HKB-Zeitung 4/2021: Perlenkette

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PERLENKETTENBRIEF

VOL 1

Thema: Perlenkettenbrief, 1–25

HKB aktuell

25 Veranstaltungen

26 Ausgezeichnet: Matthieu Mazué

27 Zu Gast: Christian Marclay

28 Student*in im Fokus: Nora Brägger

28 Absolvent*in im Fokus: Ariane Koch

29 Rückblick: Immatrikulationsfeier 31 Ein Studiengang stellt sich vor: Bachelor Literarisches Schreiben /  écriture litteraire

32 Schaufenster – Arbeiten aus der HKB

HKB-ZEITUNG

DEZEMBER 2021

Hochschule der Künste Bern HKB

Prosa: kann ich nicht. Lyrik: noch viel weniger. Essay: puh, nicht schon wieder an dieser Stelle. Rumours: Klingt gut, aber nein, hm, geht, mit mir, bei mir, also auch nicht. Gossip: noch viel weniger. Fake-News. Nein. Nein. Nein.

HKB-Zeitung Die Post CH AG

Wir kennen uns nicht, trotzdem sind wir uns verbunden, mit einer Perlenkette. Ich kenne Deinen Namen, aber weiss nicht wer Du bist. Ich habe gegoogelt und wie schön: das Resultat lässt mich zweifelnd zurück. Dein Name und Vorname ist alles – viel in der kleinen Welt der Kunst, aber nicht ganz ausreichend für eine einwandfreie Identifikation. So bin ich auf wackeligen Füssen. Was soll, kann ich Dir, mir unbekannte Person, schreiben?

VON: LOCHER LAURA <LAURAMAJ.LOCHER@STUDENTS LAURAMAJ.LOCHER@STUDENTS.BFH.CH .BFH.CH> GESENDET: DIENSTAG, 19. OKTOBER 2021 16:55 UHR AN: HKB-PUBLIKATIONEN <PUBLIKATIONEN@HKB.BFH.CH>

3027 Bern

N°4/2021 Dezember 2021 4 × jährlich


Denn sind nicht gerade diese Ereignisse, die zu inneren und äusseren Konflikten führen, wertvollste Nahrung für den tätigen Geist? Was wäre mein Leben ohne die alltäglichen Peinlichkeiten, die mich auf mich selbst, und auf die Conditio Humana zurückwerfen. Im Grunde bin ich nicht mehr, aber auch nicht weniger, als eine immerzu schwärende Möglichkeit, ein stetig drohendes Fiasko, ein nie ganz beschriebenes Blatt.

Warum ich diese Geschichte erzähle? Weil ich sie nie vergessen, sie mir an diesem Theaterabend in den Sinn gekommen ist, und nun erneut, wo ich diese Zeile zu schreiben habe. Es ist wohl wahr: Scham ist gut oder schlecht, aber vor allem kann man sie nicht vergessen.

Anyway, meine Geschichte: Jahrelange ging ich in das gleiche Brockenhaus einkaufen. Der dortige Geschäftsführer war sehr aufmerksam, hat mich immer umständlich begrüsst, ja schon fast devot. Mir auf jeden Fall war’s lästig, und ich habe versucht, dem Typen aus dem Weg zu gehen, wenn ich das das Brocki betrat. Was mir fast nie gelang. Ich ging aber trotzdem hin, aus lauter Bequemlichkeit, das Brocki lag gleich um die Ecke. Einestages schnappte ich mir einen Mantel – er gefiel mir sehr. Ich habe ihn noch heute, allerdings arg verschlissen. Aber der Preis? Eine Zumutung! 90 Franken. Im Brocki, Secondhand. Geht’s noch, dachte ich, und streifte mir den Mantel über, ging an der Kasse vorbei, straight zum Ausgang. Ja klar, an dieser Stelle wartete der Geschäftsführer, ich war ein bisschen aufgeregt, weil… er aber nickte freundlich und wünschte mir alle Gute. Als ich draussen war, entdeckte ich am Kragen handgrosses Schild: «Frisch gewaschen». Mich packte eine angstvolle Scham.

Gut, der Abend war vergnüglich. Ich musste lachen und schmunzeln, manchmal waren die Stories auch beinhart, Kriege und dergleichen. Die können auch Scham erzeugen. Und dies zu sagen, fühlt sich schamhaft an.

Geschichten zum Thema wurden erzählt, von den Performer*innen, aber auch aus dem Publikum. Jede*r hat sie, Schamgeschichten. Mich hat diese Vorstellung der anstehenden Theatervorstellung interessiert: Jede*r hat sie, Scham, und keine*r will sie teilen. Irgendwie hat es mich auch genervt. Ach, lasst doch die Scham dort wo sie ist und hingehört. In unserem Innersten. Weil artikulierte Scham uns entblösst. Muss das auch im Theater sein? Muss denn alles auf die Bühne gezerrt und verhandelt werden? Und dazu wird man im Publikum noch befragt? Igitt.

Was ist Scham? Wo und wie hast du sie erlebt? Warum überhaupt?

Kürzlich war ich an einem Theaterabend. Es ging in diesem Stück um Scham.

Mich befällt eine Scham, angesichts der Tatsache, dass ich nun innert 24 Stunden an eine mir zwar namentlich, aber sonst weitgehend unbekannte Person, die mir auf eine bestimmte Art und Weise, nämlich als Angehörige*r der gleichen Institution, verbunden ist, schreiben soll und dass diese Schreibe in der HKB Zeitung veröffentlicht wird. Gut, ich bleibe ja auch anonym – wenn denn meine Sprache und Inhalt meines Mailing mich nicht verraten. Trotzdem fühle ich mich nicht frei, in dieser Schreibe. Das mag in Rolle begründet sein, die ich in dieser Hochschule einnehme. Oder ist es viel mehr? Eine allgemeine Scham vor unbekannten, aber dennoch persönlichen Dingen und Prozessen?

HKB-ZEITUNG

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Datum

VOL 2

HKB-Publikationen <publikationen@hkb.bfh.ch>

An

Aglaia Brändli Brändli <aglaia.braendli@gmail.com aglaia.braendli@gmail.com>

Von

HKB-ZEITUNG

DEZEMBER 2021

Leider hast du einen denklich schlechten Zeitpunkt erwischt. Ich muss dir jetzt ja schreiben, innerhalb von 24 Stunden. Und ich habe weder Lust noch Zeit noch Kapazität noch Ideen Ideen.. Jetzt bin ich aufgewacht, aus lauter Stress Stress,, weil dieser Brief ja noch in meinem Postfach liegt. Wie kommt man überhaupt darauf, freiwillig bei einem Kettenbrief mitzumachen? Das sind doch diese Nachrichten, die man löscht, bevor man sie gelesen hat, weil man genau weiss, dass sie nichts Gutes verheissen. Die Nachrichten, die mit Bedingungen daherkommen und einen – wenn man sie denn anschaut – in Dilemmas zurücklassen. Denn natürlich möchte ich den tollen Output Output,, den sie versprechen. Aber ich möchte weder, 5 (bis 15) Freund*innen damit belästigen, noch möchte ich, dass diese Freund*innen sehen, dass ich tatsächlich an diesen Unsinn glaube oder mich offensichtlich

Liebe*r (der Name ist der Redaktion bekannt) – (und mir übrigens auch)

Donnerstag, 21. Oktober 2021 um 06:37 Uhr

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BIS DANN, BESTE GRÜSSE, DEIN (DER NAME IST DER REDAKTION BEKANNT)

Yeah, nun nimmt mich wunder, liebe*r (der Name ist der Redaktion bekannt), wie Deine Perlenkette weitergeht. Ich werde es lesen, in der HKB Zeitung.

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VOL 3

a c d é r e la tio

Herzlich und ich geh mal wieder schlafen Der Name ist der Redaktion bekannt (und mir wahrscheinlich mehr als ihr)

Sicherlich hat diese ganze Aktion hier meinen Onlinestress ein wenig vergrössert. Immer musste ich meine Mails checken und hoffen, dass ich noch nicht an der Reihe bin. Wie die Mathestunden in der Primarschule hat es sich angefühlt. Jetzt ist es so weit gekommen und ich bin froh, dass ich es gleich hinter mir habe. Sorry, ich hoffe du hast mehr Spass bei der Sache Sache.. Ich habe mich entschlossen, diesen Kettenbrief wie alle anderen zu behandeln; abschicken und archivieren.

Von Buffat Romain <romain.buffat@hkb.bfh.ch romain.buffat@hkb.bfh.ch> Datum Freitag, 22. Oktober 2021 um 12:30 Uhr A n HKB-Publikationen <publikationen@hkb.bfh.ch>

PERLENKETTENBRIEF

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zumindest darauf einlasse, weil es eventuell ja wirklich sein könnte, dass so ein Versprechen vielleicht irgendwann eintrifft und wenn ich das dann in diesem spezifischen Moment verpassen würde – ne, darauf kann ich es wirklich nicht ankommen lassen. Aber ein Kettenbrief hat noch nie Gutes gebracht – mir zumindest nicht. Und noch nie ist mir einer positiv in Erinnerung geblieben. Sie werden alle in derselben Schublade verstaut. Darauf steht wahrscheinlich: Fuck Fuck,, schon wieder darauf reingefallen. Oder sowas ähnliches. Noch schlimmer ist, dass das hier ja nicht einmal ein "wahrer" Kettenbrief ist. Ich kann dir weder ein tolles Ereignis in der Zukunft versprechen, noch sollst du meinen Text kopieren und deine Freund*innen damit nerven und an ihren Aberglauben erinnern. Es ist frustrierend. Perlenkettenbrief. Was soll das überhaupt bedeuten? Klingt ein wenig wie Elite Partner – der Kettenbrief für Akademiker und Mailaccounts mit Niveau …

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Je me permets de t’écrire parce que je participe à cette Perlenkettenbrief. Je préfère te prévenir tout de suite : ceci n’est pas un e-mail. Pas un e-mail comme les autres. Pour une fois, j’ai l’occasion d’écrire un e-mail non pas pour organiser, fixer, rappeler, relancer, confirmer, annuler, savoir, demander, transmettre, mais simplement pour écrire. Écrire un e-mail. J’ai plus de six mille e-mails dans ma boîte @hkb.bfh.ch – sans compter tous ceux que j’ai gelöscht – mais jamais je n’ai écrit un e-mail qui n’ait d’autre ambition que celle-ci : écrire un e-mail.

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Pardonne-moi pour ce mail si décousu, je t'avais prévenu : ceci n’est pas un mail / Das ist keine Mail. J’espère qu'il y a de la poésie dans ta boîte à mails.

Bien reçu ton roman, merci ! Bien affectueusement <3, Ta maman -----------------------------------------------------Merci pour votre email. Je suis absent jusqu’au 3 décembre, votre message ne sera pas traité d’ici là. Je vous répondrai à mon retour. Meilleurs messages littéraires, JD Ecrivain, scénariste, nouvelliste, chroniqueur, éditeur J’espère que cela n’arrivera jamais. Ce qui se passe sur Outlook doit rester sur Outlook. Un bon moyen pour allier e-mail et poésie serait d’envoyer chaque jour un poème avec l’humanité entière en Cci. Je suis sûr que c’est faisable pour Google et Microsoft.

La personne qui m'a écrit avant n’avait pas beaucoup de temps, et elle a archiviert cet échange d’e-mails sitôt sa contribution envoyée. Je me demande si les auteur·e·s archivent leurs e-mails dans l’espoir qu’on les publie après leur mort dans un gros volume de correspondances sans intérêt :

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HKB-ZEITUNG

DEZEMBER 2021

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daeréla ré u dac d nde l n t ou AN ZE É DIM NH SK ÉSDLAA LB A-H KIBT-UNG PARIIM MPRIN M I M P A R R I I I EITUQU M R É F I DANZ I A U N I R Q I NI F S LA NUI F-MAIL IQ IN F HKG Q O B-Z UIIR A UAIIL UN E NS UNE C RBEILLE À PA A Q D A EIT FIND P R L IE R M IN I AIE- E — UN IRAN — IMÉ DANS L A HKB-ZEITU I F R P M N D U M S M G AD NG I U Q R A U E QU É CRIRE DA Q AUN G C N IR I C U N I É C U N R N— FO N F I R TA E CC F IN E UN E - M I NS UI UE RE TU E - M AIL HKB EN IR CE FI EI L Q E L AA HKB AIL C A P -Z AI N T L C OM D

R N O IN IN IE I E A N E - MAIL QU I RÉ F L ÉCH E O E DA AP RU R L ÀI A — U E - MAIL QU I RÉ F L ÉC NT CN A ÀP N HIITT — AILL — UN U E S M E I — E U IR A CO N SAA PR M IL L N A-EE -M A P ROOP ÉC IL AU RBE MÉÉTTAPRRE À R N M O F U E T N C O F E O RM O — U RM E — E MME E

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mit der hilfe des S O H N E S

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und mich daraufhin aufforderte, ihm mein ende der P L A T T E

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auf den tisch gestellt

aus umzuräumen. jetzt sitze ich auf der C

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und schreibe dir diesen kurzen ausschnitt aus meinem leben. der kater ist weg und ich werde vielleicht noch ein wenig arbeiten. grüsse aus einem

das zimmer vom E S S T I S C H

und S H A K S H U K A gekocht, dass wir mit jasminetee runtergeschlungen haben. danach habe ich angefangen,

ich habe einen strauss purpurroter C H R Y S A N T H E M E N

seinem abflauenden R

er sprach viel. es tat mir leid, die tür vor ihm zufallen zu lassen weil ich dachte, jetzt überlasse ich ihn sich selbst und

des fotografen wurden gläserner, je länger wir mit ihm sprachen.

die viel leichter und etwas abgewetzt sind. die A U G E N

unversehrt bis zum obersten stock. ich widmete mich derweil den ballerinabeinen,

wir hatten angst, dass er aus seinem rausch heraus schaden anrichten könnte, doch er brachte die platte mit meinem F

R

eines davon bebrillt. letzteres gehörte einem circa 25-jährigen fotografen, der mehrmals erwähnte, dass er „total dicht“ sei

blickten uns aus einer offenen tür sechs junge A U G E N P A A R E an,

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bestellen, um die alte, schwere schönheit zu transportieren und hatten während der fahrt angst, d i e platte

in den lift gezogen und draussen auf einen freund gewartet.

könne sich lösen und vom kofferraum aus S C H A D E N

sich verdunkelnden t a g

L

und ihr circa 13-jähriger sohn haben mich empfangen. ich habe den T

wir mussten ein T

zu überlassen.

