ON EST ENSEMBLE Dokumenta tion k ü n stle risc h - g esta lterische Ba chelora rbeit Ana ïs Meyer
ON EST ENSEMBLE On est ensemble ist ein Ausdruck des Alltags und in der westafrikanischen Kultur fest verankert. Es bedeutet: «ich unterstütze dich.» aber auch, «ich teile deinen Schmerz», «mach dir keine Sorgen», «das ist kein Problem» und «du kannst auf mich zählen». Kurz, on est ensemble, wir sind Zusammen, ist Ausdruck von Solidarität und Zusammengehörogkeit.
KONZEPT Textilien sind Träger von Kultur. Wir nutzen sie, um unsere Zugehörigkeit auszudrücken. In unserer globalisierten Welt gibt es vermehrt Personen, die sich mehreren kulturellen Räumen zugehörig fühlen. Meine Arbeit hat zum Ziel, diese Mehrfachzugehörigkeiten zum Ausdruck zu bringen, sodass die bedtreffenden Personen in ihrer hybriden Identität repräsentiert werden. Der Fokus meiner Arbeit liegt auf die, die sich der westafrikanischen Kultur, sowie der Basler Kultur zugehörig fühlen. - zwei kulturelle Räume, für die ich eine gemeinsame visuelle Sprache im Textil entworfen habe. Inspirationsgrundlage dafür ist die westafrikanische und Basler Bandweberei. Bindungstechnik und Kettdruck mit Motiven aus Westafrika und Basel ermöglichen die Identifikation mit beiden Kulturen. Die textile Technik verbindet Kulturen ohne Worte. Ein Textil kann ein Gemeinschaftsgefühl fördern und integrieren. Ich sehe es als meine Aufgabe als Textildesignerin, dies bewusst und kreativ zu fördern. Da sich mein persönliches, direktes Umfeld sowohl der Basler, als auch der westafrikanischen Kultur zugehörig fühlt, orientierte sich die Gestaltung an den Bedürfnissen dieser Gruppe. In einer multi-kulturellen Gesellschaft kann meine Arbeit beispielhaft für die Fähigkeit von Textilien stehen, Brücken zu schlagen.
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DESIGNMODELL In der schriftlichen Bachelorarbeit habe ich drei Subkulturen analysiert und untersucht, um eine geeignete Designmethode für die Darstellung von hybriden Identitäten zu finden. Als Resultat habe ich drei Aspekte definiert, die für das Design beachtet werden sollen. Die drei Aspekte sind: Der Kontext, die historischen Elemente und die symbolischen Elemente. Diese wurden zur Veranschaulichung in einem Modell dargestellt.
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KONTEXT Meine Untersuchung hat ergeben, dass Hybridisierungsprozesse in einem stark eingegrenzten Raum statt finden. Dieser Raum ist meist ein bestimmtes Quartier in einer Grossstadt, in dem die lokalen Gegebenheiten zu einer Verschmelzung der Kulturen führen. Dabei treffen „fremde“ auf lokale Kulturen und werden durch gesellschaftliche Eireignisse bewusst oder weniger bewusst miteinander zu etwas Neuem vereint. Der Kontext stellt also den Kern der Hybridisierung dar und steht deshalb in der Darstellung über den anderen Aspekten. Der Kontext schliesst den Standort, die Akteure und die gesellschaftlichen Ereignisse einer Hybridisierung mit ein. Dazu kommen Trends. Um diese Elemente für meine Zielgruppe genau ermitteln zu können, habe ich ein Workshop veranstaltet.
HISTORISCHE ELEMENTE Die historischen Elemente gehören zu den zwei visuellen Aspekten der Hybridisierung. Zu diesem Aspekt gehören Elemente wie Kleidungstücke, Techniken und Materialien, die für eine Kultur einen historischen Wert haben. Für die Darstellung der Hybridisierung müssen also Elemente für beide Kulturen definiert werden.
SYMBOLISCHE ELEMENTE Die symbolischen Elemente gehören zum zweiten visuellen Aspekt. Darunter sind Symbole, Bilder, Muster und Farben gemeint, die für eine bestimmte Kultur eine Bedeutung haben und/oder diese darstellt.
