Hessen-Biotech NEWS 04/2008

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-biotech.de

Hessen-Biotech NEWS BIOTechnikum begeistert Hessen Neues aus dem Cluster „Integrierte Bioindustrie Frankfurt“ Neu: Cluster-Guide für Hessen Deutscher Umweltpreis für Holger Zinke, BRAIN AG Hessen gratuliert: 125 Jahre Sanofi-Aventis Professor Dodel – Alzheimer – neuer Therapieansatz EpiRet GmbH – Implantat lässt Blinde sehen Rückenwind für Frankfurter Neurowissenschaften

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Hessische Biotechnologie im Aufschwung Liebe Leserinnen und Leser, die Biotechnologiebranche zeigt sich krisenfest. Investieren lohnt sich! Dieser festen Überzeugung sind zumindest Holger Bengs und Mike Bayer in ihrem neuen Buch „Investieren in die Biotechnologie“! Diese Botschaft fällt in einem so forschungsaktiven und gut aufgestellten Land wie Hessen sicherlich auf fruchtbaren Boden. Doch was helfen uns diese erfolgversprechenden Nachrichten, wenn der wissenschaftliche Nachwuchs fehlt? Die neue Initiative „BIOTechnikum. Leben erforschen – Zukunft gestalten“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bietet Schülerinnen und Schülern Biotechnologie zum Anfassen. Ein zweistöckiger Labortruck als mobile Erlebniswelt bringt Nachwuchswissenschaftlern von morgen damit auf außergewöhnliche Weise die Biotechnologie näher. Seit dem 10. November bis zum 19. Dezember ist das BIOTechnikum auf Hessen-Tour und macht an über zwanzig hessischen Schulen Station. Die Begeisterung für das BIOTechnikum an den bereits besuchten Schulen macht deutlich, dass es wichtig ist, den Nachwuchs frühzeitig auf Technologien der Zukunft aufmerksam zu machen und deren individuelle Chancen aufzuzeigen. Damit investieren wir auch in die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes.

INHALT

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Hessen-Biotech aktuell Mobile Erlebniswelt BIOTechnikum begeisterte Hessen Rückblick BIOTECHNICA 2008 Rückblick Medica 2008 InnovationsForum 2009 – Teil 1: Insect Biotechnology Neues aus dem Cluster „Integrierte Bioindustrie Frankfurt“ Investieren in Weiße Biotechnologie – aber richtig Natürliche Wirkstoffe von Sanofi-Aventis Investieren in die Biotechnologie Buchbesprechung NanoRepro AG mischt mit auf dem Börsenparkett

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Hessen Mix

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Förderinitiativen im Fokus DBU: Biotechnologische Innovationen als Schlüssel

Hessen-Biotech NEWS 4/2008

Initiiert und maßgeblich finanziert wird die HessenTour des BIOTechnikums durch eine Public-Private Partnership des Hessischen Wirtschaftsministeriums, des Verbands der Chemischen Industrie, Landesverbandes Hessen und der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern (S. 3). Wie wichtig der wissenschaftliche Nachwuchs und die Perspektiven im Bereich Biotechnologie in Hessen sind, macht der große Erfolg hessischer Unternehmen auf dem internationalen Markt deutlich. Dies spiegelt sich auch auf den zwei Leitmessen Biotechnica und Medica wider, auf denen unsere Aktionslinie HessenBiotech jeweils mit großen Firmengemeinschaftsständen präsent war. Hessische Aussteller berichteten von einer großen Resonanz, guten Kontakten und zahlreichen Geschäftsabschlüssen (S. 22). Dies zeigt: Das Interesse an der Biotechnologie und den Innovationspotenzialen, die sich daraus ergeben, wächst stetig. Diesen Trend werden wir weiterhin unterstützen.

Dr. Alois Rhiel Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

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Aktuelle Ausschreibungen

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Wissenschaft im Porträt Paradigmenwechsel in der Alzheimer-Forschung?

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Wirtschaft im Porträt Implantat soll Blinde sehen lassen

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Hessen International BIO Business Partnering in Osaka/Japan Erfolgreiches Partnering Event auf der BIOTECHNICA 2008 Technologie-Angebote

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10. Bio-Future Rückenwind für Frankfurter Neurowissenschaften

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11. Nachrichten aus der Wirtschaft

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12. Nachrichten aus der Wissenschaft

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Broschürenbestellung/Faxformular

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Termine/Impressum

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Hessen-Biotech aktuell

Mobile Erlebniswelt BIOTechnikum begeisterte Hessen Erfolgreicher Start der Hessen-Tour der Initiative BIOTechnikum Vielschichtig, abwechslungsreich und überraschend wie die Biotechnologie selbst ist das doppelstöckige Ausstellungsfahrzeug BIOTechnikum, das jungen Menschen Biotechnologie im wahrsten Sinne des Wortes näherbringen soll. Das BIOTechnikum ist Labor, Ausstellung, Multimedia-Raum und Dialogforum zugleich. Begleitet von erfahrenen Wissenschaftlern bringt es auf seiner Tour durch Deutschland die Forschung in der modernen Biotechnologie unter anderem zu Schulen und damit direkt zu den Menschen vor Ort. Seit dem 10. November 2008 ist die Informationskampagne des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterwegs in Hessen. Zum Auftakt der Hessen-Tour stellte Klaus-Peter Güttler, Staatssekretär im Hessischen Wirtschaftsministerium, deren Stationen und Angebote an der Pestalozzischule Idstein vor. Das Gymnasium ist das erste von mehr als zwanzig hessischen Schulen, an welchen die Initiative bis 19. Dezember 2008 mit der mobilen Erlebniswelt BIOTechnikum Station macht. „Wir freuen uns sehr, hessischen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben zu können, Biotechnologie auf außergewöhnliche Weise näher kennenzulernen“, erklärte Wirtschaftssekretär Güttler die Hintergründe der Hessen-Tour. „Indem wir den Nachwuchs frühzeitig für Technologien der Zukunft begeistern, zeigen wir ihm seine individuellen Chancen auf und investieren zugleich die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes.“ Zusammen mit dem hessischen Biotechnologiebeauftragten Prof. Dr. Theo Dingermann und Detlev Osterloh von der IHK Hessen standen er und die weiteren Teilnehmer der Auftaktveranstaltung Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort.

Mit ihrem Praktikum rund um die DNA startete die HessenTour der Initiative „BIOTechnikum“: Schülerinnen und Schüler der Pestalozzischule Idstein im Labor der mobilen Erlebniswelt.

Vielschichtig, abwechslungsreich und überraschend – der Tourenbus des BIOTechnikums

Initiiert und maßgeblich finanziert wurde die HessenTour durch eine Public-Private Partnership des Hessischen Wirtschaftsministeriums, des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), Landesverband Hessen, und der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrieund Handelskammern. Auch im nächsten Jahr soll es nach dem Willen der drei Partner wieder eine Hessen-Tour des BIOTechnikums geben. Interessierte Schulen können sich über die unten stehende Adresse anmelden. ■

www.biotechnikum.eu

Auf diese Biologie- und Chemiestunden können sich Schülerinnen und Schüler in Hessen nun freuen: Sie können unter anderem DNA aus Erbsen isolieren, eine Solarzelle mit Pflanzenfarbstoffen herstellen oder auf virtuelle Reise ins Innere einer Zelle gehen. Vertreter von Schule, Hochschule, Wirtschaft und Politik waren beim Auftakt der Hessen-Tour dabei (von links): Prof. Dr. Theo Dingermann, hessischer Biotechnologiebeauftragter, Detlev Osterloh, Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern, Ina Ofenloch, Leiterin Pestalozzischule Idstein, Klaus-Peter Güttler, hessischer Wirtschaftsstaatssekretär, Gregor Disson, Geschäftsführer VCI Hessen, Marius Weiß, Mitglied des hessischen Landtags, sowie der Idsteiner Bürgermeister Gerhard Krum.

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BIOTECHNICA, jetzt im jährlichen Turnus – Rückblick Gemeinschaftsstand Hessen – großes Publikumsinteresse Hessen-Biotech war wieder eine feste Größe der Leitmesse BIOTECHNICA 2008 in Hannover und erfreute sich großem Publikumsinteresse. Als eine der führenden Biotech-Regionen präsentierte sich Hessen mit einem attraktiven Gemeinschaftstand.

Modern und innovativ präsentierte sich Hessen auf der BIOTECHNICA 2008

Mit einem Mix aus Firmenpräsentationen, Fachvorträgen und abwechslungsreichen Unterhaltungselementen ist es gelungen, ein vielseitiges Publikum anzusprechen. Dr. Detlef Terzenbach, Projektleiter Hessen-Biotech, resümiert: „Wir wollten ausgewählten hessischen Firmen und Forschungseinrichtungen die Möglichkeit geben, sich auch international bestens zu präsentieren. Genau hierfür ist die BIOTECHNICA eine wichtige Plattform.“ Dementsprechend waren die Partner sorgfältig zusammengestellt. Die hessischen Aussteller äußerten sich überwiegend zufrieden mit der Besucherresonanz. Zwar habe die Zahl der Besucher abgenommen, dafür seien aber die gemachten Kontakte oftmals hochwertiger als in den Vorjahren gewesen. Rund 11.000 Besucher aus 39 Ländern konnte die BIOTECHNICA 2008 vom 7. bis zum 9. Oktober verbuchen.

Hessen-Biotech bei der Medica 2008 – ein Rückblick In-vitro-Diagnostik als Besuchermagnet Hessen-Biotech auf der MEDICA 2008 Aus allen Nähten platzte der von Hessen-Biotech organisierte Firmengemeinschaftsstand auf der MEDICA 2009 vom 19. bis zum 22. November in Düsseldorf, so groß war der Andrang der Besucher. Auf 144 qm in Halle 3 präsentierten sich insgesamt 11 Aussteller, die meisten mit einem Schwerpunkt in der Diagnostik. Besucherandrang am Hessischen Gemeinschaftsstand bei der MEDICA 2008.

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Einer der Höhepunkte des Messeauftritts war die gemeinsam von GIT-Verlag und dem Pharmaunternehmen Novartis durchgeführte Preisverleihung für Deutschlands beste Klinik-Website. Vor großem Publikum konnte die Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde den ersten Preis gewinnen. Manfred Böhler vom GIT-Verlag freute sich über die gute Organisation und den passenden Rahmen für die Preisverleihung. Erstmals wurde ein Hessischer Abend durchgeführt, zu dem Mitaussteller und Gäste eingeladen waren. Das Angebot wurde hervorragend angenommen und hat zu zahlreichen neuen Kontakten geführt. Durchgängig gute Kontakte und zahlreiche Geschäftsabschlüsse berichteten alle Mitaussteller. Die Besucher erwiesen sich als sehr offen und interessiert, sodass das allgemeine Fazit des Gemeinschaftsstandes Hessens lautete: „Die Medica war für uns ein voller Erfolg. Wir werden mit Sicherheit auch nächstes Mal wieder dabei sein!“

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InnovationsForum 2009 – Trends aus der Biotechnologie in 4 Teilen Workshop Insect Biotechnology am 9. Februar 2009 Der Auftakt der Reihe InnovationsForum HessenBiotech 2009 wird am 9. Februar in Frankfurt stattfinden. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Andreas Vilcinskas von der Justus LiebigUniversität Gießen werden sich Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft in einem Workshop über die Potenziale der Insekten in Biotechnologie, Pharma und Chemie austauschen. In diesem Jahr wurde das erste Insekten-Genom sequenziert, nämlich das des Reisschädlings Tribolium castaneum. An den Arbeiten waren auch Gießener Wissenschaftler beteiligt. Welche Möglichkeiten sich damit auf dem noch jungen Feld der „Insect Biotechnology“ eröffnen, kann Prof. Vilcinskas an zahlreichen Beispielen belegen. Viele Insekten besiedeln ungewöhnliche oder lebensfeindliche Habitate. Sie produzieren deshalb ungewöhnliche antibiotische Substanzen oder Enzyme mit neuartigen Eigenschaften. Besonders hervorheben möchte Vilcinskas die Möglichkeiten der Anwendung in der pharmazeutischen Entwicklung. Die Große Wachsmotte (Galleria mellonella) etwa eignet sich ausgezeichnet als Modellwirt für humane Krankheitserreger. Das InnovationsForum Hessen-Biotech bietet allen Interessierten die Chance, sich in einem praxisorientierten Workshop schon in einer sehr frühen Phase zu einem zukunftsträchtigen Wachstumsfeld zu informieren.

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Sprecher des InnovationsForum: Prof. Dr. Elefterios Mylonakis, Harvard Medical School, Boston Prof. Dr. Andreas Vilcinskas, Justus LiebigUniversität, Gießen Prof. Dr. Rainer Fischer, Fraunhofer Institut für Molekularbiologie, Aachen Prof. Dr. Helge Bode, Universität Saarbrücken

Ziel des InnovationsForums ist es, Forschern und Unternehmern die Potenziale der Insect Biotechnology nahezubringen und für die Mitarbeit in Projekten zu gewinnen. Deshalb wird es im Anschluss an die Vorträge ausreichend Platz für Einzelgespräche geben. Termin: Montag, 9. Februar 2009 Beginn: 14.00 Uhr Ort: DECHEMA e.V., Frankfurt Programmflyer und Anmeldung zum InnovationsForum unter www.hessen-biotech.de ■

Kontakt: Dr. Detlef Terzenbach Hessen-Biotech Telefon: 0611 / 774-8613 E-Mail: detlef.terzenbach@hessen-agentur.de Internet: www.hessen-agentur.de

Veranstaltungshinweis:

InnovationsForum Hessen-Biotech Teil 1 Insekten – neue Ressourcen für Chemie und Pharma Termin: 09.02.2008, 14:00 bis 18:00 Uhr Ort: DECHEMA e.V., Frankfurt

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Neues aus dem Cluster „Integrierte Bioindustrie Frankfurt!“

Investieren in Weiße Biotechnologie – aber richtig! Investoren-Plattform: Ein Forum für Unternehmer, Investoren und Finanzexperten Was zeichnet ein typisches Start-up der Weißen Biotechnologie aus? Was sind seine Erfolgsfaktoren? Welche Investitionsmodelle bringen die besten Renditen bei geringstem Risiko? Diese und viele weitere Fragen für eine erfolgreiche Investition in die Weiße Biotechnologie stehen im Fokus der ersten Deutschen Investorenkonferenz zur Weißen Biotechnologie Anfang Mai 2009 in Frankfurt. „Die Investoren-Plattform Weiße Biotechnologie ist ein Forum für Unternehmer und Finanzexperten, die von den Chancen dieser jungen, innovativen Wachstumsbranche profitieren wollen“, sagt Dr. Detlef Terzenbach, Projektleiter von Hessen-Biotech und Initiator der Konferenz. „Die Veranstaltung soll Banken und Investoren (Venture Capital-Gesellschaften, Family Offices, Privatinvestoren) sowie Industrieunternehmen für die Marktpotenziale der industriellen Weißen Biotechnologie sensibilisieren und die Investitionsmöglichkeiten aufzeigen.“ Die Weiße Biotechnologie ist eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Sie nutzt nachwachsende Rohstoffe bei Herstellungsprozessen und ist damit sowohl ökonomisch als auch ökologisch Vorreiter auf diesem Gebiet. Der weltweite Umsatz von aktuell 50 Milliarden Euro wird bis 2025 auf 250 Milliarden Euro prognostiziert. Produkte aus der Weißen Biotechnologie haben vielfach unbemerkt Einzug in unseren Alltag erhalten: optimierte Waschmittel, die schonende Bearbeitung von Papier und Leder, Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel sind nur einige Beispiele. Diese Erfolgsgeschichten werden von vielen jungen Biotechfirmen mitgeschrieben. Die besten dieser Branche präsentieren auf der Investorenkonferenz 2009 ihre Geschäftsmodelle und geben Einblicke in lukrative Investmentstrategien. „Es besteht noch sehr viel Aufklärungs- und Motivationspotenzial für Investitionen in die Weiße Biotechnologie, aber mindestens genauso viel Markt- und Umsatzpotenzial“, weiß Dr. Terzenbach.

