Leonie Hochstrasser – Die Form der Musik – Dokumentation

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ÉDITION DES ÉMOTIONS Prozess

Leonie Hochstrasser 2019 Gestalterische Bachelorarbeit 6. Semester Objektdesign, Hochschule Luzern Design & Kunst


Leonie Hochstrasser Hรถhenweg 27 5102 Rupperswil leonie.hochstrasser@outlook.com +41 76 539 36 58 www.leoniehochstrasser.com


DANK

Andreas Saxer, Mentor Praktisch Gabrielle Alioth, Mentorin Schriftlich Laurin Schaub, Fachmentor Nadia Müller, Werkstatt Keramik Gesprächspartner Schriftliche Arbeit: Heinrich Ehnert, Bouphasavanh Phetxomphou, Hermann August Weizenegger, Andrea Wolfensberger Familie Hochstrasser, Lektorat Joël Siegrist, Lektorat und Aufbau Werkschau Denise Hochstrasser, für die Töpfer-Wochenenden und Tips Das Künstlerhaus Boswil für die Fotografie-Location Meine Mitstudenten für Rat und Tat und lustige Momente Meine Familie und Freunde für die Geduld und das Interesse



INHALT

ausgangslage | S. 6 erste annäherung | S.8 marmor-klangfiguren | S.10 sand-klangfiguren | S.14 inhaltliche auseinandersetzung | S.16 workshop | S.18 reaktion auf workshop | S. 24 wie weiter? | S.26 moodboards | S. 28 versuche im material | S.30 schmerz | S. 32 frÜhlichkeit | S.34 melancholie | S.36 sehnsucht | S. 38 schaudern | S. 40 farbversuche | S.42 umsetzung | S.44 ausstellung | S. 50 endprodukte | S. 54


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AUSGANGSLAGE Beim zarten Erklingen einer Melodie, beim explosionsartigen Crescendo des Hauptthemas, beim leichten Vibrato des einen Tons, spüren wir, fühlen wir: die Wärme, die Wehmut, Farben, Gänsehaut, Schönheit. Klar ist: Musik berührt. Für viele ist die Musik unabdingbar in ihrem Leben und hilft in verschiedensten Situationen: Sie gibt Kraft oder Konzentration, beruhigt und entspannt. Jedoch verflüchtigt sie sich nach dem Hören und klingt nur noch emotional, körperlich und geistig nach. Als musikalische wie künstlerische Person interessiert mich eine Verbindung von Musik in einem Objekt sehr. Mich hat die Musik schon seit Kindesalter berührt. Aufgewachsen in einer musikalischen Familie und seit 16 Jahren Violine spielend, begleitet mich diese Leidenschaft stetig und lange. In meiner Bachelorarbeit wollte ich diese mit der Leidenschaft für mein Studium verbinden. Wie kann eine gestalterische Strategie gefunden werden, um Musik in einem stabilen, bleibenden Objekt sichtbar zu machen, ohne ihre Sinnlichkeit und Emotionalität zu verlieren? Von dieser Frage bin ich in meiner praktischen Bachelorarbeit ausgegangen.

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ERSTE ANNÄHERUNG Mit Video- und Tonaufnahmen von meinem eigenen Geigenspiel suchte ich Angehensweisen, diese Musik als Datengrundlage für eine Formfindung zu verwenden. Einerseits nutzte ich meine Körperbewegungen während des Spielens, andererseits die grafische Aufzeichnung der Schallwellen als Ausgangslage für CAD-Zeichnungen in Rhino. Erste Entwürfe druckte ich mit dem Keramik-3D-Drucker.

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Abbildung 1 Filmstill Abbildung 2 Rhino-Zeichnung der Bogenbewegungen von vorne und der Seite Abbildung 3 3D-gedruckte Schallwelle aus Keramik Abbildung 4 Rhino-Zeichnungen von modifizierten Schallwellen im Raum

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MARMOR-KLANGFIGUREN Mit einer elektrischen Geige und Körperschallwandler konnte ich Wellen in einem Wassergefäss erzeugen. Körperschallwandler funktionieren ähnlich wie Lautsprecher, nur dass sie die Schallwellen nicht über eine Membran sondern durch das Material leiten. Die Bewegungen im Wasser von einzelnen Tönen bzw. Frequenzen oder Intervallen, Tonleitern oder Improvisationen hielt ich mit Marmorfarben fest.

