DOKUMENTATION zur praktisch gestalterischen Arbeit
Alexander Witzig SchĂźracherstrasse 18 8700 KĂźsnacht 6. Semester Bachelor Objektdesign Hochschule Luzern - Design & Kunst
alexander.witzig@hotmail.com Mentoren: Christof Sigerist Christa Michel Abgabedatum: 21.06.2018
projekt Remora ist eine Taschen-Kollektion aus Neopren. Die Serie, die zwischen den Grenzen von Streetwear und High Fashion existiert, basiert auf typisch dunklem Neopren in Kombination mit Signalfarben. Das Material wird aus dem nautischen Kontext auf die Strasse übertragen. Inspiriert von Arbeitsbekleidung, Funktionstaschen und der Signaletik der Strasse, bricht die Serie die Konventionen der Bauchtasche und gibt ihr eine schmückende Funktion. Angelehnt an den Schiffshalterfisch, der sich an Meerestieren anhängt, transportiert die Kollektion den urbanen Zeitgeist. 02
inhaltsverzeichnis Konzept 4 2 Recherche 7 3 Material 9 4 Experimente 11 5 Gestalterische Recherche 17 6 Formsuche 26 7 Serie 30 8 Farbwelt 31 9 Umsetzung 32 10 Branding 41 11 Flyer 43 12 Austellung 45 13 Inseznierung 46 14 fazit 57 1
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Die Mischung aus Design und Mode bietet für mich eine wichtige Nische, die in meinen Projekten bisher fehlt: In der haute couture vermisse ich oft die Funktionalität, in der Streetwear den Mut zur Ausgefallenheit. Diese beiden Bereiche möchte ich kombinieren, da für mich Design nicht nur ästhetisch, sondern auch funktional sein soll.
konzept
MOTIVATION
Ich arbeite ausgehend vom Material Neopren, setze dieses abseits von seinem usprünglichen Einsatzgebiet ein und versuche dessen Eigenschaften in mein Projekt einzubringen.
Aus einem Brainstorming resultieren folgende Stichworte: - Schmuckkollektion - Modeaccessoires und Taschen - Ästhetisch und unkonventionell - Form vor Funktion
VERKNÜPFUNG ZUR SCHRIFTLICHEN ARBEIT In einer Analyse zum Kopierprozess in der Mode werden Erkenntnisse des Arbeitsprozesses in der Mode erforscht und anhand von Beispielen erläutert. Walter Benjamins Werk "Die technische Repoduzierbarkeit in der Kunst“ dient mir als Hauptwerk. Seine Thesen der Topologie der Kunst übertrage ich auf Materialien und deren originalen Zweck. Die Verwendung von Material abseits seines ursprünglichen Einsatzbereiches stellt einen Verlust der Originalität dar, dennoch erhält ein Material dadurch neuen Wert und Aufmerksamkeit. Der Kontrast von Neopren abseits von Wasser soll in meiner praktischen Arbeit aufgenommen werden.
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Vorausgehend zur praktischen Arbeit wird in der schriftlichen Arbeit das Material Neopren und dessen Dekontextualisierung analysiert. So wird herausgefunden wie ein Kopie und ein Original sich abgrenzen / beeinflussen / unterscheiden.
konzept
KONZEPT
AUSGANGSLAGE Neopren und dessen Eigenschaften. Durch die Veränderung,Verstärkung oder den Einsatz gewisser Eigenschaften ein Nutzen ins Objekt übertragen können. Eigenschaften von Neopren: Belastbarkeit Dehnbarkeit Reissfestigkeit Abriebfestigkeit kein Ausfransen Wetterbeständigkeit / UV-Resistenz Isolation Steifigkeit Unbekannte und ausgefallene Formsprachen, ohne Einbüssen der Funktionalität, sowie im Material Neopren ergeben eine spannende Ausgangslage.
