HKB-Zeitung 3/2016

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HKB-Zeitung

N°3/2016 Aktuelles aus der Hochschule der Künste Bern HKB

Juni–August 5 × jährlich

POP YOUR SELF

Thema: Pop und Kunst 5 Interview mit Christian Kobi und Daniel Fontana: Zwei Veranstalter als Fallensteller 9 Peter Kraut: Wachsende Schnittmenge

10 Interview mit Jörg Heiser: Die kalte Hand von Coldplay

HKB innen – aussen 13 Immanuel Brockhaus: Forschen in Popmusik 16 Roland Fischer: Top of the Pops – Charting the World

19 Kunst studieren und Pop machen – 3 Porträts – Fabio Pinto: Leidenschaft sucht immer Neues – Clara Donellan: Mit der Posaune zwischen Mozart und Adele – Samuel Riot: Ein Leben zwischen Welten

30 Matthieu Ruf: Auteur et journaliste en vadrouille

32 HKB-Agenda: Juni–August 2016

31 Im Alltag / Zu Gast Das HKB-Highlight im Juni/ Juli: Kunst in Echtzeit

35 Das Tonstudio der HKB stellt sich vor 36 Schaufenster – Arbeiten aus der HKB


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Spacemen 3, Revolution [4:41] HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016


FRANZ FERDINAND Love Illumination [3:54] (2013)

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JUNI–AUG UST 2016

[0:32]

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[1:24]

→ S.4 HKB -ZEITUNG

THEMA – Kunst und Popkultur sind ein seltsames, in die Jahre gekommenes Paar. Das gegenseitige Interesse ist noch da, beide bedienen sich auch immer wieder gerne voneinander – überraschen aber können sie sich nicht mehr wirklich. Auch halten sich Pop und Kunst gerne ein separates Publikum. Anlässlich der Bad Bonn Kilbi, mit der die HKB eine Beziehung auf Zeit eingegangen ist, untersuchen wir hier das weite Feld zwischen Popmusik und Kunsthochschule. Wann hört sich der Programmchef der Kilbi klassische Musik an? Warum kommen so viele interessante Bands aus dem Umfeld von Kunsthochschulen? Wie geht das: ernste Kunst studieren und zugleich Popmusik machen? Was teilt zeitgenössische Kunstmusik mit avanciertem Pop? Lesen Sie hier und freuen Sie sich auf die Bad Bonn Kilbi 2016. *

[2:00]

[2:06]

DEVO Whip It [2:46] (1980)

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Die Redaktion [0:46]

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*

Channel Your Art, die Dokuserie der HKB, wird vom 2. bis 4. Juni 2016 mehrmals täglich von der Bad Bonn Kilbi senden: channelyourart.ch

→ S.4

[1:31]

[2:07]

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HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

Franz Ferdinand Love Illumination [1:24]

Devo Whip It [1:26]

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Daniel Fontana von der Bad Bonn Kilbi, Christian Kobi vom »zoom in«: zwei Veranstalter, zwei Festivals, die mit risikoreicher, unkonventioneller Programmierung auffallen. Im Interview mit der HKB-Zeitung suchen sie das kreative musikalische Potenzial zwischen Pop und Kunst, Strasse und Akademie zu ergründen. Interview: Christian Pauli

Zwei Festivals, zwei Veranstalter Christian Kobi (*1976), rechts, studierte Musik an der Hochschule für Musik in Basel, insbesondere klassisches Saxofon. In Paris, Luzern und Zürich führte er seine Studien in den Bereichen der Improvisation und zeitgenössischer Komposition fort. Kobi ist in Ensembles für improvisierte Musik und als Solist u.a. in Australien, England, Japan, den USA und im Libanon aufgetreten. 2003 initiierte er das Festival für improvisierte Musik »zoom in« im Berner Münster, das er seither künstlerisch leitet. Daniel Fontana (*1966) hat nichts studiert und gründete 1991 per Zufall den kleinen Konzertsaal Bad Bonn und das Festival Bad Bonn Kilbi. Er ist verantwortlich für das Musikprogramm und ist die kreative Seele der Beiz am Schiffenensee.

Zu Beginn unseres Gespräches möchte ich euch eine Liste vorlegen von stilbildenden Popbands, die in den USA, in England und Deutschland im Umfeld von Kunsthochschulen entstanden sind: The Beatles, Captain Beefheart, Chicks on Speed, Dead Kennedys, Der Plan, Devo, Die Tödliche Doris, Franz Ferdinand, Freiwillige Selbstkontrolle FSK, Kraftwerk, Malaria, Orange Juice, Palais Schaumburg, The Red Krayola, Rodan, Roxy Music, The Sea and Cake, Sex Pistols, Sonic Youth, Spacemen 3, Talking Heads, Television, The Who, Throbbing Gristle, Velvet Underground. Es scheint, als wäre die Popmusik ohne das stimulierende Umfeld von Kunsthochschulen heute noch im Steinzeitalter. Wo ortet ihr das kreative musikalische Potenzial heute? CK Mir fällt an dieser Liste vor allem eines auf: Diese Bands und diese Musikerinnen und Musiker leben und lebten eine grosse Offenheit. Das sind keine Musikstudierten, sondern die hatten zunächst vielleicht ganz andere Interessen: bildende Kunst, Video, neue Medien oder Performance. Erst nach oder wegen diesem anderen Zugang zur Musik haben die eine eigene Sprache gefunden. Wir sehen in dieser Liste keine Jazzerinnen und Jazzer, die durch Nachspielen von Bebop-Standards zu professionellen Musikschaffenden geworden sind. DF Mit Musik beschäftige ich mich eher aus dem Bauch heraus. Ich kann diese Liste historisch nicht einordnen. Mir fällt aber auf, dass darunter wenige Strassenköter sind. Das sind alles intelligente, gebildete Menschen, die hellhörig genug waren, kleine, neue Dinge aufzuschnappen und daraus eine grössere Geschichte zu machen. Diese Tendenz ist heute noch stärker: In London zum Beispiel stammen viele der neuen erfolgreichen Bands aus einem reichen Milieu. Und die meisten davon sind uninteressant, denken nur ans schnellstmögliche Bekanntwerden. Offenbar spielt die Beziehung zwischen Pop und Kunst im bildungsbürgerlichen Milieu speziell gut. DF Ja, das sieht so aus – und ist auch langweilig. Neues und Zufälliges entsteht oft erst durch Widerstände, zum Beispiel in schwierigen Lebenssituationen.

Christian, hast du vorhin auch gerade ein Plädoyer für Quereinsteiger gehalten? CK Durchaus. Oder anders: Interessant sind Künstlerinnen und Künstler, die sich ständig weiterentwickeln und sich auf neue Felder vorwagen. Ist Popmusik offener als klassische Musik? CK Für mich kommt Popmusik oft persönlicher daher, weil sie nicht von Interpreten oder Ensembles gespielt wird. Sind Künstlerinnen und Künstler aus der Popmusik vielleicht wandelbarer? Ich denke da zum Beispiel an den englischen Gitarristen und Sänger Mike Cooper, der einst in England mit Rhythm and Blues bekannt war, später aber via Jazz bei der freien, radikalen Improvisation gelandet ist. Mike Cooper ist ein sehr gebildeter Mann, der aber nie Musik studiert hat. Seit den 60er-Jahren, seit Pop-Art die USA und Europa erobert hat, ist das Thema Pop in der zeitgenössischen Kunst ein Dauerbrenner. Wie verhält es sich umgekehrt mit der Affinität der Popmusik zur Kunst? Wie viel Kunst ist in einer Kilbi drin? Wie viel Kunst, Experiment, Avantgarde verträgt das Festival? DF Sehr viel. Das Publikum erwartet das sogar. Ich selber programmiere nach dem Lustprinzip. Ein Jahrgang ist poppiger, ein anderer experimenteller. Entscheidend ist die Präsentation: Wie starten wir den Nachmittag? Zum Beispiel mit einem elektronischen Noise-Musiker. Am liebsten einer, der noch nie bei Tageslicht gespielt hat. So lassen sich die Leute wachrütteln, und womöglich rütteln wir auch an den Musikerinnen und Musikern, die neue Situationen erleben. An der Bad Bonn Kilbi sind Fehler erwünscht. Ich mag es, wenn Musikerinnen und Musiker die Bühne besteigen und nicht immer genau wissen, was passieren wird. Das ist die Kunst der live gespielten Musik. Es geht nicht um die Karriere, sondern um den Moment, um Risiko, Reaktionen und Erlebnisse. Ich glaube, dass wir an der Kilbi mittlerweile fast alles buchen dürften, und die Leute würden sich nach wie vor vertragen oder verstehen. Terry Riley und nachher The Savages? Das wäre doch wunderbar!

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ZWEI VERANSTALTER ALS FALLENSTELLER

JUNI–AUG UST 2016

INTERVIEW MIT DANIEL FONTANA UND CHRISTIAN KOBI

Du bookst auch Popbands für das Belluard-Festival in Fribourg. Wie unterscheidet sich dessen Publikum von jenem an der Kilbi? DF Hier werden die Seiten gewechselt. Das Stammpublikum ist weniger auf Musik fokussiert. Hier lautet mein Ziel, Musikinteressierte, die nicht viel von Performance, Tanz oder Theater verstehen, ans Festival zu locken. Wer nichts versteht, stellt gute Fragen. Die Grenzen zwischen Hoch- und Unterhaltungskultur, zwischen den musikalischen Disziplinen, zwischen akademischer Ausbildung und Selfmadekarrieren sind fliessender denn je. Trotzdem finden die Konzerte und Festivals von Pop und Klassik immer noch in fast hermetisch getrennten Welten statt. Warum? CK Das hat vor allem mit dem Ort zu tun. Klassische Musik spielt in den grossen Konzerthäusern. Ich kenne das von meinem Festival »zoom in«: Ins Münster an ein Konzert mit experimenteller Musik zu gehen, stellt für viele eine Hürde dar. DF Popmusikfestivals sind leichter zugänglich, es gibt weniger Regeln. Und die setzt der Veranstalter. Die Leute gehen hin, weil sie Events mögen, nicht wegen der Musik alleine. Diese Situation können wir ausnützen, indem wir radikalere, anspruchsvolle, teils sogar sehr experimentelle neue Musik im Rahmen eines Popfestivals präsentieren und mit Eingängigem vermischen. Das funktioniert bestimmt auch umgekehrt an einem klassischen Festival. Wir Veranstalter haben es selber in der Hand. Wir sind quasi Fallensteller.

Der grosse Unterschied ist: Bei komponierter Musik, egal ob klassisch oder neu, setzen wir uns hin und konzentrieren uns. An einem Popkonzert kann alles passieren: rauchen, schwatzen, saufen. Die getrennten Konzertrituale erweisen sich als sehr stabil. DF An klassischen Konzerten ist das Publikum auch ruhig oder konzentriert, wenn das Gebotene nichts wert ist. Bei Popkonzerten, die grössere Aufmerksamkeit verlangen, ist der Künstler oder die Künstlerin gefordert. Sie müssen besonders gut sein, um dies zu schaffen.

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Christian, würdest du dir für das »zoom in«-Festival manchmal mehr Offenheit wünschen? CK Ja, ich würde das Festival gerne aufbrechen, eine Bar betreiben, auf die Münsterplattform hinausgehen. Ich glaube, das wünschen sich auch die Musikerinnen und Musiker, die auftreten. Aber die andächtige Stimmung, die Begrenzung ist durch den Ort gegeben. DF Vielleicht wäre es grad die Lösung, an Festivals für klassische, experimentelle Musik ein Rahmenprogramm zu schaffen und Popfestivals total auf die Musik zu reduzieren, keine Bars. Wäre interessant zu beobachten, was da passiert, für uns verwöhnte Popmusikfestivals finanziell aber nicht ganz einfach. Unsere Besucherinnen und Besucher sagen manchmal: Das Essen ist nicht gut genug. Wir bekommen auch viele Anfragen für mehr Dekoration. Auf diese Wünsche gehen wir extra nicht ein. Food ist nicht wichtig, Deko lenkt ab. Wir wollen, dass die Leute vor allem zusammenkommen wegen der Musik.

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Gäbe es für das »zoom in« einen Pop Act, den du gerne engagieren möchtest? CK Ich booke jedes Jahr einen Act, der aus dem Programm fällt. Zum Beispiel Jim O’Rourke hätte ich gerne einmal, und zwar nicht als experimentellen Musiker, sondern mit Gitarre und Songs. Auch wenn sie es gegenseitig oft nicht wissen, zeitgenössische Kunstmusik und die Popavantgarde teilen ein masslos ambitiöses Ziel: Sie wollen Herkömmliches überwinden und Gewohnheiten infrage stellen. Sie wollen den Zeitgeist einholen und einem gesellschaftlichen Gegenentwurf genügen. Sie suchen die Differenz zum Mainstream. Warum sind die Gräben zwischen diesen beiden Genres immer noch so gross? CK Die zeitgenössische Musik ist gesellschaftlich gesehen sehr hermetisch geblieben. Der Grund ist einfach: Komponistinnen, Interpreten, die Veranstalterinnen und Veranstalter, aber auch das Publikum verfügen fast immer über eine akademische Ausbildung. Diese Abgrenzung steht im Widerspruch zur Tatsache, dass sich die neue Musik in den letzten Jahren extrem geöffnet hat und sich auch mit popmusikalischen Positionen befasst, so, wie es zum Beispiel Wolfgang Mitterer und Bernhard Lang tun.

An der Bad Bonn Kilbi

DF

sind Fehler erwünscht.

Die E-Musik öffnet sich gegenüber Pop. Umgekehrt ist das eher selten. Wie ist das für dich, Daniel, wenn du an ein klassisches Konzert gehst? DF Da gehe ich fast nie hin ... ich habe keine Zeit dafür. Komponierte Musik höre ich mir gerne zu Hause an. Ich mag den Kontrast, die andere Stimmung, den Ernst der Musik. Das inspiriert mich. Die Konzentration finde ich extrem wertvoll. Diese Entschleunigung, die Ruhe, muss unterstützt werden. Christian, gibt es bei dir Grenzen, Musik, die du deinem Publikum nicht zumuten kannst? CK Mit »zoom in« bin ich in einem ganz anderen Film. Ich bin ganz einfach froh, wenn überhaupt Leute kommen. Aber ja, es gibt Grenzen. Die Lautstärke zum Beispiel. Der Auftritt von Thomas Ankersmit etwa war hart an der Grenze, oder auch das Konzert von Phill Niblock. Da gab es Beschwerden aus der Nachbarschaft.

E-Musik und Rock mögen ähnliche Ziele haben, im Handwerk sind sie komplett verschieden. Während E-Musik einen elitären Kanon an technischem und historischem Wissen und Fertigkeiten voraussetzt, kann Rock  –  zumindest theoretisch  –  auch mit nur drei Griffen auf der Gitarre gemacht werden. Daniel, können auch Musikstudierte guten Undergroundrock machen? DF Gutes Wissen muss die Leute ja nicht daran hindern, einfach zu spielen. Richtig schrecklich wird es, wenn technisch versierte Popmusikerinnen und Popmusiker alles, was sie können, gleichzeitig zeigen wollen. CK

CHICKS ON SPEED Glamour Girl [4:10] (2000)

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Ich bin ganz einfach

froh, wenn überhaupt Leute kommen.

Christian, du improvisierst als studierter Saxofonist auch mit nicht klassisch ausgebildeten Musikerinnen und Musikern. Was sind die Unterschiede? CK Entscheidend ist die Persönlichkeit. In der freien Improvisation ist das Entwickeln einer eigenen Sprache extrem wichtig. Es ist die Voraussetzung, der Ausgangspunkt. Wenn du zum Beispiel Komposition studierst, beschäftigst du dich jahrelang mit der Musik anderer, bevor die eigene Handschrift kommt. Zum Schluss möchte ich auf das Thema Erfolg kommen. Der jährliche Umsatz im weltweiten Musikmarkt wird auf über 14 Milliarden Franken geschätzt – wobei die Popmusik den mit Abstand grössten Anteil beiträgt. Auf welches Volumen schätzt ihr den globalen Kunstmarkt ein? DF Das Dreifache. CK Es ist sicher exorbitant mehr. Würde auch sagen: dreimal so viel. Es sind über 55 Milliarden Schweizer Franken. Wie wichtig ist in der Musik der Erfolg? DF: Das ist für jeden wichtig, für jedes einzelne Ego. In der Popmusik willst du der «geile Siech» sein. Das ist der Motor. CK Für mich als Veranstalter ist der qualitative Erfolg wichtig: Ich brauche die Bestätigung, das Echo von Leuten, die ich schätze. Und natürlich gibt es eine quantitative Untergrenze – sagen wir 20 Personen –, die ich nicht unterschreiten möchte. DF Wir erleben es in unserem Club, vor und nach der Kilbi: Konzerte mit 20 Zuhörerinnen und Zuhörern sind oft die besten. Momente, die das Bad Bonn und die Gäste verändern.

