IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021 Autoren: Florian Schreiber, Yvonne Seiler Zimmermann, Karsten Döhnert www.hslu.ch/ifz
Certificate of Advanced Studies
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Studienleitung: Dr. Florian Schreiber und Prof. Dr. Nils Hafner Info-Anlässe: Mittwoch, 03. November 2021, 18:15 Uhr, Rotkreuz Donnerstag, 09. Dezember 2021, 18:30 Uhr, Online Mittwoch, 19. Januar 2022, 18:30 Uhr, Online www.hslu.ch/future-insurance, T +41 41 757 67 67, ifz@hslu.ch
3 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
Vorwort Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen sind – gemessen am Anteil der gesamten Anzahl an Schweizer Vorsorgeeinrichtun gen – diejenige Gruppe, die in den vergangenen Jahren am stärksten gewachsen ist. Diese Verschiebung ist insbesondere auf Kosten von kleinen (firmeneigenen) Pensionskassen erfolgt, die das Geschäft aufgrund mangelnder Skalen und Synergieef fekte nicht länger effizient betreiben können. Aufgrund der makroökonomischen Rahmenbedingungen und demografischen Entwicklungen ist davon auszugehen, dass sich dieser Verdrängungswettbewerb in den nächsten Jahren intensivieren und zu einer deutlichen Verringerung der Anzahl an Vorsorgeeinrichtungen führen wird. Gemessen am Anteil aller aktiv versicherten Personen in der Schweiz stellen die Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen bereits heute mit rund 72% das mit Abstand grösste Anbietersegment dar. Im direkten Vergleich zwischen den beiden Verwaltungsformen zeigt sich wiederum, dass 60% dieser Personen auf die Sammeleinrichtungen und 40% auf die Gemeinschaftseinrichtungen entfallen (vgl. unter anderem auch BFS, 2019). Sämtliche derzeit am Markt verfügbaren Studien zum Vergleich von Vorsorgeeinrichtungen – wie beispielsweise die Swisscanto Pensionskassenstudie oder der Pensionskassenvergleich von Weibel, Hess & Partner in Zusammenarbeit mit Finanz und Wirtschaft sowie der SonntagsZeitung – betrachten die Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen als ein einheitliches Segment. Es ist jedoch zu beachten, dass neben gewissen Gemeinsamkeiten wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Verwaltungsformen bestehen, die sich unter anderem auch in der Marktpositionierung niederschlagen können. Bei Sammeleinrichtungen können sich beispielsweise beliebige, voneinander unabhängige Arbeitgeber anschliessen. Jeder Arbeitgeber unterzeichnet einen Anschlussvertrag und bildet je ein Vorsorgewerk innerhalb der Sammeleinrichtung. Die Sam meleinrichtungen bieten dabei meist mehrere Vorsorgepläne zur Auswahl an, beispielsweise einen für die BVGMindestleistung und einen für Zusatzleistungen. Für jedes Vorsorgewerk wird eine eigene Rechnung über die Finanzierung, Leistungen und Vermögensverwaltung geführt. Anbieter von Sammeleinrichtungen können Versicherungsgesellschaften, Banken oder Treuhandfirmen sein. Gemeinschaftseinrichtungen werden dagegen am häufigsten von Verbänden errichtet, damit sich die von ihnen organisierten Arbeitgeber – welche aber rechtlich und finanziell unabhängig voneinander sind – anschliessen können. Im Gegensatz zu den Sammeleinrichtungen werden die einzelnen Anschlüsse nicht getrennt, sondern in der Regel gemeinsam geführt. Somit besteht ein gemeinsames Vorsorgevermögen und meistens ein für alle angeschlossenen Arbeitgeber gültiges Reglement mit zum Teil verschiedenen Vorsorgeplänen. Ebenso ist es möglich, dass sich mehrere Verbände zu einer Gemeinschaftseinrichtung zusammenschliessen, was dann jedoch eine getrennte Abrechnung nach sich zieht. Vor diesem Hintergrund hat sich die vorliegende Studie zum Ziel gesetzt, die Unterschiede zwischen Sammel und Gemein schaftseinrichtungen zu identifizieren und wissenschaftlich aufzuarbeiten – auf knapp 50 Seiten finden Sie verschiedenste Auswertungen und Einschätzungen aktueller Trends in und um die Schweizer Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen. Ne ben den Einschätzungen hinsichtlich zukünftiger Herausforderungen der beiden Verwaltungsformen wird der Fokus auch auf ausgewählte Kennzahlen der Leistungserbringung, Kosten und kassenspezifische Faktoren gelegt. Konkret sollen beispielsweise die folgenden Fragestellungen beantwortet werden: – Welchen Herausforderungen sehen sich die Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen ausgesetzt? – Gibt es Unterschiede zwischen beiden Verwaltungsformen in der mittelfristigen strategischen Aussrichtung? – Wie bedeutend ist Wachstum in Form neuer Anschlüsse ohne adverse Effekte auf die finanzielle Stabilität? – Inwieweit unterscheiden sich die Verwaltungsformen bezüglich Leistungen, Kosten und kassenspezifischen Faktoren? Die Studie ist wie folgt aufgebaut. In Kapitel Eins beleuchten wir verschiedene Aspekte des gegenwärtigen Umfelds der Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen mit Fokus auf: (1) ausgewählte gegenwärtige Herausforderungen, (2) die Bedeu tung des Zielkonflikts zwischen Wachstum und finanzieller Stabilität, (3) die Bedeutung der Transparenz bzw. Vergleichbarkeit des eigenen Angebots im Wettbewerb, (4) den Einfluss ausgewählter Faktoren auf die Attraktivität einer Vorsorgeeinrichtung aus Sicht der Destinatäre, (5) die erwartete Wettbewerbslandschaft der Zukunft und (6) verschiedene Stossrichtungen in der mittelfristigen strategischen Ausrichtung. Grundlage für dieses Kapitel bilden Einschätzungen von 42 Entscheidungsträgerin nen und trägern der Schweizer Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen, die im Zeitraum zwischen dem 01. Juni 2021 und dem 22. September 2021 an einer OnlineUmfrage teilgenommen haben.
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Das zweite Kapitel konzentriert sich auf die Analyse verschiedener ausgewählter Kennzahlen der Themenbereiche (1) Leis tung, (2) Kosten und (3) kasssenspezifische Faktoren. Sämtliche Daten wurden uns von Sobrado zur Verfügung gestellt und stammen von deren Transaktionsplattform, die schweizweit der führende digitale Marktplatz für Broker, Versicherer und Vorsorgeanbieter ist. Sämtliche Daten werden auf deskriptiver Basis dargestellt und mittels des WilcoxonMannWhitneyTests auf signifikante Unterschiede zwischen den beiden Verwaltungsformen überprüft. Wichtig anzumerken ist, dass die uns zur Verfügung gestellten Daten teilweise eine Differenzierung zwischen BVG und Überobligatorium erlauben. Im Fall von umhüllenden Kassen, die ihre Eingaben nicht nach BVG und Überobligatorium differenzieren, sondern einen einheitlichen Satz eintragen kann dies hinsichtlich des ausgewiesenen Zinssatzes im BVG eine Verzerrung nach unten und im Überobligatorium nach oben bewirken. Da die Anzahl der Vorsorgeeinrichtung über die Jahre hinweg Schwankungen unterworfen ist, ist der Grossteil der durchgeführten Analysen auf die Jahre 2018 bis 2020 beschränkt. Ein herzliches Dankeschön geht zunächst an alle Teilnehmenden unserer Umfrage. Darüber hinaus möchten wir uns namentlich bei Sandra Uebelhart, Martin Jutzi, Hannes Weibel, Georg Staub und Patrik Schaller für die Mitwirkung bei der Ausarbeitung des Fragebogens bedanken. Ebenso danken wir Sophie Hundertmark und Ersilia Perpignano für die Unterstützung im Rahmen der Datenauswertung und der Organisation des Publikationsevents. Ein ausserordentlicher Dank gebührt den folgenden Un ternehmen für die finanzielle und materielle Unterstützung der Studie (Auflistung in alphabetischer Reihenfolge): EY Schweiz, IBC Insurance Broking and Consulting, die Mobiliar, M&S Software Engineering, Sobrado und UBS. Zu guter Letzt ist anzumerken, dass Sie die Erstausgabe unserer IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen in Ihren «Händen» halten. Wir sind für Anmerkungen, Anregungen und Kommentare jederzeit offen und freuen uns über Ihre Kontaktaufnahme. Wir hoffen, dass die vorliegende Studie einen signifikanten Beitrag dazu leistet, einen Überblick über aktuelle Trends und das Marktumfeld der Schweizer Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen zu erhalten und wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre!
Dr. Florian Schreiber
Prof. Dr. Yvonne Seiler Zimmermann
Prof. Dr. Karsten Döhnert
Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ
Rotkreuz, im Oktober 2021
Kontakt: Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ Dr. Florian Schreiber Insurance Lead T direkt: +41 41 228 22 10 florian.schreiber@hslu.ch Campus ZugRotkreuz Suurstoffi 1 CH6343 Rotkreuz T +41 41 757 67 67
5 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
Disclaimer Obwohl alle in dieser Publikation verwendeten Informationen aus zuverlässigen Quellen stammen und sorgfältig recherchiert bzw. aufbereitet wurden, wird keinerlei Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der dargestellten Informationen bzw. zukunftsgerichteten Aussagen übernommen. Alle dargestellten Aspekte und zukunftsgerichteten Aussagen dienen lediglich zu Informationszwecken und stellen keine Empfehlung, keinen Ratschlag, keine Aufforderung, kein Angebot und keine Verpflich tung zur Durchführung einer Transaktion oder zum Abschluss von Rechtshandlungen jeglicher Art dar. In keinem Fall dürfen das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ oder die Autoren für alle Folgen, die im Zusammenhang mit der Verwendung der in dieser Studie dargestellten Informationen oder zukunftsgerichteten Aussagen entstehen, haftbar gemacht werden. Das Insti tut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ und die Autoren haben keinerlei Verpflichtung, die in der Studie dargestellten Ergebnisse oder zukunftsgerichteten Aussagen aufgrund von neuen Informationen, zukünftigen Ereignissen oder Ähnlichem öffentlich zu revidieren oder zu aktualisieren. Ausschliesslich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf die geschlechtsspezifische Schreibweise verzichtet. Alle personen bezogenen Bezeichnungen in der vorliegenden Studie sind somit geschlechtsneutral zu verstehen und stellen keine Wertung durch das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ, die Partner oder die Autoren dar.
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort 1 Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Vorsorgemarkt 1.1 Herausforderungen der Vorsorgeeinrichtungen . 1.2 Wachstum unter Beibehaltung der Stabilität . . . 1.3 Attraktivität aus Sicht der Destinatäre . . . . . . 1.4 Wettbewerbsumfeld der Zukunft . . . . . . . . . 1.5 Mittelfristige strategische Stossrichtungen . . . . 1.6 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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9 11 16 19 21 24 27
2 Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen 2.1 Technische Grundlagen und Deckungsgrad . . . . . . . . . . . 2.2 Verzinsung & Umwandlungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Einrichtungsspezifische Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Asset Allocation & Performance . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Über die Autoren
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Firmenportraits der Partnerunternehmen
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Kapitel 1 Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Vorsorgemarkt: Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen
Der Schweizer Vorsorgemarkt befindet sich seit geraumer Zeit im Umbruch. Massgeblich bedingt durch ungünstige makro ökonomische Rahmenbedingungen – wie beispielsweise das anhaltende Niedrigzinsumfeld – , die demografische Entwick lung sowie einen politischen Reformstau hat im Bereich der au tonomen Pensionskassen eine Konsolidierungsphase begon nen, die insbesondere die Anzahl an kleineren Anbietern vom Markt verschwinden lässt. Dies wiederum eröffnet Opportu nitäten für Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen, deren Segment sich im starken Wachstum befindet. Im Vergleich zur Vergangenheit hat sich jedoch auch deren Geschäft ge wandelt und verlangt heute eine kritische Grösse, um die auf wändigeren Ansprüche der Kunden mit individuelleren Lösun gen unter Nutzung von Skaleneffekten profitabel anbieten zu können. Kleinere Anbieter sehen sich darum ebenfalls einem Verdrängungswettbewerb ausgesetzt und müssen den Ziel konflikt zwischen Wachstum und finanzieller Stabilität voraus schauend managen. Für alle Anbieter gilt jedoch, dass ein nachhaltiger Erfolg nur dann möglich sein wird, wenn für ei ne Vielzahl an offenen Fragen die adäquaten Antworten bzw. Lösungen gefunden werden können. Hierunter fallen beispiels weise die folgenden: – Welche Kriterien sind aus Sicht der Destinatäre entschei dend für die Attraktivität einer Vorsorgeeinrichtung? – Welche Anschlüsse verfügen über attraktive Risiken und tragen zu einem gesunden Wachstum bei ohne die finan zielle Stabilität der Vorsorgeeinrichtung zu gefährden? – Welche Herausforderungen sollten in der mittelfristigen strategischen Ausrichtung priorisiert angegangen wer den? – Wie gestaltet sich das zukünftige Wettbewerbsumfeld? Methodik und Struktur Das Ziel der vorliegenden empirischen Analyse ist es, aktuelle Trends im Markt zu identifizieren und herauszufinden, wie die in der Verantwortung stehenden Akteure der Schweizer Vorsor geeinrichtungen ausgewählte Entwicklungen beurteilen. Hier zu gehören zunächst ausgewählte Herausforderungen für das gegenwärtige Tagesgeschäft sowie die zukünftige Ausrich tung. In einem zweiten Schritt wird der Fokus dann auf den Zielkonflikt zwischen Wachstum und finanzieller Stabilität ge legt, um zu ermitteln, wie sich die Vorsorgeeinrichtungen dies bezüglich positionieren. Vor diesem Hintergrund wurde eben
falls abgefragt, inwieweit die Transparenz bzw. die Vergleich barkeit des eigenen Angebots eine entscheidende Rolle spielt. Darüber hinaus wurden alle Umfrageteilnehmenden um ihre Einschätzung gebeten, welche Faktoren einer Vorsorgeeinrich tung aus Sicht eines Destinatärs zur Attraktivität beitragen. Der dritte Teil der Auswertung konzentriert sich anschliessend auf die Herausarbeitung möglicher Stossrichtungen in der mit telfristigen strategischen Ausrichtung. Ein Vergleich der jewei ligen Antworten erlaubt eine Beurteilung, welche Ziele (bei spielsweise finanzielle Ziele, strategische Ziele) derzeit im Vor dergrund stehen. Der abschliessende Teil der Untersuchung widmet sich der erwarteten Ausgestaltung des zukünftigen Wettbewerbsum felds im Schweizer Markt. Unter der Annahme, dass vermehrt Unternehmen aus verwandten Bereichen bzw. Branchen auf der Suche nach Erweiterung des eigenen Angebots einen Markteintritt in Erwägung ziehen könnten, stellt sich zwangs läufig die Frage, wie die Anbieterlandschaft strukturiert sein wird. Um all diese Aspekte identifizieren und auswerten zu kön nen, wurde gemeinsam mit ausgewählten Experten ein um fassender Fragebogen entwickelt und ausgewählten Entschei dungsträgern der Schweizer Sammel und Gemeinschaftsein richtungen vorgelegt. Für den Grossteil der Fragen war jeweils eine von fünf Antwortmöglichkeiten zu wählen, die von «sehr niedrig» bis zu «sehr hoch» reichten (beispielsweise bezogen auf die Bedeutung der einzelnen Herausforderungen). Wichtig anzumerken ist ebenfalls, dass keiner der abgefragten Aspek te für die Teilnehmenden näher erklärt bzw. erläutert wurde. Hierdurch wird sichergestellt, dass die Umfrageresultate tat sächlich das aktuelle Wissen der Branchenvertretenden abbil den. Abbildung 1 veranschaulicht das Umfragedesign und des sen Aufteilung in vier Blöcke. In Block A wurden zunächst ver schiedene Anbietercharakteristika abgefragt. Neben der Bi lanzsumme sowie der Rechts und Verwaltungsform der Ein richtung fiel in diesen Block auch die Abklärung der Zielkun densegmente (beispielsweise öffentlichrechtliche Unterneh men vs. privatwirtschaftliche Unternehmen). Die sich direkt anschliessenden Blöcke B und C konzentrierten sich auf die gegenwärtigen Herausforderungen sowie die Bedeutung von Wachstum bzw. Transparenz vor dem Hintergrund finanzieller Stabilität. Block D enthielt wiederum die Abklärung der mittel fristigen strategischen Ausirchtung, ehe die Umfrageteilneh menden im finalen Block E abschliessend gebeten wurden, ih re Einschätzungen zur zukünftigen Ausgestaltung des Wettbe werbsumfelds im Schweizer Vorsorgemarkt abzugeben.
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Kapitel 1: Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Vorsorgemarkt
A.
Anbietercharakteristika (Bilanzsumme, Rechtsform, Kundensegmente)
B.
Gegenwärtige Herausforderungen der Vorsorgeeinrichtungen
C.
Bedeutung von Wachstum/Transparenz vor dem Hintergrund finanzieller Stabilität
D.
Stossrichtungen in der mittelfristigen strategischen Ausrichtung
E.
Einschätzung des zukünftigen Wettbewerbsumfelds
Abbildung 1: Umfragedesign: Gliederung und Schwerpunkte der Fragenkomplexe Der Einladungslink des OnlineFragebogens wurde an ins gesamt 100 Geschäftsleitungsmitglieder und Entscheidungs träger von Schweizer Sammel und Gemeinschaftseinrichtun gen versendet. Die Teilnahme an der Umfrage war für alle Be fragten vollständig anonym und konnte im Zeitraum zwischen dem 01. Juni 2021 und dem 22. September 2021 erfolgen. Ins gesamt haben 42 Personen den Fragebogen vollständig aus gefüllt, was einer Rücklaufquote von 42% entspricht. Ein solch hoher Wert ist für empirisch durchgeführte Analysen äusserst erfreulich und lässt sich vor allem im Hinblick auf die Grösse des Gesamtmarktes als annähernd repräsentativ betrachten.1 In den folgenden Auswertungen und Analysen wird verein zelt auch der Versuch unternommen, eine Rangliste der abge fragten Aspekte – sortiert nach ihrer Relevanz für die Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen – zu ermitteln. Es ist aller dings vorab anzumerken, dass ein solches Ranking zwangsläu fig mit Verzerrungen behaftet ist, da die gegebenen Antwort möglichkeiten «sehr niedrig», «niedrig», «mittel», «hoch» und «sehr hoch» nur bedingt in eine metrische Skala übertragen werden können. So sind beispielsweise die in Zahlen ausge drückten Unterschiede zwischen den einzelnen Antwortmög lichkeiten nicht zwingend gleich gross. Ebenso ist es schwierig, kategoriell vorgenommene Einschätzungen mittels einer Zahl auszudrücken. Nichtsdestotrotz sollen die Auswertungen zuta ge fördern, welche Aspekte von den Umfrageteilnehmenden als wichtig beurteilt werden. Sämtliche Antwortmöglichkeiten werden daher in eine metrische Skala überführt, die in die fol genden fünf Kategorien gegliedert ist: – Sehr hoch = 5 – Hoch = 4 – Mittel = 3 – Niedrig = 2 – Sehr niedrig = 1
Stichprobe Abbildung 2 enthält die Aufschlüsselung aller Umfrageteilneh menden nach Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen. Wie zu erkennen ist, besteht die vorliegende Stichprobe zu mehr als zwei Drittel (knapp 69%) aus Sammeleinrichtungen. Mit einem Anteil von circa 31% sind hingegen Entscheidungsträ ger von Gemeinschaftseinrichtungen in unserer Umfrage ver treten. Abbildung 3 zeigt eine Aufschlüsselung der Umfrageteilneh menden anhand der Bilanzsumme ihrer Vorsorgeeinrichtung. Insgesamt neun der 29 vertretenen Sammeleinrichtungen ga ben an, dass sich ihre Bilanzsumme zwischen CHF 101 Mio. und CHF 1 Mrd. bewegt, was einem Anteil von 31.0% ent spricht. Die restlichen 20 Einrichtungen gehören mit einer Bi lanzsumme über CHF 1 Mrd. zu den grösseren Vertretern im Schweizer Markt (Anteil: 69.0%). Unter den 13 teilnehmenden Gemeinschaftseinrichtungen findet sich lediglich ein Vertreter mit einer Bilanzsumme zwischen CHF 101 Mio. und CHF 1 Mrd. (Anteil: 7.7%). Der Grossteil der Gemeinschaftseinrichtungen (zwölf Einrichtungen; Anteil: 92.3%) ist mit Bilanzsummen über der CHF 1 Mrd.Grenze ebenfalls als gross zu charakte risieren. Die jeweiligen Zielkundensegmente der Sammel (n=46) und Gemeinschaftseinrichtungen (n=18) sind in Abbildung 4 dargestellt.2 Für die Sammeleinrichtungen verdeutlicht Abbil dung 4a), dass der Grossteil der befragten Institutionen (An teil: 43.5%) den Fokus auf privatwirtschaftliche kleine und mittelständische Schweizer Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 beschäftigten Personen gelegt hat. Weitere 23.9% haben angegeben, sich auf grössere Schweizer Unternehmen mit mehr als 250 Angestellten bzw. Arbeitnehmenden zu kon zentrieren. Eine nahezu identische Häufigkeit von vier (8.7%) bzw. fünf (10.9%) Nennungen entfiel auf grosse internatio nale Unternehmen mit mehr als 250 beschäftigten Personen bzw. auf sonstige Zielkunden. Unter die Letzteren fallen ge mäss Auskunft der Umfrageteilnehmenden Unternehmen im Bereich Energie sowie jegliche Unternehmen mit 15 bis 2’500
11 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
31.0%
69.0%
Sammeleinrichtung (n=29)
Gemeinschaftseinrichtung (n=13)
Abbildung 2: Aufschlüsselung der Umfrageteilnehmenden: Verwaltungsform der Vorsorgeeinrichtungen (n=42) Versicherten. Eine befragte Person hat darüber hinaus ange geben, dass sämtliche Firmen mit GAVunterstellten oder tem porär beschäftigten Mitarbeitern ausgeschlossen sind. Unter den Vertretern der Gemeinschaftseinrichtungen (vgl. Abbildung 4b)) zeigt sich mit Anteilen von 5.6% bzw. 44.4% sowohl für die öffentlichrechtlichen Unternehmen als auch die privatwirtschaftlich organisierten Schweizer KMU mit weniger als 250 beschäftigten Personen ein nahezu identisches Bild. Auffallend ist hingegen, dass sich lediglich 11.1% auf grössere Schweizer Unternehmen konzentrieren. Insgesamt drei Befragte (16.7%) sehen ihre Zielkunden in der Kategorie «Sonstige». Gemäss der näheren Beschreibung fin den sich hierunter Arbeitnehmer und Selbständigerwerbende im medizinischen Sektor, Unternehmen im Gesundheitswesen sowie Unternehmen aus den Bereichen Bildung, Verwal tung, Gesundheit, Verkehr, IT, BioTech und FinTech ab 100 Versicherten. Losgelöst von der jeweiligen Verwaltungsform kann aus den in Abbildung 4 dargestellten Anteilen entnommen werden, dass jeweils drei Sammeleinrichtungen (Anteil: 6.5%) und drei Gemeinschaftseinrichtungen (Anteil: 16.7%) keine spezi fischen Zielkunden benannt haben.
