Shari Kalmar, Hyper-Femininität, Bachelor XS Schmuck 2022

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HSLU Design & Kunst / XS Schmuck / Shari Kalmar / XS19 Dokumentation / praktische Bachelorarbeit / 21.02.22-16.06.22

Hyper-Femininität

BAKER- MILLER PINK #FF91AF PRISON PINK

Hyper-Femininität Mean Girl macht Schmuck


macht

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t Schmuck Mean Girl macht Schmuck Mean

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t Schmuck Mean Girl macht Schmuck Mean

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t Schmuck Mean Girl macht Schmuck Mean

t Schmuck Mean Girl macht Schmuck Mean

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INHALTS n Girl VERZEICHNIS

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Einleitung 1 Selbststudium 5

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Inspiration 20 Material 27

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Erste Ideen 33 Neues Material 47

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Fotos 56 Reflexion 71

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HYPER-FEMININITÄT MEAN GIRL MACHT SCHMUCK

MOTIVATION

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Da ich selber die Er fahrung gemacht habe , auf negative Charak ter züge reduzier t zu werden, deren Be fund nur auf meinem stereot ypisch femininen Äusseren beruht , und weil ich mich für gesellschaftliche Konstruk te und das Brechen dieser Konstruk te interessiere , beschäftige ich mich mit der Hyper-Femininität in einem Versuch, diese zu feiern. Schmuck und Schmuckobjek te können bek anntlich den Status von Trägerin und Träger vermitteln. Ein Ehering gibt zu erkennen, dass man verheiratet ist , eine Krone wird von einer Königin oder einem König getragen. Welchen Schmuck man trägt ,

k ann Einf luss auf die Wahrnehmung von Trägerin und Träger in sozialen Kreisen haben. Auch zeitgenössischer Schmuck k ann solche A ssoziationen haben. Ein Beispiel dafür kommt aus den sozialen Medien: Wer sich in den let z ten Jahren auf Internetseiten wie Instagram, Facebook , Tumblr etc . aufgehalten hat , hat sicher den Sat z “ The bigger the hoop the bigger the hoe.” schon einmal gehör t . Dieser Sat z , welcher auch in der realen Welt innerhalb der Kreise von Millennials und Gen Z benu t z t wird, besagt , dass die Grösse von “hoop earrings ” (Creolen) die sexuelle Freizügigkeit von Frauen bezeugen k ann.

VORHABEN

VORGEHEN

Für die prak tische Bachelorarbeit möchte ich mich mit diesen A ssoziationen in der Schmuck und Accessoires Welt auseinanderset z ten. Wie bei der schri ftlichen Arbeit wähle ich in der prak tischen Arbeit auch das Themenfeld der Hyper-Femininität . Ich möchte Zusammenhänge zwischen hyper-femininem Verhalten und Schmuck / Accessoires finden und daraus tragbare Objek te kreieren.

Die schriftliche Arbeit ist mein Grundstein für die prak tische Arbeit , da ich dor t bereits hyper-feminine Charak tere in den Medien analysiere. Für die prak tische Arbeit werde ich den Schmuck und Accessoires von vielen Film-Charak teren untersuchen und nach Gemeinsamkeiten suchen. Dabei achte ich mich auf Form, Material, Farbe etc . Ich nehme beim Kreieren die Position eines Mean Girls ein und versuche aus dieser Perspek tive heraus zu arbeiten.


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WA S I S T H Y P E R - F E M I N I N I TÄT ? Die Hyper-Femininität beschreibt die “Per formance” der Femininität . Es ist ein Paradox , dass sich einerseits die ästhe tischen Ideale der Weiblichkeit zunu t ze macht , andererseits aber durch ein stereot ypisch

männliches Verhalten ver vollständigt wird. Boshaftigkeit, sexuelle Freizügigkeit, die Ak zeptanz des Patriarchats und die eigene Unter wer fung, werden der Hyper-Femininität zugeschrieben.

WA S I S T E I N M E A N G I R L? Ein Mean Girl ist eine zeitgenössische Interpretation der Hyper-Femininität . Der Begriff ist durch den gleichnamigen US-Film “Mean Girls” bek annt geworden. Obwohl der Begriff oft im Schulkontex t steht , k ann

die “Idee” des Mean Girls auch auf die Arbeitswelt über tragen werden. O ft ist ein Mean Girl ist eine gut aussehende und gut gekleidete Frau, die ihr Äusseres und Promiskuität nu t z t , um an Macht zu kommen.

DEFINITIONEN 3

Zum Vergleich g

Femininität : sanft , gu t , nett , mü tterlich Hyper-Femininität : lau t , gemein, promiskuitiv, machthungrig


SPEKTRUM F E M M E FATA L E

M E A N GI R L

Für die schri ftliche wie auch die prak tische Bachelorarbeit nu t ze ich zwei Stellver treterinnen der Hyper-Femininität , um die Ver teufelung der hyper-femininen Frau zu illustrieren. Die Femme fatale , welche eine vergangene Sichtweise der Hyper-Femininität zeigt , die vom Film noir über Märchen und bis hin zur Bibel reicht , und das Mean Girl, welche eine modernere Interpretation der Hyper-Femininität darstellt , bilden ein Spektrum, das als Basis meiner Bachelorarbeit dient .

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SELBSTSTUDIUM Das Selbststudium nu t z te ich, um Vorarbeit in der Recherche für die prak tische Bachelorarbe it zu leisten. Statt mit willkürlichen Materialien zu experimentieren, widmete ich mich im Selbststudium der Suche nach

den “richtigen” Materialien für die Bachelorarbeit . Ich untersuchte die äusserlichen Eigenschaften der Femme fatale , spezifisch der Femme fatale aus dem Film noir und des Mean Girls in verschiedenen Filmen.

ANALYSE I Wie oben bereits er wähnt , nahm ich die Femme fatale aus dem Film noir und das Mean Girl unter die Lupe und suchte nach eindeu tigen äusserlichen Attribu ten, die von mehreren Charak teren in den jeweiligen Gruppen ver treten werden. Dabei haben sich hier und da

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auch Charak tere aus Serien und dem echten Leben eingeschlichen. Zudem habe ich mich auch umgeschau t , ob irgendwelche Modemarken die optischen Attribu te von der Femme fatale und dem Mean Girl zu einem gewissen Grad vereinen.


