Zeitschrift für Sportpsychologie

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25. Jahrgang / Heft 1 / 2018

Zeitschrift f端r

Sportpsychologie

Herausgeber Julia Sch端ler Rouwen Ca単al-Bruland Felix Ehrlenspiel Chris Englert Norbert Hagemann Daniel Memmert

Organ der Arbeitsgemeinschaft f端r Sportpsychologie in Deutschland e. V.


Unsere Buchtipps Karreman

Wie gewinnt man das Vertrauen einer Gruppe? Wie entsteht in einem Training eine Atmosphäre, die Platz für Kreativität und persönliche Offenheit lässt? Wie können Sie als Trainer oder Gruppenleiter den Teamgeist unterstützen? Und wie sorgen Sie dafür, dass Sie die Aufmerksamkeit eines großen Publikums bekommen und auch aufrechterhalten? In diesem Buch finden Sie über 100 aktivierende Übungen, die ein Team oder eine Gruppe in Schwung bringen und die im Laufe eines Trainings oder eines Seminars als Katalysator fungieren können.

100 Warm-ups für Trainings und Seminare

Marcel Karreman

100 Warm-ups für Trainings und Seminare Aktivierende Übungen für Gruppen und Teams

Aktivierende Übungen für Gruppen und Teams

Wie Trainer Stolpersteine erkennen und mit schwierigen Situationen umgehen können

2018, 209 Seiten, € 24,95 / CHF 32.50 ISBN 978-3-8017-2895-3 Auch als eBook erhältlich

Gruppen souverän leiten

Karin de Galan

Gruppen souverän leiten Wie Trainer Stolpersteine erkennen und mit schwierigen Situationen umgehen können

2016, 217 Seiten, € 26,95 / CHF 35.90 ISBN 978-3-8017-2678-2 Auch als eBook erhältlich

9 783801 728953

Das Buch enthält über 100 aktivierende Übungen, die ein Team oder eine Gruppe in Schwung bringen und die im Laufe eines Trainings oder eines Seminars als Katalysator fungieren können. Die Warm-up-Übungen können u. a. zum Kennenlernen, zum Aufbau von Vertrauen und Zusammenhalt, zur körperlichen Aktivierung, zur Förderung von Konzentration und Wahrnehmung, zur Interaktion, zur Förderung von Spontanität und kreativem Denken, zur Führung und Konfliktbewältigung und zum Teambuilding eingesetzt werden.

Anhand von bekannten Konzepten aus der Psychologie, wie z. B. der kognitiven Dissonanz, der Transaktionsanalyse oder der Rational Emotiven Therapie, analysiert die Autorin problematische Situationen, die bei Gruppentrainings auftreten können. Sie zeigt anhand von zahlreichen Beispielen Wege auf, wie Trainer, Berater und Coaches solchen Situationen begegnen und zurück in ihre professionelle Rolle finden können.

Miriam Deubner-Böhme / Uta Deppe-Schmitz

Deubner-Böhme / Deppe-Schmitz

www.hogrefe.com

ISBN 978-3-8017-2895-3

Coaching mit Ressourcenaktivierung Ein Leitfaden für Coaches, Berater und Trainer

Coaching mit Ressourcenaktivierung

Göttingen · Bern · Wien · Oxford · Paris Boston · Amsterdam · Prag · Florenz Kopenhagen · Stockholm · Helsinki · Oslo Madrid · Barcelona · Sevilla · Bilbao Saragossa · São Paulo · Lissabon

Karin de Galan

100 Warm-ups für Trainings und Seminare

Zunächst wird erklärt, was genau unter Warm-ups und körperaktivierenden Übungen zu verstehen ist und wann diese Übungen eingesetzt werden können. Anschließend werden 103 Warm-ups für verschiedene Einsatzbereiche vorgestellt: Übungen zum Kennenlernen, zum Aufbau von Vertrauen und Zusammenhalt, zur körperlichen Aktivierung, zur Förderung von Konzentration und Wahrnehmung, zur Interaktion und Introspektion, zur Förderung von Spontanität und kreativem Denken, zur Führung und Konfliktbewältigung, zum Teambuilding sowie zum Abschluss einer Gruppenarbeit. Das Buch ist ein hervorragender Begleiter für Trainer, Seminarleiter, Moderatoren, Referenten, Lehrer, Führungskräfte und für alle, die inspirierende und aktivierende Momente in ihrer Arbeit mit Gruppen schaffen wollen.

Hogrefe Verlagsgruppe

Marcel Karreman

Miriam Deubner-Böhme Uta Deppe-Schmitz

Coaching mit Ressourcenaktivierung Ein Leitfaden für Coaches, Berater und Trainer

2018, 164 Seiten, inkl. CD-ROM, € 34,95 / CHF 45.50 ISBN 978-3-8017-2790-1 Auch als eBook erhältlich

Ressourcenaktivierung wirkt sich positiv auf Veränderungsprozesse aus. Im ressourcenorientierten Coaching lernen Klienten, ihr vorhandenes Ressourcenpotenzial optimal zu nutzen und für herausfordernde Situationen im Alltag und im Berufsleben gezielt einzusetzen. Das Buch vermittelt Coaches, Beratern und Trainern eine Vielzahl von Methoden, verfügbare und verborgene Ressourcen bei Klienten zu erkennen und mit ihnen zu arbeiten. Beispiele aus der Coaching-Praxis veranschaulichen das Vorgehen.

www.hogrefe.com

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Uta Deppe-Schmitz Miriam Deubner-Böhme

100 Karten für das Coaching mit Ressourcenaktivierung

Uta Deppe-Schmitz / Miriam Deubner-Böhme

100 Karten für das Coaching mit Ressourcenaktivierung 2018, Kartenbox mit 100 Karten und 16-seitigem Booklet, € 29,95 / CHF 39.90 ISBN 978-3-8017-2892-2

Ressourcenaktivierung wirkt sich positiv auf Veränderungsprozesse aus und stärkt die Gesundheit. Das Kartenset beinhaltet 70 farbige Fotokarten und 30 Fragekarten mit ressourcenaktivierenden Aspekten, die sich ideal im Coaching, bei der Beratung, im Training und in der Psychotherapie einsetzen lassen. Gezeigt werden Übungen zum Entdecken und zum Aktivieren von Ressourcen. Im beiliegendem Booklet werden kurz die Einsatzmöglichkeiten beschrieben.


Zeitschrift für

Sportpsychologie

Jahrgang 25 / Heft 1 / 2018 Organ der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland e. V., zugleich Organ der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs)


Herausgeberin

Prof. Dr. Julia Schüler, Universität Konstanz, Fach Sportwissenschaft, Sportpsychologie, Universitätsstraße 10, 78464 Konstanz

Redaktionsmitarbeiter

Dr. Wanja Wolff

Mitherausgeber

Prof. Dr. Rouwen Cañal-Bruland, Jena

Prof. Dr. Norbert Hagemann, Kassel

Dr. Felix Ehrlenspiel, München

Prof. Dr. Daniel Memmert, Köln

PD Dr. Chris Englert, Bern Wissenschaftlicher Beirat

Gründungsherausgeber

Prof. Dr. Dorothee Alfermann, Leipzig

Prof. Dr. Henning Plessner, Heidelberg

Prof. Dr. Jürgen Beckmann, München

Prof. Dr. Markus Raab, Köln

Prof. Dr. Reinhard Fuchs, Freiburg

Prof. Dr. Wolfgang Schlicht, Stuttgart

Prof. Dr. Frank Hänsel, Darmstadt

Prof. Dr. Bernd Strauß, Münster

Prof. Dr. Jörn Munzert, Gießen

Prof. Dr. Andreas Wilhelm, Kiel

Prof. Dr. Peter Schwenkmezger („Sportpsychologie“, ab 1987) Prof. Dr. Wolfgang Schlicht („psychologie und sport“, ab 1994) Prof. Dr. Bernd Strauß („Zeitschrift für Sportpsychologie“, ab 2004)

Hinweise für Autoren

Die Richtlinien zur Manuskriptgestaltung und Hinweise für Autoren können unter http://www.hogrefe.com/j/spo mit Acrobate Reader heruntergeladen werden.

Verlag

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Merkelstraße 3, 37085 Göttingen, Postfach 37 51, 37027 Göttingen, Tel. 0551 99950 0, Fax 0551 99950 111, verlag@hogrefe.de, Redaktion: journals@hogrefe.de, http://www.hogrefe.de, Verleger: Dr. G.-Jürgen Hogrefe

Herstellung

Jenny Scheide, Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Merkelstraße 3, 37085 Göttingen, Tel. 0551 99950 442, Fax 0551 99950 445

Vertrieb/Verwaltung

Hendriekje Thiel, Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Herbert-Quandt-Straße 4, 37081 Göttingen, Tel. 0551 99950 900, Fax 0551 99950 998

Anzeigen-/ Beilagenverwaltung

Nadine Teichert, Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Merkelstraße 3, 37085 Göttingen, Tel. 0551 99950 526, Fax 0551 99950 111

Gesamtherstellung

AZ Druck und Datentechnik GmbH, Heisinger Straße 16, 87437 Kempten

ISSN

ISSN-L 1612-5010, ISSN-Print 1612-5010, ISSN-Online 2190-6300 Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektonischen Systemen. Alle Rechte, auch das der Übersetzung, vorbehalten.

Erscheinungsweise

vierteljährlich

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Jahresabonnement Institute € 172,– / SFr 215,–; Jahresabonnement Privat € 74,– / SFr 99,–; Einzelheft € 43,– / SFr 53,60 zzgl. Porto- und Versandgebühren (unverbindliche Preisempfehlung). Die Preise verstehen sich in Deutschland inkl. MwSt. und für Lieferungen von Deutschland ins Ausland exkl. MwSt. Das Abonnement verpflichtet zum Bezug eines ganzen Jahrgangs. Das Abonnement verlängert sich, wenn nicht bis 8 Wochen vor Jahresende abbestellt wird. Bei Ausfall der Lieferung durch ­höhere Gewalt, Streik oder dergleichen ergeben sich hieraus keine Ansprüche auf Lieferung oder Rückzahlung des Bezugsgeldes durch den Verlag. Lieferung erfolgt auf Gefahr des Empfängers. Der Abonnent ist damit einverstanden, dass der Transportdienstleister ggf. den Verlag während der Laufzeit des Abonnements über eine Anschriften­ änderung informiert. Ist er nicht damit einverstanden, hat er dies spätestens zwei Wochen nach Erhalt des ersten Heftes schriftlich dem Verlag mitzuteilen.

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Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1)

© 2018 Hogrefe Verlag


Inhalt Originalarbeiten

Zur Diskussion des CHC-Modells im Kontext des Leistungssports. ­Theoretische Konzeption und empirische Prüfung am Beispiel der ­Dimension speed & efficiency

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The CHC Theory of Intelligence as a Reference Model for Examining Speed and Efficiency Abilities in Sports-Specific Contexts Sabine Würth, Andreas Hofer und Günter Amesberger Macht Sport wirklich glücklich? Ein systematisches Review

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Does exercise really make happy? A systematic review Petra Jansen und Sabine Hoja Strukturmerkmale des Berufsfelds Sportpsychologie in der Schweiz

33

The Professional Field of Sport Psychology in Switzerland’s Structural Properties Roland Seiler, Marc Blaser, Eva Stocker und Nicola Jänsch Sportpsychologie-Digest

Die Rolle von Eltern für jugendliche Sportlerinnen und Sportler

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Stijn Valentijn Mentzel und Till Utesch Wie können Erfahrung und Wissen aus der Sportpsychologie ­Empfehlungen generieren, die Wirkungen in der Arbeitswelt haben? – Die Antwort: Lesen sie das Buch „Boost!“

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Markus Raab Sportmuffel oder Bewegungsfanatiker: Der Mensch bleibt ein Gewohnheitstier

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Julia Limmeroth Nachrichten Hinweise für Autorinnen und Autoren

© 2018 Hogrefe Verlag

Nachrichten aus der asp

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Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1)


Gesundheit fördern mit Psychologie

Carl-Walter Kohlmann / Christel Salewski / Markus Antonius Wirtz (Hrsg.)

Psychologie in der Gesundheitsförderung

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psych

2018. 800 S., 63 Abb., 32 Tab., Gb € 69,95 / CHF 89.00 ISBN 978-3-456-85770-1 Auch als eBook erhältlich

hogrefe.de

www.hogrefe.com

In dem Lehrbuch geben Experten und Expertinnen aus Forschung, Lehre und Praxis einen umfassenden Einblick in die Psychologie der Gesundheitsförderung. In 70 Kapiteln wird das psychologische Wissen zur Gesundheitsförderung an der Schnittstelle zu Medizin, Soziologie und Pädagogik präsentiert. Ein breites Spektrum an Settings, altersgruppenspezifischen Themen sowie Erkrankungs- und Störungsbildern wird aus der Perspektive des aktuellen biopsychosozialen Gesundheitsverständnisses und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Formen der Gesundheitsförderung und Prävention beleuchtet.

Das Lehrbuch wendet sich an Studierende und Fachkräfte gesundheitsbezogener Disziplinen wie Gesundheitsförderung, Gesundheitsmanagement, Gesundheitspädagogik, Gesundheitswissenschaft, Medizin, Pflegewissenschaft, Psychologie, Public Health oder Rehabilitationswissenschaften sowie an einen breiteren Akteurskreis, der sich mit Fragen der Förderung von Gesundheit beschäftigt.


Originalarbeit

Zur Diskussion des CHC-Modells im Kontext des Leistungssports Theoretische Konzeption und empirische Prüfung am Beispiel der Dimension speed & efficiency Sabine Würth, Andreas Hofer und Günter Amesberger IFFB Sport- und Bewegungswissenschaft / USI der Universität Salzburg

Zusammenfassung: Das Cattell-Horn-Carroll Modell (CHC-Modell) wird als potentielles Rahmenmodell vorgestellt, um kognitive Basisfähigkeiten im leistungssportlichen Kontext zu betrachten. Mit dem Determinationstest (DT) wird beispielhaft ein Testverfahren aus dem Wiener Testsystem auf seine psychometrischen Eigenschaften geprüft, Aspekte der speed & efficiency als Komponenten des CHC-Modells zu erfassen, die im Sport von hoher Bedeutsamkeit sind. Zur Konstruktvalidierung wird ergänzend der Cognitrone (COG), der u. a. den CHC-Bereich memory & efficiency abbildet, in Teilstichproben eingesetzt. Auf der Datenbasis von österreichischen Leistungssporttreibenden sowie Sportstudierenden werden Kriteriums- und Konstruktvalidität sowie Test-Retest-Stabilität des DT berichtet. Der DT scheint einen Beitrag leisten zu können, zwischen Sportartenbündeln zu differenzieren, die (a) hohe Anforderungen (z. B. Tennis) bzw. (b) geringe Anforderungen (z. B. Skilanglauf) an speed & efficiency stellen. In Spielsportarten, die stark auf speed & efficiency als auch der memory & efficiency rekurrieren, korrelieren die Daten des DT und COG erwartungsgemäß höher als bei den beiden anderen Sportartenbündeln. Schlüsselwörter: Sportpsychologische Diagnostik, CHC-Modell, Validität, Determinationstest

The CHC Theory of Intelligence as a Reference Model for Examining Speed and Efficiency Abilities in Sports-Specific Contexts Abstract: The Cattell-Horn-Carroll (CHC) model of intelligence is introduced as a reference model for examining cognitive abilities in sportsspecific contexts. The determination test (DT; Vienna Test System) was used to examine the extent to which it is possible to assess speed and efficiency, a CHC ability cluster that plays a central role in sports. Construct validity was evaluated by implementing the Cognitrone test (COG), which assesses memory and efficiency abilities. Austrian elite athletes and sports students were enrolled in the study to determine the construct validity, concurrent validity, and test-retest stability of the CHC constructs. Results indicate that the DT might differentiate between sports disciplines that involve (a) high (e. g., tennis) versus (b) low (e. g., cross-country skiing) speed and efficiency abilities. Data from the DT and COG show substantial correlations in game sports (c) that involve both speed and efficiency as well as memory and efficiency abilities, which does not apply to (a) and (b). Keywords: sports psychological assessment, CHC theory, validity, determination test

Im Kontext psychologischer Beratung im Leistungssport kommt der Diagnostik entscheidende Bedeutung zu (Beckmann & Kellmann, 2008). Die Identifikation und Abschätzung psychischer Leistungskomponenten sind elementare Voraussetzungen für eine gezielte sportpsychologische Intervention (Kellmann, Beckmann & Kopczynski, 2006). In den letzten Jahren rückten insbesondere kognitive Parameter in den Fokus der Forschung. Vor diesem Hintergrund haben sich zwei wesentliche Forschungsstrategien entwickelt und etabliert. In diesem Beitrag wird der Versuch unternommen, mit dem CattellHorn-Carroll-Modell (CHC-Modell) (Flanagan & Dixon, 2013; McGrew, 2005; Schneider & McGrew, 2012) eine Schnittstelle zwischen der Expertiseforschung auf der ei© 2018 Hogrefe Verlag

nen und einem grundlagenwissenschaftlich orientierten Zugang im Sinne des cognitive component skills approach auf der anderen Seite vorzustellen und an zwei Tests exemplarisch die Konstrukte speed & efficiency sowie memory & efficiency in ihrer Bedeutung für unterschiedliche Gruppen von Sportarten zu prüfen.

Expertiseforschung im Sport Die Expertiseforschung im Sport (expert performance approach) zielt darauf ab, hochspezifische sportartrelevante psychische Kompetenzen zu detektieren, die erfolgreiche Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20 https://doi.org/10.1026/1612-5010/a000225


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S. Würth et al., Zur Diskussion des CHC-Modells im Kontext des Leistungssports

oder erfahrene Sportreibende von Novizinnen und Novizen oder weniger erfolgreichen Athletinnen und Athleten unterscheiden (Voss, Kramer, Basak, Prakash & Roberts, 2010). Charakteristisch für Studien im Bereich der Expertiseforschung ist folgerichtig das Aufgreifen einzelner, sehr umschriebener psychischer Teilkomponenten mit dem Fokus auf kognitiven Parametern wie etwa visuelle Wahrnehmungsstrategien oder das Entscheidungsverhalten (Loffing & Hagemann, 2014; Lorains, Ball & MacMahon, 2013; Memmert, Simons & Grimme, 2009). Die wissenschaftliche Relevanz wird dabei weniger über eine übergeordnete kognitionstheoretische Rahmenkonstruktion zur Verankerung des untersuchten Konstruktes argumentiert, sondern in der Regel über eine hohe Augenscheinvalidität und entsprechende empirische Belege. Beispielhaft ist die Aussage von Memmert et al. (2009, S. 146): „Visual attention plays an important role in sports […], particularly team sports in which players must monitor the activities and positions of multiple players simultaneously“. Die Entwicklung und der Einsatz entsprechender Diagnostiktools zeichnet sich demnach auch durch ein Bestreben nach hoher Augenscheinvalidität (Thematisierung augenscheinlich entscheidender Parameter wie etwa Antizipation des Ballfluges im Tennis), hohe externe Validität mit einem klaren sportartspezifischen Kontext (Test­ szenarien, die unmittelbar auf dem Spielfeld angewendet werden können und dementsprechend „in vivo“ diagnostizieren) und einem klaren methodischen Zugang aus (z. B. dem progressive temporal occlusion paradigm [Abernethy & Russel, 1987a]). In zahlreichen Studien konnte gezeigt werden, dass Elite-Sportlerinnen und Elite-Sportler in sportrelevanten kognitiven Aufgaben besser abschneiden als weniger erfolgreiche Athletinnen und Athleten oder Nicht-Sportreibende (vgl. Metanalyse von Mann, Williams, Ward und Janelle [2007]).

Sportpsychologische Grundlagenforschung Auf der anderen Seite widmet sich die sportpsychologische Grundlagenforschung im Bereich der Diagnostik der Frage, ob neben diesen spezifischen Fertigkeiten, die in hohem Maße mit sportartspezifischer Übung bzw. Training konnotiert sind, auch bestimmte Basiskompetenzen als leistungsrelevante Faktoren im Sport extrahierbar sind. Diesen mentalen Kompetenzen wird zunächst – im Gegensatz zu den oben genannten Expertisen – unterstellt, dass sie unabhängig von der ausgeübten Sportart als allgemeine Leistungsvoraussetzungen für erfolgreiches Handeln im Sport gelten können. Dies bedeutet, dass deren Dia­ Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20

gnostik sportartübergreifend erfolgen kann und auch einen Vergleich mit Personen ermöglicht, die keinen Sport treiben bzw. anderen Tätigkeiten nachgehen. Darüber hinaus kann angenommen werden, dass je nach Anforderungsprofil für unterschiedliche Sportartgruppen jeweils bestimmte allgemeine kognitive Fähigkeiten von besonderer Bedeutung sind. Der cognitive component skills approach (Voss et al., 2010) fasst die Befundlage zu dieser Fragestellung modellhaft zusammen. Ähnlich wie in der Expertiseforschung wird vornehmlich der Bereich der kognitiven Leistungsvoraussetzungen untersucht. Die Pionierarbeit von Nougier, Stein und Bonnel (1991) widmete sich z. B. der theoretischen Begründung des „ideal athletes“ über ein optimales Zusammenspiel von Informationsverarbeitung und Entscheidungsverhalten. Die empirische Untermauerung erfolgte über Experimente mit einfachen Reizdarbietungen, die sport(art)unspezifisch waren, aber den Anspruch erhoben, sport(art)relevante kognitive Komponenten zu erfassen. In einer Metanalyse kategorisieren Voss et al. (2010) die bisher untersuchten kognitiven Komponenten aus 20 Studien in drei Merkmalsklassen: attentional cueing (Nutzen relevanter und Verwerfen irrelevanter Reize), processing speed (Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit) und varied attention task (höhere kognitive Reizverarbeitung, z. B. Inhibitionsfähigkeit). Es zeigen sich kleine bis mittlere Effekte zu Gunsten von Eliteathletinnen und Eliteathleten. Abgesehen von den Ergebnissen von Voss et al. (2010) gibt es weitere Untersuchungen, die den positiven Zusammenhang zwischen kognitiven Fähigkeiten und Expertise bestätigen. So konnten Heppe, Kohler, Fleddermann und Zentgraf (2016) in ihrer Studie Unterschiede zwischen ­Eliteathletinnen und -athleten und weniger erfolgreichen Sporttreibenden hinsichtlich der Wahlreaktionszeit nachweisen. Vestberg, Gustafson, Maurex, Ingvar und Petrovic (2012) zeigten in ihrer Studie, dass Elite-Fußballspielende besser in einem Test exekutiver Funktionen (design fluency) abschneiden als weniger erfolgreiche Spieler. Zudem erreichten sie bessere Testergebnisse als die Normgruppe. In einer weiteren Studie konnten Vestberg, Reinebo, Maurex, Ingvar und Petrovic (2017) zeigen, dass Elite-Nachwuchsfußballspielende auch hinsichtlich der Arbeitsgedächtniskapazität höhere Werte als die standardisierte Normgruppe erreichen. Hinsichtlich der einfachen Reak­ tionszeit sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Untersuchungsergebnisse zeigen sowohl schnellere (Akarsu, Caliskan & Dane, 2009; Zwierko, Osinski, Lubinski, Czepita & Florkiewicz, 2010) als auch langsamere (­Starkes, 1987) einfache Reaktionszeiten von Athletinnen und Athleten verglichen mit Nicht-Athletinnen und -Athleten. Die Untersuchungsergebnisse von Memmert et al. (2009) zur visuellen Aufmerksamkeit sprechen für die Ablehnung der © 2018 Hogrefe Verlag


S. Würth et al., Zur Diskussion des CHC-Modells im Kontext des Leistungssports

These, dass Athletinnen und Athleten Nicht-Athletinnen und -Athleten überlegen sind. Der cognitive component skills approach und die darunter subsummierten Studien weisen auf wesentliche kognitive Basisfähigkeiten wie etwa die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit hin, die erfolgreiche Sporttreibende von Novizinnen und Novizen oder anderen Personengruppen unterscheiden und damit ggf. als potentielle leistungsdeterminierende Parameter im Sport diskutiert werden können. Die kürzlich erschienene Stellungnahme von Furley, Schul und Memmert (2016) verdeutlicht jedoch, dass das Experten-Novizen-Paradigma und die in dieser Tradition gewonnenen Erkenntnisse vor dem Hintergrund systematischer Einflussgrößen nur eingeschränkte Gültigkeit besitzen. Insbesondere werden Einflüße wie Researchers Degrees of Freedom, kleine Stichprobengrößen, definitorische Aspekte von „Expertise“ sowie die Vernachlässigung von moderierenden Faktoren diskutiert, die eine Reproduzierbarkeit von Studienergebnissen erschweren. Ähnlich der Expertiseforschung folgt auch der cognitive component skills approach eher einem empirisch-pragmatischen Zugang. Augenscheinvalide Parameter werden ohne übergreifende kognitionstheoretische Verortung ausgewählt und methodischen Paradigmen folgend untersucht (z. B. attentional cueing), was u. a. einen wesentlichen Einfluss auf die Auswahl der Messinstrumente hat. Ein typisches Beispiel vor allem im deutschsprachigen Raum ist hierfür der Einsatz von Testverfahren aus dem Wiener Testsystem (WTS, © Schuhfried GmbH, Mödling, Österreich), das mittlerweile auch ein spezielles Modul zur sportpsychologischen Testung anbietet. Dieses besteht vorwiegend aus einer Zusammenstellung von Testverfahren, die in anderen Bereichen wie etwa der Verkehrspsychologie oder im klinischen Bereich etabliert und normiert sind. Die theoretische Fundierung der Tests erfolgt für das jeweils gemessene Konstrukt und wird von den Autorinnen und Autoren mehr oder weniger detailliert aufbereitet. Der Determinationstest (DT) wird als komplexer Mehrfachreiz-Reaktionstest (Wahlreaktionstest) vorgestellt, der den Autoren zu Folge Auskunft über die reaktive Belastbarkeit bzw. die Stresstoleranz sowie der damit verbunden Reaktionsfähigkeit gibt (Neuwirth & Benesch, 2012). Der DT wird als anerkanntes und valides Inventar in der verkehrspsychologischen Diagnostik beschrieben (Karner & Neuwirth, 2000, September, Neuwirth, 2001; Sommer, Herle, Häusler, Risser, Schützhofer & Chaloupka, 2008). Der Einsatz im sportlichen Kontext, als Trainingsmethode oder mit dem Ziel unterschiedliche Sportarten, Leistungsniveaus und / oder Bearbeitungsstile (z. B. genau und langsam versus schnell und ungenau) zu vergleichen, erfolgt vornehmlich vor dem Hintergrund einer hohen Augenscheinvalidität, wird aber nicht theoretisch übergreifend verortet und diskutiert (vgl. Baur, Müller, © 2018 Hogrefe Verlag

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Hirschmüller, Huber & Mayer, 2006; Gierczuk, Bujak, Rowiñski & Dimitriyev, 2012; Gierczuk & Ljach, 2012; Jiménez-Pavón, Romeo, Cervantes-Borunda, Ortega, Ruiz, Espana-Romero et al., 2011; Nederhof, Lemmink, Zwerver & Mulder, 2007; Nederhof, Visscher & Lemmink, 2008; Nederhof, Zwerver, Brink, Meeusen & Lemmink, 2008; Sadowski, Gierczuk, Miller & Cieslinski, 2012; Sadowski, Gierczuk, Miller, Cieslinski & Buszta, 2012). Beispielhaft kann die Studie von Kellmann und Kopczynski (2006) angeführt werden. Das Autorenteam hatte zum Ziel, ein sportpsychologisches Anforderungsprofil für die Sportart Rudern zu entwickeln. Dafür extrahierten sie psychologisch relevante Leistungsvoraussetzung im Rudersport auf der Basis einer Befragung hochrangiger Athleten und Bundestrainer. Ein Parameter – neben Faktoren wie Willensstärke, Motivation oder auch Rudertechnik – wird mit „Konzentrationsfähigkeit“ beschrieben. Der DT wurde dann in eine Testbatterie aufgenommen, die Hochleistungsruderern zweimal im Abstand von sechs Wochen vorgelegt wurde. Dazwischen fand ein auf diese Leistungsparameter ausgerichtetes Coaching statt. Für den DT wird eine Verbesserung zu MZP 2 als eine „höhere Effektivität der Reaktionsweise“ interpretiert (S. 313), die im Wesent­ lichen auf Lerneffekte zurückgeführt wird. Das Autorenteam resümiert kritisch, dass eine geeignete Methodik zur Erfassung relevanter Leistungsvoraussetzungen im Sport vor dem Hintergrund der genutzten Diagnostik (u. a. mit dem DT) zum Scheitern verurteilt ist, da die Testverfahren nicht den notwendigen Gütekriterien entsprechen. Eine Annäherung an diese Problematik vom Ausgangspunkt ­einer übergreifenden theoretischen Konzeption aus – und nicht von der methodischen Pragmatik – wird nicht diskutiert. Neben dem DT finden sich im Wiener Testsystem eine Reihe weiterer kognitiver Tests, die für die sportpsychologische Anwendung empfohlen werden. Dazu zählt z. B. der Cognitrone (COG), der die selektive Aufmerksamkeit und Konzentrationsleistung über eine Testaufgabe zur Mustererkennung (Vergleich geometrischer Figuren auf Übereinstimmung) misst. Hier steht vor allem die kurzfristige Gedächtnisleistung für komplexe Reizinhalte im Vordergrund. Auch bei diesem Test wird in der Beschreibung vornehmlich auf die hohe Augenscheinvalidität verwiesen. DT und COG spiegeln damit zwei Messinstrumente wieder, die unterschiedliche kognitive Basisfähigkeiten thematisieren, deren theoretische Verbindung oder Verankerung in einem Rahmenmodell noch aussteht. In der Zusammenschau zeigt die empirische Befund­ lage, dass die Thematisierung basaler kognitiver Fähigkeiten als relevante Leistungsparameter im Sport durchaus lohnenswert erscheint. Sie kann die Erkenntnisse der Expertiseforschung ergänzen und weiterführende Forschung anregen, die beide Ebenen miteinander verknüpft und ein Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20


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tiefergehendes Verständnis der Zusammenhänge von Basisfähigkeiten und Expertise ermöglicht. Sollen nun die Erkenntnisse vorliegender und v. a. zukünftiger Studien für den diagnostischen Prozess im Rahmen des sportpsychologischen Beratungs- und Be­ treuungskontextes nutzbar gemacht werden, ist es u. E. hilfreich, eine tragfähige theoretische Fundierung der untersuchten Konstrukte zu legen. Wie Schmidt-Atzert und Amelang (2012, S. 9) konstatieren, ist psychologische Diagnostik ohne hinreichende theoretische Verankerung nicht denkbar. Sie illustrieren dies am Beispiel der Intelligenzforschung, die die Bandbreite kognitiver Parameter in Strukturmodellen der Intelligenz abbilden und in ihren Wirkbezügen thematisieren. Die Auswahl eines Tests oder diagnostischen Tools, der einen bestimmten Parameter dieses Modells misst, kann somit konzeptionell verankert und vor dem Hintergrund der theoretischen Annahmen interpretiert werden.