1.1. Herausforderungen der Vorsorgeeinrichtungen In einem ersten Schritt werden die mit verschiedenen Trends verbundenen Herausforderungen für die Vorsorgeeinrich tungen beleuchtet. Die Antwortmöglichkeiten reichten von «1: überhaupt keine Herausforderung» bis hin zu «5: sehr grosse Herausforderung». Aus Abbildung 5 fällt auf den ers ten Blick auf, dass nahezu alle abgefragten Aspekte min destens eine mittlere Herausforderung darstellen. Mit ande ren Worten ausgedrückt: Lediglich zwei potenzielle Herausfor derungen wurden mit einem durchschnittlichen Wert unter «mittlere Herausforderung» (3) bewertet. Des Weiteren ist er sichtlich, dass die Spannweite der relevanten Herausforderun gen von mindestens mittlerer Ausprägung mit 0.97 Punkten (∅ 4.00 – ∅ 3.03 ) vergleichsweise gering ausfällt. Langlebigkeit als grösste Herausforderung Unter Langlebigkeitsrisiko versteht man in der Versicherungs mathematik das Risiko, dass sich die Lebenserwartung ei ner versicherten Person verändert und vom Berechnungs zeitpunkt der Beiträge nach oben abweicht. Gemäss ausge
100%
92.3%
80%
69.0%
60% 40% 20% 0%
31.0%
7.7% CHF 101 Mio. - CHF 1 Mrd. Sammeleinrichtung (n=29)
> CHF 1 Mrd. Gemeinschaftseinrichtung (n=13)
Abbildung 3: Aufschlüsselung der Umfrageteilnehmenden: Höhe der Bilanzsummen
12
Kapitel 1: Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Vorsorgemarkt
5.6%
6.5%
10.9%
16.7% Öffentlich-rechtliche Unternehmen
6.5%
Privatwirtschaftlich – Schweizer KMU (< 250) 8.7%
Privatwirtschaftlich – grosse Schweizer Unternehmen (> 250) 43.5%
16.7% 44.4%
Privatwirtschaftlich – grosse internationale Unternehmen (> 250) Kein spezifischer Fokus 5.6%
23.9%
Sonstige 11.1%
b)
a) Abbildung 4: Aufschlüsselung der Umfrageteilnehmenden: Zielkundensegmente Abbildung 4a): Sammeleinrichtungen (n=46); Abbildung 4b): Gemeinschaftseinrichtungen (n=18); Mehrfachnennungen möglich
wählter Szenarien des Bundesamtes für Statistik (BfS), wird sich die Lebenserwartung 65jähriger Personen im Jahr 2065 auf 24.8 Jahre (Männer) bzw. 27.1 Jahre (Frauen) belaufen (vgl. BFS, 2020). Im direkten Vergleich zum Jahr 2019 ent spricht dies einer Steigerung von 5.0 Jahren (Männer) bzw. 4.5 Jahren (Frauen). Als massgebliche Treiber werden unter an derem der technologische und medizinische Fortschritt (Früh erkennung, Diagnostik, Behandlungsoptionen) sowie ein be
Zunahme des Langlebigkeitsrisikos
5% 5%
Zunahme der Umverteilung zwischen Jung und Alt (Strapazierung der Solidarität)
10%
Schlechte Kapitalmarktentwicklung
wussterer Lebensstil (gesündere Ernährung, gesteigerte Be wegung, reduzierter Alkohol bzw. Tabakkonsum) angeführt. Im Zusammenspiel mit der demografischen Entwicklung er gibt sich somit eine gefährliche Konstellation: Betrug der so genannte Altersquotient (Anteil der 65jährigen und älteren Personen im Verhältnis zu den 20 bis 64jährigen Personen) noch knapp 20 – das heisst ein Rentner pro vier erwerbstätige Personen – wird für 2060 ein Altersquotient von circa 53 er
10%
5%
13%
13%
Zielkonflikt zwischen Wachstum und Anschlüssen mit unattraktiven Risiken
8%
5%
18%
Negative Zinsen auf Bankguthaben
Milizsystem – Gewinnung von qualifizierten Stifungsratsmitgliedern
Nicht in Unterdeckung zu geraten
26%
20%
40%
Ø 3.82
26%
Ø 3.46
5% Ø 3.26
31%
50%
60%
Ø 3.05 Ø 3.03
15%
15%
13% 70%
Ø 3.15
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Grosse Herausforderung
Ø 3.26
13%
34% 30%
26%
10%
31%
Mittlere Herausforderung
Ø 3.82
28%
23%
45% 10%
Ø 3.82
33%
23%
26%
21%
0%
36%
38%
26%
26%
Geringe Herausforderung
Ø 3.82
26%
46%
28%
«Zwang» zu Rechtsgeschäften mit Nahestehenden, die oftmals nicht marktgerecht sind
36%
33%
26%
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Zunahme der Umverteilung zwischen Arm und Reich (Strapazierung der Solidarität)
Überhaupt keine Herausforderung
23%
13%
10%
Ø 4.00
38%
18%
5%
36%
36%
21%
8%
Umgang mit biometrischen Risiken – Invalidität und Tod 3%
23%
31%
5%
Abgänge bzw. Verlust attraktiver Anschlüsse aufgrund zunehmender Wechselbereitschaft
36%
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Verschärfung der gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen 3%3%
Zunahme von Cyberrisiken
44%
80%
90%
8%
Ø 2.64
8%
Ø 1.92
100%
Sehr grosse Herausforderung
Abbildung 5: Gegenwärtige Herausforderungen der Vorsorgeeinrichtungen (n=39)
13 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
Zunahme des Langlebigkeitsrisikos
Ø 4.00
Zunahme der Umverteilung zwischen Jung und Alt (Strapazierung der Solidarität)
Ø 3.82
Schlechte Kapitalmarktentwicklung
Ø 3.82
Zielkonflikt zwischen Wachstum und Anschlüssen mit unattraktiven Risiken
Ø 3.82
Verschärfung der gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen
Ø 3.82
Zunahme von Cyberrisiken
Ø 3.46
Abgänge bzw. Verlust attraktiver Anschlüsse aufgrund zunehmender Wechselbereitschaft
Ø 3.26
Umgang mit biometrischen Risiken – Invalidität und Tod
Ø 3.26
Negative Zinsen auf Bankguthaben
Ø 3.15
Milizsystem – Gewinnung von qualifizierten Stifungsratsmitgliedern
Ø 3.05
Nicht in Unterdeckung zu geraten
Ø 3.03
Zunahme der Umverteilung zwischen Arm und Reich (Strapazierung der Solidarität)
Ø 2.64
«Zwang» zu Rechtsgeschäften mit Nahestehenden, die oftmals nicht marktgerecht sind
Ø 1.92 1
2 3 4 (1=sehr geringe Herausforderung; 5=sehr grosse Herausforderung) Sammeleinrichtung (n=28)
5
Gemeinschaftseinrichtung (n=11)
Abbildung 6: Gegenwärtige Herausforderungen der Vorsorgeeinrichtungen nach Verwaltungsform (n=39) wartet. Konkret bedeutet dies, dass eine erwerbstätige Person dann für einen Rentner aufkommen muss.3 Aus Sicht der Vorsorgeeinrichtungen birgt die mit dieser zukünftigen Entwicklung einhergehende Unsicherheit jedoch ein substanzielles finanzielles Risiko, da der Rentenumwand lungssatz im BVGobligatorischen Bereich politisch vorgege ben ist und durch die Vorsorgeeinrichtungen nicht unter diese Vorgabe gesenkt werden kann. Aufgrund des aktuellen Um wandlungssatzes müssen Renten im Durchschnitt länger als ursprünglich kalkuliert bezahlt werden, was sich somit wie derum in einer höheren finanziellen Gesamtbelastung nieder schlägt. Die Ergebnisse unserer Analyse zeigen, dass die Um frageteilnehmenden dieses Risiko als grösste Herausforderung für ihr Geschäft betrachten (∅ 4.00). Insgesamt 80% der Be fragten bewerten die Letztere als mindestens «gross», wohin gegen lediglich 5% «überhaupt keine Herausforderung» hier mit verbunden sehen. Die in Abbildung 6 eingezeichneten Einschätzungen zwi schen den Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen ver deutlicht, dass insbesondere die Letzteren (n=11) (∅ 4.55) die grösste Herausforderung in einem gesteigerten Langlebig keitsrisiko sehen. Die Sammeleinrichtungen (n=28) bewerten diese mit durchschnittlich 3.79 Punkten zurückhaltender. Strapazierung der Solidarität: Jung vs. Alt Im Schweizer System der Altersvorsorge ist eine gesunde So lidarität zwischen Jung und Alt (Solidarität der Generatio nen) von essentieller Bedeutung. Insbesondere die erste Säu le des Vorsorgesystems – die Alters und Hinterbliebenenver sorgung (AHV) – ist von dieser Solidarität geprägt, da die Beiträge der erwerbstätigen Generationen die laufende Fi
nanzierung der Renten sicherstellen. Sobald diese Generatio nen selbst das Pensionierungsalter erreicht haben, werden ih re Renten durch die nachfolgenden erwerbstätigen Genera tionen fortlaufend finanziert (vgl. BSV, 2021). Im Bereich der zweiten Säule – der beruflichen Vorsorge – ist eine Solidarität der Generationen aufgrund des individuellen Sparprozesses und des zugrundeliegenden Kapitaldeckungsverfahrens hinge gen explizit nicht vorgesehen. Über die Zeit der Erwerbstätig keit hinweg wird ein bestimmter Prozentsatz des versicherten Erwerbseinkommens – welches über der Eintrittsschwelle liegt (ab 2021: CHF 21’510) – von allen versicherten Personen über 25 Jahren und dem jeweiligen Arbeitgeber auf das individuelle Vorsorgekonto einbezahlt. Bei Erreichen des Rentenalters wird dieses mittels eines Umrechnungsfaktors anschliessend in ei ne jährliche Altersrente umgewandelt. Allerdings ist anzumerken, dass der Sparprozess in den Vor sorgeeinrichtungen der beruflichen Vorsorge ebenfalls kollek tiv organisiert ist, das heisst sämtliche Erwerbstätigen eines Arbeitgebers sind bei einer Pensionskasse versichert. Letztere stellen somit Risikogemeinschaften dar, in welchen die Versi cherten gemeinsam die Risiken von (1) Invalidität und Tod vor dem Eintritt in die Pensionierung, der (2) Langlebigkeit und den (3) Finanzmarktschwankungen tragen. Den aktiv Versi cherten stehen sämtliche Rentenbeziehenden der Vorsorge einrichtung gegenüber, die mit garantierten nominalen An fangsrenten in einem nichtinflationären Umfeld vergleichs weise geringen Risiken ausgesetzt sind. Es ist daher wichtig zu betonen, dass auch im System der beruflichen Vorsorge ein Mindestmass an Solidarität implizit verankert ist. Allerdings ist eine Umverteilung zwischen den aktiv Versicherten und den
14
Kapitel 1: Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Vorsorgemarkt
Rentenbeziehenden gesetzlich nicht vorgesehen (vgl. Kupper Staub, 2021). Signifikante Umverteilung zwischen Jung und Alt Gegenwärtig schreibt das Bundesgesetz über die berufliche Alters, Hinterlassenen und Invalidenvorsorge (BVG) einen Umwandlungssatz von 6.8% auf das obligatorische Altersgut haben vor. Dieses umfasst die Löhne zwischen der Eintritts schwelle und dem oberen Grenzbetrag, welche sich derzeit auf CHF 21’510 CHF 86’040 belaufen. Somit ergibt sich für ein vorhandenes Altersguthaben von CHF 100’000 eine jährliche Rente von CHF 6’800 (entspricht 6.8%). Diese steht Män nern mit dem Erreichen des 65. Lebensjahrs und Frauen mit dem Erreichen des 62. Altersjahrs zu. Unter der Annahme, dass das gegenwärtige Nullzinsumfeld auch weiterhin Bestand hat, ergibt sich – vereinfacht dargestellt – eine Zeitspanne von 14 Jahren und acht Monaten, ehe das Altersguthaben voll 100′ 000 = 14.71). In Anbetracht ständig aufgebraucht ist ( CHF CHF 6′ 800 der obig diskutierten Lebenserwartung – die sich für heute 65 jährige Männer (Frauen) auf 20.0 Jahre (22.7 Jahre) beläuft – ergibt sich somit ein signifikant zu hoher Umwandlungssatz. Rein rechnerisch – ohne Berücksichtigung einer weiteren Ver zinsung – dürfte die jährliche Altersrente für Männer bzw. Frau en maximal CHF 5’000 bzw. CHF 4’405 betragen (vgl. Bau mann, 2020).4 Ebenso ist das im Umwandlungssatz von 6.8% enthaltene Zinsversprechen nicht im Einklang mit der Entwick lung der risikofreien Renditen (beispielsweise 10jährige Bun desobligationen), die sich seit geraumer Zeit im negativen Be reich bewegen (vgl. Kupper Staub, 2021). Das zu hohe Niveau der ausbezahlten Renten hat einen di rekten Einfluss auf die Solidarität und somit auf die Umver teilung zwischen den aktiv Versicherten auf der einen und den Rentenbeziehenden auf der anderen Seite. Aus Sicht der Ober aufsichtskommission Berufliche Vorsorge OAK BV ist es jedoch unabdingbar, dass die langfristigen Annahmen hinter den Soli daritäten realitätsnah ausfallen und die Solidaritäten so funk tionieren wie vorgesehen (OAK, 2021b). Über die letzten Jah re hinweg wurde es jedoch verpasst, zentrale Parameter (bei spielsweise die Umwandlungssätze) an die Realität anzupas sen und vorhersehbare Trends wie die steigenden Lebenser wartungen angemessen zu berücksichtigen. Somit findet ge genwärtig eine gesetzlich unbeabsichtigte Umverteilung statt, die von den aktiv Versicherten bzw. Arbeitgebern einseitig zu tragen ist und den Rentenbeziehenden zufliesst (OAK, 2021b). Durchschnittliche Umverteilung von CHF 6.3 Mrd. pro Jahr Seit geraumer Zeit führt die OAK Berechnungen durch, um die Umverteilung zwischen den Generationen zu schätzen. Im ver gangenen Jahr 2020 beläuft sich diese auf circa CHF 4.4 Mrd. zugunsten der Rentenbeziehenden (vgl. OAK, 2021b).5 Rela tiv ausgedrückt entspricht dieser Betrag circa 0.5% des Vor sorgekapitals der aktiv Versicherten und der rentenbeziehen den Generationen. Im direkten Vergleich mit den Vorjahren ist jedoch festzustellen, dass die geschätzte Umverteilung im Jahr 2020 tiefer ausgefallen ist. Während der vergangenen fünf Jahre (2016–2020) belief sich diese auf durchschnittlich CHF 6.3 Mrd. bzw. 0.7% des Vorsorgekapitals. Die Höchstwer te wurden im Jahr 2016 mit circa CHF 8.4 Mrd. bzw. 1.0% des Vorsorgekapitals erreicht. Der Rückgang im Jahr 2020 ist insbesondere darauf zurück zuführen, dass der Verzinsungsunterschied zwischen den ak tiv Versicherten und den Rentenbeziehenden aufgrund einer
positiven Kapitalmarktentwicklung geringer als in den Vorjah ren ausgefallen ist. Darüber hinaus wurden die technischen Zinssätze weniger stark abgesenkt, was sich positiv auf die Nachfinanzierung der laufenden Renten ausgewirkt hat. Die sogenannten Pensionierungsverluste (bedingt durch Pensio nierungen mit überhöhten Umwandlungssätzen) waren im Jahr 2020 aufgrund der tieferen Zinsversprechen ebenfalls rückläufig und haben somit einen Beitrag zur vergleichswei se geringeren Umverteilung geleistet. Nichtsdestotrotz ist fest zuhalten, dass die Umverteilung in Höhe von 0.7% des Vor sorgekapitals zugunsten der Rentenbeziehenden während der vergangenen fünf Jahre von substanzieller Natur ist und das Vertrauen der aktiv Versicherten in das System der beruflichen Vorsorge nachhaltig bedroht (OAK, 2021b). Generationensolidarität als zweitgrösste Herausforderung Die Umfrageteilnehmenden sind sich der Problematik und dem Ausmass im Zusammenhang mit der Umverteilung zwi schen den Generationen bewusst und betrachten diese als zweitgrösste gegenwärtige Herausforderung (∅ 3.82; vgl. Ab bildung 5). Insgesamt bewerten 72% diese als mindes tens «gross». Interessant ist ebenfalls, dass es zwischen den Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen ein nahezu voll ständigen Konsens hinsichtlich der Bedeutung dieser Heraus forderung gibt (vgl. Abbildung 6). Einigkeit auch bei der Versichertensolidarität Weiterhin wird aus Abbildung 6 deutlich, dass die Zunahme der Umverteilung zwischen Arm und Reich von den Umfrage teilnehmenden ebenfalls nahezu identisch einschätzt wird. Im direkten Vergleich mit der Generationensolidarität liegt diese jedoch auf einem deutlich tieferen Niveau (∅ 2.64) und wird lediglich als maximal «mittlere» Herausforderung betrachtet. Die tiefergehende Analyse in Abbildung 5 verdeutlicht zudem, dass knapp die Hälfte der befragten Personen (47%) diese als «gering» einschätzen. Am oberen Ende der Skala sind ein geringer Anteil von 8% der Umfrageteilnehmenden stark mit diesem Aspekt beschäftigt. Ein möglicher Grund für die zurückhaltendere Einschätzung der Umfrageteilnehmenden könnte in einer unterschiedlichen Bewertung der jeweiligen Umverteilung liegen. Eine Umvertei lung zwischen Jung und Alt kann prinzipiell auch zu einer Um verteilung von ärmeren aktiven Versicherten zu älteren Rent nerinnen und Rentnern führen und wird deshalb eher als un gerecht empfunden. Eine Umverteilung von Reich zu Arm wird demgegenüber als weniger ungerecht und deshalb weniger re levante Herausforderung betrachtet. Drei weitere Aspekte als grosse Herausforderung eingestuft Aus der in Abbildung 5 dargestellten Einschätzung der Umfra geteilnehmenden wird weiterhin deutlich, dass die (1) Schlech te Kapitalmarktentwicklung, der (2) Zielkonflikt zwischen Wachstum und Anschlüssen mit unattraktiven Risiken sowie die (3) Verschärfung der gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen ebenfalls als «grosse» Herausforderun gen eingestuft werden (∅ 3.82). Eine positive Kapitalmarktentwicklung ist insofern von gros ser Bedeutung, da diese notwendig ist, um die Verzinsung des Vorsorgekapitals zu gewährleisten. Letztere wiederum sorgt im Rahmen der Finanzierung der Renten für eine Entlastung der zu entrichtenden Beiträge durch die aktiv Versicherten. Im Falle einer schlechten Kapitalmarktentwicklung müssen die
15 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
Zunahme des Langlebigkeitsrisikos
Ø 4.00
Zunahme der Umverteilung zwischen Jung und Alt (Strapazierung der Solidarität)
Ø 3.82
Schlechte Kapitalmarktentwicklung
Ø 3.82
Zielkonflikt zwischen Wachstum und Anschlüssen mit unattraktiven Risiken
Ø 3.82
Verschärfung der gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen
Ø 3.82
Zunahme von Cyberrisiken
Ø 3.46
Abgänge bzw. Verlust attraktiver Anschlüsse aufgrund zunehmender Wechselbereitschaft
Ø 3.26
Umgang mit biometrischen Risiken – Invalidität und Tod
Ø 3.26
Negative Zinsen auf Bankguthaben
Ø 3.15
Milizsystem – Gewinnung von qualifizierten Stifungsratsmitgliedern
Ø 3.05
Nicht in Unterdeckung zu geraten
Ø 3.03
Zunahme der Umverteilung zwischen Arm und Reich (Strapazierung der Solidarität)
Ø 2.64
«Zwang» zu Rechtsgeschäften mit Nahestehenden, die oftmals nicht marktgerecht sind
Ø 1.92 1
2
3
4
5
(1=sehr geringe Herausforderung; 5=sehr grosse Herausforderung) Mittelgrosse Vorsorgeeinrichtungen (n=9)
Grosse Vorsorgeeinrichtungen (n=30)
Abbildung 7: Gegenwärtige Herausforderungen der Vorsorgeeinrichtungen nach Grösse (n=39) Auszahlungen an die Rentenbeziehenden demzufolge einzig durch die einbezahlten Beiträge finanziert werden. Angesichts des ohnehin zu hohen Umwandlungssatzes führt dies zu einer Verstärkung der unerwünschten Umverteilung zwischen den aktiv Versicherten und den Rentenbeziehenden. Hinzu kommt, dass das gegenwärtige Tiefzinsumfeld die Vorsorgeeinrichtun gen auch in risikobehaftetere Anlagekategorien zwingt. Der Anteil an festverzinslichen Anlagen ist in den vergangenen Jahren deshalb kontinuierlich zurückgegangen. Wie von Fehr und Poljak (2021) ausgeführt setzt sich der Trend zur Abnahme der Gesamtzahl der Schweizer Vorsor geeinrichtungen fort. Für die in der vorliegenden Studie be trachteten Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen bedeu tet dies einen Zulauf an Versicherungsbeständen und somit ei ne verschärfte Wettbewerbssituation, in der alle Vorsorgeein richtungen um die Gunst der guten Risiken buhlen. Aus Abbil dung 6 wird deutlich, dass insbesondere die Sammeleinrich tung diese Situation als grosse Herausforderung betrachten. Während auf der einen Seite Wachstum zur Erhaltung der ei genen Relevanz angestrebt wird, müssen auf der anderen Sei te gleichzeitig die möglichen negativen Risiken adäquat einge schätzt werden. Da nicht ausschliesslich gute Risiken im Markt vertreten sind, gilt es, die Annahme neuer Anschlüsse sorgfäl tig abzuwägen, um negative finanzielle Überraschungen und somit adverse Auswirkungen auf die eigene finanzielle Stabili tät zu vermeiden. Eine ähnliche Einschätzung der Sammeleinrichtungen ist für die Verschärfung der gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen zu beobachten (vgl. Abbildung 6). Mit einer durchschnittlichen Beurteilung von 3.96 Punkten stellt diese aus ihrer Sicht sogar die Grösste der aufgelisteten Her
ausforderungen dar.6 Die toxische Kombination aus der stei genden Lebenserwartung und dem persistierenden Tiefzins umfeld hat dafür gesorgt, dass sich die demografischen und makroökonomischen Rahmenbedingungen immer weiter von gesetzlich festgeschriebenen Parametern entfernt haben. Die zunehmend enger gefassten regulatorischen Vorgaben führen zu einem wachsenden Druck auf die Vorsorgeeinrichtungen und schränken deren geschäftspolitischen Spielraum nachhal tig ein. Unterdeckung als mittlere Herausforderung eingestuft Eine Unterdeckung liegt dann vor, wenn das Kapital einer Vor sorgeeinrichtung nicht ausreichend ist, um die durch den Ex perten für beruflich Vorsorge bewerteten Verpflichtungen zu decken.7 In einem solchen Fall ist der Stiftungsrat der Einrich tung per Gesetz dazu angehalten, adäquate Sanierungsmass nahmen zu ergreifen, um die Unterdeckung zu überwinden. Je nach Ausprägung der Unterdeckung müssen unterschied lich wirksame Massnahmen eingeleitet werden. Gemäss Auf listung der OAK können diese in drei Kategorien eingeteilt wer den (OAK, 2021b):
16
b
Kapitel 1: Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Vorsorgemarkt
Schwach wirksame Massnahmen Hierunter fallen beispielsweise Anpassungen der Anlagestrategie, Reduktion der Verwaltungskosten, Sistierung von Wohneigentumsvorbezügen etc. Mittelstark wirksame Massnahmen Beispielhaft sind Kürzungen des Zinssatzes, Sanierungsbeiträge von Rentenbeziehenden, Leistungsanpassungen bzw. Reduktionen anwartschaftlicher Leistungen, Finanzierung von Leistungen durch den Arbeitgeber etc. zu nennen. Stark wirksame Massnahmen In diese Kategorie fallen Massnahmen wie beispielsweise Einlagen des Arbeitgebers, Beitragserhöhungen, Sanierungsbeiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern etc.
Interessanterweise betrachten nahezu zwei Drittel der Um frageteilnehmenden (62%) das Vermeiden einer solchen Un terdeckung als lediglich «mittlere» Herausforderung (vgl. Ab bildung 5). Dies widerspiegelt auch die durchschnittliche Be urteilung von 3.03 Punkten. Lediglich 15% der befragten Ent scheidungsträger empfinden das finanzielle Management ih rer Vorsorgeeinrichtung als «sehr grosse» Herausforderung. In Bezug auf die Verwaltungsform zeigt sich ebenfalls, dass le diglich marginale Unterschiede bestehen. Während die Sam meleinrichtungen mit einer durchschnittlichen Einschätzung von 2.93 Punkten leicht optimistischer sind, zeigt sich auch für die Gemeinschaftseinrichtungen eine vergleichsweise tiefe Be sorgnis hinsichtlich einer möglichen Unterdeckung (∅ 3.27). Die Befragten erachten das Beheben einer Unterdeckung folg lich als machbar. In dieser ungeordneten Bedeutung spiegelt sich damit zugleich auch eine Stärke der Schweizer berufli chen Vorsorge wider, nämlich die solidarische Risikoträger schaft von Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Bilanzsumme kann Unterschiede nicht erklären Abbildung 7 zeigt die Einschätzung der Umfrageteilnehmen den hinsichtlich der aufgelisteten Herausforderungen in Ab hängigkeit der Grösse der Vorsorgeeinrichtung. Die neun mit telgrossen Vorsorgeeinrichtungen (dargestellt als hellgrüne Punkte) haben Bilanzsummen zwischen CHF 101 Mio. und CHF 1 Mrd., wohingegen die 30 grossen Vorsorgeeinrichtun gen (dargestellt als dunkelgrüne Dreiecke) allesamt Bilanz summen über CHF 1 Mrd. aufweisen.8 Auf den ersten Blick fällt auf, dass der Grossteil der Heraus forderungen ähnlich eingeschätzt wird, das heisst es bestehen nur marginale Unterschiede zwischen mittelgrossen und gros sen Vorsorgeeinrichtungen. Dies wird auch durch die ermit telten Durchschnittswerte belegt: Während die mittelgrossen Vorsorgeeinrichtungen über alle Herausforderungen hinweg zu einer durchschnittlichen Bewertung von 3.32 Punkten ge langen, beträgt der korrespondierende Wert der grossen Vor sorgeeinrichtungen nahezu identische 3.31 Punkte. Im Ver gleich zu den Letzteren bewerten die mittelgrossen Vorsorge einrichtungen insgesamt fünf der 13 aufgelisteten Herausfor derungen als ernster, das heisst die Bewertung liegt auf einem höheren Niveau.
Milizsystem – Einschätzungen klaffen auseinander Die grösste Differenz (∆ 1.09 Punkte) ergibt sich in Bezug auf das in der Schweiz verankerte Milizsystem. Der paritätisch be setzte Stiftungsrat – in Bezug auf Arbeitnehmer und Arbeit gebervertreter – ist das oberste Organ einer jeden Vorsorge einrichtung und in dieser Rolle für die Leitung und Überwa chung der Pensionskasse zuständig. Das Milizsystem sieht vor, dass die Stiftungsratsmitglieder dieser Tätigkeit ehrenamtlich nachgehen, was oftmals die Gegebenheit mit sich bringt, dass die Personen primär in einem anderen Berufsfeld beheimatet sind. Wenngleich die Ausübung dieser nebenberuflichen Funk tion eine Verpflichtung zur persönlichen Weiterbildung und zum Aufbau von Fachkompetenzen beinhaltet, so sind die zu treffenden Entscheidungen – unter anderem die Anlage von Vorsorgekapital in Milliardenhöhe – von enormer Tragweite. Die Gewinnung von qualifizierten Stiftungsratsmitgliedern stellt insbesondere aus Sicht der mittelgrossen Vorsorgeein richtungen eine «grosse» Herausforderung dar (∅ 3.89), wo hingegen die grossen Vorsorgeeinrichtungen dies als weni ger herausfordernd beurteilen (∅ 2.80). Angesichts der Na tur des Milizsystems ist die Tätigkeit typischerweise mit einer vergleichsweise geringen Entschädigung verbunden. Demge genüber stehen jedoch fachlich hohe Anforderungen, die auch mit einer nicht zu vernachlässigenden persönlichen Haftungs pflicht einhergehen. Vor dem Hintergrund dieses Ungleichge wichts ist die kritische Betrachtung durch die mittelgrossen Vorsorgeeinrichtungen (vgl. Abbildung 7) in einem gewissen Grad verständlich und nachvollziehbar. Abbildung 6 macht zu dem deutlich, dass die Gewinnung von Stiftungsräten vor al lem aus Sicht der Sammeleinrichtungen eine Herausforderung darstellt.
