Studienreise Flandern

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Studienreise Objektdesign & Flandern Textildesign

Bruxelles Antwerpen Gent 26. bis 31. Januar 2020

Studienreise Flandern



—Montag 27. Januar— Cousy Vandendriesschestraat 10, 9620 Zottegem KASK Jozef Kluyskensstraat 2, 9000 Gent Esther Van Schuylenbergh Bomastraat 35, 9000 Gent Onbetaalbaar Bomastraat 35, 9000 Gent Design Museum Gent Jan Breydelstraat 5, 9000 Ghent —Dienstag 28. Januar— Rotor Deconstruction Prévinairestraat 58, 1070 Anderlecht Chevalier Masson Place Saint-Denis 21, 1190 Brüssel Julien Carettero Rue de la Tulipe 8, 1050 Brüssel —Mittwoch 29. Januar— Horta Museum Rue Américaine 25, 1060 Saint-Gilles Atelier objets. projets. By cenk Rue Charles Meert 50, 1030 Brüssel —Donnerstag 30. Januar— Klaas Rommelaere Antwerpen Haptic House + WIESIWILL Turnhoutsebaan 1-3, 2100 Deurne —Freitag 31. Januar— TEXTURE: Flax Museum Noordstraat 28, 8500 Kortrijk Deltracon Industrielaan 16, 8770 Ingelmunster Libeco Leinenweberei Tieltstraat 112, 8760 Meulebeke —Programmverantwortliche— Tina Moor, Leiterin BA Textildesign Christoph Schindler, Leiter BA Objekdesign Titelbild: Texture Flax Museum Kortrijk


Cousy Strickunternehmen Zottegem seit 1924

Cousy arbeitet sehr eng mit Designern zusammen, welche ihnen die Aufträge erteilen.


In der Nähe von Brüssel, im Industriegebiet der Ortschaft Zottegem gelegen, befindet sich das Cousy Knitoffice. Die Familie Cousy führt das Unternehmen in der fünften Generation. Im Jahr 1924 gründete Hector Cousy sein Strickstudio und stellte in kleinen Auflagen Kindermode her. Weitergeführt wurde das Unternehmen vom Sohn Louis Cousy. André Cousy, Louis’ Sohn, übernahm das Studio und gründete sein eigenes Strickunternehmen zusammen mit seiner Frau Lucile Van Melckebeke. Heute wird die Firma von deren Söhnen Ludo und Wim geleitet. Die Tochter von Ludo, Trees, ist inzwischen in die Firma eingestiegen. Das Knittoffice setzt sich aus der Eingangshalle, den Büros, dem Archiv, der Produktions- und der Konfektionshalle zusammen. Im Eingangsbereich werden abgeschlossene Aufträge an Kleiderstangen ausgestellt. In den Büros arbeiten die Stricktechniker*innen an den diversen Projekten und erstellen die technischen Zeichnungen mit den Angaben der Stricktechniken für die Strickmaschinen der Firma Stoll. Im Archivraum sind Samples und die sogenannten Swatches mit den präzisen Strickanleitungen aufbewahrt und werden als Inspiration für mögliche Umsetzungen genutzt. Auf den mechanischen Strickmaschinen werden die programmierten Teile in Form gestrickt, auch fully fashioned genannt. Die Einzelteile werden dann in der Konfektionsabteilung weiterbearbeitet: zusammengenäht, gekettelt, gelabelt und gebügelt. Ein beachtlicher Anteil dieser Prozesse wird in Handarbeit ausgeführt. Um mit globalen Mitbewerbern mithalten zu können, hat sich die Firma Cousy auf spezielle und ausgefallene Flach- und Handstricktechniken spezialisiert. Auf den Strickmaschinen können Jacquard-, Zopf- und Lochmuster bis hin zur Intarsientechnik gestrickt und fully fashioned umgesetzt werden. Die computergesteuerten Strickmaschinen haben Nadelteilungen von 3 bis 16 Nadeln pro Zoll, so dass das Herstellen von Maschenwaren mit sehr unterschiedlichen Feinheitsgraden möglich ist. Die Firma führt Aufträge ab 20 bis zu 1000 Stücken intern aus. Bei grösseren Auflagen wird die Produktion nach Rumänien oder China ausgelagert. Cousy arbeitet sehr eng mit Designern zusammen, welche ihnen die Aufträge erteilen. Nach dem Besprechen der Ideen sowie mit Hilfe von Skizzen erstellt Cousy erste Muster, sogenannte Samples, in unterschiedlichen Stricktechniken und Materialqualitäten, welche dem



Kunden zur Ansicht zugeschickt werden. Nachdem der Designer oder die Designerin die entsprechende Technik und das Material ausgesucht und bestätigt hat, fertigt das Knitstudio einen ersten Prototypen an. Es können letzte kleine Änderungen am Prototypen vorgenommen werden, bevor grünes Licht für die Produktion gegeben wird. Speziell für Modeschauen werden einzelne Kollektionssamples gestrickt und auf dem Laufsteg präsentiert. Bei grosser Nachfrage wird daraufhin das Sample in hoher Auflage produziert und auf dem Markt lanciert. Aufträge kommen hauptsächlich von belgischen und europäischen Modedesigner*innen wie Dries van Noten, Ann Demeulemeester, Christian Wijnants, Y3 Adidas, Paul Smith und Peter Pilotto. Nachhaltigkeit ist für Cousy bis anhin kein Thema. Cousy stellt auch keine eigenen Trendkollektionen her, sondern strickt nur im Auftrag von Modedesiner*innen oder -firmen. Die Designer*innen bringen ihre Ideen ein und entscheiden das verwendete Material. Durch diesen Umstand kann und will sich Cousy’s Strickstudio (noch) nicht mit dem Thema der Nachhaltigkeit beschäftigen. Es müsste zuerst ein Umdenken in der Fashionwelt stattfinden, um die gesamte Produktionskette nachhaltiger gestalten zu können. http://www.knitoffice.eu/nl/ Text und Bild: Yvee Nogara | yvee.nogara@stud.hslu.ch

Bild 1: Umstrickte Leuchte in der Eingangshalle von Cousy Bild 2: Ausgefallener Strickpullover, hergestellt von Cousy


KASK HoGent The Royal Academy of Fine Arts Gent seit 1751

Der Master in Textildesign kann an der KASK auf Englisch absolviert werden.


