Anna-Lara Sigron – Dokumentation Bachelorarbeit 2018

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Gestalterische Bachelor-Arbeit Dokumentation Anna-Lara Sigron Hochschule Luzern Bachelor Objektdesign 2018 6. Semester Mentorat:

Florian Hauswirth

Die Notfallapotheke der Schneesportlehrer



INHALTSVERZEICHNIS

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AUSGANGSLAGE, MOTIVATION, ZIEL

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2. ZIELGRUPPE Seite 7 3. PROJEKTIDEE Seite 9 4. INHALT Seite 11 5. PROTOTYPEN Seite 13 6. ICONS & SYMBOLE Seite 17 7. AUFDRUCK Seite 19 8. MATERIAL UND TECHNIK Seite 23 9. FARBKONZEPT Seite 25 10. HARDWARE Seite 27 11. bobo Seite 29


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Ausgangslage Die Schweiz ohne den Wintersport ist kaum vorstellbar. Über die Jahre hat sich das Angebot an Sportequipment stark erweitert und die Geräte wurden schneller, besser und auch leichter. Textilien verbessern sich laufend, sie werden dünner und gleichzeitig wärmer und wasserabweisender. Der Winter ist jedoch auch die Zeit der vielen Unfälle und nicht wenige davon entstehen im Skigebiet. Ich als Snowboardlehrerin in der Skischule Churwalden, bin mir gewohnt eine Taschenapotheke zu meiner Ausrüstung mitzuzählen. Die Taschenapotheke jedoch ist ein kleines kubisches Etui, es in der Jacke unterzubringen ist oft störend. Es kann auch sein, dass man bei einem Sturz darauf fällt.

Motivation Mir ist aufgefallen, dass Taschenapotheken auf dem Markt mehrfach vorhanden sind, jedoch unterscheiden sie sich kaum in ihrer Form. Meist beschränkt sich das Design auf ein kleines, rotes Etui mit unterschiedlichem Inhalt. Es kann teilweise am Gurt befestigt werden oder falls eine genügend grosse Tasche vorhanden ist, darin verstaut werden. Wirklich bequem ist es jedoch keine dieser Lösungen, wenn man bedenkt, dass man Wintersport betreibt und sich ungestörte Bewegungen positiv auf das Fahrverhalten auswirken.

Ziel Mein Ziel ist es nun dieses Produkt zu optimieren, dass es nicht mehr als störender Ballast wahrgenommen wird, sondern wie ein Helm, Teil der Ausrüstung wird. Das Objekt soll angenehm zu tragen sein und seinem Nutzen entsprechen. Durch die Erkenntnisse meiner Recherche möchte ich dass die Apotheke weitere wichtige Funktionen wie Gedankenstützen oder Lerninhalt übermittelt. 5


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ZIELGRUPPE Meine Zielgruppe sind die Schneesportlehrer/innen der Schweizer Skischulen. Ich bin selbst Snowboardlehrerin in der Skischule Churwalden und übe diese Tätigkeit nun seit 2 Jahren mit Leidenschaft aus. Ein verantwortungsvoller Job, ist man doch oft mit einer Gruppe Kindern unterwegs, deren Eltern ihr Vertrauen in dich setzten und erwarten, dass ihr Kind am Abend gesund wieder zurück ist. Klar ist also, dass man nebst einem dem Können ausgerichteten Unterricht auch auf Notfälle vorbereitet sein muss. Momentan ist jeder Schneesportlehrer selber für die Organisation einer Notfallapotheke verantwortlich. Es kann sein, dass ihn die Skischule bei der Auswahl unterstützt von seiner, jedoch ist es nicht so, dass es ein einheitliches Modell mit einheitlicher Ausstattung sein muss. Die Apotheken unterscheiden sich dementsprechend stark in ihrer Grösse und Form. Selbst die Ausstattung ist mal ausführlicher und mal etwas zurückhaltender. Teilweise sind die Apotheken gar auf Situationen ausgerichtet, die mit einem Schneesportunfall nicht viel zu tun haben. Beispielsweise habe ich in meiner privaten Apotheke eine Zeckenpinzette gefunden. Es ist also mein Ziel, eine Apotheke zu gestalten, welche in ihrer Form sowie in ihrem Inhalt mit den Bedürfnissen der Schneesportlehrer übereinstimmt. Um alle diese Bedürfnisse herauszufinden habe ich einzelne Personen interviewt, Gespräche mit Fachexperten wie der Rega, den Pistenpatrouilleuren und der Suva geführt und eine umfangreiche Umfrage durchgeführt, bei der 172 Schneesportlehrer/innen der Schweiz teilgenommen haben.

