Biografien: Verteidiger des Glaubens

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Liebe Herold-Leser, die Apologetik, die Verteidigung des christlichen Glaubens (vom Griechischen Apologia [ἀπολογία], „Verteidigungsrede“), ist seit Entstehung der Gemeinde Jesu ein wichtiger Teil der Verkündigung des Evangeliums. Schon die Apostel waren gezwungen, nicht nur zu predigen, dass allein in Jesus Christus die Umkehr zu Gott und die Vergebung der Sünden zu finden sind, sondern diese gute Botschaft und was damit zusammenhängt auch zu verteidigen – und zwar vor Irrlehren, Angriffen und vor Verwässerungen, sowohl von außen als auch von innen. Schließlich hatte Jesus vorausgesagt, dass man seine Nachfolger einmal vor die Gerichte der Synagogen und Machthaber schleppen würde, damit sie sich wegen ihres Glaubens verteidigen; „dann“, so Jesus, „macht euch keine Sorgen, wie ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt! Denn der Heilige Geist wird euch in derselben Stunde lehren, was ihr sagen müsst“ (Lk 12,11-12 - EÜ).

Entgegen der Meinung mancher Christen sagte Jesus damit nicht, dass wir uns nicht intellektuell mit den Inhalten des Evangeliums auseinandersetzen müssten, um auf Gespräche mit Nichtchristen vorbereitet zu sein; wir sollen nicht einfach nur darauf warten, dass der Heilige Geist uns etwas eingibt, das wir sagen können. Denn erstens ist Jesu Appell „macht euch keine Sorgen“ kein Gebot, sondern eine Ermutigung. In den vorherigen Versen von Lukas 12 geht es um den Konflikt zwischen Menschenfurcht und Gottesfurcht; so auch hier, in den Versen 11 und 12. Jesus will die Apostel für die bevorstehende Zeit der Verfolgung wappnen und ihnen (und uns) die Furcht vor den Menschen nehmen, indem er im Gegenzug ihr Vertrauen auf Gott stärkt: Selbst wenn wir vor Gerichte gezerrt werden, müssen wir niemanden als Gott allein fürchten, denn Gott, der stärker ist als alle, lebt durch seinen Geist in uns und sorgt sich um uns. Zweitens geht es Jesus hier (wie auch in seiner Wiederholung in Lk 21,12-15) weniger um theologische Debatten mit

Nichtchristen, sondern in erster Linie um Anklagen vor Gericht, die oft mit falschen Vorwürfen zusammenhingen, mit denen Christen mundtot gemacht werden sollten. Aber wie oft hat Gottes Geist auch in solchen Momenten gewirkt, indem er die herrliche Botschaft seines Evangeliums durch seine Nachfolger verkündigte. In der Bibel lesen wir beispielsweise von Petrus’ mutigem Auftreten vor dem Hohen Rat, wo er klar und deutlich Jesus als einzigen Retter verkündigte (vgl. Apg 4,9-12; 5,29-32); oder Stephanus, der, als er der Gotteslästerung bezichtigt wurde, eine großartige Predigt über Gottes Heilsplan hielt, was schließlich dazu führte, dass er zum ersten Märtyrer der Gemeinde wurde (vgl. Apg 7,1-8,2); oder wie Paulus sich und seine Hoffnung auf die Verheißung Gottes vor König Agrippa verteidigte, mit einer Leidenschaft die selbst Agrippa packte (vgl. Apg 26,1-29).

Seither gab es immer wieder Zeiten, in denen die Wahrheiten des Evangeliums unter Beschuss standen oder verwässert wurden. Allerdings sandte Gott auch immer wieder besonders begabte Männer und Frauen, die dazu berufen waren, nicht sich zu verteidigen, sondern als Verteidiger der Wahrheiten Gottes aufzustehen, um so die Gemeinde Jesu und die Botschaft Gottes in der Welt zu schützen.

In dieser Herold-Ausgabe möchten wir Euch zwei Männer und eine Frau vorstellen, die Gott zu dieser besonderen Aufgabe berufen hatte. Auch wenn wir vielleicht nicht dieselbe spezielle Berufung teilen wie sie, können wir trotzdem durch ihr Vorbild ermutigt werden und sehen, wie Gott in dieser Welt wirkt, wo man vielleicht schon alle Hoffnung aufgegeben hat. Und wer weiß, wo Gott in Zukunft noch weitere Menschen beruft, um seine Wahrheit zu verbreiten und seine Gemeinde zu bauen.