Scheinbar minutenlang fahren wir mit dem Bus um einen mächtigen Komplex von Backsteingebäuden herum, bis wir schlussendlich den Eingang erreichen. Die KASK, die Königliche Akademie für Schöne Künste in Gent, wurde vor bald 270 Jahren vom Künstler Philippe-Carel Marissal gegründet. Die Hochschule besteht aus mehreren aneinandergereihten Gebäuden, welche teilweise an Hogwarts, teilweise an eine Kaserne oder an ein Sanatorium erinnern. Die Schule ist tatsächlich in einem ehemaligen, neogotischen Spitalgebäude untergebracht. Im Hauptgebäude, wo sich auch das gemütliche, farbenfrohe KASK Café befindet, ist die Decke mit Fliesen in Gelb- und Brauntönen gestaltet und mit Bögen versehen, was fast schon an ein römisches Bad erinnert. Andere Teile der KASK haben sehr hohe Decken und durch die grossen Fenster fällt viel Licht herein – beinahe wie in einem Museum. Die Räume des Textildesign befinden sich hingegen direkt unter dem hölzernen Dach und sind eher niedrig. Die sichtbaren Dachbalken harmonieren gut mit den hölzernen Webstühlen. Hier oben treffen wir Isabeau, die im letzten Jahr als Austauschstudierende an der Hochschule Luzern – Design & Kunst war und nun ihren Master in Gent absolviert. Sie zeigt uns ihr Projekt und berichtet über ihre Recherche zu Bioplastik, welchen sie unter anderem aus den Abfällen von Lebensmitteln herstellt. Der Master in Textildesign kann hier übrigens auf Englisch absolviert werden. In den gemütlichen Räumen, welche das Flair des Textildesigns altertümlich aufzugreifen scheinen, entsteht eine ganz andere Atmosphäre als in den Räumen der Modedesignstudierenden, welche hochgezogen und mit grossflächige Arbeitstische ausgestattet sind. Seit Neuestem bietet sich die Möglichkeit, sich mit dem Design und der Anfertigung von Schuhen auseinanderzusetzen. Bei unserem Besuch werden wir gefühlt durch etwa sechs komplett unterschiedlich anmutende Gebäude(teile) geführt. Wir besuchen unter anderem einen modernen Ausstellungsraum, wo Masterprojekte des Studiengangs Fotografie ausgestellt sind. In diesem Aktionsraum finden laufend unterschiedliche Ausstellungen statt. Daneben hat die KASK noch einen weiteren Ort, welcher Künstler*innen zur Verfügung gestellt wird: der sogenannte KIOSK.



Wir durchqueren eine grosse Halle mit hohen Säulen, mittelblauen Wänden und hübsch gemusterten Fliesen. Das fühlt sich tatsächlich etwas königlich an. Aber nur, bis wir in einem der folgenden Gänge um die Ecke schauen, und sich ein hoher, weisser Flur vor uns erstreckt, dessen krankenhausartige Wirkung nur von unterschiedlich farbigem Neonlicht durchbrochen wird. Aber auch der Innenhof der KASK hat etwas zu bieten: Zwischen hohen Bäumen, Wiesen und einer verlorenen Gruppe Studierender an einem Holztisch tummeln sich Hühner im Gras. Mir wird gesteckt, dass es irgendwo auf dem Campus auch Schafe gäbe – die bekommen wir allerdings leider nicht zu Gesicht. https://www.schoolofartsgent.be/en/ Text und Bild: Valérie Rust | valerie.rust@stud.hslu.ch

Bild 1: Hühner im Innenhof der KASK Bild 2: Webraum unter dem Dach des Textiltraktes


Esther Van Schuylenbergh Textildesignerin Gent seit 2014

Esther Van Schuylenburgh verkauft ihre Gewebemuster fĂźr den Interiorbereich fĂźr 600 bis 1000 Euro


Esther Van Schuylenburgh ist eine junge Textildesignerin, welche die Ausbildung vor sechs Jahren abgeschlossen hat. Danach machte sie ihren Master in Textildesign an der School of Arts in Gent. Im Moment arbeitet sie in Gent an der Kunstschule Bijloke als Textildozentin und zudem auch als Webmusterentwerferin in der Leinenfabrik Deltracon. Nebenbei hat sie vor zwei Jahren ein Kollektiv mit zwei anderen Textildesignerinnen gegründet und ihr eigenes Unternehmen aufgebaut. In ihrem Kollektiv führt sie freie Projekte und Aufträge von Kunden aus. Das Kollektiv fokussiert sich auf den Interieurbereich. Im letzten Projekt haben die Designerinnen der Kollektivgruppe alte Stühle verändert, indem sie diese kolorierten und neue Sitzbezüge ausarbeiteten. Der eine Sitzbezug wurde aus alten Jeans-Stoffstreifen zu einer Fläche verflochten. Der andere Sitzbezug besteht aus altem Leder, welches sich nicht mehr verkaufen liess. Die Füllung der Sitzpolster besteht aus alten Restmaterialien wie Pferdehaar und Wolle. Den Designerinnen ist es wichtig, dass bei allen Stühlen die Möglichkeit besteht, den Sitzbezug zu verändern. Ein Problem der Bezüge ist im Moment noch, dass sie bei Benutzung abfärben könnten. In ihrem eigenen Unternehmen hat sich Esther auf aussergewöhnlich komplexe Gewebemuster für den Interieurbereich spezialisiert. Jedes Muster wird auf ihrem Webstuhl programmiert und gewoben. Diese Samples verkauft sie unter an verschiedene Textilfirmen, die sie in ihre Kollektionen aufnehmen. Für jedes verkaufte Muster erhält der Käufer das Copyright und alle wichtigen Programmierdaten. Esther Van Schuylenburgh verkauft ihre Muster für den Interieurbereich zwischen 600 und 1000 Euro. Die Arbeiten von Esther sind eindrücklich und aussergewöhnlich. Sie arbeitet sehr offen, experimentell und bringt die Weberei in einen neuen, optischen Fokus. Ihre Gewebemuster wirken häufig wie verschiedene Geflechte und bilden fliessende, organische, geometrische oder ornamentartige Flächen. Ihre Arbeiten hat sie 2019 an der Heimtex in Frankfurt präsentiert und damit drei Auszeichnungen gewonnen. https://www.esthervanschuylenbergh.be/ Text und Bild: Jasmina Diggelmann | jasmina.diggelmann@stud.hslu.ch Bild: Webstoff von Esther Van Schuylenburgh


Onbetaalbaar Werkstatt + Denkfabrik Gent seit 2012


Onbetaalbaar ist eine Werkstatt, welche mit dem Workshop «the option of things» gegründet wurde. Die Idee dahinter war, dass alte Dinge, welche im Abfall gelandet wären, zu etwas Neuem komponiert werden. Dabei war und ist den Initianten wichtig, dass die Geschichte und der Charakter der Objekte beibehalten werden. Die Gruppe von Menschen, welche die Werkstatt aufgebaut haben, sind Künstler verschiedener Ausrichtungen. Sie arbeiten zum einen als Team zusammen und setzen Aufträge gemeinsam um. Zum anderen öffnen sie ihre Werkstatt, damit auch Menschen von ausserhalb eigene Projekt realisieren können. Es hat sich so eine offene Werkstatt entwickelt. Zusätzlich besitzt Onbetaalbaar mittlerweile ein grosses Lager mit vielen verschiedenen Restmaterialien. Finanziert wird dieses Unternehmen, welches auch in anderen Ländern zu finden ist, von Sponsoren. Bei unserem Besuch hat die Künstlergruppe gerade einen Auftrag mit Restholz umgesetzt. Dabei haben sie aus verschiedenen Möbelteilen eine Bar und ein Sitzmöbel zusammengestellt. Diese so hergestellten Möbel sind langgezogen und bilden eine rundlich-organische Form. https://www.onbetaalbaar.com/ https://www.facebook.com/ONBETAALBAAR/ Text und Bild: Jasmina Diggelmann | jasmina.diggelmann@stud.hslu.ch

Bild: Möbelstück von Onbetaalbaar


Design Museum Gent Führung zu Marteen Van Severen 1956 – 2006

«he is rough, he is wild, he is double» ... «any meanings?»