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SUNSET BLVD., CHARLES BRACKETT / BILLY WILDER / D.M. MARSHMAN JR. (DREHBUCHAUTOREN), BILLY WILDER (REGISSEUR), PARAMOUNT PICTURES, 1950

THE DEVIL IS A WOMAN, PIERRE LOUŸS (AUTOR), JOHN DOS PASSOS (DREHBUCHAUTOREN), JOSEF VON STERNBERG (REGISSEUR), PARAMOUNT PICTURES, 1935

SUNSET BLVD., CHARLES BRACKETT / BILLY WILDER / D.M. MARSHMAN JR. (DREHBUCHAUTOREN), BILLY WILDER (REGISSEUR), PARAMOUNT PICTURES, 1950 GILDA, E.A. ELLINGTON (AUTOR), MARION PARSONNET (DREHBUCHAUTOR), CHARLES VIDOR (REGISSEUR), COLUMBIA PICTURES, 1946 GILDA

NORMA DESMOND DOUBLE INDEMNITY, JAMES M. CAIN (AUTOR) BILLY WILDER / RAYMOND CHANDLER (DREHBUCHAUTOREN), BILLY WILDER (REGISSEUR), PARAMOUNT PICTURES, 1944

CONCHA PEREZ

PORTRAIT OF HEDY LAMARR, HEDY LAMARR, WEARING LARGE PICTURE HAT AND BLACK LACE GLOVES., LÁSZLÓ WILLINGER, CA. 1940

NORMA DESMOND

PHYLLIS DIETRICHSON

HEDY LAMARR

ANALYSE DER FEMME FATALE Die Femme fatale, wie Mercure schreibt , lässt sich freiwillig objek tifizieren und provozier t den Mann sogar dazu. Sie trägt glamouröse Abendkleider mit Ausschnitten für das Dekolle té, S chultern, Rücken, Arme und Beine. High Heels , lange Handschuhe, funkelnder S chmuck und ein Fellschal gehören zu ihrer Ausstattung. Zudem hat sie lange Beine, voluminöse L ippen und schöne s Haar. Auszug aus: „Delikt; Hyper-Femininität Die Verteufelung und Bestrafung der hyper-femininen Frau in den Medien“

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I

Fell, Federn, Perlen

II

Handschuhe, Hut , K opf- / Haar schmuck

III

Zigare tte, Zigare ttenhalter

IV

C ollier, Ohrringe g meist dezent

V

Armreif, Armband g meist auffallend

VI

hohe Preisklasse


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EUPHORIA S2.E3, SAM LEVINSON / RON LESHEM / DAPHNA LEVIN (DREHBUCHAUTOREN), SAM LEVINSON (REGISSEUR), A24 TELEVISION / THE REASONABLE BUNCH / LITTLE LAMB / DREAMCREW / TEDY PRODUCTIONS FÜR HBO, SEIT 2019 (S2.E3 2022)

HIGH SCHOOL MUSICAL 2, PETER BARSOCCHINI (DREHBUCHAUTOR), KENNY ORTEGA (REGISSEUR), WALT DISNEY COMPANY, 2007

WHITE CHICKS, KEENEN IVORY WAYANS / SHAWN WAYANS / MARLON WAYANS (DREHBUCHAUTOREN), KEENEN IVORY WAYANS (REGISSEUR), COLUMBIA PICTURES, 2004

MADDY PEREZ / CASSIE HOWARD

THE SIMPLE LIFE, MARY-ELLIS BUNIM / JONATHAN MURRAY (IDEE), BUNIM/MURRAY PRODUCTIONS / 20TH CENTURY FOX TELEVISION, 2003-2007

MEAN GIRLS, ROSALIND WISEMAN(AUTORIN), TINA FEY (DREHBUCHAUTORIN), MARK WATERS (REGISSEUR), LORNE MICHAELS PRODUCTIONS, 2004

SHARPAY EVANS

GRETCHEN WIENERS / REGINA GEORGE / CADY HERON / KAREN SMITH

PARIS HILTON / NICOLE RICHIE

MEGAN UND HEATHER VANDERGELD

ANALYSE DES MEAN GIRL

Einen Einblick in das zeitgenössische Ver ständnis der Hyper-Femininität bie te t das moderne «Mean Girl». Der Begriff hat sich in der we stlichen Ge sellschaft innerhalb der K reise von Millennials und Gen Z z weifellos durch den gleichnamigen US-amerik anischen Film Mean Girls aus dem Jahr 2004 verbreite t . Alleine durch den Begriff lässt sich schon fe st stellen, welche Umgangsformen das Mean Girl pflegt . Auszug aus: „Delikt; Hyper-Femininität Die Verteufelung und Bestrafung der hyper-femininen Frau in den Medien“

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I

S chmuck in K ombination mit Statement wör ter, Markennamen, Eigenname, Symbole

II

S onnenbrille (oft ohne S chut z funk tion)

III

Edelstein und Perlen-Optik

IV

Plastik Optik

V

kleine Handtaschen, Haaracce ssoire s

VI

tiefe bis hohe Preisklasse


WEITERE ANALYSE Nebst den bereit s vorge stellten Charak teren und Per sonen habe ich auch Bilder von S chmuck und Acce ssoire s ge sammelt , die in das Spek trum von Femme fatale zu Mean Girl fallen. Da die se Fotos keine Quellen auf weisen und oft auch nicht klar ist , von welchen L abels und Marken die gezeigten O bjek te sind, habe ich die Ent scheidung ge troffen, die Fotos nicht in der Dokumentation meiner Bachelorarbeit zu ver wenden.

CHANEL SPRING 1993 READY-TO-WEAR FASHION SHOW

Wie bereit s er wähnt , habe ich nach Modemarken Ausschau gehalten, die optische Attribute der Femme fatale und de s Mean Girls vereinen. Die Modemarken Chanel und Ozlana ver tre ten in den vorge stellten K ollek tionen die K ombination von Femme fatale und Mean Girl. Die s ist natürlich nur Spekulation meiner seit s und die L abels haben keine öffentlichen K ommentare dazu gemacht , dass die s ihre Absichten waren. Meine Annahme ist ausschlie sslich auf meinem Wissen durch die Analyse basier t .

OZLANA UTOPIA RUNWAY SHANGHAI FASHION WEEK 20/21

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ANALYSE II

J E W E L R Y, F E M M E FATA L E , MEAN GIRL , HYPER-FEMININIT Y

WA S V E R B I N D E T E I N ALGORY THMUS MIT DEN GENANNTEN BEGRIFFEN?

DREAM BY WOMBO Die App “Dream” von Wombo lässt ihre Nu t zer mithilfe einer künstlichen Intelligenz und einem Algorithmus “Kunstwerke” kreieren. Die Nu t zer bekommen einige Kunstrichtungen zur Auswahl und können nach der Wahl der Kunstrichtung in ein Suchfeld ein be liebiges Wor t eingeben. Darauf hin sucht der Algorithmus jeweils durch eine Bilderdatenbank der Kunstrichtung und des eingege benen Wor tes und berechnet so ein neues Bild. Im zweiten Teil meiner Analyse im Selbststudium interessier te mich, was das “Internet ” mit den oben aufgelisteten Begriffen verbindet und wie sich dies in einem Algorithmus äusser t . Auf den nächsten Seiten folgen E xemplare von den generier ten Bilder.

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JEWELRY

Bei klassischen Kunstrichtungen wird eher gewöhnlicher Schmuck dargestellt. Dieser kann durch die Berechnung der künstlichen Intelligenz zu unbekannten Formen zusammenmorphen, es ist aber trotzdem noch als eine Abbildung von klassischem Schmuck zu erkennen.

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JEWELRY

Bei “moderneren” Kunstrichtungen kann man beobachten, wie die Formen des Schmucks aussergewöhnlicher werden, aber nicht gross von der heutigen Idee des Schmucks abweichen.

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JEWELRY

Ausserdem werden bei “moderneren” Kunstrichtungen Formen und Farben vorgestellt , welche sehr an einen weiblichen Körper erinnern. Der Algorithmus verbindet in aktuell e n Z e i te n S c h m u c k a l s o m i t We i b l i c h ke i t .

