23. Jahrgang / Heft 1 / 2016
Zeitschrift f端r
Sportpsychologie
Herausgeber Henning Plessner Rouwen Ca単al-Bruland Felix Ehrlenspiel Petra Jansen Julia Sch端ler Karen Zentgraf
Organ der Arbeitsgemeinschaft f端r Sportpsychologie in Deutschland e. V.
Arndt Bröder
Versuchsplanung und experimentelles Praktikum
Arndt Bröder
Versuchsplanung und experimentelles Praktikum BACHELORSTUDIUM PSYCHOLOGIE
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Michael Eid · Katharina Schmidt
Testtheorie und Testkonstruktion
Michael Eid Katharina Schmidt
Testtheorie und Testkonstruktion
BACHELORSTUDIUM PSYCHOLOGIE
(Reihe: „Bachelorstudium Psychologie“, Band 6) 2011, 293 Seiten, € 29,95 / CHF 32.50 ISBN 978-3-8017-2143-5 Auch als eBook erhältlich
(Reihe: „Bachelorstudium Psychologie“, Band 20) 2014, 437 Seiten, 36,95 / CHF 49.90 ISBN 978-3-8017-2161-9 Auch als eBook erhältlich
Der Band bietet Studierenden des Bachelor-Studiengangs Psychologie eine kompakte und wertvolle Hilfestellung bei allen Schritten der Versuchsdurchführung – von der Planung des Experiments bis hin zur Berichtlegung.
Was ist ein psychologischer Test? Wie kann man einen Test optimal konstruieren? Wie kann man die Güte eines Tests bestimmen? Das vorliegende Buch gibt eine verständliche und anwendungsorientierte Einführung in die testtheoretischen Grundlagen der Testkonstruktion und -analyse.
Hans-Werner Bierhoff · Franz Petermann
Werner Bierhoff Franz Petermann
Franz Petermann Monika Daseking
Forschungsmethoden der Psychologie
Forschungsmethoden der Psychologie
Diagnostische Erhebungsverfahren
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BACHELORSTUDIUM PSYCHOLOGIE
(Reihe: „Bachelorstudium Psychologie“, Band 17) 2014, 406 Seiten, € 36,95 / CHF 49.90 ISBN 978-3-8017-2183-1 Auch als eBook erhältlich
(Reihe: „Bachelorstudium Psychologie“, Band 23) 2015, 362 Seiten, € 34,95 / CHF 45.50 ISBN 978-3-8017-2147-3 Auch als eBook erhältlich
Das Lehrbuch bietet Studierenden im Bachelor-Studiengang „Psychologie“ einen verständlichen Überblick über Grundfragen der psychologischen Forschung.
Diagnostische Erhebungsverfahren werden in allen Bereichen der Psychologie eingesetzt. Der vorliegende Band vermittelt einen Einblick in die Arbeitsweise der Psychologischen Diagnostik.
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Zeitschrift für
Sportpsychologie
23. Jahrgang / Heft 1 / 2016 Organ der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland e. V., zugleich Organ der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs)
Herausgeber
Prof. Dr. Henning Plessner, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Institut für Sport und Sportwissenschaft, Im Neuenheimer Feld 700, 69120 Heidelberg
Redaktionsmitarbeiterinnen
Dr. Marie-Ottilie Frenkel und Dr. Geoffrey Schweizer, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Institut für Sport und Sportwissenschaft, Im Neuenheimer Feld 700, 69120 Heidelberg
Mitherausgeber/innen
Dr. Rouwen Cañal-Bruland, Amsterdam
Prof. Dr. Julia Schüler, Bern
Dr. Felix Ehrlenspiel, München
Prof. Dr. Karen Zentgraf, Münster
Prof. Dr. Petra Jansen, Regensburg Wissenschaftlicher Beirat
Gründungsherausgeber
Prof. Dr. Dorothee Alfermann, Leipzig
Prof. Dr. Jörn Munzert, Gießen
Prof. Dr. Jürgen Beckmann, München
Prof. Dr. Markus Raab, Köln
Prof. Dr. Reinhard Fuchs, Freiburg
Prof. Dr. Bernd Strauß, Münster
Prof. Dr. Frank Hänsel, Darmstadt
Prof. Dr. Andreas Wilhelm, Kiel
Prof. Dr. Peter Schwenkmezger („Sportpsychologie“, ab 1987) Prof. Dr. Wolfgang Schlicht („psychologie und sport“, ab 1994) Prof. Dr. Bernd Strauß („Zeitschrift für Sportpsychologie“, ab 2004)
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Die Richtlinien zur Manuskriptgestaltung und Hinweise für Autoren können unter www.hogrefe.de/produkte/zeitschriften/spo mit Acrobate Reader heruntergeladen werden.
Verlag
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Merkelstraße 3, 37085 Göttingen, Postfach 37 51, 37027 Göttingen, Tel. 0551 99950 0, Fax 0551 99950 111, Verlag: verlag@hogrefe.de, Redaktion: journals@hogrefe.de, Internet: http://www.hogrefe.de, Verleger: Dr. G.-Jürgen Hogrefe Wissenschaftlicher Verlagsleiter: Dr. Michael Vogtmeier
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ISSN
ISSN-L 1612-5010, ISSN-Print 1612-5010, ISSN-Online 2190-6300 Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektonischen Systemen. Alle Rechte, auch das der Übersetzung, vorbehalten.
Erscheinungsweise
vierteljährlich
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Jahresabonnement Institute € 163,– / SFr 210,–; Jahresabonnement Privat € 74,– / SFr 99,–; Einzelheft € 41,– / SFr 52,– zzgl. Porto- und Versandgebühren (unverbindliche Preisempfehlung). Die Preise verstehen sich in Deutschland inkl. MwSt. und für Lieferungen von Deutschland ins Ausland exkl. MwSt. Das Abonnement verpflichtet zum Bezug eines ganzen Jahrgangs. Das Abonnement verlängert sich, wenn nicht bis 8 Wochen vor Jahresende abbestellt wird. Bei Ausfall der Lieferung durch höhere Gewalt, Streik oder dergleichen ergeben sich hieraus keine Ansprüche auf Lieferung oder Rückzahlung des Bezugsgeldes durch den Verlag. Lieferung erfolgt auf Gefahr des Empfängers. Der Abonnent ist damit einverstanden, dass der Transportdienstleister ggf. den Verlag während der Laufzeit des Abonnements über eine Anschriften änderung informiert. Ist er nicht damit einverstanden, hat er dies spätestens zwei Wochen nach Erhalt des ersten Heftes schriftlich dem Verlag mitzuteilen.
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Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1)
© 2016 Hogrefe Verlag
Inhalt Originalarbeiten
Vertrauen ist gut … Entwicklung und Validierung eines Inventars zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport
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Trust is good. Development and validation of an inventory for measuring trustworthiness in Sport Dennis Dreiskämper, Katharina Pöppel und Bernd Strauß Motivation zum Risikosport. Eine qualitative Untersuchung mit professionellen Freeskiern
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Motivation for High-Risk Sports: A Qualitative Study With Professional Freeskiers Thomas Stops und Peter Gröpel Sportpsychologie Digest
Ein perfektes Team – Welchen Einfluss hat Mannschafts-Perfektionismus auf die Teamleistung?
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Simon Blaschke Embodied Cognition im Unterricht: Eine Verhaltens-, Neuroimagingund Feldstudie
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Jonna Loeffler Alles nur gemogelt? – Statistische Methoden auf dem Prüfstand
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Katharina Strahler Nachrichten
Hinweise für Autoren
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Nachrichten aus der asp
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Gutachterinnen und Gutachter für die Zeitschrift für Sportpsychologie, Jahrgang 2015
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Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1)
Eine revolutionäre Theorie der Kommunikation Maja Storch / Wolfgang Tschacher
Embodied Communication Kommunikation beginnt im Körper, nicht im Kopf 2., erw. Aufl. 2016. 192 S., 57 Abb., Gb € 19.95 / CHF 26.90 ISBN 978-3-456-85614-8 AUCH ALS E-BOOK
Die Idee, man könne einander verstehen, beruht auf der Vorstellung, die besagt, dass die «richtige» Bedeutung einer Botschaft irgendwo vorhanden ist und nur gefunden werden muss. Diese Ansicht ist falsch. Die Theorie der Embodied Communication postuliert: Es gibt keine fixe Bedeutung einer Botschaft, die verstanden werden kann. Es gibt lediglich das gemeinsam erzeugte Gefühl der Einigung auf eine Sprachgestalt, die aber aus der Interaktion spontan und neu entsteht und die nicht von Anfang an vorhanden ist.
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Die Psychologen Maja Storch und Wolfgang Tschacher liefern endlich eine neue Kommunikationstheorie, die dem Stand der modernen Forschung entspricht – und konkret umsetzbar ist. Die Autoren haben ein Buch geschrieben, das gut verstanden und das sofort im ganz normalen Alltag verwendet werden kann. Neben einem Teil zur Theorie der Embodied Communication bietet das neue Buch von Maja Storch und Wolfgang Tschacher einen ausführlichen Praxis- und Workshopteil. Lesende finden im Praxisteil eine Auswahl an Alltagssituationen, in denen kommunikative Fertigkeiten wünschenswert, ja gefordert sind. Die Methoden, die die Autoren vorschlagen, sind allesamt so angelegt, dass sie sich für das authentische und spontane Handeln in einer Live-Situation eignen.
Originalarbeit
Vertrauen ist gut … Entwicklung und Validierung eines Inventars zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport Dennis Dreiskämper1, Katharina Pöppel2 und Bernd Strauß1 Institut für Sportwissenschaft, Universität Münster ² Institut für Sportwissenschaften, Universität Oldenburg 1
Zusammenfassung. Vertrauen ist eine entscheidende Komponente innerhalb des Breiten- und Spitzensports mit kognitiver, emotionaler, und verhaltensbezogener Relevanz, die sich auf unterschiedlichen Ebenen (Mikro-, Meso-, Makro-Ebene) manifestiert. Zahlreiche sportrelevante Themen legen einen Zusammenhang zu Vertrauen nahe (z. B. Doping oder Wettmanipulation). Auch kann angenommen werden, dass die Vertrauenswürdigkeit eines Athleten, eines Trainers oder eines Sportverbands Einfluss in interpersonalen Beziehungen im Sport hat. Das psychologische Konzept des Vertrauens hat aber bislang im Sportkontext nur geringe Beachtung gefunden. Mit der vorliegenden Studie soll die Adaption und Validierung eines aus dem organisationalen Kontext stammenden Fragebogens zur Erfassung von Vertrauenswürdigkeit im Sport vorgestellt werden. Der 15 Items umfassende Fragebogen besteht aus drei Subskalen, welche die Antezedenzien von Vertrauen, Fähigkeit, Wohlwollen und Integrität abbilden. Eine konfirmatorische Faktorenanalyse bestätigt die angenommene Struktur. Der Fragebogen erweist sich als valide, konsistent und ökonomisch durchführbar. Er stellt damit einen wichtigen Schritt zur Erforschung des Themenfelds Vertrauenswürdigkeit im Sportkontext dar. Schlüsselwörter: Vertrauen, Vertrauenswürdigkeit, Fragebogenvalidierung, Sportverbände, Trainer-Athlet-Beziehung
Trust is good. Development and validation of an inventory for measuring trustworthiness in Sport Abstract. Trust is a crucial component in mass and high-performance sports, which encompasses cognitive, emotional, and behavioral relevance and is manifested on diverse levels (micro, meso, and macro levels). Numerous sport-related topics are related to trust (e. g., doping or betting frauds). It can be expected that the trustworthiness of an athlete, a coach, or a sport federation has an impact on the interpersonal relationships within sports. To date, the psychological construct of trust has received little attention in sport. The present study introduces the adaption and validation of a trustworthiness measure from an organizational context to the setting of sports. The measure includes 15 items on three subscales, which describe the antecedents of trustworthiness: ability, benevolence, and integrity. A confirmatory factor analysis confirmed the assumed structure of the three antecedents. The measure was found to be valid, consistent, and practicable. It is thus an important step in the investigation of the constitution of trustworthiness in sports. Keywords: trust, trustworthiness, validation, sport federations, coach–athlete relationship
Vertrauen kann als essentielle Grundlage im Bereich des Sports auf unterschiedlichsten Ebenen verstanden wer den: Aus einer soziologischen Perspektive (Esser, 1999) auf den Sport lassen sich eine Mikroebene (das direkte Umfeld eines Athleten), eine Mesoebene (Personen und Institutionen, die in einer Austauschbeziehung mit einem Athleten stehen) und eine Makroebene (als gegebene ge sellschaftliche Struktur) unterscheiden. Auf der Mikro ebene des Sporttreibens und somit der kognitiven, emoti onalen und verhaltensbezogenen Ebene herrscht eine wechselseitige Vertrauensbeziehung zwischen Athleten
und ihren Trainern, Ärzten, Betreuern, Psychologen und Physiotherapeuten vor, die wiederum Einfluss auf Fakto ren wie Leistung, Zufriedenheit oder Zuspruch (commit ment) haben könnte. Dieses Vertrauen bezieht sich bei spielsweise auf die Effizienz von Trainingsplänen, nachhaltige Behandlungsmethoden oder die Athlet-Bera ter-Beziehung in der sportpsychologischen Betreuung. Auf der Mesoebene müssen die sogenannten „Leis tungsabnehmer“ (Bette, Kühnle & Thiel, 2012, S. 36), Sponsoren, Politik, Zuschauer oder die Medien, den Sportle rinnen und Sportlern sowie den Sportinstitutionen ver
Diese Forschungsarbeit wurde im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs Vertrauen und Kommunikation in einer digitalisierten Welt (GRK 1712) finanziert und unterstützt. Wir danken Katie Grosser für die Unterstützung bei der Übersetzung des Originalfragebogens. © 2016 Hogrefe Verlag
Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 1–12 DOI 10.1026/1612-5010/a000156
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trauen, dass ihr Investment in den Sport nicht enttäuscht wird. Hier bestehen Vertrauenskonstellationen zwischen Verantwortlichen wie den Sportverbänden oder den Verei nen und den ausführenden Personen, also Sportlern und Trainern. Meinberg (2010) spricht in diesem Zusammen hang vom System Sport und seinen Protagonisten, die ei nen sportethischen Bezugsrahmen bilden. Schließlich kann auch auf der Makroebene angenom men werden, dass dem Sport als Gesamtsystem vertraut werden muss. So liegt die Gerichtbarkeit des Sports in des sen eigener Hand, sodass der Sport selbst für die Einhal tung der Regelungen (bspw. zu Doping und Wettmanipu lation) verantwortlich ist und daran gemessen wird, wie er mit kritischen Fällen (wie bspw. einem Dopingfall) um geht (Dreiskämper, 2015). Die Konstrukte „Vertrauen“ und „Vertrauenswürdig keit“ sind definitorisch klar zu differenzieren: Rousseau, Sitkin, Burt und Camerer (1998) definieren Vertrauen als einen psychologischen Zustand, der die Bereitschaft um fasst, sich „gegenüber einer anderen Person verletzbar zu machen und auf positiven Erwartungen bezüglich der Ver haltensintentionen des Gegenübers beruht“ (übersetzt nach Rousseau et al., 1998, S. 395). Aus dieser Definition geht hervor, dass es eines wahrgenommenen Risikos be darf, um überhaupt eine Vertrauenshandlung einzugehen. Die hier noch fehlende Verknüpfung zwischen einer zu kunftsgerichteten Vertrauenshandlung und der gegenwär tigen Situation lässt sich über das „Integrative Model of Organizational Trust“ herstellen (Mayer, Davis, & Schoor man, 1995), welches eine vorgeschaltete Bereitschaft zu vertrauen einbezieht. Die Bereitschaft zum Vertrauen hängt dabei unter anderem davon ab, wie die Vertrauens würdigkeit des Gegenübers (z. B. eine Institution oder eine Person) eingeschätzt wird. Die Vertrauenswürdigkeit ba siert nach dem Modell von Mayer et al. (1995) auf der Wahrnehmung und Einschätzung eines Vertrauensob jekts, die der Vertrauenshandlung vorausgehen und die auch unabhängig von einer eigenen Handlung erfolgen können. Gemeinsam mit der auch von Rousseau et al. (1998) erwähnten Vertrauensbereitschaft resultiert hier aus eine Bereitschaft zu vertrauen. Bevor die Konstrukte exemplarisch auf den Sport übertragen werden, soll im Folgenden zunächst der Stand der Forschung zu Vertrauen im Sport dargelegt werden.
Vertrauen im Sport – Stand der Forschung Vertrauen bzw. Vertrauenswürdigkeit wurde im Sport bis her nur in wenigen Studien erforscht. Im Folgenden sollen Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 1–12
D. Dreiskämper et al., Zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport
die wenigen Ergebnisse im Sport gegliedert nach ihren Be zugsebenen (Mikro-, Meso- und Makroebene) kurz erläu tert werden. Auf der Mikroebene ist der Bereich der Dya den zwischen Athlet und Sportpsychologen bzw. Athlet und Trainer Gegenstand relativ aktueller Publikationen von Kleinert und Wippich (2012) sowie von Zhang und Chelladurai (2013), die beide das Potenzial der Erfor schung dieses Konstrukts im Sportkontext unterstreichen. Zhang und Chelladurai (2013) untersuchten die wahrge nommenen Vertrauensantezedenzien Fähigkeit, Wohl wollen, Integrität und Gerechtigkeit (der letzte Faktor wurde durch die Autoren ergänzt) und deren Einfluss auf die für den Mannschaftssport immanenten Variablen Zu stimmung (commitment) zu den Entscheidungen des Trainers und Bereitschaft mit dem Trainer zu kooperieren sowie den Einfluss auf die Wahrnehmung der eigenen Leistung bei Athletinnen und Athleten in Mannschafts sportarten. Die Autoren fanden heraus, dass die Vertrau enseinschätzung einen signifikanten Einfluss auf die Faktoren Zuspruch, Kooperationsbereitschaft und wahr genommene Leistung hat. Hieraus werden praktische Implikationen für Trainerinnen und Trainer abgeleitet (Zhang & Chelladurai, 2013). Kleinert und Wippich (2012) analysierten auf Basis von sieben Experteninterviews die Bedeutung von Vertrauen in der sportpsychologischen Betreuung. In Bezug auf die Antezedenzien von Vertrauen arbeiteten die Autoren da bei heraus, dass in der intimen Vertrauensbeziehung zwi schen Athlet und Sportpsychologen Wohlwollen eine her vorgehobene und die Expertise/die Fähigkeiten des Athleten oder der Athletin eine eher untergeordnete Wich tigkeit aufweisen. Weitere Forschungsergebnisse zeigen, dass Vertrauen als verursachende Variable einen Einfluss auf sportliche Leistungen haben kann. So untersuchte Dirks (2000) den Einfluss von Vertrauen zwischen Athleten auf die Team leistung, sowie den Einfluss von Spielleistung und Zeit, die ein Team schon zusammenspielt, auf das Vertrauen in Trainer. Hierfür befragte Dirks (2000) Trainer und Athle ten der amerikanischen Basketball-College-Liga. Die Er gebnisse deuten einen reziproken Effekt an: Während der Einfluss von Vertrauen untereinander auf den Teamerfolg nur schwach war, war der Effekt der Teamleistung auf das Vertrauen in den Trainer signifikant. Dirks (2000) leitete hieraus ab, dass das Vertrauen in den Trainer – als höheren Verantwortlichen – einen wichtigen Einflussfaktor dar stellt, also das Konstrukt Vertrauen ein wichtiger Bestand teil in der Trainer-Athlet-Dyade ist. Auf der Mesoebene zeigen die Ergebnisse von Dreis kämper (2015), dass die Wahrnehmung der Vertrauens würdigkeit der Anti-Doping Arbeit von Sportverbänden durch Athletinnen und Athleten, aber auch durch Rezi pienten von verschiedenen Faktoren abzuhängen scheint. © 2016 Hogrefe Verlag
D. Dreiskämper et al., Zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport
So war in dieser Studie die Dopingprävalenz einer Sportart genauso negativ korreliert mit der Wahrnehmung der Ver trauenswürdigkeit wie die eigene Dopingeinstellung von Athletinnen und Athleten, also dem Ausmaß wie zu- oder abgeneigt diese dem Doping gegenüberstehen. Problema tisch für die Wahrnehmung der Vertrauenswürdigkeit von Sportverbänden sind demnach vor allem mangelnde Transparenz oder ungenügende eigene Auseinanderset zung mit der Doping-Thematik durch die Sportverbände (Dreiskämper, 2015). Breuer und Hallmann (2013) zeigten auf der Makroebe ne einige mögliche Felder auf, in denen Vertrauen eine Einflussvariable darstellen kann. So konnten die Autoren Glaubwürdigkeitsverluste des Sports in der Öffentlichkeit in Bezug auf Wettmanipulationen und Medikamenten einnahmen belegen. Im Zusammenhang von sportsoziolo gischen Betrachtungen des Dopings wird Vertrauen zu mindest thematisiert (Bette & Schimank, 2006; Meinberg, 2010). So formulierten beispielsweise Bette und Schimank (2007) einen Doppelvorwurf an die Verbände im Rahmen der Dopingbekämpfung: Sportverbänden werde von Kriti kern, Sponsoren, Förderern und Medien Unfähigkeit vor geworfen, gleichzeitig würde der Verdacht erhoben, dass sie an einer effektiven Dopingbekämpfung nicht interes siert seien, sondern Doping förderten (Bette & Schimank, 2007, S. 200). Der Forschungsstand, der sich explizit und ausdrücklich auf Vertrauen im Sportkontext als abhängige wie auch als unabhängige Variable bezieht, ist damit als sehr übersicht lich zu bezeichnen. Aus theoretischer und konzeptioneller Sicht sind kaum Vertrauensstudien mit Sportbezug oder die Konzeption und Anwendung spezifischer Vertrauens modelle im Sportkontext zu finden. Dies überrascht inso fern, da eine mediierende Wirkung von Vertrauen in
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Teammitglieder und Gruppenkohäsion auf die Mann schaftsleistung gezeigt werden kann (Mach, Dolan, & Tzafrir, 2010). Auch ein Blick in die Phänomene des Sports, bei denen es um Täuschung, Kontrolle oder Miss brauch geht, legen es nahe, dem Konstrukt „Vertrauen im Sport“ als unabhängige und abhängige Variable aus sport psychologischer Sicht eine größere Relevanz zu geben. Aus diesem Grund ist es Ziel dieser Studie, ein psycho logisches Modell zu Vertrauen auf den Kontext des Sports zu übertragen und einen Fragebogen zur Messung des zentralen Bestandteils des Modells, der Wahrnehmung der Vertrauenswürdigkeit im Sport in unterschiedlichen Settings zu entwickeln.
