Univers Romantique, Vol. III | A collection of French Romantic Illustrated Books | Cat. 83

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UNIVERS ROMANTIQUE Les Français peints par eux-mêmes Alle nennenswerten Bücher Frankreichs mit Illustrationen zwischen 1825 und 1875 in einer einzigartigen Reihe von Original-Zeichnungen, Aquarellen, 111 Exemplaren auf Chinapapier, im Kolorit der Zeit etc. 600 Exemplare vor allem aus den Sammlungen Beraldi · Bonnasse Brivois · Carteret · Clapp · De Rouvre · Descamps-Scrive Duché · Esmerian · Adrian Flühmann · Gallimard Gavault · Lafond · Lebœuf de Montgermont Lainé · Legrand · Meeûs · Perier · Petiet Rattier · Van der Rest · Ripault Roudinesco · Schumann Tissot-Dupont Villebœuf Vautier etc.

Band III: Gresset – Musset

Heribert Tenschert 2018


Heribert Tenschert Antiquariat Bibermühle AG Bibermühle 1–2 · 8262 Ramsen · Schweiz Telefon: +41 (52) 742 05 75 · Telefax: +41 (52) 742 05 79 E-Mail: tenschert@antiquariat-bibermuehle.ch www.antiquariat-bibermuehle.com

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Autoren: Dr. Carsten Scholz, Heribert Tenschert

Gestaltung, Redaktion, Lektorat: Heribert Tenschert, Maria Danelius Photos und Einbandgestaltung: Athina Nalbanti & Heribert Tenschert Satz und PrePress: LUDWIG:media gmbh, Zell am See Druck und Bindung: Passavia GmbH & Co. KG, Passau ISBN: 978-3-906069-31-9


Das ein zige Exemplar auf Chinapapier, mit der Original zeichnung zum Front ispiz 314 Gresset, [Jean-Baptiste-Louis]. Œuvres choi sies de Gresset. Paris, Mame-Delaunay, Ch. Gosselin, 1824. Front ispiz in zwei Zu stän den avant toute la lettre, auf stärkerem Velin papier sowie auf auf ka schier tem China pa pier; zu sätzlich die ori gina le aquarellier te Vor zeichnung zum Front ispiz, mit Sei denvorsatz, mit Blei stift si gniert „Mendoze“; Titelvi gnet te und eini ge kleine Schlußvi gnet ten in Holz schnitt. XV S., 287 S. Duodez, unbe schnit ten (126 x 80 mm). Lang genarbter auberginefarbener Maroquinband auf vier von fetten Blindfileten ein gefaßte und mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und Blüten stempeln zwi schen waa gerechten Goldfileten in den übri gen Rückenfeldern, Deckel mit dreifachem Goldfiletenrahmen mit Eckfleurons, blind gepräg tem Roll stempelrahmen und einfachem Goldfiletenrahmen, dar in Eckfleurons und zen trales qua drati sches Schmuckmotiv aus Volu ten und floralen Elemen ten, mit Zackenbordüre

auf Steh- und Innenkanten und Vorsät zen aus günem Moiré seidenpapier, am Fuß si gniert „Thouvenin“ (durchgehend etwas braunfleckig). Das ein zi ge Exemplar auf Chi napapier, mit gedruck ter per sön licher Verleger wid mung sowie der Ori gi nal zeich nung zum Front ispiz Der Ro ko ko dich ter Jean-Bap tiste Gres set (1709 –1777) war „l’un des plus célèbres du dixhuitième siècle“ [Hoefer 21, 937], und noch Hoefer rühmte ihm nach: „Depuis plus d’un siècle, Gres set n’a rien per du de sa haute renommée; il est considéré comme l’un des ornements de no tre sphère poétique“, er habe „mis dans son œuvre l’ét incel le du feu divin“ [ebd. 946]. Die An spielung auf den gött lichen Fun ken hat auch ei nen eher profa nen Hinter grund: Gresset studier te am Jesuitenkol leg sei ner Vater stadt Amiens, ließ sich 1726 als Novi ze in den Or den auf neh men und war als Leh rer

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le-Grand, was ihm An laß für das selbst ironi sche Verspo em La char treu se gab [ebd.]. Im gleichen Jahr ver faßte der jun ge Jesu it weitere Schrif ten, „in denen er die Mönchsor den ei ner liebens wür digsarka sti schen Kritik unter zieht“ [Jan 168], so Le carème im promptu, eine „plaisanterie vulga ire sur l’ignorante insouciance d’un curé insula ire“ [Hoefer 21, 939], und Le lutrin vivant, beides „histoires de sacristie d’un style aler te et gai, mais d’un goût plus douteux“ [DBF]. Sei ne Or densbrüder zeig ten für diese Form reli giös in spi rier ter Dichtung wenig Ver ständ nis; im Ok tober 1735 wur de Gresset aus dem Jesuitenor den ausgeschlossen. Daß dies sei nen ei genen Wün schen ent gegen kam und beide Seiten weiterhin „les meilleu res relations“ [DBF] unterhielten, bezeugt das Gedicht Adieux aux Jésuites.

an Or dens schu len in Moul ins, Tours (1729 –1733) und Rouen tätig. 1730 hat te er sein litera risches Debüt mit ei ner Ode Sur l’am our de la patrie; der litera rische Durch bruch gelang ihm 1734 mit dem Scherz gedicht Vert-Vert, in dem er die Geschichte ei nes Papageis er zählt, „der sich lan ge auf ei nem Schiff befunden, dort von den Matrosen schlim me Redens ar ten gelernt hat und dann in ein Non nen kloster gerät, wo er durch sein Fluchen al lerlei Un heil an richtet“ [Jan 168]. Die „an sich harm lose und mit viel An mut vor getra gene Erzäh lung“ ent behrt nicht „ei ner gewissen ma li ziösen, gegen das Klosterleben gerichteten Tendenz“ [ebd.]. Dieses Werkchen, „qui devait rester sa meilleu re product ion“ […] con nut un incroyable succès“ [DBF]; der Ly ri ker Jean-Baptiste Rousseau hielt es für ein „chef-d’œuvre, un phénomene sur passant toutes les product ions contempora ines“ [Hoefer 21, 938]. Einst wei len lebte der plötz lich er folgs ver wöhnte Dichter noch in mönchi scher Ein sam keit in einem Dach käm mer chen des Pa ri ser Collége Louis-

Obwohl Gres set nun rasch in den Pa ri ser Sa lons bekannt und von der Madame de Pompadour protegiert wur de, konnte er an den frü hen Er folg von Vert-Vert erst 1747 mit der an der Comédie-Française ur aufgeführ ten Cha rak terkomödie Le méchant anknüpfen. Ein notorischer Bösewicht ver sucht durch sein Intri gen spiel, das Liebespaar Valère und Chloé ausein ander zu brin gen. Wäh rend die se Fi gur unter der „Maske des abgebrühten Hof manns“ mit Molières Tar tuffe „ei ni ge Ähn lich keit“ [K NLL VI , 869] besitzt, und die Gesell schaft „Züge der utopischen Schä fer welt der arkadi schen Poe sie, an deren Ästhetik der Rolokodichter und Vergil-Über setzer Gresset ent scheidenden Anteil hat“ trägt, weist die „maßvol le Idea li sierung Valères und Chloés im Sin ne ge sit teter Natürlich keit“ bereits auf die Romantik vor aus, wenn auch – vor Rousseau – „noch in klasssizisti schem Ge wand“ [ebd. 870]. Gressets ein zi ge Komödie ver schaff te ihm Zu gang zur Académie française, die ihn 1748 als Mit glied berief. In sei nen späteren Jah ren wandelte sich Gresset erneut, diesmal von ei nem li bera len zu ei nem religiös-kon ser vati ven Geist, der 1759 in ei nem of fenen Brief sei nem litera ri schen Frühwerk abschwor und nur noch sei ne späten Stücke gelten ließ. Seinem noch lang an haltenden Er folg tat dies kei nen Abbruch. Dieser spiegelt sich auch in den un serem Buch vor an gestellten Jugemens de divers auteurs sur les ouvra ges de Gresset. Daß nicht zu letzt die schil lernde Mi schung aus Selbst mythisierung und -ironisierung zu dem Er folg des ‚Sa lon-Jesuiten‘ Gresset bei getra gen haben mag, il lu striert das Front ispiz, das eine Szene aus La Char treu se wieder gibt: Es zeigt den Dichter in sei nem ein fachen Dach käm mer chen bei der ein sa men Lek tü re mit ei ner Zipfel müt ze auf dem

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Kopf im Bett sit­z end – dies im üb­r i­gen ein be­währ­ tes ikono­g ra­phi­sches Mo­t iv, das schon bei Wil­l i­a m Hogarth und Wil­li­a m Tur­ner auf­tauch­te und das 1839 in Spitz­wegs Der Arme Poet sei­ne be­r ühm­t e­ ste Dar­stel­lung fand. Das ra­d ier­te Front­ispiz ist zwei ­m al avant toute la lettre vor­h an­den, ein ­m al auf Kar ­t on und ein ­m al auf Chi­n a­pa­pier, auf ­k a­schiert auf Kar­t on. Oben­d rein ist die in Braun­t ö­nen aqua­ rel­l ier ­t e Ori­g i ­n al-Zeich ­nung ein­g e­bun­den, auf der die in­t i­me Nacht­sze­ne viel wei­cher und de­l i­k a­ ter wie­der­ge­ge­ben ist. Sie ist mit Blei­stift si­g niert von „Mendoze“, ei­nem für uns sonst nicht faß­ba­r en Künst­ler; die Bild­u n­t er­schrift gibt sechs Zei­len aus La Char­t reu ­se [hier sie­he S. 51] wie­der. Nicht nur da­durch ist un­ser Ex­em­plar ein­z ig: Es ist zu­gleich das „Ex­empla ­i re uni­q ue“ auf Chi­n a­pa­pier, das der Ver­le­ger dem Ad­vo­k a­t en und Jour ­n a ­l i­sten Pierre Duvi[c]quet (1765 –1835) wid­me­te – in ge­ druck­t er Form auf der Rück­sei­t e des Vor­t i­t els. Auch die­ser war vor ­m als Kle­r i­ker ge­we­sen, oben­d rein wie Gres­set kurz­z ei­t ig am Co­llége Lou­i s-le-Grand tä­t ig – 1788 als „maître de quar­t ier“ [DBF XII , 1063]. Von da ­her er­g ibt sich des­sen per­sön­l i­cher Be­z ug nicht

nur zum Au­t or, son­dern auch zu der im Front­ispiz wie­der­ge­ge­be­nen Räum ­l ich ­keit! Als Li­t e­r a­t ur­k ri­t i­ker und Re­d ak­t eur beim Jour­n al des débats stand Du­v iquet im Span­nungs­feld ge­ gen­l äu ­fi ­ger Strö­mun­gen wäh ­r end der Re­stau­r a­t i­ ons­z eit: So wid­me­te er sich der Ver­tei­d i­g ung der „école classique co­ntre les ‚Bar­ba­r es‘, c’est-à-dire les Ro­m an­t iques“ [DLF I, 356]. Daß ihm die klei­ne Aus­wahl­aus­g a ­be der Wer­ke Jean-Bap­t iste Gres­sets viel be­deu­t e­t e, zeigt sich zu­letzt auch dar­i n, daß er Jo­seph Thouvenin (1790 –1834), den „lea­d ing bin­der of his epoch“ [Rams­den], mit dem Ein­band be­t rau­ te, in des­sen blind- und gold­ge­präg­t em De­kor sich gleich ­falls der fei­er­l ich-ge­mes­se­ne Stil der Re­stau­ ra­t i­ons­epo­che aus­d rückt. Pro­ve­n i­enz: Ge­d ruck­t e Wid­mung ver­so Vor ­t i­t el: „Ex­empla­ire uni­q ue off­ert par l’Éditeur à M. P. Du­v icquet“. Li­t e­r a­t ur: Quér­a rd III , 471; zu Gres­s et vgl. auch: DBF XV I , 1187 f., De Backer/Som ­m er ­vo­g el III , 1739 ff., so­ w ie Hoefer 21, 937 ff.; zu Thouvenin: Culot 42 f., Nr. 13 (vgl. qua­d ra­t i­s che Deckel­v i­g net­te), und 54 f., Nr. 19 (Rah­m en­werk); Fléty 168; Rams­den 204.

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Un­auf­ge­schnit­t e­nes Ex­em­plar im far­big il­lu­strier ­t en Ori­g i­nal-Um­schlag 315 Gui­not, Eugène. L’ été à Bade. Illu­stré par MM. Tony Johan­n ot, Eug. Lami, Français et Ja­cquemot. Pa­r is, Fur­ne et Comp. [und:] Er­nest Bour­din, [1847]. 1 Por­t rait in Stahl­stich, 1 grenz­k o­l o­r ier­te Kar­te, 12 Stahl­stich-Ta­feln und 6 far­bi­ge Ko­stüm­ta­feln, je­weils mit Sei­den­vor­sät­zen; 53 Text­holz­schnit­te. 2 Bl., 299 S. Quart, un­auf­ge­schnit­ten (276 x 182 mm). In Gold und Far­ben il­lu ­strier­te Ori­g i­n al-Bro­schur (si­g niert „Haar­ haus“), in ro­ter Halb­m aroqu­inche­mi­se mit gold­ge­präg­ tem Rücken­ti­tel und -de­k or, je­weils zwi­schen schwarz­ ge­präg­ten Quer­f ileten, mit Gold­f ileten auf den Decken und in­nen mit grau­er Sei­de be­zo­gen, si­g niert „Devauc­hel­le“ , in mit Ve­lours aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten (Um ­schlag an­ge­staubt, Hef­t ung et­was ge­lockert, durch­ge­hend ge­r ing bis mä­ßig stock­f leckig). Er­ste Aus­g a ­be, un­be­schnit ­t en und im ori­g i­n a ­len Um­schlag Der Schrift­stel­ler und Jour ­n a ­l ist Eugène Gui­not (1812 –1861) war bei L’Europe litt­éra­ire, der Re­vue de Pa­r is und un­t er Pseud­onym beim Siècle tä­t ig, wo er 1850 we­gen sei­ner re­a k­t io­n ä ­r en Hal­t ung ent ­l as­sen wur­de. Auch als Ver­fas­ser von Rei­se­f üh­r ern – ins­ be­son­de­r e mit L’Été à Bade – wand­t e er sich an ein kon­ser ­va­t i­ves, „rei­ches und sehr ver ­wöhn­t es Pu­bli­ kum“ [Bil­der ­wel­t en 137]. Vor ­nehm ­l ich­er Adres­sat war der „ele­g an­t e, ari­sto­k ra­t i­sche Eu­r o­pä­er […], der ei­nen gu­t en Ge­schmack hat und sich nach den Bäl­ len und Fe­sten des Win­t ers er­neut amü­sie­r en will“. Aus­g e­hend von dem mon­d ä ­nen Kur­ort Ba­denBa­den, wo „die Hoch­a ri­sto­k ra­t ie ih­r en Rang ver­ leug­net und sich be­schei­den gibt“, führt Gui­not sei­ne Le­ser durch das gan­z e Groß­her­z og ­t um: nach Rastatt, Schwet ­z in­gen, Hei­del ­b erg, Frei ­burg und Kon­stanz, eben­so wie an den Mum­mel­see und ins Kinzig­tal. Er „schil­dert die Land­schaft, die Städ­ te und ihre Ge­schich­t e, be­schreibt die Se­hens­w ür­ dig­kei­t en, die An­ek­do­t en um die Per­sön ­l ich ­kei­ ten und Er­eig­n is­se der Ge­schich­t e, er ver­weist auf ex ­k lu­si­ve Re­stau­r ants und kom ­men­t iert die gän­ gi­gen Ta­ges­z ei­t un­gen, und im ­mer wie­der ver­sucht er dem Le­ser die vor­neh­me Le­bens­a rt ver­traut zu ma­chen, die in Ba­den-Ba­den herrscht“ [ebd.]. Die Rück­r ei­se führt rhein­a b­wärts bis nach Köln, doch wird Le Rhin mehr kurs­orisch im letz­ten Ka­pi­tel ab­g e­h an­delt – ihm wid ­me­t e Gui­not im glei­chen Jahr ein ei­ge­nes Buch [vgl. Sch­m itt 202 ff.].

Das Werk er­ s chien in ei­ ner „sehr ex­ k lu­ si­ ven Auf­ m a­ c hung, was Ein­ b and, Pa­ pier und Buch­ schmuck be­t rifft“ [Bil­der ­wel­t en 137]. Dies si­g na­ li­siert schon der in Gold und Far­b en il­lu­strier­te Ori­g i­n al-Um­s chlag auf bei­den Sei­t en: Ge­k rön­t e Wap­p en in den vier Ecken sind durch gol­de­nes Stab- und Ran­ken­werk zu ei­nem Rah­men ver­bun­ den, der je­weils ein gro­ßes blau-gol­de­nes Me­d ail­lon um­g ibt. Die Il­lu­stra­t io­nen auf Vor­der- und Hin­t er­ um­schlag zei­gen Aus­schnit ­t e zwei­er Ta ­feln: Vorn fla ­n ie­r en vor ­neh ­me Kur­g ä­ste vor dem Pa­l ais de Co­nversat ­ion in Ba­den-Ba­den auf und ab, hin­ten dür ­fen sich Schwarz ­w äl­der Land­leu­t e in Tracht se­hen las­sen. Auf dem Front­ispiz prä­sen­tiert sich Groß­her­z og Leo­pold von Ba­den als Ganz ­fi­g ur auf ei ­ner Schloßte­r as­s e vor dem Hin­t er­g rund ei­ner ro­m an­t i­s chen Land­s chaft mit Font ­a ine, Land­ schafts­park und Burg ­r ui­ne (ge­z eich­net von Sand­ oz, ge­sto­chen von G. Lévy). Wei­t er­h in ist das Buch mit ei­ner grenz­ko­lo­r ier ­t en Kar ­t e des Her­z og ­t ums Ba­den, zwölf Land­schafts- und Stadt ­ve­du­t en bzw.

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In­te­r ieurs in Stahl­stich (vier von Nico­las Chapuy, zwei von Jules Noel, eine von Eugène Lami und fünf von Tony Johan­not), mit sechs far­bi­gen Ko­stüm­-ta­feln (zwei von Johan­not, vier von Lami) und 53 Text ­holz­schnit ­t en aus­ge­stat ­t et: Die Ka­pi­t el­a n ­f än­ge sind von Kopf­v i­g net­ten ge­r ahmt, die den Text im Win­kel um­g rei­fen, oft Land­schafts­dar­stel­lun­gen von Da­u bigny, Français und Noel, oder Ge­bäu­de mit Gar ­t en­a n ­l a ­gen von Her­cule Ca­t enacci. Un­ser Ex­em­plar ist un­b e­schnit ­t en im ori­g i­n a ­len Um­schlag er­h al­t en und wird in Che­m i­se und Schu­ ber von Devauc­hel­le be­wahrt. Pro­ve­n i­enz: Ex­l i­bris L. G. A. Lar­ue auf dem In­nen­ um­schlag (Auk­ti­on Pa­r is, 12.2.1985, Nr. 229: frs. 4.000). Li­t e­r a­t ur: Bil­der ­wel­t en 137 f., Nr. 62; Brivois 187 f.; Car ­t er­e t III , 289; DBF XV II , 298; Hi­ler 403; Lip­p er­hei­de 168, Dfb 10; Ma ­r ie 105; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 233; San­der 322; nicht bei Sch ­m itt; Vica ­i re III , 1168.

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Im re­prä­sen­t a­t i­ven Ver­lags­ein­band 316 Gui­not, Eugène. L’ été à Bade. Illu­stré par MM. Tony Johan­n ot, Eug. Lami, Français et Ja­cquemot. Deuxième Edi­t i­on, re­vue et co­r rigée. Pa­r is, Er­n est Bour­din, [1855]. 2 Por­t raits auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier mit Sei­den­ vor­sät­zen, 1 grenz­k o­lo­r ier­te Kar­te, 14 Stahl­stich-Ta­feln und 6 far­bi­ge Ko­stüm­ta­feln, je­weils mit Sei­den­vor­sät­zen; 53 Text­holz ­schnit ­te. 2 Bl., 299 S. Quart (260 x 171 mm). Ver­lags­ein­band aus mit­tel­brau­ nem Saf­f i­an auf vier mit dop­pel­ten Gold­f ileten ver­zier­ te Bünde, mit gold­ge­präg­tem und -ge­rahm­tem Rücken­ ti­tel so­wie vier­fa­chem, fet­tem Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, auf den Deckeln fet­ter und ma­ ge­rer Blind- so­wie ma­ge­rer Gold­f ileten­rah­m en, dar­in ma­ge­rer, fet ­ter und vier­fa­cher ma­ge­rer Gold­f ileten­rah­ men, vorn zen­t ral das ge­krön­te ba­di­sche Wap­pen mit zwei Grei­fen als Schild­h al­tern, mit Gold­f ileten auf den Steh-, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mar­m o­r ier­ten

Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt (ge­le­gent­lich mi­ni­m al braun­f leckig). Die um drei Ta­feln ver­mehr­t e zwei­t e Aus­g a­be, im re­prä­sen­t a­t i­ven Ver­l ags­ein­band aus Saf ­fi­a n Die er­ste Aus­g a ­b e sei­nes ex ­k lu­si­ven Rei­se­buchs L’ été à Bade hat­t e Eugène Gui­not noch vor der bür­ ger­l i­chen Re­vo­lu­t i­on von 1848 vor­ge­legt; acht Jah­ re dau­er­t e es, bis die­se zwei­t e Auf­la­ge er­schien; in kür­z e­r en Ab­stän­den folg ­t en dann noch eine drit ­t e (1859) und vier­te (1861) – die eu­r o­päi­sche Ari­sto­ kra­t ie hat ­t e ihre Rei­se­lust nicht ver­lo­r en, Ba­den-Ba­ den und das um­l ie­gen­de Groß­her­zog ­t um nichts von ih ­r er Be­l iebt ­heit als vor ­neh ­mes Rei­se­z iel ein­ge­büßt. Der Gang der Zeit wird haupt­säch­lich auf dem Front ­i spiz sicht ­bar: Hier fi ­g u­r iert nun Prinz­r e­gent Fried­r ich I. von Ba­den – in Uni­form, mit Helm in der Hand und De­gen an der Sei­t e, ge­z eich­net von

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J. Schaefer. Sein Va­t er, der 1852 ver­stor­be­ne Groß­ her­z og Leo­pold I. von Ba­den ist noch auf ei­nem spä­t e­r en Por ­t rait des ba­d i­schen Hof ­m a ­lers Jo­h ann Grund prä­sent [nach S. 30], nach wie vor in Zi­v il, je­doch sicht­l ich äl­t er und fül­l i­ger als auf dem Front­ ispiz von 1847. Bei­de Por­traits wur­den von Adolphe Pierre Riff­aut in Stahl ge­sto­chen. Aus­ge­t auscht wur­de fer­ner die An­sicht von Mainz; ver­mehrt wur­ de die zwei­te Auf­la­ge um zwei Ta­feln mit In­nen­ an­sich­t en des Sa­lon Lou­i s XI V von Ren­a rd und der Salle de Bals et Co­ncerts von Hau­mont. Der gold­ge­präg ­t e Saf ­fi­a n­ein­band des Ver­l ags ist von zu­r ück ­h al­t en­der No­bles­se und zeigt auf dem Vor­der­deckel das Wap­p en des Groß­her­z og ­t ums Ba­den. Er ist sehr sel­t en. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris und hand­schrift ­l i­che Si­g na­ tur von Pierre Rossel, da­t iert „14/Nov/1998“, ver­so flie­gen­dem Vor­satz. Li­t e­r a­t ur: Bil­der ­wel­t en 137 f., Nr. 62 (Er­stausg.); Brivois 187 f.; Car­t er­et III , 289; DBF XV II , 298; Hi­ler 403 (Er­stausg.); Lip­p er­ hei­de 168, Dfb 10 und 11 (1. und 4. Ausg.); Quér­a rd/Bourque­ lot I V, 233 (Er­s tausg.); San­der 322; Vica­ire III , 1168 (1. und 3. Ausg.).


Exemplar auf Chinapapier 317 Guizot, [François Pierre Guillaume]. L’ histoire d’Angleterre depuis les temps les plus reculés jusqu’ à l’avénement de la reine Victoria, racontée à mes petits-enfants, par M. Guizot et recueillie par Madame de Witt, née Guizot. 2 Bde. Paris, Librairie Hachette et Cie, 1877 –1878. Zu sam men 199 oft ganz seiti ge Holz schnit te im Text. 4 Bl., 637 S., 3 Bl. Und: 2 Bl., 785 S., 1 Bl. Quart, unbe schnit ten (283 x 195 mm). Grobgenarbte dunkelblaue Halbmaroquinbän de mit gold gepräg ten Rückentiteln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denen, illu strier ten, in Rot und Schwarz bedruckten Ori ginal-Um schlä gen (Gelenke gering fü gig gelockert, Kanten mit Schabstellen). Auf Chi napapier und mit ein gebundenen Ori gi nal-Um schlä gen Der Ju rist und Hi sto ri ker, Staats mann und Schrift stel ler François Pierre Guillaume Guizot (1787 –1874) war wäh rend der Ju li mon ar chie zunächst Unter richts-, dann Au ßen mi ni ster – und in dieser Funk tion häu fi g Ziel schei be der bei ßenden Ka ri katu ren Honoré Daumiers. Der als un bestechlich geltende Politi ker geriet im mer wie der zwischen die Fronten und ging, nachdem er bereits 1840 kurz zeitig fran zösi scher Gesandter in London gewesen war, 1848/49 und noch mals 1851 –1854 ins engli sche Exil. Zu rück in Frank reich wid mete er sich ganz historisch-litera rischen Studien und wurde 1854 Prä sident der Pa ri ser Akademie der morali schen und politi schen Wissen schaf ten. War er als Politi ker schar fen An grif fen ausgesetzt, so fanden sei ne schrift stel leri schen Lei stun gen un geteilte Anerken nung. 1870 zog sich Guizot, der bereits seit 1833 zum zweiten Mal ver wit wet war, auf sein Land gut Val Richer in der Nor mandie zu rück, wo sei ne Tochter Hen riet te Eli sa beth de Witt (1829 –1908) sich philanthropisch en ga gier te. In die sem dichten fa miliä ren Mi lieu wuchs auch die En kel schar auf, darunter die spätere Frauen recht lerin Marguerite de Witt-Schlumber ger (1853 –1928). Und hier schrieb Guizot, der schon früh über engli sche Ge schichte pu bli ziert hat te, sei ne Histoire d’Angleterre […] racontée à mes petits-enfants, die post hum von sei ner Tochter Hen riet te her ausgegeben wur de. An gesichts des Um fangs von über 1400 Seiten ist es wohl eine Fik tion, daß Guizot die ‚Geschichte‘

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sei­nen En­keln er­z ählt ha ­b en könn­t e, zu ­m al das Werk im Kon­t ext ei­nes noch weit grö­ße­r en Un­t er­ neh­mens steht. Das Er­schei­nen der bei­den Bän­ de in den Jah­r en 1877 und 1878 wird zeit­lich um­ rahmt durch die Edi­t i­on der Histo­ire de France […] racontée à mes pe­t its-enfants, von der 1872 –1876 fünf, 1878 –1879 zwei wei­t e­r e Bän­de her­aus­k a ­men [vgl. Brivois 188 –190]. In­so­fern ist das Werk wohl eher als mo­nu ­men­t a ­les Ver ­m ächt ­n is an die ‚Nach­ge­bo­r e­ nen‘ ins­ge­samt zu be­wer­t en, das sich an brei­t e Krei­ se eben­so rich­t e­t e wie an Freun­de der Buch­k unst: Brivois fand die reich il­lu­strier­t e Histo­ire de France „rem­a rquablement exé­cuté“ [Brivois 190]; und daß je­weils ei­n i­ge Ex­em­pla ­r e auf de­l i­k a­t em Chi­n a­pa­ pier ge­d ruckt wur­den, war si­cher­lich nicht al­lein dem enor ­men Um ­fang ge­schul­det. Ent ­spre­chend do­k u ­men­t ier ­t e Car ­t er­et Ex­em­pla ­r e aus dem Be­sitz be­deu­t en­der Samm ­ler wie Paul Gavault, Ar ­t hur Mey­er, E. Sol­acroup und René Des­c amps-Scrive. Der Kreis der Il­lu­s tra­t o­r en der Histo­ire de France deckt sich zu gu­ t en Tei­ len mit dem der Histo­ire d’Ang­le­terre. Für die­se wer­den auf den Ti­t eln 83 bzw. 116 Holz­schnit­t e ge­nannt, die nach Zeich­nun­

gen von Émile Bayard, Sir John Gil­bert (nur Band I), Paul Jo­seph Leyen­decker, A. Mai­ll­a rt (nur Band I), Adrien Em­m a­nu­el Ma­r ie und Tho­m as [?] Taylor, so­w ie in Band II Sidney Hall, Frédéric Théodore Lix, Diogène Mai­ll­a rt, Os­c ar Matt­h ieu, Eugène Ronjat und Theo­dor Alex­a n­der We­b er ent­stan­ den. Mit Rück­sicht auf das zar­t e Pa­pier blie­ben die Blät ­t er mit den ganz­sei­t i­gen Holz­schnit ­t en rück­sei­ tig un­be­d ruckt. An­g e­sichts der en­g en bio-bi­blio­g ra­phi­schen Zu­ sam ­men­h än­ge bei­der Wer­ke ist es kaum ver­ständ­ lich, daß die ein­schlä­g i­gen Le­x i­k a und Re­fe­r enz­ wer­ke (mit Aus­n ah ­me von Vica ­i re) re­gel­m ä ­ßig nur die Histo­ire de France an­f üh­r en, die Histo­ire d’Ang­ le­terre da ­ge­gen mit glei­cher Re­gel ­m ä ­ßig­keit un­t er­ schla­gen. Nicht zu­letzt dar­u m ver­d ient Guizots Eng­ land-Werk, auch wenn es be­r eits am Rand des von un­se­r er Samm ­lung ab­ge­deck­t en Zeit ­r aums steht, hier eine spe­z i­el­le Do­k u ­men­t a­t i­on und Wür­d i­g ung. Li­t e­r a­t ur: Vica ­i re III , 1178; zu Guizot: DBF XV II , 350 – 356; DLF I, 465 ff.; zur Histo­ire de France vgl. Brivois 188 –190; Car­t er­et III , 290 f.; Lon­c hamp II , 195; Oster­w al­der 92 (Bayard); Rahir 452.

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Her­k unft der Stof ­fe, eine größt ­mög­l i­che Brei­t e an­ ge­strebt habe; dar­u m sei­en die Tex­te je­weils mit kur­z en Ein ­lei­t un­gen ver­se­hen. Viel­falt – al­ler­d ings bei höch­sten Qua ­l i­t äts­a n­sprü­ chen – sei auch sein lei­ten­des Mo­tiv bei der Il­lus­ tra­ti­on ge­we­sen; er habe „the great and ad­m it­ted ca­pabilities of Bri­t ish Art“ ge­won­nen, um zu be­wei­ sen, „that the embellished volumes of Ger­m any and France were not of unapproachable ex­cellence“. Mit Ge­nug­t u­u ng re­sü­m iert er dann: „The supremacy of our Eng­l ish engr­avers, in this class of Art, has been long es­t ablished“ [S. III].

In eng­l i­schen Ver­le­ger­ein­bän­den 318 Hall, S[am­uel] C[ar­t er] (Hrsg.). The Book of Bri­ t ish Ball­ a ds. First [und:] Se­ c ond series. 2 Bde. Lon­don, Je­remiah How, 1844 –1847. Zu ­sam­m en rund 360 Text­h olz­schnit­te (da­von ei­n i­g e ganz ­sei­t ig), Schmuck­rah­m en um alle Text­sei­ten, zahl­ rei­che Schmuck­in­itia­len, ei­ni­ge No­ten­bei­spie­le. 2 Bl., III S., 236 S. Und: VIII S., S. 235 [!]-440, 1 Bl. – Auf stär­ ke­rem Pa­pier. Quart (254 x 180 mm). Ver­le­ger­ein­bän­de von ro­tem Saf­ fi­an auf vier fla­che, gold­ver­zier­te Bün­den zwi­schen fet­ ten Blind­f ileten, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­teln, Deckel mit Rah­m en aus fet­ter und ma­ge­rer Gold­f i­lete, dar­in drei­fa­cher Blind­f ileten­rah­m en mit Eckfleurons, zen­t ra­ les gold­ge­präg­tes Oval um­ge­ben von fi­li­g ra­ner De­k o­ra­ ti­on in Rau­ten­form, mit Dent­el­le­bor­dü­re auf Steh- und In­n en­k an­ten so­wie Ganz­g old ­schnitt (Bd. I: strecken­ wei­se braun­f leckig, hin­te­rer In­nen­falz mit Ein­r iß, aber völ­lig sta­bil). Rund 360 Holz­schnit­t e – in zu ­k unfts­wei­sen­dem Lay­out Ein Jahr nach dem Er­ s chei­ nen der Chants et chan­sons pop­u la­ires de la France be­g ann Sa ­mu­el Car­ter Hall (1800 –1889) mit der Her­aus­g a­b e der Bri­t ish Ball­a ds. Der Jour­n a­list und Grün­der des Art Jour­n al moch­t e sei­ne skur­r i­len Züge ha­ben – in Charles Dickens Mar­t in Chuzzlewit dien­t e er als Vor­ bild für den wich­t ig­t ue­r i­schen Mr. Pecksniff –, doch ver­d ient er „great credit for the pro­duct­ion of the­ se volumes“, wie Per­c y Muir mein­t e. Gor­don N. Ray kon­sta­t ier ­t e gar, die vor­l ie­gen­de Bal­la­den­samm ­lung sei „the most am­bitious Eng­lish book with wood eng­r avings“ im ‚lan­gen‘ 19. Jahr­hun­dert von 1790 bis 1914. In der Tat scheu­t e der Her­aus­ge­ber, der den zwei­t en Band Kö­n ig Lud­w ig I. von Bay­ern wid­me­te, nicht das gro­ße Wort. In sei­nem Vor­wort be­t ont er, daß er in Stil und In­h alt, un­a b­h än­g ig von Al­ter und

Tat­s äch­l ich liest sich die Rei­he der be­t ei­l ig ­t en Künst­ ler wie ein Who is Who der be­ sten bri­ t i­ schen Zeich­ner der Zeit: Ed­ward Hen­r y Co­rbould, Tho­m as Creswick, Al­fred Crowquill (d. i. Al­fred H. Forr­e ster), John Frank­lin, John Gil­b ert, Kenny Meadows, Jo­seph Noel Paton, Frederick Ri­chard Picke­r sgill, Ri­chard Redgr­ave, Wil­l i­a m Bell Scott, Hen­ry Court­eney Selous, Tho­m as Sibson, John Ten­n iel, Sa ­mu­el Wil­l i­a ms und an­de­r e wa ­r en be­ tei­l igt, „most ­ly show ­i ng high­ly co­mpetent work“ [Muir]. In be­son­de­r em Maß tru­gen Ri­chard Da­dds (1819 –1887) Il­lu­stra­t io­nen zu Robin Goodfellow und die­je­n i­gen von Hen­r y James Towns­end (1810 –1890) zu Glenfin­las zum Ruhm des Bu­ches bei [vgl. Ray]. Doch nicht nur sol­che Ein­z el­lei­stun­gen recht ­fer ­t ig­ ten den Stolz des Her­aus­ge­bers, viel­mehr war das ge­sam­t e Lay­out des Wer­kes zu­k unfts­wei­send: „Its am­bitious style is a link between the late Geor­g ian and early Victo­r ian per­iods“, so De Maré, dem Muir bei­pflich­t et: „in­deed, it wo­u ld more than pass mu­ ster with an 1860s date on its title-page. […] The getup is al­most pure ‚sixties‘ in style with the illustrat­ ions fit­t ed into the text, so­me­t imes ar­bitrarily, but oft­en with great success“ [Muir]. Im Rah­men ei­nes ab­wechs­lungs­r ei­chen Lay­outs er ­w ie­sen sich ne­ben den win­kel­f ör ­m i­g en ins­b e­s on­de­r e die über­l an­ gen ein­spal­t i­gen Frei­r äu ­me als „stimulating rat ­her than dis­co­u ra­g ing, and the de­signs […] are al­ways wo­rkmanlike in the­ir embodiment of the popu­lar Victo­r ian co­ncept­ion oft he Middle Ages“ [Ray]. Bei­de Bän­de lie­gen in schö­nen, iden­t i­schen Ver­le­ ger­ein­bän­den vor, der zwei­t e in er­ster Aus­g a ­be, der er­ste (zu­erst 1842 er­schie­nen) wohl in der zwei­t en, die we­der bei Lown­des noch bei Ray do­k u­men­t iert ist. Über­h aupt sind die Bän­de „now difficult to find in the­i r ori­g i­n al for ­m at“ [Muir]. Li­t e­r a­t ur: De Maré 54; EB XI , 99 (Hall); Hod­nett 123 und 135; Lown­des II , 106; Muir 34 f.; Ray, Eng­l and 38 f., Nr. 61.

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Über 90 Textholz schnit te. 159 S. – Auf kräf ti gem Papier. Oktav (188 x 126 mm). Verlegereinband aus dunkelblauem Perkalin auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel zwi schen reicher or namentaler Rückenvergoldung, die Deckel mit gold gepräg ter Illu stration bzw. Dekoration in blind gepräg tem or namentalen Rahmenwerk, mit gelben Glanzpapiervorsät zen und Ganz goldschnitt (Gelenke minimal gelockert, Vorsät ze oxydiert, weni ge Bl. etwas braunfleckig). Im Verleger ein band – mit über 90 Holz schnit ten von Édou ard de Beau mont

Frühes Werk von Édouard de Beaumont 319 [Havard, Jean-Alexandre] und Georges Fath. Les Nains célèbres, depuis l’antiquité jusques et y compris Tom-Pouce. Par A. d’Albanès et Ge orges Fath. Illustrés par Édou ard de Beau mont. Paris, Gu stave Havard, [1845].

Schon auf dem Titel bild muß sich ein Zwerg hef tig gegen ei nen ihn at tackierenden Trut hahn zur Wehr set zen – ob der Betrachter das nun put zig oder dra matisch fi nden soll, läßt der Il lu strator hier, wie in vielen der über 90 Text il lu strationen of fen. Édouard de Beau mont (1821 –1888) war Gen rema ler und „oc cupe une place très honorable parmi les il lust rateurs de l’époque romantique“ [DBF].


Das Buch mit Ge­s chich­t en be­r ühm­t er Zwer­g e kommt selbst recht klein­for­m a­tig da­her; es war Teil der „char ­m an­t e Bibliothèque illustrée“ [Car ­t er­ et], ei­ner von A. d’Alb­a nès her­aus­ge­ge­be­nen Rei­ he von nur vier Ti­t eln. Hin­t er dem Pseud­onym ver­ birgt sich Jean-Alex­a n­d re, der Bru­der des Ver­le­gers Gu­stave Hav­a rd. Das Büch­lein im gold­ge­präg ­t en, hübsch il­lu­strier­ ten Ver­le­g er­ein­band stammt aus dem Be­sitz des Dra ­m a­t ur­gen und Di­r ek­t ors des Pa ­r i­ser Théâtre de l’Odéon, Paul Gavault (1866 –1951). Pro­ ve­ n i­ enz: Ex­ l i­ bris von Paul Gavault auf dem Vor­ s atz (nicht in den Auk­ t io­ nen 1913 bzw. I-V, 1950/1951). Li­t e­r a­t ur: Beraldi I, 112; Brivois 304; Car­t er­et III , 93; DBF V, 1139; Oster­w al­der 103; San­der 5; Thieme/Becker 3, 120; Vica­ ire I, 24.


Der große Anreger 320 Hoffmann, [E. T. A.]. Contes fantastiques de Hoff mann. Traduct ion nouvelle; précédés de souvenirs intimes sur la vie de l’auteur par P[aul] Chri stian. Illustrés par Gavarni. Paris, Lavigne, 1843. 10 Tafeln in Holz schnitt, etwa 200 Textholz schnit te. XIX S., 522 S. Groß-Ok tav, unbe schnit ten (240 x 153 mm). Langgenarbter brauner Halbmaroquinband auf fünf zwi schen Goldfileten or namental blind gepräg te Bünde, mit goldgepräg tem Rückentitel in einfachem Goldfiletenrahmen, die übri gen Rückenkompartim en te mit or namen taler Vergoldung in dreifachen Goldfiletenrahmen, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem illu strier ten Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlag rücken), auf dem flie gen den Vor satz ver so si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ (Papier im weißen Rand streckenwei se unmerklich braunfleckig). Mehr als 200 Holz schnit te nach Gavarni E. T. A. Hoff mann (1776 –1822) wur de nach sei nem Tod von der deut schen Literaturkritik kaum noch gewür digt, sei ne un heim liche Phantast ik in der Epo che des Bieder meier im mer mehr an den Rand gedrängt. So wur de er „ei gent lich in Frank reich wie der ent deckt“ [Bilder welten], und „auf sei nen Spu ren ist eine An zahl fran zösi scher Romanti ker gewandelt, ohne indes sen die Ori gi na lität sei ner Er fi ndungsga be zu er reichen“ [Jan 241]. So beeinflußte er Honoré de Bal zac, George Sand, Théophile Gautier, aber auch Vic tor Hugo, Maupas sant und Baudela ire. Der Her ausgeber der Contes fantastiques, Paul Christi an, ei gent lich Jean-Baptiste Pitois (1811 –1877), war befreundet mit Charles Nodier und hat te ein be sonderes Fai ble für Occulta: Noch 1870 ver öffent lichte er eine Histoire de la ma gie, du mon de surnaturel et de la fatalité. Die Er zäh lun gen Hoff manns wa ren erst mals 1836 in fran zö si scher Über set zung er schienen; un sere Ausga be ist die er ste mit den Il lu strationen von Gavarni (1804 –1866) und zu gleich „das er ste bedeutende Werk, das von Gavarni selbständig und al lein il lu striert wur de“ [Riemer 94]. Der Zeich ner war ei gent lich als „ele gant fri voler Sit ten schilderer des Pa ri ser Lebens bekannt“ – jetzt ver setz te er sich mit Leidenschaft in den bi zar ren Ge dan ken kosmos E. T. A. Hoff manns. Die über 200 Holz schnit te, die an passender Stel le

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in den Text ein­ge­streut sind, zei­gen mehr ­fi g ­u ri­ge Sze­nen, phy­sio­g no­m isch cha ­r ak­t e­r i­sie­r en­de Ein­ zel­p or ­t raits, aber auch stille­b en ­h af ­t e Ar ­r an­g e­ ments di­ver­ser Uten­si­l i­en. In den von Lou­i s Hen­r i Brévière und de Nov ­ion „fein­ge­sto­che­nen Vi­g net­ ten“ [Bil­der ­wel­t en] ver­bin­den sich tech­n i­s che Prä ­z i­si­on und eine mit ­u n­t er ei­g en ­m äch­t ig aus­ schwei­fen­de Phan­t ast ­i k, die „den Le­ser stär­ker in die Welt der Dich­t ung“ bannt oder ihn ihr ge­r a­de ent­z ieht – so in den zehn Ta­feln, die „den Blick auf sich als et ­was neu Hin­z u­kom ­men­des, das gleich­falls ge­deu­t et sein will“, len­ken [Riem­er 94].

Das Buch ist un­be­schnit­t en und mit dem il­lu­strier­ ten Ori­g i­n al-Um­schlag in ei­nem Mei­ster­ein­band von Émile Mer­ci­er (1855 –1910) her ­vor ­r a­gend er­h al­ ten. „En bonne con­d it­ion“ war es schon für Brivois nur noch „très rare“ an­z u­t ref­fen. Pro­ve­n i­e nz: Far­b ig il­lu­s trier ­t es Ex ­l i­b ris von A[ntoine] Vau­t ier auf dem Spie­gel (des­sen Ka­t a­log I, 1971, Nr. 85: frs. 850). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 66, Nr. 206; Bil­der­wel­t en 176 f., Nr. 96; Brivois 192; Bru­net III , 246; Lon­c hamp II , 226; Oster ­w al­der 413; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 305 („1842“); Rahir 460; Riem­er 94 ff. und 253, Nr. 184; Rümann 189; Sa­lo­mon 78; San­der 331; Vica ­i re I V, 157 f.; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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In per ­fekt er­hal­t e­nen Mei­ster­ein­bän­den von Hen­r i Noulhac 321 Ho­mer. Odyssée, traduct­ion nouv­el­le, accompagnée de no­tes, d’ex­plicat­ions et de co­m menta­ires, par Eugène Bare­ste, illustrée par MM. Théod. Devilly et A. Titeux [Und:] Ili­a de, traduct­ion nouv­el­le, accompagnée de no­tes, d’ex­plicat­ions et de co­mmenta­ires, et précédée d’une in­troduct­ion par Eugène Bare­ste, illustrée par MM. A. Titeux et A. de Lemud. 2 Bde. Pa­r is, Lavigne, 1842 –1843. Zu­sam­m en 24 Ta­feln und über 300 Text­vi­g net­ten in Holz­schnitt. 2 Bl., VIII S., 453 S., 1 Bl. Und: 3 Bl., XXIV S., 565 S., 2 Bl.; 4 S. (Pro­spec­t us) Groß-Ok­tav, mit Témo­ins (238 x 150 mm). Lang­ge­n arb­ te Ma­r o­quin­bän­de in Blut­r ot bzw. Blau­g rün auf je vier brei­te, mit Mä­an­d er­band ver­zier­te Bünde, mit Ti­tel, Er­schei­nungs­ort und -da­t um, dem Stem­pel ei­n er Am­ pho­re und zwei­er aus Punkt­stem­peln ge­bil­de­ten Blü­ten­ mo­t i­ve in den von je­weils drei­fa­chen Fi­let­en ein­ge­rahm­ ten Rücken­kompartim­en­ten, auf den Deckeln vier­sei­t i­ges Mä­an­der­band zwi ­schen drei­fa­chen Fi­let­en­rah­m en, al­

les in Gold­prä­g ung, mit Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­ kan­ten, mit Doublü­ren und Vor­sät­zen aus ro­ter bzw. blau­er Sei­de, mit ein­ge­bun­de­nen il­lu ­strier­ten Ori­g i­n alUm ­schlä­gen (inkl. Um ­schlag­r ücken) und Ganz­g old­ schnitt über Témo­ins, ge­bun­den von Noulhac, in Papp­ schu­bern mit Ma­ro­quin­k an­ten (Schu­ber berie­ben, Pa­pier der „Odyssée“ teils schwach ge­bräunt). Das Grün­dungs­werk der eu­r o­päi­schen Li­t e­r a­t ur, in klas­sisch de­ko­r ier ­t en Ein­bän­den von Noulhac Am An­fang war Ho­mer – und wie hät­te man das he­r oi­sche Zeit ­a l­t er der Grie­chen in der Epo­che ih­r es na­t io­n a ­len Be­f rei­u ngs­k amp­fes ge­g en die os­m a­n i­sche Herr­schaft – und in der Zeit des auf­ kom ­men­den Tou ­r is­mus – auch ver­ges­sen kön ­nen? Die Über­set­zung des für L’Art ­i ste und die Re­vue du XIX e siècle tä­t i­gen Kunst ­k ri­t i­kers Eugène Bare­ ste (1814 –1861) be­r ei­t e­t e Odys­see und Ili­a s nicht nur durch ei­nen Ap­pa ­r at von An ­mer­k un­gen und

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Er­l äu­t e­r un­gen auf, son­dern führ ­t e dem Le­ser die an­t i­ken Schau­plät­z e auch in zahl­lo­sen Ab­bil­dun­ gen vor Au­g en: Il­lu­stra­t o­r en wa ­r en der Ar­chi­ tekt und Aqua ­r ell­m a ­ler Phil­ippe Au­g u­ste Titeux (1814 –1846), der we­n i­ge Jah­r e nach Er­schei­nen des Werks in Athen ver­starb, Théodore Lou­is Devilly (1818 –1886) und Aimé de Lemud (1817 –1887), der wie Devilly Schü­ler von Charles Maréchal in Metz ge­we­sen und wie Bare­ste Mit ­a r­bei­t er bei L’Art­i ste war. Das Werk war eben­ s o ver­ brei­ t et wie ge­ sucht: „un bel ex­ empla­ i re est rare“ [Car­ t er­ et]. Un­ s er

Ex­em­plar ist ge­w an­det in zwei mit klas­si­s chen Mo­t i­ven ge­schmück­t e Mei­ster­ein­bän­de von Hen­r i Noulhac (1866 –1931). Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris von Al­f red Clériceau und Mo­no­g ramms­childchen „RBL“ (= R. & B. Loliée) auf Vor­blät­t ern. Li­t e­r a­t ur: Brivois 193; Car ­t er­et III , 296; DBF V, 445; DLF I, 99 (mit ir­r i­g er Nen­nung von C. Na­nteuil als Il­lu­stra­t or); Oster­ wal­der 617 (Lemud); Quér­a rd/Bourque­lot I V, 312 (mit Er­s chei­ nungs­jahr 1841); San­der 332 und 333; Thieme/Becker 23, 40 (Lemud); Vica­i re 164 f.; zu Noulhac: Devauc­hel­le III , 274 f.; Fléty 136 f.

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Das Exemplar König Ludwigs I. von Bayern 322 [Horatius Flaccus, Quintus]. Odes d’Horace. Traduites en vers par J. P. M. Montigny. Paris, P. Dufart, 1836. Zierlei ste in Holz schnitt an den Oden-Anfän gen. XII S., 532 S. Oktav (214 x 130 mm). Marineblau er Maroquinband der Zeit auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel und geschwungem Rahmenwerk aus Blind- und Goldfileten mit Fleurons auf Rücken und Deckeln, auf den letzteren zentral ein großes gekröntes Wappen, mit Goldfilete auf den Stehkanten, fet ter Goldfilete auf den Innenkanten, dunkel grünen geglät teten Maroquin doublüren mit blind gepräg ter Palmetten-Bordüre, insge samt 12 sich intrikat kreuzen den Filetenrahmen, dar in delikates Rankenwerk, teils auf Cribléegrund, alles in Goldprägung, mit fliegen den Vorsät zen aus weißem Moiré seidenpapier und Ganz gold schnitt, am Fuß si gniert „Ott mann“ ( Vorsät ze mit schwachen Oxydationsspuren, stellenwei se schwach braunfleckig). Aus dem Besitz von König Ludwig I. von Bayern, im zeit genössi schen Ein band von Ott mann Die Oden des Horaz (65 – 8 v. Chr.) sind das ‚klas si sche‘ Dicht werk schlecht hin. Neben den Liedern Catulls sind sie „die stärk ste Lei stung der Römer auf dem Gebiet der Ly rik“, neben Vergils Aeneis „das Haupt werk der klassi schen römi schen Literatur zur Zeit des Au gu stus und zu gleich, nach Form und Gehalt, voll kom men ster Ausdruck der gei sti gen Er neue rungs be stre bun gen die ser Epo che“ [K NLL VIII , 45]. Wie sehr die ses Buch zum klas si schen Bildungschatz breiter Krei se gehör te, läßt sich gerade auch an der vorliegenden Ausga be able sen, ei ner lateinisch-fran zö si schen Par al lel aus ga be, reprä sentativ gedruckt bei Didot auf sehr wei ßem Papier. Der Über set zer J. P. M. Montigny, der den Text zu gleich in Reimver se brachte, wird sich sei ner Arbeit in kost ba ren Mu ße stunden beflei ßigt ha ben, war er

doch, wie auf dem Titel zu lesen ist, „Dir ectur de l’hôpital milita ire de l’ex-gar de roya le“. Zeugt das Werk ins ge samt von der Anti kebe geisterung der Zeit, so die ses Exemplar von der des Königs Ludwig I.von Bayern (1786 –1868) per sönlich: Sein Wappensupralibros mit gekreuz ten Schwer tern unter ei ner Königskrone, gehalten von zwei bayeri schen Löwen mit Rauten fl aggen, ist beiden Deckeln groß und in Gold aufgeprägt. Ludwig unter nahm selbst zahl reiche Rei sen nach Ita lien, besaß in Rom die Villa Malta, profi lier te sich politisch als Phil hel lene und ging als För derer der Kün ste in die Geschichte ein. Die horaz ische Dichtung wird für den König auch von kultur politischem Inter esse gewesen sein, drükken sich doch in ihr die Er neuerungsbestrebun gen des Au gu stus in ei ner un ru hi gen in nenpolistischen Situation aus, als ein „Streben nach Maß, das Innen- und Au ßenpolitik, bildende Kunst und Dichtung gleicher ma ßen be stimmte“: Indem „apollini sche Klarheit […] die Kräf te der Zer störung zu ban nen“ ver mag, steht hinter den ly rischen Liedern zu gleich ein „Bekennt nis zur Kunst und ih rer Aufga be in der Welt“ [KNLL VIII , 45 f.], das für Ludwig I. Vorbildcha rak ter besessen ha ben dürf te. Der von Charles Ott mann al lein si gnier te Ein band stammt ver mut lich aus dessen frü her Zeit vor 1840; in jenem Jahr über nahm er die Werk statt sei nes ver storbenen Schwieger vaters, um fort an mit dem Doppel na men „Ott mann-Dupla nil“ zu si gnieren. Provenienz: Wappensupralibros von König Ludwig I. von Bayern. – Exposition de la reliure romantique, Brüs sel 1961, Nr. 71. – Ver so fl ie gendem Vor satz die gold gepräg ten Ex li bris von Pierre van der Rest (dessen Auk tion am 20.10.1964, Nr. 63: frs. 2.100; mit Abb.) und Mar cel de Merre (des sen Auk tion 2007, Nr. 160). Literatur: Quér ard/Bourquelot I V, 316; zu Ott mann: Culot 533; Fléty 138 f.; Ramsden 149.

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Im dekorativen Verlagsein band, mit bei liegendem, handsignier tem Probedruck 323 Houssaye, Ar sène. Le royaume des roses. Vi gnet tes par Gérard Séguin. [Le nouveau magasin des enfants 15]. Paris, E. Blanchard, 1851. 57 Textholz schnit te; zu sätzlich 1 Probedruck auf ChinaPapier beiliegend. 90 S., 1 leeres Bl. Ok tav (192 x 131 mm). Schwar zer Perkalin-Verle gereinband auf glat ten Rücken, mit schöner gold gepräg ter Rücken- und Deckelillu stration und farbi gen Akzenten, die Deckel mit blind gepräg tem Rahmenwerk, mit gelben Glanzpapiervorsät zen und Ganz gold schnitt (Papier leicht braunfleckig). Der romanti sche ‚Rosen roman‘ im Verlagsein band und mit bei liegendem, von Gér ard Séguin si gnier tem Probedruck Der Jour na list und viel sei ti ge Schrift stel ler Ar sène Houssaye (1815 –1896) war unter anderem mit Théophile Gautier, Gér ard de Nerval und Jules Ja nin befreundet, führ te zeit wei se das Leben ei nes Dandys und war ei nige Jah re lang Geschäftsfüh rer der

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Co­m é­die-Française. Als eben­ s o geist­ r ei­ c her wie sen­t i­men­t al-ga ­lan­t er Li­t e­r at stand er „entre La ­m ar­ ti­ne et Bau­de­l a ­i re“ [DLF] und wur­de als „une gran­ de fi­g ure de son temps“ [DBF] ge­fei­ert.

Houssaye wid­me­te das Büch­lein sei­ner 1845 im Al­t er von drei Jah­r en ge­stor­be­nen Toch­t er Edmée und ließ es in der Rei­he Le nouveau mag­a sin des enfants er­schei ­nen.

Die ro­m an­t i­sche Er­z äh­lung über das Ro­sen­r eich der Fee Arc-en-Ciel wird be­glei­tet von 57 Holz­schnit­ ten von­Jean Al­fred Gér­a rd Séguin (1805 –1875).

Die­ses Ex­em­plar ist im ori­g i­n a­len, hübsch in Gold und Far­b en de­ko­r ier ­t en und il­lu­strier ­t en Ver­ lags­ein­band er­h al­t en, ei­ner Va ­r i­a n­t e zu dem bei Mal­avieille ge­z eig­t en Stück. Das Bild­mo­t iv mit der tan­z en­den jun­gen Dame in ei­nem ori­ent ­a li­sier­en­ den ar­chi­t ek­t o­n i­schen Rah ­men auf dem Vor­der­ deckel wird im Buch nicht wie­der­holt. Der reiz ­vol ­le Text ­holz­s chnitt der Stra ­ß en­sze­ne mit ei­ner Hand­voll rau­chen­der Chi­ne­sen [S. 46] liegt zu­sätz­l ich als von Gér­a rd Séguin mit Blei­stift si­g nier ­t er Pro­be­d ruck auf Chi­n a­pa­pier bei. Li­t e­r a­t ur: Beraldi XII , 22; Brivois 194; Car­ter­et III , 297 und 448; Gumuchian 3089 – 3091; Oster­w al­der 972 (mit fal­s chem Jahr); San­der 335; Talv­a rt/Place V III , 231 f., Nr. 23; Thieme/ Becker 30, 452; Vica­i re I V, 185, und V I , 230; zu Houssaye: DBF XV II , 1356 f.; DLF I, 487; Hoefer 25, 272 ff.; vgl. Mal­a vieille 149 (Ein ­band­v a ­r i­a n­t e).

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Mit rund 370 Holz schnitten nach Daumier, Gavarni, Grandville u. a. – im Verlagsein band 324 Huart, Lou is. Muséum Pari sien. Histoire Physiologique, Pittoresque, Philosophique et Grotesque de toutes les Bêtes curieuses de Paris et de la banlieue. Pour faire suite à toutes les édit ions des Œuvres de M. De Buf fon. Texte par M. Louis Huart. 350 vi gnet tes par MM. Grandville, Gavarni, Daumier, Traviès, Lécurieux et Henri Monnier. Paris, Beau ger et Cie, 1841.

Etwa 370 Textholz schnit te, dar unter eini ge illu strier te Schmuckinitialen. 2 Bl., 394 S., 1 Bl. Quart (252 x 160 mm). Grüner Perkalin-Verlegereinband mit gold gepräg tem Rückentitel und dekorativer Rückenvergoldung, or namentaler Vergoldung in Rahmenwerk aus fet ter und ma gerer Filete mit großen Eckfleurons in Blindprä gung, mit gelben Glanzpapiervorsät zen und


Ganz­g old ­schnitt (berie­ben, Vor­sät­ze mit ge­r ing ­f ü­g i­gen Oxy­da­t i­ons­spu­ren). Den Zoo des Pa­ r i­ s er Mus­éum d’ histo­ire na­t u­r el­le vor Au­gen, wer­den in die­ser Me­n a­ge­r ie frei nach „Buf ­fon“ ty ­pi­sche ‚Pa ­r i­ser‘ Tie­r e vor­ge­stellt, dar­ un­ter Löwe, Wild­schwein, Schaf, Maul­w urf und Rat ­t e, di­ver­se Ras­se­hun­de, Am­phi­bi­en wie Schlan­ ge, Frosch und Kro­ ko­ d il. Ein Aus­ fl ug in die Vo­gel­welt zu Huhn, Pfau, Gei­er, Nach­ti­g all u. a. fehlt nicht; selbst Stu­b en­fl ie­ge und Zi­k a­de kom­ men in den Blick. Wah­r e Exo­ten sind Fa­bel­we­sen wie Mi­no­t au­r us und Sphinx, eben­so die em­ble­m a­ ti­schen Exi­sten­z en wie Grün­schna ­b el und Sün­ den­bock. Am Ende wer­den selbst vor­sint ­flut ­l i­che Fos­si­l i­en zum Le­b en er ­weckt. „Tous les ty ­p es pa­ r is­ iens sont per­ s on­ n ifiés et et­ udiés dans ce volume très am­u sant“ [Lacombe]. Das Buch ist glei­cher­m a­ßen „im­port­a nt par son tex­ te sur Pa­r is et par son il­lu­stra­ti­on due à une bel­ le pléï­ade d’ar ­t ist­es“ [Car ­t er­et]. Mit den il­lu­strier­

ten Schmuck­in­itia­len liegt die Zahl der rund 370 Text­holz­schnit­te so­g ar noch über der auf dem Ti­ tel an­ge­ge­be­nen. Von Grandville stam­men nur drei Vi­g net­ten [S. 38 f. und 73], daß er trotz­dem un­ter den Il­lu­stra­t o­r en als er­ster ge­n annt wird, ver­d ankt sich sei­nem Ruf als Spe­zia­list für Mensch-TierKom ­bi­n a­t io­nen. Die rund 130 Vi­g net ­t en Da­u miers wa­r en bis auf eine [Bouvy 420] zu­vor in Le Charivari, Chronique de Pa­r is, Vocabula­ire und an­der­wärts er­ schie­nen; Brivois hebt jene von Mon­n ier be­son­ders her­vor: „se dis­tinguent, co­m me toujo­u rs, par une ori­g i­n al­ité bien tran­chée“ [Brivois]. Das amü­ s an­ t e Buch liegt in gu­ t em Zu­ stand im hüb­schen Ver­le­ger­ein­band vor; es ist „rare en bel­le con­d it ­ion“ [Car ­t er­et]. Li­ t e­ r a­ t ur: Beraldi X, 106, Nr. 754 (Mon­ n ier); Brivois 297; Bou­v ier 420; Car ­t er­et III , 297 f.; Hi­ler 449; Lacombe 740; Lip­ per­hei­de 931, Xe 376; Oster­w al­der 291, 602, 707 und 1065; Rahir 460; Ray II , 300; Ren­onciat 287; Rümann, Da­u mier 41; San­der 512; Vica ­i re I V, 221 f.

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Die Phy­sio­lo­g ie du gar­d e na­t io­n al, du médecin, du flâ­neur, de l’ étudiant und du tail­le­ur. Die Phy­sio­lo­g ie du gar­de na­t io­n al ist im Un­t er­schied zu an­de­r en Ex­ em­pla ­r en im letz­t en Ka­pi­t el Le licencié zwei Sei­t en län­ger, au­ßer­dem wur­de ein Ar­r ière-pro­pos von drei Sei­t en mit drei Ab­bil­dun­gen an­ge­h ängt. Als Il­lu­stra­t o­r en wa ­r en an drei sei­ner Bän­de Théodore Mau­r is­s et, an zwei­en Ma ­r ie Alex­a n­ dre Al­ophe und der kur­z e Zeit spä­ter ver­stor­be­ne Jo­seph-Lou­i s Tri­mo­let (1812 –1843) be­t ei­l igt, am Flâ­neur mit sie­ben Vi­g net­t en auch Honoré Da­u mier, wäh ­r end den Tail­le­ur al­lein Gavarni be­bil­der ­t e. Fünf Phy­sio­lo­g ies von Lou­is Huart 325 Huart, Lou­i s. Phy­sio­lo­g ie du gar­de na­t io­n al. Vi­g net­tes de MM. Mau­r is­set et Tri­m o­let. [Dar­an:] Du­ rand (du Siècle), Pierre [d. i. Eugène Gui­not]. Phy­ sio­lo­g ie du pro­vincial à Pa­ris. Vi­g net­tes de Gavarni. [Dar­an:] Huart, Lou­i s. Phy­sio­lo­g ie du médecin. Vi­g net­tes de Tri­m o­let. [Und:] Huart, Lou­i s. Phy­sio­ lo­g ie du flâ­n eur. Vi­g net­tes de MM. Al­ophe, Da­umier et Mau­r is­set. [Dar­an:] Ourliac, Édou­a rd. Phy­sio­lo­ gie de l’ écolier. Vi­g net­tes de Gavarni. [Dar­an:] Huart, Lou­is. Phy­sio­lo­g ie de l’ étudiant. Vi­g net­tes de MM. Al­ ophe et Mau­r is­set. [Und:] Saint-Hi­la­ire, Émile Marco de [d. i. Marc Hi­la­ire]. Phy­sio­lo­g ie du trou­pier. Vi­g net­tes par Jules Ver­nier. [Dar­an:] Huart, Lou­i s. Phy­sio­lo­g ie du tail­le­ur. Vi­g net­tes par Gavarni. [Dar­ an:] Rousseau, James [d. i. Pierre-Jo­seph Rousseau]. Phy­sio­lo­g ie de la por­t i­ère. Vi­g net­tes par Da­umier. Zu­ sam­m en 9 in 3 Bdn. Pa­r is, Au­bert et Cie, Lavigne, [1841]. Zu ­sam­m en etwa 580 Text­ab­bil­dun­gen in Holz­schnitt. Zu ­sam­m en etwa 1180 S. (da­von ei­n i­ge Bl. Ver­l ags­an­zei­gen).

Im zwei­ t en Sam­ m el­ b and geht Lou­ i s Huarts Be­schrei­bung des Stu­den­t en pas­send­er ­wei­se Édou­ ard Ourliacs Ge­gen­stück über den Schü­ler vor­a n, wie­der­u m mit Holz­schnit­ten nach Gavarni. Von letz ­t e­r em, der selbst ein ‚zu­g e­r ei­ster‘ Süd ­f ran­ zo­se war, stam­men eben­falls die Vi­g net­ten zum Pro­vincial à Pa­r is. Da­u mier wie­der ­u m be­bil­der ­t e die Phy­sio­lo­g ie de la por­t i­ère mit 59 Zeich­nun­gen. Pro­ve­n i­enz: Zwei Bän­de mit hand­schrift ­l i­chem Be­ sitz­ver­merk auf Vor­blatt: „Ri­chard Atkinson [/] Pau. 1842.“ – Phy­sio­lo­g ie du tail­le­ur etc. mit Wap­pen­ex ­l i­ bris des In­du­stri­el­len Évr­a rd Bourlon de Rouvre. – Alle Bän­de: Gold­ge­präg ­t es Le­der­ex ­l i­bris von An­ dré Villet auf dem Spie­gel. – An­d ré Tissot-Du­pont, des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 446. Li­t e­r a­t ur: Brivois 328 ff.; Car ­t er­et III , 481 – 495; Lacombe 781, 788, 795, 804, 824, 841, 848, 861 und 865; Lhéri­tier: 22, 25, 30, 37, 40, 42, 49, 58 und 65; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 223 und 327, V, 568, so­w ie V I , 247 und 280; San­der 574; zu Huart: DBF XV II , 1385; DLF I, 488; Vica­i re V I , 598, 599 f., 601, 603 f., 608 und 612 ff. und 617 f.

Klein-Ok­tav (128 x 80 mm). Drei dun­k el­g rü­ne Halb­m a­ ro­quin­bän­de der Zeit auf glat­ten Rücken, mit Rücken­t i­tel, dem Ein­zel­stem­pel ei­nes Äffchens und fünf dop­pel­ ten Quer­f ileten in Gold­prä­g ung so­wie mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen (teils leicht oder mä­ßig braun­f leckig). Neun Phy­sio­lo­g ies, da­von fünf von dem In­itia­t or der Rei­he Lou­ i s Huart (1813 –1865), zur da­ m a­ l i­ g en Zeit ei ­ner der be­deu­t end­sten Re­d ak­t eu ­r e des Charivari, ver­faß­te ins­ge­s amt sechs Bän­de in der Rei­he der Phy­sio­lo­g ies und be­a n­spruch­te auch die „pa­tern­ ité de l’in­vent­ion de ces pe­tits livres [Lacombe, S. 122]. In den vor­l ie­gen­den drei Bän­den mit ins­ge­ samt neun Phy­sio­lo­g ies sind fünf sei­ner Wer­ke ent­ hal­t en, die ein brei­t es Ty ­p en­spek­t rum ab­decken:

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H[ugo]s (und im wei­t e­r en Sin­ne der ro­m an­t i­schen Be­we­g ung) mit dem M[it ­t el­a l­t er]“ [En­g el­h ardt/ Rol­off ].

Er­ste Aus­g a­be von Hugos wir­kungs­mäch­t ig­stem Werk 326 Hugo, Vic­t or. No­tre-Dame de Pa­r is. Troisième édit­ion. 2 Bde. Pa­r is, Charles Gos­se­lin, 1831. 2 Ti­tel­vi­g net­ten in Holz­schnitt nach Tony Johan­n ot. 4 Bl., 404 S. Und: 2 Bl., 536 S. – Auf Büt­ten­pa­pier. Ok­tav, völ­lig un­be­schnit­ten (213 x 132 mm). Lang­ge­narb­ te nacht­blaue Halb­m a­r o­quin­bän­de auf glat­te Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und Band­be­zeich­nung in je ein­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en so­wie je drei­m al in drei­ fa­chen Gold­f ileten­rah­m en or­n a­m en­ta­le Ver­g ol­dung mit ro­ten Le­der­in­tar­si­en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nen gel­ben il­lu­ strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlä­gen (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf den flie­gen­den Vor­sät­zen ver­so si­g niert „Devauc­hel­ le“ , zu ­sam­m en in mit Ve­lours aus­ge­schla­ge­n em Papp­ schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten (stel­len­wei­se un­be­deu­ten­ de Braun­f leck­chen). Der be­deu­t end­ste hi­sto­r i­sche Ro­m an der Ro­m an­t ik in er­ster (!) Aus­g a ­be Die­s er Ro­m an be­g rün­d e­t e den Ruhm von Vic­tor Hugo (1802 –1885), der ei­ner der viel­sei­tig­ sten, frucht ­bar­sten und er ­folg ­r eich­sten Schrift­stel­ ler Frank­r eichs wer­den soll­te. Im Jahr 1831 hielt sein Ver­le­g er al­ler­d ings noch ver­k aufs­f ör­dern­de Maß­n ah ­men für not ­wen­d ig, um die elf ­hun­dert Ex­ em­pla ­r e der er­sten Aus­g a ­be ab­z u­set­z en. Ver­schie­ de­ne Char­gen be­z eich­ne­t e er als zwei­t e, drit ­t e und vier­ t e Edi­ t i­ on, um den Ein­ d ruck zu er­ wecken, die gro­ße Nach­fra­ge habe in kür­z e­ster Zeit meh­ re­r e Neu­d rucke nö­tig ge­m acht. So trägt das vor­ lie­gen­de Ex­em­plar den Zu­satz Troisième édit­ion. In Wirk ­l ich­keit han­delt es sich um fik­t i­ve „pseu­doédit ­ions“ [Talv­a rt/Place], er­schie­nen die ver ­meint­ lich spä­t e­r en „sous le même date; c’est, en so­m me, la première re­m i­se en ven­te avec des titres de relai“ [Vica­i re]. Wir ha ­ben also den „größ­t en hi­sto­r i­schen Ro­m an der Ro­m an­t ik“ [Haupt ­wer­ke] in der er­sten Aus­g a­ be vor uns – eine „gran­d io­se dich­t e­r i­sche Vi­si­on, das be­deu­t end­ste Zeug ­n is der Wahl­ver ­wandt­schaft

Die im spä­t en 15. Jahr­hun­dert an­g e­s ie­del­t e Ge­schich­te be­g innt mit der Be­schrei­bung des all­ jähr­l ich am Drei­kö­n igs­t ag statt ­fi n­den­den Nar ­r en­ fe­stes zum Auf ­t akt der Kar ­ne­vals­s ai­son, an dem der miß­g e­bil­de­t e, ab­s chrecken­de Glöck ­ner von No­t re-Dame, Qua­si ­modo, in ei ­ner par­odi­sti­schen Ze­r e­mo­n ie zum Kö­n ig der Mas­ke­r a­de ge­k rönt wird. Zwi­schen dem ab­g rund­t ief häß­l i­chen, aber her­ zens­r ei­nen Qua­si­modo und dem in­t ri­g an­t en Ar­chi­ dia­kon Frol­lo ent­w ickelt sich ein un­glei­cher Kampf um das ver ­meint ­l i­che Zi­geu ­ner ­m äd­chen Es­me­r al­ da. Als der zu­r ück­ge­w ie­se­ne Got ­t es­m ann sie an den Gal­gen bringt und ihre Hin­r ich­t ung von der Höhe des Kirch­t urms von No­t re Dame rach­süch­t ig be­ob­ ach­t et, stürzt ihn der Glöck­ner in die Tie­fe. In der „Dra­m a­ti­sie­r ung der Hand­lung“ liegt eine be­son­de­r e Stär­ke des Ro­m ans, eine an­de­r e „in der mei­ster­h af ­t en Ge­stal­t ung von Mas­sen­sze­nen, in der Schil­de­r ung des wim­meln­den Le­b ens in den en­ gen mit ­t el­a l­t er­l i­chen Stra ­ßen zu Fü­ßen der dun­ kel auf ­r a­gen­den Ka­t he­d ra ­le von No­t re-Dame“ [En­ gel­h ardt/Rol­off ]. Ins­ge­samt stellt sich das Werk als eine „Syn­t he­se küh­ner Vi­sio­nen und Bil­der von ba­ rocken Di­men­sio­nen“ [Haupt ­wer­ke] dar. Ein ­flüs­se des eng­l i­schen Schau­er ­r o­m ans ver­a r­bei­t e­t e Hugo ge­n au­so wie ein „um ­fang ­r ei­ches Quel­len ­m a­t e­r i­ al“ [Haupt ­wer­ke], über hi­sto­r i­sche Per­sön ­l ich ­kei­ ten wie etwa Kö­n ig Lud­w ig XI eben­so wie über das Klo­ster ­we­sen, Ge­heim­w is­sen­schaf ­t en oder die Ju­ stiz. Ne­ben die „Lie­be zum pit­t o­r es­ken De­t ail“ tre­ ten sei­ne „um ­fas­sen­de Kennt ­n is ver­a l­t e­t er, ‚mit ­t el­ al­t er­l i­cher‘ Wör ­t er und Wen­dun­gen, der kraft ­vol­le Rhyth ­mus sei ­ner Spra­che“ [En­gel ­h ardt/Rol­off ]. Doch es ist vor al­lem eine be­stimm­t e so­z i­a l­psy­cho­ lo­g i­sche Grund­struk­tur, die den Ro­m an und sei­ ne Äs­t he­t ik prägt: So ver­m ischt Hugo „Tra­g i­sches, Gro­t es­kes und Ko­m i­sches, weil sei­ner Mei­nung nach das Le­ben kei­ne Gat­tungs­g ren­z en kennt oder gar ein­h ält“ [Eng­ler 51]. Man kann dies als holz­schnitt­ ar ­t i­ge, ty ­pen­h af ­t e Ex ­z en­t rik ab­t un, es als „Kühn­ heit“ und „das ro­m an­t i­sche An­emp­fi n­den spät ­m it­ tel­a l­t er­l i­chen Le­bens­ge­f ühls“ [Haupt ­wer­ke] lo­ben, oder auch als Zei­chen ei­ner „en­gen und un­m it­t el­ ba­r en Ver­bun­den­heit mit sei­nem Volk“ [Jan 228] deu­t en. La ­m ar ­t i­ne wie­der ­u m nann­t e Hugo nach Er­schei ­nen von No­t re-Dame de Pa­r is den „Shake­ speare des Ro­m ans“ [Haupt ­wer­ke]. Die ta­sten­den Ver­glei­che mit Mit ­t el­a l­t er, Re­n ais­sance, Ba ­r ock und

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Volks­k ul­t ur deu­t en auf ei ­nen men­t a ­l i­t äts­ge­schicht­ li­chen Wan­del, der sich ge­r a­de in der Auf­bruchs­ zeit des frü­hen 19. Jahr­hun­derts voll­z ieht und vor dem alle frü­he­r en Epo­chen als „tra­d i­t i­on­a l“ und zu­neh ­mend fremd­a r ­t ig er­schei­nen. Ne­ben al­lem ge­ lehr­t en Wis­sen hat­t e Hugo wohl auch noch in­ner­ lich An­t eil an die­sem tra­d i­t i­on­a len Be­w ußt­sein, in dem Hei­l i­ges und Pro­fa ­nes, Ern­stes und Lä­cher­l i­ ches, Tra­g i­sches und Ko­m i­sches, Gro­bes und Sub­ ti ­les un­ver ­m it ­t elt ne­ben­einanen­der ste­hen. Nur in ei­nem kur­z en hi­sto­r i­s chen ‚Schwel­len‘-Mo­ment konn­t e dies an­schei­nend ad­äquat re­z i­piert wer­den: „Un­t er dem um­wäl­z en­den Ein­fluß des Werks fand vor al ­lem in Frank ­r eich eine Neu­ori­en­t ie­r ung des künst ­le­r i­schen Ge­schmacks, von der Klas­sik weg hin zu den Idea­len der Hoch­ro­m an­tik und zum Mit ­t el­a l­t er statt. Die­se Ori­en­t ie­r ung soll­t e frei ­l ich nicht von Dau­er sein“ [Haupt­wer­ke]. Die Wei­chen wur­den als­bald um­ge­stellt auf „Rea ­l is­mus“, bür­ger­ li­ches „Maß“, „Fort­schritt“ und „Zu­k unft“. Der Buch­schmuck be­steht nur aus zwei Ti­tel­v i­ gnet ­t en und ei­ner wie­der­hol­t en Um­schlag ­v i­g net­ te von Porret nach Zeich­nun­gen von Tony Johan­ not. Die Il­lu­stra­t i­on zum er­sten Band, die zeigt, wie Es­me­r al­d a dem an ei­nen Schand­pfahl ge­fes­sel­t en Qua­si­modo ei­nen Lab­t runk reicht, ist al­ler­d ings „one of the most moving of Johan­not’s de­signs“ [Ray]. Die Ab­bil­dung im zwei­t en Band stellt ge­w is­ ser ­m a ­ßen die ins Heil­los-Tra­g i­sche ge­stei­ger ­t e Um­ keh­r ung dazu dar: Die von al­len ver­l ass­sene Es­me­ ral­d a kniet ge­senk­t en Haup­t es vor dem Por­t al von No­tre Dame, kurz vor ih­r er Hin­r ich­tung. Gro­tesk hin­w ie­der ­u m die Um­s chlag ­i l­lu­stra­t i­on: Gri­m as­ sie­r end glotzt Qua ­si ­modo durch eine kreis­r un­de Luke auf den Le­ser. In be­w un­derns­wer­t er Knapp­ heit fängt Johan ­not drei völ ­l ig ge­gen­sätz­l i­che Stim­ mun ­gen ein. Bei­de Um­schlä­ge sind wohl­er­h al­t en un­se­r em un­be­ schnit ­t e­nen Ex­em­plar – mit durch­ge­hen­den Témo­ ins – bei­ge­bun­den; die schmuck ­vol­len Ein­bän­de stam ­men von Ro­g er Devauc­hel­le. Das Re­sü ­mee kön­nen wir ge­t rost Car ­t er­et über­las­sen: „Cette édit­ ion ori­g i­n a­le, en bel état, est la plus rare de toutes les œuvres de l’au­t eur; elle a eu un retentissement mondial, et c’est une des plus difficiles à se pro­curer de la péri­ode ro­m an­t ique“ [Car ­t er­et]. Pro­ve­n i­enz: Adri­a n Flüh ­m ann. Li­t e­r a­t ur: As­s el ­i neau 9; Car ­t er­et I 400 ff. (mit. Um­s chlag-Abb.); Cham­p fleury 357 f.; En­g el ­h ardt/Rol­off II , 51 f.; vgl. Es­c offier 870; Haupt ­wer­ke 305 ff.; Lon­c hamp II , 230; Ma­r ie 95; Quér­a rd/ Bourque­lot I V, 334; Rahir 465; Ray II , 258 f., Nr. 180; Talv­a rt/ Place IX , 16 f., Nr. 26A; Vica­i re I V, 256 f.

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Die er ste, sehr seltene Duodezausga be im Jahr der Erst ausga be 327 Hugo, Victor. Notre-Dame de Paris. [Auf den Vor titeln:] Cinquième édit ion. [Auf den Um schlä gen:] Cinquième édit ion, revue et corrigée. 4 Bde. (Œuvres com-plètes de Vic tor Hugo). Paris, Charles Gos selin, 1831. 4 Titelvi gnet ten in Holz schnitt nach Tony Johannot. 4 Bl., 322 S. Und: 2 Bl., 338 S. Und: 2 Bl., 226 S. Und: 2 Bl., 288 S. – Auf Büt tenpapier gedruckt. Duodez, kaum be schnit ten (180 x 108 mm). Langgenarbte rote Halbmaroquinbän de auf glat te, mit linearer Vergoldung und Fleurons ver zier te Rücken, mit gold gepräg ten Rückentiteln, Goldfileten auf den Deckeln, ein gebundenen, chamoisfarbenen Ori ginal-Um schlä gen (inkl. Um schlag rücken), mar morier ten Vorsät zen und Kopfgold schnitt, auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert „E. Maylan der“ (Um schlä ge etwas an ge staubt). Er ste Duodez-Ausga be, um zwei Holz schnit te nach Tony Johan not ver mehrt Er schien schon die Erst aus ga be von Vic tor Hugos Notre-Dame de Paris mit va ri ierender Bezeich nung als „er ste“ bis „vier te“ Aufl a ge, al lein als Si gnal ver meint lichen Verkaufser folgs, so ver fuhr der Verleger Charles Gosselin mit der zweiten Ausga be genau so; hier fi nden sich die Zu sät ze Cinquième bis Sept ième édit ion. Sie er schien im gleichen Jahr, „proba blement“ sogar „en même temps“ [Talvart/ Place] wie die er ste. Von der er sten Ausga be unter scheidet sich die zweite durch das klei nere Duodez-For mat, die Er scheinungsform in vier Bänden und durch die An zahl der nun vier statt zwei Titel vi gnet ten. Die beiden Holz schnit te zu Band I und IV, gesto chen wiederum von Porret nach Zeich nun gen von Tony Johannot, wur den in dieser Ausga be erst mals pu bli ziert. „Cette édit ion livrée aux ca binets de lecture est devenue très-rare“, schrieb Charles Assel ineau bereits 1872! Un ser fast un be schnit tenes Exemplar auf Büt tenpapier wur de von E. Mayl ander gebunden, eingebunden sind auch die Ori gi nal-Um schlä ge mit der wiederholten, aus der Erst ausga be bekannten Vi gnet te mit dem Qua si modo-Por trait. Literatur: As sel ineau 9; Car ter et I, 402; vgl. Es coffi er 871; Lonchamp II , 230; Ma rie 95; Quér ard/ Bourquelot I V, 334; Rahir 465; vgl. Ray II , 258 f., Nr. 180 (nur Er stausg.); Talv art/Place IX , 16 f., Nr. 26B; Vica ire I V, 257 f.

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Exemplar auf Büttenpapier 328 Hugo, Victor. Notre-Dame de Paris. Paris, Eugène Ren duel, 1836. 12 Stahl stiche, davon 11 auf Chinapapier, montiert auf Kar ton, davon 9 mit Seidenhemdchen. 2 Bl., 631 S. – Auf Büt tenpapier gedruckt. Ok tav (205 x 128 mm). Mit telbrau ner Maroquinband der Zeit auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Titel und vier Or namentstempeln auf dem Rücken, auf den Deckeln fet ter Goldfiletenrahmen mit Goldpunkten in den Ecken, dar in Rah menwerk aus Fileten, Volu ten und Blät tern in Blindprä gung, vorn zentral der Titel in Goldprä gung, Stehkanten mit Gold schraf fen in den Ecken, Innenkanten mit Dentellebordüre, mit mar morier ten Vorsät zen und drei seiti gem Gold schnitt, am Fuß si gniert „Boutigny“ (Rest eines Buchhändleretiketts auf Spiegel, vereinzelt weni ge Fleckchen). Die er ste il lu strier te Ausga be – auf Büt tenpapier Den „größten hi stori schen Roman der Romantik“ [Haupt werke 306] ha ben wir in der er sten il lustrier ten Ausga be vor uns, und zwar in der Vor zugsva ri ante auf fei nem Büt tenpapier; ein Werk, das „among the principal works containing steel engravings“ [Ray II , 249] ran giert; zu gleich ist es ei nes der „great works of collaborative il lu stration which were the glory of the time“ [ebd. 257]. Die zwölf Stahl stiche ver dan ken sich ei ner „élite d’il lust rateurs, choisis entre les favoris du groupe romantique“ [Ma rie 38]: Vier stam men von Tony Johan not, je zwei von sei nem Bruder Al fred, von Au gu ste Raf fet und Ca mil le Rogier, je ei ner von Lou is Bou lan ger und Adolphe Rouargue. Die Ste cher wa ren Edward und Wil li am Finden, A. Lacour-Lestudier, G. A. Périam, T. Phil librocon und Robert Sta ines. Diese Il lu strationen „are closer to the spi rit of the novel than those in any later edition“ [Ray II , 300]. Be sonders bekannt sind Tony Johan nots Dar stellun gen des Glöck ners Qua si modo und der schönen Esmeralda – „but even more stri king is Raf fet’s darkly sini ster drawing“ [ebd.], das den fi n steren Erzdia kon Frol lo im Begriff zeigt, dem Esmeralda um ar menden Neben buh ler ei nen Dolch in den Rükken zu stoßen. Dieses Motiv, De l’utilité des fenêtres qui donnent sur la rivière, ist „known to few readers be-c ause it is usu ally mis sing“ [ebd.]. Hier wurde der Stich ei gens ein gebunden, und zwar in der Va riante auf Vélin; auf Chi napapier ist er „fort rare“ [Car ter et]. Die Stahl stiche liegen sämt lich avec la

lettre als premier tira ge vor, erkenn bar dar an, daß sie ohne den Na men „Fur ne“ gedruckt sind. Zur gleichen Zeit er schien eine weitere Ausga be in drei Bänden (hier Nr. 330), von der sich diese einbändi ge durch ihre Hand lich keit abhebt und dar um auch unter dem Na men Édit ion Keepsake bekannt wur de. Sie gilt zu gleich als „le modèle du gen re, il eut un vif succès et fut sou vent très bien ha billé à l’époque, par Boutigny, avec le motif dit à la cathédr ale“ [Car ter et]. Von Boutigny ist auch un ser Ein band, geprägt al ler dings nicht von dem gotisierenden Kir chen motiv, sondern von – für ihn ty pischen – ver spielteren Voluten in Blindprä gung, vor denen sich die gold gepräg ten Ver sa lien des Deckeltitels pu ri stisch abheben. Provenienz: Georges Degryse. – Sam Clapp (dessen Auk tion Chri stie’s, Pa ris, 2002, Nr. 447). Literatur: Brivois 195 f.; Car ter et III , 299 f.; Es coffi er 1163; vgl. Haupt wer ke 305 ff.; Lonchamp II , 231; Ma rie 38, 88 und 99; Marie, Bou lan ger 35 f. und 41 f.; Oster walder 539, 861, 914 und 923; Rahir 465; Ray II , 300, Nr. 223; Sander 344; Talv art/Place IX , 18, Nr. 26D; Vica ire I V, 258 f.; zum Ein band: vgl. Culot 380 ff., Nr. 182 –184.

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Die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be im zeit ­ge­nös­si­schen Ein­band von Bune­t ier 329 Hugo, Vic­t or. No­t re-Dame de Pa­r is. Pa­r is, Eugène Ren­duel, 1836. 12 Stahl­sti­che auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit Sei­den­hemd­chen. 2 Bl., 631 S. Ok­t av (209 x 128 mm). Lang­g e­n arb­t er rot­brau­n er Ma­r o­quin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit Ti­tel in Frak­t ur, li­nea­rer und flora­ler De­k o­ra­t i­on so­wie klei­nen Criblée­f lä­chen, al­les in Gold­prä­g ung, auf dem Rücken, die Deckel mit ei­n em fet­ten, so­d ann fünf­fa­chem, drei­ fa­chem und dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en, vier klei­nen und vier gro­ßen Eckfleurons, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit Vor­sät­zen aus wei­ßem Moi­ré­sei­den­pa­pier und Ganz­ gold­schnitt, am Fuß si­g niert „Bune­t ier“ (Kan­ten ge­r ing­ fü­g ig berie­ben, Vor­sät­z e oxy­diert, Trä­ger­pa­pier der Ta­feln teils braun ­sprenk­lig).

Die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­b e des „größ­t en hi­sto­r i­s chen Ro­m ans der Ro­m an­t ik“ [Haupt ­wer­ke 306] prä­sen­t iert sich in ei­nem no­blen gold­ge­präg­ ten Ganz­m a ­r o­q uin­band des Pa ­r i­ser Buch­bin­ders Bune­t ier. Die­ser war laut Rams­den tä­t ig „between 1842 – 49“ [Rams­den 45], nach Fléty „durant le troisième quart du XIXe siècle“ [Flety 36]. Au­g u­ste Raf ­fe­t s Zeich ­nung, die den Erz­d ia ­kon Frol­lo im Be­g riff zeigt, dem Es­me­r al­d a um­a r ­men­ den Ne­b en­buh­ler ei­nen Dolch in den Rücken zu sto­ßen, die meist fehlt, liegt hier in der Va­r i­a n­te auf Chi­n a­pa­pier vor, die „fort rare“ [Car­ter­et] ist; sie hat im Ge­gen­satz zu den üb­r i­gen Stahl­sti­chen kei­ne Bild­le­gen­de. Die­se sind als pre­mier tira­ge vor­ han­den, er­kenn­bar dar­a n, daß sie ohne den Na­men „Fur ­ne“ ge­d ruckt sind. Pro­ve­n i­enz: Auf dem flie­gen­den Vor­satz gold­ge­präg­ tes Le­der­ex ­l i­bris von Hen­r i Bur ­t on (1890 –1971).

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Un beschnittenes Exemplar in Ein bänden der Zeit 330 Hugo, Victor. Notre-Dame de Paris. 3 Bde. (Oeuvres complètes. Roman. V – VII ). Paris, Eugène Ren duel, 1836. 12 Stahl stiche auf stärkerem Papier. 380 S. Und: 428 S. Und: 352 S. – Auf Büt tenpapier gedruckt. Oktav, unbe schnit ten (227 x 135 mm). Geglät tete rote Halbmaroquinbände der Zeit auf glat te Rücken mit goldgepräg ten Titeln und Fileten dekor mit Giebelelementen à la cathédrale, mit Goldfileten auf den Deckeln und mar morier ten Vor sät zen (Kanten berieben, EinbandEcken mit kleinen Stoß spuren, durch gehend, stellenwei se stärker, braunfleckig). Die il lu strier te Ausga be in drei Bänden Diese drei bändi ge Ausga be von Notre-Dame de Paris gab der Verleger Renduel im gleichen Jahr und mit den gleichen zwölf Stahl stichen wie die ein bändige Édit ion Keepsake her aus, die Car ter et als „premier tira ge“ bezeich net. Brivois war sich da gegen unsicher: „Nous ne savons s’il y a lieu de rechercher la préséance entre ces deux édit ions pour déter mi ner dans laquel le se trouve le 1er tira ge des gravur es“ [Brivois]. Dem von Ray aut op sierten Exemplar fehlte die Ta fel De l’utilité des fenêtres qui donnent sur la rivière – „typic ally“, wie er meinte. In un serem ist sie frei lich vorhanden [Bd. II , nach S. 290], of fen bar als Ausweis ih rer Besonderheit (und des sin ist ren Sujets) hat sie als ein zi ge ein Seiden hemdchen erhalten. Die Ta feln sind auf stärkeremVelinpapier gedruckt, der Text auf un beschnit tenem Büt tenpapier. Hugos Notre-Dame prä sentiert sich in zeit genössischen Ein bänden mit dezentem goldenen Dekor auf den Rücken: Jeweils drei Gold fi leten bilden zwei sti li sier te Säu len, auf denen oben wie unten passender wei se Schmuck giebel à la cathédrale auf ruhen. Literatur: Brivois 196; Car ter et III , 30 0; Es coffi er 1164; vgl. Haupt wer ke 305 ff.; Lonchamp II , 231; vgl. Ma rie 38, 88 und 99; Oster walder 539, 861, 914 und 923; Ray II , 300, Nr. 223A; Sander 345; Talv art/Place IX , 18, Nr. 26E; Vica ire I V, 259 f.

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ikono­g ra­phi­sche Ma­t e­r i­a l: Wur­de die Erst ­aus-­g a­ be 1831 nur von drei Vi­g net­t en und jene von 1836 von zwölf Ta­feln be­glei­t et, so brach­t e der Ver­le­ger Per ­r otin 1844 die er­ste ‚wirk ­l ich‘ il­lu­strier ­t e Aus­ ga­be her­aus. Sie wur­de mit 55 Ta­feln und über 100 Vi­g net ­t en „mag ­n ifiquement illu­stré par les meille­u rs ar ­t ist­es, des­sin­ate­u rs et gra­veurs du mo­ment“ [Talv­a rt/Place] und er ­r ang größ­t e Be­r ühmt ­heit. Sie liegt hier in der er­sten Auf­la­ge vor (er­kenn­bar an der klei­ nen Fi­ lete statt ei­ ner Vi­ g net­ t e auf dem Ti­tel), die Ta­feln im er­sten Zu­stand, was über­aus schät­z ens­wert ist: Denn die „fine im­pres­si­ons of the first issue […] are am­ong the best in the Rom­a n­t ic tra­d i­t i­on“ [Ray].

Das in­di­v i­dua­l i­sier ­t e Ex­em­plar von Alex­a n­dre Roudinesco 331 Hugo, Vic­t or. No­t re-Dame de Pa­r is. Édit­ion illustrée d’après les des­sins De [sic] MM. E. de Beau­ mont, L. Bou­lan­ger, Da­ubigny, T. Johan­not, de Lemud, Mei­sson­nier, C. Roque­plan, de Rud­der, Stein­heil, gravés par les ar­t ist­e s les plus dis­t ingués. Pa­r is, Per­r otin [und:] Gar­nier frères, 1844. 55 Ta­feln, da­von 21 Stahl­sti­che und 34 Holz­schnit­ te, zu ­sätz­lich 4 Doub­le­t ten (da­von 2 auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier), 108 Vi­g net­ten (ei­ni­ge wie­der­holt) und 59 Zier­intiti­alen in Holz­schnitt. 2 Bl., 485 S., 1 Bl.; 2 S. ( Ver­lags­pro­spekt); 2 S. ( Ver­lags­pro­spekt). Quart, un­be­schnit­t en (266 x 180 mm). Rot­brau­n er ge­glät­te­ter Ma­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel um eine go­t i­sche Ro­set­te, de­ren Blatt­spit­zen sich strah­len­f ör­m ig nach au­ßen aus­brei­ ten, eine ähn­li­che Ro­set­te, in den Spit­zen mit creme­ far­be­nen Le­der­in­tar­si­en und in Gold­f ileten­rah­m en auf bei­den Deckeln, mit Gold­fileten auf den Steh­k an­ten, bei­gen Kalb­le­d er­d oublü­ren mit Rah­m en aus gold­ge­ präg­ten, in­ein­an­der­g rei­fen­den Spitz­bö­gen mit grü­n en Le­der­in­tar­si­en in den Ecken, mit in wein­r o­ter Sei­de be­ zo­ge­nen Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­nem gel­ben il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und er­stem Lie­fe­r ungs­um ­schlag, mit Ganz­g old ­schnitt über Témo­ ins, ge­bun­den von „E. & A. Mayl­an­der“ (Si­g na­t ur auf Spie­gel) nach Ent­wurf von „A. Roudinesco“ (ebd.), in Halb­m aroqu­inche­m i ­se mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Ma­r o­ quin­k an­ten, eben­falls si­g niert von Mayl­an­der (Schu­ber berie­ben). Die be­r ühm­t e Aus­g a ­be mit rund 150 Il­lu­stra­t io­nen der be­sten Zeich­ner der Zeit Mit dem zu­neh­men­den Ruhm, der dem „größ­ten hi­sto­r i­schen Ro­m an der Ro­m an­t ik“ [Haupt ­wer­ke 306] zu­t eil wur­de, wuchs auch das ihn be­glei­t en­de

Tony Johan­not, der die Vi­g net­ten zur er­sten und meh ­r e­r e Ta ­feln zur 1836er-Aus­g a ­b e bei­ge­steu­ert hat­t e, lie­fer­t e hier nur eine Il­lu­stra­t i­on [bei S. 298], eben­so Er­nest Mei­sso­n ier, die­se ist frei­l ich „one of that ar­t ist’s most pen­etrating stu­d ies of character“, näm ­l ich des Kö­n igs Lud­w ig XI . [bei S. 415]. Lou­ is Bou­l an­ger steu­er­t e zwei Zeich­nun­gen bei [bei S. 94 und 427]. – Prä­gend wa­r en dem­ge­gen­ü ber Édou­ ard de Beau­mont, Charles-Fran­çois Da­u bigny und Aimé de Lemud. Von letz­t e­r em stam­men 14 Ta­feln, „prof­oundly stu­d ied; they are drawn, in­deed, for po­ster­ity“. Zu ih­nen zählt auch das Front­ispiz, auf dem alle Ver­eh­r er Es­me­r al­d as auf ihre je­weils ei­ge­ ne Art ei­nen Blick auf die Schö­ne wer­fen – „a de­ sign which sums up the mo­t iv­ating forces of Hugo’s plot“ [Ray]. Da die Ka­t he­d ra­le No­t re Dame und ihre Um­g e­bung in die­s em ‚Orts­r o­m an‘ eine zen­t ra ­le Rol­le ein­n immt, kommt den Ar­chi­t ek­t ur­z eich­nun­ gen Da­u bignys eine be­son­de­r e Be­deu­t ung zu – dies gilt glei­cher­m a­ßen für sei­ne Ta­feln wie für die zahl­ rei­chen Text ­a b­bil­dun­gen, die teil­wei­se un­ge­wöhn­ li­che Per­spek­t i­ven er­öff­nen [vgl. Abb. S. 352]. Mit ihm wett­ei­fer­te Édou­a rd de Beau­mont, dem zahl­ rei­che grö­ße­r e Kopf ­v i­g net ­t en zu ver­d an­ken sind. Vier Ta­feln sind doub­le­tt: Das Front­ispiz und die wun­der­ba ­r e An­sicht von Pa ­r is aus der Vo­gel­p er­ spek­ti­ve [bei S. 113] lie­g en ein wei­te­res Mal auf Chi­n a­pa­pier vor, die Au­dience au grand Châtelet [bei S. 189] noch ein­m al in der äu­ßerst sel­te­nen Va­r i­ an­t e mit dem Druck ­feh­ler Au­diance und Lou­i s XI vis­i-tant les ca­ges de la Ba­stil­le [bei S. 421] zu­s ätz­ lich im zwei­ten Zu­stand mit dem Drucker­n a­men Lac­ram­pe et Comp. Ein­ge­bun­den sind fer ­ner zwei zwei­sei­t i­ge Ver­l ags­ pro­spek­t e, je­weils mit an­de­r er Il­lu­stra­t i­on, au­ßer­ dem der mit dem Por­t rait des Glöck­ners Qua­si­modo il­lu­strier ­t e creme­f ar­b e­ne Um­s chlag der er­sten

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Lieferung und der beid seitig il lu strier te Ori gi nalUm schlag auf gel bem Papier. Ist das Buch oh nehin „rare en bel le condit ion“ [Carter et] so ist die ses – un be schnit tene – Exemplar in ein zig ar ti ger Per fek tion erhalten. Der il lu stre bi bliophi le Vorbesit zer Alex andre Roudinesco ließ es sich nicht neh men, für dieses in so vieler Hinsicht ausgezeich nete Buch ei nen kon genia len Einband mit dem ‚strah lenden‘ Motiv ei ner goti schen Ro set te auf Rücken und Deckeln zu ent wer fen („Dr A. Roudinesco inv.“) und im „atelier célèbre“ [Fléty] von Émile und André Maylander meisterhaft binden zu lassen. Provenienz: Il lu strier tes Ex li bris von Alex andre Roudinesco (1883 –1974) auf dem Spiegel. – Dessen Auk tion 1967, I, Nr. 64: frs. 1.800. – Hen ri M. Petiet (Auk tion II , 1992, Nr. 107, frs: 35.000). Literatur: Brivois 196 f.; Car ter et III , 300 ff.; Es coffi er 1605; vgl. Haupt wer ke 305 ff.; Lonchamp II , 231; Oster walder 103, 289, 539, 617, 930 (Abb.) und 1012 (Abb.); Quér ard/Bourquelot I V, 334; Rahir 465; Ray II , 316 ff., Nr. 234; Sander 346; Talv art/ Place IX , 19 f., Nr. 26G; Vica ire I V, 260 – 266.

