freiwerden.

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freiwerden. „Die Schönheit des Guten“

Ein Projekt von Michelle Fischer an der Hochschule Luzern – Design & Kunst Herbstsemester 2017


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ausgangssituation Aufgabestellung

Ein Semester lang verbrachten die Innenarchitekten an der Hochschule Luzern für Design & Kunst. Die Aufgabenstellung des Möbeldesignsemesters war eingebunden in ein Gruppenprojekt. Jede Gruppe befasste sich mit einem anderen, selbst erarbeiteten Aspekt unter dem Haupt-

thema «Die Schönheit des Guten – Moral und Sustainability im Design». In einer ersten intensiven Auseinandersetzung wurden soziologische und philosophische Bedingungen untersucht. Aus dieser Analyse wurden verschiedene Interessens- und

Gestaltungsfelder zusammengestellt. Es wurde ein Gruppenkonzept erarbeitet. Zugleich entstanden individuelle, konzeptionelle Entwurfsarbeiten, die als Gruppen-Ensemble gelesen werden.


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inhalt Aufgabestellung................................................... 3 Vereinfachung...................................................... 6 Befreiung............................................................... 8

recherche & konzept

Orte des Freiwerdens..................................... 10 Konzept 1: Modular......................................... 12 Konzept 2: Mondrian....................................... 14

entwurf

Kernidee / Name.............................................. 16 Inspiration.......................................................... 18 Stummer Diener............................................... 20 Entwurfsparameter & Dimensionen.......... 22 Gestell.................................................................. 24 Modelle 1:5......................................................... 26 Prototyp 1.0....................................................... 28

detailierung

Steckverbindung.............................................. 30 Stabilisierung Steckverbindung.................. 32 Klammer.............................................................. 34 Das Band............................................................. 36

umsetzung

Pläne 1:20........................................................... 38 Material............................................................... 40 Stückliste............................................................ 42 Pre-Making-of................................................... 44 Making-of............................................................ 46 Prototyp 2.0....................................................... 48 «Freiwerden-Ritual» . ..................................... 50 Nachhaltigkeit................................................... 52 Ensemble............................................................ 54

dank

Unterstützung................................................... 57

quellen

Abbildungen....................................................... 58 Text........................................................................ 59


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gruppenthema Vereinfachung

«Noch ist die Welt nicht bereit, von der Droge «Wachstum» zu lassen. Aber die Diskussion über das Ende der Masslosigkeit nimmt an Fahrt auf. (...) Eine Befreiung vom Überfluss könnte viele Menschen entlasten, denen im Hamsterrad der materiellen Selbstverwirklichung schon ganz schwindelig wird.» Niko Paech, Umweltökonom

Unsere Welt ist unübersichtlich. Das Verlangen nach Ordnung und Vereinfachung verstärkt sich ungemein. Die Reduktion in diesem Sinne verschafft dem Menschen gedanklich und physisch mehr Raum. Sie schafft Klarheit, Ruhe und bringt die Wichtigkeit des Menschen in den Vordergrund. Schon zu Zeiten der Industrialisierung wurde die Optimierung und der Fortschritt angestrebt, um damit eine Stärkung und Stabilisierung der Wirtschaft zu erreichen. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Forschung angekurbelt und es entwickelt sich der Drang danach immer grösser, schneller und besser zu werden. Dies ist die Wirtschaftsform des Kapitalismus 1.0, der sich durchgesetzt hat. Mittlerweile hat er sich in verschiedene Formen wei-

1 | Franck, Georg: Ökonomie der Aufmerksamkeit. München1998.

terentwickelt. Eine dieser Formen beschreibt Georg Franck als den Kapitalismus 2.0. Im Gegenzug zum Klassischen, findet hier nicht mehr der Handel mit materiellen sondern mit immateriellen Gütern statt. Die Aufmerksamkeit wird neu zu dessen wertvollstem Wirtschaftsgut. Aus diesem Grund werden wir heutzutage mit Informationen überströmt und finden kaum einen Moment der Freiheit. Wir befinden uns in einem Zeitalter der Masslosigkeit, die kein Ende mehr zu nehmen scheint. Das einzige Mittel dagegen scheint die Vereinfachung zu sein. Die durch ihre Art den Menschen wieder auf das Wichtige im Leben blicken lässt. Qualität vor Quantität, Nachhaltigkeit vor Überfluss, dies sind Ziele, die anzustreben sind.