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→ S.7

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THE BEATLES Penny Lane [3:06] (1967)

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Chicks On Speed Glamour Girl [0:02]

Chicks On Speed Glamour Girl [0:06]

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The Beatles Penny Lane [1:48]

The Who My Generation [0:56]

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AKTUELLE KUNSTMUSIK UND POPAVANTGARDE

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WACHSENDE SCHNITTMENGE

2 WERKE Drei wichtige Werke zeigen die unterschiedlichen Zugänge, mit denen das schwierige Schnittfeld erfolgreich beackert werden kann: Fausto Romitelli (1963–2007) schuf mit dem Kammermusikzyklus Professor Bad Trip, Lesson I–III um die Jahrtausendwende ein intelligent geschriebenes Werk, das ebenso auf der kompositorischen Höhe der Kunstmusik stand wie eine glaubwürdige Klangsprache aus der Rockmusik übernahm. Komponist und Organist Wolfgang Mitterer ging mit dem Album Sopop (Kairos) 2008 etwas (zu) systematisch in eine ähnliche Richtung und konnte sich auf viel Studiotechnologie und Burgtheater/Volksbühne-Star Birgit Minichmayr verlassen, die seinen nicht ganz clubtauglichen Songs würdige Verruchtheit verlieh. Und Matthew Herbert, Samplingpionier und Produzent, durfte in der ReComposed-Serie der Deutschen Grammophon 2010 Mahlers unvollendete 10. Sinfonie nach Lust und Laune elektronisch und virtuell zu Ende denken – ein (Kopfhörer-)Erlebnis der besonderen Art (ähnlich ging sein finnischer Kollege Jimy Tenor mit Erik Satie um).

JUNI–AUG UST 2016

1 WURZELN Die amerikanische Minimal Music der 1960er-Jahre (Steve Reich, Terry Riley, Tony Conrad u.a.m.) und der kurze, aber einflussreiche deutsche Krautrock (Amon Düül, Can, Faust u.a.m.) legten durch ihre loopbasierten Konzepte einen wichtigen Grundstein für die Annäherungen von Kunstmusik und Pop. Hier griffen die genrespezifischen Codierungen kaum mehr und das Feld öffnete sich für Klangfarbenmusik, Ambient, Industrial, Clubmusik u.a.m. Gemeinsam war beiden Richtungen die Ablehnung von Drama und Narration bzw. Rockklischees. Kein Wunder, hatten doch Holger Czukay und Irmin Schmidt von Can bei Stockhausen studiert und der junge Steve Reich war vom späten Coltrane fasziniert.

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KOMPONISTEN & PERFOMERINNEN Einige der im Text erwähnten jüngeren Komponisten und Performerinnen positionieren sich kaum mehr kategorisierbar zwischen Popreferenzen, Performance, elektronischer Musik, neuem Musiktheater, Konzeptmusik und Kunstmusikverwertung, so etwa Jorge Sánchez-Chiong, Simon Steen Andersen, Jennifer Walshe, Johannes Kreidler, Michael Beil, Felix Profos, Julia Mihaly, Michael Wertmüller, Stefan Prins u.v.a.m.

Aktuelle Kunstmusik und avancierter Pop wollen im Grunde Ähnliches: neue Klänge, Materialien und Verfahren präsentieren, Hörrituale durchbrechen, musikalisch-gesellschaftliche Praxis prägen. Dabei haben sie einander lange und systematisch ignoriert. Das ändert sich langsam. von Peter Kraut Die zeitgenössische Kunstmusik sucht seit Jahrzehnten nach Möglichkeiten, wie sie gleichzeitig Neuland erschliessen und ihre eigene hoch entwickelte Tradition mitreflektieren kann. Im Selbstverständnis ist sie letztlich klassisch verstandene Avantgarde, sie verspürt also hohen Innovationsdruck. Deshalb will sie oft genug «tradierte Hörerfahrungen durchbrechen», «die Organisation des Materials neu denken», «das Konzertsetting erweitern» und anderes mehr (so und ähnlich steht es oft in Programmtexten zu lesen). Avancierte Popmusik will im Grunde dasselbe, nur mit ganz anderen Mitteln, hier wird es eher «Alternative zum Mainstream» genannt. Es bezeichnet quasi das musikalische «High» innerhalb des «Low». Beide Kulturen definieren sich zu weiten Teilen über ihr Nichtakzeptieren des Gängigen, Vertrauten, Angenehmen, Kommerziellen. Aber warum ignorieren sie sich so hartnäckig, während ringsum in der Kunst seit 50 Jahren die Genregrenzen längst einbrechen? Nun, so hart wie vor 20 Jahren sind die Abgrenzungen nicht mehr. Damals lief etwa ein Rockgitarrist mit kammermusikalischen Absichten durchaus Gefahr, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, und eine gestandene Violinistin machte sich mit Zitaten aus der Popmusik bloss die Finger schmutzig. Das hygienische Bewusstsein hat also abgenommen. Trotzdem wiegen grundsätzliche Unterschiede schwer. Allgemein gesagt liegen sie in

andersartigen Zugängen und Strategien, institutionellen Hürden, Räumen, Diskurskanälen und Selbstverständnissen zweier Subkulturen: Die zeitgenössische Kunstmusik ist im besten Sinne elitär, sie pflegt Zugangsbeschränkungen für ihre Mitglieder: Musikakademie, horrende spieltechnische Anforderungen etc. Wer nicht über entsprechend formalisierte Vorbildung, Technik und Begrifflichkeit verfügt, kommt kaum zum Zug. Diese Musik gibt sich hermetisch, kunstbewusst, überreflexiv, fusst auf schriftlichen Quellen (sprich: Partituren) und führt tendenziell einen Ausgrenzungsdiskurs. Das alles sind Gründe, weshalb sie sich wenig um die Avantgarde aus dem Intelligenzpop kümmert. Dieser wiederum funktioniert nach anderen Regeln: Alle dürfen hier voraussetzungslos mitmachen  –  zur Kenntnis genommen wird, was auf der Plattform der Unterhaltungsindustrie Differenz produziert. Pop verbreitet sich schnell und diffus, ist medientechnisch offen und modern, eher kontextorientiert, nicht schriftlich und entsprechend unorganisiert. Popmusik plündert fortwährend den global verfügbaren Soundstream jeglicher Kulturen, funktioniert als hemmungslose Umarmungsmaschine und führt deshalb tendenziell einen Vereinnahmungsdiskurs. Kunstmusik sagt oft: Ich will dies und jenes nicht sein, weil das eine ästhetisch ausgelaugte Position ist, also musikideologisch verbrauchtes Material von gestern. Experimentelle Popmusik sagt dagegen oft: Ich könnte übrigens auch dies oder jenes sein, selbst wenn ich die Geschichte davon vielleicht nicht so genau kenne, Hauptsache, der diffuse Hipnessfaktor stimmt. Beide haben den Anspruch, Zeitgeist zu kommentieren. Dass avantgardistische Kunstmusik die einzige Musik sei, die dem kritisch-theoretischen Erbe der 1960er-Jahre genüge, ist heute ebenso überholt wie die jugendkulturell geprägte Ansicht, experimenteller Pop sei die «richtige» Musik im «falschen» Leben. Beide konnten ihre Versprechen – zumindest teilweise – nicht halten (emanzipativ-aufklärerisch hier, jugendlich-revolutionär dort)

und haben aufgelaufene Hypotheken: weitgehend gesellschaftsferne Praxis der Happy Few in der durchsubventionierten Zone hier, affirmatives Verhältnis zum kapitalistischen Ausbeutungssystem dort. Einig sind sie sich höchstens in der Ablehnung der verlogenen Gemütlichkeitskultur des Trivialsektors. Mit Helene Fischer will nun definitiv niemand etwas zu tun haben. Dass beide aus einer gegenseitigen Annäherung aber profitieren könnten, sei hier als Behauptung aufgestellt. Die Unterschiede werden, wie eingangs erwähnt, langsam unscharf, und das hat auch mit der simplen Tatsache zu tun, dass heute Komponisten, Musikerinnen, Medienkünstler und Performerinnen am Werk sind, die mit den Ramones, MC5, den Beastie Boys, John Zorn oder Aphex Twin musikalisch sozialisiert wurden und die historische Avantgarde der Kunstmusik im klassischen Instrumentalunterricht genossen haben und dies nicht als Gegensatz sehen. Die schwierig gewordenen Kategorien «High» und «Low» sind für die heute rund 30- bis 40-Jährigen keine primär kulturkritisch geprägten Begriffe mehr, auch weil Musikhochschulen in dieser Hinsicht offener geworden sind. Auf den Darmstädter Ferienkursen folgt mittlerweile nach der Lachenmann-Aufführung die Clubnacht, wo Jorge Sánchez-Chiong (ein junger, arrivierter Komponist, der vorwiegend mit Plattenspielern spielt) zum Tanzen auflegt und unter Umständen eine Oboistin spontan in den Mix spielt. Eine Art amerikanischer Kunstpragmatismus scheint Einzug zu halten, der sich eher objektorientiert und situativ gibt und weniger auf korrekte Eltern oder gute Manieren achtet. In beiden Lagern ist das Rohmaterial müde, hier wie dort wird nach Weitungen des Aktionsfeldes gesucht, und da wird man notwendigerweise in vormals ideologisch vermintem Gebiet fündig. Wenn der Grenzverlauf zwischen Kunstmusik und avancierten Formen der Popmusik langsam ausfranst, dann muss das an Resultaten zu hören und im Leben zu sehen sein. Deshalb in sechs kurzen Punkten einige Hörtipps und Beobachtungen:

4 ENSEMBLES Seit rund 15 Jahren werden Genregrenzen auch deswegen diffus, weil sich mutige Ensembles mit gewagten Programmationen über alte Gegensätze hinwegspielen. Man konsultiere die Websites und Mission Statements von Ensemble Ictus, Zeitkratzer, Ensemble Phoenix, Steamboat Switzerland, Nadar, Nikel oder Bang on a Can, um nur einige zu nennen. 5 BANDS Umtriebige (Konzept-)Bands wie die US-amerikanischen Gitarrenrocker Sonic Youth und die Kölner Elektropioniere Mouse on Mars haben sich über das Musikalische hinaus ein Netz- und Referenzwerk gebaut, das weit in die bildende Kunst und die neuen Medien hineinreicht, und dies mit beachtlichem Erfolg. Wer ihnen folgt, stösst unvermeidlich auf Produktionen aller möglichen Sparten und lässt traditionelle Kategorien hinter sich. 6 PLATTFORMEN Ob Festivals, Studiotechnologie, Filmmusik, Live-Beschallungen, Klanginstallationen, spezialisierte Studiengänge – in vielen multidisziplinären Arbeits- und Präsentationsformen verschmelzen Zugänge und stilistische Ausdrucksmittel heute zusehends.

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INTERVIEW MIT JÖRG HEISER

THE WHO My Generation [3:27] (1965)

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HKB -ZEITUNG

DIE KALTE HAND VON COLDPLAY

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KRAFTWERK Radioactivity [7:40] (1975)

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Der Autor, Musiker und Hochschuldozent Jörg Heiser hat ein Buch über das wechselseitige Verhältnis von Kunst und Popmusik geschrieben. Es heisst Doppelleben. Interview: Andi Schoon

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Ihr Buch untersucht die Wechselwirkungen zwischen Kunst und Popmusik. Sie kommen dabei auch auf die Rolle der Kunsthochschulen zu sprechen. Nun liest sich die ewige Liste von Kunsthochschulabsolventinnen und -absolventen im Popbusiness sehr disparat. Lässt sich trotzdem sagen, was Musikerinnen und Musiker ausmacht, die an einer Kunsthochschule studiert haben? JH In der Tat, Keith Richards und Jarvis Cocker haben wohl wirklich nur gemein, dass beide auf der Art School waren. Es gibt ein besonderes Phänomen, das weitgehend auf das Grossbritannien der 60erbis 80er-Jahre beschränkt geblieben ist. Damals kam eine Art Auffangkalkül in den Blick, demzufolge Jugendliche, die nicht die klassischen Karrieren anstrebten, beinahe «natürlich» in den britischen Art Schools landeten, damit sie keinen Unfug anstellen würden – man erkennt auch die perfide Seite daran: Kunst als Befriedung revolutionären Potenzials. Darüber gab es sogar eine Art Konsens zwischen den Konservativen und den Sozialisten. Für die Art-School-Studierenden war Kunst nicht unbedingt Ziel, aber Ort, an dem auch Musik entstehen konnte. Nebenbei schnappten sie Konzepte auf, berühmtes Beispiel: Pete Townshend denkt ans Gitarrezertrümmern, nachdem der

Aktionskünstler Gustav Metzger bei einem Vortrag seine Geige zersägt hat. Oder man hatte wenigstens einen kostenlosen Proberaum, umsonst gedruckte Poster und ein erstes, strapazierfähiges Publikum. Dieses Erfolgskonzept, das unter anderem die «British Invasion» der US-Charts in den 80ern mit hervorbrachte, wurde ausgerechnet von New Labour nach und nach aufgekündigt. Den Todesstoss setzten dann die CameronTories. Sie beschreiben, dass die USA gegenüber Europa in den 60er-Jahren einen Vorsprung in der Vermischung der Sphären Kunst und Pop hatten. Warum waren Velvet Underground in dieser Hinsicht weiter als Krautrock? JH Ich beschreibe es weniger als «Vorsprung» denn als Ungleichzeitigkeit auf westdeutscher Seite, mit einem Begriff von Ernst Bloch, den dieser angesichts des Aufstiegs der Nazis entwickelt hatte und in den frühen 60ern um den Begriff der «Multiversen» ergänzte, in denen wir in globalisierten Zeiten leben – ein hellsichtiger Begriff, der auch unsere Gegenwart noch zu treffen scheint, in der fortwährend und manchmal in einer Person Hypermodernes und beinahe Vorzivilisatorisches aufeinanderprallen, ob auf der arabischen Alm oder im schweizerischen Wüstensand. Jedenfalls war es im Westdeutschland der mittleren 60er-Jahre so, dass die Kunst auf Topweltniveau spielte, von Polke bis Beuys. Gleichzeitig war das Land eine popkulturelle Steppe geblieben, mit Heimatfilmen, Schlager und Winnetou-Starschnitt aus der Bravo. Die Krautrockpioniere wie Can oder Kraftwerk waren in ihrer Wirkung ähnlich wirkmächtig wie die Künstler, aber man grenzte sich voneinander ab.

Woran lag das? Das hatte zum Teil gute Gründe: Can-Bassist Holger Czukay beispielsweise sprach davon, dass die Bandmitglieder sich als Kulturarbeiter, nicht als Künstler sahen – mit diesen beschlipsten Herren, die verstockt auf gestopften Vernissagen rumstanden, wollte man nichts zu tun haben. Solch intensive Berührungen zwischen Kunst und Popmusik wie in der New Yorker Factory (in Gestalt von Andy Warhol und Velvet Underground) oder der Londoner Indica Gallery (in Gestalt von Yoko Ono und John Lennon) hatte es in Düsseldorf nicht gegeben, obwohl sie prinzipiell möglich gewesen wären. Das rechne ich der spezifisch westdeutschen Lage zu: Der Umgang mit der Nazivergangenheit war noch geprägt von zugespitzten Leseweisen, Kulturindustrie wurde in der Nachfolge Adornos unter Faschismusverdacht gestellt, wenn nicht gleich Schuldverschiebung stattfand. Plötzlich erblickte man etwa in den USA die neuen Nazis – von Demo-Slogans wie «USA-SA-SS» bis hin zum Beuys-Liedchen Sonne statt Reagan, in dem es völlig ironiefrei heisst, der US-amerikanische Präsident wolle den «Endsieg, das ist doch klar». Diese Verschiebung konnte erst in den 80er-Jahren wieder aufgelöst werden durch ironische, überaffirmative Popmusik und Kunst wie bei D.A.F. (Deutsch-Amerikanische Freundschaft), die ihre erste Platte Stürmer nannten und in Bundeswehruniformen auftraten. Künstlerinnen und Künstler wie Michaela Melián oder Kai Althoff machten ab den 80ern und frühen 90ern in ihrer Arbeit eine andere Geschichte von Kunst und Popmusik, eine wirklich als Utopie denkbare, in der Nico mit Giorgio Moroder → Fortsetzung auf Seite 13 JH

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→ S.11


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JUNI–AUG UST 2016

Kraftwerk Radioactivity [0:20]

Sex Pistols God Save The Queen [0:37]

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JUNI–AUG UST 2016

Palais Schaumburg Kinder der Tod [2:58]

Palais Schaumburg Kinder der Tod [3:06]

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Die Beziehungen zwischen Kunst und Pop waren und sind nicht immer rein konzeptioneller Natur. The Beatles, The Who, Roxy Music, David Bowie, sie alle feierten als Art-School-Absolventen riesige kommerzielle Erfolge. Wie ist das heute? JH Die kalte Hand von Coldplay würgt das, wofür einmal David Bowie stand: aus den Council-Houses, den Sozialsiedlungen für

Arbeiterinnen und Kleinbürger nicht nur in die Charts, sondern auch in kühne künstlerische Konzepte. Wie mein Kollege bei frieze magazine Dan Fox geschrieben hat: «David Bowie as art school». Bowie selber wurde die Kunsthochschule für mehrere Generationen von Musikerinnen und Künstlern aller Geschlechter und Orientierungen. Es sind am ehesten noch die gemischten postkolonialen Sozialisationen, irgendwo zwischen Pop und elektronischem Untergrund, aus denen in England aufregende Musik mit spannenden Konzepten hervorgeht: etwa FKA Twigs alias Tahliah Debrett Barnett (die zwar auf eine katholische Privatschule ging, bezahlt allerdings von einem Stipendium für Kinder aus Niedrigverdienerfamilien) oder SBTRKT alias Aaron Jerome. Sie haben es bereits erwähnt. Der Zugang zu Kunsthochschulen war früher gratis. Heute kosten die Art

Schools in Grossbritannien und den USA viel Geld. Was passiert, wenn diese Ausbildung nicht mehr «beyond class» ist? JH Laut dem Kritiker Owen Hatherley ist der Anteil von Privatschulabgängerinnen und -abgängern in den britischen Charts von 1% im Jahr 1990 auf 60% im Jahr 2010 gestiegen, Tendenz weiter steigend. Das passiert.

