Jahrbuch 2017-2018 Institut für Innenarchitektur Hochschule Luzern

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N°8

2017 2018

JAHRBUCH INNENARCHITEKTUR




INHALT JAHRBUCH N°8

VORWORT

04

LEHRE

06

KERNMODULE INNENRAUM Basic Intermediate Advanced

Raum und Wahrnehmung Raum, Nutzung und Umfeld Produkt, Design und Interaktion (Design & Kunst) Konzept, Programm und Organisation Interiors and Furnishings Bauerneuerung und Umnutzung

08 10 14 20 22 24

KERNMODULE GESTALTUNG Basic Intermediate Advanced

Visuelle Grundphänomene Visuelle Komposition Material, Haptik und Optik (Design & Kunst) Atmosphäre, Farbe, Licht und Material Farbe, Fläche, Körper, Raum Räumliche Vision Kunst und Architektur

30 32 14 34 36 40 42

KERNMODULE TECHNIK Basic Intermediate Advanced

Struktur, Statik und Fügung Werkstoff, Konstruktion und Ergonomie (Design & Kunst) Beleuchtung, Akustik und Klima Finishings and Details

46 14 50 52

PROJEKTMODULE Basic Intermediate Advanced

Räumliches Selbstportrait Entwurf und Konzept Innenraum Modell und Prototyp (Design & Kunst) Öffentlicher Innenraum Human Building Praxis im Studium IP Workshop Bachelor+ Architektur und Raumgestalt

BACHELOR-THESIS

Gastro und Hostel im Zuckersilo

56 58 14 62 54 64 72 74

106

ERWEITERUNGSMODULE Basic Intermediate Advanced

Studienreise Innenraumdarstellung Konstruktion im Innenraum Marke und Raum

114 116 117 118


WEITERBILDUNG

Thema und Angebote

FORSCHUNG

Forschungsgruppe Innenarchitektur Symposium Naked Space Forschungsprojekt Microliving 2.0 Forschungsprojekt Kokon 2.0 Dieter Waeckerlin und Idealheim, Publikation

INSTITUT FÜR INNENARCHITEKTUR

120 122

124 126 128 130 131 132

134

ÖFFENTLICHKEIT

Jahresausstellung Ausstellung Bachelor-Thesis Hochparterre Campus Akademischer Austausch Vorträge

136 138 140 141 142

PERSONEN

Studierende Modulverantwortliche und Dozierende Forschungsgruppe und Assistierende

IMPRESSUM

144 146 147


VORWORT PROF. DOMINIC HAAG-WALTHERT, LEITER INSTITUT FÜR INNENARCHITEKTUR

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser Sie halten nicht nur die neuste Ausgabe unseres Jahrbuches in den Händen, sondern auch die umfassend neugestaltete Jahrespublikation des Instituts für Innenarchitektur der Hochschule Luzern. Seit der Reorganisation der Innenarchitektur-Abteilung zum Institut im Jahr 2017 sind in den neuen Leistungsbereichen Forschung und Weiterbildung erfolgreiche Projekte und Angebote entwickelt worden. Diese erhalten neu neben der Lehre ebenfalls Platz in der Dokumentation unserer Jahresaktivitäten.

noch nicht von der Ökonomisierung durchdrungen wurde. Auch im Bauwesen diktiert die Rendite in immer uneingeschränkterer die Form und Erscheinung unserer Bauten. Die Abgängerinnen und Abgänger werden immer mehr mit der Frage konfrontiert sein: Wie viel sind uns unsere kulturellen Werte wert? Denn Freiraum, Heimat, Identifikation oder Komfort sind für die Menschen nur begrenzt oder oft gar nicht verhandelbar. Gestern wurden unsere Gebäude noch hauptsächlich von Hand gebaut, morgen schon kommen sie aus dem 3D-Drucker. Der rasende technologische Wandel mit seinen neuen Möglichkeiten macht scheinbar alles möglich. Aber nicht alles, was machbar ist, ist auch wünschbar. Hier braucht unsere Gesellschaft in Zukunft vermehrt Fachpersonen, die welche aus den unendlichen Möglichkeiten einer digitalisierten Welt eine angemessene Auswahl generieren können. Und zwar – gemäss Dieter Waeckerlin – eine «sinne-volle» Auswahl, die den spezifischen Bedürfnissen von Nutzerinnen und Nutzern entspricht und damit erst Räume mit Lebensqualität möglich macht. Genau darin wurden unsere Abgängerinnen und Abgänger die letzten drei Jahre trainiert. Sie sind damit auf dem Weg herauszufinden, was das für sie in ihrer Arbeit als Innenarchitektinnen und Innenarchitekten konkret bedeutet.

Im Bereich Forschung dürfen wir nach dem ersten Jahr im Aufbau eine positive Bilanz ziehen. Etliche kleinere Projekte haben für einen guten Einstieg gesorgt. Wir stellen fest, dass es einen Bedarf an Innenarchitektur-Forschung gibt und es an lohnenswerten Fragestellungen nicht mangelt. Internationale Ausstrahlung wurde mit dem ersten Schweizer Innenarchitektur-Symposium «Naked Space» erreicht, welches im Juni 2017 von der Forschungsgruppe des Instituts durchgeführt wurde. Ebenso konnte mit der Monografie über den Designer und Innenarchitekten Dieter Waeckerlin die erste Publikation mit internationaler Ausstrahlung aus dem Institut lanciert werden. In der Lehre schauen wir zurück auf ein widersprüchliches Jahr. Zwar konnten mit einigen neuen Modulen die Studien­­inhalte aktualisiert und verbessert werden. Die zunehmenden Sparbemühungen sind aber in Zukunft nicht mehr ohne einen Leistungsabbau zu bewältigen. Nichtsdestotrotz konnten wir 2018 mit 33 Studierenden so viele Abgängerinnen und Abgänger wie noch nie diplomieren. Die frischgebackenen Fachpersonen treffen auf eine Branche und auf eine Gesellschaft, die sich stark im Umbruch befindet. Es gibt wohl keinen Lebensbereich, welcher

Nächstes Jahr feiert die Innenarchitekturausbildung an der Hochschule Luzern ihr zehnjähriges Bestehen. Ich freue mich heute schon darauf, alle unsere Abgängerinnen und Abgänger an einem gemeinsamen Anlass begrüssen zu dürfen und zu erfahren, welche Wege sie in ihrer Berufstätigkeit eingeschlagen haben und welche Antworten sie auf die drängenden Fragen unserer Zeit gefunden haben.

PROF. DOMINIC HAAG-WALTHERT

LEITER INSTITUT FÜR INNENARCHITEKTUR

4


5


Mit der Detaillierung der Einbauten, der Material- und Farbwahl werden die Innenräume gestimmt. Sie erhalten ihren Charakter, der selbst mit geschlossenen Augen wahrnehmbar ist. MONIKA IMHOF DORN

6


INNENRAUM

LEHRE | KERNMODULE


INNENRAUM LEHRE | KERNMODULE

RAUM UND WAHRNEHMUNG | Analyse und modellhafte Entwicklung von Raumsystemen und Körperfiguren; Wahrnehmung räumlicher Situationen in Relation zu technischen und funktionalen Aspekten; Wissen über bauliche, kulturelle und soziale Bedingungen von Innenarchitektur; Beschreibung der Erkenntnisse in einem Katalog von Ursachen und Wirkungen. RAUM, NUTZUNG UND UMFELD | Differenzierte Auseinandersetzung mit Fragen der Wohnnutzung und mit den Raum-, Konstruktions- und Proportionsmassen; Analyse von Typologie; Gestaltung räumlicher Situationen unter Einbezug von sozialen Mustern; Erkennen, Bewerten und Umsetzen räumlicher Konzepte im Spannungsfeld von Nutzung und Interaktion. PRODUKT, DESIGN UND INTERAKTION | Gestaltung von Mobiliar unter Berücksichtigung von Funktion, Ergonomie, Proportion, Volumen und Raum; Design im Spannungsfeld zwischen Funktion und Emotion; Verhältnis von genutztem und freiem Raum; Trend und Marktanalyse von aktuellen und visionären Ausdrucksformen im Innenraum. KONZEPT, PROGRAMM UND ORGANISATION | Erstellen von Raum- und Funktionskonzepten unter Einbezug von Nutzerbedarf und Nutzerbedürfnissen: Auseinandersetzung mit und Ermittlung von Bedürfnissen und deren Umsetzung. Erkennen und Bewerten der Raumqualität hinsichtlich ihrer Funktionalität. INTERIORS AND FURNISHINGS | Comprehensive investigation of dwelling and respective spatial concepts as a core competency of interior architecture; appreciation and knowledge of the cultural conditions generating meaningful interior spaces, appropriate furniture, suitable fittings, and coherent furnishings; insights into historic and contemporary models of dwelling as the interplay between such aspects as representation and hominess, physiology of habitation and comfort and expression and function. BAUERNEUERUNG UND UMNUTZUNG | Wissen über bauliche und soziale Strategien der Transformation und deren Bedingungen in Ökonomie und Ökologie; Untersuchung der Schnittstelle von Baubestand und Nutzungsprogramm mit den Aspekten von Erhalt, Weiterbau und Erneuerung; Analyse von Umbaukonzepten im Hinblick auf Absicht, Ausführung und Wirksamkeit.



R A U M U N D WA H R N E H M U N G KERNMODUL INNENRAUM | BASIC | HERBST 2017

2 Statik

Sonnenverlauf

6:00

18:00

9:00

1 15:00 12:00

Tages-und Nachtbereich

Lichteinstrahlung

Wegführung

Blickführung

10m

In diesem Modul lernen Studierende die Analyse und modellhafte Entwicklung von Raumsystemen. Die eigene Wahrnehmung räumlicher Situationen wird in Relation zu technischen und funktionalen Aspekten gestellt. Die eigenen Erkenntnisse werden in einem Katalog von Ursachen und Wirkungen beschrieben und festgehalten. Das Wissen über bauliche, kulturelle und soziale Bedingungen von Innenarchitektur wird ebenso vermittelt. In einer dreiteiligen Übung untersuchen die Studierenden lokale Wohnikonen in Bezug auf Kontext, Nutzung und Raum. Die projektrelevanten Themen der Bauwerke

werden herausgearbeitet und mittels visueller Analyse und konzeptuellem Modellbau dargestellt. Die Übung reicht von der städtebaulichen Betrachtung bis hin zum einzelnen Möbel.

8


3

A

4

A

MIRJANA DORDEVIC | WOHNEN IM WET TSTEINPARK LUZERN |

1)

Situationsplan mit Schnittdarstellung

Die zwei Wohnhäuser im Luzerner Wettsteinpark haben Masswerk Archi-

2)

Untersuchung von Weg- und Blickführung der Nutzungseinheiten

tekten 2013 erbaut. Die zwei kubischen Wohnhäuser bilden mit der ehe-

in Bezug auf Privatheit und Öffnungsverhalten

maligen Villa Friedheim ein Gebäude-Ensemble. Dieses hat die Studen-

3)

Entwurf Möblierungskonzept Wohnraum

tin auf seine räumlichen Qualitäten untersucht. In einem weiteren

4)

Modell des Innenraums

Schritt hat sie eine Wohneinheit analysiert. Ihr Fokus lag auf der Wegund Blickführung der Nutzungseinheiten in Bezug auf Privatsphäre und Öffnung. Als Schlusspunkt war ein Möblierungskonzept für den Wohnraum verlangt.

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RAUM, NUTZUNG UND UMFELD KERNMODUL INNENRAUM | BASIC | FRÜHLING 2018

1.00

1-1

3-3

2-2

1

735

285

80

10

2.00

2.67

94

975

A-A

705

80

A-A

20

215

2.20

1.94

30

925

88

1.73

5

1.015

10

3.63

4.05

2.20

7.39

1-1

3-3

2-2

13.64

2 3-3

2-2

1-1

3-3

2-2

1-1

In diesem Modul wird der Einsatz von temporären Wohneinheiten auf minimaler Raumfläche untersucht. In einer ersten Übung analysieren die Studierenden Funktionsund Nutzungsaspekte urbaner Wohnungstypen. Das Wechselspiel der gestalterischen Idee, rationaler Kriterien, räumlicher Wirkung und dem funktionalem Gebrauch wird mit dieser Untersuchung rückwärts aufgerollt. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse entwickeln die Studierenden in der zweiten Übung eine Studie, die das temporäre Wohnen auf minimaler Fläche erforscht und anwendet. Ausgangslage ist ein Holzelementbau,

der in einen kombinierten Wohn- und einen Arbeitsraum für zwei Personen für ein Artist-in-Residence-Programm strukturiert werden soll. Die festgelegten Masse bilden feste und unverrückbare Grössen. Die engen Platzverhältnisse erfordern eine multifunktionale Nutzung und eine intelligente Organisation des Raums. Die Holz­ einheiten müssen in sich aber auch als Ensemble funktionieren und mit dem Aussenraum harmonieren.

10


3

4

STEFANIE HÄSLER | ARTIST IN RESIDENCE | Im länglichen Holzpa-

1)

Grundriss Erdgeschoss mit Atelier- und Wohnbereich

villon sind die Nutzungen hintereinander organisiert. An einem Ende

2)

Längsschnitt mit der Schlafnische im oberen Geschoss

befinden sich der Eingang mit Bad, WC, Küche und darüber eine Galerie

3)

Die Glasfronten erlauben Durch- und Ausblick vom Wohnraum

mit zwei Schlafplätzen. Dieser Wohneinheit folgt eine Loggia und

ins Atelier.

anschliessend ein Atelierraum. Die Loggia trennt die beiden Nutzungen

4)

Die Aussenfassade im Modell, mit eingewobenem Balkon

Wohnen und Arbeiten geschickt und erweitert beide zugleich nach aussen. Eine horizontale, teils offene Holzlattung umschliesst das Bauwerk und lenkt die Blickführung.

11


125

98.7

81

76

125.8

452.4

286.5

355.4

200

61.6

542.8

2

+414

+381

+274

+205

+54

+0

12

266.8

175.7

1


RAUM, NUTZUNG UND UMFELD | KERNMODUL INNENRAUM | BASIC | FRÜHLING 2018

3

DANIEL KELLER | ARTIST IN RESIDENCE | Eigenständig und

1)

Grundriss Erdgeschoss mit Atelier- und Wohnbereich

schlüssig sind die Nutzungseinheiten in diesem Holzpavillon ineinander

2)

Längsschnitt mit der Schlafnische und Terrasse im oberen Geschoss

verschachtelt. Der schmale Wohn- und Arbeitsraum wird von vier Seiten 3)

mit Licht versorgt. Der obere Teil der Längswände wird intelligent als

Sicht vom Wohn- und Arbeitsraum auf die beiden Ebenen der Loggia

Stauraum genutzt. Die mittig platzierte Loggia fungiert als Scharnier zwischen Wohn- und Arbeitsraum sowie dem Schlaf- und Badbereich. Mit einer zweiten Ebene über der Loggia erhält der Aussenraum eine zusätzliche Aufenthaltsqualität.

13


P R O D U K T, D E S I G N U N D I N T E R A K T I O N KERNMODUL INNENRAUM | INTERMEDIATE | HERBST 2017

2

3

1

Ein Semester verbringen die Studierenden des Instituts für Innenarchitektur an der Hochschule Luzern – Design & Kunst. Die Möbeldesignaufgabe ist eingebunden in ein Gruppen- und ein Einzelprojekt. Jede Gruppe befasst sich mit einem Aspekt des Aufgabenthemas «Die Schönheit des Guten – Moral und Sustainability im Design». In einer ersten Auseinandersetzung untersuchen die Studierenden soziologische und philosophische Bedingungen. Aus dieser Analyse leiten sie verschiedene Interessens- und Gestaltungsfelder ab und erarbeiten daraus ein Gruppenkonzept. Es geht darum, konventionelle

Lösungen zu hinterfragen und neue Möglichkeiten anzudenken. Für die Umsetzung des Möbels sollen sowohl handwerkliche wie auch serielle Produktionsmethoden angedacht und verfolgt werden. Passend zum Gruppenkonzept entstehen individuelle Entwürfe nach der Methode: «Eigenes» in die Gruppe einbringen und «Gemeinsames» aus der Gruppe ins persönliche Projekt einbinden.

14


4

ANNICK LANG | NIMMERSATT | Die Studentin hat unseren überbor-

1)

denden Konsum zum Thema ihres Sitzentwurfs gemacht. Das Zuviel soll

2)

Formstudie

optisch und im Gebrauch erfahrbar sein. Dafür hat sie verschiedene

3)

Erster Test der Konstruktion

Materialien und Füllungen ausgedehnt oder aufgebläht. Entstanden ist

4)

Prototyp des Möbelentwurfs

ein Hocker mit einem länglichen Ballon als Sitzfläche, der mit Polyesterfaserbällchen gefüllt ist. Der Ballon ist in einem feinen Metallgestell fixiert. Setzt sich jemand drauf, quellen die beiden Enden nach aussen und symbolisieren so unseren Überfluss.

15

Materialtest der Füllung


1

2

4

3

LAURA EGGER | HAND ANLEGEN | Wir verlangsamen unseren Kon-

1)

Prototyp

sum, wenn wir Objekte wertschätzen, weil wir sie dann länger gebrau-

2)

Inspirationsbild des gefangenen Bären

chen. Basierend auf dieser Erkenntnis hat die Studentin ein Sitz- und

3)

Muster der Verschnürung

Liegeobjekt entworfen, das verschiedene Funktionen und Anwendungs-

4)

Details der ausgeführten Verschnürungstechniken

möglichkeiten bietet. Indem die Besitzerin selbst Hand anlegt, um das

5)

Objekt

Objekt durch Zusammenfalten und Schnüren in unterschiedliche Sitzund Liegepositionen zu bringen, macht sie es sich zu eigen. Dadurch entsteht eine persönliche Beziehung zum Objekt, wir schätzen es mehr und es erhält dadurch eine längere Lebensdauer.

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PRODUKT, DESIGN UND INTERAKTION | KERNMODUL INNENRAUM | INTERMEDIATE | HERBST 2017

5

17


2

3

1

MICHELLE FISCHER | FREIWERDEN | Um sich beim Tritt über die

1)

Materialauswahl

Schwelle vom Alltagsstress befreien zu können, muss das Heim-

2)

Ideenskizze

kommen und Ablegen der Kleidung zu einem reinigenden Ritual

3)

Erste Konstruktion mit quadratischen Latten

werden. Die Studentin hat dafür einen Stummen Diener für den

4)

Prototyp mit Rundstäben, im Gebrauch

Eingangsbereich entworfen. Das Ausziehen wird damit zu einer angenehmen Tätigkeit. Um ein Holzgestell hat sie ein langes Filzband gefädelt, wodurch verschiedene Möglichkeiten an Stauraum entstehen. Nach dem physischen Ablegen der Kleidung bleibt die Besitzerin einen Moment lang auf dem Filzband stehen – das wie ein Teppich am Boden endet –, bis sie befreit ihr Zuhause betreten kann.

