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Allgäuer Sommerspiele in den Hörnerdörfern

Ene mene Muh – und raus musst du! Ab Juni darf man den alten Abzählvers ruhig wörtlich nehmen, ab Juni ist nämlich Sommer in den Hörnerdörfern.

Alle Alpen haben geöffnet, auf den Wanderwegen wird man von saftigem Grün, vom Blumenbunt und von lustigem Weidschellengeläut begleitet und die Natur ist ein einziges aufregendes Spielzimmer. Das Beste: Stöbert man im Fundus der alten Allgäuer Kinderspiele oder schaut sich im Freizeitprogramm der Hörnerdörfer um, sind schnell Spiele gefunden, die für Klein- oder Großfamilien und für fast alle Jahrgänge taugen – nur allzu erwachsen sollte man halt nicht sein. Also allesamt raus, die Sommerspiele haben begonnen

Eine schöne Sauerei Ein Klassiker unter den Stock-und-Stein-Spielen: Söütriebe, das Sautreiben. Geht schon mit zweien, wird wilder und lustiger, je mehr mitspielen. Die Spielkinder buddeln eine kleine Vertiefung in die Wiese (nicht mitten in die Weide, nicht im Kräutergarten und nicht im hoteleigenen Blumenbeet, versteht sich), stellen sich mit genügend Abstand drumherum und versuchen, mit stabilen Stecken einen mittelgroßen, halbwegs runden Stein (das ist das Schweinchen) hinein zu „treiben“, ihn also mit gezielten Schlägen in das Loch zu bugsieren. Gewonnen hat, wer die geringste Zahl an Versuchen braucht.

Aus Gründen der Kürze und Lesbarkeit haben wir im Text die männliche Form gewählt. Wir bitten um Verständnis. Selbstverständlich sprechen wir damit explizit und herzlich alle Geschlechter gleichermaßen an.

Schreibt sich Söütriebe, klingt aber verdächtig nach Minigolf. Davon gibt’s in den Hörnerdörfern so ziemlich jede Variante –plus Disc Golf mit Frizbees sowie die große Version auf dem gepflegten Rasen im Golfresort Sonnenalp

Ene mene Tintenfass

Kurz auszählen: Ene, mene, Tintenfass – geh zur Schul` und lerne was – wenn du was gelernet hast – komm nach Haus, erzähl mir das! Und schon wird ein Spiel daraus. Wer entdeckt etwas Wissenswertes oder Ungewöhnliches im Laufe eines Urlaubstages? Dann bitte sofort den anderen erzählen und sich selbst die Info gut merken (oder aufschreiben oder ein Foto machen).

Daheim kommt dann die

Stunde der Wahrheit: Weißt du noch, welcher komische Baum im Alpen Arboretum wächst? Wie nennen die im Allgäu gleich noch mal diese Felsen mit den vielen Steinen drin? Und wie tief ist die Sturmannshöhle? Das Spiel liefert nicht nur so manchen Lacher (es ist erstaunlich, wie leicht man Orte und Begebenheiten durcheinanderbringt!), sondern ist eine hervorragende Methode, über den Weg der Erinnerung, den Urlaub zu verlängern.

Eine spannende „Schulstunde“ – ganz ohne Tintenfass – verbringt man mit den Rangern im Naturpark Nagelfluhkette. Über die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt weiß niemand besser Bescheid. Auf dem Walderlebnisweg „12 Tore“ im Fischinger Weidach steht der Auwald in all seinen Facetten auf dem Stundenplan. Barrierefrei und per QR-Code mit Vorlesefunktion an den Info-Stelen.

Große Sprünge machen Unter dem Namen „Himmel & Hölle“ ist dieses Spiel am bekanntesten, „Käschtle jucke“ heißt es hierzulande und es geht ganz einfach. Kästchen sind schnell gezeichnet, mit Kreide und Ziegel auf Asphalt, viel leichter mit einem Stock in einen Schotterweg oder Waldweg geritzt. Jedes Kästchen bekommt eine Zahl, einen Buchstaben oder ein Bild und muss nach vorher festgelegtem Muster durchgehüpft – gejuckt –werden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – vorwärts, rückwärts, einbeinig oder mit Sprung aus der Hocke man darf sich austoben.

Waldbaden für Kinder ist zwar eine ruhigere Beschäftigung, dreht sich aber auch um Geschicklichkeit und Konzentration und bietet viele Reize, die die Vorstellungskraft anregen. Waldbaden macht auch kleineren Kindern Freude, die beim Hüpfen noch Hilfestellung brauchen.

