HKB-Zeitung 1/2022: Kochen und Kunst

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N°1/2022

3027 Bern

HKB-Zeitung Die Post CH AG

«Wir kommen der Kunst immer näher» Roundtable mit Rebecca Clopath und Alain Vögeli

5 Cliquetis – musique concrète culinaire von Roman Brotbeck

März 2022 4 × jährlich

HKB aktuell

Thema: Kochen und Kunst 3

Hochschule der Künste Bern HKB

6 Out of the Kitchen into the World von Stefanie Manthey 19 Wider das verkochte Leben von Aninna Haab 20 Kunst mit Eigenleben von Roland Fischer

21 Remember Remember – Kuchen essen und Erinnerung teilen von Bruna Casagrande

25 Veranstaltungen

22 Stellungnahme von Andrea Jäggi

27 Zu Gast: Florentina Holzinger

26 Ausgezeichnet: Elisa Shua Dusapin

28 Student*in im Fokus: Selina Brenner und Bart Plugers

28 Absolvent*in im Fokus: Flavia Flückiger 29 Rückblick: Symposium Contemporary Art Conservation Revisited: 20 years later

31 Zwei HKB-Studiengänge stellen sich vor: Konservierung und Restaurierung 32 Schaufenster – Arbeiten aus der HKB


Wir haben HKB-Angehörige nach Rezepten aus ihrer Familie angefragt. Hier eine Auswahl: Jessica Daetwyler, Studentin Literaturinstitut Choucroute garnie. Chou blanc fermenté, cuit et reposé toute une nuit ; agrémenté de pommes de terres et de viandes (noix de jambon fumé, lard, saucisses fumées) du boucher ! Ma maman depuis ses arrière-grands-parents.

MÄRZ 2022

Beate Dobrusskin, wissenschaftliche Mitarbeiterin Liwanzen. Kleine Pfannkuchen aus flüssigem Hefeteig, mit Zimtzucker bestreut. Aus der Familie meiner Mutter aus dem Sudetenland. Andi Schoon, Co-Leiter Y Institut Hefeklösse. In friesischen Pfarrhäusern ein Klassiker. Der Teig wird in einem Geschirrtuch gedämpft. Fine Bieler, Junior Assistentin Fotografie Kirschpfanne. Sauerkirschen, alte weisse Brötchen, Eier, Milch, Zucker, Öl. Familienrezept aus Sachsen, Ursprung unbekannt. Claudia Salzmann, Studentin Master Multimedia Communication & Publishing Meine Mutter kochte uns Spatz – eine Suppe mit Gemüse und Siedfleisch. Am meisten mochte ich die Kartoffeln. Parnia Parastouee, Studentin Master Design There are so many tasty dishes from Iran that unfortunately contain meat. So in the past couple of years I’ve been able to make a few and today I want to introduce Mirza Ghasemi to other students as it could go vegan or vegetarian by the cook's wish and is very easy to make. This belongs to cities by the Caspian coast in Iran.

HKB-ZEITUNG

Ueli Kilchhofer, Dozent Musik Manzo alla Certosina (Rindsschmorbraten nach Kartäuserart). Selbst gespickte Rindsschulter mit einer raffinierten Sauce. Aus Italiens Küchen von Marianne Kaltenbach und Virginia Cerabolini. Adrian Demleitner, Absolvent Master Design Rheintaler Ribel mit Apfelmus und Kaffee. Meine Mutter ist im Rheintal aufgewachsen und Ribel ist ein klassisches Armenessen aus der Gegend. Giulia Brunello, wissenschaftliche Mitarbeiterin Baccalà alla vicentina. The recipe belonged to my grandfather Giovanni. He received it as a present at the end of the Second World War by his first master chef in Venice. In 2000 the note was framed and hung in my kitchen. It is the recipe we still use to make the codfish. Martin Städeli, Webpublisher An kalten Tagen die Suppe mit Borlottibohnen und weissen Bohnen, gekocht mit einer Speckschwarte. Tabea Bregger-Neubacher, Absolventin CAS Bewegtes Musizieren HKB Dampfnudeln mit Vanillesauce aus dem traditionellen «Tiptopf». Erstmals im Hauswirtschaftsunterricht auf der Oberstufe kennengelernt, inzwischen unser Gebäck für den Dreikönigstag. Christiane Helml, Studentin Saxophon Klassik Bei meinem Gericht aus meiner Heimat Oberösterreich handelt es sich um die Salzburger Nockerl. So manch eine*r glaubt, hierbei handle es sich um die Kasnocken, welche durch Röstzwiebel, allerlei Käse und den Nockerln zu einer der beliebtesten Speisen im österreichischen Raum zählen. Doch bei den Salzburger Nockerln handelt es sich um eine Süssspeise! Die Geschichte der Salzburger Nockerln ist nicht restlos geklärt, aber sie nimmt ihren Anfang im 17. Jahrhundert. Die Nockerln versinnbildlichen die barocke Lebenslust und symbolisieren ausserdem die leicht verschneiten Salzburger Hausberge: den Mönchs-, den Kapuziner- und den Gaisberg. Giovanna Di Pietro, Dozentin für Physik, Restaurierung und Konservierung Gnocchi di patate. Kartoffeln, Mehl, Eier, Salz, Wasser. Sauce: beliebig, meistens sugo di pomodoro. Ursprung: Giuditta, mein Kindermädchen.

Buchtipps zum Thema Kunst und Kochen von der HKB-Mediothek an der Fellerstrasse __ Hermes Kochbuch, Text und Bild: Katja Jug, 2013 __ Instanzen, Perspektiven, Imaginationen Interventionen von Seyla Benhabib … et al., Hrsg. von Jörg Huber und Alois Martin Müller Stroemfeld/Roter Stern Basel, 1995 3 __ Artist’s recipes – artists and their favourite recipes, Autor*innen: Admir Jahic & Comenius Roethlisberger and the Artists, 2015 4 __ Eating the Universe – vom Essen in der Kunst, Konzept Magdalena Holzhey; Autoren: Sylvette Babin … (et al.), 2009 5 __ Atelier + Küche = Labore der Sinne mit Texten von Sabine Autsch … (et al.), 2012 6 __ Food essais : Adelina von Fürstenberg, Joshua Massarenti, Denys Zacharopoulos, Jean-Louis Rastoin ; dialogues : Jean-Roch Bouiller, Émile Girard, Éduard de Laubrie ; œvres : Marina Abramovic (et 30 en plus), 2014 7 __ Eat Art – Daniel Spoerris Gastronoptikum; mit Ill. Von Heribert Schulmeyer und einem Vorw. von Barbara Räderscheidt Spoerri, 2006 8 __ Judy Chicago: The dinner party, 1987 9 __ Journal culinaire – Wissenschaft und Kultur des Essens – Essen in der Kunst, Edition Vincent Klink, Autor*innen: Ralf Beil … (et al.), 2006 10 __ Choucroute au curry par hasard – in 50 Rezepten durch die Schweiz mit 51 Zeichnungen von Claudia und Julia Müller; Hrsg.: Christoph Doswald … et al., 2002 1

2

[S.2]

Low Carb [Art.01]

Kategorie [Editorial]

Schwierigkeitsgrad [einfach]

Kochdauer [1 Min.]

Kalorien [1648]

EDITORIAL Angesichts des entsetzlichen Krieges, der die Ukraine, Europa und die Welt in den letzten Tagen überrollt hat, fällt es ausserordentlich schwer, dieses Editorial zu schreiben. Die Bilder und Berichte über die kriegerische Aggression, die der ukrainische Bevölkerung derzeit ausgesetzt sind, hinterlassen lähmende Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Die neue HKB Zeitung, die wir Ihnen hier vorlegen, wirkt verstörend realitätsfremd. Nichtsdestotrotz: die HKB Zeitung befasst sich im ersten Bund mit dem Thema Kunst und Kochen. Bei der Recherche zum Thema konnten wir feststellen, dass auch an der HKB viele Studierende, Dozierende und Forschende sich mit diesen alltäglichen und grundsätzlichen Fragen befassen: Was kommt wie und wo auf den Tisch? Wie wollen wir das Kochen und Essen verändern? Und was hat das mit Kunst zu tun? Wir haben Autor*innen angefragt, ihre Gedanken zum Thema zu äussern: Der Bogen spannt sich vom Rezept für eine Musique concrète culinaire über die Geschichte der Küche in der Kunst und Kämpfe in der Küche bis hin zur Fermentation als Kunsttrend und der Erinnerungsarbeit in der Kunstküche. Wir haben mit Menschen gesprochen, deren Profession das Kochen ist. Ausserdem haben wir Studierende und Absolvent*innen gebeten, uns ihre Küchen zu zeigen, zu illustrieren, zu konzipieren (Seite 8 – 18). Schliesslich haben wir die studentische Küchen an den HKB Standorten Feller- und Schwabstrasse in Form von 3D-Scans eingefangen. Zurück zur Realität: Was können wir tun? Die HKB und die BFH wollen ihre humanistische Verantwortung wahrnehmen. Was das konkret heissen kann, wird derzeit diskutiert. Wir halten Sie auf unserer Website auf dem Laufenden. In diesem Sinne grüssen wir solidarisch und hoffend. Christian Pauli Leiter HKB Zeitung


Kategorie [Roundtable]

Schwierigkeitsgrad [mittel]

Kochdauer [5 Min.]

Kalorien [13060]

Illustration: Lara Kothe

Sie haben ihre Ausbildung gleichzeitig gemacht, aber eine ganz andere Karriere eingeschlagen: Rebecca Clopath, als Naturköchin in Lohn in Graubünden bekannt geworden, und Alain Vögeli, Küchenchef im Buffet Nord an der HKB in Bern. Wie teilen sie ihre Profession und ihre Vision? Ein Gespräch auf Zoom.

Rebecca Clopath

Meine erste Frage geht an Alain: Welche Ausstellung hast du dir zuletzt angesehen? AV Wegen Corona war ich schon lange nicht mehr in einem Museum. Ich denke, das war die Ausstellung über das Altern im Berner Generationenhaus. Was hast du in dieser Ausstellung gesehen? Rechner, der einem ausrechnet, wie lange man noch zu leben hat, fand ich sehr interessant.

AV Den

«Forever Young» hiess diese Ausstellung. Rebecca, was läuft auf deinem Plattenteller? RC Am meisten höre ich Techno. Was Musik angeht, war ich lange sehr einseitig. Seit ich Spotify habe, wächst die Vielseitigkeit, weil man einfach, ohne zu überlegen, an neue Musik kommt. Das ist auf der einen Seite schön, auf der anderen auch etwas unheimlich. Man merkt, da ist ein System dahinter, das genau weiss, was ich gut finde.

[S.3]

Ich habe Spotify abgestellt, weil ich nicht will, dass mir irgendein Algorithmus sagt, was ich zu hören habe. Welches Buch liegt auf deinem Nachttisch? RC Zum einen «The Art of Fermentation» von Sandor Ellix Katz. Das andere ist ein Buch des Psychologen Alfred Adler. Ich bin noch nicht sehr weit, aber so wie ich es verstehe, ist Adler der Ansicht, dass einige Mechanismen, die man mit der Zeit als Charakter ausbildet, oder auch Neigungen, die man entwickelt,

Alain Vögeli

schon als Kleinkind oder pränatal ausgebildet werden. Das beeinflusst dann die Entscheidungen, die man im Leben trifft.

anders zubereitet, als man sich gewohnt ist. Das ist spannend, weil man dadurch wieder eine eigene Vielfalt generieren kann.

Die nächste Frage geht an Alain: Was kochst du im Februar? AV Lagergemüse, das aktuell vorhanden ist. Wir arbeiten mit dem Foodwaste-Projekt «Gmüesgarte» zusammen und wollen möglichst nur Schweizer Produkte verarbeiten. Da kommen Karotten, Sellerie, Chabis, Lauch zum Zug, die momentan erhältlich sind. Ich freue mich aber auf den Frühling, wenn endlich das frische Gemüse kommt.

Vielfalt generieren in der angebotsschwachen Saison? RC Genau. Wir konzentrieren uns auf den alpinen Raum und verzichten auf Kaffee, Schokolade, Zimt, Nelken und so weiter. Dadurch haben wir ein viel schmaleres Angebot, aber wir setzen es mit mehr Varietät um. AV Wenn wir Sachen machen, die die Leute zu Hause kochen, dann bestellen sie es nicht. Wenn man etwas macht, das die Gäste selber weniger kochen, ist das Interesse grösser, es auch auswärts zu essen.

Der Februar ist der schwierigste Monat, was Gemüse angeht? AV Ja, man hat alles schon zwei-, dreimal gemacht. Und in der Migros gibt es schon Spargeln und Erdbeeren. Die Leute freuen sich darauf. Aber es ist einfach noch nicht Saison dafür. RC Gibt es schon Spargeln? AV In der Migros gibt es schon seit Dezember Spargeln. RC Gruusig. Im Sommer und im Herbst haben wir viel eingemacht. Jetzt können wir daraus schöpfen. Aber es ist schon so, wie Alain sagt. Man hat die einen oder anderen Gemüsesorten, die einem schon fast zur Nase raushängen. Dennoch gibt es eine Vielfalt. Es ist an uns Köch*innen, etwas zu kreieren, das man zu Hause vielleicht nicht so kennt, dass man die Pastinaken oder den Sellerie etwas

Rebecca, für dich wird oft der Begriff Naturküche verwendet. Ich weiss nicht, ob er von dir stammt oder auch von dir gebraucht wird. Was sagst du zu diesem Begriff? RC Der Ausdruck wurde mir so zugeteilt, ich habe ihn nicht selber erfunden. Am Anfang hat es mich ein wenig genervt, weil der Begriff mich schubladisiert. Mittlerweile bin ich ganz zufrieden damit. Ich finde es schön, mit einem Begriff zu arbeiten, der neu ist. Auf diese Weise kann ich auch eine eigene Schublade kreieren. Du sprichst ja von Wertschätzung für den ganzen Prozess. Was heisst das? RC Mir geht es darum, ein Bewusstsein zu schaffen. Deswegen nennen wir unser Acht-Gang-

HKB-ZEITUNG

MÄRZ 2022

Glutenfrei [Art.02]


Glutenfrei [Art.02]

Kategorie [Roundtable]

Menü «Esswahrnehmung». Das heisst, man nimmt wahr, was man isst. Wir reden darüber, woher die Zutaten kommen, wie wir sie zubereiten oder herstellen wie zum Beispiel Mascarpone, den man ja selten selber macht. Damit kann man ein Bewusstsein für lokale Produkte entwickeln. Indem wir sozusagen aufklären, indem wir Geschichten erzählen, nicht nur über Essen, sondern auch über Kultur und Kunst im alpinen Raum.

MÄRZ 2022

Deine Geschichte wird mit einem Produkt erzählt? RC Wir haben jedes Mal ein neues Thema, zurzeit Graubünden in hundert Geschichten: Dabei geht es nicht immer nur um das Essen. Wir stellen auch verschiedene Künstler*innen vor oder Sportler*innen oder Ortschaften. Einfach alles, was kulturell so passiert ist. Zum Beispiel jetzt haben wir Origen in unserem Dessert als Geschichte. Wir reden darüber, wie Origen von Giovanni Netzer, der rote Turm auf dem Julier Pass, entstanden ist und interpretieren dann das Ganze auf dem Teller. Das heisst, das Dessert ist rot und wirkt mehr visuell als sprachlich. Die Ohren nehmen auf, was man hört, die Augen, was man als Farbe auf dem Teller sieht, und der Gaumen, was man schmeckt. Einmal hatten wir auch ein Menü «Pioniere der Alpen.» Ein anderes Beispiel ist Albert Einstein, der in Bern die Relativitätstheorie entwickelt hat. Wir haben uns gefragt, was denn sein Lieblingsessen gewesen war, und haben es auf den Teller gebracht.

HKB-ZEITUNG

Du hast erzählt von der Inspiration aus Kunst, Sport, Farben. Es sind Geschichten, die in der Küche inszeniert werden. Könnte man das so sagen? RC Ich esse sehr gerne, finde es aber auch schön, wenn man wie ein Stückchen weiter geht. Meine Idee ist es, Kunst, Kulinarik und Kultur zu vereinen, indem man wirklich alle Sinne an den Tisch nimmt. Wenn die Küche eine Inszenierung ist, dann kommt es der Kunst schon sehr nahe: ein Theaterstück, eine Performance? RC Ja, ich denke, der Kunst kommen wir immer näher. Wie in einem Theaterstück erzählen wir auch immer etwas, bevor es den nächsten Gang gibt. Alain, du warst ja auch schon bei uns. Ich weiss nicht, wie du das in Erinnerung hast. AV Es geht um mehr, nicht einfach nur essen. Die Geschichte dazu ist wichtig. Naturküche ist ein Trend, der gegenwärtig viele beschäftigt: natürliche Prozesse, Produkte aus der Region etc. Alain, kannst du dich mit der grassierenden Landliebe anfreunden? AV Ich finde es interessant, dass man sich zurückbesinnt auf den Ursprung und nicht versucht, alles zu importieren, sondern man versucht, mit den Produkten, die es in der Schweiz gibt, die hier wachsen, etwas Tolles zu machen, und nicht mit dem Seeteufel aus Übersee. Das ist eine interessante Bewegung. Aber wo bleibt das Künstliche, wenn man Naturküche betreibt? Das Künstliche wäre ja etwas kreieren, etwas erstellen, erarbeiten, was in der Natur so nicht vorkommt. Ist das für dich ein Gegensatz? AV Nein, eigentlich nicht. Sobald man ein Produkt nimmt und es verarbeitet, beginnt ja der Prozess. RC Ich sehe es auch so: Sobald man etwas in die Hände nimmt und auf eine Art und Weise verarbeitet, ist es ein Prozess. Wenn ich jetzt eine weisse Leinwand habe und einen Pinselstrich mache, dann ist das auch etwas, das jede*r kann. Aber nicht alle können es für hunderttausend Franken verkaufen. Man kann aber auch ein Bild malen, das komplex ist, und alle sagen: Wow, das würde ich nie hinkriegen. Kochen hat mit Intuition zu tun, sprich intuitiv auch mit Kunst. Es muss nicht unbedingt ein Schokoladeschaustück sein, das einen Meter gross ist und an dem man zehn Jahre gearbeitet hat. AV Die Leute nehmen sich keine Zeit mehr, um Produkte zu bearbeiten. In den letzten Jahren ist die Zeit, die Leute zum Kochen aufwenden, immer kürzer geworden. Kochen ist Kreation. Fühlst du dich als Künstlerin, Rebecca? RC Auch, aber nicht nur. Ich bin primär eine Handwerkerin. Kochen ist eine Mischung aus Handwerk und künstlerischem Dasein – je nachdem, in welchem Segment man arbeitet. Wenn ich in einer Grossküche arbeite, dann bin ich vor allem eine Handwerkerin. Wenn ich dagegen in einem Lokal arbeite, das wenig Gäste hat, das sich Zeit nimmt für jedes einzelne Produkt und auf die Gäste eingehen kann, dann würde ich mich eher als Künstlerin bezeichnen. Was wir in Lohn machen, ist eine schöne Mischung. Wir sind noch viel im Garten, wir basteln je nachdem unser Geschirr selber, wir sind draussen am Kochen auf dem Feuer. Wir haben den Bauernhof und so weiter.

[S.4]

Wie bist du dorthin gekommen, wo du heute bist? RC Ich bin meinen Interessen gefolgt. Ich bin auf dem Bauernhof aufgewachsen, in Lohn in Graubünden. Wir waren viel draussen und da habe ich viel mitgenommen. Meine Mutter hat

Schwierigkeitsgrad [mittel]

gekocht, ich habe von ihr gelernt. Meine Lehre habe ich bei Chrüteroski in Bern gemacht. Danach habe ich kurz an zwei Stationen woanders gearbeitet, war für zwei Jahre in der Junioren-Nationalmannschaft und bin dann zu Stefan Wiesner, dem Alchemist aus dem Entlebuch. Dann habe ich mich selbstständig gemacht, die Bäuerinnenschule besucht und einige Zeit als Bäuerin, im Gemüsebau, und als Käserin gearbeitet. Seit ein paar Jahren bin ich wieder zurück zu Hause in Lohn.

Kochdauer [5 Min.]

Kalorien [13060]

sich mehr und mehr mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Welche Bedürfnisse gibt es? Was ist wichtig? Da muss die Gastronomie noch einiges aufholen, weil man zu lange in dieser militärischen Struktur verhaftet blieb.

Wie ist das bei dir gelaufen, Alain? Bern bin ich bisher nie rausgekommen. Für die Lehre im Restaurant Frohegg bin ich nach Bern gezogen. Dann war ich Jungkoch im Restaurant Büner und im Casa Novo. Ich hatte die Chance, recht jung im Restaurant Ringgenberg Küchenchef zu werden. Danach war ich sechs Jahre im Schloss Köniz. Jetzt habe ich mich entschieden, eine Weiterbildung zu machen. Damit ich dafür genug Zeit oder geregelte Arbeitszeiten habe, wechselte ich letztes Jahr an die HKB.

AV Aus

Was für eine Weiterbildung machst du?

AV Betriebsleiter mit eidgenössischem Fachaus-

weis.

Deine Küche, Alain, ist das Buffet Nord an der HKB, die Kantine an einer Kunsthochschule. Du kochst am Mittag Menüs, die im Preis eng begrenzt sind. Wenn du zurückdenkst an dein Berufsziel: Ist es der richtige Ort, an dem du gelandet bist? AV Ja, in dem Sinn, dass das Buffet Nord keine klassische Kantine ist, in der man Fertigprodukte verarbeitet, sondern dass wir, wie Rebecca auch, das Handwerk noch leben können. Zum Beispiel stellen wir unsere Desserts selber her und backen auch unser Brot selbst. Es ist nicht die klassische Kantine, die Chicken Nuggets und Pommes frites verkauft, sondern wir verarbeiten frisches Gemüse und stellen die Sachen selber her. Alain kocht Mittagsmenüs für 14.50 und du, Rebecca, machst auf deinem Hof die «Esswahrnehmung» für 290 Franken. RC Ich will die Gastronomie ein wenig verändern. Es ist Zeit für eine neue Generation. Wir brauchen diese strenge Hierarchie nicht mehr. Bei uns pflegen wir eine flache Hierarchie. Auf den ersten Blick erscheint die Ess-Wahrnehmung wie ein super hochbudgetiertes Menü. Wenn man es aber herunterrechnet, kostet ein Gang ohne Wein 26 Franken – für ein Menü, das wir mehrere Wochen vorbereiten und dazu nur 16 Sitzplätze anbieten. So gesehen ist das Angebot eher tiefpreisig. Aber klar, summa summarum hat man 290 Franken ausgegeben – allerdings nicht nur fürs Essen, wie wir schon diskutiert haben, sondern auch für ein Erlebnis, eine Erfahrung. Ein bisschen wie ein Theaterstück. All diese Faktoren machen «Esswahrnehmung» zu etwas, das aussergewöhnlich ist. Hast du nicht nur eine kulinarische, kulturelle und künstlerische, sondern auch eine soziale Vision für deine Küche? RC Ja, ich denke, es ist eine soziale Vision für alle Angestellten. Für dieses Qualitätssegment arbeiten verhältnismässig wenig. Es sind 10-Stunden-Tage, wir haben Mittagsservice und der Umgangston ist sehr leger. Das ist der soziale Aspekt, den ich sehr wichtig finde, um die Gastronomie in eine neue Richtung zu lenken. Aber auch für unsere Gäste möchten wir eine Wahrnehmung schaffen, dass Essen nicht nur da ist, um zu überleben, aber auch kein Luxusgut ist mit Kaviar, mit Hummer und so weiter. Diese Wertschätzung am Essen, das für uns ja lebensnotwendig ist, möchten wir vermitteln. Alain, was ist deine soziale Vision? wollen für die Leute, die bei uns essen kommen, etwas Gesundes und Frisches zubereiten, das ohne E-Stoffe auskommt.

