Léon Bolz, Dokumentation «NAUTILUS», BA Objektdesign 2023

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NAUTILUS

Hochschule Luzern - Design und Kunst

Dokumentation Bachelorarbeit

Objektdesign

Mentorat: Thai Hua

Léon Bolz

Juni 2023

INHALTSVERZEICHNIS

DIE GROBGERIPPTE KÖRBCHENMUSCHEL 5 RECHERCHE 13 FUNKTIONS UND BEWEGUNGSANALYSE 23 PROTOTYP 1 45 PROTOTYP 2 57 PROTOTYP 3 73 NAUTILUS 81 REFLEKTION 91

DIE GROBGERIPPTE KÖRBCHENMUSCHEL

Die weltweit rapide sinkende Biodiversität ist eine der grössten ökologischen Herausforderung der kommenden Jahrzehnte und hat enorme Auswirkungen auf das Klima und unsere natürlichen Lebensgrundlagen.

Von Menschen eingeschleppte invasive Arten, stören das Gleichgewicht in der Tier- und Pflanzenwelt. Einige davon könnten als Lebensmittel genutzt werden. So auch die grobgerippte Körbchenmuschel, die derzeit zu der weltweit am weitesten verbreiteten invasiven Art in aquatischen Systemen zählt.

Mit einer neuen Produktkategorie zwischen Schaufel und Kescher erleichtert Nautilus das Einsammeln der invasiven Muschel, um diese als Lebensmittel für den Privatgebrauch zu nutzen.

Die grobgerippte Körbchenmuschel stellt in nicht heimischen Gewässern ein Problem für die Gewässerökologie dar.

Ihre dicke Schale ist von heimischen Arten nicht zu knacken, wodurch die Süßwassermuschel im europäischen Raum keine natürlichen Fressfeinde hat. Sobald die Muschel geschlechtsreif ist, kann sie bis zu hunderte Larven täglich produzieren. Durch ihre schnelle Vermehrung konkurriert sie mit anderen aquatischen Bewohnern um das Phytoplankton und den Lebensraum. Die Menge an Muschelschalen bildet am Gewässerboden eine neue Sedimentstruktur. Ein Schlickeruntergrund wird so rasch kiesbodenähnlich. Der Gewässerboden kann nicht mehr atmen und andere Arten kommen nicht an Ihre Nahrung.

Zur Nahrungsaufnahme filtert die Muschel das Wasser und kann die Wasserqualität beziehungsweise den Anteil an Phyto- und Zooplankton potenziell beeinflussen. Ausserdem können die Ausscheidungen der Muscheln, wie Kot und Scheinkot, ein Problem für die Gewässer darstellen.

All diese Faktoren könnten dazu beitragen, dass sich der biogeochemische Kreislauf von Gewässern ändern kann.

6 AUSGANGSLAGE
PROBLEMATIK
7
VERBREITUNGSKARTE
10 SEE IN NEBRASKA
11 ZÜRICHSEE

RECHERCHE

Lenny ist beruflich als Koch tätig. Auf die grobgeripppte Körbchenmuschel wurde er beim Schwimmen mit Freunden im Sommer 2022 aufmerksam. Seit da an, sammelt er die Muschel in der Reuss und bietet diese in Restaurants an.

Privat verkauft er die Muschel unter dem Namen „Reussmüscheli“ als Lebensmittel in einer Markthalle sowie eingelegt in Öl um diese als Topping zum Beispiel für Pizza oder Apérobrötchen zu verwenden.

Auf einem Kaffee mit Lenny erzählt er mir über das Sammeln, die Tücken, die Orte welche gut sind und wie er mit der Neugierde von Passant*innen umgeht.

Er befürwortet jegliche Art von aufmerksam machen auf die Muschel in unseren Gewässer. Er sagt, dass an guten Tagen an manchen Orten wenn er am Sammeln ist bis zu 6 Kilo von dem Muscheln in etwa 45 Minuten ernten kann. Das grösste Problem sei das sortieren von den Muscheln von jeweiligen Steinen oder offenen Schalen. Die Muscheln schmecken um einiges besser aus dem Fluss als aus dem See, meint er weiter. Aus diesem Grund sammelt er ausschliesslich aus den Flüssen.