1.2. Wachstum unter Beibehaltung der Stabilität Gegenwärtig gibt es in der Schweiz circa 1’400 Pensionskas sen. Seit geraumer Zeit ist diese Anzahl jedoch rückläufig und hat sich während der letzten 15 Jahre um circa 50% redu ziert (vgl. unter anderem Zopp und Syfrig, 2021). Insbeson dere für die kleineren und mittelgrossen firmeneigenen Pen sionskassen stellen die erschwerten makroökonomischen und demografischen Rahmenbedingungen sowie die verschärften regulatorischen Vorgaben hohe Hürden dar. Auf die lange Frist betrachtet ist für diese Einrichtungen ein eigenständiges Be stehen nur äusserst schwer umzusetzen, weshalb vor allem (kleinere und mittelgrosse) autonome Pensionskassen zuneh mend Anschluss an eine grössere Vorsorgeeinrichtung suchen. Aus Sicht der Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen ist dieser fortlaufende Konzentrationsprozess durchaus interes sant, da ein nachhaltig profitables Betreiben des Geschäfts nur durch Wachstum und die damit einhergehende geschick te Nutzung von Skalen bzw. Synergieffekten möglich ist. Die hierdurch generierten Kostenvorteile können sich nicht nur po sitiv auf die Leistungen für die Versicherten auswirken, sondern auch auf die zu tragenden Kosten des Arbeitgebers (vgl. Müller und Wyss (2015)). Verdrängungswettbewerb im Markt nimmt zu Allerdings ist anzumerken, dass dieser sich zuspitzende Ver drängungswettbewerb im Segment der Sammel und Gemein schaftseinrichtungen auch potenzielle Risiken und einen er höhten Aufwand mit sich bringt. Letzterer ist primär dadurch
17 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
50%
46.2% 41.4%
40%
38.5%
30%
24.1% 17.2%
20% 10% 0%
6.9%
7.7%
1: Überhaupt nicht wichtig
10.3%
7.7%
2: Von niedriger Wichtigkeit
3: Von mittlerer Wichtigkeit
Sammeleinrichtung (n=29)
4: Von hoher Wichtigkeit
5: Von sehr hoher Wichtigkeit
Gemeinschaftseinrichtung (n=13)
Abbildung 8: Wichtigkeit von Wachstum (Anzahl Anschlüsse) vs. finanzielle Stabilität nach Verwaltungsform (n=42) bedingt, dass die Ansprüche seitens der Anschlüsse gestie gen sind, insbesondere hinsichtlich der zunehmenden Nach frage nach flexiblen und personalisierbaren Lösungen (Weibel, 2019). Dies trifft vor allem auch auf den überobligatorischen Teil zu, der ebenfalls auf die individuellen Bedürfnisse der ein zelnen Vorsorgewerke zugeschnitten sein sollte. Zu guter Letzt kommt ein nicht zu unterschätzender Druck der Destinatäre hinzu, die ihr gesteigertes Informationsbedürfnis mittels einer detaillierteren und regelmässigeren Berichterstattung gestillt haben möchten. Entgegen früherer Zeiten, in welchen ein jähr liches Reporting ausreichend war, wird zunehmend gefordert, sämtliche die Vorsorge betreffende Informationen für alle De stinatäre via einer OnlinePlattform tagesaktuell bereitzustel len. Sammeleinrichtungen sind demzufolge dazu angehalten, dieses bestmöglich zu erfüllen, da ansonsten der Weg zu ei nem anderen Vorsorgeanbieter gesucht und gefunden werden könnte. In Bezug auf den gegenwärtigen Verdrängungswettbewerb ist jedoch ebenfalls darauf hinzuweisen, dass Wachstum nicht um jeden Preis zu realisieren ist. Konkret bedeutet dies, dass die Anbieter primär auf der Jagd nach guten Risiken – das heisst nach Kunden, deren Bestände vornehmlich aus jun gen Versicherten mit höheren Einkommen – sind. Unterneh men, die hingegen eine Vielzahl ältere Mitarbeitende beschäf tigen, laufende Rentenverpflichtungen haben oder via BVG Minimalplänen versichert sind, sind für Sammeleinrichtungen als Neuanschlüsse weniger interessant und bergen ein nicht zu vernachlässigendes Risiko (vgl. Zopp und Syfrig, 2021).
Gesundes Wachstum als potenzielles Risiko erkannt Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen enthält Abbil dung 8 die Häufigkeitsverteilung der Einschätzungen der Wichtigkeit des eigenen Wachstums (in Form von neuen An schlüssen) im Hinblick auf die eigene finanzielle Stabilität. Die Ergebnisse unterstreichen, dass 41.3% der Sammelein richtungen und 53.9% der Gemeinschaftseinrichtungen die sem Aspekt eine mindestens «hohe» Wichtigkeit beimessen. Am unteren Ende des Spektrums scheint dies lediglich für wenige Vertreter der Sammel (Anteil: 6.9%) und Gemein schaftseinrichtungen (Anteil: 7.7%) «überhaupt nicht wich tig» zu sein. Die beiden Verwaltungsformen unterscheiden sich auch nur minimal in den jeweiligen durchschnittlichen Beurteilungen, die sich auf 3.41 Punkte (Sammeleinrichtun gen) bzw. 3.46 Punkte (Gemeinschaftseinrichtungen) belau fen. Dies wird ebenfalls durch eine statistische Analyse unter mauert, die bestätigt, dass keine signifikanten Unterschiede zwischen den jeweiligen Einschätzungen bestehen. Auf abso luter Basis betrachtet kann somit festgehalten werden, dass die Vorsorgeeinrichtungen den Zielkonflikt zwischen Wachs tum und finanzieller Stabilität als «mittelwichtig» einstufen. Keine Unterschiede hinsichtlich der Grösse erkennbar Abbildung 9 zeigt die Einschätzungen aller Umfrageteilneh menden hinsichtlich des Zielkonflikts zwischen Wachstum und finanzieller Stabilität sortiert nach Grösse. Auch für diese Form der Analyse wird ersichtlich, dass keine signifikanten Unter schiede existieren. Die prozentualen Anteile deuten leicht dar
50% 40.0%
40%
40.6%
30.0%
30%
25.0% 20.0%
20% 10% 0%
9.4%
1: Überhaupt nicht wichtig
18.8%
10.0% 6.3%
2: Von niedriger Wichtigkeit
3: Von mittlerer Wichtigkeit
Mittelgrosse Vorsorgeeinrichtungen (n=10)
4: Von hoher Wichtigkeit
5: Von sehr hoher Wichtigkeit
Grosse Vorsorgeeinrichtungen (n=32)
Abbildung 9: Wichtigkeit von Wachstum (Anzahl Anschlüsse) vs. finanzielle Stabilität nach Grösse (n=42)
18
Kapitel 1: Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Vorsorgemarkt
auf hin, dass die mittelgrossen Vorsorgeeinrichtungen mit Bi lanzsummen zwischen CHF 101 Mio. und CHF 1 Mrd. diesem Zielkonflikt eine höhere Wichtigkeit beimessen (∅ 3.60) als die grossen Vorsorgeeinrichtungen mit Bilanzsummen über CHF 1 Mrd. (∅ 3.38). Die Mehrheit der befragten Personen in beiden Gruppen (jeweils 40%) kommt auch in Abbildung 9 zum Schluss, dass dieser Aspekt von «mittlerer» Wichtigkeit ist. Mangelnde Transparenz kann zu Problemen führen Eng mit einem angestrebten Wachstum verknüpft ist der Aspekt der Transparenz bzw. Vergleichbarkeit. Je mehr An schlüsse sich einer Sammel oder Gemeinschaftseinrichtung anschliessen, desto stärker wächst das Vorsorgekapital und damit auch das absolute finanzielle Risiko (Kislig, 2019). Na hezu zwangsläufig geht hiermit auch eine komplexere Struk tur der Vorsorgeeinrichtungen einher, welche die Risikobeur teilung durch den Stiftungsrat und die Aufsichtsbehörde er schwert. Konkret bedeutet dies, weder die Frage nach dem ein deutigen Risikoträger noch hinsichtlich der Haftung im nega tiven Fall klar beantwortet werden kann. Gemäss Kislig (2019) können insbesondere zwei Aspekte zu nachhaltigen Proble men führen: – Wettbewerb Durch den Kampf um neue Anschlüsse be steht die Gefahr des Fehlanreizes, dass Anbieter überhöh te Umwandlungssätze offerieren, die langfristig nicht fi nanziert werden können. Gerät eine Vorsorgeeinrichtung aufgrund dessen in finanzielle Not, ist die Stiftung Sicher heitsfonds BVG gefordert, die die «Leistungen der Versi cherten der zweiten Säule bei Insolvenz der Vorsorgeein richtung oder des Versichertenkollektivs (Anschluss eines Arbeitgebers bei einer Sammel oder Gemeinschaftsstif tung) sicherstellt». Aufgrund der solidarischen Finanzie rung müssen die Kosten in diesem Fall von der Allgemein heit getragen werden. – Falsche Strategie Die Anlagestrategie sollte hinsichtlich des zugrundeliegenden Risikos – beispielsweise hohe vs. tiefe Anteile in riskanten Anlageklassen wie Aktien – auf die individuellen Charakteristika der einzelnen Vorsorge werke abgestimmt sein. Ist dies nicht der Fall und kommt es zu negativen Kapitalmarktentwicklungen, kann eine Sanierung nicht immer durchgeführt werden. In diesen Fällen bleibt die Haftungsfrage oftmals unbeantwortet.
Weisung der OAK nicht immer zielführend Um sicherzustellen, dass sich diese Risiken nicht materialisie ren und für sämtliche Anbieter im Wettbewerb eine einheitli che Aufsicht möglich ist, hat die OAK per 01. März 2021 die Weisung W01/2021 Anforderungen an Transparenz und in terne Kontrolle für Vorsorgeeinrichtungen im Wettbewerb er lassen (siehe OAK, 2021a). Dieser liegt ein Formular zugrun de, welches durch den Experten für berufliche Vorsorge auszu füllen und zu unterzeichnen ist. Aus Sicht von Experten und dem Pensionskassenverband ASIP (siehe beispielsweise Fehr und Poljak, 2021; ASIP, 2021) ist die umzusetzende Struktur transparenz in der von der OAK geforderten Form nicht zielfüh rend, da durch die standardisierte Ausgestaltung des einzurei chenden Formulars potenzielle Probleme unerkannt bleiben.9 Anbieter sind sich Bedeutung der Transparenz bewusst Aus Anbietersicht betrachtet stellt die Transparenz bzw. die Vergleichbarkeit des eigenen Angebots alleine schon deshalb ein wichtiges Kriterium dar, da in einem Verdrängungsmarkt neue Anschlüsse möglichst viele Informationen wünschen. Vor diesem Hintergrund sind die in Abbildung 10 enthaltenen Ein schätzungen der Umfrageteilnehmenden im Einklang mit den zuvor angeführten Aspekten. Für 72.4% der befragten Per sonen aus Sammeleinrichtungen bzw. 84.6% der befragten Personen aus Gemeinschaftseinrichtungen ist die Transparenz von «sehr hoher» Wichtigkeit. Dies spiegelt sich auch in der hohen durchschnittlichen Wichtigkeit von 4.66 Punkten (Sam meleinrichtungen) bzw. 4.85 Punkten (Gemeinschaftseinrich tungen) wider. Anzumerken ist darüber hinaus, dass keine einzige der befragten Personen den Aspekt der Transparenz bzw. Vergleichbarkeit als «niedrig wichtig» bzw. «überhaupt nicht wichtig» einschätzt (vgl. Abbildung 10). Analog zur Frage nach dem Wachstum lassen sich auch hinsichtlich der Transpa renz bzw. Vergleichbarkeit keine statistisch signifikanten Un terschiede zwischen den Verwaltungsformen ermitteln. Betrachtet man diese Einschätzungen in Bezug auf mittel grosse und grosse Vorsorgeeinrichtungen, präsentiert sich ein ähnliches Bild. Wie in Abbildung 11 veranschaulicht bewerten 84.4% der grossen Vorsorgeeinrichtungen eine hohe Transpa renz bzw. Vergleichbarkeit als sehr wichtig. Die mittelgrossen Vorsorgeeinrichtungen sind mit einem Anteil von 50% zurück haltender, was auch im um 0.41 Punkte tieferen Durchschnitt von 4.40 Punkten ersichtlich wird (grosse Vorsorgeeinrichtun gen: ∅ 4.81). Inwieweit diese Einschätzungen auf den indi
100% 84.6% 80%
72.4%
60% 40% 20.7%
20%
15.4%
6.9% 0%
3: Von mittlerer Wichtigkeit
4: Von hoher Wichtigkeit Sammeleinrichtung (n=29)
5: Von sehr hoher Wichtigkeit
Gemeinschaftseinrichtung (n=13)
Abbildung 10: Wichtigkeit der Transparenz bzw. Vergleichbarkeit des eigenen Angebots nach Verwaltungsform (n=42)
19 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
100% 84.4% 80% 60%
50.0% 40.0%
40% 20%
12.5%
10.0% 3.1%
0%
3: Von mittlerer Wichtigkeit
4: Von hoher Wichtigkeit
Mittelgrosse Vorsorgeeinrichtungen (n=10)
5: Von sehr hoher Wichtigkeit
Grosse Vorsorgeeinrichtungen (n=32)
Abbildung 11: Wichtigkeit der Transparenz bzw. Vergleichbarkeit des eigenen Angebots nach Grösse (n=42) viduellen Anspruch der Vorsorgeeinrichtungen an ihren eige nen Auftritt gegenüber potenziellen Neuanschlüssen zurück zuführen oder rein auf regulatorische Vorgaben zurückzufüh ren sind, lässt sich mit der vorliegenden Analyse nicht ab schliessend beantworten.
1.3. Attraktivität aus Sicht der Destinatäre An die Aspekte Transparenz und Vergleichbarkeit schliesst sich unmittelbar die Frage an, welche Kriterien aus Sicht eines Un ternehmens schlussendlich ausschlaggebend für die Entschei dung zugunsten einer bestimmten Vorsorgeeinrichtung sind. Ist dies den Letzteren bekannt, können sie die jeweiligen Pa rameter im Rahmen ihrer Möglichkeiten festlegen und die At traktivität ihrer Einrichtung für neue Anschlüsse entsprechend erhöhen. Die beiden Abbildungen 12 (Sammeleinrichtungen) und 13 (Gemeinschaftseinrichtungen) enthalten die Einschät zungen der Umfrageteilnehmenden, welche Kriterien eine Vor sorgeeinrichtung aus Sicht der Destinatäre als attraktiv er scheinen lassen. Reputation für Sammeleinrichtungen am wichtigsten Abbildung 12 verdeutlicht, dass die befragten Personen der Sammeleinrichtungen davon ausgehen, dass die Reputation bzw. Markstellung der Vorsorgeeinrichtung für Destinatäre am wichtigsten ist (∅ 4.31). Insgesamt 86% sind der Meinung, dass dies von einer «hohen» bzw. «sehr hohen» Relevanz ist. Im Gegensatz zu allen weiteren aufgeführten Faktoren finden sich am anderen Ende der Skala keine Einschätzungen, dass die Reputation von «geringer» bzw. «überhaupt keiner» Rele vanz sei. Unter den Umfrageteilnehmenden der Gemeinschaftsein richtungen wird Relevanz der Marktstellung bzw. Reputation hingegen minimal tiefer eingeschätzt (vgl. Abbildung 13). Be trachtet man lediglich die durchschnittliche Beurteilung, so ist mit 4.15 Punkten bzw. 4.31 Punkten (Sammeleinrichtungen) ebenfalls kein grosser Unterscheid zwischen den beiden Ver waltungsformen festzustellen. Dies wird durch eine statistische Überprüfung ebenfalls untermauert. Verzinsung von Altersguthaben matchentscheidend? Eine überwältigende Mehrheit der Gemeinschaftseinrichtun gen ist hingegen der Ansicht, dass die Verzinsung des Alters
guthabens aus Sicht der Destinatäre am wichtigsten ist: 92% der Umfrageteilnehmenden schätzen die Relevanz als min destens «hoch» ein, was im höchsten Durchschnittswert von 4.69 Punkten resultiert (vgl. Abbildung 13). Ein ähnliches Bild präsentiert sich für die Sammeleinrichtungen, die der Verzin sung eine durchschnittliche Relevanz von 4.28 Punkten attes tieren. Interessanterweise zeigt Abbildung 12 jedoch eben falls, dass 7% der Befragten der Ansicht sind, dass die Verzin sung für Destinatäre «überhaupt keine Relevanz» hat. Letztere Einschätzung ist eventuell vor dem Hintergrund zu werten, dass die Verzinsung des obligatorischen Altersgut habens in der beruflichen Vorsorge im Minimum auf jährli cher Basis durch den Bundesrat festgelegt wird. Im aktuellen Jahr 2021 liegt die Mindestverzinsung unverändert bei 1.0%. Diese Festlegung ist massgeblich auf die gegenwärtige Situa tion am Kapitalmarkt zurückzuführen, an welchem den tiefen (häufig negativen) Renditen der Bundesobligationen eine ver gleichsweise stabile bzw. positive Performance der Aktien, An leihen und Liegenschaften gegenüberstehen (vgl. EDI, 2021). Diejenigen Vorsorgeeinrichtungen, die den vorgegebenen An forderungen des BVGObligatoriums entsprechen müssen, ha ben demzufolge einen engeren Handlungsspielraum als die jenigen Vorsorgeeinrichtungen im Bereich des Überobligatori ums. Finanzielle Kennzahlen als Vergleichsmassstab Aus der weiteren Rangfolge der in Abbildung 12 aufgeliste ten Aspekte wird deutlich, dass die Umfrageteilnehmenden der Sammeleinrichtungen insbesondere finanzielle Kennzah len als entscheidungsrelevante Kriterien einstufen. So werden neben der Anlageperformance (∅ 4.17), der Höhe der Verwal tungskosten (∅ 4.07) insbesondere auch die Höhe des Um wandlungssatzes (∅ 4.00) und der Deckungsgrad der Vorsor geeinrichtung (∅ 3.69) als wichtig angeführt. Wenngleich eine vergleichsweise geringe Anzahl der befragten Personen (An teil: 17%) die Relevanz des Deckungsgrads als «sehr hoch» einschätzt, so bewerten mehr als die Hälfte der Umfrageteil nehmenden (52%) die Bedeutung als «hoch». Ein umgekehr tes Bild präsentiert sich hingegen für das Verhältnis zwischen aktiv Versicherten und Rentenbeziehenden. Mit einer durch schnittlichen Beurteilung von 3.66 Punkten ist dieses zwar von nahezu gleicher Bedeutung, allerdings sind mit einem Anteil von 21% der befragten Personen mehr als doppelt so viele der Meinung, dass die Relevanz von maximal «geringer» Natur ist
20
Kapitel 1: Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Vorsorgemarkt
Reputation/Marktstellung der Vorsorgeeinrichtung
14%
Verzinsung Altersguthaben
7%
Anlageperformance
41%
7%
31%
7%
Höhe des Umwandlungssatzes
7%
Deckungsgrad der Vorsorgeeinrichtung
7%
Verhältnis Aktive vs. Rentner
7%
Umfang von Wahlmöglichkeiten bezüglich Vorsorgeplänen
7%
Ø 4.28
55%
10%
Verwaltungskosten
Ø 4.31
45%
62%
14%
45%
17%
52%
14%
21%
Digitale Kanäle (bspw. Online-Portal, Online Self-Services etc.)
3%
10%
Grösse der Vorsorgeeinrichtung
3%
10%
Nachhaltigkeit der Kapitalanlagen (ESG)
3%
14%
24%
Bildung von Rentnerpools
24%
41%
34%
34%
52%
0%
20%
30%
40%
Geringe Relevanz
Ø 3.62
17%
Ø 3.55
17%
Ø 3.52
21%
24%
10%
17%
28%
38%
28%
Überhaupt keine Relevanz
Ø 3.66
34%
34%
31%
Ø 3.69
17%
41%
3%
Ø 4.00
38%
21%
Vermögensverwaltungskosten
Ø 4.07
34%
38%
3%
Ø 4.17
28%
21% 50%
60%
Mittlere Relevanz
17% 70%
80%
Hohe Relevanz
7%
Ø 3.24
7%
Ø 2.97
7%
Ø 2.41
90%
100%
Sehr hohe Relevanz
Abbildung 12: Attraktivität aus Sicht eines Destinatärs: Einschätzung der Sammeleinrichtungen (n=29)
Verzinsung Altersguthaben
8%
15%
Verhältnis Aktive vs. Rentner
23%
Reputation/Marktstellung der Vorsorgeeinrichtung
23%
Anlageperformance
8%
Deckungsgrad der Vorsorgeeinrichtung
8%
Höhe des Umwandlungssatzes
31%
15%
8%
38%
38%
Ø 4.08
38%
38%
46%
38%
Vermögensverwaltungskosten
31%
15%
8%
0%
10%
20%
23%
Ø 3.69
23%
Ø 3.69
40%
50%
Mittlere Relevanz
Ø 3.62 Ø 3.46 Ø 3.31
15%
23%
38% 30%
Ø 3.85
23%
38%
Geringe Relevanz
31%
31%
31%
Überhaupt keine Relevanz
Ø 4.08
15%
23%
38%
23%
Bildung von Rentnerpools
31%
38%
23%
Umfang von Wahlmöglichkeiten bezüglich Vorsorgeplänen
Ø 4.15
8%
8%
Digitale Kanäle (bspw. Online-Portal, Online Self-Services etc.)
38%
31%
23%
Grösse der Vorsorgeeinrichtung
38%
15%
8%
Verwaltungskosten
Ø 4.23
46%
54%
15%
Nachhaltigkeit der Kapitalanlagen (ESG)
Ø 4.69
77%
Ø 3.00
8%
Ø 1.77
23% 60%
70%
Hohe Relevanz
80%
90%
100%
Sehr hohe Relevanz
Abbildung 13: Attraktivität aus Sicht eines Destinatärs: Einschätzung der Gemeinschaftseinrichtungen (n=13)
21 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
Verzinsung Altersguthaben
Ø 4.40
Reputation/Marktstellung der Vorsorgeeinrichtung
Ø 4.26
Anlageperformance
Ø 4.14
Verwaltungskosten
Ø 3.95
Höhe des Umwandlungssatzes
Ø 3.95
Verhältnis Aktive vs. Rentner
Ø 3.83
Deckungsgrad der Vorsorgeeinrichtung
Ø 3.81
Vermögensverwaltungskosten
Ø 3.52
Digitale Kanäle (bspw. Online-Portal, Online Self-Services etc.)
Ø 3.45
Umfang von Wahlmöglichkeiten bezüglich Vorsorgeplänen
Ø 3.43
Grösse der Vorsorgeeinrichtung
Ø 3.36
Nachhaltigkeit der Kapitalanlagen (ESG)
Ø 3.19
Bildung von Rentnerpools
1
2
3
4
5
Ø 2.50
(1=sehr geringe Herausforderung; 5=sehr grosse Herausforderung) Mittelgrosse Vorsorgeeinrichtungen (n=10)
Grosse Vorsorgeeinrichtungen (n=32)
Abbildung 14: Attraktivität aus Sicht eines Destinatärs: Einschätzungen der Vorsorgeeinrichtungen nach Grösse (n=42) (Anteil der Befragten, die den Deckungsgrad als maximal «ge ring relevant» einschätzen: 10%). Für die in Abbildung 13 dargestellten Gemeinschaftseinrich tungen präsentiert sich ein vergleichbares Bild, das nur durch wenige Unterschiede gekennzeichnet ist. So kann beispiels weise den Durchschnittswerten entnommen werden, dass so wohl der Maximal als auch der Minimalwert im Vergleich mit den Sammeleinrichtungen höher bzw. tiefer liegt. Dar über hinaus ist die Struktur des Bestands aus Sicht der Ge meinschaftseinrichtungen von wesentlich grösserer Relevanz für die Attraktivität einer Vorsorgeeinrichtung (∅ 4.23 vs. ∅ 3.66). Weiterhin fällt auf, dass die Gemeinschaftseinrichtun gen die Nachhaltigkeit ihrer Kapitalanlagen (ESG) mit durch schnittlich 3.69 Punkten wichtiger einschätzen als die Ver treter der Sammeleinrichtungen, die durchschnittlich ledig lich 2.97 Punkte vergeben. Im Rahmen des WilcoxonMann WhitneyTest hat sich zudem herausgestellt, dass dies einer der beiden in den Abbildungen 12 und 13 aufgelisteten Aspek te ist, dessen Einschätzungen sich statistisch signifikant zwi schen den beiden Verwaltungsformen unterscheiden. Dies gilt ebenso für den angebotenen Umfang von Wahlmöglichkeiten bezüglich Vorsorgeplänen, die von den Sammeleinrichtungen als statistisch signifikant relevanter eingestuft werden als von den Gemeinschaftseinrichtungen (∅ 3.62 vs. ∅ 3.00). Grösse hat keinen Einfluss auf die Einschätzungen Im Einklang mit den vorherigen Analysen zeigt Abbildung 14 die Einschätzungen der Umfrageteilnehmenden hinsichtlich der Attraktivität einer Vorsorgeeinrichtung aus Sicht eines De stinatärs gegliedert nach Grösse. Auf den ersten Blick ist auf fallend, dass lediglich in Bezug auf drei Aspekte eine verhält
nismässig grössere Uneinigkeit unter den befragten Entschei dungsträgern herrscht. Erwartungsgemäss ist es wenig überra schend, dass die jeweiligen Vertreter ihre eigene Grössenstruk tur mit den abgegebenen Einschätzungen verfestigen. Wäh rend die grossen Vorsorgeeinrichtungen der Ansicht sind, dass die Grösse ein entscheidendes Kriterium ist (∅ 3.50), geben die Vertreter der mittelgrossen Einrichtungen eine zurückhalten dere Einschätzung ab (∅ 2.90). Ebenso zeigt sich, dass die Hö he des Umwandlungssatzes aus Sicht der Letzteren mit durch schnittlich 3.60 Punkten im Vergleich mit den grossen Vorsor geeinrichtungen (∅ 4.06) als weniger stark relevant beurteilt wird. Zu guter Letzt wird auch ein Unterschied in der Beur teilung hinsichtlich der Bildung von Rentnerpools erkennbar, welche die mittelgrossen Vorsorgeeinrichtungen als relevanter einstufen (∅ 2.90 vs. ∅ 2.38). In Bezug auf die globalen Durch schnitte lassen sich mit 3.71 Punkten (mittelgrosse Vorsorge einrichtungen) bzw. 3.67 Punkten (grosse Vorsorgeeinrichtun gen) keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen identifizieren.
