Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
Dr. Claus Bauer Gergana Petkova
Report Nr. 838 Wiesbaden 2013
Eine Veröffentlichung der
HA Hessen Agentur GmbH Postfach 1811 D-65008 Wiesbaden Konradinerallee 9 D-65189 Wiesbaden Telefon Telefax E-Mail Internet
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Folke Mühlhölzer (Vorsitzender), Dr. Rainer Waldschmidt
Florian Rentsch, Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung
Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
Inhalt
Seite
Vorwort
I
Elektroindustrie in Hessen im Überblick
1
Beschäftigte
3
Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen
4
Umsatz
7
Produktpalette und Produktionsschwerpunkte
9
Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse
10
Forschung und Entwicklung
13
Ausbildung
14
Ausblick
15
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, die Leistungsfähigkeit der hessischen Wirtschaft basiert keineswegs nur auf einem starken Dienstleistungssektor, sondern Hessen ist traditionell auch ein wichtiger Industriestandort. Ich denke hierbei an Chemie und Pharma, Maschinenbau, Automobil-, Elektround Metallindustrie. Das Branchenprofil „Elektroindustrie in Hessen“, das die Hessen Agentur im Auftrag meines Hauses erstellt hat, zeigt eindrucksvoll die Vielfalt und Bedeutung dieser Branche, die mit knapp 50.000 Beschäftigten zu den größten industriellen Arbeitgebern Hessens zählt. Zahlreiche bedeutende Unternehmen von Continental und Rittal über Schunk und Siemens bis zu SMA Solar Technology stehen für Qualität „Made in Hessen“. Die Produkte der hessischen Elektroindustrie erfreuen sich nicht nur innerhalb Deutschlands einer großen Nachfrage, sondern auch im Ausland, wie aus der Exportquote von 47 % hervorgeht. Die hessische Landesregierung ist stets bestrebt, die Rahmenbedingungen für die Industrie zu optimieren. Hier sind zum Beispiel die Verkehrs- und Datennetze, d.h. eine leistungsfähige Infrastruktur, zu nennen. Ein weiteres wichtiges Handlungsfeld meines Hauses ist die Fachkräftesicherung. Denn ohne gut ausgebildete Arbeitskräfte wird es der Elektroindustrie kaum gelingen, im zunehmenden internationalen Wettbewerb weiterhin erfolgreich zu sein. Über die vorliegende Veröffentlichung zur Elektroindustrie hinaus möchte ich Ihnen auch die weiteren Branchenprofile bedeutender hessischer Industriezweige empfehlen, die unter www.hessen-agentur.de Wirtschafts- & Regionalforschung Wirtschaft & Strukturwandel zum Download zur Verfügung stehen. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Florian Rentsch, Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung
I
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Elektroindustrie in Hessen im Überblick
Die Anzahl der Beschäftigten in der Elektroindustrie betrug im Jahr 2011 49.432 Personen, womit 12,5 % der Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen in der heimischen Elektroindustrie arbeiten.1 7,4 % aller deutschlandweit in der Elektroindustrie Beschäftigten haben ihren Arbeitsplatz in Hessen.
Im Jahr 2011 umfasste die Elektroindustrie in Hessen 314 Betriebe. Der LahnDill-Kreis weist mit großem Abstand die meisten Betriebe der Elektrotechnik auf.
Hessen ist Standort zahlreicher bedeutender Unternehmen der Elektroindustrie. So sind u.a. Carl Zeiss, der Continental Konzern, Honeywell, Jumo, Rittal, SAMSON, Siemens, Sirona, Schunk, SMA Solar Technology zu nennen.
Der Umsatz der hessischen Elektroindustrie summierte sich im Jahr 2011 auf 10,1 Mrd. Euro. Nach Sparten differenziert trug die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen 54,4 % zum Jahresumsatz 2010 der hessischen Elektroindustrie bei. 45,6 % des Umsatzes entfallen auf die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen.
Die Exportquote der hessischen Elektroindustrie betrug 2011 46,7 %, d.h. 4,7 Mrd. Euro des Gesamtumsatzes von 10,1 Mrd. Euro entfielen auf den Auslandsumsatz. Der Direktinvestitionsbestand ausländischer Investoren in der heimischen Elektroindustrie belief sich zum Jahresende 2010 auf 3,8 Mrd. Euro.
Die Aufwendungen der hessischen Elektroindustrie für Forschung und Entwicklung beliefen sich im Jahre 2009 auf 330 Mio. Euro. Damit ist die Elektroindustrie – allerdings mit großem Abstand – nach der Chemischen Industrie und dem Fahrzeugbau die Industriebranche mit den dritthöchsten FuE-Aufwendungen in Hessen.
Zum Wintersemester 2011/2012 waren 9.000 Studierende der Elektrotechnik an den hessischen Hochschulen immatrikuliert. 2.291 Auszubildende beschäftigten die hessischen Betriebe der Branche im Jahr 2011.
1
Mit Ausnahme der Angaben zu einzelnen Unternehmen und zur Ausbildung beziehen sich alle Angaben zu Beschäftigten, Betrieben und Umsätzen für Hessen, andere Bundesländer und Deutschland auf Betriebe von Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Marktposition, Eigentumsverhältnisse) beruhen auf Recherchen der Hessen Agentur (Internetauftritte der Unternehmen, Presseartikel, Unternehmensdatenbanken wie z.B. MARKUS, Anfrage bei den Unternehmen usw.). 1
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
Elektroindustrie1 in Hessen: Wichtige Indikatoren im Überblick Anteil am Verarbeit. absolut Gewerbe Hessens in % Beschäftigte (2011)
Anteil an der ElektroAutomobil industrie Deutschlands in %
Zum Vergleich: Chemie und Pharma
Ernährung
GummiMaschinenund bau Kunststoff
Metall
absolut
49.432
12,5
7,4
47.885
58.422
35.388
34.473
43.875
52.072
314
11,4
7,9
75
180
374
223
374
412
Umsatz (in Mio. Euro, 2011)
10.133
9,0
6,3
16.518
24.542
8.992
8.155
10.026
18.356
Auslandsumsatz (in Mio. Euro, 2011)
4.732
8,5
6,0
9.653
16.339
1.651
2.393
6.320
9.356
FuE-Aufwendungen (in Mio. Euro, 2009)
333
8,2
4,7
1.009
2.011
-2
1653
211
164
Betriebe (2011)
1
2
Unter der Elektroindustrie werden im Folgenden – in Anlehnung an die amtliche Statistik – die Abteilungen „Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen“ und „Herstellung von elektrischen Ausrüstungen“ der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 verstanden. Vgl. näher zu den einzelnen Bereichen der Elektrotechnik den Abschnitt Produktpalette und Produktionsschwerpunkte. Für die Ernährungsindustrie liegen keine Angaben vor.