Im Bild sieht man die Ausstattung welche er zum wöchentlichen Muschelsammeln mitnimmt. Dazu gehören eine grössere grüne Gemüsebox, eine kleinere gerillte obendrauf, ebenfalls eine graue kleinere Raku-Box und ein Schüfeli um das Sediment in die Behälter zu kippen.

Er vergleicht das Sammeln mit Goldwäschen und könnte sich eine Art Laufbandrille vorstellen welche mit der Nutzung der Strömung die Muscheln aussortiert. Wie beim Goldwaschen halt. Nichts desto Trotz findet er ein Tool für die lokale Bevölkerung fast eine bessere Idee. Es hat genug für alle und je mehr Muscheln aus dem Fluss verschwinden desto mehr Platz hätten die heimischen Arten wieder.

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KAFFEE MIT LENNY HARTMANN
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FOTOGRAFIE: GIOVANNI MELIS

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DIE GROBGERIPPTE KÖRBCHENMUSCHEL

Der erste Feldversuch wurde mit verschieden potenziellen denkbar funktionstüchtigen Werkzeugen, Utensilien und Objekten versucht. Dabei ging es um die Beantwortung wie und in welcher Anzahl die Muscheln zugänglich sind und diese eingesammelt werden können.

Die Bilder zeigen, dass eine genügend grosse Menge in der Reuss befindet, welche man für die Weiterverarbeitung als Lebensmittel nutzen kann. Die Muscheln sind niederschwellig zugänglich und es ist legal, sie zu sammeln.

Das Spaghettisieb ergab sich funktionstechnisch als vorteilhaft. Das Aussieben von Sand und Sediment ist ein wichtiger Teil des Sammelns und ermöglicht es am Besten an die Muscheln heranzukommen. Das Sortieren ist jedoch noch eine Herausforderung für die Arbeit, wie ist es möglich die Muscheln von den Steinen zu sortieren ohne grossen Aufwand?

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20 FUNKTION - RECHERCHE
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FUNKTIONS- UND BEWEGUNGSANALYSE

Um mögliche Probleme und Schwierigkeiten beim Sammeln in Gewässern zu erkennen, wurden Funktionsprototypen entwickelt.

Da bislang kein vergleichbares Werkzeug existiert, wurden für die Prototypen verschiedene Funktionen aus der Objektrecherche sowie dem ersten Feldversuch übernommen. Es entstanden insgesamt sechs Prototypen, die nun im zweiten Feldversuch untersucht werden.

Die Untersuchung der Prototypen erfolgt anhand der Begriffe welche im ersten Feldversuch als wichtig für das Sammelutensil identifiziert wurden. Dazu gehören das Einstechen in das Sediment, das Greifen, Aufnehmen und Halten, das Sieben und Sortieren von Muscheln sowie die Fähigkeit des Utensils, Neugierde zu wecken und beim Sammeln Spass zu machen.

24 FUNKTION - PROTOTYPEN
25 1.1 2.1 3.1 4 6 5 1.2 2.2 3.2
26 FUNKTIONS- UND BEWEGUNGSANALYSE 1.1

EINSTECHEN

Der Einstich ist durch die angerundete Schaufelform gut möglich und lässt eine aufnahme einer grösseren Menge zu.

GREIFEN / AUS &- AUFHEBEN / HALTEN

Der Griff ist ist für beide Hände gedacht, um mehr Druck auf das Sediment auszüben. Dies ermöglicht eine grössere Menge aus dem Gewässer zu schöpfen. Das Aus- & aufheben sowie das halten wurde durch den Dopppelgriff unterstützt, jedoch ist das Sammeln mit dem investieren von Kraft und Bückbewegungen verbunden.

SIEBEN UND SORTIEREN

Die Trichterform ermöglicht durch den hinteren Ausgang eine beliebte Grösse herauszusortieren. Sandiges Sediment filtert sich durch das am Trichter befestigte offene Gestänge heraus. Die übrig gebliebenen Steine, Schlamm usw. kann wieder herausgeleert werden.

BEWEGUNG

Die Bewegung ist durch den Doppelgriff eine angenehme Bückbewegung. Diese benötigt jedoch viel Kraft, da das Utensil durch das viele Material schwer ist.

ERLEBNIS

Das Sieben und Sortieren funktionierte überraschend gut. Das Gewicht des Utensils ist jedoch viel zu schwer für eine wiederholende Tätigkeit.