New York Times-Square symbolisiert hier eine Reizüberflutung.

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Annette Schmucker, Überfluss, 2009.

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einzelthema Befreiung

«Wenn man zu Hause ankommt kann man den Alltagsstress loswerden. Man kann den ganzen Krempel ablegen. Man kann frei werden.»

In einer Zeit von Masslosigkeit, Medien- und Reizüberflutung, möchte man sich von all dem Überfluss lösen und frei werden. Doch was ist Freiheit? Ist Freiheit nicht letztlich ohne Zwang die Wahl aus verschiedenen Möglichkeiten zu haben? Hier stellt sich die Frage; sind gesellschaftliche Konventionen ein Zwang? Muss man beispielsweise immer wissen was auf der anderen Seite der Welt passiert? Oder ist nicht unser Alltag schon komplex genug? Wir sind umgeben von so vielen Informationen, die wir teilweise gar nicht bewäl-

tigen können und fühlen uns dadurch gestresst. Stress ist ein Symptom das von grosser körperlicher oder seelische Belastung hervorgerufen wird. Er ist oft als länger andauerndes Ungleichgewicht zwischen Anforderung und Möglichkeit. Dieses Ungleichgewicht wird als unangenehm erlebt und kann bis zur Erkrankung führen. Mentaler Stress hat in den letzten 30 Jahren ungemein zugenommen. Der Alltagsstress begleitet uns täglich, ob im öffentlichen Verkehr, im Berufs- oder im Privatleben.


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Gefangen im Hamsterrad der Masslosigkeit.

Befreiung, Ausbruch, Stabilisieren, freiwerden.

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recherche & konzept Orte des Freiwerdens «Frei ist dort, wo niemand zu etwas gezwungen wird.»

Es gibt verschiedene Orte an denen man sich befreien kann. Der Beichtstuhl, auf dem man symbolisch frei von Sünden werden kann. In den Ferien wird man frei vom Alltag und in der Natur kann man sowohl von gesellschaftlichen Konventionen als auch von Menschen Abstand gewinnen. Doch um sich öfter an einem Ort vom Alltagsstress zu befreien, muss er dort sein wo man jeden Tag vorbeigeht. freiwerden. soll dem Menschen helfen den Alltag hinter sich zu lassen, zu entspannen und sich zu befreien. Der Eingangsbereich einer Wohnung ist bestens dafür geeignet. Der Tritt über die Schwelle, das Schuhe ausziehen und Ablegen von Kleidung und Stress soll zu einem Ritual werden.

Im ersten Entwurf entstand eine Art Stummer Diener für den Eingangsbereich, der zum «Freiwerden-Ritual» animiert. Wichtig dabei ist, dass man beispielsweise die Jacke nicht konventionell an einen Bügel hängen muss (Zwang), sondern das Ausziehen zu einer angenehmen, gar kreativen Tätigkeit wird, ohne informell zu wirken. Ein Holzgestell, das eine Verwandtschaft mit einer Bockleiter hat, bildet die Basis. Darin wird ein langes Band durchgeführt, wodurch verschiedene Möglichkeiten an Stauraum entstehen. Die vertikalen Traversen des Gestells sind in Rundstäben ausgeführt, welche das Band mit vorgegebenem Radius führen.


Nachaltigkeit

Druck

viele Menschen zu viel

Ferien

träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum Auszeit

stressfrei Abgrenzen Gefängnis

Natur

Privatleben

Hamsterrad all you need is less

Ausbruch Zwang

Gesellschaft

Befreien. / freiwerden.