AV Wir

Und die Vision der Küche der Zukunft?

AV Ein grosses Problem, das wir aktuell haben, ist

der Food Waste. Wir leben im Überfluss. Ein Drittel der geernteten Lebensmittel wird weggeschmissen. Das ist ein grosses Problem, das wir gemeinsam anpacken müssen. Und was sagst du dazu, Rebecca?

RC Huh! Das ist ein riesiges Thema. Es muss auch

hier zu einem Ausgleich kommen. Wir müssen in der Küche vom Militärischen loskommen. Die Gastronomie muss sozialer werden – und eben auch der Food Waste, den Alain angesprochen hat, ist wichtig. Das sind die zwei Hauptprobleme, die in der Gastronomie in den letzten Jahrzehnten verdrängt wurden – gerade auch in der Schweiz. Da hat man sich auf den Lorbeeren ausgeruht.

Könnte man sagen: In der Küche müssen Antworten auf die Verschwendung und die Ausbeutung gefunden werden? AV Das kann ich total unterschreiben. RC Man hat sehr lange daran festgehalten, dass in der Küche eine strenge Hierarchie herrscht. Dadurch ist die Arbeit immer weniger attraktiv geworden, aber der Rest der Welt hat sich weiterentwickelt. In vielen Berufen, ich sage nicht in allen, aber in vielen Berufen hat man

Interview: Christian Pauli Christian Pauli (*1963) ist Leiter Kommunikation und Publikationen der HKB. Kürzlich hat er fünf Kilogramm Salzzitronen hergestellt.


Eiweissreich [Art.03]

Kategorie [Essay]

Schwierigkeitsgrad [einfach]

Kochdauer [3 Min.]

Kalorien [9196]

natürlich auch hier: Keine Klangerotik, keine Musik, das Anbrutzeln in der Bratpfanne bleibt das höchste der Gefühle. Zwar gibt es inzwischen zahlreiche gastronomische Neuerungsversuche, bei denen Backstage und Frontstage nicht mehr so streng getrennt sind und man den Kochprozessen zuweilen sogar zugucken kann. Aber die Exploration des Essens und Kochens fürs Ohr und die musikalische Interaktion zwischen Küche und Essenden ist meines Wissens nach wie vor noch kein Thema. Deshalb hier ein Rezept: Ein interaktives Kochessklangkonzept für • 2 Kochende • 3 Tragende • 5 frei Improvisierende (Stimme, experimentelle Elektronik, Schlagzeug, andere Instrumente) • 55 Essende Instrumentation Kochstelle in der Raummitte mit Gasbrennern, unterschiedliche Rüstbretter, Kübel und Zuber mit Wasser, 5 grosse, um die Kochstelle herum platzierte Tische mit je 11 Stühlen, 55 Gedecke aus unterschiedlichen Materialien (Holz, Glas, Blech, Aluminium, z.B. auch Kamellen der Schweizer Armee oder Hundenäpfe, Porzellan, zu hoch gebrannte Steingutteller von Jars nach Belieben). Partitur / Kochrezept Die Kochenden haben auf beiden Handrücken oder Handgelenken drahtlose Mikrophone aufgeklebt. Sie werden elektronisch verstärkt und manipuliert. Die Gedecke sind klanglich differenziert auf den Tischen verteilt, sodass unterschiedliche Klangfarbenmixturen entstehen; eine sture Trennung von Holz, Glas oder Blech ist zu vermeiden. Auf den Tischen ist das Entrée schon verteilt, und zwar mit Speisen, die man nicht leise essen kann: knackige Salate, Nüsse, Salzbretzeln, Knäckebrot, Karotten, Radieschen etc. Die einzelnen Tische sollten vor dem Auftritt klanglich differenziert eingestimmt werden.

HKB-Zeitung ohne ein Rezept. Es empfiehlt sich, dieses zur Kunst – oder anders gesagt, zur Partitur – zu erklären, um von überkandidelten Hygienevorschriften der Lebensmittelkontrolle befreit zu sein. Text: Roman Brotbeck Roman Brotbeck (*1954) ist freier Musikwissenschaftler, Forscher und Publizist. Von 1997 bis 2014 war er im Management der HKB und ihrer Vorgängerinstitutionen tätig. In dieser Zeit hat er auch diverse Male für 100 bis 200 Leute nach Konzepten gekocht. Eben ist bei Brill Fink seine 660 Seiten umfassende Studie «Töne und Schälle. Robert Walser-Vertonungen von 1912 bis 2021 erschienen.» Roman Brotbeck lebt im Südburgund und in Basel.

Letztes Jahr veranstaltete Jars – ein französischer Produzent hochwertiger Gebrauchskeramik – einen Fabrikverkauf, bei dem überschüssige oder nur leicht defekte Waren zum Kilopreis angeboten wurden. Wir schnappten uns Steingutteller, die – wie es die starken Fliessbewegungen der Ascheglasuren zeigen – an der obersten Temperaturgrenze gebrannt wurden und deshalb minimalst verformt sind. Wahrscheinlich hatten sie beim Glasurbrand in einer besonders heissen Ecke des Ofens gelegen. Der Effekt: Beim Essen wird das Besteck zu Schwengeln, die den Tellern helle Glockenklänge entlocken; sie erinnern an die in der neuen Musik beliebten und von Hector Berlioz erstmals eingesetzten Cymbales antiques, nur mit etwas weniger beissenden Höhen. Jeder Teller hat einen anderen Grundton, und man kann sich fürs Essen unterschiedliche Intervalle und Akkorde zusammenstellen, je nach Stimmung auch scharf dissonierende Mikrosekunden. Seither frage ich mich, weshalb die klangliche Seite des Kochens und Essens auch von angesagten Restaurants nicht genutzt wird; da konzentriert sich alles auf das Geschmackliche und Visuelle, schlimmer noch: Auch noch die rudimentärsten klanglichen Möglichkeiten beim Essen werden gemeinhin mit Background-Musik zugedeckt, die wie eine fade Béchamel-Sosse alle Rhythmen, Pausen und Klänge zukleistert. Die Augenässen mit, wird oft gesagt, aber die Ohren? Fehlanzeige. Dabei hat Bernd Alois Zimmermann in der Oper «Die Soldaten» in der als Toccata gestalteten Kaffeehausszene (II. Akt, 1. Szene) schon 1965 vorgeführt, welche polyrhythmischen Überlagerungen mit Geschirr, Gläsern, Tischen und Stühlen möglich sind.

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Und auch die wunderbaren Zisch-, Schnipsel-, Raspel- und Klopfklänge der Küchen verklingen ungenutzt, weil bis heute in den meisten Restaurants das Konzept des Streichquartett-Konzerts gilt: Backstage konzipieren die Komponierenden ausgefeilte Partituren in Form von Rezepten, die dann von einem Trupp von Interpretierenden aufs Peinlichste genau nachgespielt respektive nachgekocht werden. Wie beim Streichquartett-Konzert – ich könnte als Beispiel auch jedes andere traditionelle Klassik-Konzert nehmen – vernimmt bzw. merkt das Publikum nichts vom langen Üben und Pröbeln in der Küche, vom Streit und von den Diskussionen und von den freudigen Ausrufen, wenn etwas gelingt. Während allerdings beim Streichquartett-Konzert die Ausführenden in schwarzer

Konzertkleidung Frontstage auf dem Podium stehen, beschränkt sich in Restaurants die Frontstage-Aktivität auf das schwarz livrierte Bedienungspersonal, welches einem streng reglementierten Bewegungscode folgen muss. Wehe, es würde da jemand beim Servieren (aus der Reihe) tanzen! Um etwas klarzustellen: Ich habe nichts gegen Streichquartette – sie gehören zum Besten, was die Menschheit musikalisch hervorgebracht hat! Und ich habe auch nichts gegen eine hochwertige Gastronomie. Seit die Spitzenköche des Hofs während der Französischen Revolution ihren Job verloren und eigene Restaurants gründen mussten, wurde gutes Essen breiteren Gesellschaftsschichten zugänglich und mit «Le Guide culinaire» brachte Auguste Escoffier die Haute Cuisine mit dem Mittel des Kochbuchs auch in die bürgerlichen Haushalte. Das hat unsere Sinne enorm verändert und differenziert. Aber obwohl die Gastronomie eine enorm innovative Phase durchläuft, sind an den Kochkünsten in den letzten 100 Jahren zentrale Strömungen von Kunst-, Musik- und Theatergeschichte fast spurlos vorbeigegangen: freie Improvisation, Instant Composing, Social Sculpture, Performance, Emanzipation der Dissonanz, Aktionismus, Fluxus, Konzeptkunst etc. Noch erstaunlicher ist, dass sich das Streichquartett-Prinzip des Kochens in den privaten Haushalten perpetuiert. Mit Wänden von Kochbüchern feiert dort das Kochen nach Partitur Urstände, und mindestens bei grösseren Einladungen gilt es, die Fiktion der Backstage-Küche aufrechtzuerhalten. Alle Speisen sind vorbereitet, sodass nicht mehr gekocht werden muss. Nur noch ein kurzes Wegtrippeln, nach ein paar Minuten das Klingpling oder Pipipip moderner Küchengeräte, und schon werden die Speisen mit dem üblichen «Hoffentlich ist es nicht missraten!» aufgefahren. Was sollte denn schon missraten, wenn man nach Partitur kocht? Das Fernsehen und die sozialen Medien haben seit einigen Jahren das Frontstage-Kochen entdeckt. Da wird das Kochen vor dem Studiopublikum bzw. dem Filmteam gespielt. Ich lasse mich davon auch verführen, aber letztlich bedeutet es noch die Steigerung des Streichquartett-Konzepts. Alles ist säuberlich geordnet, in unterschiedliche Schälchen und Löffelchen abgefüllt und abgemessen, und gekocht wird, als müsste man einem Operationsprotokoll folgen. Alles hygienisch sauber wie bei einer Leichensektion, als würden die Verantwortlichen unter einer schweren Mysophobie leiden. Und

Das Stück beginnt mit dem Kochprozess und mit dem Eintritt aller Beteiligten. Die Essenden verteilen sich nach Muttersprache/Dialektherkunft auf die 5 Tische; das muss nicht streng sein, aber doch so, dass jeder Tisch einen deutlich anderen phonetischen Grundklang aufweist. Die Kochenden wählen schnell zu kochende Gerichte, die spannende Rüst-, Brat-, Dämpfgeräusche etc. ermöglichen. Auch mit den Speisen sind Klänge zu erzeugen. Bei den Zutaten und Gewürzen sind die Fibonacci-Zahlen (1-1-2-3-5-813-21-34-55) einzuhalten. (Fibonacci-Zahlen sind ein Fetisch der neuen Musik, erhöhen mithin die strukturelle Relevanz und betonen den Kunstcharakter von «Cliquetis»!). Zu Beginn leiten die Kochenden den musikalischen Prozess des Stückes ein; ihre Geräusche werden von der improvisierenden Gruppe aufgenommen und weiterentwickelt und zunehmend auch von den die Vorspeise Essenden aufgegriffen. Die Kochenden sind ihrerseits angehalten, auf diese Entwicklungen zu reagieren und allenfalls den Kochprozess zu verändern. Zentral sind die musikalischen Prozesse; es darf also auch gustative Dissonanzen geben. Den musikalischen Entwicklungen ist freien Lauf zu geben. Die Essenden sind angehalten, miteinander zu reden, damit sich die Sprachklänge mit der Geräuschmusik verbinden. Das darf gerne auch unverständlich sein. Wenn die Speisen fertig gekocht sind, holen die Tragenden von den Tischen jeweils zwei Teller, füllen sie und bringen sie zurück. Es muss sofort gegessen werden und darf nicht abgewartet werden, bis alle bedient sind, damit ein langsames Esscrescendo bzw. -decrescendo entsteht. Während des Essprozesses improvisiert die Gruppe weiter und kann die Beteiligten in musikalisch langweiligen Partien auch zu einem musikalisch konsistenteren Essen auffordern. Nachdem die letzten Teller ausgetragen sind, beginnen die Kochenden im Sinne eines traditionellen Kontrapunktes, lautstark die Kochstelle zu reinigen, zum Beispiel in grossen Zubern. Zum Schluss bringen die Tragenden die Teller zurück und waschen das Geschirr ab. Nur die Gläser bleiben stehen. Bei Minute 55 bricht die Musik der improvisierenden Gruppe wie ein Filmriss ab. Idealerweise sollte dann der letzte Teller abgetrocknet sein. Ausweitungen Das Konzept darf frei ausgebaut und auf 89, 144, 233 oder 377 Minuten verlängert werden; weitere Interaktionen können erfunden werden; auch zusätzliche Mikrofonierungen können exploriert werden, z.B. würde ein hitzebeständiges und wasserfestes Mikrofon im Innern eines drei- bis fünfjährigen Suppenhuhns ein drei bis fünfstündiges Simmern und Blubbern à la Morton Feldman oder Brian Eno erlauben. Da bliebe also im Rahmen von «Cliquetis» noch viel zu tun!


Vegan [Art.04]

Kategorie [Artikel]

Schwierigkeitsgrad [XX]

Kochdauer [10 Min.]

Kalorien [15393]

MÄRZ 2022

Text: Stefanie Manthey Stefanie Manthey (*1976) ist Autorin, Kunstvermittlerin und Dozentin in Basel. Sie arbeitet in einer «kitchen», auf deren Herd immer mehrere Töpfe stehen, um projektbezogen aus Prozessen in der Gegenwart auf Archivbestände und Geschichte reagieren zu können.

HKB-ZEITUNG

OUT OF THE KITCHEN INTO THE WORLD Daniel Spoerri, Peter Kubelka, Dieter Roth, Martha Rosler, Rosemarie Trockel und Rirkrit Tiravanija: Die Küche und das Kochen sind von Kunstschaffenden international aufgegriffen. An der Städelschule in Frankfurt am Main wurde vor gut vierzig Jahren eine Küche installiert, in der als Teil künstlerischerAusbildung gekocht wird. Die 1960er- und 1970er-Jahre waren Zeiten sozialer, politischer Krisen und Phasen der Hochkonjunktur in Architektur, Kunst, Mode und Design. Zeitgenössische Künstler*innen experimentierten und arbeiteten unkonventionell mit Materialien und Technologien, Lebensmitteln wie Schokolade, Zitronen und Kartoffeln, Kunststoffen, Film, Video, Performance, Licht, Sound und Bytes. Seitdem gibt es Forschung zum Alterungsverhalten von Materialien, bei deren Entwicklung und industrieller Herstellung Langlebigkeit kein Kriterium war sowie zu nachwachsenden Rohstoffen aus künstlerischer und konservatorischer Perspektive. Studiengänge zur Kunsttechnologie und zur Konservierung moderner Materialien und Medien wurden ab den 1980er-Jahren im europäischen Kontext an Kunstakademien und Technischen Hochschulen eingeführt. Beim internationalen Online-Symposium «Contemporary Art Revisited: 20 Years Later» anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Studienbereichs Konservierung und Restaurierung an der HKB im Januar 2022 (siehe Seite 29) wurde jüngst die Wichtigkeit von Dokumentation als Strategie langfristiger Erhaltung herausgestellt und betont, wie wesentlich fundierte Kenntnisse über Herstellungsprozesse, Arbeitsweisen und die Berücksichtigung künstlerischer Konzepte sind.1 Eine wiederkehrende Anforderung dieser Arbeit besteht darin, Beobachtungen und Messungen zu machen, zu analysieren und zu kontextualisieren – Untersuchungen in Laboren, Media-Labs und die daraus hervorgehenden Befunde in Verhältnisse zu «Küchenwissen» im allumfassenden Sinn zu setzen –, Grundwissen über Konsistenzen, Verarbeitungsweisen, Schmelzpunkte, chemische Verbindungen, Substanzen und Garzeiten und Methoden, Vorratshaltung und Bezugsquellen mit einem Bewusstsein für die Endlichkeit von Ressourcen.

[S.6]

Lehrangebot: Kochen An der Frankfurter Städelschule gehört Kochen zum Lehrangebot. Es ist curricular verankert und der Kurs wird von Studierenden aus mehr als fünfzig Nationen besucht. Sir Peter Cook hat die hauseigene Mensa entworfen, an deren Stirnseite sich als Erinnerung an zahlreiche Veranstaltungen ein Wandgemälde von Raymond Pettibon befindet. Sie wird von Studierenden betrieben. Sie kaufen ein und übernehmen die Zubereitung dessen, was auf die Tische der Mitarbeitenden kommt. Im Westend von Frankfurt am Main führen ehemalige Studierende als Kooperative ein Restaurant. Die Anfänge dieser andauernden Entwicklung sind experimentell und liegen in den

1960er-Jahren. Sie wurden durch die Person, die Haltung und das allumfassende künstlerische Engagement von Peter Kubelka (geb. 1937, Wien) ausgelöst, dem österreichischen Filmemacher und Künstler, der seit den 1950er-Jahre für seine Vorträge bekannt ist, in denen er auch kocht und musiziert. Sie regten und regen dazu an, sich im Elementarsten mit regionaler Kultur, Eigenschaften und Zuständen verderblicher Materialien sowie Relationen zwischen Kunstschaffen, Nahrungsmittelanbau, Produktion und Vertriebswegen, Konsum, Wirtschaft, Nachfrage und Öffentlichkeit zu beschäftigen. Kubelka wurde 1978 an die Städelschule zum Unterrichten berufen. 1980 etablierte er die «Klasse für Film und Kochen als Kunstgattung». Für die Veranstaltung «Bewirtung für Menschen und Tiere» (1983) brachte Kubelka einen Elefanten mit. Im Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks für das Kunstforum International (59, 2002) und zuletzt im Feature «Die Küche des Künstlers. Wie Peter Kubelka das Kochen nach Frankfurt brachte» (Deutschlandfunk, 16. September 2016)2 bemerkte er: «Ich wollte keine Kochklasse für zukünftige Köche machen, sondern ich wollte Kunststudenten zum Kochen bringen. (…) Das Kochen funktioniert nach Prinzipien, die allen anderen mitteilenden Kunstsparten eigen sind, nämlich dem Nebeneinanderstellen von Elementen, die ursprünglich in der Natur nicht beieinander sind. Die man zusammenstellt. Bewusst!» Als Bedingung für die Übernahme einer Professur, die er bis 2000 innehatte, forderte er, in eine Profiküche, eine voll ausgestattete Küche mit Herd, Kühlschrank und Stapelgeschirr, auf dem aktuellen Stand der Technik zu investieren.: «Es gab eine Person, der ich da das meiste verdanke, das war der damalige Direktor Reimer Jochims, der mich unterstützt hat. Also, dem habe ich das erklärt. (…) Es ging darum, zum Bespiel ein Maleratelier umzuwandeln in eine Küche. (…) Um Geld aufzutreiben, hatte der Jochims mir gesagt, wir laden wichtige Leute ein, und ich habe gesagt: Gut, das machen wir.» Budgetierung und Investition: 100 000 DM für eine Küche Kubelka leistete Überzeugungsarbeit gegen Widerstände von Studierenden und Professor*innen, stellte sich dem Streit über den Sinn, in eine Küche zu investieren, während die für die 1950erJahre typische Küchenzeile aus Serienproduktion durch die Wohnküche als «heart of the home», als sozialer Treffpunkt abgelöst wurde.3 In einer Gegenwart, in der Daniel Spoerri in Europa und Allen Ruppersberg mit Al’s Café in Los Angeles, Caroline Gooden und Gordon Matta-Clark mit Food in New York Restaurants und Bars eröffne-


ten.4 Zeiten, in denen Künstler*innen wie Dieter Roth das Prozesshafte über die Materialien und ihren kontrollierten Verfall kompromisslos zum zentralen Thema ihrer Arbeit machten, Beuys agierte, Konrad Fischer mit der Aktion «Kaffee und Kuchen» (1967) Kaffeekränzchen persiflierte, Guiseppe Pennone und Sigmar Polke Kartoffeln arrangierten und Martha Rosler in der Videoarbeit «Semiotics of the Kitchen» (1975)5 offenlegte, welche systemischen und gesellschaftsstrukturierenden Rollenzuschreibungen in der Küche angelegt sind, und damit die Frage aufbrachte, ob das so bleiben muss.6 Die Investition in die Profiküche in Höhe von 100 000 DM (Deutsche Mark) wurde vom damaligen Kämmerer der Stadt Frankfurt bewilligt. Im Archiv der Städelschule ist umfassendes Material gelagert, das die Geschichte des Kurses, den «Gasthaus»-Symposia und weitere Facetten dokumentiert. Zuletzt wurde diese von Daniel Birnbaum aktualisiert, der während seiner Zeit als Rektor (2000–2010) mit Thomas Bayrle einen Künstler ins Kollegium holte, der Kurse von Peter Kubelka besucht hatte, und mit Martha Rosler eine Position engagierter Kunst, die aus weiblicher Perspektive die gesellschaftliche Konstruktion von Wirklichkeit auf den Prüfstand stellt.7 «Gastronomisches Tagebuch» Der als Schweizer Künstler, Autor, Tänzer und Regisseur bekannte Daniel Spoerri (geb. 1930, Rumänien) schenkte der Graphischen Sammlung der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern 1996 sein gesamtes Künstlerarchiv.8 Es umfasst – neben den künstlerischen Arbeiten, der Korrespondenz, der Dokumentation von Aktionen – seine Kunstsammlung, eine Bibliothek sowie auch Unterlagen zu Editionen und literarischen Werken wie «Gastromisches Tagebuch. Itinerarium für zwei Personen auf einer ägäischen Insel nebst Anekdoten und anderem Kram sowie einer Abhandlung über die Bulette», das 1970 in der deutschen Erstausgabe erschien. Im Herbst 1961 eröffnete Spoerri im Eingangsraum der Galerie Koepcke in Kopenhagen einen Krämerladen mit improvisiertem Sortiment, das vom Galeristen, von seiner Frau und dem Künstler selbst verkauft wurde. Als «Le Chef Daniel» kreierte Spoerri im selbst gegründeten Restaurant de la Galerie J. in der Pariser Rue de Montfaucon vom 2. bis 13. März 1967 jeden Abend ein Menü, das von Kunstkritiker*innen serviert wurde. Kurz vor Ostern 1967 ist er zusammen mit seiner damaligen Partnerin Kichika nach Symi aufgebrochen, einer kleinen Insel in der Ägais, die damals noch in sich selbst, in ihren sozialen und religiösen Überlieferungen ruhte und von wenigen Menschen bevölkert wurde. Dort hat er vom 27. April bis Ende Mai gekocht und gelebt und ein «Gastronomisches Tagebuch» geführt, das die Faszination für archaische Lebensformen, Nahrungsmittel wie Innereien und die Intensität dokumentiert, die im Kochen als Leben in einer kleinen Gemeinschaft und der umgebenden Natur liegt. Den auf Erfahrungen auf der Insel zurückgehenden Plan, ein auf Innereien spezialisiertes Restaurant im nordamerikanischen Omaha zu gründen, verfolgte er nicht weiter. Restaurant Spoerri und Eat Art Gallery in Düsseldorf Am 17. Juni 1968 eröffnete Spoerri zusammen mit Carlo Schröter als Geschäftsführer am Burgplatz 19 in der Altstadt von Düsseldorf das Restaurant Spoerri als Künstler*innen-Restaurant, in dem er selbst kochte. Fester Bestandteil des Menüs waren die Omelette mit gerösteten Termiten, das Seehund-Ragout mit grünem Algenreis und das Elefantenrüssel-Steak. Tische konnten gebucht und die Assemblage der Reste des Nachtessens als Arbeit von Spoerri für einen Festpreis erworben werden. Mit der Eröffnung der Eat Art Gallery über dem Restaurant am 18. September 1970 institutionalisierte Spoerri kulinarische Projekte, Objekte und essbare Editionen. Der damalige Restaurator am Museum, Ludwig, Wolfgang Hahn, nahm intensiven Anteil an seinem Schaffen und realisierte gemeinsam mit Spoerri das Auftragswerk «Hahn’s Abendmahl». Die Gäste, das Geschirr und die rituelle Dramaturgie des Abends am 23. Mai 1964 in der Kölner Wohnung von Hahn zielten von Beginn auf die Entstehung des Kunstwerks, eines Fallenbilds in den Massen 200 × 200 × 38 cm auf einem Holzbrett, ab, das seitdem samt der Korrespondenz, dem Einkaufszettel und Fotografien zur Sammlung Hahn gehört und im mumok in Wien aufbewahrt wird. In «Hahn’s Abendmahl» verdichtet sich eine personengebundene Geschichte, eine Intimität zwischen Künstler und einer kleinen Gemeinschaft.9