KRITIK

Durch die grosse Öffnung können auch grössere schwere Steine auf einmal im Trichter landen, welche viel Gewicht besitzen und denn Sammelprozess erschweren. Die Bewegung des Bückens macht nur bedingt Spass, da das Werkzeug schwer ist.

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28 FUNKTIONS- UND BEWEGUNGSANALYSE 1.2

EINSTECHEN

Mit der Verlängerung welche oberhalb vom Utensil befestigt wird, ist der Einstich vergleichbar mit einem „Golfabschlag“. Man kommt nur schwierig in das steinige Sediment.

GREIFEN / AUS &- AUFHEBEN / HALTEN

Das Greifen des Utensils ist durch die Verlängerung einfacher hand zu haben. Nichts desto trotz ist durch die falsche Platzierung der Verlängerung ein Einstechen in das Sediment und aufheben nur fast oder gar nicht möglich.

SIEBEN UND SORTIEREN

Das Sieben und Sortieren ist dasselbe wie beschrieben bei 1.1.

BEWEGUNG

Die Bückbewegung ist durch die Verlängerung angenehm und fühlt sich nicht unnatürlich schwer an.

ERLEBNIS

Durch die Verlängerung, welche kein richtiges einstechen ins Sediment ermöglicht, ist das einsammeln so nicht möglich.

KRITIK

Die Verlängerung wäre besser auf der Seite platziert, wo sich auch der Handgriff befindet. Die Platzierung der Verlängerung oberhalb des Utensils macht für den einstich ins Sediment mit der Nutzung aus der Seitenlage wenig Sinn.

Die Verlängerung Oberhalb des Utensil zu platzieren macht nur Sinn, wenn man das Utensil durch das Sediment direkt zu sich hin zieht. Wie im Versuch 3.1.

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30 FUNKTIONS- UND BEWEGUNGSANALYSE 2.1

EINSTECHEN

Die geschlossene Kreisrundeform ist für das einstechen in das Sediment nicht Vorteilhaft. Es besteht durch die geschlossene rundung eine grosse Chance mit grössere Steine zu kollideren, wobei die kreisrunde Form ein Ausweichen nicht zulässt. Die Schaufelform hat zu wenig Auflagefläche um gut einstechen zu können.

GREIFEN / AUS &- AUFHEBEN / HALTEN

Ein stabiles greifen durch den Griff ist gegeben. Das Aus- und Aufheben ist durch die kleine Menge aufgrund der Schaufelform zu bemängeln.

Das Halten funktioniert durch die einfache Form gut.

SIEBEN UND SORTIEREN

Die Siebfunktion funktioniert durch die Perforierung des Metalgehäuses gut. Verschiedene Grössen der Löcher helfen dabei den Inhalt verschieden zu sortieren.

BEWEGUNG

Die Bewegung ist eine ziemlich anstrengende Bückbewegung. Durch die Wassertiefe, wird diese beeinflusst. Diese Bewegung über einen längeren Zeitpunkt zu wiederholen, wäre sehr anstrengend.

ERLEBNIS

Durch die Schaufelform welche nicht genügend Sediment aufnehmen kann und die unbequeme Bewegung, wird das einsammeln frustrierend.

KRITIK

Das Erlebnis ist zurückhaltend und macht durch die geringe Aufnahme an Sediment und der Bewegung nur gering Spass. Die Siebfunktion funktioniert ziemlich gut.

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32 2.2 FUNKTIONS- UND BEWEGUNGSANALYSE

EINSTECHEN

Vergleich 2.1.

GREIFEN / AUS &- AUFHEBEN / HALTEN

Vergleich 2.1.

Anzufügen ist, dass durch die Verlängerung ein heranziehen des Utensils suggeriert wird. Jedoch wird dadurch das Einstechen noch schwieriger zu bewerkstelligen.

SIEBEN UND SORTIEREN

Vergleich 2.1.

BEWEGUNG

Die Bewegung war nicht unangenehm. Darauf hinzuweisen ist, dass jedoch durch den nicht möglichen Einstich in den Untergrund, auch kein Sediment im Metalzylinder aufgenommen werden konnte.