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FEMME FATALE

Die Femme fatale wird vom Algorithmus trotz verschiedener Kunstrichtungen (und Epochen) immer sehr ähnlich berechnet. Merkmale wie Hüte und glamouröse Kleider stechen heraus.

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FEMME FATALE

E i n e k l e i n e Ve r ä n d e r u n g , d i e m a n b e i “ m o d e r n e n ” K u n strichtung beobachten kann, ist, dass einige Stellen in den g e n e r i e r t e n B i l d e r n Wa f f e n ä h n e l n .

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MEAN GIRL

Ähnlich wie bei den generierten Bildern der Femme fatale ändern sich jene des Mean Girls nicht gross trotz verschiedener Kunstrichtungen.

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MEAN GIRL

Hier sieht man aber gut , wie der Algorithmus den Begriff Mean Girl direkt mit dem Film “Mean Girls” verbindet. Der Film handelt von einer Gruppe von Mean Girls, weshalb wohl auch mehrere Frauen auf den generierten Bildern zu sehen sind.

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HYPER-FEMININITY

D as Wo r t Hy p e r-F e m i n i n i t ät v e r b i n d e t d e r A l g o ri t h m us m i t Formen, die an die weibliche Silhouette oder spezifische Körper teile erinnern. Interessant ist das bei “modernen” Kunstrichtungen, die Formen Posen ähneln, die man von Social Media kennt.

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INSPIRATION

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TED NOTEN L ADY K BAG 6/7, 2008 v e r g o l d e t e Wa l t h e r P P K P i s t o l e , A c r y l , umfunktionierte Handtaschenhenkel

I N S P I R A T I O N

Te d N o t e n s S e r i e v o n A c r y l h a n d t a s c h e n s o l l d i e I d e e v o n S c h m u c k a u f den Kopf stellen. Er sucht nach Symbolen in alltäglichen Objekten, giesst diese in Acr yl ein und kreiert daraus ungebrauchbare Handtaschen. Diese sollen unsere Idee von Schmuck , aber auch unsere Wa h r n e h m u n g v o n d e n e i n g e g o s s e n e n S y m b o l e n h i n t e r f r a g e n u n d R a u m für neue Interpretationen und Bedeutung schaffen.

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YEHA LEUNG

CREEPYYEHA

INSPIRATION

INSTAGRAM POST @TIANAPARKR IN CREEPY PE ARLS AND

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@THE .PE TERDO SKIRT, 2020 FOTO: SYDNE Y CL AIRE / @___SYDNE YCL AIRE

Ye h a L e u n g / @ c r e e p y y e h a k r e i e r t S c h m u c k u n d A c c e s soires, welche an Kleidung erinnern. Die Abbildung oben zeigt ein Stück als Kleidungsersatz. Am Beispiel von der Rapperin und Sängerin Doja Cat (hier nicht abgebildet) sieht man aber auch, wie Stücke über der Kleidung getragen werden.

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R E I S E N A C H PA R I S

I N R S A P T I I O N

FRANCES GOODMAN ENDLESS HOURS, 2020 A c r y l n ä g e l , G l a s f a s e r, Schaum, Silikon

PAL AIS DE TOKYO ARCHIVE UBUNT U, A LUCID DRE AM 2 6 .1 1 . 2 0 2 1 - 2 0 . 0 2 . 2 0 2 2

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INSPI RATION MERET OPPENHEIM DÉJEUNER EN FOURRURE , 1936 THE MUSEUM OF MODERN ART

A l s Me re t O p p e n h e i m d as We r k “ D é j e u n e r e n F o u rru re ” s c h u f, war sie von dem Gegensat z von Fell und Por zellan gefasst. Das i rri t i e re n d e We r k i s t e i n e s d e r b e k a n n te s te n su rre a l i s t i s c h e n A rb e i te n u n d w i rd a u f v e r s c h i e d e n s te We i s e n i n te rp re t i e r t . Un te r den Interpretationen befinden sich unter anderem auch Fragen d e s G e s c h l e c h t s , v o r a l l e m d e r We i b l i c h ke i t .

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LINKS: IRINA UND SVETLANA R E C H T S : TAT I A N A U N D A N A S TA S I A

INSPIRATION

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VINCENT OLINE T AF TER THE WAVES/THE WAIFS, 2011 B e s e n s t i e l , n a t ü r l i c h e s H a a r, h a l b kü n s t l i c h e s H a a r, K n o t e n

Vincent Olinet kreiert Wischmopps aus Besenstielen und Haaren. Den Wischmopps gibt er eindeutig weibliche Namen, als w ä r e n s i e e c h t e M e n s c h e n . D e r T i t e l “A f t e r t h e w a v e s / T h e wa i f s e ri n n e r t a n d as e n g l i s c h e Wo r t “ w i f e / w i v e s . O b wo h l n i c h t v i e l ü b e r d i e B e d e u tu n g d e r We r ke zu f i n d e n i s t , l äs s t sich doch vermuten, dass Vincent Olinet eine Aussage über die Rolle der Frau macht.

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I N S P IR A T I O N

ARE A NYC LONG CRYSTAL HAIRPIECE , FALL WINTER 2020 Messing (vergoldet oder versilbert), Kristalle

k

AREA NYC hat in mehreren Kollektionen Objekte, welche die Haare teilweise oder komplett bedecken. Einerseits schmücken oder ersetzten sie die Haare, andererseits erinnern diese Stücke auch an eine Kopfbedeckung.

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MATE W I E W U R D E D A S M AT E R I A L F Ü R D I E O B J E K T E G E WÄ H LT ? Die Materialien wurden anhand der Analyse von Femme fatale und Mean Girl entschieden. Die Mischung von “echtem” und “künstlichem” Material stand dabei im Zentrum, um beide Spek tren zu vereinen. Zudem wurden auch Materialien anhand von der Farbe (rot , weiss , pink , etc .) oder der Symbolik in Betracht gezogen.

RIAL K u n s t f e l l ( M e a n G i r l ) K u n s t p e r l e n ( M e a n G i r l )

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S a t i n - u n d S a m t s t o f f

(Femme fatale)

P e r l e n / P e r l m u t

(Femme fatale)

G e s c h e n k b a n d / S a t i n b a n d

(Farbe)

bittere Aprikosenkerne / Mandeln

(Konzept)


BITTERE

APRIKOSENKERNE

W I E S O B I T T E R E A P R I KO S E N K E R N E ?

