei ne Bilder tru gen emi nent dazu bei, „die ‚Napoleoni sche Legende‘ ins Leben zu ru fen und zu ver breiten. Sie be deuten uns ein wert vol les Doku ment zur fran zösi schen Zeit geschichte in den Jah ren 1820 – 40“ [Thieme/Becker]. An fang 1841 be auf trag te ihn der Verleger Er nest Bour din mit 500 Zeich nun gen für das berühmte Mémori al de Sainte-Hélène von Em ma nuel de Las Cases (1766 –1842). Trotz zu neh mender gesund heitlicher Probleme und anderer berufl icher Ver pfl ichtun gen vollendete er den Auf trag in nerhalb ei nes Jah res [vgl. Ray] Es sollte „das letz te größere Werk sei nes Lebens“ [Thieme/Becker] und zu gleich sein „culminating tri bute to Napoleon“ [Ray] wer den. Als Charlet jedoch die Um set zung sei ner Zeichnun gen in Holz schnit te zu sehen bekam, war er „so dis satisfi ed with what the engr avers made of his drawings, that he resolved to do no more work of the sort“ [Ray].
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Den un mit tel ba ren Abgleich mit Charlets Ori gina len er möglicht diese kost ba re Samm lung von 21 si gnier ten Blei stift zeich nun gen, die auf den Passepar touts von Hand mit Legenden als Kon kor danz zu den ent sprechenden Text holz schnit ten ver sehen sind. In der Tat er zeu gen hier zar te Abschat tierungen eine un gleich größere Raumtiefe und Gewichtung der ver schiedenen Bild bereiche, brin gen Verwi schun gen mal eine be sondere at mo sphä ri sche Aura her vor, mal ei nen rea li sti scheren Ausdruck, etwa von Pulver dampf oder fl ir renden Laubkronen. Natürlich ist dies in der Tech nik des Holz schnitts
nicht eins zu eins um setz bar. Aber auch etwa an den fei neren Phy siognomien läßt sich die be sondere Qua lität der Charletschen Zeich nung ablesen. Doch selbst an den nicht völ lig befriedi genden Buch holz schnit ten erkannte Gor don N. Ray, daß Charlet „sur passed his two rivals in Napoleonic il lu stration, Raf fet and Horace Vernet“. Provenienz: Auf dem fl ie genden Vor satz Adri an Flüh manns Eti kett mit dem Monogramm „awf “. Literatur: Ray II , 282 f., Nr. 205; Thieme/Becker 6, 397.
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Exemplar auf Chinapapier, aus den Sammlungen Mercier und Meeûs 385 Lasa lle, Alb ert de. L’Hôtel des Haricots. Maison d’arret de la Gard e nation ale de Paris. 70 dessins par Edm ond Mor in. Par is, E. Dent u, [1864]. Titelillu strat ion und 69 gez ählteTextillu strat ion en in Holzschnitt, 11 S. mit Noten. 1 Bl. (Avis au relieur), 1 leeres Bl., 2 Bl. (Impressum, Vort itel), 1 leeres Bl., illus trierter Titel, 1 leeres Bl., 1 Bl. (gedruckte Widmung), 153 [recte: 151] ein seit ig bedruckte, gezählte Bl.,1 leeres Bl. – Pag inier ungsfehler auf dem letzten Blatt, so jedoch voll ständig. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, unbeschnitten (250 x 175 mm). Halblederband in Mar oquin citron auf fünf pointilléverzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und schwarz- und goldge prägtem Rahm enwerk mit klein en Eckfleurons in den übr igen Rückenfeldern, Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebundenem, illu strier tem Orig in al-Um schlag auf bläulichem Papier, verso fliegendem Vorsatz sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ . Völl ig unbeschnit t enes Exemplar auf einseit ig bed ruckt em Chin apapier Das kur iose Büchlein über das 1837 abger issene Pa r iser Gef äng n is beschreibt insbesonder e dessen sogenannt e ‚Künstlerzellen‘, Nr. 7, 8 und 14, bzw. die Skizz en, Sprüche und Musik not at ionen an der en Wänden. Sie bilden in ihr er Gesamtheit „un musé e biz ar r e“ sowie „une col lect ion uniq ue de pochades inspirées par l’ennui des longues heur es et légèrement assaisonnées du sel de la sat ir e“ [S. 16]. Wie in einem ver it a blen Kat a log sind die einz elnen ‚Werke‘ nu mer iert. Das abschließende Kapit el ist den Gef äng n isi nsassen gew id met. Alb ert de Lasa lle (1833 –1886) war Musik k rit iker u. a. der Zeitschriften L’ illu strat ion und Le mon de illu stré [vgl. DBF XIX , S. 1122], für die auch Edmond Mor in (1824 –1882) als Zeichner tät ig war. Dieser, ein Schüler von Charles Gleyre und John Gilb ert, illustrier t e auch zahlr eiche Bücher und galt als „un des plus fins artiste s de notre temps“ [Beraldi X, 125]. Die 69 Textholzschnitt e geben die Wandz eichnungen wieder; die aus mehr er en Ein zeld arstellung en zus ammeng esetzt e Tit eli llustra tion zeigt u. a. Ansichten der Eing angsfront, des Gef äng n ishofes und eines Zellenr aums. Sie wird auf dem eing ebundenen Orig in al-Ums chlag in blauem Druck wiederholt.
Das Buch ist „recherché sur papier de Chine“ [Beraldi]; unser Exemplar ist einseit ig bed ruckt und völl ig unb eschnit t en, wodurch die Blät t er oft ex trem breit r and ig sind. Der tadellose Einband von Émile Mercier (1855 –1910) ist aus Mar oquin citron. Proven ienz: Auf dem Spiegel das farbig illustrier t e Ex l ibris von Vict or Mercier (1853 –1931), dem Präsi dent en der „Société des amis des Livres“, mit des sen Dev ise „Libror um flos illibat us“ (dessen Kat a log 1937, II , Nr. 1313: frs. 320, an Cart eret). – Verso flieg endem Vors atz Ex l ibris von Aimé Laur ent, d. i. Laur ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Laur ent Meeûs, 1982, Nr. 355). Literatur: Beraldi X, 143, Nr. 6; Brivois 250 f.; Cartere t III , 370 f.; Osterw alder 716; Sander, S. 39; Vicai re V, 71 f.; zu Mer cier: Fléty 126 f.
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Sammlung Pierre van der Rest 386 Laur ent de l’Ardèche, P[aul]-M[atthieu]. Histo ire de l’empereur Na p oléon. Illustrée par Horace Vernet. Par is, J.-J. Dubochet et Ce, 1839. [Auf dem Um schlag: 1840]. Fronti spiz in Holzschnitt, über 450 Texth olzschnitte. 802 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart, unbeschnitten (269 x 173 mm). Langgen arbter roter Halbm ar oquinband auf glatten Rücken, mit gold geprägtem Rückent itel und einem goldgeprägten Napo leonm onum ent zwischen Rocaillendek or in Blind- und Goldpräg ung, mit Goldfileten auf den Deckeln, mit marm or ierten Vorsätz en, eing ebund en em Orig in alUm schlag (inkl. Um schlagr ücken) und illu striertem Lie fer ungsu m schlag sowie mit Kopfg old schnitt, auf dem fliegenden Vorsatz verso sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1933“ (Rücken des Orig in al-Umschlags restau riert).
Napoleons Leben und Tat en in über 450 Holzschnitt en von Horace Vernet Die Epoc he der Restaur at ion war zug leich die der allm ähl ic hen Ents tehung des Nap oleo nMy t hos, zu dem das vorl iegende Werk des Pol it ikers, Publiz isten und spät er en Bibliot hek ars Paul-Matt hieu Laur ent (1793 –1877) einen der frühesten Bei träge darstellt e. Die erste Ausg a be erschien 1826, die vorliegende zweit e ist im Text „fort augmenté“ [Quéra rd/Bourquelot] und zugleich die erste mit den Illustrationen von Horace Vernet. Auf gan zen 800 Seit en folgt der Leser dem Leben und den Tat en Nap oleons, durchgehend begleit et von gut 450 Illustrat ionen im Text. Auch wenn es nicht ganz 500 sind – wie auf dem Liefer ungsu mschlag pau schal angegeb en und von den Bibliog raphen un krit isch übernommen – so ist dies ein überr eicher
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ikonographi scher Fundus, der die Biographie des Kai sers der Fran zosen detail liert ver an schau licht. Das ein zi ge al lein von Horace Vernet (1789 –1863) il lu strier te Werk fällt in die Zeit der er sten Jahre nach sei ner Rück kehr aus Rom, wo er von 1829 bis 1835 gelebt hat te. „Geför dert durch die Gunst des neuen Régime Lou is-Phil ippe“ begann er eine „enor me Produk tion [Thieme/Becker 34, 284]. In rie si gen Schlachten bildern des Na tional mu seums in Ver sailles etwa „kündet er den Ruhm der franz[ösischen] Waf fentaten der Ära Napoleons I., der Juli-Mon ar chie […] u[nd] Napoleons III .“ [ebd.]. Auch betei lig te sich Vernet an der Il lu stration des Mémori al de Sainte-Hélène (1842), an Napoléon en Eg ypte (1842) sowie der Histoire de Lou is-Philippe (1847). Lau rents Histoire de l’empereur Napoléon er schien im gleichen Jahr wie die von Raf fet il lu strier te Histoire de Napoléon von Jacques Norv ins [siehe Nr. 477 ff.]. Äh nelt sich auch die Grund struk tur mit BildIn itia len, Kopf- und Schlußvi gnet ten, so sind diese bei Vernet „lar ger and more for mal in style“, au ßer dem legt er den Fokus „less exclusively on Napoleon, allowing him to pay more attent ion to the surrounding circumstances of the Emperor’s life, and many of his in iti al let ters and tailpieces are allegorical“ [Ray]. So ist dessen Werk „more generally appeal ing“, wäh rend Raf fet eine ein gehendere „inter pretation of Napoleon’s character and ca reer“ [ebd.] bietet. Das Werk wur de in Frank reich „au ßer or dentlich geschätzt, und für Deutsch land […] ist es von ganz besonderem Inter esse, weil es das Vorbild für Adolph Menzels Il lu strationen zu Kuglers Ge schichte Friedrichs des Großen war“ [Rümann], die un mittel bar dar auf (1840 –1842) er schien [vgl. Nr. 361 f.]. Un ser Exemplar könnte schöner nicht sein: Es ist un be schnit ten und tadel los in ei nem ge schmackvoll dekorier ten Halbma roquin band von Ge orges Mer cier mit dem Ori gi nal- und ei nem il lu strier ten Lieferungsum schlag erhalten. Provenienz: Buch händ ler mar ke von Lar danchet ver so fl iegendem Vor satz. – Ex li bris von Pierre van der Rest auf dem Spiegel (Auk tion 1964, Nr. 85: frs. 780). Literatur: Beraldi XII , 222 f., Nr. 232; Bilder welten 108 und 245; Borst 1908; Brivois 251; Car ter et III , 375; vgl. DLF II , 57; vgl. Hoefer 29, 934; Kir cheisen 7; Lonchamp II , 272; Oster walder 1087; Quér ard/Bourquelot I V, 644; Rahir 499; Ray II , 282, Nr. 103; Rümann 154 f.; Sander 425; Vica ire V, 98 ff.
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Sehr selt enes Exemplar auf Chinapapier, aus bedeut enden Sammlungen 387 Laur ent de l’Ardèche, P[aul]-M[atthieu]. Histo ire de l’empereur Na p oléon. Illustrée par Horace Vernet. Par is, J.-J. Dubochet et Ce, 1839. Fronti spiz in Holzschnitt auf stärk erem Velinpapier, über 450 Textholzschnitte. 802 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, kaum beschnitten (264 x 173 mm). Langgen arb ter dunk elg rün er Mar oquinband auf fünf flache, mit je vier Goldfileten verzierte Bünde, mit goldgerahm tem Rückent itel in zwei sowie dreifach goldgerahmtem Semis von Bienen in den übr igen Rückenkompartimen ten, Deckel mit Rahm enwerk aus fetten und mageren Goldf ileten mit floraler Bordüre und Eckfleurons, zen tral in einem weiteren Bienen-Semis ein gekröntes „N“ , alles in Goldpräg ung, mit doppelten Goldf ileten auf den Stehk anten, zwei vierfachen Goldf iletenrahm en auf den Innenk anten, mit Doublüren und Vorsätzen aus violet ter Moiréseide und Ganzg oldschnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Noulhac“ (Rücken leicht gebräunt). Eines der sehr selt enen Exempla r e auf Chinapapier Die ers te illus trier t e Ausg a b e der Histoire de l’empereur Napoléon von Paul-Matth ieu Laur ent de l'Ardèche (1793 –1877) liegt in einem der „rares exempla i res“ [Car t eret] auf Chin apapier vor; es ist kaum beschnit t en; ausn ahmsweise ist das Vel inPapier des Fronti spizes hier nicht get önt. Der edle Ganzma r oq uin-Einband von Henr i Noulhac (1866 –1931) nimmt ikonog raphisch mit dem ge krönten „N“ und dem Bienen-Motiv auf Napoleon Bez ug. Das Exemplar stammt aus bedeut enden Samm lung en, denen von George s Lainé und And ré Tissot-Dupont. Proven ienz: Goldgepräg t es Ex l ibris von George s Lainé auf dem Vors atz (dessen Auktion 1962, Nr. 16: NF 4.800). – And ré Tissot-Dupont (dessen Auk tion 2016, Nr. 402).
Weit er es Exemplar auf Chinapapier, aus dem Besitz von Anat ole de Démidoff, A. Giraudeau, L. Lebœuf de Montgermont, A. Vaut ier und H. Bonnasse 388 Laur ent de l’Ardèche, P[aul]-M[atthieu]. Histo ire de l’empereur Na p oléon. Illustrée par Horace Vernet. Par is, J.-J. Dubochet et Ce, 1839. Fronti spiz in Holzschnitt auf stärk er em, getöntem Velinpapier, über 450 Texth olzschnitte. 802 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. – Auf Chin aPapier gedruckt. Quart, kaum beschnitten (265 x 172 mm). Langgen arb ter roter Mar oquinband auf fünf flache, zwischen dop pelten Goldf ileten orn am ental blindgeprägte Bünde, mit goldgerahmtem Rückent itel und gekröntem „N“ , umge ben von Floraldekor und dreifachem Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenkompartimenten, Deckel mit drei fachem Goldf iletenrahm en, Rahm enwerk aus doppel ten Goldf ileten in Ent relacs-Manier, darin Roll stempel aus Blüten und floralen Voluten, mit großen Palm etten im Empirestil in den Ecken, mit doppelten Goldf ileten auf den Stehk anten, orn am entalen Stempeln aus Blü ten und Voluten zwischen doppelten Goldf iletenrahm en auf den Innenk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und Ganzg oldschnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ , in mit Velours ausgeschlagenem Pappschuber mit Mar oquink anten. Eines der sehr selt enen Exempla r e auf Chinapapier, mit nobelster Proven ienz Die ers te illus trier t e Ausg a b e der Histoire de l’empereur Nap oléon von Paul-Matt h ieu Laurent liegt hier in noch einem der „rar es exemplaires“ [Car t er e t] auf Chi n a p a pier vor; es ist gleich falls kaum be s chnit t en. Wie bei al len die s en Exempla r en wurde allein das Front i spiz auf get ön tem Vel inpapier ged ruckt. Die Selt enheit der Vorz ugsausg a be wird in diesem Exemplar gek rönt von der nob elst en Proven ienz:
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Erstb esitz er war Anatole de Démidoff, Prince de San Donato (1813 –1870), dessen Vat er als russischer Diplom at in Pa r is ber eits ein Anh äng er Nap ole ons war und der bei seinem Sohn eine lebensl ange Begeister ung für den Kaiser zu wecken wußt e. Nach dem der tosk a n ische Großherz og Leopold II . ihn zum Prinz en von San Donato erhoben hatt e, heir a tet e Anat ole de Démidoff 1840 in Flor enz Prinz es sin Mat h ilde Bon apar t e, die Tocht er von Napoleons Bruder Jérôme. Im Jahr zuvor war das vorl iegende Buch erschienen – ob man es ihm als Hochz eits ges chenk verehr t e? Bef örder t e Laur ents Histoire den Kult um Napoleon, so eifert e der Prinz ihm auf seine Weise nach: Er kauf t e Napoleons Vill a San Mart ino auf Elba, um dort ein monument ales Muse um einz ur icht en, das noch heut e besteht. In spät er en Jahr en gehör t e unser Exemplar bedeu tenden Samm lern der franz ösischen Rom ant ik, so Abel Giraudeau und Louis Lebœuf de Montgermont (1841 –1914); dieser ließ es von Émile Mercier (1855 –1910) in den edlen rot en Mar oq uinband bin den, der noch heut e in einer unglaubl ichen Frische wie neu erh alt en ist. Seine Verehr ung für Napoleon ließ er dem Band durch das fünfffache gek rönt e „N“ in den Rückenkompartiment en auf prä gen. Weit e re Besitz er wa r en Ant oine Vaut ier, Henr i Bonn asse und Adria n Flühm ann. Proven ienz: Anatole de Démidoff, Prince de San Donato (1813 –1870), dessen Bibliot heksstempel auf dem Vortitel (Auktion 1880, Nr. 6558). – Abel Giraudeau, dessen Auktion 24. –26.4.1898, Nr. 278: frs. 1.720. – Neu gebunden für Louis Lebœuf de Montgermont, dessen Auktion 1912, Nr. 168: frs. 2.350; zit iert bei Car t eret. – Farbig illustrier t es Ex libris von A[ntoine] Vaut ier auf dem Spiegel (dessen Katalog I, 1971, Nr. 104: frs. 9.000, mit EinbandAbb.), dar ü ber das goldg epräg t e Ex l ibris von Henr i Bonn asse (dessen Aukt ion II , 1982, Nr. 52: frs. 22.900, an Pierre Berès), daru nt er Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann.
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Die Affiche zu Laur ent de l’Ardèches Napoléon 389 [Laurent de l’Ardèche, Paul-Matthieu]. Vernet, Horace. [Affiche:] Histoire de l’empereur Napoléon. Par M. P.-M. Laurent (de l’Ardèche), avec 500 Dessins par Horace Vernet. [Par is], J.-J. Dubochet et Comp., [1839]. 6 Holzschnitte. 1 Bl. In mod ern em verglasten Holzrahm en (595 x 435 mm) (3 schwache Braunf leckchen). Werbung für Napoleon Das Pla k at bew irbt die erste illustrier t e Ausg a b e von Laur ent de l’Ardè ches Napoléon-Biog raphie. Der Name Na p oléon ist in fast 7 cm hohen, fetten Versa l ien ged ruckt – unü bersehba r e Zeichen auch der myt hischen Größe, die der Kaiser der Franz o sen 18 Jahr e nach seinem Tod im Exil auf St. Helen a erlangt hatt e. Das Werk sollt e vor allem durch die reiche Illustrat ion zu dessen weit er er Popul a r isie rung beitragen: Der Name des Illustrators Horace Vernet ist ebenfalls deut l ich prom inent er her vorge hoben als der des Aut ors. Von den gut 450 Textholz schnitt en – nicht 500, wie angegeben – sind sechs auf dem Pla k at wiedergegeben. Die bei Adolphe Éver at ged ruckt e Aff iche wurde in Buchh andlungen ausgeh ängt, wie die Schlußz eile besagt: „On souscrit ici“. Das vorl iegende Exemplar auf hellbraun get önt em Papier ist jedoch so perfekt erh alt en, daß an eine solche Verwendung kaum zu denken ist; es ist immer pietätvoll archiv iert wor den. Dank der Illustrat ionen, der abwechslungsr ei chen Ty pog raphie und der streng achsensym met ri schen Glieder ung besitzt es auch ästhetisch eine besonder e Anz iehungsk raft.
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Unika les Exemplar mit zwei aquar ell iert en Orig inalzeichnungen von Vernet und Bellangé und zahlr eichen zusätzl ichen Tafeln 390 Laur ent de l’Ardèche, P[aul]-M[atthieu]. Histo ire de l’empereur Na p oléon, illustrée par Horace Vernet. Par is, J.-J. Dubochet et Cie, 1843. Kol or iertes Fronti spiz in Holzschnitt; zweifarbig in Ocker und schwarz gedruckter illu strierter Titel, 45 [nicht 44!] kol or ierte Uniformt afeln auf stärk er em Papier mit rosafarbenen Seidenvorsätzen, über 450 Text holzschnitte; 2 aquarellierte Orig in al-Zeichnungen von Vernet (eingebunden) bzw. Bellangé (lose). 832 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart (256 x 163 mm). Verlegereinband von dunk elg rü nem Saff ian auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel und fig urat iver Goldpräg ung auf Rücken und Deckeln, auf dem Rücken in fettem Gold-, auf den Deckeln in doppeltem Blindf iletenrahm en, mit Goldf i lete auf den Steh-, Dentellebordüre auf den Innenk anten, weißen Seidenpapiervorsätzen und Ganzg old schnitt, in
neuem, mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber ( Vorsät ze ger ing fleckig, einige Bl. qualitätsbedingt gebräunt). Diese Ausg a be von Laur ent de l’Ardèches Napoleon- Biog raphie von 1843 ist in keiner der einschläg igen Bi bliog raphien ver z eich net. Anschei nend handelt es sich um eine Titelauflage der zweiten Ausg abe, die auf dem Tit el das Jahr 1840 hat, tatsächl ich aber erst 1842 erschienen ist [vgl. Vicaire 100]. Gegen über der ersten Ausg abe aus dem Jahr 1839 besitzt sie ein ige bedeut ungsvolle Zusätze und Er weit er un gen, die den Char akt er des Buches insgesamt ver ändern: Dar i n ma n ifestiert sich dir ekt die rasche Konsol id ier ung des Napoleon k ults. Schon die Ges amt a nl age der Histoire legt e daf ür den Grund. Im Unterschied zu dem gleichzeitig erschienenen Werk von Norv i ns mit den Illustra tionen von Raffet, die mehr auf Napoleons „character and car eer“ schaut en, richt et e Vernet „more
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attention to the surrou nd ing circumstances of the Emperor’s life, and many of his initia l letters and tailpieces are allegorical“ [Ray]. Die vorlieg ende neue Ausg abe erg änzt die Biog raphie um die Kapi tel Translation des cendres de Napoléon en France und Funerailles de Napoléon sow ie um sieben begleit en de Holzschnitte [S. 800 – 827]. Dam it wurden das Leb en und die ersten sym bolt rächt igen Anf änge des Nachlebens Napoleons miteina nder verbunden. War die Ausg abe von 1839 ber eits durch ein Front ispiz mit einem monu ment a len Reit erstandbild des Kaisers geschmückt, das von seinen Sold at en get ra gen wurde, so wird ihm nun ein zweit es gegenü ber gestellt, gez eichnet von Charles Ernest Clerget, das unverhoh len imper ia le Macht a nsprüche er neuert: Auf einem Globus ist die von dem Wort „Na p ol eo n“ überz ogene Landk ar t e Eur opas zu sehen, obenauf thront ein Adler, die strahlende Sonne im Rücken, Blitz e zu seinen Füßen. Angesichts solcher Macht träume erscheint es sehr konseq uent, daß die Aus gabe mit einer Suit e von 44 kolor iert en Tafeln nach Hippolyte Bell angé (1800 –1866) anger eichert wur de, die „les types de tous les corps et les uniformes militai res de la Republique et de l’Empire“ [Quér ard/Bourquelot] pa r ad ier en läßt: Die Grande Armée feiert in al ler Bunt heit fröh l iche Urst änd. In unser em Ausn ah meexemplar sind diese Merk male nochm als unik al verstärkt: Zum einen liegt das Rei t er stand bild ko lo r iert vor – in fast un wirk l ich dräuenden Farbt önen, die von Orang e nach Blaug rün übergehen. Außerdem sind die 44 Uniformt a feln durch eine weit er e erg änzt, die nicht in der Table des types coloriées aufgeführt ist, und die wiederu m Napoleon zu Pferd zeigt – gleichsam als sei er von seinem Denkm al hera bgestiegen, um er neut und höchstselbst seine Trupp en anz uf üh ren. Diese Tafel ist ext rem selt en, Vicaire war nur ein einz iges Exemplar bek annt. Endg ült ig unik al wird uns er Exe mplar durch zwei det aill iert ausg ef ührt e, aquar ell iert e Orig i nalz eichnungen, welche die unm it t elba r en Vorl a gen zweier Tafeln darstellen. Die mit „H. Vernet“ sig nier t e Zeich nung des Reit erdenk m als (Bildg rö ße: 178 x 114 mm) ist dem ged ruckt en Frontispiz vor gebunden; das eiweißgehöhte Aqua r ell Bellangés ei nes Tambours und eines Tambour-majors (Blatt g rö ße: 179 x 132 mm) zur Tafel nach S. 472 liegt lose bei. Vollendet wird die ikonog raphische und sym b o lis che Aufl adung uns er es Exemplars durch den
Verl agseinband von dunkelg rünem Saf fia n, dem auf Rücken und Deckeln jeweils um einen gek rön ten Adler diverse napoleon ische Insig nien in Gold eingeprägt sind. Dieses Buch ist nicht mehr bloß als Erz ählung und Geschicht e konz ipiert, es nimmt durch seine er wei ter t e Ausstat t ung vielmehr selbst den Cha r akt er eines Denk m als an, dem die beigef üg t en Orig in a le wieder u m eine Aura lebend iger Aut hent iz it ät ver leihen. Auch wenn keine Anh altspunkte für eine besonder e Proven ienz gegeben sind – die respekt volle Verehr ung, die dem Band in den zwei verg an genen Jahrhunder t en zut eil wurde, spiegelt sich in ei nem best mögl ichen Erh alt ungsz ustand wider. Proven ienz: Adria n Flüh m ann.
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Exemplar Henr i Bonnasse 391 La Valette, [Charles Guillaume] S[ourd ille de]. Fables de S. Lavalette, illustrées par Grandville, suivies de poésies diverses, illustrées par Gérard Séguin. Par is, J. Hetzel et Paulin, 1841. Gestochenes Port rait auf Chin apapier, aufgezogen auf stärk er es Velinpapier; 24 Radier ung en auf Karton, davon 21 nach Grandville, 3 nach Gérard Séguin. 2 Bl., 228 S. – Auf kräft igem Velinpapier. Quart, unbeschnitten (246 x 160 mm). Langgen arbter grüner Halbm aroquinband auf fünf mit doppelten Gold fileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel, die übr igen Rückenfelder mit orn am entaler Verg oldung und braun en Mar oquinintarsien in doppeltem Gold filetenrahm en, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm o rierten Vorsätzen und eingebundenem blauen Orig in alUm schlag (inkl. Um schlagr ücken), auf ein em Vorblatt sig niert „Can ape“ (Titel etwas braunf leckig, gelegentlich schwacher Abklatsch der Tafeln). Grandville als Rad ier er der eigenen Zeich nungen Dies ist die dritt e Fabelausg abe von Charles Guillaume Sour d ille de La Valet t e (1792 –1852), die erste war 1828 erschienen. Indes ist fast die Hälft e – 21 – der insgesamt 50 Fabeln hier erstm als ged ruckt. Der Anh ang enth ält u. a. drei Vergil zugeschriebe ne Ged icht e in der Übersetz ung La Valett es sow ie ein ige kurz e neul at ein ische Fa beln von FrançoisJoseph Terasse Desbillons (1711 –1788). La Valette orientierte sich bei seinen Fab eln sti listisch an La Font a ine – dessen Tiergeschicht en hat t e Grandville ber eits 1838 mit außerordent l i chem Erfolg illustriert, so daß es für den Verleger Hetz el nahelag, ihn auch hier mit der Bebilder ung zu beauf t ragen. Für die Illustrat ionen ist das Werk der Erstd ruck: 21 Tafeln, die mit einer Legende versehen sind, stammen von Grandville, die drei übr igen von Jean Alf red Géra rd Séguin sind avant toute lettre ged ruckt. Grandville griff sei ner s eits auf sein be w ähr t es Grundmuster zur ück: „Ent weder agier en durch Kleidung oder At t ribut e ver mensch l icht e Tier e oder die ins Tierr eich verlegte Handlung wird im Bildh int erg rund durch eine Szene mit menschl i chen Akt eur en erl äut ert und konk ret isiert“ [Bilder welt en]. In einer Hinsicht sind Grandvilles Tafeln aller dings „une curiosité“ [Renonciat 174]: Aus leidvoller Er f ahr ung mit ung enüg enden Leis tung en der
Reprodukt ionsstecher über n ahm er hier selbst die Aufg a be, seine Zeichnungen zu rad ier en. So ist das vorl iegende Werk „le seul livre où Grandville int er prète lui-même ses dessins“ [Renonciat 288]. Das Publik um nahm auch dieses Werk freundlich auf; ber eits 1847 erschien eine er weit er t e Neuaufl a ge. Zusätzl ich wurde dem Tit el gegenü ber ein Por t rait La Valet t es auf Chin apapier eingebunden, gesto chen von Émile Desm aisons nach Ernest Meisson ier. Das Exemplar aus dem Besitz des Marseiller Ban kiers und Bibliophilen Henr i Bonn asse (1899 –1984) ist fast tadellos in unbeschnit t enem Zustand und mit eingebundenem Orig in al-Umschlag in einem Einband des jünger en Georges Ca n ape (1864 –1940) auf unser e Zeit gekom men. Proven ienz: Auf dem Spiegel das goldgepräg t e Ex Libris von Henr i Bonn asse, der seine vor allem dem illustrierten Buch gew idmete Sammlung ab 1980 verk aufen mußt e (dessen Kat a log II , 1982, Nr. 53: frs. 3.600). – Dar u nt er Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Beraldi V II , 207 und 220, Nr. 26; vgl. Bilderwelten 161, Nr. 84 (Ausg. 1847); Brivois 251 f.; Cart eret III , 376; Oster walder 448 (nur Grandville); Quéra rd/Bourquelot I V, 649; Ren onciat 174 und 288; Rümann 161; Sander 426; Vicai re V, 107 f.; zu Can ape: Devauchelle 246 f.; Fléty 37 f.
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Komplett es Exemplar der selt enen Zeit schrift, mit allen Umschlägen 392 [Lefix u. a.] Les omnibus. [Illu striert von Bertall]. Livraison 1 – 8 in 1 Bd. Par is, I[ldefonse] Rousset, [1843]. Insgesamt über 200 Holzschnittvig netten. 120 S. (durch gehend pag iniert). Oktav, unbeschnitten (222 x 140 mm). Langgen arbter dunk elbraun er Halbm ar oquinband auf fünf mit dop pelten Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und dek orat iver Kastenverg oldung in den übr igen Rückenfeldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln und marm or ierten Vorsätzen, eingebunden alle 6 gel ben illu strierten Liefer ungsum schläge sowie der grün e illu strierte Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), verso fliegendem Vorsatz sig niert „Stroobants“ . Komplet t es Exemplar der selt enen Zeit schrift, mit allen Umschlägen und über 200 Holzschnitt en nach Bert a ll Die verg nügl iche Sat i r ez eit schrift sollt e ursprüng lich in 20 Nummern erscheinen, sie wurde aber nach acht eingestellt, die hier komplett in einem Band verein igt sind. Die Pag in ier ung ist durchge hend, doch hab en die Livrai sons eigene Tit el und Themen: Les Omnibus, pérégrinations burlesques à travers tous les chemins par MM . Bert al [sic!] et Lefix (Livrai son 1), Aux femmes (2), Les Buse s-Graves, trilo gie à grand spectacle par M. Tortu-Goth (3 und 4), La Com ète (5), Lucrèce et Judith. Salade de Romaines et de Juives (6), Le Salon de 1843 (7) und La Santé mise à la portée de tout le monde par P[ierre] Berna rd (8). Alle Hefte wurden von Berta ll, dem Spir it us rector des Unternehmens, mit insgesamt über 200 Holz schnitt v ig net t en il lustriert. Eingebunden sind auch alle sechs Liefer ungsu m schläg e auf gelb em Papier (1/2 und 3/4 erschie nen als Dopp elhef t e) sow ie der grüne Orig in alUmschlag mit der Verlagsa ng a be „Gennequin ainé“ und dem Jahr 1844, obend rein 4 Blatt Verlagsa nz ei gen in einem weit er en gelben Orig in al-Umschlag. Das Werk war schon am Ende des vorletzt en Jahr hunderts „peu com mun et assez recherché“ [Beraldi], in der vorl iegenden Ausstatt ung dürft e es nicht leicht noch einm al zu finden sein. Proven ienz: Sammlung Adria n Flüh m ann, mit des sen Etikett mit Monog ramm „awf “ auf dem Spiegel. Lit er at ur: Brivois 313 f.; Car t eret III , 451; Osterw alder 128; San der 96; Vicai re I, 436 f.
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Das Exemplar des Verlegers Renouard in mehreren Papier va rianten, auch auf Per ga ment, mit Ver fasserautograph und zusätzlichem Bildmaterial 393 Legouvé, Ga briel. Le mérite des femmes, poëme. Paris, Ant. Aug. Renou ard, 1818. Front ispiz (zweimal auf weißem, einmal auf blau em Papier, einmal als seitenverkehr te vergrößer te freie Kopie auf extrafeinem Papier, einmal als Probedruck avant la lettre auf Japanpapier); zu sätzlich: 2 Tafeln, 1 Tafel auf gelbem Papier, 1 Ori ginal-Zeichnung in brauner Tu sche. 36 S.; 36 S.; 36 S.; 36 S.; 36 S. – Fünf mal der sel be Titel: auf Per ga ment, blauem, gel bem und zwei mal auf wei ßem Papier. Klein-Oktav (130 x 80 mm). Dunkelblau er Maroquinband der Zeit mit reicher Blind- und Goldprä gung, am Fuß si gniert „Purgold“ ( Vordergelenk gebrochen, erstes Front ispiz stärker braunfleckig, Pergament-Titel und letztes Pergamentbl. par tiell gebräunt). Das „char mante poëme“ [Quér ard] zum Lob der Frauen stammt von dem Anwalt und Professor am
Collège de France, Ga briel Legouvé (1764 –1812). Der Erst ausga be im Jahr 1800 folg ten in kur zen Abständen zahl reiche weitere Auf a gen. Antoine-Au gu stin Renou ard (1765 –1853) brachte diese Ausga be im Jahr 1818 mit ei nem Front ispiz nach Jean Michel Moreau le jeune her aus: „une très jolie estampe gravé ex près pour cette petite édition“ [Quér ard]. Dieses, eben so eine hin zu gefüg te un signier te Tusch zeich nung und zwei der drei weiteren hin zu gefüg ten Ta feln nach Constance Mayer und Alex andre-Joseph Desen ne ha ben jeweils Mut ter und (schla fendes) Kind zum Thema. Der Clou un seres Exemplars ist je doch, daß es gleich fünf mal vorliegt, so auf blauem und gel bem Papier, vor al lem aber als unik ales Exemplar auf Per ga ment. Das absolute Ausnah mestück im Einband von Pur gold, „this great fi gure in rom antic
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binding“ [Ramsden], stammt aus der Samm lung des Verlegers selbst. Ein gebunden ist ein gefalteter Brief des Autors an ihn. Provenienz: Ex li bris auf Spiegel: „Bibliothèque A. A. Renou ard“ (Auk tion 1854, Nr. 1465: frs. 46). – Dort weiteres Ex li bris: „Ex Mu seo van der Hel le“ (Auk tion 10.12.1868, Nr. 1087: frs. 135; mit langer Be schrei bung). – Gold gepräg tes Ex li bris von Léon Rat tier ver so f iegendem Vor satz (Auk tion I, 17.6.1920, Nr. 402: frs. 700). Literatur: Gay/Lemonnyer III , 202; Hoefer 30, 410; Quér ard V, 102; vgl. Rahir 503; Vica ire V, 175; zu Pur gold: Fléty 148; Ramsden 166 f.
