Inhaltsverzeichnis
Konzept
Konzeptsuche
Diamantbeschichtung
Mineralien-Pulver
Beschichtung und Form
Edelstein Pulver
Diamanten und Abdrücke
Zurück zum Diamantpulver
Täuschend echt
Schmuckes Werkzeug
Süss wie Zucker
Resümee
Danksagung
Konzept
Als Inspiration diente mir für diese Arbeit meine langjährige Beschäftigung mit dem Thema des Werts von Schmuck. Als Goldschmied bin ich bekannt mit den klassischen Techniken und Materialien von preislich hochwertigem Schmuck. Assoziationen dienen mir für diese Arbeit als Faktor um die Betrachtenden in den Bann zu ziehen und sie zu verwirren. Ich möchte ein Statement gegen die Traditionen von Schmuck machen und erforsche mit meiner Bachelor Arbeit eine individuelle Wertevorstellung.
Die Finesse der Technik bleibt erhalten, doch die Materialien werden pulverisiert und mit ihnen die konservativen Haltungen und Vorstellungen von Schmuck.
Ich „fälsche“ gewöhnliche Alltagsgegenstände mit wertvollen Materialien. Nicht Echtschmuck wird gefälscht sondern alltägliche Dinge , welche durch die Fälschung erst wertvoll werden. Klassische Materialien wie Diamanten werden in unkonventioneller Weise eingesetzt und platziert und verbergen sich so dem unwissenden Auge.
Konzeptsuche
Für die Suche nach dem idealen Konzept, war für mich am spannendsten die Wertfrage anzusprechen dafür habe ich verschiedenste Ansätze gesammelt. Jedes Stück auf dem Bild rechts repräsentiert eine Wertfrage und geht kritisch mit Wertindikatoren um. Einige Beispiele dafür sind: Die Auseinandersetzung mit dem Goldstempel (750) in unkonventioneller Art und Weise. Der Umgang mit limitierten Stückzahlen und das Spiel mit Seriennummern und deren Seltenheit. Wertvolle Materialen, konventionelle wie Diamanten und Gold sowie unkonventionellen wie Salz und Banknoten. Zusätzlich interessierten mich Imitationen und ready mades. Ist wirklich alles so wie es scheint?
Diamantbeschichtung
Weiter habe ich mich intensiv mit dem Thema der Diamantbeschichtung auseinandergesetzt. Die Diamantbeschichtung ist grundsätzlich bei Werkzeugen üblich. Diese Spannung zwischen dem traditionell wertvollen Material des Diamanten wie wir ihn für Schmuckstücke kennen und dem Material des Diamantpulvers bei Werkzeugen trägt viel Potenzial in sich.
Mineralien-Pulver
Ausgehend von der Idee des Diamantpulvers für Beschichtungen habe ich das Thema weiter geöffnet. Zuerst habe ich Versuche mit verschiedenen Mineralien gemacht, welche ich pulverisiert habe. Die Recherche bezog sich auf die Farbigkeit und den Feinheitsgrad des Pulvers. Auch probierte ich verschiedene Pulverisierungsmethoden aus und habe das Pulver in verschiedene Stufen abgesiebt um die Körnung zu bestimmen. Unten aufgeführt ist der Vorgang anhand des Beispiels von Bleiglanz.
Beschichtung und Form
Je nach Grobheit des Pulvers ist die Wirkung anders. Im Bild links sind die ersten Versuche zu sehen von beschichteten Musterplatten. In der folgenden Bildserie sind formale Auseinandersetzungen dokumentiert. Ich bin von Entourage Ringen ausgegangen um klassischen Schmuck zu referenzieren. Ich habe die Form ohne Steine benutzt und diese weiter aufgeblasen und abstrahiert. Diese habe ich zudem unterschiedlich beschichtet um die Wirkung an den Formen abzulesen. Meine Favoriten waren die farbigen, aufgeblasenen Ringformen. Die Farben sollten an das Farbenspiel von Edelsteinen erinnern und so soll ein neuer Wert generiert werden. Für die Farb-
gebung habe ich Sprayfarbe von verschiedenen Richtungen auf die Stücke rieseln lassen. So wirkt die Farbe changierend. Die Frage des Konzepts kam in diesem Prozesschritt wieder auf: Was sagen die Objekte aus? Wenn sie mit Diamantpulver beschichtet sind, hinterfragen sie konservative Wertvorstellungen bezüglich Schmuck? Die farbigen Ringe sind jedoch weit von meinem gewünschten Konzept entfernt und zeigen nicht das auf, was für mich wichtig ist. Eine weitere Idee war, dass klassische Edelsteine, welche für Entourage Ringe benutzt werden pulverisiert werden und so eine Farbigkeit, ähnlich der Sprayfarbe erreicht wird.
