Design – Warum und wie Ein Leitfaden für Klein- und Mittelbetriebe Mit Best Practice Beispielen aus der VIENNA DESIGN WEEK
Design – Warum und wie Ein Leitfaden für Klein- und Mittelbetriebe Mit Best Practice Beispielen aus der VIENNA DESIGN WEEK
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I n h a lt s v e r z ei c h n i s
Inhaltsverzeichnis
Vorwort Brigitte Jank I Warum ein „Leitfaden Design“? Die VIENNA DESIGN WEEK und ihre Passionswege – Erfahrungen und Best-Practice-Beispiele Tulga Beyerle & Lilli Hollein Design kann etwas anderes und viel mehr sein, als wir denken Doris Rothauer II Warum Design und was bewirkt es?
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1 Design setzt bei der Unternehmensidentität und Tradition an 2 Designer erkennen und nutzen unternehmerische Stärken und Potenziale 3 Designer eröffnen neue Sichtweisen und Perspektiven 4 Designer legen Wert auf gegenseitiges Lernen und Win-win-Situationen 5 Designer wertschätzen Handwerke und tragen zu deren Erhaltung bei 6 Designer beobachten den Markt und spüren Trends auf 7 Design bringt neue Kunden und Aufmerksamkeit 8 Design schafft Individualität und Unterscheidbarkeit 9 Design ist nachhaltig 10 Design zahlt sich aus
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III Wie findet man Designschaffende und wie arbeitet man zusammen?
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IV Die Passionswege-Projekte im Überblick
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V o r wo rt
B rigitte J an k, W i r t sc ha f t sk a mme r W i e n
Design als Basis unternehmerischen Erfolgs
„Design ist, zu zeigen was man kann und was man ist.“ Diese Definition ist im Zuge eines Design-Workshops der Wirtschaftskammer Wien formuliert worden. Und sie enthält im Grunde die Essenz der Bedeutung von Design für Unternehmen. Der gezielte Einsatz von Design kann in Betrieben auf den verschiedensten Ebenen stattfinden – etwa im Gestalten von Produkten ebenso wie in der Kommunikation mit Kunden oder im Erkennen unternehmerischer Stärken. Alle Erhebungen und Studien beweisen, dass Unternehmen, die mit Kreativen zusammenarbeiten oder im Kreativsektor tätig sind, mittel- und langfristig erfolgreicher sind als jene, die darauf verzichten. Aus diesem Grund unterstützt die Wirtschaftskammer Wien seit Jahren Initiativen, die den Dialog zwischen traditionellen Unternehmern und der Kreativwirtschaft vorantreiben. Die Passionswege, die im Zuge der Vienna Design Week jeden Herbst in Wien veranstaltet werden, sind ein höchst erfolgreiches Beispiel dieses Engagements. 28 Unternehmen haben bisher an den Passionswegen teilgenommen und sind in 41 Projekten eine Zusammenarbeit mit jungen Kreativen eingegangen. Viele von ihnen haben diese Arbeit jenseits der Passionswege weitergeführt.
Der vorliegende Leitfaden basiert auf den Erfahrungen dieser Unternehmen. Er ist somit Abbild der Praxis und bietet Einblicke in die nicht immer einfachen Abstimmungsprozesse und soll gleichzeitig Anregung für all jene sein, die sich dem Thema Design widmen wollen. —
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I Wa r u m ei n „ L ei t fa d e n De s i g n “?
I Warum ein „Leitfaden Design“?
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I Wa r u m ei n „ L ei t fa d e n De s i g n “?
T u l ga B e y erl e & L i lli H olle i n
Die VIENNA DESIGN WEEK und ihre Passionswege Erfahrungen & Best-Practice-Beispiele
Die VIENNA DESIGN WEEK zeigt mit dem von der Neigungsgruppe Design (Tulga Beyerle, Lilli Hollein, Thomas Geissler) konzipierten Format „Passionswege“ im Jahr 2011 bereits zum sechsten Mal dieses erfolgreiche Projekt eines offenen, moderierten Annäherungsprozesses zwischen Unternehmen und Designschaffenden. Die Passionswege verschaffen dem Festival und seinen Teilnehmern nicht nur internationale Reputation, sie sind auch jenes Format innerhalb des Festivals, für das uns auf Designerseite die meisten Initiativ-Bewerbungen aus dem In- und Ausland erreichen. Die Resultate dieser Zusammenarbeit, bei der es um Wissenstransfer, Wertschätzung und prozesshafte Projektarbeit geht, die befreit ist von den Zwängen und Abläufen üblicher kommerzieller Arbeitsbeziehungen, zeigen sehr eindrücklich die Bandbreite an Möglichkeiten. Ob am Ende dieses Prozesses ein Produkt steht, das in weiterer Folge eine kommerzielle Basis für Zusammenarbeit bietet, eine Installation oder eine andere Form von Kommentar: Für beide Seiten, die an diesem Projekt beteiligt sind, ebenso wie für die Besucherinnen und Besucher geht es darum, Schwellenängste und Vorurteile abzubauen und aus der respektvollen Annäherung zu lernen und zu schöpfen.
Warum wir die Passionswege ins Leben gerufen haben Wir, die Neigungsgruppe Design, als Kuratoren der Passionswege und Initiatoren der VIENNA DESIGN WEEK, sind überzeugt, dass Wien – wie viele andere Städte auch – einen reichen Schatz birgt, der uns jedoch über die letzte Jahre und Jahrzehnte zwischen den Finger zu zerrinnen droht. Der Wert, den regionale Fertigung, Handwerkskunst und auch ein gewisser Regionalismus in der Gestaltung darstellen, ist immer weniger geschätzt worden bzw. hat sich im Vergleich zu industriell in Billiglohnländern hergestellten Produkten bei der Preisgestaltung als nicht wettbewerbsfähig erwiesen. Oft ist es auch die Atmosphäre jener Läden und Werkstätten, die man bereits seit Kindestagen kennt, die man nicht missen möchte. Mit dem Verschwinden dieser Läden verschwindet Wissen, für das es aber eine Passion, eine Leidenschaft gibt. Genauso gibt es eine internationale – in unserem Fall vorwiegend europäische – Designerschaft, die sich gerade für diese Produktions- und Arbeitsabläufe interessiert, die Produkte mit Seele generiert.
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Die Auswahl Im normalen Leben müssen sich Unternehmen oft auf eigene Faust auf die Suche machen, um Designer zu finden, mit denen sie zusammenarbeiten und das Produktportfolio prägen wollen. Bei den Passionswegen wählen die Kuratorinnen sowohl die Unternehmen als auch die für sie passenden Designschaffenden aus. Mitunter ist dies bereits eine der ersten Hürden, denn es gilt Menschen zu überzeugen, sich auf mehr oder weniger unbekanntes Terrain zu begeben und mit einem Gegenüber zusammenzuarbeiten, das man nicht selbst gewählt hat – ein Punkt, der Offenheit und, bis zu einem gewissen Grad, Mut voraussetzt. Bei beiden Gruppen, den Unternehmen und Designern, richten wir Kuratorinnen für die Zusammenstellung der Zweigespanne unseren Blick auf bestimmte Aspekte: die besonderen Fertigungs-Möglichkeiten eines Unternehmens, das aussterbende Handwerk, eine besondere Geschichte, ein spezieller Werkstoff. Idealerweise hat man auch ein wenig Kenntnis vom Charakter und der Persönlichkeit und den Zielen und Hoffnungen der verschiedenen Akteure. Im Wesentlichen folgen wir bei der Bildung der Paare unserem Wissensschatz und einer Prise Intuition. Wir trachten danach Menschen zusammenzuführen, die neugierig sind, in die Welt des anderen einzutauchen. Je erfolgreicher dieser Austausch ist, desto zeitintensiver ist er – und hierin liegt einer der risikoreichsten Punkte für Unternehmen, die sich zur Teilnahme an den Passionswegen entscheiden. Denn die Zeit, die man investiert, wird nicht abgegolten, und das kann bei Einzelunternehmen zu einer schwierigen Situation führen. Gleichzeitig stößt man gerade in
diesen kleinen Strukturen oft auf Menschen, die bereit wären, ihre besonderen Fähigkeiten und ihr fachspezifisches Wissen mit einem ebenso spezifisch ausgebildeten Gegenüber auf Designer-Seite auszutauschen. Die Passionswege sind ein zeitlich kompakt gehaltenes Experiment, das noch dazu im Wesentlichen im Laufe der meist etwas ruhigeren Sommermonate abgewickelt wird. Speziell am Ablauf dieses Projektes ist auch, dass wir die Paare ohne Briefing und somit ohne Plan und Ziel auf die Reise schicken. So wichtig die Definition von Zielen für die Zusammenarbeit sonst ist: Gerade diese Freiheit und das Gemeinsam-zu-einemProjekt-Finden und letztlich zu einem von beiden Seiten anerkannten Resultat, das man nach außen präsentiert, bergen große Möglichkeiten, unterstützen den Innovationsgeist und fördern den Dialog.