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PRODUKT, DESIGN UND INTERAKTION | KERNMODUL INNENRAUM | INTERMEDIATE | HERBST 2017

4

19


K O N Z E P T, P R O G R A M M U N D O R G A N I S AT I O N KERNMODUL INNENRAUM | INTERMEDIATE | FRÜHLING 2018

2

1

Entwicklung Flächen IST

Entwicklung Flächen SOLL

Empfang/Info

Drucken

Sitzungsraum

Archiv

Sitzungsraum klein

Materialbibliothek

Arbeiten

Dusche

Stehung / Begegnung

Toiletten

Café

Garderobe Post

Ausgehend von den Tätigkeiten, Bedürfnissen und den spezifischen Anforderungen bei der Wissensarbeit, werden in diesem Modul Worksettings entworfen und in einem Raumkonzept umgesetzt. Zudem werden Grundlagen wie unterschiedliche Bürotypen, förderliche und hinderliche Bedingungen, Normen und Vorschriften für die Büroplanung vermittelt. Erkenntnisse aus aktuellen Forschungsprojekten zu Büroarbeitsplätzen fliessen in dieses Modul ein. Im Rahmen der Aufgabenstellung haben die Studierenden ein Raum- und Arbeitsplatzkon-

zept mit unterschiedlichen Worksettings für die Vogel Design AG erstellt. Grundlage dafür bildet ein gemeinsamer Workshop mit den Mitarbeitenden der Firma Vogel, bei dem die spezifischen Bedürfnisse in Bezug auf die Tätigkeiten und Prozesse erhoben wurden. Ein spezielles Augenmerk gilt dabei der vertikalen Erschliessung innerhalb der beiden Bürogeschosse und der natürlichen Belichtung der Bürofläche.

20


4

3

5

PASCAL HÄCHLER, FELIX LIEBI | BÜROKONZEPT VOGEL DESIGN |

1)

Handskizze Raumnutzung

Dieser Entwurf legt Wert auf räumliche Qualitäten und Blickbeziehun-

2)

Räumliche Anordnung der Nutzungen und der Flächenverbrauch im Ist- und Soll- Zustand

gen zwischen den beiden Ebenen. Die Eingangs- und Empfangszone ist zweigeschossig, skulptural und dient als Aushängeschild der Firma

3)

Grundriss Obergeschoss

Vogel Design AG. Auf die Bedürfnisse und Prozesse sind die beiden

4)

Modellfoto des Treppenraumes

Studenten geschickt eingegangen. Die lauten Bereiche sind von den

5)

Erdgeschoss mit der Treppenskulptur

Arbeitsplätzen abgetrennt, alle Wege sind kurz gehalten und die wichtigsten Normen berücksichtigt. Auch die vermietbare Fläche (Erweiterungsmöglichkeit) ist gut in den Grundriss integriert.

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INTERIORS AND FURNISHINGS CORE MODULE I INTERIOR | ADVANCED | AUTUMNE 2017

1

2 detail d.1

detail d.3

detail d.4

pine plywood 40mm

veneer edge

brickwall massive frame

20

sliding door fittings SlidoClassic 30 IF, 30kg

massive edge 15

fit in bar 20/30

back plywood 7mm

strut 16mm

door plate

10

detail d.5 pine plywood plywood filling

brickwall

detail d.2 pine plywood matt varnished

fit in bar 20/30

pinewood massiv

15

plywood filling grooved, matt varnished

25/40

15 10

basement veneered

massive pinewood white oiled

flush fitted bar

pine plywood 19mm

sliding door fittings SlidoClassic 30 IF, 30kg

shelves

plywood sticks laped, matt varnished

The main objectives of this course are to gain profound knowledge of the history of interiors and their furnishings, becoming able to recognize Zeitgeist-related aspects as an interdependent development. In addition, a further objective is to acquire concepts and methods for integrating newly designed interventions within historical interiors. The reference object is an architect’s home, the Kjærholm House (1962) in Rungsted Kyst (DK), designed by Hanne and Poul Kjærholm. After historic cultural contexts have been investigated in the first assignment, the results then serve as the basis for the

second and third assignments in which a design concept for the living areas of a house is conceived. This includes the articulation of space-defining surfaces, i.e., floor, wall, ceiling, as well as suitable furniture, textiles, and lighting. The focus of the course is on effectively and aesthetically furnishing the pre-assigned spaces and designing features that consider all associated features and components.

22


3

MIRJAM BÖHLEN, LEONIE HÄNER, FLAVIO LAUBER, FIACHRA

nently in traditional Japanese rooms, it’s necessary for storage to be

ERWAN MCCARTHY, ANNINA TRÜMPLER As described in “What is

designed into the buildings. The necessary storage is built into the

Japanese about a Japanese House?” concerning a surprising intellec-

walls, floors, or ceilings (2). Although the spaces are multifunctional,

tual leap in residential design in the 14th century, “This was an idea so

these built-ins suggest specific uses of the space. Hidden behind sim-

powerful that it resonated for the next 600 years, and still retains…

ple wood-paneled doors that are integrated well in the design of the

influence in Japan [today]. This intellectual leap sought to ‘eliminate the

entire house are large closet-like spaces, often outfitted with shelves

inessential’ and seek the beauty in unembellished humble things. It

(1). Other built-in storage includes shelves and small closets to hold tea

sought spaciousness in deliberately small spaces and a feeling of eter-

utensils in the kitchen area of the tea ceremony room or house (3).

nity in fragile and temporary materials.” (Tada and Mehta 2005: 8)

1

1

Kimie Tada and Geeta Mehta. “What is Japanese about a Japanese

What during the day is a place for work, play, eating, or entertaining,

House?” In: Japan Style: architecture + interiors + design. Singapore:

becomes a bedroom at night. Since very little furniture is placed perma-

Periplus Editions Ltd, 2005.

23


BAUERNEUERUNG UND UMNUTZUNG KERNMODUL INNENRAUM | ADVANCED | FRÜHLING 2018

14

3

4

22 55

8

25

10

8

2

1

tionalVersion

2 6

395

6 15

125

65

315

19

265

36

26

35

75

185

3

445

65

1 3

32

05

1

2

2

7

2

Im Jahr 2020 werden in Europa 85 Prozent aller Bauarbeiten im Bestand ausgeführt werden. Diese Planungen erfordern umfassende Kenntnisse über Grundrisse, Konstruktionen und Baumaterialien historischer Gebäude. Dieses Modul verfolgt die Ziele und Methoden der Denkmalpflege, der Konservierung, der Restaurierung sowie Strategien der Bauerneuerung. Das Gelernte wird anhand eines konkreten Baus geprüft, der aktuell vor einer Sanierung und Umnutzung steht. Das diesjährige zu untersuchende Objekt ist die «First Church of Christ Scientist» in Basel, das seit 2016 nicht

mehr als Kirche genutzt wird. Die Kirche wurde vom bekannten Schweizer Architekten Otto Rudolf Salvisberg 1935/1936 gebaut und ist weitgehend im Originalzustand erhalten. Das Gebäude gilt als exemplarisch für die Moderne des 20. Jahrhunderts in der Schweiz und ist im Denkmalverzeichnis aufgeführt. Die Kirche wird in Zukunft vom Sinfonieorchester Basel als Proberaum genutzt werden.

24


4

5

6

PATRICIA AMSTUTZ, FLAVIO LAUBER, FABIAN SCANDELLA

1)

Der Sonntagsschulraum der First «Church of Christ Scientist»

Die Studierenden haben zu Beginn den Zustand des ehemaligen Sonn-

2)

Aufnahme der Sitzbank vor der Fensterfront in der Sonntagschule

tagsschulraums der «First Church of Christ Scientist» untersucht. Ihr

3)

Ertüchtigungsvorschlag (rot eingefärbt) für die aus der Bauzeit

Fokus gilt der genauen Aufnahme der Metallfenster in der geschwunge-

stammenden Bronzefenster

nen Fassade. Diese Fensterfront zu ertüchtigen und eine Lösung für die

4)

Entwicklung eines mobilen Möbels in Grundriss und Schnitt

Beschattung zu schaffen war Teil ihres Projektes. Zudem haben sie

5)

Modellbild mit dem mobilen Möbel

über eine neue Nutzung des Raums nachgedacht. Sie haben ein mobi-

6)

1:1- Materialtest Esche unbehandelt (oben) und dreifach geseift

les Einbaumöbel für Poetry-Slam-Veranstaltungen entwickelt, das je nach Bedürfnissen platziert und eingesetzt werden kann.

25


2

1

3

JULIA SALAMON, ANNINA TRÜMPLER Ein bestehendes Bauteil

1)

Die Sitzbank als Axonometrie mit den unterschiedlichen Bauteilen

genau zu analysieren, lehrt die Studierenden, die Konstruktion und

2)

Aufgeklapptes Furnierbild mit den liegenden, gestürzten Nuss-

Bauweisen vergangener Epochen nachzuvollziehen und zu verstehen.

baumfurnieren

Die beiden Studentinnen haben in der «First Church of Christ Scientist»

3)

die Sitzbank und die Metallfenster im Vorraum des Besprechungszim-

Materialität, Nussbaum Massivholz auf der Sitzfläche, Nussbaumfurnier auf der oberen Rückenlehne

mers dokumentiert. Der Architekt Otto Rudolf Salvisberg hat dort eine Sitzbank in eine Nische unterhalb des Fensters eingepasst. Mit der Axonometrie zeigen die Studentinnen die Konstruktion der Bank auf und mit dem Detailplan die charakteristische Oberfläche mit dem mittig gestürzten Furnier.

26


BAUERNEUERUNG UND UMNUTZUNG | KERNMODUL INNENRAUM | ADVANCED | FRÜHLING 2018

2

3

1

LEONIE HÄNER, CELINE LEIST Die Studentinnen haben zu Beginn

1)

Schnitt durch den Sonntagsschulraum mit der neuen Bestuhlung

den Zustand des Rednerpults aufgenommen, das mittig an der Rück-

2)

Modellbild mit der neuen Bestuhlung und dem Teppich

wand des Sonntagschulraumes platziert ist. Das Möbel ist mit hellem

3)

Sesselentwurf in Anlehnung an die Möbel von

Eschenholz furniert und noch immer in gutem Zustand.

Rudolf Otto Salvisberg

Als Ergänzung haben die Studentinnen einen Sessel entworfen, den sie von bestehenden Möbelentwürfen des Architekten Rudolf Otto Salvisberg abgeleitet haben. Mit der neuen Bestuhlung soll der ehemalige Sonntagsschulraum wieder reaktiviert und für Lesungen oder Veranstaltungen genutzt werden.

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SETZE DIE FARBE WEISS GENAUSO PRÄZISE EIN WIE JEDE ANDERE FARBE. SONJA KRETZ

28


GESTALTUNG

LEHRE | KERNMODULE


GESTALTUNG LEHRE | KERNMODULE

VISUELLE GRUNDPHÄNOMENE | Zeichnen im Bereich Axonometrie und Perspektive. Skizzieren als Generator für die Entwicklung und Ausarbeitung eigener Ideen und Wege. Historische und methodische Grundlagen zum Thema Zeichnen. Grundbausteine des räumlichen Abbildens, Geschichte des Raumbildes. Basiswissen und Fachsprache der Architekturgeschichte. Einführung in die Gestaltung von Dokumentationen. VISUELLE KOMPOSITION | Fotografie als Werkzeug. Wahrnehmung und fotografische Dokumentation von Licht, Oberflächen und Komposition räumlicher Szenerien. Architektur- und Modellfotografie, Typografie, Regeln der Raumabbildung und Erzeugung von Raumbildern. Überblick über die Stilphasen der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts und ihre Einordnung in den städtebaulichen Kontext. MATERIAL, HAPTIK UND OPTIK | Wirkungen und Relationen von Form, Fläche, Materialität, Licht und Farbe im Raum. Haptische und optische Erscheinungs- und Wirkungsweisen von Materialien. Material als Bedeutungsträger und Form der Kommunikation. Designgeschichte unter dem Aspekt der Rezeption von Designobjekten. ATMOSPHÄRE, FARBE, LICHT UND MATERIAL | Wissen und Erfahrung über die Phänomene von Farbe, Licht und Material verbunden mit Form und ihrem Einfluss auf die Wirkungsentfaltung von Atmosphäre und Aussage des Raums; Analysieren der Potenziale von Atmosphärischem in Praxis, Theorie und Kontext. FARBE FLÄCHE KÖRPER RAUM | Erproben und Erfahren von Wirkung und Zusammenspiel von «Farbe Fläche Körper Raum». Kenntnis über Beschaffenheit und Anwendung von Farbe, Tapeten und Textilien. Wissen über Techniken der Applikation von Farbe als Material, Tapeten und Textilien; Einblick in das Handwerk und in dessen Werkzeuge. Erkennen der Farbe als architektonisches Mittel. Vertiefen von theoretischem Wissen über Farbe. RÄUMLICHE VISION | Visuelle Analyse eines bestehenden Kunst- oder Architekturprojekts. Aufbau eines vertieften Verständnisses der Beziehungen zwischen Objekt und Raum, sozialem, kulturellem und historischem Hintergrund. Räumliche Beziehungen zwischen Architektur und visueller Gestaltung. KUNST UND ARCHITEKTUR | Grundzüge der Beziehungsgeschichte zwischen Kunst und Architektur am Beispiel der Gestaltung öffentlicher Plätze, Reflexion der historischen und philosophischen Hintergründe dieses Zusammenklangs. Ökonomische und organisatorische Betrachtungen zur Durchführung von Wettbewerben. Gestalterische Vertiefung einer Aufgabe, die konkret im öffentlichen Raum der Stadt Luzern angesiedelt ist.



VISUELLE GRUNDPHÄNOMENE KERNMODUL GESTALTUNG | BASIC | HERBST 2017

1

dern ein Denken, das sich aus der Arbeit der Hände und aus der genauen Beobachtung der dabei entstehenden Bilder ergibt. Zeichnen soll als Medium für die Ideenfindung, den Entwurf, für das Studium und den Beruf etabliert werden. Wissen zur Geschichte des Raumbildes und zur Architekturgeschichte sowie Basiswissen und Fachsprache der Architekturgeschichte werden in diesem Modul ebenfalls vermittelt. Abgerundet wird das Modul mit einer Einführung in die Gestaltung von Dokumentationen.

Zeichnen ist die Grundlage allen Gestaltens. Es ist die Basis, um eigene Ideen und Wege zu entwickeln und auszuarbeiten. Im Modul werden zwei wesentliche Darstellungsarten geübt: das freie Skizzieren und Gestalten sowie die exakte Raumdarstellung mit Axonometrie und Perspektive. Ziel des Studienelements Zeichnen ist, die Studierenden im Skizzieren und Zeichnen zu einem selbstständigen und selbstverständlichen Umgang mit den verschiedenen Zeichenmaterialien und Techniken anzuregen. Im Vordergrund steht nicht zielorientiertes Vorgehen, son-

30


2

KATHARINA

DIETMANN,

NATHALIE

KUHN,

VERA

SYLVIA WÜBBENS | TRAUM EINER ERINNERUNG

31

1)

Ausschnitte aus dem Gestaltungsprozess

2)

Ausloten der Form über unterschiedliche Auftragsarten

SIEBER,


VISUELLE KOMPOSITION KERNMODUL GESTALTUNG | BASIC | FRÜHLING 2018

1

In diesem Modul wird Fotografie als Werkzeug für die eigene Arbeit vermittelt. Dabei werden die eigene Wahrnehmung und die fotografische Dokumentation von Licht, Oberfläche und Raumkomposition geübt. Die Studierenden müssen in einer ersten Aufgabe kleine Raumszenerien mit typografisch bedrucktem Papier und einem weiteren Material entwickeln. Sie können dafür die Papierbögen falzen, biegen, zerschneiden und in Beziehung zueinander setzen. Die entstandenen Szenerien aus Papier halten die Studierenden fotografisch fest. Dabei müssen sie verschiedene Standpunkte, Tiefen­

unschärfen und Lichtdramaturgien mit einbeziehen. Die Raumszenerien werden Schritt um Schritt – immer hinsichtlich einer prägnanteren Komposition – verändert und fotografisch festgehalten. Zuletzt werden die entstandenen Fotografien in einer Broschüre zusammengetragen und mit kurzen Textinformationen ergänzt.

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2

3

MARC NUSSBAUMER

YANNIC GISLER | BEULENKROKODIL

Materialien: dünn geschnittenes Styropor und bedrucktes Papier

Materialien: Furnier und bedrucktes Papier

1)

2)

Komposition aus Papier und hauchdünnem Styropor

Der Objektschatten wird inszeniert und wird ein wichtiger Teil der

Bildkomposition. 3)

33

Bildsequenz, Objekt zu Leerraum


AT M OSPHÄRE, FARBE , LICHT UND MATERIA L KERNMODUL GESTALTUNG | INTERMEDIATE | FRÜHLING 2018

1

Jeder reale Ort weist eine Summe spezifischer Charakteristika auf, die den Ort als solchen beeinflussen, prägen oder auch dominieren. Die Summe dieser Parameter nennen wir Atmosphäre. Das Modul will die einzelnen Komponenten von Atmosphäre – Farbe, Licht und Material – visuell, analytisch und in kritischer Weise untersuchen und auf ihre räumlichen Gestaltungspotenziale erproben. Zu Beginn begeben sich die Studierenden auf eine visuelle Recherche. Sie dokumentieren die Atmosphären realer Orte mit Hilfe geeigneter Mittel, Medien und

Materialien. In der Wahl des zu analysierenden Orts sind die Studierenden frei. Die einzige Bedingung ist, dass der Ort ein Innenraum ist. In einer zweiten Phase transferieren die Studierenden die Potenziale der Analyse in ein protoatmosphärisches und massstabfreies Modell.