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Das Exemplar von Jules Brivois, tel que paru und mit zusätzlichen Bei la gen 332 Hugo, Victor. Notre-Dame de Paris. Édit ion illustrée d’après les dessins De [sic] MM. E. de Beaumont, L. Boulan ger, Daubigny, T. Johannot, de Lemud, Meissonnier, C. Roqueplan, de Rudder, Steinheil, gravés par les ar tistes les plus distingués. Paris, Per rotin [und:] Gar nier frères, 1844. [2. Titelei:] Paris, Perrotin. 1844. 55 Tafeln mit Seidenvorsät zen, davon 21 Stahl stiche und 34 Holz schnit te, zu sätzlich 6 variante Doubletten; 108 Vi gnet ten (eini ge wiederholt) und 59 Zier intiti alen in Holz schnitt; zu sätzlich 8 Probedrucke auf Chinapapier. 2 Bl. (Titelei), 2 Bl. ( Variante der Titelei), 485 S., 1 Bl.; separat 2 S. ( Verlagsprospekt); 2 S. ( Verlagsprospekt); 1 Infor mationsblättchen in Duodez. Quart, unbe schnit ten (ca. 275 x 190 mm). Lose La gen und Tafeln in 34 Lieferungsum schlä gen und ori ginalem Ge samt um schlag, in langgenarbter dunkelroter Halbmaroqu inchemi se mit gold gepräg tem Rückentitel und fünf reich vergol deten Rückenkompartim enten mit in Grün und Ocker intarsierten Roset ten, jeweils in doppeltem Goldfiletenrahmen, innen mit Mar mor papier bezogen und si gniert „G. Mercier Sr. de son père – 1921“ , in Pappschuber mit Maroquinkanten, die ser ebenfalls si gniert von Mercier (Schuber berieben). Das getrüffelte Exemplar tel que paru von Jules Brivois und Lau rent Meeûs Dies ist ein tadel loses Exemplar der er sten Aufl age, un gebunden, un be schnit ten, tel que paru und „très pur“ wie Jules Brivois auf ei nem Ex tra blatt notier te – ihm gehör te dieses Mu ster stück der er sten an ge mes sen il lu strier ten Aus ga be des größten hi stori schen Romans der Romantik. Vorhanden sind der drei seitig il lu strier te gel be Gesamt um schlag eben so wie die 34 blaßgel ben Lieferungsum schlä ge, die jeweils mit dem Por trait des Glöck ners Qua si modo il lu striert sind. Vorhanden ist aber auch zu sätz liches Material, so die Titelei des

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Nachdrucks aus dem gleichen Jahr, die il lu striert ist mit ei ner West an sicht von Notre Dame und ei ner Fleder maus [vgl. Car ter et III , 302]. Es liegen zwei zwei seiti ge Verlagsprospek te, jeweils mit anderer Il lu stration, bei, au ßer dem ein beid seitig bedruck tes In for mationsblätt chen in Duodez for mat mit der Il lu stration der Titelva ri ante. Sechs zu sätzliche Ta feln liegen als Va ri anten (teils mit unterschied lichen Drucker na men) vor, Paris à vol d’oiseau ist sogar triplett, davon ein mal avant toute la lettre [nach S. 112]. Und schließlich wur den dem Band acht Probedrucke auf Chi napapier bei gegeben, zwei zu Ta feln [nach S. 156 bzw. 372], sechs zu Text abbildun gen [S. 70, 74, 90, 129, 337 und 439]. Ei ner wur de von dem Stecher Lou is Hen ri Brévière mit Blei stift si gniert. Eine Rei he die ser Zu ga ben ist noch nicht in Brivois‘ Auk tionskata log von 1920 er wähnt; sie

wur den wahr schein lich von dem späteren Be sitzer, dem bel gi schen Bi bliophi len Lau rent Meeûs (1872 –1950) hin zu gefügt, der auch Georges Mer cier (1885 –1939) mit der reich intar sierten Halbmaro qu inchemi se beauf tragt ha ben wird, in die dieses ein zig ar ti ge Exemplar ein gelegt ist. Provenienz: Auf dem letz ten Lieferungsum schlag zeit genössischer handschrift licher Na mens ver merk: Hen ri Hocquet. – Hand schrift licher Ver merk von Jules Brivois („1er tira ge, très pur“) auf ei nem beigeleg ten Blatt. – Des sen Auk tion 1920, Nr. 665 (noch nicht mit al len Zu ga ben): frs. 1.450 (zitiert bei Car ter et). – Auf dem Spiegel der Chemi se: Gold gepräg tes Leder ex li bris von Lau rent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau rent Meeûs, 1982, Nr. 316). – Sam Clapp (dessen Auk tion Chri stie’s, Pa ris, 2002, Nr. 448).

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Il luminier tes Exemplar – so wohl uni kal 333 Hugo, Victor. Notre-Dame de Paris. Édit ion illustrée d’après les dessins De [sic] MM. E. de Beaumont, L. Boulan ger, Daubigny, T. Johannot, de Lemud, Meissonnier, C. Roqueplan, de Rudder, Steinheil, gravés par les ar tistes les plus distingués. Paris, Per rotin [und:] Gar nier frères, 1844. 55 illu minier te und eiweiß gehöhte Tafeln, davon 21 Stahl stiche und 34 Holz schnit te, zu sätzlicher zweiter Tafel satz, jeweils mit Sei denvor sät zen; 108 Vi gnet ten (eini ge wiederholt) und 59 Zier intitialen in Holz schnitt. 2 Bl., 485 S., 1 Bl. Quart (253 x 166 mm). Rotbrauner Maroquinband auf vier breite Bünde, auf die sen von Goldfileten ein gefaßte Blind schraf fen, mit gold gepräg tem und -gerahmtem Rückentitel sowie goti sieren der Or nament ik in dreifachen Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenfeldern, die Deckel mit Rahmenwerk aus Gold- und Blindfileten mit gold- und blind gepräg ten Fleurons um ein Mit telfeld mit or namentaler, schwungvoller Blindprä gung à la cathédrale, mit doppelten Goldfileten auf den Stehkanten sowie dreifachen Goldfiletenrahmen mit sechs abstrahier ten Fleurons auf den Innenkanten, Doublüren und Vorsät zen aus grauer Moiré seide, mit punzier ten Ranken auf dem Ganz gold schnitt, am Fuß und auf dem Spiegel si gniert „R. Devauchelle“ (Rücken bräunlich aufgehellt, Gelenke re stauriert). Mit il lu mi nier ten und eiweißgehöhten Ta feln und zweitem Ta fel satz Die ses wunder schöne, in nen wie un berührt wirkende Exemplar der er sten Aufl a ge (mit der Fi lete statt ei ner Vi gnet te auf dem Titel) ist mit eben so ak ku rat wie farben froh zeit genössisch il lu mi nierten und eiweißgehöhten Ta feln ausgestat tet, was die Lust am Betrachten der detail reichen Bilder noch ver größert. Sie wer den begleitet von ei nem zu sätzlichen Ta fel satz in Schwarz-Weiß. Die Au dience au grand Châtelet [bei S. 189] liegt un koloriert in der äu ßerst seltenen Va ri ante mit dem Druck feh ler Au diance vor. Der mo der ne Ein band mit ei nem dy na mi sier ten Blinddekor à la càthedrale und in Ran ken form pun zier tem Ganz gold schnitt stammt von Roger Devauchel le [vgl. Fléty 58].

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, mit 116 zu­sätz­l i­chen Pro­be­drucken und einer Ori­g i­nal-Zeich­nung 334 Hugo, Vic­t or. Les travaille­urs de la mer. [Auf dem Um­schlag:] Nouv­el­le édit­ion illustrée. Des­sins de Vic­tor Hugo. [Vic­tor Hugo illu­stré]. [Pa­ris, Eugène Hugues, 1882]. 152 Text­holz­schnit­te (ei­ni­ge ganz­sei­t ig); zu ­sätz­lich 114 ein­ge­bun­d e­n e Pro­be­drucke zu­m eist auf Chi­n a­pa­pier (8 auf Ve­lin­pa­pier auf­k a­schiert), we­ni­ge auf Ve­lin­pa­pier, we­ni­ge ge­tönt bzw. far­big (da­von 31 nicht in den Bild­ be­stand des Buchs über­nom­m en); se­pa­rat eine ge­t usch­te Ori­g i­n al-Zeich­nung und 2 klei­n e­re Fumés auf Chi­n a­ pa­pier. 5 Bl., 518 S., 1 Bl. – Text in schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart (276 x 184 mm). Grob­ge­n arb­ter ro­ter Ma­r o­quin­ band auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, je­weils in dop­pel­tem Gold­f iletenund Point­illé­rah­m en, mit drei­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en

auf den Deckeln, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh-, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­n em il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um­ schlag und Ganz­g old­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „Pagnant“ (Um­schlag oxy­diert, ganz ver­ein­zelt braun­ fleckig). Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier mit 116 zu­sätz­l i­chen Pro­be­d rucken – bei ­l ie­gend eine zeit ­ge­nös­si­sche Ori­g i­n al­z eich­nung von oder nach Vic­t or Hugo Vic­ t or Hugo (1802 –1885), „le plus grand poète français, hélas“ [A. Gide], hat­te seit 1845 leb­h aft An­t eil am po­l i­t i­schen Le­ben ge­nom ­men und muß­t e nach dem Staats­streich von 1851 Frank­r eich ver­l as­ sen. Bis zum Sturz Na­po­le­ons III . leb­te er 19 Jah­ re im Aus­l and, vor al­lem auf Jer­sey und zu­letzt auf Guernsey. Hier spielt sein zu­erst 1866 er­schie­ne­ner Ro­m an über Die Ar­bei­ter des Mee­res. Wäh­r end sei­nes

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Frau ge­ben will, der das Schiff ret­tet. Und da ist als Ro­m an­held der ver­schlos­se­ne, im Ruf der Zau­ be­r ei ste­hen­de jun­ge Fi­scher Gilliatt, der die Hand der Ree­ders­t och­t er er ­r in­gen will, je­doch Ver­z icht lei­stet, weil sie ge­gen den Wil­len des Va­t ers ei­nen an­de­r en liebt, und so­g ar die Flucht der Lie­ben­den be­g ün­stigt. Am Ende er­w ar­tet Gilliatt auf ei­nem Fel­sen „die Flut, um sich wie­der mit den Ele­men­ tar­ge­wal­t en zu ver­ei­nen“ [K NLL]. Aus­n ahms­wei­se steht in die­sem Ro­m an Hugos we­n i­ger die so­z ia­le Fra­ge im Mit ­t el­punkt als viel­mehr „die An­t i­t he­t ik zwi­schen der ma­je­stä­t i­schen Grö­ße des Mee­r es und der Klein­heit und Zu­falls­ge­bun­den­heit des Men­ schen als künst­le­r i­sches Pro­blem“ [Jan 231].

Exils auf den Ka­n al­i n­seln er­leb­t e Vic­t or Hugo „die Na­t ur – Meer, Stür ­me, Ein­sam­keit und Un­end­l ich­ keit – be­son­ders in­t en­siv, ent ­w ickel­t e er in un ­m it­ tel­ba ­r er An­schau­u ng sei­ne ro­m an­t i­sche Na­t ur­auf­ fas­sung“ [KNLL] und mach­t e sich „mit Spra­che und Ge­wohn­hei­t en der Fi­scher ver ­t raut“ [En­gel­h ardt/ Rol­off ]. Der Ro­m an spielt um 1820 in de­r en Mi­l ieu. In die ma ­r i­t i­me Nat ­u r­l and­schaft und Ar­b eits­welt bricht dra­m a­t isch et­was Neu­es ein: Ein Dampf­schiff droht „das na­t ur ­ver­bun­de­ne Le­b en der Fi­s cher ein­schnei­dend zu ver­ä n­dern“ [En­gel­h ardt/Rol­off ]. Der Ein­bruch der Tech­n ik in ei­nen ro­m an­t i­schen Ro­m an war auch ein li­t e­r a­t ur­h i­sto­r i­sches No­v um, das ne­ben den ein­d rücklichen Na­t ur­schil­de­r un­gen den Rang des Wer­kes aus­m acht. Wie oft bei Vic­t or Hugo, der sich in sei­ner Ver­ban­ nung zur „Rol­le ei­nes An­w al­tes al­ler zu Un­r echt Lei­den­den“[Jan 232] be­r u ­fen fühl­t e, ste­hen Men­ schen im Mit­tel­punkt der Hand­lung, die von der Ge­s ell­s chaft in ir­g end­ei­ner Form ge­äch­t et sind. Da ist der starr­köp­fi ­ge Ree­der Mess Lethierry, des­ sen Damp­fer Du­ran­de auf­g rund von Sa ­bo­t a­ge sinkt und der sei­ne Toch­ter Déruchette dem­je­n i­gen zur

Dies wird in den 152 Il­lu­stra­t io­nen des Buchs be­ son­ders an­schau­l ich; ei­nem Ge­mein­schafts­werk, zu dem Vic­tor Hugo selbst 51 Zeich­nun­gen, der mit ihm auf Guernsey eng be­freun­de­te Nico­las Fran­ çois Chiffl­a rt (1825 –1901) 58 und der jun­ge Da­n i­el Urr­a bi­eta y Vierge (1851 –1904), der sich „früh den Ruf ei­nes der geist ­voll­sten Il­lu­stra­t o­r en sei­ner Zeit“ [Thieme/Becker 34, 1] er­w arb und gleich­falls bei Hugo ein- und aus­g ing, 43 Zeich­nun­gen bei­steu­er­ ten. Wäh­r end sich Vierge mit prä­z i­sem Strich auf die Dar­stel­lung von Alll­t ags­si­t ua­t io­nen und sze­n i­ schen Hand­lun­gen kon­z en­t rier ­t e [vgl. Ray II , 355], war Chiffl­a rt wie Hugo ein „dark ma­ster, presenting so­m ber scenes and rude, burly fi­g ur­es“. Hugos ei­ge­ne Zeich­nun­gen wid­men sich dem­ge­gen­ü ber vor al­lem Land­schaf­ten und See­stücken, „nocturnal seas­c apes embodying stormtos­sed ships, jag­ged rocks, and lowe­r ing clou­ds“ [ebd. 354]. Oft­m als sind die Kon­t u­r en ver­w ischt, was den Ein­d ruck des My­ stisch-Ro­m an­t i­schen und Ab­strakt-Be­d roh­l i­chen ef ­fekt ­voll stei­gert; Bild­for ­m a­t e spie­len mit den Grö­ ßen ­m aß­stä ­ben: Das wei­t e Mee­r es­pan­ora ­m a paßt in eine nur 34 mm hohe Schluß­v i­g net­t e [S. 480], dem knor­r i­gen Ge­sicht des Mess Lethierry wird eine gan­z e Sei­t e vor dem Be­g inn des Livre deuxième ge­ ge­b en [S. 45]. Hier­in zeigt sich ex­em­pla­r isch die von Edu­a rd von Jan an­ge­spro­che­ne künst ­le­r i­sche „An­t i­t he­t ik“ von Groß und Klein: In der zer­f urch­ ten Ge­sichts­l and­schaft des kau­z i­gen Ree­ders spie­ gelt sich in vol­ler Grö­ße die Dignität des mensch­ li­c hen In­d i­v i­du­u ms ge­g en­ü ber der na ­men ­lo­s en Un­end ­l ich ­keit der Na­t ur. Und hier kom­men wir plötz­l ich Vic­t or Hugo selbst un­m it­tel­bar nahe: In das Buch ein­g e­legt ist die ge­t usch­t e Vor ­z eich ­nung des Holz­schnitt-Por ­t raits von Mess Lethierry, die – wenn nicht Hugo selbst? – ein an­ony ­mer Künst ­ler nach der di­r ek­t en Vor­l a­ge Hugos an­g e­fer ­t igt ha ­b en dürf ­t e. Vor­z eich­nung?

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Das Ori­g i­n al (Bild­g rö­ße ca. 175 x 155 mm) über­ trifft den wacke­ r en, aber schon et­ w as ver­ k lei­ ner ­t en Holz­s tich von Hugos Lieb­l ings­s te­c her Fortuné Méaulle bei wei­t em: Dü­ster taucht das Ge­ sicht des bär ­t ig-zer­z au­sten, pfei­fe­r au­chen­den Ree­ ders aus ei­nem grob ge­t usch­t en, me­d ail­lon­a r ­t i­gen Hin­t er­g rund auf, Schwarz auf Schwarz. Wäh­r end die un­t e­r e Ge­sichts­h älf ­t e in brau­ner Tu­sche ‚geh­öht‘ wur­de, he­ben sich Stirn und Au­gen­par­t ie im Beige­ ton des hier un­be­deck­t en Trä­ger ­pa­piers leuch­t end hell ab, be­t ont von ei­nem zu­s ätz­l i­chen hell­brau­ nen Ak­z ent über ei­ner Braue. Hugos „occasional por­traits […] have great drama­tic po­wer“ [Ray II , 355], er­k ann­t e nicht erst Gor­don N. Ray; schon im Ein­trag bei Thieme/Becker fin­det sich eine auch für die­se an­ony ­me Zeich­nung an­ge­mes­se­ne Wür­ di­g ung Hugos: „Wie er das Un­heim­l i­che ei­ner Sze­ ne durch flackern­de Flecken­tech­n ik […] aus dem Be­r eich des grob Sinn­l i­chen in das My­stisch-Über­ sinn­li­che ent­r ückt, wie er das Na­tur­vor­bild in die Höhe ei­ner vi­sio­n ä ­r en Sym ­bo­l ik […] führt, ohne doch die Füh­lung mit der Rea­l i­t ät ein­z u­bü­ßen, das zeugt von ei­ner gro­ßen Art von Na­t ur­emp­fi n­dung

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und Na­t ur­beseelung“ [Thieme/Becker18, 92]. Eine Aus­stel­lung von Vic­t or Hugos Zeich­nun­gen im Jahr 1888 mach­t e das Pu­bli­k um „zu­erst mit die­sem groß­ ar ­t i­gen zeich ­ne­r i­schen Ma ­n i ­fest der ro­m an­t i­schen Schu­le be­k annt“ [ebd.], spä­t er in­spi­r ier ­t en sie „the in­no­va­t ors of mo­dern art from the Sur­r e­a lism on“ [Ray II , 356]. Über die­s em künst ­le­r i­s chen Uni­k um darf nicht ver­ges­sen wer­den, daß das vor­l ie­gen­de Ex­em­plar noch in mehr­fa­cher Hin­sicht ex­z ep­t io­nell ist. Es ist die Nr. 7 von 60 (laut Car­t er­et: 50) Ex­em­pla­r en auf Chi­n a­pa­pier, die Samm ­ler be­vor­z u­gen, weil hier „the eng­r avings appear at the­i r best“ [Ray II , 355]. Die vor­l ie­gen­de Aus­g a ­b e von Les travaille­urs de la mer, er­schie­nen im Rah ­men der 1876 be­gon ­ne­nen 33bän­d i­g en Werk­aus­g a ­b e Vic­tor Hugo illu ­stré, ist zu­gleich die „most no­ta­ble of all“ [ebd. 353] und „a classic“ [ebd. 354]. Nach der er­sten il­lu­strier­te Aus­g a­be von 1869 mit 70 Zeich­nun­gen von Chiffl­a rt und ei­ner wei­te­r en von 1876 mit Bil­dern von Vierge er­h ielt die vor­l ie­gen­de von 1882 „the de­fi ­n i­ te il­lu­stra­t i­on“ [ebd.]. Doch auch der Be­g riff ‚de­fi ­n i­tive‘ wird durch un­ser uni­k alisiertes Ex­em­plar sehr re­l a­t i­v iert. Denn zu­s ätz­l ich zu den 152 Text ­holz­ schnit ­t en fin­den wir hier wei­t e­r e 114 ein­ge­bun­de­ne

Bild­t a­feln. 83 von ih­nen sind Pro­be­d rucke zu den Ab­bil­dun­gen des Bu­ches, die mei­sten auf Chi­n a­ Pa­pier (8 mon­t iert), ei­n i­ge auf Ve­l in­pa­pier, teils mit in­t er­es­san­t en Mo­d i ­fi ­k a­t io­nen. Sechs wei­sen Er­g än­ zun­gen oder An ­mer­k un­gen mit Blei­stift bzw. Tin­t e auf und dien­t en of ­fen­bar als di­r ek­t e Vor­l a­gen für letz­t e klei­ne­r e Re­t u­schen am Holz­stock. Die Va ­r i­ an­t e zum il­lu­strier ­t en Titre von Vierge stellt erst ei­ nen Aus­schnitt des spä­t e­r en Ge­samt­bilds dar. Der ge­t ön­t e Pro­be­d ruck zur Vi­g net ­t e auf S. 210 [ein­ge­ bun­den nach S. 188] gibt in Fak­si­m i­le noch meh­r e­ re Zei ­len ei ­nes ur­sprüng­l i­chen hand­schrift ­l i­chen Kom­men­tars von Hugo wie­der. Die Ab­bil­dung zu Hugos Front ­i spice wird zu­sätz­l ich far­big wie­der­ge­ ge­ben, eben­so und so­g ar doub­le­t t sein Le Nain de la nuit [S. 17], eine wei­te­r e Ta­fel ist ge­tönt. Dar­ü ber hin­aus sind zwei Fumés als se­pa ­r a­t e Chi­n a­pa­pierBlätt­chen vor­h an­den: das eine zeigt eine Va­r i­a n­ te von Hugos gro­t es­ker Kopf­stu­d ie Devant un sarr­egou ­set [S. 19], das an­de­r e Chiffl­a rts L’ in­térieur du rocher [S. 313]. 31 wei­t e­r e ein­ge­bun­de­ne Pro­be­d rucke ha ­ben kein Pen­ d ant im Buch, le­ d ig­ l ich ei­ ner weist star­ ke Ähn ­l ich ­keit mit ei­ner sei­t en­ver­kehr ­t en Text ­a b­ bil­dung [S. 240] auf. Mög­li­cher­wei­se sind sie den

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frü­he­r en il­lu­strier ­t en Aus­g a ­ben von Chiffl­a rt und Vierge ent ­nom ­men, de­r en Si­g na­t ur sie al­ler ­meist tra­g en. Die mei­sten von ih­nen sind auf Chi­n a­Pa­pier ge­d ruckt, zwei auf Ve­l in­pa­pier: Ein ver­g rö­ ßer­t es Por­t rait der ent­z ücken­den Déruchette [vor S. 55] auf blaß­gel­bem und eine Va­r i­a n­t e des Por­t raits von Lethierry [vor S. 45] auf grün­l i­chem Grund. Ein­ge­bun­den in den schö­nen Ma ­r o­q uin­band von Édou­a rd Pagnant (1852 –1916) ist auch der far­bi­ge (et ­was oxy­d ier ­t e) Ori­g i­n al-Um­schlag mit der Il­lus­ tra­t i­on des Front ­i spice. Glück ­l i­che Vor­be­sit ­z er die­ ses Mo­nu­ments der Bi­blio­phi­lie wie auch der ‚Hugolâtrie‘ wa­r en Léon Rat­t ier und Étienne Cluzel. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris von Léon Rat ­t ier ver­so flie­ gen­dem Vor­s atz (des­sen Auk­ti­on I, 1920, Nr. 787: frs. 660) und von Étienne Cluzel auf dem Spie­gel. – Sam Clapp (des­sen Auk­t i­on Chri­stie’s, Pa­r is, 2002, Nr. 455: € 10.575, mit Abb. der Zeich­nung). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V, 9 (Chiffl­a rt), und XII , 236 (Vierge, Ausg. 1876); Car ­t er­et III , 306/308; vgl. En­g el ­h ardt/Rol­off II , 101 (Er­ stausg.); Jan 231 f.; vgl. K NLL V III , 174; Lon­c hamp II , 231; Oster­w al­der 236, 520 und 1093; Rahir 466; Ray II , 353 ff., Nr. 261; Talv­a rt/Place IX , 43 f., Nr. 64F, und 65; Thieme/Becker 6, 496 (Chiffl­a rt), 18, 92 (Hugo), und 34, 1 f. (Vierge); Vica­ire I V, 338 und 398 f.; zu Pagnant: Fléty 139.

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Exemplar auf Chinapapier, so von großer Selten heit 335 Hum bert, Aimé. Le Japon illu stré. Ouvra ge contenant 476 vues, scènes, ty pes, monuments et paysages, dessinées par E. Bayard, H. Catenacci, Eug. Cicéri, L. Crépon, Hubert Clerget, A. de Neuville, M. Rapine, É. Thérond, etc. Une car te et cinq plans. 2 Bde. Paris, L. Hachette et Cie, 1870. 1 zweifarbi ge, zweimal gefaltete Kar te Japans (mit 4 Nebenkar ten) auf starkem Velin papier, 5 zweifarbige Stadt pläne (davon 1 zweimal gefaltet) auf starkem Velinpapier, 2 Tafeln auf Chinapapier (Schrift zeichen), 475 Text illu strationen (teils ganz seitig) in Holz schnitt, 1 S. Noten. 2 leere Bl., 2 Bl., 424 S., 2 leere Bl. Und: 2 leere Bl., 2 Bl., 432 S., 2 leere Bl. – Titel in Schwarzund Rotdruck. – Auf Chinapapier gedruckt. Folio (344 x 256 mm). Rote Maroquinbän de der Zeit auf fünf point illéver zier te Bünde, mit gold gepräg ten Rücken titeln und Bandbezeichnun gen sowie linearer und or namentaler Vergoldung in den übri gen Rückenfeldern, Deckel mit zwei dreifachen Goldfiletenrahmen, dazwi schen große Eckfleurons, mit doppelten Goldfileten auf den Steh-, Dentellebordüre auf den Innenkanten, Mar mor papiervorsät zen und Ganz gold schnitt, auf den Spiegeln si gniert „Hardy“ (Ecken und Kanten minimal beschabt). Das alte Japan in fast 500 An sichten – Exemplar auf Chi napapier Als Schwei zer Diplomat in Japan be suchte und besichtig te Aimé Hum bert (1819 –1890) mit Gleichge sinnten 1863 –1864 in Zeiten der Muße, „que la lenteur des négociat ions nous pro cu ra it en abondance“, die weitere Um gegend von Yédo, dem heuti gen Tokyo. Der Haupt stadt gilt sein Haupt augen merk, ein zel ne Kapitel sind den Städten Kyoto, Kama kura und Yokoha ma gewid met. Hum bert inter essiert sich für Land und Leute, Ar chitek tur und Städtebau, die kultu rel len und gesell schaft lichen Verhält nisse; besonderen Wert legt er dar auf, daß alle beschriebenen Eindrücke und Erlebnisse auf per sön licher Er fah rung beru hen. Der zuerst 1866 –1869 suk zessiv in der Zeit schrift Le Tour du Mon de ver öf fent lichte Bericht liegt hier als er ste selbständi ge Ausga be vor, er schienen 1870, un mit tel bar vor dem Ende des Second Empire. Es ist in mehr facher Hinsicht ein ‚romantisches Spät werk‘ an der Schwel le zur Moder ne. Zu nächst bezeugt dies sein Gegen stand, er scheint doch das west lichen Ein flüssen weit gehend ver schlossene Japan als

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be­son­ders ge­heim ­n is­voll und pit ­t o­r esk – aber auch vol ­ler „sing ­u lières an­oma ­l ies“, die den west ­l ichmo­der ­nen „es­prit d’in­vestigat ­ion“ her­aus­for­dern, wie Hum­b ert in sei­ner In­t roduct ­ion schreibt: So trifft die „curiosité occi­den­ta­le“ auf eine „Sphinx de l’ex­t rême Ori­ent“. Das „tech ­n i­sche Zeit ­a l­t er“ zeich ­net sich un ­merk­ lich auch im Cha ­r ak­t er des ab­u n­d an­t en Bild­m a­t e­r i­ als ab. Wohl be­glei­t e­t en Hum­bert als Zeich­ner der seit etwa 1860 in Yo­ko­h a ­m a le­ben­de eng­l i­sche Ma ­ler Charles Wirg­m an (1832 –1891 [vgl. Thieme/Becker 36, 95] und der fran­zö­si­sche Di­plo­m at Al­f red Roussin (1839 –1919), auch nahm man zahl­r ei­che ja­pa­n i­ sche Ori­g i­n a­le als Vor­la­gen – eine gro­ße An­z ahl der Text ­holz­schnit ­t e wur­de je­doch be­r eits nach Pho­t o­ gra­phi­en ge­fer ­t igt. Die­ser Um­bruch spie­gelt sich auch in den Bio­g ra­ phi­en der zahl­r ei­chen Il­lu­stra­t o­r en, die aus dem Um ­feld der Zeit ­schrift Le Tour du Mon­de kom ­men. Zu den er ­f ah­r en­sten Bei­t rä­g ern zäh­len Er­c ole Ca­tenacci (1816 –1884), der auf dem Ti­tel ge­n annt wird, ob­wohl re­l a­t iv we­n i­ge Bei­t rä­ge von ihm sind, der auf Ar­chi­t ek­t ur spe­z ia ­l i­sier ­t e Émile Théodore Thérond (geb. 1821), ein Schü­ler von Jean Al­fred Gér­a rd Séguin, und der auch hier auf Frau­en­por­ traits abon­n ier­t e Gu­stave Staal (1817 –1882).

Schon zu ei­ner jün­g e­r en Ge­ne­r a­t i­on ge­hört der „un­ge­mein flei­ßig[e]“ [Thieme/Becker 3, 98] ÉmileAn­toine Bayard (1837 –1891), der hin­sicht­lich der von ihm be­nutz­t en Vor­l a­g en je­doch kon­s er ­va­t iv ist: „Pour son travail d’illustrateur, il n’utilisait d’aille­u rs ja ­m ais de documents pho­t o­g raph­iques“ [Oster­w al­der 91] – was in die­ser Aus­schließ­lich­ keit je­doch nicht zu­t rifft, wie ei­n i­ge Aus­n ah ­men al­lein im vor­l ie­gen­den Werk be­le­gen. Tech­n i­schen Neue­r un­gen ge­gen­ü ber auf­ge­schlos­sen war hin­ge­ gen der Delacroix-Schü­ler Alp­honse de Neu­v ille (1835 –1885), der zu un­se­r em Werk in gro­ßem Um­ fang auch nach Pho­t o­g ra­phi­en zeich­ne­t e. Ein aus­ ge­spro­che­ner Ge­gen­satz zwi­schen ihm und Bayard be­stand je­doch nicht, denn zur glei­chen Zeit il­lu­ strier ­t en bei­de ein­t räch­t ig Jules Vernes fu­t u ­r i­sti­ schen Ro­m an Au­tour de la lune. Neu­v illes Il­lu­stra­ tio­nen zu ei­nem 1877 pu­bli­z ier­t en Buch „furent les premières à être trans­posées pho­t o­g raph­iquement sur une plaque de zinc selon la tech­n ique in­ventée par Gil­lot“ [Oster­w al­der 753]. Von hier läßt sich eine Ver­bin­dung zu dem jüng­sten Bei­t rä­ger zie­hen, zu dem Gen­r e- und Land­schafts­m a­ler Adrien Ma­r ie (1848 –1891), ei­nem Schü­ler Bayards, der gleich­falls ein Er­fi n­der­geist war: „Jugeant défectueux le travail d’ad­ap­t i­on des gra­veurs sur bois de son temps, il chercha des pro­c édés mécaniques ass­u rant une

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plus gran­de fi­délité à l’ori­g i­n al. Avec l’aide de M. Guil­lot, il ap­porta des pro­g rès sen­si­bles à la fa­bricat­ion des pa­piers dits ‚pa­piers pro­cédés‘“ [Oster­wal­ der 662]. Weil Le Japon illu­stré in in ­h alt ­l i­cher, zeit ­l i­cher und tech­n i­scher Hin­sicht eine Rand­stel­lung un­t er den ro­m an­t i­schen Ilus­t rata ein­n immt, auch in den ein­ schlä­g i­gen Bio­g ra­phi­en über­g an­gen wird, sei­en die üb­r i­gen be­t ei­l ig ­t en Il­lu­stra­t o­r en hier zu ­m in­dest ge­ nannt: Zu de­nen, die (fast) aus­schließ­l ich nach gra­ phi­schen Vor­l a ­gen ar­bei­t e­t en, ge­hö­r en L. Crépon, Adrienne Fa­g uet, A. Mesnel, Jules Pelcoq, der Ra­ die­r er Ma ­x i­m i­l i­en Rapine (1840 –1905), der meh­ re­r e „fak ­si ­m i ­l ie­r en­de“ li ­nea ­r e Ab­z eich ­nun­gen lie­ fer ­t e, so­w ie die Land­schafts­m a ­ler Édou­a rd Riou (1833 –1900), Ca­m il­lo Sag­l io (1804 –1889) und Theo­ dor We­ber (1838 –1907). Nur pho­t o­g ra­phi­sche Vor­ la­gen be­nutz­t en hin­ge­gen die Land­schaf ­t er Alex­a n­ dre de Bar (1821 –1901), Eugène Cicéri (1813 –1890), Hu­bert Clerget (1818 –1899) so­w ie E. Tour­nois. Kei­ ne ein­deu­t i­ge Prä ­fe­r enz er­g ibt sich bei Fran­ç ois Nico­l as Au­g u­ste Feyen-Per ­r in (1826 –1888), Jules Dom­i nique Adolphe Grenet (1821 –1885), Die­udonné Au­g u­ste Lance­lot (1822 –1894), Léon Saba­t ier (gest. 1887) und Jean Lou­i s Tir­pen­ne (1801 –1878).

Un­ser Ex­em­plar von Le Japon illu­stré ist sin ­n i­ger­ wei­se auf fei­nem, ma ­kel­los er­h al­t e­nem Chi­n a­pa­ pier ge­d ruckt, das so sel­ten ist, daß Vica­ire kein Ex­em­plar auf Auk­t io­nen zi­t ie­r en kann. Die Blät­ ter mit ganz­sei­t i­gen Ab­bil­dun­gen blie­ben rück­sei­ tig un­be­d ruckt, was der Bild­q ua ­l i­t ät zwei­fel­los sehr zu­g u­te kommt. In Band II fin­den sich eine Sei­te No­t en mit Specimens de mus­ique ja­ponaise [S. 47] so­ wie zwei nicht in die Kol­l a­t i­on ein­b e­z o­ge­ne Blät­ ter mit Schrift­z ei­chen des Syl­laba­ire Kata­k ama bzw. Hira­k ama [nach S. 32 und 34]. Das Kar­ten­m a­te­r i­ al ist auf stär­ke­r es Ve­lin­pa­pier ge­d ruckt. Die fünf Stadt ­plä ­ne zei­gen Kyoto, Osa ­k a, Yo­ko­h a ­m a, Tokyo (die­ser zwei­m al ge­fal­t et) so­w ie den Tokyoter Stadt­ teil Asak[u]sa; die zwei­m al ge­fal­t e­t e Kar ­t e Ja­pans mit vier Ne­ben­k ar­t en ist am Ende des zwei­t en Ban­ des nach­ g e­ bun­ den. Die Kar­ t en und Plä­ ne sind zwei­far­big (Blau­g rün für Was­sser). Die bei­den ed ­len zeit ­ge­nös­si­schen Ma ­r o­q uin ­bän­ de mit schö­ner Gold­prä­g ung sind eine Ar­beit des zwi­s chen 1850 und 1880 tä­t i­g en Buch­bin­ders Hardy, der vor­m als bei Niédrée tä­t ig war. Pro­ve­n i­enz: Wap­pen­ex ­l i­bris V. de la Fort­el­le ver­so flie­gen­dem Vor­satz von Band I. Li­t e­r a­t ur: Hi ­ler 451; Vica ­i re I V, 468; zu Hardy: Fléty 89.

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Ex­em­plar auf gro­ßem Pa­pier – mit den Ori­g i­nal­zeich­nun­gen zu den fünf Ta­feln von Achille Devé­r ia 336 L’imi­t a­t i­on de Jésus-Christ, traduct ­ion nouv­el­le par l’abbé F. de La Mennais, avec des réflex­ions à la fin de chaque chapitre. Pa­r is, Librairie classique élémenta­ire, 1825. 5 Stahl­stich-Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Ve­lin­pa­pier, mit Sei­den­vor­sät­zen, zu ­sätz­lich bei­lie­gend die 5 Ori­g i­n al-Zeich­nun­gen von Achille Devé­r ia in brau­ ner Tu ­sche auf Kar­ton, dop­pelt auf­ge­zo­gen auf grau­e s Pa­pier als „Rah­m en“ und auf gro­ßes Ve­lin­pa­pier. 2 Bl., VI S., 343 S. Fo­lio, un­be­schnit­ten (370 x 275 mm). Bläu­li­cher Papp­ band der Zeit mit be­druck­tem Pa­pier­r ücken ­schild (Kan­ten beschabt, Ein­band stär­ker an­ge­staubt und was­ ser­f leckig, durch­ge­hend braun­f leckig). Mit den Vorzeichnungen von Devéria zu den fünf Tafeln Ganz am An­fang der ro­m an­ti­schen Epo­che wie auch un­s e­r er statt ­l i­chen Rei­he von il­lu­strier ­t en Aus­g a­b en der um 1420 von Tho­m as von Kem­p en re­d i­g ier ­t en Imi­tat ­io Chri ­sti steht die­ s e Über­ s et­ zung von Hugues Félicité Ro­b ert de Lamennais (1782 –1854) aus dem Jahr 1825. Im Un­t er­schied zu ei­n i­gen reich­ge­schmück­t en spä­t e­r en Edi­t io­nen ist sie nur mit fünf Stahl­sti­chen il­lu­striert – und doch stellt die­ses Ex­em­plar gleich ei ­nen Hö­he­punkt dar: Denn auch die fünf mit Blei­stift si­g nier­t en und mit Le­gen­den ver­se­he­nen Ori­g i­n a ­le von Achille Devé­ ria (1800 –1857) lie­gen un­se­r em Ex­em­plar bei! Un­ ter der brau­nen Tu­sche mit zar­t en Weiß­höhun­gen sind die Blei­stift-Vor ­z eich ­nun­g en teil­wei­se noch sicht­bar. Das von Jules Didot Ainé ge­d ruck­t e Werk liegt hier in ei­nem von 50 Ex­em­pla ­r en auf gro­ß em Ve­l in­pa­pier in un­be­schnit ­t e­nem, ex­t rem breit ­r an­d i­gen Zu­stand vor. Es ver­birgt sei­ne Kost ­bar­kei­t en in ei­nem schlich­t en, schon von ei­n i­gen Al­t ers­spu­r en ge­z eich­ne­t en blaß­blau­en Papp­band der Zeit. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Quér­a rd I V, 292 (nicht die­s e Ausg.); San­der 379 (zi­t iert die­s es Ex­em­plar!); vgl. Talv­a rt/Place XI , 176 (Ausg. 1828 die­s er Über­s et ­z ung); nicht bei Vica ­i re.

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Die gro­ße frü­he Ra­r i­t ät: ei­nes von fünf Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier 337 L’imi­t a­t i­on de Jésus-Christ, traduct ­ion nouv­el­le de M. l’abbé Das­sance. Avec des Réflex­ions tirées des Pères de l’Eg­lise, et de Bossuet, Fénelon, Massillon et Bourdaloue; illu­stré par MM. Tony Johan­n ot et Ca­velier; dédiée à Mon ­sei­g neur l’Ar­che­vêque de Pa­r is. Pa­r is, L. Curmer, 1836. Ko­lo­r ier­tes lithographiertes Front­i spiz in Rot­druck auf stär­k e­rem Ve­lin­pa­pier und 10 wei­te­re Ta­feln in Stahl­ stich auf Chi­n a­pa­pier, auf­k a ­schiert auf stär­k e­res Ve­lin­ pa­pier; S. 1 – 448 mit vier­sei­t i­ger Holz­schnitt­bor­dü­re (in 2 Va­r i­an­ten), zahl­rei­che Zier­in­itia­len und ver­ein­zel­te ­Vi­g net­ten in Holz­schnitt im Text. 1 Bl., VIII S., 454 S. Quart, kaum be­schnit­ten (253 x 171 mm). Lang­ge­n arb­ ter dun­k el­r o­ter Ma­r o­quin­band auf fünf fla­che, gold­or­ na­m en­t ier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem und -ge­rahm­tem Rücken­t i­tel in zwei so­wie blind- und gold­ge­präg­ter Or­ na­m ent­ik in Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­ fel­dern, auf den Deckeln zwi­schen dop­pel­tem und ein­ fa­chem Gold- ein fet­ter Blind­f ileten­rah­m en mit gro­ßen gold­ge­präg­ten Eckfleurons und blind­ge­präg­ten Blü­ten, zen­t ral in Blind­prä­g ung eine Ro­set­te mit zap­fen­ar­t i­gen Er­wei­te­r un­gen nach oben und un­ten, mit Gold­schraf­ fen auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­ kan­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­n em,

zwei­far­big be­druck­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um­ schlag­rücken) und Kopf­g old­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „Yseux Sr de Simier“ , in mit Filz aus­ge­schla­ ge­nem Papp­schu­ber mit dun­k el­r o­ten Ma­r o­quin­k an­ten. Ei­nes von fünf Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier, das ein­z ig bi­blio­g ra­phisch nach­weis­ba ­r e Am An­fang von Léon Curmers Ver­l ags­t ä­t ig­keit stan­den Bü­cher, die der Hin­wen­dung des nach der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on ver ­u n­si­cher ­t en Bür­ger ­t ums zur Re­ li­g i­on Rech­nung tru­gen und ihm zu­gleich den Ruf ei­nes „des édite­u rs les plus au­d acieux de la mon­a r­ chie de Juillet“ [DEL I, 708] ein­brach­t en. Zu die­sen Wer­ken ge­hört auch die Imi­ta­t i­on de Jésus-Christ in der Über­set­z ung des Theo­lo­gen und Schrift ­stel­lers Pierre-Nérée Das­sance (1801 –1858), die hier in der er­sten Aus­g a ­be vor­l iegt. Die von Tho­m as von Kem­p en um 1420 re­d i­g ier­ te my­stisch-as­z e­t i­sche Schrift De imi­tat­ione Chri ­sti zeich­ne­te sich durch eine für das Mit­tel­a l­ter un­ ge­wöhn ­l i­che „per­sön ­l i­che in ­ner­l i­che Fröm ­m ig­keit“ [Ruppr­ich 336] aus. Mit der Nach­a h­mung Chri­ sti ver­band sich die Ab­kehr von der Welt und da­ mit ein „in­d i­v i­dua ­l i­sti­scher, wenn nicht bis­wei­len

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heils­ e goi­ s ti­ s cher Zug“ [ebd.]. Über das blo­ ße Fai­ble der Ro­m an­t ik für das Mit ­t el­a l­t er hin­aus er­ gab sich da­durch die Mög­l ich ­keit ei ­ner tie­fer­ge­hen­ den Wahl­ver­wandt­schaft zwi­schen dem Text des 15. und dem Le­ser des 19. Jahr­hun­derts.

Stahl­sti­che von Tony Johan­not, „d’une grâce al­ ors nouv­el­le dans l’image­r ie sacrée“ [Ma­r ie]. Zwei von ih­nen tra­gen die Si­g na­t u­r en von Zeich­ner und Ste­cher (Al­f red Revel), die üb­r i­gen acht lie­gen avant la lettre vor.

Doch die­se Nähe al­lein konn­te ei­nen Er­folg des Wer­kes nicht ver­bür­gen. Der Über­set­z er wid ­me­ te es dem Pa ­r i­ser Erz­bi­schof Hyacin­t he-Lou­i s de Quélen; der Ver­le­g er be­müh­te sich um eine ex­ qui­si­t e Aus­stat ­t ung, wie im Préface her ­vor­g e­ho­ ben wird: „Nous avons orné cette édit­ion de tout de luxe de la ty­po­g ra­phie et des gra­v ur­es, pen­sant avec rai­son qu’on nous sau­r ait gré d’avoir at­ta­ché ces brill­a ns ac­ces­soires au plus beau livre qui soit parti de la main d’un homme“ [S. VIII]. Vor­a n­ge­stellt ist dem Werk ein rot­ge­d ruck­tes, in Alt­r o­sa, Rot und Blau hand­ko­lo­r ier ­t es Front ­i spiz, alle Sei­t en des mit ­t el­a l­t er­l i­chen Tex ­t es wer­den zu­dem von ei ­ner brei­t en Holz­schnitt ­bor­dü­r e ein­ge­r ahmt, die Text­ ab­schnit ­t e von zahl ­r ei­chen Schmuck ­i n ­itia ­len ein­ ge­lei­t et. Den Buch­schmuck ent ­war ­fen Adrien Lou­ is Ma­r ie Ca­velier und Chaven­a rd, der Ste­cher war Pierre Fran­çois God­a rd. Den künst ­le­r i­schen Hö­ he­punkt mar­k ie­r en die hier erst ­m als ge­d ruck­t en

Vor al­lem aber be­sticht in un­se­r em Ex­em­plar der ex­k lu­si­ve Lu­x us des Pa­piers: Dies ist ei­nes von nur fünf Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier, wie Car ­t er­ et dem Ver­l ags­k a­t a­log von Curmer ent­n ahm – kein wei­t e­r es konn­t e von uns in den letz­t en ein­hun­dert Jah­r en nach­g e­w ie­s en wer­den. Ein un­b e­k ann­t er bi­blio­phi­ler Vor­b e­sit­z er ließ das Buch zu Be­g inn des 20. Jahr­hun­derts von Lou­is Yseux fast un­b e­ schnit­ten und mit dem ori­g i­n a­len Um­schlag in ei­nen de­ko­r a­t i­ven Ma ­r o­q uin­b and bin­den. Von ei­nem Schu­b er ge­s chützt, liegt es in ta­del­lo­s er Er­h al­t ung vor. Li­t e­r a­t ur: Brivois 203; Bru ­net III , 426; Car ­t er­et III , 311 f. (mit ab­wei­c hen­der Kol ­l a­t i­on); DBF X, 233; Gra­e s­s e III , 417; Ma­r ie 55 f. und 99; nicht bei Oster­w al­der; Ray II , 301; San­der 380; Vica ­i re I V, 484 f.; zu Yseux: Fléty 178. – Der Ka­t a­log der splen­ di­den Imi­t at­i o Chri­sti-Aus­stel ­lung der Bibliothèque Maza­r ine von 2012 kennt nur den Nach­d ruck Curmers von 1837.

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Lei­stungs­schau der Chro­mo­l i­t ho­g ra­phie, in Lie­fe­r ungs­hef­t en mit Um­schlä­gen 338 L’imi­t a­t i­on de Jésus-Christ. Fi­dèlement traduite du Latin par Mi­chel de Marillac. Accompagnée de quatre cent co­pies des plus beaux man­u scrits français et étran­gers du VIIIe au XVIIe siècle. Pa­r is, L. Curmer, [1856 –1858]. Sämt­li­che Blät­ter mit in Gold und Far­ben li­tho­g ra­phier­ ten, nach Hand­schrif­ten des 8. bis 17. Jahr­hun­derts fak­ si­mi­lier­ten Bor­dü­ren. 1 Bl., XI V S., 400 S., auf Kar­ton; 48 [statt: 51] hell­blaue Blätt­chen mit Le­gen­den. Quart, un­ be­ schnit­ ten (280 x 187 mm). Lose Blät­ ter, Dop­pel­blät­ter und 1 un­auf­ge­schnit­te­n er Bo­gen in 51 hell­blau­en be­druck­ten Lie­fe­r ungs­um ­schlä­gen, in zwei zeit­ge­n ös­si­schen fle­xi­blen schwar­z en Per­k al­inche­m i­ sen mit gold­g e­präg­tem Rücken ­schild, zu ­sam­m en in holz­ver­stärk­tem Per­k a­lin ­schu­ber (Schu­ber stel­len­wei ­se berie­ben und mit klei­nem Kle­be­rest).

Das Werk liegt in 51 ma­kel­los er­h al­te­nen Lie­fe­ rungs­hef ­t en vor; die Nu ­me­r ie­r ung geht in­des nur bis 44, da zu den Nrn. 17, 20, 25, 29, 30, 33 und 39 eine „bis“-Nr. exi­stiert, letz­te­r e mit der Tab­le. Je­dem Heft (au­ßer 23, 43 und 44) liegt ein Blätt­chen auf bläu­l i­chem Pa­pier mit An­g a­ben zu In­h alt, Her­ kunft und Auf ­b e­w ah­r ungs­ort der re­pro­du­z ier ­t en Bor­dü­r en bei. Es fehlt die wohl letz­te (Dop­p el?)Lie­fe­r ung mit der Ti­t e­lei und XII S. Préface so­w ie vier Ta­feln als Vor­t i­t el der vier Bü­cher. Der Text der Imi­ta­t i­on ist je­doch voll­stän­d ig. Per­k a­l in-Che­m i­sen und -Schu­ber sind zeit ­ge­nös­sisch. Li­t e­r a­t ur: Car­t er­et III , 313; Lon­champ II , 234; Vica­i re I V, 489 f.

Eine Lei­stungs­schau der Chro­mo­l i­t ho­g ra­phie Die Edi­ t i­ on der um 1420 Tho­ m as von Kem­ p en re­d i­g ier ­t en my­stisch-as­z e­t i­schen Schrift De imi­ta t ­ione Chri­sti in der 1631 er­ s chie­ ne­ nen Über­ s et­ zung von Mi­chel de Marillac (1560 –1632) war für Léon Curmer ge­w iß nicht ohne un­t er ­neh ­me­r i­sches Ri­si­ko, auch wenn er 20 Jah­r e zu­vor mit dem­sel­ ben Werk (in der zeit ­ge­nös­si­schen Über­set­z ung von Das­sance – sie­he vo­r i­ge Num ­mer) Fu­r o­r e ge­m acht hat ­t e. „Très attentif à l’es­thétique de ses pu­blic­at­ions“ [ebd.], setz­te Curmer dar­u m vor al­lem auf die ex­ tra­or­d i­n ä ­r e Aus­stat ­t ung. Gleich­sam in ei­ner Tour de Force führ­te er hier die Mög­lich­kei­ten des neu­ en chromo­l i­t ho­g ra­phi­s chen Drucks vor: Sämt ­l i­ che Sei­t en sind far­big, oft mit Gold il­lu­striert bzw. al­ler ­meist mit fak­si ­m i­l ier ­t en vier­sei­t i­g en Bor­dü­ ren nach den schön­sten Hand­schrif­ten des 8. bis 17. Jahr­hun­derts aus­ge­stat­t et. Der von Lemercier et Claye ge­d ruck­t e „mag­n ifique volume“ – wie selbst­ be­w ußt auf al­len Lie­fe­r ungs­u m­schlä­gen zu le­sen steht – wur­de be­r eits zu Be­g inn sei­nes Er­schei­nens auf der Ex­po­si­t i­on uni­ver­sel­le 1855 mit ei­ner Me­dail­le d’ hon­neur aus­ge­z eich ­net.

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Ei­nes von zehn Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier 339 L’imi­t a­t i­on de Jésus-Christ. Traduct­ion nouv­el­le avec des réflex­ions à la fin de chaque chapitre par l’abbé F. de Lamennais. Tours, Al­fred Mame et fils, 1867. Front­ispiz und 5 Ta­feln in Stahl­stich auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Ve­lin­pa­pier, mit Sei­den­vor­sät­zen. XV S., 423 S. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, mit Témo­ins (274 x 190 mm). Ver­le­ger­ein­band von grü­nem Ma­r o­quin, auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­ te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in Gold­f ileten­ rah­m en und Or­n a­m ent­ik aus schwar­zen, gold­ge­faß­ten Ma­r o­quin ­strei­fen in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern so­wie auf den Deckeln, dort in En­t re­lacs-Ma­nier, mit dop­pel­ ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten, zwei Gold­f ileten­rah­ men auf den In­nen­k an­ten, ro­ten Ma­ro­quin­doublü­ren mit de­li­k a­tem gold­g e­präg­ten Dent­el­l e-Rah­m en­werk, mit Vor­sät­z en aus ro­ter Moi­ré­sei­d e und Ganz­g old ­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Reliure A. Mame et fils“ (Rücken leicht auf­ge­h ellt, Un­ter­k an­ten berie­ben, ge­le­gent­lich et­was braun­f leckig). Ei­nes von zehn Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier – in ei­nem be­mer­kens­wer ­t en Ver­le­ger­ein ­band Das um 1420 von Tho­m as von Kem­pen re­d i­g ier­te my­sti­sche Werk legt dem from­men Chri­sten die Ab­ kehr vom lau­t en Welt­ge­t rie­be ans Herz – durch vor­ neh ­me Zu­r ück ­h al­t ung zeich­net sich die Ge­stal­t ung die­ser Aus­g a­be aus, die in kaum ei­ner ein­schlä­g i­ gen Bi ­blio­g ra­phie auf ­t aucht. Le­d ig­l ich 10 Ex­em­pla ­r e wur­den auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt [vgl. Vica­ire] – ei­nes da­von ist das vor­lie­ gen­de. Wäh­r end das wei­che, schmei­cheln­de Pa­pier und der groß­z ü­g i­ge Satz hap­tisch und op­tisch zu fort ­l au­fen­der Lek­t ü­r e der be­l ieb­t en, zu­erst 1824 er­s chie­ne­nen Über­s et ­z ung von Hugues Félicité Ro­bert de Lamennais (1782 –1854) ein­la­den, er­öff­ nen die be­son­ders brei­t en Rän­der ei­nen kon­t empla­ ti­ven Frei­r aum und las­sen ihn gleich­sam ‚sicht­bar‘ wer­den. Zu­g un­sten ei ­ner ‚in ­ner­l i­chen An­schau­u ng‘ und im Un­t er ­schied zu an­de­r en zeit ­ge­nös­si­schen Text ­aus­ ga­ben tritt auch die Il­lu­stra­ti­on zu­r ück – so weit, daß Vica ­i re of ­fen­bar eine Ta ­fel, die aus­n ahms­wei­ se nicht am Be­g inn ei­nes der vier Bü­cher pla­z iert ist [nach S. 277], gleich ganz über­s ah. Das Werk ist mit sechs Stahl­sti­chen mit la­t ei­n i­schen Le­gen­ den aus­ge­stat ­t et. Die Zeich ­nun­gen stam ­men von Louis­Jo­seph Hallez (1804 –1882), ei­nem Schü­ler des

Na­ z areners Fried­ r ich Overbeck, der auch Glas­ge­m äl­de für den erz­bi­schöf­l i­chen Pa ­l ast in Tours ent­warf und öf­t er mit dem Ver­lag Mame zu­sam­men­ ar­bei­t e­t e. Der schön er­h al­t e­ne Ver­le­ger­ein­band aus Ganz­m a­ ro­q uin er ­i n ­nert mit der un­t er­schied ­l i­chen Ge­stal­ tung von Deckeln und Doublü­r en ent­fernt an den der Doré-Bi­bel [Nr. 170] so­w ie des Tou­raine-Werks von Bourassé [Nr. 94] in un­se­r er Samm­lung. Die von Gold ­fi leten ein­ge­faß­t en schwarz in­t ar­sie­r ten und in En­t re­l acs-Ma ­n ier ver­s chlun­g e­nen Ma ­r o­ quin­strei­fen auf den Au­ßen­sei­t en ah ­men Vor­bil­der aus der Re­n ais­s ance­z eit nach, die zar ­t e Dent­el­leDe­ko­r a­t i­on der Doublü­r en sol­che des Ro­ko­ko. Die Kom­ple­ment­a rität spie­gelt sich noch in der Farb­ ge­bung – au­ßen Grün, in­nen Rot. Man möch­te in die­ser Ge­stal­t ung ein durch­d ach­t es Prin­z ip er­ken­ nen: Die hi­sto­r i­schen Re­m i­n is­z en­z en ans 16. und 18. Jahr­hun­dert über­brücken gleich­sam die Di­stanz zwi­schen der Ent­ste­hungs­z eit des Tex­tes im frü­ hen 15. und sei­ner Re­z ep­t i­on im fort ­ge­schrit ­t e­nen 19. Jahr­hun­dert und si­g na ­l i­sie­r en so den über­z eit­l i­ chen Gel­t ungs­a n­spruch der christ­l i­chen Heils­leh­r e. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Talv­a rt/Place XI , 176 (an­de­r e Ausg. die­s er Über­ set­zung: 1844 „douzième édit­ion“); Thieme/Becker 15, 523; Vica ­i re I V, 493 (zählt nur „5 gra­v ur­e s hors tex­t e“).

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Eines von zwei Exempla ren auf Per ga ment 340 [L’imitation de Jésus-Christ]. Gerson de l’ imitation de Jésus-Christ. Traduite d’après un manuscrit de 1440 par l’abbe Delaunay. Édit ion nouvelle corrigée, aug mentée d’une nouvelle préface. Paris, Librairie Tross, 1869. 5 ganz seiti ge, 4 halbseiti ge Abbildun gen, durch gehen de vierseiti ge illu strier te Bordüren, zahlreiche dreizeili ge Schmuckinitialen, alles in Holz schnitt. 2 leere Bl., XVI S., 440 S., 2 leere Bl. – Titel in Schwarz und Rot. – Auf Pergament gedruckt. Oktav (205 x 135 mm). Roter Maroquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit floralen Einzel stempeln und floralem Rankenwerk in doppeltem Fileten- und einfachem Point illérahmen in den übri gen Rückenfeldern, mit sehr breitem Dentellerahmen in drei Fileten- und zwei Point illérahmen auf den Deckeln, mit doppelten Goldfileten auf den Stehkanten, Dentellebordüre in drei Fileten- und einem Point illérahmen auf den Innenkanten, mit Doublüren und Vorsät zen aus Marmor papier und mit Ganz gold schnitt, auf dem Innendeckel si gniert „Lortic“ . Exemplar auf Per ga ment, im Ein band von Lortic Als Ver fasser der um 1420 ent standenen Schrift De imitat ione Chri sti wur de auch Jean Ger son im mer wieder vor ge schla gen; im 18. Jahrhundert setz te

sich jedoch die Auf fassung von der Urheber schaft Thomas von Kempens durch. Kei neswegs aus Ignoranz schrieb Étienne-Hen ri Delaunay (1804 –1881), der Über set zer der vorliegenden Ausga be, das Werk er neut dem fran zösi schen Theologen, Mysti ker und Kanz ler der Sorbonne zu, viel mehr hat te er sich inten siv mit der Problematik be schäf tigt. Schon in ei nem sepa raten Appendice zur Curmer-Edition von 1858 hat te er eine Studie über Auteurs présumés de l’Imitation vor gelegt. 1864 er schien, eben falls bei Curmer, sei ne ei gene Über set zung der Imitat io, die er in der vorliegenden Ausga be mit ei nem neuen Vor wort ver sah. Gerade durch das sorg fälti ge Studium mit tel alterlicher Hand schrif ten und frü her Drucke sah er sich ver an laßt, hier die Autor schaft er neut Ger son zu zuwei sen. Ei nen authenti schen Eindruck mit tel alter licher Buch kultur in kost ba rer Vollendung wollte die Ausstat tung des Buchs er wecken. Gegenüber dem in Schwarz und Rot gedruck ten Titel er scheint als Front ispiz eine Kreu zi gungs szene; eben so werden die vier Bücher der Imitation jeweils von ei nem Voll bild und ei ner halbseiti gen Abbildung ein geleitet. Durch gehend ist der Text spie gel von vierseiti gen Holz schnitt bor dü ren um geben, auf denen sich Blatt ranken, groteske Fi gu ren, bi bli sche und son sti ge from me Moti ve – dar unter auch ein

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Totentanz – abwech seln, teilwei se heben sie sich von schwar zem oder Criblée grund ab. Schließlich gliedern dreiz ei li ge Zier in itia len die ein zel nen Text abschnit te. Als Zeich ner si gnier te weni ge Male Ga briel Gostiaux, als Stecher Lou is Alphonse Léon Le Maire. Weiter kann mit tel alterliche An mut ung – und der Lu xus – jedoch nicht gehen als durch den Druck auf star kem Per ga ment: das ist hier der Fall. Vica ire kannte ein ein zi ges Exemplar, das im Novem ber 1884 von Da mascène Mor gand in ei nem roten Ma roquin band von Lortic an geboten wurde – höchst wahr schein lich das unsri ge. Aufgrund dieses Datums läßt sich mit ziem licher Sicherheit Lortic père als Schöpfer des prächti gen Ein bands identi fi zieren, der im Jahr 1884 sei ne Werk statt an sei ne beiden Söh ne über trug. Bald dar auf gelang te das Buch in den engli schen Handel, wovon der auf das Vor satz blatt montier te Kata log ausschnitt zeugt. Dort heißt es, die Zahl der Exempla re auf Per gament sei „li mit ed to 2 copies“. Er wor ben wur de der kost ba re Band dann von dem durch sein Ex li bris aus ge wie se nen Mitbe gründer der Newcastle Bank, John Wil li am Pease (1836 –1901). Wie sei ne ver zweig te Fa mi lie war er dem Quä ker tum verbunden, wor auf auch seine De vi se „Pax et Spes“ hindeutet. Ein zweites Ex-

Li bris mit der gleichen De vi se und dem Monogramm „ DB “ unter ei ner Frei herrn krone dürfte das sei ner Schwieger tochter Dorothy Charlot te Beau mont Pease (1891? – 1983) sein. Die Tochter des Politi kers Hen ry Wil li am For ster hat te in zweiter Ehe den zum 1st Ba ron War ding ton geadelten John Wil li am Beau mont Pease (1869 –1950) geheiratet. Ihr Sohn Christopher Hen ry Beau mont Pease (1924 – 2005) war ein bekannter Bi bliophi le und Mitglied des Roxburghe Clubs. Ver mut lich blieb das Buch also für mehr als ein Jahrhundert und über drei Generationen als ein Zeug nis ‚from mer Bi bliophi lie‘ in Fa mi lien besitz. Provenienz: Librairie Da mascène Mor gand, Bulletin mensuel 16, Novem ber 1884, Nr. 9290: frs. 500; die ses Exemplar? – Ausschnitt aus älterem englischen Antiqua ri atskata log ver so fl ie gendem Vorsatz, mit dem Hinweis: „printed on vellum (li mit ed to 2 copies)“. – Auf dem vor deren In nendeckel Wappenex li bris mit der De vi se „Pax et Spes“ von John Wil li am Pease. – Auf dem hinteren In nendeckel gold gepräg tes Ex li bris mit Monogramm „ DB “ unter ei ner Frei herrn krone und der gleichen De vi se: wohl Dorothy Beau mont Pease. Literatur: DBF X, 739; Vica ire I V, 493 (zitiert die ses Exemplar); zu Lortic: Fléty 115.

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„Ex­empla­ire uni­q ue“ der Erst­aus­g a­be auf far­bi­gem Pa­pier, Jean-Gasp­a rd Debu­raus ei­ge­nes Ex­em­plar 341 [Ja­n in, Jules]. Deburau. Histo­ire du théatre à quatre Sous, pour fai­re sui­te à l’ histo­ire du théatrefrançais. [Auf dem Vor­t i­tel:] Ex­empla­ire uni­que. Pa­r is, Charles Gos­se­lin, 1832. 3 Ta­feln (da­von eine mit rot ein­ge­druck­tem Kurz­t i­tel) und 5 Text­il­lu ­stra­t io­nen in Holz­schnitt. 2 Bl., [3]07 S. – Letz­te be­druck­te Sei­te falsch nu­m e­r iert. – Auf graubraun ge­tön­tem Pa­pier ge­druckt. Ok­t av, un­be­schnit­ten (217 x 129 mm). Dun­k el­blau­er Halb­saffi­an­band der Zeit auf vier fla­che gold­ge­stri­ chel­te Bünde zwi­schen blind­ge­präg­ten Quer­f ileten, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, in den üb­r i­gen Rücken­fel­ dern dop­pel­te Gold­f ileten­rah­m en mit flora­ler Bin­n en­ ver­g ol­dung, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen (we­ni­ge Bl. mit klei­nen Rand­lä ­su­ren). Jean-Gasp­a rd, auch Jean-Bap­t iste Deburau, ei­gent­ lich Jan-Kašpar Dvorák (1796 –1846) kam als Sohn ei­nes Seil­t än­z ers zur Welt, war als Akro­bat je­doch we­n i­ger be­g abt; statt­des­sen avan­cier ­t e er am Pa ­r i­ ser Théâtre des Funambules als Pan­t o­m i­me und wur­ de durch Un­ter­stüt­z ung von Jules Ja­n in, Charles Nodier, Théo­phile Gau­tier, Théodore de Banville und Charles Bau­de­la ­i re welt ­be­r ühmt als me­lan­cho­ lisch-äthe­r i­scher Pi­er ­r ot, als ganz in Weiß ge­k lei­de­ ter mond­süch­t i­ger und stets schwei­gend lei­den­der

Ver­l ieb­t er. Als Deburau ein­m al bei ei­nem Über­fall ei­nen An­g rei­fer mit ei­nem Stock ­h ieb tö­t e­t e, um sei ­ne Frau zu ver ­t ei­d i­g en, be­such­t en zahl­r ei­che Zu­schau­er die Ge­r ichts­ver­h and ­lung, um ihn ein ­m al spre­chen zu hö­r en. Die vor­l ie­gen­de Ori­g i­n al­aus­g a ­be ent ­h ält ne­ben dem von Aimé Chenav­a rd ge­z eich­ne­ten und von Porret ge­sto­che­nen il­lu­strier ­t en Ti­t el in zwei­far­bi­gem Druck noch zwei von Au­g u­ste Bou­q uet (1810 –1846) ge­z eich­ne­t e Por ­t raits Debu­r aus (ge­sto­chen von Porret bzw. Cherrier), fer­ner fünf klei­ne­r e Text­v i­g net­ ten, u. a. von Bou­q uet und Tony Johan­not. Nur 25 Ex­em­pla ­r e wur­den von der Erst ­aus­g a ­b e ge­d ruckt, da­von zwölf Ex­em­pla ­r e auf ge­t ön­t em Pa­pier, ku­r io­ser ­wei­se je­des in ei­ner an­de­r en Far­be [vgl. Vica­i re], wes­we­gen auf dem uns­r i­gen in graubrau­nem Ton, wie auch auf den üb­r i­gen, auf dem Vor­t i­t el Ex­empla­ire uni­que ge­d ruckt steht. Dies ist Debu ­r aus ei­ge­nes Ex­em­plar. Pro­ve­n i­enz: Fa ­m i­l i­en­be­sitz Deburau (vgl. Auk­t i­on Ev­r eux, 28.6.2015, Nr. 203). Li­t e­r a­t ur: Bar­bier I, 841 f.; Cham­pfleury 417; vgl. Es­c offier 1901 (nur 3. Ausg.); nicht bei Ma­r ie; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 385; San­der 357; Talv­a rt/Place X, 99, Nr. 5A; Vica­i re I V, 524.

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Un­be­schnit­t e­nes Ex­em­plar der er ­wei­t er ­t en Aus­g a ­be 342 Ja­n in, Jules. Voy­a ge en It­alie. [Auf dem Um­ schlag:] Nouv­el­le Edi­t i­on. Pa­r is, Er­nest Bour­din, [1842]. Ver­fas­ser­p or­t rait, il­lu ­strier­ter Ti­tel und 14 Ta­feln in Stahl­stich, 1 Text­holz­schnitt. 412 S., 1 Bl., 1 wei­ßes Bl. Quart, un­be­schnit­ten (271 x 175 mm). Lang­g e­n arb­ ter dun­k el­r o­ter Halb­m a­r o­quin­band auf fünf gold­or­n a­ men­t ier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel so­wie fi­li­g ra­nem gold­ge­präg­ten Rücken­de­k or mit dun­k el­g rü­ nen In­tar­si­en, je­weils in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­n em illustrierten ge­tön­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlagRücken). Im in­t ar­sie­r ten Ein­band, mit ein­ge­bun­de­nem Ori­g i ­n al-Um­schlag Jules Ja­n in (1804 –1874) rei­ste in Ge­sell­schaft des Prin­z en Démid­off im Jahr 1838 nach Ita­li­en. Die Tour führ­te von Lyon über den Mont Cenis nach Tu­r in, von dort über Ge­nua, Lucca und Pisa nach Flo­renz, dem Haupt­z iel der Rei­se. Der Rück­weg ging über Bo­lo­g na, Ferr­a ra, Par­m a und Mai­land, durch die Schweiz den Rhein hin­a b, über Mainz, Ko­blenz und Köln Rich­t ung Hol­land und Bel­g i­en. 1839 er­schien der Rei­se­be­r icht in er­ster Aus­g a ­be. 1840 wie­der­hol­t e Ja­n in die Fahrt: „L’au­t eur a volu revoir les lieux qu’il avait si bien décrits; il a ainsi co­mplété son livre par une fan­t ai­sie des plus char­ man­t es“ [Brivois]. Die vor­l ie­gen­de zwei­t e Aus­g a ­be des Wer­kes ist um die­sen neu­er­l i­chen, der Ma­d ame de Co­u r­b onne ge­w id­me­t en Be­r icht Voy­a ge d’un homme heu­reux er­g änzt, der kei­nes­wegs red­u n­d ant ist. Die noch­m a ­l i­ge Re­fle­x i­on des ‚ob­jek­t iv‘ Ge­se­he­ nen er ­mög­l icht viel ­mehr eine ge­stei­ger ­t e sub­jek­t i­ve An­schau­u ng. Spie­gelt sich der in­d i­v i­du­el ­le Cha ­r ak­ ter des Un­t er­neh­mens schon in der Rei­se­r ou­t e, die Rom und ganz Süd­ita­li­en aus­ließ, da­für aber den ‚ro­m an­t i­schen‘ Rhein ein­schloß, so in be­son­de­r er Wei­se in ei­nem ei­ge­nen Ka­pi­t el über die Pa­laz­zi­ na Laz­z a­r ini: Ja­n in hat­te das klei­ne Land­h aus in Pon­t e a Serraglio bei Lucca auf ku­r io­se Wei­se in ei­ ner Lot ­t e­r ie ge­won­nen und mit dem ro­m an­t i­schen ‚Traum­ge­w inn‘ eu­r o­pa­weit Auf­se­hen er ­r egt. Es ist auch auf dem Ti­t el und dem Um­schlag ab­ge­bil­det. Die er ­wei­t er ­t e Neu­aus­g a ­b e, die ohne Druck­t i­t el er­schien [vgl. Car ­t er­et], ist ge­gen­ü ber der er­sten Aus­g a­be auch um ein Por­t rait des Ver­fas­sers nach Tony Johan­not, ge­sto­chen von Revel, ver­mehrt, hier

in der Va ­r i­a n­t e avec la lettre. Es ist nicht iden­t isch mit dem Por­t rait in Jan­i ns gleich­falls 1842 er­schie­ ne­nem Ro­m an L’Ane mort [vgl. Ma­r ie]. Die Mo­ti­ve der 14 Ta­feln sind die glei­chen wie in der frü­he­r en Aus­g a ­be, sie wur­den je­doch von an­de­r en Künst ­lern neu ge­sto­chen. Sie be­t ref­fen nicht nur Ita­l i­en, son­ dern zei­gen u. a. auch An­sich­ten von Ober­we­sel, Mainz, Bach­a r­ach, Brau­bach, Hei­del­berg und Köln. Die­se schei­nen iden­tisch mit de­nen in Ge­orge N. Wrights The Rhine, Italy and Greece il­lust­ra­ted (1841) zu sein, die in Eugène Gui­nots Les bords du Rhin (1847) wie­der­ver­wen­det wur­den. Dies läßt sich aus den An­g a­ben bei Sch­m itt er­schlie­ßen [S. 203], der un­ser Buch lei­der über­sah. Die von den Bi­blio­g ra­ phen nicht er­wähn­t e, von Charles Marville ge­z eich­ ne­t e Schluß­v i­g net­t e im Text zeigt die bei­den Torri Asi­nel­l i und Gar ­i s­enda in Bo­lo­g na. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel das far­big il­lu­strier ­t e Ex­l i­bris von An­t oine Vau­t ier (nicht in des­sen Ka­t a­ lo­gen 1971 und 1977). – Sam Clapp (des­sen Auk­t i­on Chri­stie’s, Pa­r is, 2002, Nr. 467). Li­t e­r a­t ur: Vgl. Blanc 897 (Er­stausg.); Brivois 206; Car­t er­et III , 316; Ma ­r ie 101; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 385; San­der 364; nicht bei Sch­m itt, vgl. aber ebd. 202 ff., Nr. 89 (Ti­t el­v i­g net­t e?, Ta­feln 5 – 6 und 8 –10); Talv­a rt/Place X, 102, Nr. 15B; Vica­i re I V, 535 f.

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Das er­ste fran­zö­si­sche Buch mit Ton­druck-Ta­feln, mit zu­sätz­l i­cher Sui­t e auf Chi­na­pa­pier 343 Ja­n in, Jules. L’Ane mort. Édit­ion illustrée par Tony Johan­not. Pa­r is, Er­nest Bour­din, 1842. 1 Au­to­ren­por­t rait in Stahl­stich, 12 ge­tön­te Ta­feln in Holz­schnitt auf star­k em ge­tön­tem Ve­lin­pa­pier, da­von 10 zu ­sätz­lich auf Chi­na­pa­pier wie­der­holt, etwa 110 Text­ holz­schnit­te. 2 Bl., XVI S., 306 S., 1 Bl. Quart, un­be­schnit­ten (272 x 173 mm). Lang­ge­n arb­ter ro­ter Halb­m a­r o­quin­band auf fünf zwi­schen dop­pel­ten Gold­f ileten or­n a­m en­tal blind­ge­präg­te Bünde, mit gold­ ge­rahm­tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung so­wie schwar­zen Ma­r o­quin­in­tar­si­en in dop­pel­tem Gold­ fileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­ fileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­n em il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf dem flie­gen­d en Vor­satz ver­so si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ . Das er­ste fran­z ö­si­sche Buch mit Ton­d ruck-Ta ­feln – zu­sätz­l i­che Sui­t e auf Chi­n a­pa­pier, ins­ge­samt über 100 Holz­schnit­t e nach Tony Johan­not Die Haupt­s tadt Pa ­r is als zer­s tö­r e­r i­s cher Mo­ loch – auch die Zi­v i­l i­sa­t i­ons­k ri­t ik ist ein be­deu­t en­der Aspekt der Ro­ m an­ t ik. Jules Ja­ n in (1804 –1874)

er­z ählt die Ge­schich­t e des un­schul­d i­gen Mäd­chens vom Lan­de, das in der Groß­stadt zur Pro­sti­t u­ier­t en her­a b­sinkt und für den Mord an sei­nem er­sten Ver­ füh­r er un­t er der Guil­lo­t i­ne en­det. In al­le­go­r i­scher Par­a l­le­le wird ihr Esel Char­lot auf ei­nem Schlacht­ hof von ei­ner wil­den Hun­de­meu­t e zer ­fleischt. Der zu­erst 1829 er­schie­ne­ne Schau­er ­r o­m an, der zu­ gleich Aspek­t e von Eugène Sue und Émile Zola vor­ weg ­n immt, er ­f reu­t e sich beim Pu­bli­k um au­ßer­or­ dent ­l i­cher Be­l iebt ­heit. Sechs Auf­l a ­gen gin­gen der vor­l ie­gen­den er­sten il­lu­strier ­t en Aus­g a ­be vor­aus. Sie wur­ de al­ lein von Tony Johan­ not be­ bil­ dert; und die­ser „made this tri­bu­t e to his old fri­end into one of his best books“ [Ray]. Er über­z eich­net den Schrecken nicht hin zum Bur­les­ken, gibt ge­le­gent­ lich eher „a hint of par­ody“ und hält sich ins­ge­samt „wie üb­l ich eng an die li­t e­r a ­r i­sche Vor­l a­ge, wo­bei in den klei­nen Text ­v i­g net ­t en das ge­sell­schafts­k ri­t i­ sche Mo­ment viel stär­ker zum Aus­d ruck kommt als in den Ta­feln“, die schon eher „ins Süß­li­che und Thea­t ra ­l i­sche“ [Bil­der ­wel­t en] ge­hen – was vor­der­ grün­d ig der Vor­stel­lung des ‚Ro­m an­t i­schen‘ voll­ kom­men ent­spricht, fun­g iert hier nur als Kon­tra­ punkt zum Ma ­k ab­r en.

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Das Au­t o­r en­por­t rait wur­de von Revel in Stahl ge­ sto­chen, alle üb­r i­gen Ta ­feln und Text ­a b­bil­dun­gen in Holz: „très bien“ wie Brivois ver­merkt, und von ei­ner gro­ßen Zahl be­k ann­t er Ste­cher wie Brévière, Du­jar­d in, Hébert, Adèle Laisné, Lavieille, H. Lavoignat, Nov­ion, Pia­ud, Verdeil, Th. Wil­l i­a ms u. a. In die­sem Buch wur­de „erst­m als […] in Frank­r eich bei den Ta­feln der Ton­d ruck ver­wen­det, der das Blatt im er­sten Druck ­ver ­fah­r en in mat ­t es Braun ein­f ärbt, um so­m it den Ein­d ruck des Chi­n a­pa­piers vor­z u­t äu­ schen“ [Bil­der­wel­ten]. Das hat bei den Bi­blio­g ra­ phen zu Ver­w ir­r ung ge­f ührt. Talv­a rt/Place schrei­ ben: „Dans le pro­spec­t us de pu­blic­at­ion, l’éditeur an­non­ce que les planches sont tirées sur chine, ce qui est une in­exactitude, la teinte cha­mois clair du sup­p ort en don­ne l’il­lu­si­on pour tous les ex­empla­ires, sauf bien et­endu pour les ex. entièrement tirés sur chine, mais les planches sont dir­ectement tirées sur le pa­pier de l’édit­ion“ [Talv­a rt/Place]. Un­se­ rem Ex­em­plar ist je­doch eine zwei­t e, doub­le­t te Sui­t e mit 10 (von 12) Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Vélin, bei­g e­g e­b en. Da Ex­e m­pla ­r e auf Chi­n a oh­ne­h in „très ra­r es“ [Car­ter­et] sind, ist nicht an­ zu­neh­men, daß für die Zu­g a­b e in dem uns­r i­gen ein sol­ches Ex­em­plar ‚ge­plün­dert‘ wor­den wäre.

Der Um­stand spricht eher für die Rich­tig­keit der An­g a ­b e des Ver­le­gers, daß tat­s äch­l ich „planches sont tirées sur chine“ – aber wahr­schein­lich in ei­ner ab­so­lut ge­r in­gen Zahl. Das Buch ist un­be­schnit­ten; in den schö­nen Ein­ band von Émile Mer­ci­er (1855 –1910) ein­ge­bun­den ist auch der creme­far­be­ne Ori­g i­n al-Um­schlag, der in ei­nem Ara ­bes­ken­r ah ­men die schö­ne Hen­r i­ette in bräun­li­chem Ton zeigt – mit ganz fei­nen, wie ver­k lä ­r en­den Höhun­gen in Gold. Pro­ve­n i­e nz: Far­b ig il­lu­s trier ­t es Ex ­l i­b ris von Mi­ch­el Leg ­r and mit des­sen In ­itia ­len. Li­t e­r a­t ur: Vgl. As­s el ­i neau 35; Beraldi V III , 273, Nr. 55; Bil­der­ wel­ten 114 f., Nr. 47; Brivois 206 f.; Bru­net III , 499; Car ­t er­e t III , 314; Ma­r ie 77 und 101; Lon­c hamp II , 238; Oster­w al­der 59; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 384; Rahir 471; Ray II , 264, Nr. 184; San­der 354; Talv­a rt/Place X, 97 f., Nr. 1F; Vica­i re I V, 520 f.; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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Im präch­t i­gen Ver­lags­ein­band von Boutigny 344 Ja­n in, Jules. L’Ane mort. Édit­ion illustrée par Tony Johan­not. Pa­r is, Er­nest Bour­din, 1842. 1 Au­to­ren­por­t rait in Stahl­stich, 12 ge­tön­te Ta­feln in Holz­schnitt auf star­k em Ve­lin­pa­pier mit alt­r o­sa Sei­den­ vor­sät­zen, etwa 110 Text­holz­schnit­te. 2 Bl., XVI S., 306 S., 1 Bl. Quart (253 x 165 mm). Ver­lags­ein­band von dun­kel­grü­nem Saf­f i­an auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ ti­tel um­ge­ben von flora­lem Rocaille-De­k or, auf den Deckeln in dop­pel­tem fet­ten Blind­fileten- und gold­ ge­präg­tem Ara­bes­k en­rah­m en das Por­t rait der Prot­ ago­n i­stin, mit hell­gel­ben Glanz­pa­pier­vor­sät­z en, ein­ ge­bun­d e­n em il­l u ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und Ganz­g old­schnitt, auf dem flie­gen­ den Vor­satz ver­so mit Buch­bin­der­eti­kett von Boutigny, in mo­der­nem Papp­schu­ber (strecken­wei­se schwach braun­ fleckig, ei­n i­ge La­gen pa­pier­be­dingt leicht ge­bräunt, ei­ni­ge Bl. un­ten am In­nen ­steg ge­r ing ­f ü­g ig wel­lig).

Der zu­erst 1829 er­schie­ne­ne Schau­er ­r o­m an in der er­sten, von Tony Johan­not il­lu­strier ­t en Aus­g a ­b e, zu­gleich das er­ste fran­z ö­si­sche Buch mit Ton­d ruck­ ta ­feln, liegt hier in ei­nem pracht ­vol­len Ver­le­ger­ein­ band vor. Er­nest Bour­d in, „im­port­a nt éditeur de beaux livres illustrés“ [Mal­avieille 151], ließ sei­ne Bü­cher fast aus­n ahms­los von Boutigny bin­den. Des­ sen cha­r ak­t e­r i­sti­scher Rocaille-Stil be­schränkt sich hier auf den Rücken­de­kor, wäh­r end auf die Deckel die Um­schlag ­i l­lu­stra­t i­on in Gold ge­prägt über­ tra­g en wur­de. Sie zeigt die schö­ne Hen­ri­et­te in ei­nem auf ­wen­d i­g en Ara ­b es­ken ­r ah ­m en. Un­s er Ex­em­plar er ­mög­l icht den di­r ek­t en Ab­gleich, denn der creme­far­be­ne Ori­g i­n al-Um­schlag ist gleich­falls ein­ge­bun­den. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V III , 273, Nr. 55; Bil­der­wel­t en 114 f., Nr. 47; Brivois 206 f.; Bru­net III , 499; Car ­t er­et III , 314; Ma­r ie 77 und 101; Lon­c hamp II , 238; Oster ­w al­der 59; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 384; Rahir 471; Ray II , 264, Nr. 184; San­der 354; Talv­a rt/ Place X, 97 f., Nr. 1F; Vica­i re I V, 520 f.

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In einem japonisier enden Ein band 345 Ja nin, Jules. L’Ane mort. Édit ion illustrée par Tony Johannot. Paris, Er nest Bourdin, 1842. 1 Au torenpor trait in Stahl stich, 12 getönte Tafeln in Holz schnitt auf starkem Velinpapier, etwa 110 Textholzschnit te. 2 Bl., XVI S., 306 S., 1 Bl. Quart, unbe schnit ten (275 x 175 mm). Brauner Lederband auf glat ten Rücken à la Bradel, mit gold gepräg tem Rücken schild und gepräg ten Ilust rationen in Schwarz, Gold sowie mehreren Rot- und Brauntönen, mit mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem, auf Velinpapier aufgezogenem illu strier ten Ori ginal-Um schlag (Umschlag an ge staubt, durch gehend braunfleckig). Jules Jan ins Schauer roman liegt hier – wie derum als er ste il lu strier te Ausga be und mit ein gebundenem Ori gi nal-Um schlag – in ei nem ku riosen ja poni sier enden Ein band vor, den der Pa ri ser Ban kier und ex trava gante Samm ler mit ek lek tischem Geschmack Émile Monteaux (1841 –1901) auf dem Höhepunkt der Japan-Mode in Auf trag gab. Ähn lich wie der Ori gi nal-Um schlag, der die un glück liche Roman heldin mit Blümchen und lu sti gen Flat terbändern am Hut in verklä rendem Golddruck prä sentiert, scheint auch die Ein band-

il lu stration hinter gründig mit dem In halt zu korre spondieren. Sie be steht aus ei nem kleintei li ges „Semis“ von her ren losen Sä beln, Standar ten, Pfeilen und Bogen zwischen gerü steten und mit Lan zen und Krumm sä beln bewaff neten Kriegern, die teils zu Fuß, teils auf schwar zen und goldenen Pfer den unter wegs sind. Mutet die Ikonographie der Gewalt hier geradezu dekorativ an, so zeigt sie im Text ihre er schüt ternde Kehr seite: Hen riet te, die Un schuld vom Lande, gerät in ei nen Teu felskreis aus Prostitution und Kri mi na lität und büßt für ei nen Mord mit dem Tod durch die Guil loti ne. Auch sie besitzt ein Reit tier, den treuen Esel Charlot, der in Par al lelisierung zu ih rem Schick sal von ei ner Meute Hunde auf ei nem Schlacht hof zer rissen wird. Provenienz: Auf dem Spiegel il lu strier tes radier tes Ex li bris von Émile Monteaux (1841 –1901). – Librairie Le Pas Sage, Kata log La reliure Japonisante, 2016, Nr. 12. Literatur: Vgl. As sel ineau 35; Beraldi V III , 273, Nr. 55; Bilderwelten 114 f., Nr. 47; Brivois 206 f.; Bru net III , 499; Car ter et III , 314; Ma rie 77 und 101; Lonchamp II , 238; Oster walder 59; Quérard/Bourquelot I V, 384; Rahir 471; Ray II , 264, Nr. 184; Sander 354; Talv art/Place X, 97 f., Nr. 1F; Vica ire I V, 520 f.

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Sehr seltenes Exemplar auf Chinapapier, aus den Samm lungen Vautier, Bonnasse und Flühmann 346 Ja nin, Jules. L’Ane mort. Édit ion illustrée par Tony Johannot. Paris, Er nest Bourdin, 1842. 1 Autorenpor trait von Revel in Stahl stich auf starkem Velinpapier, 12 Tafeln in Holz schnitt auf Chinapapier, etwa 110 Textholz schnit te. 2 Bl., XVI S., 306 S., 1 Bl.; 4 S. ( Verlagsprospekt) – Auf Chinapapier gedruckt. Quart, unbe schnit ten (276 x 180 mm). Langgenarbter nachtblau er Halbmaroquinband auf fünf zwi schen doppelten Goldfileten or namental blind gepräg te Bünde, mit gold gerahm tem Rückentitel und or namentaler Vergoldung in doppeltem Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenfeldern, mit Goldfileten auf den Deckeln, marmorier ten Vor sät zen und ein gebun denem illu strier ten Ori ginal-Um schlag, auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ . Ei nes der Exempla re auf Chi napapier Dies ist ei nes der „très ra res exempla ires“ [Carter et] auf Chi napapier, über deren hor rende Preise Car ter et eine hübsche Anekdote mit teilte [ebd.]. Ein gebunden ist der cremefarbene ori gi na le Glanzpapier-Um schlag, der vorn und hinten in ei nem Ara besken rah men die Prot agoni stin in verklä rendem Golddruck zeigt; nach gebunden der vier seitige, auf drei Seiten il lu strier te Verlagsprospekt. Das Buch ist un beschnit ten und in ei nem schönen Halbma roquin band von Émile Mer cier (1855 –1910) per fekt erhalten. Es befand sich vor mals im Besitz von Antoine Vautier, Hen ri Bon nasse und Adri an Flüh mann. Pro ve nienz: Far big il lu strier tes Ex li bris von A[ntoine] Vautier auf dem Spiegel (dessen Kata log I, 1971, Nr. 93: frs. 2.500), dar über das gold geprägte Ex li bris von Hen ri Bon nasse (dessen Auk tion II , 1982, Nr. 49: frs. 20.000), dar unter Monogrammschildchen „awf “ von Adri an Flüh mann.

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Un beschnitten, in Ein bänden von Mer cier – Exemplar Meeûs und Simonson 347 Ja nin, Jules. Un hiver à Paris. [Und:] L’ été à Paris. Paris, Aubert et Ce [und:] L. Curmer, 1843. [Und:] Paris, L. Curmer, [1843]. [Auf dem Um schlag:] 1844. 1 zu sätzliches Autorenpor trait in Stahl stich, 18 Tafeln in Stahl stich auf Kar ton, etwa 60 Textholz schnit te. Und: 18 Tafeln auf Kar ton, 36 Textholz schnit te. 2 Bl., 283 S. Und: VIII S., 279 S.; 2 Bl. ( Verlagsprospekt). Quart, unbe schnit ten (275 x 180 mm). Gleich ar ti ge langgenarbte Halbmaroquinbän de in Rot bzw. Grün auf fünf zwi schen Goldfileten or namental blind gepräg te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel in einfachem Goldfiletenrahmen, die übri gen Rückenkompartim ente mit or namen taler Vergol dung in dreifachen Goldfiletenrahmen, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morierten Vorsät zen und ein gebun denen illu strier ten Ori ginalUm schlä gen, auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert

„Mercier Sr. de Cuzin“ , jeweils in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit Maroquinkanten. Panora ma von Pa ris, „Winter- und Som mer teil“ – mit 36 Stahl stichen nach Eugène Lami Ein Ameri ka ner verbringt ei nen Winter und ei nen Som mer in Pa ris – so der fi n gier te Rah men um die beiden zu sam men gehöri gen Pa ris-Bücher des Journa li sten und Kriti kers Jules Ja nin (1804 –1874), die hier gemein sam in er ster Ausga be und in gleich ar tigen Meister ein bänden von Émile Mer cier vorliegen. Ja nin ging es nicht dar um, ein gülti ges Bild der Haupt stadt und ih rer Sehenswür digkeiten zu zeichnen, sondern, wie er in sei ner Introduct ion schreibt, im Ge genteil dar um, „cette image change ante et mobi le du monde pa ri sien“ ein zu fan gen, Trei-


ben und Bro­deln in ei­ner le­b en­d i­g en Me­t ro­p o­ le. Er führt den Le­ser im Hi­ver vom Bois de Boulogne über den Arc-de-Trio­mphe und die Cham­ps Elysées, den Lou­v re und die Tui­le­r i­en ins Café de Tor ­t o­n i, im Été nimmt er ihn mit ins alte Pa­r is, nach Ver­sailles und Fon­t ai­ne­bleau und so­g ar auf ei­nen Aus­flug ins Jahr 2440… Er führt die Men­schen vor, An­ge­hö­r i­ge des Kö­n igs­h au­ses eben­so wie Geist ­l i­ che oder blo­ße Flan­eu­r e, er schil­dert all­t äg­l i­che Ver­g nü­g un­gen und rau­schen­de Fe­ste, be­sucht Oper und Thea­t er, Bäl­le und pom­p ö­s e Be­stat ­t un­g en auf dem Père Lachaise – das al­les aus der hu­mor­vol­len, auch mo­k an­t en Per­spek­t i­ve ei­nes Be­woh­ners der Neu­en Welt. Die Bän­de sind mit je 18 au­ßer­or­dent ­l ich qua ­l i­t ät­ vol­len Stahl­sti­chen von Eugène Lami (1800 –1890) aus­g e­stat­tet, des „ne­b en Guys u. Gavarni in­ter­ es­s an­t e­sten An­n a ­l i­sten“ sei­ner Zeit, in dem das „Le­ben der vor­neh­men Welt und ele­g an­ten Halb­ welt […], die­ses un­u n­t er­bro­che­ne Fe­ste­fei­ern, das mit je­nem ent­z ücken­den Charme, der die­ser Ge­ne­ ra­t i­on an­ge­bo­r en war, ge­schah, […] sei­nen un­ü ber­ trof ­fe­nen Schil­de­r er ge­f un­den“ hat [Thieme/Becker 22, 263]. Die­se Ta ­feln „füh­r en glanz ­vol­le Er­eig ­n is­ se vor – gro­ße, fest ­l ich ge­k lei­de­t e Men­schen ­men­gen



fül ­len er ­war ­t ungs­voll zu­schau­end, mit ­fei­ernd und tan­z end die In­nen­r äu­me der Oper oder des Thea­ ters, der Kir­che, der Sa­lons und der vor­neh­men Re­stau­r ants. Dicht ge­d rängt ste­hen die Pa ­r i­ser und be­ob­ach­t en die An­k unft von Equi­pa­gen vor ei­ner Bot­schaft, neh ­men teil an der Be­stat ­t ungs­z e­r e­mo­ nie Na­p o­le­ons im In­va ­l i­den­dom“ [Bil­der ­wel­t en]. An­ders da­ge­gen die fast 100 in den Text ein­ge­streu­ ten Holz­stich­v i­g net ­t en, die über ­w ie­gend von Nico­ las-Tous­saint Charlet (1792 –1845) ge­z eich­net wur­ den, man­che auch von Gavarni, eine von Da­u mier [S. 198; Bouvy 742]. Sie zei­gen meist klei­ne Stadt­ an­sich­t en oder ein­z el­ne Ge­bäu­de, ge­le­gent ­l ich auch all­t äg­l i­che Sze­nen. Die ins­ge­s amt 36 Sti­che „à la man­ière an­glaise“ [Car ­t er­et] wur­den „ex­e c­uted by lea­d ing Lon­don craftsmen“ und zeich­nen sich durch „a cool and rem­ote dis­t inct ­ion“ [Ray II , 296] aus – pas­send zu dem eben­falls aus ‚an­g el­s äch­si­s cher‘ Di­stanz

ge­schrie­be­nen Text. Gor­don N. Ray reiht die bei­ den Bän­de mit Recht un­ter die „principal wo­rks co­ntaining steel eng­r avings“ [ebd. 249] ein. Was Car­t er­et vor sich sah, ver­w irk­l icht sich in un­se­ ren Ex­em­pla­r en er­neut: Eine „réuni­on rare en bel­le reliure du temps, ex­empla­i res non pi­qués, ou en bel état avec co­u vertures“ [Car ­t er­et]. Ins­be­son­de­r e das zu­erst er­schie­ne­ne Un hi­ver à Pa­r is ist „encore plus rare en bel­le con­d it­ion, que Un Été à Pa­r is“ [Car­ ter­et], denn ge­r a­de hier wur­den oft ein­z el­ne Ta ­feln wie etwa die Cérémo­nie des cen­dres de Na­poléon und die Funérailles au cimetière du Père-Lachaise ent ­nom­ men, um sie ein­z u­r ah­men [vgl. Lacombe und Ray II , 296]. Die Ta­feln sind hier nicht nur voll­stän­d ig vor­h an­den, es wur­de viel­mehr eine wei­t e­r e hin­z u­ ge­f ügt: das Por­t rait des Au­t ors nach Tony Johan­not, in Stahl ge­sto­chen von Revel. Ein­ge­bun­den sind auch die bei­den il­lu­strier ­t en Ori­g i­n al-Um­schlä­ge, bei Un Été à Pa­r is in der Va­r i­a n­t e mit dem Jahr 1844.

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Pro­ve­n i­enz: Drei bel­g i­s che Bi­blio­phi­le, je­weils mit ih ­r en Ex ­l i­bris auf den flie­gen­den Vor­s ät­z en: Lau­r ent Meeûs (Wittock, Nr. 324 und 326) – Ra­oul Si ­mons­on (nur in Un hi­ver) – F. van Ant­wer­pen. – Schließ­l ich das Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi IX , 31; vgl. Bil­der­wel­t en 133 f., Nr. 59; Bouvy 742; Brivois 207 f. und 208 f.; Car­t er­et III , 316 ff. und 318 ff. (mit Um­s chlag-Abb.); Lacombe 883 und 888; Lon­champ II , 238; Oster ­w al­der 580 (Lami); Quér­a rd/Bourque­lot I V, 384; Rahir 471; Ray II , 296, Nr. 218 und 219; Rümann, Da­u mier 48; San­der 358 und 359; Talv­a rt/Place X, 102 f., Nr. 20A, und 104, Nr. 222; Vica ­i re I V, 538 f. und 540 f.; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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Die seltene Il lustrationsfolge 348 [Ja nin]. Lami, Eugène. Stahl stich-Fol ge zu: Un hiver à Paris. [Paris, Aubert et Ce, und: L. Curmer, 1843]. 18 Stahl stiche auf Chinapapier, ka schiert auf Kar ton, mit Seidenvorsät zen. Groß-Folio (411 x 280 mm). Pflau menfarbener Halbsaffianband der Zeit auf glat ten Rücken, mit Rückenlängstitel „Album“ , flankiert von floraler Or nament ik in Goldprä gung, auf den Deckeln gold gepräg te florallineare Or nament ik in Rah menwerk aus fet ten, in Entrelacs-Manier verschlun genen Blind streifen, mit gelben Bunt papiervorsät zen und Ganz gold schnitt (Rücken berieben, Tafeln mit schwachen großen Braunflecken, Bildbereiche kaum beeinträchtigt). 18 Stahl stiche nach Eugène Lami als Probedrucke auf Chi napapier Die 18 sehr qua lität vol len Stahl stiche von Eugène Lami (1800 –1890) zu Jules Jan ins Buch Un hiver à Paris lie gen hier ge schlos sen und in schöner Erhaltung vor; größere, meist schwach gebräunte

Stel len be einträchti gen die Dar stel lun gen kaum. Die Stiche, „exec uted by leading London craftsmen“ [Ray II , 296], sind Probedrucke avant la lettre auf Chi napapier, ka schiert auf Kar ton. Die Hel ligkeit des deli katen Papiers bringt die subti len Schattierun gen eben so wie die Kontra ste der Zeich nungen be sonders zum Leuchten und ver stärkt noch den Eindruck der „cool and remote distinct ion“ [ebd.], den diese glanz vol len Szenen aus dem „Leben der vor neh men Welt und eleganten Halbwelt“ [Thieme/Becker 22, 263] her vor ru fen. Die Suite ist selten voll ständig an zutref fen, da vor al lem die beiden Ta feln Cérémonie des cen dres de Napoléon und Funérailles au cimetière du Père-Lachaise sepa rat gerahmt wur den [vgl. Lacombe und Ray II , 296]. Un ser Exemplar wur de bereits zur Er schei nungszeit in ei nen dekorativen Halblederband gefaßt. Provenienz: Auf dem Spiegel das farbig il lu strierte Ex li bris von Antoine Vautier (dessen Kata log II , 1977, Nr. 106).

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Eines von sechs Exempla ren auf Chinapapier, aus den Samm lungen Burat, Bishop, Esmerian und Flühmann 349 Ja nin, Jules. La Nor man die. Illustrée par MM. Morel-Fatio, Tellier, Gigoux, Daubigny, Debon, H. Bellangé, Alfred Johannot. Paris, Er nest Bourdin, [1843]. Illu strier ter Titel in Stahl stich, 20 Tafeln und 2 Kar ten in Stahl stich (bis auf 2 Ausnahmen auf cremefarbenen Karton), 164 Textholz schnit te, zu sätzlich 6 kolorier te Trachtentafeln. 2 Bl., 652 S. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart, mit Témoins (274 x 170 mm). Geglät teter dunkelblau er Maroquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und floral-or namentaler Vergoldung in doppeltem Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenfeldern, mit or namen talen Roll stem peln zwi schen einfachem und zwei dreifachen Goldfiletenrahmen auf den Deckeln, mit doppelten Goldfileten auf den Steh- und Dentellebordüre auf den Innenkanten, mar morier ten Vorsät zen und Ganzgold schnitt über Témoins, in moder nem, mit Filz ausgeschla genem Pappschuber mit Maroquinkanten (durch gehend etwas braunfleckig).