Modell: Vertrauen im Sport Nach Lewicki, Tomlinson & Gillespie (2006) können zwei Formen von Vertrauen unterschieden werden: Vertrauen zwischen zwei Personen (interindividuelles Vertrauen, vgl. McAllister, 1995) und Vertrauen in Organisationen und Institutionen (organisationales Vertrauen; vgl. Lewi cki & Bunker, 1996). Gleichermaßen kann das Vertrauen in die Person oder Organisation eher initial, also ohne größeres Vorwissen um die Eigenschaften des Vertrau ensobjekts bestehen (nach Lewicki et al., 2006, „calcu lus-based trust“) oder bereits auf längeren Vorerfahrun gen und Wissen über das Vertrauensobjekt fußen („knowledge-based trust“). Da es eine Reihe von Vertrau ensmodellen in der Psychologie und anderen Domänen gibt, soll im Folgenden ein Modell auf den Sport adaptiert werden, das sich auf beide Vertrauensobjekte, Personen wie Institutionen, und auf unterschiedliche Formen der
Abbildung 1. Modell von Vertrauen nach Mayer et al. (1995, S. 618), übersetzt durch die Autoren und auf den Sportkontext übertragen sowie anhand eines Beispiels (Doping) beschrieben. © 2016 Hogrefe Verlag
Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 1–12
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Vertrauensintensität anwenden lässt sowie für eine An wendung im Sport aufgrund seiner Allgemeingültigkeit gleichermaßen geeignet scheint (Abb. 1). Mayer, Davis und Schoorman (1995) definieren in ihrem bereits zuvor erwähnten Modell „Fähigkeit“, „Wohlwollen“ und „Integrität“ als Antezedenzien von Vertrauen. Unter diesen Antezedenzien verstehen die Autoren Facetten ei ner Person, der vertraut werden soll, die von der vertrau ensgebenden Person wahrgenommen und eingeschätzt werden. Die Addition dieser wahrgenommenen und einge schätzten Facetten führt zur wahrgenommenen Vertrau enswürdigkeit einer Person, die laut Mayer et al. (1995) verbunden mit der eigenen, persönlichkeitsabhängigen Neigung anderen Menschen zu vertrauen zu einer Ver trauenshandlung führt. Im Gegensatz zu Rotter’s (1967) Auffassung, Vertrauen als eine stabile Dimension, als so genannten Trait, zu betrachten, sehen Mayer et al. (1995) das Ergebnis der Vertrauensbewertung als einen State und somit als situationsabhängig und variabel an. Die Anteze denzien von Vertrauen müssen dabei nicht notwendiger weise den gleichen Einfluss auf die Gesamtbewertung ha ben. So stellen Mayer et al. (1995) die Hypothese auf, dass der Faktor Integrität, der sich darauf bezieht, dass eine Person reziprok handelt, weil sie denkt, es sei das richtige Vorgehen, bei neuen Vertrauensbewertungen stärkeren Einfluss hat. Gleichzeitig nehme die Bedeutung des Fak tors Wohlwollen, der wiederum impliziert, dass die Person aus Sorge dem anderen gegenüber reziprok agiert, über die Dauer einer Beziehung zu. Schoorman und Kollegen (2007) führen zudem an, dass Integrität und Wohlwollen zu Beziehungsbeginn kaum zu differenzieren sind und dies erst mit der Zeit geschieht. Diese dynamische Struk tur von Vertrauen wird durch die Annahme unterstützt, dass Vertrauensbeziehungen sich über die Zeit entwickeln (Shapiro, Sheppard & Cheraskin, 1992). Auch Fiske (2004) nennt Vertrauen als eines der zentralen sozialen Motive (core social motives) und hebt in diesem Kontext die Rolle des wahrgenommenen Wohlwollens eines Interaktions partners als besonders förderlich für Gruppenaktivitäten hervor, da es Skepsis und einer unangemessenen Wach samkeit vorbeugt bzw. kohäsionsfördernd ist. Laut L ewicki und Bunker (2006) basieren frühe (also neue) Vertrauens beziehungen ohne Vorerfahrungen mit dem Vertrauens objekt auf Kosten-Nutzen-Abwägungsprozessen, während Beziehungen zwischen einander gut und länger bekann ten Parteien auf dem Teilen gemeinsamer Werte und Ein stellungen fußen. Zusammenfassend kann also festgehal ten werden, dass sich Vertrauensbeziehungen über die Zeitspanne verändern. Die Antezedenzien der wahrgenommenen Vertrauens würdigkeit (Fähigkeit, Wohlwollen und Integrität) resul tieren aus der Einschätzung einer Person, die eine Ver Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 1–12
D. Dreiskämper et al., Zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport
trauenshandlung eingehen möchte (Vertrauenssubjekt), an ihrem Gegenüber (Vertrauensobjekt). Diese Einschät zungen können interindividuell unterschiedlich und intra individuell veränderbar sein. Die wahrgenommene Fähig keit beschreibt die Einschätzung, wie gut das Gegenüber eine spezifische Aufgabe zu erledigen vermag. Hierbei werden bestehende Vorerfahrungen über das Wissen, die Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten des Gegenübers herangezogen. Im Sportkontext wird diese Facette bei spielsweise als empfundene Wirksamkeit eines Verbandes in seiner Anti-Doping Arbeit beziehungsweise als Bewer tung des Könnens eines Athleten ausgelegt. Das wahrge nommene Wohlwollen umschreibt die Einschätzung, ob das Gegenüber im Sinne seiner Interaktionspartner han delt. Hierzu zählt die Bewertung, ob sich das Gegenüber um die Bedürfnisse seiner Interaktionspartner sorgt, ob ihm die Interessen der Interaktionspartner wichtig sind und ob er die gleichen Wünsche und Interessen verfolgt. Im Sport kann diese Facette als Kümmern eines Verbands um die Belange und Interessen seiner Athleten oder die Sorge eines Athleten um das Wohlergehen seiner Fans ver standen werden. In die wahrgenommene Integrität fließen Einschätzungen über die subjektiv empfundenen Werte des Gegenübers ein. Hierzu werden Prinzipien, Ehrlich keit, Loyalität und Fairplay gezählt, die so auch im Sport kontext zu finden sind. So lassen sich in dem von Bette und Schimank (2007) beschriebenen Doppelvorwurf an die Verbände in Bezug auf deren Anti-Doping Arbeit sowohl das Fähigkeitsargument, als auch der Antezedent des Wohlwollens (durch den Vorwurf, dass die Sportverbände kein Interesse an der Dopingbekämpfung hätten) finden. Dass Verbände eher für eine Dopingförderung einstehen würden, kann mit dem Vorwurf einer mangelnden Integri tät verglichen werden. Die Summe dieser bewerteten Facetten beschreibt die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit einer Person oder Organisation. Diese allein führt jedoch laut Mayer et al. (1995) nicht direkt zu einer Vertrauenshandlung. Die all gemeine Neigung einer Person überhaupt Vertrauen zu schenken, kann als Disposition aufgefasst werden, hin sichtlich derer es interindividuelle Unterschiede gibt. Sie wirkt sich moderierend auf den Effekt der Vertrauenswür digkeit auf die Vertrauenshandlung aus. Das bestehende Risiko der Situation, das ebenfalls durch den Vertrauenden wahrgenommen wird, wird dem Vertrauen in die andere Person entgegengestellt. Es er folgt laut dem Modell von Mayer und Kollegen (1995) eine Abwägung zwischen Risiko und Vertrauen, die letzten En des in einer Entscheidung mündet, ein Risiko einzugehen oder nicht. Jemandem Vertrauen zu schenken bedeutet folglich das Eingehen des Risikos, dass dieses Vertrauen enttäuscht wird. Das Ergebnis, das aus dem Eingehen die ses Risikos resultiert, wird durch den Vertrauenden ab © 2016 Hogrefe Verlag
D. Dreiskämper et al., Zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport
schließend bewertet. Es wird also analysiert, ob sich das Vertrauen gelohnt hat. Diese Bewertung, so die Autoren, wird folgende Situationen, in denen die Vertrauenswür digkeit dieser Person erneut beurteilt wird, in Form einer Feedbackschleife beeinflussen. In Bezug auf das oben zu den Antezedenzien aufgeführte Beispiel des Vertrauens in seinen eigenen Sportverband kann durch Sportler bei spielsweise das Risiko wahrgenommen werden, dass der Verband Doping nicht erfolgreich bekämpft (oder gar nicht das Interesse darin hat). Sollte der Athlet dennoch das Risiko eingehen, dem Verband zu vertrauen, dass er Doping unterbindet und damit selber auf Doping verzich tet, könnte ein negatives Resultat sein, dass er einen Wett bewerbsnachteil gegenüber dopenden und nicht über führten Kontrahenten hat. Dieses Resultat könnte dann wiederum zu einer Neubewertung der Antezedenzien und einer Handlungsänderung, also hin zum Doping, führen.
Messung von Vertrauenswürdigkeit Es liegen für den englischsprachigen Raum zahlreiche In ventare zur Messung von Vertrauen und Vertrauenswür digkeit in verschiedenen Kontexten vor, nicht aber für den Sport (genauso wie dies für die Vertrauensmodelle gilt). McEvily und Tortoriello (2011) geben einen umfangrei chen Überblick über bis zu diesem Zeitpunkt veröffent lichte Fragebögen zur Messung von Vertrauenswürdigkeit und beziehen die bereits vorliegenden Überblicksstudien (Stack, 1978; Wrightsman, 1991; Dirks & Ferrin, 2002) mit ein. Die meisten validierten Inventare (McAllister, 1995; Currall & Judge, 1995, Gillespie, 2003) beziehen sich aus schließlich auf interpersonales Vertrauen zwischen Akteu ren, die direkten Umgang miteinander haben bzw. in einer Abhängigkeitsposition zueinander stehen (z. B. Vorgesetz ter/Angestellter) und beinhalten Items, die auf direkte In teraktionen zwischen den Akteuren zielen. Zwar wäre die se Konstellation auf einzelne Teilbereiche des Sports (bspw. Trainer-Athlet-Dyade) übertragbar, bezieht sich je doch nur auf enge Vertrauensbeziehungen in einer Dyade, was für die weitreichende Adaption im Sportsetting nicht ausreichend ist. Der in dieser Studie adaptierte Fragebogen von Mayer und Davis (1999) hingegen basiert auf dem Modell von Mayer et al. (1995) und erweist sich hinsichtlich der Items und der Faktorenstruktur als auf den Sport übertragbar. Das Inventar beinhaltet 17 Items auf drei latenten Skalen (Fähigkeit, Wohlwollen und Integrität) und vier Items auf der übergeordneten Skala des generellen Vertrauens. Alle Items werden auf einer 5-Punkt-Likert-Skala abgefragt. McEvily und Tortoriello (2011) zeigen auf, dass die ItemGenerierung auf Basis von zwei Pilotstudien erfolgte. Auf © 2016 Hogrefe Verlag
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Basis zweier Stichproben (259 Tierärzte und 529 Unter nehmer) wurde der Fragebogen hinsichtlich seiner kon vergenten, diskriminierenden und nomologischen Validi tät geprüft. Die latenten Skalen weisen gute Werte im Bereich der Reliabilität auf (.82 ≤ Cronbach’s α ≤ .96). Die übergeordnete Skala weist zum Teil nicht ausreichende Werte auf (Cronbach’s α = .59 bis .82). Insgesamt kann das Inventar als global und gut übertragbar interpretiert wer den. Dementsprechend wird im weiteren Verlauf der Unter suchungen auf die Items zu den Antezedenzien von Ver trauenswürdigkeit des validierten und adaptierfähigen In ventars von Mayer und Davis (1999) zurückgegriffen.
Ziel der Studie Obwohl Vertrauen und die Vertrauenswürdigkeit von Per sonen, Organisationen oder Gruppen einen essentiellen Anteil an der Funktionsfähigkeit des Wettkampfsports an sich haben, sind diese Konstrukte gegenwärtig weder um fangreich erforscht noch liegt international und im deutschsprachigen Raum eine validierte Skala zur Erfas sung von Vertrauenswürdigkeit im Sportsetting vor. Ziel dieser Studie ist es deswegen, die englischsprachige und im organisationspsychologischen Kontext validierte Skala zur Erfassung von Vertrauenswürdigkeit mit den Subdi mensionen Fähigkeit, Wohlwollen und Integrität (Mayer & Davis, 1999) ins Deutsche zu übersetzen und auf den Sport zu adaptieren. In einem zweiten Schritt soll die Kon struktvalidität der Skala konfirmatorisch für den Sport ge testet werden, wobei verschiedene Protagonisten des Sports (Sportler, Sportverbände, Trainer) als Vertrauens objekte dienen sollen. Der Fragebogen zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport soll dabei valide in Theorie und Praxis des Sports anwendbar sein, um Zusammen hänge zwischen Vertrauen und anderen Parametern (z. B. Mannschaftserfolg, Zusammenhalt, Reputation etc.) im Sport zu erforschen.
Methode Schritt 1 – Fragebogen-Übersetzung und Adaption Der in seiner englischen Version aus 21 Items auf vier Ska len (ability, benevolence, integrity, general trustworthi ness) bestehende Fragebogen von Mayer und Davis (1999) bezieht sich im Original auf das Vertrauen eines Arbeit Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 1–12
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D. Dreiskämper et al., Zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport
Tabelle 1. Fragebogen zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport (X gilt als Platzhalter für das zu vertrauende Objekt) Nr
Item
F1
x ist sehr kompetent in der Ausführung seiner/ihrer Aufgaben/Jobs.
F2
x ist dafür bekannt, in den Dingen erfolgreich zu sein, die er/sie versucht zu tun.
F3
x hat ein großes Wissen, über die Dinge, die gemacht werden müssen.
F4
Ich bin sehr zuversichtlich in Bezug auf x’s Fähigkeiten.
F5
x verfügt über spezielle Fähigkeiten, die unsere Leistung steigern können.
F6
x ist sehr gut qualifiziert.
W1
x ist sehr besorgt um mein Wohlbefinden.
W2
Meine Bedürfnisse und Wünsche sind x sehr wichtig.
W3
x passt sehr darauf auf, was mir wichtig ist.
W4
x nimmt zusätzlich Mühen auf sich, um mir zu helfen.
I1
x hat einen starken Sinn für Gerechtigkeit.
I2
Ich brauche mich nie fragen, ob x sein/ihr Wort hält.
I3
x strengt sich im Umgang mit anderen sehr an, fair zu sein.
I4
Ich mag die Werte, für die x einsteht.
I5
Vernünftige Prinzipien scheinen das Verhalten von X zu lenken.
nehmers in das Management seiner Firma. Der Fragebo gen wird eingeleitet durch eine Instruktion, sich das Ma nagement Team seiner Firma vorzustellen. Die Probanden werden gebeten, die Aussagen auf einer 5-Punkt-LikertSkala (von „strongly disagree“/stimme überhaupt nicht zu bis „strongly agree“/stimme voll zu) einzuschätzen und die Werte hinter den Aussagen zu notieren. Ein Beispieli tem aus dem Fragebogen lautet „Top management is very concerned about my welfare“ (deutsche Übersetzung: Das Führungsmanagement ist sehr besorgt um mein Wohler gehen; Kategorie Wohlwollen). Im ersten Schritt wurde der Fragebogen durch eine Vorwärts-Rückwärts-Übersetzung mithilfe einer Mutter sprachlerin ins Deutsche übersetzt. Hierbei wurden nur die drei Skalen berücksichtigt, die sich auf die direkten Antezedenzien (Fähigkeit, Wohlwollen und Integrität) der Vertrauenswürdigkeit beziehen. Die Skala zum allgemei nen Vertrauen wurde aus zwei Gründen nicht miteinbe zogen: Einerseits sind die Items sehr spezifisch auf die
eziehung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber aus B gerichtet, was eine inhaltsnahe Adaption nicht ermöglicht. Andererseits weisen die Autoren des Originalfragebogens auf eine schlechte Reliabilität hin (Mayer & Davis, 1999). Stattdessen wurde nur auf die drei Subfacetten zurückge griffen, die in ihrer Addition den übergeordneten Faktor Vertrauenswürdigkeit abbilden sollen. In einem weiteren Schritt wurden zwei negativ formulierte Items auf Basis der Analysen von Mayer & Davis (1999) zur Fragebogen validität ausgeschlossen. Es handelte sich dabei um ein Item zum Antezedenten Wohlwollen und ein Item zum Antezedenten Integrität. Der übersetzte und auf das allge meine Sportsetting angepasste Fragebogen umfasste so mit 15 Items auf drei angenommenen Skalen (Fähigkeit 6 Items, Wohlwollen 4 Items, Integrität 5 Items). Die 5-Punkt-Likert-Skala wurde ins Deutsche übernommen. Tabelle 1 zeigt den Fragebogen in seiner 15 Items umfas senden Version.
Schritt 2 – konfirmatorische Überprüfung der Faktorenstruktur Um ein möglichst breites Spektrum von Vertrauenskons tellationen zu erfassen, wurden Daten aus acht Teilstich proben in die Analyse einbezogen und sowohl separat als auch aggregiert berechnet. In Tabelle 2 sind diese Teil stichproben als Studien 1 – 8 erläutert. Die Stichproben und die entsprechenden Daten entstammen verschiedenen Forschungsarbeiten, in denen der Fragebogen für unter schiedliche Fragestellungen im Dopingkontext genutzt wurde (Dreiskämper, 2015; Pöppel, Dreiskämper & Hoof, 2014; Dreiskämper, Pöppel & Strauß 2013).1 Bei vier der acht Studien wurde der Fragebogen online ausgefüllt (Studien 2, 4, 6, 8), bei den anderen vier Stich proben erfolgte eine Paper-Pencil-Befragung (Studien 1, 3, 5, 7). In einer Studie (Studie 1) wurde die Vertrauenswür digkeit des Trainers gemessen (durch Volleyballerinnen und Turnerinnen), in zwei Studien war das Vertrauensob jekt ein Athlet, in fünf Studien bezog sich die Vertrauens würdigkeit auf einen Sportverband (zweimal Deutscher Leichtathletik Verband (DLV), zweimal Deutscher Fuß ball-Bund, einmal Befragung von Athleten in Bezug auf den Deutschen Handball-Bund, Deutschen SchwimmVerband und Bundesverband Deutscher Radfahrer). In drei Studien wurden hierbei Athleten befragt, bei den an deren fünf Studien wurden Sportrezipienten befragt. Die Reihenfolge der Items wurde in den Studien randomisiert.
Die in dieser Validierungsstudie verwendeten Daten wie auch die Ergebnisse der hier berichteten konfirmatorischen Gesamtanalyse wurden bislang lediglich in einer Dissertationsschrift (Dreiskämper, 2015) berichtet. Die Einzelergebnisse der jeweiligen Studien sind ebenfalls in separaten Studien zur Publikation vorgesehen. Der Schwerpunkt der einzelnen Studien liegt jedoch auf den jeweiligen Forschungsfragen und nicht auf der Validierung des Inventars.
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Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 1–12
© 2016 Hogrefe Verlag
D. Dreiskämper et al., Zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport
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Tabelle 2. Stichprobenübersicht mit Teilnehmerzahl, Anzahl weiblicher Teilnehmerinnen in % sowie Alter und Standardabweichung, verteilt auf die acht aggregierten Teilstudien Studie Vertrauenssubjekt
Vertrauensobjekt
Art der Befragung
N
Weiblich % Alter
SD
Unabhängige Mess-Variable (uV)
1
Turnerinnen / Volleyballerinnen
Trainer_in
Paper Pencil
71
100 %
18.28
5.37
uV: Mannschafts- informationen
2
Athleten
Eigener Sportverband
Online
142
59.8 %
22.19
3.89
uV: Verbandszugehörigkeit (experimentell)
3
Leichtathleten/ Nicht-Leichtathleten
Usain Bolt
Paper Pencil
53
28.1 %
21.49
3.73
uV: eigener Leistungsstand
4
Rezipienten
Deutscher Online Leichtathletik-Verband
126
56 %
22.19
9.52
uV: Informationen über Verband (experimentell)
5
Rezipienten
Deutscher Paper Pencil Leichtathletik-Verband
80
51 %
23.38
2.54
uV: Verbandszugehörigkeit (experimentell)
6
Fußballer/ Nicht-Fußballer
Deutscher Fußball-Bund
Online
65
43.1 %
23.69
1.96
uV: Wissen über Anti-Doping Arbeit des Verbands
7
Fußballer/ Nicht-Fußballer
Deutscher Fußball-Bund
Paper Pencil
120
31.7 %
24.94
4.36
uV: Verbandszugehörigkeit
8
Rezipienten
Dopingverdächtiger Athlet
Online
88
53.4 %
25.44
6.77
uV: Wissen über Verhalten des Athleten (experimentell)
744
53.2 %
23.53
6.03
Summe
Insgesamt wurden 744 Probanden (396 weiblich, 53.22 %) mit dem Instrument befragt. Die Probanden wa ren im Durchschnitt 23.53 Jahre alt (SD = 6.04 Jahre). Un terschiede in der internen Konsistenz, im Range der Ant worten oder in der Höhe der Standardabweichungen finden sich weder zwischen den unterschiedlichen Mess methoden (Paper-Pencil (p-p) vs. online) noch zwischen den unterschiedlichen Teilnehmergruppen (vgl. Tabellen 4 und 5). Die Datenanalyse erfolgte mit dem Programm IBM SPSS-Statistics 22.0, die konfirmatorischen Faktorenana lysen mit kategorialem Datenschätzer (vgl. Bühner, 2006) wurden mit MPlus durchgeführt.
