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Alles außer Bilderbuch
Alles
außer Bilderbuch
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Fotos: Henriette Bandulik, Text: Sabine Neddermeyer
Kinder bedeuten uns alles. Doch nicht jede Beziehung hält. Wer allein- oder getrennterziehend lebt, muss einige Dinge verdammt gut können: Organisieren, Kommunizieren und das passende Umgangsmodell für die Kinder und sich finden.
Unter den 8,25 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern in Deutschland leben aktuell rund 2,09 Millionen Mütter und etwa 435.000 Väter alleinerziehend.* Doch diese Gruppe ist ebenso divers wie alle Familien. Es macht Unterschiede, ob es ein oder mehrere Kinder, kleine oder größere, darunter vielleicht Kinder mit besonderen Bedürfnissen sind, ob man komplett alleinerziehend, getrennterziehend, mit oder ohne neue:n Partner:in lebt, wie es um die eigenen beruflichen, finanziellen und familiären Umstände bestellt ist.
Doch auch wenn es einem in der Großstadt lebend so vorkommen mag, dass es inzwischen völlig normal ist, nicht als althergebrachte Bilderbuchfamilie „Vater, Mutter, Kind, Kind“ zu leben, wirken sich alte, heteronormative Rollenbilder nach wie vor aus. Nicht zuletzt in Familien-, Unterhalts- und Steuerrecht. Schön wäre es, wenn wir uns dem Thema mit viel weniger Beachtung der finanziellen Aspekte widmen könnten. Noch schöner wäre es, wenn diese nicht für soviel Zwist zwischen getrennten Eltern führen würden.
Doch was könnten politische Instrumente sein, hier etwas zu verändern? Ein Stichwort ist die Kindergrundsicherung. Diese könnte den Weg dafür ebnen, dass Menschen, die sich um Kinder kümmern, weniger von finanziellen Sorgen und Auseinandersetzungen
„Ich bin hier die Versorgerin. Und ich bin auch sehr stolz darauf.“
belastet sind. Die neue Bundesregierung hat zudem das Ermöglichen von flexibleren Arbeitszeitmodellen und Homeoffice gerade in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben. Und sie beabsichtigt, im Unterhaltsrecht zu verankern, die Betreuungsanteile vor und nach Scheidungen besser anzuerkennen, ohne das Existenzminimum der Kinder zu gefährden. Künftig soll eine partnerschaftliche Kinderbetreuung nach einer Trennung gefördert werden, indem die zusätzlichen finanziellen Belastungen, die durch den Umgang und die Betreuung von Kindern entstehen, im Sozial- und Steuerrecht mehr Berücksichtigung finden.
Wenn Eltern sich trennen, steht eine Frage im Raum, die sich nur individuell beantworten lässt: Wann und wie sollen die Kinder bei wem leben? Doch die Wahl des Umgangsmodells sollte möglichst nicht von finanziellen Bedingungen, sondern vor allem den Bedürfnissen der Kinder bestimmt werden. Davon ausgehend, dass es gesellschaftlich und politisch gewollt ist, dass getrennte Eltern ihre Kinder möglichst paritätisch erziehen, bedeutet es, dass diese bei beiden Raum haben sollten. Im übertragenen Sinne – das Arbeits- und Privatleben beider Eltern muss sich darauf abstimmen lassen, im Wechsel alleine fürs Kind dasein zu können – und im wörtlichen Sinne. Gerade bei mehreren Kindern ist es allerdings nicht so einfach zu stemmen, gleich zwei große Familienhaushalte zu finanzieren. Das gängigste Modell, das noch als Regelfall im deutschen Familien- und Unterhaltsrecht gilt, bleibt aber bislang das sogenannte Residenzmodell, bei dem die Kinder bei einem Elternteil leben und den anderen mehr oder weniger regelmäßig besuchen. Ein nicht unerheblicher Anteil der Alleinerziehenden steht allerdings ohne – zumindest finanzielle – Unterstützung durch den anderen Elternteil da: Mehr als 800.000 Kinder und Jugendliche erhalten in Deutschland Unterhaltsvorschuss**.