Jörg Heiser, Doppelleben  –  Kunst und Popmusik, FUNDUS Band 219, Philo Fine Arts 2015, 608 Seiten, ISBN: 978-3-86572691-9, € 28. Das Interview wurde schriftlich geführt.

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Derzeit tourt eine Ausstellung unter dem Titel «Geniale Dilletanten». Darin wird die These vertreten, dass das subversive Geheimwissen der 80er-Subkulturen aus den Kunsthochschulen stammte. Hat die Institution Kunsthochschule diesen Status inzwischen verloren? JH Leider ja. Vor allem in Grossbritannien und den USA ist das Studieren längst wieder zum Privileg der Kinder reicher Eltern geworden, oder aber die Leute schliessen mit so hohen Schulden ab, dass sie in die brave Karriere gezwungen werden. Aus den deutschen Kunsthochschulen geht immerhin noch so etwas wie HGich.T hervor, ein Performancekollektiv von der HfbK in Hamburg, das zwischen vorsätzlichem Stumpfsinn und scharfer Schläue den Spirit der 80er in die

Gegenwart trägt. Ausnahmen bestätigen die traurige Regel. Hinzu kommt, dass «subversives Geheimwissen» eh eine überkommene Vorstellung von Distinktion bedeutet, man spielt irgendwie das männerbündlerische Getue der Mächtigen nochmal im kleinen Subversionsbiotop nach. Dieser 80er-spezifische Eingeweihtenmief, der noch heute aus manchen galligen Veteranen dünstet, die sich ständig schnappatmend selber historische Bedeutung zusprechen – den haben wir mittlerweile Gott sei Dank überwunden.

JUNI–AUG UST 2016

in München aufnimmt und Hildegard Knef mit Can in Köln – ein retroaktiver Traum der Gleichzeitigkeit!

HKB-FORSCHUNGSPROJEKT KULTSOUNDS

FORSCHEN IN POPMUSIK Vielfältig kodierte und x-fach überlieferte Sounds sind die Bausteine der Popmusik. Das HKBForschungsprojekt Kultsounds untersucht exemplarisch die Geschichte von fünf «Popsounds». von Immanuel Brockhaus Im Forschungsprojekt Kultsounds 1 will ich herausfinden, welche Einzelsounds die populäre Musik geprägt haben. Aus 2200 Top-40Hits in den Billboard-Single-Charts der letzten 55 Jahre wurden unzählige Einzelsounds destilliert und im Kontext der Technologie und unter Einbezug von an ihrer Entstehung und Nutzung beteiligten Akteurinnen und Akteuren untersucht. Die bisherigen Ergeb-

nisse: Einzelne Soundkomponenten wie der Hand Clap, der E-Piano-Sound des Yamaha DX7 oder der Bass-Synthesizer, aber auch Effekte wie Scratching, Auto-Tune oder die Sidechain Compression prägten und prägen das Gesamtbild von Stilen wie Hip-Hop, R&B oder Dance-Pop. Sie fungieren als Kodierungen – Sounds werden mit Stilen konnotiert und vice versa. Grundpfeiler für diese verschiedenen Soundkulturen der Popmusik, und dies unterscheidet sie von anderen Musikrichtungen, ist die Technologie. Auch der Soundbegriff selbst wird in den letzten Jahren intensiv diskutiert, wobei sich eine Bedeutung immer mehr durchzusetzen scheint: «Sound ist durch Elektronik manipulierter Klang». Das Studio mit all seinen Aufnahmeverfahren, die inzwischen zumindest theoretisch allen Menschen zugänglich sind, ist schon seit den Beatles quasi zum eigen-

ständigen Instrument geworden. Sounddesign ist heute nicht mehr nur Spezialistinnen und Spezialisten vorbehalten, sondern in jedem Smartphone realisierbar. Die drei Forschungsmethoden, mit denen ich im Kultsounds-Projekt arbeite, sind Science & Technology Studies, Sound Studies und Actor-Network Theory. Diese Methoden beschreiben und untersuchen Sound als ein Objekt, das sich in komplexen Bahnen zwischen den Entwicklerinnen, den Anwendern und den Rezipientinnen bewegt. Deshalb ist Forschung über Sound keinesfalls trockene Analyse im stillen Kämmerlein, sondern spannendes Aufdecken von technologischen, ästhetischen und soziologischen Zusammenhängen. Dies geschieht vor allem auch über Interviews mit den genannten Akteurinnen und Akteuren, die, wie sich zumindest in meinem Projekt gezeigt hat, gerne und ausführlich über Sound und dessen Geschichte reden. Diese Soundhistorie der populären Musik ist zwar erst ein halbes Jahrhundert alt, in dieser Zeitspanne ist jedoch viel passiert. Die Sounds der Popmusik haben sich infolge paradigmatischer Umwälzungen wie der Elektrifizierung, der Digitalisierung oder der Virtualisierung immer wieder neu definiert. War es am Anfang die simple Verzerrung einer Gitarre als provokantes Alleinstellungsmerkmal, kamen später Sampling oder Scratching als Innovationen der 1980er-Jahre hinzu. Heute hören wir in Produktionen von Taylor Swift, Kesha oder Katy Perry virtuelle Instrumente, Synthesizer, Sidechain Compression, Auto-Tune, Tapestop-Effekte, Stutter-Effekte oder Filtering. Die Sounds der Popmusik haben sich in vielen Bereichen ständig verändert – und damit auch die Ästhetik des Mainstreams, der immer schneller subkulturelle Strömung verarbeitet: Justin Bieber inkorporiert Dubstep-Elemente, Linkin Park verarbeitet Elemente aus dem HipHop. Das Angebot an Sounds, Loops, Samples und Effekten ist enorm gross, Living-RoomProducer wie Diplo haben Konjunktur. Doch auch vor diesem Hintergrund bleibt es dabei: Der individuelle und innovative Sound einer Künstlerin, eines Künstlers oder einer Band ist die «halbe Miete» für den Erfolg. Der Rest ist Performance, Intuition, Beharrlichkeit und Glück. In Gesprächen mit Klangforschern wie Boris Blank von Yello, And.Ypsilon von den Fantastischen 4 oder Flake Lorenz von Rammstein hat sich gezeigt, dass deren Sound-Approach so verschieden ist wie die Musik, die sie machen. Allen gemein ist jedoch, dass sie Tag für Tag dem eigenen, unnachahmlichen Sound hinterherlaufen.

Alle haben mir aber auch den Happy Accident bestätigt, den glücklichen Zufall, die Eingebung, die in jeder Kunstform so wichtig ist. Die Ergebnisse meines Forschungsprojekts fliessen u.a. in eine Publikation, die 2017 erscheinen wird und die dazu beitragen soll, den Pop-Diskurs weiter auf das Soundthema zu lenken. Weiterhin sind eine ethnologische Forschung über den AutoTune-Effekt sowie ein Soundsymposium an der HKB (23.–26.11.2017) in Planung. Auf einer USA-Forschungsreise werde ich in Fortsetzung meiner Forschungsarbeit weitere Interviews mit Produzenten, Tontechnikerinnen und Musikern führen. Übrigens: Die Forschung in populärer Musik ist nichts Neues. Auch im deutschsprachigen Raum werden musikalische und soziokulturelle Phänomene der Rock- und Popmusik seit einigen Jahren ausführlich und breit erforscht. Hier sind es etwa die Gesellschaft für Popularmusikforschung (GfPM)2 oder der deutschsprachige Zweig der International Association for the Study of Popular Music (IASPM D-A-CH)3, die mit regelmässigen Tagungen und Publikationen unser Wissen über populäre Kultur erweitern. Die 2013 an der HKB offiziell gegründete IASPM D-A-CH veranstaltet jährliche Tagungen und verfügt über ein enges Netzwerk von Popmusikforschenden. Und von Bern aus verfolgt Thomas Burkhalter mit Norient4 seit Jahren globale Popkultur in allen Facetten. Auch die Musikwissenschaft an der Universität Bern beschäftigt sich mit Popmusik und die von der HKB gemeinsam mit der Universität Bern geführte Graduate School of the Arts betreut immer mehr Doktorierende, die sich mit diesem Themenkreis befassen. Bern ist also in der Popularmusikforschung dabei.

1 vgl. cult-sounds.com 2 vgl. popularmusikforschung.de 3 vgl. iaspm-dach.net 4 Mit einem Onlinemagazin, einem Musikfilmfestival, Performances und Vorträgen, Büchern, Dokumentarfilmen, Wanderausstellungen und Radiosendungen sucht Norient unablässig und weltweit nach neuer Musik (vgl. norient.com). Der Pianist, Keyboarder und Komponist Immanuel Brockhaus ist an der HKB Dozent u.a. für Klavier, Musiktheorie, Popkultur und Musiktechnologie. Er hat den Bachelorstudiengang Musik und Medienkunst mit aufgebaut und leitet seit 2003 den Weiterbildungsmaster Pop & Rock. Brockhaus ist Doktorand an der Graduate School of the Arts in Bern.

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HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016


JUNI–AUG UST 2016 HKB -ZEITUNG

Talking Heads Sax And Violins [1:40]

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HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

BESTSELLERLISTEN

TOP OF THE POPS – CHARTING THE WORLD Das NBC-Musik-Radioprogramm Your Hit Parade wurde erstmals 1935 ausgestrahlt. Längst haben «Charts» und «Ratings» die ganze Kunstwelt erobert. Stellt sich die Frage: Was ist heute überhaupt noch populär? von Roland Fischer

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Nein, das deutsche «Hitparade» bringt es nicht auf den Punkt. Man stellt sich da etwas zu Gemütliches vor, ein ungezwungenes Vorbeiparadieren. Und wer könnte schon sagen, welcher Platz in einer Parade der beste ist? Der gleich zu Beginn, der ganz am Schluss? Wohl doch eher einer irgendwo in der Mitte. Aber «irgendwo» – das konterkariert die Idee der Hitparade, der Bestsellerliste, der Charts rundweg. Denn in der Chartwelt wird gnadenlos geordnet, es ist eine Dramaturgie, die nur Aufsteigerinnen und Absteiger und zuoberst einen grossen Sieger kennt. Manche sagen, wir lebten in einer list culture. Das ist als Zeitdiagnose nicht ganz falsch, aber es trifft den Punkt nicht: dass nämlich die meisten unserer Listen geordnet sind – es müsste also richtiger chart culture oder ranking culture heissen. Unsere Listen sind gewertet und in eine Ordnung gebracht: Sie sind ökonomisiert. Und deshalb sind die Charts auch zum Leitmotiv in diesen ökonomisch dominierten Zeiten geworden: Alles wird geratet, alles wird geranket. Es ist der nur notdürftig als Objektivität und Transparenz getarnte Sieg der Hackordnung. Oder auch: ein Mekka der Zahlengläubigen. Die Welt nicht als Wille und Vorstellung, sondern als quantitativ zu durchdringendes und zu kartierendes Datenmeer. Und als Emblem und Urgeschichte die Hitparade. Vor ihr kommt nur noch der «Taylorismus» und seine Versessenheit und Vermessenheit, den modernen Arbeitsplatz zu schaffen (und den modernen, der Arbeitsstruktur unterworfenen Arbeiter und seine weibliche Kollegin gleich mit dazu), aber die ersten Kulturcharts lassen nicht lang auf sich warten. Der Begriff «Hitparade» kommt aus den USA, vom NBC-Radioprogramm Your Hit Parade, das erstmals 1935 ausgestrahlt wurde und das noch ganz dem eingangs skizzierten Bild verpflichtet war – die 15 Musiktitel wurden in Zufallsreihenfolge gespielt. Bald

wurden aber auch im Radio Ranglisten mit einem Countdown bis zur Nummer 1 eingeführt, wie sie das Magazin Billboard seit 1934 publizierte. Die Kulturnation Deutschland dagegen war bei den Ranglisten von Musik sowie Büchern immer ein wenig zögerlich (manche würden rückständig sagen), bei den Musikcharts dauerte es bis April 1954, als die Musikzeitschrift Der Automatenmarkt erstmals Statistiken dazu veröffentlichte, welche Platten am öftesten in Musikboxen zum Einsatz kamen. Die Schweizerinnen und Schweizer mussten gar bis 1968 warten, bis erstmals Bestseller auf dem Plattenteller ermittelt wurden, wie die entsprechende Sendung des Schweizer Radios DRS hiess. Bestsellerlisten für – zumindest englische – Bücher gab es dagegen bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts. Auch hier tat sich der deutschsprachige Raum schwer mit den «Siegerlisten»: Anfang der 50er-Jahre vertrat beispielsweise der einflussreiche Verleger Hans Ferdinand Schulz die Ansicht, «dass wir deutschen Buchhändler [...] vor der Entscheidung stehen, ob wir die Tradition des guten deutschen Buchhandels [...] fortsetzen oder ob wir noch mehr als bisher der Seuche des Bestsellertums zum Opfer fallen wollen [... ein] Thema, das für mich nicht nur das Schicksal unseres Berufes, sondern das Schicksal der europäischen Kultur zu berühren scheint.» Ein halbes Jahrhundert später dürfen wir immerhin feststellen, dass die europäische Kultur auch diesen Frontalangriff einigermassen unbeschadet überstanden hat. Allerdings haben die Charts unterdessen tatsächlich überall Einzug gehalten. Wo heute Listen sind, sind auch Rankings – mitunter auch gut getarnt. Zum Beispiel die Google-Suchergebnisse: Sie sind zwar nicht durchnummeriert, aber auch da wird klar hierarchisiert. Die Top 3 räumen wie beim Sport die Medaillen ab, die restlichen Treffer auf der ersten Seite sind auch noch gut positioniert, spätestens ab Seite 3 aber kommt nur noch «ferner liefen». Google ist sozusagen der allmächtige Chartersteller der Gegenwart, kein Ding, keine Idee, kein Stichwort, das nicht in eine Rangfolge gebracht werden kann. Aber auch Unis werden in den Wettbewerb geschickt, die Lebensqualität von Städten, die besten Restaurants. Und auch die Kunst, eigentlich doch der Hort der Subjektivität, ist nicht mehr ausgenommen. Seien es bildende Künstlerinnen und Künstler mit Onlineverzeichnissen wie den notorischen