Regen, Regen-Tröpfchen … … regnet auf mein Köpfchen ist das schön! Ab und zu ein netter Wolkenbruch – das ist großartig. Erstens werden alle

Blätter frisch gewaschen, die Kühe lassen sich von dicken Tropfen den Rücken massieren, die Luft riecht so gut und es gibt reichlich Pfützen zum Reinspringen. Zweitens taugt Regenwetter auch als guter Grund fürs Drinnenbleiben. Natürlich nicht still und brav im Zimmer…

Aber bei einem Ausflug in die Sturmannshöhle bleibt man trocken. Im Sommer finden die obligatorischen Führungen von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr stündlich statt und für alle, die platzängstlich oder in der Bewegung eingeschränkt sind, gibt’s die Sturmannshöhle auch virtuell. Unter Dach und Fach und trotzdem nass geht auch: im Spaß- und Sportbad Wonnemar –immer gut, weil der Draußen-Regen halt leider nicht mit Wellenbad und Mega-Rutsche daherkommt.

Baugenehmigung erteilt

Ein Stein ist ein Stein. Ein Stein wird ein Weg, ein Turm, ein Männlein mit Hut …? Steine können viel und können immer wieder neu entdeckt werden. Unterwegs auf dem Wanderweg sind sie faszinierende Schätze für die Kleinsten oder Zeugen urzeitlicher Landschaften; geologisch Interessierte finden mit etwas Glück Ammoniten auf dem Königsweg zum Besler.

Die vielen Gesichter der Steine zeigen sich sehr schön auf dem Stuimändle-Erlebnisweg am Ofterschwanger Horn, der auch für Kinderwägen geeignet ist. Am Bolsterlanger Horn wiederum entführen die Steine in ihre Zeit, die Steinzeit. Das Leben der mesolithischen Jägergemeinschaften wird im Steinzeitdorf lebendig. www.hoernerdoerfer.de/ familienwanderungen

Hier wird nicht gemeckert! Ein kleiner Holzstumpf oder dickes Holzscheit wird aufgestellt – das ist die Gaiß. Beim Spiel Gaißwearfe – oder: Gaiß fall um gilt es, diese „Ziege“ mit kleinen Holzstü- cken umzuwerfen, während der „Gaißar“ (der Ziegenhirt) sich müht, die Gaiß wieder aufzustellen und die anderen Kinder daran zu hindern, ihre Wurf stöcke zurückzuholen. Wer nicht schnell genug wieder hinter der markierten Abwurfstelle ist, wird vom Gaißar abgeklatscht und muss raus.

Bekanntlich können Ziegen nicht nur meckern, sondern auch hervorragend klettern. Kann man auf dem Zit long Weg in Balderschwang , Station Streicheltiere, beobachten oder man übt mal die eigene Balance. Beispielsweise in einem Niedrigseilgarten: Gibt es ebenda am Spielplatz neben der Kirche oder in Fischen im Kurpark; dort gleich mit Kletterfelsen, Barfußpfad und Wassertretbecken

Gut zuhören!

Wea kennt des Gschpiel vu dr schtille Poscht – woba uim a Woart i s’Oahr ning blôsd? Stille Post, klar, ist keine Allgäuer Erfindung, aber Stille Post in Gegenrichtung ist eine lustige Art mit dem Allgäu in Verbindung zu kommen.

Man stelle sich eine schöne Wanderung vor, man stelle sich die anschließende wohlverdiente Einkehr vor. Auf einer Alpe etwa. Im Sommer sucht man sich gern draußen einen Platz, genießt die Aussicht und wirft einen Blick auf die Karte, hört mit halbem Ohr die Einheimischen am Nebentisch „huigarte“ – und, wie bitte? Was soll das denn bedeuten? Totale Sprachverwirrung ist im Allgäu total einfach. Die relative Abgeschiedenheit vieler Täler und die kulturelle Nähe zu österreichischen Nachbarn hat viele und sehr eigene Zungenschläge hervorgebracht – kaum nachzusprechen, aber wunderbar anzuhören. Bis das Essen kommt, kann man raten und auf freundliche Nachfrage bekommt man sicher gerne eine „schriftdeutsche“ Übersetzung. Huigarte heißt übrigens schlicht „ein Schwätzchen halten“.

Alpgenuss muss man nicht übersetzen, sollte man aber probieren. Unter dem Gütesiegel sind Produkte und Betriebe vereint, die sich dem regionalen und nachhaltigen Genuss verschrieben haben.

An vielen Alpen und Gaststätten findet sich die Plakette mit der Feinschmecker-Kuh vom Alpgenuss e.V. Total lokal ist zudem das Heumilcheis im Eisladen von Ofterschwang: hier wir nur Milch von ortsansässigen Kühen verarbeitet.

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