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«Out of the Kitchen …» Rosemarie Trockel (geb. 1952, Schwerte, Deutschland) studierte zunächst Biologie, Mathematik und Anthropologie in Köln, bevor sie in die Klasse von Werner Schriefers an der Werkkunstschule wechselte, wo sie 1978 abschloss. 1980 lernte sie die Architektin und Städteplanerin Monika Sprüth, ihre spätere Galeristin, kennen, mit der sie bis heute zusammenarbeitet. Zeitgleich mit Künstler*innen wie Jenny Holzer, Cindy Sherman und Barbara Kruger entwickelte Trockel unter dem Diktum «Jedes Tier ist eine Künstlerin» eine kollaborative Arbeitsweise, bei der «women crafts», Materialkulturen und Fertigkeiten, die im Handwerklichen liegen, immer wieder aufgegriffen und weiterbearbeitet werden. Fundament und Bezugsgrösse sind die

Kochdauer [10 Min.]

Schwierigkeitsgrad [schwer]

Einschätzung, dass «das Frau-Sein vom Künstlerin-Sein nicht zu trennen ist».10 In Trockels Œuvre kommen Küche und Kochen nicht im deskriptiven oder wörtlichen Sinn vor. Sie nähert sich dem Feld über Interieur, Ausstattung und die Rollen von Hausfrau und Mutter als ein Typus des Frau-Seins, der nicht alternativlos ist. Vorstellungen von Prokreation und klischierter Selbstaufgabe erweitert sie um Bilder des kreativen Umgangs mit dem Druck und der Erwartung, fruchtbar zu sein und zu gebären: «Out of the Kitchen into the Fire», so der Titel eines Videos, das Rosemarie Trockel als Teil einer Installation gleichen Titels zusammen mit einem von ihr entworfenen Hühnerstall und der Serie «Negatives Eiweiss» 1993 erstmals in der Galerie Hufkens in Brüssel präsentierte. Protagonistin des Videos ist eine nackte Frau, die unter hühnerähnlichen Geräuschen ein mit Tinte gefülltes Ei legt, das auf dem Boden zerplatzt und auf dem Boden eine Malerei, ein Splashing, hinterlässt.11 Eier und die Hitze von Herdplatten werden in der Werkgruppe «Herde», die emaillierte Herdplattenobjekte, Zeichnungen, Fotos, Videos und Editionen umfasst, zu tanzenden Rotationskörpern und der visuellen Entsprechung von Bässen und Diskolichtern.12 Eine historische Illustration hat Trockel so verändert, dass ein Lehrer und eine Gruppe Jungen, mit der er durch die Landschaft zieht, statt Schulranzen Herde oder Plattenherde mit sich führen. Die Erotik des Kochens wird als Muster vorgeführt und der geschlechterspezifischen Zuordnung von Aufgaben der Boden entzogen. Artists’ Recipes: «Man kann keine Steine essen» Seit 2015 gibt es eine wachsende Zahl an Kochbüchern mit Rezepten von Künstler*innen. Acht Jahre nachdem der Koch und Gastronom Ferran Adrià (geb. 1962, Katalonien) von Roger Buergel und Ruth Noack zur Teilnahme an der documenta XXII eingeladen wurde. Der Trend ist als ein Ausdruck des wachsenden Bewusstseins für Zusammenhänge zwischen Lebensführung und der Endlichkeit von Ressourcen im globalen Massstab nach der zeitweiligen Propagierung eines «culinary turn» (2017) im Prozess der Wiederentdeckung und Rekontextualisierung von Künstler*innen wie Georgia O’Keeffe angekommen. Kochbücher mit Rezepten, die von Künstler*innen gesammelt und erprobt wurden, sind zu einem eigenen Genre an der Schwelle zum Künstler*inbuch geworden. Ein bis zur Gestaltung mit offener japanischer Bindung hin konsequentes Beispiel ist das Kochbuch «Man kann keine Steine essen» von Shinroku Shimokawa (geb. 1979, Tokio), der nach einem Studium der Bildhauerei in Tokio und an der Akademie der Bildenden Künste seit 2015 in Stuttgart arbeitet. Er ist zugleich Autor der Rezepte, erläuternder Texte zu den japanischen Basiszutaten, der Fotografien und des Nachworts: «Die Analogie zwischen meiner Kunst und dem Kochen liegt in der Beobachtung des Materials. (…) Es gibt viel Schönes in der japanischen Kultur. Nachdem ich nach Deutschland gekommen bin, sehe ich jetzt manche Dinge etwas anders. Die Esskultur in Japan hat in den letzten Jahren viel gelitten. Viele Leute konsumieren passiv und unbewusst. (…) Hier in Deutschland muss ich viele Sachen selbst herstellen. (….) Die Mühe des Selbermachens hat mir eine alte Welt ganz neu gezeigt.»13 Ökologie, Ökonomie und Gender Gilbert und George (Gilbert Prousch, geb. 1943, St. Martin in Thurn, und George Passmore, geb. 1942, Pymouth), die in einem Townhouse in der Fournier Street in East London leben, sind dafür bekannt, dass sie nie kochen und immer auswärts essen gehen. Diese Distanz vom Selberkochen ist Teil ihrer künstlerischen Arbeit, ihres Habitus als «human sculptures».14 Die Fokussierung auf männliches Kunstschaffen ist in Auflösung begriffen. Gesellschaftliche Rollenzuschreibungen haben sich zu verflüssigen begonnen und Debatten über Diversität zeitigen einen Druck, mit dem strukturelle Veränderungen hin auf eine pluralere Gesellschaft beschleunigt werden. Aus dieser Perspektive heraus stellen sich Fragen, wie eine Kunsthochschule als Zwitter zwischen Ökonomie und Ökologie in einem demokratischen System und seinen Budgets für Bildung und Kultur weiterentwickelt werden könnte, neu und anders. Küche und Kochen sind in Ergänzung dessen, dass sie Orte und Verarbeitungsweisen bezeichnen, Metaphern für Finanzierungsmodelle menschlicher Existenz, die auf Produktion und Konsum ausgelegt sind. Dieses Modell hilft wegen fast unvermeidlicher Überproduktion nicht weiter. Es braucht etwas anderes: Die engagierte Suche und Recherche danach, wie das Feuer anders entfacht und zum Garen von etwas genutzt wird, das länger anhält als Fastfood für den Markt. Der Bestand, die Kultivierung von Anbauflächen, Learning und Un-Learning, gemeinsames Lernen und die Weitergabe von Fähigkeiten und Teilhabe gewinnen aus dieser Perspektive an Bedeutung. Die Lehrenden als Einzelne und Kollektive und das Lehrangebot in seinen Nahtstellen für Kooperationen, Verbreiterung von Wissen und Quellen entscheiden über die Zukunftsfähigkeit ebenso wie eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie Zugänge zu einer Hochschule nicht zuvorderst und ausschliesslich über das Kapital geregelt werden, das weitervererbt wird. Derartige Prozesse haben gerade erst angefangen.

Kalorien [15393]

Fussnoten __ Siehe in Ergänzung des Kurzberichts zum Sympo sium: «In Bern ist konservatorisch-restauratorische Kompetenz gebündelt. Wer Konservierung und Restaurierung an der Hochschule der Künste Bern studiert, darf einiges erwarten. Der Fachbereich Konservierung und Restaurierung verfügt über jahrzehntelange Tradition und Erfahrung bei der Erhaltung von Kunst und Kulturgut, ist innovativ und mehrfach spezialisiert.» Restauro sprach mit dem Studiengangsleiter Prof. Dr. Andreas Buder, in: Restauro 1, 2022, S. 16–18. 2 __ hoerspielundfeature.de/die-kueche-des-kuenstlerswie-peter-kubelka-das-kochen-nach-100.html 3 __ Antonia Surmann, The Evolution of Kitchen Design. A Yearning for a Modern Stone Age Cave, in: Culinary Turn, hrsg. von Nicolaj van der Meulen, Jörg Wiesel, Bielefeld 2017, S. 47–56. 4 __ Ulrike Groos, Optimismus bei Tisch:. Zu einigen ausgewählten Künstlerlokalen, in: Eating the Universe. – vom Essen in der Kunst, hrsg. von Kunsthalle Düsseldorf, Ausst. Kat. Kunsthalle Düsseldorf, 28. November 2009 – 28. Februar 2010, u.a. Stationen, Köln 2009, S. 56–75. 5 __ moma.org/collection/works/88937 6 __ Der Beitrag stützt sich auf die grundlegende Forschung zum Thema Künstlerküche, die von Ralf Beil im Rahmen seiner Dissertation erarbeitet wurde: Ralf Beil, Künstlerküche. Lebensmittel als Kunstmaterial – von Schiele bis Jason Rhoades, Köln 2002. Zu Dieter Roth siehe vor allem: Roth-Zeit. Eine Dieter Roth-Retrospektive, hrsg. von Theodora Vischer und Bernadette Walter, Ausst. Kat. Schaulager, 24. Mai – 14. September 2003, u.a., Zürich 2003. 7 __ Siehe: kunst lehren. teaching art. Städelschule Frankfurt / Main, hrsg. von Heike Belzer, Daniel Birnbaum, Köln, 2007, S. 232–234, S. 362–265. 8 __ nb.admin.ch/snl/de/home/ueber-uns/gs/sammlungen/kunst/spoerri.html 9 __ Siehe in Ergänzung der betreffenden Kapitel in Beil 2002, Renate Buschmann, Evokationen von Genuss und Ekel. Daniel Spoerri und die Etablierung der Eat Art, in: Eating the Universe, Köln 2009, S. 20–55; Kunst ins Leben. Der Sammler Wolfgang Hahn und die 60er-Jahre, hrsg. von Barbara Engelbach, Susanne Neuburger, Ausst. Kat. Museum Ludwig, 24. Juni – 24. September 2017, Köln 2017, S. 156–163. 10 __ Siehe: Beate Söntgen, Mit Liebe betrachten. Rosemarie Trockels Kunst der Anerkennung, in: Rosemarie Trockel. Märzôschnee ûnd Wiebôrweh sand am Môargâ Niana Më, hrsg. von Yilmaz Dziewior, Ausst. Kat. Kunsthaus Bregenz, 24. Januar – 6. April 2015, S. 154–169. 11 __ Siehe: Wilfried Dickhoff, Randgänge in der Nähe von Ei-Sprüngen, in: Rosemarie Trockel. Werkgruppen 1986–1998, hrsg. von Hamburger Kunsthalle, Ausst. Kat. Hamburger Kunsthalle, 4. September – 15. November 1998, u.a. Köln 1998, S. 32–41 und S. 120. 12 __ Rosemarie Trockel. Herde, hrsg. von Gerhard Theewen, Köln 1997. 13 __ Shinroku Shimokawa. Man kann keine Steine essen. Kochbuch eines japanischen Bildhauers. Stuttgart/ Basel 2021, S. 227–228. 14 __ Siehe: The Meal. A Conversation with Gilbert & George, hrsg. von Charlotte Birnbaum, On the Table VI, Berlin 2018. 1

MÄRZ 2022

Kategorie [Artikel]

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Vegan [Art.04]


MÄRZ 2022

2 Nick Jaun

4 Julia Zehnder

5 Nora Brägger

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1 Mattia Marchese

Student*innen des Bachelor Visuelle Kommunikation illustrieren WG-Küchen.


MÄRZ 2022 HKB-ZEITUNG

3 Anna-Lea Muster

6 Taddeo Motta


MÄRZ 2022 HKB-ZEITUNG

Katroffel Roshan Adhihetty, Absolvent Master Art Education

Adhihetty schafft «sous terrain» entgegen jeglicher Intuition ein Biotop für tropische Setzlinge. In einem Gefüge von Abhängigkeiten kompensiert er die Abwesenheit von natürlichem Licht in seinem Labor durch LED-Panels, eine Infusion versorgt Avocadokern, Süsskartoffel und Ingwerwurzel mit Wasser. Dieses neue artifizielle Gleichgewicht verlangt nach konstanter Involvierung in Prozesse, die sich in ihrer natürlichen Umgebung selbst regulieren. «Ich habe eine Pflanze gezogen. Kann ich deswegen über sie verfügen?» Adhihetty schafft eigenartige Hybride durch die Kreuzung von

Pflanzensorten. Diese gewaltsamen Verformungen lassen an das Machtgefälle denken, welches jede Art von Ausbeutung – auch jene der Natur – bedingt: Die vermeintliche Überlegenheit über das Andere. Lassen wir uns auf Adhihettys Bilder ein, bleiben wir für einen Moment alleine mit der Pflanze, mit dem Berg und mit der Frage nach Diversität und ihrem Verlust. Solange der Mensch existiert, hat er Einfluss auf die Natur. Was bliebe, wenn wir unser eigenes Habitat zerstörten? Wir würden verschwinden. Ökosysteme würden sich regulieren, auf bekannte oder unbekannte,

ungeahnt resiliente Weise. «Seit wann nimmt sich der Mensch als Fremdkörper in der Natur, also abgespalten von ihr, wahr?» Und was passierte im Gegensatz dazu, wenn wir uns wieder als Teil der Vielfalt verstünden? Wir sind hier. Und nun? Wie ein neues Bewusstsein entwickeln für das, was uns umgibt? Für das, was uns bleibt? Adhihettys Bildwelt hinterfragt die Hierarchisierung im Blick auf das Andere. Und lädt dazu ein, das Eigene im Anderen wieder zu erkennen. Text: Dimitra Charamandas (Auzug aus dem Ausstellungstext, «Freispiel» 2021, Kunstmuseum Solothurn)


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MÄRZ 2022


MÄRZ 2022 HKB-ZEITUNG

Fabienne Grossen, Absolventin Bachelor Visuelle Kommunikation


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MÀRZ 2022


MÄRZ 2022 HKB-ZEITUNG

vitality, Janica Irina Madjar, Absolventin Bachelor Fine Arts


MÄRZ 2022 HKB-ZEITUNG

Frankfurter Küche Severin Hürzeler, Absolvent Bachelor Visuelle Kommunikation

Urtyp der Einbauküche: Die Frankfurter Küche entstand im Rahmen des Bauprogramms einer Wohnsiedlung mit 1220 Sozialwohnungen. Zwischen 1926 und 1930 gingen 10 000 dieser Einbauküchen in Serienproduktion. Die Frankfurter Küche sollte so praktisch wie ein indust-

rieller Arbeitsplatz sein: Eine Vielzahl von Gerätschaften sollte mit einem Handgriff erreichbar sein. Gleichzeitig stand die Frankfurter Küche für einen hohen Designanspruch.


MÄRZ 2022 HKB-ZEITUNG

On your own terms, 2020, Der Tod wird zweifellos für immer eines der mysteLaurence Kimberley Rast, Nadine Fankhauser, riösesten Themen der Menschheit bleiben. Auch Absolventinnen Bachelor Visuelle Kommunikation wenn er oft ein Tabuthema ist, steht dieser im Internet manchmal im Mittelpunkt von ganz persönlichen Gesprächen. Wir haben einige dieser Geschichten, Fragen und Aussagen in Foren

gesammelt und zu Überlegungen von vier fiktiven Charakteren verdichtet. Die unterschiedlichen Aspekte dieser Überlegungen wurden von uns in einem nächsten Schritt visuell interpretiert und eröffnen durch ihre experimentellen Bildwelten und Ästhetiken neue Perspektiven auf

die Themen Jenseits, Tod und Bestattung. Die Idee der Umsetzung als Online-Plattform gibt diesem wichtigen Thema letztendlich einen Raum, in dem Ideen, Ängste, Vorlieben und Vorstellungen rund um den Tod geäussert, ausgetauscht und zusammen als Gemeinschaft weiterentwickelt werden können.


MÄRZ 2022 HKB-ZEITUNG

Die hier gezeigten Bilder visualisieren mögliche Antworten der erfundenen Charaktere auf die populäre Frage: «What would you want your last meal to be?» Für einige hat Essen eine derart emotionale Bedeutung, dass sie sich beim Gedanken an dieses letzte Erlebnis in die wildesten Fress-

gelage hineinversetzen können, während es für andere eher eine Formalität ist.

Die gesamte Arbeit: finale20.ch/de/projekt/laurence-rast-nadine-fankhauser


MÄRZ 2022 HKB-ZEITUNG

Réaction Culinaire Andrea Rickhaus, Ksenia Sadilova, Absolventinnen Master Art Education

Ein künstlerisch-vermittlerischer Beitrag von «Réaction Culinaire», der vergangene Projekte referiert und eine Überraschung via Telegram-Kanal bereithält. «Réaction Culinaire» ist ein laufendes Projekt von Ksenia Sadilova und Andrea Rickhaus, das

an der Schnittstelle von Kulinarik, Kunst, Performance und Vermittlung/Education agiert. Sie entwickeln orts- oder kontextspezifisch mit der Kulinarik als Werkzeug und kreieren dabei körperliche Handlungsspielräume für ephemere Zustände.


Rohkost [Art.05]

Kategorie [Essay]

Schwierigkeitsgrad [fortgeschritten]

Kochdauer [4 Min.]

Kalorien [9099]

Da in Realität die Erwerbsarbeit des Mannes selten zur Deckung der Lebenskosten ausreicht, arbeiten Frauen ebenfalls ausserhalb des Haushaltes, während die Hausarbeit (selbstverständlich) ihre Aufgabe bleibt und ihr Verdienst (offensichtlich) nur als Zuverdienst verstanden wird; die viel zitierte Doppelbelastung der Frauen ist demnach kein Produkt des 20., sondern des 19. Jahrhunderts. Es wundert also nicht, dass feministische (Arbeits-)Kämpfer*innen immer wieder an der Organisation der Reproduktionsarbeit oder auch ganz direkt an den Küchen ansetzten, um ihre Verhältnisse zu verbessern. Beispielsweise die «materiellen Feministinnen», die um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert versuchten, ganze Quartiere durch kollektive Haushaltführung neu zu organisieren.4 Denn wie Silvia Federici 1974 in ihrem Aufsatz «CounterPlanning from the Kitchen» (dt: Aufstand aus der Küche) schreibt, hat «[e]ine zweite Arbeit anzunehmen [...] uns noch nie von der ersten befreit. Zwei Arbeiten zu erledigen, hat für Frauen immer nur bedeutet, über noch weniger Zeit und Energie für den Kampf gegen beide zu verfügen.»5

Denken wir über Küchen nach, müssen wir unweigerlich über das Patriarchat nachdenken, über gesellschaftliche Verhältnisse und soziale Ungleichheiten. Ein Essay über die Geschichte und die Kämpfe in der Küche. Über die Küche als sozialen Ort schreiben? Ich sage sofort zu. Ich habe lauter Ideen: ich könnte über die Bedeutung von Küchen im Film sprechen oder über die Küche als literarischen Schauplatz – oder die Küche als Rückzugsort der Bediensteten im bürgerlichen Haushalt. Oder einfach über meine eigenen Küchen, die unzähligen WG-Küchentischgespräche, das lärmige Gefoppe in jener Restaurantküche, in der ich manchmal als Aushilfe arbeite, die Küche meiner Grossmutter. Ich denke, wenn einem beim Sterben wirklich das gesamte Leben vor Augen vorbeizieht, dann werde ich eine nicht enden wollende Reihe von Küchen sehen, Küchen, in denen alles Mögliche passiert ist, in denen sich mein Leben abgespielt hat. Während ich meinen Computer aufklappe, kommen mir erste Zweifel. Die Küche ist noch immer nichts, was so unbedarft reduziert werden kann auf einen normalen Raum in einer Wohnung. Sie ist nicht bloss ein warmes Wohlfühlecklein, in das wir uns zurückziehen, um zu kochen, zu essen, zu rauchen, zu quatschen. Wo wir also kreativ sind, unsere Bedürfnisse stillen, unseren Lastern frönen und gesellig oder eben sozial sind. Über die moderne Küche kann ich nicht nachdenken, ohne die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, die Geschlechterhierarchie. So augenfällig ist die Küche eine Chiffre für patriarchale Unterdrückung, für die Kontinuität einer gesellschaftlichen Geschlechterordnung, an der wir uns auch noch im Jahre 2022 die Zähne ausbeissen, und für das mutwillige Falschverstehen des Begriffes Wirtschaft, welches Reproduktions- und Sorgearbeit abwertet und gar nicht erst einbezieht, welches Sorgearbeitende arm hält. Eine Chiffre also für ein ganz und gar asoziales System.