34


3

2

LAURA EGGER, PASCAL HÄCHLER, ANGELA INÄBNIT, KARIN

1)

Protoatmosphäre zum Begriff Öffentlichkeit, Ansicht A

UNGERER | ATMOSPHÄRE DER ÖFFENTLICHKEIT | Dieser öffentli-

2)

Protoatmosphäre zum Begriff Öffentlichkeit, Ansicht B

che Raum ist für alle zugänglich. Die spezifische Atmosphäre ist für

3)

Raumkäfer/dreidimensionale Rekombination der recherchierten Charakteristika

einen Kurzaufenthalt konzipiert. Die Nutzer müssen sich auch bei starker Frequentierung schnell orientieren können. Die Raumstruktur ist klar, einfach und ruhig. Die Dimensionierung ist grosszügig, so dass der Raum barrierefrei funktioniert. Der Raum wird durch robuste Oberflächen, zurückhaltende Materialien, beruhigende Farben, die Beleuchtung und durch Bodenlinien in verschiedene Zonen unterteilt. Farbakzente helfen bei der Orientierung.

35


FA R B E , F L Ä C H E , K Ö R P E R , R A U M KERNMODUL GESTALTUNG | ADVANCED | HERBST 2017

1

Farbe ist ein architektonisches Gestaltungsmittel. Im Modul werden Wirkung und Zusammenspiel von Farbe, Fläche, Körper und Raum erprobt, sowie Kenntnisse zur Beschaffenheit und Anwendung von Farben, Tapeten und Textilien vermittelt. Das erlernte Wissen um die Wirkung von Farbe, Licht und Material auf die Atmosphäre vertiefen und festigen die Studierenden durch Anwendungen im Raum. Aufgabe: Ein ehemaliges Industriegebiet, das sich im Übergang von Stadt zu Land befindet, wird umgebaut und umgenutzt. Es entstehen neue Wohn-, Arbeits- und Ateliereinheiten. Die Studierenden

bearbeiten eine Ateliereinheit bestehend aus drei Räumen auf zwei Etagen und einer verbindenden Treppe. Die Bauherrschaft möchte die Räume durch Materialien wie Farbe, Textilien, Linoleum, Keramik und/oder Tapeten neu definieren. Zudem ist sie an Vorschlägen für eine zukünftige Nutzung interessiert. Die Studierenden erstellen für die drei Innenräume ein Farb- und Materialkonzept. Mit Hilfe von Bildern, Fotografien, Karten, Texten und/oder Filmausschnitten definieren sie zu Beginn die gewünschte Raumatmosphäre und kombinieren sie mit einer passenden Nutzung.

36


3

backsteinrot NCS S 3050-Y80R keimfarbe (kaliumsilikat mit mineralischen pigmenten) auf kalkglattputz mit farbrolle aufgetragen

2

opakes eis NCS S 0505-B20G keimfarbe (kaliumsilikat mit mineralischen pigmenten) auf kalkglattputz mit farbrolle aufgetragen

transparentes eis NCS S 0502-B Keimfarbe (kaliumsilikat mit mineralischen pigmenten) auf kalkglattputz mit farbrolle aufgetragen

lichte esche helle esche massivholz gewachst

spiegelnder marmor NCS S 0500-N naturstein poliert, kanten gefast auf unterlagsboden grossflächig verlegt

gefrorenes sandbraun linoleum NCS S 1010-Y20R Farbmaterial/ Zusammensetzung auf unterlagsboden punktuell verklebt

JONATHAN ECKERT, ADRIAN MÜLLER | EISKUGEL AM FLUSS |

1)

Ansicht Treppenaufgang

Das Stimmungsbild einer Eiskugel des Künstlers Andy Goldsworthy am

2)

das Auslegen der einzelnen Materialmuster

Fluss vor einer Backsteinbrücke wird gekonnt in die Architektur über-

3)

Materialmuster Aufgelistetet

setzt. Dabei bilden die unterschiedlichen Weissnuancen des Eises die Grundlage für gestrichene Wände und partielle Bodenflächen aus Marmor. Der Backstein wird als farbige Wand und als Reflexionskörper eingesetzt. Die Räume verändern sich mit dem Tag und den Lichtverhältnissen und erscheinen wie eine Wasserfläche immer wieder in neuen Farbnuancen. Die unterschiedlichen architektonischen Formen unterstützen das Konzept von Farbe und Reflexion.

37


1

2

MERIT ALBERTIN, BENJAMIN SENNHAUSER | AM FLUSS | Ein

rente Vorhänge geplant, die allen Räumen partiell weiche Schichten

Luftbild des Colorado-River-Deltas dient als Ausgangslage. Darauf sieht

verleihen, die Farbtöne in unterschiedliche Nuancen teilen und Raum-

man, wie sich das weich anmutende Wasser seinen Weg sucht, bis es

grenzen auflösen. Die Raumsequenz dient als kreativer Gemeinschafts-

vom erdigen und harten Gestein ausgebremst wird. Die Ablagerungen

raum.

des Gesteins mit dem darüber fliessenden Wasser wirken aus der Vogel-

1)

Ansicht Gemeinschaftsraum

perspektive wie geschichtet.

2)

Farbkonzept im Grundriss

Für den Transfer ins Projekt schlagen die Studierenden die Eingangs-

3)

Ansicht Treppenaufgang

und Erschliessungszonen in Weisstönen mit leichtem Blau- oder Rotanteil vor. Diese Farbtöne repräsentieren das Wasser, das bis in die oben und unten angrenzenden Räume vordringt, wo es durch ruhige und erdige Farbtöne gebremst wird. Als weiteres Element sind halbtranspa-

38


FARBE, FLÄCHE, KÖRPER, RAUM | KERNMODUL GESTALTUNG | ADVANCED | HERBST 2017

3

39


RÄUMLICHE VISION KERNMODUL GESTALTUNG | ADVANCED | FRÜHLING 2018

1

Im Modul Räumliche Vision werden die Beziehungen zwischen Objekt und Raum und zwischen Architektur, Kunst und visueller Gestaltung untersucht. Die Erkenntnisse werden in eine Ordnung gebracht und in einer übersichtlichen Präsentationsform vorgelegt. Im Vordergrund stehen gestalterische Überlegungen und Übungen, die eine Annäherung an eine spezifische Situation ermöglichen und diese gleichzeitig verständlich darstellen und erläutern. Die Studierenden können hierfür ein Kunstobjekt im öffentlichen Raum auswählen und sich diesem mit Film, Fotografie, Zeichnungen oder Malerei

annähern und es dokumentieren. In Inputveranstaltungen werden grundsätzliche Möglichkeiten visueller Analyse und Theorien der Raumwahrnehmung in der Architektur vorgestellt.

40


2

SARAH BUCHER, JEANNET TE ENGEL, MICHELLE FISCHER

MICHELLE MÜLLER | SKYSPACE VON JAMES TURRELL | Die Studentin hat für ihre Arbeit James Turrells raumgreifendes Kunstwerk

DENKMAL | Die drei Studentinnen haben sich ein Luzerner Wahrzei-

Skyspace in Zuoz ausgewählt. Sie war hierfür im Winter vier Tage vor

chen für ihre Arbeit ausgesucht. Sie haben hierfür die Touristen vor

Ort. Sie hat das Kunstwerk zu verschiedenen Tageszeiten und bei unter-

dem Löwendenkmal fotografisch festgehalten. Aus ihrer augenzwin-

schiedlichen Wetterverhältnissen in Aquarellen und Fotografien festge-

kernden Dokumentation geht hervor, wie Touristen das Denkmal und

halten. Dabei gilt ihr besonderes Interesse den Farb- und Licht-

sich selbst mit dem steinernen Löwen festzuhalten versuchen. Entstan-

verläufen.

den ist eine kleine Sozialstudie mit Hilfe guter Dokumentarfotografie.

1)

2)

Doppelseiten aus der Projektdokumentation

41

Doppelseiten aus der Projektdokumentation


KUNST UND ARCHITEKTUR KERNMODUL GESTALTUNG | ADVANCED | FRÜHLING 2018

2

1

3

Raum entwickeln. Ausserdem werden praktische Fragen zur Organisation von Wettbewerben, zum Wert des Kunstwerks, zu Versicherung und Haftung geklärt. Mit einer praktischen Aufgabe wenden die Studierenden das Gelernte an. Die diesjährige Übung bestand darin, für das Luzerner Löwendenkmal eine Plattform zu entwerfen. Diese soll Besucherinnen und Besucher näher an den Löwen bringen und zugleich als Bühne genutzt werden können.

Im Architekturdiskurs der Gegenwart gewinnen Bezüge zur Kunst zunehmend an Bedeutung. Architekten arbeiten mit kunstspezifischen Ansätzen, Künstler orientieren sich bei der Architektur und gemeinsam entwickeln sie interdisziplinäre Lösungen. Vorlesungen erläutern an historischen und aktuellen Beispielen, wie gemeinsame Beiträge aus Kunst, Philosophie, Religion und Architektur zu Gesamtkunstwerken verschmelzen. Diskutiert werden Projekte, die dank neuer Technologien möglich wurden und subversive Aktionen, die eine veränderte Wahrnehmung von Öffentlichkeit und öffentlichem

42


1

JULIA EGLI, MICHELLE MÜLLER, CHRISTINE SCHMID | EINE

JONATHAN ECKERT, ADRIAN MÜLLER, Y VES NIEDERBERGER,

BÜHNE FÜR LUZERN | Die Idee des Entwurfs ist eine Konstruktion,

EDI SCHEIDEGGER | LIONS DEATH | Die Studenten wollen mit ihrem

die vielfach genutzt werden kann. Die Form entsteht aus der Topografie

Entwurf die Geschichte des Löwendenkmals für die Betrachtenden

vor Ort. Die runden Formen übersetzen die drei Studentinnen in eine

erlebbar machen. Ihre Konstruktion soll an den Niedergang der Patri-

geschwungene Holzskulptur, die die Besucher über das Wasser in die

zier, denen das Denkmal gewidmet ist, erinnern. Sinnbild hierfür ist ein

Nähe des Denkmals leitet. Am Abend kann die Konstruktion als Bühne

langer, spitz zulaufender und begehbarer Speer, der über das Wasser in

für Musikaufführungen genutzt werden.

die Nähe des Denkmals führt. Eine im See versenkbare Bühne, die bei

1)

Ausschnitt des Modells

Bedarf hochgehoben werden kann, bietet mit ihrer organischen Form

2)

Skizze zur Holzskulptur

einen Gegenpol zum Speer.

3)

Grundriss der Bühne mit Bestuhlungsanordnung

1)

43

Situationsplan mit Schnittdarstellung


VERÄNDERT DIE RAUMSZENARIEN IMMER HINSICHTLICH EINER PRÄGNANTEREN FOTOGRAFISCHEN KOMPOSITION. MARKUS KÄCH

44


TECHNIK

LEHRE | KERNMODULE


TECHNIK LEHRE | KERNMODULE

GRUNDLAGEN DES BAUENS | Einblick in die zentralen Fragestellungen der vier Disziplinen Architektur, Innenarchitektur, Bauingenieurwesen und Gebäudetechnik | Energie. Verständnis für die spezifischen Denkweisen der eigenen und der anderen Fachrichtungen. Bewusstsein für die Notwendigkeit des Dialogs zwischen verschiedenen disziplinären Kulturen. STRUKTUR, STATIK UND FÜGUNG | Kennenlernen der Typologie von Tragwerken in Holz in verschiedenen Grössen; Analyse von raumbildenden Baustrukturen in Holz und ihren Verbindungen; Ableitung von Gestaltungsideen und formalen Absichten nach Kriterien der Konstruktion im Entwurfskonzept eines Möbels; Einblicke in Aspekte des Bauingenieurwesens und der Materialkunde. WERKSTOFF, KONSTRUKTION UND ERGONOMIE | Erfahrung von Eigenschaften und Bearbeitung von Werkstoffen sowie Wissen um Anwendungsgebiete; aktuelle und visionäre Transformation, Anordnung und Verarbeitung von Materialien im Bau; Anatomie, Physiologie und Arbeitsprozesse sowie deren Relevanz für die Gestaltung im Raum. BELEUCHTUNG, AKUSTIK UND KLIMA | Wissen und Erfahrung im Bereich der physikalischen Grundlagen und Wirkungen von Licht, Schall und Raumakustik, Klima und Raumluft in Bezug auf die Wahrnehmung und das Befinden; Einsatzbereiche von technischen und gestalterischen Massnahmen; Relevanz der physikalischen Umweltfaktoren in Raum und Gebäude. FINISHINGS AND DETAILS | Study of the process of constructing interiors including space-defining surfaces, cladding, and coatings; analysis of the effect and meaning of these elements; knowledge of the specific properties of materials and constructive systems of finishings; sustainability and building biology; tactile, visual, and acoustical aspects; building physics and, visits to construction sites in relation to the topics of the module. KOMFORT UND ENERGIE | Grundlagen des Komforts, (Klima- und Behaglichkeitsphänomene),

Gebäudetechnik

im

Kontext

von

Architektur,

Tragwerk und Eigenschaften der Gebäudehülle sowie daraus resultierende Energiebetrachtungen. RAUMGESTALT | Verständnis für Fragen des Gebrauchs und der Tektonik, im Sinne eines Dispositives zwischen technischem Sachverhalt und den Gebäudeelementen als künstlerische Gestalt. Auseinandersetzung mit räumlich kleinteiligen Elementen. Beschäftigung mit historischen und aktuellen Beispielen. Die kritische Auseinandersetzung kreist um Themen der Atmosphäre und des Komforts.



S T R U K T U R , S T AT I K U N D F Ü G U N G KERNMODUL TECHNIK | BASIC | FRÜHLING 2018

1

Auflagerdetail Kräfteabtragung Balkendecke auf Konterträger

Grundriss Fensteranschluss - Detail

Schnittdetail Kräfteabtragung auf Bruchsteinmauer

Schnitt Fenster - Detail

Auflagerdetail Kräfteabtragung Konterträger auf stehender Block

In diesem Kernmodul lernen Studierende die Typologien von Holztragwerken verschiedener Dimensionen kennen. Als gewachsener, organischer Baustoff hat Holz beim Tragverhalten und der Raumbildung besondere Eigenschaften. Anhand von ausgewählten Bauwerken werden die Bauweise und Fügung von traditionellen und zeitgenössischen Holzbauten nachvollzogen. Dazu werden zuerst die bauliche Struktur und dann einzelne Verbindungsknoten analysiert. Dies geschieht vor allem mit Handzeichnungen und dem Bau von zerlegbaren Modellen in unterschiedlichen Massstäben. Die Analyse dient

als Basis, um eigene Gestaltungsideen nach Kriterien der Konstruktion in ein Behältermöbel mit beweglichen Teilen überzuleiten. Zusätzlich führen Vorlesungen in die Entwicklungsgeschichte von Holzbauten und Möbeln, in die Grundlagen der Tragwerkslehre und in ökonomische Aspekte des Bauens mit Holz ein.

46


2

3

4

JASMIN ANGST, YANNIC GISLER, NATALIE KUHN, MICHELLE

bindungen und Nut-Kamm-Verbindungen verzahnen die einzelnen

SCHMIDIGER, TANJA STEIGER | BLOCKBAU ZEITGENÖSSISCH,

Wandteile untereinander. Der Benutzer, die Benutzerin kann sich auf

WOHNHAUS WALPEN, GION A. CAMINADA, 2002 | Das Wohnhaus

die mittlere Klappe setzen und im Sitzen die äusseren Klappen bedie-

Walpen im Wallis des Architekten Gion A. Caminada dient den Studie-

nen. Geplant ist das Möbel in massivem Eichenholz. Für den Prototyp

renden als Vorlage für die Analyse der Bauweise. Dabei handelt es sich

haben die Studierenden eine Dreischichtholzplatte in Fichte verwendet.

um einen zeitgenössischen Blockbau in massiver Lärchenholzkonstruk-

1)

Wohnhaus Walpen: Konstruktion und Lastabtrag des Knotens

tion. Diverse Details haben die Studierenden minutiös untersucht, so

Boden, Wand, Fenster

auch die drei Verbindungsknoten Treppe, Innentür und Fenster.

2)

Wohnhaus Walpen: Längsschnitt und Querschnitt

In einem zweiten Schritt haben sie die gewonnenen Erkenntnisse in

3)

Schuhtruhe: Längsschnitt geöffnet

eine dreiteilige Truhe übersetzt. Die Konstruktion der Schuhtruhe funk-

4)

Schuhtruhe: Querschnitt geschlossen

tioniert ohne Leim, Schrauben und Nägel. Schwalbenschwanz-Eckver-

47


1

2

GSEducationalVersion

fenden Rückwand und der Mittelwand. Verbindungen werden durch

MICHAELA BURTSCHER, CARLA THELER, FABIENNE STAHEL, SARA STÄUBLE, SIMON STEINER | INDUSTRIELLE TAFELBAU-

Dübel und Leim gelöst. Entstanden ist ein Möbel mit abgerundeten

WEISE, HAUS SUMVITG, BEARTH & DEPLAZES, 1999 | Ein Einfa-

Kanten und mit Drehschubladen. Die Schubladenwände mit den klei-

milienhaus in der kleinen Bündner Gemeinde Sumvitg der Architekten

nen Radien sind an der Grenze des Machbaren. Die Studierenden haben

Bearth & Deplazes haben die Studierenden für ihre Analyse ausgewählt.

sehr exakt gearbeitet, um beim Biegen die Wände nicht zu beschädigen.

