Anouk Bonato – Dokumentation Bachelorarbeit 2018

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minna



hochschule luzern gestalterische bachelorarbeit 2018 objektdesign 6. semester mentor: florian hauswirth anouk bonato hauptstrasse 72b, 4107 ettingen 079 864 88 02 anouk.bonato@hotmail.com

minna eine arbeit zu reduktion & expansion



Inhaltsverzeichnis Einleitung Entwicklung Herstellung Endprodukt & Werkschau Socialmedia Danksagung



“The secret of happiness, you see, is not found in seeking more, but in developing the capacity to enjoy less.� Socrates, 469 v. Chr.


Einleitung Minimalismus ist kein Ziel oder Zustand, sondern ein Weg zu einem entspannteren Dasein. Es ist die Suche nach einer Balance zwischen brauchen und wollen, Nachhaltigkeit und Komfort. Beim gelebten Minimalismus ghet es darum, unnötigen Ballast abzuwerfen um Raum zu schaffen für das, was uns wirklich wichtig ist - sei es materieller Natur oder auch nicht. In diesem Fall dreht sich alles um einen spezifischen Teil des materiellen Besitzes: die Alltagsbekleidung. Mit minna ist ein Zuhause für Kleidung entstanden, dass in den Minimalismus als Lebensstil eigepasst ist. Es braucht und bietet Platz für nicht mehr als nötig ist. Eine Kleiderstange im textil eingefassten oberen Bereich beherbergt bequem bis zu 17 Bügel. Zwei Schublanden fassen gefaltete Stücke wie Shirts, Hosen und Unterwäsche, während eine dritte Schublade die Aufbewahrung aussersaisonaler Klamotten übernimmt. Zuunterst können zwei Paar Schuhe auf einem mit Linoleum ausgestatteten Tablar abgestellt werden. Abgerundet wird das Möbel mit einem kleinen Spiegel der zusätzlich am hervorstehenden Ende der Kleiderstange aufgehängt werden kann.


Entwicklung Ausgangslage (Auszug aus der schriftlichen Bachelorarbeit) Die Bevölkerung der Welt wächst – und mit ihr der Konsum von Verbrauchsgütern. Beim Jahreswechsel 2017/18 umfasste die Weltbevölkerung laut Schätzungen bereits rund 7,59 Milliarden Menschen. Immer mehr dieser Menschen streben einen gewissen Wohlstand an. Die Kapazität des Planeten bleibt jedoch gleich, so dass der Vorrat an finiten Rohstoffen bald erschöpft sein dürfte. Auch nachwachsende Rohstoffe sind teils bereits Mangelware. Schon jetzt verschiebt sich der Earth Overshoot Day jährlich ein wenig nach vorne. Der ökologische Fussabdruck eines durchschnittlichen Schweizers beträgt 3,3. Wir beanspruchen also mehr als dreimal so viel Produktionsfläche, wie uns mit rund 1,7 globalen Hektaren pro Kopf zustehen würde. Diese Einstellung zum Konsum ist rein mathematisch langfristig nicht haltbar und deshalb nicht nachhaltig. Dazu dürften wir gesamthaft als Weltbevölkerung nicht mehr verbrauchen, als in der selben Zeit wieder Nachwachsen kann. Eine Gruppe von Individuen, die zu dieser Erkenntnis gelangt sind und ihr Leben nachhaltiger gestalten möchten, sind die Minimalisten. Diese konsumkritischen Personen minimieren ihren Besitz auf in ihren Augen Essenzielles, um sich selbst und die Umwelt nicht unnötig mit der Anschaffung, Bezahlung, Pflege und Entsorgung von Konsumgütern zu belasten. Für genau solche Menschen ist minna gedacht. Für Minimalisten und alle die sich in diese Richtung bewegen möchten.


Idee Ursprünglich in die Arbeit gestürtzt habe ich mich mit dem Gedanken, dass wir ja eigentlich nicht mehr Kleidung brauchen, als das, was wir auch auf eine Urlaubsreise mitnehmen würden:

Ich befasste mich als erst mal mit Gepächstücken und spielte mit der Idee, ein Möbel zu bauen, mit einer Schublade oder ähnlichem, aus der situationsbedingt ein intergriertes Gepäckstück entnommen werden kann.


kill you darlings Die Beschr채nkung auf das Volumen eines Gep채ckst체ckes schien mir und diversen Gespr채chspartnern dann allerdings doch zu erzieherisch. Stattdessen sollte mein Produkt vielmehr als Helfer oder Vermittler fungieren.