Artfacts (aktuell Bruce Nauman vor Gerhard Richter, John Baldessari und Cindy Sherman) oder mit der jährlichen Power-100-Liste von ArtReview – This year’s most influential people in the contemporary artworld, seien es die Filmemacherinnen und Filmemacher mit jährlichen Besucherzahlen oder IMDb-Top-250- und -Bottom-100-Listen. Jede Kunstgattung hat inzwischen ihre Hackordnung, nicht mehr nur der Buch- und der Musikmarkt. Aber es darf nun, gerade in digitalen Zeiten, zu Recht gefragt werden, was das heute noch heisst, Top of the Pops. Wenn jeder Klick, jeder Stream, jedes Like gezählt wird, dann gibt es plötzlich abseitige YouTube-Stars und Instagram-Phänomene zuhauf. Und die Grenze zwischen Mainstream und Untergrund verwischt – auch bei den Konsumationsgewohnheiten. Die Charts sind eine sehr fliessende Sache geworden, eine kontinuierliche Neuordnung. Es gilt zwar mehr denn je, dass alles gemessen, alles erfasst, alles verglichen wird, aber die klassischen Ordnungen sind in einige Unordnung geraten. Was ist pop-ulär? Es lässt sich je länger, je weniger klar beurteilen. Und es scheint die Kunstkonsumentinnen und -konsumenten auch je länger, je weniger zu interessieren. Die Charts wurden schon von Anfang an für ihre Intransparenz kritisiert, schon früh kam die Frage nach den Beurteilungskriterien und Gewichtungsfaktoren. Werden Verkäufe gemessen? Oder Airplay in den Radios, also die Beliebtheit bei den Programmmachern? Welche Läden oder Radiostationen werden ausgewählt? Welche Titel kommen in welchen Charts vor? Im 20. Jahrhundert einigte sich die inzwischen auch geisteswissenschaftlich fundierte Bestseller- wie Chartkritik auf die Sichtweise, dass solche Best-of-Listen im wesentlichen Marketingtools sind, entweder ganz direkt und unverschämt manipulativ, um den Absatz anzukurbeln (wie es zu Anfang bei den Büchern der Fall war), oder indirekt, indem sie die in der nächsten Zukunft erhofften Absätze auflisten und so den Händlern eine Prognose bereitstellen, welche Titel sie an Lager nehmen sollen. Die beiden Ansätze laufen indes auf dasselbe hinaus, sind die Konsumentinnen und Konsumenten erst einmal dahin gebracht, die Spitzenreiter der Charts auch für spitzenmässig gut und deshalb für unverzichtbar zu halten. Dann werden Charts, wie auch immer sie berechnet werden, auf marktmagische Weise zu selbsterfüllenden Prophezeiungen. Und dann gibt es noch die unsichtbaren Charts. Die Prioritätenliste hat ihre eigene Geschichte, der mal nachzugehen sich lohnen würde. Sie hat ihr Nischendasein gefristet, als sehr persönliches Ordnungsinstrument irgendwo zwischen Erinnerungs- und Entscheidungshilfe. Und erlebt jetzt ihr grosses Eldorado, im Zuge von künstlicher Intelligenz und Automatisierung. Wenn die Maschinen denken, bewerten, entscheiden lernen, dann errechnen sie eigentlich dauernd Prioritätenlisten. Der Übersetzungsservice hat eine Auswahl von Möglichkeiten, welche Wendung am ehesten passt, er berechnet eine Rangfolge und findet so die beste heraus. Wiederum geht es nur um Platz Nummer 1. Dasselbe Muster findet sich auch bei ethischen Entscheidungen – Technikphilosophinnen überlegen schon, wie ein Pflegeroboter am besten programmiert wird: welche Patienten wie viel Aufmerksamkeit bekommen, wenn es mal ein wenig hektischer zugeht. Oder ein selbstfahrendes Auto, das in eine Unfallsituation kommt und rasch entscheiden muss, welches Fahrmanöver am wenigsten Schaden anrichtet: das kleine Kind verschonen, das gerade auf die Strasse gerannt ist, und dafür mitten in den Gegenverkehr? Oder aufs Trottoir, wo ein Pärchen dahergeschlendert kommt? Auch hier wird eine Rangliste eine Siegerin, einen Sieger bestimmen, und zwar im Bruchteil einer Sekunde – wir werden keine Einsprachemöglichkeit haben. Das Interessante dabei: Die Chartkritik, die lange bloss eine eher harmlose Kulturkritik war, wird plötzlich sehr aktuell und zentral – und stellt sehr wichtige Fragen für die ganze Gesellschaft. Wie werden Hitparaden berechnet? Wer entscheidet nach welchen Kriterien, welche Parameter in die Berechnung einfliessen? Kann es nur eine beste Hitparade geben (ermittelt gewissermassen durch eine Hitparade der Hitparaden) oder gibt es immer viele gleichberechtigte Ranglisten nebeneinander, mit vielen potenziellen Nummern 1? Übrigens brauchen wir «Charts» ganz selbstverständlich im Plural, ein gutes Omen vielleicht für eine Zukunft, die der chart culture ein wenig genauer auf die Finger schaut. Roland Fischer ist Journalist für Wissenschaft und Kultur und lebt in Bern.

SEX PISTOLS God Save The Queen [3:34] (1977)

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→ S.12

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PALAIS SCHAUMBURG Kinder der Tod [3:10] (1981)

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→ S.12

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→ S.12


HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

Malaria Geld/Money [2:19]

Palais Schaumburg Easy Go [1:48]

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HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

Sonic Youth Kool Thing [1:14]

Sonic Youth Kool Thing [1:41]

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DREI PORTRÄTS ZUM THEMENSCHWERPUNKT

MALARIA Geld/Money [4:13] (1991)

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JUNI–AUG UST 2016

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→ S.17

[2:20] HKB -ZEITUNG

KUNST STUDIEREN UND POP MACHEN

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SONIC YOUTH Kool Thing [3:10] (1990)

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→ S.18

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Wie die HKB-Studentin Clara Donellan und die beiden Alumni Fabio Pinto und Samuel Riot neben ihrem Kunststudium Popbühnen und Dancefloors erobern.

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→ S.18

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HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

Talking Heads Once In A Lifetime [1:35]

Talking Heads Road To Nowhere [0:43]

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PORTRÄT FABIO PINTO

TALKING HEADS Road To Nowhere [4:04] (1985)

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→ S.20 JUNI–AUG UST 2016

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[0:51]

[2:05] HKB -ZEITUNG

LEIDENSCHAFT SUCHT IMMER NEUES

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DEAD KENNEDYS Kool Thing [3:44] (1980)

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von Christian Pauli «Am Ende des Studiums war ich der Regeln müde geworden, die ich hatte lernen müssen. Mir ging vor allem das Thema-Solo-Thema-Ding auf die Nerven.» Fabio Pinto, der Gitarrist aus dem Tessin mit einem Jazz-Masterabschluss an der HKB, der junge Mann, der einem hier gegenübersitzt, macht weder einen frustrierten noch einen revoltierenden Eindruck. Hier sitzt einer, der einen eigenen musikalischen Weg begeht, einfach, weil er konsequent seiner Neugierde und Leidenschaft folgt. «Am Anfang war Rock. Von Jazz hatte ich keine Ahnung.» Zunächst spielt Pinto Elektrobass und hört also Rock. Jimi Hendrix inspiriert ihn nicht nur zum Wechsel des Instruments, sondern bringt ihn auch dazu, mit instrumenteller Technik die Welt erobern zu wollen. Pinto schreibt sich für den Vorkurs ein und entdeckt daselbst den Jazz: Charlie Parker und John Coltrane werden seine Helden. Die hört er rauf und runter, sie weisen ihm den Weg in seinen Beruf. Für die professionelle Ausbildung kommt Pinto 2006 nach Bern an die HKB. In Basel geboren, lebt Pinto seit dem 2. Lebensjahr im Tessin. Seine Muttersprache ist Italienisch, er spricht aber lieber Französisch und auch weidlich gut Deutsch. Pinto landet also in Bern, wo seine musikalischen Turbulenzen entfacht werden. Zunächst heisst die Konzentration auf Jazz vor allem eines, sagt Pinto im Rückblick cool lächelnd: «üben, üben, üben». Tief sei er in die «Geheimnisse von Harmonie, Rhythmus und Improvisation» eingetaucht. An der Jazzabteilung der HKB macht Pinto den Bachelor, dann den Master. Er will es wissen. Einer Karriere als Jazzgitarrist steht nichts mehr im

Wege. 2010 erscheint das erste Album unter seinem Namen: «Die fünf jungen Musiker des Fabio Pinto Quintetts stechen aufgrund ihres Talentes und dank einer eigenständigen musikalischen Stimme aus der Menge der Auszubildenden und frisch Ausgebildeten heraus», schreibt der Veranstalter BeJazz, der Pintos Band auf die Bühne bringt. «Flamenco, Swing, Musette, Tango und Klezmer» verbinde Pinto in der «Sprache des Jazz». Aber da brodelt noch eine andere Leidenschaft in Pinto, die sich allmählich Luft verschaffen will. Nennen wir es Pop. Zusammen mit Alexandre Maurer, einem Schlagzeuger, der auch an der HKB Jazz studiert, und Jeremias Keller gründet Pinto 2010 die Band Kamikaze. Ironie der Geschichte: Mit diesem Dutzendbandnamen – besser nicht googeln! – gelingt es Pinto zum ersten Mal, eine eigene, eigenständige Musik zu entwickeln. Zunächst spielt die Band noisigen Indie-Rock. Es klingt im Nachhinein, wie wenn sich hier jemand die Fesseln vom Leib spielen wollte. Aber nicht genug Neuland: Wieder will es Pinto wissen und wechselt das Instrument, nein noch stärker: die musikalische Rolle. Bei Kamikaze ist Pinto der Sänger. Die Band spielt «Future Pop», wie Pinto es selber sagt. Als Sänger, vorne auf der Bühne, ohne ein Instrument zwischen sich und dem Publikum. «Ich suche dieses ungeschminkte Erlebnis», sagt er. «Kamikaze ist ein Playground, die beste Klasse, die ich je hatte.» «Pop ist simpel. Pop ist formal sehr eng. Aber unglaublich kompliziert, wenn es darum geht, catchy rüberzukommen.» Pop heisse zuhören – und was Neues kreieren. Pop sei demokratisch. Pinto ringt um die musikalische Position, die er im Jetzt innehat. Eigentlich sei es ja auch egal, und die Abgrenzung zwischen Jazz und Pop spiele gar keine Rolle.

Fabio Pinto hält es mit Duke Ellington: «There are two kinds of music. Good music, and the other kind.» Gut möglich, dass musikalische Gegenwart in zwei Jahren eine ganz andere ist. «Eigentlich hätte ich wieder Lust, Gitarre zu spielen.» Zunächst aber heisst die Gegenwart Kamikaze. Mit dem aktuellen Album Velvet Ghetto, veröffentlicht auf dem Berner Label Mouthwatering Records, sind sie auf Tour. Begleitet von künstlerisch anspruchsvollen Videos. Strange Echoes heisst das neueste: Die Gesichter der beiden Bandmembers sind stets überblendet und verfremdet, so, als müsste die Rolle, in einer Popband zu spielen, kaschiert werden. Soulige Vocals, zarte Melodiefetzen, knarzende Sounds über nervösen Beats und pulsierenden Bässen – so klingt Future Pop heut, da ist viel Arbeit im Detail. «Videos sind wichtig und kosten viel Geld und Büroarbeit», sagt Pinto. Schlussendlich aber wolle er vor allem auftreten und live spielen. Die Zeit ist um, Pinto muss zurück nach Fribourg, wo er am Konservatorium unterrichtet. Warum? «Wegen dem Geld! Nein. Es ist geil. Hier darf ich meine Leidenschaft weitergeben.» Und dreht sich um, der abenteuerlustige Popsänger, der keiner ist.

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→ S.22

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HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

Dead Kennedys Holiday In Cambodia [2:48]

Roxy Music More Than This [1:35]

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HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

Captain Beefheart Ice Cream For Crow [1:49]

Captain Beefheart Ice Cream For Crow [4:30]

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PORTRÄT CLARA DONELLAN

CAPTAIN BEEFHEART, Ice Cream For Crow [5:17] (1982)

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HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

MIT DER POSAUNE ZWISCHEN MOZART UND ADELE

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→ S.23

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→ S.23

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DIE TÖDLICHE DORIS Stopp (der Information) [9:11] (1983)

von Roland Fischer Für eine klassische Musikerin hat die Frau eine erstaunlich rustikale Beziehung zu ihrem Instrument. Im Grunde sei eine Posaune ja nichts weiter als ein kunstvolles Stück Sanitärinstallation – das gefalle ihr, dieses Simple, Unprätentiöse. Zudem sei wohl kein anderes Instrument näher am Gesang, lasse so viel Raum zur Klangmodulation. Ah, übrigens, schiebt sie noch nach, sie habe unlängst begonnen, auch noch Jazzgesang zu studieren. Man wundert sich da schon lang nicht mehr über Clara Daly Donnellans Querbeet-Lebenseinstellung, über ein Kunstverständnis, das fast ohne Schubladen auskommt – beziehungsweise das Kategoriengrenzen eher als Ansporn denn als Hindernisse sieht. Bloss das mit der Posaune, das sei schon sehr früh klar gewesen; sie wusste, seit sie das Instrument das erste Mal gesehen hatte, dass sie genau das spielen wollte. Sie musste noch ein paar Jahre warten; im Gebiss muss erst alles an seinem Platz sein, bevor jemand Posaunistin werden kann. Sie hat dann schon mal mit Klavier begonnen und die Violine, die ihr die Mutter mitgebracht hatte, als Dreijährige demonstrativ in der Küche in den Mülleimer entsorgt. Die Posaune – sie wartete geduldig. Es ist ja aber auch selber ein perfekter Grenzgänger, dieses Bogenrohr. Wir denken vielleicht gar nicht zunächst an klassische

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Orchester, wenn wir eine Musikerin, einen Musiker mit Posaune vor dem inneren Auge haben, je nach Vorlieben werden wir vielleicht eher bei einer Jazzcombo oder einer Soulband landen. «Ja, man kann fast alles damit spielen, das ist toll», sagt Clara, die letztes Jahr nach Bern gekommen ist, in die Klasse von Ian Bousfield – es sei ein wahrhaft «interdisziplinäres» Instrument. Und so hat es sie auch schon auf ganz verschiedene grosse Bühnen verschlagen, im RTÉ National Symphony Orchestra oder im Orlando Chamber Orchestra ebenso wie vor ein Stadionpublikum, beim Irland-Tour-Ableger von Adele. Hand aufs Herz: So ein gut inszeniertes Popkonzert mit tollen Songs, ausverkauftes Haus – da müssen doch grössere Emotionen im Spiel sein als im klassischen Konzertsaal? Sie hört die Frage wohl nicht zum ersten Mal und antwortet ziemlich routiniert: Die Freude sei dieselbe, aber natürlich gebe es da besonders aufregende Momente, wenn plötzlich ein grosser Lichtwechsel kommt und die ganze Bühne, aber auch der Zuschauerraum hell wird und du «in 15 000 lächelnde Gesichter blickst» – was mehr könne sich eine Musikerin wünschen? Auf die Frage nach der technischen Herausforderung, die für eine ausgezeichnete Musikerin bei einem AdeleKonzert wohl nicht besonders gross sein kann, geht sie gar nicht weiter ein. Dieses Kategoriendenken via Virtuosität interessiert Clara offensichtlich wenig. Schlechte Musik? Das gebe es doch gar nicht. In jedem Stück Musik stecke ein eigenes Stück Kreativität drin, und diese könne kaum als «schlecht» bezeichnet werden – da gehe es doch letztlich um persönliche Vorlieben. Und um gesellschaftliche Prägungen. Klassische Musik soll nur etwas für die gebildeten Schichten sein? «Mozart hat doch eigentlich Seifenopern geschrieben, und so wurde das damals auch konsumiert.» Und so ist ihr Musikgeschmack ein wenig wie eine Shuffle-Funktion auf einem

grossen Musikserver, quer durch alle möglichen Stile. Und sie sei damit eigentlich keine grosse Exotin, meint sie: Sie kennt kaum mehr Kolleginnen und Kollegen ihrer Generation, die nur klassische Musik hören. Ihre musikalische Offenheit wurde aber auf jeden Fall auch vom Elternhaus geprägt: die Mutter Cellistin, der Vater ein typischer Musiknerd, eher in der Popecke zu Hause. Er komme vom Land, irgendwo im irischen Nirgendwo – der wöchentliche Trip in den Plattenladen der nächsten Stadt sei seit der Jugend ein Fixpunkt gewesen. Er habe ihr schon als Kind immer wieder CDs zum Hören gegeben, sie musste dann die CD-Review of the Week rapportieren. «Das hat die Art, wie ich mich als Musikerin sehe, geprägt.» Zusammen allerdings mit dem klassischen Hintergrund der Mutter. Als Berufsperspektive sieht sie sich schon in einem grossen Orchester. Das sei einfach nicht zu toppen, diese «Achterbahnfahrt der Gefühle» beim Spielen einer tollen Symphonie, innerhalb von vielleicht 20, 30 Minuten. Sie schaut mit grossen Augen, wenn sie davon erzählt, und man glaubt zu spüren, welches ihre erste Liebe war. Ihr Lehrer habe kürzlich von der «kindlichen Freude» gesprochen, die er beim Spielen empfinde, auch nach Jahren. Und davon werde sie wohl auch nie genug bekommen (im Gegensatz zum Üben, übrigens, ergänzt sie noch, das mache wohl keinem Musiker und keiner Musikerin grossen Spass). Ach ja, Bern? Sie sei wegen ihres Lehrers gekommen, aber es sei eigentlich ein perfekter Ort, um zu studieren: Es gebe ja kaum Ablenkung. «Ich wäre auch in die hintere Mongolei gegangen, wenn ich da eine gute Studiermöglichkeit gefunden hätte.» Und dann lacht sie, ein ganz normales Lachen einer Zwanzigjährigen. Die ein nicht ganz normales Musikerinnenleben lebt und dabei schon einiges erlebt hat, wovon andere Zwanzigjährige bloss träumen – und damit vielleicht auch ganz zufrieden sind.