Eine fruchtbare Allianz Am Beginn einer Beziehung wird meist viel gesprochen, man erzählt von sich, vielleicht auch der Familie, den Vorfahren und Gebräuchen und versucht, die eigenen Vorzüge subtil ins rechte Licht zu rücken. Man ist begierig darauf, von seinem Gegenüber mehr zu erfahren, es auszuloten und dann im Abgleich mit den eigenen Gefühlen ein Gespür dafür zu entwickeln, ob diese Liebe eine Basis und somit eine Zukunft hat. Dann werden den Worten Taten folgen und oft ist all das recht produktiv. Hört der Austausch auf, reißt das Gespräch ab, so kennt man auch diesen Verlauf – es ist ihm meist kein Glück beschieden. Die Passionswege folgen in gewisser Weise diesen Anbahnungsriten, ohne →
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Romantik, sondern vielmehr mit inhaltlichen und nachhaltigen Zielen. Die Passionswege haben eben die Paarbildung als Kern der Projekte und es sind Allianzen, die von den Kuratorinnen geschmiedet werden. Was geplant ist, ist die Entstehung von etwas Gemeinsamem und Neuem, dessen Ursprung aus zwei unterschiedlichen Quellen stammt. Woran der Erfolg der Passionswege gemessen wird, ist eine Frage des Standpunktes, aber unter den nunmehr 41 Projekten hat es erfreulicherweise nie die Rückmeldung „Ich wünschte, ich hätte NICHT mitgemacht!“ gegeben. Natürlich gab es Gespanne aus Unternehmen und Designschaffenden, wo der Funke nicht wirklich übersprang – warum auch immer. Manche Projekte blieben eine kurze, erfrischende Abwechslung vom Alltag, ohne großen Nachhall. Die Mehrzahl jedoch – und diese bildet die Basis dieser Publikation – dient als nachvollziehbarer Beweis, dass die Zusammenarbeit mit Designschaffenden Unternehmen aller Größenordnungen erfolgreicher macht – und um manche positive Erfahrung reicher.
Erfolg hat viele Gesichter Die Mehrzahl der Projekte lässt sich unter folgenden Rubriken einordnen:
——Unternehmerischer Erfolg in Bezug auf Umsätze, Serienproduktion des Produktes oder Folgeaufträge
——Steigerung des Bekanntheitsgrades, der Medienpräsenz
——Möglichkeit, die Fähigkeiten / Produktwelt des Unternehmens in neuer Form zu präsentieren
——Erfolg im Sinne von Neuorientierung, Horizonterweiterung, Öffnung für Gegenwarts-Design
——Entwicklung von Zukunftsperspektiven, Entdeckung anderer Sichtweisen auf das eigene Unternehmen
——Erfolg im Sinne einer produktiven,
fortgesetzten Zusammenarbeit mit der / dem Designschaffenden
——Erfolg im Sinne von Eigenmotivierung, Mitarbeitermotivierung
——Erschließung neuer Zielgruppen ——Designhistorischer Wert des Produktes ——Aktivierung und Attraktivitätssteigerung des Grätzels / der Einkaufsstraße
——Gegenseitiges Lernen ——Spaß am Experiment Viele dieser Effekte und Ziele sind auch für Unternehmen in weniger glamouröser Lage oder ohne das Prädikat „k. u. k. Hoflieferant“ erreichbar. Selbst oder gerade wenn es sich um ein Allerweltsprodukt handelt, das in ähnlicher Form überall zu haben ist, kann man mit Design einen Unterschied machen, der die Mitbewerber alt aussehen lässt. Die Passionswege wollen im Wesentlichen also dazu animieren: Sich als Unternehmen zu öffnen und sich darüber klar zu werden,
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dass Design im Idealfall nicht einfach eine zugekaufte Leistung ist, mit der man sich nicht näher auseinandersetzt. Es geht hier auch nicht nur um den letzten Schliff in der Gestaltung, denn Design vermag viel mehr zu leisten, als bloß Dekor. Es geht vielmehr darum, sich mit der Wahl der Designerinnen und Designer auseinanderzusetzen und in einen intensiven Dialog zu treten. Denn dann sind Designschaffende ideale Sparringpartner, wenn es um Fragen der Unternehmensidentität, um die Weiterentwicklung, Umorientierung und die Darstellung besonderer Kompetenzen geht. „Unternehmensberater“ also, nicht im herkömmlichen Sinne, sondern, wenn man das richtige Gegenüber gefunden hat, als loyale, kreative Partner und Unterstützer bei der Erreichung gemeinsam definierter Ziele. —
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D oris Rot h au er
Design kann etwas anderes und viel mehr sein, als wir denken
„Design kann auch eine Idee ausdrücken, eine Haltung symbolisieren. Es ist nicht einzig auf die Güte des eigentlichen Produktes beschränkt.“ Diese Aussage kommt von einem jener Unternehmer, die an den Passionswegen im Rahmen der VIENNA DESIGN WEEK teilgenommen haben, und die wir befragt haben, ob sich ihr Verständnis darüber, was Design ist, durch das Projekt verändert habe und wenn ja, in welche Richtung. Von den 18 an der Befragung teilgenommenen
Nein 44 %
Unternehmern hat sich bei knapp mehr als der Hälfte, bei genau 10, das Verständnis von Design verändert und erweitert. Das Erfahren differenzierter Sichtweisen, die Eröffnung ganz neuer Wege in der Begegnung mit dem Kunden, das Umfassende und Vielschichtige an Design waren einige der genannten neuen Erfahrungen. Diese Erfahrungen weiterzugeben, den Mehrwert durch die Zusammenarbeit mit Designern aufzuzeigen, ist Ziel und Inhalt der vorliegenden Publikation. Sie soll Ihre
Ja 56 %
Hat sich Ihr Verständnis darüber, was Design ist, durch das Passionswege-Projekt verändert?
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Neugierde und Lust wecken, etwaige Vorurteile und Ängste abbauen und Ihnen erste Tipps und Informationen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Designern in die Hand geben. Warum wir gerade die PassionswegeProjekte als Best-Practice-Beispiele genommen haben, trotz ihres experimentellen Charakters, wo sich das Ergebnis unter rein kommerziellen Gesichtspunkten nicht immer verwerten lässt? Weil viele Kleinunternehmen teilgenommen und ihre Erfahrungen gesammelt haben, die vorher noch nie mit Designern gearbeitet haben. Unternehmen, die grundsätzlich nie auf die Idee gekommen wären oder keine Notwendigkeit gesehen haben, mit einem Designer zusammenzuarbeiten. Das hat sich durch die Teilnahme am Passionswege-Projekt bei den meisten geändert, ihnen wurden die Augen geöffnet. Und selbst bei jenen Unternehmen, die bereits sehr designorientiert waren, ergaben sich zuweilen völlig neue Perspektiven, vor allem dort, wo die Designer branchenfremd waren. Genau das wollen wir Ihnen aufzeigen, weitergeben, vermitteln. Als Basis für diesen Leitfaden haben wir eine Online-Befragung unter allen bisherigen 28 Passionswege-Unternehmen durchgeführt, rund zwei Drittel davon, genau 18, haben sich daran beteiligt. Die Auswertung dieser Rückmeldungen haben wir in Form von Diagrammen in die Publikation eingebaut. Darüber hinaus haben wir eine Anzahl von Unternehmern persönlich interviewt. Deren Zitate stellen wir Ihnen zur Verfügung, als authentische Belege unserer Annahmen und Tipps. Wir hoffen, Sie damit zu inspirieren und für die auf so vielfältige Weise bereichernde Zusammenarbeit mit Designern gewinnen zu können. —
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II Warum Design und was bewirkt es?
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Design setzt bei der Unternehmensidentität und Tradition an
Designer setzen sich mit der Identität eines Unternehmens auseinander, mit seinen Werten und Haltungen, machen sie darstellbar und sichtbar. Sie verleihen ihr sozusagen eine Persönlichkeit. Hand in Hand damit setzen sie sich auch mit der Geschichte und Tradition des Unternehmens auseinander und verbinden im besten Falle die Tradition mit etwas Neuem, Zeitgemäßen, mit Innovation. So stärkt Design eine Marke.
Tipp Seien Sie als Unternehmer persönlich der Ansprechpartner für Designer. Geben Sie ihnen Einblick in Ihr Unternehmen, seien Sie offen und bereit für eine intensive Auseinandersetzung.
Gar nicht 6 % Ein wenig 17 %
Sehr 78 %
Wie wichtig schätzen Sie Ihre persönliche Einbindung in das Passionswege-Projekt als Inhaber/Geschäf tsführer ein?
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„Ich habe sehr wohl meine Vorstellungen kundgetan, und auf die sind die beiden Designer auch eingegangen. Obwohl sie neue Wege gegangen sind, haben sie das Traditionelle mit hinüber genommen.“
Fransen gestern, heute und morgen thematisiert die Installation „Fringerie“ von dottings industrial design im Hotel König von Ungarn
Dietmar Sulzberger, Chronometrie Sulzberger
„mischer’traxler haben sehr darauf geachtet, dass ihr Projekt zum Geschäf t passt, zur Tradition, sich integriert. Zwar modern, aber passend, nichts Extremes. Es ist mein Vorhaben, das Unternehmen zu modernisieren. Und dabei haben mich die beiden unterstützt.“ Franz Fischmeister, Rozet & Fischmeister Kammerjuweliere
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„Man kann sich als Unternehmen über die Kunden kennenlernen, vor allem aber auch über Designer, denn sie gehen an die Wurzeln einer Identität.“ Leonid Rath, J. & L. Lobmeyr Im Bild das Passionswege-Projekt von Maxim Velcovský
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„Es war für mich sehr überraschend, wie schnell Jessica Hansson die Wäschef lottPhilosophie erkannt und in ein Projekt umgesetzt hat. Sie hat es genau auf den Punkt gebracht, worum es in unserem Geschäf t geht. Sie hat unsere und ihre eigene Persönlichkeit dargestellt und beschrieben, das Reduzierte, Einfache, die klaren Linien, aber mit sehr viel Phantasie.“ Beatrix Stekl, Wäscheflott
Ausschließlich mit einem Produkt 11 %
Mit Teilbereichen des Unternehmens 22 %
Mit dem gesamten Unternehmen (Identität, Geschichte, Strategie etc.) 67 %
Wie intensiv hat sich der Designer des Passionswege-Projektes mit Ihrem Unternehmen auseinandergesetzt?