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Das so gut wie unbekannt e erste Verlagswerk von Léon Curmer, auf Chinapapier und in einem Einband von G. Simier, aus dem Besitz von Henr i Beraldi und Alexa ndre Roudinesco 394 Le Maistre, [Louis-Isaac, sieur] de Sacy. Histoire de l’ancien et du nouveau testam ent, représentée par des fig ure s et des explications tirées de l’ écriture sainte et des pères de l’ église, par Le Maistre de Sacy (Royaumont). Approuvée par Monseig neur l’archevèque de Par is. 2 Teile in 1 Bd. Par is, L. Curmer, 1835. 2 Titelvig netten, 1 seitenbreite Kopf leiste, 267 seitenbrei te Abbildungen in 10 verschiedenen fig urat iven Rahm en, 268 jeweils individuell gestaltete vierzeilige Schmuck initial en, 270 Schlußvig netten; all es in Holzschnitt. IX S., 3 Bl., 366 S., 1 leeres Bl., 4 Bl., S. [369]-536, S. 545 – 559. – Zum eist zweispalt ig. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (292 x 170 mm). Langgen arbter dunk elvioletter Maroquinband der Zeit auf vier breite, goldorn am ent ier te Bünde, mit goldgeprägtem und -gerahmtem Rücken titel sowie goldgerahmter floral-linearer Orn am entik in den übr igen Rückenfeldern, auf den Deckeln in fettem und magerem Goldf iletenrahm en int rik ates Mu ster aus verschlungen en Goldf iletenbändern mit Fleurons und
vier Kreuzen auf Cribléeg rund in klein en Ovalen, mit Goldf ileten auf den Steh- und breiter Dentellebordü re auf den Innenk anten, Doublüren und Vorsätzen aus rosar oter Moiréseide und dreiseit igem Goldschnitt, auf dem Vorderdeckel sig niert „Germ ain-Simier“ , in dun kelviolettem Kalbleder-Steck schuber mit Rückent itel so wie reicher floraler Goldpräg ung in Goldf iletenrahm en auf Rücken und Deckeln, vorne mit der goldgeprägten Devise „Amour et Reconnaissance“ (Schuberk anten leicht beschabt, 1 Schuberecke mit klein er Stoßspur, Gelenke etwas gelockert, streckenweise etwas braunf leckig, S. 537 – 544 fehlen). Nach der Jul ir evolut ion beg ann mit der zuneh men den Festig ung des Reg imes des „Bürg erkön igs“ Loui s-Philippe in Frank r eich eine zweit e Restaur a tionsz eit – begleit et von einer Hinwendung des Bür ger t ums ins Privat e und Rel ig iöse. Dieser Ent w ick lung trug auch der Buchm arkt Rechnung: „Mind ful of the principle that the devil should not have all the good tune s, Par isian publishers issued a nu mber of elaborat ely present ed religious works with
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illustrations from sever al hands dur ing the later 1830s“ [Ray II , 301]. In dies en kult urg es chicht l ichen Kont ext gehört auch die vorl iegende Neuausg a b e des zuerst 1669 unt er dem Aut or pseudonym „Royaumont“ erschie nenen Werks. Die Nacher z äh lung der bi blischen Geschicht e(n) durch den Theologen und Hu m a n i sten Isaac Le Maistre, sieu r de Sacy, (1613 –1684) ist ein Seitenstück zu dessen Lebenswerk, der ins Franz ösische übersetzt en, weit verbreit et en Bible de Port-Royal bzw. Bible de Sacy. Gordon N. Ray nennt in diesem Zus ammenh ang zwei ander e, 1836 bei Léon Curmer erschienene Bücher, die Imitat ion de Jésus-Christ und Les saints évangiles [ebd., vgl. hier Nr. 337 und 552] – nicht jedoch das vorliegende, ber eits ein Jahr früher er schienene Werk, das auch in allen weiter en ein schläg igen Bibliog raphen überg angen worden ist – voll kom men zu Un r echt! Denn dies ist nicht nur das erste Buch des wohl bedeut endsten Verleg ers der Rom ant ik, sondern mit rund 800 Holzschnitten ber eits eines der am um fang r eichsten bebilder t en. Curmer selbst war sich der Bedeut ung dieses Werks, das im gleichen Jahr wie der epochem achende Gil Blas erschien, sehr wohl bew ußt, wie aus seiner Vorr ede deutl ich wird: „Nous croyons avoir élevé un monument à la grav ure sur bois: il est facile de juger quelles res sourc es présente cet art trop longtemps négligé“ [S. V]. An seinen Erstling knüpfte er ber eits die „süßesten Hoffnungen“ für die Zuk unft: „Puisse ce livre, revêtu de la nouvelle forme que nous avons donnée, produire le bien que ses enseignements peuvent développer; c’est la plus douce espérance qu’il nous soit perm is de concevoir et la plus glor ie use récompense que nous puissions ambit ionner“ [S. VI]. Drei Jahr e spät er bracht e Curmer mit Paul et Virginie das ber ühmt este illustrier t e Buch der Rom ant ik her aus. Die fort laufende Erz ählung der biblischen Stof fe ist gegliedert in zahlr eiche Abschnit t e, die regelm ä ßig zwei Seit en ein neh men. Vora ngestellt ist jeweils eine seit en breit e Abbildung in ei nem il lustrier t en Rah men, von dem es zehn verschiedene Va r ia nt en gibt. Am Beg inn der Text a bschnit t e stehen vierzei lige Schmuck i nitia len, die jedesm al neu ent wor fen wurden; auf der zweiten Seite folgt eine Schlußvig net t e. Die Bedeut ung der abu nd ant en Illustra tion wird dadurch betont, daß beiden Teilen des Buc hes mi nut iös e Abbildungsver z eich n iss e mit den Na men aller Zeichner und Stecher zugeordnet
sind. Unt er ihnen finden sich zahlr eiche Künst ler, die in den folgenden Jahrz ehnt en die rom ant ische Buchi llustrat ion präg t en, so Vict or Adam, Cavelier, Co i ndre (die s er zeich ne t e die Mehr z ahl der In itialen), Jules Dav id, De Rudder, Devéria, Tony Johannot, Levasseur, Marck l, Marville, Meisson ier, Rogier, Géra rd Séguin u. a. Auch die Namen nachma ls bek annt er Stecher tauchen hier ber eits auf, allen vora n And rew, Best, Brevière, Porret, Charles und J. Albert Thompson. Wurde das Buch von den Bibliog raphen ignor iert, so nicht von den Bibliophilen: Vor uns liegt eines von zwei oder drei Exempla r en auf Chin apapier, jedenfalls das einz ig dok u ment ier t e. Der unb e kannt e Erstbesitz er ließ es von Germ ain Simier in einen exq uisit en Ma r oq uinband mit reicher Gold präg ung in rom ant is cher und Ent rel acs-Ma n ier binden (schon dam als fehlte die drittletzte Lage im Anh ang) und mit einem passenden, nicht min der dekor at iven Steckschub er versehen: Das dem Schuber aufgepräg t e Mot t o „Amour et Reconnaissance“ galt gleicher m a ßen dem ideel len Geh alt wie der mat er iellen Hülle – sie blieb wie neu erh alt en. Später wurde das Buch in den Sammlungen von Henr i Beraldi und Alexa nd re Roudinesco bewahrt, der en Ex l ibris es trägt. Proven ienz: Goldg epräg t es Ex l ibris von Henr i Beraldi auf einem Vorblatt, dess en Aukt ion III , 1934, Nr. 202 (mit Einband-Abb.): frs. 7.300. – Illust rier t es Ex l i bris von Alex a nd re Roudinesco ver so fliegendem Vorsatz, dessen Aukt ion 1967, I, Nr. 60 (mit Einband-Abb.): frs. 5.500. Liter at ur: Blachon 103 ff.; nicht bei Brivois und Carteret; vgl. Lonc hamp II , 410 (Erstausg.); vgl. Ray II , 301; nicht bei Sander; vgl. Wetz er/ Welte V II , 1715 (Erstausg.); zu Le Maistre de Sacy: vgl. Hoefer 30, 568 ff.; zu Germ ain Simier: Fléty 162.
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Drei Physiolog ies über das Liebesleben der Männer 395 Lemoine, Édoua rd. Physiolog ie de l’ homme à bonne s fortunes. Vig nettes par MM. [Mar ie Alexandre] Alophe et Jan et-Lange. [Daran:] Neuf ville, Étienne de. Physiolog ie des amoureux. Illustrations de Gavarni. [Daran:] Kock, Ch[arles] Paul de. Physiolog ie de l’ homme marié. Illustrations de [Louis] Marckl. Zu samm en 3 in 1 Bd. Par is, Aubert et Cie, Lavigne, [1841]. [Und:] Par is, Jules Laisné, Aubert et Cie, Lavigne, 1841. 56 Abb. (davon 1 wiederholt). Und: 49 Abb. (davon 2 wie derh olt), 25 Schmuckinitialen und 12 Schmuckvig net ten. Und: 80 Abb. (davon 2 wiederholt, darunter einige Schmuckleisten und -initialen). – Alle Abbildungen in Holzschnitt im Text. 127 S. Und: 12[8] S. Und: 128 S., 1 Bl. (Table). Klein-Okt av (128 x 80 mm). Dunk elg rün er Halbm a roquinband der Zeit auf glatten Rücken, mit Rückentitel, dem Einzelstempel eines Äffchens und fünf doppel ten Querf ileten in Goldpräg ung sowie mit marm or ierten Vorsätzen. Die Zusam menstellung dieser drei Titel, allesamt Erst ausg a ben, folg t e ei nem konseq uent en in h altlichen
Prinz ip: Édoua rd Lemoi nes Dars tellung des egozent rischen Frauen helden wird Étienne de Neu fvilles Ty polog ie der Liebenden gegenü bergestellt, um mit dem dritt en Band von Charles-Paul de Kock in die Schilder ung des ehelichen Lebens zu mün den. Inw ieweit diese Abfolge eine Steiger ung der Leb ensform widerspieg elt, bleibt ang esichts des grundsätzl ichen iron ischen Tenors der Text e und Bilder dem Ur t eil des Lesers überl assen. Für die Physiolog ie de l’ homme à bonne s fortu nes nennt Sander neben Alophe und Janet-Lange auch Gavarni, Lhérit ier wieder u m Dau mier als Il lus trator. Die von Paul Gavarni und Louis Marck l il lustrier t en Bände ha b en als zus ätzl ichen Buch schmuck jeweils Schmuck leisten und -initia len von Henr i Émy. Proven ienz: And ré Tissot-Dupont, dessen Aukt ion 2016, Nr. 446. Lit er at ur: Brivois 328; Car t eret III , 475 und 485; Lacombe 743, 807 und 809; Lhérit ier 36, 43 und 50; Quéra rd/Bourquelot I V, 473, V, 76 und V, 509; Sander 574; Talva rt/Place X, 268 (Kock); Vica i re V I , 588 und 604 f.
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Exemplar Villebœuf und Rebeyrat 396 [L’Épine, Ernest], [Pseud.:] Manuel. Histoire aussi intéressante qu’ invraisembable de l’ int répide Capitaine Castagn ette, neveu de l’ homme à la tête de bois. Par Manuel. Illustrée de 43 vig nettes sur bois par Gustave Doré. Par is, L. Hachette et Cie, 1862. 42 Textholzschnitte [so komplett!], davon 8 ganzseit ig. 78, (2) S. Folio, unbeschnitten (316 x 225 mm). Grobgen arbter mit telbrauner Halbm aroquinband auf fünf pointilléverzier te Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und dek ora tiver Kastenverg oldung in den übr igen Rückenfeldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsät zen und eingebundenem illu strierten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), auf dem fliegend en Vorsatz verso sig niert „G. Mercier Sr. de son père – 1912“ . Die erste Ausg abe mit den Il lustrat ionen von Gustave Doré Haupt m ann Paul-Mathu rin Cast ag net t e, gebor en 1770, ist der „brave entre les plus braves“: In der Franz ösischen Revolut ion verl iert er ein Auge, bei der Belager ung von Toulon 1793 den linken Arm, auf der Brücke von Arcole 1796 beide Beine, 1797 zerstört in Ver on a ein Säbelh ieb sein Gesicht, 1799 ereilt ihn die Pest in Jaffa, auch eine Bombe bleibt irgendwann in seinem Rücken stecken – doch nichts kann seinen krieger ischen Ehrgeiz und die Begei ster ung für Napoleon erschüt t ern. Zur Kat astrophe kommt es, als bei dem am Kam in Eingeschlafenen ein Holzbein Feuer fängt und es zur Explosion der
Bom be kommt. Der zy n ische Kom ment ar unt er der fi n a len ganzseit ig en Abbildung laut et: „La croix seule était restée int acte“. Gustave Dorés Zeichnung en brauchten sich nur eng an den Text zu halten, um ihre grotesk-kar i kier ende Wirk ung zu entfalt en. So biet et das Werk „une des plus amusa ntes illustrations de Gustave Doré. Ses dessins, parfaitement adaptés au texte, sont d’une orig in alité de bon aloi et intéresseront encore plusieu rs génér ations“ [Leblanc]. Die mei sten Bibliog raphen ha ben die falsche Zahlena ng a be von 43 Vig nett en vom Tit el abgeschrieben; nur Leblanc und Dézé zählten korr ekt 42. Ausgef ührt wurden die Holzschnitt e von Olympe Brux, Ernest Philippe Boetz el und Charles Maur and. Im Unt erschied zum Tit elhelden ist unser Exem plar tadellos erh alt en: Unbeschnit t en und mit dem illustrier t en, rot und schwarz bed ruckt en Orig i nal-Umschlag. Gebunden wurde das eind rucksvolle ant im il it a r istische Pamphlet von George s Mercier (1885 –1939) im Jahr 1912 – am Vora bend einer neuen, held ischen‘ Geschichtsepoche. Proven ienz: Auf dem Innendeckel goldg epräg tes verschlungenes Monog ramm „ PV “ sow ie gold gepräg t es Ex l ibris von Paul Villebœuf (dess en Aukt ion 1963: Nr. 239: frs. 310), daru nt er Exlibris („Un aut re monde“) von Claude Rebeyr at. Lit er at ur: Beraldi V I , 43, Nr. 130; Brivois 271; Cart eret III , 380; Dézé 61; Leblanc 219 f.; Lonc hamp II , 378; Osterw alder 321; Rahir 506; Rümann 200; Sander 434; Weller 341.
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177 Holz schnitte von Gustave Doré 397 L’Épine, Er nest. La légen de de Croque-Mitaine. Illustrée de 177 vi gnet tes sur bois par Gu stave Doré. 769 – 778. Paris, L. Hachette et Cie, 1863. Front ispiz in Holz schnitt mit Seidenvorsatz, 177 Textholz schnit te, davon 19 ganz seitig. 2 Bl., 274 S., 1 Bl. – Vor titel und Titel in Schwarz und Rot gedruckt. Folio (310 x 232 mm). Roter Perkalin-Verlegereinband mit gold gepräg tem Rücken sowie gold gepräg ten Deckelplat ten in blind gepräg tem Rahmenwerk, mit oran gen Glanzpapier vor sät zen und Ganz gold schnitt (Rücken gering berieben). Die amü sante Mit tel alter par odie mit 177 Holz schnit ten nach Doré, im Verleger ein band Die Le gen de vom Schwar zen Mann aus der Fe der des Pa ri ser Schrift stel lers Er nest L’Épine ist eine „im Sa gen kreis um Karl den Großen an ge siedelte, köst liche Par odie auf die Mit tel alter mode des 19. Jahr hunderts“ [Guratzsch/Unverfehrt]. Aus der Sicht des Bi bliophi len ist das Buch natürlich „recherché pour la bel le il lu stration“ [Car ter et] von Gu stave Doré (1832 –1883) – es konnte „kei nen geistvol leren Ausdeuter fi nden“ [Rümann 200]. Dessen ins ge samt 177 Zeich nun gen, die zwi schen Ka rikatur und küh ner Fantasy-Ästhetik chan gieren, gehören „zum Lau nig sten, das er ge schaf fen hat“ [Guratzsch/Unverfehrt]. Die Holz schnit te wurden ausgeführt von Four nier, Gauchard, Gusman, Mau rand, Pi san, Sargent, Sotain, Trichon u. a. Die er ste Ausga be liegt hier im ori gi na len PerkalinVerleger ein band vor. Die Deckel zei gen in Goldprägung die verklei ner te Ad aption des Front ispizes (vorn) und der er sten Text abbildung zur Préambule. Literatur: Beraldi V I , 43, Nr. 133; Brivois 255; Car ter et IIII , 380; Dézé 65; Guratzsch/Unverfehrt II , Nr. 88; Leblanc 220 f.; Osterwalder 321; Sander 435; Vica ire V, 215.
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Exemplar auf Chinapapier, aus dem Besitz von Jules Jan in 398 [L’Épine, Ernest], [Pseud.:] Quatrelles. Le chevalier Beau-Temps. Préface d’Alex an dre Du m as fils. Vig nettes de Gu stave Doré. Par is, Typog raphie de A. Poug in, 1870. 1 ganzseit ige Abbildung (Fronti spiz) und 9 Vig netten in Holzschnitt. XV S., 110 S., 1 leeres Bl. – Vort itel in Rot-, Titel in zweifarbigem Druck. – Auf Chin apapier. Oktav, unbeschnitten (210 x 144 mm). Weinr oter grobge narbter Halbm ar oquinband der Zeit à la janséniste auf fünf von Blindf ileten eingefaßte Bünde, mit goldgepräg tem fünfzeiligen Rückent itel, marm or ierten Vorsätzen und eingebunden em, in Rot und Schwarz bedrucktem Orig in al-Um schlag und Kopfg oldschnitt (münzg roße Schabstelle auf Vord erd eckel, Umschlag leicht ange staubt, stellenweise ger ing braunf leckig). Eines von 30 Exempla r en auf Chin apapier, aus dem Besitz von Jules Jan in Dieser klei ne Liebesr om an, „simple et toucha nt“, wie Dum as fils in seinem Vorwort schreibt, ist das letzt e in der Reihe der Bücher von Ernest L’Épine (1826 –1893), die Gustave Doré (1832 –1883) illustrierte.
Unt er dem „Einfluß des engl is chen sent iment a len Künst lerk reises der Prä r affaelit en“ sei dessen „Eleg anz […] äußerl ich, süßl ich“ geworden, bem ä kelt e Art hur Rümann – doch paßt dies hier gen au zu der Textvorl age. Allein auf sechs der zehn Holz schnitte sind Engelchen zu entdecken; auf einem ein kleiner Teu fel. Uns er unb es chnit t enes, breit r and ig es Exemplar ist die Nummer 3 von 30 Exemplar en auf Chin aPapier, der einz ig en Lu x usausg a b e des Werkes. Nicht nur der Zeichner und der Aut or des Vorworts sind namh aft, sondern auch die beiden Vorb esit zer, der en goldgeprägte Exlibris sich im Buch fin den: die Schriftsteller Jules Jan in (1804 –1874) und Vict or Méric (1876 –1933). Proven ienz: Exl ibris von Jules Jan in auf dem Spie gel, dessen Aukt ion 1877, Nr. 782: frs. 21 [zu Jan in als Sammler vgl. Poideba rd 310 f.]. – Exlibris von Vict or Méric auf einem Vorblatt. Lit er at ur: Beraldi V I , 45, Nr. 156; Brivois 255; Cart eret III , 380 f; Dézé 72; Leblanc 222; Osterw alder 321; Sander 437; Talva rt/ Place V, 79 (Dum as); Vicaire V, 216 (zitiert dies es Exe mplar); zum Pseudonym: Heylli 362; Weller 465.
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Wende- und Höhepunkt der Buch il lu stration des 19. Jahrhunderts: Das er ste bedeutende Holz schnitt buch in Frank reich überhaupt
Der er ste „Höhepunkt des il lustrier ten Buches“ der Romantik 399 Le Sage, [Alain René]. Histoire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vi gnet tes par Jean Gigoux. Paris, Paulin, 1835. Front ispiz in Holz schnitt, fast 600 Textholz schnit te (davon gut 130 Bild- und Schmuckinitialen). 972 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. Groß-Oktav (239 x 163 mm). Langgenarbter auberginefarbener Halbmaroquinband um 1900 auf glat ten Rükken, mit gold gepräg tem Rückentitel in reicher or namentaler und floraler Vergol dung in Goldfiletenrahmen, mit dreifachen Goldfileten auf den Deckeln und mar morier ten Vorsät zen, auf dem fliegen den Vorsatz verso signiert „Thierry Sr de Petit-Simier“ (erstes und letztes Bl. gebräunt).
Schon Beraldi nannte dieses Werk „un des cinq ou six principaux ouvra ges à fi gur es du XIXe siècle“ – und sei ne Bewer tung hat bis heute Bestand. „Pour ses illustrat ions spi rituel les“ [Beraldi] stellt es einen „Höhepunkt des il lu strier ten Buches“ [Bilderwelten 102] dar; vor al lem aber markiert es ei nen hi stori schen „Wendepunkt in der Buchproduk tion und Buch il lu stration in Frank reich“ [ebd. 101], eine „révolut ion“ [Beraldi] und eine „rénovation de la gravure sur bois à l’époque romantique“ [Car teret], die es zu ei nem der „ge suchte sten Bi bliophi lenobjek te in nerhalb der franz. Buch-Il lu stration des 19. Jahrh[underts]“ [Thieme/Becker] wer den ließ. Ar thur Rümann stellt diese Edition von Le Sages Roman in ei nen großen zeit geschicht lichen Zu sammen hang mit den restau rativen Tenden zen der JuliMon ar chie: „Das Jahr 1835 brachte zwei wichti ge Er eig nisse, zwi schen denen et was wie eine heim liche Beziehung besteht: das Verbot der politi schen Ka ri katur durch die Septem ber geset ze und da mit die Kon zentration auf das unpolitisch Bür gerliche, und zweitens die Ver öf fent lichung des er sten
bedeut enden Holzs chnitt buc hes in Frank r eich“ [Rümann 125]. Tatsächlich läßt sich ein solcher Zusam menh ang in mehr facher Hinsicht erkennen. Er bet rifft zu n ächst die verleg er is che Ents chei dung, mit dem Gil Blas von Ala in-René Le Sage (1668 –1747) auf den „künst ler ische[n] Höhepunkt des pik a resken Ro m ans in Frank r eich“ [En g el hardt/Roloff ] in der Nachfolg e des Lazarillo von Torm es zur ück z ug reifen. Bei dem ersten Erschei nen des Gil Blas (1715 –1735) war das „Sympathi sier en des Autors mit der nieder en Herk unft sei nes Helden“ [Jan 162] ein neues lit er a r isches Mot iv, hint er dem allerd ings nur bed ingt ein soz ia lk rit i scher Impet us stand: Wohl zeigen sich alleror t en „große soz ia le Unt erschiede und sitt l icher Ver fall“, treiben „Bestechung, Bet rug, Schma r otz er t um und Verg nüg ungssucht“ ihr Unwesen, und zwar zur er zählt en Zeit des 17. Jahrhunderts in Span ien eben so wie zur Zeit des Erz ählers Le Sage im absolut i stischen Frankr eich – und vielleicht auch im frühen 19. Jahrhundert, in dem der Erfolg des Buchs „noch zun immt“ [Eng elh ardt/Roloff ], doch fehlt hier „jedes mor a l isier ende Element, der Ver fasser will nur spannend erzählen“ [Jan 161]. Und dies tut er so „packend, daß die dah inter verborgene Sa tir e gegen die Gesellschaft der Zeit durchaus zu rücktritt“ [ebd. 162]. Insofern spiegelt der enorme Erfolg des Werkes über ein Jahrhundert nach sei nem ersten Erscheinen wohl auch den Rückz ug des ent t äuscht en Bürger t ums aus der Pol it ik ins Priva te und eine vorläufi ge Absage an den Fortschritts opt im ismus – liebäug elnd stattdessen mit einem ebenso ein f ält ig en wie gew itzt en Rom an helden, der sich „mit Schläue und Ger issenheit schlecht und recht durchs Leben schlägt, im Gut en wie im Bösen gleicher m a ßen leicht von der Umwelt beein flußbar“: „Weit ent fernt, sich zu ind ig n ier en, konsta tiert Gil Blas diese Zustände und sucht lachend seinen persön l ichen Vor t eil“ [Engelh ardt/Roloff ]. Dabei err eichte das Werk nicht nur das bildungs bürgerl iche Publik um, vielmehr hat t e es mit einer „für die da m a l ig en Verh ält n iss e ung laubl iche[n] Aufl agenhöhe von 30.000 Exempla r en“ einen „un geheur en Er folg“ [Bilder welt en 101] auch in neu en Leserschicht en, die vorher nicht als Buchk äufer in Erscheinung get ret en wa r en. Voraussetz ung war dafür zum einen die Wahl des populär en Stoffes, zum ander en der niedr ige Preis bei hoher Auflage und der Erscheinungsweise in Einz ell iefer ungen. Entscheidend für den Er folg dieser Strat eg ie war allerd ings ein revolut ion ä r es Illustrat ionskonz ept.
Auch hier setzte der Verleger auf ein Verfahr en, das eine Ver r inger ung des Auf wands mit besonde rer Abu nd anz verein ig t e. Anstelle der sepa r at auf Ta feln ged ruckt en Rad ier ungen führ t e Paulin den in den Text ged ruckt en kleinen Holzstich wieder in die Buchillustration ein – und brach dadurch mit der aus dem 18. Jahrhundert überkommenen Buch kult ur. Für Gil Blas bestellte er bei Jean François Gigoux (1806 –1894) zun ächst 100 Vig netten, und als sich diese bei den einz elnen Liefer ungen als die eigent l iche At t rakt ion er w iesen, verl ang t e er bald weit er e 300, schließl ich noch m als 200. Wenn Gordon N. Ray bem ängelt, der Erfolg der ins gesamt fast 600 Illustrat ionen sei mehr dem „cumulative effect“ als ihr er „ind ividua l excellence“ zuz u rechnen, übersieht er, daß die mit diesem Konz ept verbundene Äst het ik ger ade nicht auf Einz elnes fok ussiert ist, sondern schlicht von einem Mot iv zum nächsten weiterstrebt: „Die Vig nett e […] wird hier zur auss chließl ic hen Illustrat ionsform gem acht. Dadurch bekommt die Illustrat ion et w as von de kor at iver Leicht igkeit und Skizz en h aft i gkeit, die dem steten Fluß und Wechsel der Handlung sehr ent gegen kommt. Dem Flücht igen der Ereig n isse ent spricht eine gew isse Flücht igkeit der bild l ichen Fi x ier ung“ [Klaus Popitz, zit. nach Bilder welt en 102]. Art hur Rümann meint e über Gigoux Arbeits weise: „Je rascher sein Strich, desto eind ringl icher die Wirk ung“ [Rümann 126 f.]. Der ‚ku mul at ive Effekt‘ relativ iert sich auch durch die Vielfalt an Mot iven und for m a len Element en: „Fant astische In itia len aus veg et a bi len und archit ekt on is chen For men, beweg t e kleine Szenen agier ender Perso nen, Stadt- und Landschaftsvedut en von groß er Tiefe wechseln mit winz igen Stilleben, schnell hin gewor fenen Skizz en einz el ner oder vieler Cha r ak terköpfe“ [Bilder welt en 102]. Tatsächl ich tra fen ge rade diese „leicht in den Text gesetzt e[n] Vig nett en, rasch hingewor fene Skizz en von au ßerordent l icher Lebend igkeit […] den Geschmack des Publik ums“. Von nun an wurde die Illustrat ion „zum wicht igen Bestandt eil der Verk aufsstrat eg ie“ [ebd. 101], ver langten die Verleger fast nur noch „Entw ürfe in der Art des Vorbilds Gigoux“ [ebd.], und die Holz schnitt v ig net t e erlebt e eine „ca r rière bril lant e pen dant trent e ans“ [Beraldi 113]. Wenn Rümann be m erkt, die Holz s chnit te sei en „ganz auf Hel l ig keit und Leich t ig keit der Lin ien gestimmt“, wodurch etwa die Landschaf ten „eine überr aschende Tiefe und den Eind ruck großer Weit l äu fi gkeit“ [Rümann 126] erh ielt en, so verd ankt sich diese äst het ische Wirk ung ih r er seits
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zun ächst einer techn ischen Entscheidung: Of fen bar hat Gigoux „seinen Stil verä ndert und ver einfacht“ (etwa auch durch Verz icht auf Schatten würfe), weil er „Mitleid mit der Sklavena rbeit der Holzschneider [hatte], die von den Verlegern un angenehm streng beaufsicht igt und geq uält wur den“ [ebd.]. Tatsächlich war für Gil Blas – arbeits teil ig und „fa brik m ä ßig“ [Bilder welt en 101] – eine ganz e Schar franz ösischer und engl ischer Künst ler tät ig, die in der Folgez eit immer wieder begeg nen, wie Brévière, Cherrier, Goda rd, Lavoignat, Lacoste, Maur isset, Porret, Beneworth, Hart und Ch. Thompson. Auch auf g rund die s er Viel z ahl an Mit a rb eit ern „empfi ng das Werk eine gew isse Unein heit l ich keit, ander ers eits aber den Vor t eil größ er er Leb end igkeit“, wob ei insb esonder e die Franz os en „Stücke von auß erordent l icher Verve und Stimmung schufen“ [Rümann 126]. Die Erste Ausg ab e des Werkes liegt hier in der Stand ardversion auf Vel inpapier vor, so wie es der zeit genössische Käu fer nor m a ler weise in Händen hielt – und zwar in best mögl ichem Erh alt ungs
zustand. Der schöne Halbma roq uinband von Thierry, der 1874 die Werkstatt von Pet it übern ahm, ist nicht mehr ganz zeit genössisch, steht mit seiner Dekor a tion aber noch ganz in der rom ant ischen Trad it ion. Proven ienz: Beil ieg end ein Blättchen mit hand schrift l i chem Ex z erpt aus Beraldi und der Bei schrift in Blei: „de la main de mon arr ière grandpère Crozes“. Lit er at ur: Adhémar/Séguin 82 f.; Beraldi V II , 112 f. und 125 ff., Nr. 191; Bilderwelt en 102, Nr. 37; Borst 1757; Brivois 256 ff.; Car teret III , 382 ff.; Cord ier, Ess ai 297; Eng elh ardt/Roloff I, 213 f. (Erstausg.); Esc offier 1141; vgl. Hauptwerke 207 f.; Lonc hamp II , 284; Osterw alder 425; Quéra rd/Bourquelot V, 525 (Not i ce von Nodier); Rahir 508; Ray II , 291 ff., Nr. 214; Rümann 125 ff.; Sander 440; Thieme/Becker 14, 16; Vicai re V, 238 f.; zu Thierry: Devauchelle 275 (Pet it), 278 und 280; Fléty 167 f.
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Das Exemplar von Henr i Beraldi im selt enen Verleger-Lux useinband 400 Le Sage, [Ala in René]. Histoire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vig nettes par Jean Gigoux. Par is, Paulin, 1835. Fronti spiz in Holzschnitt auf Chin apapier mit rosafar ben em Seidenvorsatz (hier nach S. 14), fast 600 Text holzschnitte (davon gut 130 Bild- und Schmuckinitialen). 972 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. Groß-Oktav (257 x 161 mm). Verlegereinband von pflau menfarbigem Saff ian auf glatten Rücken, mit goldge prägtem Rückent itel und fig urat iver Rückenverg oldung, auf beiden goldgeprägten Deckeln in sechsfachem Rah men aus schmaler werdenden Fileten und davon abge setztem inneren Filetenrahm en mit Eckfleurons die Ad apt ion der ersten ganzseit igen Epitaph-Abbildung, mit goldgeprägter Dentellebordüre auf Steh- und Innenk an ten, Doublüren und fliegenden Vorsätzen aus weißem Moiréseidenpapier und Ganzg oldschnitt, in mit Filz aus geschlagenem Pappschuber mit Maroquink anten (Papier streckenweise gebräunt bzw. etwas braunf leckig). Die erste Ausg a be des „ersten bedeut enden Holz schnittbuches in Frankr eich“ [Rümann 125] liegt hier in einem goldgepräg t en illustrier t en Verl ags einband aus Saf fia nleder vor – was außerordent l ich ist: Von den zwölf bei Cart eret aufgef ührt en Exem pla r en der Erst ausg a be besitzt keine einz iges den
Verl agseinband, er kennt led igl ich ein Exemplar des Retirage von 1836 in „chag rin vert, fers spéciaux (rel. éditeur)“. Das unsr ige gehört jedoch eindeut ig dem Premier tirage von 1835 an, der en ebenfalls bei Car t eret angegebene Merk m a le es auf weist. Dessen ‚Mik roz ensus‘ belegt eindr ücklich genug die Ra r it ät des pracht vollen Verl agseinbands. Ei nes der „gesucht esten Bi bliophi lenobjekt e in ner halb der franz. Buch-Illustrat ion des 19. Jahrh[und erts]“ [Thieme/Becker] erweist sich in der vorlie genden Form als kaum auffi ndbar. Nicht umsonst wurde unser Exemplar in den Samm lungen von Henr i Beraldi und Alexa nd re Roudinesco gehüt et. Das Frontispiz auf Chin apapier ist hier den Vor stücken sinn iger weise nachgebunden: So folgt der Notice sur Gil Blas von Charles Nodier, der Déclara tion de l’auteur und der fikt iven Anr ede des Gil Blas an den Leser dessen Port rait als anschaul iche Über leit ung zu sei ner Histoire. Proven ienz: Auf bzw. verso fliegendem Vorsatz drei Ex l ibris: Henr i Beraldi (dessen Aukt ion III , 1934, Nr. 302: frs. 920, mit Abb. gegenü ber S. 89). – Alex and re Roudinesco (dessen Aukt ion I, 1967, Nr. 84, mit Abb. Taf. 5: frs. 3.100). – Marcel de Merre (des sen Aukt ion 2007, Nr. 184: € 3.600).
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Selt enes Exemplar auf starkem Vel inpapier, Sammlungen Roudinesco und Périer
Exemplar auf Chinapapier, aus den Sammlungen Montgermont, Bishop und Bonnasse
401 Le Sage, [Ala in René]. Histoire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vig nettes par Jean Gigoux. Par is, Paulin, 1835.
402 Le Sage, [Ala in René]. Histoire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vig nettes par Jean Gigoux. Par is, Paulin, 1835.
Frontispiz in Holzschnitt auf Chin apapier, fast 600 Texth olzschnitte (davon gut 130 Bild- und Schmuck initialen). 972 S. – Auf stark em Velinpapier. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt.
Frontispiz in Holzschnitt auf Chin apapier, fast 600 Texth olzschnitte (davon gut 130 Bild- und SchmuckInitial en). 972 S. – Text in zwei fa c hen schwar z en Rahm en gesetzt. – Auf Chin apapier gedruckt.
Quart, seitlich und unten unbeschnitten (263 x 170 mm). Langg en arbter nachtblauer Halbm ar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel in rei cher orn am entaler Pointillé- und Filetenverg oldung, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsät zen, eingebunden em, dreifarbig bedrucktem Orig in alUm schlag (inkl. Um schlagr ücken) und Kopfg oldschnitt, in mit Filz gef üttertem Pappschuber mit nachtblau en Mar oquink anten, Spieg el und Schuber sig niert „A. & E. Maylander“ (kleinerer, un scheinbar restaurierter Um schlag wohl von and erem Exemplar, Vort itel mit kleinem geschlossenen Randeinr iß).
Quart, mit vereinzelten Témoins (250 x 156 mm). Lang gen arbter dunk elg rün er Halbm ar oquinband auf fünf flac he, zwischen doppelten Goldf ileten orn am ent al blindgeprägte Bünde, mit goldgerahmtem Rückent itel und floral-orn am entaler Verg oldung, teils auf goldenem Cribléeg rund in den übr igen Rückenfeldern, mit einem doppelten Goldf iletenrahm en mit Eckfleurons zwischen zwei dreifachen Goldf iletenrahm en auf den Deckeln, doppelten Goldf ileten auf den Stehk anten sowie fünffa chem Goldf iletenrahm en zwischen zwei einfachen Gold filetenrahm en auf den Inn enk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und Ganzgoldschnitt, auf dem Spiegel sig niert „Merc ier Sr. de Cuzin“ , in dunk elg rün er Halbm aroqui nchem i se mit goldg eprägt em Rückent it el und Pappschuber mit dunk elg rünen Mar oquink anten.
Selt enes Exemplar der besser en Ausg a be auf doppelt so starkem Vel inpapier Die erste Ausg a be des „ersten bedeut enden Holz schnittbuches in Frankr eich“ [Rümann 125] und ei nes der „gesucht esten Bi bliophi lenobjekt e in ner halb der franz. Buch-Illustrat ion des 19. Jahrh[und erts]“ [Thieme/Becker] liegt hier in ei nem der ra r en Vorz ugse xe mpla r e auf starkem Vel inPapier vor – zweiseit ig unbeschnit t en, her vor r agend erh alt en und in ei nem dekor at iven Meisterein band von Mayla nder. Proven ienz: Drei Ex l ibris auf dem Spiegel: Alex an d re Roudinesco (nicht in des s en Auk t i on 1967). – „ EAP “, d. i. Docteur Édoua rd Périer (Auk ti on 16.6.1977, frs. 2.300). – Sowie „awf “, d. i. Adria n Flühm ann.
Man könnte diesen Pik aro-Rom an des 17. Jahr hunderts ein ‚Volksbuch‘ nennen – gerade auch in dieser reich illustrier t en Ausg a b e von Paulin: 30.000 Exempla r e bet rug die „für die da m a l igen Verh ält n isse unglaubl iche Aufl a gen höhe“ [Bilder welt en 101]; das günstig kalk ul iert e Buch war auch für breit e Leserschicht en jenseits des gehob enen Bürger t ums erschwingl ich. Nicht der Inh alt, das Papier macht e hier den Unt erschied: Wen ige, „très ra r es exempla i res“ ließ der Verleg er auf Chin aPapier drucken, und diese fanden ihren Weg zu den disting uier t esten Bibliophilen – wie das unse re, das in unfaßlicher Frische erh alt en ist. Um die Wende des 20. Jahrhunderts erh ielt es den dun kelg rünen, reich vergoldet en Einband von Émile Mercier (1855 –1910); er ist gleichfalls wie neu wer t ig und wird von Halbm aroqui nchem ise und Schuber geschützt. Loui s Lebœuf de Montgermont (1841 –1914), Cortlandt F. Bishop (1870 –1935) und Henr i Bonn asse (1899 –1984) nannt en das wunder ba r e Exemplar ihr eigen. Proven ienz: Louis Lebœuf de Montgermont, des sen Auktion 1912, Nr. 181: frs. 2.370; zitiert bei Car t eret. – Auf dem Spieg el die goldg epräg t en Ex l ibris von Cort l andt F. Bishop (Aukt ion II , 1938, Nr. 1321 – zweit es Exemplar?) und Henr i Bonn asse (Aukt ion II , 1982, Nr. 56: frs. 35.000).
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Das einzige Exemplar auf Chinapapier im alt en Einband, aus den Sammlungen Ripault, Bishop, Rivière, Esmer ian und Tissot-Dupont 403 Le Sage, [Ala in René]. Histoire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vig nettes par Jean Gigoux. Par is, Paulin, 1835. Frontispiz in Holzschnitt auf Chin apapier, fast 600 Texth olzschnitte (davon gut 130 Bild- und SchmuckInitialen); beiliegend 6 Fumés auf Chin apapier. 972 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, mit vereinzelten Témoins (253 x 157 mm). Grob gen arbter roter Mar oquinband der Zeit auf fünf brei te, mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in doppeltem Filetenrahm en, fettem und magerem Goldf iletenrahm en in den übr igen Rücken feldern und auf den Deckeln, mit doppelten Goldf ileten auf den Steh,- sowie dreifachem und einfachem Gold filetenrahm en auf den Inn enk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt, verso fliegendem Vor satz Buchbinderetik ett „Thompson“ (stellenweise mini mal braunf leckig, S. 245 – 252 untereinander verbunden). Exemplar auf Chin apapier im alt en Einband von Thompson, aus dem Besitz disting uier t ester Samm ler Sind schon Exempla r e auf Chin apapier sehr selt en anz utreffen, so ist das vorliegende gleich in dop pelt er Weise durch Bindung und Beig a ben einz ig artig – dies belegt schon der unerhörte Preis von 18.600 Francs auf der vente Ripault 1924. Es ist das einz ige, das im Einband der Zeit erh alt en ist; in diesem Fall ein ged iegener rot er Ganzm a r o quinband, der sich durch ein Etikett auf dem flie genden Vorsatzblatt als eine Arbeit des Buchbinders Thompson ausweist und der in seiner Schlichtheit zu der ihm nachgesag t en Vorl iebe für Jansen istenEinbände paßt [vgl. Ramsden]. Der gebür t ige Brit e etabliert e sich laut Fléty in den 1830er Jahr en (nach Devauchelle: 1842 [?]) mit einer eigenen Werkstatt in Par is. Intere ss ant ist, daß die auf dem Etikett angegebene Anschrift „Rue des Fil les St. Thom as No. 5“ mit keiner der von Fléty erm itt elt en Adres sen übereinstimmt – of fenbar besteht weit er er Forschungsbed arf. Zus ätzl ich ind iv idual isiert wird das vorl ieg ende Exemplar durch sechs beil iegende Probed rucke von Text holzschnit t en auf Chin apapier. Sie bet ref fen die Abbildungen auf den Seit en 43, 153, 155, 259,
419 und 773. Die Darstellungen auf den Fumés sind sicht l ich del ik at er, zwei sind spiegelverkehrt, teils sind auch die Hint erg ründe anders gestalt et. Selbst r edend wurde unser Exemplar von den be deut endsten Samm lern begehrt. Die Besit z er des zur ück l ieg enden Jahrhunderts wa r en Ar m and Ripault, Cort l andt F. Bishop, Ge org e s Rivière, Raphaël Esmer ian und And ré Tissot-Dupont. Proven ienz: Vier Ex l ibris auf dem flieg enden Vors atz: Ar m and Ripault (dess en Aukt ion 1924, Nr. 587: frs. 18.600, der höchste Preis aller Werke des 19. Jahrhunderts). – Cortlandt F. Bishop (ExLibris auch auf Spieg el, Aukt ion II , 1938, Nr. 1321: $ 550). – Nicht durch Exl ibris dok ument iert: Georges Rivière, dessen Auktion I, 1967, Nr. 108: frs. 15.000. – Raphaël Esmer ian (Aukt ion IV, 1973, Nr. 78: frs. 38.000). – And ré Tissot-Dupont (Aukt i on 2016, Nr. 306).