Eine erst auf den zweiten Blick erkennbare Eigenschaft des Hauses ist,

Dass das Möbel funktioniert, ist der maschinellen CNC-Herstellung mit

dass es sich um eine industrielle Tafelbauweise handelt. Dies bedeutet,

der hohen Massgenauigkeit zu verdanken.

dass ganze Wand- und Deckenelemente im Werk massgenau vorgefer-

1)

Haus Sumvitg: Grundriss zweites Obergeschoss und Querschnitt

tigt werden und alle Details vorher genau überlegt werden müssen. Die

2)

Haus Sumvitg: Axonometrie Bauweise und Konstruktion

Übersetzung des Hauses in ein Möbel haben die Studierenden folgend

3)

Barmöbel: 3D-Darstellung mit Beschriftung der Einzelteile

gelöst: Die Tragstruktur besteht aus den hinteren Rippen, einer ausstei-

4)

Barmöbel: Fotografie des Barmöbels in geöffnetem Zustand

5)

Barmöbel: Fotografie des Eckdetails

48


STRUKTUR, STATIK UND FÜGUNG | KERNMODUL TECHNIK | BASIC | FRÜHLING 2018

3

oberer Boden Rippe nicht tragend

Rippenaufsatz

Rippe tragend

Metallvollrohr

Innenrahmen

Füsse

Schubladenwand

Drehschublade

unterer Boden Mittelwand tragend

4

5

49


BELEUCHTUNG, AKUSTIK UND KLIMA KERNMODUL TECHNIK | INTERMEDIATE | FRÜHLING 2018

1

Die Atmosphäre und der Komfort eines Raums werden wesentlich durch die drei Faktoren Beleuchtung, Akustik und Klima bestimmt. Im Modul werden die physikalischen Grundlagen und Wirkungen der Raumbelichtung, des Raumschalls und der Raumluft vermittelt. Die Studierenden beobachten und hinterfragen dabei die eigene Wahrnehmung. Das Medium Licht wird als essenzielles Element innerhalb der Innenarchitektur verstanden und daher als Schwerpunkt behandelt. Die vermittelten Lerninhalte werden mit einem Lichtprojekt gefestigt. Die Konzeptidee wird im direkten Umgang

mit dem Medium Licht durch Erproben, Bearbeiten und Experimentieren im Projekt erfahrbar. Die erlernten Methoden, und die daraus gewonnenen Erkenntnisse, schärfen die alltäglichen Erfahrungen mit der Raumbelichtung und helfen bei der Anwendung in der Praxis.

50


2

1)

Präsentation eines Gestaltungskonzepts

2)

Funktionstest am Modell

51


FINISHINGS AND DETAILS CORE MODULE TECHNOLOGY | ADVANCED | AUTUMN 2018

1

cal components of different spaces and situations are analyzed. These investigations include the question as to how materials can be used to respond to specific demands. The main focus of this analysis is on how the materials are perceived and how their potential can be employed in construction. An individual approach to dealing with materials and a conscientious implementation are both essential to the planning and designing of interiors.

AESTHETICS OF THE SURFACE - A LOOK BEHIND THE SCENES

Materials define space, both inside and out. They impart structure, induce comfort, trigger memories, and give a room a new look. This module addresses construction, materials, and detailing. Space defining elements such as floors, walls, and ceilings serve as the basis of the analysis of materials and construction systems. Theoretical inputs feature studying materials in context with special consideration of their significance and impact in defining space. Through exercises the aesthetic, structural, and techni-

52


2

3

4

Y VES NIEDERBERGER, CHRISTIAN LEUTW YLER | FOOL‘S PARADISE | The film «Trainspotting» acts as an inspiration for the design of a cinema foyer. The rundown aesthetics of the movie are translated into new building materials and finishings. The ticket and bar counter is designed in simple plywood panels, coated with a golden layer and screwed onto a subconstruction (3). The barren junky apartments and simple workers quarters from the movie are reinterpreted with pragmatic forms and constructions. 1)

1:1 Sketch

2)

Inspiration still from the film Trainspotting

4)

1:1 Sampels of the color

53


Das Weglassen des Offensichtlichen und des Trivialen führt zu jener Präzision und Intensität, die gute Architektur und Innenarchitektur ausmachen. CLAUDIA MEIER

54


PROJEKTMODULE

LEHRE


PROJEKTMODULE LEHRE

RÄUMLICHES SELBSTPORTRAIT | Anwendung von Entwurfs- und Planungswissen aus subjektiver Erfahrung und Erkenntnis; Umsetzung eines Raums der eigenen Wohnung im Projekt; Analyse des Spannungsfeldes der baulichen Anforderungen und der Bedürfnisse; Einbezug grundlegender Erkenntnisse zu innenräumlichen Phänomenen und Wirkungen. ENTWURF UND KONZEPT INNENRAUM | Umsetzung eines innenarchitektonischen Projekts am konkreten Beispiel eines bestehenden Gebäudevolumens; praxisbezogene Auseinandersetzung mit dem Thema «Raum und soziales Umfeld» in Wohnungen; Technik, Konstruktion und räumliche Komposition als Lösungsansatz im Dienste der Bedürfnisse der Nutzer. KONTEXT 1 | Erarbeiten eines interdisziplinären Projekts mit Studierenden aus den Studiengängen Architektur, Innenarchitektur, Bauingenieurwesen und Gebäudetechnik | Energie; Vermittlung von Fach- und Kommunikationswissen zur Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit und zum Halten einer wissenschaftlichen Präsentation; Förderung des projektorientierten und systematischen Denkens sowie der interdisziplinären Zusammenarbeit. KONTEXT 2 | Förderung der schriftlichen und mündlichen Sprachkompetenzen in Bezug auf das Studium und die Berufspraxis; Vermittlung und Anwendung von berufsrelevanten Textsorten, Rede- und Präsentationsmethoden sowie adressatenorientiertem Schreiben; zielgruppengerichtete Umsetzung verbaler, nonverbaler und paraverbaler Mittel in verschiedenen mündlichen Kommunikationssituationen. BAUTEN ENTDECKEN | Analyse eines einfachen einheimischen Bautyps aus einer gegebenen geografischen Weltregion in Bezug auf örtliche Gegebenheiten wie Klima, Materialvorkommen, Werkzeuge, Handwerkskultur oder Nutzungsanforderungen. Interdisziplinäre Erarbeitung einer einfachen Konstruktion auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse. MODELL UND PROTOTYP | Entwerfen eines Objektes in einem spezifischen Umfeld und einer definierten Funktion im Raum; gestalterische und funktionale Verknüpfung von Form, Material, Farbe und haptischen Eigenschaften der Oberflächen; Modellbau und Präsentation des Objekts im Massstab 1:1. ÖFFENTLICHER INNENRAUM | Erarbeitung eines Projekts der Innenarchitektur in Räumen öffentlicher Nutzung; Entwurfsprozess von der konstruktiven, technischen und funktionalen Analyse bis zur konkreten Gestaltung und Detailplanung von Räumen und ihrer Ausstattung; Präsentation anhand von Raumfragmenten und Bemusterungen im Detailmassstab. HUMAN BUILDING | Design scheme process for an interior architecture project in the context of using and representing businesses and institutions; highly complex analysis of the functional requirements, technical specifications, and interior architecture «Gestalt»; ethodological deepening of concept, project, and detailing up to the concrete materialization.


PRAXIS IM STUDIUM | Erwerb praktischer und/oder unternehmerischer Erfahrung im Umfeld der während des Studiums aufgebauten Kompetenzen; in der Regel Zusammenarbeit mit einem externen Unternehmen oder für den Aufbau eines eigenen Start-ups. INTERDISZIPLINÄRER WORKSHOP (Blockwoche) | Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes anhand eines konkreten Objektes. Einüben von Fertigkeiten und Fähigkeiten wie Erstellen von Varianten, Reflexion und Analyse von Konzepten sowie Zusammenarbeit mit den Fachdisziplinen. ARCHITEKTUR UND RAUMGESTALT | Kurzentwürfe, die durch den Fokus auf einzelne Räume sowie zusammenhängende Raumsequenzen eine vertiefte Betrachtung von Raum, Atmosphäre und Gebrauch erlauben. Die Entwürfe werden im Zwei- bis Dreiwochenrhythmus in interdisziplinären Gruppen bearbeitet.




RÄUMLICHES SELBSTPORTRAIT PROJEKTMODUL | BASIC | HERBST 2017

1

Als Selbstportrait wird eine Darstellung der eigenen Physiognomie bezeichnet. Im erweiterten Sinn kann damit die unmittelbare Lebenswelt des Menschen als Darstellung der eigenen Person im räumlichen Zusammenhang verstanden werden. Die Studierenden analysieren die Qualitäten eines bestehenden Raums und testen mögliche kompositorische Ansätze. In einem zweiten Schritt definieren sie ihre eigenen Nutzungsansprüche und Vorstellungen des Ambientes. Dafür erarbeiten sie ein konstruktives Konzept und einen materiellen Ausdruck. Die Entscheidungen werden noch einmal auf innenräumli-

che Phänomene und Wirkungen hinterfragt und überarbeitet. Die gestalterischen Elemente sollen gezielt auf die Wahrnehmungswirkung ausgerichtet sein. Das zu bearbeitende Objekt befindet sich in der Berglandschaft der Melchsee-Frutt im Kanton Obwalden. Der zu einer Ferienwohnung umzugestaltende Raum liegt im Obergeschoss der Gondelstation. Vom Erdgeschoss führt eine unauffällige Tür in die Wohnung, die einen schönen Ausblick bietet und durch die ansteigende Decke das Gefühl eines Fabriklofts vermittelt.

56


6.03

2.28 70

3.22

80

24

2

3.60

90

A

7.33

C

8.84

24

70

90

2.36

92

C

24

A

B

4.49

3.46

B

00

1.

3

56.4

81.3 02.2

SURAJA REDZKI | ENGELSBURG-KUPPE | Aus einer übermalten

dentin einzelne freistehende Möbel platziert, die komplementäre Farb-

Fotografie des Künstlers Gerhard Richter hat die Studentin in einem

tupfer in die loftartige Atmosphäre setzen.

komplexen Prozess eine diagonale Raumgliederung entwickelt. Die mit

1)

Modellbild des Innenraums

Einbaumöbeln ausgesteiften diagonal gesetzten Ständerwände definie-

2)

Grundrisskonzept mit den Querwänden

ren die Bereiche der Wohnung. Die Hierarchisierung erfolgt durch die

3)

Schnitt mit den nicht-raumhohen Möbel

Lage der Bereiche im Grundriss. Die ruhigen Nutzungen Wohnen und Schlafen sind am Rand platziert. Garderobe, Essplatz, Küche, Bad und Arbeitsbereich hingegen sind zentral zwischen den Ständerwänden angelegt. Die vollständig freigehaltenen Wände der Wohnung erlauben eine Vielzahl von Wegen zwischen und um die eingesetzten Wände. Zu den sorgfältig ausdifferenzierten grünen Einbaumöbeln hat die Stu-

57


ENTWURF UND KONZEPT INNENRAUM PROJEKTMODUL | BASIC | FRÜHLING 2018

1

2

Hau

p te

in ga

ng

A us

Für eine fiktive Bauträgerschaft soll eine mehrgeschossige Wohnung in ein bestehendes Volumen eingebaut werden. Dabei geht es nicht mehr um die Umsetzung der eigenen Bedürfnisse, sondern um das Einfühlen in ein Gegenüber und das Herausarbeiten von Lösungen unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen wie einem fixen Raumprogramm, den Vorlieben der Bauherrschaft, der bestehenden Gebäudestruktur, den städtebaulichen Gegebenheiten und dem kulturellen Kontext. Die Komposition über mehrere Geschosse und der Entwurf mit dem Schnitt stehen im Zentrum.

se

nb

er

eich

ar te /G

n

Aufgabe: Umbau eines kleinen Anwesens von 1800 in Ennetbürgen bestehend aus Wohnhaus, Stall mit Scheune und kleiner Einstellgarage in eine dreigeschossige Wohnung. Die Treppe soll das zentrale Thema sein und ist vorzugsweise in Holz zu konstruieren. Die Bauträgerschaft wünscht sich, dass die neue Behausung ganz auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist, jedoch auch etwas von der Atmosphäre der alten Substanz erhalten bleibt.

58


3

4 B

B HS

HS

HS

HS

HS

Gar der obe

HS

TV / Gästezimmer

Bad Eingang

Gäste WC

Hauswirtschaf t / Reduit

W M /TU HS

Putzschr ank

Sitznische Voratsschrank

K ühlschr ank

Backof en

Steamer

A

A

K ochen

A

Bibliothek

A

W ohnen

Essen

K inder zimmer

0

1

B

5

K inder zimmer

B

Aussenber eich UG

LISA KNOBEL | HÖPPERLI | Die ursprüngliche Gebäudestruktur, der

rast zum hellen Fichtenparkett, sind alle Einbauten in den Zimmern

Charakter und die Qualitäten des Bauernhauses Höpperli hat die Stu-

sowie die Küche in Schwarz gestaltet und der Boden der Bibliothek mit

dentin grösstenteils erhalten. Mit dem Ausbau des Erkers und der Ver-

olivfarbenem Linoleum belegt. Alt und Neu finden hier zu einem gelun-

schiebung der Haustüre hat sie die Wohnqualität optimiert. Alle Wohn-

genen Ganzen.

und Entspannungsräume sind nach Süden, die weniger genutzten

1)

Funktionsräume nach Norden ausgerichtet. Eine weitere Ergänzung ist

Blick aus dem Eingangsbereich Richtung Wohnzimmer mit dem raumhaltigen Kücheneinbau

die von der Küche zugängliche Terrasse. Die Stockwerke sind nach Nut-

2)

Axonometrie des Treppenkörpers in Bezug zum Raumprogramm

zungen und Nutzenden unterteilt. Die beiden Treppen sind so platziert,

3)

Grundriss Erdgeschoss

dass die Geschosse fliessend miteinander verbunden sind. Als Haupt-

4)

Grundriss Obergeschoss

material wird ein Fichtenholz verwendet, aus dem in der Gebäudemitte der Boden, die Wände sowie die Decke materialisiert werden. Als Kont-

59


2.125

1

Hauswirtschaft

2

15

435

6

39

6

2.24

Vorplatz

15

15

1.06

1.09

45

19

2.23

45

Korridor

2.40

Vorplatz

MURIELLE SCHUMACHER | HÖPPERLI | Die Studentin hat die über

der Aussenfassade platziert und schafft gleichzeitig beim Geschoss-

die Zeit ergänzten Anbauten zurückgebaut und das Haus durch einen

wechsel einen Aussenbezug. Die ausgewählten Materialien in dezenten

eingeschobenen, L-förmigen Betonanbau erweitert. Dadurch werden

und natürlichen Farben erzeugen eine durchgehende, zurückhaltende

das Erscheinungsbild und die Aufteilung des Hauses bereits von aussen

Harmonie im Wohnhaus. Sorgfältig ausgesuchtes Mobiliar unterstreicht

lesbar. Die Stube und Nebenstube hat sie in einen grosszügigen Wohn-

die einzigartige Stimmung in den Innenräumen.

raum zusammengefasst, der mit einem neuen Kamin ergänzt wird und

1)

Konstruktionsschnitt der Treppe

der zu den alten Wandtäfern einen Kontrast bildet. Im Neubau werden

2)

Modellbild der Küche und des Esszimmer mit der darüber-

die Küche mit darüberliegendem Büro sowie der Essbereich als Galerie

liegenden Galerie, die als Büro genutzt wird

angeordnet. Die Zimmer der Kinder sind im Obergeschoss, die Räume

3)

Längsschnitt

der Eltern und der Hauswirtschaftsraum im Dachgeschoss unterge-

4)

Modellbild Wohnraum mit Cheminée

bracht. Die Treppe als verbindendes Element wird im Umbaukonzept an

60


ENTWURF UND KONZEPT INNENRAUM | PROJEKTMODUL | BASIC | FRÜHLING 2018

3

Eltern

Bad

Büro Zimmer 2

Küche

Wohnen

Weinkeller

Erschliessung

4

61


ÖFFENTLICHER INNENRAUM PROJEKTMODUL | INTERMEDIATE | FRÜHLING 2018

1

Das Modul befasst sich mit dem Entwurf eines temporären freistehenden Pavillons in der Parkanlage des Museums für Gestaltung in Zürich. Im Fokus stehen die Parkanlage mit dem Gebäudekomplex des Museums und der Gewerbeschule von 1933 sowie die Interpretation und Formgebung von Beziehungen und Handlungen im urbanen Raum. Was sind die Rahmenbedingungen und wie stark wird der Entwurf durch den öffentlichen Charakter geprägt? Im Zentrum des Moduls stehen der Entwurf und die Gestaltung von spannenden, stimmungsvollen und stimulierenden Räumen, die den Anforderungen

eines öffentlichen Gebrauchs Rechnung tragen. Die Nutzung des Pavillons ist nicht vorgegeben. Ein öffentlicher Innenraum kann unter anderem eine Erweiterung des Museums, eine Pop-up-Bar, ein Ort zum Mittagessen oder eine Plattform für Konzerte sein.

62


2

3

4

KARIN UNGERER | SPIRELLI 60A | Der Pavillon ist zwischen dem

LYNN KNOBEL | DRUNTER UND DRÜBER | Eine trichterförmige

Park und dem Senkgarten des Museums platziert. Die Holzkonstruktion

Holzkonstruktion, die sich bis auf Höhe der Baumgipfel erstreckt, bietet

verläuft mit einer spiralförmigen Rampe vom Park in immer kleiner wer-

im Park des Museums zwei verschiedene Räume für Veranstaltungen

denden Kreisen in den Senkgarten hinunter. Durch die runde Öffnung

und als Aufenthaltsort an. Das leicht ansteigende Dach dient als Tri-

des Daches entsteht je nach Sonnenstand ein Licht- und Schattenspiel.

büne (3). Der Raum darunter mit einem Wald aus Stützen ist gefasster

Ähnlich der Kunstsammlung im Museum soll der Pavillon ein Versamm-

und verspielter. Die Holzkonstruktion verfügt somit über zwei kontrast-

lungsort für Menschen sein. Für kleine Auftritte ist im Brunnen des

reiche Räume, die dem Museum die Möglichkeit für Veranstaltungen im

Senkgartens eine Bühne positioniert. In der Nacht ist die Konstruktion

Aussenraum bieten. Die gradlinige Konstruktion nimmt Bezug zum Cha-

von unten beleuchtet und betont so das Zentrum des Pavillons.

rakter des Baus aus den 1930er-Jahren.

1) Modellfotografie

2)

Längsschnitt durch die Holzkonstruktion

4)

Axonometrie der Konstruktion

63


HUMAN BUILDING PROJECT MODULE | ADVANCED | AUTUMN 2017

1

In Breitenrain-Lorraine, a city district of Bern, there is a bakery-cafÊ that has been in operation since the 1950s. The owners’ future aims are to strengthen the business as a neighborhood bakery for local families. Customers should not only be enticed by high quality products, but also by an inviting ambience and family-friendly furnishings. The objectives are to create a place that invites customers to linger enhancing the existing building and its surroundings, which already provide a good basis. The spatial arrangement, choice and treatment of colors,

materials, and artificial light are all issues to be resolved by the students. Further, the terrace, which functions as both exterior space and presentation platform, should also contribute to the allure of the premises. The assignment begins with the creation of a strong concept. During the semester this basic idea is developed down to the construction details. The assignment also includes determining the form and content of a final presentation.