1.4. Wettbewerbsumfeld der Zukunft Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen makroökonomischen und demografischen Entwicklungen und dem dadurch getrie benen Konzentrationsprozess drängt sich für die Schweizer Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen unweigerlich die Frage auf, welche Anbieter zukünftig im Vorsorgemarkt um die Gunst der Unternehmen buhlen werden: Wird der Markt auch in Zukunft durch die bestehenden Wettbewerber abgedeckt? Steigen die Versicherer vermehrt aus dem Vollversicherungs
22
Kapitel 1: Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Vorsorgemarkt
Bestehende Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen
36%
Versicherer, die bisher lediglich als Rückversicherer von Vorsorgeeinrichtungen aufgetreten sind oder aus dem Vollversicherungsgeschäft aussteigen
19%
Bestehende Vorsorgeeinrichtungen, die sich künftig für Drittanschlüsse öffnen werden
7%
FinTechs und InsurTechs
22%
10%
Geringe Konkurrenz
36%
17%
39%
30%
Mittlere Konkurrenz
40%
Ø 3.10
41%
41%
20%
Ø 3.60
24%
27%
24%
0% Überhaupt keine Konkurrenz
19%
22%
Traditionelle Banken (Kantonalbanken, Raiffeisenbanken etc.)
Ø 4.60
62%
12%
22%
50%
60%
70%
Hohe Konkurrenz
12%
80%
90%
7%
Ø 2.41
Ø 2.29
100%
Sehr hohe Konkurrenz
Abbildung 15: Konkurrenz der Zukunft: Einschätzung des Markts (n=42) geschäft aus und treten mit den Sammel und Gemeinschafts einrichtungen in Konkurrenz? Spielen eventuell auch digital affine Startups wie beispielsweise FinTechs und InsurTechs ei ne gewichtige Rolle? Gegenwärtige Wettbewerber auch zukünftig relevant Die in Abbildung 15 dargestellten Ergebnisse belegen, dass die befragten Personen mit einer überwältigenden Mehrheit (62%) ihre heutigen Mitwettbewerber – also diejenigen An bieter, die derzeit bereits als Sammel bzw. Gemeinschaftsein richtungen tätig sind – auch als grösste zukünftige Konkurren ten betrachten (∅: 4.60). Lediglich 2% der Befragten gehen davon aus, dass von diesen zukünftig ein «mittlerer» Wett bewerbsdruck ausgehen wird. Als vergleichsweise «mittlere» Konkurrenz (∅: 3.10) werden bestehende Vorsorgeeinrichtun gen eingeschätzt, die bisher als firmeneigene Pensionskassen oder auch geschlossene Sammel und Gemeinschaftseinrich
Markteintritt von (Rück)Versicherern wahrscheinlich? Seit mehreren Jahren steht die Hypothese im Raum, dass sich die Vollversicherung in der beruflichen Vorsorge zum Auslaufmodell entwickelt. Diese wird zumeist mit den stren gen Auflagen seitens der Eidgenössischen Finanzmarktauf sicht (FINMA) begründet, die die Versicherer für die vollständi ge Übernahme sämtlicher Risiken erfüllen müssen. Konkret be deutet dies, dass die Offerierung eines Rundumschutzes (inkl.
Sammeleinrichtungen (n=29)
Wettbewerber Heutige Wettbewerber (Bestehende Sammelstiftungen bzw. Gemeinschaftseinrichtungen) Versicherer… (…die bisher lediglich als Rückversicherer von Vorsorgeeinrichtungen aufgetreten sind oder aus dem Vollversicherungsgeschäft aussteigen) Heutige Wettbewerber… (…die sich künftig für Drittanschlüsse öffnen werden)
4.52
(0.57)
3.59
(1.05)
3.17
(0.98)
2.59
FinTechs und InsurTechs
(1.32)
Traditionelle Banken (Kantonalbanken, Raiffeisenbanken, etc.) Aggregiert
tungen tätig sind, sich zukünftig aber für Drittanschlüsse öff nen wollen. Trotz der durchschnittlich zurückhaltenderen Ein schätzung dürfen die 44% der Umfrageteilnehmenden, die von einem mindestens «hohen» Konkurrenzdruck durch die se Vorsorgeeinrichtungen ausgehen, nicht vernachlässigt wer den. Gemäss deren Ansicht werden die besagten Einrichtun gen künftig in den Markt eintreten und das Spektrum der Vor sorgeanbieter entsprechend erweitern.
2.45
(1.02)
3.20
(1.29)
Gemeinschaftseinrichtungen (n=13) 4.77
(0.44)
3.62
(1.33)
3.15
(1.14)
2.31
(0.85)
2.23
(1.17)
3.22
(1.37)
Aggregiert (n=42) 4.60
(0.54)
3.60
(1.02)
3.10
(1.05)
2.41
(1.18)
2.29
(1.13)
--
Tabelle 1: Konkurrenz der Zukunft: Einschätzung des Markts (n=42) Die Tabelle enthält die durchschnittlichen Einschätzungen (Mittelwerte) der Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen in Bezug auf potenzielle zukünftige Konkurrenten («1: überhaupt keine Konkurrenz» bis «5: sehr hohe Konkurrenz»). Die Werte in Klammern enthalten die jeweiligen Standardabweichungen.
23 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
der Übernahme des Anlagerisikos) eine entsprechende Kapi talunterlegung fordert. Letztere drückt zwangsweise auf die Profitabilität der Anbieter und führt für die angeschlossenen Unternehmen und ihre Mitarbeitenden zu unvorteilhafteren Vertragsbedingungen. Letztere bedeuten oftmals ein Absen ken der zugesagten Garantien bei einem gleichzeitigen Fest halten bzw. einer Erhöhung des Preises. Einen ersten Schritt in diese Richtung beging die AXA, die seit Beginn des Jah res 2019 keine Vollversicherung mehr anbietet. Die im Markt verbliebenen Anbieter – Allianz Suisse, Baloise, Helvetia, Pax und Swiss Life – bekennen sich zwar weiterhin zum Modell der Vollversicherung, behandeln Anträge potenzieller Neuan schlüsse jedoch äusserst restriktiv. Insbesondere für (kleinere) Unternehmen mit einer «unvorteilhaften» Altersstruktur – das heisst mehrheitlich ältere Arbeitnehmende und Rentner – so wie einem ungünstigen Verhältnis des Alterskapitals – mehr heitlich obligatorisches BVGGuthaben, dass gemäss BVG mit einem zu hohen Umwandlungssatz zu verrenten ist – wird der Erhalt einer Offerte der Vollversicherungslösung unwahr scheinlich. Entgegen all dieser Entwicklungen und Vorhersagen bleibt jedoch zunächst einmal abzuwarten, ob die verbleibenden An bieter sich tatsächlich aus dem Vollversicherungsgeschäft zu rückziehen werden und, falls dies der Fall sein sollte, vermehrt als direkte Konkurrenten der Sammel und Gemeinschaftsein richtungen auftreten. Dies könnte dann auch dazu führen, dass die bislang ausschliesslich als Rückversicherer tätigen Or ganisationen ebenfalls einen Markteintritt als Vorsorgeanbie ter in Erwägung ziehen. Die von den Umfrageteilnehmenden abgegebenen Einschätzungen lassen erkennen, dass dies we der bestätigt noch ausgeschlossen werden kann: So sind 60% der Befragten der Ansicht, dass von den Versicherern zukünftig eine «hohe Konkurrenz» ausgehen wird (∅: 3.60). Die verblei benden 40% vertreten hingegen eine zurückhaltendere Mei nung und sind sich nicht sicher, ob der Vorsorgemarkt für die Versicherer im teilautonomen Bereich langfristig attraktiv ist. Eher kein Konkurrenzdruck von Startups erwartet Von den FinTechs und InsurTechs – jeweils Sammelbegrif fe für Startups, die digitale Technologien einsetzen, um die Finanzdienstleistungs bzw. Versicherungsbranche mit neuen Ansätzen zu revolutionieren – erwarten die Umfrageteilneh menden nur einen «geringen» Konkurrenz (∅: 2.41). Ungeach tet der hohen Summen, die weltweit an Risikokapital in die Startups investiert werden, ist ein für die bestehenden Anbie ter verdrängender Ansatz in der Schweiz bisher nicht am Markt aufgetreten. Dass sich dies auch in der mittleren Frist nicht än dern wird, erwarten immerhin 63% der Umfrageteilnehmen den. Lediglich 7% schreiben den Startups ein «sehr hohes» Konkurrenzpotential zu. Ist der Vorsorgemarkt für Startups unattraktiv? Ein Grund hierfür liegt vermutlich unter anderem in den zu vor bereits angesprochenen Marktgegebenheiten – demogra fische Entwicklung, makroökonomisches Umfeld, Reformstau – begründet. Im direkten Vergleich zu anderen Branchen dürf ten ebenfalls die vergleichsweise hohen Eintrittsbarrieren ei ne gewichtige Rolle spielen, die in Kombination mit der Kom plexität des Geschäfts und der begrenzten Renditemöglichkeit das Geschäft der beruflichen Vorsorge für die breite Masse der FinTechs und InsurTechs in ein eher unattraktives Licht rücken. Ungeachtet dieser Einschätzung sind, insbesondere in der jün geren Vergangenheit, einige Wettbewerber mit digitalen An
geboten erfolgreich in den Markt im Freizügigkeitsbereich bzw. im Bereich von 1eLösungen eingetreten. Banken werden nicht als Konkurrenz betrachtet Hinsichtlich der potenziellen Konkurrenz durch traditionelle Banken ist die Meinung der Umfrageteilnehmenden ebenfalls recht eindeutig. Mit durchschnittlich 2.29 Punkten liegen die se nochmals hinter den FinTechs und InsurTechs (∅: 2.41) auf dem letzten Platz. Rund 63% der befragten Entscheidungs träger gehen von einer maximal «geringen» Konkurrenz durch die Banken aus. Am oberen Ende der Skala sind ebenfalls nur knapp 15% der Umfrageteilnehmenden der Ansicht, dass von den Banken zukünftig der grösste Konkurrenzdruck ausge hen wird. Vielmehr beraten und betreuen die Banken ihre Un ternehmenskunden auch im Vorsorgebereich und vermitteln diese entsprechend an die passende Sammel bzw. Gemein schaftseinrichtung. Es ist allerdings wichtig anzumerken, dass diese Vermittlung nicht zwingend in Form eines Brokerman dats abläuft, was bedeutet, dass die Banken keine Provisionen bzw. Vermittlungsgebühren der Sammeleinrichtung erhalten. Im Rahmen der gestiegenen Kundenansprüche kann die Bank den Vorsorgeanbieter durch die Bereitstellung einer technolo gischen Infrastruktur (Plattform) ebenso dabei unterstützen, den Destinatären Auskünfte zu ihrer individuellen Vorsorgesi tuation täglich bzw. in Echtzeit zur Verfügung stellen zu kön nen. Identische Einschätzungen der Verwaltungsformen Tabelle 1 zeit die Einschätzungen hinsichtlich der zukünftigen Wettbewerbslandschaft, aufgeschlüsselt nach den beiden Ver waltungsformen (Standardabweichung in Klammern). Auf den ersten Blick fällt auf, dass für keine der aufgelisteten Wett bewerberkategorien deutliche Abweichungen existieren. Auch bezogen auf die jeweilige durchschnittliche Einschätzung al ler Wettbewerber durch die Sammel (∅: 3.20) und Gemein schaftseinrichtungen (∅: 3.22) wird deutlich, dass lediglich mi nimale Unterschiede existieren. Während die Gemeinschafts einrichtungen die heutigen Wettbewerber als vergleichswei se stärker einschätzen (∅: 4.77 vs. 4.52), ist das Gegenteil für die Sammeleinrichtungen im Fall der FinTechs und InsurTechs (∅: 2.59 vs. 2.31) sowie der traditionellen Banken (∅: 2.45 vs. 2.23) zu beobachten. Eine weitere interessante Erkenntnis liefern die in Tabelle 1 dargestellten Standardabweichungen (Werte in Klammern). Diese zeigen auf, inwieweit die jeweiligen Umfrageteilneh menden innerhalb ihrer Gruppe zu einer einheitlichen Ein schätzung gelangt sind. Mit anderen Worten gibt diese Kenn zahl Auskunft darüber, ob die Einschätzung eher dem Durch schnitt entsprechen (Standardabweichung ist klein) oder durch Extreme geprägt sind (Standardabweichung ist grös ser). Die verhältnismässig geringen Standardabweichungen von 0.57 bzw. 0.44 betreffend die heutigen Wettbewerber un terstreichen, dass nahezu alle befragten Personen der gleichen Ansicht sind und diese auch zukünftig als grosse Konkurrenten ansehen. Auf der anderen Seite sind hingegen die Einschät zungen der Gemeinschaftseinrichtungen zu der künftigen Po sitionierung der Versicherer (Standardabweichung: 1.33) so wie die Einschätzungen der Sammeleinrichtungen zu dem künftigen Wettbewerbsdruck durch FinTechs bzw. InsurTechs (Standardabweichung: 1.32) mit einer höheren Uneinigkeit behaftet. Generell ist die Letztere in Bezug auf die künftige Rol le der Startups über alle Umfrageteilnehmenden hinweg am grössten (Standardabweichung: 1.13).
24
Kapitel 1: Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Vorsorgemarkt
1.5. Mittelfristige strategische Stossrichtungen
zu einer erheblichen Entlastung und schafft Freiräume, die für wertvollere Tätigkeiten genutzt werden können.
Abschliessend ist die Frage zu klären, wie die Schweizer Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen planen, auf die in der vorliegenden Analyse herausgearbeiteten Herausfor derungen und die durch den zunehmenden Verdrängungs wettbewerb bedingten Umwälzungen zu reagieren. Um diese zu beantworten, wurden die Umfrageteilnehmenden gebeten, mögliche strategische Stossrichtungen für die mittlere Frist – also innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre – nach deren Bedeutung zu priorisieren.
Erstaunliche Abweichungen der Innen und Aussensicht Überraschend ist hingegen, dass die Umfrageteilnehmen den die digitale Interaktion mit ihren Anschlüssen und Ver sicherten als zweitgrösste Priorität betrachten (vgl. Abbil dung 16): Insgesamt 83% betrachten die Letztere als min destens «hoch», was massgeblich zur hohen Gesamtbeurtei lung von 4.14 Punkten beiträgt. Lediglich 7% bewerten einen solchen Ausbau der Infrastruktur und die damit verbundenen Investitionen als «gering» relevant. Überraschend sind diese vergleichsweise hohen Einschätzungen insofern, als dass die Bereitstellung digitaler Kanäle aus Sicht der Umfrageteilneh menden keine entscheidende Rolle hinsichtlich der wahrge nommenen Attraktivität einer Vorsorgeeinrichtung unter den Destinatären spielen: Von den in Abbildungen 12 und 13 auf gelisteten Kriterien ordnen die Vertreter der Sammeleinrich tungen die digitalen Kanäle auf Rang 10 von 13 (∅: 3.52) und die Vertreter der Gemeinschaftseinrichtungen auf Rang 11 von 13 (∅: 3.31) ein. In beiden Abbildungen wird ersicht lich, dass 47% (Sammeleinrichtungen; Abbildung 12) bzw. 53% der befragten Entscheidungsträger (Gemeinschaftsein richtungen; Abbildung 13) die Relevanz von OnlinePortalen bzw. Online SelfServices als maximal «mittel» einstufen.
Erhöhung der operativen Effizienz im Fokus Abbildung 16 verdeutlicht, dass 93% der befragten Entschei dungsträger eine konsequente Digitalisierung anstreben, mit dem Ziel, die operative Effizienz zu erhöhen (∅: 4.38). Ins besondere für diejenigen Vorsorgeeinrichtungen, die hohe Anfrage und Transaktionsvolumina zu vergleichsweise gerin gen Margen abwickeln, ist dies von herausragender Bedeu tung, sowohl im Back als auch im FrontOffice. Mittels des Ein satzes digitaler Technologien – wie beispielsweise Robotic Pro cess Automation (RPA), Künstliche Intelligenz, Machine Lear ning, Advanced Analytics, Distributed Ledger etc. – können die Anbieter nahezu sämtliche Vorgänge und Transaktionen schneller und weniger kostenintensiv ausführen. Im Vergleich zur manuellen Bearbeitung ist die geringere Fehlerquote als weiterer positiver Effekt hervorzuheben und sollte in der Ge samtbeurteilung des potenziellen Nutzens nicht vernachläs sigt werden. Aus Mitarbeitersicht führt der Wegfall standardi sierter und monotoner Arbeitsschritte schlussendlich ebenfalls
Digitalisierung, um die operative Effizienz zu erhöhen
7%
Digitalisierung, um mit Anschlüssen und Versicherten zu interagieren
7%
Erreichung des Ziel-Deckungsgrads
Finanzielle Stabilität und Attraktivität als wichtige Ziele Sowohl die Erreichung des ZielDeckungsgrads (∅: 3.57) und die Reduktion der Verwaltungskosten (∅: 3.55) sind für die Vor sorgeeinrichtungen durchschnittlich ebenfalls von hoher Prio
48%
10%
Reduktion der Verwaltungskosten 2%
17%
Ausbau/Erweiterung des Angebots durch die Bereitstellung von Wahlmöglichkeiten 2%
17%
Festlegung der Ziel-Wertschwankungsreserve
10%
Flexibilisierung von Renten
45%
26%
36%
40%
0% Geringe Priorität
10%
20%
30%
Mittlere Priorität
40%
50%
17%
21%
21%
60%
70%
14%
80%
90%
Sehr hohe Priorität
Abbildung 16: Stossrichtungen in der mittelfristigen strategischen Ausrichtung (n=42)
Ø 2.71
14%
7%
19%
Hohe Priorität
Ø 3.36
17%
19%
26%
Ø 3.40
14%
33%
26%
Ø 3.55
21%
33%
29%
Ø 3.57
14%
33%
33%
24%
Ausbau/Erweiterung des Core-Business (bspw. Hypotheken, 3. Säule, Gesundheitsmanagement)
Ø 4.14
38%
31%
12%
Trennung der Rentner und Entlastung vom Vorsorgewerk
Überhaupt keine Priorität
45%
7% 2%
Ø 4.38
45%
10%
Ø 2.29
5% Ø 2.21
100%
25 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
Digitalisierung, um die operative Effizienz zu erhöhen
Ø 4.38
Digitalisierung, um mit Anschlüssen und Versicherten zu interagieren
Ø 4.14
Erreichung des Ziel-Deckungsgrads
Ø 3.57
Reduktion der Verwaltungskosten
Ø 3.55
Ausbau/Erweiterung des Angebots durch die Bereitstellung von Wahlmöglichkeiten
Ø 3.40
Festlegung der Ziel-Wertschwankungsreserve
Ø 3.36
Flexibilisierung von Renten
Ø 2.71
Trennung der Rentner und Entlastung vom Vorsorgewerk
Ø 2.29
Ausbau/Erweiterung des Core-Business (bspw. Hypotheken, 3. Säule, Gesundheitsmanagement)
1
2
3
4
5
Ø 2.21
(1=sehr geringe Herausforderung; 5=sehr grosse Herausforderung) Sammeleinrichtung (n=29)
Gemeinschaftseinrichtung (n=13)
Abbildung 17: Stossrichtungen in der mittelfristigen strategischen Ausrichtung nach Verwaltungsform (n=42)
Digitalisierung, um die operative Effizienz zu erhöhen
Ø 4.38
Digitalisierung, um mit Anschlüssen und Versicherten zu interagieren
Ø 4.14
Erreichung des Ziel-Deckungsgrads
Ø 3.57
Reduktion der Verwaltungskosten
Ø 3.55
Ausbau/Erweiterung des Angebots durch die Bereitstellung von Wahlmöglichkeiten
Ø 3.40
Festlegung der Ziel-Wertschwankungsreserve
Ø 3.36
Flexibilisierung von Renten
Ø 2.71
Trennung der Rentner und Entlastung vom Vorsorgewerk
Ø 2.29
Ausbau/Erweiterung des Core-Business (bspw. Hypotheken, 3. Säule, Gesundheitsmanagement)
1
2
3
4
(1 = Trifft überhaupt nicht zu; 5 = Trifft völlig zu) Mittelgrosse Vorsorgeeinrichtungen (n=10)
Grosse Vorsorgeeinrichtungen (n=32)
Abbildung 18: Stossrichtungen in der mittelfristigen strategischen Ausrichtung nach Grösse (n=42)
5
Ø 2.21
26
Kapitel 1: Aktuelle Entwicklungen im Schweizer Vorsorgemarkt
rität. Im Gegensatz zu den beiden Aspekten der Digitalisierung ist jedoch festzustellen, dass 7% bzw. 2% der befragten Perso nen diese beiden Stossrichtungen als «überhaupt nicht priori siert» einstufen. Nichtsdestotrotz sind die Einschätzungen im Einklang mit der angenommenen Attraktivität aus Sicht der Destinatäre (vgl. Abbildungen 12 und 13): Während die Sam meleinrichtungen die Verwaltungskosten (∅: 4.07) hinsicht lich der Attraktivität wichtiger einschätzen als die Höhe des Deckungsgrads (∅: 3.69), ergibt sich für die Gemeinschafts einrichtungen ein genau umgekehrtes Bild. Mit einer durch schnittlichen Relevanz von 4.08 Punkten wird die Höhe des De ckungsgrads, und damit die finanzielle Stabilität, als bedeu tender wahrgenommen als die Höhe der Verwaltungskosten (∅: 3.69).
der Vertreter der Gemeinschaftseinrichtungen (∅: 3.32) na hezu vollständig übereinstimmt. Die beiden einzigen, statis tisch signifikanten Unterschiede ergeben sich für die Festle gung der ZielWertschwankungsreserve und der Trennung der Rentner und Entlastung vom Vorsorgewerk. Während der ers tere Aspekt von den Gemeinschaftseinrichtungen mit durch schnittlich 3.92 Punkten deutlich wichtiger als von den Sam meleinrichtungen (∅: 3.10) eingestuft wird, ergibt sich für den letztgenannten Aspekt ein gespiegeltes Bild. So ist die Tren nung der Rentner und die Entlastung vom Vorsorgewerk ins besondere aus Sicht der Sammeleinrichtungen (∅: 2.55) prio risierter zu behandeln als aus Sicht der Gemeinschaftseinrich tungen (∅: 1.69). Ein signifikanter Unterschied durch Grösse erklärbar
Rentnerpools und weitere Erweiterungen nicht angedacht Eine weitere Übereinstimmung findet sich am unteren Ende der abgefragten möglichen Stossrichtungen. Für nahezu zwei Drittel der Umfrageteilnehmenden (62%) ist die Trennung der Rentner und die Entlastung vom Vorsorgewerk von maximal «geringer Priorität». Ein weitaus geringerer Anteil von 17% ist hingegen der Ansicht, dass diese Thematik mindestens «hoch» priorisiert werden sollte. Über alle befragten Entschei dungsträger hinweg betrachtet ergibt sich mit durchschnitt lich 2.29 Punkten eine «geringe» Priorität. Aus den Abbildun gen 12 und 13 wird deutlich, dass alle Umfrageteilnehmenden die Bildung von Rentnerpools als das unwichtigste Kriterium aus Sicht der Destinatäre einstufen (durchschnittlich betrach tet). Besonders deutlich tritt dies für die Gemeinschaftseinrich tungen zu Tage (∅: 1.77), wohingegen die Sammeleinrichtun gen mit durchschnittlich 2.41 Punkten eine höhere Bewertung vergeben. Diese Gewichtung ist insofern interessant, als dass sie im deutlichen Widerspruch zu den gegenwärtigen Herausforde rungen steht. Aus den Abbildungen 5–7 auf den Seiten 12, 13 und 15 ging hervor, dass die zunehmende Strapazierung der Generationensolidarität von hoher Bedeutung für die Schwei zer Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen ist. Es ist da her durchaus erstaunlich, dass potenzielle Möglichkeiten, die Auswirkungen der Umverteilung zwischen den aktiv Versicher ten und den Rentenbeziehenden zu reduzieren, mit einer ver gleichsweise geringen Priorität behandelt werden. Ausbau des Kerngeschäfts von niedriger Priorität Abbildung 16 zeigt weiterhin, dass der Ausbau bzw. die Er weiterung des Kerngeschäfts um beispielsweise Hypotheken, Angebote im Bereich der dritten Säule, im Gesundheitsma nagement etc. derzeit eher wenig priorisiert betrachtet werden (∅: 2.21). Jeder vierte Umfrageteilnehmende (40%) ist sogar der Ansicht, dass dies mittelfristig «überhaupt keine Priorität» geniessen wird. Am oberen Ende der Skala sind gerade einmal 5% der Ansicht, dass diesem Aspekt eine «sehr hohe Priorität» zuteil werden wird. Minimale Unterschiede zwischen Verwaltungsformen In Abbildung 17 sind die durchschnittlichen Einschätzungen der Umfrageteilnehmenden gesplittet nach Verwaltungsform dargestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass nahezu alle Aspekte in der mittelfristigen strategischen Ausrichtung identisch prio risiert werden. Daher ist es auch wenig erstaunlich, dass die durchschnittliche Einschätzung der Vertreter der Sammelein richtungen (∅: 3.28) mit der durchschnittlichen Einschätzung
Werden die Einschätzungen betreffend die mittelfristigen stra tegischen Stossrichtungen nach der Grösse der Vorsorgeein richtungen differenziert, ergibt sich lediglich eine signifikante Abweichung. Wie in Abbildung 18 dargestellt, ist die Festle gung der ZielWertschwankungsreserve insbesondere für die grossen Vorsorgeeinrichtungen mit Bilanzsummen über ei ner Milliarde Schweizer Franken relevant (∅: 3.66), wohinge gen die mittelgrossen Vorsorgeeinrichtungen diese Priorisie rung mit durchschnittlich 2.40 Punkten zurückhaltender ein schätzen. Bezogen auf die jeweiligen Durchschnitte zeigt sich, dass die grossen Vorsorgeeinrichtungen mit 3.35 Punkten alle Aspekte höher priorisieren als die mittelgrossen Vorsorgeein richtungen (∅: 3.10).