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um ihn abzuholen. die verkäuferin, eine circa 50-jährige muslima

in den 11. W I E N E R

anthrazit und hellgelb. ich bin M O R G E N S mit einem leichten kater

als wir unter ächzen den zweiten stock meines wohnhauses erreichten,

gegeneinander gelehnte B

gekauft. vier R O S T R O T E

in der première position und eine marmorlandschaft aus koralle, elfenbein,

tischbeine, wie zwei am R Ü C K E N

heute habe ich einen E S S T I S C H

V O N : OSAGIOBARE NORA OSAYUKI < NORAOSAYUKI.OSAGIOBARE@STUDENTS.BFH.CH > D A T U M : SAMSTAG, 23. OKTOBER 2021 UM 15:47 U H R A N : HKB - PUBLIKATIONEN <PUBLIKATIONEN@HKB.BFH.CH>

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An meine Vorgänger:in: Vielen Dank für deine Erzählung! Ich wünschte, ein Foto dieses Marmortisches sehen zu können. Gerne erzähle ich ein kleines Erlebnis aus meinem Leben:

Liebe:r HKB-ler:in

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So ging das ein paar Mal hin und her, bis das Geschrei des Kindes immer lauter und panischer wurde und man dessen Worte nicht mehr verstehen konnte. Es war wirklich laut, der ganze Wagen hat etwas beklemmt zu den Toiletten gestarrt. Eine Eine Frau vis-à-vis von uns eilte zu der Mutter, um ihr Tipps zu geben, denn ihre eigenen Kinder hätten sich auch schon oft eingesperrt. Meine Mutter schaute zu mir mit diesem Blick, den ich bestens kenne und auf den meistens die Worte folgen: «Ich bin scho u huara froh, bisch du nümm so kli». Sie behielt die Worte dieses Mal für sich. Mich schauderte es etwas, denn diese Situation erinnerte mich stark an die HKB. Dort, an der F11, gibt es diese eine Toilette, die erste in der ganzen Reihe, deren Schloss sich nie beim ersten Versuch öffnen lässt. Bis jetzt vertraute ich immer darauf, dass es beim zweiten Versuch, mit etwas Schwung klappt. Aber es gab auch schon Male, bei denen ich wirklich mehrere Male den Hebel hin und her schieben musste, bis sich die Tür endlich öffnen liess. In diesen Momenten fühle ich mich wohl ein bisschen so, wie dieses panische Kind: eingesperrt auf dem WC, mit der Angst, nie mehr rauszukommen. Und trotzdem gehe ich immer wieder auf diese Toilette. Toilette. Wahrscheinlich suche ich diesen Adrenalin-Kick im HKB-Alltag.

«Mama, d Tür geiht nid uf!» «Ganz ruhig, versuechs nomol.» «Nei, es geiht nid!»

Vor ein paar Tagen fuhr ich mit meiner Mutter mit dem Zug Zug von Zürich nach Chur, um meine Grossmutter zu besuchen. Doppelstöcker, voller Menschen, wie immer in diesem Zug. Wir sassen im unteren Stock, gleich neben den Toiletten. Eine Gruppe Jugendliche füllte den Wagen. Sie starrten alle in ihre Handys, bis eine Frau sie aufforderte die Handys wegzulegen und stattdessen «Werwölfle» zu spielen. Am liebsten hätte ich mitgespielt, aber das wäre mir dann doch etwas seltsam vorgekommen. Plötzlich wurde die ausgelassene Stimmung im Wagen unterbrochen: Geschrei ertönte aus den Toiletten – ein Kind hat sich eingesperrt. eingesperrt.

VON : HADORN LAURA BARBARA < LAURA.HADORN@HKB.BFH.C LAURA.HADORN@HKB.BFH.CH H> DATUM: SONNTAG, 24. OKTOBER 2021 UM 12:15 UHR AN: HKB-PUBLIKATIONEN <PUBLIKATIONEN@HKB.BFH.CH>

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Die Toilettengeschichte hätte eigentlich Potential, hte hätte eigentlich

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Nun ist es aber Sonntagmorgen und der Brunch wartet auf mich. Ich bin gespannt, von deiner Geschichte zu lesen, liebe:r Nachfolger:in! Beste Grüsse

Die Toilettengeschichte hätte eigentlich Potential, um noch weiter über die HKB nachzudenken. Weshalb gibt es nur zwei Toiletten-Anlagen an der F11? Sind eigentlich nicht mal genderneutrale Toiletten zur Sprache gestanden? Was ist da der Stand der Dinge? Dinge?

Das gäbe wohl sogar genügend Stoff für eine interessante, künstlerisch-gestalterische Arbeit. Das Kind auf der Zug-Toilette wurde dann kurz vor Landquart befreit. Die Frau mit den guten Ratschlägen musste einsehen, dass ihre Tipps nicht weiterhelfen und ist dann den Zugbegleiterin holen gegangen. Mit ihrem magischem Schlüssel konnte sie das Kind heldenhaft befreien. Ich überlege mir das nächste Mal wohl aber trotzdem zweimal, zweimal, ob ich wirklich diese erste Toilette oder doch nicht lieber die zweite benutzen möchte.

Aber es ist schon spannend, was würde passieren, wenn sich tatsächlich mal jemand einsperrt und nicht mehr herauskommt? Könnte man dann auch einfach schreien, bis der Hausdienst kommt? Oder würde man freundlich alle Mit-Toilettenbenützer:innen aus der Kabine heraus grüssen und sie bitten, einem zu helfen? Man könnte natürlich auch einfach abwarten, den ganzen Tag auf der HKB-Toilette verbringen und den Geschichten lauschen, die auf der Toilette erzählt werden.

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Á propos gemeinsam: Weil sich diese Nummer der HKB-Zeitung als «Team-Ausgabe» versteht, freue ich mich, dir meinen Perlenkettenbrief weiterleiten zu dürfen. Ich möchte dir, wenn auch anonym, auf diese Art und Weise mitteilen: Ich schätze dich sehr als meine (Arbeits-)Kollegin und bin beeindruckt von deiner Power. Ausserdem find ich deine Insta-Stories superwitzig!

Ich hoffe, ihr versteht meine Nachricht an Perlenkettenbriefsender:in nicht falsch. Ich empfinde die HKB als meinen idealen Arbeitsort. Ich mag meine Aufgaben, die Menschen mit denen ich zu tun habe, das Gebäude und seit Kurzem auch wieder das Essen in der Kantine. Das sage ich nicht, weil ich etwa eine Influencerin bin, sondern weil ich es ehrlich so empfinde. Aber als genauso unmittelbar empfinde ich auch das Dilemma, in dem ich mich – eingeklemmt zwischen «Kind von der Krippe abholen» und «Kolloquium organisieren» – regelmässig wähne. Mir ist klar, dass der berufliche Werdegang eine persönliche Entscheidung ist und auf keinen Fall möchte ich diesen Rahmen hier als Kummerkasten zweckentfremden. Und ohne jetzt gleich die Revolution ausrufen zu wollen, möchte ich trotzdem an die HKB-Community appellieren, gemeinsam an der Maschinerie «work-life balance» herumzuwerkeln und diese flugtüchtig zu machen.

Danke für deinen pünktlich gelieferten Beitrag und die Ausführungen über dein Verhältnis zu Arbeit und Freizeit. An und für sich bin ich da ganz bei dir. Letztens habe ich Dementsprechendes sogar in meine Emailabwesenheitsnotiz geschrieben: «Hello. I’m currently focusing on my work-life balance. This week I have chosen life. For this reason, your emails will not be answered until 18 October.» Obwohl solch vermeintlich «originelle» automatische Antworten nicht mein Ding sind, war es ein Versuch, ein (teil-)öffentliches Statement abzugeben. Denn ja, auch wenn viele von uns gerne an der HKB arbeiten, so arbeiten sie doch auch meistens zu viel. Zu oft. Zu lang. In diesem Sinne diente mir die Abwesenheitsnotiz eigentlich mehr als persönliches Mantra, meine freie Zeit auch geniessen zu dürfen. Da ich nicht in die Ferien gefahren bin, sondern einfach ein paar Tage zu Hause verbracht habe, fiel es mir schwer, nicht noch schnell ein paar Mails zu beantworten, die Lehre vorzubereiten, für das Forschungsprojekt zu lesen, etc. Also, sag, liebe:r Perlenkettenbriefsender:in, bist du echt so konsequent, wie du schreibst? Echt immer? Wie machst du das? Lass uns mal einen Kaffee zusammen trinken. Mein Name ist der Redaktion bekannt.

PERLENKETTENBRIEF

LIEBE PERLENKETTENBRIEFEMPFÄNGERIN

LIEBE LESER:INNEN DER HKB ZEITUNG

DATUM Dienstag, 26. Oktober 2021 um 15:55

AN HKB-PUBLIKATIONEN <PUBLIKATIONEN@HKB.BFH.CH>

LIEBE:R PERLENKETTENBRIEFSENDER:IN

VON Koban Miriam < miriam.koban@hkb.bfh.ch >

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PERLENKETTENBRIEF

VOL 9

DEZEMBER 2021

Herzen

«Fachkenntnissen»,

Neulich durfte ich eben wieder mal bei ihr aushelfen, mit meinen es ging um eine neue Deckenlampe, aus meiner Erfahrung eine rasche und einfache Angelegenheit. Dachte ich zumindest. Und glaub mir, ich mag es gar nicht, wenn es «erstens anders kommt und zweitens als man denkt».

Es gibt mir auch ein gutes Gefühl in diesem für mich sehr spannenden Ablöseprozess.

Ich liebe es von ihr gebraucht zu werden.

Trotzdem darf ich immer wieder irgendwas in ihrem neuen Haushalt flicken, zusammenbauen oder was auch immer sie gerade von mir will, eben helfen.

Wahrlich ein Glücksmoment, den ich allen flügge gewordenen Kindern von gönne.

Genauso wie man spürt, wenn es den eigenen Kindern, auch wenn sie nicht in der Nähe sind, gut oder weniger gut geht. Meine Tochter ist bereits zuhause ausgezogen und ist jetzt endlich ohne die permanente «Elternberatung» unterwegs.

:-)!

Nun zu dir Ich kenne dich leider nicht wirklich persönlich, anderer Standort, aber immer wieder mal per Mail. Aber ich behaupte einfach so, du bist ein sehr sympathischer Zeitgenosse. Ein wenig vermessen Au fgrund ein paar weniger Mails, aber oft ist es doch so? Spürt man so und dann ist es auch so, fertig

lieber «Name der Redaktion bekannt»::

Ich möchte mich erst einmal bei dem/r Absender*in des vorangegangenen Briefs bedanken, es war lustig und auch spannend zu hören/lesen, was den Menschen hier an der HKB während und zur Arbeitszeit einfällt. Für mich im Übrigen etwas vom Schönsten hier an der HKB. Diese grossartigen Charaktere, mit denen ich täglich zu tun habe. Es bereichert mein Leben in vielerlei Hinsicht. Ich liebe es.

Von: Christ Martin < <martin.christ@hkb.bfh.ch martin.christ@hkb.bfh.ch> > Datum: Donnerstag, 28. Oktober 2021 um 16:11 Uhr An: HKB-Publikationen <publikationen@hkb.bfh.ch>

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Freitag,

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das Leben ist schöner,

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Herzliche Grüsse, Name ist der Redaktion bekannt

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…………………………Trotzdem darf ich immer wieder irgendwas in ihrem neuen Haushalt flicken, zusammenbauen oder was auch immer sie gerade von mir will, eben helfen. Ich liebe es von ihr gebraucht zu werden.

……………………………………………………………………………………………………Wahrlich ein Glücksmoment den ich allen flügge gewordenen Kindern von Herzen gönne.

……………………………………………………………………………………………………Meine Tochter ist bereits zuhause ausgezogen und ist jetzt endlich ohne die permanente «Elternberatung» unterwegs.

……………………………………………………………………………………………………Genauso wie man spürt, wenn es den eigenen Kindern, auch wenn sie nicht in der Nähe sind, gut oder weniger gut geht.

DEZEMBER 2021

……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………Ein wenig vermessen Aufgrund ein paar weniger Mails, aber oft ist es doch so? Spürt man so und dann ist es auch so, fertig ;-) !

……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………Ich kenne dich leider nicht wirklich persönlich, anderer Standort, aber immer wieder mal per Mail. Aber ich behaupte einfach so, du bist ein sehr sympathischer Zeitgenosse.

……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………Nun zu dir lieber «Name der Redaktion bekannt»:

Für mich im Übrigen etwas vom Schönsten hier an der HKB. Diese grossartigen Charaktere, mit denen ich täglich zu tun habe. Es bereichert mein Leben in vielerlei Hinsicht. Ich liebe es.

um

Egal was es ist, wenn man denen die man liebt, zur Seite steht und sich selbst dabei nicht vergisst.

Ich möchte mich erst einmal bei dem/r Absender*in des vorangegangenen Briefs bedanken, es war lustig und auch spannend zu hören/lesen was den Menschen hier an der HKB während und zur Arbeitszeit einfällt.

Liebe/r Name der Redaktion bekannt

An: HKB-Publikationen <publikationen@hkb.bfh.ch>

Datum:

Von: Kilchenmann Marc <marc.kilchenmann@hkb.bfh.ch> marc.kilchenmann@hkb.bfh.ch>

PERLENKETTENBRIEF

Liebeskummer.

Smartphone gesteuerten Roboterstaubsauger.

Lampe

Ich liebe es meinen Mitmenschen in alles Lebenslagen zur Seite zu stehen, ob oder Ob meine Mutter mit der Pensionierung nicht klarkommt, oder ob ich mich selbst wohl oder übel langsam mit meinem Ruhestand auseinandersetzen muss. Einen Rat zur Wahl eines neuen Schlittenstaubsaugers oder direkt zum

Egal, es ist wie es ist und musste wohl so kommen.

Geschlagene drei Stunden habe ich also damit verbracht diese «supereinfache» Sache zu managen, und nun ist die wirklich schöne Deckenlampe endgültig nicht mehr funktionsfähig. Wie konnten diese vier kleinen Kabel meine Gefühlslage bloss so durcheinanderbringen.

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GRAZIELLA CONTRATTO <GRAZIELLA. GRAZIELLA. CONTRATTO@HKB.BFH.CH> CONTRATTO@HKB.BFH.CH DATUM: SAMSTAG, 30. OKTOBER 2021 UM 16:46 UHR AN: HKB-PUBLIKATIONEN <PUBLIKATIONEN@HKB.BFH.CH>

PERLENKETTENBRIEF

Name ist der Redaktion bekannt

Herzliche Grüsse,

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……………………………………………………………………………………………………………………………………………einmal einer meiner Lieblingsbeschäftigungen: dem Schreiben von Beschwerdebriefen ans Steueramt.

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……………………………………………………………………………………………………………………………………………verdient. Und ich werde die Zehenspitzen ins kühle Nass der Aare tauchen, immerhin ist sie immer noch 13,03° warm. Danach läute ich mit lieben Leuten das Wochenende ein und widme mich anschliessend endlich wieder

……………………………………………………………………………………………………………………………………………Und gerade weil Letzteres so wichtig ist, gehe ich jetzt sofort nach draussen und fülle meinen Vitamin D-Speicher ganz tüchtig auf. Nach dem verregneten Sommer haben wir uns diesen goldenen Oktober ja wirklich

……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………Egal was es ist, das Leben ist schöner, wenn man denen die man liebt zur Seite steht und sich selbst dabei nicht vergisst.

……………………………………………………………………………………Einen Rat zur Wahl eines neuen Schlittenstaubsaugers oder direkt zum Smartphone gesteuerten Roboterstaubsauger.

……………………………………………………………………………………Ob meine Mutter mit der Pensionierung nicht klarkommt, oder ob ich mich selbst wohl oder übel langsam mit meinem Ruhestand auseinandersetzen muss.

……………………………………………………………………………………Ich liebe es meinen Mitmenschen in alles Lebenslagen zur Seite zu stehen, ob Lampe oder Liebeskummer.

…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………Egal, es ist wie es ist und musste wohl so kommen.

…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………Wie konnten diese vier kleinen Kabel meine Gefühlslage bloss so durcheinanderbringen.

…………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………Geschlagene drei Stunden habe ich also damit verbracht diese «supereinfache» Sache zu managen, und nun ist die wirklich schöne Deckenlampe endgültig nicht mehr funktionsfähig.

