HKB-Zeitung 3/2015

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5 × jährlich

Aktuelles aus der Hochschule der Künste Bern Mai ——————————————→ Juli 2015

Ausgabe Nr. 3/15: Über die Runden kommen – Kunststudium und das liebe Geld S.   3

S.   5 S.   6, 9, 11, 12 S. 10

S. 13

«Als Grafikdesigner bin ich ein kapitalistischer Dienstleister – kein Künstler» Simon Küffer aka Rapper Tommy Vercetti im Gespräch über Grafikdesign, Gratiskultur, Rap und Kapitalismus

Lässt sich mit Jazz Geld verdienen?

Christian Schütz hat sich bei Schweizer Jazzmusikern erkundigt

Lebensmittel vor Ladenschluss – wie HKB-Studierende leben Berner Journalistinnen und Journalisten über den finanziellen Lebenswandel von sieben Studierenden der HKB

Der Werdegang von Designerinnen und Künstlern in Zahlen Zahlen und Statistiken zu einem prekären Studium und Beruf

Blick in den Dschungel der Stipendien

Die HKB-Zeitung zeigt, wo und wie sich Studierende unterstützen lassen können

—→ Mit herausnehmbarer Veranstaltungsagenda


Runden, Ecken und Kanten

Foto: Martin Baumgartner

Foto: zvg

———  Kürzlich wurde offiziell bekannt gegeben, dass Zürich die teuerste Stadt der Welt ist. Die Menschen nehmen es locker in Kauf, für ihren Kaffee oder Tee sechs Franken fünfzig zu bezahlen. Fröhlich blinkt in der ersten Frühlingssonne das Geld mit der Sonnenbrille um die Wette. In der Schweiz geht es den Leuten gut, hier kann man sich etwas leisten. Nicht wahr? Natürlich trifft das längst nicht auf alle zu. Man denke zum Beispiel an Orte, die zehn S-Bahn-Minuten von der Stadt entfernt liegen, wo oft andere Menschen und andere Lebensräume zu sehen sind. Oder man denke zum Beispiel an uns Studierende! Denn auch bei Studierenden weiss man: sie haben kein Geld. Nicht, dass es allen Studentinnen und Studenten schlecht geht. Viele sind von den Eltern finanziell gut versorgt und abgesichert, geniessen ihr einfaches Studienleben mit viel Freizeit und Freiheit. Macht es während des Studiums an der HKB etwa nicht Spass, in der engen WG-Küche gemeinsam über Migros-Budget-Produkte zu philosophieren, mit dem Velo in die Schule zu radeln und sich über teure Schickimicki-Anzüge zu ärgern? Als Studentin ist man stolz auf seine Freiheit und zeigt das auch! Das Bild des «armen Künstlers» ist an Kunstschulen allgemein präsent, und so wird vielleicht das eine oder andere Etikett des Labels kämpferisch weggeschnitten. Weniger bekannt sind Studierende, die bei ihren Eltern wohnen und pendeln müssen, weil das Geld für eine WG nicht reicht, oder die mit einem VierzigProzent-Pensum bei Denner arbeiten, um die Krankenversicherung bezahlen zu können. Die nicht nachts an Konzerten tanzen, sondern unter dem Flügel übernachten, weil die Miete für den Monat nicht reicht, oder die als Nebenjob im Hotel Nachtwache halten. Die keine finanzielle Unterstützung von den Eltern erhalten und sich ihr Studium selbst verdienen müssen. Diese Ausgabe der HKB-Zeitung dreht sich um das Geld der Studierenden, das in vielen Fällen nicht genügend vorhanden ist. Es ist ein heikles Thema, über dessen Ernstfall nicht oft gesprochen wird und über das vor allem die Betroffenen lieber schweigen. Wir haben Berner Journalistinnen und Journalisten gefragt, sieben verschiedene Studierende zu porträtieren, die uns erzählen, warum sie Stipendiengelder erhalten oder nicht und wie schwierig die Bedingungen für das Recht auf finanzielle Hilfe sein können. Nachzulesen sind ausserdem Facts über die finanzielle Lage von Studierenden, Infos zu Stipendienfonds und die Vorstellungen der Studierenden über ihr zukünftiges Leben als reiche Schlucker. Denn, wie man in der Kunst weiss: «Über die Runden» zu kommen, wenn’s Ecken und Kanten gibt, macht manchmal kreativ und kann zu neuen Formen führen!

5 Fragen an Maria Ursprung

Juliette Uzor ist Hilfsassistentin am Y Institut und studiert Vermittlung in Kunst und Design

Was ist das Wichtigste, Beste an der HKB? Die Dozierenden der HKB, auf die ich treffe, nehmen die Studierenden als eigenständige Künstlerinnen und Künstler wahr, begegnen ihnen auf Augenhöhe und sehen die eigene Aufgabe darin, sie mit Fragen und Übungen in Handwerk und künstlerischer Suche zu fördern. Es ist eine Mischung aus Freiheit, Verbindlichkeit und Schutz, die vermittelt wird.

Bezeichnen Sie sich als Künstlerin? Als ich angefangen habe, zu inszenieren, fühlte ich mich wie eine Hochstaplerin: Ich dachte, dass ich sicherlich bald auffliege, weil ich so tue, als ob ich eine Regisseurin wäre. Um zu vermeiden, dass mir jemand auf die Schliche kommen könnte, habe ich mich intensiv auf die Proben vorbereitet. Irgendwann habe ich begriffen, dass ich genau das tat, was eine Regisseurin tut – und deshalb auch eine Regisseurin bin. Und seit ich aus einer einfachen Idee meinen ersten Theaterabend geschaffen habe, betrachte ich mich als Künstlerin – weil ich Kunst mache. Was ist die wichtigste Inspirationsquelle für Ihre Arbeit? Ich inszeniere und schreibe immer über, von und für Menschen. Begegnungen, Gespräche und Beobachtungen inspirieren mich. Wenn ich inszeniere, ist die Arbeit im Team wichtig, wir stellen gemeinsam Fragen und bauen an Bildern. Wenn ich schreibe, tausche ich mich mit meinem Mentor aus und lese viel zum Thema. Inspiration liegt in allem – es hängt davon ab, ob ich offen dafür bin. Was könnten Sie im Moment dringend gebrauchen? Einen Nebenjob, der alles kann. (Flexible Arbeitszeiten, interessante Aufgaben und er soll mich stinkreich machen. Moral ist verhandelbar.) Braucht es Kunsthochschulen? In einer Gesellschaft, die sich mit so wenig existentiellen Problemen auseinandersetzen muss wie die unsere und die sich deshalb Kunsthochschulen leisten kann, braucht es sie auch. Wissenschaft und Kunst inspirieren sich gegenseitig und zudem braucht der Mensch Bilder. Er braucht Geschichten. Und er lebt glücklicher und menschlicher mit ihnen. Maria Ursprung, 1985 in Solothurn geboren, studierte Theaterwissenschaft und Germanistik an der Universität Bern und der Freien Universität Berlin. Anschliessend Tätigkeit am Theater Basel und am Thalia Theater Hamburg. Dort entstanden erste eigene Regie- und Textarbeiten. Als freischaffende Regisseurin wirkte sie des Weiteren am Konzert Theater Bern (u.a. „Ustrinkata“ von Arno Camenisch), am Theaterhaus Jena und am Lichthof Theater Hamburg. Seit 2012 verwirklicht sie Inszenierungen eigener Texte. Mitbegründerin der Schaustelle Golem Hamburg. Erhielt 2012 den Kulturförderpreis des Kantons Solothurn. Seit 2014 studiert sie am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel.

Impressum HKB-Zeitung. Aktuelles aus der Hochschule der Künste Bern, Nr. 3/15 Herausgeberin: Berner Fachhochschule, Hochschule der Künste Bern HKB

AUSGEZEICHNET!

Redaktion: Christian Pauli (Leitung), Gabriela Bader, Regina Dürig, Peter Kraut, Markus Reichenbach, Andi Schoon, Raffael von Niederhäusern Korrektorat: Verena Fré Rothen, Bern-Ittigen

———  Die Fachbereichsleiterin Musik der HKB, Pianistin und Dirigentin Graziella Contratto, ist vom Stiftungsrat der Innerschweizer Kulturstiftung, bestehend aus den Bildungs- und Kulturdirektoren der Zentralschweizer Kantone, mit dem Innerschweizer Kulturpreis 2015 ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit CHF 25.000.– dotiert. ———  Unter dem Titel «Our Product» bespielt die HKB-Absolventin Pamela Rosenkranz (2010: Master in Contemporary Arts Practice) den Schweizer Pavillon an der Kunstbiennale in Venedig vom 9. Mai bis zum 22. November 2015. Die gebürtige Urnerin wurde von der Biennale-Jury der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia nominiert. ———  Christoph Schäfer, Student des Master of Arts in Music Pedagogy, hat mit seinem Abschlussprojekt «KlangMalerei» des Minors künstlerische Musikvermittlung den Europäischen Schulmusikpreis 2015 gewonnen. Mit dem Preis, der an der Musikmesse Frankfurt verliehen wird, werden Lehrpersonen und Schulen ausgezeichnet, die mit neuen Ideen junge Menschen für das aktive Musizieren begeistern. 2

———  Ab 1. Juli 2015 leitet Andreas Vogel den Fachbereich Gestaltung und Kunst der HKB. Der promovierte Kunsthistoriker hat sich als Kurator, als Dozent in den Bereichen Kunst- und Kulturgeschichte sowie als Rektor der F+F Schule für Kunst und Mediendesign in Zürich einen Namen gemacht. ———  Nun schon zum 6. Mal hat sich die HKB am 20. März 2015 an der Museumsnacht Bern beteiligt. Mit geschätzten 700 Besucherinnen und Besuchern am Standort Kaserne war die Teilnahme auch dieses Jahr ein voller Erfolg. Möglich gemacht haben diesen die rund 80 Studierenden sowie zahlreiche Mitarbeitende, die mit grossem Engagement an der Organisation und Umsetzung des Programms mitgewirkt haben. ———  Die HKB-Studentin im Master of Arts in Scenic Arts Practice, Ernestyna Orlowska, gewinnt mit ihrem Stück «Hello I am the mother» den Koproduktionsbeitrag der Nachwuchsplattform Tankstelle Luzern, der es dem Zentralschweizer Kulturnachwuchs ermöglichen soll, Ideen und Visionen umzusetzen, auf der Bühne zu zeigen und ins Gespräch zu bringen.

———  Weil künstlerisches Risiko belohnt werden soll, wurde «Vampyroteuthis» des HKB-Studenten André Mayr einstimmig zum Sieger des mit CHF 8.000.– dotierten Förderpreises Videokunst der Credit Suisse 2015 erklärt. Auf der Shortlist für den Preis war auch die Arbeit «Stägeli uf, Stägeli ab» von Noah van Dok, der während seiner Zeit am Gymnasium Hofwil das Propädeutikum Plus der HKB besucht hat. ———  Ab dem Herbstsemester 2015 werden drei neue Künstlerpersönlichkeiten im Fachbereich Musik der HKB tätig sein, es sind dies: David Eggert (Violoncello), Daniele Galaverna (Fagott) und Tianwa Yang (Violine). ———  Unter den fünf für den Swiss Jazz Award 2015 nominierten Bands ist auch das «Poffet Trio feat. Thomas Knuchel» mit der HKB-Absolventin Myria Poffet und dem HKBMitarbeiter Thomas Knuchel.

Gestaltungskonzept und Layout: Atelier HKB Cover und Illustrationen: Dario Forlin Druck: DZB Druckzentrum Bern AG Auflage: 10 000 Exemplare Schrift Impressum: Unit Rounded Schrift Zeitung: Modest Regular, Modest Italic von Reto Moser (grotesk.cc) Erscheinungsweise: 5 � jährlich Berner Fachhochschule Hochschule der Künste Bern Fellerstrasse 11 CH-3027 Bern www.hkb.bfh.ch www.facebook.com/hkb.bern Die HKB-Zeitung kann kostenlos abonniert werden. Kontakt: publikationen@hkb.bfh.ch © Hochschule der Künste Bern HKB Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitung darf ohne schriftliche Genehmigung der HKB reproduziert werden.


Simon Küffer hat an der HKB Communication Design studiert, arbeitet heute als Grafikdesigner mit einer eigenen Agentur und ist national als Rapper Tommy Vercetti bekannt. Ein Gespräch über Grafikdesign, Gratiskultur, Rap und Kapitalismus. Interview: Christian Pauli

«Als Grafikdesigner bin ich ein kapitalistischer Dienstleister – kein Künstler» Simon Küffer, du bist Doktorand an der HKB und Rapper. Wie kommt es zu dieser interessanten Kombination? SK Simon Küffer: Das ist eine natürliche und auch glückliche Entwicklung. Mit dem Rap startete ich während meiner Lehre als Polygraf – als spätpubertäre Beschäftigung. Später, während dem Studium der visuellen Kommunikation, begann ich mich stärker mit Philosophie und Literatur zu beschäftigen. Nach dem Studium gründete ich 2005 zusammen mit Kollegen die Agentur Pixelfarm. Das Interesse an der Theorie aber blieb. HKB-Professor Arne Scheuermann hat mich motiviert, in der HKB-Forschung mitzuarbeiten. Parallel ging das RapDing weiter und wurde schrittweise grösser. Jetzt willst du an der HKB doktorieren? SK Ja, ich will mich theoretisch noch mehr vertiefen und thematisch weiter entwickeln. Ich habe mich nie als VollblutGrafiker gefühlt. Ich möchte auch nicht wirklich von der Musik leben, selbst wenn ich könnte – ich muss verschiedene Dinge tun.

«Nähe zur Bildung ist auch in der Strassenkultur Hiphop von Vorteil» Gibt es viele Studierte bzw. Doktorinnen und Doktoren, die Hiphop machen? SK Auf jeden Fall! Und das ist auch nicht weiter erstaunlich: der Zugang zur Sprache, zur Musik, zur Kultur ganz allgemein ist in einer gewissen sozio-ökonomischen Schicht viel einfacher. Eine gewisse Nähe zur Bildung scheint auch in der Strassenkultur Hiphop von Vorteil – zumindest in der Schweiz.

Wie hast du dein Studium finanziert? SK Vor allem durch meine Eltern. Mein Vater ist Drucker, mit einem stabilen Einkommen. Unglücklicherweise war er während meinem Studium zwei Jahre arbeitslos, was einen gewissen Stress in die Familie brachte. Aber meine Eltern haben mich immer unterstützt. Während der Lehre und während dem Studium konnte ich noch bei ihnen wohnen. Gewisse Ausgaben habe ich meinen Eltern nach dem Studium zurückgezahlt.