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Sammlung von Holzschnitt en zum Gil Blas auf Chinapapier 404 [Le Sage, Al a in René]. Samm lung von 62 Probedrucken auf Chin apapier mit Illu strat ionen nach Jean Gigoux zur „Histoire de Gil Blas de Santillane“ . [Par is, Paulin, 1835]. 1 leeres Bl., 49 Bl. mit insgesamt 62 montierten Holz schnitten auf Chin apapier, 3 leere Bl. Quart (264 x 188 mm). Lang g e n arb ter ro ter Halb mar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgepräg tem Rückent itel und reicher Rückenverg oldung, Gold fileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und Kopfg old schnitt, auf fliegendem Vorsatz verso sig niert „Devauchelle“ , in mit Filz ausgeschlagenem Pappschu ber mit roten Mar oquink anten (Oberk ante des Schubers einger issen). Sammlung von 62 Holzschnitt en zum Gil Blas in der selt enen Va r ia nt e auf Chin apapier Diese 62 Holzschnit t e auf Chin apapier zur ersten von Jean Gigoux illustrier t en Gil Blas-Ausg abe sind eine willkom mene Erg änz ung zu unser en Ausg a ben auf Vel inpapier. Sie wurden of fenbar einem der „très rar es exemplaires sur papier de Chine“ [Carteret; vgl. auch Brivois 256] entnommen und sind allein dar u m ehr w ürd ig. Dar ü ber hinaus kom men die Holzschnitte hier kräftiger und kontrast reicher zur Gelt ung als auf Vel in; auf diesen deutl i chen Qua l it ätsu nt erschied ver w ies ber eits Car t eret. Die vorl iegende Auswahl biet et einen repräsent at i ven Querschnitt durch das vielf ält ige Bildm at er i al, eingeordnet sind die mont ier t en Holzschnit t e in der Reihenfolge ihr es Erscheinens in der Ausg abe von 1835. Angef ührt wird die Reihe von dem Frontispiz mit dem Portrait des Gil Blas, gefolgt von der KopfVig net t e zum ersten Kapit el des ersten Buches. Ins gesamt liegt ein Schwergew icht auf den größer en Darstellungen, meist mehr fi g u rigen Szenen, aber es gibt auch mehr er e cha r akt er istische Einz elpor traits, eine reine Landschaftsd arstellung [S. 436], eine Stadt a nsicht [S. 667], ein ige kleiner e Vig net t en mit Pflanz end arstellungen u. ä. [S. 482, 779, 886] und eine Schmucki nitiale [S. 269]. Die rare Kol lekt ion, die höchst wahrschein l ich aus dem Besitz des bek annt en Rom ant ik-Forschers Ar ist ide Ma r ie (1862 –1938) stammt, ist eingebunden in ei nen dekor at iv vergoldet en rot en Halbm a r oq uin band des jünger en Devauchelle. Proven ienz: Ex l ibris „ A M “, d. i. Ar i st ide Ma r ie, nicht in dessen Kat alog 1938. – 1282 –
Skizzenbuch mit 75 Orig inal-Zeichnungen von Jean Gigoux zum Gil Blas 405 [Le Sage, Ala in René]. Gigoux, Jean. Skizzen buch mit Zeichnungen von Jean Gigoux zur „Histoire de Gil Blas de Santillane“ . Ohne Ort und Jahr [Par is, etwa 1835]. 44 Bl., durchgeh end meist recto/verso mit Federzeich nungen bzw. Bleistiftskizzen. Quer-Oktav (127 x 200 mm). Langgen arbter roter Halb ma r o quin band der Zeit, auf dem Hin ter d eckel Eti kett „Prud’ homme Ainé. Md . Papet ier […] à Par is“ , in mod ern er braun er Mar oquink asset te mit dek orat iver rom ant ischer Goldpräg ung und Wildl ed erf utter, si gniert „Devauchelle“ (Einband fleckig, Kanten beschabt und mit restaur ierter Fehlstelle am Kopf, Gelenk e etwas gelockert, durchgeh end etwas braunf leckig, einige Bl. entfernt, 2 Bl. mit kl. Ausschnitt, 1 Bl. mit seitlichem Randabbr iß).
Ein einz iga r t iges Dok u ment – Jean Gigoux’ orig in a les Skizz enbuch zum Gil Blas Das unscheinba r e Skizzenbuch birgt einen Schatz – 75 orig ina le Ent w ür fe und Vorzeichnungen von Jean Gigoux zur Histoire de Gil Blas de Santillane von Ala in-René Le Sage, dem „Höhepunkt des illustrierten Buches“ [Bilder welt en 102] der Rom ant ik. Noch währ end des Erscheinens der einz elnen Lie fer ungen der Ausg a b e 1835 wurde die Illustrat i on „zum wicht igen Bestandt eil der Verk aufsstra teg ie“ [Bilder welt en 101] – sie ger iet „abond ant e, facile, viva nt e“ [Beraldi 112 f.]. Die Leicht igkeit und Fülle der Darstellung in den schließlich fast 600 Vig nett en riß schon Jules Jan in zu dem begeistert en Urt eil hin, „chaque page a sa perle ou son diam ant“ [zit. nach Rümann 126].
Entsteht schon bei der Bet racht ung der Buchholz schnit t e der Eind ruck von „schnell hing ewor fe nen Skizz en“ [Bilderwelt en 102], so lassen sich Stil, Spont a neit ät und künst ler ische Frei heit Gigoux‘ eigent l ich erst an den Orig in a len beu r t eilen, wie sie hier in ausr eichender Zahl vorl iegen. Da bei erg ibt sich ein Spekt rum von ganz flücht igen Umr ißskiz zen in Bleistift bis hin zu recht präz isen Min iatu ren in Sepia. Im einz elnen bez iehen sich die Zeich nungen auf Abbildungen der Seit en 109, 120, 129, 155, 170, 193, 198, 198, 206, 233, 238, 267, 268, 301, 306, 308, 312, 316, 325, 354, 356, 370, 377, 391, 399, 412, 419, 429, 442, 454, 463, 527, 533 und 563. Im Druck wurden sie nat urgem äß seit enverkehrt reproduz iert. Die Blattz ählung des Albums von alt er Hand reicht bis 57, ein ige Blätt er wurden wohl schon vom Erst besitz er ver wor fen oder verschenkt und ent fernt. Dieses kost ba r e Zeug n is der Entstehungsgeschich te eines der bedeut endsten Holzschnitt bücher über haupt, ein handl iches gut erh alt enes Album, wird
von einer sehr dekor at iven Ma r oq uink asset t e von Devauchelle geschützt. Proven ienz: Ex l ibris des Ant iq uars und Verlegers Pierre Berès (1913 – 2008) auf dem Innendeckel. – Adria n Flühm ann. Lit er at ur : Vgl. Beraldi V II , 112 f. und 125 ff., Nr. 191; vgl. Bil derwelt en 102, Nr. 37; vgl. Rümann 125 ff.
In Liefer ungsheft en mit den orig inalen Umschlägen 406 Le Sage, [Ala in René]. the [sic!] advent ures of Gil Blas of Santillane. Translated from the French of Le Sage by T. Smollett, M. D., and illustrated by Jean Gigoux. 2 Bde. in 12 Heften. London, J. J. Dubochet, Charles Tilt und H. Hooper, 1836. Fast 600 Texth olzschnitte (davon gut 130 Bild- und Schmuckinitialen). 486 S.; 478 S.; insgesamt 13 Bl. ( Ver lags- und andere Anzeigen, einige in kleinerem Form at, 1 Werbebl. für Pflegeprodukte auf blauem Papier). Quart, unbeschnitten, wenige Lagen (Lfg. VII ) unauf geschnitten (257 x 165 mm). 12 Hefte in hellbraun en illu strierten Liefer ungsum schlägen, zusamm en in neue rer Leinenk assette mit goldgeprägtem Rückent itel (eini ge Um schläge im Falz einger issen, Kassette mit kleinen Einr issen an Gelenk en). Erste engl ische Ausg a be mit den 600 Holzschnitten von Gigoux in den Orig i n al-Liefer ungshef t en Das epochem achende Werk mit den 600 Textholz schnitten von Jean Gigoux erreichte bereits ein Jahr nach der Erstausg ab e auch England. Unter dem Verlagskonsort iu m firm iert e eigena rt igerweise auch die Par iser Firm a Dubochet, die erst zwei Jah re spät er auch eine franz ösische Ausg a be heraus brachte. Das Buch war trotz seines hohen Preises von „£ 1 12s […] a great success and was frequently reprint ed“ [Muir] und bew irkt e auch in Engl and „a rema rk able flower ing of French books with wood engr avings“ [Ray, England]. Wenn die Brit en diesen Werken zun ächst auch nichts Entsprechendes an die Seit e zu stellen hatt en, so Gordon N. Ray, „they cou ld at least take con solation in the omnipresence of English engravers in the lists of illustrations“ [ebd.]. Zu den Stechern des Gil Blas gehörten u. a. Beneworth, Hart und Ch. Thompson. Die Ausg abe ent h ält alle Abbildungen der franz ösischen Orig i nalausg ab e; das Portrait von Gil Blas ist hier als Frontispiz zum zweit en Band in der Kollat ion ent halt en. Auch der Übersetzer verd ient besonder e Beacht ung, handelt es sich doch um keinen ander en als Tobia s
George Smollett (1721 –1771) den Autor des Rode rick Random und der Advent ures of Peregrine Pickle. Seine „translation of great merit“ war zuerst 1761 erschienen, Lowndes lobt sie als „true to the sense, manner, and spir it of the orig in al“ und als „ext re mely happy in the int erch ange of part icular idioms“. Das frisch erh alt ene Exemplar liegt unbeschnit t en noch in den orig in a len Liefer ungshef t en vor. Lit er at ur: Bru net III , 10 07; vgl. Cord ier, Ess ai 50 0 („1838“); EB XX , 844 (Smollett); Lowndes III , 1343; Muir 221; Ray, Eng land 37, Nr. 58.
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Exemplar auf Chinapapier, aus den Bi bliotheken Roudinesco, Périer und Bonnasse 407 Le Sage, [Alain René]. Histoire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vi gnet tes par Jean Gigoux. [Drit te Ausgabe]. Paris, J.-J. Dubochet et Cie, 1838. [Auf dem Um schlag:] 1839. 1 ganz seiti ge Abbildung (Front ispiz) in Holz schnitt, fast 600 Textholz schnit te (davon gut 130 Bild- und SchmuckInitialen). 829 S.; 1 Bl. ( Verlagsprospekt); 3, (1) S. ( Verlagsprospekt in Oktav) – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart, unbe schnit ten (269 x 176 mm). Langgenarbter marineblau er Halbmaroquinband auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel und reicher Rückenvergol dung aus floralen Elementen, in Entrelacs-Manier verschlun genen Goldfileten und Goldbällen, teils auf goldenem Cribléegrund, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem illu strierten Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlag rücken), am Fuß si gniert „E. & A. Maylan der“ (4 Bl. mit Rand-, S. 641 f. und 827 f. mit län gerem Einriß). Die drit te Ausga be in ei nem Exemplar auf Chi napapier, aus berühmten Bi bliotheken Dies ist die drit te Ausga be des „er sten bedeutenden Holz schnitt buches in Frank reich“ [Rümann 125], wobei das Front ispiz mit der Aufschrift „2me édit.“ aus der zweiten Auf a ge über nom men wur de. Von den beiden frü heren unter scheidet sich die vorliegende nicht nur durch den kompak teren Satz, sondern auch dadurch, daß „the vi gnet tes have been gener ally retouched and in a nu mber of instances re-engr aved“ [Ray]. Der Kata log Roudinesco spezifi ziert die Ver änderun gen gegenüber der Erst ausga be: „le front ispiece, 32 vi gnet tes, 4 culs-de-lampe et 2 en tête sont des composit ions tout à fait différentes; 5 vi gnet tes et 7 culs-de-lampe nouveaus ont été ajoutés“. Geschah dies „in a simpler and cruder man ner“, wie Ray meinte, so sind solche Dif ferenzen, zu mal wenn sie auf gleichen Bild vorla gen beru hen, für den un befan genen Betrachter von besonderem Reiz. Beraldi irr te denn auch in der An sicht, „seu le recherchée des bi bliophi les“ sei die Erst aus gabe von 1835. Un ser Exemplar erhebt schon durch den Druck auf Chi napapier ei nen gestei ger ten bibliophi len An spruch, der durch weitere indi viduel le Merk ma le unter strichen wird: Nach gebunden wur de sowohl der zwei seiti ge Prospekt zur zweiten [?] Auf a ge, als auch der „cu rieux prospectus de
4 pp.“ [Vica ire] zu der vorliegenden drit ten – dies doku mentiert auch ein Stück Editionsge schichte. Das Buch liegt zudem un beschnit ten und mit dem ein gebundenen il lu strier ten Ori gi nal-Um schlag im dekorati ven Halbma roquin band aus dem „atelier célèbre“ [Fléty] Mayl ander vor, den Alex andre Roudinesco in Auf trag gab. Nach ihm wiesen sich noch drei weitere bedeutende Samm ler mit ih ren Ex li bris als Be sit zer die ses Exemplars aus: Édouard Périer, Hen ri Bon nasse und Adri an Flüh mann. Provenienz: Zwei Ex li bris ver so f iegendem Vor satz: Alex andre Roudinesco (Auk tion 1967, I, Nr. 85: frs. 3.000). – „ EAP “, d. i. Docteur Édou ard Périer (Auktion 16.6.1977, Nr. 134: frs. 5.100). – Zwei weitere Ex li bris auf dem Spiegel: Hen ri Bon nasse (Auk tion II , 1982, Nr. 57; frs. 8.500, mit farb. Abb.). – „awf “, d. i. Adri an Flüh mann. Literatur: Adhémar/Séguin 82 f.; Beraldi V II , 112 f. und 125 ff., Nr. 191; vgl. Bilder welten 102, Nr. 37; Brivois 259; Car ter et III , 386; Cor dier, Es sai 297; En gel hardt/Roloff I, 213 f. (Er stausg.); vgl. Haupt wer ke 207 f.; Oster walder 425; Quér ard/Bourquelot V, 525 (Not ice von Nodier); Ray II , 293, Nr. 215; Rümann 127; Sander 440; Thieme/Becker 14, 16; Vica ire V, 241 f.; zu Mayl ander: Devauc hel le III , 273; Fléty 125.
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Mit 30 zusätzl ichen Probedrucken von Gigoux’ Holzschnitt en auf Chinapapier 408 Le Sage, [Ala in René]. Histoire de Gil Blas de Santillane par Le Sage, illustrée par Jean Gigoux. Lazar ille de Torm ès, traduit par L[ouis] Viardot, illustrée par [Ern est] Meissonier. Par is, J.-J. Dubochet, Le Chevalier et Cie, 1846.
schuber mit auberg in efarbenen Mar oquink anten (Rücken etwas aufgehellt, Umschlag angestaubt und mit ge schlossen en Randläsuren, Papier stellenweise schwach braunf leckig, 3 Bl. oben mit ursprünglicher Randfehl stelle, wenige Bl. mit unbedeutendem Randeinr iß).
10 von Meissonier sig nierte Textillu strat ionen (darunter 1 ganzseit iges Port rait) sowie einige weitere Vig netten und Zierinitialen in Holzschnitt zu „Lazar ille de Tor mès“; fast 600 Textholzschnitte (davon gut 130 Bild- und Schmuckinitialen) von Gigoux zu „Gil Blas“; zusätz lich 30 Probedrucke (davon 1 dreifach vorh anden) von Holzschnitten von Gigoux auf Chin apapier einm ont iert (gelegentlich seitenverk ehrt). 3 Bl., LV S., 630 S.
Die Erst ausg a be mit den Holzschnit t en Meissoniers, zusätzl ich mit 30 Probed rucken von Gigoux‘ Holzschnit t en auf Chin apapier
Quart, unbeschnitten (281 x 187 mm). Langgen arbter rotbraun er Halbm ar oquinband um 1900 auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückent itel und dek orat i ver Rückenvergoldung in Goldf iletenrahmen, mit doppel ter Goldf ilete auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebunden em, beid seit ig illu striertem Orig in alUm schlag, auf fliegendem Vorsatz verso sig niert „Thierry Sr de Pet it-Simier“ , in mit Filz ausgeschlagenem Papp
Le Sages Gil Blas erscheint hier zusammen mit seinem Vorbild, das zugleich das Urbild aller Schel menr om a ne ist – dem zuerst 1552 ers chienenen Lazarillo von Torm es, in der französischen Über setz ung von Loui s Via r dot. Dazu liefer t e Er nest Meis son ier zehn Vig net t en, die in der vorl iegen den Ausg ab e erstm als ged ruckt sind: Diese sind „des merveilles“ [Beraldi] und „très finement gravés“ [Brivois] von Hippolyte Lavoignat. Ihr etwegen ist ist die Edit ion besonders gesucht, obwohl auch Gigoux rund 40 neue Holzschnit t e beisteuer t e. Der Clou dieses Exemplars sind gleichwohl 30 Pro bed rucke der Holzschnitte von Gigoux auf Chin a-
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Papier, die an entsprechender Stelle in den Text ein mont iert sind und den dir ekt en Abgleich mit dem endg ült igen Zustand er mögl ichen: Dies ist beson ders reizvoll, weil Gigoux’ Stil „ganz auf Hell igkeit und Leicht igkeit der Lin ien gestimmt“ [Rümann 126] ist. Oftm als erscheinen die Lin ien auf dem hel len Papier kont rast r eicher und zugleich del ik at er als auf dem Vel inpapier im Buch. Der Buchblock wurde unbeschnit t en und mit dem illustrier t en Orig in alUmschlag um 1900 von Thierry in einen schönen, noch in rom ant is cher Trad it ion stehenden Ein band gebunden – die bibliophile Vollendung dieses Ausn ahmeexemplars. Proven ienz: Adria n Flüh m ann. Lit er at ur: Beraldi V II , 125, Nr. 191; Brivois 259; Carteret III , 386; Cord ier, Ess ai 315; Esc offier 1733; Lonc hamp II , 284 und 313; Quéra rd/Bourquelot (mit fals chem Jahr); Rahir 467 und 508; Sander 441; Vicai re V, 243; zu Meis son ier: Beraldi X, 20 f., Nr. 262 – 271; Osterw alder 648.
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Mit zusätzlichen 27 Probedrucken der Holz schnitte Tony Johannots auf Chinapapier, im Verleger-Lu xusein band 409 Le Sage, [Alain René]. Le diable boiteux. Par Le Sage, illu stre [sic] par Tony Johannot. Précédé d’une not ice sur Le Sage par M. Jules Janin. Paris, Er nest Bourdin et Cie, 1840. Front ispiz mit Por trait des „Diable boiteux“ in Holzschnitt auf Chinapapier, montiert auf Velinpapier, 147 Illu strationen, 22 Schmuckinitialen und 24 SchmuckVi gnet ten in Holz schnitt im Text; zu sätzlich beiliegend 27 Probedrucke der Holz schnit te Johannots auf Chinapapier. 2 Bl., XVI S., 380 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. Quart (252 x 164 mm). Verlegereinband von nachtblauem Saf fi an auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel, um geben von floralem Rocaille-Dekor, auf den Deckeln identi sche or namentale Plat te in Goldprägung in doppeltem Rahmen von fet ten Blindfileten, mit hell gelben Glanzpapiervorsät zen und Ganz gold schnitt, am Fuß si gniert „Boutigny“ und verso Vorsatz mit Etikett des Bin ders, in mit Filz gefüt ter tem Pappschuber mit Lederkanten (Probedrucke leicht braunfleckig).
Auf der Flucht von ei nem Liebes abenteuer über die Dächer von Madrid ret tet sich der Student Don Cléophas in die Dach stu be ei nes abwesenden Astrologen und Ma giers, wo er den in ei ner Phiole gefan genen hin kenden Teu fel Asmodeus befreit. Zum Dank läßt dieser ihn nun unter die Dächer der Stadt schauen und tiefe Ein blicke in das Tun und Trei ben von nur schein bar wohl an ständi gen Bürgern eben so wie von Abenteu rern und Duel lanten, Dieben und Dir nen, Spielern und Geiz häl sen nehmen. Al ain-René Le Sage hat te in sei nem zuerst 1707 erschienenen Le diable boiteux den pik aresken spani schen Roman El Diablo cojuelo (1641) von Luis Vélez de Guevara y Dueñas zum Vorbild, von dem er Titel, Auf bau und neun Geschichten über nahm. Erst durch sei ne Er weiterung und Bearbeitung „in ei nem leichter faßlichen Stil“ wur de der Stoff „weltberühmt“ [Haupt werke]. Die Gespräche des Studenten mit dem hin kenden Teu fel, sei ne Beobachtungen und traum haf ten Visonen stel len den lockeren
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Rah men für ein „zeit g em äß-sat ir is che[s] Sit t en bild“ dar, wob ei der Autor durch die Verleg ung des Schauplatz es nach Mad rid „allerh and akt uelle Anspielungen anbringen [konnt e], ohne Gefahr zu laufen, bei der Pa r iser Gesellschaft Anstoß zu er r e gen“ [Jan 161]. Le Sage int eressier t en da bei wen iger die soz ia len Probleme als „das Cha r akt er por t rät im Sinne La Bruyères. Währ end dieser sich jedoch in mor a l isier ender Absicht auf die Andeut ung ein iger wesent l icher Züge beschränkt, dom in iert bei Lesage die Neig ung zum Pit t or esken und zur iron ischen Bet racht ung der abent euerl ichen Seit e des Lebens“ [Haupt werke]. Diese Qua l it ät macht e den Text zum dank ba r en Gegenstand der reichen Bebilder ung durch Tony Johannot (1803 –1852), den „erk lär t en Illustra tor der Lit er at enschule des jungen Roma nt ismus“ [Thieme/Becker]. Seine fast 150 Zeichnungen ge ben den Text „narrativ und det ailr eich“ wieder und sind meist halbseit ig: „So verg rößert, fällt eine stär ker e Cha r akt er isier ung des Physiog nom ischen auf,
die mehr die Personen als die Szenen in den Vor derg rund rückt. Gef ühlsbeweg ungen, Trauer, Zorn, Nachdenk l ichkeit, Ver w ir r ung zeig en sich deut lich in Gesicht und Halt ung und bet onen in dieser abent euerl ichen und oft märchen h af t en Geschich te […] den psycholog ischen Aspekt“ [Bilder welt en], der auch in Le Sages Text im Vorderg rund steht. Uns er Ausn ah meexemplar er mögl icht ein spez i elles ‚Augen merk‘ auf die Illustrat ionen des „be liebt este[n] Buchs chmuck k ünst ler[s] sei ner Zeit“ [Thieme/Becker], denn 27 Holzschnitte liegen als Probed rucke auf Chin apapier bei. Sie finden sich überw iegend zu Beg inn des Buches [12 Blatt bis S. 45, 20 bis S. 119], nach S. 196 folgt nur noch ein einz iger [S. 323]. Besonder e Auf merksam keit verd ient auch der schöne Verlegereinband für Er nest Bourd in von Boutigny. Der „lead ing exponent of the rocaille school of bin ding“ [Ramsden 40] legte auch mit diesem Ein band ein her vor r agendes Beispiel seiner Spez ia l it ät
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vor. Das zent rale Med aillon auf den Deckeln greift das Motiv des Frontispizes mit dem ganzfi gu rigen Port rait des hinkenden Teufels auf – gleichsam im Widerspruch zum pracht vollen Goldr ah men führt dessen häßl iche Ungestalt eigent üm l ich kon k ret die ‚Nacht seit e‘ des Rom ant ischen vor Augen. Proven ienz: Auf dem Spiegel goldgepräg t es Ex l ibris von Raoul Si monson (1896 –1965). Lit er at ur: Beraldi V III , 273, Nr. 53; Bilderwelt en 112 ff., Nr. 46; Brivois 260 f.; Brunet III , 1008; Car t eret III , 388 f.; Eng el h ardt/ Roloff I, 211 f. (Er s tausg.); Grae ss e I V, 174; vgl. Hauptwerke, 206 f.; Lonc hamp II , 284; Mar ie 100; Osterw alder 539; Quér ard/Bourquelot V, 108; Rahir 507; Sander 439; Talva rt/Place X, 115 (Jan in); Thieme/Becker 19, 69; Vicai re V, 245; zum Ein band: Culot Nr. 195; Ramsden 40.
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Exemplar auf Chinapapier im zeit genössischen Ein band 410 Le Sage, [Alain René]. Le diable boiteux. Par Le Sage, illu stre [sic] par Tony Johannot. Précédé d’une not ice sur Le Sage par M. Jules Janin. Paris, Er nest Bourdin et Cie, 1840. Front ispiz mit Por trait des „Diable boiteux“ in Holzschnitt auf Chinapapier, montiert auf Velinpapier, 147 Illu strationen, 22 Schmuckinitialen und 24 SchmuckVi gnet ten in Holz schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 380 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart, kaum be schnit ten (270 x 167 mm). Ge glät teter brauner Maroquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten versehene Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und reicher Goldprä gung in doppelten Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenkompartim enten, Deckel mit Rahmenwerk aus fet tem und zwei dreifachen ma geren Goldfiletenrahmen und Dekoration aus drei verschiedenen Roll stempeln, mit doppelten Goldfileten auf den
Steh-, Dentellebordüre auf den Innenkanten, mar morier ten Vor sät zen und Ganz gold schnitt über Témoins (diskrete Re staurierun gen an Außen gelenken, vorderer Innenfalz ein gerissen, Papier etwas braunfleckig, wenige La gen gebräunt). Sehr seltenes Exemplar auf Chi napapier im zeit genössi schen Ein band Dies ist die er ste von Tony Johan not il lu strier te Ausga be von Le Sages Le diable boiteux auf Chi naPapier – nicht zu ver wech seln mit jener von 1842, von der gleich falls Abzü ge auf Chi na existieren. Das Front ispiz mit dem Bild nis des hin kenden Teu fels ist, wie im mer, auf Velinpapier auf ka schiert. Der schöne, reich gold gepräg te Ein band ent stammt der Zeit. Provenienz: Adri an Flüh mann.
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Ein weit er es Exemplar auf Chinapapier, aus namhaft en Sammlungen 411 Le Sage, [Ala in René]. Le diable boiteux. Par Le Sage, illustre [sic] par Tony Johannot. Précédé d’une notice sur Le Sage par M. Jules Janin. Par is, Ern est Bourdin et Cie, 1840.
sowie Ganzg oldschnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Mercier Sr. de Cuzin“ , in mit Filz gef üttertem Pappschuber mit breiten roten Mar oquink anten (stellen weise kaum wahrnehmbar braunf leckig).
Frontispiz mit Portrait des „Diable boiteux“ in Holz schnitt auf Chin apapier, mont iert auf Velinpapier, 147 Illu strat ion en, 22 Schmuckinitialen und 24 SchmuckVig netten in Holzschnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 380 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. – Auf Chin apapier gedruckt.
Ein weit er es der selt enen Exempla r e auf Chin apapier, im Einband von Émile Mercier
Quart, kaum beschnitten (272 x 171 mm). Langgen arbter roter Maroquinband auf fünf flache, zwischen doppelten Goldf ileten orn am ental blindgeprägte Bünde, mit gold gerahmtem Rückent itel und blindgeprägten Blüten, um geben von Floraldekor und doppelten Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenkompartimenten, Deckel mit drei fachem Goldf iletenrahm en, darin blindgeprägtem Roll stempel-Rahm en und nochm als fünf Goldf iletenrahm en mit großen Eckfleurons, mit doppelten Goldf ileten auf den Steh- und breiter Dentellebordüre auf den Inn en kanten, mit Doublüren und Vorsätzen aus grüner Seide
Der hink end e Teufel kommt in einem ma kellos en Lu x usexemplar da her: Auf Chin apapier ged ruckt, im Gew and eines dekor at iv verg oldet en rot en Ma r oq uinbandes mit Doublür en und Vors ätz en aus grü ner Moir éseide, gefer t igt von Émile Mercier (1855 –1910) und wie neu erh alten in einem roten Halbm a r oq uinschu ber. Ein beidseit ig illustrier t es Blatt Prospect us wurde nachgebunden. Proven ienz: Auf dem fliegenden Vorsatz verso drei Exl ibris: A[ntoine] Vaut ier (Aukt ion I, 1971, Nr. 110: frs. 4.100). – „ EAP “, d. i. Docteur Édoua rd Périer (Aukt ion 16.6.1977, Nr. 132: frs. 5.100). – „awf “, also Adria n Flüh m ann.
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Tony Johannots Affiche zu Le diable boiteux 412 [Le Sage, Ala in René]. Tony Johannot. [Affiche:] Le diable boiteu[x] [/] illustré de 140 Dessins [/] Par Tony Johannot [/] Gravés par [Loui s Henr i] Brévière. [Par is], Ernest Bourdin & Cie, [1840]. [Druck:] Par is, Me. Garneray Pa ge. 1 ill u striertes, kol or iertes und lithographiertes Bl. (680 x 514 mm). In mod ern em vergla s ten schwarz en Holzr ahm en (796 x 623 mm) (Rahm en mit kleinen Kratzern; Falzspu ren und leichte Knitterspuren, Ecken unterlegt, 2 kleine von rück seit igem Klebef ilm gebräunte Stellen). Die Krücke der Phant asie – Rek lame Der Hid algo in der Halsk rause, der mit aufger isse nen Augen und verz errtem Grinsen aus dem Fen ster blickt, scheint seinen Augen nicht zu trauen: Zwei mit Dolch, Deg en und Pinseln bew affnete Männer ha ben Leit ern an seiner Hauswand ange stellt, die sie erk lett ern, um ein großes gelbes Pla kat unt er dem Fenstersims anz ubringen: Werbung für ein Buch, das „six sous la livr aison“ oder „10 Fs le volume complet“ kosten soll und „Se vend ici“. Die freche Erstür mung des Hauses zu Rek la me zwecken verfehlt ihre Wirk ung nicht: Im Vorder grund sind ber eits die ersten Pass anten erstaunt stehengeblieben; einer schaut sich amüsiert zu uns um und deut et auf das Geschehen.
indes ungen annt bleibt. Anstelle von Le Sage hebt sich der Zeichner Tony Johannot in der großfor mat ig en kolor ier t en Lit hog raphie selbst her vor: Sein Name steht in großen giftg rünen Versal ien im Zent rum des gez eichnet en fikt iven Pla k ats wie auch der Affi che. Dar u nt er sieht man den tit elgebenden hinkenden Teufel als Ganz fi g ur mit seinem Krück stock, als dir ekt e Kopie vom Fronti spiz des Buches. Der zweit e Blick des Bet racht ers bleibt unw illk ür lich an der ger adez u kokett abgespreizt en Krücke des Bocksbein igen hängen: Sie kann, ähnlich wie Leiter und Degen als die Req uisiten des schelm i schen ‚Häuserk ampfs‘, als Waffe und als Mitt el des Fort kom mens in der Großstadt dienen. Dar i n versteckt der Rek la me-Zeichner eine iron i sche Point e. Denn das eigentliche Med iu m, um in die Häuser und Geheim n isse von Mad rid einz u dringen, ist der freie Flug der Fant asie. Tatsächl ich klammert sich der Held des Buches, Don Cléophas, auf der Tit elv ig net t e an den Rock z ipfel des Teufels, um mit ihm kühn über die Dächer der nächtl ichen Stadt zu fliegen – der kümmerl iche Krückstock des Hinkenden ver w andelt sich da b ei zum phant asti schen Steuer r uder. Über die Selt enheit eines solchen – zum al so schön erh alt enen – Plak ats muß man kein Wort verl ier en.
Beworben wird Le diable boiteux, „un beau volume G d in 8°. form at du Gil Blas du même auteur“, der
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Exemplar auf Chinapapier 413 Le Sage, [Ala in René]. Le diable boiteux. Par Le Sage, illustre [sic] par Tony Johannot. Précédé d’une notice sur Le Sage par M. Jules Janin. Par is, Ern est Bourdin et Cie, 1842. Frontispiz mit Portrait des „Diable boiteux“ in Holz schnitt auf Chin apapier, mont iert auf Velinpapier, 147 Illu strat ion en, 22 Schmuckinitialen und 24 Schmuck Vig netten in Holzschnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 380 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, unbeschnitten (275 x 181 mm). Langgen arbter rot er Halbm ar oquinband auf glatt en Rücken mit Rückent itel und floral-lin earem Rückendek or in Gold präg ung, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ier ten Vorsätzen und Kopfg old schnitt, auf einem Vorblatt sig niert „Can ape“ . Unbeschnit t enes Exemplar der zweit en Ausg a be auf Chin apapier Dies ist die zweite von Tony Johannot illustrierte Ausg abe von Le Sages Le diable boiteux. Wurde die erste von 1840 von Lacr ampe ged ruckt, so diese von Schneider und Legr and. Sie besitzt die gleiche Sei tenz ahl, Brivois wies jedoch auf die „composit ion nouvelle“ hin: „le numérot age de chaque feuille est au-dessous des filets d’encadrement“ [Brivois 261]. Auch unser – neuwer t ig erh alt enes – Exemplar der zweit en Ausg a b e liegt auf Chin apapier vor; das Front i spiz wurde wieder u m auf Vel inpapier aufk aschiert. Der Buchblock ist unb eschnit t en; der Einband stammt von Can ape. Lit er at ur: Brivois 260 f.; Car t eret III , 388 f.; Sander 439; Vicai re V, 245 f.; zu Can ape: Devauchelle 246 f.; Fléty 37 f.
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Eminent gelungener „sprechender“ Verleger-Lux useinband 414 Lir eu x, Aug uste. Assemblée nat ion ale comique. Illustré par Cham. Par is, Michel Lévy frères, 1850. 20 Tafeln in Holzschnitt, über 150 Texth olzschnitte. 2 Bl., 625 [recte: 627] S. – S. 128 wurde verseh entlich dreim al vergeben. Quart (266 x 180 mm). Lu x us-Verl eg ere inband von rotem Saff ian auf glatten Rücken, mit Rückentitel und -illu strat ion in Goldpräg ung, auf den Deckeln dreifacher Rahm en aus fetter und zwei mageren Goldf ileten, darin vorn große, hinten klein ere Illu strat ion, mit Vorsätzen aus weißem Moiréseidenpapier und Ganzg oldschnitt, am Fuß sig niert „Berger, G.“ auf dem Vorderdeckel „Kauf mann, rel.“ , in Pappschuber mit roten Lederk anten ( Vor sätze an den Rändern oxydiert, meist vom Seitenschnitt her etwas braunf leckig, Schuber beschabt). Im unauf fi nd ba r enVerlegerein band aus rot em Saf fia nleder Der Jour n a l ist und zeit weil ig e Theat erd ir ekt or Aug uste Lir eu x (1810 –1870) hatt e für die nach der Februa r r evolut ion 1848 von Loui s Lurine geg rün det e Zeitschrift La Séanc e von den Debatten der ver fassunggebenden Nat ion alversamm lung ber ich tet. Darauf nimmt die Assemblé nat ion ale com ique Bezug – als „l’histoire vraie de ce temps et des hommes qui ont la prétention de la faire“ [Pro spect us]. Die zweit e Republik endet e ber eits im Dez emb er 1851 mit dem Staatsstreich des Präsi dent en Loui s Napoléon Bon apar t e, bei dem Lir eu x verh af t et wurde und nur durch die Int er vent ion der Schauspieler in Élisa Rachel vor der Exek ut ion be wahrt wurde. Lir eu x und der elf Jahr e jünger e Cham, eigent l ich Amédée Charles Henr y de Noé (1821 –1888), war en beide Mit a rb eit er des Charivari. An der Assemblé nat ionale comique arbeit et en sie kongen ia l zusam men: „Le texte et les grav ures en font un ouvr age plein de verve et d’esprit“ [Cart eret] und ein bibliophiles „livre est imé“ [Beraldi]. John Grand-Gart er et rühm te, Cham habe „fait preuve de très grandes qual ités de dessin et d’une verve étourd issa nt e com me car icatur iste: les croquis sont drôlement présentés, les physionom ies fort car actéristiques“. Cham wurde in der Folgez eit der „geist r eichste Chron ist des 2. Kaiserr eiches“ [Thieme/Becker 25, 498]; der Er folg result ier t e vor allem „aus dem sprühenden
Witz seiner gekonnt gez eich net en Illustrat ionen“ [Bilder welt en 170]. Dieses Exemplar ist in einem tadellosen Verleger einband aus rot em Saf fia nleder von Kauf m ann er halt en. Die groß e goldg epräg t e Illustrat ion auf dem Vorderdeckel wurde von dem Pa r iser Graveur Berg er nach der Ums chlaga bbildung von Cham geschnit t en. Prog ram m at isch zeigt sie einen grim mig grinsenden Nar r en, der vier auseina nderstie bende Abgeord net e der Nat ion alvers amm lung an Schnür en wie an Zügeln hält, währ end er auf ihr en Schult ern ba l anciert, um sie mit einer überd imen sion a len geschwänz t en Feder-Peit sche noch zusätz lich anz ut reiben. Zur beh aupt et en Selt enheit: Das einz ige weit er e Exemplar dieses Lu x useinbands, das uns in Kat a lo gen des 20. Jahrhunderts begegnet ist, fand sich im Verk aufsk at a log der (Rest-)Samm lung von Léopold Cart eret von 1949, wo es [Nr. 58] als farbiges Front ispiz erscheint, identisch mit unser em bis auf die Rah mung: dort eine fet t e und mager e Gold fi lete, hier zusätzl ich dent s de rats-Umr ahmung. Lit er at ur: Beraldi I V, 80, Nr. 1; Brivois 263; Cart eret III , 390; Grand-Cartere t 313 f.; Osterw alder 230 (mit falschem Jahr); Sander 444; Vicaire V, 321 f.; zum Einb and: Mala vieille 212, Nr. 103 (Abb.).
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Selt enes Vor zugsexemplar auf starkem Papier, die Tafeln auf aufgewalzt em Chinapapier 415 Lir eu x, Aug uste. Assemblée nat ion ale comique. Illustré par Cham. Par is, Michel Lévy frères, 1850. 20 Tafeln in Holzschnitt auf Chin apapier, mont iert auf Karton; über 150 Textholzschnitte. 2 Bl., 625 [recte: 627] S. – S. 128 wurde versehentlich dreim al vergeben. – Auf stärk erem Velinpapier. Quart, seitlich und unten unbeschnitten (272 x 200 mm). Grobgen arbter roter Halbm ar oquinband auf fünf mit Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rücken titel in einfachem und orn am entaler Verg oldung in dop peltem Filetenrahm en in den übr igen Rückenfeld ern, mit marm or ierten Vorsätzen, eingebundenem, beidseit ig illu striertem Orig in al-Um schlag und Kopfg oldschnitt, verso fliegendem Vorsatz sig niert „S. David“ (Einband mit minim alen Schabstellen, Um schlag angestaubt). Exemplar auf besonders starkem Papier und mit den Ta feln auf aufgewalzt em Chin apapier Das kongen iale Werk von Lir eu x und Cham, „plein de verve et d’esprit“ [Carteret], liegt hier in der selt enen Vorz ugsausg a b e vor, von der Car t eret ber ichtet: „Il a été tiré quelques exemplaires sur papier vélin fort avec les grav ure s hors texte sur papier de Chine collé“. Das nicht numer iert e letzt e Blatt (Avis au relieur) wurde ent fernt; der Orig in alUms chlag mit eing ebunden. Der sehr dekor at iv rückenvergoldet e Einband stammt von Salvador Dav id (tät ig 1890 –1929).