Edelstein Pulver
Das Farbenspiel von Edelsteinen nehme ich auch als Indikator für die Wertgenerierung. Die klassischen Werte sollten somit pulverisiert, also aufgelöst werden. Hier habe ich die traditionellen Edelsteine aufgrund ihrer Farben gewählt und diese pulverisiert. Smaragde, Saphire, Rubine. Das spannendste geschah jedoch als ich die Diamanten versucht habe mit dem Mörser zu zerkleinern.
Diamanten und Abdrücke
Es hat, wie erwartet, nicht gut funktioniert die Diamanten zu zerkleinern. Zudem sind die Diamantstücke im Mörser steckengeblieben. Dies hat mich einerseits fasziniert, da es eine mögliche Methode sein könnte, die Diamantstücke zu „fassen“ statt diese mit Epoxidharz als Beschichtung anzubringen. Mit zwei Stahlplatten, welche Diamanten zwischen sich halten, versuchte ich die Diamanten zu zerkleinern und beobachtete auch dort faszinierende Abdrücke und eingefasste Steinstücke. Vor allem fiel mir der Glanz und die Genauigkeit auf, wie die Diamantformen Abdrücke hinterliessen.
Die weiteren Experimente waren genau diesen Diamantabdrücken gewidmet. Diesmal jedoch von geschliffenen Diamanten, die ganz bleiben sollten. Sie trugen ihre Facetten perfekt in das weiche Aluminium ab. Als Formgebung habe ich mich auf die kindlichen Kronen bezogen und eine Formgebung in diese Richtung erprobt. Die kitschige Anlehnung gefiel mir gut und hinterfragt in diesem Wechselspiel mit den Diamanten auch den Wert. Zudem sind die Diamanten nur noch als Abdruck vorhanden und nicht mehr als Materialwert. Ihr Wert bestand in ihrer Härte, welche für die Herstellung notwendig war.
Bereits oben bei der Kronenform ging es darum in Richtung eines konkreten Produktes zu gehen. Das Objekt ist ein tragbarer Ring. Weiter habe ich mich wortwörtlich noch mehr auf das Thema des Wertes bezogen. Das Stück „pricey“ ist immer noch kitschig in der Formensprache und geht beinahe in Richtung Pop Art. Ich habe mich zudem verstärkt auf technische Finesse konzentriert und die Technik allgemein verbessert.
Zurück zum Diamantpulver
Nach diesen verschiedensten Versuchen habe ich mich nun schwergewichtig mit dem Diamantpulver beschäftigt. Ich erprobte eine neue Art die Diamanten zu zerkleinern indem ich diese zwischen zwei Edelstahlplatten einschweisste und dann mit einem Hammer zertrümmerte. Anschliessend habe ich sie gesiebt um verschiedene Körnungsgrade zu erhalten. Ich habe auch qualitativ hochwertigere Diamanten benutzt, welche von der Farbigkeit heller waren und weniger Einschlüsse hatten. Dadurch erhielt ich ein helleres Diamantpulver. Das Pulver hat stark an Zuckerkristalle erinnert. Dies gab Anlass für weitere Experimente.
Täuschend echt
Es entstanden neue Süssigkeiten-Projekte. Der ironische Umgang mit Assoziationen wurde mein Fokus, welchen ich anhand verschiedener Ansätze behandelte. Mit Epoxidharz, welches ich einfärbte, imitierte ich die sauren Apfelring-Süssigkeiten. Der Hinweis für die Unechtheit sollte einerseits die Skalierung sein und andererseits die Haptik und die Finesse, wie die Ringe zusammengefügt sind. Die Stücke sind mit Glas beschichtet. Ich experimentierte mit Farben und Skalierung und es entstanden ein Armreif, ein Collier mit Drehung in den Kettengliedern und weitere interessante Einzelstücke. Interessant wäre es, die Objekte mit pulverisierten Diamanten zu beschichten; Echtschmuck aus „falschen“ Süssigkeiten.
Mit Erstaunen fand ich nach einem sonnigen Wochenende meine ursprünglich grün eingefärbten Arbeiten in einem satten Blau vor. Die von mir verwendeten Farbpigmente in Kombination mit dem verwendeten Spezialharz, waren offensichtlich nicht lichtecht. Um die perfekte und beständigste Farbe zu erhalten verwendete ich nun eine Kombination von garantiert lichtechten Farben.