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→ S.25


HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

Devo [I Can’t Get No] Satisfaction [1:46]

Die tödliche Doris Stopp (der Information) [2:19]

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EIN LEBEN ZWISCHEN WELTEN

HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

PORTRÄT SAMUEL RIOT

von Raffael von Niederhäusern Halb in Bern, halb in Brooklyn, New York: So verbringt HKB-Abgänger Samuel Riot (mit bürgerlichem Namen Samuel Reinhard) sein Leben. Und weil er sich derzeit gerade an der Ostküste der USA aufhält, musste von einem realen Tête-à-Tête zwischen Autor und Porträtiertem abgesehen werden. Das stattdessen arrangierte FaceTime-Gespräch gestaltete sich infolge wiederholter Verbindungsunterbrüche nicht immer ganz einfach und bestätigte damit ein diesseits des Atlantiks gerne gepflegtes Klischee. In Riots Worten: «… ist halt manchmal schon ein bisschen Dritte Welt hier.» Dafür stellte sich Samuel Riot als nahezu perfekte Wahl für ein Porträt zum Thema Popmusik und Kunst heraus, denn er ist zu ungefähr gleichen Teilen Popmusiker und Künstler. Musiker hier nicht als Instrumentalist oder Interpret verstanden, sondern als Komponist und Produzent. Was treibt also dieser ehemalige HKB-Student mit einem Master in Contemporary Arts Practice in Brooklyn? Zum Zeitpunkt des Gesprächs zuoberst auf der To-do-Liste stand die Veröffentlichung seiner neuen EP im Mai. Seit Mitte der 90er-Jahre tingelte Samuel Riot durch die Clubs zunächst der Schweiz, bald aber auch des nahen und fernen Auslands. Weil ihn das Leben als DJ auf Dauer jedoch nicht zufriedenzustellen vermochte, verwandelte er sein parallel dazu belegtes Studium der Tontechnik kurzerhand in sein zweites Standbein, indem er eigene und die Musik anderer zu produzieren begann. Wobei unter diesen

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«anderen» auch einige klingende Namen wie Singer-Songwriterin Marina & The Diamonds, Tricky oder die jamaikanische Sängerin Terry Lynn figurierten. Erst kürzlich gab Riot das Auflegen schliesslich auf, um sich voll und ganz der Komposition und Produktion von Musik zu widmen. In den letzten Wochen produzierte er beispielsweise den Soundtrack zu einem Dokumentarfilm des US-Senders Viceland über LGBT-Menschen in Jamaika 1 – und kehrte damit gewissermassen zu seinen Roots zurück, als er, unter dem Alias Wildlife!, noch vorwiegend Dancehall jamaikanischer Musikerinnen und Musiker produzierte. Dass ihn der angesprochene EP-Release im Mai die nächsten Wochen arg beschäftigen wird, liegt auch daran, dass Samuel Riot mehr als nur die Veröffentlichung eines Tonträgers im Sinn hat. Vielmehr will er die sieben Tracks in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in Brooklyn lebenden bildenden Künstler Jesse Hlebo in Form einer Installation räumlich inszenieren. An der Kooperation mit Hlebo lässt sich übrigens sehr schön veranschaulichen, was jemanden wie Samuel Riot nach New York zieht: «Jesse kannte ich vorher nicht. Von einem gemeinsamen Freund wurden wir einander vorgestellt, irgendwann trafen wir uns auf einen Drink und einen Monat später ist die Vernissage unserer gemeinsamen Ausstellung.» Mit solchen Aussagen lässt uns Riot an längst vergangen geglaubte Zeiten zurückdenken – Zeiten nämlich, als nach dem Stadtbankrott 1975 und bis weit in die 80er hinein von überallher Scharen von Künstlerinnen, Musikern und Filmemacherinnen in die leer stehenden Industriebauten Brooklyns und der Lower East Side zogen, um vom «aus heutiger Perspektive unsäglich billigen Wohnraum» (Riot) zu profitieren und ein Leben als Künstlerin, als Künstler zu leben. Obschon sich insbesondere die preisliche Situation heute durchaus anders präsentiert – seit Jahren gehört New York bekanntlich zu den Top 5 der teuersten Städte der Welt –, haben die Worte «New York» auch heute noch auf viele Kunstschaffende eine fast schon magische Anziehungskraft. Auch Riot gibt

unumwunden zu, dass gewisse nostalgische Fantasien von einem New York früherer Tage durchaus mit zu seinem Entschluss beigetragen haben, den Ort zu seiner Zweitheimat zu machen. Doch auch heute noch gilt: «Egal, in welchem künstlerischen Mikrokosmos du dich bewegst, es gibt hier immer Leute, die an ähnlichen Fragen arbeiten oder ähnliche Strategien verfolgen.» Klar trage die schiere Grösse der Stadt ihren Teil dazu bei, doch als Schmelztiegel kreativer Leute weist New York auch heute noch eine unglaubliche Dichte an Künstlerinnen, Musikern, Galerien auf. Die Tage vor unserem virtuellen Treffen verbrachte Samuel Riot in Los Angeles – vor allem, um dem kalten New Yorker Wetter für eine Weile zu entfliehen. Doch der Kontrast zwischen beiden Städten geht weit über die klimatischen Bedingungen hinaus: So sehr die Buchstaben NYC für einen Ort der Kunst stehen, so sehr ist LA ein Ort der Popkultur. Ähnlich wie die Filmindustrie in Hollywood sind auch all die grossen Studios, die für die Mainstream-Popmusik der USA verantwortlich sind, in Los Angeles angesiedelt – und betreiben in New York oft nicht viel mehr als ein Büro. In Zeiten globaler Vernetzung hindert dies Samuel Riot natürlich nicht daran, trotzdem auch selber in der Popmusik aktiv zu sein. Seit ihn die A&R-Manager des Labels Jive/BMG nach dem Erscheinen der Terry-Lynn-Produktionen zu einem Pitch für das nächste Britney-Spears-Album eingeladen haben, nimmt er immer wieder an solchen Pop-Pitches teil. Und diese Popproduktionen seien weit mehr als nur ein Brotjob, der ihm die Miete zahle und ihm so erst den Raum für die eigentliche Selbstverwirklichung in der Kunst gebe: «Das verbreitete Urteil, Radiomusik sei musikalischer Einheitsbrei ohne jeden klangästhetischen Wert, teile ich nicht. Insbesondere vom klanglichen sowie vom produktionstechnischen Gesichtspunkt her betrachtet, passieren in der zeitgenössischen Popmusik sehr spannende Sachen!» Die Popmusikproduktion ist heute von extremer Arbeitsteilung geprägt: «Einer macht die besten Snares, eine andere

die besten Kicks, dito für Hooklines, Bridges und Basslinien. Nicht zuletzt dank der riesigen Budgets eröffnen sich hier also auch im Soundbereich Möglichkeiten, die eine oder einer allein schlicht nicht hat.» Und der Sound steht schliesslich auch bei Samuel Riot stets im Mittelpunkt seines Schaffens: ob nun als Wildlife! oder als Young Palace, als der er in den vergangenen zwei Jahren zwei experimentelle, von Clubmusik meilenweit entfernte Platten herausgegeben hat, in denen es v.a. um das von Funktionalitätsansprüchen gelöste Medium Klang als solches geht. Dieses Oszillieren im breiten Spektrum zwischen Kunst und Pop empfindet Riot als sehr befriedigend, zumal sich beide Seiten auch immer wieder gegenseitig befruchten. Überhaupt scheinen sich mit der neuen Wildlife!-EP die bisherigen Grenzen zwischen dem Künstler Young Palace und dem Popmusiker Wildlife! langsam aufzulösen. Mit der neuen EP versucht Samuel Riot, die «klangästhetische Sprache, die ich mit Young Palace entwickelt habe, zwar weiterzuführen, sie aber gleichzeitig etwas näher hin zum Dancefloor zu rücken. Zwei musikalische Sprachen werden zu einer vermischt.» Ein Eindruck, der sich beim Hören der sieben Tracks bestätigt. Und welche Rolle spielte Popmusik für Samuel Riot eigentlich während des Studiums an der HKB? «Sie existierte nicht – weder in Vorlesungen noch in der Praxis oder in Werkgesprächen. Die einzigen Momente der Popmusik, die mir spontan in den Sinn kommen, sind die Feste, an denen sie lief.»

1 viceland.com/en_us/show/gaycation; LGBT: Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender.


S. 7

S. 4

S. 8 BAND: Chicks on Speed TITE: Glamour Girl LÄNGE: 6:03 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=-wnllBq3Mys

S. 11

S. 8

S. 12

S. 17

S. 17

S. 20

S. 23

Impressum HKB-Zeitung Aktuelles aus der Hochschule der Künste Bern HKB, N°3/2016 Herausgeberin: Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB

Redaktion: Christian Pauli (Leitung) Maria Beglerbegovic Regina Dürig Peter Kraut Yeboaa Ofosu Markus Reichenbach Andi Schoon Raffael von Niederhäusern

S. 18

S. 22

S. 23

BAND: Talking Heads TITEL: Sax And Violins LÄNGE: 5:00 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=3FJ8x6wnZy8

BAND: Sonic Youth TITEL: Kool Thing LÄNGE: 4:08 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=SDTSUwIZdMk

BAND: Sonic Youth TITEL: Kool Thing LÄNGE: 4:08 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=SDTSUwIZdMk

S. 22 BAND: Dead Kennedys TITEL: Holiday In Cambodia LÄNGE: 4:03 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=Qr6NOsluHYg

BAND: Talking Heads TITEL: Road To Nowhere LÄNGE: 4:04 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=AWtCittJyr0

BAND: Captain Beefheart TITEL: Ice Cream For Crow LÄNGE: 5:16 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=iqRHr5pEIFU

S. 14/15

S. 18

S. 20

BAND: Kraftwerk TITEL: Radioactivity LÄNGE: 3:44 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=dLDgHr8d5yo

BAND: Palais Schaumburg TITEL: Kinder der Tod LÄNGE: 3:10 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=KGnBgsplaTc

BAND: Palais Schaumburg TITEL: Easy Go LÄNGE: 3:18 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=p92XueYh078

BAND: Talking Heads TITEL: Once In A Lifetime LÄNGE: 4:31 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=98AJUj-qxHI

S. 11

S. 12 BAND: Palais Schaumburg TITEL: Kinder der Tod LÄNGE: 3:10 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=KGnBgsplaTc

BAND: Malaria TITEL: Geld/Money LÄNGE: 4:13 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=13OiNFPINKc

BAND: Chicks on Speed TITEL: Glamour Girl LÄNGE: 6:03 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=-wnllBq3Mys

BAND: The Who TITEL: My Generation LÄNGE: 3:23 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=594WLzzb3JI

BAND: The Beatles TITEL: Penny Lane LÄNGE: 3:06 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=S-rB0pHI9fU

BAND: Sex Pistols TITEL: God Save The Queen LÄNGE: 3:21 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=dtUH2YSFlVU

S. 7 BAND: Devo TITEL: Whip It LÄNGE: 2:39 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=QDWlNv5XFFM

BAND: Franz Ferdinand TITEL: Love Illumination LÄNGE: 3:53 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=Ooq23i-QGBM

S. 25 BAND: Captain Beefheart TITEL: Ice Cream For Crow LÄNGE: 5:16 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=iqRHr5pEIFU

Gestaltungskonzept und Layout: Atelier HKB, Markus Reichenbach (Leitung) Moana Bischof Christoph Miler Renate Salzmann Druck: DZB Druckzentrum Bern Auflage: 11 000 Exemplare Erscheinungsweise: 5 x jährlich

JUNI–AUG UST 2016

S. 4 BAND: Spacemen 3 TITEL: Revolution LÄNGE: 6:01 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=qdQn7c62zHM

HKB -ZEITUNG

S. 2

BAND: Roxy Music TITEL: More Than This LÄNGE: 4:15 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=kOnde5c7OG8

S. 25 BAND: Devo TITEL: [I Can’t Get No] Satisfaction LÄNGE: 2:41 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=jadvt7CbH1o

© Hochschule der Künste Bern HKB. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitung darf ohne schriftliche Genehmigung der HKB reproduziert werden. Berner Fachhochschule BFH Hochschule der Künste Bern HKB Fellerstrasse 11 CH-3027 Bern hkb.bfh.ch facebook.com/hkb.bern

BAND: Die tödliche Doris TITEL: Stopp (Der Information) LÄNGE: 9:11 QUELLE: https://www.youtube.com/ watch?v=rEKAdj9f-UY

Die Einnahmen aus den Inseraten kommen vollumfänglich dem Stipendienfonds zugute, der HKBStudierende in prekären finanziellen Verhältnissen gezielt unterstützt. hkb.bfh.ch/stipfonds

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HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016


JUNI–AUG UST 2016

Verdon fotografierte die Ge­­bäude in der blauen Stunde. In dieser Nummer: die Theaterabteilung am Zikadenweg.

HKB -ZEITUNG

HKB innen – aussen

In vier aufeinanderfolgenden Ausgaben der HKB-Zeitung ziert ein Bild des Fotografen Sebastien Verdon von einem HKB-Standort das Titelblatt des zweiten Bunds.

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Ausgezeichnet!

HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

Auteur et journaliste en vadrouille HKB-Dozentin Barbara Balba Weber hat den Silberbär-Preis der Pro Senectute Region Bern, der für innovative Projekte für das Alter vergeben wird, in der Höhe von 15 000 CHF gewonnen.

Mit seinem Kammerer OrKöster hat Trompeter Richard Köster an den 47. Internationalen Jazzwochen Burghausen den ersten Preis geholt, den 8. Europäischen Burghauser Nachwuchspreis. Richard Köster stammt aus dem oberbayerischen Burghausen und studiert im zweiten Semester im Master Music Performance Jazz an der HKB. Die Band setzt sich zusammen aus Richard Köster (tp, flh), Benjamin Daxbacher (as), Alois Eberl (tb), Christian Zöchbauer (tb), Beate Wiesinger (b) und Jakob Kammerer (dm).

HKB-Dozentin Ruth Schweikert hat den mit 15 000 CHF dotierten Solothurner Literaturpreis gewonnen, der alljährlich «für hervorragende literarische Leistungen» an das Gesamtwerk eines deutschsprachigen Autors, einer deutschsprachigen Autorin vergeben wird. «Hartnäckig und literarisch brillant» umkreise Schweikert in ihren Texten «die Familie als Keimzelle der Gesellschaft und als Quelle von Glück und Verhängnis», ohne dabei «den weiten zeitgeschichtlichen Horizont» ausser Acht zu lassen, heisst es in der Begründung der Jury. Alexandre Mastrangelo, Posaunist und ehemaliger HKB-Student bei Ian Bousfield, gewinnt einen von drei Fritz-Gerber-Awards 2016. Er erhält ein Preisgeld von 10 000 CHF und ein Stipendium in Form einer Teilnahme an der Lucerne Festival Academy im Wert von ebenfalls 10 000 CHF. Die Anwärterinnen und Anwärter auf den Award müssen das Schweizer Bürgerrecht besitzen oder seit einigen Jahren in der Schweiz leben. Der aus Polen stammende Marek Romanowski, Student im Master Specialized Music Performance, hat die Stelle als stellvertretender Solo-Kontrabassist im Berner Symphonieorchester erhalten. Mit seiner Interpretation des Pflichtstücks hat er die Jury überzeugt und sich gegen die grosse, internationale Konkurrenz durchgesetzt. Florian Bürki und Yves Lavoyer, beide HKB-Abgänger, haben in der Kategorie Bildende Kunst je einen von zehn Förderpreisen des Kantons Solothurn gewonnen. Die Preise sind mit 15 000 CHF dotiert. Mathieu Michel und Colin Vallon, beide unterrichten als Jazzdozenten im Fachbereich Musik der HKB, sind für den Schweizer Musikpreis 2016 nominiert worden und erhalten je eine Preissumme von 25 000 CHF. Im September könnte einer von ihnen zudem den Schweizer Grand Prix Musik 2016 selbst erhalten. Letzte Woche hat der Schweizerische Nationalfonds die Förderungsprofessur New Techniques for Ancient Materials von Claire Gervais um zwei Jahre verlängert.

Gleich mehrere Studierende der HKB Musik haben von der Friedl-Wald-Stiftung ein Stipendium à je 14 000 CHF erhalten: Simon Huonder, Klavier, Jonathan Inniger, Kontrabass, Brigitte Keusch, Gesang, Nevena Tochev, Violine, sowie Tizia Zimmermann,

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Akkordeon. Die Friedl-Wald-Stiftung unterstützt förderungsbedürftige und -würdige, bis 25 Jahre alte Schweizer Schauspielerinnen, Sänger und Musikerinnen.