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Mit zwei Orig inalzeichnungen und einem handschriftl ichen Brief von Cham, Sammlung Desc amps-Scrive 416 Lir eu x, Aug uste. Assemblée nat ion ale comique. Illustré par Cham. Par is, Michel Lévy frères, 1850. 20 Tafeln in Holzschnitt, über 150 Texth olzschnitte. 2 Bl., 625 [recte: 627] S., 1 Bl. (Avis au relieur); zusätzlich 1 Bl. (Prospect us). – S. 128 wurde versehentlich dreim al vergeben. Quart, unbeschnitten (277 x 190 mm). Grobgen arbter roter Halbm ar oquinband auf fünf mit doppelten Gold fileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und orn am entaler Verg oldung in dreifachem Fileten rahm en in den übr igen Rückenfeldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen, eingebunde nem, beid seit ig illu striertem Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) und drei illu strierten Liefer ungsum schlägen auf blauem Papier, verso fliegendem Vorsatz sig niert „V. Champs“ . Dieses Exemplar ist mit drei Orig in alen von Cham ang er eichert, die auf die Rücks eit e des flieg en den Vors atz es sow ie zwei eingebundene Vorblät ter mont iert wurden: In un m it t elba r em Zus am menh ang mit dem vorl iegenden Buch steht ein von Cham sig nier t er handschrift l icher Brief an ei nen ung en annt en Pol it iker, den er – „épouvanté devant un nom des plus illustres“ – mit iron ischem Unt ert on daru m bitt et, sein Port rait für die Assem blée nat ion ale comique ver wenden zu dür fen. Außer dem finden sich zwei locker hingeworfene Skizzen in
Sepia: Die eine (90 x 170 mm) zeigt Le jeu de crickett mit einer witz igen dreizeil igen Legende, die ander e (215 x 170 mm) kar ik iert unt er der Überschrift Bobino vit encore! den Theat erd i r ekt or und VaudevilleAu t or Adolphe Guenée (1818 –1877), der mit einer überd imension a len Feder das Jahr 1866 in der al legor ischen Gestalt ei ner Frau zücht igt. Bibliophil vollendet wird uns er unb es chnitt e nes Exemplar, das aus dem Besitz von René Des camps-Scrive stammt, durch den eingebundenen Prospect us, drei Liefer ungsu mschlä ge auf blauem Papier und den Orig inal-Umschlag, der en ident ische Illustrat ion im Buch nicht wiederholt wird. Dessen Schlußv ig nette zeigt, wie auch die Abbildung auf dem Hinteru mschlag, den Zeichner Cham selbst beim Handschlag mit dem Aut or Aug uste Lir eu x. Proven ienz: Auf dem Spieg el Ex l ibris von René Des c amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille an sässig en Industriellen und neb en Beraldi und Rahir renom m ier t esten Samm ler sei ner Zeit (des sen Aukt ionsk at a log II , Nr. 275: frs. 450, noch ohne die Orig in a le), zit iert bei Car t eret. – Dar u nt er Adria n Flüh m anns Etikett mit Monog ramm „awf “. Lit er at ur: Beraldi I V, 80, Nr. 1; Brivois 263; Cart eret III , 390; Grand-Cartere t 313 f.; Osterw alder 230 (mit falschem Jahr); Sander 444; Vicai re V, 321 f.
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Das Exemplar Kaiser Napoleons III. in einem Prunkein band mit ziselier ten Sil ber platten 417 Livre d’heu res d’après les Man uscrits de la Bibliothèque Royale. Paris, En gelmann et Graf, 1846 – [im Kolophon:] 1849. CLXXXIII S., durch gehend illu striert, in Chromolitho-
graphie. – Auf stärkerem Papier.
Klein-Oktav (144 x 108 mm). Dunkel grüner Samtband der Zeit, mit drei schweren, durchbrochenen Silberbeschlä gen auf dem Rücken (der mittlere mit gepräg tem Schriftband „hevres“), relief iertem durchbrochenen Silber rahmen auf den Deckeln und zwei Silberschließen, auf den Deckeln im Zentrum ein blau emaillier tes Wappen schild, vorn mit vergoldetem relief ierten Adler, hinten mit Zierbuch stabe „N“ , jeweils unter einer halbplasti schen vergoldeten Kai serkrone mit kleinen roten und grünen Edel steineinla gen, lila Seidenvorsät ze mit goldenem Bienen-Sémis, die ses auch gold gepunzt auf dem lila Schnitt, verso fliegen den Vorsät zen si gniert „Gruel“ , in dunkel grüner, dekorativ gold gepräg ter und mit Velours ausge schla gener Saf fiankasset te mit Pappschuber von Devauchelle. Das Exemplar Kai ser Napoleons III. in ei nem Prunkein band mit zi selier ten Sil ber plat ten Die ses „Livre d’ heures“ wur de zu sam men ge stellt nach il lu strier ten Ori gi nal-Ma nu skripten in der Bibliothèque Royale. Die Text fol ge geht über jene der klassi schen Stunden bücher des 15. und 16. Jahrhunderts hin aus. Sie um faßt neben Mor gen- und Abend gebet etwa auch Gebete zur Kom mu nion, Lita neien, Tex te zur Hei li gen Messe, zu ei ner Hochzeits- und ei ner Toten mes se, dar über hin aus das Mag nificat, Stabat mater etc. Mit sei nem klei nen For mat und der kost ba ren Ausstat tung äh nelt sich das Livre d’ heures wieder um durch aus den spät mit tel alter lichen Vor bildern an, unter Nut zung moder ner Druck tech nik: So ist dies ein chef-d’œuvre der fran zö si schen Chromolithograpie, durch gehend in Gold und Farben gedruckt, il lu striert mit 14 ganz seiti gen Abbildun gen, breiten Bor dü ren und grotesken Or na menten; der schwarz, rot und blau gedruck te Text ist durch gehend mit Zier in itia len und Zei len fül lern ver sehen. Das Kolophon trägt die In schrift: „Ce livre fut commencé en Decembre 1846 et ter miné en Sept emb. 1849, sous la dir ect ion et par les pro cédés chromolithographiques de M.M. En gel mann et Graf à Pa ris, d’après les des sins de M.M. Aug. Ledoux,
H. Soltau et Coffetier, exé cuté sur pierre lithograph ique par M.r. Moulin“. Der Prunkein band mit dem schweren zi selier ten Sil ber rah men, drei Rücken be schlä gen und zwei Schließen wur de wohl nach ei nem Ent wurf des Stuck ateurs Lién ard um 1855 in der Werk statt von Gruel und En gel mann gefer tigt – für niemand anderen als Kai ser Napoleon III . Dassel be Atelier fertig te 1860 auch den Ein band ei nes Livre d’ heures für die Kai serin Eugénie. Gerade diese unik ale Individualisierung des Stunden buchs für ei nen hochgestellten Besit zer knüpft an die spät mit telalterliche bzw. früh neu zeit liche Tradition der Gat tung an. In Verbindung mit Napoleon III ., der 1848 noch Präsident der Zweiten Repu blik war und sich erst 1851 durch ei nen Staat streich als Mon ar chen des zweiten Kaiser reiches eta bliert hat te, stellt das Büch lein jedoch vor al lem ein zeit geschicht lich höchst interessantes, eben so au ßer gewöhn liches wie kost ba res Doku ment ei ner Traditions an bindung und Rückver gewisserung dar, in dem sich dy na sti sche, religiöse und buch kultu rel le Aspek te ver ei ni gen. Provenienz: Exemplar des Kaisers Napoleon III . mit dessen heraldischen und ikonographischen Sym bolen auf Deckeln, Vor sät zen und Schnitt. – Auk tion Très beaux livres à fi gures, 24./25. Mai 1966, Nr. 96. – Adri an Flüh manns Eti kett mit Monogramm „awf “ ver so f iegendem Vor satz. Literatur: Car ter et III , 392; Vica ire V, 335.
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Das Exemplar der Prinzessin Alicia von Bourbon-Parma 418 Livre d’heures, [complet en latin et en français à l’usage de Paris et des diocèses qui suivent le rit parisien; contenant l’Office de tous les dimanches et fêtes de l’année, avec des explications historiques et morales qui en font connaître le but et l’ institution. Imprimé sous la direction de M. l’abbé Affre, vicaire général du diocèse]. [Paris], J[ules] H[etzel], [1838]. Von Hand illuminierter illustrierter Titel in Golddruck, 12 Tafeln in Chromolithographie auf stärkerem Papier , 16 Holzschnitt-Tafeln in braunem Druck; drei in Gold und Farben illuminierte Kapitelüberschriften, durchgehend meist zweiseitige Holzschnitt-Bordüren in braunem Druck. 8 Bl. (Kalendarium), 792 S. – Durchgehend mit meist zweiseitigen Holzschnitt-Bordüren in braunem Druck. – Auf feinem Papier. Klein-Oktav (133 x 95 mm). Dunkelblauer Saffianband der Zeit auf glatten Rücken, mit zwei schweren, durchbrochenen Silberbeschlägen an den Kapitalen, dazwischen geschwungenes Schriftband „Heures“, die Deckel mit unterschiedlichen reliefierten durchbrochenen Silberrahmen aus Astwerk und Efeuranken, vorn mit geflügelten Engelsköpfen in den Ecken, auf allen vier Seiten mit weißen, vorn auch mit roten Edelsteineinlagen, mit Silberschließe, zentral auf dem Hinterdeckel ein Relief mit zwei ein Schriftband haltenden Engeln, vorn ein von zwei Putten flankiertes, blau emailliertes Medaillon, darauf montiert die Initiale „A“, unter einer halbplastischen Krone mit weißen Edelsteineinlagen, mit vierseitiger Goldbordüre auf den Innenkanten, Doublüren und Vorsätzen aus weißer Moiréseide und bemaltem Schnitt: goldenes Lilien-Semis auf dunkelblauem Grund (Drucktitel entfernt). In einem silberbeschlagenen Prunkeinband der Zeit Dieses kleine „Livre d’ heures“ glänzt durch einen unerhört repräsentativen Prunkeinband: Die Deckel sind von filigranstem plastischen Astwerk und zarten Efeuranken aus Silber bedeckt, auch die Rückenbeschläge und die kreuzförmige Schließe geizen nicht mit verschlungenem Rankenwerk, dazwischen blitzen auf allen vier Seiten weiße Edelsteineinlagen, vorn auch drei rote. Das Zentrum des Hinterdeckels nimmt ein schönes, sehr plastisch gearbeitetes Silberrelief (63 x 35 mm) ein: Zwei schwebende Engel halten gemeinsam ein Schriftband und scheinen in Verzückung zu einer mandelförmigen Einheit zu verschmelzen. Auf dem Vorderdeckel lugen aus den Ecken geflügelte Engelsköpfchen zur Mitte. Hier hebt ein blau emailliertes Medaillon, das von zwei
Putten flankiert und von einer mit weißen Edelsteinen besetzten Krone überhöht wird, die darauf applizierte silberne Initiale „A“ der Besitzerin hervor. Das goldene Semis von bourbonischen Lilien auf dem Schnitt deutet auf deren royale Abkunft hin; auf der Doublüre ist in goldgeprägten Versalien die Widmung zu lesen: „A ma fille le jour anniversaire de sa naissance 1854“. Aufgrund dieser Hinweise kommt als Besitzerin nur Prinzessin Alicia von Bourbon-Parma (1849 – 1935) in Betracht, die Enkelin des 1820 ermordeten französischen Thronfolgers Charles-Ferdinand de Bourbon, duc de Berry, und seiner Gattin Marie Caroline. Sie war am 27. Dezember 1849 als Tochter der königlichen Prinzessin Marie Thérèse d’Artois (1819 – 1864) und des Herzogs Karl III . von Parma geboren worden. Ihr Vater wurde am 27. März 1854 in Parma auf offener Straße ermordet. Genau neun Monate danach, zu ihrem fünften Geburtstag, erhielt Alicia das Gebetbuch als Geschenk von ihrer Mutter. Die Geburtstagsgabe wird nicht nur zur Repräsentation gedient, sondern als Lebensbegleiter auch zu intimen Frömmigkeitsübungen angehalten haben. Diesem Zweck tat die historisierende Gewandung des Livre d’ heures keinen Abbruch. Herausgegeben wurde es von Denis-Auguste Affre (1793 – 1848), dem Generalvikar und nachmaligen Erzbischof von Paris – schon seine auf dem Titel herausgestellte geistliche Autorität empfahl es zum Gebrauch. Die durch ein Inhaltsverzeichnis erschlossenen Texte „avec des explications historiques et morales“ [Titel] gliedern sich in Gebete im Rhythmus des Kirchenjahres, Gebete zu einzelnen Heiligen und solche zu bestimmten Anlässen. Doch auch die Tradition kann eine Quelle des Glaubens sein, und so ist die Anlehnung an ein mittelalterliches Stundenbuch vielleicht kein reiner ästhetischer Selbstzweck. In unserem Exemplar wurde der modern anmutende Drucktitel wohl absichtlich entfernt. Schlägt man das Buch auf, wird man von einem delikat illuminierten Engel begrüßt, der den rechten Arm zum Zeigege-
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stus erhoben hat. Er schwebt in einem goldgeprägten gotischen Architektur-Rahmen über dem gleichfalls in Gold und Farben illuminierten Titel, der von Efeuranken umspielt wird, während ganz unten ein kleiner grüner Drache zur Seite kriecht. In Gold und Farben illuminierte kalligraphische Kapitelüberschriften finden sich als sporadische ‚Reminiszenz‘ noch an drei weiteren Stellen im Buch [S. 1, 91 und 527] – die wenigen von Hand eingemalten Elemente genügen, um Authentizität und Kostbarkeit zu verbürgen. Zur farbigen Ausstattung diente ansonsten die moderne Technik der Chromolithographie. Das Frontispiz gegenüber dem Titel stellt eine Hirtenanbetung mit dreiseitiger Kompartimentbordüre dar; es wurde von A. Gaussen offenbar nach einem mittelalterlichen Stundenbuch kopiert und von Jardeaux et Leroy in Bar sur Aule reproduziert. Noch elf weitere Chromolithographien sind in das Buch eingestreut, drei reine Bildseiten vom selben Kopisten und Drucker sowie acht von Engelmann & Graf gedruckte faksimilierte Textseiten mit breiten illuminierten Bordüren, deren Textausschnitte keinen direkten Bezug zum Inhalt unseres Buches haben. Die absteigende Hierarchie der Bebilderung setzt sich fort in 16 Holzschnitt-Tafeln in hellbraunem Druck
nach Umrißzeichnungen von Alfred Gérard-Séguin (1805 – 1875), die meist Worte aus den Evangelien illustrieren. Schließlich finden sich, gleichfalls in braunem Druck, an den Kapiteleingängen gotische Architekturrahmen und durchgehend auf den Textseiten meist zweiseitige Bordüren mit vegetabilem, seltener architekturalem und figürlichem Schmuck, die der Architekt Daniel Ramée (1806 – 1887) zeichnete. Die Umsetzung in den Holzschnitt besorgten Henri Brévière, Pierre François Godard und Andrew – Best – Leloir. Jules Brivois meinte: „C’est en effet un délicieux vol[ume] d’une exécution materielle parfaite“ – das gilt umso mehr für unser wunderbar erhaltenes Exemplar in seinem herrlichen silberbeschlagenen Prunkeinband der Zeit. Provenienz: Gekröntes Metall-Monogramm „A“ auf dem Vorderdeckel und goldgeprägte Widmungsinschrift auf dem vorderen Vorsatzblatt: „A ma fille le jour anniversaire de sa naissance 1854“ – also ein Geschenk von Marie Thérèse d’Artois (1819 – 1864) an ihre Tochter Alicia von Bourbon-Parma, spätere Großherzogin von Toskana (1849 – 1935). Literatur: Brivois 265f.; Carteret III , 392; Osterwalder 972; Quérard/Bourquelot I, 7 (mit Erscheinungsjahr 1837); Sander 446; Thieme/Becker 30, 452; Vicaire V, 334f.; zu Affre: DBF I, 667ff.
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Kolor iert 419 [Livres Troubadour]. Livre d’Amour ou Fola strer ies du Vieux Tems. Par is, Loui s Janet, [1821].
vorsätzen und mit Ganzg oldschnitt (durchgeh end von den Rändern her mäßig stockf leckig).
Illu strierter kolor ierter Titel und 6 weitere kolor ier te Stahlstich-Tafeln auf Karton mit Seid envorsätz en, einige kleine Holzschnittvig netten im Text. 1 leeres Bl., 1 Bl., 188 S.
Rom ant ische Rez ept ion der Troubadourly r ik – mit 7 kolor ier t en Ta feln und im Verlegereinband
Klein-Oktav (156 x 89 mm). Langgen arbter, oliv-bräun licher Mar oquinband des Verl ags auf vier goldorn a ment ierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel, gold geprägten Einz el stempeln und weiter em Gold- und Blinddek or auf dem Rücken, auf den Deckeln außen blindgeprägte Palm ettenbordüre zwischen Goldf ileten rahm en, darin goldgeprägte Bordüre und zent ral ein rautenf örmiges Orn am ent in einem gestreckten schraf fierten Vierpaß in Blindpräg ung, mit goldgeprägter Wellenlinie auf den Steh-, goldgeprägter Bordüre auf den Innenk anten, hellg rün en geprägten Wachspapier
Diese reiz vol le Ant holog ie mit Ged icht en über die Liebe aus dem 11.-15. Jahrhundert wurde anonym herausgegeb en von Charles Malo und bei Firm in Didot ged ruckt. Bebildert wird das Bändchen von sieb en sorg f ält igst kolor ier t en Stahlstichen nach Zeichnungen von Aug uste Gar ner ey (1785 –1824): dem illustrier t en Tit el sow ie sechs zu meist ga lant en Szenen mit Por t raits ein iger der Aut or en, näm l ich Clément Marot, Clotilde de Surville, Kön ig Franz I., Charles d’Orlea ns, Ala in Chart ier und Thibaut, comte de Champag ne, allesamt in archit ekt ura len Rahmen im Stil der Gotik bzw. Ren aiss ance. Im
Anh ang findet sich ein Glossar sow ie ein Inh alts verz eichn is mit Kurzbiog raphien der Ver fasser. Der Verleger Loui s Ja net war spez ia l isiert auf klei ne Alm an ache, die er gleich mit passenden Einbän den herausg ab; auch unser hübsch dekor ier t er Ma roq uinband ist mit Sicherheit Ja net zuz uschreiben. Dieser „joli type de livre de la période rom ant ique“ [Carteret], „rare et justement recherché“ [Gumuchian], ist zugleich ein Schule machendes Beispiel für die Rez ept ion der Troubadourd icht ung und bildet den Auft akt zu der kleinen Reihe der Livres Troubadour. 1826 edier t e Ja net als Folgebändchen das Livre Mignard. Lit er at ur: Barbier II , 1322; Car t eret III , 391; Gay/Lemonnyer II , 879 f.; Gumuchian 3834; Vicai re V, 334; zu Janet: Culot 517, Fléty 95; Malavieille 23 und 242 f.; Ramsden 109.
Im zeit genössischen Mosai keinband – das Exemplar des Verlegers? 420 [Livres Troubadour]. Livre Migna rd ou la Fleur des Fabliaux. Par is, Loui s Janet, [1826]. Illu strierter kolor ierter lithog raphischer Titel und 6 wei tere kolor ierte Tafeln auf Karton mit losen Seidenvorsät zen, einige klein e Holzschnittvig netten im Text. 4 Bl., 192 S. Klein-Oktav (156 x 90 mm). Langgen arbter roter Ma roquinband der Zeit auf vier Bünde, mit goldgepräg tem Rückent itel sowie reicher, dek orat iver Rücken- und Deckelverg oldung mit orangen, beigen, grün en, bläu lichen und schwarzen Lederintarsien, mit goldgepräg ter Zackenlinie auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Inn enk anten, marm or ierten Vorsätzen und Ganz gold schnitt, in Pappschuber (durchgehend etwas braun fleckig, einige Bl. papierbedingt gebräunt). Im ext rem selt enen Mosa i keinband der Zeit, wahrschein l ich für den Verleger Das Büchlein enth ält, so der Herausgeber CharlesMalo im Préface, „lais, rondels, virelais et ballades les plus célèbres“ aus dem 11. bis 15. Jahrhundert, „ag r éable aux Da mes“. Mignardise, „Gez iert heit“ heißt ent sprechend der tit elgebende erste Beit rag, was zugleich für das leitende Prinz ip bei der Aus wahl insgesamt steht. Ein von Grobia nismen freies, ‚rom ant isches‘ Mit t ela lt er in Rein k ult ur wird hier präsent iert: Die Samm lung sollt e „aussi séduisant“ durch ihre äußer e Erscheinung wie „par la grace encha nt eresse des poésies“ sein. Das Büchlein be schließt ein Gloss ar alt f ranz ösis cher Ausd rücke und ihr er Übersetz ungen [S. 171 –192]. Die mit großer Sorg falt und Del ik at esse kolor ier t en Lit hog raphien von Rouargue zeigen ga l ant e Sze nen, die in gotisierende archit ekt on ische Rah men eingepaßt sind. Der pracht volle Mosa i keinband ist „excessivement rare“; wir zit ier en aus dem Kat alog 4 von Nicolas Rauch: „Nous ne con naissons que le seul exemplai re de Beraldi en même cond ition. […] Il est probable qu’elles ont été faites pour l’éditeur“. Proven ie nz: Ant iq ua r ia t Nicol as Rauch, Genf (Kat alog 4, 1952, Nr. 361: sfr. 1.300, mit EinbandAbb.). – Auf dem Spiegel goldgepräg t es Ex l ibris And res Roure, Barcelon a. – Da neben Monog rammschildchen „awf “ von Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Vgl. Bibliothèque Hen r i Beraldi III , Nr. 308, mit Ein band-Abb. geg enü ber S. 145; Car t eret III , 395 f.; Gay/Lemonnyer II , 879; Quéra rd V, 475.
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Kolor iert es Exemplar im Romant ikereinband von Simier, aus der Sammlung Desc amps-Scrive 421 [Livres Troubadour]. Les contes du gay sçavoir. Ballades, Fabliaux et traditions du moyen âge, publiés par Ferd. Langlé, et ornés de Vig nettes et Fleurons, imi tés des Manu scrits originaux par Bonin gton et Monnier. Imprimé par Firmin Didot. Par is, Lami Denozan, [auf dem Umschlag:] 1828. Ganzseit ige Titelillu strat ion, 10 halbseit ige Illu strat io nen und 15 Schmuckinitialen im Text, alle in Holzschnitt und in Gold und Farben kolor iert. 3 Bl., CXLVI S., 48 S. (Notes et Glossaire). Oktav (204 x 136 mm). Dunk ellil a Kalblederband der Zeit von Simier auf fünf Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und orn am entalen Einzel stempeln zwi schen doppelten Goldf ileten in den übr igen Rückenfeldern, auf den Deckeln blindgeprägter orn am entaler und floraler Dekor in doppeltem Goldf iletenrahm en, mit goldgepräg ter Zackenlinie auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Innenk anten, hellblauen Perk alinvorsätzen und ein gebundenem, à la cathédrale bedrucktem blauen Orig i nal-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), in Pappschuber mit Lederk anten ( Vorsatz mit schwachen Leim schatten zweier entfernter Exlibris, Um schlag beg riffen).
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Auch diese Samm lung mediäva ler Text e wandt e sich expliz it an die „Dame ou Damoiselle“ mit einer Ader für Mit t ela lt er-Rom ant ik – entsprechend han delt gleich die erste Geschicht e de la Dame de la belle sage sse. An merk ungen und Glossar des Herausge bers Ferd in and Langlé stellen keinen wissenschaft lichen Appar at dar, sondern biet en eine Hilfe „dans la con naissance des mœurs, des superstitions, des événements du moyen âge“ [S. (3)]. Äu ß erst reiz voll sind die elf Holz s chnit t e nach Illustrat ionen mitt ela lt erl icher Handschrift en von Richard P. Bon in g t on, der noch im Erscheinungs jahr mit nur 26 Jahr en verstarb, und dem jungen Henr i Monn ier (1805 –1877), die hier sehr sorgsam kolor iert und mit Gold gehöht sind – in dieser Form ist das Werk „très rare“ [Cart eret]. Zur „got ischen“ At mosphä r e trägt auch der Druck der histor ischen Text e in Frakt ur bei. Selt en ist auch der eingebun
dene, à la cathédrale bed ruckt e Orig in al-Umschlag in der vorl ieg enden Va r ia nt e mit dem Aufd ruck „Bon Jour Bon An“. Cart eret gibt den Hinweis, das Buch sei „à rechercher en belle reliure rom ant ique“ – ein Rom ant ikerein band, wie er festl icher kaum zu denken ist, geschaf fen von Simier père oder fils [vgl. Bullet in Morg and] liegt hier vor: Auf dem glatt en, perfekt erh alt enen dunkell il a Kalbleder kommt die blindgepräg t e Or na ment i k in ei nem dopp elt en Gold fi leten r ah men ebenso klar wie dez ent zur Gelt ung. Proven ienz: Bullet in Morg and 29, Novembre 1891, Nr. 19573: frs. 200. – Exl ibris von René Desc ampsScrive (1853 –1924) auf dem fliegenden Vors atz. – Dessen Aukt ionsk at a log II , Nr. 341: frs. 2.250. Lit er at ur: Cart eret III , 172 und 174 f.: zit iert dies es Exemplar; Lonc hamp II , 107; Quéra rd/Bourquelot I V, 598; Rahir 378; Vica i re II , 945 f.; zu Simier: Fléty 162; Ramsden 190.
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Kolor iert es Exemplar im orig inalen Einband 422 [Livres Troubadour]. Les contes du gay sçavoir. Ballades, Fabliaux et traditions du moyen âge, publiés par Ferd. Langlé, et ornés de Vig nettes et Fleurons, imi tés des Manu scrits originaux par Bonin gton et Mon nier. Imprimé par Firmin Didot. Par is, Lami Denozan, [1828]. Ganz seit ige Titelillu strat ion, 10 halbseit ige Illu strat io nen und 15 Schmuckinitialen im Text, alle in Holzschnitt und in Gold und Farben kolor iert. 1 leeres Bl., 4 Bl., CXLVI S., 48 S. (Notes et Glossaire). – Vort itel doppelt ein gebunden. Oktav (217 x 136 mm). Braun er Orig in al-Pappband in modern er, sehr dek orat iver dunk elr oter Saff ianchem i se mit goldgeprägtem Rücken- und Deckelt itel, reicher orn am entaler Blind- und lin earer Goldpräg ung sowie goldgeprägten Eckfleurons auf den Deckeln, sig niert „Devauch elle“ (Einband fleckig, Kapitale und Ecken etwas bestoßen, Papier qualitätsbedingt gebräunt bzw. braunf leckig, vorderes Vorsatz fast lose, S. If. mit klei nem Randeinr iß).
Starke Kont raste ber ühr en den Bet racht er die ses Buches: Da ist zun ächst ein schlichter, unb e druckt er, buchstäbl ich ‚nichts-sagender‘ orig in a ler Pappband, dem man allenfalls Spur en neug ier igeif r ig en Gebrauchs ansieht. Im In nern eröff net sich dem Betrachter dann der Reig en sorgfältig kolor ier t er Holzschnitt-Il lustrat ionen, welche die rom ant ischen Vorstellungen vom ‚bunt en‘ Mit t el alt er bef ried igen – und wer beide Exempla r e un ser er Samm lung nebeneina nder hält, entdeckt so fort den jeweils ind iv iduellen Cha r akt er der Arbeit. Außen aber legt sich schütz end eine moderne, äu ßerst aufwend ig im rom antischen Stil blind- und goldgepräg t e Ma r oq uinchem ise von Ala in Devauch elle um den bes cheidenen Einband: Die biblio phile Dia lekt ik von unm it t elba r em Begehr en und respekt voller Distanz gegenü ber dem Buch – über haupt: der Verg angenheit – wird hier greifbar.
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Illum in iert es Exemplar auf großem Papier, im Einband von Thouvenin 423 [Livres Troubadour]. L’Histor ia l du Jongleur. Chroniques et Légendes Françaises, publiées Par [sic] MM. Ferdin and Langlé et Emile Mor ic e; ornées d’Initia les, Vig nettes et Fleurons[,] imités des Manu scrits Originaux. Imprimé par Firmin Didot, Imprimeur du Roi, pour Lami-Denozan, Libraire. Par is, A la Librairie de Firmin Didot, 1829. 7 den Satzspiegel ausf üllende illu strierte Bordüren bzw. Bordürenrahmen in Holzschnitt, 14 größere, mehrfarbig kolor ierte Schmuckinitialen in Gold, über 700 kleine, m eist einfarbig in Rot, Grün, Blau oder Violett kolor ierte und goldg ehöhte Initial en, wen ig e klein e kol or ierte Vig netten; Titel, Seitenz ahlen und einige Textpassa gen durch rote Strichelungen hervorgehoben. 3 Bl., [C] CXXXVII S., 64 S. (Notes, Glossaire). – Titel in Schwarz und Rot gedruckt. – Auf kräft igem Velinpapier. Groß-Oktav, kaum beschnitten, mit zahlreichen Témoins (240 x 150 mm). Langgen arbter roter Mar oquinband der Zeit auf vier flache, mit fetten Goldf ileten versehe ne Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in doppeltem und dekorat iver Goldpräg ung in dreifachen Goldf ileten rahm en in den übr igen Kompartimenten, die ident i schen Deckel mit Rahm enwerk aus dreifachen und einfachen Goldf ileten sowie fetter Blindf ilete mit großen Eckfleurons, die im Zent rum gegenwendig und in Goldpräg ung die vier Wink el eines goldgeprägten Kreuzes füllen, mit goldgeprägter Bordüre auf Steh- und Inn enk anten so wie marm or ierten Vorsätzen, am Fuß sig niert „Thouvenin“ , in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit roten Mar oquink anten (Papier kaum braunf leckig). In Gold und Farben illu m in ier t es Exemplar auf großem Papier und im zeit genössischen Einband von Thouvenin Die hier verein ig t en vier Prosaerz äh lungen Le Droit de Nopça ge, Le Jugement de Dieu, die Abent euer De Messire Raoul, l’Esc uyer au Roi de la Thune und Le Vœu du Faisan wurden angeblich 1424 und 1426 von dem „Jongleur“ – Gaukler und Spielm ann – Christofe Ma l ivoir im Escor ia l vorget ragen. Ihnen schließt sich an le Dict des Crier ies et Encombrements de Par is. Das Werk folgt konz eptuell den ein Jahr zuvor im gleichen Verl ag erschienenen Les contes du gay sçavoir: Auch hier finden sich kolor ierte Holz schnit t e nach mit t ela lt erl ichen Vorbildern, diesm al von Henr i Monn ier in Zusam mena rbeit mit Eugène Lami, der ‚gotisierende‘ Druck in Frakt ur und die
Erg änz ung durch Notes und ein Glossaire. Verstärkt wird die mit t ela lt erl iche Opt ik jedoch ent scheidend durch die rund 700 klei nen kolor ier t en In itia len, die den ges amten Text durchz iehen, sow ie durch die Her vorhebungen der Seit enz ah len und ein iger Text passagen durch rote Strichelungen von Hand. Unt er drei verschiedenen Va r ia nt en ist dies die lu xur iöseste: Das Exemplar ist ged ruckt auf stärker em Papier, kolor iert und goldgehöht. Gebunden wurde es zeitgenössisch in der Werkstatt von Thouvenin, der dekor at iv blind- und goldgepräg t e rom ant ische Ganzm a r oq uinband ist von tadelloser Erh alt ung. Proven ienz: Sammlung Adria n Flüh m ann, mit des sen Etikett mit Monog ramm „awf “ auf dem Spiegel. Lit er at ur: Cart eret III , 294; Lonchamp II , 225; Osterw alder 580 und 707; Rahir 459; Vicaire I V, 155; zu Thouvenin: Fléty 168; Ramsden 204 ff.
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Kolor iert es Exemplar im orig inalen Einband 424 [Livres Troubadour]. L’Histor ia l du Jongleur. Chroniques et Légendes Françaises, publiées Par [sic] MM. Ferdin and Langlé et Emile Mor ic e; ornées d’In itiales, Vig nettes et Fleurons[,] imités des Manu scrits Originaux. Imprimé par Firm in Didot, Imprimeur du Roi, pour Lami-Denozan, Libraire. Par is, A la Librairie de Firmin Didot, 1829. 7 den Satzspiegel ausf üllende illu strierte Bordüren bzw. Bordürenrahm en in Holzschnitt, 14 größere Schmuck initialen, wenige kleine Vig netten – sämtlich kolor iert. 3 Bl., [C]CXXXVII S., 1 leeres Bl., 64 S. (Notes, Glossa ire). – Titel in Schwarz und Rot gedruckt. Groß-Oktav, kaum beschnitten, mit zahlreichen Témo ins (235 x 142 mm). Dek orat iv bedruckter und mit gold geprägten Eck-Punkten akzent uierter brauner Orig in alPappband à la Bradel mit goldgeprägtem Rücken schild, in moderner, sehr dekorat iver dunk elblauer Saff ianche mise mit goldgeprägtem Rücken- und Deckelt itel, rei cher orn am entaler Blind- und linearer Goldpräg ung so wie goldgeprägten Eckfleurons auf den Deckeln, sig niert „Devauchelle“ (Einband etwas braunf leckig und sowie
minim alen Stoß- bzw. Stauch stellen, Vorsätze mäßig, einige weitere Bl. ger ing braunf leckig). Kolor ier t es Exemplar im bed ruckt en Orig in alPappband und dekor at iver Ma r oq uinchem ise Dies ist ein Exemplar der Va r ia nt e mit kolor ier ten Illustrat ionen und größer en Initia len, die Car teret der Lu x usausg a be durchaus gleichstellt e: „A rechercher de préference les exemplai res enluminés ou simplement coloriés et en reliure du temps“ [Car teret]. Auch Carterets zweiter Wunsch ist erfüllt: Wie die im Jahr zuvor erschienenen Les contes du gay sçavoir kam auch L’Histor ial du Jongleur in einem Pappband des Verlegers heraus – nun aber nicht mehr schlicht, sondern mit schönem EntrelacsDekor bed ruckt und mit Goldpunkten fein akz en tuiert. Wie bei unser em Exemplar der Contes ließ der Vorbesitz er auch hier eine im rom ant ischen Stil blind- und goldgepräg t e Ma r oq uinchem ise von Al ain Devauchelle um den orig in a len Einband legen. Proven ienz: Stemp el „S[al]on de 1829“ auf Vorti tel. – Adria n Flühm ann.
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Im prächt igen Mosai keinband à la cathédrale von Jean Badiéjous 425 [Livres Troubadour]. L’Histor ia l du Jongleur. Chroniques et Légendes Françaises, publiées Par [sic] MM. Ferdin and Langlé et Emile Mor ic e; ornées d’Initia les, Vig nettes et Fleurons[,] imités des Manu scrits Originaux. Imprimé par Firmin Didot, Imprimeur du Roi, pour Lami-Denozan, Libraire. Par is, A la Librairie de Firmin Didot, 1829. 7 den Satzspiegel ausf üllende illu strierte Bordüren bzw. Bordürenrahm en in Holzschnitt, 14 größere, in Gold und Farben kolor ierte Schmuckinitialen, über 700 kleine Initialen, wenige kleine Vig net ten. 4 Bl. (das dritte leer), [C]CXXXVII S., 1 leeres Bl., 64 S. (Notes, Glossaire). – Titel in Schwarz und Rot gedruckt. Oktav (220 x 131 mm). Langgen arbter hellbrauner Ma roquinband der Zeit auf vier flache, von fetten Goldli nien eingefaßte Bünde mit Blinddek or, mit goldgepräg tem Rückent itel, aufwendigem Dekor à la cathédrale in Blind- und Goldpräg ung sowie grünen, roten, ocker- und auberg inefarbenen Mar oquinintarsien auf Rücken und Deckeln, mit gold schraff ierten Einband-Ecken, Dentel lebordüre auf den Innenk anten, seidenen roten Doublü ren und Vorsätzen mit Golddruck à la cathédrale und Ganzg oldschnitt, am Fuß sig niert „Badiéjous“ (verein zelt minim al braunf leckig).
Dieses Exemplar der Va r ia nt e mit kolor ier t en grö ßer en In itia len zeich net e sich durch sei nen pracht vollen Mos a i keinband des etwa von 1807 –1847 tät ig en Toulouser Buchbinders Jean Badiéjous aus, der als „excellent ouvrier“ [Fléty 15; vgl. auch Culot 460 f. und Ramsden 23] gilt. Die Deckel ziert ein gotisier ender Port ik us auf vier Säulen, der von einem Spitzbogen über wölbt und ei ner befensterten Ba lustrade mit drei überg iebelten Türmchen gek rönt wird. Den Kontrast zur reichen glänz en den Goldpräg ung bilden die satt en Farben der dun kelg rünen, rot en, ocker- und aub erg inefarbenen Leder i nt arsien. Das Dekor t hem a à la cathédrale wird von den rot en, goldbed ruckt en Seiden-Doublü r en und -Vorsätz en in ander er Form aufgeg rif fen: Hier findet sich jeweils in zwei fet t en Filetenr ah men, der inner e mit großen Eckfleurons, zent ral eine Rosette, die durch krabbenbesetzt e Dreiecke zu einer Rau tenform erg änzt wird. Pro ve n i enz: Dr. Lucien-Graux (1878 –1944), mit goldgepräg t em Ex l ibris verso fliegendem Vors atz: „Bibliothèque du Docteur Lucien-Graux“. – Dessen Aukt ion V, 1957, Nr. 115: frs. 71.000.