3
Einschließlich Herstellung von Glas und Glaswaren, Keramik, Verarbeitung von Steinen und Erden.
Quelle: destatis, HSL, Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Berechnungen der Hessen Agentur.
Methodische Anmerkung zur neuen Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 Die Umstellung von der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2003 auf die neue Systematik WZ 2008 bringt auch Auswirkungen für das vorliegende Branchenprofil zur Elektroindustrie in Hessen mit sich. Hierbei sind zwei Aspekte anzuführen: Erstens hat sich die Abgrenzung der Branche geändert. Zu nennen sind der Zugang der Herstellung von elektrischen Haushaltsgeräten (vorher Maschinenbau), dem jedoch erhebliche Abgänge gegenüber stehen: Die Herstellung von elektrischen Ausrüstungsgegenständen für Kraftfahrzeuge (jetzt Automobilindustrie), die Reparatur und Installation (jetzt eigene Wirtschaftsabteilung innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes) sowie mit der Herstellung von orthopädischen und zahntechnischen Erzeugnissen und medizintechnischen Apparaten und Materialien (jetzt in einer Restgruppe innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes zusammengefasst) zwei Bereiche, die nach der WZ 2003 zwar zur Elektrotechnik gezählt wurden, jedoch eigentlich nicht dazu gehörten. Durch diese beträchtlichen Änderungen sind die Wachstumsraten der Jahre 2009 und 2010 nur eingeschränkt mit denen der Jahre 2008 und früher vergleichbar. Die Änderung der Branchenabgrenzung der Elektroindustrie – und damit die Beeinträchtigung der Vergleichbarkeit – ist als deutlich höher anzusehen als etwa bei Automobilindustrie oder Chemischer und Pharmazeutischer Industrie. Zweitens liegen die Angaben zu den Direktinvestitionen noch nicht in der neuen WZ 2008 vor.
2
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Beschäftigte Die heimische Elektroindustrie ist nach der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sowie der Metallindustrie der drittgrößte industrielle Arbeitgeber. 49.432 Beschäftigte zählte die Branche 2011, was 12,5 % aller Beschäftigten des hessischen Verarbeitenden Gewerbes entspricht. Nach den drei „Großen“ Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen weist Hessen vor Niedersachsen den vierthöchsten Anteil an Beschäftigten der Elektroindustrie auf: 7,4 % aller deutschlandweit in der Branche Beschäftigten haben ihren Arbeitsplatz in einem hessischen Betrieb. Im Zuge des Umsatzwachstums erhöhte sich in den Jahren 2007 und 2008 der Beschäftigungsstand in der hessischen Elektroindustrie. Die gegen Jahresende 2008 einsetzende weltweite Wirtschaftskrise konnte jedoch nicht ohne Auswirkungen auf die Elektroindustrie bleiben. Infolge des massiven Nachfragerückgangs lag 2009 die Zahl der Beschäftigten der Branche in Hessen um 4,0 % niedriger als ein Jahr zuvor. Entwicklung der Beschäftigung in der Elektroindustrie und im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2007 – 2011* in % zum Vorjahr 8
in % zum Vorjahr 8
Elektroindustrie
6
6
4
4
2
2
0
0
-2
-2
-4 -6 -8
Verarbeitendes Gewerbe
-4 Beschäftigte 2011 (in 1.000): Hessen Deutschland
2007
-6
49,9 678,8
2008
-8 2009
2010
2011
Beschäftigte 2011 (in 1.000): Hessen 398,3 Deutschland 5.832,4
2007
2008
2009
2010
2011
* Die Vergleichbarkeit der Wachstumsraten ab 2009 mit den Wachstumsraten 2008 und früher ist aufgrund der Umstellung der Wirtschaftszweigsystematik nur eingeschränkt möglich. Quelle: destatis, HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.
Trotz dieses Rückgangs entwickelte sich die Beschäftigung in der Elektroindustrie auch im Krisenjahr 2009 besser als im Durchschnitt des hessischen Verarbeitenden 3
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
Gewerbes (-5,3 %) – und auch besser als die Branche bundesweit (-6,2 %). Für das Jahr 2010 trifft allerdings das Gegenteil zu, denn es steht ein Rückgang der Beschäftigung um 4,9 % zu Buche. Erst 2011 wurde auch in der hessischen Elektroindustrie per Saldo wieder Personal eingestellt, was sich in einem kräftigen, überdurchschnittlichen Beschäftigungsplus von 6,0 % äußert.
Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen 314 Betriebe der Elektroindustrie wurden im Jahr 2011 (2010: 311) in Hessen gezählt, worunter sich 42 Großbetriebe, d.h. Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten, befinden. Damit handelt es sich bei 13,4 % aller Betriebe der Elektroindustrie um Großbetriebe, in denen insgesamt 59,7 % der Beschäftigten der Branche tätig sind und die 61,4 % des Branchenumsatzes erzielen. Die hessische Elektroindustrie ähnelt hinsichtlich der Größenstruktur – gemessen an der Bedeutung dieser Großbetriebe – dem hessischen Verarbeitenden Gewerbe insgesamt. Sie ist zwischen dem stark von kleinen und mittleren Betrieben geprägten Maschinenbau auf der einen Seite und der Chemie- und Automobilindustrie auf der anderen Seite zu verorten. Eine besondere Eigenschaft der Elektroindustrie zeigt sich allerdings nicht auf der Ebene der Betriebe, sondern erst auf Unternehmensebene unter Einbeziehung der Unternehmensverflechtungen: In der Elektroindustrie sind viele Unternehmensgruppen tätig, deren Betriebe nur in wenigen Fällen sehr groß sind. Größenstruktur der Elektroindustrie und des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen im Jahr 2011 – Anteil der Großbetriebe* an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz
13,4
Betriebe
Elektroindustrie
10,2
Verarbeitendes Gewerbe
59,7
Beschäftigte
59,9
61,4
Umsatz
71,1 0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100 Anteil in %
* Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten Quelle: HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.