Abbildung oben Arbeitsplatz mit Körperschallwandler, Verstärker und elektrischer Geige

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Abbildung oben links bis unten rechts G-Saite; A-Saite; E-Saite; D-Saite; Akkord G-A; Akkord Fis-A; Akkord E-Cis; Akkord D-H; Tonleiter G-Moll; Tonleiter G-Dur; Tonleiter D-Dur

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Abbildung links

Resultat der Improvisation mit der Geige

Abbildungen rechts Entstehung der Marmorierung: Verteilung der Farbe mit der Bewegung der Schallwellen im Wasser

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SAND-KLANGFIGUREN Um die Schallwellen räumlich festzuhalten, testete ich die Körperschallwandler mit Sand. Jedoch entstanden die Strukturen nur mit wenig Material und es blieb zweidimensional. Zusätzlich war es schwierig, die entstandenen Schallbilder anders als fotografisch festzuhalten.

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Abbildung linke Seite, oben links bis unten rechts G-Saite; C; Es; E; G; Gis; A-Saite; B; H Abbildung rechte seite, oben links bis unten rechts Cis; D; Dis; E-Saite; F; Fis; G; Gis; A; B; H; Improvisation

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INHALTLICHE AUSEINANDERSETZUNG Eine Herausforderung stellte sich mit dem Wunsch, etwas Unsichtbares sichtbar zu machen. Mit den ersten Experimenten hatte ich sozusagen eine direkte Übersetzung der Schallwellen oder des Geigenspiels in eine visuelle Form vorgenommen. Mir fehlte dabei jedoch die eigene Interpretation und Verarbeitung der Musik. Ich beschäftigte mich mit verschiedenen inhaltlichen und formalen Aspekten, welche mir im Zusammenhang mit Musik wichtig erschienen: -Die Zeit -Eingefroren – Dynamisch -Was macht Musik mit einem? -Emotionen -Sinne -Körper -Stille, das Danach -Kompositionen Zudem musste ich für mich die Relevanz der Arbeit klären. Wer ist der Nutzer und in welchem Kontext steht die Arbeit? Im ganzen Prozess wurde mir immer bewusster, welch grosse Rolle die Emotionen in der Musik spielen und im Design mit einbezogen werden sollten. Eine erste Annäherung zur Emotionalität in der Musik und wie man gestalterisch darauf reagieren kann, wagte ich durch einen Workshop.

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WORKSHOP Ich führte einen Workshop durch, bei welchem acht Proband*innen aus meinem Umfeld der Hochschule, und ich selbst, intuitiv und kreativ auf Musik reagieren sollten. Dazu spielte ich jeder Person einzeln drei stilistisch ähnliche, aber stimmungsvoll unterschiedliche Stücke ab: jeweils gespielt von einem Violinisten und begleitet von einem Klavier. Die Proband*innen durften mit verschiedenen Malutensilien oder plastischem Ton zur Musik gestalten. Zudem sollten sie jedem Stück ein bis vier Farben und bis zu sechs gefühlte Emotionen, wie beispielsweise Melancholie, Fröhlichkeit, Sehnsucht, Freiheit oder Schmerz zuordnen. Mich interessierte, ob man Gemeinsamkeiten im Empfinden der Musik und der gestalterischen Reaktion erkennen kann und ob sich dies mit meiner Vorstellung deckte.

Erstes Stück: Intrada von Jean Desplanes. Ruggiero Ricci (Violine) und Leon Pommers (Piano) Zweites Stück: Polonaise No. 1 in D Op. 4 von Henryk Wieniawski. Itzhak Perlman (Violine) und Samuel Sanders (Piano) Drittes Stück: Improvisation Op. 21 No 1 von Dmitri Borissowitsch Kabalevsky. Ruggiero Ricci (Violine) und Leon Pommers (Piano)

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Abbildung oben Gestalterische Reaktionen auf die drei MusikstĂźcke. Vertikal: immer das gleiche StĂźck. Horizontale Reihe: immer die gleiche Person.

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ANTWORTEN (zusammengefasst): Musik gibt Kraft inspiriert lässt träumen

treibt an

gibt Konzentration

gibt Gefühlen Ausdruck

entspannt ist wichtig macht glücklich gibt ein gutes Gefühl inspiriert unterhält motiviert erinnert macht traurig

lenkt ab

nervt manchmal

macht Lust zum Tanzen

FARBZUORDNUNGEN

Abbildung oben Farbzuordnungen der Proband*innnen zu den drei Musikstücken.

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Horizontale Reihe immer das gleiche Lied. Vertikale Reihe: immer dieselbe Person.