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Kolor iert es Exemplar im orig inalen Einband 426 [Livres Troubadour]. Histoire et Cronicque du Pet it Jehan de Saintr é et de la Jeune Dame des Belles Cousines, sans aultre nom nommer; Collationnée sur les manu scrits de la Bibliothèque Royale et sur les éditions du XVIe siècle. Par is, Firmin Didot, 1830. In Gold und Farben kolor ierter illu strierter Titel in Rot druck und 7 weitere den Satzspiegel ausf üllende illu strierte Bordüren bzw. Bordürenrahm en in Holzschnitt, etwa 100 größere Schmuckinitialen, wenige klein e Vi gnetten – sämtlich kolor iert, teils mit Gold gehöht. 3 Bl., CCCLXIX [recte: 371] S., 7 Bl. (Table), 36 S. (Notes, Glossaire etc.) – Nach S. XLI wurde 1 Bl. in der Pag i nier ung übersprungen. Groß-Oktav, unbeschnitten (241 x 155 mm). Dek orat iv in Ent relacs-Manier bedruckter und mit goldgeprägten Punkten akzent uierter brauner Orig in al-Pappband à la Bradel mit goldgeprägtem Lederr ücken schild, in moder ner mittelbrauner Halbsaff iank assette mit goldgepräg tem Rückent itel und doppeltem Goldf iletenrahm en mit Eckfleurons auf dem Rücken, mit Goldf ileten auf den Deckeln, sig niert „Devauchelle“ , in Pappschuber (Ein band beg riffen, Ecken und Kapitale etwas beschabt, Vorsätze mäßig, einige weitere Bl. ger ing braunf leckig). Eines von 200 in Gold und Farben kolor iert en Exempla r en der Lu x us-Ausg a be, im bed ruckt en Orig i n al-Pappband Der dem Sold at en, Päda gogen und Schriftsteller Antoine de La Sale (1386 – etwa 1460) zugeschrie bene Rom an entstand gegen 1456 und wurde erst mals 1517 ged ruckt. Die Gestalt ung unser es Drucks mit Vig net t en und Initia len „de façon char m ant e“ [Cart eret] orient iert sich an der Ausg abe 1523 [vgl. Vicaire]. Zeichner war Eugène Lami (1800 –1890), dess en Sig nat ur das Tit elp or t rait trägt; dies es zeigt den Autor in seiner Schreibstub e. Dies ist eines der „200 exemplaires coloriés, parmi quelques-uns part iculièrement soi gnés com me color is, genr e manu scrit […], dorés en rel ief “ [Car t eret]. Im Anh ang finden sich außer den für die Reihe char akt er istischen Notes und dem Glossaire auch bibliog raphis che Not iz en über die Hands chrif ten und ged ruckt en Ausg a ben, insbesonder e über die Edition von 1724. Ein bei Carteret erwähntes sieb enseitiges Aver tissement ist in unser em Exem plar nicht vorh anden, was etwas verw undert, da es
im orig in a len Verl agseinband vorl iegt: Der brau ne Pappband ist in Ent rel acs-Man ier bed ruckt und mit Goldpunkt en versehen; der Vorbesitz er Adria n Flüh m ann schützt e ihn doppelt durch Halbm a r o quink asset t e und Schuber von Ala in Devauchelle. Auch dieses schöne Beispiel der äst het ischen Mit tela lt er-Rez ept ion ist ein „livre très ca r actéristique de l’époque rom ant ique […]; fort rare en belle con dit ion“ [Car t eret]. Proven ienz: Ex l ibris des Musset-Spez ia l isten und -Bibliog raphen Maur ice Cloua rd (geb. 1857) auf dem Spiegel. – Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Cart ere t III , 292; Lonc hamp II , 271; Oster w alder 580; Rahir 498; Vicai re I V, 154 f.; zu La Sale: DBF XIX 1120 f.; Hoefer 29, 712 ff.
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Die sehr selt ene, kolor iert e und goldgehöhte Vorzugsausgabe im Verlagseinband 427 [Livres Troubadour]. Chroniques Françoises de Jacques Gondar Clerc, publiés par F. Michel, suivies de Recherches sur le Style par Charles Nodier. Par is, Loui s Janet, [1830]. Illu strierter Titel mit Rotdruck und 4 weitere Stahlstich tafeln auf Karton und mit Seidenvorsätzen, 4 zwei- bis vierseit ige gestochen e Bordüren mit Seid envorsätz en, 8 fünfzeilige Schmuckinitialen – sämtlich von Hand in Gold und Farben ausgestattet. CLVII S., 11 S., 1 leeres Bl., 44 S., 1 Bl., 2 Bl. (Noten). Klein-Oktav (160 x 97 mm). Verlegereinband von dunkel lila Kalbleder auf vier goldverzierte Bünde, mit gold geprägtem Rückent itel zwi schen Goldf ileten, in den übr igen Rückenk ompartimenten Blind stempel mit gold geprägten Eckfleurons in Goldf iletenrahm en, auf bei den Deckeln in goldenem Filetenrahm en blindgeprägte Illu strat ion mit Engel und Teufel sowie zent ralem golde nen Schild mit Titel in Blindpräg ung, Stehk anten in den Ecken mit Goldpräg ung, Inn enk anten mit vierfachem Goldf iletenr ahm en, mit weißen Moir éseid enpapier vorsätzen und Ganzg oldschnitt (Kanten mit winzigen Schabstellen, Vorsätze am Rand minim al leim schatt ig, Tafeln und einige Lagen leicht gebräunt). Eines der wen igen kolor ier t en und goldgehöhten Exempla r e – Vorz ugsausg a be im Verlegereinband Franci sque-Xavier Mic hel (1809 –1887), „érud it, profe sseur“, hint erl ieß „une œuvre imp ort a nte, surtout con sacrée à not re ancienne littérature et à not re histoi re médiéva le“ [DLF]. In den Chroniques Franç oise s bet ät igt e er sich jedoch nicht als gelehr ter Herausgeb er, sondern als lit er a r ischer Aut or. Auch der ver meint l iche Ver fasser Jacques Gond ar, unt er dessen Namen das Werk in manchen Biblio graphien aufgenom men wurde, ist eine Fikt ion. Das Buch zielt als Camouflage ganz auf die Mitt ela lt er-Rom ant ik und ist insofern ein „livre très typ ique de cette époque“ [Carteret]. Optisch drückt sich dies in den fünf kolor iert en Tafeln, gestochen von Rouargue nach Alexa nd re Colin, sow ie den
Bordür en und Schmuckinitialen im Text im Stil kost ba r er mit t ela lt erl icher Ma nuskript e aus – vor allem in der selt enen, hier vorl iegenden Vorz ugs ausg abe „sur vélin avec les planches, lettres ornées, encadrements coloriés et rehaussés d’or“ [ebd.]. Carteret verg aß nicht den Hinweis an den Buch liebh aber, das Werk sei „préférable de rechercher dans sa reliure du temps, en ve lours, veau ou ma r oq uin“ [ebda]. Int ere ss ant er weise war Pierre
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Claude Lou is Ja net (1788 –1840) Verleger und Buchbinder zu gleich. Auf dem glat ten dun kel li la Kalb leder un seres Exemplars wirkt die Blindprä gung der Deckel il lu stration mit En gel und Teu fel in mitten ver schlun gener ve geta bi ler Ran ken geradezu geheim nis voll. Diese Ein band va ri ante scheint besonders selten zu sein; sie taucht weder unter den sechs von Car ter et zitier ten Exempla ren, noch in den Abbildun gen bei Culot und Mal avieille auf. Provenienz: Ver so f iegendem Vor satz il lu strier tes Ex li bris „Bibliothèque du Chateau des Rozais 1908“, von Hen ri Alex andre Lou is Pommery (1841 –1907). Literatur: Car ter et III , 276 f.; Quér ard/Bourquelot I V, 125 (mit Er schei nungsjahr 1836) und V, 526 (Nodier); Vica ire III , 1071; zu Michel: DLF II , 149; zum Ein band: Culot Nr. 173 (mit Abb.); Mal avieille 22 (Abb.); zu Ja net: Culot 517, Fléty 95; Mal avieille 23 und 242 f.; Ramsden 109.
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Die kolor iert e und goldgehöhte Vorzugsausgabe im Verlagseinband aus Velours 428 [Livres Troubadour]. Chroniques Françoises de Jacques Gondar Clerc, publiés par F. Michel, suivies de Recherches sur le Style par Charles Nodier. Par is, Loui s Janet, [1830]. Illu strierter Titel mit Rotdruck und 4 weitere Stahlstich tafeln auf Karton und mit Seidenvorsätzen, 4 zwei- bis vierseit ige gestochen e Bordüren mit Seid envorsätz en, 8 fünfzeilige Schmuckinitialen – sämtlich in Gold und Farben. CLVII S., 11 S., 44 S., 1 Bl., 2 Bl. (Noten). Klein-Oktav (159 x 100 mm). Verlegereinband von blind geprägtem dunkellila Samt, mit hellblauen Moirépapier vorsätzen und Ganzg oldschnitt, in blind- und goldge prägtem, mit Seide ausgelegtem Pappschuber der Zeit (Schuberk anten beschabt; Rücken bräunlich verf ärbt, Vordergelenk ger ing gelockert, gelegentlich Anf lug von schwachen Braunf lecken).
Dies ist ein weit er es Exemplar der selt enen Vorz ugs ausg abe „sur vélin avec les planches, lettres ornées, encadrements color iés et rehaussés d’or“ [Car t eret], wobei das Kolor it deut l ich von dem unser es ande ren Exemplars abweicht. Es liegt gleichfalls im Ver legereinband mit blindgepräg t er Deckeli llustrat ion mit Engel und Teufel in m it t en verschlungener vege ta biler Ranken vor – diesm al aus dunkell ila Velours, im Unt erschied auch zu dem von Malavieille gesehe nen Exemplar aus blaug rauem Velours. Es stammt aus dem Besitz des des amer ik a n ischen Samm lers und Herstellers von Druck m aschinen, Robert Hoe (1839 –1909). Proven ienz: Goldgepräg t es Ex l ibris von Robert Hoe auf dem Spiegel.
– 1348 –
Sat ir e auf Louis-Philippe 429 Lor ent z, [Alcide Joseph]. Polichinel, ex-roi des mar ionettes, devenu philosophe. Par is, Willer my, [1848]. 180 Vig netten in Holzschnitt. 46 Bl., 192 [recte: 193], (3) S. – Pag inier ungsfehler bei S. 190 f. Quart, unbeschnitten (250 x 157 mm). Dunk elg rün er Halbm ar oquinband auf fünf pointilléverzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und goldgeprägten Ein zelstempeln und Eckfleurons in doppelten Goldf ileten rahm en in den übr igen Rückenfeldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln und marm or ierten Vorsätzen, am Fuß sig niert „Masson-Debonnell e“ (Kanten ger ing f üg ig beschabt). Sat ir ische Min iat ur en auf großem Papier Dies ist die Orig in alausg a b e einer Sat ir e in Bild und Text des Ka r ik at ur isten Alc ide Joseph Lor ent z (1813 –1891) gegen den „Bürgerkön ig“ LouisPhilippe und seine Reg ier ung. Beraldi nennt das Büchlein „bien con nu“ [Beraldi]; als es erschien, war jedoch die Februa r r evolut ion des Jahr es 1848 ber eits ausgebrochen, so daß es nur noch „peu de succès“ [Brivois] hatte. Auch in der Sek und ärlite ratur fand es wen ig Widerh all – so fehlt es etwa bei Cart eret! – was schade ist: Für Brivois sind die 180 kleinen Illustrat ionen „visa nt à l’orig in alité et l’atteignant souvent“. Zu n ächst werden Polichinel sow ie die „Types principaux, ca r actéristiques“ seiner Reg ier ung in Einz el por t raits al lesamt als Ma r ionet t en vorgestellt, ehe die durchgehend von Vig net t en begleit et e sat i r i sche Geschichtserz ählung beg innt. Vora ng estellt ist jedoch eine Bilderg es chicht e, die zun ächst die Versuche und Hinder n isse Pol ichinels beim Abfassen eines Vorworts zu seinen Werken zeigt: Dabei erweist sich, daß er als physi sche Person viel zu klein ist, um mit einer überd i mension ier t en Feder und einer endlosen Papier r olle
umz ugehen – Person und ‚Geschicht e‘ stehen zu eina nder in einem völl ig unpassenden Größenver hältn is. In reizvollem Kont rast dazu steht die unge wöhnl iche, ger adez u min ima list ische Äst het ik von Lor ent z: Ihm genügt zur Darstellung auf jeder Sei te nur eine winz ige Vig nett e im Wechsel mit einem meist einzeil igen Komment ar. Am Ende läßt er Polichinel, „après avoir bien réfléchi“, auf einer Liege einschlafen. Der viele weiße Raum auf jeder Seit e ist una bd ingba r er Bestandt eil des Konz epts, indem er die Leer e im Kopf Polichinels als eine einz ige Tabula rasa offenbart: ‚Viel Nichts um Lärm‘. Dar um ist ger ade hier von entscheidender Bedeut ung für die Wirk ung, daß das Papier in unser em Exem plar sehr breitr and ig, weil unbeschnitt en, und ma kellos weiß ist. Das rasche Umblättern, das einen ger adez u film ischen Ef fekt erz eugt, wird zum rei nen, opt isch-hapt ischen Verg nügen. Proven ienz: Gestochenes Monog ramm-Ex l i bris auf Spiegel, Na mensstempel auf Tit el: „R. Mangeot“. Lit er at ur: Beraldi IX , 190; Brivois 266; nicht bei Cartere t; Osterw alder 639; Sander 451; Thieme/Becker 23, 384; Vicaire V, 393 f.
– 1350 –
Im intar sierten Ein band, mit eingebundenem Original-Umschlag 430 Lorentz, [Alcide Joseph]. Polichinel, ex-roi des marionet tes, devenu philosophe. Paris, Willermy, [1848]. 180 Vi gnet ten in Holz schnitt. 46 Bl., 192 [recte: 193], (3) S. – Pa ginierungsfehler bei S. 190 f. Quart, kaum be schnit ten (246 x 153 mm). Dunkelblauer Halbkalblederband auf fünf point illéver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rücken titel und gold geprägten Ein zel stem peln auf olivfarbenen Le der in tar si en in rau tenför mi gen gold gepräg ten Point illé- und doppelten Goldfiletenrah men (da zwi schen ocker farbene Intarsien streifen) in den übri gen Rückenfeldern, mit doppelten Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, Kopfgold schnitt und ein gebun denem Ori ginalUm schlag, auf dem fliegen den Vor satz ver so si gniert „Ch. De Samblanx rel.“ (leicht berieben). Mit ein gebundenem Ori gi nal-Um schlag Un ser zweites Exemplar der ge gen den „Bür ger kö nig“ Lou is-Phil ippe und sei ne Re gie rung gerichteten Sati re ist fast tadel los in ei nem am Rücken intar sierten Ein band von Samblanx erhalten [vgl. Du bois d’Enghien 147 –152; La reliure en Belgique, 27 ff., 290 ff. und 158 –181, Nr. 95 –107]. Eingebunden wur de hier der Ori gi nal-Um schlag, der rück wär tig eine Abbildung des Ma rionet ten königs Pol ichinel aus dem Buch wiederholt [vgl. S. 135].
– 1353 –
Aus dem Besitz von Louis Lebœuf de Montgermont 431 Louvet de Couvray, [Jean-Bapt iste]. Les aven tures du chevalier de Faublas, par Louvet de Couvray. Édition illustrée de 300 dessins, par MM. Bar on, Français et C. Nanteuil; précédée d’une notice sur l’auteur, Par [sic] V. Philipon de la Mad elaine. 2 Bde. Par is, J. Mallet et Cie , 1842. – Auf beiden Titeln irrtümlich „ MLCCCXLII “ Etwa 240 Texth olz schnit te. 2 Bl., XX S., 568 S. Und: 2 Bl., 584 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. Quart, unbeschnitten (261 x 172 mm). Halblederbände in Mar oquin citron auf fünf mit doppelten Goldf ileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Titel und Bandbezeichnung in zwei sowie dek orat iver Kastenverg ol dung mit Eckfleurons in den übr igen Rückenfeldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und jeweils zwei verschieden en illu strierten Orig in alUm schlägen (inkl. je 1 Um schlagr ücken), verso fliegen den Vorsätzen sig niert „V. Champs“ , in mit Filz ausge schlagenen Halbm aroquin schubern mit Gold- und Blind präg ung. Jean-Baptiste Louvet de Cou vr ay (1760 –1797) war Schriftsteller, Jour na l ist und während der Revolut ion
als Pol it iker akt iv. Von libertä r em Ged ankengut sind auch die ga l an t en und fri volen Lieb esa bent euer des Cheval ier Fau bl as gep rägt, der en drei Teile zuerst 1787 –1790 ers chienen. Das Werk steht in der Nachfolg e von Marivaux, Prév o st, Crébillon fils und Lac los und um faßt als ty pische Stat ionen die sex uelle Initiat ion des Jüng l ings durch eine äl t e r e ‚Dame von Welt‘, dess en Schwanken zwis chen wahr er Lieb e und sinnl ichem Verl angen und schließl ich die ‚Erz ie hung‘ durch einen ält er en Freund, in der Liebe als eine puber t ä r e Illusion desavouiert wird. Kom ische Akz ent e setz en Szenen, in denen der Held in weib licher Verk leidung auf t ritt. Dies ist ei nes der vier Bü c her, die Célestin Na nteuil (1813 –1873) gem eins am mit Henr i An t oine Ba r on (1816 –1885) und Fran ç ois Lou is Français (1814 –1897) illustrierte. Auch wenn mit rund 240 Illustrat ionen die im Tit el annoncier t e Zahl von 300 nicht ganz err eicht wird, ist das Werk doch eines der „most ambitious undertak ings“ [Ray II , 288] von Nanteuil, einem der „most attractive of Roma nt ic illustrat ors“ [ebd. 287].
– 1354 –
Das Werk ist „rare et recherché avec les bonnes couvertures de ton crème“ [Car ter et] mit rot gedruck tem Titel – diese sind hier eben so vorhanden, wie die beiden ein farbig in Schwarz gedruck ten Umschlä ge der Réimpression; ein Hinter um schlag weist eine abweichende Il lu stration auf. Un ser un beschnit tenes Exemplar ist ein gebunden in zwei schöne Halblederbände in Maroquin citron mit ent sprechendem Schu ber von Vic tor Champs; es stammt aus dem Besitz von Lou is Lebœuf de Montgermont (1841 –1914), ei nem der be deutend sten Samm ler fran zösi scher Romantik. Pro ve nienz: Lou is Lebœuf de Montgermont, dessen Auk tion 1912, Nr. 187; zitiert bei Car ter et. – Il lu strier tes Ex li bris F. van Ant wer pen auf beiden Vor sät zen. Literatur: Beraldi X, 187 (Na nteuil); Brivois 267 f.; Bru net III , 1189; Car ter et III , 397 f.: zitiert die ses Exemplar; Gay/Lemonnyer I, 176; Graes se I V, 267; Hoefer 32, 48; Lonchamp II , 292; Oster walder 82, 388 und 745; Quér ard/Bourquelot V, 195; Ray II , 288; Sander 452; Vica ire V, 417 f.
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Mit zwei Prospekten, Originalund 40 Lieferungsumschlä gen, aus den Samm lungen Villebœuf, Périer und Flühmann 432 Lurine, Louis (Hrsg.). Les rues de Paris. Paris ancien et moder ne. Orig ines, histoire, monuments, costumes, mœurs, chroniques et tra dit ions. Ouvra ge rédigé par l’ élite de la littérature contemporaine sous la dir ect ion de Lou is Lurine et illu stré de 300 des sins exécutés par les artistes les plus distingués. 2 Bde. Paris, G. Ku gelmann, 1844. Zu sammen 2 Front ispize und 41 Tafeln in Holz schnitt, über 220 Textholz schnit te. 2 Bl., 396 S., 2 Bl. Und: 2 Bl., 411 S., 2 Bl.; 4 S. ( Verlagsprospekt); 2 Bl. ( Verlagsprospekt). Quart, unbe schnit ten (279 x 177 mm). Lang genarbte olivfarbene Halbmaroquinbän de auf fünf goldver zierte Bünde, mit gold gepräg tem Titel und Bandbezeichnung in zwei, sowie dekorativer Ka stenvergoldung mit zentralem Blind stempel in den übri gen Rückenfeldern, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, ein gebun denen illu strier ten Ori ginal-Um schlägen (inkl. Um schlag rücken) und insge samt 40 (von 42) Lieferungsum schlä gen, ver so der flie gen den Vor sätze si gniert „Mercier Sr de Cuzin“ (Einbän de leicht verblichen, streckenwei se kaum merklich braunfleckig, Bd. I: S. 201 f. mit kleinem Randeinriß). Schönes Exemplar mit Prospek ten, Ori gi nal- und Lieferungsum schlä gen Noch ein Buch über Pa ris, die „capit ale du monde“ [Pro spekt] des 19. Jahr hunderts? Her ausgeber und Verlag wa ren sich bewußt, daß sie diesem Werk ein besonderes Profi l geben mußten, um ihm Aufmerk sam keit zu ver schaf fen. Dar um er weiter ten sie die Be schrei bung der Stadt sy stematisch um die
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hi stori sche Di men sion und glieder ten den im mensen Stoff geographisch nach Stra ßen. Es ent stand „un livre de tout le monde, qui embrassât à la fois les hommes et les choses du pré sent et du pas sé, l’histoire complète de Pa ris, histoire publique, intellectuel le, monu menta le et pittoresque, histoire phi losoph ique et mora le qui se déroule, à travers les siècles, du fond de la vieille cité jusqu’aux magnificences de la ville contemporaine“ [ebd.]. Dem weiten Themen kreis ent sprechend richtete sich das Werk an Geschichtsinter essier te eben so wie an Künst ler, an den ‚Mann des Vol kes‘ eben so wie den Welt mann, an Frauen, an Rei sende. Genau so diver si fi ziert war der Kreis der Beiträ ger, unter ih nen Étienne Ara go, Roger de Beau voir, Eugène Briffault, Alphonse Brot, Théodore Buret te, Ta xi le Delord, Ar sène Houssaye, Lou is Huart, Paul L. Jacob (d. i. Paul Lacroix), Jules Ja nin, Le Roux de Lincy, Lou is Lurine, Mary-Lafon und Albéric Second. Dies ist die Ori gi nal aus ga be der ‚kultur hi storischen Geo graphie‘ von Pa ris, ein „bel ouv ra ge documenta ire“ [Car ter et], il lu striert mit „très bel les gravur es“ [Brivois] – insgesamt 43 Ta feln und über 220 Text abbildun gen in Holz schnitt nach bedeutenden Zeich nern wie Hen ri Antoine Ba ron, Édouard de Beau mont, Honoré Daumier (3), Jules David, François Lou is Français, Gavarni, Karl Girardet, Lou is Marckl, Célestin Na nteuil u. a. Das Werk ist „rare en bel le condit ion“ [Car ter et] – un ser schönes Exemplar ist un beschnit ten und präsentiert sich in sehr ge schmack vol len Halbma roquin bänden von Émile Mer cier. Ganz besonderen bi bliophi len Selten heits wert erhält es durch die beiden unter schied lichen Prospek te (mit zu sam men drei Abbildun gen), die ein gebundenen cremefarbenen il lu strier ten Ori gi nal-Um schlä ge sowie 40 Lieferungsum schlä ge (von 42), davon vier auf gel bem, die übri gen auf grü nem Papier und mit Il lu stration. Provenienz: Auf dem Spie gel gold gepräg tes verschlun genes Monogramm „ PV “ und gold geprägtes Ex li bris Paul Villebœuf (dessen Auk tion 1963, Nr. 279: frs. 1.200). – Dar unter zwei weitere Ex libris: „ EAP “, d. i. Docteur Édou ard Périer (Auk tion 16.6.1977, Nr. 140: frs. 3.700). – „awf “, d. i. Adri an Flüh mann. Literatur: Bouvy 745 – 747; Brivois 357; Car ter et III , 524 f.; Hi ler 555; Hoefer 32, 267; Lipper heide 242, Fd 25; Lonchamp II , 294; Oster walder 103, 291, 293 und 745; Quér ard/Bourquelot V, 212; Rahir 519; Rümann, Daumier 84; Sander 596; Vica ire V I , 1237 f.
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Das wahr schein lich ein zige Exemplar auf Chinapapier, aus den Samm lungen Descamps-Scrive und Lafond 433 Lurine, Louis (Hrsg.). Les rues de Paris. Paris ancien et moder ne. Orig ines, histoire, monuments, costumes, mœurs, chroniques et tradit ions. Ouvrage rédigé par l’ élite de la littérature contemporaine sous la dir ect ion de Lou is Lurine et illu stré de 300 des sins exécutés par les artistes les plus distingués. 2 Bde. Paris, G. Ku gelmann, 1844. Zu sammen 2 Front ispize und 41 Tafeln in Holz schnitt auf stärkerem Velinpapier, über 220 Textholz schnit te. 2 Bl., 396 S., 2 Bl. Und: 2 Bl., 411 S., 2 Bl. – Auf Chinapapier gedruckt, außer einigen La gen in Band II. Quart, unbe schnit ten (267 x 165 mm). Lang genarbte nachtblaue Maroquinbän de auf fünf flache, zwi schen Fileten dekorativ gold gepräg te Bünde, mit gold geprägtem Rückentitel in einfachem, Bandbezeichnung in doppeltem und blind gepräg ten Rauten und Eckfleurons in doppelten Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenfeldern, mit drei Goldfiletenrahmen, der innerste mit Eckfleurons, auf den Deckeln, zentral eine Raute mit floralor namentaler Binnen dekoration in Blindprä gung, mit goldver zier ten Einband-Ecken, gold gepräg ten Innenkanten mit dunkel grün intarsierten Ecken, mit Doublüren und Vorsät zen aus rosafarbener Moiré seide, weiteren Vorsät zen aus Mar mor papier, ein gebun denen illu strierten Ori ginal-Um schlä gen (inkl. Um schlag rücken) und Ganz gold schnitt über Témoins, auf den Spiegeln si gniert „Noulhac“ . Exemplar auf Chi napapier – mit ziem licher Sicherheit uni kal Die von Lou is Lurine her ausgegebene kulturhi stori sche Geographie von Pa ris mit über 250 „très belles gravur es“ [Brivois] nach Ba ron, de Beau mont, Daumier, Jules Da vid, Français, Gavarni, Karl Girardet, Marckl und Na nteuil ist oh nehin „rare en bel le condit ion“ [Car ter et] – von sa gen haf ter Selten heit ist die ses Exemplar auf Chi napapier, das Car ter et evtl. in Händen hielt: „Il a été un ou deux exempla ires sur papier de Chine; nous en avons eu un entre les mains qui ren fer mait les front ispice et les hors tex te sur blanc“ [Car ter et]. Da in un serem Exemplar nicht nur die Ta feln, sondern auch die La gen 5, 9, 12, 17, 20, 24, 26, 27, 30, 32, 35, 37, 38, 40, 41, 46, 47 des zweiten Bandes in Velinpapier ein geschossen sind, stellt sich tat säch lich die Fra ge, ob Car ter et überhaupt je ein zweites Exemplar gesehen hat, oder aber – wohl eher, als Ex perte
der Descamps-Scrive-Ver stei gerung, wo er nichts ver merkt – das unsri ge all zu füchtig begut achtete. Die Ver mi schung der Papier sor ten in Band II ist in jedem Fall ein starkes Indiz für den absoluten Ausnah mecha rak ter des Exemplars. Wie un ser ‚Geschwi ster‘-Exemplar von Les environs de Paris von Lurine und Nodier auf Chi napapier stammt auch die ses aus dem Be sitz von René Des camps-Scrive, der beide von Hen ri Noulhac (1866 –1931) in identisch dekorier te, blind- und gold gepräg te Ma roquin bände im Stil der Zeit binden ließ. Sie sind in ma kel loser Schön heit erhalten. Provenienz: Ex li bris von René Descamps-Scrive auf dem zweiten Vor satz von Band I, dessen Auk tion II , 1925, Nr. 152: frs: 4.100. – Ex li bris von Hen ri Lafond (1894 –1963) auf beiden zweiten Vor sät zen, dessen Auk tion 12.6.2015, Nr. 156: € 12.500. – Fran zösi scher Privat besitz.
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Aus den Sammlungen Villebœuf, Périer und Flühmann 434 Lurine, Louis und Ch[arles] Nodier (Hrsg.). Les environs de Par is. Paysage, histoire, monum ents, mœurs, chroniques et traditions. Ouvrage rédigé par l’ élite de la littérature contemporaine sous la direction de MM. Ch. Nodier et Loui s Lurine et illustré de 200 des sins par les art iste s les plus dist ingués. Par is, P. Boizard & G. Kugelm ann, [1844]. Fronti spiz und 27 Tafeln in Holzschnitt, knapp 140 Text holzschnitte. 2 Bl., VI S., 490 S., 2 Bl.; 2 Bl. ( Verlags prospekt). Quart, unbeschnitten (278 x 175 mm). Langgen arbter olivfarbener Halbm ar oquinband auf fünf goldverzierte Bünde, mit goldgeprägtem Titel und Bandbezeichnung in zwei, sowie dek orat iver Kastenverg oldung mit zen tralem Blind stempel in den übr igen Rückenfeldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und eingebund en em illu strierten Orig in al-Um schlag, verso fliegendem Vorsatz sig niert „Mercier Sr de Cuzin“ (Rücken verblichen, streckenweise mit kleineren Wasser flecken im weißen Rand). Das unent behrl iche Komplement zu den Rues de Par is, in ident ischem Einband und mit der gleichen Proven ienz Les environs de Par is erg änzt org an isch die im glei chen Jahr er schienenen, oben beschriebenen Bände Les rues de Par is. Dennoch ist dieser Band einer Rei he von Bibliog raphen verborgen geblieben, ander e reißen das Gesamt werk dadurch auseina nder, daß sie es alphabet isch nach den Einz elt it eln oder Her ausgeber n a men einord nen. Unser e Exempla r e gehör en auch durch Proven ienz, Einband und Ausstat t ung zusam men. Im vorl iegen den Band sind wieder u m der Orig in al-Umschlag und ein Prospekt eing ebunden, der Buchblock unbeschnitt en und der Einband von Émile Mercier ident isch mit dem unseres Exemplars von Les rues [Nr. 432]. Diesm al wird die Umgebung von Pa r is abgeschrit ten: Vers ailles, der Bois de Boulogne, Chantilly, Vincennes, Sceaux, Montm art re und Saint-Denis, Saint-Cloud und Sèvres, Compiègne, Port-Roya l, Senl is, Neui lly, Rambouillet, Font ainebleau, SaintGerm ain, Bicêtre etc. Die Text e stammen von den „meilleu rs auteu rs“ [Car t eret], dar u nt er Maur ice Alhoy, Étienne Arago, Eugène Briffault, Alphonse Brot, Léon Gozlan, Arsène Houssaye, Jules Jan in, Le
Roux de Lincy, Louis Lurine und Albéric Second. Das „très beau livre documentaire“ ist illustriert durch fast 140 „fort belles grav ure s“ [Carteret] in Holzschnitt im Text und auf 28 Tafeln nach Vorl agen von Henr i Ant oine Bar on, Édoua rd de Beau mont, Jules Dav id, René de Moraine, Jean Pierre Moynet, Célestin Nanteuil, James [?] Pyne, Henr i Va lent in u. a. Proven ienz: Auf dem Spieg el goldg epräg t es ver schlung enes Monog ramm „ PV “ und goldg epräg tes Exlibris Paul Villebœuf (dessen Aukt ion 1963, Nr. 201: frs. 430). – Daru nter zwei weitere Exli bris: „ EAP “, d. i. Docteur Édoua rd Périer (Aukt ion 16.6.1977, Nr. 119). – „awf “, d. i. Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Brivois 135 f.; Car t ere t III , 221 f.; Hoefer 32, 267; Lipp erheide 242, Fd 26; Osterw alder 82 und 745, Quéra rd/ Bourquelot V, 212 und 526; Sander 251; Vicai re III , 577 f.
– 1364 –
Ext rem selt enes, wohl unika les Exemplar auf Chinapapier, aus den Sammlungen Desc amps-Scrive, Lainé und Petiet 435 Lurine, Louis und Ch[arles] Nodier (Hrsg.). Les environs de Par is. Paysage, histoire, monum ents, mœurs, chroniques et traditions. Ouvrage rédigé par l’ élite de la littérature contemporaine sous la direction de MM. Ch. Nodier et Loui s Lurine et illustré de 200 des sins par les art iste s les plus dist ingués. Par is, P. Boizard & G. Kugelm ann, [1844]. Frontispiz und 27 Tafeln in Holzschnitt auf getöntem Velinpapier, knapp 140 Textholzschnitte. 2 Bl., VI S., 490 S., 2 Bl. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart, unbeschnitten (276 x 175 mm). Langgen arbter roter Mar oquinband auf fünf flache, zwischen Filet en dek orat iv goldgeprägte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in einfachem und blindgeprägten Rauten und Eckfleurons in doppelten Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenfeld ern, mit drei Goldf iletenrahm en, der innerste mit Eckfleurons, auf den Deckeln, zentral eine Raute mit floral-orn am entaler Binn endek orat ion in Blindpräg ung, mit goldverzierten Einband-Ecken, goldgeprägten Inn enk anten mit dunk elg rün intarsie rten Ecken, mit Doublüren und Vorsätzen aus grün er Moiréseide, weiteren Vorsätzen aus Marm orpapier, ein gebundenem, beid seit ig illu striertem Orig in al-Um schlag (inkl. Umschlagr ücken) und Goldschnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Noulhac“ .
„Nous avons vu un exemplaire imprimé sur papier de Chine“, ber icht et e Léopold Car t eret – da bei wird es sich um das unsr ige handeln, das vorm als im Be sitz von René Desc amps-Scrive war, dessen Kat alog Car t eret 1925 vera nt wor t et e; mögl icher weise ist es ebenso unik al, wie Car t eret bei unser em para llelen Chin apapier-Exemplar von Lur i nes Les rues de Par is mutm aßte. Wie bei dem von ihm gesehenen Band sind die Ta feln auf Vel inpapier ged ruckt, da neben existier en nach seiner Ausk unft auch sepa r at e Sui ten auf Chin apapier. In jedem Fall kommt dem vorl iegenden Exemplar größt er Selt en heitswert zu. Es liegt un beschnit t en und mit eingebundenem Orig inal-Umschlag in einem Ein band von Hen r i Noulhac vor, des s en De kor im Stil der Zeit ident isch mit dem unser es Chin aPapier-Exemplars von Les Rues ist. Der Zustand: wie neu! Proven ienz: Zwei goldg epräg t e Ex l ibris auf dem zweit en Vors atz: René Desc amps-Scrive (Aukt ion II , 1925, Nr. 162: frs. 2.200) und George s Lainé (Aukt ion 1962, Nr. 21: frs. 1.400). – Henr i M. Petiet (Aukt ion II , 1992, Nr. 83: frs. 33.000).
– 1368 –
Aus der Sammlung Petiet 436 Lurine, Louis. Le treizième arr ondissem ent de Par is. Par is, F. Lamiche, 1850. 2 Fronti spize auf bräunlichem Papier, etwa 80 Textillus trat ionen in Holzschnitt. 2 Bl., 354 S. Oktav, unbeschnitten (225 x 139 mm). Langgen arbter Halblederband in Mar oquin citron auf fünf zwischen Goldf ileten blindgeprägte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in einfachem sowie sechsfachen Goldf ileten rahm en in den übr igen Rückenfeldern, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätzen und einge bundenem illu strierten rosafarbenen Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), verso flieg end en Vorsätz en sig niert „G. Mercier Sr de son père – 1930“ (Umschlag angestaubt, verblichen und mit unterlegten Randläsuren, nicht num er iertes letztes weißes Bl. entfernt). Nach r icht en aus ei ner verschwiegenen Reg ion Pa r is war zur da m a l igen Zeit in zwölf Ar r ond isse ments einget eilt, das dreiz ehnt e existier t e übera ll und nirgends: „On sait que ce treizième arr ond is sement était celui des mar iages morganatiques ou de la main gauche“, ist bei Gay/Lemonnyer nachz u schlagen. Aus dieser Halbwelt liefer t e der fruchtba re Schriftsteller und prof unde Pa r iskenner Louis Lurine (1816 –1860) „études de mœurs spécia les, aphorismes et réflexions sur les femmes, l’amour et les lia isons faciles de la capita le“ [Lacombe]. Das Werk besteht aus zwei durchgehend pag in ier ten Teilen mit zwei Frontispiz en, das zweite [vor S. 223] wurde indes von den Bibliog raphen überse hen. Die meist unsig nier t en Holzschnitt v ig netten sind „nombr eus es et amusa nt es“ [Lacombe]. Uns er schönes Exe mplar liegt un b es chnit t en und mit dem illustrier t en Orig in al-Umschlag im Einband von Georges Mercier vor. Proven ienz: Aus der Bibliot hek von Henr i M. Petiet (Aukt ion II , 1992, Nr. 131: frs. 2.000). Lit er at ur: Nicht bei Brivois; Car t eret III , 398; Gay/Lemonnyer III , 1248; Hoefer 32, 268; Lacombe 949; Quéra rd/Bourquelot V, 212; nicht bei Sander; Vicai re V, 433.
– 1370 –
Aus dem Besitz des Herzogs Hippolyte Charles Napoléon Mort ier de Trév ise – und eines unbek annt en Soldat en 437 Macé, Jean. Contes du pet it château. Illustrations par Bertall. (Bibliothèque illustrée des familles). Par is, J. Hetzel [und:] Firmin Didot frères & fils, [1863]. 16 Tafeln und 42 Textabbildungen in Holzschnitt. 4 Bl., 319 S.; 16 S. ( Verlagswerbung). – S. 98 –102 fehlen. Groß-Oktav (234 x 150 mm). Dunk elblauer Halbsaf fian-Verl agseinband auf vier Bünde, mit goldgepräg tem Rückent itel in doppeltem Goldf iletenrahm en sowie fünffachem Goldf iletenrahm en (darin Eckfleurons) in den übr igen Rückenk ompartimenten, mit Rahm enwerk aus fetten Blindf ileten auf den Deckeln, weißen Moiré papiervorsätzen und Ganzg old schnitt, auf den Deckeln in Blindpräg ung sig niert „Engel. rel.“ (Buchblock etwas schief, Vorsätze stärk er oxydiert, erste Bl. stärk er, sonst leicht braunf leckig, S. 98 –102 fehlen).
1862 erschienene Erst ausg a be viel leicht in Er war tung kom menden Kindersegens er worben hat t e, der indes ausblieb. 1869 erbt e er das neuerbaut e Schloß Sceaux bei Par is, in das sich im Deutsch-Franz ösi schen Krieg 1870 deut sche Truppen einq uar t ier t en. In dieser Zeit gel angt e das Kinderbuch in die Hand eines deutschen Sold aten – ob als „Beute“ oder als „Ges chenk“, bleibt ung ew iß. Der kinderlose Herz og dürfte den Verlust des Jugendbuchs ver schmerzt haben, dem zum al (trotz der Verlagsbin dung!) vier Seit en fehlt en. Dennoch mark iert dieser Besitz er wechsel auf eine ein m a l ige und denkw ür dige Art den Abgesang des Sec ond Empire ebenso wie den Abschied von der rom antischen Epoche. Der neue Besitz er und Besatzer konnt e mit beidem offenbar nicht viel anfangen. Ihm dient e das Buch gem äß seinem Eint rag in Schönschrift led igl ich „Zur Er i nner ung an die Bel ager ung von Pa r is“. Proven ienz: Ver merk verso Vors atz: „Zur Er i nne rung an die Belager ung von Par is aus der Bibliot hek des Herz ogs von Trev ise [/] Sceaux den 20. Sept em ber 1870“. Lit er at ur: Nicht bei Beraldi, Brivois und Cart eret, DLF II , 99; nicht bei Gumuchian und Lonc hamp; Osterw alder 128 (mit fal schem Jahr); nicht bei Ray und Sander; Vicai re V, 439 f.
Ein Bücherschick sal im Deutsch-Franz ösischen Krieg Der vorl iegende Tit el wird in den meisten einschlä gigen Sek und är werken überg angen, sei es, weil es sich ‚nur‘ um ein Kinderbuch und zudem eine spät e Arbeit des allz u vielbeschäf t igen Illustrat ors Bertall handelt. Allerd ings war dieser mit seiner „kindlichen herzl ichen Auf fassung“ ger ade der „gebor ene Illustrat or des Kinderbuchs“ [Rümann 191], sein Strich „oft spieler isch“, doch dab ei immer „klar und eind ringl ich“ [ebd.]. Der Aut or, der Mädchen schullehr er und Publiz ist Jean Macé (1815 –1894) war im merh in Gründer der Ligue de l’Enseignement. Ein besonder e Bedeut ung erh ält unser Buch aber durch sein ind iv iduelles Fat um: Erstb esitz er war Hippolyte Charles Napoléon Mort ier de Trév ise, duc de Trév ise (1835 –1892), der 1860 geheir at et und die
– 1371 –
Vorzugsexemplar, im Mosai keinband à la cathédrale von Thouvenin 438 Malherbe, François de. Poésies. (Collection des meilleurs ouvrages de la langu e française, dédiée aux amateurs de l’art typog raphique, ou d’ éditions soug nées et correctes [21]). Par is, P. Didot l’ainé, 1815. XXXI S., 2 Bl., 261 S.