27 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
1.6. Fazit
Z
Die wichtigsten Erkenntnisse der Umfrage lassen sich anhand der vier folgenden Thesen zusammenfassen.
Z
Z
Mannigfaltige Herausforderungen Unter den Umfrageteilnehmenden herrscht grosse Einigkeit, dass die Vorsorgeeinrichtungen vor einer Vielzahl bedeutender Herausforderungen stehen. Als besonders zentral haben sich (1) die Zunahme des Langlebigkeitsrisikos, (2) die zunehmende Strapazie rung der Generationensolidarität, (3) ein wachsen der Zielkonflikt zwischen Wachstum und Anschlüssen mit unattraktiven Risiken sowie (4) die Verschärfung gesetzlicher und regulatorischer Rahmenbedingun gen herauskristallisiert. Sollte überdies noch (5) ei ne negative Entwicklung der Kapitalmärkte hinzu kommen, steigt der Druck auf die Anbieter nochmals merklich an und verdeutlicht die derzeit offenen Bau stellen des Schweizer Vorsorgesystems.
Digitale Transformation von höchster Priorität Die Umfrageteilnehmenden stimmen ebenso un zweifelhaft darin überein, dass Digitalisierungsinitia tiven in der mittelfristigen strategischen Ausrichtung priorisiert behandelt werden müssen. Zum einen, um die operative Effizienz der internen Abwicklung zu erhöhen und zum anderen, um sämtlichen An schlüssen und Versicherten eine digitale Interakti onsmöglichkeit (OnlinePortal, Online Self Services etc.) bieten zu können. Ebenso ist anzumerken, dass die Umfrageteilnehmenden auch finanziellen Zielen eine hohe Priorität einräumen. Interessante Unter schiede ergeben sich beispielsweise hinsichtlich der Festlegung der ZielWertschwankungsreserve: Diese geniesst unter Gemeinschaftseinrichtungen im Ver gleich zu Sammeleinrichtungen bzw. unter grossen Vorsorgeeinrichtungen im Vergleich zu mittelgros sen Vorsorgeeinrichtung eine wesentlich höhere Prio rität. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass an gesichts der mannigfaltigen Herausforderungen so wohl digitalisierungsgetriebene als auch finanziell orientierte Strategien wichtig sind, um einen nach haltig Erfolg auch langfristig sicherzustellen.
Z
Finanzielle Kennzahlen bestimmen Attraktivität Die befragten Entscheidungsträger sind der Ansicht, dass insbesondere finanzielle Kennzahlen wie bei spielsweise (1) die Verzinsung des Altersguthabens, (2) die Anlageperformance, (3) die Verwaltungskos ten sowie (4) das Verhältnis zwischen aktiv Versicher ten und Rentenbeziehenden ausschlaggebend für die Attraktivität einer Vorsorgeeinrichtung aus Sicht der Destinatäre sind. Nicht zu vernachlässigen sind ebenfalls die Reputation der Vorsorgeeinrichtung, von der eine entsprechende Signalwirkung im Markt erwartet wird. Hinsichtlich des Zusammenhangs zwi schen der Attraktivität und Grösse einer Vorsorgeein richtung zeigen die Einschätzungen, dass insbeson dere die Vertreter der grossen Vorsorgeeinrichtungen die Grösse als wichtiges Kriterium einstufen.
Wettbewerb auch zukünftig eher branchenintern Die aktuellen Entwicklungen im Vorsorgebereich – die sowohl durch demografische als auch makro ökonomische Trends bzw. Gegebenheiten massgeb lich gekennzeichnet sind – haben über die letz ten Jahre zu einem intensiven Verdrängungswett bewerb geführt. Die Marktteilnehmer erwarten je doch, dass sich ihre zukünftigen Wettbewerber vor nehmlich aus dem Kreis der gegenwärtigen Konkur renten zusammensetzen. Weiterhin werden ihrer An sicht nach Versicherer, die bisher lediglich als Rück versicherer von Vorsorgeeinrichtungen aufgetreten sind oder aus dem Vollversicherungsgeschäft aus steigen, zur Konkurrenz werden. Im Gegensatz hierzu werden FinTech und InsurTechStartups sowie tradi tionelle Banken eher nicht als Konkurrenz betrach tet. Vielmehr können diese die Vorsorgeeinrichtun gen durch ihr digitales Knowhow bzw. ihre Infra struktur in deren Digitalisierungsbestrebungen un terstützen.
29 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
Kapitel 2 Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
Den Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen kommt eine bedeutende Rolle im Schweizer Vorsorgesystem zu: Von den insgesamt 1’491 in der Pensionskassenstatistik 2019 durch das Bundesamt für Statistik erfassten Vorsorgeeinrichtungen lassen sich 232 den Sammel und Gemeinschaftseinrichtun gen zuordnen (BFS, 2019). Von diesen wiederum sind 210 (91%) privatrechtlich und 22 (9%) öffentlichrechtlich or ganisiert. Auch wenn somit nur knapp jede sechste Vorsor geeinrichtung eine Sammel bzw. Gemeinschaftseinrichtung ist, umfassen diese mit circa 3.15 Mio. Personen mehr als 72.4% der aktiv Versicherten (Ende 2018: 71.8%). Im di rekten Vergleich zum Jahr 2010 entspricht dies einem Zu wachs um 16.5 Prozentpunkte. Per Ende 2019 beläuft sich der durchschnittliche Versichertenbestand der Sammel und Ge meinschaftseinrichtungen auf 13’563 Personen. Gemäss den Angaben der Pensionskassenstatistik 2019 sind 98.3% aller Schweizer Arbeitgeber an eine Sammel bzw. Gemeinschafts einrichtung angeschlossen, was deren Bedeutung im Markt unterstreicht. Die nachfolgenden Analyse der IFZ Studie Vorsorgeein richtungen erhebt die in den folgenden Kapiteln diskutierten Kennzahlen auf Basis der Datenbank der Sobrado Software AG. Diese umfasst verschiedene Informationen und Angaben betreffend die Schweizer Sammel und Gemeinschaftseinrich tungen, die die Letzteren auf jährlicher Basis in Form einer Umfrage selbst zur Verfügung stellen und auf dem aktuellen Stand halten. Da sich die Stichprobe – das heisst die Anzahl an Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen und die konkre te Zusammensetzung der Anbieter – über die einzelnen Jah re hinweg verändert, beschränken sich die folgenden Analysen auf ausgewählte Kennzahlen der Jahre 2018 bis 2020. Zur bes seren Lesbarkeit werden die Sammeleinrichtungen in verein zelten Tabellen bzw. Abbildungsunterschriften mit «SE» und die Gemeinschaftseinrichtungen mit «GE» abgekürzt.
2.1. Technische Grundlagen und Deckungsgrad
sorgeeinrichtungen die Wahrscheinlichkeiten berücksichtigen, mit welchen eine versicherte Person im Todesfall einen Part ner und/oder Kinder hinterlässt. Grundsätzlich basieren diese biometrischen Grundlagen auf komplexen, versicherungsma thematischen Modellen, die naturgemäss mit einem gewissen Grad an Unsicherheit behaftet sind und daher regelmässig an zupassen sind. Versicherungstechnische Grundlagen als Ausgangsbasis Am häufigsten werden die technischen Grundlagen BVG (so genannte BVGTafeln) eingesetzt, die rein auf Daten privat rechtlicher Vorsorgeeinrichtungen basieren. Vorsorgeeinrich tungen, denen öffentlichrechtliche Arbeitgeber angeschlos sen sind, nutzen hingegen die sogenannten VZTafeln. Demzu folge ist auch wenig überraschend, dass die privaten Vorsorge einrichtungen primär auf die BVGTafeln zurückgreifen, wohin gegen sich die öffentlichen Vorsorgeeinrichtungen mehrheit lich an den VZTafeln orientieren. Ferner ist anzumerken, dass die Daten der Pensionskasse des Bundes (PUBLICA) Eingang in beide technischen Grundlagen finden (OAK, 2021b). Hinsichtlich der Betrachtungsperiode ist festzuhalten, dass diese mehrere Jahre umfassen und – um Schritt mit der de mografischen Entwicklung zu halten – auf 5jähriger Basis neu definiert werden (OAK, 2021b). So basieren beispiels weise die technischen Grundlagen BVG 2015 auf Daten von Versicherten und Rentnerbeständen von insgesamt 15 gros sen autonomen Vorsorgeeinrichtungen über die Jahre 2010 bis 2014 (vgl. Wyss und Flückiger, 2016). Die gegenwärtig ak tuelle Version der BVGTafeln – die technischen Grundlagen BVG 2020 – beruhen auf Daten der Jahre 2015 bis 2019. Für diejenigen registrierten und nicht registrierten Vorsorgeein richtungen mit Sitz in der Schweiz, deren Risiken von Schwei zer Lebensversicherern vertraglich rückversichert sind, gilt ein sogenannter KollektivLebensversicherungstarif, der einer Ge nehmigung durch die FINMA unterliegt (FINMA, 2018). Technische Grundlage BVG 2015 am häufigsten genutzt
Zur Abwicklung ihres Geschäfts – das vorrangig aus der Ein nahme von Vorsorgebeiträgen und der Auszahlung von Ren ten besteht – müssen sämtliche Vorsorgeeinrichtungen auf ei ne Reihe von statistischen Annahmen zurückgreifen. Da na hezu sämtliche Parameter eng mit der Lebenserwartung der aktiv versicherten Personen bzw. der Rentenbeziehenden ver knüpft sind, benötigen die Sammel und Gemeinschaftsein richtungen Informationen über biometrische Grundlagen, die typischerweise in Form von Sterbe und Invalidisierungswahr scheinlichkeiten vorliegen (OAK, 2021b). Ebenso müssen Vor
Abbildungen 19 und 20 veranschaulichen, auf Basis welcher technischer Grundlagen die Sammel und Gemeinschaftsein richtungen ihre Vorsorgeverpflichtungen im Jahr 2020 rap portiert haben. Von den 52 in Abbildung 19 dargestellten Sammeleinrichtungen hat mehr als die Hälfte mit den BVG Tafeln 2015 gearbeitet und lediglich 23% mit der aktuel len Version BVG 2020. Darüber hinaus sind 13 Sammel stiftungen (25%) in unserer Stichprobe vertreten, die durch Lebensversicherer rückgedeckt sind und somit den FINMA Kollektivtarif anwenden. Im direkten Vergleich hierzu verdeut
30
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
9% 25%
52%
23% 91%
BVG 2015
BVG 2020
Kollektivtarif
BVG 2015
BVG 2020
Kollektivtarif
Abbildung 19: SE: Tarifgrundlage 2020 (n=52)
Abbildung 20: GE: Tarifgrundlage (n=11)
licht Abbildung 20, dass zehn der elf Gemeinschaftseinrich tungen (91%) noch immer auf die technischen Grundlagen BVG 2015 zurückgreifen und erst eine Anbieterin auf die BVG Tafeln 2020 umgestellt hat.
scheinlichkeiten einer noch lebenden Generation mittels Extra polation geschätzt werden. Der zentrale Vorteil dieser Vorge hensweise besteht darin, dass Generationentafeln sowohl po sitive als auch negative Änderungen in den Sterbewahrschein lichkeiten später geborener Personen berücksichtigen.
Perioden vs. Generationensterbetafel Die Sterbewahrscheinlichkeit von Personen kann auf verschie dene Arten erfasst werden. Die erste Möglichkeit besteht darin, eine bestimmte Periode zu beobachten – beispielsweise einen Zeitraum von fünf Jahren – und zu zählen, wie viele Personen in bestimmten Altersklasse in dieser Zeitspanne verstorben sind. Im Fall der technischen Grundlagen BVG 2020 wurden die Sterblichkeiten für die Periode zwischen den Jahren 2015 und 2019 beobachtet. Die resultierende Periodensterbetafel gibt somit Auskunft über die Sterbewahrscheinlichkeit gleich zeitig lebender Personen. Diese Momentaufnahme hat jedoch den Nachteil, dass zukünftige Änderungen in der Sterbewahr scheinlichkeit – beispielsweise durch medizinischen Fortschritt etc. – nicht berücksichtigt werden. Im Gegensatz hierzu betrachten die sogenannten Genera tionentafeln die aktuelle Sterblichkeit einer bestimmten Ge neration. Die so ermittelten Sterbewahrscheinlichkeiten sind wiederum vom Geschlecht, dem Geburtsjahrgang und der Al terklasse abhängig. Für einen bestimmten Geburtsjahrgang liegen alle Sterbewahrscheinlichkeiten erst dann vor, wenn die letzte Person dieser Generation verstorben ist. Demzufol ge müssen die noch nicht bekannten zukünftigen Sterbewahr
Perioden und Generationentafeln gleich häufig angewandt Abbildungen 21 und 22 zeigen die Anteile an Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen, die im Jahr 2020 Perioden bzw. Generationentafeln verwendet haben. Die Ergebnisse verdeut lichen, dass jeweils die Hälfte der 22 in der Stichprobe vertre tenen Sammeleinrichtungen Perioden bzw. Generationenta feln zur Ermittlung der Sterbewahrscheinlichkeiten verwenden (vgl. Abbildung 21). Für die elf Gemeinschaftseinrichtungen zeichnet sich hingegen ein leichter Trend zugunsten der Ge nerationentafeln ab (Abbildung 22), die in knapp 55% der Ein richtungen Verwendung finden. Generationentafeln: Zuverlässigere Abbildung der Realität Die Entscheidung, welche Art der Sterbetafel verwendet wird, ist insofern von Bedeutung, als dass die Vorsorgeeinrichtun gen die jeweils zugrundeliegenden Nachteile entsprechend berücksichtigen und anpassen müssen. So wird die Lebenser wartung durch Periodentafeln – in den allermeisten Fällen – unterschätzt und verlangt daher eine Nachfinanzierung mit tels jährlicher Rückstellungen (Rentenwertumlageverfahren).
45% 50%
50% 55%
Periodentafel
Generationentafel
Abbildung 21: SE: Verwendete Sterbetafeln 2020 (n=22)
Periodentafel
Generationentafel
Abbildung 22: GE: Verwendete Sterbetafeln 2020 (n=11)
31 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
60% 50%
46%
40% 30%
25% 21%
20% 10% 0%
2%
2%
0-0.5%
0.5-1%
4% 1-1.5%
1.5-2%
2-2.5%
2.5-3%
≥3%
Abbildung 23: Sammeleinrichtungen (SE): Verteilung des technischen Zinssatzes Altersrentner 2020 (n=52) Generationentafeln sind dank den durch Extrapolation berück sichtigten zukünftigen Änderungen in der Lebenserwartung nicht von diesem Problem betroffen (Kapitaldeckungsverfah ren), unterliegen jedoch einer grösseren Unsicherheit hinsicht lich der Genauigkeit der Schätzung (OAK, 2021b). Im Vergleich zur Periodentafel ergibt sich darüber hinaus unmittelbar ein höherer Kapitalbedarf, der sich (kurzfristig) wiederum negativ auf den Deckungsgrad auswirkt. Technischer Zinssatz als wichtige Rechnungsannahme Der technische Zinssatz entspricht dem Diskontsatz, mit wel chem künftige Leistungen bzw. Beiträge im Leistungsprimat bewertet werden. Generell gilt, dass je tiefer der technische Zinssatz festgelegt wird, desto höher werden die Verpflichtun gen bewertet und desto höher muss das Vorsorgekapital der Vorsorgeeinrichtung sein. Wichtig anzumerken ist, dass der technische Zinssatz nicht zur Verzinsung der Altersguthaben der aktiv Versicherten herangezogen wird. Vielmehr dient er als Rechnungsannahme und liefert somit eine Antwort auf die Frage, mit welcher Rendite das für die zukünftig zu leisten den Rentenzahlungen zurückgestellte Vorsorgekapital verzinst werden muss. Analog zur Lebenserwartung ist auch der tech nische Zinssatz regelmässig anzupassen, um aktuelle Entwick lungen des Kapitalmarkts sowie Änderungen in der Bezugs dauer der Renten – im Falle einer steigenden Lebenserwartung steigt ebenfalls die Bezugsdauer der Renten – zu berücksichti gen.
Technischer Zinssatz liegt zumeist zwischen 1.5% und 2% Abbildung 23 zeigt die Verteilung der verwendeten techni schen Zinssätze unter den Sammeleinrichtungen für die Emp fänger Altersrenten (n=52).10 Die Ergebnisse zeigen, dass der technische Zinssatz mehrheitlich zwischen 1.5% und 2% liegt (46%). Der Median der technischen Zinssätze für die Alters rentner beläuft sich auf 1.75%.11 Als Mittelwert ergibt sich für das Jahr 2020 ein durchschnittlicher technischer Zinssatz für die Altersrentner von 1.72%, der somit nahezu identisch mit dem Median ist. Hinsichtlich der absoluten Höhe der techni schen Zinssätze veranschaulicht Abbildung 23, dass lediglich ein äusserst kleiner Anteil der betrachteten Sammeleinrichtun gen mit Diskontsätzen über 2.5% arbeitet. Gemeinschaftseinrichtungen: Abweichende Annahmen Im direkten Vergleich präsentiert sich für die Gemeinschafts einrichtungen ein ähnliches Bild wenngleich die Verteilung Un terschiede aufweisen, die jedoch statistisch nicht signifikant sind (vgl. Abbildung 24). Auf der einen Seite verwendet mehr als die Hälfte der analysierten Gemeinschaftseinrichtungen (53%) ebenfalls einen technischen Zinssatz zwischen 1.5% und 2%. Auf der anderen Seite ist jedoch zu konstatieren, dass alle technischen Zinssätze über der 1%Grenze liegen. Dies könnte beispielsweise als Indikator gewertet werden, dass die Gemeinschaftseinrichtungen – im Gegensatz zu den Sam meleinrichtungen – ihre eigenen Fähigkeiten, den zukünftigen Rentenverpflichtungen nachkommen zu können, als positiver einschätzen. Ein weiterer möglicher Grund – auch wenn dieser
60% 53% 50% 40% 30%
27%
20% 13% 10% 0%
7%
0-0.5%
0.5-1%
1-1.5%
1.5-2%
2-2.5%
2.5-3%
≥3%
Abbildung 24: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Verteilung des technischen Zinssatzes Altersrentner 2020 (n=15)
32
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
Abbildung 25: SE: Technischer Zinssatz 2020 (n=52)
Abbildung 26: GE: Technischer Zinssatz 2020 (n=15)
teilweise im Kontrast zu den in den Abbildungen 12 und 13 dargestellten Einschätzungen steht – ist im derzeit hart um kämpften Marktumfeld zu finden: Um die Attraktivität für po tenzielle Neuanschlüsse zu erhöhen und die eigene Wettbe werbsfähigkeit zu erhalten, wird möglichst lange an einem ho hen technischen Zinssatz festgehalten. Angesichts der gegen wärtigen Marktbedingungen ist jedoch auch für die Gemein schaftseinrichtungen festzuhalten, dass die steigende Lebens erwartung und die Entwicklungen am Kapitalmarkt (Stich wort: persistierende Niedrigzinsen) langfristig nicht ignoriert werden können. Der Median der technischen Zinssätze der Altersrenten stimmt mit 1.75% mit dem korrespondierenden Wert der Sammeleinrichtungen überein (vgl. Abbildung 23). Einzig für den Mittelwert ergibt sich mit 1.92% ein höherer Wert. Ei ne statistische Analyse der Mediane und Mittelwerte zeigt je doch, dass keine signifikanten Unterschiede zwischen den bei den Verwaltungsformen bestehen.
– das heisst das 25%Quantil als untere und das 75%Quantil als obere Begrenzung – visualisieren. Die Punkte zeigen die obersten bzw. untersten Ausreisser.
Visualisierung von Ausreissern via BoxPlots Die beiden Abbildungen 25 und 26 veranschaulichen die von den Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen verwendeten technischen Zinssätze in Form von BoxPlots. Die Letzteren be stehen vornehmlich aus einem Rechteck, welches 50% der je weiligen Daten umfasst. Die Linie innerhalb der Box kennzeich net den Median, während die sogenannten Antennen (Whis kers) die Streuung ausserhalb der oberen und unteren Quartile
Variation in den Zinssätzen zu beobachten Der in Abbildung 25 dargestellte BoxPlot verdeutlicht, dass die Sammeleinrichtungen hinsichtlich der verwendeten tech nischen Zinssätze ihrer Altersrentner eine vergleichsweise grosse Heterogenität aufweisen. Für die in Abbildung 26 dar gestellten Gemeinschaftseinrichtungen zeigt sich hingegen ein homogeneres Bild. Dies ist damit zu begründen, dass die 15 betrachteten Gemeinschaftseinrichtungen geringere Un terschiede in ihren verwendeten technischen Zinssätzen auf weisen. Allerdings ist ein einzelner Anbieter mit einem verwen deten technischen Zinssatz von 3.0% als Ausreisser zu werten. Deckungsgrad als Massstab finanzieller Stabilität Der Deckungsgrad gibt als eine der zentralen Kennzahlen Aus kunft über die finanzielle Stabilität einer Vorsorgeeinrichtung. Mathematisch entspricht er dem Verhältnis zwischen dem Ka pital – dem Vorsorgevermögen – einer Pensionskasse und ihren Verpflichtungen. Beträgt der Deckungsgrad mehr als 100%, liegt eine Überdeckung vor und die Vorsorgeeinrichtung kann sämtliche zukünftige Verpflichtungen erfüllen (OAK, 2021b). Im Falle, dass die Verpflichtungen das Vermögen übersteigen liegt eine Unterdeckung vor und es müssen Sanierungsmass
70% 60% 50%
44% 38%
40%
20%
36% 29%
30%
24%
20% 14%
10% 0%
27%
24% 20%
7%
5% 95-100%
100-105%
105-110% 2018 (n=41)
2019 (n=42)
110-115% 2020 (n=41)
Abbildung 27: Sammeleinrichtungen (SE): Verteilung der Deckungsgrade 20182020
12%
>115%
33 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
70% 60% 50% 40% 30%
36%
36% 31%
29% 23%
20%
21%
14%
14%
7%
10% 0%
46%
43%
95-100%
100-105%
105-110% 2018 (n=14)
2019 (n=14)
110-115%
>115%
2020 (n=13)
Abbildung 28: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Verteilung der Deckungsgrade 20182020 nahmen in die Wege geleitet werden. Ein Vergleich des De ckungsgrads zwischen Vorsorgeeinrichtungen ist aufgrund der Verwendung unterschiedlicher technischer Parameter (Sterbe tafeln, technische Zinssätze) allerdings nur schwer möglich.
Keine Unterschiede zwischen den Verwaltungsformen
Abbildung 27 zeigt die Verteilung der Deckungsgrade der Sam meleinrichtungen über die Jahre 2018, 2019 und 2020. Ein Vergleich der Häufigkeiten verdeutlicht, dass sich die finan zielle Stabilität während des Betrachtungszeitraums verbes sert hat: So befanden sich im Jahr 2018 beispielsweise 20% der betrachteten Sammeleinrichtungen in Unterdeckung und lediglich 5% konnten einen Deckungsgrad zwischen 110% und 115% ausweisen. Sowohl für das Jahr 2019 als auch das Jahr 2020 befindet sich keine der in unserer Stichprobe inklu dierten Sammeleinrichtungen in Unterdeckung. Vielmehr ist ein deutlicher Anstieg für vergleichsweise hohe Deckungsgra de zu verzeichnen, bei gleichzeitigem Rückgang von tieferen Deckungsgraden. Die in Abbildung 28 aufgeführten Deckungsgrade der Ge meinschaftseinrichtungen weisen für nahezu alle betrachte ten Jahre eine ähnliche Verteilung wie die Sammeleinrichtun gen auf. Als Unterschied ist jedoch hervorzuheben, dass be reits im Jahr 2018 höhere Deckungsgrade zu verzeichnen wa ren, wenngleich sich 29% der analysierten Anbieter in Unter deckung befanden. Im gegenwärtigen Jahr 2020 weist keine Einrichtung einen Deckungsgrad unterhalb von 105% aus.
Betrachtet man die Mittelwerte und Mediane der Deckungs grade der beiden Verwaltungsformen, ergeben sich für kei nes der analysierten Jahre statistisch signifikante Unter schiede. Die Mittelwerte der Sammeleinrichtungen belaufen sich auf 104.43% (2018), 110.30% (2019) und 110.74% (2020), wovon die korrespondierenden Mittelwerte der Ge meinschaftseinrichtungen mit Ausprägungen von 105.16% (2018), 110.67% (2019) und 112.87% (2020) nur minimal abweichen. Ein identisches Resultat liefert der Vergleich der MedianDeckungsgrade, die sowohl bei den Sammel als auch Gemeinschaftseinrichtungen mit 103.20% bzw. 106.16% (2018), 109.25% bzw. 110.60% (2019) sowie 110.20% bzw. 113.9% (2020) keine statistisch signifikanten Unterschiede zueinander aufweisen. Die beiden Abbildungen 29 und 30 enthalten die BoxPlots der Deckungsgrade der Jahre 2018 bis 2020. Bei näherer Be trachtung wird insbesondere für die Gemeinschaftseinrichtun gen ersichtlich, dass das Jahr 2018 (dargestellt in hellblau) durch eine vergleichsweise grosse Heterogenität der einzelnen Anbieter gekennzeichnet war (vgl. Abbildung 30). Allerdings sind die beiden Folgejahre 2019 und 2020 durch eine signi fikant geringere Streuungsbreite charakteristiert. Konkret be deutet dies, dass die in unserer Stichprobe enthaltenen Ge meinschaftseinrichtungen in diesen beiden Jahren relativ ähn liche Deckungsgrade – mit wenigen Abweichungen nach un ten und oben – ausgewiesen haben.