………………………………………………………………………………………………………………………………Und glaub mir, ich mag es gar nicht, wenn es «erstens anders kommt und zweitens als man denkt».

………………………………………………………………………………………………………………………………Neulich durfte ich eben wieder mal bei ihr aushelfen, mit meinen «Fachkenntnissen», es ging um eine neue Deckenlampe, aus meiner Erfahrung eine rasche und einfache Angelegenheit. Dachte ich zumindest.

…………………………Es gibt mir auch ein gutes Gefühl in diesem für mich sehr spannenden Ablöseprozess.

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Die Niederschrift Niederschrift der Briefe fand in unserer alten Waschküche Waschk üche im Wohnblock Wohnblock statt, es roch roch immer immer gut da und und ich kannte kannte mich in dem Unterges Untergeschoss choss des Gebäudess wohl Gebäude wohl besser aus als in meiner eigenen Psyche. Die Briefe wurden selten beantwortet, trotz meiner innigen abergläubischen Selbstkasteiungen («Wenn Du nun auf die rechte Strassenseite Strassenseit e wechselt, hast hast Du wieder keine Post im im Briefkasten», Bri efkasten», «wenn Du jetzt die Trioloenfigur Trioloenfigur nicht astrein beherrschst, beherrschst, kommt kommt nie, nie, nie ein Brief Brief zu dir»). Der Liebesku Liebeskummer mmer hatte aber auch auch etwas etwas Gutes: ich lernte meine eigenen Grenzen gegen gegen aussen und meine mein e Abgründe gegen gegen innen immer immer besser besser kennen. Leider machte machte es mich auch zu einer re recht rationalen Person, die wenig Träume für die Zukunft hat. Je älter ich werde, umso stärker wird ein seltsames Mitteilungsbedürfnis in mir, meine misslungenen Verliebtheiten der Jugend irgendeinmal in einem Jugendbuch Jugendbuch zu verewigen. Ich sprach sprach darüber mit unserer unserer zwölfjährigen zwölfjährigen Tochter, sie meinte nur, dass dass ich ihr das Buch aber unbeunbedingt vorher vorher zum Gegenlesen Gegenlesen überlassen überlas sen solle, nein, eigentlich eigentl ich wünsche sie sich bei beso besonders nders peinlichen Erzählungen Erzählu ngen doch doch bitte einen heutigen heutige n Kommentar von ihr selbst einfügen zu dürfen. Seither bin ich beruhigt beruhigt und auch etwas etwas versöhnt versöhnt mit meinem eigene eigenen n kleinen Ritual – Ich der Jugendjahre. Nun, lieber nachfolgender Schreiber, liebe nachfolgende Schreiberin – aus welchen Abgründen möchtest du herausgehievt werden?

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in Deinem Text schreibst Du von Liebeskummer – das ist mein Spezialgebiet oder war es zumindest zumindest bis zu meiner Heirat. Der Kummer Kummer war verhältnismässig hältnismä ssig gross im Vergleich zum zum Liebeserwerb, Liebeserwerb, wenn ich das das mal etwas merkantilistisch merkantilisti sch anmerken darf. Richtig schlimm wurde es nach ersten Erfahrungen mit mit ungefähr vier Jahren (das (das war war in einem Tessiner Tessiner Hotel Hotel mit meinen meine n Grosseltern, Grosseltern, der kleine kl eine Junge hiess Stefan Stefan und un d ich weinte im Schlaf, Schlaf, er würde würde das Mädchen, Mädchen, das tatsächlich tatsä chlich Bära hiess, hiess, mehr mögen als ich, ich, obwohl ich beim Mittag Mittagessen essen im kleinen Spielzeugzug im Hotelgarten mit ihm zusammen mit nur einer einzigen Gabel das Dessert vespeist hatte) in der Zeit, in der andere junge Men Menschen schen die Pubertät durchlau durchlaufen: fen: meine fand so – gena genau u genommen – nicht – nicht statt, ich kämpfte mit Minnebriefen Minnebriefen an irgendwelche irg endwelche interne interne Kollegianer, Kolle gianer, die ausserhalb ausserhalb unseres Inzestpo Inzestpools ols z.B. von Zürich herka herkamen, gegen das Unbemerktbleiben an. Das Ritual lief folgendermassen ab: Ich erspähte einen jungen Gymnasiasten und bemühte mich in der typisch katholischen Mischung zwischen übersteigerter Mystik und selbstbestrafender Schüchternheit, mich ihm zu nähern. Meistens baumelte eine Geige an meinem Körper, was die Angepeilten wahrschei wahrscheinlich nlich eher verunsicherte. verunsicherte. Hatte Hatte das Treffen Treffen stattgefunden, stattgefunden, merkte ich ich mir schon schon während des des Gesprächs Gesprächs alle Details, die ich anschliessend schriftlich noch nachliefern musste.

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PERLENKETTENBRIEF

PERLENKETTENBRIEF

dass ich im Morast liege.

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UND ICH SCHAUE IN DEN Spiegel UND ERKENNE MIT ERWACHENDEM

HKB.BFH.CH HKB.BFH.CH> Datum: SONNTAG, 31. OKTOBER 2021 UM 17:45 UHR An: HKB-PUBLIKATIONEN <PUBLIKATIONEN@HKB.BFH.CH>

Von: BAUER OLIVIA <OLIVIA.BAUER@ OLIVIA.BAUER@

14 Mir scheint, dass in diesen Augenblicken ich eher Kind als jugendlich bin. 15 Dass sich Konstrukte wie Wichtigkeit oder Erwartung erst mit der Zeit 16 einschleichen, und meinen Horizont schmälern, diese Kluft bilden. 17 Tag für Tag versuche ich heraus zu klettern, mühsam 18 über die Mauern zu linsen. 19 Und alle um mich herum waten in ihrem Tümpel wie ich, umringt von hohen 20 Wänden, wollen das Selbe. Alle hoffen, dass sie 21 das Licht trifft und fragen sich wie lange die Jugend noch dauert.

11 der Sumpf trägt und es keine Rolle spielt, 12 Wenn alles egal ist.

04 Manchmal fühle ich mich so, als stecke ich noch immer im Sumpf der 05 Jugend fest. Seine klebrige Dramatik zieht mir an den Beinen und an einigen 06 Tagen raubt sie mir beinahe den Stand. Die Jugend ist ein 07 ewiger Schlund, feucht und zerklüftet. Doch wenn ein Licht in den Spalt bricht 08 und mir die Haare wärmt, fühle ich umso mehr das Glänzen. 09 Das sind die Momente, die ich nicht erwartete, die Erlebnisse, die ich mir nicht 10 vorstellen konnte. Dann, wenn ich nicht denke, wenn mich

00 VON "  lukas.p.luedi@bluewin.ch  " < lukas.p.luedi@bluewin.ch  lukas.p.luedi@bluewin.ch lukas.p.luedi@bluewin.ch > 01 DATUM Sonntag, 31. Oktober 2021 um 14:24 Uhr 02 AN HKB-Publikationen <publikationen@hkb.bfh.ch>

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VOL 14

Gesendet von: Kiesler Julia <julia.kiesler@hkb.bfh.ch julia.kiesler@hkb.bfh.ch> Datum: Dienstag, 2. November 2021 um 13: 23 Uhr Gesendet an: HKB-Publikationen <publikationen@hkb.bfh.ch>

PERLENKETTENBRIEF

Liebe*r ... ,

ich frage mich, ob und warum mit dem Alter meist negativ konnotierte Veränderungen verbunden sind, wie beispielsweise die Einschränkung körperlicher und geistiger Fähigkeiten, graue Haare oder auch die Absage am gesellschaftlich-öffentlichen Leben. Zeichnet sich das Alter nicht auch durch grosse Stärken aus, durch Erfahrung, durch

HKB-ZEITUNG

eine gelassene Weitsicht auf die Dinge, durch Mut und Verantwortungsübernahme? Dementsprechend sind Alter und Jugend nicht nur Lebensabschnitte, sie sind v.a. ein "Geisteszustand", wie Albert Schweitzer sagte. Oder mit anderen Worten, ganz in deinem Sinne: "Du bist so jung, wie deine Zuversicht" (ebd.).

LIEBE GRÜSSE ...

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Liebe Grüsse ,

Erschrecken EINE PERSON, EINE junge PERSON! ICH DACHTE DOCH ICH SEI ALT; IST NUR DIE Seele ALT? WER BESTIMMT ÜBER DIE Jugend? IN Afrika ALS ICH NOCH SCHLEPPEND DAS Wasser VOM BRUNNEN HOLTE, FÜHLTE ICH MICH alt, IN DER SCHWEIZ FÜHLE ICH MICH JUNG. EIGENTLICH ALLES EINE Frage der Einstellung.

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Q (Kunst-)Welt IJ (überkomplexe Organisation) ○ aber aber abgeschweift Adressat*in Affront Q Ahoi!

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Q

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J alimentierte als als

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ES INS BILD PASST. VIELLEICHT

VIELLEICHT WOLLEN WIR DIVERSITÄT NUR WENN

INTERSEKTIONALITÄT DOCH NICHT VERSTANDEN.

VIELLEICHT, SO SCHEINT ES, HABEN WIR

AFFRONT GEGENÜBER DEM REINIGUNGSPERSONAL, DENK ICH.

SITUATION DER STUDIERENDEN VERDIENE VERSTÄNDNIS. EIN

GESAGT WIRD, DENK' ICH. DIE ANTWORT GEMÄSS PROTOKOLL: DIE

DAMIT UMGEHEN BZW. SIE WEGPUTZEN MÜSSEN. GUT, DASS ES

ALS BLOSS EIN ÄRGERNIS FÜR DIE MENSCHEN, DIE

PARTYS DER STUDIERENDEN UND DEREN SPUREN MEHR

DIE SITUATION WÄHREND DER PANDEMIE, DIE

EIN ANLIEGEN. GUT, DENK' ICH.

GESTOLPERT. DAS REINIGUNGSTEAM ÄUSSERT

BEIM ÜBERFLIEGENDEN LESEN BIN ICH

MITARBEITENDE UND DOZIERENDE.

DAS PROTOKOLL DES FORUMS FÜR

ERHALTEN WIR PER E-MAIL

DORT. UNGEFÄHR ZEITGLEICH

ENTWICKLUNG WILL MAN

TIERTE ORGANISATIONS-

STEHT DA. UND DIVERSITÄTSORIEN-

GESELLSCHAFTSRELEVANT

CODE OF CONDUCT.

DER HOCHSCHULE, DAS ZWEITE IHR NEUER

DIE NEUE STRATEGIE

DU HAST ES ○ ERRATEN,

ZUGESTELLT. DAS ERSTE,

AUF DEM POSTWEGJ

NEONGELB ODER MINT UND

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Q LIEBE*R NAME IST DER REDAKTION BEKANNT,

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Von

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LASSTEN, REDIGIERTEN RUND-

GESCHIEHT DIES IN VERNEHM-

OFFENEN BRIEF ERÖRTERN. SONST

SCHÖN, KÖNNEN WIR DAS IN DIESEM

ASPEKT VON DIVERSITY? WIE

STÄRKEN AUS! IST DIES NICHT EIN

ZEICHNET SICH AUCH DURCH GROSSE

EINVERSTANDEN, DAS ALTER

LIEBE*R NAME IST DER REDAKTION BEKANNT,

Paloma Hammes Laura < laura.paloma@hkb.bfh.ch laura.paloma@hkb.bfh.ch> Donnerstag, 4. November 2021 um 16:31 An HKB - Publikationen <publikationen@hkb.bfh.ch>

VON

BRUNNER TAMARA <TAMARA.BRUNNER@HKB.BFH.CH TAMARA.BRUNNER@HKB.BFH.CH> DATUM MITTWOCH, 3. NOVEMBER 2021 UM 16:09 UHR AN HKB-PUBLIKATIONEN <PUBLIKATIONEN@HKB.BFH.CH>

PERLENKETTENBRIEF

HKB-ZEITUNG 18


○ mit mit mit

Q Liebe Grüsse, Name ist der Redaktion bekannt ○

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HKB-ZEITUNG

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Q veränderten Veranstaltungsverbot verantwortlich verdiene Verdrängtes vermitteln

I überfliegenden Z umgehen J und Und und und und und und und IJ Ungefähr unpassend uns unter

IJ redigierten Reinigungspersonal Reinigungsteam Rundschreiben Rundschreiben

○ Pandemie Pandemie Partys Passt per Postweg Protokoll Protokoll

I leichter Lesen letztlich liebe*r Liegt Lockdown I Lupe

I scheinen scheint schon Schön sei sein sich sich sie Situation Situation so so ○ Sollten Sonst Spuren Stärken steht Strategie ○ Studierenden Studierenden Studierenden Q Treffen

○ oder of offenen oft Organisationsentwicklung

Q neongelb Nett neue neuer nicht nicht nicht nicht nicht Nun nur

○ Mitarbeitende Möglichkeitsraum müssen

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Q ja jemand

AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! AHOI! DEZEMBER 2021

EINFACH IGNORIEREN.

SCHEINEN, MACH' ES WIE MIT RUNDSCHREIBEN,

MEIN*E LIEBE*R ADRESSAT*IN, DIE FRAGEN UNPASSEND

VERANTWORTLICH? NUN BIN ICH ETWAS ABGESCHWEIFT. SOLLTEN DIR,

GESELLSCHAFTSRELEVANT LETZTLICH NICHT GESELLSCHAFTLICH

BEDINGUNGEN AUSLOTEN, ERFORSCHEN UND VERMITTELN? HEISST

NICHT DEN MÖGLICHKEITSRAUM UNTER VERÄNDERTEN

KÖNNTEN WIR ALS GUT ALIMENTIERTE HOCHSCHULE

FÜR KULTURBETRIEBE UND FREISCHAFFENDE?

