DESIGN FĂœR BEWUSSTEN KONSUM Ein Produkt zur Reflexion des eigenen Konsumverhaltens
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Dokumentation Gestalterische Bachelorarbeit Ursina Dorothea Haslebacher ursina.haslebacher@gmail.com Betreut durch Andreas Saxer Hochschule Luzern D&K FS 2019
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Inhalt
Bewusster Konsum
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Was ist bewusster Konsum und wie kann er gefördert werden?
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Welche Kriterien muss ein nachhaltiges Produkt erfüllen?
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Projekte, die Bewusstsein für ein Thema schaffen wollen
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Das Konsumtagebuch
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Welche Ansätze sind spannend?
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Brainstorming
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Drei Konzepte
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Ein Portemonnaie und ein Kartenset für die Auseinandesetzung mit
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dem eigenen Kosumverhalten
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Form
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Material
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Produktion
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Message
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Entwurfsprozess Portemonnaie
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Entwurfsprozess Reflexionskarten
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Fazit
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Bewusster Konsum
Ansich sind wir uns doch alle bewusst, dass wir zuviel unbedacht konsumieren. Wir lassen uns von Gelüsten und Gefühlen leiten. Es tut einfach gut, sich zwischendurch zu belohnen. Doch in Anbetracht des globalen Ressourcenungleichgewichts sollten wir uns zwischendurch in Erinnerung rufen, wie und vorallem was wir konsumieren, was alles hinter den Produkten steckt und welche Konsequenzen unser Verhalten mit sich zieht.
Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Brundtlandbericht (1987)
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Reflexion ist das Stichwort. Sich mit Problemen auseinandersetzen ist oft unangenehm, weil man sich selbst gegenüber ehrlich sein und vielleicht Fehler eingestehen muss. Doch das Bewusstsein über das eigene Konsumverhalten zu schärfen ist die Voraussetzung für eine Veränderung im Denken und so auf lange Sicht eine Veränderung in den Köpfen der Gesellschaft. Ziel dieser Arbeit ist es nicht, gegen die Wirtschaft zu wettern oder einen minimalistischen Lebensstil zu predigen. Vielmehr geht es darum, ein wichtiges Thema anzustossen, welches im Alltagstrubel zu oft untergeht und den Diskurs darüber anzufeuern. Starten wir also eine Bewegung für mehr bewussten Konsum.
Gerade hier in der Schweiz, in der Recyclingnation, die ja viel Potenzial zeigt und auch schon viele wegweisende Massnahmen getroffen hat, sollten wir uns nicht darauf ausruhen, dass wir gut entsorgen. Wir sollten garnicht erst soviel Müll produzieren. Wenn Produkte sorgfältiger gewählt, weniger exzessiv eingepackt, länger genutzt und repariert werden, können wir noch viel mehr erreichen, als einfach unseren Müll zu entsorgen. Die Entscheidung über Verpackung, Lebensdauer und die Produktion von Produkten liegt in den Händen der Produzenten und Konzerne. Aber diese müssen auf die Bedürfisse und Anliegen der Konument*innen eingehen um bestehen zu können. Deshalb beginnt das Umdenken in den Köpfen ebendieser.
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Was ist bewusster Konsum und wie kann er gefördert werden?
Im schriftlichen Teil meiner Bachelorarbeit befasste ich mich damit, wie sich durch ein tieferes Bewusstsein darüber, was konsumiert wird, das Konsumverhalten verändert, weil ich herausfinden wollte, wie Produktdesigner*innen dazu beitragen können, dass Konsument*innen bewusster konsumieren. So erarbeitete ich mir designspezifische Lösungsansätze, welche mir als Grundlage für dieses Projekt dienen.
Eigenleistung: Die Konsument*innen leisten ihren eigenen Beitrag zum Produkt, so wird das Selbstwertgefühl gestärkt und die Zufriedenheit steigt. Ausserdem wird das Thema durch die intensivere Auseinandersetzung tiefer verankert. Herausforderung: Das Produkt beinhält eine Aufgabe, die zu lösen der Nebenzweck des Produkts ist. Kollektivziel: Das Gemeinschaftsgefühl ist ein menschliches Grundbedürfnis und so ebenfalls ein wichtiger emotionaler Faktor. Dazu kommt, dass eine Gruppe von Menschen deutlich mehr erreichen kann, als das Individuum. Eine Gruppe, die dieselben Werte teilt und das gleiche Ziel verfolgt – zum Beispiel ein bewusstes Konsumverhalten - bildet eine Bewegung.
Konsum bezeichnet den Kauf und Gebrauch von Produkten und Dienstleistungen durch Verbraucher*innen. Das Konsumverhalten befasst sich mit den Prozessen, die ablaufen, wenn Konsument*innen Produkte, Dienstleistungen, Aktivitäten und Ideen erwerben, verbrauchen und entsorgen, um Bedürfnisse und Wünsche zu befriedigen, und untersucht, wie sich diese auf den Alltag auswirken. Das Ziel von Konsum ist es, Bedürfnisse und Wünsche von Konsument*innen zu befriedigen.