Ruhe

Konventionen

Überfluss für sich sein

Berührung

Stille

Ritual

sich Zeit nehmen Überforderung

Qualität vor Quantität Gedanken

Wortsammlung zu den Begriffen Befreien. / freiwerden.

Denkzone

Beichtstuhl Bewusstes freiwerden


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recherche & konzept Konzept 1: Modular

Die Idee ist es, eine modulare Situation zu schaffen. Dabei sind Pantoffeln ein zentrales Thema. Erst wurden verschiedene Varianten an Parkettierungen entwickelt. Ein einzelnes StĂźck soll einen Pantoffel darstellen. Die Weiterentwicklung war eine Art Wandteppich, der Stauraum anbietet.

Skizzen Modular aus Logbuch


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Moodboard Hausschuhe/ Teppich

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recherche & konzept Konzept 2: Mondrian Es gibt verschiedenste Tätigkeiten, die man im Eingangsbereich seiner Wohnung ausübt. Durch das Addieren von verschiedenen einzelnen Einheiten soll ein Möbel entstehen. Folgende Gegenstände wurden in die Konzeption genommen: Schlüssel, Briefe, Handy, Jacke, Schuhe usw. Es soll folgenden Tätigkeiten dienen: sich betrachten, stehen, sitzen, suchen, finden.

Skizzen Mondrian aus Logbuch


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Moodboard kombinieren & addieren

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entwurf Kernidee / Name

Die Kernidee besteht darin einen Ort zu finden, an dem man ein bestimmtes Möbel platziert, das einem helfen kann abzuschalten und sich vom ganzen Alltagsstress zu befreien. Der Eingangsbereich war schon sehr früh ein wichtiger Gedanke im Projekt. freiwerden. ist also die Kernidee. Wie der Titel es bereits antönt, kann dies nicht ein 0815 Möbel werden, es soll unkonventioneller daherkommen.

«freiwerden» ist sogleich der Name des Möbels, wie auch die Tätigkeit, die man ausführt. Freiwerden wird im Deutschen normalerweise als Nomen verwendet und deshalb gross geschrieben. Hier wird es absichtlich in einer freien Form (ohne die Konventionen zu beachten) klein geschrieben. Auch die Schrift wird kursiv gewählt was eine gewisse Befreiung der Geradlinigkeit bedeutet. Der Punkt am Ende schliesst das Ganze ab.


Merinofleece, Schurwollstoff - Freiform

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entwurf Inspiration

Die Papierbahn eines Grossformat-Plotters hat als Inspiration gedient. Durch das Übereinanderschlagen von Papierbänder entstehen Räume. Diese können als Stauräume gesehen werden. Dieses Prinzip wurde im Entwurf aufgenommen und trägt nun zur Lösung bei. Es können sich tiefe Taschen oder auch Ablagen mit Einsicht bilden.


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Moodboard Inspirationsbilder

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entwurf Stummer Diener

Der Stumme Diener steht symbolisch dafür, dass er alle «Lasten» auf sich nimmt und sich dabei nicht beschwert.


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Moodboard Stummer Diener aus Holz und Metall

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entwurf Entwurfsparameter & Dimensionen Die Dimensionen vom Möbel werden von bestehenden Dingen im Eingangsbereich und dort vorzufindenden Kleiderstücken abgeleitet. Das Befreien soll zu einer angenehmen Tätigkeit werden. Weiter soll das Möbel für ein bis zwei Personen konzipiert werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob Mann oder Frau ihn benutzt. Das Möbel kann einen Schuhschrank nicht ersetzen, es sei denn, eine Person hat nur wenige Schuhe. Der Entwurf soll Distanz zwischen Alltag und Zuhause schaffen und den Menschen von seiner Alltagswelt trennen, dadurch kann er freier in sein Zuhause eintauchen.