Das CHC-Modell als theoretisches Rahmenkonzept In der psychologischen Grundlagenforschung hat die Taxonomie kognitiver Fähigkeiten, die Entwicklung theoretischer Rahmenkonzeptionen und nicht zuletzt die Etablierung geeigneter Messinstrumente eine lange Tradition. Sie wurde wesentlich geprägt von der Intelligenzforschung. Das Cattell-Horn-Carroll-Modell (CHC-Modell), das auf einer Synthese der Überlegungen von Raymond Bernard Cattell, John Leonard Horn und John Bissel Carroll beruht, hat sich in den letzten Jahrzehnten als eines der führenden Modelle in der psychometrisch ausgerichteten Intelligenzforschung etabliert (Flanagan & Dixon, 2013; McGrew, 2005; Schneider & McGrew, 2012). Die Theorie beschreibt analog zum Three-Stratum Modell von Carroll (Carroll, 1993) drei hierarchisch angeordnete Ebenen und ist aus einer Vielzahl von Faktorenanalysen eines breiten Spektrums unterschiedlicher Aufgaben aus intelligenzdiagnostischen Verfahren hervorgegangen. Auf der obersten Ebene (Stratum III) ist die allgemeine

kognitive Fähigkeit (g) angesiedelt. Sie repräsentiert den Generalfaktor (g) der Intelligenz, der seinen Ausdruck in komplexen kognitiven Prozessen höherer Ordnung findet. G wiederum konstituiert sich aus hierarchisch untergeordneten Ebenen, denen 16 breite (Stratum II) und über 80 enge Fähigkeitsbereiche (Stratum I) zugeordnet sind (Flanagan & Dixon, 2013). Stratum II Fähigkeiten repräsentieren nach Carroll (1993) „basic constitutional and long standing characteristics of individuals that can govern or influence a great variety of behaviors in a given domain“. Als Beispiel kann das bereichsspezifische Wissen (domain specific knowledge) dienen: Es spiegelt die Tiefe, Breite und den Beherrschungsgrad erworbenen Wissens einer Person wider. Die engen Stratum I Bereiche hingegen „represent greater specializations of abilities, often in quite specific ways that reflect the effects of experience and learning, or the adoption of particular strategies of performance“ (S. 634). Das bereichsspezifische Wissen wird demnach auf der Stratum I Ebene zum Beispiel in Form von Fremdsprachenkenntnissen, geographischen Kenntnissen oder auch speziellen Kenntnissen wie die Beherrschung der Gebärdensprache abgebildet. Übertragen auf das Anwendungsfeld der Sportpsychologie würden demnach sportrelevante Basiskompetenzen auf Stratum II Ebene, sportartspezifische Expertise hingegen auf Stratum I Ebene anzusiedeln sein. Wie zahlreiche empirische Studien gezeigt haben (für einen Überblick siehe Flanagan et al., 2013; McGrew, 2005), prädiktieren die jeweiligen Stratum I Fähigkeiten zuverlässig die hierarchisch übergeordneten Stratum II Bereiche, und letztere wiederum den Generalfaktor (g). Interkorrelationen der jeweiligen Prädiktoren veranschaulichen zudem deren gemeinsame Varianz und Bedeutsamkeit für das übergeordnete Konstrukt. Dennoch versteht sich das CHC-Modell nicht als in sich geschlossenes Erklärungsmodell menschlicher Intelligenz, sondern „It should be noted that this is an openend­ed empirical theory to which future tests of as yet un­ measured or unknown abilities could possibly result in additional factors at one or more levels in Carroll’s hierarchy“ (Jensen, 2004, S. 5). Überlegungen von Schneider et al. (2012) führen zu einer konzeptionellen Gruppierung der 16 breiten Fähigkeitsbereiche, wobei jene drei Dimensionen, in welchen es primär

Abbildung 1. Konzeptionelle Gruppierung der breiten CHC (Stratum II) Fähigkeitsbereiche (nach Flanagan & Dixon, 2013). Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20

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S. Würth et al., Zur Diskussion des CHC-Modells im Kontext des Leistungssports

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Abbildung 2. CHC Fähigkeitsbereiche der Dimension Speed and Efficiency (nach Flanagan & Dixon, 2013).

um kognitive Geschwindigkeit geht, zusammengenommen und neben Kurz- und Langzeitgedächtnis der kognitiven Effizienz zugeordnet werden. Flanagan et al. (2013) greifen diese Überlegung auf und trennen die kognitive Effizienz in zwei eigenständige neuropsychologische Fähigkeitsbereiche, speed & efficiency (Schnelligkeit und Effizienz) sowie memory & efficiency (Gedächtnisleistung und Effizienz) (siehe Abb. 1). Somit existieren aktuell sechs neuropsychologische Dimensionen, zu welchen die 16 Basiskompetenzen der Stratum II Ebene zugeordnet werden können (Flanagan et al., 2013). Während memory & efficiency den eindeutigen Fokus auf die Konsolidierung von Informationsinhalten ­ (Kurz-, Langzeitgedächtnis) legt, vereinigt speed & efficiency drei Stratum II Faktoren, bei denen die schnelle Reizverarbeitung betont wird (­siehe Abb. 2): Verarbeitungsgeschwindigkeit (processing speed, Gs) beschreibt die Schnelligkeit mit der ein Mensch Reize aufnehmen und verarbeiten kann (Mügge, Furtner, Imhof & Souissi, 2010). Unter Reaktionsund Entscheidungsgeschwindigkeit (reaction / decision speed, Gt) versteht man die Geschwindigkeit, mit welcher einfache Entscheidungen oder Beurteilungen getroffen werden, wenn Items nacheinander präsentiert werden (Flanagan et al., 2013). Psychomotorische Geschwindigkeit (psychomotor speed, Gps) bezeichnet die Fähigkeit, motorische Bewegungen rasch und flüssig auszuführen (Maltby, Day & Macaskil, 2011). Im Sport nehmen Geschwindigkeit und Effizienz bzw. Präzision von Reaktionen einen hohen Stellenwert ein, da schnelles aber auch effizientes Reagieren den Grundcharakter vieler Sportarten widerspiegelt. „Sport skills consist of much information that should be processed in a short time“ (Tenenbaum & Bar-Eli, 1993, S. 172). Eine Athletin bzw. ein Athlet findet häufig Wettkampfsituationen mit einer Vielzahl von Reaktionsmöglichkeiten vor, von denen sie bzw. er sich in möglichst kurzer Zeit für die ideale entscheiden muss (Schnabel, Harre, Krug & Borde, 2005). Die Sporttreibenden müssen also aus mehreren Handlungsoptionen die beste auswählen. Es scheint plausibel, dass in Sportarten, die schnelles Entscheiden bzw. rasches Reagieren fordern (z. B. in Rückschlagspielen), Athletinnen und Athleten mit einer hohen Basiskompetenz in ­diesem Bereich im Vorteil sind. Im Gegensatz dazu sind derartige Fähigkeiten in Sportarten wie Schwimmen, Langlauf, Nordische Kombination oder Radsport wenig relevant. © 2018 Hogrefe Verlag

Die Ziele der vorliegenden Studie können wie folgt verdichtet werden: Dem grundlegenden Anliegen der sportpsychologischen Diagnostik Rechnung tragend, neben sportartspezifischer Expertise auch relevante Basisfähigkeiten zu extrahieren und valide zu erfassen, werden zwei Tests des Wiener Testsystems vor dem Hintergrund des CHC-Modells vorgestellt. Im Vordergrund der empirischen Prüfung steht der DT. Es soll geprüft werden, ob er den Fähigkeitsbereich speed & efficiency abdeckt. Um erste Informationen über die Konstruktvalidität des DT zu gewinnen, wird aus dem zweiten kognitiven Fähigkeitsbereich memory & efficiency die Kurzzeitgedächtnisleistung über den COG erhoben. 1. Zunächst soll im Sinne der Kriteriumsvalidität geprüft werden, ob der DT Sporttreibende aus Sportarten, bei denen speed & efficiency leistungsrelevante Faktoren sind, von jenen zu trennen vermag, die Sportarten ausüben, in denen diese Fähigkeiten weniger stark leistungsbestimmend sind. 2. Die Konstruktvalidität wird über den Vergleich des DT mit dem COG geprüft. Dieser misst, im Gegensatz zum DT, als Teilkomponente der speed & efficiency den Aspekt der Mustererkennung (pattern recognition) und zudem mit dem Kurzzeitgedächtnis ein Element, das der Stratum II Ebene memory & efficiency zuzuordnen ist (näher dazu im Abschnitt Messinstrumente). Dem Anspruch der diskriminanten Validität des DT folgend sollten sich geringe Zusammenhänge zwischen DT und COG in speed & efficency Sportarten zeigen. In Sportarten hingegen, in denen sowohl speed & efficency, als auch memory & efficiency relevante Leistungsparameter sind, sollten substantielle Zusammenhänge zwischen COG und DT aufzudecken sein. 3. Da Hinweise zur Testgüte des DT im Bereich des Leistungssports noch ausstehen, werden zusätzlich weitere psychometrische Eigenschaften bezüglich der Reliabilität des DT untersucht. Konkret werden Test-Retest-Stabilität über verschiedene Zeiträume zur Prüfung der Merkmals und Bedingungskonstanz sowie Berechnungen zur Lernsensitivität (Übungs- bzw. Gewöhnungseffekte) berichtet. Die Ergebnisse werden vor dem Hintergrund des CHCModells diskutiert. Insbesondere sollen die MöglichkeiZeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20


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S. Würth et al., Zur Diskussion des CHC-Modells im Kontext des Leistungssports

ten, die in der Einbettung der sportpsychologischen Dia­ gnostik kognitiver Fähigkeiten in ein übergeordnetes theoretisches Konzept liegen, thematisiert werden.

Methode Stichproben Untersucht wurden die Fragestellungen an österreichischen Leistungssporttreibenden, welche im Rahmen der Spitzensportförderung über das österreichische Bundesnetzwerks Sportpsychologie (ÖBS) betreut werden. Das Leistungsniveau der Athletinnen und Athleten reicht vom spitzensportgeförderten Nachwuchs bis hin zu interna­ tionalen Top-Sportlerinnen und Top-Sportlern (Olympiasiegerinnen bzw. Olympiasieger und Weltmeisterinnen bzw. Weltmeister). Das Spektrum der Sportarten bzw. -disziplinen umfasst Einzel-, Mannschafts-, Spiel- sowie Kampfsportarten. Diese Athletinnen und Athleten durchlaufen eine jährliche Diagnostik, die neben Fragebögen zu mentalen Kompetenzen und Einstellungen sowie einem psychophysischen Stresstest (Biofeedback) aus mehreren computergestützten objektiven Leistungstests u. a. des WTS besteht (Amesberger, 2007). Die Teilnehmenden werden vor jeder Testung darüber informiert, dass die Absolvierung der verschiedenen Tests freiwillig ist, und dass die Diagnostik jederzeit ohne Angabe von Gründen abgebrochen werden kann. Des Weiteren konnte entschieden werden, ob die anonymisierten Daten für den wissenschaftlichen Einsatz zur Verfügung gestellt werden oder nicht. Für die Reliabilitätsprüfung wurden zusätzlich die Testergebnisse von Sportstudierenden hinzugezogen, welche freiwillig im Rahmen einer Lehrveranstaltung den DT zweimal mit einem Zeitabstand von knapp 10 Minuten absolvierten. Das Votum einer Ethikkommission wurde nicht explizit eingeholt. Da sich die Stichproben von Validitäts-, Reliabilitätsund Lernsensitivitätsprüfungen unterscheiden, erfolgt deren genaue Beschreibung vor den jeweiligen Ergebnissen.

Messinstrumente Determinationstest (DT) In dieser Studie kam die Testform S1 des DT zum Einsatz (Versionsnummern: 23.01, 27.00, 31.04, 32.00 & 32.011). Der DT ist ein Wahlreaktionstest, bei dem auf Farbreize (weiß, rot, gelb, blau und grün) und akustische Signale

(hoher und tiefer Ton) mittels Tasten und Fußpedalen zu reagieren ist. Bei der Testform S1 mit adaptiver Reizdarbietung passt sich die Geschwindigkeit der Reizdarbietung an die aktuelle Leistungsfähigkeit der Person an, d. h., je schneller die Reaktion der Testperson ist, desto kürzer wird die Zeitspanne zwischen den Reizdarbietungen. Da die Testperson durch die steigende Reizfrequenz an die Grenzen ihrer Entscheidungs- und Reaktionsgeschwindigkeit gerät, entsteht eine entsprechende psycho-physische Belastung (Kisser, Krafack & Vaughahn, 1986). In der 4-minütigen Testphase werden 180 Reize in fester Reihenfolge vorgegeben, wobei nach der Präsentation des letzten Reizes die Reizabfolge wieder von vorne beginnt (vgl. Neuwirth et al., 2012). Die Hauptvariable des DT (bei Testform S1) ist die Anzahl der richtigen Reaktionen (Richtige). Als Nebenvariablen gelten falsche (Falsche) und ausgelassene Reaktionen (Ausgelassene). Zusatzergebnisse sind verspätete Reaktionen (Verspätete), Median Reaktionszeit, Anzahl der Reize und Reaktionen. Da die Anzahl der richtigen Reaktionen (Richtige) in hohem Ausmaß von der Reaktionszeit abhängig ist (je schneller man reagiert, desto mehr Reize werden dargeboten), wurde zusätzlich die Variable Richtige Reaktionen (%) gebildet, die den Prozentsatz richtig beantworteter Reize in Relation zur Anzahl der dargebotenen Reize angibt. Damit wird ein Maß für die (geschwindigkeitsunabhängige) Genauigkeit (accuracy) eingeführt. Im Testmanual finden sich Cronbach’s ɑ zur Prüfung der Internen Konsistenz, die für alle Variablen bei ɑ > .98 liegen. Für die Hauptvariable (Richtige) gibt der Hersteller eine Retest-Reliabilität von r = .89 (ohne Angabe der Zeitdauer zwischen Test und Retest) sowie eine Stabilität über den Zeitraum von fünf Monaten von r = .84 (N = 82) an. Gierczuck et al. (2012) konnten im Rahmen ihrer Studie eine Retest-Reliabilität von r = .85 für die Hauptvariable und r = .93 für die Variable Median Reaktionszeit (N = 15) über einen Zeitraum von drei bis fünf Tagen nachweisen. Für die übrigen Variablen existieren keine Angaben zur Retest-Reliabilität. Hinsichtlich der Validität im sportlichen Kontext gibt es keine Angaben (vgl. Neuwirth et al., 2012, S. 20). Vor dem Hintergrund des CHC-Modells können die Anforderungen, die mit dem DT gestellt werden, wie folgt interpretiert werden (siehe Abb. 2): Die Kernaufgabe besteht in der Wahrnehmung und schnellen Verarbeitung verschiedener Farb- und Tonreize und repräsentiert damit die Dimensionen processing speed und rate-of-test-tak­ing (R9). Rate-of-test-taking (R9) beschreibt die Fähigkeit, Aufgaben bzw. Tests, welche sehr einfache Entscheidungen erfordern, schnell absolvieren zu können (McGrew & Evans, 2004). Die Präsentation der Items erfolgt sukzessiv, wobei im Sinne einer Wahlreaktion die selektive Auf-

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merksamkeit auf den relevanten Stimulus gerichtet werden muss. Reaction / decision speed sowie choice reaction time (R2) spiegeln diese Fähigkeiten wider. Die psychomotorische Geschwindigkeit ist in den Reaktionszeiten mitenthalten, da die Reaktionen je nach Reiz per händischem Tastendruck oder Fußpedal (links / rechts) erfolgen (psychomotor speed; movement time MT). Entsprechend ist die Anlage des DT als adaptiver Wahlreaktionstest so gestaltet, dass in die Testleistung mehrere konkrete Fähigkeiten einfließen, die nicht voneinander getrennt werden. Damit fehlt dem DT der Differenzierungsgrad, der eine Testung spezifischer Stratum-I-Fähigkeiten ermöglicht (z. B. die Komponente der movement time). Er ist demnach vielmehr als typischer „Stratum-II-Test“ zu verstehen, der sehr realitätsnah und plausibel in der Abschätzung von Basiskompetenzen Verwendung finden kann. Cognitrone (COG) Wie der DT wird auch der COG häufig in der sportpsychologischen Diagnostik verwendet. Es handelt sich um einen Konzentrations- bzw. Aufmerksamkeitstest des Wiener Testsystems, bei dem Figuren hinsichtlich ihrer Kongruenz miteinander verglichen werden (Wagner & Karner, 2012). Im Vordergrund steht hierbei die Fähigkeit der Mustererkennung, die stark an das Kurzzeitgedächtnis gebunden ist. Die Aufgabe besteht darin, eine geometrische Figur mit vier weiteren zu vergleichen und zu beurteilen, ob sie mit einer von diesen identisch ist. Bei der verwendeten Testform S4 ist nur im Falle einer Kongruenz durch Drücken einer Taste zu reagieren. Das Interstimulus-Intervall beträgt konstant 1800 ms, unabhängig davon, ob auf einen Reiz reagiert wird oder nicht. Der Test beinhaltet somit auch eine Geschwindigkeitskomponente (Verarbeitungsgeschwindigkeit), die jedoch aufgrund des geringen Zeitdrucks (1800 ms Bearbeitungszeit je Item) als leistungsbestimmender Faktor in den Hintergrund tritt. Die Testform S4 besteht aus 200 Items mit unterschied­ licher Aufgabenschwierigkeit. Die Hauptvariablen sind: Summe „richtige Reaktionen“, Summe „falsche Reaktionen“, Mittlere Zeit „richtige Reaktionen“ und Mittlere Zeit „falsche Reaktionen“. Für die vorliegende Studie wurde eine zusätzliche Variable gebildet, die alle richtigen Reizantworten (Tastendruck bei Kongruenz bzw. kein Tastendruck bei Inkongruenz) vereint und damit die Bearbeitungsgenauigkeit umfassender abbildet als die Variable Summe „richtige Reaktionen“, bei der nur die kongruente Bedingung berücksichtigt ist. Die Validität des COG wird in zahlreichen verkehrspsychologischen Studien bestätigt. So gelang der Nachweis, dass die Testergebnisse zur Vorhersage von Fahrertypen

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geeignet sind (Cale, 1992). Außerdem wurden signifikante Zusammenhänge zwischen den Testergebnissen und der Unfallhäufigkeit festgestellt (Cale, 1992). Neuwirth (2001) konnte zeigen, dass der COG zwischen Testpersonen nach Alkoholabusus bzw. psychiatrischen Testpersonen und der Normgruppe trennt. Ein Vergleich des COG mit einem älteren Testverfahren zur Erfassung der Aufmerksamkeit zeigte hochsignifikante Korrelationen (Karner et al., 2000, September). Sommer und Häusler (2006) konnten nachweisen, dass es Zusammenhänge zwischen der Leistung bei einer verkehrspsychologischen Testbatterie, welche auch den COG enthält, und der Beurteilung des Fahrverhaltens bei einer standardisierten Fahrprobe gibt. Für die Variablen Summe „richtige Reaktionen“ und Summe „falsche Reaktionen“ liegen die Split-half Reliabilitäten bei .86 und .89 (Wagner et al., 2012). Für die beiden Zeitvariablen existieren keine Angaben, da nach Ansicht der Autoren aufgrund der beschränkten Bearbeitungszeit von 1800 ms eine Reliabilitätsberechnung problematisch ist (Wagner et al., 2012). Für die Testform S4 werden keine Retest-Reliabilitäten berichtet. Folgende Versionsnummern des COG wurden verwendet: 23.00, 29.00, 36.01, 37.01 & 38.002. Im Kontext des CHC-Modells repräsentiert der COG vornehmlich die Basisfähigkeit Kurzeitgedächtnis (short term memory, Gsm), also die Fähigkeit zum unmittelbaren Aufnehmen, Behalten und Bearbeiten einer begrenzten Anzahl neuer Informationen (McGrew, 2005). Diese ist unter dem über­geordneten Stratum II Konzept memory & efficiency (s. Abb. 1) subsummiert. Zudem bildet die Mustererkennung (pattern recognition) im CHC-Modell die Ebene speed & efficency in Form eines Teils der Reizverarbeitungsgeschwindigkeit ab. Der COG rekurriert damit stark auf Merkfähigkeit und komplexe visuelle Wahrnehmung, während der DT die schnelle Verarbeitung einfacher Reize erfordert. In der vorliegenden Studie wurde der COG eingesetzt, um den DT in seiner Konstruktvalidität vor dem Hintergrund des CHC-Modells zu prüfen. Aufgrund der oben gezeichneten Charakteristik der beiden Tests wurde erwartet, dass Athletinnen und Athleten aus Sportarten, in denen hauptsächlich speed & efficiency relevante Leistungsfaktoren gefragt sind (z. B. Tennis oder Fechten), im DT besonders leistungsstark sind. Sporttreibende in Spielsportarten wie Fußball oder Eishockey, die stärker das Kurzzeitgedächtnis und komplexere Mustererkennung ansprechen, sollten hingegen eher im COG ihre Stärken haben. Für Sportarten, in denen beide Komponenten wenig relevant sind (z. B. Skilanglauf), wird die niedrigste Ausprägung beider Basisfähigkeiten vermutet.

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Statistische Auswertung Die statistische Auswertung erfolgte mit IBM SPSS 20 für Windows (IBM, Armonk, US) und Microsoft Excel 2010 (Microsoft, Redmond, USA). Die Normalverteilungsprüfung erfolgte mittels Shapiro-Wilk-Test. Lag keine Normalverteilung vor, wurde die Verteilung zunächst visuell geprüft sowie auf Varianzhomogenität untersucht. Da die Power von parametrischen Verfahren im Allgemeinen höher als jene der nicht-parametrischen Alternativen ist, und es hinreichend Belege gibt, dass ANOVA und Pearson Produkt-Moment-Korrelation robust gegenüber Verletzungen der Normalverteilung sind (Glass, Peckham & Sanders, 1972; Harwell, Rubinstein, Hayes & Olds, 1992; Havlicek & Peterson, 1977; Rasch, Friese, Hofmann & Naumann, 2010), wurden alle Analysen, soweit nicht anders angegeben, mit parametrischen Verfahren durchgeführt. Bei multipler Testung wurde für paarweise Vergleiche die Bonferoni-Korrektur verwendet. Die Signifikanzschranke wurde bei 5 % (p < .05) Irrtumswahrscheinlichkeit festgelegt.

Ergebnisse Kriteriumsvalidität und Konstruktvalidität im Kontext des CHC-Modells Als wesentliches Kennzeichen für die Kriteriumsvalidität des DT im Sport im Kontext des CHC-Modells kann definiert werden, dass der Test in der Lage ist, Sporttreibende verschiedener Sportartengruppen, in denen die vom DT gemessenen kognitiven Leistungsparameter unterschiedlich stark gefordert sind, zu diskriminieren. Für die empirische Prüfung ist es daher notwendig, Sportarten hinsichtlich ihrer leistungsbestimmenden Faktoren zu charakterisieren und zu bündeln. Für die vorliegende Studie wurden Athletinnen und Athleten aus drei Sportartenbündeln rekrutiert. yy speed & efficiency Sportarten (SES) (aus dem Stratum IIFaktor), für welche Informationsverarbeitung (einfache, singuläre Reize) unter Zeitdruck einen leistungsbestimmenden Faktor darstellt. Dies gilt für alle individuellen Rückschlagspiele (Tennis, Tischtennis, Badminton), aber auch für Sportarten wie Fechten. Durch die unmittelbare Aktions-Reaktions-Verbindung der Sporttreibenden herrscht permanenter Zeitdruck, wobei die relevanten Reize i. d. R . einfacher Natur sind (z. B. Federball). yy non speed & efficiency Sportarten (N-SES). Hierbei handelt es sich um Sportarten, in denen das schnelle Reagieren auf Reize unter zeitlich stark limitiertem ­Rahmen eine untergeordnete Rolle spielt. In diesen Sportarten sind die Bewegungsmuster entweder zykliZeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20

scher Natur mit einem hohen Anspruch an die Ausdauer (Radsport, Skilanglauf, nordische KombinationLauf, Schwimmen), oder sie folgen einem hoch automatisierten Ablauf, der von den Sporttreibenden in einem hinreichend großen Zeitfenster selbst initiiert wird (Skispringen). yy Spielsportarten (SPS). Die großen Sportspiele (Fußball, Volleyball, Faustball) wurden als dritte Gruppe in die Untersuchung eingebunden. Als Mannschaftssportarten verlangen sie ein hohes Maß an komplexer Reizverarbeitung, wobei u. a. aus der Ebene Stratum II memory & efficiency durch den Aspekt des Kurzzeitgedächtnisses (Memorieren von Laufwegen, Spielzügen etc.) sowie speed & efficiency im Sinne der Mustererkennung (Posi­ tionierung von Mitspielerinnen und Mitspielern sowie Gegnerinnen und Gegnern als Entscheidungshilfe für nachfolgende Spielzüge) von großer Wichtigkeit sind. Die Kriteriumsvalidität wurde über einen Vergleich der drei Sportartengruppen bezüglich der mittels DT und COG gemessen Merkmale beurteilt. Für die Prüfung der Konstruktvalidität wurden die Kennwerte des DT sowie des COG in einem korrelativen Zusammenhang für die drei untersuchten Sportartengruppen betrachtet. Berichtet werden Pearson r und ICC. Stichprobe Die Gruppe SES umfasst 18 Athletinnen und 21 Athleten (Tennis, Badminton, Fechten, Tischtennis) mit einem Durchschnittsalter von 21.4 Jahren (SD = 4.3). Die Gruppe N-SES setzt sich aus 12 Athletinnen und 26 Athleten (Radsport, Schwimmen, nordische Kombination, Skilanglauf, Skisprung) mit einem Durchschnittsalter von 22.3 Jahren (SD = 4.4) zusammen. Die Gruppe der SPS besteht aus 21 Athletinnen und 24 Athleten (Faustball, Fußball, Volleyball, Eishockey, Hockey) mit einem Durchschnittsalter von 21.2 Jahren (SD = 4.5). Die drei Gruppen unterscheiden sich nicht signifikant bezüglich des Alters [F(2, 119) = 0.68, η2 = .10, p = .51, power = .16]. Zur Kontrolle des Leistungsniveaus wurden die Sportreibenden in drei Kategorien eingeteilt: 1 = internationale Top-3-Platzierung, 2 = internationale Top-10-Platzierung, 3 = kein internationales Top-10-Ergebnis. Die Prüfung auf Unterschiede der drei Gruppen hinsichtlich der drei Kategorien erfolgte mittels Kruskal-Wallis-H-Test und ergab keine bedeutsamen Effekte [H(2, 122) = 2.86, p = .24]. Ergebnisse zur Kriteriumsvalidität Die multivariate Varianzanalyse mit der unabhängigen Variable Sportart (SES, N-SES und SPS) sowie den drei zentralen Kenngrößen des DT (Richtige, Median Reaktionszeit, Richtige %) als abhängige Variablen ergab einen multivariaten Haupteffekt [F(6, 234) = 4.47, η2 = .10, p < .001, © 2018 Hogrefe Verlag


© 2018 Hogrefe Verlag

Abbildung 3. Vergleich der Leistung von SES, N-SES und SPS beim DT und COG.

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Anmerkungen: * p < .05; ** p < .01.

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Tabelle 1. Deskriptiva der Testvariablen des DT und der Hauptvariablen des COG von SES, N-SES und SPS SES (n = 39)

N-SES (n = 38)

SPS (n = 45)

M

SD

95 % CI

M

SD

95 % CI

M

DT

270.03

23.65

262.44 – 276.87

248.97

29.62

239.40 – 258.68

257.98

DT

0.71

0.06

0.69 – 0.72

0.73

0.06

0.71 – 0.75

Richtige Reaktionen (%) DT

91.89

3.58

90.71 – 93.01

90.17

4.26

Variable

Test

Richtige Median Reaktionszeit

SD

95 % CI

257.98 249.29 – 266.44

0.70

0.70

0.69 – 0.72

88.76 – 91.43

89.52

89.52

88.28 – 90.95

Summe „richtige ­Reaktionen“

COG

64.79

5.06

63.13 – 66.41

65.55

5.44

63.74 – 67.18

67.63

67.63

64.20 – 67.51

Summe „falsche ­Reaktionen“

COG

12.21

6.47

10.23 – 14.38

14.13

5.50

12.45 – 15.92

12.87

12.87

11.33 – 14.64

Mittlere Zeit „richtige Reaktionen“

COG

1.11

0.06

1.09 – 1.13

1.10

0.07

1.08 – 1.13

1.08

1.08

1.05 – 1.10

Mittlere Zeit „falsche Reaktionen“

COG

1.18

0.16

1.14 – 1.24

1.17

0.13

1.13 – 1.20

1.16

1.16

1.12 – 1.20

­ ower = .98]. Univariate Nachfolgetests zeigen, dass sich p die drei Gruppen hinsichtlich der Hauptvariable (Richtige) [F(2, 119) = 5.34, η2 = .08, p < .01, power = .83] und der Variable Richtige (%) [F(2, 119) = 3.56, η2 = .06, p = .03, power = .65] bedeutsam unterscheiden. So erreichen SES höhere Werte in der Hauptvariable (Richtige) als N-SES (SES 270.03 ± 23.65 vs. N-SES 248.97 ± 29.62; p < .01, 95 % CI = 5.34 – 36.76) und höhere Werte in der Variable Richtige (%) als SPS (SES 91.9 ± 3.6 vs. SPS 89.5 ± 4.5; p = .03, 95 % CI = 0.17 – 4.57). Es gibt keinen signifikanten Unterschied in der Variable Median Reaktionszeit [F(2, 119) = 2.45, η2 = .04, p = .09, power = .48] (siehe Abb. 3 und Tab. 1). Die multivariate Varianzanalyse mit der unabhängigen Variable Sportart (SES, N-SES und SPS) sowie den vier Kenngrößen des COG (Summe „richtige Reaktionen“, Summe „falsche Reaktionen“, mittlere Reaktionszeit „richtige Reaktionen“, mittlere Reaktionszeit „falsche Reaktionen“) als abhängige Variablen ergab keinen multivariaten Haupteffekt [F(8, 232) = 1.16, η2 = .04, p = .32, power = .53]. Allerdings unterscheiden sich die drei Gruppen zumindest auf univariater Analyseebene in der Variable Mittlere Reaktionszeit „richtige Reaktionen“ [F(2, 119) = 3.27, η2 = .05, p = .04]. So zeigen die paarweisen Vergleiche, dass SPS schneller reagieren als SES (SPS 1.08 ± 0.7 vs. SES 1.11 ± 0.6; p < .05, 95 % CI = –0.07 – –0.00). Die Effekte für die Variablen Summe „richtige Reaktionen“ [F(2, 119) = 0.45, η2 = .01, p = .64], Summe „falsche Reaktionen“ [F(2, 119) = 1.03, η2 = .02, p = .36] und Mittlere Reaktionszeit „falsche Reaktionen“ [F(2, 119) = 0.31, η2 = .01, p = .73] bleiben nicht signifikant (siehe Abb. 3 und Tab. 1). Ergebnisse zur Konstruktvalidität Für die Prüfung der Konstruktvalidität wurden die drei vergleichbaren Parameter des DT und COG (Anzahl der Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20

richtigen Reaktionen, Anzahl der richtigen Reaktionen in Prozent sowie die Reaktionszeiten bei richtigen Reaktionen) in korrelative Beziehungen gesetzt (siehe Tab. 2 und 3). Es zeigt sich, dass die Leistungen in DT und COG bei den speed & efficiency Sportarten in keinem statistisch bedeutsamen Zusammenhang stehen. Die Korrelationskoeffizienten variieren in einem Bereich von r = .06 bis r = .18 und sind damit auch in der absoluten Ausprägung als niedrig einzustufen. Für die N-SES gilt, dass der prozentuelle Anteil richtiger Reaktionen zwischen DT und COG kaum korreliert (r = .07). Für die absolute Summe der Richtigen sowie für die Reaktionszeit sind mäßige Korrelationen zu berichten (r = .30 bzw. r = .33). Von beiden Gruppen heben sich die Spielsportarten ab, in denen alle Kennwerte signifikant in Zusammenhang stehen und auch in der absoluten Ausprägung vor allem für die Summe richtiger Reaktionen (r = .51) und die Reaktionszeit (r = .43) als substantiell zu werten sind.