4
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Beim Blick auf die räumliche Verteilung der Elektroindustrie sticht der in Mittelhes2 sen gelegene Lahn-Dill-Kreis mit 7.288 Beschäftigten ins Auge. Hier befindet sich der Kern der international tätigen Unternehmensgruppe Friedhelm Loh, die in Hessen über 4.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Hauptsitz der Gruppe ist Haiger. Im nahe gelegenen Herborn ist der Hauptsitz des größten Unternehmens der Loh Gruppe – Rittal. Weitere Produktionsstätten unterhält Rittal, das zu den internationalen Marktführern für Schaltschrank- und Gehäusesysteme zählt, u.a. in Haiger, Dietzhölztal-Rittershausen sowie in Eschenburg-Wissenbach. In Dillenburg ist die Isabellenhütte Heusler GmbH & Co. KG mit rund 700 Mitarbeitern vor Ort ansässig – ein weltweit führender Hersteller von Legierungen für Thermoelemente, Widerstandslegierungen sowie niederohmige Präzisions- und Leistungswiderstände. Sie geht auf eine im Spätmittelalter gegründete Hütte zurück und ist damit der älteste Industriebetrieb Hessens. In Wetzlar unterhält der Continental Konzern ein Forschungs- und Entwicklungszentrum für Fahrzeugelektronik und Fahrzeugmultimediasysteme. Die Region um Wetzlar hat sich auf den Bereich der Feinmechanik und Optik spezialisiert. Namhafte Unternehmen, aber auch kleine und innovative Start-Ups sind hier tätig. Zu den bedeutenden Unternehmen zählen u.a. die Carl Zeiss Gruppe (Carl Zeiss Sports Optics GmbH und Carl Zeiss SMT GmbH), die Cassidian Optronics GmbH (vormals Carl Zeiss Optronics GmbH), Satisloh GmbH, die Unternehmen der Hexagon Metrology Gruppe und die Leica Microsystems GmbH. Auch die Leica Camera AG, die im benachbarten Solms ihren Unternehmenssitz mit rund 600 Mitarbeitern hat, beabsichtigt Ende 2013 nach Wetzlar in das neu entstehende Zentrum der optischen Industrie – „Leitz-Park“ – umzuziehen. Im Landkreis Gießen befinden sich die meisten der deutschen Fertigungsstätten einer weiteren Unternehmensgruppe – der Schunk Gruppe. Der Technologiekonzern zählt in Hessen rund 3.200 Mitarbeiter. In Südhessen ist als größtes Unternehmen der Elektrotechnik die Siemens AG zu nennen, die alleine am Standort Frankfurt-Fechenheim rund 1.700 Mitarbeiter (hessenweit 6.400 Beschäftigte) hat und damit einer der größten industriellen Arbeitgeber der Mainmetropole ist. Ebenfalls in Frankfurt mit 1.500 Mitarbeitern ansässig ist die SAMSON AG – der Kern einer international tätigen Unternehmensgruppe, die auf Mess- und Regeltechnik spezialisiert ist. In dieser Sparte tätig ist auch die NordMicro AG & Co. OHG, die vor allem Produkte für die Luftfahrtindustrie fertigt. Die Diehl Aerospace GmbH entwickelt und fertigt in Frankfurt Avionik- und Kabinensysteme.
2
Ein unmittelbarer Vergleich der im nachfolgenden Text gemachten Angaben mit der Tabelle ist allerdings nicht möglich. Dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens liegt den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene zugrunde, während sich die Angaben im Text weitgehend auf Unternehmen beziehen. Zweitens ist insbesondere bei breitem Produktspektrum nicht immer zweifelsfrei erkennbar, welcher Branche ein Unternehmen zuzuordnen ist (z.B. Chemie oder Pharma bzw. Maschinenbau oder Elektrotechnik). 5
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
Regionale Verteilung der Elektroindustrie in Hessen im Jahr 2011 Verwaltungsbezirk
Betriebe
Beschäftigte
Regierungsbezirk Darmstadt
177
25.587
Darmstadt, Wissenschaftsstadt
8
n.a.
Frankfurt am Main, Stadt
15
3.148
Offenbach am Main, Stadt
3
n.a.
Wiesbaden, Landeshauptstadt
7
n.a.
Bergstraße
14
2.080
Darmstadt-Dieburg
19
3.185
4
n.a.
Hochtaunuskreis
19
2.725
Main-Kinzig-Kreis
20
2.469
Main-Taunus-Kreis
7
n.a.
Odenwaldkreis
11
n.a.
Landkreis Offenbach
18
906
Rheingau-Taunus-Kreis
14
1.428
Wetteraukreis
18
2.592
Regierungsbezirk Gießen
96
13.904
Gießen
19
4.205
Lahn-Dill-Kreis
47
7.288
Limburg-Weilburg
Groß-Gerau
15
1.461
Marburg-Biedenkopf
7
n.a.
Vogelsbergkreis
8
n.a.
Regierungsbezirk Kassel
41
10.741
Kassel, documenta-Stadt
10
n.a.
Fulda
7
n.a.
Hersfeld-Rotenburg
5
n.a.
Landkreis Kassel
8
n.a
Schwalm-Eder-Kreis
3
n.a
Waldeck-Frankenberg
6
n.a
Werra-Meißner-Kreis
2
n.a.
n.a.: Zahlenwert geheim zu halten. Quelle: HSL.
In Karben, Babenhausen, Schwalbach und Frankfurt-Rödelheim produziert und entwickelt der Continental-Konzern (insgesamt rund 15.000 Mitarbeiter in Hessen) u.a. elektronische Bauteile für die Automobilindustrie. In Maintal entwickelt und fertigt die Honeywell Regelsysteme GmbH u.a. Navigations- und Aufklärungssysteme und Zündelektronik für militärische Anwendungen, Luftfahrt- und Bahntechnik. Die Deutschlandzentrale der Honeywell Gruppe ist in Offenbach. Die ABB Gruppe, die
6
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
in Frankfurt, Friedberg und Hanau zusammen über 1.000 Mitarbeiter hat, die Heraeus Holding GmbH3, die I.G. Bauerhin GmbH (über 400 Mitarbeiter in Gründau) und in Büdingen die Exide Technologies GmbH, Weltmarktführer im Bereich Fahrzeugbatterien, zählen ebenso zu den großen Arbeitgebern, wie in Darmstadt die Schenck Process GmbH mit ihren 500 Beschäftigten vor Ort – ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich der Mess- und Verfahrenstechnik. Die Hottinger Baldwin Messtechnik GmbH – auch ein führendes Unternehmen der Prüf- und Messtechnik und der Wägetechnik – ist ebenfalls hier mit Firmensitz, Entwicklungszentrum und Produktionsstätte präsent. In Bensheim sitzen die Tyco Electronics AMP GmbH (insgesamt rund 1.200 Mitarbeitern in Bensheim und Darmstadt) sowie die Sirona Dental Systems GmbH mit etwa 1.400 Mitarbeitern. Die Braun GmbH beschäftigt in Kronberg ebenfalls über 1.000 Mitarbeiter und bei Rowenta (Groupe SEB Deutschland GmbH) sind an den Standorten Offenbach und Erbach rund 200 Mitarbeiter tätig. Und schließlich ist der Hauptstandort von Fresenius Medical Care, die sich u.a. im Bereich der Medizintechnik (einschließlich medizintechnische elektronische Geräte) spezialisiert hat, in Bad Homburg. In Nordhessen sind insbesondere drei Unternehmen der Elektrotechnik hervorzuheben, die zu den 20 größten Arbeitgebern der Region zählen: Erstens die B.Braun Melsungen AG, die ihren Tätigkeitsschwerpunkt in der Medizintechnik (einschließlich medizintechnischer elektronischer Geräte) hat und rund 5.600 Personen am Standort Melsungen beschäftigt. Zweitens der Solaranlagenspezialist SMA Solar Technology AG, der am Stammsitz in Niestetal (Landkreis Kassel) etwa 4.500 seiner weltweit 5.500 Mitarbeiter beschäftigt. Drittens ist in Fulda die Jumo GmbH & Co.KG ansässig, ein weltweit tätiges Unternehmen der Mess- und Regeltechnik, welches in Fulda mehr als 1.200 Mitarbeiter beschäftigt.