Für die Formgebung habe ich mich auf alte Goldschmiedetechniken berufen. Die Apfelringe werden im weichen Zustand ausgeformt und durch Drehung von einer Ankerkette zu einer Panzerkette geformt. Allerdings ist diese klassische Goldschmiede-Technik einiges einfacher für Gold anwendbar als für Kunstharz.
Schmuckes Werkzeug
Das ganze Thema der Diamantbeschichtung ging von meiner Faszination für Diamantfräser und Bohrer aus. Ich adaptierte die Technik des Diamantbeschichtens und brachte die Diamanten zurück zum Schmuck, jedoch in der sehr unkonventionellen Form kleinstformatiger Karate: dem Diamantpulver. Durch das adaptieren dieser Technik sind die entstandenen Schmuckstücke eine Referenz auf Werkzeuge. Das Ironiespiel ging später noch weiter indem ich formal zurück zum Handwerk ging. Die entstandenen Stücke sehen täuschend echt wie Schleifpapier aus. Sie sind rauh beschichtet und auf der Rückseite bedruckt mit den branchenüblichen Bezeichnungen sowie meiner Unterschrift.
Die Stücke sind nicht aus Papier, sondern aus einer feinen Aluminiumplatte. Durch eine Broschierung wird das Werkzeug wieder zu Schmuck. Die Reststücke, welche ich für die Prototypen verwendete, waren auf der Rückseite mit Mustern bedruckt. Dies brachte mich auf die Idee; die Platte selbst zu bedrucken. Konzeptionell spielt dies auf die Bedruckung des echten Schleifpapiers an. Das Druckverfahren ist anschliessend in Bildern dokumentiert.
Die weissen Diamanten sind Naturdiamanten und die gelben sind monokristalline Diamanten, welche im Labor erzeugt wurden. Die Farbe der Diamanten stimmte noch nicht ganz mit der Kolorierung des echten Schleifpapiers überein. Deswegen nutzte ich zusätzlich eingefärbtes Epoxidharz für die Beschichtung. Das Ziel der Arbeit soll sein, dass Betrachtende ein altbekanntes Gefühl bekommen und dadurch verunsichert oder gar verwirrt werden.
Süss wie Zucker
Im Gegensatz zu den vorangehenden sauren Apfelringen wurde der Kunstharz-Anteil für diese Stücke kleiner. Der Effekt des Zuckers wird durch die eingeschlossene Luft erreicht und die Objekte sind beinahe vollständig aus Pulver. Diese Prototypen sind aus Glas hergestellt. Wenn sie aus Diamanten bestehen würden, wäre es hier möglich einen sehr grossen Wert auf kleinem Raum in Form von banalen Gegenständen zu erhalten. Durch die Echtgold-Pinstecker wird jedoch der Hinweis für die Wertigkeit gegeben und die Objekte werden tragbar. So sind die Pins ein Schmuck aus Gold und Diamanten, beinahe so, wie wir ihn kennen.
Resümee
Entstanden ist eine Serie von Objekten welche spielerisch das Thema des Wertes in der Schmuckwelt ansprechen. Die ausgestellten Stücke sind teils mit Diamanten besetzt und teils sind es Prototypen mit Glasbeschichtung. Konzeptionell sollen die angedachten Diamantstücke bewertet werden. Mit dem Wissen, dass meine Objekte Diamantschmuck sind, werden sie anders gelesen und regen zum nachdenken an. Der Überraschungseffekt ist noch grösser!
Danksagung
Danke an meine Familie für ihre Flexibilität und die meist kurzfristig benötigte Unterstützung.
Franziska Haener
Marcel Haener
Stefan Haener
Danke an meine Klasse für den sehr bereichernden Austausch.
Jenny Christen
Nicole Eugster
Josephine Meylan
Lea Tschanz
Christiane Stock
Kaja Saxer
Fabian Laffitte
Tobias Bieri
Danke an das XS-Team für die spannenden und lehrreichen drei Studienjahre.
Christoph Zellweger
Salome Bruggisser
Thai Hua
Ilona Schwippel
Danke an die Werkstattverantwortlichen für die fachliche Unterstützung.
Isabelle Herzeisen
André Schuler
Raisa Durandi
René Odermatt
Nadia Müller
Danke an die Mentor:innen für den konstruktiven Austausch.
Anina Schenker
Ilona Schwippel
Gabi Veit
Christoph Zellweger
Thai Hua
Danke an die Firma Gut AG St.Gallen für die grosszügigen Diamantspenden.
Daniel Gut
Dokumentation