Matthieu Ruf Matthieu Ruf, diplômé de la filière Master in Contemporary Arts Practice de la HKB, est lauréat du Prix Georges-Nicole, financé par la Ville de Nyon. Cette distinction est décernée à des auteures et à des auteurs francophones d’origine suisse ou établis en Suisse qui n’ont encore jamais publié de livre. L’ouvrage inédit qui a valu le prix à Matthieu Ruf est Percussions, écrit durant les deux années passées à la HKB. Matthieu Ruf, tu as reçu il y a peu le prix Georges-Nicole pour ton roman intitulé «Percussions». Que signifie pour toi ce prix ? J’ai appris l’existence de ce prix quand j’étais au gymnase, à l’époque où j’ai commencé à m’intéresser à la littérature suisse. Je n’aurais jamais imaginé figurer un jour sur la liste des lauréats… Un prix, connu ou non, attire l’attention et je suis très reconnaissant de ce privilège. Au cours d’un voyage de sept mois à travers les Amériques du Nord et surtout du Sud en 2012, le reportage photographique «L’encre de Patagonie»* a vu le jour. Peux-tu t’imaginer reporter, toujours en vadrouille ? Disons que j’ai très régulièrement besoin de partir, mais toujours pour revenir. Le reportage est un « prétexte » génial pour entrer dans la vie des gens et pour découvrir des lieux où je n’irais pas sans cette motivation. Oui, en ce sens, j’espère pouvoir continuer à « voyager pour écrire » le plus longtemps possible. Tu es membre de l’AJAR (Association de jeunes auteur-e-s romandes et romands). Qu’est-ce que l’AJAR ? C’est un collectif de dix-huit jeunes auteures et auteurs, à la base des amis, avec qui j’écris des romans collectifs ou des journaux éphémères, monte sur scène pour lire des textes, présente des expos à des festivals, donne des ateliers d’écriture… Sans l’AJAR, ma vie d’auteur serait beaucoup moins stimulante ! *

mou.ch/matthieu/wordpress Matthieu Ruf est né en 1984 à Lausanne, où il réside. Ancien journaliste au magazine L’Hebdo, désormais indépendant, il est membre du collectif d’auteur(e)s AJAR (jeunesauteurs.ch).

Die beiden Autorinnen Ruth Schweikert und Antoinette Rychner, beide stehen dem Schweizerischen Literaturinstitut nahe, erhalten den Eidgenössischen Literaturpreis in der Höhe von je 25 000 CHF. Matthieu Barbezat und Sinae Yoo, beide ehemalige HKB-Studierende im MA Contemporary Arts Practice, sowie Selina Lutz, die an der HKB den BA Fine Arts abgeschlossen hat, haben je ein Stipendium der Aeschlimann Corti Stiftung gewonnen: Barbezat für ein gemeinsames Projekt mit Camille Villetard das Hauptstipendium von 25 000 CHF, Yoo und Lutz je ein Förderstipendium von 10 000  CHF. Am Stipendienwettbewerb der Aeschlimann Corti Stiftung, der mit einer Ausstellung verbunden ist, können Kunstschaffende bis 40 teilnehmen, die seit mindestens einem Jahr im Kanton Bern Wohnsitz haben oder im Kanton Bern heimatberechtigt sind. Mit der Band Shane von Michael Gilsenan gewinnt bereits die dritte Formation von Studierenden der HKB den internationalen Jazzpreis, der alle zwei Jahre im schwäbischen Biberach verliehen wird. Neben Gilsenan gehören auch die HKB-Studenten Gabriel Wenger und Philipp Leibundgut zur Gewinnerband. Der Philosoph und Designforscher Pierre Smolarski, der 2015 als Gastforscher im Forschungsschwerpunkt Kommunikationsdesign an der HKB zu Besuch war, hat im März seine Dissertation zum Thema Rhetorik des Designs an der Universität Duisburg-Essen mit Auszeichnung abgeschlossen. Das Schweizer Florian Favre Trio, bestehend aus den HKB-Absolventen im Studienbereich Jazz Florian Favre (Klavier) und Manu Hagmann (Kontrabass) sowie dem Schweizer Ausnahmeschlagzeuger Arthur Hnatek, gewinnt den B-Jazz International Contest 2016. Der Wettbewerb fand im Rahmen des Festivals Leuven Jazz in Belgien statt.


Das HKB-Highlight im Juni/Juli

Im Alltag

Grüsse aus der StudAdmin

Kunst in Echtzeit

von Mark Ammann

Mark Ammann ist Sachbearbeiter in der Studierendenadministration der HKB.

Zu Gast

Ambitionen teilen von Peter Kraut

Seit Jahren kommt der renommierte Violinist Benjamin Schmid im Sommer und Herbst an die HKB. Seine Meisterkurse sind eine wichtige Ergänzung zum wöchentlichen Kernfachunterricht und bieten den Studierenden eine neue Plattform. Schmid: «Es geht um die Perspektivenerweiterung der Studierenden durch intensive Stellungnahmen einer ‹fremden› Lehrerin bzw. eines ‹fremden› Musikers. Das kann entscheidende Impulse für die Weiterplanung eines Studiums haben.» Die internen und externen Kandidierenden stellen ihre einstudierten Werke vor, eine Begleiterin am Flügel steht zur Verfügung. Schmids Repertoire reicht von Barock bis in die Gegenwart – und er ist ein herausragender Jazzinterpret. Diese Vielseitigkeit ist ein weiterer Faktor für die Attraktivität der Kurse. Schmid: «Meisterkurse versammeln immer ambitionierte Menschen, die eine Entwicklung über das Gewöhnliche hinaus suchen; daher treffen hier interessante Kolleginnen und Kollegen aufeinander. Die ungewöhnlich freie und interdisziplinäre Sommerkursatmosphäre macht Begegnungen einfacher als der durchgeplante Alltag.» Diese Neugier und Beweglichkeit wird heute vom Berufsmarkt gefordert: «Geigerinnen und Geiger sind heute komplex gefordert, traditionelle Orchesterstellen werden weniger. Je mehr ‹Disziplinen› ihnen vertraut sind, desto mehr werden sie sich im komplexen Musikbetrieb verwirklichen können.» Schmid spricht aus viel Erfahrung: Rund vierzig zum Teil international prämierte CD-Einspielungen und Auftritte rund um den Globus auf den wichtigsten Konzertpodien sprechen für sich. Vom 3. bis 7. Juli wird er wieder an der Papiermühlestrasse sein, Zuhörerinnen und Zuhörer sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei, auch für das Abschlusskonzert im Saal des Konservatoriums Bern. Peter Kraut ist stellvertretender Leiter des Fachbereichs Musik an der HKB.

Mittwoch–Sonntag, 6.–10. Juli 2016 Diplomausstellung BA Fine Arts

Vernissage: Di 5.7.2016, 18.00 Uhr, Kunsthaus Langenthal Öffnungszeiten: Mi–Fr 6.–8.7.2016, 14.00–17.00 Uhr Sa/So 9./10.7.2016, 10.00–17.00 Uhr

JUNI–AUG UST 2016

Post Warm Positiv

Die Diplomausstellung versammelt die Arbeiten von 11 Künstlerinnen und Künstlern, die mit der Ausstellung in Langenthal ihr Bachelorstudium in Fine Arts an der HKB abschliessen. Den Hochschulrahmen zu verlassen und in einem Ausstellungshaus an die Öffentlichkeit zu treten, ist ein entscheidender Schritt am Ende des Studiums. Der Titel der Ausstellung weist zuversichtlich und selbstbewusst in die Zukunft. Das Spektrum der gezeigten Arbeiten ist breit und spiegelt trotz der Diversität auch die in den vergangenen drei Studienjahren geführten Diskussionen. Ein kritisches Publikum wird neu zum Gesprächspartner in einem offenen Diskurs über die vielgestaltigen Interessen der Künstlerinnen und Künstler. Das CentrePasquArt in Biel (Foto: Daniel Müller)

Mit Diplomausstellungen im Kunsthaus Langenthal und im CentrePasquArt Biel schliessen die beiden Studiengänge Bachelor Fine Arts und Master Contemporary Arts Practice ab. Nach einem intensiven Jahr der Vorbereitung stellen sich die Absolventinnen und Absolventen dabei den Scheinwerfern einer kritischen Öffentlichkeit. von Hans Rudolf Reust

Das CentrePasquArt Biel gilt als eines der führenden Häuser für Gegenwartskunst in der Schweiz. Es ist daher ein besonderes Privileg, wenn der Master of Arts in Contemporary Arts Practice (MA CAP) seit vielen Jahren seine Diplomarbeiten in diesen Räumen zeigen darf. Wichtig ist dabei die Möglichkeit, ausgewählte Arbeiten in einer Gruppenausstellung unter professionellen Bedingungen aufbauen und vermitteln zu können. Der MA CAP versammelt mit einer europäisch einmaligen Direktheit Studierende aus dem literarischen Schreiben, den Fine Arts, den Music and Media Arts und der Performance in einem einzigen Studiengang. In gemeinsamen Semesterkursen, Blockveranstaltungen und auf Reisen findet eine Verständigung über den State of the Arts statt, können Felder für qualifizierte Kooperationen ausgelotet werden. Dieser spartenübergreifenden Anlage entsprechend, stehen allen Studierenden auch beim Abschluss grundsätzlich vier Formate offen: das Konzert, die Performance oder Lesung, eine Publikation und die Ausstellung. Selbstverständlich können auch mehrere Auftritte zugleich, Mischformen der vier Formate und weitere Präsentationsmodi in Kunsträumen oder im öffentlichen Raum gewählt werden. Die grosszügige Raumsequenz im Neubau des CentrePasquArt und die Enfilade aus kleineren Räumen im Altbau haben sich als eine variationsfähige Struktur erwiesen, um das Zusammenspiel mehrerer Disziplinen immer wieder anders aufzunehmen. Eine besondere Herausforderung bleibt jedes Jahr die Nachbarschaft verschiedener klanglicher Momente, wenn Soundinstallationen, Objekte mit Klängen und Videoarbeiten gleichzeitig auftreten. Oft ist auch der Status der sichtbaren Elemente in klanglichen Werken nicht einfach zu vergleichen mit Skulpturen oder Objekten der bildenden Kunst. Doch gerade an solchen Differenzen ermisst sich die Brisanz des CAP. Immer kleinere, handlichere digitale Universalplattformen versprechen uns im Alltag jederzeit die klickschnelle Vereinbarkeit von heruntergeladenen oder selbst generierten Texten, Sounds, statischen oder bewegten Bildern. Das Potenzial der Nähe verschiedener Medien mit ihrer je eigenen künstlerischen

Geschichte kann jedoch nur durch ein ausgereiftes Bewusstsein der Differenzen ausgeschöpft werden. An dieser Haltung arbeitet der CAP gemeinsam mit dem Y Institut, das die Lehre der HKB insgesamt durchzieht. Das Diplom des MA CAP in Biel ist mehr als eine Ausstellung, es kulminiert zu einem Festival der Künste. In diesem Sinn versteht sich das dichte Veranstaltungsprogramm nie nur als vertiefendes Begleitprogramm, wie es heute kaum bei einer Ausstellung fehlt. Die Konzerte, Lesungen und Aktionen schaffen mit den statischen Teilen der Ausstellung zusammen erst jenes vielstimmige Ereignis, das sich nur in Echtzeit und in einer ausserschulischen Öffentlichkeit mit realem Publikum erreichen lässt. Auch die Diplompräsentation des Bachelors in Fine Arts findet deshalb seit vielen Jahren in der für junge Kunst bekannten Umgebung des Kunsthauses Langenthal statt. Bereits im vergangenen Jahr wurde zusätzlich ein Ladenlokal in einer Passage der Innenstadt angemietet, um neben dem Ausstellungshaus noch einen Raum mit einer anderen Dramaturgie zu erproben. Der Prozess des Ausstellens, der jeweils im Diplomjahr intensiv begleitet wird, gerät in beiden Studiengängen zu einem bedeutenden Teil der Lehre: Das Entwickeln einer eigenständigen künstlerischen Haltung, wie es über die Ausbildungsjahre hin mit hohem Risiko und gewagten Umwegen, unterstützt und begleitet von den Dozierenden und mit grosszügiger Infrastruktur stattfinden kann, erfährt beim Diplom eine bewusste Konfrontation mit den realen Bedingungen der Öffentlichkeit. Fragen der künstlerischen Haltung und Mikroentscheidungen in der Konzeption einzelner Werke verbinden sich mit allen Aspekten des Ausstellens; auch mit der Aufregung und den zeitlichen Verbindlichkeiten eines Auftritts bis hin zur Dokumentation und zur Preisbildung. Abzuschliessen unter den Scheinwerfern einer kritischen Öffentlichkeit, markiert für die Studierenden den Austritt aus der schulischen Rahmung und den Beginn einer selbstverantworteten, ungeschützten Praxis auf professionellen Bühnen. Und dort kommen viele Absolventinnen und Absolventen auch erfolgreich an. Studierende der HKB sind mit ihrer Beteiligung an der Cantonale, den Regionalen, bei Stipendien, Wettbewerben, Verlagen und Labels präsent, in Bern wie in der Grossstadt Schweiz. Dass beide Diplompräsentationen der HKB an prominenten Adressen in der Region stattfinden, darf durchaus als Statement verstanden werden: Die HKB, eine Ausbildungsstätte und eine aktive Veranstalterin, ist eng verbunden mit ihrem Trägerkanton. Wir freuen uns, Sie zu den kommenden Eröffnungen am 16. Juni in Biel und am 5. Juli in Langenthal begrüssen zu dürfen (vgl. die Infokästen). Die Künstlerinnen und Künstler sind anwesend … Hans Rudolf Reust ist Co-Leiter des BA Fine Arts und des Studienbereichs Fine Arts im MA CAP.

Arbeiten von: Olivia Abächerli, Miro Aron, Livio Casanova, Clélia Dumas, Remy Erismann, Maya Hottarek, Yvonne Lanz, Maude Queloz, Nina Líška Rieben, Juliette Rosset, Eva Streit Veranstaltungsorte: – Kunsthaus Langenthal, Marktgasse 13, 4900 Langenthal, kunsthauslangenthal.ch – Kreuzpassage, Marktgasse 34, 4900 Langenthal

HKB -ZEITUNG

«Was machst du denn beruflich?» «Ich arbeite an einer Kunsthochschule.» «Ah, dann bist du Künstler? Oder Dozent?» «Nein, ich mache Studierendenadministration.» Kurze Stille, Verwirrung – Was gibt es denn an der Kunst zu verwalten? Geht die nicht einfach von selbst? Gegnerinnen und Gegner der BolognaReform argumentieren oft, dass die Kunst weder zähl- noch bewertbar sei, und bei Stichworten wie ECTS, Student Working Hours oder Kompetenznachweis sträuben sich bereits bei vielen von ihnen die Nackenhaare. Warum wir denn immer alles so genau und bürokratisch nehmen müssten?! Doch dagegen sind wir Bürolisten natürlich gewappnet, emotionslos entgegnen wir dem jeweils die nackten Fakten: Die ECTS bringen Geld vom Staat – Geld, das zur Finanzierung des Studiums und der Hochschule insgesamt beiträgt. Kompetenznachweise führen zu Zeugniseinträgen, auf deren Grundlage erst Diplome ausgestellt werden können. Ohne seriöse Organisation der Lehrveranstaltungen (liebevoll auch Module genannt) würden sich 70 Studierende um 12 Plätze in der Druckwerkstatt prügeln, und der Trompeter wäre im Kammerstreichquartett eher fehl am Platz. Oder was wäre eine Diplomfeier ohne Diplome, die feierlich übergeben (und später zu Hause eingerahmt) werden können? Absolute Horrorszenarien, selbst für waschechte Administrationsbanausinnen und -banausen. In diesem Sinne dankt die Studierendenadministration den angehenden Autorinnen, Designern, Künstlerinnen, Musikern und Restauratorinnen an der HKB, aber auch ihren Dozierenden, Mentorierenden und sonstigen Mitstreitenden für ihr Verständnis gewis-sen «bürokratischen» Forderungen gegenüber und versichert ihnen im Gegenzug, ihren künstlerischen Freiheitsbedürfnissen genauso viel Verständnis und Flexibilität entgegenzubringen!