Immer im Wechsel
Wenke und Mavi, 5 Jahre
Wenke betont, wie dankbar sie ist, dass ihre Getrennterziehungs-Konstellation funktioniert. „Ich bin Teilzeit-Single-Mum“, schmunzelt sie. Dadurch, betont die Kulturmanagerin, sei sie auch schon um einiges privilegierter als Frauen und Männer, die sich ganz allein um Kinder kümmerten oder keine Unterstützung bekommen vom anderen Elternteil, weder in physischer Präsenz noch finanziell. Sie weiß ihre Freiheiten sehr zu schätzen. Dass man diese auch im Vorfeld gestalten kann, weil man ganz genau weiß: Diese Woche Mittwoch ist Mavi wieder für ein paar Tage bei ihrem Papa – ich kann Termine und mal nur was für mich machen.
Wenke erklärt, wie sie es im Kunstbetrieb trotz Kleinkind schaffte: Sie entschied sich mit Tim, Mavis Vater, relativ schnell für das Wechselmodell. Allerdings nicht, weil sie dieses Modell von vornherein als das Passende ausgewählt hätten, sondern weil es nur so überhaupt möglich war, den Job mit 40 Stunden die Woche weiterzuführen. Und weil sie von Anfang bemüht waren, die eigenen Fehden zurückzustecken. Wenke gibt den guten Rat, dass das Wechselmodell keine gute Idee sei, solange man auf der persönlichen Ebene noch irgendwelche Rechnungen offen hätte, ein verletztes Ego oder Ähnliches. Es funktioniere wirklich nur dann, wenn die Eltern kooperieren können, ohne dass emotionale Färbungen hinein spielen. Schlechte Kommunikation zwischen den Elternteilen, Hetzen über den jeweils anderen führe zwangsläufig zu einem Konflikt: Das Kind merke, dass es sich für eine Seite entscheiden muss. Als Scheidungskind hat Wenke selbst einen Rosenkrieg nach der Trennung ihrer Eltern erlebt.
In ihrer eigenen Konstellation hingegen klappt der Umgang sehr gut. Mögliche Konflikte schaffen Wenke und Tim aufzulösen, weil sie immer im Gespräch bleiben. „Wir haben als Liebespaar nicht funktioniert, aber wir können immer noch als Eltern funktionieren. Und das machen wir auch.“ Direkt nach der Trennung lebten sie zunächst einige Monate im klassischen Modell: Das Kind wohnte bei ihr, jedes zweite Wochenende war Papa-Wochenende. Zusätzlich kümmerte Tim sich aber auch noch in der Woche, holte Mavi oft von der Kita ab und wartete in Wenkes Wohnung, bis sie abends nach Hause kam.
Homeoffice war keine Option für ihren damaligen Arbeitgeber. Aus Angst, ihren Job zu verlieren, schlug Wenke Tim das Wechselmodell vor. Gemeinsam entwickelten sie einen individuellen Rhythmus, den sie auch immer noch praktizieren: Montags und Dienstags bei Mama, Mittwochs und Donnerstag bei Papa. Jedes Elternteil übernimmt im Wechsel das Wochenende, das ergibt je eine zweitägige kurze Phase und längere fünftägige Phase. Mavi ist jetzt fünf. Was sie zum Wechselmodell sagt? „Das finde ich gut,
weil ich dann Zeit mit euch beiden verbringen kann.“ Blöd findet sie, dass sie manchmal den Elternteil vermisst, der gerade nicht da ist. Weil die Trennung über drei Jahre her ist und Mavi sich an eine gemeinsame Zeit als dreiköpfige Familie gar nicht erinnern kann, kennt sie es nicht anders als in dieser Form – das macht das konstante Wechseln sicher leichter.
Und an Geburtstagen, Feiertagen und Ferien? Auch hier schafft man gemeinsam eine individuelle Umgangsvereinbarung, in der man sich neben den normal festgelegten Terminen auch für diese besondere Termine frühzeitig einigt. Im vergangenen Jahr hat Mavi Heiligabend zum ersten Mal wieder mit beiden Eltern gefeiert – und sogar mit Papas neuer Partnerin. Die Entscheidung für ein Wechselmodell bedeutet für die Wohnortwahl, dass man nicht zu weit voneinander entfernt leben sollte. Das erspart einem gehetztes Gerenne durch die Stadt und so bleiben Kita oder Schule von beiden elterlichen Wohnungen aus gut erreichbar. In ihrem Fall sind es von einer Wohnung zur anderen zum Glück nur zehn Minuten zu Fuß.