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Designer erkennen und nutzen unternehmerische Stärken und Potenziale
Designer denken ganzheitlich und strategisch. Sie bleiben nicht an der Oberfläche, sondern tauchen in die Tiefe. Sie hinterfragen, beobachten, entdecken, analysieren, experimentieren, kombinieren. Sie setzen sich mit dem Unternehmen ebenso wie mit dem Umfeld auseinander. Sie sind neugierig und stellen gerne Fragen. Sie wollen verstehen, woher etwas kommt und wohin es geht. Sie denken in die Zukunft, das heißt, sie versuchen sich heute auf Bedingungen einzustellen, die in Zukunft kommen können, um mit den Stärken eines Unternehmens neue Chancen wahrzunehmen.
17 % 28 % 61 %
Tipp Nutzen Sie das strategische Potenzial von Designern, indem sie die Zusammenarbeit als einen gemeinsamen, in die Zukunf t gerichteten Entwicklungsprozess wahrnehmen, der Ihnen neue Chancen am Markt eröffnet.
Designer verstehen nichts von Wirtschaft Designer setzen sich nicht mit dem Profil eines Unternehmens auseinander Designer erkennen unternehmerische Stärken Designer machen Werte und Haltungen in einem Unternehmen sichtbar
94 % 39 %
Designer sind gute Berater, wenn es um die Planung der Zukunft geht
Welcher der folgenden Aussagen stimmen Sie zu?
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Max Lamb während seines Werkstattbesuches bei Lobmeyr
„Die Tradition ist gut und wichtig, aber das Wichtigste dabei ist nach vorne zu schauen, was kommt, in welche Richtung gehen wir, wie schaut die Zukunf t aus. Und die Zukunf t sind sicher unter anderem junge Designer.“ Wolfgang Köchert, A. E. Köchert Juweliere
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„Das Projekt von Walter Thaler hat unsere Kernphilosophie vertief t und ihr gleichzeitig eine neue Seite gegeben, sodass sie für unsere Kunden breiter verstehbar wurde. Er hat uns neue Beispiele in die Hand gegeben. Wir müssen nicht immer über Schuhe reden, wir können stattdessen jetzt auch über einen Duf t reden. Und wir muten uns seit diesem Projekt auch Dinge zu, die nicht unbedingt mit Schuhen zu tun haben, etwa das Kochen, wo wir immer wieder sehr erfolgreich das Haus in ein Restaurant verwandeln.“ Markus Scheer, Rudolf Scheer & Söhne Maßschuhmacher
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„Was Jessica Hansson unserem Unternehmen nachhaltig übermittelt hat, ist, unsere Kernkompetenz zu erkennen und zu komprimieren und uns neue Wege zu eröffnen, was wir mit einem guten Design noch alles machen können.“ Beatrix Stekl, Wäscheflott
„Designer sind ja sehr feinfühlige Menschen, die Veränderungen spüren, viel mehr als ich, der täglich im Geschäf t steht. Sie geben neue Ziele vor, und das ist ganz wichtig.“ Dietmar Sulzberger, Chronometrie Sulzberger
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Designer eröffnen neue Sichtweisen und Perspektiven
Um kreativ zu sein, bedarf es eines Abgehens von gewohnten Pfaden, eines Hinaus- und Querdenkens. Es ist eine Kernkompetenz von Designern, sich einer Aufgabe aus ganz unterschiedlichen, auch ungewöhnlichen Blickwinkeln zu nähern, das Denken aufzumachen, um so auf neue Ideen und Lösungen zu kommen. Dabei hilft gerade der unvoreingenommene und oftmals auch branchenfremde Blick eines Außenstehenden. Das bringt Bewegung ins Unternehmen und eröffnet neue Perspektiven am Markt. Und selbst Stammkunden schätzen einen „frischen Wind“.
Tipp Seien Sie offen und zugänglich für neue Ideen, lassen Sie sich auf Gedankenexperimente ein, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht gleich umsetzbar erscheinen.
Nein 39 % Ja 61 %
Hat Ihnen das Passionswege-Projekt neue Sichtweisen auf Ihre Kunden gebracht?
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„Als betriebsfremde Personen bringen Designer ganz andere Ideen und Gedanken herein, als man selber hat, ein neues Licht auf die Dinge. Mein Tipp: Immer alles anschauen, anhören, nie von vornherein ,Nein‘ sagen.“ Thomas Petz, Petz Hornmanufaktur Im Bild mit Designer Adam Wehsely-Swiczinsky und dessen Hornbrillen
„Unsere Erfahrung aus der Zusammenarbeit mit Designern ist, dass gerade Quereinsteiger, die nicht aus der Schmuckbranche kommen, sehr interessante neue Aspekte einbringen. Und nicht das schon etwas betriebsblinde Denken des Unternehmers haben.“ Wolfgang Köchert, A. E. Köchert Juweliere
„Es macht immer Spaß, mit jungen Designern zu arbeiten, da kommt ein frischer Wind in die Werkstätte, neue Ideen, die ich bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht angedacht hätte.“ Herbert Weinberger, Meisterkürschner Weinberger Tina Lehners Pelz-Kuscheltier im Rahmen der Passionswege
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„Wir waren am Anfang sehr vorsichtig, bis uns dann eines Tages einer unserer Stammkunden, als wir gerade eine schräge Installation einer Berliner Keramikerin im Geschäf t hatten, gesagt hat: ,Geh, ihr werd’t’s doch nicht aufwachen‘. Das fand ich wunderbar, das hat uns gezeigt und bewiesen, dass man dem Kunden, auch dem konservativsten Kunden, nicht progressiv genug sein kann. Gerade unsere Stammkunden erwarten sich von uns Erneuerungsprozesse.“ Leonid Rath, J. & L. Lobmeyr
„Das Spannende ist, wenn jemand von außen in ein Thema eintaucht, mit einem anderen Blickwinkel, dann reibt es – und nur so kann Neues entstehen. Dazu bedarf es allerdings der Willigkeit des Unternehmers, sich darauf einzulassen, das ist eines der wichtigsten Dinge an einer Kooperation mit einem Designer.“ Markus Scheer, Rudolf Scheer & Söhne Maßschuhmacher Im Bild Walter Thaler beim Fußbad mit einer Kundin im Rahmen seines Passionswege-Projektes „wear senses“
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„Die Zusammenarbeit mit Designern kann nur eine Bereicherung sein. Gerade für Unternehmen, die viele Jahre an einem Standort sind oder immer nur mit einem Produkt arbeiten und dadurch mit der Zeit betriebsblind werden. Da ist es besonders wichtig, sich auf neue Dinge einzulassen.“ Wolfgang Rauber, wildwuchs – der Blumenladen im 2ten Im Bild Nährbodenmischungen und seed bombs, verpackt als Fastfood im Blumenladen, von breadedEscalope
Nein 39 % Ja 61 %
Hat Sie das Passionswege-Projekt angeregt, über gesellschaf tliche Veränderungen und Ihre Reaktion als Unternehmen darauf nachzudenken?
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Designer legen Wert auf gegenseitiges Lernen und Win-win-Situationen
Ein erfolgreiches Designprojekt braucht eine partnerschaftliche Beziehung auf gleicher Augenhöhe, geprägt von gegenseitigem Verständnis, Vertrauen und Wertschätzung. Designer agieren immer im Interesse des Unternehmens. Sie wollen grundsätzlich weder ihren Willen aufzwingen noch eine Idee um jeden Preis durchbringen, sondern eine Zusammenarbeit erreichen, von der beide Seiten lernen und profitieren können.
Tipp Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit muss es auch auf der menschlichen Ebene einen guten Draht geben. Nehmen Sie sich dafür Zeit!
Franz Fischmeister im angeregten Gespräch mit mischer´traxler
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„Im Nachhinein betrachtet war das Passionswege-Projekt mit Walter Thaler eine unglaubliche Paarung, die jetzt, drei Jahre später, noch immer enorm nachhallt. Zum einen werden wir immer wieder auf das Projekt angesprochen. Zum anderen ist Walter Thaler seit damals unser Auslagendekorateur, sodass wir mit ihm einzelne Teile der damaligen Installation nochmals im großen Stile neu aufrollen können.“ Markus Scheer, Rudolf Scheer & Söhne Maßschuhmacher Im Bild mit Walter Thaler
„Was ich an Tina Lehner besonders geschätzt habe, war ihre Unkompliziertheit und ihre Wertschätzung. Es war so, als wäre sie immer schon da gewesen. Unsere Zusammenarbeit hat mich als Mensch und als Fachmann weitergebracht.“ Herbert Weinberger, Meisterkürschner Weinberger
„Ich habe aus der Zusammenarbeit nur gelernt und mich bestätigt gefühlt, dass man allem gegenüber offen sein muss. Dass das ein Weg ist, den ich sicherlich nicht verlassen werde.“ Wolfgang Rauber, wildwuchs – der Blumenladen im 2ten
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Designer wertschätzen Handwerke und tragen zu deren Erhaltung bei
Designer erforschen gerne ungewöhnliche Materialien ebenso wie Verarbeitungstechniken, um auf immer wieder neue Umsetzungsmöglichkeiten für ihre Ideen zu kommen. Daher gilt ihr besonderes Augenmerk unterschiedlichsten Handwerken. Sie wertschätzen handwerkliche Fähigkeiten und Fertigkeiten in einem hohen Maße, erproben sie oft selber, bringen sie an die Oberfläche und erkennen Entwicklungspotenziale. Daher liegen in der Zusammenarbeit mit Designern die Chance und das Potenzial, vom Aussterben bedrohte Handwerke zu erhalten.
83 %
Tipp Die Wertschätzung von Designern gegenüber dem in Ihrem Unternehmen vorhandenen Know-how kann auch die Motivation und Kreativität Ihrer Mitarbeiter nachhaltig fördern und stärken.
Sichtbarmachung der Produktionsweisen Gestaltung von Abläufen und Dienstleistungen (service design)
44 %
Einsatz ökologisch verwertbarer Materialien (sustainable design)
22 % 0 %
Design für unterrepräsentierte Zielgruppen wie etwa Kinder oder Senioren (social design)
Für welche der folgenden Themen hat das Passionswege-Projekt Ihr Interesse geweckt?