[S.19]

Die Geschichte der Küche und ihres Stellenwertes, überhaupt ihrer Funktionen, ist wechselvoll. Einst eine Feuerstelle unter freiem Himmel (falls wir das denn schon Küche nennen wollen), wandert die Küche im antiken Griechenland ins Atrium, einen meist überdachten Innenhof. Im Römischen Reich werden Küchen im Innern der Häuser angelegt, der hohen Rauchentwicklung wegen ist die Küche ausschliesslich Arbeitsstätte

von Versklavten. Die gewöhnlichen Stadtbewohner*innen verfügen meist nicht über eigene Küchen, sondern suchen zur Nahrungszubereitung zentrale Bäckereien und öffentliche Küchen auf. Das offene Feuer ohne Schornstein und die damit einhergehenden Unannehmlichkeiten dominieren die Küchen und Kochstellen in Europa noch einige Jahrhunderte. In den Langhäusern des europäischen Mittelalters wird mitten im Raum auf offenem Feuer gekocht, das gleichzeitig die einzige Licht- und Wärmequelle ist, um die sich die Bewohnenden einfinden. Die später aufkommende mittelalterliche Schwarzküche ist hingegen kein Raum, der zum Verweilen einlädt, sondern ein meist fensterloser Feuer- und Kochraum, in dem der Rauch bis weit unter die Decke hängen bleibt und zum Räuchern von Lebensmitteln verwendet wird. Was wir als «moderne» Küche einwandfrei identifizieren können, finden wir dann wohl erstmals in den Klosterküchen und Adelshäusern, aber bald ebenso in bürgerlichen oder auch bäuerlichen Küchen des späten 18. Jahrhunderts, die mit zumindest dreiseitig geschlossenen Öfen und Schornsteinen oder gar Kochherden mit komplett geschlossenem Feuerraum ausgestattet sind. Wenn auch einige Utensilien überraschen oder abschrecken dürften, da diese Küchen vielfältigeren Zwecken Raum bieten, als heutige es für gewöhnlich tun. So werden in den Küchen nicht nur die täglichen Mahlzeiten zubereitet und Brot gebacken, sondern vom Getreidemahlen übers Holzhacken, kleinere Schlachtungen und die Fertigung und das Konservieren von Wurstwaren bis hin zur Bearbeitung von Flachs oder zur Herstellung von Kerzen und Seifen wird alles erledigt, was zur Versorgung eines Hauses, einer Hauswirtschaft vonnöten ist.1 Die Küche der frühen Neuzeit ist auf das Anlegen, Haltbarmachen und Horten von Jahresvorräten angelegt, eine Aufgabe und Tätigkeit, die für das Überleben unerlässlich ist. Dementsprechend hoch ist der Stellenwert dieser Arbeit – nämlich der Feldarbeit gleichwertig (wobei dies nicht über die dennoch wirksame und gewaltvolle patriarchale Geschlechterhierarchie hinwegtäuschen soll). Dies gilt ebenso für den bürgerlich-städtischen

Wer nun denkt, das sei längst überholt, der oder dem seien ein paar Zahlen aus dem Bundesamt für Statistik ans Herz gelegt, laut welchen in der Schweiz auch heute noch über 60% der insgesamt jährlich 8,5 Milliarden Stunden unbezahlter Haus- und Familienarbeit auf Frauen entfallen. Wird dies mit der Tatsache verrechnet, dass Frauen für bezahlte Arbeit oft weniger verdienen als Männer, verfügen Frauen in der Schweiz über 100 Milliarden Franken weniger pro Jahr – 80% davon würden verschwinden, wenn Frauen für den Teil, den sie im Haushalt «mehr» leisten als Männer, entlohnt würden.6 Wenn Denkerinnen und Aktivistinnen wie beispielsweise Mariarosa dalla Costa oder Silvia Federici in den 1970-ern Lohn für Hausarbeit forderten, zielten sie allerdings nicht «bloss» darauf, für Reproduktionsarbeit endlich entlohnt zu werden, sondern strebten im Unterlaufen der Rolle, die der Hausarbeit innerhalb der kapitalistischen Arbeitsteilung zugewiesen wird, eine revolutionäre Strategie eines vereinten Kampfes der Arbeiter*innenklasse an. In diesem Sinne sei der Aufstand aus der Küche ganz wörtlich verstanden – und die Küche (vorerst – und allen romantischen Gefühlen, die wir privat mit diversen Küchen verbinden, zum Trotz) weniger als sozialer Ort denn als Ort des sozialen Kampfes.

Fussnoten __ Aicher, Otl: Die Küche zum Kochen, das Ende einer Architekturdoktrin, Calway, München, 1982, S. 9. 2 __ Freudenthal, Margarete: Das Elternhaus Goethes, in Andritzky, Michael: Oikos. Von der Feuerstelle zur Mikrowelle. Haushalt und Wohnen im Wandel, Anabas-Verlag, Giessen 1992, S. 26 ff. 3 __ Siehe Opitz, Claudia: Neue Wege der Sozialgeschichte? Ein kritischer Blick auf Otto Brunners Konzept des «Ganzen Hauses», in: Geschichte und Gesellschaft, vol. 20, Nr. 1, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1994, S. 88–98. 4 __ Siehe Hayden, Dolores: The Grand Domestic Revolution: A History of Feminist Design for American Homes, Neighborhoods and Cities, Boston 1982, zitiert nach Federici, Silvia: Aufstand aus der Küche, edition assemblage, Münster 2020. 5 __ Federici, Silvia: Aufstand aus der Küche, edition assemblage, Münster 2020, S. 112. 6 __ Zahlen des Bundesamts für Statistik, zitiert nach: Mirjam Aggeler & Anja Peter: Unterlagen für die Expertinnenkommission der Frauensession 2021, économie feministe, Bern 2021. 1

Text: Annina Haab Annina Haab (*1991) hat Literarisches Schreiben und Contemporary Arts Practice an der HKB studiert, ist Autorin und arbeitet in Küchen. Ihr erster Roman «Bei den grossen Vögeln» erschien 2021 und wurde mit dem Kranichsteiner Literaturförderpreis ausgezeichnet.

HKB-ZEITUNG

Während der zunehmenden Industrialisierung und der steigenden Urbanisierung erlebt die Hausarbeit einen erheblichen Wandel. In den engen Mietskasernen gibt es keinen Platz für ausladende Küchen, auch verfügt die entstehende Schicht von Proletarier*innen nicht über die Ressourcen, um Vorräte im Sinne einer Jahreswirtschaft anzulegen. Im Zuge der Trennung von Wohnen und Arbeiten, der Abkehr von der (als Konzept nicht unumstrittenen3) «Ökonomie des ganzen Hauses» hin zur industriellen Warenproduktion entwickelt sich diese Hauswirtschaft zur einfachen Hausarbeit, die (ungeachtet des Namens) nicht mehr als produktive Arbeit angesehen wird. So verliert sie den Status als substanzieller und gleichwertiger Teil zur Sicherung des Überlebens. Die Lebensgrundlage wird nun angeblich nurmehr durch Lohnarbeit erwirtschaftet – die in der Arbeitskraft enthaltene Reproduktion derselbigen verschwindet aus dem Kreis der ökonomisch relevanten Grössen. Damit geht die nachhaltige Unsichtbarmachung geleisteter Reproduktionsarbeit einher, welche aber für die kapitalistische Wertschöpfung genauso wesentlich ist wie die entlohnte produktive Arbeit. Das bürgerliche Ehe- und Familienbild schreibt die Hausarbeit endgültig als unentlohnter Liebesdienst fest.

MÄRZ 2022

Haushalt, der bis ins ausgehende 18. Jahrhundert ein auf Vorratswirtschaft angelegter Produktionsbetrieb mit mehreren Angestellten ist, dem die Hausmutter vorsteht.2


Laktosefrei [Art.06]

Kategorie [Artikel]

Schwierigkeitsgrad [einfach]

Kochdauer [5 Min.]

Kalorien [8348]

MÄRZ 2022

KUNST MIT EIGENLEBEN

HKB-ZEITUNG

Fermentation ist im Trend, nicht nur in der Gastroszene, sondern auch in der Kunst. Was ist so besonders daran, wenn die Milch kippt oder ein Gemüse zu gären beginnt? Eine Begegnung mit der Fermentationsexpertin Maya Minder.

Text: Roland Fischer Roland Fischer (*1974) ist Wissenschaftsjournalist und -kurator. Im «symbiont space» in Basel sucht er Kunst und Wissenschaft auf gewinnbringende (für beide Seiten) Weise zusammenzubringen. Zudem experimentiert er auch gern mit fermentierten Getränken als Cocktailzutat.

Maya Minder

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Irgendwann in Mesopotamien, vor 6000 Jahren. Die Sumerer*innen wissen schon lange um den Nutzen der Tierhaltung. Die Domestizierung von Schafen, Ziegen und Rindern erfolgt neuesten archäologischen Funden zufolge erstmals vor etwa 10 000 Jahren. Das heisst etwa zeitgleich mit dem ersten Anbau von Weizen und Gerste. Der Anfang der Fermentation ist historisch umstritten, einer Theorie zufolge entdecken die Sumerer*innen viertausend Jahre später auch, wie man kleinste Organismen für sich arbeiten lässt: Hefen helfen bei der Herstellung von Brot und Wein. Andere Expert*innen sind der Ansicht, die Entdeckung der Fermentation sei einer der Hauptgründe für die Sammlerinnen und Jäger gewesen, überhaupt sesshaft zu werden. Egal wann es passiert ist: Manche nennen es den Anfang der Biotechnologie – umgekehrt liesse sich sagen, wir entdecken gerade die uralte Kulturtechnik der Fermentation neu. Wenn Lebensmittel vergären, haben, so darf angenommen werden, alle Beteiligten etwas davon – vor allem die in und von den Lebensmitteln lebenden Mikroben, aber auch wir Menschen; jedenfalls seit wir realisiert haben, dass fermentiert nicht dasselbe bedeutet wie verdorben. Es kümmert uns natürlich kaum, ob die Hefen im Sauerteig beim Brotbacken überleben. Oder ob sich die Joghurtkulturen anschliessend auch in unserem Darm einnisten oder ob sie in der Magensäure zugrunde gehen. Es spielte aus anthropozentrischer Sicht auch nicht so eine Rolle. Weder die Sumerer*innen noch alle Folgekulturen hatten eine Ahnung von den Kleinstlebewesen, die sie da zu «domestizieren» begannen – sie mochten es «Alchemie» nennen oder vielleicht auch «Magie». Das änderte sich erst im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen der Mikrobiologie – plötzlich hatten ganz verschiedene Vorgänge im Zusammenhang mit Lebensmitteln eine gemeinsame Grundlage: Einzeller, die irgendetwas anstellten mit den Nährstoffen. Man könnte auch sagen: sie für uns schon einmal ein Stück weit vorverdauen. Inzwischen ist fast so etwas wie ein Kult um die Fermentation entstanden, manche betrachten ihre Sauerteigkultur oder ihren Kombucha auch als ihr Haustier. Die Fermentista Für die Biokünstlerin Maya Minder aus Zürich sind Kombucha, Kefir und Konsorten Kulturtechniken im doppelten oder sogar dreifachen Sinn. Sie interessiert sich natürlich für die traditionellen Nutzungen, für die uralte Geschichte der Fermentation. Sie nutzt Bakterien und Hefen aber auch ausgiebig in ihrer künstlerischen Praxis, macht sie also zu ihrer ganz persönlichen Technik – augenzwinkernd nennt sie sich auch Fermentista. Und nicht zuletzt ist die Arbeit mit Mikroorganismen immer buchstäblich eine Arbeit mit Kulturen. Metaebenen à discretion. Mit einem sehr konkreten primären Zugang allerdings: Sie wolle sich Lebensmitteltechnologien wieder aneignen. Viele gängige Fermentationsprozesse seien gewissermassen von der Industrie monopolisiert worden, wir hätten unsere Kenntnisse, wie man Käse oder Wein herstellt, «outgesourced». Also versuche sie mit ihrer Arbeit Mikroorganismen erfahrbar machen als sinnliches Erlebnis. Oder eben auch als intime Beziehung: «Züchtet man einen Kombucha, entwickelt er sich ganz persönlich» – eine Koexistenz verschiedener Bakterien und Hefen, die womöglich einzigartig ist. Und diese Lebensgemeinschaften haben ihre Launen – womit wir zurück bei den Haustieren wären: Nehme man einen Wasserkefir mit auf Reisen, habe er oft ein wenig Mühe am neuen Standort, er müsse sich da auch erst ein wenig akklimatisieren. Ihr grosses Wissen nutzt sie aber nicht nur in ihrer künstlerischen Praxis, sie bietet auch Fermentationskurse an, für alle, die lernen wollen, wie man Kimchi macht oder Kefir. «Es kommen viele Leute mit den unterschiedlichsten Ernährungsintoleranzen zu mir in den Kurs.» Und oft stelle sich eine Besserung ein. Fermentieren sei kein Allheilmittel, aber eines sei sicher: «Das Konsumverhalten einer Wohlstandsgesellschaft tut unserem Darm nicht gut.» Sie ist überzeugt, dass

das Essen fermentierter Produkte hilft, «besser mit Stress umzugehen». Und vielleicht auch ein wenig dabei, über sozioökonomische Strukturen nachzudenken: Industrialisiertes Essen sei ja nur noch darauf getrimmt, dass es uns möglichst simpel schmeckt, also ohne Umwege das Belohnungssystem triggert. «Die Verkörperung der kapitalistischen Idee, eingeschrieben in unser Essenverhalten.» Kontrollsucht und -verlust Wenn man ihr so zuhört, wie sie sich ins Feuer redet, könnte sie auch Inhaberin einer Ernährungsberatungspraxis sein. Wo genau wird Fermentation denn zur Kunst? Vielleicht steckt die Antwort in einer beiläufigen Bemerkung: Es sei letztlich immer ein Jonglieren mit «Manipulation bzw. Kontrolle und einfach Stehenlassen». Was ja vielleicht überhaupt als schöne Definition taugt für künstlerisches Schaffen, dieser unmögliche Spagat zwischen Kontrollsucht und -verlust. Dass sich ihre Kunst auf die eine oder andere Art immer ums Essen dreht, hat aber tiefere Gründe: «Essen hat mit Chemie zu tun, mit Transformation, mit Kultur, Heimat und Erinnerung.» Aber auch mit Handwerk und mit einem sozialen Moment: Es geht da auch immer um die Interaktion zwischen Gastgeber*in und Gast. Essen sei insofern ein «fundamentales Kommunikationsmittel» für alle möglichen Kontexte: aktivistisch (Umweltthemen), feministisch (Genderrollen), politisch (Agrarpolitik). Und natürlich die sinnlich unmittelbare Ebene: «Wir haben ja zu wenig Worte, um all das zu beschreiben, was wir wahrnehmen beim Essen.» Essen und Kochen sind tatsächlich für sich schon unendlich vielschichtig, allerdings bleiben sie auf den Menschen zentriert. Beuys soziale Skulptur weist keinen Weg über den «human exceptionalism» (Anthropozentrismus) hinaus – Bakterien- oder Pilzkulturen dagegen schon. Wie sinnvoll ist es überhaupt, von Individuen zu reden, wenn man sich auf die biologische Logik der Mikroorganismen einlässt? Für Maya Minder ist es selbstverständlich, sich auch immer tiefer in die wissenschaftlichen Grundlagen einzuarbeiten, das heisst, mehr über unsere seltsamen kleinen Mitbewohner*innen zu erfahren, von denen wir nach wie vor kaum etwas wissen. Obwohl sie überall sind und eigentlich schon immer da waren: «Bakterien sind viel älter als wir, und sie gehorchen einer ganz anderen biologischen Logik: Sie tauschen sich mit der Umwelt aus, das ist ihr inhärentes Wesen.» Da werden laufend Gene hin- und herverschoben und stoffwechslerische Kreisläufe geschlossen. Auch in uns drin, das wird uns erst so langsam richtig klar: «Das Mikrobiom lehrt uns, dass wir selber eine grosse Symbiose sind. Wir müssen das Objekt-Subjekt-.Verhältnis und das Konzept Parasit komplett überdenken.»

Sich Technologien aneignen Nicht zuletzt hat Fermentieren auch eine politische Komponente: Ähnlich wie in der Medienkunst ist dabei der Hacking-Gedanke zentral: sich Technologien aneignen, um sie frei von wirtschaftlichen Zwängen nutzen zu können, um mit ihnen zu spielen. Eben darum geht es in der Biohacking-Szene, die für Maya Minder zu einer künstlerischen Heimat geworden ist. Und wir brauchen diesen kritischen, souveränen Umgang mit Biotechnologie dringender denn je: Dank der Genschere Crispr/Cas9, mit der man gezielt ins Erbgut eingreifen kann, macht die Manipulation von Mikroorganismen gerade muntere Quantensprünge. Was wir bis anhin gewissermassen anekdotisch genutzt haben – so gut wie alle Fermentationsprozesse dürften ihre Entdeckung dem Zufall verdanken –, das beginnen wir nun sehr bewusst zu gestalten, mit den Mitteln des Gene-Editing. Und im grossindustriellen Massstab zu nutzen, sei es in der Pharmaindustrie, in der Chemie oder bei Lebensmitteln. Versteht sie Fermentationspraxis insofern auch als Nestlé-Kritik? Kein Zögern von Maya Minder: «Auf jeden Fall!» Das Absurde sei ja, dass Fermentation am Beginn allen prozessierten Essens stehe, viele der in den Fabriken genutzten Herstellungsprozesse (ob bei Senf, Ketchup, Süssgetränken) nutzen enzymatische Tricks, die als Kulturtechnik eben wesentlich älter sind. Und die nach wie vor ein unschätzbares Reservoir darstellen: Minder erwähnt die Köche des berühmten noma in Kopenhagen, die ein eigenes ferment lab betreiben. «Auf der Suche nach neuen Geschmäckern und Geschmacksnuancen wird man fast von selbst beim Fermentieren landen.» Die Grosskonzerne dagegen: «Die haben nur eine Mission: den Geschmack zu standardisieren.»


High Fat [Art.07]

Kategorie [Interview]

Schwierigkeitsgrad [mittel]

Kochdauer [4 Min.]

Kalorien [6292]

MÄRZ 2022

Bruna Casagrande

HKB-ZEITUNG

Celia Sidler

Nathalie Noorlander

Celia und Nathalie Sidler loten in ihren Installationen das Potenzial des Materials Lebensmittel aus. Im Rahmen eines Forschungsprojekts an der HKB1 werden ihre künstlerischen Arbeiten von der Konservatorin-Restauratorin Bruna Casagrande dokumentiert. Ein Auszug aus einem von vielen Gesprächen im Projektteam. Die nächste künstlerische Arbeit mit dem Titel «Remember Remember» ist im Kunstraum Dreiviertel in Bern geplant. Celia und Nathalie, was reizt euch an diesem Ort? CS Der Kunstraum Dreiviertel ist ein Offspace, der sich für die Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft interessiert, das passt zu uns als künstlerisch Forschenden sehr gut. Wir werden an drei Tagen ausstellen, Ende Februar. NS Es ist eigentlich keine Ausstellung, sondern eine künstlerische Intervention, die punktuell stattfindet und nach ein paar Tagen wieder verschwindet. Wir haben den Raum gewählt, weil er sehr klein ist, wir arbeiten fokussiert auf eine Sache hin. CS Das grosse Schaufenster gefällt uns, dass man hineinschauen kann und dass der Raum sich neben einer Bäckerei befindet, an einer stark frequentierten Strasse, das heisst, unsere Arbeit wird auch sichtbar werden für vorbeigehende Menschen. NS Ein kleiner Innenraum, der gross sichtbar ist. Die Bäckerei hat mittags viel Kundschaft, und sie ist über die gleiche Treppe erreichbar wie der Raum Dreiviertel, das hat uns inspiriert und ist für die geplante Installation sehr passend.

Interview: Bruna Casagrande Bruna Casagrande (1982) ist Konservatorin-Restauratorin für zeitgenössische Kunst und wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Institut Praktiken und Theorien der Künste der HKB. Sie hat die Dokumentationsmethode «multiperspektivischer Zeugenbericht» entwickelt, mit der mündliche Berichte zu veränderlichen Kunstwerken erstellt werden.

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Welches Setting werden die Besucher*innen im Raum vorfinden? NS Zu Beginn einer Arbeit machen wir uns gemeinsam ein Bild der geplanten Installation, in diesem Fall sieht das ungefähr so aus: In der Mitte des Raums steht ein runder Tisch mit Stühlen, darauf befindet sich ein Tuch, kein gewöhnliches Tischtuch, sondern ein ausgemustertes Laken aus dem Unispital Basel. Dieses Bettlaken ist golden bestickt und darauf steht ein Kuchen, der gegessen werden kann. CS Das Motiv der Stickerei sind Blumen und die Schleife eines Trauerkranzes. Hinten im Raum sind weitere Kuchen auf einem Regal aufgereiht. Es sind insgesamt acht Kuchen, denn wir haben mit acht verschiedenen Frauen Gespräche über Familienrezepte geführt, und im Verlaufe dieser Gespräche kamen wir immer auf biografische Ereignisse zu sprechen, die den Frauen in Zusammenhang mit dem Backen dieses Kuchens und mit dem Sprechen darüber wieder in den Sinn gekommen sind. Vielfach ging es um Veränderungen im eigenen Leben, Migration, Verlust, Tod. Textfragmente aus diesen Gesprächen werden im Raum sichtbar oder hörbar sein. Die Kuchen, welche angeboten werden, werden von diesen Gesprächspartnerinnen für die Ausstellung gebacken.