NISATION) WIRKT? WAS ABER BEDEUTET LOCKDOWN UND VERANSTALTUNGSVERBOT ERST

VERDRÄNGTES (ÜBERKOMPLEXE ORGA-

SCHOBENES (DIGITALISIERUNG) UND

EINE LUPE AUF BISHER AUFGE-

AUCH SO, DASS DIE KRISE WIE

SEIN. IST ES ABER NICHT

HOCHSCHULE IN BESONDEREM

DEN BETRIEB DER KUNST-

DASS EINSCHRÄNKUNGEN

○ haben haltenhast Heisst hinter hoch Hochschule Hochschule Hoffnung

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Q Forums Fragen Freischaffende für für für Füssen

DASS DIE PANDEMIE BALD VORBEI SEI. GENERELL HALTEN WIR JA DIE MEINUNG HOCH,

OFT, MIT DER HOFFNUNG,

LIEGT. ES ENDET, WIE

(KUNST-)WELT ZU FÜSSEN

WENN IHNEN BALD DIE

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DEN STUDIERENDEN, DIE SICH SCHON

IDENTIFIZIEREN WIR UNS LEICHTER MIT

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Q das das Das das das Das Das ○ dass dass dass dass dass Q dem dem den den den

○ bin bin

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○ ich ich ich ich ich identifizieren ignorieren ihnen ihnen ihr IJ in in in in I ins Intersektionalität

○ gegenüber gemäss Generell gesagt geschieht

Q E-Mail ein ein ein Ein eine einfach Einschränkungen Einverstanden Endeterforschen IJ erhalten Erörtern erraten erst Erste es es eses Es es es etwas

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IJ bald bald Q bedeutet Bedingungen Beim besonderem Betrieb Bild

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VOL 17

VOL 18

PERLENKETTENBRIEF

PERLENKETTENBRIEF

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HKB-ZEITUNG

DEZEMBER 2021 20


"ernestomolinari@bluewin.ch ernestomolinari@bluewin.ch"" <ernestomolinari@bluewin.ch ernestomolinari@bluewin.ch> Freitag, 5. November 2021 um 21:49 Uhr HKB - Publikationen <publikationen@hkb.bfh.ch>

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VON —— " STEFANEBNER@MATERIALSCHICHTEN.AT " < STEFANEBNER@MATERIALSCHICHTEN.AT > AN —— HKB - PUBLIKATIONEN <PUBLIKATIONEN@HKB.BFH.CH>

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Da gibst du mir aber eine steile Vorlage, eigentlich verstehe ich nicht, was du mit deinen Zeilen genau gemeint hast. Also kann ich auch gar nicht direkt Stellung nehmen dazu. Aber anyway, dein Wort Dachstuhl(wahnsinn) erinnert mich spontan an den Dachstock der Reithalle und meine ganz persönliche Geschichte mit HKB-Bezug dazu. Jahrelang habe ich meiner (damals noch minderjährigen) Tochter nämlich gepredigt, dass dieser Dachstock und somit die ganze Reithalle ein gefährlicher und schmutziger Ort sei (nicht, dass ich in meiner Jugend nicht auch dort rumgehangen wäre...). Aber mir graute einfach prinzipiell davor, dass sie dort ihre Freizeit verbringt. Und was passiert dann wie durch ein Wunder von oben? "Meine" HKB veranstaltet genau in diesen Räumlichkeiten einen für mich obligatorischen Anlass!! War das jetzt Zufall, Schicksal, Karma? Sehr gespannt und mit gespielt neutralem Vorurteil begab ich mich am Tag X dorthin.... Schaute mich dort neugierig um, fing an, mich mit diesen farbig angemalten und eigensinnig eingerichteten Räumen anzufreunden.

Liebe*r anonyme*r mailschreibende*r Vorgänger*in

Schneider Flavia < <flavia.schneider@hkb.bfh.ch flavia.schneider@hkb.bfh.ch> > SO 7 11 2021 18.26 Uhr HKB-Publikationen <publikationen@hkb.bfh.ch>

DEZEMBER 2021

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VOL 20

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PERLENKETTENBRIEF

BAUTEN INSTANDHALTUNGSK�LLEG*INNEN DAS NEUE VERÄNDERUNGSANGEB�T HIN ZU EINER ERDBEBENLANDSCHAFT DIE NICHTS MEHR MIT DEN RIESENSARK�PHAGEN UND DEN SALBEIBLÜTEN DER INSELSTAATEN �DER GAR DEM THYMIANDUFT AUF Y ZU TUN HAT.

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Impressum

HKB-Zeitung Aktuelles aus der Hochschule der Künste Bern HKB N°4/2021

Herausgeberin Hochschule der Künste Bern HKB – Ein Departement der Berner Fachhochschule

8 QR

2021 PUBLIKATIONEN

QR LIEBE LESER*INNEN

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UM

<TINE@WORKMAIL.COM < TINE@WORKMAIL.COM> > 21:03 UHR <PUBLIKATIONEN@HKB.BFH.CH>

Redaktion Christian Pauli (Leitung) Simone von Büren Urs Lehni Baba Lussi Lara Kothe Peter Kraut Marco Matti Nathalie Pernet Andi Schoon

Gestaltungskonzept und Layout Atelier HKB Marco Matti (Leitung) Jacques Borel Lara Kothe Sebastian Wyss

Druck DZB Druckzentrum Bern Auflage: 7500 Exemplare Erscheinungsweise: 4 × jährlich

RQDAS ROCH DANN NACH BROT, NICHT NACH PFERD.QR

Liebe Leser*innen

Schön, dass Sie hier sind. Respektive, dass Sie bis hier durchgehalten haben. Sie haben nämlich an einem Experiment teilgenommen – wenn auch nur als Lesende*r.

Die HKB hat einen Dialog geführt, und wir wollten ihn niederschwellig, transparent und öffentlich machen. Zwischen 20. Oktober und 8. November haben zwanzig Mitarbeitende und Studierende der HKB an einem Perlenkettenbrief mitgeschrieben: sie wussten nicht, wer ihnen geschrieben hat und wie sie ihre Nachricht weiter senden würden. Wir haben die Nachrichten, Kurzgeschichten, Mailings, Notate, Abhandlungen und Replys unkommentiert und -redigiert abgedruckt: eh voilà.

Viel Spass und beste Wünsche für die Feiertage.

Christian Pauli Leiter Redaktion HKB-Zeitung

© Hochschule der Künste Bern HKB. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitung darf ohne schriftliche Genehmigung der HKB reproduziert werden.

Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB Fellerstrasse 11 CH-3027 Bern hkb.bfh.ch

Die Einnahmen aus den Inseraten kommen vollumfänglich dem Stipendienfonds zugute, der HKBStudierende in prekären finanziellen Verhältnissen gezielt unterstützt.

HKB-ZEITUNG

DEZEMBER 2021

EIN WORT, DAS MEIN VATER BEI SOLCHEN ANLÄSSEN – ZUFALL, SCHICKSAL, KARMA – IMMER SAGTE, WAR KISMET. DAVON KÖNNEN WIR ZURZEIT NICHT GENUG HABEN. IRGENDWIE MÖGEN WIR ES JA, WENN SICH KREISE SCHLIESSEN UND GESCHICHTEN GUT AUSGEHEN. DIE REITSCHULE IST FÜR MENSCHEN AUSSERHALB DES KANTON BERNS WAHRSCHEINLICH IMMER NOCH EIN ORT, DER DANACH RIECHT, WIE ER HEISST. WAS HEUTE GANZ WILLKOMMEN IST, WENN DINGE SO HEISSEN, WIE SIE MAL HIESSEN. ÜBERHAUPT KÖNNEN WIR FROH SEIN, WENN WIR NOCH ETWAS BEKOMMEN, WENN WIR ALTE WORTE SAGEN BEIM BÄCKER ZUM BEISPIEL, WENN WIR HUNGRIG AUFSAGEN, WAS WIR UNS WÜNSCHEN UND MEINE TANTE KEIN ENGLISCH KANN UND ICH KEIN ITALIENISCH. ALS ICH KLEIN WAR, ZU KLEIN FÜR DIE SCHULE ABER ALT GENUG, UM MICH BEI DER BEUTEBESCHAFFUNG ZU BETEILIGEN, WURDE ICH ZUM BÄCKER IN UNSEREM DORF GESCHICKT, DAS EIGENTLICH KEINES WAR, ICH ABER KAUM ÜBER DEN DORFPLATZ HINAUSKAM, DER KEINER WAR, ABER ICH DACHTE, ES SEI EIN DORF, WEIL ICH NUR IM RADIUS VON 1000 SCHRITTEN UNTERWEGS WAR, OFT ALLEIN, UND EBEN INNERHALB DIESES GEBIETS DIE BÄCKEREI LAG. BEI DEM ICH BROT KAUFEN SOLLTE UND MIT DEN LETZTEN RAPPEN NOCH EIN PAAR ZUCKERSTANGEN, DIE EIGENTLICH SAURE ZUNGEN WAREN, MANCHMAL SOGAR GLEICH 5 AUF EINMAL. DAS GELD HIELT ICH AHNUNGSLOS ÜBER DESSEN GEGENWERT IM TREUEN GLAUBEN HINAUF ZUR THEKE, UND AUS MEINEN KLEINEN FEUCHTEN HANDFLÄCHEN WURDEN VON DER BÄCKERSFRAU MÜNZEN GEFISCHT. UND DANN LIEF ICH MIT DEM WARMEN BROT IN DEN KNISTERNDEN TÜTEN ENG AM BAUCH RASCH NACH HAUSE.

VON:""TIN TINE@WORKMAIL.CO E@WORKMAIL.COM M" DATUM: MO AN: HKB

PERLENKETTENBRIEF

Und plötzlich fühlte ich mich sogar wohl und dankte diesem Zufall, Schicksal, Karma, das mich genau dorthin geführt hat (natürlich hat meine Tochter umgehend ein Bild erhalten und ungläubig zurückgefragt, was ich dort mache)!

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Bekommen Sie kalte Füsse in der heissen Phase der Klimakrise? 16. «Der Bund»-Essay-Wettbewerb Preisgeld von insgesamt 9000 Franken Teilnahme bis 31. Dezember 2021 derbund.ch/essay

Partner:


Mo, 6.12.2021, 15 – 19 Uhr Musik Klassik

Masterclass Piano Der Pianist Piotr Anderszewski widmet sich in einem Meisterkurs dem Spiel von ausgewählten Studierenden der HKB-Klavierklassen. → Grosser Konzertsaal GKS, Papiermühlestrasse 13d 3014 Bern Mi, 8.12.2021, 17.30 Uhr Forschung

ForschungsMittwoch Isolde Vogel stellt die These auf, dass Bilder selbst eine Funktion der Verklausulierung von öffentlich tabuisiertem Antisemitismus haben und auch neue Motive und neue visuelle Äusserungsformen entstanden sind. → HKB, Auditorium, Fellerstrasse 11, 3027 Bern sowie online → hkb.bfh.ch/forschung Do, 9.12.2021, 18.30 Uhr Musik Klassik

Kultur im Viktoria: Unter Freunden – Klassik trifft Balkanmusik Dejan Škundrić (Akkordeon) und Jonas Hitzlberger (Klavier) stehen als Freunde auf der Bühne und präsentieren solo und als Duo ein temperamentvolles und lebenslustiges Programm mit Werken der westeuropäischen Romantik und der osteuropäischen Folklore. → Alterszentrum Viktoria, Kapelle, Schänzlistrasse 63, 3013 Bern → Tickets 20 – 30 CHF Reservation: az-viktoria.ch/leben/kultur Do, 9.12.2021, 18 – 19 Uhr Musik Klassik

Halt auf Verlangen: Kammermusik Excellence Die besten Kammermusikgruppen der HKB sind zu Gast. Mit ihrem grossen Potenzial haben sie an einem hochschulinternen Wettbewerb überzeugt und wurden von einer Fachjury für das ExcellenceKonzert ausgewählt. → Spittelkapelle im Burgerspital Bahnhofplatz 2, 3011 Bern → begh.ch So, 12.12.2021, 10 – 19 Uhr Musik Klassik

TalentTag Der TalentTag feiert die Berner Musiktalente: Erleben Sie den Musiknachwuchs an einem Panoramakonzert und tauschen Sie sich mit Verantwortlichen der Förderprogramme aus! → Kultur- und Kongresszentrum Thun → Anmeldung: beatrice.vogt@hkb.bfh.ch

hkb.bfh.ch /veranstaltungen

Mo, 13.12.2021, 20 Uhr Jazz

Sa, 18.12.2021, 16 – 17 Uhr Schweizerisches Literaturinstitut

Fr / Sa, 21. / 22.1.2022, Sound Arts

Do, 27.1.2022, 19.30 Uhr Sound Arts

The Music of Jimmy Guiffre / The Peel Sessions

La Liesette Littéraire #11 bei der edICIon21

Playtime: à suivre #40

Playtime: Ensemble Shockwave: De/Saturation

Die beiden neuen Jazzdozenten, Samuel Blaser und Jim Black, erkunden mit den Studierenden die Werke des Klarinettisten und Komponisten Jimmy Guiffre sowie die popmusikalisch legendären BBC Radio Peel Sessions. → Vierte Wand, Nägeligasse 1a, 3011 Bern → buehnenbern.ch/vierte-wand Di, 14.12. und Do, 16.12.2021, jeweils 18 / 19.30 Uhr Musik Klassik

Von früh bis spät – Alte und Neue Musik Master-Performance-Studierende widmen sich jeweils intensiv der zeitgenössischen Musik und der historischen Aufführungspraxis. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind nun zu hören. → 2 Konzerte pro Abend Mi, 15.12.2021, 17 Uhr Forschung

Auf zur kleinen Bieler Büchermesse edICIon und zur Lesung von La Liesette Littéraire! / La Liesette Littéraire, une anthologie de l’Institut littéraire suisse, sera présentée à la petite foire biennoise du livre ! → Literatur Café Littéraire, Obergasse 11, 2502 Biel → edicion.ch Do, 23.12.2021, 18 – 19 Uhr Musik Klassik

Halt auf Verlangen Ein kontrastreiches Programm mit den Schlagzeugstudierenden von Jochen Schorer, Brian Archinal und Christian Hartmann sowie der Querflötenklasse von Christian Studler. Im Jazzspot singt Bart Plugers. → Spittelkapelle im Burgerspital Bahnhofplatz 2, 3011 Bern → begh.ch

JANUAR

Musicking Collective

Mo / Di, 17.1. / 18.1.2022, 19.30 Uhr Oper

Zum Auftakt der Tagung «Musicking Collective» beschäftigen wir uns mit dem Konstrukt «Volkskultur» im Kontext des in der Schweiz nach wie vor politisch propagierten «Zwei-Kulturen-Modells». → HKB, Grosse Aula, Fellerstrasse 11, 3027 Bern und online → hkb-interpretation.ch/ veranstaltungen/ipip-musicking

Studierende des Schweizer Opernstudios stellen sich der Aufgabe, eine Produktion ausschliesslich mit Werken von Komponistinnen zu realisieren und daraus einen stimmungsvollen Abend zu programmieren. → Volkshaus, Aarbergstrasse 112, 2502 Biel → hkb-playtime.ch

Playtime: She

Mi, 15.12. / Do, 16.12.2021, 20 Uhr Neue Musik

Di, 18.1.2022, 19 Uhr Musik Klassik / Jazz

Investigations

Playtime: Play now!