Welche Kriterien muss ein wirklich nachhaltiges Produkt erfüllen?
Es soll so gestaltet sein, dass es in seiner Form die Funktion unterstützt, sich auf das notwendige Material beschränken und eine geradlinige, schlichte, zeitlose Ästhetik aufweisen.
Es sollen Materialien verwendet werden, die in einem Kreislauf funktionieren und so als Grundlage für neue Produkte dienen können. Noch besser ist es, einem Material, welches sonst verbrannt werden würde, ein zweites Leben zu schenken.
Die Produktion soll ohne den Einsatz von umwelt- und gesundheitsschädlichen Stoffen funktionieren, geografisch so nahe wie möglich am Vertriebsort stattfinden und ohne die Ausbeutung und Gefährdung von Menschen- und Tierleben oder der Natur möglich sein.
Die Verpackung muss dieselben Bedingungen erfüllen, wie das Produkt an sich und soll ausserdem die kleinstmögliche Menge an Material verwenden.
Haupterkenntnis war, dass der emotionale Bezug von Konsument*innen zum Produkt sehr stark sein muss, damit dieses mehr wertgeschätzt wird. Dieser kann zum Beispiel durch folgende Faktoren verstärkt werden:
Die Produkte sollen einen starken emotionalen Aspekt tragen, der die Message verinnerlicht.
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Projekte, die Bewusstsein für ein Thema schaffen wollen
In den letzten Jahren sind weltweit diverse Projekte entstanden, die mithilfe von bewegenden Geschichten auf die Umweltthematik aufmerksam zu machen versuchen, sich also das Storytelling zunutze machen.
Take-Away-Geschirr-Konzept im Sharingsystem zu entwickeln. Das Geschirr aus Kunststoff wird in mittlerweile über 500 in der Schweiz verteilten Gastronomiebetrieben gegen ein Depot von zehn Franken angeboten und kann bei jedem der Partner zurückgegeben werden. So werden schweizweit bereits täglich über 30‘000 Einwegschalen eingespart.
4Ocean fischt Müll aus dem Meer und macht daraus Armbänder, deren Verkauf wiederrum neue Müllsammelaktionen finanzieren. Die Armbänder sind Prestigeobjekte. Sie bieten Grundlage für Gespräche und die Unterstützer*innen von 4Ocean erkennen sich gegenseitig - so wird die Thematik in die Welt herausgetragen.
Menelavo ist eine Seife in Form eines Backsteins. Das Produkt thematisiert illegal gebaute, den Sicherheitsvorschriften nicht entsprechende Gebäude in Italien und kritisiert die Politik, die nicht dagegen tut.
Auch in der Schweiz gibt es ähnliche Projekte. Die Firma Nikin aus dem aargauischen Seetal vertreibt Kleidung und Accessoires und pflanzt für jedes verkaufte Produkt aus ihrem Sortiment einen Baum, um der Natur etwas zurückzugeben.
Die Fliege im Pissoir ist ein „Nudging“-Element, welches unterbewusst den Blick des Pissoirnutzers lenkt und so Verunreinigungen vorbeugt.
Wenn ökologische Alternativen qualitativ mit herkömmlichen Produkten mithalten können, ästhetisch zeitlos und nicht massiv teurer sind, so wie die Mehrweg-Obst- und Gemüsenetze von Coop, werden sie eher gekauft. Das Berner Start-up ReCircle hat die Erkenntnis genutzt um ein 10
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Das Konsumtagebuch
Ich habe einen Fragenkatalog für sieben Tage erstellt. Eingeleitet wurde das Experiment mit einigen Grundsätzliche Fragen zum eigenen Konsumverhalten, den Gewohnheiten und zur Person. Die Tagebuchfragen wiederholten sich jeden Tag und sollten dazu anstossen, sich Gedanken zu machen und Beobachtungen und überraschende Erkenntnisse festzuhalten. Dazu sollte zuerst der Konsum am jeweiligen Tag grundsätzlich repassiert werden und dann auf ein selbstgewähltes Produkt genauer eingegangen werden. Dieses sollte dann genauer angeschaut und untersucht werden, woher es kommt, woraus es besteht, wie die Konsumentscheidung gefällt wurde und weshalb es konsumiert wurde, also was das zu erfüllende Bedürfnis war. Zuletzt folgten am Ende des Experiments noch einige Fragen zur Reflexion des eigenen Verhaltens im Rückblick auf die Woche.
- Lebensmittel sind der grösste Konsumpunkt vieler Menschen. Jeder muss essen und es wird viel Geld investiert. Gerade dort sollte man sich achten, was man kauft. (Foodwaste vermeiden)
- Es ist sehr schwer vorstellbar, wieviel Wasser respektive CO2 eigentlich in Produkten drinn steckt. Genau so schwer ist es, das ganze Produktleben, vom Rohstoff zur Entsorgung, nachzuvollziehen.