Cornelius Van Til – ein leidenschaftlicher Verteidiger des christlichen Glaubens

Cornelius Van Til wurde im Mai 1895 in Grootegast, in den Niederlanden, geboren. Die Niederlande befanden sich zu dieser Zeit in einer tiefen wirtschaftlichen Depression, und wirtschaftliche Depressionen führen nicht selten zu einer Welle an Auswanderungen. So kam es, dass sich auch die Familie Van Til, mit Vater Ite, Mutter Klazina und ihren acht Söhnen aufmachte, in der Hoffnung, auf der anderen Seite des Atlantiks eine bessere Zukunft zu finden – in den Vereinigten Staaten von Amerika. In Highland, Indiana, fanden sie ein neues Zuhause. Vater Ite Van Til wurde Milchbauer, und Cornelius, bei der Umsiedlung gerade zehn Jahre alt, arbeitete in den ersten Jahren aktiv auf der Familienfarm mit. Auch wenn das Leben zuhause äußerlich sehr einfach war, war es für den jungen Cornelius doch ein Ort, an dem er

intellektuell und auch geistlich auftanken konnte und wo er eine opferbereite und liebevolle Erziehung genoss.1

Bereits mit 19 Jahren hatte Cornelius ein großes Interesse für den geistlichen Dienst entwickelt. Daher schrieb er sich im Alter von 22 Jahren am nahegelegenen Calvin College (Michigan) ein, um sich für den vollzeitlichen geistlichen Dienst ausbilden zu lassen. Am Calvin College erlangte Cornelius zuerst einen Bachelorabschluss und wechselte dann auf das Calvin Seminar, um einen Masterabschluss in Theologie zu erlangen. Allerdings kamen in dieser Zeit immer häufiger theologische Diskussionen auf, bei denen Gottes souveräner Ratschluss in Zweifel gezogen wurde – und zwar von den Lehrern des Seminars und von den Leitern

1 Nick Batzig, Jon Muether: A Theological Life: https://www.modernreformation.org/resources/articles/a-theological-life

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Vorwort
von Benjamin Schmidt

der Kirche, an die das Seminar angeschlossen war. Schweren Herzens entschied Cornelius deshalb, das Calvin-Seminary zu verlassen und sich stattdessen in Princeton einzuschreiben, um dort sein Studium zu beenden.2 Für viele ist dies heute nur schwer vorstellbar, aber zu dieser Zeit war Princeton noch eine konservativ geprägte Schule, in der Gottes Wort und Gottes Ratschluss hochgehalten wurde. In Princeton erwarb Cornelius zuerst seinen Master und schließlich seinen Doktortitel. Doch anstatt Lehrer oder Dozent zu werden, wie es viele an seiner Stelle gemacht hätten, entschied er sich dafür, Pfarrer einer kleinen Kirchengemeinde in Spring Lake, Michigan, zu werden. Jesu Gemeinde lag ihm immer am Herzen. Es dauerte aber nicht lange, da erhielt er von Princeton eine Nachricht, in der man ihm eine vorübergehende Stelle als Professor für Apologetik anbot. Seine Gemeinde ermöglichte es ihm gern. Denn seine Entscheidung, das Pfarramt zu verlassen, war für Cornelius keine Absage an das Pfarramt selbst. Als Lehrer für Apologetik war er jetzt nicht nur in der Lage, Gottes Wort zu predigen, er konnte auch zukünftigen Predigern dabei helfen, das Wort Gottes besser zu verstehen und zu verteidigen. Nachdem der zuvor festgelegte Zeitraum von einem Jahr abgelaufen war, bot man ihm in Princeton eine dauerhafte Stelle an – ein Angebot, das nur schwer abzulehnen war. Nicht jedoch für Cornelius! Seine Antwort lautete: Nein! Princeton befand sich gerade in einer kritischen Umbruchphase, die er Jahre zuvor schon in Michigan miterlebt hatte: die religiöse Ausrichtung der Fakultät änderte sich dramatisch, weg von einer christlichkonservativen Sicht, hin zu einer liberal-modernistischen. Nach kurzer Dienstzeit in seiner Gemeinde in Spring Lake gründete Cornelius Van Til zusammen mit drei anderen Ehemaligen Princetonern das Westminster Theological Seminary, ein christlich-konservatives Bibelseminar, in einem Vorort von Philadelphia. Dort lehrte er die nächsten 51 Jahre – von 1929 bis 1979. Zwar ging er bereits mit 77 in den Ruhestand, lehrte aber noch sieben weitere Jahre, bis ins hohe Alter von 84.3

Während seiner Schaffenszeit machte Cornelius Van Til sich einen Namen als Spezialist für Apologetik. Er wurde zum Entwickler der sogenannten präsuppositionellen, oder voraussetzungsbedingten Apologetik, die darauf abzielt, im Gespräch mit Ungläubigen auf rationale Gründe für den christlichen Glauben zu verweisen, auf Einwände gegen den Glauben einzugehen und mögliche Fehler anderer Weltanschauungen aufzudecken. Grundlage dabei ist in erster Linie die Bibel als Gottes Wort, die zwar nicht die einzige, aber die einzig unfehlbare Autorität für die Wahrheit ist.

Van Tils Veröffentlichungen sind zu zahlreich, um sie hier aufzulisten. Daher werden nur die genannt, die auf Deutsch erschienen sind (leider sind diese derzeit nur antiquarisch erhältlich): Christliche Apologetik (VRT, 2017), Der reformierte Pastor und die Verteidigung des christlichen Glaubens & mein Credo (VRT, 2016), Die neue Hermeneutik – Das Evangelium im Sog der modernen Philosophie (VRT, 2017).

