Dokumentation Bachelor Arbeit Objektdesign Kilian HĂźrlimann Luzern, Juni 2018 Hochschule Luzern D&K Mentor: Andreas Saxer
- SINNliches Kochen
Konzept, Prozess, Umsetzung & Ausblick
SINNliches Kochen Kochen regt unsere Sinne an. Farben, Formen, Gerüche, Konsistenzen und Geräusche spielen bei der Zubereitung ineinander. Kochen führt darüber hinaus zu sozialem Austausch, der Weitergabe von Wissen und Traditionen und kreiert ein gemeinschaftliches Kocherlebnis. Die Aufgabenstellung der Arbeit sieht vor, für die Marke Migusto einen SINNlichen Küchenhelfer zu entwickeln, welchen noch keine Produktpalette anbietet.
Aufgrund aktueller Trends und einer differenten Positionierung im kulinarischen Produktbereich wurde der Schwerpunkt „entschleunigendes Kochen“ definiert. Basierend auf den Marketingzielen von Migusto und einer durchgeführten Marktforschung zur Evaluierung der Bedürfnisse der Zielgruppe und der Produktmerkmale wurde eine Designposition entwickelt - die „7 Design Ingredients“ von Migusto.
Überblick Gesamtkonzept
Anhand moderner Fertigungstechniken wurde der Prototyp mit nachhaltigen Werten und Materialien entwickelt und gefertigt. Das finale Produkt „Oija“ ist ein aus Caquelon Ton gefertigter Küchenhelfer, eine Mischung aus nordafrikanischer Tajine und traditionellem Römertopf. Der Name des Produktes wurde aus dem spanischen Wort Olla für Kochtopf entwickelt. Oija - SINNliches Kochen.
Entschleunigung Der Autor der Arbeit, ursprünglich gelernter Koch, stellte im heutigen Zeitalter der Digitalisierung fest, dass das Verhalten der „Speed Up Community“ auch die Tätigkeit des Kochens beeinflusst und beschleunigt. Der Kochprozess wird nicht mehr zelebriert und genossen, sondern im Bedürfnis zur Optimierung schnellstmöglich vorangetrieben. Auch die Zeit für gemeinsame Momente in der Küche, um Wissen und Traditionen auszutauschen,
Ausgangslage
rückt in den Hintergrund. Da das Essen und somit das Kochen in der Meinung des Autors seit jeher ein analoger Prozess ist, strebte er den Ansatz an, seine Fähigkeiten als Produkt Designer und sein Wissen aus dem Kulinarikbereich miteinander zu kombinieren und ein entschleunigendes Produkt zu entwerfen. Dazu wurde eine Partnerschaft mit Migusto eingegangen, welche ihren Schwerpunkt im Bereitstellen von Rezepten und kulinarischen
Tipps hat, jedoch noch keine aktive Produktentwicklung betreibt, um ihre Ziele damit zu flankieren. Beim Prozess der Produktentwicklung für Migusto war es deshalb wichtig, die Bedürfnisse der Marke zu berücksichtigen, einerseits, um einen Rezeptbezug zu schaffen und andererseits, um das Produkt preislich so zu platzieren, dass es der Migros Positionierung entspricht, also erschwinglich ist.
Kochklub der Schweiz Die Detailhändlerin Migros bündelt ihre Kochkompetenz unter der Marke «Migusto», einem Kochklub, der sich an alle diejenigen richtet, die gerne kochen, es lernen möchten oder sich einfach inspirieren lassen wollen. Auf der dazugehörigen Online Plattform migusto.ch finden sich Rezepte für eine breite Zielgruppe, so zum Beispiel für „Newbies“ mit einfachen Rezepten für die Kochanfänge und auch Anleitungen für Pragmatiker,
Partnerschaft
welche ihrer Familie ein gesundes aber auch abwechslungsreiches Abendessen zubereiten wollen. Die Experten finden anspruchsvolle Gerichte für ein exklusives Menü. Migusto ist für jedermann auch auf Youtube, Google+ und Instagram präsent. Zusätzlich wird das Magazin „Migusto“ zehnmal im Jahr auf Deutsch, Französisch und Italienisch in einer Auflage von 250000 Exemplaren gedruckt.