Wie ist dir der Schritt ins Berufsleben gelungen? SK Auch hier war es eine organische Entwicklung: Aus einer hobbymässigen Beschäftigung ist eine professionelle geworden. Nach dem Studium wussten wir eines klar: Wir wollten selbstständig sein und eine eigene Agentur haben. Aber der Start wäre ohne die Hilfe der Eltern nicht möglich gewesen. Heute kann Pixelfarm 350 Stellenprozente erwirtschaften, allerdings zu einem recht tiefen Ansatz. Was bringt dir heute mehr ein, Grafikdesign oder Rap? SK Mit der Musik gibt es wenig bis nichts zu verdienen. Es ist ein Hobby, für das du ab und zu Sackgeld kriegst. Du musst viel Zeit und Geld investieren, aber es kommt sehr wenig zurück. Die Wirtschaftslogik von Angebot und Nachfrage spielt in der Musik, wie ich sie mache, keine Rolle mehr: Das Interesse, die Nachfrage ist ja da, aber die digitale Vervielfältigung erlaubt ein unendliches Angebot, für das eigentlich niemand mehr zahlen muss. Es gibt diese Momente, wo mich das frustriert. Mit dem letzten Gratismixtape deiner Band Eldorado FM habt ihr eine Umfrage publiziert, die nach der Bereitschaft eurer Hörer/innen und Fans fragt, für diese Musik zu bezahlen. Was bezweckt ihr damit? Aufklärung? SK Wir haben in der Vergangenheit fünf Mixtapes herausgegeben, gratis und franko. Das ist ein gängiges Hiphop-Format und hat in unserem Falle sehr gut funktioniert: wir verzeichneten bis zu 18.000 Downloads. Für das erste Album wollten wir ein autonomes Zahlsystem einführen. An dieser Idee arbeiten wir immer noch. Wir suchen nach einem möglichst einfachen, günstigen und direkten Bezahlmodell. Geld und Gold sind im Hiphop zentrale Themen. Wie stellst du dich als kapitalismus-kritischer Rapper zu den Referenzen und Klischees des grassierenden Bling-Blings? SK Das Prahlen mit Geld im Hiphop ist ein Phänomen, das nur in den USA entstehen konnte und das in Europa unterschiedlich übernommen wurde. Im deutschen Rap wurde das Prahlen kopiert, ein bisschen weniger im frankophonen Raum. In der Schweiz war es höchst begrenzt ein Thema. Für mich ist das Prahlen eine kulturelle Strategie, die ich sehr gut verstehen kann.

Inwiefern? SK Es ist eine einfache Logik, die jeder und jede sofort versteht. Schau, ich habe es geschafft! Wichtiger ist der BMW vor der Türe, nicht die kleine, schäbige Wohnung, die zu viert bewohnt wird und die keiner sieht. Diesen Zwang zum Sozialprestige kannst du ja gut auch in Bümpliz oder Ostermundigen beobachten. In den Milieus, in denen der Hiphop entstand, war diese Zurschaustellung sehr wichtig.

«Mit der Musik gibt es wenig bis nichts zu verdienen» Einverstanden. Aber welche Bedeutung hat dieser inszenierte, zuweilen perverse Klamauk für dich? Du bezeichnest dich als Marxist... SK Der Klamauk gehört zum Showbusiness. Die Videoclips der Rapstars mit den schönen Frauen, teuren Autos und Yachten sind grossspurige Inszenierungen. Das wissen alle, die in der Szene sind. The Notorious B.I.G. zeigt das sehr schön: vor allem sein zweites Album ist voll von Räuber-, Mafia- und Sexgeschichten – Rap ist immer auch ein fiktionales Genre, das ist allen bewusst. Er hält der kapitalistischen Welt einen Spiegel vor, allerdings nicht gerade auf eine subtile Art und Weise. Es gibt diese Zeile von dir: «16 Releases, immer no kei Cash gmacht». Wie kannst du dich als Teil der Hiphop-Kultur empfinden, die von Multimillionären wie Jay-Z dominiert wird? SK Es wäre naiv zu glauben, dass sich Jay-Z irgendwie anders verhält als x ein Grosskonzern. Aber der Fakt, dass wir mit unseren Releases so gut wie kein Geld verdienen, hat keinen direkten Zusammenhang mit Jay-Z – ausser dass hier das gleiche Umverteilungssystem spielt wie überall im Kapitalismus. Trotzdem kaufen die Leute Jay-Z, aber offenbar nicht Tommy Vercetti. SK Das ganze Musikbusiness hat einen dramatischen Einbruch erlebt. Die Leute kaufen auch Jay-Z unglaublich viel weniger als früher. The Notorious B.I.G. verkaufte von seinem Album «Life after Death» über 10 Millionen Exemplare. Heute verkauft auch ein Star wie Jay-Z nicht mal eine Million. —→ Fortsetzung siehe Seite 5 3


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Wie wird die Musik in Zukunft sein: einfach alles für alle gratis? SK Das Problem ist weitgehend ungelöst, und es betrifft ja auch zunehmend andere Bereiche wie Filme, Journalismus, Verlage. Der Druck auf die Künstler steigt. In welcher Zeit kann ich ein pfannenfertiges Album abliefern, und welche Qualität kann ich dabei anpeilen? Wer kann es sich überhaupt noch leisten, auf eigene Rechnung ein Album zu produzieren? Das ist, was die meisten Labels heute verlangen. Produktionsbudgets stellen sie heute keine mehr, der Künstler muss das Album fixfertig abliefern. Wir laufen Gefahr, dass nur noch rich kids professionell Popmusik machen können. Eldorado FM gehört zu den erfolgreichsten Acts im Schweizer Hiphop – wir sind aber nicht entfernt in der Lage, davon zu leben. Die Musik wird nicht untergehen, aber die ökonomischen Voraussetzungen haben sich dramatisch verändert. Ist diese Entwicklung den Musikkonsumentinnen und -konsumenten bewusst? SK Nur sehr begrenzt. Vor allem bei der jüngeren Generation, den sogenannten digital natives, wird das Problem eher grösser. Aber auch Erwachsene sind sich nicht mehr bewusst, wie viel man noch verkauft und wie viel eine Produktion kostet – ganz abgesehen vom Aufwand. Das zeigt sich etwa in der ignoranten Mitteilung des Bundesrats, er sehe in diesem Bereich keinen Handlungsbedarf – aber Musik hören wollen die Bundesräte und ihre Sprösslinge wahrscheinlich trotzdem. Mittlerweile teilen ganze Schulen eine Dropbox, über die Alben automatisch für hunderte Personen verfügbar werden, ohne dass man das irgendwie kontrollieren könnte. Ich sehe das bei meinen Kindern. Die wollen zwar Eldorado FM hören, würden dafür jedoch nie Geld ausgeben wollen. Sie kennen die Zeit, in der man Musik gekauft hat, gar nicht mehr. Die Gratismentalität hat sich durchgesetzt. SK Total. Meine Generation ist mit dem Internet gross geworden. Als wir mit der Musik starteten, gehörten wir zu den ersten, die wussten, wie man Musik gratis aus dem Internet downloadet. Aber es hatte für uns immer noch den Beigeschmack des schlechten Gewissens. Heute ist das Herunterladen normal geworden. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man nicht die Individuen zur Rechenschaft ziehen sollte. Die

Musikindustrie und die Politik haben es verpasst, sich auf das Internet einzustellen, und stattdessen 10 – 15 Jahre auf Repression gemacht. Grafikdesigner ist ein Beruf, der stark von der Logik der Warenwelt und der Werbung geprägt ist – salopp gesagt eine kapitalistische Dienstleistungsbranche. Wie verstehst du deinen Job als Grafikdesigner? SK Als Grafikdesigner bin ich ein kreativer, ästhetisch denkender und in erster Linie kapitalistischer Dienstleister, aber kein Künstler. Das ist mein berufliches Selbstverständnis: Kreativität ist lernbar und entspricht gewissen Regeln.

«Auch Bundesräte und ihre Sprösslinge wollen Musik hören» Wie hat dich die HKB auf diese kommerzielle Berufswelt vorbereitet? SK Mein Eindruck ist: Die Hochschulen haben ein Defizit, was die konkrete Vorbereitung und auch das Selbstverständnis hinsichtlich des Berufslebens betrifft. Die Berufswelt ist halt nicht nur innovativ, sondern vor allem auch ein Business – zumal der Innovationszwang selbst vermehrt im kapitalistischen Kontext reflektiert werden sollte. Der Schritt von der künstlerisch anspruchsvollen Hochschule in eine Werbeagentur, die im Akkord Inserate für einen grossen Konzern entwirft, ist mitunter schwierig. Habt ihr bei Pixelfarm auch schon Kunden aus moralischen Gründen abgelehnt? SK Ja, wir wollten zum Beispiel nicht für Bayer arbeiten. Die Faustregel lautet: Ist es ein cooler Job? Eine gute Referenz? Gut bezahlt? Wenn zwei Punkte nicht zutreffen, machen wir den Job nicht. Ja, es gibt eine Schmerzgrenze, die ist aber nicht genau zu ziehen. Inwiefern verstehst du dich als Marxist? SK Mein Professor an der HKB war Beat Schneider. Schneider hat uns beigebracht, Kunst und Kultur immer auch aus sozi-

Lässt sich mit Jazz auf der Bühne Geld verdienen? Eine Umfrage unter Jazzmusikerinnen und Jazzmusikern zeigt auf, dass mit Jazz durchaus Geld verdient werden kann, jedoch reicht es nur selten zum Überleben. Von Christian Schütz*

———  Im Rahmen meiner Thesis für den Master of Advanced Studies in Musik-Management 1 bin ich der Frage nachgegangen, wie sich mit Jazzkonzerten Geld verdienen lässt. Um die aktuelle Situation einschätzen zu können, habe ich eine Umfrage durchgeführt, um der Schweizer Jazzszene auf den Zahn zu fühlen. Inhaltlich beschäftigt sich die Umfrage mit dem Einkommen der Musikerinnen und Musiker, das sie mit Konzerten erzielen, und mit der Frage, wie zufrieden sie mit ihrer Situation sind. Von den 105 Beantwortungen sind 59 verwertbar. In den Ergebnissen der Umfrage zeigt sich deutlich, dass Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker mit zunehmendem Alter weniger Konzerte spielen. Die Ansprüche steigen mit dem Alter, zudem nehmen andere Verpflichtungen zu, etwa wenn eine eigene Familie da ist. Jüngere haben zwar mehr Konzerte, dafür eine tiefere Durchschnittsgage. Wer neu auf dem Markt ist, will vor allem auf der Bühne stehen, auch wenn er oder sie dabei kaum etwas verdient. Dies nicht zuletzt in der Hoffnung, dass sich das Engagement zu einem späteren Zeitpunkt auszahlen wird in Form von noch mehr respektive vor allem auch besser bezahlten Gigs.

1 http://www.christianschuetz.ch/wp-content/uploads/2015/02/Wie-lässtsich-mit-Jazz-Geld-verdienen.pdf

Nach einer Mindestgage gefragt, geben etwas mehr als die Hälfte der Musikerinnen und Musiker an, dass sie keine solche haben, insbesondere dann nicht, wenn ihnen ein Projekt am Herzen liegt. Wider Erwarten spielen diejenigen mit einem Minimallohn nicht weniger Konzerte als die ohne, beide Gruppen spielen gleich oft. Bei ersteren ist indes nicht nur die Durchschnittsgage klar höher, auch der Anteil der Konzerteinnahmen am Gesamteinkommen sowie ihre Gesamtzufriedenheit sind grösser. Eine Mindestgage macht also Sinn, vor allem auch aus psychologischen Gründen, denn dadurch haben die Musikerinnen und Musiker nicht oder zumindest weniger das Gefühl, unter ihrem Wert zu spielen. Bei der Umfrage geben nur zwei Musiker an, dass sie mit Konzerten ihr gesamtes Einkommen bestreiten. Alle anderen Teilnehmenden gehen mindestens einer weiteren Tätigkeit nach, ein Grossteil davon erteilt Instrumentalunterricht. Wenn nun die Ergebnisse nach dem Unterrichtskriterium aufgeteilt werden, zeigt sich, dass die Musikerinnen und Musiker ohne Unterrichtstätigkeit mehr Konzerte haben, mit diesen insgesamt mehr verdienen und auch viel zufriedener mit ihrer gesamten Situation sind. Über die Gründe dieser deutlichen Unterschiede kann nur gemutmasst werden. Naheliegend ist, dass ältere Musikerinnen und Musiker eher unterrichten, da so ein einigermassen gesichertes Einkommen gewährleistet ist, um den finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können. Dass sie dafür die Tätigkeit als Instrumentallehrpersonen wählen, liegt auf der Hand. Gleichzeitig werden dafür natürlich wiederum Ressourcen benötigt, die nicht anderweitig genutzt werden können. Viele der Befragten, die unterrichten, erwähnen zudem, dass sie mehr Konzerte spielen möchten, der Aufwand dafür aber immens sei. Die andere Gruppe dagegen erlebt das Booking zwar auch als anstrengend, jedoch weniger als Belastung. Betrachtet man die Umfrageergebnisse nach Instrument aufgeteilt, zeigen sich recht grosse Unterschiede. Kontrabassistinnen und -bassisten spielen nicht nur am meisten Konzerte, ihre Gagen

aler Perspektive zu begreifen. Der Marxismus ist eine Sicht auf die Gesellschaft, die mich politisiert und auch zur Philosophie gebracht hat. Ich plädiere für einen Marxismus in vernünftigem und zeitgenössischem Rahmen. Was für eine Partei wählst du? SK So links wie möglich, links von der SP. Du hast dich in deiner Masterarbeit mit der Rhetorik im Grafikdesign beschäftigt und bist nun an einer Doktorarbeit mit dem Titel «Die visuelle Rhetorik des Geldes». Worum geht es da? SK Ich gehe von der ziemlich breit akzeptierten These aus, dass Geld eine soziale Konvention ist. Sein Wert und auch seine Eigenschaften sind von gesellschaftlicher Akzeptanz abhängig: Meine Franken nützen mir im Amazonas herzlich wenig. Brot hingegen hat eine ganz andere Realität: Das kann man auch essen, wenn man nicht weiss, was es ist. Dem Geld werden verschiedene Qualitäten zugeschrieben: Es ist sicher, es ist schmutzig, Geld wächst, Geld stinkt nicht etc. Diese Eigenschaften werden unter anderem über Bilder kommuniziert. Diese Bilder will ich untersuchen. Ich gehe davon aus, dass sie einen relevanten Einfluss auf das Geldverständnis und somit auf das Geld selbst haben.

Simon Küffer wurde 1981 geboren und lebt in Bern. 2003 hat Küffer das Studium der Visuellen Kommunikation an der Hochschule der Künste in Bern abgeschlossen. Seit 2005 forscht er an der HKB im Forschungsschwerpunkt Kommunikationsdesign «Design and Rhetoric» und schreibt gegenwärtig an der Dissertation «Die visuelle Rhetorik des Geldes». Küffer ist Mitbetreiber des GrafikAteliers Pixelfarm und als Rapper Tommy Vercetti bekannt.

machen im Vergleich zu den anderen Instrumenten auch den grössten Teil des Gesamteinkommens aus. Trotzdem befinden sie sich in der Zufriedenheitsrangliste im untersten Drittel. Als nachvollziehbarer Grund für den tiefen Zufriedenheitswert erscheint die Tatsache, dass alle von ihnen selbständig erwerbstätig sind und sie demzufolge nicht über eine durch einen Arbeitgeber gewährleistete berufliche Vorsorge verfügen. Bezüglich Zufriedenheit noch schlechter schneiden nur Gesang und Posaune ab. Dies ist in der Umfrage aber insofern klar nachvollziehbar, als diese sehr wenige Konzerte haben. Dass zuoberst auf dem Zufriedenheitspodest die Trompeterinnen, Saxophonisten und Gitarristinnen stehen, ist aufgrund der Umfragedaten nicht schlüssig zu erklären, denn die drei Gruppen befinden sich bei fast allen erfassten Werten im Mittelfeld.