Im Stile des Museumsführers, frei interpretiert Maarten Van Severen wurde 1956 als Sohn des belgischen Malers Dan Van Severen in Antwerpen geboren1. In der Ausstellung «Wild Thing» beleuchten die beiden Kuratorinnen Marij De Brabandere und Hilde Bouchez die wilden Seiten des bereits mit 50 Jahren verstorbenen Designers. Es wurde 1958 von der Stadt übernommen und während mehreren Jahren bis 1973 renoviert: das Design Museum in Gent. Es befindet sich im Zentrum der kleinen Kanalstadt 60 km nordwestlich von Brüssel in einem ursprünglichen Herrenhaus aus dem 18. Jhd. und einem modernen Erweiterungsbau2. Maarten Van Severen spricht von sich als “Einkäufer» im Fundus des Designs. Wie jemand, der auf Shoppingtour ist, bedient er sich an bereits bestehender, bekannter Produktsprache. Zum Zeitpunkt unserer Studienreise im Januar 2020 wurden folgende Ausstellungen3 im Design Museum Gent gezeigt: „Lina Bo Bardi Giancarlo Palanti Studio d’Arte Palma 1948-1951“ und „Off the Grid“, eine Ausstellung über belgisches Grafik Design der 1960er und 1970er Jahre. „Object Stories“ wirft einen neuen Blick auf die Sammlung seit 1805 und „Maarten van Severen & Co - A Wild Thing“ setzt den Fokus auf das Schaffen des berühmten belgischen Designers Van Severen4. Neben seiner Tätigkeit als Architekt, Designer und Innenarchitekt unterrichtete er an verschiedenen Hochschulen und Universitäten – beispielsweise 1996 bis 2000 an der Universität Kortrijk. Gebrauchspuren des Alltags auf Materialien und Oberflächen integriert Van Severen in seinen funktionalen sowie ästhetisch reduzierten Designs und schafft dadurch eine Verbindung zwischen Chaos und Ruhe. Das Designmuseum wurde 1903 durch eine Gruppe von Industriellen und Kunstliebhabern als «Musée des Modèles» gegründet und nach der Weltausstellung 1913 in Gent wegen Vergrösserung der Sammlung durch Ankäufe unterschiedlicher Objekte an den neuen Standort verlegt. 5



«He is rough, he is wild, he is double», wie unser Museumsführer sagte, «less is more, and more is less.” Nach einem Architekturstudium an der Kunstschule in Gent gründete Van Severen 1987 seine Werkstatt für Möbeldesign. Durch den Erweiterungsbau des Designmuseums 1992 wuchs die Sammlung auf 200‘000 Objekte an, die nationale und internationale Designobjekte sowie Kunstgegenstände beherbergt. Durch Gegenüberstellungen seiner Designs mit unterschiedlichen Objekten, Fotografien und Kunstwerken anderer Kunstschaffenden versuchen die Kuratorinnen Van Severen besser fassbar zu machen6. Darunter sind Objekte aus dem Jugendstil und Art Déco sowie zeitgenössisches belgisches Design zu finden. “ANY MEANINGS?!” Wikipedia 2020: Maarten Van Severen, https://de.wikipedia.org/wiki/Maarten_van_Severen (aufgerufen 4.2.2020) 2 Wikipedia 2020: Designs Museum Gent, https://de.wikipedia.org/wiki/Designmuseum_Gent (aufgerufen 4.2.2020) 3 Designmuseum Gent Ausstellungen 2020: https://www.designmuseumgent.be/en/events (aufgerufen 4.2.2020) 4 Design Museum Gent Maarten Van Severen, A Wild Thing: https://www.designmuseumgent be/en/events/maarten-van-severen-and-co (aufgerufen 4.2.2020) 5 Ebd. 6 Design Museum Gent Maarten Van Severen, A Wild Thing: https://www.designmuseumgent be/en/events/maarten-van-severen-and-co (aufgerufen 4.2.2020) 1

https://www.designmuseumgent.be/en/events/maarten-van-severen-and-co http://www.maartenvanseveren.be/en Text und Bild: Tobias Scheidegger | tobias.scheidegger@stud.hslu.ch Bild 1: Kuriositäten aus der Ausstellung «Maarten Van Severen & Co – A Wild Thing» Bild 2: Maarten Van Severen Leather Lounge Chair 04


Rotor Deconstruction Wiederverwendung von Gebäudekomponenten seit 2016

Rotor möchte die Lücke zwischen Gebrauchtmaterialhändler und Architekten/ Bauunternehmen schliessen.


An der Rue Prévinaire 58 in Anderlecht, einem Vorort von Brüssel, liegt das Unternehmen Rotor DC. Durch ein grosses Tor kommt man auf das Areal des Unternehmens, wo man bereits unterschiedliche Bauelemente entdeckt und zugleich die intensive Arbeit mit verschiedensten Materialien spürt. Im ersten Stock des grossen Industriegebäudes befindet sich ein Teil des Shops, wo von Fliesen, Hanfschnur, Schrauben, Lampen usw. alles gekauft werden kann, was das Kreativherz begehrt. Das Unternehmen Rotor DC ist ein Nebenprojekt von Rotor, das 2016 ins Leben gerufen wurde. Die Firma Rotor selbst, welche sich mit der Erhaltung von Architektur und Innenarchitektur auseinandersetzt, wurde bereits 2005 gegründet. Rotor DC hingegen widmet sich der Rezyklierung von verschiedensten Baumaterialien, die sie aus Gebäuden entnehmen, die dem Abriss geweiht sind und die somit vor der Vernichtung bewahrt werden. Das Team von Rotor DC besteht aus 20 - 25 Personen, die einerseits in der Dekonstruktion und anderseits in der Logistik arbeiten. Die Philosophie des Unternehmens liegt bei den Materialien, denn diese sind mehr als «nur» Materialien. Die Baumaterialien der historischen Gebäude sind qualitativ hochwertig und heutzutage oft nicht mehr erhältlich, weshalb es keinen Grund gibt, diese als Altwaren oder Abfall zu bezeichnen. Aus diesem Grund werden unbeschädigte und noch verwendbare Bauelemente demontiert, anschliessend gereinigt und restauriert. In einem nächsten Schritt werden die Materialien nach der besseren A oder aber B Qualität sortiert und zum Schluss wieder verkauft. Die Käufer setzen sich aus Privatpersonen, privaten Bauherren bis hin zu Bauunternehmen sowie Architekturbüros zusammen, wo je nachdem eine Zusammenarbeit entsteht. Durch die Erhaltung und Wiederverwendung gibt Rotor DC den Materialien wieder einen Wert. Der Wert liegt nicht nur in der Qualität des Materials, sondern ebenfalls in der Geschichte, die jedes einzelne Bauelement zu erzählen hat. Auf der Website von Rotor DC wird zudem die Herkunft jedes Bauelements dokumentiert, was den Käufern erlaubt nachzuforschen, aus welchem architektonischen Bau sein Material ursprünglich stammt und welche entsprechende Geschichte es mit sich trägt.



Zudem wird durch die Rezyklierung der Gebäudekomponenten eine ressourceneffizientere Materialwirtschaft geschaffen, die der Umwelt dient. Das Reinigen und Schleifen der Fliesen weist beispielsweise den gleichen Energieaufwand auf wie die Herstellung von neuen, mit einem Unterschied: Die Qualität der «alten» Fliesen ist besser. Die Firma Rotor hat eine Website errichtet, wo zahlreiche professionelle Händler verzeichnet sind, die sich dem Rezyklieren und Wiederverkauf von Baumaterialien widmen. Mit der Website «www.opalis.eu» soll die Lücke zwischen Gebrauchtmaterialhändler und Architekten sowie Bauunternehmen geschlossen werden. http://rotordb.org/en https://rotordc.com/ https://opalis.eu/fr Text und Bild: Miriam Barth | miriam.barth@stud.hslu.ch

Bild 1: Hier werden die Fliesen von Hand vom restlichen Bauschutt befreit Bild 2: Restaurierte Fliesen, wie sie im Rotor DC Shop gekauft werden können


Chevalier Masson Textile Designers Brussels since 2006

(...) their work results of an investigation and experiment with material.