Test-Retest-Reliabilität Grundsätzlich werden mit der Test-Retest-Reliabilität Merkmals- und Bedingungskonstanz geprüft. Von Interesse für die angewandte Sportpsychologie ist einerseits ein kurzes Retestintervall, etwa für die Messung des Einflusses einer unmittelbaren körperlichen Belastung, ­andererseits lange Retestintervalle für die Erfassung der Merkmalskonstanz bzw. von Einflüssen langfristiger ­Interventionen oder der Expertise-Entwicklung. Daher wurden drei Zeitintervalle herangezogen: Kurzzeit­ wiederholung (10 Minuten), Retest-Zeitintervall bis zu 12 Monaten und über 12 Monate. © 2018 Hogrefe Verlag


S. Würth et al., Zur Diskussion des CHC-Modells im Kontext des Leistungssports

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Tabelle 2. Deskriptiva der Testvariablen des DT und des COG von SES, N-SES, SPS und Gesamtstichprobe SES (n = 39) Variable

Test

N-SES (n = 38)

SD

M

M

SPS (n = 45)

SD

Gesamt (n = 266)

SD

M

SD

M

Richtige Reaktionen (%) DT

91.89

3.58

90.17

4.26

89.52

4.49

90.83

4.13

Korrekt (%)

COG

86.29

4.02

85.71

3.85

86.52

4.41

85.93

4.64

Richtige

DT

270.03

23.65

248.97

26.62

257.98

30.95

259.90

29.67

Summe „richtige ­Reaktionen“

COG

64.79

5.06

65.55

5.44

65.91

5.79

64.88

6.61

Median Reaktionszeit DT

0.71

0.06

0.73

0.06

0.70

0.06

0.72

0.06

Mittlere Zeit „richtige Reaktionen“

1.11

0.06

1.10

0.07

1.08

0.07

1.09

0.07

COG

Tabelle 3. Korrelationen der Testvariablen zwischen DT und COG von SES, N-SES, SPS und Gesamtstichprobe SES

N-SES

SPS

Gesamt

Variable

Test

n

r

n

r

n

r

N

r

Richtige Reaktionen (%)

DT

39

.07

38

.06

45

.37*

266

.10

Korrekt (%)

COG

Richtige

DT

39

.06

38

.30

45

.51*

266

.38*

Summe „richtige Reaktionen“

COG

Median Reaktionszeit

DT

39

.18

38

.33*

45

.43*

266

.38*

Mittlere Zeit „richtige Reaktionen“

COG

Anmerkungen: Korrelation nach Pearson; * p < 05.

Stichproben Kurzfristige Testwiederholungseinflüsse wurden an 51 Sportstudierenden (30 Frauen, 21 Männer) mit einem Durchschnittsalter von 22.5 Jahren (SD = 3.6) erfasst, die den DT zweimal unmittelbar nacheinander (8.9 ± 3.2 Minuten) absolvierten. Zur Prüfung insbesondere der langfristigen Merkmalskonstanz wurden zwei Stichproben der ÖBS-Leistungssportgruppe herangezogen: Eine Stichprobe von 75 Athletinnen und 77 Athleten mit einem Durchschnittsalter von 21.0 Jahren (SD = 5.8), bei welchen weniger als 12 Monate zwischen Test und Retest liegen (M = 8.9, SD = 2.5) sowie eine Stichprobe von 45 Athletinnen und 57 Athleten mit einem Durchschnittsalter von 21.5 Jahren (SD = 5.2), bei welchen das Retestintervall mehr als 12 Monate beträgt (M = 22.3, SD = 13.8).

Ergebnisse Insgesamt liegen (mit einer Ausnahme) bei der Prüfung der Retest-Stabilität über zwei Messzeitpunkte die Korre© 2018 Hogrefe Verlag

lationskoeffizienten > .50, sowohl für die beiden Berechnungsarten nach Pearson bzw. ICC als auch für die verschiedenen Retestintervalle (siehe Tab. 4 und 5). Kurzzeit-vs. Langzeit-Stabilität Die Kurzzeit-Stabilität und jene bis zu einem Jahr zeigen ähnliche Resultate. Die Anzahl der richtigen Antworten korreliert mit r = .81 bzw. zu r = .83. Die Korrelation der Mediane der Reaktionszeit ist bei der Kurzzeitwiederholung mit r = .74 niedriger als bei der Retest Reliabilität bis zu 12 Monaten (r = .88). Als hoch merkmalskonstant kann der Median der Reaktionszeit angesehen werden, der selbst nach durchschnittlich 22 Monaten noch bei r = .81 liegt. Hingegen betragen die Retest-Reliabilitäten für richtige Antworten und den prozentuellen Anteil richtiger Reaktionen nach durchschnittlich 22 Monaten nur noch knapp .60. Die Interclass Correlations (ICC) sind in der Regel niedriger als die Pearson Korrelationen, was auf ausgeprägte Lerneffekte hindeutet. Lerneffekte bei wiederholten Messungen Zur Abschätzung der Lerneffekte wurden für 91 Athletinnen und Athleten aus dem Pool des ÖBS, die den DT dreiZeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20


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S. Würth et al., Zur Diskussion des CHC-Modells im Kontext des Leistungssports

Tabelle 4. Deskriptiva der DT-Testvariablen von Test (T1) und Retest (T2) der Athletinnen und Athleten und der Studierenden mit unterschiedlichen Test-Retestintervallen (Δtime) Athlet_innen (n = 102; Δtime > 12 M) T1

T2

Athlet_innen (n = 152; Δtime < 12 M) T1

Studierende (n = 51)

T2

T1

T2

Variable

M

SD

M

SD

M

SD

M

SD

M

SD

M

SD

Richtige

255.99

26.18

274.72

32.05

265.26

31.31

280.54

32.30

270.37

32.10

278.25

34.99

Median Reaktionszeit

0.71

0.06

0.67

0.06

0.71

0.07

0.67

0.06

0.71

0.06

0.69

0.06

Richtige Reaktionen (%)

89.83

4.34

90.12

4.55

91.16

4.02

91.24

4.32

91.82

4.35

91.95

5.07

Δtime = 22.3 ± 13.8 M

Δtime = 8.9 ± 2.5 M

mal im Abstand von je ca. 12 Monaten absolvierten, die Veränderungen in den absoluten Testwerten betrachtet. Für die Hauptvariable (Richtige) besteht ein signifikanter Unterschied zwischen den drei Testzeitpunkten [F(2, 180) = 39.70, η2 = .31, p < .001, power = 1.00]. Die Mediane der Reaktionszeit unterscheiden sich zwischen den drei Messzeitpunkten ebenfalls signifikant [F(2, 180) = 138.02, η2 = .61, p < .001, power = 1.00]. Die Testleistung nimmt, bezogen auf beide Variablen, kontinuierlich zu. Die Variable Richtige Reaktionen (%) unterscheidet sich hingegen nicht zwischen den Testungen [F(2, 180) = 1.41, η2 = .02, p = .25, power = .30] (siehe Abb. 4 und Tab. 6).

Diskussion Ziel dieses Beitrags war es, mit Hilfe des CHC-Modells und dessen hierarchischer Strukturierung kognitiver Fähigkeiten ein theoretisches Rahmenmodell vorzustellen, das die Möglichkeit bietet, sportartübergreifende, basale Fähigkeiten (Stratum II) zu verorten. Auch die sportartspezifi-

Δtime = 8.9 ± 2.3 min

sche Expertise, die u. E. als Stratum I Komponenten im CHC-Modell abgebildet wird, kann in weiterer Folge stärker theoretisch begründet und vernetzt werden. Dies böte die Chance, die Brücke zwischen Expertise- und Grundlagenforschung im Bereich der Diagnostik kognitiver Leistungsparameter im Sport zu schlagen und eine theoretische Basis für Forschung und Anwendung zu offerieren. Zur Illustration dieses Ansatzes wurde in einer empirischen Feldstudie beispielhaft geprüft, ob im sportlichen Kontext relevante kognitive Fähigkeiten vor dem Hintergrund des CHC-Modells interpretiert werden können und entsprechende empirische Evidenz erfahren. Dazu wurden zwei weit verbreitete Testverfahren aus dem Wiener Testsystem verwendet, deren Anwendung bisher wesentlich auf Augenscheinvalidität beruhte. Der Determinationstest (DT) wurde als zentrales Messinstrument ausgewählt, da er den für den Sport augenscheinlich leistungsrelevanten Stratum II-Faktor speed & efficency auf den drei Ebenen Verarbeitungsgeschwindigkeit, Reaktions- und Entscheidungsgeschwindigkeit sowie psychomotorische Geschwindigkeit vereint. Zudem liegen bereits empirische Evidenzen vor, dass im Bereich der Verarbeitungsgeschwindigkeit bei

Tabelle 5. Test-Retest-Reliabilität der DT-Testvariablen der Athletinnen und Athleten und der Studierenden mit unterschiedlichen Test-Retestintervallen (Δtime) Athlet_innen (n = 102; Δtime > 12 M)

Athlet_innen (n = 152; Δtime < 12 M)

Variable

rtt

ICC

SEM

SEM [%]

rtt

ICC

SEM

Richtige

.59

.58

18.97

7.15

.81

.71

13.87

Median ­Reaktionszeit

.81

.62

0.03

3.74

.88

.73

Richtige ­Reaktionen (%)

.58

.44

2.89

3.21

.71

.71

Δtime = 22.3 ± 13.8 M

SEM [%]

Studierende (n = 51) rtt

ICC

SEM

SEM [%]

5.08

.83

.80

14.06

5.12

0.02

3.22

.74

.70

0.03

4.50

2.25

2.47

.82

.81

2.07

2.25

Δtime = 8.9 ± 2.5 M

Δtime = 8.9 ± 2.3 min

Anmerkungen: rtt = Retest-Korrelation (Pearson); ICC = Intraklassenkorrelation; SEM = Standardfehler der Messung.

Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20

© 2018 Hogrefe Verlag


© 2018 Hogrefe Verlag

29.51

0.07

4.42

261.47

0.72

91.19

Richtige

Median Reaktionszeit

Richtige Reaktionen (%)

90.56

0.68

274.43

M SD

5.14

0.07

36.04

T2

90.65

0.65

284.79

M SD

5.08

0.07

35.85

T3

.72

.86

.77

rtt

.71

.71

.69

ICC

2.57

0.03

16.48

SEM

T1 – T2

2.83

3.59

6.15

SEM [%]

.70

.86

.74

rtt

.70

.80

.71

ICC

2.82

0.03

18.39

SEM

T2 – T3

3.11

3.82

6.58

SEM [%]

.67

.81

.71

rtt

.66

.46

.51

ICC

2.77

0.03

18.14

SEM

T1 – T3

3.05

4.30

6.64

SEM [%]

Anmerkungen: rtt = Retest-Korrelation (Pearson); ICC = Intraklassenkorrelation; SEM = Standardfehler der Messung; ΔtimeT1 – T2 = 12.9 ± 10.4 M; ΔtimeT2 – T3 = 15.3 ± 13.3 M; ΔtimeT1 – T3 = 28.7 ± 17.2 M; n = 91.

SD

M

Variable

T1

Tabelle 6. Deskriptiva der Testvariablen des DT von Test (T1), Retest (T2) und dritter Testung (T3) der Athletinnen und Athleten sowie deren Test-Retest-Reliabilität zwischen den verschiedenen Testzeitpunkten

Abbildung 4. Veränderung der DT-Leistung durch Testwiederholung (Lernsensitivität).

Anmerkungen: *** p < .001; T3 = dritte Testung.

S. Würth et al., Zur Diskussion des CHC-Modells im Kontext des Leistungssports 13

Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20


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S. Würth et al., Zur Diskussion des CHC-Modells im Kontext des Leistungssports

nicht-sportspezifischen kognitiven Leistungstests (cognitive component skills approach) Expertinnen und Experten gegenüber weniger erfolgreichen Athletinnen und Athleten überlegen sind (Voss et al., 2010). Als weiteres Konstrukt wurde die selektive Aufmerksamkeit durch den COG abgebildet. Die kognitiven Basisfähigkeiten, die mit diesem Test erfasst werden, sind vor allem Kurzzeitgedächtnis (Stratum II-Faktor memory & efficency) und Mustererkennung (Stratum II-Faktor speed & efficency).

Kriteriumsvalidität und Konstruktvalidität Um eine kognitive Basisfähigkeit in ihrer Bedeutsamkeit für sportspezifisches Leisten abzuschätzen, ist die Bestimmung der Diskriminierungsfähigkeit des zugrundeliegenden Tests hinsichtlich verschiedener Sportartenbündeln, die unterschiedliche Ansprüche an das zu erfassende Merkmal stellen, hilfreich. Für die Prüfung dieser Form der Kriteriumsvalidität wurden DT und COG Athletinnen und Athleten aus drei verschiedenen Sportartenbündeln zur Bearbeitung vorgelegt. Es konnte gezeigt werden, dass Athletinnen und Athleten aus Sportarten, bei denen speed & efficency leistungsrelevante Faktoren sind (SES), im DT besser abschneiden als jene, die Sportarten ausüben, in denen diese Fähigkeiten weniger stark leistungsbestimmend sind (N-SES). Athletinnen und Athleten der Sportarten Radsport, Schwimmen, Skisprung, Nordische Kombination und Langlauf (N-SES) erzielten in der Hauptvariable (Richtige) erwartungskonform schlechtere Ergebnisse als Athletinnen und Athleten der Sportarten Badminton, Tennis, Fechten und Tischtennis (SES). Bei SES-Athletinnen und -Athleten ist schnelles und präzises Reagieren von zentralerer Bedeutung, bei N-SES-Athletinnen und -Athleten nicht. Da dieser Test im Unterschied zu Expertise-Tests keine erfahrungsbezogenen Antizipationsleistungen erfasst wie z. B. das Lesen der Ballflugrichtung beim Tennis anhand der Hüft- oder Schlägerstellung des Gegners (Abernethy & Russel, 1987a, 1987b; Farrow & Abernethy, 2003; Hagemann & Strauß, 2006), kann angenommen werden, dass der DT auf der Ebene der relevanten Basisfähigkeit des Stratum II-Faktors speed & ­efficency einen Beitrag dazu leisten könnte, zwischen entsprechenden Sportarten zu diskriminieren, die diese Fähigkeit mehr oder weniger stark fordern. Die vorliegenden E ­ rgebnisse gehen auch mit jenen Studien des cognitive ­component skills approaches konform, in welchen die Überlegenheit von Expertinnen und Experten in nicht-sport­spezifischen k ­ ognitiven Tests bereits nachgewiesen wurde (Heppe et al., 2016; Lundgren, Högman, Näslund & P ­ arling, 2016; V­erburgh, Scherder, van Lange & Oosterlaan, 2­ 014; ­Vestberg et al., 2012; Vestberg et al., 2017; Voss et al., 2010). Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20

Die Einbindung der Spielsportarten (SPS) ermöglichte zudem die Abschätzung der diskriminanten Validität vor dem Hintergrund zweier Stratum II Komponenten (speed & efficiency sowie memory & efficency: Mustererkennung und Kurzzeitgedächtnis). Vom kognitiven Anspruch sind SPS zwischen SES und N-SES zu verorten. Spielsportlerinnen und Spielsportler stehen durchaus unter einem gewissen Zeitdruck in ihrem sportlichen Handeln (Baláková, Boschek & Skalíková, 2015). Das schnelle und präzise Passen eröffnet z. B. einer Mannschaft im Fußball mehr Handlungsspielräume, was wiederum bei der gegnerischen Mannschaft zu einer Restriktion des Zeitfensters hinsichtlich der Spielgestaltung führt. Im Gegensatz zu den SESSportarten, der eine unmittelbar gekoppelte Aktion-Reaktion der Kontrahentinnen und Kontrahenten zu Grunde liegt, steht in den Spielsportarten jedoch die Entwicklung von Spielzügen über mehrere Stationen im Vordergrund. Hier handelt es sich demnach um ein komplexes Verschalten von individueller Schnelligkeit und Präzision sowie der Umsetzung interaktiver Spieltaktiken (Garganta, 2009), die im Sinne basaler kognitiver Fähigkeiten stärker auf Kurzzeitgedächtnis (Furley & Memmert, 2010) und Mustererkennung (Smeeton, Ward & Williams, 2004) fokussieren. Die Ergebnisse im DT zeigen erwartungs­ gemäß, dass in der Anzahl der richtigen Reaktionen die SPS-Athletinnen und SPS-Athleten tendenziell schlechter als die SES, aber besser als die N-SES sind. Die inferenzstatistische Prüfung zeigt jedoch keine signifikanten ­Unterschiede, was als Hinweis auf die Hybridstellung der SPS gewertet werden kann. Der bedeutsame Unterschied zwischen SES und SPS in der Prozentzahl richtiger Reaktionen, die einen hinsichtlich der Verarbeitungsgeschwindigkeit bereinigten Genauigkeitsparameter widerspiegelt, kann dahingehend interpretiert werden, dass das präzise Reagieren auf eine schnelle Abfolge vieler einzelner Reize in Spielsportarten im Vergleich zu SES eher eine untergeordnete Rolle spielt, und ggf. andere kognitive Parameter im Vordergrund stehen. Um diese Annahme empirisch zu prüfen, wurde neben dem DT der COG als Messinstrument eingesetzt, der die den SPS unterstellten notwendigen kognitiven Basisfähigkeiten Kurzzeitgedächtnis (Stratum II memory & efficiency) sowie mit der Mustererkennung einen weiteren Aspekt der speed & efficiency abbildet. Im Gegensatz zum DT, der in der angewendeten adaptiven Testform das ­Augenmerk auf die Verarbeitungsgeschwindigkeit legt, ist hier komplexere Reizverarbeitung unter weniger starkem Zeitdruck gefragt. Die Diskriminierungsfähigkeit des COG zwischen den drei Sportarten verfehlt in der multivariaten Analyse die Signifikanzgrenze und deutet sich allenfalls in Form eines univariaten Effektes hinsichtlich der Reaktionsgeschwindigkeit bei richtigen Antworten an. SPS-Athletinnen und -Athleten sind demnach © 2018 Hogrefe Verlag


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tendenziell schneller im Detektieren komplexerer Reizmuster bzw. deren Abgleich zu einem vorgegebenen Standardreiz. Erwartungskonform zeigen sich keinerlei Unterschiede zwischen SES und N-SES. In diesen beiden Sportarten­typen ist die komplexe Mustererkennung kein unmittelbar leistungsbestimmender Faktor. Die Befunde zur Konstruktvalidität, die die beiden Testverfahren DT und COG für die einzelnen Sportartentypen in Beziehung setzt, verdeutlichen, dass die Vernetzung der gemessenen Konstrukte differenziert zu betrachten ist. Wie erwartet sind Leistungen in der Mustererkennung (COG) und in der Reizverarbeitung unter Zeitdruck (DT) bei SES-Athletinnen und SES-Athleten weitgehend unabhängig voneinander. Da die Überlegenheit der SES vor allem im Bereich der Reizverarbeitung unter Druck zu finden ist, deutet dies darauf hin, dass diese Leistung nicht an hohe Leistungen auf anderen kognitiven Parametern wie Mustererkennung oder Kurzzeitgedächtnis gekoppelt sind (vice versa). Bei SPS-Sportarten hingegen zeigt sich ein substantieller Zusammenhang, was wiederum einen Hinweis auf die höhere kognitive Komplexität von Spielsportarten bietet, bei der beide Stratum II Bereiche zusammenspielen.

Test-Retest-Reliabilität Die Anwendung kognitiver Testverfahren unterliegt erfahrungsgemäß der Gefahr, dass neben Merkmals- und Bedingungsfluktuationen Lern- und Übungseffekte die Zuverlässigkeit der Messungen und die Interpretation von Veränderungen verfälschen können. Besonders das Zeitintervall der Testwiederholungen spielt dabei eine entscheidende Rolle (Schmidt-Atzert et al., 2012). Um diese Einflüsse für den DT genauer bestimmen zu können, wurden verschiedene Stichproben mit unterschiedlichen TestRetestintervallen mit der Bearbeitung der Testaufgabe konfrontiert. Insgesamt kann für den DT festgehalten werden, dass vor allem die Reaktionszeit eine hohe Merkmalskonstanz aufweist. Dies wird durch Pearson-Korrelationen > .80 in Zeitintervallen von mehreren Monaten bis zu zwei Jahren unterstrichen. Wird der Test unmittelbar hintereinander ausgeführt, sinkt der Wert geringfügig, bleibt aber mit r = .74 in einem durchaus akzeptablen Bereich. Letzteres bedeutet, dass die Reaktionszeit in einem sehr kurzen ­Wiederholungsintervall auf individueller Ebene stärker variiert als etwa die Genauigkeit (r > .80 für Anzahl Richtige und Anzahl Richtige %). Vermutlich sind hier Ermüdungsoder Motivationseffekte bei kurzfristiger Testwiederholung wirksam. Hinsichtlich der Genauigkeit wird außerdem deutlich, dass ein sehr langes Wiederholungsintervall (mehr als zwölf Monate) zu sinkenden Korrela­tionen führt. © 2018 Hogrefe Verlag

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Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass die Merkmalskonstanz für die Genauigkeit weniger stabil ist. Es ist zu erwarten, dass im Laufe der sportlichen Karriereentwicklung auf individueller Ebene unterschiedlich starke Veränderungen in der Reizverarbeitung wirksam werden, die sich in niedrigeren Korrelationen widerspiegeln. Diese könnten z. B. auf unterschiedliche Akzentuierung des Trainings zurückzuführen sein, die u. U. verschiedene Aspekte der Expertiseentwicklung ansprechen und damit eine Wechselwirkung zwischen Basisfähigkeit und sportartspezifischer Fertigkeit abbilden. Um einen genaueren Einblick in die Bedeutsamkeit der Lerneffekte zu gewinnen, wurden in einer Teilstichprobe drei Messzeitpunkte analysiert. Dabei zeigt sich, dass der Median der Reaktionszeit kontinuierlich abnimmt – die Athletinnen und Athleten also durchschnittlich schneller werden – bei einer hohen Test-Retest-Reliabilität zwischen a ­ llen Zeitpunkten (r > .80). Könnte eine einmalige Testwiederholung durch den Gewöhnungs- oder Vertrautheitsaspekt eine Leistungsverbesserung hervorrufen, der in der zweiten Datenerhebung zum Tragen kommt, ist dies zwischen zweitem und drittem Testintervall nicht zu erwarten. Vielmehr deutet die Datenlage darauf hin, dass tatsächliche Veränderungen im Sinne der Merkmalsausprägung sichtbar werden. Für die Parameter der Genauigkeit zeigt sich ein differenziertes Bild. Während die Hauptvariable Richtige, die aufgrund der adaptiven Form des DT stark an die Geschwindigkeitskomponente gekoppelt ist, ebenfalls eine kontinuierliche Verbesserung widerspiegelt, bleiben die Leistungen für den bereinigten Parameter Richtige Reaktionen (%) über die drei Messzeitpunkte konstant. Für beide Variablen sind die Test-Retest-Werte geringer als bei der Reaktionszeit (r = .67 bis r = .77). Insgesamt scheint demnach die isoliert erfasste Bearbeitungsgenauigkeit am deutlichsten von Störgrößen beeinflusst zu sein, wobei anzumerken ist, dass die ermittelten Kennwerte in durchaus zufriedenstellenden Bereichen liegen. Die Befunde zur Reliabilität zeigen in der Zusammenschau, dass bei der Anwendung des DT mit ausgeprägten Lern- bzw. Übungseffekten gerechnet werden muss, was sich mit den Ergebnissen anderer Studien deckt (Lemmink & Visscher, 2005; Nederhof et al., 2007; Nederhof, Visscher, et al., 2008; Schranz & Osterode, 2009). Dies gilt es bei der Interpretation von Testergebnissen zu berücksichtigen. In der praktischen Anwendung z. B. im ­Rahmen der sportpsychologischen Diagnostik sollten die Lern­effekte entsprechend herausgerechnet werden. Zudem dürfte die vorgegebene Reihenfolge der Items die gefundenen Lerneffekte begünstigen (Athletinnen und ­ Athleten berichten tatsächlich, dass sie bestimmte Reizkombinationen erinnern). Eine Randomisierung wäre äußerst zweckmäßig. Die adaptive Testform mit vorgegeZeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20


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bener Testdauer führt zu einer wenig spezifischen Aussagekraft der Hauptvaria­blen (Richtige). Eine vorgegebene Itemanzahl anstatt der vorgegebenen Testdauer würde dieses Problem lösen, was aktuell nur bei nicht-adaptiven Tests vorliegt. Verursacht wird die beschriebene Leistungssteigerung offenbar größten Teils durch eine verringerte Reaktionszeit. Der prozentuelle Anteil richtiger ­Reaktion [Richtige (%)] blieb in dieser Studie hingegen weitgehend konstant. Dies bedeutet, dass die Versuchspersonen bei wiederholter Messung schneller werden, die relative Fehlerquote aber gleich bleibt. Da die Variable Richtige (%) geschwindigkeitsunabhängig ist, liefert sie zusätzliche Informationen über die Effizienz ­innerhalb der Testbedingung. So gibt es Athletinnen und Athleten, die bei gleicher Testleistung bezogen auf die Hauptvariable deutliche Unterschiede in der prozentuellen Anzahl richtiger Reaktionen aufweisen. Zudem kann sehr einfach geprüft werden, ob eine Verbesserung der Reaktionszeit (bei wiederholtem Testen) zulasten der Effizienz geht. Für die Individualdiagnostik und Beratung ist von Interesse, welchen Antwortstil Sporttreibende unter hohem Zeitdruck haben, ob sie z. B. eher falsche Reaktionen in Kauf nehmen oder etwas langsamer, dafür aber kontrolliert richtig ­reagieren. Die generellen Antwortstile (schnellgenau, schnell-ungenau; langsam-genau, langsam-un­ genau) können als Ansatzpunkt für psychologische Trainingsformen dienen. Beispielsweise kann ein schneller, ungenauer Antwortstil im Tennis zu risikoreichem Spiel führen, das durch hohe Schlaggeschwindigkeit, aber auch mehr unerzwungene Fehler geprägt ist. Ziel sportpsychologischen Trainings wäre dann etwa, ein optimales Gleichgewicht zwischen hoher Präzision und Schlaggeschwindigkeit zu finden. Im Vergleich der Sportartengruppen SES und N-SES konnte gezeigt werden, dass neben dem signifikanten Unterschied der Hauptvariable Richtige, sich auch Median Reaktionszeit und Richtige (%) tendenziell unterscheiden. Betrachtet man die Mittelwerte, so reagieren SES tendenziell schneller und auch korrekter / präziser als N-SES. Insgesamt arbeiten SES also effizienter als ­N-SES, d. h. ihre Leistung könnte auf basaler Stratum II Ebene in der Bereichsgruppe speed & efficiency als besser eingestuft werden. Die Befunde zur Validität und Reliabilität können dahingehend zusammengefasst werden, dass mit dem DT ein Instrument vorliegt, das möglicherweise einen Beitrag dazu leisten kann, bei vergleichbarem sportlichen Leistungsniveau der Athletinnen und Athleten eine Trennung zwischen Sportartentypen zu erkennen, in denen die gemessenen Basisfähigkeit speed & efficency in den Teilkomponenten processing speed und rate-of-test-taking unterschiedlich stark leistungsbestimmend ist. Für den COG ist dieser Anspruch nach der aktuellen Befundlage zu weit gegriffen. Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20

DT und COG vor dem Hintergrund des ­CHC-Modells Hinsichtlich der theoretischen Verortung der beiden Testverfahren im CHC-Modell sind daraus verschiedene Konsequenzen ableitbar. Zum einen scheint es notwendig, weitere Testverfahren in ähnlich angelegten Studien einzubinden, die weitere Komponenten der Stratum II Ebenen erfassen und ggf. eine noch bessere Differenzierungsfähigkeit erzielen. Denkbar wäre zum Beispiel die Entwicklung eines Tests, der alle drei Komponenten von speed & efficiency (processing speed, reaction / decision speed und psychomotor speed) abbildet. Dies könnte dadurch realisiert werden, dass bei einem Testaufbau, der dem DT folgt, zusätzlich die motorische Reaktionsgeschwindigkeit (z. B. über einen Release-Button, der jeweils zwischen den dargebotenen Reizen gedrückt und bei jeder Reaktion entsprechend losgelassen werden muss) mit aufgezeichnet wird. Für die komplexe Mustererkennung könnten Testverfahren geeignet sein, die z. B. die visuelle Reizverarbeitung (perceptual speed) der Stratum II Ebene processing speed in Kombination mit einer modifizierten Aufgabe zur Mustererkennung aufzeichnen. Der COG verlangt für die Mustererkennung einen Abgleich von zweidimensionalen geometrischen Figuren mit einem Standardreiz. Eine Erweiterung auf die räumliche Mustererkennung im dreidimensionalen Raum könnte eine Möglichkeit bieten, diese Basisfähigkeit realitätsnäher abzutasten. Denkbar wäre als Aufgabe etwa die Orientierung in einem 3D-Labyrinth, in dem verschiedene Wegkombinationen („Muster“) abzugleichen sind, von denen nur eine zum Ziel führt. Geeignet wären hierfür Eye-Tracking-Systeme bzw. 3D-Brillen, in denen nicht nur die Entscheidung für ein Muster aufgezeichnet wird, sondern auch die visuelle Reizverarbeitung. Besonders lohnenswert scheint es u. E., wenn das CHCModell genutzt wird, um verschiedene Aspekte kognitiver Basisfähigkeiten, die bei unterschiedlichen Sportartengruppen (oder durchaus auch einzelnen Sportarten) augenscheinlich leistungsbestimmend sind, theoretisch zu verankern und miteinander in Bezug zu setzen. In der vorliegenden Studie konnte dies nur beispielhaft mit dem Einsatz zweier kognitiver Tests illustriert werden. Dies könnte zu einem tieferen Verständnis der Wechselwirkungen kognitiver Leistungsparameter auf basaler Ebene aufzeigen und zudem weitere Erkenntnis liefern, inwieweit diesen Basisfähigkeiten tatsächlich im sportlichen Handeln Bedeutsamkeit zuzuschreiben ist. Zudem bietet das CHC-Modell durch die klare Strukturierung und theoretische Begründung kognitiver Facetten nun die Möglichkeit, basale Fähigkeiten auf verschiedenen Ebenen mit den domänspezifischen Fertigkeiten in Beziehung zu setzen, die im Kontext des Sports der sportartspezifischen Expertise zuzuordnen sind. Am Beispiel © 2018 Hogrefe Verlag


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der hier vorgestellten Komponente speed & efficiency könnten demnach zum einen die basalen Fähigkeiten wie p­attern recognition oder decision / reaction time, zum anderen in unmittelbarem Bezug dazu die komplementären sportartspezifischen Fertigkeiten (z. B. Erkennen und Bewerten von Spielzügen) miteinander verglichen werden. Dieses Vorgehen kann darüber Aufschluss geben, wie Basisfähigkeit und Expertise ineinandergreifen und welche Konsequenzen das z. B. für die Gestaltung von insbesondere langfristigen Trainingsprozessen hat.