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Details zum genauen Ort und Termin werden in Kürze bekannt gegeben. Die Veranstaltung wird unterstützt von: Sanofi Aventis GmbH, Symrise, BASF, Price-Waterhouse-Coopers, BMBF, EFRE, IHK Frankfurt, Wirtschaftsförderung Frankfurt Weitere Informationen zu den Möglichkeiten der aktiven Mitwirkung an der Investoren-Plattform Weiße Biotechnologie erhalten Sie bei: ■

Dr. Detlef Terzenbach Hessen-Biotech Telefon: 0611 / 774-8613 E-Mail: detlef.terzenbach@hessen-agentur.de Internet: www.biotech-alliance.de


Natürliche Wirkstoffe von Sanofi-Aventis Nachhaltig und innovativ – medizinische Wirkstoffe aus der Natur

Naturstoffe sind als Leitstrukturen in der Pharmaforschung unverzichtbar. Insbesondere in der Behandlung von Krebs- und Infektionskrankheiten sowie bei Organtransplantationen lässt sich ein großer Teil aller zugelassenen Medikamente auf Naturstoffe zurückführen. Um pharmakologische Wirkstoffe aus Naturstoffen geht es auch im ersten Projekt, das im Rahmen des Clusters Integrierte Bioindustrie Frankfurt gefördert wird: „Genetic Engineering von Naturstoff-Produzenten“. Über die Herausforderungen und Ziele des Projektes sprachen wir mit Dr. Mark Brönstrup, Projektleiter und Leiter der NaturstoffForschung von Sanofi-Aventis in Frankfurt.

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Die Natur als Apotheke – wo liegen die großen Herausforderungen für die Forschung?

Ich sehe vier zentrale Herausforderungen: Die erste und größte besteht in der Identifikation der biologischen Wirkung eines Naturstoffes. Diese Wirkung ist für den Großteil strukturell attraktiver Naturstoffe unbekannt oder nur unzulänglich beschrieben. Die zweite besteht im gezielten Auffinden neuer Naturstoff-Strukturen, z. B. durch die Nutzung ungewöhnlicher Produzentenquellen. Die dritte umfasst die Optimierung neuer Naturstoff-Leitstrukturen. Höchstens 20 Prozent der Naturstoffe, die in den letzten 25 Jahren den Markt erreichten, konnten ohne Modifikation der Molekül-Struktur eingesetzt werden. Die verbleibenden 80 Prozent wurden durch strukturelle Veränderungen eigenschaftsoptimiert. Diese Veränderungen wurden bislang vor allem durch chemische Semi- oder Totalsynthese erreicht. Und viertens muss nach einer erfolgreichen Optimierung ein kostengünstiger Produktionsprozess gefunden werden. Mit unserem Projekt wollen wir die dritte und vierte Herausforderung adressieren und neue Wege gehen.

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Und dabei setzen Sie auf Verfahren der Weißen Biotechnologie?

Richtig – durch die rasanten Fortschritte in der Molekularbiologie steht uns heute ein neuer Ansatz zur strukturellen Variation von Naturstoffen zur Verfügung – das Genetic Engineering. Damit bekommen wir Zugang zu Strukturen, die durch die klassischen Verfahren nur schwer oder gar nicht erhältlich sind. Darüber hinaus können durch Genetic Engineering

des Produzentenstammes die Produktausbeuten gezielt erhöht werden – etwa durch Eingriffe in die Regulation der Expression oder durch das Ausschalten von produktabbauenden Prozessen. So helfen uns die Verfahren der Weißen Biotechnologie neue Wirkstoffe zu finden, und gleichzeitig Produktionskosten zu senken.

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Dr. Mark Brönstrup von Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Projektleiter‚ Genetic Engineering von Naturstoff-Produzenten

Um welche Wirkstoffe geht es in Ihrem Projekt?

Wir haben mehrere Wirkstoffe im Fokus. In einem ersten Teilprojekt untersuchen wir Peptide mit ungewöhnlichen, neuartigen Verbrückungen, die schmerzstillende Eigenschaften aufweisen. In weiteren Teilprojekten geht es um potenzielle Anti-Krebsmittel.

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Gibt es in diesem Projekt Hochschulpartner?

Ja, die Zusammenarbeit mit den Hochschulen spielt in diesem Projekt eine wichtige Rolle. Gemeinsam mit Prof. Roderich Süssmuth von der Technischen Universität Berlin sollen biotechnologische Lösungen gefunden werden, um Zugang zu einfachen Abkömmlingen der Peptide zu erhalten, anhand derer ein „Minimal-Pharmakophor“, ein kleinstmöglicher Träger pharmakologischer Wirkung, definiert werden kann. Zusammen mit der Arbeitsgruppe von Prof. Rolf Müller an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken sollen genetisch modifizierte Mikroorganismen entwickelt werden, die höhere Fermentationsausbeuten zur Herstellung der Naturstoffe liefern. Auf Seite von Sanofi-Aventis sind neben der Naturstoff-Forschung die Prozessentwicklung Biotechnologie, vertreten durch Dr. Claus Lattemann, sowie die Abteilung Partnering & Innovation, vertreten durch Dr. Anissa Boucherot, beteiligt, um den Erfolg des Projekts sicherzustellen. Die Erkenntnisse aus allen Teilprojekten sollen es ermöglichen, künftig weitere Naturstoffe durch molekularbiologische Verfahren strukturell zu modifizieren.

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Investieren in Biotechnologie

„Investieren in die Biotechnologie – Chancen, Risiken, Möglichkeiten“ Eine Buchbesprechung Rezession, Finanzkrise, Investitionszurückhaltung. Die gesamte Börsenwelt leidet. Die gesamte Börsenwelt? Nicht ganz. Die Biotechnologie-Branche stemmt sich gegen den Trend. In ihrem Buch „Investieren in die Biotechnologie“ beschreiben der Biotech Consultant Dr. Holger Bengs und sein Co-Autor Mike Bayer, was die Branche so besonders macht und wie sich erfolgreich in Biotech investieren lässt. Botschaften, die in einem in der Zukunftstechnologie sehr forschungsaktiven und gut aufgestellten Land wie Hessen auf fruchtbaren Boden fallen dürften. Es sind heute Biotech-Unternehmen, die unermüdlich neue Wirkungsmechanismen und Medikamente entwickeln. Das macht sich bezahlt: Der Nasdaq-Biotechnologie-Index legte im letzten Jahr elf Prozent zu. Inzwischen versuchen immer mehr Großkonzerne Biotech-Unternehmen aufzukaufen. Diese wiederum bauen auf ihre Selbstständigkeit und profitieren von der steigenden Investitionsbereitschaft.

Biotech trotz Börsenkrise – wieso? Bengs und Bayer wissen, warum Biotech-Aktien aktuell so erfolgreich sind. So finanzieren sich die Unternehmen weitgehend mit Eigenkapital und sind daran gewöhnt, Kredite schwer zu erkämpfen. Eine weitere wichtige Stärke der Biotech-Branche ist die Vernetzung in Clustern, die deutschlandweit entstanden sind, so auch im Rhein-Main-Gebiet die Frankfurt Bio Tech Alliance. Nicht zuletzt geraten auch andere Branchen in den Blickpunkt als Anwenderund Abnehmerindustrien. Hierzu zählen u.a. die Energiebranche (nachwachsende Energieträger) sowie die Fein- und Spezialchemie. Die aktuelle Kreditkrise trifft die Branche kaum, auch Konjunkturschwankungen spielen keine größere Rolle bei Forschungsprojekten, die auf bis zu zehn Jahre ausgelegt sein können.

chenwissen profitieren können. Dabei wägen sie mögliche Chancen und Risiken ab, verzichten aber bewusst auf konkrete Aktientipps. Generell erkennen Bayer und Bengs folgende langfristige Trends: > Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist einer der erfolgreichsten Industriezweige, wenn es um die Vermehrung des Wohlstands geht. > Steigende Preise der traditionellen Energieträger verlangen nach Alternativen – eine große Chance für die industrielle Biotechnologie. > Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln steigt. > Der Gesundheitssektor wächst und die Biotechnologie nimmt einen vielfältigen Einfluss darauf. Die Frage ist demnach also nicht, ob die Biotechnologie den Durchbruch schaffen wird, sondern allenfalls wie schnell. Andreas Handel, Arbeitskreis Börse – Studenten der Universität Mainz e.V.

Die Fakten zum Buch: > Titel:

Wie sehen die Trends aus? Das Buch ist eine Art „Anleitung zum Investieren“. Die Autoren geben einerseits Börseninteressierten Biotech-Grundwissen sowie Analysewerkzeuge an die Hand. Andererseits zeigen sie Naturwissenschaftlern auf, wie sie an der Börse von ihrem Bran-

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Investieren in Biotechnologie. Chancen, Risiken, Möglichkeiten. > Autoren: Holger Bengs, Mike Bayer > Verlag: FinanzBuch Verlag, München > Erschienen: Juni 2008 > Umfang: 222 Seiten, broschiert > Preis: 12,90 Euro > ISBN: 978-3-89879-346-9


NanoRepro AG mischt mit auf dem Börsenparkett Das Marburger Zwölf-Mann-Unternehmen NanoRepro AG, hat jüngst das entscheidende Zugangsticket für den deutschen Aktienmarkt gelöst. Seit dem 10. Oktober ist das Nano-BiotechUnternehmen im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet.

Zwei zukunftsweisende Geschäftsfelder Im ersten Geschäftsfeld bietet das 2006 gegründete Unternehmen die Einlagerung von Stammzellen aus der Haut als Gesundheitsprävention an. „Wir sehen diese Dienstleistung sozusagen als biologische Lebensversicherung des 21. Jahrhunderts an“, Dr. Olaf Stiller ist Vorstandsvorsitzender erklärt der Vorstandsvorsitzende der frisch an der Dr. Olaf Stiller. Im zweiten GeBörse gestarteten NanoRepro AG. schäftsfeld Schnelldiagnostika steht NanoRepro derzeit kurz vor einem deutschlandweiten Durchbruch. Das Unternehmen hat einen neuen Spermienschnelltest entwickelt, der in der ersten Hälfte des kommenden Jahres auf dem Markt kommen soll. Stiller: „Mit FertiQUICK können Männer einfach und schnell zu Hause ihre Zeugungsfähigkeit überprüfen. Damit wollen wir Paare bei der Realisierung ihres Kinderwunsches unterstützen.“ Zwei weitere Schnelldiagnostik-Produkte – Eisprung- und Schwangerschaftstest – sind bereits im Handel erhältlich.

Auf Gewinn eingestellt Mit den beiden vielversprechenden Geschäftsbereichen strebt NanoRepro im nächsten Geschäftsjahr Umsätze von 1,5 Mio. Euro an und rechnet mit dem Erreichen der Gewinnschwelle im dritten Quartal 2009. Mit dem Sprung ans öffentliche Börsenparkett hat das Unternehmen hierfür die ersten Weichen gestellt und zugleich den anhaltenden Aufwärtstrend der Biotechnologie bestätigt. Beim „going public“ wurden zunächst 1.018.600 Aktien von NanoRepro in den Handel einbezogen. Die Erstnotierung erfolgte zu einem Stückpreis von 11,50 Euro. ■

NanoRepro AG Inka Fietze Telefon: 06421 / 9514-55, -48 Telefax: 06421 / 9514-450 E-Mail: fietze@nanorepro.com Internet: www.nanorepro.com

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Hessen Mix

Der Experimentierkoffer mit Erfolgsgarantie Uni Frankfurt entwickelt „GeniE“-Lernkoffer mit DNA-Experimenten für den Schulunterricht. Wie kann man Schülern möglichst anschaulich molekularbiologische Laborarbeit vermitteln? Und wie lässt sich dabei die Faszination für die Biotechnologie wecken? Diese Fragen hatten Studienrat Marc Grahmann und die Professoren Hans Peter Klein und Paul Dierkes von der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt im Kopf, als sie den „GeniE“-Lernkoffer (GeniE steht für „Genetik im Experiment“) entwickelten. Begeisterung für das Zukunftsfeld Biotechnologie

Schülerin arbeitet konzentriert an einer Gelektrophorese.

„Molekularbiologie in der Schule sollte mehr sein als nur Kreise und geschlängelte Linien auf dem Papier und muss nicht kompliziert sein“, erläutert Marc Grahmann. So geht es bei einem Modul um das Prinzip des genetischen Fingerabdrucks. Den Schülern erschließen sich in praktischer Weise die fundamentalen Möglichkeiten der Molekularbiologie und der Biotechnologie.

„Der Lernkoffer ist für den Regelunterricht konzipiert“, erläuterte Grahmann. Er enthält einfache, schulrelevante Experimente, Unterrichtsmedien und Unterrichtsmaterialien aus einem Guss, die sich in einem Modul-Konzept ergänzen. Insgesamt könne man damit eine komplette Unterrichtseinheit von zwölf Schulstunden entwerfen. Die einzelnen Modulbausteine des Experimentierkoffers werden zurzeit in Fortbildungsveranstaltungen der Abteilung für Didaktik der Biowissenschaften vorgestellt. „Für 2008 ist das Schülerlabor allerdings schon ausgebucht“, stellt Grahmann fest. Um den Koffer möglichst kostengünstig den Schulen anbieten zu können, hofft Grahmann, neue Sponsoren zu finden. Der Pädagoge rechnet dann mit Kosten von maximal 100 Euro pro „GeniE“-Lernkoffer für die Schulen. Sein Ziel ist es, dass der Koffer auch über Frankfurt hinaus zur Anwendung kommt. ■

Didaktik der Biowissenschaften Marc Grahmann (StR) Telefon: 069 / 798-22937 E-Mail: grahmann@bio.uni-frankfurt.de

Verleihung des STEP Award 2008 Eine ungewöhnliche, innovative Geschäftsidee, die für deutlich mehr Komfort im Leben von DiabetesPatienten sorgt, wurde beim diesjährigen STEP Award Anfang Dezember mit dem Hauptpreis von 100.000 Euro honoriert: Bei einer Gala-Veranstaltung im historischen Peter-Behrens-Bau im Industriepark Höchst in Frankfurt wurde die EyeSense GmbH (Großheim) mit dem Unternehmenspreis STEP Award 2008 ausgezeichnet. Auch das hessische Unternehmen R-Biopharm (Darmstadt) gehört zu den Gewinnern und kann sich über den Preis „Bestes Wachstumsunternehmen in der Kategorie Finanzen“ freuen. Das Unternehmen entwickelt in den Bereichen Klinische Diagnostik und Lebens- und Futtermittelanalytik mit seinen innovativen und zuverlässigen Produkten wegweisende Lösungen und überzeugte die Jury mit dauerhaft glänzenden Umsatz- und Ertragszahlen.