Die große Monographie des Schrift stel lers und Jour na li sten Jules Ja nin über die Nor mandie, die hier in er ster Ausga be vorliegt, trägt ei nen Unter titel, der die Spannweite des Unter neh mens um reißt: Histoire. – Paysa ges. – Monuments. (auf dem Vor titel). Von der Erst ausga be wur den nach der Auskunft des Autors Jules Ja nin nur sechs Exempla re auf Chi napapier gedruckt [vgl. Car ter et und Kata log Esmerian] – dies ist ei nes davon. Das Werk ist reich mit Ta feln in Stahl stich und Text abbildun gen in Holz schnitt il lu striert, wobei die An ga ben der Bi bliographen schwank ten. Bei Quér ard/Bourquelot sind 18 Ta feln an geführt; bei Frère und im Kata log Esmerian 20 nebst il lustrier tem Titel und zwei Kar ten; die Zahl von 22 Stahlstichen plus Titel und zwei Kar ten bei Brivois, Vica ire, Car ter et und Talvart/Place. Ent sprechend der Kol lation bei Frère und im Kata log Esmerian hat die ses Exemplar 20 Stahl stiche nebst il lustrier tem Titel und zwei Kar ten, jedoch weist un-

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ser Beraldi-Ex­em­plar zwei wei­te­r e Ta­feln auf: Die An­sich­t en von Le Havre (avant Port) und Rouen (vue de la gran­de Chaussée) sind hier nicht vor­h an­ den. Viel­leicht wur­den sie nur fa ­k ul­t a­t iv bei­ge­bun­ den, da bei­de Städ­t e – als ein­z i­ge – noch mit ei­ner wei­t e­r en Dar­stel­lung ver ­t re­t en sind. Bei den Text ­a b­bil­dun­gen lie­gen Brivois, Car ­t er­et, San­der und Talv­a rt/Place mit der sum ­m a ­r i­schen An­g a ­be von 150 Text ­holz­schnit ­t en zu nied­r ig; tat­ säch­l ich sind es 164 Holz­schnit­t e. Für Land­schafts­ bil­ der wa­ r en haupt­ s äch­ l ich der in die­ s em Fach ver­ sier­ t e Charles Fran­ ç ois Da­ u bigny und Léon Morel-Fa­t io zu­stän­d ig; die hi­sto­r i­s chen Mo­t i­ve zeich ­ne­t en zu ­meist René de Moraine (De­mo­r aine), Ch. Pic­hot, Ja­cques Jo­seph Lécurieux und Tell­ier. Sechs ko­lo­r ier ­t e Ta ­feln mit Trach­t en wur­den dem Band zu­s ätz­l ich bei­g e­g e­b en. Sie wur­den für die zwei­t e Aus­g a ­be her­ge­stellt, konn­t en aber von den Sub­skri­b en­t en der er­sten nach­t räg­l ich be­z o­g en wer­den. Das Buch wur­de ge­bun­den in ei­nen dun­kel­blau­en, präch­t ig ver­gol­de­t en Ma ­r o­q uin­band der Zeit, der

her ­vor ­r a­gend er­h al­t en ist. Den Erst­b e­sit­z er und Auf­t rag­ge­ber des Ein­bands ken­nen wir nicht; über Mor­gand et Fat­out (1876) ge­lang­t e das Buch an den fran­zö­si­schen Geo­lo­gen Am­édée Burat (1809 –1883). Spä­t er war es durch­g än­g ig in bi­blio­phi­len Hän­ den, wie die Ex­li­bris von Amy Bend Bishop, der Gat­tin von Cort­landt F. Bishop, Raphaël Es­me­ rian und Adri­a n Flüh ­m ann do­k u ­men­t ie­r en. Die­se Be­sitz­g e­schich­te be­zeugt, daß das im Geist der Ro­m an­t ik ge­schrie­b e­ne Werk so­wohl fach­l ich als auch äs­t he­t isch höch­ste An­sprü­che er ­f üll­t e. Pro­ve­n i­enz: Bulle­t in Mor­g and 1, Ja ­nu­a r 1876, Nr. 523: frs. 150. – Am­édée Burat [laut Ka­t a­log Es­me­ rian]. – Auf dem Spie­gel das il­lu­strier­te Ex­li­bris von Amy Bend Bishop, der Gat­tin von Cort­landt F. Bishop. – Dar ­u n­t er das Mo­no­g ramms­childchen „R. E.“ von Raphaël Es­me­r ian (Auk­ti­on IV, 1973, Nr. 67: frs. 7.100) so­w ie das Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V, 98 (Da­u bigny); Brivois 209 ff.; Bru­net III , 499; Car ­t er­et III , 320; Frère II , 103; Gra­e s­s e III , 450 (2. Aufl.); Lon­c hamp II , 238; Ma­r ie 89; Oster­w al­der 112, 289, 425 und 714; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 385; San­der 360; Talv­a rt/Place X, 103 f., Nr. 21; Vica­i re I V, 539 f.

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Ein zwei­t es von nur sechs Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier, aus den Samm­lun­gen Beraldi, Meeûs und Lainé 350 Ja­n in, Jules. La Nor­m an­die. Illustrée par MM. Morel-Fa­t io, Tell­ier, Gigoux, Da­ubigny, Debon, H. Bel­ langé, Al­f red Johan­not. Pa­r is, Er­nest Bour­din, [1843]. [Auf dem Um­schlag:] 1844.

den Kar ­t en wur­den ge­z eich­net und ge­sto­chen von Pierre Alex­a n­d re Tar­d ieu. In un­se­r em Ex­em­plar wur­de ein Stich (Rouen, vue de la gran­de Chaussée) spä­t er ein­ge­f ügt.

Il­lu­strier­ter Ti­tel in Stahl­stich, 22 Ta­feln und 2 Kar­ ten in Stahl­stich (meist auf creme­far­be­nen Kar­ton), 164 Text­holz­schnit­te, zu ­sätz­lich 5 ko­lo­r ier­te Trach­ten- und 2 Wap­pen­ta­feln. 2 Bl., 652 S. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt.

Für die zwei­t e Aus­g a ­b e wur­den sechs ko­lo­r ier ­t e Trach­t en- und zwei Wap­pen­t a ­feln her­ge­stellt, die auch von den Sub­skri­ben­ten der er­sten nach­träg­ lich be­z o­gen wer­den. Die Wap­pen­t a­feln mit 16 bzw. 14 Wap­pen, ko­lo­r iert in Blau, Rot, Grün, Schwarz, Sil­ber und Gold, so­w ie fünf der Trach­t en­t a­feln sind die­sem Ex­em­par bei­ge­bun­den (ohne die Pays­an­nes et laitières des environs de Co­utances, in un­se­r em an­ de­r en Ex­em­plar nach S. 640).

Quart, mit Témo­ins (277 x 175 mm). Ro­ter Ma­ro­quin­band der Zeit auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und rau­ten­f ör­mi­gen Flo­ral­ stem­peln so­wie Eckfleurons in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­ men in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit drei Gold­f ileten­ rah­m en auf den Deckeln, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- und brei­ter Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mit ein­ge­bun­de­nem far­bi­gen Ori­g i­n al-Um ­schlag, mar­ mo­r ier­ten Vor­sät­zen und Kopf­g old­schnitt, auf dem Spie­ gel si­g niert „Hardy“ . Ei­nes von nur sechs Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier

Der Band ist her ­vor ­r a­g end er­h al­t en, ein­schließ­ lich des in Gold und Far­ben be­d ruck­t en Ori­g i­n alUm­schlags, und in ro­t es Ma ­r o­q uin ge­bun­den von dem zwi­schen 1850 und 1880 selb­stän­d ig tä­ti­gen Buch­bin­der Hardy [vgl. Fléty 89]. Un­ser Aus­n ah ­me­ ex­em­plar stammt aus den Samm­lun­gen von Hen­r i Beraldi, Lau­r ent Meeûs und Ge­org­es Lainé.

Dies ist ein wei­te­res von nur sechs Ex­em­pla­ren auf Chi­n a­pa­pier; es hat zwei Ta­feln mehr als un­ser Ex­e m­plar Burat/Bishop/Es­me­r ian, näm ­l ich 22 Stahl­sti­che plus Ti­t el und zwei Kar­t en, wie bei Brivois, Vica ­i re, Car ­t er­et und Talv­a rt/Place an­ge­ge­ ben. Léon An­toine Morel-Fa­tio (1810 –1871) zeich­ ne­t e den Ti­t el und 11 Ta­feln, der auf dem Ti­t el nicht er ­wähn­t e Jo­seph Skel­t on im ­mer­h in vier. Die bei­

Pro­ve­n i­enz: Gold­ge­präg ­t es Ex ­l i­bris von Hen­r i Beraldi auf ei­nem Vor­blatt (Auk­t i­on III , 1934, Nr. 240: frs. 3.580). – Auf dem flie­gen­den Vor­s atz gold­ge­ präg­tes Ex­li­bris von Lau­r ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau­r ent Meeûs, 1982, Nr. 327). – Spie­gel mit gold­ge­präg ­t em Ex ­l i­bris von Ge­org­e s Lainé (Auk­t i­ons­k a­t a­log 1962, Nr. 12: frs. 3.900, mit Rücken-Abb.).

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Das drit­t e von nur sechs Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier – tel que paru 351 Ja­n in, Jules. La Nor­m an­die. Illustrée par MM. Morel-Fa­t io, Tell­ier, Gigoux, Da­ubigny, Debon, H. Bel­ langé, Al­f red Johan­not. Pa­r is, Er­nest Bour­din, [1843]. [Auf dem Um­schlag:] 1844.

Un­ser drit ­t es von nur sechs Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier, un­be­schnit ­t en in ro­hen La­gen

Il­lu­strier­ter Ti­tel in Stahl­stich, 22 Ta­feln und 2 Kar­ ten in Stahl­stich (meist auf creme­far­be­nem Kar­ton), 164 Text­holz­schnit­te, zu ­sätz­lich 6 ko­lo­r ier­te Trach­ten- und 2 Wap­pen­ta­feln, so­wie 1 wei­te­re An ­sicht von Pa­r is in Stahl­stich. 2 Bl., 652 S. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt.

Dies ist un­ s er drit­ t es von ins­ g e­ s amt nur sechs Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier. Wie im vo­r i­gen Ex­ em­plar wur­den auch hier zu­sätz­l ich zu il­lu­strier ­t em Ti­tel, den bei­den Kar­ten und den 22 Stahl­sti­chen die sechs ko­lo­r ier­t en Trach­t en- und zwei Wap­pen­ ta ­feln der zwei­t en Aus­g a ­be bei­ge­legt – dar ­ü ber hin­ aus eine wei­t e­r e An­sicht von Pa­r is in Stahl­stich.

Quart, teils un­auf­ge­schnit­ten (ca. 300 x 215 mm). Roh­ bo­gen und lose Ta­feln in gold- und far­big be­druck­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag, in grü­n er Pappche­m i­se mit drei gold­ge­präg­ten Le­der­r ücken ­schil­dern und Papp­schu­ber (Um ­schlag et­was ge­bräunt und mit Rand­lä­su­ren, ei­ni­ ge Ta­feln et­was ge­bräunt bzw. mi­ni­m al braun­f leckig).

Was die­ses Ex­em­plar wohl ein­z ig macht: Es liegt voll­kom­men un­be­schnit­t en, teils un­auf­ge­schnit­t en, noch in den ro­hen La­gen vor, ein­ge­legt in den ori­g i­ na­len, sehr de­ko­r a­t iv in Gold und Far­ben be­d ruck­ ten Ori­g i­n al-Um­schlag, ge­schützt von schlich­t er Che­m i­se und Schu­ber.

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13 Ori­g i­nal­zeich­nun­gen von Ed­mond Hédouin 352 [Ja­n in]. Hédouin, Ed[mond]. Œuvres choi­sies [recte: di­ver­ses]. Des­sins originaux et épreuves d’art­i ste de Ed. Hedouin [Rücken­t i­tel]. – [Pa­r is, 1876 –1878] 13 Ori­g i­n al­zeich­nun­gen un­ter schwe­ren Passe­par­touts; ins­ge­samt 73 Pro­be­drucke, mon­t iert zu­m eist auf stär­k e­ res Ve­lin­pa­pier. Fo­lio (Trä­ger­pa­pier: 377 x 297 mm). Ro­ter Ma­r o­quin­ band mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „E. Ca­ray­ on“ (Ein­band-Ecken mit mi­ni­m a­len Stauch ­stel­len, ei­ni­ge Zeich­nun­gen ge­r ing braun­f leckig, ei­ni­ge Sti­che pa­pier­ be­dingt ge­bräunt). 13 Zeich­nun­gen und 73 Pro­be­d rucke zur er­sten Werk ­aus­g a ­be Jules Jan ­i ns Zwei Jah­r e nach dem Tod von Jules Ja­n in (1804 –1874) be­g ann Al­bert de la Fi­z elière mit der Her­aus­g a­be von des­sen Œuvres di­ver­ses. Bis zum Tod Fi­z elières 1878 er­schien die Première série in zwölf Bän­den, eine zwei­t e Se­r ie mit fünf Bän­den folg­t e von 1881 bis 1883. Zu die­ser er­sten Werk­aus­g a­be lie­gen in

die­sem Al ­bum 13 ori­g i ­n a ­le Blei­stift ­z eich ­nun­g en von Ed­mond Hédouin vor, dazu 68 (je­weils 4 bis 7) ra­d ier ­t e Pro­be­d rucke, au­ßer­dem 5 Pro­be­d rucke ei­ nes von Hedouin 1876 ra­d ier­ten Portra­its Jan­ins. Die bei A. Salm­on ge­d ruck­t en Blät­t er sind je­weils in ver­schie­de­nen Zu­stän­den, avant und avec la lettre, und auf un­t er­schied­l i­chen Pa­pier­sor ­t en vor­h an­den. Die Il­lu­stra­t io­nen ge­hö­r en of ­fen­bar sämt ­l ich zur Première se­r ie der Œuvres. Sie il ­lu­strie­r en L’ane mort [Bd. I], Les cheveux blancs de la rei­ne, Une lecture de Ca­n dide, Le ma­r ia­ge vendéen und Le cruci­f ix; vier zei­gen Schau­spie­le­r in­nen, wohl zu Jan­i ns Critique dra­m a­t ique [Bde. V I -IX ]: Mel­le Mars dans le mis­an­ thrope, Mel­le Ra­chel dans Phédre, Ma­dame Dorval dans Chat ­ter­ton und Mme Rose-Cherie dans Cla­r is­se Harlowe. Je zwei Ra­d ie­r un­gen gel­t en Jan­i ns Ho­r az-Über­set­ zung (Horace à Tibur und à Rome) und dem Ro­m an Barn­ave. Mög­l i­cher ­wei­se er­schien die zwei­t e Se­r ie ohne Ab­bil­dun­gen, denn Beraldi re­g i­striert für das Werk ein „por­trait et trei­z e eaux-for­tes“ [Beraldi], was dem vor­l ie­gen­den Be­stand ex­a kt ent­spricht. Da Hédouin das Por­trait nach ei­ner Vor­la­ge Édou­a rd

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Du­bufes aus dem Jahr 1851 stach, sind in die­sem Al ­bum so­m it sämt ­l i­che ori­g i ­n a ­len Zeich ­nun­gen zur er­sten Werk­aus­g a ­be von Jules Ja ­n in ver­sam ­melt. Ed­mond Hédouin (1820 –1889) war Schü­ler von Paul Dela­roche und Célestin Na­nteuil an der Pa­ri­ser École des Beaux-Arts ge­we­sen und eta­blier­t e sich als Gen­r e-, Land­schafts- und Thea­t er ­m a ­ler, be­vor er in spä­t e­r en Jah­r en auch ei­n i­ge Bü­cher il­lu­strier ­t e. Die sehr sorg ­f äl­t ig und de­t ail­l iert aus­ge­a r­bei­t e­t en Blei­ stift­z eich­nun­gen auf blau­g rau­em Pa­pier sind teils mit fei ­nen brau ­nen Li ­n i­en ak ­z en­t u ­iert, ge­le­gent­ lich mit et­was Weiß geh­öht oder in Schwarz-Grau la­v iert. Die mei­sten sind von Hédouin si­g niert, ei­n i­g e tra­g en die Jah­r es­z ah­len 1876 –1878. Mit ei­ ner Bild­ g rö­ ß e von etwa 207/230 x 126/149 mm über ­t ref ­fen sie das For ­m at der Buch­i l­lu­stra­t io­ nen von 112/117 x 70/76 mm um fast das Dop­pel­t e. Die Ori­g i­n a ­le prä­sen­t ie­r en sich in gol­de­nen Rah­ men un­t er star­ken Passe­par ­t outs, den ge­d ie­ge­nen Ma­r o­q uin­ein­band schuf Émile-Adolphe Ca­r ay­on (1843 –1909). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V III , 73, Nr. 119 –132; Oster­ w al­ d er 485; Talv­a rt/Place X, 110; Vica­i re I V, 563 ff.; zu Ca­r ay­on: Fléty 38.



Gu­stave Dorés her­aus­ra­gend­stes Werk 353 Je­r rold, Blanc­hard und Gu­stave Doré. Lon­ don. A Pi­l gr­image. Lon­don, Grant & Co., 1872. 54 Ta­feln in Holz ­schnitt mit be­druck­ten Sei­den­vor­sät­ zen, 126 Text­h olz­schnit­te. 1 Bl., XII S., 191 S., 5 Bl., 1 Bl. Ver­l ags­an­z ei­ge; 1 Bl. mit mon­t ier­tem far­bi­gen Pro­spekt; 49 Bl. An­zei­gen aus den Lie­fe­r ungs­hef­ten. – Ge­druckt auf star­k em Ve­lin­pa­pier, Text­blät­ter mit dop­pel­tem ro­ten Fi­let­en­rah­m en. Groß-Fo­lio (416 x 315 mm). Ro­ter Halb­m a­r o­quin­band auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­ präg­tem und -ge­rahm­tem Rücken­t i­tel so­wie rei­cher or­ na­men­ta­ler Ver­gol­dung in drei­fa­chen Gold­f ileten­rah­men in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, 12 nach­ge­bun­de­nen il­lu ­strier­ten Lie­fe­r ungs­um ­schlä­gen und Kopf­gold­schnitt, am Fuß si­g niert „Devauc­h el­le“ , in neu­em, mit Ve­lours aus­ge­schla­ge­n em Papp­schu­ber mit Le­d er­k an­ten und auf­ge­zo­ge­n em ori­g i­n a­len, schwarz-, gold- und blind­ ge­präg­ten Ein­band­be­zug (ge­le­gent­lich schwach braun­ fleckig). „Doré’s best book“ Das von Eric De Maré als „Doré’s best book“ ge­schätz­t e Werk ent­stand aus­g e­r ech­net in ei­ner Si­t ua­t i­on tie­fer Nie­der­ge­schla ­gen ­heit. Ohne nen­ nens­wer­ten Er­folg hat­te Doré seit 1867 ver­sucht, sich als Ma­ler selb­stän­d ig ma­chen, und als ihn der eng­ l i­ s che Ver­ le­ g er Ed­ w ard Moxon am 15. März 1868 in Pa­r is be­such­te, be­r ich­te­te Doré ihm ver­ bit ­t ert „von sei­nen Fehl­schlä­gen und von Kri­t i­ken an sei­nen Wer­ken“. Dar­auf­h in schlug Moxon ihm vor, „nach Eng­land zu kom­men und dort in Lon­don eine Ga ­le­r ie zu er­öff ­nen“ [Guratzsch/Unverf­ehrt I, 163]. Am 18. Mai rei­ste der Künst­ler nach Lon­ don, ließ sich von sei­nem Freund, dem Jour­n alisten

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und Frank­r eich-Kor­r e­s pon­d en­t en Blanc­h ard Je­ r rold (1826 –1884) die Stadt zei­ g en, und „fast spon­tan be­g an­nen die bei­den, über die Mög­lich­ kei­t en ei­nes Lon­don­bu­ches zu be­r a­t en“ [ebd. 165]. Als Doré Ende des Jah­r es nach Frank­r eich zu­r ück­ kehr ­t e, kon­z i­pier ­t e Je­r rold das Vor­h a ­ben ge­n au­er, und als der Künst­ler im Früh­jahr 1869 wie­der­k am, „be­g an­nen die bei­den mit den For­schungs­a r­bei­t en“ [ebd. 166], in­dem sie teils auf aben­t eu­er­l i­che Wei­se und un­t er Po­l i­z ei­schutz alle Win­kel und Ecken der Mil­l io­nen­stadt als ‚Pil­ger‘ durch­streif­t en. Doch als Je­r rold und Doré Ende 1869 mit den Vor­ be­r ei­t un­g en für die Ver­öf ­fent ­l i­chung be­g an­nen, kam es zu Miß­hel­l ig­kei­t en und Ver­z ö­g e­r un­g en. Erst im Früh­jahr 1870 wur­den sie mit dem Ver­le­ ger han­dels­ei­n ig; Beraldi kol­por ­t iert ein Ho­no­r ar von 200.000 Francs für Doré. Al­ler­d ings war die Ar­beit „im­mer noch nicht be­en­det, als im Som­mer 1870 der deutsch-fran­zö­si­sche Krieg aus­brach. Doré kehr­t e nach Frank­r eich zu­r ück“, um nach Kriegs­ en­de 1871 „in ziem­l ich de­pri­m ier ­t er Stim ­mung“ [ebd. 167] er­neut nach Eng­l and zu fah­r en. Für ei­n i­ ge Zeit kam es so­g ar zu ei­nem Bruch zwi­schen bei­ den, als Je­r rold er­f uhr, daß Doré eine fran­z ö­si­sche Edi­t i­on sei ­ner Il ­lu­stra­t io­nen mit ei ­nem neu­en Text von Lou­i s Énault be­a b­sich­t ig ­t e. Doré „ver ­m ied aus die­sem Grund für ei­n i­ge Mo­n a­t e die Zu­s am ­men­ kunft mit Je­r rold“ [ebd. 168] und söhn­te sich erst im Win­t er 1871 mit dem Freund wie­der aus. End­ lich er­schie­nen ab Ja­nu­a r 1872 die Ka­pi­t el in zwölf Lie­fe­r un­gen (bzw. 12/13 als Dop­pel­l ie­fe­r ung) und im De­z em­ber das Werk ins­ge­samt in Buch­form [vgl. ebd. 169] – „one of the great il­lust­r a­t ed books of the wo­rld“ [Ray, Eng­l and]. Hen­r i Leblanc konn­t e das mo­nu ­men­t a ­le Werk nur in my ­t hi­s chen Ka­t e­g o­r i­en er ­fas­s en: „Mal­g ré la co­mplexité du su­jet, Gu­stave Doré, par la ma­g ie de son cray­on, par la clairvoyance de son reg­a rd, a réussi à ren­d re la vie lon­don­n ienne sous ses as­pects les plus di­vers et les plus saissants“ [Leblanc 154]. In der Tat ist es eine span­nungs­vol­le wi­der­sprüch­l i­ che Viel­falt, die ei­nen un­auf­hör­l i­chen Reiz auf den Be­trach­ter aus­ü bt. Eric de Maré hielt Lon­don un­ zwei­fel­h aft für Dorés „best book“, weil es in so­z i­a l­ ge­schicht ­l i­cher Prä ­z i­si­on „the Hell and Heaven of the Two Nat ­ions“ zu ei­nem über ­wäl­t i­gen­den äs­t he­ ti­schen Ge­s amt­ein­d ruck ver­ei­ne: „The work does ev­oke the full, foggy hor­r or of mid-Victo­r ian Lon­ don in a rem­a r­k ab­le vivid way“ [De Maré]. Ähn­l ich grün­det auch Ray sei­ne Hoch­schät­z ung auf „Doré’s dev­a sta­t ing re­a l­i zat ­ion of the con­t ra­st of wealth and poverty in a mo­dern me­t ro­po­l is“ [Ray, Eng­l and].

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Je­r rold und Doré be­g in­nen ihre ‚Pil­ger­fahrt‘ auf der Them­se, die von zen­tra­ler Be­deu­tung für die Stadt und wie eine Art ‚ro­ter Fa­den‘ ist. Von hier er­g e­b en sich ro­m an­t i­s che Aus- und Über­blicke eben­so wie tie­fe Ein­blicke in Ha ­fen­t rei­ben, Docks, und Ufer­stra­ßen. Von hier aus geht es durch Men­ schen­m as­sen und dich­ten Ver­kehr auf Märk­te, in eine Braue­r ei, in die Ar­men­v ier­t el des East End – in ein Nacht­a syl, ein Kin­der­a syl, eine Opi­u m­höh­ le, das Ge­f äng ­n is Newg­ate. Sol­c he Ein­d rücke wech­seln mit re­prä­sen­t a­t i­ven Stadt ­a n­sich­t en (Par­ la­ment) oder Sze­nen aus dem Le­ben der High So­ciety (Gar ­t en­par ­t y in Chiswick, Da ­men beim Mor­gen­ ritt); auf dem Jahr­m arkt Der­by oder beim Boots­ ren ­nen wer­den die un­t er­s chied ­l i­c hen Klas­s en un­ver ­m it ­t elt ne­ben­ein­a n­der ge­stellt. Wenn Doré vor al­lem eine un­ge­heu­r e ge­sell­schaft­ li­che „Kluft“ [Guratzsch/Unverf­ehrt I, 177] auf­z ei­ gen woll­te und „Lon­don in sei­nen Ex­t re­men sah“ [ebd. 178], dann ge­schah dies je­doch nicht aus ei­ ner so­z i­a l­k ri­t i­schen ‚Ein­stel­lung‘ her­aus, son­dern aus dem Im­puls, „Lon­don zu zei­gen, wie es wirk­ lich war“, was Vera von Harr­ach und Anke Schmidt „auch auf die star­ke Tra­d i­t i­on be­schrei­ben­der und il­lu­strier ­t er Li­t e­r a­t ur zur eng­l i­schen Me­t ro­p o­le“ [ebd. 151] zu­r ück ­f ühr ­t en. Die­se durch­aus ver­sier ­t e di­stan­z ier­t e Hal­t ung spie­gelt sich auch in der narr­ ativen Si­tu­ierung des Tex­tes wie­der: Je­r rold läßt ei ­nen Er ­z äh ­ler und ei ­nen Zeich ­ner „ei ­nem ima ­g i­ nä­r en Be­su­cher der Stadt durch die ver­schie­den­ sten Vier­t el“ [Bil­der­wel­t en] fol­gen und hebt so die Po­si­t i­on des Be­r icht­er­stat ­t ers von der des un ­m it ­t el­ bar Be­ob­ach­t en­den stär­ker ab – an­ge­sichts der Flut der in­t en­si­ven und wi­der­sprüch­l i­chen Ein­d rücke, mit der die „Me­t ro­po­le Lon­don mit all ih­r en Lichtund Schat­ten­sei­ten“ [ebd.] die ‚Pil­ger‘ an­füllt, ist dies vor der Er­fi n­dung des str­eam of co­n sciousness ein not ­wen­d i­ger Kunst ­g riff. Man kann so­g ar von ei­ner ‚ro­m an­t i­schen‘ Hal­t ung der bei­den Be­ob­ach­t er spre­chen, die heu­t e nicht mehr ohne wei­t e­r es nach­voll­z ieh­bar ist. So be­saß ge­r a­de das Elend für den Au­t or Je­r rold auch „ma­le­ ri­sche Sei­t en, die sich in an­schau ­l i­chen Stim ­mungs­ wer­t en aus­d rücken“ konn­t en. Den Sze­nen von Ar­mut und Not stan­den er und Doré „als Frem­de und Au­ßen­ste­hen­de mit ­f üh ­lend ge­gen­ü ber, ohne daß ein Ver­such er­kenn­bar wür­de, sich mit den Ur­sa­ chen des El­ends aus­ein­a n­der­z u­set­z en“ [Guratzsch/ Unverf­ehrt I, 179]; statt­des­sen las­sen Text und Bil­ der „ge­nü­gend Spiel­r aum für Sen­t i ­men­t a ­l i­t ät“ [ebd. 180]. Da­m it setz­te sich Doré aber auch ent­schie­ den von sei­nen vie­len sa­t i­r i­schen und ka ­r i­k ie­r en­den

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Wer­ken ab. In Lon­don „his rom­a n­t ic fan­t asy is more evi­dent, and reve­a ls how per­fect sui­t ed his ta­lents were to il­lu­stra­ti­on […] His hand­ling of thea­trical lighting effects can be ma­ster­ly“ [De Maré].

ar­beit er ­wach­se­nen Bu­ches“ [ebd. 180] aus­m acht. In der For­schung hat sich in jün­ge­r er Ver­g an­gen­heit die Auf ­fas­sung durch­ge­setzt, Lon­don sei über­h aupt „Doré’s grea­t est ach­ievement“ [Ray].

Doch die ‚ro­m an­t i­sche‘ Sicht be­saß ih­r er­seits ein Kor ­r ekt ­i v in Dorés phä ­no­me­n a ­lem pho­t o­g ra­phi­ schen Ge­d ächt­n is: Er „zeich­ne­te nicht ger­ne in der Öf ­fent ­l ich­keit und ver­h ielt sich ins­ge­samt bei den Streif­z ü­gen durch die Stadt zu­r ück ­h al­t end“, brach­t e „le­d ig­l ich knap­pe Ent ­w ür ­fe“ zu Pa­pier und „präg­t e sich die Sze­nen ge­n au ein, um bei der Aus­ ar­bei­t ung die De­t ails aus dem Ge­d ächt ­n is hin­z u­z u­ fü­gen“ [Guratzsch/Unverf­ehrt I, 167]. Ein mi­nu­t i­ös ge­z eich­ne­t es, pho­t o­g ra­phisch ge­n au­es Ab­bild ver­ mit ­t eln noch die Hin­t er­g rund­k u­l is­sen der Häu­ser und Stadt­a n­sich­t en, bei de­r en ar­chi­t ek­t o­n i­schen De­tails ihn ein Freund be­r iet, „der fran­z ö­si­sche Ar­chi­t ekt Bourdelin, der ihn auf ei­n i­gen Rund­g än­ gen be­glei­te­te“ [ebd.]. So ist es ge­r a­de auch die­se wahr ­neh ­mungs­ge­s ät ­t ig ­t e „dich­t e Schil­de­r ung ei­ nes städ­t i­schen Or­g a ­n is­mus in sei­ner gan­z en Viel­ falt“, die „den Rang des aus kon­ge­n ia­ler Zu­sam­men­

Be­r eits der Ver­le­ger er­k ann­t e den au­ßer­or­dent ­l i­ chen Wert des Wer­kes. Die Holz­sti­che wur­den „von den be­sten Xy­lo­g ra­phen der Zeit aus­ge­f ührt, un­ ter ih­nen Gauc­h ard, Pan­ne­m aker, Pi­san, Sargent, Jonn­a rd“ [Bil­der­wel­t en], das Buch „well prin­t ed on fine pa­per with lar­ge mar­g ins“ [Ray]. Es hat­t e so­fort ei­nen „im­men­se success“ [ebd.], und noch für den heu­ti­gen Le­ser und Be­trach­ter „the to­tal effect is im­pressive“ [Muir 227]. Un­ser un­be­schnit ­t e­nes, nur ge­le­gent ­l ich schwach braun ­flecki­ges und mit al­len Lie­fe­r ungs­u m­schlä­gen aus­ge­stat ­t e­t es Ex­em­plar im Mei­ster­ein ­band von Devauc­hel­le trans­po­n iert die­ sen Ein­d ruck un­ge­schmä ­lert in die Ge­gen­wart. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 46, Nr. 158; Bil­der­wel­t en 201 f.; De Maré 137 ff.; Dézé 76; Guratzsch/Unverf­ehrt I, 151 –184, und II , Nr. 130 –147; Hod­nett 151; Leblanc 154; Muir 225 ff.; Oster­w al­der 321; Ray II , 342 ff., Nr. 251; Ray, Eng­land 134, Nr. 207; Vica­ ire III , 575.

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Mit 27 zu­sätz­l i­chen Pro­be­drucken avant la lettre 354 Johan­not, Al­fred und Tony. Tren­te vi­g net ­tes pour les Œuvres de Wal­ter Scott, d’après les Ta­bleaux de MM. Al­f red et Tony Johan­not, gravées par MM. Blanc­h ard, Cou­sin, Lecomte, Lemaître, Man­duit, Pour­voy­ eur, Revel, Taver­nier, etc. Pa­r is, Fur­ne, 1830 –1832. 33 [!] un­be­schnit­te­n e Stahl­stich­ta­feln; zu ­sätz­lich 27 Sti­che der Se­r ie avant la lettre Quart (280/295 x 200/205 cm). In 11 il­lu­strier­ten brau­ nen Lie­fe­r ungs­um ­schlä­gen (Um ­schlä­ge et­was an­ge­staubt und im Falz teils ein­ge­r is­sen, Ta­feln in den Rand­be­rei­ chen et­was stock­f leckig; die zu­sätz­li­chen Ta­feln teils mit Rand­lä ­su­ren, ein Ein­r iß den Bild­be­reich be­t ref­fend). Frü­he Ge­mein­schafts­a r­beit der Brü­der Johan­not zu Wer­ken Wal­t er Scotts Als ei­nes ih­r er frü­he­sten Ge­mein­schafts­wer­ke hat­ ten die Brü­der Al­fred und Tony Johan­not schon 1826 eine von Gos­se­l in edier­t e Aus­g a­be der Œuvres von Wal­ter Scott in der Über­set­z ung von Defauconpret be­bil­dert. 1830 –1832 brach­te Fur­ne eine wei­t e­r e Aus­g a ­b e in 32 Bän­den her­aus. Zu die­ser schu­fen die Johan­nots ei­gens neue Il­lu­stra­t io­nen,

die in­des se­pa ­r at ver­öf ­fent ­l icht wur­den. Zwar er­ schien die Aus­g a­be also „sans gra­v ur­es“, doch fin­ det sie sich „sou­vent reliée avec une sui­t e de tren­t e vi­g net ­t es“ des Brü­der ­paars. Ver­gli­chen mit Ton­y s gleich ­z ei­t i­gen Holz­schnit ­t en für Nodiers Histo­ire du Roi de Bohême [vgl. Nr. 466 ff.] wir­ken die­se Stahl­sti­ che wie (alt)mei­ster­l i­che Ka ­bi ­nett ­stücke, aber eben doch noch sehr kon­ven­t io­nell. Tren­te vi­g net ­tes, so steht es auch auf den Lie­fe­r ungs­ um­schlä­gen – in­des zählt un­ser Ex­em­plar 33 Ta ­feln in elf Lie­fe­r un­gen. Selt ­sa ­mer ­wei­se ist die 11. Lie­fe­ rung auch Car­t er­et, Ma­r ie, San­der und Vica­i re völ­ lig un ­be­k annt ge­blie­ben! 18 Zeich ­nun­gen stam ­men von Al­f red, 13 von Tony Johan­not, au­ßer­dem eine von Eugène Lami, die letz­te blieb un­si­g niert. 27 Blät ­t er lie­gen noch ein ­m al als Pro­be­d rucke avant la lettre auf Ve­l in­pa­pier vor; fer­ner fin­det sich auf den – voll­stän­d ig vor­h an­de­nen – Lie­fe­r ungs­u m­schlä ­gen eine Holz­schnitt ­v i­g net ­t e nach Tony Johan ­not. In die­sem Um ­fang dürf ­t e das En­sem ­ble sel­t en sein. Li­t e­r a­t ur: Car­t er­et III , 561; Ma­r ie 18 f. und 87; Quér­a rd V III , 577 f.; Rahir 637; Ray II , 256; San­der 630; Vica­i re V II , 450 f.

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Kost­ba­r es Skiz­zen­buch mit Ori­g i­nal­zeich­nun­gen von Tony Johan­not 355 Johan­not, Tony. Skiz­zen­buch mit 16 Ori­g i­n alZeich­nun­gen. Ohne Ort und Jahr, etwa 1831 –1833. 16 ganz­sei­t i­ge Zeich­nun­gen von Tony Johan­not (da­von 15 mit Blei­stift, 1 in Se­pia­t in­te). 46 Bl. (da­von 30 leer). Quer-Quart (223 x 300 mm). Dun­k el­g rü­n er Papp­band der Zeit, mit in dun­k el­g rü­n em Ma­r o­quin er­n eu­er­tem, gold­ge­präg­tem Rücken, in dun­k el­g rü­n er Halb­m a­r o­ quin­k as­set­te mit de­k o­ra­t i­ver Rücken­ver­g ol­dung, die­se am Fuß si­g niert „Devauc­hel­le“ (berie­ben, Ecken rund­ ge­schabt, Pa­pier ganz schwach braun­f leckig). Skiz­z en­buch mit 16 ori­g i­n a ­len Zeich­nun­gen von Tony Johan­not Das Al­ bum im Quer­ for­ m at (223 x 300 mm) ent­ hält 16 gro­ße und ziem ­l ich de­t ail­l iert aus­ge­f ühr­ te Zeich­nun­gen von Tony Johan­not (1803 –1852), von de­nen 13 si­g niert sind. Zwei tra­gen ein Da­t um: Die er­ste zeigt „Hus­sein Dey d’Al­ger le 14 7bre 1831 à l’ope­ra“ , die neun­t e ist si­g niert „Tony Johan­not 1832. Juin“ , so daß sich als Ent­ste­hungs­z eit­r aum die Jah­ re 1831 bis 1833 an­set­z en las­sen – also un­m it­t el­bar nach Er­schei­nen von Johan­nots Erst ­l ings­werk, den 50 Holz­schnit ­t en zur Histo­ire du Roi de Bohême et des sept Châ­teaux von Charles Nodier [vgl. Nr. 466 ff.]. Mit die­sen hat ­t e er „die Re­vo­lu­t i­on der franz­ö s. Buch ­i l­lu­stra­t i­on ein­g e­lei­t et“ [Thieme/Becker 19, 69] und sei­ne au­ßer­or­dent­l i­che Kar ­r ie­r e be­gon­nen: „Sein Ide­en ­r eich­t um und die Leich­t ig­keit sei ­ner Ent­w ür­fe las­sen Johan­not bald zu ei­nem der be­ lieb­t e­sten Il­lu­stra­t o­r en in Frank ­r eich wer­den“ [Bil­ der ­wel­t en 110]; zu­s am ­men mit Célestin Na ­nteuil gilt er als „la tête de l’il­lu­stra­ti­on ro­m an­tique“ [Beraldi VIII , 247]. In­h alt­lich sind auch die­se Zeich­nun­gen sehr un­ ter­schied ­l ich und viel­sei­t ig. Da gibt es hi­sto­r i­sche Mo­t i­ve wie die drei Män ­ner in mit ­t el­a l­t er­l i­chen Ko­stü ­men vor ei­ner an­ge­deu­t e­t en Burg im Hin­t er­ grund, die Sze­ne, in der ein jun­ges Mäd­chen ei­nem äl­t e­r en Lands­k necht ei­nen Trunk reicht, und jene, in der sich ein an­de­r er im Sit­z en aus­r uht, die Hand aufs Schwert ge­stützt, wäh­rend im Hin­ter­g rund we­n i­ge flüch­t i­ge Stri­che aus­r ei­chen, um Kampf­ge­t üm ­mel an­z u­deu­t en. Die­se letz ­t e­r en bei­den Bil­der mar­k ie­r en zu­gleich den Über­g ang zu den all­t äg­l i­chen bzw. Gen­r e­sze­ nen: Ein un­ter ei­nem Baum sit­z en­der Jä­ger zeigt sei­nem Hund die er­leg­te Tau­be; zwei Mäd­chen im Frei­en – eine mit Blu­men­körb­chen – schei­nen sich

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über Lie­bes­d in­ge aus­z u­t au­schen; eine Mut ­t er trägt ihr Klein­k ind mit sich her­u m; eine an­de­r e liest an­ däch­t ig im Schat ­t en ei­nes Bau ­mes, ihr Töch­t er­chen im Arm, das mit ge­fal­te­ten Hän­den ihr zur Sei­te steht; ein Va­t er sitzt mit über­ein­a n­der ge­schla­ge­ nen Bei­nen auf ei­nem Stuhl und spricht ein ern­ stes Wört­chen mit dem vor ihm ste­hen­den Sohn – im­mer wie­der sind es dia­lo­g i­sche Sze­nen mit zwei Be­t ei­l ig ­t en. In die zart-ro­m an­t i­sche Grund­stim­ mung fü­g en sich auch zwei Tier­stu­d i­en har­mo­ nisch ein: Das Kat­zen­köpf­chen mit lan­gen Schnurr­haa­r en und ein Hase, der am grob an­ge­deu­te­ten Gras­bü­schel schnup­pert. Ei­nen harsch­en Kon­trast dazu bie­ten zwei wei­te­ re Blät ­t er. Ei­nes ver­eint meh­r e­r e gro­t es­ke Fi­g u­r en: Ein buck ­l i­ger pfei­fe­r au­chen­der Vo­gel ­mensch lugt fra­gend um sich, wäh­r end ne­ben ihm ein zacki­ger Frosch ei­nem af ­fen­a r ­t i­gen Ske­lett zum Tanz auf­ spielt. Gleich­falls aus dem Rah­men fällt die ein­z i­ ge Fe­der­z eich­nung in Se­pia­t in­t e: Ein mon­strö­ser Rie­se eilt auf Klau­en­f ü­ßen zwi­schen Son­ne und Mond über Land, mit be­ p elz­ t em Buckel, über­ di­men­sio­n ier ­t em Kopf und Ha ­ken­n a­se; die Glotz­ au­gen starr auf die aus­ge­streck­t e Hand ge­r ich­t et, auf der drei mensch­li­che Fi­g ür­chen ste­hen: ein Paar tanzt schwung­voll und un­ver­d ros­sen auf dem

Hand­tel­ler … Es ist nicht ver­fehlt, in die­ser frü­ hen Zeich­nung be­r eits ei­nen er­sten Vor­g riff auf die Il­lu­stra­t io­nen zu Al­f red de Mus­sets Voy­a ge où il vous pla­ira von 1843 [vgl. Nr. 460 ff.] zu er­ken­nen, wie ein Sei­ten­blick auf Gor­don N. Ray be­stä­t igt: „The macabre ima­g i­n a­t i­on which he so­me­t imes dis­play­ ed in his vi­g net­t es of the early 1830s is fully developed here“. ‚Voll ent­w ickelt‘ ist sie frei­lich auch schon auf un­se­r er, die gan­z e Sei­t e aus­f ül­len­den Fe­der­z eich ­nung. Die 16 kost ­ba ­r en Ori­g i­n al-Zeich­nun­g en die­s es Al­bums bie­t en in nuce ei­nen eben­so re­prä­sen­t a­t i­ven wie ‚fan­t a­sti­schen‘ Quer­schnitt durch Tony Johan­ nots Bil­der­welt – zu ei­ner Zeit, als sein zeich­ne­r i­ sches Kön­nen voll aus­ge­r eift war und er am Be­g inn sei­ner über­aus er ­folg ­r ei­chen Lauf ­bahn als ei­ner der „be­g ab­t e­sten und meist ­be­schäf ­t ig ­t en Buch­i l­lu­stra­ to­r en“ [Bil­der ­wel­t en 110] stand. Pro­ve­n i­enz: Händ­ler-Eti­kett von Alph. Gi­r o­u x, Pa­ r is, auf dem Spie­ g el. – Ebd. Ex­ l i­ bris Mark Din­eley, dar ­u n­t er Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh ­m ann. Li­t e­r a­t ur: Vgl. all­g e­m ein Bénézit V II , 552 f.; Beraldi V III , 245 – 277; Bil­der ­wel­t en 110 –17; Ma ­r ie; Oster ­w al­der 538 f; Ray II , 256 – 267 etc.; Rümann 127 –131; Thieme/Becker 19, 69 f.

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Ex­em­plar Lebœuf de Montgermont 356 Karr, Alp­honse. Les guêpes illustrées. Vi­g net­tes par Bert­all. Jan­vier. [Und:] Février [Und:] Mars. [Und:] Avril. [Und:] Bert­a ll: Les guêpes à la bourse. Mai. Par Bert­all. Pa­r is, J. Het­zel, War­nod et Cie, 1847. Zu ­sam­m en rund 340 (teils wie­der­hol­te) Text­holz­schnit­ te nach Bert­all. 94 S., 1 Bl.; 96 S.; 96 S.; 94 S., 1 Bl. ( Ver­lags­an­zei­gen); S. [3]-96. Klein-Ok­tav, un­be­schnit­ten (135 x 82 mm). Grob­ge­n arb­ ter wein­r o­ter Halb­m a­r o­quin­band auf fünf mit dop­pel­ten Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, zwei Rücken­kompartim­en­te mit Ti­tel und Er­schei­nungs­jahr in ein­fa­chen Gold­f ileten­ rah­m en, die üb­r i­gen mit wie­der­hol­tem Or­n a­m ent­stem­ pel in dop­pel­tem Gold­f ileten- und Point­illé­rah­m en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und fünf ein­ge­bun­de­n en il­lu ­strier­ten Lie­fe­r ungs-Um­ schlä­gen, auf dem flie­gen­d en Vor­satz ver­so si­g niert „V. Cham­ps“ (meh­re­re Steu­er­stem­pel). Ach­t ung Wes­pen! – Sti­che­lei­en von Karr und Bert ­a ll Das sa­t i­r i­sche Ma­g a ­z in Les guêpes läßt sich mit ei­ ni­gem Recht als Le­bens­werk des Jour ­n a ­l i­sten JeanBap­t iste-Alp­honse Karr (1808 –1890) be­z eich ­nen. „Il y éleva dans des ruch­e s modèles ces fa­meuses Guêpes qu’il lâcha de 1839 à 1849 sur les ténors de la pol­itique, des arts, des lettres et même de l’Opéra­. Toute une fa­u ne bour­souf­flée posa ainsi devant lui qui sut toujo­u rs, pour son co­mpte, se gar­der de l’en­ flu ­r e“ [DLF]. Un­t er ver­schie­de­nen Ti­t el­va ­r i­a nten­ er­schien es von 1839 bis 1876. Fast nie ist es voll­ stän­d ig an­z u­t ref ­fen, selbst das Ex­empla ­i re der Bibliothèque na­t io­n a­le „prés­en­te quelques lacunes“ [Vica­i re]. Mit den Bänd­chen für Ja­nu­a r bis Mai liegt hier al­les im vor ­r e­vo­lu­t io­n ä ­r en Jahr 1847 Er­schie­ne­ne vor. Ent­schei­dend aber ist: Dies ist ex­a kt der An­t eil von Bert­a ll (1820 –1882) an dem lang­le­bi­gen Ma­g a­ zin. Er war ei­ner der da­m als „be­lieb­t e­sten fran­z ö­ si­schen Il ­lu­stra­t o­r en, des­sen spie­le­r isch leich­t e und doch prä ­z i­se Zei­chen­wei­se und des­sen lie­bens­w ür­ di­ger Hu ­mor“ [Bil­der ­wel­t en 126] all­ge­mein ge­schätzt wur­den, und der sich hier in Hun­der­t en von „sehr amü­s an­t en“ [Riemann] Il­lu­stra­t io­nen von Men­ schen und Wes­pen aus­lebt. Das fünf­te Bänd­chen Les guêpes à la bourse stellt in die­sem Rah­men den Höhe- und End­punkt dar, stammt es doch voll­stän­ dig, den Text ein­ge­schlos­sen, von ihm. In dem un­t er ver­ä n­der ­t em Ti­t el er­schie­ne­nen Jahr­g ang 1848, Les guêpes heb­domada­ires, re­vue sa­t yr­ique de la semaine, avec une gran­de gra­vure à part avec lég­en­de par Bert­all,

scheint die­ser nur noch ei­nen mar­g i­n a ­len letz­t en Bei­t rag ge­lei­stet zu ha ­ben. Das Werk ist eine klei­ne Trouvaille, blieb es doch Bi­blio­g ra­phen wie Brivois und Car ­t er­et ver­bor­gen, nicht je­doch ei­nem der be­deu­t end­sten Samm ­ler fran­zö­si­scher Ro­m an­t ik, Lou­is Lebœuf de Montgermont (1841 –1914), aus des­sen Be­sitz es wahr­schein­ lich stammt. Der nach­fol­gen­de Be­sit­z er ließ es un­ be­schnit ­t en und mit den il­lu­strier ­t en Um­schlä­gen von Vic­t or Cham­ps bin­den. Pro­ve­n i­enz: Ver ­mut ­l ich das Ex­em­plar von Lou­i s Lebœuf de Montgermont, vgl. des­sen Ka­t a­log 1912, Nr. 141, noch ohne den Ein­band von V. Cham­ps. – Aus­schnitt aus al­t em An­t i­q ua ­r i­ats­k a­t a ­log ver­so flie­ gen­dem Vor­satz mon­t iert: die­ses Ex­em­plar. Li­t e­r a­t ur: Beraldi II , 48, Nr. 14; DLF I, 546 f.; Es­c offier 1758; vgl. Hoefer 27, 460 ff.; Talv­a rt/Place X, 228; Vica­i re I V, 633; zu Les guêpes à la bourse: Oster­w al­der 128; Riemann 192; San­der 91; nicht bei Brivois und Car­t er­et.

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Hin­r ei­ßen­der Ver­le­ger­ein­band 357 Karr, Alp­honse. Voy­a ge au­tour de mon jar­din. Illu ­stré par MM. Fre­eman, L. Marvy, Stein­heil, Mei­sso­ nier, Gavarni, Da­ubigny et Ca­tenacci. Pa­r is, L. Curmer, V. Lecou, 1851. 8 Fa­rb­ta­feln mit be­druck­ten Sei­den­vor­sät­zen, über 150 Text­holz­schnit­te, da­von 7 ganz­sei­t ig. 2 Bl., 416 S. Quart (269 x 177 mm). Dun­k el­blau­er Per­k a­lin-Ver­le­ger­ ein­band auf glat­ten Rücken, mit flora­ler Rücken- und Deckel­il­lu ­stra­t i­on in Gold und Far­ben in blind­ge­präg­ tem Rah­m en­werk, mit gel­ben Glanz­pa­pier­vor­sät­z en und Ganz­g old ­schnitt, auf dem Vor­d er­d eckel si­g niert „Har­h aus gra­veur“ (durch­ge­hend ge­r ing braun­f leckig, S. 97 f. mit klei­ner Rand­läsur).

Die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­be des sym­pa­t hi­schen Gar ­t en­buchs – im po­ly­chro­men Ver­l ags­ein­band Dies ist die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­b e des zu­erst 1845 er­schie­ne­nen Gar ­t en­buchs in 59 Brie­fen, die ein „Step­hen“ an sei­nen Freund rich­t et. Au­t or war der Jour ­n a ­l ist und Schrift ­stel­ler Jean-Bap­t isteAlp­honse Karr (1808 –1890), der sei­ne Na­t ur­l ie­b e erst in sei­nen letz­t en Le­b ens­jah ­r en voll aus­le­b en konn­te, als er sich in Saint-Raphaël an der Côte d’Azur in­t en­siv dem Gar ­t en­bau und der Kul­t i­v ie­ rung von Blu­men wid­me­t e, so daß er ge­r a­de­z u als Grün­der der „Blu ­men­r i­v ie­r a“ gilt. Eine Bir ­nen­a rt und der Bam­bus mul­t i­plex Alp­h onse Karr wur­den nach ihm be­n annt.

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Sein ‚ro­m an­t i­sches‘ In­t er­es­se war eben­so äs­t he­t isch wie na­t ur ­w is­sen­schaft ­l ich be­g rün­det; es er­streck­ te sich von der schö­nen Land­schaft bis zu den ein­ zel­nen Pflan­z en­a r­ten und schloß selbst die In­sek­ ten mit ein – sie wer­den gleich­b e­r ech­tigt in dem über 200 Na ­men um ­fas­sen­den Re­g i­ster auf­ge­f ührt. Als Tier­freund er­w ies sich Karr da­durch, daß er sich noch 1882 zum Prä­si­den­t en der So­ciété française co­ntre la vivi ­sect ­ion wäh­len ließ, die sich ge­gen Tier­ ver­su­che wand­t e. Die ganz­heit ­l i­c he ro­m an­t i­s che Sicht auf die Na­t ur spie­gelt sich auch in den Ab­bil­dun­gen wi­der. Charles Fran­çois Da­u bigny, Lou­is Marvy, Er­nest Mei­sso­n ier und Wil­l i­a m Hen­r y Fre­eman (von die­ sem stam ­men vier ganz­sei­t i­ge Il­lu­stra­t io­nen), zeich­ ne­ten Land­schaf­ten, in de­nen die Men­schen sich zu ver­l ie­r en schei ­nen, an­de­r e Bil­der wie­der ­u m zei­ gen In­sek­t en in Groß­auf ­n ah ­me. Die Kopf ­v i­g net ­t en, meist von Er­c ole Ca­tenacci, ent­h al­ten in brei­ten Ara ­bes­ken­r ah ­men oft Pflan­z en, ei­n i­ge auch Land­ schaf ­t en en mi­nia­t ure. Bei­t rä ­ge lie­fer ­t en auch nicht im Ti­t el ge­n ann­t e Künst­ler, so etwa Adèle Laisné. Prunk­stück der Aus­g a­b e sind die acht sorg­fäl­tig ko­lo­r ier ­t en Ta ­feln mit ver­schie­de­nen Blü­t en­pflan­ zen, die sich dem Be­t rach­t er wie frisch ge­schnit­t en dar­bie­t en. Das Buch ist in dem aus­neh­mend schö­nen Ver­le­ger­ ein­band er­h al­t en. Die Plat ­t en von Ro­bert Haar­h aus sind „ins­pirés des illustrat­ions“ [Mal­avieille] – aus rei­chem Gold­de­kor leuch­t en Ak ­zen­t e in Blau, Weiß, Wein­r ot, Ocker­gelb und drei ver­schie­de­nen Grün­ tö­nen her­aus. Pro­ve­n i­enz: Na ­mens­stem­pel auf Vor ­t i­t el und Ti­t el: R. Dar­del. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 81, Nr. 305 (Gavarni); Brivois 218; Car­ ter­et III , 323; DLF II , 547 (mit fal­s chem Jahr); vgl. Hoefer 27, 462; Lon­champ II , 246; Oster­w al­der 1012 (Stein­heil); Rahir 477; San­der 376; Talv­a rt/Place X, 226, Nr. 14B; Vica­ire I V, 639 f.; zum Ein­band: Mal­a vieille 158 (Abb.).

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Mit al len 65 origina len lavier ten Vor zeichnungen von Lorentz und einem Brief des Autors 358 Karr, Alphonse. Les fées de la mer. Vi gnet tes par Lorentz. [Auf dem Um schlag:] Le nouveau magasin des enfants [12]. Paris, E. Blanchard, 1851. 65 Textholz schnit te; zu sätzlich 64 kar tonier te Bl. mit 65 ori ginalen lavier ten Feder zeichnun gen von Lorentz. 96 S.; 1 mehr fach gefaltetes, zwei seitig von Karr be schriebenes Brief blatt. Ok tav (209 x 145 mm). Grobgenarbter grü ner Maroquinband auf fünf Bünde, mit gold gepräg tem Rückenti tel in doppel tem Goldfiletenrah men, die übri gen Rückenfelder mit sechsfachem, die Deckel mit siebenfachem Goldfiletenrahmen, mit doppelter Goldfilete auf den Stehkanten, rost rote Sei den doublüre mit grünem Maroquinrahmen, die ser mit doppeltem Goldfiletenrahmen und floralen Eckstücken mit blau intarsierter Blüte, fliegen de Vorsät ze mit Seide bezogen, weitere Vorsät ze aus Mar mor papier, mit ein gebun denem illu strier ten Original-Um schlag und Ganz gold schnitt, auf dem Spiegel si gniert „Marius Michel“ (Rücken minimal aufgehellt, durch gehend etwas braunfleckig).

Unik ales Exemplar mit den ori gi na len Lavis zur Um schlag il lu stration und zu 64 Text il lu strationen Dies ist die er ste il lu strier te Ausga be ei ner weiteren romantischen Feen-Er zäh lung aus der Rei he Le nouveau magasin des enfants; Autor war der Jour nalist und Schrift stel ler Jean-Baptiste-Alphonse Karr (1808 –1890), von dem ein zwei seiti ger hand schriftlicher und voll si gnier ter Brief an ei nen un genannten „cher ami“ , wohl den Verleger, auf ein Vorblatt montiert wur de. Ein freund liches Kinderbuch also – doch die ses uni kal aus ge stat tete Exemplar ist von un ge ahnter, geradezu unerhör ter Bedeutung für die künstleri sche Bewer tung des Illustrators Alcide Joseph Lorentz (1813 –1891). Dieser war auch als „Ka ri katu rist“ und Zeich ner von „mi litär[ischen] Dar stellun gen“ [Thieme/Becker 23, 384] bekannt – hier jedoch liefer te er insge samt 66 Bild vorla gen von un glaublicher Deli kates se und ein schmeichelnder Sanft heit. Dies geht jedoch eben nicht aus den buch stäblich ‚holz schnitt ar ti gen‘ Text abbildungen her vor, sondern al lein aus den auf 64 Kar tons

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ein­ge­bun­de­nen 65 Ori­g i­n al­z eich­nun­gen, die sämt­ lich die un­m it­t el­ba­r en, sei­t en­ver­kehr­t en Bild­vor­ la­gen dar­stel­len. Au­ßer der ­je­n i­gen zum Front ­i spiz sind alle Vor­l a­gen vor­h an­den, ein­ge­schlos­sen die­ je­n i­ge zur Um­schlag ­i l ­lu­stra­t i­on. Die Zeich­nun­gen sind bis auf we­n i­ge Aus­n ah ­men mit dem Mo­no­g ramm „ AJL“ si­g niert; das im vor­de­ ren Buch­b e­r eich öf ­t er hin­z u­ge­f üg ­t e Da­t um „Oct. 1849“ er ­mög­l icht un­g e­f äh­r e Rück­s chlüs­s e auf Chro­no­lo­g ie und Zeit ­r aum ih­r er Ent­ste­hung. Ganz ver­ein­z elt fin­den sich am un­t e­r en Blatt ­r and auch hand­schrift ­l i­che Hin­wei­se an die Ste­cher. Die­se Zeich­nun­gen in schwar­z er Tin­te, zart grau la­v iert und teils mit wei­chen Blei­stift­schraf­fen ver­ se­hen, trans­por ­t ie­r en auf eine eben­so kla ­r e, lich­t e wie mär­chen­h aft-ver­z au­ber ­t e Wei­se die At ­mo­sphä­ re der ro­m an­ti­schen Fee­r ie. Die Ste­cher, die eine gan­z e Rei­he ih­r er Um­set­z un­gen si­g nier ­t en, moch­ ten Baulant, H. Delaville, A. Et­he­r ing­ton oder F.

Leblanc hei­ßen – kei­ner von ih­nen schaff­t e es, die von Lo­r en­t z er­z eug ­t e ‚weich­ge­z eich­ne­t e‘ Stim ­mung in den durch­weg so­l i­de aus­g e­f ühr ­t en Buch­holz­ schnitt hin­ü ber­z u­r et­t en. Auf den wahr­l ich stau ­nens­wer ­t en Au­gen­schmaus der zahl­r ei­chen pre­z iö­sen Ori­g i­n a ­le gibt der Mei­ ster­ein­band von Hen­r i Ma ­r i­u s Mi­chel (1846 –1925) de­z en­t e Hin­wei­se: Die in­ein­a n­der­ge­stell­t en mehr­ fa­chen ‚lee­r en‘ Gold­r ah ­men in den Rücken­fel­dern und auf den Deckeln ver­ spre­ chen eine vi­ su­ el­ le ‚Er­fül­lung‘, die sich im In­nern auf das Schön­ste be­stä­t igt. Pro­ve­n i­enz: Gold­ge­präg ­t es Le­der­ex ­l i­bris von Léon Rat ­t ier ver­so zwei­t em flie­gen­den Vor­satz (nicht in des­sen Auk­t io­nen 1909, 1913 und 1920/21). Li­t e­r a­t ur: Beraldi IX , 190; Brivois 219; Car­ter­et III , 323 und 447; Gumuchian 3483 f.; vgl. Hoefer 27, 462; Oster­w al­der 639 (mit Abb. Front­i spiz); San­der 374; Talv­a rt/Place X, 226, Nr. 16; Vica ­i re I V, 640, und V I , 229.

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Ex­em­plar auf Jonquille-Pa­pier 359 [Kock, Charles Paul de]. Phy­sio­lo­g ie du prédestiné, co­n sidé­rat­ions bis­c ornues, par une Bête sans Co­r nes. Des­sins de J[ules] Gag­niet. Pa­r is, Ray­m ondBocquet, 1841. 55 Text­holz­schnit­te (da­von 2 ein­m al wie­der­holt, 1 Kopf­ lei­ste drei­m al wie­der­h olt), 7 ge­rahm­te Platz­h al­ter für von der Zen ­sur un­ter­drück­te Zeich­n un­gen; 2 Ta­feln (zum Pro­spekt). 127 S.; I V S. (Pro­spekt). – Ge­druckt auf gel­bem Dünn­druck­pa­pier. Klein-Ok­t av, seit­l ich und un­t en un­b e­s chnit­t en (140 x 90 mm). Brau­ner Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­längs­t i­tel in Gold­ fileten­rah­m en, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, auf­ge­zo­ge­nem il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag und Kopf­g old­schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ (we­ni­ge Bl. un­ten et­was fett- bzw. spritz­f leckig). Charles-Paul de Kock (1794 –1871), „pe­tit maître, mais un maître à sa man­ière“ [Talv­a rt/Place X, 256], zu­gleich ei­ner der frucht ­bar­sten Schrift ­stel­ler sei­ ner Zeit, zog es vor, die­ses pi­k an­te Büch­lein über

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den ge­hörn­ten Ehe­m ann nicht un­ter sei­nem Na­ men zu ver­öf ­fent ­l i­chen. Dies ist die er­ste Aus­g a ­be, gleich­z ei­t ig er­schien der Text un­t er Pseud­onym bei Fi­cquet un­t er dem Ti­t el Phy­sio­lo­g ie du cocu. Das Buch ent­h ält 55 Text­holz­schnit­te nach Jules Gag ­n iet, an sie­ben Stel­len fin­den sich ein­ge­r ahm­ te Platz­h al­t er an der Stel­le der von der Zen­sur un­ ter­d rück­t en Zeich­nun­gen. Die Il­lu­stra­t i­on auf dem ein­ge­bun­de­nen Ori­g i ­n al-Um­schlag wie­der­holt eine Ab­bil­dung von S. 7, die ganz­s ei­t i­g e Ab­bil­dung ge­gen­ü ber dem Ti­t el eine von S. 25, die Ti­t el­v i­g net­ te eine von S. 94. Der nach­ge­bun­de­ne Pro­spekt zur Phy­sio­lo­g ie du prédestiné ent­h ält zwei Ta­feln, die im Buch nicht vor­kom­men. Dies ist ei­nes der we­n i­gen Ex­em­pla ­r e auf Jonquille-Pa­pier [vgl. Car ­t er­et]. Pro­ve­n i­enz: Ein­ge­bun­den ge­sto­che­nes il ­lu­strier ­t es Ex ­l i­bris von Eugène Ja­cob. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Bar­bier III , 882; Brivois 328; Car­t er­et III , 490; vgl. Gay/Lemonnyer III , 735; Lacombe 843; Lhéri­t ier 47; Quér­ ard/Bourque­lot I V, 473; San­der 574 (mit in­kor­r ek­tem Na­men des Zeich­ners); nicht bei Talv­a rt/Place; Vica­i re V I , 612; zu Kock vgl. Hoefer 27, 943 ff.

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Mit 17 zu­sätz­l i­chen Pro­be­drucken 360 Kock, Ch[arles] Paul de. La gran­de ville. Nouveau ta­bleau de Pa­r is, co­m ique, critique et phi­lo­soph­ ique. Illustrat­ions de Gavarni, Vic­tor Adam, Da­umier, d’Au­bigny, H. Emy, etc. [Und: Tome] 2. Par H. de Bal­ zac, Alex. Du­m as, Fréderic So­ulié, Eugène Brif­fault, Eugène de Mire­c ourt, Édou­ard Ourliac, Marc Four­nier, L. Co­u ailhac, Al­bert Cler, Charles Ball­ard, Le co­m te Charles de Villemot. Illustrat­ions de Gavarni, Vic­tor Adam, Da­umier, d’Au­bigny, H. Emy, Traviès et Hen­r i Mon­nier. Zu­sam­m en 2 Bde. Pa­r is, Au bu­re­au cent­ral des pu­blic­at­ions nouv­el­les, 1842 –1843. 156 Text­holz­schnit­te. Und: 17 Ta­feln in Holz­schnitt, 129 Text­holz­schnit­te (da­von 1 sie­ben­m al wie­der­holt), zu ­sätz­ lich 17 Pro­be­drucke (zu ei­n er Ta­fel und 16 Text­ab­bil­ dun­gen). 2 Bl., 412 S. Und: 2 Bl., 418 S.; 2 S. (Pro­spekt). Quart, seit­lich und un­ten un­be­schnit­ten (257 x 167 mm). Lang­ge­n arb­te ge­glät­te­te rote Halb­m a­r o­quin­bän­de mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel auf schwar­zem Le­der­g rund, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­n en brau­n en il­lu­ strier­ten Ori­g i­nal-Um ­schlä­gen und Kopf­gold­schnitt (Bd. 2: S. 285 f. mit pro­vi­so­r isch hin­ter­leg­tem Rand­ein­r iß).

Er­ste Aus­g a­be, u. a. mit Tex­t en von Bal­z ac und Du ­m as so­w ie Il­lu­stra­t io­nen von Da­u mier und Gavarni – mit 17 zu­sätz­l i­chen Pro­be­d rucken Dies ist die er­ste Aus­g a ­be der zwei­bän­d i­gen Co­médie ­humaine der klei­nen Leu­t e. Der bei­ge­bun­de­ne Pro­ spec­t us kün­d igt das Werk in der Tat an als eine „im­ men­se co­mé­d ie à cent actes di­vers, où les acte­u rs […] in­itiant ainsi le spectateur à tous sec­r ets de leur vie in­t i­me“; es zei­ge „Pa­r is avec ses mœurs, ses vices, ses idio­mes, ses plai­sirs et ses misères […] les ridicules et les folies des hab­itants“. Den er­sten Band ver­ faß­te Charles-Paul de Kock (1794 –1871), ei­ner der frucht ­bar­sten Schrift­stel­ler sei­ner Zeit, ein „pe­t it maître, mais un maître à sa man­ière“ [Talv­a rt/Place X, 256]. Der zwei­t e Band ent­h ält 16 Es­says ver­schie­ de­ner Au­t o­r en, dar ­u n­t er die bei­den um ­fang ­r ei­chen Bei­t rä ­ge Mo­n o­g ra­phie de la pres­se pa­r i­si­enne [II , S. 129 – 208] von Honoré de Bal­z ac und Fi­lles, loret­tes et court­i sanes [II , S. 315 – 396] von Alex­a n­d re Du­m as. Nur der zwei­te Band ent­h ält Ta­feln, dem er­sten wur­den sie erst in der Deuxième édit­ion, aug­m ent­ée


de 12 des­sins nouveaux tirés hors tex­te bei­ge­ge­ben. Das Werk ent­h ält al­lein 58 Holz­schnit­t e von Da­u mier im Erst­d ruck, der sich hier als „voll­en­de­t er Im­pres­sio­ nist“ [Rümann 176] er­weist. Bil­der und Tex­t e hal­t en sich in ih­r er Be­deu­t ung die ­Wa­a ge: „Cette ouv ­r a­ge mérite d’être recherché, autant à cause de son tex­t e qu’à cause des ses illustrat­ions“, schreibt Lacombe, ähn­l ich wür­d igt Car ­t er­et ein „ouv ­r a­ge très im­port­ ant et rem­a rquable par la bel­le pléï­ade de litté­r a­t e­ urs et d’ar­t ist­es de la péri­ode ro­m an­t ique qui y ont col­l a­boré“. Das Werk sei „très difficile à ren­contrer par­fait avec ses co­u vertures“ [ebd.] – ge­n au so liegt es vor uns, ein­schließ­lich den Zu­g a­ben ei­nes ein­ ge­bun­de­nen zwei­s ei­t i­g en Ver­l ags­pro­spekts mit zwei Il­lu­stra­t io­nen so­w ie von 17 Pro­be­d rucken zu Il ­lu­stra­t io­nen des zwei­t en Ban­des. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V, 98 (Da­u bigny), V I , 88 (Émy), V II , 65, Nr. 204 (Gavarni), und X, 106, Nr. 757 (Mon­n ier); Bouvy 644 – 701; Brivois 184 ff.; Car ­t er­et III , 278 ff. (mit Um­s chlag-Abb.); Hi­ler 388; Lach­è vre I, 192 f.; Lacombe 880; Lon­c hamp II , 189; Oster­ wal­der 33, 289, 291, 343, 1065; Rahir 447; Rümann, Da­u mier 40; Rümann 168 und 188; San­der 314; Talv­a rt/Place X, 268; Vica ­i re III , 1096 ff., und I V, 722; zu Kock vgl. Hoefer 27, 943 ff.




Mit al­len Lie­fe­r ungs­um­schlä­gen 361 Kug­ler, Franz. Ge­schich­te Fried­richs des Grossen. ­G e­schrie­ben von Franz Kug­ler. Ge­zeich­net von Adolph Menzel. Leip­zig, Ver­lag der J. J. We­ber’schen Buch­ hand­lung, 1840 [– 1842]. Il­lu ­strier­ter Ti­tel, Front­i spiz, 376 Text­ab­bil­dun­gen, al­ les in Holz­schnitt. 1 Bl., 625 S., 1 Bl. (In­h alt), S. [V]-VIII („Den Freun­den des Va­ter­lan­des“), VIII S., 1 Bl. ( Ver­ lags­an­zei­gen), 1 Blätt­chen („Zur Nach­r icht“). – So kom­ plett. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart, un­be­schnit­ten (266 x 170 mm). Lang­ge­n arb­ter mit­tel­brau­n er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf zwi­schen dop­pel­ten Gold­f ileten in Blind­prä­g ung ger­autete Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und rei­cher or­na­men­ta­ler Ver­g ol­dung in drei­fa­chem Fi­let­en­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­mo­ rier­ten Vor­sät­zen und 20 nach­ge­bun­de­nen il­lu ­strier­ten Lie­fe­r ungs­um ­schlä­gen, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­ so si­g niert „Mer­ci­er Sr de Cuzin“ . „Fried­r ich über al­les“: Adolph Menzels be­r ühm­t e­stes Werk, zu­gleich der „ent ­schei­dende Wen­de­punkt in der Ge­schich­t e des deut ­schen Holz­schnit­t es“ Fried­r ich der Gro­ße ist durch die­ses Buch für die Nach­welt erst po­pu­lär, der jun­ge Zeich­ner Adolph Menzel welt­b e­r ühmt ge­wor­den. Das Werk selbst steht „in der Ge­ s chich­ t e der deut­ s chen Buch­ il­lu­stra­t i­on an der Spit­z e“ und wur­de „von kei­nem Buch vor­her oder nach­her über­trof­fen“ [Rümann 322]. Zu Lau­ r ent de l’Ard­ è ches Histo­ire de l’empereur Na­poléon von 1839 [vgl. Nr. 386 ff.], die J. J. We­ber 1841 in deut­scher Spra­che her­aus­brach­t e, plan­t e der Leip­z i­ger Ver­le­ger ein deut­sches Ge­gen­stück – in ei­ner Zeit, in der Fried­r ich II . von Preu­ßen sich durch­aus „nicht all­ge­mei­ner Sym­pa­t hi­en er ­f reu­t e“ [Rümann 326]. Es fehl­t e eine grif ­fi­ge bio­g ra­phi­sche Ge­samt­d ar­stel­lung, und mit die­ser be­auf ­t rag ­t e We­ ber an­läß­l ich der 100. Wie­der­kehr der Thron­be­stei­ gung Fried ­r ichs II . den Hi­sto­r i­ker und Kunst ­h i­sto­ ri­ker Franz Kug­ler (1808 –1858). Der Au­t or gab eine „sy­ste­m a­t isch-sach­l i­che Schil­de­r ung des ge­schicht­ li­chen Ab­laufs“ [NDB], wo­bei „die schlich­t e An­muth sei­ner Er­z äh­lung, die pa­t rio­t i­sche Wär ­me […] und der fei­ne Tact, mit dem er Geist und Cha­r ak­t er des gro­ß en Kö­n igs so tref ­fend zeich­ne­t e“, be­w irk­t e, daß die Ge­schich­te Fried­r ichs des Gros­sen „ein Volks­ buch von star­ker und nach­h al­t i­ger Zug­k raft“ [ADB] wer­den konn­t e.

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Auch in der äu­ße­r en Ge­stalt soll­te das Buch der Histo­ire de l’empereur Na­poléon mög­l ichst ähn­l ich wer­den – vom For­m at über den Satz­spie­gel bis hin zur An­ord­nung des Bild­m a­t e­r i­a ls und zu der dop­ pel­t en Ein­fas­sungs­l i­n ie um den Text. Doch der Ver­ le­ger rech ­ne­t e nicht mit der künst ­le­r i­schen Ei­gen­ wil­l ig­keit des von ihm be­auf­t rag­t en Adolph Menzel (1815 –1905), der sich vol­ler En­thu­si­a s­mus auf die Auf­g a­be warf, die ihn für drei Jah­r e be­schäf­t i­gen soll­te: „Fried­r ich über Al­les! Mich hat nicht bald was so ge­g rif­fen. Der Stoff ist so reich, so in­t er­es­ sant, so groß­a r­t ig“ und „so ma­le­r isch“ [Menzel, zit. nach Rümann 322], schwärm­t e der jun­ge Zeich­ner – sei­ne „er ­fi nd­en­de Lie­be“ ließ sich da­von zu ei­ner „Fül­le und Frucht ­bar­keit“ an­r e­gen, die „schlecht­ hin ein­z ig“ [Scheff­ler 126] da­steht und das Vor­bild Horace Vernets weit hin­ter sich läßt. Ar­thur Rümann er­blick­t e in den Zeich­nun­gen „nichts Fran­ zö­si­sches mehr, hier se­hen wir Menzel in sei­ner Voll­en­dung“ [Rümann 325]. Kom­men die Dar­stel­ lun­gen ei­ner­seits „mit ei­ner ro­ko­ko­h af ­t en Hei­t er­ keit und Gra­z ie“ [Scheff­ler 120] da­her, die sich ganz auf die friderizia­n i­sche Epo­che ein­stellt, so prägt sie zu­gleich „ein sehr per­sön­li­cher Stil mit al­len Merk ­m a ­len des bür­ger­l i­chen Rea ­l is­mus im neun­ zehn­t en Jahr­hun­dert“ [ebd. 121]. Karl Scheff­ler er­ kennt in Menzels in­d i­v i­du­el­lem „Spiel vol­ler An ­mut und oft vol­ler Iro­n ie“ zu­gleich „das gei­stig, das ewig Ak­t u­el­le“ [Scheff­l er 124]. Auch über die Text­vor­la­ge ging Menzel weit hin­aus. Er gibt nicht ein­fach das Er­z ähl­t e wie­der, son­dern sucht eine rea ­l i­sti­sche „un ­m it ­t el­ba ­r e An­schau­u ng“; er be­sich­t ig ­t e die ein ­z el ­nen Schau­plät ­z e, stu­d ier ­t e „in Mu­se­en und Ar­chi­ven Ob­jek­t e und Fak­t en, die Zeit und Sze­ne des Tex­t es ver­deut ­l i­chen kön­nen“ [Haus­we­dell/Voigt I, 135]. Über sei­ne Quel­len legt er in dem acht­sei­t i­gen Hi­sto­r i­sche[n] Nach­weis zur Ver­stän­di­g ung ei­ni­ger Il­lu ­stra­t io­n en (hier am Ende des Bu­ches) sel­ber Re­chen­schaft ab. Doch er­starrt das Hi­sto­r i­sche nicht in trocke­nem Po­si­t i­v is­mus; im Ge­gen­t eil: „Die klei­ne Bei­l äu ­fi g­ keit als es­sen­t i­el­les Cha ­r ak­t e­r i­sti­k um, das at ­t rak­ ti­ve De­t ail, oder die op­t i­sche Ein­d ring­l ich ­keit, die von ei­ner un­ge­wohn­t en Wei­se des Er­blickens der Din­ge ge­won­nen wer­den kann“ [Haus­we­dell/Voigt I, 136], über­h aupt die „Kraft der fak­tisch ge­treu­ en ‚Ver­g e­g en­w är ­t i­g ung‘ auch des Ver­g an­g e­nen“ [ebd.], ge­ben den Il­lu­stra­t io­nen ih ­r en spe­z i ­fi­schen Cha ­r ak­t er, in dem „hi­sto­r i­sche Treue und höch­ste künst ­le­r i­sche Lei­stung ohne ge­gen­sei­t i­ge Be­ein­ träch­t i­g ung ver­eint“ [Rümann 324] sind.

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Nicht nur „ei­nen Auf­stieg, son­dern ei­nen ent­schei­ den­den Wen­de­punkt“ [Thieme/Becker] be­deu­t et das Werk auch für die Ge­schich­te des deut­schen Holz­schnit ­t es. Die Ab­h än­g ig­keit von dem fran­z ö­ si­schen Vor­bild war zu­n ächst eine ganz di­rek­te, in­dem der Ver­le­ger Pa ­r i­ser Werk­stät ­t en mit den Holz­schnit ­t en be­auf ­t ragt hat ­t e. De­r en Holz­schnei­ der „ver­d ar­ben“ al­ler­d ings Menzels in­d i­v i­dua ­l i­sti­ sche Fe­der ­z eich ­nun­gen, in­dem sie die­se sche­m a­ tisch „in ihre ge­wohn­te Tech­n ik über­setz­ten und sei ­nen An ­lei­t un­gen zum Fak ­si ­m i ­le­schnitt zu ­n ächst mit über­le­g e­ner Re­s er ­ve wi­der­stan­den“ [Bock, S. 285]. En­er­g isch ver­wahr­t e sich Menzel ge­gen die „schlin­gel­h af­t e Miß­h and­lung mei­ner Zeich­nun­gen“ durch die „Monsie­u rs“ [zit. nach Scheff­ler 118] und be­g ann, mit Fried­r ich Un­z el­m ann (1797 –1854), Edu­ a rd Kretzschmar (1807 –1858), Al­ b ert Vo­ g el (1814 –1886) und Otto Vo­gel (1816 –1851) in Deutsch­ land eine ei­ge­ne Rie­ge von Holz­schnei­dern her­a n­ zu­bil­den, die er „mit al­ler Schär­fe zum Ge­hor­sam ge­gen den Zeich­ner er­z og“ [Rümann 326]. Da­durch ver­ä n­der­t e er von Grund auf die Tech­n ik der Holz­ schnitt-Il­lu­stra­t i­on vom „al­t en sche­m a­t i­sie­r en­den Li ­n i­en­schnitt“ hin zu ei ­ner „der Ra­d ie­r ung ver­ wand­t e[n], mit we­s ent ­l ich ma ­le­r i­s chen Mit ­t eln“

ar­b ei­t en­den Tech ­n ik fei ­ner le­b en­d i­g er Stri­c he­ lung, die „auf das getreue­ste die in­d i­v i­du­el­le Art des Zeich­ners spie­gelt“ [Thieme/Becker] und zu­ gleich dem auf ­kom ­men­den Rea ­l is­mus ge­r echt wird. Die er ­folg ­r ei­c he Eman­z i­p a­t i­on von dem fran­ zö­si­s chen Vor­bild und die ent­spre­chen­de Wert­ schät­z ung im Nach­bar­land spie­gelt sich in un­se­ rem Ex­em­plar auch dar­in, daß es sei­ner­seits nach Frank­reich ex­p or­tiert wur­de und von dem Pa­r i­ ser Mei­ster­buch­bin­der Émile Mer­ci­er (1855 –1910) mit al ­len 20 il ­lu­strier ­t en Lie­fe­r ungs­u m­s chlä ­g en [vgl. Bock 427] ge­bun­den wur­de. Im 20. Jahr­hun­ dert ge­lang­t e es in die be­deu­t en­de Samm­lung von An­t oine Vau­t ier. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris von A[ntoine] Vau­t ier auf dem Spie­gel (des­sen Auk­ti­on I, 1971, Nr. 96: frs. 2.900), dar ­u n­t er Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: A DB 17, 310 f.; Bil­der­wel­ten 245 f.; Bock 427, 428, 430 – 815; Borst 1950; Brun­siek, S. 35; Car­t er­et III , 343 f.; Haus­ we­dell/ Voigt I, 133 ff.; Hayn/Go­t en­dorf II , 451 f.; NDB 13, 245; Oster­w al­der 687; Rümann 322 – 326; Rümann, 19. Jh. 1359; Scheff­ler 115 –130; Thieme/Becker 24, 40 0; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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Hen­r i Beral­dis Ex­em­plar der sel­t e­ne­r en Va­r i­a n­t e, im Verleger-Maroquineinband 362 Kug­ler, Franz. Ge­schich­te Fried­richs des Gros­sen. Ge­schrie­ben von Franz Kug­ler. Ge­zeich­net von Adolph Menzel. Leip­zig, Ver­lag von J. J. We­ber, 1842. Il­lu ­strier­ter Ti­tel, Front­i spiz mit alt­r o­sa­far­be­n em Sei­ den­vor­satz, 374 Text­ab­bil­dun­gen, al­les in Holz­schnitt. 2 Bl., S. [V]-VIII („Den Freun­den des Va­ter­l an­des“), 1 Bl. (In­h alt), 625 S., VIII S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart (250 x 160 mm). Ro­ter Ma­r o­quin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, um­ge­ ben von rei­cher or­n a­m en­ta­ler und flora­ler Gold­prä­g ung, gold­ge­präg­te Deckel­plat­ten mit fet­tem Fi­let­en­rah­m en, gro­ßen Eckfleurons und preu­ßi­schem Ad­ler (vorn) bzw. Lö­wen­fell (hin­ten), dar­in je­weils die In­itia­len „F. R.“ , je­weils si­g niert „A. M.“ , mit Vor­sät­zen aus wei­ßem Moi­ ré­pa­pier und Ganz­g old­schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­satz mit Buch­bin­der­eti­k ett von C. W. Vogl, in mit Filz aus­ge­ schla­ge­nem Papp­schu­ber mit ro­ten Le­der­k an­ten (vor­de­ rer In­nen­falz ein­ge­r is­sen, strecken­wei­se leicht ge­bräunt, S. 427 f. in ei­ner Ecke mit Stock­f leck). Va ­r i­a n­t e der er­sten Aus­g a ­be, in ei­nem un­er­hört fri­schen Lu ­x us-Ver­le­ger­ein ­band der Zeit Die er­s te Aus­g a ­b e der Kug­l er-/Menzelschen Ge­schich­te Fried­r ichs des Gros­sen liegt hier in der sel­ te­ne­r en Va ­r i­a n­t e mit dem Er­schei­nungs­jahr 1842 vor, in der zwei Il­lu­stra­tio­nen [Bock 472 und 473] auf Ver­l an­gen des preu­ßi­schen Hofs „we­gen An­stö­ ßig­keit“ [Rümann 326] ent­fernt wer­den muß­t en. An ih­r er Stel­le wur­de zu­sätz­l i­cher Text im Um­fang von

ei­ner Druck­sei­t e auf S. 43 f. ein­ge­f ügt („Über­h aupt […] ge­ko­stet hat“), der im an­de­r en Teil der Auf­lage­ fehlt. Dar­i n wird der säch­sisch-pol­n i­sche Monarch Au­g ust der Star­ke im Ge­gen­satz zu Fried­r ich Wil­ helm von Preu­ßen mit kri­ti­scher Di­stanz als aus­ schwei­fend und prunk ­l ie­b end cha ­r ak­t e­r i­siert. Eben­d ies hät ­t e Menzels ent ­f al­le­ne Zeich­nung Kö­nig Au­g ust II. von Po­len zeigt sei­nen Ber­li­ner Gä­sten bei ei­nem Mas­k en­fest eine ver­f üh­re­r i­sche Dame of­fen­ bar zu di­r ekt und ‚ver­f üh­r e­r isch‘ in Sze­ne ge­setzt. Der zen­sie­r en­de Ein­g riff be­schränkt sich auf die Sei­t en 43 – 45; auf al­len üb­r i­gen ist der Satz­spie­gel in bei­den Druck ­va ­r i­a n­t en iden­t isch. Der wie neu er­h al­t e­ne zeit ­g e­nös­si­s che Ein­band des Ber­li­ner Hof­buch­bin­ders C. W. Vogl in ro­tem Ma ­r o­q uin mit gold­ge­präg ­t en Deckel­plat ­t en zeigt Mo­t i­ve Adolph Menzels (Si­g na­t ur „A. M.“): vorn den preu­ßi­schen Kö­n igs­ad­ler, hin­t en ein Lö­wen­fell und die Keu­len des Her­k u­les, je­weils mit den In­itia­len „F. R.“ für Fridericus Rex. Un­ser Ex­em­plar des an sich in Frank­r eich we­n ig be­k ann­t en Bu­ches stammt aus dem Be­sitz des fran­z ö­si­schen Bi­blio­phi­len und Au­t ors Hen­r i Beraldi (1849 –1931). Pro­ve­n i­enz: Auf ei­nem Vor­blatt von al­ter Hand in Tin­t e: „Mein lie­ber Ar­t hur“. – Auf dem flie­gen­den Vor­satz gold­ge­präg ­t es Ex ­l i­bris von Hen­r i Beraldi, des­sen Auk­t i­on III , 1934, Nr. 249: frs. 960 (Ta­fel nach S. 106). – Dar ­u n­t er Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann.

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Ex­em­plar von An­dré Villet 363 La Bédollierre, Émile, de. Les in­du­strie­l s. Métiers et pro­fess­ions en France. Avec cent [!] des­sins par Hen­r y Mon­nier. Pa­r is, Librairie de Mme Vve Lou­i s Ja­net, 1842. 30 Ta­feln in Holz­schnitt, 59 Text­holz­schnit­te. 2 Bl., IV S., 231 S. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (242 x 155 mm). Lang­ge­ narb­ter dun­k el­brau­n er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem und -ge­rahm­tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung in fet­tem Gold­rah­m en in den üb­r i­gen Kompartim­en­ten, mit dop­pel­ten, fet­ten und ma­ge­ren Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­z en und ein­g e­bun­d e­ nem, il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag, auf dem flie­gen­ den Vor­satz ver­so si­g niert „[V]. Cham­ps“ (S. 7 f. mit un­ schein­bar ge­schlos­se­nem Rand­ein­r iß, am Schluß ei­ni­ge Bl. schwach braun­f leckig).

Er­ste Aus­g a ­be, mit 89 Il­lu­stra­t io­nen von Hen ­r i Mon ­n ier Der Schrift­stel­ler und Jour­n a­l ist Émile Gigault de La Bédollière (1812 –1883) stellt in die­sem „ouv­ ra­g e très documenta ­i re, bien illu­stré“ [Car ­t er­et] das länd ­l i­che wie städ­t i­sche Klein- und flie­gen­de Ge­ wer­ b e zur Mit­ t e des 19. Jahr­ hun­ derts vor: Fi­scher, Gärt ­ner, Hir ­t en, Schlach­t er, Markt ­h änd­ler, Mau ­r er, Stra ­ßen ­keh ­r er, Wä­sche­r in ­nen, Was­ser ­t rä­ ger, Kö­che, Kut ­scher, Koh ­len ­h änd ­ler, Schwei­z er­ gar­d i­sten, Sche­r en­schlei­fer, Lam­pen­a n­z ün­der etc. Die 30 Ta­feln zei­gen Por­traits von Ver­tre­tern der vor­ge­stell­t en Ge­wer­be, ge­z eich­net von Hen­r i Mon­ nier (1799 [wohl nicht: 1805] – 1877), der als „scharf be­ob­ach­t en­der Sit ­t en­schil­de­r er und Chro­n ist der Re­stau­r a­t i­on“ [Thieme/Becker] gilt. Die ins­g e­ samt 89 – nicht wie auf dem Ti­tel sum­m a­r isch ge­ nannt und von ei­n i­gen Bi­blio­g ra­phen un­k ri­t isch

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wie­der­holt: 100 – Holz­schnit ­t e wur­den aus­ge­f ührt von Bara, Baulant, Birouste, Chevauchet, Gér­a rd, Montig­neul, Tami­sier u. a. – ein „ouv­r a­ge très bien exé­cuté, l’une des meill­eu­r es illustrat ­ions d’Hen­r y Mon­n ier“ [Brivois]. Das un­be­schnit­t en im Ein­band von V. Cham­ps vor­ lie­gen­de Ex­em­plar der er­sten Aus­g a ­be ent ­h ält auch den Ori­g i­n al-Um­schlag in der sel­t e­ne­r en Va ­r i­a n­t e mit dem Ver­le­ger ­n a ­men „Alp­honse Pi­goreau“ und ei­ner Vi­g net ­t e mit der Dar­stel­lung zwei­er Pfer­de in ei­nem Stall. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel die gold­ge­präg ­t en Ex­ Li­bris von An­d ré Villet und L. Dousse. Li­te­r a­tur: Beraldi X, 106, Nr. 740; Brivois 224 f.; Car­ter­et III , 344 f.; Es­c offier 1519; Hi­ler 514; Lacombe 890; Lip­p er­hei­de 236, Fc 41; Lon­c hamp II , 248 (mit fal­s chem Jahr); Oster­w al­der 707; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 486; Rahir 479; San­der 389; Thieme/ Becker 25, 69; Vica­i re I V, 730 f.

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Tel que paru 364 La Bédollierre, Émile, de. Les in­du­strie­l s. Métiers et pro­fess­ions en France. Avec cent [!] des­sins par Hen­r y Mon­nier. Pa­r is, Librairie de Mme Vve Lou­i s Ja­net, 1842. 30 Ta­feln in Holz­schnitt, 59 Text­holz­schnit­te. 2 Bl., I V S., 231 S. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (245 x 159 mm). Il­lu ­strier­te Ori­g i­n al-Bro­schur (durch­ge­hend schwach stock­f leckig). Un­ser zwei­t es Ex­em­plar von Les in­du ­strie­l s prä ­sen­ tiert sich noch in dem Zu­stand, wie es vom Buch­ händ­ler er ­wor­ben wur­de: un­auf­ge­schnit ­t en und in der ori­g i ­n a ­len bonne co­uverture „très rare“ [Car­t er­et]

in der er­sten Va ­r i­a n­t e, ge­d ruckt auf gel­bem Pa­pier. Die Um­schlag ­i l ­lu­stra­t i­on wie­der­holt in mi ­n i ­m a ­ler Ver­k lei ­ne­r ung die des Front ­i spizes: Le Marc­h and de sta­t u­et­tes, der lau­t er täu­schend echt wir­ken­de Fi­g ür­ chen in ei­nem Ge­stell auf sei­nem Kopf aus­t rägt, ist zu­gleich eine net­t e An­spie­lung auf Au­t or und Il­lu­ stra­t or selbst, die ja ih­r er­seits ‚Fi­g u­r en‘ zu Markte tra ­gen. Li­te­r a­tur: Beraldi X, 106, Nr. 740; Brivois 224 f.; Car­ter­et III , 344 f.; Es­c offier 1519; Hi­ler 514; Lacombe 890; Lip­p er­hei­de 236, Fc 41; Lon­c hamp II , 248 (mit fal­s chem Jahr); Oster­w al­der 707; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 486; Rahir 479; San­der 389; Thieme/ Becker 25, 69; Vica­i re I V, 730 f.

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Mit 28 zu­sätz­l i­chen Pro­be­drucken auf Chi­na­pa­pier, aus den Samm­lun­gen Des­c amps-Scrive und Gavault 365 La Bédollierre [sic], Émile, de. Histo­ire de la mère Mi­chel et de son chat. Vi­g net­tes par Lo­ren­tz. [Le nouveau mag­a sin des enfants 11]. Pa­r is, J. Het­zel, 1846. Front­i spiz in Holz­schnitt, 85 Text­holz­schnit­te, zu ­sätz­ lich 29 Holz­schnit­te (da­von 1 doub­le­tt und lose) als Pro­be­drucke auf Chi­n a­pa­pier. 2 Bl., 101 S., 1 Bl. Ok­t av (198 x 132 mm). Lang­g e­n arb­ter nacht­blau­er Ma­r o­quin­band auf fünf brei­te, blind- und gold­ge­präg­ te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in Gold­f ileten­ rah­m en, die üb­r i­gen Rücken­fel­d er mit or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung in dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en, auf den Deckeln Rah­m en­werk aus drei dop­pel­ten Gold­f ileten­ rah­m en, der mitt­le­re mit Eckfleurons, mit dop­pel­ter Gold­f i­lete auf den Steh- und acht Gold­f ileten auf den In­n en­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­ gold­ schnitt über Témo­ ins, auf dem Spie­ g el si­ g niert „G. Mer­ci­er Sr. de de son père – 1914“ (flie­gen­de Vor­sät­ ze mi­ni­m al rand­ge­bräunt). Die­se er­ste Aus­g a­be der Ge­schich­t e über die Aben­ teu­er und glück ­l i­che Heim­kehr der Kat­z e Moum­outh von Émile Gigault de La Bédollière (1812 –1883) er­ schien in der Rei­he Le nouveau mag­a sin des enfants.

Das Werk ist durch­ge­hend mit ins­ge­samt 86 reiz­ vol­len Holz­schnit ­t en nach Al­cide Jo­seph Lo­r en­t z (1813 –1891) be­bil­dert. 28 Il­lu­stra­t io­nen lie­gen zu­ sätz­l ich als Pro­be­d rucke auf Chi­n a­pa­pier vor. Das hüb­sche Büch­lein stammt aus dem Be­sitz von René Des­c amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille an­s äs­si­g en In­du­stri­el­len und ne­b en Beraldi und Bart ­hou re­nom ­m ier ­t est­en Samm ­ler sei ­ner Zeit, und von Paul Gavault (1866 –1951), dem Di­ r ek­ tor des Théâtre de l’Odéon in Pa­r is. Den ele­g an­ten nacht ­blau­en Ganz­m a ­r o­q uin­band fer ­t ig ­t e Ge­org­e s Mer­ci­er (1885 –1939). Pro­ve­n i­enz: Auf ei­nem Vor­blatt das Ex ­l i­bris von René Des­c amps-Scrive (des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log II , Nr. 259: frs. 2.400). – Dar­u n­ter Ex­li­bris von Paul Gavault (des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log IV, 1951, Nr. 1409: frs. 32.500!). Li­t e­r a­t ur: Beraldi IX , 190; Brivois 225 (mit fal­s cher Kol­l a­t i­on); Car ­t er­et III , 345 und 447: die­s es Ex­e m­plar!; vgl. Gumuchian 3535 (spä­t e­r e Ausg.); Oster ­w al­der 639; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 487; San­der 388 (mit fal­s cher Kol ­l a­t i­on); Vica ­i re I V, 731, und V I , 229.

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Ex­em­plar von Vic­t or Mer­ci­er 366 Labor­de, Alex­a n­dre co­mte de. Ver­sailles an­cien et mo­der­n e. Pa­r is, A. Éve­rat et co­m pag­nie, 1839 [auf dem Um­schlag: 1841]. 1 Kar­te, etwa 600 Text­holz­schnit­te, da­von ei­ni­ge ganz­ sei­t ig, ei­ni­ge in vor­ge­se­he­nen Holz­schnitt­rah­m en mon­ tiert, dar­un­ter meh­re­re Grund­r is­se. 516 S.; 8 Bl. (Pro­ spekt und Pro­be­drucke). Quart, un­be­schnit­ten (273 x 175 mm). Grob­ge­n arb­ter dun­k el­brau­n er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf mit drei­ fa­chen Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und flora­ler Blind­prä­g ung in den üb­r i­gen Kompartim­en­ten, mit Blind­f ileten auf den Deckeln, mar­ mo­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­n em, il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „V. Cham­ps“ . Al­les über Ver­sailles – mit Hun­der ­t en von Ab­bil­dun­gen Der Di­plo­m at und Po­l i­t i­ker Alex­a n­d re-Lou­i sJo­ s eph co­ mte de Labor­ de (1774 –1842) war der Ver ­fas­ser die­ser „bel­le pu ­blic­at ­ion sur Ver­sailles“ [Car ­t er­et], die hi­sto­r i­sches Hand­buch und Kunst­ füh­r er in ei­nem ist. Ge­schrie­ben für den Bür­ger wie den Be­a m­t en, den Sol­d a­t en wie den Kunst­f reund, han­delt sie über das Schloß und sei­ne Gär­t en, Aus­ stat ­t ung und Kunst­schät­z e, hi­sto­r i­sche Be­woh­ner und Ak­t eu­r e. Das Buch ist durch­ge­hend mit ei­ner Viel­z ahl un­ ter­schied ­l ich­ster Holz­schnit ­t e von Vic­t or Adam, Au­brey, Fran­çois Jules Co­l lig ­non, Charles Fran­çois Da­u bigny, Fran­çois Lou­i s Français, Jo­seph Lou­i s Tri­mo­let, Horace Vernet, Émile Wattier u. a. il­lu­ striert. Die auf dem Um­schlag ge­n ann­te Zahl von „plus de 800 gra­v ur­es“ wird aber auch bei groß­z ü­ gig­ster Zähl­wei­se und un­t er Ein­schluß der blo­ßen Schmuck ­i n ­itia ­len nicht er ­r eicht. Drei Zeich ­nun­ gen (2 si­g niert, 1 un­si­g niert) stam­men von Honoré Da­u mier. Vier für mon­t ier ­t e Ab­bil­dun­gen vor­ge­se­ he­ne Plät­ze sind in der ge­sam­t en Auf­l a­ge leer ge­blie­ ben, schon Brivois mein­t e, „cette lacune n’empêche pas ce livre d’être des plus rem­a rquables, co­m me il ­lu­stra­t i­on et co­m me exé­cut ­ion“. Die Kar­ t e zeigt die Stra­ ß en von Pa­ r is nach Ver­sailles. Der ein­ge­bun­de­ne Um­schlag liegt in der

Va ­r i­a n­t e mit Ver­lags­a n­g a ­be „chez Gav­a rd“ und dem Jahr „1841“ vor; ein Pro­spekt und Pro­be­d rucke von Ab­bil­dungs­sei­t en, ins­ge­s amt 8 Blatt, sind gleich­ falls ein­ge­bun­den. Das Buch ist un­be­schnit ­t en und ta­del­los im Ein­band von Vic­t or Cham­ps er­h al­t en. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­g el des er­sten Ban­des das far­big il­lu­strier ­t e Ex ­l i­bris von Vic­t or Mer­cier­ (1853 –1931), dem Prä­ si­ den­ t en der „So­ c iété des amis des Livres“, mit des­sen De­v i­se „Libro­r um flos illiba­t us“ (nicht in des­sen Ka­t a ­lo­gen 1937). Li­t e­r a­t ur: Bouvy 312 – 314; Brivois 226; Car ­t er­e t III , 346 f.; Dollin­g er D. 268; Gra­e s­s e I V, 58 („1840“); Hoefer 28, 388; Oster­ wal­der 33, 255, 388, 1087 und 1116; Ray II , 300; Rümann, Da­ umier 52; San­der 392; Vica­i re I V, 755 f.