Cornelius Van Til war über 50 Jahre mit Rena Klooster verheiratet und hatte einen Sohn. Rena verstarb im Jahr 1978, neun Jahre vor Cornelius. Am 17. April 1987 rief der barmherzige Gott, der Herr über Leben und Tod Cornelius Van Til im hohen Alter von 91 Jahren in seine ewige Herrlichkeit. Cornelius hatte ein reiches Leben geführt und viele hilfreiche Beiträge zur Verteidigung des biblischen christlichen Glaubens geleistet.

2 John Muether: Van Til the Controversialist, https://opc.org/new_horizons/NH04/10a.html

3 Paul Szto: Dr. Van Til at Ninety, https://www.christianstudylibrary. org/article/dr-van-til-ninety

Wenn man Cornelius Van Tils Leben betrachtet, spürt man die Leidenschaft, mit der er den christlichen Glauben verteidigt hat. Schließlich war er schon von Beginn seiner Studienzeit an immer wieder gezwungen, den Glauben inmitten theologischer Kontroversen zu verteidigen. Da die Kirchen und Seminare schon damals schnell dabei waren, sich dem Zeitgeist anzupassen und ihr christliches Profil und ihre Verantwortung gegenüber Gottes Wort zu vernachlässigen, ist Cornelius Van Til für uns heute eine Ermutigung und ein gutes Vorbild, unserer Berufung zu folgen, mit ganzem Herzen und ganzem Verstand alles zu widerlegen, was nicht mit der Heiligen Schrift und den christlichen Bekenntnissen übereinstimmt.

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Gilbert Keith Chesterton – ein moderner

Prophet mit spitzer Feder von Andreas Münch

Man sollte Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilen. Vor einigen Jahren ging ich als junger Student über das Gelände der Bibelschule, als mir ein auffälliger Mann begegnete, der überhaupt nicht dorthin passte: er trug langes lockiges Haar, einen lilafarbenen Anzug und Goldringe an den Fingern. Hätte ich raten müssen, ich hätte ihn für einen Modedesigner gehalten. Wie sich schnell herausstellte, war es unser Gastdozent für Eschatologie – noch dazu einer der besten Dozenten, die ich je erlebt hatte. Gerade in christlich-konservativen Kreisen haben wir eine klare Vorstellung davon, wie ein Pastor oder ein Bibelschullehrer auszusehen hat, und sind dann überrascht, wenn so mancher treuer Diener am Wort Gottes von dieser „Norm“ abweicht. Ein solcher Exot war auch Gilbert Keith Chesterton, einer der größten Literaten und Verteidiger des christlichen Glaubens des 20. Jahrhunderts.

Chesterton war alles andere als ein christlicher Asket. Er war kein hagerer Prediger, der am Rande der Gesellschaft steht und mit drohendem Zeigefinger das Gericht Gottes verkündigt. Im Gegenteil. Als der erste Weltkrieg ausbrach und man die kriegsfähigen Männer musterte, wurde Chesterton ausgemustert – er wog 150 kg. Chesterton war ein Mann, der Restaurants, Zigarren, Bücher und intellektuelle Diskussionen liebte.

Er wurde 1874 in London geboren und starb 1936 in Beaconsfield. Chesterton war kein Berufstheologe, sondern Zeit seines Lebens Herausgeber einer Zeitung und eifriger Buchautor. Doch wie sein Landsmann C. S. Lewis nach ihm, gehört auch Chesterton zu denen, deren Werke heute noch gerne gelesen werden, während viele Theologen dieser Zeit heute in Vergessenheit geraten sind.

Chesterton ist heute insbesondere für seinen Roman Der Mann, der Donnerstag war (1908), die Detektivgeschichten um Pater Brown (1911-1935) und für seine Bücher Ketzer (1905) und Orthodoxie (1908) bekannt. Gerade die letzten beiden Titel trugen maßgeblich

dazu bei, dass Chesterton posthum von Papst Pius XI. den Titel Fidei Defensor (Verteidiger des Glaubens) verliehen bekam.

Auch wenn Orthodoxie nach Ketzer geschrieben wurde, ist es doch für den heutigen Leser interessanter, denn dort berichtet Chesterton auf seine eigentümlich intellektuell-humoristische Art, wie er den christlichen Glauben für sich entdeckt hatte. Über seinen eigenen geistlichen Werdegang schrieb er:

„Mit zwölf war ich ein Heide, mit sechzehn ein kompletter Agnostiker; […] Gewiß, ich bewahrte mir eine nebulöse Ehrfurcht vor einer kosmischen Gottheit und starkes historisches Interesse am Begründer des Christentums. Aber natürlich betrachtete ich ihn als Menschen; obwohl ich fand, selbst darin habe Er manchem Seiner modernen Kritiker noch etwas voraus. Ich las die wissenschaftliche und skeptische Literatur meiner Zeit - zumindest alles, was ich auf Englisch finden konnte und was mir unter die Finger kam. […] Den Weg zur orthodoxen Theologie wiesen mir Huxley, Spencer und Bradlaugh. Sie säten die ersten heftigen Zweifel am Zweifel in meinem Kopf. […] Ausgerechnet der Rationalist brachte mich auf die Frage, ob Vernunftdenken eigentlich zu etwas nütze ist, und nach der Lektüre von Herbert Spencer war ich (zum ersten Mal) im Zweifel, ob die Evolution überhaupt stattgefunden hat. Als ich den letzten von Colonel Ingersolls atheistischen Vorträgen beiseite legte, schoß mir der grauenvolle Gedanke durch den Kopf: ‚Fast machst du mich schon zum Christen!‘ Ich war ganz verzweifelt.“1

Der gemütliche Chesterton war keinesfalls auf den Kopf gefallen. Je mehr er sich auf der Suche nach Wahrheit mit den atheistischen Autoren seiner Zeit auseinandersetzte, desto größer wurden seine Zweifel an deren Behauptungen, bis er schließlich in den Lehren

1 Chesterton: Orthodoxie (FE-Medienverlag: Kißlegg, 2011), S. 166-167.

des Christentums zufriedenstellende Antworten auf seine Fragen fand.

1905 veröffentlichte Chesterton sein Buch Ketzer - Ein Plädoyer gegen die Gleichgültigkeit. Chesterton beklagte die Gleichgültigkeit seiner Generation, die sich insbesondere in den Ansichten zeigte, dass [kirchliche] Dogmen und Traditionen überholt seien. Er schrieb:

„Heute hält man die ganze Wahrheit für so unwichtig, daß alles, was dazu gesagt wird, gleichgültig ist. […] Dennoch gibt es Menschen – und zu denen zähle ich –, die nach wie vor der Ansicht sind, daß die Vorstellung, die sich ein anderer von der Welt als ganzer macht, das Wichtigste und in praktischer Hinsicht Folgenreichste ist, was man über den Betreffenden denken kann.“2

Chesterton war die Weltanschauung eines Menschen alles andere als egal, weil er wusste, dass sie große Auswirkungen auf das praktische Leben hat. Dementsprechend schreibt er über seinen Zeitgenossen, den bekannten Atheisten Bernard Shaw:

„Mr. Bernard Shaw interessiert mich nicht als jemand, der zu den brillantesten und ehrlichsten Menschen zählt, die es derzeit gibt; er interessiert mich als ein Häretiker – das heißt als ein Mensch, dessen Weltbild absolut gediegen, absolut schlüssig und absolut falsch ist.“3

Diese Haltung war typisch für Chesterton. Er konnte den Intellekt und die literarische oder rhetorische Begabung seines Gegenübers würdigen und zögerte dennoch nicht, dessen Schlussfolgerung oder Weltbild als falsch zu brandmarken und liebevoll zu verspotten. Nichts anderes tut er in Ketzer Nach und nach nimmt er darin bestimmte Ansichten und dessen Vertreter aufs Korn und zeigt, wo sie – seiner Meinung nach – falsch liegen. Manche Ausführungen in Ketzer sind heute für den deutschen Leser nur schwer nachzuvollziehen, weil Chesterton darin

2 Chesterton: Ketzer (Insel Verlag: Berlin, 2012), S. 14-15.

3 Ebd. S. 21

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Entwicklungen Englands des 20. Jahrhunderts anprangert. Doch sein Grundanliegen bleibt verständlich: Beliebigkeit, Pluralismus, bringt uns nicht weiter.

So interessant Ketzer auch war, so gab es doch einen großen Kritikpunkt, den Chesterton im Vorwort zu Orthodoxie aufgreift:

„Viele Kritiker haben an Ketzer beklagt, daß es zeitgenössische Denkweisen bloß kritisiere, ohne irgendeine alternative Sicht anzubieten. Dieses Buch stellt einen Versuch dar, dem Einwand Rechnung zu tragen.“4

Chesterton gab seinem Buch ganz bewusst den kontroversen Titel Orthodoxie5, weil seine Zuhörer darunter „geistige Enge, Obskurantismus und bösartiges kirchliches Machtstreben“ verstanden. Chesterton hingegen wollte zeigen, dass die grundlegenden christlichen Lehren, richtig, also orthodox verstanden, genau zum Gegenteil führten. Das Buch erschien 1908, ein Jahr nach der Veröffentlichung zweier berühmt gewordenen römisch-katholischen Lehrschriften von Papst Pius X. In den Schriften Apostolische Konstitution und Praestantia scripturae verurteilte Papst Pius schwere Irrtümer der Moderne, dazu zählten unter anderem Thesen, die besagten „die Kirche sei Menschenwerk, nicht Gründung Gottes; die Evangelien seien keine historischen Texte und berichteten keine Tatsachen, sondern theologische Interpretationen und mystische Betrachtungen; Jesus habe sich nicht als Sohn Gottes und Gott verstanden; die Sakramente seien späterer Brauch und nicht von Jesus eingesetzt; die Wahrheit sei veränderlich wie der Mensch selbst, da sie im Menschen zur Entfaltung gelange“6. Auch wenn er 1908 noch kein Katholik war (er konvertierte offiziell im Jahre 1922), war Chesterton hierin einer Meinung mit Papst Pius X. und sein Buch Orthodoxie dürfte vor dem Hintergrund des Ringens der katholischen Kirche für die Reinhaltung der christlichen Lehre entstanden sein. Nach seinen Aussagen schrieb er Orthodoxie, um aufzuzeigen, „daß die christliche Lehre in ihrem Kern (den die Schriften der Apostel hinlänglich umschreiben) die beste Kraftquelle und Basis gesunder Moral darstellt.“7