- Labels sind ein Mysterium. Wie vertrauenswürdig sind sie und worauf muss man achten? Statt Bio sollte „Unbio“ gekennzeichnet werden, mit Schadstoffen etc.
- Gute Erfahrungen, Erlebnisse und Erinnerungen mit einem Produkt fördern die emotionale Bindung daran.
eingegangen werden „müssen“ und so zu mehr Zufriedenheit über die Kaufentscheidung. - Die Frage, „Wird das mein Lieblingsstück?“ kann als Entscheidungshilfe dienen. - Die Lokalwirtschaft sollte mehr gefördert, unterstützt und gestärkt werden. (Regionalität, Saisonalität, Transparenz..)
- Mehr Bedenkzeit beim Einkauf führt zu weniger Kompromissen, die
- Das Angebot und die Auswahl an Produkten ist riesig und total unüberblickbar. - Plastik- und Verpackungsmüll zu vermeiden ist im normalen Alltag, insbesondere wenn man viel unterwegs ist, praktisch unmöglich. - Die Transparenz über die Herkunft von Produkten und deren Zutaten und Inhaltsstoffe lässt zu wünschen übrig. Insbesondere bei Fertigprodukten in Kantinen, Restaurants und Grossverteilerläden wird nicht klar komuniziert.
Die Haupterkenntnisse des Konsumtagebuches waren folgende: - Die Planung und Organisation von Lebensmittel- und Haushaltseinkäufen ist unglaublich aufwendig, wenn man möglichst Verpackungsfrei oder zumindest Plastikfrei einkaufen will und erst noch auf Bio, regionalität und saisonalität achten will.
- Viele Konsumenten denken gerade bei Fertigprodukten, Sandwiches etc. nicht weiter, als zum „Hersteller“ des Produkts. Der Produzent der Rohstoffe wird vergessen.
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Welche Ansätze sind spannend?
Wie kann ich das Vermeiden und Umgehen von Einwegprodukten und Verpackungsmüll unterstützen?
Wie könnte eine Sammelaktionen von Migros oder Coop aussehen, die umweltfokussierte Lerninhalte über die Produkte, die gekauft werden, vermittelt?
Wie könnte man die Gedankenbarriere beseitigen, die sich zwischen Konsument*innen und dem kompletten Leben von Produkten befindet?
Vom Rohstoff zur Entsorgung. Mehr Bedenkzeit beim Einkauf führt zu weniger Kompromissen. Wie kann dies untertzütz werden?
Wie kann durch ein Produkt eine aktive persönliche und reflektierte Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten gefördert werden? Lerninhalt mit Spassfaktor, auch für Familien
Wie kann die Lokalwirtschaft unterstütz werden? (Regionalität, Saisonalität, Transparenz.
Wie können die Planung und Organisation von Lebensmittel- und Haushaltseinkäufen vereinfacht werden, damit weniger Müll und mehr Bewusstsein über die Güter entstehen?
Wie kann ich Erlebnisse und Erinnerungen an Produkte fördern, um die emotionale Bindung ans Produkt zu stärken und gute Erfahrungen zu generieren?
Wie könnte ich Menschen, die viel unterwegs sind, das ressourcenschonende Konsumieren erleichtern? Wie könnte ich versuchen den Labelurwald zu bändigen und zu organisieren? Labels, wie gut sind sie? - neues Label? Könnte ich einen Indikator kreieren, welcher angibt, wieviel Ressourcen im Produkt stecken? Wasser, CO2...
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Brainstorming
PLANUNG/ORGANISATION
VERPACKUNG
ZUVIEL AUSWAHL
KONSUM ALS ZEITVERTREIB
Challenge - Mittel um sich beim Einkauf Gedanken über das konsumverhalten zu machen
Alternative zu Einwegplastikverpackungen bei Lebensmittel und Kleidung
Labels (Bio, Fairtrade, FSC, Natrue
An Orten des Wartens (Bahnhof, Zug, Warteraum Zahnarzt, Laptop, Smartphone)
Mehrwegverpackung (recircle Mehrweg-takeaway-Geschirr)
Organisationsobjekt, Hilfestellung für geplantes Einkaufen für mehr Nachhaltigkeit und weniger Impulskäufe
Unrezyklierbare Plastikverpackungen symbolisch sammeln und dem Laden zurückbringen
Accessoire Armband mit Anhängern, die bestimmte Produkte oder Themen ausgreiffen (4Ocean)
Verpackung als Gemeinschaftsgut
Armbanduhr
Einkaufstasche, die beim Laden zur Verfügung steht und gegen Depot wieder zurückgebracht werden kann
Modulares, an persönliche Bedürfnisse anpassbares Portemonnaie mit wählbaren Challengekarten, die zum Reflektieren anregen sollen
Ausgleich - für jede Plastiktüte/ Petflasche/ Kaffeebecher wird ein Pflänzchen gepflanzt
Ein Farb-/ Punktesystem (wie Ampelsystem in Deutschland)
(Fliege im Pissoir) Ein Hilfsmittel um über existierende Labels aufzuklären
Eine „How to... bewusster Konsum“ Anleitung - Grafische Arbeit „ Entscheidungshilfe beim Einkaufen - auf der eigenen Einkaufstasche
Ein Geländespiel (wie Foxtrail für Konsum) Aufgaben, die es zu erledigen gilt und die gleichzeitig über die Problematik von unnötigem Konsum aufklären - für Kinder, Jugendliche und Erwachsene/ für Schulen Ein „Kartenspiel“ für unterwegs - im Zug oder in der Mittagspause, das auf spielerische Weise aufklärend wirkt Nudgingelemente/ Plakate/ Slogans, die zum Denken anregen sollen
Kaffeebecher, den man als Blumentöpfchen nutzen kann - Second Life
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Drei Konzepte
Eine multifunktionale Einkaufstasche, welche eine grafische Entscheidungshilfe trägt und so einerseits Konsument*innen helfen soll, Impulskäufe und unüberlegte Anschaffungen zu vermeiden, andererseits aber als Eisbrecher und Konversationsimpuls dient.