Ergebnisse Deskriptive Ergebnisse Die Mittelwerte und Standardabweichungen der 15 Einze litems auf der 5-Punkt-Likert-Skala lagen für die Skala Fä
higkeit bei 3.68 (SD = 0.72), für die Skala Wohlwollen bei 3.26 (SD = 0.79), für die Skala Integrität bei 3.38 (SD = 0.70) und für die daraus errechnete übergeordnete Skala Vertrauenswürdigkeit bei 3.44 (SD = 0.63). Die Mittelwer te der Skalen der einzelnen Stichproben sind in Tabelle 3 aufgeführt. Geschlechterunterschiede in der Gesamtstich probe liegen nicht vor.
Ergebnisse zur Konstruktvalidität Eine mit MPlus gerechnete konfirmatorische Faktoren analyse mit kategorialem Datenschätzer zeigt für eine Lö sung mit drei latenten Faktoren der Komponenten Fähig keit, Wohlwollen und Integrität für die Gesamtstichprobe unter Berücksichtigung der Stichprobengröße einen guten Model-Fit (Cmin = 476.14, df = 87, p < .001, CFI = .97 TLI = .96, RMSEA = .078)2 Die internen Konsistenzen (Cronbach’s α) lagen für die Skala Fähigkeit bei .87, für die Skala Wohlwollen bei .83, für die Skala Integrität bei .82 sowie für den übergeordne ten Faktor Vertrauenswürdigkeit bei .91. Die korrigierten Item-Skala-Korrelationen liegen für die Skala Fähigkeit
Wie von Mayer et al. (1995) postuliert, handelt es sich nicht um ein hierarchisches Modell von Vertrauen. Die drei Antezedenzien bestehen für sich, können aber, wie auch in Originalarbeiten geschehen, zur besseren Einordnung der generellen Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit einer Person aggregiert werden. Die Ergebnisse hinsichtlich der Inter-Skalen-Korrelationen und internen Konsistenzen bestätigen diese Vorgehensweise.
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© 2016 Hogrefe Verlag
Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 1–12
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D. Dreiskämper et al., Zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport
Tabelle 3. Stichproben und Mittelwerte auf den Subskalen und der Skala Vertrauenswürdigkeit nach Untersuchungen und Gesamtstichprobe Studie
Fähigkeit
SD
Wohlwollen
SD
Integrität
SD
Vertrauens würdigkeit
SD
1
4,50
0,40
3,76
0,85
3,83
0,68
4,03
0,56
2
3,21
0,79
2,62
0,84
3,11
0,79
2,98
0,73
3
4,20
0,50
3,18
0,58
3,01
0,69
3,46
0,44
4
3,43
0,59
3,32
0,69
3,43
0,65
3,39
0,56
5
3,58
0,62
3,59
0,66
3,66
0,64
3,61
0,55
6
3,71
0,64
3,20
0,74
3,34
0,70
3,42
0,61
7
3,69
0,60
3,34
0,59
3,46
0,50
3,50
0,49
8
3,86
0,52
3,45
0,67
3,24
0,60
3,52
0,47
Gesamt
3,68
0,72
3,26
0,79
3,38
0,70
3,44
0,63
zwischen .58 und .73, für die Skala Wohlwollen zwischen .62 und .71, für die Skala Integrität zwischen .50 und .66. Die Faktorladungen der jeweiligen Skalen liegen für die Skala Fähigkeit zwischen λ = .66 und .86, für die Skala Wohlwollen zwischen λ = .76 und .81 und für die Skala In tegrität zwischen λ = .65 und .81. Die Skalen korrelieren si gnifikant (p < .001) wie folgt miteinander: Fähigkeit und Wohlwollen r = .66, Fähigkeit und Integrität r = .67, Integ rität und Wohlwollen r = .84. Die Skalen korrelieren mit einer angenommenen übergeordneten Skala Vertrauens
würdigkeit mit r = .82 (Fähigkeit), r = .89 (Wohlwollen) und r = .87 (Integrität). Die Inter-Item-Korrelationen liegen für die Skala Fähig keit zwischen r = .37 und .63, für die Skala Wohlwollen zwischen r = .47 und .65 und für die Skala Integrität zwi schen r = .37 und .59 und sind in Tabelle 4 abgebildet. Die Varianzaufklärungen der Skalen liegen bei R2 = .71 (Fähig keit), R2 = .65 (Wohlwollen) und R2 = .63 (Integrität). Die Ergebnisse zu den konfirmatorischen Faktorenana lysen und internen Konsistenzen in den acht Teilstichpro
Tabelle 4. Inter-Item-Korrelationen der 15 Items auf den drei latenten Skalen (F = Fähigkeit, WW = Wohlwollen, I = Integrität) F1
F2
F3
F4
F5
F6
WW1
WW2
WW3
WW4
I1
I2
I3
I4
F1
1
F2
.56
1
F3
.51
.43
1
F4
.63
.56
.49
1
F5
.52
.49
.37
.59
1
F6
.61
.53
.52
.61
.52
1
WW1
.39
.32
.30
.36
.30
.38
1
WW2
.40
.37
.90
.41
.27
.37
.60
1
WW3
.44
.39
.38
.49
.27
.40
.51
.65
1
WW4
.40
.35
.33
.41
.25
.36
.58
.52
.49
1
I1
.39
.30
.27
.45
.28
.32
.57
.48
.47
.50
1
I2
.41
.36
.31
.40
.23
31
.37
.36
.42
.36
.47
1
I3
.34
.20
.39
.39
.19
.33
.49
.36
.39
.43
.55
.38
1
I4
.34
.19
.37
.39
.24
.34
.41
.39
.37
.39
.44
.37
.51
1
I5
.40
.29
.38
.46
.32
.40
.52
.47
.43
.51
.51
.39
.55
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I5
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D. Dreiskämper et al., Zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport
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Tabelle 5. Ergebnisse zur Konstruktvaldität (Model-Fit) und zur internen Konsistenz (Cronbach’s a) in den Einzelstichproben Cronbach’s α Studie
C min
df
Cmin/df
p
Vertrauens würdigkeit
Fähigkeit
Wohlwollen
Integrität
1
148.62
87
1.71
< .001
.90
.78
.87
.81
2
197,96
87
2.28
< .001
.94
.88
.87
.84
3
143.85
87
1.65
< .001
.80
.66
.63
.83
4
144.47
87
1.66
< .001
.90
.81
.79
.82
5
167.51
87
1.93
< .001
.90
.84
.74
.81
6
119.12
87
1.40
.013
.92
.84
.88
.82
7
345.21
87
3.97
< .001
.93
.91
.84
.84
8
101.85
87
1.17
.13
.81
.66
.75
.75
ben bestätigen die Struktur mit Ausnahme einer Teilstich probe (Tabelle 5).3 Die Schwellenparameter der 15 Items sind für die Ge samtstichprobe sämtlich geordnet, so dass davon ausge gangen werden kann, dass eine stärkere Merkmalsaus prägung auch eine größere Wahrscheinlichkeit der Auswahl einer hohen Antwortkategorie auf der Rating skala mit sich bringt. Die Ordinalskaliertheit der Einzel items im Gesamtkonstrukt kann damit als erfüllt ange sehen werden.
Diskriminanzvalidität Während Ergebnisse zur Konvergenzvalidität nicht prä sentiert werden können, weil keine weiteren validen Messverfahren zur Erfassung von Vertrauenswürdigkeit im Sport vorliegen, wurden in Bezug auf die Konstrukte Vertrauenswürdigkeit von Informationen, Glaubwürdig keit von Quellen und Reputation in drei Studien Daten er hoben, um die diskriminante Validität zu belegen. In einer Teilstichprobe (Studie 4, n = 126) wurde die Vertrauens würdigkeit unterschiedlicher Anti-Doping-Inhalte der Homepage des DLV erfasst und mit der generellen Ver trauenswürdigkeit des DLV verglichen. Da angenommen werden kann, dass auch die vom DLV bereitgestellten In formationen einen Einfluss auf die Vertrauenswürdigkeit des Verbands haben, wurde ein moderater Zusammen hang zwischen den Angaben erwartet. Diese Annahme
wird bestätigt: Die Angaben zur Vertrauenswürdigkeit des Verbands und der Inhalte der Homepage korrelieren mit geringen bis hohen Effektstärken zwischen r = .25 und r = .60. In einer weiteren Teilstichprobe (Studie 8, n = 88) wurde die Vertrauenswürdigkeit einer dopingverdächtigen Per son untersucht. Hierbei wurde überprüft, ob die Wahl des Mediums (Wochenzeitung, digitale Zeitung, Twitter und Facebook), über die die Person ein Statement zu einem Dopingverdacht abgibt, einen Einfluss auf die Wahrneh mung der Vertrauenswürdigkeit der Person hat. Es wurde angenommen, dass die Glaubwürdigkeit des Mediums nicht mit der Vertrauenswürdigkeit des Athleten zusam menhängt. Dies konnte durch die Ergebnisse bestätigt werden: Die Faktoren Glaubwürdigkeit des Mediums und Vertrauenswürdigkeit der Person korrelieren nicht signifi kant miteinander (r = .09, p = .30). Ebenfalls wurde in einer weiteren Stichprobe (n = 148) der Zusammenhang von Vertrauenswürdigkeit und Repu tation einer Person untersucht. Nach Doorley und Garcia (2011) setzt sich die Reputation aus den Faktoren Leis tung, Verhalten und Kommunikation zusammen. Auch die Bewertung der Antezedenzien hängt laut Mayer et al. (1995) davon ab, wie sich Personen in bestimmten Perso nen verhalten und wie sie dabei kommunizieren. Deswe gen wurde angenommen, dass reziproke Effekte zwischen Reputation und Vertrauenswürdigkeit bestehen und des wegen Korrelationen zwischen den Konstrukten vorlie gen. Dies wird in der Studie bestätigt, da Reputation und
Es sei darauf verwiesen, dass der Fragebogen für die Nutzung in den jeweiligen Teilstudien auf das zu vertrauende Objekt angepasst wurde, d. h. dass zum Beispiel die Items zum Faktor Fähigkeit zwar in ihrer grundlegenden Struktur und Syntax in allen Stichproben identisch waren, jedoch an das Bezugsfeld (Leichtathletik, Fußball, Verbandsarbeit etc.) durch Ergänzungen angepasst wurden. Die internen Konsistenzen und Korrelationen der Substichproben decken sich mit den Gesamtergebnissen, weswegen geschlussfolgert werden kann, dass dieses Vorgehen der Validität des Fragebogens nicht schadet, sondern vielmehr sinnvoll und bezugsangemessen erscheint.
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Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 1–12
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Vertrauenswürdigkeit des Athleten mit hoher Effektstärke (r = .66, p < .001) miteinander korrelieren.
Diskussion Die Vertrauenswürdigkeit von Trainern, Athleten, Team kollegen oder Sportorganisatoren kann einen wichtigen Einfluss auf das generelle Sportgeschehen darstellen. Bis her liegen jedoch wenige Studien vor, die den Einfluss von wahrgenommener Vertrauenswürdigkeit im Sport mes sen. Der in dieser Studie auf das Sportsetting adaptierte und validierte Fragebogen zur Messung von Vertrauens würdigkeit im Sport ermöglicht die systematische Analyse von Vertrauenswürdigkeit und ihrer Subfacetten, wahrge nommene Fähigkeit, Wohlwollen und Integrität im Sport. Der 15 Items umfassende Fragebogen erweist sich als kon struktvalide, was konfirmatorische Faktorenanalyse, die Analyse der Schwellenparameter sowie alle weiteren Kennwerte der Skalen (Cronbach’s α, Inter-Item-Korrelati onen, Item-Total-Korrelationen, Varianzaufklärung der Subfacetten und Faktorladungen) verdeutlichen. Der Fra gebogen ist somit valide, trennscharf, konsistent und auch ökonomisch (sowohl online als auch im p-p-Format) durchführbar. Als limitierend kann angesehen werden, dass mit dieser Validierung die prädiktive Aussagekraft des Fragebogens noch nicht getestet wurde. Anschlussstudien sollten sich mit der Frage nach der Vorhersagekraft des Faktors Ver trauen auf andere Facetten des Sports wie den Erfolg (z. B. wie sich Vertrauen in einen Trainer durch das Manage ment auf den Erfolg einer Mannschaft auswirkt), die Leis tung, (z. B. wie sich Vertrauen zwischen Trainer und Athlet auf Leistungsentwicklung oder Wettkampfleistung aus wirkt) oder die Teamkohäsion (z. B. welche Interkorrelati onen zwischen Aufgabenkohäsion bzw. sozialer Kohäsion und den entsprechenden Antezedenzien der Vertrauens würdigkeit Fähigkeit bzw. Wohlwollen und Integrität be stehen) befassen. Auch die inhaltliche Validität bedarf weiterer Prüfung, bspw. durch die Adaption weiterer vali dierter Vertrauensinventare (z. B. McAllister, 1995) auf den Sport. Ein weiterer Punkt, den es in Folgestudien zu behandeln gilt, ist die hohe Korrelation zwischen den Subfacetten Wohlwollen und Integrität. Laut Schoorman et al. (2007) zeigen sich diese als nicht immer trennscharf, wenn es sich um frühe Vertrauenskonstellationen (zwischen einander eher nicht persönlich bekannten Personen) handelt. Die Skalen erweisen sich in dieser Studie zwar als unabhängig, da keine Doppelladungen der Items identifiziert werden konnten, jedoch zeigt die hohe Inter-Skalen-Korrelation eine gewisse Verwandtheit der Items an. Dies geht einher Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 1–12
D. Dreiskämper et al., Zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport
mit den Annahmen von Mayer et al. (1995) und Schoor man et al. (2007), die postulieren, dass diese beiden Facet ten sich erst über eine längere Beziehungsdauer trenn scharf voneinander unterscheiden. Zieht man die Unterteilung von Vertrauensbeziehungen von Lewicki und Bunker (1996) hinzu, kann im Fall der hier vorliegenden Validierungsstudien (mit Ausnahme der Studie zur Ver trauenswürdigkeit von Trainern) von frühen Vertrauens beziehungen ausgegangen werden (calculus- oder know ledge-based trust), in denen angenommen werden kann, dass sich diese Subfacetten nicht als vollständig eigenstän dig herausstellen. Zukünftige Studien zur Vertrauensent wicklung in Teams könnten diese Annahme prüfen. Die Autoren des Fragebogens führen in ihrem Modell zu Vertrauen an, dass sich Vertrauen grundsätzlich auf Bezie hungsstrukturen zwischen dem Vertrauenden und der zu vertrauenden Person/Organisation bezieht (Mayer et al., 1995; Schoorman et al., 2007). Wie stark diese Beziehung zwischen bspw. Sportlern und Sportrezipienten ist, ist ein wichtiger Diskussionspunkt zukünftiger Forschung. Eben so stellt sich die Frage, ob sich hier für einen Rezipienten ein Risiko darstellt, wenn er eine Sportart anschaut oder Fan eines Sportlers ist: Bei einem Großteil der in den Vali dierungsstudien untersuchten Vertrauenskonstellationen kann von einem eher initialen Vertrauen zwischen den Beteiligten gesprochen werden (bspw. zwischen Sport verband und Sportrezipient), da keine engere Beziehung zwischen den Protagonisten besteht. Dass diese Vertrau ensbeziehung durch den Fragebogen valide messbar ist, erscheint nicht unbedingt als Widerspruch zur Theorie von Mayer und Kollegen (1995), kann aber als evidente Erweiterung im Sport gesehen werden: Auch Rezipienten können auf Basis der ihnen vorliegenden Informationen die Vertrauenswürdigkeit von Sportverbänden oder Athle ten beurteilen, ohne unbedingt eine persönliche Bezie hung zum zu vertrauenden Protagonisten aufzuweisen. Wichtig jedoch ist es, festzuhalten, dass es sich in dieser Studie um die Messung der wahrgenommenen Vertrau enswürdigkeit eines Gegenübers handelt, nicht um das vollständige Konstrukt Vertrauen. Die hierfür zu ergän zenden Faktoren des wahrgenommenen Risikos und der persönlichen Neigung müssen in folgenden Studien eben falls operationalisiert werden, um die Adaption des in an deren psychologischen Kontexten erprobten Modells des Vertrauens von Mayer und Kollegen (1995) zu prüfen. Zen traler Bestandteil folgender Forschung sollte es demnach sein, nicht nur die Faktoren der wahrgenommenen Ver trauenswürdigkeit, sondern das vollständige Modell des Vertrauens im Sport zu operationalisieren und auf ver schiedene Aspekte des Sports (z. B. bei praktischen, politi schen, wirtschaftlichen oder medialen Fragestellungen des Sports) zu übertragen. Hierzu liegen bereits erste Vig nettenstudien zum Vertrauen in dopingverdächtige Sport © 2016 Hogrefe Verlag
D. Dreiskämper et al., Zur Messung von Vertrauenswürdigkeit im Sport
ler vor (Pöppel, Dreiskämper & Hoof, 2014), die das Po tenzial der Vertrauensforschung im Sport unterstreichen. In dieser Untersuchung wurde ein theoretisches Modell aus der Wirtschaftspsychologie, das sich in unterschiedli chen Feldern der Forschung (Marketing, Pädagogik, Wirt schaft, vgl. Schoorman et al., 2007) etabliert hat, in einem ersten Schritt auf den Sport übertragen. Durch die Validie rung des Fragebogens wurde ein Teil des Modells für den Sport adaptiert und validiert. Die Ergebnisse dieser Vali dierung zeigen, dass solch eine Adaption in den Sport ge lingen kann und die Theorie des Vertrauens nach Mayer und Kollegen (1995) auch im Einklang mit den Phänome nen des Sports steht. Eine große Chance dieses Fragebo gens sehen die Autoren deswegen darin, neue Erkenntnis se zur Entstehung, Entwicklung und Veränderung von Vertrauen in Bezug auf unterschiedliche sportspezifische Prozesse sowie zum Zusammenhang zwischen Vertrauen und anderen Facetten im Sport zu gewinnen und in weite ren Schritten auch für die übergreifende psychologische Forschung zum Thema Vertrauen beisteuern zu können. Ein weiterer Gewinn des Fragebogens zeigt sich darin, ein mögliches Erklärungsfundament zu haben, warum bei spielsweise Rezipienten immer noch in einen dopingver dächtigen Athleten vertrauen oder stark in der Kritik ste henden Sportarten und Sportverbänden ihr Vertrauen schenken, indem sie die Facetten der Vertrauenswürdig keit des Sportprotagonisten (z. B. seine persönliche Fähig keit, Höchstleistungen zu erzielen) hoch einschätzen. Mit einem validen, ökonomischen und vielseitig einsetzbaren Messinstrument ist somit ein wichtiger Schritt gemacht, mit dem sich mannigfaltige Forschungsfragen und -an nahmen eröffnen lassen. Betrachtet man aktuelle Krisen herde des Sports, wie die Dopingkrise der internationalen Leichtathletik oder die Skandale rund um die FIFA und die Vergabe von Fußballweltmeisterschaften, aber auch all tägliche Entscheidungen im Sport wie den Einstieg eines Sponsors in einer Sportart, das Einstellen eines neuen Trainers in der Fußballbundesliga oder den Kauf einer Eintrittskarte für ein Sportevent, wird die Bedeutung von Vertrauen und dessen Erforschung im Sport noch deutli cher: Ob ein Sportler, ein Sportzuschauer, ein Sponsor oder ein Politiker einem Sportler, einer Sportart, einem Sportverband oder sogar dem Sport an sich vertraut, de terminiert sein Verhalten. Wie diese unterschiedlichen Protagonisten des Sports Risiken und Vertrauenswürdig keit in verschiedenen Handlungssituationen wahrneh men, welche Konsequenzen sie daraus ziehen und wie sie diese Konsequenzen wiederum bewerten, sind zentrale Fragen zukünftiger Forschung. Vertrauensforschung kann folglich einen Beitrag dazu leisten, das Verhalten von Prot agonisten im Sport nicht nur zu verstehen oder zu erklä ren, sondern möglicherweise auch es vorherzusagen oder zu modifizieren. © 2016 Hogrefe Verlag
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Dennis Dreiskämper Bernd Strauß Westfälische Wilhelms-Universität Münster Institut für Sportwissenschaften Arbeitsbereich Sportpsychologie Horstmarer Landweg 62b 48149 Münster dreiskaemper@uni-muenster.de Katharina Pöppel Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Institut für Sportwissenschaften Postfach 2503 26111 Oldenburg
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Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 1–12
© 2016 Hogrefe Verlag
Originalarbeit
Motivation zum Risikosport Eine qualitative Untersuchung mit professionellen Freeskiern Thomas Stops und Peter Gröpel Technische Universität München
Zusammenfassung. Laut Rheinberg (1996) begeben sich Menschen in riskante Sportaktivitäten weil sie (1) durch die Meisterung schwieriger Situationen eigene Kompetenz erleben, (2) die Bedrohung als erregend empfinden und (3) ihr Körper dabei häufig in ungewöhnliche, doch genussfähige Zustände versetzt wird. Diese Anreiztrias wurde mittels strukturierten Interviews auf ihre Relevanz in der Risikosportart FreerideSkifahren überprüft. Zehn professionelle Freeride-Skifahrer wurden befragt. Kompetenzerleben und erregende Bedrohungswahrnehmung stellten die stärksten motivationalen Anreize für die Fahrer dar. Ungewöhnliche Bewegungszustände wie das Erleben von Schnelligkeit und Rotationen wurden ebenfalls häufig genannt, doch weniger als Kompetenzerleben. Zusätzlich wurden Naturerleben und Freiheit als bedeutende Anreize identifiziert. Die motivationale Kraft dieser Anreize wird aber unter bestimmten Umständen geschwächt. Zum einen wenn die Verletzungsgefahr als zu hoch eingestuft wird und zum anderen wenn extrinsische Anreize wie Ergebnis und Platzierung im Mittelpunkt stehen. Schlüsselwörter: Motivation, Anreiztrias, Risikosport, Freeride-Skifahren
Motivation for High-Risk Sports: A Qualitative Study With Professional Freeskiers Abstract. According to Rheinberg (1996), people engage in risky sport activities because they enjoy (1) mastering difficult tasks, (2) experiencing a thrill, and (3) undergoing fast and unusual body movements such as turns, jumps, or rotations. To test this proposition, 10 professional freeskiers were interviewed about their motives for participating in freeride skiing. Results revealed that feeling self-efficacious after mastering a risky task and the thrilling experience were the most dominant motives. Enjoying high speed and jumps was also frequently referred to, but not as much as the self-efficacy experience. In addition, performing in nature and the experience of freedom were important motives for freeride skiing. Specific situations including danger and competition may, however, offset the impact of these motives on actual behavior. If a risky task was perceived as being too dangerous, participants refrained from testing whether they would master the task and preferred slowing down for the sake of safety. Participants also prioritized ranking and success in competition over the experience of thrill and self-efficacy. Keywords: motivation, high-risk sports, extreme sports, freeride skiing
Reinhold Messner war der erste, der alle 14 Achttausender im Himalaya bestiegen hat und das Ganze auch noch ohne den Gebrauch von künstlichem Sauerstoff. Dadurch hat er sich nicht nur höchste Anerkennung in der Bergsportszene gesichert, sondern auch gut dotierte Werbeverträge inner halb und außerhalb seines Fachgebietes. Wenn er gefragt wird, welche Leistung er selbst als seinen größten Triumpf empfindet, antwortet Messner nur trocken und knapp mit „überlebt zu haben“ (Messner, 2004, S. 255). Eine solche Aussage hätte man eher von einem Soldaten, der aus ei nem Krisengebiet zurückkehrt erwartet, nicht aber von ei nem professionellen Sportler. Wenn also nicht mehr das Erreichen eines Gipfels, die Herstellung eines Rekordes, oder der finanzielle Gewinn im Fokus stehen, sondern am Ende nur das „bloße“ Zurückkehren (Messner, 1999, S. 15), stellt sich die Frage, warum Messner und auch ande re Athleten in einer Sportart aktiv sind, die offensichtlich © 2016 Hogrefe Verlag
sehr großes Risikopotenzial in sich birgt. Oder, allgemein formuliert, was motiviert Menschen dazu, Risikosport zu betreiben? Diese Frage ist nicht nur theoretisch für die Sportpsy chologie interessant (Entwicklung bzw. Überprüfung von Theorien), sondern ist auch für die praktische Anwendung (Förderung von Motivation, Vorhersage von Sportkarrie ren) hoch relevant. In der vorliegenden Arbeit wird die Motivation zum Risikosport in Anlehnung an Rheinbergs (1996) Theorie untersucht. Rheinberg postulierte drei große Anreizkategorien (sog. Anreiztrias), die gemeinsam hinter riskanten Sportaktivitäten stehen: Kompetenzer leben, erregende Bedrohungswahrnehmung und unge wöhnliche Bewegungszustände. Diese Kategorien sind aus Untersuchungen mit Motorradfahrern entstanden. Das Ziel dieser Arbeit war zu überprüfen, ob sich die An reiztrias in einer weiteren Risikosportart (hier: FreerideZeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 13–25 DOI 10.1026/1612-5010/a000157
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Skifahren) replizieren lässt. Dafür wurde eine qualitative Untersuchung mit professionellen Freeskiern vorgenom men.
