Joshua Ritler – In The Eye of the Beheaded

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Hochschule Luzern, Design und Kunst Schriftliche Bachelor-Arbeit Objektdesign, 6. Semester Betreuerin: Johanna Liert

IN THE EYE OF THE BEHEADED Wege zu einem bewussteren Fleischkonsum

Joshua Ritler Reichenbachstrasse 120 3004 Bern joshua.ritler@stud.hslu.ch Bachelor Objektdesign, 6. Semester Zeichenzahl: 36`881 Abgabedatum: 14.05.2019

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Inhalt 1. Einleitung 3 2. Eine kurze Geschichte des menschlichen Fleischkonsums 5 3. Symbolik und sozio-kulturelle Aspekte des Fleisches 8 3.1. Fleisch und Gender 10 3.2. Zwischenfazit 18 4. Strategien zur Reduktion der Kognitiven Dissonanz 19 4.1. Zwischenfazit 23 5. Beispiele 25 6. Fazit 29 Anhang Literaturverzeichnis 31 Internetquellen 32 Bildnachweise 39 Lauterkeitserklärung 40

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1. Einleitung Jährlich werden weltweit ca. 65 Milliarden Landtiere zu Nahrungsmittelzwecken geschlachtet, Tendenz steigend.1,2 Prognosen zufolge werden 2050 über 100 Milliarden Nutztiere jährlich geschlachtet werden müssen, um unseren enormen Hunger nach Fleisch zu stillen.3 Die Fleischindustrie ist eine der größten Bedrohungen für unser Klima und mitverantwortlich für die rapide Abnahme der Artenvielfalt.4 Die Massentierhaltung, wie sie heute praktiziert wird, ist für 22% der Treibhausgase weltweit verantwortlich, was unseren Fleischkonsum schädlicher als alle Autos, Containerschiffe oder Flugzeuge zusammen macht.5 Daneben stehen Ernährungsformen, die einen hohen Anteil an animalischer Proteine haben, seit langem im Verdacht, Herz-Kreislaufprobleme, Übergewicht und Krebs zu begünstigen.6 Dazu kommen die Ineffizienz der Fleischherstellung und das Leiden der Tiere, kurzum: Es bedarf dringend eines Wandels der westlichen Konsumformen und somit eine Reduktion unseres Fleischkonsums. Gleichzeitig findet jedoch in westlichen Ländern ein gesellschaftliches Umdenken statt: Die Zahl der Vegetarier*innen ist steigend, der Konsum von rotem Fleisch rückläufig, zudem steigen die Bedenken um das Wohlergehen von Nutztieren.7 Doch gleichzeitig haben wir so wenig Kontakt mit dem Leben und dem Töten der Tiere, die wir konsumieren, wie nie zuvor. Beim Kauf von Fleischprodukten trennen wir das reale Tier vom Fleisch, um Gefühle wie Ekel und Schuld zu vermeiden. Ich gehe der Frage nach, wie diese kognitive Trennung zwischen der Lebenssituation der Tiere, dem konkreten Schlachtvorgang und dem abgepackten Produkt entsteht und ob gerade dies Trennung einen Wandel des Konsumverhaltens verhindert. Welche symbolischen und kulturellen Aspekte führen dazu, dass wir weiterhin Fleisch essen, obwohl wir der Produktion und dem Konsum von Fleisch zunehmend kritisch gegenüberstehen?

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Zaraska 2016, S. 3 Graça et al. 2014, S. 751 Forgacs 2013, 1:10 Machovina et al. 2015, S. 240 Zaraska 2016, S. 4 Graça et al. 2014, S. 751 Kubberød et al. 2002, S. 54

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Zur Klärung dieser Fragen beziehe ich mich auf Texte aus den Fachbereichen Anthropologie, evolutionäre Psychologie und Verhaltensforschung, wobei ich mich primär auf neuere Artikel aus den USA und verschiedenen europäischen Ländern konzentriert habe. Diese westlichen Länder gehören einerseits zu den (relativ zur Bevölkerung) größten Konsumenten von Fleisch und sind zudem kulturell mit der Schweiz am ehesten vergleichbar.8 Von einer entwicklungsgeschichtlichen Perspektive aus betrachte ich die Rolle von Fleisch als Nahrungsmittel, als auch als Symbolträger. Einen guten Überblick dazu liefert das Buch „Meathooked“ von Zaraska sowie der Forschungsbericht „Meat traditions. The co-evolution of humans and meat“ von Leroy & Praet.9,10 Zur Wahrnehmung von Fleisch beziehe ich mich unter anderem auf Kunst & Hohle sowie Dowsett et al., welche die von Fleischkonsument*innen eingesetzten Strategien der Trennung von Tier und Fleisch untersuchten.11,12 Die gewonnenen Erkenntnisse dienen mir dazu, ein Produkt zu gestalten, welches der kognitiven Trennung zwischen Fleisch und Tier entgegenwirkt. Dabei handelt es sich um eine Serie von Tellern, welche spezifisch für den Konsum von Fleisch produziert wurden. Durch Anwendung ästhetischer Gestaltungsmittel soll während des Essens die verdrängte Herkunft des Fleisches wieder in Erinnerung gerufen werden. Dadurch soll ein bewussterer und womöglich auch reduzierter Fleischkonsum angeregt werden. Da eine rationale Argumentation im Bezug zu den negativen Aspekten des Fleischkonsums offensichtlich nur bedingt Wirkung zeigt, möchte ich mit meinen Tellern eine emotionale Reaktion in Bezug auf das Thema Tier und Fleisch bei den Essenden hervorrufen, ohne jedoch Ekel zu erregen.