Freitag–Mittwoch, 17.–22. Juni 2016 Diplom- und Jahresausstellung MA CAP

affaire – festival des arts Vernissage: Do 16.6.2016, 18.00 Uhr, CentrePasquArt Biel Öffnungszeiten: Fr 17.6.2016, 12.00–18.00 Uhr Sa/So 18./19.6.2016, 11.00–18.00 Uhr Di/Mi 21./22.6.2016, 12.00–18.00 Uhr Galeries – Diplomausstellung Jürgen Bogle, Simon Fahrni, Sanja Latinovic, Martina Lussi, Marta Margnetti, Lorenz Oehler, Henri de Saussure, Yaeka Tabara Parkett 1 – Jahresausstellung Ahmad Al Rayyan, Christoph Brünggel, Elisabetta Cuccaro, Sabrina Friio, Yvonne Fueg, Nadine Geissbühler, Ângela Neto, Deirdre O’Leary, Barbara Pfyffer, Ana Roldan, Malée Roth, Christoph Studer-Harper, Paula Tyliszczak, Andrés Villa Torres Do 16.6.2016 Performances von Stöcklin/Unternährer (18.00 Uhr), Christoph Studer-Harper (19.15 Uhr) und Jürgen Bogle (20.00 Uhr), CentrePasquArt Biel Konzerte von Belia Winnewisser (21.00 Uhr), Rolf Laureijs (21.30 Uhr) und Lärmheim (22.00 Uhr), Le Singe Biel Fr 17.6.2016 Performance von Christoph Studer-Harper (16.30 Uhr), CentrePasquArt Biel Lesungen von Sabine Gisin, Timo Koch, Lorenz Oehler und Céline Zufferey (ab 19.00 Uhr), Le Singe Biel Sa 18.6.2016 Performances von Angela Stöcklin (14.30 Uhr), Sanja Latinovic (15.00 Uhr), Christoph Studer-Harper (16.30 Uhr) und Jürgen Bogle (17.00 Uhr), CentrePasquArt Biel Konzert von Timmy Schenk (18.00 Uhr), HKB Burg Biel Konzerte von DR. MO (21.00 Uhr) und a=f/m (22.00 Uhr), DJ-Set von DR. MO (23.00 Uhr), Le Singe Biel So 19.6.2016 Performance von Christoph Studer-Harper (16.30 Uhr), CentrePasquArt Biel Di 21.6.2016 Performances von Jürgen Bogle (14.00 Uhr) und Christoph Studer-Harper (16.30 Uhr), CentrePasquArt Biel Veranstaltungsorte – CentrePasquArt, Seevorstadt 71–73, 2502 Biel/Bienne – HKB Burg, Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne – Le Singe, Untergasse 21, 2502 Biel/Bienne

Weitere Diplomveranstaltungen auf S. 33

31


Juni–August 2016

Fr

Y Institut

Sa

Klassische Musik

10

Abschlusspräsentation Y-Projekte

18

Max Reger – zum 100. Todestag

HKB-Agenda

HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016

J U N bis

Musiktheater/Installation

3

The Navidson Records

Fr

Rhythmik

3

Sommerfestival

bis Mi

Uraufführung für die Münchner Biennale 2016 – eine Kooperation zwischen dem HKB-Studiengang Théâtre musical, der Münchner Biennale und Konzert Theater Bern Lothringer 13 München

Mi

Konferenz

1

Aesthetic Matters

bis Fr

3

Vortrag

2

Lunch Paket: Anna Zosik

Anna Zosik ist Künstlerin, Teaching Artist, sie hat ein Zeichenfestival und einen Kunstverein gegründet und arbeitet seit einem Jahr als Projektmanagerin für kulturelle Bildung an der Zukunftsakademie NRW in Deutschland. 12.30–14.00 Uhr HKB Fellerstrasse

Fr

Installationen/Konzerte

3

à suivre #29

und An der Semesterpräsentation präsenSa tieren die Studierenden in Musik und Medienkunst in Form von Klanginstallationen, Konzerten und Performances ihre individuellen künstlerischen Arbeiten. An beiden Tagen gibt es eine Hörbar sowie Getränke und Snacks. Fr 3. 6. 2016, ab 17.00 Uhr Installationen, 20.00 Uhr Konzert Sa 4. 6. 2016, ab 14.30 Uhr Installationen, 17.00 Uhr Abschlusskonzert HKB Papiermühlestrasse 13d, Grosser Konzertsaal

4

Sommerfestival Rhythmik

3

Summer Soul 2016

Eine sommerliche Brise aus Pop, Soul und Jazz 19.00 Uhr HKB Burg Biel, Saal 0-01

32

10

Vortrag Data Visualization

4

fell & flügel – Musikalische Anekdoten aus der Welt der Tiere

7

Singer’s Night – Ro/Shane

Forschung/Konzert

5

Epicycle 6 – Novitās ‹ātis› f

Ein Konzert mit der Basel Sinfonietta stellt die in den Forschungsprojekten Contrabassclarinet Unlimited und Contrabassclarinet extended neu entwickelte sensorisch-dynamische Kontrabassklarinette vor. Details unter baselsinfonietta.ch 19.00 Uhr Stadtcasino Basel

Mi

Vortrag

8

ForschungsMittwoch

Aus dem Forschungsschwerpunkt Kommunikationsdesign Details auf der HKB-Website 17.00 Uhr HKB Fellerstrasse, Auditorium

Mi

Oper

8

Opernwerkstatt: #idomeneo

und Do

Mo Konzert

Die Operstudierenden und das Sinfonie Orchester Biel Solothurn führen Szenen und Arien aus zwei Idomeneo-Vertonungen (Mozart/ Campra) auf. – Musikalische Leitung: Franco Trinca / Inszenierung: Mathias Behrends 19.30 Uhr Stadttheater Biel

Vortragsabend Gesang Ein Abend mit Studierenden des Bachelorstudiengangs Musik und Bewegung (Rhythmik) 17.00 Uhr HKB Burg Biel, Saal 0-01

6

Doppelkonzert Jazz JAZZ-SONGS & BALLADS / BRAZIL ENSEMBLE Sibyl Hofstetter (voc), Richard Köster (tp), Loris Knüsel (sax), David Tixier (p), Johanna Pärli (b), Nicolas Wolf (dr) – Leitung: Thomas Dürst THE MUSIC OF ORNETTE COLEMAN Timothée Giddey (ts), Luka Mandic (g), Louis Laury (p), Tomas Sauter (b), Adrian Stirnimann (dr) – Leitung: Tomas Sauter 20.30 Uhr PROGR Zentrum für Kulturproduktion, Sonarraum U64

18

Werkschau/ Nautilus

Arbeitsausschnitte aus den Schwerpunktfächern Tanz, Gesang, Instrument 17.00 Uhr HKB Burg Biel, Saal 0-01

Bühne

11

19

und Sa

und So

Theaterhochschultreffen

Di

Klassische Musik

14

Offenes Haus La Prairie

Solistische und kammermusikalische Perlen im Gemeindehaus der Dreifaltigkeitspfarrei, ein abwechslungsreiches Programm mit klassischer Musik in ungezwungenem Rahmen 20.00 Uhr La Prairie

RO Leoni Altherr (voc/g/loops), Sibyl Hofstetter (voc), Julius Windisch (p) SHANE Michael Gilsenan (ts), Gabriel Wenger (ts), Jeremy Krüttli (b), Philipp Leibundgut (dr) 20.00 Uhr ONO Das Kulturlokal

9 6

Sommerfestival Rhythmik

26 Das 2016 von der HKB veranstaltete

Treffen deutschsprachiger Schauspielstudierender ist die wichtigste Plattform in der Theaterausbildung und zugleich Festival, Wettbewerb und ein äusserst praktisch orientierter Kongress. Studierende der 17 Hochschulen für Theater im deutschsprachigen Raum zeigen innerhalb einer Woche 17 Produktionen. Restplätze nur vor der jeweiligen Vorstellung vor Ort, Reservation nicht möglich. Dampfzentrale

Geld – das Mass aller Dinge, ein musikalisch-tänzerisches Stück für ein Publikum ab 15 Jahren 19.00 Uhr HKB Burg Biel, Saal 0-01

Jazz

So

Sommerfestival Rhythmik

Ka-ching! The sound 18 of money

Di

Künstlerische Master-Thesis Rhythmik von Melanie Kummer 19.00 Uhr HKB Burg Biel, Saal 3-01

Sa

So

Sa

Bühne

Mo Jazz am Montag Fr

HKB Weiterbildung

Öffentliche Viz-Lecture im Rahmen des CAS Data Visualization 18.00–20.00 Uhr HKB Fellerstrasse, Grosse Aula

Sa

Internationale Konferenz über die Veränderungen, Herausforderungen und Chancen, denen sich die Forschung an Kunsthochschulen nach der Bologna-Reform gegenübersieht Zürcher Hochschule der Künste, Toni-Areal

Do

Fr

22 Beim Sommerfestival des Studien-

gangs Musik und Bewegung (Rhythmik) stehen Produktionen der Masterstudierenden im Mittelpunkt: In Ka-ching! The sound of money zeigen fünf Studierende eine musikalischtänzerische Auseinandersetzung mit den verschiedenen Facetten des Geldes. Im Volkshaus präsentieren die Studierenden Choreografien, Perkussionsstücke, vokale Einlagen sowie Auszüge aus Song Books von John Cage, einstudiert von Pierre Sublet. Der Konzertabend SummerSoul 2016 in der Burg Biel ergänzt das Programm mit einer sommerlichen Brise aus Pop und Jazz. Details zu den einzelnen Veranstaltungen in den Agendaeinträgen auf dieser Seite

Sämtliche Werke für Cello und Klavier sowie für Cello solo von Max Reger in drei Konzerten, gespielt von Studierenden der Celloklasse von Conradin Brotbek. Plus frisch gestossene Weisswürste, Dünnbier und Brezeln in der Pause 16.00, 18.00 und 20.30 Uhr Konservatorium Bern, Grosser Saal

Studierende der HKB bespielen die Fellerstrasse 11 – mit Bildern, Klängen und Gesten. Zu erleben sind die Ergebnisse der Y-Projekte aus dem Frühlingssemester 2016 zum Jahresthema Stimmung. Der Tag beginnt mit einem Vortrag von Raphael Sbrzesny (Schlagzeuger, Performer, Regisseur, Berlin). 10.00–13.00 Uhr HKB Fellerstrasse

Do

Klassische Musik

9

Halt auf Verlangen

Studierende der Klassen von Patrick Jüdt (Viola) und Daniele Galaverna (Fagott) spielen zum Abschluss des 2. Teils der Konzertreihe Halt auf Verlangen Barockkompositionen von Fasch, Zelenka und Biber sowie ein Werk von George Benjamin. 18.00–19.00 Uhr Spittelkapelle im Burgerspital

Do

Sommerfestival Rhythmik

16

Choreos

und Choreografische Arbeiten Fr und Perkussionsstücke 19.00 Uhr Volkshaus Biel, Grosser Saal

17 Do

Theater

16

Artusexmachina

und Fr

17

Eine kaleidoskopische Musik-Theatermaschine in den Grenzregionen zwischen Theater und Oper, neuer und alter Musik, Mythos und Wahrheit. Ein Ensemble aus Opern-, Schauspiel- und Musikstudierenden der HKB begibt sich ins Dickicht der Erzählungen um die mythische Sagengestalt des König Artus. – Regie: Tomas Flachs und Lukas Bangerter 20.30 Uhr HKB Zikadenweg

Fr

Jazz

17

Phasenprüfungen II Gino Carigiet (voc), Judith Cormier (ts), Mélusine Chappuis (p), Fabian Kraus (b), Arthur Holliger (dr) 20.00 Uhr PROGR Zentrum für Kulturproduktion, Sonarraum U64

So

Jazz

19

Phasenprüfungen II

Eloi Calame (bcl), David Friedli (g), Joshua Hiltbrunner (b), Nicolas Bianco (dr) 20.00 Uhr PROGR Zentrum für Kulturproduktion, Sonarraum U64

Mo Jazz

20 Phasen-

prüfungen II

Leoni Altherr (voc), Sarah Belz (as), Max Treutner (ts), Arian de Raeymaeker (g), Nicolas Wolf (dr) 20.00 Uhr PROGR Zentrum für Kulturproduktion, Sonarraum U64

Mi

Sommerfestival Rhythmik

22

die Sammlung

Künstlerischer Teil der Master-Thesis von Zita Bucher, Performance im öffentlichen Raum unterwegs: 12.00–16.30 Uhr, in der Stadt Luzern versammlung: 16.30–17.20 Uhr, Jesuitenplatz Luzern verflüchtigen: 17.20–17.45 Uhr, Jesuitenplatz Luzern -> Verschiebedatum bei schlechtem Wetter: Do 23.6.2016

Do

Klassische Musik

23 Semester-

abschlusskonzert

Zum Abschluss des Semesters präsentieren sich ausgewählte Studierende der HKB als Solistinnen und Solisten mit dem Sinfonie Orchester Biel Solothurn im klassischen Konzertrepertoire. Unter Leitung des neuen Dozenten für Dirigieren, Florian Ziemen, kommen in diesem besonderen Konzert auch Werke junger Kompositionsstudierender zur Uraufführung. Im Anschluss Semesterabschlussfeier 19.30 Uhr Yehudi Menuhin Forum


Meisterkurse/Konzerte

Internationale Sommer14 akademie Biel 2

bis Do

Unter Beteiligung des Schweizer Opernstudios finden an der Internationalen Sommerakademie Biel Masterclasses für Oper, Violine, Cello, Klavier und Klarinette sowie Konzerte statt. Plus: Uraufführung eines Trios für Violine, Cello und Klavier von Josquin Schwizgebel, Student im Master Komposition an der HKB. Weitere Informationen: somak.ch Musikschule Biel

So

Meisterkurse

3

Sommerkurse Violine, Viola und Violoncello

bis Do

7

Öffentliche Meisterkurse mit Benjamin Schmid, Violine, Thomas Riebl, Viola, und Peter Bruns, Violoncello. Die Kurse sind für aktive Studierende in und ausserhalb der HKB sowie für Zuhörerinnen und Zuhörer offen. HKB Papiermühlestrasse 13 a/d/h, Kammermusiksaal, Grosser Konzertsaal und Veress-Saal

Mi

Klassische Musik

6

Schlusskonzert der Sommerkurse

Die Teilnehmenden der Meisterkurse Violine, Viola und Violoncello führen die im Kurs erarbeiteten Werke auf. Am Klavier: Anna de Capitani, Tamara Chitadze und Igor Andreev 20.00 Uhr Konservatorium Bern, Grosser Saal

A U G Fr

Oper

Die Schweizer14 familie 12

und So

In Kooperation mit dem Davos Festival Young Artists in Concert, unter der musikalischen Leitung von Riccardo Bovino, inszeniert von Mathias Behrends, mit einem Instrumentalensemble und dem Chor des Davos Festivals kommt das Singspiel Die Schweizerfamilie, in einer Fassung von Philip Bartels, zur Aufführung. 20.30 Uhr Schweizerische Alpine Mittelschule Davos, Aula

CentrePasquArt Biel Seevorstadt 71–73, 2502 Biel/Bienne Dampfzentrale Marzilistrasse 47, 3005 Bern Die Badische Landesbühne Bruchsal Am Alten Schloss 24, D-76646 Bruchsal HKB Burg Biel Jakob-Rosius-Strasse 16, 2502 Biel/Bienne HKB Fellerstrasse Fellerstrasse 11, 3027 Bern HKB Papiermühlestrasse Papiermühlestrasse 13a/d/h, 3014 Bern HKB Schweizerisches Literaturinstitut Biel Rockhall IV, Seevorstadt 99, 2502 Biel/Bienne HKB Zikadenweg Zikadenweg 35, 3006 Bern Konservatorium Bern Kramgasse 36, 3011 Bern Kreuzpassage Langenthal Marktgasse 34, 4900 Langenthal Kultur Casino Bern Herrengasse 25, 3011 Bern Kulturhof Schloss Köniz Muhlernstrasse 11, 3098 Köniz

Diplomveranstaltungen HKB Master Rhythmik

Mi 22.6.2016

Musik & Bewegung (Rhythmik)

Bachelor Literarisches Schreiben

Timothée Giddey – Aronnax Timothée Giddey (ts), Christophe Muheim (b), Baptiste Maier (dr), Adrian Stirnimann (dr) Michael Gilsenan – Shane Gabriel Wenger (sax), Michael Gilsenan (sax/comp), Jérémie Krüttli (b), Philipp Leibundgut (dr)

Wortsommer, Sommerworte

Sa 4.6.2016 fell & flügel – Musikalische Anekdoten aus der Welt der Tiere Künstlerische Master-Thesis von Melanie Kummer Mi 22.6.2016 die Sammlung Künstlerischer Teil der Master-Thesis von Zita Bucher → Details in den Agendaeinträgen

CAS Kernfach

Diplomkonzerte Weiterbildung Di 7.6.2016 Karin Yamaguchi (Horn) 11.00 Uhr, HKB Papiermühlestrasse 13d, Grosser Konzertsaal

Kunsthaus Langenthal Marktgasse 13, 4900 Langenthal

Aimi Sugo (Klavier) 13.00 Uhr, HKB Papiermühlestrasse 13a, Kammermusiksaal

La Prairie Sulgeneckstrasse 7, 3007 Bern

Do 16.6.2016

Le Singe Biel Untergasse 21, 2502 Biel/Bienne Lothringer 13 München Lothringer Straße 13, D-81667 München Musikschule Biel Bahnhofstrasse 11, 2501 Biel/Bienne ONO Das Kulturlokal Kramgasse 6, 3011 Bern PROGR Zentrum für Kulturproduktion Speichergasse 4, 3011 Bern Schweizerische Alpine Mittelschule Davos Guggerbachstrasse 2, 7270 Davos Spitalzentrum Biel Vogelsang 84, 2501 Biel/Bienne Spittelkapelle im Burgerspital Bahnhofplatz 2, 3001 Bern Stadtcasino Basel Steinenberg 14, Barfüsserplatz, 4051 Basel Stadttheater Biel Burggasse 19, 2502 Biel/Bienne Volkshaus Biel Aarbergstrasse 112, 2502 Biel/Bienne Yehudi Menuhin Forum Helvetiaplatz 6, 3005 Bern Zürcher Hochschule der Künste Toni-Areal Pfingstweidstrasse 96, 8005 Zürich