Oktav (209 x 126 mm). Mosaikeinband der Zeit von geglättetem Mar oquin citron auf vier breite, von fet ten Goldf ileten eingefaßte, golddek or ierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel auf dunk elg rünem Rücken schild, floralen und orn am entalen, goldgefaßten Intarsi en in den übr igen Rückenfeldern, die Deckel mit linearorn am entalem Rahm enwerk und rot intarsier ten Eckstücken, zent raler Dek or à la cathédrale: Rosette, die durch krabbenbesetzte Dreiecke zu ein er Rautenform ergänzt wird, mit Intarsien in Ocker, Rot, Grün und Mar ineblau, mit Dentellebordüre auf den Innenk anten, marm or ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt, am Fuß sig niert „Thouvenin“ . In einem hinr eißenden Mosa i keinband à la cathédrale von Thouvenin François de Malherbe (1555 –1628) war Hofd ichter Kön ig Heinr ichs I V. von Frankreich und später Günstling des Kard in als Richelieu. Mit seiner von ita l ien ischen Vorbildern und der Schule der Pléïade gepräg t en, ebenso formvollendet en wie verständ lichen Lyr ik wurde er zum Wegber eiter der fran zösischen Klassik. Mit vollem Recht wurden seine Poésies daher in die Collection des meilleurs ouvrages de la langu e française, dédiée aux amateurs de l’art ty pog raphique aufgenommen. Dies ist die Vorz ugs var ia nt e auf „Papier vélin“, daneben gab es eine wei ter e, bill iger e auf „Papier fin“. Eine erste Ausg a be hat t e Didot schon 1797 herausgebracht. Den Rom ant ikern galt Malherbe spät er als Inbeg riff des uni nspir ier t en Verseschmieds, was sein Bild in der Lit er at urgeschicht e nach h alt ig bestimmt e. Wie eine Ent geg nung an diesen Mainst ream der Rez ep tionsgeschicht e wirkt der vorl iegende, eminent ro mant ische, del ik at e Mosa i keinband à la cathédrale von Thouvenin – erh alten in einer geradez u un glaubl ichen Frische. Das Buch wurde im Jahr 1949
auf der Ausstellung Dix Siècles de Livres français in Luz ern gez eigt. Proven ienz: Aukt ionsk at a log Rob ert Schum ann 1931, Nr. 113: frs. 3.000. – Etikett auf einem Vor blatt: „Ce livre a fig uré à l’exposit ion ‚Dix Siècles de Livres français‘ (Lucerne, 9 juillet – 2 octobre 1949) sous le No 427 du catalogue“. – Auf dem Spiegel goldg epräg t es Ledere x l ibris von Henr i Bur t on (1890 –1971). Lit er at ur: Bru net III , 1338; Grae ss e I V, 352; Quéra rd V, 466; Vicai re V, 470; zu Thouvenin: Fléty 168; Ramsden 204.
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Im Verlagseinband in Chromol it hog raphie 439 Mallet, Mar ie. Les Contes de la Mère Étrennes. Par is, Alph. Dese sserts, [etwa 1851]. 9 getönte Lithog raphien, 26 Textholzschnitte. 4 Bl., 92 S. Quart (310 x 240 mm). In Chrom olithog raphie ilustrierter Pappband des Verlags auf glatten Rücken, mit zit ro nengelben Buntpapiervorsätzen, in späterem Halbleder schuber mit goldgeprägtem Rückent itel (Schuberk anten eing er issen, Ecken und Kapit al e mit ger ing f üg ig en Stauch spuren, leicht braunf leckig, stellenweise leicht gebräunt). Im hübsch illustrier t en Verl agseinband Dies ist eines der frühesten Werke der Kinderbuch aut or in Mar ie Mallet, die 1849 mit Les Contes du Bon homme Étrenn es debütiert hatte und nun mit den Contes de la Mère Étrenn es das ‚weibl iche‘ Pend ant dazu vorleg t e – kleine Kindergeschicht en als Ge schenk zum neuen Jahr. Das Mot iv des Neua nfangs ist indes nicht nur dem jah r esz eit l ichen An l aß geschuldet, sondern kenn zeichnend für Mallets päda gog ische Grundeinstel lung: Das Kind sieht sie nicht mehr trad it ionell als Träger der Erbsünde, sondern als ein buchstäbl ich unbeschriebenes Blatt, das vorz ügl ich durch Lek tür e erst noch prägen ist – durch „récits simples et naï fs com me votre âme“. Das Er z ie hungs z iel kehrt sich von je der Form der ‚Wild heit‘ ab: „So yez bons et doux, chers pet its, car la bont é et la douceur doivent vous gagner l’affection de tous ceux que vous con naissent“ – und nebenbei „votre père […] n’est point forcé de vous punir …“, heißt es im Vorwort. Ein allu mfassendes Har mon ie-Idea l soll mögl iche (Rol len-)Konflikt e von Anfang an nivell ier en. Entsprechend verschwim men auch in der mehrdeutigen Anr ede der Auto rin „Ã mes enfants“ die Rollen der Mutt er, der Er zähler in und der Erz ieher in. „Vous êtes, mes beaux anges, les grandes joies et les grands soucis de ma vie“, gestand Mar ie Mallet übervollen Herz ens im Geleitwort des Büchleins, dem sie bis weit in die 1870er Jah r e hinein uner müd l ich weit er e Kinderund Jugendschrif t en folgen ließ. Illustriert ist das Buch mit 26 Holzschnitten, von denen einer von Jules Gaildrau [Beraldi schreibt:
„Gaildreau“] und die gro ß e Schluß v i g net t e von Berta ll sig niert sind, sow ie mit neun stimmungs vollen get önt en Lit hog raphien von Loui s Las salle. Dieser hieß eigent l ich Loui s Simon Ca baillot (1810 –1870) und war vorw iegend als Landschafts-, Genr e- und Kostüm m a ler tät ig. Seine for m at f üllen de Chromol it hog raphie auf dem Vorderdeckel des hübschen Verlagsein bandes zeigt eine Kinder r unde in fröhl ichem Reigen um die Mère Étrennes. Proven ienz: Illustrier t es Ex l ibris von F. van Ant wer pen auf dem Innendeckel. Liter atur: Gumuchian 3914; zu Lass alle: Bénézit V III , 302 f.; DBF V II , 747; Thieme/Becker 5, 320.
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Armand Ripaults Exemplar, in den Verleger-Lux useinbänden 440 Marmier, Xavier. Voya ge pittoresque en Alle ma gne. Illustrations de MM. Rouargue frères. Partie méridionale. Und: Part ie septent rionale. 2 Bde. Par is, Mor izot, [1859] – 1860. Zu samm en 44 Tafeln in Stahlstich (darunter 6 kolor ierte Kostümtafeln) mit zartr osa Seidenvorsätzen, 2 Titelillu strat ionen in Holzschnitt. 2 Bl., 504 S. Und: 2 Bl., 516 S. Quart (265 x 172 mm). Verlegereinbänd e von grün em Saff ian auf glatten, ganz in Goldpräg ung illu strier ten Rücken, die identischen Deckel mit Titel „l’all ema gne“ und allerlei ‚deutschen‘ Mot iven in Goldpräg ung in fettem und magerem Goldf iletenrahm en, mit doppel ten Goldf ileten auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Inn enk anten, Doublüren und Vorsätzen aus wei ßem Moiréseidenpapier und Ganzgold schnitt, die Platten sig niert „A. Souze“ .
Ein Franz ose ber eist das rom ant ische Deutschl and Xavier Marmier (1809 –1892) wurde mit 21 Jahr en Red akt eur der Revue germ anique und int er e ssier te sich in besonder em Maß für die nord ische und deut sche Kult ur. Er war leidenschaft l icher Reisen der (u. a. auch in Rußland, Ägypt en und Kan ad a), kosmop ol it ischer Übersetz er und Lit er at, Biblio thek ar im Mini stère de l’Inst ruction publique und seit 1846 an der Bibliot hek Sainte-Genev iève. Der süd l iche Teil sei ner Voya ge pit toresque en Allema gne schließt Öster r eich-Un g arn mit ein. Die Reise beg innt in Straßburg, führt über Karlsr uhe und Ludw igsburg nach Stuttg art, über die Schwä bische Alb nach Ulm, Augsburg und München, von dort nach Salzburg, Tir ol und in den Trentino, weit er nach Kärnt en, Triest und Slowen ien, die Donau entlang nach Wien, von dort nach Ungarn und
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Böhmen. Der zweite Teil beg innt in Prag, führt nach Sachsen, Schlesien, Brandenburg, Pom mern, West- und Ostpreußen bis nach Kön igsberg, zur ück an der Ostseek üste ent l ang über Meck lenburg und Lüb eck bis nach Hamburg, dann südw ärts über Lüneburg, Hannover, Braunschweig und den Harz nach Weim ar, Got ha und Coburg, nach Franken mit Bamberg, Nürnberg und Würzburg, von dort den Main abwärts nach Frankf urt und schließlich den Rhein entlang nach Köln. Marmier ber ichtet von Schriftstellern und Gelehr t en, Mona rchen und ein fachem Volk, Sitten und Gebräuchen, Sagen und Leg enden, Lands chaft, Kunst, Archit ekt ur und Gewerbe.
von den Brüdern Émile und Adolphe Rouargue, die auf Vedut en bzw. die Illustrat ion von Reisewerken spez ia l isiert wa r en. Das wie neu erh alt ene Werk liegt in pracht vollen Verlegereinbänden mit gold gepräg t en Plat t en von Aug uste D. Souz e vor. Proven ienz: Ar m and Ripaults kleines Ex l ibris mit der Dev ise „D’espér er serv i ra“ verso fliegenden Vor sätz en (dessen Aukt ion II , 1924, Nr. 592: frs. 2.950). Liter at ur: Nicht bei Beraldi, Brivois und Carteret; Brunet V I , 1486, Nr. 26337; Lonc hamp II , 304; Osterw alder 923; Sander 701; nicht bei Schm itt; Vicaire V, 536; zu Marmier: DLF II , 119 f.; Hoefer 33, 863 f.; zu Souz e: Malavieille 246.
Begleitet wird der Text von 38 schönen Ansichten in Stahlstich sow ie sechs kolor ier t en Stichen mit Volksszenen und -tracht en. Ausgef ührt wurden sie
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Im Verleger-Lux useinband, aus dem Besitz von Robert Abdy 441 Méry, [Joseph] et le Cte Fœlix [d. i. Louis-Fran çois Raban]. Histoire des Femmes mythologiques. Des sins par G. Staal. [Gestochener Titel: Muses et fées. My tholog ie universelle]. Par is, G. de Gonet [und:] Martinon [und:] Leipzig, Ch. Twietm eyer, [1851]. Illu strierter kolor ierter Titel und 11 weitere kolor ierte lithog raphi sche Tafeln mit Seidenvorsätzen. 2 Bl., XXIV S., 292 S. Quart (266 x 177 mm). Verlegereinband von nachtblauem Saff ian auf glat ten, ganz in Goldpräg ung illu strierten Rücken, die Deckel mit ident ischen goldgeprägten Plat ten in fettem und doppeltem mageren Goldf iletenrah men, mit doppelten Goldf ileten auf den Steh- und vierfa chen auf den Innenk anten, mit Doublüren und Vorsätzen aus weißem Moiréseid enpapier und Ganzg old schnitt, in neuem, mit Filz gef üttertem Pappschuber (Kanten ger ing berieben, Vorsätze mit schmalem Oxyd at ions rand, durchgehend etwas braunf leckig). Der Myt hos Frau – von er fahr enen Männern beschrieben Sowohl das Verlegerkonsor t iu m als auch die bei den Aut or en wa r en ber eits ein eingespielt es Team, als sie das vorliegende Buch in Ang riff nahmen: Sie hatt en schon in Grandvilles 1849 erschienenem Werk Les étoiles [vgl. Nr. 307 ff.] zusam mengea rbei tet, das der Künstler nicht mehr vollenden konnte: Méry schrieb zu dessen dernière féerie den Begleit text, Fœlix steuerte eine Astronomie des dam es bei. Ein Jahr darauf brachten die Verlag e de Gonet, Martinon und Twietmeyer mit Gavarnis zweibän digen Perles et parures [vgl. Nr. 251 f.] ein weiter es hübsch illustriert es Buch über und für Damen her aus, bei dem Méry wiederu m für den allgemeinen Text und Fœlix für zwei spez iellere Ess ays, eine Mineralog ie des dam es und eine Histoire de la mode zu ständ ig war. Ein weit er es Jahr spät er folgt e dann – wieder in der gleichen Konstell at ion von Verl agen und Verfassern – das vorl iegende Buch über myt ho log ische Frauengestalt en aus der Ant ike, dem hin duistischen, persischen, kelt ischen und nord ischen Kult urk reis. Als Zeich ner wur de Gu stave Staal (1817 –1882) ver pflicht et, der gleichfalls ber eits eins chläg ig e Er fahr ungen mit der Illustrat ion von Werken wie Les femmes de la Bible (1846) von George s Darboy [vgl. Nr. 129] und Les femmes de H. de Balzac (1851) bes aß. Zwölf zart kolor ier t e Lit hog raphien setz en
Gen ien und Nymphen, Houris, Und inen oder auch die bret on ische Dame Blanche ins Bild – die Ver ehr ung und Myt hisierung der Frau als „Fee“ oder „Muse“ kann wohl als die rom ant is che Män ner phantasie schlechth in gelten. Doch läßt sich das Buch auch als Nachschlagewerk benutz en: Es wird durch ein vierseit iges zweispalt iges Na mens- und Ortsr eg ister er- und beschlossen. Unser Exemplar liegt in einem schönen Verleger einband vor, dessen goldgepräg t e Deckelplat t e das Them a mit zwei sehr unt erschiedl ich cha r akt er i sier t en Frauengestalt en auf eigenständ ige Weise ak zent u iert: Die eine sitzt nachdenk l ich in m it t en von Blüt en, die ander e hat sich gestik ul ier end erhoben und steht mit wehendem Haar vor einem dürftig bel aubt en, sturmgebeugt en Baum. Proven ienz: Mit Ex l ibris von Robert Abdy (dessen Aukt ion 1975, Nr. 156). Lit er at ur: Beraldi XII , 55, Nr. 2; nicht bei Brivois und Cart er et; Osterw alder 1004; nicht bei Sander; Talva rt/Place XI V, 312; Thieme/Becker 31, 429; Weller 203 (Fœlix).
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Eines von 25 Exemplar en auf Chinapapier 442 Michaud, [Jean de]. Histoire des Croisad es. Illustrée de 100 grandes compositions par Gustave Doré, gravées par Bellenger, Doms, Gusm an, Jonnard, Panne maker, Pisan, Quesnel. 2 in 1 Bd. Par is, Furne, Jouvet et Cie, 1877. 100 Tafeln in Holzschnitt, 2 Titelport raits in Holzschnitt. 2 S. ( Verlagsprospekt); 2 Bl. ( Verlagsprospekt); 2 Bl., 424 S.; 2 Bl., 376 S. – Titel in Schwarz und Rot. – Auf Chin apapier gedruckt. Groß-Folio, unbeschnitten (442 x 315 mm). Dunk elr oter grobgen arbter Mar oquinband von George s Huser auf fünf stark e, von Blindf ileten eingefaßte und mit Gold fileten verzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel in Goldf iletenrahm en sowie vierfachen Goldf iletenrah men in den übr igen Rückenk ompartimenten und auf den Deckeln, mit doppelten Goldf ileten auf den Stehk anten, Dentellebordüre auf den Inn enk anten, Marm orpapier vorsätzen, 2 eingebundenen Orig in al-Um schlägen (inkl. Um schlagr ücken) und Ganzg oldschnitt. Rom ant ische Rück besinnung auf das Mit t ela lt er: Mit 100 Tafeln nach Gustave Doré – eines von 25 Exempla r en auf Chin apapier Die zuerst 1812 –1822 erschienene Geschicht e der Kreuzz üge aus der Feder des Histor ikers, Dicht ers, roya l istisch eingestellt en Jour n a l isten und Mit her ausgebers der Biographie universelle, Joseph-François Michaud (1767 –1839), ist zugleich „la plus grande œuvre de sa vie“ [Hoefer]. Das Werk besitzt „une réelle imp orta nce, non seulement sur le mouvement historique des années suiva nt es, mais également sur une grande part ie de la litt er ature rom an tique“ [Esc offier, S. 61]. Tats ächl ich eröff net e es dem 19. Jahrhundert eine neue Sicht auf die Epo che, war Michaud doch „le prem ier qui ait rem is en honneur ce moyen âge jusque-là si méprisé“. Hoefer stellt e heraus: „on ne saur ait avoir une plus belle con science d’histor ien, une marche plus aisée et plus reglée, plus de goût, de bon sens et de clarté“. Für ihn war Michauds Histoire des Croisades, die ber eits 1825 –1829 in der vierten und 1838 in der fünften, vermehrten Auflage erschien, „à fois une date et un monument“ [Hoefer]. Steht das Werk selbst am Anfang der rom ant ischen Rückbesinnung auf das Mitt ela lt er, so ist die erst ma l ige Edit ion mit den 100 großen HolzschnittTafeln von Gustave Doré von 1877 gew isserm a ßen ein Nachk lang, ein Spätl ing auch im Werk des Künst lers. Gleichwohl zeich net e Doré hier ein m al
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mehr „avec un rel ief rema rquable et une étonna nt e vigueur, non seulement les int érieu rs du moyen âge, mais encore les scènes les plus gracieuses com me les tableaux les plus sinistres“ [Leblanc]. So ist die „très belle publication“ [Carteret] auch unt er Bibliophilen gesucht, insb esonder e die sel tenen Exempla r e auf Chin apapier sind längst „fort recherchés“ [Carteret] – dieses ist Nummer 8 von 25 Ex em pla r en. Der Druck auf dem dün ne r en, gleichwohl sehr festen Chin apapier er mögl icht e die Zusam menfassung beider Teile in einem Band in Groß-Folio – das Form at entspricht also dem ‚monu ment a len‘ in h alt l ichen Gew icht. Der Ein band stammt von Ge org e s Huser (1879 –1961), einem „artisan de grande qualité“ [Fléty], der sich seine Sporen bei Dav id, Noulhac und Lemardeley verd ient hat t e. Eingebunden sind die beiden Orig in al-Ums chläg e auf blaue m Papier sow ie zwei Verl agsprospekt e. Das unb eschnit t ene Buch prä sent iert sich in best mögl ichem Zustand. Proven ienz: Auf dem fliegenden Vorsatz verso das Ex l ibris von P[aul] Brunet, Aukt ion 18./19.11.1935, Nr. 258, frs. 1.600. – Spät er bei Adria n Flühm ann. Lit er at ur: Cart eret III , 405; Dézé 77 f.; Guratzsch/Unverfehrt II , Nr. 156; Hoefer 35, 329 ff.; Leblanc 240 f.; Osterw alder 321; Rümann 203; Sander 571; Vicai re V, 806; zu Huser: Fléty 93.
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Ein Geschenk von Kön ig in Mar ie Amélie de Bourbon, im Verleger-Lux useinband 443 Michelant, L[ouis]. Faits mémorables de l’ histoire de la France, par L. Michelant; précédés d’une introduction par M. [Philippe-Paul com te] de Ségur, et illustrés de 120 tableaux de M. Victor Adam, gravés par les premiers artiste s de Par is. Par is, Didier [und:] Aubert et Cie, 1844. Illu strierter Titel in Holzschnitt mit Seid envorsatz, Titelvig nette und 118 halbseit ige Textabbildungen in Holzschnitt. 2 Bl., I V S., 472 nicht pag inierte S., 6 S., 1 Bl. (Errata). Quart (254 x 168 mm). Verlegereinband von rotbraunem Saff ian auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rücken titel zwischen reicher orn am entaler Goldpräg ung, die Deckel mit goldgeprägtem floralen Rocaille-Dek or in fettem und magerem Blindf iletenrahm en, mit weißen Glanzpapiervorsätz en und Ganzg oldschnitt (Rücken verblichen, Kanten stellenweise ger ing berieben, vorde rer Innendeckel etwas leim schatt ig). Die Geschicht e Frank r eichs in 118 Episoden und 118 Holzschnitt en – ein Geschenk der letzt en Kön ig in der Franz osen „Er hat besonders viele Schlacht en gem alt und ist in Versailles mit einer ganz en Reihe von Darstel lungen aus den napoleon ischen Kriegen ver t ret en“, heißt es bei Thieme/Becker etwas schmall ippig über den frucht ba r en Histor ien-, Landschaftsm a ler und Lit hog raphen Vict or Adam (1801 –1866). Im vorl ie genden Band deckt e er jedoch ein wesentl ich brei ter es them at isches und zeit l iches Spekt rum mit sei nen Illustrat ionen ab: Der Aut or Loui s Michelant bes chreibt 118 Epis oden aus der franz ösis chen Geschicht e vom Frühm itt ela lt er (451 n. Chr.) bis zu Napoleons Adieux de Fontainebleau im Jahr 1815, je weils illustriert von einer halbseit igen Abbildung. Statt an Sei t en z ah len kann sich der Le s er mit Hilfe der durchgehend in der Kopfleiste angegebe nen Jahr esz ahlen im Buch wie in der Geschichte orient ier en. Unser Exemplar zeichnet sich durch drei Beson derheit en aus. Zum einen besitzt es gegenü ber dem Druckt it el auch einen illustrier t en Tit el nach einer Zeichnung von Vivant Beaucé – die Tafel ist so selten, daß Car t eret freimüt ig eingestand, „nous ne l’avons pas renc ontré“ [Car t eret]. Zum zweit en präs en tiert es sich in einem Verlegereinband aus Saffi anleder mit zierl ic hem goldg epräg t en Rocaille-
Decor auf dem Rücken und den Deckeln. Und zum drit t en kor r espond iert mit dem bedeut enden histo rischen Geh alt die handschrift l ich bez eug t e Prove nienz als Geschenk der letzten Kön ig in der Fran zosen, Mar ie Amélie de Bourbon (1782 –1866), der Gatt in des von 1830 bis 1848 reg ier enden „Bürger kön igs“ Loui s-Philippe I. Angesichts dieser ehr würd igen Herk unft scheint es fast selbst verständ lich, daß der schöne Band wohlerh alten auf uns gekom men ist. Proven ienz: Auf dem Vorblatt die handschrift l iche Widmung: „Donné par la Reine [/] Mar ie Amélie [/] à Alphonse de Berthois“. – Auf Vortitel und Tit el zwei kleine Präg estemp el mit gek rönt em Löwenwappen. Lit er at ur: Brivois 277; Car t ere t III , 405 f.; Osterw alder 33; Quéra rd/Bourquelot V, 395; Sander 472; Vicaire V, 813 f.; zu Adam: Thieme/Becker 1, 69.
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Exemplar auf Chinapapier – mit handschriftl ichem Brief des Aut ors, aus den Sammlungen Desc amps-Scrive, Gavault und Degryse 444 Michelet, J[ules]. L’ insecte. Nouvelle édition illustrée de 140 vig nettes sur bois par H[ector] Giacomelli. Par is, Hachette et Cie, 1876. 34 ganzseit ige Abbildungen (davon 33 auf ein seit ig be druckten Blättern), 159 Bildleisten (einige wiederh olt) und Vig netten, alles in Holzschnitt. 1 leeres Bl., 3 Bl., 463 S. – Titel in Schwarz und Rot gedruckt. – Text in zweifachen schwarzen Rahm en gesetzt. – Auf Chin aPapier gedruckt. Quart, kaum beschnitten (280 x 195 mm). Grobgen arbter dunk elbraun er Mar oquinband der Zeit auf fünf point illéverzierte Bünde, mit goldgerahmtem Rückent itel und vierfachen Goldf iletenrahm en in den übr igen Rückenfel dern, mit doppeltem und darin siebenfachem Goldf ileten rahm en auf den Deckeln, doppelten Goldf ileten auf den Steh-, breiter Dentellebordüre auf den Inn enk anten, marm or ierten Vorsätz en, eing ebund en em, cremefar benem, illustriertem und in Schwarz und Rot bedruck tem Orig in al-Um schlag sowie mit Ganzg old schnitt über Témoins, auf dem Spiegel sig niert „Mar iu s Michel“ , in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber mit Mar oquin kanten. Eines von 50 Exempla r en auf Chin apapier – mit Aut og raph von Jules Michelet Der Histor iker Jules Michelet (1798 –1874), Aut or ei ner monu ment a len Histoire de France, verlor als überz eug t er Republik a ner zu Beg inn der Ära Napo leons III . 1851 seine Professur am Collège de France; in der Folgez eit zog er sich zunehmend aus dem Pa r iser Leben und Treiben zur ück und er weit er t e zugleich sein Blick feld auf Mor alphilosophie und die Nat ur-‚Geschicht e‘. Diese bet racht et e er wen i ger aus einer nat ur w issenschaft l ichen als aus ei ner rom ant isch mitempfi ndenden Perspekt ive: „Il se mêle à la vie des anim aux, exa mine les combats, les travaux, les jeux des insectes et des oiseaux, cherche par-delà leurs inst incts une âme con fuse, pardelà leurs mœurs les symboles qu’ils offr ent à sa médit ation“ [DLF II , 158]. L’ insecte war zuerst 1858 erschienen und hatt e großen Erfolg: Noch im glei chen Jahr kam eine deutsche, 1875 eine englische Übersetz ung heraus, diese erst m als mit den Illu strationen von Hector Giacomelli [vgl. Rahir]. In sofern ist die Ang a be bei Talva rt/Place inkor r ekt, die hier vorl iegende acht e franz ösische Ausg a be sei die „première édition illustrée de cette œuvre et
prem ier tirage des illustrations“ – dies gilt nur für den fran kophonen Ber eich. Hec t or Giacomelli (1822 –1904) hat t e 1867 auch schon Michelets L’Oiseau kongen ia l il lustriert; beide Bücher gehör en zu seinen „haupt sächl ichsten Ar beit en“ [Thieme/Becker]. Beraldi schreibt mit Blick auf sei ne or n it holog ischen Il lustrat ionen, Giacomelli sei der „Van Huysum des petits oiseaux, des oiseaux expressifs, tend res et ravissants, qui ont l’air d’en penser bien long“ [Beraldi VII , 105]. Dies gilt auch für seine Insekt end arstellungen, etwa wenn er einen mächt igen Hirschk ä fer, emsige Ameisen oder eine im Dunkel dräuende Spinne ins Bild setzt – det ailr eiche Nahauf n ah men, die im mer auch den umgebenden Lebensr aum mitein bez iehen. Das popul ä r e Werk liegt hier in einem exq uisit en Exemplar vor: Dies ist die Nr. 23 von 50 Exempla ren auf Chin apapier, mit et was abweichender Kolla tion gegenü ber der Nor m alausg a be: Das zweit e Blatt mit der justification du tirage sow ie das vorgeschal tet e leer e Blatt finden sich nur in diesen Exempla ren. Das vorl iegende ist kaum beschnit t en, wurde von dem großen Henr i Mar iu s Michel (1846 –1925) zeit genössisch gebunden und ist per fekt erh alt en. Es stammt aus dem Besitz des Industriellen und Samm lers René Desc amps-Scrive, des Theat erdir ektors Paul Gavault und der Autor in und Pian istin C hant al Ca z aux. Was das Buch einm alig macht, ist das auf einem Vorblatt auf zwei Stegen mont ier t e Aut og raph des Aut ors Jules Michelet. Es handelt sich um ein dop pelseit iges eigen h änd iges sig nier t es Schreiben mit Couvert an [Alf red] François Net t ement (1805 –1869) „aux bur eau de l’Opi nion publ ique“. Die Zeitschrift war 1848 von ihm geg ründet worden und wurde nach dem Staatstreich von 1851 aufgelöst. Proven ienz: Ex l ibris von René Desc amps-Scrive (Auk t ion II , 1925, Nr. 156: frs. 1.100; zit iert bei Car teret), Paul Gavault (Aukt ion V, 1951, Nr. 2238: frs. 13.500) und Chant al Caz aux auf fliegendem Vorsatz sow ie von Georges Degryse (Aukt ion 1991, Nr. 463) verso fliegendem Vorsatz. Lit er at ur: Beraldi V II , 106; Brivois 278; Cart eret III , 408 (zit iert dies es Exemplar); DBF XV, 1435 (Giacomelli); Hag en I, 539 (er ste Ausg.); Lonchamp II , 319; Osterw alder 422; Rahir 539; nicht bei Sander; Talva rt/Place 58, Nr. 31.B; Thieme/Becker 13, 575; Vicai re V, 834 f.
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Mit sehr selt ener zusätzl icher Tit elei, das Exemplar von E. C. A. Legrand und Vict or Mercier 445 Les mille et un jours. Contes Persans, Turcs et Chinois, traduits par Petit de la Croix, Cardonne, Caylus, etc. Augm enté s de nouveaux con tes traduits de l’Arabe par M. Sainte-Croix Ajpot [sic für Pajot]. Édition illustrée. Par is, Porrat frères, 1844. Titelillu strat ion in Blau und Gold, etwa 200 Illu strat io nen, Bildinitialen und orn am entale Vig netten in Holz schnitt im Text. 2 Bl.; 434 S., 1 leeres Bl.; 4 S. (Prospectus) Quart, unbeschnitten (273 x 171 mm). Dunk elblauer Halbm ar oquinband auf fünf pointilléverzierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und orn am entaler und linearer Goldpräg ung der übr igen Rückenfelder, jeweils in doppeltem Fileten- und einfachem Point illérahm en, mit Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsät zen und eingebundenem, illu striertem, in Blau und Gold bedrucktem Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken), verso fliegendem Vorsatz sig niert „V. Champs“ ( Vort itel und letzte Prospekt-S. gebräunt). Mit der sehr selt enen Tit elei des nicht erschienenen „tome I“, dem Orig in al-Umschlag und Prospekt Die von François Pet it de la Croix (1653 –1713) her ausgegeb enen orient a l ischen Erz äh lungen folgen dem Vorbild von Les mille et une nuits [vgl. die fol gende Num mer]; diese Ausg a be ent h ält zudem un veröf fent l icht e Erz ählungen nach einem ara bischen Ma nuskript, das dem Orient a l isten Jules SainteCroix Pajot in Kair o übergeb en worden war. Die über w iegende Zahl der rund 200 Vig net t en wurde von François Jules Col lignon (gest. 1850) sig niert. Das Werk sollt e zuerst in zwei Bänden erscheinen, dieser Plan wurde jedoch ver wor fen, nachdem Ti tel und Vort it el zu Band I ged ruckt war en, erster er mit dem Erscheinungsjahr 1843. Diese Tit elei ist „très rare“ [Carteret], Carteret sah sie nur in dem vorl iegenden Exemplar der Bi bliot hek von Vict or
Mercier, Brivois war sie unbek annt. Eingebunden sind fer ner der cremefarb ene Orig in al-Umschlag mit der von Vig net t en geschmückt en Einr ah mung in rot goldenem Druck sow ie der vierseit ige Pro spekt mit drei Abbildungen – dies alles im tadello sen Halbm a r oq uinband mit dekor at iver Rückenver goldung von Vict or Champs. Proven ienz: Dies ist das bei Car t eret er wähnt e Ex emplar von E. C. A. Legr and mit dessen goldge präg t en Initia len auf dem Innendeckel (dessen Auk tion 1912, Nr. 274: frs. 62), zugleich das ebendort gen annt e Exemplar von Vict or Mercier, dem einz i gen, in dem Carteret die Titelei des „tome I“ gese hen hat (dessen Aukt ion I, 1937, Nr. 415: frs. 600). Lit er at ur: Beraldi V, 39; Brivois 279; Cart eret III , 409; Oster walder 255; Vicai re V, 860 f.
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In prächt ig dekor ier t en Verleger-Lux useinbänden aus Saffia nleder 446 Les mille et une nuits. Contes arabes, traduits par Galland. Édition illustrée par les meilleurs art istes français et étrangers. Revue et cor rigée sur l’ édition Princeps de 1704; augm entée d’une dissertation sur les mille et une nuits, par M. le bar on Silvestre de Sacy. 3 Bde. Par is, Ernest Bourdin et Cie, [1840]. 1 Front i spiz in Ca m aïeu nach Ben ja m in Vau t ier, 2 Fronti spize (Bde. 2 und 3), zusamm en 3 orn am ent ierte Vort itel, 3 illu strierte Titel (wiederholt), 16 Tafeln, alle mit rosafarben en Seidenvorsätzen; fast 1000 Textholz schnitte. 1 Bl., VIII S., 482 S., 1 leeres Bl. Und: 1 Bl., 576 S. Und: 1 Bl., 482 S., 1 Bl. Quart (256 x 168 mm). Verl agseinbände aus violettem Saff ianleder auf glatte Rücken, mit Rückent iteln und Illu strat ion en sowie reichem orientalisierenden Dek or auf Rücken und Deckeln, alles in Goldpräg ung, sig niert „Mugner ot“ mit gelben Buntpapiervorsätzen, eingebun denen, in Blau und Gold bedruckten illu strierten Orig i nal-Um schlägen (inkl. separat aufgezogenen Um schlag rücken) und Ganzg oldschnitt (einige Bl. braunf leckig). 1001 Nächt e – ebensov iele Abbildungen Ant oine Gall and (1646 –1715) hat t e ber eits dreim al die Levant e ber eist und war Professor für Ara bistik am Col lège de France, als er sich 1702 an die Über setz ung der Geschichten aus tau sendundein er Nacht machte. Als sie in den Jahr en 1704 –1707 erstm als erschienen, erobert en sie sich sofort die Gunst einer großen Leserschaft, und bis heute ist Galland vor allem durch dieses Werk „con nu, dans le grand pu blic“ [DBF]. Der Verfasser der Dissertat ion, Ant oineIsaac Silvestre de Sacy (1758 –1838), war Professor für Orient a l istik am Col lège de France, die orient a lischen Stud ien verd anken ihm „leurs plus grands prog rès et leur plus vif eclat“ [Hoefer 42, 991]. Vor uns liegt die erste Ausg abe mit diesen Illustra tionen, „rare en bonne cond ition“, wie Brivois nicht zu erwähnen verg aß (wohl eine Tafel fehlend). Zur Bew ält ig ung der über 1000 Abbildung en wurde ein ganz er Stab bek annt er Illustrat or en eng a g iert, unt er ihnen Henr i Ant oine Ba r on, François Louis Français, Karl Girardet, Eugène Laville, Philé ad Salvat or Lev il ly, Charles Marville, René de Moraine, Paul Mar ie Roussel, Tellier und Édoua rd Wattier. Trotz der vielen verschiedenen Hände wirkt die Be bilder ung durch die meist drit t el- bis halbseit igen Holzschnit t e im Text kei neswegs unein heit l ich.
Wunderbar eing estimmt wird der Les er durch den reichen orient a lisierenden Golddekor auf den drei herrl ichen Verlegereinbänden von violet t em Saf fia n. Die von Mugner ot sig nier t en Plat t en auf den Vorderdeckeln zeigen Scheher a z ade und ihre Schwester am Bett des Sult ans sitzen; auf den Buch rücken dreht sich eine Tänz er in; und auf den Hin terdeckeln reitet ein Araber auf einem Dromedar gem ächl ich an einer Moschee vorbei. Proven ienz: Auf dem Vorsatz von Band I Exlibris von Aimé Laur ent, d. i. Laur ent Meeûs (1872 –1950), vgl. Wittock, La bibliothèque de Laur ent Meeûs, 1982, Nr. 278. – Dar u nt er Monog rammschildchen „ RBL“ (d. i. R. & B. Loliée). Lit er at ur: Brivois 165 f.; Car t eret III , 256; DBF XV, 185; Lon champ II , 220; Osterw alder 388, 594, 671, 712 und 1115; Quér ard/Bourquelot I V, 13; Rahir 539; Sander 286; Vicaire III , 862 ff.; zum Einband: Malavieille 152, Nr. 24 (Abb.).
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Mit 260 [!] lav iert en Orig inalzeichnungen, zumeist von Édoua rd Wattier 447 Les mille et une nuits. Contes arabes, traduits par Galland. Édition illustrée par les meilleurs art istes français et étrangers. Revue et cor rigée sur l’ édition Princeps de 1704; augm entée d’une dissertation sur les mille et une nuits, par M. le bar on Silvestre de Sacy. 3 Bde. Und: Dessins originaux. 2 Bde. Par is, Ern est Bourdin et Cie, [1840]. 1 Frontispiz in Cam aïeu nach Benjam in Vautier, 1 Fronti spiz (Bd. 3), zu samm en 3 orn am ent ierte Vort itel, 3 illu strierte Titel (wiederh olt), 18 Tafeln (davon 5 auf aufgewalztem Chin apapier), fast 1000 Textholzschnitte. 1 Bl., VIII S., 482 S. Und: 1 Bl., 576 S. Und: 1 Bl., 482 S., 1 Bl. – Auf stark em Velinpapier. Dessins originaux: Illu strierter Titel auf aufgewalztem Chin apapier, 95 mont ierte Orig in al-Zeichnungen auf 95 Bl. Und: 165 mont ierte Orig in al-Zeichnungen auf 85 Bl. Quart (285/288 x 191 mm). Rote Mar oquinbände à la janséniste auf fünf Bünde, mit goldgeprägten Rückent i teln, doppelten Goldf ileten auf den Steh-, breiter Dent ellebordüre auf den Innenk anten, marm or ierten Vorsät zen, eingebund en en Orig in al-Vord eru m schlägen und Ganzg old schnitt, auf den Spiegeln sig niert „ChambolleDuru“ (einige Bl. mit Einstich, stellenweise kaum merk lich braunf leckig). 260 orig i n a le Zeich nungen! Dies ist eines der selt enen Exempla r e auf starkem Velinpapier, mit allen Tafeln (20 nach Brivois, 26 nach Sander, je nachdem ob die illustrierten Vor titel und Titel mitg ezählt werden), hier mit der Besonderheit, daß fünf von ihnen auf Chin apapier ged ruckt sind. Unerhört ist jedoch der Inh alt der zwei zus ätzli chen Bände Dessins originaux: Zu den insg esamt rund 1000 Textholzschnitten sind hier ganz e 260 Orig in alz eichnungen vereint. Dies bedeut et nicht nur ei nen enor men künst ler is chen Reicht um,
sondern er mögl icht auch int er essant e Erkennt n is se über die Arbeit und das Zusammenw irken der einz elnen Illustrat or en. Daß die meist drit t el- bis halbseit igen Abbildungen rel at iv ein heit l ich wir ken, liegt zum einen natürlich an einer gew issen Nivell ier ung durch die Über t ra g ung der Zeich nun gen in das Med iu m des Holzschnitts, wie Verglei che eindr ücklich er weisen: Die Orig in a le wurden mit Bleistift vorskizz iert, mit brau ner Tusche lav iert und schließl ich weiß und rosa in Gouache gehöht, was eine ungleich del ik at er e und dif fer enz ier t er e Wirk ung erg ibt. Aber unser e Kollekt ion von Zeich nung en liefert noch weit er e int eressant e Einsicht en. Die opt ische Einheit l ichkeit der ersten Hälf t e des Gesamt werkes verd ankt sich der Tats ache, daß Philé ad Salvator Lev il ly der Haupt b eit räger war; auch von Tellier stam men recht viele Vorl agen, woh ingegen die üb rigen Bet eil ig t en quant it at iv zur ückt ret en. Im zwei ten Teil des zweit en Bandes verä ndert sich die Text strukt ur; mit der 234. Nacht endet der en Zählung, stattdessen werden nun länger e Geschicht en am Stück wiedergegeben. An dieser Stelle vollz ieht sich auch bei den Illustrat or en eine Wacha blösung, wo bei die Holzschnitt e von nun an häufi g unsig niert sind. Hier tritt der Zeichner des vorl iegenden Cor pus von Orig in alen massiv auf den Plan – es ist der Pa r is er Ma ler und Lit hog raph Édoua rd Wattier (1793 –1873). Dieser hat, wie an unser en Zeichnungen nachvoll ziehbar ist, erstm als auf den Tafeln vor Seite 243, 248, 271 bzw. 397, von denen zwei in unser em Buch exemplar auf Chinapapier wiedergegeben sind, einen prom inent er en Auf t ritt; bei den Text i llustrat ionen spät estens in der Histoire de Beder, Prince de Perse, et de Giauhare, Prince sse du Royaume de Samandal [S. 399 – 471], wo er sich die Arbeit noch mit ande ren teilt. Dann aber illustriert er ganz e Erz ählun gen weitestgehend im Alleing ang, und dies über
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länger e Strecken noch des zweiten und vor allem des dritten Bandes. So ist er im zweiten Band für die Histoire du prince Zeyn-Ala snam et du Roi des Génies [S. 522 – 540] und die Histoire de Codadad et de ses frères [S. 541 – 573] vera ntwortlich, im drit ten für die Histoire du Dormeur éveillé [S. 1 – 82], für die ber ühmt e und besonders umfang r eiche Histoire d’Ala ddin, ou la lampe merveilleuse [S. 83 – 203], die Histoire du Cheval enchanté [S. 324 – 363] und die ab schließende Histoire de Deux Sœurs jalouses de la cadette [S. 429 – 482].
schlicht en Gewand der per fekt erh alt enen Jansen- istenbände aus der Werkstatt Chambolle-Duru. Proven ienz: Aukt ion Labitt e 1887, Nr. 78: frs. 655. – Gestochenes kolor ier t es Ex l ibris von Alf red Piat in Quart for m at eingebunden (dessen Auk t ion 1898, Nr. 1029: frs. 855). – Exlibris von Paul Gavault auf dem Spiegel von Band I (dessen Auktion V, 1951, Nr. 2001: frs. 90.000!). – Sam Clapp, Aukt ion Chris tie’s, Par is, 2002, Nr. 330: est. € 24.000.