Motivation zum Risikosport Unter Risikosport werden sportliche Aktivitäten mit deut lich erhöhter Gesundheitsgefahr verstanden. Wenngleich auch nach wie vor eine einheitliche Begriffsbestimmung von Risikosport fehlt (Göring, 2008), umfasst der Kern der bestehenden Definitionen eine sportliche Aktivität, die bei Fehlern in ihrer Ausführung erhebliche physische bis hin zu lebensbedrohlichen Folgen bergen kann (Allmer, 1998; Brymer, 2010). Die Risikosportarten haben daher Ernstfallcharakter; der Handelnde weiß, dass ein Fehler sein Überleben in Frage stellen kann (Rheinberg, 1996). Beispiele für Risikosportarten sind Freeride-Skifahren, BASE Jumping, Kitesurfen, Freiklettern, extremes Berg steigen, Downhill-Mountainbiken, Wellenreiten, oder Wildwasserkajaken. Was motiviert Menschen zur Ausführung einer Risiko sportart? Dominante Theorien und Erklärungsansätze be schreiben die Suche nach starken Reizen (Sensation Seek ing; Zuckerman, 2007), das Flow-Erleben (Csikszentmihalyi, 1975), die Angstlust (Balint, 1988), und stabile Persönlich keitseigenschaften (z. B. Typ T; Self, Henry, Findley & Reilly, 2007) als Ursachfaktoren des riskanten Sporttreibens. Laut der Sensation-Seeking Theorie ist die Ausführung einer Ri sikosportart getrieben durch ein starkes Bedürfnis nach neu en Erfahrungen und intensiven Empfindungen (Zuckerman, 2007). Risikosportler zeigen eine höhere Ausprägung im Sensation Seeking als andere Athleten (Gomà-i-Freixanet, Martha & Muro, 2012; Guszkowska & Bołdak, 2010; Jack & Ronan, 1998; Schroth, 1995), was biologisch bedingt zu sein scheint (Kubesch, Beck & Abler, 2011; Zuckerman, 1979). Die Anhänger des Flow-Konzepts (Csikszentmihalyi, 1975; Csikszentmihalyi & Jackson, 2000) erklären die Ausfüh rung einer Risikosportart durch den Wunsch nach Flow, ei nem Zustand der vollen Konzentration, optimalen Bean spruchung und des gänzlichen Aufgehens in der Tätigkeit. Die psychoanalytische Perspektive beschreibt die Ausfüh rung von Risikosport als ein pathologisches und narzissti sches Verhalten (Elmes & Barry, 1999), dem die Angstlust, ein inhärentes Bedürfnis sich riskanten Situationen auszu setzen (Balint, 1988), zugrunde liegt. Schließlich wird das Betreiben des Risikosports in der Typ T Theorie (Farley, 1991; Self et al., 2007) als die Verwirklichung eines devian ten Persönlichkeitsmerkmals, das durch das Bedürfnis nach Unsicherheit, Ambiguität und Unberechenbarkeit gekenn zeichnet ist (d. h. Thrill Seeking bzw. die Typ-T-Persönlich keit), erklärt. Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 13–25
T. Stops & P. Gröpel, Motivation zum Risikosport
Die oben erwähnten Erklärungen sind jedoch unbefrie digend. Die meisten Risikosportler sind alles andere als de viant; sie haben eine stark ausgeprägte Selbstdisziplin, sind gut vorbereitet und bestrebt, eigene Leistungsgrenzen zu respektieren und vorhersehbare Risiken zu minimieren (Celsi, Rose & Leigh, 1993; Pain & Pain, 2005). Die Aus führung einer Risikosportart hat durchaus positive Effekte auf die mentale Gesundheit (Brymer & Schweitzer, 2012; Willig, 2008), was der Vorstellung einer Aktivität, geprägt durch pathologische Angstlust widerspricht. Der Wunsch nach Flow als alleinige Erklärung ist ebenfalls problema tisch, weil zu unspezifisch; man kann Flow genauso gut bei weniger riskanten Aktivitäten wie Schachspielen, Musizie ren, oder Computerspielen erleben (Rheinberg, 1996). Ähnliches gilt für Sensation Seeking; starke Reizsucher fin det man nicht nur unter Risikosportlern, sondern auch in vielen anderen Gruppen wie Kriminelle, Trinker, oder Dro genabhängige (Zuckerman, 2007). Darüber hinaus wird Leistungsmotivation in den erwähnten Ansätzen kaum thematisiert, obwohl es im Risikosport ganz basal darum geht, die bedrohliche Situation durch eigene Tüchtigkeit zu meistern. Diese Limitationen wurden im integrativen An satz von Rheinberg (1996) berücksichtigt.
Eine Anreiztrias bei Risikosportarten Rheinberg (1996) unterscheidet drei große Anreizkatego rien, sog. Anreiztrias, bestehend aus Kompetenzerleben, erregender Bedrohungswahrnehmung und ungewöhnli chen Bewegungszuständen, die sich laut ihm in vielen ris kanten Sportaktivitäten wiederfinden lassen. Der Wunsch nach Kompetenzerleben gehört nach der Selbstbestim mungstheorie zu den universalen menschlichen Grundbe dürfnissen (Deci & Ryan, 2000) und ist laut Rheinberg mit dem Leistungsmotiv gleichzusetzen. Das Leistungs motiv wird in Situation angeregt, in denen die eigene Tüchtigkeit unter Beweis gestellt werden kann (z. B. in dem man sich an Gütemaßstäben misst) und bestimmt den Wunsch nach Erfolg und Steigerung der eigenen Kom petenzen (McClelland & Koestner, 1992). Tatsächlich bie ten Risikosportarten häufig die Gelegenheit, sich selbst zu beweisen, Herausforderungen zu meistern, und Kompe tenzen zu erwerben. Anreizerhebungen unter Motorrad fahrer (Nagels, 1984; Schulz, Kerwien & Sorgenfrei, 1988; zitiert nach Rheinberg, 1996, S. 111 – 112) ergaben ein kla res Anreizcluster mit Kompetenz- und Leistungsthematik wie zum Beispiel „Zunahme des fahrerischen Könnens“ oder „Beherrschung der Maschine“. In einer anderen Un tersuchung fand Allmer (1998) ebenfalls heraus, dass Risikosportler die Gelegenheit, riskante Situationen durch eigenes Handeln bewältigen zu können, als positiven An reiz sehen. © 2016 Hogrefe Verlag
T. Stops & P. Gröpel, Motivation zum Risikosport
Erregende Bedrohungswahrnehmung kommt aus der Sen sation-Seeking Forschung und ist besonders mit Thrill and Adventure Seeking gleichzusetzen (Schneider & Rhein berg, 1996; Zuckerman, 2007). Es geht um das Streben nach Spannung („Nervenkitzel“) und Abenteuer durch ris kante Aktivitäten mit dem Ziel, das optimale Wohlbefin den zu erlangen. Zuckerman (1979) konnte zeigen, dass starke Sensation Seeker in risikoreichen Gefahrensituatio nen mehr Spaß als Angst empfinden, während schwache Sensation Seeker hingegen hauptsächlich Angst empfin den. Das Risiko wird dabei von starken Sensation Seekern nicht um des Risikos Willen gesucht, sondern akzeptiert als der Preis, den man für die Belohnung (bzw. belohnen de Empfindungen) aufbringen muss (Raithel, 2004; Weg ner & Wegener, 2012). Tatsächlich gibt es Hinweise dar auf, dass hohe Werte in Sensation Seeking mit erhöhter Expression von Dopamintransportern und somit mit er niedrigter Dopaminkonzentration im synaptischen Spalt, was zu einer erniedrigten Aktivität des Belohnungssys tems führen kann, assoziiert sind (Kubesch et al., 2011). Man benötigt also starke Reize, um die Aktivität des Be lohnungssystems zu erhöhen. Der Anreiz der ungewöhnlichen Bewegungszustände, der auf Arbeiten von Caillois (1982) beruht, beinhaltet be stimmte, ungewöhnliche Bewegungen und Zustände des Körpers wie Sturz, Schweben im Raum, schnelle Rotatio nen, Gleiten, Geschwindigkeit, oder Beschleunigung, die wegen einer Art positiven „Rausch-Begehrens“ und Flow aufgesucht werden. Als besonders markantes Beispiel für ungewöhnliche Bewegungszustände gilt bei Caillois die Fahrt in einer Achterbahn. Balint (1988) erklärt, dass Jahrmärkte mit Schaukeln und Achterbahnen fast überall in der modernen Welt etabliert sind, dementsprechend müssen ungewöhnliche Bewegungszustände menschli chen Bedürfnissen entsprechen. Fahrdynamische Anrei ze wie das intensive Erleben von Schnelligkeit und Be schleunigung wurden tatsächlich als eine der häufigsten Motive zum Motorradfahren genannt (siehe Rheinberg, 1996). Diese Anreiztrias erklärt laut Rheinberg (1996) die Mo tivation zum Risikosport, die für ihn durchaus vernünftig erscheint: „Man begibt sich in ungewöhnliche, aber ge nussfähige und Flow-förderliche Bewegungszustände, sorgt für eine erlebnisintensivierende Erregungssteige rung, erlebt ganz basal und bedeutsam die eigene Kompe tenz und tut alles dafür, dass die potentielle Bedrohung nicht zum fatalen Ereignis wird“ (S. 114). Das Risiko selbst ist also nicht die primäre Quelle der Motivation, die Athle ten bewegen sich in ihrem Kompetenzbereich, nutzen me teorologische Daten und verschiedene Vorsichtsmaßnah men wie Schutzausrüstung, um das Risiko zu minimieren (vgl. Celsi et al., 1993; Pain & Pain, 2005), sondern die Meisterung der bedrohlichen, doch erlebnisintensivieren © 2016 Hogrefe Verlag
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den Situation durch eigene Kompetenz und das Erleben von ungewöhnlichen doch genussfähigen Bewegungszu ständen. Die oben erwähnten Anreizkategorien sind intrinsischer Natur; sie basieren auf dem Wunsch der Person nach Kom petenz und Selbstbestimmung (vgl. Deci & Ryan, 2000). In Bezug auf eine Tätigkeit ergeben sich intrinsische An reize unmittelbar aus der Tätigkeit selbst, d. h. aus dem Tätigkeitsvollzug. Anderseits beziehen extrinsische Anrei ze ihre motivationale Kraft aus den erwarteten Ergebnis folgen. Diese spielen laut Rheinberg (1996) im Risikosport ebenfalls eine Rolle. In der Regel kalkulieren Risikosport ler, was noch sicher gelingen kann und was nicht mehr. Wenn das Risiko und der Geschehensablauf nicht mehr kalkulierbar erscheinen, zum Beispiel aufgrund unvorher gesehener Entwicklungen während der Tätigkeit, kann es bei Risikosportlern zu Anreizverschiebungen zugunsten extrinsischer Anreize kommen. Die potenziell negativen Folgen wie Sturz und Verletzung gewinnen an Wichtigkeit, was zum Abbruch der Tätigkeit führen kann.
Ziel der Studie Die Anreiztrias wurde von Rheinberg (1996) anhand von qualitativen Untersuchungen mit Interview-Technik iden tifiziert. Trotz der empirischen (und integrativen) Vorge hensweise ist der Ansatz von Rheinberg aus heutiger Sicht limitiert. Erstens, der Ansatz entstand in den neunziger Jahren und mag daher als etwas veraltet erscheinen. Risi kosport hat sich gerade in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt. Daher ist nicht klar, ob die Anreiztrias überhaupt noch zeitgemäß ist. Zweitens, die Anreiztrias entstand aus Untersuchungen mit Motorradfahrern. Es ist ebenfalls nicht klar, ob die Anreiztrias auch auf andere Ri sikosportarten generalisiert werden kann oder ob eventu ell weitere Anreize wie das Freiheitsmotiv (vgl. Brymer & Schweitzer, 2013) ins Spiel kommen. Und drittens, die Un tersuchungen unter Motorradfahrern wurden überwie gend mit Amateuren bzw. Freizeitsportlern durchgeführt. Die Einbeziehung von professionellen Athleten bei der Frage nach Motivation sollte jedoch qualitativ hochwerti gere Informationen liefern, weil sie entsprechend einen tieferen Zugang als Freizeitsportler zu ihrem Sport entwi ckelt haben. In der vorliegenden Arbeit wurde daher der Ansatz von Rheinberg (1996) in einer weiteren Risikosportart, näm lich Freeride-Skifahren, mit einer Stichprobe von professi onellen Athleten untersucht. Das Ziel der Studie war es, die motivationalen Anreize in der Risikosportart FreerideSkifahren zu erfassen. Was reizt Freeride-Skifahrer an die ser Tätigkeit? Wie häufig werden Gründe benannt, die the Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 13–25
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matisch zu der von Rheinberg postulierten Anreiztrias passen? Werden Kompetenzerleben, erregende Bedro hungswahrnehmung und ungewöhnliche Bewegungszu stände häufiger als andere Anreize genannt? Ähnlich wie bei Rheinberg wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt; wir entwickelten einen Interviewleitfaden und führten strukturierte Interviews mit professionellen Freeskiern.
Die Risikosportart Freeride-Skifahren Freeride-Skifahren bezeichnet das Skifahren im freien Ge lände, d. h. abseits präparierter und gesicherter Pisten, mit dem Ziel möglichst anspruchsvolle Hänge flüssig und schnell zu befahren (Beckedahl, 2013). Wie im alpinen Ski fahren liegt der Fokus in der Bergabfahrt, allerdings auf nicht präparierten Pisten (d. h. im Tiefschnee) in beson ders steilem und unwegsamem Gelände, wobei Sprünge über Kliffe und ggf. Tricks auf Skiern häufig ausgeführt werden. Das Betreiben von Freeride-Skifahren hat sich in den letzten Jahren drastisch erhöht (Maartensson, Wik berg & Palmgren, 2013), was sich auf die Materialentwick lung, das Angebot, und die Verbesserung von Sicherheits systemen ausgewirkt hat. Dennoch bleibt ein hohes Verletzungspotential, zum einen durch Stürzen in steilem Gelände mit (verborgenen) Felsen und zum anderen durch Auslösen von Lawinen (vgl. Harvey, Rhyner & Ammann, 2002; Maartensson et al., 2013). Freeride-Skifahren hat sich von einem Trendsport zur etablierten Sportart entwickelt. 2008 wurde die Freeride World Tour (FWT) ins Leben gerufen, die sich mittlerwei le in verschiedene Kategorien aufgliedert. Zum einen gibt es die World Tour Serie an sich, in der üblicherweise nur professionelle Freeskier starten (je nach Vergabe von Wildcards ca. 30 – 40 Herren und ca. 15 Frauen pro FWT Saison). Zum anderen gibt es die World Tour Qualifier Serie (d. h. Qualifikationsturniere), die sich in ein- bis vier-Sterne Qualifier unterteilt, wobei die vier-Sterne Qualifier die höchste Kategorie mit den am meisten zu erzielenden Punkten darstellt. Die Fahrer dürfen vor ei nem Wettkampf nicht in den Hang, sondern sie studieren den Berg vor ihrer Fahrt von unten mit Ferngläsern. Beur teilt werden sie von drei Wettkampfrichtern (sog. judges), die die Fahrten mit Ferngläsern verfolgen und Noten für Linie, Fahrfluss und Sprünge vergeben. Traditionell star tet die World Tour Serie im französischen Chamonix und endet im schweizerischen Ski-Resort Verbier am Bec des Rosses.
T. Stops & P. Gröpel, Motivation zum Risikosport
Methode Stichprobe An der Untersuchung nahmen 10 professionelle Freeskier (3 Frauen, 7 Männer) teil. Die FahrerInnen stammen aus dem deutschsprachigen Raum, sechs aus Deutschland und vier aus Österreich. Acht FahrerInnen starteten in der World Tour Serie1, die restlichen zwei AthletInnen starte ten in vier-Sterne Qualifiers. Die beiden FahrerInnen mit „nur“ Qualifier-Erfahrung haben sich verstärkt auf die Filmarbeit für die Skimarke, bei der sie unter Vertrag ste hen, konzentriert. Die Altersverteilung der Stichprobe liegt im Bereich von 25 bis 36 Jahren (M = 30.3, SD = 3.40). Die FahrerInnen waren im Durchschnitt seit 6.3 Jahren (SD = 3.53; Bereich: 4 – 15 Jahre) in Wettkämpfen und/oder Filmprojekten aktiv, und seit 4.5 Jahren (SD = 2.12; Be reich: 2 – 8 Jahre) professionell im Freeride-Skifahren un terwegs. Die Stichprobe von professionellen Freeride-Ski fahrern wurde gewählt, weil diese Athleten voraussichtlich einen tieferen Zugang als Amateure oder Freizeitsportler zu ihrem Sport entwickelt haben.
Interviewleitfaden Der Interviewleitfaden wurde in Anlehnung an die drei Anreizkategorien von Rheinberg (1996) konstruiert und gliedert sich in vier Abschnitte, die nacheinander durch laufen werden. Der erste Abschnitt (Fragen 1 – 5) umfasst fünf Fragen zum Freeride-Skifahren, in dem die Athleten zuerst allgemein die Sportart aus ihrer Sicht charakterisie ren, bevor sie spezifisch nach der Motivation zum Free ride-Skifahren und dem Empfinden der riskanten Momen te befragt werden. In diesem Abschnitt werden die relevanten Anreize der Athleten für ihre Sportart explo riert. Der zweite Abschnitt (Fragen 6 – 8) nutzt anreizspezi fische, hypothetische Szenarien (Wason & Cox, 1996). Hier wird getestet, ob sich ein starker Leistungsanreiz (eine neue, einzigartige Linie fahren) bzw. das Erleben von ungewöhnlichen Bewegungszuständen (gezieltes Einbau en von Tricks) gegenüber einer pragmatischen Vorgehens weise (eine sichere Linie fahren bzw. keine Tricks einbau en) durchsetzt. Das Nutzen der Szenarien ermöglicht eine weitere Exploration der von Rheinberg postulierten intrin sischen (tätigkeitbezogenen) Anreize, indem die intrinsi schen Anreize den extrinsischen (von Ergebnisfolgen ab hängigen) Anreizen gegenüber gestellt werden. Im dritten
Während der letzten vier Jahre vor der Datenerhebung (Off-Saison 2013) nahmen insgesamt 19 deutsche und österreichische Fahrer (9 Frauen, 10 Männer) an der World Tour Serie teil. Wir konnten acht dieser Athleten für die vorliegende Untersuchung gewinnen (d. h. 42 % der Gesamtpopulation).