Der durchschnittliche Jazzmusiker Mit Jazz lässt sich Geld verdienen, am ehesten in der Form von Konzerten. Im Schnitt hat eine Schweizer Jazzmusikerin ein Konzert pro Woche und verdient dabei 250 Franken – wobei ihr dies freilich zu wenig ist. Da die Konzerte einen Drittel des Gesamteinkommens ausmachen, beträgt dieses durchschnittlich 3000 Franken pro Monat. Trotz dieses kleinen Betrags und des tiefen Anteils der Gagen am Gesamteinkommen ist der durchschnittliche Jazzmusiker mit seiner Situation einigermassen zufrieden, was darauf hindeutet, dass sich Jazzmusikerinnen und -musiker mit innerer Leidenschaft vorantreiben. Dies ist durchaus erfreulich, denn von aussen bestimmte Kunst kann nicht zielführend sein. Nichtsdestotrotz bleibt das Brot des Jazzmusikers, der Jazzmusikerin hart und das Einkommen, in Bezug auf den Aufwand und das Ausbildungsniveau, eindeutig zu tief. Die Situation wird in näherer Zukunft sicherlich nicht besser, sondern eher schlechter. Der Jazz-Markt ist seit den 1960er Jahren ein Nischenmarkt und wird dies aller Voraussicht nach auch bleiben. Durch die Akademisierung des Jazz mit den Studienmöglichkeiten an Kunsthochschulen drängen mehr und gut ausgebildete Musikerinnen und Musiker auf einen Markt, der gleich gross bleibt. Um sich Gehör zu verschaffen und die Situation nachhaltig zu verbessern, braucht es grosse Anstrengungen jedes einzelnen Musikers, jeder einzelnen Musikerin ebenso wie der gesamten Szene.

* Christian Schütz, Saxophonist und Radiojournalist, ist an der HKB wissenschaftlicher Mitarbeiter für den Studiengang MAS Musikmanagement und Assistent für den Studiengang MA in Music Pedagogy. 5


Lebensmittel vor Ladenschluss – wie HKB-Studierende leben Sie kommen aus Bümpliz, Korea oder der Ukraine und studieren Kunst an der HKB: Sieben Studierende in sechs Studiengängen, die mit ihrem finanziellen Lebensunterhalt kämpfen: Jürgen Bogle, Danylo, Lea Götschi, Malte Homberg, Eva Christiane von Reumont, Fabian Saurer und Sinae Yoo geben Auskunft.

FÜNF MINUTEN VON ZUHAUSE WEG Martin Bieri

———  LEA GÖTSCHI, BERN, KUNST & VERMITTLUNG • Montags bringt Lea Götschi Blumen. Sie ist mit ihrem Vater unterwegs, Blumen Götschi, an der Bottigenstrasse Ecke Statthalterstrasse bei der Tramhaltestelle, hat Stammkundinnen und -kunden in der Stadt. «Ohne die ginge es nicht», sagt Lea. Und nicht ohne die Toten, deren Hinterbliebene bei Götschi Grabschmuck kaufen. Der Friedhof liegt dem Laden der Familie Götschi gleich gegenüber. Lea wäre die dritte Generation im Betrieb. Dass sie’s wird, bezweifelt sie. Sie hat zwar Freude an den Blumen, mit denen sie aufgewachsen ist, fast mehr interessieren sie aber andere Pflanzen. Und sie sieht, wie viel die 6

Eltern arbeiten, damit das Geschäft genug abwirft. Das soll nicht Leas Zukunft sein, sagt sie jetzt, wo sie 21 ist und noch nicht so richtig weiss wohin mit ihrem Leben. Was sie nicht will, weiss sie: nicht den Betrieb übernehmen und nicht freie Künstlerin werden. Lea studiert an der HKB Vermittlung in Kunst und Design, im Sommer will sie mit einer Videoarbeit den Bachelor abschliessen. «Ich brauche einen Rahmen», sagt sie, «freies Arbeiten macht mir Spass, aber nur innerhalb der Schule.» Davon leben müssen, das will sie nicht. Nach dem Abschluss lieber noch einen zweiten oder ein Praktikum, am besten ein bezahltes. Danach sehe sie sich eher in einer Arbeitsstelle

mit Struktur und einer gewissen Sicherheit. Welche das sein könnte? Das ist offen. Im Moment lebt Lea von einem Stipendium, vom Ersparten und von der Unterstützung der Eltern. Das Stipendium erhält sie von der Stadt. Dessen Höhe schwankt, je nachdem welche Einkünfte sie sonst noch ausweist. Manchmal sind es einige hundert, manchmal 1000 Franken pro Semester. Zuletzt, als Lea in Kiel im Erasmus-Austausch war, bekam sie 4000 Franken: «Damit kommt man schon mal ziemlich weit, vor allem in Deutschland.» Rechnen kann sie mit diesem Betrag allerdings nicht fest, und überhaupt komme das Geld erst Wochen, ja Monate nach dem Antrag, da sei sowieso oft schon alles wieder anders. In der Fremde lebte sie erstmals nicht mit ihren Eltern unter einem Dach. Da sei sie schon ein wenig auf den Geschmack gekommen, erzählt sie. Doch jetzt lebt sie wieder mit der Familie daheim in einem kleinen Einfamilienhaus. Weil es praktisch ist und weil es finanziell nicht anders geht. Fünf Minuten braucht sie mit dem Fahrrad für den Weg zur HKB. Andere Studierende aus Bümpliz kennt sie nicht. Laut Statistik lebten nur vier ihrer jetzt in Bümpliz wohnenden Kommilitoninnen und Kommilitonen schon zur Zeit ihrer Matur in Bern. Lea dürfte also eine der wenigen Alteingesessenen sein, die sich an der HKB eingeschrieben haben. «Viele Bümplizer wissen nicht, dass es hier eine Kunsthochschule gibt», sagt sie. Wobei denen, die sich

für Kunst interessieren, sei die Cabane B natürlich ein Begriff und überhaupt, «in Bümpliz leben so viele verschiedene Menschen aus allen Schichten, da kann man nichts verallgemeinern.» Ihre Eltern zum Beispiel fänden es gar nicht seltsam, dass die eine Tochter Bäckerin sei und die andere eine Kunstschule besuche. «Im Gegenteil, sie freuen sich darüber.» Und unterstützen sie finanziell. Nicht mit hohen Beträgen, wenige hundert Franken, reich sind die Eltern nicht. Doch es genüge, sagt Lea, sie brauche nicht besonders viel. Hin und wieder in den Ausgang, sich ab und zu etwas gönnen, dafür reicht es. Das Stipendium und die Arbeit nebenbei geben Lea etwas Unabhängigkeit: «Es ist ein schönes Gefühl, die Studiengebühren selbst bezahlen zu können.» Gespart hat Lea ein bisschen Geld als Ordnerin im Wankdorfstadion. «Steward im Stade de Suisse» heisst das offiziell. Rund 20 Franken pro Stunde bekam sie da. «Dann stand ich einen Nachmittag lang vor einem Notausgang und sah nichts vom Spiel. Aber Fussball interessiert mich ohnehin nicht besonders.» Da ist ihr das Blumenausfahren doch wesentlich lieber.

—→ Fortsetzung siehe Seite 9, 10, 12


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Mai ————————————————— —————–––→ Juli 2015 zum Herausnehmen Mi, 6.–Fr, 8. Mai 2015

Interpretationsforschung – Künstlerischer Vortrag im Spiegel historischer Texte und Tonaufnahmen —→ Mi, 14.00 – 19.00 Uhr / Do, 9.00–12.15 Uhr (Universität Bern) —→ Do, 14.45 – 19.00 Uhr / Fr, 9.00–12.45 Uhr (HKB)

Das Symposium der SNF-Förderungsprofessuren für Interpretationsforschung von Florian Bassani (Universität Bern) und Kai Köpp (HKB) befasst sich mit heute weitgehend verschwundenen Prinzipien musikalischer Aufführungs- und Interpretationspraxis. Dabei stehen die Themen Gesangspraxis und -ästhetik (1600–1950) sowie instruktive Ausgaben zur Interpretationspraxis des 19. Jh. im Zentrum. Insbesondere Fragestellungen, die über den Notentext hinaus führen, etwa zu Verzierung oder Vibrato, aber auch zu besonderen Interpretationskonzepten werden in den Referaten thematisiert und mit praktischen Demonstrationen veranschaulicht. —→ Universität Bern, Hauptgebäude, Hochschulstrasse 4, 3012 Bern, Kuppelsaal —→ HKB, Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern, Grosser Konzertsaal

Fr, 19.–Mi, 24. Juni 2015

NEUE – Diplomausstellung der Studierenden im MA Contemporary Arts Practice —→ Vernissage: Fr, 19. Juni 2015, 17.00 Uhr (Ausstellung, Lesungen, Konzerte, Performances ab 20.6.2015), Sa, 20.–Mi, 24. Juni 2015 (Ausstellung, Lesungen, Konzerte, Performances) —→ Öffnungszeiten: Sa/So, 11.00–18.00 Uhr, Mo–Mi, 14.00–18.00 Uhr

Fr, 19. Juni–Sa, 4. Juli 2015

Foto: zvg

Finale 15 – Diplomausstellung Fachbereich Gestaltung und Kunst —→ Vernissage: Fr, 19. Juni 2015, 18.00 Uhr (Ausstellung ab 20.6.2015) —→ Öffnungszeiten: Mo–Sa, 9.00–19.00 Uhr

––– lese – hör – seh – mach lese kunst – hör kunst – seh kunst – mach kunst lese kunst lesen – lese kunst hören – lese kunst sehen – lese kunst machen hör kunst lesen – hör kunst hören – hör kunst sehen – hör kunst machen seh kunst lesen – seh kunst hören – seh kunst sehen – seh kunst machen mach kunst lesen – mach kunst hören – mach kunst sehen – mach kunst machen kunst lesen – kunst hören – kunst sehen – kunst machen lesen – hören – sehen – machen kunst – kunst – kunst – kunst

Die Ausstellung zeigt die Abschlussarbeiten der Studiengänge BA Vermittlung in Kunst und Design, BA Visuelle Kommunikation, MA Art Education und MA Communication Design. Eine Diplomausstellung ist nicht einfach Resümee einer Ausbildung, sondern die Summe persönlicher Statements der Studierenden. Es werden daher nicht nur Produkte, Artefakte und Werke präsentiert, sondern auch Thesen aufgestellt sowie Entwicklungen und Prozesse aufgezeigt. Die Ausstellung richtet sich an ein Fachpublikum ebenso wie an all jene, die sich für Fragen im Themenbereich Gestaltung und Kunst und für kommunikative Prozesse interessieren.

Mit: Nadine Andrey, Claudia Breitschmid, Cléa Chopard, Stefanie Daumüller, Florina Diemer, Oliver Falk, Daria Gusberti, Christine Hasler, Lucas Herzig, Judith Huber, Lukas Huber, Sarah Keusch, André Mayr und Marlene Hirtreiter, Janiv Oron, Jonas Probst, Samuel Riot, Christoph Roeber, Stéphanie Rosianu, Matthieu Ruf, Annie Rüfenacht, Sarina Scheidegger, Celia und Nathalie Sidler, Anne-Sophie Subilia, Vera Trachsel, Sinae Yoo

—→ HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern, 1. OG

Di, 7.–So, 12. Juli 2015

—→ CentrePasquArt, La Voirie, HKB/Burg Biel, espace libre «Visarte Biel-Bienne», Neues Museum Biel

Diplomausstellung Bachelor Fine Arts

Sa, 6./So, 7. Juni, Sa, 13./So, 14. Juni 2015

—→ Vernissage: Di, 7. Juli 2015, 18.00 Uhr (Ausstellung ab 8. 7. 2015) —→ Öffnungszeiten: Mi–Do, 14.00–17.00 Uhr / Fr, 14.00–19.00 Uhr / Sa–So, 10.00–17.00 Uhr

Opernproduktion – G. F. Händel «Ottone, Re di Germania»

Mit: Nicolle Bussien, Géraldine Honauer, Marc Lauber, Giorgia Pifaretti, Farzaneh Yaghoubinia, Joana Carla Schertenleib, Flurina Sokoll-Wilhelm, Numa Claude Sutter, Hannes Zulauf, Selina Lutz, Laura Grubenmann, Mia Sanchez, Andereas Kalbermatter, Fiona Rafferty, Salomé Gilgen, Philip Ortelli —→ Kunsthaus Langenthal, Marktgasse 13, 4900 Langenthal —→ Kreuzpassage, Marktgasse 34, 4900 Langenthal

—→ jeweils 19.00 Uhr

Mo, 8.–Di, 16. Juni 2015

Mit diesem Werk von Händel haben sich die Studierenden im Master Oper intensiv auseinandergesetzt. Neben dem Einüben der Rezitative und Arien ist historisch informierte Aufführungspraxis ebenso in die Vorbereitung eingeflossen, wie Hintergrund und Entstehung der Oper beleuchtet worden sind. Uraufgeführt 1723 in London, spiegelt das Stück die frühmittelalterlichen Ereignisse in Rom rund um die Hochzeit des deutschen Königs Ottone mit der byzantinischen Prinzessin Teofane.

BA-Diplomkonzerte Jazz —→ jeweils 20.00 und 21.30 Uhr (für Details zu den einzelnen Konzertabenden s. Rückseite)

Die Absolventinnen und Absolventen der Bachelorausbildung im Studienbereich Jazz präsentieren während acht Tagen ihre Schlusskonzerte, mit einer stilistischen Carte Blanche. Warum nicht den Sommerabend im Schloss Köniz mit einem guten Essen unter alten Linden beginnen und zum Dessert die Diplomkonzerte im Rossstall geniessen? Im Anschluss an die Konzerte gibt es im Innenhof bei Barbetrieb die Möglichkeit zum Austausch mit den Studierenden und Dozierenden über das eben Gehörte.

Musikalische Leitung: Franco Trinca Inszenierung: Mathias Behrends —→ Stadttheater Biel, Burggasse 19, 2502 Biel/Bienne —→ Stadttheater Solothurn, Theatergasse 16, 4500 Solothurn

—→ w ww.hkb-jazz.ch, www.kulturhof.ch —→ K ulturhof Schloss Köniz, Muhlernstrasse 11, 3098 Köniz, Rossstall

Foto: zvg

Fr, 19. Juni 2015

Bachelorpräsentationen in Literarischem Schreiben/Présentation du Bachelor en écriture littéraire —→ 19.30 Uhr/19h30

Die Abschluss-Lesungen der Studierenden des dritten Bachelorjahrs in Literarischem Schreiben geben einen besonderen Einblick in dreizehn einzigartige Arbeiten: lyrische Texte, Prosa und Fragmente. Entdecken Sie die neuen literarischen Stimmen! Les étudiant-e-s de la troisième année du Bachelor en écriture littéraire présentent leurs travaux de diplôme lors d’une lecture publique et festive. Cette année, les thèses de bachelor puisent dans des registres multiples, de la miniature en prose, à la poésie et au récit.