Giuseppe Massaria (Violoncello) 15.00 Uhr, HKB Papiermühlestrasse 13a, Kammermusiksaal Di 21.6.2016 Claudia Mulas (Gesang) 14.00 Uhr, HKB Papiermühlestrasse 13a, Kammermusiksaal

Do 23.6.2016 Loris Knüsel – Schmuf Loris Knüsel (ts), Tom Millar (p), César Gonin (b), Nicolas Wolf (dr) Gabriel Wenger – The Struggle Is Real Gabriel Wenger (ts), Julius Windisch (keys), Benjamin Muralt (b), Matthias Schüpbach (dr) Fr 24.6.2016 Adrian Stirnimann – Faibleue Lukas Andrae (as), Billy Utermann (p), Johanna Pärli (b), Adrian Stirnimann (dr) Baptiste Maier – Bariami Septet Sofia Liebermann (voc), Gabriel Wenger (ts), Michael Gilsenan (ts), Luka Mandic (g), Billy Utermann (p), César Gonin (eb), Baptiste Maier (dr) Philipp Leibundgut – Phil Anything (22.30 Uhr) Michael Gilsenan (ts), Dimitri Howald (g), Jérémie Krüttli (b), Philipp Leibundgut (dr)

Absolventinnen und Absolventen der Bachelorausbildung Jazz präsentieren ihre Schlusskonzerte in Form einer stilistischen Carte blanche. Nach den Konzerten bietet sich im lauschigen Innenhof bei Barbetrieb die Gelegenheit zum Austausch mit Studierenden und Dozierenden. Konzertbeginn (wo nicht anders angegeben) jeweils um 19.30 und 21.00 Uhr

Di 14.6.2016 Josephine Nagorsnik – Polyphedron Josephine Nagorsnik (tb/comp), Jaronas Höhener (tp), Louis Laury (keys), Felix Wolf (dr) Jonas Danuser – Pipeline Jonas Danuser (tb/comp), Jan Diggelmann (as/ss), Kenny Niggli (keys), Daniel Schmid (eb) Mi 15.6.2016 Sofia Liebermann – Vågavattna Sofia Liebermann (voc/loop/fx), Dimitri Howald (g/fx) Jessanna Némitz – Oh My Deer’s Friend Jessanna Némitz (voc/g/p/loops), Baptiste Maier (dr/p), Valentin von Fischer (b), Sofia Liebermann (voc), Géraldine Schnyder (voc), Hanna Marchand (ts/voc) Do 16.6.2016 Daniel Schmid – Skybreak Nicola Habegger (tp), Gabriel Wenger (ts), Jonas Danuser (tb), Billy Utermann (keys), David Friedli (g), Daniel Schmid (eb), Daniel Schöni (dr) Johanna Pärli – Emmas Welt Leoni Altherr (voc), Sonja Ott (tp), Sebastian Bättig (g), Johanna Pärli (b), Nicolas Wolf (dr) Di 21.6.2016 Afiwa Kuzeawu – Midunu Afiwa Sika Kuzeawu (b/voc), Baptiste Maier (dr/perc), Kilian Brock (keys) Lorenz Nejedly (21.15 Uhr) tba

Die Diplomandinnen und Diplomanden 2016 des Schweizerischen Literaturinstituts 2016 lesen am Abend des 24. Juni zweimal in zwei parallelen Gruppen, sodass Sie in die ganze Vielfalt der Arbeiten eintauchen können: Mundart, Verspieltes, Versuche und Fragmentarisches. Tabea Graf, Lucien Haug, Flurin Jecker, Mathias Schmid, Noemi Somalvico, Andrea Rohner, Fabian Saurer und Luigi Venegoni 19.30 Uhr (ab 18.00 Uhr Willkommen und Glückwünsche an die Diplomierten) HKB Schweizerisches Literaturinstitut Biel

Gestaltung und Kunst

Finale 16

Oscar Holliger – Doppelgänger Timothée Giddey (ts), Oscar Holliger (g), Daniel Schmid (eb), Philipp Leibundgut (dr) Luka Mandic – Bronko Bronkovic Nicola Habegger (tp), Luka Mandic (g), Johanna Pärli (b), Nicolas Wolf (dr) So 26.6.2016 Louis Laury – The Unusual Suspects Mathilde Bigler (bsn), Michael Gilsenan (ts), Timothée Giddey (ts), Louis Laury (comp/p), Billy Utermann (synth), Florian Hoesl (dr) Billy Utermann – Syllicre Trēow Billy Utermann (p), Jérémie Krüttli (eb), Josua Beureux (dr)

Bachelor & Master Musik Klassik

Diplomkonzerte Klassik Sa–So 23.4.–26.6.2016 Noch bis zum 26. Juni 2016 finden zahlreiche öffentliche Bachelor- und Mastervorführungen in klassischer Musik statt. Details im Veranstaltungskalender auf der HKB-Website.

Mo 13.6.2016 Sonja Ott – Die Drei Sonja Ott (tp/flh), Leoni Altherr (voc), Johanna Pärli (b) Nicola Habegger – Dynamic Dog Nicola Habegger (tp), Luka Mandic (g), Julius Windisch (p/rhodes), Johanna Pärli (b), Josua Beureux (dr)

Lesungen aus den Abschlussarbeiten des BA in Literarischem Schreiben

Sa 25.6.2016

Bachelor Musik Jazz

Diplomkonzerte Jazz

Fr 24.6.2016

JUNI–AUG UST 2016

Sa

Bernisches Historisches Museum Helvetiaplatz 5, 3005 Bern

Master Musik Klassik

Fr–Sa 24.6.–9.7.2016 Diplomausstellung Fachbereich Gestaltung und Kunst Vernissage: Do 23.6.2016, 18.00 Uhr Die Abschlussprojekte sind zugleich Kommentar der Studierenden zum Hier und Jetzt und Blick auf die Welt, die uns umgibt. Eine Ausstellung nicht nur für ein Fachpublikum, sondern für all jene, die an Themen der Gestaltung und Kunst sowie an kommunikativen Prozessen interessiert sind! Studierende der Studiengänge Bachelor Visuelle Kommunikation Bachelor Vermittlung in Kunst und Design Master Communication Design Master Art Education Öffnungszeiten: Mo–Sa 9.00–19.00 Uhr Führungen: Do 30.6.2016, 18.00 Uhr Do 7.7.2016, 18.00 Uhr

Solistenkonzert

HKB Fellerstrasse

Fr 17.6.2016

Bachelor Fine Arts

Konzert mit dem Berner Symphonieorchester Das Abschlusskonzert des MA Specialized Music Performance Klassik, der höchsten Stufe der Schweizer Musikausbildung: Die Stars von morgen stellen sich einem breiten Publikum und einer renommierten Jury mit Werken von Bellini, Gounod, Mozart, Serocki, Strauss, Prokofiev und Telemann. Im Anschluss Preisverleihung des Tschumi-Preises. – Dirigent: Ekkehard Klemm

Post Warm Positiv

Angélique Boudeville, Gesang (Klasse Christian Hilz) Michael Buchanan, Posaune (Klasse Ian Bousfield) Bruno Lucas Perez, Oboe (Klasse Jaime Gonzalez) Laura Schmid, Blockflöte (Klasse Michael Form) Dmitry Serebrennikov, Violine (Klasse Bartek Niziol)

Théâtre musical

Mi–So 6.–10.7.2016 Diplomausstellung BA Fine Arts Vernissage: Di 5.7.2016, 18.00 Uhr → Kunsthaus und Kreuzpassage Langenthal → Details auf S. 31 Master Théâtre musical

Fr 24.6. – Sa 9.7.2016 Sa 25.6.2016 Sibill Urweider 19.30 Uhr, HKB Burg Biel Mo 27.6.2016

19.30 Uhr Kultur Casino Bern

Lana Kostic 19.30 Uhr, Spitalzentrum Biel

Master Contemporary Arts Practice

Master Theater

affaire – petit festival des arts Fr–Mi 17.–22.6.2016 Diplom- und Jahresausstellung MA Contemporary Arts Practice Vernissage: Do 16.6.2016, 18.00 Uhr → Diverse Orte in Biel → Details auf S. 31

HKB -ZEITUNG

J U L

Verzeichnis Veranstaltungsorte

Theater Fr/Sa 26./27.8.2016 Präsentation der MA-Thesen von Suramira Vos und Johannes Dullin Details und Zeiten ab August auf der HKB-Website HKB Zikadenweg → weitere Masteraufführungen Theater in der HKB-Zeitung 4/2016 (Sept.–Nov.)

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HKB -ZEITUNG

JUNI–AUG UST 2016


Ein Kompetenzzentrum stellt sich vor

Benoît Piccand leitet das Tonstudio und ist Dozent für Audiotechnik an der HKB. Er arbeitet als Produzent und Tontechniker in den Bereichen Klassik, zeitgenössische, elektronische und experimentelle Musik sowie Jazz, Pop und Rock.

also auch mal mit Zange und Lötkolben zu Werke und ich kümmere mich um die Organisation der Materialausleihe. Was sind aktuell spannende Projekte, die du betreust? Wir sind im Moment an der Nachbearbeitung der Dokumentationsaufnahmen von Anthèmes 2 von Pierre Boulez. Mein Kollege Samuel Gfeller und ich realisierten die Live-Elektronik und Klangregie für dieses Stück, das im Studienbereich Musik

treffen sie Herausforderungen an? Die permanente Verfügbarkeit von Dokumentationen zu Themen der Musik und Medienkunst vereinfacht die Recherchearbeit heutzutage massiv. Aus diesem Informationsüberfluss dann aber das Essenzielle für die eigene künstlerische Arbeit zu destillieren und sich die nötige Zeit zu nehmen, um fokussiert in die Tiefe zu gehen und etwas wirklich Eigenständiges zutage zu fördern, ist für viele vielleicht schwieriger denn je.

HKB -ZEITUNG

Das Tonstudio der HKB wurde 2003 gegründet. Seither erweist es sich Tag für Tag als eigentliche Notwendigkeit an einer Musikhochschule: bei der Vermittlung der Aufnahmetechniken selbst, als Teil des Lehrplans des Studiengangs Musik und Medienkunst, als Dienstleistung gegenüber einem spezialisierten Markt; und nicht zuletzt auch, um den angehenden Interpretinnen und Komponisten des Fachbereichs Musik schon früh die Auseinandersetzung mit einem Produktionswerkzeug zu ermöglichen, das mit ihrer zukünftigen beruflichen Arbeit untrennbar verbunden ist. Das Tonstudio ist ein Ort, der nicht nur eine Art Verlängerung der von den Interpretinnen und Interpreten verwendeten Instrumente darstellt und ihr Spiel spiegelt, es ist selbst ein komplexes Musikinstrument. Und schliesslich ist das Tonstudio der HKB Anlaufstelle für (interne und externe) Projekte Der Leiter des Studios, Benoît Piccand, an der Arbeit: Aufnahmen mit dem Ensemble Nikel 2015 an der Papiermühlestrasse (Foto: Peter Kraut) in Musikstilen aller Art. Ein interessanter Aspekt der Produktion im Tonstudio ist die Auswahl bisheriger Kooperationspartnerinnen und -partner des Tonstudios Annäherung an Themen, die auch Morgan Agren Ensemble Nikel Malcolm Braff Martine Joste Helmut Oehring Colin Vallon Kolleginnen und Kollegen in Monty Alexander Ensemble Vortex Peter Brötzman Hans Koch Bänz Oester Michael Wertmüller anderen Teilen der HKB beschäfDieter Amman Joey de Francesco Camerata Bern Klaus König Sandy Patton Michel Wintsch Georges Aperghis Fred Frith Billy Cobham Junghae Lee Andreas Schärer Zeitkratzer tigen: so zum Beispiel die KonArditti Quartett Gaia-Festival Thun Nicolas Collins Kirk Lightsey Schönberg Ensemble Michael Zismann servierung von Klängen, Werken, Astro Twin Daniel Glaus Chaya Czernowin Alvin Lucier SF DRS Interpretationen und von nicht Berner KammerVinko Globokar Xavier Dayer Mondrian Ensemble Anna Spina Barry Guy Christi Doran Butch Morris Fredy Studer wiederholbaren Improvisationen. orchester Berner Sinfonie Gerry Hemingway Emit Time Festival David Moss SWR Ensemble Durch ihre Konservierung wird Orchester Heinz Holliger Ensemble MusikMusikfestival Bern John Tchicai Musik aus ihrer zeitlichen Dimen- Biennale Bern Fabrik Köln I Salonisti Giorgio Netti Mahmoud Turkmani Ensemble Namascae Wiliam Blank IGNM Bern Giancarlo Nicolai Altan Urag sion extrahiert und in eine neue, räumliche Dimension überführt. Dies ermöglicht nicht nur eine Dozent und Audiotechniker detailliertere Wahrnehmung des Beat Müller im Gespräch Werks und seiner Interpretation, sondern macht es durch RedukBeat Müller, du arbeitest rund ums Aufnahmestu- und Bewegung im Herbst als Tanzproduk- Die Audio- und Videotechnologie hat sich in den tion seiner Komplexität besser dio im Fachbereich Musik – wie muss man sich tion auf die Bühne kam. Zudem helfe ich ge- letzten Jahren stark entwickelt. Wie beeinflusst begreifbar. deine Tätigkeit vorstellen? rade drei Studentinnen aus der Klassik mit das deine Arbeit? Studioarbeit bedeutet also Vielfältig! Ich arbeite als Tontechniker dem Stück Vox Balaenae von George Crumb Der technische Fortschritt und die Digiim Studio und produziere dort Aufnahmen. für verstärkte Flöte, Cello und Klavier. Das talisierung in der Audiotechnik haben vieles einerseits das Beherrschen eines Ausserdem betreue ich Live-Produktionen, Stück wird bei mehreren Konzerten diesen vereinfacht, durch den Preiszerfall leichhochspezialisierten Handwerks, die beschallt werden müssen oder bei de- Frühling aufgeführt werden, und die Proben ter verfügbar gemacht und gewisse Gestaldas auf die Realisierung eines nen Live-Elektronik zum Einsatz kommt. deuten darauf hin, dass die Musikerinnen tungsmittel überhaupt erst ermöglicht. Die nach Genremerkmalen formatier- Oft geht es dabei um Schulprojekte, aber das grossartige Interpretationen präsentieren Entscheidung, wo ich nun aber welches MiStudioteam arbeitet auch für Externe, die das werden. Und nicht zuletzt gibt es da den Mu- krofon hinstelle, um den dem Werk entspreten Produktes abzielt. AndererHKB-Studio als Audiokompetenzzentrum sik- und -Medienkunststudenten, der sich chenden Klang einzufangen, fälle ich nach seits besteht sie aber auch, und nutzen. In den ersten beiden Semestern des beim Performance Festival der Schweizer wie vor aufgrund meiner Hörerfahrung. Und das ist sehr wichtig, aus ständigem Bachelors Musik und Medienkunst unter- Kunsthochschulen ACT vor Publikum selbst auch die tollste Technik kann ja einen künstExperimentieren – wobei das Ton- richte ich die Grundlagen der Audiotechnik tätowieren wird. Er will die Geräusche der lerischen Inhalt, der grundsätzlich nicht und betreue auch Projekte. Im Master Mu- Tätowiernadel so bearbeiten, dass sie für funktioniert, höchstens maskieren. studio selber zum Kompositionssikpädagogik und im Studienbereich Theater die Zuschauerinnen und Zuschauer phy- Gibt es ein Gerät im grossen Gerätepark, auf das werkzeug wird und die Schaffung leite ich ebenfalls gelegentlich Audiotech- sisch spürbar werden. Darauf bin ich sehr du nicht mehr verzichten möchtest? nikseminare. Zudem bin ich für die tontech- gespannt! Ja, das ist in der Regel die am nächsten ansonsten unspielbarer Werke nische Infrastruktur hier am HKB-Standort Was fällt den angehenden Musik- und Medien- gelegene Maschine, die einen anständigen und Interpretationen ermöglicht. Papiermühlestrasse verantwortlich, gehe künstlerinnen und -künstlern heute leicht, wo Espresso produziert.

JUNI–AUG UST 2016

Das Tonstudio der HKB

Die Fragen stellte Peter Kraut Beat Müller arbeitet seit 2005 als Techniker im Tonstudio am HKBStandort Papiermühlestrasse und ist seit 2014 Dozent für Audiotechnik. Er ist gelernter Elektromonteur und studierte Schlagzeug bei Billy Brooks im Studienbereich Jazz der HKB. Er ist als Musiker, Lehrer, technischer Leiter und Berater, Programmierer, Installateur, Tontechniker und Klanggestalter in einer grossen stilistischen Bandbreite aktiv.

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JUNI–AUG UST 2016

Schaufenster — Arbeiten aus der HKB

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Ausschnitte aus der Komposition Will Smith,s Rules To Success von Zooey Agro, MA Composition Jazz & Contemporary Music: wie man sich selbst optimiert und das Universum kontrolliert. Gesamplet wird die Audiospur des gleichnamigen YouTube-Videos.


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