Die Besuchenden sind eingeladen, von den Kuchen zu essen. Wie explizit werdet ihr diese Einladung machen? NS Der Moment, wenn in dem Bild, wie wir es beschrieben haben, eine Handlung entsteht, interessiert uns. Wann und wie kommen die Besucher*innen ins Handeln, dieser Frage gehen wir in unserer Arbeit nach. CS Vielleicht wird der Kuchen in Stücke geschnitten sein als Einladung, sich davon zu nehmen. Oder eine Aufsichtsperson wird Anweisungen geben und neuen Kuchen aufstellen. Wir möchten trotz Corona die Gelegenheit bieten zum bewussten multisensorischen Wahrnehmen. NS Wir nehmen ja nicht nur visuell wahr, sondern immer auch olfaktorisch, auditiv, haptisch und gustatorisch, und wir möchten, dass all diese sensorischen Wahrnehmungsformen explizit möglich sind in dem Raum, dass die Besuchenden die Stoffservietten auffalten, vom Kuchen kosten und so weiter. Was wird zu hören sein? wird es auch eine Audiokomponente geben, und es werden verschiedenste Geräusche entstehen, vielleicht Stühle rücken, Gespräche unter den Besucher*innen … NS Die Arbeit wird sich im Spannungsfeld zwischen «unantastbarer Installation» und «sozialem Raum» bewegen. Es kann dort eine Interaktion stattfinden, durch Handlung kann ein neues Setting kreiert, das Bestehende verändert werden. CS Für unsere Gespräche haben wir die Frauen zu Hause besucht, wir haben bei ihnen am Tisch gesessen, zusammen Kaffee getrunken, Kuchen gegessen und geredet. Dieses Setting wiederholen wir jetzt im Dreiviertel und geben den Besuchenden die Gelegenheit, eigene Erinnerungen hervorzuholen und mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen. NS Bei all unseren Gesprächen stand das Familienrezept am Anfang: Woher kommt es, zu welchen Anlässen wird es gebacken, wozu braucht man Erinnerung, was macht mich aus und was gebe ich weiter? CS Immer kamen die Familiengeschichte und die eigene Biografie zur Sprache, anhand eines Kuchens haben wir Lebensgeschichten erzählt bekommen. NS Deshalb ist es wichtig, dass die Kuchen gegessen werden, im besten Fall haben die Besucher*innen darüber Erinnerungen an ihre eigenen Lebensgeschichten, sodass ein Netz an Erinnerungen entsteht. CS Wahrscheinlich

Auch diese zweite Arbeit innerhalb unseres Projekts werden wir mittels Zeugenberichten dokumentieren. Worüber könnte diese Dokumentation euch als Künstlerinnen Aufschluss geben? CS Uns interessieren die Aussagen von Personen, die offen und interessiert an die Installation herangehen, sich hinsetzen, selbstreflexiv wahrnehmen und sich vielfältig ausdrücken können. NS Die den Mut haben, den eigenen Wahrnehmungen Gewicht zu geben. Mich würde es auch interessieren, jemanden zu hören, der oder die sich nicht hinsetzt, sich nicht auf diese Weise involvieren mag. CS Die Rolle der Rezipient*innen ist uns sehr wichtig. NS Wie lässt sich das Potenzial von Kunst mit Lebensmitteln ausloten, wie ist das Verhältnis zwischen Rezipient*in und Kunstarbeit? Solche Reflexionen in Zeugenberichten sind für uns als Künstlerinnen interessant. Neben den Zeugenberichten und der Fotografie werden auch Videos zum Einsatz kommen für die Dokumentation. Welches Potenzial seht ihr darin? CS Video wird uns Aufschluss geben können darüber, wie sich die Besucher*innen im Raum bewegen, wie sie haptisch involviert werden. NS Fotografie hingegen zeichnet nur einzelne Momente auf. Problematisch ist in beiden Fällen die Anwesenheit einer Kamera, besonders in diesem kleinen Raum. Wir sind überzeugt, dass sich das irritierend auf die Besucher*innen auswirkt. CS Die Idee einer kaum sichtbaren Raumkamera gefällt uns besser, weil sie weniger störend ist. Aber natürlich ist ein ausführlich dokumentierter zeitlicher Ablauf als Ergänzung zum sprachlichen Zeugenbericht spannend. Die Frage, wie unsere partizipativ-performativen Interventionen dokumentiert werden sollen, das treibt uns um und ist ja auch deshalb Gegenstand des Forschungsprojekts. Auch diese Arbeit ist wieder ein Experiment und liefert uns bestenfalls weitere Ansätze oder gar Antworten.

Fussnote __Lebensmittel als Material in installativen und partizipativ-performativen künstlerischen Arbeiten – Dokumentation, Analyse, Rezeption SNF-Projekt am Institut Praktiken und Theorien der Künste, Projektleitung: Fabiana Senkpiel, Laufzeit 2019–2022 bfh.ch/de/forschung/forschungsprojekte 1


Keto-Diät [Art.08]

Kategorie [Stellungnahme]

Schwierigkeitsgrad [einfach]

Kochdauer [2 Min.]

STELLUNGNAHME

HKB-ZEITUNG

MÄRZ 2022

Die Küche ist tot! Die Küche als Ort der Gemeinschaft und Zusammenkunft – glauben wir denn ernsthaft, dass wir die Küche aufrechterhalten können? Ist es nicht etwas folkloristisch, dass Kochen und Essen in der westlichen Welt noch immer solch hohen gesellschaftlichen Stellenwert besitzt? Man muss gar nicht allzu weit in die Zukunft schauen 厨房已死 厨房已死. But first things first: Wir alle müssen essen. Und tun dies – gerade hier – auf unglaublich ineffiziente Weise. Mir erscheint das barbarisch. So essen wir leere Kalorien à gogo und finden das auch noch kultiviert. Unser Körper braucht Nahrung, aber nicht in Form von Essen. Er braucht die Chemikalien und Elemente daraus. Warum also kochen wir eigentlich noch? Der Status quo sagt: «Naja, weil’s schmeckt (veganer Speck?! FML) und Essen ist ja auch Kulturgut, ein sozialer Akt.» 2022: Essen muss, kann und wird nicht mehr als Schnittpunkt zwischen Natur und Kultur herhalten können. Leisten können wir uns das eigentlich bereits heute nicht mehr. Also hört auf, das noch in irgendeiner künstlerischen Praxis weiterzuspinnen zu wollen! Wenn wir neu definieren, was Essen eigentlich ist, sprich, was es in Zukunft sein soll und was wir damit erreichen wollen, dann wird Essen zur reinen Energiezufuhr. Und dann wird es schlicht keine Küchen mehr brauchen. Müsste die Kunst nicht hier ansetzen? Und wäre es nicht auch Chance, die entstehenden Lücken als Erste zu bespielen? Auch wenn Kunst keine Aufträge entgegennimmt, sie soll sich’s mal überlegen. Konzeptkunst und so, hey, auf Eliasson stehen doch alle. Aber ernsthaft, der Tod von Küche und Essen eröffnet neue Möglichkeitsräume. Wir brauchen neue Formate, Kontexte, Verbindungen und Rituale der Zusammenkunft. Und wir brauchen sie jetzt. Bitte? Ein Horrorszenario? Undenkbar? Bullshit? Leider fallen uns im gegenwärtigen Paradigma eben auch nur Lösungen ein, die diesem entspringen. Wenn man sich aber – wenigstens mal gedanklich – auf einen Shift einlässt und das PostEssen-Szenario weiterspinnt, beginnt ein ziemlich spassiger Film. Schon nur der Platz, der entsteht, wenn in jeder Wohnung die Küche wegfällt. Die Ressourcen, die eingespart werden – weder ein Kühlschrank noch ein Herd, keine Dunsthauben, Ofen, Spülmaschinen, Toaster, Kaffeemaschinen, Mixer, Kombisteamer. Man denke an all die Ikea-Servietten, die man einspart! All der Raum, der plötzlich da ist. Keine Restaurants, Kantinen, Schnellimbisse, DönerLäden, Take-aways – keine leidigen Diskussionen über Pappbecher oder Strohhalme, «heaven is a place on earth». Hey, und wie viel geile Foodkunst hätte Beuys noch schaffen können, wenn nicht ein Zehntel seiner Lebenserwartung fürs Essen draufgegangen wäre? Durchschnittlich treffen wir pro Tag zweihundert Entscheidungen, die unser Essen betreffen. Soll man dem Besuch nun vegane Ravioli oder doch den Schenkel des selbst erlegten Rehs auftischen? Die Marktbesuche am Samstag, aufwendige Reservationsvorgänge für hippe und überteuerte Trendlokale aus den NetflixDokus in europäischen Metropolen, Screentime auf Insta beim Durchstöbern der tausend Foodblogs und der Pages der Lifestyle-Coaches mit ihren ganzheitlichen Ernährungs- und Kochtipps und so weiter und so fort. Endlich kann auch ich mal das Wort «eurozentristisch» verwenden. Item. Im Schnitt verbringen wir fünf Jahre unseres Lebens mit Essen. Zusätzliche drei Jahre mit Kochen – das Putzen und Aufräumen von Geschirr und Küche ist dabei nicht mal eingerechnet. Gar nicht mal so geil. Voilà. Ich sitze übrigens grad zu Hause. Die Schmocker-Küche haben wir im Januar eingeweiht, der Quooker dabei mein persönliches Highlight. Bin am Vorbereiten für den morgigen Viergänger, Angelo und Ändu kommen. Heute Abend aber gibt’s frische, selbst gefangene Eglifilet aus dem Bielersee, die wir kurz in Butter anbraten und mit Mandelsplitter und den Gschwellti vom Vortag servieren werden. Vielleicht machen wir sogar eine Flasche Sancerre auf. Yolo. Text: Andrea Jäggi Andrea Jäggi (*1989), Ereignisdesignerin @futurefoodlab, steht auf alles, was mit Blut und Fleisch zu tun hat. Nebst dem konzipiert und gestaltet sie zukunftsweisende Szenarien und Erlebniswelten.

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Kalorien [3931]


Senkrecht 1 Der Rogen der Störe 2 Water, das ursprünglich zur Malaria-Prophylaxe getrunken wurde 4 Saure Alleinerziehende? Gärungsbeschleunigerin 5 Harter Brocken auf der Berner Platte 7 Stufe gar nicht gar 9 In siedender Flüssigkeit garen 10 Das Kind von Mandarine und Orange 15 Würziger Doldenblütler, fein zu Fisch 16 Blumenkohlvariante in Fibonacci-Design 18 Diese Ämmitalerin wird traditionell auf Rahm gebettet 21 Der Kunst nicht zuträglich? Erste Champagner-Kelterei der Welt 23 Süss, sauer, salzig, bitter und … 26 Nach einem Earl benannte Zwischenmahlzeit im doppelten Wortsinn 28 Petzschmutz? Schleckzeug aus Süssholz 29 Strapazierfähige Kaffeeart? 31 Was mit einem Gruss aus der Küche amüsiert wird 35 Dieser Pfeffer ist eigentlich gar keiner 36 Ob dieser Daniel am Madison Park beim Kochen summt?

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Waagerecht 3 Dieser Haushaltshelfer geht unter die Zitrushaut 6 Exzessiv essen oder eine heilkundige Hildegard von 8 Pflaumenschnaps – vielleicht aus Damaskus, sicher aus dem Jura 11 Ein Muss im Stock 12 Pochierte und mit Sauce hollandaise begossene Eggs 13 Kleines Insekt von grösster ökologischer Bedeutung 14 Für diese Gebäckmasse braucht’s keine Löschdecke 17 FantasTisch? Schweizer Schulkochbuch 19 Diät nach Steinzeit-Vorbild 20 Ob Romeo zu solchen Stiften geschnittenes Gemüse gerne ass? 22 Früher hiess diese Gelbfrucht Baumwollapfel oder Schmeckbirne 24 In diesem Basler Restaurant kocht eine Tanja mit Grandezza 25 Italienischer Kochbuchklassiker oder edles Esswerkzeug 27 Ursprünglich hat diese Betty Speisefettwerbung gemacht 30 Weinkennerin von Berufs wegen 32 Skala fürs Schätzen der Schärfe von Paprikapflanzen 33 Ob Jerry diesen Weichkäse besonders gern verdrückt? 34 Geliermittel aus dem Meer 37 Bodennahe Beere, die botanisch gesehen eine Nussansammlung ist 38 Vollrohrzucker mit malzigem Eigengeschmack 39 Was Schmerz ist for some, ist ailleurs Stulle.

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Schicke des Rätsels wässrige Lösung an publikationen@hkb.bfh.ch und gewinne ein Menü im Buffet Nord in Bümpliz. Wir wünschen viel Erfolg und guten Appetit!

Impressum HKB-Zeitung Aktuelles aus der Hochschule der Künste Bern HKB N°1/2022

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Herausgeberin Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB

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Redaktion Christian Pauli (Leitung) Simone von Büren Lara Kothe Peter Kraut Urs Lehni Baba Lussi Marco Matti Nathalie Pernet Andi Schoon Anna Studer

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KULINARISCHE KREUZWORTE Regina Dürig

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Gestaltungskonzept und Layout Atelier HKB Marco Matti (Leitung) Jacques Borel Lara Kothe Sebastian Wyss Druck DZB Druckzentrum Bern Auflage: 7500 Exemplare Erscheinungsweise: 4 × jährlich

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© Hochschule der Künste Bern HKB. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitung darf ohne schriftliche Genehmigung der HKB reproduziert werden. Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB Fellerstrasse 11 CH-3027 Bern hkb.bfh.ch

Die Einnahmen aus den Inseraten kommen vollumfänglich dem Stipendienfonds zugute, der HKBStudierende in prekären finanziellen Verhältnissen gezielt unterstützt. hkb.bfh.ch/stipfonds


MÄRZ 2022 HKB-ZEITUNG

«Der Bund»-Slam-Wettbewerb Teilnahme bis 20. März 2022 derbund.ch/slam Bekommen Sie kalte Füsse in der heissen Phase der Klimakrise? Schreiben Sie einen Slam, bringen Sie das Thema auf den Punkt. Die Fridays for Future-Jury wählt die zehn besten Slams für das Voting. Unsere Leser:innen entscheiden, welche drei Autor:innen live an der «Bund»Essay-Preisverleihung vom 31. Mai 2022 auftreten.

Partner:


Fr, 4.3., 19 Uhr / Sa, 5.3.2022, 14 / 19 Uhr Musik und Bewegung

Blö Blö Blö

Auf einem Holzfloss erkunden Instrumente, ein Radio und drei Charaktere gemeinsam ihr winziges Universum. Das Kinderstück ab 6 Jahren beschäftigt sich mit unserem Verhältnis zu anderen und zur Umwelt. → La Grenouille, Rennweg 26, 2504 Biel Fr, 4.3.2022, 9.15 – 17 Uhr Forschung

6. SINTA-Tag Fünf SINTA-Doktorierende präsentieren ihre Forschungsergebnisse aus den Bereichen Design, Musik, Intermedialität und Sozialanthropologie. → Unitobler F001, Erdgeschoss, Lerchenweg 36, 3012 Bern Fr, 4.3.2022, 19.30 Uhr Oper

Hermann Reutter: Die Brücke von San Luis Rey Mit einem schwirrenden Ton reisst die Brücke von San Luis Rey und stürzt fünf Menschen in den Abgrund – inspiriert von der Novelle Thornton Wilders komponierte Hermann Reutter 1954 seine Rundfunk-Oper. → Volkshaus Biel, Aarbergstrasse 112, 2502 Biel Sa, 5.3.2022, 17 Uhr Musik Klassik

Young Musicians Schaffhausen Klavierstudierende der HKB präsentieren sich im Rahmen der Konzertreihe Young Musicians, mit der das Musik-Collegium Schaffhausen der nächsten Generation eine Bühne bietet. → Rathauslaube, Rathausbogen 10, 8200 Schaffhausen → schaffhausen-klassik.ch/ young-musicians-2 Mo, 7.3. / Do, 14.4. / Do, 26.5.2022, 20 Uhr Jazz

Sa, 12.3.2022, 19.30 Uhr Musik Klassik

Do, 31.3.2022, 18 – 19 Uhr Musik Klassik

Di, 5.4.2022, 20.30 Uhr Jazz

Do, 14.4.2022, 18 – 19 Uhr Musik Klassik

Di, 3.5.2022, 19.30 Uhr Jazz

HKB Wind Orchestra

Halt auf Verlangen Special: PreCollege

The Music of Jimmy Guiffre / The Peel Sessions

Halt auf Verlangen: Violine & Tuba

Solo/Duo/Trio

Das HKB Wind Orchestra studierte in den vergangenen Monaten anspruchsvolle Originalwerke für Blasorchester von Komponisten aus Australien, England und Kanada ein, u.a. von Percy Grainger oder Joseph Horovitz. → Yehudi Menuhin Forum, Helvetiaplatz 6, 3005 Bern

Bern Art Ensemble und Jugendjazzorchester Ein Jazz-Abend der Sonderklasse: Das aus HKB-Studierenden bestehende Bern Art Ensemble lädt das in Basel ansässige Jugendjazzorchester zu einem Doppelkonzertabend nach Bern ein. → HKB, Auditorium, Ostermundigenstrasse 103, 3006 Bern → jugendjazzorchester.ch Mi, 23.3.2022, 18 Uhr Gestaltung und Kunst

Typoclub Afterwork Lectures: C2F Das Grafikduo C2F zeigt Arbeiten und nimmt auf das Thema der Vortragsreihe Bezug: «The Dark Side of Design», Aspekte des Berufsalltags, über welche bei Präsentationen gewöhnlich nicht gesprochen wird. → HKB, Auditorium, Fellerstrasse 11, 3027 Bern → typoclub.ch Do, 24.3.2022, 18 Uhr Musik Klassik

Halt auf Verlangen Special: Historische Aufführungspraxis Die Konzertreihe in der Spittelkapelle startet mit einer Spezialausgabe in das Semester: Studierende von Michael Form und Peter Croton präsentieren historisch informierte Interpretationen alter Meisterwerke. → Spittelkapelle im Burgerspital, Bahnhofplatz 2, 3011 Bern → begh.ch Do, 24.3.2022, 18 Uhr Schweizerisches Literaturinstitut

Vernissage Blinzeln

Lokaler Nachwuchs, quer durch den Garten, bildet den neuen Treffpunkt der jungen Berner Szene. Aus dem Beet spriessen zeitgeistige Songs, frische Improvisationen und kultivierte Sounds. Suppe inklusive. → BeJazz Club, Könizstrasse 161, 3097 Bern-Liebefeld → bejazz.ch

Sie ist gedruckt, nun will sie vorgestellt, geteilt und gefeiert werden: «Blinzeln», eine Kollaborationspublikation des Schweizerischen Literaturinstituts und der Schule für Gestaltung Bern und Biel. → Schule für Gestaltung Bern und Biel, Cafeteria, Salzhausstrasse 21, 2503 Biel

Cabane B: Season Opening with House of Lolia In this new season, House of Lolia invites us to a collective ritual honouring ancestral practices of community care. → Cabane B, Mühledorfstrasse 18, 3018 Bern → Schedules and more informations on: cabaneb.ch

Die jüngsten Studierenden der HKB bringen die Spittelkapelle mit Werken zum Klingen, welche sie zurzeit im Rahmen ihrer einjährigen Ausbildung am PreCollege einstudieren. → Spittelkapelle im Burgerspital, Bahnhofplatz 2, 3011 Bern → begh.ch

So, 13.3.2022, 19 Uhr Jazz

Chrut u Rüebe

Fr, 11.3.2022 Gestaltung und Kunst

hkb.bfh.ch /veranstaltungen

Do, 31.3. – Fr, 1.4.2022 Konservierung und Restaurierung

Masterpräsentationen Die Studierenden präsentieren öffentlich die Ergebnisse ihrer Masterthesen. → online → hkb.bfh.ch/de/konservierungund-restaurierung/aktuell

APRIL Fr, 1.4.2022, 19.30 Uhr Musik Klassik

Open-ChamberKonzert: Russischer Liederabend Die russische Pianistin Tatiana Korsunskaya, Dozentin an der HKB, gestaltet im Saal des Yehudi Menuhin Forums einen Konzertabend mit Liedern aus Russland, gemeinsam mit unseren Gesangsstudierenden. → Yehudi Menuhin Forum Bern, Helvetiaplatz 6, 3005 Bern Fr, 1.4.2022, 10 – 18 Uhr Gestaltung und Kunst

Local Area Network #1 Berner Platte Im Rahmen der Ausstellung «100 beste Plakate» stellt der Studiengang Bachelor Visuelle Kommunikation in Koproduktion mit der Schule für Gestaltung Bern und Biel die Frage: Wo ist die Szene in Bern? «Berner Platte» versammelt nun Gestalter*innen aus Bern und Biel für einen Tag mit Vorträgen und Diskussionen zu ihrer eigenen Praxis und dem Austausch in den lokalen Netzwerken. Mit dem Publikum suchen wir nach Themen, Feldern und Gebieten, die diese Szene stärker verbinden können und freuen uns auf eine mehrstimmige, dissonante Auseinandersetzung darüber. Im Anschluss an die Veranstaltung laden wir ein zu DJ und Drinks. → HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern → 100-beste-plakate.de Mo, 4.4. – Di, 5.4.2022 Forschung

Raubgut – Fluchtgut Diese Tagung soll einen nachhaltigen Beitrag an eine fachliche Vernetzung leisten, denn die Provenienzforschung in Bezug auf geraubte Musikinstrumente erfordert eine multidisziplinäre Expertise. → Geigenbauschule, Oberdorfstrasse 94, 3855 Brienz → hkb-interpretation.ch/ veranstaltungen/raubgut-fluchtgut Mo, 4.4.2022, 20.30 Uhr Jazz

The Music of Marc Ducret and Fire Music Die beiden neuen Jazzdozenten, Posaunist Samuel Blaser und Drummer Jim Black, erkunden mit den Studierenden die Werke des Gitarristen Marc Ducret sowie der Jazz-Avantgarde der 60er-Jahre. → Vierte Wand, Nägeligasse 1a, 3011 Bern → hkb-musik.ch/jazz

Am zweiten Konzertabend in der Vierten Wand stehen die Werke des Klarinettisten und Komponisten Jimmy Guiffre (1921 – 2008) sowie die popmusikalisch legendären BBC Radio Peel Sessions im Zentrum. → Vierte Wand, Nägeligasse 1a, 3011 Bern → hkb-musik.ch/jazz Mi, 6.4. – Fr, 8.4.2022, 10 – 18 Uhr Konservierung und Restaurierung

Cultura Suisse Studierende in Konservierung und Restaurierung präsentieren ihre Arbeiten auf dem Stand des Swiss Conservation-Restoration Campus an der Fachmesse für Museen, Denkmalpflege und Kulturgüter. → Bernexpo, Mingerstrasse 6, 3014 Bern → Reservation: cultura-suisse.ch → Infos: swiss-crc.ch Mi, 6.4.2022, 17 Uhr Forschung

Input Interpretation Hugues Vinet, Direktor für Forschungs- und Innovationsmittel am IRCAM/Paris, erlaubt Einblicke in den State of the Art der Bereiche Music Information Retrieval und Künstliche Intelligenz. → online: hkb-interpretation.ch Do, 7.4.2022, 16.15 – 18 Uhr Konservierung und Restaurierung

Master Award Swiss ConservationRestoration Campus Der Swiss Conservation-Restoration Campus zeichnet jedes Jahr eine herausragende Masterarbeit mit einem Preis aus. Die vier Nominierten stellen ihre Masterthesis vor. → Cultura Suisse Messe, Bernexpo, Mingerstrasse 6, 3014 Bern und online → Reservation: cultura-suisse.ch → Infos: swiss-crc.ch Do, 7.4.2022, 18 – 19 Uhr Musik Klassik

Halt auf Verlangen: Violoncello & Querflöte Studierende der Klassen von Conradin Brotbek (Violoncello) und Martin Fahlenbock (Querflöte) gestalten gemeinsam ein abwechslungsreiches Konzertprogramm. Im Jazz-Spot spielt Ulysse Loup am Bass. → Spittelkapelle im Burgerspital, Bahnhofplatz 2, 3011 Bern → begh.ch