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Migusto Design Ingredients
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Vorgehen & Umsetzung
mit den Bedürfnissen der Marke die Grundlage für die Designposition dieser Arbeit – den „7 Migusto Design Ingredients“. Auf Basis dieser Design Ingredients wurde das Produkt Oija entwickelt und gestaltet – ein multifunktionaler Küchenhelfer, der den Kochprozess entschleunigen soll.
Son
gruppe und auch die Anforderungsmerkmale an das Produkt zu evaluieren. Dafür wurde online eine Feldforschung durchgeführt. Dazu wurden für die Zielgruppe Werte eruiert, welche diese im Kochprozess als entschleunigend empfindet. Ausserdem wurden mit einem semantischen Differenzial gestalterische Produktmerkmale, mit Schwerpunkt Entschleunigung, abgefragt. Die aus den Umfragen resultierenden Hauptwerte bilden
Preis
Um ein entschleunigendes Produkt zu gestalten, war es wichtig, die Bedürfnisse der Nutzer in unterschiedlichen Bereichen zu analysieren, so dass diese später als Basis für die Produktentwicklung verwendet werden konnten. Neben den vorgegebenen Bedürfnissen der Marke Migusto, Bezug zu ihrer Kernkompetenz zu nehmen und das Produkt preislich attraktiv zu gestalten, waren zudem die Bedürfnisse der Migusto Ziel-
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Migusto Design Ingredients
Form
Deine Migros
Digital Detox Der aktuelle Trend Slow Movement hält auch Einzug im Bereich Essen und Kochen. Die in der Marktforschung gewonnenen Erkenntnisse gaben Aufschluss darüber, dass die bewusste Wahrnehmung der miteinander verbrachten Zeit sehr an Stellenwert gewinnt. Dies beeinflusst subjektiv das Verständnis der Benutzer, sich auf den Prozess einzulassen und ihn gemeinschaftlich zu erleben.
Das Produkt sollte den kollektiven Aspekt des Kochens fördern, indem es Garmethoden oder Gerichte favorisiert, die eine Arbeitsteilung begünstigen.
Gemeinschaftserlebnis -
Migusto Design Ingredient
Slow Baking Der Geruch eines frischen Brotes erweckt bei vielen Menschen angenehme Empfindungen. Deshalb hält der Trend des Slow Baking vermehrt Einzug in die unterschiedlichen Haushalte. Es wird sich wieder Zeit genommen, alte Rezepte auszuprobieren und sonntags den Zopf oder das Brot selbst zuzubereiten. Ein dafür verwendeter Sauerteig und die darin enthaltenen Mikroorganismen können sich stark auf das End-
ergebnis auswirken. Die Einführung der Backhefe vor 150 Jahren liess den Sauerteig schweizweit in Vergessenheit geraten. Spuren zu den ersten Sauerteigbroten wurden auf 4000 v. Chr. datiert. Ein traditionelles Rezept sieht nur Wasser, Mehl, Salz und Mikroorganismen vor, die natürlich vorhanden sein müssen. Das Puratos Center for Bread Flavour in St. Vith (Belgien) ist die grösste Sauerteig- Bibliothek der Welt. Dort werden über
Wissenstransfer Migusto Design Ingredient
2300 verschiedene Mikroorganismenstämme laufend aufgefrischt, damit sie für die Zukunft bewahrt werden und traditionelles Wissen weitergegeben werden kann.
Altbewährt Produktfunktion bedeutet, dass ein Produkt verschiedenen unterschiedlichen Bedürfnissen in der Küche gerecht werden muss. Das Produkt soll im Bereich der Zubereitung eines Gerichts der ideale Helfer sein, um die bestmögliche Qualität eines Lebensmittels zu erreichen. Das Produkt soll den Prozess des Kochens nicht abkürzen, sondern ihn insgesamt erlebbar machen, damit die Benutzer gemeinsam ein entschleunigendes
Funktion
Erlebnis verspüren. Das Produkt soll, gemäss Umfrage, weder zu „hightech“ noch zu altmodisch gestaltet sein, sondern nach altbewährterer Methode verwendet werden können.