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RECHERCHE Ich habe zu der westafrikanischen und zur Basler Kultur recherchiert und die Begriffe den Aspekten im Designmodell zugeordnet.
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WORKSHOP Um zu ermitteln, wie die Hybridisierung in Basel stattfindet, habe ich einen Workshop mit Personen veranstaltet, die eine Mehrfachzugehörigkeit haben. Einige waren mir bekannt, andere hatte ich im Vorfeld nicht gekannt. Im Workshop wurde ein Fragebogen ausgefüllt und Begriffe wurden gesammelt. Innerhalb dieser Zielgruppe äussert sich der Bezug zur Afrokultur in verschiedenen Konstellationen. Darunter sind Beziehungen zu Kamerun, Senegal, den Seychellen und Jamaika. Zur Veranschaulichung ihrer Mehrfachzugehörigkeit skizzierte eine Teilnehmerin einen Abakus. Eine Seite stellt ihre Zugehörigkeit zu Kamerun dar, die andere zu Basel. Die Kugeln gewichten je nach Aspekt eine andere Zugehörigkeit. Dieses Bild habe ich für die Umsetzung der gestalterischen Arbeit übernommen. Demnach können Aspekte aus dem Designmodell (Material, Technik, Formensprache, Farbe, Anwendung) unterschiedlich stark gewichtet werden.
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BASEL
MOODBOARD Die Begriffe aus dem Workshop und aus dem Designmodell dienten als Grundlage für die Moodboards. Die begriffe wurden von mir gefiltert, verdichtet und visualisiert. Es entstand jeweils ein moodboard für Basel und eines für Westafrika, als Basis für Farben und Formensprache. 10
W E S TA F R I K A
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Tuch-Kriterien - mind. 1 Exemplar - aus Baumwolle, fein - soll als Decke, Wickeltuch, Tragetuch und Kopftuch verwedet werden können. - ein Tuch besteht aus 4-6 Bändern. Ein Band ist ca. 20 cm Breit und zwischen 1.5-2 m lang. -> Das heisst ich muss für eine Tuch ca. 10 m weben. - Es sollen bekannte Motive von beiden Kulturen übernommen werden und als Kettdruck und Bindung im Tuch vereint werden. - Es gibt einzelne Bänder die Basel bzw. Westafrika Repräsentieren. Es gibt Bänder die beides verbinden.
KRITERIEN Inspirationsgrundlage für das Tuch war die westafrikanische Bandweberei. Dabei werden einzelne Bänder mit einer Breite von ca. 8-12 cm gewoben und zusammengenäht, sodass ein Tuch entsteht. ich habe die Webbreite auf etwa 17cm vergrössert. Dazu habe ich verschiedene Kriterien für das Tuch definiert. 12
- Vorbild/inspiration: Kente, Bogolan, Baoulé.
TESTKETTE Untersuchung der Kettdichte. Versuche mit Reaktivfarbe mit Pinsel und Sieb. Untersuchung der Farbwirkung mit Schussfarbe und Schussmaterial.
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PROZESS
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VARIANTENBILDUNG Auf der Suche nach der stärksten Aussage.
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FOTOSHOOTING
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FA Z I T U N D A U S B L I C K Im Laufe dieser Arbeit hat sich meine Meinung verstärkt, dass es wichtig ist, einen zukunftsorientierten Umgang mit Kultur im Design zu finden. Auf diese Weise kann das Geminschaftsgefühl in unserer globalisierten Gesellschaft gefördert werden. Zudem eröffnet Testildesign die Möglichkeit einer Kultur nachzugehen, indem man ihre textilen Techniken studiert und mit den eigenen Fähigkeiten anwendet. Dabei lernt man viel über die jeweiligen Kulturen. In diesem Sinne wurde ich als Designerin auch zur Vermittlerin zwischen zwei Kulturen. In dieser Arbeit ist ein Tuch als Statement-Piece entstanden. In einem weiteren Schritt könnte beispielsweise mit den selben Kriterien eine Kleider-Kollektion entstehen. Dabei könnten andere Formensprachen und Techniken aus den jeweiligen Kulturen gebraucht werden. Das die gestalterische Vorgehensweise könnte auch auf andere Verschmelzungen von Kulturen angewandt. Das Designmodell könnte demnach erweitert werden.
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