Anne Masson and Eric Chevalier have collaborated since 2006. Both trained in textile design, their work results by investigations and experiments with material. The pair explores different possible levels of working on the design of textiles, from the raw material to the finished product and its multiple facets – sometimes on the yarn, sometimes on the pattern, on a structure, texture or on a specific shape. They mostly deal with knitted structures and with processes that reveal unexpected views of material. Radical and precise gestures change some used or waste items into new shapes and functionalities. They often use craft-related processes combined with industrial implementation, sometimes each practiced in turn on the same item. Chevalier Masson create self-edited products, and also work on projects associated with architects, designers, choreographer or fashion designers. They question textile in different contexts, as a medium strongly related to intimate and collective issues. Their work is part of private and public collections such as the Gent Design Museum, CID Grand Hornu, Brussels Mode et Dentelle Museum and CNAP in Paris. Furthermore Anne runs the textile design department at ‚La Cambre‘ visual arts academy in Brussels. Eric teaches in the Textile design and in the Fashion department. Both appreciate working in the beautiful garden outside and enjoy the nice atmosphere in the atelier. They work a lot with models and prototypes in an experimental way. The material and colleagues are changing for each project. For the moment they are working on a design with the dance company of Thomas Hauer. Chair of Architecture & Urban Transformation

“The chair develops transdisciplinary ideas and answers, linking spatial and strategic knowledge to other disciplines and urban practitioners, with a radical openness to learn from others.”



From March till September 2019 Anne and Eric worked on a project for the ETH Zurich. To realize this, they had a dialogue between the students, architects and designers to make the social life different. Their idea was to work on quality in space: Design in dialogue. The room inside and outside was relevant. The idea was to create a mobile kitchen. The material they used is recyclable. The second hand army blankets had a technical filter outside, so that they are not elastic and do not lose their shape. For this design they spent three days in Zurich.

“The chair applies and investigates the idea of Design in Dialogue, or the belief that the complexities of our time can only be tackled collectively.”

In addition, ‚Lichtbed‘ is a collaboration with architects in their private house. They wish to have something for ‚the soul of the house‘. Therefore, Anne and Eric designed a daybed with steel structure, macro foam padding with wool/polyester covering. ‚Motly‘ is another interesting design (picture nr. 2). A scarf made of wool leftovers knotted together in a long piece. A specific artisanal process encoding a pattern on the yarn itself, brings a different rhythm on each produced piece. https://www.chevaliermasson.be https://www.persyn.arch.ethz.ch Text und Bild: Olivia Brentini | olivia.brentini@stud.hslu.ch

Bild 1: Kugel aus Wolle Bild 2: „Motly“, ein Schal aus Restwollstücken


Studio Julien Carretero Objektdesigner Brüssel seit 2007

Julien erfindet immer wieder eigene Methoden, um den industriellen Prozess ‚unperfekt’ zu machen.


Julien wurde in Paris geboren und studierte Industrial Design in Frankreich und England. Danach erwarb er den Master Contextual Design an der Design Academy in Eindhoven. Nach dem Studium war er Teil eines Künstlerkollektivs in Eindhoven, welches seine Werkstätten in einer Kirche eingerichtet hatte. Er beschreibt es als gute Erfahrung in diesem Kollektiv gearbeitet zu haben, da er von den Skills und vom Austausch mit den anderen Leuten aus unterschiedlichen Berufen profitieren konnte. Seit 2012 lebt und arbeitet er in Brüssel. Sein Atelier wird er künftig wieder mit jemandem teilen. Schlechte Erfahrungen mit Kunden brachten ihn dazu, die meiste Zeit an eigenen, freien Projekten zu arbeiten. Er arbeitet manchmal für temporäre, manchmal gut bezahlte Aufträge im Bereich Fashion oder Exhibition. Dort kreiert er als Art Director das Setdesign oder die Choreographie. Er schätzt an diesen zeitlich begrenzten Aufträgen, dass er sehr experimentell arbeiten kann und ihm meist freie Hand gelassen wird, seine Ideen umzusetzen. Auch wenn er manchmal nicht bezahlt wird, gibt es immer ein Budget, welches er für die Umsetzung seiner Ideen verwenden kann. Als selbstständiger Designer verkauft er seine Objekte durch eine Galerie. In Zukunft möchte er dies jedoch ändern und sie selbst verkaufen, vielleicht über einen Onlineshop. Um in einer Galerie verkaufen zu können, muss er seiner Meinung nach perfekt ausgearbeitete Luxusobjekte zu einem hohen Preis verkaufen. Seine Absicht ist es jedoch nicht, seine Objekte als Kunst zu verkaufen, sondern er möchte vielmehr, dass diese für jedermann erschwinglich sind und gebraucht werden. Sein Ziel ist es, qualitativ hochwertige, handgemachte und lokal produzierte Objekte herzustellen. Er versucht die Balance zwischen der Industrie/Massenproduktion und der Handwerkskunst (craftmanship) zu finden und so die Vorteile aus beiden Welten zu kombinieren. Ihm ist es auch wichtig, dass seine Kreationen als Objekte und nicht als Produkte bezeichnet werden, da für ihn Produkte billige und dem Abfall geweihte Dinge sind. Er will umgehen, dass er eine Firma anfragen muss, für ihn zu produzieren, weil er als Designer dann nur einen kleinen Prozentsatz des Endverkaufspreises bekommen würde.



Um seine Objekte in einer Serienproduktion herstellen zu können, baut er oft eigene Maschinen, die zu einem beinahe gleichen Aussehen seiner Objekte führen. Zu grosse Zufälle, wie sie zum Beispiel beim Arbeiten von Hand entstehen, kann er so vermeiden. Kleine Makel sind ihm wichtig. Er erfindet immer wieder eigene Methoden, den seriellen Prozess ‚unperfekt’ zu machen. Sein neustes Projekt ist der Versuch, Spiegel während einer Drehbewegung auf einer Maschine in Farben so einzufärben, dass eine psychedelische Wirkung erzeugt wird. Die Farben spielen eine wichtige Rolle in seiner Gestaltung und sind für ihn Teil der Identität eines Objekts. So lehnt er es ab, nur weisse oder schwarze Objekte zu produzieren, obwohl dies die meistgefragten Farben sind. https://www.juliencarretero.com/ Text und Bild: Dagmar Blum | dagmar.blum@stud.hslu.ch

Bild 1: Julien und seine ‚Spiegeldrehmaschine‘ Bild 2: Drag2-Objekte als Blumentopf genutzt


Maison Horta Wohnhaus von Victor Horta BrĂźssel seit 1898

Das Wohnhaus Hortas ist viel mehr als nur ein Gebäude: Es ist ein Gesamtkunstwerk.