Skizzen Grundlagen


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Auszug aus Neufert - Massgrundlagen und Erschliessung

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entwurf Gestell

Um das Thema des Freiwerdens zu verfolgen, war ein Gestell unumgänglich. Denn Freiheit im Möbelkauf kann auch bedeuten, sich ein Möbelstück zu kaufen und es nur noch in die Wohnung stellen zu können, ohne ein Loch in die Wand zu bohren – ohne grossen Aufwand. Um die Wände unversehrt zu lassen, war ein Gestell genau das richtige. Vom Grossen zum Kleinen. Zuerst war die Dimensionierung des Möbels ziemlich gross geraten. Verschiedene Gestell-Entwürfe waren interessant. Wichtig dabei war, dass verschiedene Verstaumöglichkeiten berücksichtigt wurden.


Skizzen des Gestells aus dem Logbuch


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entwurf Modelle 1:5

Drei der verschiedenen Gestelle wurden im Modell 端berpr端ft. Dabei ist aufgefallen, dass auch verschiedene Szenarien mit dem Band denkbar sind. Ein Gestell wurde in zweifacher Ausf端hrung gebaut, jedoch mit unterschiedlicher Bandausf端hrung.

Erste Skizze vom Gestell mit Band


Fotografie Modelle


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entwurf Prototyp 1.0

Bei der Herstellung des ersten Prototyps ging es um die Überprüfung der Dimensionen und um schnelle Ergebnisse zur Prüfung der Kernidee. Dieser wurde ganz pragmatisch mit verschraubten Vierkanthölzern hergestellt. Als Band diente ein Abdeckfilz, der im Malergewerbe verwendet wird. Es wurden verschiedene Benutzungs- und Bandszenarien entwickelt.

Skizzen Gestell mit Band - weitere Bandszenarien


Fotografie Prototyp 1.0


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detailierung Steckverbindung

Die AnsprĂźche an die Verbindung waren folgende: es soll kein Leim verwendet werden. Sie soll das Gestell zusammenhalten und zudem eine angenehme Ă„sthetik aufweisen. Ziel war es, das MĂśbel als Bausatz zu fertigen. Eine Steckverbindung eignet sich dazu optimal.

3D-Visualisierung der finalen Steckverbindung


Skizzen Steckverbindung


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detailierung Stabilisierung Steckverbindung Zur Stabilisierung des Gestells wird ein Hilfsmittel benรถtigt. Unten sind einige Varianten zu sehen. Der Schlussentscheid fiel auf einen grauen Vierkant-Spanngummi, der den Knotenpunkt umfasst. Durch den quadratischen Querschnitt schmiegt er sich den Rundungen wunderbar an und es entsteht kein Richtungswechsel.

Skizzen Stabilisierung durch seitliche Verstrebungen, durch Lederband/ Schnur oder Spanngummi


Stabilisierung der Steckverbindung durch verschiedene Spanngummis


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detailierung Klammer

Damit das Filzband nicht wegrĂźckt, wird eine Befestigung benĂśtigt. Es wurden verschiedene Varianten getestet. Damit die Klammern bei der Benutzung stĂśrend wirken, werden sie seitlich befestigt. Der Entscheid fiel auf die oberste Holzklammer, da diese passend zum Holzgestell rund und filigran ist. Zudem gibt es kein weiteres Material, es bleibt beim Holz.

Erste Klammer-Schnellskizzen


Fotografie verschiederner Klammern aus Holz und Metall


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detailierung Das Band

Da auf das Band verschiedene Kräfte und Gegenstände einwirken, muss es widerstandsfähig, schmutzabweisend und nach Möglichkeit wasserdicht sein. Dafür ist Filz sehr gut geeignet. Die Farbe spielt auch eine wichtige Rolle. Wie man auf dem Bild oben rechts sehen kann, ist der naturbelassene Wollfilz nicht geeignet, da der Schmutz schnell zu sehen ist. Zudem sind die Kosten eines Wollfilzes beträchtlich. Aus diesen Gründen fiel die Entscheidung auf einen grau-melierten Textilfilz. Um auf dem Band nicht auszurutschen, ist die applizierte Antirutschbeschichtung unverzichtbar.