ERLEBNIS

Die Bewegung des heranziehens überraschenderweise angenehm. Etwas zu sich heran zu ziehen erschien einfacher als etwas weg zu stossen.

KRITIK

Die Form des Utensil ermöglicht keinen Einstich ins Sediment und in diesem Sinne auch keine Aufnahme um an die Muscheln zu kommen.

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34 FUNKTIONS- UND BEWEGUNGSANALYSE 3

EINSTECHEN

Das richtige einstechen mit dem kurzen einhändigen Hebel war nur bedingt möglich. Die Krafteinwirkung auf den Untergrund war zu schwach, damit genügen Tief in das Sediment einstechen konnte.

GREIFEN / AUS &- AUFHEBEN / HALTEN

Der Griff war generell nicht unergonomisch, nichts desto trotz konnte durch das einhändige Greifen nicht genügend Kraft auf die Schaufel übersetzt werden.

Das Aus- und Aufheben sowie das Halten von Sediment war für das Schaufelartige Objekt kein Problem.

SIEBEN UND SORTIEREN

Das Sieben und Sortieren war durch das perfoierte Metal gut es konnte jeglicher Sand entweichen. Die Steine blieben mit den Muscheln in der Schaufel und mussten separat aussortiert werden.

BEWEGUNG

Die Bewegung war grundlegend ein Schaufeln in der Hocke.

ERLEBNIS

Der Einstich ist durch die geringe Krafteinwirkung und die Bewegung keine Tätigkeit die gerne wiederholt wird.

KRITIK

Vgl. Absatz: Erlebnis. Das Sieben und Sortieren funktioniert mit dem perforiertem Metall gut und wird sicher im nächsten Prototypen berücksichtigt.

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36 FUNKTIONS- UND BEWEGUNGSANALYSE 3.1

EINSTECHEN

Der steile Winkel durch die Verlängerung erleichtert das einstechen in das Sediment. Das Einstechen wurde durch das heranziehen des Utensils unterstützt.

GREIFEN / AUS &- AUFHEBEN / HALTEN

Der Griff war durch die Verlängerung gut. Der steile Winkel ermöglichte ein aufheben von viel Sedimentmaterial und eine gute Haltung.

SIEBEN UND SORTIEREN

Die Steine blieben mit den Muscheln in der Schaufel und mussten im nachhinein aussortiert werden.

BEWEGUNG

Die Bewegung wurde durch die Verlängerung zu einem „zu sich ziehen“.

ERLEBNIS

Das Sammelerlebnis war grundlegen zufriedenstellend. Das Utensil ist riesig mit der Verlängerung.

KRITIK

Die Schaufel befindet sich durch die Verlängerug weit weg. Wo eingestochen wird, ist nicht zu sehen. Die Verlängerung macht das Utensil riesig und nicht sehr praktisch für den Transport.

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38 FUNKTIONS- UND BEWEGUNGSANALYSE 4

EINSTECHEN

Das Einsammeln von Sedimenten war durch die große, angerundete Schaufel gut möglich. Die grosse Auflagefläche ermöglichte es, ausreichend Sediment aufzunehmen.

GREIFEN / AUS &- AUFHEBEN / HALTEN

Der Griff des Utensils ist durch seitlich platzierte Rundprofile gut zu greifen. Das Aus- und Aufheben sowie das Halten von steinigem Sediment waren durch die Griffe einfach und angenehm.

SIEBEN UND SORTIEREN

Das Sieben mit der grossen Schale und einer leichten hin und her Rotation mithilfe der seitlichen Griffe funktionierte ohne Probleme. Das Werkzeug garantiert jedoch keine Sortierung. Steine, Blätter und Muscheln verbleiben nach dem Sieben in der Schale und müssen von Hand ausgesucht werden.

BEWEGUNG

Die Bewegung erforderte kein großes Bücken, was beim Sammeln in kaltem Wasser von Vorteil war. Durch den langen Hebel konnte das Werkzeug in angewinkelter Haltung einfach durch das Sediment gezogen werden. Dabei war es wichtig, breitbeinig zu stehen, um das Werkzeug nicht gegen die eigenen Beine zu schlagen. Anschließend wurde das Werkzeug durch das Wasser hochgezogen und das Material durch eine hin- und her-Rotation gesiebt. Das zurückgebliebene Material in der Schale konnte durch die Schaufel in einen Behälter geleert werden.