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„Was ich gut fand, war, dass sich Adam Swiczinsky mit dem Material beschäf tigt und vertraut gemacht hat. Er wollte seine Ideen selber umsetzen können und hat auch ein Stück Material zu sich in die Werkstatt mitgenommen, hat probiert, was möglich ist und was nicht.“ Thomas Petz, Petz Hornmanufaktur Im Bild die digitalen Uhren aus Horn „Watussi“, Design Adam Swiczinsky, produziert von Petz Hornmanufaktur
„Im Handwerk sind Designs möglich, die sonst nicht möglich wären. Es gibt bestimmte Techniken, die Neues ermöglichen.“ Franz Fischmeister, Rozet & Fischmeister Kammerjuweliere
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„Eines der ersten Designprojekte, mit denen wir gestartet haben, war die Zusammenarbeit mit Ted Mühling, der drei Wochen lang in der Werkstätte verbracht hat und sich ganz liebevoll und intensiv mit den Mitarbeitern und ihren Fertigkeiten beschäftigt hat, die dadurch nicht nur Wertschätzung erfahren haben, sondern auch was sie können, was aus ihrer Technik noch alles rausgeholt werden kann. Das hat sie enorm motiviert.“ Leonid Rath, J. & L. Lobmeyr
Aus Lederresten hergestellte Spielzeugtiere des Designers Adrien Rovero für die Ledermanufaktur Posenanski
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„Das Kreative in unserem Handwerk zu zeigen, die Stiche, die Nähte, das war Jessica Hansson sehr wichtig.“ Beatrix Stekl, Wäscheflott
„Tina Lehner hatte zwar keine Fachkenntnisse, wollte aber unbedingt wissen, wie man das Projekt handwerklich so umsetzen kann, dass es auch dem Auge des Kürschnermeisters Stand hält. Sie hat sich in das Handwerk des Kürschners eingelebt. Aber nicht nur bei der Tina, auch bei anderen Designern habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie wissen wollten, wie gefertigt wird und wie man mit den Maschinen umgeht.“ Herbert Weinberger, Meisterkürschner Weinberger
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Designer beobachten den Markt und spüren Trends auf
Designer denken kundenorientiert. Sie wollen mit ihrer Gestaltung Emotionen wecken, glücklich machen. Das kann durch einen funktionellen, aber auch konzeptionellen Zugang zu einer Gestaltungsaufgabe erfolgen. Man denkt sich in den Kunden hinein, verfolgt seinen Weg, erforscht, was hinter Bedürfnissen und Kaufentscheidungen steckt. Gute Designer beobachten aber auch die Konkurrenz, erkennen Trends und spüren Entwicklungen auf.
Tipp Informieren Sie sich bei Designern über aktuelle Marktentwicklungen und Trends und überlegen Sie gemeinsam, was davon für Ihr Unternehmen interessant sein könnte.
Nein 28 %
Ja 72 %
Sind Designer Ihrer Erfahrung nach gute Marktbeobachter bzw. Trendforscher?
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„Nicolas Le Moigne beispielsweise hat mit der Eitelkeit der Menschen gespielt, mit einem Augenzwinkern den Luxus ironisiert, indem er mit der Idee des Vervielfältigen eines Steines, eines Funkelns gearbeitet und gleichzeitig hochwertige Schmuckstücke hergestellt hat. Das war ein sehr konzeptueller Zugang, zu hinterfragen, warum sich Menschen schmücken. Der Kunde stellt sich diese Frage ja auch, was Schmuck eigentlich für ihn bedeutet, und bestimmt durch die Auswahl des Schmuckstückes, welche Art von Schmuckträger er ist.“ Wolfgang Köchert, A. E. Köchert Juweliere
„Designer beobachten alles, auch die Gegenseite. Warum macht der eine ein besseres Geschäf t und der andere ein schlechteres?“ Dietmar Sulzberger, Chronometrie Sulzberger
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„Designer versetzen sich in die Rolle der Kunden, spüren ihre Bedürfnisse auf und erkennen Trends. Max Lamb beispielsweise hat ganz analytisch unseren Produktionsprozess in drei verschiedene Stufen zerlegt, und damit das Bedürfnis der Menschen von heute thematisiert, hinter die Kulissen zu blicken, die wahre Identität und Authentizität von Produkten zu sehen.“ Leonid Rath, J. & L. Lobmeyr
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„Zum Beispiel das Weiterverfolgen des Duftes. Das ist eine wirkliche Herausforderung. Wir haben angefangen, auf chemischem Weg Extrakte aus unseren Materialien zu gewinnen und diese in Düf te zu verwandeln. Was bedeutet ein gutes Leder für den Fuß, was bedeutet ein guter Duf t für die Haut.“ Markus Scheer, Rudolf Scheer & Söhne Maßschuhmacher
83 %
6 %
Gar nicht
6 %
Hat verunsichert Hat Spaß gemacht
50 %
Hat Wertschätzung gebracht
61 %
Hat die Motivation gefördert
67 %
Hat die Kreativität gefördert 22 % 33 %
Hat die Kultur verändert Hat unsere Kernkompetenzen hervorgehoben Hat einen neuen Blick auf das eigene Unternehmen ermöglicht
72 % 50 %
Hat Ideen für die Zukunft gebracht
In welcher Form hat sich das Passionswege-Projekt auf Ihr Unternehmen und die Arbeitskultur ausgewirkt?
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Design bringt neue Kunden und Aufmerksamkeit
Die visuelle Kommunikationsfähigkeit von Designern unterstützt bei der Kommunikation mit dem Kunden. Design schafft Aufmerksamkeit und Positionierung. Es reduziert komplexe Inhalte und Themen auf eine verständliche Sprache, signalisiert Bewegung und Entwicklung, baut Hemmschwellen ab und eröffnet so neue Märkte und Kundenschichten.
Tipp Seien Sie mutig und konsequent, wenn Sie sich zur Positionierung durch Design entscheiden. Die Kunden werden das zu schätzen wissen.
Nein 28 %
Ja 72 %
Konnten Sie durch das Passionswege-Projekt neue Kunden gewinnen /ansprechen?
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„Es haben mich sehr viele Leute auf das Passionswege-Projekt angesprochen, nachgefragt. Viele wurden dadurch überhaupt erst auf mich aufmerksam. Es hat mich auf jeden Fall einen Schritt weiter gebracht.“ Thomas Petz, Petz Hornmanufaktur
„Wenn sich etwas tut, kommen auch neue Kunden, die uns bisher noch nicht gekannt haben. Man muss offen sein, wenn man etwas bewegen will.“ Herbert Weinberger, Meisterkürschner Weinberger
„Es sind viele Leute in unser Geschäf t gekommen, die sonst nie kommen würden. Das Projekt hat eine gewisse Angstschwelle genommen, in ein Traditionsgeschäf t hineinzugehen.“ Franz Fischmeister, Rozet & Fischmeister Kammerjuweliere
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I I Wa r u m De s i g n u n d wa s b ewi r k t e s ?
„Man erobert sich durch Design auch nach und nach neue Kundenschichten. Wir hatten früher ein sehr traditionelles Publikum, designaffinen Menschen mit einem hohen ästhetischen Anspruch waren wir zu konservativ. Diese Käuferschicht haben wir nun durch Projekte wie die Passionswege und andere Kooperationen mit Designern dazugewonnen, und fühlen uns mit dieser Gruppe mittlerweile sehr wohl.“ Leonid Rath, J. & L. Lobmeyr
Der Designer Nicolas Le Moigne erklärt einer PassionswegeBesucherin den Spiegeleffekt seines Schmuckstückes für A. E. Köchert Juweliere
Nein 11 %
National 56 %
International 33 %
Hat Ihnen das Passionswege-Projekt mediale Aufmerksamkeit gebracht?
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I I Wa r u m De s i g n u n d wa s b ewi r k t e s ?
Der Ansturm auf die Eröffnungsveranstaltung des FastfoodProjektes von breadedEscalope bei Wildwuchs – der Blumenladen im 2ten
„Wir haben in den letzten Jahren durch Projekte wie die Passionswege und die Zusammenarbeit mit jungen Designern festgestellt, dass neue Kunden gekommen sind. Es ist wichtig, eine gute Durchmischung zu haben. Junge Designer sind Türöffner für junge Kunden, die sonst nicht kommen würden.“ Wolfgang Köchert, A. E. Köchert Juweliere
Nein 28 %
Ja 72 %
Konnten Sie diese mediale Aufmerksamkeit nachhaltig nutzen?
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I I Wa r u m De s i g n u n d wa s b ewi r k t e s ?
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Design schafft Individualität und Unterscheidbarkeit
Von der Schriftgestaltung über die Produktform bis zum gesamten Markenauftritt unterscheidet Design das Unternehmen von der Konkurrenz. Hinzu kommt, dass man derzeit wieder einen eindeutigen Gegentrend zu Globalisierung und Massenkonsum beobachten kann. Dem Wunsch des Kunden nach Individualität, Authentizität, Einmaligkeit, Unterscheidbarkeit kann durch die Zusammenarbeit mit Designern klar entsprochen werden.
Tipp Sie müssen kein großes Unternehmen sein, um sich durch Design differenzieren zu können. Gerade in der Verbindung von Nischenprodukten, Spezialisierungen und Handwerksberufen mit Design liegt ein großes Potenzial – dem Kunden zu sagen, dass er hier etwas bekommt, was es anderswo nicht gibt.
Nein 6 %
Ja 94 %
Können Designer die Kernwerte des Unternehmens nach außen hin sichtbar machen und kommunizieren?
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I I Wa r u m De s i g n u n d wa s b ewi r k t e s ?