Umsatz Die hessische Elektroindustrie erwirtschaftete im Jahr 2011 einen Umsatz von 10,1 Mrd. Euro. Damit ist die Branche in Hessen nach der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie, nach der Metallindustrie und der Automobilindustrie der Industriezweig mit dem vierthöchsten Umsatz. 9,0 % des Umsatzes des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen werden von der Elektroindustrie erzielt. Der Anteil Hessens am Umsatz der Elektrobranche in Deutschland beläuft sich auf 6,3 %. Im Bundesländervergleich ist die hessische Elektroindustrie damit nach den drei „Schwergewichten“ Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen und vor Niedersachsen der viertgrößte Elektrotechnikproduzent in Deutschland. 3
Die Unternehmensgruppe, die über 3.800 Beschäftigte in Hessen hat, definiert sich als Edelmetall- und Technologiekonzern. Ein Teil der verbundenen Unternehmen produziert auch Waren der Elektroindustrie – und zwar Speziallichtquellen sowie Messgeräte und Sensoren. 7
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
Umsatzentwicklung in der Elektroindustrie und im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2007 – 2011* in % zum Vorjahr 20
in % zum Vorjahr 20
Elektroindustrie
15
15
10
10
5
5
0
0
-5
-5
-10
-10
-15 -20 -25
-15
Umsatz 2011 (in Mrd. Euro): Hessen Deutschland
2007
-20
10,1 160,2
2008
-25 2009
2010
2011
Verarbeitendes Gewerbe
Umsatz 2011 (in Mrd. Euro): Hessen 112,2 Deutschland 1.734,7
2007
2008
2009
2010
2011
* Die Vergleichbarkeit der Wachstumsraten ab 2009 mit den Wachstumsraten 2008 und früher ist aufgrund der Umstellung der Wirtschaftszweigsystematik nur eingeschränkt möglich. Quelle: destatis, HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.
Die hessische Elektroindustrie profitierte in den Jahren vor der Krise von der guten gesamtwirtschaftlichen Lage, in deren Folge der Umsatz deutlich stieg – auch noch 2008, als auf Bundesebene bereits ein leichtes Umsatzminus verzeichnet wurde. Dieser erfreulichen Entwicklung der hessischen Elektroindustrie setzte die Finanzund Wirtschaftskrise jedoch ein jähes Ende. Der massiv zurückgehenden Nachfrage aus dem Ausland wie aus dem Inland konnten sich auch die heimischen Anbieter nicht entziehen, so dass letztlich der Umsatz in der Elektroindustrie in Hessen im Jahr 2009 das Vorjahresniveau um 20,6 % (Deutschland: -20,3 %) verfehlte. Damit stellt sich die Umsatzentwicklung der Branche in Hessen im Krisenjahr 2009 merklich schlechter dar als im Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes (-13,2 %). So massiv und unvermittelt der Einbruch, so schnell und kräftig setzte jedoch in der Elektroindustrie auch die Erholung ein: Gestützt sowohl auf die Binnennachfrage als auch auf Kunden im Ausland konnte die hessische Elektroindustrie 2010 ein Umsatzplus von 15,7 % einfahren – ein Zuwachs, der über dem des Verarbeitenden Gewerbes (+13,5 %) liegt. Im Gegensatz etwa zur Metallindustrie konnte die Elektroindustrie diese Dynamik jedoch nicht mit in das Jahr 2011 nehmen: Mit einem Umsatzplus von 3,7 % bleibt das Wachstum sowohl hinter dem Durchschnitt des
8
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
hessischen Verarbeitenden Gewerbes (+12,6 %) als auch hinter der Elektroindustrie auf Bundesebene (+6,6 %) zurück.
Produktpalette und Produktionsschwerpunkte Die hessischen Betriebe der Elektroindustrie fertigen eine außerordentlich breite Palette an Erzeugnissen, die als Vorleistungen (z.B. Kabel, Bauelemente) oder Investitionsgüter (z.B. Schaltanlagen, Mess- und Regeltechnik) in die Produktion anderer Branchen und auch der Elektroindustrie selbst eingehen oder an die Privaten Haushalte (z.B. Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte) abgesetzt werden. Die amtliche Statistik nimmt eine grobe Unterteilung in die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen einerseits und die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen andererseits vor. Charakteristisches Merkmal der der erstgenannten Gruppe zugeordneten Herstellungsprozesse ist der Entwurf und die Anwendung von integrierten Schaltungen (ICs) sowie die Anwendung hoch spezialisierter Miniaturisierungstechnologien. Umsatz der Elektroindustrie nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2011
Herstellung von ... Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen
Hessen* in Mio Euro
Deutschland in %
in Mio. Euro
in %
4.624
45,6
72.235
45,1
elektronischen Bauelementen und Leiterplatten
290
2,9
21.371
13,3
Datenverarbeitungsgeräten und peripheren Geräten
n.a.
n.a.
5.374
3,4
Geräten und Einrichtungen der Telekommunikationstechnik
529
5,2
5.738
3,6
Geräten der Unterhaltungselektronik
n.a.
n.a.
4.604
2,9
2.809
27,7
23.487
14,7
Bestrahlungs- und elektromedizinischen Geräten
n.a.
n.a.
6.539
4,1
optischen und fotografischen Instrumenten und Geräten
496
4,9
5.061
3,2
0
0,0
61
0,0
5.508
54,4
87.971
54,9
Mess-, Kontroll-, Navigations- u.ä. Instrumenten und Vorrichtungen; Herstellung von Uhren
magnetischen und optischen Datenträgern elektrischen Ausrüstungen Elektromotoren, Generatoren, Transformatoren, Elektrizitätsverteilungs- und -schalteinrichtungen
3.505
34,6
42.332
26,4
Batterien und Akkumulatoren
n.a.
n.a.