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La Bruyère, il­lu­striert 367 La Bruyère, [Jean de]. Les ca­ractères ou les mœurs de ce siècle. Sui­vis du dis­c o­urs à l’Académie et de la traduct­ion de Théoph­ra­ste. Pa­r is, Belin-Leprieur, 1845. 26 Ta­feln avant la lettre auf Chi­n a­pa­pier, auf­k a­schiert auf star­k es Ve­lin­pa­pier, etwa 130 Text­holz­schnit­te (dar­ un­ter eine Rei­h e Zier­in­itia­len). 3 Bl., XXVI S., 1 Bl., 488 S. Quart, un­be­schnit­ten (268 x 171 mm). Hell­brau­ner Halb­ kalb­le­der­band auf fünf gold ­schraf­f ier­te Bünde, mit rot­ brau­n em, gold­g e­präg­tem Rücken ­schild und rei­c her Gold­ornamentik in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ten, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­ nem, il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­ rücken), ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ . Un­be­schnit ­t en und mit ori­g i­n a ­lem Um­schlag Die Ca­ractères von Jean de La Bruyère (1645 –1696), ein „Haupt­werk der frz. Mo­r a­l ist­i k“, das „die Kunst des lit. Por ­t räts zum Hö­he­punkt“ [En­g el­h ardt/ Rol­off ] führ­te, gin­g en aus der Über­set­zung der Cha­rak­te­re des Theo­ph­rast (4. Jh. vor Chr.) her­ vor und er­schie­nen zu­erst 1688. In jähr­lich ein­ an­der fol­gen­den Neu­auf­l a­gen wur­de das Werk um La Bruyères ei­g e­ne so­z i­a l ­k ri­t i­sche Por ­t raits und Ma ­x i ­men er ­wei­t ert, die ein über­aus le­b en­d i­g es, kri­t i­sches Bild der zeit ­ge­nös­si­schen Pa ­r i­ser Ge­sell­ schaft und der Aus­w üch­se des Ab­so­lu­t is­mus ver­ mit­teln – frei­lich noch nicht aus ei­ner re­vo­lu­tio­ nä ­r en, son­dern aus ei­ner wert ­kon­s er ­va­t i­ven, an christ ­l ich-bür­ger­l i­chen und an­t ik-phi ­lo­so­phi­schen Idea ­len ori­en­t ier ­t en Hal­t ung. Die Leh ­r en sei ­ner Vor­läu­fer La Roch­efoucauld, Pas­c al und Montaigne de­mon­strier ­t e La Bruyère ge­w is­ser ­m a ­ßen ‚am Ob­jekt‘ der ver­schie­de­nen Cha ­r ak­t er ­t y ­p en: „der geld­g ie­r i­g e Fi­n anz­m ann, der ehr­g ei­z i­g e Li­t e­r at, der mon­d ä ­ne Geist ­l i­che, der Par ­ve­nü, der frömmlerische Heuch ­ler, der Schön­geist, der ef ­fe­m i­n ier ­t e Nar­z iß, der Zer­streu­t e“ [Haupt ­wer­ke 134]. In­so­fern eig­ne­te sich das Werk be­stens zur Il­lu­ stra­t i­on; die über 150 Zeich­nun­gen stam­men über­ wie­gend von Oct­ave Pen­g uilly (1811 –1870), fer­ner von Jules Da­v id und Grandville (6 Ta­feln). Ste­cher wa­r en A. Beug­uelet, Vic­tor Chevin, Hen­r i Théo­ phile Hi­ldi­brand und Fran­ç ois Rouget. Un­s e­r er

il­lu­strier ­t en Aus­g a ­be vor­a n­ge­stellt ist eine an­onyme ­Not­ice sur La Bruyère, die von Charles-Au­ g u­ stin Sainte-Beuve ver ­faßt wur­de. Das Buch in ei­nem de­ko­r a­t i­ven Halb­k alb­le­der­band von Vic­t or Cham­ps ist un­be­schnit­t en und mit dem ein­ge­bun­de­nen Ori­g i ­n al-Um­schlag ta­del­los er­h al­ ten. Pro­ve­n i­enz: An­d ré Tissot-Du­pont (des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 280). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 222, Nr. 35 (Grandville); Brivois 226 f.; Car­t er­e t III , 348 f.; En­ g el­ h ardt/Rol­ o ff I, 187 f. (Er­ s tausg.); Oster ­w al­der 293 und 814; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 501; Ren­ onciat 287 f.; San­der 393; Vica­i re I V, 786 f.

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Vier Phy­sio­lo­g ies mit Holz­schnit­t en nach Lac­oste 368 [Lac­oste, Pierre-Eugène]. Co­nst­a n­t in, Marc [d. i. Eugène Roch]. Phy­sio­lo­g ie de l’amant de cœur. [Auf dem Um­schlag:] Des­sins de E. Lac­oste. [Und:] [Guille­m in, Léon]. Phy­sio­lo­g ie du curé de camp­a gne. Illustrat­ions par MM. Lac­oste et Kolb. [Und:] Phy­sio­lo­ gie des bals de Pa­r is. Par Chic­ard et Baloc­h ard. Des­ sins par MM. Lac­oste et Kolb. [Und:] Phy­sio­lo­g ie du pa ­ra­pluie. Par Deux Coc­hers de Fi­acre. Zu­sam­m en 4 Bde. Pa­r is, Des­lo­ges, 1841 –1842. 19 Ab­bil­dun­gen. Und: 23 Ab­bil­dun­gen (da­von 2 wie­der­ holt). Und: 19 Ab­bil­dun­gen (da­von 1 wie­der­holt). Und: 23 Ab­bil­dun­gen (da­von 2 wie­der­holt), 9 il­lu ­strier­te und 3 or­n a­m en­ta­le In­itia­len so­wie 16 iden­t i­sche klei­ne Re­gen­ schirm-Vi­g net­ten. – Al­les in Holz­schnitt im Text. 118 S., 5 Bl. ( Ver­lags­an­zei­gen). Und: 111 S. Und: 128 S. Und: 110 S., 1 Bl. Klein-Ok­t av, seit­l ich und un­t en un­b e­s chnit­t en (140 x 90 mm). Brau­n e Halb­m a­r o­quin­bän­de auf glat­ te Rücken, je­weils mit gold­g e­präg­tem Rücken­l ängs­ti­tel in Gold­f ileten­rah­m en, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, mit ein­ge­bun­de­nem il­lu ­strier­ten gel­ben Ori­g i­n al-Um ­schlag und Kopf­g old ­schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ (durch­ge­h end et­was braun­f leckig, ei­ni­ge Bl. mit Rand­ein­r iß). Amü­san­t e Bänd­chen mit Zeich ­nun­gen von Pierre-Eugène Lac­oste Vier an­onym bzw. pseud­onym er­schie­ne­ne Phy­sio­lo­ gies lie­gen hier in er­ster Aus­g a­be vor, bei al­len war als Zeich ­ner der Gen ­r e­m a ­ler und Ko­stüm ­z eich ­ner Pierre-Eugène Lac­oste (1818 –1908) en­g a­g iert, bei zwei­en Carl Kolb, der 1845 nach Al­g ier aus­wan­derte. Hin­t er dem Pseud­onym des Ver­fas­sers der Phy­sio­lo­ gie de l’amant de cœur, Marc Co­n st ­a n­t in, ver­barg sich Eugène Roch [Wel­ler 124]; ne­ben Lac­oste lie­fer­te auch Eugène Forest ei­n i­ge Il­lu­stra­t io­nen.

Das sel­t e­ne, Lacombe und Vica ­i re un­b e­k ann­t e Büch­lein über den Land­pfar­r er schreibt Lhéri­tier Léon Guille­m in als Au­tor zu. Ein Holz­schnitt [S. 21] trägt die Si­g na­tur von Hen­r i Émy; Lhéri­tier nennt auch Vo­gel als Zeich­ner. Die Um­schlag­il­lu­ stra­ti­on wie­der­holt eine Ab­bil­dung von S. 29, die Ab­bil­dung ge­gen­ü ber dem Ti­t el eine von S. 53, die auf dem Ti­tel eine von S. 85. Neun wei­te­r e aus­ge­ schnit ­t e­ne Holz­schnitt-Il ­lu­stra­t io­nen, da­von vier aus Chevignés Co­ntes rémois, pas­send zur The­m a­t ik des Land­pfar ­r ers, lie­gen bei. Bei der Phy­sio­lo­g ie des bals de Pa­r is las­sen sich die Ver ­fas­ser ­pseud­ony ­me „Chic­a rd“ und „Baloc­h ard“, ge­wählt nach zwei Prot ­a go­n i­sten des Pa ­r i­ser Kar ­ne­ vals, nicht auf­lö­sen. Drei Zeich­nun­gen si­g nier­t e der auch hier nicht auf dem Ti­t el ge­n ann­t e Hen­r i Émy [S. 44, 45, 117]; Lhéri­t ier macht wie­der­u m Vo­gel als Zeich­ner nam ­h aft. Die Ab­bil­dun­gen des tan­z en­den Chic­ard von S. 96 und 97 wer­den auf dem Um­schlag und auf dem Ti­tel wie­der­holt. Auf zwei vor­ge­bun­ de­nen Blät ­t ern fin­den sich zwei mon­t ier ­t e Ab­bil­ dun­gen des Chic­ard nach Zeich­nun­gen von Gavarni, auf drei nach­ge­bun­de­nen Blät ­t ern drei aus­ge­l as­se­ ne Tanz­sze­nen, eben­falls nach Gavarni (da­von zwei in Holz­schnitt); ein lo­ses Blätt­chen zeigt das Tanz­ lo­k al Clo­se­r ie des Lilas nach ei ­ner Li­t ho­g ra­phie von Rivière. Auch der Ver­fas­ser der Phy­sio­lo­g ie du pa­ra­pluie ist nicht er­m it­t elt; Pierre-Eugène Lac­oste war hier der al­lei­n i­ge Il­lu­stra­t or. Die Ab­bil­dung von S. 41 wird auf Um­schlag und Ti­t el wie­der­holt, eine Ab­bil­dung von S. 76 fin­det sich noch­m als ge­gen­ü ber dem Ti­t el. Pro­ve­n i­enz: Aus der Bi­blio­t hek von Eugène Ja­cob. Li­t e­r a­t ur: Brivois 328 f.; Car ­t er­et III , 475 f., 480 und 488; Lacombe 742, 746 und 832; Lhéri­t ier 55, 64, 67 und 111; San­der 574; Vica ­i re V I , 588 f. und 609 f.; Phy­sio­l o­g ie du curé: nicht bei Lacombe und Vica­i re.

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Das Le­ben des Trobadors Ja­ufre Ru­del, ro­man­t i­siert von Gu­stave Doré 369 Lafon, Mary [d. i. Jean-Bern­a rd Lafon]. Les aven­t u­res du che­va­lier Ja­ufre et de la bel­le Brunis­sen­de. Traduites par Mary Lafon, illustrées de 20 bel­les gra­vur­e s par G. Doré. Pa­r is, Librairie nouv­el­le, 1856. 20 Holz­schnitt-Ta­feln, 8 Text­holz­schnit­te. XV S., 139 S., 1 Bl. (Tab­le), 1 wei­ßes Bl. Quart, seit­lich und un­ten un­be­schnit­ten (274 x 180 mm). Grob­g e­n arb­t er dun­k el­l i­l a Halb­m a­r o­quin­band auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel in Gold­f ileten­rah­m en und sechs­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­nem il­lu ­strier­ten und in Rot und Schwarz be­ druck­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) so­ wie Kopf­g old ­schnitt, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1927“ (Um­schlag et­was fleckig und mit klei­ne­ren Knick ­spu­ren). 20 Ta­feln nach Gu­stav Doré: sei­ne Ver­si­on der amor de lonh des Ja­u fre Ru­del Schwin­del­er ­r e­gen­de fel­si­ge Ab­g rün­de, kühn him­ mel­w ärts stre­b en­de Bur­g en, rit ­t er­l i­c he Kampf­ sze­nen in nächt­li­chem Dun­kel, ein To­ter in dra­ ma­t i­scher Be­leuch­t ung, Dra­chen, Rui ­nen, Ra ­b en und Eu­len, Ske­let ­t e und zucken­de Blit­z e, Gei­ster­


er­schei­nun­gen und eine Ein­sie­de­lei am Wald, das Min ­ne­l ied ei ­nes Trou ­ba­dours an eine Schö­ne auf dem Al­t an, bur­les­kes Fest ­t rei­ben un­t er ei­nem Tanz­ baum – vir­t u­os und ef­fekt­voll ruft Gu­stave Doré auf den 20 Ta ­feln zu die­ser Rit ­t er­er­z äh­lung sämt ­l i­che ro­m an­t i­schen Vor­stel­lun­gen vom Mit ­t el­a l­t er wach. Es ist dies die er­ste Aus­g a­be in der er­sten Va­r i­a n­ te, er­kenn­bar dar­a n, daß die Ta­feln Dorés Si­g na­ tur tra­gen. Aus­ge­f ührt wur­den sie von ei­ner gan­z en Rei ­he von Re­pro­duk­t i­ons­ste­chern, von Deghouy, Hi­ldi­brand, Ja ­hyer, Ja­t tiot, Laly, Measom, Pia­ud, Pi­san, Pier­don, Rouget und Sargent. Die Text­a b­ bil­dun­gen stam­men nicht von Doré. Erst kurz zu­vor war dem noch jun­gen Künst­ler nach sei­ner Mit ­a r­beit an Phil­ip­ons Jour­n al pour rire und der Ver­öf ­fent ­l i­chung meh ­r e­r er Li­t ho­g ra­phie-Al ­ben „mit sei­nen Il­lu­stra­t io­nen zu den Œuvres von Ra­be­ lais (1854) und zu Bal­z acs Co­ntes drôlatiques (1855) der Durch ­bruch als Buch ­i l ­lu­stra­t or“ [Bil­der ­wel­ ten 191] ge­lun­gen. Ge­r a­de in Bal­z acs Ge­schich­t en hat ­t e er „das Ge­heim ­n is­vol­le, Dä ­mo­n i­sche sei­ner Kind­heit“ [Rümann 199], die er in Straß­burg ver­ lebt hat ­t e, wie­der ­fi n­den kön ­nen: „Die en­gen Gas­sen der mit ­t el­a l­t er­l i­chen Stadt mit ih­r en go­t i­schen Gie­ beln und Tür­men, die phan­t a­sti­schen For­men am ehr ­w ür­d i­gen Mün­ster, dazu in der Nach­bar­schaft die dun­kel­r a­gen­den Wäl­der der Vo­ge­sen“ [Rümann 193].

Mög­l i­cher ­wei­se war da­durch auch der Ver­le­ger der Aven­t u­res du che­va­lier Ja­ufre et de la bel­le Brunis­sen­de auf Doré auf ­merk­sam ge­wor­den; die Il­lu­stra­t io­nen zu die­sem Werk sind von der glei­chen At­mo­sphä­ re durch­weht; viel­leicht auch da­durch ist die­sem „très bon livre“ [Car ­t er­et] we­n i­ger Auf ­merk­sam­keit durch die Re­z ep­t i­ons­ge­schich­t e zu­t eil ge­wor­den. So ent­g ing den Bi­blio­g ra­phen bis­her auch eine Be­ son­der­heit, die un­ser Ex­em­plar aus­zeich­net: Für die er­ste Aus­g a ­be ist le­d ig­l ich ein Ori­g i­n al-Um­schlag auf blau­em Pa­pier be­k annt [Leblanc 202] nicht je­ doch der uns­r i­ge auf beigem Pa­pier mit zwei­far­bi­ gem Druck in Rot und Schwarz. Ver­lags­a n­z ei­gen auf der Rück­sei­te deu­ten dar­auf hin, daß er tat­ säch­l ich zur vor­l ie­gen­den er­sten Aus­g a ­be ge­hört. Die gro­ß e Il­lu­stra­t i­on wie­der­holt das Mo­t iv der letz­t en Ta ­fel: Ein Rit ­t er­heer im Fah­nen ­meer über­ quert im Vor­der­g rund eine Zug­brücke und strebt über schein­bar end­lo­se Ser ­pen­t i­nen ei­ner auf senk­ rech­t en Fel­sen in den Him­mel ra­gen­den Burg zu – die Über­hö­hung und Her­oisierung des rit ­t er­l i­chen Mit ­t el­a l­t ers durch die Ro­m an­t ik ist al­lein in die­ser ei­nen Kom­po­si­t i­on wir­k ungs­voll ein­ge­fan­gen. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 38, Nr. 100; Brivois 273 f.; Car­ter­et III . 351 f.; Dézé 54; Leblanc 202 f.; Oster­w al­der 321; Rümann 200; San­der 464; Vica ­i re I V, 884.


Ex­em­plar Pi­xéré­court, R. Hoe und Lin­de­boom – auf Chi­na­pa­pier, im Resta­urat­ions-Ein­band von Thouvenin: ei­nes von sechs Ex­em­pla­r en 370 La Font­a ine, [Jean de]. Œuvres co­m plètes de La Font­aine. Ornées de tren­te vi­g net­tes des­sin­ées par Devé­r ia et gravées par Thompson. Pa­r is, A. Sau­te­let et Cie, 1826. 1 Ver­fas­ser­por­t rait in Stahl­stich auf Chi­n a­pa­pier, auf­ ka ­schiert auf Ve­lin­pa­pier, 3 S. ge­sto­che­n es Fak ­si­m i­le auf Chi­n a­pa­pier, 1 Ti­tel­vi­g net­te und 29 Kopf­vi­g net­ten in Holz­schnitt; zu ­sätz­lich 4 ge­sto­che­ne Ta­feln auf Chi­n a­ Pa­pier. 4 Bl., VIII S., 493, (3) zwei­spal­t i­ge S. Quart (255 x 157 mm). Lang­ge­n arb­ter ka ­sta­ni­en­brau­ ner Ma­r o­quin­band auf vier mit dop­pel­ten fet­ten Gold­ fileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­rahm­tem Rücken­ ti­tel und drei­fa­chen Gold­rah­m en (der äu­ße­re fett, der in­ne­re ab­ge­setzt) in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, auf den Deckeln au­ßen fet ­ter Gold­f ileten­rah­m en, dar­in Roll­ stem­pel-Blind­rah­m en mit Bo­gen­m o­t iv, dar­in vier Gold­ fileten­rah­m en mit gro­ßen Eckfleurons, zen­t ral in Blind­ prä­g ung um eine Kreis­form ein ve­ge­ta­bi­les Or­n a­m ent in

ge­streck­ter rau­ten­ähn­li­cher Form, mit Dent­el­le­bor­dü­re auf Steh- und In­n en­k an­ten und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­ zen, am Fuß si­g niert „Thouvenin“ , in mit Filz aus­ge­ schla­ge­n em Papp­schu­ber mit brau­n en Ma­r o­quin­k an­ ten (Schu­ber berie­ben, vor­de­res Vor­satz- und Vor­blatt fast lose, durch­ge­hend leicht, ge­le­gent­lich et­was stär­k er stock­f leckig). Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier, im Ein­band von Thouvenin: von gro­ßer Sel­t en ­heit Ist Jean de La Font­ a ine (1621 –1695) heu­ t e vor al­lem als Fa­b el­d ich­ter be­k annt, so hat er selbst sich, eben­so wie sei­ne Zeit ­ge­nos­sen, vor ­w ie­gend als Epi­ker ein­ge­schätzt [vgl. Jan 149]. Auch im 19. Jahr­ hun­dert er­schie­nen zahl ­r ei­che Werk ­aus­g a ­ben, die ne­ben den Fa ­beln auch die Er­z äh­lun­gen, Thea­t er­ stücke, Ge­d ich­t e und Brie­fe ent ­h iel­t en. Die vor­l ie­ gen­de wird ein­ge­lei­tet durch den Erst­d ruck von

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Honoré de Bal­z acs vier­sei­t i­ger Not­ice sur la vie de La Font­aine. Bal­z ac fir­m iert auf der Rück­sei­te des Vor­ti­tels als „éditeur-pro­priéta ­i re“ des Un­t er ­neh ­mens; in man­ chen Ex­em­pla­r en ist auf dem Ti­t el als Ver­lag statt „Sau­te­let“ auch „Baud­ouin frères“ ge­n annt [vgl. i re]. Ge­ d ruckt wur­ de das Buch „fort bien“ Vica­ [Brivois] von Rignoux. Eine 1836 er­s chie­ne­ne Not­ice de Livres Ra­res et Précieux im­primés sur pa­pier de Chine be­r ich­t et, daß sechs Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt wur­den, doch ver­schwan­den die­se so schnell aus dem Blick­ feld der Samm ­ler, daß das vor­l ie­gen­de Ex­em­plar be­r eits 1839 im Auk­t i­ons­k a­t a ­log von René Charles Guil­bert de Pi­xéré­court (1773 –1844) als „uni­q ue“ an­ge­z eigt wur­de, was noch Vica­i re und Car­t er­et für mit ­t ei ­lens­wert hiel­t en – an­schei ­nend tauch­t e kaum je ein wei­t e­r es Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier auf.

Ein prak­t i­scher Vor ­t eil des zar ­t en Chi­n a­pa­piers ist, daß La Fonta­i nes auf 500 zwei­spal­t i­gen Sei­t en ge­ druck­t es Œuvre in die­ser Form ein hand­l i­ches Buch er­g ibt; we­n i­ger aus­schlag­ge­bend ist die Pa­pier­q ua­ li­t ät für die eher zu­r ück­t re­t en­de Il­lu­stra­t i­on. Zum gra­phi­schen Ori­g i­n al­be­stand ge­hö­r en ne­ben dem – auf Ve­l in­pa­pier auf­ge­z o­ge­nen – Ver ­fas­ser ­por ­t rait, 1823 ge­sto­chen von Alex­a n­d re Mass­a rd [Sie­u rin 124, Nr. 37], 30 Vi­g net­ten, nach Zeich­nun­gen von Achille Devé­r ia in Holz ge­schnit­ten von Charles Thompson [Sie­u rin 109]. Ist das Bild­m a­te­r i­a l vom Um­fang her recht be­schei­den, so ist es um so be­deu­ ten­der und ge­r a­de­z u „cu­r ie­u se, co­m me étape de la Re­n ais­sance de la gra­v ure sur bois en France“ [Brivois]. We­n i­ge Jah­r e vor der brei­t en Durch­set­z ung des Holz­schnitts in der Buch­i l­lu­stra­t i­on ge­ben sich die zu den Text­a n­f än­gen ste­hen­den und in iden­t i­ sche Schmuck ­r ah ­men ge­faß­t en 29 Kopf ­v i­g net ­t en noch eher klas­si­z i­stisch; auch be­vor­z ug ­t e Achille

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Vers­er­z äh ­lung Le Fleuve Scam­an­dre, ge­z eich ­net von Alex­a n­d re Co­lin und ge­sto­chen von Lefèvre [ Sie­u rin 114], so­w ie schließ­l ich das von Co­l in ge­m al­ te und 1823 von Tony Johan­not ge­sto­che­ne Por­t rait der jun­gen Ma­d ame de la Sablière. Das un­ser Ex­em­plar individuali­sier­en­de Bild­m a­ te­r i­a l läßt auf ein ge­stei­ger ­t es per­sön ­l i­ches In­t er­ es­se des Be­sit­z ers am Au­tor schlie­ßen: War schon La Font ­a ine „sei­ne ei­ge­nen Wege ge­g an­gen, die ihn be­z üg­lich der Form und des Ge­h al­tes sei­ner Schöp­fun­g en von dem Ide­a l stren­g er Re­g el und Sit­te mit­u n­ter weit ent­fern­ten“ [Jan 149], und bil­ de­t e die „Ur­sprüng­l ich ­keit“ und „Un ­m it ­t el ­bar­keit“ sei­ner Fi­g u­r en ein „Ge­g en­g e­w icht zu der ho­hen Tra­gö­d ie“ [ebd. 152], so eta­blier­te René Charles Guil­bert de Pi­xéré­court als Thea­t er­au­t or, -re­g is­seur und -di­r ek­t or im frü­hen 19. Jahr­hun­dert sei­ner­seits ge­gen die Vor­herr­schaft des an­t i­ken Dra ­m as die neue, rea ­l i­sti­sche­r e Gat ­t ung des bür­ger­l i­chen Me­ lo­d rams und ge­wann da ­m it er­heb­l i­chen Ein ­fluß auf die Dra­m a­t ik von Honoré de Bal­z ac, Vic­tor Hugo, Alex­a n­d re Du­m as und Eugène Scribe wie auch auf die ge­sam­t e Thea­t er ­pra ­x is des 19. Jahr­hun­derts.

Devé­r ia (1800 –1857), der „vor al­lem in sei­ner Früh­ zeit zu den be­deu­t end­sten […] Il­lu­stra­to­r en ge­hör ­t e“, durch­aus „das Mo­d i­s che und Ele­g an­t e“ [Bil­der­ wel­ten 104]. Den Holz­schnei­der Charles Thompson hat­t e Didot 1816 nach Pa­r is ge­holt, und er war es, der „in­t roduisit en France la mét­ho­de an­glaise de gra­v ure sur bois deb­out et qui, pen­d ant dix ans (de 1817 à 1826), fut qua­si­ment le seul à Pa­r is“ [Blachon 252]. Der Erst ­b e­sit­z er un­se­r es Ex­em­plars, der Schrift­ stel­ler und be­r ühm­t e Samm­ler René Charles Guil­ bert de Pi ­xéré­c ourt, ließ vier zu­s ätz­l i­che Sti­che auf Chi­n a­pa­pier ein­bin­den: eine An­sicht von La Fonta­i nes Haus in Châ­t eau-Thierry, ge­z eich­net von Guénepin und ge­sto­chen von Lemaître 1820 [Sie­ urin 122], den Pro­b e­d ruck ei­nes Dop­p el­por ­t raits des vor­le­sen­den La Font­a ine und der Ma­d ame de Sablière von Devé­r ia, ge­sto­chen 1825 von Géraut [Sie­u rin 123, Nr. 12: „Joli“], ein Sze­nen­bild zu der

Der be­son­de­r e Wert, den Pi­xéré­court dem Buch bei­ maß, spie­gelt sich auch in dem schö­nen, blind- und gold­ge­präg ­t en Ein­band im Re­stau­r a­t i­ons­stil von Jo­seph Thouvenin (1790 –1834), dem „lea­d ing bin­ der of his epoch“. Für die­sen wie­der­u m be­z eugt der Band ein­m al mehr die „so­cial co­n nect­ions which he evi­dent­ly enjoyed and des­erved“ [Rams­den]; das Buch selbst mar­k iert durch In­h alt, Il­lu­stra­t i­on, in­ di­v i­du­el­le Aus­stat ­t ung, Pro­ve­n i­enz und Ein­band gleich­sam ei­nen Kno­ten­punkt in der gei­stes- und pe­s o­nen­g e­s chicht ­l i­chen Über­ gangs­pha ­se zwi­schen Re­stau ­r a­ ti­on, Ro­m an­t ik und Rea ­l is­mus. Pro­ve­n i­e nz: Auf ei­nem Vor­ blatt Ex­l i­bris von René Charles Guil­b ert de Pi ­xéré­c ourt (des­ sen Auk­ti­on 1839, Nr. 1658). – Auf dem Spie­g el Ex­li­bris von Ro­b ert Hoe (des­s en Auk­t i­on No­vem ­ber 1912, Nr. 1890). – Auk­t i­on [Lin­de­boom II], 20.-23.4.1925: Nr. 431: frs. 2.500. Li­t e­r a­t ur: Brivois 231; Car ­t er­et III , 364 (zi­tiert die­s es Ex­e m­ plar); Des­prés, S. 164, Nr. XII ; Ge­orge 64; Not­ice de livres, Nr. X; Oster ­w al­der 311; Quér­a rd I V, 414; Rocham­b eau, S. 650, Nr. 16; Rümann 133; San­der 414; Sie­u rin 109 ff.; Vica­i re I V, 931(zi­ tiert die­s es Ex­em­plar); zu Thompson: Blachon 47 ff. und 252; zu Thouvenin: Culot 560 f.; Fléty 168; Rams­den 204.

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In Kalb­le­der­bän­den der Zeit 371 La Font­a ine, [Jean de]. Fa­bles de La Font­aine. Édit­ion illustrée par J[ules] Da­vid, accompagnée d’une not­ice hi­storique et de no­tes par le Bon Wal­ckenaer. 2 Bde. Pa­r is, Ar­m and Au­bré, [1837 –1838], [auf dem Front­i spiz von Bd. II:] 1839. 1 Ver­fas­ser­por­t rait in Stahl­stich auf Chi­n a­pa­pier, auf­ ka­schiert auf Ve­lin­pa­pier, mit Sei­den­vor­satz, 2 lithographierte, ko­lo­r ier­te und gold­gehöhte Front­i spize auf stär­k e­rem Ve­lin­pa­pier, zu ­sam­m en etwa 310 Text­h olz­ schnit­te. XXXVI S., 340 S. Und: 2 Bl., 360 S. Quart (248 x 152 mm). Nacht­blaue Kalb­le­der­bän­de der Zeit auf je fünf gold­de­k o­r ier­te Bünde mit gold­ge­präg­ten Ti­teln und Band­be­zeich­nun­gen in je zwei so­wie de­k o­ra­ ti­ver Gold­prä­g ung in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ ten, mit groß ­for­m a­t i­gem blind­ge­präg­ten Rocaille-De­kor in fet­tem Blind- und Gold­rah­m en auf den Deckeln, gold­ ge­präg­tem Schmuck­band auf den Steh- und Mä­an­der­ band auf den In­nen­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old­schnitt (durch­ge­hend leicht braun­f leckig, Bd. II: ei­ni­ge Bl. mit klei­nen Ecklä­su­ren).

„La plus jolie édit­ion illustrée“ Brivois und Sie­u rin über­bo­t en sich ge­gen­sei­t ig im Lob der von Jules Da­v id (1808 –1892) il­lu­strier­ten Aus­g a­be der Fa­beln Jean de La Fonta­i nes. Die „très bel­le édit­ion“ sei „admirablement im­primée sur pa­pier ve­l in fort“ stell­t e Brivois fest; Sie­u rin mein­t e, das „très-beau livre“ sei „la plus jolie édit­ion illustrée que l’on ait fa­ite“. Die hüb­schen li­t ho­g ra­phier­ ten Front­ispize sind von Hand auf das reiz­voll­ste ko­lo­r iert und mit Gold geh­öht. Gleich­wohl ver­k auf­ te sich das Buch schlecht [vgl. Des­prés] an­ge­sichts ei ­ner über ­m äch­t i­gen Kon ­k ur ­r enz: Zur glei­chen Zeit er­schien die von Grandville be­bil­der ­t e Aus­g a ­b e mit den amü­san­t en Tier-Mensch-Ka ­r i­k a­t u ­r en, für die er be­rühmt war (sie­he die bei­den fol­g en­den Num­mern). Nicht ein ­m al die Bi ­blio­g ra­phen schei ­nen ge­n au hin­ge­se­hen zu ha ­b en: Brivois, Blachon, Car ­t er­et, Oster­wal­der, San­der und Thieme/Becker ge­ben ein­ hel­l ig 400 Il­lu­stra­t io­nen an – in Wirk ­l ich­keit sind


es nur etwa 310 Text­holz­schnit­te, da­m it frei­lich im­mer noch mehr als in der Grandville-Aus­g a­be. Ste­cher wa­r en ne­ben Charles Thompson auch John Thompson, Adolphe Best, Bene­worth, C. D. Laing, J. Gow­land, Chevin u.a. Un­ser Ex­em­plar be­sitzt kei­ne zu­sätz­l i­chen Ta ­feln, dies ist wohl die sel­t e­ne­r e Va­r i­a n­t e. An­ders als die von Brivois, Car­t er­et und Vica ­i re aut­op­sie­r ten Ex­em­pla ­r e trägt das Front ­ispiz zu Band II die Jah ­r es­z ahl MDCCCXXXIX – wie bei Des­prés ver ­merkt. Pro­ve­n i­enz: An­d ré Tissot-Du­pont (des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 285). Li­t e­r a­t ur: Blachon 62; Brivois 231 f.; Car ­t er­et III , 356 f.; Oster­ wal­der 293; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 535[?]; San­der 403; Sie­ urin 110; Thieme/Becker 8, 457; Vica­i re I V, 895 ff.; zu den Fa­ bles: Bassy, 268, Nr. 41 (2. Aufl.); Des­prés LXXXV; Rocham­b eau 518 (2. Aufl.).

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Mit den sehr seltenen Supplement-Ta feln und zweitem Ta felsatz auf Chinapapier 372 La Font aine, [Jean de]. Fables de La Fontaine. Édit ion illustrée par J. J. Grandville. 3 in 2 Bdn. Paris, H. Four nier ainé [und, Bd. I – II:] Perrotin, 1838 –1840. Zu sammen 2 Front ispize auf Chinapapier ( jeweils doublett) und 240 Tafeln in Holz schnitt, die se auf Chinapapier wiederholt; 13 illu strier te Zwi schentitel in Holz schnitt im Text, als Tafeln auf stärkerem Velinpapier wiederholt; zahlreiche Textholz schnit te. 2 Bl., XXVIII S., 292 S. Und: 2 Bl., 312 S.; 12 S. Groß-Ok tav, unbe schnit ten (236 x 154 mm). Langgenarbte rote Halbmaroquinbän de auf je fünf breite, mit or namentaler Blindprä gung zwi schen Goldfileten versehene Bünde, mit gold gepräg ten Rücken titeln und Bandbezeichnun gen in zwei sowie dekorativer Ka stenvergoldung in den übri gen Kompartim enten, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, drei ein gebun denen Ori ginal-Um schlä gen (davon 2 inkl. Um schlag rücken) und drei Lieferungsum schlä gen, auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert „Mercier Sr. de Cuzin“ (weni ge Bl. schwach braunfleckig). Grandvilles La Font aine – mit den SupplementTa feln und zweitem Ta fel satz auf Chi napapier Die berühmten Fa beln Jean de La Fonta ines boten Grandville eine Steilvorla ge, sei ne bereits zehn Jahre zu vor in den Métamorphoses du Jour ent wickelte Mensch-Tier-Ka ri katur an zuwenden. Da mit schuf er nicht ein fach eine weitere il lu strier te Ausga be des klassi schen Werks: Da schon die Fa beln ei nen ver steck ten Kom mentar mensch lichen Verhaltens dar stel len, ver tieft Grandvilles Il lust rations wei se noch die psychologische Di men sion und gibt zudem ei nen „sati ri schen, sozi al kriti schen Ef fekt“ hin zu: „Indem er die mit bestimmten Cha rak teri sti ka bedachten Tiere wie etwa den schlauen Fuchs, den dum men Esel, den macht hung ri gen Löwen, den auf gebla senen Frosch wie der um ver mensch lichte und sie in die Roben des Ju ri sten, des Professors, des Geist lichen, Ad li gen oder in die Kleider des Emporkömm lings und des gemei nen Spießbürgers steck te, ka ri kier te er zu gleich die jewei li gen Stände. Durch die Wieder ga be genau beobachteter Tier physiognomien, die er mit mensch lichen Zü gen kom bi nier te, schuf Grandville Wesen von un nachahm licher Komik, sur rea listischer Phantast ik, aber auch von ma kabrem Witz“ [Bilder welten], wobei er „la sagesse et la phi losophie du tex te“ [Renonciat 169] nicht anta stete.

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Ob­wohl die so­z i­a l­k ri­t i­schen An­k län­ge dem Werk „man­che ab­leh ­nen­de Li­t e­r a­t ur­k ri­t ik“ [Bil­der ­wel­ ten] ein­brach­t en, ge­wann es so­fort eine ge­wal­t i­ge Po­pu­l a ­r i­t ät: Noch 1838 und 1839 muß­t en Neu­auf­ la­gen ge­d ruckt wer­den, au­ßer­dem be­auf ­t rag ­t e der ge­s chäfts­t üch­t i­g e Ver­le­g er Four ­n ier sei ­nen Il ­lu­ stra­t or mit ei­ner zwei­t en Sui­t e von Ta­feln, die 1840 als Sup­ple­ment­band er­schien und den 120 Ta­feln von 1838 noch­m als die glei­che An­z ahl an die Sei­t e stell­t e. Grandville (1803 –1847) stand hier auf der Höhe sei­ nes Kön­nens. Gor­don N. Ray be­z eich­ne­t e das Werk als ei­nes sei­ner „best books“ [Ray II , 268]; auch Car­ ter­et fand es „très bel“ und „une des meill­eu­r es pro­duct­ions de Grandville“, in der der er­fah­r e­ne Zeich­ner „libre co­u rs à son ta­lent“ zu ge­b en ver­ moch­te. Auch der Druck hält mit die­ser Qua­li­tät Schritt, sind doch die Il­lu­stra­t io­nen „im­primées avec le plus grand soin, à la pres­se à bras, sous la dir­ect ­ion im ­médi­ate de l’éditeur“ [Brivois]. Hier liegt nun die er­ste Aus­g a­be mit den Il­lu­stra­ tio­nen von Grandville vor, ein­schließ­lich des drit­ ten Ban­des als dem „co­mplément in­d ispensable de l’édit­ion de 1838 qui for­me ainsi un bel en­sem­ble, de la plus gran­de ra­r e­té quand il est de pre­m ier tira­ge“ [Car ­t er­et]. Die­ser Sup­ple­ment ­band ist so­g ar Bi­blio­g ra­phen wie Bru­net und Gra­es­se ent ­g an­gen, auch Es­coffier und Oster­wal­der ken­nen ihn nicht. Un­s er wun­der­ba ­r es Aus­n ah ­me­e x­em­plar ent ­h ält nun alle 240 Ta­feln je­weils in zwei Zu­stän­den, ein­ mal auf Ve­lin und ein­m al in der Réim­pres­si­on auf grö­ß e­r em Chi­n a­pa­pier. Die er­g än­z en­den Ta ­feln sind hier je­weils an pas­s en­der Stel­le ein­g e­bun­ den, so daß das Werk nicht in drei, son­dern in zwei Bän­den vor­l iegt. Auch die Front­ispize sind je­weils ein zwei­tes Mal auf Chi­n a vor­h an­den; dar­ü ber hin­aus der aus ei­ nem Fi­g u­r en­a l­pha ­bet ge­bil­de­t e Zwi­schen­t i­t el „Fa­ bles“ so­w ie die Ti­tel zu den 12 Livres je­weils noch ein ­m al als Ta ­feln auf stär­ke­r em Ve­l in­pa­pier. An­ge­ sichts die­ser lux­u rier­en­den Aus­stat ­t ung mit ins­ge­ samt 495 Ta­feln er­scheint es fast selbst­ver­ständ­l ich, daß auch die ori­g i­n a ­len Um­schlä­ge ein­ge­bun­den wur­den. Den­noch ist dies gleich­falls die ab­so­lu­ te Aus­n ah­me, ist das Werk doch „fort rare en bel état avec ses co­u vertures peu co­m munes“ [Car­ter­ et]. Dem zwei­t en Band nach­ge­bun­den sind der blaue Ori­g i­n al-Um­schlag und die Vor­stücke des drit ­t en Ban­des so­w ie drei gel­b e Lie­fe­r ungs­u m­s chlä ­g e. Das so gut wie per­fekt er­h al­t e­ne Ex­em­plar liegt in

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wür­d i­ger Form in ro­t en Halb­m a ­r o­q uin­bän­den von Émile Mer­ci­er (1855 –1910) vor. Pro­ve­n i­e nz: Far­b ig il­lu­s trier ­t es Ex ­l i­b ris von A[ntoine] Vau­t ier auf dem Spie­gel von Band I (des­ sen Ka­ t a­ log I, 1971, Nr. 99: frs. 3.500). – Dar­ über Mo­no­g ramms­c hildchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann.

Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 206 f. und 220, Nr. 24; Bil­der­wel­ten 157 ff., Nr. 81; Brivois 233 und 234 ff.; Bru­net III , 755 (kennt Bd. III nicht); Car ­t er­et III , 357 ff.; Es­c offier 1325 (nur 2 Bde.); Gra­ es­s e I V, 74 (kennt Bd. III nicht); Lon­champ II , 258; Oster ­w al­der 448 (kennt Bd. III nicht); Quér­a rd/Bourque­lot I V, 535; Rahir 489; Ray II , 270, Nr. 191; Ren­onciat 150 –173 und 288; Rümann 160 f.; San­der 404; Sie­u rin 111 f.; Thieme/Becker 13, 438; Vica­ ire I V, 898 f. und 900; zu den Fa­bles: Bassy, 268, Nr. 40 und 44b; Des­prés XC ; Rocham­b eau 510 und 527; zu Mer­c i­er: Fléty 126 f.

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Grandvilles Ta feln als äußerst seltener premier tira ge auf aufgewalztem China 373 La Font aine, [Jean de]. Fables de La Fontaine [auf den Front ispizen]. [Cent vingt vi gnet tes sur bois par J. J. Grandville, gravées par nos premiers ar tistes]. Und: Tafeln von Tome III. 2 Bde. [Paris, H. Four nier, 1838 –1840]. Front ispiz und 119 Tafeln. Und: Front ispiz und 121 Tafeln. – Alle auf Chinapapier und auf starken Kar ton aufgezogen. Quart (276 x 184 mm). Rote Halbsaf fianbän de der Zeit auf je vier flache, jeweils mit zwei Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg ter Titel- und Bandbezeichnung in je zwei und mehr fachen Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenkompartim enten, mit fet ter und ma gerer Goldfilete auf den Deckeln, Mar mor papiervorsät zen und Ganz gold schnitt, Bd. I am Fuß si gniert „Abba“ , in mit Filz gefüt ter ten Pappschubern mit roten Maroquinkanten (Kar tons gelegentlich unmerklich braunfleckig). Grandvilles Ta feln zu La Font aine als premier tira ge auf aufgewalz tem Chi na Die beiden rei nen Ta fel bände er gän zen per fekt un ser Exemplar von La Fonta ines Fables mit der doppelten Suite von Grandvilles Il lu strationen. Denn hier liegen die 240 Ta feln al ler drei Bände in ei ner drit ten Va ri ante vor, näm lich auf aufgewalztem Chi napapier. Die ser kommt laut Car ter et gegenüber der Suite auf größerem Chi na die Priorität zu: „Les gravur es sur chine, en premier tira ge, sont sur chine appliqué; cel les qui sont tirées sur grand chine sont en réimpression“ [Car ter et]. In bi bliographi scher Hin sicht ist dieses Exemplar durch aus ei gen ständig: Er schien Tome III 1840 oh nehin als bloßer Ta fel band, so wur den auch bereits die 120 Ta feln von Band I und II „vendues séparément“ [Car ter et] – unter ei genem Titel, der oben nach Vica ire rekon stru iert wur de. Gerade der Supplement band ist „de la plus grande ra reté quand il est de premier tira ge“ [Car ter et]. Beide Bände liegen in sehr schön erhaltenen, zeitgenössischen si gnier ten Ein bänden des weit gehend un bekannten Buch binders Abba vor [vgl. Ramsden 18]. Provenienz: Ex li bris André et Chantal Ca zaux verso fl iegendem Vor satz.

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Eines von zehn Exempla ren auf Chinapapier, aus dem Besitz des Verlegers 374 La Font aine, [Jean de]. Fables de La Fontaine. Avec les des sins de Gu stave Doré. 2 in 1 Bd. Paris, Hachette et Cie, 1867. 1 ge stochenes Por trait, zu sammen 84 Holz schnitt-Tafeln (Bild größe: 230 x 190 mm), 248 Textholz schnit te. 3 Bl., LX S., 317 S., 1 Bl.; 2 Bl., 383 S. – Durch gehend schwarz und rot gedruckt. – Text in zweifachen roten Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier. Groß-Folio, fast unbe schnit ten (430 x 310 mm). Dunkelroter Maroquinband auf fünf mit Goldfileten ver zier te Bünde, mit gold gepräg tem und -gerahm tem Rückentitel sowie Erscheinungsort und -jahr in zwei Rückenfeldern, in den übri gen Kompartim enten in doppelten Goldfiletenrahmen große Eck- und rautenför mi ge zentrale Fleurons, Deckel mit zwei dreifachen Goldfiletenrahmen à la Du Seuil, dazwi schen große Eckfleurons, mit doppelten Goldfileten auf den Stehkan ten, Dentellebordüre auf den Innenkanten, Mar mor papiervorsät zen und Kopfgold schnitt, am Fuß und auf dem fliegen den Vorsatz verso si gniert „Gruel“ . Ei nes von zehn Exempla ren auf Chi napapier Die berühmten Tier fa beln von Jean de La Fontaine (1621 –1695) er schienen zuerst 1668 –1693: 237 Stükke in zwölf Büchern und fünf Bänden. Nur etwa 20 von ih nen gehen nicht auf schrift liche Quellen zu rück, die mei sten stüt zen sich auf Fa beln des Aesop und orienta li sche Mär chen und wur den von La Font aine ein heit lich in gereimte Verstex te über führt. Die vorliegende zwei bändi ge „très-bel le édit ion complète“ [Rocham beau] ent hält auch die Vor rede des Dichters zur Erst ausga be, sei ne pädagogisch intendier te Wid mung an den Dauphin, eine Vita Aesops sowie eine Not ice des Literarhistori kers und Professors an der Sorbonne, Eugène Géruzez (1799 –1865) über La Font aine. Das Front ispiz zeigt die sen in ei nem Stich von Fer di nand Delan[n]oy nach ei ner Zeich nung von Au gu ste Sandoz bzw. ei nem Gemälde von Hyacinthe Rigaud (Rigault). „Splendide“ [Car ter et] ist die se Edition aber vor al lem durch die reiche und wohl komponier te Il lustration mit über 300 Holz schnit ten nach Gu stave Doré. In flexi bler Wei se arbeitet der Künst ler mit Kopf- und Schlußvi gnet ten sowie Ta fel abbildungen, die mal die Hand lungsabfol ge nachvoll ziehen, mal ein und diesel be Situation aus unter schied licher Per spek tive – etwa von Täter und Opfer – darstel len, oder das Geschehen von der Tier sym bolik

auf die mensch liche Rea lität über tra gen. Der Mensch-Tier-Ver gleich er folgt da bei nicht nur in der Form der Gegenüber stel lung, sondern auch in der Dar stel lung von Tieren in mensch lichen Posen und mit mensch lichen Verhaltenswei sen, wie auch in der Gestaltung von Mischwesen. Diese Motiv ik besitzt eine lan ge Tradition; al lein unter den Il lustratoren zu La Fonta ines Fa beln mußte sich Doré auf die sem Gebiet an Größen wie Jean-Baptiste Oudry, Charles Monnet, Carle und Horace Vernet und Grandville messen lassen. Gor don N. Ray führt auf die se Kon kur renz situation die stärkere „prominence to hu man bein gs“ bei Doré zu rück: „Many of his best plates, indeed, are landscapes, por traits […] and scenes of action“ [Ray]. Wenn die Fabel auch nicht das gleiche dra mati sche Pathos bietet wie die Bibel, so zeigt Doré doch in der Tat auch hier eine „Vorliebe für gewalti ge und überdi men sionier te Räu me“, für „phanta sti sche Ar chitek tu ren“ und „gi ganti sche Land schaf ten, Felsund Wald ku lissen, die ihre Macht dem zum Zwerg ge wor denen Men schen demon strieren“ [Heffter

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in Guratzsch/Unverf­ehrt I, 104], auch für „Bil­der des Schreckens und des Grau­ens“ [ebd. 105], wo­ bei die Stim ­mun­gen ins­ge­samt „vom Un­heim ­l i­chen über das Dra­m a­ti­sche bis zum Idyl­li­schen“ [ebd.] rei­chen. Wie in sei­nen Bi­bel­i l­lu­stra­t io­nen stei­gert der Zeich­ ner die Wir­k ung mit Hil­fe ei­ner thea­t ra ­l i­s chen In­sze­n ie­r ung „durch den Kon­trast von Hell und Dun­kel, Ge­gen­l icht und Schat­t en“ und durch eine Licht­f üh­r ung, wel­che die Sze­ne­r ie „wie die Schein­ wer ­fer ei ­ner Schau­spiel ­büh ­ne“ [ebd.] aus­leuch­ tet. Pe­t ra Heffter be­wer ­t et die­ses ‚Il­lu­si­ons­t hea­ ter‘ in ih­r em Auf­s atz im Ka­ta­log von Guratzsch/ Unverf­ehrt vor al­lem als den „Ver­such, die Fa­beln La Fonta ­i nes im Bil­de nach­voll­z ieh­bar zu ge­stal­ ten und so­m it als ‚wahr‘ er­schei­nen zu las­sen, der Dorés Il­lu­stra­t io­nen aus­z eich­net und ihn aus der Tra­d i­t i­on her­aus­hebt“ [ebd. 117]. Dies ist ei­nes von nur zehn Ex­em­pla­r en auf Chi­n a­ Pa­pier, die nicht in den Han­del ka­men. Nicht alle wa­r en nu­me­r iert, was Leblanc im Un­ter­schied zu Car ­t er­et spe­k u­l ie­r en ließ, daß die­se Zahl ge­r ing­

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fü­g ig über­schrit­t en wor­den sein könn­t e. Auch die­ ses Ex­em­plar trägt kei­ne Num ­mer, da ­f ür wur­de nach der Ti­te­lei ei­gens ein drit­tes Blatt mit ei­ner ge­d ruck­t en Wid­mung an den Kom­pa­g non des Ver­ lags Hachette ein­ge­schal­t et: „Épreuve non des­t inée au co­m merce et réservée à [/] M. Émile Templier [/] as­socié de la librairie L. Hachette et C ie“. Die Lu ­x us­ex­em­pla ­r e, die noch in ei­ner wei­t e­r en Va ­r i­a n­ te exi­stie­r en, wer­den in der Li­t e­r a­t ur ge­le­gent ­l ich als se­c ond tira­ge be­zeich ­net; ku ­r io­ser ­wei­se ha ­ben sie im Un­t er­schied zu der 1868 da­t ier ­t en Nor ­m al­aus­g a­ be je­doch das Er­schei­nungs­jahr 1867 auf dem Ti­t el. Auch wei­sen sie ei­n i­ge Mo­d i ­fi ­k a­t io­nen des Bild­m a­ te­r i­a ls auf [vgl. die Auf­stel­lung bei Leblanc]. Das fei­ne Chi­n a­pa­pier er ­mög­l ich­t e die Zu­sam ­men­f üh­ rung bei­der Tei­le, hier in ei­nem Ein­band von Gruel. Pro­ve­n i­enz: Ge­d ruck­t e Wid­mung an Émile Templier, Mit­in­h a­ber ders Ver­lags Hachette. – Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 45, Nr. 151; Brivois 242 f.; Car­ter­et III , 361; DBF XV, 1367 (Géruzez); Dézé 71; Guratzsch/Unverf­ehrt I, S. 103 –117, und II , Nr. 107 –114; Leblanc 207 ff.; Lon­c hamp II , 258; Oster­w al­der 321; Ray II , 340 f., Nr. 249; Rümann 202; San­der 413; Vica ­i re I V, 904 f.; zu den Fa­bles: Bassy 270, Nr. 45; Des­prés CXV I ; Rocham­b eau 909.

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Das unik ale Exemplar auf Chinapapier, mit den Ta feln avant la lettre, aus den Samm lungen Rouart, Bart hou und Du Bourg de Bozas 375 La mar ti ne, Alphonse de. Œuvres complètes. Un seul volume, orné d’une beau por trait. Und: Harmonies Poet iques et Religieuses. 2 in 1 Bd. Brüssel, Jules Boquet, 1830 –1831. 1 Por trait in Stahl stich auf stärkerem Velinpapier und 3 Tafeln in Stahl stich (davon 1 auf Velinpapier und 2 auf aufgewalztem Chinapapier. 2 Bl., 131 S.; 2 Bl., 105 S. – Text zwei spaltig und in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier gedruckt. Groß-Oktav (223 x 145 mm). Langgenarbter rotbrauner Maroquinband der Zeit auf glat ten, dekorativ vergoldeten Rücken, Deckel mit äußerem und siebenfachem inneren Filetenrahmen, dar in delikate Vergoldung aus Streifen in Entrelacs-Manier und floralen Elementen, teils auf goldenem Cribléegrund, mit or namentaler Goldprä gung an den Einbandecken, fünf Goldfiletenrahmen mit großen Eckfleurons auf den Innenkanten, Doublüren und Vorsät zen aus cremefarbener Moiré seide und Ganz goldschnitt (gelegentlich ganz schwach braunfleckig). Die seltene und frü he Brüsseler Edition der Werke von Alphonse de La mar ti ne (1790 –1869) ist in den

ein schlä gi gen Referenz werken nicht er faßt. Der er ste Teil um faßt die Tex te der Erst aus ga be der gesam melten Werke von 1826 (Méditat ions, Poé sies diverses, La mort de Socrate, Der nier chant du pélerina ge d’Harold, Chant du sacre und Pièces in édites) und doku mentiert da mit nicht nur die An fän ge des Dichters, sondern generell „den Beginn ei nes neuen Kunst schaf fens“ [Jan 221] in der Ly rik, die erst mals „aus der Un mit tel barkeit des Gefühls“ [ebd.] hervor ging: „Ver ein sa mung, Schmerz, Ent täu schung sind für ihn die stärk sten Antriebe zum Dichten, aber sie bedür fen nicht wie bei den Vor romanti kern der Ge genüber stel lung mit der Wirk lich keit, um durch den Gegen satz stärker her vor zutreten, sondern sie wirken al lein durch die Ein ma ligkeit und Ein zig ar tigkeit des Erlebens“ [Jan 222]. Der zweite Teil ent hält die Harmonies poétiques et religieuses, die erst mals 1830 in Pa ris er schienen wa ren – in ih nen wird „das künst leri sche Blick feld nach der Seite des All gemein mensch lichen er weitert“; sie er streben „eine Ver söh nung des mensch lichen Leidens mit der Har monie des Welt alls“ [ebd.], mit der Natur und Gott.

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Bei­de Tei­le um ­r ah ­men La ­m ar ­t i­nes Auf­ent ­h alt als fran­z ö­si­s cher Le­g a­t i­ons­s e­k re­t är in Flo­r enz von 1825 –1828: Die Œuvres co­m plètes ge­b en „bilan de l’œuvre poétique de La­m ar­ti­ne avant son départ pour l’It ­a lie“[La ­m ar ­t i ­ne 73]; die dort be­gon ­ne­nen und am 15. Juni 1830 er­schie­ne­nen Harmo­nies, die auf An­h ieb „un très vif succès“ [La­m ar­t i­ne 94] hat­ ten, be­schlos­sen „cette décen­n ie 1820 –1830 […] pour le poète féconde en pro­jets et réalisat­ions“ [DLF II , 17], das mit dem Ende der Ju­li­mon­a r­chie und dem vor­l äu ­fi ­gen Ab­schied La ­m ar ­t i­nes von der Po­l i­t ik zu­sam­men ­fiel. Der er­ste Band ist mit vier Stahl­sti­chen il­lu­striert: ei­nem von Pierre Pelée ge­s to­c he­nen Por ­t rait La ­m ar ­t i­nes, zwei Ta ­feln nach Zeich­nun­g en von Tony Johan­not, ge­sto­chen von Al­fred Revel bzw. Taver ­n ier, so­w ie ei­ner Ta ­fel nach Au­g u­ste Rég ­n ier, ge­sto­chen von Au­g u­stin Fran­çois Lemaitre.

Buch­bin­der für den un­be­k ann­t en Erst ­be­sit­z er. Da­ nach kam das Buch in die be­deu­tend­sten Samm­ lun­gen: die von Alex­is Rou­a rt (1839 –1911), Lou­is Bart ­hou (1862 –1934), dem fran­z ö­si­schen Mi­n i­ster und Mi­n i­ster ­prä­si­den­t en, schließ­l ich in die des Mar­q uis Em­m a­nu­el du Bourg de Bozas (1894 –1990). Pro­ve­n i­enz: Auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so die il­lu­strier ­t en Ex ­l i­bris von Alex ­i s Rou­a rt, Lou­i s Bart­hou (des­sen Auk­t i­on I, 1935, Nr. 229: frs. 2.800) und Du Bourg de Bozas (Auk­t i­on II , 1991, Nr. 93). Li­t e­r a­t ur: Vgl. Car­t er­et III , 367; Es­c offier 592 f. und 811; vgl. La­m ar­ti­ne Nr. 168 und 209; nicht bei Ma­r ie; vgl. Rahir 491; vgl. Talv­a rt/Place XI , 63 f. und 31, Nr. 13.A; Vica­ire I V, 969, und 1043.

Un­ser Ex­em­plar ist mit ziem­l i­cher Si­cher­heit das ein­z i­ge auf Chi­n a­pa­pier und her ­vor ­r a­gend er­h al­ ten. Den wun­der ­vol­len Ma ­r o­q uin­band mit rei­cher Ro­m an­t i­ker ­ver­gol­dung fer ­t ig ­t e ein un ­b e­k ann­t er

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Das Frag ment gebliebene er ste große Menschheitsepos des 19. Jahrhunderts 376 La mar ti ne, A[lphonse] de. Jocelyn. Épi sode. [Auf dem Vor titel:] Jour nal trouvé chez un curé de village. Paris, Pagnerre [und:] L. Hachette & Cie [und:] Fur ne & Cie, 1862. 12 Tafeln in Holz schnitt auf getöntem Papier, 39 Textholz schnit te. XXXIX S., 440 S. Quart, unbe schnit ten (257 x 165 mm). Grobgenarbter dunkelblau er Halbmaroquinband auf vier Bünde, mit gold gepräg tem Au tor namen und Titel in Goldfiletenrahmen in zwei sowie rot intarsiertem, gold gepräg tem Or nament in drei Goldfiletenrahmen (der innerste mit Eckfleurons) in drei Rückenkompartim enten, mit doppelten Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem, illu strier tem und in Rot und Schwarz be druck tem Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlag rücken), auf dem hin teren Vor satz ver so si gniert „G. & C. McLeish“ (Um schlag an ge staubt, einige Bl. braunfleckig). Mit Il lu strationen von Lou is Marckl Jocelyn war als Schlußstein ei nes großen Menschheitsepos gedacht, von dem Alphonse de Lamartine (1790 –1869) nur noch den An fang, La Chute d’un ange, voll ende te. Der ge fal le ne En gel, „Sym bol des Men schen nach dem Sünden fall“, muß als Buße „meh rere Leben durch lau fen, ehe er sein ur sprüngliches Wesen wieder erlangt“ [K NLL]; die Gestalt des Jocelyn sollte dessen letz te In kar nation dar stel len. Der an gehende Geist liche fl ieht wäh rend der ja kobini schen Schreckensherr schaft aus sei nem Priestersemi nar in die savoyischen Alpen, wo ihm ein anderer Flücht ling sterbend sei ne Tochter Lau rence hinterläßt. „In ihr ent deckt Jocelyn die Geliebte, nach der sich sein Herz von Ju gend auf ge sehnt hat“, doch bleibt die rousseau haf te Liebesidylle in der Natur nicht von Dauer. Jocelyn wird „in das Gefäng nis des zum Tode ver ur teilten Bi schofs von Grenoble geru fen. Um die sem die Sterbe sakra mente reichen zu kön nen, muß er sich von ihm zum Priester wei hen lassen und ist auf diese Wei se ewig von der Geliebten getrennt. Er wird Pfar rer in ei nem ein sa men Bergdorf der Alpen, Lau rence, die der Zu fall nach vielen Jah ren dort hin führt, stirbt in sei nen Ar men“ [Jan 223]. Jocelyn wid met sich hin fort mildtäti gen Aufga ben.

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Auf diesem schweren Weg er reicht er nach La marti nes Vor stel lung „die höch ste, gott ähn liche Stu fe mensch licher Seelen größe“: Nicht das re volutionäre „Rin gen um eine gerechtere sozia le Ord nung, sondern die Rück kehr zu den ein fachen Tu genden des Mit leids und der aufopfernden Hin ga be führen die Seele des Men schen auf ih ren gött lichen Ur sprung zu rück“ [En gel hardt/Roloff ]. Da mit predig te der bur gundi sche Land adeli ge La mar tine zu gleich „Tu genden ei ner restau rativen Gesellschaftsord nung, der die Idyl le als dichteri sches Szena rium voll kom men ent spricht“ [K NLL]. Doch ist „die ses Un kämpferi sche, die Un fä higkeit, die Fül le der Gedan ken und Empfi ndun gen in Willens ak te um zu set zen“, wohl auch Ausdruck der cha rak ter lichen Dispo sition des Au tors. Daß La mar ti ne „den har moni schen Aus gleich […] in der eindeuti gen Beja hung von Gott und Ewigkeit“[Jan 224 f.] sucht, kenn zeich net jeden falls sei ne

„Stel lung in nerhalb der fran zösi schen Romantik“. Sti li stisch ist das in Alex andri nern abgefaßte Epos das „‚klassisch ste‘ Werk der romantischen Epoche“, wobei unter den Zeit genossen nur La mar ti ne „den rei nen Klang des Verstons, […] mit solch mu si ka lischer Empfi nd sam keit zu tref fen ver stand“ [K NLL]. Jocelyn er schien erst mals 1836; mit der Ein füh rung von Jules Ja nin und den Ta feln nach Lou is Marckl zuerst 1841. Davon wurde eine, Les Funerailles, für die vorliegende Ausga be neu gestochen. Hin zugefügt wur den die Tex te Des devoirs civils du curé [S. 425 – 435], A. M. A. de Lamartine après la lecture de son poëme de Jocelyn von Jules de Rességuier [S. 435 f.] sowie La mar ti nes Réponse [437 f.]. Unser Exemplar liegt un beschnit ten auf großem Velinpapier vor. Literatur: Vgl. Car ter et III , 366 (Ausg. 1841); vgl. En gel hardt/ Roloff II , 66 f. (Er stausg.); vgl. K NLL IX ,966 f.; Oster walder 661 (Ausg. 1841); Talv art/Place XI , 36, Nr. 19.G; Vica ire I V, 978 f.

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Das von Simier ge­bun­de­ne Ex­em­plar für Prin­zes­sin Lou­ise Char­lot­t e von Bour­bon-Si­zi­l i­en: aus der Samm­lung Des­c amps-Scrive 377 Lami, Eugène. Qua­dril­l e de Ma­r ie Stu­art. ij mars m dccc xxix. [Druck:] [Pa­r is], A. Fon­rouge, 1829. 26 lithographierte, hand­k o­lo­r ier­te Ta­feln (da­von 22 auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier und 4 auf Ve­lin­pa­pier, da­ von 1 mon­t iert) mit Sei­den­vor­sät­zen. Il­lu ­strier­ter Ti­tel in Gold­druck. Im­pe­r i­al-Fo­lio (ca. 530 x 360 mm). Lang­ge­n arb­ter au­ ber­g i­ne­farbener Ma­ro­quin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­l ängs­t i­tel in go­t i­scher Schrift zwi­schen rei­cher or­n a­m en­ta­ler De­ko­ra­t i­on, die ver­schwen­de­r isch blind- und gold­ge­präg­ten Deckel mit meh­re­ren Rah­m en aus fet­ten und ma­ge­ren Fi­let­en und fran­zö­si­schen Li­lien als Eckfleurons, De­k o­ra­t i­on à la ca­thédr­ale und den zen­t ra­len In­itia­len „L. C.“ un­ter ei­ ner Kro­ne, mit gold­ge­präg­ten Bor­dü­ren auf Steh- und In­nen­k an­ten, Doublü­ren und Vor­sät­ze aus sma­ragd­g rü­ ner Moi­ré­sei­de eben­falls mit gold­ge­präg­ten Bor­dü­ren, auf dem Vor­der­deckel si­g niert „Simier Rel du Roi et de S. A. R. Ma­dame“ (wei­te­re Si­g na­t ur am Fuß und ver­so flie­gen­dem Vor­satz des­sen Buch­bin­der­m ar­ke), in dun­kel­ blau­er, mit Wild­le­der aus­ge­schla­ge­ner Halb­m aroqu­in-

Che­mi ­se mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und Papp­schu­ ber mit brei­ten Ma­r o­quin­k an­ten (Schu­ber mit klei­ne­ren Läsu­ren, Ve­lin­pa­pier et­was ge­bräunt, 2 Bl. mit Rand­ ein­r iß). Sel­t e­nes Ko­stüm­werk: Ge­bun­den von René Simier für Prin­z es­sin Lou­i se Char­lot ­t e von Bour­bon-Si­z i­l i­en Es war ein Tanz auf dem Vul­k an: Am 2. März 1829, gleich­s am am Vor­a bend der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on, die den end­g ül­ti­gen Sturz der Bourbonen in Frank­ reich her­b ei ­f ühr ­t e, lud Ma ­r ie Ca ­r o­l i ­ne Her ­z o­g in von Berry (1798 –1870), Schwiegertochter Kö­ n ig Karls X., zum Ball in den Pa­r i­ser Pa­vil­lon de Mars­ an. In his­t o­r i­schen Ko­stü ­men spiel­t e der ein­ge­l a­ de­ne Hoch­adel die Hoch­z eit von Ma­r ia Stu­a rt mit dem spä­t e­r en Kö­n ig Franz II . von Frank­r eich im Jahr 1558 nach – die ro­m an­t i­sche Lei­den­schaft für die His­t o­r ie mach­t e ge­r a­de auch vor hoch­a ri­sto­k ra­ ti­schen Krei­sen kei ­nen Halt.

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Auf Ver­m itt­lung des Co­mte de Vogüé be­auf­trag­ te die Her­z o­g in Lou­is-Eugène Lami (1800 –1890), ei­ nen Schü­ ler von Horace Vernet, der sich be­ reits als „ele­g ant and brilliant pain­t er“ [Ray I, 203] ei­nen Na ­men ge­m acht hat ­t e, die­sen pracht ­vol­len Ball ma ­le­r isch zu do­k u ­men­t ie­r en. So ent­stand ein Al­bum mit 26 gro­ßen, hand­ko­lo­r ier ­t en Li­t ho­g ra­ phi­en nach Aqua ­r el­len Lamis. 22 auf Chi­n a­pa­pier (Blatt ­g rö­ße: 350 x 227 mm) ab­ge­z o­ge­ne Ta ­feln zei­ gen die Prot ­a go­n i­sten in ih­r en hi­sto­r i­schen Rol­ len resp. Ko­stü­men, flan­k iert von je zwei Wap­pen und mit dreiz­ei­l i­gen Bild­u n­t er­schrif ­t en: die er­ste Ta­fel die Gast­ge­b e­r in als Ma­r ia Stu­a rt, die zwei­ te den Duc de Chartres als Bräu­ti­g am, die drit­te den ju­gend ­l i­chen Lou ­is d’Or­le­a ns, Duc de Nemours­ als Pa­gen des Kö­n igs; auch sei­nem Gön­ner, dem Co­mte de Vogüé, wid­me­t e Lami ein Blatt. Be­son­ders in­t er­es­sant sind die vier üb­r i­gen Li­t ho­g ra­phi­en mit sechs Dar­stel­lun­gen, die den Ein­z ug der be­deu­t end­ sten Teil­neh ­mer, die ge­sam­t e Fest ­ge­sell­schaft beim Be­stei­gen der Trep­pe des Pa ­l ais so­w ie Ball­sze­nen zei­gen. „Épris de mo­dern­ité et d’élégance“ führt der Künst­ler dem Be­trach­ter „(c’est rem­a rquable!) un XIXe siècle ar­istocratique, et même chatoyant“ [Beraldi IX , 32] vor. Die Al­b en wur­den in klei­ner Zahl an die Fest­ teil­neh ­mer ver ­t eilt. Un­s er Ex­em­plar ist das von Lou­ise Char­lot ­t e von Bour­bon-Si­z i­l i­en (1804 –1844), der jün­ge­r en Halb­schwe­ster der Her­zo­g in von Berry und Gat­t in des In­fan­t en von Spa­n i­en, Fran­çois de Paule-An­t oine-Ma ­r ie (1794 –1865), die ihre In ­itia ­len auf den Deckeln ein­prä­gen ließ. Mit dem Ein­band wur­de nie­m and an­ders als René Simier (père) be­auf ­t ragt, in des­sen Buch­bin­der­k ar­ rie­r e es „no su­pe­r i­or and few riv­a ls“ [Rams­den] gab. Stolz si­g nier ­t e die­ser den pracht ­vol­len, in rei­cher Blind- und Gold­prä ­g ung à la ca­thédr­ale de­ko­r ier­ ten Ganz­m a ­r o­q uin­band gleich zwei­m al als Relieur du Roi.

Schil­de­r er“ [Thieme/Becker 22, 263]. 1848 war es Lami, der sei­nem Mon­a r­chen ins eng­li­sche Exil folg ­t e, je­doch er ­r eich­t e er im Zwei­t en Kai­ser ­r eich auch die Gunst Na­po­le­ons III . Da kei­ne Ex­em­pla ­r e für den Ver­k auf ge­d ruckt wur­den, war das Al­bum von Be­g inn an „très rare“ [Bulle­t in mensuel] und äu­ßerst be­gehrt. Dies spie­ gelt sich auch in der wei­t e­r en Be­sitz­er ­fol­ge wi­der: Mit Alex­is Rou­a rt (1839 –1911) er­w arb es ein be­ deu­t en­der Samm ­ler von Ma ­le­r ei, Zeich ­nun­gen und Li­t ho­g ra­phi­en des 19. Jahr­hun­derts. Nach des­sen Tod ging es an die Édou­a rd Rahir, von dem es der in Lille an­säs­si­ge In­du­stri­el­le und ne­ben Beraldi und Bart ­hou re­nom ­m ier ­t este Samm ­ler sei ­ner Zeit, René Des­c amps-Scrive (1853 –1924) er­stand. Später war das Exemplar in der Bibliothek von Ge­org­es Wend­ ling, dem Prä­si­den­t en der Ver­ei­n i­g ung der Bi­blio­ phi­les fran­c o-suisses. Alle Be­sit­z er hü­t e­t en das Buch, das zu­sätz­l ich noch Che­m i­se und Schu­ber er­h ielt, wie ei­nen Schatz. Die bün­d i­ge Zu­stands­be­schrei­ bung aus Morgands Bulle­t in mensuel vom Mai 1914 gilt noch im­mer: „Su­perbe ex­empla­i re, très frais“. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Vor­der­deckel zen­t ral un­t er ei­ner Kro­ne die In­itia­len „L. C.“, das ist Prin­z es­sin Lou­ise Char­lot ­t e von Bour­bon-Si­z i­l i­en (1804 –1844), die Gat­tin von Fran­çois de Paule-An­toine-Ma­r ie, In­fant von Spa­n i­en (1794 –1865). – Auf dem flie­gen­ den Vor­satz ver­so das Ex­li­bris von Alex­is Rouart­. Im Mai 1914 wur­de das Ex­em­plar von Edou­a rd Rahir an­ge­bo­t en (Bulle­t in mensuel, Nouv­el­le Série 19, Mai 1914, Nr. 781: frs. 4000). Von dort ge­lang­t e es in den Be­sitz von René Des­c amps-Scrive (des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log II , Nr. 514: frs. 7900) und spä­t er zu Ge­org­e s Wen­d ling (bei­der gold­g e­präg ­t e Ex ­l i ­bris un­t er dem von Rou­a rt). Li­t e­r a­t ur: Beraldi IX , 38, Nr. 306 – 331; Bru­net I V, 994; Co­las 1747; DBF XIX , 575; Hi­ler 523; Lon­c hamp II , 263; Oster ­w al­der 580; Rahir 492; Ray I, 205, Nr. 140; San­der 422; zu Simier: Culot 552; Fléty 162; Rams­den 190.

Das Al­bum hat­te gro­ßen Er­folg und mehr­te den Ruhm des Künst­lers – wäh­r end die Her­z o­g in von Berry 1830 ins Exil nach Eng­land ge­hen muß­te, er ­n ann­t e der neue „Bür­ger­kö­n ig“ Lou ­i s-Phil­ippe E. Lami zum Zei­chen­leh­r er sei­nes Soh­nes Lou­i s, Duc de Nemo­u rs. Zu­dem er­h ielt er Auf­t rä­ge für die Ga ­le­r ie von Ver­sailles [vgl. DBF II , 575] und wid­ me­t e sich vor­z ugs­wei­se dem „Le­ben der vor ­neh ­men Welt und ele­g an­t en Halb­welt. In ihm fand „die­ses un­u n­t er­bro­che­ne Fe­ste­fei­ern, das mit je­nem ent­ zücken­den Charme, der die­ser Ge­ne­r a­t i­on an­ge­ bo­r en war, ge­schah, […] sei­nen un­ü ber ­t rof ­fe­nen

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Exemplar der Samm lung Edgard Stern Mon nier neun, eine, das großfor mati ge Londoner Stra ßen bild [Nr. 20] ist eine Gemein schaftsarbeit.

378 Lami, Eug[ène] und H[enri] Monnier. Voyage en Angleterre [Um schlag titel]. Paris, Fir min Didot frères et Lami-Denozan, [und:] Lon don, Colnaghi son et C o, 1829 –1830.

Lami, „this elegant and brilliant painter“ [ebd.] hat te sich schon seit 1817 vor zugs wei se der Litho graphie ge wid met, die Voyage en Angleterre sollte sein „fi nest al bum“ wer den: „It is here that for the fi rst time Lami struck his distinctive note in lithography. These precise and sparkling plates, which show England in its most attractive aspects, brought the lithograph ic recor ding of the passing scene to an unprecedented level of grace and refi nement“ [ebd.]. Die Graphi ken be sit zen, so Gor don N. Ray, „a salience and solid ity otherwise un matched in his work, and the bright yet harmonious color ing […] makes them hard ly distinguishable from watercolours“ [ebd. 204]. Monniers Stil, der von ei ner „völ li gen Unter wer fung sei nes künst leri schen Wil lens unter das Objekt“ [Rümann 165] geprägt war und dessen „Sach lichkeit“ zu gleich „den engli schen Ein fluß“ [Rümann 165] ver rät, paßt sich naht los in das Gesamt bild ein.

24 numerier te, lithographierte, handkolorier te Tafeln auf starkem, auf Stege montier tem Velinpapier; separat 1 Probedruck auf Chinapapier. – Nrn. 2, 6, 17 und 18 unkorrekt numeriert. 4 Bl. – Auf starkem, auf Stege montier tem Velinpapier. Groß-Folio (ca. 425 x 300 mm). Langgenarbter dunkelroter Halbmaroquinband mit gold gepräg tem Titel, Blind- und Golddekor auf dem glat ten Rücken, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und 4 ein gebun denen, chamoisfarbenen Lieferungsum schlägen, verso fliegen dem Vorsatz si gniert „E. Carayon“ (Kanten berieben). Eugène Lamis „fi nest al bum“ in ei nem sehr schönen Exemplar Die An gloma nie war in der fran zösi schen Oberschicht wäh rend der Re stau rationsepo che unter Karl X. weit verbreitet, und als der jun ge Lou isEugène Lami (1800 –1890) als Frucht sei ner ersten England rei se 1826 ein Al bum mit Souvenirs de Lon dres her ausbrachte, wur de dieses wohlwollend vom Pa ri ser Pu bli kum aufgenom men. Der Er folg weck te wieder um das Inter esse des Londoner Kunst händ lers und Verlegers Colnaghi, der, „ea ger for a more am bitious series“ [Ray I, 203], Lami im fol genden Jahr auf die In sel zu rück holte. Ihn be gleitete Hen ri Mon nier (1805 –1877), der zu nächst eine Beamten lauf bahn ein geschlagen hat te, sich gleichwohl für die Kunst inter essier te und „al ready an ex pert in things English“ [ebd.] war. Unter Monniers Füh rung durch streiften beide zeich nend die Haupt stadt und ihre ländliche Um gebung; zwei Jah re später er schien das vorliegende, bei Vil la in gedruck te Al bum mit 25 kolorier ten Lithographien auf 24 großfor matigen Blät tern. 14 Ta feln stam men von Lami, darunter auch die Nr. 10 mit zwei Abbildun gen, von

Das trifft auch auf die dar ge stellten In halte zu: „Die behagliche Breite und Behä bigkeit der Engländer mußte dem ‚Be amten‘ in Mon nier, also dem Spießbür ger, dem Be obachter aus an geborenem Sinn für dieses Mi lieu, besonders gut liegen“ [ebd.]. Und natürlich betrachten die beiden rei senden Zeich ner Orte, Sit ten und Gebräuche aus ei ner be schau lichen, har moni sierenden Per spek tive und mit ei nem Blick für al les Pit toreske: „They empha size the freedom and well-being of the people […]. Coach men, tu rnpi ke keepers, footmen, merchants, far mers, and workmen all beh ave with ease and confidence. The many glimpses of country and vil lage life ex ude tranquillity. The so cial or der of which these men and women are part is fi xed but not oppressive“ [Ray I, 204 f.]. Von indu striel ler Re volution und Mas sen ar mut ist in diesen Bildern, auf denen noch die Fischhänd ler proper und zu frieden wirken, nichts zu bemerken – und tat säch lich trennt dieses Al bum fast ein hal bes Jahrhundert von Gu stave Dorés

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be­d rän­gen­den An­sich­t en der vik­t o­r ia ­n i­schen Mil­ lio­nen­stadt Lon­don. Ein groß­for ­m a­t i­ges groß­städ­t i­sches ‚Wim ­mel­bild‘ [Nr. 20], das Lami und Mon­n ier ge­mein­sam zeich­ ne­t en, ist „the culminating plate“ in die­sem Al­bum. Es zeigt die Lon­do­ner Par­li­ament Street zur abend­l i­ chen rush hour: Im Hin­t er­g rund mar­schie­r en Gar­ di­sten, Equi­pa­gen rol­len bunt durch­ein­a n­der, Men­ schen un­t er­schied ­l i­cher Cou ­leur ge­hen und ste­hen an al­len Ecken und En­den. Und doch zeigt die­ ses Bild – vor dem Hin­ter­g rund licht­g rau­er klas­ si­z i­sti­scher Fas­sa­den – kein Cha­os, son­dern ei­nen Mi­k ro­kos­mos, in dem al­les sei­nen ge­ord­ne­t en Gang geht. Das be­stä­t igt auch die Be­schrei­bung im vor­ an­ge­stell­t en Text­t eil: „Il y a encore un ordre dans ce désordre appa­r ent“. Die An­sicht ei­nes be­leb­t en Plat­z es ganz an­de­r er Art, des Marché aux poissons de Billingsg­ate [Nr. 14],

liegt noch ein ­m al zu­s ätz­l ich un­ko­lo­r iert als Pro­ be­d ruck auf Chi­n a­pa­pier, noch ohne den dop­pel­ ten schwar­z en Rah­men und avant toute lettre, bei. Au­ßer­dem sind die vier Lie­fe­r ungs­u m­schlä­ge in das sehr schön er­h al­t e­ne Al­bum im Halb­m a ­r o­q uin­band von Émile-Adolphe Ca ­r ay­on (1843 –1909) ein­ge­bun­ den. Es stammt aus dem Be­sitz des Pa­r i­ser Ban­k iers und Samm­lers Ed­g ard-Sa ­lo­mon Stern (1854 –1937). Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­g el ge­sto­che­nes Wap­ pen­e x ­l i­bris von Ed­g ard Stern, des­s en Auk­t i­on 27.6.1988, Nr. 91: frs. 18.500. Li­t e­r a­t ur: Beraldi IX , 36, Nr. 232 – 253, und X, 93, Nr. 168 –177; Brivois 416; Bru­net III , 796, und V I , 20321; Car ­t er­et III , 368; Co­l as 1748; DBF XIX , 575; Grand-Car­t er­et 148 f.; Hi­ler 524; Lip­ per­hei­de 269, Gca 30; Lon­c hamp II , 263; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 583; Rahir 493; Ray I, 203 und 204, Nr. 139; Rümann 1666; San­der 422 und 698; Thieme/Becker 22, 263, und 25, 69; Vica­ ire V, I; zu Ca­r ay­on: Fléty 38.

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Das Exemplar von René Descamps-Scrive im Romanti ker-Ein band von Noulhac 379 Lan ge, Eduard. Die Sol daten Friedrich’s des Gros sen. Mit 31 Ori ginal-Zeich nun gen von Adolph Menzel. [Auf dem Um schlag:] Ausgabe mit schwar zen Abbildun gen. Leipzig, Her mann Men delssohn, [1852]. 31 Tafeln auf stärkerem Papier, ganz seiti ge getön te Titel- und 1 weitere Abbildung im Text, alles in Holzschnitt. XX S., 599 S. – Illu strier tes Titelblatt auf stärkerem Papier. – Mit zwei spalti gem Regi ster. Quart, unbe schnit ten (273 x 185 mm). Langgenarbter roter Maroquinband auf fünf flache, breite, golddekorier te Bünde,mit gold gepräg tem Rückentitel und floraler Vergoldung in den übri gen Rückenkompartim enten, jeweils in doppeltem Goldfiletenrahmen, mit fili granem romanti schen Rahmenwerk in einem fet ten Goldfiletenrahmen auf den Deckeln, gold gepräg ter Bordüre auf den Stehkanten, auf den Innenkanten doppelter Goldfiletenrahmen mit großen Eckfleurons, dar in dreifacher und einfacher fet ter Goldfiletenrahmen, mit Doublüren und fliegen den Vorsät zen aus dunkel grüner Moiré seide, Ganz gold schnitt über Témoins und ein gebun denem

illu strier ten Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlagrücken), auf dem Spiegel si gniert „Noulhac rel. 1920“ , in Pappschuber mit roten Lederkanten. „Die Welt ruht nicht so sicher auf den Schultern des At las als der preu ßi sche Staat auf den Schultern sei ner Ar mee!“ Mit diesem Ausspruch Friedrichs II . be schließt Edu ard Lan ge, vor mals Lieutenant im 20. Landwehr-Regi ment, die Einleitung sei nes „hi stori schen Comp endiums der For mations-, Thaten- und Füh rer-Geschichte“ [S. IX] des preu ßi schen Heeres von 1740 bis 1786, das Überblicksdar stel lun gen über die ver schiedenen Truppentei le und ihre Geschichte mit Kurz biographien zahl reicher Of fi ziere verbindet. Un mit tel ba res Vorbild war, wie schon bei Kuglers Ge schichte Friedrich’s des Grossen [siehe Nr. 361 f.], ein fran zösi sches Werk, näm lich Hippolyte Bellangés Collect ion des ty pes de tous les corps et unifor mes militaires de la République et de l’Empire, das 1840 in Form ein ge streuter Ta feln in der zweiten Ausga-

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be von Lau­r ent de l’Ard­éches Histo­ire de l’empereur Na­poléon er­schien, spä­t er dann mit Text als se­pa­r a­ ter Band, in deut­scher Spra­che 1843 bei J. J. We­ber [vgl. Bock, S. 438]. Wie beim Haupt­werk wur­de Adolph Menzel mit den Zeich­nun­gen be­auf ­t ragt, die frei­l ich, „ih­r em Stoff ent­spre­chend, we­sent ­l ich trocke­ner“ [Rümann 328] aus­fal­len muß­t en: „In mög­l ich­ster Sicht ­bar­keit na ­ment ­l ich auch der Uni­form­schnör­kel, die­ser Qua­ sten, Tres­sen, Auf­schlä­ge, Schlei­fen und Knöp­fe soll­t e sich das mi­l i­t ä ­r i­sche Ko­stüm dem fach ­m än­n i­ schen Auge dar­bie­t en“ [Mackowsky 13]. Gleich­wohl drang Menzel auch hier so tief in die „gei­sti­gen und ma­t e­r i­el­len Ele­men­t e“ des The­m as ein, daß er „jene mi­l i­t ä ­r i­sche Zeit-Ori­g i­n a ­l i­t ät […] eben so cha ­r ak­t e­ ri­stisch als le­bens­k räf ­t ig“ [S. IX] zur An­schau­u ng brach­t e, vor al­lem da­durch, daß er die Sol­d a­t en ver­ schie­de­ner Trup­p en­g at ­t un­gen ge­m ischt in Grup­ pen und in Ak­t i­on vor­f ühr­t e. Wie im Kug­ler-Werk lohnt der Blick auf die De­t ails: Das Front­i spiz zeigt Fried­r ich den Gro­ßen zu Pferd, als Feld­herrn­stab

aus­ge­r ech­net sei­nen Krück­stock ein­set­z end. An an­ de­r er Stel­le er­blickt man ei­nen schel­t en­den Feld­ pre­d i­ger, zu dem ein fau­len­z en­der Frei­schär­ler von ei­nem Sofa aus nur „höh­n isch la­chend“ [Bock 1056] hin­auf ­blickt. Ver ­t rackt ist die Ikon­ographie der ganz­s ei­t i­g en Ti­tel­ein­fas­sung, die auch auf dem Um­schlag zu se­hen ist [Bock 1030]. Zum Entrée zeigt sie ein tal mit der Me­ du­ sa zwi­ schen Fah­ n en und zwei Por­ Gre­n a­die­ren als Karya­t i­den. Of ­fen­sicht ­l ich als Ver­ bild ­l i­chung des ein ­lei­t en­den Fried ­r ich-Aus­spruchs ruht das preu­ßi­sche Staats­ge­bil­de auf den Schul­ tern sei­ner Sol­d a­t en. Doch auch das wie eine Tro­ phäe an­g e­brach­t e Me­du­s en­h aupt steht mit dem Zi­t at heim ­l ich in Ver­bin­dung: Mit dem ab­ge­schla­ ge­nen Kopf der Me­du­sa, des­sen An­blick ver­stei­ner­ te, be­sieg­te Per­seus eben­je­nen At­las, der die gan­ ze Welt auf sei­nen Schul­t ern trug, und ließ ihn zu ei­nem Ge­bir­ge er­star ­r en – dies wäre die ul­t i­m a­t i­ve Apo­t heo­se des ‚preu­ßi­schen Per­seus‘. Doch Menzel er­öff ­net da ­m it zu­gleich ei ­nen sub­t i ­len Tanz der

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Me­t a­phern: Steht die Me­du­sa für die in meh­r e­r en Krie­gen be­sieg ­t e Ma ­r ia The­r e­sia? Muß der Le­ser vor dem auf ihn ge­r ich­t e­t en Me­du­sen­blick in Ehr ­f urcht er­star­r en? Oder ist gar ganz Preu­ßen, so wie die bei­den staats­t ra ­gen­den Gre­n a­d ie­r e des Ein­g angs­ por ­t als, un­t er dem straf ­fen sol­d a­t i­schen Re­g i­ment ver­stei ­nert? Dem geist ­r ei­chen, durch „über ­z eit ­l i­che Hei­t er­keit“ er ­f üll­t en Adolph Menzel wä ­r en sol­che An­spie­lun­gen „vol ­ler Iro­n ie“ [Scheff­l er 124] ohne wei­t e­r es zu­z u­t rau­en. Ins Holz ge­schnit ­t en wur­den Menzels Zeich­nun­gen von Edu­a rd Kretzschmar (1807 –1858). Die­ser hat ­t e als Kon­d i­t or­lehr­l ing be­gon­nen und sich au­t o­d i­d ak­t isch im Holz­schnei­den wei­t er­ge­bil­ det. In frü­hen Jah­r en war er u. a. an den Holz­schnit­ ten zu Mar­bachs Über­set­z ung des Ni­be­lun­gen­lie­des be­t ei­l igt, spä­t er eta ­blier ­t e er ein gro­ßes Ate­l ier mit 40 bis 50 Ge­h il­fen. Lan­ges Sol­da­ten schnitt er in ei­ ner „leich­ten, ge­f äl­li­gen Ma­n ier, so daß die et­was stei­fen, aber ge­schickt kom­po­n ier ­t en Sol­da­t en­g rup­ pen durch zar ­t e An­deu­t ung land­schaft ­l i­cher oder ar­chi­t ek­t o­n i­scher Um ­r ah ­mung an Reiz ge­wan­nen“ [Rümann 328]. Auf den Ta­feln XII und XV I tau­ chen ne­ben der sei­n i­gen auch noch die Si­g na­t u­r en „H. S.“ für Fried­ r ich Her­ m ann Schu­ s eil bzw.

„F. H.“, für F. Hantge auf; das un­si­g nier­te Ti­tel­ stück führ­t e Bene­worth aus [vgl. Mackowsky 8]. Car­t er­et be­schrieb das Buch als „rare et recherché“; auch das vor­l ie­gen­de Ex­em­plar stammt aus pro­m i­ nen­t em fran­z ö­si­s chen Be­sitz, näm ­l ich von René Des­c amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille an­säs­ si­gen In­du­stri­el­len und ne­ben Beraldi und Bart ­hou re­nom ­m ier ­t est­en Samm ­ler sei ­ner Zeit. Wie häu­ fig be­auf­trag­te er mit dem Ein­band Hen­r i Noulhac (1866 –1931), ei­nen Buch­bin­der „d’une per­fect­ ion et d’une sûreté de main rem­a rquables ayant au plus haut point co­n science de son me­tier“ [Fléty]. So prä­ s en­ t iert sich das Werk über preu­ ßi­ s che Mi­l i­t är­z ucht in fran­zö­si­schen Ma ­r o­q uin mit ele­g an­ ter Ro­m an­t i­ker­ver­gol­dung, un­be­schnit­t en und un­ ver­sehrt in ei ­ner un­er­hör ­t en Fri­sche. Pro­ve­n i­enz: Auf ei­nem Vor­blatt das Ex ­l i­bris von René Des­c amps-Scrive (des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log II , Nr. 266: frs. 5.550). – Dar­u n­t er Adri­a n Flüh­m anns Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “. Li­t e­r a­t ur: Bock 1030 –1061; Borst 2506; Car ­t er­et III , 368 – 370 (mit Um­s chlag­a bb.); Co­l as 1759 (zi­t iert die­s es Ex­em­plar); Hi ­ler 525; Lip­p er­hei­de 549, Qdb 52; Mackowsky (ins­b e­s on­de­r e zur Ent­ste­hungs­g e­s chich­te); Rümann 328; Rümann, 19. Jh. 1361; zu Kretzschmar: Thieme/Becker 21, 510 f.; zu Noulhac: Devauc­ hel ­le III , 274 f.; Fléty 136 f.

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In Ein­zel­l ie­fe­r un­gen mit al­len Um­schlä­gen 380 Las Cases, [Em­ma­nu­el] c[om]te de. Mémor­ i­al de Sainte-Hélène par le c te de Las Cases; suivi de Na­poléon dans l’exil, par MM. [Bar­r y Ed­ward] O’Méara et [Franc­e sco] An­to­m archi, et de l’ hi­storique de la trans­ lat­ion des re­stes mor­tels de l’empereur Na­poléon aux In­va­li­des. 2 Bde. Pa­r is, Er­nest Bour­din, 1842. 17 Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­tiert auf Kar­ton, mit Sei­den­vor­sät­zen, 2 Kar­ten, etwa 300 Text­holz­schnit­te. Und: 12 Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­tiert auf Kar­ton, mit Sei­den­vor­sät­zen, über 250 Text­h olz­schnit­te. 2 Bl., VII S., 828 S. Und: 2 Bl., 935 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart, un­be­schnit­ten (etwa 280 x 190 mm). 73 gel­be il­lu ­strier­te Lie­fe­r ungs­u m ­schlä­ge und zwei zwei­far­big il­lu ­strier­te Ori­g i­n al-Um ­schlä­ge in zwei lang­ge­n arb­ten dun­k el­g rü­nen Halb­m aroqu­inche­mi ­sen mit gold­ge­präg­ ten Rücken­t i­teln, je­weils in Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­ kan­ten (ei­ni­ge Um ­schlä­ge mit meist klei­n en Läsu­ren, 4 Bl. mit ge­schlos­se­nem Rand­ein­r iß). Das Haupt ­werk der Na­po­le­on-Le­gen­de mit rund 500 Il­lu­stra­t io­nen von Charlet in Ein­zel­l ie­fe­r un­gen Der fran­z ö­si­sche Ma ­r i­ne­of ­fi ­z ier Em ­m a ­nu­el de Las Cases (1766 –1842) stand seit 1809 in der be­son­de­ ren Gunst Kai­ser Na­po­le­ons, wur­de von ihm in den Gra­fen­stand er­ho­b en und folg­te ihm 1815 für 18 Mo­n a­t e ins Exil auf St. He­le­n a. Dort dik­t ier­t e ihm Na­po­le­on ei­nen Teil sei­ner Mémo­ires, die erst­m als 1823, zwei Jah­r e nach sei­nem Tod, er­schie­nen und bald zur Grund­l a­ge der Le­gen­den­bil­dung um den Grand Empereur wur­den. Wei­t e­r e Auf­l a ­gen wur­den er­g änzt um Bar­r y Ed­w ard O’Mearas Na­po­le­on in exile, ei ­ner Fort ­s et­z ung seiner Me­moi­r en, so­w ie

Franc­e sco An­t ommarchis Mémo­ires, ou les der­niers mo­m ents de Na­poléon. Bei­de wa ­r en Na­po­le­ons Ärz­t e. Eine völ­lig neue Di­men­si­on ge­w ann das Werk in der vor­l ie­gen­den erst ­m a ­l i­gen Aus­g a ­be mit den über 500 Il ­lu­stra­t io­nen nach Nico­l as-Tous­saint Charlet (1792 –1845), un­t er be­schei­de­ne­r er Mit ­w ir­k ung wei­ te­r er Künst­ler wie Gau­t he­r ot, F. Gér­a rd, Léon An­ toine Morel-Fa­t io, Adolf Ka­r ol Sand­oz, Da­v id Steuben, Charles Thompson, Carle und Horace Vernet. Charlet wur­de be­reits von sei­nem Va­ter „in der Ver­eh­r ung für Na­po­le­on er­z o­gen, des­sen Ver­herr­ li­chung nachm­a ls sein ge­sam­t es Werk die­nen soll­ te“. Auch sei­ne Bil­der tru­gen dazu bei, „die ‚Na­ po­leo­n i­sche Le­gen­de‘ ins Le­b en zu ru­fen und zu ver­brei­t en. Sie be­deu­t en uns ein wert ­vol­les Do­k u­ ment zur fran­z ö­si­schen Zeit ­ge­schich­t e in den Jah­ ren 1820 – 40“. Die­ses Buch ist „das letz­te grö­ße­r e Werk sei­nes Le­bens“ [Thieme/Becker], zu­gleich sein „Haupt ­werk für die Buch­i l­lu­stra­t i­on“ [Rümann 152] und „culminating tri­bu­t e to Na­po­le­on“ [Ray]. Zwar war Charlet mit der Um­set­z ung sei­ner Zeich­nun­ gen in den Holz­schnitt so un­z u­f rie­den, daß er sich auf ein sol­ches Pro­jekt nicht noch ein­m al ein­l as­sen woll­t e, gleich­wohl: „he sur­pas­sed his two riv­a ls in Na­po­le­on­ic il­lu­stra­t i­on, Raf ­fet and Horace Vernet“ [Ray], wo­bei ihm die Le­ben­d ig­keit des an­ek­do­t en­ rei­chen Tex­tes zu­g u­te­k am. Sind die 29 Ta­feln zu­ meist Schlacht­sze­nen und öf ­fent ­l i­chen Er­eig ­n is­sen ge­w id­met, so ent ­fal­t et sich in den Text ­a b­bil­dun­ gen das all­t äg­l i­che Le­ben Na­po­le­ons auf St. He­le­ na, durch ­m ischt mit Re­m i­n is­z en­z en an die Ver­g an­ gen­heit, in der oft wie­der ­u m fa ­m i­l iä ­r e Aspek­t e eine Rol­le spie­len. Dies ist „a book of enga­g ing charm.

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It is not surpri­sing that Bour­d in prin­ted 22.000 co­pies“ [Ray]. Un­ser Ex­em­plar ist den­noch eine Ra­r i­t ät: Es liegt – in zwei so­l i­den Halb­m aroqu­i nche­m i­sen und Papp­ schu­bern – noch in den Roh­bo­gen der 126 Lie­fe­r un­ gen in 73 Hef ­t en mit al­len Lie­fe­r ungs­u m­schlä­gen so­w ie den bei­den Band­u m­schlä­gen vor, die­se in der Va ­r i­a n­t e in Chro­mo­l i­t ho­g ra­phie mit ei ­ner Wie­der­ ho­lung der Vor ­t i­t el-Il­lu­stra­t i­on in Braun vor ocker­ gel­bem Hin­t er­g rund mit schwar­z em Text. Die­sel­ be Il­lu­stra­t i­on schmückt die Lie­fe­r ungs­u m­schlä­ge. Pro­ve­n i­enz: Stem­p el der Buch ­h and­lung Pros­p er Nour ­t ier, Lyon, auf ei­n i­gen Lie­fe­r ungs­u m­schlä­gen. Li­t e­r a­t ur: Brivois 275 f.; Car ­t er­et III , S. 371 ff. (mit Um­s chlagAbb.); DLF II , 54; vgl. Kir­c he­i sen 16 und Kir­c he­i sen, BNZ II /1, S. 43 f.: nicht die­s e Ausg.; Lon­c hamp II , 271; Oster­w al­der 232; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 627; Rahir 498; Ray II , 282 f., Nr. 205; San­der 423; Thieme/Becker 6, 397; Vica­i re V, 75 ff.

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In den Verleger-Lu xusein bänden 381 Las Cases, [Em ma nuel] c[om]te de. Mémorial de Sainte-Hélène par le c te de Las Cases; suivi de Napoléon dans l’exil, par MM. [Barry Edward] O’Méara et [Franc esco] Antomarchi, et de l’ hi storique de la translat ion des re stes mor tels de l’empereur Napoléon aux Invalides. 2 Bde. Paris, Er nest Bourdin, 1842. 17 Tafeln auf Chinapapier, montiert auf Kar ton, 2 Karten, etwa 300 Textholz schnit te. Und: 12 Tafeln auf Chinapapier, montiert auf Kar ton, über 250 Textholzschnit te. 2 Bl., VII S. (die se doppelt ein gebun den), 828 S. Und: 2 Bl., 935 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. Quart (257 x 170 mm). Verlegereinbän de von nachtblauem Saf fian auf glat te Rücken mit gold gepräg ten Rückentiteln, reicher or namentaler und fi gurativer Rücken- und Deckelvergoldung, Goldfilete auf den Steh- sowie Dentellebordüre auf den Innenkanten, mit mar morier ten Vorsät zen und Ganz gold schnitt, Bd. 1 mit ein gebun denem Ori ginal-Vorder um schlag, zu sammen in moder nem, mit Filz ausge schla genen Pappschuber (Papier qualitätsbedingt streckenwei se gebräunt und gering braunfleckig). Das ‚Grund la genwerk‘ für die My then bildung um Napoleon Bonapar te in der von Charlet il lu strierten

Ausga be liegt hier im pracht vol len gold gepräg ten Verleger ein band vor. Er nest Bour din war ein „import ant éditeur de beaux livres illustrés“ [Mal avieille 151], des sen Bücher fast immer von Boutigny gebunden wur den, dem „leading ex ponent of the rocaille school of binding“ [Ramsden 40] – davon zeugt auch dieser makel lose Ein band. Dem Thema des Buches ent sprechend ziert den Kopf sowie die beiden Deckel als kai serliche Sym bol fi gur ein gekrönter Ad ler mit ausgebreiteten Flü geln, von dem Blit ze ausstrah len. In den er sten Band ein gebunden ist ein ori gi naler Vor der um schlag, in der Va ri ante in Glanz papier, der, in spi riert von Napole ons Königsmantel und gleich falls ent wor fen von Boutigny, in Gold auf blauem Grund dessen em blemati sche At tri bute zeigt: auf ei nem Semis von Bienen zentral das kaiserliche Ad ler wappen, dar über und dar unter ein gekröntes „N“ im Lorbeerkranz. Provenienz: Ex li bris von A[ntoine] Vautier auf dem Spiegel (dessen Kata log II , 1977, Nr. 121: frs. 5.200), dar unter Monogrammschildchen „awf “ von Adri an Flüh mann.