Rund 40 der hier verein ig t en Orig in alz eich nungen sind dir ekt e, meist seit enverkehr t e Vorlagen zu Illu strat ionen von Band II , über 110 solche zu Band III ; sie sind „les seuls, para ît-il, qui aient été con servés“ [Kat a log Gavault]. Da sowohl ein ig e Holzschnit te als auch ein ige Orig in ale von Édoua rd Wattier sig niert sind, läßt er sich dank dieses Mat er ia ls nun als der quant it at iv – aber auch qua l it at iv – profi l ier teste Haupt beit räger vor allem des drit t en Bandes ident i fi z ier en. Nur in Ausn ah mef ällen zuordnen lassen sich hin gegen die 95 – größer en! – Orig in ale des zweiten Zeichnungs-Bandes – inw ieweit diese Mot ive ver wor fen, ander weit ig ersetzt oder mod i fi z iert ver wendet wurden, wäre durch weit er e Recherchen noch zu er m it t eln. Bemerkenswert ist schließl ich, daß der illustriert e Tit el auch in den beiden Zeich nungs-Bänden als erstes Blatt in unt ers chiedl i chen Var ia nten präsent ist: einm al als Druck auf Chin apapier und ein m al wieder u m als orig in a le Vorz eichnung – diesm al aber nicht von Wattier, sondern, so jedenfalls im Druck sig niert, von Fran çois Loui s Français. Die dreibänd ige Buchausg a b e auf starkem Papier und die zweibänd ige Kollekt ion der Zeichnungen prä sent ier en sich im ein heit l ichen, äu ßerl ich eher
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Ein Druck über den Drucker 448 Moisand, Constant. Physiolog ie de l’ imprimeur. Illustrations de P[ierre-]Eugène Lacoste. Par is, Desloges, 1841 [recte: 1842]. 18 Textabbildung en und ein ig e Schmuckinitial en in Holzschnitt. 128 S. Klein-Okt av, seitl ich und unt en unb es chnitt en (140 x 90 mm). Brauner Halbm ar oquinband auf glatten Rücken, mit goldgeprägtem Rückenlängst itel in Gold filetenrahm en, marmor ierten Vorsätzen, eingebundenem illu strierten Orig in al-Um schlag, einem weiteren, aufge zogenen Orig in al-Um schlag und Kopfg old schnitt, verso fliegendem Vorsatz sig niert „V. Champs“ (gelegentlich etwas braunf leckig, S. 109 f. und 111 f.: kleine Fehlstelle im weißen Rand ergänzt). Mit zwei unt erschied l ich illustrier t en Umschlag-Va r ia nt en Ang esichts des Aufschwungs, den das Druckg e werbe ger ade in der Zeit der Rom antik nahm, ist es nicht ver w un der l ich, daß sich ein Band der Physiolog ies auch dem oft im Hint erg rund arbeit en den Drucker widmet e. Die vorl iegende erste Aus gabe ist wohl 1842 erschienen, da sie laut Vicaire erst am 17. Sept ember 1842 in der Bibliog raphie de la France erfaßt ist. Con stant Mois and war selb er Drucker in Beauvais; 1849 erschien von ihm eine Broschür e, die freil ich ein pessim istisches Bild vom Zustand der Branche gab: De la triste sit uat ion de l’ imprimerie départem entale, et des moyens de remédier à sa décadence. Die Ums chlag i llustrat ion (Gut en b erg-Denk m al) wiederholt eine Abbildung von S. 23; die TitelVi g net t e (Drucker pres s e) kommt im Text nicht noch m als vor. Vorg ebunden ist auß erdem eine Va r ia nt e des Vorder u mschlags, die mit der Darstel lung eines Setz ers (wie auf S. 34) illustriert ist. Proven ienz: Eingebunden gestochenes il lustrier t es Ex l ibris von Eugène Jacob. Lit er at ur: Brivois 328 (unt er dem Er s chei nungsjahr 1842); Cart eret III , 485 f; Lacombe 810 (mit Ers cheinungsjahr 1842); Lhéritier 141; Quéra rd/Bourquelot V, 417 (mit Ers cheinungs jahr 1842); Vicaire V I , 605 f.; zu Laco ste: Thieme/Becker 22, 182.
– 1423 –
Das Exemplar von Fürst Michail Galitzin – in einem Mosai keinband von Simier 449 Mol ière, [Jean-Bapt iste, Poquelin]. Œuvres complètes de Molière, avec les var iantes. Nouvelle édition. Par is, L. de Bure, 1825. 2 Verfasserport raits nach Coy pel bzw. Fragonard, 18 Tafeln nach Desenn e, alle in Kupferstich auf Chin aPapier, aufgewalzt auf stark es Velinpapier, mit Seiden vorsätzen; 2 fak similierte Sig nat uren Molières und seiner Gat t in. 2 Bl., XXVI S., 775 zweispalt ige S. Groß-Oktav, mit vereinzelten Témoins (235 x 155 mm). Langgen arbter roter Mar oquinband der Zeit mit zwei goldgeprägten Rücken schildern auf von fet ten Blind fileten eing efaßten, erh aben en Rückenfeld ern, da zwi schen dunk elr otes, relief i ertes Port raitm ed aill on Molières (sig niert „Hérou“), Rücken und Deckel mit reich ster orn am entaler Goldpräg ung und Intarsien in Ocker, Lindg rün, Dunk elg rau, Nachtblau und Violett, auf den Deckeln umgeben von mehreren mehrfachen Filetenrahm en mit vier goldgeprägten und vier intar sier ten Eckfleurons, mit schraff ierter Goldlinie auf den Steh-, Dentellebordüre auf den Inn enk anten, Doublü ren und fliegend en Vorsätz en aus Moiréseid enpapier und Ganzg oldschnitt, am Fuß und auf dem Vorderdeckel sig niert „Simier“ bzw. „Simier R. du Roi“ (Doublüren und Vorsätze oxydiert). Das Exemplar des russischen Fürsten und Bi bliophi len Michail Alex a ndrowitsch Galitzin – in einem Mosai keinband von Simier Klassiker wie Molière (1622 –1673) wurden auch in der Zeit der Rom ant ik immer wieder aufgelegt. Allein der Verleger de Bure bracht e gleichz eit ig mit der vorl iegenden Ausg a b e eine klein for m at ige in acht Bänden in der Reihe Classiques français ou bibliothèque portat ive de l’amateur heraus [vgl. Brunet III , 1801, und Vicai re V, 916 f.]. Die vorl iegende Edi tion, ged ruckt von Firm in Didot, „est faite sur les mêmes car actères et avec la même composit ion que la précedente“ [Quéra rd], laut Quéra rd enth ält sie led igl ich „un port rait et un fac simile“. Anscheinend
urden die 18 Kupferstiche von Desenne, die Szenen w aus Mol ières Theat erstücken zeigen, einer ebenfalls zur gleichen Zeit (1824 –1826) von Lefèvre publi zier t en Ausg a be ent nom men [vgl. Brunet III , 1800, und Lonchamp II , 324] und als Zug aben in unser Exemplar eingebunden. Obend rein ist es mit zwei Aut or enpor t raits ausgestat t et, das eine gestochen von Jean-François Pour voyeur nach einem Gem äl de von Charles-Antoine Coy pel, das andere von F. Lignon nach einer Zeichnung von Fragona rd. Ver weist schon die unika le Ausstat t ung dies es Exemplars mit Kupferstichen auf ei nen bi bliophi len frühen Besitz er, so erst recht der wunderbar e, reich vergoldet e Meisterein band mit del ik at en Int arsien von René Simier („Père“), der in der Restaur at ions zeit als Relieur du Roi firm iert e. Der Einband ist eng verwandt mit dem von Rousseaus Œuvres complètes in die s er Samm lung aus dem Be sitz von Ma r ie Carol ine Duchesse de Berry [Nr. 542]. Das fein rel iefierte Por t rait med aillon auf dem Buchr ücken, das Molière im Profi l zeigt, ist sig niert von dem Ste cher Hérou, dieser besaß „des moyens mécaniques que n’ont aucu ns graveurs“ [M.-M. Lesné, zit. nach Malavieille 242]. Mögl icher weise war Fürst Michail Alexa ndrowitsch Galitzin (1804 –1860) der Auft rag geber, dessen Wappenstempel sich auf dem Tit el be findet. Später gelangte das Buch in die Eremitage nach St. Pet ersburg. Proven ienz: Wappenstempel „Bibliothèque Galitzin“ auf dem Tit el, das ist Fürst Michail Alexa ndrowitsch Galitzin (1804 –1860). – Dessen Catalogue des livres, Mosk au 1866, Nr. 855. – Auf dem Spiegel Etikett der Graphischen Abt eilung der Kaiserlichen Eremitage in St. Pet ersburg in kyr ill ischer Schrift mit Dat um 1909; wie so vieles, Anfang der 30er Jahr e von den Bolschew iken verk auft. Lit er at ur: Vgl. Bru net III , 1801; Quéra rd V I , 183; vgl. Vicai re V, 916 f.; vgl. zu Desenne: Brunet III , 1800; Grae ss e I V, 563 Lon champ II , 324, Osterw alder 306; Thieme/Becker 9, 124; zu Simier: Culot 552; Fléty 162; Ramsden 190.
– 1424 –
Die klassische Ausga be der Romantik in zeit genössischen Ein bänden von Bauzonnet 450 Molière, [Jean-Baptiste, Poquelin]. Œuvres de Molière. Précédées d’une not ice sur sa vie et ses ouvrages par M. Sainte Beuve. Vi gnet tes par Tony Johannot. 2 Bde. Paris, Paulin, 1835 –1836. 1 Por trait in Holz schnitt, zu sammen etwa 650 Textabbildun gen und eini ge Schmuckinitialen in Holz schnitt. 768 S., 1 Bl. Und: 895 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahmen ge setzt. Quart (260 x 165 mm). Kirschrote Halbkalblederbän de der Zeit mit je zwei schwar zen, gold gepräg ten Rückenschildern, gold- und blind gepräg ten Querfileten auf dem Rücken, mar morier ten Vor sät zen und mar morier tem Schnitt, Band I am Fuß si gniert „Bauzonnet“ (minimal berieben, Por trait und eini ge La gen papierbedingt gebräunt, jeweils anfangs und am Schluß eini ge Bl. braunfleckig). „Never were author and il lu strator more entirely in harmony“ [Gor don N. Ray] In die ser Werk aus ga be des National-Dra mati kers Molière (1622 –1673), der er sten Ausgabe mit den Il lu strationen von Tony Johan not (1803 –1852), gehen die Traditionen mehrerer Jahrhunder te eine harmoni sche Ver bindung ein. Der Au tor selbst griff in sei nen Cha rak ter ko mö dien Ei gen schaf ten auf, „die dem fran zösi schen Volkscha rak ter von jeher ei gen sind und dem fran zösischen Lust spiel seit dem Mit tel alter Stoff und Form geliefert ha ben“ [Jan 148]. Indem dies „nicht in tragisch-er schüt ternder, sondern in lachen auslösender Wei se“ ge schah, folg te er der volkstüm lichen Ästhetik „des pri mitiv-reli giö sen Büh nen spiels“;
und wenn sei ne Zeit genos sen ihn gerade „im Bereich der klas si schen Muse nicht gelten las sen wollten, so ist er doch heute der Dra mati ker, welcher zu ei nem wesent lichen Tei le das 17. Jahrh[undert] Frank reichs in der Welt literatur verkör pert“. Weil es Molière in ei nem „Zeit alter stärk ster Formgebunden heit“ gelang, „aus der Fül le von Regeln und Systemen […] das rein Mensch liche“ [ebd.] herauszu schä len, blieb sein Werk auch über das Ende des Ancien Régime hin aus von Inter esse. Als der Pa ri ser Ver le ger Paulin um 1835 Tony Johan not mit der opu lenten Bebilderung des Werks beauf trag te, war sich dieser sei ner seits der Traditionen, na ment lich des Rokoko, bewußt, die er spielerisch aufgriff: „For the title and list of characters of each play a headpiece, nearly always allegorical, and a tailpiece are provided. In addition, each act of every play has its headpiece and tailpiece“ [Ray II , 259]. Im übri gen aber brach er mit den for malen Gewohn heiten der Il lu stration des 18. Jahrhunderts und der an schließenden Re stau rationszeit. Denn an stel le von Kupfer stichta feln, „conceived in terms of sta ge presentat ion“, wur den nun Hunderte von Holz schnitt vi gnet ten in den lau fenden Text ein gestreut, gleich sam als ein geschmeidi ger „running commentary on the whole of Molière’s theatre“ [ebd.]. Da mit ent stand ein „il lu strier tes Buch von höchster Wichtigkeit“ [Rümann 127], das die von Johannot selbst 1830 mit der Histoire du Roi de Bohême [Nr. 466 ff.] ein geleitete und von Jean Gigoux 1835 im Gil Blas [Nr. 399 ff.] vollendete „Re volution“ [Thieme/Becker] der Buch il lu stration end gültig bestätig te: Mit diesem er sten großen Buch händ lerauf trag an Tony Johan not „le triomphe du bois est complet“ [Beraldi VIII , 250].
– 1428 –
Es ließe sich diskutieren, ob Gigoux „im Vergleich mit Johan not rei fer, geschlossener“ ist, während ihm „das sprudelnde Tempera ment, der große Charme, den Johan not besaß“, fehlt, und dieser „be sonders in den land schaft lichen Stücken […] überlegen“ [Rümann 129] ist, doch er scheint dies an ge sichts der Ge samt lei stung beider wie Beckmes serei. Gor don N. Ray ur teilte rund her aus: „Molière found his most in genious inter pret er in Tony Johan not, whose designs accompa ny the text in a deft, unobstrusive way which adds greatly to the reader’s enlightenment and plea su re. Never were author and il lu strator more entirely in harmony“ [Ray]. Und der Johan not-Ken ner Ar istide Ma rie pries in Johan nots Dar stel lun gen von Fi gu ren und Szenen „une aisance, une gaîté, un style d’une origi nal ité rem arquable. Ces images légères, au trait si délié, aux hachu res si franches, accompagnent à ravir le tex te, sans distra ire le lecteur, qui y trouve un commenta ire discret, par faitement adéquat à la verve du grand comique“ [Ma rie 34]. Im übri gen sind die Bi bliographen in ei nem konkreten Aspekt zu kor ri gieren: Durch gehend – und durch gehend ohne ei gene Aut opsie – kolpor tieren
sie die Zahl von 800 Vi gnet ten, die auch unter Hinzu nah me der weni gen Dut zend Schmuck in itia len nicht er reicht wird. Die auch quantitativ enor me Lei stung Johan nots wird mit rund 650 nen nenswer ten Il lu strationen dadurch je doch kaum geschmä lert. Das „très beau livre, rare en bel le condit ion et fort estimé“ [Car ter et] liegt hier in si gnier ten Ein bänden der Ent stehungszeit vor, was den Selten heitswert noch mals unerhört stei gert. Lau rent-Antoine Bauz onnet (1795 –1886) si gnier te nur in den Jahren 1831 –1840, nach der Über nah me der Werk statt Pur golds und vor der Part ner schaft mit Trautz, al lein mit „Bauz onnet“. Provenienz: Klei nes Na mens schild des Antiquars und Verle gers Pierre Berès (1913 – 2008) auf dem In nendeckel. – Ge genüber Adri an Flüh manns Monogramm schild „awf “. Literatur: Adhémar/Séguin 30; Beraldi V III , 270, Nr. 48; Bonnerot III /1, Nr. 183; Brivois 281; Car ter et III , 410/412; Lonchamp II , 324; Ma rie 34 und 99; Oster walder 539; Quér ard/Bourquelot V, 421; Rahir 546; Ray II , 259, Nr. 181; Rümann 127 ff.; Sander 481; Thieme/Becker 19, 69; Vica ire V, 919 ff.; zu Bauz onnet: Culot, S. 462 f.; Fléty 19; Ramsden 26.
In signier ten Ein bänden der Zeit, von nobler Provenienz 451 Molière, [Jean-Baptiste, Poquelin]. Œuvres de Molière. Précédées d’une not ice sur sa vie et ses ouvrages par M. Sainte Beuve. Vi gnet tes par Tony Johannot. 2 Bde. Paris, Paulin, 1835 –1836. 1 Por trait in Holz schnitt, zu sammen etwa 650 Textabbildun gen und eini ge Schmuckinitialen in Holz schnitt. 768 S., 1 Bl. Und: 895 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahmen ge setzt. Quart (254 x 164 mm). Weinrote Maroquinbän de der Zeit auf glat te Rücken, mit fili graner, sehr dekorativer Blind- und Goldprä gung auf Rücken und Deckeln, mit gold gepräg ten Bordüren auf Steh- und Innenkanten, Doublüren und Vorsät zen aus blau em gemu ster ten Bunt papier sowie Ganz gold schnitt, am Fuß si gniert „G. Abich“ (Portrait und einige Lagen papierbedingt gebräunt, jeweils anfangs und am Schluß braunfleckig). In si gnier ten Ein bänden der Zeit und von nobler Provenienz Die er ste Werk ausga be Molières mit den Il lu strationen von Tony Johan not (1803 –1852), sei nem „most in genious inter pret er“ [Ray], ein Buch „von höch ster Wichtigkeit“ [Rümann 127], in dem „le triomphe du bois est complet“ [Beraldi VIII , 250], qua li fi zier te schon Car ter et als „très beau livre, rare en bel le condit ion et fort estimé“ [Car ter et]. Das reprä sentative Werk liegt hier in per fekt erhaltenen, noblen Ein bänden der Zeit vor – passend zu ei ner eben so noblen Provenienz. Die mit sehr deli kater Or na ment ik in Blind- und Goldprä gung ver zier ten wein roten Ma roquin bände wur den si gniert von G. Abich, ei nem Buch binder in Be sançon, der nach Ramsden „probably active about 1840“ war – sie stam men also aus der un mittel ba ren Er schei nungszeit der Ausga be.
trois étoiles de même“ [Bor el d’Hauterive 323]: Dieses fi ndet sich sowohl im Al li anz wappen, als auch auf dem zeit genössi schen Wappenex li bris auf beiden f iegenden Vor sät zen, gesto chen von J. Neuchwander [sic!], wieder um in Be sançon. Wenn der Titel also noch zu Lebzeiten des nur ein Jahr nach der Ehe schließung ver storbenen Lou is de Vaulchier an geschafft wur de, wäre an ein Hoch zeitsgeschenk zu den ken – durch aus passend zum vergnüglichen In halt der Cha rak terkomödien Molières, die mensch lich-all zu mensch liche Schwä chen bloßstel len. Dann wäre dies aber auch das frü heste bekannte von Abich gebundene Werk, dessen Tätigkeitsbeginn sich von 1840 mindestens auf 1836 – als ter minus post quem – vor datieren ließe [vgl. Ramsden 18]. Da Phil ippi ne de Maucler erst 1910 starb, ist anzu neh men, daß das Buch nach ih rem Tod di rekt an den Samm ler Achille Per reau (1866 –1944) gelang te, dessen Bi bliothek 1946 in Pa ris ver stei gert wur de. Kon sequenter wei se er warb das Buch später der bel gi sche Indu striel le und Bi bliophi le Michel Wittock, der sich auf die Samm lung be sonderer Ein bände spezia li siert hat te. Provenienz: Auf dem Rücken das gold geprägte Al li anz wappen von Phil ippi ne de Maucler (um 1816 –1910), seit 1836 verhei ratet mit Lou is Marquis de Vaulchier. – Wappenex li bris der Zeit der Fa mi lie Vaulchier du Deschaux ver so f ie genden Vor sät zen. – Band I mit Ex li bris A[chille] Per reau (1866 –1944) auf dem Spiegel und Kata log ausschnitt von dessen Auk tion III , 1946, Nr. 331. – Ex li bris von Michel Wittock ver so f iegendem Vor satz.
Die Auf traggeberin ver rät das or na ment um schlungene klei ne Al li anz wappen auf den Rücken, das sich Phil ippi ne de Maucler (um 1816 –1910) zuordnen läßt. Sie war seit 1836 verhei ratet mit Lou is Mar quis de Vaulchier (1808 –1837), dessen Fa mi lienwappen ei nen von drei Ster nen begleiteten Sparren trägt: „D’azur, au che vron d’or, accompagné de
– 1434 –
Extrem seltenes Exemplar auf Chinapapier, aus den Bi bliotheken Montgermont, Vautier und Périer 452 Molière, [Jean-Baptiste, Poquelin]. Œuvres de Molière. Précédées d’une not ice sur sa vie et ses ouvrages par M. Sainte Beuve. Vi gnet tes par Tony Johannot. 2 Bde. Paris, Paulin, 1835 –1836. 1 Por trait in Holz schnitt auf Velinpapier, zu sam men etwa 650 Textabbildun gen und eini ge Schmuckinitialen in Holz schnitt. 768 S., 1 Bl. Und: 895 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart (250 x 156 mm). Langgenarbte rote Maroquinbän de auf je fünf flache, zwi schen Goldfileten or namental blind gepräg te Bünde, mit gold gerahm tem Rücken-
Titel und Bandbezeichnung in je zwei sowie or namentaler Vergol dung in dreifachen Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenkompartim en ten, mit doppeltem, dreifachem und einfachem Goldfiletenrahmen auf den Deckeln, letzterer mit Eckfleurons, mit doppelten Goldfileten auf den Stehkanten sowie fünf fachem Goldfiletenrah men zwi schen zwei einfachen Goldfiletenrah men auf den Innenkanten, mit mar morier ten Vorsät zen und Ganz gold schnitt, auf den Spiegeln si gniert „Mercier Sr de Cuzin“ , zu sammen in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit roten Maroquinkanten (Papier hie und da minimal gebräunt).
– 1436 –
Die ses Exemplar wur de schon vor über hundert Jah ren im Kata log Montgermont als „très rare“, 1971 im Kata log Vautier dann als „un des rarissimes exempla ires sur“ chine bezeich net. Auch bei Car ter et fi ndet es sich zitiert. Wie im mer ist das Front ispiz mit dem Por trait Molières auf VelinPapier gedruckt. Lou is Lebœuf de Montgermont (1841 –1914), ei ner der größten Samm ler der fran zösi schen Bi bliophilie, wird es gewe sen sein, der die beiden dezent ver goldeten roten Ma roquin bände bei Émile Mercier (1855 –1910) in Auf trag gab. Auch von späteren Samm ler-Generationen, na ment lich von Antoine Vautier, Édou ard Périer und Adri an Flüh mann, die mit ih ren Ex li bris auf dem Spiegel ver treten sind,
wur de dieses „très beau livre, rare en bel le condition et fort estimé“ [Car ter et] sorg sam gehütet: Gold und Leder er glän zen wie neu, so als hät ten die beiden Bände eben erst, und nicht vor weit über hundert Jah ren die Werk statt des Mei sterbuch binders verlassen. Provenienz: Lou is Lebœuf de Montgermont (dessen Auk tion 1912, Nr. 195: frs. 2.800; zitiert bei Carter et). – Auf dem Spiegel des er sten Bandes farbig il lu strier tes Ex li bris von A[ntoine] Vautier (dessen Kata log I, 1971, Nr. 121: frs. 14.100), dar unter Ex libris „ EAP “, d. i. Docteur Édou ard Périer (Auk tion 16.6.1977, Nr. 137: frs. 16.000), dar über Monogrammschildchen „awf “ von Adri an Flüh mann.
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Unik ales Exemplar auf Chinapapier, un beschnitten in den Original-Broschuren, aus den Samm lungen Brivois, Roudinesco und Esmerian 453 Molière, [Jean-Baptiste, Poquelin]. Œuvres de Molière. Précédées d’une not ice sur sa vie et ses ouvrages par M. Sainte Beuve. Vi gnet tes par Tony Johannot. 2 Bde. Paris, Paulin, 1835 –1836. 1 Por trait in Holz schnitt auf Velinpapier, zu sam men etwa 650 Textabbildun gen und eini ge Schmuckinitialen in Holz schnitt. 768 S., 1 Bl. Und: 895 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart, völlig unbe schnit ten (271 x 182 mm). Grün bzw. blau bedruck te Ori ginal-Broschuren in langgenarbten schwar zen Halbmaroquinchemi sen, auf je fünf falsche, zwi schen doppelten Goldfileten or namental blindgepräg te Bünde, mit Rückentitel und Bandbezeichnung bzw. reicher floral-or namen taler Vergol dung in fettem und ma gerem Goldfiletenrahmen in den Rückenfeldern, auf den Innen deckeln si gniert „G. Mercier Sr. de son père – 1933“ , in schwar zen, gleichfalls si gnier ten Pappschubern mit schwar zen Maroquinkanten (Schuber berieben; Bd I.: letztes Bl. gebräunt). Exemplar auf Chi napapier, in den ori gi na len Broschu ren: so uni kal Dieses sen sationel le Exemplar auf Chi napapier ist un be schnit ten und neu wer tig in den ori gi na len Broschu ren erhalten, so als wäre es gerade eben erst ausgeliefert wor den. Wie um diesen Eindruck zu unter streichen, liegt auch der Verlagsprospekt noch bei, dar über hin aus in Band I zwei klei ne Probedrucke der Il lu strationen auf den Seiten 240 und 277. Frei lich wird das Exemplar auch von Chemi sen und Schu bern von Georges Mer cier (1885 –1939) geschützt; Vorbesit zer wa ren Jules Brivois, Alex andre Roudinesco und Raphaël Esmerian, auf deren Auktionen es jeweils enor me Prei se er zielte. Provenienz: Jules Brivois (Auk tion 1920, Nr. 710: frs. 4.850, zitiert bei Car ter et). – Auf dem In nendeckel der Chemi se zu Band I Ex li bris von Alexandre Roudinesco (dessen Auk tion I, 1967, Nr. 92: frs. 27.000). – Auf ei nem Vorblatt Monogrammschildchen von Raphaël Esmerian (dessen Auk tion IV, 1973, Nr. 91: frs. 37.000). – Seit her eu ropäi scher Privat besitz.
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Krönung unserer Reihe: Le livre idéal – Henri Beraldis Exemplar auf Chinapapier, im Maroquinband von Bauzonnet 454 Mol ière, [Jean-Bapt iste, Poquelin]. Œuvres de Molière. Précédées d’une notice sur sa vie et ses ouvrages par M. Sainte Beuve. Vignettes par Tony Johannot. 2 Bde. Paris, Paulin, 1835 – 1836. 1 Portrait in Holzschnitt auf Velinpapier, zusammen etwa 650 Textabbildungen und einige Schmuckinitialen in Holzschnitt. 768 S., 1 Bl. Und: 895 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahmen gesetzt. – Auf Chin apapier gedruckt. Quart (261 x 168 mm). Langgenarbte stahlblaue Maroquinbände der Zeit auf glatte Rücken, mit goldgerahmtem Rückentitel und Bandbezeichnung in Goldfiletenrahmen, die beiden dadurch abgeteilten Kompartimente mit einfachem in fünffachem Goldfiletenrahmen, auf den Deckeln einfacher in neunfachem Goldfileten-
rahmen, mit Goldfileten auf den Steh- sowie fünffachem Goldfiletenrahmen auf den Innenkanten, mit marmorierten Vorsätzen und Ganzgoldschnitt, auf dem Spiegel von Band I signiert „Bauzonnet“ (streckenweise minimal braunfleckig). Dies ist unser drittes der sehr raren Exemplare auf Chinapapier, hier obendrein im zeitgenössischen, völlig frisch erhaltenen Einband von LaurentAntoine Bauzonnet [vgl. Culot, S. 462f.; Fléty 19; Ramsden 26], und insofern auch ein interessantes Pendant zu unserem gleichfalls von ihm gebundenen Exemplar auf Velinpapier. Die Steigerung ist unverkennbar: dort Halbkalblederbände mit Filetenbündeln auf den Rücken, hier graublaues Ganzmaroquin, mit neunfachen Goldfiletenrahmen, von denen sich innen noch ein einfacher absetzt,
– 1440 –
auf den Deckeln. Diesen ebenso eleganten wie schlichten Dekorstil griff im 20. Jahrhundert der Buchbinder Ignatz Wiemeler wieder auf.
„Encore un coup, ceci est le livre idéal“. Und: „Acheté 1.500 francs en 1887, chez Morgand.“ (Estampes et Livres, 254).
Selbstverständlich ist auch dieses Ausnahmeexemplar von herausragender Provenienz; es gehörte niemand Geringerem als Henri Beraldi (1849 – 1931), der in La reliure du XIXe siècle räsonnierte: „De sorte que le nec plus ultra de la bonne fortune aujourd’hui, en 1895, quand on a pratiqué la bibliophilie pendant vint-cinq ans, couru les libraires tous les jours, suivi toutes les ventes, guetté et épluché tous les catalogues, est d’avoir pu recueillir, après tant de peines, une dizaine d’ouvrages illustrés, traités par Bauzonnet, sur lesquels à peine trois ou quatre seront en reliure pleine“. Dieses Nec plus ultra verkörperte sich ihm in der vorliegenden Trophäe:
Provenienz: Auf dem Spiegel von Band I goldgeprägtes Exlibris von Henri Beraldi (dessen Auktion III , 1934, Nr. 340: frs. 9.500).
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Mit zwei Orig inalzeichnungen von Henr i Monn ier und einer weit er en von Jules Chauvet 455 Monn ier, Henr i. Les bas-fonds de la société. Par is, Jules Claye, 1862. 3 hinzugef ügte Orig inal-Zeichnungen (davon 2 von Henri Monnier, eine von Jules Chauvet), 2 Radier ungen von J. Chauvet (1 separat, 1 auf Japanpapier), 1 doppelblatt große Radier ung von Félicien Rops, separates Verfasser port rait in 2 Zuständen (kolor iert bzw. in rotem Druck). 4 Bl., S. [3]-267, 1 Bl. (Table), 4 leere Bl. – Vort itel und Titel in Schwarz, Rot und Braun gedruckt. Groß-Oktav, unbeschnitten (243 x 156 mm). Pergam entVerl agseinband auf vier von schwarzen Doppelf ileten eing efaßte Bünde, mit schwarzg eprägtem Rückent i tel und doppeltem schwarz en Filetenrahm en auf den Deckeln (beg riffen). Ind iv idua l isier t es Exemplar mit Ver fasser w idmung, drei Orig i n alz eich nungen und weit er em zusätzl ichen Bild m at er ia l In diesem Buch tritt der dopp elb eg abt e Künst ler Henr i Monn ier als Aut or von acht soz ia lk rit ischen Dia lo g en auf, „scènes d’un réalisme pop u la i re, effrayant de vérité“ [Gay/Lemonnyer]. Nur die ersten drei der insgesamt acht Stücke war en zuvor veröffentlicht worden; für die übr igen ist dies die erste Ausg abe. Das Buch wurde nur in 200 Exem plar en ged ruckt, die sämtlich nicht in den Handel kamen; hier liegt es im Verlegereinband vor. 1865 verbot das Tribun al correctionel de la Seine die Schrift „pour outr ages à la morale publ ique“ [ebd.]. Unser Exemplar ist ein Unik um aufg rund des hin zugef üg t en Bild m at er ia ls: Es ent h ält zwei einge bundene orig in a le Federz eichnung en von Mon nier zu den Stücken Un agoni sant und Un nuit dans un bouge, datiert 1868, eine Federz eichnung von Jules Adolphe Chauvet (1828 –1898), die den kalli graphisch in Rot eingem alt en Bucht it el um r ahmt, fer ner drei weit er e gestochene Ent w ür fe für ei nen illustrier t en Tit el, davon zwei von Chauvet (einer auf Chin apapier, der ander e sepa r at auf Vel inpapier) und einer von Félicien Rops (doppelblattg roß und in röt l ichem Druck), sow ie das gestochene Por t rait
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von Monn ier aus dem Jahr 1840 in zwei Zuständen (einm al in rot braunem Druck, ein m al kolor iert). Dieses Exemplar widmet e Henr i Monn ier persön lich Ba r on Osc ar-Amédée de Wat t ev ille du Gra be (1824 –1901), der im franz ösischen Min ister iu m für öf fent l ichen Unt er r icht als Dir ekt or der Abt eilung Sciences et Lettres amt iert e. Proven ienz: Hands chriftl iche Verfass erw idmung an Bar on Osc ar de Watt ev ille vom November 1868 auf Vorblatt. – Auf dem Spieg el Wapp enex l ibris de Watt ev ille, daru nt er illustriert es Exl ibris von Eugène Le Senne. Lit er at ur: Cart ere t II , 172 f.; Drujon 46 (Teilausg. 1859); Es coffier 2882; Gay/Lemonnyer I, 358 f.; Rahir 547; Vicaire V, 1017 f.
Erstausgabe im Einband von Simier 456 [Mont aran, Mar ie Constance Albertine Moisson de Vaux, bar onne de]. Fragmens. Naples et Venise. Avec cinq dessins Par [sic] T. Gudin et E. Isabey. Par is, Jules Laisné, 1836. 5 lithog raphische Tafeln auf Chin apapier, mont iert auf Karton, mit Seidenvorsätzen. 3 Bl., 358 S., 1 Bl. (Errata). Oktav (205 x 127 mm). Roter Saff ianband der Zeit auf vier von Blindlinien eingefaßte Bünde, mit goldgepräg tem Titel in Filetenrahm en in zwei sowie linearem dop pelten Orn am entrahmen in drei Rückenfeldern, dieser ähnlich auf den Deckeln wiederholt innerh alb eines dop pelten Rahm ens aus fetter und magerer Goldf ilete, dop pelte Goldf ilete auf den Steh-, vierfacher Goldf iletenrah men auf den Innenk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt, auf dem hinteren Vorsatz sig niert „Simier R. du Roi“ (erstes, leeres Bl. entfernt). Dies ist die Orig in alausg a b e des ersten Buches der Reis es chrift s teller in Ma r ie de Mont a r an
(1796 –1870), die ei nen Teil ih r er Kind heit und Jug end am Hof der Kaiserin Josephine und der Kön ig in Hor t ense verbracht e und dort eine um fang r eiche musische Bildung erh ielt. Ihre Reiseer i nner ungen an Ita l ien veröf fent l icht e sie auf An reg ung von Charles Nodier. 1838 erschien mit Rome et Florence ein Pendant zu Naples et Venise, spät er trat sie auch mit lit er a r ischen Werken her vor. Das Buch wird illustriert von fünf bei Lemercier auf Chin apapier ged ruckt en Lit hog raphien, davon drei von Théodore Gudin (1802 –1880) und zwei von dem sehr viel bek annter en Eugène Isabey (1803 –1886). Dieser hatt e wohl schon 1822 mit seinem Vat er Ita lien ber eist; Neapel kannt en beide Illustrat or en von ihr er Teiln ah me an der mil it ä r ischen Exp ed it ion nach Alg ier 1830 als Ma r inem a ler. Ihre Bilder gel ten eher Szenen und Menschen als den typischen Sehensw ürd igkeit en, die gleichsam nur als Staf fa ge auf t ret en.
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So zeigt das Frontispiz von Isabey eine neapolita nische Ha fengegend mit dem rauchenden Vesuv im Hint erg rund, im Vorderg rund jedoch einen Volks aufl auf um einen wild gestik ul ier enden Redner. Von Vened ig präsent iert er uns nur die Hauptk uppel des Mark usdoms in der Ferne, dir ekt vor uns sehen wir daf ür ein junges Mädchen, das eben im Beg riff ist, seinen Fuß in eine Gondel zu setz en [gegenü ber S. 253]. Von Isabey heißt es bei Thieme/Becker, „seine nicht sehr zahlr eichen, aber ganz her vor r ag end schönen Lit hog raphien“ bildet en „den wert vollsten Teil seines Werkes“ [Thieme/Becker 19, 235]. Gudin liebt e als „Rom ant iker vom Scheit el bis zur Sohle […] die Darstellung kat astropha ler Ereig nisse“ [Thieme/Becker 15, 194], so auch hier: Die Schilder ung einer mißglückt en Über fahrt der Ver fasser in von Ischia nach Proc ida weg en stür m i schen Wett ers nutzt er zur Darstellung eines Bootes
in See not [ge g en ü ber S. 227] – eher eine stil le Kat a strophe spiegelt sich im Bild ei nes Mädchens, das am verg it t er t en Fenster einer Gef äng n isz el le sitzt, davor ihre unber ühr t e Lagerstatt [gegen über S. 295]. Gudin pflegt e „auch das Landschafts fach“ [ebd.], wie an einer weit er en Lit hog raphie zu sehen ist: Sie zeigt zwei volkst üml iche Pif ferari mit dem Golf von Neapel im Hinterg rund [gegenü ber S. 207]. So ist dieses Reisebuch mit wen igen, aber ebenso eigenw ill igen wie cha r akt er istischen Illus trat ionen der beiden rom ant ischen Ma ler ausgestat tet. Es ist tadellos in einem wunderba r en zeit genös sischen Saf fia nband mit del ik at er Goldpräg ung von Simier erh alt en. Liter atur: Blanc 926 und 948; nicht bei Brivois und Carteret; Cigogna 4502; DBF XV I , 1413 (Gudin); Hoefer 37, 111; Quéra rd/ Bourquelot V, 442 (denkbar knapp!); Vicai re III , 793; zu Simier: Fléty 162; Ramsden 190.