Die bitteren Aprikosenkerne und Bittermandeln habe ich bestellt , da sie mir für das Konzept interessant erschienen. Da die Bittermandeln optisch weniger ansprechend sind als die Aprikosenkerne , habe ich die Bittermandeln im Prozess aber nie benu t z t . Beide enthalten Blausäure / Zyanid, ein Gi ft bek annt dafür (zumindest in Filmen) Spionen im Notfall als “suicide pill ” zu dienen. Die als Femme fatale bek annte niederländische Tänzerin Mata Hari, welche auch als Spionin tätig war, ist das Verbindungsglied zwischen meinem Thema und dem Zyanid. In meinen Recherchen zu der schri ftlichen Bachelorarbeit bin ich ausserdem auf die Aussage gestossen, dass Frauen von der Femininität vergi ftet sind, was mir den Nu t zen von einem gi ftigen Material schmackhaft machte. Ich war noch mehr in diese Idee vernarr t ,

weil die bitteren Aprikosenkerne und Bittermandeln so unschuldig wie ihre nicht bitteren Gegenstücke und jede andere gewöhnliche Nuss aussehen. In der Alternativmedizin werden sie genu t z t , um Krebszellen abzu töten, weshalb sie rezeptlos gek auft werden können. Der Verzehr sollte sich dabei auf ca. zwei Kerne pro Tag begrenzen (+/-). Die Kerne sehen wie die Femme fatale / wie das Mean Girl harmlos aus , sind in ihrer Essenz aber ge fährlich. Um die Zweideu tigkeit der Hyper-Femininität her vor zuheben, habe ich die bitteren Aprikosenkerne mit dem Wor t GIF T beschriftet , welches im deu tschen Sinne oder im englischen Sinne verstanden werden k ann. Obwohl diese Idee mir sehr ge fallen hat , entwickelte sich das Projek t ohne die Aprikosenkerne weiter.

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KUNSTFELL Das Kunstfell habe ich gewählt , weil in den let z ten Jahren in der Fast-Fashion und Accessoires Industrie immer mehr Kunstfell verwendet wird. Dieses Material wird aus eigener Er fahrung oft mit dem “girly girl look ” verbunden und wird an die normativ feminine Frau vermark tet . Dabei ist mir aufge fallen, dass Fell eigentlich nichts weiter als Haare ist und obwohl die Z ielgruppe der Vermark tung dafür bek annt ist , einen haarlosen Körper zu wollen, genau dieser Kundenkreis sich in (Kunst-) Fell sprich Haaren einkleidet . Mir ist

bewusst , dass dies seit jeher eine Praxis des Menschen ist , um vor allem im Winter warm zu bleiben, aber in den let z ten 100 Jahren (+-) wird das tragen von Fell doch eher der normativ femininen Frau zugeschrieben. Wie bereits er wähnt , besteht in jüngsten Jahren diese A ssoziation vor allem mit Kunstfell, weshalb ich dieses Material für das Bachelorprojek t ver wenden wollte. Da ich auch nicht wohlgesinnt Echtfell nu t zen könnte , war es für mich von Anfang an auch sinnvoller, Kunstfell statt Echtfell in die Arbeit einzubauen.

(KUNST-) PERLEN / PERLMUT Bei der Analyse der Femme fatale ist mir oft der Schmuck mit Perlen als erstes ins Auge ge fallen und auch der Schmuck des Mean Girls nu t z t oft Kunstperlen. Ausserdem besit ze ich die A ssoziation, dass Perlen mit der Weiblichkeit gleich

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zu stellen sind. In einem Gespräch mit Suzan Cur tis er wähnte sie die selbe A ssoziation, weshalb sie bei der Beschreibung meiner Bachelorarbeit auch sofor t an Perlen denken musste.


SATIN- / SAMTSTOFF Den Satinstoff verbinde ich mit ele ganten, figurbetonten und umhüllenden K leidern, die ich sowohl bei der Femme fatale wie auch bei dem Mean Girl feststellen k ann. Für mich diente der Stoff allerdings nicht als Hauptmaterial, sondern eher als eine ästhetisch und sinnlich angenehme Rück seite für das Kunstfell, dessen Rück seite , subjek tiv gesehen, absolu t grässlich ist . Aufgrund von Problemen, auf die ich später noch eingehen werde , habe ich mich dann als Alternative dazu entschieden, Samtstoff zu nu t zen. Der Samtstoff weck t in mir A ssozia

tionen mit eleganter K leidung oder sogar Möbeln, was nicht ganz dem Sentiment des Satinstoffs gleicht , aber für mich noch ähnlich genug war, um es als Ersat z aus zuprobieren.

GESCHENK- / SATINBAND Wie oben er wähnt habe ich bereits gewisse A ssoziation mit dem Satinstoff. Das Geschenk- / Satinband habe ich hauptsächlich wegen dieser A ssoziationen ver wendet und weil sie in verschiedenen Farben kommen, günstig sind und in mein-

er Vorstellung zu ästhetischen Säumen verhelfen können. Als ich die bitteren Aprikosenkerne mit GIF T beschriftet habe , k am mir dann die Idee , dass das Geschenkband auch für das Konzept eine Unterstü t zung sein könnte.

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ERSTE IDEEN


Inspirier t vor allem von Yeha Leungs Arbeiten und ARE A NYC wollte ich zunächst hauptsächlich mit Echt- und Kunstperlen arbeiten. Da die bitteren Aprikosenkerne eine ansprechende Tropfenform haben, die an einen Birnenschli ff erinnern, hatte ich auch vor, diese mit den Perlen zu kombinieren. Ich wollte , um eine Richtung für mein Projek t zu bestimmen, versuchen wie Yeha Leung kleiderähnliche Objek te zu kreieren, denen aber die Hauptfunk tionen von K leidung fehlen und deshalb über der K leidung getragen werden müssen. Dieser Gedanke erinner te mich an das Ou tfit von der Popsängerin Britne y Spears in ihrem Musikvideo “I’m a Slave 4 U ”. In dem Video trägt sie einen Slip über ihrer Hose , was lau t einiger der You tubekommentare unter dem Musikvideo mit über 150 Millionen Click s zum Zeitpunk t der Veröffentlichung für Aufruhr sorgte. Auch Christina Aguileras zu kur zer Rock in dem Musikvideo “dirr t y ” und das Tank top von dem Charak ter Regina George aus dem Film “Mean Girls ”, welches mit zwei Cu tou ts ihren BH enthüllt , waren für mich eine Inspiration. Gleichzeitig fand ich aber auch ex trem Ge fallen an der Idee , die Vermummung zu thematisieren, denn einer Frau das Recht zu ver weigern, aus freiem Willen ein Kopftuch zu tragen, ist in meinen Augen genau so schlimm wie einer Frau das Tragen eines Kopftuches auf zuzwingen. Da mein Thema provok ativ ist und die Objek te auch provozieren dürfen, fand ich in diesen zwei Spek tren viel Spielraum für Ideen. Auf den nächsten Seiten folgen einige Skiz zen zu diesen Ideen und danach werden ein paar Objek te vorgestellt .

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Rocailles Perlen

Süsswasserperlen

Dieses Objek t wird über der K leidung getragen und hebt die weib lichen Konturen her vor. Es ist angenehm zu tragen und auch beim Sit zen spür t man das Objek t nicht . Ge formt wurde es an meinem Körper und die Frauen, denen ich das Ob jek t zum anprobieren gegeben habe , konnten problemlos reinschlüpfen. Als ich das Objek t einem Mann zum Anprobieren gab, ist das Objek t allerdings zerrissen. Dies war eindrücklich, weil die Frauen und der Mann alle etwa meine Grösse und Gewicht haben und was den Hüftumfang betrifft , optisch nicht ein allzu grosser Unterschied fest zustellen ist . Die feinen Rundungen, die man am weiblichen Körper nicht unbe dingt wahrnimmt , sind dann aber entscheidend dafür, ob man das Ob jek t tragen k ann oder nicht .

