mehr als SCHLAFGUT Eine Textilkollektion fĂźrs Kinderspital 1
AUSGANGSLAGE Aktuell planen viele Kinderspitäler in der Schweiz Neubauten, weil die Gebäude in die Jahre gekommen sind. So wird auch beim Luzerner Kantonsspital das Neubauprojekt Kinderspital/Frauenklinik geplant. In Form eines fiktiven Auftrages entwarf ich eine produktbezogene Textilkollektion für Bettwäsche, welche den Anforderungen eines Kinderspitales bestmöglich entsprechen. Meine persönliche Motivation für dieses Projekt war es, mein Know-How als Textildesignerin und das Wissen aus meiner Erstausbildung in der Pflege zu kombinieren. Mir ist es ein Anliegen, eine angenehme Atmosphäre in Form von Textilien in die Spitalzimmer zu bringen, in welchen sich Patienten, Angehörige und Personal wohl fühlen. Aus persönlicher Sicht liegt auch weiterhin mehr gestalterisches Potenzial in dem Einsatz von Textilien in Spitälern und Kliniken. Die Herausforderung für mich als Textildesignerin lag darin Textilien zu entwerfen, welche kranke oder verunfallte Kinder von der Geburt bis zum 16. Lebensjahr ansprechen. Die Entwürfe wurden teilweise in der Textildruck- und Gewebetechnik umgesetzt oder visualisiert. Ergänzend zur Basis der Bettwäsche, wurden weitere Textilien angedacht, welche die Bettwäsche ergänzen. Trotz der aktuellen schwierigen Coronasituation, nahm sich Birgit Wernz, die Leiterin Pflege des Kinderspitals in Luzern die Zeit für ein virutelles Interivew. Damit konnte sie mir wertvolle Informationen geben, welche Textilien aktuell im Kinderspital verwendet werden. In den neuen Räumen sollen die Textilien, besonders die Bettwäsche, Ruhe und Geborgenheit vermitteln. Obwohl aktuell drei unterschiedliche Duvetgrössen im Einsatz sind, wird das aktuelle abstrakte Design bei allen drei Grössen verwendet, auch aus wirtschaftlichen Gründen. Dieser Aspekt versuchte ich in meinen Entwürfen zu berücksichtigen und habe deshalb keine platzierten Motive auf den Duvets gewählt. Zudem wollte ich die einige Möglichkeiten aufzeigen, wie beispielsweise durch eine Wendebettwäsche mit zwei unterschiedlich gestalteten Seiten, etwas mehr Individualität miteingebracht werden kann, indem die Kinder selber entscheiden können, welche Seite für sie sichtbar wird.
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VERKNÜPFUNG SCHRIFTLICHE ARBEIT
FARBWELT
Aus meiner schriftlichen Arbeit habe ich versucht gewisse Kriterien in meine gestalterischen Arbeit miteinzubeziehen. Besonders beim Thema Farbe war ich zu Beginn sehr überrascht, dass sanftere Farbtöne besser für die Umgebung der Kinder ist, obwohl ich mit den Kindern häufig sehr bunte Farben verband. Damit besonders keine Reizüberflutung in einem Kinderspitalzimmer stattfindet, habe ich meine Farbwelt im Verlauf des Prozesses angepasst. Zudem wollte ich den Kindern Freiraum für ihre eingene Fantasie lassen, was jedoch in der Umsetzung ein schwieriger Balanceakt zwischen Abstraktion und dem Vorinterpretieren zu finden.
Für das Farbkonzept werden helle und pastellige Farbtöne bevorzugt. Aus hygienischen Gründen ist Schmutz auf hellen Textilien deutlich sichtbarer als auf dunkler Bettwäsche. Zudem sollte im Spitalzimmer nicht zu viele visuelle Reize durch knallige und laute Farben entstehen, sonst kann das bei den Kindern zu einer Reizüberflutung führen. Dies sind zum einen Erkenntnisse aus der schriftlichen Arbeit sowie durch das Interview mit Birgit Wernz.
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MOODBOARD
SKIZZEN/EXPERIMENTE
Fliegende Träume
Für die Entwürfe, besonders den Jacquard, habe ich mit verschiedensten Techniken experimentiert. Gestempelt, gezeichnet, gemalt und marmoriert. Die Marmorierungen haben zwar spannende Strukuren erzeugt, jedoch kam ich mit dieser Technik zu keinen zufriedenstellenden Ergebnissen für den Jacquard und Druckentwürfe.