Limitationen Die Verknüpfung theoretischer Modellannahmen mit Daten aus der sportpsychologischen Praxis geht naturgemäß mit Einschränkungen einher, die vor allem hinsichtlich Datengewinnung und Stichprobenbesonderheiten zu bedenken sind (Furley et al., 2016). Die hier vorgestellten Stichproben sind vornehmlich einem geförderten Spitzensportpool entnommen. Die Athletinnen und Athleten weisen damit eine hohe Testmotivation auf, da sie mit dem regelmäßigen Diagnostikprocedere vertraut sind und wissen, dass diese dazu dient, sie in der Leistungsoptimierung zu unterstützen. Da gerade bei Leistungstests eine bewusste Verfälschung der Testdaten in der Regel nur auf der Ebene geschehen kann, dass die Testbearbeitung unmotiviert oder wissentlich „nach unten“ im Sinne einer Leistungsverweigerung durchgeführt wird, können unter diesen Voraussetzungen die Daten als feldvalide angesehen werden. Hinsichtlich der internen Validität der Datenerhebung müssen hingegen Restriktionen in Kauf genommen werden, die genau diesem Setting geschuldet sind. So müssen die Testungen in den jeweiligen saisonalen Trainings- und Wettkampfkalender eingebunden werden. Damit können weder die Testbedingungen (z. B. Ort, Tageszeit, Testleiter bzw. Testleiterin) noch die Testzeitpunkte (Test-Retest-Intervalle) konstant gehalten werden. Damit ist die Durchführungsobjektivität nicht immer kontrollierbar. In den Daten wird dies nur bedingt sichtbar, z. B. in der hohen Varianz der Test-Retestintervalle. Die Studierendenstichprobe konnte nach experimentellen Gesichtspunkten unter höheren internen Validitätskriterien untersucht werden. Im Gegensatz zu den Athletinnen und Athleten kann aber die Testmotivation weniger gut abgeschätzt werden, da die Testteilnahme ohne Konsequenzen für die Teilnehmenden bleibt. Somit bleibt unklar, ob Veränderungen zwischen Test und Retest echten Ermüdungseffekten oder einer nachlassenden Testmotivation zuzuschreiben ist. Ein weiteres grundlegendes Problem stellt die Vergleichbarkeit des Leistungsniveaus über unterschiedliche © 2018 Hogrefe Verlag

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Sportarten dar. Dies hängt z. B. mit nationalen oder regionalen Gegebenheiten oder auch der generellen Leistungsdichte in einer Sportart zusammen. Beispielhaft können die Sportarten Skisprung und Eishockey angeführt werden. Ein Athlet, der in Österreich in den nationalen Top Ten im Skisprung zu finden ist, ist aufgrund der nationalen Bedeutsamkeit und Leistungsdichte im internationalen Vergleich auf Weltklasseniveau anzusiedeln. Im Eishockey erreicht ein Sportler aufgrund der niedrigeren Leistungsdichte schneller ein nationales Topniveau, ohne dass dies unbedingt einen Spitzenplatz bei Weltmeisterschaften bedeuten würde. Dieser und weitere Umstände erschweren grundsätzlich den Vergleich verschiedener Sportarten oder Sportartentypen, wie es in der vorliegenden Studie realisiert wurde. Sinnvollerweise müssten Sportreibende langfristig in ihrer Leistungsentwicklung innerhalb einer Sportart untersucht, und über echte Längsschnitte abgeschätzt werden, welche kognitiven Fähigkeiten in welchem Entwicklungsabschnitt und in welcher Sportart wirksam werden. Damit verbunden wäre auch die Beantwortung der Frage, inwiefern kognitive Basisfähigkeiten als Sozialisations- oder als Selektionskriterium Einfluss nehmen. Dies konnte mit den vorliegenden Daten nicht geleistet werden. Wie aus der kritischen Stellungnahme von Furley et al. (2016) hervorgeht, wird der Einfluss von Drittvariablen häufig unterschätzt und nicht ausreichend zur Absicherung der Ergebnisse berücksichtigt. In der vorliegenden Studie wurden Alter, Leistungsniveau (soweit empirisch abschätzbar), Geschlecht sowie zahlreiche mentale Kompetenzen (z. B. Selbstregulationsfähigkeit, Parameter der Leistungsmotivation) im Vorfeld auf ihren Einfluss geprüft. Dabei zeigten sich durchwegs nicht signifikante Unterschiede zwischen den untersuchten Sportartentypen. Aufgrund der Stichprobengröße musste jedoch auf eine komplexe Betrachtung moderierender Faktoren verzichtet werden. Zukünftige Studien sollten diesen Aspekt aufgreifen und einer empirischen Prüfung unterziehen. Die Abschätzung der Veränderung von Testwerten über die Zeit muss zudem vor dem Hintergrund interpretiert werden, dass die Athletinnen und Athleten in den TestRetestintervallen sportpsychologische Beratung und Betreuung in unterschiedlicher Form und bei verschiedenen Mentaltrainerinnen und Mentaltrainern und Sportpsychologinnen und Sportpsychologen in Anspruch nehmen. Da die Testungen in der Regel nicht vom betreuenden sportpsychologischen Fachpersonal, sondern von externen Diagnostikern durchgeführt werden, können individuelle Interventionskonzepte mehr oder weniger stark auf die Optimierung kognitiver Leistungsvoraussetzungen ausgerichtet sein. Aufgrund der Vertraulichkeit eines psychologischen Beratungssettings können diese Inhalte nicht in die wissenschaftliche Datenanalyse mit einfließen. Die Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20


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Einbindung von Kontrollgruppen zur Beurteilung von Interventionseinflüssen wäre aus testtheoretischer Sicht notwendig, kann aber i. d. R . im Kontext der Spitzensportförderung nicht geleistet werden. Letztendlich sind die verwendeten Messinstrumente nicht ohne Kritik. Die Testitems des DT werden z. B. in nicht randomisierter Reihenfolge vorgegeben, sodass Erinnerungseffekte, v. a. in sehr kurzen Retestintervallen, denkbar sind. Zudem erlaubt das Wiener Testsystem Mehrfachreaktionen auf einen Reiz, die dazu führen, dass eine erste falsche Reaktion durch ein sehr schnelles zweites Reagieren korrigiert werden kann. Im sportlichen Leistungskontext ist diese Möglichkeit der Korrektur in der Regel wenig plausibel. Auch sind die im Testmanual angeführten Testgütekriterien nicht immer nachvollziehbar. So ist nicht klar, was bei einem adaptiven Test die interne Konsistenz an Aussagekraft hat. Durch das adaptive Anpassen der Reizdarbietung hat jeder Reiz bei jeder Person einen unterschiedlichen Schwierigkeitsindex – dies wird von den Herausgebern nicht thematisiert. Auch fehlen Angaben zu Test-Retest-Zeiträumen, die wesentliche Informationen zur Lernsensitivität bzw. Merkmalsstabilität enthalten würden. Zumindest letzteres konnte durch die vorliegende Studie etwas aufgehellt werden. Das Statement von Furley et al. (2016) zur Vertrauenskrise in der Psychologie unterstreicht, dass Forschungsergebnisse vor diesem Hintergrund nur als vorläufig zu betrachten sind und vorschnelle Tranfers in die sportpsychologische Praxis, z. B. als Empfehlungen für Trainingsprogramme und Interventionen kritisch zu hinterfragen sind. Wir sehen daher diesen Beitrag als Anregung, neben den methodischen Schwierigkeiten auch die theoretischen Überlegungen in diesen Diskurs mit einzubeziehen.

Ausblick Der Beitrag stellt das CHC-Modell als mögliches theoretisches Rahmenkonstrukt zur Verortung basaler kognitiver Fähigkeiten im Sport vor und illustriert dies mit ersten empirischen Daten. Dies stellt u. E. einen Denkansatz dar, um die zentralen Forschungsstränge des cognitive component skills approach und der Expertiseforschung unter einem theoretischen Dach zusammenzuführen. Die Fortführung dieser Überlegungen kann auf verschiedenen Ebenen geschehen. Zum einen erscheint eine grundlegende theoriebasierte Diskussion des CHC-Modells in diesem Kontext lohnenswert. Uns ist bewusst, dass die Eignung des Modells für die sportpsychologische Forschung und An­ wendung aktuell schwer abschätzbar ist. Die Sondierung ­bereits vorliegender empirischer Studien vor dem Hintergrund des CHC-Modells erscheint plausibel, ist aber durch Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20

weitere theoretische Überlegungen und empirische Daten zu prüfen. Insbesondere kann die Operationalisierung kognitiver Parameter gezielter erfolgen und systematisch hinsichtlich ihrer Wechselwirkungen zwischen und innerhalb der Stratum I und Stratum II Ebenen untersucht werden. Sportarttypische Besonderheiten – wie sie auch im vorliegenden Beitrag thematisiert wurden – können dabei ebenso betrachtet werden wie z. B. Geschlechterunterschiede, Entwicklungsverläufe oder der Vergleich mit Kontrollgruppen aus einem anderen Setting. Mittelfristig kann es damit gegebenenfalls gelingen, aufgrund theoriebasiert entwickelter oder ausgewählter Messinstrumente die Diagnostik leistungsrelevanter Aspekte im Sport zu optimieren.

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Sabine Würth Andreas Hofer Günter Amesberger Universität Salzburg IFFB Sport- und Bewegungswissenschaft Schlossallee 49 5400 Hallein Österreich sabine.wuerth@sbg.ac.at

Elfmeterschießen sind keine Lotterie – und nach dem Lesen dieses Buches weiß man, warum. Daniel Memmert / Benjamin Noël

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Die Psychologie des Strafstoßes 2017, 134 Seiten, € 19,95 / CHF 26.90 ISBN 978-3-8017-2780-2

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Das populärwissenschaftliche Buch für alle Fußball-Fans, Athleten, Trainer, Vereinsmitglieder, Manager und Medienvertreter in Deutschland basiert einerseits auf wissenschaftlich fundiertem sportpsychologischen und bewegungswissenschaftlichen Wissen.

Andererseits enthält es aber auch viele Anekdoten von großen und wichtigen Elfmetern aus der Geschichte des Fußballs. Somit werden in diesem Buch wissenschaftliche Befunde mit tatsächlichen Begebenheiten vom ominösen Punkt verbunden und mit vielen Abbildungen aufbereitet, die üblicherweise der Öffentlichkeit nicht ohne Weiteres zugänglich sind. Damit dies gelingen kann, integrieren die Autoren sportwissenschaftliche Erkenntnisse aus der ganzen Welt und bereiten diese leserfreundlich auf.

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Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 1–20

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Originalarbeit

Macht Sport wirklich glücklich? Ein systematisches Review Petra Jansen und Sabine Hoja Institut für Sportwissenschaft, Universität Regensburg

Zusammenfassung: Die Suche nach dem Glück ist ein gesellschaftlich hoch relevantes Thema. Dies ist einer der Gründe, warum sich die Forschung zunehmend dafür interessiert, Methoden und Programme zu finden, die glücklich machen. Ziel der Übersichtsarbeit war es, den Einfluss sportiver Interventionen auf ein eher überdauerndes Glücksempfinden systematisch zusammenzufassen. Nach einer Literaturrecherche wurden insgesamt 1099 Arbeiten zum Thema identifiziert. Nach Anwendung der Einschlusskriterien (abhängige Variable musste das Konzept „happiness“ beinhalten, es musste eine sportliche Intervention und eine Kontrollgruppe vorhanden sein) verblieben acht Arbeiten. Die untersuchten Arbeiten waren sehr heterogen bzgl. des Gesundheitszustandes der Teilnehmer_innen, des Alters und der Geschlechtsverteilung. Bei der Kontrollgruppe handelte es sich bei allen Studien um eine Wartekontrollgruppe. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass in sechs der acht Studien ein positiver Effekt einer sportlichen Intervention auf das Glücksempfinden nachgewiesen werden konnte. Weitere hypothesengeleitete Studien müssen folgen, die den Effekt einer sportiven Intervention auf das Glücksempfinden näher untersuchen. Schlüsselwörter: Glück, Bewegung, Sport

Does exercise really make happy? A systematic review Abstract: The search for happiness is a very relevant topic in social life. This is one of the reasons why research is interested in developing methods and trainings on how to be happier. The aim of the present systematic review was to investigate the influence of sportive interventions on a more stable concept of happiness. The extensive literature research identified 1,099 records, eight of which were finally included according to the following criteria: happiness as dependent variable, physical activity as independent variable, and the existence of a control group. The studies were highly heterogeneous concerning the health, the age, and the gender distribution of the participants. The control group was always a waiting control group. Overall, physical interventions yielded improvements in happiness in six of the eight studies. Further studies should be performed to investigate this effect in more detail. Keywords: happiness, physical activity, sports

Ziel der vorliegenden Übersichtsarbeit ist es, den Einfluss sportiver Interventionen auf das überdauernde Glücksempfinden systematisch zu untersuchen. Der Hauptteil der Arbeit beschränkt sich auf die Heranziehung des Glücksbegriffes „happiness“ und die sportbezogenen Begriffe „exercise“, „sports“, „training“ und „physical activity.“ Der Glücksbegriff spielt wissenschaftlich insbesondere in der Positiven Psychologie (Maslow, 1954; Seligman, 2002) eine bedeutende Rolle. Gesamtgesellschaftlich gesehen boomt die Anzahl an Motivationstrainer_innen, Coaches und Autor_innen von Glücks-Selbsthilfebüchern, die den Menschen verhelfen wollen, glücklicher zu werden. Glaubt man den populärwissenschaftlichen Medien, macht auch Sport glücklich und dieser Artikel erscheint damit zunächst überflüssig. Begriffe wie das Runner’s High und das Flow-Erlebnis (Csikszentmihalyi, 1995) spiegeln das Glückserleben im Sport wider. Die Untersuchung der wissenschaftlichen Frage, ob Sport glücklich macht, ist nicht so trivial, wie es zu Beginn scheint. Allein die Definition des Begriffs „Glück“ reicht bis zu philo© 2018 Hogrefe Verlag

sophischen Betrachtungen der Antike zurück (siehe Sumner, 1996) und zieht unterschiedliche Facetten nach sich. Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff des Sportes – Leistungssport ist etwas Anderes als Breitensport, die einmalige Teilnahme an einem Lauf etwas Anderes als das jahrelange Training für einen Marathon, Bogenschießen etwas Anderes als ein 800 m-Lauf und als Yoga. Es wird versucht, sich dieser Vielfalt in diesem Artikel anzunähern.

Differenzierung des Begriffes Glück Die Differenzierung des Begriffs Glück ist sicherlich schwierig. So listet Esch (2011, S. 169 – 171) allein 31 Stichworte für den Begriff des Glücks (von „bliss“, „coherence“ bis hin zu „wellness“). Generell kann z. B. zwischen hedonistischem und eudämonistischem Glück unterschieden werden. Während sich das hedonistische Glück auf die momentane Beurteilung des eigenen Lebens inklusive der Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 21–32 https://doi.org/10.1026/1612-5010/a000211


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zugehörigen freudigen Emotionen bezieht, versteht man unter dem eudämonistischen Glück ein glückliches Leben durch die Einhaltung für die Person wichtiger Werte (wie z. B. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit), die langfristig zu einem erfüllten Leben führen. So umfasst e­ udämonistisches Glück die Faktoren der Selbstwirksamkeit, der persönlichen Entwicklung, der sozialen Verbundenheit und der Bedeutung, die der Einzelne für die Gesellschaft hat (Waterman, 1993). Gemäß dieser Differenzierung lassen sich auch die in der Wissenschaft existierenden zahlreichen Glücksbegriffe eingliedern. Unter einem hedonistischen Glücksverständnis fassen z. B. Kahnemann und Deaton (2010) das – wie sie es nennen – emotionale Wohlbefinden auf, welches sich auf die emotionale Qualität (z. B. auf die Häufigkeit und Intensität von Freude, Faszination) der jetzigen Erfahrung bezieht. Da das hedonistische Glück sich auf die Freude im Hier und Jetzt bezieht, können auch die Begriffe der positiven Stimmung („positive mood“) und der positiven Gefühle („positive affect“) als eine Facette des hedonistischen Glücksbegriffs betrachtet werden. Hiervon grenzen Kahnemann und Deaton (2010) den Begriff der Lebensbewertung („life evaluation“) als eine kognitive Komponente ab, die sich auf die Gedanken bezieht, die sich eine Person über ihr Leben macht. Auch der Begriff „life satisfaction“ kann als kognitive Beurteilung des eigenen Lebens (Diener, Scollon & Lucas, 2003) aufgefasst werden. Beide Begriffe beziehen sich auf ­einen überdauernden Glücksbegriff und können daher eher als eine eudämonistische Sichtweise des Glücks betrachtet werden. Diener et al. (2003) konzeptualisieren Glück – sie sprechen hier von „subjective wellbeing“ – darüber hinaus als hierarchisch organisiert, wobei die höchste Stufe als ein relativ stabiles Konzept bezogen auf das eigene Leben verstanden wird. Dieses überdauernde Konzept kann in die vier Komponenten der angenehmen bzw. unangenehmen Affekte, der Lebenszufriedenheit und der Arbeitszufriedenheit unterteilt werden. Gemäß den Annahmen der Autor_innen kann jeder dieser Bereiche in spezifische Aspekte der Lebenserfahrung (z. B. Liebe, Angst, Bedeutung und Gesundheit) unterteilt werden. Hier wird deutlich, dass die hierarchische Auffassung des Glücksbegriffs auf Komponenten zurückgreift, die eher dem hedonistischen Glücksbegriff zuzuordnen sind. Als globale Messungen des subjektiven Wohlbefindens fasst Diener in seiner Arbeit von 2006 die Bewertung der eigenen Lebenszufriedenheit („life satisfaction“) und des Glücks („happiness“) auf. Oishi, Diener und Lucas (2007) benutzen in ihrer Datenanalyse bzgl. eines möglichen o ­ ptimalen Levels des Wohlbefindens den Begriff „happiness“. Sie verste-

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hen hierunter ein relatives stabiles Empfinden, welches jeder Mensch in Bezug auf sein Leben hat. Wie bereits am Anfang des Abschnittes erwähnt wird die Schwierigkeit der Konzeptualisierung des Begriffes „Glück“ hier deutlich. Als kleinster gemeinsamer Nenner kann ein eher kurzfristiges vs. ein überdauerndes stabiles Glücksempfinden betrachtet werden.

Messung unterschiedlicher Arten des Glücks Die wissenschaftliche Messung des Glücks hängt sicherlich von der zugrundeliegenden Konzeptualisierung des Begriffs des Glücks ab (Helm, 2000). Eine eher hedonistische Auffassung des Begriffs des Glücks wird z. B. häufig mittels Skalen zur Stimmung wie z. B. mit der PANAS Skala (Watson, Clark & Tellegen, 1988) erfasst. Diese Skala ist ein Fragebogen zur Erfassung positiver und negativer Affekte. Sie besteht aus 20 Adjektiven, zehn positiv besetzten Adjektiven, wie z. B. freudig, und zehn negativ besetzten Adjektiven, wie z. B. gereizt. Die Proband_innen schätzen die Ausprägung eines Gefühls auf einer fünfstufigen Skala ein, die von „gar nicht“ bis „äußerst“ reicht. Überdauernde Konzepte des Glücks werden häufig mit Skalen zur Erfassung des Wohlbefindens gemessen wie z. B. der Life Satisfaction Scale, einer Skala, die aus sieben Items besteht (Diener, Emmons, Larsen & Griffin, 1985) oder der subjektiven Glücklichkeitsskala (Lyubomirsky & Lepper, 1999). Der zuletzt genannte Fragebogen besteht aus vier Items zur Einschätzung des Empfindens des eigenen Glücks. Jedes Item muss auf einer siebenstufigen Skala eingeschätzt werden. Eine der vier Fragen ist: Allgemein betrachte ich mich als eine „nicht sehr glückliche Person“ bzw. eine „sehr glückliche Person“. Ein weiteres Testverfahren ist die Oxford Happiness Scale1 (Argyle, Martin & Crossland, 1989), welche aus 29 Fragen mit einer sechsstufigen Skala zur Erfassung des Glücks besteht. Oftmals umfassen auch Fragebögen zum Befinden, z. B. nach Erkrankungen, einzelne Skalen zum Wohlbefinden wie beispielsweise der Fragebogen PODCI (Daltroy, Liang, Fossel & Goldberg, 1998), der sich u. a. mit dem Gesundheitszustand sowie dem Glücksund Zufriedenheitsempfinden bei Kindern mit orthopädischen Einschränkungen beschäftigt.

Parameter des Glücks Verschiedenartige Parameter einer psychologischen, neurowissenschaftlichen und physiologischen Sichtweise kön-

Die Oxford Happiness Scale wird in manchen Artikeln auch als Oxford Happiness Questionnaire oder Oxford Happiness Inventory bezeichnet.

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P. Jansen und S. Hoja, Macht Sport wirklich glücklich?

nen im Zusammenhang zur Erklärung des überdauernden Glücksempfinden gesehen werden, bislang ist allerdings noch wenig über die Interaktion dieser Parameter bezogen auf den Glücksbegriff bekannt. Wie bereits oben erwähnt, spielen psychologische Erklärungsansätze bezogen auf das überdauernde Glücksempfinden, wie die Selbstwirksamkeit oder die soziale Verbundenheit eine bedeutende Rolle. Einige wenige dieser psychologischen Faktoren seien hier dargestellt: So wiesen Du, King und Chi (2017) darauf hin, dass der Selbstwert, der sich zum einen aufgrund persönlicher Eigenschaften und zum anderen aufgrund der Beziehung zu wichtigen anderen Personen entwickelt, in Relation zum überdauernden Glücksempfinden steht. Psychische Verletzbarkeit und Hoffnungslosigkeit waren zudem negativ mit dem Glücksempfinden verbunden (Satici & Uysal, 2017). Auch Persönlichkeitsfaktoren sind von Bedeutung. So kamen Argyle und Lu bereits 1990 zu dem Ergebnis, dass „happiness“ und Extraversion korrelierten, und begründen dies mit der größeren Teilnahme extravertierter Menschen an sozialen Aktivitäten. Bezogen auf die neurowissenschaftliche Sichtweise des Glücks zeigt sich, dass aufgrund der Vielfältigkeit des „Glücksbegriffes“ auch die Darstellung der beim Erleben des Glücks beteiligten Gehirnregionen zum einen vielfältig sind, zum anderen die Studien sich aber auch hauptsächlich auf eine hedonistische Sichtweise des Glücks beziehen. So fokussieren Kringelbach und Berridge (2010) bei der Beschreibung des Glücks auf die neurowissenschaftlichen Studien der Untersuchung der Freude, da sie diese als zentral für die Entwicklung des Glücks bewerten. Dabei separieren sie sensorische und motorische Areale auf der Großhirnrinde bei der Identifikation und der Interaktion mit bestimmten Stimuli von den Regionen, in denen die Freude verarbeitet wird (z. B. orbitofrontaler Cortex, cingulärer Cortex, insulärer Cortex, VTA, Hypothalamus, PAG, Nucleus accumbens, ventrales Pallidum und Amygdala). Beide Autoren gehen in einer weiteren Studie davon aus, dass sich das eudämonistische Glück im sogenannten default mode network (Ruhezustandsnetzwerk) zeigt. Zu diesem Netzwerk gehören der medial präfrontale Cortex (mPFC), der posteriore cinguläre Cortex, der retrospleniale Cortex und der inferiore parietale Lappen zusammen mit dem Hippocampus und anderen Strukturen, die bei Gedächtnisprozessen involviert sind. In einer neuen Studie fassten Suardi, Sotgiu, Costa, Cauda und Rusconi (2016) PET- und fMRT-Studien zur Untersuchung des Glücks nach einem autobiographischen Abruf zusammen. Sie konnten zeigen, dass die Erinnerung an glückliche Ereignisse hauptsächlich mit der Aktivierung in verschiedenen Gehirnarealen verbunden ist, wie dem anterioren cingulären Cortex, dem präfrontalen Cortex, und der Insula, wobei jedoch noch zahlreiche andere Gehirn­ regionen beteiligt sind. © 2018 Hogrefe Verlag

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Ebenso wie die neurowissenschaftlichen Parameter wurden die physiologischen Parameter des Glücks bezogen auf das hedonistische Glück untersucht, insbesondere bezogen auf das sogenannte Runner’s High, welches ein Gefühl der Euphorie nach einem langen Distanzlauf bezeichnet (z. B. Uhlenbruck, 1994) bzw. des Flow-Zustandes (Csikszentmihalyi, 2010), eines Zustandes des völligen Aufgehens (Stoll & Pithan, 2016). Populär ist die sogenannte Endorphin-Theorie, die besagt, dass ein endogenes Opioid (ß-Endorphin) nach intensiver sportlicher Aktivität ausgeschüttet wird, welches zu diesem Glücksgefühl führt, jedoch in dieser Form nicht uneingeschränkt haltbar ist (für eine ausführliche Darstellung siehe Stoll, 1997). Bereits 2003 wiesen Sparling, Giuffrida, Piomelli, Rosskopf und Dietrich (2003) nach, dass eine körperliche Aktivität auf einem Laufband oder einem Ergometer für 50 Minuten mit 70 – 80 % der maximalen Herzrate das endocannabinoide System aktiviert, welches erst bei einem Laktat von 4 mmol / l nachweisbar ist (Hollmann & Strüder, 2009). Eine Erklärung hierfür könnten die durch körperliches Training induzierte Hypofunktion im Präfrontal-Cortex sein, die z. B. Dietrich (2006) im Rahmen der Transienten Hypofrontalitätshypothese vorschlägt und empirische Evidenz im Zusammenhang des Flow-Erlebens erbracht wurde (Stoll & Pithan, 2016). Fuss und seine Kollegen und Kolleginnen (2015) wiesen in einer kombinierten pharmakologischen, molekular genetischen und verhaltensbasierten Studie mit Mäusen nach, dass für die im Zusammenhang mit dem sogenannte Runner’s High beschriebenen Effekte hauptsächlich das endocannabinoide System verantwortlich ist. Sie zeigten, dass für die Auflösung von Ängsten die zentralen (auf ­GABA-ergen Neuronen im Vorderhirn vorhandenen) CB1-Rezeptoren ver­antwortlich sind, während bei der Verminderung des Schmerzempfindens die peripheren CB1- und CB2-Rezeptoren eine wichtige Rolle spielen. Bei medikamentöser Blockade dieser entsprechenden Cannabinoid-Rezeptoren blieben die beobachteten Effekte aus, wohingegen eine Blockade von Endorphin-Rezeptoren keinen Einfluss auf das Angstoder Schmerzempfinden der Tiere hatte. Zusammenfassend lässt sich demnach festhalten, dass die neurowissenschaftlichen und physiologischen Parameter bislang hauptsächlich bezogen auf die hedonistische Seite des Glücks untersucht wurden.

Verschiedene Facetten des Sportes Eine Definition für den Begriff des Sportes zu finden, ist sicherlich ähnlich schwer, wie eine Definition des Begriffes Glück. Um beim DOSB als Sportverband anerkannt zu werden, muss die Ausübung der Sportart eine eigene, sportartZeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 21–32


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bestimmende motorische Aktivität beinhalten, die einen Selbstzweck hat und ethischen Prinzipien gehorcht (DOSB, 2017). Selbstverständlich kann unter Sport auch eine spezifische Sportart betrachtet werden. Hiervon grenzt sich da­ rüber hinaus der Begriff der Bewegung ab, unter welchem eine irgendwie geartete physische Aktivität verstanden wird (siehe Jansen & Richter, 2016). Dies macht die Unterschiedlichkeit des Sportbegriffes und die Schwierigkeit der Beantwortung der aufgestellten Frage deutlich. Im englischsprachigen Raum werden folgende Begriffe häufig differenziert – physical acitivity, exercise, sports und training. Physical activity, körperliche Aktivität, wird als die Bewegung des Körpers durch die Aktivierung der Muskeln beschrieben. Beispiele hierfür sind das Spielen des Kindes im Sandkasten oder ein Spaziergang im Wald. Exercise ist der Term für jede körperliche Bewegung, die strukturiert und geplant ist und die zum Zweck hat, eine oder auch mehrere Komponenten der körperlichen Fitness zu erhöhen. Ein Beispiel hierfür ist die Teilnahme an einer Zumba-Klasse (Caspersen, Powell & Christenson, 1985). Sport beinhaltet eine Reihe von Aktivitäten, die organisiert sind und bestimmten Regeln gehorchen, wie z. B. ein Tennisspiel. Unter Training versteht man im englischsprachigen Raum ein komplexes Phänomen, welches von verschiedenen Trainingsvariablen (Intensität, Häufigkeit, Dauer) abhängig ist und durch die Kombination dieser Variablen zu einem bestimmten Trainingsumfang führt (Gordon, 2009). Ziel dieses systematischen Reviews ist es, originale Arbeiten zu evaluieren, in welchen vor und nach einer oder mehreren sportiven Interventionen über unterschiedlich lange Zeiträume das überdauernde Glücksempfinden der Menschen gemessen wurde. Es geht somit nicht um die Untersuchung der Auswirkung einer sportiven Intervention auf das kurzfristige Glücksempfinden, sondern auf einen nachhaltigen Effekt bezogen auf das Glücksgefühl. Bezüglich des Sportbegriffes wird keine Einschränkung vorgenommen, um eine möglichst große Anzahl von Studien einschließen zu können, hierbei werden die im englischsprachigen Raum häufig verwendeten Begriffe des Sports – physical acitivity, exercise, sports und training – genutzt. Bei den in dieser Arbeit behandelten Arbeiten ist es eine Voraussetzung, dass eine Kontrollgruppe existiert. Aufgrund der Komplexität des Themas haben wir uns entschieden, das Review auf die Untersuchung des überdauernden Glücksbegriffes einzuschränken. Die Komplexität des Themas wird im Folgenden durch die Präsentation der Voruntersuchung dargestellt.

P. Jansen und S. Hoja, Macht Sport wirklich glücklich?

Voruntersuchung Diese Voruntersuchung diente dazu, die Komplexität des Themas dem Leser zu verdeutlichen. Im März 2017 erfolgte die Literatursuche in den Datenbanken PubMed, PSYNDEX und Web of Science. Die oben genannten Begriffe, die sich auf den Sport bezogen, „exercise“, „sports“, „training“ and „physical activity“, wurden jeweils mit den folgenden Begriffen, die sich auf das Konzept „Glück“ bezogen, „happiness“, „well-being“, „life satisfaction“, „positive mood“, „positive affect“, in der Suche in den oben erwähnten Datenbanken durch AND kombiniert. Die Suche war hinsichtlich des Erscheinungsjahres nicht beschränkt2 und sie wurde je-

Tabelle 1. Anzahl der Treffer zu den Begriffen “exercise“, „sports“, „training“ und „physical activity“ und „happiness“, „well-being“, „life satisfaction“, „positive mood“, „positive affect“ PubMed

exercise

sports

training

physical activity

PubPsych

Web of Science

happiness

216

51

268

well-being

138.305

645

2.830

life satisfaction

1.253

153

1.074

positive mood

1.462

135

631

positive affect

1.231

197

2.125

happiness

162

39

161

well-being

89.878

595

828

life satisfaction

621

108

400

positive mood

789

61

129

positive affect

674

106

639

happiness

806

115

285

well-being

650.682

1.599

2.982

life satisfaction

6.086

521

1.735

positive mood

4.100

227

539

positive affect

3.626

406

2.786

happiness

337

48

321

well-being

186.990

625

3.986

life satisfaction

2.117

195

1.823

positive mood

2.037

105

540

positive affect

1.712

178

1.985

Die Literatursuche wurde im August 2017 durch die Suche nach deutschsprachigen Artikeln ergänzt. Hierzu wurden die Begriffe „Glück“ und „Sport“, „Training“, „körperliche Aktivität“ und „Übung“ in den oben beschriebenen Datenbanken zuzüglich der Datenbanken SPOLIT und SPOWIT verwendet. Es konnten keine weiteren Studien mit einem Kontrollgruppen-Design, die einen Parameter in Bezug auf Glück nach einer sportlichen Intervention untersuchten, identifiziert werden.

2

Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 21–32

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P. Jansen und S. Hoja, Macht Sport wirklich glücklich?