Abbildung 29: SE: Deckungsgrade 20182020
Abbildung 30: GE: Deckungsgrade 20182020
Deckungsgrad über die Jahre verbessert
34
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
20.0% 15.0% 10.0% 5.0% 0.0% -5.0% -10.0% -15.0%
Abbildung 31: Sammeleinrichtungen (SE): Differenz des Deckungsgrades mit ZielDeckungsgrad 2020 (n=28) Für die Sammeleinrichtungen zeigt sich ein ähnlich hetero genes Bild im Jahr 2018, mit einem Tiefstwert von 97.03% (vgl. Abbildung 29). Obwohl die Differenz zwischen dem mi nimalen und maximalen Deckungsgrad im Jahr 2019 nahezu ähnlich gross wie im Vorjahr 2018 ist, liegen die mittleren 50% der beobachteten Deckungsgrade in einem engeren Korridor. Für das Jahr 2020 (dargestellt in dunkelblau) ist jedoch eine erneut zunehmende Heterogenität der Deckungsgrade – ins besondere auch für die mittleren 50% der Anbieter – zu be obachten. Dasselbe gilt für den in der Abbildung dargestell ten Ausreisser nach oben, der mit 132.20% den höchsten De ckungsgrad aller drei betrachteten Jahre repräsentiert. ZielWertschwankungsreserve als wichtige Kennzahl Weitere interessante Erkenntnisse zur finanziellen Stabilität liefert die Analyse der Abweichungen des tatsächlichen De ckungsgrads vom vorab definierten ZielDeckungsgrad. Letz terer errechnet sich auf Basis der erwarteten Volatilität der gewählten Anlagestrategie und der hieraus abgeleiteten Ziel Wertschwankungsreserve (vgl. Bühler und Ammann, 2017).
Vorsorgeeinrichtung bestimmt. Demzufolge ist wichtig anzu merken, dass nicht nur die Aktivseite der Bilanz (Vermögens anlagen), sondern insbesondere auch die Struktur der Pas sivseite zu berücksichtigen ist (vgl. Baumann, 2015). Kon kret bedeutet dies, dass insbesondere Vorsorgeeinrichtungen mit einem vergleichsweise hohen Anteil an Rentenbeziehen den ein höheres Sicherheitsniveau ins Auge fassen sollten: Gerät eine solche Einrichtung in Unterdeckung, führt diese zu grösseren Einschränkungen als im Falle eines Portfolios, das vorrangig aus aktiv Versicherten besteht. Grundsätzlich ist somit festzuhalten, dass je grösser diese Einschränkun gen sind, desto höher sollte bei vergleichbarer Anlagestrate gie die ZielWertschwankungsreserve – und damit auch das Sicherheitsniveau der Vorsorgeeinrichtung – festgelegt wer den (Baumann, 2015). Die schlussendlich resultierende Diffe renz des Deckungsgrads vom ZielDeckungsgrad wird demzu folge als ReserveDefizit bezeichnet. Liegt hingegen eine posi tive Differenz vor – das heisst, es sind genügend Reserven vor handen – besteht die Möglichkeit, die Altersguthaben der Ver sicherten höher zu verzinsen. Grossteil der Vorsorgeeinrichtungen mit ReserveDefizit
Vorsorgeeinrichtungen bilden sogenannte Wert schwankungsreserven, deren Ziel es ist, Schwan kungen im Wert des am Kapitalmarkt angelegten Vorsorgevermögens auszugleichen.
b
Die Höhe der ZielWertschwankungsreserve wird massgeblich durch das Sicherheitsbedürfnis und die Risikofähigkeit der
Abbildung 31 signalisiert, dass ein Grossteil der Sammelein richtungen in unserer Stichprobe im Jahr 2020 ein Reserve Defizit aufweist. Die durchschnittliche Unterschreitung des ZielDeckungsgrads beläuft sich auf 3.60 Prozentpunkte (Me dian: 4.20 Prozentpunkte). Lediglich drei Einrichtungen ist es im vergangenen Jahr gelungen, den ZielDeckungsgrad zu
4.0% 2.0% 0.0% -2.0% -4.0% -6.0% -8.0% -10.0% -12.0%
Abbildung 32: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Differenz des Deckungsgrades mit ZielDeckungsgrad 2020 (n=9)
35 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
1’000 0 -1’000 -2’000 -3’000 -4’000 -5’000
Abbildung 33: Sammeleinrichtungen (SE): ReserveDefizit 2020 in Mio. CHF (n=33) übertreffen. Die maximale Abweichung ist ebenfalls unter die sen Anbietern zu finden (∆+17.20%), wohingegen sich die maximale negative Abweichung vom ZielDeckungsgrad auf –13.44 Prozentpunkte beläuft. Für die neun analysierten Gemeinschaftseinrichtungen er gibt sich ein ähnliches Bild (vgl. Abbildung 32): Lediglich ein Anbieter konnte den festgelegten ZielDeckungsgrad übertref fen, wohingegen alle anderen Anbieter ein ReserveDefizit auf weisen. Dieses beläuft sich auf durchschnittlich 5.87 Prozent punkte (Median: 6.24 Prozentpunkte). Im Gegensatz zu den Sammeleinrichtungen wird darüber hinaus deutlich, dass die absolute Höhe der Unter bzw. Überschreitung auf einem tie feren Niveau liegen. Eine Analyse der Differenzen mittels des WilcoxonMannWhitneyTests ergab keine statistisch signifi kanten Differenzen zwischen beiden Verwaltungsformen. Dass es dem Grossteil der untersuchten Sammel und Ge meinschaftseinrichtungen per Ende 2020 nicht gelungen ist, die Wertschwankungsreserve bis zum Zielwert zu äufnen, über rascht auf den ersten Blick. Schliesslich waren die letzten Jahre – selbst unter Berücksichtigung der CoronaKrise – sehr posi tive Anlagejahre. Allerdings nutzten viele Vorsorgeeinrichtun gen diese positiven Anlageerträge, um die oben bereits disku tierten notwendigen Anpassungen an den technischen Para metern in Angriff zu nehmen bzw. fortzusetzen. Dies führte dann aber zu einer Aufwertung des Vorsorgekapitals, sodass unter dem Strich der Deckungsgrad weniger schnell stieg. Die jeweiligen ReserveDefizite per Ende 2020 in absoluten Wer ten sind in den Abbildungen 33 (Sammeleinrichtungen) und 33 (Gemeinschaftseinrichtungen) dargestellt. Zusätzlich zei
gen die beiden Abbildungen 35 und 36 die Verteilungen der Abweichungen zwischen der Ist und Zielwertschwankungsre serve per Ende 2020.
2.2. Verzinsung & Umwandlungssatz Die Vorsorgeeinrichtungen sind verpflichtet, sämtliche BVG Altersguthaben mindestens mit dem vom Bundesrat festge legten Zinssatz zu verzinsen (sogenannter Mindestzinssatz). Für die in dieser Studie analysierten Jahre liegt dieser unverän dert bei 1%. Während der Dauer einer Unterdeckung der Vor sorgeeinrichtung darf der Mindestzinssatz unterschritten wer den, sofern eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt ist. Verzinsung liegt über Mindestzinssatz Abbildungen 37 und 38 zeigen die Verteilungen der Zinssätze, mit welchen die Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen ih re BVGAltersguthaben während der Jahre 2018 bis 2020 ver zinst haben. Im Jahr 2020 lag der Mittelwert bzw. der Medi an der von den Sammeleinrichtungen geleisteten Verzinsung bei 1.49% bzw. 1.50% (vgl. Abbildung 37). Die korrespondie renden Werte der Gemeinschaftseinrichtungen betragen hin gegen 1.98% bzw. 2.00% (vgl. Abbildung 38). Sowohl die betrachteten Sammel als auch Gemeinschaftseinrichtungen verzinsen ihre Altersguthaben im BVG demzufolge höher als gesetzlich vorgeschrieben (unabhängig davon, ob der Mittel wert oder der Median herangezogen wird). Unter den Sam
1’000 0 -1’000 -2’000 -3’000 -4’000 -5’000
Abbildung 34: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): ReserveDefizit 2020 in Mio. CHF (n=12)
36
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
80% 70% 61% 60% 50% 40% 30% 16%
20% 10%
10% 0%
10% 3%
<-25%
-25% bis -10%
-10% bis -5%
-5% bis 0%
0%-5%
5%-10%
10%-25%
>25%
Abbildung 35: Sammeleinrichtungen (SE): Verteilung der Abweichungen Ist/ZielWertschwankungsreserve 2020 (n=31) meleinrichtungen liegt die Differenz im Jahr 2020 im Mittel bzw. Median bei 0.42% bzw. 0.50%. Für die Sammeleinrich tungen ergeben sich positive Abweichungen von 0.98% (Mit telwert) bzw. 1.00% (Median). Für die Jahre 2018 und 2019 liegen diese Werte für die Sammeleinrichtungen bei 0.24% bzw. 0.00% (Jahr 2018; Mittelwert und Median) und 0.88% bzw. 1.00% (Jahr 2019; Mittelwert und Median). Die korre spondieren Werte der analysierten Gemeinschaftseinrichtun gen betragen hingegen 0.92% bzw. 1.00% (Jahr 2018; Mit telwert und Median) und 1.24% bzw. 1.00% (Jahr 2019; Mit telwert und Median). Eine tiefergehende Betrachtung der Differenz zwischen der tatsächlichen Verzinsung und dem BVGMindestzinssatz (1%) ist den Abbildungen 41 (Sammeleinrichtungen) und 42 (Ge meinschaftseinrichtungen) zu entnehmen. Auch diese Art der Darstellung verdeutlicht, dass die tatsächliche Verzinsung der Gemeinschaftseinrichtungen – insbesondere in den Jah ren 2018 und 2020 – den vorgegebenen Mindestsatz stärker überschritten hat als die tatsächliche Verzinsung der Sammel einrichtungen. Unterschiede statistisch signifikant In Bezug auf die obig bereits kurz diskutierten Unterschiede zwischen den beiden Verwaltungsformen kann somit festge halten werden, dass die Gemeinschaftseinrichtungen – sowohl im Mittelwert als auch im Median – das BVGAltersguthaben höher verzinst haben als die Sammeleinrichtungen. Gemäss dem WilcoxonMannWhitneyTest unterscheiden sich die Ver
80%
teilungen der Zinssätze des Jahres 2020 zwischen den beiden Verwaltungsformen auch auf statistischer Basis signifikant voneinander. Ebenfalls signifikant unterschiedlich waren die Verzinsungen der beiden Verwaltungsformen im Jahr 2018, was insbesondere für den Median gilt. Unter den Gemein schaftseinrichtungen entspricht dieser mit 2.00% dem dop pelten Wert des Medians (1.00%) der Sammeleinrichtungen (vgl. auch Abbildungen 39 und 40). Überobligatorium: Gemeinschaftseinrichtungen mit Vorteil Die Verteilungen der gewährten Verzinsung des Überobligato riums der Jahre 2018 bis 2020 sind in den beiden Abbildun gen 43 und 44 dargestellt. Während knapp 35% der Sam meleinrichtungen das überobligatorische Kapital im Jahr 2020 zwischen 0.5% und 1% verzinst haben (vgl. Abbildung 43), beträgt der entsprechende Anteil unter den Gemeinschafts einrichtungen lediglich 15%. Die Letzteren haben hingegen mehrheitlich (54% der analysierten Anbieter) eine Verzinsung zwischen 1.5% und 2% gewährt (vgl. Abbildung 44). Dar über hinaus hat knapp jede vierte Gemeinschaftseinrichtung (23%) das Überobligatorium zwischen 2.5% und 3% verzinst. Als Ergebnis kann somit festgehalten werden, dass die Ge meinschaftseinrichtungen das Altersguthaben auch im Über obligatorium höher verzinsen als Sammeleinrichtungen. Eine statistische Überprüfung belegt, dass die Verzinsun gen der Jahre 2018 und 2020 signifikant voneinander ver schieden sind. Die Mittelwerte der gewährten Zinssätze der Sammeleinrichtungen bzw. Gemeinschaftseinrichtungen lie
73%
70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0%
<-25%
9%
9%
-25% bis -10%
-10% bis -5%
9%
-5% bis 0%
0%-5%
5%-10%
10%-25%
>25%
Abbildung 36: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Verteilung der Abweichungen Ist/ZielWertschwankungsreserve 2020 (n=11)
37 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
70%
65%
60% 50% 40%
34%
38% 31%
30%
22%
18%
14%
9%
10%
20%
19%
20%
9%
7% 2%
0%
1%
1-1.5%
1.5-2%
2-2.5%
2018 (n=46)
2019 (n=45)
5%
2%
5%
2.5-3%
≥3%
2020 (n=42)
Abbildung 37: Sammeleinrichtungen (SE): Verteilung Verzinsung BVGKapital 20182020
70% 60%
54%
50% 38%
40%
31% 30%
23%
23%
20%
15%
23% 15% 8%
10% 0%
23%
15%
1%
1-1.5%
8%
1.5-2% 2018 (n=13)
8%
2-2.5% 2019 (n=13)
2.5-3%
8%
8%
≥3%
2020 (n=13)
Abbildung 38: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Verteilung Verzinsung BVGKapital 20182020
Abbildung 39: SE: Verzinsung BVGKapital 20182020
Abbildung 40: GE: Verzinsung BVGKapital 20182020
38
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
100% 87% 80% 57%
60% 43% 40%
31% 20%
20% 0%
14%
9%
0-0.5%
2%
0.5-1%
18% 7%
1-1.5% 2018 (n=46)
5%
2%
5%
1.5-2% 2019 (n=44)
2-2.5%
2.5-3%
≥3%
2020 (n=42)
Abbildung 41: Sammeleinrichtungen (SE): Differenz zwischen Verzinsung und BVGMindestzinssatz 20182020 gen bei 1.25% bzw. 1.92% (Jahr 2018) und 1.58% bzw. 1.98% (Jahr 2020). Auch hinsichtlich der Mediane ergeben sich signifikante Unterschiede zugunsten der Gemeinschafts einrichtungen: Sowohl im Jahr 2018 (2.00% vs. 1.00%) als auch im Jahr 2020 (2.00% vs. 1.00%) konnten die Verzinsun gen der Sammeleinrichtungen mit dem doppelten Wert deut lich übertroffen werden. Überobligatorium: Gemeinschaftseinrichtungen homogen Die beiden Abbildungen 45 und 46 zeigen die geleistete Verzinsung der Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen im Überobligatorium für die Jahre 2018 bis 2020 in Form von Boxplots. Ein Vergleich zwischen den Verwaltungsformen ver deutlicht, dass die Verzinsungen der analysierten Gemein schaftseinrichtungen (vgl. Abbildung 46) – mit Ausnahme des Jahres 2018 – homogener sind als diejenigen der Sammel einrichtungen (vgl. Abbildung 45). Dies wird auch daran deut lich, dass bei den Letzteren in jedem beobachteten Jahr eine grössere Anzahl an Anbietern als Ausreisser zu charakterisieren ist (erkennbar an den einzelnen Punkten ausserhalb der soge nannten Whiskers, die die Boxen nach oben und unten begren zen). Wenngleich keine statistisch signifikanten Unterschiede bezüglich der Verteilungen der Zinssätze festzustellen sind, so zeigt sich für das Jahr 2019 dennoch eine grosse Abweichung in der Homogenität. Konkret bedeutet dies, dass 50% der be obachteten Sammeleinrichtungen eine Verzinsung im Korridor zwischen 1.0% und 2.8% geleistet haben, wohingegen 50%
der beobachteten Gemeinschaftseinrichtungen das Überobli gatorium im Korridor zwischen 2.0% und 2.5% verzinst haben. Umwandlungssatz: Ermittlung der jährlichen Altersrente Der Umwandlungssatz legt fest, welche jährliche Rentenzah lung die versicherte Person aus ihrem angesparten Altersgut haben erhält. Im obligatorischen Teil des BVG schreibt der so genannte Mindestumwandlungssatz vor, wie die Vorsorgeein richtung das BVGAltersguthaben im Zeitpunkt des ordentli chen Rentenalters – gegenwärtig beträgt dieses 65 Jahre für Männer und 64 Jahre für Frauen – in eine Altersrente um rechnen muss. Dieser im Gesetz verankerte Umwandlungs satz beträgt derzeit 6.8% und ist für beide Geschlechter iden tisch hoch. Eine Änderung des Mindestumwandlungssatzes kann ausschliesslich durch eine Gesetzesanpassung erfolgen. Selbstverständlich steht es den Vorsorgeeinrichtungen jedoch frei, ihren Umwandlungssatz auf einem höheren Niveau als gesetzlich vorgeschrieben festzulegen. Im Gegensatz zum obli gatorischen Altersguthaben besteht im Überobligatorium kei ne Untergrenze. Die Vorsorgeeinrichtungen können den Um wandlungssatz hier demzufolge frei bestimmen und gemäss ihrer jeweiligen Situation individuell festlegen. Bei umhüllen den Pensionskassen kann der ausgewiesene Umwandlungs satz somit auch unter dem Mindestumwandlungssatz liegen. Umwandlungssatz für Frauen und Männer rückläufig Die für männliche Personen erwarteten Umwandlungssätze (umhüllend) werden in den Jahren 2021 bis 2024 sowohl bei
100% 80% 60%
54% 46% 38%
40%
31% 23%
20% 0%
23%
23%
15%
15% 8%
0-0.5%
0.5-1%
8%
1-1.5% 2018 (n=13)
8%
1.5-2% 2019 (n=13)
2-2.5%
8% 2.5-3%
≥3%
2020 (n=13)
Abbildung 42: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Differenz zwischen Verzinsung und BVGMindestzinssatz 20182020
39 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
70% 60%
52%
50% 40%
31%
35% 29%
30%
23%
22%
20% 10% 0%
18%
15% 8%
8%
4%
2% 0-0.5%
10% 8%
10% 2%
0.5-1%
1-1.5% 2018 (n=52)
1.5-2% 2019 (n=51)
10% 4%
2% 2-2.5%
4%
4%
2.5-3%
≥3%
2020 (n=48)
Abbildung 43: Sammeleinrichtungen (SE): Verteilung Verzinsung ÜOKapital 20182020
70% 60%
54%
50% 38%
40%
31% 30%
23%
20%
23% 15%
0-0.5%
0.5-1%
23%
15%
15% 8%
10% 0%
23%
1-1.5% 2018 (n=13)
8%
1.5-2% 2019 (n=13)
2-2.5%
8%
8% 8%
2.5-3%
≥3%
2020 (n=13)
Abbildung 44: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Verteilung Verzinsung ÜOKapital 20182020
Abbildung 45: SE: Verzinsung ÜOKapital 20182020
Abbildung 46: GE: Verzinsung ÜOKapital 20182020
40
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
100% 80%
74%
70%
63%
60% 36%
40% 20% 3% 0%
4%
5%
9%
36% 19%
13% 16%
18% 13% 16%
3%
4.5-5%
5-5.5%
5.5-6%
2021 (n=31)
2022 (n=23)
6-6.7%
2023 (n=19)
6.80%
2024 (n=11)
Abbildung 47: Sammeleinrichtungen (SE): Verteilung der Umwandlungssätze Männer (umhüllend) 20212024 den meisten Sammel als auch Gemeinschaftseinrichtungen weiter zurückgehen (vgl. Abbildungen 47 und 48): Während ein durchschnittlicher Umwandlungssatz von 5.5% bis 6.0% im Jahr 2021 von 74% der Sammeleinrichtungen angewen det wird, wird dies im Jahr 2024 von nur noch 34% erwartet. Bei den Gemeinschaftseinrichtungen ist im selben Zeitraum mit einem Rückgang von 50% auf 13% der Kassen zu rech nen, die einen Umwandlungssatz zwischen 5.5% und 6.0% anwenden. Eine deutliche Zunahme verzeichnen dagegen je ne Vorsorgeeinrichtungen, die in den kommenden Jahren von tieferen Umwandlungssätzen ausgehen. Bei den Sammelein richtungen nimmt die Anzahl Kassen, die bis zum Jahr 2024 ei nen Umwandlungssatz von 5.0% bis 5.5% erwarten, von 3% auf 36% zu (der korrespondierende Anteil unter den Gemein schaftseinrichtungen steigt hingegen von 8% auf 38%). Für die weiblichen Versicherten ist von einer vergleichbaren erwarteten Entwicklung auszugehen (vgl. Abbildungen 51 und 52). Der Anteil der Sammeleinrichtungen, die einen Umwand lungssatz von unter 5% aufweisen nimmt bis zum Jahr 2024 von 10% auf 50% zu (der Anteil unter den Gemeinschaftsein richtungen steigt von 20% auf 50%). Auffallend ist, dass es bei den Gemeinschaftseinrichtungen einzelne Vorsorgeeinrichtungen gibt, die trotz der beschriebe nen Herausforderungen (zunehmende Lebenserwartung, Tief zinsumfeld) an einem umhüllenden Umwandlungssatz sowohl für Männer als auch für Frauen von 6.8% bis zum Jahr 2024 festhalten wollen. Es ist zu vermuten, dass diese Vorsorge einrichtungen nur einen verhältnismässig geringen Anteil an überobligatorischem Kapital haben.
Durchschnittliche Umwandlungssätze vergleichbar Anhand der in den Abbildungen 49 und 50 dargestellten Box Plots der Umwandlungssätze für Männer sowie der in den Ab bildungen 53 und 54 dargestellten BoxPlots der Umwand lungssätze für Frauen ist erkennbar, dass sich die Bandbrei ten der erwarteten Umwandlungssätze in den Jahren 2021 bis 2024 zwischen den beiden Geschlechtern nicht stark unter scheiden. Ein direkter Vergleich der beiden Verwaltungsformen zeigt jedoch, dass die jeweiligen Mediane in jedem beobach teten Jahr signifikant voneinander abweichen. Konkret bedeu tet dies, dass die Umwandlungssätze der Gemeinschaftsein richtungen (Median) signifikant höher sind als diejenigen der Sammeleinrichtungen.