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Weitere Preisträger sind: mosaiques diagnosis and therapeutics AG (Hannover) in der Kategorie Markt/Kunde, Inventux Technologies AG (Berlin) in der Kategorie Prozesse und Pieris AG (Freising) in der Kategorie Produkt/Technologie. Hauptsponsoren des von der Infraserv Höchst und dem F.A.Z.-Institut initiierten und getragenen STEP Award 2008 sind die Commerzbank, Hessisches Wirtschaftsministerium, Mayer Brown, Merck Serono und Sanofi-Aventis. Daneben beteiligen sich eine Reihe weiterer Unternehmen und Institutionen als Förderer.


11. Science4Life Venture Cup Die Chance nutzen: Ambitionierte Gründer und Jungunternehmer gesucht Nur noch bis zum 16. Januar 2009 läuft die Bewerbungsrunde für die Konzeptphase des 11. Science4Life Venture Cup. Den Siegern winken Preisgelder von insgesamt 75.000 Euro. Zusätzlich bekommen die besten Teilnehmer die Möglichkeit, ihr Knowhow aufzubessern und von den Erfahrungen ausgewiesener Experten zu profitieren: Die Erstplatzierten dürfen an einem praxisorientierten Experten-Workshop teilnehmen und bekommen somit Informationen und Unterstützung zur Umsetzung ihrer Geschäftsideen. Die Gründerinitiative Science4Life hatte gerade ihr zehnjähriges Bestehen mit Rekordergebnissen gefeiert – da startete sie auch schon im September 2008 die 11. Wettbewerbsrunde: Für den größten branchenspezifischen Businessplanwettbewerb „Venture Cup 2009“ sind bundesweit Gründer aus dem Life Sciences- und Chemie-Umfeld eingeladen, Konzepte ihrer Geschäftsideen einzureichen. Jeder Teilnehmer profitiert

ständig ausgearbeiteter Businessplan stehen. Die zehn besten Konzepte werden bei der Zwischenprämierung am 5. März 2009 in der Hessischen Landesvertretung in Berlin ausgezeichnet. Die anschließende Businessplanphase dauert bis zum 8. Mai 2009. Unternehmensgründer, auch Quereinsteiger, die die Grundvoraussetzung zur Teilnahme erfüllen, können zu diesem Zeitpunkt immer noch in den Venture Cup einsteigen. Die fünf Besten dieser Phase dürfen an einem dreitägigen Gründerworkshop ab dem 25. Juni 2009 teilnehmen. Die Abschlussprämierung erfolgt dann am 29. Juni 2009. Hier wird der endgültige Sieger bekannt gegeben. ■

Geschäftsstelle des Science4Life e.V. Industriepark Höchst, Gebäude H 831 65926 Frankfurt Telefon: 0700 / 00 77 44 77 Telefax: 0700 / 00 77 44 66 Internet: www.science4life.de

Die Pokale für die Sieger des Science4Life Venture Cup werden 2009 bereits zum elften Mal vergeben.

Alle Teilnehmer werden während der einzelnen Phasen des Wettbwerbs professionell von ehemaligen Gründern bei der Umsetzung ihrer Konzepte und Geschäftsideen begleitet. Dazu noch kostenlos, denn die Teilnahme ist kostenfrei. Somit sorgt Science4Life nicht nur für finanzielle Starthilfe. Die Initiative bietet Gründungswilligen vielmehr ein individuell zugeschnittenes Beratungsangebot und ermöglicht den Zugang zum eigenen Experten-Netzwerk mit Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft, darunter auch Investoren. Die Teilnahme am Wettbewerb lohnt sich daher in jedem Fall. Wie verläuft der Wettbewerb? Für den Venture Cup 2009 muss jeder Teilnahmer innerhalb der ersten Phase – der Konzeptphase – eine neue Geschäftsidee kurz und präzise formuliert bis zum 16. Januar 2009 bei der Geschäftsstelle Science4Liefe einreichen. Den 20 Besten dieser Konzeptphase winkt ein zweitägiger Workshop, bei dem sie sich Anregungen zur Erstellung und Ausarbeitung ihrer Businesspläne holen können. Denn am Ende der nächsten Wettbewerbsphase soll ein voll-

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FIZ ist fertig! Neue Gebäudeabschnitte und Konferenzzentrum des FIZ eröffnet Seinen Unternehmen aus der Life Science-Branche mit mehr als 300 hochqualifizierten Mitarbeitern hat das Forschungs- und Innovationszentrum Biotechnologie (FIZ) in Frankfurt-Riedberg ein einzigartiges Forschungsumfeld geschaffen. Im November 2008 wurde die zweite Ausbaustufe des FIZ mit fünf Gebäudemodulen und einem auf Life Sciences ausgerichteten Konferenzzentrum „FIZ ConferenceLab“ fertiggestellt und eröffnet. Damit ist die gesamte Bebauung des Ende 2002 erschlossenen Grundstücks mit einem Bauvolumen von insgesamt ca. 52 Millionen Euro fertig gestellt. In der Region RheinMain werde die Schaffung von Strukturen, die auf die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen zugeschnitten sind immer wichtiger, erläuterte Hessens Ministerpräsident Roland Koch in seiner Eröffnungsrede. Hierfür biete das FIZ die idealen Rahmenbedingungen und gebe wichtige Impulse für die regionale Wirtschaft. „Der beste Beweis, dass sich das FIZ als Standortfaktor entwickelt, ist nicht nur der hohe Vermietungsstand, sondern auch Privatinvestitionen der Mieter in Laborausbauten im zweistelligen Millionenbereich", schloss Koch. Petra

Das FIZ-Modell mit erstem und zweiten Bauabschnitt

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Roth, Oberbürgermeisterin von Frankfurt, lobte besonders die Attraktivität des FIZ-Konzepts: „Forschende Unternehmen erhalten mit dem FIZ eine marktgerechte, flexible Infrastruktur, die ihnen neues Wachstum ermöglicht.“ Unternehmen im FIZ Durch die Erweiterung sind die Forschungs- und Büroflächen auf ca. 15.000 qm mehr als verdoppelt worden. Der neu errichtete Gebäudeteil weist bereits einen Vermietungsstand von ca. 80 Prozent auf. Im FIZ sind verschiedene Unternehmen, Dienstleister und Verbände angesiedelt. ■

www.fiz-biotech.de

Beim Tortenanschnitt (v.l.n.r): Heimo Koch, Geschäftsführer der LHI Leasing, Ministerpräsident Roland Koch, Oberbürgermeisterin Petra Roth und FIZ-Geschäftsführer Christian Garbe.

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Cluster-Guide für Hessen In Hessen sind zahlreiche Netzwerke und Cluster quer durch verschiedene Branchen aktiv. Das Spektrum reicht von Automotive, Mikrosystemtechnik und Dezentraler Energie bis hin zu Logistik und IT. Stark positioniert sich auch die ansässige Life-ScienceBranche. Hierzu zählen zum Beispiel die „ Integrierte BioIndustrie Frankfurt“ sowie die „Gesundheitswirtschaft Rhein-Main e. V.“ oder die „Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen e.V.“ So unterschiedlich diese Cluster auch sind, so identisch ist ihr Ziel: Wissenschaft und Wirtschaft zusammenzubringen, um daraus langfristig einen möglichst effizienten Output für die gesamte Marktwirtschaft zu erzielen. Einen fundierten Einblick in die hessische Clusterund Netzwerk-Landschaft ermöglicht eine neue, vom TechnologieTransferNetzwerk Hessen (TTNHessen) und der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- und Handelskammern auf den Weg gebrachte Broschüre „Cluster- und Netzwerk-Initiativen in Hessen“. Die rund 40-seitige Publikation – voraussichtlicher Erscheinungstermin ist Februar 2009 – beinhaltet neben Kurzdarstellungen von über

20 „alten Hasen“ auch Profile von jungen, im Aufbau befindlichen Netzwerken. Neben der Guide-Funktion findet man nützliche Hinweise zum Aufbau einer solchen Organisation und interessantes Hintergrundwissen über deren Entstehung in Europa. Als Extraservice sind zahlreiche weiterführende Adressen von Institutionen enthalten, die Netzwerke und Branchenplattformen fördern. Zudem stehen Informationen über Fördermöglichkeiten auf hessischer, nationaler und europäischer Ebene zum Nachschlagen bereit. Unterstützt wird die Broschüre durch das Hessische Wirtschaftsministerium und die Europäische Union (EFRE). Die Broschüre wird nach Erscheinen auch unter www.ttn-hessen.de zum Download angeboten ■

Der Titel der neuen Broschüre „Cluster- und Netzwerk-Initiativen in Hessen“.

Geschäftsstelle TTN-Hessen, c/o HA Hessen Agentur GmbH Dr. Gerrit Stratmann und Barbara Hoffmann Abraham-Lincoln-Str. 38–42 65189 Wiesbaden E-Mail: gerrit.stratmann@hessen-agentur, barbara.hoffmann@hessen-agentur.de

Erste LOEWE-Förderstaffel erfolgreich angelaufen Die Projektstaffel der hessischen Forschungsinitiative „LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ ist im Sommer 2008 angelaufen. Die LOEWE-Verwaltungskommission hat fünf Antragsprojekte für LOEWE-Zentren (Förderlinie 1) und fünf Antragsprojekte für LOEWESchwerpunkte (Förderlinie 2) ausgewählt. Das Gesamtfördervolumen stellt den höchsten Betrag dar, den jemals eine hessische Landesregierung für die Forschungsförderung zur Verfügung gestellt hat. Drei der insgesamt fünf Antragsprojekte für LOEWESchwerpunkte (Förderlinie 2) gehören zur LifeScienceBranche und wurden nun offiziell gestartet: In Marburg und Gießen eröffnete die Staatsministerin Silke Lautenschläger am 29. Oktober 2008 den neuen Forschungsbereich mit dem Schwerpunkt „Tumor und Entzündung“. Forschungsresultate der letzten Jahre habe gezeigt, dass das Immunsystem bei der Entwicklung und Ausbreitung von Tumoren eine wichtigere Rolle spielt als bislang angenommen. Die dabei in Tumor- und Immunzellen ablaufenden Prozesse sind zum großen Teil deckungsgleich. Im Schwerpunkt „Tumor und Entzündung“ sollen die mechanistischen Gemeinsamkeiten im Detail aufgeklärt und verstanden werden, um so eine Basis für die Entwicklung neuer therapeutischer Optionen zu legen.

Am 30. Oktober 2008 startete die LOEWE-Förderung des Forschungschwerpunktes „Lipid Signaling Forschungszentrum Frankfurt“ (LiFF). Lipide sind Bausteine in Zellmembranen, die Signale von außen in die Zelle weiterleiten und Zellreaktionen auslösen können. Sie sind oft an der Entstehung von Tumoren, chronischen Schmerzen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligt. Das Zentrum ist sowohl national als auch international vernetzt. Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt und das Max-PlanckInstitut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim bündeln ihre Expertisen in Pharmakologie, Pharmazie, biochemischer Grundlagenforschung und klinischer Forschung. Nicht zuletzt eröffnete Staatsministerin Lautenschläger am 6. November 2008 an der Fachhochschule Gießen-Friedberg das Forschungsprojekt „Biomedizinische Technik – Bioengineering & Imaging“. Im Fokus steht hier die Erforschung bildgebender Verfahren in der biomedizinischen Technik. An dem Projekt sind sowohl die Philipps-Universität Marburg als auch federführend die Fachhochschule Gießen-Friedberg beteiligt. Das Land Hessen unterstützt diese neue Schwerpunktforschung bis zum Jahr 2010. Die Ministerin würdigte auch, dass acht Kompetenzzentren an der Fachhochschule Gießen-Friedberg eingerichtet wurden, die das Land bis ebenfalls 2010 fördert. ■

www.loewe.hessen.de Hessen-Biotech NEWS 4/2008

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Deutscher Umweltpreis für hessische Biotechnologie Holger Zinke als „Pionier der deutschen Biotechnik-Branche“ gewürdigt Für seine innovative Forschungsarbeit erhielt Holger Zinke (45), Geschäftsführer der BRAIN AG aus Hessen, im Oktober 2008 den höchst dotierten Umweltpreis in Deutschland. Er teilt sich den Preis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit dem ebenfalls gewürdigten Wissenschaftler Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker. Bei der Preisverleihung erklärte der DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde begeistert: „Die industrielle oder ‚Weiße’ Biotechnologie hilft, Energie und Materialien einzusparen, schont endliche Ressourcen, entlastet damit die Umwelt und erhöht die wirtschaftliche Wertschöpfung“.

BRAIN steht für „Biotechnology Research And Information Network“. Das in Zwingenberg an der Bergstraße ansässige Unternehmen erforscht und verwendet Stoffe aus der Natur, um mit ihnen chemische Prozesse durch umweltfreundliche Verfahren zu ersetzen und zu verbessern. Hierzu erläuterte Zinke: „Eine Stonewashed-Jeans z.B. wird nicht mit Steinen, sondern mit Enzymen gewaschen“. Denn Waschmittel enhalten stärke- und eiweißabbauende Enzyme, die Flecken aus der Kleidung lösen. BRAIN hat ein Waschmittel mitentwickelt, mit dem über eine Million Tonnen Kohlendioxid jährlich eingespart werden können. Es entfaltet bei 40 Grad Celsius die gleiche Waschleistung wie konventionelle Waschmittel bei 60 Grad Celsius. Das Preisgeld von 250.000 Euro wird Holger Zinke in das Unternehmen investieren. „Bisher stellen wir nur kleine Mengen an Enzymen und Biokatalysatoren als Prototypen her. Wir möchten gerne auch selbst Enzyme und Biokatalysatoren produzieren“, kündigte er an. Deswegen baue man als erstes einen Fermenter in einer Produktionshalle.