2.530
1,6
Kabeln und elektrischem Installationsmaterial
493
4,9
16.729
10,4
elektrischen Lampen und Leuchten
n.a.
n.a.
6.424
4,0
Haushaltsgeräten
332
3,3
10.396
6,5
sonstigen elektrischen Ausrüstungen und Geräten anderweitig nicht genannt Insgesamt
814
8,0
9.559
6,0
10.133
100,0
160.206
100,0
n.a.: Zahlenwert geheim zu halten. Quelle: destatis, HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.
9
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
In Hessen (54,4 %) wie auch auf Bundesebene (54,9 %) entfiel 2011 gut die Hälfte des Umsatzes der Elektroindustrie auf die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen. Wenngleich einige Angaben gesperrt sind, zeigt sich innerhalb dieses Segmentes, dass der Schwerpunkt in Hessen (34,6 %) stärker als auf Bundesebene (26,4 %) in der Herstellung von Elektromotoren, Generatoren, Transformatoren, Elektrizitätsverteilungs- und -schalteinrichtungen liegt. Weitere 8,0 % des Umsatzes der Elektroindustrie vereint die Gruppe „sonstige elektrische Ausrüstungen und Geräte anderweitig nicht genannt“ auf sich. Hinter dieser wenig aussagekräftigen Bezeichnung verbergen sich z.B. Halbleiter-Wechselrichter und -Gleichrichter, unterbrechungsfreie Stromversorgungen sowie elektrische Kondensatoren und Widerstände. Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse stellen sozusagen die andere Hälfte der Elektroindustrie dar, die in Hessen 45,6 % (Deutschland: 45,1 %) zum Umsatz der Branche im Jahr 2011 beisteuerte. Tiefer differenziert zeigen sich jedoch zum Teil deutliche Unterschiede. Besonders auffällig ist, dass gemessen am Bundesdurchschnitt in Hessen der Herstellung von elektronischen Bauelementen und Leiterplatten mit einem Umsatzanteil von 2,9 % lediglich eine untergeordnete Bedeutung zukommt. Der Umsatzanteil dieser Sparte in Deutschland lag im Jahr 2011 um ein Vielfaches höher – nämlich bei 13,3 %. In Hessen hingegen liegt ein Schwerpunkt auf der Herstellung von Mess-, Kontroll-, Navigations- u.ä. Instrumenten und Vorrichtungen. 27,7 % des Umsatzes – in der Branche bundesweit lediglich 14,7 % – wurden im Jahr 2011 mit derartigen Produkten erzielt.
Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse Die hessische Elektroindustrie konnte im Jahr 2011 einen Umsatz in Höhe von 10,1 Mrd. Euro erwirtschaften, wozu das Auslandsgeschäft 4,7 Mrd. Euro beisteuerte. Dies kommt einer Exportquote – definiert als Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz – von 46,7 % gleich. Die Exportquote fällt damit etwas niedriger aus als in der deutschen Elektroindustrie insgesamt (49,5 %). Sie ist ebenfalls etwas geringer als im Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen (49,6 %). Hessen importierte 2011 elektrotechnische Erzeugnisse im Wert von 14,5 Mrd. Euro. Die Rangliste der wichtigsten Bezugsländer wird von der VR China mit einem Importwert von 4,1 Mrd. Euro angeführt, womit China binnen weniger Jahre seine Exporte nach Hessen vervielfacht hat. Die Importe aus China sind zu fast der Hälfte dem Segment IT / EDV zuzuordnen. Insgesamt gesehen sind 19,1 % der gesamten Einfuhr von Fertigwaren Hessens des Jahres 2011 elektrotechnische Erzeugnisse. Diesem Import steht ein Export elektrotechnischer Erzeugnisse von 6,7 Mrd. Euro gegenüber: Wichtigstes Abnehmerland war im Jahr 2011 Frankreich vor den Nieder-
10
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
landen und der Tschechischen Republik. Die regionale Konzentration – gemessen am Anteil, der auf die drei jeweils wichtigsten Bezugs- bzw. Abnehmerländer entfällt – des Exportes ist damit klar geringer als die des Importes. Elektrotechnische Güter stellen insgesamt betrachtet 12,2 % des hessischen Exportes von Fertigwaren. Hessischer Außenhandel1 mit elektrotechnischen Erzeugnissen2 im Jahr 2011 Import3 in Mio. Euro Insgesamt
Export3 Anteil in %
14.503
100,0
Insgesamt
in Mio. Euro
Anteil in %
6.738
100,0
wichtigste Handelspartner VR China
4.083
28,2
Frankreich
549
8,2
USA
1.062
7,3
Niederlande
532
7,9
920
6,3
Tschechische Republik
516
7,7
Japan 1
Die Angaben beziehen sich ausschließlich auf Fertigwaren. Über die Fertigwaren hinaus werden zwar auch Halbwaren, d.h. Erzeugnisse, die erst verhältnismäßig gering bearbeitet sind, sowie Rohstoffe gehandelt. Bei diesen Warengruppen ist eine Zuordnung zu einem bestimmten Wirtschaftszweig jedoch kaum möglich.
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einschließlich Mess-, steuer- und regeltechnische Erzeugnisse; optische und fotografische Geräte; Uhren; Büromaschinen und automatische Datenverarbeitungsmaschinen. Wenngleich Letztere gelegentlich den Maschinen zugeordnet werden, handelt es sich nur zu einem geringen Teil (z.B. Schreibmaschinen) um Erzeugnisse des Maschinenbaus.
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Import und Export werden auf Bundesländerebene nach zwei unterschiedlichen Konzepten (General- bzw. Spezialhandel) erfasst. Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist deshalb nicht statthaft.
Quelle: HSL, Berechnungen der Hessen Agentur.