Victor Horta war ein belgischer Jugendstil-Architekt, der 1861 in Gent geboren wurde. Er wurde durch eine neue Funktionalität, Genialität und Ästhetik seiner Wohnhäuser international bekannt. Bei der Ankunft vor dem Museum, welches damals Hortas Wohnhaus in Brüssel war, wird man von einer reich verzierten Fassade in Staunen versetzt. Zu Beginn der Führung wurde sofort klar, wie durchdacht und genial der Architekt war. Schon beim Betreten der Eingangshalle wird ersichtlich, dass die Doppeltüren und das Treppenhaus an Hortas Bedürfnisse und Lebensstil angepasst sind. Eine Tür wurde für die Gäste benutzt, die andere privat. In Hortas Architektur ist alles symmetrisch, im Gegensatz zu den Linien der dekorativen Elemente, welche immer weiter von Raum zu Raum verlaufen und materialübergreifend sind. Art Nouveau galt als Gesamtkunst. Die negative Seite davon ist, dass nach einer Veränderung Architektur und Dekoration nicht mehr ganz stimmig sind. Die Werkstatt befand sich im Haus nebenan. Die belgischen Küchen baute man zu dieser Zeit typischerweise im Keller. Lebensstil und Funktionalität Im Haus wurde alles so konzipiert, dass Privatleben, Gäste und die Bediensteten nebeneinander funktionieren konnten, ohne sich in die Quere zu kommen. Da die Gäste, mit Ausnahme des Butlers, die Bediensteten nicht sehen sollten, gab es im Haus zum Beispiel zwei Treppenhäuser. Oder um das frisch gekochte Essen zu servieren, wurde im Buffetgestell des Esszimmers ein verstecktes Fenster eingeplant, wo die zubereiteten Gerichte durchgereicht wurden. Allgemein ist auffallend, dass sich in Hortas Haus vieles darum drehte, Gäste zu empfangen und zu bewirten, wozu zum Beispiel der kleine Balkon im Salon diente. Horta konnte so von oben herab zu seinen Gästen sprechen. Ein weiteres, wunderbares Beispiel für seine Genialität war sein Schlafzimmer, wo die Einrichtungsmöbel wie auch die Raumaufteilung genauestens auf die Verwendung abgestimmt waren. So befand sich das Pissoir neben dem Bett im Schrank und man konnte die schmutzige Wäsche durch die Wand reichen, sodass auf der anderen Seite das Personal diese einsammeln konnte.



Licht Das Licht spielte durchgehend eine wichtige Rolle. Horta spielte mit Spiegeln und grossen Fensterfronten. Die Glastreppe, welche vom Salon in den Garten führt, ist für mich eines der beeindruckendsten Beispiele. Sie wurde nämlich aus Glas gefertigt, um Licht in die sich darunter befindende Küche zu lenken. Das wunderschöne Glasdach lässt natürlich ebenfalls viel Licht durch das Haupttreppenhaus fluten. Mithilfe von farbigen, dekorativen Gläsern zwischen den Treppenhäusern konnte sogar Licht bis in das Treppenhaus der Bediensteten gelangen. Schlusswort Das Wohnhaus von Victor Horta ist vielmehr als nur ein Gebäude, indem Leute wohnten. Es ist ein Gesamtkunstwerk, in welchem Architektur, Kunst und Produktdesign perfekt miteinander harmonieren, sich beeinflussen und ergänzen. Gewissermassen ist es ein Haus, dass für die Menschen, die sich darin aufhielten geplant wurde, und vermutlich auch auf ihren Lebensstil Einfluss nahm. http://www.hortamuseum.be Text und Bild: Moana Sidoti | moana.sidoti@stud.hslu.ch

Bild 1: Aussenansicht des Horta Musuem | URL: https://en.wikipedia.org/wiki/Horta_Museum (gesichtet am 25.2.2020) Bild 2: Innenansicht des Horta Musuem | URL: http://www.michaelfreemanphoto.com/-/galleries/the-galleries/stock/countries/ europe-russia-middle-east/belgiun/-/medias/a3e0a54e-ff0a-43fb-af5c-0f75fadb1929-hortahouse-museum (gesichtet am 25.2.2020)


Atelier objectsprojects. By Cenk, Textildesigner BrĂźssel seit 1997

Cenk begleitet seine Gewebe durch den gesamten Entwicklungsprozess.


Cenk Kivrikoglu ist Textildesigner und Dozent an den Kunsthochschulen KASK und La Cambre. Er empfängt uns in seinem Workshop-Space in Brüssel. Sein CV auf der Website zeugt von einer langen Karriere in der Textilbranche. Er hat sich spezialisiert auf Gewebe, welche er als Selbstständigerwerbender entwickelt und an Firmen verkauft. Daneben berät er zwei türkische Textilfirmen in Material und Farben. Am eigenen Webstuhl experimentiert er mit herkömmlichen und neu entwickelten Fasern, wie beispielsweise aus recykliertem PET. Der Markt verlangt Gewebe, welche je nach Einsatzgebiet hohe Ansprüche erfüllen müssen. Oft müssen sie feuerfest sein, Schall absorbieren oder als hoch beanspruchbare Polsterung dienen. Cenk hat viel Erfahrung mit Normen und dem Verkaufen seiner Entwürfe. Er entwickelt hauptsächlich für die dänische Firma Gabriel, welche seine Textilien produziert und in Kollektionen vertreibt. In der Regel bleiben die Rechte bei Gabriel, Cenk wird auf dem Produkt als Designer erwähnt. Cenk versucht seine Produkte durch den gesamten Entwicklungsprozess zu begleiten. So kauft er zum Beispiel mulesing-freie Wolle in Neuseeland, lässt diese in Europa spinnen und kann so die Herkunft der von ihm entwickelten Produkte kontrollieren. Bis ein Produkt auf den Markt kommt, sind viele Leute involviert – es ist nicht Cenk, der den ganzen Prozess alleine bestreitet. Vom ersten Entwurf bis zur endgültigen Produktion geht das Produkt durch viele Stationen. Es ist ein iterativer Prozess zwischen der Produktionsfirma und dem Designer. Seine Gewebemuster sind präzise und geordnet beschriftet. Die Ordnung sämtlicher Projekte lässt uns sowieso staunen. Fein säuberlich ist alles in schönen, flachen Holz- oder Kunststoffboxen archiviert. Es gibt Schachteln mit Farbmustern, solche mit ersten Entwürfen und dann Stapel von Textilsamples. Wir dürfen nicht alles fotografieren, da einiges noch in der Entwurfsphase ist.



Ein Produkt durchläuft drei «faces», beziehungsweise Hauptstadien: 1. Ideaface: Erste Idee, kann von Cenks Webstuhl kommen, wird aber oft bereits maschinell hergestellt 2. Prototypeface: Wird maschinell hergestellt, weist bereits eine engere Gewebebindung auf, kommt oft als Colorit in verschiedenen Farbstellungen. 3. Productface: Das fertig entwickelte Produkt Ein Produkt kann in jedem Stadium verkauft werden. Cenk verkauft auch ganz wenige Samples direkt ‚ab dem Webstuhl‘, also im Ideaface. Dies ist wenig lukrativ und die Nachfrage nimmt auch von Jahr zu Jahr ab. Der Besuch in Cenks Atelier zeigt die Arbeit eines zeitgenössischen Designers, der mit viel Engagement und Herzblut seinen Beruf ausübt. Cenk berichtet uns enthusiastisch aus seinem Alltag, der begleitet ist von Erfolgen wie auch Misserfolgen, die aber ganz normal sind, wie er meint. www.objectsprojects.com www.gabriel.dk Text und Bild: Simone Kuhn | simone.kuhn@stud.hslu.ch

Bild 1: Angehende Textildesignerinnen zu Besuch im Atelier von Cenk Kivrikoglu Bild 2: Sample der Firma Gabriel, Design von Cenk Kivrikoglu


Klaas Rommelaere Textilkünstler Antwerpen seit 2011

Inspirationsquelle für Klaas’ Kunst «I love the movie spirited away» und «I know, I’m lucky»