Wie wird der Kindesunterhalt beim Wechselmodell geregelt? Sobald ein Elternteil das Kind zu weniger als 50 Prozent betreut, bleibt dieser erstmal grundsätzlich zur Zahlung des vollen Kindesunterhalts als sogenanntem Barunterhalt verpflichtet, was bei nahezu gleichen Betreuungsanteilen allerdings auch nicht immer gerecht ist.
Im 50-50-Paritätsmodell – wie es Wenke und Tim praktizieren – investieren beide Elternteile gleich viel in die Kinderbetreuung und erfüllen den Unterhaltsanspruchs des Kindes somit in Naturalleistungen. Falls ein Elternteil jedoch mehr als der andere verdient, gilt, dass dem weniger verdienenden Elternteil anteilig entsprechend des Mehrverdiensts Kindesunterhalt zu zahlen ist. Doch Wenke hat hierzu eine klare Haltung: Sie möchte für ihr gemeinsames Leben mit Mavi alleine aufkommen, unabhängig vom Verdienst ihres Ex-Partners.
Allein der konstante Wechsel zwischen allein-mit-Kind und Single-ohneKind ist emotional jedes Mal ein wenig fordernd. Wenke verrät, dass es bei ihr immer einen Moment dauert, bis sie im jeweils neuen Modus ankommt. Sie hat ein interessantes Bild parat: Wie eine Katzenmutter, die immer noch ihr Junges sucht, obwohl es schon weg ist. Diese Entspannungsphasen einfach annehmen zu dürfen, ist immer wieder seltsam.
Und wenn nicht das Kind pendelt, sondern die Eltern? Für Wenke und Tim war es nicht das richtige Modell. Doch etliche Familien praktizieren nach der Trennung zumindest übergangsweise ein Nestmodell, bei dem die Kinder im bisherigen Zuhause bleiben und die Eltern sich abwechseln. Das hat den Vorteil, dass Kinder erstmal in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und dort mit beiden Eltern Zeit verbringen können. Für diese kann es aber emotional eine ziemliche Belastung sein, weiterhin quasi Bett und Tisch zu teilen, wenn auch nicht mehr zeitgleich. Vorübergehend mag es auch aufregend sein, in der „Nicht-Kind-Zeit“ im WG-Zimmer oder bei Freund:innen unterzukommen, eine Dauerlösung ist es selten. Valerija und Miron, 10 Jahre
Mit der in Franken aufgewachsenen, in Odessa geborenen Valerija und ihrem elfjährigen Sohn Zeit zu verbringen, ist faszinierend. Miron, das Wunschkind, lebt ausschließlich bei ihr. Sowohl ihr familiäres Zusammenleben als auch die Versuche, eine normale Beziehung von Kind zu Vater aufrecht zu halten, scheiterten aufgrund dessen unvorhersagbarer und unzumutbarer psychischer Zustände. Valerija erstritt sich vor Gericht erfolgreich das alleinige Sorgerecht. Seitdem leben Mutter und Sohn zu zweit, ohne familiäre Rückendeckung. Der Kindsvater ist Waise, Valerijas Mutter lebt weit entfernt. Valerija gibt unumwunden zu, dass dadurch natürlich alles noch viel schwieriger sei; dass sie wiederum auch viel freier agieren kann, fern von Erwartungen, Rastern oder Familientraditionen.
Unüberspürbar ist, dass diese beiden ein sehr inniges, aufgeklärtes, transparentes Verhältnis miteinander leben. Dass sie bereits, wie sie selber mit einem Lächeln verrät, in der dritten Generation alleinerziehend ist, hat sie offensichtlich geprägt: Mutig sei sie geworden, sagt sie über sich selbst. Auch ihr Sohn wirkt kaum wie ein Zehnjähriger, sondern viel reifer. Wir sprechen gemeinsam über alle Themen, er hört alles mit, darf mit seiner Mutter auf einer Erwachsenenebene sein. Valerija findet, sie muss ihm nicht nur alles erklären, verargumentieren, sondern auch alles Autoritäre, was sie von ihren eigenen Eltern verabscheute, auf einer anderen Ebene näher bringen: einer, die Gemeinschaft ermöglicht.