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reviews and meta-analysis (PRISMA) statement guidelines“ durchgeführt. PRISMA beinhaltet eine 27-item Checkliste und standardisierte Instruktionen für die Durchführung eines systematischen Reviews. Diese Checkliste umfasst die PICO Kriterien (Akronym für population, intervention, comparison bzw. control und outcome).

Literaturrecherchen und Selektionskriterien Die am 27.3.2017 durchgeführte Datenbankanalyse wurde auf die Abbildung 1. Literatursuche „well-being “ und „exercise“, „sports“, „training“ bzw. „physical activity“ oben genannten Begriffe („happi(Anzahl der Arbeiten, die pro Woche noch mehr dazukommen). ness“, „physical activity“, „exercise“, „sports“ und „training“) weils von der Erst- und Zweitautor_in unabhängig voneinanund auf den Zeitraum der letzten 10 Jahre beschränkt der durchgeführt. Nach einer extensiven Literaturanalyse (siehe Abb. 2). Zudem wurden Literaturlisten identifizierter Original- und Übersichtsarbeiten nach weiteren bis zum 9.3.2017 wurden insgesamt 1 125 260 Arbeiten (ohne relevanten Studien durchsucht. Unter diesen BedingunEinschränkung der Art der Arbeit und des Erscheinungs­ gen wurden zunächst 1 2 77 Arbeiten gefunden und nach jahres) bezogen auf die oben genannten Stichwörter gefunden (siehe Tab. 1). Ausschluss der doppelten Arbeiten wurden 1 099 ArbeiEine vierwöchige jeden Tag zur selben Zeit durchgeten identifiziert. Im ersten Schritt wurden der Titel, die führte Literaturrecherche hat einen Zugewinn von insgeZusammenfassungen und die Schlüsselwörter gesichtet. samt 8 540 Arbeiten unter den angegebenen Stichwörtern Bei dieser Sichtung wurde darauf geachtet, dass wenn im ergeben (Abb. 1). Titel, in der Zusammenfassung oder in den SchlüsselIn dem systematischen Review haben wir uns auf die Artiwörtern nur übergeordnete Begriffe des Wohlbefindens kel zum Einfluss des Sports auf die Variable des überdauerndargestellt wurden, die Arbeiten detailliert betrachtet den Glücks konzentriert. Damit grenzt sich das vorliegende wurden. Im zweiten Schritt wurden die dann zum Schluss Review von bereits existierenden Meta-Analysen älteren aus­gewählten Studien gelesen. Studien mussten als abhängige Variable das Konzept „happiness“ beinhalten Datums zum Einfluss von Sport auf die eher hedonistische (Kriterium outcome), eine sportliche Intervention als unSichtweise des Glücks (Reed & Ones, 2006; Reed & Buck, abhängige Variable (Kriterium intervention) sowie eine 2009) ab. So konzentrierten sich Reed und Ones (2006) in Kontrollgruppe, die nicht weiter spezifiziert werden ihrer Meta-Analyse hauptsächlich auf die mögliche Anhebung der Stimmung durch eine sportliche Intervention. In musste. Es konnte sich dabei um eine inaktive Kontrollgruppe sowie eine Kontrollgruppe mit einem anderen der Meta-Analyse zugrunde gelegten Studien wurde das sportiven oder Aktivitätsprogramm handeln (Kriterium Glücksempfinden mit Messmethoden oft zur Erregung (z. B. control). Bezüglich des Alters und des GesundheitszuStress Arousal Checklist), zum Affekt (­PANAS) oder der standes der Studienteilnehmer_innen wurden keine EinStimmung (Profile of Mood State) erhoben. schränkungen unternommen (Kriterium population). Ausgeschlossen wurden nur jene Studien, in denen die teilnehmenden Personen zu einem anderen Zeitpunkt Methode eine weitere Intervention, die dann als Kontrollbedingung galt, erhielten (z. B. Cockcroft et al., 2015) oder eine Intervention in unterschiedlichen Altersgruppen verglichen wurde (z. B. Graves etal., 2010). Darüber hinSystematisches Review Protokoll aus wurde die Arbeit von Vazou und Smiley-Oyen (2014) Das systematische Review Protokoll wurde nach den Richtnicht miteinbezogen. Sie untersuchten unter anderem, linien gemäß den „Preferred reporting item for systematic ob ein bewegtes mathematisches Lernen gegenüber © 2018 Hogrefe Verlag

Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 21–32


P. Jansen und S. Hoja, Macht Sport wirklich glücklich?

Gefunden durch Datenbanksuche (n = 1 274)

Zusätzlich gefunden in anderen Quellen (n = 3)

Verbleiben nach Entfernen von Duplikaten (n = 1 099)

Eingeschlossen

Eignung

Vorauswahl

Identifikation

26

In Vorauswahl aufgenommen (n = 1 099)

Abgeschlossen (n = 1 024)

Volltext auf Eignung beurteilt (n = 75)

Volltext ausgeschlossen mit Begründung (n = 67)

Studien eingeschlossen in quantitative Zusammenfassung (Review) (n = 8)

Abbildung 2. Flow Diagramm der Literatursuche.

­inem sitzenden Lernen mathematischer Inhalte den e Kindern mehr Spaß machte. Damit untersuchten die Forscher_innen nicht im eigentlichen Sinne das Glücksempfinden (siehe Abb. 2). Insgesamt entsprachen acht Arbeiten den Kriterien (Erscheinungsdatum nicht mehr als 10 Jahre zurück, ­ Kontrollgruppe existiert). Dabei wurde je eine Literaturliste einzuschließender Arbeiten von beiden Autorinnen unabhängig voneinander erstellt. Die Listen wurden miteinander verglichen und stimmten überein. Aus den ausgewählten Studien wurden Stichprobenumfang und -beschreibung, Intervention (Setting, Trainer, Dauer, ­ ­Intensität, theoretischer Hintergrund, Aufbau), Messmethoden, statistische Kennwerte und Ergebnisse erfasst.

Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 21–32

Statistische Kennwerte Die statistischen Effektgrößen wurden dem jeweiligen Text entnommen. Zudem wurde zur besseren Vergleichbarkeit der Einzelstudien mittels der deskriptiven Werte das korrigierte d nach Klauer (2001) als Maß des Unterschiedes zwischen Experimentalgruppe (EG) und Kontrollgruppe (KG) im Vergleich vom Prä- zum Posttest berichtet. Dabei gilt d = 0.20 als kleiner Effekt, d = 0.50 als moderater Effekt und d = 0.80 als großer Effekt (Cohen, 1988). In vielen der eingeschlossenen Studien wurden neben der Messung des Glücks zahlreiche andere Parameter erhoben. Hier stellen wir nur die Auswirkungen einer bestimmten Intervention auf die Messung des Glücks dar. Auf eine metaanalytische Effektintegration

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P. Jansen und S. Hoja, Macht Sport wirklich glücklich?

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Tabelle 2. Deskriptive Studienmerkmale Autor (Jahr), Land

Probanden

Cadmus et al. (2009), USA

KG

Dauer

N

Alter (M) (SD)

Geschlecht (% weiblich)

normale Kranken­ Studie 1: neu diagnostizierte versorgung ­Brustkrebs-Patientinnen Studie 2: Brustkrebs-Patientinnen nach erfolgreicher Behandlung

S1: 6 Monate S2: 6 Monate

S1: EG: 25, KG: 25 S2: EG: 37, KG: 38

S1: EG: 54.5 (8.2), KG: 54.0 (10.9) S2: EG: 56.5 (9.5), KG: 55.1 (7.7)

S1: EG: 100 %, KG: 100 % S2: EG: 100 %, KG: 100 %

Courneya et al. (2009), Kanada

Lymphdrüsenkrebs-Patienten

normale Kranken­ versorgung

12 Wochen

EG: 60, KG: 62

EG: 52.8 (–), KG: 53.5 (–)

EG: 38.3 %, KG: 43.5 %

Hartfiel et al. (2011), Großbritannien

Mitarbeiter einer Universität

normale ­Aktivität

6 Wochen

EG: 20, KG: 20

EG: 40.6 (11.40), KG: 38.0 (9.58)

EG: 85 %, KG: 95 %

Johnson et al. (2015), USA

an Neurofibromatose erkrankte Kinder und Jugendliche

keine Angaben

10 Wochen (+ 9 Monate individuelles Programm)

EG: 18, KG: 18

EG: 10.81 (5.1), KG: 10.32 (3.9)

EG: 50.0 %, KG: 55.6 %

Khazaee-pool et al. (2015), Iran

ältere Menschen

normale ­Aktivität

8 Wochen

EG: 60, KG: 60

EG: 73.3 (6.11), KG: 68.12 (5.6)

EG: 28.3 %, KG: 33.3 %

Sharma et al. (2008), Indien

Teilnehmer, die ein Lebensstil­ programm in einer Integrativen ­Gesundheitsklinik konsultierten

normale ­Aktivität

10 Tage

EG: 77, KG: 52

EG: 19 – 76, KG: 21 – 77

EG: 30.56 %, KG: 36.53 %

Tse et al. (2013), HongKong

ältere Menschen

normale ­Aktivität

8 Wochen

EG: 30, KG: 23

EG: 75.9 (6.4), KG: 77.2 (5.1)

EG: 93.3 %, KG: 95.7 %

Tse et al. (2014), HongKong

ältere Menschen

normale ­Aktivität

8 Wochen

EG: 225, KG: 171

EG: 85.45 (6.25), KG: 85.44 (6.35)

EG: 57.4 %, KG: 42.6 %

Anmerkungen: EG = Experimentalgruppe; KG = Kontrollgruppe

wurde aufgrund der geringen Anzahl von errechneten Effektstärken verzichtet (siehe Tab. 2).

Ergebnisse Deskriptive Studienmerkmale Die eingeschlossenen Studien wurden zwischen 2008 und 2015 veröffentlicht; drei Studien umfassten Krebspatient_innen und die anderen fünf Studien gesunde Menschen, drei Studien explizit ältere Menschen (Tab. 2). Dabei stammten jeweils zwei Arbeiten aus den USA und Hongkong, und jeweils eine Arbeit aus Kanada, Groß­ britannien, Indien und dem Iran. Insgesamt wurden in den Studien 1021 Personen untersucht, mit einer Variation der Stichprobengröße von 36 bis 396 einbezogenen Personen, das Alter variierte zwischen 5 Jahren (jüngster Teilnehmer in der Studie von Johnson, Sheng, Perry & © 2018 Hogrefe Verlag

Stevenson, 2015) und über 101 Jahre (ältester Teilnehmer in der Studie von Tse, Tang, Wan & Vong, 2014). Der Gesamtanteil der Frauen variierte zwischen 28,3 % und 100 %. Bei vier der acht Studien wurden die Personen den Bedingungen randomisiert zugeordnet, eine Studie nutzte einen Vergleich einer Versuchspersonengruppe, die sich für die Teilnahme an e ­ inem aktiven Lebensstilprogramm entschieden hat im Vergleich zu einer inaktiven Kontrollgruppe, bei zwei Studien wurden die Altersheime, aus welchen die Teilnehmer_innen kamen, zufällig auf die Bedingungen verteilt und in einer Studie wird zwar von einer RCT-Studie gesprochen, jedoch keine näheren Angaben gemacht. In den Studien führten die Proband_innen der KG kein Alternativprogramm durch, es wurde immer von der Durchführung der normalen Akti­vität gesprochen, was einer Wartekontrollgruppe entspricht. Alle Studien führten vor und nach den Interventionen die Messungen der abhängigen Variablen durch. In der Studie von Johnson et al. (2015) wurde ein Follow-up nach einem neunmonatigen selbsttätig durchgeführten Programm erhoben. Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 21–32


Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 21–32 signifikante Verbesserung für die EG, nicht aber für die KG beide Gruppen verbesserten gleichermaßen ihr Glücksempfinden

0.73

0.067

1 Skala im PODCI, Happiness (Daltroy et al., 1998)

Oxford Happiness Inventory (Argyle et al. 1989)

Bestimmung des allgemeinen Well-Being (­Faktor 1) (Sell & Nagpal, 1992) Subjektive Glücklichkeitsskala (Lyubomirsky & ­Lepper, 1999)

CAPE: Aktivitätsmessung; Eltern­ fragebogen, Pediatric Outcome Data Collection Instrument (PODCI)

Zufriedenheit, Positive Stimmung, mentale Gesundheit, Effizienz, Selbstwert Subjektives Well-Being bestehend aus verschiedenen Faktoren: 5 positive Faktoren, u. a. allgemeines Well-Being, 4 negative Faktoren Schmerzempfinden, Mobilitäts­ skala, Schmerzbeeinflussungsskala, Allgemeines Gesundheitsempfinden, Angstempfinden, Depression; Subjektives Glücksempfinden Schmerzempfinden, Mobilitätsskala, Schmerzbeeinflussungs-skala, Allgemeines Gesundheitsempfinden, Bewegungsfähigkeit, Depression; Subjektives Glücksempfinden

Kraft und Exercise Training, 2 mal pro Woche, 10 Wochen mit einem pädiatrischen Physiotherapeuten, danach wurden sie aufgefordert, das Programm 9 Monate lang alleine durchzuführen

Trainingsprogramm des Gesundheitsministeriums des Irans für ältere Menschen (Warm up, Stretching, Laufen, Balance Übungen, Cool down), 3 mal pro Woche

Theorie- und Praxis-Programm eines ­gesunden Lebensstils: Yoga, Atem-Übungen, Mediation

Schmerzberatung (motivierendes Interview, ca. 30 Minuten) kombiniert mit einem körperlichen Aktivitätsprogramm (ca. 35 Minuten); 1,5 Stunden pro Woche; körperliches Programm enthielt Stretching, Balance und aerobe Übungen; Aufforderung auch zu ­Hause zu üben, mindestens 4 mal

1 mal pro Woche für eine Stunde: 15 Minuten Warm up, Übungen zur Balance, Stretching, eigene Massage

Johnson et al. (2015), USA

Khazaee-pool et al. (2015), Iran

Sharma et al. (2008), Indien

Tse et al. (2013), HongKong

Tse et al. (2014), HongKong

Subjektive Glücklichkeitsskala (Lyubomirsky & ­Lepper, 1999)

0.243

1.246

nach 10 Wochen: 0.716 nach 12 Monaten: 0.032

0.489

Messung der Stimmung und der positiven psychologischen Einstellung (IPPA)

Dru Yoga, 3 mal pro Woche zur Mittagszeit

Hartfiel et al. (2011), Großbritannien Lebenszufriedenheit der IPPA-Skala (Inventory of Psychological Positive ­Attitude) (Kass et al., 1991)

0.562

Happpiness Scale (Fordyce, 1988)

Messung der körperlichen Einschätzung, Einschätzung der ­Müdigkeit, Angst, Einschätzung des Lymphom-Status, allgemeine Gesundheit, kardiovaskuläre Fitness, anthropometrische Daten

Ergometer-Training, 3 mal pro Woche, 12 ­Wochen lang; Intensität variiert von 60 % bis 75 % der Herzrate, 15 – 20 min in den ­ersten vier Wochen und 0 – 45 min in der neunten Woche; in zweimal (Woche 7 und 9) Interval4ltraing, Verhaltensbasierte Unterstützung

Courneya et al. (2009), Kanada

signifikanter Unterschied der Differenzwerte zwischen EG und KG, p < .001

signifikanter Unterschied der Differenzwerte zwischen EG und KG, p = .001

signifikanter Unterschied der Differenzwerte zwischen EG und KG, p = .003, nach 10 Wochen, nicht aber nach 12 Monaten

signifikanter Unterschied der Differenzwerte zwischen EG und KG, p = .009

signifikanter Unterschied der Differenzwerte zwischen EG und KG, p = .034

mögliche Signifikanz der Effekte bezogen auf ­Happiness nach der Intervention wird nicht genannt

Studie 1: 0.081 Studie 2: 0.142

Happpiness Scale (Fordyce, 1988)

Glück, Selbstwert, Depression, Angst, Stress, Funktionale ­Beurteilung der Krebstherapie, generelles Gesundheitsverhalten, ­Körperliche Aktivitätsfragebogen, Anthropometrische Daten

moderate und anstrengende körperliche Aktivität, 30 min, 5 Tage pro Woche; basierend auf der Theorie des geplanten Verhaltens; Studie 1: Handbuch, Pulsuhren, 60 – 80 % der Herzrate; Studie 2: Trainings-programm im Fitnessstudio, 3 mal pro Woche überwacht, 2 mal alleine

Effekt

Cadmus et al. (2009), USA

d (Vergleich EG und KG) (korrigiert nach Klauer)

Erfassung (nur bezogen auf Glück)

erfasste abhängige Variablen

Training

Auto (Jahr), Land

Tabelle 3. Zusammenfassung der empirischen Befunde

28 P. Jansen und S. Hoja, Macht Sport wirklich glücklich?

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P. Jansen und S. Hoja, Macht Sport wirklich glücklich?

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Interventionen und Messung des Glücks

Diskussion

Interventionen Bei zwei der acht Programme handelte es sich um YogaProgramme, wobei ein Yoga-Programm durch Elemente der Meditation ergänzt wurde. Drei andere Programme wurden speziell auf ältere Menschen zugeschnitten und enthielten neben aeroben Elementen hauptsächlich Elemente der Balance- und Stretching-Übungen. Die anderen drei Programme umfassten eine Kombination eines Kraftund Ausdauertrainings, z. T. in Abhängigkeit von der Pulsfrequenz. Die Dauer der Intervention variierte zwischen zehn Tagen und sechs Monaten, die Intensität zwischen 30 Minuten an fünf Tagen in der Woche bis zu einmal in der Woche eine Stunde. Sieben der acht Studien fanden in der gewohnten momentanen Lebensumgebung der Teilnehmer_innen statt, z. B. im Krankenhaus oder im Altersheim, in einer Studie trafen sich die Teilnehmer_innen außerhalb ihrer gewohnten Lebensumgebung in einem Park, um an dem sportlichen Programm teilzunehmen.

Ziel dieser Arbeit war es, einen systematischen Überblick über die Effektivität von Sport auf das überdauernde Glücksempfinden herauszuarbeiten. Die acht identifizierten Publikationen, die den Suchkriterien entsprachen, zeigten eine große Heterogenität bezüglich des Stichprobenumfangs, des Sportprogrammes und der angewandten Messung des Glücks. Insgesamt zeigte sich jedoch in fast allen Arbeiten eine Steigerung des Glücksempfindens nach einer sportlichen Aktivität. Die einzige Ausnahme bildete die Studie von Tse, Vong und Tang (2013), hier verbesserten sowohl die Interventions- als auch die Kontrollgruppe ihr Glücksempfinden. Dieses Ergebnis scheint – aufgrund der geringen Anzahl von identifizierten Studien, vorsichtig angenommen – unabhängig von der Altersgruppe, dem Gesundheitszustand und dem Geschlecht zu sein.

Messung des Glücks In allen Studien wurde nicht nur die Veränderung des Glückempfindens untersucht, sondern auch z. B. die Veränderung von Angst- und Depressionswerten, die Fitness oder anthropometrische Daten. Zur Erfassung des Glückempfindens wurde in jeweils zwei Studien die Happiness Skala von Fordyce (1988) sowie die subjektive Glücklichkeitsskala von Lyubomirsky und Lepper (1999) genutzt. In drei Studien wurden einzelne abhängige Maße einer umfassenden Skala ausgewertet, bei der letzten Studie wurde das Glücksempfinden mit dem Oxford Happiness Inventory gemessen. Obwohl im Titel der Arbeit von Sharma, Gupta und Bijlani (2008) vom allgemeinen Wohlbefinden gesprochen wird, wurde diese Arbeit mit einbezogen, da in der Zusammenfassung auf die inhalt­ liche Nähe zum Begriff „Happiness“ eingegangen wird. Die Arbeit von Hartfiel, Havenhand, Khalsa, Clarke und Krayer (2011) wurde aufgrund der inhaltlichen Nähe des verwendeten Testverfahren (Inventory of psychological positive attitudes) zur Oxford Happiness Score mit einbezogen. Effektivität der Interventionen In den acht Studien wurden insgesamt neun Effekte gemessen (ohne Berücksichtigung des follow-ups in der Studie von Johnson et al., 2015). Von diesen neun Effektstärken zeigten sich drei große Effekte des körperlichen Aktivitätsprogramms im Vergleich der Interventionsgruppe zu der Kontrollgruppe in einem Prä-Posttestvergleich. Zwei Studien wiesen moderate Effektstärken auf. Eine Studie zeigte eine geringe Effektstärke, drei Studien zeigten keine Effekte (siehe Tab. 3). © 2018 Hogrefe Verlag

Die Bedeutung der Kontrollgruppe und der Messung des Glücks Alle Studien inkludierten eine Kontrollgruppe, die wie von den jeweiligen Autor_innen beschrieben wurde, als „Alltagsaktivität“ oder bei den erkrankten Studienteilnehmer_ innen als „normale Krankenhausroutine“. Dies bedeutet, dass in keiner der Studien eine aktive Kontrollgruppe einbezogen wurde und somit der positive Effekt auf das Glücksempfinden, aber auch auf das Gruppenerlebnis, bzw. auf die sich entwickelnden Beziehungen in der Gruppe, zurückzuführen sein kann, es sich damit also um einen Zuwendungseffekt handeln würde. Diesen Zuwendungseffekt könnte man nur ausschließen, wenn die Kontrollgruppe auch ein Gruppentraining einer bestimmten Art erhalten hätte. Den Effekt einer Wirkung einer spezifischen Intervention hätte man nur differenzierter untersuchen können, wenn mehrere unterschiedliche Aktivitätsgruppen in einer Studie berücksichtigt worden wären. Damit handelt es sich um einen Verzerrungseffekt, der durch die Auswahl der Studien gegeben ist. Diese Verzerrung kann darüber hinaus dadurch verstärkt werden, dass die einbezogenen Studien sich in ihrer Qualität unterscheiden. So stehen z. B. rein sport­liche Interventionsprogramme, Interventionen gegenüber, die einen Praxisteil mit einem Theorieteil verknüpfen. Das Glücksempfinden wurde mit unterschiedlichen Messinstrumenten gemessen, bei allen Messungen handelte es sich jedoch um Fragebogeninstrumentarien, ­keine der inkludierten Studien untersuchte neurowissenschaftliche oder molekularbiologische Aspekte. ­Diese Studien fehlen. Somit bietet sich hier ein sehr großes Forschungsfeld, welches Fragebogendaten mit Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 21–32


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neurowissenschaft­lichen und biologischen Erkenntnissen vergleicht. Ausgehend von dem oben Gesagten lässt sich anhand der Zusammenfassung der Studien keine Aussage bezogen auf die Mechanismen der Wirkung der sportiven Interventionen auf das Glücksempfinden treffen. Auch wenn sich z. B. das eudämonistische Glück im sogenannten default mode network zeigt (Kringelbach & Berridge, 2010), ist uns keine Studie bekannt, in welchem eine mögliche Veränderung der Aktivierung in diesem Netzwerk durch eine sportliche Intervention zusammen mit einer subjektiv erlebten Ver­änderung im Glückserleben untersucht wurde. Dies gilt ebenso für die Untersuchung der Bedeutung des endocannabinoiden Systems, wobei hier die Heterogenität der unterschiedlichen Interventio­ nen kritisch zu bedenken ist. Der Nachweis der Endocannabinoide ist erst in einem Belastungsbereich von jenseits der 4 mmol / l Laktat möglich (Hollmann & Strüder, 2009), so dass sich z. B. eine Yoga-Intervention für die Untersuchung der Bedeutung der Neurotransmitter im Sport nicht eignet.

Bedeutung für die Gesellschaft Glücklich zu sein, ist für viele Menschen ein erstrebenswertes Ziel im Leben, wenn nicht das wichtigste Ziel. Bei Amazon liefert der Begriff 203 194 Vorschläge zum Thema Glück. Google ergibt im deutschsprachigen Raum über 92 Millionen Treffer. Aber auch viele wissenschaftliche Disziplinen beschäftigen sich mit den Möglichkeiten der Glücksgewinnung. So geben in Bormans Buch (2011) 100 Wissenschaftler_innen unterschiedlicher Disziplinen Tipps zu eben dieser Glücksgewinnung. Dieses Review hat gezeigt, dass die wissenschaftliche Datenlage trotz der Masse der gefundenen Treffer relativ dünn ist. Es ­fehlen zahlreich kontrolliert randomisiert durchgeführte experimentelle Studien, die unterschiedliche Arten der Intervention auf verschiedenartige Messungen (neurowissenschaftlich, biologisch und verhaltenspsychologisch) in verschiedenen Altersgruppen bei gesunden und erkrankten Menschen untersuchen. Damit wurde deutlich gezeigt, dass die gesellschaftliche Meinung mit der wissenschaftlichen Lage nicht absolut identisch ist. Dies ist ein Sachverhalt, der sich z. B. auch in der Diskussion darum, ob Bewegung schlau macht, widerspiegelt (siehe Jansen & Richter, 2016). Als wissenschaftlich arbeitende Sportpsycholog_innen sind wir immer wieder aufgefordert, auf diese Differenziertheit der Sachverhalte hinzuweisen. Der gesellschaftliche Eindruck, dass Sport oder körperliche Aktivität glücklich macht, mag durch die zahlreichen positiven Korrelationsstudien (z. B. Lee & Hung, 2011) und Quasi-Experimentelle Designs (Snyder et al., Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 21–32

P. Jansen und S. Hoja, Macht Sport wirklich glücklich?

2010) entstanden sein. Selbstverständlich sind diese nicht zu vernachlässigen, aber sie geben unseres Erachtens einen Hinweis darauf, dass die Forschung auf einer differentiellen Ebene betrachtet werden muss. Menschen, die sich zu Sport hingezogen fühlen, werden vielleicht durch Sport glücklicher. Ähnliches mag z. B. für Menschen gelten, die sich zur Meditation hingezogen fühlen und durch eine Meditation zum eigenen Glück kommen.

Bedeutung für die zukünftige Forschung Das Review hat sehr deutlich gemacht, dass das SportGlücksthema für die wissenschaftliche Forschung bedeutsam ist, das hat die hohe Anzahl der Treffer, auf der einen Seite gezeigt. Auf der anderen Seite hat es aber auch gezeigt, dass viele kontrolliert durchgeführte Studien fehlen und darüber hinaus auch eine hypothesengeleitete Forschung. Dies ist sicherlich allein schon dadurch bedingt, dass die theoretische Differenzierung des Glücksbegriffes sehr heterogen ist. Allein dies gestaltet die Beantwortung der Frage, welche Art einer Intervention zu welcher Art des Glücks führen kann, schwierig. Hier bleiben viele Fragen offen, die es sich lohnt systematisch und hypothesengeleitet zu untersuchen.

Limitationen Aus den über 1 Millionen Arbeiten zu Begriffen des Sports und des Glücks wurde sich auf einen Begriff des Glücks konzentriert, der in Bezug zu verschiedenen ­Begriffen des Sports gesetzt wurde. Nach vielen Diskussionen in der Arbeitsgruppe haben wir uns für Einbeziehung der englischen Übersetzung des Begriffs des Glücks, nämlich für den Begriff „happiness“ entschieden. In einer nachgeschalteten Analyse haben wir gesehen, dass durch die Einbeziehung des deutschsprachigen Begriffes „Glück“ und der relevanten Begriffe aus dem Themenfeld „Sport“ keine weiteren Arbeiten identifiziert werden konnten. Bezogen auf die Untersuchung des Zusammenhanges zwischen der sportlichen Aktivität und des Glücksbegriffes hat Tabelle 1 gezeigt, dass der Einschluss des Begriffes „well-being“ zu einer viel größeren Anzahl von sowohl anfänglich identifizierten als auch wahrscheinlich letztendlich von einzuschließenden Arbeiten geführt hätte. Vielleicht ist dies jedoch nicht relevant, sondern wesentlich ist, dass aus den über 1000 Treffern, die zu den oben genannten Konditionen gefunden wurden, letztendlich nur acht Arbeiten übriggeblieben sind, die den von uns gesetzten Kriterien entsprachen, dabei aber auch noch das Defizit einer inaktiven Kontrollgruppe besaßen. © 2018 Hogrefe Verlag


P. Jansen und S. Hoja, Macht Sport wirklich glücklich?

Schlussfolgerung Die Suche nach dem Glück ist ein gesellschaftlich hoch relevantes Thema. Dies ist einer der Gründe, warum sich die Forschung zunehmend dafür interessiert, Methoden und Programme zu finden, die glücklich machen. In diesem ­Review konnte in wenigen Arbeiten trotz der Schwierigkeiten der Operationalisierung des Begriffes „Glück“ und der H ­ eterogenität der Begriffe „Sport“ und „Bewegung“ tatsächlich ein Einfluss körperlicher Aktivität auf das Glücksempfinden nachgewiesen werden. Wie in zahlreichen anderen wissenschaftlichen Bereichen müssen weitere kontrolliert durchgeführte experimentelle Studien mit ­einem Prä-Posttest design und unter Heranziehung einer Kontrollgruppe folgen, um den Effekt detailliert zu untersuchen, wobei das vorliegende Review deutlich macht, wie lohnenswert die weitere Forschung in diesem Bereich ist.

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Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 21–32

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© 2018 Hogrefe Verlag


M. Reuter / J. Panksepp / K. Davis / C. Montag

Gurr / Stuflesser / Kleinstäuber / Baker

Manual

ANPS

Affective Neuroscience Personality Scales

Martin Reuter Jaak Panksepp Ken Davis Christian Montag

Fragebogen zur Selbst- und Fremdeinschätzung von Führungskompetenzen

S. L. Dörr / M. Schmidt-Huber / G. W. Maier Die NFC-KIDS-Skala dient der Erfassung der kognitiven Motivation im Grundschulalter. Need for Cognition hat sich als essentielles Persönlichkeitsmerkmal erwiesen, um systematische Unterschiede in der Freude am Denken und der Beschäftigung mit kognitiv anspruchsvollem Material zu beschreiben.

Deutsche Adaptation der Emotional Processing Scale (EPS) von R. Baker, P. Thomas, S. Thomas, M. Santonastaso & E. Corrigan

Die deutsche Version der Emotional Processing Scale (EPS-D) besteht aus 25 Items und dient der Identifizierung und Quantifizierung gesunder und ungesunder emotionaler Verarbeitungsstile. Erfasst werden insgesamt fünf Skalen (Verdrängung, Emotionsverarbeitung, Emotionskontrolle, Vermeidung und Emotionserleben) sowie ein Gesamtwert der Emotionsverarbeitung. Die EPS-D kann eingesetzt werden, um den Beitrag ungesunder Verarbeitungsstile zu physischen, psychosomatischen und psychologischen Störungen zu bewerten, Emotionsveränderungen vor, während oder nach einer Therapie zu messen und Therapeuten dabei zu unterstützen, den emotionalen Aspekt in die individuelle Therapieplanung zu integrieren.

Ob ein Kind Freude am Lernen hat, sich gern mit Inhalten auseinandersetzt und den Schulstoff verstehen möchte, hängt daher – neben der Unterrichtsgestaltung, der Begabung in verschiedenen Bereichen, dem Interesse an den vermittelten Inhalten oder der sozialen Situation – auch von der individuellen Ausprägung dieses Merkmals ab.

LEAD-Führungsfeedback

NFC-KIDS Need for Cognition – Kinderskala

Bereits Kinder unterscheiden sich darin, wie weit sie bereit sind, geistigen Aufwand zu investieren, um Aufgaben zu bewältigen und inwiefern sie auch Freude an solchen Tätigkeiten haben. Während Kinder mit einer hohen Ausprägung in NFC gern nachdenken, komplexe Aufgaben als Ansporn empfinden und anspruchsvollen Aufgaben motiviert begegnen, vermeiden Kinder mit einer niedrigen Ausprägung in NFC aufwändige Denkaufgaben, geben sich schneller mit einfachen Lösungen zufrieden und haben wenig Freude daran, Inhalte intensiv zu durchdenken.