Der international bekannte Künstler Christian Marclay erarbeitet mit zehn Pianist*innen als Schweizer Premiere seine Performance Investigations, die auf einer fotografischen Partitur beruht. → Yehudi Menuhin Forum Bern, Helvetiaplatz 6, 3005 Bern → menuhinforum.ch

«Play now!» präsentiert Konzerte im Spannungsfeld von Risiko, Spielwitz und dramaturgischem Übersichtsvermögen. Studierende aus Klassik und Jazz improvisieren in verschiedenen Formationen. → Progr, Waisenhausplatz 30, Pakt Raum 013 und STUBE → hkb-playtime.ch

Do, 16.12. / Fr, 17.12.2021 Forschung

Mi, 19.1.2022, 17.30 Uhr Forschung

Musicking Collective

Forschungs-Mittwoch

An der Tagung «Musicking Collective» beschäftigen wir uns mit den kulturellen Selbstbildern verschiedener Gemeinschaften und den symbolischen Modellierungen in der zeitgenössischen Musikund Musiktheaterpraxis. → HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern → hkb-interpretation.ch/ musicking-collective

Institut Praktiken und Theorien der Künste → HKB, Auditorium, Fellerstrasse 11, 3027 Bern → hkb.bfh.ch/forschung

Do, 16.12.2021, 10 Uhr Forschung

Kolloquium des Instituts Praktiken und Theorien der Künste → Anmeldung bis zum 8.12.2021 an fabiana.senkpiel@hkb.bfh.ch → HKB, Grosse Aula, Fellerstrasse 11, 3027 Bern → hkb-iptk.ch

Mi / Do, 19.1. / 20.1.2022, 18 – 22 Uhr Composition

Playtime: Trafic Medial vielfältig, immer kurzweilig und zunehmend visuell geprägt – so kann man das beschreiben, was heute an der HKB unter «Composition» zu erleben ist. Studierende präsentieren ihre neuesten Arbeiten. → HKB, Auditorium, Ostermundigenstrasse 103, 3006 Bern → hkb-playtime.ch

Die Sound-Arts-Studierenden präsentieren Klanginstallationen, Videovertonungen, Performances und ganz vieles, was medial dazwischenliegt. → Fr, 17 Uhr Installationen, 20 Uhr Konzert → Sa, 14.30 Uhr Installationen, 17 Uhr Konzert → HKB, Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern → hkb-soundarts.ch → hkb-playtime.ch So, 23.1.2022, 19 Uhr Neue Musik

Playtime: NEKO3 Das Trio NEKO3 ist eines der ersten Ensembles, die als Kollektiv an der HKB studieren. Nun präsentieren die drei Musiker*innen Uraufführungen, unter anderem mit Live-Elektronik und Lichtdesign. → HKB, Konzertsaal, Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern → neko3cph.com → hkb-playtime.ch Mo – Do, 24. – 27.1. / Sa, 29.1.2022, 19 Uhr Jazz

Playtime: Live from Prozess Die Projektwoche Jazz findet zum zweiten Mal im ideal ausgestatteten Prozess in Bümpliz statt und zeigt einen Querschnitt durch die vielfältigen stilistischen Zugänge, denen sich die Studierenden heute widmen. → Prozess Kultur und Bar, Bahnstrasse 44, 3008 Bern → prozess.be → hkb-playtime.ch Di / Mi, 25.1. / 26.1.2022, 19.30 Uhr Musiktheater

Playtime: Georges Aperghis Zeugen Vor 15 Jahren brachte Georges Aperghis zwei wichtige Berner Zeitgenossen in einem kammermusikalischen (Puppen-)Spiel zusammen: Paul Klee und Robert Walser. Nun wird Zeugen neu in Szene gesetzt. → HKB, Auditorium, Ostermundigenstrasse 103, 3006 Bern → hkb-playtime.ch Mi – Sa, 26. – 29.1.2022 Musik und Bewegung

Playtime: Ballouge Musik- und Bewegungstheater für Kinder im Theaterzentrum für junges Publikum La Grenouille nach der Geschichte Le ballon de Zébulon. → Mi, 14 Uhr → Do, 20 Uhr → Fr, 16.30 Uhr → Sa, 11 und 15.30 Uhr → La Grenouille, Theaterzentrum junges Publikum / Centre théâtre jeune public, Rennweg 26, 2504 Biel → hkb-playtime.ch

Das an der HKB gegründete Ensemble Shockwave kommt zurück – mit einem kraftvollen Programm, das Live-Elektronik, stilistische Einflüsse aus Kunstund Populärmusik und improvisatorische Anteile enthält. → HKB, Auditorium, Ostermundigenstrasse 103, 3006 Bern → hkb-playtime.ch Do / Fr, 27. / 28.1.2022 Konservierung und Restaurierung

Contemporary Art Conservation Revisited: 20 years later This international two-day symposium celebrates the twentyyear anniversary of the HKB’s contemporary art conservation program and will reflect on evolving roles and practices in the field. → hkb.bfh.ch/conscare Fr, 28.1.2022, 19.30 Uhr Mixed Ensemble / Styles

Playtime: Wolfgang Mitterer Blind Tears Wolfgang Mitterer verbindet gerne Strategien aus neuer oder alter Musik, Pop, Impro oder Elektronik, um seine musikalische Welt auszudrücken – das tut er nun für unser gemischtes Ensemble aus Klassik und Jazz. → Dampfzentrale Bern, Marzilistrasse 44, 3005 Bern → dampfzentrale.ch → wolfgangmitterer.com → hkb-playtime.ch Fr / Sa, 28. / 29.1.2022, 19 Uhr Musik und Bewegung

Playtime: À la pièce Einzelstücke in Bewegung Der Studiengang Musik und Bewegung präsentiert solistische Einzelstücke zu Live-Musik auf der grossen Bühne im Volkshaus, realisiert von BA-Studierenden im dritten Jahr und aus dem Master. → Volkshaus / Maison du Peuple, Aarbergstrasse 112, 2502 Biel → hkb-playtime.ch

FEBRUAR Di, 1.2. / Mi, 2.2.2022 Schweizerisches Literaturinstitut

Infotage / Journées d’information Was heisst es, Literarisches Schreiben zu studieren? An den Infotagen finden es Interessierte heraus! / Qu’est-ce que ça signifie, étudier l’écriture littéraire ? Découvrez-le lors des journées d’information ! An den Infotagen 2022 öffnen wir die Türen des Schweizerischen Literaturinstituts, um unseren Bachelorstudiengang vorzustellen und Interessierten einen Eindruck zu vermitteln, was es ganz konkret und praktisch heisst, Literarisches Schreiben zu studieren. / Lors de nos journées d’information les 1er et 2 février 2022, nous ouvrons les portes de l’Institut littéraire suisse afin de présenter le Bachelor en écriture littéraire de la Haute école des arts de Berne. Les personnes intéressées pourront en apprendre davantage sur l’enseigne-ment de l'écriture littéraire. → HKB, Rockhall IV, Seevorstadt 99, 2502 Biel/Bienne sowie online Mi – Fr, 9. – 11.2.2022, 10 – 18 Uhr Konservierung und Restaurierung

Cultura Suisse Studierende in Konservierung und Restaurierung präsentieren ihre Arbeiten auf dem Stand des Swiss Conservation-Restoration Campus an der Fachmesse für Museen, Denkmalpflege und Kulturgüter. → Bernexpo Mingerstrasse 6, 3014 Bern → Reservation Messeeintritt: cultura-suisse.ch → Infos: swiss-crc.ch Mi, 23.2.2022, 18 Uhr Gestaltung und Kunst

Salzmann Gertsch: After the Dark Das Grafikduo Salzmann Gertsch zeigt Arbeiten und nimmt auf das Thema der Vortragsreihe Bezug: «The Dark Side of Design», Aspekte des Berufsalltags, über welche bei Präsentationen gewöhnlich nicht gesprochen wird. → HKB, Auditorium, Fellerstrasse 11, 3027 Bern → salzmanngertsch.com

Sa, 29.1.2022, 19.30 Uhr Musik Klassik

Playtime: Ensemble Vertigo der HKB Haydn / Ligeti / Jodlowski Das gross besetzte HKB-Ensemble Vertigo zeigt sich wiederum wandlungsfähig: Auf Klänge der Wiener Klassik folgen Melodien für Orchester (1971) von György Ligeti und Drones (2007) von Pierre Jodlowski. → Yehudi Menuhin Forum, Helvetiaplatz 6, 3005 Bern → hkb-playtime.ch

Fr, 10.12.2021, ab 16 Uhr Schweizerisches Literaturinstitut / l’Institut littéraire suisse

Mi, 12.1.2022 Hochschule der Künste Bern

Mi/Do, 15./16.12.2021, jeweils 20 Uhr Musik Klassik

Mo – Sa, 17. – 29.1.2022 Fachbereich Musik

L’Institut littéraire suisse fête ses 15 Jahre!

Infotag 2022 Standorte Fellerstrasse / Schwabstrasse

Musik für 10 Flügel

Playtime 2022: Das HKB Musikfestival

15 ans de l’Institut littéraire suisse, 15 ans d’écriture ensemble : Sprach- und generationenübergreifend sei das gefeiert! Mit zwei Diskussionsrunden zu zeitgenössischer Schreibpraxis (ab 16 Uhr) et trois lectures quodlibets von aktuellen und ehemaligen Studierenden wie Dozierenden (ab 19.30 Uhr). Le 10 décembre 2021 est placé sous le signe de l’écriture et de la diversité littéraires.

Kunst studieren? Restaurator*in werden? Designen? Am 12.1. informieren wir über alle Studiengänge der Fachbereiche Gestaltung und Kunst, Konservierung und Restaurierung sowie über den Master of Arts in Contemporary Arts Practice. Interessierte können vorbeikommen oder sich in die Online-Präsentationen einloggen. Welche Veranstaltung in welcher Form wann und wo stattfindet, kann auf unserer Website eingesehen werden. Folgende Studiengänge präsentieren sich: BA Fine Arts / BA Multimedia Production / BA Vermittlung in Kunst und Design / BA Visuelle Kommunikation / BA Konservierung / MA Design / MA Art Education / MA Conservation-Restoration, MA Contemporary Arts Practice / MA Multimedia Communication & Publishing

Der Flügel ist der Inbegriff des bürgerlichen Musikhaushaltes. Und das Rückgrat jeder Musikausbildung. Folglich wird er immer wieder thematisiert, attackiert oder auch verbrannt. Und imposant in Szene gesetzt: Jacques Demierre, Antoine Françoise und acht Studierende der HKB interpretieren in genau einer Stunde Christian Marclays 100-seitige fotografische Partitur Investigations als Schweizer Premiere. Es wird viel zu beobachten und noch mehr zu hören geben. Wie das funktioniert, kann man im Anschluss in einer kleinen Ausstellung und an der Bar sehen und diskutieren.

Zum vierten Mal geht Playtime über die Bühnen in Bern und Biel. Von solistischen Choreografien bis zum orchestralen Ausklang mit Haydn, Ligeti und Jodlowski steckt viel in der Ausgabe 2022, auch viel Neues, denn es wurden zwei Alumni*ae Ensembles eingeladen: Das Musiktheaterwerk Zeugen nach Paul Klee / Robert Walser von Georges Aperghis und das Hi-Tech-SpaceSound-Ensemble Shockwave bereichern die zahlreichen studentischen Formate. Und: Eine Auftragskomposition von Wolfgang Mitterer für gemischtes Ensemble aus Jazz und Klassik wird in der Dampfzentrale aus der Taufe gehoben.

→ Yehudi Menuhin Forum, Helvetiaplatz 6, 3005 Bern → Eintritt CHF 20.– / HKB-Angehörige CHF 5.– → Vorverkauf: menuhinforum.ch/ticketshop

→ Bern und Biel, diverse Orte → freier Eintritt → hkb-playtime.ch

→ Schweizerisches Literaturinstitut Rockhall IV, Seevorstadt 99, 2502 Biel → Farelhaus, Quai du haut 12, 2502 Bienne → literaturinstitut.ch

→ hkb.bfh.ch/infotage

DEZEMBER 2021

DEZEMBER

N°4/2021

HKB-ZEITUNG

HKB aktuell

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Ausgezeichnet

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News

Matthieu Mazué

HKB-ZEITUNG

DEZEMBER 2021

Diesen Herbst wurde das Matthieu Mazué Trio mit dem ZKB-Jazzpreis 2021 ausgezeichnet. Bei unserem Treffen spielte Matthieu Mazué, der Pianist der Gruppe, ein Stück namens Black Cloud und erzählte, wie er über den Rock ’n’ Roll zum Jazz fand. Er fühle sich in Bern pudelwohl, verrät der 1995 in der Bourgogne geborene Musiker Matthieu Mazué. Er lebe in einer Wohngemeinschaft am Loryplatz, zusammen mit einer Schlagzeugerin und einem Neurowissenschaftler. An der Hochschule der Künste in Bern, wo er studiert hat, traf er nicht nur gute Freunde, sondern auch zwei Musiker, den Drummer Michael Cina und den Bassisten Xaver Rüegg, die nun gemeinsam mit ihm die Formation Matthieu Mazué Trio bilden. Das Spiel seiner beiden Mitstreiter habe ihn sofort fasziniert. «Wir kennen uns seit zwei Jahren», so der Musiker. Die erste gemeinsame Tournee musste coronabedingt abgesagt werden. «Es ist wichtig für eine junge Band, viel aufzutreten. Wir sind jetzt umso motivierter.» Nun wurde das Trio im vergangenen Oktober mit dem mit 15 000 Franken dotierten ZKB-Jazzpreis 2021 im legendären Zürcher Jazzclub Moods ausgezeichnet. Das sei in vielerlei Hinsicht grossartig gewesen. «Allein schon die Nomination bereitete uns eine Riesenfreude», so Mazué. Endlich konnte nach der coronabedingten Durststrecke wieder gespielt werden. «Und dann auch noch im Moods, in Zürich, einer Stadt, die ich liebe.» Interplay und Improvisation Das Trio trage auf energievolle Weise komplexe Kompositionen vor, die sowohl Raum für spannendes Interplay als auch mitreissende Improvisation bieten, befand die Jury. Die Mehrheit der Stücke, die das Trio während des Wettbewerbs präsentierte, stammt aus dem Album Cortex. Der Name spielt auf jenen Teil im Hirn an, der zuständig ist für die Verarbeitung von Sinneswahrnehmungen. Mazué schreibt die Partituren, die von den drei Musikern bei jedem Auftritt neu interpre-

tiert werden. Künstliche Intelligenz und der Platz, den Maschinen in unserer Gesellschaft einnehmen, faszinieren den Komponisten, der auch Ingenieurwesen studiert hat. «Unser Sound hat etwas Industrielles und Rohes», so Mazué. Auf dem CD-Cover sieht man denn auch den Ausschnitt einer Maschine, die der Bassist Xaver Rüegg in Istanbul fotografiert hat. Es ist ein Gerät, das man zum Herstellen von Schellentamburinen benutzt. Erkennen kann man das kaum, was zum abstrakten Sound des Trios passt. «Wenn ich komponiere, denke ich an unsere heutige Welt», so Mazué. Oft habe er anfangs einen Titel im Kopf. Im Moment fasziniere ihn der Begriff «Cosmic Forces», den der Komponist und Saxofonist Anthony Braxton geprägt habe. Es gehe darum, etwas nicht Vorhersehbares zu schaffen, ein Stück, das noch nicht existiere. Mazué zückt ein Notizheft und zeigt, wie er das Interview mit Braxton, das am Fernsehen übertragen wurde, mitgeschrieben hat. «Man darf keine Angst vor dem Unbekannten haben», zitiert er den Musiker. Schwarze Wolken Im Anschluss ans Gespräch setzt sich Mazué ans Piano in seinem Proberaum im Sulgenrain und spielt spontan ein Stück. Es heisst Black Cloud, und tatsächlich kann man die Wolken vor seinem inneren Auge aufziehen sehen, als die langsam sich dramatisch aufbauenden Klänge den Raum erfüllen. Der Titel des Stücks ist ihm zugefallen. Auf der Strasse fand er einen gleichnamigen, apokalyptischen Comic über ein Volk, das in der Zukunft lebt. Der Comic sei nichts Besonderes gewesen, doch der Titel habe ihn zum Komponieren angeregt. Auch Stücke wie Cyborg oder Data Are About to Collapse klingen ein wenig nach Science-Fiction. Dabei galt Mazués erste Liebe klassischem Rock ’n’ Roll aus den Siebzigerjahren. «Ich habe als Teenager Deep Purple und Led Zeppelin verehrt.» Gemeinsam mit seinem Bruder, der auch Musiker ist, hatte Mazué eine Band. Im Alter von sieben Jahren begann er, Klavier zu spielen. «Ich improvisierte schon damals viel.»