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PROJEKTIDEE Die gesammelten Rechercheresultate meiner schriftlichen Arbeit möchte ich nun in ein Produkt übersetzen. Das First Aid Kitt soll genügend Platz für die definierten Produkte bieten, einfach zu bedienen sein und komfortabel am Körper zu tragen. Ich experimentierte mit verschiedenen Positionen am Körper und habe erkannt, dass es wohl am angenehmsten ist die Apotheke am Oberkörper oder in einer geeigneten Tasche in der Jacke aufzubewahren. Die Apotheke soll unter und auch über der Lehrerjacke getragen werden können. Vor allem aber soll die Apotheke auch beim Verwenden einer privaten Jacke, welcher zum Beispiel die ideale Rückentasche wie jene der Lehrerjacke fehlt, keine Nachteile in der Aufbewahrung machen. Sie soll also auch ohne passende Tasche mit einem Gurt getragen werden können. Um nicht aufzutragen, muss die Notfallapotheke möglichst flach sein und auch wasserabweisende Eigenschaften mit sich bringen, sodass die medizinischen Inhalte gut vor dem Schnee und Regen geschützt sind. Der Platz auf der Hülle bietet die Möglichkeit wichtige Gedankenstützen für die Nothilfe oder auch Lehrmaterial für den Unterricht abzubilden. Vor allem soll daran erinnert werden, sich in einer Notsituation erst Klarheit über eventuelle Gefahren für jegliche Beteiligte zu verschaffen und so weiter Katastrophen zu vermeiden. ERKENNEN, BEURTEILEN, HANDELN, ALARMIEREN, BERGEN, und ERSTE HILFE, sind die Kernbegriffe die in Notsituationen wichtige Leitfunktionen übernehmen. Im Innern soll eine klar strukturierte Ordnung herrschen, sodass man im Notfall schnell das richtige Hilfsmittel findet. Hierfür wird der Inhalt mittels Abbildung bezeichnet und in gut lesbarem Font angeschrieben. Die Gestaltung meiner Apotheke soll den Ansprüchen meiner Zielgruppe gerecht werden. Ein sportlicher Look der sich gut mit bereits vorhandenem Equipment kombinieren lässt soll die Apotheke zu einem Objekt werden lassen, dass man gerne auf sich trägt und so die gedankliche Auseinandersetzung mit möglichen Notsituationen bewirken. Denn wer gedanklich auf einen Unfall vorbereitet ist, kann im Notfall besser handeln.

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INHALT Kommt es zu einem Unfall, ist es von Vorteil die richtigen Utensilien dabei zu haben. Um alle diese Utensilien zu definieren, treffe ich mit der Rega und den Pistenpatrouilleuren. Der folgende Inhalt gilt als empfehlenswert auf sich zu tragen: Rettungsdecke Verband Wundauflage Kompresse Dreieckstuch Pflaster Desinfektionstücher Beatmungstuch sterile Einweghandschuhe Handwärmer Stift Zettel Als erstes versuche ich nun alle diese Dinge so platzsparend wie möglich anzuordnen. Auch soll die Anordnung sinnvoll sein und so beispielsweise Pflaster und Desinfektionstücher zusammen versorgt sein. Ziel ist es die Utensilien in 6 gleich grosse Päckchen zu portionieren. Dabei mussten Anpassungen in der Form beim Verband vorgenommen werden, er wird statt aufgerollt um einen Kartonträger gewickelt. So ist er flacher und passt sich in der Volumenverteilung den anderen Objekten an. Der Kartonträger kann bei der Verwendung auf die Finger gesteckt werde, was ein zusätzlicher Vorteil bringt, da die Rolle nun nicht mehr aus der Hand fallen kann und sich ungewollt abrollt.