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Abschnitt (Fragen 9 – 10) sollen die Athleten angeben, wel che weiteren Sportarten sie neben dem Freeride-Skifah ren betreiben bzw. durch welche andere Sportart sie das Freeride-Skifahren ersetzten würden, falls sie nicht mehr Skifahren könnten. Die Nennung von weiteren Risiko sportarten relativ zu Nicht-Risikosportarten könnte als Hinweis auf eine stabile Persönlichkeitseigenschaft (Sen sation Seeking) interpretiert werden2. Schließlich werden im vierten Abschnitt Fragen zu sportrelevanten Verletzun gen gestellt, die aber weniger wichtig für die hier unter suchte Fragestellung sind. Der Interviewleitfaden ist im Anhang enthalten.
Datenerhebung und -auswertung Die Interviews fanden von März bis Juni 2013 statt und wurden vom Erstautor selbst geführt. Die Dauer der Inter views lag zwischen 20 und 35 Minuten. Alle Athleten wur den vor dem Gespräch über Ziele der Untersuchung, Frei willigkeit der Teilnahme und Datenschutz aufgeklärt und gaben ihr Einverständnis zur Studienteilnahme. Sie wur den informiert, dass das Ziel der Arbeit ist, neue Erkennt nisse über Motivation zum Risikosport zu erlangen und dass sie zu ihren individuellen Motiven für ihren Sport be fragt werden. Die Interviews wurden in Deutsch geführt; Deutsch war die Muttersprache aller befragten Athleten. Alle Interviews wurden auf Tonträger aufgezeichnet und vollständig transkribiert. Die Auswertung wurde betä tigt von zwei Auswertern mit motivationspsychologischem und leistungssportlichem Hintergrund und erfolgte in vier Schritten (vgl. Patton, 1990; Schmidt, 1997). Im ersten Schritt wurde das transkribierte Datenmaterial von den Auswertern unabhängig voneinander gelesen und inhalts analytisch analysiert. Es wurden alle prägnanten, für die untersuchte Fragestellung wichtig erscheinenden Aussa gen und Textpassagen markiert. Die Länge der Textpassa gen lag zwischen einigen Wörtern (z. B. „sich weiterzuent wickeln“) bis zu mehreren Zeilen (z. B. „… dass ich mich selbst herausfordere und meine eigenen Grenzen weiter pushe“). Die Interviews wurden in diesem Schritt, bis auf die An reiztrias, ohne vorher definierte Kategorien inhaltsanaly tisch analysiert. Da Rheinberg (1996) die Anreiztrias klar definiert hat, wurden die Kategorien für die Anreiztrias dementsprechend a priori festgelegt. Das Kompetenzer leben wurde mittels der fünf Leistungsmotivkategorien
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nach Winter (1994) kodiert. Im Datenmaterial ließen sich drei dieser Kategorien wiederfinden: (a) positiv bewertete Leistungsergebnisse bzw. Erfolgserlebnisse (vgl. L1 bei Winter), (b) Leistungen, die eine positive Bewertung nahe legen (vgl. L2 bei Winter) und (c) der Wunsch nach Verbes serung (vgl. L4 bei Winter). Die erregende Bedrohungs wahrnehmung ist laut Rheinberg (1996) mit Sensation Seeking gleichzusetzen, das von Zuckermann (1979, p. 10) als „the need for varied, novel and complex sensation and experiences and the willingness to take physical and social risks for the sake of such experience“ definiert wurde. Dementsprechend wurde die erregende Bedrohungswahr nehmung anhand von zwei Kategorien kodiert: (a) dem Nervenkitzel, bei dem die intensiven, reizenden Gefühle im Vordergrund stehen und (b) der Grenzerfahrung, die die Bereitschaft wiederspiegelt, ans Limit zu gehen. Zum Kodieren der ungewöhnlichen Bewegungszustände wurde das positiv bewertete Erleben von Schnelligkeit, Beschleu nigung, Schweben im Raum und/oder schnellen Rotatio nen herangezogen (vgl. Caillois, 1982). Aus den Auswertungen der Forscher wurde im zweiten Schritt ein gemeinsames, induktiv entwickeltes Kategori ensystem bzw. ein Auswertungsleitfaden entwickelt. Die markierten Textpassagen wurden nach ihrer Ähnlichkeit und inhaltlicher Nähe zu einer höheren, gemeinsamen Auswertungskategorie zusammengeführt und im Aus tausch zwischen den Auswertern validiert (vgl. Morse, Barrett, Mayan, Olson & Spiers, 2002). Neben der Anreiz trias, für die die Auswertungskategorien a priori festgelegt wurden, wurden weitere motivthematische Inhalte wie Freiheitsmotiv, Naturerleben oder Anschlussmotiv identi fiziert. Darüber hinaus wurden weitere wichtige, doch motivirrelevante Inhalte wie hemmende Bedrohungs wahrnehmung und sportartspezifische Charakteristika (sportspezifische Technik, konditionelle Anforderungen, Risikomanagement) erkannt. Die so entstandenen Aus wertungskategorien wurden anschließend zu einem Aus wertungsleitfaden zusammengestellt. Die Auswertungs kategorien mit Kodierbeispielen sind in Tabelle 1 enthalten. Im dritten Schritt wurden die Interviews von den Aus wertern erneut durchgelesen und anhand des Auswer tungsleitfadens inhaltlich kodiert. Die im ersten Schritt notierten Aussagen bzw. Textpassagen wurden den Aus wertungskategorien zugeordnet. Jede dieser Kategorien wurde pro Person und Frage jeweils höchstens einmal ko diert. Die Intra-Rater-Übereinstimmung lag bei 80 % zu
Diese Vorgehensweise ist im Prinzip ähnlich wie die Erfassung von Thrill and Adventure Seeking im Sensation Seeking Fragebogen von Zuckermann (1994; siehe auch Beauducel & Brocke, 2003). Die Thrill and Adventure Seeking Skala umfasst Aussagen zu verschiedenen Risiko- bzw. Trendsportarten (z. B. „Ich wünsche mir oft, ich könnte ein Bergsteiger sein“, oder „Ich würde gern lernen, Wasserski zu laufen“). Wir haben dies ähnlich erfasst, indem die Athleten befragt wurden, welche weiteren Sportarten sie neben dem Freeride-Skifahren ausüben bzw. durch welche andere Sportart sie das Freeride-Skifahren ersetzen würden, falls sie nicht mehr Skifahren könnten.
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Tabelle 1. Auswertungskategorien und Kodierbeispiele Auswertungskategorie
Kodierbeispiel
Kompetenzerleben Erfolgserlebnis/Schwierigkeiten meistern „Wenn ich die Herausforderung dann gemeistert habe, das macht mir halt schon extrem viel Spaß“ Positive Bewertung einer Leistung
„Steile, ausgesetzte, schwierige Linien richtig leicht ausschauen lassen“
Verbesserung
„Du bist immer besser, von Rennen zu Rennen, und das treibt dich an“
Erregende Bedrohungswahrnehmung Angstlust/Nervenkitzel
„… das sind so intensive Gefühle, die du sonst bei einem normalen Leben einfach nicht hast“
Grenzerfahrung/ans Limit gehen
„Eigene Grenzen austesten“
Ungewöhnliche Bewegungszustände
„Das Gefühl der Schwerelosigkeit in der Luft“
Freiheitsmotiv/Autonomie
„Die Freiheit sich zu bewegen, ohne irgendwelche Einschränkungen, ohne irgendwelche Mauern“
Naturerleben
„Draußen in der Natur sein“
Anschlussmotiv
„Einfach mit Freunden am Berg sein“
Kreativität/Kunst
„Mit natürlichen Geländeformen kreativ spielen“
Sozialer Vergleich
„… dass du dich einfach mal vergleichst“
Sportspezifische Technik
„Sich viel komplexer bewegen“
Konditionelle Anforderungen
„Die kompletten konditionellen Voraussetzungen“
Hemmende Bedrohungswahrnehmung
„… wo ich zurücksetze, weil ich halt einfach Angst habe“
Risikomanagement
„Gut vorbereitet sein und wirklich viele Risikofaktoren ausschließen“
friedenstellend hoch. Fehlende Übereinstimmungen wur den bezogen auf den Auswertungsleitfaden diskutiert. Schließlich wurde im vierten Schritt das Datenmaterial quantifiziert. Um die Relevanz verschiedener Motivanrei ze zu testen, wurden die Aussagen innerhalb der entwi ckelten Auswertungskategorien gezählt und ihre Häufig keit bestimmt.
Ergebnisse Die Datenauswertung erfolgte getrennt für die vier Leitfa denabschnitte; Fragen zum Freeride-Skifahren, Szenari en, weitere Sportarten und sportrelevante Verletzungen.
Fragen zum Freeride-Skifahren In Tabelle 2 sind die Anzahl der Aussagen pro Auswer tungskategorie sowie deren prozentualer Anteil an der Ge samtzahl der Aussagen dargestellt. Der Chi-Quadrat-Test ergab, dass einige Kategorien signifikant häufiger als an dere genannt wurden, χ2(11) = 53.97, p < .001. Wie erwartet Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 13–25
wurden am häufigsten die Kategorien Kompetenzerleben (22.9 %), erregende Bedrohungswahrnehmung (18.1 %) und ungewöhnliche Bewegungszustände (10.5 %) von den Athleten genannt. Der Chi-Quadrat-Test bestätigte, dass die Aussagen zu Kompetenzerleben signifikant häufiger als jede andere Kategorie (außer erregender Bedrohungs wahrnehmung) formuliert wurden, χ2s(1) > 4.83, ps < .03. Die Aussagen zu erregender Bedrohungswahrnehmung wurden, bis auf ungewöhnlichen Bewegungszustände und Risikomanagement, ebenfalls signifikant häufiger als die anderen Kategorien geäußert, χ2s(1) > 5.54, ps < .02. Eine häufigere Nennung von ungewöhnlichen Bewegungszu ständen wurde allerdings nur im Vergleich zu den Katego rien sozialer Vergleich und konditionelle Anforderungen als signifikant erkannt, χ2s(1) = 4.57, ps = .03. Tabelle 3 zeigt die Prozentzahl der Athleten, bei denen die jeweiligen Auswertungskategorien bzw. Anreiztypen auftreten. Kompetenzerleben sowie erregende Bedro hungswahrnehmung wurde von allen zehn Athleten er wähnt, was auf eine hohe Bedeutung dieser Anreize für die Sportler hinweist. Ungewöhnliche Bewegungszustän de wurde von sieben Athleten angesprochen, gefolgt von Freiheitsmotiv und Naturerleben. Sieben der zehn Athle ten haben ebenfalls angegeben, dass sie Angst und Nervo © 2016 Hogrefe Verlag
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Tabelle 2. Anzahl der Aussagen pro Auswertungskategorie und deren prozentualer Anteil an der Gesamtzahl der Aussagen (Fragen 1 – 5)
Tabelle 3. Athleten (in Prozent), die eine jeweilige Auswertungskategorie genannt haben (Fragen 1 – 5)
Auswertungskategorie
Anzahl der Aussagen
Prozentzahl
Auswertungskategorie
Athleten (%)
Kompetenzerleben
100
Kompetenzerleben
24
22.86
Erregende Bedrohungswahrnehmung
100
Erregende Bedrohungswahrnehmung
19
18.10
Ungewöhnliche Bewegungszustände
70
Ungewöhnliche Bewegungszustände
11
10.48
Freiheitsmotiv
60
Freiheitsmotiv
7
6.67
Naturerleben
50
Naturerleben
7
6.67
Anschlussmotiv
30
Anschlussmotiv
4
3.81
Kreativität
40
Kreativität
4
3.81
Sozialer Vergleich
30
Sozialer Vergleich
3
2.86
Sportspezifische Technik
40
Sportspezifische Technik
6
5.71
Konditionelle Anforderungen
30
Konditionelle Anforderungen
3
2.86
Hemmende Bedrohungswahrnehmung
70
Hemmende Bedrohungswahrnehmung 7
6.67
Risikomanagement
70
Risikomanagement
10
9.52
Summe
105
100.00
sität in riskanten Sportsituationen erleben und Risikoma nagement als einen wichtigen Bestandteil ihrer Sportart genannt. Werden die einzelnen Fragen detaillierter betrachtet, so ergibt sich, dass die motivthematischen Kategorien (68.2 %) insgesamt häufiger als die sportartspezifischen Kategorien (31.8 %) zum Beschreiben von Freeride-Ski fahren (Fragen 1 und 2) benutzt wurden. Unter den mo tivthematischen Kategorien lassen sich am häufigsten das Kompetenzerleben („Du willst dich sich selber be weisen“, Athlet 4) und die erregende Bedrohungswahr nehmung („… auch natürlich gewisse Hemmungen und Ängste zu überwinden, um dadurch hinterher eine größere Befriedigung zu bekommen“, Athlet 5) finden. Ebenfalls häufig wird das Freiheitsmotiv genannt: „Free riding ist für mich in erster Linie absolute Freiheit, weil, also speziell Free riding hat im Vergleich zu anderen Sportarten noch den Bonus, was das betrifft, dass man einfach frei wählen kann, man kann den ganzen Berg als Spielplatz nutzen und dadurch kann man auch sich selbst, seine Persönlichkeit ein bisschen ausdrücken“ (Athlet 10). Die spezielle Technik des Skifahrens und das Risikomanagement, die essentiell für diese Sportart sind, werden in den Interviews insgesamt weniger er wähnt. Dies weist darauf hin, dass die befragten Athle ten insbesondere die motivationalen Anreize mit ihrer Sportart assoziieren. Bei der Frage was die Athleten am Bewegungsablauf des Freeride-Skifahrens besonders reizt (Frage 3), wurden die © 2016 Hogrefe Verlag
Geschwindigkeit und das Gefühl der Schwerelosigkeit bei Sprüngen, also die Elemente der ungewöhnlichen Bewe gungszustände (Caillois, 1982; Rheinberg, 1996), am häu figsten genannt (31.8 %): „Es gibt nichts vergleichbares, wie man so viel Höhenmeter in einer kurzen Zeit runter fliegen kann und immer in Kontakt mit dem Berg zu sein“ (Athlet 9). Als zweithäufigste Kategorie wurde das Kompe tenzerleben (22.7 %) thematisiert: „Man will es halt quasi im Endeffekt beherrschen und Ziel der Sache ist das, also jetzt mein persönliches, das möglichst flüssig, schnell und gut zu beherrschen“ (Athlet 5). Interessanterweise wurde auch das Naturerleben (18.2 %) häufig erwähnt: „Und dann einfach auch vom Naturerlebnis her, also das, das habe ich nie auf der [gesicherten] Piste dieses Naturerleb nis, […] also das Naturerlebnis ist für mich viel viel größer beim Freeriden“ (Athlet 6). Andere Anreize wurden weni ger bzw. gar nicht erwähnt. Wie die riskanten Momente beim Freeride-Skifahren empfunden werden, wurde insbesondere bei Frage 4 the matisiert. Laut Rheinberg (1996) wirkt die wahrgenom mene Bedrohung bei Risikosportlern erregend und an treibend. Dies hat sich jedoch nur zum Teil bestätigt. Die Athleten beschreiben Bedrohungsmomente als sowohl antreibend (42.1 %) als auch hemmend (36.8 %). „Es ist immer noch so, dass ein Risiko oder eine Gefahr auf je den Fall anspornend sind in einer gewissen Weise, aber jeder und absolut jeder hat davor eine Hemmung, […] weil jeder Angst hat, jeder dieser Fahrer oben am Bec des Rosses hat einfach nur die Hosen voll“ (Athlet 5). Die Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 13–25
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Angst wird aber durch ein bewusstes Risikomanagement ausgeglichen: Da ist es am Anfang so Vorfreude so ein bisschen, „ wenn man sich so seine Line aussucht, das geht dann relativ schnell schon so ein bisschen in Respekt, aber da, zu dem Zeitpunkt schon noch ein bisschen mehr so Angst über, in dem Sinne, dass du deinen Run durchgehst und dir überlegst, wo kann jetzt was pas sieren, wenn es mich da zerlegt oder da was schief geht, was kann passieren und das hält dann eigent lich, so diese, dieses ängstliche hält relativ schnell an, also das ist so eine krasse Nervosität einfach. Und dann aber so kurz vor dem Start ist es dann meistens so, dass das dann eher so, ja, Respekt ist und du ziehst es jetzt durch, weil, wenn du dann noch irgendwie Angst hast vor deiner Line, also du gehst es im Endef fekt so lange durch und du versuchst so viele Kriterien auszuschließen, dass du sagst ok, mich kann es da zerlegen, aber wenn es dich zerlegt, wird dir nichts passieren. Ich meine Stürze gehören einfach dazu, ge nau, also es ist schon so Angst, aber umso weiter es zum Wettkampf geht, umso mehr verfliegt die eigent lich.“ Athlet 1
Dies bestätigt, dass das Risiko per se nicht die primäre Quelle der Motivation ist und Risikosportler keine „angst losen Selbstmörder“ sind, sondern sie nehmen die vor hersehbaren Risiken bewusst wahr und sind bestrebt, die se zu minimieren (vgl. Celsi et al., 1993; Pain & Pain, 2005). Werden Athleten nach den Gründen gefragt, immer extremeres und anspruchsvolleres Gelände zu befahren (Frage 5), erwähnen sie insbesondere das Kompetenz erleben als Anreiz (70 %). Dies wird vor allem als der Wunsch nach Verbesserung und Weiterentwicklung the matisiert: „Das war meine eigene, mein eigener Wunsch oder so eine innere brennende Motivation sage ich jetzt einmal, einfach das Beste aus sich herausholen zu kön nen und sich weiterzuentwickeln und besser zu werden eigentlich“ (Athlet 6). Grenzerfahrung (d. h. erregende Bedrohungswahrnehmung) wurde als zweithäufigster Grund (15 %) genannt, gefolgt vom sozialen Vergleich (10 %). Zusammenfassend hat sich in den Interviews gezeigt, dass Kompetenzerleben und erregende Bedrohungswahr nehmung die dominanten motivationalen Anreize für Freeride-Skifahren darstellen. Die dritte postulierte An reizkategorie, ungewöhnliche Bewegungszustände, wurde etwas weniger erwähnt. Darüber hinaus kamen bei den befragten Skifahrern das Freiheitsmotiv und das Naturer leben relativ häufig zum Ausdruck.
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Szenarien In den anreizspezifischen, hypothetischen Szenarien wur de untersucht, ob sich der Wunsch nach Kompetenzerle ben (Fragen 6 und 7) und ungewöhnlichen Bewegungszu ständen (Frage 8) gegenüber einer pragmatischen Vorgehensweise (eine sichere Linie fahren, Stürzen ver meiden) durchsetzt. Neun Athleten (90 %) würden es in Kauf nehmen, bei einer Line scheitern zu können, um aus zutesten, was Sie fahrerisch leisten können (Frage 6); ein Athlet war unentschlossen. Es wird allerdings in den Be gründungen deutlich, dass die positive Antwort nicht auto matisch auf den Wunsch nach Kompetenzerleben hin weist. Das Kompetenzerleben war nur bei zwei Athleten dominant: „Nur so kann man sich weiterentwickeln“ (Ath let 8). Die restlichen Athleten haben zwar zugegeben, dass Stürzen zum Freeride-Skifahren gehört, es hängt aber von den Konsequenzen ab, ob ein Scheitern bei einer jeweili gen Line in Kauf genommen wird: „Stürzen gehört dazu“, und weiter „Wir fahren halt meistens in ein Gelände, wo […], wenn man stürzt, dann ist oft ein sicherer Auslauf oder so, also man fliegt vielleicht über ein paar Felsen, aber dann muss man nicht Angst haben, dass man hunderte von Me tern runterstürzt und stirbt, also das ist halt schon et was anderes dann, ja, also, wenn man in so ein Gelän de unterwegs ist, dann muss man halt auf jeden Fall unter dem, weit unter dem Limit fahren, also weil, da kann man einfach dann nicht stürzen, da stürzt man dann auch nicht.“ Athlet 6
Es scheint also, dass das Austesten eigener Kompetenz ein bewusstes Risikomanagement voraussetzt. Kompetenz erleben wird nur dann zu einem dominanten Anreiz, wenn es einen relativ sicheren Auslauf gibt. Das nächste Szenario (Frage 7) lieferte ebenfalls prag matische Antworten. Die Athleten sollten sich vorstellen, sie führen die Freeride World Tour-Gesamtwertung nach Punkten an und haben beim letzten Wettkampf der Saison zwei Linien zur Wahl bzw. gesichtet: eine sichere Linie, die kaum herausfordernd ist doch genügend Punkte für den FWT-Sieg verspricht und eine anspruchsvolle Linie, die ganz neu und einzigartig ist (vgl. die L5 Kategorie des Leis tungsmotivs; Winter, 1994), doch im Falle eines Sturzes den FWT-Sieg gefährden würde. Acht der zehn Athleten (80 %) wählten die sichere Linie und wollten den FWTSieg nach Hause fahren. Sie gaben an, dass das Ergebnis Priorität hat. Nur zwei Fahrer wählten die anspruchsvolle Line. Ihre Begründung war, dass es ihnen weniger um die Ehre eines Titels geht, sondern darum, für sich neue Gren zen zu setzen und etwas Besonderes zu machen, was den Menschen länger im Gedächtnis bleibt als Ergebnislisten. © 2016 Hogrefe Verlag
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Im letzten Szenario (Frage 8) wurden die Athleten ge fragt, ob sie bei Wettkämpfen Tricks wie Rückwärtssaltos oder Rotationen in ihren Linien miteinbauen würden, falls diese Tricks weder bei den Judges noch beim Publikum eine Rolle spielten. Acht Athleten (80 %) gaben an, bei sol chen Verhältnissen keine Tricks mehr im Wettkampf zu zeigen. Ähnlich wie in Frage 7 war die Begründung prag matisch und von einer professionellen Einstellung ge prägt: Die Athleten erwähnten, dass schlussendlich das Ergebnis zählt und wenn Tricks keinen Mehrwert erbrin gen (doch Sturzgefahr erhöhen), werden diese auch nicht mehr in die Wettkampf-Lines eingebaut. Die restlichen zwei Athleten, die trotzdem Tricks springen würden, be gründeten dies dadurch, dass sie nicht für Judges fahren, sondern die persönliche Herausforderung suchen.