Studierende von Tianwa Yang (Violine) und Rex Martin (Tuba) lassen aufhorchen. Im Jazzspot: Sonia Lönne (Stimme). → Spittelkapelle im Burgerspital, Bahnhofplatz 2, 3011 Bern → begh.ch Di, 19.4.2022, 20 Uhr Musik Klassik

Konzert im offenen Haus La Prairie Ein abwechslungsreiches Konzert gespielt von Studierenden aus dem Bereich Klassik. Zu hören sind solistische und kammermusikalische Werke aus verschiedenen Epochen. → La Prairie, Sulgeneckstrasse 7, 3007 Bern → laprairiebern.ch Fr, 22.4.2022, 15 – 16 Uhr Musik

Präsentationen: Musik & Klimakrise In einer Forschungstoolbox zum Thema Musik & Klimakrise haben Studierende Ideen für künstlerische Experimente entwickelt, die sie nun öffentlich zur Diskussion stellen. → HKB, Grosser Konzertsaal, Papiermühlestrasse 13d, 3014 → hkb-musik.ch/music-in-context Mi, 27.4.2022, 18 Uhr Gestaltung und Kunst

Typoclub Afterwork Lectures: MMS Die Gruppe MMS präsentiert das Projekt «Natural Enemies of Books» und nimmt auf das Thema der Vortragsreihe Bezug: «The Dark Side of Design», Aspekte des Berufsalltags, die gewöhnlich nicht zur Sprache kommen. → online → typoclub.ch Fr, 29.4. / Sa, 30.4.2022, 19.30 Uhr Oper

Babes In Toyland – A Stupendous Musical Extravaganza Oper-Studierende führen eine Szenen-Puzzle auf, zusammengesetzt aus verschiedenen Teilen von Babes In Toyland – A Stupendous Musical Extravaganza des Komponisten Victor Herbert. → Volkshaus Biel, Aarbergstrasse 112, 2502 Biel

MAI

Fr, 8.4.2022, 19.30 Uhr Musik Klassik

Mo, 2.5.2022, 19.30 Uhr Jazz

Open-ChamberKonzert: Klavierwerke der Romantik

The Sound of Bern

Unsere Dozierenden Monika Urbaniak und Patrick Jüdt interpretieren zusammen mit Studierenden zwei grosse Kammermusikwerke: Johannes Brahms’ Klaviertrio in H-Dur und Robert Schumanns Klavierquintett in Es-Dur. → Konservatorium Bern, Kramgasse 36, 3011 Bern → konsibern.ch

Im Rahmen des Jahresprojekts entwirft die Kompositionsklasse des Studienbereichs Jazz das Programm «The Sound of Bern» mit Klangwelten, die von spezifischen Orten in Bern inspiriert sind. → HKB, Auditorium, Ostermundigenstrasse 103, 3006 Bern

Die Studierenden im zweiten Jahr Master Performance loten die Möglichkeiten dieser Kleinstformate aus und präsentieren während des letzten Semesters ihres Studiums jeweils eine Form davon. → HKB, Auditorium, Ostermundigenstrasse 103, 3006 Bern Mi, 4.5.2022, 17.30 Uhr Forschung

Forschungs-Mittwoch #133 Explorations between humans and animals. Encounter with the artists Bryndis Snæbjörnsdóttir und Mark Wilson → HKB, Auditorium, Fellerstrasse 11, 3027 Bern Do, 5.5.2022, 18 – 19 Uhr Musik Klassik

Halt auf Verlangen: Gesang & Euphonium Studierende von Tanja Baumgartner (Gesang) und Thomas Rüedi (Euphonium) gestalten gemeinsam eine Stunde Programm für Halt auf Verlangen. Im Jazzspot gibt es ein Gesangstrio zu hören. → Spittelkapelle im Burgerspital, Bahnhofplatz 2, 3011 Bern → begh.ch Mi, 18.5.2022, 18 / 19.30 Uhr Musik Klassik

Von früh bis spät Master Performance-Studierende widmen sich jeweils intensiv der zeitgenössischen Musik und historischen Aufführungspraxis. Die Ergebnisse dieser Arbeit sind nun zu hören. → HKB, Grosser Konzertsaal, Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern Do, 19.5.2022, 18 – 19 Uhr Musik Klassik

Halt auf Verlangen Special: Kammermusik Excellence Ein weiteres – inzwischen gut bekanntes – Special der Konzertreihe Halt auf Verlangen. In einem hochschulinternen Wettbewerb wurden von einer Fachjury die besten Kammermusikgruppen für diesen Abend ausgewählt. → Spittelkapelle im Burgerspital, Bahnhofplatz 2, 3011 Bern → begh.ch Di, 24.5.2022, 20 Uhr Musik Klassik

Konzert im offenen Haus La Prairie Studierende verschiedener Klassen präsentieren Solo- und Kammermusikwerke im Gemeindehaus der Dreifaltigkeitspfarrei. Ein abwechslungsreiches Programm für alle, die gerne Musik aus verschiedenen Stilen mögen. → La Prairie, Sulgeneckstrasse 7, 3007 Bern → laprairiebern.ch

Do, 10.3. – Fr, 1.4.2022 Gestaltung und Kunst

Mi, 23.3.2022, 19.30 Uhr Schweizerisches Literaturinstitut

Do, 7.4.2022, 18 Uhr Forschung

Mi, 4.5.2022, 20 Uhr Musik Klassik

100 beste Plakate 20 Deutschland / Österreich / Schweiz

Mini-Dramen aus Biel in Basel

HKB-Forschungsapéro Jahresschau

HKB-Uraufführung am Festival Amplitudes

Lies mich! Erkenne mich! Erinnere mich! Fühl mit mir! Jedes der 100 prämierten deutschsprachigen Plakate macht Lust, in einen Dialog einzutauchen. Die Grafikdesignszene in Deutschland, Österreich und der Schweiz hat sich – der Pandemie zum Trotz – auch im Jahr 2020 rege am Wettbewerb «100 beste Plakate» beteiligt: 1973 Plakate von 600 Einreichenden lagen der Jury zur Auswahl vor. Die 100 herausragenden Entwürfe, die als Gewinner prämiert wurden, werden nun in einer Tournee gezeigt. Zum 1. Mal gastiert die Ausstellung auch in Bern an der HKB.

Kann man einen Wal lieben? Was bleibt übrig, wenn man einem Waschzwang erlegen ist? Wie allein ist man, wenn ein Theaterabend kurzfristig abgesagt wird? Studierende des Schweizerischen Literaturinstituts in Biel haben, angeleitet von «Stück Labor-Hausautor:innen», neue Mini-Dramen geschrieben. Ein Abend zahlreicher Stile, Genres und überraschender Pointen, gelesen von der Basler Compagnie. Texte von Minda Deol, Fabienne Lehmann, Tanja Leitgeb, Paulina Muck, Damian Lukas Schmid, Leon Sörensen, Frieda von Meding, Jessica Daetwyler

Woran forscht die HKB? Mit Performances, Vorträgen und einer Posterausstellung geben HKB-Forschende Einblicke. Dieses Jahr berichten Carmen Effner und Lucy Gmelch über ein neues Verfahren, das die Erhaltung von tintenfrassgeschädigtem Papier zum Ziel hat. Bruna Casagrande, Nathalie Noorlander und Fabiana Senkpiel beschäftigen sich mit künstlerischen Arbeiten aus Lebensmitteln und wie diese für die Nachwelt zugänglich gehalten werden können. Und Leo Dick zeigt auf, wie in der Schweiz seit 1945 eine eigene und identitätsstiftende Musiktheatertradition entstanden ist.

Die HKB Musik ist 2022 Teil des Eröffnungskonzertes des Festivals Amplitudes, das sich seit einigen Jahren jeweils einer Persönlichkeit der zeitgenössischen Musik widmet. Dieses Jahr steht die deutsche Komponistin Sarah Nemtsov mit Ur- und Erstaufführungen im Zentrum. Nemtsovs Klangsprache ist bildnerisch, fantasievoll und experimentell. Seite an Seite mit dem Profi-Ensemble Camerata Ataremac aus Lausanne spielen unsere Studierenden Werke von Nemtsov und dem Kanadier Claudie Vivier (1948 – 1983). Die Leitung dieses besonderen Konzertes hat der international renommierte Dirigent Peter Rundel, der bereits 2019 das HKB-Ensemble Vertigo mit Georg Friedrich Haas’ Werk in vain geleitet hat

→ Theater Basel, Foyer Schauspielhaus, Steinentorstrasse 21, 4051 Basel → theater-basel.ch/de/stuecklabor

→ PROGR – Zentrum für Kulturproduktion, Waisenhausplatz 30, Aula, 3011 Bern → hkb.bfh.ch/forschung

→ Heure Bleue, Av. Léopold-Robert 27, 2300 La Chaux-de-Fonds → lesamplitudes.ch

→ Vernissage: 10.3.2022, HKB, Fellerstrasse 11, 18 Uhr, Apéro und Musik → Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 10 – 18 Uhr Wochenenden: 12.3. / 13.3. / 26.3. / 27.3.2022, 10 – 16 Uhr → Tagung: 1.4.2022, Local Area Network #1 Berner Platte HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern, 10 – 18 Uhr → 100-beste-plakate.de

MÄRZ 2022

MÄRZ

N°1/2022

HKB-ZEITUNG

HKB aktuell

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Ausgezeichnet / Excellent

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News

Elisa Shua Dusapin

HKB-ZEITUNG

MÄRZ 2022

La jeune autrice a reçu en novembre le prestigieux National Book Award pour la traduction anglaise d’Hiver à Sokcho, fruit de son travail de bachelor à la HKB.

Kevin Eason und der Eisblock D28 Kevin Eason, Studierender des Master of Arts in Contemporary Arts Practice, sorgt mit seinen Bildern über den Eisberg D28 für Aufmerksamkeit. So berichtete die BBC über ihn und seine Bilder. D28 brach im September 2019 vom Amery-Schelfeis in der Antarktis ab und sorgte weltweit für Schlagzeilen. Die Satellitenaufnahmen weckten Easons Interesse an der Entwicklung von D28. Der in der Schweiz lebende Künstler britischer Abstammung dokumentiert den Prozess der Schmelze von 300 Milliarden Tonnen Eis künstlerisch und schafft damit ein Zeitzeugnis von grossem kulturellem Wert: «If I can produce a work of art that might have some sort of impact, or assist in some way; that might help slow down consumption or make people consider things a little bit more by taking fewer flights, or driving their cars less – that’s got to be a good way to go», sagte Kevin Eason gegenüber der BBC.

« Être en lice puis finaliste était déjà incroyable. Quand le lauréat a été annoncé, je n’ai pas réalisé ce qui se passait », raconte Elisa Shua Dusapin, qui a reçu le 17 novembre dernier le National Book Award pour la traduction en anglais d’Hiver à Sokcho, son premier roman (Zoé, 2016). Cette quête d’identité entre deux langues et deux cultures évoque la rencontre tissée de silences entre une jeune gérante d’hôtel et un auteur de BD français en séjour hivernal dans la ville portuaire de Sokcho, à la frontière avec la Corée du Nord. Voix douce, posée et réfléchie, la jeune écrivaine s’est taillée une place dans les lettres mondiales avec ce premier texte longuement mûri entre 17 et 21 ans, et qui n’en fini pas de tracer son étonnant chemin jalonné de succès. « Je suis portée par cet engouement public, quelque chose de très bienveillant qui m’a émue, mais j’éprouve aussi un grand détachement. Peut-être car c’est un prix décerné aux États-Unis, pour la traduction d’un livre écrit il y a des années. Il récompense autant Aneesa Abbas Higgins, sa traductrice, que toutes les personnes qui ont participé à son existence. » C’est que plusieurs fées se sont penchées sur son berceau. Le texte a germé lors de son travail de maturité. Née en 1992 d’un père français et d’une mère sud-coréenne, Elisa Shua Dusapin a grandi à Porrentruy au croisement de plusieurs cultures et explore ce vacillement identitaire dans un texte aux échos intimes. Encouragée par ses professeurs, elle postule à l’Institut littéraire suisse de Bienne (ILS), où elle le développera durant les trois années de son cursus de bachelor, avec le mentorat de Noëlle Revaz. Puis son éditrice Caroline Coutau lui donnera une large diffusion. Lauréat de plusieurs prix en France et en Suisse, dont le prix Robert Walser 2016, Hiver à Sokcho est traduit en 17 langues, présenté dans les écoles, coadapté au théâtre par l’autrice et le comédien et metteur en scène Franck Semmelet (la pièce est actuellement en tournée romande). Le roman est également en cours d’adaptation au cinéma par le réalisateur Koya Kamura. « Il fait son chemin indépendamment de moi », dit Elisa Shua Dusapin. L’entre-deux langues, la difficulté à communiquer avec ceux qu’on aime, le corps, l’exil réel et intérieur sont également au cœur de ses deux romans suivants, le poignant Les Billes du Pachinko (Zoé, 2018), où la narratrice suisse passe l’été à Tokyo chez ses grands-parents, exilés sud-coréens qu’elle souhaite ramener au pays quitté il y a cinquante ans, et Vladivostock Circus (Zoé, 2020), variation poétique sur l’amitié et la confiance autour du numéro de barre russe d’un cirque sibérien. Projets collectifs Entre chaque roman, Elisa Shua Dusapin écrit pour le théâtre, la performance ou le cinéma – elle coécrit actuellement un scénario avec Stéphanie Argerich. Elle confie avoir besoin de cette alternance entre projets solitaires et expériences collectives. C’est que le support « livre » n’est pas une évidence pour celle qui dit avoir intégré l’ILS dans le but de finir ce qui est devenu Hiver à Sokcho avant de suivre des études de lettres ou de théâtre. « C’était une démarche intime, je ne visais pas la publication. Aujourd’hui, j’ai toujours l’impression qu’elle n’est pas une finalité. Ce qui me guide, c’est ce que j’ai besoin d’exprimer. Cela a pu prendre la forme d’un livre, mais je me demande toujours si c’est le bon format pour ce que j’ai à dire. » Ce qui prime est l’expérimentation, une quête perpétuelle. Cette vision, gage de liberté, lui évite aussi de « sacraliser les livres » et dédramatise les attentes : « Je ne me sens pas ‹installée› dans le statut d’écrivaine », confesse-t-elle. Pour elle, l’écriture est avant tout intuitive même si chaque texte est le fruit de « milliers d’heures de travail ». Elle s’est ainsi glissée avec aisance dans l’écriture théâtrale et le scénario. « J’ai dit oui aux propositions sans savoir comment faire, rit-elle. Mais c’était très naturel, je n’ai pas eu l’impression de passer d’un genre à l’autre. Peut-être parce que mon écriture est plus ‹en creux› qu’explicative, ce qui est lié à

Rebecca Gisler schreibt «Vom Onkel» Sie ist Absolventin des Bachelor in Literarischem Schreiben 2014 und hat soeben für ihren ersten Roman «D’Oncle» einen der Schwei­ zer Literaturpreise 2022 gewonnen. Rebecca Gisler hat den Roman nun auch auf Deutsch – «Vom Onkel» – geschrieben, er erscheint Ende März im Atlantis Verlag: «Es beginnt mit zwei Sätzen, die zwei Seiten einnehmen, und schon ist eine Welt entstanden. Sie dreht sich um den Onkel, einen Einzelgänger in un­freiwilliger Wohngemeinschaft mit seinem Neffen und seiner Nichte, der Erzählerin. Mit einer präzisen Sprache, die an Kafkas In­ sektenkunde erinnert, trifft Rebecca Gisler in ihrem ersten Roman den Ton beeindruckend genau: Sie bewegt sich geschickt zwischen tolldreister Geschichte und ironischem Rea­­lismus, (…) und zeichnet ein Familien­ porträt von tiefer Menschlichkeit», schreibt der französische Verlag Verdier. Ariane Koch und Isabelle Sbrissa sind beide Master-­CAPAbsolventinnen der HKB und haben auch einen Schweizer Literaturpreis erhalten. Wir gratulieren.

Foto: Anja Foneska

ma manière de voir le monde : une évocation en pointillé, non dans la démonstration. » Elle privilégie les silences, l’image – Elisa dessine aussi –, et laisse toute sa place à l’émotion : la puissance de ses récits doit beaucoup à cette langue visuelle et allusive, fruit d’un long travail d’épure. Ce temps long lui fait aujourd’hui défaut. Vivant entre Sion et Porrentruy, Elisa Shua Dusapin voyage beaucoup, pour des rencontres littéraires et – avant la pandémie – pour voir sa famille en Extrême-Orient et aux ÉtatsUnis. « Mais je ne me déplace plus que pour le travail, il y a un rattrapage de ce qui a été annulé au début de la pandémie et l’automne

a été vertigineux. » Difficile, dans ces conditions, de terminer le roman en chantier. « Il faudra trouver le bon dosage une fois la vague du National Book Award passée. » On le lui souhaite, ainsi qu’à ses lectrices et lecteurs. En attendant, place au théâtre. Après Hiver à Sokcho cet hiver, on pourra voir en mai à Genève Le Colibri, commande jeune public de Joan Mompart pour le Théâtre Am Stram Gram, avec une version concertante coproduite par l’Orchestre de la Suisse romande. Enfin, son adaptation du Rossignol et l’Empereur, créée en 2021 au Théâtre de Marionnettes de Lausanne par Pascale Güdel et Olivier Périat, sera reprise dès novembre 2022.

Texte : Anne Pitteloud (*) (*) Anne Pitteloud est responsable de la rubrique littéraire du Courrier, quotidien indépendant basé à Genève. Elle est membre de diverses commissions et jurys littéraires, dont le Prix Michel-Dentan, et fait partie du comité de programmation du Livre sur les quais à Morges. Elle a publié le recueil de nouvelles En plein vol (2016) et une monographie critique, Catherine Safonoff, réinventer l’île (2017).

Jimmy Schmid und die städtischen Friedhöfe Zürichs Der Friedhof Sihlfeld Zürich erhält eine neue Signaletik. Ziel ist, die Orientierung und die Einbindung in Online-Kartendienste zu verbessern. Der Studienauftrag für die städtische Friedhof-Signaletik wurde 2019 unter der Leitung von Jimmy Schmid, Signaletik-Experte der HKB, als Wettbewerb ausgeschrieben. Damit sollte eine einheitliche Signaletik gefunden werden, die eine bessere Orientierung ermöglicht, gängige Normen unter Wahrung der geschichtlichen Werte der einzelnen Friedhöfe berücksichtigt und zur hindernisfreien Orientierung von Menschen mit Behinderung beitägt. Im Auswahlverfahren ging das Zürcher Design Studio m—d—­buero mit dem Projekt «Erinnerungslandschaften» als Siegerin hervor. Neue Publikationen Von Mai bis Oktober 2021 haben junge Menschen im Kulturdorf Terra Vecchia Geschichten zum Thema Emigration erzählt, erfunden, aufgeschrieben, aufgeführt. Das neu erschienene Buch noi siam partiti (edizione terra vecchia) sind Texte, Gedichte, Fragmente, Skizzen und Songtexte enthalten. Das Buch wurde von HKB Dozentin Barbara Balba Weber, die auch das Kulturdorf leitet, herausgegeben. Im Corona-Frühjahr 2020 wurde im Seminar Die übernächste Kunsthalle an der HKB die These herausgearbeitet, dass der Ausstellungsraum der Zukunft weder in weiter zeitlicher Ferne noch in gross– städtischen Zentren liegen muss. Das Buch Kunstvermittlung geht an Land, erschienen im Vexter Verlag, präsentiert nun Studentische Perspektiven auf die Gegenwart der Zukunft von Kunstmuseen in der Schweiz. Beide Publikationen wurden von HKB finanziell unterstützt.


Forschungsfenster

Zu Gast

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«Kunstvermittlung geht an Land. Studentische Perspektiven auf die Gegenwart der Zukunft von Kunstmuseen in der Schweiz» im Vexer Verlag veröffentlicht «Der Ausstellungsraum der Zukunft muss weder in weiter zeitlicher Ferne noch in grossstädtischen Zentren liegen.» Diese These erarbeiteten Studierende aus dem Fachbereich Gestaltung und Kunst und dem Y-Institut der HKB gemeinsam mit Studierenden der Kunstgeschichte der Universität Bern. In der Folge verliessen sie die Landes- und Kantonshauptstadt, um Kunstinstitutionen in kleineren Städten, Gemeinden und Tälern in der Peripherie zu untersuchen. Daraus entstanden Textbeiträge, die gesellschaftliche Aufgaben und Entwicklungen der Institution Kunstmuseum reflektieren. Ergänzt werden diese mit künstlerischen, gestalterischen und vermittlerischen Arbeiten zum Ausstellungsort der Zukunft. Zudem entwirft Nora Sternfeld eine Vision für das Jahr 2035. Die Buchvernissage findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe Forschungs-Mittwoch am 30.3.2022 um 17.30 Uhr statt.