Ein modulares Portemonnaie, welches nebst dem Wählen der Grösse, dem individuellen Zusammenstellen der Fächer und der Wahl von Farben oder Mustern auch über ein Kartenfach auf der Aussenseite verfügt. Teil des Produkts wäre ein Kartendeck mit Challengekarten zum Thema Konsum, aus welchem man selbst die Aufgaben wählen könnte. Diese würde dann in eben dieses Kartenfach gesteckt, so dass man sich jedes Mal wenn man das Portemonnaie benutzt für kurze Zeit mit dem eigenen Konsumverhalten befassen muss.
Ein informatives Geländespiel, welches ähnlich wie Foxtrails oder Geocaching funktioniert und auf spielerische Art und Weise Lerninhalte vermittelt, was insbesondere für Familien und Schulen spannend wäre. Die gestalterische Aufgabe läge in der Umsetzung der Posten. 18
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Ein Portemonnaie und ein Kartenset für die Auseinandesetzung mit dem eigenen Kosumverhalten Das Konsumtagebuch zeigte mir, dass den Konsument*innen die einfach zugängliche Information und der Bezug zum eigenen Konsum fehlen. Solche Themen müssen geliefert werden, denn dass jeder selbst auf die Suche geht, ist unrealistisch - es sein denn, man macht ein Spiel daraus. Mein Produkt soll deshalb aus zwei Teilen bestehen: einem Kartenset, welches die persönliche Auseinandersetzung und Informationsbeschaffung fördern soll - alleine oder auch in Gruppen - und ein Portemonnaie, entworfen nach klaren Kriterien, welches als Hauptakteur fast jeder Konsumhandlung das erlangte Wissen in den Alltag tragen soll.
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Material
tiert werden, der Polyurethanleim ist toxisch und nicht abbaubar. Paperfabric ist ebenfalls ein Lederersatz, welcher aus Zellulose und Latex besteht. Ich habe allerdings kein Produkt gefunden, welches Naturlatex verwendet und so kompostierbar wäre, weshalb auch Paperfabric ausschied.
Ich war auf der Suche nach einem Material für das Portemonnaie, welches - ganz im Zeichen meiner Designkriterien aus der schrifltichen Arbeit - in einem Kreislauf funktioniert und ohne Einsatz von umweltund gesundheitsschädlichen Stoffen, georafisch so nahe wie möglich und ohne die Ausbeutung von Mensch, Tier oder Natur, hergestellt werden kann. Dies erwies sich als äusserst schwierig, da jeder „öko“ oder „nachhaltig“ auf sein Produkt schreiben kann und „biologisch abbaubar“ oft nur leere Worte sind. Ich merkte, dass ich irgendwo einen Kompromiss eingehen muss, also entschied ich nach dem Ausschlussverfahren.
Also schaute ich mich bei den Geweben um. Baumwolle kommt Aufgrund des Wasserverbrauchs und des Transports nicht in Frage, Zelluloseregenerate wie Lyocell und Modal sind für ein Portemonnaie nicht steif genug und Viskose ist chemisch zu invasiv. Hanf und Leinen waren die einzige Option, die passabel schien. Doch wie konnte ich diese zu einem tollen Portemonnaie Verarbeiten, dass modern und funktional war?