Mit /Avec: Donat Blum, Ivona Brdjanovic, Cyrielle Cordt-Moller, Pino Dietiker, Thomas Flahaut, Anne Flückiger, Eva Leuenberger, Luise Maier, Johannes Morgenthaler, Magali Noli, Dominik Schuppich, Sebastian Steffen, Laura Vogt —→ S chweizerisches Literaturinstitut, Seevorstadt 99, 2502 Biel / Institut littéraire suisse, Faubourg du lac 99, 2502 Bienne

Fr, 5. Juni 2015

Vortrag Volker Zander und Y-Abschlusspräsentation —→ 10.00–13.00 Uhr

Der amerikanische Komponist, Musiker und Performancekünstler Louis Hardin alias Moondog machte in den 1970er Jahren unseren Kontinent unsicher. Seit Ende der 1940er Jahre eine New Yorker Institution als Strassenmusiker und Dichter im Wikingerkostüm, bezeichnete er sich selbst als «Europäer im Exil». Volker Zander, Musiker und Komponist aus Köln, unternimmt eine Neukontextualisierung der Werke von Moondog (1916–1999) zwischen zeitgenössischer Kunst, Literatur und neo-klassischer Musik. Nach dem Vortrag begeben wir uns auf den bewährten Rundgang durch die Y-Projekte des vergangenen Semesters zum Jahresthema «Geschichten». —→ HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern

Foto: zvg


Mai ————————————————————————–––————→ Juli 2015 Mo, 18. Mai 2015 Jazz am Montag

KONZERTE Fr, 1.– Sa, 16. Mai 2015 Klassenauditionen

Vom 1. bis 16. Mai 2015 finden noch die letzten Klassenauditionen statt, an denen Studierende aller Instrumentenklassen ihr Können zeigen. Details unter hkb.bfh.ch/auditionen oder Tel. 031 848 39 78.

Mo, 4. Mai 2015 Jazz am Montag

THE MUSIC OF FRANK ZAPPA Sophie Adam (voc), Johanna van der Wingen (voc), Gino Carigiet (voc), Lukas Kohler (tp), Florian Weiss (tb), Lukas Andrae (as), Loris Knüsel (ts), Hanna Marchand (ts), tba (p), Nico van Wersch (g), Sebastian Bättig (g), Lorenz Nejedly (eb), Philippe Adam (dr) – Leitung: Klaus König —→  20.30 Uhr, HKB, Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern, Grosser Konzertsaal

Di, 5. Mai 2015 Vortragsabend Klavier

Es spielen Bachelor-Studierende Musik und Bewegung (Rhythmik) —→ 19.00 Uhr, HKB Burg, Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne, Saal 0-01

Hybridium

Auftritt von Studierenden der HKB aus den Exzellenzbereichen Kammermusik, Historische Aufführungspraxis und Zeitgenössische Musik —→  19.30 Uhr, ONO Das Kulturlokal, Kramgasse 6, 3011 Bern

Konzert mit HKB-Studierenden

HKB-Studierende spielen Werke von Prokofjew, Paolo Tosti und Piazzolla. —→  20.00 Uhr, Offenes Haus La Prairie, Sulgeneckerstrasse 7, 3007 Bern, Prairiesaal

Singers’ Night

NEDA Sophie Adam (voc/synth), Philipp Schlotter (mpc), Benjamin Muralt (eb), Fred Bürki (drum pads) —→  20.30 Uhr, musigbistrot, Mühlemattstrasse 48, 3007 Bern

Mi, 6. Mai 2015 Interpretation Zeitgenössische Musik und Historische Aufführungspraxis

Solistische und kammermusikalische Darbietungen Studierender verschiedener Instrumente nach dem Prinzip Alte Musik trifft Neue Musik —→  18.00 und 20.00 Uhr, HKB, Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern, Grosser Konzertsaal

Do, 7. Mai 2015 Konzert Ensemble Vertigo mit der Kompositionsklasse Leitung: Patrick Jüdt —→  19.30 Uhr, Konservatorium Bern, Kramgasse 36, 3011 Bern, Grosser Saal

Konzert Camesina Quartett

Berühmte Streichquartette in der Klanggestalt historischer Tondokumente —→  20.00 Uhr, HKB, Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern, Grosser Konzertsaal

Mo, 11. Mai 2015 Vortragsabend Klavier

Es spielen Bachelor-Studierende Musik und Bewegung (Rhythmik) —→ 19.00 Uhr, HKB Burg, Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne, Saal 0-01

Jazz am Montag

SOLO/DUO/TRIO ENSEMBLES Marena Whitcher (voc), Lisa Hoppe (b), Fabian Baur (p) THE MUSIC OF DIRTY LOOPS Johanna van der Wingen (voc), Hanna Marchand (ts), Fabian Baur (p), Lorenz Nejedly (b), Ricardo Castillo (dr), Bastian Weber (dr), Leitung: Immanuel Brockhaus —→  20.30 Uhr, PROGR Zentrum für Kulturproduktion, Speichergasse 4, 3011 Bern, Sonarraum U64

Mo, 11./Di, 12. Mai 2015 Excellence KammermusikKonzerte

Ausgewählte Ensembles präsentieren sich. —→  20.00 Uhr, HKB, Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern, Grosser Konzertsaal

Di, 12. Mai 2015 Singers’ Night

TALES AND LEGENDS Johanna van der Wingen (voc), Simon Althaus (p), Steffen Peters (b), Dennis Blassnig (dr) —→  20.30 Uhr, musigbistrot, Mühlemattstrasse 48, 3007 Bern

Mo, 18. Mai 2015 Vortragsabend Klavier

Es spielen Bachelor-Studierende Musik und Bewegung (Rhythmik) —→ 19.00 Uhr, HKB Burg, Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne, Saal 0-01

MUSIC+ENSEMBLE Sibyl Hofstetter (voc), Marena Whitcher (voc), Hanna Marchand (ts), Kristinn Smari Kristinsson (g), Fabian Baur (p), Lisa Hoppe (b) – Leitung: Django Bates ADVANCED BAND CONCEPTS Sibyl Hofstetter (voc), Hanna Marchand (ts), Kristinn Smari Kristinsson (g) – Leitung: Django Bates —→  20.30 Uhr, PROGR Zentrum für Kulturproduktion, Speichergasse 4, 3011 Bern, Sonarraum U64

Di, 19. Mai 2015 Singers’ Night – Jessanna Nemitz & Nina Blank

Studierende des Studienbereichs Jazz mit Hauptfach Gesang präsentieren ihre eigenen Projekte. —→  20.30 Uhr, musigbistrot, Mühlemattstrasse 48, 3007 Bern

Di, 26. Mai 2015 Singers’ Night

MOREROME Rea Dubach (voc/electr/synth), Maurice Könz (electr/drum pad) —→  20.30 Uhr, musigbistrot, Mühlemattstrasse 48, 3007 Bern

Fr, 29./Sa, 30. Mai 2015 à suivre #27

Klanginstallationen, Konzerte, Performances der Studierenden in Musik und Medienkunst —→  Fr, 29. Mai 2015, ab 17.00 Uhr Installationen, 20.00 Uhr Konzert —→  Sa, 30. Mai 2015, ab 14.30 Uhr Installationen, 17.00 Uhr Abschlusskonzert —→  HKB, Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern

Mo, 1. Juni 2015 Jazz am Montag

BLECHENSEMBLE Lukas Kohler (tp), Julia Rüffert (tb), Florian Weiss (tb), Jonas Beck (tb) – Leitung: Bernhard Bamert THE MUSIC OF BILL FRISELL Peter Bigler (g), Sebastian Bättig (g), James Clark (p), Daniel Weber (dr) – Leitung: Tomas Sauter —→  20.30 Uhr, PROGR Zentrum für Kulturproduktion, Speichergasse 4, 3011 Bern, Sonarraum U64

Fr, 12. Juni 2015 rhythm club

Studierende des Bachelor-Abschlussjahrgangs Musik und Bewegung (Rhythmik) spielen und singen Pop, Rock, Jazz. —→ 19.00 Uhr, HKB Burg, Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne, Saal 0-01

Mi, 17.–Fr, 19./So, 21. Juni 2015 Phasenprüfungen II Jazz

Schlusskonzert der Teilnehmenden an den Sommermeisterkursen —→  20.00 Uhr, Konservatorium Bern, Kramgasse 36, 3011 Bern, Grosser Saal

Mo, 8. Juni 2015 Abschlusskonzert CAS/DAS Dirigieren 2015

Mi, 8. – Mo, 20. Juli 2015 Internationale Sommerakademie Biel

Aufführung der klassischen Operette «Rubato» —→  19.30 Uhr, HKB, Papiermühlestrasse 13a, 3014 Bern, Grosser Konzertsaal

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Mo, 8. Juni 2015 —→ 20.00 Uhr: Jan Sutter – JAN SUTTER Catia Lanfranchi (voc/sampler), Nives Onori (synth/back voc), Nico van Wersch (g), Jan Sutter (b), Michael Anklin (dr) —→ 21.30 Uhr: Dimitri Howald – DIMITRI HOWALD TRIO – IN BETWEEN COLOURS Dimitri Howald (g), Valentin von Fischer (b), Philipp Leibundgut (dr) Di, 9. Juni 2015 —→ 20.00 Uhr: Lukas Andrae – STRENGTH AND SANITY Lukas Andrae (sax), Julius Windisch (p) —→ 21.30 Uhr: Michael Wyss – MICHAEL WYSS’ FOURTUNE GROUP Michael Wyss (ts), Dimitri Howald (g), Valentin von Fischer (b), Philipp Leibundgut (dr) Mi, 10. Juni 2015 —→ 20.00 Uhr: Catia Lanfranchi – KYANI CATIA Lanfranchi (voc), Nico van Wersch (g), Jan Sutter (b), Lukas Rutzen (dr) —→ 21.30 Uhr: Sophie Adam – STROM Sophie Adam (voc/synth), Philipp Schlotter (MPC/drumpads/keys), Benjamin Muralt (eb), Fred Bürki (drumpads) Do, 11. Juni 2015 —→ 20.00 Uhr: Corinne Huber – NOJAKîN Corinne Huber (voc/comp), Christoph Huber (ts), Lukas Kohler (tp), Michael Haudenschild (piano/ rhodes), Benjamin Muralt (b), Lukas Rutzen (dr) —→ 21.30 Uhr: Johanna van der Wingen – JOSEF Johanna van der Wingen (voc), Simon Althaus (keys), Steffen Peters (eb), Dennis Blassnig (dr) Fr, 12. Juni 2015 —→ 20.00 Uhr: Arnaud Mader – ARNAUD MADER QUARTET Victoria Mozalevskaya (sax), Arnaud Mader (p), tba (b), Lukas Rutzen (dr) —→ 21.30 Uhr: Mathieu Scheuber – MATHIEU SCHEUBER GROUP – AGGREGATO Lukas Andrae (ss), Alexander Mykhailov (vlc), Mathieu Scheuber (p), Jan Sutter (b), Lucien Bovet (dr) So, 14. Juni 2015 —→ 20.00 Uhr: Josua Beureux – CLAPOPHONIC Michael Gilsenan (ts), Billy Utermann (p/rhodes/ moog/synths), Benjamin Muralt (eb), Josua Beureux (dr) —→ 21.30 Uhr: Philippe Adam – DROP BEATS NOT BOMBS! Alexandra Brügger (harp), Fabian Baur (keys), Francesco Rezzonico (b), Philippe Adam (dr) Mo, 15. Juni 2015 —→ 20.00 Uhr: Nico van Wersch – VAN RUTTER Nico van Wersch (g), Jan Sutter (b), Lukas Rutzen (dr), Rea Dubach (voc/acc/perc), Julian Schließmeyer (tb/voc/perc), Sebastian Strinning (ts/bcl/voc/perc) —→ 21.30 Uhr: Sebastian Bättig – SEBASTIAN BÄTTIG QUARTETT Lukas Andrae (as), Sebastian Bättig (g), Johanna Pärli (b), Bastian Weber (dr) Di, 16. Juni 2015 —→ 20.00 Uhr: Florian Weiss – WOODOISM Linus Amstad (as), Florian Weiss (tb), Valentin von Fischer (b), Philipp Leibundgut (dr)

Masterclasses für Oper, Violine, Cello, Flöte, Klarinette, Klavier und Orgel sowie Konzerte – mit Beteiligung des Schweizer Opernstudios der HKB —→  Informationen: www.somak.ch —→  Musikschule Biel, Bahnhofstrasse 11, 2501 Biel/Bienne

BÜHNE Sa, 9./So, 10. Mai 2015 Peer Gynt

Musiktheater, gespielt und gesungen von Jugendlichen Inszenierung: Denise Scheurmann Musikalische Leitung: Elischewa Dreyfus (Gesang) und Nicolas Michel (Instrumentalensemble) Sa, 9. Mai 2015, 19.00 Uhr So, 10. Mai 2015, 14.00 und 19.00 Uhr —→  19.00 Uhr, Stadttheater Biel, Burggasse 19, 2502 Biel/Bienne

Di, 12./Mi, 13. Mai 2015 Präsentation Soloprojekte Theater Bachelor-Studierende des 3. Studienjahrs Theater zeigen ihre Solos. —→  20.00 Uhr, HKB, Zikadenweg 35, 3006 Bern

Fr, 22. Mai 2015 Jahresaudition Théâtre Musical

Mit Werken von Bussotti, Corajod und Globokar —→  19.00 Uhr, HKB Burg, Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne, Grosser Saal Oper

! Sa, 6./So, 7. Juni 2015 Opernproduktion – G. F. Händel «Ottone, Re di Germania» —→  19.00 Uhr, Stadttheater Biel, Burggasse 19, 2502 Biel/Bienne

Do, 11. Juni 2015 Elfennacht

Ein Sing- und Tanzspiel mit Kindern —→  19.00 Uhr, Stadttheater Biel, Burggasse 19, 2502 Biel/Bienne

Mi, 1. Juli 2015 Y-Talk 2015: Konrad Paul Liessmann

—→  19.00 Uhr, Stadttheater Solothurn, Theatergasse 16, 4500 Solothurn

Der Philosoph und Kulturpublizist Konrad Paul Liessmann im Gespräch mit Y InstitutCo-Leiter Thomas Strässle —→  18.00 Uhr, Campus Muristalden, Muristrasse 8, 3006 Bern, Aula

So, 14. Juni 2015 Elfennacht

Sa, 4. Juli 2015 Theaternacht

Di, 7. Juli 2015 Konzert Meisterkurse

Ein Sing- und Tanzspiel mit Kindern —→  14.00 Uhr und 17.00 Uhr, Stadttheater Biel, Burggasse 19, 2502 Biel/Bienne