PROJEKTIDEE Mein Vorhaben ist es, mehrere fertige Entwürfe für eine Taschen zwischen Objekt und Schmuck zu gestalten. Als Ausgangslage dient mir die Bauchtasche, welche neu interpretiert werden soll. Die Fertigung soll durch eine Kombination von digitaler Technik (z.B. Ausschneiden der Formen durch Plotten, maschinelles Sticken) sowie Handarbeit (Handvernähen) gefertigt werden und erhält dadurch seine Einzigartigkeit und seinen Wert. Formal werde ich bestende Taschen, Bauchtaschen, Arbeiterwesten, Funktionkleidung (z.B. im Service oder bei Handwerkern, etc), sowie Rüstungen analysieren. 05
dokumentation
DOKUMENTATION
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recherche
BESUCH MICHEL NEOPRENATELIER
Bei meinem Besuch im Neoprenatelier von Marliese Schenk konnte ich den ersten Kontakt mit dem Rohmaterial knĂźpfen. Nebst Materialmustern und TIps erlangte ich erste Erfahrungen im Umgang mit Neopren.
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recherche
BESUCH BBT / BEAT BURHKARD
Beat Burkhard ist selbständiger Spezialist für Massanfertugungen und Reparaturen von Neoprenanzögen. Bei ihm konnte ich wertvolle Informationen über Verarbeitungsmöglichkeiten, die Do‘s und Don‘ts und die Formgebung erlernen. Ausserdem konnte er mir auch genügend Mengen an Neopren für Prototypen und den finalen Entwurf liefern.
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Bereits zu Beginn war für mich klar, dass ich mit Neopren arbeiten möchte. Mein Ausgangspunkt war das erste Semester Objektdesign und die damit verbundenen Werkstatteinführungen: Das Kennenlernen des Materials durch direktes Arbeiten mit ihm.
material
MATERIAL
Das Neopren wählte ich aus folgenden Gründen: - Textile Verarbeitungsmöglichkeiten - Viele Eigenschaften: Steifigkeit, Dehnbarkeit, UV Resistenz, Isolation, Wasserabweisend, etc - Noch wenig bis gar kein Gebrauch im Design - Schlichte aber edle Ästhetik
Zuallererstgilt es, einen Überblick über die Variantenvielfalt und Beschichtung des Neoprens zu gewinnen, um schliesslich einen finalen Stoff für mein Projekt auswählen zu können. Ich suche nach einem leichten, besonders dehnbaren und haptisch ansprechenden Neopren.
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material
NEOPREN SAMPLES
“SAMPLE“
Sedo 3.5 mm Glatthaut
Beschichtung:
“SAMPLE“
Rubatex 7 mm Armatex
Beschichtung:
“SAMPLE“
Sedo 3 mm Nylonjersey
Beschichtung:
“SAMPLE“
Sheico 2 mm Nylonjersey
Beschichtung:
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01.
Verstärken durch Harz / Leim / Glasfasern
02.
Kontrollieren der Beweglichkeit & Dehnbarkeit durch partielle Verstärkungen
experimente
EXPERIMENTE
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Verleimen von Neopren ( beschichtet und unbeschichtet )
04.
Prägen durch Druck
experimente
03.
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Nähversuche und Verbindungen
experimente
05.
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Ornamentik / Struktur durch Vernähen
experimente
06.
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Drucken auf Beschichtung ( Siebdruck, Handstupsen, Silikon )
experimente
06.
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experimente
Formversuche ( Steifigkeit )
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NEOPREN WEIT - ENG
NEOPREN
NEOPREN NEOPREN NEOPREN WEIT - ENG WEIT - ENG WEIT - ENG
gestalterische recherche
GESTALTERISCHE RECHERCHE
Gängige Produkte aus Neopren, oder mit Neoprenbestandteilen.
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Die weitere Recherche von Objekten aus Neopren führte zu einer wichtigen Einsicht: Während im Funktionsbereich Neopren hauptsächlich körpernah eingesetzt wird, schafft die Mode hauptsächlich mit der Weite und Steifigkeit des Materials um Volumen zu generieren. Dieser Kontrast erweist sich als wichtige Erkenntnis für meine Weiterarbeit, die ich mit vorherigem Moodboard festhielt: Die Kontraste eng und weit, sowie flach und räumlich sind sich jeweils gegenüber gesetzt, um einen Verlauf zu bilden.
gestalterische recherche
KONTRASTE
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Des weiteren suchte ich nach körpernahen Objekten die auch schmuckartig eingesetzt werden, was zu Rüstungen aller Art führte.
gestalterische recherche
THEMA RÜSTUNGEN
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Um die Verortung des Materials weg vom Wasser noch stärker zu visualisieren, wurden Funktionskleider und Signalobjekte ähnlich zur Strassensignaletik aufgenommen. Dazu gehören Leuchtwesten, Schürzen, Schwimmwesten, Anglerwesten, Pistolenholster, etc.
gestalterische recherche
THEMA WORKWEAR
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gestalterische recherche
IDEE
Wo am Körper können Taschen sein? Wie kann man sie befestigen? Was muss in Taschen rein? Taschengrössen und -verschlüsse?