Fragebogen zur Selbstund Fremdeinschätzung von Führungskompetenzen Dass solche Unterschiede auch zu einem unterschiedlichen Umgang mit schulischen Anforderungen und entsprechend zu verschiedenen Leistungen führen können, liegt auf der Hand.

Die reine Bearbeitungszeit der Skala liegt bei etwa 10 Minuten.

Best.-Nr. 01 504 01 Test komplett: € 498,00

Franzis Preckel Anja Strobel

Hogrefe Verlagsgruppe Göttingen · Bern · Wien · Oxford Boston · Paris · Amsterdam · Prag Florenz · Kopenhagen · Stockholm Helsinki · São Paulo www.hogrefe.com

Best.-Nr. 01 533 02

LEAD-Führungsfeedback dient der Identifikation von Potenzialen und Entwicklungsbedarfen von Führungskräften. Die konzeptionelle Basis bilden relevante wissenschaftliche Führungstheorien und zentrale Erkenntnisse aus der psychologischen Führungsforschung sowie praxisrelevante Anforderungen. Erfasst werden 18 Führungskompetenzen aus 5 übergeordneten Kompetenzbereichen. Die Durchführung ist in der Selbst- oder Fremdbeurteilung als Paper-andPencil- oder PC-Version möglich

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Manual

F. Preckel / A. Strobel

NFC-KIDS

Need for Cognition – Kinderskala

NFC-KIDS

LEAD-Führungsfeedback

Die NFC-KIDS-Skala wird in Form eines Selbstbeurteilungsfragebogens mit 14 Items vorgegeben, der mittels 3-fach-gestufter Smiley-Ratings beantwortet wird. Es liegen T-Werte und Prozentränge von 2.733 Kindern der Klassenstufen 1–4 vor.

Stefan L. Dörr Marion Schmidt-Huber Günter W. Maier

Deutsche Adaptation der Emotional Processing Scale (EPS) von R. Baker, P. Thomas, S. Thomas, M. Santonastaso & E. Corrigan Best.-Nr. 01 515 01 Test komplett: € 84,00

Preckel / Strobel

Dörr / Schmidt-Huber / Maier

Manual

B. Gurr / A. Stuflesser / M. Kleinstäuber / R. Baker

EPS-D

Emotional Processing Scale

Birgit Gurr Anna Stuflesser Maria Kleinstäuber Roger Baker

Die Affective Neuroscience Personality Scales (ANPS) beruhen im Gegensatz zu vielen Persönlichkeitsfragebögen nicht auf einem lexikalischen Ansatz, sondern sind vor dem Hintergrund zahlreicher neurowissenschaftlicher Studien entstanden. Studien weisen darauf hin, dass es distinkte neuronale Schaltkreise für die Basisemotionen SEEKING, CARE, PLAY (positive Emotionen) und FEAR, ANGER, SADNESS (negative Emotionen) gibt. Unterschiede in diesen evolutionär sehr alten emotionalen Hirnarealen sind zentral, um Unterschiede in der Emotionalität und damit auch einem wesentlichen Bestandteil der Persönlichkeit zu verstehen. Mit dem vorliegenden Fragebogen lassen sich interindividuelle Differenzen in der Disposition bezüglich der genannten sechs Primäremotionen sowie einer weiteren Dimension, Spiritualität, messen.

LEAD-Führungsfeedback

Manual

Emotional Processing Scale

Best.-Nr. 01 541 01 Test komplett: € 98,00

Deutsche Version

EPS-D

EPS-D

Affective Neuroscience Personality Scales – Deutsche Version

ANPS

Reuter / Panksepp / Davis / Montag

ANPS

Eine Skala zur Erfassung der kognitiven Motivation bei Grundschulkindern

Eine Skala zur Erfassung der kognitiven Motivation bei Grundschulkindern Best.-Nr. 01 533 01 Test komplett: € 89,00

Die Skala NFC-KIDS dient der Erfassung der kognitiven Motivation im Grundschulalter. Need for Cognition hat sich als ein essentielles Persönlichkeitsmerkmal erwiesen, um systematische Unterschiede in der Freude an der Beschäftigung mit kognitiv anspruchsvollem Material zu beschreiben.


Der direkte Weg zur erfolgreichen Beratung

Fabian Grolimund

Psychologische Beratung und Coaching Lehr- und Praxisbuch für Einsteiger 2., unveränd. Aufl. 2017. 404 S., Kt € 29,95 / CHF 39.90 ISBN 978-3-456-85807-4 Auch als eBook erhältlich

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Die Beratungssituation unterscheidet sich deutlich von therapeutischen Settings: Insgesamt haben die Klienten, die eine Beratung aufsuchen, konkretere und abgegrenztere Probleme ohne Krankheitswert. Sie erwarten vom Berater, dass er sein Fachwissen einsetzt, fehlende Informationen liefert, Wege aufzeigt und ihnen dabei hilft, schwierige Entscheidungen zu treffen oder mit bestimmten Situationen besser zurechtzukommen. Dieses Handbuch vermittelt Ihnen alle grundlegenden und weiterführenden Kompetenzen zur Durchführung eines professionellen Beratungsgesprächs.

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Der Autor führt in anschaulicher Weise und mit vielen Beispielen sowie praktischen Übungen durch die sechs Phasen jeder Beratung: • Erstkontakt • Beziehungsaufbau • Zielanalyse • Problemanalyse • Lösungsentwicklung • Abschluss Das Konzept dieses Buchs entstand an der Universität Fribourg (CH), wo der Autor als Dozent zur Psychologischen Beratung lehrt.


Originalarbeit

Strukturmerkmale des Berufsfelds Sportpsychologie in der Schweiz Roland Seiler, Marc Blaser, Eva Stocker und Nicola Jänsch Universität Bern, Institut für Sportwissenschaft, Abteilung II – Sportpsychologie

Zusammenfassung: Qualitativ hochstehende sportpsychologische Dienstleistungen sind für den Sport, aber auch für die Sportpsychologie als Berufsstand von entscheidender Bedeutung. Eine wichtige Komponente der Strukturqualität ist die Kenntnis der Anbieter und ihrer Qualifikation. Unser Ziel ist es, einen Beitrag zu der Diskussion zu leisten, wie strukturelle Rahmenbedingungen für die angewandte Sportpsychologie optimiert werden können. Dazu erfassten wir Strukturmerkmale und strukturnahe Prozessmerkmale am Beispiel der Sportpsychologielandschaft der Schweiz, um daraus allgemeine Empfehlungen für die Berufsverbände abzuleiten. In Anlehnung an Ehrlenspiel, Droste und Beckmann (2011) wurde eine Online-Umfrage unter den Mitgliedern der Swiss Association of Sport Psychology (SASP) durchgeführt (N = 82, Rücklauf 57.3 %). Die Antwortenden weisen unterschiedliche Aus- und Weiterbildungen auf, nur knapp ein Viertel verfügt über einen Fachtitel der FSP in Sportpsychologie. Im Durchschnitt arbeiten die Antwortenden 33 % ihrer Arbeitszeit in der Sportpsychologie; die Spannweite reicht von 0 % bis 100 %. Der größte Teil arbeitet selbstständig und generiert nur ein bescheidenes Einkommen aus der Sportpsychologie. Die Befragten nutzen Intervision, Supervision sowie Fachkongresse oder Fortbildungsveranstaltungen zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Kompetenz, allerdings nicht alle und nicht in sehr hohem Ausmaß. Eine höhere Zahl zertifizierter Personen erleichtert es den Berufsverbänden, die Sportpsychologie gegenüber diejenigen, die sportpsychologische Dienstleistungen in Anspruch nehmen, zu vertreten und eine strukturierte Zusammenarbeit mit den Organisationen des Sports anzustreben. Das Bewusstsein, dass kontinuierliche Fortbildung und Selbstreflexion dazu beitragen, den Berufsstand zu schützen und sich im Berufsfeld Sportpsychologie zu behaupten, muss noch steigen. Schlüsselwörter: Angewandte Sportpsychologie, Qualitätsentwicklung, Berufsfeld, Weiterbildung, Professionalisierung

The Professional Field of Sport Psychology in Switzerland’s Structural Properties Abstract: A high quality of sport psychology services is important both in sport and for sport psychology as a profession. An important component of structural quality is to know the providers and their qualification. Our aim is to contribute to the discussion on how structural properties in the field of applied sport psychology can be improved. To this end, we identified structural and process properties, using the example of the sport psychology landscape in Switzerland, and aimed to deduce generalizable recommendations. Based on the survey of Ehrlenspiel, Droste, and Beckmann (2011), an online survey was conducted among the members of the Swiss Association of Sport Psychology (SASP; (N = 82, response rate: 57.3 %). Respondents had different educational tracks and less than one quarter held a specialized title FSP in sport psychology. On average, respondents worked 33 % of their working hours in sport psychology; the range is between 0 % and 100 %. A large majority were self-employed and generated only a moderate income from working in sport psychology. Participants used intervision, supervision, and congresses to maintain and further develop professional competences; however, not all of them did this and not to a great extent. A higher number of certified sport psychologists enables professional organizations in sport psychology to represent sport psychology vis-à-vis the clients of sport psychology services and to pursue the aim of a structured cooperation with the sport organizations. The awareness that continuous education and self-reflection contribute to protect the profession and to hold one’s ground in the professional field is still lacking. Keywords: applied sport psychology, quality development, professional field, further education, professionalization

In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts machten im deutschen Sprachraum verschiedentlich unseriöse selbsternannte Mentaltrainer Schlagzeilen. In der breiteren Sportöffentlichkeit wurden Artikel über die Orangensaftdiät von Patty Schnyder (Wulzinger, 1999) oder das Glasscherbenlaufen der Fußballprofis von Bayer Leverkusen (Hacke & Kramer, 2002) diskutiert. Da die Öffentlichkeit

in der damaligen Zeit den Unterschied zwischen Sportpsychologie und zweifelhaften Mentaltrainingspraktiken kaum kannte, drohten negative Schlagzeilen das Image der wissenschaftlich fundierten Sportpsychologie zu beschädigen. Birrer und Seiler (1999) forderten deshalb einen systematischen Qualitätsmanagementansatz in der angewandten Sportpsychologie, um erstens die Glaubwür-

Unser Dank geht an Felix Ehrlenspiel, der uns die Fragen der Umfrage in Deutschland zur Verfügung gestellt hat, sowie an die Swiss Association of Sport Psychology (SASP), die uns den Zugang zu den Kontaktdaten ihrer Mitglieder ermöglichte. © 2018 Hogrefe Verlag

Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 33–44 https://doi.org/10.1026/1612-5010/a000224


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digkeit der Sportpsychologie gegenüber den Verbänden zu erhöhen, zweitens die Verantwortung gegenüber den Kundinnen und Kunden sportpsychologischer Dienstleistungen wahrzunehmen und drittens den Berufsstand vor unqualifizierter Tätigkeit Einzelner zu schützen. Qualitätsmanagement in der Angewandten Sportpsychologie Birrer und Seiler (1999) wie auch Baldasarre, Birrer und Seiler (2004) stützten sich auf ein Qualitätsmanagementkonzept von Donabedian (1966 / 2005), das im Rahmen der Qualitätssicherung medizinischer Versorgung entwickelt wurde. Die angestrebte hohe Ergebnisqualität dieser Versorgung ist demnach einerseits abhängig vom jeweiligen spezifischen Entwicklungsstand der Wissenschaft, andererseits aber auch davon, wie gut die Behandlung auf der Basis dieser wissenschaftlichen Erkenntnis vorgenommen wurde, also der Prozessqualität. Das bedeutet für die angewandte Praxis, dass insbesondere der Prozess der Leistungserbringung qualitativ optimiert werden muss, worunter Donabedian die Vollständigkeit der erhobenen Information und die Korrektheit der Diagnose ebenso wie die kompetente therapeutische Behandlung und die Akzeptanz der verschiedenen Maßnahmen durch den Patienten oder die Kundin zählt. Die dritte Komponente, die Strukturqualität, umfasst die Bedingungen, unter denen die Prozesse stattfinden. Dies können Arbeitsbedingungen, Ausrüstung, administrative Einbettungen und Abläufe und auch die Ausbildung sein. Verbesserte strukturelle Bedingungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass der Prozess der Leistungserbringung besser ist, und dass damit die Outcome-Qualität steigt (Donabedian, 1988). Nienhaus, Schreiner-Kürten und Wilker (1997) haben die Faktoren Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität so ausdifferenziert, dass sie für die Qualität in der Psychologischen Beratung passen. Diese drei Faktoren liegen sowohl dem Positionspapier der European Federation of Sport Psychology (FEPSAC, 2006), dem Konzept der Swiss Association of Sport Psychology (SASP) (Baldasarre et al., 2004) wie auch der Analyse der sportpsychologischen Betreuung in Deutschland (Mayer, Kuhn, Hermann & Eberspächer, 2009) zugrunde. Die zyklische Struktur findet sich zudem auch im Modell der European Foundation for Quality Management (EFQM, 2012), das von Kleinert und Brand (2011) auf die Sportpsychologie im Leistungssport übertragen wurde. Eine qualitativ hochstehende sportpsychologische Betreuung und Beratung ist in Anlehnung an Donabedian (1978) dadurch charakterisiert, dass sie genau auf die Besonderheiten des jeweiligen Falls angepasst ist. Informationen darüber, ob eine Diagnose korrekt war und der Beratungsprozess kompetent durchgeführt wurde, sind jedoch kaum verfügbar. Damit gewinnen die regelmäßige SelbstZeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 33–44

R. Seiler et al., Berufsfeldstruktur in der Sportpsychologie

reflexion in Super- und Intervision und die Fortbildung, die wir in Anlehnung an Petersen et al. (2006) als strukturnahe Prozessmerkmale bezeichnen, an Bedeutung, um die Prozessqualität zu sichern. Hinsichtlich der Ergebnisqualität wird verschiedentlich betont, dass sie sich nicht ausschließlich an der Leistungsverbesserung messen soll, sondern vielmehr auch Aspekte wie die persönliche und berufliche Entwicklung berücksichtigt werden müssen (Kleinert & Brand, 2011; Wylleman, Harwood, Elbe, Reints & de Caluwé, 2009). Mittlerweile wird Qualitätsmanagement im deutschen Sprachraum als wichtiger Beitrag zur Etablierung des Berufsfeldes Sportpsychologie gesehen (z. B. Brand et al., 2014; Kellmann, Gröpel & Beckmann, 2011; Kleinert & Brand, 2011). In diesem Beitrag soll exemplarisch der bisher kaum betrachtete ­Aspekt der Strukturqualität im Rahmen der Qualitäts­entwicklung in der angewandten Sportpsychologie thematisiert werden. Nienhaus et al. (1997) nennen für die P ­ sychologie vor allem die eigene Qualifikation, die wirtschaftliche Situation, die Ausstattung, die Qualifikation der anderen Personen im System sowie die rechtlichen und institutionellen Voraussetzungen als zentrale Variablen der Strukturqualität. Wir fokussieren in Anlehnung an die Umfrage von Ehrlenspiel et al (2011) vor allem auf die ersten beiden Kriterien, während rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen sehr länderspezifisch sind (z. B. Kleinert & Brand, 2011). Qualifikation Ein wichtiger Aspekt der Strukturqualität sind die Kompetenzen derjenigen, die sportpsychologische Dienstleistungen anbieten, und die durch Aus- oder Weiterbildungen erreicht werden (Tenenbaum, Lidor, Papaianou & Samulski, 2003). Hier finden sich international eine große Anzahl von unterschiedlichen Ansätzen (Morris, Alfermann, Lintunen & Hall, 2003) und damit verbunden auch Kriterien einer Formalqualifikation. Ausgehend von der Bologna-Deklaration, die zu einer Konvergierung des Europäischen Hochschulraums beitragen soll, wurde von der European Federation of Psychologists Associations (EFPA) die Frage nach der Ausbildung der Psychologieberufe gestellt. Daraus resultierte des Projekt EuroPsy, welches das Ziel verfolgt, auf der Basis von zum Erbringen von Dienstleistungen erforderlichen professionellen Kompetenzen Richtwerte für die Aus- und Weiterbildung in der Psychologie aufzustellen (Lunt, Peiró, Poortinga & Roe, 2015). Konsens besteht, dass die Zulassung zu einem Berufsfeld eine fünfjährige Psychologieausbildung sowie eine supervidierte Weiterbildung voraussetzt. Die erworbene Qualifikation muss in der Fort­ bildung kontinuierlich aktualisiert und in regelmäßiger Super- und Intervision reflektiert werden (Tod, Marchant & Andersen, 2007). © 2018 Hogrefe Verlag


R. Seiler et al., Berufsfeldstruktur in der Sportpsychologie

In Europa sind gegenwärtig unterschiedliche Ausbildungswege für Sportpsychologie auf verschiedenen Niveaus, mit unterschiedlicher Dauer und verschiedenen Zulassungsvoraussetzungen zu finden. Hutter, van der Zande, Rosier und Wylleman (2016) erfassten 35 verschiedene Programme, von denen neun auf Postgradualem ­Niveau sind – davon zwei als Doktoratsprogramme. Während in Deutschland das asp-Curriculum mit einem Psychologie- oder einem Sportwissenschaftsabschluss besucht werden kann, ist in der Schweiz historisch bedingt die Sportpsychologie in erster Linie ein Berufsfeld für Psychologinnen und Psychologen (Seiler, 2009). Das von der Swiss Association of Sport Psychology (SASP) zusammen mit der Eidgenössischen Hochschule für Sport (EHSM) entwickelte Postgraduale Curriculum im Umfang von 30 ECTS-Credits wurde im Jahr 2005 von der Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) anerkannt und führte zur Schaffung eines Fachtitels für Sportpsychologie FSP (Seiler, 2009). Bislang wurden 22 Personen durch die FSP sowie drei durch den Schweizerischen Berufsverband für Angewandte Psychologie (SBAP) mit dem Fachtitel zertifiziert. Für verschiedene Problemstellungen sind im Sport auch Mentaltrainerinnen und Mentaltrainer ohne Psychologieoder Sportwissenschaftsstudium aktiv. Um ihre Qualifikation zu verbessern und ein anerkanntes Qualitätslabel zu ermöglichen, wurde 2008 von der SASP in Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Psychologie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ein Certificate of Advanced Studies (CAS) „Psychologisches und Mentales Training im Sport“ (15 ECTS-Credits) entwickelt Dieser Abschluss eröffnet den Zugang zu einem Assessment zur Aufnahme als SASP-Mentaltrainer oder SASP-Mentaltrainerin. In Deutschland wird derzeit in der Expertendatenbank des BISp der Begriff ‚Sportpsychologische Expertin / Sportpsychologischer Experte‘ verwendet für Personen mit sportwissenschaftlichem Hintergrund und sportpsychologischer Zusatzqualifikation, während die Kategorie der Mentaltrainerinnen und Mentaltrainer nicht existiert. Wirtschaftliche Situation Die wirtschaftliche Situation wird durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bestimmt, aber auch durch den Stellenwert, den die sportpsychologische Dienstleistung im Verhältnis zu anderen Unterstützungsmaßnahmen wie etwa Ernährungsberatung hat. Bislang liegen im deutschen Sprachraum noch kaum Analysen vor, die die Bedürfnisse und Wünsche an die Sportpsychologinnen und Sportpsychologen und damit die Nachfrage von Seiten des Sports erfassen. In einer Studie in Nordbayern zeigte sich, dass nur 30 % der befragten Athletinnen © 2018 Hogrefe Verlag

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und Athleten sportpsychologische Maßnahmen kannten und nur 22 % bereits mit einem Sportpsychologen oder einer Sportpsychologin zu tun hatten (Waldenmayer & Ziemainz, 2007). In einer Umfrage unter den Chefs Leistungssport und den Verbandstrainerinnen und -trainern von 25 Olympischen Sportarten in der Schweiz fanden Reulein, Sigrist, Artmann, Bischofberger, Braunschweiler, Escher et al. (2014), dass die Verantwortlichen die psychologischen Faktoren als durchaus relevant für die Leistungserbringung einschätzen und dass in 19 Verbänden sportpsychologische Betreuung und in 14 sportpsychologisches Training eingesetzt werden. Dennoch verfügen nur gut die Hälfte der 25 Verbände über ein sportpsychologisches Rahmenkonzept, und das tatsäch­liche Budget für sportpsychologische Maßnahmen umfasst nur etwa 40 % des Geldes, das die Verantwortlichen idealerweise zur Verfügung haben möchten. An den Olympischen Spielen in Turin 2006, Beijing 2008 und Vancouver 2010 haben zwischen 11 % und 25 % der Schweizer Delegationsmitglieder (Athletinnen und Athleten, Coaches, medizinisches Personal) Interventionen des Delegations-Sportpsychologen in Anspruch genommen. Rund die Hälfte der Konsultationen erfolgten informell, und rund 30 % mit Coaches (Birrer, Wetzel, Schmid & Morgan, 2012). Grote, Benthien und Brand (2015) dokumentierten am Olympiastützpunkt Brandenburg in vier Jahren eine Nachfrage im Umfang von 1 735 Betreuungseinheiten, davon 1 495 mit 339 Athletinnen (n = 123) und Athleten (n = 216). Während Informationen über die Qualifikation der Anbieter und ihre Tätigkeit in Deutschland durch die Umfrage von Ehrlenspiel et al. (2011) erhoben wurden, liegen für die Schweiz keine verlässlichen Strukturdaten vor. Ehrlenspiel et al. haben ihren Beitrag an den im Zuge der Bologna-Reformen des Bildungssystems sich eröffnenden Möglichkeiten für berufsfeldspezifische Studiengänge und den dabei zu vermittelnden Kompetenzen orientiert und nicht in den Kontext der Qualitätsdiskussion eingebettet. Ziel unserer Studie ist es, im Rahmen der Diskussion zur Qualitätssicherung in der Sportpsychologie die Ausprägung ausgewählter Strukturmerkmale im Berufsfeld aufzuzeigen, welche Auswirkungen auf die Qualität der sportpsychologischen Dienstleistungen haben können. Exemplarisch wollen wir für die Sportpsychologie in der Schweiz dokumentieren, wie die Qualifikationsstruktur ist, welche Tätigkeiten unter welchen Bedingungen ausgeübt werden, welche Erwartungen an das Berufsfeld bestehen und durch welche strukturierten Maßnahmen die Prozessqualität aufrecht erhalten wird. Dadurch möchten wir einen Beitrag leisten zu der Diskussion, wie – über die Schweiz hinaus – durch Berufsverbände strukturelle Rahmenbedingungen für die Ausbildungswege und die Tätigkeit im Berufsfeld der angewandten SportpsycholoZeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 33–44


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gie geschaffen und optimiert werden können, um die Qualität der sportpsychologischen Dienstleistungen für die verschiedenen Abnehmer weiter zu entwickeln.

Methode Die Berufsfeldanalyse wurde als querschnittliche OnlineBefragung konzipiert. Die Umfrage übernimmt zu drei Aspekten zur Berufsfeldstruktur Fragen aus der Erhebung von Ehrlenspiel et al. (2011) in Deutschland: (1) über welche formale Qualifikation verfügen die Befragten und wie halten sie diese aufrecht, (2) in welchen Feldern und unter welchen Arbeitsbedingungen sind sie tätig, und (3) wie schätzen sie ihre persönliche Berufsperspektive und die Entwicklung der Sportpsychologie in der Schweiz allgemein ein. Zudem wurden Fragen dazu generiert, durch welche strukturierten Prozesse die Sicherung und Entwicklung der Prozessqualität geschieht.

Stichprobe Die Einladung, an der Studie teilzunehmen, erging an alle Mitglieder der SASP (Vollerhebung, N = 130), sowie an 13 ehemalige oder aktuelle Studierende des postgradualen Weiterbildungsstudienganges Sportpsychologie ohne Zugehörigkeit zur SASP. Die SASP-Mitglieder teilen sich gemäß Mitgliederliste in folgende 4 Gruppen auf: 1) 18 (13.8 %) ordentliche Mitglieder1 mit Fachtitel für Sportpsychologie, 2) 73 (56.2 %) ordentliche Mitglieder ohne Fachtitel für Sportpsychologie, 3) 29 (22.3 %) Mentaltrainer SASP und 4) 10 (7.7 %) außerordentliche Mitglieder, die teilweise dem Schweizerischen Berufsverband für Angewandte Psychologie SBAP angehören. Der personalisierten Einladung via E-Mail wurde ein Link zur Umfrage mitgeschickt. Im Eingangstext wurde auf die Freiwilligkeit der Teilnahme, auf den vertraulichen Umgang der Daten sowie auf eine nicht auf den Einzelfall ausgerichtete Auswertung hingewiesen. Im Laufe des Untersuchungszeitraumes vom 21. Dezember 2015 bis 15. März 2016 wurden 86 Personen registriert, welche die Umfrage geöffnet und bearbeitet haben. 4 Personen wurden aufgrund des Abbruchs nach den ersten drei Fragen nicht in die Stichprobe aufgenommen. Somit beläuft sich die Rücklaufquote auf N = 82 (57.3 %). Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden lag bei M = 45.4 Jahren (SD = 10.6) und einer Berufserfahrung von Md = 5 – 10 Jahren. Etwas mehr als die Hälfte (54.9 %) waren männlichen Geschlechts.

R. Seiler et al., Berufsfeldstruktur in der Sportpsychologie

Fragebogen Der Online-Fragebogen bestand aus 52 Fragen im offenen, geschlossenen und gemischten (geschlossene Frage mit zusätzlich offener Antwortmöglichkeit) Antwortformat. Die Fragen bezogen sich neben soziodemographischen Angaben auf die vier Bereiche Qualifikation, sportpsychologische Tätigkeit, Berufsperspektiven sowie Qualitätssicherung und -entwicklung. Auf dichotome Fragen folgten oft Verzweigungen zu nachfolgenden Fragen. Qualifikationen und Einschätzung der Weiterbildungsmöglichkeiten Erfasst wurde die Erstausbildung mit Studien- und Fachrichtungen sowie Art des Diploms. Im Weiteren wurden postgraduale Weiterbildungen, die zu einer fachpsychologischen und berufsqualifizierenden Spezialisierung führen, erfragt. Abschließend sollten die Befragten angeben, ob sie mit dem aktuellen Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten in der Schweiz innerhalb der Sportpsychologie zufrieden sind und falls nicht, was sie sich an Angeboten wünschen würden. Sportpsychologische Tätigkeit und wirtschaftliche Situation Dieser Teil umfasste zunächst Motive für die sportpsychologische Tätigkeit, das rein sportpsychologische Arbeitspensum einer durchschnittlichen Woche in den letzten 12 Monaten, das Arbeitsverhältnis und die Institutionen, in denen die sportpsychologische Tätigkeit ausgeübt wird. Eine Frage erfasste, ob die gemachten Angaben den Wunschvorstellungen entsprächen, falls nicht, wie diese aussehen würden und wo die Befragten mögliche Gründe sehen, weshalb der Ist-Zustand nicht den Wünschen entspricht. Anschließend wurde nach den jeweiligen angewandten Tätigkeitsbereichen (z. B. Individualbetreuung, Mannschaftsbetreuung) in den letzten 12 Monaten sowie dem Leistungsniveau und dem Alter der Klientel gefragt. Weitere Fragen erfassten Kanäle zur Akquisition von Aufträgen und die Einbettung in regionale Netzwerke von zusammenarbeitenden und sich gegenseitig unterstützenden Sportpsychologinnen und Sportpsychologen. Die folgenden Fragen bezogen sich auf den aktuellen Stundenansatz für sportpsychologische Dienstleistungen und das rein aus der Sportpsychologie generierte Jahres-Nettoeinkommen in CHF (in zehntausender Schritten beginnend bei bis 10 000 CHF bis mehr 100 000 CHF). Berufsperspektiven Zunächst schätzten die Befragten ein, welche Entwicklung ihrer eigenen sportpsychologischen Arbeit sie im kom-

Ordentliche Mitglieder der SASP verfügen über einen universitären Masterabschluss oder ein Lizentiat in Psychologie.

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R. Seiler et al., Berufsfeldstruktur in der Sportpsychologie

menden Jahr erwarteten (fünfstufige Skala von starke Verringerung bis starke Zunahme), und gaben Gründe für die gemachte Einschätzung an. Nachfolgend sollte eine gesamtschweizerische Entwicklung für die kommenden 5 Jahre mittels graphischer Bewertungsskala mit den Polen starker Rückgang und starke Zunahme eingeschätzt, mög­ liche Gründe dafür berichtet und Tätigkeitsbereiche genannt werden, welche für die Sportpsychologie besonders zukunftsträchtig erscheinen. Qualitätssicherung und -entwicklung Erfasst wurden sport- und psychologische Berufsverbandsmitgliedschaften, die Art der geleisteten Fortbildungsstunden, die Häufigkeiten von Intervisions- und Supervisionsstunden sowie die durchschnittliche Anzahl Teilnehmende pro Intervisionssitzung und die Qualifikation der Supervisorin oder des Supervisors. Auswertung Die Fragen nach der Qualifikation, den Tätigkeiten und Arbeitsbedingungen sowie zur Super- und Intervision verwendeten ein geschlossenes Antwortformat und wurden deskriptiv nach Häufigkeiten ausgewertet. Zur Prüfung, ob sich verschiedene Qualifikationsgruppen hinsichtlich der Inter- und Supervision unterscheiden, wurde ein Kruskal-Wallis-Test (H-Test), exakter Test, für unabhängige Stichproben gerechnet (Kruskal & Wallis, 1952). Die Antworten zu den offenen Fragen zur Einschätzung der Perspektiven der Sportpsychologie wurden paraphrasiert und durch zwei unabhängige Rater nach Mayring (2010) induktiv zu Oberkategorien zusammengefasst und getrennt für zunehmende, gleichbleibende und abnehmende Entwicklungen geordnet. Unklare Fälle wurden konsensuell bereinigt.

Ergebnisse Qualifikationsstruktur und Einschätzung der Weiterbildungsmöglichkeit Von den Personen, welche den Fragebogen beantwortet haben (N = 82), weisen 10 % (n = 8) keinen universitären Hochschulabschluss auf. 76 % (n = 62) haben einen Abschluss in Psychologie und 13 % (n = 11) in Sportwissenschaft oder einer verwandten Studienrichtung, davon n = 8 zusätzlich zum Psychologieabschluss. Ebenfalls je 10 % (n = 8) geben eine andere Studienrichtung oder ein spezifisches Sportpsychologie-Studium, dies meist zusätzlich zu einem Psychologie-Bachelor, an. © 2018 Hogrefe Verlag

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Tabelle 1. Abgeschlossene Aus- oder Weiterbildungen (N = 82; Mehrfachantworten möglich) Art der Aus- oder Weiterbildung

n

%

CAS Sportpsychologie 2006 – 2009 (EHSM Magglingen)

15

18.3

DAS Sportpsychologie 2011 – 2014 (Uni Bern)

18

22.0

CAS Psychologisches und mentales Training (ZHAW)

10

12.2

CAS Teams steuern und begleiten (ZHAW)

2

2.4

Coaching

33

40.2

Psychotherapie

19

23.2

Autogenes Training

13

15.9

Hypnose

13

15.9

Systemische Therapie

11

13.4

Sportpsychologische Aus- und Weiterbildungen

Psychologische Weiterbildungen

Sportwissenschaftliche und sportpraktische Weiterbildungen Berufstrainerausbildung

8

9.6

Diplomtrainerausbildung

6

7.3

Sportartspezifische Trainer- oder J + S-Leiterausbildung

14

17.1

Insgesamt verfügen knapp ein Viertel aller Befragten (n = 19) über einen Fachtitel in Sportpsychologie. Etwas mehr (39 %) haben Psychologie abgeschlossen, aber keinen Fachtitel in Sportpsychologie, und knapp 20 % bezeichnen sich als SASP-Mentaltrainerin oder SASP-Mentaltrainer. Die restlichen 18 % haben keine Angaben gemacht. Ein Großteil der Teilnehmenden gibt an, eine oder mehrere Aus- oder Weiterbildungen in der Sportpsychologie, der Psychologie oder in der Sportwissenschaft abgeschlossen zu haben (Tab. 1). 20.7 % der Teilnehmenden geben an, keine spezifische Aus- oder Weiterbildung im Bereich der Sportpsychologie gemacht zu haben. Gut jede und jeder Vierte der Befragten berichtet zudem von einer anderweitigen Qualifikation im sportpsychologischen Bereich, z. B. einem ausländischen Masterstudiengang oder Zertifikat in Sportpsychologie, einer Weiterbildung im Bereich Mentaltraining/-coaching oder anderen Zertifikaten und Kursen.