64


2

relaxing area 14.5 m2

existing bakery 2.0 m2 corridor 7.5 m2

facilities employee 1.5 m2 storage 2.0 m2 discussing area 17.0 m2

facilities 13.5 m2

sale area 15.0 m2

connecting area 18.5 m2

regulars' table 19.0 m2

3

TANJA KÜPFER | «DÄLLEBACH KARI» | The inspiration for the concept is the Bern legend of Dällebach Kari. Positioned around the ex­is­t­ ing bakery-café, different zones progress from public to private to accommodate the needs of customers. A long showcase, sales, and service counter are at the entrance (3). A large, round table for regular customers comes next followed by tables with benches in four niches (2). The spatial progression ends in a zone for relaxing, oriented towards the courtyard with views of nature. 1)

Interior Model Photo

65


1

66


HUMAN BUILDING | PROJECTMODULE | ADVANCED | AUTUMN 2017

2 patisserie

herbs, flavouring

bread

pasta, pesto, nuts

seasonal goods, flour, sugar chocolate, biscuits

beverages, vegetables, fruits

3

4

TIZIANA ODERMATT | «MARKET PLACE» | The traditional market of Bern serves as the inspiration for the redesign of a bakery café. Simple market stall tables and baskets convey this market setting. The space is divided into a sales area and café distinguished from one another by the use of different bright colors as well as through the specific application of wood, metal, wallpaper, and brick. A shelf extending around the space connects the two zones (3) and is used for presenting products and as a bar. 1)

Interior Model Photo

2)

The Market Table

4)

Floorplan

67


PRAXIS IM STUDIUM PROJEKTMODUL

2

Bahnhof 18 Stk.

Bahnhof 16 Stk.

1

60

73

1.10

1.20

60

Das Luzerner Theater und die Freilichtspiele Luzern haben im Frühling 2018 mit «Ein Luzerner Jedermann» eine Gemeinschaftsproduktion lanciert, die vor der Jesuitenkirche aufgeführt wurde. Hierfür haben sie ein temporäres Festivalzentrum gesucht, das sowohl als Kassenfoyer wie vor und nach den Vorstellungen als Bar und Treffpunkt dienen kann. Fünf Studierende haben in einem schulinternen Wettbewerb für das Festivalzentrum diverse Entwürfe gestaltet. Zwei dieser Projekte haben die Studierenden in Gruppen weiterentwickelt und der Theaterleitung präsentiert. In

30

Absprache mit den Studierenden wurden die beiden Projekte fusioniert und als «Jedermanns Bar» realisiert. Bei schönem Wetter erstreckte sich das Festivalzentrum mit seinen geöffneten Wänden über den Theater- und den Marktplatz. Ziel dieser immer mit unterschiedlichen Partnern stattfindenden Kooperationen ist, dass Studierende praktische und unternehmerische Erfahrungen während des Studiums erwerben können.

68


3

4

EVA BURKHALTER, PHILIPPE WINIKER, JONATHAN ECKERT

GIAN-ANDREA SGIER, Y VES NIEDERBERGER | EIN LUZERNER

| EIN LUZERNER JEDERMANN | Die gelben Projektstrahlen empfan-

JEDERMANN | Inseln mit grossen Stehtischen für Gruppen, kleine

gen die Besuchenden und leiten sie zur Bar. Einzelne Tische mit Stüh-

Tische in Form von Trinkgläsern mit Hockern sowie die grosse, abgewin-

len im vorderen Bereiche laden zum Verweilen ein. Ergänzend werden

kelte Bar bieten verschiedene Gelegenheiten, um etwas zu trinken. Alle

platzsparend Stehtische platziert, die auch für ein Stehapéro dienen

Möbel sind in zwei Farben ausgeführt. Eine über den ganzen Raum

können. Die grosszügige Bar ist das Herzstück des Projekts und wird

gespannte Lichterkette verleiht der Bar Festivalcharakter. Über dem

durch die gelben Projektstrahlen ins rechte Licht gerückt.

Tresen ist als Blickfang und als Verweis auf den Inhalt des Theater-

1)

Höhenentwicklung der Bar, Steh- und Apérotische

stücks eine grosse Faust aufgehängt.

2)

Grundriss mit den aufgemalten Strahlen zur Bar

3)

Schnittdarstellung

4)

Grundriss mit der Möblierung

69


1

Der Blinden-Fürsorge-Verein Innerschweiz BFVI bietet individuelle Wohn- und Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen. In den Werkstätten in Horw stellt der Verein verschiedene Produkte her, die er im hauseigenen Ladenlokal verkauft. Dieses ist über die Jahre organisch gewachsen und benötigt eine neue Gestaltung. Ziel des Wettbewerbs ist die Erlangung eines VorprojektVorschlags zum Umbau des Verkaufslokals. Dazu gehören eine Analyse des Baubestands und der funktionalen Abläufe, Überlegungen zum Unternehmen, seinem Angebot und damit verbundenes Verbesserungspoten-

zial. Der Vorschlag soll Aussagen machen bezüglich sämtlicher innenarchitektonischer Gestaltungsmittel und die Produkte in einem zeitgemässen und attraktiven Umfeld präsentieren. Eine verbesserte Ausstrahlung des Lokals nach aussen ist ebenfalls ein Ziel des Vorhabens. Bei der Planung müssen die Studierenden darauf achten, dass möglichst viel in der hauseigenen Schreinerei und Korbflechterei ausgeführt und die Budgetvorgabe eingehalten werden kann.

70


PRAXIS IM STUDIUM | PROJEKTMODUL

2

3

4

SARAH BUCHER, MICHELLE FISCHER | BESENKAMMER | Das

1)

Innenraumbild Verkaufsladen

Duo zeigt ein grafisch ansprechendes Projekt. Die durchgehende Far-

2)

Grundriss des Verkaufbereiches

bigkeit bezieht sich auf das Corporate Design und hält das Projekt visu-

3)

Präsentation der Stühle im Fenster, Modellbild

ell zusammen. Die Bestandsanalyse bezieht sich auf den Bau, die Iden-

4) Materialität

tität des Unternehmens und das Logo. Die daraus abgeleiteten Ziele sind wirkungsvoll und handlungsleitend. Der Verkaufsraum ist klar aufgebaut, die Anordnung der Arbeitsplätze gelungen. Der Einbezug der Braille-Schrift als Dekorationselement ist eine schöne Lösung.

71


BACHELOR+ INTERDISZIPLINÄRE WORKSHOPS UND PROJEKTE

1

2

Da Studierende an der Hochschule Luzern vier Baustudiengänge absolvieren können – Architektur, Innenarchitektur, Bauingenieurwesen und Gebäudetechnik/Energie – kann die Hochschule Luzern zusätzlich den interdisziplinären Bachelor+ anbieten. Vier interdisziplinäre Teams mit Studierenden aller Baustudiengänge absolvieren während ihrer letzten beiden Semester – zusätzlich zur bestehenden Ausbildung – als Projektteams fünf aufeinander aufbauende interdisziplinäre Workshops. Das normale Bachelor-Studium wird mit dem zusätzlichen Zertifikat «Bachelor+ Interdisziplinarität am Bau» abgeschlossen.

Interdisziplinärer Workshop und Projekt 1: Die Studierenden werden auf einer grundlegenden Ebene an das Thema «Die Küche als Energiezentrale» herangeführt. Dabei spielt die Entwicklung nutzerspezifischer Anforderungen eine zentrale Rolle. Der Vorbereitungs-Workshop zur Teambildung und Einarbeitung in das Thema Kulinarik und Bedürfnisanalyse.

72

1)

Vorbereitungsarbeiten für die Festhütte

2)

Gemeinsames Zubereiten und Essen


2

1

3

Interdisziplinärer Workshop und Projekt 2: Im Kern-Areal in Aarau wirken seit Ende der 1980er-Jahre verschiedene Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen. Nachdem der östliche Arealteil bereits moderat umgebaut wurde, ist nun im südlichen Areal ein Ersatzneubau vorgesehen. Im abzubrechenden Teil betreibt Susanne Vögeli seit bald 20 Jahren die Eventkochschule COOKUK. Der Betrieb soll am selben Standort weitergeführt und erweitert werden. In zwei aufeinander aufbauenden Modulen klären die Studierenden ab, wie sich die Bedürfnisse des COOKUKs im Neubauprojekt umsetzen lassen.

FLAVIO ACKLIN, THOMAS HERGER, ADRIAN MÜLLER, NADINE STALDER | COOKUK | Die Positionierung des Kochstudios Cookuks im Neubau erfolgt gemäss den Vorgaben der Betreiberin. Die Studierenden haben ein Tragwerkskonzept erarbeitet, das eine stützenfreie Eventküche im Erdgeschoss des fünfgeschossigen Riegels ermöglicht (2). Durch gute Lichtführung und Nutzung der Sonnenenergie ist nur ein geringer Heiz- und Kühlbedarf nötig. Der Gast tritt durch einen hölzernen Eingang in das Cookuk und von dort weiter in ein Atrium mit quadratischem Grundriss und mit Durchgängen in alle Richtungen (1). Ein Durchgang führt in die Eventküche, die in einer Werkstattatmosphäre gestaltet ist (3).

73


ARCHITEKTUR UND RAUMGESTALT PROJEKTMODUL | ADVANCED | FRÜHLING 2018

1

Je ein Kurzentwurf für einen besonderen Baderaum sowie eine vermeintlich alltägliche Raumsequenz sind Teil dieses Moduls. Die erste Aufgabe fordert die Studierende auf, einen Raum zum Baden, Entspannen und Sprechen zu gestalten. Einen Raum mit Wasser und mit grösstmöglichem Bezug zur Architektur. Was ist ein Baderaum, eine Badehalle? Wie stimmt man so einen Raum? Die Studierenden werden aufgefordert, genau hinzuschauen und zu beobachten. Zu Beginn suchen die Studierenden Referenzen für ihren Raum. Sie beschreiben die konstituierenden Elemente genau, um diese

danach wirksam einzusetzen. Hilfreich sind als Methode zu diesem Zeitpunkt auch Collagen. Die Studierenden bestimmen den Raum über Material, Dimension und Farbigkeit, über Gebrauch, Zu- und Ausgänge, Licht und Leuchten bis hin zur akustischen Wirkung. Die Raumdimensionen sind frei bestimmbar und vom Entwurf abhängig. Der Raum hat keinen bestimmten Ort.

74


2

A

3

B

C

A

FRANZISKA SCHEUBER, NICOLE TROXLER | HOMINE | Das Projekt stellt einen Erholungsraum, einen Ort zum Auftanken, zum-Sichtreiben-Lassen und Regenerieren vor. Das Bad ist intuitiv nutzbar. Symmetrie,

gestaffelte

Raumabfolge,

Übersichtlichkeit,

die

Reduktion auf klare Linien, fliessende Formen und Materialien sind Kernelemente des Entwurfs. Die Raumgösse, Materialität und Proportion sowie Licht und Schatten unterstützen die kontemplative Wirkung im Raum. 1) Arbeitsmodell 2) Schnittzeichnung 3)

Grundriss mit dem Zugangsweg und dem Badesee

75


2

1

BENJAMIN SENNHAUSER, YANNIK ZÜRCHER | BADEHALLE |

1)

Grundriss Badehalle

Entspannt sitzen Besucherinnen und Besucher im heissen Bad. Ihre

2)

Querschnitt der Badehallte mit dem Fachwerk

Hände streichen über weiches, leicht raues Lärchenholz, das sich ver-

3)

Modellbild des Zwischenraumes

traut anfühlt. Das Plätschern von überschwappendem Wasser und dumpfe, leise Gespräche sind hörbar. Schimmerndes und warmes Licht verteilt sich über das von unten beleuchtete Wasser in den Raum, ähnlich einem flackernden Feuer. Langsam aufsteigender Dampf, geheimnisvoll inszeniert, verliert sich allmählich zwischen der eindrucksvollen Holzstruktur und im Dunkel des Raumes. Lichtdurchlässige Vorhänge übermitteln die Lichtstimmung in die Rückzugsnischen.

76


ARCHITEKTUR UND RAUMGESTALT | PROJEKTMODUL | ADVANCED | FRÃœHLING 2018

3

77


2 1

PATRICIA AMSTUTZ, SARAH STRAUB | BADEHAUS IN RIGA |

1)

Zugangsweg zum Badehaus

Das Badehaus befindet sich in Lettland am Rande der Stadt Riga. Im

2)

Grundriss mit Garderobe und separatem Badbereich

Osten wird die Stadt durch einen See abgeschlossen. In der sandigen

3) Längsschnitt

Uferzone dieses Sees steht das Bad aus zwei verbundenen Kuben.

4)

Sobald die Strasse endet, führt ein gerader Holzsteg auf das in Holz gehüllte Badehaus zu. Zuerst betreten Besuchende den ersten Kubus mit den Garderoben. Dann erst geht es weiter zum eigentlichen Bad, das im zweiten grösseren und vollflächig umschlossenen Kubus untergebracht ist. Beim Näherkommen ist die Feuchte und Wärme, die vom Bad ausgeht, bereits spürbar.

78

Bild aus der Badehalle


ARCHITEKTUR UND RAUMGESTALT | PROJEKTMODUL | ADVANCED | FRÃœHLING 2018

3

4

79


1

In der zweiten Aufgabe des Moduls entwerfen die Studierenden eine Raumsequenz, die sie aus eigener Erfahrung zu kennen glauben. Als Vorgabe dient der Hausentwurf von Adolf Loos für die Tänzerin Josephine Baker aus den 1920er-Jahren. Durch genaues Hinterfragen angeblicher Konventionen sollen die Studierenden Lösungen finden, die mit wenigen Handgriffen viel bewirken. Aufzuspüren und zu erfahren, wie man solche Raumsequenz erreicht und dabei Konventionen bricht oder hinterfragt, ist Ziel dieser Aufgabe.

FRANZISKA SCHEUBER, NICOLE TROXLER | HAUS FÜR JOSEPHINE BAKER | 1)

80

Colorierter Schnitt und Grundriss


ARCHITEKTUR UND RAUMGESTALT | PROJEKTMODUL | ADVANCED | FRÜHLING 2018

1

MERIT ALBERTIN, SIMON URECH | HAUS FÜR JOSEPHINE BAKER | 1)

Skizzen der Raumabfolge

81



PATRICIA AMSTUTZ, SARAH STRAUB | ARCHITEKTUR UND RAUMGESTALT | SEITE 78


MERIT ALBERTIN, BENJAMIN SENNHAUSER | IBACHELOR-THESIS | SEITE 110



EVA BURKHALTER, PHILIPPE WINIKER, JONATHAN ECKERT, GIAN-ANDREA SGIER, Y VES NIEDERBERGER | PRAXIS IM STUDIUM | SEITE 68



LEONIE HÄNER, ANNINA TRÜMPLER | FINISHINGS AND DETAILS | SEITE 52


YANNIC GISLER | VISUELLE KOMPOSITION | SEITE 32


JONATHAN ECKERT, ADRIAN MÃœLLER, Y VES NIEDERBERGER, EDI SCHEIDEGGER | KUNST UND ARCHITEKTUR | SEITE 43



DOMINIQUE TSCHIRKY | INNENRAUMDARSTELLUNG | SEITE 118



MIRJAM BÖHLEN, LEONIE HÄNER, FLAVIO LAUBER, FIACHRA ERWAN MCCARTHY, ANNINA TRÜMPLER INTERIORS AND FURNISHINGS | SEITE 23



LYNN KNOBEL | ÖFFENTLICHER INNENRAUM | SEITE 62



MICHAELA WOLF | HUMAN BUILDING | SEITE 64


MICHELLE FISCHER | PRODUKT, DESIGN UND INTERAKTION | SEITE 18


BENJAMIN SENNHAUSER, YANNIK ZÃœRCHER | ARCHITEKTUR UND RAUMGESTALT | SEITE 76



FLAVIO ACKLIN, THOMAS HERGER, ADRIAN MÃœLLER, NADINE STALDER | WORKSHOP BACHELOR+ | SEITE 73



Das Sp체ren der Bed체rfnisse der Bauherren, der respektvolle Umgang mit dem Bestand, die Wahl der Oberfl채chen, das F체gen und selbst die Fugen sind alles wichtige Bestandteile, damit eine Intervention gelingt. CARMEN GASSER DERUNGS

104


BACHELOR-THESIS

LEHRE


BACHELOR-THESIS LEHRE

BACHELOR-THESIS | Entwerfen eines Projektes der Innenarchitektur mit Praxisbezug im thematischen Umfeld der öffentlichen Nutzung, der Dienstleistung, der Gastronomie oder der Kultur; Verflechtung von Programm und Nutzung mit adäquatem Ausdruck in einer vorgegebenen Struktur und in Relation zum Ort; Integration der Kriterien von Innenraum, Technik und Gestaltung; atmosphärische, technische und betriebliche Umsetzung des Projekts in eine schlüssige Detaillierung und Präsentation.



GASTRO UND HOSTEL IM ZUCKERSILO BACHELOR-THESIS | PROJEKTMODUL | ADVANCED | FRÜHLING 2018

1

2

BAR

SPIESSLI

Die Studierenden haben sich im Rahmen ihrer BachelorThesis mit dem ehemaligen Zuckersilo der Coop-Verteilzentrale in Pratteln auseinandergesetzt. Das Areal soll über vier Jahre mittels einer Zwischennutzung belebt werden. Im ehemals industriell genutzten Gebäude in der Nähe des Bahnhofs haben die Studierenden einen flexibel nutzbaren Gastraum für rund 200 Gäste geplant. Zusätzlich wird dieser durch ein Hostel in der oberen Etage ergänzt. Die Aufgabe der zukünftigen Innenarchitektinnen und Innenarchitekten war, den Bestand einzubeziehen und gleichzeitig neue Situationen von hoher

106

Raumqualität zu schaffen. Es wird angenommen, dass das Gastroangebot am Mittag von den Personen der Zentrale und von den Arbeitern der Industriezone genutzt wird. Am Abend soll aus dem Betrieb ein Erlebnisort für die Anwohner und Anwohnerinnen und für weitere interessierte Gäste entstehen.