Mitten im Stadtzentrum, nicht weit vom Bahnhof in Antwerpen, befindet sich Klaas‘ Wohnung, oder wohl doch eher sein Atelier? Als wir eintreten, begrüsst uns Klaas sehr freundlich und auch wenn er über die hohe Zahl seiner Besucher etwas überrascht ist, freut er sich sichtlich über das Interesse an seiner Arbeit. Gleich im Eingang, also um genauer zu sein: da ist kein Eingang, wir stehen direkt in seinem Wohnzimmer und der Küche oder zumindest wären die Räume so gedacht. Überall stehen Kordeln, Kisten mit Wolle, Fadenspulen in allen Farben, an den Wänden hängen Inspirationen und auf den Ablagen türmen sich seine Stickereien. Am Fenster des Wohnzimmers steht ein Tisch, an dem er seiner gestalterischen Arbeit nachgeht, hier entwirft er, inmitten von Zimmerpflanzen. Die Küche ist, um es gelinde auszudrücken, etwas chaotisch, doch das stört nicht, es ergänzt das stereotypische Gesamtbild eines Künstlers. Das Atelier ist gemütlich eingerichtet, das Licht warm und im Hintergrund spielt ein Song von Sharon Van Etten - Seventeen. Schon als Kind malte Klaas viel, er wollte schon damals Künstler werden. Bis er dann im Fernsehen einen Bericht über die Modeschule in Antwerpen sah. Er meint: «But I was not ambitious enough, so I studied Fashion at KASK in Gent» (lacht). In seinem letzten Jahr an der KASK entdeckte er seine Vorliebe für das Handgemachte, er stickte, häkelte, strickte und knüpfte. Als Student hatte er wenig Geld. Sticken war eine einfache und kostengünstige Methode, seine Zeichnungen auf den Stoff zu bringen. Während des Praktikums beim belgischen Designer Raf Simons wurde ihm klar, dass er lieber freiere Arbeiten machen wollte als Mode. Schon während seines Schaffens an der KASK halfen ihm seine Grosseltern bei den Umsetzungen, doch der Weg von Antwerpen zu ihnen nach Hause war etwas zu lange. So schickte er sein Dossier an verschiedene Altenheime in Antwerpen, um Leute zu finden, die ihn bei seiner Arbeit unterstützen würden. Ein Altenheim antwortete und so begann die Zusammenarbeit mit den alten Damen. Fast alle sind Witwen und haben durch ihn eine neue Aufgabe gefunden. Wie Klaas die alten Damen bezahlt: «With friendship». Doch nicht nur das, die Frauen sind stolz darauf, ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen. Es ist kein ‚Malen nach Zahlen‘, er erzählt ihnen seine Ideen und Gedanken, die Farben für die Bilder wählen die Frauen dann selbst. So entstehen die farbenfrohen Bilder von Klaas. Er findet die Zusammenarbeit mit



den Stickerinnen sehr inspirierend und bezeichnet ihr Schaffen als unverfälscht pur. Für eine Ausstellung im Mai arbeitet er an mehr als lebensgrossen Puppen, inspiriert von seiner Familie und Freunden. Bei diesem Projekt hat er sich mit seiner Nachbarin zusammengetan, die im Theater arbeitet. Sie baut die riesigen Puppen nach seinen Vorlagen aus Schaumstoff. Später appliziert er seine Stickereien darauf. Wie das Endprodukt aussieht, wird sich erst im Mai zeigen – als wir Klaas besucht haben, waren die Puppen noch ganz nackt und weiss. Der Künstler lebt und arbeitet in seinem Studio und schläft bei seinem Freund. Er arbeitet viele Stunden am Tag, nicht nur die Damen im Altenheim sticken, auch er stickt in seinem Schlafzimmer, oder was davon noch zu erkennen ist. instagram: @klaasrommelaere Text und Bild: Daniela Eberle | daniela.eberle@stud.hslu.ch

Bild 1: Klaas‘ Arbeitsplatz im Schlafzimmer Bild 2: Dreidimensionale Stickerei, eine seiner jüngeren Arbeiten


Haptic House Creative Workspace + Galerie seit 2018

Das Haptic House bietet zum einen Ateliers fĂźr verschiedene Designer*innen, zum anderen ist es ein Ort des Austauschs.


Das Haptic House ist ein ehemaliger Möbelladen in Antwerpen, welcher vom Designer Ben Storms zu mehreren Ateliers umfunktioniert wurde. Heute haben zwölf Designer*innen ihre Workspaces im Haptic House, die sich aus Keramiker*innen, Grafik-, Mode-, Produkt-, Schmuck- und Textildesigner*innen zusammensetzen. Im vorderen Teil des Hauses, der zur Strasse rausgeht, befindet sich eine Galerie, die neugierigen Fussgänger*innen einen Einblick in die Arbeiten der Desigschaffenden gibt. Wenn man durch den sich im Hinterhof befindenden, wilden Garten und durch die geheimnisvolle Tür im Schuppen geht, kommt man zum Atelier von Laure van Brempt und Vera Roggli. Die beiden Textildesignerinnen haben zusammen das Textildesignstudio Wiesi Will gegründet. Laure hat Illustration und Textildesign studiert und Veras Background liegt im Fashiondesign. Die beiden haben sich beim belgischen Fashiondesignlabel Christian Wijnants kennengelernt. Heute doziert Laure an der KASK, Royal Academy of Fine Arts in Gent, und arbeitet als Freelance-Strickdesignerin für verschiedene Firmen. Vera hat sich entschieden, ihr Wissen im Bereich Textildesign zu vertiefen und deshalb das Master Studium Textildesign an der KASK begonnen. Im Atelier von Wiesi Will stehen zwei Strickmaschinen, ein kleiner Webstuhl und ein Tisch. An den Wänden und den beweglichen Platten sind Stoffe und Zeichnungen angebracht. Man merkt sofort, dass die beiden forschend an ihre Arbeit herangehen. Stoffe sind aneinander und aufeinander genäht, es gibt gestrickte Socken, die durch ihre neue Formgebung keine konkrete Funktion mehr erfüllen, und verschiedene Materialien, die zusammengeführt wurden. In einem ihrer gemeinsamen Projekte, das den Namen „Couture Sonore“ trägt, haben die beiden Textildesignerinnen mit einem Musikensemble aus Antwerpen zusammengearbeitet. Ziel war es, Objekte aus Filz herzustellen, welche die Aussage der Musik unterstreichen. Filz ist ein Material, das sich für Akustikobjekte eignet, da es schalldämmende Eigenschaften besitzt. Während des Konzerts waren die Textilobjekte im Raum verteilt, um die Wirkung des Filzes mit der Musik auszutesten.