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Alex­a n­dre Roudinescos Ex­em­plar in dif ­fe­r ie­r en­den Ver­le­ger-Lu­x us­ein­bän­den 382 Las Cases, [Em­ma­nu­el] c[om]te de. Mémo­r i­al de Sainte-Hélène par le c te de Las Cases; suivi de Na­poléon dans l’exil, par MM. [Bar­r y Ed­ward] O’Méara et [Franc­e sco] An­to­m archi, et de l’ hi­storique de la trans­ lat­ion des re­stes mor­tels de l’empereur Na­poléon aux In­va­li­des. 2 Bde. Pa­r is, Er­nest Bour­din, 1842. 17 Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­tiert auf Kar­ton, mit Sei­den­vor­sät­zen, 2 Kar­ten, etwa 300 Text­holz­schnit­te. Und: 12 Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­tiert auf Kar­ton, mit Sei­den­vor­sät­zen, über 250 Text­h olz­schnit­te. 2 Bl., VII S., 828 S. Und: 2 Bl., 935 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart (259 x 170 mm). Ver­l e­g er­ein­bän­d e von ro­tem Ma­ro­quin auf glat ­te Rücken, mit gold­ge­präg­ten Rücken­ ti­teln, rei­cher or­n a­m en­ta­ler und fi­g u­ra­t i­ver Rücken- und Deckel­ver­g ol­dung, die­se auf den Deckeln in zwei­fa­chem fet­ten Blind­f ileten­rah­m en, mit gel­ben Glanz­pa­pier­vor­ sät­zen und Ganz­g old­schnitt, am Fuß si­g niert und auf den flie­gen­den Vor­sät­zen ver­so mit Eti­k ett „Boutigny“ , zu ­sam­m en in Papp­schu­ber mit ro­ten Le­d er­k an­ten ( Vor­sät­ze am Rand oxy­diert, Pa­pier qua­li­täts­be­dingt strecken­wei­se ge­bräunt und ge­r ing braun­f leckig).

Das ‚Grund­l a­gen­werk‘ für die My ­t hen­bil­dung um Na­po­le­on Bo­n a­par ­t e in der von Charlet il­lu­strierten ­Aus­g a ­be liegt hier in ei­nem wei­t e­r en gold­ge­präg­ ten, ta­del­los er­h al­t e­nen Ver­le­g er­e in ­b and von Boutigny vor. Die­ser ent­warf auch das Deckel­mo­t iv, das dem der Ori­g i­n al-Um­schlä­ge ent­spricht. In­spi­ riert von Na­po­le­ons Kö­n igs­m an­t el zeigt es des­sen em­ble­m a­t i­sche At ­t ri­bu­t e: auf ei­nem Se­m is von Bie­ nen zen­t ral das kai­ser­l i­che Ad­ler ­wap­pen, dar ­ü ber und dar ­u n­t er ein ge­k rön­t es „N“ im Lor­beer­k ranz. Pro­ve­n i­enz: Il­lu­strier ­t es Ex ­l i­bris von Alex­a n­d re Roudinesco auf dem Spie­gel von Band I, des­sen Auk­ti­on 1967, I, Nr. 79: frs. 2.800. – Ge­gen­ü ber Wap­pen­ex ­l i­bris des In­du­stri­el­len Évr­a rd Bourlon de Rouvre (1923 –1979), des­sen Auk­t i­on I, 1979, Nr. 149.: frs. 18.100 – Au­ßer­dem auf bei­den Spie­geln Ex­ li­bris „ JLR “, d. i. Jules Le Roy; auf dem von Band I Adri­a n Flüh ­m anns Mo­no­g ramms­childchen „awf “.

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Sehr sel­t e­nes Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier in spek­t a­ku­lä­r en Ein­bän­den von Bauz­onnet-Tra­utz 383 Las Cases, [Em­ma­nu­el] c[om]te de. Mémo­r i­al de Sainte-Hélène par le c te de Las Cases; suivi de Na­poléon dans l’exil, par MM. [Bar­r y Ed­ward] O’Méara et [Franc­e sco] An­to­m archi, et de l’ hi­storique de la trans­ lat­ion des re­stes mor­tels de l’empereur Na­poléon aux In­va­li­des. 2 Bde. Pa­r is, Er­nest Bour­din, 1842. 15 Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, auf­k a ­schiert auf Chi­n a­ Pa­pier, 2 Kar­ten auf stär­k e­rem Ve­lin­pa­pier, etwa 300 Text­holz­schnit­te. Und: 14 Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, auf­ ka­schiert auf Chi­n a­pa­pier, über 250 Text­holz­schnit­te. 2 Bl., VII S., 828 S. Und: 2 Bl., 935 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, ei­ni­ge Témo­ins (267 x 172 mm). Vio­let­te Samt­ ein­bän­de von Bauz­onnet-Tra­utz mit ver­g ol­de­ten, in die Deckel ein­ge­las­se­nen Bron­ze­m e­dail­lons und ver­g ol­de­ten Me­tall­ster­nen in den Ecken, mit Doublü­ren und Vor­sät­ zen aus grü­n er Moi­ré­sei­de so­wie mit Ganz­g old ­schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­satz von Band I „Bauz­onnet-Tra­utz“ si­g niert, in ge­pol­ster­ten und mit wei­ßer Moi­ré­sei­de be­zo­ ge­nen Halb­saffianche­mi­sen, die­se noch­m als in schwar­ zen, mit Ve­lours aus­ge­schla­ge­nen Halb­saffianche­mi­sen und schwar­zen Halb­m a­ro­quin ­schu­bern mit Rücken­t i­teln und rei­cher Rücken­ver­g ol­dung, die­se am Fuß si­g niert „Devauc­hel­le“ (strecken­wei­se braun­f leckig).

„qui sont très ra­ r es“ [Car­ t er­ et] – dies ist ei­ nes da­von, und zwar in der noch sel­te­ne­r en, Car­ter­ et un­be­k ann­t en Va ­r i­a n­t e, in der die Chi­n a­pa­pierTa­ feln nicht auf Ve­ l in, son­ dern wie­ der­ u m auf Chi­n a­pa­pier auf ­k a­schiert wur­den. De­r en Ver ­t ei­ lung auf die bei­den Bän­de va­r i­iert leicht ge­gen­ü ber un­se­r en üb­r i­gen Ex­em­pla ­r en. Nicht min­der aus­er­le­sen ist der wie neu er­h al­te­ ne zeit ­g e­nös­si­sche vio­let ­t e Ve­lours-Ein­band von Bau-z­onnet-Tra­utz [vgl. Culot, S. 462 f.; Fléty 19; Rams­den 26]. Die ver­gol­de­t en Bron­z e­me­d ail­lons von An­toine Bovy zei­gen Na­po­le­on im Pro­fi l nach links auf den Vor­ der­ deckeln bzw. das Mémo­r i­al de Ste Hélène (mit den Da­ten 5. Mai 1821 und 15. De­z em­ber 1840) auf den Hin­t er­deckeln. Eine vage Idee von der Kost­bar­keit die­ses Ex­em­plars ver­ mit­ t elt die Sum­ me, zu der das­ je­ n i­ g e von René Des­c amps-Scrive im glei­chen, je­doch un­si­g nier­ ten Ein­b and zu­g e­s chla­g en wur­de: Es ko­s te­t e stol­z e 28.000 Francs – im Jahr 1925! [vgl. Ka­t a­log Des­c amps-Scrive II , 1925, Nr. 148]. Pro­ve­n i­enz: Samm ­lung Adri­a n Flüh ­m ann, des­sen Mo­no­g ramms­childchen „awf “ ver­so flie­gen­den Vor­ sät­z en.

Von Na­po­le­ons be­r ühm­t en Mémo­ires wur­den auch ei­n i­ge we­n i­ge Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt, – 1218 –





Al bum mit 21 Original zeichnungen von Charlet zu Las Cases Mémorial 384 [Las Cases]. Charlet, Nicolas-Toussaint. Dessins originaux [pour] Las Cases: Mémorial de SainteHélène [auf dem Rücken]. Ohne Ort, [1841 –1842]. 21 Ori ginal-Zeich nun gen von Charlet, auf starken Kar tons montiert und unter eben solchen Passepar touts. Quer-Groß-Oktav (Buchblock: 227 x 305 mm; Blatt maße: meist 115/119 x 154/160 mm, 5 Blät ter 95/100 x 118/133 mm, 1 Blatt 58 x 69 mm). Langgenarbter grüner Halbmaroquinband, Rücken mit gold gepräg tem Titel sowie linearer und or namentaler romanti scher Goldprä gung, mittig ein gekröntes „N“ im Lorbeerkranz, mit Goldfileten auf den Deckeln und mar morier ten Vorsät zen, am Fuß si gniert „Devauchelle“ , in Pappschuber mit Lederkanten (Rücken verblichen). Al bum mit 21 ori gi na len, von Charlet si gnierten Blei stift zeich nun gen zu Las Cases Mémorial de Sainte-Hélène Der Ma ler und Zeich ner Nicolas-Toussaint Charlet (1792 –1845) wur de bereits von sei nem Vater „in der Ver eh rung für Napoleon er zogen, dessen Verherrlichung nachm als sein gesamtes Werk dienen sollte“. Sei ne Bilder tru gen emi nent dazu bei, „die ‚Napoleoni sche Legende‘ ins Leben zu ru fen und zu ver breiten. Sie be deuten uns ein wert vol les Doku ment zur fran zösi schen Zeit geschichte in den Jah ren 1820 – 40“ [Thieme/Becker]. An fang 1841 be auf trag te ihn der Verleger Er nest Bour din mit 500 Zeich nun gen für das berühmte Mémori al de Sainte-Hélène von Em ma nuel de Las Cases (1766 –1842). Trotz zu neh mender gesund heitlicher Probleme und anderer berufl icher Ver pfl ichtun gen vollendete er den Auf trag in nerhalb ei nes Jah res [vgl. Ray] Es sollte „das letz te größere Werk sei nes Lebens“ [Thieme/Becker] und zu gleich sein „culminating tri bute to Napoleon“ [Ray] wer den. Als Charlet jedoch die Um set zung sei ner Zeichnun gen in Holz schnit te zu sehen bekam, war er „so dis satisfi ed with what the engr avers made of his drawings, that he resolved to do no more work of the sort“ [Ray].

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Den un mit tel ba ren Abgleich mit Charlets Ori gina len er möglicht diese kost ba re Samm lung von 21 si gnier ten Blei stift zeich nun gen, die auf den Passepar touts von Hand mit Legenden als Kon kor danz zu den ent sprechenden Text holz schnit ten ver sehen sind. In der Tat er zeu gen hier zar te Abschat tierungen eine un gleich größere Raumtiefe und Gewichtung der ver schiedenen Bild bereiche, brin gen Verwi schun gen mal eine be sondere at mo sphä ri sche Aura her vor, mal ei nen rea li sti scheren Ausdruck, etwa von Pulver dampf oder fl ir renden Laubkronen. Natürlich ist dies in der Tech nik des Holz schnitts

nicht eins zu eins um setz bar. Aber auch etwa an den fei neren Phy siognomien läßt sich die be sondere Qua lität der Charletschen Zeich nung ablesen. Doch selbst an den nicht völ lig befriedi genden Buch holz schnit ten erkannte Gor don N. Ray, daß Charlet „sur passed his two rivals in Napoleonic il lu stration, Raf fet and Horace Vernet“. Provenienz: Auf dem fl ie genden Vor satz Adri an Flüh manns Eti kett mit dem Monogramm „awf “. Literatur: Ray II , 282 f., Nr. 205; Thieme/Becker 6, 397.

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus den Samm­lun­gen Mer­ci­er und Meeûs 385 Las­a lle, Al­b ert de. L’Hôtel des Haricots. Mais­on d’ar­ret de la Gar­d e na­tio­n a­le de Pa­ris. 70 des­sins par Ed­m ond Mo­r in. Pa­r is, E. Den­t u, [1864]. Ti­tel­il­lu ­stra­t i­on und 69 ge­z ähl­te­Text­il­lu ­stra­t io­n en in Holz­schnitt, 11 S. mit No­ten. 1 Bl. (Avis au relieur), 1 lee­res Bl., 2 Bl. (Im­pres­sum, Vor­t i­tel), 1 lee­res Bl., il­lus­ trier­ter Ti­tel, 1 lee­res Bl., 1 Bl. (ge­druck­te Wid­mung), 153 [recte: 151] ein ­sei­t ig be­druck­te, ge­zähl­te Bl.,1 lee­res Bl. – Pa­g i­nie­r ungs­feh­ler auf dem letz­ten Blatt, so je­doch voll ­stän­dig. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, un­be­schnit­ten (250 x 175 mm). Halb­le­der­band in Ma­r o­quin citron auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und schwarz- und gold­ge­ präg­tem Rah­m en­werk mit klei­n en Eckfleurons in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem, il­lu ­strier­ tem Ori­g i­n al-Um ­schlag auf bläu­li­chem Pa­pier, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ . Völ­l ig un­be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar auf ein­sei­t ig be­d ruck­t em Chi­n a­pa­pier Das ku­r io­se Büch­lein über das 1837 ab­ge­r is­se­ne Pa ­r i­ser Ge­f äng ­n is be­schreibt ins­be­son­de­r e des­sen so­ge­nann­t e ‚Künst­ler­zel­len‘, Nr. 7, 8 und 14, bzw. die Skiz­z en, Sprü­che und Mu­sik ­no­t a­t io­nen an de­r en Wän­den. Sie bil­den in ih­r er Ge­samt­heit „un mus­é e bi­z ar ­r e“ sowie „une co­l lect ­ion uni­q ue de pochades ins­pirées par l’ennui des longues heu­r es et légèrement as­saisonnées du sel de la sa­t i­r e“ [S. 16]. Wie in ei­nem ve­r i­t a ­blen Ka­t a ­log sind die ein­z el­nen ‚Wer­ke‘ nu ­me­r iert. Das ab­schlie­ßen­de Ka­pi­t el ist den Ge­f äng ­n is­i n­sas­sen ge­w id ­met. Al­b ert de Las­a lle (1833 –1886) war Mu­sik ­k ri­t i­ker u. a. der Zeit­schrif­ten L’ il­lu ­stra­t i­on und Le mon­ de illu ­stré [vgl. DBF XIX , S. 1122], für die auch Ed­mond Mo­r in (1824 –1882) als Zeich­ner tä­t ig war. Die­ser, ein Schü­ler von Charles Gleyre und John Gil­b ert, il­lu­strier ­t e auch zahl­r ei­che Bü­cher und galt als „un des plus fins ar­tist­e s de no­tre temps“ [Beraldi X, 125]. Die 69 Text­holz­schnit­t e ge­ben die Wand­z eich­nun­gen wie­der; die aus meh­r e­r en Ein­ zel­d ar­stel­lun­g en zu­s am­men­g e­setz­t e Ti­t el­i l­lu­stra­ ti­on zeigt u. a. An­sich­ten der Ein­g angs­front, des Ge­f äng ­n is­ho­fes und ei­nes Zel­len­r aums. Sie wird auf dem ein­g e­bun­de­nen Ori­g i­n al-Um­s chlag in blau­em Druck wie­der­holt.

Das Buch ist „recherché sur pa­pier de Chine“ [Beraldi]; un­ser Ex­em­plar ist ein­sei­t ig be­d ruckt und völ­l ig un­b e­schnit ­t en, wo­durch die Blät ­t er oft ex­ trem breit ­r an­d ig sind. Der ta­del­lo­se Ein­band von Émile Mer­ci­er (1855 –1910) ist aus Ma­r o­quin citron. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel das far­big il­lu­strier ­t e Ex ­l i­bris von Vic­t or Mer­ci­er (1853 –1931), dem Prä­si­ den­t en der „So­ciété des amis des Livres“, mit des­ sen De­v i­se „Libro­r um flos illiba­t us“ (des­sen Ka­t a­ log 1937, II , Nr. 1313: frs. 320, an Car­t er­et). – Ver­so flie­g en­dem Vor­s atz Ex ­l i­bris von Aimé Lau­r ent, d. i. Lau­r ent Meeûs (Wittock, La bibliothèque de Lau­r ent Meeûs, 1982, Nr. 355). Li­te­ra­tur: Beraldi X, 143, Nr. 6; Brivois 250 f.; Car­ter­e t III , 370 f.; Oster­w al­der 716; San­der, S. 39; Vica­i re V, 71 f.; zu Mer­ ci­er: Fléty 126 f.

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Samm­lung Pierre van der Rest 386 Lau­r ent de l’Ard­èche, P[aul]-M[atthieu]. Histo­ ire de l’empereur Na­ p oléon. Illustrée par Horace Vernet. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Ce, 1839. [Auf dem Um­ schlag: 1840]. Front­i spiz in Holz­schnitt, über 450 Text­h olz­schnit­te. 802 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart, un­be­schnit­ten (269 x 173 mm). Lang­ge­n arb­ter ro­ter Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel und ei­nem gold­ge­präg­ten Na­po­ le­on­m o­nu­m ent zwi­schen Rocaillen­de­k or in Blind- und Gold­prä­g ung, mit Gold­fileten auf den Deckeln, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­z en, ein­g e­bun­d e­n em Ori­g i­n alUm ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und il­lu ­strier­tem Lie­ fe­r ungs­u m ­schlag so­wie mit Kopf­g old ­schnitt, auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1933“ (Rücken des Ori­g i­n al-Um­schlags re­stau­ riert).

Na­po­le­ons Le­ben und Ta­t en in über 450 Holz­schnit­t en von Horace Vernet Die Epo­c he der Re­stau­r a­t i­on war zu­g leich die der all­m äh­l i­c hen Ent­s te­hung des Na­p o­le­o nMy ­t hos, zu dem das vor­l ie­gen­de Werk des Po­l i­t i­kers, Pu­bli­z i­sten und spä­t e­r en Bi­blio­t he­k ars Paul-Matt­ hieu Lau­r ent (1793 –1877) ei­nen der frü­he­sten Bei­ trä­ge dar­stell­t e. Die er­ste Aus­g a ­be er­schien 1826, die vor­lie­gen­de zwei­t e ist im Text „fort aug­menté“ [Quér­a rd/Bourque­lot] und zu­gleich die er­ste mit den Il­lu­stra­tio­nen von Horace Vernet. Auf gan­ zen 800 Sei­t en folgt der Le­ser dem Le­ben und den Ta­t en Na­p o­le­ons, durch­ge­hend be­glei­t et von gut 450 Il­lu­stra­t io­nen im Text. Auch wenn es nicht ganz 500 sind – wie auf dem Lie­fe­r ungs­u m­schlag pau­ schal an­ge­ge­b en und von den Bi­blio­g ra­phen un­ kri­t isch über­nom­men – so ist dies ein über­r ei­cher

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ikonographi scher Fundus, der die Biographie des Kai sers der Fran zosen detail liert ver an schau licht. Das ein zi ge al lein von Horace Vernet (1789 –1863) il lu strier te Werk fällt in die Zeit der er sten Jahre nach sei ner Rück kehr aus Rom, wo er von 1829 bis 1835 gelebt hat te. „Geför dert durch die Gunst des neuen Régime Lou is-Phil ippe“ begann er eine „enor me Produk tion [Thieme/Becker 34, 284]. In rie si gen Schlachten bildern des Na tional mu seums in Ver sailles etwa „kündet er den Ruhm der franz[ösischen] Waf fentaten der Ära Napoleons I., der Juli-Mon ar chie […] u[nd] Napoleons III .“ [ebd.]. Auch betei lig te sich Vernet an der Il lu stration des Mémori al de Sainte-Hélène (1842), an Napoléon en Eg ypte (1842) sowie der Histoire de Lou is-Philippe (1847). Lau rents Histoire de l’empereur Napoléon er schien im gleichen Jahr wie die von Raf fet il lu strier te Histoire de Napoléon von Jacques Norv ins [siehe Nr. 477 ff.]. Äh nelt sich auch die Grund struk tur mit BildIn itia len, Kopf- und Schlußvi gnet ten, so sind diese bei Vernet „lar ger and more for mal in style“, au ßer dem legt er den Fokus „less exclusively on Napoleon, allowing him to pay more attent ion to the surrounding circumstances of the Emperor’s life, and many of his in iti al let ters and tailpieces are allegorical“ [Ray]. So ist dessen Werk „more generally appeal ing“, wäh rend Raf fet eine ein gehendere „inter pretation of Napoleon’s character and ca reer“ [ebd.] bietet. Das Werk wur de in Frank reich „au ßer or dentlich geschätzt, und für Deutsch land […] ist es von ganz besonderem Inter esse, weil es das Vorbild für Adolph Menzels Il lu strationen zu Kuglers Ge schichte Friedrichs des Großen war“ [Rümann], die un mittel bar dar auf (1840 –1842) er schien [vgl. Nr. 361 f.]. Un ser Exemplar könnte schöner nicht sein: Es ist un be schnit ten und tadel los in ei nem ge schmackvoll dekorier ten Halbma roquin band von Ge orges Mer cier mit dem Ori gi nal- und ei nem il lu strier ten Lieferungsum schlag erhalten. Provenienz: Buch händ ler mar ke von Lar danchet ver so fl iegendem Vor satz. – Ex li bris von Pierre van der Rest auf dem Spiegel (Auk tion 1964, Nr. 85: frs. 780). Literatur: Beraldi XII , 222 f., Nr. 232; Bilder welten 108 und 245; Borst 1908; Brivois 251; Car ter et III , 375; vgl. DLF II , 57; vgl. Hoefer 29, 934; Kir cheisen 7; Lonchamp II , 272; Oster walder 1087; Quér ard/Bourquelot I V, 644; Rahir 499; Ray II , 282, Nr. 103; Rümann 154 f.; Sander 425; Vica ire V, 98 ff.

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Sehr sel­t e­nes Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus be­deu­t en­den Samm­lun­gen 387 Lau­r ent de l’Ard­èche, P[aul]-M[atthieu]. Histo­ ire de l’empereur Na­ p oléon. Illustrée par Horace Vernet. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Ce, 1839. Front­i spiz in Holz­schnitt auf stär­k e­rem Ve­lin­pa­pier, über 450 Text­holz­schnit­te. 802 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, kaum be­schnit­ten (264 x 173 mm). Lang­ge­n arb­ ter dun­k el­g rü­n er Ma­r o­quin­band auf fünf fla­che, mit je vier Gold­fileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­rahm­ tem Rücken­t i­tel in zwei so­wie drei­fach gold­ge­rahm­tem Se­mis von Bie­nen in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ ten, Deckel mit Rah­m en­werk aus fet­ten und ma­ge­ren Gold­f ileten mit flora­ler Bor­dü­re und Eckfleurons, zen­ tral in ei­nem wei­te­ren Bie­nen-Se­mis ein ge­krön­tes „N“ , al­les in Gold­prä­g ung, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten, zwei vier­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en auf den In­nen­k an­ten, mit Doublü­ren und Vor­sät­zen aus vio­let­ ter Moi­ré­sei­de und Ganz­g old­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Noulhac“ (Rücken leicht ge­bräunt). Ei­nes der sehr sel­t e­nen Ex­em­pla ­r e auf Chi­na­pa­pier Die er­s te il­lu­s trier ­t e Aus­g a ­b e der Histo­ire de l’empereur Na­poléon von Paul-Matt­h ieu Lau­r ent de l'Ardèche (1793 –1877) liegt in ei­nem der „ra­res ex­empla ­i res“ [Car ­t er­et] auf Chi­n a­pa­pier vor; es ist kaum be­schnit ­t en; aus­n ahms­wei­se ist das Ve­l in­Pa­pier des Front­i spizes hier nicht ge­t önt. Der edle Ganz­ma ­r o­q uin-Ein­band von Hen­r i Noulhac (1866 –1931) nimmt ikono­g ra­phisch mit dem ge­ krön­ten „N“ und dem Bie­nen-Mo­tiv auf Na­po­leon­ Be­z ug. Das Ex­em­plar stammt aus be­deu­t enden­ Samm ­lun­g en, de­nen von Ge­org­e s Lainé und An­d ré Tissot-Du­pont. Pro­ve­n i­enz: Gold­ge­präg ­t es Ex ­l i­bris von Ge­org­e s Lainé auf dem Vor­s atz (des­sen Auk­ti­on 1962, Nr. 16: NF 4.800). – An­d ré Tissot-Du­pont (des­sen Auk­ ti­on 2016, Nr. 402).

Wei­t e­r es Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus dem Be­sitz von Ana­t ole de Démid­off, A. Giraudeau, L. Lebœuf de Montgermont, A. Vau­t ier und H. Bon­nas­se 388 Lau­r ent de l’Ard­èche, P[aul]-M[atthieu]. Histo­ ire de l’empereur Na­ p oléon. Illustrée par Horace Vernet. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Ce, 1839. Front­i spiz in Holz­schnitt auf stär­k e­r em, ge­tön­tem Ve­lin­pa­pier, über 450 Text­h olz­schnit­te. 802 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. – Auf Chi­n a­Pa­pier ge­druckt. Quart, kaum be­schnit­ten (265 x 172 mm). Lang­ge­n arb­ ter ro­ter Ma­r o­quin­band auf fünf fla­che, zwi­schen dop­ pel­ten Gold­f ileten or­n a­m en­tal blind­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­rahm­tem Rücken­t i­tel und ge­krön­tem „N“ , um­ge­ ben von Flo­ral­de­kor und drei­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ten, Deckel mit drei­ fa­chem Gold­f ileten­rah­m en, Rah­m en­werk aus dop­pel­ ten Gold­f ileten in En­t re­lacs-Ma­nier, dar­in Roll ­stem­pel aus Blü­ten und flora­len Vo­lu­ten, mit gro­ßen Pal­m etten im Em­pire­stil in den Ecken, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten, or­n a­m en­ta­len Stem­peln aus Blü­ ten und Vo­lu­ten zwi­schen dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en auf den In­nen­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ , in mit Ve­lours aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­k an­ten. Ei­nes der sehr sel­t e­nen Ex­em­pla ­r e auf Chi­na­pa­pier, mit no­belster Pro­ve­n i­enz Die er­s te il­lu­s trier ­t e Aus­g a ­b e der Histo­ire de l’empereur Na­p oléon von Paul-Matt­ h ieu Laurent liegt hier in noch ei­nem der „ra­r es ex­emplaires­“ [Car­ t er­ e t] auf Chi­ n a­ p a­ pier vor; es ist gleich­ falls kaum be­ s chnit­ t en. Wie bei al­ len die­ s en Ex­em­pla ­r en wur­de al­lein das Front ­i spiz auf ge­t ön­ tem Ve­l in­pa­pier ge­d ruckt. Die Sel­t en­heit der Vor­z ugs­aus­g a ­be wird in die­sem Ex­em­plar ge­k rönt von der no­b els­t en Pro­ve­n i­enz:

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Erst­b e­sit­z er war Ana­tole de Démid­off, Prince de San Donato (1813 –1870), des­sen Va­t er als rus­si­scher Di­plo­m at in Pa ­r is be­r eits ein An­h än­g er Na­p o­le­ ons war und der bei sei­nem Sohn eine le­bens­l an­ge Be­gei­ste­r ung für den Kai­ser zu wecken wuß­t e. Nach­ dem der tos­k a ­n i­sche Groß­her­z og Leo­pold II . ihn zum Prin­z en von San Donato er­ho­ben hat­t e, hei­r a­ te­t e Ana­t ole de Démid­off 1840 in Flo­r enz Prin­z es­ sin Mat ­h il­de Bo­n a­par ­t e, die Toch­t er von Na­po­le­ons Bru­der Jérôme. Im Jahr zu­vor war das vor­l ie­gen­de Buch er­schie­nen – ob man es ihm als Hoch­z eits­ ge­s chenk ver­ehr ­t e? Be­f ör­der ­t e Lau­r ents Histo­ire den Kult um Na­po­le­on, so ei­fer­t e der Prinz ihm auf sei­ne Wei­se nach: Er kauf ­t e Na­po­le­ons Vil­l a San Mar­t ino auf Elba, um dort ein mo­nu­men­t a­les Mu­se­ um ein­z u­r ich­t en, das noch heu­t e be­steht. In spä­t e­r en Jah­r en ge­hör ­t e un­ser Ex­em­plar be­deu­ ten­den Samm ­lern der fran­z ö­si­schen Ro­m an­t ik, so Abel Giraudeau und Lou­is Lebœuf de Montgermont (1841 –1914); die­ser ließ es von Émile Mer­ci­er (1855 –1910) in den ed­len ro­t en Ma­r o­q uin­band bin­ den, der noch heu­t e in ei­ner un­glaub­l i­chen Fri­sche wie neu er­h al­t en ist. Sei­ne Ver­eh­r ung für Na­po­le­on ließ er dem Band durch das fünff­fa­che ge­k rön­t e „N“ in den Rücken­kompartim­en­t en auf ­prä ­gen. Wei­t e­ re Be­sit­z er wa ­r en An­t oine Vau­t ier, Hen­r i Bon­n as­se und Adri­a n Flüh­m ann. Pro­ve­n i­enz: Ana­tole de Démid­off, Prince de San Donato (1813 –1870), des­sen Bi­blio­t heks­stem­pel auf dem Vor­ti­tel (Auk­ti­on 1880, Nr. 6558). – Abel Giraudeau, des­sen Auk­ti­on 24. –26.4.1898, Nr. 278: frs. 1.720. – Neu ge­bun­den für Lou­is Lebœuf de Montgermont, des­sen Auk­ti­on 1912, Nr. 168: frs. 2.350; zi­t iert bei Car ­t er­et. – Far­big il­lu­strier ­t es Ex­ li­bris von A[ntoine] Vau­t ier auf dem Spie­gel (des­sen Ka­ta­log I, 1971, Nr. 104: frs. 9.000, mit Ein­bandAbb.), dar ­ü ber das gold­g e­präg ­t e Ex ­l i­bris von Hen­r i Bon­n as­se (des­sen Auk­t i­on II , 1982, Nr. 52: frs. 22.900, an Pierre Berès), dar­u n­t er Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann.

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Die Aff­iche zu Lau­r ent de l’Ard­èches Na­poléon 389 [Lau­rent de l’Ard­èche, Paul-Matt­hieu]. Vernet, Horace. [Aff­iche:] Histo­ire de l’empereur Napoléon. Par M. P.-M. Lau­rent (de l’Ard­èche), avec 500 Des­sins par Horace Vernet. [Pa­r is], J.-J. Du­bochet et Comp., [1839]. 6 Holz­schnit­te. 1 Bl. In mo­d er­n em ver­gla­sten Holz­rah­m en (595 x 435 mm) (3 schwa­che Braun­f leck­chen). Wer­bung für Na­po­le­on Das Pla ­k at be­w irbt die er­ste il­lu­strier ­t e Aus­g a ­b e von Lau­r ent de l’Ard­è ches Na­poléon-Bio­g ra­phie. Der Name Na ­p oléon ist in fast 7 cm ho­hen, fet­ten Ver­sa ­l i­en ge­d ruckt – un­ü ber­seh­ba ­r e Zei­chen auch der my­t hi­schen Grö­ße, die der Kai­ser der Fran­z o­ sen 18 Jah­r e nach sei­nem Tod im Exil auf St. He­le­n a er­langt hat­t e. Das Werk soll­t e vor al­lem durch die rei­che Il­lu­stra­t i­on zu des­sen wei­t e­r er Po­pu­l a ­r i­sie­ rung bei­tra­gen: Der Name des Illustra­tors Horace Vernet ist eben­falls deut ­l ich pro­m i­nen­t er her ­vor­ge­ ho­ben als der des Au­t ors. Von den gut 450 Text­holz­ schnit­t en – nicht 500, wie an­ge­ge­ben – sind sechs auf dem Pla ­k at wie­der­ge­ge­ben. Die bei Adolphe Éve­r at ge­d ruck­t e Aff ­iche wur­de in Buch­h and­lun­gen aus­ge­h ängt, wie die Schluß­z ei­le be­sagt: „On sou­scrit ici“. Das vor­l ie­gen­de Ex­em­plar auf hell­braun ge­t ön­t em Pa­pier ist je­doch so per­fekt er­h al­t en, daß an eine sol­che Ver­wen­dung kaum zu den­ken ist; es ist im­mer pie­tät­voll ar­chi­v iert wor­ den. Dank der Il­lu­stra­t io­nen, der ab­wechs­lungs­r ei­ chen Ty ­po­g ra­phie und der streng ach­sen­sym ­me­t ri­ schen Glie­de­r ung be­sitzt es auch äs­the­tisch eine be­son­de­r e An­z ie­hungs­k raft.

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Unik­a les Ex­em­plar mit zwei aqua­r el­l ier­t en Ori­g i­nal­zeich­nun­gen von Vernet und Bel­langé und zahl­r ei­chen zu­sätz­l i­chen Ta­feln 390 Lau­r ent de l’Ard­èche, P[aul]-M[atthieu]. Histo­ ire de l’empereur Na­ p oléon, illustrée par Horace Vernet. Pa­r is, J.-J. Du­bochet et Cie, 1843. Ko­l o­r ier­tes Front­i spiz in Holz­schnitt; zwei­far­big in Ocker und schwarz ge­druck­ter il­lu ­strier­ter Ti­tel, 45 [nicht 44!] ko­l o­r ier­te Uni­form­t a­feln auf stär­k e­r em Pa­pier mit ro­sa­far­be­nen Sei­den­vor­sät­zen, über 450 Text­ holz­schnit­te; 2 aqua­rel­lier­te Ori­g i­n al-Zeich­nun­gen von Vernet (ein­ge­bun­den) bzw. Bel­langé (lose). 832 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart (256 x 163 mm). Ver­le­ger­ein­band von dun­k el­g rü­ nem Saf­f i­an auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und fi­g u­ra­t i­ver Gold­prä­g ung auf Rücken und Deckeln, auf dem Rücken in fet­tem Gold-, auf den Deckeln in dop­pel­tem Blind­f ileten­rah­m en, mit Gold­f i­ lete auf den Steh-, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, wei­ßen Sei­den­pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, in

neu­em, mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber ( Vor­sät­ ze ge­r ing fleckig, ei­ni­ge Bl. qua­li­täts­be­dingt ge­bräunt). Die­se Aus­g a ­be von Lau­r ent de l’Ard­èches Na­po­leon-­ Bio­g ra­phie von 1843 ist in kei­ner der ein­schlä­g i­gen Bi ­blio­g ra­phi­en ver ­z eich ­net. An­schei ­nend han­delt es sich um eine Ti­tel­auf­la­ge der zwei­ten Aus­g a­be, die auf dem Ti­t el das Jahr 1840 hat, tat­säch­l ich aber erst 1842 er­schie­nen ist [vgl. Vica­ire 100]. Ge­gen­ über der er­sten Aus­g a­be aus dem Jahr 1839 be­sitzt sie ei­n i­ge be­deu­t ungs­vol­le Zu­sät­ze und Er ­wei­t e­r un­ gen, die den Cha­r ak­t er des Bu­ches ins­ge­samt ver­ än­dern: Dar ­i n ma ­n i­fe­stiert sich di­r ekt die ra­sche Kon­so­l i­d ie­r ung des Na­po­le­on ­k ults. Schon die Ge­s amt ­a n­l a­ge der Histo­ire leg­t e da­f ür den Grund. Im Un­ter­schied zu dem gleich­zei­tig er­schie­ne­nen Werk von Norv ­i ns mit den Il­lu­stra­ tio­nen von Raf­fet, die mehr auf Na­po­le­ons „character and ca­r eer“ schau­t en, rich­t e­t e Vernet „more

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attent­ion to the surro­u n­d ing circumstances of the Emperor’s life, and many of his in­iti­a l let­ters and tailpieces are alle­gorical“ [Ray]. Die vor­lie­g en­de neue Aus­g a­be er­g änzt die Bio­g ra­phie um die Ka­pi­ tel Trans­lat­ion des cen­dres de Na­poléon en France und Funerailles de Na­poléon so­w ie um sie­ben be­glei­t en­ de Holz­schnit­te [S. 800 – 827]. Da­m it wur­den das Le­b en und die er­sten sym ­bol­t räch­t i­gen An­f än­ge des Nach­le­bens Na­po­le­ons mit­ein­a n­der ver­bun­den. War die Aus­g a­be von 1839 be­r eits durch ein Front­ ispiz mit ei­nem mo­nu ­men­t a ­len Rei­t er­stand­bild des Kai­sers ge­schmückt, das von sei­nen Sol­d a­t en ge­t ra­ gen wur­de, so wird ihm nun ein zwei­t es ge­gen­ü ber­ ge­stellt, ge­z eich­net von Charles Er­nest Clerget, das un­ver­hoh ­len im­pe­r ia ­le Macht ­a n­sprü­che er ­neu­ert: Auf ei­nem Glo­bus ist die von dem Wort „Na ­p o­l e­o n“ über­z o­ge­ne Land­k ar ­t e Eu­r o­pas zu se­hen, oben­auf thront ein Ad­ler, die strah­len­de Son­ne im Rücken, Blit­z e zu sei­nen Fü­ßen. An­ge­sichts sol­cher Macht­ träu­me er­scheint es sehr kon­se­q uent, daß die Aus­ ga­be mit ei­ner Sui­t e von 44 ko­lo­r ier­t en Ta­feln nach Hi­ppolyte Bel­l angé (1800 –1866) an­ge­r ei­chert wur­ de, die „les ty­pes de tous les corps et les uni­for­mes milita­i res de la Republique et de l’Em­pire“ [Quér­ ard/Bourque­lot] pa ­r a­d ie­r en läßt: Die Gran­de Arm­ée fei­ert in al ­ler Bunt ­heit fröh ­l i­che Urs­t änd. In un­se­r em Aus­n ah ­me­ex­em­plar sind die­se Merk­ ma­le noch­m als uni­k al ver­stärkt: Zum ei­nen liegt das Rei­ t er­ stand­ bild ko­ lo­ r iert vor – in fast un­ wirk ­l ich dräu­en­den Farb­t ö­nen, die von Oran­g e nach Blau­g rün über­ge­hen. Au­ßer­dem sind die 44 Uni­form­t a ­feln durch eine wei­t e­r e er­g änzt, die nicht in der Tab­le des ty­pes co­lor­iées auf­ge­führt ist, und die wie­der­u m Na­po­le­on zu Pferd zeigt – gleich­sam als sei er von sei­nem Denk­m al her­a b­ge­stie­gen, um er ­neut und höchst­selbst sei­ne Trup­p en an­z u­f üh­ ren. Die­se Ta­fel ist ex­t rem sel­t en, Vica­ire war nur ein ein­z i­ges Ex­em­plar be­k annt. End­g ül­t ig uni­k al wird un­s er Ex­e m­plar durch zwei de­t ail­l iert aus­g e­f ühr­t e, aqua­r el­l ier­t e Ori­g i­ nal­z eich­nun­gen, wel­che die un­m it ­t el­ba ­r en Vor­l a­ gen zwei­er Ta­feln dar­stel­len. Die mit „H. Vernet“ si­g nier ­t e Zeich ­nung des Rei­t er­denk ­m als (Bild­g rö­ ße: 178 x 114 mm) ist dem ge­d ruck­t en Front­ispiz vor­ ge­bun­den; das ei­weiß­gehöhte Aqua ­r ell Bellangés ei ­nes Tam­bours und ei­nes Tam­bour-ma­jors (Blatt ­g rö­ ße: 179 x 132 mm) zur Ta­fel nach S. 472 liegt lose bei. Voll­en­det wird die ikono­g ra­phi­sche und sym ­b o­ li­s che Auf­l a­dung un­s e­r es Ex­em­plars durch den

Ver­l ags­ein­band von dun­kel­g rü­nem Saf ­fi­a n, dem auf Rücken und Deckeln je­weils um ei­nen ge­k rön­ ten Ad­ler di­ver­se na­po­leo­n i­sche In­si­g ni­en in Gold ein­ge­prägt sind. Die­ses Buch ist nicht mehr bloß als Er­z äh­lung und Ge­schich­t e kon­z i­piert, es nimmt durch sei­ne er ­wei­ ter ­t e Aus­stat ­t ung viel­mehr selbst den Cha ­r ak­t er ei­nes Denk ­m als an, dem die bei­ge­f üg ­t en Ori­g i­n a ­le wie­der ­u m eine Aura le­ben­d i­ger Au­t hen­t i­z i­t ät ver­ lei­hen. Auch wenn kei­ne An­h alts­punk­te für eine be­son­de­r e Pro­ve­n i­enz ge­ge­ben sind – die re­spekt­ vol­le Ver­eh­r ung, die dem Band in den zwei ver­g an­ ge­nen Jahr­hun­der ­t en zu­t eil wur­de, spie­gelt sich in ei ­nem best ­mög­l i­chen Er­h al­t ungs­z u­stand wi­der. Pro­ve­n i­enz: Adri­a n Flüh ­m ann.

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Ex­em­plar Hen­r i Bon­nas­se 391 La Valet­te, [Charles Guillaume] S[our­d ille de]. Fa­bles de S. La­va­let­te, illustrées par Grandville, suivies de poé­sies di­ver­ses, illustrées par Gér­ard Séguin. Pa­r is, J. Het­zel et Paulin, 1841. Ge­sto­che­nes Por­t rait auf Chi­n a­pa­pier, auf­ge­zo­gen auf stär­k e­r es Ve­lin­pa­pier; 24 Ra­die­r un­g en auf Kar­ton, da­von 21 nach Grandville, 3 nach Gér­ard Séguin. 2 Bl., 228 S. – Auf kräf­t i­gem Ve­lin­pa­pier. Quart, un­be­schnit­ten (246 x 160 mm). Lang­ge­n arb­ter grü­ner Halb­m a­ro­quin­band auf fünf mit dop­pel­ten Gold­ fileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, die üb­r i­gen Rücken­fel­der mit or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung und brau­n en Ma­r o­quin­in­tar­si­en in dop­pel­tem Gold­ fileten­rah­m en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­ rier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­nem blau­en Ori­g i­n alUm ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf ei­n em Vor­blatt si­g niert „Ca­n ape“ (Ti­tel et­was braun­f leckig, ge­le­gent­lich schwa­cher Ab­klatsch der Ta­feln). Grandville als Ra­d ie­r er der ei­ge­nen Zeich ­nun­gen Dies ist die drit­t e Fa­bel­aus­g a­be von Charles Guillaume Sour­ d ille de La Valet­ t e (1792 –1852), die er­ste war 1828 er­schie­nen. In­des ist fast die Hälf­t e – 21 – der ins­ge­samt 50 Fa­beln hier erst­m als ge­d ruckt. Der An­h ang ent­h ält u. a. drei Vergil zu­ge­schrie­be­ ne Ge­d ich­t e in der Über­set­z ung La Valet­t es so­w ie ei­n i­ge kur­z e neu­l a­t ei­n i­sche Fa ­beln von Fran­çoisJo­seph Teras­se Des­billons (1711 –1788). La Valet­te ori­en­tier­te sich bei sei­nen Fa­b eln sti­ li­stisch an La Font ­a ine – des­sen Tier­ge­schich­t en hat ­t e Grandville be­r eits 1838 mit au­ßer­or­dent ­l i­ chem Er­folg il­lu­striert, so daß es für den Ver­le­ger Het­z el na­he­lag, ihn auch hier mit der Be­bil­de­r ung zu be­auf ­t ra­gen. Für die Il­lu­stra­t io­nen ist das Werk der Erst­d ruck: 21 Ta­feln, die mit ei­ner Le­gen­de ver­se­hen sind, stam­men von Grandville, die drei üb­r i­gen von Jean Al­f red Gér­a rd Séguin sind avant toute lettre ge­d ruckt. Grandville griff sei­ ner­ s eits auf sein be­ w ähr­ t es Grund­mu­ster zu­r ück: „Ent ­we­der agie­r en durch Klei­dung oder At ­t ri­bu­t e ver ­mensch ­l ich­t e Tie­r e oder die ins Tier­r eich ver­leg­te Hand­lung wird im Bild­h in­t er­g rund durch eine Sze­ne mit mensch­l i­ chen Ak­t eu­r en er­l äu­t ert und kon­k re­t i­siert“ [Bil­der­ wel­t en]. In ei­ner Hin­sicht sind Grandvilles Ta­feln al­ler­ dings „une curiosité“ [Ren­onciat 174]: Aus leid­vol­ler Er ­f ah­r ung mit un­g e­nü­g en­den Lei­s tun­g en der

Re­pro­duk­t i­ons­ste­cher über ­n ahm er hier selbst die Auf­g a ­be, sei­ne Zeich­nun­gen zu ra­d ie­r en. So ist das vor­l ie­gen­de Werk „le seul livre où Grandville in­t er­ prète lui-même ses des­sins“ [Ren­onciat 288]. Das Pu­bli­k um nahm auch die­ses Werk freund­lich auf; be­r eits 1847 er­schien eine er ­wei­t er ­t e Neu­auf­l a ­ge. Zu­sätz­l ich wur­de dem Ti­t el ge­gen­ü ber ein Por ­t rait La Valet ­t es auf Chi­n a­pa­pier ein­ge­bun­den, ge­sto­ chen von Émile Des­m aisons nach Er­nest Mei­sso­n ier. Das Ex­em­plar aus dem Be­sitz des Mar­seil­ler Ban­ kiers und Bi­blio­phi­len Hen­r i Bon­n as­se (1899 –1984) ist fast ta­del­los in un­be­schnit ­t e­nem Zu­stand und mit ein­ge­bun­de­nem Ori­g i­n al-Um­schlag in ei­nem Ein­band des jün­ge­r en Ge­org­es Ca ­n ape (1864 –1940) auf un­se­r e Zeit ge­kom ­men. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel das gold­ge­präg ­t e Ex­ Li­bris von Hen­r i Bon­n as­se, der sei­ne vor al­lem dem illustrierten Buch ge­w id­me­te Samm­lung ab 1980 ver­k au­fen muß­t e (des­sen Ka­t a ­log II , 1982, Nr. 53: frs. 3.600). – Dar ­u n­t er Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 207 und 220, Nr. 26; vgl. Bil­der­wel­ten 161, Nr. 84 (Ausg. 1847); Brivois 251 f.; Car­t er­et III , 376; Oster­ wal­der 448 (nur Grandville); Quér­a rd/Bourque­lot I V, 649; Ren­ onciat 174 und 288; Rümann 161; San­der 426; Vica­i re V, 107 f.; zu Ca­n ape: Devauc­hel­le 246 f.; Fléty 37 f.

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Kom­plet­t es Ex­em­plar der sel­t e­nen Zeit ­schrift, mit al­len Um­schlä­gen 392 [Lefix u. a.] Les om­ni­bus. [Il­lu ­striert von Bertall]. Liv­rai­son 1 – 8 in 1 Bd. Pa­r is, I[ldefonse] Rous­set, [1843]. Ins­ge­samt über 200 Holz­schnitt­vi­g net­ten. 120 S. (durch­ ge­hend pa­g i­niert). Ok­tav, un­be­schnit­ten (222 x 140 mm). Lang­ge­n arb­ter dun­k el­brau­n er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf mit dop­ pel­ten Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und de­k o­ra­t i­ver Ka­sten­ver­g ol­dung in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­den alle 6 gel­ ben il­lu ­strier­ten Lie­fe­r ungs­um ­schlä­ge so­wie der grü­n e il­lu ­strier­te Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „Str­oobants“ . Kom­plet ­t es Ex­em­plar der sel­t e­nen Zeit ­schrift, mit al­len Um­schlä­gen und über 200 Holz­schnit­t en nach Bert ­a ll Die ver­g nüg­l i­che Sa­t i ­r e­z eit ­schrift soll­t e ur­sprüng­ lich in 20 Num­mern er­schei­nen, sie wur­de aber nach acht ein­ge­stellt, die hier kom­plett in ei­nem Band ver­ei­n igt sind. Die Pa­g i­n ie­r ung ist durch­ge­ hend, doch ha­b en die Liv­rai ­sons ei­ge­ne Ti­t el und The­men: Les Om­ni­bus, pérégrinat­ions burlesques à tra­vers tous les chem­ins par MM . Ber­t al [sic!] et Lefix (Liv­rai ­son 1), Aux femmes (2), Les Bus­e s-Graves, tri­lo­ gie à grand spectacle par M. Tortu-Goth (3 und 4), La Co­m ète (5), Lucrèce et Ju­dith. Sala­de de Romaines et de Juives (6), Le Sa­lon de 1843 (7) und La Santé mise à la port­ée de tout le mon­de par P[ierre] Bern­a rd (8). Alle Hef­te wur­den von Bert­a ll, dem Spi­r i­t us rec­tor des Un­ter­neh­mens, mit ins­ge­samt über 200 Holz­ schnitt ­v i­g net ­t en il ­lu­striert. Ein­ge­bun­den sind auch alle sechs Lie­fe­r ungs­u m­ schlä­g e auf gel­b em Pa­pier (1/2 und 3/4 er­schie­ nen als Dop­p el­hef ­t e) so­w ie der grü­ne Ori­g i­n alUm­schlag mit der Ver­lags­a n­g a ­be „Gen­nequin ainé“ und dem Jahr 1844, oben­d rein 4 Blatt Ver­lags­a n­z ei­ gen in ei­nem wei­t e­r en gel­ben Ori­g i­n al-Um­schlag. Das Werk war schon am Ende des vor­letz­t en Jahr­ hun­derts „peu co­m mun et as­sez recherché“ [Beraldi], in der vor­l ie­gen­den Aus­stat­t ung dürf­t e es nicht leicht noch ein­m al zu fin­den sein. Pro­ve­n i­enz: Samm­lung Adri­a n Flüh ­m ann, mit des­ sen Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ auf dem Spie­gel. Li­t e­r a­t ur: Brivois 313 f.; Car ­t er­et III , 451; Oster­w al­der 128; San­ der 96; Vica­i re I, 436 f.

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Das Exemplar des Verlegers Renouard in mehreren Papier va rianten, auch auf Per ga ment, mit Ver fasserautograph und zusätzlichem Bildmaterial 393 Legouvé, Ga briel. Le mérite des femmes, poëme. Paris, Ant. Aug. Renou ard, 1818. Front ispiz (zweimal auf weißem, einmal auf blau em Papier, einmal als seitenverkehr te vergrößer te freie Kopie auf extrafeinem Papier, einmal als Probedruck avant la lettre auf Japanpapier); zu sätzlich: 2 Tafeln, 1 Tafel auf gelbem Papier, 1 Ori ginal-Zeichnung in brauner Tu sche. 36 S.; 36 S.; 36 S.; 36 S.; 36 S. – Fünf mal der sel be Titel: auf Per ga ment, blauem, gel bem und zwei mal auf wei ßem Papier. Klein-Oktav (130 x 80 mm). Dunkelblau er Maroquinband der Zeit mit reicher Blind- und Goldprä gung, am Fuß si gniert „Purgold“ ( Vordergelenk gebrochen, erstes Front ispiz stärker braunfleckig, Pergament-Titel und letztes Pergamentbl. par tiell gebräunt). Das „char mante poëme“ [Quér ard] zum Lob der Frauen stammt von dem Anwalt und Professor am

Collège de France, Ga briel Legouvé (1764 –1812). Der Erst ausga be im Jahr 1800 folg ten in kur zen Abständen zahl reiche weitere Auf a gen. Antoine-Au gu stin Renou ard (1765 –1853) brachte diese Ausga be im Jahr 1818 mit ei nem Front ispiz nach Jean Michel Moreau le jeune her aus: „une très jolie estampe gravé ex près pour cette petite édition“ [Quér ard]. Dieses, eben so eine hin zu gefüg te un signier te Tusch zeich nung und zwei der drei weiteren hin zu gefüg ten Ta feln nach Constance Mayer und Alex andre-Joseph Desen ne ha ben jeweils Mut ter und (schla fendes) Kind zum Thema. Der Clou un seres Exemplars ist je doch, daß es gleich fünf mal vorliegt, so auf blauem und gel bem Papier, vor al lem aber als unik ales Exemplar auf Per ga ment. Das absolute Ausnah mestück im Einband von Pur gold, „this great fi gure in rom antic

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binding“ [Ramsden], stammt aus der Samm lung des Verlegers selbst. Ein gebunden ist ein gefalteter Brief des Autors an ihn. Provenienz: Ex li bris auf Spiegel: „Bibliothèque A. A. Renou ard“ (Auk tion 1854, Nr. 1465: frs. 46). – Dort weiteres Ex li bris: „Ex Mu seo van der Hel le“ (Auk tion 10.12.1868, Nr. 1087: frs. 135; mit langer Be schrei bung). – Gold gepräg tes Ex li bris von Léon Rat tier ver so f iegendem Vor satz (Auk tion I, 17.6.1920, Nr. 402: frs. 700). Literatur: Gay/Lemonnyer III , 202; Hoefer 30, 410; Quér ard V, 102; vgl. Rahir 503; Vica ire V, 175; zu Pur gold: Fléty 148; Ramsden 166 f.

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Das so gut wie un­be­kann­t e er­ste Ver­lags­werk von Léon Curmer, auf Chi­na­pa­pier und in ei­nem Ein­band von G. Simier, aus dem Be­sitz von Hen­r i Beraldi und Alex­a n­dre Roudinesco 394 Le Mai­stre, [Lou­is-Isaac, sie­ur] de Sacy. Histo­ire de l’an­cien et du nouveau te­sta­m ent, représentée par des fi­g ur­e s et des ex­plicat­ions tirées de l’ écriture sainte et des pères de l’ église, par Le Mai­stre de Sacy (Royaumont). Approuvée par Mon­sei­g neur l’ar­che­vèque de Pa­r is. 2 Tei­le in 1 Bd. Pa­r is, L. Curmer, 1835. 2 Ti­tel­vi­g net­ten, 1 sei­ten­brei­te Kopf ­lei­ste, 267 sei­ten­brei­ te Ab­bil­dun­gen in 10 ver­schie­de­nen fi­g u­ra­t i­ven Rah­m en, 268 je­weils in­di­vi­du­ell ge­stal­te­te vierz­ei­li­ge Schmuck ­in­itia­l en, 270 Schluß­vi­g net­ten; al­l es in Holz­schnitt. IX S., 3 Bl., 366 S., 1 lee­res Bl., 4 Bl., S. [369]-536, S. 545 – 559. – Zu­m eist zwei­spal­t ig. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (292 x 170 mm). Lang­ge­n arb­ter dun­k el­vio­let­ter Ma­ro­quin­band der Zeit auf vier brei­te, gold­or­n a­m en­t ier­ te Bünde, mit gold­ge­präg­tem und -ge­rahm­tem Rücken­ ti­tel so­wie gold­ge­rahm­ter floral-li­nea­rer Or­n a­m ent­ik in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, auf den Deckeln in fet­tem und ma­ge­rem Gold­f ileten­rah­m en in­t ri­k a­tes Mu ­ster aus ver­schlun­ge­n en Gold­f ileten­bän­dern mit Fleurons und

vier Kreu­zen auf Criblée­g rund in klei­n en Ova­len, mit Gold­f ileten auf den Steh- und brei­ter Dent­el­le­bor­dü­ re auf den In­nen­k an­ten, Doublü­ren und Vor­sät­zen aus ro­sa­r o­ter Moi­ré­sei­de und drei­sei­t i­gem Gold­schnitt, auf dem Vor­der­deckel si­g niert „Ger­m ain-Simier“ , in dun­ kel­vio­let­tem Kalb­le­der-Steck ­schu­ber mit Rücken­t i­tel so­ wie rei­cher flora­ler Gold­prä­g ung in Gold­f ileten­rah­m en auf Rücken und Deckeln, vor­ne mit der gold­ge­präg­ten De­vi­se „Am­our et Reconnaissance“ (Schu­ber­k an­ten leicht beschabt, 1 Schube­recke mit klei­n er Stoß­spur, Ge­len­ke et­was ge­lockert, strecken­wei­se et­was braun­f leckig, S. 537 – 544 feh­len). Nach der Ju­l i­r e­vo­lu­t i­on be­g ann mit der zu­neh ­men­ den Fe­sti­g ung des Re­g imes des „Bür­g er­kö­n igs“ Lou­i s-Phil­ippe in Frank ­r eich eine zwei­t e Re­stau­r a­ ti­ons­z eit – be­glei­t et von ei­ner Hin­wen­dung des Bür­ ger ­t ums ins Pri­va­t e und Re­l i­g iö­se. Die­ser Ent ­w ick­ lung trug auch der Buch­m arkt Rech­nung: „Min­d ful of the principle that the devil should not have all the good tun­e s, Pa­r is­ian pub­lis­hers issued a nu­ mber of elabora­t ely pres­en­t ed religious wo­rks with

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illustrat­ions from seve­r al hands du­r ing the later 1830s“ [Ray II , 301]. In die­s en kul­t ur­g e­s chicht ­l i­chen Kon­t ext ge­hört auch die vor­l ie­gen­de Neu­aus­g a ­b e des zu­erst 1669 un­t er dem Au­t or ­pseud­onym „Royaumont“ er­schie­ ne­nen Werks. Die Nach­er ­z äh ­lung der bi ­bli­schen Ge­schich­t e(n) durch den Theo­lo­gen und Hu ­m a ­n i­ sten Isaac Le Mai­stre, sie­u r de Sacy, (1613 –1684) ist ein Sei­ten­stück zu des­sen Le­bens­werk, der ins Fran­z ö­si­sche über­setz­t en, weit ver­brei­t e­t en Bible de Port-Roy­al bzw. Bible de Sacy. Gor­don N. Ray nennt in die­sem Zu­s am­men­h ang zwei an­de­r e, 1836 bei Léon Curmer er­schie­ne­ne Bü­cher, die Imi­ta­t i­on de Jésus-Christ und Les saints évangiles [ebd., vgl. hier Nr. 337 und 552] – nicht je­doch das vor­lie­gen­de, be­r eits ein Jahr frü­her er­ schie­ne­ne Werk, das auch in al­len wei­te­r en ein­ schlä­g i­gen Bi­blio­g ra­phen über­g an­gen wor­den ist – voll ­kom ­men zu Un ­r echt! Denn dies ist nicht nur das er­ste Buch des wohl be­deu­t end­sten Ver­le­g ers der Ro­m an­t ik, son­dern mit rund 800 Holz­schnit­ten be­r eits ei­nes der am um ­fang ­r eich­sten be­bil­der ­t en. Curmer selbst war sich der Be­deu­t ung die­ses Werks, das im glei­chen Jahr wie der epo­che­m a­chen­de Gil Blas er­schien, sehr wohl be­w ußt, wie aus sei­ner Vor­r e­de deut­l ich wird: „Nous croyons avoir élevé un mo­nu­ment à la gra­v ure sur bois: il est fa­cile de juger quel­les res­ sour­c es prés­en­te cet art trop longtemps négligé“ [S. V]. An sei­nen Erst­ling knüpf­te er be­r eits die „sü­ße­sten Hoff­nun­gen“ für die Zu­k unft: „Puisse ce livre, revêtu de la nouv­el­le for­me que nous avons don­née, pro­du­ire le bien que ses enseignements peuvent dévelop­per; c’est la plus douce es­pérance qu’il nous soit per­m is de co­ncevoir et la plus glo­r ie­ use récompense que nous puiss­ions am­bi­t i­on­ner“ [S. VI]. Drei Jah­r e spä­t er brach­t e Curmer mit Paul et Virgi­nie das be­r ühm­t e­ste il­lu­strier ­t e Buch der Ro­m an­t ik her ­aus. Die fort ­lau­fen­de Er­z äh­lung der bi­bli­schen Stof ­fe ist ge­glie­dert in zahl­r ei­che Ab­schnit ­t e, die re­gel­m ä­ ßig zwei Sei­t en ein ­neh ­men. Vor­a n­ge­stellt ist je­weils eine sei­t en ­brei­t e Ab­bil­dung in ei ­nem il ­lu­strier ­t en Rah ­men, von dem es zehn ver­schie­de­ne Va ­r i­a n­t en gibt. Am Be­g inn der Text ­a b­schnit ­t e ste­hen vierz­ei­ li­ge Schmuck ­i n­itia ­len, die je­des­m al neu ent ­wor ­fen wur­den; auf der zwei­ten Sei­te folgt eine Schluß­vi­g net ­t e. Die Be­deu­t ung der ab­u n­d an­t en Il­lu­stra­ ti­on wird da­durch be­tont, daß bei­den Tei­len des Bu­c hes mi ­nu­t iö­s e Ab­bil­dungs­ver ­z eich ­n is­s e mit den Na ­men al­ler Zeich­ner und Ste­cher zu­ge­ord­net

sind. Un­t er ih­nen fin­den sich zahl­r ei­che Künst ­ler, die in den fol­gen­den Jahr­z ehn­t en die ro­m an­t i­sche Buch­i l­lu­stra­t i­on präg ­t en, so Vic­t or Adam, Ca­velier, Co­ i ndre (die­ s er zeich­ ne­ t e die Mehr­ z ahl der In­ itia­len), Jules Da­v id, De Rud­der, Devé­ria, Tony Johan­not, Levasseur, Marc­k l, Marville, Mei­sso­n ier, Rogier, Gér­a rd Séguin u. a. Auch die Na­men nachm­a ls be­k ann­t er Ste­cher tau­chen hier be­r eits auf, al­len vor­a n An­d rew, Best, Brevière, Porret, Charles und J. Al­bert Thompson. Wur­de das Buch von den Bi­blio­g ra­phen igno­r iert, so nicht von den Bi­blio­phi­len: Vor uns liegt ei­nes von zwei oder drei Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier, je­den­falls das ein­z ig do­k u ­men­t ier ­t e. Der un­b e­ kann­t e Erst­be­sit­z er ließ es von Ger­m ain Simier in ei­nen ex­q ui­si­t en Ma ­r o­q uin­band mit rei­cher Gold­ prä­g ung in ro­m an­t i­s cher und En­t re­l acs-Ma ­n ier bin­den (schon da­m als fehl­te die dritt­letz­te Lage im An­h ang) und mit ei­nem pas­sen­den, nicht min­ der de­ko­r a­t i­ven Steck­schu­b er ver­se­hen: Das dem Schu­ber auf­ge­präg ­t e Mot ­t o „Am­our et Reconnaissance“ galt glei­cher ­m a ­ßen dem ide­el ­len Ge­h alt wie der ma­t e­r i­el­len Hül­le – sie blieb wie neu er­h al­t en. Spä­ter wur­de das Buch in den Samm­lun­gen von Hen­r i Beraldi und Alex­a n­d re Roudinesco be­wahrt, de­r en Ex ­l i­bris es trägt. Pro­ve­n i­enz: Gold­g e­präg ­t es Ex ­l i­bris von Hen­r i Beraldi auf ei­nem Vor­blatt, des­s en Auk­t i­on III , 1934, Nr. 202 (mit Ein­band-Abb.): frs. 7.300. – Il­lus­t rier ­t es Ex ­l i ­bris von Alex ­a n­d re Roudinesco ver ­so flie­gen­dem Vor­satz, des­sen Auk­t i­on 1967, I, Nr. 60 (mit Ein­band-Abb.): frs. 5.500. Li­te­r a­t ur: Blachon 103 ff.; nicht bei Brivois und Car­ter­et; vgl. Lon­c hamp II , 410 (Er­stausg.); vgl. Ray II , 301; nicht bei San­der; vgl. Wet­z er/ Welte V II , 1715 (Er­stausg.); zu Le Mai­stre de Sacy: vgl. Hoefer 30, 568 ff.; zu Ger­m ain Simier: Fléty 162.

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Drei Phy­sio­lo­g ies über das Lie­bes­le­ben der Män­ner 395 Lemoine, Édou­a rd. Phy­sio­lo­g ie de l’ homme à bonn­e s fort­unes. Vi­g net­tes par MM. [Ma­r ie Alex­an­dre] Al­ophe et Ja­n et-Lan­ge. [Dar­an:] Neu­f ville, Étienne de. Phy­sio­lo­g ie des am­oureux. Illustrat­ions de Gavarni. [Dar­an:] Kock, Ch[arles] Paul de. Phy­sio­lo­g ie de l’ homme marié. Illustrat­ions de [Lou­is] Marc­kl. Zu­ sam­m en 3 in 1 Bd. Pa­r is, Au­bert et Cie, Lavigne, [1841]. [Und:] Pa­r is, Jules Laisné, Au­bert et Cie, Lavigne, 1841. 56 Abb. (da­von 1 wie­der­holt). Und: 49 Abb. (da­von 2 wie­ der­h olt), 25 Schmuck­in­itia­len und 12 Schmuck­vi­g net­ ten. Und: 80 Abb. (da­von 2 wie­der­holt, dar­un­ter ei­ni­ge Schmuck­lei­sten und -in­itia­len). – Alle Ab­bil­dun­gen in Holz­schnitt im Text. 127 S. Und: 12[8] S. Und: 128 S., 1 Bl. (Tab­le). Klein-Ok­t av (128 x 80 mm). Dun­k el­g rü­n er Halb­m a­ ro­quin­band der Zeit auf glat­ten Rücken, mit Rücken­ti­tel, dem Ein­zel­stem­pel ei­nes Äffchens und fünf dop­pel­ ten Quer­f ileten in Gold­prä­g ung so­wie mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen. Die Zu­sam ­men­stel­lung die­ser drei Ti­tel, al­le­samt Erst­ aus­g a ­ben, folg ­t e ei ­nem kon­se­q uen­t en in ­h altlichen­

Prin­z ip: Édou­a rd Lemo­i nes Dar­s tel­lung des ego­zen­t ri­schen Frau­en ­hel­den wird Étienne de Neu ­fvilles Ty ­po­lo­g ie der Lie­ben­den ge­gen­ü ber­ge­stellt, um mit dem drit­t en Band von Charles-Paul de Kock in die Schil­de­r ung des ehe­li­chen Le­bens zu mün­ den. In­w ie­weit die­se Ab­fol­ge eine Stei­ge­r ung der Le­b ens­form wi­der­spie­g elt, bleibt an­g e­sichts des grund­sätz­l i­chen iro­n i­schen Te­nors der Tex­t e und Bil­der dem Ur ­t eil des Le­sers über­l as­sen. Für die Phy­sio­lo­g ie de l’ homme à bonn­e s fort­u nes nennt San­der ne­ben Al­ophe und Ja­net-Lan­ge auch Gavarni, Lhéri­t ier wie­der ­u m Da­u mier als Il ­lus­ tra­tor. Die von Paul Gavarni und Lou­is Marc­k l il­ lu­strier ­t en Bän­de ha ­b en als zu­s ätz­l i­chen Buch­ schmuck je­weils Schmuck ­lei­sten und -in­itia ­len von Hen­r i Émy. Pro­ve­n i­enz: An­d ré Tissot-Du­pont, des­sen Auk­t i­on 2016, Nr. 446. Li­t e­r a­t ur: Brivois 328; Car ­t er­et III , 475 und 485; Lacombe 743, 807 und 809; Lhéri­t ier 36, 43 und 50; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 473, V, 76 und V, 509; San­der 574; Talv­a rt/Place X, 268 (Kock); Vica ­i re V I , 588 und 604 f.

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Ex­em­plar Villebœuf und Re­bey­rat 396 [L’Épine, Er­nest], [Pseud.:] Ma­nu­el. Histoire aus­si in­téress­an­te qu’ in­vraisembable de l’ in­t répide Ca­pitaine Cas­tag­n et­te, neveu de l’ homme à la tête de bois. Par Ma­nu­el. Illustrée de 43 vi­g net­tes sur bois par Gu­stave Doré. Pa­r is, L. Hachette et Cie, 1862. 42 Text­holz­schnit­te [so kom­plett!], da­von 8 ganz­sei­t ig. 78, (2) S. Fo­lio, un­be­schnit­ten (316 x 225 mm). Grob­ge­n arb­ter mit­ tel­brau­ner Halb­m a­ro­quin­band auf fünf point­illé­ver­zier­ te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und de­k o­ra­ ti­ver Ka­sten­ver­g ol­dung in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­ zen und ein­ge­bun­de­nem il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), auf dem flie­gen­d en Vor­satz ver­so si­g niert „G. Mer­ci­er Sr. de son père – 1912“ . Die er­ste Aus­g a­be mit den Il ­lu­stra­t io­nen von Gu­stave Doré Haupt ­m ann Paul-Math­u rin Cas­t ag ­net ­t e, ge­bo­r en 1770, ist der „bra­ve entre les plus bra­ves“: In der Fran­z ö­si­schen Re­vo­lu­t i­on ver­l iert er ein Auge, bei der Be­la­ge­r ung von Tou­lon 1793 den lin­ken Arm, auf der Brücke von Ar­cole 1796 bei­de Bei­ne, 1797 zer­stört in Ve­r o­n a ein Sä­bel­h ieb sein Ge­sicht, 1799 er­eilt ihn die Pest in Jaf­fa, auch eine Bom­be bleibt ir­gend­wann in sei­nem Rücken stecken – doch nichts kann sei­nen krie­ge­r i­schen Ehr­geiz und die Be­gei­ ste­r ung für Na­po­le­on er­schüt ­t ern. Zur Ka­t a­stro­phe kommt es, als bei dem am Ka­m in Ein­ge­schla­fe­nen ein Holz­bein Feu­er fängt und es zur Ex­plo­si­on der

Bom ­be kommt. Der zy ­n i­sche Kom ­men­t ar un­t er der fi ­n a ­len ganz­sei­t i­g en Ab­bil­dung lau­t et: „La croix seu­le était rest­ée in­t acte“. Gustave Dorés Zeich­nun­g en brauch­ten sich nur eng an den Text zu hal­ten, um ihre gro­tesk-ka­r i­ kie­r en­de Wir­k ung zu ent­fal­t en. So bie­t et das Werk „une des plus amus­a n­tes illustrat­ions de Gu­stave Doré. Ses des­sins, par­faitement adaptés au tex­te, sont d’une ori­g i­n al­ité de bon aloi et in­téresseront encore plusie­u rs géné­r at­ions“ [Leblanc]. Die mei­ sten Bi­blio­g ra­phen ha ­ben die fal­sche Zah­len­a n­g a­ be von 43 Vi­g net­t en vom Ti­t el ab­ge­schrie­ben; nur Leblanc und Dézé zähl­ten kor­r ekt 42. Aus­ge­f ührt wur­den die Holz­schnit­t e von Olympe Brux, Er­nest Phil­ippe Boet­z el und Charles Mau­r and. Im Un­t er­schied zum Ti­t el­hel­den ist un­ser Ex­em­ plar ta­del­los er­h al­t en: Un­be­schnit ­t en und mit dem il­lu­strier ­t en, rot und schwarz be­d ruck­t en Ori­g i­ nal-Um­schlag. Ge­bun­den wur­de das ein­d rucks­volle­ an­t i­m i­l i­t a ­r i­sti­sche Pam­phlet von Ge­org­e s Mer­ci­er (1885 –1939) im Jahr 1912 – am Vor­a bend ei­ner neuen, hel­d i­schen‘ Geschichts­epo­che. Pro­ve­n i­enz: Auf dem In­nen­deckel gold­g e­präg­ tes ver­schlun­ge­nes Mo­no­g ramm „ PV “ so­w ie gold­ ge­präg ­t es Ex ­l i­bris von Paul Villebœuf (des­s en Auk­t i­on 1963: Nr. 239: frs. 310), dar­u n­t er Ex­li­bris („Un au­t re mon­de“) von Claude Re­bey­r at. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 43, Nr. 130; Brivois 271; Car­t er­et III , 380; Dézé 61; Leblanc 219 f.; Lon­c hamp II , 378; Oster­w al­der 321; Rahir 506; Rümann 200; San­der 434; Wel­ler 341.

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177 Holz schnitte von Gustave Doré 397 L’Épine, Er nest. La légen de de Croque-Mitaine. Illustrée de 177 vi gnet tes sur bois par Gu stave Doré. 769 – 778. Paris, L. Hachette et Cie, 1863. Front ispiz in Holz schnitt mit Seidenvorsatz, 177 Textholz schnit te, davon 19 ganz seitig. 2 Bl., 274 S., 1 Bl. – Vor titel und Titel in Schwarz und Rot gedruckt. Folio (310 x 232 mm). Roter Perkalin-Verlegereinband mit gold gepräg tem Rücken sowie gold gepräg ten Deckelplat ten in blind gepräg tem Rahmenwerk, mit oran gen Glanzpapier vor sät zen und Ganz gold schnitt (Rücken gering berieben). Die amü sante Mit tel alter par odie mit 177 Holz schnit ten nach Doré, im Verleger ein band Die Le gen de vom Schwar zen Mann aus der Fe der des Pa ri ser Schrift stel lers Er nest L’Épine ist eine „im Sa gen kreis um Karl den Großen an ge siedelte, köst liche Par odie auf die Mit tel alter mode des 19. Jahr hunderts“ [Guratzsch/Unverfehrt]. Aus der Sicht des Bi bliophi len ist das Buch natürlich „recherché pour la bel le il lu stration“ [Car ter et] von Gu stave Doré (1832 –1883) – es konnte „kei nen geistvol leren Ausdeuter fi nden“ [Rümann 200]. Dessen ins ge samt 177 Zeich nun gen, die zwi schen Ka rikatur und küh ner Fantasy-Ästhetik chan gieren, gehören „zum Lau nig sten, das er ge schaf fen hat“ [Guratzsch/Unverfehrt]. Die Holz schnit te wurden ausgeführt von Four nier, Gauchard, Gusman, Mau rand, Pi san, Sargent, Sotain, Trichon u. a. Die er ste Ausga be liegt hier im ori gi na len PerkalinVerleger ein band vor. Die Deckel zei gen in Goldprägung die verklei ner te Ad aption des Front ispizes (vorn) und der er sten Text abbildung zur Préambule. Literatur: Beraldi V I , 43, Nr. 133; Brivois 255; Car ter et IIII , 380; Dézé 65; Guratzsch/Unverfehrt II , Nr. 88; Leblanc 220 f.; Osterwalder 321; Sander 435; Vica ire V, 215.

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus dem Be­sitz von Jules Ja­n in 398 [L’Épine, Er­nest], [Pseud.:] Quatr­el­les. Le cheval­ier Beau-Temps. Préface d’Alex­ an­ dre Du­ m as fils. Vi­g net­tes de Gu ­stave Doré. Pa­r is, Ty­po­g ra­phie de A. Pou­g in, 1870. 1 ganz­sei­t i­ge Ab­bil­dung (Front­i spiz) und 9 Vi­g net­ten in Holz­schnitt. XV S., 110 S., 1 lee­res Bl. – Vor­t i­tel in Rot-, Ti­tel in zwei­far­bi­gem Druck. – Auf Chi­n a­pa­pier. Ok­tav, un­be­schnit­ten (210 x 144 mm). Wein­r o­ter grob­ge­ narb­ter Halb­m a­r o­quin­band der Zeit à la jansé­ni­ste auf fünf von Blind­f ileten ein­ge­faß­te Bünde, mit gold­ge­präg­ tem fünfz­ei­li­gen Rücken­t i­tel, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­n em, in Rot und Schwarz be­druck­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag und Kopf­g old­schnitt (münz­g ro­ße Schabstelle auf Vor­d er­d eckel, Um­schlag leicht an­ge­ staubt, stel­len­wei­se ge­r ing braun­f leckig). Ei­nes von 30 Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier, aus dem Be­sitz von Jules Ja­n in Die­ser klei ­ne Lie­bes­r o­m an, „sim­ple et touch­a nt“, wie Du­m as fils in sei­nem Vor­wort schreibt, ist das letz­t e in der Rei­he der Bü­cher von Er­nest L’Épine (1826 –1893), die Gu­stave Doré (1832 –1883) il­lustrierte.

­Un­t er dem „Ein­fluß des eng­l i­s chen sen­t i­men­t a­ len Künst ­ler­k rei­ses der Prä ­r affa­eli­t en“ sei des­sen „Ele­g anz […] äu­ßer­l ich, süß­l ich“ ge­wor­den, be­m ä­ kel­t e Ar­t hur Rümann – doch paßt dies hier ge­n au zu der Text­vor­l a­ge. Al­lein auf sechs der zehn Holz­ schnit­te sind En­gel­chen zu ent­decken; auf ei­nem ein klei­ner Teu ­fel. Un­s er un­b e­s chnit ­t e­nes, breit ­r an­d i­g es Ex­em­plar ist die Num­mer 3 von 30 Ex­em­pla­r en auf Chi­n a­Pa­pier, der ein­z i­g en Lu ­x us­aus­g a ­b e des Wer­kes. Nicht nur der Zeich­ner und der Au­t or des Vor­worts sind nam­h aft, son­dern auch die bei­den Vor­b e­sit­ zer, de­r en gold­ge­präg­te Ex­li­bris sich im Buch fin­ den: die Schrift­stel­ler Jules Ja­n in (1804 –1874) und Vic­t or Méric (1876 –1933). Pro­ve­n i­enz: Ex­l i­bris von Jules Ja­n in auf dem Spie­ gel, des­sen Auk­t i­on 1877, Nr. 782: frs. 21 [zu Ja­n in als Samm­ler vgl. Poideb­a rd 310 f.]. – Ex­li­bris von Vic­t or Méric auf ei­nem Vor­blatt. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 45, Nr. 156; Brivois 255; Car­t er­et III , 380 f; Dézé 72; Leblanc 222; Oster­w al­der 321; San­der 437; Talv­a rt/ Place V, 79 (Du­m as); Vica­ire V, 216 (zi­tiert die­s es Ex­e m­plar); zum Pseud­onym: Heylli 362; Wel­ler 465.

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Wende- und Höhepunkt der Buch il lu stration des 19. Jahrhunderts: Das er ste bedeutende Holz schnitt buch in Frank reich überhaupt

Der er ste „Höhepunkt des il lustrier ten Buches“ der Romantik 399 Le Sage, [Alain René]. Histoire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vi gnet tes par Jean Gigoux. Paris, Paulin, 1835. Front ispiz in Holz schnitt, fast 600 Textholz schnit te (davon gut 130 Bild- und Schmuckinitialen). 972 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. Groß-Oktav (239 x 163 mm). Langgenarbter auberginefarbener Halbmaroquinband um 1900 auf glat ten Rükken, mit gold gepräg tem Rückentitel in reicher or namentaler und floraler Vergol dung in Goldfiletenrahmen, mit dreifachen Goldfileten auf den Deckeln und mar morier ten Vorsät zen, auf dem fliegen den Vorsatz verso signiert „Thierry Sr de Petit-Simier“ (erstes und letztes Bl. gebräunt).

Schon Beraldi nannte dieses Werk „un des cinq ou six principaux ouvra ges à fi gur es du XIXe siècle“ – und sei ne Bewer tung hat bis heute Bestand. „Pour ses illustrat ions spi rituel les“ [Beraldi] stellt es einen „Höhepunkt des il lu strier ten Buches“ [Bilderwelten 102] dar; vor al lem aber markiert es ei nen hi stori schen „Wendepunkt in der Buchproduk tion und Buch il lu stration in Frank reich“ [ebd. 101], eine „révolut ion“ [Beraldi] und eine „rénovation de la gravure sur bois à l’époque romantique“ [Car teret], die es zu ei nem der „ge suchte sten Bi bliophi lenobjek te in nerhalb der franz. Buch-Il lu stration des 19. Jahrh[underts]“ [Thieme/Becker] wer den ließ. Ar thur Rümann stellt diese Edition von Le Sages Roman in ei nen großen zeit geschicht lichen Zu sammen hang mit den restau rativen Tenden zen der JuliMon ar chie: „Das Jahr 1835 brachte zwei wichti ge Er eig nisse, zwi schen denen et was wie eine heim liche Beziehung besteht: das Verbot der politi schen Ka ri katur durch die Septem ber geset ze und da mit die Kon zentration auf das unpolitisch Bür gerliche, und zweitens die Ver öf fent lichung des er sten



be­deu­t en­den Holz­s chnitt ­bu­c hes in Frank ­r eich“ [Rümann 125]. Tat­säch­lich läßt sich ein sol­cher Zu­sam ­men­h ang in mehr ­fa­cher Hin­sicht er­ken­nen. Er be­t rifft zu ­n ächst die ver­le­g e­r i­s che Ent­s chei­ dung, mit dem Gil Blas von Al­a in-René Le Sage (1668 –1747) auf den „künst ­le­r i­sche[n] Hö­he­punkt des pik­ a resken Ro­ m ans in Frank­ r eich“ [En­ g el­ hardt/Rol­off ] in der Nach­fol­g e des Lazarillo von Tor­m es zu­r ück ­z u­g rei­fen. Bei dem er­sten Er­schei­ nen des Gil Blas (1715 –1735) war das „Sym­pa­thi­ sie­r en des Au­tors mit der nie­de­r en Her­k unft sei­ nes Hel­den“ [Jan 162] ein neu­es li­t e­r a ­r i­sches Mo­t iv, hin­t er dem al­ler­d ings nur be­d ingt ein so­z i­a l­k ri­t i­ scher Im­pe­t us stand: Wohl zei­gen sich al­ler­or ­t en „gro­ße so­z ia ­le Un­t er­schie­de und sitt ­l i­cher Ver ­fall“, trei­ben „Be­ste­chung, Be­t rug, Schma ­r ot­z er ­t um und Ver­g nü­g ungs­sucht“ ihr Un­we­sen, und zwar zur er­ zähl­t en Zeit des 17. Jahr­hun­derts in Spa­n i­en eben­ so wie zur Zeit des Er­z äh­lers Le Sage im ab­so­lu­t i­ sti­schen Frank­r eich – und viel­leicht auch im frü­hen 19. Jahr­hun­dert, in dem der Er­folg des Buchs „noch zu­n immt“ [En­g el­h ardt/Rol­off ], doch fehlt hier „je­des mo­r a ­l i­sie­r en­de Ele­ment, der Ver ­fas­ser will nur span­nend er­zäh­len“ [Jan 161]. Und dies tut er so „packend, daß die da­h in­ter ver­bor­ge­ne Sa­ ti­r e ge­gen die Ge­sell­schaft der Zeit durch­aus zu­ rück­tritt“ [ebd. 162]. In­so­fern spie­gelt der enor­me Er­folg des Wer­kes über ein Jahr­hun­dert nach sei­ nem er­sten Er­schei­nen wohl auch den Rück­z ug des ent ­t äusch­t en Bür­ger ­t ums aus der Po­l i­t ik ins Pri­va­ te und eine vor­läu­fi ­ge Ab­sa­ge an den Fort­schritts­ op­t i­m is­mus – lieb­äu­g elnd statt­des­sen mit ei­nem eben­so ein ­f äl­t i­g en wie ge­w itz­t en Ro­m an ­hel­den, der sich „mit Schläue und Ge­r is­sen­heit schlecht und recht durchs Le­ben schlägt, im Gu­t en wie im Bö­sen glei­cher ­m a ­ßen leicht von der Um­welt be­ein­ fluß­bar“: „Weit ent ­fernt, sich zu in­d ig ­n ie­r en, kon­sta­ tiert Gil Blas die­se Zu­stän­de und sucht la­chend sei­nen per­sön ­l i­chen Vor ­t eil“ [En­gel­h ardt/Rol­off ]. Da­bei er­r eich­te das Werk nicht nur das bil­dungs­ bür­ger­l i­che Pu­bli­k um, viel­mehr hat ­t e es mit ei­ner „für die da ­m a ­l i­g en Ver­h ält ­n is­s e un­g laub­l i­che[n] Auf­l a­gen­hö­he von 30.000 Ex­em­pla ­r en“ ei­nen „un­ ge­heu­r en Er ­folg“ [Bil­der ­wel­t en 101] auch in neu­ en Le­ser­schich­t en, die vor­her nicht als Buch­k äu­fer in Er­schei­nung ge­t re­t en wa ­r en. Vor­aus­set­z ung war da­für zum ei­nen die Wahl des po­pu­lä­r en Stof­fes, zum an­de­r en der nied­r i­ge Preis bei ho­her Auf­la­ge und der Er­schei­nungs­wei­se in Ein­z el­l ie­fe­r un­gen. Ent­schei­dend für den Er ­folg die­ser Stra­t e­g ie war al­ler­d ings ein re­vo­lu­t io­n ä ­r es Il­lu­stra­t i­ons­kon­z ept.

Auch hier setz­te der Ver­le­ger auf ein Ver­fah­r en, das eine Ver ­r in­ge­r ung des Auf ­wands mit be­son­de­ rer Ab­u n­d anz ver­ei­n ig ­t e. An­stel­le der se­pa ­r at auf Ta ­feln ge­d ruck­t en Ra­d ie­r un­gen führ ­t e Paulin den in den Text ge­d ruck­t en klei­nen Holz­stich wie­der in die Buch­il­lu­stra­ti­on ein – und brach da­durch mit der aus dem 18. Jahr­hun­dert über­kom­men­en Buch­ kul­t ur. Für Gil Blas be­stell­te er bei Jean Fran­çois Gigoux (1806 –1894) zu­n ächst 100 Vi­g net­ten, und als sich die­se bei den ein­z el­nen Lie­fe­r un­gen als die ei­gent ­l i­che At ­t rak­t i­on er ­w ie­sen, ver­l ang ­t e er bald wei­t e­r e 300, schließ­l ich noch ­m als 200. Wenn Gor­don N. Ray be­m än­gelt, der Er­folg der ins­ ge­samt fast 600 Il­lu­stra­t io­nen sei mehr dem „cumulative effect“ als ih­r er „in­d ivi­du­a l ex­cellence“ zu­z u­ rech­nen, über­sieht er, daß die mit die­sem Kon­z ept ver­bun­de­ne Äs­t he­t ik ge­r a­de nicht auf Ein­z el­nes fo­k us­siert ist, son­dern schlicht von ei­nem Mo­t iv zum näch­sten weit­er­strebt: „Die Vi­g net­t e […] wird hier zur aus­s chließ­l i­c hen Il­lu­stra­t i­ons­form ge­m acht. Da­durch be­kommt die Il­lu­stra­t i­on et ­w as von de­ ko­r a­t i­ver Leich­t ig­keit und Skiz­z en ­h aft ­i gkeit, die dem ste­ten Fluß und Wech­sel der Hand­lung sehr ent ­ge­gen kommt. Dem Flüch­t i­gen der Er­eig ­n is­se ent ­spricht eine ge­w is­se Flüch­t ig­keit der bild ­l i­chen Fi ­x ie­r ung“ [Klaus Pop­itz, zit. nach Bil­der ­wel­t en 102]. Ar­t hur Rümann mein­t e über Gigoux Ar­beits­ wei­se: „Je ra­scher sein Strich, de­sto ein­d ring­l i­cher die Wir­k ung“ [Rümann 126 f.]. Der ‚ku ­mu­l a­t i­ve Ef­fekt‘ re­la­ti­v iert sich auch durch die Viel­falt an Mo­t i­ven und for ­m a ­len Ele­men­t en: „Fan­t a­sti­sche In ­itia ­len aus ve­g e­t a ­bi ­len und ar­chi­t ek­t o­n i­s chen For ­men, be­weg ­t e klei­ne Sze­nen agie­r en­der Per­so­ nen, Stadt- und Land­schafts­ve­du­t en von gro­ß er Tie­fe wech­seln mit win­z i­gen Stille­ben, schnell hin­ ge­wor ­fe­nen Skiz­z en ein­z el ­ner oder vie­ler Cha ­r ak­ ter­köp­fe“ [Bil­der ­wel­t en 102]. Tat­säch­l ich tra ­fen ge­ ra­de die­se „leicht in den Text ge­setz­t e[n] Vi­g net­t en, rasch hin­ge­wor ­fe­ne Skiz­z en von au ­ßer­or­dent ­l i­cher Le­ben­d ig­keit […] den Ge­schmack des Pu­bli­k ums“. Von nun an wur­de die Il­lu­stra­t i­on „zum wich­t i­gen Be­stand­t eil der Ver­k aufs­stra­t e­g ie“ [ebd. 101], ver­ lang­ten die Ver­le­ger fast nur noch „Ent­w ür­fe in der Art des Vor­bilds Gigoux“ [ebd.], und die Holz­ schnitt ­v i­g net ­t e er­leb­t e eine „ca ­r rière bril ­lan­t e pen­ dant tren­t e ans“ [Beraldi 113]. Wenn Rümann be­ m erkt, die Holz­ s chnit­ te sei­ en „ganz auf Hel­ l ig­ keit und Leich­ t ig­ keit der Li­n i­en ge­stimmt“, wo­durch etwa die Land­schaf­ ten „eine über­r a­schen­de Tie­fe und den Ein­d ruck gro­ßer Weit ­l äu ­fi g­keit“ [Rümann 126] er­h iel­t en, so ver­d ankt sich die­se äs­t he­t i­sche Wir­k ung ih ­r er ­seits

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zu­n ächst ei­ner tech­n i­schen Ent­schei­dung: Of ­fen­ bar hat Gigoux „sei­nen Stil ver­ä n­dert und ver­ ein­facht“ (etwa auch durch Ver­z icht auf Schat­ten­ wür­fe), weil er „Mit­leid mit der Skla­ven­a r­beit der Holz­schnei­der [hat­te], die von den Ver­le­gern un­ an­ge­nehm streng be­auf­sich­t igt und ge­q uält wur­ den“ [ebd.]. Tat­säch­lich war für Gil Blas – ar­beits­ tei­l ig und „fa ­brik ­m ä ­ßig“ [Bil­der ­wel­t en 101] – eine gan­z e Schar fran­z ö­si­scher und eng­l i­scher Künst­ ler tä­t ig, die in der Fol­ge­z eit im­mer wie­der be­geg­ nen, wie Brévière, Cherrier, God­a rd, Lavoignat, Lac­oste, Mau­r is­set, Porret, Bene­worth, Hart und Ch. Thompson. Auch auf­ g rund die­ s er Viel­ z ahl an Mit ­a r­b ei­t ern „emp­fi ng das Werk eine ge­w is­se Un­ein ­heit ­l ich ­keit, an­de­r er­s eits aber den Vor ­t eil grö­ß e­r er Le­b en­d ig­keit“, wo­b ei ins­b e­son­de­r e die Fran­z o­s en „Stücke von au­ß er­or­dent ­l i­cher Verve und Stim­mung schu­fen“ [Rümann 126]. Die Er­ste Aus­g a­b e des Wer­kes liegt hier in der Stan­d ard­ver­si­on auf Ve­l in­pa­pier vor, so wie es der zeit ­ge­nös­si­sche Käu ­fer nor ­m a ­ler ­wei­se in Hän­den hielt – und zwar in best ­mög­l i­chem Er­h al­t ungs­­

zustand. Der schö­ne Halb­ma ­ro­q uin­band von Thierry, der 1874 die Werk­statt von Pe­t it über­n ahm, ist nicht mehr ganz zeit ­ge­nös­sisch, steht mit sei­ner De­ko­r a­ ti­on aber noch ganz in der ro­m an­t i­schen Tra­d i­t i­on. Pro­ve­n i­enz: Bei­l ie­g end ein Blätt­chen mit hand­ schrift­ l i­ chem Ex­ z erpt aus Beraldi und der Bei­ schrift in Blei: „de la main de mon ar­r ière grandpère Crozes“. Li­t e­r a­t ur: Adhémar/Séguin 82 f.; Beraldi V II , 112 f. und 125 ff., Nr. 191; Bil­der­wel­t en 102, Nr. 37; Borst 1757; Brivois 256 ff.; Car­ ter­et III , 382 ff.; Cor­d ier, Es­s ai 297; En­g el­h ardt/Rol­off I, 213 f. (Er­stausg.); Es­c offier 1141; vgl. Haupt­wer­ke 207 f.; Lon­c hamp II , 284; Oster­w al­der 425; Quér­a rd/Bourque­lot V, 525 (Not ­i ce von Nodier); Rahir 508; Ray II , 291 ff., Nr. 214; Rümann 125 ff.; San­der 440; Thieme/Becker 14, 16; Vica­i re V, 238 f.; zu Thierry: Devauc­hel­le 275 (Pe­t it), 278 und 280; Fléty 167 f.

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Das Ex­em­plar von Hen­r i Beraldi im sel­t e­nen Ver­le­ger-Lu­x us­ein­band 400 Le Sage, [Al­a in René]. Histo­ire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vi­g net­tes par Jean Gigoux. Pa­r is, Paulin, 1835. Front­i spiz in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier mit ro­sa­far­ be­n em Sei­den­vor­satz (hier nach S. 14), fast 600 Text­ holz­schnit­te (da­von gut 130 Bild- und Schmuck­in­itia­len). 972 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Groß-Ok­tav (257 x 161 mm). Ver­le­ger­ein­band von pflau­ men­far­bi­gem Saf­f i­an auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­ präg­tem Rücken­t i­tel und fi­g u­ra­t i­ver Rücken­ver­g ol­dung, auf bei­den gold­ge­präg­ten Deckeln in sechs­fa­chem Rah­ men aus schma­ler wer­den­den Fi­let­en und da­von ab­ge­ setz­tem in­ne­ren Fi­let­en­rah­m en mit Eckfleurons die Ad­ ap­t i­on der er­sten ganz­sei­t i­gen Epitaph-Ab­bil­dung, mit gold­ge­präg­ter Dent­el­le­bor­dü­re auf Steh- und In­nen­k an­ ten, Doublü­ren und flie­gen­den Vor­sät­zen aus wei­ßem Moi­ré­sei­den­pa­pier und Ganz­g old­schnitt, in mit Filz aus­ ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Ma­ro­quin­k an­ten (Pa­pier strecken­wei­se ge­bräunt bzw. et­was braun­f leckig). Die er­ste Aus­g a ­be des „er­sten be­deu­t en­den Holz­ schnitt­bu­ches in Frank­r eich“ [Rümann 125] liegt hier in ei­nem gold­ge­präg ­t en il­lu­strier ­t en Ver­l ags­ ein­band aus Saf ­fi­a n­le­der vor – was au­ßer­or­dent ­l ich ist: Von den zwölf bei Car­t er­et auf­ge­f ühr­t en Ex­em­ pla ­r en der Erst ­aus­g a ­be be­sitzt kei­ne ein­z i­ges den

Ver­l ags­ein­band, er kennt le­d ig­l ich ein Ex­em­plar des Reti­ra­ge von 1836 in „cha­g rin vert, fers spéciaux (rel. éditeur)“. Das uns­r i­ge ge­hört je­doch ein­deu­t ig dem Pre­mier tira­ge von 1835 an, de­r en eben­falls bei Car ­t er­et an­ge­ge­be­ne Merk ­m a ­le es auf ­weist. Des­sen ‚Mi­k ro­z en­sus‘ be­legt eind­r ückl­ich ge­nug die Ra ­r i­t ät des pracht ­vol­len Ver­l ags­ein­bands. Ei ­nes der „ge­such­t e­sten Bi ­blio­phi ­len­ob­jek­t e in ­ner­ halb der franz. Buch-Il­lu­stra­t i­on des 19. Jahrh[und­ erts]“ [Thieme/Becker] er­weist sich in der vor­lie­ gen­den Form als kaum auf­fi nd­bar. Nicht um­sonst wur­de un­ser Ex­em­plar in den Samm ­lun­gen von Hen­r i Beraldi und Alex­a n­d re Roudinesco ge­hü­t et. Das Front­ispiz auf Chi­n a­pa­pier ist hier den Vor­ stücken sin­n i­ger ­wei­se nach­ge­bun­den: So folgt der Not­ice sur Gil Blas von Charles Nodier, der Décla­ra­ ti­on de l’au­teur und der fik­t i­ven An­r e­de des Gil Blas an den Le­ser des­sen Por­t rait als an­schau­l i­che Über­ lei­t ung zu sei ­ner Histo­ire. Pro­ve­n i­enz: Auf bzw. ver­so flie­gen­dem Vor­satz drei Ex ­l i­bris: Hen­r i Beraldi (des­sen Auk­t i­on III , 1934, Nr. 302: frs. 920, mit Abb. ge­gen­ü ber S. 89). – Alex­ an­d re Roudinesco (des­sen Auk­t i­on I, 1967, Nr. 84, mit Abb. Taf. 5: frs. 3.100). – Mar­cel de Merre (des­ sen Auk­t i­on 2007, Nr. 184: € 3.600).

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Sel­t e­nes Ex­em­plar auf star­kem Ve­l in­pa­pier, Samm­lun­gen Roudinesco und Périer

Ex­em­pla­r auf Chi­na­pa­pier, aus den Samm­lun­gen Montgermont, Bishop und Bon­nas­se

401 Le Sage, [Al­a in René]. Histo­ire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vi­g net­tes par Jean Gigoux. Pa­r is, Paulin, 1835.

402 Le Sage, [Al­a in René]. Histo­ire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vi­g net­tes par Jean Gigoux. Pa­r is, Paulin, 1835.

Front­ispiz in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, fast 600 Text­h olz­schnit­te (da­von gut 130 Bild- und Schmuck­ in­itia­len). 972 S. – Auf star­k em Ve­lin­pa­pier. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt.

Front­ispiz in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, fast 600 Text­h olz­schnit­te (da­von gut 130 Bild- und Schmuck­In­itia­l en). 972 S. – Text in zwei­ fa­ c hen schwar­ z en Rah­m en ge­setzt. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt.

Quart, seit­lich und un­ten un­be­schnit­ten (263 x 170 mm). Lang­g e­n arb­ter nacht­blau­er Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in rei­ cher or­n a­m en­ta­ler Point­illé- und Fi­let­en­ver­g ol­dung, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­ zen, ein­ge­bun­de­n em, drei­far­big be­druck­tem Ori­g i­n alUm ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und Kopf­g old­schnitt, in mit Filz ge­f üt­ter­tem Papp­schu­ber mit nacht­blau­ en Ma­r o­quin­k an­ten, Spie­g el und Schu­ber si­g niert „A. & E. Mayl­an­der“ (klei­ne­rer, un ­schein­bar re­stau­rier­ter Um ­schlag wohl von an­d e­rem Ex­em­plar, Vor­t i­tel mit klei­nem ge­schlos­se­nen Rand­ein­r iß).

Quart, mit ver­ein­zel­ten Témo­ins (250 x 156 mm). Lang­ ge­n arb­ter dun­k el­g rü­n er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf fla­c he, zwi­schen dop­pel­ten Gold­f ileten or­n a­m en­t al blind­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­rahm­tem Rücken­t i­tel und floral-or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung, teils auf gol­de­nem Criblée­g rund in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit ei­nem dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en mit Eckfleurons zwi­schen zwei drei­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en auf den Deckeln, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten so­wie fünf­fa­ chem Gold­f ileten­rah­m en zwi­schen zwei ein­fa­chen Gold­ fileten­rah­m en auf den In­n en­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­gold­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „Mer­c i­er Sr. de Cuzin“ , in dun­k el­g rü­n er Halb­m aroqu­i nche­m i ­se mit gold­g e­präg­t em Rücken­t i­t el und Papp­schu­ber mit dun­k el­g rü­nen Ma­r o­quin­k an­ten.

Sel­t e­nes Ex­em­plar der bes­se­r en Aus­g a ­be auf dop­pelt so star­kem Ve­l in­pa­pier Die er­ste Aus­g a ­be des „er­sten be­deu­t en­den Holz­ schnitt­bu­ches in Frank­r eich“ [Rümann 125] und ei ­nes der „ge­such­t e­sten Bi ­blio­phi ­len­ob­jek­t e in ­ner­ halb der franz. Buch-Il­lu­stra­t i­on des 19. Jahrh[und­ erts]“ [Thieme/Becker] liegt hier in ei­ nem der ra ­r en Vor­z ugs­e x­e m­pla ­r e auf star­kem Ve­l in­Pa­pier vor – zwei­sei­t ig un­be­schnit ­t en, her ­vor ­r a­gend er­h al­t en und in ei ­nem de­ko­r a­t i­ven Mei­ster­ein ­band von Mayl­a n­der. Pro­ve­n i­enz: Drei Ex ­l i­bris auf dem Spie­gel: Alex­ an­ d re Roudinesco (nicht in des­ s en Auk­ t i­ on 1967). – „ EAP “, d. i. Docteur Édou­a rd Périer (Auk­ ti­ on 16.6.1977, frs. 2.300). – Sowie „awf “, d. i. Adri­a n Flüh­m ann.