Tabelle 4. Sportarten (Anzahl der Nennungen), die die Athleten neben dem Freeride-Skifahren derzeit betreiben (Frage 9) bzw. die sie betreiben würden, falls sie nicht mehr Skifahren könnten (Frage 10) Sportart
Frage 9
Frage 10
-
1
Gleitschirmfliegen
1
-
Mountainbike (Downhill/Enduro/Freeride)
7
6
Wakeboarden
1
-
Wellenreiten
2
3
Windsurfen
1
1
Summe
12
11
Beachvolleyball/Volleyball
2
-
Berggehen
3
-
Berglaufen/Laufen
6
-
Einrad
1
-
Fußball
1
1
Golf
1
1
Klettern
4
2
Krafttraining
5
-
Longboard
1
-
Rennrad
3
-
Slacklinen
3
-
Tanzen
-
1
Summe
30
5
Risikosport Bergsteigen (extrem)
Nicht-Risikosport
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Insgesamt hat sich in den Szenarien gezeigt, dass die Platzierung bzw. das Ergebnis einen stärkeren Anreiz für die befragten Athleten zu haben scheint als das Erbringen einzigartiger Leistungen und das Erleben von ungewöhnli chen Bewegungszuständen. Ebenfalls wurde herausge funden, dass das Austesten eigener Kompetenz ein or dentliches Risikomanagement voraussetzt. Das Scheitern wird nur dann in Kauf genommen, wenn mit keinen gra vierenden Folgen zu rechnen ist.
Weitere Sportarten Die befragten Athleten waren neben dem Freeride-Skifah ren in 16 verschiedenen anderen Sportarten aktiv (siehe Tabelle 4). Die Anzahl der Sportarten lag zwischen 2 und 8 pro Person (Mdn = 4; Frage 9). Die Aktivität in den ande ren Sportarten kam besonders aus Trainings- und Fitness zwecken zustande (30.8 %), gefolgt von dem Wunsch nach Spaß (23 %) und Naturerleben (15.4 %). Es wurden über wiegend Nicht-Risikosportarten (71.4 %) wie Laufen, Krafttraining und Klettern betrieben. Allerdings hat die Mehrheit der Athleten (90 %) angegeben, in mindestens einer weiteren Risikosportart wie Downhill-Mountainbi ken oder Wellenreiten neben dem Freeride-Skifahren ak tiv zu sein. Frage 10 zielte nach Sportarten, welche Athleten als Hauptsportart betreiben würden, falls sie nicht mehr Ski fahren könnten. Es wurden acht verschiedene Sportarten genannt (siehe Tabelle 4); die Anzahl der Sportarten lag zwischen 1 bis 3 pro Person (Mdn = 1). Im Unterschied zu Frage 9 war die Mehrheit der genannten Sportarten Risi kosportarten (68.8 %). Neun Athleten (90 %) gaben wie der an, wenigstens eine andere Risikosportart als Alterna tive zum Freeride-Skifahren zu wählen. Die häufigste Begründung war die Ähnlichkeit zum und die vorhandene Kompetenz vom Freeride-Skifahren (54.5 %): „Downhill Biken! Das kommt am ehesten hin, wie beim Skifahren. Das ist so, ja, wie soll ich sagen, das ähnlichste, was ich jetzt so in der Natur, in einem Hang mit mir vereinbaren kann“ (Athlet 3). Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass die Präferenz für Risikosportarten unter den befragten Risikosportlern stabil bleibt, was auf eine stabile, zugrunde liegende Per sönlichkeitsdisposition wie etwa Thrill and Adventure Seeking (Zuckermann, 2007) hinweisen kann.
Sportrelevante Verletzungen Im Durchschnitt erlitten die Athleten während ihrer Karie re im Freeride-Skifahren 2.6 schwere Verletzungen (SD = 2.01, Bereich: 1 bis 6) wie Knochenbruch (z. B. Fersen Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 13–25
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bruch, Brustwirbelbruch, Tibiakopftrümmerfraktur), Kreuzbandriss, oder Meniskusriss. Die Dauer der Verlet zungspause variierte zwischen 4 bis 24 Monaten. Im Durchschnitt hat jede/jeder AthletIn ein knappes Jahr pausieren müssen (M = 10.8, SD = 7.22). Diese Daten über einstimmen mit dem Befund von Wegner und Wegener (2012), dass Athleten mit höherer Könnensstufe qualitativ schwerere Verletzungen erleiden. Die Mehrheit der Athleten (90 %) gab an, dass die Ver letzungen sie in einer gewissen Weise beeinflusst haben. Sie haben aus den Verletzungen gelernt, bereiten sich seit den Verletzungen noch intensiver und professioneller auf ihre Saison und Wettkämpfe vor und gehen auf die beste henden Risiken noch bewusster ein. Darüber hinaus ha ben drei der Athleten mit körperlichen Folgen zu kämpfen. Sie müssen durch die Verletzungen dauerhafte körperliche Einschränkungen in Kauf nehmen, auch wenn sie trotz dieser Skifahren können.
Diskussion Das Ziel der Untersuchung war es zu überprüfen, ob sich die von Rheinberg (1996) postulierte Anreiztrias bei Risikosportarten, bestehend aus Kompetenzerleben, erre gender Bedrohungswahrnehmung und ungewöhnlichen Bewegungszuständen in der Risikosportart Freeride-Ski fahren wiederfinden lässt. Durch die Interviews mit pro fessionellen Freeride-Skifahrerinnen und -Skifahrern konnten wir den Ansatz von Rheinberg zum Teil bestäti gen und ergänzen. Von den identifizierten motivationalen Anreizen wurden das Kompetenzerleben und die erregen de Bedrohungswahrnehmung am häufigsten von den Ath leten erwähnt und mit Freeride-Skifahren assoziiert. Die ungewöhnlichen Bewegungszustände wie das Erleben von Schnelligkeit und Rotationen in der Luft wurden ebenfalls häufig genannt, jedoch signifikant weniger als Kompetenz erleben. Es scheint also, dass besonders die Meisterung der riskanten, doch erregenden Situationen durch eigene Tüchtigkeit die befragten Sportler zum Freeride-Skifahren antreibt. Neben der Anreiztrias scheinen zwei weitere Faktoren, nämlich das Naturerleben und die Freiheit bzw. die Auto nomie, für die Sportler ein bedeutender Anreiz zu sein. Es war den Athleten wichtig, dass das Freeride-Skifahren in der Natur betrieben wird und dass sie dabei sich selbst überlassen sind. Die Freiheit wird dabei nicht nur durch die Fahrt im freien Gelände erlebt, sondern auch (und be sonders) durch die Selbstbestimmung von welche Linie man fährt, wie man mit dem Gelände „spielt“ und welches Risiko man eingeht und dies auch in Wettkämpfen. Das bestätigt die Befunde von Brymer und Schweitzer (2013), Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 13–25
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dass „being free to make choices and accept personal re sponsibility“ (S. 872) eins der zentralen Freiheitsmerkma le im Risikosport ist und unterstützt die zentrale Annahme der Selbstbestimmungstheorie, dass die Autonomie bzw. die Freiheit ein universales Grundbedürfnis ist (Deci & Ryan, 2000). Insgesamt weist die relativ häufige Nennung des Freiheitsmotivs und des Naturerlebens darauf hin, dass die Anreiztrias von Rheinberg (1996) zumindest für Freeride-Skifahren um diese zwei weiteren Anreizkatego rien ergänzt werden kann. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass professionelle Athle ten trotz hoher Könnensstufe und umfangreicher Erfah rung relativ häufig Angst und Hemmungen erleben. Rheinberg (1996) geht davon aus, dass sich bei hinrei chender Kompetenz die Kontrollwahrnehmung einstellt, die ein Bedrohungserlebnis genussfähig macht. Ohne die se Kontrollwahrnehmung würde die Bedrohung schlicht zu Angst und Vermeiden führen. Die von uns untersuchten Sportler erleben trotz hoher Kompetenz eine Ambivalenz: Sie beschreiben die Bedrohungsmomente als sowohl erre gend als auch hemmend. Die hemmenden Angstgefühle werden allerdings durch ein bewusstes Risikomanage ment kompensiert. Die Athleten nehmen die vorhersehba ren Risiken bewusst war und sind bestrebt, diese zu mini mieren, zum Beispiel durch das detaillierte Studieren des Berghangs, das Nutzen von Schutzausrüstung, oder das unter-dem-Limit-fahren in sogenannten „no-fall zones“. Dies bestätigt, dass das Risiko selbst nicht die primäre Quelle der Motivation ist (vgl. Celsi et al., 1993; Pain & Pain, 2005), wie es sonst von der Typ T Theorie (Farley, 1991; Self et al., 2007) oder dem psychoanalytischen An satz (Elmes & Barry, 1999) impliziert wird. Die Ambivalenz war auch in weiteren Interviewantwor ten deutlich zu erkennen. Auf der einen Seite sind die be fragten Athleten sehr risikofreudig, was sich dadurch zei gen ließ, dass die Mehrheit wenigstens eine weitere Risikosportart neben dem Freeride-Skifahren betreibt, bzw. dass sie doppelt so häufig eine andere Risikosportart wie eine Nicht-Risikosportart wählen würden falls sie nicht mehr Skifahren könnten. Auf der anderen Seite sind die Athleten aber auch sehr risikobewusst. Sie würden das Stürzen nur dann in Kauf nehmen, um eigene Kompetenz auszutesten, wenn es einen relativ sicheren Auslauf gäbe und mit keinen gravierenden Folgen zu rechnen wäre. Sie sind also zunächst einmal bestrebt, Risiken abzuschätzen und möglichst zu eliminieren, erst dann wird das Kompe tenzerleben zum Anreiz, bei dem ein Restrisiko akzeptiert wird. Es muss aber auch erwähnt werden, dass die von uns untersuchten Sportler relativ alt sind in Bezug auf das „ty pische“ Alter der Risikosportler (16 – 2 5 Jahre; vgl. Brymer & Schweitzer, 2013). Darüber hinaus hatten sie bereits we nigstens eine schwere Verletzung erlitten und die meisten gaben an, von dieser auch gelernt zu haben. Wie die Angst © 2016 Hogrefe Verlag
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gefühle bei jüngeren Risikosportlern ohne schwerere Ver letzungserfahrung erlebt werden, soll in weiteren Untersu chungen geklärt werden. Die vorliegende Studie hat ebenfalls ergeben, dass die sonst dominanten, eher intrinsischen Anreize wie Kompe tenzerleben durch extrinsische Anreize wie Ehre und Plat zierung unter Umständen ersetzt werden können. Wurden die Sportler vor die Wahl gestellt, eine sichere Linie zu wählen und dadurch die Freeride World Tour zu gewinnen oder eine einzigartige doch anspruchsvollere Linie zu fah ren und dadurch den Sieg zu riskieren, wählten sie viel häufiger die sichere Variante. Sie gaben explizit an, der Ti tel habe Priorität. Nur zwei Fahrer äußerten, sie würden die einzigartige Linie wählen, weil sie für sich neue Gren zen setzen und etwas Besonderes schaffen möchten. Inter essanterweise befand sich einer der beiden Fahrer wäh rend seiner professionellen Kariere in einer ähnlichen Situation und hat damals tatsächlich die einzigartige, doch anspruchsvollere Variante gewählt (und ist leider ge stürzt). Dadurch hatte er zwar nicht den FWT Gesamtsieg verloren, dieser war außer Reichweite, aber doch den Sieg beim renommiertesten Wettkampf am Bec des Rosses in Verbier. Die Mehrheit der Athleten scheint allerdings eine eher pragmatische Einstellung übernommen zu haben. In wieweit sie dabei durch ihre Professionalisierung „kor rumpiert“ wurden (siehe Deci, 1971; Deci, Koestner & Ryan, 1999) kann in weiteren Untersuchungen geklärt werden, indem professionelle Athleten und Amateure mit ähnlichen Szenarien konfrontiert und miteinander vergli chen werden. Zusammenfassend hat die Untersuchung ergeben, dass die Meisterung steiler, schwieriger Hänge und die erleb nisintensivierenden Gefühle bevor, während und nach der Fahrt zentral für die Motivation zum Freeride-Skifahren sind. Die motivationale Kraft dieser Anreize wird aber un ter bestimmten Umständen geschwächt: Zum einen wenn die Gefahr als zu hoch eingestuft wird. In einem solchen Fall wird die Situation möglichst vermieden oder es wird weit unter dem Limit gefahren. Und zum anderen wenn extrinsische Anreize, wie Ergebnis und Platzierung dem Sportler sehr viel bedeuten. Es wird dann nicht mehr als nötig riskiert, weil nicht das Austesten eigenen Könnens, sondern das Ergebnis im Mittelpunkt steht. Eine weitere Erkenntnis dieser Untersuchung ist, dass zusätzlich zu Rheinberg’s (1996) Anreiztrias das Naturerlebnis und das Freiheitsgefühl zu bedeutenden Anreizen gehören. Es bleibt derzeit offen, ob und inwieweit sich diese Anreize in anderen Risikosportarten ebenfalls als relevant erkennen lassen. Wir haben aus der Studie gelernt, dass bestimmte An reizkategorien besonders relevant für das Betreiben der Risikosportart Freeride-Skifahren zu sein scheinen. Dies lässt mögliche Implikationen für die Praxis ziehen. Zum © 2016 Hogrefe Verlag
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einen kann durch die Diagnostik der Leistungsmotivation (Kompetenzerleben) und des Sensation Seeking (erregen de Bedrohungswahrnehmung) der Antrieb einer Person zum Betreiben der Risikosportart über einen längeren Zeitraum vorhergesagt werden. Zum anderen können die relevanten Anreizklassen in der Werbetätigkeit von z. B. Skischulen, Bergführern oder Reise-/Sportveranstaltern, die Freeride-Skifahren anbieten, gezielt angesprochen werden, um Menschen für diese Sportart zu begeistern.
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Thomas Stops Keller Sports GmbH Balanstraße 73/H.24 81541 München thomas.stops@googlemail.com Peter Gröpel (korrespondierender Autor) Lehrstuhl für Sportpsychologie Technische Universität München Georg-Brauchle-Ring 60/62 80992 München Peter.groepel@tum.de
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Anhang Interviewleitfaden Abschnitt 1 (Fragen zum Freeride-Skifahren) 1 Bitte charakterisieren Sie Freeride-Skifahren aus Ihrer Sicht. Nennen und erläutern Sie also bitte die Punkte, die in Ihren Augen essentiell für diesen Sport sind. 2 Worin unterscheidet sich Ihrer Meinung nach der Bewegungsablauf des breitensportlichen, alpinen Skifahrens von dem des Freeride-Skifahrens? 3 Was reizt Sie konkret am Bewegungsablauf des Freeride-Skifahrens? 4 Wie empfinden Sie riskante Momente in Ihrem Sport (z.B. hauptsächlich hemmend, antreibend, irrelevant, etc.)? Bitte begründen Sie Ihre Antwort kurz. 5 Was genau reizt Sie daran, immer extremeres und anspruchsvolleres Gelände zu befahren? Abschnitt 2 (Szenarien) 6 Nehmen Sie es in Kauf, bei einer Line scheitern zu können, um auszutesten, was Sie fahrerisch leisten können? Bitte begründen Sie Ihre Antwort kurz. 7 Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie stehen am Start des Verbier Xtreme und führen die Freeride World Tour-Gesamtwertung nach Punkten an3. Sie haben zwei Lines gesichtet. Die erste ist eine sichere Line, von der Sie wissen, dass Sie sie im Normalfall leicht bewältigen können und damit zwar nicht beim Verbier Xtreme, aber die FWT-Gesamtwertung gewinnen. Die zweite Line ist eine ganz neue, die vor Ihnen noch kein anderer gesich tet hat und die sehr spektakulär aber auch extrem anspruchsvoll erscheint. Zwar trauen Sie sich zu, diese Line fahren zu können, Sie erkennen aber auch, dass die Chance zu stürzen recht groß ist. Denn es gibt einige Stellen und Sprünge, die Sie sehr sauber fahren müssen. Stürzen Sie, ist der Sieg beim Verbier Xtreme unerreichbar und auch der Sieg der FWT-Gesamtwertung ist stark in Gefahr. Bleiben Sie fehlerfrei g ewinnen Sie nicht nur beim Verbier Xtreme, sondern auch die FWT Gesamtwertung und haben dazu eine neue Line gezeigt, die an Schwie rigkeit alles überbietet, was Sie vorher gefahren sind. Welche Line wählen Sie? Bitte begründen Sie Ihre Antwort kurz. 8 Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Bei großen Wettkämpfen und Filmen ist es egal, ob Sie Tricks wie Back flips, Rotationen etc. miteinbauen. Freestyle-Elemente spielen weder bei Judges noch beim Publikum eine ent scheidende Rolle. Würden Sie solche Elemente trotzdem in Ihre Lines miteinbauen? Bitte begründen Sie Ihre Antwort kurz. Abschnitt 3 (Weitere Sportarten) 9 Welche Sportarten betreiben Sie neben dem Skifahren? Bitte begründen Sie kurz, warum Sie gerade in diesen Sportarten noch aktiv sind. 10 Falls Sie nicht mehr Skifahren könnten, aber jeden anderen Sport (außer Schnee-Sportarten) betreiben dürften, durch welchen würden Sie das Skifahren ersetzen? Bitte begründen Sie Ihre Antwort kurz. Abschnitt 4 (Sportrelevante Verletzungen) 11 Wie viele, in Ihren Augen schwere Verletzungen haben Sie bisher in Ihrer Karriere erlitten? Nennen Sie diese Verletzungen bitte kurz. 12 Bitte geben Sie an, wie lange Sie aufgrund dieser Verletzungen schon in etwa pausieren mussten. 13 Haben Sie die Verletzungen in irgendeiner Weise beeinflusst? Wenn ja, in welcher Weise?
Verbier Xtreme ist traditionell jedes Jahr der letzte Wettkampf der FWT-Saison. Der Sieger der FWT-Gesamtwertung einer Saison ist automatisch Freeride-Weltmeister dieses Jahres.