Die Eltern hätten den drei Kindern den Zugang zu Musik und Sport ermöglichen wollen, weil sie das selbst nicht gehabt hätten, so Mazué. Als Gymnasiast besuchte er das Konservatorium in Dijon, später zog er nach Strassburg um, wo er Ingenieurwesen und Musik studierte. Sein dortiger Lehrer Eric Watson half ihm, an sich und seine Musik zu glauben. Nach dem Bachelor in Ingenieurwesen entschied sich Mazué schliesslich ganz für die Musik und für Bern, um an der Hochschule der Künste zu studieren. «Ich hatte die Musik von Django Bates entdeckt. Und als ich realisierte, dass er in Bern lehrt, war der Umzug beschlossene Sache.» Django Bates, britischer Komponist, Pianist und Dozent, war dann auch tatsächlich Mazués Klavierlehrer im ersten Semester des Studiums. «Ich liebe es, mit welcher Einfachheit er die Musik von Charlie Parker reinterpretiert hat. Er verfügt über eine Kreativität ohne Grenzen», schwärmt Mazué über seinen einstigen Lehrer. Mittlerweile verfügt Mazué über einen Master in Performance Jazz und wird im Sommer 2022 einen weiteren in Composition Jazz absolvieren. Konservativer Hörer Mazué schätzt das hiesige kulturelle Angebot. «Gestern war ich im Progr an einem Konzert mit gerade einmal fünf Besuchern», erzählt er. Gespielt habe der Saxofonist Matthias Kohler in seinem Proberaum. Ob Jazz populär sei, beantwortet Mazué nur zögerlich. Er spreche lieber von «improvisierter Musik» und er glaube, dass diese nie aussterben werde. Die zeitgenössische Musik sei in ständigem Wandel. «Es ist die Spontanität, die diese Musik am Leben erhält.» Er sei optimistisch und glaube, das Publikum sei oft neugieriger, als man gemeinhin annehme. Er selbst bezeichnet sich als konservativen Hörer. «Streamingdienste sind nicht mein Ding.» Mazué kauft lieber CDs oder Vinylplatten, denn Streaming sei sowohl schlecht für die Kunst wie auch für das Publikum. «Man zappt von einem Stück zum nächsten, ohne richtig zuzuhören.» Er selbst wird im Dezember eine Partitur des Soundkünstlers Christian Marclay spielen (siehe Agenda). «Es ist ein Stück für zehn Personen, das auf dem Zufall basiert», verrät Mazué. Auf den rund zweihundert Seiten der Partitur sei jeweils ein Foto mit den Händen eines Pianisten platziert. Alle Mitwirkenden müssten sich vorstellen, was dieser gerade spiele. Dabei gebe es keine vorgegebene Reihenfolge und auch keine festgelegte Zeitdauer. «Es wird ein grosser Klangdschungel», freut sich Mazué.

Dusapin gewinnt National Book Award Am 18. November 2021 hat Elisa Shua Dusapin für Ein Winter in Sokcho (Zoé, 2016) den National Book Award 2021 (Kategorie Übersetzte Literatur), einen der renommiertesten internationalen Literaturpreise, gewonnen. Dusapin ist Alumna des Schweizerischen Literaturinstituts der HKB. Aus ihrer Diplomarbeit (2014) wurde ein Roman, der mit dem Robert-Walser-Preis (2016) und nun mit dem National Book Award ausgezeichnet und in mehr als 15 Sprachen übersetzt worden ist. Dusapin ist Gastdozentin an der HKB im Herbstsemester 2021/2022. Internationale Auszeichnung für Lapurla Lapurla hat am 8. Oktober 2021 in Paris den renommierten Girafes Award in der Kategorie Prix International erhalten. Damit gilt die gemeinsame Initiative von Migros-Kulturprozent und der HKB international als Vorbild in der frühkindlichen Bildung. Der 2012 gegründete Verein Agir pour la petite enfance vergibt den Preis jährlich mit dem Ziel, Fachpersonen, Kleinkinder und ihre Eltern zusammenzubringen, Bildungschancen von Kindern zu stärken und in den gesellschaftlichen Fokus zu rücken. Die «Giraffe» drückt die grosse Anerkennung für das Engagement aller aus, die sich in der Schweiz für die Anliegen von Lapurla einsetzen. → lapurla.ch Contratto erhält Werkbeitrag Der diesjährige Werkbeitrag des Kantons Schwyz im Wert von 25'000 Franken geht an Graziella Contratto, die 1966 in Schwyz geborene Dirigentin und Kuratorin verschiedener Festivals, sowie HKB Fachbereichsleiterin Musik. Contratto plant eine «komponierte Interpretation» von Liedern Othmar Schoecks. Mit ihrem Label Schweizer Fonogramm soll anschliessend eine Studioaufnahme mit internationalen Solist*innen produziert werden. Clavadetscher gewinnt Schweizer Buchpreis 2021 Mit ihrem Roman Die Erfindung des Ungehorsams gewinnt Martina Clavadetscher – Dozentin am Schweizerischen Literaturinstitut SLI – den Schweizer Buchpreis 2021. In ihrem Roman hat Martina Clavadetscher über Zeiten und Kontinente hinweg drei Geschichten von drei Frauen ineinander verschachtelt, die unterschwellig miteinander in Resonanz treten. Die Jury lobt Die Erfindung des Ungehorsams als kunstvollen Text über künstliche Intelligenz jenseits der handelsüblichen Anti-Technik-Dystopie. Giesche gewinnt den Schweizer Theaterpreis 2021 Alexander Giesche, der regelmässig im Master Expanded Theater unterrichtet, hat mit der Produktion Der Mensch erscheint im Holozän den Schweizer Theaterpreis 2021 gewonnen. Das Stück wird gespielt von Alumnus Maximilian Reichert und Karin Pfammatter, die ihre Schauspielausbildung am Konservatorium in Bern absolviert hat. Giesche ist ausserdem 3sat- und Nestroy-Preisträger. Neue Publikation: Das Konzertpublikum der Zukunft Die HKB-Dozentinnen der Musikvermittlung Prof. Barbara Balba Weber und Irena Müller-Brozovic haben ein Buch geschrieben. Das klassische Konzert ist im Wandel – es findet an unkonventionellen Orten statt, die Distanz zwischen Bühne und Auditorium wird aufgehoben und andere Publikumsgruppen werden involviert. Alle Rollen stehen neu zur Diskussion: Wer spielt, wer hört zu, wer organisiert, wer partizipiert? Innovative Formate sind der zeitgemässe Ausdruck eines «entfrackten» Konzertbetriebs und schaffen im besten Fall mehr interkulturelle Empathie und soziokulturelle Interaktion. Das Konzertpublikum der Zukunft: Forschungsperspektiven, Praxisreflexionen und Verortungen im Spannungsfeld einer sich verändernden Gesellschaft, erschienen bei Transkript, bietet Einblicke in aktuelle Diskurse und Werkstätten von Forschenden und Praktiker*innen.

Foto: Paul Le Brun

Text: Helen Lagger


Forschungsfenster

Zu Gast

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Christian Marclay

DEZEMBER 2021

Das Swiss Center for Design and Health SCDH startet In diesem Herbst wurde das Swiss Center for Design and Health SCDH durch den Bund und den Kanton Bern final als nationales Technologiekompetenzzentrum anerkannt und gefördert. Nun begibt es sich über eine Aufbauphase in den operativen Betrieb. Ab kommendem Jahr wird im Living-Lab des SCDH evidenzbasiert zu den Themenfeldern Design, Architektur und Gesundheit geforscht. Das SCDH versammelt hierfür unterschiedliche öffentlich- wie privatrechtliche Stakeholder in einer Public-Private-Partnership. Die HKB ist in diesem Projekt seit 2018 für die Berner Fachhochschule im Lead. → scdh.ch

Tagung des Forschungsteams des SNF-Projekts Kunstfiguren – Gestaltungsprozesse fiktiver Identitäten Künstlerisch gestaltete Identitäten, die von den jeweiligen Künstler*innen selbst entwickelt und performt werden und sich von deren Alltagsidentität unterscheiden, können als Kunstfiguren bezeichnet werden. Darunter liessen sich bspw. Ziggy Stardust von David Bowie, Conchita Wurst von Thomas Neuwirth sowie Lady Gaga von Stefani Joanne Angelina Germanotta zählen. Ausgehend von Erscheinungsformen aktueller Kunstfiguren sowie ihren künstlerischen Darbietungen machte es sich die interdisziplinäre Tagung zur Aufgabe, die ästhetischen Strategien und performativen Praktiken von künstlerisch gestalteten Identitäten zu diskutieren. Neues Team und neue Mitglieder im Doktoratsprogramm Studies in the Arts SINTA Thomas Gartmann ist der Verantwortliche der SINTA für die nächsten zwei Jahre und Cristina Urchueguía die stellvertretende Verantwortliche. Neue Programmkoordinatorin ist Hannah Ambühl, neue Sekretärin Olivia Nigg. Und neu ist auch ein Doktorat in den Digital Humanities möglich. Neu in die SINTA aufgenommen wurden folgende Doktorand*innen: Max Frischknecht, Eliane Gerber, Nathalie Rozanes, Raphaël Sudan. → sinta.unibe.ch Gratulationen → Luise Baumgartner und Floria Segieth Wuelfert zum Projekt Nachlass Surbek, wofür die Burgergemeinde Bern einen finanziellen Beitrag gesprochen hat. → Carmen Effner und Lucy Gmelch zum Innosuisse-Projekt Nano2: Neue Methode zur Restaurierung von tintenfrassgeschä digten Manuskripten durch chemische Ent säuerung und mechanische Stabilisierung. → Beatrice Kaufmann und Tine Melzer für die Aufnahme in die Community 2022/2023 des Junior Scholars Program – BFH transversal. → Robert Lzicar zum gemeinsamen Projekt Alternative forms of publications mit der SUPSI, HSLU, HES-SO, ZHdK und der FHNW, welches das Staatssekre tariat für Bildung, Forschung und Innova tion auf Antrag von swissuniversities finanziert. Der Lead liegt bei der SUPSI. → Maren Polte zum Projekt Digital Didactics in Art Education, das im Rahmen des Programms Erasmus+ bewilligt wurde. → Balthazar Soulier zum Projekt Elucidating the Technology of Historical Violin Varnishes (II), das die Karolina Blaberg Stiftung unterstützt. → Gabrielle Weber, deren Neoblog – Swiss Contemporary Music das Kuratoren team von Feedspot.com in die Liste der Top 15 Switzerland Music Blogs im Web wählte.

Christian Marclay im November in Lausanne in seiner Ausstelllung Déballage zur Schlüsselübergabe der neuen Museen Elysée und Mudac. Foto: Peter Kraut

Bildender Künstler oder Performer: Mit seinen Arbeiten, die sich in vielen verschiedenen Medien ausdrücken und sich konsequent der Musik und dem bewegten Bild widmen, ist Christian Marclay zu einer wichtigen Stimme der internationalen Gegenwartskunst geworden. Nun besucht er die HKB, um mit 10 Pianist*innen seine Performance Investigations aufzuführen. Christian Marclay arbeitet mit Sound, Tonträgern, Partituren, gefundenem Material, bewegtem Bild, Fotografie, Malerei, immer wieder mit Plattencovern und vielem mehr. Trotz seiner medialen Offenheit gibt es eine Konstante in seinem Schaffen: Es ist die Musik. Seine Performance Tabula rasa (2003) mag dies illustrieren. Auf der Bühne steht Marclay an seinen drei Plattenspielern, jedoch ohne Vinylplatten. Neben ihm positioniert sich Florian Kaufmann an einer Schneidemaschine, mit der man Langspielplatten im Einzelverfahren herstellen kann (sogenannte Dubplates). Die Performance startet mit dem Grundrauschen und den Systemgeräuschen der Plattenspieler und der Verstärkeranlage. Marclay klopft, dreht, schüttelt, manipuliert die Plattenspieler auf vielfältige Weise, sodass sie noch mehr Geräusche produzieren. Florian Kaufmanns Schneidesystem zeichnet alles auf, nach rund 15 Minuten ist die erste Platte fertig geschnitten. Er reicht sie an Marclay weiter, der jetzt die erste – freilich nur einseitig bespielte – Platte auflegen kann, die ausschliesslich Sounds aus dem eigenen System enthält. Marclay spielt und traktiert nun diese Platte, während Kaufmann schon die zweite Platte aufnimmt. Nach einer Stunde hat Marclay bereits vier Platten zur Auswahl, auf denen die vielfach überlagerten Geräusche der eigenen Produktionsmittel enthalten sind. Es ist, als würden sich die beiden Performer an den eigenen Haaren aus dem musikalischen Sumpf ziehen. Tabula rasa verbindet Aspekte der Musique concrète mit der Performancetradition und produziert nebenbei Originalkunstwerke. Es erinnert in einigen Aspekten an die berühmte Arbeit I am sitting in a room (1969) von Alvin Lucier, in welcher ein Text in einem Raum immer wieder abgespielt und neu aufgenommen wird, bis die Eigenresonanzen des Raumes so stark werden, dass nur noch ein Klangrauschen übrig bleibt. Marclays Tabula rasa funktioniert quasi umgekehrt, sie geht nicht vom Konkreten ins Abstrakte, sondern vom allgemeinen Systemsound hin zum konkreten Original einer Schallplatte und nobilitiert das prinzipiell unerwünschte Geräusch zum zentralen Inhalt. Vor zwei Jahren entstand die Idee, Marclays Komposition Investigations an der HKB aufzuführen. Durch die Pandemie musste der