Skizze Plotter am Drucken und Freiformkurven


Fotografie Wollfilz natur, Textilfilz grau-meliert und Antirutschbeschichtung


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umsetzung Pläne 1:20

Um die verstauten Dinge im Band etwas besser sehen zu können, weist das Gestell im Schnitt vorne eine 6° Neigung auf. Die Höhe ist bewusst 120cm, damit man auch einen Mantel aufhängen kann. Die abstehenden Rundstäbe können zum Aufhängen verschiedener Dinge genutzt werden. Die Filzschale, die sich auf dem Gestell bildet, befindet sich auf Stehtischhöhe. Der Beutel ist auf einer konventionellen Sideboardhöhe.

3D-Visualisierung Gestell im Ganzen und Detailausschnitt


650

650 340 60 60

220

60

90

2112

96.00°

1'100

600 569

400 40

400

2831

370

60569

370

2831

1'100

392 1

1'200

60

413 6

413 6

392 1

1'200

600

96.00°

Grundriss, Schnitt, Ansicht im Massstab 1:20 in Millimeter

40

2112

90

183 1

220

183 1

60

340


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umsetzung Material

Es wurden zwei Hauptmaterialien eingesetzt: Holz und Filz. Das Grundgestell ist aus Eschenholz-Rundstäben gefertigt. Die Bohrungen in den Stäben gewährleistet das Ineinandergesteckt. Durch das Gestell wurde ein Filz geführt, der sehr widerstandsfähig gegen Schmutz und Feuchtigkeit ist. Zusätzlich kommen Spanngummis für die Stabilisierung und Holzklammern zur Filzbefestigung zum Einsatz. Damit man das leichte Gestell nicht verschieben kann, wurden Stopper unter den Beinen platziert. Ebenso unter dem Teppich wurde eine Antirutsch-Beschichtung aufgetragen.


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Bilder Materialien

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umsetzung Stückliste

Trotz der geringen Grösse des Möbels benötigt man einige Teile. Es wurden insgesamt gut sechs Laufmeter Eschen-Rundstäbe benötigt. Acht Spanngummis, vier Rutschstopper, eine 100ml Flasche Anti-Rutsch-Beschichtung auf Latex-Basis, zwölf Holzklammern und ein 380cm langes Textilfilzband wurden für das Möbel gebraucht.


6x Eschenrundstab Ø 20mm, Länge 650mm

2x Eschenrundstab Ø 25mm, Länge 1100mm 2x Eschenrundstab Ø 25mm, Länge 1200mm 2x Eschenrundstab Ø 30mm, Länge 400mm jeweils ein Stab gespiegelt, wegen Schräge 2x Eschenrundstab Ø 30mm, Länge 340mm jeweils ein Stab gespiegelt, wegen Schräge 8x Spanngummi zur Fixierung Steckverbindung 4x Antirutschnoppen als Standfüsse 1x Anti-Rutsch-Beschichtung auf Latex-Basis 12 x Holzklammer zur Befestigung 1x Textilfilzband 3800mm Stück- und Materialliste im Massstab 1:20


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umsetzung Pre-Making-of

Übung macht den Meister. Über hundert Löcher wurden gebohrt bevor der Prototyp 2.0 aus Rundstäben entstanden ist. Verschiedene Kontenpunkte, Dimensionierungen und Strategien zur Stabilisierung wurden getestet. Um den vorderen und hinteren Teil des Gestells (die Leitern) zu versteifen, wurden verschiedene Methoden ausprobiert (siehe Skizzen und die zwei Bilder oben rechts). Einige Anläufe waren notwendig, um die Würfel-Hilfslehre zu erstellen, da die Verbindung genaue Exaktheit forderte.