Umweltpreis 2008: Preisübergabe (v.l.n.r.): Hubert Weinzierl, DBU-Kuratoriumsvorsitzender, Umweltpreisträger Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker, Umweltpreisträger Dr. Holger Zinke, Bundespräsident Prof. Dr. Horst Köhler.

www.brain-biotech.de

Landesregierung stärkt Medizinregion Gießen Mittelhessenfonds soll Gründer und mittelständische Unternehmen im Regierungsbezirk Gießen unterstützen Wirtschaftsminister Dr. Alois Rhiel stellte am 12. November in Gießen das neue Finanzierungsangebot „Mittelhessenfonds“ vor: Eine stattliche Summe von 10. Mio. Euro wird Unternehmensgründern sowie kleinen und mittleren Unternehmen im Regierungsbezirk Gießen, die weniger als 250 Beschäftigte haben, zur Verfügung stehen. Schwerpunkt soll dabei die Medizintechnik sein. Die Förderung besteht in der Bereitstellung von eigenkapitalähnlichen Mitteln – vorrangig stillen Beteiligungen, aber auch offenen Beteiligungen – mit Beträgen von 100.000 Euro bis zu 1 Mio. Euro pro Beteiligungsfall. Der Investitionszeitraum soll fünf Jahre betragen. „Wir haben den Mittelhessenfonds entwickelt, damit durch Neugründungen ebenso wie durch Innovations- und Wachstumsprozesse in bestehenden mittelständischen Unternehmen neue Arbeitsplätze ge-

schaffen werden können. Generell wollen wir Finanzierungsproblemen bei der Kapitalversorgung des Mittelstandes entgegenwirken“, erläuterte der Minister. Viele Betriebe benötigten Finanzierungsalternativen, um ihre Produktinnovationen zu realisieren und damit letztlich einen Markt zu erschließen. Ingesamt sind in Mittelhessen aktuell rund 30.000 Beschäftigte in Unternehmen der Medizinwirtschaft tätig. Der je zur Hälfte aus Landes- und EU-Mitteln (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) finanzierte Mittelhessenfonds wird im Auftrag des Landes Hessen von der IBH Beteiligungsmanagementgesellschaft Hessen (BM H), einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Investitionsbank Hessen (IBH), administriert. Sie hat bereits seit 2005 den erfolgreichen Regionalfonds Mittelhessen (RegioMIT) betreut. ■ ■

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Hessen-Biotech NEWS 4/2008

www.bmh-hessen.de www.wirtschaft.hessen.de


125 Jahre medizinischer Fortschritt! Sanofi-Aventis feierte Jubiläum Die Sanofi-Aventis Deutschland GmbH feierte am 23. Oktober ein besonderes Jubiläum: Vor 125 Jahren nahmen die damaligen „Farbwerke Hoechst am Main“ in Frankfurt die Medikamentenproduktion auf. Heute zählt das Unternehmen zu einem der führenden Global Player im Pharmamarkt. Pünktlich zum Jubiläum verließ der 125millionste Insulin-Pen die Fertigung im neuen Pen-Werk von Sanofi-Aventis am Standort Frankfurt-Höchst. Die hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger und Jean-François Dehecq, Vorsitzender des Verwaltungsrats des Pharmakonzerns, weihten das Gebäude feierlich ein. Die Erfolgsstory der Farbwerke Hoechst am Main begann 1883 mit einem fiebersenkenden und schmerzstillendem Pulver – Antipyrin®. Von Anfang an verfolgte das Unternehmen ein Ziel: Die Versorgung von Millionen Menschen mit fortschrittlichen und hochwertigen Arzneimitteln in aller Welt. Nobelpreisträger wie Robert Koch, Emil von Behring und Paul Ehrlich haben am Erfolg des Frankfurter Unternehmens entscheidend mitgewirkt: Mit Hilfe ihrer Ideen wurden wichtige Fortschritte in der Medizin auf den Gebieten der Tuberkulose und Diphtherie erreicht.

Den Startknopf des neuen Pen-Werkes drückten gemeinsam (von links nach rechts): Hanspeter Spek, Vorstand Marketing und Vertrieb, Sanofi-Aventis, Paul Jansen, Leiter Medical Devices, Sanofi-Aventis, Phlippe Luscan, Vorstand Produktion und Fertigung, Sanofi-Aventis, Paul Kibat, Standortleiter Devices, Sanofi-Aventis, Jean-Francois Dehecq, Vorsitzender des Verwaltungsrats, Sanofi-Aventis, Silke Lautenschläger, hessische Sozialministerin, Alois Rhiel, hessischer Wirtschaftsminister Martin Siewert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH

Heute ist Sanofi-Aventis eines der führenden Pharmaunternehmen der Welt und die Nummer Eins in Europa. Der Standort Frankfurt/Höchst verkörpert wie kaum ein anderer pharmazeutischer Standort weltweit die Vielfalt eines modernen ArzneimittelUnternehmens. Von der ersten Idee zu den Wirkmechanismen über die Erforschung von Wirkstoffen und deren Entwicklung bis hin zur Produktion von fertigen Medikamenten und deren weltweiten Vertrieb – die Medical City von Sanofi-Aventis in Frankfurt ist einzigartig. Hier arbeiten rund 8.000 Mitarbeiter. Weltweit sind 100.000 Mitarbeiter für die SanofiGruppe tätig.

Die hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger gratuliert zum 125-jährigen Jubiläum

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Förderinitiative im Fokus

DBU-Förderprogramme: Biotechnologische Innovationen als Schlüssel Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) stellt die Weichen für den industriellen Einsatz der Biotechnologie. Als Schlüssel für die Entwicklung effizienter, ökonomisch rentabler, ressourcen- und umweltschonender Produktionsverfahren ist die Querschnittsdisziplin gar ein Leuchtturm innerhalb ihrer Aktivitäten. Speziell mit ihren Fördermaßnahmen trägt die DBU kontinuierlich dazu bei, biotechnische Innovationen in die Praxis zu bringen. Hessen-Biotech NEWS sprach hierzu mit Professorin Stefanie Heiden. Die Mikrobiologin und Biochemikerin leitet den Bereich Biotechnologie der DBU und ist Vizeabteilungsleiterin Umweltforschung und Naturschutz.

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Welche Förderoptionen bietet die DBU generell?

Wir fördern Vorhaben in neun verschiedenen Bereichen – von der Energietechnik über Architektur und Bauwesen bis hin zur Umweltkommunikation.

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Welcher gemeinsame Anspruch liegt den Förderprogrammen zugrunde?

Grundvoraussetzung ist, dass Förderprojekte den Schutz der Umwelt im Blick haben und hierfür neuartige Lösungsansätze bieten. Dabei berücksichtigen wir insbesondere Vorhaben von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU).

Hessen-Biotech NEWS 4/2008

Professorin Stefanie Heiden, Leiterin des Bereichs Biotechnologie und stellvertretende Leiterin der Abteilung Umweltforschung und Naturschutz der DBU

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Hessen-Biotech: Wer kann sich bei der DBU mit welchem Vorhaben um Fördermittel bewerben?

Prinzipiell sind für uns alle innovativen Ideen interessant, die nachweislich zur Ressourcenschonung und Umweltentlastung beitragen. Vorrang haben dabei Projekte, die es ermöglichen, mit biotechnologischen ebenso wie mit nachhaltigen chemischen Verfahren konventionelle industrielle Produktionsverfahren zu ersetzen oder bestehende Prozesse durch Kopplung mit biotechnologischen Verfahren effizienter zu gestalten. Um eine entsprechende Förderung bewerben können sich Unternehmen und Forschungseinrichtungen ebenso wie kompetente Nachwuchsumweltwissenschaftler, für die wir Promotionsstipendien bereithalten. Verbundprojekte zwischen KMU und Forschungseinrichtungen sind besonders willkommen, gern auch in Kooperation mit Großunternehmen.

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Wie kann man als Antragsteller die „messbare Umweltfreundlichkeit“ eines Projektansatzes belegen?

Ich empfehle potenziellen Förderkandidaten zunächst eine kurze, aber aussagekräftige Projektskizze einzureichen (siehe Infokasten). Bei grundsätzlicher Übereinstimmung mit dem Förderzweck der Stiftung fordern wir unter Berücksichtigung aktueller Förderschwerpunkte zur Antragstellung auf. Grundsätzlich können Anträge jederzeit eingereicht werden. Eine Ausnahme stellen die Promotionsstipendien dar, über die zweimal jährlich ein Auswahlgremium entscheidet. Die laufende Bewerbungsfrist endet am 15. Januar 2009. Die ausführlichen Förderkriterien sind nachzulesen unter: www.dbu.de

DBU-Förderung auf einen Blick

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> Wir fordern in Projekten der Umweltforschung – eben auch Rahmen unserer Initiative ChemBioTec (www.chembiotec.de) – die Projektpartner auf, eine Ökoeffizienzanalyse begleitend zur Projektdurchführung zu erstellen. Eine derartige Betrachtung gibt Aufschluss über die Summe aller Stoff- und Energieströme sowie die mit einer Produktionsumstellung bzw. -etablierung verbundenen Kosten. Die Analyse gibt bereits in frühen Phasen der Projektbearbeitung entscheidende Hinweise zur weiteren Projektplanung und bewertet nach Projektabschluss das Vorhaben sowohl in ökonomischer als auch ökologischer Hinsicht.

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Welche Tipps können Sie Antragswilligen noch an die Hand geben?

Welche besonderen Bedingungen knüpft die DBU an ein Vorhaben? Was sind klare Ausschlusskriterien?

Wir fördern ausschließlich praxisbezogene Projekte, die deutlich über den aktuellen Stand von Forschung und Technik hinausgehen. Ebenso ausschlaggebend für unsere Zusage ist, dass die Vorhaben eine messbare Umweltentlastung und Ressourcenschonung erkennen lassen. „Konstruierte“ Umweltbezüge, institutionelle Förderungen, Markteinführungsprogramme und Grundlagenforschung – um nur einige Ausschlusskriterien zu nennen – werden nicht von uns bezuschusst.

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Zielgruppen Unternehmen, vorrangig deutsche KMU Verbundvorhaben zwischen KMU und Forschungseinrichtungen, gern auch in Kooperation mit Großunternehmen gute bis sehr gute Absolventen aller Fachbereiche mit Umweltforschungsthemen Förderung (Umfang) Zweckgebundener, nicht rückzahlbarer Zuschuss. Der Antragsteller hat grundsätzlich einen Eigenanteil zu erbringen. Förderungen als Darlehen oder Bürgschaft sind nur ausnahmsweise möglich. Antragsverfahren Die DBU empfiehlt zunächst eine Projektskizze einzureichen mit Projektgegenstand und Ziel, Stand des Wissens und der Technik, Finanzierungsplan, Art und Umfang der Durchführung, Projektbeginn/-dauer sowie geplante Weiterführung nach Projektabschluss.


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Aktuelle Ausschreibungen Communicator-Preis 2009 Darstellung von Wissenschaft in der Öffentlichkeit Termin: 31. Dezember 2008 http://www.dfg.de/aktuelles_presse/information_ fuer_die_wissenschaft/laufende.html

BMBF-Bekanntmachung Förderung von anwendungsorientierter Forschung an nicht-pathogenen Mikroorganismen Termine: 15. Januar 2009 für die Module A und B, 15. Juli 2009 für das Modul C http://www.bmbf.de/foerderungen/13117.php

Der mit 50.000 Euro dotierte Communicator-Preis richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachrichtungen, die ihre Forschungsarbeiten und deren Ergebnisse für die Öffentlichkeit verständlich und nachvollziehbar machen. Dies kann in Form von Vorträgen, Artikeln, Ausstellungen, Filmen und anderen möglichen Formen der Präsentation geschehen. Der Bewerbung müssen aussagefähige Unterlagen (Arbeitsproben) über die Vermittlungsleistung beigefügt sein, die der Jury ein Urteil ermöglichen.

Bei dieser Förderungsmaßnahme sollen zum einen im Sinne der Hightech-Strategie die spezifischen Anwendungsfelder der Gemonforschung an Mikroorganismen (Gesundheit, Ernährung, ressourceneffiziente Industrieproduktion) stärker in den Blick genommen werden. Zum anderen wird der medizinische Fokus mit der Förderinitiative „Infektionsgenomik – mikrobielle Genomforschung an pathogenen Mikroorganismen und ihren Wirten“ erweitert.

BMBF-Kooperation ERASysBio – Anwendung systembiologischer Forschungsansätze in der Biomedizin und anderen Innovationsfeldern

Gefördert werden > Im Modul A: Forschungs- und EntwicklungsProjekte der Verbundforschung > Im Modul B: Arbeitsgruppen unter Leitung von jüngeren, in der Forschung bereits erfahrenen Wissenschaftlern (Post-Docs). > Im Modul C: Projekte, die von Unternehmen koordiniert werden.

Termin: 05. Januar 2009 http://www.bmbf.de/foerderungen/13065.php Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt als Partner der ERA-NET ERASysBio-Koordinierungsmaßnahme transnationale Verbundvorhaben der Systembiologie auf der Grundlage des Rahmenprogramms Biotechnologie. Antragsberechtigt sind Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit Sitz in Deutschland. Forschungseinrichtungen, die gemeinsam von Bund und Ländern grundfinanziert werden, kann nur unter bestimmten Voraussetzungen eine Projektförderung für ihren zusätzlichen Aufwand bewilligt werden.

BMBF-Ausschreibung KMU-Innovativ Biotechnologie – BioChance Termin: laufende Abgabe möglich; der nächste Bewertungsstichtag ist der 15. April 2009 http://www.bmbf.de/foerderungen/10759.php Kleine und mittlere Unternehmen sollen mit dieser Fördermaßnahme im Bereich Spitzenforschung gestärkt werden. Gefördert werden risikoreiche industrielle Forschungs- und vorwettbewerbliche Entwicklungsvorhaben, die anwendungsbezogen sind. Diese müssen dem Bereich der modernen Biotechnologie zuzuordnen sein und für die Positionierung des Unternehmens am Markt von Bedeutung sein. Wesentliches Ziel der BMBF-Förderung ist die Stärkung von Unternehmen beim beschleunigten Technologietransfer aus dem vorwettbewerblichen Bereich in die praktische Anwendung. Eine thematische Einschränkung innerhalb des Biotechnologie-Programms besteht nicht; Priorität erhalten Forschungsund Entwicklungsvorhaben, die in eine wachstumsorientierte Unternehmensstrategie eingebettet sind.

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Wissenschaft im Porträt

Paradigmenwechsel in der AlzheimerForschung? Marburger Forscher um Professor Dodel entwickeln neuen Therapieansatz

Prof. Dr. Richard Dodel

Sie ist gefürchtet, sie ist grausam und bis heute nicht heilbar – die Alzheimer-Krankheit, die mit einem Nachlassen der Erinnerung beginnt und letztlich zum Verlust der eigenen Identität führt. Mit Hochdruck suchen Forscher daher nach Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. Einer der international führenden Forscher auf diesem Gebiet ist Professor Richard Dodel von der PhilippsUniversität Marburg. Jüngste Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe haben mit dazu beigetragen, neue Einblicke in das Krankheitsgeschehen zu bekommen. Gleich zwei vielversprechende Therapieansätze verfolgt Dodel derzeit. Der Morbus Alzheimer ist die häufigste Demenz-Erkrankung und bekommt aufgrund der demographischen Entwicklung eine immer größere Bedeutung. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung über 65 Jahren und etwa 20 Prozent der Menschen über 80 Jahren sind betroffen. Nur in seltenen Fällen erkranken daran Menschen unter 50 Jahren.

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sehr toxisch sind und entscheidend zur Entstehung der Krankheit beitragen“, erklärt Dodel. So hängt der Schweregrad der Alzheimer Krankheit eng mit der Anreicherung dieser A-Oligomere zusammen. Dodel und seine Mitarbeiter machten sich daher auf die Suche nach einer Substanz, die die Bildung solcher Oligomere unterbinden kann – und landeten mit CNI-1493, einem Guanylhydrazon, einen Treffer. Die Forscher konnten zunächst im Reagensglas zeigen, dass CNI-1493 die Oligomere spaltet und ihnen so ihre toxische Wirkung nimmt. Aber auch im Tierversuch mit Alzheimermäusen erwies sich die Substanz als wirksam: „Nach einer zweimonatigen Behandlung hatten sich die Amyloid-Ablagerungen im Gehirn genau in den Arealen verringert, die bei Alzheimerpatienten besonders stark betroffen sind“, berichtet Dodel. Zudem zeigten die behandelten Tiere im Vergleich zu ihren unbehandelten Artgenossen eine deutlich bessere Gedächtnisleistung.