Mein Möbel sollte VerbraucherInnen für ihr Konsumverhalten sensibilisieren, ohne zu aufdringlich zu sein. Dazu könnte es Hinweise auf den Gebrauch einzelner Teile geben und damit beim (aus-)sortieren der Kleidung helfen. Dazu habe ich die unterschiedlichsten Mechanismes und Ideen geprüft, von einer Etikette, die Waschzyklen mitzählt, über lastensensible Kleiderstangen, die bei Überladung kollabieren, bis hin zu Messinstrumenten, die nach einer gewissen Zeit Siganle auslösen. Schlussendlich erarbeitete ich eine Kombination von Schubladenkorpus und Kleiderstange mit einem besonderen Twist. Die Kleiderstange war als Schneckenwinde konzipert, durch deren Drehung um die eigene Achse sich die Kleiderbügel daran wie an einem Fliessband vorwärts bewegen sollten. Am Ende der Winde angekommen, würden die Bügel mitsamt Kleidungsstück in eine Auffangschlaufe rutschen. Neue resp. frisch gewaschene oder erneut tragbare Klamotten werden jeweils am Anfang der Stange aufgehängt und bewegen sich während eines definierten Zeitraumes dem Ende der Winde entgegen. Bleibt ein Stück während dieser Zeitspanne ungenutzt hängen, rutscht es in die Auffangvorrichtung und ist damit deutlich zu erkennen. Angetrieben würde der Mechanismus von einer Uhr.

Die Idee dahinter war es, dem Nutzer oder der Nutzerin aufzuzeigen, welche Kleidungsstücke schon länger nicht mehr getragen wurden und ein kritisches Hinterfragen des eigene Besitzes zu fördern.


Insgesamt widersprach sich das Konzept aber teilweise selbst, insofern, dass der Mechanismus mit der Uhr und der Winde viel zu technisch und kompliziert war. Die Kompexität entsprach dem Grundthema Minimalismus nicht. Ausserdem waren Komplikationen in der Nutzung voraussehbar. Was tue ich mit frischer Wäsche, wenn noch kein Platz am Anfang der Stange frei ist? Was geschieht mit den Lücken, wo Kleider ausgewählt und entnommen wurden? Ist das Ticken der Uhr störend bei einer Nutzung im Schlafzimmer? Nach der Zwischenpräsentation war klar, dass ein neues, vereinfachtes Konzept her muss.


Schutzfaktor Bei der genaueren Betrachtung meiner Wünsche und Kriterien drängte sich immer wieder die Frage nach dem Schutz der Kleidung auf. Kleidung bietet einerseits Schutz und braucht ihn andererseits auch. Was also besseres als eine Art Mantel um diesen Schutz vor Licht, Staub, Gerüchen oder neugierigen Blicken von Besuchern zu gewährleisten. Eine textile Hülle bietet diesen Schutz ohne das Möbel unnötig zu beschweren - sowohl optiosch als auch physisch - und bleibt trotzdem durchlässig genug, damit die Kleider hängend gut auslüften können.


DIe Auseinandersetzung mit der Hülle brachte auch das Thema Grenze zum Vorschein. Die Hülle umhüllt etwas und verkörpert damit die Grenze zwischen dem Umhüllten und der Aussenwelt. Abgrenzung oder eher Eingrenzung schwebte mir als mögliche neuer Pfad vor. Wieso nicht gleich die Eingrenzung als Methode zur Fokussierung nutzen? Erste Skizzen zeigen einen Schrank mit einer bandartigen Hülle und einer kleinen Aussparung, durch die nur jeweils ein einzelnes Abteil des Schrankes zugänglich ist. Die Idee entwickelte sich rasch weiter resp. zurück zu einer Kombination aus Schubladenstock und Kleiderstange, wobei jeweils nur einer der beiden Funktionsbereiche genutzt werden kann.



Aus diesem vielversprechenden Konzept entwickelte sich bald eine praktischere Lösung, bei der die Module für sich stehen und nur mehr das ansonsten offene Abteil für die hängenden Kleider eingehüllt wird. Dies geschah zuerst durch eine physische Zweiteilung des Möbels, entwickelte sich aber schnell zu einer wiedervereinten Abwandlung, bei der das umhüllende Band oberhalb der Schubladen umgeleitet wird. Hier stellte sich das Problem, dass die angedachten Querverstrebungen zur Führung der Schubladen innerhalb der senkrechten Eckpfosten durchgezogen werden müssen, während sie zur Halterung und Positionierung des Bandes aussenherum verlaufen müssen.