Dennoch schrieb Chesterton nicht als Katholik und verteidigte keine speziell römisch-katholischen Dogmen, sondern betrachtete die Fragen des Glaubens, der Wunder und der christlichen Kirche als gläubiger Christ von der Vernunft und der allgemeinen Erfahrung her – weil das eben sein persönlicher Weg zum Christentum war. Gerade deshalb ist Chesterton für eine ganze Bandbreite an Menschen zugänglich, ob gläubig oder nicht. Hier einige Kostproben. Wenn es um die Ehe ging, schrieb er:

„Ich habe mich nie mit dem verbreiteten Gemurr gegen die Monogamie anfreunden können, das die neue Generation anstimmt […] Sich auf eine Frau zu beschränken ist ein geringer Preis dafür, daß man überhaupt von einer Frau gewürdigt wird. Sich zu beklagen, daß man nur einmal heiraten kann, ist so, als beklagte man sich, daß man nur einmal geboren wird.“8

Chesterton war jemand, der seinen Leser herausforderte, weg von sich selbst und in die Welt zu blicken, wo wir die Wunder Gottes und das Abenteuer des Lebens sehen können. Dem selbstzentrierten Menschen unserer Tage rief er zu:

„Das Christentum kam zuerst und vor allem in die Welt, um mit Macht darauf zu bestehen, daß der Mensch nicht nur nach innen schauen, sondern den Blick nach

4 Orthodoxie, S. 25.

5 Der griechische Begriff „orthodox“ bedeutet schlichtweg rechtgläubig und wird seit Beginn der christlichen Kirche für Sichtweisen gebraucht, die mit Gottes Wort und den christlichen Bekenntnissen im Einklang stehen.

6 Orthodoxie, S. 15.

7 Ebd., S. 34.

8 Ebd., S. 116-117

außen richten, daß er mit Staunen und Begeisterung eine göttliche Gemeinschaft und einen göttlichen Lenker zur Kenntnis nehmen müsse. Die einzige Lust, die das Christsein dem Menschen bescherte, war, daß er nicht mit dem ‚inneren Licht‘ allein gelassen wurde, sondern klar und deutlich ein äußeres Licht erblickte, hell wie die Sonne, rein wie der Mond, furchtbar wie ein Heer mit fliegenden Bannern.“ 9

Der evangelikale Journalist und Herausgeber von Christianity Today, Philip Yancey, schrieb im Epilog zu Orthodoxie: „G. K. Chesterton gelang es wie keinem anderen in diesem Jahrhundert, den christlichen Glauben mit Scharfsinn, guter Laune und intellektueller Überzeugungskraft zu vertreten.“ Selbst seine Gegner, die nicht mit ihm einer Meinung waren, schätzten ihn für seine literarischen Fähigkeiten, seinen Humor und seine entwaffnende Ehrlichkeit.

Chestertons Verdienst besteht darin, dass er auf seine eigene Art und Weise einem breiten Publikum versucht hat aufzuzeigen, dass der christliche Glaube – richtig verstanden – einen gesunden und notwendigen Rahmen bietet, innerhalb dessen Grenzen das wahre Leben gedeihen kann. Am Ende von Orthodoxie kommt er zum Schluss:

„Zwar zieht sich um das Christentum herum ein strenger Schutzwall aus Verzichtsmoral und Geistlichkeit; aber innerhalb dieses unmenschlichen Schutzwalls findet man das uralte Leben der Menschen, dort hüpfen sie wie Kinder und trinken Wein wie Männer; denn das Christentum ist der einzige Rahmen für ausgelassene Freiheit.“ 10

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9 Ebd., S. 152-153 10 Ebd., S. 291.

Eta Linnemann – von der Bibelkritik zur Verteidigerin des Wortes Gottes

Sie galt als die ganz große Hoffnung und Zukunft der modernen Bibelkritik und sollte das vollenden, was Männer wie ihr Lehrer Rudolf Bultmann begonnen hatten: das Christentum völlig zu entmythologisieren; das heißt, die Christenheit davon überzeugen, dass die Bibel nicht von Gott inspiriert, dass Wunder nicht real und dass Jesus nicht von den Toten auferstanden sei. Allerdings hatte Gott ganz andere Pläne mit Eta Linnemann und machte aus ihr eine große Verteidigerin des christlichen Glaubens. Dieser Artikel beschreibt in erster Linie den Weg, den Gott sie in seiner großen Gnade von der historisch-kritischen Theologie, bis hin zur Erkenntnis des wahren Gottes führte.