Fr, 19./Sa, 20. Juni 2015 Sommer Festival d’été

VERSCHIEDENES Mo, 4. Mai 2015 Infoabend Musikpädagogik

Präsentation diverser CAS im Bereich Musikpädagogik in Anwesenheit der Leiterin des Weiterbildungsschwerpunkts Musikpädagogik Andrea Ferretti —→  18.30 Uhr, HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern, Studio im 1. OG

Ein Fest der Theaterstudierenden der HKB – eine ganze Nacht Theater —→  Zeiten und Programm spätestens ab Ende Juni im Veranstaltungskalender auf der HKB-Website —→  HKB, Zikadenweg 35, 3006 Bern

Di, 12. Mai 2015 Infoabend CAS Kulturelle Bildung im Elementarbereich

Präsentation des CAS in Anwesenheit der Studienleiterin Karin Kraus —→  18.00–20.00 Uhr, HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern, Studio im 1. OG

AUSSTELLUNGEN

Mi, 13. Mai 2015 Forschungs-Mittwoch

«Connected in Isolation» Hosts: J. Baum, P. Gisler, U. Jakob Gäste: Michael Hiltbrunner, Eva Inversini —→  17.00–19.00 Uhr, HKB, Schwabstrasse 10, 3018 Bern, Multifunktionsraum

! Fr, 19. Juni – Sa, 4. Juli 2015 Finale 15 – Diplomausstellung Fachbereich Gestaltung und Kunst

Mi, 27. Mai 2015 Forschungs-Mittwoch

Abschlussarbeiten der Studiengänge BA Vermittlung in Kunst und Design, BA Visuelle Kommunikation, MA Art Education und MA Communication Design —→  Vernissage: Fr, 19. Juni 2015, 18.00 Uhr (Ausstellung ab 20.6.2015) —→  Öffnungszeiten: Mo–Sa, 9.00–19.00 Uhr —→  HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern, 1. OG

Di, 7. – So, 12. Juli 2015 Diplomausstellung Bachelor Fine Arts

Details ab Mitte Mai im Veranstaltungskalender auf der HKB-Website —→  17.00–19.00 Uhr, HKB, Schwabstrasse 10, 3018 Bern, Multifunktionsraum

Do, 28. – So, 31. Mai 2015 WHAT SHALL WE DO NOW?

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Ausstellung, Lesungen, Konzerte, Performances der Studierenden im ersten Jahr MA Contemporary Arts Practice —→  Opening Party: Do, 28. Mai 2015, 18.00 Uhr —→  Öffnungszeiten: Fr/Sa, 14.00–20.00 Uhr, So, 11.00–15.00 Uhr —→  HKB, Schwabstrasse 10, 3018 Bern

—→  Vernissage: Di, 7. Juli 2015, 18.00 Uhr (Ausstellung ab 8.7.2015) —→  Öffnungszeiten: Mi–Do, 14.00–17.00 Uhr/ Fr, 14.00–19.00 Uhr / Sa–So, 10.00–17.00 Uhr —→  Kunsthaus Langenthal, Marktgasse 13, 4900 Langenthal —→  Kreuzpassage, Marktgasse 34, 4900 Langenthal

Mo, 1. – Fr, 5. Juni 2015 CH-Netzwerkwoche Art Education

Räume, Grenzen, Settings – der Stadtraum als Labor der Kunstvermittlung Netzwerkveranstaltung der Deutschschweizer Studiengänge Art Education —→  HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern —→  HKB, Schwabstrasse 10, 3018 Bern

LESUNGEN REFERATE  SYMPOSIEN Mi, 6. – Fr, 8. Mai 2015 Interpretationsforschung – Künstlerischer Vortrag im Spiegel historischer Texte und Tonaufnahmen

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—→  19.30 Uhr, Schweizerisches Literaturinstitut, Seevorstadt 99, 2502 Biel 19h30, Institut littéraire suisse, Faubourg du lac 99, 2502 Bienne

! Sa, 13./So, 14. Juni 2015 Opernproduktion – G. F. Händel «Ottone, Re di Germania»

Mi, 24. Juni 2015 Hofwiler Musikbegegnungen

Solistinnen und Solisten im Master Specialized Music Performance Hugo Dores De Queiró, Benjamin Green, Olena Kozlova, Ilya Lekhanov, Gyorgi Spasov, Natalia Staroverova —→  18.00 Uhr, Kulturcasino Bern, Herrengasse 25, 3011 Bern Anschliessend Diplomfeier

LEONI’S BAD NEWS Leoni Altherr (voc), Judith Cormier (ts/fl), Eloi Calame (bcl), Lukas Andrae (as), Julius Windisch (p), Johanna Pärli (b), Nicolas Bianco (dr) —→  20.30 Uhr, musigbistrot, Mühlemattstrasse 48, 3007 Bern

Von und mit Master-Studierenden in Musik und Bewegung (Rhythmik) —→ 19.00 Uhr, HKB Burg, Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne, Saal 0-01

Choreografische Projekte und solistische Arbeiten der Studierenden in Musik und Bewegung (Rhythmik) —→  19.00 Uhr, Volkshaus Biel, Aarbergstrasse 112, 2501 Biel/Bienne, Grosser Saal Sa, 20. Juni 2015 «riesig fies!» – Master-Abschlussarbeit von Sarah Hausheer —→  16.00 Uhr, HKB Burg, Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne, Saal 0-01

Dozierende der HKB spielen Kammermusik von Wolfgang Amadeus Mozart —→  20.00 Uhr, Gymnasium Hofwil, Hofwilstrasse 49, 3053 Münchenbuchsee, Aula

Fr, 19. Juni 2015 Bachelorpräsentationen in Literarischem Schreiben / Présentation du Bachelor en écriture littéraire

Sa, 13. Juni 2015 NÜT! Ein szenisches Musik- und Bewegungstheater

Mi, 17. Juni 2015 Sonja Ott (tp), Timothée Giddey (ts), Luka Mandic (g), Johanna Pärli (b), Adrian Stirnimann (dr) Do, 18. Juni 2015 Nicola Habegger (tp), Loris Knüsel (sax), Oscar Holliger (g), Daniel Schmid (b), Baptiste Maier (dr) Fr, 19. Juni 2015 Jessanna Némitz (voc), Michael Gilsenan (ts), Jonas Danuser (tb), Louis Laury (p), Lorenz Nejedly (eb), Adrian Stirnimann (dr) So, 21. Juni 2015 Gabriel Wenger (ts), Josephine Nagorsnik (tb), Billy Utermann (p), Afiwa Kuzeawu (b), Philipp Leibundgut (dr) —→  20.00 Uhr, PROGR Zentrum für Kulturproduktion, Speichergasse 4, 3011 Bern, Sonarraum U64

Sa, 27. Juni 2015 Konzert von MA-Studierenden mit dem Sinfonie Orchester Biel

Di, 2. Juni 2015 Singers’ Night

Mo, 8. – Fr, 16. Juni 2015 BA Diplomkonzerte Jazz

—→ 21.30 Uhr: Lukas Kohler – WHICH APPLE IS THE BEST? Lukas Kohler (tp), Gabriel Wenger (ts), Jonas Enkerli (g), Michael Haudenschild (p/rhodes), Benjamin Muralt (b), Matthias Schüpbach (dr) —→  Kulturhof Schloss Köniz, Muhlernstrasse 11, 3098 Köniz, Rossstall

Fr, 5. Juni 2015 Vortrag Volker Zander und Y-Abschlusspräsentation

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—→  10.00–13.00 Uhr, HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern

! Fr, 19. – Mi, 24. Juni 2015 NEUE – Diplomausstellung der Studierenden im MA Contemporary Arts Practice

!

Ausstellung, Lesungen, Konzerte, Performances —→  Details siehe Rückseite —→  Diverse Orte in Biel: CentrePasquArt, La Voirie, HKB/Burg Biel, espace libre «Visarte Biel-Bienne», Neues Museum Biel —→  CentrePasquArt, Seevorstadt 71–73, 2502 Biel/Bienne

Symposium der SNF-Förderungsprofessuren für Interpretationsforschung: Florian Bassani (Universität Bern) und Kai Köpp (HKB) —→  Universität Bern, Hauptgebäude, Hochschulstrasse 4, 3012 Bern, Kuppelsaal —→  HKB, Papiermühlestrasse 13d, 3014 Bern, Grosser Konzertsaal

Sa, 20. Juni 2015 «Der Mont Ventoux»

Do, 21. Mai 2015 Typoclub Afterwork Lecture 10.4 – Thomas Schicker

Vernissage des als Bachelorarbeit in Visueller Kommunikation entstandenen Buches von Flurin von Salis —→  17.30 Uhr, Velokurierladen, Lorrainestrasse 21, 3013 Bern

Öffentlicher Vortrag des Grafikers und Werbers Thomas Schicker, dessen Arbeiten vom Art Directors Club Schweiz ausgezeichnet wurden und grosse Aufmerksamkeit erlangten. —→  18.00 Uhr, HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern, Grosse Aula

Sa, 4. – Mi, 8. Juli 2015 Meisterkurse

Sommerkurse mit Benjamin Schmid, Violine, Thomas Riebl, Viola und David Eggert, Violoncello —→  10.00–17.00 Uhr, HKB, Papiermühle strasse 13a–h, Grosser Konzertsaal, Veress Saal, Kammermusiksaal

Di, 26. Mai 2015 BA-Thesis Rhythmik

Präsentation der schriftlichen Bachelor-Thesen von Dorian Kaufeisen, Stephanie Scheuner, Laura Nowak und Elisabeth Schuh —→ 19.00 Uhr, HKB Burg, Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne, Saal 0-03

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ehr Informationen zu diesen Veranstal­tungen M auf der umliegenden Seite.


———  EVA CHRISTIANE VON REUMONT, DEUTSCHLAND, KONSERVIERUNG UND RESTAURIERUNG • Eva Christiane von Reumont ist sich nicht so sicher, ob sie ihren Namen genannt haben will in dem Portrait. Es ist ihr nämlich durchaus recht, dass man ihr die Mittellosigkeit nicht ansieht, dass man nie und nimmer auf die Idee käme, dass sie weit unter dem Existenzminimum lebt – sie sagt, sie könne gut auf Mitleidsbekundungen und andere «Peinlichkeiten» verzichten. Neue Kleider? Hat sie schon lange nicht mehr gekauft, und dennoch macht sie ganz und gar keinen zerlumpten Eindruck, dezent gekleidet mit Schal und blauem Hut. Dieser normale Anschein ist auch durchaus Programm, im Gespräch dringt immer wieder eine leise, keineswegs missionarische Konsumkritik durch – es sei ja nun einmal nicht nötig, jedes Jahr neue Kleider zu kaufen, die nach einer Saison auch schon wieder kaputt oder aus der Mode sind. Und so sitzen wir nun im Bahnhofbuffet Olten – sie kommt gerade von der Besprechung ihrer Masterarbeit in Basel – bei einem Kaffee, für sie ein seltenes Ereignis, nicht bloss des Orts wegen. Denn auch auf Restaurantbesuche verzichtet sie weitgehend («ich lade lieber zu mir nach Hause ein – aber ja, man neigt so zuweilen zur Ungeselligkeit»), sie bewegt sich immer mit dem Velo fort, sie holt Bücher fast immer in der Bibliothek, im Kino war sie in den vier Jahren Bern «vielleicht zwei oder drei Mal», und beim Coiffeur war sie auch schon lange nicht mehr. Ein Posten nach dem anderen fällt so aus dem Budget, auch Miete braucht sie keine zu zahlen, weil sie bei einer Berner Familie unterkommen

DIE SEHR ERTRÄGLICHE MITTELLOSIGKEIT DES SEINS Roland Fischer

kann, die ihr gegen ein wenig Mithilfe im Haus ein Zimmer im Dachgeschoss zur Verfügung stellt. Und so landet man dann tatsächlich bei kaum vorstellbaren 350 bis 400 Franken Monatsbudget, die sich zu einem nicht allzu grossen Schuldenberg aufgehäuft haben. In den ersten Jahren ihres Studiums an der HKB hatte sie einen Studienkredit in Deutschland bekommen und auch ihr Vater streckte ein wenig Geld vor. Mittlerweile lebt sie von dem, was sie mit Praktika nebenher selber verdient. Man macht grosse Augen, und das ist ihr sichtlich unangenehm. Dass sie wenig Geld habe, sei eben kein «Problemzustand», es sei einfach – ein anderer Zustand, das würde sie gern vermitteln, und deshalb hat sie dann nach anfänglichem Zögern auch zugesagt, sich in Sachen prekäre Geldlage porträtieren zu lassen – was ihr zunächst vor allem als «Blossstellung» erschienen war. Sie wäre auch nicht unbedingt gezwungen, von so wenig zu leben, sie könnte wohl auch noch einen weiteren Kredit aufneh-

OHNE SCHWIERIGKEITEN Alexandra von Arx

———  DANYLO, UKRAINE, KLASSIK • Es ist ein trüber Tag. Wir sitzen in einem Café in Bahnhofsnähe. Ich trinke eine Cola. Danylo trinkt nichts. Er hat die letzten Monate jeden Rappen gezählt und jeden Franken gedreht, und ein Getränk hier kostet gleich viel wie fünf Kilo Penne in der Migros. Das sagt er natürlich nicht, sondern antwortet nur: «Ich habe zuhause gerade etwas getrunken.» Mein Angebot, ihn einzuladen, ändert daran nichts. Danylo ist nicht sein richtiger Name, war aber 2008 der zweitbeliebteste männliche Vorname in der Ukraine. Und darum heisst er hier jetzt so. Danylo ist um die zwanzig, gross, schlank und sehr höflich. Er ist gekommen, um mir zu erzählen, wie es für ihn ist, in der Schweiz zu studieren. Hier, wo er um elf Uhr nachts ohne Angst durch die Strassen spazieren kann. Wo er einen tollen Professor hat, der ihn fördert und ihm neue musikalische Welten erschliesst. Wo er an der Schule Cembalos und Hammerklaviere spielen und auf Steinway-Flügeln üben kann. Hier, wo die Krankenkasse pro Monat mehr kostet, als er in der Ukraine in einem halben Jahr verdient. Gemäss Internationalem Währungsfond zählt seine Hei-

mat zu den ärmsten Ländern Europas und die Griwna, die ukrainische Währung, befindet sich seit Jahren im Tiefflug. Ein ganzes Jahr hat Danylo nach dem Bachelor in der Ukraine gearbeitet, um die Reisekosten nach Bern an die Aufnahmeprüfung bezahlen zu können. Trotz zwei Jobs hat er pro Monat nicht mehr als 50 Euro verdient. Und jetzt studiert er an der HKB. «Der Anfang hier war ein bisschen stressig. Zum Beispiel musste ich, um eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz zu beantragen, einen Mietvertrag vorweisen können. Aber um eine Wohnung zu bekommen, habe ich einen Ausweis gebraucht.» Eine Bekannte seines Professors ist ihm schliesslich zu Hilfe gekommen. Sie hat ihn die ersten Monate bei sich wohnen lassen, einen Mietvertrag ausgestellt und ihn auf alle Ämter begleitet. Erst seit Kurzem lebt er in einer eigenen Wohnung. Sie sei zwar klein, aber doch viel angenehmer als alle Wohnungen, in denen er in der Ukraine gelebt habe. Einmal habe er in einem Wohnheim für Kulturschaffende gewohnt. 50 Personen hätten sich einen Stock mit zwei Toiletten geteilt. Bei dem hohen Geräuschpegel sei es manchmal schwierig gewesen, Musik zu machen und sich aufs Üben zu konzentrieren. Aufgewachsen ist Danylo mit seiner Mutter, seiner Tante, seinen Grosseltern und einem Hund in einer 40 m2 grossen Wohnung im

men, bei der Bank oder in der Familie, aber sie möchte lieber nicht noch mehr Schulden anhäufen, «weil ich ja nicht wissen kann, wie leicht man dann Geld verdienen kann» mit ihrem Abschluss in Konservierung und Restaurierung. Um dann noch anzufügen, es sei sogar so, dass sie ganz allgemein keine Vorstellung davon habe, wie es ist, Geld zu verdienen. «Denn ich habe mich bislang nie dafür interessiert.» Ist das nun ein wenig kokett, diese Sparsamkeit? Schliesslich bereitet sie sich nicht auf ein Leben als freie Künstlerin vor. Und eben hatte sie doch noch gesagt, sie hätte die Angst davor, mit wenig Geld auszukommen, schon lange verloren – es geht da wohl eher um Unabhängigkeit, von Menschen und Banken, aber auch von Wirtschaftslogiken und gesellschaftlichen Konventionen. Sie sagt, sie sei ja selber neugierig, ob sie dieses asketische Konsumationsverhalten dann mal ablege, wenn sie Geld verdiene: «Ich weiss nicht, ob ich dieses Verhalten tatsächlich angenommen habe, weil ich kein Geld habe», oder viel eher, weil sie lieber nicht in einer ausser Rand und Band geratenen Konsumwelt mitfunktionieren mag. Zudem möchte sie sich nicht allzu sehr vom Studium ablenken lassen. Ihre Familie habe sich schon auch mal