Charakteristisch für die Erkrankung sind Bildung und Ablagerung kurzer Eiweißbruchstücke an Nervenzellen im Gehirn. Diese sogenannten Beta-Amyloide entstehen durch den Abbau des Proteins Beta-Amyloid-Präkursor-Protein (Beta-APP), das eine wichtige Rolle bei der Informationsübertragung im Gehirn spielt. Durch die Ablagerungen entstehen die typischen Amyloid-Plaques – bereits lange bevor erste Symptome der Krankheit auftreten.

Ist damit der Grundstein für eine effektive Therapie gelegt? Das soll eine erste Pilotstudie mit Patienten zeigen, um die sich Dodel und seine Wissenschaftler derzeit bemühen. Das Unternehmen, das ein Patent auf den Wirkstoff CNI-1493 hält, hat diesen zur Behandlung von Darmerkrankungen entwickelt und daher keine ausreichende Erfahrung mit neurologischen Erkrankungen. „Daher suchen wir derzeit nach Geldgebern, die Interesse haben, den Wirkstoff gemeinsam mit uns weiterzuentwickeln“, so Dodel.

Gute und böse Beta-Amyloide

Plaques besser als ihr Ruf?

Inzwischen ist klar: Beim Abbau des Beta-APP entstehen unterschiedlich lange Beta-Amyloide – je nachdem, an welcher Stelle des APP-Proteins die Spaltung erfolgt. Am häufigsten tritt die sogenannte A 40-Variante auf, doch besonders krankheitsfördernd scheint die etwas längere und deutlich weniger häufige A 42-Variante zu sein. Diese neigt stärker zur Aggregatbildung, lagert sich also mit weiteren Bruchstücken zu sogenannten Oligomeren zusammen. „In mehreren hochrangigen Publikationen konnten wir zeigen – wie andere Arbeitsgruppen auch – dass beim Menschen gerade diese Oligomere

Neben den Beta-APP-Bruchstücken hat das Forscherteam auch die letztlich daraus entstehenden Amyloid-Plaques genauer unter die Lupe genommen. „Vor fünf bis zehn Jahren hatten wir noch die Vorstellung, dass die Plaques selbst die AlzheimerErkrankung auslösen. Davon sind wir inzwischen abgekommen“, erläutert Dodel und greift zu einem drastischen, aber anschaulichen Vergleich: „Was haben wir gemacht, als in Tschernobyl das radioaktive Kernkraftwerk eingestürzt ist? Wir haben einen riesigen Betonmantel drumherumgebaut, um uns vor der Radioaktivität zu schützen. Das Gehirn verfolgt

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bei der Alzheimer-Erkrankung möglicherweise eine ähnliche Strategie: Es versucht, die giftigen und frei zirkulierenden Oligomere zu entschärfen, indem es eine Entzündung anwirft. Dadurch werden die Oligomere an den Nervenzellen quasi festgebacken.“ Denn nicht die in den Plaques fixierten Beta-Amyloide sind die Haupt-Übeltäter, sondern offenbar die löslichen und in der Hirnflüssigkeit frei zirkulierenden Oligomere.

Antikörpermangel beheben Stimmt dieses Modell, dann müssen die löslichen Oligomere neutralisiert werden, bevor sie eine toxische Wirkung auf das Gehirn ausüben. Dass bei den Alzheimer-Patienten überhaupt Oligomere vermehrt in der Gehirnflüssigkeit vorhanden sind, dafür haben Dodel und seine Mitarbeiter in jüngsten Untersuchungen eine Erklärung gefunden: „Wir haben zeigen können, dass im Blut von Alzheimer-Patienten die Menge an Beta-Amyloid-Antikörpern vergleichweise gering ist.“ Diese spezifischen Antikörper sorgen dafür, dass die Beta-Amyloide und damit auch die gefährlichen Oligomere neutralisiert und schließlich abgebaut werden. Fehlen die Antikörper, können die Oligomere ihre verheerende Wirkung voll entfalten.

Arbeitsgruppe um Prof. Dodel an der Philipps-Universität Marburg

Möglicherweise erklärt dies auch das verstärkte Auftreten der Krankheit im Alter. „Mit steigendem Alter nimmt die Menge der Antikörper generell ab, weil das Immunsystem schwächer wird“, erklärt Dodel. „Ob das altersbedingte Schwächerwerden des Immunsystems die Alzheimer-Krankheit tatsächlich begünstigt, können wir im Moment noch nicht sicher sagen, dazu brauchen wir Untersuchungen mit Patienten über einen längeren Zeitraum“, räumt Dodel ein. Nichtsdestotrotz – das Ziel ist klar: „Wir gehen davon aus, dass es ein vielversprechender Ansatz ist, die fehlenden Beta-Amyloid-Antikörper zu ersetzen. Dadurch sollte sich die Menge toxisch wirkender Eiweißbruchstücke im Gehirn verringern und die Erkrankung günstig beeinflussen lassen. Mit Hochdruck arbeiten derzeit Dodel und seine schlagkräftige Mannschaft an den zwei neuen Behandlungsansätzen, „denn die Konkurrenz schläft nicht“, weiß der Wissenschaftler. Corinna Volz-Zang

Prof. Dr. Richard Dodel Klinik für Neurologie Philipps-Universität Marburg Telefon: 06421 / 28-65200

Viele Angriffspunkte für neue Therapien: Aβ-Monomere, die beim Abbau bestimmter Proteine im Gehirn entstehen, können verklumpen und so die gefürchteten Plaques bilden. Um die Plaquebildung zu verhindern, werden derzeit gleich zehn verschiedene therapeutische Ansatzpunkte intensiv erforscht. Quelle: Prof. R. Dodel, Marburg

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Wirtschaft im Porträt

Implantat soll Blinde sehen lassen Gießener Unternehmen EpiRet GmbH entwickelt revolutionäre Sehhilfe Blinde wieder sehen lassen zu können – diesem Menschheitsraum ist die EpiRet GmbH aus Gießen ein gutes Stück näher gekommen. Das mittelhessische Unternehmen hat ein Retina Implantat (Netzhautimplantat) entwickelt, das Patienten mit Retinitis Pigmentosa – einer Erkrankung, die zur völligen Erblindung führt – wieder Hoffnung geben kann. In einer ersten klinischen Studie hat sich die Sehhilfe bereits bewährt und blinden Patienten wieder zu einfachen Seheindrücken verholfen. Mit dem zweiten Preis beim Businessplan-Wettbewerb Science4Life 2008 und dem Joseph-von-Fraunhofer-Preis 2008 wurde die innovative Entwicklung in diesem Jahr gleich zweimal gefeiert. Einer der Geschäftsführer von EpiRet ist Uwe Thomas, der 1990 bereits das Unternehmen Thomas RECORDING gegründet hatte. Hervorgegangen ist EpiRet aus einem Forschungskonsortium, das die Sehprothesen im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts entwickelt hat. Mit im Projektteam: die Arbeitsgruppe von Professor Reinhard Eckhorn des Fachbereichs Physik der Philipps-Universität Marburg. Als für die letzte Förderphase Partner für die Vermarktung des Implantats mit ins Boot geholt werden sollten, war sofort Uwe Thomas, Geschäftsführer von Thomas RECORDING, im Gespräch. Thomas, der rund 30 Jahre als Laborleiter im Fachbereich Physik beschäftigt war, hatte schon einmal eine technologische Entwicklung der Marburger

Das EpiRet-Implantat ist nicht größer als ein 5-Cent-Stück. Quelle: EpiRet GmbH 2008

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Universität zur Marktreife geführt. Damals erlebte er hautnah die rasante Entwicklung in der Hirnforschung mit. Seine Abteilung konstruierte und perfektionierte ein 19-Kanal-System, das bei der Untersuchung von Hirnströmen gleichzeitig mehrere Ableitungen im Gehirn ermöglichte. Forscher aus der ganzen Welt wurden auf die Entwicklung der Abteilung aufmerksam und wollten sie ebenfalls nutzen. „Da entschied ich mich, die Vermarktung des Produkts selbst in die Hand zu nehmen“, beschreibt der gelernte Goldschmied die damalige Situation. So entstand 1990 die in Gießen ansässige Firma Thomas RECORDING mit heute inzwischen 23 Mitarbeitern.

Erfindungen dürfen nicht in Schubladen landen Während seiner Universitätsjahre war Thomas noch an weiteren Entwicklungen beteiligt. „Leider sind viele davon erst einmal in der Schublade gelandet – und später im Mülleimer “, so Thomas zur damaligen Situation. „Wir haben wirklich gute Erfinder, das ist überhaupt keine Frage, aber es muss sich dann auch einer um die Vermarktung kümmern.“ So wie es aussieht, dürfte ihm dies bald ein zweites Mal glücken. In einem großen Konsortium bestehend aus Professor Eckhorns ehemaliger Abteilung im Marburger Fachbereich Physik, heute geleitet von Professor Frank Bremmer, der Universitäts-Augenklinik der

Man muss schon genau hinsehen, so klein ist es, und hier auch nur so gut zu sehen, weil die Pupille weitgestellt ist: das Auge mit Implantat. Quelle: Universitäts-Augenklinik Essen, BMBF-Verbundprojekt EpiRet III


RWTH Aachen, der Universitäts-Augenklinik Essen, der Fraunhofer IMS Gesellschaft Duisburg sowie den Unternehmen Dr. Schmidt Intraocularlinsen GmbH, BYTEC Medizintechnik GmbH und Thomas RECORDING GmbH wurde unter Hochdruck das neuartige Augenimplantat entwickelt. Was die Sehhilfe so herausragend macht: Das Implantat wird vollständig ins Auge eingebracht – ohne Verbindung nach außen. „Die Konkurrenz hat Implantate mit Kabelbündeln, die aus dem Auge herauskommen, sodass das Auge dadurch gestört wird. Das ist unangenehm und es ist mit Risiken verbunden. Kein anderer Hersteller ist wie wir kabellos“, resümiert Thomas stolz. Die Entwicklung des Implantats forderte den vollen Einsatz aller beteiligten Partner: „Jede Woche fand eine gemeinsame Telefonkonferenz statt. Das war nicht immer leicht, aber wir haben es geschafft“, erzählt Thomas begeistert. „Im September letzten Jahres, vier Monate vor Ablauf des Förderzeitraums, konnten wir die ersten Patienten in klinischen Tests mit einem Implantat versorgen.“ Die Tests verliefen sehr erfolgreich. „Bei allen Patienten wurden Seheindrücke ausgelöst und sie konnten unterschiedliche Reizmuster erkennen“, so Thomas weiter. Die erfolgreiche Erprobung führte im Oktober letzten Jahres zur Gründung der EpiRet GmbH mit Sitz im Europaviertel in Gießen. Dass sich Thomas mit seinem Wunsch durchsetzen konnte, das Unternehmen in Mittelhessen und nicht in Nordrhein-Westfalen anzusiedeln, wo einige Partner herkommen, verdankt er dem Land Hessen. „Wir haben finanzielle Unterstützung in Hessen bekommen, das konnten die anderen nicht darstellen und somit hatte ich gute Argumente“, erzählt Thomas. Derzeit finanziert sich EpiRet GmbH durch ein Nachrangdarlehen im Rahmen des Programms Hessen NanoMatTech des Hessischen Wirtschaftsministeriums ausgerichtet durch die Investitionsbank Hessen (IBH).

Venture Capital für nächsten Schritt gesucht Im Moment hat das Unternehmen vier Mitarbeiter. Darunter einen Ingenieur als technischen Leiter, der sowohl an der Weiterentwicklung des Chips arbeitet, als auch die Aufbau- und Verbindungstechnik vorbereitet, mit der die Implantate im Unternehmen selbst zusammengebaut und getestet werden sollen, bevor die Augenärzte sie beim Patienten implantieren. Doch das Unternehmen soll wachsen: „Wir suchen derzeit intensiv nach Kapitalgebern, um die zweite klinische Studie mit zwölf Patienten zu

Funktionsweise des EpiRet-Implantats: Das Implantat wird ohne Kabelverbindung nach außen im Augapfel implantiert. Eine am Implantat befestigte Schlaufe führt nach hinten im Auge, wo die Elektroden direkt auf der Retina aufliegen. Der Patient trägt eine Brille, auf der sich eine kleine Kamera befindet. Die Bildinformationen werden in einem Computer, der in der Größe eines Handys beispielsweise am Gürtel getragen wird, umgewandelt in Impulse, die an eine Sendespule übertragen werden, die sich ebenfalls an der Brille befindet. Von dort werden die Impulse an die Empfangsspule im Auge gesendet. Diese Impulse führen wiederum dazu, dass die einzelnen Elektroden auf der Retina stimuliert werden. Über den Sehnerv werden diese Impulse an das Gehirn weitergeleitet und ein Bild erzeugt. Quelle: RWTH Aachen, IWE I, 2008

starten. Außerdem wollen wir einen neuen Chip mit deutlich mehr Stimulationspunkten entwickeln, um die Auflösung zu verbessern.“ Das in der ersten Phase getestete Implantat hat einen Chip mit 25 Elektroden. In der nächsten Stufe sollen es bereits bis zu vier Chips sein, die auf das Implantat montiert werden können. Jeder dieser Chips soll 165 Stimulationsmöglichkeiten haben. Je mehr Stimulationsmöglichkeiten vorhanden sind, umso besser kann die Auflösung des Bildes werden. „Wir müssen soviel wie möglich Elektroden implantieren, aber wir müssen auch den nötigen Strom übertragen und hier liegt der Engpass, denn auf keinen Fall darf sich das Auge erwärmen.“ Dies ist aber gleichzeitig ein Wettbewerbsvorteil von EpiRet, denn „wir haben bei Thomas RECORDING eine Technik entwickelt, um die Elektroden so niederohmig wie möglich zu machen“, erzählt Thomas. „Unser Ziel ist es, dass Menschen mit Retinitis Pigmentosa sich alleinbestimmt im Raum bewegen können und beispielsweise einen Topf auf dem Herd oder das Besteck bei Tisch sehen können.“ Lesen wird mit dieser Übertragungstechnik durch das Auge nach Einschätzung von Thomas vermutlich nicht möglich werden, aber wer weiß – an Erfindergeist mangelt es ja offenbar nicht. Corinna Volz-Zang ■

EpiRet GmbH Winchester Straße 8 D-35394 Gießen Telefon: 0641 / 98499-0 Telefax: 0641 / 98499-14 E-Mail: info@epiret.de Internet: www.epiret.de Hessen-Biotech NEWS 4/2008

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Hessen International

BIO Business Partnering in Osaka/Japan „Osaka Bio Headquarters“ lädt hessische Biotech Companies zu Japanbesuch ein

Noch liegt Japan in der Biotech-Industrie hinter den USA und Europa zurück, hat sich aber zum Ziel gesetzt, 1000 neue Biotech-Unternehmen in Japan zu verankern. In diesem Sinne lädt die Biotech-Region Osaka zwei hessische Biotech-Unternehmen nach Japan ein. In Osaka sind bereits zahlreiche Biotech-orientierte Firmen und Forschungseinrichtungen angesiedelt. Im April 2004 wurde im Norden Osakas der Saito Life Science Park (Saito LSP) errichtet, dessen Entwicklung und internationale Ausrichtung von der japanischen Regierung aktiv gefördert wird. Das zuständige „Osaka Bio Headquarters“ streckt derzeit seine Fühler nach internationalen Biotech-Unternehmen mit Interesse an einer Investition in Japan oder an einer japanischen Partnerfirma aus. Dabei wirft Osaka ein besonderes Auge auf Hessen – als einen der führenden deutschen Biotechnologie-Standorte. Unter der Schirmherrschaft des japanischen Wirtschaftsminis-

teriums METI und in Zusammenarbeit mit der Außenwirtschaftsorganisation JETRO wird über die HessenAgentur den Teilnehmern ein dreitägiges Besuchsprogramm angeboten: Der Besuch des Bio Cluster „Saito“ und anschließende Business-MatchingGespräche mit den dort ansässigen Firmen gehören dazu. Unterlagen potenzieller japanischer Partnerfirmen liegen bei der Hessen Agentur zur Einsichtnahme vor. Ansprechpartner für dieses Projekt ist der Japanspezialist der Hessen Agentur, Reinhard Keller. Der genaue Zeitpunkt der Reise steht noch nicht endgültig fest. Interessierte werden gebeten, sich bei der Hessen Agentur zu melden. ■

Reinhard Keller Hessen Agentur GmbH Telefon: 0611 / 774-8242 E-Mail: reinhard.keller@hessen-agentur.de Internet. www.saito.tv/e/

Erfolgreiches Partnering Event auf der BIOTECHNICA 2008 Teilnehmer aus Hessen ziehen positive Bilanz

Grosses Interessse am Partnering Event auf der BIOTECHNICA 2008.