Eta Linnemann wurde am 19. Oktober 1926 in der Nähe von Osnabrück geboren und wuchs in einem christlich geprägten Umfeld auf. Ihre Familie ging regelmäßig mit ihr in die Kirche. Allerdings führten die Tatsachen, dass in ihrem Ort ständig wechselnde Hilfspfarrer das Amt belegten, die außerdem nicht Christus verkündigten, sondern politische oder soziale Themen, dazu, dass Eta kaum etwas über Jesus lernte und völlig orientierungslos war. Die Ereignisse des zweiten Weltkriegs mehrten Etas Bedürfnis nach Halt und Orientierung. Sie wollte mehr über Gott erfahren, kannte aber keine Gläubigen, die ihr helfen konnten. Außerdem war Religion in Deutschland schon damals ein Tabu-Thema. „Niemand würde es wagen, über Sex zu sprechen“, so Eta, „aber es war noch geheimer, was man über Gott dachte. Es wurde nicht darüber gesprochen, nicht einmal in der Familie.“ Dies führte sie zu der Entscheidung, Theologie zu studieren. Sie hoffte, an der Universität, von den Theologen, die besten Antworten auf ihre vielen Fragen zu bekommen. Sie ahnte nicht, welcher Irrweg sie auf ihrer Suche nach Antworten erwarten würde; doch vor allem, auf welche Weise sich die Wahrheit ihr schließlich offenbaren würde.

Gottes langer Atem

Eine Begegnung mit dem lebendigen Gott hatte Eta gleich zu Beginn ihres Theologiestudiums; auch wenn ihr dies erst im Rückblick klar wurde: Die Universität veranstaltete ein zehntägiges Informationsseminar für interessierte Abiturienten, das ein renommierter Doktor der Theologie leiten sollte. „Die Universität wollte uns mit seinem Wissen und seinem Status beeindrucken“, erinnert sich Eta. Allerdings wollte Gott es anders: Der renommierte, aber bibelkritische Theologe wurde überraschend krank, und der Einzige, der bereit war ihn zu ersetzen, war ein junger, unerfahrener, aber gläubiger Pfarrer. „Er glaubte wirklich an Christus … Und eines Tages wagte er es, uns zu sagen, dass wir Sünder sind und einen Retter brauchen – Jesus Christus. Von den etwa zwanzig Schülern stimmten ihm sechs oder sieben zu und nahmen Christus an – darunter auch ich!“

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Gott hat einen langen Atem, und manchmal wirkt er über weite Strecken. Auch wenn Eta in den ersten Wochen nach diesem Ereignis anfing in der Bibel zu lesen und versuchte, im Umgang mit anderen freundlicher und liebevoller zu sein, musste sie doch noch eine weite Strecke durchs Tal der Finsternis zurücklegen, bis sie wirklich „das Licht der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“ sah (2Kor 4,6).

Ihr Theologiestudium führte sie nach Marburg, zu Rudolf Bultmann, dem berühmten Theologen und Bibelkritiker. Bultmann stand für die Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung („Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben.“). Seiner Meinung nach führe der Glaube an Wunder dazu, dass man es modernen Menschen unmöglich mache, der christlichen Botschaft noch zu glauben. Bultmann unterschied außerdem zwischen dem historischen Jesus (wie er „wirklich“ war) und dem geglaubten Jesus (wie ihn die Evangelien schildern). „Allerdings“, so Eta, „hätte es keinen Unterschied gemacht, ob ich nach Berlin, Münster oder Köln, nach Heidelberg oder Tübingen gegangen wäre, denn damals gab es an allen deutschen Universitäten historischkritische Professoren an den neutestamentlichen Lehrstühlen, viele von ihnen waren Schüler Bultmanns.“

In dieses Umfeld kam die suchende und fragende Eta. Und sicherlich war sie nicht die Einzige, die Fragen nach dem Sinn, Zweck und Ziel des Lebens und nach Gott stellte. Die Antworten, die sie bekam, lassen sich gut mit einer Vorlesung über den ersten Korintherbrief zusammenfassen, an die sie sich noch lebhaft erinnern konnte. Denn als Professor Bultmann auf Kapitel 15,1-5 zu sprechen kam, wo Paulus von der Auferstehung Jesu, der festen Grundlage der christlichen Rechtfertigung und Hoffnung spricht, lautete Bultmanns Feststellung: „Hier ist Paulus nicht auf der üblichen Höhe seiner Theologie, denn er spricht von der Auferstehung Christi, als sei sie eine historische Tatsache.“