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Oft wird ein Pullover lässig über die Schulter gelegt, machmal auch schräg um Schulter und Hüfte gebunden. Das Hemd um die Hüfte hat sich längst zum modischen Statement entwickelt.
gestalterische recherche
Die natürliche Tragart von weiteren Kleidungsstücken floss ebenso in meine Recherche ein: Wo können Taschen am Körper platziert werden? Wie und wo tragen wir Kleidungsstücke, die zu warm sind?
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Um ein richtiges Gef체hl f체r die Strasse und deren visuelle Qualit채t zu erlangen, suchte ich Motive, die meine Bild- und Farbwelt formen. F체ndig wurde ich bei Strassensignaletik, Absperrungen, Baustellen, Stromkabeln, Lichtreflexionen in der urbanen Umgebung.
gestalterische recherche
STRASSENIMPRESSIONEN
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gestalterische recherche
gestalterische recherche
OBJEKTREFERENZ
Das Aufkommen der Bauchtasche in der gegenwärtigen Mode ist unverkennbar. Das einst als "Touristentasche“ bezeichnete Objekt ist sowohl auf der Strasse als auch auf dem Laufsteg omnipräsent. In Kombination mit den bisherigen Referenzen soll sie neu interpretiert und mit einem frischen Ansatz in meinen schmückenden Taschen wiedergegeben werden.
Bauchtasche von Cote & Ciel aus der Kollektion SS18
"Mountain Fanny Pack“ von Prada“
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formsuche
FORMSUCHE
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formsuche
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formsuche
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formsuche
serie
SERIE Im Prozess der Formsuche wurde bereits früh klar, dass es nicht nur einenoptimalen Ort am Körper gibt, sondern mehrere. Dementsprechend plante ich nicht nur ein Objekt, sondern 3, die sich an unterschiedlichen Körperteilen tragen lassen. Das eine am Hals, das Zweite an der Brust und Schulter, das Dritte sollte an der Hüfte befestigt werden. Somit werden durch die Serie alle Körperteile abgedeckt.
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farbwelt
FARBEN
Inspiriert von den Strassenimpressionen legte ich eine minimale aber starke Farbwelt fest, die auch fĂźr die Inszenierung wichtig sein wird.
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umsetzung Zeichnerisch entwickelte ich unterschiedliche Ansätze ausgehend vom Körperteil an welchem es angebracht werden soll: Vom Hals, zur Schulte und Brust, bis zur Hüfte. Nach dem Festlegen der ungefähren Orte am Körper begann ich mit der Entwicklung direkt aus dem Textil, sowie der Formanpassung am Körper selbst. In mehreren Schritten wurden die Prototypen ausgereift und angepasst. Taschen finden sich an den Orten, an denen sie die Beweglichkeit am wenigsten einschränken und passen sich in der Grösse deren Inhalt an. Grundsätzlich sind alle Schnittmuster aus hauptsächlich einem Teil, mit so wenig EInzelteilen, wie möglich. Ausserdem werden offene Kanten als stilistisches Mittel eingesetzt, da der Neopren - nicht wie herkömmliche Stoffe - nicht ausfransen kann.
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umsetzung
POUCH NO.1 / "RE“
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umsetzung
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umsetzung
umsetzung
POUCH NO.2 / "MO“
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umsetzung
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umsetzung
umsetzung
POUCH NO.3 "RA“
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umsetzung
Der Name des Projektes fungiert gleichermassen als Name für meine Produktelinie. Um diesen auf den Endprodukten abzubilden, entwarf ich ein Logo. Angelehnt an die Schnelligkeit der Strasse, sollte dieser fett und kursiv sein. Japanische Zeichen für die Silben Re, Mo und Ra wurden eingebettet, da die Produkte farblich und formlich stark an japanische Mode erinnern.