Ursprünglich wollte ich aufgrund der aufwendigen Saumverarbeitung kein Gewebe verwenden, wehalb ich nach Lederersatzprodukten suchte. Doch Kork- Pilz-, Apfelleder etc. erwiesen sich als höchst problematisch. Zwar klingen die Bezeichnungen auf Anhieb sehr überzeugend, erkundigt man sich genauer, stellt man fest, dass sie alle auf (nicht biologischer) Baumwolle aufgezogen und mit einem Polyurethanleim verklebt sind. Die Baumwolle benötigt Unmengen an Wasser im Anbau uns muss von Asien, Afrika oder Amerika impor-
Dann hatte ich eine neue Idee, die ich sogleich überprüfte: Nach einem Gespräch mit Lea Fankhauser, die im Forschungsteam der HSLU gerade mit TEXAID nach Lösungen für die Verwertung von Mischfasertextilien sucht, war ich bestärkt, mir Jeans als Material vorzunehmen.
haben. Und oft weiss nicht einmal der Hersteller, woraus die Jeans wirklich bestehen, da die Baumwolle meist gestreckt und zusätzlich mit Elastan, Polyester und anderen Kunststoffen gemischt wird. Aus diesem Grund kann sie nicht recycelt, sondern eigentlich nur verbrannt werden. Es gibt wohl kaum jemanden, der keine Jeans im Kleiderschrank hat. Die Lieblingsjeans ist ein verbreitetes Phänomen. Jeans als Material fand ich auch von seiner Geschichte her sehr passend für mein Portemonnaie, das ja einen starken emotionalen Wert habet und den Konsument*innen sehr nahe steht. Wenn das neue Portemonnaie aus der alten kaputten Lieblingsjeans entsteht, ist der emotionale Bezug klar gegeben und gleichzeitig wird einem ausgedienten Material ein zweites Leben gegeben.
Jeans sind eines der häufigsten Abfallmaterialien in der Textilindustrie, da diese einen riesigen Absatzmarkt 24
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Form
All diese Kriterien sollten mit dem geringst möglichen Materialaufwand und der funktionalsten Form einhergehen.
Was braucht ein Portemonnaie, um gut zu funktionieren? Weshalb ich meine Freunde um einen Blick in ihr Portemonnaie bat und einige alte Portemonnaies auseinandernahm, um deren Aufbau unter die Lupe zu nehmen. Von Beginn an war für mich klar, dass das Portemonnaie so handlich wie möglich sein sollte. Es sollte Platz für die wichtigen Kärtchen bieten - das Reflexionskärtchen ist eines davon - aber nicht für unzählige Kundenkärtchen, da diese üblicherweise für Impuls- und Zusatzverkäufe sorgen. Es sollte ein Münz- und ein Notenfach haben, die praktisch sind, aber nur soviel Platz bieten, wie unbedingt nötig - denn heutzutage trägt kaum jemand mehr viel Bargeld mit sich herum, trotzdem ist es aktuell noch fester Bestandteil unseres Alltags. Gerade in kleineren Quartierläden oder auf dem Wochenmarkt benötigt man dieses noch immer. Die Schweizer*innen hängen an ihrem Bargeld. Ausserdem ist das Bezahlen mit Bargeld ein Stück weit bewusster, weil sichtbarer. Man merkt schneller, wenn man fast kein Bargeld mehr hat, als wenn das Konto langsam leer wird.
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Produktion
Das Portemonnaie, welches ich sezierte, ist aus Leder, Leim und einem schwarzen Kunstflies zusammengesetzt, besteht also aus einer schrägen Materialmischung. Ausserdem hat es ein relativ umständliches Schnittmuster zur Grundlage.
Ich hatte nie den Anspruch, ein wirtschaftliches Produkt zu schaffen. Mein Fokus ist die Auseinandersetzung mit dem Wert von Produkten, der Arbeit, die in ihnen steckt und dem Preis, den wir für sie bezahlen. Mir war es wichtig, das Portemonnaie selbst herzustellen, um mir vorstellen zu können, was alles in dem Portemonnaie drinn steckt.
Mein Portemonnaie soll zu einen die Arbeit aufzeigen, die dahinter steckt - auch dank des emotionalen Bezugs zum Material - zum anderen soll es so niederkomplex sein, wie möglich, ohne dabei plump zu wirken oder an Funktionalität einzubüssen.
Deshalb war mir auch die Gegenüberstellung meines Portemonnaies mit einem gekauften Portemonnaie wichtig. Die Diskrepanz zwischen einem in Asien produzierten Portemonnaie und dem Lohn, den ich in der Schweiz erhalten würde, wollte ich unbedingt als Teil meiner persönlichen Auseinandersetzung mit meinem Konsumverhalten aufzeigen. Denn eigentlich sind all unsere Produkte, wie Kleider, Schuhe, elektronische Geräte, die wir oft als „zu teuer“ anschauen, oft nicht teuer genug. Nur dass der Preis nicht im Verhältniss dazu steht, was den Produzent*innen dafür gezahlt wird.
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Message
Die Konsumtagebücher, Gespräche mit Menschen in meinem Umfeld und die Analyse eines durchschnittlichen Tagesablaufes halfen mir dabei, dreizehn Alltagsthemen zu definieren, die für den ökologischen Fussabdruck eine gewusse Tragweite haben. So kam ich auf 52 Kärtchen - eine Karte pro Woche, ein Jahr lang.