Arbeitsbedingungen und Merkmale der sportpsychologischen Tätigkeit Im Durchschnitt beträgt der Beschäftigungsgrad in der Sportpsychologie 33.4 % (SD = 34.9) für den Zeitraum der Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 33–44


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R. Seiler et al., Berufsfeldstruktur in der Sportpsychologie

Tabelle 2. Anteil der Beschäftigten der Gesamtstichprobe in den verschiedenen Settings (N = 82; Mehrfachnennungen möglich)

Tabelle 3. Kundengruppen, mit denen die Teilnehmenden zusammenarbeiten (N = 82; Mehrfachnennungen möglich)

Setting

n

%

Kundengruppe

Sportpsychologische Praxis

52

63.4

Leistungsniveau

Sportvereine bzw. Sportverbände

31

37.8

Universität und / oder Fachhochschule

19

Klinische Einrichtungen

n

%

Nationalkaderangehörige

42

51.2

23.2

Spitzensport ohne Kaderzugehörigkeit (z. B. Profis)

37

45.1

6

7.3

Regionalkaderangehörige

39

47.6

Weiterbildungsinstitutionen, Bundesamt für Sport, SASP

5

6.1

Leistungssportlich Ambitionierte

36

43.9

Freizeit- und Breitensport-Aktive

23

28.0

Andere Institutionen bzw. Tätigkeitsbereiche

9

11.0

Trainerinnen und Trainer

36

43.9

(Sport-)Managerinnen und Manager

6

7.3

5 bis 10-jährige

2

2.4

11 bis 16-jährige

43

52.4

17 bis 22-jährige

49

59.8

23 bis 45-jährige

57

69.5

46 bis 65-jährige

18

22.0

Über 65-jährige

1

1.2

Altersgruppen

vergangenen 12 Monate. Ein Drittel der Antwortenden arbeitet bis maximal 5 % in der Sportpsychologie; die Spannweite reicht von 0 % bis 100 %. 44 Personen (57 % von N = 77) sind selbständig erwerbend, 14 (18 %) sind angestellt tätig und 19 (25 %) bezeichnen sich als sowohl selbständig erwerbend als auch angestellt. Die Mehrzahl der Befragten (N = 82) war in den vergangenen 12 Monaten in privater Praxis tätig, ein Drittel in Sportverbänden oder –vereinen (Tab. 2; Mehrfachantworten möglich). Teilnehmende, die selbstständig erwerbend sind (N = 43), berichten zu 70 % (n = 30), dass die von ihnen gemachten Angaben mit ihren Wunschvorstellungen übereinstimmen. Bei Teilnehmenden, die sowohl angestellt als auch selbstständig erwerbend sind (N = 19), sind es 74 % (n = 14), bei Personen in einem angestellten Arbeitsverhältnis (N = 14) 79 % (n = 11). Als Gründe für eine mangelnde Passung werden vor allem eine schlechte Auftragslage und wenig Mandate sowie die Auslastung durch eine andere berufliche Tätigkeit genannt. Die Teilnehmenden arbeiten mit unterschiedlicher Klientel sportpsychologisch zusammen, sowohl was das Leistungsniveau als auch die Altersgruppen betrifft, wobei auffällt, dass die nicht-leistungsorientierte und die ältere Kundschaft untervertreten sind (Tab. 3; Mehrfachantworten möglich). Ein Großteil der Befragten (68 %) gelangt über Mundzu-Mund-Propaganda zu Aufträgen in privater Praxis, ein Drittel (33 %) nutzt Networking zur Akquirierung neuer Klienten. 17 % der Teilnehmenden gelangen durch Weiterempfehlung oder Überweisung an neue Aufträge und 15 % durch entsprechende Internetaufritte (Mehrfachantworten möglich). Der Stundenansatz bei der Vermittlung sportpsychologischer Kompetenzen in Einzelberatung variiert zwischen 50 Schweizer Franken (CHF) und 200 CHF, im Bereich Gruppenberatung zwischen 50 CHF und 300 CHF. Durchschnittlich wird für eine sportpsychologische BeraZeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 33–44

tung im Einzel-Setting ein Stundenansatz von 145 CHF (SD = 44 CHF) berechnet, für eine Beratung im GruppenSetting ein Stundenansatz von 155 (SD = 68 CHF). Das Jahres-Nettoeinkommen aus sportpsychologischer Arbeit variiert stark: Über die Hälfte (54 %) der Teilnehmenden (N = 65) gibt ein Jahres-Nettoeinkommen von bis zu 10 000 CHF an, weitere 15 % bzw. 17 % verdienen zwischen 10 000 bis 40 000 CHF bzw. 40 000 bis 70 000 CHF. Lediglich 9 % (n = 6) kommen auf ein Einkommen von 70 000 bis 100 000 CHF, respektive 5 % (n = 3) von über 100 000 CHF im Jahr. Gemäß Erhebungen des Bundesamtes für Statistik (BFS) betrug das Gehalt ein Jahr nach einem sozialwissenschaftlichen Universitätsabschluss im Jahr 2014 bei einer Vollzeitstelle im Median rund 77 000 CHF (BFS, 2017). Bei einem Abgleich des Jahres-Nettoeinkommens mit dem sportpsychologischen Beschäftigungsumfang zeigt sich jedoch, dass 89 % der Personen, die einen Verdienst von bis zu 20 000 CHF im Jahr angeben, auch nur bis zu 20 % innerhalb der Sportpsychologie tätig sind, und der Prozentanteil der Beschäftigung in der Sportpsychologie korreliert mit r = .96 mit dem Prozentanteil des aus der Sportpsychologie generierten Einkommens. Das bedeutet, dass sportpsychologische Arbeitszeit gleich gut entschädigt wird wie Arbeit in anderen Tätigkeitsfeldern. © 2018 Hogrefe Verlag


R. Seiler et al., Berufsfeldstruktur in der Sportpsychologie

Einschätzung der Berufsperspektive Entwicklung des privaten Arbeitsumfangs 43 % der Antwortenden (N = 72) geben an, einen ungefähr gleichbleibenden Beschäftigungsumfang (+ / −10 %) zu erwarten. 29 % rechnen mit einer leichten Zunahme von 10 bis 25 %, eine leichte Abnahme ihrer Tätigkeit wird von 8 % der Teilnehmenden erwartet. Ein geringer Teil von je 4 % glaubt an eine starke Zu- bzw. Abnahme der privaten Tätigkeit von mehr als 25 %, 11 % können keine Aussage über ihren kommenden Tätigkeitsumfang machen. Gründe für die erwartete Entwicklung gaben N = 44 Personen an. Ein grösser werdendes Netzwerk im Bereich Sport, mehr Ressourcen, aktive Werbung und gesteigerte Bekanntheit sind die wichtigsten Gründe für eine positive Erwartung. Andere berufliche Verpflichtungen oder private Veränderungen führen dazu, nicht mehr in den Bereich Sportpsychologie investieren zu können, weshalb keine Veränderung oder eine Abnahme erwartet wird.

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grund gesteigerter Wichtigkeit und Ansehens, einer erhöhten Akzeptanz, höherer Medienpräsenz sowie des zunehmenden Drucks und des daraus resultierenden erhöhten Bedarfs an sportpsychologischer Beratung. Der größte Teil der Personen, die einen Rückgang der Nachfrageentwicklung erwarten, sehen den Grund in unzureichenden finanziellen Mitteln der Athleten sowie der Verbände.

Strukturierte Maßnahmen zur Entwicklung der Prozessqualität

Nur Personen, die innerhalb der vergangenen 12 Monate in angewandter Praxis tätig waren (N = 65), wurden in die Analyse der Inter- und Supervision eingeschlossen wurden. Intervision (N = 58): 28 % aller Befragten geben an, sich mindestens monatlich in strukturierten Intervisionssitzungen auszutauschen. 43 % der Teilnehmenden nehmen weniger als einmal pro Monat, 29 % nie an IntervisionssitEntwicklung der Nachfrage im Bereich zungen teil. Psychologinnen und Psychologen mit oder Sportpsychologie ohne Fachtitel sowie die SASP-Mentaltrainerinnen und Mit einem Durchschnitt von 59.4 auf einer graphischen Mentaltrainer zeigen keine Unterschiede in der Häufigkeit Bewertungsskala mit den Polen 1 = starker Rückgang und der Intervisionsstunden (χ2(2) = 3.85, p = .146) (Abb. 1). 100 = starke Zunahme erwarten die Antwortenden (N = 67) Intervisionen werden, wenn durchgeführt, im Schnitt mit für die kommenden 5 Jahre eine leichte Zunahme der drei Kolleginnen und Kollegen abgehalten. Über die HälfNachfrage nach Sportpsychologie. Das Minimum liegt bei te der Teilnehmenden (56.4 %, N = 39) berichten jedoch, 18, der Maximalwert beträgt 93. Die Befragten sehen insüber kein regionales Netzwerk zu verfügen, um an einer besondere Chancen in den Tätigkeitsfeldern IndividualIntervision teilzunehmen. betreuung (n = 48), Trainercoaching (n = 31), TrainerfortSupervision (N = 59): Supervision wird von fast jedem bildungen und -schulungen (n = 24), Mannschaftsbetreuung Vierten der Befragten (24 %) mindestens einmal im Mo(n = 20) sowie Mannschaftsschulung (n = 8) (Mehrfachantnat in Anspruch genommen. Der Großteil (61 %) begibt worten möglich). Eine große Zahl der Teilnehmenden, die die offene sich weniger als einmal im Monat in Supervision, der AnFrage nach Gründen beantwortet haben (N = 45, Mehrfateil der Personen, die Supervision nie in Anspruch nehchantworten möglich), glaubt an eine Zunahme der zumen, liegt lediglich bei 15 %. Sportpsychologinnen und künftigen Nachfrage im Bereich Sportpsychologie aufSportpsychologen mit oder ohne Fachtitel sowie die SASPMentaltrainerinnen und Mentaltrainer zeigen keine Unterschiede 0% 20% 40% 60% 80% 100% in Bezug auf die besuchten SuperFachtitel für Sportpsychologie (n=17) visionsstunden, χ2(2) = 0.60, p = .743 (Abb. 2). Psycholog_innen ohne Fachtitel (n=24) Fortbildungen (N = 82): 41 % der Befragten berichten, während der letzten 12 Monate an sportpsycholoMentaltrainer_innen (n=14) gischen Fachkongressen (z. B. aspTagung, FEPSAC-Kongress) teilgeKeine Angabe (n=4) nommen zu haben. Zudem geben knapp die Hälfte (49 %) an, fachspeGesamt (n=59) zifische Fortbildungen (z. B. SASPFortbildung, Pre-Congress Workweniger als 1 x pro Monat nie 1 x pro Woche bis 1 x pro Monat shop FEPSAC) besucht zu haben. Abbildung 1. Intervisions-Häufigkeit nach Qualifikationskategorien. Ebenfalls 49 % partizipierten im sel© 2018 Hogrefe Verlag

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und Abschlüssen sowie mangels anerkannter Gütekriterien nicht Fachtitel für Sportpsychologie (n=18) bewertbarer Qualität auf dem Markt findet (Seiler, 2010). Psycholog_innen ohne Fachtitel (n=24) Die Frage, unter welchen institutionellen Rahmenbedingungen (angestellt, freiberuflich) die SportpsyMentaltrainer_innen (n=14) chologinnen und Sportpsychologen arbeiten, sagt etwas über die strukKeine Angabe (n=4) turelle Entwicklung des Berufs­ feldes aus. Ähnlich wie in der UmGesamt (n=60) frage von Ehrlenspiel et al. (2011) bezeichnet sich eine Mehrheit der 1 x pro Woche bis 1 x pro Monat weniger als 1 x pro Monat nie Befragten als selbstständig erwerAbbildung 2. Supervisions-Häufigkeit nach Qualifikationskategorien. bend, weniger als ein Fünftel sind angestellt und ein Viertel bezeichben Zeitraum an nicht Sportpsychologie-spezifischen Fortnet sich als sowohl-als auch. Verhältnismäßig wenige sind bildungen (Mehrfachantworten möglich). an Hochschulen, etwa an Sportwissenschaftlichen Instituten tätig, wodurch sich das Schweizer Berufsfeld deutlich von demjenigen in anderen Ländern unterscheidet: Ehrlenspiel et al. (2011) fanden in Deutschland einen Anteil Diskussion von rund 60 % der Berufstätigkeit und auch des Einkommens bei Anstellungen im Rahmen von Hochschulen. Ziel unserer Studie war es, Angaben über die StrukturquaAuch im Französisch sprechenden Teil Belgiens haben lität (Qualifikation, Umfang und Bedingungen der Berufsüber 60 % eine Anstellung an einer Hochschule (Sanchez, tätigkeit und Erwartungen) und strukturnahe ProzessquaGodin & De Zanet, 2005). Ein Scientist-Practitioner Molität (im Sinne einer strukturierten Selbstreflexion) der dell (Harwood, 2016), bei dem eine Person sowohl berät Sportpsychologie in der Schweiz zu erfassen, um Anhaltsals auch den Rückbezug von Daten aus der Praxis in die punkte zu bekommen, wie die Qualität der sportpsycholoForschung sicherstellt, ist in der Schweiz kaum anzutrefgischen Dienstleistungen insgesamt gewährleistet und fen. Eine Ausnahme bildet die Hochschule für Sport in laufend verbessert werden kann. Die Schaffung des FachMagglingen, in deren Sportpsychologieabteilung die Mittitels FSP für Sportpsychologie war ein positiver struktuarbeitenden neben Lehre und Forschung auch Aufgaben reller Schritt, um die Rahmenbedingungen für die Anbiein Beratung und Betreuung im Trainingszentrum Magglinter von sportpsychologischen Dienstleistungen qualitativ gen wahrnehmen. zu verbessern. Ein Blick auf die Aus- und Weiterbildung Der Zugang zu sportpsychologischen Leistungen über von Personen, die in der Sportpsychologie tätig sind, zeigt Personen, die direkt mit den Athletinnen und Athleten zujedoch, dass zwar ein Großteil der Befragten angibt, eine sammenarbeiten, zum Beispiel den Trainer oder die TraiWeiterbildung absolviert zu haben, aber bislang nur knapp nerin (Reulein et al., 2014), konnte in der Vergangenheit ein Viertel der Teilnehmenden tatsächlich über den eineine hohe Hürde darstellen. Seit 2017 können Sportlerinschlägigen Fachtitel verfügt. Dieser Wert ist noch nicht benen und Sportler nun die Mittelzusprache direkt bei der friedigend; wenn alle sportpsychologisch Tätigen auch Sporthilfe beantragen. Das Angebot wäre noch niederüber die entsprechende Formalqualifikation verfügen schwelliger, wenn eine Sportpsychologie-Sprechstunde würden, wäre einerseits die nötige Fachkompetenz, die für bei angestellten Personen vereinbart werden könnte, als eine qualitativ hochstehende und wissenschaftlich funwenn zuerst Ziele und Inhalte begründet und die Finanziedierte sportpsychologische Leistungserbringung nötig ist, rung vereinbart werden müssen. Derartige Stellen gibt es gewährleistet. Andererseits würde es dem Berufsverband jedoch bislang nicht. Im Hinblick auf die institutionelle leichter fallen, die Sportpsychologie zu vertreten, und zu Verankerung ist die Berufsfeldstruktur als schwach ent­ mehr Transparenz für Vereine, Verbände und Einzelpersowickelt zu bezeichnen. nen führen, die sportpsychologische Leistungen in AnMehr als die Hälfte der Teilnehmenden, die Angaben spruch nehmen wollen. Dies ist insbesondere deshalb beüber ihr Einkommen gemacht haben, verdienen mit der deutungsvoll, weil sich – nicht nur in der Schweiz – eine Sportpsychologie weniger als 10 000 CHF im Jahr, und beinahe unüberschaubare Anzahl von Ausbildungsangenur 11 % arbeitet mehr als 20 % in dem Feld. Das bedeutet boten mit unterschiedlichsten Eingangsvoraussetzungen einerseits, dass auf der Nachfrageseite den Möglichkeiten 0%

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der Sportpsychologie noch wenig Augenmerk zukommt. Viele Verbände, die ein sportpsychologisches Rahmenkonzept entwickelt haben, setzen dieses noch nicht vollständig um (Reulein et al., 2014). Andererseits äußerten sich rund drei Viertel der Befragten zufrieden mit dem aktuellen Beschäftigungsumfang in der Sportpsychologie, wobei die selbstständig Erwerbenden den tiefsten Wert aufweisen. Dass insgesamt in der Schweiz in den kommenden fünf Jahren nur eine schwache Zunahme der Nachfrage erwartet wird, ist trotz der wahrgenommenen Verbesserung des Images der Sportpsychologie auf die Finanzierungsstrukturen zurückzuführen. Ein möglicher Grund für den niedrigen Beschäftigungsumfang in unserer Studie könnte darin liegen, dass mit dem Abschluss einer Weiterbildung der Erfahrungshintergrund noch immer recht gering ist, auch wenn wie in der Schweiz supervidierte Praxis im Umfang von 8 ECTSCredits dokumentiert werden muss und für die Erlangung des Fachtitels zusätzlich 200 Stunden Praxistätigkeit erforderlich sind. Im Kompetenzmodell nach Miller (1990; s. auch Harwood, 2016) wird Expertise im Laufe der Zeit durch die Integration aller Kenntnisse, Fertigkeiten und Einstellungen in die Praxis erlangt. Zunehmende Erfahrung, ohne dass Kriterien der Deliberate Practice (Ericsson, Krampe & Tesch-Römer, 1993) angewandt werden, sind jedoch nicht ausreichend. Nach Tracey, Wampold, Lichtenberg und Goodyear (2014) beinhaltet Deliberate Practice in der Psychotherapie spezifische Aufgaben, die umgesetzt werden sollen, unmittelbares Feedback, Wiederholungen und das explizite Lernen aus Fehlern. Goldberg, BabinsWagner, Rousmaniere, Berzins, Hoyt, Whipple et al. (2016) zeigten, dass eine Einrichtung, die Wert auf systematische Kompetenzverbesserung durch Deliberate Practice legte, eine Verbesserung des Outcomes erreichen konnte. Derartige strukturelle Rahmenbedingungen liegen für die sportpsychologische Beratung und Betreuung in unserer Stichprobe nicht vor, die zum Großteil als selbstständig Erwerbende und ohne nennenswertes Netzwerk tätig sind (vgl. Brand et al., 2014). Umso wichtiger sind eine kontinuierliche Super- sowie Intervision sowie der regelmäßige Besuch fachspezifischer Fortbildungen. In unserer Stichprobe nimmt unabhängig vom Qualifikationshintergrund lediglich jede vierte Person mindestens einmal pro Monat an Intervision und Supervision teil. Ein Sechstel gibt an, sich nie in Supervisions-Sitzungen zu begeben, bei Intervision sind es sogar fast ein Drittel der Befragten. Die Qualität dieser strukturnahen Prozessmerkmale ist nicht befriedigend, weil Supervision in einer Interviewstudie von McEwan und Tod (2015) als zentrale Lernerfahrung identifiziert wurde. Sportpsychologinnen und Sportpsychologen profitierten demnach insbesondere auch von der Reflexion mit Fachleuten aus anderen sportwissenschaftlichen Disziplinen, nahmen aber weniger an © 2018 Hogrefe Verlag

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strukturierten Supervisionssitzungen teil als die Befragten aus der beratenden oder klinischen Psychologie. Die Autoren erklären dies einerseits damit, dass sie eher als Einzelpersonen tätig sind und andererseits der Zugang zur Supervision nicht geregelt ist. Auch in der Schweizer Sportpsychologie ist ein Großteil der Praktizierenden nicht institutionell eingebettet, und der Erfahrungsaustausche unter Peers ist noch wenig akzeptiert. Es gibt zwar Empfehlungen, wann ein Fall in der Supervision angesprochen werden sollte (Brand et al., 2014), aber keine etablierten prozeduralen Regeln oder expliziten Kriterien dafür. Hier zeigen unsere Ergebnisse einen konkreten Handlungsbedarf auf. Sportpsychologische Fachkongresse wurden in den vergangenen 12 Monaten lediglich von 40 % der Teilnehmenden besucht. Dabei bieten diese die Möglichkeit, sich über neue Forschungsergebnisse zu informieren und damit die Fachkompetenz auf dem aktuellen Stand zu halten, was die Voraussetzung für wissenschaftlich fundierte und qualitativ hochstehende sportpsychologische Interventionen ist. Inter- und Supervision wie auch der Besuch von Kongressen sind nicht nur wichtige Faktoren zur Sicherung und Weiterentwicklung der Kompetenz und damit der Qualität von sportpsychologischen Interventionen, sondern bieten eine optimale Möglichkeit zum Austausch und zum Knüpfen neuer Kontakte. Dies scheint vor allem vor dem Hintergrund relevant, dass über die Hälfte der Studienteilnehmenden angibt, über kein regionales Netzwerk zu verfügen. Fehlende Vertrauenspersonen in der näheren Umgebung erschweren die Beteiligung an Intervisionssitzungen und die Entwicklung der eigenen Marktposition. Bei der Frage nach der Entwicklung des persönlichen sportpsychologischen Arbeitsumfangs war der meist genannte Faktor für eine Zunahme ein grösser werdendes Netzwerk, das zur Steigerung des Bekanntheitsgrads und demzufolge zur Erlangung von mehr Aufträgen führt. Zusammengefasst ist die Struktur der Qualifikationswege und Zertifizierung sehr gut, die Qualifikationsstruktur der im Berufsfeld Tätigen nur teilweise angemessen, die Arbeits- und Einkommensstrukturen nur bei wenigen hoch und die Bereitschaft, die eigenen Beratungsprozesse systematisch in Supervision und Intervision zu reflektieren, nicht in ausreichendem Maße vorhanden.

Stärken und Schwächen Unsere Untersuchung hat eine im Vergleich mit anderen Erhebungen (Ehrlenspiel et al., 2011; Sanchez et al., 2005) hohe Rücklaufquote und widerspiegelt in etwa die Mitglieder der SASP. Allerdings sind andere im Sport aktive Mentaltrainer oder Psychologinnen ohne Mitgliedschaft im Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 33–44


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Berufsverband nicht zur Teilnahme eingeladen worden. Ein komplettes Bild von den in der Schweiz auf dem Gebiet der (angewandten) Sportpsychologie und des Mentaltrainings Tätigen ist somit nicht gegeben. Durch die Beschränkung auf SASP-Mitglieder (und Studierende in der Weiterbildung) nehmen wir jedoch ein wichtiges Merkmal der Strukturqualität vorneweg, weil die Mitglieder durch die institutionelle Anbindung im Berufsverband die ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen der FSP (2011) einhalten und die Fortbildungspflicht erfüllen müssen und im Fall eines Verstoßes auch von ihr sanktioniert würden. Im Gegensatz zu Ehrlenspiel et al. (2011) können wir ein Mehrfachausfüllen durch dieselbe Person aufgrund des automatisch generierten individuellen Zugangscodes zu der Umfrage ausschließen. Nur vier Personen haben die Umfrage geöffnet und nach ein paar Fragen abgebrochen. Schließlich bleibt anzumerken, dass Ehrlenspiel et al. mit ihrer Befragung nicht die Zielstellung verfolgten, Merkmale der Strukturqualität zu erfassen. In unserer Auswertung haben wir nur einen Teil ihrer Fragen genutzt.

Ausblick Unser Ausgangspunkt war, dass qualitativ hochstehende sportpsychologische Dienstleistungen einer fortlaufenden Sicherung und Entwicklung der Qualität bedürfen, um die Sicherheit der Kundinnen und Kunden zu gewährleisten und den Berufsstand zu schützen. Der Fokus unserer Untersuchung liegt auf ausgewählten Strukturmerkmalen des Berufsfeldes am Beispiel der Schweiz. Als eine wichtige Komponente in der Qualifikationsstruktur hat der Berufsverband SASP zusammen mit Hochschulen ein ­ Curriculum in Sportpsychologie geschaffen, den entsprechenden Fachtitel des Dachverbandes FSP erreicht und damit die Grundlage zu einer vermehrten Professionalisierung der Sportpsychologie gelegt. Parallel dazu wurden durch den Weiterbildungsstudiengang „Mentales und Psychologisches Training im Sport“ die strukturellen Voraussetzungen geschaffen, auch Personen ohne Psychologieabschluss umfassende und bedarfsorientierte Kompetenzen zu vermitteln. Eine bessere Beschreibung und Differenzierung der verschiedenen Dienstleistungen (z. B. Beratung, Mentales Training, Stressregulation, Mannschaftsbetreuung) und eine Definition der dafür erforderlichen Kompetenzen und Formalqualifikationen würde helfen, das Berufsprofil und damit das Branding für bedarfsgerechte, wissenschaftlich gestützte und seriöse Dienstleistungen in der Öffentlichkeit zu schärfen, um der grösser gewordenen Nachfrage nach Sportpsychologie nachzukommen. Die heterogenen Qualifikationshintergründe der befragten SASP-Mitglieder weisen auf eine Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 33–44

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schwach ausgeprägte Qualifikationsstruktur hin und machen es dem Berufsverband noch schwer, sich in der Sportwelt zu positionieren. Noch unbefriedigend sind die Anstellungsbedingungen und die wirtschaftliche Situation, die wichtige strukturelle Aspekte der Qualität darstellen (Kleinert & Brand, 2011). Nach wie vor betreibt ein Großteil der Befragten angewandte Sportpsychologie nur nebenbei, ohne sich dabei stetig fortzubilden und auszutauschen, und ein zweites Standbein scheint für die meisten aus wirtschaftlichen Gründen notwendig zu sein. Es finden sich kaum Stellen, und im Gegensatz zu Deutschland (Ehrlenspiel et al., 2011) arbeiten nur wenige an Hochschulen in Lehre und Forschung. Im Hinblick auf die weit verbreitete selbstständige Berufstätigkeit besteht in der Weiterbildung ein besonderer Bedarf für die Vermittlung betriebswirtschaft­ licher und rechtlicher Kompetenzen. Zudem fehlen verbindliche Vereinbarungen zur Zusammenarbeit mit dem organisierten Sport und beispielsweise den Swiss Olympic Medical Centers. Ein zentrales Konzept für eine strukturierte Zusammenarbeit, wie es in Deutschland zwischen den Spitzenverbänden im DOSB und dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft im Rahmen von Psychologischen Betreuungsprojekten erfolgreich etabliert wurde (z. B. Kuhn & Mayer, 2012; Neumann, 2012), würde als weitere Strukturkomponente die Qualität der sportpsychologischen Dienstleistungen verbessern, indem es Rahmenbedingungen zur systematischen Kompetenzverbesserung durch Supervision und Deliberate Practice festlegt. Bisherige Handlungsempfehlungen zur Sicherung der sportpsychologischen Betreuungsqualität (z. B. Brand et al., 2014) richten sich im Wesentlichen an die Einzelpersonen im Feld. An ihren Werthaltungen und Interessen entscheidet sich, ob qualitätsfördernde Maßnahmen akzeptiert und umgesetzt werden (Kleinert & Brand, 2011), solange die rechtlichen und strukturellen Rahmenbedingungen nicht ausreichen. Strukturen wie die Olympiastützpunkte in Deutschland können durch strukturierte Falldokumentation (Grote et al., 2015) Einblicke in die Prozesse der Beratung und Betreuung ermöglichen und damit die Qualität fördern. Mindestvoraussetzungen für die kontinuierliche Fortbildung, wie sie die FSP auch für alle SASP-Mitglieder festgelegt hat, tragen zur Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der Kompetenz bei. Im wachsenden Feld des ambitionierten Freizeitsports, welcher sich auf dem freien Markt mit mentaler Unterstützung eindeckt, ist Kompetenz ein zentrales Kriterium, um sich durchzusetzen. Es scheint wichtig, in der Weiterbildung das Verständnis dafür zu wecken, dass die Teilnahme an regelmäßiger Intervision und Supervision nicht zuletzt auch im Interesse der Anbietenden selber ist. Im Interesse des Berufsstandes sollten jedoch auch klare © 2018 Hogrefe Verlag


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Richtlinien und Kriterien definiert werden, wann und in welcher Form Fälle in der Inter- oder Supervision zur Sprache gebracht werden müssen, samt entsprechenden Kon­ trollmechanismen und Sanktionen. Das würde nicht nur die Qualität der Beratungs- und Betreuungsprozesse steigern, sondern auch dem Ansehen und der Glaubwürdigkeit der Sportpsychologie als Ganzes dienen.

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Roland Seiler Marc Blaser Eva Stocker Nicola Jänsch Universität Bern Institut für Sportwissenschaft Abteilung II – Sportpsychologie Bremgartenstrasse 145 3012 Bern Schweiz roland.seiler@ispw.unibe.ch

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Sportpsychologie Digest Die Rubrik „Sportpsychologie Digest“ liefert Überblicke über interessante und aktuelle Artikel aus der Sportpsychologie. Einreichungen für diese Rubrik nimmt gern Norbert Hagemann (n.hagemann@uni-kassel.de) als verantwortlicher Herausgeber entgegen.