Florentina Holzinger kämpft mit ihren Choreografien gegen Körpernormen und Sexismus an. Ihre Inspirationsquellen reichen vom klassischen Ballett über den Horrorfilm bis hin zum Porno. «Wir leben in einer Zeit, in der die Apokalypse fast realistisch erscheint», sagt die Tänzerin, Performancekünstlerin und Choreografin Florentina Holzinger. In ihrem kommenden Stück, das sie für die Volksbühne Berlin konzipiert, werde es deshalb unter anderem um SurvivalTechniken gehen. «Dem Boxen und den Kampfsportarten bin ich schon seit Längerem zugetan», führt die 1986 geborene Wienerin an. Attacke und Verteidigung gehörten schliesslich zum Lebenskampf dazu. Holzinger, die an der Hochschule der Künste HKB unterrichtet, vermittelt dieses «To live to fight another day» – wie sie es ausdrückt – auch ihren Studierenden. «Das mag jetzt etwas pathetisch klingen», fügt sie lakonisch an. Im Rahmen von zehntägigen Workshops unterrichtet sie angehende Schauspieler*innen und Performer*innen. «Wir machen Experimente in der Gruppe und erarbeiten gemeinsam verschiedene Aufgaben und Aktionen», so Holzinger. Ob daraus am Ende ein Tanz oder eine simple Handlung entsteht, sei offen. Holzinger nutzt für ihre Performances stets den eigenen Körper. «Es ist ein zeitloses und universelles Medium.» An der School for New Dance Development in Amsterdam hat Holzinger Choreografie studiert. «Es ging dort nicht primär darum, sich Tanztechniken anzueignen, sondern vielmehr um die Frage, was Tanz überhaupt sein kann.» Diese enorme Freiheit habe sie anfangs als frustrierend empfunden. Heute spielt sie gekonnt mit den Genres und ist längst auch im Theater angekommen. 2021 hat sie die Volksbühne Berlin als Gastchoreografin ans Haus geholt. «TANZ» lautete der Titel ihres 2019 konzipierten Stückes, das der letzte Teil einer Trilogie ist. In den vorangehenden Stücken «Recovery» (2014) und «Apollon» (2017) hatte sie sich unter anderem mit einem eigens erleb-

ten Bühnenunfall und mit klassischem Ballett auseinandergesetzt. «Ich habe eine Faszination für Dinge, die Backstage passieren», so Holzinger. Am Ballett interessiert sie das Fantastische, die scheinbare Schwerelosigkeit. Doch sie findet auch: «Im klassischen Ballett wird der Körper der Frau auf fast pornografische Weise zur Schau gestellt.» Frauen auf Motorrädern Die traditionelle Repräsentation von Weiblichkeit im klassischen Ballett stellt Holzinger gehörig auf den Kopf. «Die Frage, warum immer alle sagen, Ballett sei so schön, interessiert mich.» Ballett entstand vor 200 Jahren und sollte einfach auch geil sein, glaubt sie. In romantischen Ballletten werden Tänzerinnen zu Feenwesen, die scheinbar schweben können. «In meinem Stück ‹TANZ› lasse ich die Performer*innen tatsächlich fliegen.» In an Seilen festgemachten Motorrädern flitzen unter anderem Bräute, die an Actionheldinnen aus B-Movies erinnern, durch die Luft. Im Stück geht es um eine Ballettklasse unter der Leitung von Beatrice Cordua, der ersten Ballerina, die in den Siebzigerjahren «Le Sacré du printemps» nackt tanzte. Die Performer*innen durchlaufen eine strenge Schulung, sollen lernen, ihren Körper und Geist zu beherrschen, und sich gar Übernatürliches wie das Fliegen aneignen. Dabei parodiert Holzinger sexistische Bilder, wie man sie im Ballett, im Horrorfilm oder in der Pornografie wiederfindet. Versteht sich von selbst, dass eine solche Schau nicht allen gefällt. Es komme schon vor, dass jemand sich verirre und mit falschen Erwartungen in einem ihrer Stück lande, so Holzinger. «Ich hoffe dann einfach, die Person verlässt den Saal und kommt nicht wieder.» Denn quälen wolle sie niemanden. «Menschen, die meine Stücke geschmacklos oder zu explizit finden, sind solche, die auch einen Horrorfilm nicht zu geniessen wissen», glaubt sie. Der Titel «TANZ» könne natürlich falsche Hoffnungen wecken, jeder, auch ihre Grosseltern, hätte schliesslicheineVorstellungdavon,wasTanzsei.

Holzinger selbst kennt keine Berührungsängste mit anderen Genres. Am ehesten liessen sich ihre Stücke als Collagen beschreiben. Die Popkultur liefert ihr viele Referenzen zu Themen wie «Tod und Weiblichkeit» oder «Körper in Transformation». Aktuell schaue sie auf Amazon Prime die Serie «Der Report der Magd». Die auf Margaret Atwoods gleichnamigem Roman basierende Serie ist eine Dystopie und erzählt von Frauen, die in einer christlich-fundamentalistischen Diktatur sämtliche Rechte verloren haben. Pubertät als Knackpunkt Was hat die Sinne der Choreografin für feministische Themen geschärft? «Das Erwachsen- beziehungsweise Frauwerden war ein Schockmoment für mich», so Holzinger. Sowohl die körperlichen wie die sozialen Transformationen hätten sich wie ein Knackpunkt angefühlt. «Mit dem Tanzen konnte ich die Kontrolle über mein Selbstbild zurückerlangen.» Das habe ihr punkto Selbstfindung und Selbstbewusstsein gänzlich neue Türen geöffnet. In ihren Workshops wolle sie die Leute, die Panik hätten, ermutigen, ihren wahren Interessen nachzugehen. Ich möchte, dass sie spüren, wer sie sind. Von «driving forces» spricht sie in diesem Zusammenhang. Dabei sei sie aber auch eine Verfechterin des Trainings. Muss Kunst leiden? Holzinger vergleicht es mit Waxing. «Es ist nicht angenehm, aber wenn du das Resultat willst, nimmst du den Schmerz in Kauf.»

Aktuelle Anmerkung: Aus Krankheitsgründen musste der für Februar geplante Workshop mit Florentina Holzinger ausfallen; er wird voraussichtlich im Herbstsemester 2022 nachgeholt.

Internationale Tagung zur Provenienzforschung im Bereich Streichinstrumente und die Rolle der Schweiz im Instrumentenhandel seit den 1930er-Jahren vom 4. und 5. April 2022. Gemeinsam mit der Universität Bern und der Geigenbauschule Brienz veranstalten die Institute Interpretation und Materialität in Kunst und Kultur der HKB die internationale Tagung «Raubgut – Fluchtgut» in Brienz. Mit einem interdisziplinären Ansatz beleuchten Expert*innen aus den Bereichen Provenienzforschung, Geschichts- und Rechtswissenschaft, Geigenbau und Instrumentenhandel, Musik und Musikwissenschaft sowie Restaurierung und Kunsttechnologie gemeinsam Streichinstrumente und die Rolle der Schweiz im Instrumentenhandel seit den 1930er-Jahren. Und leisten so einen nachhaltigen Beitrag an die fachliche Vernetzung in diesem Bereich. → Anmeldung: hkb-interpretation.ch «Punkt für Punkt: Alex und Lilani entdecken die Welt der Buchstaben» erscheint im Mai Die inklusive Heftreihe «Punkt für Punkt: Alex und Lilani entdecken die Welt der Buchstaben!» ist das Resultat der Forschungsprojektserie «Punkt, Punkt, Komma, Strich». Forschende entwickelten dieses inklusive Lernmittel, das Vorschulkinder mit Blindheit sowie mit und ohne Sehbeeinträchtigung im Sinne des Emergent-Literacy-Ansatzes gleicher­ massen und gezielt auf einen modernen Schriftspracherwerb vorbereitet. Integriert in kindgerechte und handlungsorientierte Geschichten findet die Auseinandersetzung mit Braille- und Schwarzschrift anhand von visuellen und haptischen Aufgabenstellungen statt. → Bestellen kann man die neun Hefte unter: ppks.ch Wir gratulieren: → Gaudenz Badrutt, SINTA-Abgänger und Forscher im Institut Interpretation, der für sein Improvisationsduo strøm den Bieler Kulturpreis 2021 erhielt → Jonas Berthod, der an der SINTA mit «Der Preis des Erfolgs: Die Swiss Design Awards 2002 und die Netzwerke der Förderung» promovierte

Text: Helen Lagger (*)

Foto: Apollonia Theresa Bitzan

(*) Helen Lagger hat Kunstgeschichte, Journalismus und deutsche Literatur in Freiburg und Paris studiert. Sie schreibt für die Berner Zeitung, das Bieler Tagblatt, die Berner Kulturagenda, die HKB-Zeitung und den Bärnerbär über Kunst, Tanz, Theater und Literatur.

HKB-ZEITUNG

Der SRF-Kulturplatz berichtete am 19.1.2022 über das SNF-Projekt «Geldschein – zur visuellen Rhetorik des Geldes» Im SNF-Projekt «Geldschein» beforscht der Gestalter und SINTA-Doktorand Simon Küffer, aka Rapper Tommy Vercetti, ob und auf welche Weise Bilder das Geld als soziale Wirklichkeit mitformen und inwiefern sie hierzu womöglich besonders geeignet sind. Über die Gestaltung einer Banknote hinaus analysiert er bildliches Material, das Geld zeigt oder thematisiert, visuell-rhetorisch und empirischexperimentell. Darüber berichtete Küffer im SRF-Kulturplatz vom 19. Januar. Im Rahmen der Ausstellung «Das entfesselte Geld – Die Geschichte einer Erfindung» im Historischen Museum Bern diskutiert Küffer nun mit Gästen über Themen wie Kryptowährungen, Geldschwemme oder die Ästhetik des Geldes. Die sieben «Money Talks» finden jeweils mittwochs vom 16.3. bis 27.4.2022 statt.

MÄRZ 2022

Florentina Holzinger


Student*in im Fokus

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MÄRZ 2022

Selina Brenner und Bart Plugers

Foto: Alex Anderfuhren

HKB-ZEITUNG

Das Pop-up-Festival des Studienbereichs Jazz bekommt einen neuen Anstrich. Derzeit arbeiten fünf Studierende an einem neuen Konzept für das Festival. Selina Brenner und Bart Plugers kommen aus dem zweiten Organisationsmeeting dieses Teams und freuen sich, schon jetzt ein paar Details zu verraten. Wir treffen uns zu einem Gespräch auf Zoom, so wie man das zurzeit nun mal macht. Beide sind gut gelaunt und aufgrund der Chance, dieses Festival mitgestalten zu können, leicht aufgeregt. Die HKB zeigt sich von der innovativen Seite, indem sie ihre Studierenden kuratorische Verantwortung übernehmen lässt. Selina Brenner ist Vokalistin, Improvisatorin, Komponistin, Gesangslehrerin und Tänzerin. Ihr musikalischer Schwerpunkt liegt darin, Texte und Improvisation, Songelemente und deren Abstraktion zu vereinen. Sie kam 1994 in Zürich zur Welt und wuchs in Maryland

(USA) auf. Mit zwölf Jahren kehrte sie mit ihrer Familie zurück in die Schweiz. Nahtlos anschliessend an den zweijährigen Jazzvorkurs an der Hochschule Luzern, wechselte sie 2016 für ihr Bachelorstudium an die HKB. 2019 schloss sie mit Auszeichnung ab und stieg in den MA in Music Performance Jazz Gesang ein. Tänze­ risch befasst sich Selina vor allem mit Instant Composing sowie der Gaga-Tanztechnik. Bart Plugers wurde 1997 in Tongeren (Belgien) geboren. Er ist Sänger, Komponist, Lehrer und Performer. Auf seiner Website erfährt man: Seine Liebe zur Musik begann im jungen Alter von sieben Jahren, als er die klassische Gitarre in die Hand nahm und sie seitdem nicht mehr weglegte. Von Jahr zu Jahr wuchs die Bedeutung der Musik, bis es keinen Sinn mehr gab, sie zu leugnen. Er hat in Brüssel und Lausanne studiert, bevor er nach Bern in die Vokalklasse von Andreas Schaerer kam, wo er aktuell im MA in Music Pedagogy Jazz Gesang studiert.

Wohl mit der Offenheit Beide fühlen sich an der HKB wohl. Besonders schätzen sie die Offenheit ihres Fachbereichs und den starken Fokus auf die freie Improvisation. Gleichzeitig schlägt das Angebot an der HKB einen breiten Bogen: vom traditionellen Jazz über improvisierten, Minimal oder Contemporary Jazz bis hin zu New York inspired und Berlin inspired Contemporary Music. Bart empfindet die HKB als eine Institution, die up to date ist. Selina fügt hinzu, zukunfts- und vorwärtsorientierte Gefühle zu empfinden, wenn sie etwa an die in jüngerer Zeit neu angestellten Dozierenden denkt: «Die Studierenden werden hier ermutigt, Dinge auszuprobieren, Dinge zu tun, Dinge zu zeigen. And I like this vibe of movement.» Im Moment befinden sich die beiden gemeinsam mit ihren Kommiliton*innen Athi­na Dill, Miles Zuberbühler und Loïc Baillod im Konzeptionsprozess für das neu gestaltete Pop-up-Festival des HKB-Jazz-Departments. Das Ganze wird als Wahlfach in Form einer Carte blanche durchgeführt und von zwei Dozierenden begleitet und moderiert, die ihrerseits künstlerisch und organisatorisch an internationalen Festivals beteiligt waren. Ziel der Gruppe ist es, ein Festival auf die Beine zu stellen, bei dem der Fokus vor allem auf die Schlagwörter Diversität und Interdisziplinarität gelegt wird. Vier Tage und eine Nacht Vom 2. bis zum 5. Juni 2022 soll es zahlreiche Performances aus dem HKB-Jazz-Studiengang zu erleben geben. Auch Gäste aus den anderen an der HKB beheimateten Künste werden eingeladen. Über einen neuen Bewerbungsprozess, um einen Slot an diesem beliebten Festival – welches in den letzten zwei Jahren pausieren musste – zu erhalten, wird im Februar entschieden. Das Kollektiv plant, das Festival an einem Veranstaltungsort durchzuführen, welcher durch seine Infrastruktur und Ausstattung die Präsentation einer möglichst breiten Palette von Formaten in verschiedenen Räumen zu unterschiedlichen Uhrzeiten

erlaubt. Von Samstag auf Sonntag soll ausserdem eine Overnight-Performance stattfinden. Für diese Gelegenheit ist auch eine Bewerbung speziell für Night-Slots möglich. Selina und Bart werden beide im kommenden Frühlingssemester ihre Studien abschliessen. Das Pop-up-Festival bildet also eine Art grosses Finale ihrer Zeit an der HKB. Angesprochen auf Pläne und Träume für die Zeit nach dem Studium, erzählt Selina, dass sie auch schon besorgt war, weil sie nicht wusste, wie es danach weitergehen würde. Aber inzwischen habe sie mit der Ungewissheit Frieden geschlossen und sie freut sich darauf und ist zuversichtlich, dass sich zahlreiche Optionen ergeben werden: «Es gibt so viele, so interessante Türen und Möglichkeiten. Viele Dinge, von denen ich noch gar nichts weiss. Ich freue mich über die Ungewissheit der Zukunft und darauf, noch unentdeckte Chancen wahrzunehmen.» Bart freut sich ebenfalls auf das Leben nach dem Studium. Er hat das Gefühl, bereits ein Stück zu dem Künstler herangewachsen zu sein, der er sein möchte. «Am Ziel bin ich aber noch nicht. Es handelt sich um ein Work in Progress. Aber ich denke, dass ich kleine Dinge aufgegriffen habe, die jetzt schon Teil meines ‹Werdens› sind.» Er möchte sich weiterhin – auch wenn die Schule zu Ende geht – inspirieren lassen, und all das Wissen und all die Dinge, die er im Laufe dieses Studiums geboten bekommen hat, anwenden: «Es wäre schön, so ziemlich in die Richtung weiterzugehen, in die ich gehe, aber vielleicht sogar in einer erweiterten oder slightly amplified Version – im künstlerischen Sinne des Wortes.» News zum kommenden neu gestalteten Pop-up-Festival 2022 sind in Kürze auf den Kanälen der HKB zu finden. Sehr zu empfehlen: die EP «coming out» des Duos Cellophane (Selina Brenner und Cyrill Ferrari). Auch Bart Plugers arbeitet gerade an seinem ersten Album «Blossom and Blasphemy», welches im August erscheinen wird. Text: Christian Spitzenstaetter

Absolvent*in im Fokus

Flavia Flückiger Nachdem sie an der HKB einen Master als Konservatorin-Restauratorin absolviert hat, arbeitet Flavia Flückiger heute selbstständig. Sie unterstützt als Assistentin Studierende im «Atelier Architektur» beim Finden von individuellen Lösungen. Sie wohnt im Altbau, in einer Wohngemeinschaft in der Länggasse. Das ist wohl kein Zu­fall. Flavia Flückiger liebt gelebte Architektur. Die 30-Jährige ist selbstständige Konservatorin-Restauratorin und hat ihren Master an der HKB 2018 abgeschlossen. «Ich wohne in einem Haus, das um 1900 gebaut wurde.» Im Bad sei ein Kunststoffboden aus den Siebzigerjahren gelegen. Flückiger und ihre Mitbewohner*innen haben ihn rausgerissen. «Ein schöner Zementfliesenboden kam zum Vorschein.» In ihrem Beruf als Konservatorin und Restauratorin löst sie weit kniffeligere Aufgaben. Flückiger hat sich 2020, zwei Jahre nach Abschluss ihres Studiums, selbstständig gemacht. «Ein bisschen verrückt muss man dafür schon sein.» Doch ihr gefalle es, eigene Projekte zu betreuen. «Ich möchte nicht nur ausführen.» Sie liebe das Knobeln und Ausprobieren. Je nach Auftrag zieht sie verschiedene Expert*innen bei. «Interdisziplinarität ist in unserem Gebiet wahnsinnig wichtig», so die Tochter eines Architekten und einer Grafikerin. «Jemand versteht viel von Putz, andere von Malerei.» Ihr Studium an der HKB bestand im ersten Teil aus viel Theorie, während die Studierenden in einem zweiten Teil, in Form von Blockwochen selbst Hand anlegen konnten. «Mir gefiel es mit der Zeit immer besser.» Ihr Fach sei in vieler Hinsicht ein Hybrid: zwischen Wissenschaft und Kunstgeschichte, zwischen Handwerk und Theorie. Seit 2021 unterstützt Flückiger an der HKB als Assistentin das «Atelier Architektur und Ausstattung», wo der Fokus des Restaurierens und Koservierens auf Räumlichkeiten liegt. «Zuerst geht es darum, dass man lernt zu beobachten», so Flückiger. Die Problemstellungen seien sehr unterschiedlich, aber

eine Frage stehe fast immer im Raum: «Warum stimmt der Zustand nicht mehr mit der Intention des Werkes überein?» Während ihres eigenen Studiums widmete sie sich im Bachelor einer so genannten Befundsicherung in der jüdischen Abdankungshalle in Zürich. «Es war total faszinierend.» Spannende Detektivarbeit Ein anderer Auftrag, den Flückiger im Masterstudium bestritt, betraf ein Schulhaus in Münsingen, bei dem es darum ging, Wandgemälde des Schweizer Malers und Buchillustrators Hans Fischer (1909 – 1958) – vielen bekannt als der Schöpfer von «Pitschi» – zu restaurieren. Märchenhafte Motive und Tiere wiesen verschiedene Schäden auf, besonders jene im Aussenbereich, die der Witterung ausgesetzt gewesen waren. «Ein fehlendes Stück im Furnier war schon von einem anderen Restaurator ergänzt worden», so Flückiger. Auch das Recherchieren gehört beim Restaurieren dazu. Flückiger spricht von einer Detektivarbeit, wobei man oft gemeinsam mit anderen Expert*innen nach kreativen Lösungen suchen müsse. «Das macht es so spannend.» Flückigers eigenes Fachgebiet ist die Architektur. «Ich befasse mich viel mit Architekturoberflächen und Wandmalereien.» In Bauten des 19. Jahrhunderts gäbe es viele dekorative Elemente, wie Marmorimitationen oder Holzmaserierungen. «Man hat wertvolle Materialien imitiert.» Fehlstellen darin zu ergänzen, sei oft eine besondere Herausforderung. Doch Flückiger ist nicht auf eine Epoche festgelegt. Gemeinsam mit einer Kollegin hat sie 2020 die Eisenplastik «Tell» (1966) von Bernhard Luginbühl retuschiert. «Die Plastik stand seit 50 Jahren draussen, neben einer vielbefahrenen Strasse», so Flückiger. Dementsprechend sei die Oberfläche schmutzig und voller Moos und Flechten gewesen. «Es ging bei dieser Restaurierung vor allem darum, die Malschicht zu reinigen und zu festigen». Zu Aufträgen kommt die Jungunternehmerin oft, weil Architekten oder die Denkmalpflege sie

Foto: Alex Anderfuhren

weiterempfehlen. «Die ist eigentlich bei jedem Projekt involviert.» Objekte oder Räume der Moderne zu restaurieren, möchte sie auch in Zukunft vermehrt tun. Viel auf Baustellen Ihr Beruf sei ein noch recht junger, so Flückiger. Und er befinde sich im Wandel. «Man ist zurückhaltender geworden und hat heute viel mehr Möglichkeiten.» Auch das Thema Nachhaltigkeit werde immer wichtiger. «Heutige Restaurator*innen versuchen vermehrt, Materi-­ alien zu benutzen, die für Mensch und Umwelt unbedenklich sind.» Sie selbst setzt, wenn möglich, auf den öffentlichen Verkehr oder bildet mit Kolleg*innen Fahrgemeinschaften, wenn sie für Aufträge quer durch die Schweiz fahren muss. Altes zu erhalten, hat jedoch schon immer zu ihrem Metier gehört. «Was gibt es Nachhaltigeres?», fragt sie rhetorisch. Sie selbst wollte anfangs eher in Richtung Gestaltung gehen und besuchte den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Biel. «Ich habe rasch gemerkt, dass mich das Handwerk und die Technik mehr faszinieren als das Selbergestalten.» Heute ist sie oft auf Baustellen anzutreffen. «Ich mache momentan

viele Farbuntersuchungen für die Denkmalpflege oder verschiedene Architekt*innen.» Im letzten Jahr durfte sie zusammen mit einer Arbeitskollegin in einem um 1900 gebauten Hotel eine Decke restaurieren. «Es war ein sehr schwieriger Auftrag, denn die Decke war voller statisch bedingter Risse.» Ihr Vorgänger hatte über die Risse kleine Blätter gemalt. «Wir sahen die Lösung darin, die Decke optisch zu beruhigen.» Selbstverständlich sei es schön, wenn man die Ersten seien, die sich an ein Objekt wagen. Aber Flückiger weiss: «Alte Restaurierungen gehören zur Geschichte eines Objekts und können ebenfalls erhaltenswert sein.» Natürlich habe sie eine «déformation professionelle» und schaue sich jeden Raum, den sie betrete, mit den Augen einer Restauratorin an. «Es ist schwierig, das abzulegen.» Aber sie möge auch andere Formen der Kultur, bei der sie einfach nur geniessen könne. «Ich gehe leidenschaftlich gerne in Museen oder ins Kino.» Ihre Liebe zum Fotografieren kann sie während der Arbeit ausleben. «Wir müssen viel dokumentieren. Die Kamera habe ich immer dabei.» Text: Helen Lagger


Rückblick

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HKB-ZEITUNG

MÄRZ 2022

Contemporary Art Conservation Revisited: 20 Years Later

Mit einem Online-Symposium Ende Januar feierte die Vertiefungsrichtung Moderne Materialien und Medien des Fachbereichs Konservierung und Restaurierung ihr 20-jähriges Bestehen. Dazu wurden nationale und internationale Grössen aus dem Bereich der Konservie-

rung und Restaurierung von zeitgenössischer Kunst eingeladen. Inklusion, Diversität und Sustainability in der Konservierung sowie sich wandelnde Berufsbilder, Strukturen in Institutionen und neue, kollaborative Arbeitsweisen wurden diskutiert. Contemporary Art Conser-

vation Revisited: 20 Years Later löste mit über 600 registrierten Teilnehmer*innen aus fünf Kontinenten eine immense Resonanz aus und positioniert die HKB als richtungsweisend im internationalen Diskurs zur Erhaltung von zeitgenössischer Kunst.

Organisiert wurde das Symposium durch Martina Haidvogl, Martina Pfenninger Lepage, Dörte Doering und Kerstin Lindner.