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OFF/SHORE
REMORA REMORA
WATERPROOF WATERPROOF
REMORA NEOPRENE
rem ora
branding
BRANDING
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NEOPRENE
NEOPRENE
NEOPRENE
N / O1
レ モ ラ re mo ra
remora レモラ U
NN O1 NEOPRENE
レモラ
remora N
remora NEOPRENE
03
NEOPRENE
re mo ra
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branding
Da der Siebdruck selbst mit Hochweiss auf dem offenporigen Neopren nicht deckend wurde, entschied ich mich, das Logo aufzusticken.
Test 1: Handpoke
Test 2: Silikon Aufdruck
Test 3: Siebdruck
Test 4: Stickerei
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flyer
GESTALTUNG FLYER
ALEXANDER WITZIG
BA OBJEKTDESIGN 2018 off/shore
ALEXANDER WITZIG
BA OBJEKTDESIGN 2018 off/shore
ALEXANDER WITZIG
BA OBJEKTDESIGN 2018 off/shore
ALEXANDER WITZIG
BA OBJEKTDESIGN 2018 off/shore
ALEXANDER WITZIG
BA OBJEKTDESIGN 2018 off/shore
ALEXANDER WITZIG
BA OBJEKTDESIGN 2018 off/shore
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flyer
FINALER FLYER
ALEXANDER WITZIG BA OBJEKTDESIGN 2018 REMORA
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ausstellung
AUSSTELLUNG
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Planung, Models, ungefährer Look.
inszenierung
INSZENIERUNG
Atmosphäre
brutalistisch, beton, futuristisch, modern, street schwarz, grau, rot, gelb
Models
Nives
Lars
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inszenierung
Outfits und Location scouting
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inszenierung
Locations Zürich
Location 1 “Ulmbergtunnel“ Velodurchgang 8002 Zürich
Location 2 Flughafen Zürich 8058 Zürich
Extra-Location Neubau Landesmuseum 8001 Zürich
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inszenierung
Locations Basel
Location 1 Dreispitz Parkhaus Velodurchgang 8002 ZĂźrich
Location 2 Peter Merian Tramhaltestelle 4052 Kaiseraugst
Location 3 Bahnhof St. Johann 4056 Basel
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inszenierung
inszenierung
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inszenierung
inszenierung
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inszenierung
inszenierung
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inszenierung
fazit
FAZIT Textile Verarbeitung war für mich ein willkommenes Neugebiet im Studium. Nähte, Stoffabschlüsse, Fäden, Kanten und viele weitere Techniken musste ich jeweils erlernen, bevor ich sie einsetzen konnte. Mit den jetztigen Kenntnissen freue ich mich, weitere textile Projekte in Angriff nehmen zu können. am meisten profitiert hätte Remora jedoch von der Zusammenarbeit mit einer Textilstudentin als gemeinsame Arbeit. Ungeachtet dessen liess mich die Arbeit mit Neopren meinen eigenen Designprozess neu konzipieren: Ich lernte, Formen direkt im Stoff und am Körper anzupassen und so praktischer und schneller zu entwerfen. Ich experimentierte, testete Möglichkeiten aus, überwand Probleme und versuchte trotz oftmalig gleicher Kritik stets weiter zu entscheiden. Der Stil von Remora wiederspiegelt meine Inspirationen ideal, sowohl die Arbeitskleidung als auch die japanische Schlichtheit machen es zu einem optimal kombinierbaren Schmuckstück. Der dunkle Neopren bleibt klassisch und edel, ohne langweilig zu werden. In einem weiteren Schritt wäre es sicherlich möglich, mehr als nur 3 Stücke zu entwerfen und diese auch als Kleinserie - ich denke an etwa 10 Stücke pro Tasche - zu vertreiben.
DANK Mein Dank gilt meinen Freunden und meiner Familie für die Motivation und Unterstützung, meinen Mentoren, Christof und Christa, für die vielen Feedbacks und die Geduld, sowie meinen Mitstudenten, die immer ein offenes Ohr haben.
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