Anlass zweimal verschoben werden. Auch diese Arbeit verbindet verschiedene Elemente des Musikmachens auf geschickte Weise und auch hier schlägt er die Brücke zwischen visuellem Material und klingendem Moment. 100 Fotografien von Händen von Pianist*innen in Aktion am Klavier bilden die Partitur. Die Interpret*innen – in unserem Fall Studierende und Dozierende – komponieren nun selbst die Musik, die sie auf den Fotos zu hören glauben, und notieren sie unter den Fotografien. Im Konzert geben die zehn Musiker*innen ihre musikalischen Untersuchungen – also ihre Investigations – simultan und in zufälliger Reihenfolge wieder. Investigations definiert damit das Rollenverständnis von Autor*in und Interpret*in, die Funktion von deterministischer Partitur und zufälliger Wiedergabe, das Verhältnis zwischen Fotografie und Geschichte auf ganz eigene Weise. Keine zwei Aufführungen werden je dasselbe Resultat liefern. Im März 2020 war Christian Marclay bereits einige Tage in Bern, um mit HKBDozent Antoine Françoise und Gastdozent Jacques Demierre sowie acht Studierenden die Performance zu proben. Am 15. und 16. Dezember 2021 ist es nun im Menuhin-Forum so weit, und mit beträchtlichem logistischem Aufwand werden zehn Flügel auf der vergrösserten Bühne installiert, was rein visuell ein eindrückliches Bild liefern dürfte. Nach den Konzerten besteht die Möglichkeit, sich mit den Musiker*innen und dem Künstler an der Bar auszutauschen, und in einer kleinen Ausstellung wird man auch die sehenswerte Partitur betrachten können. Bildhauer der Musik Man könnte Christian Marclay durchaus als Bildhauer der Musik bezeichnen. Er hat in den letzten Jahrzehnten in diesem Zwischenbereich einige pionierhafte Werke realisiert, die in den Katalog der Kunstgeschichte eingegangen sind. Er widmet sich stets der Musik und ihrer medialen Vermittlung, spielt virtuos mit Inhalt und Trägermaterial, aktueller Erscheinung und Erinnerung, physischen und flüchtigen Aspekten des Musikmachens, auch wenn längst nicht alle seine Werke klingend sind. In der Schweiz wurde er bereits 1989 einem grösseren Publikum bekannt, als er die Shedhalle der Roten Fabrik Zürich mit 3 500 Langspielplatten als Bodenbelag ausstattete. Man lief über die Installation und hinterliess seine Fussspuren auf Platten, auf denen ebenfalls Schrittgeräusche festgehalten waren. Ja selbst lautlose Videoinstallationen, in denen der Soundtrack bloss im Kopf des Publikums losgeht, hat er geschaffen. Auch seine vielleicht berühmteste Videoarbeit, The Clock, mit der er an der Biennale Venedig 2010 den Goldenen Löwen gewann und die in Echtzeit unzählige Ausschnitte von Hollywoodfilmen

aneinanderreiht, hat einen musikalischen Vorläufer: das Video Quartet von 2002. Hier laufen, parallel auf vier Grossleinwänden zu einem XL-Breitbild vereint, Clips aus der Kinogeschichte mit Musikausschnitten von Louis Armstrong über die Marx Brothers bis zu Meryl Streep in einer lustvollen Kakofonie, die man nie ganz zu fassen kriegt. Es ist ein Feuerwerk an popkulturellen Referenzen. Christian Marclay, Jahrgang 1955, wuchs in Genf auf, studierte an der dortigen Kunsthochschule sowie in New York und Boston und lebt heute in London. Eine formale Musikausbildung hat er nie beansprucht. Bereits in seiner ersten Band, dem Duo The Bachelors (der Name spielt auf eine Arbeit von Marcel Duchamp an), setzte er den Plattenspieler als eigenständiges Instrument ein. Marclay hat früh das grosse Potenzial dieses für die Musikkultur so wichtigen (Re-)Produktionsmittels erkannt, noch bevor Hiphop sich dessen bemächtigte. Inzwischen werden seine Werke auf der ganzen Welt gezeigt, im Moment läuft gerade in Japan eine Show und nächstes Jahr widmet das Centre Pompidou in Paris dem Künstler eine eigene Ausstellung. Die Beispiele zeigen: Die Spannungsfelder von Klang, Bild und Raum, die Gegensätze von gespeicherter und Live-Musik, die Unterschiede zwischen klingender, visualisierter und materialisierter Musik und alle Übergangsstadien dazwischen sind Marclays Reservoir für fortlaufende Variationen eines Themas, dem er seit den Anfängen seiner Karriere treu geblieben ist. Mit Investigations, 2018 in Huddersfield, England, uraufgeführt und zum ersten Mal in der Schweiz zu erleben, gehen diese künstlerischen Untersuchungen wieder einen Schritt weiter.

Christian Marclay: Investigations (2018) Christian Marclay (Komposition), Antoine Françoise und Jacques Demierre (musikalische Leitung und Klavier), Wonny Park, Lis Marti, Marie Lepoutre, Angel Ramelli, Léo Braun, Matthieu Trovato, Matthieu Mazué, Nie Fei (Klavier) Konzert- und Ticketangaben: siehe Seite 25

Text: Peter Kraut

HKB-ZEITUNG

Institut Interpretation lanciert die neue Veranstaltungsreihe Input Interpretation Das Institut Interpretation lädt zur neuen Veranstaltungsreihe Input Interpretation ein. Die einzelnen Veranstaltungen dieses Semesters, die online ebenso wie vor Ort besucht werden können, widmen sich den Möglichkeiten und Grenzen künstlerischer Forschung (27.10.), dem Thema des Sammelns von Musikinstrumenten (3.11.), dem Komponisten Luigi Cherubini als Musiktheoretiker (1.12.) und der identitätsstiftenden Dynamik von «Volkskultur» (15.12.). → hkb-interpretation.ch/ip-ip


Student*in im Fokus

Absolvent*in im Fokus

Nora Brägger

Ariane Koch

DEZEMBER 2021

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HKB-ZEITUNG

Foto: Alex Anderfuhren

Für einmal steht an dieser Stelle kein Porträt, sondern ein originärer Text: «mengmol u mengisch» ist entstanden aus alltäglichen Fragmenten und Beobachtungen. Es ist ein Versuch, einen möglichen Alltag rhythmisch zu skizzieren. Autorin Nora Brägger (*1996) lebt bald in Bern, studierte an der HKB Literarisches Schreiben, momentan Visuelle Kommunikation, und ist oft unterwegs im SBB-Restaurant. mengisch goni usem hus u mue nomol umchere, wili mi im glas vode hustüre gseh u öppis stört mi oder i fühle mi ganz plötzlich so schrecklich unwohl, dasi weiss, so channi ned de ganz tag mit mir verbringe. mengisch goni usem hus mit mini air force, wo immer weniger wis sind u irgendwenn wirds sputze mit de zahpaste au nüt me bewirke. es isch herbscht u i laufe scho ume wie im grösste winter, fett ipackt u findes dennoch verdammt chalt. i ha de abgang vom summer ned mitbecho u bi ide gedanke immer no irgendwo zwüsched meeresblau u himmelblauer witi, irgendwo vor mir im dunst sizilie u de ätna, wo glüeht. mengisch vergessi dasi etz wieder voll im alltag igspannt bi u dasi eifach mitmach u versuech, dra zblibe, to-do-zettel schribe, todo-erinnerige im iphone-kalender aktiviere, to-dos andauernd verschiebe, tag für tag e neue fokus sueche u schlussendli glich e stress bechum, wil zit vergoht u immer wieder endi demit, dasi nüt würkli mach, nüt woni söt u mengisch au nüt woni wöt, u dasi mengisch nöd emol me genau weiss, wasi denn die ganz zit gmacht ha u dasi doch eigentli so viel het wölle. mengisch machtsmer angst, dasi so gad gar kei vorstellig vo mir ha, weder im jetzt no i noher zuekunft. i gseh immer nur anderi mensche, wie sie lebet u chinde bechömmed u schaffed u kunst mached u einfamiliehüser chaufed u i komune lebed u gmües abaued u älter werdet u immerno guet usgsehnd u vespa fahred u boccia spielet. mengisch stelli mir vor, dasi uf reise wär, froge mi, wohere dasi gern wör u als wer dasi mi wör usge. i meine irgendwo, wo mi nirmert kennt, do chönnti jo egal wer si. i ha immer wieder e einsams hus inere grüene wise irgendwo ade küste vo irland vor auge u swetter isch ruch u rau u grau u windig u regnerisch u das isch eigentli so gad gar ned mis ding, aber i bi döt i dem alte cottage ellei u schribe u es isch guet. mengisch mueni voruse go holz hacke i mim gelbe regemantel, u mengisch mueni is dorf mitem rucksack go ichaufe u mengisch nimmt mi es auto mit hei. mengisch wäri am briefe schribe a mensche, woni gern ha, u mengisch gspüri es vermisse u e leeri ide brust als warms poche u de laufi dur de windrege de klippe entlang u vor mir isch smeer wo ruschet u schümet wie wild. mengisch denki, dasi genau sonen einsame wolf werde, wie min papa u de versuechi, mi dodra zerinnere, wer das gseit hegi, dass sie oder er einsiedler:inne spannend fändi. mengisch wöri eifach gern als füchsli im wald lebe, het döt mini höhli u wör dur sunterholz streife u noch erfolgricher jagd zruck in bau chrüche u mi zemerolle. mengisch wili alles u nüt u fühle alles u nüt u das isch verwirrend. mengisch findi slebe so scheisse u mengisch so scheiss schön. mengisch wäri gern öpper anders, wör gern alles anderst mache, aber de denki au, wenni

Foto: Alex Anderfuhren

wüsst, dass alles neu u anders isch u de fändis mega scheisse, de wärs jo au mega scheisse, will de chönntis sicher nüm zruck wünsche, wil me het doch nume de einti krassi wunsch zguet u de hexhex u blingbling. mengisch wili eifach es gmüetlichs tee trinke u obeabecho vo dem puls, wo mit 200 km/h dur mini brust rast, u de wili wieder genau das, de flash, das devodrifte. mengisch wili für immer summer u de sprung i see u die chüeli nässi, womer das gwusel im chopf resetet. mengisch denki wow, die mensche um mi hani so gern u sie sind mini family u mengisch wili eifach heigo zude eltere, obwohl ihres dehei scho lang nüm mis isch, u so schwierig ichs mit ihne mengisch finde, aber mengmol willi gern eifach vo ihne umarmt werde u sie wöred über mini hor striche u sege: alles wird guet u i wörs ihne glaube. mengisch drucki deltere weg, wenn sie alütet u mengisch stelli uf lutsprecher u putze derzue sbad. mengisch schribt mama en whatsapp-roman, was sie gad alles so macht u wies ihre goht, u bsuech döt, u wanderig döt u selfie döt u i treie schir düre mit dem ewige game us mis lebe zbewohne, mi körper zbewohne, regelmässig zesse, u zwor gmües u salot u ned nume pizza u schoggi, ichaufe, putze, plane, uni, schaffe, an bahnhof laufe anstatt de bus zneh, so viel wie möglich schwarz fahre, mi ned verwütsche lo, allgmein so viel wie möglich chlaue, wil slebe isch tür u i wil mir geili sache gönne u ned nume so m-budget-scheisse, obwohl m-budget-cookies sind die beste u i kenne au öpper, wo uf dspaghetti schwört u i will halt au so fairtrade u bio u vegi u vegan. mengisch dropt psychologin mit ihrne instagram-hashtag-quotes mir id ohre: «selbstliebi isch schön» u de ghöri direkt mini dütschlehrerin usem gymi: «schön ist ein langweiliges und unspezifisches adjektiv» u denn denki an kontroverse buechtitel: «immer ist alles schön» u de denki an summer u dwärmi u mini hoffnig, dass denn würkli mol alles für en moment cha schön si, eifach nume schön. u i weiss genau, dass da e egoistische wunsch isch u i lose nochrichte u stromere dur dstadt u denke, wie abgfuckt mir mensche doch mitenand umgönd u de werdi wieder depri vo 0 uf 100 u mache jo glich nüt ussert resigniert mitschwimme. mengisch erdrücked mi die möglichkeite, die ständigi suechi noch inhalt, de druck dasmer doch söttet happy si u nöd undergönd i üsem privilegierte gejammer. mengisch wili dfrog: «wie gohts?» eifach nöd beantworte u i super afine moment chönnti eifach brüele u mengisch segi eifach: «guet u dir? – gad chli stressig u bi dir? – geht so u bi dir?» gopfritstutz, das chas doch ned si. kreised mir ide immer gliche kreise? beweged mir üs vo wochenend zu wochenend? vo höch zu tüf zu höch? schwimmed im alltag u träumed vom meer, während anderi im mittelmeer ertrinked? mengisch hani chopfweh vom viele studiere, wasi denn etz genau söll, wo ig mini verantwortig cha wohrne, woni eifach cha ig si, wo ig cha zfriede si. mini gedanke verschiebed sich, alles isch mit allem conected u i verlüre mi i dem ewige strom, i dere fluet vo reklame, gspröchsfetze im zug, masketragpflicht, depop, e-mails, to-dos, nochrichte bling-bling, echo der zeit, tiktok, insta, klimagipfel u i denke: i wör etz eifach gern hurtli noch italie, aber denn ertönt die monotoni zugdurchsag: «nächster halt: bümpliz nord.»

Für ihren Erstlingsroman Die Aufdrängung hat Ariane Koch den aspekte-Literaturpreis 2021 erhalten. In ihrem Debüt geht es um Gastfreundschaft und unseren Umgang mit dem Fremden. Aktuell schreibt sie über Spalten und Spaltung und die Forschung darüber. «Dort, wo der Gast hergekommen ist, ist er jetzt nicht mehr. Dort, wo er war, ist jetzt nur noch ein Nichtgast.» Dieser etwas rätselhafte Satz stammt aus dem Roman Die Aufdrängung der 1988 in Basel geborenen Autorin Ariane Koch. Für ihren Erstling hat Koch den mit 10 000 Euro dotierten aspekte-Literaturpreis 2021 für das beste deutschsprachige Debüt erhalten. Auch seitens der Presse erhielt ihr Buch viel Lob. Gar mit Kafkas Das Schloss wurde der Roman verglichen. Das Setting ist tatsächlich ein wenig kafkaesk, sprich sonderbar. Eine Frau fristet ihr Dasein in einem grossen Haus neben einem Berg. Als ein Gast auftaucht, wird er für sie zur Projektionsfläche: Er dient ihr abwechselnd als Sündenbock, Eindringling und Leibeigener. Als «eine verkappte Liebesgeschichte» beschreibt Koch ihr Buch. Es stelle sich die Frage, wer sich hier wem aufdränge. Und natürlich kann man die beiden auch als Metapher verstehen, für eine Gesellschaft und ihren Umgang mit dem Fremden. Verlag im Rücken Mit der Icherzählerin möchte die Autorin nicht verwechselt werden. «Sie ist ziemlich böse.» Doch mit Sicherheit trage jeder gewisse Anteile von dieser Figur in sich. Aktuell wohnt Koch, die an der Hochschule der Künste in Bern 2019 mit dem Master of Contemporary Arts Practice mit der Vertiefung Literarisches Schreiben abgeschlossen hat, in Basel und Berlin. Wenn sie nicht gerade auf Lesetour ist, schreibt sie an ihrem zweiten Buch. Ab und zu ziehe sie sich dafür in die Ferienwohnung ihrer Eltern im Berner Oberland zurück. «Was für ein Autorenklischee», lacht sie. Das zweite Buch gilt oft als schwierig, besonders wenn man mit dem ersten Erfolg hatte. Wie geht sie damit um? «Klar verspüre ich Druck, aber ich bin mir auch bewusst, dass meine Ausgangslage jetzt viel einfacher ist als bei meinem ersten Roman.» Sie wisse den Suhrkamp Verlag hinter sich, müsse keinen Eingang in den Literaturbetrieb mehr finden und verfüge bereits über eine Leserschaft. Ihr Mentor war der Autor Heinz Helle, der selbst im Suhrkamp publiziert und Koch von Anfang an unterstützte. «Es ist ein Match», so Koch über die Beziehung zu ihrem Förderer. Der Arbeitstitel für ihren neuen Roman lautet Die grosse Spaltenforscherin. Tatsächlich geht es um eine Frau, die Spalten untersucht. Seit Corona sprechen alle von einer Spaltung in der Gesellschaft. Doch Koch glaubt, das Thema liege schon länger in der Luft. Sie denke zum Beispiel an den Brexit oder andere Bewegungen, die sich abspalten wollten. Tatsächliche Spalten gebe es auch in der Bergwelt, in die sie sich zum Schreiben zurückgezogen habe. «Gut möglich, dass mich das inspirierte.» Neue Wortschöpfungen oder das Anderskonnotieren von Begriffen ist typisch für Kochs Stil. Dabei lässt sie sich auch von Fremdsprachen inspirieren und schreibt etwa über «Menschen ohne fixes Domizil», abgeleitet von «sans domicile fixe», dem Begriff für Obdachlose im Französischen.