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PROTOTYPEN Bei der Ausarbeitung der Prototypen beginne ich sehr simpel. Als erste ist es nur das Ziel den Inhalt am Körper zu tragen, um zu sehen, ob meine Vorstellungen dem Tragkomfort entsprechen. Ich teste Prototypen jeweils und frage auch nach der Meinung anderer Schneesportlern. Die Idee einzelner Täschchen ist beim Testen ausgeschieden, stattdessen erwies sich ein faltbares Etui mit zwei Reissverschlüssen als besonders praktisch. Die Inhalte können so in 6 Abteilen untergebracht werden und über einen Gurt gefaltet am Körper befestigt werden. Eine Handhabung der Apotheke am Körper für kleinere Verletzungen wird so möglich, handelt es sich jedoch um einen Grösserer Unfall, kann die Apotheke schnell ausgezogen werden und beide miteinander verbundenen Reissverschlüsse auf einmal geöffnet werden, um sich so einen direkten Überblick zu verschaffen. Das Etui bietet vorne wie hinten genügend Platz für einen hilfreichen Aufdruck.

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Symbolische Elemente

Beispiel von Ikea: Immer eine Hand als Icon Verband Stripes Wundauflage Desinfektionstücher Pflaster Typo: Farbigkeit

Plastik verschweisst Sterile Verpackung Sterile Verpackung Sterile Verpackung Sterile Verpackung Pflaster

Grossenangaben und Anzahl, Produktinformationen Schwarz/ Weiss, nur Konturenhaft

Keine Rufnummern

Beisppiel von Pinterest : Unterschiedliche Objekte als Icons Bandage Bandage Steril (plastik verschweisst) Wundauflage Desinfektionstücher Pflaster Notfalldecke Schere Dreieckstuch Beathmungsmaske Tape Handschuhe Telefon Typo: Farbigkeit:

Für die Gestaltung der Grafischen Elemente wählte ich eine einfache Bildsprache aus Linien und vereinzelt Flächen in derselben Farbe. Ich erstelle für jedes Produkt in der Apotheke ein eigenes Icon, welches dem Nutzer hilft es schnell zu finden. Es wird jedoch trotzdem empfohlen sich die Icons und das dazugehörige medizinische Hilfsmitte schon vorab anzuschauen und sich zu überlegen für was es alles verwendet werden kann. Des weiteren zeichne ich im Illustrator Abbildungen, Symbole und Flussdiagramme für die richtigen Signalnationen beispielsweise für die Kommunikation mit der Flugrettung oder hilfreichen Informationen für einen Basic Life Support.

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Name Produkt, Schwarz und Weisse Schrift Orange/ Weiss, nur Konturenhaft


ICONS & SYMBOLE

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AUFDRUCK

Passend zu den 6 Kernbegriffe hat die Apotheke 6 Fächer, welche eine ideale Aufteilung auch für den Inhalt ergeben. Der fertig gelayoutete Aufdruck in Schwarz wird durch Siebdruck auf den Stoff übertragen. Bei der Belichtung wird alles was Schwarz abgebildet ist später als weisser druck übertragen sein. Ich beschichte zwei Siebe, eines für das vordere Schnittmusterteil und eines für das rückseitige Schnittmuster. Da ich auf einen dunkelblauen Stoff drucke, verwende ich ein besonders deckendes Weiss mit einer zähflüssigen Konsistenz. Dieses erfordert ein gründliches Auswaschen des Siebes nach jedem Druckvorgang.

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MATERIAL & TECHNIK Als Hauptmaterial verwende ich ein Cordura Gewebe mit einer TPU (thermoplastisches Polyurethan) Beschichtung. Das Textil hat zum Vorteil, dass es besonders robust und abriebfest ist. Er wird oft bei Rucksäcken oder Wasserbeuteln eingesetzt, ist wind- und wasserdicht. Eines der Haupmerkmale ist die Möglichkeit den Stoff mittels Ultraschall zu verschweissen. Mit einem Hand-Ultraschall Gerät teste ich erst verschiedene Outdoorsport-Textilien auf ihre Schweissbarkeit, das Cordura Gewebe liefert hier die besten Ergebnisse. Auch machte ich viele Versuche mit Textile Bonding, einem Vorgang, bei dem Textilien zusammengeklebt werden. Diese Methoden sind in der Herstellung von Sport Bekleidung heute sehr verbreitet. Für mein Projekt eignet sich jedoch das Schweissverfahren am besten. An der STF der Schweizerischen Textilfachschule werde ich fündig nach einer geeigneten Maschine und kann die fertigen Schnittmusterteile und die Reissverschlüsse mit der Pfaff zusammenfügen. Schweissen hat zum Vorteil, dass wind- und wasserdichte Nähte entstehen. Parameter wie Geschwindigkeit, Amplitude und Druck beim Schweissvorgang sind zu beachten und je nach verwendetem Textil unterschiedlich. Die Nähte sind dauerhaft und robust, da die Beschichtung der Textilien miteinander verschmolzen werden.