EMOTIONEN UND ANZAHL NENNUNGEN (der 8 Versuchspersonen)

Musikstück 1:

Musikstück 2:

Musikstück 3:

Melancholie: 8

Triumphgefühl: 5

Schmerz: 5

Einsamkeit: 7

Fröhlichkeit: 5

Anspannung: 4

Sehnsucht: 7

Freiheit: 5

Melancholie: 3

Kummer: 5

Faszination: 4

Kummer: 3

Behagen: 4

Spass: 4

Zuversicht: 3

Leidenschaft: 3

Anspannung: 4

Unwohlsein: 3

Zuversicht: 2

Zufriedenheit: 3

Verzweiflung: 3

Schmerz: 2

Präzision: 3

Vertrauen: 2

Faszination: 1

Eifer: 3

Präzision: 2

Triumphgefühl: 1

Euphorie: 3

Schaudern: 2

Unsicherheit: 1

Verwirrung: 2

Zorn: 2

Widerwille: 1

Gereiztheit: 2

Neugier: 1

Inspiration: 1

Leidenschaft: 2

Angst: 1

Begeisterung: 1

Widerwille: 1

Schrecken: 1

Zufriedenheit: 1

Begeisterung: 1

Verwirrung: 1

Neugier: 1

Eifer: 1

Inspiration: 1

Gereiztheit: 1

Verzweiflung: 1

Staunen: 1 Freiheit: 1 Faszination: 1 Widerwille: 1

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IMPRESSIONEN DES WORKSHOPS

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Abbildung 1 Gestaltung der drei Musikstücke eines Probanden Abbildung 2 Ausgangslage für gestalterische Reaktion auf Musik Abbildung 3 Raumsituation des Workshops

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Abbildung 4 Interpretation des zweiten Musikstücks einer Probandin Abbildung 5 Tischsituation eines Probanden nach dem Hören und Interpretieren der drei Musikstücke Abbildung 6 Probandin beim Lösen der zweiten Aufgabe Abbildung 7 Interpreation in 3D des zweiten Musikstücks

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REAKTION AUF WORKSHOP Obwohl die Reaktionen der Probanden des Workshops sehr unterschiedlich, subjektiv und intuitiv waren, konnte man doch gewisse Ähnlichkeiten der Arbeiten und Farb- und Emotionszuteilung erkennen. Bei den Farben war eine Grundstimmung zu erkennen. So wurden dem ersten, melancholischen Stück eher die Farben Blau und Türkis, dem zweiten, eher fröhlichen Lied vor allem Gelb und Rosa und der letzten, dramatischen Aufnahme Schwarz und Dunkelbraun zugeordnet. Auch gestalterische Elemente und Tendenzen konnte man in den entstandenen Bilder erkennen. Beispielsweise wurde das erste Stück kurvig nach oben strebend wiedergegeben, das zweite fragmentiert und wilder und das dritte flächig und eckig. Diesen gefundenen, definierten Begriffen wollte ich eine räumliche Form geben.

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Abbildung oben links bis unten rechts: getragen; bedr체ckend; schwerm체tig; wiegend; aufstrebend; verankert; t채nzerisch; pulsierend; fl채chig; schwungvoll; fragmentiert; alle

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MOODBOARDS Das Bewusstsein, dass die Emotionen zentrales Element der Musik sind und diese durch sie ausgelöst, verstärkt und ausgedrückt werden können, wurde stets stärker. So ging das Interesse von der Musik als allgemeines Thema über zu Emotionen. Wie komme ich von einer Emotion zu einer Form? Ich definierte einzelne Emotionen. Einerseits indem ich die Resultate des Workshops analysierte (meistgenannte gespürte Emotionen) und andererseits liess ich meine eigene Meinung, welche Emotionen am meisten Potential für die Arbeit haben, einfliessen. Um die Emotionen zu erfassen, stellte ich zu jeder ein Stimmungsmoodboard zusammen.

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WIE WEITER? Ich enschied mich, dass das Objekt oder die Objektserie im Kontext einer Musikinstitution, beispielsweise im Foyer eines Konzerthauses, seine Anwendung finden sollte. Dafür überlegte ich mir, welche Objekte und Objektgruppen darin gebraucht werden und erarbeitete fünf Konzepte. Die Entscheidung fiel auf die Entwicklung eines Geschirrsets, welches beispielsweise für Apéros nach klassischen Konzerten in Kulturhäusern gebraucht werden kann. Jedes der Gefässe oder Platten sollte von einer Emotion inspiriert sein und diese vermitteln. Es stellte sich die Frage, wie viel Einfluss und Platz die Musik nun in der Arbeit haben sollte. Eine Schwierigkeit war einerseits, dass die Visualisierung der Emotionen nicht plakativ und andererseits die Subjektivität und Interpretationsmöglichkeit des Betrachters und Nutzers nicht eingeschränkt wird. Ausserdem war von Anfang an klar, dass es eine sehr subjektive Arbeit werden würde, bei welcher ich als Designerin von meinen eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen ausgehen würde.