Man könn­te die­sen Pi­k a­ro-Ro­m an des 17. Jahr­ hun­derts ein ‚Volks­buch‘ nen­nen – ge­ra­de auch in die­ser reich il­lu­strier ­t en Aus­g a ­b e von Paulin: 30.000 Ex­em­pla ­r e be­t rug die „für die da ­m a ­l i­gen Ver­h ält ­n is­se un­glaub­l i­che Auf­l a ­gen ­hö­he“ [Bil­der­ wel­t en 101]; das gün­stig kal­k u­l ier­t e Buch war auch für brei­t e Le­ser­schich­t en jen­seits des ge­ho­b e­nen Bür­ger ­t ums er­schwing­l ich. Nicht der In­h alt, das Pa­pier mach­t e hier den Un­t er­schied: We­n i­ge, „très ra ­r es ex­empla ­i res“ ließ der Ver­le­g er auf Chi­n aPa­pier drucken, und die­se fan­den ih­ren Weg zu den di­stin­g uier ­t e­sten Bi­blio­phi­len – wie das un­se­ re, das in un­faß­li­cher Fri­sche er­h al­t en ist. Um die Wen­de des 20. Jahr­hun­derts er­h ielt es den dun­ kel­g rü­nen, reich ver­gol­de­t en Ein­band von Émile Mer­ci­er (1855 –1910); er ist gleich­falls wie neu­ wer ­t ig und wird von Halb­m aroqu­i nche­m i­se und Schu­ber ge­schützt. Lou­i s Lebœuf de Montgermont (1841 –1914), Cort­landt F. Bishop (1870 –1935) und Hen­r i Bon­n as­se (1899 –1984) nann­t en das wun­der­ ba ­r e Ex­em­plar ihr ei­gen. Pro­ve­n i­enz: Lou­is Lebœuf de Montgermont, des­ sen Auk­ti­on 1912, Nr. 181: frs. 2.370; zi­tiert bei Car ­t er­et. – Auf dem Spie­g el die gold­g e­präg ­t en Ex ­l i­bris von Cort ­l andt F. Bishop (Auk­t i­on II , 1938, Nr. 1321 – zwei­t es Ex­em­plar?) und Hen­r i Bon­n as­se (Auk­t i­on II , 1982, Nr. 56: frs. 35.000).

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Das ein­zi­ge Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier im al­t en Ein­band, aus den Samm­lun­gen Ripault, Bishop, Rivière, Es­me­r ian und Tissot-Du­pont 403 Le Sage, [Al­a in René]. Histo­ire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vi­g net­tes par Jean Gigoux. Pa­r is, Paulin, 1835. Front­ispiz in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, fast 600 Text­h olz­schnit­te (da­von gut 130 Bild- und SchmuckIn­itia­len); bei­lie­gend 6 Fumés auf Chi­n a­pa­pier. 972 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, mit ver­ein­zel­ten Témo­ins (253 x 157 mm). Grob­ ge­n arb­ter ro­ter Ma­r o­quin­band der Zeit auf fünf brei­ te, mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in dop­pel­tem Fi­let­en­rah­m en, fet­tem und ma­ge­rem Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­ fel­dern und auf den Deckeln, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh,- so­wie drei­fa­chem und ein­fa­chem Gold­ fileten­rah­m en auf den In­n en­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­ satz Buch­bin­der­eti­k ett „Thompson“ (stel­len­wei­se mi­ni­ mal braun­f leckig, S. 245 – 252 un­ter­ein­an­der ver­bun­den). Ex­em­plar auf Chi­n a­pa­pier im al­t en Ein­band von Thompson, aus dem Be­sitz di­stin­g uier ­t e­ster Samm ­ler Sind schon Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier sehr sel­t en an­z u­tref­fen, so ist das vor­lie­gen­de gleich in dop­ pel­t er Wei­se durch Bin­dung und Bei­g a ­ben ein­z ig­ ar­tig – dies be­legt schon der un­er­hör­te Preis von 18.600 Francs auf der ven­te Ripault 1924. Es ist das ein­z i­ge, das im Ein­band der Zeit er­h al­t en ist; in die­sem Fall ein ge­d ie­ge­ner ro­t er Ganz­m a ­r o­ quin­band, der sich durch ein Eti­kett auf dem flie­ gen­den Vor­satz­blatt als eine Ar­beit des Buch­bin­ders Thompson aus­weist und der in sei­ner Schlicht­heit zu der ihm nach­ge­sag ­t en Vor­l ie­be für Janse­n i­stenEin­bän­de paßt [vgl. Rams­den]. Der ge­bür ­t i­ge Bri­t e eta­blier­t e sich laut Fléty in den 1830er Jah­r en (nach Devauc­hel­le: 1842 [?]) mit ei­ner ei­ge­nen Werk­statt in Pa­r is. In­ter­e s­s ant ist, daß die auf dem Eti­kett an­ge­ge­be­ne An­schrift „Rue des Fi­l les St. Tho­m as No. 5“ mit kei­ner der von Fléty er­m it­t el­t en Adres­ sen über­ein­stimmt – of ­fen­bar be­steht wei­t e­r er For­schungs­be­d arf. Zu­s ätz­l ich in­d i­v i­dua­l i­siert wird das vor­l ie­g en­de Ex­em­plar durch sechs bei­l ie­gen­de Pro­be­d rucke von Text ­holz­schnit ­t en auf Chi­n a­pa­pier. Sie be­t ref ­fen die Ab­bil­dun­gen auf den Sei­t en 43, 153, 155, 259,

419 und 773. Die Dar­stel­lun­gen auf den Fumés sind sicht ­l ich de­l i­k a­t er, zwei sind spie­gel­ver­kehrt, teils sind auch die Hin­t er­g rün­de an­ders ge­stal­t et. Selbst ­r e­dend wur­de un­ser Ex­em­plar von den be­ deu­t end­sten Samm ­lern be­gehrt. Die Be­sit ­z er des zu­r ück ­l ie­g en­den Jahr­hun­derts wa ­r en Ar ­m and Ripault, Cort­ l andt F. Bishop, Ge­ org­ e s Rivière, Raphaël Es­me­r ian und An­d ré Tissot-Du­pont. Pro­ve­n i­enz: Vier Ex ­l i­bris auf dem flie­g en­den Vor­s atz: Ar ­m and Ripault (des­s en Auk­t i­on 1924, Nr. 587: frs. 18.600, der höch­ste Preis al­ler Wer­ke des 19. Jahr­hun­derts). – Cort­landt F. Bishop (ExLi­bris auch auf Spie­g el, Auk­t i­on II , 1938, Nr. 1321: $ 550). – Nicht durch Ex­l i­bris do­k u­men­t iert: Ge­org­es Rivière, des­sen Auk­ti­on I, 1967, Nr. 108: frs. 15.000. – Raphaël Es­me­r ian (Auk­t i­on IV, 1973, Nr. 78: frs. 38.000). – An­d ré Tissot-Du­pont (Auk­t i­ on 2016, Nr. 306).

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Samm­lung von Holz­schnit­t en zum Gil Blas auf Chi­na­pa­pier 404 [Le Sage, Al­ a in René]. Samm­ lung von 62 Pro­be­drucken auf Chi­n a­pa­pier mit Il­lu ­stra­t io­nen nach Jean Gigoux zur „Histo­ire de Gil Blas de Santillane“ . [Pa­r is, Paulin, 1835]. 1 lee­res Bl., 49 Bl. mit ins­ge­samt 62 mon­tier­ten Holz­ schnit­ten auf Chi­n a­pa­pier, 3 lee­re Bl. Quart (264 x 188 mm). Lang­ g e­ n arb­ ter ro­ ter Halb­ ma­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel und rei­cher Rücken­ver­g ol­dung, Gold­ fileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Kopf­g old ­schnitt, auf flie­gen­dem Vor­satz ver­so si­g niert „Devauc­hel­le“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ ber mit ro­ten Ma­r o­quin­k an­ten (Ober­k an­te des Schu­bers ein­ge­r is­sen). Samm­lung von 62 Holz­schnit­t en zum Gil Blas in der sel­t e­nen Va ­r i­a n­t e auf Chi­n a­pa­pier Die­se 62 Holz­schnit ­t e auf Chi­n a­pa­pier zur er­sten von Jean Gigoux il­lu­strier ­t en Gil Blas-Aus­g a­be sind eine will­kom ­me­ne Er­g än­z ung zu un­se­r en Aus­g a­ ben auf Ve­l in­pa­pier. Sie wur­den of ­fen­bar ei­nem der „très ra­r es ex­empla­ires sur pa­pier de Chine“ [Car­ter­et; vgl. auch Brivois 256] ent­nom­men und sind al­lein dar ­u m ehr ­w ür­d ig. Dar ­ü ber hin­aus kom­ men die Holz­schnit­te hier kräf­ti­ger und kon­trast­ rei­cher zur Gel­t ung als auf Ve­l in; auf die­sen deut­l i­ chen Qua ­l i­t äts­u n­t er­schied ver ­w ies be­r eits Car ­t er­et. Die vor­l ie­gen­de Aus­wahl bie­t et ei­nen re­prä­sen­t a­t i­ ven Quer­schnitt durch das viel­f äl­t i­ge Bild­m a­t e­r i­ al, ein­ge­ord­net sind die mon­t ier ­t en Holz­schnit ­t e in der Rei­hen­fol­ge ih­r es Er­schei­nens in der Aus­g abe von 1835. An­ge­f ührt wird die Rei­he von dem Front­ispiz mit dem Por­trait des Gil Blas, ge­folgt von der Kopf­Vi­g net ­t e zum er­sten Ka­pi­t el des er­sten Bu­ches. Ins­ ge­samt liegt ein Schwer­ge­w icht auf den grö­ße­r en Dar­stel­lun­gen, meist mehr ­fi g ­u ri­gen Sze­nen, aber es gibt auch meh­r e­r e cha ­r ak­t e­r i­sti­sche Ein­z el­por­ traits, eine rei­ne Land­schafts­d ar­stel­lung [S. 436], eine Stadt ­a n­sicht [S. 667], ei­n i­ge klei­ne­r e Vi­g net ­t en mit Pflan­z en­d ar­stel­lun­gen u. ä. [S. 482, 779, 886] und eine Schmuck­i n­itia­le [S. 269]. Die rare Kol ­lek­t i­on, die höchst ­wahr­schein ­l ich aus dem Be­sitz des be­k ann­t en Ro­m an­t ik-For­schers Ar ­is­t i­de Ma ­r ie (1862 –1938) stammt, ist ein­ge­bun­den in ei ­nen de­ko­r a­t iv ver­gol­de­t en ro­t en Halb­m a ­r o­q uin­ band des jün­ge­r en Devauc­hel­le. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris „ A M “, d. i. Ar ­i s­t i­de Ma ­r ie, nicht in des­sen Ka­t a­log 1938. – 1282 –



Skiz­zen­buch mit 75 Ori­g i­nal-Zeich­nun­gen von Jean Gigoux zum Gil Blas 405 [Le Sage, Al­a in René]. Gigoux, Jean. Skiz­zen­ buch mit Zeich­nun­gen von Jean Gigoux zur „Histo­ire de Gil Blas de Santillane“ . Ohne Ort und Jahr [Pa­r is, etwa 1835]. 44 Bl., durch­ge­h end meist recto/ver­so mit Fe­der­zeich­ nun­gen bzw. Blei­stift­skiz­zen. Quer-Ok­tav (127 x 200 mm). Lang­ge­n arb­ter ro­ter Halb­ ma­ r o­ quin­ band der Zeit, auf dem Hin­ ter­ d eckel Eti­ kett „Prud’ homme Ainé. Md . Pape­t ier […] à Pa­r is“ , in mo­d er­n er brau­n er Ma­r o­quin­k as­set ­te mit de­k o­ra­t i­ver ro­m an­t i­scher Gold­prä­g ung und Wild­l e­d er­f ut­ter, si­ gniert „Devauc­hel­le“ (Ein­band fleckig, Kan­ten beschabt und mit re­stau­r ier­ter Fehl­stel­le am Kopf, Ge­len­k e et­was ge­lockert, durch­ge­h end et­was braun­f leckig, ei­ni­ge Bl. ent­fernt, 2 Bl. mit kl. Aus­schnitt, 1 Bl. mit seit­li­chem Rand­abb­r iß).

Ein ein­z ig­a r ­t i­ges Do­k u ­ment – Jean Gigoux’ ori­g i­n a ­les Skiz­z en­buch zum Gil Blas Das un­schein­ba ­r e Skiz­zen­buch birgt ei­nen Schatz – 75 ori­g i­na ­le Ent ­w ür ­fe und Vor­zeich­nun­gen von Jean Gigoux zur Histo­ire de Gil Blas de Santillane von Al­a in-René Le Sage, dem „Hö­he­punkt des il­lustrierten Bu­ches“ [Bil­der ­wel­t en 102] der Ro­m an­t ik. Noch wäh­r end des Er­schei­nens der ein­z el­nen Lie­ fe­r un­gen der Aus­g a ­b e 1835 wur­de die Il­lu­stra­t i­ on „zum wich­t i­gen Be­stand­t eil der Ver­k aufs­stra­ te­g ie“ [Bil­der ­wel­t en 101] – sie ge­r iet „abon­d an­t e, fa­cile, viv­a n­t e“ [Beraldi 112 f.]. Die Leich­t ig­keit und Fül­le der Dar­stel­lung in den schließ­lich fast 600 Vi­g net­t en riß schon Jules Ja­n in zu dem be­gei­ster­t en Ur­t eil hin, „chaque page a sa per­le ou son dia­m ant“ [zit. nach Rümann 126].


Ent­steht schon bei der Be­t rach­t ung der Buch­holz­ schnit ­t e der Ein­d ruck von „schnell hin­g e­wor ­fe­ nen Skiz­z en“ [Bil­der­wel­t en 102], so las­sen sich Stil, Spon­t a ­nei­t ät und künst ­le­r i­sche Frei ­heit Gigoux‘ ei­gent ­l ich erst an den Ori­g i­n a ­len be­u r ­t ei­len, wie sie hier in aus­r ei­chen­der Zahl vor­l ie­gen. Da ­bei er­g ibt sich ein Spek­t rum von ganz flüch­t i­gen Um­r iß­skiz­ zen in Blei­stift bis hin zu recht prä­z i­sen Mi­n ia­tu­ ren in Se­pia. Im ein­z el­nen be­z ie­hen sich die Zeich­ nun­gen auf Ab­bil­dun­gen der Sei­t en 109, 120, 129, 155, 170, 193, 198, 198, 206, 233, 238, 267, 268, 301, 306, 308, 312, 316, 325, 354, 356, 370, 377, 391, 399, 412, 419, 429, 442, 454, 463, 527, 533 und 563. Im Druck wur­den sie na­t ur­ge­m äß sei­t en­ver­kehrt re­pro­du­z iert. Die Blatt­z äh­lung des Al­bums von al­t er Hand reicht bis 57, ei­n i­ge Blät­t er wur­den wohl schon vom Erst ­be­sit­z er ver ­wor ­fen oder ver­schenkt und ent ­fernt. Die­ses kost ­ba ­r e Zeug ­n is der Ent­ste­hungs­ge­schich­ te ei­nes der be­deu­t end­sten Holz­schnitt ­bü­cher über­ haupt, ein hand­l i­ches gut er­h al­t e­nes Al­bum, wird

von ei­ner sehr de­ko­r a­t i­ven Ma ­r o­q uin­k as­set ­t e von Devauc­hel­le ge­schützt. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris des An­t i­q uars und Ver­le­gers Pierre Berès (1913 – 2008) auf dem In­nen­deckel. – Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur : Vgl. Beraldi V II , 112 f. und 125 ff., Nr. 191; vgl. Bil­ der­wel­t en 102, Nr. 37; vgl. Rümann 125 ff.




In Lie­fe­r ungs­hef­t en mit den ori­g i­na­len Um­schlä­gen 406 Le Sage, [Al­a in René]. the [sic!] ad­ven­t u­res of Gil Blas of Santillane. Transl­ated from the French of Le Sage by T. Smollett, M. D., and il­lust­ra­ted by Jean Gigoux. 2 Bde. in 12 Hef­ten. Lon­don, J. J. Du­bochet, Charles Tilt und H. Hooper, 1836. Fast 600 Text­h olz­schnit­te (da­von gut 130 Bild- und Schmuck­in­itia­len). 486 S.; 478 S.; ins­ge­samt 13 Bl. ( Ver­ lags- und an­de­re An­zei­gen, ei­ni­ge in klei­ne­rem For­m at, 1 Wer­be­bl. für Pfle­ge­pro­duk­te auf blau­em Pa­pier). Quart, un­be­schnit­ten, we­ni­ge La­gen (Lfg. VII ) un­auf­ ge­schnit­ten (257 x 165 mm). 12 Hef­te in hell­brau­n en il­lu ­strier­ten Lie­fe­r ungs­um ­schlä­gen, zu­sam­m en in neue­ rer Lei­nen­k as­set­te mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel (ei­ni­ ge Um ­schlä­ge im Falz ein­ge­r is­sen, Kas­set­te mit klei­nen Ein­r is­sen an Ge­len­k en). Er­ste eng­l i­sche Aus­g a ­be mit den 600 Holzschnitten von Gigoux in den Ori­g i ­n al-Lie­fe­r ungs­hef ­t en Das epo­che­m a­chen­de Werk mit den 600 Text­holz­ schnit­ten von Jean Gigoux er­reich­te be­reits ein Jahr nach der Erst­aus­g a­b e auch Eng­land. Un­ter dem Ver­lags­kon­sor­t i­u m fir­m ier­t e ei­gen­a r­t i­ger­weise­ auch die Pa­r i­ser Fir­m a Du­bochet, die erst zwei Jah­ re spä­t er auch eine fran­z ö­si­sche Aus­g a ­be her­aus­ brach­te. Das Buch war trotz sei­nes ho­hen Prei­ses von „£ 1 12s […] a great success and was frequently reprin­t ed“ [Muir] und be­w irk­t e auch in Eng­l and „a rem­a r­k ab­le flowe­r ing of French books with wood eng­r avings“ [Ray, Eng­land]. Wenn die Bri­t en die­sen Wer­ken zu­n ächst auch nichts Ent­spre­chen­des an die Sei­t e zu stel­len hat­t en, so Gor­don N. Ray, „they co­u ld at least take co­n solat­ion in the omnipresence of Eng­lish engr­avers in the lists of illustrat­ions“ [ebd.]. Zu den Ste­chern des Gil Blas ge­hör­ten u. a. Bene­worth, Hart und Ch. Thompson. Die Aus­g a­be ent ­h ält alle Ab­bil­dun­gen der fran­z ö­si­schen Ori­g i­ nal­aus­g a­b e; das Por­trait von Gil Blas ist hier als Front­ispiz zum zwei­t en Band in der Kol­la­t i­on ent­ hal­t en. Auch der Über­set­zer ver­d ient be­son­de­r e Be­ach­t ung, han­delt es sich doch um keinen an­de­r en als To­bi­a s

Ge­orge Smollett (1721 –1771) den Au­tor des Ro­de­ rick Random und der Ad­ven­t u­res of Per­egrine Pi­ckle. Sei­ne „trans­lat­ion of great merit“ war zu­erst 1761 er­schie­nen, Lown­des lobt sie als „true to the sen­se, man­ner, and spi­r it of the ori­g i­n al“ und als „ex­t re­ me­ly hap­py in the in­t erc­h ange of part ­icu­lar idi­oms“. Das frisch er­h al­t e­ne Ex­em­plar liegt un­be­schnit ­t en noch in den ori­g i­n a ­len Lie­fe­r ungs­hef ­t en vor. Li­t e­r a­t ur: Bru ­net III , 10 07; vgl. Cor­d ier, Es­s ai 50 0 („1838“); EB XX , 844 (Smollett); Lown­des III , 1343; Muir 221; Ray, Eng­ land 37, Nr. 58.

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Exemplar auf Chinapapier, aus den Bi bliotheken Roudinesco, Périer und Bonnasse 407 Le Sage, [Alain René]. Histoire de Gil Blas de Santillane par Le Sage. Vi gnet tes par Jean Gigoux. [Drit te Ausgabe]. Paris, J.-J. Dubochet et Cie, 1838. [Auf dem Um schlag:] 1839. 1 ganz seiti ge Abbildung (Front ispiz) in Holz schnitt, fast 600 Textholz schnit te (davon gut 130 Bild- und SchmuckInitialen). 829 S.; 1 Bl. ( Verlagsprospekt); 3, (1) S. ( Verlagsprospekt in Oktav) – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart, unbe schnit ten (269 x 176 mm). Langgenarbter marineblau er Halbmaroquinband auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel und reicher Rückenvergol dung aus floralen Elementen, in Entrelacs-Manier verschlun genen Goldfileten und Goldbällen, teils auf goldenem Cribléegrund, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denem illu strierten Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlag rücken), am Fuß si gniert „E. & A. Maylan der“ (4 Bl. mit Rand-, S. 641 f. und 827 f. mit län gerem Einriß). Die drit te Ausga be in ei nem Exemplar auf Chi napapier, aus berühmten Bi bliotheken Dies ist die drit te Ausga be des „er sten bedeutenden Holz schnitt buches in Frank reich“ [Rümann 125], wobei das Front ispiz mit der Aufschrift „2me édit.“ aus der zweiten Auf a ge über nom men wur de. Von den beiden frü heren unter scheidet sich die vorliegende nicht nur durch den kompak teren Satz, sondern auch dadurch, daß „the vi gnet tes have been gener ally retouched and in a nu mber of instances re-engr aved“ [Ray]. Der Kata log Roudinesco spezifi ziert die Ver änderun gen gegenüber der Erst ausga be: „le front ispiece, 32 vi gnet tes, 4 culs-de-lampe et 2 en tête sont des composit ions tout à fait différentes; 5 vi gnet tes et 7 culs-de-lampe nouveaus ont été ajoutés“. Geschah dies „in a simpler and cruder man ner“, wie Ray meinte, so sind solche Dif ferenzen, zu mal wenn sie auf gleichen Bild vorla gen beru hen, für den un befan genen Betrachter von besonderem Reiz. Beraldi irr te denn auch in der An sicht, „seu le recherchée des bi bliophi les“ sei die Erst aus gabe von 1835. Un ser Exemplar erhebt schon durch den Druck auf Chi napapier ei nen gestei ger ten bibliophi len An spruch, der durch weitere indi viduel le Merk ma le unter strichen wird: Nach gebunden wur de sowohl der zwei seiti ge Prospekt zur zweiten [?] Auf a ge, als auch der „cu rieux prospectus de

4 pp.“ [Vica ire] zu der vorliegenden drit ten – dies doku mentiert auch ein Stück Editionsge schichte. Das Buch liegt zudem un beschnit ten und mit dem ein gebundenen il lu strier ten Ori gi nal-Um schlag im dekorati ven Halbma roquin band aus dem „atelier célèbre“ [Fléty] Mayl ander vor, den Alex andre Roudinesco in Auf trag gab. Nach ihm wiesen sich noch drei weitere bedeutende Samm ler mit ih ren Ex li bris als Be sit zer die ses Exemplars aus: Édouard Périer, Hen ri Bon nasse und Adri an Flüh mann. Provenienz: Zwei Ex li bris ver so f iegendem Vor satz: Alex andre Roudinesco (Auk tion 1967, I, Nr. 85: frs. 3.000). – „ EAP “, d. i. Docteur Édou ard Périer (Auktion 16.6.1977, Nr. 134: frs. 5.100). – Zwei weitere Ex li bris auf dem Spiegel: Hen ri Bon nasse (Auk tion II , 1982, Nr. 57; frs. 8.500, mit farb. Abb.). – „awf “, d. i. Adri an Flüh mann. Literatur: Adhémar/Séguin 82 f.; Beraldi V II , 112 f. und 125 ff., Nr. 191; vgl. Bilder welten 102, Nr. 37; Brivois 259; Car ter et III , 386; Cor dier, Es sai 297; En gel hardt/Roloff I, 213 f. (Er stausg.); vgl. Haupt wer ke 207 f.; Oster walder 425; Quér ard/Bourquelot V, 525 (Not ice von Nodier); Ray II , 293, Nr. 215; Rümann 127; Sander 440; Thieme/Becker 14, 16; Vica ire V, 241 f.; zu Mayl ander: Devauc hel le III , 273; Fléty 125.

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Mit 30 zu­sätz­l i­chen Pro­be­drucken von Gigoux’ Holz­schnit­t en auf Chi­na­pa­pier 408 Le Sage, [Al­a in René]. Histo­ire de Gil Blas de Santillane par Le Sage, illustrée par Jean Gigoux. Laza­r il­le de Tor­m ès, traduit par L[ouis] Via­rdot, illustrée par [Er­n est] Mei­sso­nier. Pa­r is, J.-J. Du­bochet, Le Che­va­lier et Cie, 1846.

schu­ber mit au­ber­g i­n e­farbenen Ma­r o­quin­k an­ten (Rücken et­was auf­ge­hellt, Um­schlag an­ge­staubt und mit ge­ schlos­se­n en Rand­lä­su­ren, Pa­pier stel­len­wei­se schwach braun­f leckig, 3 Bl. oben mit ur­sprüng­li­cher Rand­fehl­ stel­le, we­ni­ge Bl. mit un­be­deu­ten­dem Rand­ein­r iß).

10 von Mei­sso­nier si­g nier­te Text­il­lu ­stra­t io­nen (dar­un­ter 1 ganz­sei­t i­ges Por­t rait) so­wie ei­ni­ge wei­te­re Vi­g net­ten und Zier­in­itia­len in Holz­schnitt zu „Laza­r il­le de Tor­ mès“; fast 600 Text­holz­schnit­te (da­von gut 130 Bild- und Schmuck­in­itia­len) von Gigoux zu „Gil Blas“; zu­sätz­ lich 30 Pro­be­drucke (da­von 1 drei­fach vor­h an­den) von Holz­schnit­ten von Gigoux auf Chi­n a­pa­pier ein­m on­t iert (ge­le­gent­lich sei­ten­ver­k ehrt). 3 Bl., LV S., 630 S.

Die Erst ­aus­g a ­be mit den Holz­schnit ­t en Meissoniers, zu­sätz­l ich mit 30 Pro­be­d rucken von Gigoux‘ Holz­schnit ­t en auf Chi­n a­pa­pier

Quart, un­be­schnit­ten (281 x 187 mm). Lang­ge­n arb­ter rot­brau­n er Halb­m a­r o­quin­band um 1900 auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und de­k o­ra­t i­ ver Rücken­ver­gol­dung in Gold­f ileten­rah­men, mit dop­pel­ ter Gold­f i­lete auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­de­n em, beid ­sei­t ig il­lu ­strier­tem Ori­g i­n alUm ­schlag, auf flie­gen­dem Vor­satz ver­so si­g niert „Thierry Sr de Pe­t it-Simier“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­

Le Sages Gil Blas er­scheint hier zu­sam­men mit sei­nem Vor­bild, das zu­gleich das Ur­bild al­ler Schel­ men­r o­m a ­ne ist – dem zu­erst 1552 er­s chie­ne­nen Lazarillo von Tor­m es, in der fran­zö­si­schen Über­ set­z ung von Lou­i s Via ­r dot. Dazu lie­fer ­t e Er ­nest Mei­s so­n ier zehn Vi­g net ­t en, die in der vor­l ie­gen­ den Aus­g a­b e erst­m als ge­d ruckt sind: Die­se sind „des merveilles“ [Beraldi] und „très fi­nement gravés“ [Brivois] von Hi­ppolyte Lavoignat. Ih­r et­we­gen ist ist die Edi­t i­on be­son­ders ge­sucht, ob­wohl auch Gigoux rund 40 neue Holz­schnit ­t e bei­steu­er ­t e. Der Clou die­ses Ex­em­plars sind gleich­wohl 30 Pro­ be­d rucke der Holz­schnit­te von Gigoux auf Chi­n a-­

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Pa­pier, die an ent­spre­chen­der Stel­le in den Text ein­ mon­t iert sind und den di­r ek­t en Ab­gleich mit dem end­g ül­t i­gen Zu­stand er ­mög­l i­chen: Dies ist be­son­ ders reiz­voll, weil Gigoux’ Stil „ganz auf Hel­l ig­keit und Leich­t ig­keit der Li­n i­en ge­stimmt“ [Rümann 126] ist. Oft­m als er­schei­nen die Li­n i­en auf dem hel­ len Pa­pier kon­t rast ­r ei­cher und zu­gleich de­l i­k a­t er als auf dem Ve­l in­pa­pier im Buch. Der Buch­block wur­de un­be­schnit ­t en und mit dem il­lu­strier ­t en Ori­g i­n alUm­schlag um 1900 von Thierry in ei­nen schö­nen, noch in ro­m an­t i­s cher Tra­d i­t i­on ste­hen­den Ein­ band ge­bun­den – die bi­blio­phi­le Voll­en­dung die­ses Aus­n ah­me­ex­em­plars. Pro­ve­n i­enz: Adri­a n Flüh ­m ann. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 125, Nr. 191; Brivois 259; Car­ter­et III , 386; Cor­d ier, Es­s ai 315; Es­c offier 1733; Lon­c hamp II , 284 und 313; Quér­a rd/Bourque­lot (mit fal­s chem Jahr); Rahir 467 und 508; San­der 441; Vica­i re V, 243; zu Mei­s so­n ier: Beraldi X, 20 f., Nr. 262 – 271; Oster­w al­der 648.

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Mit zusätzlichen 27 Probedrucken der Holz schnitte Tony Johannots auf Chinapapier, im Verleger-Lu xusein band 409 Le Sage, [Alain René]. Le diable boiteux. Par Le Sage, illu stre [sic] par Tony Johannot. Précédé d’une not ice sur Le Sage par M. Jules Janin. Paris, Er nest Bourdin et Cie, 1840. Front ispiz mit Por trait des „Diable boiteux“ in Holzschnitt auf Chinapapier, montiert auf Velinpapier, 147 Illu strationen, 22 Schmuckinitialen und 24 SchmuckVi gnet ten in Holz schnitt im Text; zu sätzlich beiliegend 27 Probedrucke der Holz schnit te Johannots auf Chinapapier. 2 Bl., XVI S., 380 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. Quart (252 x 164 mm). Verlegereinband von nachtblauem Saf fi an auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel, um geben von floralem Rocaille-Dekor, auf den Deckeln identi sche or namentale Plat te in Goldprägung in doppeltem Rahmen von fet ten Blindfileten, mit hell gelben Glanzpapiervorsät zen und Ganz gold schnitt, am Fuß si gniert „Boutigny“ und verso Vorsatz mit Etikett des Bin ders, in mit Filz gefüt ter tem Pappschuber mit Lederkanten (Probedrucke leicht braunfleckig).

Auf der Flucht von ei nem Liebes abenteuer über die Dächer von Madrid ret tet sich der Student Don Cléophas in die Dach stu be ei nes abwesenden Astrologen und Ma giers, wo er den in ei ner Phiole gefan genen hin kenden Teu fel Asmodeus befreit. Zum Dank läßt dieser ihn nun unter die Dächer der Stadt schauen und tiefe Ein blicke in das Tun und Trei ben von nur schein bar wohl an ständi gen Bürgern eben so wie von Abenteu rern und Duel lanten, Dieben und Dir nen, Spielern und Geiz häl sen nehmen. Al ain-René Le Sage hat te in sei nem zuerst 1707 erschienenen Le diable boiteux den pik aresken spani schen Roman El Diablo cojuelo (1641) von Luis Vélez de Guevara y Dueñas zum Vorbild, von dem er Titel, Auf bau und neun Geschichten über nahm. Erst durch sei ne Er weiterung und Bearbeitung „in ei nem leichter faßlichen Stil“ wur de der Stoff „weltberühmt“ [Haupt werke]. Die Gespräche des Studenten mit dem hin kenden Teu fel, sei ne Beobachtungen und traum haf ten Visonen stel len den lockeren

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Rah ­men für ein „zeit ­g e­m äß-sa­t i­r i­s che[s] Sit ­t en­ bild“ dar, wo­b ei der Au­tor durch die Ver­le­g ung des Schau­plat­z es nach Ma­d rid „al­ler­h and ak­t u­el­le An­spie­lun­gen an­brin­gen [konn­t e], ohne Ge­fahr zu lau­fen, bei der Pa ­r i­ser Ge­sell­schaft An­stoß zu er ­r e­ gen“ [Jan 161]. Le Sage in­t er­es­sier ­t en da ­bei we­n i­ger die so­z ia ­len Pro­ble­me als „das Cha ­r ak­t er ­por ­t rät im Sin­ne La Bruyères. Wäh­r end die­ser sich je­doch in mo­r a ­l i­sie­r en­der Ab­sicht auf die An­deu­t ung ei­n i­ger we­sent ­l i­cher Züge be­schränkt, do­m i­n iert bei Lesage die Nei­g ung zum Pit ­t o­r es­ken und zur iro­n i­schen Be­t rach­t ung der aben­t eu­er­l i­chen Sei­t e des Le­bens“ [Haupt ­wer­ke]. Die­se Qua ­l i­t ät mach­t e den Text zum dank ­ba ­r en Ge­gen­stand der rei­chen Be­bil­de­r ung durch Tony Johan­not (1803 –1852), den „er­k lär ­t en Il­lu­stra­ tor der Li­t e­r a­t en­schu­le des jun­gen Rom­a n­t is­mus“ [Thieme/Becker]. Sei­ne fast 150 Zeich­nun­gen ge­ ben den Text „narr­ativ und de­t ail­r eich“ wie­der und sind meist halb­sei­t ig: „So ver­g rö­ßert, fällt eine stär­ ke­r e Cha ­r ak­t e­r i­sie­r ung des Phy­sio­g no­m i­schen auf,

die mehr die Per­so­nen als die Sze­nen in den Vor­ der­g rund rückt. Ge­f ühls­be­we­g un­gen, Trau­er, Zorn, Nach­denk ­l ich­keit, Ver ­w ir ­r ung zei­g en sich deut­ lich in Ge­sicht und Hal­t ung und be­t o­nen in die­ser aben­t eu­er­l i­chen und oft mär­chen ­h af ­t en Ge­schich­ te […] den psy­cho­lo­g i­schen Aspekt“ [Bil­der ­wel­t en], der auch in Le Sages Text im Vor­der­g rund steht. Un­s er Aus­n ah ­me­ex­em­plar er ­mög­l icht ein spe­z i­ el­les ‚Au­gen ­merk‘ auf die Il­lu­stra­t io­nen des „be­ lieb­t e­ste[n] Buch­s chmuck ­k ünst ­ler[s] sei ­ner Zeit“ [Thieme/Becker], denn 27 Holz­schnit­te lie­gen als Pro­be­d rucke auf Chi­n a­pa­pier bei. Sie fin­den sich über­w ie­gend zu Be­g inn des Bu­ches [12 Blatt bis S. 45, 20 bis S. 119], nach S. 196 folgt nur noch ein ein­z i­ger [S. 323]. Be­son­de­r e Auf ­merk­sam ­keit ver­d ient auch der schö­ne Ver­le­ger­ein­band für Er ­nest Bour­d in von Boutigny. Der „lea­d ing ex­po­nent of the rocaille school of bin­ ding“ [Rams­den 40] leg­te auch mit die­sem Ein­ band ein her ­vor ­r a­gen­des Bei­spiel sei­ner Spe­z ia ­l i­t ät

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vor. Das zen­t ra­le Me­d ail­lon auf den Deckeln greift das Mo­tiv des Front­ispizes mit dem ganz­fi g­u ri­gen Por­t rait des hin­ken­den Teu­fels auf – gleich­sam im Wi­der­spruch zum pracht ­vol­len Gold­r ah ­men führt des­sen häß­l i­che Un­ge­stalt ei­gen­t üm ­l ich kon ­k ret die ‚Nacht ­sei­t e‘ des Ro­m an­t i­schen vor Au­gen. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel gold­ge­präg ­t es Ex ­l i­bris von Ra­oul Si ­mons­on (1896 –1965). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V III , 273, Nr. 53; Bil­der­wel­t en 112 ff., Nr. 46; Brivois 260 f.; Bru­net III , 1008; Car ­t er­et III , 388 f.; En­g el ­h ardt/ Rol­off I, 211 f. (Er ­s tausg.); Gra­e s­s e I V, 174; vgl. Haupt­wer­ke, 206 f.; Lon­c hamp II , 284; Ma­r ie 100; Oster­w al­der 539; Quér­ ard/Bourque­lot V, 108; Rahir 507; San­der 439; Talv­a rt/Place X, 115 (Ja­n in); Thieme/Becker 19, 69; Vica­i re V, 245; zum Ein­ band: Culot Nr. 195; Rams­den 40.

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Exemplar auf Chinapapier im zeit genössischen Ein band 410 Le Sage, [Alain René]. Le diable boiteux. Par Le Sage, illu stre [sic] par Tony Johannot. Précédé d’une not ice sur Le Sage par M. Jules Janin. Paris, Er nest Bourdin et Cie, 1840. Front ispiz mit Por trait des „Diable boiteux“ in Holzschnitt auf Chinapapier, montiert auf Velinpapier, 147 Illu strationen, 22 Schmuckinitialen und 24 SchmuckVi gnet ten in Holz schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 380 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart, kaum be schnit ten (270 x 167 mm). Ge glät teter brauner Maroquinband der Zeit auf fünf mit Goldfileten versehene Bünde, mit gold gepräg tem Rückentitel und reicher Goldprä gung in doppelten Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenkompartim enten, Deckel mit Rahmenwerk aus fet tem und zwei dreifachen ma geren Goldfiletenrahmen und Dekoration aus drei verschiedenen Roll stempeln, mit doppelten Goldfileten auf den

Steh-, Dentellebordüre auf den Innenkanten, mar morier ten Vor sät zen und Ganz gold schnitt über Témoins (diskrete Re staurierun gen an Außen gelenken, vorderer Innenfalz ein gerissen, Papier etwas braunfleckig, wenige La gen gebräunt). Sehr seltenes Exemplar auf Chi napapier im zeit genössi schen Ein band Dies ist die er ste von Tony Johan not il lu strier te Ausga be von Le Sages Le diable boiteux auf Chi naPapier – nicht zu ver wech seln mit jener von 1842, von der gleich falls Abzü ge auf Chi na existieren. Das Front ispiz mit dem Bild nis des hin kenden Teu fels ist, wie im mer, auf Velinpapier auf ka schiert. Der schöne, reich gold gepräg te Ein band ent stammt der Zeit. Provenienz: Adri an Flüh mann.

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Ein wei­t e­r es Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus nam­haf­t en Samm­lun­gen 411 Le Sage, [Al­a in René]. Le dia­ble boiteux. Par Le Sage, il­lu­stre [sic] par Tony Johan­not. Précédé d’une not­ice sur Le Sage par M. Jules Ja­nin. Pa­r is, Er­n est Bour­din et Cie, 1840.

so­wie Ganz­g old­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Mer­ci­er Sr. de Cuzin“ , in mit Filz ge­f üt­ter­tem Papp­schu­ber mit brei­ten ro­ten Ma­r o­quin­k an­ten (stel­len­ wei­se kaum wahr­nehm­bar braun­f leckig).

Front­ispiz mit Por­trait des „Dia­ble boiteux“ in Holz­ schnitt auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Ve­lin­pa­pier, 147 Il­lu ­stra­t io­n en, 22 Schmuck­in­itia­len und 24 Schmuck­Vi­g net­ten in Holz­schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 380 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt.

Ein wei­t e­r es der sel­t e­nen Ex­em­pla ­r e auf Chi­n apa­pier, im Ein­band von Émile Mer­ci­er

Quart, kaum be­schnit­ten (272 x 171 mm). Lang­ge­n arb­ter ro­ter Ma­ro­quin­band auf fünf fla­che, zwi­schen dop­pel­ten Gold­f ileten or­n a­m en­tal blind­ge­präg­te Bünde, mit gold­ ge­rahm­tem Rücken­t i­tel und blind­ge­präg­ten Blü­ten, um­ ge­ben von Flo­ral­de­kor und dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­kompartim­en­ten, Deckel mit drei­ fa­chem Gold­f ileten­rah­m en, dar­in blind­ge­präg­tem Roll­ stem­pel-Rah­m en und noch­m als fünf Gold­f ileten­rah­m en mit gro­ßen Eckfleurons, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- und brei­ter Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­ kan­ten, mit Doublü­ren und Vor­sät­zen aus grü­ner Sei­de

Der hin­k en­d e Teu­fel kommt in ei­nem ma ­kel­lo­s en Lu ­x us­ex­em­plar da ­her: Auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt, im Ge­w and ei­nes de­ko­r a­t iv ver­g ol­de­t en ro­t en Ma ­r o­q uin­ban­des mit Doublü­r en und Vor­s ät­z en aus grü ­ner Moi­r é­sei­de, ge­fer ­t igt von Émile Mer­cier­ (1855 –1910) und wie neu er­h al­ten in ei­nem ro­ten Halb­m a ­r o­q uin­schu ­ber. Ein beid­sei­t ig il­lu­strier ­t es Blatt Pro­spec­t us wur­de nach­ge­bun­den. Pro­ve­n i­enz: Auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so drei Ex­l i­bris: A[ntoine] Vau­t ier (Auk­t i­on I, 1971, Nr. 110: frs. 4.100). – „ EAP “, d. i. Docteur Édou­a rd Périer (Auk­t i­on 16.6.1977, Nr. 132: frs. 5.100). – „awf “, also Adri­a n Flüh ­m ann.

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Tony Johan­nots Aff­iche zu Le dia­ble boiteux 412 [Le Sage, Al­a in René]. Tony Johan­not. [Aff­iche:] Le dia­ble boiteu[x] [/] illu­stré de 140 Des­sins [/] Par Tony Johan­not [/] Gravés par [Lou­i s Hen­r i] Brévière. [Pa­r is], Er­nest Bour­din & Cie, [1840]. [Druck:] Pa­r is, Me. Gar­ne­ray Pa ge. 1 il­l u ­strier­tes, ko­l o­r ier­tes und lithographiertes Bl. (680 x 514 mm). In mo­d er­n em ver­gla ­s ten schwar­z en Holz­r ah­m en (796 x 623 mm) (Rah­m en mit klei­nen Krat­zern; Falz­spu­ ren und leich­te Knit­ter­spu­ren, Ecken un­ter­legt, 2 klei­ne von rück ­sei­t i­gem Kle­be­f ilm ge­bräun­te Stel­len). Die Krücke der Phan­t a­sie – Re­k la­me Der Hi­d algo in der Hals­k rau­se, der mit auf­ge­r is­se­ nen Au­gen und ver­z err­tem Grin­sen aus dem Fen­ ster blickt, scheint sei­nen Au­gen nicht zu trau­en: Zwei mit Dolch, De­g en und Pin­seln be­w aff­ne­te Män­ner ha ­ben Lei­t ern an sei­ner Haus­wand an­ge­ stellt, die sie er­k let­t ern, um ein gro­ßes gel­bes Pla­ kat un­t er dem Fen­ster­sims an­z u­brin­gen: Wer­bung für ein Buch, das „six sous la liv­r ai­son“ oder „10 Fs le volume co­mplet“ ko­sten soll und „Se vend ici“. Die fre­che Er­stür ­mung des Hau­ses zu Re­k la ­me­ zwecken ver­fehlt ihre Wir­k ung nicht: Im Vor­der­ grund sind be­r eits die er­sten Pas­s an­ten er­staunt ste­hen­ge­blie­ben; ei­ner schaut sich amü­siert zu uns um und deu­t et auf das Ge­sche­hen.

in­des un­ge­n annt bleibt. An­stel­le von Le Sage hebt sich der Zeich­ner Tony Johan­not in der groß­for­ ma­t i­g en ko­lo­r ier ­t en Li­t ho­g ra­phie selbst her ­vor: Sein Name steht in gro­ßen gift­g rü­nen Ver­sa­l i­en im Zen­t rum des ge­z eich­ne­t en fik­t i­ven Pla ­k ats wie auch der Aff­i che. Dar ­u n­t er sieht man den ti­t el­ge­ben­den hin­ken­den Teu­fel als Ganz ­fi ­g ur mit sei­nem Krück­ stock, als di­r ek­t e Ko­pie vom Front­i spiz des Bu­ches. Der zwei­t e Blick des Be­t rach­t ers bleibt un­w ill­k ür­ lich an der ge­r a­de­z u ko­kett ab­ge­spreiz­t en Krücke des Bocksb­ei­n i­gen hän­gen: Sie kann, ähn­lich wie Lei­ter und De­gen als die Re­q ui­si­ten des schel­m i­ schen ‚Häu­ser­k ampfs‘, als Waf­fe und als Mit­t el des Fort ­kom ­mens in der Groß­stadt die­nen. Dar ­i n ver­steckt der Re­k la ­me-Zeich­ner eine iro­n i­ sche Poin­t e. Denn das ei­gent­li­che Me­d i­u m, um in die Häu­ser und Ge­heim ­n is­se von Ma­d rid ein­z u­ drin­gen, ist der freie Flug der Fan­t a­sie. Tat­säch­l ich klam­mert sich der Held des Bu­ches, Don Cléophas, auf der Ti­t el­v i­g net ­t e an den Rock ­z ip­fel des Teu­fels, um mit ihm kühn über die Dä­cher der nächt­l i­chen Stadt zu flie­gen – der küm­mer­l i­che Krück­stock des Hin­ken­den ver ­w an­delt sich da ­b ei zum phan­t a­sti­ schen Steu­er ­r u­der. Über die Sel­t en­heit ei­nes sol­chen – zu­m al so schön er­h al­t e­nen – Pla­k ats muß man kein Wort ver­l ie­r en.

Be­wor­ben wird Le dia­ble boiteux, „un beau volume G d in 8°. for­m at du Gil Blas du même au­teur“, der

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier 413 Le Sage, [Al­a in René]. Le dia­ble boiteux. Par Le Sage, il­lu­stre [sic] par Tony Johan­not. Précédé d’une not­ice sur Le Sage par M. Jules Ja­nin. Pa­r is, Er­n est Bour­din et Cie, 1842. Front­ispiz mit Por­trait des „Dia­ble boiteux“ in Holz­ schnitt auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Ve­lin­pa­pier, 147 Il­lu ­stra­t io­n en, 22 Schmuck­in­itia­len und 24 Schmuck Vi­g net­ten in Holz­schnitt im Text. 2 Bl., XVI S., 380 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, un­be­schnit­ten (275 x 181 mm). Lang­ge­n arb­ter ro­t er Halb­m a­r o­quin­band auf glat­t en Rücken mit Rücken­t i­tel und floral-li­n ea­rem Rücken­de­k or in Gold­ prä­g ung, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ ten Vor­sät­zen und Kopf­g old ­schnitt, auf ei­nem Vor­blatt si­g niert „Ca­n ape“ . Un­be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar der zwei­t en Aus­g a ­be auf Chi­n a­pa­pier Dies ist die zwei­te von Tony Johan­not il­lu­strier­te Aus­g a­be von Le Sages Le dia­ble boiteux. Wur­de die er­ste von 1840 von Lac­r am­pe ge­d ruckt, so die­se von Schnei­der und Leg­r and. Sie be­sitzt die glei­che Sei­ ten­z ahl, Brivois wies je­doch auf die „com­po­si­t i­on nouv­el­le“ hin: „le nu­méro­t a­ge de chaque feuille est au-des­sous des fi­lets d’encadrement“ [Brivois 261]. Auch un­ser – neu­wer ­t ig er­h al­t e­nes – Ex­em­plar der zwei­t en Aus­g a ­b e liegt auf Chi­n a­pa­pier vor; das Front ­i spiz wur­de wie­der ­u m auf Ve­l in­pa­pier auf­k a­schiert. Der Buch­block ist un­b e­schnit ­t en; der Ein­band stammt von Ca­n ape. Li­t e­r a­t ur: Brivois 260 f.; Car ­t er­et III , 388 f.; San­der 439; Vica­i re V, 245 f.; zu Ca­n ape: Devauc­hel­le 246 f.; Fléty 37 f.

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Emi­nent ge­lun­ge­ner „spre­chen­der“ Ver­le­ger-Lu­x us­ein­band 414 Li­r e­u x, Au­g u­ste. As­se­mblée na­t io­n a­le co­mique. Illu­stré par Cham. Pa­r is, Mi­chel Lévy frères, 1850. 20 Ta­feln in Holz­schnitt, über 150 Text­h olz­schnit­te. 2 Bl., 625 [recte: 627] S. – S. 128 wur­de ver­se­h ent­lich drei­m al ver­ge­ben. Quart (266 x 180 mm). Lu ­x us-Ver­l e­g er­e in­band von ro­tem Saf­f i­an auf glat­ten Rücken, mit Rücken­ti­tel und -il­lu ­stra­t i­on in Gold­prä­g ung, auf den Deckeln drei­fa­cher Rah­m en aus fet­ter und zwei ma­ge­ren Gold­f ileten, dar­in vorn gro­ße, hin­ten klei­n e­re Il­lu ­stra­t i­on, mit Vor­sät­zen aus wei­ßem Moi­ré­sei­den­pa­pier und Ganz­g old­schnitt, am Fuß si­g niert „Ber­ger, G.“ auf dem Vor­der­deckel „Kauf­ mann, rel.“ , in Papp­schu­ber mit ro­ten Le­der­k an­ten ( Vor­ sät­ze an den Rän­dern oxy­diert, meist vom Sei­ten­schnitt her et­was braun­f leckig, Schu­ber beschabt). Im un­auf ­fi nd ­ba ­r en­Ver­le­ger­ein ­band aus ro­t em Saf ­fi­a n­le­der Der Jour ­n a ­l ist und zeit ­wei­l i­g e Thea­t er­d i­r ek­t or Au­g u­ste Li­r e­u x (1810 –1870) hat­t e für die nach der Fe­bru­a r ­r e­vo­lu­t i­on 1848 von Lou­i s Lurine ge­g rün­ de­t e Zeit­schrift La Sé­an­c e von den De­bat­ten der ver ­fas­sung­ge­ben­den Na­t io­n al­ver­samm ­lung be­r ich­ tet. Dar­auf nimmt die As­se­mblé na­t io­n a­le co­m ique Be­zug – als „l’histo­ire vraie de ce temps et des hommes qui ont la prétent­ion de la fai­re“ [Pro­ spec­t us]. Die zwei­t e Re­pu­blik en­de­t e be­r eits im De­z em­b er 1851 mit dem Staats­streich des Prä­si­ den­t en Lou­i s Na­poléon Bo­n a­par ­t e, bei dem Li­r e­u x ver­h af ­t et wur­de und nur durch die In­t er ­ven­t i­on der Schau­spie­le­r in Élisa Ra­chel vor der Exe­k u­t i­on be­ wahrt wur­de. Li­r e­u x und der elf Jah­r e jün­ge­r e Cham, ei­gent ­l ich Am­édée Charles Hen­r y de Noé (1821 –1888), wa­r en bei­de Mit ­a r­b ei­t er des Charivari. An der As­se­mblé na­t io­na­le co­mique ar­bei­t e­t en sie kon­ge­n i­a l zu­sam ­men: „Le tex­te et les gra­v ur­es en font un ouv­r a­ge plein de verve et d’es­prit“ [Car­t er­et] und ein bi­blio­phi­les „livre es­t imé“ [Beraldi]. John Grand-Gar­t e­r et rühm­ te, Cham habe „fait preuve de très gran­des qual­ ités de des­sin et d’une verve étour­d iss­a n­t e co­m me ca­r icatu­r iste: les croquis sont drôlement présentés, les phys­iono­m ies fort ca­r actéristiques“. Cham wur­de in der Fol­ge­z eit der „geist ­r eich­ste Chro­n ist des 2. Kai­ser­r ei­ches“ [Thieme/Becker 25, 498]; der Er ­folg re­sul­t ier ­t e vor al­lem „aus dem sprü­hen­den

Witz sei­ner ge­konnt ge­z eich ­ne­t en Il­lu­stra­t io­nen“ [Bil­der ­wel­t en 170]. Die­ses Ex­em­plar ist in ei­nem ta­del­lo­sen Ver­le­ger­ ein­band aus ro­t em Saf ­fi­a n­le­der von Kauf ­m ann er­ hal­t en. Die gro­ß e gold­g e­präg ­t e Il­lu­stra­t i­on auf dem Vor­der­deckel wur­de von dem Pa ­r i­ser Gra­veur Ber­g er nach der Um­s chlag­a b­bil­dung von Cham ge­schnit ­t en. Pro­g ram ­m a­t isch zeigt sie ei­nen grim­ mig grin­sen­den Nar ­r en, der vier aus­ein­a n­der­stie­ ben­de Ab­ge­ord ­ne­t e der Na­t io­n al­ver­s amm ­lung an Schnü­r en wie an Zü­geln hält, wäh­r end er auf ih­r en Schul­t ern ba ­l an­ciert, um sie mit ei­ner über­d i­men­ sio­n a ­len ge­schwänz ­t en Fe­der-Peit ­sche noch zu­sätz­ lich an­z u­t rei­ben. Zur be­h aup­t e­t en Sel­t en­heit: Das ein­z i­ge wei­t e­r e Ex­em­plar die­ses Lu ­x us­ein­bands, das uns in Ka­t a ­lo­ gen des 20. Jahr­hun­derts be­geg­net ist, fand sich im Ver­k aufs­k a­t a ­log der (Rest-)Samm ­lung von Léo­pold Car­t er­et von 1949, wo es [Nr. 58] als far­bi­ges Front­ ispiz er­scheint, iden­tisch mit un­se­r em bis auf die Rah ­mung: dort eine fet ­t e und ma­ge­r e Gold ­fi ­lete, hier zu­sätz­l ich den­t s de rats-Um­r ah­mung. Li­t e­r a­t ur: Beraldi I V, 80, Nr. 1; Brivois 263; Car­t er­et III , 390; Grand-Car­ter­e t 313 f.; Oster­w al­der 230 (mit fal­schem Jahr); San­der 444; Vica­ire V, 321 f.; zum Ein­b and: Mal­a vieille 212, Nr. 103 (Abb.).

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Sel­t e­nes Vor ­zugs­ex­em­plar auf star­kem Pa­pier, die Ta­feln auf auf­ge­walz­t em Chi­na­pa­pier 415 Li­r e­u x, Au­g u­ste. As­se­mblée na­t io­n a­le co­mique. Illu­stré par Cham. Pa­r is, Mi­chel Lévy frères, 1850. 20 Ta­feln in Holz­schnitt auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton; über 150 Text­holz­schnit­te. 2 Bl., 625 [recte: 627] S. – S. 128 wur­de ver­se­hent­lich drei­m al ver­ge­ben. – Auf stär­k e­rem Ve­lin­pa­pier. Quart, seit­lich und un­ten un­be­schnit­ten (272 x 200 mm). Grob­ge­n arb­ter ro­ter Halb­m a­r o­quin­band auf fünf mit Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ ti­tel in ein­fa­chem und or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung in dop­ pel­tem Fi­let­en­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­d ern, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­nem, beid­sei­t ig il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag und Kopf­g old­schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „S. Da­vid“ (Ein­band mit mi­ni­m a­len Schabstellen, Um ­schlag an­ge­staubt). Ex­em­plar auf be­son­ders star­kem Pa­pier und mit den Ta ­feln auf auf­ge­walz­t em Chi­n a­pa­pier Das kon­ge­n ia­le Werk von Li­r e­u x und Cham, „plein de verve et d’es­prit“ [Car­ter­et], liegt hier in der sel­t e­nen Vor­z ugs­aus­g a ­b e vor, von der Car ­t er­et be­r ich­tet: „Il a été tiré quelques ex­empla­ires sur pa­pier vélin fort avec les gra­v ur­e s hors tex­te sur pa­pier de Chine collé“. Das nicht nu­me­r ier­t e letz­t e Blatt (Avis au relieur) wur­de ent ­fernt; der Ori­g i­n alUm­s chlag mit ein­g e­bun­den. Der sehr de­ko­r a­t iv rücken­ver­gol­de­t e Ein­band stammt von Sal­va­dor Da­v id (tä­t ig 1890 –1929).

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Mit zwei Ori­g i­nal­zeich­nun­gen und ei­nem hand­schrift­l i­chen Brief von Cham, Samm­lung Des­c amps-Scrive 416 Li­r e­u x, Au­g u­ste. As­se­mblée na­t io­n a­le co­mique. Illu­stré par Cham. Pa­r is, Mi­chel Lévy frères, 1850. 20 Ta­feln in Holz­schnitt, über 150 Text­h olz­schnit­te. 2 Bl., 625 [recte: 627] S., 1 Bl. (Avis au relieur); zu­sätz­lich 1 Bl. (Pro­spec­t us). – S. 128 wur­de ver­se­hent­lich drei­m al ver­ge­ben. Quart, un­be­schnit­ten (277 x 190 mm). Grob­ge­n arb­ter ro­ter Halb­m a­r o­quin­band auf fünf mit dop­pel­ten Gold­ fileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­ler Ver­g ol­dung in drei­fa­chem Fi­let­en­ rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­ nem, beid ­sei­t ig il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und drei il­lu ­strier­ten Lie­fe­r ungs­um­ schlä­gen auf blau­em Pa­pier, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ . Die­ses Ex­em­plar ist mit drei Ori­g i­n a­len von Cham an­g e­r ei­chert, die auf die Rück­s ei­t e des flie­g en­ den Vor­s at­z es so­w ie zwei ein­ge­bun­de­ne Vor­blät­ ter mon­t iert wur­den: In un ­m it ­t el­ba ­r em Zu­s am­ men­h ang mit dem vor­l ie­gen­den Buch steht ein von Cham si­g nier ­t er hand­schrift ­l i­cher Brief an ei ­nen un­g e­n ann­t en Po­l i­t i­ker, den er – „épouvanté devant un nom des plus il­lu­stres“ – mit iro­n i­schem Un­t er­t on dar­u m bit­t et, sein Por­t rait für die As­sem­ blée na­t io­n a­le co­mique ver ­wen­den zu dür ­fen. Au­ßer­ dem fin­den sich zwei locker hin­ge­wor­fe­ne Skiz­zen in

Se­pia: Die eine (90 x 170 mm) zeigt Le jeu de crickett mit ei­ner wit­z i­gen dreiz­ei­l i­gen Le­gen­de, die an­de­r e (215 x 170 mm) ka­r i­k iert un­t er der Über­schrift Bobino vit encore! den Thea­t er­d i ­r ek­t or und VaudevilleAu­ t or Adolphe Guenée (1818 –1877), der mit ei­ner über­d i­men­sio­n a ­len Fe­der das Jahr 1866 in der al ­le­go­r i­schen Ge­stalt ei ­ner Frau züch­t igt. Bi­blio­phil voll­en­det wird un­s er un­b e­s chnit­t e­ nes Ex­em­plar, das aus dem Be­sitz von René Des­ camps-Scrive stammt, durch den ein­ge­bun­de­nen Pro­spec­t us, drei Lie­fe­r ungs­u m­schlä ­ge auf blau­em Pa­pier und den Ori­g i­nal-Um­schlag, de­r en iden­t i­sche Il­lu­stra­t i­on im Buch nicht wie­der­holt wird. Des­sen Schluß­v i­g net­te zeigt, wie auch die Ab­bil­dung auf dem Hin­ter­u m­schlag, den Zeich­ner Cham selbst beim Hand­schlag mit dem Au­t or Au­g u­ste Li­r e­u x. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­g el Ex ­l i­bris von René Des­ c amps-Scrive (1853 –1924), dem in Lille an­ säs­si­g en In­du­stri­el­len und ne­b en Beraldi und Rahir re­nom ­m ier ­t est­en Samm ­ler sei ­ner Zeit (des­ sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log II , Nr. 275: frs. 450, noch ohne die Ori­g i­n a ­le), zi­t iert bei Car ­t er­et. – Dar ­u n­t er Adri­a n Flüh ­m anns Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “. Li­t e­r a­t ur: Beraldi I V, 80, Nr. 1; Brivois 263; Car­t er­et III , 390; Grand-Car­ter­e t 313 f.; Oster­w al­der 230 (mit fal­schem Jahr); San­der 444; Vica­i re V, 321 f.

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Das Exemplar Kaiser Napoleons III. in einem Prunkein band mit ziselier ten Sil ber platten 417 Livre d’heu res d’après les Man uscrits de la Bibliothèque Royale. Paris, En gelmann et Graf, 1846 – [im Kolophon:] 1849. CLXXXIII S., durch gehend illu striert, in Chromolitho-

graphie. – Auf stärkerem Papier.

Klein-Oktav (144 x 108 mm). Dunkel grüner Samtband der Zeit, mit drei schweren, durchbrochenen Silberbeschlä gen auf dem Rücken (der mittlere mit gepräg tem Schriftband „hevres“), relief iertem durchbrochenen Silber rahmen auf den Deckeln und zwei Silberschließen, auf den Deckeln im Zentrum ein blau emaillier tes Wappen schild, vorn mit vergoldetem relief ierten Adler, hinten mit Zierbuch stabe „N“ , jeweils unter einer halbplasti schen vergoldeten Kai serkrone mit kleinen roten und grünen Edel steineinla gen, lila Seidenvorsät ze mit goldenem Bienen-Sémis, die ses auch gold gepunzt auf dem lila Schnitt, verso fliegen den Vorsät zen si gniert „Gruel“ , in dunkel grüner, dekorativ gold gepräg ter und mit Velours ausge schla gener Saf fiankasset te mit Pappschuber von Devauchelle. Das Exemplar Kai ser Napoleons III. in ei nem Prunkein band mit zi selier ten Sil ber plat ten Die ses „Livre d’ heures“ wur de zu sam men ge stellt nach il lu strier ten Ori gi nal-Ma nu skripten in der Bibliothèque Royale. Die Text fol ge geht über jene der klassi schen Stunden bücher des 15. und 16. Jahrhunderts hin aus. Sie um faßt neben Mor gen- und Abend gebet etwa auch Gebete zur Kom mu nion, Lita neien, Tex te zur Hei li gen Messe, zu ei ner Hochzeits- und ei ner Toten mes se, dar über hin aus das Mag nificat, Stabat mater etc. Mit sei nem klei nen For mat und der kost ba ren Ausstat tung äh nelt sich das Livre d’ heures wieder um durch aus den spät mit tel alter lichen Vor bildern an, unter Nut zung moder ner Druck tech nik: So ist dies ein chef-d’œuvre der fran zö si schen Chromolithograpie, durch gehend in Gold und Farben gedruckt, il lu striert mit 14 ganz seiti gen Abbildun gen, breiten Bor dü ren und grotesken Or na menten; der schwarz, rot und blau gedruck te Text ist durch gehend mit Zier in itia len und Zei len fül lern ver sehen. Das Kolophon trägt die In schrift: „Ce livre fut commencé en Decembre 1846 et ter miné en Sept emb. 1849, sous la dir ect ion et par les pro cédés chromolithographiques de M.M. En gel mann et Graf à Pa ris, d’après les des sins de M.M. Aug. Ledoux,

H. Soltau et Coffetier, exé cuté sur pierre lithograph ique par M.r. Moulin“. Der Prunkein band mit dem schweren zi selier ten Sil ber rah men, drei Rücken be schlä gen und zwei Schließen wur de wohl nach ei nem Ent wurf des Stuck ateurs Lién ard um 1855 in der Werk statt von Gruel und En gel mann gefer tigt – für niemand anderen als Kai ser Napoleon III . Dassel be Atelier fertig te 1860 auch den Ein band ei nes Livre d’ heures für die Kai serin Eugénie. Gerade diese unik ale Individualisierung des Stunden buchs für ei nen hochgestellten Besit zer knüpft an die spät mit telalterliche bzw. früh neu zeit liche Tradition der Gat tung an. In Verbindung mit Napoleon III ., der 1848 noch Präsident der Zweiten Repu blik war und sich erst 1851 durch ei nen Staat streich als Mon ar chen des zweiten Kaiser reiches eta bliert hat te, stellt das Büch lein jedoch vor al lem ein zeit geschicht lich höchst interessantes, eben so au ßer gewöhn liches wie kost ba res Doku ment ei ner Traditions an bindung und Rückver gewisserung dar, in dem sich dy na sti sche, religiöse und buch kultu rel le Aspek te ver ei ni gen. Provenienz: Exemplar des Kaisers Napoleon III . mit dessen heraldischen und ikonographischen Sym bolen auf Deckeln, Vor sät zen und Schnitt. – Auk tion Très beaux livres à fi gures, 24./25. Mai 1966, Nr. 96. – Adri an Flüh manns Eti kett mit Monogramm „awf “ ver so f iegendem Vor satz. Literatur: Car ter et III , 392; Vica ire V, 335.

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Das Exemplar der Prinzessin Alicia von Bourbon-Parma 418 Livre d’heures, [complet en latin et en français à l’usage de Paris et des diocèses qui suivent le rit parisien; contenant l’Office de tous les dimanches et fêtes de l’année, avec des explications historiques et morales qui en font connaître le but et l’ institution. Imprimé sous la direction de M. l’abbé Affre, vicaire général du diocèse]. [Paris], J[ules] H[etzel], [1838]. Von Hand illuminierter illustrierter Titel in Golddruck, 12 Tafeln in Chromolithographie auf stärkerem Papier , 16 Holzschnitt-Tafeln in braunem Druck; drei in Gold und Farben illuminierte Kapitelüberschriften, durchgehend meist zweiseitige Holzschnitt-Bordüren in braunem Druck. 8 Bl. (Kalendarium), 792 S. – Durchgehend mit meist zweiseitigen Holzschnitt-Bordüren in braunem Druck. – Auf feinem Papier. Klein-Oktav (133 x 95 mm). Dunkelblauer Saffianband der Zeit auf glatten Rücken, mit zwei schweren, durchbrochenen Silberbeschlägen an den Kapitalen, dazwischen geschwungenes Schriftband „Heures“, die Deckel mit unterschiedlichen reliefierten durchbrochenen Silberrahmen aus Astwerk und Efeuranken, vorn mit geflügelten Engelsköpfen in den Ecken, auf allen vier Seiten mit weißen, vorn auch mit roten Edelsteineinlagen, mit Silberschließe, zentral auf dem Hinterdeckel ein Relief mit zwei ein Schriftband haltenden Engeln, vorn ein von zwei Putten flankiertes, blau emailliertes Medaillon, darauf montiert die Initiale „A“, unter einer halbplastischen Krone mit weißen Edelsteineinlagen, mit vierseitiger Goldbordüre auf den Innenkanten, Doublüren und Vorsätzen aus weißer Moiréseide und bemaltem Schnitt: goldenes Lilien-Semis auf dunkelblauem Grund (Drucktitel entfernt). In einem silberbeschlagenen Prunkeinband der Zeit Dieses kleine „Livre d’ heures“ glänzt durch einen unerhört repräsentativen Prunkeinband: Die Deckel sind von filigranstem plastischen Astwerk und zarten Efeuranken aus Silber bedeckt, auch die Rückenbeschläge und die kreuzförmige Schließe geizen nicht mit verschlungenem Rankenwerk, dazwischen blitzen auf allen vier Seiten weiße Edelsteineinlagen, vorn auch drei rote. Das Zentrum des Hinterdeckels nimmt ein schönes, sehr plastisch gearbeitetes Silberrelief (63 x 35 mm) ein: Zwei schwebende Engel halten gemeinsam ein Schriftband und scheinen in Verzückung zu einer mandelförmigen Einheit zu verschmelzen. Auf dem Vorderdeckel lugen aus den Ecken geflügelte Engelsköpfchen zur Mitte. Hier hebt ein blau emailliertes Medaillon, das von zwei

Putten flankiert und von einer mit weißen Edelsteinen besetzten Krone überhöht wird, die darauf applizierte silberne Initiale „A“ der Besitzerin hervor. Das goldene Semis von bourbonischen Lilien auf dem Schnitt deutet auf deren royale Abkunft hin; auf der Doublüre ist in goldgeprägten Versalien die Widmung zu lesen: „A ma fille le jour anniversaire de sa naissance 1854“. Aufgrund dieser Hinweise kommt als Besitzerin nur Prinzessin Alicia von Bourbon-Parma (1849 – 1935) in Betracht, die Enkelin des 1820 ermordeten französischen Thronfolgers Charles-Ferdinand de Bourbon, duc de Berry, und seiner Gattin Marie Caroline. Sie war am 27. Dezember 1849 als Tochter der königlichen Prinzessin Marie Thérèse d’Artois (1819 – 1864) und des Herzogs Karl III . von Parma geboren worden. Ihr Vater wurde am 27. März 1854 in Parma auf offener Straße ermordet. Genau neun Monate danach, zu ihrem fünften Geburtstag, erhielt Alicia das Gebetbuch als Geschenk von ihrer Mutter. Die Geburtstagsgabe wird nicht nur zur Repräsentation gedient, sondern als Lebensbegleiter auch zu intimen Frömmigkeitsübungen angehalten haben. Diesem Zweck tat die historisierende Gewandung des Livre d’ heures keinen Abbruch. Herausgegeben wurde es von Denis-Auguste Affre (1793 – 1848), dem Generalvikar und nachmaligen Erzbischof von Paris – schon seine auf dem Titel herausgestellte geistliche Autorität empfahl es zum Gebrauch. Die durch ein Inhaltsverzeichnis erschlossenen Texte „avec des explications historiques et morales“ [Titel] gliedern sich in Gebete im Rhythmus des Kirchenjahres, Gebete zu einzelnen Heiligen und solche zu bestimmten Anlässen. Doch auch die Tradition kann eine Quelle des Glaubens sein, und so ist die Anlehnung an ein mittelalterliches Stundenbuch vielleicht kein reiner ästhetischer Selbstzweck. In unserem Exemplar wurde der modern anmutende Drucktitel wohl absichtlich entfernt. Schlägt man das Buch auf, wird man von einem delikat illuminierten Engel begrüßt, der den rechten Arm zum Zeigege-

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stus erhoben hat. Er schwebt in einem goldgeprägten gotischen Architektur-Rahmen über dem gleichfalls in Gold und Farben illuminierten Titel, der von Efeuranken umspielt wird, während ganz unten ein kleiner grüner Drache zur Seite kriecht. In Gold und Farben illuminierte kalligraphische Kapitelüberschriften finden sich als sporadische ‚Reminiszenz‘ noch an drei weiteren Stellen im Buch [S. 1, 91 und 527] – die wenigen von Hand eingemalten Elemente genügen, um Authentizität und Kostbarkeit zu verbürgen. Zur farbigen Ausstattung diente ansonsten die moderne Technik der Chromolithographie. Das Frontispiz gegenüber dem Titel stellt eine Hirtenanbetung mit dreiseitiger Kompartimentbordüre dar; es wurde von A. Gaussen offenbar nach einem mittelalterlichen Stundenbuch kopiert und von Jardeaux et Leroy in Bar sur Aule reproduziert. Noch elf weitere Chromolithographien sind in das Buch eingestreut, drei reine Bildseiten vom selben Kopisten und Drucker sowie acht von Engelmann & Graf gedruckte faksimilierte Textseiten mit breiten illuminierten Bordüren, deren Textausschnitte keinen direkten Bezug zum Inhalt unseres Buches haben. Die absteigende Hierarchie der Bebilderung setzt sich fort in 16 Holzschnitt-Tafeln in hellbraunem Druck

nach Umrißzeichnungen von Alfred Gérard-Séguin (1805 – 1875), die meist Worte aus den Evangelien illustrieren. Schließlich finden sich, gleichfalls in braunem Druck, an den Kapiteleingängen gotische Architekturrahmen und durchgehend auf den Textseiten meist zweiseitige Bordüren mit vegetabilem, seltener architekturalem und figürlichem Schmuck, die der Architekt Daniel Ramée (1806 – 1887) zeichnete. Die Umsetzung in den Holzschnitt besorgten Henri Brévière, Pierre François Godard und Andrew – Best – Leloir. Jules Brivois meinte: „C’est en effet un délicieux vol[ume] d’une exécution materielle parfaite“ – das gilt umso mehr für unser wunderbar erhaltenes Exemplar in seinem herrlichen silberbeschlagenen Prunkeinband der Zeit. Provenienz: Gekröntes Metall-Monogramm „A“ auf dem Vorderdeckel und goldgeprägte Widmungsinschrift auf dem vorderen Vorsatzblatt: „A ma fille le jour anniversaire de sa naissance 1854“ – also ein Geschenk von Marie Thérèse d’Artois (1819 – 1864) an ihre Tochter Alicia von Bourbon-Parma, spätere Großherzogin von Toskana (1849 – 1935). Literatur: Brivois 265f.; Carteret III , 392; Osterwalder 972; Quérard/Bourquelot I, 7 (mit Erscheinungsjahr 1837); Sander 446; Thieme/Becker 30, 452; Vicaire V, 334f.; zu Affre: DBF I, 667ff.

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Ko­lo­r iert 419 [Livres Trou­ba­dour]. Livre d’Am­our ou Fola­ stre­r ies du Vieux Tems. Pa­r is, Lou­i s Ja­net, [1821].

vor­sät­zen und mit Ganz­g old­schnitt (durch­ge­h end von den Rän­dern her mä­ßig stock­f leckig).

Il­lu ­strier­ter ko­lo­r ier­ter Ti­tel und 6 wei­te­re ko­lo­r ier­ te Stahl­stich-Ta­feln auf Kar­ton mit Sei­d en­vor­sät­z en, ei­ni­ge klei­ne Holz­schnitt­vi­g net­ten im Text. 1 lee­res Bl., 1 Bl., 188 S.

Ro­m an­t i­sche Re­z ep­t i­on der Trou­ba­dour­ly ­r ik – mit 7 ko­lo­r ier ­t en Ta ­feln und im Ver­le­ger­ein­band

Klein-Ok­tav (156 x 89 mm). Lang­ge­n arb­ter, oliv-bräun­ li­cher Ma­r o­quin­band des Ver­l ags auf vier gold­or­n a­ men­t ier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel, gold­ ge­präg­ten Ein­z el ­stem­peln und wei­te­r em Gold- und Blind­de­k or auf dem Rücken, auf den Deckeln au­ßen blind­ge­präg­te Pal­m etten­bor­dü­re zwi­schen Gold­f ileten­ rah­m en, dar­in gold­ge­präg­te Bor­dü­re und zen­t ral ein rau­ten­f ör­mi­ges Or­n a­m ent in ei­nem ge­streck­ten schraf­ fier­ten Vier­paß in Blind­prä­g ung, mit gold­ge­präg­ter Wel­len­li­nie auf den Steh-, gold­ge­präg­ter Bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, hell­g rü­n en ge­präg­ten Wachs­pa­pier­

Die­se reiz ­vol ­le An­t ho­lo­g ie mit Ge­d ich­t en über die Lie­be aus dem 11.-15. Jahr­hun­dert wur­de an­onym her­aus­ge­ge­b en von Charles Malo und bei Fir­m in Didot ge­d ruckt. Be­bil­dert wird das Bänd­chen von sie­b en sorg ­f äl­t ig­st ko­lo­r ier ­t en Stahl­sti­chen nach Zeich­nun­gen von Au­g u­ste Gar ­ne­r ey (1785 –1824): dem il­lu­strier ­t en Ti­t el so­w ie sechs zu ­meist ga ­lan­t en Sze­nen mit Por ­t raits ei­n i­ger der Au­t o­r en, näm ­l ich Clément Marot, Clo­til­de de Surville, Kö­n ig Franz I., Charles d’Or­le­a ns, Al­a in Char­t ier und Thi­baut, co­mte de Cham­pa­g ne, al­le­samt in ar­chi­t ek­t ur­a len Rah­men im Stil der Go­tik bzw. Re­n ais­s ance. Im


An­h ang fin­det sich ein Glos­sar so­w ie ein In­h alts­ ver­z eich­n is mit Kurz­bio­g ra­phi­en der Ver ­fas­ser. Der Ver­le­ger Lou­i s Ja ­net war spe­z ia ­l i­siert auf klei­ ne Al­m a­n a­che, die er gleich mit pas­sen­den Ein­bän­ den her­aus­g ab; auch un­ser hübsch de­ko­r ier ­t er Ma­ ro­q uin­band ist mit Si­cher­heit Ja ­net zu­z u­schrei­ben. Die­ser „joli type de livre de la péri­ode ro­m an­t ique“ [Car­ter­et], „rare et just­ement recherché“ [Gumuchian], ist zu­gleich ein Schu­le ma­chen­des Bei­spiel für die Re­z ep­t i­on der Trou­ba­dour­d ich­t ung und bil­det den Auf­t akt zu der klei­nen Rei­he der Livres Trou­ba­dour. 1826 edier ­t e Ja ­net als Fol­ge­bänd­chen das Livre Mign­ard. Li­t e­r a­t ur: Bar­bier II , 1322; Car ­t er­et III , 391; Gay/Lemonnyer II , 879 f.; Gumuchian 3834; Vica­i re V, 334; zu Ja­net: Culot 517, Fléty 95; Mal­avieille 23 und 242 f.; Rams­den 109.


Im zeit ­ge­nös­si­schen Mo­sa­i k­ein­band – das Ex­em­plar des Ver­le­gers? 420 [Livres Trou­ba­dour]. Livre Mign­a rd ou la Fleur des Fa­bliaux. Pa­r is, Lou­i s Ja­net, [1826]. Il­lu ­strier­ter ko­lo­r ier­ter li­tho­g ra­phi­scher Ti­tel und 6 wei­ te­re ko­lo­r ier­te Ta­feln auf Kar­ton mit lo­sen Sei­den­vor­sät­ zen, ei­ni­ge klei­n e Holz­schnitt­vi­g net­ten im Text. 4 Bl., 192 S. Klein-Ok­tav (156 x 90 mm). Lang­ge­n arb­ter ro­ter Ma­ ro­quin­band der Zeit auf vier Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel so­wie rei­cher, de­k o­ra­t i­ver Rücken- und Deckel­ver­g ol­dung mit oran­gen, bei­gen, grü­n en, bläu­ li­chen und schwar­zen Le­der­in­tar­si­en, mit gold­ge­präg­ ter Zacken­li­nie auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­ gold ­schnitt, in Papp­schu­ber (durch­ge­hend et­was braun­ fleckig, ei­ni­ge Bl. pa­pier­be­dingt ge­bräunt). Im ex­t rem sel­t e­nen Mo­sa ­i k­ein­band der Zeit, wahr­schein ­l ich für den Ver­le­ger Das Büch­lein ent­h ält, so der Her­aus­ge­ber CharlesMalo im Préface, „lais, rondels, vire­lais et balla­des les plus célèbres“ aus dem 11. bis 15. Jahr­hun­dert, „ag ­r éable aux Da ­mes“. Mignar­dise, „Ge­z iert ­heit“ heißt ent ­spre­chend der ti­t el­ge­ben­de er­ste Bei­t rag, was zu­gleich für das lei­ten­de Prin­z ip bei der Aus­ wahl ins­ge­samt steht. Ein von Gro­bi­a n­ismen frei­es, ‚ro­m an­t i­sches‘ Mit ­t el­a l­t er in Rein ­k ul­t ur wird hier prä­sen­t iert: Die Samm ­lung soll­t e „aus­si séduisant“ durch ihre äu­ße­r e Er­schei­nung wie „par la grace ench­a n­t er­es­se des poé­sies“ sein. Das Büch­lein be­ schließt ein Glos­s ar alt ­f ran­z ö­si­s cher Aus­d rücke und ih­r er Über­set­z un­gen [S. 171 –192]. Die mit gro­ßer Sorg ­falt und De­l i­k a­t es­se ko­lo­r ier ­t en Li­t ho­g ra­phi­en von Rouargue zei­gen ga ­l an­t e Sze­ nen, die in goti­sier­en­de ar­chi­t ek­t o­n i­sche Rah ­men ein­ge­paßt sind. Der pracht ­vol­le Mo­sa ­i k­ein­band ist „ex­cessivement rare“; wir zi­t ie­r en aus dem Ka­t a­log 4 von Nico­las Rauch: „Nous ne co­n naissons que le seul ex­empla­i re de Beraldi en même con­d it­ion. […] Il est pro­ba­ble qu’el­les ont été fa­ites pour l’éditeur“. Pro­ve­n i­e nz: An­t i­q ua ­r i­a t Nico­l as Rauch, Genf (Ka­t a­log 4, 1952, Nr. 361: sfr. 1.300, mit Ein­bandAbb.). – Auf dem Spie­gel gold­ge­präg ­t es Ex ­l i­bris An­d res Roure, Bar­ce­lo­n a. – Da ­ne­ben Mo­no­g ramms­childchen „awf “ von Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Bibliothèque Hen ­r i Beraldi III , Nr. 308, mit Ein­ band-Abb. ge­g en­ü ber S. 145; Car ­t er­et III , 395 f.; Gay/Lemonnyer II , 879; Quér­a rd V, 475.

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Ko­lo­r ier­t es Ex­em­plar im Ro­man­t i­ker­ein­band von Simier, aus der Samm­lung Des­c amps-Scrive 421 [Livres Trou­ba­dour]. Les co­ntes du gay sçavoir. Balla­des, Fa­bliaux et tra­dit­ions du moyen âge, pub­liés par Ferd. Lang­lé, et ornés de Vi­g net­tes et Fleurons, imi­ tés des Man­u scrits originaux par Bo­ni­n g­ton et Mon­nier. Im­primé par Fir­min Didot. Pa­r is, Lami Den­ozan, [auf dem Um­schlag:] 1828. Ganz­sei­t i­ge Ti­tel­il­lu ­stra­t i­on, 10 halb­sei­t i­ge Il­lu ­stra­t io­ nen und 15 Schmuck­in­itia­len im Text, alle in Holz­schnitt und in Gold und Far­ben ko­lo­r iert. 3 Bl., CXLVI S., 48 S. (No­tes et Glossa­ire). Ok­tav (204 x 136 mm). Dun­k el­li­l a Kalb­le­der­band der Zeit von Simier auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­len Ein­zel ­stem­peln zwi ­schen dop­pel­ten Gold­f ileten in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, auf den Deckeln blind­ge­präg­ter or­n a­m en­ta­ler und flora­ler De­kor in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en, mit gold­ge­präg­ ter Zacken­li­nie auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, hell­blau­en Per­k a­lin­vor­sät­zen und ein­ ge­bun­de­nem, à la ca­thédr­ale be­druck­tem blau­en Ori­g i­ nal-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), in Papp­schu­ber mit Le­der­k an­ten ( Vor­satz mit schwa­chen Leim ­schat­ten zwei­er ent­fern­ter Ex­li­bris, Um ­schlag be­g rif­fen).

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Auch die­se Samm ­lung mediäv­a ler Tex­t e wand­t e sich ex­pli­z it an die „Dame ou Da­mois­el­le“ mit ei­ner Ader für Mit ­t el­a l­t er-Ro­m an­t ik – ent­spre­chend han­ delt gleich die er­ste Ge­schich­t e de la Dame de la bel­le sag­e s­se. An ­mer­k un­gen und Glos­sar des Her­aus­ge­ bers Fer­d i­n and Lang­lé stel­len kei­nen wis­sen­schaft­ li­chen Ap­pa­r at dar, son­dern bie­t en eine Hil­fe „dans la co­n naissance des mœurs, des su­per­stit­ions, des événements du moyen âge“ [S. (3)]. Äu­ ß erst reiz­ voll sind die elf Holz­ s chnit­ t e nach Il­lu­stra­t io­nen mit­t el­a l­t er­l i­cher Hand­schrif­t en von Ri­chard P. Bo­n i­n g ­t on, der noch im Er­schei­nungs­ jahr mit nur 26 Jah­r en ver­starb, und dem jun­gen Hen­r i Mon­n ier (1805 –1877), die hier sehr sorg­sam ko­lo­r iert und mit Gold geh­öht sind – in die­ser Form ist das Werk „très rare“ [Car­t er­et]. Zur „go­t i­schen“ At ­mo­sphä ­r e trägt auch der Druck der hi­sto­r i­schen Tex­t e in Frak­t ur bei. Sel­t en ist auch der ein­ge­bun­

de­ne, à la ca­thédr­ale be­d ruck­t e Ori­g i­n al-Um­schlag in der vor­l ie­g en­den Va ­r i­a n­t e mit dem Auf­d ruck „Bon Jour Bon An“. Car­t er­et gibt den Hin­weis, das Buch sei „à rechercher en bel­le reliure ro­m an­t ique“ – ein Ro­m an­t i­ker­ein­ band, wie er fest­l i­cher kaum zu den­ken ist, ge­schaf­ fen von Simier père oder fils [vgl. Bulle­t in Mor­g and] liegt hier vor: Auf dem glat­t en, per­fekt er­h al­t e­nen dun­kel­l i­l a Kalb­le­der kommt die blind­ge­präg ­t e Or­ na ­ment ­i k in ei ­nem dop­p el­t en Gold ­fi leten ­r ah ­men eben­so klar wie de­z ent zur Gel­t ung. Pro­ve­n i­enz: Bulle­t in Mor­g and 29, Novembre 1891, Nr. 19573: frs. 200. – Ex­l i­bris von René Des­c ampsScrive (1853 –1924) auf dem flie­gen­den Vor­s atz. – Des­sen Auk­t i­ons­k a­t a ­log II , Nr. 341: frs. 2.250. Li­t e­r a­t ur: Car­t er­et III , 172 und 174 f.: zi­t iert die­s es Ex­em­plar; Lon­c hamp II , 107; Quér­a rd/Bourque­lot I V, 598; Rahir 378; Vica ­i re II , 945 f.; zu Simier: Fléty 162; Rams­den 190.

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Ko­lo­r ier­t es Ex­em­plar im ori­g i­na­len Ein­band 422 [Livres Trou­ba­dour]. Les co­ntes du gay sçavoir. Balla­des, Fa­bliaux et tra­dit­ions du moyen âge, pub­liés par Ferd. Lang­lé, et ornés de Vi­g net­tes et Fleurons, imi tés des Man­u scrits originaux par Bo­ni­n g­ton et Mon­ nier. Im­primé par Fir­min Didot. Pa­r is, Lami Den­ozan, [1828]. Ganz ­sei­t i­ge Ti­tel­il­lu ­stra­t i­on, 10 halb­sei­t i­ge Il­lu ­stra­t io­ nen und 15 Schmuck­in­itia­len im Text, alle in Holz­schnitt und in Gold und Far­ben ko­lo­r iert. 1 lee­res Bl., 4 Bl., CXLVI S., 48 S. (No­tes et Glossa­ire). – Vor­t i­tel dop­pelt ein­ ge­bun­den. Ok­tav (217 x 136 mm). Brau­n er Ori­g i­n al-Papp­band in mo­der­n er, sehr de­k o­ra­t i­ver dun­k el­r o­ter Saf­f i­an­che­m i­ se mit gold­ge­präg­tem Rücken- und Deckel­t i­tel, rei­cher or­n a­m en­ta­ler Blind- und li­n ea­rer Gold­prä­g ung so­wie gold­ge­präg­ten Eckfleurons auf den Deckeln, si­g niert „Devauc­h el­le“ (Ein­band fleckig, Ka­pi­ta­le und Ecken et­was besto­ßen, Pa­pier qua­li­täts­be­dingt ge­bräunt bzw. braun­f leckig, vor­de­res Vor­satz fast lose, S. If. mit klei­ nem Rand­ein­r iß).

Star­ke Kon­t ra­ste be­r üh­r en den Be­t rach­t er die­ ses Bu­ches: Da ist zu­n ächst ein schlich­ter, un­b e­ druck­t er, buch­stäb­l ich ‚nichts-sa­gen­der‘ ori­g i­n a ­ler Papp­band, dem man al­len­falls Spu­r en neu­g ie­r igeif ­r i­g en Ge­brauchs an­sieht. Im In ­nern er­öff ­net sich dem Be­trach­ter dann der Rei­g en sorg­fäl­tig ko­lo­r ier ­t er Holz­schnitt-Il ­lu­stra­t io­nen, wel­che die ro­m an­t i­schen Vor­stel­lun­gen vom ‚bun­t en‘ Mit ­t el­ al­t er be­f rie­d i­gen – und wer bei­de Ex­em­pla ­r e un­ se­r er Samm ­lung ne­ben­ein­a n­der hält, ent­deckt so­ fort den je­weils in­d i­v i­du­el­len Cha ­r ak­t er der Ar­beit. Au­ßen aber legt sich schüt­z end eine mo­der­ne, äu­ ßerst auf­wen­d ig im ro­m an­ti­schen Stil blind- und gold­ge­präg ­t e Ma ­r o­q uin­che­m i­se von Al­a in Devauch­ el­le um den be­s chei­de­nen Ein­band: Die bi­blio­ phi­le Dia ­lek­t ik von un­m it ­t el­ba ­r em Be­geh­r en und re­spekt ­vol­ler Di­stanz ge­gen­ü ber dem Buch – über­ haupt: der Ver­g an­gen­heit – wird hier greif­bar.

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Il­lu­m i­n ier­t es Ex­em­plar auf gro­ßem Pa­pier, im Ein­band von Thouvenin 423 [Livres Trou­ba­dour]. L’Histo­r i­a l du Jon­gleur. Chroniques et Lég­en­des Françaises, pub­liées Par [sic] MM. Fer­di­n and Lang­lé et Emile Mo­r i­c e; ornées d’In­itia­ les, Vi­g net­tes et Fleurons[,] im­ités des Man­u scrits Originaux. Im­primé par Fir­min Didot, Im­primeur du Roi, pour Lami-Den­ozan, Libra­ire. Pa­r is, A la Librairie de Fir­min Didot, 1829. 7 den Satz­spie­gel aus­f ül­len­de il­lu ­strier­te Bor­dü­ren bzw. Bor­dü­ren­rah­men in Holz­schnitt, 14 grö­ße­re, mehr­farbig­ ko­lo­r ier­te Schmuck­in­itia­len in Gold, über 700 kleine, ­m eist ein­far­big in Rot, Grün, Blau oder Vio­lett ko­lo­r ierte­ und gold­g ehöhte In­itia­l en, we­n i­g e klei­n e ko­l o­r ierte Vi­g net­ten; Ti­tel, Sei­ten­z ah­len und ei­ni­ge Text­pas­sa­ gen durch rote Stri­che­lun­gen her­vor­ge­ho­ben. 3 Bl., [C] CXXXVII S., 64 S. (No­tes, Glossa­ire). – Ti­tel in Schwarz und Rot ge­druckt. – Auf kräf­t i­gem Ve­lin­pa­pier. Groß-Ok­tav, kaum be­schnit­ten, mit zahl­rei­chen Témoins­ (240 x 150 mm). Lang­ge­n arb­ter ro­ter Ma­r o­quin­band der Zeit auf vier fla­che, mit fet­ten Gold­f ileten ver­se­he­ ne Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in dop­pel­tem und de­ko­ra­t i­ver Gold­prä­g ung in drei­fa­chen Gold­f ileten­ rah­m en in den üb­r i­gen Kompartim­en­ten, die iden­t i ­schen Deckel mit Rah­m en­werk aus drei­fa­chen und ein­fa­chen Gold­f ileten so­wie fet­ter Blind­f i­lete mit gro­ßen Eckfleurons, die im Zen­t rum ge­gen­wen­dig und in Gold­prä­g ung die vier Win­k el ei­nes gold­ge­präg­ten Kreu­zes fül­len, mit gold­ge­präg­ter Bor­dü­re auf Steh- und In­n en­k an­ten so­ wie mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, am Fuß si­g niert „Thouvenin“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit ro­ten Ma­r o­quin­k an­ten (Pa­pier kaum braun­f leckig). In Gold und Far­ben il­lu ­m i­n ier ­t es Ex­em­plar auf gro­ßem Pa­pier und im zeit ­ge­nös­si­schen Ein­band von Thouvenin Die hier ver­ei­n ig ­t en vier Pro­sa­er­z äh ­lun­gen Le Droit de Nopç­a ge, Le Jugement de Dieu, die Aben­t eu­er De Mess­ire Ra­oul, l’Es­c uyer au Roi de la Thune und Le Vœu du Fa­isan wur­den an­geb­lich 1424 und 1426 von dem „Jon­gleur“ – Gauk­ler und Spiel­m ann – Christ­ofe Ma ­l i­voir im Es­co­r i­a l vor­ge­t ra­gen. Ih­nen schließt sich an le Dict des Crie­r ies et Encombrements de Pa­r is. Das Werk folgt kon­z ept­uell den ein Jahr zu­vor im glei­chen Ver­l ag er­schie­ne­nen Les co­ntes du gay sçavoir: Auch hier fin­den sich ko­lo­r ier­te Holz­ schnit ­t e nach mit ­t el­a l­t er­l i­chen Vor­bil­dern, dies­m al von Hen­r i Mon­n ier in Zu­sam ­men­a r­beit mit Eugène Lami, der ‚goti­sier­en­de‘ Druck in Frak­t ur und die

Er­g än­z ung durch No­tes und ein Glossa­ire. Ver­stärkt wird die mit ­t el­a l­t er­l i­che Op­t ik je­doch ent ­schei­dend durch die rund 700 klei ­nen ko­lo­r ier ­t en In ­itia ­len, die den ge­s am­ten Text durch­z ie­hen, so­w ie durch die Her ­vor­he­bun­gen der Sei­t en­z ah ­len und ei­n i­ger Text ­pas­sa­gen durch rote Stri­che­lun­gen von Hand. Un­t er drei ver­schie­de­nen Va ­r i­a n­t en ist dies die lu­ xu­r iö­se­ste: Das Ex­em­plar ist ge­d ruckt auf stär­ke­r em Pa­pier, ko­lo­r iert und gold­gehöht. Ge­bun­den wur­de es zeit­ge­nös­sisch in der Werk­statt von Thouvenin, der de­ko­r a­t iv blind- und gold­ge­präg ­t e ro­m an­t i­sche Ganz­m a ­r o­q uin­band ist von ta­del­lo­ser Er­h al­t ung. Pro­ve­n i­enz: Samm­lung Adri­a n Flüh ­m ann, mit des­ sen Eti­kett mit Mo­no­g ramm „awf “ auf dem Spie­gel. Li­t e­r a­t ur: Car­t er­et III , 294; Lon­champ II , 225; Oster­w al­der 580 und 707; Rahir 459; Vica­ire I V, 155; zu Thouvenin: Fléty 168; Rams­den 204 ff.

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Ko­lo­r ier­t es Ex­em­plar im ori­g i­na­len Ein­band 424 [Livres Trou­ba­dour]. L’Histo­r i­a l du Jon­gleur. Chroniques et Lég­en­des Françaises, pub­liées Par [sic] MM. Fer­di­n and Lang­lé et Emile Mo­r i­c e; ornées d’In­ itia­les, Vi­g net­tes et Fleurons[,] im­ités des Man­u scrits Originaux. Im­primé par Fir­m in Didot, Im­primeur du Roi, pour Lami-Den­ozan, Libra­ire. Pa­r is, A la Librairie de Fir­min Didot, 1829. 7 den Satz­spie­gel aus­f ül­len­de il­lu ­strier­te Bor­dü­ren bzw. Bor­dü­ren­rah­m en in Holz­schnitt, 14 grö­ße­re Schmuck­ in­itia­len, we­ni­ge klei­ne Vi­g net­ten – sämt­lich ko­lo­r iert. 3 Bl., [C]CXXXVII S., 1 lee­res Bl., 64 S. (No­tes, Glossa­ ire). – Ti­tel in Schwarz und Rot ge­druckt. Groß-Ok­tav, kaum be­schnit­ten, mit zahl­rei­chen Témo­ ins (235 x 142 mm). De­k o­ra­t iv be­druck­ter und mit gold­ ge­präg­ten Eck-Punk­ten ak­zen­t u­ier­ter brau­ner Ori­g i­n alPapp­band à la Bra­del mit gold­ge­präg­tem Rücken ­schild, in mo­der­ner, sehr de­ko­ra­t i­ver dun­k el­blau­er Saf­f i­an­che­ mi­se mit gold­ge­präg­tem Rücken- und Deckel­t i­tel, rei­ cher or­n a­m en­ta­ler Blind- und li­nea­rer Gold­prä­g ung so­ wie gold­ge­präg­ten Eckfleurons auf den Deckeln, si­g niert „Devauc­hel­le“ (Ein­band et­was braun­f leckig und sowie

mi­ni­m a­len Stoß- bzw. Stauch ­stel­len, Vor­sät­ze mä­ßig, ei­ni­ge wei­te­re Bl. ge­r ing braun­f leckig). Ko­lo­r ier ­t es Ex­em­plar im be­d ruck­t en Ori­g i­n alPapp­band und de­ko­r a­t i­ver Ma ­r o­q uin­che­m i­se Dies ist ein Ex­em­plar der Va ­r i­a n­t e mit ko­lo­r ier­ ten Il­lu­stra­t io­nen und grö­ße­r en In­itia ­len, die Car­ ter­et der Lu ­x us­aus­g a ­be durch­aus gleich­stell­t e: „A recherc­her de préference les ex­empla­i res enluminés ou sim­plem­ent co­lor­iés et en reliure du temps“ [Car­ ter­et]. Auch Car­ter­ets zwei­ter Wunsch ist er­füllt: Wie die im Jahr zu­vor er­schie­ne­nen Les co­ntes du gay sçavoir kam auch L’Histo­r i­al du Jon­gleur in ei­nem Papp­band des Ver­le­gers her­aus – nun aber nicht mehr schlicht, son­dern mit schö­nem En­tre­lacsDe­kor be­d ruckt und mit Gold­punk­ten fein ak­z en­ tu­iert. Wie bei un­se­r em Ex­em­plar der Co­ntes ließ der Vor­be­sit­z er auch hier eine im ro­m an­t i­schen Stil blind- und gold­ge­präg ­t e Ma ­r o­q uin­che­m i­se von Al­ ain Devauc­hel­le um den ori­g i­n a ­len Ein­band le­gen. Pro­ve­n i­enz: Stem­p el „S[al]on de 1829“ auf Vor­ti­ tel. – Adri­a n Flüh­m ann.

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Im präch­t i­gen Mo­sa­i k­ein­band à la ca­thédr­ale von Jean Bad­iéjous 425 [Livres Trou­ba­dour]. L’Histo­r i­a l du Jon­gleur. Chroniques et Lég­en­des Françaises, pub­liées Par [sic] MM. Fer­di­n and Lang­lé et Emile Mo­r i­c e; ornées d’In­itia­ les, Vi­g net­tes et Fleurons[,] im­ités des Man­u scrits Originaux. Im­primé par Fir­min Didot, Im­primeur du Roi, pour Lami-Den­ozan, Libra­ire. Pa­r is, A la Librairie de Fir­min Didot, 1829. 7 den Satz­spie­gel aus­f ül­len­de il­lu ­strier­te Bor­dü­ren bzw. Bor­dü­ren­rah­m en in Holz­schnitt, 14 grö­ße­re, in Gold und Far­ben ko­lo­r ier­te Schmuck­in­itia­len, über 700 klei­ne In­itia­len, we­ni­ge klei­ne Vi­g net ­ten. 4 Bl. (das drit­te leer), [C]CXXXVII S., 1 lee­res Bl., 64 S. (No­tes, Glossa­ire). – Ti­tel in Schwarz und Rot ge­druckt. Ok­tav (220 x 131 mm). Lang­ge­n arb­ter hell­brau­ner Ma­ ro­quin­band der Zeit auf vier fla­che, von fet­ten Gold­li­ ni­en ein­ge­faß­te Bünde mit Blind­de­k or, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel, auf­wen­di­gem De­kor à la ca­thédr­ale in Blind- und Gold­prä­g ung so­wie grü­nen, ro­ten, ocker- und au­ber­g i­ne­farbenen Ma­r o­quin­in­tar­si­en auf Rücken und Deckeln, mit gold ­schraf­f ier­ten Ein­band-Ecken, Dent­el­ le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, sei­de­nen ro­ten Doublü­ ren und Vor­sät­zen mit Gold­druck à la ca­thédr­ale und Ganz­g old­schnitt, am Fuß si­g niert „Bad­iéjous“ (ver­ein­ zelt mi­ni­m al braun­f leckig).