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Perlmut Perlen

Aprikosenkern Süsswasserperlen

Dieses Objek t deu tet auf die Vermummung und die Vorstellung hin, dass Frauen nichts zu sagen haben oder dür fen. Die Süsswasserperlen sind dabei nur Plat zhalter für die bitteren Aprikosenkerne und sollen eine Idee geben, wo die Aprikosenkerne angebracht werden sollten. Ich war angetan von der Idee , ein bei ver zehr giftiges Material in die Nähe des Mundes zu bringen, dem Gift aber nicht die Möglichkeit zu geben, eine Ge fahr für den Träger zu sein. Ausserdem regt das Objek t dazu an, mit den Perlensträngen zu spielen, in meinem Fall durch Kopfschü tteln, was Lärm er zeugt . Für mich war es ein interessanter Zwiespalt , ein Objek t zu tragen, das mit jeder Bewegung Lärm macht , aber gleichzeitig auf das aufgezwungene Schweigen von Frauen aufmerk sam macht .

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Bicone Perlen

Kunstfell

Aprikosenkern Rocailles Perlen

Das Objek t , welches auf der Brust plat zier t ist , soll einem Auge ähneln und darauf aufmerk sam machen, dass man sehen k ann, wenn einem auf die Brust geschau t wird. Das Objek t unter der Brust ist ein Versuch, das Kunstfell an Körperstellen zu bringen, an denen normaler weise keine Behaarung er war tet wird. Zuvor hatte ich versucht , Objek te zu machen, die das Kunstfell an den Intimbereich bringen. Dies war mir aber zu offensichtlich und die Idee , Behaarung an ungewöhnlichen Stellen anzudeu ten, war für mich faszinie render.

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In einem Gespräch mit Suzan Cur tis hat sie mir geraten, in Bezug auf das Objek t inspirier t von Britne y Spears , dass ich nicht zu sehr in das “Domina” Feld gehen sollte , da dies sonst zu sehr von meiner Aussage abschweifen würde. In einigen Mentorinnenmeetings wurde mir auch dazu geraten, die Vermummung nicht weiter zu ver folgen, weil dies bereits ein grosses Thema ist , dass für sich selber stehen k ann. Das Z iel meiner Arbeit ist , dazu anzuregen, seine eigenen Vorur teile gegenüber Hyper-Femininität zu erkennen und zu überdenken. Da sehr viele Leu te , aber kein Wissen zu diesem Thema besit zen oder überhaupt den Begriff Hyper-Femininität kennen, wurde mir dazu geraten, so einfach wie möglich an das Thema und die Objek te ran zu gehen. Dies würde dem Publikum verhelfen, eine Einführung in das Thema zu bekommen und nicht über forder t zu werden. Ausserdem musste ich die Entscheidung tre ffen, mich nicht hauptsächlich auf Perlen und die Aprikosenkerne zu fokussieren, sondern das Kunstfell in das Zentrum zu stellen. Dies tat ich, weil mir aufge fallen ist , dass Perlen ex trem schnell aufgebraucht werden, vor allem wenn sie grössere Flächen am Körper schmücken sollen. Leider fehlt mir das Budget , um diese Idee zu ver wirklichen, weshalb das Kunstfell im Vergleich mit Perlensträngen ein Schnäppchen ist und grössere Flächen bedecken k ann. Zeitweise versuchte ich aus dem Kunstfell Perlen zu nähen, um mehr Volumen in die Arbeit zu bekommen und nicht auf einem f lachen stück Kunstfell sit zen zu bleiben, was mir aber nie gu t gelang. Von da an hatte ich grosse Mühe , mit dem Projek t weiter zu kommen. Da mein ursprünglicher Plan nicht geklappt hat , musste ich mich nun mit dem f lachen Stoff anfreunden. Zwar war meine Idee zu Beginn K leider ähnliche Objek te zu schaffen, da diese aber hauptsächlich aus Perlen bestehen würden, wären sie somit auch klar von K leidern zu unterscheiden. Mit dem Kunstfell, dem Satin- und Samtstoff, waren meine Versuche und Ideen für mein Vorhaben aber viel zu nahe an K leidung.

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Ich versuchte einfache Formen am menschlichen Körper zu suchen, die mit dem Fell betont werden könnten. Bei den ersten Versuchen wie bei dem Ob jek t unter der Brust hatte ich noch keine “Rück seite” für das Kunstfell, weshalb sich der Stoff gu t an den Körper anschmiegte. Nun wollte ich aber eine angenehme Rück seite für meine Fellobjek te. Dafür nahm ich Satinstoff und nähte die Säume zusammen mit den “schönen” Seiten der Stoffe gegen innen. Die Nähte wurden mir dabei zum Verhängnis . Das Umkehren des Stoffes war mit ex tremer Mühe verbunden und nur bedingt möglich, da der Satinstoff oft leichte Risse erlitt . Das Kunstfell, obwohl ich es vorhin als f lach bezeichnet habe , gab den Ob jek ten zu viel Volumen, weshalb das Umkehren fast unmöglich war. Um die unschönen Nähte zu verstecken oder auf zuwer ten, versuchte ich Perlen und Z irkonia an die Objek te zu nähen. Dies war allerdings keine grosse Hilfe , da Stiche in den Satinstoff optische Spuren hinterliessen, die an Laufmaschen erinnern. Zudem haben die Perlen und Z irkonia ein Gewicht , dass nicht vom Stoff getragen werden k ann, was eine unschöne Gewichtsver teilung von Vorderund Hinterseite zur Folge hatte. Mit dem Samtstoff funk tionier te das Umkehren ein wenig besser, da der Stoff dehnbar ist und einen Zug zulässt , aber optisch bissen sich Kunstfell und Samtstoff um so mehr. Es folgten ideenlose , kreativitätslose und frustrierende Wochen, in denen ich Stunden lang vor den Stoffen sass und versucht , irgendetwas Interessantes damit anzustellen.

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Für die Por trät-Fotos hatten wir die Aufgabe , uns selbst zu inszenieren. Dabei war es wichtig, sich als Künstlerin / Designerin zu por trätieren, aber auch einen Bezug zu der Bachelorarbeit zu schaffen. Nach einer langen, uninspirier ten Phase mit dem Bachelorprojek t hatte ich bei der Vorbereitung für die Por trät-Fotos das erste Mal einen Schub von Kreativität . Ich hatte vor einigen Jahren Clip -in E x tensions gek auft , die ich aber nie getragen habe und fand nun einen Nu t zen dafür. An die E x tensions habe ich Haargummis und Perlen genäht , die ich dann einfach an meinen eigenen Haaren be festigen konnte. E x tensions kreieren die Illusion, dass die eigenen Haare länger oder dichter sind, wodurch sie in dem Moment Teil des Körpers werden und als eine “E xtension” dieses Körpers gesehen werden können. Die Perlen, welche in die Haare integrier t wurden, sollten diese Aussage annehmen und als E x tension von mir gesehen werden.Durch dieses Fotoshooting habe ich mich dazu entschieden, Echthaar in die Bachelorarbeit einzubauen. Dabei wollte ich, vom künstlichen Fell inspirier t , die Haare an Körperstellen bringen, wo sie normaler weise nicht getragen werden, zumindest nicht von hyper-femininen Frauen. Dies soll die Vorstellung, dass Frauen einen haarlosen Körp er haben sollen / müssen, her vorheben und darauf aufmerk sam machen, wie das Tragen von nicht-eigen Haaren ak zeptabel ist , insofern es sich auf bewusst gewählte Körperstellen beschränk t . Auf den nächsten Seiten folgen Objek te , die nach dem Einbezug vom Echthaar entstanden sind.