Das Konsumverhalten ist ein unglaublich breit gestreutes Thema. Trotzdem schaffte ich es nicht, mich wirklich zu fokussieren. Denn eigentlich ist das anzugehende Problem ja das Konsumverhalten als solches und nicht eine Produktkategorie allein. Wie kann ich ein so breites Feld abdecken, ohne in Floskeln und Verallgemeinerungen abzudriften?
Ich entschied mich dafür, den Karten eine Anleitung beizufügen, wie diese genutz werden können. Dazu gehört eine Spielanleitung, mit der aus den Lernkarten ein Gesellschaftsspiel mit Reflexionsfaktor werden kann denn gemeinsam (und mit dem Ziel zu gewinnen) machen solche Dinge mehr Spass.
Ich merkte schnell, dass ich nicht jede Frage beantworten kann und entschied mich, dass ich dies auch nicht können muss. Denn Konsum ist von Mensch zu Mensch sehr individuell, deshalb empfand ich es als sinnvoller, die Konsument*innen ihre eigenen Produkte unter die Lupe nehmen zu lassen, mit offenen Fragen, Denkanstössen und Tipps, wie sie sich verbessern können. Nachdem ich mich eine Weile im Kreis gedreht hatte, entschied ich mich für eine klare Struktur der Kärtchen. Dazu wählte ich die drei Säulen der Nachhaltigkeit - Ökologie, Ökonomie und Soziales - als Grundlage und fügte noch eine Kategorie Challenge hinzu.
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Entwurfsprozess Portemonnaie
Ursprünglich plante ich, ein Portemonnaie, welches jede*r mit einem open source Schnittmuster zuhause nachbasteln kann. Aus diesem Grund begann ich den Entwurfsprozess mit einem ganz schlichten und einfachen Portemonnaie, welches aus einer Abwicklung an einem Stück bestand und nur zusammengefaltet und dann vernäht/ geklebt werden sollte.
Lieblingsjeans. Für das sehr handliche, an der Kreditkarte orientierte Format des „Portemonnaies mit Spielfaktor“ hatte ich viel positives Feedback erhalten, weshalb ich dieses weiterzog. Ich hatte also das Format und das Material, welches ich nun in die Finger nahm, um auszuprobieren, was alles damit möglich war. Durch das umlegen der Schnittkanten konnte ich die Jeansränder schön versäubern, das Material wurde allerdings immer dicker, weshalb ich den geringst möglichen Materialaufwand anstrebte und das Schnittmuster dementsprechend anpasste.
Ich entschied mich wenig später dagegen, open source zu Arbeiten, weil es mich im Entwurf massiv einschränkte, auf einem so tiefen „Bastelniveau“ zu denken. So wurde allerdings der emotionale Bezug zum Produkt geschwächt. Diesen versuchte ich durch ein spielerisches Element, zu ersetzen, indem das Kartenfach in verschiedene Richtungen geöffnet werden konnte. Doch dazu wäre viel Material notwendig gewesen, welches stark aufgetragen hätte.
Obwohl es wahrscheinlich ist, dass Bargeld je länger je mehr verschwindet, entschied ich mich bewusst für ein Portemonnaie mit Fächern für Bargeld, da dieses in der Schweiz aktell noch immer genutzt wird und es sogar Orte gibt, wo (noch) nicht mit Karte bezahlt werden kann, wie kleine Geschäfte oder der Wochenmarkt - lokale Wirtschaft mit saisonalen Produkten- die wichtiger Bestandteil meines Konzepts sind. Ausserdem verschwindet das Kleingeld einfach in der Hosentasche, wenn es kein Fach dafür gibt - was ich verhindern will, da der bewusste Umgang mit Geld übersichtlich und gut organisiert sein
Durch die Wahl von Jeans als Material fand ich einen neuen emotionalen Bezug, den ich zuvor nochnicht definiert hatte. Die Wahl eines Materials, welches den Konsument*innen durch die breite Bekanntheit sehr nahe ist, stärkt den Bezug, weil man mit dem Material bereits eine emotionale Beziehung aufgebaut hat - das Portemonnaie aus der alten kaputten 32
muss. Bei den Noten entschied ich mich ebenfalls, nur Platz für das wirklich nötige zu bieten. Ein bisschen Bargeld. Beim Kartenfach wollte ich Platz für die acht wichtigsten Karten haben - nicht mehr als nötig, aber alles wichtige ist dabei. Da das Format des Portemonnaies klein ist, mussten die Karten kompakt organisiert sein. Nach verschiedenen Versuchen fand ich eine materialreduzierte und praktische Lösung. Immer zwei Karten teilen sich Rücken an Rücken ein Fach, durch den Stoff zwischen den Karten sind sie alle sichtbar und einfach zugänglich. Vier Stoffschichten, acht Karten und ganz vorne, auf die Stirn der Karten eine Reflexionskarte - mehr nicht.
fach von aussen und sorgt dafür, dass das Portemonnaie nicht auseinanderfällt, wenn es in einer grossen Tasche herumfliegt.
