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Sozial betreutes Wohnen
COVERSTORY KINDER & JUGEND PFLEGE & BETREUUNG GESUNDHEIT & LEBEN HILFSWERK
Frau E. Seit zehn Jahren wohnt Melitta E.* in einem Sozial Betreuten Wohnhaus des Wiener Hilfswerks im sechsten Wiener Gemeindebezirk. Darauf angesprochen, ist sie beinahe selbst schon überrascht, so lange schon. Die Zeit verging wie im Flug. In dem Wohnhaus in der Bürgerspitalgasse haben 35 Frauen mit Mehrfachproblematik ein neues Zuhause gefunden.
Zehn Jahre sind eine lange Zeit, in denen sich das Leben von Frau E. grundlegend geändert hat. Als sie hier eingezog, so erzählt sie, hatte sie bereits neun Entzüge hinter sich. Immer wieder ist sie rückfällig geworden. Ihr Ex-Mann, mit dem sie damals zusammengelebt hat, war ebenfalls schwerer Trinker. Erst hier sei es ihr gelungen, dem Alkohol endgültig den Rücken zuzukehren.
Es ist ein schöner Herbsttag, die Sonne fällt in das liebevoll eingerichtete Zimmer von Frau E., das einem schönen, grünen Innenhof zugewandt ist. Sie berichtet weiter: Damals sei sie direkt von einem der zahlreichen Krankenhausaufenthalte in das Sozial Betreute Wohnhaus Bürgerspitalgasse gekommen. Sogar die Einweisung in ein Pflegeheim war im Raum gestanden. Das wollte sie auf keinen Fall. Sie war, so Melitta energisch, mit ihrem Leben noch lange nicht fertig. Heute ist sie seit vielen Jahren trocken. Ganz besonders dankbar ist sie einer Wohnbetreuerin, von der sie damals umfassend unterstützt wurde. „Bombig“ und „gigantisch“ sei die Unterstützung gewesen, die sie neben dem Personal auch von den anderen Bewohnerinnen erfahren hat. Über die Zeit sind die Menschen im Sozial Betreuten Wohnhaus Bürgerspitalgasse zu ihrer Familie geworden. Sonst habe sie niemanden mehr, erzählt Frau E., außer einer Cousine, die weit weg wohnt. Hier im Haus greife man sich gegenseitig unter die Arme: Wenn Frau E. krank ist, steht sofort die Zimmernachbarin vor der Tür und fragt, ob sie helfen kann. Was sie darüber hinaus besonders schätzt, sind die zahlreichen angebotenen Freizeitaktivitäten und die Möglichkeiten, sich einzubringen. Frau E. hilft beim Kochen, es wird gemeinsam gebastelt und im Garten gearbeitet. Dort hat sich letztes Frühjahr sogar eine Wildentenfamilie angesiedelt. Außerdem gibt es Nordic Walking und Spaziergänge, wo ausführlich geplaudert werden kann. Von der Sucht geblieben ist eines – die Demenz. Glücklicherweise handelt es sich um einen langsamen Verlauf. Regelmäßig geht sie zum Gedächtnistraining im Haus und hält sich mental fit. Beim letzten ärztlichen Kontrollbesuch gab es gute Neuigkeiten, sie brauche erst in zwei Jahren wiederzukommen.
Wo sie ohne die Unterstützung des Wiener Hilfswerks stehen würde, möchte Frau E. sich gar nicht ausmalen. Ihr Leben wäre gänzlich anders verlaufen, sagt Frau E. mit diesem besonderen Lächeln, das Zuversicht und Lebensfreude ausstrahlt. <