„Wenn ich unsere handwerklichen Fähigkeiten mit einem guten Design verbinde, erhalte ich ein Alleinstellungsmerkmal. Und genau darum geht es ja, dass ich als Unternehmer etwas produzierte, wo ich keine Konkurrenz habe, wo ich nicht über den Preis kämpfen muss.“ Leonid Rath, J. & L. Lobmeyr Im Bild die Installation aus Luster- und Trinkglasteilen nach dem Prinzip des Schattentheaters von Maxim Velcovský
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„Man muss heutzutage besonders sein, sich abheben. Und dafür muss man auch investieren. Nur so hat man einen Vorteil gegenüber den anderen.“ Franz Fischmeister, Rozet & Fischmeister Kammerjuweliere Im Bild ein Teil der Passionswege-Installation von mischer´traxler, ein Collier, das auf den großen Abend hin gezüchtet wird
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„Es ist ja eine furchtbare Vereinfachung eingetreten, eine Uniformierung. Der Designer füllt hier eine große Lücke, indem er wieder mehr Individualität einbringt.“ Dietmar Sulzberger, Chronometrie Sulzberger Im Bild die Gestaltung seines Geschäftes von Vandasye während der Vienna Design Week
Walter Thalers Gestaltung für Rudolf Scheer & Söhne Maßschuhmacher, die sich bis in die Auslage zieht
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Design ist nachhaltig
Die Zusammenarbeit mit Designern ist ein Entwicklungsprozess, der dann nachhaltige Wirkung erzeugt, wenn man ihn auch als solchen wahrnimmt. Erst im Laufe einer Zusammenarbeit zeigen sich Kernthemen und Potenziale, die es wert sind, vertieft zu werden. Die Nachhaltigkeit zeigt sich auf Dauer in der Frequenz und Zufriedenheit der Kunden. Aber auch bei Ihnen als Unternehmer wird eine erfolgreiche Zusammenarbeit eine Veränderung hervorrufen: Freude, Sicherheit, Mut und Lust an der Weiterentwicklung.
Tipp Die Zusammenarbeit mit Designern kann auch eine geschäf tsbegleitende, beratende Tätigkeit sein, wo man in regelmäßigen Abständen gemeinsam die Richtung des Unternehmens überprüf t.
„Das Wichtigste gegenüber dem Kunden ist die Botschaf t: Da tut sich was, das Unternehmen lebt. Es gibt ihm die Möglichkeit, regelmäßig vorbeizuschauen und immer wieder etwas Neues zu entdecken. Der Kontakt zum Kunden nimmt damit zu.“ Leonid Rath, J. & L. Lobmeyr Im Bild Maxim Velcovský mit Nicole Aebischer vor seiner Passionswege-Installation
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„Wir arbeiten auch weiterhin laufend zusammen, das hat sich so entwickelt. Es gibt Dinge, die man nicht selber machen kann, wie etwa die Gestaltung der Homepage, das habe ich den beiden Designern komplett überlassen.“ Wolfgang Rauber, wildwuchs – der Blumenladen im 2ten
„So ein Projekt wirkt wie ein homöopathisches Mittel, man muss es nur erkennen.“ Dietmar Sulzberger, Chronometrie Sulzberger Im Bild im Gespräch mit Wolfgang Köchert im Rahmen der Passionswege-Eröffnung
„Das Geschäft war vorher ganz anders, eine verstaubte Dekoration. Wir haben ganz radikal alles rausgeschmissen, den Boden neu gemacht, die Farben und Präsentationsformen verändert. Das wird bei unseren Kunden enorm gut angenommen, auch bei den Stammkunden, die den frischen Wind schätzen.“ Beatrix Stekl, Wäscheflott
Die Designer von breadedEscalope in Aktion bei Wildwuchs – der Blumenladen im 2ten
„Es war ein Anzünder, der viele Dinge in klarere Horizonte gerückt hat. Was vorher unklar war, ist durch dieses Projekt klarer geworden. Davon zehren wir, von diesem Trichter, wo einiges reingelaufen und unten als dicker Saf t rausgef lossen ist. Das ist es, was wir heute bearbeiten. Unsere Kernthemen sind so tief angekratzt worden, dass es schade gewesen wäre, das nicht weiter zu verfolgen.“ Markus Scheer, Rudolf Scheer & Söhne Maßschuhmacher
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Design zahlt sich aus
Zusammenfassend lässt sich sagen: Design zahlt sich aus. Es stärkt nicht nur die Marke, eröffnet neue Perspektiven, erschließt neue Kunden, schafft Aufmerksamkeit und unterscheidet von der Konkurrenz, es lohnt sich auch finanziell. Der Mehrwert macht die Mehrinvestition auf jeden Fall bezahlt, auch wenn er nicht immer messbar ist.
„Man kann nur gewinnen, nicht verlieren.“ Herbert Weinberger, Kürschnermeister Weinberger
Tipp Klären Sie die Konditionen zu Beginn der Zusammenarbeit. Diesbezügliche Tipps zu Briefing, Vertragsgestaltung, finanziellen Konditionen und Werknutzungsrechten finden Sie weiter unten.
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I I Wa r u m De s i g n u n d wa s b ewi r k t e s ?
Mark Braun im Interview mit ausländischen Journalisten vor seiner Installation für Lobmeyr
„Ich habe mitunter sehr hochpreisige Produkte, und da spielt Design eine ganz wesentliche Rolle. Da macht es keinen Unterschied, ob es einen Euro mehr kostet, da geht es darum, dass die Qualität und das Design stimmen und gefallen müssen.“
„Es ist immer wieder ein Fehler zu glauben, Design ist umsonst oder ein Luxus, den man nicht braucht. Ein Design muss natürlich verdient werden. Aber eine geniale Idee, die viel kostet, ist letztlich nicht teuer, wenn das Resultat stimmt.“
„Das Projekt war für mich zu einem Zeitpunkt, wo alles zum Stillstand gekommen ist, rettend. Diesen Wert kann man nicht messen, das muss man fühlen und erkennen.“ Dietmar Sulzberger, Chronometrie Sulzberger
Wolfgang Köchert, A. E. Köchert Juweliere
Thomas Petz, Petz Hornmanufaktur Innen- und Außenwirkung der Installation von mischer´traxler bei Rozet & Fischmeister Kammerjuweliere
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I I I W ie f i n d e t m a n De s i g n s c h a f f e n d e u n d wie a r b ei t e t m a n z u s a mme n ?
III Wie findet man Designschaffende und wie arbeitet man zusammen?
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I I I W ie f i n d e t m a n De s i g n s c h a f f e n d e u n d wie a r b ei t e t m a n z u s a mme n ?
Wie findet man Designschaffende und wie arbeitet man zusammen?
Designschaffende und ihre Arbeit kennenlernen
——Sie betrachten die gestellte Aufgabe
Wenn Sie eine Zusammenarbeit mit einem Designer andenken, macht es Sinn, sich zunächst ein Bild davon zu machen, wie unterschiedlich Design sein kann und welche Art von Design Sie am ehesten anspricht. Gehen Sie mit offenen Augen durch die Welt. Schauen Sie sich Ihre Konkurrenz an. Fragen Sie befreundete Unternehmer, deren Auftritt Ihnen zusagt. Sammeln Sie Abbildungen von Arbeiten, die Ihnen gefallen. Hier können Magazine und Fachbücher, in denen Designprodukte und Gestaltungsarbeiten abgebildet und erklärt werden, eine hilfreiche Quelle sein. Nutzen Sie Plattformen und Interessensvertretungen, die Designstudios und ihre Arbeiten vorstellen. Einige davon sind im Anhang aufgelistet. Auch Ausstellungen und Messen sind Möglichkeiten, sich einen Überblick zu verschaffen.
——Designer sind von ihrem Arbeits-
Grundsätzlich gilt:
——Designer verstehen wirtschaftliche Zusammenhänge.
——Sie sind keine Künstler, sondern Dienstleister.
immer in ihrer gesamten Komplexität. verständnis her gewohnt interdisziplinär zu arbeiten.
——Sie sind es gewohnt im Team zu arbeiten und mit verschiedenen Fachleuten zu kommunizieren.
——Designer arbeiten zunehmend auch als strategische Berater.
——Eine Designintervention wird meist
erst nach einem gewissen Zeitraum einen Effekt zeigen.
Nicht jeder Designer ist für jede Aufgabenstellung geeignet. Designer durchlaufen eine lange Ausbildung und positionieren sich im Laufe ihrer Karriere mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Auf diese Positionierung sollten Sie achten. Grundsätzlich kann man unterscheiden zwischen:
——Grafikdesign (gesamter visueller Auftritt eines Unternehmens wie Schrift, Logo, Geschäftsdrucksorten, Werbemittel, Verpackung etc.)
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——Webdesign (Gestaltung von Website und Newsletter)
——Produktdesign (Gestaltung von Konsumgütern)
——Möbeldesign (Gestaltung von seriell erzeugten Möbeln und Lampen)
——Industriedesign (Gestaltung von indus-
triell erzeugten, komplexen technischen Produkten)
Viele Designstudios bieten mehrere dieser Leistungen in ihren Portfolios an. Außerdem arbeiten Designer sehr vernetzt und schließen sich für Projekte und Aufträge temporär zusammen. In der Regel haben Designstudios eine gute Website, auf der man sich informieren und einen Einblick in ihr Leistungsspektrum verschaffen kann. Wenn Sie eine engere Auswahl getroffen haben, können Sie mehrere Studios zu einem informellen Gespräch bitten oder sie in ihren Studios besuchen, um einen persönlichen Eindruck voneinander zu gewinnen.