Neben dem Außenhandel sind auch die Direktinvestitionen4 ein Indikator für die Integration einer Branche in die Weltwirtschaft. Der Direktinvestitionsbestand der hessischen Elektroindustrie im Ausland zum Jahresende 2010 belief sich auf maximal 1,4 Mrd. Euro.5 In umgekehrter Richtung ist das Engagement ausgeprägter: So hatten ausländische Investoren zum Jahresende 2010 3,8 Mrd. Euro in der Elektroindustrie Hessens investiert. Einen Einblick in die Internationalität der Elektroindustrie auf der Ebene der Unternehmensverflechtungen geben auch die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Branche in Hessen, wobei die zum Teil komplexen Unternehmensverflechtungen bisweilen eine eindeutige Aussage erschweren. Zu dieser Betrach4
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Eine Direktinvestition ist eine grenzüberschreitende Investition, mit dem Ziel, eine dauerhafte (Kapital-)Beteiligung an einem Unternehmen im Ausland herzustellen. Zu beachten ist, dass Direktinvestitionen zunächst nur Kapitalbewegungen zwischen In- und Ausland widerspiegeln, d.h. es können unmittelbar weder die Motive des Investors daraus abgeleitet werden noch können z.B. Fragen, inwieweit Direktinvestitionen Realkapital schaffen oder zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen, beantwortet werden. Datenquelle der Angaben zu Direktinvestitionen ist die Deutsche Bundesbank. Auf Grund der Sperrung von Einzelangaben kann die genaue Höhe der hessischen Direktinvestitionen der Elektroindustrie im Ausland nicht angegeben werden – der Wert liegt zwischen 900 Millionen Euro und 1,4 Mrd. Euro. Es stehen deshalb auch keine nach Ländern differenzierten Informationen zur Verfügung. 11
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
tungsweise des investiven Engagements in der nachfolgenden Tabelle tritt sozusagen noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unternehmen der heimischen Elektroindustrie sind im Ausland aktiv und unterhalten dort z.B. Produktionsstätten. Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Elektroindustrie in Hessen Name
Konzernmutter
Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter
ABB Gruppe
ABB Ltd.
Schweiz
B.Braun Melsungen AG
Familienbesitz
Deutschland
Braun GmbH
Procter & Gamble Corp.
USA
Carl Zeiss Gruppe
Carl-Zeiss-Stiftung
Deutschland
Cassidian Optronics GmbH
EADS N.V. (75,1 %) / Carl Zeiss AG (24,9 %)
Niederlande / Deutschland
Continental Konzern
börsennotiert, größter Aktionär Schaeffler Gruppe
Deutschland
Diehl Aerospace GmbH
Gemeinschaftsunternehmen der Diehl Aerosystems (Familienbesitz) und der Thales Group
Deutschland / Frankreich
Exide Technologies GmbH
Exide Technologies
USA
Fresenius SE & Co. KGaA
börsennotiert, mehrheitlich Else-KrönerFresenius-Stiftung / Familienbesitz
Deutschland
Friedhelm Loh Group
Friedhelm Loh Stiftung / Familienbesitz
Deutschland
Heraeus Holding GmbH
Familienbesitz
Deutschland
Hexagon Metrology Gruppe
Hexagon AB
Schweden
Honeywell Gruppe
Honeywell International Inc.
USA
Hottinger Baldwin Messtechnik GmbH
Spectris PLC.
Vereinigtes Königreich
I.G. Bauerhin GmbH
Familienbesitz
Deutschland
Isabellenhütte Heusler GmbH & Co.KG
Familienbesitz
Deutschland
Jumo GmbH & Co.KG
Familienbesitz
Deutschland
Leica Camera AG
börsennotiert, Hauptaktionär: ACM Projektentwicklung GmbH
Österreich
Leica Microsystems GmbH
Danaher Corp.
USA
Nord-Micro AG & Co. OHG
United Technologies Corporation
USA
Rowenta Deutschland GmbH / Groupe SEB Deutschland GmbH
Groupe SEB
Frankreich
Rittal GmbH & Co. KG
Friedhelm Loh Group (Friedhelm Loh Stiftung / Familienbesitz)
Deutschland
SAMSON AG
Familienbesitz
Deutschland
Satisloh GmbH
Satisloh AG
Schweiz
Schenck Process GmbH
IK Investment Partners AB
Schweden
Schunk Gruppe
Ludwig Schunk-Stiftung / Familienbesitz
Deutschland
Siemens AG
börsennotiert
Deutschland
Sirona Dental Systems GmbH
Sirona Holdings Luxco SCA
Luxemburg
SMA Solar Technology AG
börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz
Deutschland
Tyco Electronics AMP GmbH
TE Connectivity Ltd.
Schweiz
Quelle: Recherchen der Hessen Agentur.
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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Forschung und Entwicklung Produkt- und Prozessinnovationen sind von großer Bedeutung, um im zunehmenden nationalen wie auch internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Dementsprechend kommt der Forschung und Entwicklung (FuE) eine wichtige Rolle zu. Die hessische Elektroindustrie hat gemäß den Angaben des Stifterverbandes Wissenschaftsstatistik im Jahr 2009 330 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung aufgewandt.6 Damit ist die Elektroindustrie – allerdings mit erheblichem Abstand – nach der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie und dem Fahrzeugbau die Industriebranche mit den dritthöchsten FuE-Aufwendungen in Hessen. Die FuE-Aktivitäten schlagen sich in einer Vielzahl von Innovationen nieder: Nach Angaben des ZEW7 für Deutschland wurden im Jahr 2010 37,5 % des Umsatzes der deutschen Elektroindustrie mit neuen oder deutlich verbesserten Produkten erwirtschaftet. Dabei konnten 78 % der deutschen Unternehmen der Branche erfolgreich neue Produkte oder Prozesse einführen, womit die Elektroindustrie zu den innovativsten Industriebranchen Deutschlands zählt. Der Blick auf die FuE-Einrichtungen in Hessen mit Bezug zur Elektroindustrie zeichnet ebenfalls ein freundliches Bild. Herausragend ist hierbei die Technische Universität Darmstadt, die sich einer sehr hohen Reputation erfreut und bei Hochschulrankings in der Regel einen Spitzenplatz einnimmt. Die Elektrotechnik in Darmstadt kann auf eine sehr lange Tradition zurückblicken, denn in den Jahren 1882 und 1883 gründete die Technische Universität Darmstadt weltweit den ersten Lehrstuhl, die erste Fakultät und den ersten Studiengang für Elektrotechnik. Am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik mit zehn Instituten und Dutzenden Fachgebieten reicht das Forschungsspektrum von der Mechatronik, Automatisierungstechnik, Mikrosystemtechnik und Nanoelektronik über innovative Energietechnik und Informationstechnik bis zur Seamless Communication („nahtlose“ Kommunikation). Geforscht wird oftmals interdisziplinär und in Kooperation mit hessischen Unternehmen. Ein Beispiel hierfür ist der LOEWE-Forschungsschwerpunkt Kooperative Sensorkommunikation – Cocoon. Ziel der Forschung dort ist es, der Vision einer Smart City im Sinne einer systemübergreifenden Integration verschiedenster mobiler und kontextsensitiver Dienste näher zu kommen. Ein weiteres Beispiel stellt das Gemeinschaftslabor MerckLab der TU Darmstadt mit der Merck KGaA dar, in dem Chemiker, Elektrotechniker, Materialwissenschaftler und andere Disziplinen u.a. an neuartigen anorganischen Verbundmaterialien forschen, die sich als druckbare Bauteile für hochleistungsfähige elektronische Anwendungen eignen (Printed Electro-
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Es handelt sich hierbei nur um die so genannten internen FuE-Aufwendungen – d.h. Aufwendungen innerhalb des Unternehmens –, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen. Vgl. ZEW (Hrsg.): Branchenreport Innovationen – Elektroindustrie, S. 1f., Mannheim 2011. 13
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
nics). Dies sind z.B. druckbare Funk-Chips auf der Basis anorganischer Stoffe im Bereich der so genannten RFID-Technologie (Radio Frequency Identification). In Hessen existieren auch verschiedene Clusternetzwerke, deren Mitglieder sowohl Unternehmen als auch Forschungseinrichtungen sind. Eine wichtige Aufgabe dieser Clusternetzwerke ist es, die Entwicklung neuer Technologien zu fördern und die Kooperation sowie den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Industrie zu erleichtern. Im Hinblick auf die Elektroindustrie sind u.a. das MikrosystemtechnikNetzwerk Rhein-Main (mst), das Kompetenznetzwerk optische Technologien in Hessen und Rheinland-Pfalz – Optence, Rhein-Main Adaptronik, das Industrienetzwerk Wetzlar Network (für die Bereiche Optik, Elektronik und Mechanik), das Kompetenznetzwerk Dezentrale Energietechnologien deENet, die Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen (timm) und das Engineering-High-Tech-Cluster Fulda (EHC) zu nennen.