„Wenn man auf sich alleine gestellt ist, hat man zwar keinen Halt, aber auch keine Leinen.“
Es ist ein anregendes und ausschweifendes Gespräch über das Leben, über Glück und Unglück, über Erwartungen und Neid. Miron darf alles mit anhören. Ich frage ihn irgendwann, ob er glücklich wäre. „90 Prozent schon und 10 Prozent nicht“, lautet die Antwort. Manchmal hätten sie sich beide zu viel, manchmal vermisse er seinen Vater, verrät er. Und manchmal, sagt er, sei es ein Nachteil, dass er keine Abwechslung hätte. „Wenn man das andere Familienteil nicht kennenlernt und sich aber doch fragt, wie es wäre, mit diesem anderem Familienmitglied zu leben. Und noch ein Nachteil ist, dass der einen ja vielleicht auch vermisst.“
Valerija vermisst es, ihren Hobbys und Träumen nachgehen zu können. Zum Beispiel dem Apnoetauchen. Denn dafür bräuchte man Zeit und einen gewissen Freiraum, doch ein Babysitter wäre purer Luxus. Finanzielle Unterstützung vom Kindsvater bekam sie noch nie, daher erhält sie für Miron den Unterhaltsvorschuss für Alleinerziehende. Trotz eines super Diploms in Kulturarbeit hat Valerija häufig die Tücken der Arbeitswelt als Alleinerziehende und mangelndes Verständnis von Arbeitgeber:innen und Kolleg:innen zu spüren bekommen. Wir lachen, als sie trocken feststellt: „Du brauchst eigentlich etwas Langweiliges als Job, wenn du es alleine durchziehst.“
Beruf, Alltag und Erziehung pausenlos alleine zu wuppen, sei extrem schwierig und koste viel Kraft. Aber was das Ganze so besonders anstrengend mache, wären die ewigen Vorurteile, mit denen man als Alleinerziehende konfrontiert würde, meint die toughe Frau. „Warum muss es mir schlecht gehen, weil ich keinen Partner habe? Ich frage mich sehr oft, warum ich mich rechtfertigen muss. Es ist halt so! Natürlich trennt sich niemand leichtfertig.“ Die Bewertungen von anderen Menschen und das Sich-Richten-Sollen nach dem Ideal Vater-Mutter-Kind? Gestrig, aber leider immer noch Alltag. Ich finde sie bewundernswert in ihrer Stärke. Doch Valerija wiegelt ab: „Ich will gar keine Lobhudelei. Aber, dass es als Wert angesehen wird, was man da macht.“ Ihr Wunsch: Dass es einfach als ganz normal gilt, wenn man den Mut aufbringt, es alleine zu wagen.
Neue Gemeinschaften
Gelya mit Alika, 11 Jahre, Thais, 4 Jahre und Xenia, 2 Jahre
Die studierte Übersetzerin und alleinerziehende Dreifachmutter Gelya sagt ganz klar: „Zeit für mich? Habe ich nicht. Kommt später.“ Igor, der Vater ihrer ältesten Tochter Alika, kümmert sich zuverlässig und kontinuierlich um sein Kind, jedes zweite Wochenende verbringt Alika bei ihrem Papa. Zudem kommt er zwei, drei Mal pro Woche vorbei und beschäftigt sich mit ihr, bringt sie zum Tanzen oder Theaterspielen. Auch finanziell sorgt Igor mit monatlichen Unterhaltszahlungen für seine Tochter. Es war seine Entscheidung, in dieselbe Stadt zu ziehen, um Alika mehr Raum in seinem Leben einzuräumen. Dennoch hat sie kein eigenes Zimmer bei ihrem Papa. Die Umgangskonstellation ist als Residenzmodell angelegt.