2.3. Einrichtungsspezifische Faktoren Vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Verdrängungswett bewerbs und der möglichen Abschätzung, welche Vorsorge einrichtungen auch zukünftig relevant sein bzw. bleiben wer den sind weitere Kennzahlen von grossem Interesse. Eine die ser Kennzahlen ist beispielsweise das Verhältnis zwischen ak tiv Versicherten und Rentenbeziehenden. Unter der Annahme, dass alle weiteren Bedingungen identisch sind, sind diejenigen Vorsorgeeinrichtungen risiko und wettbewerbsfähiger, die ein günstigeres Verhältnis zugunsten der aktiv Versicherten vor weisen können. Ist dies der Fall, kann der Anbieter attraktivere Konditionen in Bezug auf Prämien (Sparbeiträge, Risiko und
100% 80% 60%
50% 42%
38%
40%
30%
30%
33%
30%
33%
38%
22% 20% 0%
10% 11% 13%
4.5-5%
13%
8% 5-5.5% 2021 (n=12)
5.5-6% 2022 (n=10)
2023 (n=9)
6-6.7%
6.80%
2024 (n=8)
Abbildung 48: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Verteilung der Umwandlungssätze Männer (umhüllend) 20212024
41 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
Abbildung 49: SE: Umwandlungssatz Männer (umhüllend) 20212024
Abbildung 50: GE: Umwandlungssatz Männer (umhüllend) 20212024
100% 77%
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62% 60% 40%
40% 19%
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5%
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5.5-6%
2021 (n=30)
2022 (n=21)
2023 (n=17)
6-6.7%
6.80%
2024 (n=10)
Abbildung 51: Sammeleinrichtungen (SE): Verteilung der Umwandlungssätze Frauen (umhüllend) 20212024
100% 80% 60%
50% 43%
40% 20% 0%
33% 14% 17% 10% 13%
4.5-5%
40% 38% 43%
40%
13%
10%
5-5.5% 2021 (n=10)
5.5-6% 2022 (n=8)
2023 (n=7)
6-6.7%
6.80%
2024 (n=6)
Abbildung 52: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Verteilung der Umwandlungssätze Frauen (umhüllend) 20212024
42
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
Abbildung 53: SE: Umwandlungssatz Frauen (umhüllend) 20212024
Abbildung 54: GE: Umwandlungssatz Frauen (umhüllend) 20212024
Verwaltungskosten), Umwandlungssatz und Verzinsung offe rieren. Zudem kann eine renditereichere Anlagestrategie ver folgt werden. Andererseits muss ebenfalls zwingend beach tet werden, dass insbesondere diejenigen Einrichtungen mit einem vergleichsweise ungünstigen Verhältnis zwischen ak tiv Versicherten und Rentenbeziehenden einen Anreiz haben, neue Anschlüsse – mit einem günstigen Verhältnis zugunsten der aktiv Versicherten – durch die Offerierung (zu) attraktiver Konditionen anzuziehen.
licht, wie das Verhältnis der aktiv versicherten Personen und der Altersrentner im Jahr 2020 verteilt ist. Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass einige wenige Sammeleinrichtun gen (8%) ein Verhältnis zwischen 50 und 100 aufweisen. Kon kret bedeutet dies, dass einem Altersrentenbeziehenden zwi schen 50 und 100 aktiv Versicherte gegenüberstehen. Am obe ren Ende des Spektrums zeigt sich darüber hinaus, dass dieses Verhältnis für insgesamt 9% der analysierten Sammeleinrich tungen den Wert von 100 übersteigt. Mit 42% weist der Gross teil der Anbieter ein Verhältnis zwischen zehn und 50 auf. Un ter den 14 Gemeinschaftseinrichtungen (vgl. (Abbildung 58) kann hingegen kein einziger Anbieter ein ähnliches günstiges Verhältnis zwischen den aktiv Versicherten und den Altersrent nern aufweisen. Vielmehr weisen unter diesen jeweils 43% ein Verhältnis zwischen fünf und zehn bzw. 10 und 50 auf. Die beiden Abbildungen 59 und 60 enthalten die jewei lige Verteilung in Form von BoxPlots. Diese liefern zwei Er kenntnisse. Zum einen sind die Sammeleinrichtungen durch ein wesentlich günstigeres Verhältnis gekennzeichnet, welches – neben der breiten Masse der Einrichtungen (Box mit 50% der analysierten Anbieter) – auch durch vereinzelte Ausreis ser nach oben geprägt wird. Somit ergibt sich ein Mittelwert von circa 60 (aktive Versicherte pro Altersrentner) und ein Me dian von 12. Die Gemeinschaftseinrichtungen sind hingegen vergleichsweise homogen, allerdings auf einem deutlich tiefe ren Niveau (vgl. Abbildung 60 ). Dies wird auch anhand des
Aktiv Versicherte vs. Rentenbeziehende bedeutend Abbildung 55 zeigt den Anteil aktiv Versicherter im Vergleich zu den Altersrentenbeziehenden im Jahr 2020 für die Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen (Median). Es zeigt sich, dass die 76 Sammeleinrichtungen in unserer Stichprobe ein leicht günstigeres Verhältnis (94% vs. 6%) aufweisen als die 16 Ge meinschaftseinrichtungen (91% vs. 9%). Demzufolge ergibt sich auch hinsichtlich der Aufteilung des Vorsorgekapitals ein für die Sammeleinrichtungen günstigeres Bild: Mit einem Ver hältnis von 82% vs. 18% liegt dies merklich über demjenigen der Gemeinschaftseinrichtungen (71% vs. 29%). Sammeleinrichtungen vergleichsweise besser aufgestellt Eine tiefergehende Betrachtung der Sammel (Abbildung 57) und Gemeinschaftseinrichtungen (Abbildung 58) veranschau
100%
6%
9%
100%
90%
90%
80%
80%
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70%
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40%
40%
30%
30%
20%
20%
82% 71%
10%
10% 0%
29%
60%
60% 50%
18%
0% Sammeleinrichtungen (n=76) Anzahl aktiv Versicherte
Gemeinschaftseinrichtungen (n=16) Anzahl Altersrentenbeziehende
Abbildung 55: Versichertenstruktur 2020, Median
Sammeleinrichtungen (n=72) Vorsorgekapital aktiv Versicherte
Gemeinschaftseinrichtungen (n=14) Vorsorgekapital Altersrentenbeziehende
Abbildung 56: Vorsorgekapital 2020, Median
43 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
Abbildung 57: Sammeleinrichtungen (SE): Verhältnis aktiv Versicherte vs. Rentner 2020 (n=65) Mittelwerts und des Medians erkennbar, die beide bei circa neun (entspricht neun aktiv Versicherten pro Altersrentner) lie gen. Der WilcoxonMannWhitneyTest zeigt, dass diese Unter schiede zugunsten der Sammeleinrichtungen auch statistisch auf hohem Niveau signifikant sind.
telwerten. Diese betragen für die Sammeleinrichtungen knapp CHF 147’000 und für die Gemeinschaftseinrichtungen rund CHF 121’000. Die Mediane sind durch diesen Ausreisser nicht verzerrt und liegen mit circa CHF 101’000 (Sammeleinrichtun gen) und CHF 98’000 (Gemeinschaftseinrichtungen) nahezu gleichauf.
Sammeleinrichtungen: Vorsorgekapital pro Kopf höher Hinsichtlich des Vorsorgekapitals der aktiv versicherten Per sonen ist ebenfalls von Interesse, wie hoch dieses pro Kopf ausfällt. Abbildungen 61 und 62 enthalten die Verteilungen des durchschnittlichen ProKopfVorsorgekapitals der Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen. Aus dem Vergleich der Ver teilungen wird ersichtlich, dass die Sammeleinrichtungen über ein höheres durchschnittliches ProKopfVorsorgekapital ver fügen als die Gemeinschaftseinrichtungen. Für die Letzte ren liegt dieses mehrheitlich (50% der Anbieter) zwischen CHF 50’000 und CHF 100’000. Am oberen Ende des Spek trums weist kein einziger Anbieter einen höheren Wert als CHF 500’000 pro aktiv versicherter Person aus. Im Gegen satz hierzu gibt es eine Sammeleinrichtung mit einem durch schnittlichen Vorsorgekapital von CHF 1’750’000. Ebenso wei sen jeweils zwei Anbieter (3%) Werte zwischen CHF 250’000 und CHF 500’000 sowie CHF 500’000 und CHF 1’000’000 auf. Mit 44% der betrachteten Sammeleinrichtungen beträgt das durchschnittliche Vorsorgekapital mehrheitlich zwischen CHF 100’000 und CHF 250’000. Aufgrund des Ausreissers unter den Sammeleinrichtungen ergibt sich auch eine deutliche Differenz in den jeweiligen Mit
Sammeleinrichtungen mit mehr Anschlüssen Eine weitere Analyse unserer Stichprobe untersucht die An bieter im Hinblick auf die angeschlossenen Unternehmen. In dieser Hinsicht unterstreichen die Abbildungen 63 und 64, dass die Sammeleinrichtungen (n=77) mehr Anschlüsse ha ben – und somit mehrheitlich grösser sind – als die Gemein schaftseinrichtungen (n=16). Während knapp jede vierte Sam meleinrichtung (22%) zwischen 1’000 und 2’500 Anschlüs sen vorweisen kann, beträgt der entsprechende Wert der Ge meinschaftseinrichtungen lediglich 500 bis 1’000 Anschlüsse (25% aller analysierten Gemeinschaftseinrichtungen). Durch schnittlich sind den 77 Sammeleinrichtungen in unserer Stich probe 3’386 Unternehmen (Median: 581 Anschlüsse) und den Gemeinschaftseinrichtungen 2’649 Unternehmen (Medi an: 962 Anschlüsse) angeschlossen. Für jede der beiden Ver waltungsformen präsentiert sich die Verteilung über die ein zelnen Grössenkategorien hinweg annähernd gleichverteilt. Anschlüsse der Gemeinschaftseinrichtungen grösser Die nächste Frage, die sich direkt an die Anzahl Anschlüsse anreiht, ist, wie gross die Letzteren schlussendlich sind. Insge
Abbildung 58: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Verhältnis aktiv Versicherte vs. Rentner 2020 (n=14)
44
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
Abbildung 59: SE: Aktiv Versicherte vs. Altersrentner (n=65)
Abbildung 60: GE: Aktiv Versicherte vs. Altersrentner (n=14)
70% 60% 50%
43%
44%
40% 30% 20% 10% 0%
6%
0-50k
50k-100k
100k-250k
3%
3%
250k-500k
500k-1'000k
1% 1'000k-1'500k
>1'500k
Abbildung 61: Sammeleinrichtungen (SE): Durchschnittliches Vorsorgekapital pro aktiv versicherter Person 2020 (n=72)
70% 60% 50%
50% 40%
36%
30% 20% 10% 0%
7%
0-50k
7%
50k-100k
100k-250k
250k-500k
500k-1'000k
1'000k-1'500k
>1'500k
Abbildung 62: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Durchschnittliches Vorsorgekapital pro aktiv versicherter Person 2020 (n=14)
45 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
70% 60% 50% 40% 30% 22% 20%
17%
13%
17%
0%
10%
9%
10%
4% 0-100
100-250
250-500
500-1'000
1'000-2'500
2'500-5'000
5'000-10'000
8%
>10'000
Abbildung 63: Sammeleinrichtungen (SE): Anzahl der Anschlüsse 2020 (n=77) samt umfassen die betrachteten Sammeleinrichtungen in un serer Stichprobe (n=74) 2’067’578 Destinatäre. Die 15 analy sierten Gemeinschaftseinrichtungen stehen hingegen stellver tretend für 500’674 Destinatäre. Die durchschnittliche Sam meleinrichtung hat somit 7.9 Destinatäre pro Anschluss und die durchschnittliche Gemeinschaftseinrichtung 11.8 Destina täre pro Anschluss. Die Verteilungen der Destinatäre pro Anschluss sind in den beiden Abbildungen 65 und 66 dargestellt. Auf den ersten Blick sind nur wenige Unterschiede zwischen den beiden Ver waltungsformen erkennbar. Einzig auffallend ist, dass jeweils eine Einrichtung (1% der Sammeleinrichtungen bzw. 7% der Gemeinschaftseinrichtungen) eine vergleichsweise grosse An zahl an Destinatären – zwischen 250 und 500 Personen pro Anschluss – besitzt. Ermittelt man das Verhältnis zwischen den Anschlüssen und den Destinatären ergibt sich für die Sammel einrichtungen ein durchschnittlicher Wert von circa 23 und für die Gemeinschaftseinrichtungen ein durchschnittlicher Wert von circa 31. Mit jeweils rund acht Destinatären pro Anschluss sind die Mediane der beiden Verteilungen nahezu identisch. Rentnerbestände nicht überall willkommen Um trotz eines grossen Rentnerbestands nachhaltig erfolg reich am Markt agieren zu können, ist typischerweise auch ein entsprechender Anteil an aktiv versicherten Personen notwen dig. Sind die Letzteren nur in geringer Anzahl bzw. überhaupt nicht vorhanden, sehen sich der Anbieter und die angeschlos senen Arbeitgeber einer Vielzahl an spezifischen Herausforde
rungen ausgesetzt (vgl. Köppel, 2020): Neben den schwierigen makroökonomischen Rahmenbedingungen und der demogra fischen Entwicklung sind insbesondere Veränderungen auf Sei ten der Arbeitgeber – beispielsweise eine unerwartete Auflö sung von Anschlussverträgen und damit einhergehende Ver änderungen im Bestand der aktiv Versicherten – und Finanzie rungspflichten seitens der Arbeitgeber – die im Falle einer Un terdeckung der Vorsorgeeinrichtung in Form von Sanierungs beiträgen (vorausgesetzt es besteht eine vertraglich geregelte Grundlage hierfür) eingefordert werden können – anzuführen. Es drängt sich somit die Frage auf, ob die in unserer Stich probe vertretenen Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen ein Interesse daran haben, den Rentnerbestand im Rahmen von Neugeschäften zu übernehmen. Abbildung 67 lässt erken nen, dass die Sammeleinrichtungen dies unterschiedlich beur teilen. Im Fall von Altersrenten übernehmen 51% der Anbie ter den Rentnerbestand, wohingegen sowohl für Empfänger von Hinterbliebenen (55%) als auch für Empfänger von In validenrenten (71%) mitunter deutlich höhere Anteile zu ver zeichnen sind. Ein vergleichsweise weniger freundliches Bild präsentiert sich für die Gemeinschaftseinrichtungen (vgl. Ab bildung 68). Unter diesen sind mit jeweils 47% knapp weniger als die Hälfte bereit, Empfänger von Alters und Hinterbliebe nenrenten zu übernehmen. Einzig bei den Empfängern von In validenrenten überschreitet der Anteil die 50%Marke.
70% 60% 50% 40% 30% 20%
25% 19%
19%
13%
13%
13%
10% 0%
0-100
100-250
250-500
500-1'000
1'000-2'500
2'500-5'000
5'000-10'000
Abbildung 64: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Anzahl der Anschlüsse 2020 (n=16)
>10'000
46
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
70% 59%
60% 50% 40% 30%
19%
20%
12% 10% 0%
0-10
10-25
25-50
4%
4%
50-100
100-250
1% 250-500
>500
Abbildung 65: Sammeleinrichtungen (SE): Verteilung der Destinatäre pro Anschluss 2020 (n=74)
70% 60%
60% 50% 40% 30%
20%
20%
13% 7%
10% 0%
0-10
10-25
25-50
50-100
100-250
250-500
>500
Abbildung 66: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Verteilung der Destinatäre pro Anschluss 2020 (n=15)
100%
100% 29%
80%
45%
49%
60%
40%
41% 53%
53%
47%
47%
Hinterbliebenenrente
Altersrente
60%
40%
71% 55%
59%
51%
20%
0%
80%
20%
IV-Rente
Hinterbliebenenrente Ja
Altersrente
Nein
Abbildung 67: SE: Übernahme Rentnerbestand bei Neuge schäft (n=94)
0%
IV-Rente
Ja
Nein
Abbildung 68: GE: Übernahme Rentnerbestand bei Neuge schäft (n=17)
47 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
100%
6%
100%
27% 80%
80%
47%
50%
68% 60%
60%
87%
65%
71%
94% 40%
40%
73%
53% 20%
50%
20%
32%
35%
29%
13% 0%
Nur Standardpläne
Individuelle Lösungen Ja
Je nach Kunde
Bis zu drei Wahlsparpläne gem. Art. 1d BVV 2
0%
Individuelle Lösungen
Nein
Ja
Abbildung 69: SE: Ausgestaltung Vorsorgepläne (∅n=86) Vorsorgepläne bei Sammeleinrichtungen variabler Ein weiterer wichtiger Wettbewerbsfaktor hinsichtlich der At traktivität einer Sammel und Gemeinschaftseinrichtung ist die angebotene Ausgestaltung von Vorsorgeplänen. Je vari antenreicher die Letzteren sind, desto eher fühlen sich ver schiedene Unternehmen durch das Angebot angesprochen. Die beiden Abbildungen 69 und 70 zeigen, dass das An gebot der Sammeleinrichtungen variantenreicher ist als das der Gemeinschaftseinrichtungen: So verfügen beispielsweise lediglich 13% der Sammeleinrichtungen über Standardplä ne, wohingegen der korrespondierende Anteil der Gemein schaftseinrichtungen 53% beträgt. Im Umkehrschluss bie ten daher auch nur 29% der Letzteren individuelle Lösungen an (Sammeleinrichtungen: 73%). Hinsichtlich der Individua lisierungsmöglichkeiten pro Kunde zeigen sich mit 32% bzw. 35% Zustimmung lediglich minimale Abweichungen zwischen den beiden Verwaltungsformen. Der grösste Unterschied liegt schlussendlich in der Möglichkeit, ob bis zu drei Wahlsparplä ne gemäss Artikel 1d BVV 2 verfügbar sind. Während dies bei 94% der Sammeleinrichtungen der Fall ist, bietet nur jede zweite Gemeinschaftseinrichtung eine vergleichbare Auswahl. Gestaltungsmöglichkeiten bei Pensionierung vergleichbar Bei einer zunehmenden Alterung der Gesellschaft ist auch von Interesse, wie sich die Gestaltungsmöglichkeiten bei Pen
Je nach Kunde
Bis zu drei Wahlsparpläne gem. Art. 1d BVV 2
Nein
Abbildung 70: GE: Ausgestaltung Vorsorgepläne (∅n=16) sionierung der einzelnen Vorsorgeeinrichtungen darstellen. In dieser Hinsicht verdeutlicht Abbildung 71, dass nahezu drei Viertel der betrachteten Sammeleinrichtungen (n=76) ver schiedene Optionen anbieten: Neben der Möglichkeit das Ar beitspensum vor Erreichen des Pensionsierungsalters zu redu zieren (Teilpensionierung), können die aktiv Versicherten auch länger (Aufgeschobene Pensionierung) bzw. kürzer (Vorzeiti ge Pensionierung) als ursprünglich vorgesehen arbeiten. Von den 15 betrachteten Gemeinschaftseinrichtungen (vgl. Abbil dung 71) bieten ebenfalls jeweils 73% die Möglichkeit der auf geschobenen Pensionierung bzw. der Teilpensionierung. Ein zig die Möglichkeit der vorzeitigen Pensionierung wird lediglich von 60% der Gemeinschaftseinrichtungen offeriert. Digitalisierung: Eine erste Bestandsaufnahme Im ersten Teil dieser Studie wurde von den Umfrageteilneh menden angegeben, dass die Digitalisierung – zum einen, um die operative Effizienz zu erhöhen und zum anderen, um mit Anschlüssen und Versicherten zu interagieren – sowohl für Sammel als auch Gemeinschaftseinrichtungen die wichtigste Stossrichtung in der mittelfristigen strategischen Ausrichtung ist (siehe Abbildung 16 auf Seite 24). Während Destinatäre an OnlineServices – gemäss den Einschätzungen der Vorsor geeinrichtungen – weniger Interesse haben dürften (vgl. Ab bildungen 12 und 13 auf Seite 20), ist es für die Anbieter von zentraler Bedeutung, Brokern (und im Optimalfall anderen Vor
100%
100% 25%
28%
25%
80%
80%
60%
60%
40%
Nur Standardpläne
75%
72%
75%
27%
27%
73%
73%
Aufgeschobene Pensionierung
Teilpensionierung
40%
40% 60% 20%
20%
0%
0% Finanzierung vorz. Pensionierung
Aufgeschobene Pensionierung Ja
Teilpensionierung
Nein
Abbildung 71: SE: Gestaltungsmöglichkeiten bei Pensionie rung (n=76)
Finanzierung vorz. Pensionierung
Ja
Nein
Abbildung 72: GE: Gestaltungsmöglichkeiten bei Pensionie rung (n=15)
48
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
8%
10%
6% 10%
80%
86%
Kunde & Broker
Ausschliesslich Kunde
Entweder Kunde oder Broker
Kunde & Broker
Ausschliesslich Kunde
Entweder Kunde oder Broker
Abbildung 73: SE: Angebot von OnlineServices (n=63)
Abbildung 74: GE: Angebot von OnlineServices (n=9)
sorgeeinrichtungen) Zugang via einer digitalen Schnittstelle zu ihrer Einrichtung anzubieten. Ist ein solcher OnlineZugang erst einmal implementiert, ist der Schritt, diesen auch für Kun den bzw. Destinatäre zu öffnen, nicht mehr weit.
stitutionen, die nicht über die notwendigen digitalen Kennt nisse verfügen. Um auch diesen gerecht zu werden, sind viele Dienstleistungen bzw. Transaktionen der Vorsorgeeinrichtun gen auch weiterhin via traditionellem Wege möglich. Die bei den Abbildungen 75 und 76 zeigen auf, wie viele der analysier ten Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen Mutationen und Meldungen ausschliesslich online verarbeiten. Bei allen elf Gemeinschaftseinrichtungen ist die Nutzung von Online Services weiterhin optional verfügbar, das heisst, es besteht keinerlei Zwang dies zu tun. Bei insgesamt 8% der Sammel einrichtungen ist diese Wahlmöglichkeit nicht mehr verfüg bar, das heisst, sämtliche Mutationen und Meldungen müssen zwingend online erfolgen.
OnlineServices für Kunden & Broker verfügbar Aus den beiden Abbildungen 73 und 74 ist ersichtlich, dass be reits heute 86% der in unserer Stichprobe vertretenen Sam meleinrichtungen bzw. 80% der vertretenen Gemeinschafts einrichtungen OnlineServices für Kunden & Broker anbie ten. Bei den Sammeleinrichtungen verfügen weitere 6% aus schliesslich über ein OnlineKundenportal und können Bro kern und anderen Vorsorgeeinrichtungen somit keinen digita len Zugang zu ihren Services gewähren. Unter den Gemein schaftseinrichtungen beträgt dieser Anteil 10%. Dies ent spricht dem gleichen Anteil an Gemeinschaftseinrichtungen, die entweder Kunden oder Brokern digital zur Verfügung ste hen. Der korrespondierende Anteil der Sammeleinrichtungen ist mit 8% nahezu identisch. Ungeachtet der digitalen Transformation und dem damit verbundenen Anspruch einer Vielzahl an Brokern, Kunden und Partnern, Informationen ausschliesslich online einzuholen und Transaktionen digital abzuwickeln, dürfen auch diejenigen Gruppen nicht aussser Acht gelassen werden, die weiterhin Interesse an einer papierbasierten Abwicklung haben. Hierzu zählen beispielsweise ältere Destinatäre und Personen bzw. In
Gegenwärtig noch kein OnlineZugriff auf Offerten Ein gesamthafter Überblick über die Ausgestaltung des OnlineZugriffs für versicherte Unternehmen für die vier zen tralen Transaktionen (1) Datenabfrage, (2) Mutationen, (3) Si mulationen und (4) Offerten ist in den Abbildungen 77 und 78 dargestellt. Für die Sammeleinrichtungen ist erkennbar, dass circa je zwei Drittel (67% bzw. 68%) ihre versicherten Unternehmen bereits heute einen OnlineZugriff zur Daten abfrage und zur Vornahme von Mutationen bieten. Online Simulationen zur Ermittlung der Auswirkungen von Lohnän derungen, Vorbezügen, Planwechseln etc. ist hingegen bei je
8%
92%
Optional
Zwingend
Abbildung 75: SE: Optionalität von OnlineServices für Muta tionen und Meldungen (n=63)
100%
Optional
Zwingend
Abbildung 76: GE: Optionalität von OnlineServices für Muta tionen und Meldungen (n=11)
49 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
100%
100%
33%
80%
32%
80%
49%
47% 59%
60%
59%
60%
88%
94% 40%
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68% 53%
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0%
41%
20%
12%
6% Datenabfrage
Mutationen Ja
Simulationen
41%
0%
Offerten
Datenabfrage
Mutationen
Nein
Simulationen
Ja
Offerten
Nein
Abbildung 77: SE: Ausgestaltung OnlineZugriff für versicherte Unternehmen (n=94)
Abbildung 78: GE: Ausgestaltung OnlineZugriff für versicherte Unternehmen (n=17)
der zweiten (51%) Sammeleinrichtung möglich. Hinsichtlich der Offertstellung ist festzuhalten, dass die grosse Mehrheit (94%) gegenwärtig noch nicht über einen OnlineZugriff ver fügt und die versicherten Kunden diese demzufolge auf dem traditionellen Weg abwickeln müssen. Das Bild, das sich für die Gemeinschaftseinrichtungen prä sentiert (vgl. Abbildung 78), ist nahezu identisch. Auffallend ist allerdings, dass – mit Ausnahme der Offertstellung (12%) – alle weiteren Transaktionen von einem (relativ betrachtet) geringeren Anteil der Gemeinschaftseinrichtungen heute be reits via OnlineZugriff angeboten wird. Die digitale Datenab frage und die Durchführung von Simulationen sind bei jeweils 41% der untersuchten Anbieter möglich, was somit leicht un ter dem Anteil derer liegt, die bereits die Vornahme von Muta tionen online offerieren (53%).
scheidung, welche Asset Allocation gewählt wird, wohlüberlegt getroffen werden sollte. Asset Allocations nahezu identisch Die Abbildungen 79 und 80 enthalten die Asset Allocation von Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen über die vergange nen drei Jahre von 2018 bis 2020. Im Median hielten diese im Jahr 2020 die folgende Asset Allocation (Sammel vs. Gemein schaftseinrichtung): – Liquidität: 4.0% vs. 4.5% – Obligationen CHF: 16.0% vs. 14.0% – Obligationen Ausland: 11.0% vs. 13.8% – Aktien CHF: 12.0% vs. 10.0%
2.4. Asset Allocation & Performance
– Aktien Ausland: 19.0% vs. 22.0%
Die gewählte Asset Allocation einer Vorsorgeeinrichtung lässt unter anderem Rückschlüsse auf deren Risikotragfähigkeit und Risikoappetit zu. Je stärker der Fokus auf vergleichsweise ris kante Anlageklassen wie beispielsweise Aktien oder alterna tive Anlagen (beispielsweise Hedge Fonds) gelegt wird, desto grösser die potenziellen Ertragschancen. Letztere gehen aber zwangsweise mit einem höheren Risiko einher, sodass die Ent
– Immobilien: 21.0% vs. 23.0% – Hypotheken: 5.0% vs. 3.0% – Alternative Anlagen: 7.0% vs. 5.5% Eine statistische Analyse auf Basis des WilcoxonMann WhitneyTests zeigt, dass die Asset Allocation der beiden Ver waltungsformen nicht signifikant voneinander abweichen.
30% 25% 19%19%
20% 16% 16% 14%
15%
16% 15% 11%
21%21% 20%
15% 12% 11%11%
9%
10% 6% 5% 0%
5%
5% 5% 5%
4%
Liquidität
Obligationen in CHF Obligationen in FW
Aktien CH 2018
Aktien Ausland 2019
Immobilien
Hypotheken
2020
Abbildung 79: Sammeleinrichtungen (SE): Asset Allocation 20182020, Median
7% 7%
Alternative Anlagen
50
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
30% 25%
22% 20%21%
20% 16%16% 14%
15%
13%13% 12%
10%10%10%
10% 6% 5% 0%
23%24%23%
6%
5% 5% 2%
Liquidität
Obligationen in CHF Obligationen in FW
Aktien CH
2018 (n=12)
Aktien Ausland
2019 (n=12)
Immobilien
3% 3%
Hypotheken
5% 6%
Alternative Anlagen
2020 (n=12)
Abbildung 80: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Asset Allocation 20182020, Median Anlageperformance ebenfalls auf gleichem Niveau
Jahren 2018 und 2020. Ein direkter Vergleich der beiden Ver waltungsformen liefert zwei Erkenntnisse. Erstens ist für die in Abbildung 83 abgetragenen Sammeleinrichtungen für die Jahre 2018 und 2019 eine vergleichsweise grosse Heteroge nität zu beobachten, wohingegen sich die Gemeinschaftsein richtungen homogener in ihrer Anlageperformance präsentie ren (vgl. Abbildung 84). Zweitens können keine statistisch si gnifikanten Unterschiede zwischen den beiden Verwaltungs formen identifiziert werden. Angesichts der nahezu identi schen Asset Allocations ist dies jedoch wenig verwunderlich.