HKB-ZEITUNG

Figure surexposée, Acryl auf Leinwand, 2002, 200 × 140 cm© 2021, ProLitteris, Zürich. Foto: A. Stocker

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UN UNIVERS SINGULIER

12.2. – 1.5.2022

Programm & Tickets online verfügbar

fiff.ch


Zwei HKB-Studiengänge stellen sich vor

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HKB-ZEITUNG

MÄRZ 2022

Bachelor of Arts in Konservierung Master of Arts in Conservation-Restoration

Projektarbeit im Skills Lab mit Studierenden des ersten Bachelorsemesters (2021).

Allgemeines → Studienort: Bern → Studienbeginn: Herbstsemester (BA), Herbstsemester/Frühlingssemester (MA) → Lehr- und Arbeitssprachen: Deutsch (MA auch Englisch) → Abschluss: Bachelor of Arts in Konservierung, Master of Arts in Conservation-Restoration

Vertiefungen (Major-Programme) → → → →

Architektur und Ausstattung Gemälde und Skulptur Grafik, Schriftgut und Fotografie Moderne Materialien und Medien

Infrastruktur → Speziell auf den Major ausgerichtete Konservierungs- und Restaurierungsateliers → Skills Lab (zentrale Trainingseinrichtung) → KTLab (kunsttechnologisches Labor für minimalinvasive und nondestruktive Analytik) → ArtLab (Laboratorium zur Vermittlung und Anwendung kunst- und kulturwissenschaftlicher Methoden für die Konservierung-Restaurierung) → Fotoatelier → Learning Center Conservation-Restoration (fachdidaktisches Zentrum) → Material-Archiv S8 (Standort des schweizweiten Bildungsnetzwerks für Lehre, Forschung und Praxis zu Materialien und Werkstoffen)

Swiss Conservation-Restoration Campus → Abegg-Stiftung, Riggisberg → Textilien → Haute Ecole Arc Conservation-restauration, Neuchâtel → Archäologische und ethnografische Objekte → Uhren, wissenschaftliche und technische Objekte → Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana, Mendrisio → Wandmalerei, Stein, Stuck und Architekturoberfläche

Selbst Verantwortung für Erhaltungsprojekte an Werken aus Kunst und Kultur zu übernehmen – das ist ein Hauptmotiv für das Bachelor- und Masterstudium im Fachbereich Konservierung und Restaurierung. Der Weg dahin führt über vertieftes Wissen, neue Fertigkeiten, erweiterte Kompetenzen und viel Zeit für die eigene, elaborierte Praxis. Immer geht es dabei um ein Werk oder ein Ensemble, das unter spezifischen Rahmenbedingungen erhalten werden soll. In spezialisierten Ateliers, Werkstätten und Laboratorien stehen 50 Prozent der Studienzeit für die Spezialisierung in der Praxis zur Verfügung. Im Master erweitern und ergänzen themenzentrierte Blockkurse und Übungen exemplarisch das eigene Wissen und Können sowie die Kompetenz, dieses ständig neu zu erarbeiten. Jederzeit die eigene Praxis forschend zu beobachten und zu erweitern, laufend zu recherchieren, kritisch zu hinterfragen, allenfalls Geplantes, Gewusstes oder Gekonntes anwendungsbezogen modifizieren zu können – das macht den Unterschied aus zwischen Konservatorinnen-Restauratoren und Handwerke-­ rinnen oder Theoretikern. Das Grundstudium wird mit einer Zwischenprüfung (Assessment) abgeschlossen und qualifiziert die Studierenden für die Wahl einer Spezialisierung im Swiss ConservationRestoration Campus Swiss CRC, d.h., ein Wechsel an einen anderen Standort ist möglich. So wird die gesamte Schweiz zum Studienort. Im Swiss CRC haben sich alle Schweizer Ausbildungsstätten mit Hochschulstatus zu einem Kompetenznetzwerk in Konservierung und Restaurierung zusammengeschlossen. Für die Masterausbildung bedeutet der Swiss CRC die einmalige Chance, schweizweit auf Fachspezialist*innen und sowie hervorragende Infrastrukturen zurückgreifen zu können. Damit dies nicht graue Theorie bleibt, begegnen sich alle Schweizer Studierenden im Masterstudium mindestens einmal pro Semester zu den gemeinsam angebotenen, englischsprachigen Wochenmodulen.

Kontakt Sekretariat HKB Konservierung und Restaurierung Fellerstrasse 11, 3027 Bern +41 31 848 38 78 kur@hkb.bfh.ch

Andreas Buder ist Studiengangsleiter im Fachbereich Konservierung und Restaurierung.

Im Gespräch mit Kristina Herbst und Richard Adler, Leiter*innen des Skills Lab im Fachbereich Konservierung und Restaurierung Das Skills Lab ist eine zentrale Trainingseinrichtung im ersten Bachelorsemester zum Erwerb von professionellen Handlungskompetenzen für einen erfolgreichen Theorie-Praxis-Transfer. Die Studierenden werden in vier Themengebieten, Handling, Zustandserfassung, Verpackung/Lagerung und Ausstellung von Kunst und Kulturgut jeweils theoretisch angeleitet und in Workshops eng begleitet. Dabei wird der Fokus auf die präventive Konservierung im musealen Kontext gelegt. Anschliessend findet der Transfer durch ausgewiesene Arbeitsaufträge in kleineren Gruppen in den jeweiligen Vertiefungsateliers statt. In einem abschliessenden Schritt erfolgt ein Einsatz in einer externen Institution, wo das Erlernte auf eine reale Praxissituation angewendet wird. Das Skills Lab mit seinen übergreifenden Themen dient der Orientierung im Fachbereich und als Vorbereitung auf das erste externe Praktikum. Was bringt das Skills Lab für das Berufsleben der angehenden Konservator*innenRestaurator*innen? Da die Studierenden meist keine praktischen Vorkenntnisse mitbringen, möchten wir ihnen zunächst das breite Spektrum an Einsatzgebieten und Spezialisierungen des Faches aufzeigen. Zu Semesterstart besuchen wir Restaurator*innen in Schlössern, öffentlichen Sammlungen und Bibliotheken. Mit diesen Eindrücken erkennen bereits viele, welcher Schwerpunkt für sie im Berufsleben von Interesse sein könnte. Mit den praktischen Übungen im Skills Lab und in den Spezialisierungsateliers lernen sie weitere Facetten kennen und werden in der Wahl ihres künftigen Berufsfeldes unterstützt. Was sind konkrete Beispiele von Situationen, die im Skills Lab angeboten werden? Im SkillsLab möchten wir mit den Studierenden möglichst praxisnah arbeiten, um sie auf ein erstes Praktikum in der Arbeitswelt gut vorzubereiten. Wer kennt nicht das Problem, dass bei Stellenangeboten die praktischen Erfahrungen im Vordergrund stehen? Mit dem Skills Lab sammeln sie diese anhand von Übungen, z.B. das konservatorisch richtigen Verpacken und Lagern von Kunst und Kulturgut oder das Installieren von Objekten im Ausstellungsbereich. Praxispartner unterstützen uns dabei tatkräftig, sodass auch hier ein Brückenschlag zur Arbeitswelt gebo-

ten wird. Aber auch Einsätze ausserhalb der Hochschule schärfen den Umgang mit den Objekten und Werken, also das Arbeiten mit Originalen. Die Mitwirkung an Projekten aus der Arbeitswelt stellt für viele ein sehr befriedigendes Erlebnis dar. Gibt es ein Erlebnis, welches euch besonders beeindruckt hat? Wir haben in einem vergangenen Semester die Sammlung von Kunstwerken im öffentlichen Raum der Gemeinde Allschwil für eine Inventarisierung erfasst. Aber auch der Einsatz im Schloss Hünegg in Hilterfingen stellte für viele Studierende ein interessantes Projekt dar. Die Inventarisierung des Mobiliars des Schlosses erforderte die gemeinsame Planung mit der kantonalen Denkmalpflege für einen Grosseinsatz im Schloss. Bei den Arbeiten vor Ort erkannten viele den Stellenwert eines guten Projektmanagements und der mitunter aufkommenden Schwierigkeiten und Grenzen einer guten Planung.

Kristina Herbst ist ausgebildete Restauratorin und ist mit einem Teilpensum im Forschungsinstitut Materialität in Kunst und Kultur beschäftigt. Richard Adler ist ebenfalls Restaurator und arbeitet neben seiner Anstellung an der HKB am Museum für Gestaltung in Zürich.


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Ch7 B7

G5 F6 E7 D7 C7 D7 E7 F7 G7 G6 G5 G4 B7 G6 C7 G5 G4 G3 G2 G3 G4 B7

1/16+1/128 1/32+1/2561/64D 1/32D 1/128(5:3) 1/256 1/64T 1/128(9:8) 1/128(5:3) 1/64(5:3) 1/32(5:3) 1/16(5:3) 1/8(5:3)1/4(5:3)1/8(5:3)1/16(5:3) 1/64 1/64T 1/128 1/64 Ch4

G3

F3

E3

D3

E3 A6

1/8

1/4T

1/4(5:4)

1/4

1/8D 1/16

2

U D R

Ch6

B6

C6

1/32D

G3 A7 C2

D6

1/16T

1/32

4

D3 B7

G3 C7

G3 D7

1/8(5:3) 1/32D+1/256D 1/2D

1/4 1/32+1/256

1/8(5:3) 1/64D

1/4D 1/64

3

4

5

4

4

E5 D5 D3

1/32

1/16T 1/16 1/4

5

6

1/64

T

U D R

1/64T

1/128

1/128T

G3 G4 G5 G6 G7 F7 E7 D7 C7 B7 C7 D7 E7 B7 C7 G4 A7 D7 G5 E7 G6 F7 G7 G7

U 1/16+1/64 DR T U

T

ND

Pr. 4

NATURE NATURE N

ND

1/32

1/64

1/128 1/256 1/512

1/64 G4 1/128 G5 1/256 G6 1/512 G7

1/32 P ROPOS PROPOS PROPOS1/16 PROPOS PROP1/64 O

O

1/256(5:4)

ND

1/64

1/512 1/128

1/128 1/256 1/512

Pr. 5

1/64

S

U

H

1

O

D

1

1/128 1/256 1/512 1

A

three_four_maybe - Xavier Bonfill © 2020

1/16T

1/128T

1/16+1/64 1/16 1/256(5:4) 1/512 1/16(5:4) G3 1/32(5:4)1/64(5:4)1/128(5:4)1/256(5:4)1/128T1/128 G4 G5 G6 G7 F7 E7 1/64 D7 1/32 C7 1/32D B7 1/32 C7 1/64 D7 1/128 E7

1/32 1/16(5:4) 1/32(5:4)1/64(5:4)1/128(5:4)1/256(5:4)1/128T1/128 1/64 1/32 1/32D 1/32 three_four_maybe - Xavier Bonfill © 2020

Pr. 2

1/128

Ch9 B7 C7 D7 E7 F7 G7

1/128 1/128T 1/256 1/128 1/64

5

1/64T

Ch9

Ch8 A7

1/16+1/128 1/32+1/2561/64D 1/32D G7 1/128(5:3) 1/256 1/64T 1/64(5:3) E7 1/128(9:8) F7 1/128(5:3) G7 G6 1/32(5:3) G5 1/16(5:3) G4 1/8(5:3) G3 1/4(5:3) G2 1/8(5:3) G3 1/16(5:3) G4 1/64 G5 1/64T F6 1/128 E7 1/64 D7 1/32 C7 1/64 D7 1/128 E7 1/128T F7 1/256 G7 1/128 G6 1/64 G5 1/32 G4 Ch3

1/8

6

Ch7

Ch8

F7 G7

1/128 1/128 1/128 1/64

1/128 1/64(5:4) 1/32(5:4) 1/8

E7 D7 E5 E7 D7 1/128 E5 1/64

F7 E7 D7 D7 C7 B7 A7 E5 B7 D5 C7 D4 E4 A7 F4 G3 G4 G5 G6 B7 G7 F7 C7 E7 B7 D7 C7 B7 B6 C7 D7 G2 D5 G3 E5 G4 E6 G5 F6 D5 E7 D7 C7 D4 D7 B4 E7 F7 G7 G6 G5 G4 G3 G2 G1 G2 B5 G3 F4 E5 D6 F7 F6 C6 E7 F6 G5 B6 G4 G3 C5

Ch9

Ch9 G5 G4 G3 G4 G5 F6 G4 G5 E3 G5 F4 G4 G3 G4 G4 G5 F6 1/128 1/64 1/32 1/64 1/128 1/128 G4 G5 1/64 1/128 E3 1/32 F4 G4 1/8 1/64

E7 F7 G5 F5 G4 E7 D4 F7 F4 1/128T F5 G5 1/128 1/64(5:4) 1/32T G4 D4 F4 1/32(5:4) 1/8 1/16T

7

1/16D

Ch8 D7 F7 F6 E5 D5 D4 E4 A7

1/512 1/256 1/128 1/512 1/512 1/256 1/128 1/64 1/128 1/256 1/512

1/128 1/64 1/64 1/8 1/32

1 1

Ch8

1/512 1/256 1/128 1/5127 1/512

1

. .

1/16

1/16T

1/32

1/16T

1/16

1/16D

1/8

1/16T

L

1/32T

1/8(5:4)

Ch9

Ch8

G5 D2 D3

1/64(5:4) 1/4 1/8T

1/32T 1/8 1/16(5:4)

E5 F7

1/8T 1/64T 1/2

B6

F7

F7

1/16+1/128 1/128(9:8)

1/128(9:8)

1/16

E S

A

N

ES

A N ES A

1/32D+1/256D 1/4

Pr. 2 (Ch7)

OR DE R

F5

E5

D5 C6

D7 D6 E6

E5 F5 G5 G4 F3 E3 E4

D5

C7

B7

1/32D

1/16

1/64

1/32D 1/16T 1/32

1/16

1/32T

1/64D

E

E

E

H

NT A

Pr. 3

8

NT A

1/64D

1/16

1/4T

1/8D

1/16D

F7

F6

L

H

H

F6

1/128

R

Ch6

Ch5

F7

F7

F6

1/128(9:8) 1/64

H

L

1/8

1/4

1/16D

B4 1/8D

SS

I

L

SS

A4 A6 1/4

A7

1/16

1/32

B7 B5 B3

C3 C5

1/64D 1/16D 1/4D

1/2T

C5

1/8T

1/4T

D4

C4

1/8

1/16T

1/32(9:8)

1/16T

I

C

Y

I

G

P

1/32(5:3)

1/32(9:8)

1/16T

F6

1/16(5:4)

S

E

O

I

R

N

D

E

1/32D

Ch1 B6

C6

1/32+1/128

3

R

4

SC

I

Ch0

F7 B6 B3

B6

1/32+1/256

F7 D5 B3

1/128D 1/16+1/64 1/2T

Ch2

B5

B6

F7 B3

1/64T 1/16D 1/4D

1/128D 1/16T 1/2T

6

W

I

3

1/8+1/32

1/4+1/16

G6

1/128D 1/2T

1/32

1/32+1/256

1/32+1/128

Ch0

1/16T

Ch1

F7 D5 B3

1/64(5:4) 1/16+1/128 1/4+1/16

T

Ch5 E7 B3

F7

G7

1/128D 1/4D

1/128 1/2

1/128T

H E

C

A

Ch7 F7

1/64T

1/128T

1/2D+1/16D

1

T

B5

B6

1/128D 1/8T 1/2T

1/64T 1/32D 1/4D

C

H

T

H

F7 A3

1/64T

Ch1

F7 B3

G6

1/64 1/4

1/32

F5 1/16

F

G7

S

T

A

F6

12

A T

E6 1/32(9:8)

Ch1 F7 1/64(5:4)

1/256

F7

F7 B3

E7

G6

A3

D C B

D

C B

D

C

B

D

C

E

R

E E

R

E E R

E E R E

E R E

E

R E

E

R

B

E

S

I

S

S

I

S

S

I

S

S

I

SS

I

SS I

SS I S

1/64(5:4)

1/128D 1/2T

1/64(5:4)

Pr. 11

T H E

F5

1/32T

E

Pr. 2

S I

Auszüge aus den Notenblättern der Komposition three_four_maybe (2020 – 2021) von Xavier Bonfill. Das Werk des katalanischen Komponisten wurde speziell für das Ensemble NEKO3 geschrieben. NEKO3 besteht aus den drei Absolvent*innen des HKB Masterstu-

D6

1/64(5:4)

1/32

F6

1/16(5:4)

E6

1/64D

F7

1/32(5:4)

1/128D

E

P D

E

P

D

E

Pr. 9 (Ch3)

P

Ch4

D6 B3

1/32T

1/32 1/4D

I

I

I

I

I

I I

I

I

I

11

C4

C

1/8/+1/32

D4

F4

1/8

1/8T

E5

F6

1/32D

1/32T

T

S

C

T

S

C

Ch5

D6 1/32

C4 1/8/+1/32

1/16(5:4)

F6

Ch3

1/64D

1/32(5:4)

F7

F7

A3

A3

F4

E5

F6

D6 B3

E7 B3

F7

G7

1/8 1/4D

1/8T

1/16(5:4)

1/32T

1/32 1/4D

1/128D 1/4D

1/128 1/2

1/128T

1/128D

1/64T

1/64(5:4)

D6 1/32

C4 1/8/+1/32

D4 1/8

Ch5 F4 1/8T

E5 1/32D

F6

F7 B6 B3

1/64(5:4) 1/32+1/128 1/4+1/16

1/16D

1/32T

1/2

Ch6

A3

1/32

1/2D

1/2D+1/16D

F7

1/64T

1/128T

1/2D+1/16D

1

H H

E E

P P

B

Ch2

Ch3

Ch2

F7 D5 B3

C5

B5

B6

1/64T 1/16D 1/4D

1/128D 1/16T 1/2T

1/128D 1/16+1/64 1/2T

6

1/32

1/32+1/256

1/32+1/128

1/16 T

G7 1/128(5:3)

Pr. 1

15

1/16D

Ch1

Ch2

Ch3

F7 D5 B3

C5

B5

B6

1/128D 1/8T 1/2T

1/64T 1/32D 1/4D

Pr. 1

7

three_four_maybe - Xavier Bonfill © 2020

diengangs Specialized Music Performance: Fei Nie (performer, keys), Lorenzo Colombo (performer, percussion), Kalle Hakosalo (performer, percussion): Im Januar 2022 wurde three_four_maybe am Playtime-Festival aufgeführt. Mit einem präparierten Flügel, Midi

SC

I

T

1/256(5:4)

Ch5

Pr. 11

Ch6

P

Ch5

Pr. 10

1/64(5:4) 1/16+1/128 1/4+1/16

CC

R

Ch6

5

Ch0

B

1/64(5:4) 1/32+1/128 1/4+1/16

Pr. 13

Ch1

I I

B6

1/128D 1/16T 1/2T

1/256

7

1/4+1/16

Ch1

F7 B6 B3

G7

L L

Pr. 2

3

1/8+1/32

Ch2

Ch7 E7

T T

1/64 1/32 1/4

4

A3

1/2D+1/16D

A A

B6

7

D6

A

three_four_maybe - Xavier Bonfill ©Ch0 2020

Ch1

Ch5

D4

Ch4 E7

Ch6

1/32

Pr. 12

14

7

D6

1/128T

E6

Pr. 8

1/2D

13

Ch2 G6

1/64 1/16 1/4

three_four_maybe - Xavier Bonfill © 2020

F5

1/32T

F6

1/16(5:4)

6

1/4D

Ch4 E7

Ch4

6

1/4D

D C B

Ch3

1/64T

Pr. 9

T

Ch2

1/32(5:4) 1/4+1/16

1/32(9:8)

8

1/8T

1/64(5:4)

Ch2

F7

1/2

Ch0

three_four_maybe - Xavier Bonfill © 2020 Pr. 10

T

Ch3

1/64(5:4) 1/16 1/4+1/16

T

1/8 1/4D

F7

1/32(9:8)

1/128T

Ch3

A3

I

1/8/+1/32

E6

1/32(5:4) 1/4+1/16

Ch1

H

1/64(5:4)

I

1/128T

A3

1/32

E5

F6

1/16

1/16D

Ch2

C5

1/64 1/16 1/4

E7

1/64(5:4)

F4

F5

1/32

1/64T

H

D

Ch3 D4

5

C

B6

C4

E6 1/32(5:4)

Ch1

F7 B3

1/64(5:4) 1/32+1/128 1/4+1/16

D6

F6 1/32T

10

4

Ch1

E7

G6

(Ch0)

1/64 1/4

5

1/32(9:8)

6

Ch2

C5

1/64(5:4) 1/16 1/4+1/16

9

Ch3

Pr. 6

1/64

Pr. 8

B Ch2

A7 1/64D

Ch3

1/32

1/64 1/32 1/4

F7 B6 B3

B7 1/32T

three_four_maybe - Xavier Bonfill © 2020

Ch1

Ch2 Pr. 7

C7 1/64+1/256

D6

three_four_maybe - Xavier Bonfill © 2020

T

G I

Pr. 6

Pr. 1

1/64

1/128D 1/16T 1/2T

Ch1

Ch6

1/16

I L

1/16D

E

1/32(9:8)

F7

three_four_maybe - Xavier Bonfill © 2020

RH

C O I

1/16T

1/128 1/64(9:8)

1/16

C F5

1/16D

1/32(9:8)

1/64(5:4) 1/32+1/128 1/4+1/16

O

B5

1/4T

E5

W 1/16

Pr. 3 (Ch5)

F7

1/16

D5

5

Pr. 7

C

1/32

Ch2

Ch4

A7 A6 A5 A4 B5

7

1/64

Y

1/16T

A

E

1/32

7

1/128T

three_four_maybe - Xavier Bonfill © 2020

O

Ch4

Pr. 5

1/16T

1/128(5:3)

1/16D

I

I T IO

G6

Pr. 2

1/32 1/8 1/16

Pr. 1

I T I ON

1/64

G7

1/16T

B6

L

I T I ON I T I ON

F7

T HE

Pr. 3

E5 E3 G3

R

I T I ON

1/64T

1/256(5:4)

H

Pr. 4

F7 1/128

Pr. 3

1/16 1/4

O O O

OR DE R O R DE R O

F

(Ch5)

F7 1/128

(Ch6)

1/64

2

N

Ch5

F7 1/128T

E5

D5 D3

1

1/16T

B6 1/16D

1/16

A7 D3

1/16T 1/128(9:8)

E5 1/32

Pr. 2 (Ch6)

T T T T E4 E7 D2

Ch6

Ch7 F5 E3 G3

E2 F3

1/128 1/2 1/4

F6

F7

F6

1/128 1/64

9

10

Controllern und LED-Panels erschaffen die drei Performer*innen mit three_four_maybe ein visuelles und klangliches Erlebnis, das geprägt ist von Ludwig Wittgenstein. Dessen Tractatus logico-philosophicus wird im gesamten Stück auf den Panels zitiert.

F7

F7

F6

1/128

1/128(9:8) 1/64

1/64(9:8)

F6

F7

1/64

three_four_maybe - Xavier Bonfill © 2020

Die Performance des Werkes am PlaytimeFestival gibt es hier zu sehen:


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