Osten der Ukraine. Die Grosseltern pflanzten im Garten Kartoffeln an, Danylo spielte drinnen Klavier. Schon früh sei ihm klar gewesen, dass er Musiker werden wolle. «Musik ist mein Leben. Ich könnte nichts anderes machen», erklärt er. Mittlerweile habe er sich auch an das ständige Alleinsein gewöhnt. An Weihnachten habe er mit seiner Familie geskypt: «Es war beinahe, als sässe ich mit ihnen am Tisch.» «Kürzlich spielte ich ein Konzert und im Anschluss kamen Menschen zu mir und bedankten sich. Es sind diese Momente, die mich bestärken, auf dem richtigen Weg zu sein.» Es war eines der ersten Konzerte, die Danylo in der Schweiz gab. Obwohl er bereits früher Angebote erhalten hatte, durfte er sie nicht annehmen. «Die ersten sechs Monate darf man mit dem Studierendenvisum in der Schweiz nicht arbeiten. Mein Erspartes reichte aber nicht aus. Zum Glück konnte ich manchmal für die Schule Etiketten auf Couverts kleben und so ein bisschen etwas dazuverdienen.» Gegessen habe er, so erzählt Danylo weiter, in den ersten Monaten aber eigentlich fast nur Teigwaren. «Das ist halt das billigste», stellt er lapidar fest. Erst vor wenigen Wochen habe er herausgefunden, dass kurz vor Ladenschluss gewisse Lebensmittel heruntergeschrieben werden. Seither sehe seine Speisekarte etwas abwechslungsreicher aus. «Es war nicht schlimm. Hauptsache, ich lebe im Frieden. In der Ukraine müsste ich jetzt ins Militär und in den Krieg ziehen. Hier kann ich mich dem widmen, was mir wirklich etwas

Sorgen gemacht, «dass ich dem Geld so sehr entsage». Und sich gefragt, ob sie wohl begreife, dass das Geldverdienen in dieser Gesellschaft nun einmal dazugehöre. Sie muss ein wenig schmunzeln, als sie das sagt, und sie kann beruhigen: Inzwischen freue sie sich auf den Moment, wenn sie einmal richtig Geld verdiene – etwa anderthalb Jahre dürfte es noch dauern bis dahin. Gibt es denn nichts, das sie sich schon jetzt gern öfter leisten würde? Doch, zu reisen, das würde sie gern viel ausgiebiger machen. Ihre Familie und ihre Freunde sind über den halben Erdkreis verstreut, aufgewachsen ist sie auch nicht in Deutschland, sondern in Südafrika («wo das Konsumverhalten eh anders ist»), da kann man sich vorstellen, dass sie hin und wieder Fernweh bekommt – zumal sie noch nicht einmal auf dem Gurten war, aber für solche Ausflüge fehle ihr schlicht die Zeit, auch die Wochenenden seien immer sehr schnell um. Inzwischen nährt sie das Fernweh auch auf professioneller Ebene, ihre konservatorischen Interessen gehen eher in den ostasiatischen Raum; gut, gibt es Reisestipendien, die es ihr vor Kurzem erlaubt haben, an eine Konferenz nach Hongkong zu reisen. Und bis sie sich die Tickets selber leisten kann, wird sie von ihrer Familie eben hin und wieder eingeladen, hinaus in die weite Welt.

bedeutet», stellt er klar. «Meine Familie unterstützt mich darin. Um in die Schweiz zu kommen, musste ich einen Betrag von 18.000 Schweizer Franken auf meinem Konto vorweisen können, als finanzielle Sicherheit sozusagen. Da haben alle – Freunde, Familie und Bekannte – zusammengelegt.» Auch die HKB unterstütze ihn, so gut sie könne. Von seinem Professor erhalte er zudem hier und da eine Eintrittskarte für ein Konzert zugesteckt. Stiftungen und Stipendien geben ihm etwas finanziellen Rückhalt. Und das Fahrrad, mit dem er von seiner Wohnung zur Schule kurvt, hat ihm ein ehemaliger ukrainischer Student vermacht. Irgendwie gehe es immer. Aber die Vorstellung an seine Heimat stimmt ihn nachdenklich: «Dem Land geht es immer schlechter. Die Kriminalität ist hoch und Geld fehlt überall. Auch in der Kultur wird gekürzt oder gestrichen. Sogar der renommierte Horowitz-Klavierwettbewerb in Kiew wurde dieses Jahr abgesagt.» Ob Danylo nach dem Master wieder zurück in die Ukraine geht, weiss er noch nicht. «Ich möchte einfach gerne mein Geld mit der Musik verdienen. Das wird nicht leicht. Aber ohne Schwierigkeiten keine Entwicklung.»

– KEINE ENTWICKLUNG 9


DER WERDEGANG VON DESIGNERINNEN UND KÜNSTLERN IN ZAHLEN Auf dieser Seite werden die Fachbereiche Design sowie Musik, Theater und andere Künste anhand von Umfrageergebnissen des Bundesamts für Statistik BFS mit anderen Fachbereichen verglichen. Die ausgewählten Zahlen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Alle Zahlen sind aus dem Jahr 2013 und betreffen Studentinnen bzw. Absolventen von Schweizer Fachhochschulen.

HERKUNFT

STUDIUM

SOZIALE HERKUNFT DER STUDIERENDEN: ANTEIL DER ELTERN MIT EINEM TERTIÄRABSCHLUSS (IN %)

ALTER BEIM EINTRITT INS STUDIUM

EINNAHMEQUELLEN DER STUDIERENDEN (IN %) BA

MA

Design

24,1

28,7

Musik, Theater und andere Künste – 68%

Musik, Theater und andere Künste

23,4

27,8

Architektur, Bau- und Planungswesen – 52%

Architektur, Bauund Planungswesen

23,8

28,1

Gesundheit – 45%

Gesundheit

23,6

35,9

Soziale Arbeit – 44%

Soziale Arbeit

26

33

Wirtschaft und Dienstleistungen – 48%

Wirtschaft und Dienstleistungen

23,7

28,8

Design – 56%

100%

Hochschule

Höhere Berufsbildung

Quelle: Bundesamt für Statistik BFS

BA: Bachelor / MA: Master

Design

Musik, Theater und andere Künste

Architektur, Bau- und Planungswesen

Gesundheit

Soziale Arbeit

Wirtschaft und Dienstleistungen

Familie

Erwerbstätigkeit

Stipendien und Darlehen

Andere Einnahmen

Quelle: Bundesamt für Statistik BFS

Der Anteil Studierender mit Eltern mit Tertiärabschluss ist im Fachbereich Musik, Theater und andere Künste mit Abstand am grössten, gefolgt von Design. Interessant ist dabei, dass der hohe Wert von 68% bei Musik, Theater und andere Künste grösstenteils durch die Eltern mit einem Hochschulabschluss (55%) zustande kommt, während der Anteil jener mit einer höheren Berufsbildung mit 13% von allen Fachbereichen der geringste ist. Analog, wenn auch etwas weniger ausgeprägt, präsentiert sich die Situation beim Design.

Für mehr als die Hälfte der Design-Studierenden (56%) bildet die eigene Familie die Haupteinnahmequelle, was im Vergleich mit den anderen Fachbereichen mit einigem Abstand der Höchstwert ist, während die eigene Erwerbstätigkeit mit 28% am wenigsten wichtig ist. Schwächer ausgeprägt, aber in der Tendenz ähnlich, sind diese Werte im Fachbereich Musik, Theater und andere Künste, wobei hier 11% der Studierenden, und damit mehr als in allen anderen Fachbereichen, Stipendien und Darlehen als ihre Haupteinnahmequelle angeben.

BERUFSTÄTIGKEIT I

BERUFSTÄTIGKEIT II

BERUFSEINTRITTSQUOTE DER MASTER-ABSOLVENTINNEN UND -ABSOLVENTEN BIS 12 MONATE NACH STUDIENABSCHLUSS (IN %)

100%

50%

ANTEIL SELBSTÄNDIG ERWERBENDER MASTER-ABSOLVENTINNEN UND -ABSOLVENTEN (IN %)

BRUTTOERWERBSEINKOMMEN DER ABSOLVENTINNEN UND ABSOLVENTEN FÜNF JAHRE NACH STUDIENABSCHLUSS (IN CHF/JAHR)

Design

29,3

Design (78.000 / 70.000)

Musik, Theater und andere Künste

21,4

Architektur, Bauund Planungswesen

6,3

Gesundheit

0,0

Wirtschaft und Dienstleistungen

2,2

100.000

Musik, Theater und andere Künste (78.500 / 84.000) Architektur, Bau- und Planungswesen (86.900 / 74.100) Soziale Arbeit (95.700 / 89.700) Wirtschaft und Dienstleistungen (102.000 / 93.000)

0% Design

3 Musik, Theater und andere Künste

6 Architektur, Bau- und Planungswesen

9 Gesundheit

12 Monate Wirtschaft und Dienstleistungen

Quelle: Bundesamt für Statistik BFS

Aus Sicht einer Kunsthochschule mögen die tiefen Berufseintrittsquoten der Fachbereiche Design sowie Musik, Theater und andere Künste, insbesondere die je rund 55% 12 Monate nach Studienabschluss, auf den ersten Blick beunruhigen. Dieser erste Eindruck wird jedoch in zweierlei Hinsicht relativiert, nämlich erstens dadurch, dass zur Berufseintrittsquote per definitionem nur Arbeitsstellen gezählt werden, für die der Arbeitgeber einen Hochschulabschluss verlangt, was in den beiden Fachbereichen, die an Kunsthochschulen v.a. unterrichtet werden, mit Sicherheit seltener vorkommt als in den anderen. Zweitens zeigt oben stehende Tabelle, dass gerade im Design (29,3%) und im Fachbereich Musik, Theater und andere Künste (21,4%) bedeutend mehr Absolventinnen und Absolventen einer selbständigen Erwerbsarbeit nachgehen als in anderen Fachbereichen. 10

Männer (Median)

Frauen (Median)

Quelle: Bundesamt für Statistik BFS

Die männlichen Absolventen der Fachbereiche Design sowie Musik, Theater und andere Künste erwirtschaften die tiefsten Einkommen aller Fachbereiche, das gleiche Bild zeigt sich bei gemeinsamer Betrachtung von Männern und Frauen. Besonders interessant ist der Einkommensvergleich zwischen Männern und Frauen innerhalb der jeweiligen Fachbereiche: Einzig im Fachbereich Musik, Theater und andere Künste verdienen Frauen mit einem Median von CHF 84.000 mehr als Männer (CHF 78.500), und dies sogar ziemlich deutlich. In allen anderen Fachbereichen ist dieses Verhältnis umgekehrt, teils ebenfalls mit grossem Gefälle, zuungunsten der Frauen.


———  SINAE YOO, SÜDKOREA, CONTEMPORARY ARTS PRACTICE • Sinae Yoo studiert Contemporary Arts Practice in Bern. Trotzdem geht ein Gespräch mit ihr durch acht Zeitzonen hindurch. Yoo befindet sich in Seoul, wo sie im Dezember 1985 geboren worden ist. Das bedeutet nach koreanischer Zählweise, dass sie 32 Jahre alt ist. «Ein bisschen viel Respekt einem Kind gegenüber», sagt Yoo lachend. Neugeborene sind in der ostasiatischen Kalendermathematik bei Geburt bereits jährig, an jedem Neujahr werden sie ein Jahr älter. «32 und immer noch zu Hause, in der Wohnung der Eltern», sagt Yoo und schüttelt den Kopf. Yoo ist nur vorübergehend in Seoul, um sich die Mandeln operieren zu lassen – und um Geld zu verdienen. Sie unterrichtet als Gastdozentin am Fine Arts Department der privaten Sejong Universität, die sie selbst besucht hat. Nach dem Bachelor in Fine Arts ging sie nach Antwerpen und studierte dort drei Jahre Mode. «Das machte ich alles mit der Unterstützung meiner Eltern», sagt Yoo. «Ich gab viel Geld aus. Mode ist teuer. Doch schliesslich erkannte ich, dass ich freie Künstlerin werden wollte.» Sie ging nicht nach London, wo sie gleich drei verschiedene Schulen aufgenommen hätten, sondern kam nach Bern. «Ich

SCHAM UND SELBSTSTÄNDIGKEIT Martin Bieri

wusste nichts von der Schweiz, kannte aber die Kunstzeitschrift ‹Parkett›. Mich interessierte das Land, das ein solches Produkt hervorgebracht hat.» Doch die Schweiz empfing sie schlecht. Yoo glaubte, über eine Agentur, die sie von einem Aufenthalt in London kannte, ein Zimmer in Bern gemietet zu haben, einige Tausend Franken Anzahlung inklusive. «Als ich einen Termin für die Wohnungsübergabe ausmachen wollte, wurde ich vertröstet. Als das Treffen stand, sagte man mir, der Vermieter habe einen Autounfall gehabt und sei gestorben.» Yoo war das Opfer eines Betrugs. «Ich stand buchstäblich auf der Strasse und weinte. Ich hatte kein Gefühl für diesen Ort und wusste folglich nicht, wie ich mir selbst helfen konnte. Und Südkoreaner bitten nicht um Hilfe.» Als sie Anzeige erstatten wollte, schien es ihr, als würden sie ihre Beine nicht mehr tragen. Weil die Website der Betrüger nicht in der Schweiz gemeldet war, konnte die Polizei nichts tun. Ihr Geld hat Yoo nie mehr gesehen, die Agentur ist aus dem Internet verschwunden. Yoo regte sich nicht nur über die Bösartigkeit auf. Sie schämte sich, auf den Trick

NICHT GEMÜTLICH Roland Fischer

———  JÜRGEN BOGLE, DEUTSCHLAND, CONTEMPORARY ARTS PRACTICE • So kann man so ein Portrait ja eigentlich nicht beginnen, ist ja wie inszeniert. Ich treffe Jürgen Bogle im Lehrerzimmer an der Bar und er schlägt gleich vor, ins Atelier raufzugehen, denn: «Ich habe kein Geld für einen Kaffee.» Schon klar, Jürgen, geht auf den Journalisten. Wir setzen uns aufs Sofa in die Ecke, rund herum Sonntagnachmittagskränzchen, doch was mir Jürgen erzählt, bleibt nicht lang beim gemütlichen Schwatz. Er lebe von kaum mehr als 1000 Franken im Monat, ein Stipendium der Rosa-Luxemburg-Stiftung, das reicht natürlich nirgendwo hin. Und da beisst sich die Schweizer Bürokratie-Schlange auch schon in den Schwanz, er würde nämlich gern noch etwas dazuverdienen, hier in Bern, und das dürfte er im Prinzip auch, maximal 15 Stunden die Woche, als Student mit B-Ausweis. Um diesen zu bekommen, muss er allerdings ein Mindesteinkommen von 1500 Franken nachweisen (Miete schon abgezogen) – die Fremdenpolizei rechnet offenbar nicht mit dem Kunstprekariat, das es sich auch unter dem Radar des Existenzminimums einigermassen gemütlich zu machen versteht.