Geschäftspartner beim Gespräch.

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Erstmals zur BIOTECHNICA 2008 hat das Enterprise Europe Network (EEN) den Partnering Event der Deutschen Messe AG unterstützt. „Mit der Einbindung in das neue Konzept der BIOTECHNICA ist das Partnering jetzt ein fester Bestandteil der Messe“, erläuterte Helmut Unger, beim Enterprise Network Europe Hessen für den Bereich Biotechnologie zuständig. „Es lag nahe, mit der Messe zu kooperieren und die Kompetenz des Enterprise Europe Networks mit einzubringen.“ Die Bilanz des Partnering zeigt, dass diese Strategie genau richtig war: Etwa 250 Teilnehmer aus 28 Ländern führten über 500 Gespräche, bei denen neue Geschäftskontakte geknüpft und Kooperationen verschiedenster Art diskutiert wurden. Auch die zwölf hessischen Unternehmen, die teilnahmen, wie z. B. Merck aus Darmstadt oder SanofiAventis aus Frankfurt, zeigten sich durchweg zufrieden. Nach der BIOTECHNICA waren sich Enterprise Europe Network und Deutsche Messe AG einig, die

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erfolgreiche Zusammenarbeit auch 2009 fortzuführen. „Unser Ziel ist es, gemeinsam den Bekanntheitsgrad des Partnering Events weiter zu steigern und noch mehr Teilnehmer für die Veranstaltung zu gewinnen“, sagte Unger. Eine Strategie wird sein, mehr „Global Player“ einzubinden und diese mit kleinen und mittleren Unternehmen zusammenzubringen. Technologietransfer und b2b Kontaktvermittlung sind die Kernkompetenzen des EEN. Über 4.000 Experten in etwa 500 Partnerorganisationen betreuen „ihre“ Unternehmen vor Ort und beraten zu allen EU-relevanten Themen. Die Technologie-Datenbank des EEN umfasst mehrere tausend Profile aus ganz Europa, von denen wir Ihnen hier wieder einige ausgewählte vorstellen. ■

Helmut Unger Hessen Agentur GmbH Telefon: 0611 / 774-8613 Telefax: 0611 / 774-58650 E-Mail: helmut.unger@hessen-agentur.de


Technologie-Angebote Nr.

Land

08 GB 40n6 0JBH GB

IT

08 IS 81ET 0JAM IS

IT

08 ES 28G1 0J2U

ES

08 NL 60AF 0IIG

NL

08 FR 36L3 0J7M

FR

Projekt

Nanoparticle delivery platform for siRNA and pDNA in-vivo transfection (lung, tumour, liver) Core of the London-based company's technology is the solvent-free condensing of nucleic acids in concentric layers of chemical components that convey protection against degradation (stealth or biocompatibility polymer layer) and effective delivery to target cells and intracellular trafficking. The resulting nanoparticles are of defined size and composition. They can be adapted to a variety of different in vitro and in vivo applications. Pilot and large-scale manufacturing of recombinant proteins for cleaner industrial processes or functional food or feed An award-winning SME located in Iceland has developed a sustainable plant-based economical technology platform for production of recombinant industrial proteins. The company has already close to one hundred different recombinant proteins in its pipeline, and, as such, is the largest molecular farming company in Europe. Ultrafast diagnostic kits for drugs identification A Spanish company, specialised in producing diagnostics kits, has patented a novel selective and ultrafast kit based on colorimetric reactions to identify drugs and adulterants (powder and tablets). The main objective of the invention is to provide the effectiveness and rapidity of diagnostic tests for illegal drugs, such as cocaine and cannabis, and psychiatric drugs, among others. Connecting and integrating microfluidic chips Researchers at a Dutch University have developed a chip design which incorporates a novel method of connecting polymer and hybrid, (polymer/glass) chips to capillaries used in conventional lab-on-a-chip technologies. The development has led to a prototype being successfully tested in an Atomic Force microscopy application with other applications in cell culturing and live cell diagnostics still under development. Nanospotter and protein arrays A French company developed a Nanospotter, a real technological breakthrough in the protein - antibody microarray field. The Nanospotter will multiply by 10 - 100 the spot density of protein microarray and will thus make it possible to increase the capacities of multiplex analyses. It enables to work on a glass slide containing up to 20 identical biochips (meaning to test 20 different biological samples in only one step). Each biochip could contain a matrix of thousands of different proteins.

Stand

Gesucht

Available for demonstration – field tested

The company is seeking biotechnology or pharmaceutical companies as partners for the development of siRNA therapeutic products (License Agreement, Joint further development)

Already on the market

The company is searching partners (company, university, research institute) for technical co-operation, joint venture and licence agreement

Already on the market

The company is looking for a license or a commercial agreement with a biotechnological company with expertise in diagnostic applications and its sell.

Available for demonstration

The University is looking for technical cooperation or a licence agreement with a producer of microfluidic chips or a pharmaceutical company with experience in using this type of chips in medical (diagnostic) research.

Development phase – Laboratory tested

Academic laboratories, biotechnology and pharmaceutical companies, we’re developing a new range of products in order to improve disease detection (CNS, cancer…). Open for all kind of collaboration.

Technologie-Gesuche Nr.

Land

08 GR 49Q1 0JBG

GB

08 IT 55W4 0JG2

IT

08 GB 41n8 0IIL

GB

Projekt

Niche-Market In-Vitro Diagnostic Products The mission of the Greek Group of companies is to provide a comprehensive range of quality-assured, fast and efficient health care services to individuals, organizations, social security funds, and insurance companies. It is also the largest Greek provider of laboratory services related to clinical research trials on new drugs performed with Pharmaceutical Companies and it is the only Health Maintenance Organisation (HMO) in Greece and therefore a very important ally and strategic partner for the private insurance companies by offering health plans with primary healthcare coverage. Method to evaluate renal function An Italian university, involved in research on renal diagnostic, has verified that serum concentration of beta2 microglobulin (b2M) is a better endogenous marker or glomerular filtration rate (GFR) than serum creatinine (Cr) because, in patients with kidney disease, the b2M increase rate is faster than that of Cr.

Technologies and/or products with consumer diagnostic applications, in particular women's health The company is a leading consumer diagnostics company, with a current focus on women’s health related products. The company is looking to improve its existing products in order to make them more cost effective and convenient for the consumer. It is also looking to extend its product range both within women's health and into other areas of consumer diagnostics.

Gesucht

The group of companies, leader in the Greek clinical laboratory testing, is looking for in-vitro medical diagnostics products that are not yet of common use but can be adopted by reference labs or university medical labs, in order to establish a commercial agreement with technical assistance.

To expand the clinical study of diagnostic possibilities of plasma beta2microglobulin for evaluation of glomerular filtration rate in different kidney disease, the university is interested in development of new methods for clinical diagnostics, cheaper and at least as efficient as those already on the market. Such methods should be tested by the Italian university and eventually partners by comparing its results with those obtained by already available techniques.

Technologies sought could range from novel sampling technologies, biomarkers, reagents and reactions, through to novel detection methods or technology platforms to complement the company’s own patented lateral flow diagnostics system. The company is interested in products or technologies at all stages of development, ranging from early-stage/pre-clinical through to near market or launched products.

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Bio Future

Rückenwind für Frankfurter Neurowissenschaften 200 Millionen Euro für neues Ernst-Strüngmann-Institut

Professor Wolf Singer, Kommissarischer Leiter des Ernst-StrüngmannInstituts.

Die Life-Science-Forschung in Hessen erhält schon bald hochkarätigen Zuwachs. In Frankfurt am Main gründeten die Brüder Andreas und Thomas Strüngmann das nach ihrem Vater benannte Ernst-Strüngmann-Institut (ESI gGmbH). Unter Schirmherrschaft der Max-Planck-Gesellschaft sollen dort über 150 Mitarbeiter die kognitiven Neurowissenschaften vorantreiben. Kommissarischer Leiter des rechtlich selbstständigen Forschungsinstituts ist der renommierte Neurowissenschaftler Professor Wolf Singer, Direktor am Max-Planck-Institut (MPI) für Hirnforschung in Frankfurt. Als Andreas und Thomas Strüngmann im Jahr 2005 ihr Unternehmen Hexal verkauften, war die Idee bereits geboren, mit einer Stiftung ein wissenschaftliches Institut zu gründen. Sie wandten sich an Professor Singer: „Im Laufe der letzten drei Jahre hat sich die Idee immer mehr konkretisiert, unter der Schirmherrschaft der Max-Planck-Gesellschaft ein solches Institut zu gründen.“ Bereits im nächsten Frühjahr soll die erste Strüngmann-Abteilung ihre Arbeit aufnehmen. „Sie wird sich mit Organisationsfragen der Großhirnrinde und der Analyse höherer Wahrnehmungsleistungen wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis befassen“, berichtet Singer.

Idealer Standort am Universitätsklinikum Frankfurt Der gewählte Standort für derartige Forschungsschwerpunkte ist perfekt: Das Institut wird die Räume der Hirnforscher des MPI auf dem Frankfurter Klinikumsgelände beziehen, die bis 2012 ihrerseits auf den Universitätscampus Frankfurt-Riedberg umziehen werden. „Wir haben hier auf dem Klinikcampus über die Jahre eine ideale Infrastruktur geschaffen, um mit nicht-invasiven bildgebenden Verfahren am Menschen zu arbeiten, was oben am Riedberg nicht möglich sein wird“, erläutert Singer. Damit wird das neue Institut auch eine Lücke schließen, die sonst durch den Umzug des MPI entstanden wäre. In der letzten Ausbaustufe rechnet Singer mit etwa 160 Mitarbeitern. „Damit wird das neue Institut ungefähr

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die gleiche Größe haben wie das jetzige MPI für Hirnforschung. Das ist entsprechend der verfügbaren Mittel und der räumlichen Möglichkeiten bereits absehbar“, erläutert er.

Forschung auf Max-Planck-Niveau „Die Max-Planck-Gesellschaft wird dabei als Schirmherr Sorge tragen, dass die Forschungsarbeit auf Max-Planck-Standard gehalten wird“, so Singer. „Um dies sicherzustellen, erfolgt die Qualitätskontrolle der Arbeit über jährliche bzw. zweijährliche Begutachtung durch Fachbeiräte, und die Direktoren werden nach Max-Planck-Prinzipien berufen.“ Auch wenn Singer den Namen noch nicht nennen kann – der erste Direktor steht bereits fest, die kritischen Schwellen sind alle überschritten. „Zudem wird das Institut auch bei der langfristigen Ausrichtung der Forschung von Mitgliedern der Max-Planck-Gesellschaft beraten werden. Damit wird sichergestellt, dass es sich personenunabhängig entwickelt – insbesondere auch von meiner Person“, ergänzt Singer. Finanziert wird das Institut aus Erträgen der Stiftung – Singer rechnet hier mit einer jährlichen Grundfinanzierung zwischen sechs und sieben Millionen Euro, zu denen noch selbst eingeworbene Drittmittel der Forschungsabteilungen hinzukommen werden. In der finanziellen Unabhängigkeit sieht der kommissarische Leiter einen großen Vorteil, „weil die Vertragsgestaltung von Direktoren und Mitarbeitern unabhängig von den Vorgaben des öffentlichen Dienstes sein wird.“ Das wird es leichter machen, herausragende Forscher für das Institut zu gewinnen. Man wird – nicht nur in Hessen – sicher noch viel davon hören. Corinna Volz-Zang


Nachrichten aus der Wirtschaft 6

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Achema-Fernsehpreis: Aufruf zur Bewerbung

Neue Chefs bei Sanofi-Aventis Deutschland

Frankfurt – Die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. vergibt zum fünften Mal den ACHEMAFernsehpreis. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird an den Autor/die Autoren eines deutschsprachigen Fernsehfilmbeitrages oder das Redaktionsteam einer thematisch fokussierten Magazinsendung vergeben. Ausgezeichnet werden Beiträge, die Themen aus den Bereichen Chemische Technik, Biotechnologie und Umweltschutz einer breiten Öffentlichkeit in hervorragender Weise objektiv und allgemein verständlich vermitteln. Für den Preis vorgeschlagene Filmbeiträge müssen zwischen Januar 2006 und Januar 2009 auf einem deutschsprachigen Sender ausgestrahlt worden sein. Vorschlagsberechtigt sind natürliche oder juristische Personen. Der Filmbeitrag ist zweifach auf DVD bis spätestens 16. Januar 2009 einzureichen. Die Preisverleihung findet am 11. Mai 2009 auf der Messe ACHEMA in Frankfurt am Main statt. Mehr Informationen unter:

Frankfurt – Martin Siewert ist seit dem 5. September neuer Vorsitzender der Geschäftsführung der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH. Er tritt die Nachfolge von HeinzWerner Meier an, der das Unternehmen verlässt. Martin Siewert gehört bereits seit dem Jahr 2005 als Verantwortlicher für die Arzneimittelfertigung und Medizinprodukte der Geschäftsführung der Deutschlandtochter an. Der Aufsichtsrat hat außerdem den Leiter Personal, Ulf Bialojahn, sowie den Leiter Medizin & Gesundheitspolitik, Heinz Riederer, zu Geschäftsführern bestellt.