Ausbildung Große Bedeutung für die Elektroindustrie besitzt neben der Forschung und Entwicklung auch die Ausbildungslandschaft (Stichwort: Ingenieurmangel). 9.000 Studierende der Elektrotechnik waren an den hessischen Universitäten und Fachhochschulen im WS 2011/12 immatrikuliert, was einem Zuwachs von gut 600 Studierenden gegenüber dem Vorjahr entspricht. 1.164 Studierende haben im Prüfungsjahr 2011 ihre Prüfung erfolgreich absolviert – ebenfalls deutlich mehr als noch 2010. Hessen besitzt mit der Technischen Universität Darmstadt eine der renommiertesten Ausbildungs- und Forschungsstätten (nicht nur) für Elektrotechnik. Doch nicht nur an der TU Darmstadt wird das Elektrotechnikstudium angeboten, sondern z.B. auch an der Universität Kassel und an der Technischen Hochschule Mittelhessen. Seit einigen Jahren ist eine Erweiterung des Studienangebotes festzustellen, denn die hessischen Hochschulen bieten zunehmend interdisziplinäre Studienmöglichkeiten wie z.B. Mechatronik. Wird der Kreis der relevanten Ausbildung für die Elektroindustrie weiter gefasst, so ist vor allem die Informatik (15.087 Studierende im WS 2011/12 und 1.431 Absolventen im Prüfungsjahr 2011) zu nennen. Die Ausbildung im Bereich der Elektrotechnik ist nicht nur auf die Hochschulen begrenzt, sondern umfasst auch die duale Ausbildung: So beschäftigte die hessische Elektroindustrie im Jahr 2011 2.291 Auszubildende. Wird die nach Berufen gegliederte Ausbildungsstatistik herangezogen, wurden im Jahr 2011 in Hessen 8.213 Personen in Elektroberufen ausgebildet.8
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Nach dem Berufsbildungsgesetz wird Berufsausbildung vielfach nach der Art des Ausbildungsberufs und nicht nach der Zugehörigkeit des Ausbildungsbetriebs zu einem bestimmten Wirtschaftsbereich unterschieden. Daher deckt sich die Gliederung der Ausbildungsbereiche nicht mit der Wirtschaftsgliederung nach der Systematik der Wirtschaftszweige.
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –
Fachausbildung Elektrotechnik in Hessen Anzahl Studierende im WS 2011/12 davon: Elektrotechnik Informatik Absolventen (Diplom, Master und Bachelor) im Prüfungsjahr 2011 davon:
24.087 9.000 15.087 2.595
Elektrotechnik
1.164
Informatik
1.431
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in beruflicher Ausbildung in der Elektroindustrie zum 31.12.2011
2.291
Auszubildende* in Elektroberufen 2011
8.213
* Gruppen 31 der Ausbildungsstatistik. Quelle: HSL, Statistik der Bundesagentur für Arbeit.
Ausblick Zahlreiche Entwicklungen eröffnen der heimischen Elektroindustrie mit ihrem umfangreichen und dynamischen Produktportfolio auch in Zukunft Wachstumspotenziale sowohl im In- als auch immer stärker im Ausland: So ist z.B. die zunehmende Automatisierung der Wirtschaft – nicht nur der Industrie – anzuführen. Auch nimmt die Nachfrage nach elektrischen und elektronischen Komponenten aufgrund des steigenden Ausstattungsniveaus der Produkte zu. Ein typisches Beispiel hierfür ist die Automobilindustrie, in der inzwischen nahezu jede Verbesserung der Sicherheit oder des Komforts eines Fahrzeugs durch Vorleistungen der Elektroindustrie gelöst wird. Etwa 15 % des Produktionswertes eines Autos entfallen bereits heute auf die Elektrotechnik – mit steigender Tendenz. Das intelligente Verkehrsmanagement von satellitenbasierten Mautsystemen bis hin zu Fahrerassistenzsystemen eröffnet der heimischen Elektroindustrie weitere Chancen. Im Kontext der Automobilindustrie ist selbstverständlich auch die Elektromobilität zu nennen. Sollte sich Deutschland als Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität etablieren – so das erklärte Ziel der von Politik und Wirtschaft getragenen „Nationalen Plattform Elektromobilität“ (NPE) – bieten sich der Elektroindustrie zweifellos gewaltige Potenziale. Eine derartige Entwicklung verlangt mittelfristig allerdings Anpassungsprozesse bei den Unternehmen der Branche, die Zulieferer für die Herstellung von Verbrennungsmotoren sind. Noch ist der Funke der Elektromobilität allerdings nicht auf die Kunden übergesprungen, was auch an den hohen Anschaffungskosten liegen dürfte.