Ein weiteres Projekt, von dem Laure erzählt, ist die Installation ‚Airdancers‘, die im Museum MOMU, dem Modemuseum in Antwerpen zu sehen war. Die beiden Designerinnen haben während der Ausstellung ‚Soft? Tactile Dialogues‘ grosse Tücher aufgehängt, miteinander kombiniert und als Rauminstallation verwendet. Das Einfallen des Lichts und die neuen Farbkombinationen faszinierten die beiden Textildesignerinnen dabei besonders. Im Haptic House teilt sich Wiesi Will das Atelier mit Viktoria von Malottki, einer Schmuckdesignerin aus Deutschland. Viktoria hat Fashion Design studiert und später Schmuckdesign in Antwerpen. Nach dem Studium ist sie in Antwerpen geblieben und hat sich im Haptic House ein Atelier eingerichtet, um vor Ort ihre Schmuckkollektionen produzieren zu können. Ihre neuste Kollektion ist inspiriert von Kakteen und trägt den Namen ‚All about cactus‘. Das Haptic House bietet zum einen Ateliers für verschiedene Designer*innen, zum anderen ist es aber auch ein Ort des Austauschs. Im Garten des Innenhofs finden Partys statt, es gibt Tage der offenen Türe und in einigen Ateliers werden Workshops angeboten. https://www.wiesiwill.com/ http://www.benstorms.be/ https://viktoriavonmalottki.com/ Text und Bild: Sabrina Licskai | sabrina.licskai@stud.hslu.ch

Bild 1: Im Atelier von Wiesi Will zeigt uns Laure ihre Arbeiten Bild 2: An der Wand sind Versuche vom letzten Projekt angebracht


Texture Museum Textilmuseum über Leie + Flachs seit 1960

Die Flachsindustrie überlebte viele wirtschaftliche Krisen dank der Leidenschaft der Menschen für Leinen.


Das Nationalmuseum für Flachs wurde 1982 eröffnet. Später wurde es in «Texture» umbennant. Es wurde in einem ehemaligen Flachsversandhaus von 1912 in Kortrijk neu positioniert. Die Flachsindustrie war im Süden Westflanderns der wichtigste Wirtschaftszweig. Einige Eigenschaften des Flachs Die glatte Faser ist kühlend. Leinen ist sehr saugfähig. Es hat eine geringe Elastizität und knittert stark. Im Vergleich zu Baumwolle ist Leinen nicht so fein und hautfreundlich, aber es trocknet schneller. Leinen kann mit anderen Materialien gemischt werden, um die Eigenschaften zu ändern. Einige Anwendungen und Produkte aus Leinen - Isolation - Dollar-Schein (25 Prozent davon besteht aus Flachfasern) - Leinöl - Flachs Komposite (Orientierung der Fasern ändert die Eigenschaften des Materials und macht Flachs verwendbar für architektonische Zwecke.) - Taschen - Schuhe - Koffer - Borten Die Gewinnung von Flachsfasern Der Flachs wird zuerst gerauft. Die Pflanzen werden dabei mit den Wurzeln aus der Erde gezogen, um die ganze Länge der Fasern zu erhalten. Nach dem Trocknen entfernt man die Samen der Pflanze. Der spezifische Name des Verfahrens heisst «riffeln». Mit den Samen kann man Saatgut oder Leinöl erzeugen. Aus den Stängeln gewinnt man die Fasern. Zuvor muss man sie jedoch rösten. Dafür werden sie auf dem Feld ausgelegt (Tauröste) oder für eine längere Zeit im Wasser gelassen. Dieser Prozess baut durch Enzyme die Klebestoffe zwischen den Fasern ab. Die Stängel werden im Anschluss getrocknet, gebrochen und schlussendlich geschwungen, was heisst, dass die gebrochen Holzteile weggeschlagen werden. Danach folgt der auswendige Prozess des Parallelisierens oder Kardens der Fasern. Die natürliche Farbe von Leinen ist ein gebrochenes Weiss. Die Farbe von Leinen kann aber jedes Jahr ein bisschen variieren.



Leinen ist sehr umweltfreundlich. Es braucht keine Pestizide und viel weniger Wasser als Baumwolle. Die Nachfrage nach Leinen wird immer grösser. Im Europa wurde das Leinen in der Tschechischen Republik, Polen, Litauen, Frankreich, Belgien und Niederlande kultiviert. Die drei letztgenannten Länder sind noch immer die Weltmarktführer des Flachses. Geschichte der Flachsverarbeitung in der Leie-Region Die faszinierende Verarbeitungsmethode des Flachses zeugt von den starken Fachleuten und Unternehmern dieser Region. Diese haben mit gewagten Innovationen und Flexibilität fortlaufend neue Strategien und Methoden entwickelt, um schwere Krisen zu überwinden und dem Flachs ein weiteres Leben zu schenken. An den Ufern der Leie entstand ein neuer Industriezweig: die Flachsverarbeitung. Seit dem Mittelalter hatte Flachs eine zentrale Rolle in Flandern. Dem Flachs, das in der Nähe von Courtrai in der Leie (oder «Golden River» genannt) geröstet wurde, hatte in der Welt den besten Ruf. ‘Courtrai flax’ galt als der beste Flachs auf dem Markt. Luxusprodukte wie Spitze und Damast waren beim Adel und Bürgertum sehr beliebt. Obwohl Belgien damals schon von der Industrialisierung geprägt war, wurde die Produktion des Flachses vorerst nicht mechanisiert. Der Grund dafür war, dass zahlreiche Leute in diesem Bereich aktiv tätig waren. Die Verarbeitungsmethoden wurden nicht nur als hart und aufwendig bezeichnet, sondern waren für die gesellschaftliche Wirkungen dieser Herstellung auch sehr wichtig. Die Flachsindustrie hat drei Krisen erlebt. Ab den 1830er Jahren begann das wirtschaftliche System, das die Flandern so reich gemacht hat, zu zerfallen. Englisches Fabrikleinen und die billigere Baumwolle überschwemmten das Festland und brachten den wichtigen Absatzmarkt an sich. Darüber hinaus zog der demographische Übergang der Industrialisierung die Leinenwirtschaft runter und führte dazu, dass die Hälfte der Bevölkerung in die Armut geriet. Um diese Krise zu überleben, konzentrierte sich die Flachsindustrie nun auf zwei Verarbeitungsmethoden: Das Rösten und das Schwingen. Sie versuchten die Technik zu verfeinern und den Ertrag zu erhöhen.



Die zweite Krise kam mit der grossen Depression 1921. Diese Krise bewirkte allerdings auch, dass Flandern zu einer Modernisierung der Herstellungsmethode überging. Die Mechanisierung des Flachssektors wurde massgeblich von zwei Brüdern vorangetrieben. Sie waren die ersten, denen es gelang, Maschinen zu erfinden, die in dieser Region akzeptiert wurden. So entstand in der Gegend ein ganz neuer Sektor mit Unternehmen, die sich international einen Namen machten und die Wirtschaft der Leie-Region wieder bereicherten. Es dauerte allerdings nicht lange, bis die Flachsindustrie ihre dritte Krise erlebte: Die Entwicklung von synthetischen Fasern und Textilien setzte den Naturfasern stark zu. Die Flachskrise der Fünfzigerjahre hätte für die Wirtschaft in der Leie-Region verheerende Folgen haben können, aber stattdessen war sie das Sprungbrett für eine neue Erfolgsgeschichte. Die Flachsindustrie überlebte alle diese Krisen dank der Leidenschaft der Menschen, die an die Qualität von Leinen glaubten. Im dritten Stock des Musuems sind glänzende Damaste, Arbeiten aus feinster Spitze, handgefertigte Textilien und Gewebe von aussergewöhnlicher Feinheit ausgestellt. Es werden auch einige Arbeiten von Menschen aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern ausgestellt, die sich durch verschiedene Textilarbeiten ausdrücken. Die Geschichten dieser Personen werden in Bild und Text erzählt. https://www.texturekortrijk.be/fr/ Text und Bild: Laurène Affolter | laurene.affolter@stud.hslu.ch Ilghar Dadgostari | ilghar.dadgostari@stud.hslu.ch

Bild 1: Leinengewinnung als Familienbetrieb Bild 2: Werkzeug, um die Pflanze zu entsamen (vorne) + die Fasern zu parallelisieren (hinten) Bild 3: Spitzenkragen aus Leinen von 17. Jahrhundert


Deltracon Weaving Mill Ingelmunster since 1990

The linen company accepts the challenge of facing a new world by striving to fulfill customer requirements.