www.dechema.de/fernsehpreis

Biotechnologie in Deutschland auf Wachstumskurs Frankfurt – Die deutsche Biotechnologiebranche wächst, das hatte im September der Vorsitzende der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) Dr. Berward Garthoff auf einer Pressekonferenz verkündet. Die Zahl der Arbeitsplätze war im Jahr 2007 um rund 4.000 Stellen auf 34.000 Beschäftigte angestiegen (Zahlen aus 2008 liegen noch nicht vor) und die Entwicklungspipeline für neue Arzneimittel auf biotechnischer Basis umfasst über 350 Wirkstoffkandidaten, das sind mehr denn je. Zudem zählt Deutschland in der industriellen Umsetzung mit seinem Know-how und den Produktionskapazitäten zu den international führenden Biotech-Nationen. Knapp 8 Prozent der rund 500 Unternehmen in Deutschland, die ganz oder überwiegend mit modernen biotechnischen Verfahren arbeiten, sehen zurzeit die industrielle Biotechnologie als ihren Tätigkeitsschwerpunkt. Der wirtschaftliche Erlös dürfte, laut Dr. Garthoff, hierzulande bei mindestens 1 Mrd. Euro pro Jahr liegen. Das Weltmarktvolumen wird aktuell auf etwa 55 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt. Mehrere Studien erwarten, dass der Markt bis 2015 um ein Mehrfaches expandiert. ■

www.sanofi-aventis.de

Multiple Sklerose-Konsortium wird vom BMBF unterstützt Darmstadt – Die Merck KGaA gehört zu den Siegern des „BioPharma-Strategiewettbewerbs“ des Bundesforschungsministeriums (BMBF). Merck ist Industriepartner des Konsortiums „Neue Wirkstoffe gegen neurologische Erkrankungen“ (Neu2). Die Gruppe will therapeutische und diagnostische Ansätze zur Behandlung von Multiple Sklerose von der Grundlagenforschung bis zur Marktreife entwickeln. Neben Merck sind als Partner Evotec, European Screening Port, Medigate, Clinical Trial Center North, Cedrus Therapeutics Inc. und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf beteiligt. Konsortialleitung hat die Kieler Bionamics GmbH. Das Konsortium überzeugte bei dem Wettbewerb mit seinem Konzept zur Entwicklung neuer Medikamente zur Behandlung von Multiple Sklerose und erhält 20 Mio. Euro Fördergelder. An dieser entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems leiden weltweit ca. 2,5 Millionen Menschen, für die derzeit nur Medikamente für die Behandlung der frühen entzündlichen Phase zur Verfügung stehen, die die durch MS verursachten Schädigungen nicht regenerieren können. Ein Fokus des Projekts liegt deshalb auf der Therapie neurodegenerativer Prozesse, für die bisher noch keine Medikamente existieren. ■

www.bmbf.de

www.dib.org

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FIZ Konzept auch international gefragt

Neuer Cetrotide-Partner für Merck Serono

Frankfurt – Das Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie, FIZ (siehe Bericht unter Hessen-Mix, S. 12), hat sich bei der europaweiten Ausschreibung zur konzeptionellen Begleitung eines geplanten Technologiezentrums in der polnischen Region Wielkopolska durchgesetzt. Aufgabe des FIZ wird sein, dem neuen polnischen Technologiezentrum bei der inhaltlichen Ausrichtung, dem immobilienwirtschaftlichen Konzept und der optimalen Vertrags-, Finanzierungs- und Mieterstruktur beratend zur Seite zu stehen. In den vergangenen Jahren wurden bereits in anderen Ländern erfolgreiche Gespräche geführt und Abkommen unterzeichnet, z. B. mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien. Das einzigartige Konzept des FIZ und die Bedeutung der maßgeschneiderten Infrastruktur für Life Sciences- Unternehmen hat auch international überzeugen können.

Quebec City, Kanada – Die AEterna Zentaris Inc. aus Kanada hat im November die Vermarktung von Cetrolix (Cetrotide®) an das Private Equity-Unternehmen Cowen Healthcare Royalty Partners (CHRP) verkauft. CHRP ist somit neuer Partner von Merck Serono, das seit 2000 die Vermarktungs- und Verkaufsrechte von Cetrotide weltweit (mit Ausnahme von Japan) besitzt. Cetrotide wird bei unerfülltem Kinderwunsch zur Unterstützung einer künstlichen Befruchtung eingesetzt. Der Wirkstoff verhindert den vorzeitigen Eisprung von Patientinnen. Cetrorelix ist ein synthetisches Dekapeptid. Es ist ein Gonadotropin Releasing-Hormon (GnRH)-Antagonist und hemmt dieses Hypothalamushormon Gonadotropin-Releasing-Hormon.

www.aezsinc.com

www.fiz-biotech.de

Pharmaserv nun auch in Frankfurt

B. Braun mit BDU-CompanyAward 2008 ausgezeichnet Stuttgart – Der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. hat in diesem Jahr den BDU-CompanyAward an die B. Braun Melsungen AG verliehen. Das Unternehmen hat die BDU-Jury durch seine „Innovationsführerschaft in vielen Bereichen der medizinischen Versorgung“, die „hohe Qualitätsorientierung“ und seine „vorbildliche, familienfreundliche Personalpolitik“ überzeugt. Die Award-Vergabe erfolgte am 30. Oktober im Rahmen eines Festabends des Deutschen Beratertages in Stuttgart. Seit 1994 ehrt der BDU deutsche Unternehmen und Manager, die sich durch herausragende Management- und Unternehmensleistungen ausgezeichnet haben, mit dem BDU-Company Award. Die Jury setzt sich aus dem amtierenden Verbandspräsidenten Antonio Schnieder sowie den BDU-Altpräsidenten Professor Roland Berger, Jochen Kienbaum, Rémi Redley, Professor Tom Sommerlatte und Malte W. Wilkes zusammen. ■

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www.bbraun.de

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Frankfurt – Seit Mitte November ist der Servicepartner der Pharma- und Biotechnologie-Branche Pharmaserv GmbH & Co. KG auch für die Kunden aus dem Rhein-Main-Gebiet schnell erreichbar. Thomas Janssen, Geschäftsführer des Unternehmens und Niederlassungsleiter Lars Seibert haben feierlich die neuen Räume in der Justinuskirchstraße in Frankfurt eingeweiht. Durch die räumliche Nähe versprechen sie sich, schneller und flexibler auf die Anforderungen der Kunden im Frankfurter Gebiet eingehen zu können. Am neuen Standort konzentrieren sich die Mitarbeiter schwerpunktmäßig auf Good Manufacturing PractiseDienstleitungen wie Kalibrierung, Qualifizierung, Reinraummessungen und Arbeiten an Sterilisatoren für die hygienesensible Industrie. Pharmaserv verfügt bereits über Niederlassungen am Standort Behringwerke und im Raum Marburg. ■

www.pharmserv.de


CytoTools AG ist finanziell gestärkt Darmstadt – Ungeachtet des derzeit schwierigen Marktumfeldes verkaufen sich die Aktien der CytoTools AG gut. Den jüngst abgeschlossenen Verkauf an ausgewählte Investoren sieht das Biotech-Unternehmen als einen deutlichen Vertrauensbeweis der Aktionäre in das Unternehmen. Durch diesen Gewinn kann CytoTools seine Liquidität bis ins Jahr 2010 sichern. CytoTools ist als Technologieholding- und Beteiligungsunternehmen im Pharma- und Medizinbereich aktiv. Hierbei entwickeln drei Tochterfirmen, DermaTool Biotech GmbH, TemplaTech GmbH und CytoPharma GmbH neue therapeutische Ansätze zur Wundheilung und zur Behandlung von Harnwegs- sowie HerzKreislauf-Erkrankungen. Mit Spannung erwartet das Unternehmen derzeit die Ergebnisse der Phase II-Wundheilungsstudien aus Indien und Deutschland, die zum Jahreswechsel angekündigt sind.

Inhalative Therapien: Activaero und Bayer Healthcare kooperieren Gemünden/Wohra – Die Activaero GmbH, Technologieführer für kontrollierte Inhalation, und die Bayer HealthCare AG haben Anfang Oktober die Unterzeichnung eines Lizenz- und Optionsabkommen zur Entwicklung inhalativer Therapien bekannt gegeben. Dr. Gerhard Scheuch, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Activaero GmbH sieht in der Lizenzvereinbarung einen wichtigen Meilenstein in der Activaero-Firmenentwicklung: „Wir glauben, dass die Inhalation großes Potenzial hat – für Lungenkrankheiten und Krankheiten, die in der Lunge beginnen. Deshalb freuen wir uns auf die Entwicklung pulmonaler Therapien mit der Bayer HealthCare AG, einem pharmazeutischen Unternehmen, das seit Jahrzehnten eine weltweit führende Stellung innehat.“ ■

www.activaero.de

www.cytotools.de

Erster Syntheseautomat in Europa installiert BRAIN, AnalytiCon und Symrise – erste Früchte einer erfolgreichen Partnerschaft Holzminden/Zwingenberg/Potsdam – Gleich zwei neue Kosmetikwirkstoffe in nur 18 Monaten sind aus der strategischen Partnerschaft von BRAIN, AnalytiCon Discovery und Symrise hervorgegangen. Die entsprechenden Wirkstoffe wurden einlizenziert und ihre weltweiten Vermarktungsrechte ab dem 1. Oktober 2008 gesichert. Klinische Tests haben die potente Wirkung der beiden Kandidaten, die als Aktivstoffe für die Hautund Haarpflege eingesetzt werden sollen, bereits bestätigt. Die Tests werden von Symrise fortgeführt, denn das Unternehmen plant für 2009 die Markeinführung. Symrise ist einer der größten globalen Hersteller von Duft- und Geschmackstoffen sowie kosmetischen Inhaltsstoffen und hat die exklusiven Vermarktungsrechte für die beiden neuen Wirkstoffe erhalten. AnalytiCon Discovery ist Weltmarkführer im Bereich strukturaufgeklärter Naturstoffbibliotheken und die BRAIN AG gehört in Europa zu den führenden Unternehmen der industriellen Weißen Biotechnologie (mehr über BRAIN ist auf S. 14). ■

Frankfurt – Der Nukleinsäurehersteller BioSpring aus Frankfurt und GE Healthcare, Hauptsitz Großbritannien, haben den ersten DNA/RNA-Syntheseautomaten Äkta OligoPilot 400 (OP 400) in Europa erfolgreich in Betrieb genommen. Mit ihm können Oligonukleotide im Maßstab 100 Gramm bis zu mehreren Kilogramm hergestellt werden. BioSpring ist ein forschendes und produzierendes Unternehmen der Biotechnologie und Chemie. Ein Geschäftsbereich des Unternehmens ist die Auftragssynthese sowie die Entwicklung neuer Nukleinsäuretechnologien. Die Ergebnisse werden externen Anwendern in Form von modifizierten und unmodifizierten Oligonukleotiden oder auch neuen assay-Systemen zur Verfügung gestellt. ■

www.biospring.de

www.brain-biotech.de

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Nachrichten aus der Wissenschaft

Neuer Spezialroboter zur Gefäß- und Tumordarstellung Frankfurt – Als eines der ersten Krankenhäuser in Deutschland setzt das Klinikum der Goethe-Universität (KGU) die Industrierobotertechnik „Artis zeego“ zur Gefäßbildgebung (Angiographie) am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie ein. Weltweit ist dies erst die fünfte Installation eines solchen Gerätes. Die Robotertechnik ermöglicht es, die Interventionsinstrumente millimetergenau und somit schmerzfrei in Blutgefäßen und Gefäßsystemen zu bewegen. Für die Gefäßmedizin verspricht die Anlage eine genauere Steuerung der Therapie mit neuartigen Stents, also Spiraldrahtprothesen zum Offenhalten von Gefäßen oder Hohlorganen. Auch in der interventionellen Onkologie lässt sich der Roboter einsetzen. Der Arzt kann mit dieser neuen Technologie lokale Chemotherapien oder Embolisationen viel gezielter durchführen. ■

www.kgu.de

Brennende Gummibärchen und leuchtende Gurken

Juniorlabor von Merck und TU Darmstadt – Bundesweit erstes gemeinschaftliches Schülerlabor eines Unternehmens und einer Universität Darmstadt – Chemische Experimente für Grundschüler, aber auch Gymnasiasten bieten seit September das Juniorlabor der Technischen Universität Darmstadt (TUD) zusammen mit der Merck KGaA. In dem 200 qm großen Labor im Institut für Anorganische Chemie am Campus Lichtwiese können 32 Schüler arbeiten. Die Experimente sind exakt an den Lehrplan der Schulen angepasst. Kultusminister Jürgen Banzer sieht in dem Labor einen guten Weg, das Negativ-Image von Naturwissenschaften, Mathematik und Technik zu verändern. Das Jugendlabor Chemie sei ein beispielgebendes Kooperationsprojekt. TUD-Präsident Hans-Jürgen Prömel hofft, Kinder und Jugendliche so möglichst früh an die Hochschule zu locken. Merck übernimmt die laufenden Kosten für studentische Hilfskräfte und Chemikalien, Merck und die TUD haben in die Einrichtungen „einen hohen sechsstelligen Betrag investiert“, umschrieb Prömel die Kosten. ■

Frankfurt – Fließendes Feuer zum Auftakt der 13. Wissenschaftstage, die im Oktober und November 2008 stattfanden: Mit einem spektakulären Einstieg weckten Professor Matthias Wagner und sein Team von der Goethe-Universität in Frankfurt die Aufmerksamkeit der ca. 360 Zuhörer im DECHEMA-Haus. Die mehrheitlich jugendlichen Teilnehmer erlebten nicht nur ein Feuerwerk an chemischen Experimenten, sondern erfuhren auch, warum es knallt und blitzt. Ein großer Versuchsblock war vermeintlich Alltäglichem gewidmet: Warum ist ein Fettbrand so gefährlich? Was passiert, wenn der Fön in die Badewanne fällt? Eindrucksvoll zeigten die Wissenschaftler die dramatischen Auswirkungen solche Haushaltsunfälle. Aber auch der Energiegehalt von Gummibärchen und der Nachweis von Blutspuren waren Themen des unterhaltsamen wie lehrreichen Vortrags. ■

www.dechema.de

Brennendes Fett nicht mit Wasser löschen! Quelle: DECHEMA Prof. Matthias Wagner zeigt, dass ein Magnesiumbrand sich auch mit Trockeneis nicht löschen lässt. Quelle: DECHEMA

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www.juniorlabor.tu-darmstadt.de

Junioren im Labor in Aktion Quelle: TU Darmstadt

Eine Klasse für sich – Marburger Chemiker entdecken neue Verbindungsklasse Marburg – Chemiker der Philipps-Universität in Marburg und Kollegen aus Bochum haben eine neue Klasse chemischer Verbindungen entdeckt: eine Art „Legierung im Nanomaßstab“. Der Marburger Professor Gernot Frenking und Kollegen konnten zeigen, dass sich ein regelmäßiges Zwölfeck aus Metallatomen um ein zentrales Molybdänatom gruppiert. Bislang waren in der Chemie nur Metallkomplexe bekannt, die bis zu höchstens neun Atome an der Peripherie aufweisen, sogenannte Liganden. In dem neu synthetisierten Molekül sind dagegen zwölf Zinkatome an das Zentralatom gebunden. Ein solcher regelmäßiger zwanzigseitiger Würfel – auch Ikosaeder genannt – liefert besonders stabile chemische Verbindungen. Nach bislang gängiger Lehrmeinung waren derartige Moleküle nicht existenzfähig; die Lehrbücher müssen nunmehr korrigiert werden. ■

www.uni-marburg.de


Professor Manfred Kaufmann Kuratoriumsvorsitzender der neuen Deutschen Krebsstiftung

Forschungspreis der Hessischen Hochschulen für Biopharmazeutische Technologie

Frankfurt – „Einsatz zeigen – Krebs stoppen“ ist das Motto der neu gegründeten Deutschen Krebsstiftung, die am 9. November 2008 Professor Manfred Kaufmann, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum der GoetheUniversität (KGU), zu ihrem ersten Kuratoriumsvorsitzenden gewählt hat. Die gynäkologische Onkologie ist einer von Kaufmanns klinischen Schwerpunkten. Als Vorsitzender des Kuratoriums möchte Kaufmann den Dialog zwischen der Stiftung, der Bevölkerung, den Ärzten und den Patienten verstärken. „Im konkreten Fall bieten wir den Betroffenen und ihren Angehörigen direkte Hilfe zur Selbsthilfe an und zeigen Maßnahmen zur Betreuung auf. Nur so kann der Kampf gegen den Krebs gefördert werden.“ Die Deutsche Krebsstiftung ist der Deutschen Krebsgesellschaft angeschlossen und zeichnet sich durch die ehrenamtliche Tätigkeit der Mitarbeiter vor Ort aus, die dadurch die Bedürfnisse und Nöte von Patienten und Angehörigen am besten kennen.