Die­ses Ex­em­plar der Va ­r i­a n­t e mit ko­lo­r ier ­t en grö­ ße­r en In ­itia ­len zeich ­ne­t e sich durch sei ­nen pracht­ vol­len Mo­s a ­i k­ein­band des etwa von 1807 –1847 tä­t i­g en Tou­louser Buch­bin­ders Jean Bad­iéjous aus, der als „exc­el­lent ouvrier“ [Fléty 15; vgl. auch Culot 460 f. und Rams­den 23] gilt. Die Deckel ziert ein goti­sie­r en­der Por­t i­k us auf vier Säu­len, der von ei­nem Spitz­bo­gen über ­wölbt und ei ­ner befensterten Ba ­lu­stra­de mit drei über­g iebelten Türm­chen ge­k rönt wird. Den Kon­trast zur rei­chen glän­z en­ den Gold­prä­g ung bil­den die sat­t en Far­ben der dun­ kel­g rü­nen, ro­t en, ocker- und au­b er­g i­ne­farbenen Le­der ­i n­t ar­si­en. Das De­kor ­t he­m a à la ca­thédr­ale wird von den ro­t en, gold­be­d ruck­t en Sei­den-Doublü ­r en und -Vor­sät­z en in an­de­r er Form auf­ge­g rif ­fen: Hier fin­det sich je­weils in zwei fet ­t en Fi­let­en­r ah ­men, der in­ne­r e mit gro­ßen Eckfleurons, zen­t ral eine Ro­sette, die durch krab­ben­be­setz­t e Drei­ecke zu ei­ner Rau­ ten­form er­g änzt wird. Pro­ ve­ n i­ enz: Dr. Lucien-Graux (1878 –1944), mit gold­ge­präg ­t em Ex ­l i­bris ver­so flie­gen­dem Vor­s atz: „Bibliothèque du Docteur Lucien-Graux“. – Des­sen Auk­t i­on V, 1957, Nr. 115: frs. 71.000.

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Ko­lo­r ier­t es Ex­em­plar im ori­g i­na­len Ein­band 426 [Livres Trou­ba­dour]. Histo­ire et Cronicque du Pe­t it Je­han de Saint­r é et de la Je­une Dame des Bel­les Cou­si­nes, sans au­ltre nom nommer; Co­llationnée sur les man­u scrits de la Bibliothèque Roya­le et sur les édit­ions du XVIe siècle. Pa­r is, Fir­min Didot, 1830. In Gold und Far­ben ko­lo­r ier­ter il­lu ­strier­ter Ti­tel in Rot­ druck und 7 wei­te­re den Satz­spie­gel aus­f ül­len­de il­lu­ strier­te Bor­dü­ren bzw. Bor­dü­ren­rah­m en in Holz­schnitt, etwa 100 grö­ße­re Schmuck­in­itia­len, we­ni­ge klei­n e Vi­ gnet­ten – sämt­lich ko­lo­r iert, teils mit Gold geh­öht. 3 Bl., CCCLXIX [recte: 371] S., 7 Bl. (Tab­le), 36 S. (No­tes, Glossa­ire etc.) – Nach S. XLI wur­de 1 Bl. in der Pa­g i­ nie­r ung über­sprun­gen. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (241 x 155 mm). De­k o­ra­t iv in En­t re­lacs-Ma­nier be­druck­ter und mit gold­ge­präg­ten Punk­ten ak­zen­t u­ier­ter brau­ner Ori­g i­n al-Papp­band à la Bra­del mit gold­ge­präg­tem Le­der­r ücken ­schild, in mo­der­ ner mit­tel­brau­ner Halb­saf­f i­an­k as­set­te mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel und dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en mit Eckfleurons auf dem Rücken, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, si­g niert „Devauc­hel­le“ , in Papp­schu­ber (Ein­ band be­g rif­fen, Ecken und Ka­pi­ta­le et­was beschabt, Vor­sät­ze mä­ßig, ei­ni­ge wei­te­re Bl. ge­r ing braun­f leckig). Ei­nes von 200 in Gold und Far­ben ko­lo­r ier­t en Ex­em­pla ­r en der Lu ­x us-Aus­g a ­be, im be­d ruck­t en Ori­g i ­n al-Papp­band Der dem Sol­d a­t en, Päd­a go­gen und Schrift­stel­ler An­toine de La Sale (1386 – etwa 1460) zu­ge­schrie­ be­ne Ro­m an ent­stand ge­gen 1456 und wur­de erst­ mals 1517 ge­d ruckt. Die Ge­stal­t ung un­se­r es Drucks mit Vi­g net ­t en und In­itia ­len „de fa­çon char ­m an­t e“ [Car­t er­et] ori­en­t iert sich an der Aus­g a­be 1523 [vgl. Vica­ire]. Zeich­ner war Eugène Lami (1800 –1890), des­s en Si­g na­t ur das Ti­t el­p or ­t rait trägt; die­s es zeigt den Au­tor in sei­ner Schreib­stu­b e. Dies ist ei­nes der „200 ex­empla­ires co­lor­iés, parmi quelques-uns part ­iculièrement so­i gnés co­m me co­lo­r is, gen­r e man­u scrit […], dorés en re­l i­ef “ [Car ­t er­et]. Im An­h ang fin­den sich au­ßer den für die Rei­he cha­r ak­t e­r i­sti­schen No­tes und dem Glossa­ire auch bi­blio­g ra­phi­s che No­t i­z en über die Hand­s chrif­ ten und ge­d ruck­t en Aus­g a ­ben, ins­be­son­de­r e über die Edi­ti­on von 1724. Ein bei Car­ter­et er­wähn­tes sie­b en­seiti­ges Ave­r tissement ist in un­se­r em Ex­em­ plar nicht vor­h an­den, was et­was ver­w un­dert, da es

im ori­g i­n a ­len Ver­l ags­ein­band vor­l iegt: Der brau­ ne Papp­band ist in En­t re­l acs-Ma­n ier be­d ruckt und mit Gold­punk­t en ver­se­hen; der Vor­be­sit­z er Adri­a n Flüh ­m ann schütz­t e ihn dop­pelt durch Halb­m a ­r o­ quin­k as­set ­t e und Schu­ber von Al­a in Devauc­hel­le. Auch die­ses schö­ne Bei­spiel der äs­t he­t i­schen Mit­ tel­a l­t er-Re­z ep­t i­on ist ein „livre très ca ­r actéristique de l’époque ro­m an­t ique […]; fort rare en bel­le con­ dit ­ion“ [Car ­t er­et]. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris des Mus­set-Spe­z ia ­l i­sten und -Bi­blio­g ra­phen Mau­r ice Clou­a rd (geb. 1857) auf dem Spie­gel. – Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Car­t er­e t III , 292; Lon­c hamp II , 271; Oster ­w al­der 580; Rahir 498; Vica­i re I V, 154 f.; zu La Sale: DBF XIX 1120 f.; Hoefer 29, 712 ff.

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Die sehr sel­t e­ne, ko­lo­r ier­t e und gold­gehöhte Vor­zugs­aus­ga­be im Ver­lags­ein­band 427 [Livres Trou­ba­dour]. Chroniques Fran­çois­es de Ja­cques Gon­dar Clerc, pub­liés par F. Mi­chel, suivies de Re­cher­ches sur le Style par Charles Nodier. Pa­r is, Lou­i s Ja­net, [1830]. Il­lu ­strier­ter Ti­tel mit Rot­druck und 4 wei­te­re Stahl­stich­ ta­feln auf Kar­ton und mit Sei­den­vor­sät­zen, 4 zwei- bis vier­sei­t i­ge ge­sto­che­n e Bor­dü­ren mit Sei­d en­vor­sät­z en, 8 fünfz­ei­li­ge Schmuck­in­itia­len – sämt­lich von Hand in Gold und Far­ben aus­ge­stat­tet. CLVII S., 11 S., 1 lee­res Bl., 44 S., 1 Bl., 2 Bl. (No­ten). Klein-Ok­tav (160 x 97 mm). Ver­le­ger­ein­band von dun­kel­ li­la Kalb­le­der auf vier gold­ver­zier­te Bünde, mit gold­ ge­präg­tem Rücken­t i­tel zwi ­schen Gold­f ileten, in den üb­r i­gen Rücken­k ompartim­en­ten Blind ­stem­pel mit gold­ ge­präg­ten Eckfleurons in Gold­f ileten­rah­m en, auf bei­ den Deckeln in gol­de­nem Fi­let­en­rah­m en blind­ge­präg­te Il­lu ­stra­t i­on mit En­gel und Teu­fel so­wie zen­t ra­lem gol­de­ nen Schild mit Ti­tel in Blind­prä­g ung, Steh­k an­ten in den Ecken mit Gold­prä­g ung, In­n en­k an­ten mit vier­fa­chem Gold­f ileten­r ah­m en, mit wei­ßen Moi­r é­sei­d en­pa­pier­ vor­sät­zen und Ganz­g old­schnitt (Kan­ten mit win­zi­gen Schabstellen, Vor­sät­ze am Rand mi­ni­m al leim ­schat­t ig, Ta­feln und ei­ni­ge La­gen leicht ge­bräunt). Ei­nes der we­n i­gen ko­lo­r ier ­t en und gold­gehöhten Ex­em­pla ­r e – Vor­z ugs­aus­g a ­be im Ver­le­ger­ein­band Franc­i sque-Xavier Mi­c hel (1809 –1887), „éru­d it, prof­e sseur“, hin­t er­l ieß „une œuvre im­p ort ­a nte, surt­out co­n sacrée à no­t re an­cienne litt­érature et à no­t re histo­i re médiév­a le“ [DLF]. In den Chroniques Fran­ç ois­e s be­t ä­t ig­t e er sich je­doch nicht als ge­lehr­ ter Her­aus­ge­b er, son­dern als li­t e­r a ­r i­scher Au­t or. Auch der ver ­meint ­l i­che Ver ­fas­ser Ja­cques Gon­d ar, un­t er des­sen Na­men das Werk in man­chen Bi­blio­ gra­phi­en auf­ge­nom ­men wur­de, ist eine Fik­t i­on. Das Buch zielt als Ca­mou­fla­ge ganz auf die Mit­t el­a l­t er-Ro­m an­t ik und ist in­so­fern ein „livre très typ­ ique de cette époque“ [Car­ter­et]. Op­tisch drückt sich dies in den fünf ko­lo­r ier­t en Ta­feln, ge­sto­chen von Rouargue nach Alex­a n­d re Co­lin, so­w ie den

Bor­dü­r en und Schmuck­in­itia­len im Text im Stil kost ­ba ­r er mit ­t el­a l­t er­l i­cher Ma ­nu­skrip­t e aus – vor al­lem in der sel­t e­nen, hier vor­l ie­gen­den Vor­z ugs­ aus­g a­be „sur vélin avec les planches, lettres ornées, encadrements co­lor­iés et reh­aussés d’or“ [ebd.]. Car­ter­et ver­g aß nicht den Hin­weis an den Buch­ lieb­h a­ber, das Werk sei „préférable de rechercher dans sa reliure du temps, en ve­ lours, veau ou ma ­r o­q uin“ [ebda]. In­t er­e s­s an­t er ­wei­se war Pierre

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Claude Lou is Ja net (1788 –1840) Verleger und Buchbinder zu gleich. Auf dem glat ten dun kel li la Kalb leder un seres Exemplars wirkt die Blindprä gung der Deckel il lu stration mit En gel und Teu fel in mitten ver schlun gener ve geta bi ler Ran ken geradezu geheim nis voll. Diese Ein band va ri ante scheint besonders selten zu sein; sie taucht weder unter den sechs von Car ter et zitier ten Exempla ren, noch in den Abbildun gen bei Culot und Mal avieille auf. Provenienz: Ver so f iegendem Vor satz il lu strier tes Ex li bris „Bibliothèque du Chateau des Rozais 1908“, von Hen ri Alex andre Lou is Pommery (1841 –1907). Literatur: Car ter et III , 276 f.; Quér ard/Bourquelot I V, 125 (mit Er schei nungsjahr 1836) und V, 526 (Nodier); Vica ire III , 1071; zu Michel: DLF II , 149; zum Ein band: Culot Nr. 173 (mit Abb.); Mal avieille 22 (Abb.); zu Ja net: Culot 517, Fléty 95; Mal avieille 23 und 242 f.; Ramsden 109.

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Die ko­lo­r ier­t e und gold­gehöhte Vor­zugs­aus­ga­be im Ver­lags­ein­band aus Ve­lours 428 [Livres Trou­ba­dour]. Chroniques Fran­çois­es de Ja­cques Gon­dar Clerc, pub­liés par F. Mi­chel, suivies de Re­cher­ches sur le Style par Charles Nodier. Pa­r is, Lou­i s Ja­net, [1830]. Il­lu ­strier­ter Ti­tel mit Rot­druck und 4 wei­te­re Stahl­stich­ ta­feln auf Kar­ton und mit Sei­den­vor­sät­zen, 4 zwei- bis vier­sei­t i­ge ge­sto­che­n e Bor­dü­ren mit Sei­d en­vor­sät­z en, 8 fünfz­ei­li­ge Schmuck­in­itia­len – sämt­lich in Gold und Far­ben. CLVII S., 11 S., 44 S., 1 Bl., 2 Bl. (No­ten). Klein-Ok­tav (159 x 100 mm). Ver­le­ger­ein­band von blind­ ge­präg­tem dun­kel­li­la Samt, mit hell­blau­en Moi­ré­pa­pier­ vor­sät­zen und Ganz­g old­schnitt, in blind- und gold­ge­ präg­tem, mit Sei­de aus­ge­leg­tem Papp­schu­ber der Zeit (Schu­ber­k an­ten beschabt; Rücken bräun­lich ver­f ärbt, Vor­der­ge­lenk ge­r ing ge­lockert, ge­le­gent­lich An­f lug von schwa­chen Braun­f lecken).

Dies ist ein wei­t e­r es Ex­em­plar der sel­t e­nen Vor­z ugs­ aus­g a­be „sur vélin avec les planches, lettres ornées, encadrements co­lor ­iés et reh­aussés d’or“ [Car ­t er­et], wo­bei das Ko­lo­r it deut ­l ich von dem un­se­r es an­de­ ren Ex­em­plars ab­weicht. Es liegt gleich­falls im Ver­ le­ger­ein­band mit blind­ge­präg ­t er Deckel­i l­lu­stra­t i­on mit En­gel und Teu­fel in ­m it ­t en ver­schlun­ge­ner ve­ge­ ta ­bi­ler Ran­ken vor – dies­m al aus dun­kel­l i­la Ve­lours, im Un­t er­schied auch zu dem von Mal­avieille ge­se­he­ nen Ex­em­plar aus blau­g rau­em Ve­lours. Es stammt aus dem Be­sitz des des ame­r i­k a ­n i­schen Samm ­lers und Her­stel­lers von Druck ­m a­schi­nen, Ro­bert Hoe (1839 –1909). Pro­ve­n i­enz: Gold­ge­präg ­t es Ex ­l i­bris von Ro­bert Hoe auf dem Spie­gel.

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Sa­t i­r e auf Lou­is-Phil­ippe 429 Lo­r en­t z, [Al­cide Jo­seph]. Pol­ichinel, ex-roi des ma­r io­net­tes, devenu phi­lo­sophe. Pa­r is, Wil­le­r my, [1848]. 180 Vi­g net­ten in Holz­schnitt. 46 Bl., 192 [recte: 193], (3) S. – Pa­g i­nie­r ungs­feh­ler bei S. 190 f. Quart, un­be­schnit­ten (250 x 157 mm). Dun­k el­g rü­n er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und gold­ge­präg­ten Ein­ zel­stem­peln und Eckfleurons in dop­pel­ten Gold­f ileten­ rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln und mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen, am Fuß si­g niert „Masson-Debonn­el­l e“ (Kan­ten ge­r ing ­f ü­g ig beschabt). Sa­t i­r i­sche Mi­n ia­t u­r en auf gro­ßem Pa­pier Dies ist die Ori­g i­n al­aus­g a ­b e ei­ner Sa­t i­r e in Bild und Text des Ka ­r i­k a­t u­r i­sten Al­c ide Jo­seph Lo­r en­t z (1813 –1891) ge­gen den „Bür­ger­kö­n ig“ Lou­isPhil­ippe und sei­ne Re­g ie­r ung. Beraldi nennt das Büch­lein „bien co­n nu“ [Beraldi]; als es er­schien, war je­doch die Fe­bru­a r ­r e­vo­lu­t i­on des Jah­r es 1848 be­r eits aus­ge­bro­chen, so daß es nur noch „peu de succès“ [Brivois] hat­te. Auch in der Se­k un­d är­li­te­ ra­tur fand es we­n ig Wi­der­h all – so fehlt es etwa bei Car­t er­et! – was scha­de ist: Für Brivois sind die 180 klei­nen Il­lu­stra­t io­nen „vi­sa ­nt à l’ori­g i­n al­ité et l’atteignant sou­vent“. Zu ­n ächst wer­den Pol­ichinel so­w ie die „Ty­pes principaux, ca ­r actéristiques“ sei­ner Re­g ie­r ung in Ein­z el­ por ­t raits al ­le­samt als Ma ­r io­net ­t en vor­ge­stellt, ehe die durch­ge­hend von Vi­g net ­t en be­glei­t e­t e sa­t i ­r i­ sche Geschichts­er­z äh­lung be­g innt. Vor­a n­g e­stellt ist je­doch eine Bil­der­g e­s chich­t e, die zu­n ächst die Ver­su­che und Hin­der ­n is­se Pol­ ichinels beim Ab­fas­sen ei­nes Vor­worts zu sei­nen Wer­ken zeigt: Da­bei er­weist sich, daß er als phy­si­ sche Per­son viel zu klein ist, um mit ei­ner über­d i­ men­sio­n ier ­t en Fe­der und ei­ner end­lo­sen Pa­pier ­r ol­le

um­z u­ge­hen – Per­son und ‚Ge­schich­t e‘ ste­hen zu­ ein­a n­der in ei­nem völ­l ig un­pas­sen­den Grö­ßen­ver­ hält­n is. In reiz­vol­lem Kon­t rast dazu steht die un­ge­ wöhn­l i­che, ge­r a­de­z u mi­n im­a lis­t i­sche Äs­t he­t ik von Lo­r en­t z: Ihm ge­nügt zur Dar­stel­lung auf je­der Sei­ te nur eine win­z i­ge Vi­g net­t e im Wech­sel mit ei­nem meist ein­zei­l i­gen Kom­men­t ar. Am Ende läßt er Pol­ichinel, „après avoir bien réfléchi“, auf ei­ner Lie­ge ein­schla­fen. Der vie­le wei­ße Raum auf je­der Sei­t e ist un­a b­d ing­ba ­r er Be­stand­t eil des Kon­z epts, in­dem er die Lee­r e im Kopf Pol­ichinels als eine ein­z i­ge Ta­bu­la rasa of­fen­bart: ‚Viel Nichts um Lärm‘. Dar­ um ist ge­r a­de hier von ent­schei­den­der Be­deu­t ung für die Wir­k ung, daß das Pa­pier in un­se­r em Ex­em­ plar sehr breit­r an­d ig, weil un­be­schnit­t en, und ma­ kel­los weiß ist. Das ra­sche Um­blät­tern, das ei­nen ge­r a­de­z u fil­m i­schen Ef ­fekt er­z eugt, wird zum rei­ nen, op­t isch-hap­t i­schen Ver­g nü­gen. Pro­ve­n i­enz: Ge­sto­che­nes Mo­no­g ramm-Ex ­l i ­bris auf Spie­gel, Na ­mens­stem­pel auf Ti­t el: „R. Man­geot“. Li­t e­r a­t ur: Beraldi IX , 190; Brivois 266; nicht bei Car­ter­e t; Oster­w al­der 639; San­der 451; Thieme/Becker 23, 384; Vica­ire V, 393 f.

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Im intar sierten Ein band, mit eingebundenem Original-Umschlag 430 Lorentz, [Alcide Joseph]. Polichinel, ex-roi des marionet tes, devenu philosophe. Paris, Willermy, [1848]. 180 Vi gnet ten in Holz schnitt. 46 Bl., 192 [recte: 193], (3) S. – Pa ginierungsfehler bei S. 190 f. Quart, kaum be schnit ten (246 x 153 mm). Dunkelblauer Halbkalblederband auf fünf point illéver zier te Bünde, mit gold gepräg tem Rücken titel und gold geprägten Ein zel stem peln auf olivfarbenen Le der in tar si en in rau tenför mi gen gold gepräg ten Point illé- und doppelten Goldfiletenrah men (da zwi schen ocker farbene Intarsien streifen) in den übri gen Rückenfeldern, mit doppelten Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, Kopfgold schnitt und ein gebun denem Ori ginalUm schlag, auf dem fliegen den Vor satz ver so si gniert „Ch. De Samblanx rel.“ (leicht berieben). Mit ein gebundenem Ori gi nal-Um schlag Un ser zweites Exemplar der ge gen den „Bür ger kö nig“ Lou is-Phil ippe und sei ne Re gie rung gerichteten Sati re ist fast tadel los in ei nem am Rücken intar sierten Ein band von Samblanx erhalten [vgl. Du bois d’Enghien 147 –152; La reliure en Belgique, 27 ff., 290 ff. und 158 –181, Nr. 95 –107]. Eingebunden wur de hier der Ori gi nal-Um schlag, der rück wär tig eine Abbildung des Ma rionet ten königs Pol ichinel aus dem Buch wiederholt [vgl. S. 135].

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Aus dem Be­sitz von Lou­is Lebœuf de Montgermont 431 Louvet de Co­uv­ray, [Jean-Bap­t iste]. Les aven­ tu­res du che­va­lier de Fa­ub­las, par Louvet de Co­uv­ray. Édit­ion illustrée de 300 des­sins, par MM. Ba­r on, Français et C. Na­nteuil; précédée d’une not­ice sur l’au­teur, Par [sic] V. Phil­ip­on de la Ma­d e­laine. 2 Bde. Pa­r is, J. Mallet et Cie , 1842. – Auf bei­den Ti­teln irr­tüm­lich „ MLCCCXLII “ Etwa 240 Text­h olz ­schnit ­te. 2 Bl., XX S., 568 S. Und: 2 Bl., 584 S. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. Quart, un­be­schnit­ten (261 x 172 mm). Halb­le­der­bän­de in Ma­r o­quin citron auf fünf mit dop­pel­ten Gold­f ileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Ti­tel und Band­be­zeich­nung in zwei so­wie de­k o­ra­t i­ver Ka­sten­ver­g ol­ dung mit Eckfleurons in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und je­weils zwei ver­schie­de­n en il­lu ­strier­ten Ori­g i­n alUm ­schlä­gen (inkl. je 1 Um ­schlag­r ücken), ver­so flie­gen­ den Vor­sät­zen si­g niert „V. Cham­ps“ , in mit Filz aus­ge­ schla­ge­nen Halb­m a­ro­quin ­schu­bern mit Gold- und Blind­ prä­g ung. Jean-Bap­tiste Louvet de Co­u v­r ay (1760 –1797) war Schrift­stel­ler, Jour ­na ­l ist und wäh­rend der Re­vo­lu­t i­on

als Po­l i­t i­ker ak­t iv. Von libertä ­r em Ge­d an­ken­gut sind auch die ga­ l an­ t en und fri­ volen Lie­b es­a ben­t eu­er des Che­va­l ier Fa­u b­l as ge­p rägt, de­r en drei Tei­le zu­erst 1787 –1790 er­s chie­nen. Das Werk steht in der Nach­fol­g e von Marivaux, Prév­ o st, Crébillon fils und Lac­ los und um­ faßt als ty ­pi­sche Sta­t io­nen die se­x u­el­le In­itiat ­ion des Jüng­ l ings durch eine äl­ t e­ r e ‚Dame von Welt‘, des­s en Schwan­ken zwi­s chen wah­r er Lie­b e und sinn­l i­chem­ Ver­l an­gen und schließ­l ich die ‚Er­z ie­ hung‘ durch ei­nen äl­t e­r en Freund, in der Lie­be als eine pu­ber ­t ä ­r e Il­lu­si­on des­avou­iert wird. Ko­m i­sche Ak­z en­t e set­z en Sze­nen, in de­nen der Held in weib­ li­cher Ver­k lei­dung auf ­t ritt. Dies ist ei­ nes der vier Bü­ c her, die Célestin Na ­nteuil (1813 –1873) ge­m ein­s am mit Hen­r i An­ t oine Ba­ r on (1816 –1885) und Fran­ ç ois Lou­ is Français (1814 –1897) il­lu­strier­te. Auch wenn mit rund 240 Il­lu­stra­t io­nen die im Ti­t el an­non­cier ­t e Zahl von 300 nicht ganz er­r eicht wird, ist das Werk doch ei­nes der „most am­bitious und­erta­k ings“ [Ray II , 288] von Na­nteuil, ei­nem der „most attractive of Rom­a n­t ic illustra­t ors“ [ebd. 287].

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Das Werk ist „rare et recherché avec les bonnes couvertures de ton crème“ [Car ter et] mit rot gedruck tem Titel – diese sind hier eben so vorhanden, wie die beiden ein farbig in Schwarz gedruck ten Umschlä ge der Réimpression; ein Hinter um schlag weist eine abweichende Il lu stration auf. Un ser un beschnit tenes Exemplar ist ein gebunden in zwei schöne Halblederbände in Maroquin citron mit ent sprechendem Schu ber von Vic tor Champs; es stammt aus dem Besitz von Lou is Lebœuf de Montgermont (1841 –1914), ei nem der be deutend sten Samm ler fran zösi scher Romantik. Pro ve nienz: Lou is Lebœuf de Montgermont, dessen Auk tion 1912, Nr. 187; zitiert bei Car ter et. – Il lu strier tes Ex li bris F. van Ant wer pen auf beiden Vor sät zen. Literatur: Beraldi X, 187 (Na nteuil); Brivois 267 f.; Bru net III , 1189; Car ter et III , 397 f.: zitiert die ses Exemplar; Gay/Lemonnyer I, 176; Graes se I V, 267; Hoefer 32, 48; Lonchamp II , 292; Oster walder 82, 388 und 745; Quér ard/Bourquelot V, 195; Ray II , 288; Sander 452; Vica ire V, 417 f.

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Mit zwei Prospekten, Originalund 40 Lieferungsumschlä gen, aus den Samm lungen Villebœuf, Périer und Flühmann 432 Lurine, Louis (Hrsg.). Les rues de Paris. Paris ancien et moder ne. Orig ines, histoire, monuments, costumes, mœurs, chroniques et tra dit ions. Ouvra ge rédigé par l’ élite de la littérature contemporaine sous la dir ect ion de Lou is Lurine et illu stré de 300 des sins exécutés par les artistes les plus distingués. 2 Bde. Paris, G. Ku gelmann, 1844. Zu sammen 2 Front ispize und 41 Tafeln in Holz schnitt, über 220 Textholz schnit te. 2 Bl., 396 S., 2 Bl. Und: 2 Bl., 411 S., 2 Bl.; 4 S. ( Verlagsprospekt); 2 Bl. ( Verlagsprospekt). Quart, unbe schnit ten (279 x 177 mm). Lang genarbte olivfarbene Halbmaroquinbän de auf fünf goldver zierte Bünde, mit gold gepräg tem Titel und Bandbezeichnung in zwei, sowie dekorativer Ka stenvergoldung mit zentralem Blind stempel in den übri gen Rückenfeldern, mit Goldfileten auf den Deckeln, mar morier ten Vorsät zen, ein gebun denen illu strier ten Ori ginal-Um schlägen (inkl. Um schlag rücken) und insge samt 40 (von 42) Lieferungsum schlä gen, ver so der flie gen den Vor sätze si gniert „Mercier Sr de Cuzin“ (Einbän de leicht verblichen, streckenwei se kaum merklich braunfleckig, Bd. I: S. 201 f. mit kleinem Randeinriß). Schönes Exemplar mit Prospek ten, Ori gi nal- und Lieferungsum schlä gen Noch ein Buch über Pa ris, die „capit ale du monde“ [Pro spekt] des 19. Jahr hunderts? Her ausgeber und Verlag wa ren sich bewußt, daß sie diesem Werk ein besonderes Profi l geben mußten, um ihm Aufmerk sam keit zu ver schaf fen. Dar um er weiter ten sie die Be schrei bung der Stadt sy stematisch um die

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hi stori sche Di men sion und glieder ten den im mensen Stoff geographisch nach Stra ßen. Es ent stand „un livre de tout le monde, qui embrassât à la fois les hommes et les choses du pré sent et du pas sé, l’histoire complète de Pa ris, histoire publique, intellectuel le, monu menta le et pittoresque, histoire phi losoph ique et mora le qui se déroule, à travers les siècles, du fond de la vieille cité jusqu’aux magnificences de la ville contemporaine“ [ebd.]. Dem weiten Themen kreis ent sprechend richtete sich das Werk an Geschichtsinter essier te eben so wie an Künst ler, an den ‚Mann des Vol kes‘ eben so wie den Welt mann, an Frauen, an Rei sende. Genau so diver si fi ziert war der Kreis der Beiträ ger, unter ih nen Étienne Ara go, Roger de Beau voir, Eugène Briffault, Alphonse Brot, Théodore Buret te, Ta xi le Delord, Ar sène Houssaye, Lou is Huart, Paul L. Jacob (d. i. Paul Lacroix), Jules Ja nin, Le Roux de Lincy, Lou is Lurine, Mary-Lafon und Albéric Second. Dies ist die Ori gi nal aus ga be der ‚kultur hi storischen Geo graphie‘ von Pa ris, ein „bel ouv ra ge documenta ire“ [Car ter et], il lu striert mit „très bel les gravur es“ [Brivois] – insgesamt 43 Ta feln und über 220 Text abbildun gen in Holz schnitt nach bedeutenden Zeich nern wie Hen ri Antoine Ba ron, Édouard de Beau mont, Honoré Daumier (3), Jules David, François Lou is Français, Gavarni, Karl Girardet, Lou is Marckl, Célestin Na nteuil u. a. Das Werk ist „rare en bel le condit ion“ [Car ter et] – un ser schönes Exemplar ist un beschnit ten und präsentiert sich in sehr ge schmack vol len Halbma roquin bänden von Émile Mer cier. Ganz besonderen bi bliophi len Selten heits wert erhält es durch die beiden unter schied lichen Prospek te (mit zu sam men drei Abbildun gen), die ein gebundenen cremefarbenen il lu strier ten Ori gi nal-Um schlä ge sowie 40 Lieferungsum schlä ge (von 42), davon vier auf gel bem, die übri gen auf grü nem Papier und mit Il lu stration. Provenienz: Auf dem Spie gel gold gepräg tes verschlun genes Monogramm „ PV “ und gold geprägtes Ex li bris Paul Villebœuf (dessen Auk tion 1963, Nr. 279: frs. 1.200). – Dar unter zwei weitere Ex libris: „ EAP “, d. i. Docteur Édou ard Périer (Auk tion 16.6.1977, Nr. 140: frs. 3.700). – „awf “, d. i. Adri an Flüh mann. Literatur: Bouvy 745 – 747; Brivois 357; Car ter et III , 524 f.; Hi ler 555; Hoefer 32, 267; Lipper heide 242, Fd 25; Lonchamp II , 294; Oster walder 103, 291, 293 und 745; Quér ard/Bourquelot V, 212; Rahir 519; Rümann, Daumier 84; Sander 596; Vica ire V I , 1237 f.

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Das wahr schein lich ein zige Exemplar auf Chinapapier, aus den Samm lungen Descamps-Scrive und Lafond 433 Lurine, Louis (Hrsg.). Les rues de Paris. Paris ancien et moder ne. Orig ines, histoire, monuments, costumes, mœurs, chroniques et tradit ions. Ouvrage rédigé par l’ élite de la littérature contemporaine sous la dir ect ion de Lou is Lurine et illu stré de 300 des sins exécutés par les artistes les plus distingués. 2 Bde. Paris, G. Ku gelmann, 1844. Zu sammen 2 Front ispize und 41 Tafeln in Holz schnitt auf stärkerem Velinpapier, über 220 Textholz schnit te. 2 Bl., 396 S., 2 Bl. Und: 2 Bl., 411 S., 2 Bl. – Auf Chinapapier gedruckt, außer einigen La gen in Band II. Quart, unbe schnit ten (267 x 165 mm). Lang genarbte nachtblaue Maroquinbän de auf fünf flache, zwi schen Fileten dekorativ gold gepräg te Bünde, mit gold geprägtem Rückentitel in einfachem, Bandbezeichnung in doppeltem und blind gepräg ten Rauten und Eckfleurons in doppelten Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenfeldern, mit drei Goldfiletenrahmen, der innerste mit Eckfleurons, auf den Deckeln, zentral eine Raute mit floralor namentaler Binnen dekoration in Blindprä gung, mit goldver zier ten Einband-Ecken, gold gepräg ten Innenkanten mit dunkel grün intarsierten Ecken, mit Doublüren und Vorsät zen aus rosafarbener Moiré seide, weiteren Vorsät zen aus Mar mor papier, ein gebun denen illu strierten Ori ginal-Um schlä gen (inkl. Um schlag rücken) und Ganz gold schnitt über Témoins, auf den Spiegeln si gniert „Noulhac“ . Exemplar auf Chi napapier – mit ziem licher Sicherheit uni kal Die von Lou is Lurine her ausgegebene kulturhi stori sche Geographie von Pa ris mit über 250 „très belles gravur es“ [Brivois] nach Ba ron, de Beau mont, Daumier, Jules Da vid, Français, Gavarni, Karl Girardet, Marckl und Na nteuil ist oh nehin „rare en bel le condit ion“ [Car ter et] – von sa gen haf ter Selten heit ist die ses Exemplar auf Chi napapier, das Car ter et evtl. in Händen hielt: „Il a été un ou deux exempla ires sur papier de Chine; nous en avons eu un entre les mains qui ren fer mait les front ispice et les hors tex te sur blanc“ [Car ter et]. Da in un serem Exemplar nicht nur die Ta feln, sondern auch die La gen 5, 9, 12, 17, 20, 24, 26, 27, 30, 32, 35, 37, 38, 40, 41, 46, 47 des zweiten Bandes in Velinpapier ein geschossen sind, stellt sich tat säch lich die Fra ge, ob Car ter et überhaupt je ein zweites Exemplar gesehen hat, oder aber – wohl eher, als Ex perte

der Descamps-Scrive-Ver stei gerung, wo er nichts ver merkt – das unsri ge all zu füchtig begut achtete. Die Ver mi schung der Papier sor ten in Band II ist in jedem Fall ein starkes Indiz für den absoluten Ausnah mecha rak ter des Exemplars. Wie un ser ‚Geschwi ster‘-Exemplar von Les environs de Paris von Lurine und Nodier auf Chi napapier stammt auch die ses aus dem Be sitz von René Des camps-Scrive, der beide von Hen ri Noulhac (1866 –1931) in identisch dekorier te, blind- und gold gepräg te Ma roquin bände im Stil der Zeit binden ließ. Sie sind in ma kel loser Schön heit erhalten. Provenienz: Ex li bris von René Descamps-Scrive auf dem zweiten Vor satz von Band I, dessen Auk tion II , 1925, Nr. 152: frs: 4.100. – Ex li bris von Hen ri Lafond (1894 –1963) auf beiden zweiten Vor sät zen, dessen Auk tion 12.6.2015, Nr. 156: € 12.500. – Fran zösi scher Privat besitz.

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Aus den Samm­lun­gen Villebœuf, Périer und Flüh­mann 434 Lurine, Lou­is und Ch[arles] Nodier (Hrsg.). Les environs de Pa­r is. Pay­sage, histo­ire, mo­nu­m ents, mœurs, chroniques et tra­dit­ions. Ouv­ra­ge rédigé par l’ élite de la litt­érature co­ntemporaine sous la dir­ect­ion de MM. Ch. Nodier et Lou­i s Lurine et illu­stré de 200 des­ sins par les ar­t ist­e s les plus dis­t ingués. Pa­r is, P. Boiz­ard & G. Ku­gel­m ann, [1844]. Front­i spiz und 27 Ta­feln in Holz­schnitt, knapp 140 Text­ holz­schnit­te. 2 Bl., VI S., 490 S., 2 Bl.; 2 Bl. ( Ver­lags­ pro­spekt). Quart, un­be­schnit­ten (278 x 175 mm). Lang­ge­n arb­ter oliv­farbener Halb­m a­r o­quin­band auf fünf gold­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Ti­tel und Band­be­zeich­nung in zwei, so­wie de­k o­ra­t i­ver Ka­sten­ver­g ol­dung mit zen­ tra­lem Blind ­stem­pel in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­bun­d e­n em il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „Mer­ci­er Sr de Cuzin“ (Rücken ver­bli­chen, strecken­wei­se mit klei­ne­ren Was­ser­ flecken im wei­ßen Rand). Das un­ent ­behr­l i­che Kom­ple­ment zu den Rues de Pa­r is, in iden­t i­schem Ein­band und mit der glei­chen Pro­ve­n i­enz Les environs de Pa­r is er­g änzt or­g a­n isch die im glei­ chen Jahr er ­schie­ne­nen, oben be­schrie­be­nen Bände Les rues de Pa­r is. Den­noch ist die­ser Band ei­ner Rei­ he von Bi­blio­g ra­phen ver­bor­gen ge­blie­ben, an­de­r e rei­ßen das Ge­samt ­werk da­durch aus­ein­a n­der, daß sie es al­pha­be­t isch nach den Ein­z el­t i­t eln oder Her­ aus­ge­ber ­n a ­men ein­ord ­nen. Un­se­r e Ex­em­pla ­r e ge­hö­r en auch durch Pro­ve­n i­enz, Ein­band und Aus­stat ­t ung zu­sam ­men. Im vor­l ie­gen­ den Band sind wie­der ­u m der Ori­g i­n al-Um­schlag und ein Pro­spekt ein­g e­bun­den, der Buch­block un­be­schnit­t en und der Ein­band von Émile Mercier iden­t isch mit dem unseres Ex­em­plars von Les rues [Nr. 432]. Dies­m al wird die Um­ge­bung von Pa ­r is ab­ge­schrit­ ten: Ver­s ailles, der Bois de Boulogne, Chan­tilly, Vincennes, Sceaux, Mont­m ar­t re und Saint-Den­is, Saint-Cloud und Sèvres, Co­mpiègne, Port-Roy­a l, Sen­l is, Neu­i lly, Rambouillet, Fon­t ai­ne­bleau, SaintGer­m ain, Bicêtre etc. Die Tex­t e stam­men von den „meille­u rs aute­u rs“ [Car ­t er­et], dar ­u n­t er Mau­r ice Al­hoy, Étienne Ara­go, Eugène Brif­fault, Alp­honse Brot, Léon Gozlan, Ar­sène Houssaye, Jules Ja­n in, Le

Roux de Lincy, Lou­is Lurine und Alb­éric Second. Das „très beau livre documenta­ire“ ist il­lu­striert durch fast 140 „fort bel­les gra­v ur­e s“ [Car­ter­et] in Holz­schnitt im Text und auf 28 Ta­feln nach Vor­l a­gen von Hen­r i An­t oine Ba­r on, Édou­a rd de Beau­ mont, Jules Da­v id, René de Moraine, Jean Pierre Moynet, Célestin Na­nteuil, James [?] Pyne, Hen­r i Va ­len­t in u. a. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­g el gold­g e­präg ­t es ver­ schlun­g e­nes Mo­no­g ramm „ PV “ und gold­g e­präg­ tes Ex­li­bris Paul Villebœuf (des­sen Auk­t i­on 1963, Nr. 201: frs. 430). – Dar­u n­ter zwei wei­te­re Ex­li­ bris: „ EAP “, d. i. Docteur Édou­a rd Périer (Auk­t i­on 16.6.1977, Nr. 119). – „awf “, d. i. Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Brivois 135 f.; Car ­t er­e t III , 221 f.; Hoefer 32, 267; Lip­p er­hei­de 242, Fd 26; Oster­w al­der 82 und 745, Quér­a rd/ Bourque­lot V, 212 und 526; San­der 251; Vica­i re III , 577 f.

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Ex­t rem sel­t e­nes, wohl unik­a les Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier, aus den Samm­lun­gen Des­c amps-Scrive, Lainé und Petiet 435 Lurine, Lou­is und Ch[arles] Nodier (Hrsg.). Les environs de Pa­r is. Pay­sage, histo­ire, mo­nu­m ents, mœurs, chroniques et tra­dit­ions. Ouv­ra­ge rédigé par l’ élite de la litt­érature co­ntemporaine sous la dir­ect­ion de MM. Ch. Nodier et Lou­i s Lurine et illu­stré de 200 des­ sins par les ar­t ist­e s les plus dis­t ingués. Pa­r is, P. Boiz­ard & G. Ku­gel­m ann, [1844]. Front­ispiz und 27 Ta­feln in Holz­schnitt auf ge­tön­tem Ve­lin­pa­pier, knapp 140 Text­holz­schnit­te. 2 Bl., VI S., 490 S., 2 Bl. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart, un­be­schnit­ten (276 x 175 mm). Lang­ge­n arb­ter ro­ter Ma­r o­quin­band auf fünf fla­che, zwi­schen Fi­let­ en de­k o­ra­t iv gold­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in ein­fa­chem und blind­ge­präg­ten Rau­ten und Eckfleurons in dop­pel­ten Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­d ern, mit drei Gold­f ileten­rah­m en, der in­ner­ste mit Eckfleurons, auf den Deckeln, zen­tral eine Rau­te mit floral-or­n a­m en­ta­ler Bin­n en­de­k o­ra­t i­on in Blind­prä­g ung, mit gold­ver­zier­ten Ein­band-Ecken, gold­ge­präg­ten In­n en­k an­ten mit dun­k el­g rün in­tar­sie­ rten Ecken, mit Doublü­ren und Vor­sät­zen aus grü­n er Moi­ré­sei­de, wei­te­ren Vor­sät­zen aus Mar­m or­pa­pier, ein­ ge­bun­de­nem, beid ­sei­t ig il­lu ­strier­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um­schlag­r ücken) und Gold­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Noulhac“ .

„Nous avons vu un ex­empla­ire im­primé sur pa­pier de Chine“, be­r ich­t e­t e Léo­pold Car ­t er­et – da ­bei wird es sich um das uns­r i­ge han­deln, das vor­m als im Be­ sitz von René Des­c amps-Scrive war, des­sen Ka­t a­log Car ­t er­et 1925 ver­a nt ­wor ­t e­t e; mög­l i­cher ­wei­se ist es eben­so uni­k al, wie Car ­t er­et bei un­se­r em par­a l­le­len Chi­n a­pa­pier-Ex­em­plar von Lur ­i nes Les rues de Pa­r is mut­m aß­te. Wie bei dem von ihm ge­se­he­nen Band sind die Ta ­feln auf Ve­l in­pa­pier ge­d ruckt, da ­ne­ben exi­stie­r en nach sei­ner Aus­k unft auch se­pa ­r a­t e Sui­ ten auf Chi­n a­pa­pier. In je­dem Fall kommt dem vor­l ie­gen­den Ex­em­plar größ­t er Sel­t en ­heits­wert zu. Es liegt un ­be­schnit ­t en und mit ein­ge­bun­de­nem Ori­g i­nal-Um­schlag in einem Ein­ band von Hen­ r i Noulhac vor, des­ s en De­ kor im Stil der Zeit iden­t isch mit dem un­se­r es Chi­n a­Pa­pier-Ex­em­plars von Les Rues ist. Der Zu­stand: wie neu! Pro­ve­n i­enz: Zwei gold­g e­präg ­t e Ex ­l i­bris auf dem zwei­t en Vor­s atz: René Des­c amps-Scrive (Auk­t ion­ II , 1925, Nr. 162: frs. 2.200) und Ge­org­e s Lainé (Auk­t i­on 1962, Nr. 21: frs. 1.400). – Hen­r i M. Petiet (Auk­t i­on II , 1992, Nr. 83: frs. 33.000).

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Aus der Samm­lung Petiet 436 Lurine, Lou­is. Le treizième ar­r on­dis­se­m ent de Pa­r is. Pa­r is, F. Lamiche, 1850. 2 Front­i spize auf bräun­li­chem Pa­pier, etwa 80 Text­il­lus­ tra­t io­nen in Holz­schnitt. 2 Bl., 354 S. Ok­tav, un­be­schnit­ten (225 x 139 mm). Lang­ge­n arb­ter Halb­le­der­band in Ma­r o­quin citron auf fünf zwi­schen Gold­f ileten blind­ge­präg­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in ein­fa­chem so­wie sechs­fa­chen Gold­f ileten­ rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und ein­ge­ bun­de­nem il­lu ­strier­ten ro­sa­far­be­nen Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), ver­so flie­g en­d en Vor­sät­z en si­g niert „G. Mer­ci­er Sr de son père – 1930“ (Um­schlag an­ge­staubt, ver­bli­chen und mit un­ter­leg­ten Rand­lä­su­ren, nicht nu­m e­r ier­tes letz­tes wei­ßes Bl. ent­fernt). Nach ­r ich­t en aus ei ­ner ver­schwie­ge­nen Re­g i­on Pa ­r is war zur da ­m a ­l i­gen Zeit in zwölf Ar ­r on­d is­se­ ments ein­ge­t eilt, das drei­z ehn­t e exi­stier ­t e über­a ll und nir­gends: „On sait que ce treizième ar­r on­d is­ se­ment était celui des ma­r ia­ges morganatiques ou de la main gauche“, ist bei Gay/Lemonnyer nach­z u­ schla­gen. Aus die­ser Halb­welt lie­fer ­t e der frucht­ba­ re Schrift­stel­ler und pro­f un­de Pa ­r is­ken­ner Louis Lurine (1816 –1860) „étu­des de mœurs spéci­a les, aphorismes et réflex­ions sur les femmes, l’am­our et les li­a i­sons fa­ciles de la ca­pit­a le“ [Lacombe]. Das Werk be­steht aus zwei durch­ge­hend pa­g i­n ier­ ten Tei­len mit zwei Front­ispi­z en, das zwei­te [vor S. 223] wur­de in­des von den Bi­blio­g ra­phen über­se­ hen. Die meist un­si­g nier ­t en Holz­schnitt ­v i­g netten­ sind „nomb­r eu­s es et amus­a n­t es“ [Lacombe]. Un­s er schö­nes Ex­e m­plar liegt un ­b e­s chnit ­t en und mit dem il­lu­strier ­t en Ori­g i­n al-Um­schlag im Ein­band von Ge­org­es Mer­ci­er vor. Pro­ve­n i­enz: Aus der Bi­blio­t hek von Hen­r i M. Petiet (Auk­t i­on II , 1992, Nr. 131: frs. 2.000). Li­t e­r a­t ur: Nicht bei Brivois; Car ­t er­et III , 398; Gay/Lemonnyer III , 1248; Hoefer 32, 268; Lacombe 949; Quér­a rd/Bourque­lot V, 212; nicht bei San­der; Vica­i re V, 433.

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Aus dem Be­sitz des Her­zogs Hi­ppolyte Charles Na­poléon Mor­t ier de Tré­v ise – und ei­nes un­be­k ann­t en Sol­da­t en 437 Macé, Jean. Co­ntes du pe­t it châ­teau. Illustrat­ions par Bert­all. (Bibliothèque illustrée des fa­mil­les). Pa­r is, J. Het­zel [und:] Fir­min Didot frères & fils, [1863]. 16 Ta­feln und 42 Text­ab­bil­dun­gen in Holz­schnitt. 4 Bl., 319 S.; 16 S. ( Ver­lags­wer­bung). – S. 98 –102 feh­len. Groß-Ok­tav (234 x 150 mm). Dun­k el­blau­er Halb­saf­ fi­an-Ver­l ags­ein­band auf vier Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Rücken­t i­tel in dop­pel­tem Gold­f ileten­rah­m en so­wie fünf­fa­chem Gold­f ileten­rah­m en (dar­in Eckfleurons) in den üb­r i­gen Rücken­k ompartim­en­ten, mit Rah­m en­werk aus fet­ten Blind­f ileten auf den Deckeln, wei­ßen Moi­ré­ pa­pier­vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, auf den Deckeln in Blind­prä­g ung si­g niert „En­gel. rel.“ (Buch­block et­was schief, Vor­sät­ze stär­k er oxy­diert, er­ste Bl. stär­k er, sonst leicht braun­f leckig, S. 98 –102 feh­len).

1862 er­schie­ne­ne Erst ­aus­g a ­be viel ­leicht in Er ­war­ tung kom ­men­den Kin­der­se­gens er ­wor­ben hat ­t e, der in­des aus­blieb. 1869 erb­t e er das neu­er­bau­t e Schloß Sceaux bei Pa­r is, in das sich im Deutsch-Fran­z ö­si­ schen Krieg 1870 deut ­sche Trup­pen ein­q uar ­t ier ­t en. In die­ser Zeit ge­l ang­t e das Kin­der­buch in die Hand ei­nes deut­schen Sol­d a­ten – ob als „Beu­te“ oder als „Ge­s chenk“, bleibt un­g e­w iß. Der kin­der­lose Her­z og dürf­te den Ver­lust des Ju­gend­buchs ver­ schmerzt ha­ben, dem zu­m al (trotz der Ver­lags­bin­ dung!) vier Sei­t en fehl­t en. Den­noch mar­k iert die­ser Be­sit­z er ­wech­sel auf eine ein ­m a ­l i­ge und denk­w ür­ di­ge Art den Ab­ge­sang des Se­c ond Em­pire eben­so wie den Ab­schied von der ro­m an­ti­schen Epo­che. Der neue Be­sit­z er und Be­satz­er konn­t e mit bei­dem of­fen­bar nicht viel an­fan­gen. Ihm dien­t e das Buch ge­m äß sei­nem Ein­t rag in Schön­schrift le­d ig­l ich „Zur Er ­i n­ne­r ung an die Be­l a­ge­r ung von Pa ­r is“. Pro­ve­n i­enz: Ver ­merk ver­so Vor­s atz: „Zur Er ­i n­ne­ rung an die Be­la­ge­r ung von Pa­r is aus der Bi­blio­t hek des Her­z ogs von Tre­v ise [/] Sceaux den 20. Sep­t em­ ber 1870“. Li­t e­r a­t ur: Nicht bei Beraldi, Brivois und Car­t er­et, DLF II , 99; nicht bei Gumuchian und Lon­c hamp; Oster­w al­der 128 (mit fal­ schem Jahr); nicht bei Ray und San­der; Vica­i re V, 439 f.

Ein Bü­cher­schick ­sal im Deutsch-Fran­z ö­si­schen Krieg Der vor­l ie­gen­de Ti­t el wird in den mei­sten ein­schlä­ gi­gen Se­k un­d är ­wer­ken über­g an­gen, sei es, weil es sich ‚nur‘ um ein Kin­der­buch und zu­dem eine spä­t e Ar­beit des all­z u viel­be­schäf ­t i­gen Illustra­t ors Bertall han­delt. Al­ler­d ings war die­ser mit sei­ner „kind­li­chen herz­l i­chen Auf ­fas­sung“ ge­r a­de der „ge­bo­r ene Il­lu­stra­t or des Kin­der­buchs“ [Rümann 191], sein Strich „oft spie­le­r isch“, doch da­b ei im­mer „klar und ein­d ring­l ich“ [ebd.]. Der Au­t or, der Mäd­chen­ schul­leh­r er und Pu­bli­z ist Jean Macé (1815 –1894) war im ­mer­h in Grün­der der Ligue de l’Enseignement. Ein be­son­de­r e Be­deu­t ung er­h ält un­ser Buch aber durch sein in­d i­v i­du­el­les Fa­t um: Erst­b e­sit­z er war Hi­ppolyte Charles Na­poléon Mor­t ier de Tré­v ise, duc de Tré­v ise (1835 –1892), der 1860 ge­hei­r a­t et und die

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Vor­zugs­ex­em­plar, im Mo­sa­i k­ein­band à la ca­thédr­ale von Thouvenin 438 Mal­her­be, Fran­çois de. Poé­sies. (Co­llect­ion des meille­urs ouvra­ges de la lang­u e française, dédiée aux ama­teurs de l’art ty­po­g raph­ique, ou d’ édit­ions sou­g nées et co­rrectes [21]). Pa­r is, P. Didot l’ainé, 1815. XXXI S., 2 Bl., 261 S.

Ok­tav (209 x 126 mm). Mo­sa­ik­ein­band der Zeit von ge­glät­te­tem Ma­r o­quin citron auf vier brei­te, von fet­ ten Gold­f ileten ein­ge­faß­te, gold­de­k o­r ier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel auf dun­k el­g rü­nem Rücken­ schild, flora­len und or­n a­m en­ta­len, gold­ge­faß­ten In­tar­si­ en in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, die Deckel mit li­ne­aror­n a­m en­ta­lem Rah­m en­werk und rot in­tar­sie­r ten Eckstücken, zen­t ra­ler De­k or à la ca­thédr­ale: Ro­set­te, die durch krab­ben­be­setz­te Drei­ecke zu ei­n er Rau­ten­form er­gänzt wird, mit In­tar­si­en in Ocker, Rot, Grün und Ma­r i­ne­blau, mit Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, am Fuß si­g niert „Thouvenin“ . In ei­nem hin­r ei­ßen­den Mo­sa ­i k­ein­band à la ca­thédr­ale von Thouvenin Fran­çois de Mal­her­be (1555 –1628) war Hof­d ichter Kö­n ig Hein­r ichs I V. von Frank­reich und spä­ter Günst­ling des Kar­d i­n als Richelieu. Mit sei­ner von ita ­l ie­n i­schen Vor­bil­dern und der Schu­le der Pléï­ade ge­präg ­t en, eben­so form­voll­en­de­t en wie ver­ständ­ li­chen Ly­r ik wur­de er zum Weg­be­r ei­ter der fran­ zö­si­schen Klas­sik. Mit vol­lem Recht wur­den sei­ne Poé­sies da­her in die Co­llect­ion des meille­urs ouvra­ges de la lang­u e française, dédiée aux ama­teurs de l’art ty ­po­g raph­ique auf­ge­nom­men. Dies ist die Vor­z ugs­ va­r i­a n­t e auf „Pa­pier vélin“, da­ne­ben gab es eine wei­ te­r e, bil­l i­ge­r e auf „Pa­pier fin“. Eine er­ste Aus­g a ­be hat ­t e Didot schon 1797 her­aus­ge­bracht. Den Ro­m an­t i­kern galt Mal­her­be spä­t er als In­be­g riff des un­i n­spi­r ier ­t en Ver­se­schmieds, was sein Bild in der Li­t e­r a­t ur­ge­schich­t e nach ­h al­t ig be­stimm­t e. Wie eine Ent ­geg ­nung an die­sen Mains­t ream der Re­z ep­ ti­ons­ge­schich­t e wirkt der vor­l ie­gen­de, emi­nent ro­ man­t i­sche, de­l i­k a­t e Mo­sa ­i k­ein­band à la ca­thédr­ale von Thouvenin – er­h al­ten in ei­ner ge­ra­de­z u un­ glaub­l i­chen Fri­sche. Das Buch wur­de im Jahr 1949

auf der Aus­stel­lung Dix Siècles de Livres français in Lu­z ern ge­z eigt. Pro­ve­n i­enz: Auk­t i­ons­k a­t a ­log Ro­b ert Schu­m ann 1931, Nr. 113: frs. 3.000. – Eti­kett auf ei­nem Vor­ blatt: „Ce livre a fi­g uré à l’ex­po­si­t i­on ‚Dix Siècles de Livres français‘ (Lucerne, 9 juillet – 2 octobre 1949) sous le No 427 du ca­talogue“. – Auf dem Spiegel­ gold­g e­präg ­t es Le­der­e x ­l i­bris von Hen­r i Bur ­t on (1890 –1971). Li­t e­r a­t ur: Bru ­net III , 1338; Gra­e s­s e I V, 352; Quér­a rd V, 466; Vica­i re V, 470; zu Thouvenin: Fléty 168; Rams­den 204.

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Im Ver­lags­ein­band in Chro­mo­l i­t ho­g ra­phie 439 Mallet, Ma­r ie. Les Co­ntes de la Mère Étren­nes. Pa­r is, Alph. Des­e sserts, [etwa 1851]. 9 ge­tön­te Li­tho­g ra­phi­en, 26 Text­holz­schnit­te. 4 Bl., 92 S. Quart (310 x 240 mm). In Chro­m o­li­tho­g ra­phie ilustrierter Papp­band des Ver­lags auf glat­ten Rücken, mit zi­t ro­ nen­gel­ben Bunt­pa­pier­vor­sät­zen, in spä­te­rem Halb­le­der­ schu­ber mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel (Schu­ber­k an­ten ein­g e­r is­sen, Ecken und Ka­pi­t a­l e mit ge­r ing ­f ü­g i­g en Stauch ­spu­ren, leicht braun­f leckig, stel­len­wei­se leicht ge­bräunt). Im hübsch il­lu­strier ­t en Ver­l ags­ein­band Dies ist ei­nes der frü­he­sten Wer­ke der Kin­der­buch­ au­t o­r in Ma­r ie Mallet, die 1849 mit Les Co­ntes du Bon­ homme Étren­n es de­bü­tiert hat­te und nun mit den Co­ntes de la Mère Étren­n es das ‚weib­l i­che‘ Pen­d ant dazu vor­leg ­t e – klei­ne Kin­der­ge­schich­t en als Ge­ schenk zum neu­en Jahr. Das Mo­t iv des Neu­a n­fangs ist in­des nicht nur dem jah ­r es­z eit ­l i­chen An ­l aß ge­schul­det, son­dern kenn­ zeich­nend für Mal­lets päd­a go­g i­sche Grund­ein­stel­ lung: Das Kind sieht sie nicht mehr tra­d i­t io­nell als Trä­ger der Erb­sün­de, son­dern als ein buch­stäb­l ich un­be­schrie­be­nes Blatt, das vor­z üg­l ich durch Lek­ tü­r e erst noch prä­gen ist – durch „récits sim­ples et na­ï fs co­m me votre âme“. Das Er­ z ie­ hungs­ z iel kehrt sich von je­ der Form der ‚Wild­ heit‘ ab: „So­ yez bons et doux, chers pe­t its, car la bon­t é et la douceur doivent vous gag­ner l’af­fe­ct­ion de tous ceux que vous co­n nais­sent“ – und ne­ben­bei „votre père […] n’est point forcé de vous punir …“, heißt es im Vor­wort. Ein all­u m­fas­sen­des Har ­mo­n ie-Ide­a l soll mög­l i­che (Rol ­len-)Kon­flik­t e von An­fang an ni­vel­l ie­r en. Ent­spre­chend ver­schwim­ men auch in der mehr­deu­ti­gen An­r e­de der Au­to­ rin „Ã mes enfants“ die Rol­len der Mut­t er, der Er­ zäh­le­r in und der Er­z ie­he­r in. „Vous êtes, mes beaux an­ges, les gran­des joies et les grands sou­cis de ma vie“, ge­stand Ma­r ie Mallet über­vol­len Her­z ens im Ge­leit­wort des Büch­leins, dem sie bis weit in die 1870er Jah ­r e hin­ein un­er ­müd ­l ich wei­t e­r e Kin­derund Ju­gend­schrif ­t en fol­gen ließ. Il­lu­striert ist das Buch mit 26 Holz­schnit­ten, von de­nen ei­ner von Jules Gaildrau [Beraldi schreibt:

„Gaildreau“] und die gro­ ß e Schluß­ v i­ g net­ t e von Bert­a ll si­g niert sind, so­w ie mit neun stim­mungs­ vol­len ge­t ön­t en Li­t ho­g ra­phi­en von Lou­i s Las­ salle. Die­ser hieß ei­gent ­l ich Lou­i s Si­mon Ca ­bail­lot (1810 –1870) und war vor­w ie­gend als Land­schafts-, Gen­r e- und Ko­stüm ­m a ­ler tä­t ig. Sei­ne for ­m at ­f ül­len­ de Chro­mo­l i­t ho­g ra­phie auf dem Vor­der­deckel des hüb­schen Ver­lags­ein ­ban­des zeigt eine Kin­der ­r un­de in fröh­l i­chem Rei­gen um die Mère Étren­nes. Pro­ve­n i­enz: Il­lu­strier ­t es Ex ­l i­bris von F. van Ant­ wer ­pen auf dem In­nen­deckel. Li­te­r a­tur: Gumuchian 3914; zu Las­s alle: Bénézit V III , 302 f.; DBF V II , 747; Thieme/Becker 5, 320.

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Ar­mand Rip­aults Ex­em­plar, in den Ver­le­ger-Lu­x us­ein­bän­den 440 Marmier, Xavier. Voy­a ge pi­ttoresque en Alle­ m­a gne. Illustrat­ions de MM. Rouargue frères. Par­tie mérid­ion­ale. Und: Par­t ie sep­ten­t r­ion­ale. 2 Bde. Pa­r is, Mo­r i­zot, [1859] – 1860. Zu ­sam­m en 44 Ta­feln in Stahl­stich (dar­un­ter 6 ko­lo­r ier­te Ko­stüm­ta­feln) mit zart­r o­sa Sei­den­vor­sät­zen, 2 Ti­tel­il­lu­ stra­t io­nen in Holz­schnitt. 2 Bl., 504 S. Und: 2 Bl., 516 S. Quart (265 x 172 mm). Ver­le­ger­ein­bän­d e von grü­n em Saf­f i­an auf glat­ten, ganz in Gold­prä­g ung il­lu ­strier­ ten Rücken, die iden­ti­schen Deckel mit Ti­tel „l’al­l em­a gne“ und al­ler­lei ‚deut­schen‘ Mo­t i­ven in Gold­prä­g ung in fet­tem und ma­ge­rem Gold­f ileten­rah­m en, mit dop­pel­ ten Gold­f ileten auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, Doublü­ren und Vor­sät­zen aus wei­ ßem Moi­ré­sei­den­pa­pier und Ganz­gold ­schnitt, die Plat­ten si­g niert „A. Sou­ze“ .

Ein Fran­z o­se be­r eist das ro­m an­t i­sche Deutsch­l and Xavier Marmier (1809 –1892) wur­de mit 21 Jah­r en Re­d ak­t eur der Re­vue ger­m anique und in­t er ­e s­sier­ te sich in be­son­de­r em Maß für die nor­d i­sche und deut ­sche Kul­t ur. Er war lei­den­schaft ­l i­cher Rei­sen­ der (u. a. auch in Ruß­land, Ägyp­t en und Ka­n a­d a), kos­mo­p o­l i­t i­scher Über­set­z er und Li­t e­r at, Bi­blio­ the­k ar im Mi­ni ­stère de l’Ins­t ruct­ion pub­lique und seit 1846 an der Bi­blio­t hek Sainte-Ge­ne­v iève. Der süd ­l i­che Teil sei ­ner Voy­a ge pi­t toresque en Al­lem­a gne schließt Öster­ r eich-Un­ g arn mit ein. Die Rei­se be­g innt in Straß­burg, führt über Karls­r u­he und Lud­w igs­burg nach Stutt­g art, über die Schwä­ bi­sche Alb nach Ulm, Augs­burg und Mün­chen, von dort nach Salz­burg, Ti­r ol und in den Trentino, wei­t er nach Kärn­t en, Tri­est und Slowe­n ien, die Do­nau ent­lang nach Wien, von dort nach Un­garn und

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Böh­men. Der zwei­te Teil be­g innt in Prag, führt nach Sach­sen, Schle­si­en, Bran­den­burg, Pom ­mern, West- und Ost­preu­ßen bis nach Kö­n igs­berg, zu­r ück an der Ost­see­k ü­ste ent ­l ang über Meck ­len­burg und Lü­b eck bis nach Ham­burg, dann süd­w ärts über Lü­ne­burg, Han­no­ver, Braun­schweig und den Harz nach Wei­m ar, Go­t ha und Co­burg, nach Fran­ken mit Bam­berg, Nürn­berg und Würz­burg, von dort den Main ab­wärts nach Frank­f urt und schließ­lich den Rhein ent­lang nach Köln. Marmier be­r ich­tet von Schrift­stel­lern und Ge­lehr ­t en, Mon­a r­chen und ein­ fa­chem Volk, Sit­ten und Ge­bräu­chen, Sa­gen und Le­g en­den, Land­s chaft, Kunst, Ar­chi­t ek­t ur und Ge­wer­be.

von den Brü­dern Émile und Adolphe Rouargue, die auf Ve­du­t en bzw. die Il­lu­stra­t i­on von Rei­se­wer­ken spe­z ia ­l i­siert wa ­r en. Das wie neu er­h al­t e­ne Werk liegt in pracht ­vol­len Ver­le­ger­ein­bän­den mit gold­ ge­präg ­t en Plat ­t en von Au­g u­ste D. Sou­z e vor. Pro­ve­n i­enz: Ar ­m and Rip­aults klei­nes Ex ­l i­bris mit der De­v i­se „D’es­pé­r er serv ­i ra“ ver­so flie­gen­den Vor­ sät­z en (des­sen Auk­t i­on II , 1924, Nr. 592: frs. 2.950). Li­te­r a­t ur: Nicht bei Beraldi, Brivois und Car­ter­et; Bru­net V I , 1486, Nr. 26337; Lon­c hamp II , 304; Oster­w al­der 923; San­der 701; nicht bei Sch­m itt; Vica­ire V, 536; zu Marmier: DLF II , 119 f.; Hoefer 33, 863 f.; zu Sou­z e: Mal­avieille 246.

Be­glei­tet wird der Text von 38 schö­nen An­sich­ten in Stahl­stich so­w ie sechs ko­lo­r ier ­t en Sti­chen mit Volks­sze­nen und -trach­t en. Aus­ge­f ührt wur­den sie

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Im Ver­le­ger-Lu­x us­ein­band, aus dem Be­sitz von Ro­bert Abdy 441 Méry, [Jo­seph] et le Cte Fœlix [d. i. Lou­is-Fran­ çois Raban]. Histo­ire des Femmes my­thologiques. Des­ sins par G. Staal. [Ge­sto­che­ner Ti­tel: Mu­ses et fées. My­ tho­lo­g ie uni­ver­sel­le]. Pa­r is, G. de Gonet [und:] Marti­non [und:] Leip­zig, Ch. Twiet­m ey­er, [1851]. Il­lu ­strier­ter ko­lo­r ier­ter Ti­tel und 11 wei­te­re ko­lo­r ier­te li­tho­g ra­phi ­sche Ta­feln mit Sei­den­vor­sät­zen. 2 Bl., XXIV S., 292 S. Quart (266 x 177 mm). Ver­le­ger­ein­band von nacht­blau­em Saf­f i­an auf glat ­ten, ganz in Gold­prä­g ung il­lu ­strier­ten Rücken, die Deckel mit iden­t i­schen gold­ge­präg­ten Plat­ ten in fet­tem und dop­pel­tem ma­ge­ren Gold­f ileten­rah­ men, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- und vier­fa­ chen auf den In­nen­k an­ten, mit Doublü­ren und Vor­sät­zen aus wei­ßem Moi­ré­sei­d en­pa­pier und Ganz­g old ­schnitt, in neu­em, mit Filz ge­f üt­ter­tem Papp­schu­ber (Kan­ten ge­r ing berie­ben, Vor­sät­ze mit schma­lem Oxy­d a­t i­ons­ rand, durch­ge­hend et­was braun­f leckig). Der My­t hos Frau – von er ­fah­r e­nen Män­nern be­schrie­ben So­wohl das Ver­le­ger­kon­sor ­t i­u m als auch die bei­ den Au­t o­r en wa ­r en be­r eits ein ein­ge­spiel­t es Team, als sie das vor­lie­gen­de Buch in An­g riff nah­men: Sie hat­t en schon in Grandvilles 1849 er­schie­ne­nem Werk Les étoiles [vgl. Nr. 307 ff.] zu­sam ­men­ge­a r­bei­ tet, das der Künst­ler nicht mehr voll­en­den konnte: Méry schrieb zu des­sen der­nière féerie den Be­gleit­ text, Fœlix steu­er­te eine Astro­no­mie des da­m es bei. Ein Jahr dar­auf brach­ten die Ver­la­g e de Gonet, Marti­non und Twiet­mey­er mit Gavarnis zwei­bän­ di­gen Per­les et par­ures [vgl. Nr. 251 f.] ein wei­te­r es hübsch il­lu­strier­t es Buch über und für Da­men her­ aus, bei dem Méry wie­der­u m für den all­ge­mei­nen Text und Fœlix für zwei spe­z i­el­le­re Es­s ays, eine Mi­ne­ra­lo­g ie des da­m es und eine Histo­ire de la mode zu­ stän­d ig war. Ein wei­t e­r es Jahr spä­t er folg­t e dann – wie­der in der glei­chen Kon­stel­l a­t i­on von Ver­l a­gen und Ver­fas­sern – das vor­l ie­gen­de Buch über my­t ho­ lo­g i­sche Frau­en­ge­stal­t en aus der An­t i­ke, dem hin­ dui­sti­schen, per­si­schen, kel­t i­schen und nor­d i­schen Kul­t ur­k reis. Als Zeich­ ner wur­ de Gu­ stave Staal (1817 –1882) ver ­pflich­t et, der gleich­falls be­r eits ein­s chlä­g i­g e Er ­fah­r un­gen mit der Il­lu­stra­t i­on von Wer­ken wie Les femmes de la Bible (1846) von Ge­org­e s Dar­boy [vgl. Nr. 129] und Les femmes de H. de Bal­zac (1851) be­s aß. Zwölf zart ­ko­lo­r ier ­t e Li­t ho­g ra­phi­en set­z en

Ge­n i­en und Nym­phen, Houris, Un­d i­nen oder auch die bre­t o­n i­sche Dame Blanche ins Bild – die Ver­ eh­r ung und My­t hisierung der Frau als „Fee“ oder „Muse“ kann wohl als die ro­m an­t i­s che Män ­ner­ phan­ta­sie schlecht­h in gel­ten. Doch läßt sich das Buch auch als Nach­schla­ge­werk be­nut­z en: Es wird durch ein vier­sei­t i­ges zwei­spal­t i­ges Na ­mens- und Orts­r e­g i­ster er- und be­schlos­sen. Un­ser Ex­em­plar liegt in ei­nem schö­nen Ver­le­ger­ ein­band vor, des­sen gold­ge­präg ­t e Deckel­plat ­t e das The­m a mit zwei sehr un­t er­schied­l ich cha ­r ak­t e­r i­ sier ­t en Frau­en­ge­stal­t en auf ei­gen­stän­d i­ge Wei­se ak­ zen­t u ­iert: Die eine sitzt nach­denk ­l ich in ­m it ­t en von Blü­t en, die an­de­r e hat sich ge­sti­k u­l ie­r end er­hoben­ und steht mit we­hen­dem Haar vor ei­nem dürf­tig be­l aub­t en, sturm­ge­beug­t en Baum. Pro­ve­n i­enz: Mit Ex ­l i­bris von Ro­bert Abdy (des­sen Auk­t i­on 1975, Nr. 156). Li­t e­r a­t ur: Beraldi XII , 55, Nr. 2; nicht bei Brivois und Car­t er­ et; Oster­w al­der 1004; nicht bei San­der; Talv­a rt/Place XI V, 312; Thieme/Becker 31, 429; Wel­ler 203 (Fœlix).

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Ei­nes von 25 Ex­em­pla­r en auf Chi­na­pa­pier 442 Michaud, [Jean de]. Histo­ire des Croisa­d es. Illustrée de 100 gran­des co­mposit­ions par Gu­stave Doré, gravées par Bel­len­ger, Doms, Gus­m an, Jonn­ard, Pan­ne­ maker, Pi­san, Quesnel. 2 in 1 Bd. Pa­r is, Fur­ne, Jouvet et Cie, 1877. 100 Ta­feln in Holz­schnitt, 2 Ti­tel­por­t raits in Holz­schnitt. 2 S. ( Ver­lags­pro­spekt); 2 Bl. ( Ver­lags­pro­spekt); 2 Bl., 424 S.; 2 Bl., 376 S. – Ti­tel in Schwarz und Rot. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Groß-Fo­lio, un­be­schnit­ten (442 x 315 mm). Dun­k el­r o­ter grob­ge­n arb­ter Ma­r o­quin­band von Ge­org­e s Huser auf fünf star­k e, von Blind­f ileten ein­ge­faß­te und mit Gold­ fileten ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel in Gold­f ileten­rah­m en so­wie vier­fa­chen Gold­f ileten­rah­ men in den üb­r i­gen Rücken­k ompartim­en­ten und auf den Deckeln, mit dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh­k an­ten, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, Mar­m or­pa­pier­ vor­sät­zen, 2 ein­ge­bun­de­nen Ori­g i­n al-Um ­schlä­gen (inkl. Um ­schlag­r ücken) und Ganz­g old­schnitt. Ro­m an­t i­sche Rück ­be­sin­nung auf das Mit ­t el­a l­t er: Mit 100 Ta­feln nach Gu­stave Doré – ei­nes von 25 Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier Die zu­erst 1812 –1822 er­schie­ne­ne Ge­schich­t e der Kreuz­z ü­ge aus der Fe­der des Hi­sto­r i­kers, Dich­t ers, roya ­l i­stisch ein­ge­stell­t en Jour ­n a ­l i­sten und Mit ­her­ aus­ge­bers der Bio­gra­phie uni­ver­sel­le, Jo­seph-Fran­çois Michaud (1767 –1839), ist zu­gleich „la plus grande ­œuvre de sa vie“ [Hoefer]. Das Werk be­sitzt „une réel­le im­p ort­a nce, non seulement sur le mouvement hi­storique des an­nées suiv­a n­t es, mais également sur une gran­de par­t ie de la lit­t e­r ature ro­m an­ tique“ [Es­c offier, S. 61]. Tat­s äch­l ich er­öff ­ne­t e es dem 19. Jahr­hun­dert eine neue Sicht auf die Epo­ che, war Michaud doch „le pre­m ier qui ait re­m is en hon­neur ce moyen âge jusque-là si méprisé“. Hoefer stell­t e her­aus: „on ne sau­r ait avoir une plus bel­le co­n science d’hi­sto­r i­en, une mar­che plus aisée et plus reg­lée, plus de goût, de bon sens et de clarté“. Für ihn war Mich­auds Histo­ire des Croisa­des, die be­r eits 1825 –1829 in der vier­ten und 1838 in der fünf­ten, ver­mehr­ten Auf­la­ge er­schien, „à fois une date et un mo­nu­ment“ [Hoefer]. Steht das Werk selbst am An­fang der ro­m an­t i­schen Rück­be­sin­nung auf das Mit­t el­a l­t er, so ist die erst­ ma ­l i­ge Edi­t i­on mit den 100 gro­ßen Holz­schnittTa­feln von Gu­stave Doré von 1877 ge­w is­ser­m a­ ßen ein Nach­k lang, ein Spät­l ing auch im Werk des Künst ­lers. Gleich­wohl zeich ­ne­t e Doré hier ein ­m al

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mehr „avec un re­l i­ef rem­a rquable et une étonn­a n­t e vigueur, non seulement les in­t érie­u rs du moyen âge, mais encore les scènes les plus gracieuses co­m me les ta­bleaux les plus sinistres“ [Leblanc]. So ist die „très bel­le pu­blic­at­ion“ [Car­ter­et] auch un­t er Bi­blio­phi­len ge­sucht, ins­b e­son­de­r e die sel­ te­nen Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier sind längst „fort recherchés“ [Car­ter­et] – die­ses ist Num­mer 8 von 25 Ex­ em­ pla­ r en. Der Druck auf dem dün­ ne­ r en, gleich­wohl sehr fe­sten Chi­n a­pa­pier er ­mög­l ich­t e die Zu­sam ­men­fas­sung bei­der Tei­le in ei­nem Band in Groß-Fo­lio – das For­m at ent­spricht also dem ‚mo­nu ­men­t a ­len‘ in ­h alt ­l i­chen Ge­w icht. Der Ein­ band stammt von Ge­ org­ e s Huser (1879 –1961), ei­nem „art­isan de gran­de qual­ité“ [Fléty], der sich sei­ne Spo­ren bei Da­v id, Noulhac und Lemardeley ver­d ient hat ­t e. Ein­ge­bun­den sind die bei­den Ori­g i­n al-Um­s chlä­g e auf blau­e m Pa­pier so­w ie zwei Ver­l ags­pro­spek­t e. Das un­b e­schnit ­t e­ne Buch prä ­sen­t iert sich in best ­mög­l i­chem Zu­stand. Pro­ve­n i­enz: Auf dem flie­gen­den Vor­satz ver­so das Ex ­l i­bris von P[aul] Bru­net, Auk­t i­on 18./19.11.1935, Nr. 258, frs. 1.600. – Spä­t er bei Adri­a n Flüh­m ann. Li­t e­r a­t ur: Car­t er­et III , 405; Dézé 77 f.; Guratzsch/Unverf­ehrt II , Nr. 156; Hoefer 35, 329 ff.; Leblanc 240 f.; Oster­w al­der 321; Rümann 203; San­der 571; Vica­i re V, 806; zu Huser: Fléty 93.

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Ein Ge­schenk von Kö­n i­g in Ma­r ie Am­élie de Bour­bon, im Ver­le­ger-Lu­x us­ein­band 443 Mich­elant, L[ouis]. Fa­its mémorables de l’ histo­ire de la France, par L. Mich­elant; précédés d’une in­troduct­ion par M. [Phil­ippe-Paul co­m te] de Ségur, et illustrés de 120 ta­bleaux de M. Vic­tor Adam, gravés par les pre­miers ar­tist­e s de Pa­r is. Pa­r is, Didier [und:] Au­bert et Cie, 1844. Il­lu ­strier­ter Ti­tel in Holz­schnitt mit Sei­d en­vor­satz, Ti­tel­vi­g net­te und 118 halb­sei­t i­ge Text­ab­bil­dun­gen in Holz­schnitt. 2 Bl., I V S., 472 nicht pa­g i­nier­te S., 6 S., 1 Bl. (Er­ra­ta). Quart (254 x 168 mm). Ver­le­ger­ein­band von rot­brau­nem Saf­f i­an auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­ ti­tel zwi­schen rei­cher or­n a­m en­ta­ler Gold­prä­g ung, die Deckel mit gold­ge­präg­tem flora­len Rocaille-De­k or in fet­tem und ma­ge­rem Blind­f ileten­rah­m en, mit wei­ßen Glanz­pa­pier­vor­sät­z en und Ganz­g old­schnitt (Rücken ver­bli­chen, Kan­ten stel­len­wei­se ge­r ing berie­ben, vor­de­ rer In­nen­deckel et­was leim ­schat­t ig). Die Ge­schich­t e Frank ­r eichs in 118 Epi­so­den und 118 Holz­schnit­t en – ein Ge­schenk der letz­t en Kö­n i­g in der Fran­z o­sen „Er hat be­son­ders vie­le Schlach­t en ge­m alt und ist in Ver­sailles mit ei­ner gan­z en Rei­he von Dar­stel­ lun­gen aus den na­po­leo­n i­schen Krie­gen ver ­t re­t en“, heißt es bei Thieme/Becker et­was schmal­l ip­pig über den frucht ­ba ­r en Hi­sto­r i­en-, Land­schafts­m a ­ler und Li­t ho­g ra­phen Vic­t or Adam (1801 –1866). Im vor­l ie­ gen­den Band deck­t e er je­doch ein we­sent­l ich brei­ te­r es the­m a­t i­sches und zeit ­l i­ches Spek­t rum mit sei­ nen Il­lu­stra­t io­nen ab: Der Au­t or Lou­i s Mich­elant be­s chreibt 118 Epi­s o­den aus der fran­z ö­si­s chen Ge­schich­t e vom Früh­m it­t el­a l­t er (451 n. Chr.) bis zu Na­po­le­ons Adieux de Fon­tai­ne­bleau im Jahr 1815, je­ weils il­lu­striert von ei­ner halb­sei­t i­gen Ab­bil­dung. Statt an Sei­ t en­ z ah­ len kann sich der Le­ s er mit Hil­fe der durch­ge­hend in der Kopf­lei­ste an­ge­ge­be­ nen Jah­r es­z ah­len im Buch wie in der Ge­schich­te ori­en­t ie­r en. Un­ser Ex­em­plar zeich­net sich durch drei Be­son­ der­hei­t en aus. Zum ei­nen be­sitzt es ge­gen­ü ber dem Druck­t i­t el auch ei­nen il­lu­strier ­t en Ti­t el nach ei­ner Zeich­nung von Vivant Beau­cé – die Ta­fel ist so selten, daß Car ­t er­et frei­mü­t ig ein­ge­stand, „nous ne l’avons pas ren­c ontré“ [Car ­t er­et]. Zum zwei­t en prä­s en­ tiert es sich in ei­nem Ver­le­ger­ein­band aus Saf­fi an­­le­der mit zier­l i­c hem gold­g e­präg ­t en Rocaille-

Decor auf dem Rücken und den Deckeln. Und zum drit ­t en kor ­r e­spon­d iert mit dem be­deu­t en­den hi­sto­ ri­schen Ge­h alt die hand­schrift ­l ich be­z eug ­t e Pro­ve­ ni­enz als Ge­schenk der letz­ten Kö­n i­g in der Fran­ zo­sen, Ma­r ie Am­élie de Bour­bon (1782 –1866), der Gat­t in des von 1830 bis 1848 re­g ie­r en­den „Bür­ger­ kö­n igs“ Lou­i s-Phil­ippe I. An­ge­sichts die­ser ehr­ wür­d i­gen Her­k unft scheint es fast selbst ­ver­ständ­ lich, daß der schö­ne Band wohl­er­h al­ten auf uns ge­kom ­men ist. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Vor­blatt die hand­schrift ­l iche Wid­mung: „Don­né par la Rei­ne [/] Ma­r ie Am­élie [/] à Alp­honse de Bert­hois“. – Auf Vor­ti­tel und Ti­t el zwei klei­ne Prä­g e­stem­p el mit ge­k rön­t em Lö­wen­wap­pen. Li­t e­r a­t ur: Brivois 277; Car ­t er­e t III , 405 f.; Oster­w al­der 33; Quér­a rd/Bourque­lot V, 395; San­der 472; Vica­ire V, 813 f.; zu Adam: Thieme/Becker 1, 69.

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Ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier – mit hand­schrift­l i­chem Brief des Au­t ors, aus den Samm­lun­gen Des­c amps-Scrive, Gavault und Degryse 444 Mi­chel­et, J[ules]. L’ ins­ecte. Nouv­el­le édit­ion illustrée de 140 vi­g net­tes sur bois par H[ec­tor] Giacomelli. Pa­r is, Hachette et Cie, 1876. 34 ganz­sei­t i­ge Ab­bil­dun­gen (da­von 33 auf ein ­sei­t ig be­ druck­ten Blät­tern), 159 Bild­lei­sten (ei­ni­ge wie­der­h olt) und Vi­g net­ten, al­les in Holz­schnitt. 1 lee­res Bl., 3 Bl., 463 S. – Ti­tel in Schwarz und Rot ge­druckt. – Text in zwei­fa­chen schwar­zen Rah­m en ge­setzt. – Auf Chi­n aPa­pier ge­druckt. Quart, kaum be­schnit­ten (280 x 195 mm). Grob­ge­n arb­ter dun­k el­brau­n er Ma­r o­quin­band der Zeit auf fünf point­ illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­rahm­tem Rücken­t i­tel und vier­fa­chen Gold­f ileten­rah­m en in den üb­r i­gen Rücken­fel­ dern, mit dop­pel­tem und dar­in sie­ben­fa­chem Gold­f ileten­ rah­m en auf den Deckeln, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh-, brei­ter Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­z en, ein­g e­bun­d e­n em, creme­far­ be­nem, il­lu­strier­tem und in Schwarz und Rot be­druck­ tem Ori­g i­n al-Um ­schlag so­wie mit Ganz­g old ­schnitt über Témo­ins, auf dem Spie­gel si­g niert „Ma­r i­u s Mi­chel“ , in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber mit Ma­r o­quin­ kan­ten. Ei­nes von 50 Ex­em­pla ­r en auf Chi­n a­pa­pier – mit Au­t o­g raph von Jules Mi­chel­et Der Hi­sto­r i­ker Jules Mi­chel­et (1798 –1874), Au­t or ei ­ner mo­nu ­men­t a ­len Histo­ire de France, ver­lor als über­z eug ­t er Re­pu­bli­k a ­ner zu Be­g inn der Ära Na­po­ le­ons III . 1851 sei­ne Pro­fes­sur am Co­llège de France; in der Fol­ge­z eit zog er sich zu­neh­mend aus dem Pa ­r i­ser Le­ben und Trei­ben zu­r ück und er ­wei­t er ­t e zu­gleich sein Blick ­feld auf Mo­r al­phi­lo­so­phie und die Na­t ur-‚Ge­schich­t e‘. Die­se be­t rach­t e­t e er we­n i­ ger aus ei­ner na­t ur ­w is­sen­schaft ­l i­chen als aus ei­ ner ro­m an­t isch mit­emp­fi n­den­den Per­spek­t i­ve: „Il se mêle à la vie des ani­m aux, ex­a mi­ne les com­bats, les travaux, les jeux des ins­ectes et des oiseaux, cherche par-delà leurs ins­t incts une âme co­n fuse, pardelà leurs mœurs les sym­bo­les qu’ils off­r ent à sa médi­t at­ion“ [DLF II , 158]. L’ ins­ecte war zu­erst 1858 er­schie­nen und hat­t e gro­ßen Er­folg: Noch im glei­ chen Jahr kam eine deut­sche, 1875 eine eng­li­sche Über­set­z ung her­aus, die­se erst ­m als mit den Il­lu­ stra­tio­nen von Hec­tor Giacomelli [vgl. Rahir]. In­ so­fern ist die An­g a ­be bei Talv­a rt/Place in­kor ­r ekt, die hier vor­l ie­gen­de ach­t e fran­z ö­si­sche Aus­g a ­be sei die „première édit­ion illustrée de cette œuvre et

pre­m ier tira­ge des illustrat­ions“ – dies gilt nur für den fran ­ko­pho­nen Be­r eich. Hec­ t or Giacomelli (1822 –1904) hat­ t e 1867 auch schon Mi­chel­ets L’Oiseau kon­ge­n i­a l il ­lu­striert; bei­de Bü­cher ge­hö­r en zu sei­nen „haupt ­säch­l ich­sten Ar­ bei­t en“ [Thieme/Becker]. Beraldi schreibt mit Blick auf sei ­ne or ­n i­t ho­lo­g i­schen Il ­lu­stra­t io­nen, Giacomelli sei der „Van Huysum des pe­tits oiseaux, des oiseaux ex­pressifs, ten­d res et ravissants, qui ont l’air d’en pen­ser bien long“ [Beraldi VII , 105]. Dies gilt auch für sei­ne In­sek­t en­d ar­stel­lun­gen, etwa wenn er ei­nen mäch­t i­gen Hirsch­k ä ­fer, em­si­ge Amei­sen oder eine im Dun­kel dräu­en­de Spin­ne ins Bild setzt – de­t ail­r ei­che Nah­auf ­n ah ­men, die im ­mer auch den um­ge­ben­den Le­bens­r aum mit­ein ­be­z ie­hen. Das po­pu­l ä ­r e Werk liegt hier in ei­nem ex­q ui­si­t en Ex­em­plar vor: Dies ist die Nr. 23 von 50 Ex­em­pla­ ren auf Chi­n a­pa­pier, mit et ­was ab­wei­chen­der Kol­la­ ti­on ge­gen­ü ber der Nor ­m al­aus­g a ­be: Das zwei­t e Blatt mit der just­ificat­ion du tira­ge so­w ie das vor­ge­schal­ te­t e lee­r e Blatt fin­den sich nur in die­sen Ex­em­pla­ ren. Das vor­l ie­gen­de ist kaum be­schnit ­t en, wur­de von dem gro­ßen Hen­r i Ma­r i­u s Mi­chel (1846 –1925) zeit ­ge­nös­sisch ge­bun­den und ist per ­fekt er­h al­t en. Es stammt aus dem Be­sitz des In­du­stri­el­len und Samm ­lers René Des­c amps-Scrive, des Thea­t er­di­r ek­tors Paul Gavault und der Au­to­r in und Pia­n istin ­C han­t al Ca ­z aux. Was das Buch ein­m a­lig macht, ist das auf ei­nem Vor­blatt auf zwei Ste­gen mon­t ier ­t e Au­t o­g raph des Au­t ors Jules Mi­chel­et. Es han­delt sich um ein dop­ pel­sei­t i­ges ei­gen ­h än­d i­ges si­g nier ­t es Schrei­ben mit Co­uvert an [Al­f red] Fran­çois Net ­t em­ent (1805 –1869) „aux bu­r e­au de l’Op­i n­ion pub­l ique“. Die Zeit­schrift war 1848 von ihm ge­g rün­det wor­den und wur­de nach dem Staat­streich von 1851 auf­ge­löst. Pro­ve­n i­enz: Ex ­l i­bris von René Des­c amps-Scrive (Auk ­t i­on II , 1925, Nr. 156: frs. 1.100; zi­t iert bei Car­ ter­et), Paul Gavault (Auk­t i­on V, 1951, Nr. 2238: frs. 13.500) und Chan­t al Ca­z aux auf flie­gen­dem Vor­satz so­w ie von Ge­org­es Degryse (Auk­t i­on 1991, Nr. 463) ver­so flie­gen­dem Vor­satz. Li­t e­r a­t ur: Beraldi V II , 106; Brivois 278; Car­t er­et III , 408 (zi­t iert die­s es Ex­em­plar); DBF XV, 1435 (Giacomelli); Ha­g en I, 539 (er­ ste Ausg.); Lon­champ II , 319; Oster­w al­der 422; Rahir 539; nicht bei San­der; Talv­a rt/Place 58, Nr. 31.B; Thieme/Becker 13, 575; Vica­i re V, 834 f.

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Mit sehr sel­t e­ner zu­sätz­l i­cher Ti­t e­lei, das Ex­em­plar von E. C. A. Leg­rand und Vic­t or Mer­ci­er 445 Les mil­le et un jours. Co­ntes Pers­ans, Tu­rcs et Chinois, traduits par Pe­tit de la Croix, Ca­rdonne, Ca­ylus, etc. Aug­m ent­é s de nouveaux co­n tes traduits de l’Ara­be par M. Sainte-Croix Aj­pot [sic für Pajot]. Édit­ion illustrée. Pa­r is, Por­rat frères, 1844. Ti­tel­il­lu ­stra­t i­on in Blau und Gold, etwa 200 Il­lu ­stra­t io­ nen, Bild­in­itia­len und or­n a­m en­ta­le Vi­g net­ten in Holz­ schnitt im Text. 2 Bl.; 434 S., 1 lee­res Bl.; 4 S. (Pro­spectus) Quart, un­be­schnit­ten (273 x 171 mm). Dun­k el­blau­er Halb­m a­r o­quin­band auf fünf point­illé­ver­zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und or­n a­m en­ta­ler und li­nea­rer Gold­prä­g ung der üb­r i­gen Rücken­fel­der, je­weils in dop­pel­tem Fi­let­en- und ein­fa­chem Point ­illé­rah­m en, mit Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­ zen und ein­ge­bun­de­nem, il­lu ­strier­tem, in Blau und Gold be­druck­tem Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken), ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ ( Vor­t i­tel und letz­te Pro­spekt-S. ge­bräunt). Mit der sehr sel­t e­nen Ti­t e­lei des nicht er­schie­ne­nen „tome I“, dem Ori­g i­n al-Um­schlag und Pro­spekt Die von Fran­çois Pe­t it de la Croix (1653 –1713) her­ aus­ge­ge­b e­nen ori­en­t a ­l i­schen Er­z äh ­lun­gen fol­gen dem Vor­bild von Les mil­le et une nu­its [vgl. die fol­ gen­de Num ­mer]; die­se Aus­g a ­be ent ­h ält zu­dem un­ ver­öf ­fent ­l ich­t e Er­z äh­lun­gen nach ei­nem ara ­bi­schen Ma ­nu­skript, das dem Ori­en­t a ­l i­sten Jules SainteCroix Pajot in Kai­r o über­ge­b en wor­den war. Die über ­w ie­gen­de Zahl der rund 200 Vi­g net ­t en wur­de von Fran­çois Jules Co­l lig­non (gest. 1850) si­g niert. Das Werk soll­t e zu­erst in zwei Bän­den er­schei­nen, die­ser Plan wur­de je­doch ver ­wor ­fen, nach­dem Ti­ tel und Vor­t i­t el zu Band I ge­d ruckt wa­r en, er­ste­r er mit dem Er­schei­nungs­jahr 1843. Die­se Ti­t e­lei ist „très rare“ [Car­ter­et], Car­ter­et sah sie nur in dem vor­l ie­gen­den Ex­em­plar der Bi ­blio­t hek von Vic­t or

Mer­ci­er, Brivois war sie un­be­k annt. Ein­ge­bun­den sind fer ­ner der creme­far­b e­ne Ori­g i­n al-Um­schlag mit der von Vi­g net ­t en ge­schmück­t en Ein­r ah ­mung in rot ­gol­de­nem Druck so­w ie der vier­sei­t i­ge Pro­ spekt mit drei Ab­bil­dun­gen – dies al­les im ta­del­lo­ sen Halb­m a ­r o­q uin­band mit de­ko­r a­t i­ver Rücken­ver­ gol­dung von Vic­t or Cham­ps. Pro­ve­n i­enz: Dies ist das bei Car ­t er­et er ­wähn­t e Ex­ em­plar von E. C. A. Leg­r and mit des­sen gold­ge­ präg ­t en In­itia ­len auf dem In­nen­deckel (des­sen Auk­ ti­on 1912, Nr. 274: frs. 62), zu­gleich das eben­dort ge­n ann­t e Ex­em­plar von Vic­t or Mer­ci­er, dem ein­z i­ gen, in dem Car­ter­et die Ti­te­lei des „tome I“ ge­se­ hen hat (des­sen Auk­t i­on I, 1937, Nr. 415: frs. 600). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V, 39; Brivois 279; Car­t er­et III , 409; Oster­ wal­der 255; Vica­i re V, 860 f.

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In präch­t ig de­ko­r ier ­t en Ver­le­ger-Lu­x us­ein­bän­den aus Saf­fi­a n­le­der 446 Les mil­le et une nu­its. Co­ntes ara­bes, traduits par Gal­land. Édit­ion illustrée par les meille­urs ar­t istes­ français et étran­gers. Re­vue et co­r rigée sur l’ édit­ion Princeps de 1704; aug­m ent­ée d’une dis­ser­ta­ti­on sur les mil­le et une nu­its, par M. le ba­r on Silve­stre de Sacy. 3 Bde. Pa­r is, Er­nest Bour­din et Cie, [1840]. 1 Front­ i spiz in Ca­ m aïeu nach Ben­ ja­ m in Vau­ t ier, 2 Front­i spize (Bde. 2 und 3), zu­sam­m en 3 or­n a­m en­t ier­te Vor­t i­tel, 3 il­lu ­strier­te Ti­tel (wie­der­holt), 16 Ta­feln, alle mit ro­sa­far­be­n en Sei­den­vor­sät­zen; fast 1000 Text­holz­ schnit­te. 1 Bl., VIII S., 482 S., 1 lee­res Bl. Und: 1 Bl., 576 S. Und: 1 Bl., 482 S., 1 Bl. Quart (256 x 168 mm). Ver­l ags­ein­bän­de aus vio­let­tem Saf­f i­an­le­der auf glat­te Rücken, mit Rücken­t i­teln und Il­lu ­stra­t io­n en so­wie rei­chem ori­ent­ali­sier­en­den De­k or auf Rücken und Deckeln, al­les in Gold­prä­g ung, si­g niert „Mugne­r ot“ mit gel­ben Bunt­pa­pier­vor­sät­zen, ein­ge­bun­ de­nen, in Blau und Gold be­druck­ten il­lu ­strier­ten Ori­g i­ nal-Um ­schlä­gen (inkl. se­pa­rat auf­ge­zo­ge­nen Um ­schlag­ rücken) und Ganz­g old­schnitt (ei­ni­ge Bl. braun­f leckig). 1001 Näch­t e – eben­so­v ie­le Ab­bil­dun­gen An­t oine Gal­l and (1646 –1715) hat ­t e be­r eits drei­m al die Le­van­t e be­r eist und war Pro­fes­sor für Ara ­bi­stik am Co­l lège de France, als er sich 1702 an die Über­ set­z ung der Ge­schich­ten aus tau ­send­und­ei­n er Nacht mach­te. Als sie in den Jah­r en 1704 –1707 erst­m als er­schie­nen, er­ober­t en sie sich so­fort die Gunst ei­ner gro­ßen Le­ser­schaft, und bis heu­te ist Gal­land vor al­lem durch die­ses Werk „co­n nu, dans le grand pu­ blic“ [DBF]. Der Ver­fas­ser der Dis­ser­ta­t i­on, An­t oineIsaac Silve­stre de Sacy (1758 –1838), war Pro­fes­sor für Ori­en­t a ­l i­stik am Co­l lège de France, die ori­en­t a­ li­schen Stu­d i­en ver­d an­ken ihm „leurs plus grands pro­g rès et leur plus vif eclat“ [Hoefer 42, 991]. Vor uns liegt die er­ste Aus­g a­be mit die­sen Il­lu­stra­ tio­nen, „rare en bonne con­d it­ion“, wie Brivois nicht zu er­wäh­nen ver­g aß (wohl eine Ta­fel feh­lend). Zur Be­w äl­t i­g ung der über 1000 Ab­bil­dun­g en wur­de ein gan­z er Stab be­k ann­t er Il­lu­stra­t o­r en en­g a ­g iert, un­t er ih­nen Hen­r i An­t oine Ba ­r on, Fran­çois Louis­ Français, Karl Girardet, Eugène Laville, Phil­é ad Salva­t or Le­v i­l ly, Charles Marville, René de Moraine, Paul Ma­r ie Roussel, Tell­ier und Édou­a rd Wattier. Trotz der vie­len ver­schie­de­nen Hän­de wirkt die Be­ bil­de­r ung durch die meist drit ­t el- bis halb­sei­t i­gen Holz­schnit ­t e im Text kei ­nes­wegs un­ein ­heit ­l ich.

Wun­der­bar ein­g e­stimmt wird der Le­s er durch den rei­chen ori­ent ­a li­sier­en­den Gold­de­kor auf den drei herr­l i­chen Ver­le­ger­ein­bän­den von vio­let ­t em Saf ­fi­a n. Die von Mugne­r ot si­g nier ­t en Plat ­t en auf den Vor­der­deckeln zei­gen Sche­he­r a ­z a­de und ihre Schwe­ster am Bett des Sul­t ans sit­zen; auf den Buch­ rücken dreht sich eine Tän­z e­r in; und auf den Hin­ ter­deckeln rei­tet ein Ara­ber auf ei­nem Dro­medar ge­m äch­l ich an ei­ner Mo­schee vor­bei. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Vor­satz von Band I Ex­li­bris von Aimé Lau­r ent, d. i. Lau­r ent Meeûs (1872 –1950), vgl. Wittock, La bibliothèque de Lau­r ent Meeûs, 1982, Nr. 278. – Dar ­u n­t er Mo­no­g ramms­childchen „ RBL“ (d. i. R. & B. Loliée). Li­t e­r a­t ur: Brivois 165 f.; Car ­t er­et III , 256; DBF XV, 185; Lon­ champ II , 220; Oster­w al­der 388, 594, 671, 712 und 1115; Quér­ ard/Bourque­lot I V, 13; Rahir 539; San­der 286; Vica­ire III , 862 ff.; zum Ein­band: Mal­avieille 152, Nr. 24 (Abb.).