ERLEBNIS

Durch die einfache Handhabung des Werkzeugs hat die Anwendung viel Spaß gemacht. Das Sammeln erinnerte an das Goldschürfen im Stehen.

KRITIK

Der Funktionsprototyp ist sehr unhandlich zu transportieren und benötigt viel Platz. Die Länge des Griffs und die Größe der Schale machen es schwierig, das Werkzeug mitzunehmen. Das Werkzeug sortiert Steine, Blätter und Muscheln nicht automatisch aus. Dies muss von Hand durchgeführt werden.

39
40 FUNKTIONS- UND BEWEGUNGSANALYSE 5

EINSTECHEN

Die fast durchgehende runde Metalform macht ein Einstechen nur schwer möglich. Das Utensil kollidiert beim einstechen mit verschiedenen Hindernissen, welches ein weiteres vorkommen durch das steinige Sediment nicht möglicht macht.

GREIFEN / AUS &- AUFHEBEN / HALTEN

Der Griff fühlt sich für die Hand gut an. Sobald aber das einstechen passiert, ist der Griff nutzlos und unangenehm für das Handgelenk.

Das Aus- und Aufheben ist durch den erschwerten einstich nur mit wenig Material möglich, funktioniert jedoch problemlos. Das Halten des Sediments ist ebenfalls gegeben.

SIEBEN UND SORTIEREN

Das Sieben ist durch die Perforierung gegeben. Das Gitter am hinteren Teil des Utensils ermöglicht ein weiteres sortieren.

BEWEGUNG

Im grossen und ganzen ist es kein angenehmes Sammeln. Die Bewegungen fühlen sich nicht ergonomisch an.

ERLEBNIS

Das Erlebnis mit dem Utensil ist nicht wirklich prickelnd. Es funktioniert nur bedingt und lässt keine angenehme ergonomische Bewegung zu.

KRITIK

Das Utensil ist in der Funktion und dem Erlebnis ernüchternd. Die verschiedene Siebefunktionien durch die Perforierung und das Gestänge am hinteren Teil können interessant sein für die Weiterentwicklung.

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42 FUNKTIONS- UND BEWEGUNGSANALYSE 6

EINSTECHEN

Durch die Handlichkeit und die abgerundete Form ist der Einstich in das Sediment gut möglich.

GREIFEN / AUS &- AUFHEBEN / HALTEN

Der Griff ist an der Form einer Hand inspiriert und angepasst. Durch die zentrierte Einsenkung liegt das Utensil angenehm und gut im Griff. Das Aus- & aufheben funktioniert nur bedingt. Durch die vorderseitige Verengung lässt sich nur wenig Material aufnehmen.

SIEBEN UND SORTIEREN

Das sieben funktioniert durch die perforierung im Metall gut. Das Sortieren würde manuel separat durchgeführt werden.

BEWEGUNG

Die Bewegung ist ein klassiches Bücken und kann in der Wiederholung anstrengend sein. Ebenfalls ist das Sammeln nur im seichten Wasser möglich.

ERLEBNIS

Die handliche Eigenschaften und die Grösse macht es gut transportierbar. Jedoch ist die Funktion für eine grössere Menge nicht gegeben. Die Bewegung braucht zu viel Körpereinsatz.

KRITIK

Es ist klein und handlich, jedoch im Gebrauch nicht praktisch. Ein wiederholendes Sammeln mit dem Utensil kann ich mir nicht vorstellen.

43

PROTOTYP 1

46 PROTOTYP 1 - FORM UND GRÖSSE

Anhand der Reflektion der ersten Feldversuche und den geführten Gesprächen wird im Anfangsstadium die grundlegende Funktion, Form und Grösse als Ausgangslage für die Weiterentwicklung definiert. Dies geschieht anhand von Skizzen und rapid prototyping.

Das Utensil besteht aus drei Teilen. Das Schaufelsegment vorne, das mittlere Sieb und ein Sieb am hinteren Teil. Ebenfalls ist ein Griff angedacht, um das Utensil durch den Sand zu schaufeln.

Die grösseren Steine bleiben in der vorderen Kammer stecken. Kleinere Steine sowie die Muscheln fallen durch das Sieb in die hintere Kammer. Die kleinsten Steine fallen durch das hintere Sieb durch. So befinden sich nur noch die

Muscheln und wenige Steine in der hinteren Kammer.