4

8

3

117

ZULUFT

52

50

ABLUFT

+2.30

DOWNLIGHT

80

405

ABZUGSHAUBE

84

27

40

41

113

27

+1.50

17

KÜHLPLATTE SPUCKSCHUTZ METALL

20

+1.02

SÄULE MIT VERKLEIDET

15

33

+1.15

+1.00

NUMMERNSCHILD

DURCHREICHE FÜR SCHMUZIGES GESCHIRR

+1.00

BETON POLIERT KOHLENGRILL

92

BETON GESTOCKT

72

OFFENES REGAL FÜR TELLERVORRAT

STELLFÜSSE

±0.00

8

8

CHROMSTAHL UNTERGESTELL ±0.00

MICHAELA WOLF | SPIESSLIBAR | Die Analyse erfasst die wichtigen

tektonischen Gliederungen, die Material- und Farbwahl tragen zu einem

Punkte des Orts sowie den Arbeits- und Lebensraum um das Areal in

gelungenen Entwurf bei.

Pratteln. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen entwickelt die Studentin

1)

Modellfotografie Gastraum mit Buffet

ein schlüssiges Gastrokonzept, das Spiesse zum Selber-Bestücken

2)

Schnitt durch den Gastrobetrieb

anbietet. Zentraler Ort – im doppelten Sinne – ist das Buffet. Es befin-

3)

Detaillierung Buffet

det sich in der Mitte des Raumes und es teilt diesen in zwei längliche

4)

Detaillierung Küchenbereich

Gasträume. Am Buffet findet auch die zentrale Tätigkeit des Gastrokonzepts statt: Hier können sich die Gäste die Zutaten für ihre Spiesse zusammenstellen. Um dem bestehenden massiven Silobau entgegenzutreten, hat die Studentin das Buffet aus vorfabrizierten, roten Betonelementen errichtet. Sowohl das Gastrokonzept wie auch die archi­

107


1

LINDA MICHEL | DIE ABFÜLLEREI | Dort wo einst Zucker und andere

Das Projekt bleibt der Aufgabe der Zwischennutzung treu. Die Kuben

Nahrungsmittel abgefüllt wurden, können die Gäste nun selber ihren

könnten beinahe von den Betreibern selbst hergestellt und je nach

Teller oder ihr Gefäss mit frisch zubereiteten Gerichten und Getränken

Bedarf erweitert werden.

füllen. In der ganztags geöffneten Abfüllerei stehen vier Kuben im Mit-

1)

Modellfotografie Gastraum

telpunkt. Jeder einzelne von ihnen hat eine eigene Funktion und kann

2)

Grundriss Gastraum

von allen Seiten bedient werden. Zusammen gliedern die vier Kuben den Raum in vier verschiedene Zonen. Verstärkt wird die räumliche Zonierung durch Schablonage auf Boden und an Wänden. Die einfache Konstruktionsweise der Kuben und Möbel aus Mehrschichtplatten sowie die Materialisierung und Farbgestaltung des Raums sind vom industriellen Charakter der alten Fabriken inspiriert.

108


BACHELOR-THESIS | PROJEKTMODUL | ADVANCED | FRÜHLING 2018

2

109


1

2

B

3

A

C

C

C

0m

1m

2m

4m

8m

MERIT ALBERTIN, BENJAMIN SENNHAUSER | BRASSERIE JULIETTE |

Brasserie im ehemaligen Industrieraum. Es entsteht ein spannungsvolles

Das Betriebskonzept einer Brasserie, das zu allen Tageszeiten ein einfa-

Wechselspiel zweier gegensätzlicher Welten. Einfache und günstige Mate-

ches Angebot an Speisen und Getränken bietet, diente den beiden Stu-

rialien werden behandelt und damit veredelt. Das Gestaltungskonzept

dierenden als Ausgangslage für ihren Entwurf. Inspiriert wurden sie in

übernehmen die Studierenden auch im gut organisierten Hostelbereich.

Bezug auf die Gestaltung von der Brasserie Lipp in Paris. Raumprägend

1)

Querschnitt mit Brasserie und Hostelgeschosse

sind die hölzernen Wandverkleidungen und die Einbaubänke, die den

2)

Grundriss Brasserie im Erdgeschoss

Raum fassen. Bunte Tapeten, eingelegte Spiegel und diffuses Licht

3)

Grundriss Hostel im Obergeschoss

sind weitere raumspezifische Merkmale.

4)

Detailschnitt Sitzbank in der Brasserie

Das Gestaltungskonzept der Brasserie kehrt das Duo mit zwei zentral im

5)

Modellfotografie Hostel

Raum platzierten Funktionsvolumen nach aussen. Diese Körper gliedern den Raum und vermitteln die Stimmung einer zeitgenössischen

110


BACHELOR-THESIS | PROJEKTMODUL | ADVANCED | FRÃœHLING 2018

5

42

71

3.05

1.18

74

4

111


We try to create spaces with integrity, but it is impossible to quantify this quality – many aspects play a part and in the end it’s intuition that decides. “Gut feeling” is genuine as it is shaped by physical experience, memory, and it’s associated process; so trust it and go along with it. MICHEL SCHRANZ

112


ERWEITERUNGSMODULE

LEHRE


ERWEITERUNGSMODULE LEHRE

IT-TOOLS ARCHITEKTUR | Einführung und Anwendung der Programme InDesign und Photoshop. Erstellen mehrseitiger Dokumentationen mit Bild und Text; Anwenden von Musterseiten, Text- und Objektformaten; Einrichten von Verzeichnissen; Bearbeiten von digitalen Bildern mit Fokus auf nichtdestruktivem Arbeiten; Anwenden von Korrekturen und Filtern; Erstellen vielschichtiger Bildmontagen. INNENRAUMDARSTELLUNG | Vertiefung der Fähigkeiten genauen Sehens und Beobachtens in Bezug auf Darstellung von Raum, Objekt, Perspektive und Licht; Techniken, Abstraktion und Reduktion visueller Information hinsichtlich der Entwicklung eines persönlichen Skizzen- und Entwurfsprofiles. WERKSTATT: HOLZ, METALL (Blockwoche) | Einführung in materialspezifische Verarbeitungsmethoden in den Werkstätten Holz und Metall. STUDIENREISE (Blockwoche) | Studienreise im In- oder Ausland mit Besichtigungen und Exkursionen mit dem Schwerpunkt Innenarchitektur, Architektur und Design. SUMMER SCHOOL SUBJECT AREA BUILDING (Intensive week) | Handling the core topics of structure, material, and climate: Students travel to a country in a tropical climate zone together with students from international partner universities, where they will research local resources (technologies, materials,

and

construction

methods)

and

carry

out

studies

on

vernacular building types. 3D-DESIGN ARCHITEKTUR | Anwendung digitaler 3D-Werkzeuge als Entwurfsinstrumente; Entwicklung entwurfsrelevanter Themen im 3D-Modell; Einbezug von digitaler Bildherstellung und digitalem Modellbau in den Entwurfsprozess; digitale Fabrikation: Storyboard, Visualisierung, Faltmodell, Schichtmodell, Strukturmodell und Fotografie. BAUPLANUNG | Systemtechnik, Aufbau- und Ablauforganisation, Kosten und Termine. Prozessdokumentation und Teamführung in den SIA-Phasen der strategischen Planung, der Vorstudien und der Projektierung. Erstellen eines Projekthandbuches inklusive des BIM-Nutzungsplans (Building Information Modelling). KONSTRUKTION IM INNENRAUM | Unterstützendes Konstruktionsmodul mit Schwerpunkt innenräumlicher Details im Bereich Küche, Bad und Wohnen. «Das skizzierende Denken» und «die technische Problemlösung über Varianten» sowie «Engineering/Reverse-Engineering» stehen methodisch im Vordergrund. Vermittlung der Inhalte über Video-Tutorials und klassische Projektbesprechungen in Gruppen oder einzeln. Besichtigungen von Herstellungs- und Produktionsbetrieben stellen den Bezug zur ausführenden Praxis her. STUDIENARBEIT | Erarbeiten einer Studienarbeit zu einem fachlich relevanten Thema aus der Architekturgeschichte über Kunst bis zur Wohnsoziologie. Betreuung durch eine Spezialistin oder einen Spezialisten.


NEPTUNE (Intensive week) | Project in the field of built environment with strong through line addressing sustainability. Integration of disciplinary knowledge, practical, social, and linguistic skills (English) within a multi-national, multi-professional and multilingual team. Attending key-note lectures related to problems dealt with during the project period. Presentation of final results to a jury of experts and representatives of involved municipalities and/or companies. EXTERNES FACHSEMINAR ARCHITEKTUR (Blockwoche) | Besichtigung von Gebäuden, Städten oder Landschaften im In- oder Ausland im Rahmen einer Exkursion. Vertiefte Auseinandersetzung mit den Themenfeldern der Reise im Rahmen von Gesprächen und Referaten vor Ort. Führen eines Skizzenbuches. Erstellen eines fotografischen Portfolios. MARKE UND RAUM | Die Studierenden lernen anhand von Beispielen, wie sich Marken definieren und wo die Bezüge zur Innenarchitektur sind. Sie verstehen die Begriffe Corporate Identity, Corporate Design und Corporate Architecture und wissen um deren Bedeutung in Bezug zur Innenarchitektur. Sie kennen die Formen der identitätsstiftenden Innenarchitektur und begegnen dieser auch mit einer fundierten kritischen Haltung. Durch das erlernte Wissen erkennen sie das Arbeitsfeld und die Grenzen von Corporate Architecture und sind in der Lage, am Fachdiskurs teilzunehmen. ARCHITEKTURSZENE | Erforschen der verschiedenen Aspekte der Architekturdisziplin wie Stil, Ethik, Berufsbild, Medien als Mittler, Anspruchsgruppen. Erleben von Architektur als Teil des gesamten kulturellen Diskurses.

BIM

(BUILDING

INFORMATION

MODELLING)

|

Interdisziplinäre

3D-/4D-Modellierung für das Planen, Bauen und Nutzen von Bauwerken, Anwenden der Planungsmethodik BIM, Auseinandersetzung mit Nutzen für die Ablaufplanung, Visualisierung, Kollisionsuntersuchung sowie statische und thermische Simulationen. BAUREALISIERUNG | Zustandserfassung von Hoch- und Tiefbauten, Unterhalt und Veränderung von Bauten im Lebenszyklus, Submission von Bau-

und

Dienstleistungen,

Werk-

und

Honorar-Vertragswesen,

Organisation der Beteiligten im Bauprozess, Ausmass von Bauleistungen, Überwachung und Steuerung, Abnahme von Bauwerken, Abrechnung, Dokumentation.




STUDIENREISE ERWEITERUNGSMODUL | BASIC | FRÜHLING 2018

2

1

3

Die diesjährige Studienreise führte 2018 in die Gebiete des südlichen Schottlands und des nordöstlichen Englands. Die «Central Lowlands» liegen zwischen den «Highlands» im Norden und den «Southern Uplands» im Süden. Es ist das industrielle Herz und das am dichtesten besiedelte Gebiet Schottlands. «Northumberland» dagegen ist eine verlassene Region im Nordosten Englands, an der Grenze zu Schottland. Auf der Studienreise interessierten wir uns für urbane Lebens- und Kulturräume in den Städten Glasgow und Edinburgh wie auch für Bauten, die im Dialog mit der

eindrücklichen Landschaft stehen. Wir betrachteten Innenarchitektur aus verschiedenen Epochen und untersuchten den Materialumgang im Wandel der Zeit. Die Spannweite reichte von mittelalterlichen Bauwerken über die Arts-and-Crafts-Bewegung bis hin zu modernen Bauten und zu zeitgenössischen Räumen. Auf dem Programm standen Besuche von Büros, Ateliers und Museen sowie Führungen durch Bauten und Anlagen.

114


4

6

5

SCHOTTLANDS CENTRAL LOWLANDS – ENGLANDS NORTHUMBERLAND 1)

Moubray House, Edingburgh (Michelle Schmidiger)

2)

Kunst am Bau, Steinwand, Andy Goldsworthy, National Museum of

Scotland, Edingburgh (Murielle Schumacher)

3)

Lindisfarne Castle, Lindisfarne Island (Luca Hochueli)

4)

Fassaden Monument, Vögel im Nest, Scotland Street School

Museum, Glasgow (Murielle Schumacher)

5)

Fassaden Monument, Baum, Scotland Street School Museum,

Glasgow (Murielle Schumacher)

6)

Cragside House, Northumberland (Luca Hochueli)

115


INNENRAUMDARSTELLUNG ERWEITERUNGSMODUL | BASIC | HERBST 2017

2

1

Das freie Zeichnen stellt eine unschätzbare Brücke im Prozess von Aufgabe, Idee und Raumvisualisierung dar. Deshalb wird in diesem Modul die Fähigkeit der Studierenden, genau zu sehen und zu beobachten in Bezug auf Darstellung von Raum, Objekt, Perspektive und Licht vertieft. Zudem werden im Modul technische und inhaltliche Aspekte des differenzierten Abbildes vermittelt. Das Ausprobieren diverser Techniken, das Üben von Abstraktion und Reduktion visueller Informationen soll den Studierenden helfen, ein persönliches Skizzen- und Entwurfsprofil zu entwickeln.

116

JANINE ZIMMERLI | CAFÉ IM KUNSTMUSEUM | 1)

Skizze

2)

Aquarell


KONSTRUKTION UND INNENRAUM ERWEITERUNGSMODUL | INTERMEDIATE | FRÜHJAHR 2018

1

Durch das Modul Konstruktion im Innenraum erwerben die Studierenden die Kompetenz, technisch einwandfreie und gestalterisch hochstehende Konstruktionsdetails zu entwickeln. Anhand von E-Learning-Sequenzen entwerfen sie konstruktive Details in den Massstäben 1:20, 1:10, 1:5, 1:1. Ergänzt werden die Lerneinheiten durch regelmässiges Coaching. Die Studierenden kennen und beherrschen danach die Darstellungsweisen konstruktiver Baudetails in analoger und digitaler Form inklusive richtiger Beschriftung, Vermassung und Bezeichnung der Pläne. Sie kennen die

117

massgebenden Konstruktionsmethoden und Bauabläufe des Innenausbaus und können diese problemgerecht gestalten. Folgende Themen werden behandelt: Bauablauf, Bauphysik, Statik, Darstellungstechniken, konstruktive Problemstellungen und Konstruktionsmethodik. Aber auch Bauelemente wie Boden, Wand, Decke, Öffnungen, Treppen, Einbaumöbel und Installationen. Zudem wird das nötige Wissen vermittelt, damit Studierende selbstständig Nachschlagewerke und Literatur verwenden können.


MARKE UND RAUM ERWEITERUNGSMODUL | ADVANCED | HERBST 2017

1

2

Neben der Werbung, den Produkten oder den Dienstleistungen nutzen Firmen in zunehmendem Masse die identitätsstiftenden Möglichkeiten der Innenarchitektur, um ihre Unternehmens- und Produktbotschaften über real gebaute Kanäle zu transportieren. Dies ist eine Chance, um sich in der Innenarchitektur zu positionieren und in der interdisziplinären Zusammenarbeit von Unternehmen und Brand-Agenturen zu einem kompetenten Ansprechpartner zu werden. Das Modul verknüpft Theorie und Praxis, indem neben

Analyse und Übungsbeispiel auch verschiedene Akteure zu Wort kommen. Während verschiedener Exkursionen analysieren die Studierenden diverse Shops. Nach einem umfassenden Einblick in die Thematik Marke und Raum schliessen die Studierenden das Modul mit einem Konzeptentwurf für ein Eiscafé im neuen und pulsierendes Wohn- und Geschäftszentrum «Himmelrich 3» in Luzern ab.

118


3

4

LINDA MICHEL | EISCAFÉ LORENZO | Die Studentin schlägt ein

ALESSA MONA REHMANN | EISCAFÉ LORENZO | Mit Marmor, Samt

gehobenes und zugleich jugendlich wirkendes Konzept vor, das von den

und geräucherter Eiche schlägt die Studentin eine klassische und geho-

beiden Farben und Materialien des Angebots Eis – weisser Marmor –

bene Italianità für die Materialisierung des Raums vor. Zeitgenössische

und Kaffee – dunkles Holz – lebt. Verschiedene, räumliche Zonen bieten

Sitzgelegenheiten und Leuchten setzen frische Akzente. Verschiedene

die Möglichkeit, schnell oder in Ruhe das Bestellte zu geniessen.

Bereiche sind für Eiszapfen, Kaffeebestellung sowie kurzen oder länge-

1)

Skizze des Innenraums

reren Besuch vorgesehen.

2)

Materialisierte Ansicht der Bar

119

3)

Grundriss mit der Materialität

4)

Stimmungsbild zur Materialität und Farbigkeit


Ein gelungener Umbau integriert sowohl materielle wie auch imaterielle Ressourcen des Baubestandes in die Zukunft. MONIKA IMHOF DORN / RALPH STOIAN

120


WEITERBILDUNG




WEITERBILDUNG THEMA UND ANGEBOTE

Die Neuorganisation des Departements Technik & Architektur an der Hochschule Luzern wurde im Frühjahr 2017 erfolgreich abgeschlossen. Ein wesentliches Ziel dabei war, nebst Ausbildung und Forschung auch ein fachspezifisches Angebot für die Weiterbildung in der Innenarchitektur anzubieten. Dieses orientiert sich an den kommenden Aufgaben im Berufsfeld und deren Herausforderungen. Dabei wird das Bauen im Bestand eine entscheidende Rolle einnehmen. Denn die Bautätigkeit in Europa besteht heute schon zu gut zwei Dritteln aus Umbauten bereits vorhandener Bauwerke. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren weiter verstärken. Das bedeutet auch, dass in Zukunft immer weniger Neubauten erstellt werden.

Das Weiterbildungsangebot des Instituts für Innenarchitektur wird sich der Erweiterung und Vertiefung der dazu nötigen Kenntnisse und Fertigkeiten widmen. Die nachhaltige Anpassung, Umnutzung und Erneuerung bestehender Bauwerke für die umfassenden Bedürfnisse und Ansprüche zeitgenössischer Nutzerinnen und Nutzer sind die Ziele. Das erste Angebot der neuen Weiterbildung am Institut für Innenarchitektur wird das Thema «Wohnen im Alter» sein, denn der Anteil der Mitbürgerinnen und Mitbürger über 65 Jahre wird in nächster Zeit weiter zunehmen. Dies liegt vor allem daran, dass die Generation der geburtenstarken Jahrgänge nach dem Zweiten Weltkrieg – die sogenannten Babyboomer – in die Lebensphase nach der Erwerbstätigkeit eintreten werden. Diese Generation ist aus verschiedenen Gründen auch in ihrer zweiten Lebenshälfte weiter sehr aktiv. Bedingt durch die persönliche Lebens- und Wohnbiografie hat sie differenzierte Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf die eigene Wohnung.