Skizze Varianten zur Versteifung der Leitern/ Würfel-Hilfslehre


Fotografien Probebohrstücke Bohrungen/ Verbindungen/ Würfel-Hilfslehren


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umsetzung Making-of

Um die 28 Löcher zu bohren, benötigte es sehr viel Geduld und Zeit. Denn die gewählte Steckverbindung setzte genaues Arbeiten voraus. Es musste jeder Handgriff sorgfältig durchdacht werden. Durch die Würfel-Hilfslehre wurde der 90° Winkel, das Verhindern des Verrutschens und die Bohrungsposition gewährleistet. Die ersten Lehren wurden aus Tannenholz gefertigt, dieses war aber viel zu weich. Da der zweite Versuch der Hilfslehren immer noch geringe Genauigkeitsabweichungen aufzeigte, war klar, dass die Hilfslehre besser aus einem anderen, härteren Material sein sollte. Das Holz weist eine Maserierung auf, welche den Bohrer etwas ablenken lässt. Eine weitere Möglichkeit der Herstellung wäre das CNC-Fräsen gewesen, die sehr präzise ist. Es wurden vier Würfel-Hilfslehren aus Ahorn hergestellt. Einer davon ist mit einem 6° Winkel versehen. Sie können auf einem Brett mit vorgesehenen Positionen eingesetzt werden. Die Würfel lassen sich nach Belieben wieder herausnehmen und drehen. Skizze Bohrung in Rundstab mit Würfel-Hilfslehre 6° Neigung


Pläne zur Herstellung des Gestells


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umsetzung Prototyp 2.0

Trotz geringer Abweichungen ist ein sauber ausgefßhrtes Gestell entstanden. Es ist etwas wackelig, doch durch die Benutzung des Dieners und somit der Belastung, verkeilen sich die vertikalen Rundstäbe. Durch diesen Vorgang stabilisiert er sich selbst.

Letzte Skizze Objekt


Fotografien Prototyp 2.0 - im Ganzen und im Detail


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umsetzung «Freiwerden-Ritual»

Beim «Freiwerden-Ritual» können verschiedene Tätigkeiten ausgeübt werden. Dabei ist die Reihenfolge irrelevant. Alltagsgegenstände wie, Kleidung, Schuhe, Briefe und Post können ablegt werden. Nach dem physischen Ablegen ist es wichtig, dass man auch den Alltagsstress bewusst ablegt. Zum Schluss bleibt man einen Moment lang auf dem Filzband stehen, bis man befreit in geborgenes Heim betreten kann.


Fotografien Prototyp 2.0 - im Gebrauch


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umsetzung Nachhaltigkeit

Der Entwurf wurde auf die Nachhaltigkeit geprüft. Das Fazit unserer Gruppe zeigt auf, dass durch eine zeitlose Form des Möbels ein sehr wichtiger Schritt für die Nachhaltigkeit gemacht wurde. Die Kombination mit wertigen Materialien lässt ein Möbel wieder Generationen überstehen.

Funktionalität

Benutzerfreundlichkeit Gewicht Lagerung Transport Montage Verständnis Verwendbarkeit Handlichkeit

***** ***** ***** ***** ***** ***** ***** ****

5/5 5/5 5/5 5/5 5/5 5/5 5/5 4/5

Materialaufwand

Menge Nutzung Notwendigkeit

**** **** ****

4/5 4/5 4/5

Lebensdauer

Trennbarkeit Entsorgung Recycling Austauschbarkeit Unterhalt

***** ***** **** **** ****

5/5 5/5 4/5 4/5 4/5

Materialisierung

Textilfilz, Eschenholz-Rundstäbe,Gummiabspanner, Holzklammern, Rutschstopper, Antirutsch-Belag


analysiertes Material

Eschenholz-Rundstäbe

Materialanalyse Eschen-Rundholz

Rohstoffe

Eschenholz (Handlaufqualität)

Art der Gewinnung

Rodung von Eschen (Emmental)