Sich auf einen Prozess einlassen Wie bereits in dieser Publikation ausgeführt, ist Design immer ein Prozess. Nur im Verlauf des gemeinsamen Nachdenkens und Erarbeitens ermöglichen Sie sich selbst und dem Designstudio eine erfolgreiche und befriedigende Zusammenarbeit. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist Offenheit und die Bereitschaft, Ihr Wissen über Ihr Unternehmen zu teilen. Es braucht einen offenen Dialog, um ein Erfolg versprechendes
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Ergebnis zu erzielen. Nur in dieser intensiven und offenen Auseinandersetzung bekommen Sie ein befriedigendes Ergebnis. Integrieren Sie Designer bereits am Beginn eines Entwicklungsprozesses, nicht erst in der Umsetzungsphase. Denn Design ist keine reine Behübschung. Jede Gestaltung entsteht aus einer tief gehenden Beschäftigung mit dem Unternehmen und muss immer mit der Philosophie, der Positionierung und dem speziellen Know-how des Unternehmens übereinstimmen. Sie muss aus dem Unternehmen heraus entstehen, sie muss authentisch sein. Sie können sich darauf verlassen, dass ein professionelles Designstudio loyal zu seinem Auftraggeber ist, diesen Prozess ernst nimmt und sich selbstverständlich an eine Vereinbarung zur Verschwiegenheit halten wird.
Ein Briefing erstellen Ein Briefing ist das Hilfsmittel für eine erfolgreiche Navigation durch das Projekt. Es gibt dem Designer notwendige Informationen, an Hand derer sich die Zusammenarbeit immer wieder überprüfen lässt. Daher sollten Sie sich Zeit nehmen, dieses Briefing schriftlich zu erstellen, damit man sich darauf beziehen kann. Letztlich ist es auch für Sie als Auftraggeber eine Möglichkeit, die erbrachten Leistungen zu überprüfen. Eine Checkliste, welche Punkte ein Briefing beinhalten sollte, finden Sie auf Seite 59. Gehen Sie das Briefing gemeinsam mit dem Designer durch. Er kann Ihnen bei der richtigen Einschätzung des Zeitplanes, aber zumeist auch der Kosten behilflich sein. Ein Kostenrahmen ist eine alltägliche und von den Designern durchaus erwartete Situation.
Für jede Budgetgröße bieten sich Möglichkeiten an. Abschließend: Das Briefing ist keine starre Vorgabe, sondern beschreibt einen Möglichkeitsraum. Neuland zu betreten und damit Innovation zu ermöglichen, ist Teil des Weges. Fordern Sie vom Designstudio eine intensive Auseinandersetzung mit Ihrem Unternehmen, aber öffnen Sie dabei den Raum für neue Antworten auf Ihre Fragen.
Honorare und Zahlungskonditionen verhandeln In dem Moment, wo Sie ein Designstudio konkret beauftragen, ist auch das Honorar für die Erbringung der Leistung fällig, selbst wenn das Projekt nicht umgesetzt wird. In so einem Falle werden zumindest jene Konzeptleistungen fällig, die bis zu dem Zeitpunkt, wo das Projekt verworfen wird, erbracht wurden. Auch erste Präsentationen – sofern klar als solche definiert – sind nicht gratis. Zu bezahlende Leistungen und Zahlungskonditionen können auch gemeinsam mit den Projektphasen definiert werden. Durch eine eindeutige Definition, welcher Schritt was kostet, haben Sie auch die Möglichkeit, jederzeit aus dem Projekt auszusteigen, wenn es nicht in die richtige Richtung geht.
Urheberrechte Ein Design ist ein Werk, das durch das Urheberrecht geschützt ist – und zwar auch dann, wenn kein Copyrightvermerk ausdrücklich darauf hindeutet. Damit fällt dem Designer als
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Urheber das Recht zu, das Design (und damit das Werk) zu verwerten, also beispielsweise das Produkt mit dem Design in Serie zu vervielfältigen oder das Logo auf einer Website zur Verfügung zu stellen. Außerdem hat der Urheber sogenannte Urheberpersönlichkeitsrechte, wie den Anspruch auf Namensnennung und darauf, dass sein Werk nicht entstellt wird. Will man als Auftraggeber das Design nutzen, so können die Rechte zur Verwertung umfassend übertragen werden oder es kann eine eingeschränkte, genau definierte Nutzung festgelegt werden. Diese Einschränkung kann zeitlich oder geografisch sein oder sich auf ein Medium, beispielsweise eine reine Internetnutzung, beschränken. Weiters sollte auch geklärt werden, ob die Rechte exklusiv übertragen werden oder ob das Design (in Abwandlungen) vom Designer auch an andere verkauft werden darf. Wird die Zustimmung des Designers zur Verwertung nicht eingeholt, so stehen diesem verschiedene Rechtsmittel zu, wie etwa weitere Nutzungen zu unterbinden und Schadenersatz zu fordern. Spätere Zustimmungen für Nutzungen, die über den ursprünglichen Vertrag hinausgehen, sind möglich, können aber nicht erzwungen werden. Wenn die Zustimmung eingeräumt wird, wird diese üblicherweise von neuen Entgeltforderungen abhängig gemacht, wobei die Höhe der zusätzlichen Zahlungen nicht selten zu Differenzen führt. Des Weiteren ist es grundsätzlich nur dem Urheber vorbehalten, ein Design zu verändern oder zu bearbeiten. Wenn also etwa aufgrund eines veränderten Zeitgeschmacks das „veraltete“ Design adaptiert werden soll, ist auch dafür die Zustimmung des Urhebers notwendig. Auch hier können spätere Konflikte vermieden werden, wenn der Nutzer sich das Bearbeitungsrecht gleich übertragen lässt. →
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Aus Sicht des Nutzers macht es außerdem Sinn zu vereinbaren, dass die Rechte am Design auch an beliebige Dritte weiterveräußert werden können. Das Gesetz sieht hier in manchen Fällen allerdings Einschränkungen vor. Obwohl Urheberrechtsverträge formfrei geschlossen werden können, so wird doch zur Verhinderung von Konflikten nachdrücklich empfohlen, diese Vereinbarung schriftlich festzuhalten, insbesondere wenn eine längere Nutzung beabsichtigt ist oder zumindest nicht gänzlich ausgeschlossen ist. —
Weiterführende Informationen
——Magazine zum Thema Wohnen
und Lifestyle Ambiente, AD, H.O.M.E., Schöner Wohnen, Elle Deco, Wallpaper
——Fachorientierte Magazine
designreport, Blueprint, Die Form, Frame
——Design-Plattformen
www.creativespace.at www.designaustria.at www.viennadesignweek.at
——Informationen zum Urheberrecht www. wko.at/e-commerce, Copyright im World Wide Web
——Förder- und Unternehmensberatung WIFI-Wien +43 (0)1/476 77 DW 5355 unternehmensberatung@wifiwien.at www.wifiwien.at/ub
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Checkliste Was sollte ein Brief ing enthalten: Ausgangspunkt Beschreibung des Unternehmens, der Firmengeschichte Positionierung am Markt Kernkompetenzen und Stärken Konkurrenzbeschreibung, Hauptkonkurrenten Informationen zum derzeitigen Produkt- und Service-Angebot Ziele der Zusammenarbeit Stärkere Sichtbarkeit Neue Zielgruppen vorhandene Zielgruppe besser erreichen Umsatzsteigerung Imageänderung bzw. -verbesserung Neue Märkte Verbesserung der bestehenden Produkte etc. Zeitplan Wann beginnt die Zusammenarbeit? Wann soll sie abgeschlossen sein? Was sind die einzelnen Phasen und Meilensteine? Erstpräsentation Vorentscheidung Überarbeitung Finale Präsentation Entscheidung Produktion Projektkosten Kostenrahmen Ansprec hpar tner Ansprechpartner im Unternehmen Ansprechpartner beim Designer Was ist mit wem abzustimmen?
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I V Die Pa s s i o n s we g e - P r oj ek t e im Ü b e r b li c k
IV Die Passionswege-Projekte im Überblick
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I V Die Pa s s i o n s we g e - P r oj ek t e im Ü b e r b li c k
Die Passionswege-Projekte im Überblick
A.E.Köchert Juweliere mi t Ni c o la s Le M oign e (C H), 2010
Für Nicolas Le Moigne repräsentieren die Schmuckstücke von Köchert das ultimative Verlangen nach Prestige und Luxus. Mit Hilfe von Spiegeln thematisierte er eine pointierte Vervielfältigung des Kostbaren und trieb den Luxuseffekt ironisch ins Dekadente: Nämlich mehr als das zu bekommen, für das man bezahlt hat.
mi t S u s an ne Lippits c h (A T), 2008
Die Verpackungsdesignerin Susanne Lippitsch zelebrierte in ihrem Projekt den spannenden Moment des Auspackens in Form eines Armbandes aus kleiner werdenden Halbkugeln, die, ineinander geschachtelt, jeweils die Nächstkleinere und zuletzt eine Perle zum Vorschein brachten. Der Schmuck wurde zur Verpackung, die Verpackung zum Schmuck.
mi t R o b e r t Rü f (A T ), 2007
Für sein Projekt blätterte der Industriedesigner Robert Rüf durch 200 Jahre Archiv des Hauses Köchert und blieb bei einem Diadem hängen, fasziniert von dessen konstruktiven Details, die Art und Weise der Verkettung der einzelnen Schmuckelemente. Rüf ersetzte
diese durch standardisierte, aus Blech geschnittene Glieder. So entstand eine neue Serie rationell und gleichzeitig elegant komponierter Colliers.
Backhausen mi t KIM & H EEP ( K R / D E) , 2 0 1 0
Dem Designduo KIM & HEEP (Mia Kim und Nikolas Heep) hat es bei seinem ersten Besuch bei Backhausen vor allem die Waldviertler Produktionsstätte angetan: Tausende Fäden werden gewickelt, farblich arrangiert, einzeln angesteuert und verwoben. „Returnity“ heißt außerdem der Cradle-to-cradleZyklus dieses Unternehmens, das nachhaltig Stoffe produziert. Die für den Wiener Schauraum entwickelte Installation symbolisierte diesen Prozess.