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VERSUCHE IM MATERIAL Die Moodboards halfen zwar, in die verschiedenen Stimmungen einzutauchen und eine Vorstellung, was es für mich persönlich bedeutet, zu erhalten. Sie waren jedoch noch zu unkonkret für eine Anwendung auf ein räumliches Objekt. Da ich mit dem Ton sehr intuitiv und handwerklich vorgehen konnte, enstied ich mich für dieses Material. Während der Experimentierphase mit Keramik stellte sich heraus, dass sich mein Interesse von Geschirr im Allgemeinen zu Servierplatten verschob. Ich näherte mich den definierten Emotionen an und testete verschiedene Formen und Techniken, um diese in Objekten zu visualisieren. Ich versuchte, mich in die Gefühle hineinzuversetzen, aber auch analytisch vorzugehen. Ich überlegte, wie sich das Material verhalten würde, wenn es selber diese Emotion spürt, beziehungsweise wie ich mich in diesem Fall bewegen würde. Dies versuchte ich darzustellen. Zudem definierte ich zu jeder Emotion für mich passende Elemente, welche in der Form vorkommen sollten. Im Folgenden wird der Formfindungsprozess zu den einzelnen fünf ausgewählten Emotionen gezeigt.

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SCHMERZ

ELEMENTE: -zerflossen -zerbrochen -gerissen -in sich gekehrt -abwärts gerichtet

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FRÖHLICHKEIT

ELEMENTE: -fragmentiert -farbig -ausstrebend -ausbrechend -geschwungen

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MELANCHOLIE

ELEMENTE: -ambivalent -Richtung nach unten und oben -träge -schwer -ausgebreitet

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SEHNSUCHT

ELEMENTE: -strebend -in eine Richtung -nicht erreichbar -fliessend

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SCHAUDERN

ELEMENTE: -Struktur -Spannung -hautartig -aufgeblasen

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FARBVERSUCHE Durch die Farbigkeit der Platten wollte ich einerseits die Emotion unterstreichen und verkĂśrpern. Andererseits sollte eine Einheit entstehen, dass die Platten auch in einer Serie funktionieren. Deswegen testete ich verschiedene Methoden, wie ich Glasur und Farbe verdĂźnnt oder mit weisser Glasur verdeckt auftragen kann und welche Wirkung dabei entsteht. Der Einsatz der Farbe sollte reduziert aber treffend sein.

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Abbildung 1 Überlagerung von blau gefärbtem Porzellan und neutralem, weissem Porzellan Abbildung 2 Verlaufgenerierung mit Glasur Abbildung 3 rechts: Farbtests mit normaler und verdünnter Glasur und Überlagerung mit weisser Glasur; 3 Kreise: Tests mit gefärbtem Porzellan und weisser Glasur

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UMSETZUNG Anhand der Form- und Farb-Experimente entschied ich mich für die Erscheinung der fünf Platten. Gemeinsamkeit beziehungsweise Ausgangspunkt der Form ist stets ein Kreis oder Elipse, jedoch hat jede Platte ihren eigenen Ausdruck. Dadurch wird eine Vergleichbarkeit, eine Repitition und somit eine klarere Aussage generiert. Ich nahm eine Reduktion auf einzelne, zentrale Elemente vor, damit die Objekte nicht überladen wirken und die Unterschiede erkennbar bleiben. Einen Fokus legte ich auf die Strukturen und die Haptik. Dabei musste jedoch die Anwendung des Produkts mit Essen miteinbezogen werden. Verschiedene Aspekte mussten bei der Umsetzung beachtet werden: Material und Farbe, Technik, Generierung der Reproduzierbarkeit, Trocken- und Brennzeiten einberechnen, Risse und Lufteinschlüsse vermeiden, Grösse bzw. Schwund...

