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Das Gemeindehaus von Ebelsberg
Wie viele andere Häuser des Marktes, wurde auch das Gemeindehaus (Ebelsberg 11, heute: Fadingerplatz 14) während der Kampfhandlungen vom Mai 1809 zerstört. An seinen Wiederaufbau erinnert die an der Attika angebrachte Tafel mit der Inschrift: „Zur Erinnerung der Wiederaufbauung nach dem unglücklichen Tag, dem 3. Mai 1809“. Nach dem ersten Weltkrieg wurden zusätzlich zwei schwarze Marmortafeln zum Gedenken an die Gefallenen angebracht. Beide befinden sich heute am Ebelsberger Friedhof.
Das Haus gehörte einst zur Herrschaft Ebelsberg, die Erstnennung erscheint im Jahr 1526. Der Besitzer war damals ein Bäcker, der auch das Gastgewerbe ausübte. 1872 erwarb die Gemeinde Ebelsberg das Haus von Klara und Josef Kleebinder, sie betrieben dort seit 1853 ein Gasthaus. Josef Kleebinder (*1800†1886) war beim Verkauf des Hauses auch Ebelsberger Gemeinderat, gemeinsam mit dem Gastwirt Josef Schallauer und dem Bauern Georg Angerer (Ufer
6). Im Gemeindeausschuss waren damals die Bauern Georg Forster (Pichling 18), Josef Reder (Fischdorf 3), Mathias Heibl (Ölkam 16), Franz Ziehesberger (Wambach 13), Elias Prielinger (Wambach 14), tätig. Der Bürgermeister war zu dieser Zeit der Bauer Josef Mathe (Napoleonhof, Gottschaling 12). Mit 1. November 1938 wurde die selbstständige Gebietskörperschaft Ebelsberg unter dem Naziregiem beendet und der Stadt Linz angeschlossen. Die Marktkommune Ebelsberg (=Verwaltungsorgan des Marktvermögens) musste aufgelöst werden und das ganze Vermögen ging an die Stadt Linz über. Somit auch das Gemeindehaus, es wurde jedoch bis 1968 als Amtsstelle des Bürgermeisters weitergeführt. Damas bewohnte der Maler und Grafiker Hans Pertlwieser mit seinen fünf Kindern das Gemeindehaus. Er war bereits illegal für die NSDAP tätig und erhielt 1938 eine Anstellung beim Gaupropagandaamt Oberdonau. Er war von der „Neuen Ideologie“ so überzeugt, dass er das ganze alte
Gemeindearchiv, das kistenweise am Dachboden lagerte, im Ofen verheizte.
Die letzte große Renovierung des Gemeindehauses erfolgte 1982. Damals wurde auf der Ostwand des Hauses ein Kreuz angebracht und durch die Schrifttafel des Bildhauers Thomas Pühringer ergänzt. Das Kreuz wurde von Leopold Forstner als Brückenkreuz für die alte Bogenbrücke angefertigt und schmückte diese von der Eröffnung 1928 bis zu ihrem Abbruch 1973. Bei der Renovierung verschwanden jedoch die drei Gefäße die den Dachgiebel zierten.
Damals war im Haus ein SJ-Jugendclub untergebracht. Später erwarb die GWG das Haus. Seit längerem ist nun die GWG bemüht, im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt, eine gesamtheitliche Lösung für die Renovierung zu finden. Aktuell wird die Einreichplanung für das Projekt erarbeitet, welches neun Wohnungen und ein Geschäftslokal an der Platzseite enthalten wird. Für Ende 2023 ist der Baubeginn geplant.