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Aus dem Besitz von Louis Lebœuf de Montgermont 457 Musaeus, [Johann Karl August]. Contes populaires de l’Allem agne. Traduits par A. Cerfberr de Médelsheim, édit ion illustrée de 300 vi gnet tes allemandes. [Auf den Um schlä gen:] Bibliothèque illustrée. 2 Bde. Paris, Gu stave Havard, 1846. Etwa 140 Textholz schnit te von Ludwig Richter (ca. 110) u. a. 3 Bl., 144 S., 1 Bl.; 4 S. ( Verlagsprospekt), 4 S. ( Verlagsprospekt). Und: 2 Bl., 140 S., 1 Bl., 1 Bl. ( Verlagsanzei gen). – Auf kräf ti gem Velinpapier. Oktav, unbe schnit ten (200 x 136 mm). Rote Halbmaroquinbän de à la Bra del, mit gold gepräg tem Rückentitel, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denen, illustrier ten Ori ginal-Um schlä gen (inkl. Um schlag rücken), auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert „V. Champs“ (Kanten minimal berieben). Mit etwa 140 Holz schnit ten, zu meist nach Ludwig Richter Der Wei ma rer Schul mann und Schrift stel ler Johann Karl Au gust Mus äus (1735 –1787) gab die von ihm ge sam melten und be arbeiteten Le genden und Sa gen erst mals 1782 –1786 in fünf Bänden als Volksmährchen der Deut schen her aus; sein „Verdienst liegt nicht nur in der frü hen Auf nah me der Volksüberlieferung, sondern auch in der bewußten Schaf fung ei nes ei genen Mär chener zähl stils“ [NDB 18, 623]. Die er ste deut sche Ausga be mit Il lu strationen von Ludwig Richter (1803 –1884) er schien 1842; sie fanden auch in diese er ste fran zösi sche Ausgabe von Alphonse Cerfberr de Médelsheim, ali as Ge orge Ma rie Mathieu Deirnwaell (1817 –1883) [Wel ler 104], Ein gang. Gu stave Havard gab beide Bände in der nur vier Titel um fas senden Rei he der Bibliothèque illustrée her aus; die für 1846 an gekündig ten Tei le III und IV er schienen nicht, wor aus sich erklärt, daß das Werk
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tatsächlich nur etwa die Hälfte der auf dem Titel gen annt en 300 Vig net t en ent h ält. Von Lud w ig Rich t er stam men rund 110 Zeich nungen zu den Légendes de Rubezahl, zu La nouvelle mat rone d’Éphèse (Liebestreue), Le chercheur de trésors (Der Schatzg räber) und Melechsala; die Geschicht e Däm on-Amor [I, 91 –112] wurde von Georg Oster wald mit zehn, die Ondine [II , 41 – 78] von Rudolf Jord an mit 19 Zeichnungen ausgestat t et. Dies ist das per fekt erh alt ene Exemplar von Loui s Lebœuf de Montgermont (1841 –1914), einem der be deutendsten Sammler in der Geschichte der fran zösis chen Bi bliophi l ie, mit den eing ebundenen cremefarbenen illustrier t en Orig in al-Umschlä gen, in ged iegenen Einbänden á la Bradel von Victor Champs. Proven ienz: Louis Lebœuf de Montgermont, dessen Aukt ion 1912, Nr. 200. – Gestochenes Ex l ibris mit Monog ramm „ AS “, d. i. And ré Sciama. Lit er at ur: Brivois 294 f.; Car t eret III , 93 f.; Esc offier 1710; Gumuchian 4228; Hoff/Budde, S. 156; vgl. NDB 18, 623 f.; Sander 506, Vicai re V, 1205 f.
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Mit 1450 Holzschnitt en von Cham, Daumier, Gavarni, Grandville u. a. 458 Musée ou maga sin com ique de Philipon, Con tenant prés de 800 Dessins par Cham, Daumier, Dollet, Eustache, Forest, Gavarni, Grandville, Eugène Lami, Lorent z, Plattier, Trim olet, Vernier et aut res. Textes par MM. Bourget, P. Borel, Cham, L. Huart, Lorent z, Marco Saint-Hilaire et Ch. Philipon. [Bd. II:] Contenant 800 Dessins par MM. Cham de N…, Eustache, Fontallard (Charles), Forest, Gavarni, Grandville, Jacque, ProvostDum arch ais, Ch. Vernier; Textes par MM. Cham de N…, L. Huart, Des O…., E. Marit us et Ch. Philipon. 2 in 1 Bd. Par is, Aubert et Cie, [1842 –1843]. Zu samm en etwa 1450 Textholzschnitte. 2 Bl., 192 S., 8 S. ( Verlagsanzeigen); 2 Bl., 48 S., S. [241]-384, 14 S. ( Ver lagsanzeigen), 1 Bl. ( Verlagsanzeige). – In zweispalt i gem Druck in schwarzem Rahm en gesetzt, 39 Seiten in Rot und Schwarz gedruckt (= Livraisons 25, 30, 34, 41 und 46). Quart, unbeschnitten (332 x 255 mm). Schwarzer Halb mar oquinband auf glatten Rücken, mit Rückent itel und -orn am entik in Goldpräg ung, Goldf ileten auf den Deckeln, marm or ierten Vorsätz en, zwei eingebund en en, blaßg rün en ill u s trierten Orig in al-Um schläg en und Kopfg old schnitt, auf ein em Vorblatt sig niert „Can ape“ (Kanten leicht berieben, Rücken aufgeh ellt, Um schlä ge restaur iert und aufgezogen, Papier streckenweise ge bräunt oder etwas braunf leckig). „Véritable musée de grav ures sur bois“ Wie konnte man in der pulsierenden Weltstadt Par is zur Mitt e des 19. Jahrhunderts noch den Über blick über Moden, Menschen und Tendenz en beh al ten? „Tous les Musées plus ou moins pittoresques sont insu ffisants aux myr iades de têtes grotesques, qui se présentent chaque jour pour poser dans le grand tableau de fam ille des originaux vivants. D’où […] j’ouvre le Musée Philipon“ , wandt e sich der um triebi ge Verleger Charles Philipon (1800 –1862) in der ersten Liefer ung dieser Zeit schrift Au public: „C’est une large add ition à toutes les exhibitions déjà con nues […]. C’est une illustrat ion fant astique et com ique. C’est une mise en scène graphique des drames, des coméd ies du monde et des théâtres.
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C’est un reflet des caprices, des ridicules de la mode et des impressions d’art“. Das Maga sin Philipon hielt mit seinen Parodien und Ka r ik at ur en die Mit t e zwi schen Satir e und Kom ik und war ged acht als „un joujou pour les grands enfants, les flâneu rs, les par esseux, les amat eurs d’images“, als ein kurzweil iger Zeit verteib mit einer neua r t igen Bet onung der Illu strat ion: „Peu de text e et beaucoup d’images, telle est la dev ise de not re bannière“. Dabei konnt e der Herausgeber auf den großen Stab von Mit a rbeit ern zur ückg reifen, der ber eits für Le Charivari tät ig war; überh aupt wurde „col laborative illustrat ion […] the rule for the ‚museu ms of images‘ of the late 1830s and the 1840s. Indeed these now seem the characteristic books of the period“ [Ray]. Wiederkeh r ende Ru briken sind Modes ridicules und die Nouvelle manière de lire les vieux auteurs, bei der Theat erszenen kom isch ins Bild gesetzt werden, auch Auszüg e aus Grandvilles Métamorphoses du jour, die von Eugène Hippolyte Forest neu gesto chen wurden, sow ie die fünf t eil ige Geschicht e Par is dévoilé ou les Mystères Sus von Cham, mit rotged ruck tem Text und schwarz en, schat t enr ißa r t igen Zeich nungen. Honoré Dau mier steuer t e 18 Vig net t en (17 Erstd rucke), davon 16 zu Un voya ge d’agrément à Par is bei. Eigentlich war das Werk auf 100 Liefer ungen an gelegt, es wurde jedoch nach 48 Liefer ungen zu je acht Seit en beendet, um unt er dem neuen Tit el La Lanterne magique fortgeführt zu werden [siehe Nr. 12]. Der zweit e Band wurde zun ächst separ at pag i niert [Livrai son 25 – 30], ehe die ursprüngl iche Pag i nier ung wieder aufgenom men wurde. Dieses „véritable musée de grav ures sur bois“ [Brivois], „imp orta nt com me prem ier tirag e et d’un réel int érêt“ [Car t eret] liegt wunderbar erh alt en in einem Einband von Ca n ape vor. Eingebunden sind die beiden ident is chen Orig in al-Ums chlä ge auf blaßg rünem Papier mit Lit hog raphien nach Vivant Beaucé: Um das Tit elmed aillon ordnen sich ringsher u m ka r ik ier t e Fig ur en an, so ein akrobat i scher Harlek in, eine Hexe, zwei Schreiberl inge, zu zwei Bündeln zusam mengefaßt e Ma r ionet t en und zuoberst ein mit vollen Backen blasender Posaunen engel. Proven ienz: Adria n Flüh m ann. Liter atur: Bilderwelten 143 und 183, Nr. 99; Bouvy 717 – 733; Brivois 296; Car t eret III , 426; Lachè vre I, 298 f.; Osterw alder 230, 413, Ray II , 300; Renonciat 60 und 106; Rümann, Dau mier 63; Sander 509; Vicai re V, 1232; zu Can ape: Devauchelle 246 f.; Fléty 37 f.
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Die Französische Revolut ion im Bild 459 Musée de la révolution. Histoire chronologique de la révolution française, collection de sujets dessiné s par Raffet, et gravés sur acier par Frilley, dest inés à servir de complément et d’ illustrat ion à toutes les histoires de la révolution (Thiers, Montgaillard, Mignet, Lacretelle, etc.). Par is, Perr otin, 1834, [auf dem Umschlag:] 1835. 45 rad ierte Tafeln auf aufg ewalztem Chin apapier, 14 Texth olzschnitte; zu sätzlich 8 Zu standsdrucke auf aufgewalztem Chin apapier zu 6 Tafeln (davon 5 auf ge töntem Papier, 5 avant la lettre, 2 lose). 2 Bl. (Titelei), 60 Bl. – Nicht pag iniert. Groß-Oktav, unbeschnitten (243 x 182 mm). Roter Halb mar oquinband auf glatten Rücken, mit Rückent itel und -orn am entik in Goldpräg ung, Goldf ileten auf den Deckeln, marm or iert en Vorsätz en, eing ebund en em rosafarben en illu strierten Orig in al-Um schlag (inkl. Um schlagr ücken) und 14 (von 18) rosafarben en Liefe rungsu m schläg en, verso flieg end em Vorsatz sig niert
„E. Carayon“ (teils etwas stockf leckig, einige Bl. nicht in chronolog i scher Folge eingebunden). Mit 45 Rad ier ungen und 8 zusätzl ichen Zustandsd rucken, meist nach Raf fet Diese Chron ik der Franz ösischen Revolut ion refe riert die Geschehn isse vom Ballh ausschwur der Ab geordnet en des Dritt en Standes am 20. Juni 1789, mit dem diese sich zur Ver fassunggeb enden Ver samm lung erk lär t en, bis zum Staatsstreich Napo leons am 18. Brumaire 1799, der ihn zum Ersten Konsul und Allein herrscher macht e. Sie vereint kurz e Ber icht e der herausr agenden Ereig n isse mit ta bell a r ischen Aufl istungen und insgesamt 59 bild lichen Darstellungen, davon 57 von Aug uste Raf fet (1804 –1860), dem „klassische[n] Schilder er der mil it ä r is chen Ruh mest at en der Republik u. des Kaiser r eiches“ [Thieme/Becker]. Für Car t eret ist dieses Buch „un des plus importa nts de la période rom ant ique“.
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Das Werk enth ält 14 Textholzschnitt e, nach Zeich nungen von Raf fet gestochen von Pierre Ga briel Lacoste, sow ie 45 rad ierte Tafeln, davon 43 nach Raf fet; das Blatt zum 9 Thermidor An 2 stammt von Tony, das zum 13 Vendemaire An 4 von Alfred Johannot; Stecher war bei 25 Tafeln Jean-Jacques Frilley.Zwölf Tafeln war en schon 1832 in Aug usteMarseille Bart hélemys Dicht werk Douze journées de la revolut ion [vgl. Nr. 31] ged ruckt worden. Zu sechs Tafeln sind insgesamt acht vom endg ült i gen Zustand teils mark ant abweichende Zustands drucke beigef ügt: Le Jeu de Paume und 5 et 6 Octobre liegen jeweils zusätzl ich lose in vorläu fi gem Zustand sow ie noch m als auf get önt em Papier avant la lettre vor; gleichfalls get önt und avant la lettre die Bataille de Jem mapes und die Séanc e royale, wäh r end La Ba stille auf get önt em Chin apapier avec la lettre wie derholt ist. Eine Besonderheit stellt der zusätzl iche Prob ed ruck von Alf red Johannots 13 Vendémiaire An 4 dar: Es handelt sich um eine seit enverkehrt e, mot iv i sch deut l ich vom Endz ustand abweichende Vor z eich nung mit klei nen Randz eich nungen und
avant la lettre in dunkelbraunem Druck. Dies sind exa kt die selt enen von Raffet bzw. Alf red Johannot selbst gestochenen Probed rucke, auf die Car t eret ausd rück l ich besonder en Wert leg t e, „pour pouvoir composer un bel exempla i re“ [Car t eret III , 425]. Dem schönen, ext rem breit r and igen Exemplar der ersten Ausg a be [vgl. die Merk m a le der Réimpression bei Car t eret III , 424] im Ein b and von Émile Ca r ayon (1843 –1909) sind der illustrier t e Gesamt umschlag sow ie 14 der 18 Liefer ungsu mschläge auf rosa farbenem Papier eingebunden. Es stammt aus dem Besitz von Vict or Mercier und Sam Clapp. Proven ienz: Auf dem Spiegel das farbig illustrier t e Exl ibris von Vict or Mercier (1853 –1931) mit dessen Dev ise „Libror um flos illibat us“ (dessen Kat a log 1937, I, Nr. 418: frs. 2.100). – Sam Clapp (dessen Aukt ion Christie’s, Par is, 2002, Nr. 582). Lit er at ur: Beraldi V I , 174, und XI , 894 – 950; Brivois 296; Bry 23 f.; Car t eret III , 422 ff.; Giacomelli, section I, Nr. V-X; Lon champ II , 338; Osterw alder 861; Rahir 556; Sander 513; Vicai re V, 1224 ff.; zu Car ayon: Fléty 38.
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Ein Gesamt kunst werk 460 Musset, Alfred de u. a. Voyage où il vous plaira. Par Tony Johannot – Alfred de Mus set et P.-J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het zel]. Paris, J. Het zel, 1843. 63 Tafeln in Holz schnitt, 30 Textholz schnit te, 3 S. mit Noten. 2 Bl., 170 S., 1 Bl. – Auf kräf ti gem Velinpapier. Quart (260 x 182 mm). Roter Maroquinband der Zeit auf fünf mit doppelten Goldfileten ver zier te Bünde, mit goldgepräg tem Rückentitel und sechs inein an derge schachtelten fet ten, abwech selnd blind- und gold gepräg ten Rahmen in den übri gen Rückenfeldern, auf den Deckeln 14 in ein an derge schachtelte abwech selnd blind- und goldgepräg te, fet te und ma gere Rahmen, mit Goldfileten auf den Steh- und fünf fachen Goldfileten auf den Innenkanten, weißen Moirépapiervorsät zen und Ganz gold schnitt (Einband mit un scheinbaren Schabstellen und an einer Ecke mit kleiner Stauch spur, vereinzelt minimal braunfleckig).
– 1462 –
Die in der Sekundärl it er at ur meist unt er dem Namen des großen franz ösischen Rom ant ikers Alf red de Musset (1810 –1857) gef ühr t e Voya ge où il vous plaira ist in Wirk l ichkeit ein eigena r t iges Gemeinschaftsund Gesamt k unst werk, das hier in erster Ausg a be vorl iegt. „L’idée d’écri re ce livre a été suggérée par Tony Johannot“ [S. 169], wird im Nachwort versi chert; der eigent l iche Ver fasser war der Verleger, P.-J. Stahl, alia s Pierre Jules Hetz el. Da das Haupt gew icht auf der abu nd ant en Bebilder ung mit fast 100 Holzschnitt en liegt, ist denkbar, daß der Text – „a trifle“, wie Ray meint – ohneh in eher zu den Bil dern geschrieben wurde, als daß er selbst die „op por t unities […] for Johannot’s fant a stic invent ions“ gel iefert hät t e. Alf red de Musset wieder u m befand sich „malade au moment de la publication de ce livre“ [Quéra rd/Bourquelot], so daß sein Beit rag „est très faible. Il n’y a donné que Mar ie, sonnet […], et Rappelle-toi, stances avec la musique de Mozart“. Auch diese beiden Ged icht e wurden jedenfalls in spi r iert von den Zeich nung en und ges chrieb en „sous le charme du talent de Johannot“ [Adhémar/ Séguin], wie Mussets Bruder ber icht et e.
Der Plot ist schnell erz ählt: Ein reisef reud iger jun ger Mann verbrennt seine Samm lung mit Reisel it e rat ur, weil er in den Haus- und Ehestand eint ret en will. Dan ach verf ällt er in schwer e Albt räume. Ein mephistophel ischer Jean Walt er biet et sich ihm als Führ er auf der Voya ge où il vous plaira an, in eine abent euerl iche und ma k abr e Welt, die von Mon stern und Dämonen in der Art von Hieronymus Bosch bevölkert wird. Die zar t e rom ant ische Liebe wird bed rängt und kont erk a r iert von ihr er häßl ichbed roh l ichen „Nacht seit e“. Für Gordon N. Ray sind die Illustrat ionen „among the most orig in al and amusing in all of Johannot’s work“; Carteret fand das Werk „supérieurement exéc uté, char m ant com me text e et illustrat ions“ und vollkommen zu Recht nannte er es „un très beau spécimen de l’époque rom antique par son orig in alité“. Lit er at ur: Adhémar/Séguin 50; Beraldi V III , 273, Nr. 56; Brivois 416; Car t eret III , 596; Cloua rd 5; Lonc hamp II , 340; Mar ie 102; Osterw alder 539; Quéra rd/Bourquelot V, 494; Rahir 558; Ray II , 265; Sander 516; Vicai re V, 1252 f.
– 1464 –
Im sehr selt enen Verleger-Lux useinband 461 Musset, Alfred de u. a. Voya ge où il vous plaira. Par Tony Johann ot – Alfred de Musset et P.-J. Stahl [d. i. Pierre Jules Hetzel]. Par is, J. Hetzel, 1843. 63 Tafeln in Holzschnitt, 30 Textholzschnitte, 3 S. mit Noten. 2 Bl., 170 S., 1 Bl. – Auf kräft igem Velinpapier. Quart (260 x 185 mm). Verlegereinband von rotem Saf fian auf glatten Rücken, mit goldgeprägter Rückenillu strat ion, goldgeprägte Deckelplatten mit breitem, mit Rank enwerk gef ülltem Rahm en zwischen fetten Filet en auf schraff iertem Grund, darin jeweils unterschied lic he Illu strat ion en, mit gelben Glanzpapiervorsät zen und Ganzg old schnitt, in mit Filz ausgeschlagenem Pappschuber (vorderer Spiegel unten randgebräunt, S. 157 f. mit Eckabschnitt ohne Textverlust, ganz vereinzelt ger ing fingerf leckig). Die erste Ausg a be in dem ber ühmt en, sehr selt enen Verlegerein band Unser zweites Exemplar der von Tony Johannot phant a stisch il lustrier t en dä mon is chen ‚Lieb esDystopie‘ zeichnet sich durch den schönen Verl ags einband aus, „rarissime en mar oq uin [recte: cha grin!] de l’époque a fers spéciaux“, wie es nicht ganz kor r ekt im ber ühmt en Magg s-Kat a log 661 heißt [Magg s 661, Nr. 250; vgl. ebd. Tafel LXXXIV, so wie Malavieille 192, Nr. 74]. Die vergoldet en Deckel platten sind nicht nur „très caracteristique; tres fi nement gravée“ [Car t eret], sondern greifen inh alt lich die Buchi llustrat ion Johannots durchaus eigen ständ ig und kreat iv auf. Das Mot iv auf dem Vorderdeckel mod i fi z iert die Abbildung auf der vorletzt en Ta fel: Zärt l ich be rührt die Aus er w ähl t e den im Ses s el träu men den jungen Mann an der Schulter, und währ end sich auf der Tafel die grotesken Gespenster noch verg nügt in der Atmosphär e tollen, lösen sie sich hier in Rauch und Nebel auf. Die seitenverkehrte Darstellung auf der ‚Schauseite‘ des Buches, ver kehrt da m it auch die ursprüngl iche Bildaussage, in dem sie die beu nr uh igende Rolle der Frau ger ade dement iert. Mit welcher Absicht auch im mer diese Abwandlung vorgenom men wurde – ger ade dar i n
spiegelt sich – unf reiw ill ig? – die Doppelböd igkeit der ‚rom ant ischen‘ Liebe. Die Illustrat ion auf dem Hint erdeckel hat kein dir ekt es Vorbild im Buch, sie ist jedoch das Gegen stück zum Mot iv vorne, indem nun die träumende Frau ge z eigt wird: Die s e ruht ganz ent spannt schlum mernd und geb org en in einem of fenen Schlitten. Einen Bew acher ihres Schlafs hat sie nicht zur Seite – dab ei sind ihr em Traumgef ährt zwei ver it a ble Monstren vorgespannt …
– 1468 –
Exemplar tel que paru, mit einer unpublizier t en Illustrat ion 462 Musset, Alfred de u. a. Voya ge où il vous plaira. Par Tony Johann ot – Alfred de Musset et P.-J. Stahl [d. i. Pierre Jules Hetzel]. Par is, J. Hetzel, 1843. 63 Tafeln in Holzschnitt, 30 Textholzschnitte, 3 S. mit Noten; zu sätzlich 5 Probedrucke auf Chin apapier. 2 Bl., 170 S., 1 Bl.; beiliegend 4 S. ( Verlagsprospekt). – Auf kräft igem Velinpapier. Quart, völlig unbeschnitten (etwa 275 x 205 mm). Lose Lagen und Tafeln, in 31 (von 32) illustrierten Liefer ungs um schlägen und in zweifarbig bedruckter illu strier ter Orig in al-Broschur, in roter, mit weißer Moiréseide ausgelegter Halbm ar oquink assette mit goldgeprägtem Rückent itel und floral-lin earer Rückenverg oldung so wie Goldf ileten auf den Deckeln, sig niert „Devauchelle“ (Gel enk e der Kass ett e oberf lächl ich ang eplatzt, Um schläge mit teils unterlegten Läsuren, einige Bl. mit kleineren Randeinr issen). Unbeschnit t enes Exemplar in den Liefer ungshef t en, mit fünf Probed rucken, davon einer unpu bliz iert Dieses Exemplar der Voya ge où il vous plaira liegt noch so vor, wie es vom Verl ag herausgegeben wur de: in den losen, unbeschnitt enen Lagen und Tafeln, i n 31 (von 32) illustrier t en grauen Liefer ungsu m schlägen, mit dem orig in a len cremefarb enen, in Schwarz und Rot bed ruckt en Ges amt u mschlag – sog ar der vierseit ige Verl agsprospekt liegt bei. Dar ü ber hinaus wurde unser Exemplar mit fünf Fumés auf Chin apapier bestückt: Drei von ihnen sind Probed rucke avant la lettre der Tafeln zu den Seit en 32, 77 und 95, der viert e gibt die fast ganz
seit ige Illustrat ion auf den Liefer ungsu mschlägen mit prov isor ischem Text wieder, der fünft e aber ist ein kur ioses Rarum: Ein an der Erde kauernder ha kenn asiger Riese blickt uns aus Glubschaugen wie ertappt von der Seite an: Auf seinem Schoß und in seinen Händen erkennt man laut er leblose Men schen kör p er, meh r er e halb verspeiste ra gen auch noch aus seinem Maul – eine grot eske kann iba l ische Freßszene! „Hetz el n’osa pas publ ier cette planche“, ver r ät eine zar t e Bleistift not iz am unt er en Bildr and.
– 1472 –
Mit zwei Original-Zeichnungen von Tony Johannot und zahlreichen Probedrucken, Samm lungen Roudinesco und Bonnasse 463 Musset, Alfred de u. a. Voyage où il vous plaira. Par Tony Johannot – Alfred de Mus set et P.-J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het zel]. Paris, J. Het zel, 1843. 63 Tafeln in Holz schnitt, 30 Textholz schnit te, 3 S. mit Noten; zu sätzlich 1 Bl. mit 2 Ori ginal-Zeichnun gen Tony Johannots und insge samt 55 Probedrucke auf Chinapapier. 2 Bl., 170 S., 1 Bl.; 2 Bl. ( Verlagsprospekt); 2 Bl. (dito); 4 S. (dito) – Auf kräf ti gem Velinpapier. Quart, kaum be schnit ten (267 x 195 mm). Langgenarbter dunkel grüner Maroquinband auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel zwi schen Arabesken, breiter Rahmen aus den selben Arabesken auf den Deckeln, mit von Goldpunkten unterbrochener Goldfilete auf den Steh- und fet ter Goldfilete auf den Innenkanten, mit bei gen Lederdoublüren und mit blaßgrüner Seide bezogenen Vorsät zen, ein gebun denem, schwarz und rot bedrucktem und illu strier tem Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlag rücken) und illu strier tem Um schlag der ersten Lieferung auf grau em Papier, mit Ganz gold schnitt über Témoins, gebun den von „E. & A. Maylan der“ (Si gnatur auf Spiegel) nach Entwurf von „A. Roudinesco“ (ebd.), in Halbmaroquinchemi se mit gold gepräg tem Rückentitel
und mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit Maroquinkanten, ebenfalls si gniert von Maylan der. Getrüffeltes Exemplar – da bei ein Blatt mit zwei Ori gi nal-Zeich nun gen Johan nots Ein oh nehin „très beau spécimen de l’époque romantique“ [Car ter et] und unter den zahl reichen Werken Tony Johan nots ei nes der „most ori gi nal and amu sing“ liegt hier in ei nem getrüffelten Exemplar vor, das kaum ei nen bi bliophi len Wunsch of fen läßt. Unik alen Cha rak ter erhält es durch ein sepa rates Blatt (202 x 172 mm) mit zwei ori gi na len Blei stift zeich nun gen Johan nots. Die eine gibt die untere Hälf te des Front ispizes wieder: ein f a nierendes Paar zwi schen mon strösen Reitern, ani mali schen Gefähr ten und Kut schen, die al le samt in den geöff neten Schlund ei nes Berg-Gei stes ein fahren – dessen Oberkör per hier jedoch nicht dar gestellt ist und au gen schein lich erst in ei nem zweiten An gang hin zuer funden wur de. Die Zeich nung darunter zeigt das Motiv der Kopf vi gnet te von Seite 5, ein gefü geltes Riesenei mit vor gespannter Pfer deQuadri ga, auf des sen Ober seite sich eine An zahl
– 1474 –
Menschen als Pass ag ier e auf h ält. In Händen hält man ein frappier endes Blatt aus dem 19. Jahrhun dert, unsicher, ob es auf Brueghel und Bosch zu rück- oder aber auf den Surr eal ismus vorausweist. 50 der insgesamt 63 Holzschnitt-Tafeln sind noch ein m al als Prob ed rucke auf Chin apapier vorh an den, meist avant, vereinzelt avec la lettre; eine weit er e [vor S. 95] als seit enverkehrt gestochene Triplet t e. Besonders int ere ssant und von unika lem Cha r ak ter sind drei zusätzl iche Probed rucke, die letzt l ich keinen Eing ang ins Buch fanden: ein mit mehr e ren Szenen illustrier t er Zwischent it el mit der Auf schrift „Initiation et Maléfices“ [nach S. 4], der nicht von Johannot, sondern von A. Lacoste gez eichnet wurde und in zwei verschiedenen Druck z uständen vorl iegt, sow ie zwei weit er e Ta feln auf Chin apapier [nach S. 76, nach S. 148]. Die eine knüpft int eressant er weise them at isch an die grot eske kann iba l ische Szene an, der en Probed ruck dem vora ngeg angenen Exemplar beil iegt; hier geht es nur scheinbar ziv ili- sier t er zu: Der Rom anprot a gon ist Franz soll mit Messer und Gabel seine Braut und sich selbst, in ein Salatblatt gew ickelt, verz ehr en – doch auch in dieser Eink leidung war das Mot iv dem Publik ums geschmack of fenbar nicht zuz u mut en.
Der zweifarbig bed ruckt e illustrier t e Orig in alUmschlag, der illustrier t e Umschlag der 1re Livraison sow ie drei verschiedene il lustrier t e Verl agsa n k ün dig ungen des Werkes ver vollständ igen die biblio phile Ausstat t ung unser es Exemplars. Selbst verständl ich ist auch die Proven ienz bedeut sam. Alexa nd re Roudinesco (1883 –1974), Arzt und Beg ründer der bi bliophilen Verei n ig ung Scripta et Pic ta, ließ das Buch nach eigenem Entw urf im „atelier célèbre“ [Fléty 125] von Émile und And ré Mayla nder binden und versäumte nicht, auch sei ne beiden orig in a len Ent w urfsz eichnungen für die Rücken- und Deckelornamentik beiz uleg en. Ge schützt wird der per fekt erh alt ene prez iöse Ganz ma r oq uinband von Chem ise und Schuber in pas sender Aufm achung. Spät er befand sich der Band in der Sammlung des Marseiller Bank iers und Biblio philen Henr i Bonn asse (1899 –1984), zuletzt in der des Samm lers und Ant iq uars Adria n Flüh m ann. Proven ienz: Illustrier t es Ex l ibris von Alexa nd re Roudinesco verso fliegendem Vorsatz (dessen Auk tion 1967, I, Nr. 130: frs. 4.900). – Gegenü ber auf einem Vorblatt das goldgepräg t e Ex l ibris von Henri B onn ass e (dess en Kat a log II , 1982, Nr. 83: frs. 39.000). – Dar u nt er Adria n Flüh m anns Mono grammschildchen „awf “.
– 1475 –
Die Affiche nach Tony Johannot zur Voya ge où il vous plaira 464 [Musset, Alfred de u. a.] Johannot, Tony. [Plakat:] Voya ge où il vous plaira. Par MM. Tony Johannot – Alf red de Musset – P.-J. Stahl. [Par is], J. Hetzel, [1843]. 1 illu striertes lithographiertes Bl. In modernem vergla sten ka stanienbraunen und schwarz umrandeten Holzrahmen (735 x 555 mm) (Falz spuren von doppelter Falt ung, schwache Feuchtränder). Neu kompon iert für die Aff iche – großformatiges ‚Komplexbild‘ von Tony Johannot Das Plak at lädt zu einer Buchsubskript ion ein – und gleichz eit ig zu einer zwiespält igen „Reise, woh in es Euch gef ällt“, wie aus der ganzseit igen Illustrat ion un m ißverständl ich her vorgeht: Im Vorderg rund hat sich ein dick bäuchiger platt f üßiger Kerl mit einer Lat erne in der Hand neben dem an einen Holzpfo sten gen agelt en ‚Tit el-Schild‘ aufgestellt. Darauf wird in etwas krakeliger (Hand-)Schrift die Reise an gek ünd igt, der en versprochene An nehm l ich keiten i n una ng eneh mem Kont rast zu der ung estalt en Fig ur des nacht w ächt erh af t en Ausr ufers stehen. Auch der seit l ich kauernde und grim m ig zähneflet schende Vierbeiner, eher eine Art Höllenhund, flößt kein Vert rauen ein; unheiml ich ist auch die volum i nöse Öllampe, auf der sich ein lebend ig scheinen des Gesicht mit durchd ringendem Blick abz eichnet. Im Mitt elg rund geht es schon los: Eine ganz e Schar Reisew ill iger drängelt sich ungestüm durch eine Öffnung in eine Art Kiste, auf der feixend ein groß nasiges Männlein mit zu Berge stehenden Haa r en hockt. Durch diesen eng en Schlund muß offen sicht l ich, wer die sich im Hint erg rund majestät isch abz eich nende Berg- und Küsten l andschaft erleben will, in der Reit er, Kutschen und Segelboot e unt er wegs sind. Sog ar am Himmel tut sich etwas: Eine Menscheng ruppe läßt sich auf einem geflügelt en Ei durch den Äther tragen. Hatte Gordon N. Ray gemeint, das Buch, zu dem Alfred de Musset am wen igsten beit rug, habe nur als Anlaß für Tony Johannots „fanta stic inventions“
als Zeichner ged ient, so wird der en eigenständ ige Ausd rucksk raft auf dieser Aff iche vollends deut l ich: Drei verschiedene Abbildungen aus dem Buch wer den hier rekom bin iert, adapt iert und mit Zut at en erg änzt, um sich zu einer ku mul at iven Aussage zu sam menz uschließen. Der im Mit t elpunkt stehende ‚Werber‘ mit seinem Hund ist eine seit enverkehr t e Adapt ion der Ta fel gegenü ber der Seite 85 im Buch – dort ist er ein Bauernk necht, der eine Tür öffnet. Hier hat er die ent sprechende Hand in der Mant elt a sche verbor gen, da f ür beleucht et er mit seiner Lat er ne unheim lich das hinter ihm mächtig aufrag ende Schild. Diese Erg änz ung hat im Buch kein Pend ant, eben sowen ig die verlebend ig t e Öll amp e und ein im Vorderg rund auf dem Pflaster liegender Zet t el mit Ang aben zu der Zahl der Livrai sons, Preisen und der Verl agsadresse. Die merkw ürd ige Kiste im Mitt el- und die Landschaft im Hint erg rund geb en in starker Verg röß erung d ie halbseit ige Abbildung zum Avant-Propos [S. 1] wieder, mit einer zweckd ienl ichen Mod i fi k at ion: Während im Buch über der Öffnung das Wort „Départ“ angebracht ist, steht auf dem Plak at pas senderweise: „On souscrit ici“ – auch ein gönner haft-iron ischer Kom ment ar Johannots zu dem gro ßen Ank lang, den dieses „très beau spécimen de l’époque rom ant ique par son orig in alité“ [Car t eret] beim Publik um fand. Das merkw ürd ige Flugobjekt am Him mel zit iert, wieder u m seit enverkehrt, die Kopf v ig net t e zum ersten Kapit el des Buches [S. 5]. So verein igen sich in der Illustrat ion des Pla k ats verschiedene Etappen der ‚Leser eise‘: von der Kun dena nsprache, über die Subskript ion bis hin zur sur r ealen ‚Him melfahrt‘ als äst het ischem Erlebn is. Das großfor m at ige lit hog raphische ‚Komplex bild‘ erweist sich dam it nicht nur als nützliches Werbe mit t el, sondern auch als künstler ische Leistung von eigenem Wert, die eine gesonder t e Bet racht ung ver dient – ger ahmt und unt er Glas.
– 1482 –
Zwei Exemplar e auf Chinapapier 465 Musset, Paul de. Monsieur le Vent et Mad ame la Pluie. Vig nettes par Gérard Séguin. [Vorgebunden:] Gozlan, Léon. Avent ures merveilleuses et touchantes du prince Chènevis et de sa jeune sœur. Vig nettes par Bertall. [Le nouveau maga sin des enfants 7 und 10]. Zusamm en 2 in 1 Bd. Par is, J. Hetzel, 1846. Fronti spiz in Holzschnitt (nachgebunden), 84 Textholz schnitte. Und: Fronti spiz in Holzschnitt (nachgebunden), 94 Textholzschnitte. [4] S., III S., 110 S. Und: [4] S., III S., 115 S., [2] S. ( Verlagsanzeigen). – Einseit ig bedruckt und in Blattzählung – Auf Chin apapier. Oktav (194 x 133 mm). Geglätteter königsblauer Mar o quinband der Zeit auf fünf schmale, mit Goldf ileten ver zierte Bünde, mit goldgeprägtem Rückent itel und orn a mentaler Fileten-, Pointillé- und Punkt-Verg oldung in den übr igen Rückenfeldern, mit dreifachem Goldf ileten rahm en auf den Deckeln, doppelten Goldf ileten auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Inn enk anten, mit marm or ierten Vorsätzen und Ganzg old schnitt, auf dem Spiegel sig niert „Allô“ (Rücken minim al aufgehellt). Zwei Exempla r e auf Chin apapier in einem Band, gebunden von Charles Allô Zwei Erst aus g a b en aus der Rei he des Nouveau maga sin des enfants liegen hier auf einseit ig bed ruck tem Chin apapier vor, per fekt erh alt en in einem dekor at iven Ganzm a r oq uinband von Charles Allô, einem der „grands maîtres“ [Devauchelle 28] des Sec ond Empire, tät ig von etwa 1850 bis 1875. Dies ist das von Car t eret er w ähnt e Exemplar, das 1923 nach der Auflösung der Bibliothek von Mad ame Louis Loviot für 490 Francs versteigert worden war. Paul de Musset (1804 –1880) war – wenn er auch stets bescheiden hint er sei nem ber ühmt er en jünger en Bruder Alf red zur ückstand – „un écrivain spir ituel “ [DLF II , 191], dessen Schrift en „se dist inguent par le bon goût, l’élégance et la sobriété“ [Hoefer 37, 45] – Eigenschaf t en, die ihm insbesonder e bei ei nem Jugendbuch wie diesem zug ut ek a men. Die fast 100 Vig netten schuf Jean Alfred Géra rd Séguin
(1805 –1875), der in derselb en Reihe später auch Ar sène Houssayes Le royaume des roses illustrier te [vgl. Nr. 323]. Die Bilder zu Léon Gozla ns mär chen h af t er Kindergeschicht e gehör en in die Rei he „gut er Bert a llscher Illustrat ionen“ [Rümann]. Proven ienz: Aukt ion Mad ame Lou i s Loviot, März 1923, zit iert bei Car t eret. Lit er at ur: Beraldi II , 47, Nr. 10, bzw. XII , 22; Brivois 178 f. bzw. 302; Car t eret III , 278 und 447 bzw. 429 und 446 (zitiert die ses Exemplar); Osterw alder 128 bzw. 972; Sander 307 bzw. 517; Vica i re III , 1084 f., und V I , 229, bzw. V, 1315, und V I , 229; zu Gozlan auß erdem: Esc offier 1711; Hoefer 21, 524; Quéra rd/ Bourquelot I V, 144; Rümann 192; Talva rt/Place V II , 299, Nr. 15; zu Muss et: Gumuchian 4241; Sander 517; Thieme/Becker 30, 452; zu Allô: Devauchelle 28 und 243; Flety 10.
– 1484 –