Migusto Design Ingredient
Nachhaltigkeit Material, welches Natürlichkeit, Stärke und Nachhaltigkeit ausstrahlt, hat eine entschleunigende Wirkung auf den Benutzer. Dies schliesst schnelllebig wirkende Materialien wie Kunststoffe aus und rückt Keramik in den Vordergrund, einen aus der Erde gewonnenen Ton. Der Caquelont Ton ist ein sehr umweltfreundliches Material, da er bei Niedrigtemperaturen hergestellt wird und damit energiesparend ist.
Auch in der Anwendung ist Caquelonton ein energiesparendes, robustes Material, das die Wärme gleichmässig an das Gargut weiterleitet und somit eine konstante Temperatur bei der Zubereitung des Gerichts gewährleistet.
Material Migusto Design Ingredient
Die Ästhetik spielt für die Akzeptanz eines Produktes eine wesentliche Rolle. So kann die Produktsprache der Form ein entschleunigendes Gefühl hervorrufen. Aus dem semantischen Differenzial geht hervor, dass außerdem Eigenschaften wie „leise“ und „sanft“ in gewünschter Weise generiert werden. Angelehnt an die Logogestaltung von Migusto, welche einen Tropfen aus Olivenöl und Balsamicoessig zeigt, kristallisiert sich
Form Migusto Design Ingredient
eine runde Formsprache heraus. Die Griffe und Öffnungen des Produktes sollen als eine Geste des Kochens wahrgenommen werden. Als Beispiel dient hier eine Glasur, die an einem Kuchen hinunterfliesst oder das Aufspringen einer Brotkruste. Die Gestaltung des Küchenhelfers wurde so aufgebaut, dass die Form und sein Hinterschnitt für die serielle Produktion geeignet ist.
Von flüssig zu hart Das Grundmodell wurde im CAD Programm gezeichnet und mittels digitaler Fertigung aus ABS Material in einem ersten Arbeitsschritt mit dem 3D-Drucker gedruckt. Der Schwund im Trocknungsprozess wurde durch die Größe des Modells von 110% beachtet. Auf dieser Grundlage wurde eine Negativform aus Silikon abgezogen. Um den Hinterschnitt der Griffe im Design zu berücksichtigen, wurde daraufhin ein Silikonpositiv erstellt,
welches als Modell für die Gussform aus Gips diente. Für die Fertigung des Prototyps wurde die Gussform mit pigmentiertem Caquelon Ton aufgefüllt. Nachdem sich durch Wasserabzug an der Gipsform die gewünschte Wandstärke aus Ton gebildet hatte, wurde die restliche Masse entfernt und das gegossene Produkt für 24 Stunden getrocknet. Anschliessend wurde der Rohling nachbearbeitet, gebrannt und glasiert.
Fertigungstechnik Prototyp
Facts & Figures Material: Caquelon Ton Vorbrand: 980°- 1080°C Sinterung: 1020°- 1060° Brennfarbe: Crème- beige Trockenschwindung: ca.10%
Swiss Made Um den entschleunigenden Küchenhelfer Oija bei der Zielgruppe zu positionieren, wird die Herstellung als eine „Special Edition“ vorgeschlagen. Dies soll die Kundenbindung und Kundenbelohnung aktivieren. Die Herstellung des Produktes ist bei einem Schweizer Traditionsunternehmen wünschenswert, um die Einzigartigkeit dieser Sonderproduktion zu unterstreichen.
Weiteres Vorgehen
Die Firma Terra Keramik in Winterthur erscheint besonders geeignet, denn sie arbeitet seit vielen Jahren mit Caquelon Ton und stellt auserlesene Schweizer Produkte in Handarbeit her.