Die Rolle von Eltern für jugendliche Sportlerinnen und Sportler Die Entwicklung von jugendlichen Sportlerinnen und Sportlern stand in den letzten Jahrzehnten im Fokus zahlreicher Studien, welche sich häufig auf die verschiedenen Faktoren konzentrieren, die die athletische Leistung beeinflussen und diese wenn möglich verbessert. Die sportwissenschaftlichen Themen reichen von der Talentidentifikation und Entwicklung bis hin zur Entscheidungs-, Ernährungs- oder Trainingsforschung. Ein Aspekt, der in diesem Forschungsfeld unterrepräsentiert ist, ist die Perspektive auf die Jugendlichkeit der Sportler und Sportlerinnen selbst. Einen großen Unterschied zwischen Jugendlichen und Erwachsenen stellt die Rolle der Eltern in der Entwicklung junger Menschen dar, denn diese sind noch nicht komplett selbstständig und in einigen Aspekten auf die Hilfe anderer angewiesen (in Bereichen wie Emotionen, Finanzen, Mobilität etc.). Substantielle Forschung insbesondere zur Rolle der Eltern im Jugendsport gibt es etwa seit den 1980er Jahren (für ein kurzes Review siehe Knight, Berrow & Harwood, 2017). Hier wurden erste intensive Einblicke in Strategien gegeben, die die elterliche Partizipation am Sport der Jugendlichen verbessern könnten. Demnach sollten diese Strategien Faktoren wie das Verhalten der Eltern, Kommunikation, Beteiligungsstrategien und Dropout-Indikatoren beinhalten. Allerdings fehlten für die gängigen Strategien häufig die wissenschaftliche Begleitung sowie Studien zur Evaluation und Interven­tion. Dies kann in der Praxis dazu führen, dass die meisten ­Eltern ihre eigenen Strategien entwickeln und umsetzen (Trial-and-Error), ein Umstand der recht wahrscheinlich häufig zu nicht geeignetem Verhalten führen wird. Vor diesem Hintergrund entwickelten und evaluierten Dorsch, King, Osai und Tulane (2016) ein evidenz-basiertes Lernprogramm für Eltern im organisierten Jugendsport. In ­einer Pilotstudie nahmen 81 Eltern und ihre Kinder aus sieben U8 bzw. U10 Fußballteams aus den nördlichen Vorstädten Utahs teil. Jedes Team wurde einer von drei Gruppen zugeordnet. Die erste Gruppe erhielt einen 33-seitigen „Sport Parent Guide“, die zweite Gruppe zusätzlich ein 45-minütiges Elternseminar basierend auf den Inhalten des Guides. Die dritte Gruppe erhielt keinerlei Informationen. Der „Sport Parent Guide“ (erhältlich auf Anfrage bei © 2018 Hogrefe Verlag

Travis Dorsch) beruht auf der Auswertung von 89 empirischen Studien und ist in sieben unterschiedliche Kategorien gegliedert: (1) Beteiligung im Jugendsport, (2) Entwicklungsmodelle, (3) Beteiligungsraten, (4) Kommunikation, (5) Zusammenarbeit mit Trainerinnen und Trainern, (6) Verhalten von Eltern im Sport, (7) positive Erziehung im Sport. Als ein Beispiel wird in Bezug auf das positive Elternverhalten im Sport berichtet: „Studien deuten auf sechs Fähigkeiten hin, die für die Eltern unerlässlich sind, um die Interaktionen mit ihrem Kind im Nachwuchssport zu stärken“ (S. 18). Beide Elternteile sowie die Ju­gendlichen füllten jeweils vor und nach der Saison einen Fragebogen aus, der die folgenden Bereiche abdeckt: Unterstützung und Druck durch die Eltern, Eltern-Kind-Beziehung, Konflikte zwischen Eltern und Kind, Einschätzungen zu Spaß, Kompetenz und Stress der Jugendlichen. Das Ergebnis zeigte Verbesserungen in unterschiedlichen Aspekten des elterlichen Engagements, der Beziehung zwischen Eltern und Kind und verstärkte die Erfahrung der Kinder im Sport. Trotz einiger Limitationen kann diese Pilotstudie als Grundlage für die Forschung in diesem Bereich im deutschen Sportsystem und auch beispielsweise für andere Altersgruppen oder Kulturen dienen. Dies ermöglicht wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse für die Funktion und Effektivität von Lernprogrammen für Eltern. Schließlich können entsprechende Informationen und Programme in der Praxis verwendet werden, um einen klareren Rahmen für die Interaktion zwischen Eltern und ihren Kindern zu definieren und die Jugendlichkeit im Jugendsport zu ermöglichen. Dorsch, T. E., King, M. Q., Dunn, C. R., Osai, K. V. & Tulane, S. (2017). The impact of evidence-based parent education in organized youth sport- A pilot study. Journal of Applied Sport Psychology, 29, 199 – 214 Knight, C. J., Berrow, S. R. & Harwood, C. G. (2017). Parenting in Sport. Current Opinion in Psychology, 16, 93 – 97. https://doi. org/10.1016/j.copsyc.2017.03.011 Stijn Valentijn Mentzel und Till Utesch Arbeitsbereich Sportpsychologie, Westfälische Wilhelms-­ Universität Münster mentzels@uni-muenster.de und till.utesch@uni-muenster.de https://doi.org/10.1026/1612-5010/a000221 Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 45–47


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Sportpsychologie Digest

Wie können Erfahrung und Wissen aus der Sportpsychologie Empfehlungen generieren, die Wirkungen in der Arbeitswelt haben? – Die Antwort: Lesen sie das Buch „Boost!“ In dem Buch „Boost!“ (2018) von Michael Bar-Eli wird der Versuch unternommen, Dekaden von Erfahrung und Wissen aus sportpsychologischer Tätigkeit auf andere Arbeitsbereiche zu übertragen. Kann das gelingen? Ja, es kann! Michael Bar-Eli ist es gelungen, durch persönliche Erfahrungen und praktische Beispiele seiner eigenen sportpsychologischen Tätigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse sehr anschaulich in sein Buch einzubetten. Der Leser bzw. die Leserin wird so auf eine Reise mitgenommen, die mehr ist, als nur ein Buch über Sportpsychologie. Dieses Buch ist für die Zielgruppe sportpsychologisch interessierter Leser und Leserinnen genauso relevant, wie für die im Untertitel anvisierte Zielgruppe in der Wirtschaft. Das Buch ist eine autobiographische Geschichte des Wissenschaftlers, Sportpsychologen und des Menschen, Michael Bar-Eli. Zudem zeigt sich in dieser Geschichte die enge Verbundenheit zu seinen sportpsychologischen Tätigkeiten in Deutschland. Darüber hinaus kann es als historisches Dokument sportpsychologischer Arbeit weltweit gelten. Die wohl m. E. wichtigste Geschichte ist, wie es dem Menschen Michael Bar-Eli gelingt, eine motivierende Mischung aus persönlichen lebensbedrohlichen Erfahrungen, persönlichen Erinnerungen, eigenen Studien und den Konsequenzen für die Arbeitswelt zu realisieren. Ganz konkret werden Handlungsempfehlungen für den Leser und die Leserin in verschiedenen Kontexten mit Leitungsund Führungsaufgaben und für die eigene Selbst- und Leistungsentwicklung erarbeitet. Inhaltlich wird in vier Sektionen sportpsychologisches Handeln von (a) Aktivierung, beispielsweise hinsichtlich der Motivation oder der Zielsetzung, zu (b), der Kalibrierung, beispielsweise hinsichtlich des Selbstvertrauens oder kreativer Handlungen, zu (c), der Gruppenarbeit, beispielsweise zur Kohäsion oder Führungswerten bis hin zu (d), der Leistungssteigerung, beispielsweise durch mentale Vorbereitung oder

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mentale Leistung beschrieben. In allen Sektionen gelingt etwas für die Sportpsychologie viel zu Seltenes, nämlich aus dem eigenen Handeln einen Weg über die Sportpsychologie hinaus zu entwerfen, anstatt den oft recht üblichen Weg der Anwendung psychologischen Wissens im Kontext Sport zu beschreiten. Es liegt in der Natur einer Buchbesprechung, dass kritische Aspekte die Leserichtung oder eine 2. Auflage verändern könnten, dazu gehören in diesem Fall m. E. eine spezifischere Umsetzung der Handlungsempfehlungen, die an einigen wenigen Stellen noch zu pauschal wirken. An anderen wenigen Stellen wäre die kritische Prüfung der eigenen wissenschaftlichen Sicherheit von Aussagen gegebenenfalls stärker an die Demut der eigenen sportpsychologischen Tätigkeit und der persönlichen Schicksale anpassbar gewesen. Vielleicht ist dies aber auch genau die Stärke des Buches und des Erzählers. Michael Bar-Eli überlässt es der Leserin und dem Leser, welche Empfehlungen für das eigene Handeln genutzt werden könnten. Keine Buchrezension ersetzt die eigene kritische Prüfung des Geschriebenen! Trotzdem glaube ich, dass die Gewinne für Leser und Leserinnen der Zeitschrift für Sportpsychologie über das Inhaltliche hinausgehen und das Lebenswerk von Michael Bar-Eli als Vorbild für das eigene Tun angesehen werden kann. Ich empfehle: Lesen Sie das Buch „Boost!“. Es ist lehrreich und unterhaltsam zugleich. Bar-Eli, M. (2018). Boost! How the psychology of sports can enhance your performance in management and work. New York, NY: Oxford University Press. Markus Raab Deutsche Sporthochschule Köln, London South Bank University London raab@dshs-koeln.de https://doi.org/10.1026/1612-5010/a000222

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Sportpsychologie Digest

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Sportmuffel oder Bewegungsfanatiker: Der Mensch bleibt ein Gewohnheitstier Körperliche Aktivität von mindestens 150 min bei moderater bis etwas höherer Intensität beugt nicht nur Krankheiten vor, sondern führt auch zu mehr Wohlbefinden. Trotzdem hat die Mehrheit der Bevölkerung der Industrieländer Schwierigkeiten, diese Richtlinien zu erreichen. Warum ist es für viele Menschen der westlichen Welt scheinbar so schwer, körperlich aktiv zu sein? Wir Menschen neigen dazu, unser Verhalten zu wiederholen und sind Gewohnheitstiere aus einem einfachen Grund: Gewohnheiten sind ressourcenschonend und sparen kognitive Energie ein. Darüber hinaus sind sie nur schwer veränderbar und bestimmen unser alltägliches Verhalten. Dies besitzt gleichermaßen Gültigkeit für körperliche Inaktivität (Wood, Quinn & Kashy, 2002). Weiterhin können kontextuelle Hinweise habituelles Verhalten, z. B. körperlich aktives Verhalten, auslösen. Diese Beziehung wird durch Beständigkeit und Wiederholung in sich verstärkt. Mit der Interventionsstudie von Kaushal und Kollegen (2017) sollte nachgewiesen werden, dass mithilfe der Prinzipien der Gewohnheitsbildung, körperliche Aktivität gesteigert werden kann. Sie untersuchten mit dem Training beginnende Fitnessstudiogängerinnen und -gänger. Dazu nutzten sie das Multi-Prozess-Aktions-Modell (M-PAC) als theoretische Grundlage (Rhodes & De ­Bruijn, 2013). Dieses geht davon aus, dass ein Individuum, die Intention, körperlich aktiv zu werden, ausbildet, wenn er bzw. sie die Möglichkeit zur Aufnahme dieses Verhaltens wahrnimmt sowie eine hohe affektive Bewertung dieser Aktivität vorliegt. Die Intervention erstreckte sich über eine Dauer von acht Wochen. Mittels Selbstbericht und objektiver Messungen wurde die körperliche Aktivität einer Experimentalgruppe (n = 47) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (n = 47) untersucht. Das Bewegungsverhalten wurde durch einen Akzelerometer vor und nach der Intervention aufgenommen sowie durch den Fragebogen „Godin Leisure Time Exercise“ zum Start und in Woche 4 und 8 gemessen. Die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer (76 %) erfüllte zu Beginn der Studie die empfohlenen Bewegungsrichtlinien nicht. Es galt, vier Fitnessstudioeinheiten pro Woche innerhalb der folgenden sechs Wochen regelmäßig auszuüben. Probandinnen und Probanden der Experimentalgruppe nahmen an einem Gruppentreffen in Woche 1 teil und wurden in Woche 4 telefonisch kontaktiert, um Hilfestellungen bei der Ausbildung und Etablierung einer bewegungsbezogenen Gewohnheit zu erhalten. Im ersten Gruppentreffen wurde ihnen neben den gesundheitlichen Vorteilen körperlicher Aktivität das Konzept der Gewohnheit nähergebracht. Daraufhin erfuhren sie, wie Verhaltensregulationstechniken in Form von Aktionsplä© 2018 Hogrefe Verlag

nen (z. B. mittels spezifischen Hinweisreizen) entwickelt werden können. Abschließend wurde thematisiert, dass neues Verhalten leichter in den Alltag zu inkorporieren ist, wenn es mit Belohnung gekoppelt wird. Dadurch sollen positive, mit der Bewegung verknüpfte, Affekte erzeugt werden. Es zeigte sich, dass die Experimentalgruppe signifikant größere Veränderungen ihrer Multi-Prozess-Aktions-Kontrolle zum Studienende im Vergleich zur Kontrollgruppe aufzuweisen hatte. Dies traf sowohl für die objektiven Messungen des Akzelerometers als auch für die selbstberichteten Daten zu. Außerdem erreichten sie im Schnitt eher die Bewegungsrichtlinien. Das Nutzen von Hinweisreizen sowie die Beständigkeit der Bewegungsausübung in der letzten Interventionswoche, was für den Erfolg der Intervention spricht, ergab ebenfalls einen signifikanten Vorteil für die Experimentalgruppe. Gewohnheitsbildung scheint vergleichbar mit Verhaltensänderungstechniken zu sein und stellt somit eine erhebliche Erleichterung dar, körperlich aktives Verhalten in den Alltag zu integrieren. Darüber hinaus ist von Interesse, dass eine zunächst bewusste Hinzunahme von kontextuellen Hinweisreizen über die Zeit hinweg zu ihrer unbewussten Integration in den Alltag führt. Ungeachtet dessen, sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten. Insbesondere die angewandten Messverfahren sowie die fehlende Kontrolle der Probandinnen und Probanden während der Intervention, sind kritisch zu hinterfragen. Allerdings bleibt hervorzuheben, dass die vorliegende Studie die erste dieser Art ist, die mittels einer Intervention mit randomisiertem Kontrollgruppendesign nachgewiesen hat, dass physische Aktivität durch Gewohnheitsbildung nachhaltig gesteigert werden kann und trägt dadurch erheblich zum Erkenntnisgewinn in diesem Forschungskontext bei. Kaushal, N., Rhodes, R. E., Spence, J. C. & Meldrum, J. T. (2017). Increasing physical activity through principles of habit formation in new gym members: a randomized controlled trial. Ann Behav Med, 51, 578 – 586. https://doi.org/10.1007/s12160-017-9881-5 Rhodes, R. E. & De Bruijn, G. J. (2013). What predicts intention-behavior discordance? A review of the action control framework. Exercise and Sport Sciences Reviews, 41, 201 – 207. Wood, W., Quinn, J. M. & Kashy, D. A. (2002). Habits in everyday life: Thought, emotion, and action. Journal of Personality and Social Psychology, 83, 1281 – 1297. https://doi.org/10.1037/00223514.83.6.1281 Julia Limmeroth Institut für Sport und Sportwissenschaft, Universität Kassel j.limmeroth@uni-kassel.de

https://doi.org/10.1026/1612-5010/a000223 Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 45–47


Nachrichten aus der asp Glückwünsche

Aus der Praxis …

Im I. Quartal 2018 feierten Harald Seelig seinen 50., Oliver Stoll, Thomas Wörz und Stefan Künzell ihren 55., Elke Max ihren 60. und Werner Mickler seinen 65. Geburtstag. ­Herzlichen Glückwunsch wünscht die asp!

Sportpsychologie in den FußballLeistungszentren

Neue Mitglieder Sofie Bergfeld (Landsberg) Alain Güttinger (Bielefeld) Miriam Kohlhaas (Laan) Juliana Kopplin-Ueberschär (Leipzig) Tim Lacker (Zürich, CH) Sascha Leisterer (Berlin) Fabian Loch (Ratingen) Heike Poganaz-Murrenhoff (Hilden)

Aus der Forschung … Prof. Markus Raab, Deutsche Sporthochschule Köln, wurde an der London South Bank University (School of Applied Sciences und dem Sport and Exercise Research Center) für die Jahre 2018 – 2020 als Forschungsprofessor in Teilzeit berufen. Zum Jahr 2018 wird die 2. Phase eines EU Projektes „B-Wiser zur Dualen Karriere im Sport“ unter der deutschen wissenschaftlichen Leitung von Babett Lobinger und Markus Raab (Köln), Janine Bischoff (Adecco Leiterin Athletenprogramm) und Sven Baumgarten (DOSB) realisiert. Das DFG-Projekt „Bewegung in Raum und Zeit“, Projektleiter Markus Raab (Köln) und Rouwen Cañal-Bruland (Jena), wurde nach erfolgreichen ersten drei Jahren für eine zweite Phase verlängert. Für die Untersuchung von Täuschungshandlungen im Basketball wurden Herrn Prof. Weigelt (Universität Paderborn) von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Projektmittel über insgesamt 154 000 Euro für die nächsten zwei Jahre bewilligt. Projekttitel: „Der Täuschungseffekt im Basketball unter quasirealistischen Bedingungen“ (WE 2800/9-1).

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Im Rahmen der von DFB und DFL veranstalteten Tagung der Leiter der Leistungszentren am 24.10.2017 in Hamburg waren Prof. Jan Mayer und Dr. Babett Lobinger zu einem Impulsvortrag zu den Vorteilen und Möglichkeiten der sportpsychologischen Unterstützung an den LZ eingeladen. Erklärtes Ziel war die Werbung für eine Institutionalisierung von Sportpsychologinnen und Sportpsychologen an den LZ. Vorausgegangen waren mehrere Treffen mit Vertretern des DFB (Markus Hirte und Oliver Höner) und der DFL (Daniel Feld) und Sportpsychologen aus der Praxis (Christian Lusthardt und Ingo Götze). In diesem Kreis war man sich schnell einig, dass die vorhandene sportpsychologische Unterstützung an den LZ der Bundesligisten perspektivisch nicht wie bislang nur Bestandteil der Zertifizierung, sondern auch Auflage der Lizensierung werden soll. Entsprechende Rahmenbedingungen wurden in Hamburg vorgestellt und erörtert. Mittlerweile ist der in Hamburg vorgestellte Änderungsentwurf durch die Mitgliederversammlung des DFL e.V. verabschiedet worden. Somit muss jeder Erstliga–Club im LZ ab der neuen Saison eine Vollzeit–Stelle für einen Sportpsychologen bzw. eine Sportpsychologin (oder sportpsychologischen Experten bzw. Expertin) einrichten. Für die Ligen unterhalb der Bundesliga gilt gleiches für eine Teilzeit–Anstellung. Ebenfalls möglich sind Kooperationen mit Hochschulen.

In eigener Sache Kontaktadresse für die asp-Nachrichten Bitte senden Sie Ihre Nachrichten und Anfragen an: Dr. Barbara Halberschmidt Universität Münster Institut für Sportwissenschaft Horstmarer Landweg 62b 48149 Münster b.halberschmidt@uni-muenster.de © 2018 Hogrefe Verlag


Nachrichten aus der asp

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Die Zeitschrift für Sportpsychologie finden Sie im Internet unter http://www.hogrefe.com/j/spo Die Internetadresse der asp lautet: http://www.asp-sportpsychologie.org https://doi.org/10.1026/1612-5010/a000226

Wie Lehrkräfte zu Gesundheit, Wohlbefinden und Arbeitszufriedenheit finden können Klusmann / Waschke

Uta Klusmann / Natalie Waschke

Gesundheit und Wohlbefinden im Lehrerberuf

Gesundheit und Wohlbefinden im Lehrerberuf

(Reihe: „Psychologie im Schulalltag“, Band 1). 2017, 132 Seiten, € 22,95 / CHF 29.90 ISBN 978-3-8017-2863-2 Auch als eBook erhältlich Uta Klusmann Natalie Waschke

Gesundheit und Wohlbefinden im Lehrerberuf

Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick über aktuelle theoretische Ansätze und empirische Befunde zur Gesundheit und zum Wohlbefinden im Lehrerberuf. Zudem zeigt es ganz konkrete Handlungsmöglichkeiten für die Schulpraxis auf. Themen sind z.B. die Reflexion der beruflichen Rolle, die Erhöhung der Achtsamkeit und Selbstfürsorge im Schulalltag, mehr Professionalität in schwierigen Arbeitssituationen, die Ausgewogenheit der Work-Life-Balance sowie Anregungen für eine gesunde Schule.

Psychologie im Schulalltag

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Hogrefe Tagungsplaner Alle Tagungen im Überblick Der Hogrefe Tagungsplaner bietet Ihnen ein umfassendes Verzeichnis von Tagungen, Kongressen und Symposien im Bereich der Psychologie und Psychiatrie.

Sie können sich nach verschiedenen Suchkriterien die passende Tagung oder den passenden Kongress anzeigen lassen. • Tagungsübersicht • Tagung beantragen und bearbeiten • Veranstaltungen eintragen

www.hogrefe.de/veranstaltungen/tagungen-und-kongresse

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Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 48–49


Hinweise für Autorinnen und Autoren Die Zeitschrift für Sportpsychologie informiert über sportpsychologische Forschung, über Erfahrungen der sportpsychologischen Praxis sowie über die Umsetzung und Nutzung sportpsychologischer Erkenntnisse und Verfahren im Leistungs-, Schul-, Gesundheits- und Breitensport. Die Zeitschrift wendet sich damit sowohl an wissenschaftlich Tätige als auch an praktisch mit sportlicher Betätigung befasste Personen. Einsendung von Manuskripten. Alle Manuskripte sind in elektronischer Form im Editorial Manager unter http://www.editorialmanager.com/spo einzureichen. Detaillierte Hinweise für Autoren finden Sie unter http://www. hogrefe.com/j/spo Urheber- und Nutzungsrechte. Der Autor bestätigt und garantiert, dass er uneingeschränkt über sämtliche Urheberrechte an seinem Beitrag einschließlich eventueller Bildvorlagen, Zeichnungen, Pläne, Karten, Skizzen und Tabellen verfügt, und dass der Beitrag keine Rechte Dritter verletzt. Der Autor räumt – und zwar auch zur Verwertung seines Beitrages außerhalb der ihn enthaltenen Zeitschrift und unabhängig von deren Veröffentlichung – dem Verlag räumlich und mengenmäßig unbeschränkt für die Dauer des gesetzlichen Urheberrechts das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung bzw. der unkörperlichen Wiedergabe des Beitrags ein. Der Autor räumt dem Verlag ferner die folgenden ausschließlichen Nutzungsrechte am Beitrag ein: a) Das Recht zum ganzen oder teilweisen Vorabdruck oder Nachdruck – auch in Form eines Sonderdrucks, zur Übersetzung in andere Sprachen, zu sonstiger Bearbeitung und zur Erstellung von Zusammenfassungen (Abstracts);

Jahrgang 24 / Heft 1 / 2017

Zeitschrift für

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Sportpsychologie

Herausgeber Julia Schüler Rouwen Cañal-Bruland Felix Ehrlenspiel Christoph Englert Norbert Hagemann Daniel Memmert

Organ der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie in Deutschland e. V.

b) das Recht zur Veröffentlichung einer Mikrokopie-, Mikroficheund Mikroformausgabe, zur Nutzung im Weg von Bildschirmtext, Videotext und ähnlichen Verfahren, zur Aufzeichnung auf Bildund/ oder Tonträger und zu deren öffentlicher Wiedergabe – auch multimedial – sowie zur öffentlichen Wiedergabe durch Radio- und Fernsehsendungen; c) das Recht zur maschinenlesbaren Erfassung und elektronischen Speicherung auf einem Datenträger (z. B. Diskette, CDRom, Magnetband) und in einer eigenen oder fremden OnlineDatenbank, zum Download in einem eigenen oder fremden Rechner, zur Wiedergabe am Bildschirm – sei es unmittelbar oder im Wege der Datenfernübertragung – sowie zur Bereithaltung in einer eigenen oder fremden Online-Datenbank zur Nutzung durch Dritte; d) das Recht zu sonstiger Vervielfältigung, insbesondere durch fotomechanische und ähnliche Verfahren (z. B. Fotokopie, Fernkopie) und zur Nutzung im Rahmen eines sogenannten Kopienversands auf Bestellung; e) das Recht zur Vergabe der vorgenannten Nutzungsrechte an Dritte in In- und Ausland sowie die von der Verwertungsgesellschaft WORT wahrgenommenen Rechte einschließlich der entsprechenden Vergütungsansprüche. Nutzungsrichtlinien für Hogrefe Zeitschriftenartikel. Hinweise für Autoren zur Online-Archivierung einer elektronischen Version Ihres Manuskriptes finden Sie auf unserer Homepage unter http://hgf.io/nutzungsrichtlinien.

September 2016

Zeitschrift für Sportpsychologie Wir freuen uns über Ihre Einreichung von Beiträgen für unsere Zeitschrift für Sportpsychologie. Weitere Informationen zur Zeitschrift sowie alle notwendigen Hinweise für die Einreichung von Manuskripten (Autorenhinweise) finden Sie auf unserer Homepage.

www.hogrefe.de/produkte/zeitschriften

Zeitschrift für Sportpsychologie (2018), 25 (1), 50

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Eine revolutionäre Theorie der Kommunikation

Maja Storch / Wolfgang Tschacher

Embodied Communication Kommunikation beginnt im Körper, nicht im Kopf 2., erw. Aufl. 2016. 192 S., 57 Abb., Gb € 19,95 / CHF 26.90 ISBN 978-3-456-85614-8 Auch als eBook erhältlich

Die Idee, man könne einander verstehen, beruht auf der Vorstellung, die besagt, dass die „richtige" Bedeutung einer Botschaft irgendwo vorhanden ist und nur gefunden werden muss. Diese Ansicht ist falsch. Die Theorie der Embodied Communication postuliert: Es gibt keine fixe Bedeutung einer Botschaft, die verstanden werden kann. Es gibt lediglich das gemeinsam erzeugte Gefühl der Einigung auf eine Sprachgestalt, die aber aus der Interaktion spontan und neu entsteht und die nicht von Anfang an vorhanden ist.

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Die Psychologen Maja Storch und Wolfgang Tschacher liefern endlich eine neue Kommunikationstheorie, die dem Stand der modernen Forschung entspricht – und konkret umsetzbar ist. Die Autoren haben ein Buch geschrieben, das gut verstanden und das sofort im ganz normalen Alltag verwendet werden kann. Neben einem Teil zur Theorie der Embodied Communication bietet das neue Buch von Maja Storch und Wolfgang Tschacher einen ausführlichen Praxis- und Workshopteil. Lesende finden im Praxisteil eine Auswahl an Alltagssituationen, in denen kommunikative Fertigkeiten wünschenswert, ja gefordert sind. Die Methoden, die die Autoren vorschlagen, sind allesamt so angelegt, dass sie sich für das authentische und spontane Handeln in einer Live-Situation eignen.


Klaus Moser / Roman Souček / Nathalie Galais / Colin Roth

Heinz Schuler

Das Einstellungsinterview

Onboarding – Neue Mitarbeiter integrieren

Moser / Souček / Galais / Roth

Das Einstellungsinterview 2., überarbeitete Auflage 2018, 370 Seiten, geb., € 39,95 / CHF 48.50 ISBN 978-3-8017-2871-7 Auch als eBook erhältlich

2., überarbeitete Auflage

Onboarding – Neue Mitarbeiter integrieren

Das Einstellungsinterview

Schuler

Heinz Schuler

Klaus Moser Roman Souček Nathalie Galais Colin Roth

Onboarding – Neue Mitarbeiter integrieren

Praxis der Personalpsychologie

Regnet

Erika Regnet

Die meisten Menschen verbringen einen erheblichen Teil der Lebenszeit am Arbeitsplatz. Der Arbeitsplatz und die sozialen Beziehungen in der Arbeitswelt können wichtige Ressourcen darstellen, die in eine psychotherapeutische Behandlung einbezogen werden sollten. Allerdings können Konfl ikte und Ängste am Arbeitsplatz, Arbeitsunfähigkeit, Arbeitsplatzunsicherheit sowie Arbeitslosigkeit auch das psychische Befinden beeinträchtigen und somit zur Entstehung, Aufrechterhaltung oder auch Verschlechterung einer psychischen Störung beitragen. Arbeitsplatzfokussierenden Interventionen sollte somit im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung von Patienten eine besondere Bedeutung zukommen. Ziel des Bandes ist es, aktuelle Informationen zur psychotherapeutischen Behandlung von erwerbstätigen Patienten mit psychischen Störungen zu bieten.

Fortschritte der Psychotherapie Band 66

Frauen ins Management herausgegeben von Kurt Hahlweg Martin Hautzinger Jürgen Margraf Winfried Rief

Chancen, Stolpersteine und Erfolgsfaktoren

Die erfolgreiche Einführung und Integration neuer Mitarbeiter, auch als „Onboarding“ bezeichnet, ist für jedes Unternehmen von zentraler Bedeutung und eine Kernaufgabe der Personalarbeit. Gelingt sie, dann werden nicht nur Fehler, Unfälle und Stress vermieden, sondern auch Lernprozesse initiiert sowie die Entwicklung von Commitment und Teamgeist der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefördert. Die vorgestellten Maßnahmen reichen von Paten- und Mentoringsystemen über Einführungs- und Traineeprogramme bis zum Einsatz von Social Media.

Bode / Maurer / Kröger

In diesem Band werden die wichtigsten Arten von Fragen und Typen strukturierter Einstellungsinterviews so geschildert, dass die Leser in die Lage versetzt werden, selbst qualifizierte Auswahlgespräche durchzuführen und andere Auswählende zu trainieren. Besondere Beachtung findet darüber hinaus die Reaktion von Bewerbern auf Einstellungsinterviews sowie ihr angemessenes Verhalten in der Interviewsituation. Das Buch ist für HR-Spezialisten und Führungskräfte, für Trainer wie für Stellenbewerber ein wertvoller Ratgeber.

Erika Regnet

Frauen ins Management Chancen, Stolpersteine und Erfolgsfaktoren

Hogrefe Verlagsgruppe

Praxis der Personalpsychologie

Göttingen · Bern · Wien · Oxford Boston · Paris · Amsterdam · Prag Florenz · Kopenhagen · Stockholm Helsinki · São Paulo · Madrid · Lissabon www.hogrefe.com

Arbeitswelt und psychische Störungen

Katharina Bode Friederike Maurer Christoph Kröger

ISBN 978-3-8017-2758-1

9 783801 727581

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Frauen im Management sind noch lange kein Selbstläufer. Verschiedene Gründe werden diskutiert: Sie reichen von der falschen Berufswahl der Frauen, über ihre mangelnde Karriereorientierung, die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie bis hin zur Diskriminierung. Das Buch zeigt anschaulich und gut verständlich den aktuellen Forschungsstand auf, benennt konkrete Ansatzpunkte für die betriebliche Praxis, gibt Hinweise für Führungskräfte und ausgewählte Empfehlungen für karriereambitionierte Frauen.

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Arbeitswelt und psychische Störungen

Frauen ins Management

Der Band erläutert, wie arbeitsplatzbezogene Faktoren bei der Anamnese sowie bei der Therapieplanung angemessen berücksichtigt werden können. Geeignete diagnostische Instrumente sowie rechtliche Rahmenbedingungen und mögliche Kooperationspartner werden beschrieben. Zudem werden konkrete Anregungen für die psychotherapeutische Behandlung von Patienten, deren psychische Störung im Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz steht, gegeben. Praxisorientiert werden darüber hinaus Therapiebausteine für die stufenweise Wiedereingliederung von arbeitsunfähigen Patienten an den Arbeitsplatz dargestellt.

(Reihe: „Praxis der Personalpsychologie“, Band 36) 2017, VI/165 Seiten, € 24,95 / CHF 32.50 (Im Reihenabonnement € 19,95 / CHF 26.90) ISBN 978-3-8017-2725-3 Auch als eBook erhältlich

(Reihe: „Praxis der Personalpsychologie“, Band 37) 2018, VI/159 Seiten, € 24,95 / CHF 32.50 (Im Reihenabonnement € 19,95 / CHF 26.90) ISBN 978-3-8017-2849-6 Auch als eBook erhältlich

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Fortschritte der Psychotherapie

29.05.2017 16:52:14

Katharina Bode / Friederike Maurer / Christoph Kröger

Arbeitswelt und psychische Störungen (Reihe: „Fortschritte der Psychotherapie, Band 66) 2017, 100 Seiten, € 19,95 / CHF 26.90 (Im Reihenabonnement € 15,95 / CHF 21.50) ISBN 978-3-8017-2758-1 Auch als eBook erhältlich

Der Band liefert Informationen zur psychotherapeutischen Behandlung von erwerbstätigen Patienten mit psychischen Störungen. Geeignete diagnostische Instrumente und rechtliche Rahmenbedingungen werden beschrieben. Es werden arbeitsplatzorientierte Interventionen und Therapiebausteine für die stufenweise Wiedereingliederung von arbeitsunfähigen Patienten an den Arbeitsplatz vorgestellt.


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