Durch das Netz können Sand und Sedimentpartikel entweichen.

PROTOTYP 1 - FUNKTION
48 PROTOTYP 1
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FELDVERSUCH

52 FELDVERSUCH PROTOTYP 1
53

Der erste Prototyp war vielversprechend und bildete die Grundlage in Form und Funktion, um die Arbeit weiter zu führen.

Für den nächsten Prototypen galt es Materialien zu bestimmen, Funktionen anzupassen und die Handhabung zu optimieren.

54
FELDVERSUCH PROTOTYP 1

PROTOTYP 2

Nachdem die ersten Versuche mit dem ersten Prototype erfolgreich waren, sind die grundlegende Form und Funktion definiert. Nun ist es möglich, im digitalen Bereich die Grundformen aufzubauen und anschließend die Funktion und Gestaltung durch 3D-Druck-prototyping zu optimieren.

Ausgehend vom ersten Prototyp ist die Idee, dass die Bestandteile komplett aus Blech bestehen. Eine industrielle Produktion wäre so denkbar.

Der zweite Prototyp wurde in folgende Bestandteile unterteilt, um jeweils einen Überblick darüber zu bekommen, wie sich das Utensil zusammensetzt. Diese sind wie folgt:

• Ringsegmente

• Sieb

• Schaufel

• Griff

• Netz

Alle Bestandteile stehen in Relation zueinander und müssen bei kleinsten Veränderungen in ihrer Form und Funktion ganzheitlich betrachtet werden.

59 LÉON UND DIE GROBGERIPPTE KÖRBCHENMUSCHEL PROTOYP 2 - ENTWICKLUNG

Das Utensil besteht aus drei Ringsegmenten, welches durch die Netze festgehalten wird. Im inneren der Ringe ist Klett angemacht, mit welchem sich die Netze befestigen und abnehmen lassen. Das Zerlegen in Einzelteile ist aufgrund der Reparierbarkeit möglich. So kann jedes einzelne Segment ersetzt werden.

60 PROTOTYP 2 - ENTWICKLUNG - RINGSEGMENTE

Das Sieb funktionierte bei den ersten Versuchen bereits zuverlässig.

Die Anordnung und Formen wurden angepasst, um das Sieb visuell spannender zu gestalten. Die seitlichen Klammern dienen zur Befestigung in den Ringsegmenten.

PROTOTYP 2 - ENTWICKLUNG - SIEB

Das vordere Ringsegment und die Schaufel zu gestalten, gehörten zu einer komplexeren Aufgabe.

Es entstanden verschiedene technische sowie gestalterische Varianten. Dabei wurde stets die Machbarkeit aus Blech berücksichtigt.

Zuerst entstand eine zweiteilige Variante, bei welcher die Schaufel als separates Stück angebracht wird. Sie kann entweder aussen oder innen angebracht werden. Diese separaten Segmente werden am Schluss miteinander festgeschraubt.

Durch Anpassungen am gesamten Utensil war es schliesslich möglich, die Schaufel einteilig zu konzipieren. Diese kann aus einem einzigen Blechschnitt produziert werden.

62 PROTOTYP 2 - ENTWICKLUNG -
SCHAUFEL
63

Der Griff ist zweiteilig und in der Höhe verstellbar gedacht, ähnlich einem Kajakpaddel, dass sich mit einem Druckknopf verlängern lässt. Die beiden Halterungen werden auf beiden Seiten an die Schaufel verschraubt und besitzen im unteren Bereich eine Rundung, um am Ringsegment anzuliegen.

64 PROTOTYP 2 - ENTWICKLUNG - GRIFF
65

Der obere Bestandteil des Griffes ist gerundet, um eine gute Führung der Schaufel zu ermöglichen. Der Durchmesser der Rundung ist an die Ringsegmente angepasst.

Um die Aluminiumrohre passgenau biegen zu können, wurde mithilfe eines SLS-FuseDruckers ein Werkzeug hergestellt.

Die unteren Aluminiumprofile lassen sich angenehm in der Höhe verschieben und rasten durch den Druckknopf in den beiden verschiedenen Höhen ein.