Ich versuchte für das ganze Portemonnaie - auch den Verschluss des Münzfachs - ausschliesslich Stoff zu verwenden, bis ich realisierte, dass fast jede Jeans auch über einen Reissverschluss verfügt. Diesen adaptierte ich also und löste so eines meiner Probleme - wie das Kleingeld im Portemonnaie bleibt. Als Verschluss für das Portemonnaie nutzte ich die Elastizität des Jeansstoffes. Ein Elastikband wird einmal um das Portemonnaie gewickelt, verschliesst so effizient das Karten33
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Entwurfsprozess Reflexionskarten
Aufgrund meines Konsumtagebuchexperiments kam ich zum Schluss, dass sich viele Menschen kaum die Zeit nehmen, ihr Konsumverhalten wirklich zu hinterfragen. Beim Kauf eines Sandwichs zum Beispiel, werden wenige Gedanken an die Herkunft oder Beschaffenheit des Belags verschwendet. Das Ziel der Reflexionskarten ist es, wieder mehr Bewusstsein in den Konsumalltag zu bringen - als Knotenpunkt dient das Portemonnaie. Deshalb haben die Kärtchen Kreditkartenformat.
Ökonomie, grün für die Ökologie, rot für das Soziale. Dazu kommt grau für die Challenge. An den Fragen habe ich viel herumgebastelt. Die letzte Fassung habe ich von zwei Nachhaltigkeitsexperten gegenlesen und kritisieren lassen. Da alle Fragen offen sind und es bei wenigen eine klare Antwort gibt, entschied ich noch, ein Begleitheft zu erstellen, mit einer Übersicht, Tipps und Links zu weiteren Infos. Bei einer marktreifen Umsetzung der Karten wäre es jedoch sinnvoll, diese Info über eine Webseite laufen zu lassen, da so auch dem Austausch zwischen Interessierten eine Plattform gegeben werden kann.
Ausserdem habe ich bewusst dreizehn Konsummomente aus dem Alltag gewählt, vom Kaffee am Morgen, über Reinigungsprodukte bis zur Ferienreise. Die Themenliste ist keinesfalls komplett, es sind Themen, die viele Menschen betreffen und die mehrheitlich sehr grossen Umwelteinfluss haben. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit - Soziales, Ökologie und Ökonomie - schienen mir gute Kategorien zu sein, da sie allumfassende Nachhaltigkeit schaffen wollen. Da ich Konsument*innen auch dazu auffordern will, etwas für bewussten Konsum zu TUN, habe ich noch eine Aufgabenkarte - die Challengekarte - hinzugefügt. Die drei Farben sind aus der Politik entlehnt: blau für die 36
Ökologie
Soziales
Wirtschaft
Challenge
Kleidung
Aus welchen Materialien besteht deine Kleidung? Was weisst du über diese Rohstoffe?
Wer hat deine Kleider gemacht?
Kaufst du oft neue Kleidung?
Wem hast du es zu verdanken, dass du diese Kleidung tragen kannst? Sprich mit deinem Umfeld darüber.
Kaffee
Wo wurde dein Kaffee angebaut und wie wurde er transportiert?
Unter welchen Bedingungen und von wem wurde dein Kaffee produziert?
Wer profitiert wirtschaftlich von deinem Kaffeekonsum?
Wie viel Kaffee trinkst du? Frag überall, wo du Kaffee trinkst nach, woher dieser kommt. Informiere dich darüber, wie dieser produziert wurde.
Kosmetik
Wieviele Inhaltsstoffe haben Wie wurde dein Produkt auf Gibt es in deiner Umgebung deine Kosmetikprodukte, und seine Verträglichkeit getestet? regionale verstehst du, worum es sich Kosmetikproduzenten? dabei handelt?
Wieviele Kosmetikprodukte benutzt du regelmässig und wieviel davon landet täglich im Abfluss?
Mobilität
Welche deiner Fortbewegungsmittel sind ökologisch sinnvoll?
Wieviele Kilometer legst du in einer Woche wie zurück? Was bedeutet dies für deinen ökologischen Fussabdruck?
Computer und Handy
Wieviele Metalle befinden sich Kannst du herausfinden, wo dein Gerät hergestellt wurde? in deinem Gerät, und wie werden diese gewonnen?
Einwegverpackungen
Wieviel Müll produzierst du täglich?
Hat dein Weshalb sind so viele Versuche Einwegverpackungen Einwegverpackungsmüll einen Lebensmittel in Einwegplastik zu umgehen. Welche Einfluss auf andere Lebewesen verpackt? Möglichkeiten hast du? irgendwo auf der Welt?
Ernährung
Kannst du sagen, was die Bestandteile deiner letzten Mahlzeit sind und woher diese kamen?