Confiserie Altmann & Kühne mi t Me gumi It o ( A T) , 2 0 0 8
Megumi Ito, bekannt für ihre feinen Lampenkreationen, unterzog den ursprünglich von Josef Hoffmann gestalteten Laden
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I V Die Pa s s i o n s we g e - P r oj ek t e im Ü b e r b li c k
einer Flurbereinigung und übertrug die Verpackungstradition von Altmann & Kühne auf Textil. Ihre handgefertigten kleinen Kosmetiktäschchen, beim Kauf zunächst mit Konfekt gefüllt, konnten nach Verzehr der Köstlichkeiten zum ständigen Begleiter in der Handtasche umgenutzt werden.
Chronometrie Sulzberger mi t Van d a s y e (A T ), 2010
Mit einem neuen Gestaltungskonzept, einer besonderen Form des Concept Stores, belebten Georg Schnitzer und Peter Umgeher das kleine Hernalser Uhrengeschäft von Dietmar Sulzberger, der sich mit seinen hochwertigen und hochpreisigen Uhren in der Hernalser Hauptstraße inmitten von Call Shops zuweilen etwas abseits fühlte.
Demel K. u. k. Hofzuckerbäcker mi t S eb a s tian Men s c h h or n (AT), 2007
Seine Affinität zum Rokoko-Salon von Demel und den elaborierten Zuckerwerken setzte Sebastian Menschhorn in eine Schaufensterinszenierung um, die mit der festlichen Überhöhung von Objekten spielte. Zu sehen war eine Serie von Porzellantieren mit antiken orientalischen Blumenmotiven, angefertigt für Nymphenburg, die auf von Demel delikat gefertigten Zuckerwolken schwebten.
mi t Ro b er t S t adl er (A T /F), 2006
Eine ungewöhnliche Hängelampe über minimalistischen Porzellanskulpturen in Perückenform verlieh der in appetitlicher
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I V Die Pa s s i o n s we g e - P r oj ek t e im Ü b e r b li c k
und meisterschaftlicher Manier gestalteten Inszenierung im Schaufenster des Hofzuckerbäckers Demel eine neue Perspektive.
departure – Die Kreativagentur der Stadt Wien
Qualität beherrscht, an. Nach seinen Musterblättern färbten sie den sonst unsichtbar bleibenden Leim, der die einzelnen Einlegeteile zusammenhält, ein und machten ihn zu einem wesentlichen Gestaltungselement.
Haushaltswaren Siegfried Reiter
mi t P at r i c k R ampel otto (A T), 2007
Ein Stuhl ohne Sitzfläche, ein Luster aus Pokalen und ein Schachbrett waren die symbolischen Elemente einer höchst poetischen Installation von Patrick Rampelotto in den Büroräumlichkeiten der Förderinstitution für die Kreativwirtschaft.
Erwin Perzys Original Wiener Schneekugeln
mi t Ba r t osz Muc ha ( PL ) , 2008
Der Fülle des Geschäftssortiments an Haushaltswaren setzte Bartosz Mucha ein – wie auch der Name seines Labels lautet – „poor design“ entgegen, das auf nomadische Schlichtheit und damit soziale Einfachstlösungen für weniger Bemittelte verwies. Ausgehend von einer einfachen Wäscheklammer aus Holz, entwickelte er für das Geschäft von Siegfried Reiter ein Set an Utensilien für den Alltag des urbanen Nomaden.
mi t J u li a L an ds iedel (A T ), 2010
Mit einem spielerischen und humorvollen Blick beschäftigte sich Julia Landsiedel mit dem Schöpfer der beliebten Schneekugeln ebenso wie mit barocken Wunderkammern, Konservierungsfragen und in Kugelform gefassten Sehnsüchten und Irritationen.
Friedrich Otto Schmidt Atelier für antike Wohnungseinrichtungen mi t b k m d es ign workin g group (AT), 20 0 7
Das Designerkollektiv bmk setzte für sein Projekt bei der hohen Kunst der Marketerie, der feinen Einlegearbeit in Holz, wie sie das Atelier von F. O. Schmidt in höchster
Hotel König von Ungarn mi t dot t i ngs i ndus tria l d e sign ( A T) , 2007
Die „altösterreichische Gastlichkeit“, die in diesem Hotel traditionell gepflegt wird und laut Erzählungen auch die Geister längst verschiedener Persönlichkeiten einschließt, war Thema des Projektes der beiden Designerinnen Sofia Podreka und Katrin Radanitsch. Im zentralen Innenhof wurde mit sogenannten „Besatzartikeln“ oder Posamenten, zu denen Fransen, Borten, Kordeln, Quasten und Zierknöpfe gehören, gehängt, geschnürt und geschnitten.
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I V Die Pa s s i o n s we g e - P r oj ek t e im Ü b e r b li c k
Jenner & Zopf Instrumentenbau mi t S t ef f e n Keh rl e (D E ), 2008
Eine Tandem-Gitarre, die man zu zweit spielen kann und muss, war das Ergebnis der Zusammenarbeit von Steffen Kehrle und der Meisterwerkstätte für Streich- und Saiteninstrumente, inspiriert vom Handwerk des Instrumentenbaus ebenso wie dem gemeinschaftlichen Musizieren. Als Draufgabe wurde dann auch noch eine wesentlich schwieriger zu spielende Tandem-Ukulele produziert.
Ledermanufaktur Posenanski mi t A d r i e n Rov ero (C H), 2009
Aus Lederresten hergestellte und durch schlichtes Falten und Zusammenheften entstandene Spielzeugtiere ermöglichten das taktile Erfahren unterschiedlicher Oberflächen von Leder und symbolisierten gleichzeitig die Rückkehr, Tierisches wieder zu Tieren zu machen. Eine Idee, die auch das Nobelhaus Hermès überzeugend fand, das nun mit dem Designer an einer Weiterführung der Serie arbeitet.
J. & L. LOBMEYR mi t M ar k B r au n (D E ), 2010
Eigens entworfene, archetypische Wasserkaraffen wurden mittels Kupferradgravur mit den Umrissen österreichischer Seen, Flüsse und Gletscher versehen – für Mark Braun Symbole des essenziellen Reichtums im Alltag. Sie stellen zudem bekannte Erholungsorte dar, die auf den sozialen Status der Reisenden schließen lassen. Für die Präsentation
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I V Die Pa s s i o n s we g e - P r oj ek t e im Ü b e r b li c k
waren die Karaffen mit dem Originalwasser der dargestellten Quellen befüllt.
LORENZI feinste Stahlwaren & Schleiferei – seit 1835
mi t M a x L amb (G B ), 2009
mi t Da ni e l Pos t a ( CZ) , 2010
Max Lamb näherte sich für seine Zusammenarbeit mit Lobmeyr dem Unternehmen wie dem Thema Glasveredelung ganzheitlich und machte die Produktionsprozesse des Glasschliffs, der Gravur und des Glasblasens sichtbar. Damit wurden der Wert des Handwerks und der Wert der einzelnen Arbeitsschritte nachvollziehbar.
mi t M a x i m Vel cov s ký /Qu bus De si gn ( CZ ), 2 0 0 8
Im Zuge der Besichtigung des Unternehmens entdeckte Maxim Velcovský hunderte Schachteln voller Luster-Glasteile. Fasziniert vom perfekten handwerklichen Detail dieser Stücke, schuf er aus ihnen eine dreidimensionale Installation, die nach dem Prinzip des Schattentheaters die Silhouetten von internationalen Städten erzeugte, in denen Lobmeyr bereits große Luster realisiert hat.
mi t f o r u s e / N U ME N (A T ), 2007
Das Designkollektiv (Sven Jonke, Christoph Katzler, Nikola Radelijkovic) präsentierte würfelförmige Lichtobjekte aus Spion-Spiegelglas. Der entstandene, sich bis ins Unendliche reproduzierende Raster bildete einen interessanten Kontrast zum benachbarten Glas- und Lusterprogramm im Schauraum des Geschäftes von Lobmeyr.
mi t M a r t i n o G amper (I T /G B) und Ki m T ien (A T ), 2006
Fasziniert von der Anmutung rohen Materials, wie sie es in der Luster-Werkstätte fanden – Reifen, Ketten, Haken und anderes – kombinierten Gamper und Tien diese Fundstücke mit Leder und Kristallen zu einer Serie außergewöhnlicher Lusterunikate.
Beeindruckt von der bemerkenswerten Geschichte und Handwerkstradition der Familie Lorenzi, die durch weite Teile Europas und vor allem Italiens verstreut ist, forschte Daniel Posta mit Juniorchef Andreas Lorenzi nach den Lieblings- und Meisterstücken der jeweiligen Clanchefs. In seiner Installation zeichnete er mit den Ergebnissen eine Familienaufstellung der besonderen Art nach.
Meisterkürschner Weinberger mi t T i na L e hne r ( A T) , 2 0 0 9
Ein Kuscheltier, von Tina Lehner in einem Spielwarengeschäft gekauft, in seine Einzelteile zerlegt, in größerem Maßstab aus einem alten Persianer neu zugeschnitten und flächig wieder zusammengenäht, zierte die Auslage des Meisterkürschners als eine atmosphärisch stimmige Installation. Die Designerin gab damit dem Tier eine zweite Chance, geliebt zu werden.
Naber Kaffee mi t Gre gor Ei c hinge r ( A T) , 2 0 0 8
Aus der Überzeugung heraus, dass Kaffee aus unterschiedlichen Tassen unterschiedlich schmeckt, realisierte Architekt Gregor Eichinger eine Installation aus Tassen unterschiedlichster Provenienz. Gleichzeitig thematisierte er den Netzwerkgedanken des Cafés und gründete den Cup-Club. Um Mitglied des Clubs zu werden, mussten sich Besucher ihre Lieblingsoder Stammtasse von zu Hause mitbringen.