Der nachhaltig wirksame Umbau bestehender Bauten erfordert einerseits besondere und weitreichende planerische Kenntnisse und differenzierte gestalterische Fertigkeiten. Andererseits ist das Vorgehen bei einem Umbau jedes Mal sorgfältig und neu zu strukturieren. Denn die vorhandenen Qualitäten der Bausubstanz sind zu klären. Die Merkmale und Eigenschaften der Bausubstanz begründen sich vor allem aus dem Alter des Bauwerks und dessen Nutzungsgeschichte. Erst mit den Resultaten der daraus folgenden Analyse sind die gegebenen Potenziale eines Um- oder Weiterbaus erkennbar. Letztlich sind bisherige und/oder zusätzliche Nutzungen baulich aktivierbar. Bei einem Um- oder Weiterbau können – stärker als bei einem Neubau – die Ausgangsbedingungen mit den Anforderungen in Widersprüche geraten. Die wirksame und sinnvolle Synthese aller Rahmenbedingungen erfordert daher komplexe Lösungsstrategien.

Die Weiterbildung wird sich im Herbst 2018 den damit verbundenen Fragestellungen und Lösungsmöglichkeiten widmen. Dies geschieht vor dem Hintergrund des Bauens im Bestand. Sie wird den aktuellen Wissenstand aus Sicht der Soziologie, der Wohnforschung und der Innenarchitektur vermitteln. Diese Grundlagen werden dann durch gelungene Beispiele zu Um- oder Weiterbauten und Beiträgen zum Bauen im Bestand aus der Praxis veranschaulicht und kritisch bewertet.

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Innenarchitektur gestaltet Handlungs-Raum. PROF. SIBYLLA AMSTUTZ

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FORSCHUNG




FORSCHUNGSGRUPPE INNENARCHITEKTUR FORSCHUNG

Die Forschungsgruppe Innenarchitektur (FG IA) beschäftigt sich mit der Wahrnehmung und Funktion von Räumen und deren Gestimmtheit. Dazu orientiert sie sich an den Bedürfnissen, Tätigkeiten und Aktivitäten der Nutzenden, dem gesellschaftlichen und technischen Wandel sowie den Konsequenzen, die sich daraus für die Räume ergeben. Im Zentrum ihrer Forschungstätigkeit steht die systemische Betrachtung von raumkonstituierenden Elementen, wie Raumstruktur, Raumklima, Akustik, Licht, Material, Farbe und Ausstattung mit dem Ziel, gebaute Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Nutzerinnen und Nutzer zu schaffen. Dabei beschäftigt sie sich mit folgenden übergeordneten Forschungsfragen: Wie müssen Räume konzipiert und gestaltet sein, um neue Lebens- und Arbeitsformen zu ermöglichen sowie verändernden Nutzerbedürfnissen zu entsprechen? Wie können vor dem Hintergrund von Technisierung und Digitalisierung Einflussnahme und Aneignungsmöglichkeiten der Nutzenden gewährleistet werden? Wie kann der Raum Identität, Privacy, Produktivität und Wohlbefinden der Nutzenden fördern? Die FG IA arbeitet interdisziplinär mit internen und externen Spezialistinnen und Spezialisten aus den Fachgebieten Architektur, Technik, Design, Soziologie, Psychologie und Gesundheit. Sie pflegt die Zusammenarbeit mit Nutzerinnen und Nutzern sowie Wirtschaftspartnern. Sie forscht und publiziert zu den folgenden Themenschwerpunkten:

Büro und Arbeitswelten Die FG IA erforscht, wie Arbeitsräume gestaltet sein müssen, damit sie produktives Arbeiten ermöglichen , und entwickelt zukunftsfähige Lösungen. Dazu orientiert sie sich an den aktuellen Trends im Bereich der Wissensarbeit wie Digitalisierung und Flexibilisierung sowie an den Arbeitsmethoden und Arbeitsweisen der Mit­ arbeiterinnen und Mitarbeiter. Spital und Gesundheitswesen In Zusammenarbeit mit Institutionen aus dem Gesundheitswesen forscht die FG IA zu Innenräumen in Kliniken und Spitälern, die die Gesundheit der Patientinnen und Patienten befördern und dem Personal sowie den Besucherinnen und Besuchern ein angenehmes (Arbeits-) Umfeld bieten. Dabei verfolgt sie einen systemischen und partizipativen Forschungsansatz mit den jeweils relevanten Anspruchsgruppen. Wohnen und Demografie Die FG IA forscht im Bereich Wohnen vor dem Hintergrund des demografischen, gesellschaftlichen und technischen Wandels. Sie bezieht sich auf die unterschiedlichen Haushaltstrukturen und Wohnformen und sucht nach Antworten, wie Wohnungen gestaltet und konzipiert sein sollten, damit sie den Ansprüchen der Nutzerinnen und Nutzer in Zukunft gerecht werden. Als einzige Forschungsgruppe im Bereich der Innenarchitektur in der Schweiz leistet sie mit Ihrer Tätigkeit einen wichtigen Beitrag zum Diskurs im Bereich von innenarchitektonischen Themen in der Fachwelt.

FORSCHUNGSGRUPPE | Die Mitarbeiterinnen der FG IA verfügen über Kompetenzen im Bereich Innenarchitektur, Architektur, Landschaftsarchitektur und Design und haben langjährige Erfahrung in der angewandten Forschung sowie in der Planung und Umsetzung. Sie realisieren Studien und Forschungsprojekte im Bereich von innenarchitektonischen Themen, sie begleiten und moderieren Prozesse zur Bedürfnisermittlung, entwickeln Produkte und Methoden für die Planung und Umsetzung und erstellen Second Opinions in der Konzept- und Planungsphase. Kontakt: Prof. Sibylla Amstutz

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NAKED SPACE FORSCHUNG | SYMPOSIUM

Vergleichbar mit lebenden Organismen befinden sich Räume in einem stetigen Wandel. Ein Gebäude überlebt seinen ursprünglichen Zweck und wird für etwas Neues genutzt. Durch die Eingriffe von Innenarchitektinnen und Innenarchitekten sowie Baufachpersonen widerspiegeln sie so die Entwicklung von Gesellschaft und Kultur. Am Symposium «Naked Space» wird anhand von Beispielen aus der Praxis aufgezeigt, wie man bestehende Räume aktivieren kann und welche Interventionsstrategien zur Raumgestaltung möglich sind. Mit dem vierten SISU Symposium of Interior Architecture and Spatial Use findet erstmals in der Schweiz eine Fachveranstaltung zu aktuellen und relevanten Fragestellungen aus dem Bereich Innenarchitektur mit Fachleuten aus der Praxis und der Forschung statt. Entstanden ist es in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Innenarchitektur der Hochschule Luzern – Technik & Architektur, der Vereinigung Schweizer Innenarchitektinnen und Innenarchitekten VSI.ASAI., der Estonian Association of Interior Architects ESL und der Estonian Academy of Arts. In Tallinn haben die Innenarchitektur-Studierenden der Estonian Academy of Arts ein mobiles Klassenzimmer für das SISU Symposium gebaut. Mit einem Livestream schlagen wir eine Brücke zwischen dem Neubad Luzern, dem umgenutzten Hallenbad, und dem Mobile Classroom in Tallinn und ermöglichen so den Austausch zwischen den beiden Veranstaltungsorten. Am vierten SISU Symposium mit dem Titel «Naked Space» dreht sich die Diskussion um das Thema der Umnutzung von Innenräumen und partizipativen Gestaltungsprozessen. Wie kann die Innenarchitektur mit einem re-dressing neue Identitäten schaffen? Wie können diese einen Mehrwert für die ganze Nachbarschaft

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leisten? Was sind die Bedürfnisse heute und wie beeinflussen sie die Umnutzung der Innenräume? Die Referentinnen und Referenten aus England, Estland, Deutschland, Kanada, den Niederlanden, der USA und der Schweiz beleuchten diese Fragen aus der Perspektive von verschiedenen Disziplinen und aus unterschiedlichen Kulturen, darunter Innenarchitektur, Architektur, Design, Philosophie und Forschung. Sie präsentieren inspirierende Beispiele von Umnutzungen aus ihrer Praxis und stellen Visionen für die Wieder- oder Weiterverwendung von bestehenden Gebäuden vor. Die beiden Filme «Der Berg» und «Empty Space» zeigen einen poetischen Blick auf das Thema. Die Studentinnen und Studenten des Studiengangs Innenarchitektur an der Hochschule Luzern – Technik & Architektur und die Studierenden am Departement Innenarchitektur aus Tallinn geben mit der Ausstellung einen Einblick in ihre Ausbildung und in ihr aktuelles Schaffen. Wie die Herausforderungen im Bereich Innenarchitektur den Studierenden vermittelt werden, präsentieren und diskutieren die vier Studiengangleiter aus der Schweiz. Als biennaler Anlass findet 2019 das zweite internationale Innenarchitektur-Symposium in Luzern mit dem Titel «soft space» statt und beschäftigt sich mit der Interaktion zwischen Mensch und Raum. Der Raum als «soft space» steht in direktem Kontakt mit dem Menschen, wird durch ihn geformt, angepasst und individualisiert. Andererseits löst der Raum als Medium Emotionen im Menschen aus und versetzt ihn in eine unmittelbare Stimmung. Es entsteht eine Wechselbeziehung zwischen Mensch und Raum, die wir am Symposium 2019 erkunden werden.


1

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MICROLIVING 2.0 FORSCHUNG | STUDIE ZUM STUDENTISCHEN WOHNEN

1

In der Schweiz sind Einpersonenhaushalte die häufigste Wohnform, Tendenz zunehmend. Dabei werden Mikroapartments, die den Mieterinnen und Mietern trotz kleinster Fläche eine voll ausgestattete Wohnung bieten, sowohl auf der Nachfrage als auch auf der Angebotsseite an Attraktivität gewinnen. Wie die Flächen dieser Mikroapartments in Abstimmung mit den Bedürfnissen von jungen Erwachsenen, und im Speziellen von Studierenden, optimal gestaltet sein sollten und welche zusätzlichen Dienstleistungen bzw. Services und Gemeinschaftsflächen nachgefragt werden, ist indessen noch

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wenig bekannt. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurden deshalb die funktionalen als auch die emotionalen Bedürfnisse und Präferenzen von Studentinnen und Studenten in Bezug auf ihre Wohnung untersucht und anschliessend auf die Grundrisse von Mikroapartments übertragen. Als Basis für die Definition der Anforderungen aus Nachfragesicht diente eine schriftliche Umfrage bei rund 3000 Studierenden. 1)

Skizze eines Mikroapartments


KOKON 2.0 FORSCHUNG | STRESSREDUKTION DURCH DIE INDIVIDUALISIERBARKEIT VON RAUMPARAMETERN

1

SKYLIGHT - STEUERUNG Lichtsteuerung über Tablet ohne WLAN - Prinzip Fernbedienung Auswahl: Skylight/Color/Daylight Interfacedesign einfach bedienbar «kinderfreundlich»

Startseite

„Nature“ - Atmosphärisch

+

+

+

COOLDOWN

Samstag 26.5.2018 NATURE

10:57 +

22o

-

COLOR

DAYLIGHT

Startseite

COLOR

NATURE

„Nature“ - Atmosphärisch

„Color“ - Farbauswahl

Der Kokon 2.0 ist eine flexible Raum-in-Raum-Installation, die unabhängig in einem vorhandenen Raum genutzt werden kann. Sie besteht aus drei mobilen Komponenten: Kokon, Paravent und der Leuchte Skylight, die wahlweise zusammen oder einzeln genutzt werden können (1). Der Kokon ist eine mit wenigen Handgriffen zu montierende Holz-Textil-Konstruktion. Die Leuchte Skylight integriert biodynamisches farbiges Licht und eine Auswahl von vorprogrammierten Natursettings in einer Stehleuchte. Der Paravent ist eine Holzkonstruktion, die je nach Bedürfnis einen zusätzlichen Abschirmungsgrad erzielen kann. Der

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DAYLIGHT

„Daylight“ - Biodynamisch

Kokon 2.0 stellt eine Weiterentwicklung des Forschungsprojektes Modularer Kokon dar, der 2013/2014 in einer Klinik für Psychiatrie in einem Co-Design-Prozess mit Patientinnen und Patienten zur Stressreduktion entwickelt worden ist. Durch die Individualisierbarkeit von raumbildenden Licht- und Textilparametern konnte eine stressreduzierende Wirkung auf unterschiedlichen Ebenen dargestellt werden. Im klinischen Test wurde bei Patientinnen und Patienten und Personal eine hohe Akzeptanz evaluiert. Der Kokon 2.0 wird für eine flexible Nutzung für den Neubau einer Klinik entwickelt.


D I E T E R WA E C K E R L I N U N D I D E A L H E I M FORSCHUNG | PUBLIKATION ZUR SCHWEIZER WOHNKULTUR 1950-1980

Das Werk Dieter Waeckerlins (1930–2013) gehört zu den bedeutendsten Positionen des Schweizer Innenarchitektur- und Designschaffens des 20. Jahrhunderts. Mit zahlreichen Möbelentwürfen prägte Waeckerlin die Wohnkultur in der Schweiz und Deutschland für mehrere Jahrzehnte. Er entwirft sämtliche Eigenkollektionen für die elterliche Inneneinrichtungsfirma Idealheim AG – welche er als Inhaber bis 1978 führt – und verkauft die Möbel zusammen mit weiteren bedeutenden internationalen Kollektionen im Geschäft an der Gerbergasse in Basel. Dieter Waeckerlin arbeitet unermüdlich während über 50 Jahren an seinen Produkten und Interieurs, erst für Idealheim, später als selbstständiger Gestalter. Neben einer nicht zu benennenden Zahl von Innenraumgestaltungen entwirft er rund 200 Möbel, wovon mindestens 120 auch produziert und verkauft werden. Als wichtigste Werke sind unter anderem der erste mobile Wandschrank mit Schiebetüren für WK-Wohnen zu nennen, seine Sideboards für Behr International und Carl Haiges, der Rundstuhl für Walter Knoll/Cassina, die Erfindung des Holzplattenmaterials Diagonalmassiv für Dietiker Möbel und die Saffa-Leuchte für die Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA) von 1958. In den 1960er-Jahren erhält er vom Schweizer Werkbund für zwei seiner Möbel die Auszeichnung «Die gute Form». Im Standardwerk der internationalen Möbelgeschichte, «Neue Möbel» von Gerd Hatje, ist er unter den Schweizer Gestaltern mit der grössten Anzahl Entwürfe vertreten. Mitte der 1960er-Jahre erfindet Waeckerlin die verlängerbaren Tische aus Wenge-Parkett und löst damit einen der wichtigsten Wohntrends der 1970er- und 1980erJahre aus. Zahlreiche Entwicklungen und Erfindungen von Möbelbeschlägen lässt er mit internationalen Paten-

ten schützen. Zudem gilt Dieter Waeckerlin als Pionier des digitalen Entwerfens und ist der erste Schweizer Designer, der seine Möbel ab 1985 ausschliesslich mit CAD entwickelt. Durch seine seltene Stellung als Geschäftsführer und Gestalter im eigenen Unternehmen ist er integral verantwortlich für Design, Entwicklung, Produktion, Verkauf und Lieferung seiner Möbel. Dadurch lassen sich die technischen, wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen zwischen 1950 und 1980 in der Schweiz sehr gut anhand seines Werks nachzeichnen. Die Schweizer Möbel- und Wohngeschichte lässt sich dadurch um die eine oder andere Facette ergänzen. Obschon die Idealheim- und Waeckerlin-Möbel auf dem Vintage-Möbelmarkt heute zu respektablen Preisen gehandelt werden, sind Informationen über den Basler Designer und Innenarchitekten nur sehr schwierig und bruchstückhaft zu finden. Wie sich aber gezeigt hat, ist die Geschichte der Idealheim AG Dieter Waeckerlin für das Verständnis der Schweizer Möbelgestaltung, Innenarchitektur und Wohnkultur des 20. Jahrhunderts von grosser Bedeutung. Im Laufe der fast zehnjährigen Recherchen zu diesem Buch, bei unzähligen Interviews mit Verwandten und ehemaligen Weggefährten sind die wenigen Quellen gesichert worden. Ein Teil davon ist zum dauerhaften Erhalt dem Schweizerischen Nationalmuseum übergeben worden. In dieser Publikation liegt nun das gesammelte Wissen erstmals in umfassender Form vor. Dies ermöglicht die längst fällige eingehende Würdigung des Schaffens von einem der bedeutendsten Schweizer Designer und Innenarchitekten des 20. Jahrhunderts.

DIETER WAECKERLIN UND IDEALHEIM, SCHWEIZER WOHNKULTUR 1950-1980 1)

Wohnalltag mit Waeckerlin-Möbel, Foto: Daniel Sutter

Hochschule Luzern – Technik & Architektur,

Projektleitung: Dominic Haag-Walthert

Institut für Innenarchitektur (Hg.)

Redaktion und Bildredaktion: Nicole Hartmann Lektorat: Miriam Wiesel, Berlin

212 Seiten, 198 meist farbige Abbildungen,

Gestaltung: P’INC, Langenthal

broschiert, 21 x 28 cm

Lithografie: Litopool. Basel / P’INC, Langenthal

ISBN 978-3-85616-863-6

Fotografie: Andreas Soldan, Daniel Sutter

Christoph Merian Verlag, Basel

Druck: Offsetdruckerei Grammlich, Pliezhausen Bindung: Buchbinderei Spinner, Otterseier

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1

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Ideen haben viele; aber nur wer Visionen sichtbar machen, darstellen und kommunizieren kann, ist ein Gestalter. STEFAN ROOVERS

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ÖFFENTLICHKEIT




JAHRESAUSSTELLUNG ÖFFENTLICHKEIT

1

2

In der Jahresausstellung in der Luzerner Kunsthalle wurden unter dem Titel Darkroom vom 17. November bis 17. Dezember 2017 herausragende Modelle von Studierenden der Bachelor-Studiengänge Architektur und Innenarchitektur und des Master-Studiengangs Architektur gezeigt. Die Arbeiten dokumentieren, wie vielfältig das Modell in der Entwicklung von Projekten eingesetzt werden kann. Den Darkroom betraten die Besucherinnen und Besucher mit einer Taschenlampe. Im komplett abgedunkelten Raum mussten sie sich den Weg zu den

Modellen alleine suchen. Diese waren auf grossen, schwarzen und unterschiedlich hohen Kisten ausgestellt. Es durften maximal 20 Leute gleichzeitig in die Ausstellung. Die Besucherinnen und Besucher sahen somit nicht nur ihren Strahl im Dunkeln, sondern auch den anderer Gäste. Die Modelle erkundete man, indem man sie mit der Taschenlampe beleuchtete. Das Erlebnis des ungewöhnlichen Rundgangs im Darkroom wurde durch die schallschluckenden und ebenfalls schwarzen Vorhänge an den Wänden verstärkt.