„So lernte ich als junger Student in meinem allerersten Semester, dass wir die Auferstehung Christi nicht als historisches Faktum betrachten dürfen. Dieser große Professor hatte es gesagt, also musste es so sein. Schließ-

lich konnte ich doch nicht mehr wissen als meine Professoren! … Doch ich dachte damals nicht darüber nach, was Paulus im selben Kapitel in den Versen 17 bis 19 sagt: ‚Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden. Also sind auch die, welche in Christus entschlafen sind, verloren gegangen. Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen.‘“

Auf diese Weise wurden Etas Weltund Gottesbild immer mehr geprägt. Sie war durchdrungen von der Bibelkritik. Doch hinzu kam, dass Eta eine äußerst fähige und fleißige Studentin war. Sie entwickelte sich zu einer herausragenden Theologin und von einer Schülerin Bultmanns zu seiner Nachfolgerin in spe. Im August 1953 legte sie an der Universität Göttingen das Erste Kirchliche Staatsexamen ab, vier Jahre später das Zweite. Die Evangelisch-lutherische Kirche Hannovers beauftragte sie, Texte über neutestamentliche Schriften für den Religionsunterricht zu verfassen. Im Jahr 1961 wurde sie an der Kirchlichen Hochschule Berlin-Zehlendorf summa cum laude zur Dr. theol. promoviert. In den Jahren 1961 bis 1966 lehrte sie am Seminar für kirchlichen Dienst in Berlin. Menschlich gesehen standen ihr alle Türen offen. Doch Gott öffnete in ihr und um sie herum einige andere Türen, um Eta Linnemanns Meinung und ihr Leben grundlegend zu verändern.

Gott greift ein

Nach einiger Zeit des Studierens und Lehrens kamen Etas quälende Fragen nach dem Sinn und Ziel des Lebens wieder hervor. Die Wahrheit war ihr immer wichtig gewesen, doch in den letzten Jahren waren diese wichtigen Fragen immer mehr in den Hintergrund geraten, und nun stellte Eta erschrocken fest, dass ihre historischkritischen Sichtweisen auf die Bibel und auf Christus keine zufriedenstellende Antwort lieferten – im Gegenteil, sie warfen vielmehr Fragen auf und stellten die Wahrheit als beliebig dar. Denn während sie gelernt hatte und mittlerweile lehrte, dass man „unmöglich glauben kann, dass Gott ein sprechendes, handelndes Wesen ist“, bekam sie „Schwierigkeiten mit der Bibel, weil Gott auf jeder Seite als ein redender, handelnder Gott dargestellt wird.“

„Wie die meisten historisch-kritischen Theologen dachte ich, dass ich der Kirche und Gott diene, aber mit einem Mal erkannte ich, dass meine Arbeit überhaupt nicht hilfreich war.“

Im Laufe der Zeit wurde Eta immer unzufriedener. Nach außen hin war sie die erfolgreiche Professorin, gehörte zum elitären Kreis der angesehenen Theologen, doch innerlich plagten sie Zweifel. Sie fragte sich: „Wenn Jesus wirklich keine Wunder getan haben soll, dann hätten die Berichte ihn doch auch nicht so stark als Wundertäter dargestellt.“ Eines Tages fiel ihr eine Dissertation über eine Kirche in Afrika in die Hände, in der von heutigen Wundern die Rede war. Dieser Bericht verstärkte ihren Zweifel am historischen Zweifel. Allerdings stand Gottes größter Coup noch bevor. Gott wollte es, dass in einer der Klassen, die von Eta unterrichtet wurden, außergewöhnlich viele wiedergeborene Studenten saßen. „Normalerweise waren es vielleicht einer oder höchstens zwei, aber dieses Mal waren es sieben“, berichtet Eta Jahre später. Und diese sieben Studenten begannen, für die Bekehrung ihrer Professorin zu beten. Aber nicht nur die Studenten selbst beteten, auch Familienmitglieder der Studenten, deren Gemeinden und Gebetskreise fingen an, regelmäßig für Eta Linnemann zu beten. „Vielleicht kann auch ein bibelkritischer Professor Buße tun.“ Dies war der Ansporn der Studenten. Und wie wir aus Jesu Gespräch mit Nikodemus wissen: Der Geist wirkt, wo er will! (vgl. Joh 3,8). Aus Zuneigung zu ihren wiedergeborenen Studenten – die sich so ganz anders verhielten als die übrigen – besuchte Eta nach einigem Zögern eine der Gebetsgruppen – ohne von der Kraft des Gebets überzeugt zu sein. Kurz darauf ließ sie sich zu einem Bibelkreis einladen. Was sie dort erlebte, war so ganz anders als alles bisher:

„Ich war zutiefst beeindruckt von der Atmosphäre der Freude und Liebe, und nachdem ich die Botschaft geprüft hatte (wie man es als Theologe eben tut), kam ich zu dem Schluss, dass ihre Darstellung der Rechtfertigung durch Glauben allein durchaus stichhaltig war. Also beschloss ich, wieder zu kommen … Ich begann, jeden Monat, in dem ich Zeit hatte, zu den Treffen zu gehen, und nach einem Jahr und einem Monat (im November 1977) übergab ich mein Leben an Christus.“