Können die Menschen, die deine Lebensmittel produzieren, selbst davon leben?
Tierische Produkte
Hat deine Mobilität Auswirkungen auf andere Menschen, insbesondere in anderen Teilen der Welt?
Wer verdient Geld mit deiner Mobilität?
Was tust du mit deinem Gerät, Wieviel Zeit verbringst du wenn du es einmal nicht mehr täglich am Handy und am benötigst? Computer? Welchen Einfluss hat die Nutzung dieser Geräte auf die Umwelt?
Welche sind die Firmen, die deine Lebensmittel produzieren?
Welche Möglichkeiten gibt es in deiner Umgebung, regional und saisonal einzukaufen? Teste diese Möglichkeiten.
Woher kommen deine Hatte das Tier, welches der Produkte tierischen Ursprungs, Ursprung für deine Produkte und welche Auswirkungen hat ist, ein glückliches Leben? dies auf die Umwelt?
Weshalb haben viele landwirtschaftliche Kleinbetriebe Schwierigkeiten, sich über Wasser zu halten?
Wie oft pro Woche isst du Produkte tierischen Ursprungs? Welche davon könntest du durch pflanzliche Alternativen ersetzen?
Waschen und Putzen
Was passiert mit deinen Reinigungsmitteln, nachdem sie im Abfluss landen?
Welche Qualitätsstandards und Wieviel Reinigungsmittel Siegel gibt es für verbrauchst du in einer Reinigungsmittel? Woche? Suche nach ökologischen Alternativen für deine Produkte.
Wohnen
Wieviele Quadratmeter Hast du im Vergleich zu Wohnraum hast du? Ist das viel Menschen in aller Welt viel oder wenig Wohncomfort? oder wenig? Weshalb?
Wieviel Geld gibst du für deine Wohnsituation (Wohnung, Einrichtung, Strom, Heizung...) im Jahr aus? Denkst du, dass das eher viel oder wenig ist?
Welche deiner Besitztümer bereichern dich und welche belasten dich eher? Miste aus, was du nicht brauchst und bringe alles in die Brocki.
Unterhaltung
Welche Ressourcen verbraucht Wer ist dafür verantwortlich, der Konsum von Social Media, dass du dich über Fernsehen und Streaming unterhalten Streamingseiten und Co.? lassen kannst?
Wie gross ist die Streamingindustrie und wen finanzierst du mit deinem Konsum?
Wieviel Zeit verbringst du mit Unterhaltungsmedien? Welchen Einfluss hat dieser Konsum auf deinen ökologischen Fussabdruck?
Urlaub
Was müsstest du tun, um den Inwiefern kann dein Urlaub und Wer wurde durch deinen die Wahl deines Urlaubssziels letzten Urlaub wirtschaftlich negativen Umwelteinfluss Menschen schaden? deines letzten Urlaubs zu gestärkt? kompensieren?
Allgemein
Wie gross ist dein ökologischer Ist dein ökologischer Fussabdruck grösser oder Fussabdruck? In welchem kleiner als der Durchschnitt? Bereich ist er am grössten?
Wer produziert deine Reinigungsmittel?
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Gibt es Unterschiede von deinem Konsumverhalten zu dem anderer Kulturen? Versuche dein Verhalten im Urlaub anzupassen.
Was kannst du beitragen, um Achte darauf, in welchen eine nachhaltige Wirtschaft zu Bereichen du deinen fördern? ökologischen Fussabdruck im Alltag reduzieren kannst.
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Fazit
Ich habe schon während der Durchführung des Konsumtagebuchs konstruktive Gedanken bei den Teilnehmer*innen bemerkt, wie zum Beispiel die plötzliche Frage, ob der Kauf eines Rucksacks tatsächlich so gut war, wie ursprünglich gedacht. Eine Bekannte hat nach dem Experiment begonnen, wöchentlich einen bewussten vegetarischen Tag einzulegen und merkte so, wie oft sie zuvor, ohne es zu bemerken, Fleisch isst. Dies zeigt mir, dass die simple wiederholte Konfrontation mit solchen Fragen viel bewirken kann. Das Kartenset ist der verlängerte Arm dieses Experiments. Ich selbst habe bemerkt, dass ich mich noch mehr als zuvor darauf achte, wie und was ich konsumiere - auch durch meine intensive theoretische Auseinandersetzung. Das Portemonnaie wurde zum Objekt meiner persönlichen Auseinandersetzung und verkörpert viele der Fragen, die ich mir in den letzten vier Monaten gestellt habe. Wer macht unsere Kleider? Welche Materialien sind ökologisch sinnvoll? Was sollten unsere Produkte wirklich kosten? Wie kann unsere Zunkunft aussehen, wenn wir unseren Konsum eindämmen? Und wie, wenn dies nicht der Fall sein sollte? Das Thema Konsum ist aktuell und wird wohl noch lange aktuell bleiben - in der Gesellschaft und für mich persönlich. 42
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