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ERSTE SIMULATIONSVERSUCHE
JACQUARDDATEI FÃœR SCHWOB
Rapport Duvetentwurf
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Kissenentwurf inkl. Verschluss
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ERGEBNISSE JACQUARDGEWEBE
VISUALISIERUNGEN JACQUARDBETTWÄSCHE
oben: Jacquardgewebe in weiss roh, ungebleicht und unbehandelt unten: Jacquardgewebe Schussfarbig grün, ohne Veredelung (mit Veredelung wird grün noch etwas heller und leuchtender und das Gewebe bekommt den typischen Satinglanz)
Foto und Visualisierung: Céline Eberle
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Foto: Schlossberg // Visualisierung: CĂŠline Eberle
Foto: Schlossberg // Visualisierung: CĂŠline Eberle
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LAGERUNGSKISSEN ALLROUNDER
VORHANG Ergänzungen zur Bettwäsche
Ergänzungen zur Bettwäsche
Das Allrounder, Halbmond- oder Seitenschläferkissen wird im Spitalalltag regelmässig als Lagerungskissen eingesetzt. Durch zwei unterschiedlich gestaltete Seiten, ob mit zwei unterschiedlichen Dessins oder mit einer Dessin- und einer Uniseite, können die Kinder je nach Bedürfnis oder Stimmungslage das Kissen wenden.
Foto: Création Baumann // Visualisierung: Céline Eberle
Ergänzend zur Bettwäsche gestaltet, tragen auch Vorhänge zu einer wohnlicheren Atmospähre in Patientenzimmer bei. Vorhänge werden für Akustikzwecke, als Trennvorhang zwischen zwei Betten oder am Fenster als Sichtschutz eingesetzt. Da in den neuen Kinderspitälern vermehrt Einzelzimmer geplant werden, wird der Trennvorhang nur noch selten eingesetzt. Anders als die Bettwäsche, kommen Vorhangstoffe nicht mit direktem Kontakt mit dem Patienten und muss deshalb weniger heiss und Damit bietet sich die Möglichkeit beim den Vorhängen Effekte, wie beispielsweise den Ausbrenner, einzusetzten. Damit wird eine weitere Ebene geschaffen und je nach Licht entwickelt sich ein Schattenspiel auf der Bettdecke oder auf dem Fussboden. 14
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AUSWERTUNG Das Entwerfen für die Jacquardbettwäsche brachte einige Schwierigkeiten mit sich. Bei vielen Entwürfen wurde mir klar, dass diese nicht besonders als Jacquardbettwäsche funktionieren, sondern eher in der Drucktechnik. Die beiden Techniken in einer verbindenden Sprache zu finden, war ebenfalls eine Herausforderung und ist mir auch nicht bei allen gelungen. Besonders beim Jacquardentwurf, welcher ich bei der Firma Schwob anweben durfte, konnte ich besonders profitieren und neue Erkenntnisse sammeln. Es freut mich auch, dass es zeitlich noch möglich war, obwohl die Produktion sich zur Zeit in Kurzarbeit befindet. Die Umsetzung der aus der schriftlichen Arbeit entnommenen Kriterien, habe ich versucht möglichst in meinem Gestaltungsprozess zu berücksichtigen, was jedoch nicht immer einfach umzusetzen war. Beim Jacquarentwurf mit den Wolkenbildern, welche ich bei Schwob umsetzen konnte, hat der Balanceakt zwischen Abstraktion und Freiraum für die eigene Fantasie funktioniert. Jedoch darf auch hier nicht unterschätzt werden, die Kinder Fantasieren von Natur aus Dinge, auch wenn diese nicht für diesen Zweck gestaltet wurde. Die ursprüngliche Idee war, die Kinder im Kinderspital Luzern zu befragen, was sie sich für neue Bettwäsche und Textilien im Patientenzimmer vorstellen. Aufgrund der Coronasituation konnte ich leider die Kinder im Kinderspitals wegen des Besuchsverbot nicht besuchen und befragen. Deshalb ist für mich eine wichtige Inspriatonsquelle verloren gegangen, obwohl ich versucht habe, mich möglichst in die Kinder hineinzuversetzen. Trotzdem fehlte mir die soziale Interaktion und Reaktion auf die Entwürfe. Im Bekanntenkreis habe ich einige Kinder befragt, aber digital hat für mich nur mässig funktioniert. Zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sich die ganze Situation wieder etwas verbessert hat, würde ich gerne die Kinder im Spital nach ihrer Meinung befragen, was sie zu den jetzigen Entwürfen denken oder wo Verbesserunspotenzial besteht.
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MEHR ALS SCHLAFGUT Eine Textilkollektion fürs Kinderspital Künstlerisch-gestalterische Bachelorarbeit 2020 Céline Eberle Textildesign Hochschule Luzern - Design & Kunst 18