Transportdistanz

Emmental – Luzern 70km

Produktionsart

Zu Rundstab fräsen, ca. 35 % Materialverlust

Recyclingbestandteile

keine

Anzahl Arbeitsgänge

1. Baum fällen, 2. Holzrohsägen, 3. Vierkanthölzer, 4. Rundstäbe fräsen

Schadstoffe bei der Herstellung

Abgase der Maschinen

Schadstoffe bei Rückbau keine

Bewertung

Wiederverwendbarkeit

Möglich in kleinteiligere Elemente, sonst eher schwierig

Recyclingfähigkeit

Heizmaterial o. kleinteiligere Elemente/ Dinge

+ Selbsterklärend + Handhabung/ Gewicht + einfache Montage - Stabilität - Unterhalt/ Reinigung Teppich

Optimierung

- Vierkanthölzer (einfachere Herstellung/ weniger Abfall) - Pflegeleichter Teppich - ökologischeres Material für die Stabilisation der Eckverbindung


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umsetzung Ensemble

Aus dem Gruppenthema der Vereinfachung sind drei individuelle Möbel zur Bewältigung der Überforderung entstanden.

guZKcÜR

EHciLHcsNEm gNuDNELLoV

gNuiERfEb bEfREiuNg

guZKcÜR

ni trosguzkcüR renredom niE

EHciLHcsNEm gNuDNELLoV

-negelegztiS etreizuder eniE

gNuiERfEb

rüf reneiD remmutS trA eniE

Eine Ein moderner Rückzugsort Eine ehreduzierte uR rethcarteBSitzgelegenmed eid ,tieh Eine ehrehciS red tleW eidEine rArt ed Art ,hStummer cieStummer rebsgnagDiener niEDiener ned für n e g e l e g z t i S e t r e i z u d e r e n i E nin i trdie osgWelt uzkdder cnüuRtiSicherheit renredom �enhiE r ü f r e n e i D r e m m u tS t heit, Eingangsbereich, für nu tledem ttimreBetrachter v gnundrO eiwos den uRheit,ddie ne mden mok Eingangsbereich, esuaH hcan mieder b ehmsowie uuR hcneatrkteeridBvereid-der elabeim hutiR-Hause dnuRuhe. tiehrehciS red tleW eidRuhe ,huczkomierebsgnsowi ag z grue zOrdnung etB mm i tsered beim in,ati»nach nnach edrewriHause eerkommen Fd« m und n o i t k n u F e n i e s n e h c s n e M � t r e i m zum dnund u tleerst ttimim revdirekten gnundrO emen iw«Freiwerden-Ritual» oszum «Freiwerden-Ritu�ehuRmittelt nemmokaniesuaH erst hca � t l ä h r e Men miert� Bezug zum Menschen seine al» animiert. muz guzeB netkerid mi tsre -ina »lautiR-nedrewier erhä Funktion erhält.

noitknuF enies nehcsneM �tlähre


Gruppenensemble RĂźckzug, freiwerden. und Menschliche Vollendung


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Gruppe 5 - Vereinfachung


dank Unterstützung

Herzlichen Dank an; Meine Gruppe Jeannette Engel und Sarah Bucher für eine tolle Zusammenarbeit, Probst Holzbau für die Unterstützung und auch Jeannette Fischer fürs Korrekturlesen.


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quellen Abbildungen 01|

Liba, Josh: Times Square. www.flickr.com/photos (19.12.2017).

04|

Kok, Nico: Gebogen foto. www.nicokok.nl/kunstwerk (19.12.2017).

07|

Nendo: Triangle-roomshoes. www.nendo.jp (18.01.2018).

10|

FreshIdeen: Pantoffeln selber nähen. freshideen.com/dekoration (18.01.2018).

13|

Menu: darkly. menu.as/2-home (18.01.2018).

16|

Albionworks: Viking bed jointery. https://www.pinterest.de/pin (18.01.2018).