66 PROTOTYP 2 - ENTWICKLUNG - GRIFF
67

Das letzte Ringsegment kann als Transportbehälter für die gesammelten Muscheln dienen. Seitlich ist hierzu eine Halterung eingenäht, welche das Lösen vom Ringsegment sowie ein bequemes Transportieren ermöglicht.

PROTOTYP 2 - ENTWICKLUNG - NETZ
70 PROTOTYPE 2
71

PROTOTYP 3

74 PROTOTYP 3 - ZUSAMMENSTELLUNG

Der dritte Prototyp gilt als solide Ausgangslage für das Utensil. Dieser wurde in einigen Bereichen optimiert. Die Ansätze, welche durch die Entwicklung ihren Sinn verloren, wurden überdacht und angepasst - nach dem Motto: Kill your darlings.

Das Netz wird nun nicht mehr bei jedem Ringsegment mit Klett befestigt. Dieses wird an den Enden jeweils um einen radialen, kleineren Ring gestülpt und anschliessend mit den Segmente verschraubt. Die Netze sind so fest mit den Ringelementen verschraubt und können bei Bedarf einfach ausgetauscht werden.

Der Klett bleibt lediglich bei dem Netzende welches weggenommen wird, um an die Muscheln zu kommen.

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76 PROTOTYP 3 - LEASH

Für den Zusammenhalt im nicht gebrauchten Zustand wurde das Utensil mit einem Band ergänzt. Dieses dient ebenfalls als Leine, die sich am Handgelenk und dem Utensil befestigen lässt. So wird verhindert, dass das Utensil im Gebrauch davongespült wird.

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78 PROTOTYP 3
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NAUTILUS

82 NAUTILUS
WITTMANN
FOTOGRAFIE: DENNIS
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REFLEKTION

Nautilus dient als Inspiration und Basis für eine neue Produktkategorie.

Die Grundelemente, ohne den Griff, können wie geplant vollständig aus Blech hergestellt werden und eine industrielle Produktion des Utensils ist umsetzbar.

Ausblick und Vision:

Nautilus ist ein konkretes und praktisches Utensil, welche das effiziente Sammeln der invasiven Muschel erleichtert. Danach kann sie als ökologisch nachhaltiges Lebensmittel zu Hause verwendet werden, zum Beispiel für eine Paella oder Moules-frites, frisch und ohne grosse Transportwege aus dem lokalen Gewässer. Sie können als Alternative für Lebensmittel dienen, die vor ihrer Einführung nur über Importe erhältlich waren. Sozusagen... kulinarischer Naturschutz. So helfen wir der Biodiversität idealerweise genau so hedonistisch wie wir gerne leben.

Mit einem Blick über den Tellerrand, investiert der Bund und die Kantone enorm hohe Summen in die Neophyten Bekämpfung am Land. Dies mit gutem Grund. Statistiken zeigen, dass durch eine Dezimierung der Neophyten die Biodiversität gesteigert wird und eine Wiederherstellung möglich ist.

Wieso also nicht auch in den Gewässern?

So könnte eine Weiterentwicklung von Nautilus sich nicht ausschliesslich auf den Privatgebrauch fokussieren, sondern dafür eingesetzt werden, die Biodiversität in den Gewässern zu erhalten. So könnte der Zivildienst nicht nur auf dem Land tätig sein, sondern sein Einsatzgebiet auf die Gewässer erweitern.

Das Produkt ist so noch einzigartig und die Zielgruppe frei vom Alter, für Menschen, welche gerne fürs kochen selber lebensmittel sammeln, Interessiert an Ihrer Umwelt sind, sich in der Natur aufhalten und die Offenheit besitzen neue Dinge auszuprobieren.

Wie zum Beispiel Menschen, welche gerne Pilze sammeln und gerne ihr Essen auf erholsame Art selbst sammeln.

So könnte sich die invasive Muschel als Lebensmitel in ein Trend entwickeln und sich bald das Menu: Spaghetti mit grobgerippten Körbchenmuschel aus dem Zürichsee etablieren.

Durch eine möglichst breite Masse, welche ein Bewusstsein für die invasive Art bekommt, wird diese von der lokal Bevölkerung wahrgenommen und genutzt. So kann sich dies positiv auf unsere Biodiversität in den Gewässern auswirken.

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REFLEKTION
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