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Mit 260 [!] la­v ier­t en Ori­g i­nal­zeich­nun­gen, zu­meist von Édou­a rd Wattier 447 Les mil­le et une nu­its. Co­ntes ara­bes, traduits par Gal­land. Édit­ion illustrée par les meille­urs ar­t istes­ français et étran­gers. Re­vue et co­r rigée sur l’ édit­ion Princeps de 1704; aug­m ent­ée d’une dis­ser­ta­ti­on sur les mil­le et une nu­its, par M. le ba­r on Silve­stre de Sacy. 3 Bde. Und: Des­sins originaux. 2 Bde. Pa­r is, Er­n est Bour­din et Cie, [1840]. 1 Front­ispiz in Ca­m aïeu nach Ben­ja­m in Vau­tier, 1 Front­i spiz (Bd. 3), zu ­sam­m en 3 or­n a­m en­t ier­te Vor­t i­tel, 3 il­lu ­strier­te Ti­tel (wie­der­h olt), 18 Ta­feln (da­von 5 auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier), fast 1000 Text­holz­schnit­te. 1 Bl., VIII S., 482 S. Und: 1 Bl., 576 S. Und: 1 Bl., 482 S., 1 Bl. – Auf star­k em Ve­lin­pa­pier. Des­sins originaux: Il­lu ­strier­ter Ti­tel auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier, 95 mon­t ier­te Ori­g i­n al-Zeich­nun­gen auf 95 Bl. Und: 165 mon­t ier­te Ori­g i­n al-Zeich­nun­gen auf 85 Bl. Quart (285/288 x 191 mm). Rote Ma­r o­quin­bän­de à la jansé­ni­ste auf fünf Bünde, mit gold­ge­präg­ten Rücken­t i­ teln, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh-, brei­ter Dent­ el­le­bor­dü­re auf den In­nen­k an­ten, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­ zen, ein­ge­bun­d e­n en Ori­g i­n al-Vor­d er­u m ­schlä­gen und Ganz­g old ­schnitt, auf den Spie­geln si­g niert „Chamb­ol­leDuru“ (ei­ni­ge Bl. mit Ein­stich, stel­len­wei­se kaum merk­ lich braun­f leckig). 260 ori­g i ­n a ­le Zeich ­nun­gen! Dies ist ei­nes der sel­t e­nen Ex­em­pla ­r e auf star­kem Ve­lin­pa­pier, mit al­len Ta­feln (20 nach Brivois, 26 nach San­der, je nach­dem ob die il­lu­strier­ten Vor­ ti­tel und Ti­tel mit­g e­zählt wer­den), hier mit der Be­son­der­heit, daß fünf von ih­nen auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruckt sind. Un­er­hört ist je­doch der In­h alt der zwei zu­s ätz­li­ chen Bän­de Des­sins originaux: Zu den ins­g e­samt rund 1000 Text­holz­schnit­ten sind hier gan­z e 260 Ori­g i­n al­z eich­nun­gen ver­eint. Dies be­deu­t et nicht nur ei ­nen enor ­men künst ­le­r i­s chen Reich­t um,

son­dern er ­mög­l icht auch in­t er ­es­san­t e Er­kennt ­n is­ se über die Ar­beit und das Zu­sam­men­w ir­ken der ein­z el­nen Il­lu­stra­t o­r en. Daß die meist drit ­t el- bis halb­sei­t i­gen Ab­bil­dun­gen re­l a­t iv ein ­heit ­l ich wir­ ken, liegt zum ei­nen na­tür­lich an ei­ner ge­w is­sen Ni­vel­l ie­r ung durch die Über ­t ra ­g ung der Zeich ­nun­ gen in das Me­d i­u m des Holz­schnitts, wie Ver­glei­ che eind­r ückl­ich er ­wei­sen: Die Ori­g i­n a ­le wur­den mit Blei­stift vor­skiz­z iert, mit brau ­ner Tu­sche la­v iert und schließ­l ich weiß und rosa in Gou­ache geh­öht, was eine un­gleich de­l i­k a­t e­r e und dif ­fe­r en­z ier ­t e­r e Wir­k ung er­g ibt. Aber un­se­r e Kol­lek­t i­on von Zeich ­nun­g en lie­fert noch wei­t e­r e in­t er­es­san­t e Ein­sich­t en. Die op­t i­sche Ein­heit ­l ich­keit der er­sten Hälf ­t e des Ge­samt ­wer­kes ver­d ankt sich der Tat­s a­che, daß Phil­é ad Salvator Le­v i­l ly der Haupt ­b ei­t rä­ger war; auch von Tell­ier stam ­men recht vie­le Vor­l a­gen, wo­h in­ge­gen die üb­ ri­gen Be­t ei­l ig ­t en quan­t i­t a­t iv zu­r ück­t re­t en. Im zwei­ ten Teil des zwei­t en Ban­des ver­ä n­dert sich die Text­ struk­t ur; mit der 234. Nacht en­det de­r en Zäh­lung, statt­des­sen wer­den nun län­ge­r e Ge­schich­t en am Stück wie­der­ge­ge­ben. An die­ser Stel­le voll­z ieht sich auch bei den Il­lu­stra­t o­r en eine Wach­a b­lö­sung, wo­ bei die Holz­schnit­t e von nun an häu­fi g un­si­g niert sind. Hier tritt der Zeich­ner des vor­l ie­gen­den Cor­ pus von Ori­g i­n a­len mas­siv auf den Plan – es ist der Pa ­r i­s er Ma ­ler und Li­t ho­g raph Édou­a rd Wattier (1793 –1873). Die­ser hat, wie an un­se­r en Zeich­nun­gen nach­voll­ zieh­bar ist, erst­m als auf den Ta­feln vor Sei­te 243, 248, 271 bzw. 397, von de­nen zwei in un­se­r em Buch­ ex­em­plar auf Chi­na­pa­pier wie­der­ge­ge­ben sind, ei­nen pro­m i­nen­t e­r en Auf ­t ritt; bei den Text ­i l­lu­stra­t io­nen spä­t e­stens in der Histo­ire de Beder, Prince de Per­se, et de Giauhare, Princ­e s­se du Royaume de Samandal ­[S. 399 – 471], wo er sich die Ar­beit noch mit an­de­ ren teilt. Dann aber il­lu­striert er gan­z e Er­z äh­lun­ gen wei­test­ge­hend im Al­lein­g ang, und dies über

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län­ge­r e Strecken noch des zwei­ten und vor al­lem des drit­ten Ban­des. So ist er im zwei­ten Band für die Histo­ire du prince Zeyn-Al­a snam et du Roi des Génies [S. 522 – 540] und die Histo­ire de Co­dadad et de ses frères [S. 541 – 573] ver­a nt­wort­lich, im drit­ ten für die Histo­ire du Dormeur éveillé [S. 1 – 82], für die be­r ühm­t e und be­son­ders um­fang ­r ei­che Histo­ire d’Al­a d­din, ou la lam­pe merveilleuse [S. 83 – 203], die Histo­ire du Cheval enchanté [S. 324 – 363] und die ab­ schlie­ßen­de Histo­ire de Deux Sœurs ja­louses de la ca­dette [S. 429 – 482].

schlich­t en Ge­wand der per ­fekt er­h al­t e­nen Janse­n-­ isten­bän­de aus der Werk­statt Chamb­ol­le-Duru. Pro­ve­n i­enz: Auk­t i­on Labit­t e 1887, Nr. 78: frs. 655. – Ge­sto­che­nes ko­lo­r ier ­t es Ex ­l i­bris von Al­f red Piat in Quart ­for ­m at ein­ge­bun­den (des­sen Auk ­t i­on 1898, Nr. 1029: frs. 855). – Ex­li­bris von Paul Gavault auf dem Spie­gel von Band I (des­sen Auk­ti­on V, 1951, Nr. 2001: frs. 90.000!). – Sam Clapp, Auk­t i­on Chris­ tie’s, Pa­r is, 2002, Nr. 330: est. € 24.000.

Rund 40 der hier ver­ei­n ig ­t en Ori­g i­n al­z eich ­nun­gen sind di­r ek­t e, meist sei­t en­ver­kehr ­t e Vor­la­gen zu Il­lu­ stra­t io­nen von Band II , über 110 sol­che zu Band III ; sie sind „les seuls, par­a ît-il, qui aient été co­n servés“ [Ka­t a ­log Gavault]. Da so­wohl ei­n i­g e Holz­schnit­ te als auch ei­n i­ge Ori­g i­n a­le von Édou­a rd Wattier si­g niert sind, läßt er sich dank die­ses Ma­t e­r i­a ls nun als der quan­t i­t a­t iv – aber auch qua ­l i­t a­t iv – pro­fi ­l ier­ te­ste Haupt ­bei­t rä­ger vor al­lem des drit ­t en Ban­des iden­t i ­fi ­z ie­r en. Nur in Aus­n ah ­me­f äl­len zu­ord­nen las­sen sich hin­ ge­gen die 95 – grö­ße­r en! – Ori­g i­n a­le des zwei­ten Zeich­nungs-Ban­des – in­w ie­weit die­se Mo­t i­ve ver­ wor ­fen, an­der ­wei­t ig er­setzt oder mo­d i ­fi ­z iert ver­ wen­det wur­den, wäre durch wei­t e­r e Re­cher­chen noch zu er ­m it ­t eln. Be­mer­kens­wert ist schließ­l ich, daß der il­lu­strier­t e Ti­t el auch in den bei­den Zeich­ nungs-Bän­den als er­stes Blatt in un­t er­s chied­l i­ chen Va­r i­a n­ten prä­sent ist: ein­m al als Druck auf Chi­n a­pa­pier und ein ­m al wie­der ­u m als ori­g i­n a­ le Vor­z eich­nung – dies­m al aber nicht von Wattier, son­dern, so je­den­falls im Druck si­g niert, von Fran­ çois Lou­i s Français. Die drei­bän­d i­ge Buch­aus­g a ­b e auf star­kem Pa­pier und die zwei­bän­d i­ge Kol­lek­t i­on der Zeich­nun­gen prä ­sen­t ie­r en sich im ein ­heit ­l i­chen, äu ­ßer­l ich eher

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Ein Druck über den Drucker 448 Moi­sand, Co­nstant. Phy­sio­lo­g ie de l’ im­primeur. Illustrat­ions de P[ierre-]Eugène Lac­oste. Pa­r is, Des­loges, ­1841 [recte: 1842]. 18 Text­ab­bil­dun­g en und ei­n i­g e Schmuck­in­itia­l en in Holz­schnitt. 128 S. Klein-Ok­t av, seit­l ich und un­t en un­b e­s chnit­t en (140 x 90 mm). Brau­ner Halb­m a­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­tem Rücken­längs­t i­tel in Gold­ fileten­rah­m en, mar­mo­r ier­ten Vor­sät­zen, ein­ge­bun­de­nem il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag, ei­nem wei­te­ren, auf­ge­ zo­ge­nen Ori­g i­n al-Um ­schlag und Kopf­g old ­schnitt, ver­so flie­gen­dem Vor­satz si­g niert „V. Cham­ps“ (ge­le­gent­lich et­was braun­f leckig, S. 109 f. und 111 f.: klei­ne Fehl­stel­le im wei­ßen Rand er­gänzt). Mit zwei un­t er­schied ­l ich il­lu­strier ­t en Um­schlag-Va ­r i­a n­t en An­g e­sichts des Auf­schwungs, den das Druck­g e­ wer­be ge­r a­de in der Zeit der Ro­m an­tik nahm, ist es nicht ver­ w un­ der­ l ich, daß sich ein Band der Phy­sio­lo­g ies auch dem oft im Hin­t er­g rund ar­bei­t en­ den Drucker wid­me­t e. Die vor­l ie­gen­de er­ste Aus­ ga­be ist wohl 1842 er­schie­nen, da sie laut Vica­ire erst am 17. Sep­t em­ber 1842 in der Bi­blio­g ra­phie de la France er­faßt ist. Co­n stant Moi­s and war sel­b er Drucker in Beau­vais; 1849 er­schien von ihm eine Bro­schü­r e, die frei­l ich ein pes­si­m i­sti­sches Bild vom Zu­stand der Bran­che gab: De la tri­ste si­t ua­t i­on de l’ im­primerie dép­ar­te­m en­ta­le, et des moyens de remé­dier à sa décadence. Die Um­s chlag ­i l­lu­stra­t i­on (Gu­t en ­b erg-Denk ­m al) wie­der­holt eine Ab­bil­dung von S. 23; die Ti­tel­Vi­ g net­ t e (Drucker­ pres­ s e) kommt im Text nicht noch ­m als vor. Vor­g e­bun­den ist au­ß er­dem eine Va ­r i­a n­t e des Vor­der ­u m­schlags, die mit der Dar­stel­ lung ei­nes Set­z ers (wie auf S. 34) il­lu­striert ist. Pro­ve­n i­enz: Ein­ge­bun­den ge­sto­che­nes il ­lu­strier ­t es Ex ­l i­bris von Eugène Ja­cob. Li­t e­r a­t ur: Brivois 328 (un­t er dem Er ­s chei ­nungs­jahr 1842); Car­t er­et III , 485 f; Lacombe 810 (mit Er­s chei­nungs­jahr 1842); Lhéri­tier 141; Quér­a rd/Bourque­lot V, 417 (mit Er­s chei­nungs­ jahr 1842); Vica­ire V I , 605 f.; zu Lac­o ste: Thieme/Becker 22, 182.

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Das Ex­em­plar von Fürst Michail Galitzin – in ei­nem Mo­sa­i k­ein­band von Simier 449 Mo­l ière, [Jean-Bap­t iste, Poquelin]. Œuvres co­mplètes de Mo­lière, avec les va­r i­an­tes. Nouv­el­le édition.­ Pa­r is, L. de Bure, 1825. 2 Ver­fas­ser­por­t raits nach Co­y pel bzw. Fragon­ard, 18 Ta­feln nach Desen­n e, alle in Kup­fer­stich auf Chi­n a­Pa­pier, auf­ge­walzt auf star­k es Ve­lin­pa­pier, mit Sei­den­ vor­sät­zen; 2 fak ­si­mi­lier­te Si­g na­t u­ren Mo­lières und sei­ner Gat ­t in. 2 Bl., XXVI S., 775 zwei­spal­t i­ge S. Groß-Ok­tav, mit ver­ein­zel­ten Témo­ins (235 x 155 mm). Lang­ge­n arb­ter ro­ter Ma­r o­quin­band der Zeit mit zwei gold­ge­präg­ten Rücken ­schil­dern auf von fet ­ten Blind­ fileten ein­g e­faß­ten, er­h a­be­n en Rücken­fel­d ern, da­ zwi ­schen dun­k el­r o­tes, re­li­ef ­i ertes Por­t rait­m e­d ail­l on Mo­lières (si­g niert „Hérou“), Rücken und Deckel mit reich ­ster or­n a­m en­ta­ler Gold­prä­g ung und In­tar­si­en in Ocker, Lind­g rün, Dun­k el­g rau, Nacht­blau und Vio­lett, auf den Deckeln um­ge­ben von meh­re­ren mehr­fa­chen Fi­let­en­rah­m en mit vier gold­ge­präg­ten und vier in­tar­ sie­r ten Eckfleurons, mit schraf­f ier­ter Gold­li­nie auf den Steh-, Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, Doublü­ ren und flie­gen­d en Vor­sät­z en aus Moi­ré­sei­d en­pa­pier und Ganz­g old­schnitt, am Fuß und auf dem Vor­der­deckel si­g niert „Simier“ bzw. „Simier R. du Roi“ (Doublü­ren und Vor­sät­ze oxy­diert). Das Ex­em­plar des rus­si­schen Für­sten und Bi ­blio­phi ­len Michail Alex ­a ndrowitsch Galitzin – in ei­nem Mo­sa­i k­ein­band von Simier Klas­si­ker wie Mo­lière (1622 –1673) wur­den auch in der Zeit der Ro­m an­t ik im­mer wie­der auf­ge­legt. Al­lein der Ver­le­ger de Bure brach­t e gleich­z ei­t ig mit der vor­l ie­gen­den Aus­g a ­b e eine klein ­for ­m a­t i­ge in acht Bän­den in der Rei­he Classiques français ou bibliothèque porta­t ive de l’ama­teur her­aus [vgl. Bru­net III , 1801, und Vica­i re V, 916 f.]. Die vor­l ie­gen­de Edi­ ti­on, ge­d ruckt von Fir­m in Didot, „est fa­ite sur les mêmes ca­r actères et avec la même com­po­si­t i­on que la préced­en­te“ [Quér­a rd], laut Quér­a rd ent­h ält sie le­d ig­l ich „un por­t rait et un fa­c simile“. An­scheinend

­ ur­den die 18 Kup­fer­sti­che von Desen­ne, die Szenen w aus Mo­l ières Thea­t er­stücken zei­gen, ei­ner eben­falls zur glei­chen Zeit (1824 –1826) von Lefèvre pu­bli­ zier ­t en Aus­g a ­be ent ­nom ­men [vgl. Bru­net III , 1800, und Lon­champ II , 324] und als Zu­g a­ben in un­ser Ex­em­plar ein­ge­bun­den. Oben­d rein ist es mit zwei Au­t o­r en­por ­t raits aus­ge­stat ­t et, das eine ge­sto­chen von Jean-Fran­çois Pour ­voy­eur nach ei­nem Ge­m äl­ de von Charles-An­toine Co­y pel, das an­de­re von F. Lig­non nach ei­ner Zeich­nung von Fragon­a rd. Ver ­weist schon die unik­a le Aus­stat ­t ung die­s es Ex­em­plars mit Kup­fer­sti­chen auf ei ­nen bi ­blio­phi ­len frü­hen Be­sit­z er, so erst recht der wun­der­ba­r e, reich ver­gol­de­t e Mei­ster­ein ­band mit de­l i­k a­t en In­t ar­si­en von René Simier („Père“), der in der Re­stau­r a­t i­ons­ zeit als Relieur du Roi fir­m ier­t e. Der Ein­band ist eng ver­wandt mit dem von Rousse­aus Œuvres co­mplètes in die­ s er Samm­ lung aus dem Be­ sitz von Ma­ r ie Caro­l i­ne Du­chesse de Berry [Nr. 542]. Das fein re­l ief­­ierte Por ­t rait ­me­d ail­lon auf dem Buch­r ücken, das Mo­lière im Pro­fi l zeigt, ist si­g niert von dem Ste­ cher Hérou, die­ser be­saß „des moyens mécaniques que n’ont auc­u ns gra­veurs“ [M.-M. Lesné, zit. nach Mal­avieille 242]. Mög­l i­cher ­wei­se war Fürst Michail Alex­a ndrowitsch Galitzin (1804 –1860) der Auf­t rag­ ge­ber, des­sen Wap­pen­stem­pel sich auf dem Ti­t el be­ fin­det. Spä­ter ge­lang­te das Buch in die Eremi­ta­ge nach St. Pe­t ers­burg. Pro­ve­n i­enz: Wap­pen­stem­pel „Bibliothèque Galitzin“ auf dem Ti­t el, das ist Fürst Michail Alex­a ndrowitsch Galitzin (1804 –1860). – Des­sen Ca­talogue des livres, Mos­k au 1866, Nr. 855. – Auf dem Spie­gel Eti­kett der Gra­phi­schen Ab­t ei­lung der Kai­ser­li­chen Eremi­ta­ge in St. Pe­t ers­burg in ky­r il­l i­scher Schrift mit Da­t um 1909; wie so vie­les, An­fang der 30er Jah­r e von den Bol­sche­w i­ken ver­k auft. Li­t e­r a­t ur: Vgl. Bru ­net III , 1801; Quér­a rd V I , 183; vgl. Vica­i re V, 916 f.; vgl. zu Desen­ne: Bru­net III , 1800; Gra­e s­s e I V, 563 Lon­ champ II , 324, Oster­w al­der 306; Thieme/Becker 9, 124; zu Simier: Culot 552; Fléty 162; Rams­den 190.

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Die klassische Ausga be der Romantik in zeit genössischen Ein bänden von Bauzonnet 450 Molière, [Jean-Baptiste, Poquelin]. Œuvres de Molière. Précédées d’une not ice sur sa vie et ses ouvrages par M. Sainte Beuve. Vi gnet tes par Tony Johannot. 2 Bde. Paris, Paulin, 1835 –1836. 1 Por trait in Holz schnitt, zu sammen etwa 650 Textabbildun gen und eini ge Schmuckinitialen in Holz schnitt. 768 S., 1 Bl. Und: 895 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahmen ge setzt. Quart (260 x 165 mm). Kirschrote Halbkalblederbän de der Zeit mit je zwei schwar zen, gold gepräg ten Rückenschildern, gold- und blind gepräg ten Querfileten auf dem Rücken, mar morier ten Vor sät zen und mar morier tem Schnitt, Band I am Fuß si gniert „Bauzonnet“ (minimal berieben, Por trait und eini ge La gen papierbedingt gebräunt, jeweils anfangs und am Schluß eini ge Bl. braunfleckig). „Never were author and il lu strator more entirely in harmony“ [Gor don N. Ray] In die ser Werk aus ga be des National-Dra mati kers Molière (1622 –1673), der er sten Ausgabe mit den Il lu strationen von Tony Johan not (1803 –1852), gehen die Traditionen mehrerer Jahrhunder te eine harmoni sche Ver bindung ein. Der Au tor selbst griff in sei nen Cha rak ter ko mö dien Ei gen schaf ten auf, „die dem fran zösi schen Volkscha rak ter von jeher ei gen sind und dem fran zösischen Lust spiel seit dem Mit tel alter Stoff und Form geliefert ha ben“ [Jan 148]. Indem dies „nicht in tragisch-er schüt ternder, sondern in lachen auslösender Wei se“ ge schah, folg te er der volkstüm lichen Ästhetik „des pri mitiv-reli giö sen Büh nen spiels“;

und wenn sei ne Zeit genos sen ihn gerade „im Bereich der klas si schen Muse nicht gelten las sen wollten, so ist er doch heute der Dra mati ker, welcher zu ei nem wesent lichen Tei le das 17. Jahrh[undert] Frank reichs in der Welt literatur verkör pert“. Weil es Molière in ei nem „Zeit alter stärk ster Formgebunden heit“ gelang, „aus der Fül le von Regeln und Systemen […] das rein Mensch liche“ [ebd.] herauszu schä len, blieb sein Werk auch über das Ende des Ancien Régime hin aus von Inter esse. Als der Pa ri ser Ver le ger Paulin um 1835 Tony Johan not mit der opu lenten Bebilderung des Werks beauf trag te, war sich dieser sei ner seits der Traditionen, na ment lich des Rokoko, bewußt, die er spielerisch aufgriff: „For the title and list of characters of each play a headpiece, nearly always allegorical, and a tailpiece are provided. In addition, each act of every play has its headpiece and tailpiece“ [Ray II , 259]. Im übri gen aber brach er mit den for malen Gewohn heiten der Il lu stration des 18. Jahrhunderts und der an schließenden Re stau rationszeit. Denn an stel le von Kupfer stichta feln, „conceived in terms of sta ge presentat ion“, wur den nun Hunderte von Holz schnitt vi gnet ten in den lau fenden Text ein gestreut, gleich sam als ein geschmeidi ger „running commentary on the whole of Molière’s theatre“ [ebd.]. Da mit ent stand ein „il lu strier tes Buch von höchster Wichtigkeit“ [Rümann 127], das die von Johannot selbst 1830 mit der Histoire du Roi de Bohême [Nr. 466 ff.] ein geleitete und von Jean Gigoux 1835 im Gil Blas [Nr. 399 ff.] vollendete „Re volution“ [Thieme/Becker] der Buch il lu stration end gültig bestätig te: Mit diesem er sten großen Buch händ lerauf trag an Tony Johan not „le triomphe du bois est complet“ [Beraldi VIII , 250].

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Es ließe sich diskutieren, ob Gigoux „im Vergleich mit Johan not rei fer, geschlossener“ ist, während ihm „das sprudelnde Tempera ment, der große Charme, den Johan not besaß“, fehlt, und dieser „be sonders in den land schaft lichen Stücken […] überlegen“ [Rümann 129] ist, doch er scheint dies an ge sichts der Ge samt lei stung beider wie Beckmes serei. Gor don N. Ray ur teilte rund her aus: „Molière found his most in genious inter pret er in Tony Johan not, whose designs accompa ny the text in a deft, unobstrusive way which adds greatly to the reader’s enlightenment and plea su re. Never were author and il lu strator more entirely in harmony“ [Ray]. Und der Johan not-Ken ner Ar istide Ma rie pries in Johan nots Dar stel lun gen von Fi gu ren und Szenen „une aisance, une gaîté, un style d’une origi nal ité rem arquable. Ces images légères, au trait si délié, aux hachu res si franches, accompagnent à ravir le tex te, sans distra ire le lecteur, qui y trouve un commenta ire discret, par faitement adéquat à la verve du grand comique“ [Ma rie 34]. Im übri gen sind die Bi bliographen in ei nem konkreten Aspekt zu kor ri gieren: Durch gehend – und durch gehend ohne ei gene Aut opsie – kolpor tieren

sie die Zahl von 800 Vi gnet ten, die auch unter Hinzu nah me der weni gen Dut zend Schmuck in itia len nicht er reicht wird. Die auch quantitativ enor me Lei stung Johan nots wird mit rund 650 nen nenswer ten Il lu strationen dadurch je doch kaum geschmä lert. Das „très beau livre, rare en bel le condit ion et fort estimé“ [Car ter et] liegt hier in si gnier ten Ein bänden der Ent stehungszeit vor, was den Selten heitswert noch mals unerhört stei gert. Lau rent-Antoine Bauz onnet (1795 –1886) si gnier te nur in den Jahren 1831 –1840, nach der Über nah me der Werk statt Pur golds und vor der Part ner schaft mit Trautz, al lein mit „Bauz onnet“. Provenienz: Klei nes Na mens schild des Antiquars und Verle gers Pierre Berès (1913 – 2008) auf dem In nendeckel. – Ge genüber Adri an Flüh manns Monogramm schild „awf “. Literatur: Adhémar/Séguin 30; Beraldi V III , 270, Nr. 48; Bonnerot III /1, Nr. 183; Brivois 281; Car ter et III , 410/412; Lonchamp II , 324; Ma rie 34 und 99; Oster walder 539; Quér ard/Bourquelot V, 421; Rahir 546; Ray II , 259, Nr. 181; Rümann 127 ff.; Sander 481; Thieme/Becker 19, 69; Vica ire V, 919 ff.; zu Bauz onnet: Culot, S. 462 f.; Fléty 19; Ramsden 26.






In signier ten Ein bänden der Zeit, von nobler Provenienz 451 Molière, [Jean-Baptiste, Poquelin]. Œuvres de Molière. Précédées d’une not ice sur sa vie et ses ouvrages par M. Sainte Beuve. Vi gnet tes par Tony Johannot. 2 Bde. Paris, Paulin, 1835 –1836. 1 Por trait in Holz schnitt, zu sammen etwa 650 Textabbildun gen und eini ge Schmuckinitialen in Holz schnitt. 768 S., 1 Bl. Und: 895 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahmen ge setzt. Quart (254 x 164 mm). Weinrote Maroquinbän de der Zeit auf glat te Rücken, mit fili graner, sehr dekorativer Blind- und Goldprä gung auf Rücken und Deckeln, mit gold gepräg ten Bordüren auf Steh- und Innenkanten, Doublüren und Vorsät zen aus blau em gemu ster ten Bunt papier sowie Ganz gold schnitt, am Fuß si gniert „G. Abich“ (Portrait und einige Lagen papierbedingt gebräunt, jeweils anfangs und am Schluß braunfleckig). In si gnier ten Ein bänden der Zeit und von nobler Provenienz Die er ste Werk ausga be Molières mit den Il lu strationen von Tony Johan not (1803 –1852), sei nem „most in genious inter pret er“ [Ray], ein Buch „von höch ster Wichtigkeit“ [Rümann 127], in dem „le triomphe du bois est complet“ [Beraldi VIII , 250], qua li fi zier te schon Car ter et als „très beau livre, rare en bel le condit ion et fort estimé“ [Car ter et]. Das reprä sentative Werk liegt hier in per fekt erhaltenen, noblen Ein bänden der Zeit vor – passend zu ei ner eben so noblen Provenienz. Die mit sehr deli kater Or na ment ik in Blind- und Goldprä gung ver zier ten wein roten Ma roquin bände wur den si gniert von G. Abich, ei nem Buch binder in Be sançon, der nach Ramsden „probably active about 1840“ war – sie stam men also aus der un mittel ba ren Er schei nungszeit der Ausga be.

trois étoiles de même“ [Bor el d’Hauterive 323]: Dieses fi ndet sich sowohl im Al li anz wappen, als auch auf dem zeit genössi schen Wappenex li bris auf beiden f iegenden Vor sät zen, gesto chen von J. Neuchwander [sic!], wieder um in Be sançon. Wenn der Titel also noch zu Lebzeiten des nur ein Jahr nach der Ehe schließung ver storbenen Lou is de Vaulchier an geschafft wur de, wäre an ein Hoch zeitsgeschenk zu den ken – durch aus passend zum vergnüglichen In halt der Cha rak terkomödien Molières, die mensch lich-all zu mensch liche Schwä chen bloßstel len. Dann wäre dies aber auch das frü heste bekannte von Abich gebundene Werk, dessen Tätigkeitsbeginn sich von 1840 mindestens auf 1836 – als ter minus post quem – vor datieren ließe [vgl. Ramsden 18]. Da Phil ippi ne de Maucler erst 1910 starb, ist anzu neh men, daß das Buch nach ih rem Tod di rekt an den Samm ler Achille Per reau (1866 –1944) gelang te, dessen Bi bliothek 1946 in Pa ris ver stei gert wur de. Kon sequenter wei se er warb das Buch später der bel gi sche Indu striel le und Bi bliophi le Michel Wittock, der sich auf die Samm lung be sonderer Ein bände spezia li siert hat te. Provenienz: Auf dem Rücken das gold geprägte Al li anz wappen von Phil ippi ne de Maucler (um 1816 –1910), seit 1836 verhei ratet mit Lou is Marquis de Vaulchier. – Wappenex li bris der Zeit der Fa mi lie Vaulchier du Deschaux ver so f ie genden Vor sät zen. – Band I mit Ex li bris A[chille] Per reau (1866 –1944) auf dem Spiegel und Kata log ausschnitt von dessen Auk tion III , 1946, Nr. 331. – Ex li bris von Michel Wittock ver so f iegendem Vor satz.

Die Auf traggeberin ver rät das or na ment um schlungene klei ne Al li anz wappen auf den Rücken, das sich Phil ippi ne de Maucler (um 1816 –1910) zuordnen läßt. Sie war seit 1836 verhei ratet mit Lou is Mar quis de Vaulchier (1808 –1837), dessen Fa mi lienwappen ei nen von drei Ster nen begleiteten Sparren trägt: „D’azur, au che vron d’or, accompagné de

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Extrem seltenes Exemplar auf Chinapapier, aus den Bi bliotheken Montgermont, Vautier und Périer 452 Molière, [Jean-Baptiste, Poquelin]. Œuvres de Molière. Précédées d’une not ice sur sa vie et ses ouvrages par M. Sainte Beuve. Vi gnet tes par Tony Johannot. 2 Bde. Paris, Paulin, 1835 –1836. 1 Por trait in Holz schnitt auf Velinpapier, zu sam men etwa 650 Textabbildun gen und eini ge Schmuckinitialen in Holz schnitt. 768 S., 1 Bl. Und: 895 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart (250 x 156 mm). Langgenarbte rote Maroquinbän de auf je fünf flache, zwi schen Goldfileten or namental blind gepräg te Bünde, mit gold gerahm tem Rücken-

Titel und Bandbezeichnung in je zwei sowie or namentaler Vergol dung in dreifachen Goldfiletenrahmen in den übri gen Rückenkompartim en ten, mit doppeltem, dreifachem und einfachem Goldfiletenrahmen auf den Deckeln, letzterer mit Eckfleurons, mit doppelten Goldfileten auf den Stehkanten sowie fünf fachem Goldfiletenrah men zwi schen zwei einfachen Goldfiletenrah men auf den Innenkanten, mit mar morier ten Vorsät zen und Ganz gold schnitt, auf den Spiegeln si gniert „Mercier Sr de Cuzin“ , zu sammen in mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit roten Maroquinkanten (Papier hie und da minimal gebräunt).

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Die ses Exemplar wur de schon vor über hundert Jah ren im Kata log Montgermont als „très rare“, 1971 im Kata log Vautier dann als „un des rarissimes exempla ires sur“ chine bezeich net. Auch bei Car ter et fi ndet es sich zitiert. Wie im mer ist das Front ispiz mit dem Por trait Molières auf VelinPapier gedruckt. Lou is Lebœuf de Montgermont (1841 –1914), ei ner der größten Samm ler der fran zösi schen Bi bliophilie, wird es gewe sen sein, der die beiden dezent ver goldeten roten Ma roquin bände bei Émile Mercier (1855 –1910) in Auf trag gab. Auch von späteren Samm ler-Generationen, na ment lich von Antoine Vautier, Édou ard Périer und Adri an Flüh mann, die mit ih ren Ex li bris auf dem Spiegel ver treten sind,

wur de dieses „très beau livre, rare en bel le condition et fort estimé“ [Car ter et] sorg sam gehütet: Gold und Leder er glän zen wie neu, so als hät ten die beiden Bände eben erst, und nicht vor weit über hundert Jah ren die Werk statt des Mei sterbuch binders verlassen. Provenienz: Lou is Lebœuf de Montgermont (dessen Auk tion 1912, Nr. 195: frs. 2.800; zitiert bei Carter et). – Auf dem Spiegel des er sten Bandes farbig il lu strier tes Ex li bris von A[ntoine] Vautier (dessen Kata log I, 1971, Nr. 121: frs. 14.100), dar unter Ex libris „ EAP “, d. i. Docteur Édou ard Périer (Auk tion 16.6.1977, Nr. 137: frs. 16.000), dar über Monogrammschildchen „awf “ von Adri an Flüh mann.

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Unik ales Exemplar auf Chinapapier, un beschnitten in den Original-Broschuren, aus den Samm lungen Brivois, Roudinesco und Esmerian 453 Molière, [Jean-Baptiste, Poquelin]. Œuvres de Molière. Précédées d’une not ice sur sa vie et ses ouvrages par M. Sainte Beuve. Vi gnet tes par Tony Johannot. 2 Bde. Paris, Paulin, 1835 –1836. 1 Por trait in Holz schnitt auf Velinpapier, zu sam men etwa 650 Textabbildun gen und eini ge Schmuckinitialen in Holz schnitt. 768 S., 1 Bl. Und: 895 S. – Text in zweifachen schwar zen Rahmen ge setzt. – Auf Chinapapier gedruckt. Quart, völlig unbe schnit ten (271 x 182 mm). Grün bzw. blau bedruck te Ori ginal-Broschuren in langgenarbten schwar zen Halbmaroquinchemi sen, auf je fünf falsche, zwi schen doppelten Goldfileten or namental blindgepräg te Bünde, mit Rückentitel und Bandbezeichnung bzw. reicher floral-or namen taler Vergol dung in fettem und ma gerem Goldfiletenrahmen in den Rückenfeldern, auf den Innen deckeln si gniert „G. Mercier Sr. de son père – 1933“ , in schwar zen, gleichfalls si gnier ten Pappschubern mit schwar zen Maroquinkanten (Schuber berieben; Bd I.: letztes Bl. gebräunt). Exemplar auf Chi napapier, in den ori gi na len Broschu ren: so uni kal Dieses sen sationel le Exemplar auf Chi napapier ist un be schnit ten und neu wer tig in den ori gi na len Broschu ren erhalten, so als wäre es gerade eben erst ausgeliefert wor den. Wie um diesen Eindruck zu unter streichen, liegt auch der Verlagsprospekt noch bei, dar über hin aus in Band I zwei klei ne Probedrucke der Il lu strationen auf den Seiten 240 und 277. Frei lich wird das Exemplar auch von Chemi sen und Schu bern von Georges Mer cier (1885 –1939) geschützt; Vorbesit zer wa ren Jules Brivois, Alex andre Roudinesco und Raphaël Esmerian, auf deren Auktionen es jeweils enor me Prei se er zielte. Provenienz: Jules Brivois (Auk tion 1920, Nr. 710: frs. 4.850, zitiert bei Car ter et). – Auf dem In nendeckel der Chemi se zu Band I Ex li bris von Alexandre Roudinesco (dessen Auk tion I, 1967, Nr. 92: frs. 27.000). – Auf ei nem Vorblatt Monogrammschildchen von Raphaël Esmerian (dessen Auk tion IV, 1973, Nr. 91: frs. 37.000). – Seit her eu ropäi scher Privat besitz.

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Krönung unserer Reihe: Le livre idéal – Henri Beraldis Exemplar auf Chinapapier, im Maroquinband von Bauzonnet 454 Mo­l ière, [Jean-Bap­t iste, Poquelin]. Œuvres de Molière. Précédées d’une notice sur sa vie et ses ouvrages par M. Sainte Beuve. Vignettes par Tony Johannot. 2 Bde. Paris, Paulin, 1835 – 1836. 1 Portrait in Holzschnitt auf Velinpapier, zusammen etwa 650 Textabbildungen und einige Schmuckinitialen in Holzschnitt. 768 S., 1 Bl. Und: 895 S. – Text in zweifachen schwarzen Rahmen gesetzt. – Auf Chi­n a­pa­pier ge­druckt. Quart (261 x 168 mm). Langgenarbte stahlblaue Maroquinbände der Zeit auf glatte Rücken, mit goldgerahmtem Rückentitel und Bandbezeichnung in Goldfiletenrahmen, die beiden dadurch abgeteilten Kompartimente mit einfachem in fünffachem Goldfiletenrahmen, auf den Deckeln einfacher in neunfachem Goldfileten-

rahmen, mit Goldfileten auf den Steh- sowie fünffachem Goldfiletenrahmen auf den Innenkanten, mit marmorierten Vorsätzen und Ganzgoldschnitt, auf dem Spiegel von Band I signiert „Bauzonnet“ (streckenweise minimal braunfleckig). Dies ist unser drittes der sehr raren Exemplare auf Chinapapier, hier obendrein im zeitgenössischen, völlig frisch erhaltenen Einband von LaurentAntoine Bauzonnet [vgl. Culot, S. 462f.; Fléty 19; Ramsden 26], und insofern auch ein interessantes Pendant zu unserem gleichfalls von ihm gebundenen Exemplar auf Velinpapier. Die Steigerung ist unverkennbar: dort Halbkalblederbände mit Filetenbündeln auf den Rücken, hier graublaues Ganzmaroquin, mit neunfachen Goldfiletenrahmen, von denen sich innen noch ein einfacher absetzt,

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auf den Deckeln. Diesen ebenso eleganten wie schlichten Dekorstil griff im 20. Jahrhundert der Buchbinder Ignatz Wiemeler wieder auf.

„Encore un coup, ceci est le livre idéal“. Und: „Acheté 1.500 francs en 1887, chez Morgand.“ (Estampes et Livres, 254).

Selbstverständlich ist auch dieses Ausnahmeexemplar von herausragender Provenienz; es gehörte niemand Geringerem als Henri Beraldi (1849 – 1931), der in La reliure du XIXe siècle räsonnierte: „De sorte que le nec plus ultra de la bonne fortune aujourd’hui, en 1895, quand on a pratiqué la bibliophilie pendant vint-cinq ans, couru les libraires tous les jours, suivi toutes les ventes, guetté et épluché tous les catalogues, est d’avoir pu recueillir, après tant de peines, une dizaine d’ouvrages illustrés, traités par Bauzonnet, sur lesquels à peine trois ou quatre seront en reliure pleine“. Dieses Nec plus ul­tra verkörperte sich ihm in der vorliegenden Trophäe:

Provenienz: Auf dem Spiegel von Band I goldgeprägtes Exlibris von Henri Beraldi (dessen Auktion III , 1934, Nr. 340: frs. 9.500).

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Mit zwei Ori­g i­nal­zeich­nun­gen von Hen­r i Mon­n ier und ei­ner wei­t e­r en von Jules Chauvet 455 Mon­n ier, Hen­r i. Les bas-fonds de la so­ciété. Pa­r is, Jules Claye, 1862. 3 hin­zu­ge­f üg­te Ori­g i­nal-Zeich­nun­gen (da­von 2 von Henri­ Mon­nier, eine von Jules Chauvet), 2 Ra­die­r un­gen von J. Chauvet (1 se­pa­rat, 1 auf Ja­pan­pa­pier), 1 dop­pel­blatt­ gro­ße Ra­die­r ung von Félicien Rops, se­pa­ra­tes Ver­fas­ser­ por­t rait in 2 Zu­stän­den (ko­lo­r iert bzw. in ro­tem Druck). 4 Bl., S. [3]-267, 1 Bl. (Tab­le), 4 lee­re Bl. – Vor­t i­tel und Ti­tel in Schwarz, Rot und Braun ge­druckt. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (243 x 156 mm). Per­ga­m entVer­l ags­ein­band auf vier von schwar­zen Dop­pel­f ileten ein­g e­faß­te Bünde, mit schwarz­g e­präg­tem Rücken­t i­ tel und dop­pel­tem schwar­z en Fi­let­en­rah­m en auf den Deckeln (be­g rif­fen). In­d i­v i­dua ­l i­sier ­t es Ex­em­plar mit Ver ­fas­ser ­w id­mung, drei Ori­g i ­n al­z eich ­nun­gen und wei­t e­r em zu­sätz­l i­chen Bild ­m a­t e­r i­a l In die­sem Buch tritt der dop­p el­b e­g ab­t e Künst ­ler Hen­r i Mon­n ier als Au­t or von acht so­z i­a l­k ri­t i­schen Dia­ lo­ g en auf, „scènes d’un réalisme pop­ u la­ i re, effrayant de vérité“ [Gay/Lemonnyer]. Nur die er­sten drei der ins­ge­samt acht Stücke wa­r en zu­vor ver­öf­fent­licht wor­den; für die üb­r i­gen ist dies die er­ste Aus­g a­be. Das Buch wur­de nur in 200 Ex­em­ pla­r en ge­d ruckt, die sämt­lich nicht in den Han­del ka­men; hier liegt es im Ver­le­ger­ein­band vor. 1865 ver­bot das Tri­bu­n al co­rrectionel de la Sei­ne die Schrift „pour out­r a­ges à la mora­le pub­l ique“ [ebd.]. Un­ser Ex­em­plar ist ein Uni­k um auf­g rund des hin­ zu­ge­f üg ­t en Bild ­m a­t e­r i­a ls: Es ent ­h ält zwei ein­ge­ bun­de­ne ori­g i­n a ­le Fe­der­z eich­nun­g en von Mon­ nier zu den Stücken Un agon­i sant und Un nuit dans un bouge, da­tiert 1868, eine Fe­der­z eich­nung von Jules Adolphe Chauvet (1828 –1898), die den kal­li­ gra­phisch in Rot ein­ge­m al­t en Buch­t i­t el um ­r ahmt, fer ­ner drei wei­t e­r e ge­sto­che­ne Ent ­w ür ­fe für ei ­nen il­lu­strier ­t en Ti­t el, da­von zwei von Chauvet (ei­ner auf Chi­n a­pa­pier, der an­de­r e se­pa ­r at auf Ve­l in­pa­pier) und ei­ner von Félicien Rops (dop­pel­blatt­g roß und in röt ­l i­chem Druck), so­w ie das ge­sto­che­ne Por ­t rait

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von Mon­n ier aus dem Jahr 1840 in zwei Zu­stän­den (ein­m al in rot ­brau­nem Druck, ein ­m al ko­lo­r iert). Die­ses Ex­em­plar wid­me­t e Hen­r i Mon­n ier per­sön­ lich Ba ­r on Os­c ar-Am­édée de Wat ­t e­v ille du Gra ­be (1824 –1901), der im fran­z ö­si­schen Mi­n i­ste­r i­u m für öf ­fent ­l i­chen Un­t er ­r icht als Di­r ek­t or der Ab­t ei­lung Sciences et Lettres am­t ier­t e. Pro­ve­n i­enz: Hand­s chrift­l i­che Ver­fas­s er­w id­mung an Ba­r on Os­c ar de Wat­t e­v ille vom No­vem­ber 1868 auf Vor­blatt. – Auf dem Spie­g el Wap­p en­ex ­l i­bris de Wat­t e­v ille, dar­u n­t er il­lu­strier­t es Ex­l i­bris von Eugène Le Sen­ne. Li­t e­r a­t ur: Car­t er­e t II , 172 f.; Drujon 46 (Teilausg. 1859); Es­ coffier 2882; Gay/Lemonnyer I, 358 f.; Rahir 547; Vica­ire V, 1017 f.




Erstausgabe im Ein­band von Simier 456 [Mon­t a­ran, Ma­r ie Co­nstance Al­bert­ine Moi­sson de Vaux, ba­r on­ne de]. Frag­mens. Na­ples et Venise. Avec cinq des­sins Par [sic] T. Gudin et E. Isabey. Pa­r is, Jules Laisné, 1836. 5 li­tho­g ra­phi­sche Ta­feln auf Chi­n a­pa­pier, mon­t iert auf Kar­ton, mit Sei­den­vor­sät­zen. 3 Bl., 358 S., 1 Bl. (Er­ra­ta). Ok­tav (205 x 127 mm). Ro­ter Saf­f i­an­band der Zeit auf vier von Blind­li­ni­en ein­ge­faß­te Bünde, mit gold­ge­präg­ tem Ti­tel in Fi­let­en­rah­m en in zwei so­wie li­nea­rem dop­ pel­ten Or­n a­m ent­rahmen in drei Rücken­fel­dern, die­ser ähn­lich auf den Deckeln wie­der­holt in­ner­h alb ei­nes dop­ pel­ten Rah­m ens aus fet­ter und ma­ge­rer Gold­f i­lete, dop­ pel­te Gold­f i­lete auf den Steh-, vier­fa­cher Gold­f ileten­rah­ men auf den In­nen­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, auf dem hin­te­ren Vor­satz si­g niert „Simier R. du Roi“ (er­stes, lee­res Bl. ent­fernt). Dies ist die Ori­g i­n al­aus­g a ­b e des er­sten Buches der Rei­s e­s chrift ­s tel­le­r in Ma ­r ie de Mon­t a ­r an

(1796 –1870), die ei­ nen Teil ih­ r er Kind­ heit und Ju­g end am Hof der Kai­se­rin Jo­seph­ine und der Kö­n i­g in Hor ­t en­se ver­brach­t e und dort eine um­ fang ­r ei­che mu­si­sche Bil­dung er­h ielt. Ihre Rei­se­er ­i n­ne­r un­gen an Ita ­l i­en ver­öf ­fent ­l ich­t e sie auf An­ re­g ung von Charles Nodier. 1838 er­schien mit Rome et Flor­ence ein Pen­dant zu Na­ples et Venise, spä­t er trat sie auch mit li­t e­r a ­r i­schen Wer­ken her ­vor. Das Buch wird il­lu­striert von fünf bei Lemercier auf Chi­n a­pa­pier ge­d ruck­t en Li­t ho­g ra­phi­en, da­von drei von Théodore Gudin (1802 –1880) und zwei von dem sehr viel be­k ann­te­r en Eugène Isabey (1803 –1886). Die­ser hat­t e wohl schon 1822 mit sei­nem Va­t er Ita­ li­en be­r eist; Nea­pel kann­t en bei­de Il­lu­stra­t o­r en von ih­r er Teil­n ah ­me an der mi­l i­t ä ­r i­schen Ex­p e­d i­t i­on nach Al­g ier 1830 als Ma ­r i­ne­m a ­ler. Ihre Bil­der gel­ ten eher Sze­nen und Men­schen als den ty­pi­schen Se­hens­w ür­d ig­kei­t en, die gleich­sam nur als Staf ­fa­ ge auf ­t re­t en.

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So zeigt das Front­ispiz von Isabey eine nea­po­li­ta­ ni­sche Ha ­fen­ge­gend mit dem rau­chen­den Ve­suv im Hin­t er­g rund, im Vor­der­g rund je­doch ei­nen Volks­ auf­l auf um ei­nen wild ge­sti­k u­l ie­r en­den Red­ner. Von Ve­ne­d ig prä­sen­t iert er uns nur die Haupt­k up­pel des Mar­k us­doms in der Fer­ne, di­r ekt vor uns se­hen wir da­f ür ein jun­ges Mäd­chen, das eben im Be­g riff ist, sei­nen Fuß in eine Gon­del zu set­z en [ge­gen­ü ber S. 253]. Von Isabey heißt es bei Thieme/Becker, „seine­ nicht sehr zahl­r ei­chen, aber ganz her ­vor ­r a­g end schö­nen Li­t ho­g ra­phi­en“ bil­de­t en „den wert ­voll­sten Teil sei­nes Wer­kes“ [Thieme/Becker 19, 235]. Gudin lieb­t e als „Ro­m an­t i­ker vom Schei­t el bis zur Soh­le […] die Dar­stel­lung ka­t a­stro­pha ­ler Er­eig­ nis­se“ [Thieme/Becker 15, 194], so auch hier: Die Schil­de­r ung ei­ner miß­glück­t en Über ­fahrt der Ver­ fas­se­r in von Is­chia nach Pro­c ida we­g en stür ­m i­ schen Wet­t ers nutzt er zur Dar­stel­lung ei­nes Bootes

in See­ not [ge­ g en­ ü ber S. 227] – eher eine stil­ le Ka­t a ­stro­phe spie­gelt sich im Bild ei ­nes Mäd­chens, das am ver­g it ­t er ­t en Fen­ster ei­ner Ge­f äng ­n is­z el­ le sitzt, da­vor ihre un­be­r ühr ­t e La­ger­statt [ge­gen­ über S. 295]. Gudin pfleg­t e „auch das Land­schafts­ fach“ [ebd.], wie an ei­ner wei­t e­r en Li­t ho­g ra­phie zu se­hen ist: Sie zeigt zwei volks­t üm­l i­che Pi­f fe­rari mit dem Golf von Nea­pel im Hin­ter­g rund [ge­gen­ü ber S. 207]. So ist die­ses Rei­se­buch mit we­n i­gen, aber eben­so ei­gen­w il­l i­gen wie cha ­r ak­t e­r i­sti­schen Il­lus­ tra­t io­nen der bei­den ro­m an­t i­schen Ma ­ler aus­ge­stat­ tet. Es ist ta­del­los in ei­nem wun­der­ba ­r en zeit ­ge­nös­ si­schen Saf ­fi­a n­band mit de­l i­k a­t er Gold­prä­g ung von Simier er­h al­t en. Li­te­r a­tur: Blanc 926 und 948; nicht bei Brivois und Car­ter­et; Cigogna 4502; DBF XV I , 1413 (Gudin); Hoefer 37, 111; Quér­a rd/ Bourque­lot V, 442 (denk­bar knapp!); Vica­i re III , 793; zu Simier: Fléty 162; Rams­den 190.

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Aus dem Besitz von Louis Lebœuf de Montgermont 457 Musaeus, [Johann Karl August]. Contes populaires de l’Allem agne. Traduits par A. Cerfberr de Médelsheim, édit ion illustrée de 300 vi gnet tes allemandes. [Auf den Um schlä gen:] Bibliothèque illustrée. 2 Bde. Paris, Gu stave Havard, 1846. Etwa 140 Textholz schnit te von Ludwig Richter (ca. 110) u. a. 3 Bl., 144 S., 1 Bl.; 4 S. ( Verlagsprospekt), 4 S. ( Verlagsprospekt). Und: 2 Bl., 140 S., 1 Bl., 1 Bl. ( Verlagsanzei gen). – Auf kräf ti gem Velinpapier. Oktav, unbe schnit ten (200 x 136 mm). Rote Halbmaroquinbän de à la Bra del, mit gold gepräg tem Rückentitel, mar morier ten Vorsät zen und ein gebun denen, illustrier ten Ori ginal-Um schlä gen (inkl. Um schlag rücken), auf den fliegen den Vorsät zen verso si gniert „V. Champs“ (Kanten minimal berieben). Mit etwa 140 Holz schnit ten, zu meist nach Ludwig Richter Der Wei ma rer Schul mann und Schrift stel ler Johann Karl Au gust Mus äus (1735 –1787) gab die von ihm ge sam melten und be arbeiteten Le genden und Sa gen erst mals 1782 –1786 in fünf Bänden als Volksmährchen der Deut schen her aus; sein „Verdienst liegt nicht nur in der frü hen Auf nah me der Volksüberlieferung, sondern auch in der bewußten Schaf fung ei nes ei genen Mär chener zähl stils“ [NDB 18, 623]. Die er ste deut sche Ausga be mit Il lu strationen von Ludwig Richter (1803 –1884) er schien 1842; sie fanden auch in diese er ste fran zösi sche Ausgabe von Alphonse Cerfberr de Médelsheim, ali as Ge orge Ma rie Mathieu Deirnwaell (1817 –1883) [Wel ler 104], Ein gang. Gu stave Havard gab beide Bände in der nur vier Titel um fas senden Rei he der Bibliothèque illustrée her aus; die für 1846 an gekündig ten Tei le III und IV er schienen nicht, wor aus sich erklärt, daß das Werk

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tat­säch­lich nur etwa die Hälf­te der auf dem Ti­tel ge­n ann­t en 300 Vi­g net ­t en ent ­h ält. Von Lud­ w ig Rich­ t er stam­ men rund 110 Zeich­ nun­gen zu den Lég­en­des de Rube­zahl, zu La nouv­el­le ma­t ro­ne d’Éphèse (Lie­bestreue), Le cherc­heur de trésors (Der Schatz­g rä­ber) und Melechsala; die Ge­schich­t e Dä­m on-Amor [I, 91 –112] wur­de von Ge­org Oster­ wald mit zehn, die On­dine [II , 41 – 78] von Ru­dolf Jor­d an mit 19 Zeich­nun­gen aus­ge­stat ­t et. Dies ist das per ­fekt er­h al­t e­ne Ex­em­plar von Lou­i s Lebœuf de Montgermont (1841 –1914), ei­nem der be­ deu­tend­sten Samm­ler in der Ge­schich­te der fran­ zö­si­s chen Bi ­blio­phi ­l ie, mit den ein­g e­bun­de­nen creme­far­be­nen il­lu­strier ­t en Ori­g i­n al-Um­schlä ­gen, in ge­d ie­ge­nen Ein­bän­den á la Bra­del von Vic­tor Cham­ps. Pro­ve­n i­enz: Lou­is Lebœuf de Montgermont, des­sen Auk­t i­on 1912, Nr. 200. – Ge­sto­che­nes Ex ­l i­bris mit Mo­no­g ramm „ AS “, d. i. An­d ré Sciama. Li­t e­r a­t ur: Brivois 294 f.; Car ­t er­et III , 93 f.; Es­c offier 1710; Gumuchian 4228; Hoff/Budde, S. 156; vgl. NDB 18, 623 f.; San­der 506, Vica­i re V, 1205 f.

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Mit 1450 Holz­schnit­t en von Cham, Da­umier, Gavarni, Grandville u. a. 458 Mus­ée ou mag­a sin co­m ique de Phil­ip­on, Con­ tenant prés de 800 Des­sins par Cham, Da­umier, Dol­let, Eu­stache, Forest, Gavarni, Grandville, Eugène Lami, Lo­ren­t z, Platt­ier, Tri­m o­let, Ver­nier et au­t res. Tex­tes par MM. Bourget, P. Bor­el, Cham, L. Huart, Lo­ren­t z, Marco Saint-Hi­la­ire et Ch. Phil­ip­on. [Bd. II:] Co­ntenant 800 Des­sins par MM. Cham de N…, Eu­stache, Font­all­ard (Charles), Forest, Gavarni, Grandville, Ja­cque, Prov­ostDu­m arc­h ais, Ch. Ver­nier; Tex­tes par MM. Cham de N…, L. Huart, Des O…., E. Mari­t us et Ch. Phil­ip­on. 2 in 1 Bd. Pa­r is, Au­bert et Cie, [1842 –1843]. Zu ­sam­m en etwa 1450 Text­holz­schnit­te. 2 Bl., 192 S., 8 S. ( Ver­lags­an­zei­gen); 2 Bl., 48 S., S. [241]-384, 14 S. ( Ver­ lags­an­zei­gen), 1 Bl. ( Ver­lags­an­zei­ge). – In zwei­spal­t i­ gem Druck in schwar­zem Rah­m en ge­setzt, 39 Sei­ten in Rot und Schwarz ge­druckt (= Liv­rai­sons 25, 30, 34, 41 und 46). Quart, un­be­schnit­ten (332 x 255 mm). Schwar­zer Halb­ ma­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit Rücken­t i­tel und -or­n a­m ent­ik in Gold­prä­g ung, Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­ten Vor­sät­z en, zwei ein­ge­bun­d e­n en, blaß­g rü­n en il­l u ­s trier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlä­g en und Kopf­g old ­schnitt, auf ei­n em Vor­blatt si­g niert „Ca­n ape“ (Kan­ten leicht berie­ben, Rücken auf­ge­h ellt, Um ­schlä­ ge re­stau­r iert und auf­ge­zo­gen, Pa­pier strecken­wei­se ge­ bräunt oder et­was braun­f leckig). „Véritable mus­ée de gra­v ur­es sur bois“ Wie konn­te man in der pul­sie­ren­den Welt­stadt Pa­r is zur Mit­t e des 19. Jahr­hun­derts noch den Über­ blick über Mo­den, Men­schen und Ten­den­z en be­h al­ ten? „Tous les Mus­ées plus ou moins pi­ttoresques sont ins­u ffisants aux my­r ia­des de têtes grotesques, qui se prés­en­tent chaque jour pour poser dans le grand ta­bleau de fa­m il­le des originaux vivants. D’où […] j’ouvre le Mus­ée Phil­ip­on“ , wand­t e sich der um­ trieb­i ge Ver­le­ger Charles Phil­ip­on (1800 –1862) in der er­sten Lie­fe­r ung die­ser Zeit ­schrift Au pu­blic: „C’est une lar­ge ad­d i­ti­on à toutes les exhibit­ions déjà co­n nues […]. C’est une il­lu­stra­t i­on fan­t astique et co­m ique. C’est une mise en scène graphique des drames, des co­mé­d ies du mon­de et des théâtres.

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C’est un reflet des ca­pri­ces, des ridicules de la mode et des im­pres­si­ons d’art“. Das Mag­a sin Phil­ip­on hielt mit sei­nen Par­odi­en und Ka ­r i­k a­t u­r en die Mit ­t e zwi­ schen Sa­ti­r e und Ko­m ik und war ge­d acht als „un joujou pour les grands enfants, les flâne­u rs, les par­ esseux, les ama­t eurs d’images“, als ein kurz­wei­l i­ger Zeit ­verteib mit ei­ner neu­a r ­t i­gen Be­t o­nung der Il­lu­ stra­t i­on: „Peu de tex­t e et beau­coup d’images, tel­le est la de­v i­se de no­t re bann­ière“. Da­bei konn­t e der Her­aus­ge­ber auf den gro­ßen Stab von Mit ­a r­bei­t ern zu­r ück­g rei­fen, der be­r eits für Le Charivari tä­t ig war; über­h aupt wur­de „co­l laborative il­lu­stra­t i­on […] the rule for the ‚mu­se­u ms of images‘ of the late 1830s and the 1840s. In­deed the­se now seem the characteristic books of the period“ [Ray]. Wie­der­keh ­r en­de Ru ­bri­ken sind Modes ridicules und die Nouv­el­le man­ière de lire les vieux aute­urs, bei der Thea­t er­sze­nen ko­m isch ins Bild ge­setzt wer­den, auch Aus­zü­g e aus Grandvilles Mét­amorph­oses du jour, die von Eugène Hi­ppolyte Forest neu ge­sto­ chen wur­den, so­w ie die fünf ­t ei­l i­ge Ge­schich­t e Pa­r is dévoilé ou les My­stères Sus von Cham, mit rot­ge­d ruck­ tem Text und schwar­z en, schat ­t en­r iß­a r ­t i­gen Zeich­ nun­gen. Honoré Da­u mier steu­er ­t e 18 Vi­g net ­t en (17 Erst­d rucke), da­von 16 zu Un voy­a ge d’ag­rément à Pa­r is bei. Ei­gent­lich war das Werk auf 100 Lie­fe­r un­gen an­ ge­legt, es wur­de je­doch nach 48 Lie­fe­r un­gen zu je acht Sei­t en be­en­det, um un­t er dem neu­en Ti­t el La Lanterne mag­ique fort­ge­führt zu wer­den [sie­he Nr. 12]. Der zwei­t e Band wur­de zu­n ächst se­pa­r at pa­g i­ niert [Liv­rai ­son 25 – 30], ehe die ur­sprüng­l i­che Pa­g i­ nie­r ung wie­der auf­ge­nom ­men wur­de. Die­ses „véritable mus­ée de gra­v ur­es sur bois“ [Brivois], „im­p ort­a nt co­m me pre­m ier tira­g e et d’un réel in­t érêt“ [Car ­t er­et] liegt wun­der­bar er­h al­t en in ei­nem Ein­band von Ca ­n ape vor. Ein­ge­bun­den sind die bei­den iden­t i­s chen Ori­g i­n al-Um­s chlä­ ge auf blaß­g rü­nem Pa­pier mit Li­t ho­g ra­phi­en nach Vivant Beau­cé: Um das Ti­t el­me­d ail­lon ord­nen sich rings­her ­u m ka ­r i­k ier ­t e Fi­g u­r en an, so ein akro­ba­t i­ scher Har­le­k in, eine Hexe, zwei Schrei­ber­l in­ge, zu zwei Bün­deln zu­sam ­men­ge­faß­t e Ma ­r io­net ­t en und zu­oberst ein mit vol­len Backen bla­sen­der Po­sau­nen­ en­gel. Pro­ve­n i­enz: Adri­a n Flüh ­m ann. Li­te­r a­tur: Bil­der­wel­ten 143 und 183, Nr. 99; Bouvy 717 – 733; Brivois 296; Car ­t er­et III , 426; Lach­è vre I, 298 f.; Oster­w al­der 230, 413, Ray II , 300; Ren­onciat 60 und 106; Rümann, Da­u mier 63; San­der 509; Vica­i re V, 1232; zu Ca­n ape: Devauc­hel­le 246 f.; Fléty 37 f.

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Die Fran­zö­si­sche Re­vo­lu­t i­on im Bild 459 Mus­ée de la révolut­ion. Histo­ire chro­no­log­ique de la révolut­ion française, co­llect­ion de su­jets des­sin­é s par Raf­fet, et gravés sur acier par Fril­ley, des­t inés à servir de co­mplément et d’ il­lu­stra­t i­on à toutes les histo­ires de la révolut­ion (Thiers, Montgaill­ard, Mignet, Lacret­el­le, etc.). Pa­r is, Per­r otin, 1834, [auf dem Um­schlag:] 1835. 45 ra­d ier­te Ta­feln auf auf­g e­walz­tem Chi­n a­pa­pier, 14 Text­h olz­schnit­te; zu ­sätz­lich 8 Zu ­stands­drucke auf auf­ge­walz­tem Chi­n a­pa­pier zu 6 Ta­feln (da­von 5 auf ge­ tön­tem Pa­pier, 5 avant la lettre, 2 lose). 2 Bl. (Ti­te­lei), 60 Bl. – Nicht pa­g i­niert. Groß-Ok­tav, un­be­schnit­ten (243 x 182 mm). Ro­ter Halb­ ma­r o­quin­band auf glat­ten Rücken, mit Rücken­t i­tel und -or­n a­m ent­ik in Gold­prä­g ung, Gold­f ileten auf den Deckeln, mar­m o­r ier­t en Vor­sät­z en, ein­g e­bun­d e­n em ro­sa­far­be­n en il­lu ­strier­ten Ori­g i­n al-Um ­schlag (inkl. Um ­schlag­r ücken) und 14 (von 18) ro­sa­far­be­n en Lie­fe­ rungs­u m ­schlä­g en, ver­so flie­g en­d em Vor­satz si­g niert

„E. Ca­ray­on“ (teils et­was stock­f leckig, ei­ni­ge Bl. nicht in chro­no­lo­g i ­scher Fol­ge ein­ge­bun­den). Mit 45 Ra­d ie­r un­gen und 8 zu­sätz­l i­chen Zu­stands­d rucken, meist nach Raf ­fet Die­se Chro­n ik der Fran­z ö­si­schen Re­vo­lu­t i­on re­fe­ riert die Ge­scheh­n is­se vom Ball­h aus­schwur der Ab­ ge­ord­ne­t en des Drit­t en Stan­des am 20. Juni 1789, mit dem die­se sich zur Ver ­fas­sung­ge­b en­den Ver­ samm ­lung er­k lär ­t en, bis zum Staats­streich Na­po­ le­ons am 18. Bruma­ire 1799, der ihn zum Er­sten Kon­sul und Al­lein ­herr­scher mach­t e. Sie ver­eint kur­z e Be­r ich­t e der her­aus­r a­gen­den Er­eig ­n is­se mit ta ­bel­l a ­r i­schen Auf­l i­stun­gen und ins­ge­samt 59 bild­ li­chen Dar­stel­lun­gen, da­von 57 von Au­g u­ste Raf­ fet (1804 –1860), dem „klas­si­sche[n] Schil­de­r er der mi­l i­t ä ­r i­s chen Ruh ­mes­t a­t en der Re­pu­blik u. des Kai­ser ­r ei­ches“ [Thieme/Becker]. Für Car ­t er­et ist die­ses Buch „un des plus im­port­a nts de la péri­ode ro­m an­t ique“.

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Das Werk ent­h ält 14 Text­holz­schnit­t e, nach Zeich­ nun­gen von Raf ­fet ge­sto­chen von Pierre Ga ­bri­el Lac­oste, so­w ie 45 ra­d ier­te Ta­feln, da­von 43 nach Raf­ fet; das Blatt zum 9 The­rmidor An 2 stammt von Tony, das zum 13 Ven­dema­ire An 4 von Al­fred Johan­not; Ste­cher war bei 25 Ta­feln Jean-Ja­cques Frilley.­Zwölf Ta­feln wa­r en schon 1832 in Au­g u­steMar­seille Bart ­hélemys Dicht ­werk Douze journées de la re­vo­lu­t i­on [vgl. Nr. 31] ge­d ruckt wor­den. Zu sechs Ta­feln sind ins­ge­samt acht vom end­g ül­t i­ gen Zu­stand teils mar­k ant ab­wei­chen­de Zu­stands­ drucke bei­ge­f ügt: Le Jeu de Paume und 5 et 6 Octobre lie­gen je­weils zu­sätz­l ich lose in vor­läu ­fi ­gem Zu­stand so­w ie noch ­m als auf ge­t ön­t em Pa­pier avant la lettre vor; gleich­falls ge­t önt und avant la lettre die Bataille de Je­m mapes und die Sé­an­c e roya­le, wäh ­r end La Ba ­stil­le auf ge­t ön­t em Chi­n a­pa­pier avec la lettre wie­ der­holt ist. Eine Be­son­der­heit stellt der zu­sätz­l i­che Pro­b e­d ruck von Al­f red Johan­nots 13 Vendémia­ire An 4 dar: Es han­delt sich um eine sei­t en­ver­kehr­t e, mo­t iv ­i sch deut ­l ich vom End­z u­stand ab­wei­chen­de Vor ­z eich ­nung mit klei ­nen Rand­z eich ­nun­gen und

avant la lettre in dun­kel­brau­nem Druck. Dies sind ex­a kt die sel­t e­nen von Raf­fet bzw. Al­f red Johan­not selbst ge­sto­che­nen Pro­be­d rucke, auf die Car ­t er­et aus­d rück ­l ich be­son­de­r en Wert leg ­t e, „pour pouvoir com­po­ser un bel ex­empla ­i re“ [Car ­t er­et III , 425]. Dem schö­nen, ex­t rem breit ­r an­d i­gen Ex­em­plar der er­sten Aus­g a ­be [vgl. die Merk ­m a ­le der Réim­pression­ bei Car ­t er­et III , 424] im Ein­ b and von Émile Ca ­r ay­on (1843 –1909) sind der il­lu­strier ­t e Ge­samt­ um­schlag so­w ie 14 der 18 Lie­fe­r ungs­u m­schlä­ge auf ro­sa ­far­be­nem Pa­pier ein­ge­bun­den. Es stammt aus dem Be­sitz von Vic­t or Mer­ci­er und Sam Clapp. Pro­ve­n i­enz: Auf dem Spie­gel das far­big il­lu­strier ­t e Ex­l i­bris von Vic­t or Mer­ci­er (1853 –1931) mit dessen De­v i­se „Libro­r um flos illiba­t us“ (des­sen Ka­t a ­log 1937, I, Nr. 418: frs. 2.100). – Sam Clapp (des­sen Auk­t i­on Chri­stie’s, Pa­r is, 2002, Nr. 582). Li­t e­r a­t ur: Beraldi V I , 174, und XI , 894 – 950; Brivois 296; Bry 23 f.; Car ­t er­et III , 422 ff.; Giacomelli, sect­ion I, Nr. V-X; Lon­ champ II , 338; Oster­w al­der 861; Rahir 556; San­der 513; Vica­i re V, 1224 ff.; zu Ca­r ay­on: Fléty 38.

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Ein Gesamt kunst werk 460 Musset, Alfred de u. a. Voyage où il vous plaira. Par Tony Johannot – Alfred de Mus set et P.-J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het zel]. Paris, J. Het zel, 1843. 63 Tafeln in Holz schnitt, 30 Textholz schnit te, 3 S. mit Noten. 2 Bl., 170 S., 1 Bl. – Auf kräf ti gem Velinpapier. Quart (260 x 182 mm). Roter Maroquinband der Zeit auf fünf mit doppelten Goldfileten ver zier te Bünde, mit goldgepräg tem Rückentitel und sechs inein an derge schachtelten fet ten, abwech selnd blind- und gold gepräg ten Rahmen in den übri gen Rückenfeldern, auf den Deckeln 14 in ein an derge schachtelte abwech selnd blind- und goldgepräg te, fet te und ma gere Rahmen, mit Goldfileten auf den Steh- und fünf fachen Goldfileten auf den Innenkanten, weißen Moirépapiervorsät zen und Ganz gold schnitt (Einband mit un scheinbaren Schabstellen und an einer Ecke mit kleiner Stauch spur, vereinzelt minimal braunfleckig).

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Die in der Se­kun­där­l i­t e­r a­t ur meist un­t er dem Namen des gro­ßen fran­z ö­si­schen Ro­m an­t i­kers Al­f red de Mus­set (1810 –1857) ge­f ühr ­t e Voy­a ge où il vous pla­ira ist in Wirk ­l ich­keit ein ei­gen­a r ­t i­ges Ge­mein­schaftsund Ge­samt ­k unst ­werk, das hier in er­ster Aus­g a ­be vor­l iegt. „L’idée d’écr­i re ce livre a été suggérée par Tony Johan­not“ [S. 169], wird im Nach­wort ver­si­ chert; der ei­gent ­l i­che Ver ­fas­ser war der Ver­le­ger, P.-J. Stahl, ali­a s Pierre Jules Het­z el. Da das Haupt­ ge­w icht auf der ab­u n­d an­t en Be­bil­de­r ung mit fast 100 Holz­schnit­t en liegt, ist denk­bar, daß der Text – „a trifle“, wie Ray meint – oh­ne­h in eher zu den Bil­ dern ge­schrie­ben wur­de, als daß er selbst die „op­ por ­t un­ities […] for Johan­not’s fant ­a stic in­vent ­ions“ ge­l ie­fert hät ­t e. Al­f red de Mus­set wie­der ­u m be­fand sich „ma­la­de au mo­ment de la pu­blic­at­ion de ce livre“ [Quér­a rd/Bourque­lot], so daß sein Bei­t rag „est très fai­ble. Il n’y a don­né que Ma­r ie, son­net […], et Rap­pel­le-toi, stances avec la mus­ique de Mo­zart“. Auch die­se bei­den Ge­d ich­t e wur­den je­den­falls in­ spi ­r iert von den Zeich ­nun­g en und ge­s chrie­b en „sous le charme du ta­lent de Johan­not“ [Adhémar/ Séguin], wie Mus­sets Bru­der be­r ich­t e­t e.

Der Plot ist schnell er­z ählt: Ein rei­se­f reu­d i­ger jun­ ger Mann ver­brennt sei­ne Samm ­lung mit Rei­se­l i­t e­ ra­t ur, weil er in den Haus- und Ehe­stand ein­t re­t en will. Da­n ach ver­f ällt er in schwe­r e Alb­t räu­me. Ein me­phi­sto­phe­l i­scher Jean Wal­t er bie­t et sich ihm als Füh­r er auf der Voy­a ge où il vous pla­ira an, in eine aben­t eu­er­l i­che und ma ­k ab­r e Welt, die von Mon­ stern und Dä­mo­nen in der Art von Hie­ro­ny­mus Bosch be­völ­kert wird. Die zar ­t e ro­m an­t i­sche Lie­be wird be­d rängt und kon­t er­k a ­r iert von ih­r er häß­l ichbe­d roh ­l i­chen „Nacht ­sei­t e“. Für Gor­don N. Ray sind die Il­lu­stra­t io­nen „am­ong the most ori­g i­n al and amu­sing in all of Johan­not’s work“; Car­ter­et fand das Werk „supérieurement exé­c uté, char ­m ant co­m me tex­t e et illustrat ­ions“ und voll­kom­men zu Recht nann­te er es „un très beau spécimen de l’époque ro­m an­tique par son ori­g i­n al­ité“. Li­t e­r a­t ur: Adhémar/Séguin 50; Beraldi V III , 273, Nr. 56; Brivois 416; Car ­t er­et III , 596; Clou­a rd 5; Lon­c hamp II , 340; Ma­r ie 102; Oster­w al­der 539; Quér­a rd/Bourque­lot V, 494; Rahir 558; Ray II , 265; San­der 516; Vica­i re V, 1252 f.

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Im sehr sel­t e­nen Ver­le­ger-Lu­x us­ein­band 461 Mus­set, Al­fred de u. a. Voy­a ge où il vous plaira. Par Tony Johan­n ot – Al­fred de Mus­set et P.-J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het­zel]. Pa­r is, J. Het­zel, 1843. 63 Ta­feln in Holz­schnitt, 30 Text­holz­schnit­te, 3 S. mit No­ten. 2 Bl., 170 S., 1 Bl. – Auf kräf­t i­gem Ve­lin­pa­pier. Quart (260 x 185 mm). Ver­le­ger­ein­band von ro­tem Saf­ fi­an auf glat­ten Rücken, mit gold­ge­präg­ter Rücken­il­lu­ stra­t i­on, gold­ge­präg­te Deckel­plat­ten mit brei­tem, mit Ran­k en­werk ge­f üll­tem Rah­m en zwi­schen fet­ten Fi­let­ en auf schraf­f ier­tem Grund, dar­in je­weils un­ter­schied­ li­c he Il­lu ­stra­t io­n en, mit gel­ben Glanz­pa­pier­vor­sät­ zen und Ganz­g old ­schnitt, in mit Filz aus­ge­schla­ge­nem Papp­schu­ber (vor­de­rer Spie­gel un­ten rand­ge­bräunt, S. 157 f. mit Eck­ab­schnitt ohne Text­ver­lust, ganz ver­ein­zelt ge­r ing fin­ger­f leckig). Die er­ste Aus­g a ­be in dem be­r ühm­t en, sehr sel­t e­nen Ver­le­ger­ein ­band Un­ser zwei­tes Ex­em­plar der von Tony Johan­not phan­t a ­stisch il ­lu­strier ­t en dä ­mo­n i­s chen ‚Lie­b esDystopie‘ zeich­net sich durch den schö­nen Ver­l ags­ ein­band aus, „rar­issime en ma­r o­q uin [recte: cha­ grin!] de l’époque a fers spéciaux“, wie es nicht ganz kor ­r ekt im be­r ühm­t en Mag­g s-Ka­t a ­log 661 heißt [Mag­g s 661, Nr. 250; vgl. ebd. Ta­fel LXXXIV, so­ wie Mal­avieille 192, Nr. 74]. Die ver­gol­de­t en Deckel­ plat­ten sind nicht nur „très ca­racteristique; tres fi ­nement gravée“ [Car ­t er­et], son­dern grei­fen in­h alt­ lich die Buch­i l­lu­stra­t i­on Johan­nots durch­aus ei­gen­ stän­d ig und krea­t iv auf. Das Mo­t iv auf dem Vor­der­deckel mo­d i ­fi ­z iert die Ab­bil­dung auf der vor­letz­t en Ta ­fel: Zärt ­l ich be­ rührt die Aus­ er­ w ähl­ t e den im Ses­ s el träu­ men­ den jun­gen Mann an der Schul­ter, und wäh­r end sich auf der Ta­fel die gro­tes­ken Ge­spen­ster noch ver­g nügt in der At­mo­sphä­r e tol­len, lö­sen sie sich hier in Rauch und Ne­bel auf. Die sei­ten­ver­kehr­te Dar­stel­lung auf der ‚Schau­sei­te‘ des Bu­ches, ver­ kehrt da ­m it auch die ur­sprüng­l i­che Bild­aus­sa­ge, in­ dem sie die be­u n­r u­h i­gen­de Rol­le der Frau ge­r a­de de­men­t iert. Mit wel­cher Ab­sicht auch im ­mer die­se Ab­wand­lung vor­ge­nom ­men wur­de – ge­r a­de dar ­i n

spie­gelt sich – un­f rei­w il­l ig? – die Dop­pel­bö­d ig­keit der ‚ro­m an­t i­schen‘ Lie­be. Die Il­lu­stra­t i­on auf dem Hin­t er­deckel hat kein di­r ek­t es Vor­bild im Buch, sie ist je­doch das Ge­gen­ stück zum Mo­t iv vor­ne, in­dem nun die träu­mende Frau ge­ z eigt wird: Die­ s e ruht ganz ent­ spannt schlum ­mernd und ge­b or­g en in ei­nem of ­fe­nen Schlit­ten. Ei­nen Be­w a­cher ih­res Schlafs hat sie nicht zur Sei­te – da­b ei sind ih­r em Traum­ge­f ährt zwei ve­r i­t a ­ble Mon­stren vor­ge­spannt …

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Ex­em­plar tel que paru, mit ei­ner un­pu­bli­zier ­t en Il­lu­stra­t i­on 462 Mus­set, Al­fred de u. a. Voy­a ge où il vous plaira. Par Tony Johan­n ot – Al­fred de Mus­set et P.-J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het­zel]. Pa­r is, J. Het­zel, 1843. 63 Ta­feln in Holz­schnitt, 30 Text­holz­schnit­te, 3 S. mit No­ten; zu ­sätz­lich 5 Pro­be­drucke auf Chi­n a­pa­pier. 2 Bl., 170 S., 1 Bl.; bei­lie­gend 4 S. ( Ver­lags­pro­spekt). – Auf kräf­t i­gem Ve­lin­pa­pier. Quart, völ­lig un­be­schnit­ten (etwa 275 x 205 mm). Lose La­gen und Ta­feln, in 31 (von 32) il­lu­strier­ten Lie­fe­r ungs­ um ­schlä­gen und in zwei­far­big be­druck­ter il­lu ­strier­ ter Ori­g i­n al-Bro­schur, in ro­ter, mit wei­ßer Moi­ré­sei­de aus­ge­leg­ter Halb­m a­r o­quin­k as­set­te mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und floral-li­n ea­rer Rücken­ver­g ol­dung so­ wie Gold­f ileten auf den Deckeln, si­g niert „Devauc­hel­le“ (Ge­l en­k e der Kas­s et­t e ober­f läch­l ich an­g e­platzt, Um ­schlä­ge mit teils un­ter­leg­ten Läsu­ren, ei­ni­ge Bl. mit klei­ne­ren Rand­ein­r is­sen). Un­be­schnit ­t e­nes Ex­em­plar in den Lie­fe­r ungshef ­t en, mit fünf Pro­be­d rucken, da­von ei­ner un­pu ­bli­z iert Die­ses Ex­em­plar der Voy­a ge où il vous pla­ira liegt noch so vor, wie es vom Ver­l ag her­aus­ge­ge­ben wur­ de: in den lo­sen, un­be­schnit­t e­nen La­gen und Tafeln, ­i n 31 (von 32) il­lu­strier ­t en grau­en Lie­fe­r ungs­u m­ schlä­gen, mit dem ori­g i­n a ­len creme­far­b e­nen, in Schwarz und Rot be­d ruck­t en Ge­s amt ­u m­schlag – so­g ar der vier­sei­t i­ge Ver­l ags­pro­spekt liegt bei. Dar ­ü ber hin­aus wur­de un­ser Ex­em­plar mit fünf Fumés auf Chi­n a­pa­pier be­stückt: Drei von ih­nen sind Pro­be­d rucke avant la lettre der Ta­feln zu den Sei­t en 32, 77 und 95, der vier­t e gibt die fast ganz­

sei­t i­ge Il­lu­stra­t i­on auf den Lie­fe­r ungs­u m­schlä­gen mit pro­v i­so­r i­schem Text wie­der, der fünf­t e aber ist ein ku­r io­ses Rarum: Ein an der Erde kau­ern­der ha­ ken­n asi­ger Rie­se blickt uns aus Glubsch­au­gen wie er­tappt von der Sei­te an: Auf sei­nem Schoß und in sei­nen Hän­den er­kennt man lau­t er leb­lo­se Men­ schen ­kör ­p er, meh ­r e­r e halb ver­spei­ste ra ­gen auch noch aus sei­nem Maul – eine gro­t es­ke kan­n i­ba ­l i­sche Freß­sze­ne! „Het­z el n’osa pas pub­l ier cette planche“, ver ­r ät eine zar ­t e Blei­stift ­no­t iz am un­t e­r en Bild­r and.

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Mit zwei Original-Zeichnungen von Tony Johannot und zahlreichen Probedrucken, Samm lungen Roudinesco und Bonnasse 463 Musset, Alfred de u. a. Voyage où il vous plaira. Par Tony Johannot – Alfred de Mus set et P.-J. Stahl [d. i. Pierre Jules Het zel]. Paris, J. Het zel, 1843. 63 Tafeln in Holz schnitt, 30 Textholz schnit te, 3 S. mit Noten; zu sätzlich 1 Bl. mit 2 Ori ginal-Zeichnun gen Tony Johannots und insge samt 55 Probedrucke auf Chinapapier. 2 Bl., 170 S., 1 Bl.; 2 Bl. ( Verlagsprospekt); 2 Bl. (dito); 4 S. (dito) – Auf kräf ti gem Velinpapier. Quart, kaum be schnit ten (267 x 195 mm). Langgenarbter dunkel grüner Maroquinband auf glat ten Rücken, mit gold gepräg tem Rückentitel zwi schen Arabesken, breiter Rahmen aus den selben Arabesken auf den Deckeln, mit von Goldpunkten unterbrochener Goldfilete auf den Steh- und fet ter Goldfilete auf den Innenkanten, mit bei gen Lederdoublüren und mit blaßgrüner Seide bezogenen Vorsät zen, ein gebun denem, schwarz und rot bedrucktem und illu strier tem Ori ginal-Um schlag (inkl. Um schlag rücken) und illu strier tem Um schlag der ersten Lieferung auf grau em Papier, mit Ganz gold schnitt über Témoins, gebun den von „E. & A. Maylan der“ (Si gnatur auf Spiegel) nach Entwurf von „A. Roudinesco“ (ebd.), in Halbmaroquinchemi se mit gold gepräg tem Rückentitel

und mit Filz ausge schla genem Pappschuber mit Maroquinkanten, ebenfalls si gniert von Maylan der. Getrüffeltes Exemplar – da bei ein Blatt mit zwei Ori gi nal-Zeich nun gen Johan nots Ein oh nehin „très beau spécimen de l’époque romantique“ [Car ter et] und unter den zahl reichen Werken Tony Johan nots ei nes der „most ori gi nal and amu sing“ liegt hier in ei nem getrüffelten Exemplar vor, das kaum ei nen bi bliophi len Wunsch of fen läßt. Unik alen Cha rak ter erhält es durch ein sepa rates Blatt (202 x 172 mm) mit zwei ori gi na len Blei stift zeich nun gen Johan nots. Die eine gibt die untere Hälf te des Front ispizes wieder: ein f a nierendes Paar zwi schen mon strösen Reitern, ani mali schen Gefähr ten und Kut schen, die al le samt in den geöff neten Schlund ei nes Berg-Gei stes ein fahren – dessen Oberkör per hier jedoch nicht dar gestellt ist und au gen schein lich erst in ei nem zweiten An gang hin zuer funden wur de. Die Zeich nung darunter zeigt das Motiv der Kopf vi gnet te von Seite 5, ein gefü geltes Riesenei mit vor gespannter Pfer deQuadri ga, auf des sen Ober seite sich eine An zahl

– 1474 –


Men­schen als Pas­s a­g ie­r e auf ­h ält. In Hän­den hält man ein frap­pie­r en­des Blatt aus dem 19. Jahr­hun­ dert, un­si­cher, ob es auf Brueghel und Bosch zu­ rück- oder aber auf den Sur­r ea­l is­mus vor­aus­weist. 50 der ins­ge­samt 63 Holz­schnitt-Ta­feln sind noch ein ­m al als Pro­b e­d rucke auf Chi­n a­pa­pier vor­h an­ den, meist avant, ver­ein­zelt avec la lettre; eine wei­t e­r e [vor S. 95] als sei­t en­ver­kehrt ge­sto­che­ne Trip­let ­t e. Be­son­ders in­t er­e s­sant und von unik­a lem Cha ­r ak­ ter sind drei zu­sätz­l i­che Pro­be­d rucke, die letzt ­l ich kei­nen Ein­g ang ins Buch fan­den: ein mit meh­r e­ ren Sze­nen il­lu­strier ­t er Zwi­schen­t i­t el mit der Auf­ schrift „In­itiat­ion et Mal­éfices“ [nach S. 4], der nicht von Johan­not, son­dern von A. Lac­oste ge­z eich­net wur­de und in zwei ver­schie­de­nen Druck ­z u­stän­den vor­l iegt, so­w ie zwei wei­t e­r e Ta ­feln auf Chi­n a­pa­pier [nach S. 76, nach S. 148]. Die eine knüpft in­t er­essan­t er ­wei­se the­m a­t isch an die gro­t es­ke kan­n i­ba ­l i­sche Sze­ne an, de­r en Pro­be­d ruck dem vor­a n­ge­g an­ge­nen Ex­em­plar bei­l iegt; hier geht es nur schein­bar zi­v ili-­ ­sier ­t er zu: Der Ro­m an­prot ­a go­n ist Franz soll mit Mes­ser und Ga­bel sei­ne Braut und sich selbst, in ein Sa­lat­blatt ge­w ickelt, ver­z eh­r en – doch auch in die­ser Ein­k lei­dung war das Mo­t iv dem Pu­bli­k ums­ ge­schmack of ­fen­bar nicht zu­z u ­mu­t en.

Der zwei­far­big be­d ruck­t e il­lu­strier ­t e Ori­g i­n alUm­schlag, der il­lu­strier ­t e Um­schlag der 1re Liv­raison ­so­w ie drei ver­schie­de­ne il ­lu­strier ­t e Ver­l ags­a n ­k ün­ di­g un­gen des Wer­kes ver ­voll­stän­d i­gen die bi­blio­ phi­le Aus­stat ­t ung un­se­r es Ex­em­plars. Selbst ­ver­ständ­l ich ist auch die Pro­ve­n i­enz be­deut­ sam. Alex­a n­d re Roudinesco (1883 –1974), Arzt und Be­g rün­der der bi ­blio­phi­len Ver­ei ­n i­g ung Scrip­ta et Pi­c ta, ließ das Buch nach ei­ge­nem Ent­w urf im „ate­lier célèbre“ [Fléty 125] von Émile und An­d ré Mayl­a n­der bin­den und ver­säum­te nicht, auch sei­ ne bei­den ori­g i­n a ­len Ent ­w urfs­z eich­nun­gen für die Rücken- und Deckel­ornamentik bei­z u­le­g en. Ge­ schützt wird der per ­fekt er­h al­t e­ne pre­z iö­se Ganz­ ma ­r o­q uin­band von Che­m i­se und Schu­ber in pas­ sen­der Auf­m a­chung. Spä­t er be­fand sich der Band in der Samm­lung des Mar­seil­ler Ban­k iers und Bi­blio­ phi­len Hen­r i Bon­n as­se (1899 –1984), zu­letzt in der des Samm ­lers und An­t i­q uars Adri­a n Flüh ­m ann. Pro­ve­n i­enz: Il­lu­strier ­t es Ex ­l i­bris von Alex­a n­d re Roudinesco ver­so flie­gen­dem Vor­satz (des­sen Auk­ ti­on 1967, I, Nr. 130: frs. 4.900). – Ge­gen­ü ber auf ei­nem Vor­blatt das gold­ge­präg ­t e Ex ­l i­bris von Henri ­B on­n as­s e (des­s en Ka­t a ­log II , 1982, Nr. 83: frs. 39.000). – Dar ­u n­t er Adri­a n Flüh ­m anns Mo­no­ gramms­childchen „awf “.

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Die Aff­iche nach Tony Johan­not zur Voy­a ge où il vous pla­ira 464 [Mus­set, Al­fred de u. a.] Johan­not, Tony. [Plakat:] Voy­a ge où il vous pla­ira. Par MM. Tony Johan­not – Al­f red de Mus­set – P.-J. Stahl. [Pa­r is], J. Het­zel, [1843]. 1 il­lu ­strier­tes lithographiertes Bl. In mo­der­nem ver­gla ­sten ka ­sta­ni­en­brau­nen und schwarz um­ran­de­ten Holz­rah­men (735 x 555 mm) (Falz ­spu­ren von dop­pel­ter Fal­t ung, schwa­che Feucht­rän­der). Neu kom­po­n iert für die Aff ­iche – großformatiges ‚Kom­plex­bild‘ von Tony Johan­not Das Pla­k at lädt zu ei­ner Buch­sub­skrip­t i­on ein – und gleich­z ei­t ig zu ei­ner zwie­späl­t i­gen „Rei­se, wo­h in es Euch ge­f ällt“, wie aus der ganz­sei­t i­gen Il­lu­stra­t ion un ­m iß­ver­ständ­l ich her ­vor­geht: Im Vor­der­g rund hat sich ein dick ­bäu­chi­ger platt ­f üßi­ger Kerl mit ei­ner La­t er­ne in der Hand ne­ben dem an ei­nen Holz­pfo­ sten ge­n a­gel­t en ‚Ti­t el-Schild‘ auf­ge­stellt. Dar­auf wird in et­was kra­keli­ger (Hand-)Schrift die Rei­se an­ ge­k ün­d igt, de­r en ver­spro­che­ne An ­nehm ­l ich ­keiten ­i n un­a n­g e­neh ­mem Kon­t rast zu der un­g e­stal­t en Fi­g ur des nacht ­w äch­t er­h af ­t en Aus­r u­fers ste­hen. Auch der seit ­l ich kau­ern­de und grim ­m ig zäh­ne­flet­ schen­de Vier­bei­ner, eher eine Art Höl­len­hund, flößt kein Ver­t rau­en ein; un­heim­l ich ist auch die vo­lu­m i­ nö­se Öl­lam­pe, auf der sich ein le­ben­d ig schei­nen­ des Ge­sicht mit durch­d rin­gen­dem Blick ab­z eich­net. Im Mit­t el­g rund geht es schon los: Eine gan­z e Schar Rei­se­w il­l i­ger drän­gelt sich un­ge­stüm durch eine Öff­nung in eine Art Ki­ste, auf der fei­xend ein groß­ nasi­ges Männ­lein mit zu Ber­ge ste­hen­den Haa ­r en hockt. Durch die­sen en­g en Schlund muß of­fen­ sicht ­l ich, wer die sich im Hin­t er­g rund ma­je­stä­t isch ab­z eich ­nen­de Berg- und Kü­sten ­l and­schaft er­le­ben will, in der Rei­t er, Kut­schen und Se­gel­boo­t e un­t er­ wegs sind. So­g ar am Him­mel tut sich et­was: Eine Men­schen­g rup­pe läßt sich auf ei­nem ge­flü­gel­t en Ei durch den Äther tra­gen. Hat­te Gor­don N. Ray ge­meint, das Buch, zu dem Al­fred de Mus­set am we­n ig­sten bei­t rug, habe nur als An­laß für Tony Johan­nots „fant­a stic in­vent­ions“

als Zeich­ner ge­d ient, so wird de­r en ei­gen­stän­d i­ge Aus­d rucks­k raft auf die­ser Aff ­iche voll­ends deut ­l ich: Drei ver­schie­de­ne Ab­bil­dun­gen aus dem Buch wer­ den hier rekom ­bi­n iert, ad­ap­t iert und mit Zu­t a­t en er­g änzt, um sich zu ei­ner ku ­mu­l a­t i­ven Aus­sa­ge zu­ sam ­men­z u­schlie­ßen. Der im Mit ­t el­punkt ste­hen­de ‚Wer­ber‘ mit sei­nem Hund ist eine sei­t en­ver­kehr ­t e Ad­ap­t i­on der Ta ­fel ge­gen­ü ber der Sei­te 85 im Buch – dort ist er ein Bau­ern­k necht, der eine Tür öff­net. Hier hat er die ent ­spre­chen­de Hand in der Man­t el­t a ­sche ver­bor­ gen, da ­f ür be­leuch­t et er mit sei­ner La­t er ­ne un­heim­ lich das hin­ter ihm mäch­tig auf­ra­g en­de Schild. Die­se Er­g än­z ung hat im Buch kein Pen­d ant, eben­ so­we­n ig die ver­leb­en­d ig ­t e Öl­l am­p e und ein im Vor­der­g rund auf dem Pfla­ster lie­gen­der Zet ­t el mit An­g a­ben zu der Zahl der Liv­rai ­sons, Prei­sen und der Ver­l ags­adres­se. Die merk­w ür­d i­ge Ki­ste im Mit­t el- und die Land­schaft im Hin­t er­g rund ge­b en in star­ker Ver­g rö­ß erung ­d ie halb­sei­t i­ge Ab­bil­dung zum Avant-Pro­pos [S. 1] wie­der, mit ei­ner zweck­d ien­l i­chen Mo­d i ­fi ­k a­t i­on: Wäh­rend im Buch über der Öff­nung das Wort „Départ“ an­ge­bracht ist, steht auf dem Pla­k at pas­ send­er­wei­se: „On sou­scrit ici“ – auch ein gön­ner­ haft-iro­n i­scher Kom ­men­t ar Johan­nots zu dem gro­ ßen An­k lang, den die­ses „très beau spécimen de l’époque ro­m an­t ique par son ori­g i­n al­ité“ [Car ­t er­et] beim Pu­bli­k um fand. Das merk­w ür­d i­ge Flug­ob­jekt am Him ­mel zi­t iert, wie­der ­u m sei­t en­ver­kehrt, die Kopf ­v i­g net ­t e zum er­sten Ka­pi­t el des Bu­ches [S. 5]. So ver­ei­n i­gen sich in der Il­lu­stra­t i­on des Pla ­k ats ver­schie­de­ne Etap­pen der ‚Le­se­r ei­se‘: von der Kun­ den­a n­spra­che, über die Sub­skrip­t i­on bis hin zur sur ­r ealen ‚Him ­mel­fahrt‘ als äs­t he­t i­schem Er­leb­n is. Das groß­for ­m a­t i­ge li­t ho­g ra­phi­sche ‚Kom­plex ­bild‘ er­weist sich da­m it nicht nur als nütz­li­ches Wer­be­ mit ­t el, son­dern auch als künst­le­r i­sche Lei­stung von ei­ge­nem Wert, die eine ge­son­der ­t e Be­t rach­t ung ver­ dient – ge­r ahmt und un­t er Glas.

– 1482 –



Zwei Ex­em­pla­r e auf Chi­na­pa­pier 465 Mus­set, Paul de. Mon­sieur le Vent et Ma­d ame la Pluie. Vi­g net­tes par Gér­ard Séguin. [Vor­ge­bun­den:] Gozlan, Léon. Aven­t u­res merveilleuses et touch­an­tes du prince Chène­vis et de sa je­une sœur. Vi­g net­tes par Bertall. [Le nouveau mag­a sin des enfants 7 und 10]. Zu­sam­m en 2 in 1 Bd. Pa­r is, J. Het­zel, 1846. Front­i spiz in Holz­schnitt (nach­ge­bun­den), 84 Text­holz­ schnit­te. Und: Front­i spiz in Holz­schnitt (nach­ge­bun­den), 94 Text­holz­schnit­te. [4] S., III S., 110 S. Und: [4] S., III S., 115 S., [2] S. ( Ver­lags­an­zei­gen). – Ein­sei­t ig be­druckt und in Blatt­zäh­lung – Auf Chi­n a­pa­pier. Ok­tav (194 x 133 mm). Ge­glät­te­ter kö­nigs­blau­er Ma­r o­ quin­band der Zeit auf fünf schma­le, mit Gold­f ileten ver­ zier­te Bünde, mit gold­ge­präg­tem Rücken­t i­tel und or­n a­ men­ta­ler Fi­let­en-, Point­illé- und Punkt-Ver­g ol­dung in den üb­r i­gen Rücken­fel­dern, mit drei­fa­chem Gold­f ileten­ rah­m en auf den Deckeln, dop­pel­ten Gold­f ileten auf den Steh- und Dent­el­le­bor­dü­re auf den In­n en­k an­ten, mit mar­m o­r ier­ten Vor­sät­zen und Ganz­g old ­schnitt, auf dem Spie­gel si­g niert „Allô“ (Rücken mi­ni­m al auf­ge­hellt). Zwei Ex­em­pla ­r e auf Chi­n a­pa­pier in ei­nem Band, ge­bun­den von Charles Allô Zwei Erst­ aus­ g a­ b en aus der Rei­ he des Nouveau mag­a sin des enfants lie­gen hier auf ein­sei­t ig be­d ruck­ tem Chi­n a­pa­pier vor, per ­fekt er­h al­t en in ei­nem de­ko­r a­t i­ven Ganz­m a ­r o­q uin­band von Charles Allô, ei­nem der „grands maîtres“ [Devauc­hel­le 28] des Se­c ond Em­pire, tä­t ig von etwa 1850 bis 1875. Dies ist das von Car ­t er­et er ­w ähn­t e Ex­em­plar, das 1923 nach der Auf­lö­sung der Bi­blio­thek von Ma­d ame Lou­is Loviot für 490 Francs ver­stei­gert wor­den war. Paul de Mus­set (1804 –1880) war – wenn er auch stets be­schei­den hin­t er sei ­nem be­r ühm­t e­r en jün­ge­r en Bru­der Al­f red zu­r ück­stand – „un écrivain spi­r ituel ­“ [DLF II , 191], des­sen Schrif­t en „se dis­t inguent par le bon goût, l’élégance et la so­briété“ [Hoefer 37, 45] – Ei­gen­schaf ­t en, die ihm ins­be­son­de­r e bei ei­ nem Ju­gend­buch wie die­sem zu­g u­t e­k a ­men. Die fast 100 Vi­g net­ten schuf Jean Al­fred Gér­a rd Séguin

(1805 –1875), der in der­sel­b en Rei­he spä­ter auch Ar ­sène Houssayes Le royaume des roses il­lu­strier­ te [vgl. Nr. 323]. Die Bil­der zu Léon Gozl­a ns mär­ chen ­h af ­t er Kin­der­ge­schich­t e ge­hö­r en in die Rei ­he „gu­t er Bert ­a llsc­her Il­lu­stra­t io­nen“ [Rümann]. Pro­ve­n i­enz: Auk­t i­on Ma­d ame Lou ­i s Loviot, März 1923, zi­t iert bei Car ­t er­et. Li­t e­r a­t ur: Beraldi II , 47, Nr. 10, bzw. XII , 22; Brivois 178 f. bzw. 302; Car ­t er­et III , 278 und 447 bzw. 429 und 446 (zi­tiert die­ ses Ex­em­plar); Oster­w al­der 128 bzw. 972; San­der 307 bzw. 517; Vica ­i re III , 1084 f., und V I , 229, bzw. V, 1315, und V I , 229; zu Gozlan au­ß er­dem: Es­c offier 1711; Hoefer 21, 524; Quér­a rd/ Bourque­lot I V, 144; Rümann 192; Talv­a rt/Place V II , 299, Nr. 15; zu Mus­s et: Gumuchian 4241; San­der 517; Thieme/Becker 30, 452; zu Allô: Devauc­hel­le 28 und 243; Flety 10.

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