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NEUES MATERIAL


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Zirkonia Echthaar

Perlen

Satinband Bicone Perlen

Perlmut Perlen

Nachdem ich die Haare für das Fotoshooting ver wendet hatte , fand ich neuen Ansporn für die Bachelorarbeit . Ich wolle wie bei den Por trät-Fotos die Haare mit Perlen bestücken, diesmal aber kompak ter und dichter. Für das Fotoshooting waren die Perlen an einem Faden be festig und in / um die Haare gewickelt . Damit die perlen aber fest in den Haaren sit zen bleiben, müssen die Haare eine solide Basis bilden. Um diese Basis zu kreieren, band ich die Haare zu Zöpfen zusammen, da diese aber lose und nicht an einem Kopf be festigt waren, stellte sich das Flechten als eine kleine Herausforderung heraus . Bei einigen Zöpfen habe ich auch Bänder oder Ketten in die Haare ge f lochten, was den Zöpfen eine drei Dimensionalität gab. Bei einem Mentorinnenmeeting bek am ich das Feedback , dass die Zöpfe mit der drei Dimensionalität einen stärkeren Eindruck machen, weshalb ich später dann meine Flechtar t von einem einfachen Drei-Strähnen Zopf zu einem Vier-Strähnen Zopf änder te. Dadurch konnte ich die Bänder und Ketten wegfallen lassen, um Zöpfe mit Volumen und ohne erkenntliche vorder und Rück seite zu f lechten. Die Perlen und Z irkonia habe ich dann mit einem durchsichtigen Perlenfaden in die Haare genäht , was dem ganzen eine Muschel und Korallen ar tige Optik verliehen hat . Für den Perlenfaden habe ich mich entschieden, da dieser robust genug ist , um ohne Nadel durch das Haar dringen zu können und weil dieser im Vergleich zu Nähfaden (in der gleichen Farbe des Haares) weniger sichtbar ist . An einzelnen Stellen k ann man den Perlenfaden zwar noch sehen, aber es bleibt dennoch die stabilste und sauberste Ar t , die Perlen in die Haare zu nähen.

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sensual eralobe extension

4-Strähnen Zopf

Die Echthaare sind extrem fein, was es sehr schwer macht , sie zu frisieren. Deshalb benu t z te ich ein Anti-friz z Produk t in den E x tensions um diese bändigen zu können. Um die Haare an den Körper zu bringen, bieten sich viele Stellen an. Ich fand aber die Idee , E xtensions an den Ohren zu tragen, interessant . Dies schweift ein bisschen von meiner eigentlichen Idee ab, an ungewöhnliche Stellen Behaarung zu bringen, aber : Für einen unwissenden Betrachter sind E x tension essenziell Teil des Körpers , diese

Objek te hingegen können auf den ersten Blick mit dem Eigenhaar verwechselt werden bei genauerem betrachten wird aber klar dass es sich um fremdes Haar handelt .

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sensual coccyx extension

Neben den Ohr-Objek ten k am mir auch noch die Idee , ein Objek t für den Hosenbund zu machen. In einem vorherigen Objek t (rechts abgebildet ) nu t ze ich die Haare , um ein Rock ähnliches Objek t zu machen. Dieser Rock ist dafür bestimmt , um die Taille oder auf Hosenbundhöhe getragen zu werden. Mit Christoph besprach ich den Namen dieses Objek tes (und auch der anderen Objek te), worauf hin er mir riet , einige Namen für Objek te zu machen, die noch nicht existier ten, um auf neue Ideen zu kommen. Ich überlegte mir interessante Namen und wollte auch die Idee mit Hosenbund oder Taillen Objek ten ver folgen, denn die Taille wird bei der hyper femininen Frau oft betont , vor allem im Zusammenspiel mit dem Gesäß . Mit diesen Informationen im Kopf k am mir die Idee , ein Steissbein Objek t zu machen. Das Steissbein, welches ein Überbleibsel der menschlichen Evolu tion ist und auf ein rückgebildetes Schwänzchen hindeu tet , schien mir eine spannende Körperstelle für mein Thema zu sein. Wer sich öfters mal auf Social Media Plattformen auf hält , weiss dass tierische Züge wie ein Schwanz oder Öhrchen von Menschen als niedlich oder sogar als sexualisierend wahrgenommen werden. Dies schien für mich absolu t nach etwas , dass das Mean Girl sich aneignen würde , wie auch im Film “Mean Girls” angedeu tet wird, als die Mean Girls sich für Halloween als K at ze , Maus und Hase verkleiden, in L ingerie natürlich. Ausserdem spricht es das Verlangen von vielen Frauen und Mädchen an, die gerne ex trem langes Haar haben möchten. Optisch bilden das Eigenhaar und das Steissbeinobjek t eine gerade L inie und simulieren auch in diesem Fall eine Verlängerung der eigenen Haare , obwohl sie mit dem Eigenhaar nicht in Kontak t kommen.

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Kunstfell

Satinband

object of empowerment I

Echthaar

Dieses Objek t wurde von einem Rock inspirier t . Da meine am Anfang des Projek ts war, Perlen zu benu t zen und daraus K leider-ähnliche Objek te zu kreieren, dies aber für mich finanziell nicht zu ver wirklichen war, griff ich diese Idee für dieses Objek t wieder auf. Statt Perlen nu t z te ich aber Haare , wobei ich bewusst den Schambereich ausliess um noch einmal darauf aufmerk sam zu machen, dass der Wunsch der hyper-femininen Frau besteht , einen haarlosen Körper zu haben, aber das Tragen von fremden Haaren an spezifisch ausgewählten Körperstellen ak zeptabel scheint . Dieses Ob jek t war für die Arbeit sehr wichtig, da ich nicht nur mit anderen Leu ten diese A ssoziationen bestätigen konnte , sondern auch auf Fotos ein starker Eindruck hinterlassen wird. Das Kunstfell sollte einen Kontrast zum Echthaar darstellen und das Satinband eine einfache Möglichkeit bieten, das Ob jek t am Körper zu be festigen, was auch verschiedene trage Möglichkeiten zu lässt . Ausserdem brachten diese zwei Ele mente wieder ein Ge fühl von K leidung zum Vorschein, welches Echthaar zuvor weggenommen hat .

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Kupfer

Mit unserer X S A ssistenz Salome habe ich Wege besprochen, wie ich die Zöpfe an den Körper bringen k ann und ansprechende Lösungen finden k ann. Sie war mir dabei eine grosse Hilfe , um herauszufinden, wie ich auf eine einfache Weise ein Finish für meine Objek te machen k ann und eine Verbindung zu schmuck schaffe. Meine Idee war zuerst , diese Teile aus Silber anzufer tigen, um ein edles Finish zu erreichen, ohne allzu viel Geld dafür aus zugeben. Beim gemeinsamen besprechen meinte Salome aber, dass die Kupfer farbe den Swarovskiher zen, welche in den Zöpfen hängen ähnelt und so eine Gemeinsamkeit zwischen Objek ten und den Teilen schaffen k ann. Isabelle aus der Metallwerk statt zeigte mir, wie man am besten diese Teile herstellt und Beni aus dem zweiten Jahr des X S Studiengangs gab mir Tipps beim löten.

g Optimal wären diese Kupferstücke aus Roségold, um Geld zu sparen und da diese Objek te Ausstellungsobjek te sind und nicht ak tiv getragen werden, war Kupfer eine gu te Alternative für mich.