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3

1)

Räumliche Staffelung der Modelle

2)

Die Besucherinnen und Besucher erkunden die Modelle mit Taschenlampen

3)

Strukturmodelle des Instituts Architektur

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AUSSTELLUNG BACHELOR-THESIS ÖFFENTLICHKEIT

1

Die Diplomandinnen und Diplomanden präsentierten ihre Arbeiten als Abschluss des Frühlingssemesters während zwei Tagen am Projektstandort im ehemaligen Zuckersilo der Coop-Verteilzentrale in Pratteln. Dies ermöglichte den Juroren und den Besuchern, die Arbeiten am Ort der Transformation zu begutachten. Für das ehemals industriell genutzte Gebäude mussten die Studierenden einen flexibel nutzbaren Gastraum für rund 200 Gäste planen. Diesen mussten sie durch ein Hostel in der oberen Etage ergänzen. Den Bestand einzubeziehen und gleichzeitig neue Raumsituationen von hoher

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Qualität zu entwerfen, war die Prüfungsaufgabe der zukünftigen Innenarchitektinnen und Innenarchitekten. Dieses Jahr haben 33 Studierende den Bachelor of Arts in Innenarchitektur erlangt. Im November/Dezember 2018 werden die Prozessbücher nochmals, zusammen mit weiteren Arbeiten der anderen Semester des Instituts für Innenarchitektur, in der Kunsthalle Luzern präsentiert. 1)

Ausstellung der Bachelor-Thesis in der Verteilzentrale in Pratteln

2)

Ausstellung der Modelle und Pläne


2

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HOCHPARTERRE CAMPUS ÖFFENTLICHKEIT

1

Nachrichten

CAMPUS

Ein dreidimensionales Puzzle: Modell Herrenspeicher zur Kalbe, Massstab 1:20 (Foto: Cornelia Schnyder)

2

Campus

REVERSE ENGINEERING Text: Cornelia Schnyder* / 4.05.2018 14:00 Die Studentinnen und Studenten der Innenarchitektur an der HSLU rekonstruieren die Bautraditionen der mongolischen Jurte und des mittelalterlichen Fachwerkhaus. Was sie lernen, wollen sie auf das heutige Bauen übertragen. Bitterkalte Winter, heisse Sommertage, ständiger Wind - die Mongolei ist ein ungemütlicher Ort, um in einem Zelt zu leben. Und doch ist es in der Jurte im Winter wie im Sommer behaglich. In diesem Semester möchten wir herausfinden, wie die Mongolen aus der Zeit Dschingis Khans ihre Jurten gebaut haben. In Teams, zusammengesetzt aus den vier Baudisziplinen der HSLU, begeben wir uns auf Spurensuche. Wir beleuchten die unterschiedlichen Aspekte der Jurte und erkennen, dass sie eine geniale Entwicklung ist. Ihr Bau verbraucht wenig Ressourcen und nutzt die Eigenschaften von Holz, Wolle und Leder so gekonnt, dass sich dieser Gebäudetyp bis heute erhalten hat. Das Mitteldeutsche Fachwerkhaus auf der anderen Seite ist uns vertrauter mit seinen schmuck angeordneten Holzbalken und den lehmgefüllten, weiss verputzten Zwischenräumen. Das Haus entstand in einer Zeit, in der es kaum Nägel und schon gar keine Schrauben gab. Wie halten denn die grob zersägten Holzstämme bis heute zusammen? Wir bauen Modelle und studieren Fachliteratur, um Wissen über Hausbau ohne Beton, Armierungsstahl und Klebstoff zu erhalten. Dabei lernen wir eine Vielzahl von metallfreien Verbindungsmöglichkeiten kennen, die im Mittelalter noch in Handarbeit mit Beil, Säge und Stechbeitel hergestellt wurden. Bis Juni rekonstruieren wir die Bauweise des Fachwerkhauses und der Jurte. Wir untersuchen den Entstehungsprozess der beiden Häuser und erhalten so Einsicht in die Eigenschaften ihrer Baustoffe, der angewandten handwerklichen Techniken sowie ihrer Statik und Gebäudetechnik. Im Englischen heisst die Methode ‹Reverse Engineering›. Die so gewonnenen Erkenntnisse lassen sich auf Häuser in der Schweiz übertragen und werden uns bei der professionellen Analyse von Gebäuden helfen. Bald können wir als Innenarchitektinnen und -architekten Sanierungsaufträge übernehmen und diese mit fundiertem Wissen über Haustyp, Material und Technik ausführen. Wir wollen Baustoffe geschickt kombinieren, damit behaglicher, ansprechender und gesunder Innenraum entsteht – genauso wie es Mongolen und Zimmerleute aus dem Mittelalter getan haben.

Die Zeitschrift für Architektur und Design «Hochparterre» bietet auf ihrer Online-Plattform mit Campus eine Rubrik, in der Studierende diverser Schulen und Studienrichtungen ihre Projekte publizieren können. Dank dieser Öffentlichkeit erfahren künftige Innenarchitekten und -architektinnen, womit sich Architektur- oder Kunststudierende befassen. Die Rubrik bietet den Studierenden aber auch die Möglichkeit, ihre Gedanken und Erfahrungen in Worte zu fassen und diese innerhalb ihrer Berufscommunity zu vermitteln. Der abgebildete Beitrag stammt von Cornelia Schnyder, die zur Zeit der Veröf-

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fentlichung im zweiten Semester Innenarchitektur an der Hochschule Luzern studierte. Die Studentin beschreibt in ihrem Beitrag, wie die Studierenden in diesem Modul eine mongolische Jurte und ein mittelalterliches Fachwerkhaus analysiert, verglichen und rekonstruiert haben. Weitere Beiträge aus dem Institut für Innenarchitektur werden laufend publiziert. 1)

Webauftritt Hochparterre Campus

2)

Modell Herrenspeicher zur Kalbe


AKADEMISCHER AUSTAUSCH ÖFFENTLICHKEIT

1

Durch das grosse Angebot an englischsprachigen Fachmodulen wird auf dem Campus Horw Internationalität gelebt. Es bestehen Abkommen mit renommierten internationalen Partnerschulen für den akademischen Austausch. Damit können sowohl Studierende der Hochschule Luzern an diesen Schulen ein Gastsemester absolvieren wie auch Studierende der Partnerschulen nach Horw kommen. Ein Auslandsemester bietet persönliche, fachliche und soziale Kompetenzerweiterung. Internationale Austauschstudierende an der Hochschule Luzern geben wiederum Schweizer Studierenden einen

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Einblick, wie sie Land, Leute und Schule in ihrem Gastland erleben. Um diesen Austausch zu fördern, werden im fünften Semester des Instituts Innenarchitektur drei Module in Englisch angeboten. 1)

Übersichtskarte Akademischer Austausch


VORTRÄGE ÖFFENTLICHKEIT

1

2

Jedes Semester lädt das Institut Persönlichkeiten aus dem Feld der Innenarchitektur ein, die den Studierenden in Vorträgen einen vertieften Einblick in ihren Berufsalltag oder in ein spezifisches Thema vermitteln. Dies können Architekten und Innenarchitektinnen sein, aber auch Personen mit Berufen an der Schnittstelle zur Innenarchitektur. Bei der Auswahl der Referierenden wird darauf geachtet, dass diese verschiedene Kulturen und Generationen repräsentieren. Die Reihe «Institutsvorträge: ... & Innenarchitektur» gibt den Studierenden die Möglichkeit, Kontakt zu ihrem späteren Berufsfeld zu knüpfen.

KATRIN TRAUTWEIN | LICHT UND FARBE & ... Ausgehend von historischen Farbproben, erforschte die Chemikerin Katrin Trautwein Farben, die Le Corbusier in seiner Architektur einsetzte. Mit ihrer Farbmanufaktur kt.COLOR hat sie 81 Farben mit Le-Corbusier-Referenzen sowie weitere innovative Farben herausgegeben. Ihr Vortrag befasst sich mit dem Zusammenspiel von Farbe, Licht und Raum. (1) MICHEL SCHRANZ | LONDON TERRACED HOUSE & ... Das Terraced House ist ein wichtiger englischer Haustyp. Das Referat stellt den geschichtlichen Hintergrund dazu vor und präsentiert zeitgenössische Projekte, die diesen Haustyp den heutigen Wohnansprüchen angepasst

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3

4

haben. Der Schweizer Architekt Michel Schranz lebt und arbeitet seit

und realisiert mit ihrem Team Gestaltungskonzepte für unterschiedliche

20 Jahren in London. (2)

Gastrounternehmen. Sie stellt wirtschaftliche wie auch kreative Konzepte vor, die das Angebot erfolgreich auf ihre Zielgruppen ausrichten. (4)

META ROMANENS | VIELSCHICHTIGES LICHT & ... Die Lichtdesignerin Meta Romanens nimmt als Ausgangspunkt für ihren Vortrag persönliche Erfahrungen, die aufzeigen, wie Licht sowohl Symbol als auch Kultur ist, wie es unsere Sprache formt und wie es uns als Lebewesen auf biologischer Ebene beeinflusst. (3) PATRIZIA

KAUFMANN

|

GASTRONOMISCHE

ORTE

&

...

Patrizia Kaufmann arbeitet als Innenarchitektin bei Mint Architecture

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PERSONEN STUDIERENDE

Merit Albertin, Patricia Amstutz, Ekaterina Andaralo Schaupenlehner,

Jeannette Engel, Ramun Farrèr, Michelle Fischer, Florian Fleischmann,

Jasmin Angst, Fiona Ballif, Jennifer Bänziger, Nuria Batt, Chiara Bayard,

Giulia Furrer, Yannic Gisler, Pascal Hächler, Leonie Häner, Manuel

Konstantin Beck, Martina Benz, Anna Bichsel, Florian Boetsch,

Hartmann, Stefanie Häsler, Luca Hochuli, Vera Hodel, Angela Inäbnit,

Monique Bregy, Tabea Brönnimann, Elena Brunner, Sarah Bucher,

Sarah Ineichen, Tobias Jung, Joy Kayser, Daniel Keller, Yves Keller,

Ricardo Burkard, Eva Burkhalter, Michaela Burtscher, Anna Chip,

Julia Kissling, Lisa Knobel, Lynn Knobel, Romana Kroker, Jolanda

Chiara Conzett, Alessandra Di Santo, Katharina Diekmann, Patricia

Krummenacher, Natalie Kuhn, Maria Kuonen, Tanja Küpfer, Annick

Diethelm, Mirjana Dordevic, Melanie Dorninger, Jonathan Eckert, Laura

Lang, Flavio Lauber, Céline Leist, Christian Leutwyler, Felix Liebi

Egger, Sabrina Eggimann, Julia Egli, Lukas Egli, Andrea Ellenberger,

144


Tijana Lovric, Denis Lutz, Chloé Maître, Angela Manser, Federico

Timothy Spillmann, Lena Staffelbach, Fabienne Stahel, Sara Stäuble,

Mattiaccia, Marco Mazzeo, Florian Mettler, Linda Michel, Adrian Müller,

Tanja Steiger, Simon Steiner, Joanna Suriel Santana, Carla Theler,

Michelle Müller, Yves Niederberger, Carlo Nosetti, Marc Nussbaumer,

Roxanna Kim Treier Rosario, Thomas Triulzim, Annina Trümpler,

Tiziana Odermatt, Sureja Redzic, Alessa Mona Rehmann, Julia

Dominique Tschirky, Karin Ungerer, Sara Vergallo, Maximilian Vollmann,

Salamon, Delilah Santos, Fabian Scandella, Désirée Schenk, Franziska

Tina Walter, Philippe Winiker, Michaela Wolf, Sylvia Wübbens,

Scheuber, Michelle Schmidiger, Alessandro Schneider, Cornelia

Julia Wyss, Petra Wyss, Salome Zwahlen

Schnyder-Berner,

Murielle

Schumacher,

Manuel

Schuppisser,

Benjamin Sennhauser, Gian-Andrea Sgier, Vera Sieber, Sarah Spichtig,

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PERSONEN INSTITUT INNENARCHITEKTUR LEITUNGSTEAM

MODULE INTERDISZIPLINÄR MODULVERANTWORTLICHE

Prof. Sibylla Amstutz

Prof. Adrian Altenburger

Architektin HTL / SIA / VSI

Dipl. HLK-Ing. HTL / MAS Arch. ETH / SIA / SATW

Carmen Gasser Derungs

Prof. Gregor Imhof

Innenarchitektin HfG / VSI MAS ZFH in Design Culture

Sprach- und Filmwissenschaftler

Prof. Dominic Haag-Walthert

Architektekt ETH / SIA

Prof. Wolfgang Rossbauer

Innenarchitekt FH / VSI Architekt MAS ETH / SIA

Roland (Lando) Rossmaier Architekt ETH / SIA

Ralph Stoian Innenarchitekt FH, Architekt MAS ETH Konservator

Prof. Reto von Euw

Hanspeter Wirth

Prof. Christian Zimmermann

Dipl. Designer FH / SDA Innenarchitekt

Dipl. Architekt ETH / BSA / SIA

MODULE INNENARCHITEKTUR MODULVERANTWORTLICHE

ASSISTIERENDE

Prof. Hansjürg Buchmeier

Nicole Hartmann

Künstler und Zeichenlehrer FH

Innenarchitektin/Designerin FH Landschaftsarchitektin MAS ETH

Dipl.-Ing. Architekt TU

Marcel Glanzmann

Corinne Huwyler

Künstler und visueller Gestalter HfG

Architektin BA FH

Erich Häfliger

Katharina Kleczka

Architekt FH und bildender Künstler HfG

Innenarchitektin B. DES

Magdalena Hürlimann

Flurina Lanicca

Innenarchitektin FH

Innenarchitektin FH

Monika Imhof-Dorn

Selina Lutz

Dipl. Architektin ETH SIA BSA, Reg. A

Innenarchitektin BA FHZ

Markus Käch Dipl. Zeichenlehrer, Dipl. audiovisueller Gestalter

Christine Urech

Sonja Kretz

Natalia Wespi

Bildende Künstlerin / Farbgestalterin

Dipl. Architektin FH Spatial Design MAS ZHdK

Industrial Designerin BA

Elia Lucia Nicole Malevez

Martin Wiedmer

Dipl. Architektin FH

Industrial Designer BA

Elvira Mühlebach Designerin HfG

Stefan Roovers Dipl. Designer FH, Architekt

Prof. Björn Schrader Dipl.-Ing. TU Medien und Lichttechnik

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DOZIERENDE

FORSCHUNGSGRUPPE

Stefan von Arb, Judith Arnold, Men Duri Arquint,

Prof. Sibylla Amstutz Architektin HTL / SIA / VSI

Dr. Othmar Baeriswyl, Prof. Matthias Balmer,

Nicole Hartmann

Claudio Barandun, Prof. Dr. Michael Baur, Roger Buser,

Innenarchitektin/Designerin FH Landschaftsarchitektin MAS ETH

Stefan Davi, Prof. Luca Deon, Rudolf Dietziker,

Ute Ziegler

Doris Ehrbar, Murat Ekinci, Urs Beat Frei,

M.A. Innenarchitektin

Klaus Fromherz, Daniel Gilgen, Michael Gruber, Heidi Gunesch, Roland Heini, Prof. Dr. Daniel Heinzmann, Prof. Kurt Hildebrand, Carsten Hindenburg, Matthew Howell, Lukas Imhof, Christoph Jenni, Nadine Jerchau-Gay, Prof. Angelika Juppien, Isabelle Kalt Scholl, Lukas Kauz, Prof. Dr. Albin Kenel, Mia Kepenek, Katharina Kleczka, Dr. Thomas Kohlhammer, Prof. Dr. Klaus Kreher, Prof. Dr. Rüdiger Külpmann, Flurina Lanicca, Andrea Renzo Lardelli, Prof. Dr. Andreas Luible, Tanja Lütolf, Claudia Meier, Stefan Mennel, Petruschka Meyer, Prof. Petra Müller, Mundy Nussbaumer, Prisca Olivetti, Dr. Peter Omachen, Tido von Oppeln, Franco Pajarola, Prof. Natalie Plagaro Cowee, Daniel Rieben, Johannes Ritzer, Markus Röthlisberger, Dr. Marion Sauter, Clemens von Schoeler, Christian Lars Schuchert, Prof. Dr. Peter Schwer, Prof. Dr. Axel Seerig, Christoph Sigerist, Monika Spring Fassbind, Regula Stüdli, Kristina Stupp-Rühl, Uwe Teutsch, Prof. Dr. Karel Thoma, Nadège Vetterli, Fabian Weber, Katrin Weber, Marius Weber, This Weber, Thomas Wüthrich, Richard Zemp, Dr. Nina Zimnik. Stefan Zwicky.

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IMPRESSUM JAHRBUCH N°8

Inhalt Hochschule Luzern – Technik & Architektur Institut für Innenarchitektur

Fotografien Studierende – Projektarbeiten Markus Käch – Modellbilder, Ausstellung, Stimmungsbilder Lukas Galantay – Ausstellung, Symposium, Dokumentation Bachelor+ Assistierende – Portraitfotos Dokumentation Bachelor+, Foto © Martin Vogel – Bild S. 72 (2) Ralph Stoian, Foto © Ralph Stoian – Bild S. 121 Katrin Trautwein,Foto © Ludloff + Ludloff, Berlin – Bild S. 145 (1) Michel Schranz, Foto © Nick Guttridge – Bild S. 145 (2) Meta Romanens, Foto © Marcin Baran – Bild S. 146 (3) Patrizia Kaufmann, Foto © Mint Architecture – Bild S. 146 (4)

Layout Carmen Gasser Derungs Christine Urech Natalia Wespi

Corporate Design Hi Visuelle Gestaltung

Texte Ariana Pradal

Redaktion Texte und Grafiken Hochschule Luzern – Technik & Architektur Institut für Innenarchitektur

Druck Druckerei Odermatt AG, Dallenwil

Auflage 800 Exemplare

Herausgeberin Hochschule Luzern – Technik & Architektur Institut für Innenarchitektur © 2018 ISSN 2297-7619

148



N°8


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