Gießen-Friedberg – Die Biopharmazeuten Professor Peter Czermak und Professor Frank Runkel der FH Gießen-Friedberg belegten am 3. November den mit 12.500 Euro Preisgeld dotierten ersten Platz beim „Forschungspreis der Hessischen Hochschulen für Angewandte Wissenschaften“. Die Forscher vom Institut für Biopharmazeutische Technologie befassen sich mit der Galenik von Arzneimitteln, das heißt mit der Frage, in welcher Form eine Arznei wirkt und wie sie aktiv und zielgerichtet ihren Wirkort erreicht. Sie entwickelten mit biotechnologisch hergestellten zyklischen Aminosäuren galenische Formulierungen auf der Basis von Nano- und Mikroemulsionen. In vorklinischen Untersuchungen und ersten klinischen Erhebungen beurteilten sie die neuen Galeniken auf ihre Eignung zur Behandlung entzündlicher Hauterkrankungen. Wichtig war dabei, dass die Verteilung auf der erkrankten Hautfläche optimal war und dass der Wirkstoff in ausreichender Konzentration den Wirkort erreicht. Präklinische und klinische Studien des Kooperationspartners Engelhardt Arzneimittel weisen darauf hin, dass besonders bei der Langzeitanwendung der von Czermak und Runkel entwickelten Produkte mit sehr guten Ergebnissen zu rechnen ist.

www.kgu.de

Mediziner folgt Juristen – Werner Müller-Esterl neuer Präsident der Goethe-Universität

Frankfurt – Professor Werner Müller-Esterl (60) wird neuer Präsident der Goethe-Universität. Der erweiterte Senat der größten hessischen Hochschule wählte den Biochemiker und Mediziner am 29. Oktober im ersten Wahlgang mit deutlicher Mehrheit zum Nachfolger des Juristen Professor Rudolf Steinberg, der zum Jahresende in den Ruhestand tritt. Müller-Esterl ist seit 2006 als Vizepräsident der Goethe-Universität für die lebenswissenschaftlichen Fachbereiche Biochemie, Chemie und Pharmazie, Biowissenschaften und Medizin verantwortlich. MüllerEsterl hat sich für seine Amtszeit zehn übergeordnete Programmlinien vorgenommen – darunter die Weiterentwicklung der Stiftungs- wie der Forschungsuniversität unter Beibehalt eines breiten Fächerspektrums, die Verbesserung der Lehre, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Gleichstellungsarbeit, eine Optimierung der Lehrerausbildung sowie die weitere Verankerung der Bürgeruniversität in Stadt und Region.

Fast 2 Mio. Euro für die Marburger und Gießener Universitätsmedizin

www.uni-frankfurt.de

Prof. Werner Müller-Esterl Quelle: Universität/Müller-Dupage

www.fh-giessen-friedberg.de

Marburg/Gießen – Von bildgebenden Verfahren bis hin zu Therapien gegen Gefäßverkalkung reichen die Themen, mit denen die Marburger Universitätsmedizin in der ersten Förderrunde der „Von Behring-Röntgen-Stiftung“ Anfang September erfolgreich war. Sechs Marburger Forschungsvorhaben erhalten von der Stiftung Zuwendungen in Höhe von 1 Mio. Euro. Zusätzlich werden mehrere wissenschaftliche Symposien in Marburg finanziell unterstützt. Darüber hinaus fördert die Stiftung zwei Kooperationsprojekte, bei denen Marburger und Gießener Mediziner zusammenarbeiten: Eines dieser gemeinsamen Projekte beschäftigt sich mit Sauerstoffmangel in der Lunge – es wird mit 180.000 Euro gefördert. Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge aufzuklären, ist Ziel des zweiten Kooperationsprojektes, das mit 144.000 Euro unterstützt wird. In Gießen finanziert die Stiftung zudem mit 316.000 Euro den Kauf eines LaserMikrodissektionsgerätes und eine volle Stelle. Auch die „Influenzaforschung“ in Gießen, die neue Behandlungsansätze entwickelt, wird mit 327.000 Euro gefördert. Die „Von Behring-Röntgen-Stiftung“ wurde im Jahr 2006 vom Land Hessen errichtet, um die medizinische Forschung an den beiden Standorten der fusionierten Universitätskliniken Gießen und Marburg zu unterstützen. ■ ■

www.uni-marburg.de www.uni-giessen.de

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DFG fördert individuell zugeschnittene KrebsTherapie Marburg – Mit einer Summe von 2,3 Mio. Euro fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) eine neu etablierte klinische Forschergruppe aus Marburg. Die Universität steuert noch einmal die gleiche Summe zu diesem Projekt bei. Die neue Arbeitsgruppe charakterisiert Gene, die Tumorzellen resistent gegenüber Krebsmedikamenten machen. Der Sprecher der Forschungsgruppe Professor Andreas Neubauer bezeichnet individuelle Resistenzen gegenüber Chemotherapeutika als eines der größten Probleme bei Krebs. Seine Gruppe möchte klären, warum Tumorzellen bei bestimmten Patienten nicht auf Krebsmedikamente ansprechen. In Hochdurchsatz-Experimenten können Tausende von Genen getestet werden, um entsprechende Genvarianten zu identifizieren. Die Grundlage für diese Vorgehensweise liefern RNAi-Screening-Verfahren, die Professor Martin Eilers mit seiner Würzburger Arbeitsgruppe parallel weiterentwickelt. „Wir träumen davon, dass jeder Patient entsprechend seiner spezifischen genetischen Merkmale seine individuell zugeschnittene Therapie bekommt“, fasst Neubauer das Fernziel der Forschergruppe zusammen. ■

www.uni-marburg.de Prof. Andreas Neubauer, der Sprecher der Forschergruppe Quelle: PhilippsUniversität Marburg

Gene mit Licht abschalten – Professor Alexander Heckel erhält Stipendium des Verbands der Chemischen Industrie Frankfurt – Alexander Heckel, seit 2007 Professor für Chemische Biologie und Medizinische Chemie an der Goethe-Universität, macht mit einer innovativen Methode die Funktion einzelner Gene sichtbar. Dazu schaltet er diese Gene im lebenden Organismus selektiv durch Lichtbestrahlung ab. Die dann auftretenden Auswirkungen in einer Zelle geben Auskunft über die Aufgaben der abgeschalteten Gene. Die Stiftung VCI-Stipendienfonds des Verbands der Chemischen Industrie honoriert diese wegweisende Arbeit mit einem Dozentenstipendium für Professor Heckel. Die lichtinduzierte Abschaltung einzelner Gene wird durch Einsatz der sogenannten RNA-Interferenz möglich. Heckel schleust spezielle durch Licht aktivierbare siRNAStränge in die Zellen ein. Sobald diese synthetischen Moleküle mit Licht bestrahlt werden, zerfällt eine lichtempfindliche Gruppe. Erst jetzt können die siRNA-Stränge die Aktivität eines bestimmten Gens unterbinden. Dank der etablierten Laser- und Mikroskoptechnik können Ort und Zeit frei bestimmt werden, um jeweils ein bestimmtes Gen auszuschalten. ■

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www.uni-frankfurt.de

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BMBF fördert Gießener Genom-Projekt Gießen – Mit rund 400.000 Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein Projekt der Liebig-Universität Gießen zur Entschlüsselung des Erbguts von Listerienbakterien. Ziel des Projektes ist es, die Entwicklung und die krankheitsauslösenden Eigenschaften einer bestimmten Listerienart besser zu verstehen. Dieses weitverbreitete Bakterium infiziert Menschen vor allem über verdorbene Lebensmittel. Um das Genom von „Listeria monocytogenes“ zu entschlüsseln, verwenden die Gießener Mikrobiologen unter der Leitung von Professor Charaborty und Dr. Torsten Hain (Institut für Medizinische Mikrobiologie) die sogenannten HochdurchsatzDNA-Sequenzierungs-Technologie, eine neue und besonders schnelle Methode. Die Förderung erfolgt im Rahmen des „ERANET PathoGenoMics“-Netzwerkes der EU. ■

www.uni-giessen.de

Neue Partner-Universität in den USA für Marburg Marburg – Professor Volker Nienhaus, Präsident der PhilippsUniversität Marburg, und Dr. Douglas Hastad, Präsident der Carroll University, Wisconsin, USA, unterzeichneten am 30. Oktober 2008 in Marburg ein Austausch-Abkommen. Die Carroll University bietet ihren mehr als 3.000 Studierenden Ausbildungen in 60 Fachgebieten. Solche Kurse stehen nun auch allen Austauschstudenten der Philipps-Universität offen. Da die Carroll University keine Hochschule des University of Wisconsin Systems ist und somit nicht an dem bestehenden Austauschabkommen mit dem Land Hessen beteiligt ist, hatte sie sich um ein bilaterales Abkommen mit der Philipps-Universität bemüht. ■

www.uni-marburg.de


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HA Hessen Agentur GmbH Dr. Detlef Terzenbach Aktionslinie Hessen-Biotech

Hessen-Biotech NEWS: Bitte schicken Sie mir die zukünftigen Ausgaben der Hessen-Biotech NEWS (kostenlos). per Post per E-Mail (pdf-Datei)

Kompetenzatlas Hessen-Biotech: Unser Unternehmen ist noch nicht im Kompetenzatlas Hessen-Biotech vertreten. Bitte schicken Sie uns ein Zugangspasswort und nehmen Sie Kontakt mit uns auf. Bitte schicken Sie mir den aktuellen Kompetenzatlas Hessen-Biotech in gedruckter Form (kostenlos).

Broschüren (kostenlos): Bitte senden Sie mir die Broschüre „Cluster- und Netzwerk-Initiativen in Hessen“ Bitte senden Sie mir die Broschüre „Hessen – Gateway to the Diagnostics Market in Europe“ Bitte senden Sie mir die Broschüre „Nanomedizin – Innovationspotenziale in Hessen“ Bitte senden Sie mir die Broschüre „Werkzeuge der Natur. Weiße Biotechnologie in Hessen” Bitte senden Sie mir die Broschüre „Medizintechnik in Hessen – Strukturen und Potenziale” Bitte senden Sie mir die Broschüre „Förderoptionen“

Veranstaltungen: Ich interessiere mich für Veranstaltungen der Aktionslinie Hessen-Biotech. Bitte informieren Sie mich vor dem nächsten Termin.

Technologie-Angebote und Gesuche des EEN Hessen: Ich interessiere mich für folgende Technologie-Angebote und -Gesuche (Bitte die Nummer angeben):

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Hessen-Biotech NEWS 4/2008

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Veranstaltungen/Termine 27. und 28. Januar 2009

Osnabrück

Biorefinica 2009 International Symposium Biobased Products and Biorefineries ■ www.biorefinica.de 28. Januar 2009

Frankfurt

Wachstum durch Biotechnologie: Die Chancen einer Zukunftsbranche ■ www.frankfurt-main.ihk.de 9. Februar 2009

Frankfurt

8. InnovationsForum Hessen-Biotech Workshop Insect Biotechnology ■ www.hessen-biotech.de 10. Februar 2009

Wiesbaden

Digital Pharma & Life Sciences Konferenz ■ www.digitalpharma.de 19. Februar 2009

Frankfurt

DECHEMA-Kolloquien 2008 Prozessanalysentechnik – aus dem Labor in die Produktion ■ www.dechema.de 27. Februar 2009

Frankfurt

Anwendung von Sensoren in der Medizintechnik und Biotechnik ■ www.timm-mittelhessen.de 5. März 2009

Berlin

Zwischenprämierung Science4Life Venture Cup 2009 ■ www.science4life.de 12. März 2009

Frankfurt

DECHEMA-Kolloquien 2008 Industrielle Aspekte des Mikroreaktoreinsatzes ■ www.dechema.de 15. bis 18. März 2009

Heidelberg

Frontiers in Medicinal Chemistry Joint German-Swiss Meeting on Medicinal Chemistry ■ www.gdch.de 5. Mai 2009

Frankfurt

Arzneimittel für Kinder ■ www.biotech-alliance.de ■ ihk-franfkurt.de 11. bis 15. Mai 2009

Jens Krüger Kaiser-Friedrich-Ring 75 D-65189 Wiesbaden Telefon: 0611 / 815-2493, Fax: 0611 / 815-492493 E-Mail: jens.krueger@hmwvl.hessen.de Internet: www.wirtschaft.hessen.de Projektträger HA Hessen Agentur GmbH www.hessen-agentur.de Impressum Herausgeber Aktionslinie Hessen-Biotech Dr. Detlef Terzenbach (V.i.S.d.P.) HA Hessen Agentur GmbH Abraham-Lincoln-Straße. 38 – 42 D-65189 Wiesbaden Telefon: 0611 / 774-8613, Fax: 0611 / 774-8620 E-Mail: detlef.terzenbach@hessen-agentur.de www.hessen-biotech.de Redaktion Dr. Thomas Niemann HA Hessen Agentur GmbH Telefon: 0611 / 774-8646, Fax: 0611 / 774-8620 E-Mail: thomas.niemann@hessen-agentur.de Gestaltung Piva & Piva, Studio für visuelles Design, Darmstadt Titelbild iStockphoto.com Druck W.B.Druckerei GmbH, Hochheim

Frankfurt

Achema 2009 29. Internationaler Ausstellungskongress für Chemische Technik, Umweltschutz und Biotechnologie Die hessischen Hochschulen präsentieren als Partner des TechnologieTransferNetzwerk Hessen (TTN Hessen) Ergebnisse der Spitzenforschung in den Bereichen Chemie, Umweltschutz und Biotechnologie. ■ www.achema.de

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Die Aktionslinie Hessen-Biotech ist eine Maßnahme des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

Hessen-Biotech NEWS 4/2008

Erscheinungsweise 4-mal pro Jahr (kostenlos) Auflage 2.800 Exemplare Newsletter-Abonnement www.hessen-biotech.de Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in der Veröffentlichung geäußerten Ansichten und Meinungen müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen.


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