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jaw caressing object

Zur selben Zeit wie die Haarobjek te entwickelten sich auch Objek te aus Kunstfell und Capiz-Muscheln. In einem Mentorinnenmeeting wurde mir die Capiz-Muschel als Material vorgeschlagen, weil sie f lächendeckend ist und aus Perlmu t besteht . Ich bestellte mir darauf hin eine Packung Capiz-Muscheln, welche schwerer zu finden sind als gedacht . Ausserdem bestellte ich mir auch noch eine Packung mit Seeigelschalen. Als ich die Ware erhalten habe , versuchte ich Löcher in die Muscheln und Schalen zu bohren und Perlen dran zu nähen und Körperstellen zu finden, an denen sie eine interessante Wirkung haben könnten. Schnell sind mir jedoch die Ideen ausgegangen. Um nicht unproduk tiv zu sein, versuchte ich Fell und Haare auf falsche Nägel zu kleben, da behaar te Nägel auch nicht zu der Norm gehören. Mir fiel dabei schnell auf, dass die Fläche der Nägel zu klein ist , um das Fell und die Haare e ffizient und sorgfältig dran zu kleben. Die Capiz-Muscheln sind von der Materialität her ähnlich wie Nägel und besit zen eine grössere Fläche. So k am ich dazu, den Kunstfellstoff auf die Capiz-Muscheln zu kleben. Zunächst war meine Vision, die Muscheln mit Fell zu einem Objek t zu machen, das im Brustbereich getragen wird, um an Brustbehaarung zu erinnern, etwas , dass stereo t ypisch mit Männern verbunden wird und weit von der hyper femininen Frau entfernt ist . Ich fand je doch die Kombination mehrerer dieser Muschel-Fell Objek ten unkoordinier t . Die natürlich und nicht identisch gewellten Muscheln konnten keine angenehme Einheit bilden und das Fell er zeugte noch mehr visuellen “Lärm”, der optisch nicht ästhetisch oder mit Bedeu tung aufgeladen schien. Auch an anderen Körperstellen schien dies nicht anders zu sein. Danach versuchte ich ein einzelnes Muschel-Fell Objek t am Körper zu plat zieren; Brustbereich, Intimbereich, Kopf etc . aber auch hier blieb das Problem gleich. Ich k am zum Schluss , dass das Objek t an sich nicht das Problem war, sondern das direk te Tragen am Körper. Um e ffek t voll zu sein, braucht das Objek t eine freie Hängemöglichkeit , weshalb wieder ein Ohrobjek t entstand. Das Muschel-Fell Objek t k ann mit dem Fell gegen innen oder ge gen aussen getragen werden. Nach aussen fällt das Objek t so gegen den K ie fer, dass es an einen Bar t erinner t , aber gleichzeitig ein Ge fühl von Eleganz vermittelt . Trägt man das Fell gegen innen, streichelt das Fell den eigenen K ie fer und die Wangen und die Ober f läche der Muschel scheint im L icht , was auch wieder eine gewisse Eleganz von sich gibt . Ausserdem dik tier t die Wellung der Muschel die Form des Fells und be freit es so von seinem f lachen Dasein, was ich als optisch ansprechend empfinde. Übrigens habe ich, um das Objek t auf zuwer ten, den Rand der Muschel glatt geschliffen und mit Lack versiegelt . Das Fell habe ich dann vom Stoffuntergrund abgeschnitten und mit Leim direk t auf die Muscheln geklebt . Somit behält das Objek t die leichte Transparenz der Muschel. Auch hier habe ich wieder Kupfer ver wendet , um den Ohrhaken zu machen, da dieses Objek t nur für die Fotos getragen wurde und sonst als Ausstellungsobjek t dient . Hier gilt auch wieder, dass optimalerweise das Material Roségold wäre. Beim Herstellen des Ohrhakens ist mir aufge fallen, dass zwischen Ohr und Objek t sehr viel Plat z frei war, was ein optisches Ungleichgewicht er zeugte. Deshalb habe ich eine grosse und symmetrische Kunstperle am Haken be festigt , um eine Balance zwischen Ohr und Objek t zu er zeugen.

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Satinband

Echthaar

object of empowerment II

Immer noch von der Idee angetan, dass ein Objek t Brustbehaarung andeuten könnte , überlegte ich mir eine einfache Möglichkeit , Haare auf eine schmuck ar tige Weise an den Körper zu bringen. Ich entschied mich dazu, einen Choker zu machen (ein “stapel piece” für das Mean Girl in den let zten Jahren), der mit Haaren verset z t ist , um das gewünschte BrusthaarObjek t zu kreieren. Bei einem Mentorinnenmeeting bek am ich das Feedback , dass dichteres Haar optisch interessanter sei, da es dem Haar auf dem Kopf ähnelt . Für mich persönlich ist jedoch das gezielte set z ten der Haare entscheidend und nicht die Dichte. Auch aus der Position des Mean Girls war diese Sichtweise besser zu ver treten, denn das Mean Girl, die hyper-feminine Frau, findet Körperbehaarung ekelhaft . Dabei ist das Ekelhafte nicht ein paar vereinzelte Haare am Körper zu haben, sondern die Länge und Dichte der Behaarung. Bei den Ohrobjek ten, dem Gür telrock und dem Steißbeinschwänzchen wie auch bei diesem Choker-Objek t geht es darum, die Behaarung anzudeu ten und trot zdem noch genug Distanz zum eigenen Körper und dessen Funk tionen zu schaffen, was aus meiner Sicht das aussagegebende ist . “Die Haare stammen nicht von mir, ich habe einen Haarlosenkörper und benu t ze die Haare lediglich als optisches Mittel, um mich zu schmücken, was ak zeptabel ist .” Ausserdem sollen die Objek te ästhetisch ansprechend sein und nicht ekelerregend. Sie sollen die Selbstbewusstheit der hyper-femininen Frau zeigen, aber gleichzeitig auch ihrem ästhetischen Anliegen gerecht werden. Die Frage , die ich mir also immer stellen musste , war, ob ein Mean Girl die Objek te tragen würde , die ich vorhatte zu kreieren. Würde ein Mean Girl einen Choker tragen, der eine volle Haarpracht , eine Mähne auf ihre Brust zauber t ? Nein. Ein Choker, der gezielt Strähnen auf der Brust plat zier t und optisch den Körper verschöner t und schmück t , lässt mehr Spielraum beim Beantwor ten dieser Frage.