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Gott gebrauchte die Liebe und die Geduld der wiedergeborenen Studenten, um eine zutiefst bibelkritische Professorin in ihren Zweifeln, die nach außen hin nicht sichtbar waren, aufzufangen und mit der wundervollen Gnadenbotschaft des wahren Rettergottes in Berührung zu bringen. Anstatt sie als Gefahr zu sehen, sie zu meiden und als hoffnungslosen Fall abzustempeln, waren diese Studenten von der souveränen Gnade Gottes überzeugt: Keine Menschenseele liegt außerhalb von Gottes Machtbereich. Für Christus ist niemand nicht mehr zu retten!

Jahre später schrieb sie:

„Durch Gottes Gnade habe ich Jesus als den erlebt, dessen Name über allen Namen steht. Ich durfte erkennen, dass Jesus Gottes Sohn ist, geboren von einer Jungfrau. Er ist der Messias und der Menschensohn; diese Titel wurden ihm nicht einfach durch menschliche Überlegungen verliehen. Ich erkannte, zunächst gedanklich, dann aber auf eine lebendige, erfahrbare Weise, dass die Heilige Schrift inspiriert ist … Deshalb sage ich „Nein!“ zur historisch-kritischen Theologie. Ich betrachte alles, was ich gelehrt und geschrieben habe, bevor ich mein Leben Jesus anvertraut habe, als Abfall.“

Und dann fordert sie ihre Leser dazu auf, all ihre Bücher, die sie vor ihrer Bekehrung geschrieben hat, „in den Papierkorb [zu] werfen“.

Gott war es, der sich in Eta Linnemanns Bewusstsein rief, mit aller Kraft seines Geistes und seines Wortes! Sie bereute ihre falsche Lehre zutiefst. Ihr wurde bewusst, dass sie all die Jahre ein blinder Lehrer gewesen war, der blinde Schüler anleitete. Doch Gottes Gnade im Evangelium bewahre sie vor Verzweiflung, angesichts der vielen Jahre, in denen sie gegen Gott gearbeitet hatte. In Christus war sie frei von aller Schuld, und nun konnte sie ihre Zeit und die von Gott gegebenen Fähigkeiten nutzen, um viel über den wahren Gott zu lernen, um es dann anderen beizubringen.

Und das tat Eta Linnemann auch. Gott schenkte ihr mehr als 31 Jahre, in denen sie nicht nur in Deutschland, sondern weltweit und vor allem in Indonesien gegen die zerstörerische Lehre der liberalen Theologie und der Bibelkritik ankämpfte.

Auch wenn Eta Linnemanns Bekehrung Ende der 70er Jahre ein einschneidendes Ereignis für die theologisch-liberalen Kreisen war, versuchte man, sie in Deutschland so gut wie es ging zu ignorieren. Ein erhoffter Effekt auf weitere Professoren hierzulande blieb leider weitgehend aus; in Amerika und Großbritannien jedoch stießen Linnemanns späte konservative Werke auf großes Interesse. Darunter Werke wie Original oder Fälschung: Historisch-kritische Theologie im Licht der Bibel (CLV, Bielefeld) und Wissenschaft oder Meinung? (VTR, Nürnberg) wurden in mehrere Sprachen übersetzt und bringen nach wie vor viel Segen.

Was Gott durch Eta Linnemann bewirkt hat, ist ein gewaltiger Lobpreis seiner Herrlichkeit. Bis zuletzt verteidigte Eta in Vorlesungen, Vorträgen und Büchern die Irrtumslosigkeit der Bibel als inspiriertes Wort Gottes. Für viele Studenten an Universitäten und Bibelschulen waren und sind ihre Bücher ein Segen, da sie darin mit Eifer und Entschiedenheit, aber auch mit

Liebe und Weisheit die Argumente der liberalen Theologie widerlegt. Bis ins hohe Alter blieb sie eine Studierende von Gottes Wort und auch der gesunden Bibelwissenschaft, und hielt Vorträge, in denen sie sowohl anderen Theologen als auch Laien Ergebnisse ihrer Arbeit im Bereich der Biblischen Exegese vorstellte. Am 9. Mai 2009 rief Gott, der Herr, seine Tochter und Magd, Eta Linnemann, im Alter von 82 Jahren zu sich in die ewige Herrlichkeit. Sie hat den guten Kampf gekämpft, sie hat den Lauf vollendet, sie hat den Glauben verteidigt und bewahrt. Gott sei die Ehre!*

* Die wörtlichen Zitate stammen aus verschiedenen Interviews und persönlichen Zeugnissen von Eta Linnemann. Ein Großteil stammt aus einem Vortrag am Grace Valley Christian Center in Kalifornien, 2001. (Quelle: https://gracevalley.org/teaching/eta-linnemann-testimony/)

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Verwendete Bilder dieser Ausgabe: benreformed.

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