Deltracon is a family owned weaving mill of high end linen fabrics, based in a Belgian village called Ingelmunster, next to the French boarder. This year, Deltracon gets 30 years old. The company was founded by Kathleen and Rudy Delchambre. They started with linen fabrics for sheers, drapery and upholstery. The plains are produced in 140 to 300 cm. In 2009 Deltracon took over a Belgian trimming company with a whole machine arsenal and a know-how to produce high quality trimmings and tiebacks. Deltracon renamed it into Flanders’ Trimmings. In October 2018 the Belgian weaving company Van Maele Weavers gone bankrupt. So Deltracon purchased 10 weaving looms with 24 shafts. It is very important for Deltracon to cultivate traditions so they decided not to let Van Mele’s history get lost. Beside the weaving looms they overtook the entire yarn stock and archives of the Van Maele Weavers to get inspired for new Designs. The additional looms allow Deltracon to produce more complicated dobby designs and paperbacked wallcoverings. On our tour through the workshop the question comes to my mind: „How can this company compete on the market?“ The couple Delchambre benefits from many years of experience in high end linen fabrics. They sustain the age-old tradition of linen production. They can offer a complete range of home furnishing fabrics. Their secret of stability and success is to act: local, creative, qualitative, flexible, contemporary, competitive. Produce local - The weaving and finishing of the linen fabrics and trimmings only take place in Belgium or other European countries with a great tradition and know-how in their field of specialization. The flax fibres, meticulously chosen by Deltracon, are always of European origin. All the fibres have the certificate of “Masters of Linen”, of which Deltracon is a member. This label garantees: 1: Fabric is woven in Belgium

2: At least 85 % flax in weight 3: Flax of European origin

Creativity - Refined embroidery is part of every collection. The whole stock of yarn and trimmings of Delchambre serve as inspiration for new designs. Classic elements are respected, but the Design team is ambitious to give them a contemporary touch:



- besides linen, also other fancy yarns are used: bouclé, chenille, raffia, linen/wool blends, etc. - discover/develop new techniques: tie dye, dip dye, spray dye, inkjet, etc. - Applications of various coatings, for example shrink effects - Trimmings production, combination with cotton, viscose & acrylic yarns - Designs with luxurious materials like feathers, Swarowski stones, stainless steel, paper, etc.

Quality - Deltracon is one of the few companies in producing high end quality. As Rudy Delchambre said: “It’s a niche market.” Apart from the label “Masters of Linen”, Deltracon is also certificated by the “Belgian Linen” association, which stays for high quality flax fibres, only planted between Caen and Amsterdam. With this mark, every product can be traced back from where it comes from. The quality is guaranteed and grows with the knowledge, local expertise and traditional craftmanship. Flexibility - The linen company accepts the challenge of facing a new world by striving to fulfill customer requirements. This is possible, because the company counts on small quantities which is interesting for upcoming designers. This flexible work ethic allows a personal cooperation with the customers. Contemporary - In the context of a world with a growing awareness and the search for environmentally friendly production and consumption solutions, Deltracon continually researches the use, and possible re-use, of the most various materials. Competitivity - Deltracon regularly measures itself in competitions and takes part in fairs twice a year: Heimtextil Frankfurt (January) and Proposte Como (April). https://www.deltracon.be https://www.belgianlinen.com http://www.mastersoflinen.com Text und Bild: Lena Schwarz | lena.schwarz@stud.hslu.ch Bild 1: Produktionshalle Belgischer Zierbänder Bild 2: Webstuhl 300 cm


Libeco Usine de tissage Meulebeke fondée 1858

Les 65 métiers à tisser sont en marche 24 heures sur 24 et réalisent toujours des tissus 100% lin.


Fondée en 1858, il y a trois générations, l’entreprise Libeco, spécialisée dans la production de lin, est actuellement établie à Meulebeke en Belgique. En utilisant au moins 85% de fibres de lin européennes, les produits Libeco portent le label « Belgian Linen TM », symbole de qualité. Grâce au label « Master of Linen® », l’entreprise certifie également que tous les produits sont fabriqués en Europe. Le lin est un matériau qui est dans l’air du temps : c’est une fibre naturelle et qui peut se recycler facilement. De plus, c’est un matériau solide, très absorbant, qui a des propriétés intéressantes également au niveau du confort et de la respirabilité du vêtement. La visite de l’usine commence par le « Design Studio Libeco Home ». Dans ce studio, une seule femme s’occupe de la conception des collections Home (draps de lits, living et cuisine). Elle puise son inspiration du monde qui l’entoure : la nature ou encore des lieux qu’elle a visité. Tout commence par des croquis et des données techniques qui sont généralement réutilisées d’une année à l’autre afin que la qualité reste la même. Ils fabriquent ensuite les échantillons dans l’usine pour créer la collection. L’entreprise propose également à chaque nouvelle collection des magazines d’inspirations présentant leurs nouveaux produits. Libeco est présent dans beaucoup de salons professionnels notamment à Paris et à New York. En dessous du studio de design se trouvent les machines de fabrication du lin. Le lieu étant très bruyant, chaque visiteur reçoit des écouteurs afin de pouvoir entendre les informations du chef de l’entreprise. Nous recevrons également un gilet jaune pour plus de sécurité au sein de la fabrique. Dans leur dépôt de stockage, tout y est automatisé : en effet, aucun employé n’y travaille car des chariots élévateurs électriques s’occupent de transporter la marchandise. La première étape de production est le montage des fils de chaîne qui seront par la suite enroulés sur l’ensouple. Les fils de chaîne atteignent une longueur de 10 kilomètres de long. Cette étape est très importante pour une bonne qualité de tissage. L’usine contient trois ensouples pour la fabrication des fils de chaîne. Les 65 métiers à tisser sont en marche 24 heures sur 24 et réalisent toujours des tissus 100% lin (chaîne et trame lin). Une fois le tissage terminé, chaque mètre linéaire sera contrôlé à la main pour s’assurer d’une qualité irréprochable. Des lames rotatives élimineront les dernières peluches afin que le lin devienne



lisse et agréable au toucher. Pour finir, le lin sera ennobli par différents traitements: lavage, blanchiment, teinture ou apprêt. Cette étape-là n’est pas faite à l’interne mais être sous-traitée par des entreprises spécialisées dans ce domaine. La confection de la collection Home ainsi que la collection de vêtements se font également à l’externe dans des pays de l’Union européenne. Dans l’usine à Meulebeke il est possible d’acheter des tissus qui montrent des erreurs de production. Linges de cuisine, de bain, linge de lit serviettes et autres tissus sont à acheter à des prix très attractifs! https://www.libeco.com/en/ Text und Bild: Amandine Voillat | amandine.voillat@stud.hslu.ch

Bild 1: Dépôt de stockage Bild 2: Echantillons de tissus



Teilnehmende: Laurène Affolter Miriam Barth Dagmar Blum Franziska Born Olivia Brentini Ilghar Dadgostari Jasmina Diggelmann Daniela Eberle Brigitt Egloff Simone Kuhn Sabrina Licskai Tina Moor Yvee Nogara ValÊrie Rust Tobias Scheidegger Christoph Schindler Lena Schwarz Moana Sidoti Clara Sollberger Amandine Voillat Nora Wagner Martin Wiedmer


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