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FOTOS RAISA

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Beim Fotoshooting mit Raisa Durandi hatte ich nur unfer tige Objek te und war erst am Anfang von meinem Weg zu den fer tigen Objek ten. Für die Ins zenierung war der Gür telrock für mich am wichtigsten und am aussagekräftigsten. Um starke und aussagenreiche Fotos zu machen, wollte ich die Objek te mit Businesskleidung kombinieren. Einerseits beissen sich die beiden A spekte sehr, andererseits unterstü t zen sie die Aussage der machthungrigen hyper-femininen Frau, die in ihrem Job nach Anerkennung sucht und die Ränge mit nicht immer fairen Trick s erklimmt . Diese Zwiespältigkeit , die sich aber trot zdem noch unterstü t z t , hat für mich Sinn gemacht , um im Kontex t einer Design- und Kunstschule verstanden zu werden. Ich selbst stand Modell für diese Fotos , denn meine arbeit heisst “Mean Girl macht Schmuck ”, was bedeu tet , dass ich das Mean Girl bin. Raisa und ihre Kollegin, die uns bei dem Fotoshooting gehol fen hat , haben die Objek te auf eine Weise insze nier t , dass sie hochwer tiger aussehen, als sie eigentlich sind. Ich habe Raise einige Bilder von Posen und Winkeln gezeigt , damit sie sehen konnte , was für ein Ge fühl ich vermitteln wollte. Ihre Anweisungen zu Po sen und Gesichtsausdruck waren dabei auch entscheidend für das Endproduk t .

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FOTOS SHARI

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Um die (so gu t wie) fer tigen Objek te zu fotografieren, habe ich selber noch ein Fotoshooting geplant . Diesmal wollte ich jedoch nicht Fotos machen, die im De sign- und Kunstschulkontex t verstanden werden, sondern Fotos , die ein Mean Girl inszenieren würde und von denen sie sich angesprochen fühlt . Saranga, die für mich Modell stand, ist eine gu te Freundin von mir und ich erinnere mich sehr gu t an meinen ersten Eindruck von ihr. Sie hat , was man ein “resting bitch face” nennen würde , weshalb ich sie auch sofor t als Mean Girl klassi fizier t habe. Erst nachdem ich den Mu t aufgebracht hatte , mich mit ihr zu unterhalten, stellte ich fest , dass sie einen ex trem süssen Charak ter hat und nicht weiter von den Charak ter zügen eines Mean Girls entfernt sein könnte. Sie ist also genau das , was ich mit meiner Arbeit mitteilen möchte. Ausserdem bin ich der Meinung, viel zu wenig Ver tretung von Leu ten mit tamilischem Hintergrund in dieser Schule , aber auch allgemein der Kunst- und Designwelt zu sehen, sei dies nun als Künstler/in, Designer/in oder als Model. Auch bei diesem Fotoshooting sollte der Businesslook mit den Objek ten zusammenspielen, wie bereits er wähnt , aber eben auf eine Ar t , in der ein Mean Girl, eine hyper-feminine Frau sich identi fizieren könnte.

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REFLE XION

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In der Bachelorarbeit traf ich auf mir gu t bek annte Probleme , die ich auch schon in vorherigen Projek ten hatte. Dazu zählt der Anspruch meines Studienganges , auf künstlerischen und experimentellen Prozessen ein Produk t zu designen. Gle ichzeitig sollen diese Produk te ein Thema ansprechen und eine Message verbreiten, wobei etwas entsteht , das sich für mich wie designte Kunst anfühlt . Design ist für mich wegen der analy tischen Vorgänge und der durchdachten Prozesse interessant und Kunst ist für mich etwas , dass aus einem persönlichen Interesse entsteht und kein Gedanke daran verschwendet wird, ob andere Leu te dies erkennen, verstehen oder mögen, denn was im Vordergrund steht , ist sich kreativ auszudrücken. Beide Seiten interessieren mich sehr und bei beiden k ann ich handwerklich gu te Leistungen erbringen. Beim Mischen von Design und Kunst scheitere ich jedoch schnell, weil es sich für mich unnatürlich anfühlt . Ich hatte zu Beginn eine Vorstellung, in welche Richtung dieses Pro jek t gehen könnte , was finanziell für mich aber einfach nicht möglich war. Als diese Idee wegfiel, musste ich eine neue Richtung finden, wodurch das Projek t schon zu Beginn ins stocken k am. Da ich wusste , dass auch der Prozess der Arbe it in die Bewer tung mit einbezogen wird, versuchte ich mich darauf einzulassen, was aber zu noch mehr Stocken führ te. Dies ist ein Problem, dass ich seit anfangs Studium habe und wohl auch immer haben werde. Im Verlauf des Studiums habe ich öfter versucht , das E xperimentieren und diesen mir unnatürlichen Prozess anzufechten. Da ich aber einen Drang habe zu tun, was von mir er war tet wird, habe ich in vorherigen Projek ten wie auch in der Bachelorarbeit meinen “Pro test ” nie zu Ende bringen können. Einerseits weil ich von den Dozent/innen und Mentor/innen dazu ermu tigt wurde , für ein besseres Endproduk t mich auf den Prozess einzulassen. Andererseits wurde ich so er zogen, dass schlechte Noten nicht ak zeptabel sind und mit dem Anfechten eines wichtigen Bestandteils der Bewer tung fürchtete ich immer, dass das Endergebnis eine schlechte Note sein würde. Im Nachhinein wünschte ich mir doch mehr dagegen angek ämpft zu haben, denn die Konsequenz ist ein langer, träger Prozess , der nirgends hinzuführen scheint und Objek te die nicht so sorgfältig verarbeitet sind, wie ich es eigentlich möchte und könnte , was sehr viel negative Emotionen in mir auslöst . Ich denke , dies spiegelt sich dann auch in den Objek ten wieder.

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Im Vergleich zu der schriftlichen Bachelorarbeit , welche stressig und mental ermüdend war, aber zu einer Arbeit ge führ t hat , auf die ich stolz bin und die ich gerne lese und anderen zeige , war die prak tische Bachelorarbeit mental sehr belastend. Obwohl ich meine Endproduk te mag, k ann ich sie nicht auf dasselbe Le vel wie die schriftliche Arbeit set z ten. Ich denke , wenn ich mir die Zeit genommen hätte , analy tisch an die Sache ran zu gehen, Arbeitsschritte genau zu planen und zu dokumentieren, was funk tionier t und was nicht , hätte die Arbeit um einiges weiter gehen können. Stattdessen habe ich mit dem Material “herumgespielt ” und nach irgendetwas Innovativem und Interessanten gesucht , was auch einen Effek t auf meine Dokumentation hatte , für die ich viel zu wenig Prozessfotos produzier t habe. Ich hatte sehr selten Momente , in denen ich etwas ausprobier t habe , es funk tionier t hat und es ansprechend genug war, um mich daran zu erinnern, ein Foto davon zu machen. Ich denke , ich hatte auch ständig die Hoffnung, etwas in den Materialien zu finden, dass mir so viel Freude bereiten würde , dass es “gu t genug” für ein Foto wäre. Eine weitere Dämpfung, die hinzuk am, war das Anliegen, mein Publikum nicht zu überfordern. Ich wollte mit meinen Objek ten provozieren, habe dann schlussendlich aber auch erk annt , dass viele Leu te nicht genug Wissen zu meinem Thema besit zen, um sich auf einen Diskurs einzulassen. Deshalb konzentrier te ich mich darauf, sehr reduzier t einen Einstieg in das Thema zu bieten. Somit ist das Projek t auch noch nicht abgeschlossen und könnte in Zukunft noch weiter entwickelt werden.

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