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Die Grundformen modellierte ich mit Töpferton mit Hilfe von gelaserten Kartonschablonen. Während des Modellierens konnte ich letzte Änderungen an der Form vornehmen. Von jeder Platte wurde danach eine Gipsform angefertigt. Nach dem Trocknen der Negativ-Form versetzte ich den Steinzeugton mit Nylonfasern, damit die Platten im Trocknungsprozess weniger Risse bekommen. Den plastischen Ton drückte ich in die Formen und konnte die Platten nach zwei Tagen weiterverarbeiten: mit einem Schwamm konnte beispielsweise die Oberfläche geglättet werden.

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Abbildung 1 Die Grundformen bereit für den Gipsabguss Abbildung 2 Vorbereitung für den Gipsabguss Abbildung 3 Fertige Gipsformen Abbildung 4 Herrstellung eines Gerüsts für eine etwas höhere Platte, damit sie nicht einsinkt Abbildung 5 Eindrücken des plastischen Steinzeugtons

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Nach dem Vorbrand der ersten Platten konnte ich bereits ein Zwischenfazit ziehen: Eine Platte explodierte aufgrund von Lufteinschlüssen im Material. Leider hatten alle Platten kleine bis grosse Risse. Grund dafür war sicherlich eine zu kurze Trockenzeit, welche jedoch wegen dem engen Zeitplan nicht anders eingehalten werden konnte. Ausserdem sind grosse, flache Keramikobjekte grundsätzlich heikel aufgrund der Spannungen. Alle Platten glasierte ich mit einer oder mehreren Grundfarben und überdeckte die Farbe mit verdünnter, weisser Porzellanglasur.

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Abbildung 1 Platte im Ofen vor dem Vorbrand Abbildung 2 Glasieren einer Platte Abbildung 3 Explodierter Fehlversuch nach dem Vorbrand Abbildung 4 Glasierte Platten fĂźr den Hochbrand

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AUSSTELLUNG Die Ausstellung stellt eine Apéro-Situation nach. Die Höhe der Tische ist dementsprechend angepasst. An der Wand sollen die Platten gezeigt werden, wenn sie nicht in Gebrauch sind. So wird das Potential der Platten als dekorative Wandbilder gezeigt. Der Prozess wird unterstützend zur Arbeit auf einem etwas tiefer montierten Tablar ausgestellt. Auf den Plakaten wird mein Vorschlag der Nutzung in einer Musikinstitution gezeigt, was den Bogen zum Ursprung – die Musik – schliesst. Es wurde bewusst keine Farbe an den Wänden eingesetzt, um die Wirkung der Glasur der Platten zu unterstreichen. Die dunkelgrauen Tische generieren einen Kontrast zu den eher helleren Platten.

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ENDPRODUKTE Musik ist einer der direktesten Wege, Emotionen auszudrücken und auszulösen. Die Serie Édition des Émotions gibt diesen Emotionen eine visuelle, haptische Erscheinung. Ausgehend von meinen eigenen Empfindungen und deren Interpretation wurden die fünf Keramikplatten gestaltet. Die Subjektivität der Emotionen wird durch die freie Interpretation der Servier- oder Kunstreliefs bewahrt. Die Arbeit rückt den Fokus auf unser Inneres und zeigt die Wichtigkeit von Emotionen im Designprozess und in unserem Leben.

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Um meinen Vorschlag für die Anwendung der Platten zu zeigen, organisierte ich ein Fotoshooting im Foyer des Künstlerhauses Boswil, wo regelmässig Konzerte mit anschliessendem Apéro organisiert werden. Das Essen sollte auf die Platten und deren Emotion abgestimmt werden: geschmacklich, formal und farblich. Genau wie die Emotionen frei interpretierbar bleiben sollen, ist auch das Essen ein persönlicher Vorschlag. Die Platte I (Sehnsucht) trägt mediterranes Essen, was die Sehnsucht nach Ferien und Freiheit des Meers symbolisiert. Auf der Platte II (Schaudern) servierte ich Grapefruits, welche durch den bitteren Geschmack Hühnerhaut erzeugen sollen und aufgrund der Struktur der Schale zur Platte passen. Die Melancholie (Platte III) wird durch verwelkte Kräuter auf Käsesablées thematisiert. Bei der Emotion Fröhlichkeit (Platte V) übernahm ich die drei Grundfarben Grün, Gelb und Rosa der Platte: dreierlei Hummus nature, mit roter Beete und Avocado. Da die Platte IV (Schmerz) Einkerbungen hat, wählte ich ein Essen, welches nicht kleckert. Zudem haben die Chicoréeblätter mit Käse, karamellisierten Nüssen und Granatapfelkernen einen bittersüssen Geschmack.

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II

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IV

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