Auf die Frage, was typisch für ihre Schriftsteller*innen-Generation sei, denkt sie kurz nach. «Die klassische Handlung wird zunehmend hinterfragt», glaubt sie. Sie denke dabei etwa an Dorothee Elmiger, jene Schweizer Schriftstellerin, die ihr letztes Buch ganz bewusst nicht als Roman bezeichnet hat. «Das Format des Romans wird zunehmend gesprengt.» Eigene Identität und Individualität stünden häufig im Fokus, wobei dies politisches Engagement nicht ausschliesse. Ihre Ausbildung im Rahmen des HKB Master of Contemporary Arts Practice CAP hat Koch sehr geschätzt. «Es gab ein grosses Angebot, aus dem man sich sehr individuell bedienen konnte.» Sie hatte bereits ihr Buchprojekt am Laufen und fand an der HKB ein Gefäss, um sich darauf zu konzentrieren, wie sie ausführt. Auch die Interdisziplinarität kam Koch, die auch bildende Kunst studiert hat, entgegen. Sie selbst ist Teil des Theaterkollektivs «GKW» und hat damit diverse Stücke und Performances realisiert. Während des ersten Lockdowns brachte das Kollektiv eine Hörstücksammlung heraus, die Drei neue Bunker heisst. «Fragen bezüglich Schutz und Abschottung haben uns fasziniert», so Koch. Das kollektive Schreiben verlange nach gegenseitigem Vertrauen. Mit der Berner Künstlerin Sarina Scheidegger bildet sie ein Duo, das Texte beispielsweise für die Performance Rosa & Louise gemeinsam verfasst. «Wir schieben uns die Texte hin und her.» Dabei gäbe es ungeschriebene Gesetze. «Man löscht nichts und versucht, mit Respekt auf das Geschriebene des Gegenübers zu reagieren.» Schreiben seit Kindheit Als «feministisches Manifest in dialogischer Form» bezeichnen die beiden die Performance, die sie von verschiedenen Schauspieler*innen, an den unterschiedlichsten Orten aufführen liessen. In Ägypten wurde das Stück sogar auf Arabisch gespielt. «Der feministische Diskurs verändert sich ständig», so Koch. Seit das Stück 2013 erstmals aufgeführt wurde, sei viel passiert. Feminismus sei mittlerweile Teil der Popkultur. «Daran ist nichts falsch. Doch wie schlachtet der Kapitalismus nun die Bewegung aus?» Solche und andere Fragen treiben Koch und ihre Mitstreiterin um. Geschrieben habe sie schon als Kind. «Ich schreibe, seit ich schreiben kann.» Mit zwölf Jahren verfasste sie den Roman Ostertränen. Bis heute gibt es nur ein Exemplar davon. «Ich habe das Buch ausgedruckt und gebunden.» Ein Liebesdrama habe sie geschrieben. Auch eine Kurzgeschichte, die sie als Siebenjährige schrieb, ist ihr in Erinnerung geblieben. «Ich nahm die Perspektive einer Pistole ein.» Das Absurde ziehe sich durch ihr ganzes Werk. «Denn, im Absurden steckt auch Humor. Und das ist mir wichtig.»

Text: Helen Lagger


Rückblick

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HKB-ZEITUNG

DEZEMBER 2021

Grosser Tag in Grosser Halle

Foto: Florian Spring

Am 20. September 2021 begrüssten wir unsere neuen Studierenden in der Grossen Halle der Reitschule Bern. Nach der Immatrikulationsfeier, durchsetzt mit Beiträgen des musikalischen Duos Cellophane (Selina Brenner, Cyrill Ferrari), ging es auf die Tour de HKB.

Fünf Reisecars chauffierten die Studierenden an die verschiedenen Standorte der HKB, wo sie ihre zukünftigen Ateliers und Übungsräume besichtigten und die Standorte der anderen Fachbereiche kennenlernten.

Am Abend fand man sich in der Grossen Halle wieder. In der zwischenzeitlich umgebauten Halle wurde man durch Installationen von HKB-Studierenden (Joëlle Bischof, Robin Lütolf, Marc Hunkeler, Timothée Verheij) und die Kulinarik vom Buffet Nord zum HKB-Fest

empfangen. Das DJ-Duo Radio Sur le Pont heizte die Stimmung kontinuierlich auf und liess den Abend in ausgelassener Stimmung enden. Schön, konnten wir wieder gemeinsam den Semesterstart feiern!


Damit Sie heute schon wissen, worüber sich die bürgerliche Schweiz in zehn Jahren ärgert.

HKB-ZEITUNG

DEZEMBER 2021

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Jetzt Probeabo bestellen.

Bildlegende: Kongresshaus, Biel (Stadtmensch), 2018

CHRIS TIAN H STRAL ELMLE 2.2. – 1. AU 5.2022

Jede Woche der Zeit voraus.

Ist Dir bewusst, dass Menschen durch persönliche Beschimpfungen ernsthaft verletzt werden können?

Counterspeech hilft gegen Gewalt im Internet. Mach mit! www.stophatespeech.ch

Kunstmuseum Thun, Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun Di–So, 10–17 Uhr / Mi 10–19 Uhr, www.kunstmuseumthun.ch


Ein HKB-Studiengang stellt sich vor

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Marie Caffari leitet den Bachelor in Literarischem Schreiben à l’Institut littéraire suisse HKB

HKB-ZEITUNG

Le Bachelor en écriture littéraire propose depuis 15 ans, à Bienne, une formation ouverte sur les pratiques littéraires de ses étudiant·e·s. Les projets individuels de chacun·e constituent le fil rouge des différents modules du programme d’études ; les étudiant·e·s y développent leurs matières littéraires, écrivent et réécrivent leurs textes. Au fil d’échanges réguliers avec un·e enseignant·e, un autre regard sur les textes émerge, une colecture se met en place et ouvre d’autres perspectives sur le travail en cours. Les projets individuels s’affirment au sein d’un dialogue nourri par les textes et les questionnements qu’ils suscitent. Les processus d’écriture, si solitaires soient-ils, s’inscrivent dans un dispositif encourageant une réflexion commune sur les textes littéraires. La pratique dialogique est ainsi au centre du Bachelor en écriture littéraire : dans les conversations entre auteur·e·s, dans les ateliers d’écriture, dans les séminaires de réflexion et d’analyse, dans les projets littéraires et interdisciplinaires qui font partie du programme. On écrit seul·e et dans un espace où se tissent des relations autour des textes et de leur émergence. La filière d’études se comprend comme un lieu pour l’écriture où se déploient une écoute et une lecture attentives des auteur·e·s et de leurs textes. Au sein de l’Institut littéraire, la coprésence de deux langues de travail implique au quotidien une ouverture supplémentaire. Entrer en matière sur des projets d’une grande diversité, dialoguer au-delà de divergences potentielles à propos des textes ou de leur réception sont des processus exigeants. Ce sont aussi des compétences significatives au-delà du champ littéraire. Am 10. Dezember 2021 feiert der Bachelor in Literarischem Schreiben 15 Jahre Schreiben im sprach- und generationsübergreifenden Studiengangskollektiv. Die Idee einer kollektiven Schreibpraxis kennzeichnet nicht nur diesen besonderen literarischen Anlass, er gehört vielmehr zum Charakter des Bachelorprogramms überhaupt. Kern des Studiengangs sind die individuellen Schreibprojekte der Studierenden, Projekte, die kontinuierlich in einem Dialog weiterentwickelt werden; in Mentoraten werden Stoffe, Schreibprozesse und Texte regelmässig zwischen Studierenden und Dozierenden besprochen. Dieses besondere Zwiegespräch entfaltet sich in stetem Bezug auf die Texte und ihre Fragestellungen. Das führt zu einer gemeinsamen Lektüre, neue Perspektiven auf die Texte werden ermöglicht. Die dialogische Praxis ist nicht nur im Mentorat, sondern in allen Modulen des Studiengangs zentral: in den Schreibateliers, in den Reflexions- und Lektüreseminaren und in den weiteren literarisch-künstlerischen Projekten, die Teil des Studiums sind. Die Autor*innen schreiben alleine, am Literaturinstitut geschieht dies aber in Räumen, in denen andere Schreibende (mit)lesen und (über)arbeiten. Texte werden in allen Lerngefässen aufmerksam gelesen, Feedbacks werden ausgetauscht, die Autor*innen hören einander zu. Die Co-Präsenz von zwei Schreib- und Arbeitssprachen im Institutsalltag bringt eine weitere Öffnung mit sich. Die Fähigkeit, auf diverse Texte und literarische Fragestellungen einzugehen und über ästhetische und Lesedifferenzen hinaus im Gespräch zu bleiben, ist eine zentrale Kompetenz, die während des Studiums kultiviert wird und ausserhalb der Schreib- und Leseräume des Literaturinstituts von zentraler Bedeutung ist.

DEZEMBER 2021

Bachelor of Arts Literarisches Schreiben / en écriture littéraire

Foto: Laura Calcini

Informationen /  informations Studieren am Schweizerischen Literaturinstitut

Im Gespräch mit Alice Botelho und Samuele Bortot qui ont commencé en septembre le Bachelor en écriture littéraire

Alice, comment as-tu vécu le début du semestre à l’Institut littéraire Suisse ? Les premières semaines ont été rythmées par → Titel/Abschluss: des rencontres, de l’apprentissage, du partage Bachelor of Arts in Literarischem et de nouvelles perspectives. Nos travaux, Schreiben malgré les instructions, se dessinent toujours → 15 Studierende/Jahr en relation avec nos projets respectifs. Je res→ Unterrichts- und Schreibsprachen: sens un superbe équilibre entre l’apprentis Deutsch, Französisch sage plus théorique des lettres et ma pratique → Fokus: Textproduktion personnelle d’écriture. Qu’est-ce qui t’a décidée à t’inscrire pour Kursangebot in le Bachelor en écriture littéraire ? 4 Modulgruppen Y aurait-il eu une autre voie possible ? 1. Textproduktion I: individuelle Arbeit Il y a un an, je faisais part à mon meilleur an literarischen Texten, begleitet durch ami de mon envie d’écrire, de lire. Pourtant, Mentor*innen l’écriture comme outil de création n’est pas 2. Textproduktion II: Schreibateliers zu intégrée au Bachelor universitaire en Lettres unterschiedlichen Themen und Textarten et, concernant la lecture, elle me semble très 3. Theorie und Kontextualisierung: restrictive : un programme composé d’écri Lektüreseminare, Einblick ins Berufsfeld, vains essentiellement masculins, blanchiarcal Vernetzung et hétéronormé. Mon ami m’a alors parlé de 4. Transdisziplinarität und Projekte: l’Institut littéraire de Bienne. Ça m’a semblé literarische und fächerübergreifende fou et irréel. Le lendemain, ne le croyant tou Projekte jours qu’à moitié, j’ai fait des recherches sur internet. L’institut littéraire existait bel et bien Weitere Infos et je m’y suis présentée. → literaturinstitut.ch, hkb.bfh.ch/literatur Et si tu te tournes vers l’avenir : où aimerais→ Die Anthologie mit Auszügen aus tu être à la fin des trois années du bachelor ? den Diplomarbeiten 2021 ist kostenlos Je ne sais pas concrètement où je me situerai via lit@hkb.bfh.ch zu bestellen. à la fin de mon bachelor, sur le plan littéraire et personnel. C’est d’ailleurs pour cela que ces Étudier à l’Institut littéraire suisse études me plaisent autant. Elles ne délimitent → Titre/diplôme : aucun espace et ne ferment aucune possibi Bachelor of Arts en écriture littéraire lité. Je suis persuadée que l’évolution de mon → 15 étudiant·e·s/année → Langues d’enseignement et d’écriture : écriture se fera en corrélation avec ma vie personnelle et réciproquement. C’est à inventer français, allemand encore et toujours. → Objectif principal : production de textes Quelles sont tes matières de prédilection ? Je suis en train d’écrire une série de portraits Structure des cours : basée sur l’histoire d’une jeune femme qui va 4 groupes de modules en hôpital psychiatrique et y rencontre les pa1. Production de textes I : travail sur tient·e·s. J’essaye de mettre en relief la norma des textes, suivi individuel et continu par lité absurde des vies qui s’écroulent, des corps un·e mentor/menta trop lourds et des larmes épuisées. Je tente de 2. Production de textes II : ateliers d’écriture pister, de chercher en décrivant : qu’est-ce qui sur différents thèmes et types de textes différencie la folie, la souffrance, le désordre, 3. Théorie et contextualisation : séminaires la traversée, l’attente, l’arrêt ? Ces portraits de lecture critique, aperçu du laissent petit à petit une place à la narratrice champ littéraire professionnel, réseau – la nouvelle arrivante. 4. Transdisciplinarité et projets : Une phrase tirée de ton projet actuel projets littéraires et artistiques d’écriture : « Elle était revenue avec un brushing, ça fai Plus d’informations : sait tout drôle de la voir bien coiffée avec ses → institutlitteraire.ch, hkb.bfh.ch/literatur → Pour commander gratuitement l’anthologie habits de l’abandon. » des extraits des thèses de Bachelor 2021 : lit@hkb.bfh.ch

Samuele, wie hast du die ersten Wochen am Schweizerischen Literaturinstitut erlebt? Das Kennenlernen der Mitstudierenden, der Dozierenden, der Abläufe und der Räumlichkeiten war aufregend, schön, aber geistig auch ziemlich anspruchsvoll. Nun hat sich ein angenehmer Wochenrhythmus eingependelt. Mit den Dozierenden führen wir hochinteressante Diskussionen und mit unseren Mentor*innen sind wir in den individuellen Schreibprojekten angekommen. Was hat dich dazu bewogen, dich just für den Bachelor in Literarischem Schreiben zu bewerben? Ich wurde während meines zehnmonatigen Moderationspraktikums bei Radio RaBe auf den Studiengang aufmerksam. Er interessierte mich aufgrund des Raumes, sich intensiv mit eigenen literarischen Texten zu befassen. Bis ich allerdings den Mut fand, mich zu bewerben, verging ein Jahr, in dem ich unter anderem ein Semester an der Uni Bern studierte, welches sich nicht stimmig für mich anfühlte. Pandemiebedingt hatte ich Zeit, das Portfolio für das Institut vorzubereiten, und Hunger auf Selbsterfüllung. Zugegeben: Hätte es mit Literarischem Schreiben nicht geklappt, hätte ich keinen Plan B gehabt. Wo wünschst du dir am Ende von drei Bachelor-Jahren literarisch, aber auch persönlich zu stehen? Ich hoffe schwer, am Ende dieser drei Jahre etwas zur Ruhe gekommen zu sein. Ein routinierter Schreiballtag wäre schön! Ein weiterer Wunsch ist, auf eine Veröffentlichung hinzuarbeiten. Natürlich geht es mir auch darum, im Bachelor mein Handwerk weiter zu verfeinern. Eine berufliche Perspektive wäre auch nicht schlecht. Ça ira! Womit befasst du dich literarisch aktuell? Zum einen schreibe ich Gedichte und suche Stoff für Kurzgeschichten. Aus einem kürzeren Text, den ich mit meinem Mentor Rolf Hermann besprochen habe, könnte aber auch ein grösseres Projekt entstehen. Ein Auszug aus einem deiner Projekte: Oben auf der Fluh Öffnet sich schiere Weite Die untergehende Sonne tränkt die Wolken in Blut Und die Welt erlischt (aus dem Gedicht Gfürchig)

Interviews: Baba Lussi, Studiengangsassistentin am Literaturinstitut


HKB-ZEITUNG

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Schaufenster  – Arbeiten aus der HKB: Margaux Huber, geboren 1996, lebt in Freiburg, studiert an der HKB Fine Arts im fünften Semester. Für die HKB-Zeitung stellt sie ihre Arbeit Cinquième service au bar, 2020 (Collage), zur Verfügung.


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