Wobei: Gemütlich – das ist natürlich ein wenig euphemistisch. 33 Jahre alt ist Bogle nun schon, er ist Performer und macht in Bern den Master of Contemporary Arts Practice, er kann weiss Gott auf eigenen Beinen stehen (auch auf eher unsicherem Boden), aber nun muss er schon zum zweiten Mal bei seinen Eltern eine Bürgschaft erbitten, um wenigstens die Aufenthaltsbewilligung zu bekommen. Man merkt ihm an, dass ihm nicht besonders gefällt, dazu gezwungen zu sein. Er holt eine Packung Zigaretten hervor, Opatija, eine kroatische Marke. «Von meiner Oma», sagt er, «die sind mindestens so alt wie ich und schmecken auch so.» Die Stummel auf dem Fenstersims habe er in den letzten Tagen schon weggeraucht, nun habe er dieses Päckchen bei seinen Sachen gefunden – lange aufbehalten, auch der schönen Grafik wegen, eigentlich waren die Zigaretten nicht zum Rauchen gedacht. Aber eben, Ende des Quartals und er steht wieder mal auf Null, und die Sucht kümmert sich nicht um den Kontostand. In der WG habe er auch noch nie eingekauft, seit er da eingezogen sei, die anderen seien schon langsam ein wenig wütend, er könne es ja verstehen.

hereingefallen zu sein, und zweifelte an ihrer Lebenstüchtigkeit: «Es braucht Autonomie, um ein individuelles künstlerisches Vokabular zu entwickeln», sagt Yoo. «Ich kann doch nicht eine eigenständige Künstlerin sein wollen und mich im Leben so bescheissen lassen.» Ihre Verlegenheit geht so weit, dass sie ihren Eltern noch nichts von der Sache erzählt hat. Vielleicht auch, um sich Diskussionen zu ersparen. «Wenn sie davon wüssten, würden sie mich nicht mehr in die Schweiz reisen lassen, wo so schlimme Dinge zu geschehen scheinen.» Doch eigentlich müssten die Eltern wissen, wie es ihrer Tochter zumute ist. Yoos Vater, im Kader einer grossen koreanischen Firma, musste seine Stelle aufgeben, «um der Ehre des Unternehmens nicht zu schaden», wie Yoo sagt. Er ist auf einen Betrüger hereingefallen. Auch er. Die Tochter erfuhr erst vor Kurzem davon. Nun will sie sich definitiv nicht mehr auf die Unterstützung der Eltern verlassen. Mit der Hilfe von Freundinnen, Dozenten und Studierenden der HKB hat sie eine günstige Wohnung gefunden, konnte ihre Finanzen stabilisieren, und dank einer Bürgschaft hat sie auch das Schweizer

Aber die Preise! Eine Einkaufstüte schnell mal fünfzig Franken, das sei schon extrem hier in der Schweiz. Bogle hätte seinen Master auch in Göteborg machen können oder in London, aber Bern habe ihn am meisten gereizt, der Transdisziplinarität wegen (und London wäre ja auch illusorisch gewesen, aus finanzieller Sicht). Das Bewerbungsgespräch hat er per Skype geführt, er konnte sich die Reise nach Bern nicht leisten, er hat ein paar Videos gezeigt und die ganze Situation ziemlich absurd gefunden und nicht geglaubt, angenommen zu werden. Und dann kam der Brief mit der Zusage, und ja, er habe schon gewusst, dass das Leben hier teuer sei, aber so teuer, damit hatte er nicht gerechnet. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung richtet zwar auch noch einen kleinen Auslandszuschlag aus, aber der ist natürlich nicht für die Schweiz gedacht. Und so fährt Bogle schwarz, isst schwarz, hat sich auch schon überlegt, mit Klauen anzufangen. Eine Kollegin praktiziere das regelmässig im Migros, und zwar auf geradezu aufreizend offensichtliche Weise, geschnappt worden sei sie noch nie. Das ist dann der Moment, wo man doch fragen muss: Ist das nicht ein wenig Pose, dieses prekäre Künstlerleben, ist es nicht vielleicht ein life less ordinary? Wie viel antikapitalistischer Idealismus steckt in dieser Lebensweise, die jedem helvetischen Kleinbürger zutiefst suspekt sein muss? Bogle schaut einen mit grossen

Visum erhalten. Die Hochschule kommt ihr mit einer grosszügigen Auslegung der Präsenzpflicht entgegen. Um ihre Lebenshaltungskosten zu senken, lebte sie zwischenzeitlich sogar in einem Hostel in Warschau. Unterdessen nimmt sie verschiedene Jobs an. Einmal dreht sie ein Werbevideo, einmal arbeitet sie als Übersetzerin, dann als Designerin für «Perdre Haleine», ein koreanisch-japanisch-italienisches Modelabel. Und weil Yoo auch eine gastronomische Ausbildung besitzt, kann sie mit Catering etwas Geld verdienen. Im Kunsthaus Langenthal bewirtete sie 45 Personen mit Sushi. «Ich mache Kunst, um meinem Leben einen Sinn zu geben», sagt Yoo, «aber wenn man sich mit Arbeit über Wasser zu halten versucht, kommt sie mir wie ein grosser Luxus vor.» Nach Gesprächen mit ihren Dozierenden hat sie sich trotzdem für’s Weitermachen entschieden. Im kommenden Sommer will sie den Master abschliessen. Danach ist wieder alles offen, denn dann kann Sinae Yoo den Behörden keinen juristisch legitimen Grund mehr angeben, weshalb sie ihr den Aufenthalt in der Schweiz erlauben sollten. Diese biografische und die finanzielle Unsicherheit machen ihr zu schaffen, obwohl sich Yoo als fröhlichen, optimistischen und zufriedenen Menschen sieht. Deshalb habe ihre Kunst im Moment wohl zwei Seiten, sagt sie. Eine apokalyptische, wie der böse Altar «The Book of New Strange Wind», der an der Cantonale in Langenthal zu sehen war. Zur gleichen Zeit prangte in der Kunsthalle das schöne, überbunte Video «Tidymess», ein Werk wie ein Vitamineinschuss: Vielleicht ist Sinae Yoos Kunst so direkt, weil dahinter ein mäandrierendes Leben steht.

Augen an – er findet es offenbar ein wenig absurd, so was überhaupt gefragt zu werden – und sagt einfach, langsam und mit Nachdruck: «Nein!» Eigentlich wäre es ja Vorgabe der Rosa-Luxemburg-Stiftung, dass er sich gesellschaftspolitisch engagiert. Aber dass das Thema Geld nun immer so präsent ist, findet er vor allem störend: «Frag mal meine Mitstudenten, wie oft ich über Geld rede.» Beziehungsweise über fehlendes Geld, und über die hohen Preise in der Schweiz – Bündnerfleisch! Er liebe Bündnerfleisch, aber der Kilopreis! – und über die Gebühren für alles. Allein die Studiengebühren, die sind ihm im ersten Jahr noch erlassen worden, doch für das zweite fällt diese Erleichterung wohl weg. Und er wundert sich dann umso mehr über das grandios ausgestattete MediaLab oder darüber, dass einfach mal rasch Gastdozenten aus New York eingeflogen werden. «Bildung muss umsonst sein», sagt er, und man schämt sich ein wenig, zu denken, dass 890 Franken pro Semester «umsonst» doch ziemlich nahe kommt, aus Schweizer Perspektive.

IM KUNSTPREKARIAT 11


FÜR DEN TRAUMBERUF Beatrice Bösiger

———  MALTE HOMBERG, DEUTSCHLAND, THEATER • «Am Freitag vor der Schule Arbeit. Anschliessend Theorieunterricht. Dann Mitarbeit bei der Museumsnacht bis spät in der Nacht. Im Anschluss kurz nach Hause und am Samstag im Morgengrauen schon wieder los. Auf dem Markt Gemüse verkaufen», erklärt Malte Homfeldt den Ablauf eines seiner Wochenenden. Der schmächtige, 27-jährige Mann, der im ersten Studienjahr des Bachelorstudiengangs Theater an der HKB steht, hat einen straffen Zeitplan. Die Stunden sind zwischen Theaterarbeit und Geldverdienen aufgeteilt. «Ein Gehalt beziehe ich eigentlich keines», erzählt Malte an einem der ersten warmen Frühlingsabende im Garten einer Berner Bar. Seine Eltern seien bereits pensioniert und könnten ihren Sohn daher auch nur eingeschränkt finanziell unterstützen. Fix ist einzig die Auslands-BAFÖ, eine staatliche Förderung, auf die er als deutscher Staatsbürger Anrecht hat und die auch im Ausland ausbezahlt wird. Allerdings beläuft sich diese derzeit auch nur auf 30 Euro pro Monat – wohl nur ein symbolischer Betrag. Kreativität und Flexibilität sind gefragt, um unter derartigen Voraussetzungen den eigenen

———  FABIAN SAURER, BIEL, LITERARISCHES SCHREIBEN • Gärtner, Metallbauer, Handwerker, Festivalmitarbeiter. Mit diesen Jobs hält sich der Student Fabian Saurer finanziell über Wasser. Das kleine Budget macht ihm aber nicht zu schaffen. Er kennt es nicht anders. Anstelle einer Tür hängt ein Leintuch im Türrahmen. In der Ecke liegt eine Matratze auf dem Boden. An einer Wand lehnt eine Gitarre. Ein kleines Sofa ist mit Büchern belegt. Daneben steht ein Holztisch. Dort sitzt Fabian Saurer. Er nimmt einen Schluck vom Dosenbier und denkt nach. Darüber, worauf er als Student mit wenig Einkommen so alles verzichten muss: «Dazu habe ich mir noch gar keine Gedanken gedacht», sagt er. Er fühle sich finanziell nicht benachteiligt. Gut, im Kühlschrank habe es selten Fleisch, weil das zu teuer sei. Und in Kneipen trinke er mehrheitlich Bier und verzichte auf teure Drinks. Auch in Restaurants gehe er kaum, sagt er und lächelt breit. Fabian studiert Literarisches Schreiben am Literaturinstitut in Biel. Er ist 28 Jahre alt und derzeit im vierten Semester. Was er denn gerne hätte? Auch hier überlegt er lange und fährt sich mit der Hand durch die braunen Haare. «Einen eigenen Raum, eine Art Atelier, das wäre etwas.» Gross ist die Wohnung nicht. 3,5 Zimmer im dritten Stock eines Altbaus. Fünf Minuten Fussweg vom Bahnhof Biel entfernt. In den Räumen gibt es viel Holz und sie wirken schlecht isoliert. Bei jedem Schritt knacken die Böden. Ausser in der Küche steht in jedem Zimmer ein Bett. Derzeit wohnen sie zu viert in der Wohnung. Die Miete von 700 Franken wird geteilt.

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Lebensunterhalt bestreiten zu können. Neben der gelegentlichen Arbeit auf dem Gemüsemarkt sorgen derzeit vor allem Aufträge als Aktmodell für Einnahmen. Pro Stunde lassen sich damit zwischen 90 und 105 Franken verdienen. Gestresst oder unter Druck seiner finanziellen Verhältnisse wegen wirkt der gebürtige Norddeutsche jedoch nicht. «Man muss Prioritäten setzen. Ich nehme in Kauf, dass ich während meiner Ausbildung kein Geld habe», sagt Malte. Zur Schauspielerei hat er erst auf Umwegen gefunden. Nach seinem Hauptschulabschluss in einer norddeutschen Kleinstadt hat er eine Lehre als Koch begonnen, diese jedoch abgebrochen und stattdessen eine Ausbildung als Keramiker angefangen. Weiter auf diesem Beruf zu arbeiten, war allerdings keine interessante Perspektive. Malte kündigte Job und Wohnung in Hamburg und fand den Weg nach Bern, wo er sich laut eigenen Angaben bereits eingelebt hat und es «eigentlich derzeit ganz gut läuft». Der Alltag ist nicht nur Spass, sondern bleibt eine Herausforderung: Wohnen im günstigen WG-Zimmer am Berner Nordring, auf dem Speiseplan Aktionsangebote, Gemüse, das kurz vor Feierabend günstiger verkauft wird, sowie

viel Reis und Nudeln. Einen festen Teilzeitjob wollte sich Malte suchen, als er zum Studienbeginn nach Bern gezogen war. Beworben hat er sich bei Kinos und Theatern für den Ticketverkauf, jedoch ohne Erfolg. Eine Arbeit im Büro wäre aber trotzdem nicht das Richtige. Malte beschreibt sich selbst als eher handwerklich orientierten Menschen. Der Gelegenheitsjob als Gemüseverkäufer hat sich ergeben, weil er bei den Marktständen direkt danach gefragt hat, ob die jemanden für den Verkauf benötigen. Unter den Studierenden zeigt man sich solidarisch. Einige «containern», suchen in Abfallbehältern von Supermärkten nach Lebensmitteln, die nach Ladenschluss weggeworfen worden sind, und bringen diese dann in die Schule mit. Wer mag, kann sich davon bedienen. Zudem haben die Studierenden einen Solidaritätsfonds eingerichtet, der bei finanziellen Engpässen hilft. Malte: «Wer einen Job hat, zahlt zehn Prozent seines Gehalts in den Fonds ein.» Stehen allzu hohe Rechnungen an, etwa für den Arzt oder auch mal die Miete, kann ein Antrag eingereicht werden. Anschliessend wird entschieden, ob der- oder diejenige die Summe erhält.