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FARBKONZEPT Grundsätzlich gilt, dass alle Elemente, die bedient werden müssen in einer Farbe sind alle Aufdrucke in einer Farbe und der Stoff die dritte Farbe ist. Somit kommen drei Farben zusammen, die sich voneinander in starkem Kontrast unterscheiden müssen. Im Schnee ist eine besonders gute Sichtbarkeit notwendig, deshalb wählte ich hierfür einen dunkelblauen Stoff, die Aufdrucke wiederum sollen gut lesbar sein und sich auf dem Trägermaterial abheben. Ich wähle hier die Weisse Farbe. Mit den Druckknöpfen, den Laschen zum Greifen und den Reissverschlüssen können Farbakzente geschaffen werden und Funktionen dargestellt werden. Derselbe Farbakzent wird auch für die Sicherheitsstiche die auch zur Visualisierung der Abgrenzung der einzelnen Abteile zuständig ist verwendet. Das Farbkonzept soll für die Skischulen eine gewisse Individualisierbarkeit gewährleisten. So können Skischulen drei Parameter verändern und passend zu ihrer individuellen Uniform gestalten. Ich entschied mich hier zwei Varianten auszuführen, die sich alleine in Punkt 3, den Elementen zur Bedienung unterscheiden. 1. Stoff dunkel 2. Aufdruck hell 3. Elemente zur Bedienung leuchtende Farbe.

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HARDWARE Zwei Elemente erstellte ich mittels 3D druck passend für meine Notfallapotheke. Eine Pfeife um ein Notsignal zu erzeugen und der Verschlusshacken am Gurt für die Befestigung der Notfallapotheke am Körper. Ich Zeichen die Modelle erst auf dem Computer mit dem CAD Programm Fusion360 und drucke sie anschliessend auf dem Zortrax M200. Der Gurthacken wurde speziell auf ein 40 mm breites Gurtband angepasst und die Signalpfeife auf das 20 mm breite Griffband. Bei der Pfeife orientiere ich mich an einem aus dem Internet bezogenen Modell und passe es für meine Verwendung an. Die beiden 3D gedruckten Teile dienen der Visualisierung für den Prototyp und sind künftig als Spritzgussteile gedacht da dies in einer grösseren Produktion mehr Sinn ergeben.

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Der Name bobo steht im schweizerdeutschen Sprachgebrauch sowie auch im französischen für eine kleinere Verletzung oder ein Wehwehchen. Es ist in Wort aus der Kindersprache und in diesem Sinne ideal für eine Notfallapotheke die Hauptsächlich im Kinderunterricht eingesetzt wird. Der Name ist einfach zu merken und auch für Feriengästen verständlich. bobo hat jedoch noch viele andere Bedeutungen. So bedeutet das Wort beispielsweise im spanischen ein Spassmacher/Narr. Durch die vielzähligen Bedeutungen des Namens können so immer wieder interessante Diskussionen mit den Gästen stattfinden. bobo ist die Notfallapotheke der Skilehrer. Sie enthält alle notwendigen Utensilien zu Behandlung von kleineren Verletzungen und zur bestmöglichen Zeitüberbrückung bis professionelle Hilfe eintrifft bei grösseren Verletzungen. bobo hilft in schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren und unterstützt mental bei der Nothilfe. Ihre flache Form und die diversen Möglichkeiten die Apotheke zu tragen gewähren Bewegungsfreiheit für jeden Fahrstil und jedes Sportgerät. bobo ist sehr robust und strapazierfähig und bietet mit den richtigen Handgriffen einen schnellen Zugang und einen sofortigen Überblick zum Inhalt. Durch die individuellen Farbmöglichkeiten für die Skischulen lassen sich die Skilehrer unterscheiden und einer Skischule zuordnen so kann ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen ähnlich wie beim Tragen einer Uniform.

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