19|

Mondrian: Komposition Nr. III. de.wikipedia.org/wiki/Piet_Mondrian (18.01.2018).

22|

Etsy: Tissu japonais. www.etsy.com (18.01.2018).

25|

F-sing: one LED. www.f-sign.com/de/produkte/L_produkte_one (18.01.2018).

28|

Mall-Artworks: Stummer Diener. https://www.mall-artworks.de/images (18.01.2018).

31|

Ikarus: Leanon II. www.ikarus.de/garderobe/leanon (18.01.2018).

02|

Schmucker, Annette: Überfluss. en.artoffer.com/Annette-Schmucker (19.12.2017).

05|

Nendo: Triangle-roomshoes. www.nendo.jp (18.01.2018).

08|

GetdatGadget: Vibram Furoshiki Shoes. www.getdatgadget.com (18.01.2018).

11|

FreshIdeen: Pantoffeln selber nähen. freshideen.com/dekoration (18.01.2018).

14|

Harrogateinteriors: Sam Valet Stand. www.harrogateinteriors.co.uk (18.01.2018).

17|

Freshideen: Recycling Möbel. freshideen.com/moebel (18.01.2018).

20|

Naturstoffe: Bio-Merinofleece schiefer. www.naturstoff.de/shop/Stoffe (18.01.2018).

23|

Tumblr: Katrin Schake. mchl.tumblr.com/post (18.01.2018).

26|

Ulrich, Kurz/Hans, Hintzen/Hans, Laufenberg: Konstruieren, Gestalten, Entwerfen. Heidelberg 2009.

29|

Moormann: Stellvertreter. www.moormann.de (18.01.2018).

32|

Architectdesign: Stummer Diener. architectdesign.blogspot.com (18.01.2018).

03|

TALONABRAXAS: The Velvet Shadow. www.annct.tumblr.com (19.12.2017).

06|

Nendo: Triangle-roomshoes. www.nendo.jp (18.01.2018).

09|

GetdatGadget: Vibram Furoshiki Shoes. www.getdatgadget.com (18.01.2018).

12|

Architonic: Gan. www.architonic.com/de/product/gan-bandas-rug (18.01.2018).

15|

The Line : Lino Bench. theline.com/products/lino-bench-4-legs (18.01.2018).

18|

Instagram: bylassen. www.instagram.com (18.01.2018).

21|

Galerie Johann König: Kwade Alicia. https://www.ignant.com (18.01.2018).

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Muuto: Restore. muuto.com/restore (18.01.2018).

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Ulrich, Kurz/Hans, Hintzen/Hans, Laufenberg: Konstruieren, Gestalten, Entwerfen. Heidelberg 2009.

30|

Mox: Sam. www.mox.ch/koll-d.html (18.01.2018).

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Atelier volvox: brüderchen. https://ateliervolvox.ch/produkt (18.01.2018).


34|

Selekkt: wingman: selekkt.com/wingman-design-handtuchstaner (18.01.2018).

37|

Kister, Johannes: Neufert - Erschliessung. Wiesbaden 2016.

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Holzkontor-siebels: Rundholz. www.holzkontor-stiebels.de/produkte (18.01.2018).

35|

Wabisabi-style. fun towel racks. wabisabi-style.blogspot.ch (18.01.2018).

38|

Kister, Johannes: Neufert - Massgrundlagen. Wiesbaden 2016.

41|

Buttinette: Textilfilz. basteln-ch.buttinette.com/shop/a/textilfilz (18.01.2018).

36|

Mox: Error. http://www.mox.ch/error-d.html (18.01.2018).

39|

Galaxus: Rutschstopper. www.galaxus.ch/de/s4/product (18.01.2018).

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Buttinette: Sock Stop. https://basteln-ch.buttinette.com/shop (18.01.2018).

nicht numerierten Bilder und Skizzen sind erstellt durch Michelle Fischer

Text 1|

Franck, Georg: Ă–konomie der Aufmerksamkeit. MĂźnchen1998.



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