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Sportpsychologie Digest Ein perfektes Team – Welchen Einfluss hat Mannschafts-Perfektionismus auf die Teamleistung? Perfektionismus ist in der Natur des Leistungssport fest verankert und in vielen Sportarten eine verbreitete Komponente der athletischen Identität. Das multidimensionale Merkmal mit seiner funktionalen Dimension („perfectionistic standards/strivings“) und seiner dysfunktionalen Dimension („perfectionistic concerns“) wurde bisher meist in Bezug auf die individuelle Ausprägung erfasst. Bei Paaren zeigen sich allerdings Befunde, die dieser klaren Einteilung widersprechen. In der Forschung auf dem Gebiet des Perfektionismus wird dennoch von einer Übertragbarkeit des Merkmals auf Gruppen ausgegangen. Die Analyse des Mannschafts-Perfektionismus ist daher für die Wahrnehmung des Konstrukts in der Sportpraxis und der Trainingslehre von großer Bedeutung. Hill et al. (2014) befassen sich mit dem Verhältnis zwischen Perfektionismus und Leistung auf der Mannschaftsebene. Um Perfektionismus bei Sportmannschaften zu erfassen, verwenden sie die MPS von Hewitt & Flett (1991) mit den beiden funktionalen Subskalen, selbstbezogener („self-oriented perfectionism“) und auf andere bezogener Perfektionismus („other-oriented perfectionism“), und der dysfunktionalen Subskala des sozialvorgeschriebener Perfektionismus („socially prescribed perfectionism“). Die Facette des auf andere bezogenen Perfektionismus wird zur Unterkategorie auf Teamkollegen bezogener Perfektionismus umformuliert. Hohe Erwartungen sind ausschließlich an die eigenen Mannschaftskameraden gerichtet („team-oriented perfectionism“). Gleiches geschieht mit der Dimension des sozialvorgeschriebenen Perfektionismus. In der Subskala des von Teamkollegen vorgeschriebenen Perfektionismus erwarten Mannschaftkameraden vermeintlich übertrieben hohe Ziele von der eigenen Person („team-prescribed perfectionism“). Selbstbezogener Perfektionismus bleibt auf Grund seiner personalen Wirkungsweise unverändert. Das dadurch entstandene Messinstrument wurde von 231 männlichen und weiblichen Ruderern aus 36 Mannschaften vor Beginn eines Verfolgungswettkampfs bearbeitet. Zusätzlich wurde die Leistung der Mannschaften durch die relativen Veränderungen der Platzierungen an den vier Wettkampftagen ermittelt. Die Mehrebenenanalyse zwischen Mannschafts-Perfektionismus und dem sportlichen Abschneiden zeigt nach Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 26–28
den Kriterien des Modell-Fit hohe Erklärungskraft. Die Subskala des durch Teamkollegen vorgeschriebenen Perfektionismus offenbarte weder für die Leistung der Rudermannschaft noch für den Perfektionismus-Wert des Teams einen Effekt. Die weitere Auswertung der Perfektionismus-Leistungs-Regression zeigte bei einer hohen Ausprägung des selbstbezogenen Perfektionismus eine signifikante Verbesserung in der Platzierung des Bootes über den gesamten Verfolgungswettkampf. Jedoch ist der Effekt des selbstbezogenen Perfektionismus für das Thema des Mannschafts-Perfektionismus durch den geringen Einfluss der individuellen Ausprägung der Athleten auf die Varianz der Mannschaft nur mit Einschränkungen zu interpretieren. Die dritte Unterkategorie Auf Teamkollegen bezogener Perfektionismus erwies sich für die Relation zwischen Perfektionismus und Leistung ebenfalls als förderlich. Darüber hinaus zeigt sich ein Zusammenhang zwischen individuellem Teambezogenen Perfektionismus und der Mannschaftsausprägung dieser Subskala. Die Studie befürwortet die Unterteilung in eine funktionale und eine dysfunktionale Dimension auch im Hinblick auf mannschaftlichen Perfektionismus. Besonders auf Teamkollegen bezogener Perfektionismus wirkt sich leistungsoptimierend auf das Verhalten einer Mannschaft aus. Es stellt sich allerdings die Frage, ob eine Umformulierung des selbstbezogenen Perfektionismus auf eine personal zielorientierte Version des Teambezogenen Perfektionismus zur Erfassung des Mannschafts-Perfektionismus nicht ebenfalls notwendig gewesen wäre. Zudem wäre in weiteren Analysen zur Thematik des Mannschafts-Perfektionismus ein Studienaufbau mit getrennter individueller und geschlossener Leistungserfassung zum differenzierteren Verständnis des Merkmals förderlich. Hewitt, P. L., & Flett, G. L. (1991). Perfectionism in the self and social contexts: Conceptualization, assessment, and association with psychopathology. Journal of Personality and Social Psychology, 60, 456 – 470. DOI: 10.1037/0022-3514.60.3.456 Hill, A. P., Stoeber, J., Brown, A., & Appleton, P. R. (2014). Team perfectionism and team performance: A prospective study. Journal of Sport & Exercise Psychology, 36, 303 – 315. DOI: 10.1123/ jsep.2013-0206 Simon Blaschke TU München © 2016 Hogrefe Verlag
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Embodied Cognition im Unterricht: Eine Verhaltens-, Neuroimagingund Feldstudie In den letzten Jahren kam es zu einem rapiden Wandel vieler Unterrichtsmethoden – weg von traditionellem Unterricht, hin zu virtuellen Lernumgebungen (Allen & Seaman, 2010). Diese virtuellen Lernumgebungen werden oft mit vielen Vorteilen assoziiert, unter anderem weil sie weder die physische Präsenz der Schüler, noch die des Lehrers benötigen. Dabei wird jedoch ein wesentlicher Kernpunkt nicht beachtet: Während des virtuellen Lernens erfahren die Schüler die zu erlernenden Konzepte nicht physisch, sondern nur durch rein visuell-kognitive Prozesse. Im Widerspruch zu dem vermehrten Einsatz solcher rein visuell-kognitiver Lernmethoden prognostizieren Embodied Cognition Theorien einen Lernvorteil durch die physische Erfahrung der zu erlernenden Konzepte. Laut Embodied Cognition Theorien führt Lernen, welches neben rein kognitiven auch motorische Prozesse mit einbezieht, zu einem sich verbindenden Netzwerk aus prä frontalen, sensorischen, und motorischen Systemen (Barsalou, Kyle Simmons, Barbey, & Wilson, 2003) – Je stärker dieses Netzwerk, desto effizienter die Reaktivierung der gelernten Informationen bei erneutem Abruf. Vor diesem Hintergrund untersucht die hier vorgestellte Studie von Kontra et al. (2015) den Unterschied zwischen dem Erlernen eines neuen, physikalischen Konzeptes durch (a) Beobachtung und (b) körperliche Erfahrung. Dafür sollten Schüler das Konzept des Drehimpulses lernen. In unserem Alltag begegnen wir diesem Konzept zum Beispiel wenn wir beobachten, dass ein sich bewegendes Fahrrad stabiler ist als ein stehendes. Um die Eigenschaften des Drehimpulses physisch zu erfahren, hielten die Schüler zwei sich drehende Fahrradreifen an ihrer Achse. Ein Laserpointer, der an der Achse der Fahrradreifen montiert wurde, visualisierte das durch das Kippen des Fahrradreifens entstehende Drehmoment. Die Schüler sollten nun die Achse von horizontal nach vertikal kippen und gleichzeitig versuchen den Laserpointer auf eine vertikale Linie an der Wand gerichtet zu halten. In zwei Studien wurden die Leistungen der Schüler verglichen, nachdem der Drehimpuls entweder (a) beobachtet oder (b) körperlich erfahren wurde. In einer zusätzlichen, dritten Studie versuchten die Wissenschaftler durch fMRI (functional magnetic resonance imaging) die neuronalen Korrelate der verschiedenen Lernformen he-
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rauszufinden. Schließlich wurde in einer vierten Studie ein randomisiertes Feldexperiment durchgeführt, bei welchem in einer realen Schulumgebung die langfristigen Folgen von körperlicher Erfahrung beim Lernen erfasst wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass Schüler, welche die Eigenschaften des Drehimpulses physisch erfuhren ein besseres Verständnis des Drehimpulses hatten als Schüler, welche die Eigenschaften des Drehimpulses durch Beobachtung erlernten (Pre- versus Posttest, Studie 1 und 2). Die zusätzliche fMRI Studie zeigte, dass sich die Aktivierung in vorhergesagten sensomotorischen Arealen unterschied und bietet somit ein kausales Modell mit dem Vorhersagen darüber gemacht werden können, wie physische Erfahrung das Verstehen von abstrakten Konzepten verbessert (Studie 3). Die Ergebnisse des abschließenden, randomisierten Feldexperimentes unterstützten die vorherigen, in einem kontrollierten Setting durchgeführten, Studien: Auch in einer realen Schulumgebung schnitten die Schüler, welche den Drehimpuls durch körperliche Erfahrung gelernt hatten, besser ab (Studie 4). Die Studie lässt folgende Schlussfolgerungen zu: Körperliche Erfahrung verbessert das Lernen von naturwissenschaftlichen Konzepten, da bei späterer kognitiver Aktivierung des Wissens sowohl sensorische als auch motorische Systeme mit aktiviert werden. Dieser Lernvorteil bleibt für (mindestens) mehrere Tage bestehen und wird auf andere Kontexte übertragen. Als praktische Konsequenz für den (naturwissenschaftlichen) Unterricht gilt: Direkte körperliche Erfahrung naturwissenschaftlicher Konzepte unterstützt den Lernprozess effektiv und sollte somit in keinem (naturwissenschaftlichen) Unterricht fehlen. Allen, I. E., & Seaman, J. (2010). Class Differences: Online Education in the United States, 2010. Sloan Consortium. Retrieved from http://eric.ed.gov/?id=ED529952 Barsalou, L. W., Kyle Simmons, W., Barbey, A. K., & Wilson, C. D. (2003). Grounding conceptual knowledge in modality-specific systems. Trends in Cognitive Sciences, 7, 84–91. Kontra, C., Lyons, D. J., Fischer, S. M., & Beilock, S. L. (2015). Physical experience enhances science learning. Psychological Science, 26, 737–749. Jonna Loeffler Deutsche Sporthochschule Köln
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Alles nur gemogelt? – Statistische Methoden auf dem Prüfstand Die Lehre der Statistik gehört zu den Grundlagen des Psychologiestudiums. In Vorlesungen werden Studenten Gütekriterien, Analysen und der Wert der Signifikanztestung nahe gebracht. Jedoch gerade letzteres steht, nicht zuletzt seit dem kritischen Artikel von Ioannidis (2005; Stanford University, USA), auf dem Prüfstand. Insbesondere der pWert führt zu Diskussionen. Regina Nuzzo veröffentlichte hierzu 2014 einen Artikel in der Nature, welcher jeden Wissenschaftler, der bislang von sich dachte, sauber geforscht zu haben, zum Nachdenken anregen sollte. Sie führt das historische Argument an, dass Fisher bei der mathematischen Entwicklung des p-Wertes keinen Signifikanztest, sondern lediglich einen Wert zur ökonomischen Einschätzung der vorhandenen Daten im Sinn hatte. Neyman und Pearson konkurrierten zudem mit eigenen statistischen Auswertungsmöglichkeiten und – zumeist – statistisch weniger gut informierte Forscher nannten schließlich sowohl Fishers p-Wert als auch die Teststärke und die Methoden von Neyman und Pearson in einem Atemzug. Dabei wurde dem p-Wert jene bis heute entscheidende Bedeutsamkeit zugeschrieben. Nun führt Nuzzo argumentativ auf, welches Problem die derzeitige Interpretation des p-Wertes mit sich bringt. Berücksichtigt er doch lediglich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Resultat auch durch Zufall erklärt werden kann, wird er heute so interpretiert, dass die Wahrscheinlichkeit eines falsch positiven Resultates unter einem gewissen Prozentsatz liegt. Es werden Rückschlüsse auf eine zugrundeliegende Realität geschlossen; jedoch wird nicht geprüft, wie wahrscheinlich das Auftreten eines Effektes überhaupt ist. Die Wahrscheinlichkeit der Korrektheit einer Hypothese wird außer Acht gelassen; dabei ist sie das eigentlich Bedeutsame einer Studie. Dies hat laut Nuzzo Auswirkungen nicht nur auf die Richtigkeit von Erkenntnissen, sondern auch auf die Replizierbarkeit von Studienergebnissen. Weitere Phänomene, die in diesem Zusammenhang beschrieben werden, stellen die aktuell veröffentlichten Forschungsergebnisse zusätzlich in ein zweifelhaftes Licht: „p-hacking“ und „significance-chasing“: Das Jagen nach signifikanten Ergebnissen und das Verändern der Daten, um die Signifikanzschwelle zu erreichen. Explorative Studien werden im Nachhinein zu hypothesengeleiteten Studien umgedeutet; Daten werden solange getestet, bis die Signifikanz erreicht wird; Ergebnisse werden bereits vor Abschluss von Studien getestet, um sie gegebenenfalls noch in die richtige
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Richtung lenken zu können. Hinzu kommt der Druck durch die meisten Journals, lediglich neue, originelle und vor allem statistisch bedeutsame Studienergebnisse zu publizieren. Was kann gegen dieses Problem getan werden? Nuzzo, führende Statistiker zitierend, erklärt: Nennung von Effektgrößen und Konfidenzintervallen. Auch die Anwendung von Methoden nach Bayes oder die Mehrfachtestung mittels verschiedener Verfahren werden als sinnvoll erachtet. Transparenz zur Möglichkeit der Studienreplikation, die Reformation der Statistiklehre an den Hochschulen, die Selbstverpflichtung zur Datenanalyse ohne p-Hacking im Sinne einer eidesstattlichen Erklärung sind weitere Maßnahmen, die Forscher vorschlagen. Nichtzuletzt deutet Nuzzo auf einen zweistufigen Analyseprozess (nach Gelman), in welchem zunächst explorativ zwei Studien zur Sichtung von interessanten Vorkommnissen in einem Gebiet gemacht werden, um dann im Anschluss im Blick der Öffentlichkeit eine Studie zu planen, welche die erhoffte Bestätigung der Forschungsfrage bringen möge. Letztendlich bleibt jedoch auch bei allen Maßnahmen zu sagen, dass eine grundlegende Veränderung in der Anwendung und Interpretation statistischer Verfahren und damit auch in der Publikationspraxis von wissenschaftlichen Journals notwendig ist. Kritische Aufrufe wie Nuzzos in der Nature oder Ioannidis’ in der PLoS können lediglich den Anfang der Diskussion darstellen – mit einer kritischen Beleuchtung von sportpsychologischen Studienergebnissen im Hinblick auf die Stichprobengröße haben Schweizer und Furley (2016) bereits einen ersten Schritt getan. Nuzzo, R. (2014). Scientific method: Statistical errors. Nature, 506, 150 – 152. Ioannidis, J. P. A. (2005). Why most published research findings are false. PLoS Med, 2 (8): e124. doi:10.1371/journal.pmed.0020124 Schweizer, G. & Furley, P. (2016). Reproducible research in sport and exercise psychology: The role of small sample sizes. Psychology of Sport and Exercise, 23, 114 – 122. Katharina Strahler TU München Zusammengestellt von Felix Ehrlenspiel
DOI: 10.1026/1612-5010/a000158
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Nachrichten aus der asp Glückwünsche Im I. Quartal 2016 feiern Christiane Houben, Cord Bitter, Ralf Stutzke und Andreas Marlovits ihren 50., Eva Pfaff ihren 55. und Bernd Alrich seinen 60. Geburtstag.
Neue Mitglieder Jana Acker, Saarbrücken Stefanie Elsner, Köln Dominic-Nicolas Gansen-Ammann, Köln Hillmar Grabow, Kiel Martin Klämpfl, München Sarah Kölling, Bochum Jonna Löffler, Köln Frank Muller, Berlin Nizar Nakhleh, Köln Peter Raidl, Wien (A) Josephine Schapat, Wolgast Linda Schücker, Münster Ricarda Stern, Kassel Svenja Wachsmuth, Loughborough (GB) Kerstin Wegener, Frankfurt Änne Wetzel, Paderborn
The integrative role of sport – what can research contribute? PhD Kurs an der Universität Kopenhagen vom 7. – 11. November 2016 Vom 7. bis 11. November 2016 richtet das Department of Nutrition, Exercise and Sports an der Universität Kopenhagen einen Doktorandenkurs zum Thema Sport und Integration aus. Der Kurs besteht aus Hauptvorträgen von Expertinnen und Experten. Es werden Antonis Hatzigeorgiadis (Universität Thessaly) und Sine Agergaard (Aarhus University) zu Migration, Brett Smith (University of Birmingham) zu Disability, Gertrud Pfister (Universität Kopenhagen) zu Gender, Adam Evans (Universität Kopenhagen) zu Ageing und Dominic Malcolm (Loughborough © 2016 Hogrefe Verlag
University) zu Health vortragen. Ferner wird Xavier Sanchez (Cumbria University) einen sechsstündigen Workshop zum Thema, wie man sein erstes Manuskript für die Einreichung bei einer sportpsychologischen bzw. sport soziologischen Zeitschrift vorbereitet, durchführen. Bei diesem Workshop wird es auch die Möglichkeit geben, Fragen direkt an die Herausgeberinnen und Herausgeber von verschiedenen Zeitschriften zu richten. Neben den Vorträgen der Expertinnen und Experten und dem Workshop bietet der Kurs auch die Möglichkeit, sein eigenes Promotionsprojekt vorzutragen und Feedback zu erhalten. Ferner können individuelle Gesprächstermine mit den Expertinnen und Experten im Rahmen des Kurses vereinbart werden. Anmeldefrist ist der 15. August 2016. Ich würde mich über die Teilnahme von zahlreichen Promovierenden aus dem deutschsprachigen Raum sehr freuen! Mehr Informationen gibt es unter http://nexs.ku.dk/english/calendar/2016/phd-course_ anne-marie-elbe/ Anne-Marie Elbe Universität Kopenhagen
Problemlösung und Kreativität Institut für Kognitions- und Sportspielforschung erhält Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für ein Projekt mit holländischen Kollegen Nach links mit der Außenseite oder rechts mit der Innenseite passen? Dribbeln mit oder ohne Finte oder kurzfristig doch den langen Ball in die Spitze spielen? Im Laufe eines Fußballspiels und auch bei anderen Sportspielen und Sportarten müssen Sportler/innen innerhalb kürzester Zeit äußerst adapative und zum Teil originelle motorische Lösungen zeigen. Man spricht hierbei von der Kompetenz „motor creativity“, motorische Bewegungsaufgaben flexibel zu lösen – eine entscheidende Eigenschaft in der Motorik, beim motorischen Lernen und auch generell im Sport. Gleichwohl ist dies ein wenig erZeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 29–31
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forschtes Gebiet im Bereich der Bewegungswissen schaften und Sportpsychologie, welches bislang auch in der Talentidentifikation und Talententwicklung im Leistungssport und der Sportlehrerausbildung weitgehend ignoriert wurde. Gleichzeitig gibt es aber einen dringenden Bedarf in den Kognitionswissenschaften, die Passung von Problemlösungsparadigmen und Kreativitätsmodellen in realitätsnahen Aufgabenbereichen zu prüfen. Für ein Forschungsprojekt, welches sich diesem Thema widmet, hat das Institut für Kognitions- und Sportpspielforschung der DSHS nun eine Zusage für eine Forschungsförderung bekommen. Der Titel des Projektes lautet: „Finding appro priate and original solutions: An investigation into personal and situational factors that influence motor problem solving and creativity“. Es zielt darauf ab, Motorikforschung und Kognitionswissenschaft stärker miteinander zu verbinden. Dazu sollen validierte Kreativitätstest in bewegungsintensiven Settings eingesetzt werden. Beispielsweise wird untersucht, ob individuelle Unterschiede hinsichtlich bewegungsrelevanter Problemlösung dadurch zustande kommen, dass Unterschiede in der Aufmerksamkeitsbreite und des Arbeitsgedächtnisses auf kreative Prozesse einwirken. Zudem wird die Beziehung zwischen kognitiver und bewegungsrelevanter Kreativität im Verlauf der Lebenspanne (Zielgruppe: Kinder, ältere Menschen) thematisiert. Final wird der Frage nachgegangen, inwieweit Bewegungslernen das eigene Problemlösungsverhalten und damit die Kreativität fördert, insbesondere im Hinblick auf Trainingsvariationen. Die Forscher vermuten, dass ein Zuwachs von Wissen über Sachverhalte (deklaratives Wissen) dabei eine entscheidende Rolle spielen wird. Das geförderte Projekt zur „Motor Creativity“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen den Niederlanden und Deutschland. Projektleiter auf der deutschen Seite ist Univ.-Prof. Daniel Memmert, Leiter des Instituts für Kognitions- und Sportspielforschung, auf der holländischen Seite Prof. Geert Savelsbergh von der Vrije Universiteit Amsterdam. Weiterer Kooperationspartner ist Dr. John van der Kamp (Vrije Universiteit Amsterdam). Die Open Research Area (ORA) fördert Gemeinschaftsprojekte im Bereich „Social Sciences“ in den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und Großbritannien. Die Projektteams müssen wenigstens zwei dieser Länder beteiligen. Vier nationale Förderorganisationen unterstützen diese internationalen Forschungskooperationen: die Agence Nationale de la Recherche (ANR, Frankreich), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, Deutschland), das Economic and Social Research Council (ESRC, Großbritannien) und die Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek (NWO, Niederlande). Das ORA-Panel hat unter 188 Forschungsanträgen mit hoher Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 29–31
Nachrichten aus der asp
Qualität für die erste Förderperiode 20 Anträge zur Förderung ausgewählt (Quote: 9.4 %). Daniel Memmert Deutsche Sporthochschule Köln
Bericht zur 30. Jahrestagung der Association for Applied Sport Psychology Vom 14. bis 17. Oktober 2015 fand in Indianapolis die 30. AASP-Konferenz statt. Erneut besuchten über 1.000 Teilnehmer die Jahrestagung, auch wenn der Besucherrekord des Vorjahres aus Las Vegas (mehr als 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer) nicht gebrochen wurde. Das Leitmotiv der AASP, das sich auch durch die Tagungsbeiträge zieht, ist ein Theorie-Praxis-Bezug der Angewandten Sportpsychologie. Sportpsychologische (Grundlagen-)Forschung wird in Nordamerika im Rahmen der Naspspa-Tagungen vorgestellt. Der große Praxisbezug spiegelte sich in diesem Jahr vor allem auch in den Keynote-Sessions wider. Dr. Chris Carr reflektierte im Rahmen der „Coleman-Griffith-Lecture“ am Eröffnungstag über seine Erfahrungen als Sportpsychologe vor allem auch mit den Student-Athletes der US-Universitäten. Zwei Vertreter des Dachverbands der US-Unis in Sachen Sport, der NCAA, waren dann für eine Keynote-Session mit dem Titel „Mind, Body & Sport: Understanding and Supporting Student-Athlete Mental Wellness“ zu Gast. Der Hauptsitz der NCAA befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Tagungshotels – die Gelegenheit zum Austausch mit diesem in den USA für die angewandte Sportpsychologie ungemein wichtigen Partner nutzten die AASP-Verantwort lichen um Präsident Rob Schinke aus Kanada. Circa 30 Nationen waren auf der AASP-Tagung vertreten, von den deutschen Sportpsychologie-Professoren fand Oliver Höner 2015 den Weg nach Indianapolis und referierte in einem Arbeitskreis zum Thema Nachwuchsleistungssport. Spannend auch die internationale Perspektive, welche Natalia Stambulova und Tatiana Ryba anlässlich des 50. Jubiläums der ISSP im Rahmen des International Symposiums zeichneten. Im dicht gedrängten Programm der dreieinhalbtägigen Konferenz wurden 15 Symposien, 16 Vortrags-Arbeitskreise, 25 praktische Workshops, zwei Poster-Sessions mit 174 Beiträgen, neun Podiumsdiskussionen und fünf Fortbildungs-Workshops geboten. Auch neue Formate wie die „5 Slides in 5 Minutes“ wurden ausprobiert. Und mit dem Keynote-Panel rund um Anwendung von psychophysiologischen Trainings- und Diagnoseverfahren war die AASP-Organisa © 2016 Hogrefe Verlag
Nachrichten aus der asp
tion absolut am Puls der Zeit. Abgerundet wurde das Programm durch zahlreiche Committee-Meetings, Treffen von Special Interest Groups sowie Social Events, wozu neben Welcome- and Closing-Dinner auch ein 5-KilometerFunRun gehörte. Natürlich wurde auch für die große Gruppe an Studierenden einiges geboten: Neben Sessions wie „Meet the Professionals“, einem „Student Quiz“ auch eine große „Program Fair“, wo sich Universitäten potenziellen Studierenden vorstellen können. Kaum vorstellbar, aber trotz des dicht gepackten Programms blieb dennoch Zeit zum vielleicht Wichtigsten, was die Tagung zu bieten hat: dem informellen Netzwerken mit Kolleginnen und Kollegen, zu dem zwischen den Sessions und auch bei den Social Events reichlich Gelegenheit bestand. Die lockere und ungezwungene Art der Amerikaner macht es hier umso leichter ins Gespräch zu kommen. Dass sich die angewandte Sportpsychologie in Deutschland wie auch in den USA rasant entwickelt, belegen die stark steigenden Mitgliederzahlen der AASP und die große Teilnehmerzahl bei den Kongressen. Vor dem Hintergrund einer Gestaltung dieses Prozesses gibt es aber durchaus kontroverse Diskussionen über die Ausrichtung der Organisation und des Berufsfeldes. Die Debatte um Lizenzierung, Ausbildungswege und das Bewegen zwischen den beiden Polen (klinisch) psychologische Ausbildung und sportwissenschaftliche Ausbildung ist ja auch in Deutschland hinlänglich bekannt. Dass es hier viele Chancen, aber keine einfache Pauschallösung gibt, wurde im Rahmen eines sehr emotional geführten „Town Hall-Meetings“ des Focus Area Committees mehr als deutlich. Insgesamt eine spannende Konferenz, die gerade für praktisch arbeitende Sportpsychologen Impulse und Chancen zum Netzwerken bietet. In diesem Sinne: „Save the date!“ für das kommende Jahr: die 31. Jahrestagung der AASP findet dann vom 28. September bis 1. Oktober im Arizona Grand Resort in Phoenix statt. Sebastian Brückner Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland
Mitglieder des asp-Ausbildungs beirats durch asp-Präsidium neu berufen Die ersten zwei Jahre des asp-Ausbildungsbeirats, der Anfang 2014 gegründet wurde, sind vorüber und daher musste satzungsgemäß das asp-Präsidium über die Besetzung für die nächsten zwei Jahre entscheiden. Den Vorsitz übernimmt immer ein Mitglied des asp-Präsidiums, vorzugsweise die oder der asp-Vizepräsident/in für Leistungssport. Im © 2016 Hogrefe Verlag
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asp-Ausbildungsbeirat sind alle relevanten Institutionen vertreten, die sich mit der Weiterbildung in der angewandten Sportpsychologie beschäftigen. U.a, geht es um Zulassungsfragen, aber auch um die inhaltliche Optimierung der asp-Curricula. Die Satzung findet man unter http://www. asp-sportpsychologie.org/content.php?cont=193. Das aspPräsidium dankt allen ausscheidenden Mitgliedern für ihre hervorragende und konstruktive Arbeit. In den asp-Ausbildungsbeirat wurden in der Sitzung des asp-Präsidiums am 23. Februar berufen: Ordentliche Mitglieder: Dr. Babett Lobinger als Vorsitzende des Beirats (asp-Vizepräsidentin für Leistungssport) PD Dr. Gabi Neumann als Vertreterin BISp (Wiederberufung) Prof. Dr. Jan Meyer als Vertreter DOSB (zks) (Wiederberufung) Chris Willis als Vertreter CME (Wiederberufung) Dr. Christian Heiss als Vertreter des asp- Praxisservice (Wiederberufung) Mitglieder mit Gaststatus: Dr. Monika Liesenfeld als Vertreterin des bdp Petra Dahlmann als Vertreterin der Robert-Enke Stiftung Dr. Marion Sulprizio als Vertreterin MentalGestärkt (Wiederberufung) Barbara Halberschmidt Geschäftsstelle asp Münster
In eigener Sache Kontaktadresse für die asp-Nachrichten Bitte senden Sie Ihre Nachrichten und Anfragen an: Dr. Barbara Halberschmidt Universität Münster Institut für Sportwissenschaft Horstmarer Landweg 62b 48149 Münster b.halberschmidt@uni-muenster.de Die Zeitschrift für Sportpsychologie finden Sie im Internet unter http://www.hogrefe.de/produkte/zeitschriften/spo Die Internetadresse der asp lautet: http://www.asp-sportpsychologie.org DOI: 10.1026/1612-5010/a000159 Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 29–31
Gutachterinnen und Gutachter für die Zeitschrift für Sportpsychologie, Jahrgang 2015 Von Oktober 2014 bis September 2015 haben folgende Kolleginnen und Kollegen Manuskripte für die Zeitschrift für Sportpsychologie begutachtet, wofür Ihnen die Herausgeber herzlich danken: Jürgen Beckmann, München Matthias Bischoff, Münster Ulrike Burrmann, Dortmund Stefan Engeser, Kiel Philipp Alexander Freund, Lüneburg Katharina Geukes, Münster Ilse Hartmann-Tews, Köln Oliver Höner, Tübingen Darko Jekauc, Berlin Miguel Kazen, Osnabrück Britta Krüger, Gießen Markus Krüger, Greifswald Katrin Lehnert, Hamburg Babett Helen Lobinger, Köln
Simona Maltese, Landau Jörn Munzert, Gießen Ines Pfeffer, Leipzig Mirko Schmidt, Bern Konrad Schnabel, Berlin Linda Schücker, Münster Harald Seelig, Basel Oliver Stoll, Halle (Saale) Meike Tietjens, Münster Manfred Wegner, Kiel Sabine Würth, Hallein
DOI: 10.1026/1612-5010/a000160
Hogrefe Tagungsplaner Alle Tagungen im Überblick Der Hogrefe Tagungsplaner bietet Ihnen ein umfassendes Verzeichnis von Tagungen, Kongressen und Symposien im Bereich der Psychologie und Psychiatrie.