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Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
Als weiterer Wachstumstreiber für die Elektroindustrie sind die Bemühungen des Klima- und Umweltschutzes zu nennen: Die propagierte Energiewende, d.h. der Übergang in ein nachhaltiges Energiesystem der Zukunft, generiert zum einen eine verstärkte Nachfrage nach Anlagen für regenerative Energien (beispielsweise Windund Solarstrom) und rückt zum anderen eine effizientere und umweltschonendere Nutzung traditioneller Energiequellen stärker in den Blickpunkt. Es bedarf hierzu einer Anpassung der Energieinfrastruktur: Innovative Lösungen der Elektroindustrie sind hierbei sowohl für Energieerzeugung, -verteilung und Energienutzung – und nicht zu vergessen: die Energiespeicherung – gefragt, um eine höhere Energieeffizienz zu erreichen. Um ein Beispiel zu nennen: Der zunehmende Handel mit Strom, der Anstieg der dezentralen Energieversorgung und die Errichtung von OffshoreWindkraftanlagen fernab der Verbraucher stellen die Stromnetze vor neue Herausforderungen, für die die Elektroindustrie (Stichwort: Intelligente Netze bzw. „smart grid“) Lösungen entwickelt. Die Wachstumsaussichten in den Bereichen Energie, Klima und Umwelt sind allerdings nicht unerheblich von der staatlichen Rahmensetzung für das wirtschaftliche Handeln in diesen Feldern abhängig. Beispielhaft seien an dieser Stelle die EU-Glühlampenrichtlinie, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), die Ökodesign-Richtlinie – die z.B. bewirkt, dass ein erheblicher Teil der Straßenbeleuchtung in den nächsten Jahren durch energieeffizientere Leuchtmittel (z.B. LEDs) ausgetauscht werden muss – und das Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) genannt. Insofern bleibt abzuwarten, welche weiteren Impulse diesbezüglich von der Bundesregierung, aber auch von der supranationalen Ebene wie der EU ausgehen. Es bleibt ebenfalls abzuwarten, ob diese von den Unternehmen der Elektroindustrie eher positiv als Anreiz für Innovationen gesehen werden oder eher negativ als eine restringierende Regulierung. Auch verlangt die zunehmende Vernetzung der Welt immer leistungsfähigere Lösungen der Informations- und Kommunikationstechnologie – auch ein Wachstumsfeld für die Elektroindustrie. Hierbei ist zum einen an die Weltwirtschaft zu denken, aber zum anderen auch an die private Nutzung von Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten und deren Verknüpfung. Im Maschinenbau schließlich sind viele der Erzeugnisse ohne so genannte Embedded Software und Systems, d.h. in die Maschinen eingebettete softwareintensive Systeme, die Steuerungs-, Regelungs- und Datenverarbeitungsaufgaben übernehmen, kaum mehr denkbar. In einem weiteren Schritt werden etwa Maschinen zunehmend vernetzt sein und über das Internet miteinander autonom kommunizieren – ein weiteres Innovationsfeld für die heimische Elektroindustrie, die so genannten Cyber-Physical Systems, eröffnet sich. Allerdings konkurrieren immer mehr Staaten um Anteile am Weltelektromarkt. Neben dem rasanten Aufstieg der Volksrepublik China zum weltgrößten Elektroproduzenten – China zählt bereits seit Jahren zu den wichtigsten Lieferanten der hessi16
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schen Elektroindustrie – und weiteren asiatischen Staaten (z.B. Südkorea und Taiwan) sind hier auch die neuen EU-Mitglieder anzuführen. Dies erhöht den Wettbewerb nicht nur abnehmerseitig, sondern auch auf der Beschaffungsseite. Als Beispiel sind die so genannten Seltenen Erden (z.B. Lanthan, Neodym oder Scandium) zu nennen, um die es immer wieder Handelskonflikte gibt. Dieser Entwicklung stehen umgekehrt aber auch neue Absatzmärkte vor allen Dingen in den aufstrebenden Schwellenländern gegenüber: So profitiert die heimische Elektroindustrie z.B. von den hohen Exporten in die VR China, obgleich Fragen des Schutzes des geistigen Eigentums im Reich der Mitte immer wieder für Diskussionen sorgen. Der hohe Preis- und Wettbewerbsdruck ist nicht nur Folge der Globalisierung, sondern auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Elektroindustrie durch einen sehr dynamischen technischen Fortschritt mit meist kurzen Produktlebenszyklen charakterisiert ist. Dieser hohe Innovationswettbewerb stimuliert zwar die Nachfrage, begünstigt jedoch auch ein rückläufiges Preisniveau, da die Zahlungsbereitschaft für veraltete Technik gering ist. In denjenigen Sparten der Elektroindustrie, in denen der Preis der wesentliche Wettbewerbsparameter ist – dies ist z.B. in der stark konsumorientierten Informations- und Kommunikationstechnik der Fall – verlangt eine derartige Entwicklung hohe Produktivitätssteigerungen, die zum Teil mit der Verlagerung von Produktionskapazitäten in Länder mit niedrigeren Produktionskosten realisiert werden. Zudem gewinnt die elektronische „Massenware“ ausländischen Ursprungs immer mehr Marktanteile gegenüber den deutschen Herstellern, die bei preissensitiven Standardprodukten kaum noch konkurrenzfähig sind. Deutlich geringer ausgeprägt sind diese Tendenzen bei den Investitionsgütern, die im Vergleich zu den elektrotechnischen Gebrauchsgütern in der Regel komplexer sind. Die in Hessen überdurchschnittlich stark vertretene Mess-, Steuer- und Regeltechnik – im Übrigen stellen die Produkte dieses Segmentes der Elektroindustrie eine wesentliche Voraussetzung für eine sparsame Energienutzung dar – ist hierfür ein Beispiel. Hier wird der Wettbewerb in den wenigsten Segmenten über den Preis ausgetragen, sondern es spielen nach wie vor Innovationen und Qualität die Hauptrolle, sodass die Nachfrage weniger preissensibel reagiert. Auf lange Sicht ist allerdings auch hier mit asiatischen High-Tech-Produkten als Konkurrenz zu rechnen, was die Anforderungen an die Innovationskraft der heimischen Elektroindustrie erhöht. Insgesamt gesehen wird sich die Bedeutung Deutschlands als Standort für die Großserienfertigung von Standardprodukten weiter verringern. Die hessische Elektroindustrie setzt denn auch immer stärker auf die Entwicklung und Fertigung von hochwertigen High-Tech-Produkten – ergänzt um produktbegleitende Serviceleistungen über den gesamten Produktlebenszyklus. Dies erfordert einen beträchtlichen Forschungs- und Entwicklungsaufwand, der ohne hoch qualifizierte Beschäftigte nicht geleistet werden kann. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels (Stichwort: Ingenieurmangel) sind damit auch erhebliche Investitionen insbesondere 17
Branchenprofil Elektroindustrie in Hessen
im so genannten MINT-Bereich in den Fachkräftenachwuchs erforderlich, um die Innovationskraft zu erhalten. Die Stärkung des MINT-Unterrichts an den Schulen, auf geringere Studienabbrecherquoten hinzuwirken und mehr Frauen für ein ingenieurwissenschaftliches Studium zu interessieren sind mögliche Ansätze, um zur Fachkräftesicherung in der heimischen Elektroindustrie beizutragen. Mit der Elektromedizin verfügt die heimische Elektroindustrie allerdings auch über ein Segment, das von der zunehmenden Alterung der Gesellschaft profitieren wird.
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