Die Asset Allocation einer Vorsorgeeinrichtung ist der ent scheidende Stellhebel zur Generierung von Kapitalerträgen. Da die untersuchten Vertreter beider Verwaltungsformen durch eine ähnliche Aufteilung ihrer Kapitalanlagen gekenn zeichnet sind und demzufolge keine signifikanten Unterschie de ausgemacht werden können, ergeben sich demzufolge auch nur geringe Unterschiede in der Anlageperformance (vgl. Abbildungen 81 und 82). Sowohl für die Sammel und Ge meinschaftseinrichtungen war das Jahr 2018 bedingt durch ein widriges Marktumfeld mit äusserst schlechten Erträgen verbunden, die für 52% bzw. 57% der Anbieter unter der – 3%Marke lagen. Diese Verluste konnten in den freundliche ren Anlagejahren 2019 und 2020 von den meisten Anbietern ausgeglichen werden: So konnten alle Gemeinschafts (100%) und 88% aller Sammeleinrichtungen in unserer Stichprobe im Jahr 2019 eine Anlageperformance über der 4%Marke ge nerieren. Für das Jahr 2020 wiederum – das unter anderem stark durch die CoronaPandemie geprägt war – ist es ebenfalls nahezu allen Anbietern gelungen, die Anlageperformance auf vergleichsweise hohem Niveau zu stabilisieren.
Vermögensverwaltungskosten unterschiedlich hoch Vermögensverwaltungskosten sind einer der zentralen Be standteile der Verwaltungskosten einer Vorsorgeeinrichtung und haben einen direkten Effekt auf die NettoAnlagerendite. Generell gilt, je höher diese Kosten ausfallen, desto tiefer die NettoRendite der Destinatäre. Letztere haben demzufolge ein besonderes Interesse an tiefen Vermögensverwaltungskosten. Insbesondere im gegenwärtigen Tiefzinsumfeld – in welchem sichere Anlagen keine Renditen mehr generieren und daher vergleichsweise riskante Anlageklassen mit unsicheren Rendi ten zu bevorzugen sind – muss ein besonderes Augenmerk auf diese Kosten gerichtet werden. Abbildung 85 enthält die Verteilungen der Vermögens verwaltungskosten der Sammel und Gemeinschaftseinrich tungen für das Jahr 2020 in Prozent der jeweiligen Kapi talanlagen. Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass die in hellblau dargestellten Sammeleinrichtungen durch höhere
Anlageperformance: Median im Jahr 2019 über 10% Die in den beiden Abbildungen 83 und 84 dargestellten Box Plots unterstreichen die ausserordentlich hohe Performance im Jahr 2019. Für beide Verwaltungsformen lag der Medi an mit 10.90% (Gemeinschaftseinrichtungen) bzw. 10.07% (Sammeleinrichtungen) deutlich über den Werten aus den
100%
88%
80% 60%
52% 43%
40% 20% 2% 0%
≤ -3%
8%
10%
-3% bis -2%
-2% bis -1%
8% -1% bis 0% 2018 (n=50)
6%
10%
0-1% 2019 (n=49)
10% 4% 2% 1-2%
19%
17% 10% 6%
4%
2-3%
3-4%
2020 (n=42)
Abbildung 81: Sammeleinrichtungen (SE): Verteilung der Anlageperformance 20182020
2% >4%
51 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
100%
100% 80% 67% 60%
54%
40%
31% 17%
20% 0%
15%
8% ≤ -3%
8%
-3% bis -2%
-2% bis -1%
-1% bis 0% 2018 (n=12)
0-1% 2019 (n=14)
1-2%
2-3%
3-4%
>4%
2020 (n=13)
Abbildung 82: Gemeinschaftseinrichtungen (GE): Verteilung der Anlageperformance 20182020
Abbildung 83: SE: Anlageperformance 20182020
Abbildung 84: GE: Anlageperformance 20182020
60% 50%
50%
45%
45%
40% 30% 21% 20% 10% 0%
5%
9%
5%
0-0.1%
0.1-0.3%
11% 3%
0.3-0.5% Sammeleinrichtung (n=38)
0.5-0.7%
0.7-0.9%
0.9-1.1%
5%
1.1-1.3%
Gemeinschaftseinrichtung (n=11)
Abbildung 85: Verteilung der Vermögensverwaltungskosten in Prozent der Kapitalanlagen 2020
52
Kapitel 2: Ausgewählte Kennzahlen der Schweizer Vorsorgeeinrichtungen
Abbildung 86: Vermögensverwaltungskosten in Prozent der Kapitalanlagen 2020
Abbildung 87: Anteil TER an Vermögensverwaltungskosten 2020
Vermögensverwaltungskosten gekennzeichnet sind: Während 19% in diesem Segment Kosten über der 0.7%Schwelle aus weisen, hat das Gros der Gemeinschaftseinrichtungen (90%) Vermögensverwaltungskosten zwischen 0.1% und 0.5% der Kapitalanlagen. Letzterer stellt zugleich auch den Höchstwert der Gemeinschaftseinrichtungen in unserer Stichprobe dar und liegt somit deutlich unter dem Höchstwert der Sammel einrichtungen (1.24%).
se Differenz könnte zum einen durch unterschiedlich effizien te interne Vermögensverwaltungsprozesse erklärt werden. Das würde bedeuten, dass Sammeleinrichtungen weniger effizient in der Vermögensverwaltung wären als Gemeinschaftseinrich tungen. Zum anderen könnte der Unterschied aber auch durch verschiedene Anlageansätze erklärt werden. Bei Investoren, die vornehmlich in passive Produkte investieren, macht die TER zwangsläufig einen grösseren Anteil an den gesamten Ver mögensverwaltungskosten aus, da in der TER keine Transak tionskosten enthalten sind. Dies würde somit bedeuten, dass Gemeinschaftseinrichtungen im Vergleich zu den Sammelein richtungen im Durchschnitt eher passive Strategien verfolgen.
Passive Anlageprodukte als Erklärungsgrund? Tiefe Vermögensverwaltungskosten können – neben effizien ten und schlanken Strukturen der Vorsorgeeinrichtung – auch ein Indiz dafür sein, dass vornehmlich passive Anlageproduk te im Fokus stehen. Im Gegensatz zu aktiven Anlagen haben diese zum Ziel, einen Index möglichst genau abzubilden, das heisst, den sogenannten Tracking Error gering zu halten. Wäh rend der letzten Jahre ist das Angebot an passiven Anlage produkten (ETFs, Indexfonds usw.) deutlich gestiegen und ist insbesondere auch aufgrund der tieferen Kosten bei privaten und institutionellen Anlegern beliebt. Darüber hinaus fehlen bis heute empirische Belege in Form von wissenschaftlichen Studien, dass es aktiven Anlagestrategien tatsächlich gelingt, den Kapitalmarkt langfristig und konsistent zu schlagen. SE: Vermögensverwaltungsprozesse weniger effizient Näheren Aufschluss hinsichtlich dieser Hypothese geben die beiden BoxPlots in den Abbildungen 86 und 87. In der Ers teren zeigt sich, dass die Vermögensverwaltungskosten der Sammeleinrichtungen heterogener sind als diejenigen der Ge meinschaftseinrichtungen und darüber hinaus auf einem hö heren Niveau liegen. Während deren Median im Jahr 2020 bei 0.455% der Kapitalanlagen liegt, ergibt sich für die Ge meinschaftseinrichtungen mit 0.340% der Kapitalanlagen ein deutlich tieferer Wert. Abbildung 87 zeigt den Anteil der TER (Total Expense Ratio) – und somit den Anteil der rei nen produktbezogenen Kosten, die von den Vorsorgeeinrich tungen nach der Festlegung auf das Produkt nicht aktiv be einflusst werden können – an den Vermögensverwaltungskos ten in Prozent. Es ist klar erkennbar, dass die TER bei den Gemeinschaftseinrichtungen den Grossteil der Vermögens verwaltungskosten ausmacht. Die hohen Vermögensverwal tungskosten der Sammeleinrichtungen sind hingegen deutlich weniger durch die produktbezogenen Kosten getrieben. Die
53 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
2.5. Fazit
Z
Für das Jahr 2020 konnten die Gemeinschafts einrichtungen signifikant tiefere Vermögensverwal tungskosten ausweisen als die Sammeleinrichtun gen. Ein massgeblicher Faktor hierfür ist, dass die TER bei den Gemeinschaftseinrichtungen den Gross teil der Vermögensverwaltungskosten ausmacht. Bei Sammeleinrichtungen fällt dieser Anteil deutlich tie fer aus. Inwieweit dies auf Unterschiede in der ge wählten Anlagestrategie (aktiv vs. passiv) oder In effizienzen auf Seiten der Sammeleinrichtungen zu rückzuführen ist, lässt sich nicht abschliessend be antworten.
Die Ergebnisse der statistischen Analysen der verschiedenen finanziellen Kennzahlen zeigen, dass sich die Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen mitunter signifikant voneinan der unterscheiden. Die wichtigsten Unterschiede zwischen den betrachteten Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen las sen sich anhand der vier folgenden Thesen zusammenfassen.
Z
Gemeinschaftseinrichtungen mit höherer Verzinsung der Altersguthaben und höheren Umwandlungssätzen Sowohl im BVG als auch im Überobligatorium ist die Verzinsung der Altersguthaben der Gemeinschafts einrichtungen signifikant höher als bei Sammelein richtungen. Unter den Letzteren liegt die Median Verzinsung im BVG im Jahr 2020 bei 1.5% und un ter den Gemeinschaftseinrichtungen bei 2%. Eben falls anzumerken ist jedoch, dass beide Verzinsungen über dem für das Jahr 2020 geltenden Mindestzins satz von 1% liegen. Auch bezüglich der Umwand lungssätze gewähren umhüllende Gemeinschafts einrichtungen attraktivere Konditionen, die gemäss den aktuellen Projektionen bis einschliesslich 2024 zwar rückläufig sind, aber dennoch über denjenigen der Sammeleinrichtungen liegen. Interessant ist ins besondere, dass Gemeinschaftseinrichtungen diese (im Median) höhere Verzinsung der Altersguthaben anbieten können, ohne dabei ihren Deckungsgrad mit einem zu hoch angesetzten technischen Zinssatz zu schönen.
Z
Gemeinschaftseinrichtungen durch ungünstige res AktivPassivverhältnis der Destinatäre gekenn zeichnet Sammeleinrichtungen sind durch ein günstigeres Verhältnis zwischen aktiv Versicherten und Ren tenbeziehenden gekennzeichnet. Während die be trachteten Gemeinschaftseinrichtungen ein Verhält nis von 91% vs. 9% aufweisen, ist bei den Sam meleinrichtungen mit 94% vs. 6% eine höhere Quo te festzustellen. Allerdings ist festzuhalten, dass die verwendete Datenbank keine Informationen hin sichtlich der Prämienbeiträge und – insbesondere nicht hinsichtlich der Risiko und Verwaltungskosten – liefert. Das ungünstigere Verhältnis zwischen aktiv Versicherten und Rentenbeziehenden könnte somit durch höhere Risikobeiträge finanziert werden. Da gegen weisen die Gemeinschaftseinrichtungen mehr Destinatäre auf als die Sammeleinrichtungen, was wiederum für tiefere Verwaltungskosten sprechen würde.
Vermögensverwaltungskosten der Gemeinschafts einrichtungen signifikant tiefer
Z
Nicht alle zentralen Kennzahlen sind durch signifi kant Unterschiede gekennzeichnet Die statistischen Analysen belegen ebenfalls, dass nicht alle betrachteten finanziellen Kennzahlen zwi schen den beiden Verwaltungsformen signifikante Unterschiede aufweisen. So sind beispielsweise der verwendete technische Zinssatz, der (technische) De ckungsgrad, die Differenz zwischen Ziel und tatsäch licher Wertschwankungsreserve, die Asset Allocation sowie die Anlageperformance auf einem vergleich baren Niveau.
54
Über die Autoren
Über die Autoren
Dr. Florian Schreiber
Prof. Dr. Yvonne Seiler Zimmermann
Prof. Dr. Karsten Döhnert
Florian Schreiber Florian Schreiber studierte an führenden Universitäten in Deutschland, der Schweiz und den USA. Seine Forschungs und Be ratungstätigkeiten konzentrieren sich auf die Digitalisierung der Versicherungsbranche, Behavioral Insurance und Versiche rungsregulierung sowie auf ausgewählte Themen in den Bereichen Lebens und Krankenversicherung, Versicherungsökonomie, Berufliche Vorsorge, Performancemessung und Corporate Finance. Nach seiner Promotion war Dr. Schreiber Projektleiter und PostDocResearcher am Institut für Versicherungswirtschaft der Universität St.Gallen. Seit 2019 ist er als Insurance Lead und Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ tätig. Dort fungiert er auch als Herausgeber des IFZ Insurance Insights Blog sowie als CoProgrammleiter des Weiterbildungslehrgangs CAS Future of Insurance.
Yvonne Seiler Zimmermann Yvonne Seiler Zimmermann ist seit 2008 Dozentin und Projektleiterin am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hoch schule Luzern. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der FINMA. Sie hat an der Universität Bern Wirtschaftswis senschaften studiert und an der Universität Basel promoviert. Während ihres Doktorandenstudiums erlangte sie zudem das Certificate in Econometrics der University of Chicago, USA. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der empirischen Finance sowie den Fragen zur Altersvorsorge. Sie hat zu diesen Themen zahlreiche Forschungsprojekte geleitet, Praxispartner beraten und zahlreiche Publikationen zu diesen Themen verfasst.
Karsten Döhnert Karsten Döhnert hat an der Universität Basel Wirtschaftswissenschaften studiert und ebendort berufsbegleitend promoviert. Nach seiner Tätigkeit als Senior Economist bei einer Schweizer Grossbank ist er seit 2007 als Dozent und Projektleiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ tätig. Am IFZ ist er neben seiner Forschungs und Lehrtätigkeit u.a. für den Weiter bildungslehrgang MAS/DAS Pensionskassen Management verantwortlich. Karsten Döhnert ist neben seiner Tätigkeit an der Hochschule Luzern Vizepräsident der Vorsorgekommission der Pensionskasse der Urner Kantonalbank.
55 IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021
Firmenportraits der Partnerunternehmen Die folgenden Partner haben die Erstellung der IFZ Studie Vorsorgeeinrichtungen 2021 unterstützt.
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Firmenportraits der Partnerunternehmen
IBC – Ihr Schweizer Partner seit mehr als 30 Jahren in Risikoanalyse und -kontrolle, Betrieblichem Gesundheitsmanagement sowie Optimierung des Versicherungsschutzes. Mit rund 100 Mitarbeitern und 9 Niederlassungen in der Schweiz garantiert IBC seinen Kunden enge Beziehungen unter vollständiger Einbeziehung lokaler Besonderheiten. Seine Mitgliedschaft im größten globalen Netzwerk unabhängiger Makler, Assurex Global, ermöglicht es zudem, auch internationalen Kunden umfassend und ganzheitliche Lösungen anzubieten. IHR MEHRWERT MIT IBC
Ein einziger, neutraler Ansprechpartner, unabhängig von Versicherungen
Eine detaillierte Analyse Ihrer Risiken und die Umsetzung von Präventionsmaßnahmen
Globale Verwaltung und Überwachung Ihres Versicherungsbestandes
Maßgeschneiderte Lösungen im Einklang mit Ihrer Risikopolitik
Betreuung, Nachverfolgung und Verteidigung Ihrer Interessen im Schadensfall
Reduktion Ihrer Kosten
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M&S Software Engineering AG (M&S – www.m-s.ch) entwickelt seit über 30 Jahren Softwarelösungen für Sozialversicherungsunternehmen in der Schweiz. In der 1. Säule beliefern wir via die IGAKIS Genossenschaft mehr als die Hälfte aller Ausgleichkassen. Seit 2005 ist M&S mit der Standardlösung M&S¦Pension auch im PK-Geschäft erfolgreich unterwegs. M&S¦Pension basiert auf einer prozessorientierten, E-Business-fähigen und mehrschichtigen Architektur und ist so bereit für die Anforderungen der Zukunft. Die Lösung ist bei 250 Vorsorgeeinrichtungen mit 600’000 Versicherten im Einsatz und deckt ein breites Einsatzgebiet ab: Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen, Firmen-PK, PK der öffentlichen Hand sowie Verwaltungsgesellschaften. Unterstützt wird auch die Führung von FZ-Stiftungen. Über die Jahre ist M&S konstant gewachsen: Heute sind über 140 Mitarbeitende an den Standorten Bern Wankdorf und Schlieren (ZH) beschäftigt. Die Firma gehört zu 100% ihren Mitarbeitenden. Gemeinsam mit starken Partnern wie Microsoft, HRS Informatik AG und Five Informatik AG erbringt M&S eine umfangreiche Palette von Dienstleistungen wie Entwicklung, Wartung, Support, Einführungen, Beratung, Schulung sowie Betrieb.
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Firmenportraits der Partnerunternehmen
Schweizerische Mobiliar Lebensversicherungs-Gesellschaft AG Lucas Müller Leiter Institutionelle Kunden Vorsorge lucas.mueller@mobi.ch Postfach 1333, 1260 Nyon 1, Tel. +41 (0) 22 363 94 94 infobv@mobiliar.ch, www.mobiliar.ch/bv
Ganz gleich, welche Entwicklungen sich in der beruflichen Vorsorge abzeichnen: Bei uns sind Sie in besten Händen dank der Genossenschaft. Seit über 75 Jahren engagieren wir uns täglich im engen Austausch mit unseren Kunden für noch mehr Service und weniger Leistungsfälle. Sie erhalten von uns ein Leistungspaket «à la carte», das sich genau auf das Profil Ihrer Vorsorgeeinrichtung abstimmen lässt.
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Sobrado liefert als digitaler Vorreiter die führende Transaktionsplattform zwischen Broker und Anbieter. Mit dem Einsatz von Sobrado wird der Offert- und Ausschreibungsprozess für Broker und Versicherungsanbieter optimiert. Ein Schritt-für-Schritt-Prozess ermöglicht Brokern eine effiziente und schnelle Erfassung der Ausschreibung. Offerten von Versicherern werden automatisiert ausgewertet und mit nur einem Mausklick für den Broker verglichen. Weiter bietet die Sobrado Library mit über 8’000 versicherungsrelevanten Dokumenten Zugang zu wichtigen Marktinformationen.
Sobrado besitzt…
…über 105 namhafte Brokerkunden wie BSC, VZ, S&P, Biennassur, PederConsulting und viele mehr, welche die Sobrado Plattform nutzen,
…31 Premiumpartnerschaften mit bedeutenden Schweizer Versicherungsanbietern,
…vollintegrierte, automatisierte Schnittstellen zur AXA, Swiss Life und Profond und
…laufende Integrationsprojekte mit CRM-Anbietern wie der winVs und BrokerStar.
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Firmenportraits der Partnerunternehmen
UBS ist die führende Universalbank in der Schweiz. Die Schweiz ist das einzige Land, in dem wir in allen unseren fünf Geschäftsbereichen – Personal Banking, Wealth Management, Corporate und Institutional Clients, Investment Bank sowie Asset Management – tätig sind. Wir fühlen uns unserem Heimatmarkt stark verbunden, denn unsere führende Stellung in der Schweiz ist für die Unterstützung unserer globalen Marke und die Ertragsstabilität ausschlaggebend. Mit einem Netzwerk von rund 200 Geschäftsstellen, 4600 Kundenberatern, hochmodernen, digitalen Banking-Dienstleistungen und Customer Service Centers erreichen wir etwa 80% der Vermögen in der Schweiz, bedienen ein Drittel der Haushalte, vermögenden Privatpersonen und Pensionskassen, über 120 000 Firmen und rund 80% der in der Schweiz domizilierten Banken.
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Anmerkungen 1 An dieser Stelle ist wichtig anzumerken, dass lediglich Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen angeschrieben wurden. Ferner ist zu berücksichtigen, dass einige dieser Institutionen gegenwärtig nicht im Wettbewerb um neue Anschlüsse stehen und somit nicht an der Umfrage teilnehmen wollten. 2 Im Rahmen der Beantwortung dieser Frage konnten mehrere Antwortoptionen ausgewählt werden, da sich die Einrichtungen nicht zwangsweise auf ein einzi ges Kundensegement beschränken müssen. Demzufolge liegen auch die Anzahl an Beobachtungen – Sammeleinrichtungen: n=46 bzw. Gemeinschaftseinrichtun gen: n=18 – über der Anzahl der Umfrageteilnehmenden (Gesamt: n=42). 3 Es ist zu beachten, dass der Altersquotient im Zusammenhang mit Pensionskassen von geringerer Relevanz ist als in einem umlagebasierten Vorsorgesystem (bspw. AHV). Nichtsdestotrotz verdeutlicht er die demografische Verschiebung der Gesellschaft über die Zeit hinweg. 4 Dies entspricht Umwandlungssätzen in Höhe von 5% für Männer bzw. 4.4% für Frauen. 5 Zur Schätzung der absoluten Umverteilung vergleicht die OAK denjenigen Anteil, der den aktiv Versicherten zustehen würde, mit der Verzinsung der Vorsorge kapitalien der aktiv Versicherten (OAK, 2021b). Bei proportionaler Verteilung hätten im Jahr 2020 vom insgesamt zur Verfügung stehenden Vorsorgekapital in Höhe von CHF 25.0 Mrd. circa 58.9% den aktiv Versicherten zufliessen müssen (entspricht circa CHF 14.7 Mrd.). Tatsächlich erhielten diese jedoch lediglich CHF 10.3 Mrd., was in einer Differenz bzw. Umverteilung von CHF 4.4 Mrd. resultiert. 6 Die durchschnittliche Bewertung der Gemeinschaftseinrichtungen hinsichtlich der Verschärfung der gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen liegt hingegen bei lediglich 3.45 Punkten. 7 Es ist zu beachten, dass die Möglichkeit einer Unterdeckung in einzelnen Vorsorgewerken einer Vorsorgeeinrichtung besteht, obwohl der Gesamtdeckungsgrad ausreichend – das heisst über 100% liegt – ist (OAK, 2021b). 8 Es ist zu beachten, dass in Abbildung 7 keine weitere Unterscheidung zwischen Sammel und Gemeinschaftseinrichtungen vorgenommen wurde. 9 Der Strukturtransparenz liegt eine Matrix zugrunde, die die Risiken «Pensionierungsverlust», «Langlebigkeit», «Tod und Invalidität» sowie «Sanierung» den Risikoträgern «Versicherungsgesellschaft», «Vorsorgeeinrichtung», «Solidargemeinschaft» und «Vorsorgewerk» zuordnet (Fehr und Poljak, 2021). 10 Es ist zu beachten, dass für sämtliche im Folgenden dargestellten Verteilungen die Kategorien nach oben einschliessend und nach unten ausschliessend sind. Im konkreten Fall der Abbildung 23 bedeutet dies beispielsweise, dass die zweite Kategorie zwischen 0.5% und 1% auch alle Einrichtungen enthält, die einen technischen Zinssatz von genau 1% verwenden. Die dritte Kategorie hingegen enthält alle Vorsorgeeinrichtungen, die mindestens einen technischen Zinssatz von 1% + x verwenden. 11 Der Median entspricht exakt dem mittleren Wert einer Verteilung, das heisst jeweils 50% der beobachteten Werte sind grösser bzw. kleiner als der Median.
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Literaturverzeichnis Baumann, H. (2020). Pensionskassenrenten – sicher ist nur die Unsicherheit. BDO Fachartikel. Baumann, R. (2015). ZielWertschwankungsreserve – Die richtige Höhe. Schweizer Personalvorsorge, Seiten 2–3. Bühler, A. und Ammann, D. (2017). Vergleichbarkeit von Pensionskassen – Beurteilung der Sicherheit der Leistungserbringung. Expert Focus, Seiten 575–580. Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) (2021). Die schweizerische Altersvorsorge. Bundesamt für Statistik (BFS) (2019). Pensionskassenstatistik 2019. Bundesamt für Statistik (BFS) (2020). Lebenserwartung, 19992019. Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA (FINMA) (2018). Rundschreiben 2018/4 – Tarifierung – berufliche Vorsorge. Eidgenössisches Department des Innern (EDI) (2021). Berufliche Vorsorge: Der Mindestzinssatz bleibt bei 1%. Fehr, E. und Poljak, B. (2021). Weisung der OAK zu Sammeleinrichtungen – Praxistauglichkeit muss sich noch weisen. Schweizer Personalvor, Seiten 102–103. Kislig, B. (2019). Dunkle Ecken in der Altersvorsorge. Der Bund. Köppel, R. (2020). Rentnerbestände als Herausforderung – Transfer an eine andere Vorsorgeeinrichtung als Lösung? PwC Insights. Kupper Staub, V. (2021). Umverteilung in der zweiten Säule – Effekt unrealistischer Vorgaben. Müller, L. und Wyss, S. (2015). Pensionskassenlandschaft heute und in Zukunft – Big is beautiful. Schweizer Personalvorsorge, Seiten 36–38. Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge OAK BV (2021a). Anforderungen an Transparenz und interne Kontrolle für Vor sorgeeinrichtungen im Wettbewerb. Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge OAK BV (2021b). Bericht finanzielle Lage der Vorsorgeeinrichtungen 2020. Schweizerischer Pensionskassenverband ASIP (2021). Vorsorgeeinrichtungen im Wettbewerb.
Neue Anforderungen an Transparenz und interne Kontrolle für
Weibel, H. (2019). Der Wettbewerb in der 2. Säule wird härter. Vorsorgeexperten.ch. Wyss, S. und Flückiger, H. (2016). Umstellung auf die technischen Grundlagen BVG 2015. Expert Focus, Seiten 941–945. Zopp, J. und Syfrig, G. (2021). Reformen sind jetzt dringend nötig. Sonntagszeitung.
Hochschule Luzern – Wirtschaft
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Institut für Finanzdienstleitungen Zug IFZ Campus Zug-Rotkreuz Suurstoffi 1
10/2021
6343 Rotkreuz