Mit dem Vater ihrer beiden jüngeren Kinder Thais, vier Jahre und Xenia, zwei Jahre, führt Gelya eine komplizierte Beziehung. Sie sind momentan Eltern in Trennung, kein Paar. Dimitri pendelt zwischen der Familie und Moskau – als Thais geboren wurde, sah er sie alle zwei, drei Monate. Und seit
Xenias Geburt ist er einmal im Monat für eine oder zwei Wochen bei ihnen; während dieser Zeit wohnt er auch bei ihnen. Doch die Coronaregelungen erschweren diese Taktung trotz seines Multivisums momentan. Finanzielle Unterstützung für die Kinder kommt von Dimitri aber zuverlässig. Thais und Xenia waren bisher nur zwei Mal bei ihm in Moskau. Die vierjährige Thais findet es völlig normal, dass Papa so weit weg lebt und nur manchmal da ist: „Papa muss immer zur Arbeit nach Moskau fliegen. Aber ich hab’ ja meine Kita hier und auch meine Freunde und mein Spielzeug. Wir warten, bis er das nächste Mal kommt.“
Doch es ist schwierig, wenn er hier ist. Gelya und Dimitri haben von der Erziehung ihrer Kinder und ihren Alltagsstrukturen eine sehr unterschiedliche Auffassung. Auch ihre Liebesbeziehung ist und bleibt eine On-off-Beziehung. Das ist für alle Beteiligten unheimlich schwierig. Als Thais etwas über ein Jahr alt war, ging es Gelya sehr schlecht. Sie habe aber erst später verstanden, dass sie zu der Zeit Depressionen hatte. Dass es okay ist, sich Hilfe zu holen, um Dinge zu lösen, hat sie erst dann realisiert.
Heute geht es ihr gut, sie hat sich ihr Alleinerziehendenleben eingerichtet: „Ich habe hier meine Gang.“, lacht sie. Es ist im Grunde ein großer Frauenhaushalt, in den sie zog. Eine Freundin mit ebenfalls drei Kindern bot ihr an, in die obere Etage ihres Hauses zu ziehen. Die Frauen unterstützen sich hier, wo sie nur können. Das bedeutet, sich gegenseitig bei der Kinderbetreuung der kleineren Kinder abzuwechseln, beim Homeschooling der größeren, füreinander zu kochen, aber auch mal miteinander abends einen Wein zu trinken und sich dabei ausheulen zu dürfen. Die Türen beider Wohnungen stehen füreinander immer offen. Zusammen mit vielen Helfer:innen haben sie für die beiden großen Mädchen unter dem Dach ein kleines gemeinsames Reich gebaut. Alika ist sichtlich stolz auf diesen eigenen Raum dort oben, in dem sie und ihre Freundin auch mal in ihre eigene Gedankenwelt entfliehen können. Schließlich sind durch die kleinen Geschwister und die Nachbarskinder ansonsten nonstop Kleinkindthemen angesagt. Es fällt auf, dass die Elfjährige für ihr Alter schon viel Verantwortung für die kleineren Geschwister übernimmt; eine tolle Hilfe im Alltag dieser Familienkonstellation. Und dann ist ja auch noch Oma da: Gelyas Mutter hilft einmal pro Woche mit den Enkelkindern. Füreinander da zu sein, sich gegenseitig zu fragen, was jetzt gerade nötig ist und sich kurzfristig zu unterstützen – das ist einfach Gold wert.
Gegenseitiger Support: davon brauchen wir alle dringend mehr. Viel mehr. Die Solidarität mit Eltern sollte grundsätzlich, und speziell für Allein- und Getrennterziehende gesellschaftlich gelebt und gesetzlich stärker verankert werden.
* DESTATIS, Statistisches Bundesamt und Statista Research Department, Stand 19.10.2021 – Im statistischen Kontext werden Alleinerziehende als Eltern definiert, die ohne Partner im Haushalt mit ihren minder- oder volljährigen Kindern zusammenwohnen.
** Stand Dezember 2018 laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Den Unterhaltsvorschuss erhalten Alleinerziehende unter bestimmten Voraussetzungen, wenn der andere Elternteil keinen oder nur unregelmäßig Unterhalt zahlt. Aktuell sind dies für Kinder bis zu fünf Jahren: 177 Euro monatlich, für Kinder von sechs Jahren bis elf Jahren: 236 Euro monatlich, für Kinder von zwölf Jahren bis 17 Jahren: 314 Euro monatlich.