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I V Die Pa s s i o n s we g e - P r oj ek t e im Ü b e r b li c k
Neue Wiener Werkstätten mi t W h i t e E l eph an t (A T ), 2010
Das Grazer Team (Tobias Kestel & Florian Puschmann) baute auf Momentaufnahmen des Entstehungsprozesses sowie das normalerweise verborgene Innenleben von Polstermöbeln auf. So etwa widmeten sie das Holz-Skelett eines solchen Möbels um und präsentierten die Polsterungen an anderer ungewöhnlicher Stelle, adelten einen tropfenden Lackiertisch und bauten eine Zeitkapsel in ein Möbel ein.
Petz Hornmanufaktur mi t A d am Weh s el y - S w iczinsky (AT), 20 0 9
Ein ebenmäßiger, schlichter Armreif aus Horn, einem vorindustriellen, hochwertigen Naturprodukt, entpuppte sich als Digitaluhr mit durchschimmernder Anzeige; eine zur Gänze aus Horn bestehende Brille ermöglichte eine neue Erfahrung des partiell transparenten Materials. Adam Swiczinsky konfrontierte so Industriedesign mit Handwerkstradition.
RIESS Email mi t Po lk a (A T ), 2007
Wie viele Henkel braucht ein Topf? Was macht ein Objekt zu einem funktionierenden Gebrauchs-Objekt? Aus den Standardelementen traditioneller Emailkochtöpfe, neu zusammengesetzt und multipliziert, schufen Marie Rahm und Monica Singer sogenannte „Mutanten“. Ihr experimenteller Zugang →
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I V Die Pa s s i o n s we g e - P r oj ek t e im Ü b e r b li c k
zur Formfindung spielte mit Fragen nach dem Sinn und den Gewohnheiten scheinbar banaler Alltagsgegenstände. Präsentiert wurde das Projekt im Geschäft von Mühlbauer Hutmanufaktur.
Rozet & Fischmeister Kammerjuweliere mi t m i s c h er’tr ax l er (A T ), 2009
Die Produktdesigner Katharina Mischer und Thomas Traxler machten aus der Auseinandersetzung mit dem für sie neuen Terrain des hochwertigen Schmucks eine wissenschaftliche Versuchsanordnung, um aufzuzeigen, was das – durchaus auch alchimistische – Schmuckhandwerk ausmacht: Man konnte Schmuck wachsen lassen, unter der Lupe bewundern und in einem Tauchbad Ornamente erscheinen lassen.
Rudolf Scheer & Söhne, MaSSschuhmacher
Song mi t EOOS (AT), 2 0 0 8
Erneuerbare Energien sind das Thema der globalen Nachhaltigkeitsdebatte. EOOS entwarf für die Passionswege ein Algenkraftwerk als „Home Edition“, ein rund 12 Meter langes Glashaus, das vor dem High-End-Modegeschäft in der Praterstraße installiert wurde. Dahinter stand die Idee von „Sustainable Luxury“, worin sich Reichsein und ökologisches Denken verbinden zu einem nachhaltigen Konsumieren.
Wäscheflott mi t Je ssi ca H a n sso n ( SE) , 2010
In der kleinen Auslage der Hemden-Maßschneiderei sowie in den Vitrinen, Nischen und Schubladen im Innenraum realisierte Jessica Hansson ein experimentelles Szenario in Guckkastenmanier: Zeichnungen aus Strichen bzw. Nähten, vom Zwei- ins Dreidimensionale wechselnd. Formen und Figuren aus dem Schneiderhandwerk, Hemdkrägen – überkreuzend und Märchen erzählend.
mi t Wa lt e r T h al er (I T ), 2009
Walter Thaler war bei seinem ersten Besuch in der Werkstatt von Scheer überwältigt von dessen Kosmos: vom Geruch nach Leder und Leim, dem Hämmern der Schuhmacher, dem gelassenen Umgang mit dem Faktor Zeit, den Lagerräumen für Leder und Holzleisten. In einem leer stehenden Raum neben dem Geschäft machte er all diese Sinneseindrücke und Elemente auf eine neue, ungewöhnliche und hochästhetische Art und Weise für die Besucher erfahrbar.
mi t da nklha mpel d e sign ( A T) , 2 0 0 7
Das Designerinnen-Duo danklhampel (Katharina Dankl und Lisa Elena Hampel) wählte für sein Projekt bei Wäscheflott einen aus der Ethnografie entlehnten experimentellen Zugang. Sie ließen vier „Lieblingshemden“ von vier Personen in Auftrag geben, die bisher noch nie daran dachten, sich ein Maßhemd fertigen zu lassen. Zusammen mit einer Fotodokumentation waren die Hemden Teil einer Installation, die sich mit Kundenschichten und Konsumformen rund um Masse und Maßanfertigung auseinandersetzte.
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I V Die Pa s s i o n s we g e - P r oj ek t e im Ü b e r b li c k
Wiener Porzellanmanufaktur Augarten mi t M are i Wol l ers berger (AT), 2009
Marei Wollersberger thematisierte auf humorvolle Weise mit einem auf Forschung basierenden Zugang die Zukunft in der Einzelanfertigung, die nicht nur ästhetischen und funktionalen, sondern auch individuellen sozialen und psychologischen Bedürfnissen entgegenkommen sollte: etwa Kaffeetassen für Misanthropen und Menschenscheue oder ein Service für Schüchterne.
mi t M arc o D es s í (I T ), 200 8
In drei unterschiedlichen Projekten setzte sich Marco Dessí auf experimentelle Weise mit dem Produktionsprozess bei der Porzellanherstellung auseinander: von schrägen Gussformen über Abfallformen als Design bis hin zu Tellern als Beleuchtungskörper. Zudem thematisiert er den Logo-Kult unserer Zeit mit einer neuen Serie von Vasen, die das Bindenschild der Manufaktur überdimensional groß am Vasenbauch präsentierten.
Wiener Silberschmiede mi t N i c o le A ebis c h er (C H), 2008
Eine ganze Tischplatte aus Silber, von einem eleganten Holzgestell getragen, symbolisierte in dem Projekt von Nicole Aebischer die Tradition der gehobenen Tischkultur, wie sie die Wiener Silberschmiede verkörpert. Mit einer Reihe von ungewöhnlichen produktionstechnischen Details – die Tischplatte konnte etwa zum Tablett umgenutzt werden – lotete sie die Anwendung von Silber im Möbelbereich aus. →
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Wildwuchs – der Blumenladen im 2ten mi t b re ad edE s cal ope (A T ), 2009
Eine kritische Betrachtung unseres Konsumverhaltens wurde in ein amüsantes Rollenspiel verpackt: Fastfood im Blumenladen. Was allerdings tatsächlich in den Burger-Boxen verkauft wurde, war Saatgut in liebevoll selektierten Nährbodenmischungen – Slow Food im wahrsten Sinne des Wortes.
Wilhelm Jungmann & Neffe mi t L u c i e K ol d ov á (C Z ), 20 09
Für die erste Adresse feinster Stoffe und Tuche entwarf Lucie Koldová einen Thron aus erlesenen Materialien, der die Tradition und Aura des Unternehmens symbolisierte und sich trotz seiner modernen Formensprache perfekt in das ehrwürdige Geschäft einfügte.
diesem Falle die Lederluftmatratze, ein Wasserball aus Leder sowie Klappliegestühle mit Lederpolsterung zu edlen Interieurs, die sommerliches Urlaubsgefühl in den Innenraum transferierten. Die Klappstühle wurden nach dem Passionswege-Projekt unter dem Namen Lester in die Kollektion aufgenommen.
mi t Re i nha rd Pl a nk ( I T) , 2006
Reinhard Planks Hüte und Kappen bestechen Kunden in aller Welt durch ihre Präzision in der Fertigung und dem Gespür für ausgezeichnetes Design ebenso wie die Möbelstücke aus den Wittmann Werkstätten. Eine bunte, phantasievolle Installation aus Hüten und Palmen breitete sich im Showroom zwischen den Möbelstücken gleich einem Urwald aus.
WOKA Lamps Vienna mi t Sa usa ge fe nce Gro up ( HU ) , 2 0 0 9
Wittmann Möbelwerkstätten mi t S u s an ne Ph il ipps on (DE), 2008
Handwerk zur Kunst zu erheben war Susanne Philippsons Idee hinter ihrer schwebenden Tagesliege aus weißem Leder, präsentiert in einer Sound-Installation, die das Klangbild der Wittmann-Werkstätte erfahrbar machte.
mi t s o d a d e s ign ers (A T ), 2007
Nada Nasrallah und Christian Horner produzierten für ihre Intervention in den Wittmann Schauräumen eine Strandszene aus hochwertigem Leder. Wo sonst Leinen und Gummi für das Leichte und Mobile sorgen, wurden in
Eine anspruchsvolle WOKA-Leuchte will unterhalten und wertgeschätzt werden, so lautete die Interpretation der WOKA-Philosophie durch die Designer der Sausagefence Group. Statt Sand rieselte in einem an eine Sanduhr angelehnten Lichtobjekt scheinbar flüssig gewordenes Licht nach unten, bis die Lampe umgedreht wurde. Andere Designikonen wollten angebetet werden, um zu leuchten.
XAL-Xenon Architectural Lighting mi t L ucy D (AT) , 2 0 0 7
Im Showroom von XAL-Xenon, einem leeren weißen Raum in der Tradition eines „white
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cube“, installierte das Designerduo Barbara Ambrosz und Karin Stiglmaier eine Architektur in der Architektur, bestehend aus aufgemalten Linien, Flächen und Konturen am Boden. Dieses setting definierte den Rahmen für ihre neuen Möbelkreationen sowie Porzellan und wurde unterstützt von der professionellen Lichtregie des Hauses.
mi t D eja n a K abil j o (A T ), 2006
Auch hier ging es um die Schaffung einer spannungsvollen Atmosphäre, die Sehnsüchte, Begierde und Leidenschaft zum Thema hatte. Emotional aufgeladene Objekte der Designerin, präsentiert in Hollywood-Manier, standen in starkem Kontrast zur kühlen Architektur und Beleuchtungstechnik des Showrooms. —
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IMPRESSUM
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