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Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 32
© 2016 Hogrefe Verlag
Hinweise für Autoren Die Zeitschrift für Sportpsychologie informiert über sportpsychologische Forschung, über Erfahrungen der sportpsychologischen Praxis sowie über die Umsetzung und Nutzung sportpsychologischer Erkenntnisse und Verfahren im Leistungs-, Schul-, Gesundheits- und Breitensport. Die Zeitschrift wendet sich damit sowohl an wissenschaftlich Tätige als auch an praktisch mit sportlicher Betätigung befasste Personen. Einsendung von Manuskripten. Alle Manuskripte sind in elektronischer Form im Editorial Manager unter http://www.editorialmanager.com/spo einzureichen. Detaillierte Hinweise für Autoren finden Sie unter http://www. hogrefe.de/produkte/zeitschriften/spo Urheber- und Nutzungsrechte. Der Autor bestätigt und garantiert, dass er uneingeschränkt über sämtliche Urheberrechte an seinem Beitrag einschließlich eventueller Bildvorlagen, Zeichnungen, Pläne, Karten, Skizzen und Tabellen verfügt, und dass der Beitrag keine Rechte Dritter verletzt. Der Autor räumt – und zwar auch zur Verwertung seines Beitrages außerhalb der ihn enthaltenen Zeitschrift und unabhängig von deren Veröffentlichung – dem Verlag räumlich und mengenmäßig unbeschränkt für die Dauer des gesetzlichen Urheberrechts das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung bzw. der unkörperlichen Wiedergabe des Beitrags ein. Der Autor räumt dem Verlag ferner die folgenden ausschließlichen Nutzungsrechte am Beitrag ein: a) Das Recht zum ganzen oder teilweisen Vorabdruck oder Nachdruck – auch in Form eines Sonderdrucks, zur Übersetzung in andere Sprachen, zu sonstiger Bearbeitung und zur Erstellung von Zusammenfassungen (Abstracts);
b) das Recht zur Veröffentlichung einer Mikrokopie-, Mikroficheund Mikroformausgabe, zur Nutzung im Weg von Bildschirmtext, Videotext und ähnlichen Verfahren, zur Aufzeichnung auf Bildund/ oder Tonträger und zu deren öffentlicher Wiedergabe – auch multimedial – sowie zur öffentlichen Wiedergabe durch Radio- und Fernsehsendungen; c) das Recht zur maschinenlesbaren Erfassung und elektronischen Speicherung auf einem Datenträger (z. B. Diskette, CDRom, Magnetband) und in einer eigenen oder fremden OnlineDatenbank, zum Download in einem eigenen oder fremden Rechner, zur Wiedergabe am Bildschirm – sei es unmittelbar oder im Wege der Datenfernübertragung – sowie zur Bereithaltung in einer eigenen oder fremden Online-Datenbank zur Nutzung durch Dritte; d) das Recht zu sonstiger Vervielfältigung, insbesondere durch fotomechanische und ähnliche Verfahren (z. B. Fotokopie, Fernkopie) und zur Nutzung im Rahmen eines sogenannten Kopienversands auf Bestellung; e) das Recht zur Vergabe der vorgenannten Nutzungsrechte an Dritte in In- und Ausland sowie die von der Verwertungsgesellschaft WORT wahrgenommenen Rechte einschließlich der entsprechenden Vergütungsansprüche. Online-Rechte für Zeitschriftenbeiträge. Hinweise für Autoren zur Online-Archivierung einer elektronischen Version Ihres Manuskriptes finden Sie unter den Autorenhinweisen auf unserer Homepage www.hogrefe.de/produkte/zeitschriften.
Januar 2016
Zeitschrift für Sportpsychologie Zeitschrift für
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Sportpsychologie
Herausgeber Henning Plessner Rouwen Cañal-Bruland Felix Ehrlenspiel Petra Jansen Julia Schüler Karen Zentgraf
Organ der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland e. V.
Wir freuen uns über Ihre Einreichung von Beiträgen für unsere Zeitschrift für Sportpsychologie. Weitere Informationen zur Zeitschrift sowie alle notwendigen Hinweise für die Einreichung von Manuskripten (Autorenhinweise) finden Sie auf unserer Homepage.
www.hogrefe.com/produkte/zeitschriften
© 2016 Hogrefe Verlag
Zeitschrift für Sportpsychologie (2016), 23 (1), 33
Essentials für die Praxis Horst Dilling / Werner Mombour / Martin H. Schmidt / WHO (Hrsg.)
Horst Dilling / Harald J. Freyberger / WHO (Hrsg.)
Taschenführer zur ICD-10Klassifikation psychischer Störungen
Internationale Klassifikation psychischer Störungen ICD-10 Kapitel V (F) – Klinisch-diagnostische Leitlinien
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Der «Taschenführer» enthält die diagnostischen
Psychotherapeuten – Neuauflage entsprechend
Kriterien für die einzelnen psychischen Störun-
der ICD-10-GM 2015.
gen und Störungsgruppen in kommentierter Form. Nach einem kurzen Einführungsabschnitt zu je-
Im Gesamtwerk der Internationalen Klassifikation
der Störung werden die für die Diagnose relevan-
der Krankheiten (ICD) der WHO kommt den psychi-
ten Kriterien aufgeführt und mit Hinweisen zur
schen Störungen eine Sonderstellung zu. Aufgrund
Differenzial- und Ausschlussdiagnostik ergänzt.
der besonderen Anforderungen bei der Klassifika-
Damit umfasst dieser Ansatz sowohl die pragma-
tion psychischer und Verhaltensstörungen gibt die
tische Darstellung der Diagnosen entsprechend
WHO diese offizielle Publikation heraus, mit den
den ICD-10-Forschungskriterien als auch, anstelle
für die praktische Arbeit notwendigen klinischen
der ausführlicheren diagnostischen Leitlinien, die
Beschreibungen und diagnostischen Leitlinien.
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BMS
WHOQOL-100 und WHOQOL-BREF
Beanspruchungs-Mess-Skalen
Handbuch für die deutsch-sprachigen Versionen der WHO Instrumente zur Erfassung von Lebensqualität M. C. Angermeyer / R. Kilian / H. Matschinger
Einsatzbereich: Die BMS können für Berufstätige jeden Alters eingesetzt werden.
Das Verfahren: Der WHOQOL-100 und der WHOQOL-BREF sind Instrumente zur Erfassung der subjektiven Lebensqualität. Der WHOQOL-100 umfasst insgesamt 100 Items, die den Dimensionen Physisches Wohlbefinden, Psychisches Wohlbefinden, Unabhängigkeit, Soziale Beziehungen, Umwelt und Religion/Spiritualität zugeordnet sind. Er sollte vor allem dort eingesetzt werden, wo eine tief greifende Erfassung aller Aspekte von Lebensqualität das primäre Studienziel darstellt. Für Anwendungsbereiche, in denen die Erfassung der Lebensqualität nur eine von mehreren Zieldimensionen bildet, eignet sich die aus 26 Items bestehende Kurzversion WHOQOL-BREF, welche die Dimensionen Physisches Wohlbefinden, Psychisches Wohlbefinden, Soziale Beziehungen und Umwelt erfasst. Beide Instrumente liegen mittlerweile in mehr als 30 Sprachen vor, so dass eine weltweite Vergleichbarkeit von Lebensqualitätsdaten möglich ist. Eine Ergänzung zu diesen beiden Instrumenten bilden die WHOQOL-Wichtigkeitsfragen, die insgesamt 24 Fragen zur subjektiven Wichtigkeit der Fassetten des WHOQOL-100 umfassen. Die für die Auswertung per Computer notwendige, mitgelieferte CD ist unter dem Statistikprogramm SPSS lauffähig; das Inventar kann alternativ aber auch per Hand ausgewertet werden. Bearbeitungsdauer: WHOQOL-100 ca. 30 bis 45 Minuten; WHOQOL-BREF ca. 5 bis 10 Minuten.
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Das Verfahren: Die Beanspruchungs-Mess-Skalen (BMS) erlauben die Ermittlung und Bewertung der Beanspruchungszustände psychische Ermüdung, Monotonie, psychische Sättigung und Stress nach DIN EN ISO 10 075 bzw. DIN SPEC 33418:2014-03. Zwei echte Parallelversionen der BMS mit je 40 dichotomen Items ermöglichen die Erfassung der Beanspruchungswerte zu Beginn (Vormessung) und zum Ende des Arbeitstages bzw. der Schicht (Nachmessung). Dabei sollten jeweils Gruppen (ab 6 Personen) mit gleicher Tätigkeit untersucht werden. Die arbeitsbedingte Beanspruchung kann sowohl über die Differenz von Vor- und Nachmessung als auch über die Ergebnisse der Nachmessung bestimmt werden. Die Ergebnisse der 4 Skalen können 3 Bewertungsstufen des Wohlbefindens („Wohlbefinden“, „leichte“ und „starke Beeinträchtigungen des Befindens“) zugeordnet werden, die Hinweise auf notwendige Gestaltungsbzw. Veränderungsmaßnahmen des Arbeitsplatzes geben. Das Verfahren wird PC-gestützt über das Hogrefe Testsystem (HTS) durchgeführt. Alternativ kann die Durchführung über ausdruckbare Fragebögen erfolgen, die anschließend in das HTS eingegeben werden. Für beide Durchführungsarten erfolgt die anschließende Auswertung ausschließlich über das HTS (Gruppenanalysen sind nur in der HR- und der Clinical-Edition des HTS 5 möglich). Zuverlässigkeit: Die Reliabilitätskoeffizienten liegen im guten bis sehr guten Bereich (r tt .80). Geringfügig niedrigere Werte zeigt die Stressskala. Bearbeitungsdauer: Die Bearbeitungsdauer liegt bei ca. 10 Minuten. H5 207 01
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*HTS 5 benötigt eine HTS 5 - Edition oder eine entsprechende HTS 5 - Jahreslizenz. Weitere Informationen zu den Software-Produkten finden Sie im Bereich eTesting auf unserer Homepage. www.testzentrale.de
Mit dem Unbewussten das Rauchen vergessen
Maja Storch
Rauchpause Wie das Unbewusste dabei hilft, das Rauchen zu vergessen 2. Aufl. 2016. 136 S., 19 Abb., Kt € 16.95 / CHF 21.90 ISBN 978-3-456-85596-7 AUCH ALS E-BOOK
Warum raucht man eigentlich? Warum kann man nicht einfach wieder aufhören? Und warum ist es so qualvoll, mit dem Rauchen aufzuhören? Was hat die Psyche mit dem Rauchen zu tun? Die Erfolgsautorin und Psychologin Maja Storch zeigt in ihrem Buch, dass beim Wunsch, mit dem Rauchen aufzuhören, nicht nur der körperliche Entzug bedacht werden muss. Auch das psychische System, vor allem das Unbewusste, muss damit einverstanden sein, denn die Zigarette hat meistens auch mit persönlicher Identität zu tun. Storch zeigt, dass das Rauchen durch unbewusste Lernvorgänge mit positiven Erinnerungen verknüpft ist, die – oft unbemerkt – zu einem Bestandteil
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der eigenen Identität werden. Daher ist nicht nur der körperliche Entzug ein Thema sondern auch die Neuorganisation des gesamten psychischen Systems: Es braucht eine neue Identität, die sich auch ohne das Rauchen gut und «komplett» anfühlt. In «Rauchpause» werden anschaulich die theoretischen Grundlagen, die zum Verständnis dieser Zusammenhänge benötigt werden, erläutert. Anschließend wird anhand des amüsanten Beispiels der Autorin selbst und weiterer Fallbeispiele gezeigt, mit welchen Schritten ein qualfreier, identitätsgerechter Neubeginn in die lebenslange Rauchpause eingeleitet werden kann.
Heinz Schuler / Patrick Mussel
Ralf Stegmaier
Management von Veränderungsprozessen
Einstellungsinterviews vorbereiten und durchführen Heinz Schuler Patrick Mussel
Einstellungsinterviews vorbereiten und durchführen
Ralf Stegmaier
Praxis der Personalpsychologie
Management von Veränderungsprozessen
Praxis der Personalpsychologie
(Reihe: „Praxis der Personalpsychologie“, Band 32) 2016, VI/139 Seiten, € 24,95 / CHF 32.50 (Im Reihenabonnement € 19,95 / CHF 26.90) ISBN 978-3-8017-2397-2 Auch als eBook erhältlich
(Reihe: „Praxis der Personalpsychologie“, Band 33) 2016, VII/138 Seiten, € 24,95 / CHF 32.50 (Im Reihenabonnement € 19,95 / CHF 26.90) ISBN 978-3-8017-2684-3 Auch als eBook erhältlich
Der Band bietet einen fundierten und kompakten Überblick zum Thema „Einstellungsinterview“ und gibt hilfreiche Anregungen für die Vorbereitung und Durchführung von Vorstellungsgesprächen für die Personalauswahl.
Dieser Band bietet einen Überblick zu Phasen, Schritten, Handlungsfeldern und erprobten Methoden des Change Managements.
Karin de Galan
Gruppen souverän leiten Wie Trainer Stolpersteine erkennen und mit schwierigen Situationen umgehen können Karin de Galan
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Synergetisch beraten im beruflichen Kontext
Christiane Schiersmann
Selbstorganisation sichtbar machen
Christiane Schiersmann / Johanna Friesenhahn / Ariane Wahl
Synergetisch beraten im beruflichen Kontext Selbstorganisation sichtbar machen
Johanna Friesenhahn Ariane Wahl
Wie Trainer Stolpersteine erkennen und mit schwierigen Situationen umgehen können
Systemische Praxis
2016, 217 Seiten, € 26,95 / CHF 35.90 ISBN 978-3-8017-2678-2 Auch als eBook erhältlich
(Reihe: „Systemische Praxis“, Band 6). 2015, 118 Seiten, € 24,95 / CHF 32.50 ISBN 978-3-8017-2608-9 Auch als eBook erhältlich
Das Buch zeigt anhand von fünf Konzepten aus der Psychologie und zahlreichen Beispielen, wie Trainer schwierige Situationen erkennen und diese souverän meistern können.
Das Buch beschreibt, wie professionelle Berater komplexe Veränderungsprozesse von einer (unerwünschten) Ausgangssituation hin zu einem erwünschten Ziel planen, gestalten und sichtbar machen können.
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Markus Hess · Christiane Weller Herbert Scheithauer
Fairplayer.Sport: Soziale Kompetenz und Fairplay spielerisch fördern Ein Programm für das Fußballtraining mit 9- bis 13-Jährigen mit CD-ROM
Markus Hess / Christiane Weller / Herbert Scheithauer
Fairplayer. Sport: Soziale Kompetenz und Fairplay spielerisch fördern Ein Programm für das Fußballtraining mit 9- bis 13-Jährigen
Karen Zentgraf · Jörn Munzert (Hrsg.)
Kognitives Training im Sport
Karen Zentgraf / Jörn Munzert (Hrsg.)
Kognitives Training im Sport
SPORTPSYCHOLOGIE
2015, 166 Seiten, Großformat, inkl. CD-ROM, € 44,95 / CHF 55.90 ISBN 978-3-8017-2559-4 Auch als eBook erhältlich
(Reihe: „Sportpsychologie“, Band 8) 2014, 261 Seiten, € 29,95 / CHF 39.90 ISBN 978-3-8017-2440-5 Auch als eBook erhältlich
Fairplayer.Sport wurde 2011 mit dem European Crime Prevention Award und 2012 mit dem Fairplaypreis des Deutschen Sports ausgezeichnet.
Der Band zum Training im Sport liefert einen aktuellen Überblick zu den Grundlagen und Anwendungsbereichen sportbezogener Kognitionen.
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Norbert Hagemann / Maike Tietjens / Bernd Strauß (Hrsg.)
Psychologie der sportlichen Höchstleistung
Nadja Schott / Jörn Munzert (Hrsg.)
Motorische Entwicklung
Grundlagen und Anwendungen der Expertiseforschung im Sport ,)(+-),2 !(%( "
(Reihe: „Sportpsychologie“, Band 3) 2007, 281 Seiten, € 29,95 / CHF 39.90 ISBN 978-3-8017-2033-9 Auch als eBook erhältlich
(Reihe: „Sportpsychologie“, Band 5) 2010, 289 Seiten, € 29,95 / CHF 39.90 ISBN 978-3-8017-1765-0
Ein internationales Autorenteam befasst sich mit den kognitiven, emotionalen und motivationalen Bedingungen, die für sportliche Höchstleistungen eine Rolle spielen.
Das Buch liefert einen umfassenden Überblick zu Grundlagen, Gegenstand und Anwendungsbereichen der motorischen Entwicklung über die Lebensspanne.
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