Die Lösung lag in einer Aufspaltung der Querversrebung von durchgängigen Ringen zu einzelnen Bögen. Die Anordnung und Positionierung dieser Bögen dient ausserdem der Stabiliseirung des Gesamtkonstruktes.




Herstellung Schubladen & Tablare Die Schulbladen & Tablare konnte ich mit Hilfe der Schreinerei Huber design in Oberwil BL umsetzen. Der französiche Autor Antoine de Saint-Exupery definierte Perfektion als einen Zusatnd in dem es nicht nichts mehr hinzuzufügen, sondern nicht mehr wegzunehmen gäbe.1 Ganz nach diesem Gedanken habe ich mich zum Öffnen der Schublade an Stelle von Stahlbügeln für hinterschnittene Grifflöcher entschieden. Seitlich gleiten die Schubladen über die gefrästen Fugen auf Stahlbügeln.

Seiten, Front und Rücken der Schubladen werden durch Clamex, einen lösbaren Verbindungsbeschlag von Lamello zusammengehalten. So bleibt die Möglichkeit erhalten, die Schubladen auseindernehmen zu können, falls beispielsweise mal der Boden ausgetauscht werden soll. Dieser ist mit schwarzen Linoleum belegt, einem umweltfreundlichen und natürlichen Material, das einen Kontrast zum Holz der restlichen Schublade bietet. Auch die Schuhablage ist mit demselben Linoleum belegt, um das darunterliegende tragende Holz zu schützen.

1 Antoine de Saint-Exupery, Terre des Hommes, S. 60


Spiegel Am herausstahenden Ende der Kleiderstange kann nach Wunsch ein kleiner Spiegel aufgehängt werden. Ich verwende einen schlichten runden Spiegel mit 35cm Durchmesser, in den ich bei der Demenga Glas AG freundlicherweise ein 38mm Loch bohren durfte.


Holzstäbe Für die “Stützpfeiler” des Möbels habe ich bei Eicher Holzwaren zwei Meter lange Handläufe mit 35mm Durchmesser aus einheimischem Ahorn bestellt. In diese habe ich in der Holzwerkstatt auf der Oberfräse jeweils zwei halbrunde Hohlkehlen zum Einlegen der Stahlbügel gefräst.

Stahlbügel Die Bügel, die minna zusammenhalten und die Schienen der Schubladen bilden sind aus 10mm rostfreiem Edelstahl gebogen.


Textil & Gummi Für die Ummantelung des oberen Bereiches mit der Kleiderstange habe ich einen grauen Leinenstoff gewählt. Leinen ist ein natürlichen und umweltschonendes Material, dass auch in der Schweiz angebaut wird. Es ist robust und pflegeleicht und ist optisch und haptisch sehr ansprechend. Zusammengehalten und geführt wird das textile Band von einem schwarzen 6mm Expanderseil. Es handelt sich dabei um einen 16-fach mit PP-Ultrafeingewebe umflochtenen Latexkern aus mehreren Fäden. Die Elastizität sorgt dafür, dass das Band satt auf den Bügeln aufliegt, ohne diese durch grosse Kraftaufwendung unnötig zu belasten. Die Kunstfaserummantelung lässt den Gummi auf den Stahlbügeln gleiten.


Endprodukt & Werkschau




A N O U K B O N ATO BA OBJEKTDESIGN 2018 minna der Schrank zum minimalistischen Lebensstil


Socialmedia


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Danksagung Mein besonder Dank geht an:

Meinen Mentor Florian Hauswirth fürs heran- und wieder wegzoomen wenn ich mal wieder die Perspektive verloren habe Raphael Beck, Pascal Hofer & Andreas Wallimann sowie André Schuler und Mundy Nussbaum für ihre helfenden Hände und Worte in den Werkstätten Simon Huber und Fabian Trümpy von der Schreinerei Huber design in Oberwil BL, die mir mit Rat, Tat und Linoleum zur Seite standen Rebekka von Glore Luzern, für ihr Vertrauen in mich und die grosszügige Leihgabe die Demenga Glas AG in Basel meinen KommilitonInnen, die stets mitgelitten , aber auch -gefeiert haben und meinem Mann für die moralische Unterstützung

MERCI!



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