PRIORITÄTEN SETZEN

DAS GA ALS GROSSER LUXUS Martin Burkhalter

«Eng ist es manchmal schon», sagt Fabian, «aber da wir oft nicht den gleichen Tagessrhythmus haben, gibt es immer wieder Gelegenheiten, in Ruhe zu arbeiten.» Er blättert in seiner Agenda. Von vorn nach hinten und zurück. «Der Stundenplan ist nicht immer gleich», sagt er. Alle zwei Wochen hat er einen Termin bei seiner Mentorin. Dafür muss er an seinen eigenen Texten arbeiten. Zudem habe er pro Semester verschiedene Kurse, von unterschiedlicher Dauer. Zurzeit besucht er einmal in der Woche einen Dramaturgie-Kurs. Dazu kommen die Lektüre und natürlich das Schreiben, immer wieder das Schreiben. Und nebenher verdient er irgendwie seinen Lebensunterhalt. Sein schmales Budget muss reichen für die Miete: 235 Franken. Für die Prämien der Krankenkassen: 120 Franken. Für die gerade anstehenden Semestergebühren: 780 Franken. Für sein Generalabonnement: 225 Franken. Und für alles, was das Leben sonst noch so kostet. «Ein GA ist mein grösster Luxus, aber enorm wichtig für mich», sagt

Wird mit dem mittellosen Schauspielstudent nicht auch eine Inszenierung, ein Klischee bedient? «Klar», räumt Malte ein und zündet sich eine selbstgedrehte Zigarette an. Während einer gewissen Zeit, so lange es sich richtig anfühlt, sei es allerdings schon in Ordnung, so zu leben. Trotzdem treibe einen die Not hin und wieder zu unerklärlichen Handlungen. Es sei zwar nur ein einziges Mal passiert, aber er habe einen fremden Zigarettenstummel aus einem Aschenbecher gefischt und ausgeraucht, erzählt Malte etwas verschämt. Richtig angeregt wird das Gespräch dann wieder, als sich das Thema nicht mehr um die Finanzen, sondern um die Schauspielerei und konkrete Theaterprojekte dreht. Und genau darum geht es Malte ja letztlich. Allen finanziellen Schwierigkeiten zum Trotz.

Fabian. Er habe seine Fixkosten schon immer tiefgehalten, sagt er. Einen grossen Teil seiner Kleider kauft er im Brockhaus gleich nebenan. «Das ist nichts Neues für mich. Das hab ich schon früher so gehandhabt.» Bevor er vor knapp zwei Jahren sein Studium begann, war der gelernte Metallbauer ständig auf Reisen gewesen. Auf langen Reisen. Reisen, die sich immer auch verlängerten, weil er in den jeweiligen Ländern arbeitete. Als Englischlehrer in Südkorea, Handwerker in Südfrankreich, Postbote in Schweden. Fabian Saurer weiss sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Hat aber nie viel und regelmässig verdient. Seine Wanderjahre seien jetzt aber vorbei, sagt er. Früher war er immer lange weg und kurz hier, heute ist er lange hier und wenn möglich kurz weg. Seine vielen beruflichen Erfahrungen auf den Reisen kommen ihm nun zugute. Wieder blättert er wie wild in seiner vollgeschriebenen Agenda: «Jetzt steht das Filmfestival Freiburg an», sagt er. Seit vier Jahren fungiert er dort als Runner oder Assistent oder Dekorateur. Im Frühling wird er wieder in Thun als Gärtner arbeiten. Ansonsten ist er für Metallbaufirmen in Bern und Thun im Einsatz. Wofür er regelmässig angefragt wird. «Die sind oft froh, einen wie mich für kurze Einsätze zu haben», sagt er. Ebenfalls seit einigen Jahren arbeitet er bei Kunstprojekten mit. Ist bei Ausstellungen für

den Auf- und Abbau zuständig. Im Winter könne es aber schon mal vorkommen, dass er für einen Monat keine Arbeit finde, sagt Fabian. Dann müsse er auf Reserven zurückgreifen, oder Freunde helfen aus. Letztes Jahr landeten 8000 Franken auf seinem Konto – Stipendien. «Da musste ich aufpassen», sagt er. «Mit so viel Geld auf einmal muss man gut umgehen können.» Steuerpflichtig ist er bisher noch nicht geworden. Es gab kein Jahr, in dem er genug verdient hätte. «Zurzeit bin ich froh, dass ich immer wieder irgendwo arbeiten kann, das bringt auch Abwechslung im Schreiballtag», sagt er. Kürzlich habe er eine Zeit lang in einer Verpackungsfabrik gearbeitet. «Das fand ich sehr inspirierend.» Aus dieser Erfahrung ist dann gleich ein kleinerer Text entstanden. Er wollte immer so unabhängig bleiben wie möglich, sagt Fabian. Leichtfüssig durchs Leben gehen und deshalb auch keinen Besitz anhäufen. Aber ein Atelier wäre schon etwas. Denn Zuhause werde man beim Arbeiten oft abgelenkt oder unterbrochen. «Und Unterbrechungen hemmen den Schreibfluss.»


Blick in den Dschungel der Stipendien Kunst studieren kostet Geld – und nicht alle Studierenden haben genug davon. Möglichkeiten, sich als Studierende/r unterstützen zu lassen, gibt es viele. Die HKB-Zeitung stellt sie vor. Von Raffael von Niederhäusern

im Kanton wohnen und der Beitrag für eine Erstausbildung gewährt werden soll, ist dabei nur eine unter zahlreichen möglichen Konstellationen, in denen diese Voraussetzung als erfüllt gilt. Weitere Einschränkungen betreffen das Alter (max. 35 Jahre) sowie die Ausbildungsinstitutionen und -arten. Eine Institution zum Beispiel ist nur dann stipendienrechtlich anerkannt, wenn sie zu einem Abschluss führt, der vom Kanton, von der Schweiz oder von einem ausländischen Staat anerkannt ist, und bei den Ausbildungsarten gibt es etwa die Einschränkung, dass zweite Hochschulstudien oder Weiterqualifikationen auf Stufe Hochschule (z.B. Doktorat, CAS, DAS, MAS) nicht zu einem Stipendium berechtigen. 1

Gemeinden ———  Am 14. Juni 2015 stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über die Stipendieninitiative des Verbands der Schweizer Studierendenschaften VSS ab. Die Initiative fordert einerseits eine Harmonisierung des Stipendienwesens in der Schweiz. Denn gegenwärtig variiert im interkantonalen Vergleich nicht nur der prozentuale Anteil der Stipendienbezügerinnen und -bezüger gemessen an der jeweiligen Einwohnerzahl der Kantone teils massiv, sondern auch der im Schnitt pro Empfängerin, pro Empfänger ausbezahlte Betrag. Andererseits bezweckt die Initiative im Namen der Chancengleichheit eine generelle Ausweitung der Unterstützung. Laut Bundesamt für Statistik liegt der Anteil der Bezügerinnen und Bezüger von Stipendien an der Gesamtbevölkerung im Kanton Bern unter dem landesweiten Schnitt, der durchschnittlich im Falle einer Annahme des Stipendiengesuchs pro Person ausbezahlte Betrag dagegen leicht darüber. Grundsätzlich als unterstützungsberechtigt gelten Auszubildende, deren Eltern finanziell nicht in der Lage sind, ihnen, wie dies vom Gesetz vorgesehen wäre, eine ihren Fähigkeiten und Neigungen entsprechende Ausbildung zu ermöglichen. Sind die Voraussetzungen für Ausbildungsbeiträge gegeben, entscheidet der zuständige Kanton aufgrund der individuellen Situation der oder des Antragsstellenden, ob ein Stipendium oder ein Darlehen gewährt wird. Der Unterschied zwischen den beiden Formen der Unterstützung liegt darin, dass per Darlehen erhaltene Beträge nach Abschluss der Ausbildung zurückgezahlt werden müssen.

Voraussetzungen für ein Stipendium vom Kanton Bern Um im Kanton Bern zu einem Stipendium zugelassen zu werden, müssen verschiedene formale Voraussetzungen erfüllt sein. So muss etwa der sogenannte «stipendienrechtliche Wohnsitz» der oder des Antragsstellenden im Kanton Bern liegen. Dass die Eltern

Neben den kantonalen Stipendien gibt es weitere Möglichkeiten, von der öffentlichen Hand Unterstützungsbeiträge für Ausbildungen zu erhalten. Vom kantonalbernischen Sozialhilfegesetz zur Gewährleistung der sozialen Sicherheit ihrer Einwohnerinnen und Einwohner verpflichtet, gewähren unter bestimmten Voraussetzungen auch Wohn- oder Heimatgemeinden solche Beiträge. Auszubildende aus der Stadt Bern etwa können, sofern sie zuvor ein Stipendiengesuch beim Kanton eingereicht haben, bei der städtischen Direktion für Bildung, Soziales und Sport einen Antrag auf Unterstützung ihrer beruflichen Aus- oder Weiterbildung stellen.

Forschung Im Unterschied zur Ausbildung erfolgt die Unterstützung der Forschungstätigkeit in der Schweiz schwergewichtig auf Bundesebene. Bekannteste Institution in diesem Bereich ist der Schweizerische Nationalfonds SNF, der im Auftrag des Bundes den wissenschaftlichen Nachwuchs und die Grundlagenforschung in allen wissenschaftlichen Disziplinen fördert. Zudem gewährt der Bund über die Eidgenössische Stipendienkommission ESKAS verschiedene Typen von Postgraduierten-Stipendien für ausländische Forschende. Neben allgemeinen Hochschul-Forschungsstipendien gehören hierzu auch Kunststipendien für Konservatorien und Kunsthochschulen, die jedoch nur Personen aus einer beschränkten Anzahl Länder zugänglich sind.

Tätigkeitsbereich sind nur einige der Kriterien, die der oder die Antragsstellende je nach Stiftung erfüllen muss. Um die Suche nach geeigneten Stiftungen zu erleichtern, stellt das Eidgenössische Departement des Innern EDI auf seiner Website ein elektronisches Stiftungsverzeichnis mit Suchfunktion zur Verfügung (http://www.edi.admin.ch). Die Fritz-Gerber-Stiftung zum Beispiel unterstützt überdurchschnittlich begabte junge Menschen bis 25 Jahre, darunter immer wieder auch welche aus dem künstlerisch-kreativen Bereich, wie die Beispiele einer Jazzsängerin und bildenden Künstlerin oder einer jungen Frau zeigen, die sich mit Hilfe der Stiftung zur professionellen Comic-Zeichnerin ausbilden konnte. Ein Beispiel für spezifischer auf die Künste ausgerichtete Beiträge sind die Stipendien der Ernst Göhner Stiftung, mit denen finanziell bedürftige Kunstschaffende aller Sparten, die sich in Ausbildung befinden, gefördert werden. Auch diese müssen jedoch, um Chancen auf ein Stipendium zu haben, zu den besten in ihrem Studienbereich gehören und darüberhinaus weitere persönliche Qualitäten wie eine ausgeprägte Sozialkompetenz und grosse interdisziplinäre Interessen aufweisen.

Stipendienfonds der Hochschule der Künste Bern HKB Wie die Studierenden-Porträts in dieser Zeitung zeigen, leben auch an der HKB einige Studierende in schwierigen finanziellen Verhältnissen. Weil das Studium oft nur wenig Raum für Verdienstmöglichkeiten lässt, kann dadurch sogar der Abschluss des Studiums gefährdet sein. Besonders ausländische Studierende – die HKB ist eine internationale Hochschule mit Studierenden aus über 30 Ländern – verfügen meist nur über ein sehr beschränktes Budget, da sie kaum Zugang zu öffentlichen Fördermitteln haben. Damit nicht schon ein Zahnarztbesuch zu einer grossen Hypothek wird, wurde der Stipendienfonds der HKB ins Leben gerufen, der sich durch Spenden finanziert. Er unterstützt Studierende gezielt durch die Übernahme der obligatorischen Semestergebühr, leistet in Härtefällen Beiträge an besondere Auslagen und hilft dort, wo materielle Not besteht.

Stiftungen und Fonds In Ergänzung zur öffentlichen Hand gibt es zahlreiche Stiftungen und Fonds, die Studierende finanziell unterstützen. Stiftungen haben in aller Regel ihre je eigenen, unterschiedlich spezifischen Stiftungszwecke, welche die Gruppe der potenziell stipendienberechtigen Personen entsprechend einschränken. Alter, Geschlecht, geografische Herkunft, Ausbildungsstadium und Studien- bzw.

1 Umfassende und detaillierte Informationen, auch zur Berechnung der Höhe der Beiträge, sind im Dossier «Studienfinanzierung im Kanton Bern» u.a. auf der Website der Erziehungsdirektion des Kantons Bern zu finden (http://www. erz.be.ch).

Studierendenagentur KULT Eine spezielle Möglichkeit, wie sich HKB-Studierende aus den Bereichen Musik, Theater sowie Musik und Medienkunst ihr Leben während des Studiums zumindest teilweise finanzieren können, bietet die an die HKB angegliederte Studierendenagentur KULT. Sie vermittelt einzelne oder Gruppen von Studierenden für Anlässe aller Art – Firmenanlässe, Vernissagen, Geburtstagspartys, Diplomfeiern, Galas, Hochzeitsfeiern, Hauskonzerte, Jubiläumsfeiern, Festivals und vieles mehr. Das musikalische Angebot der Agentur umfasst nahezu alle vorstellbaren Genres, Formationen und Instrumente, von Klassik über Jazz und Worldmusic bis hin zu Popmusik; Studierende in Musik und Medienkunst können für Klanginstallationen, als DJs oder sogar als Band engagiert werden.

Vielseitig einsetzbar sind auch die Schauspielstudierenden, etwa für Moderationen, Lesungen, Theaterstücke oder Rollenspiele bei Workshops. Für die Studierenden bedeuten die Engagements von KULT nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Entlastung ihrer finanziellen Situation, sie erhalten darüberhinaus Auftrittspraxis und können sich bereits während des Studiums ein Netzwerk aufbauen, das für ihr späteres Leben von grosser Bedeutung sein kann. Kontakt: KULT Studierendenagentur Papiermühlestrasse 13a, 3000 Bern 22

T: +41 31 848 39 75 M: kult@hkb.bfh.ch W: www.kult-agentur.ch

Die HKB-Zeitung gratis nach Hause geliefert: publikationen@hkb.bfh.ch


Schaufenster – Arbeiten aus der HKB

* Dominik Schuppich, Jahrgang 1980, studiert im dritten Jahr des Bachelors in Literarischem Schreiben. Der vorliegende Text ist ein Auszug aus seiner Abschlussarbeit, an der er momentan schreibt. Dominik Schuppich lebt in Biel und Wien.


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