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OECD/FAO 2014, S. 182 Zaraska 2016 Leroy & Praet 2015 Kunst & Hohle 2016 Dowsett et al. 2017

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2. Eine kurze Geschichte des menschlichen Fleischkonsums Fleisch spielte eine zentrale Rolle in unserer Entstehungsgeschichte. Neben seiner physiologischen Bedeutung als Quelle von Fett, essentiellen Aminosäuren, Eisen und Vitaminen war Fleisch besonders während der menschlichen Entstehungsgeschichte ein wichtiger Faktor in der Organisation von Gruppen. Um die kulturelle Bedeutung von Fleisch besser zu verstehen, werde ich im folgenden Abschnitt eine Übersicht über die „Co-Evolution von Mensch und Fleisch“ geben, um besser zu verstehen, weshalb Fleisch heute ein derart zentrales, aber auch polarisierendes Lebensmittel ist.13 Die Ernährung unserer Vorfahren bestand größtenteils aus pflanzlichen Lebensmitteln sowie Insekten und seltener Honig.14 Doch vor ca. 1.5 Millionen Jahren hat sich das Gehirnvolumen früher Formen des Menschen innerhalb weniger hunderttausend Jahren beinahe verdoppelt. Dieses rapide Wachstum stellt Anthropolog*innen vor ein Rätsel, denn eine Vergrößerung des Gehirnes bedeutet einen signifikanten Anstieg des Kalorienbedarfs. So verbraucht ein moderner Mensch im Ruhezustand 25% seiner Kalorien für sein Gehirn, obwohl dieses lediglich 2% seiner Körpermaße ausmacht.15 Daher wird vermutet, dass dieses Wachstum durch eine qualitative Änderung der Ernährung ermöglicht wurde, welches mindestens teilweise Fleisch beinhaltet.16 Lediglich 10% der benötigten Kalorien hätten von Fleisch kommen müssen, um die benötigten Nährstoffe für die physiologischen Änderungen möglich zu machen. Analysen von Skelett und Gebiss zeigen, dass nicht nur das Gehirn größer wurde, sondern eine Verkürzung des Verdauungstrakts stattfand. Eine mögliche Erklärung dafür wäre das zusätzliche Kochen von Fleisch, wodurch die enthaltenen Nährstoffe besser verwertet werden können. Neben Fleisch könnte auch das Kochen von Knollen und/oder das Sammeln von Honig zu einer Verbesserung der Ernährung geführt haben.1718 13 14 15 16 17 18

Leroy & Praet 2015, S. 1 Crittenden 2011 Zaraska 2016, S. 29 Baltic & Boskovic 2015, S. 7 Crittenden 2011, Honig besitzt eine sehr hohe Energiedichte sowie verschiedene Aminosäuren, Vitamine und Mineralien. Zudem wei - sen Höhlenmalereien in Zimbabwe auf den urzeitlichen Konsum von Honig hin. Zaraska 2016, S. 30-31

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Mit dem Konsum von Fleisch kamen auch verschiedene Herausforderungen wie das Jagen, die Herstellung von Werkzeugen und die soziale Interaktion in Gruppen. Zwar sorgte die gemeinsame Nahrungsmittelbeschaffung zu einer stabileren Lebensmittelversorgung, jedoch wurden durch das Leben in Gruppen differenzierte Arten der Kommunikation und der sozialen Organisation nötig. So wird heute davon ausgegangen, dass Fleischkonsum nicht der Grund für das Wachstum des Gehirns war, sondern lediglich ein Beschleuniger dessen.19 Durch die Verbesserung der Ernährung wuchsen nicht nur die Gehirne unserer Vorfahren, sondern auch das Körpergewicht nahm zu. Die Zunahme an Größe und Muskelmasse machte es frühen Formen des Menschen einfacher, zu Jagen und Raubtiere abzuwehren. Dies führte seinerseits zu einer qualitativen Verbesserung der Ernährung, größeren Gruppen und somit komplexeren sozialen Interaktionen.20 So spielte Fleisch eine entscheidende Rolle in der Etablierung des Menschen an der Spitze der Nahrungspyramide, was jedoch nicht durch unsere überlegene körperliche Leistungsfähigkeit erklärt werden kann, sondern das Resultat effizienter Zusammenarbeit ist. Die Jagd-Hypothese (Hunting hypothesis) ist eine Hypothese aus der Paläoanthropologie, welche besagt, dass die Jagd von Großwild die menschliche Entstehungsgeschichte maßgeblich beeinflusste. So wird vermutet, dass die Jagd ein entscheidender Faktor in der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern spielte. Durch das Wachstum des Gehirnes wurde eine frühere Geburt der Babys nötig, da ansonsten dessen Kopf zu groß für das weibliche Becken wäre. Dies führte dazu, dass das Neugeborene länger abhängig von der Mutter war, was die Rolle des Vaters als Versorger wichtiger machte. Auf diese Weise wurden die Überlebenschancen der Nachkommen verbessert, zudem etablierte sich so die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung. Da diese Theorie mit archäologischen Funden und anthropologischen Beobachtungen verschiedener Kulturen übereinstimmte, etablierte sich die Jagd-Hypothese schnell zu einem allgemein anerkannten Modell. Diese Theorie wird jedoch von neueren Studien hinterfragt, denn die Jagd ist eine relativ unsichere und ineffiziente Strategie der Nahrungsmittelbeschaffung: Die Verfügbarkeit von Wild war schwankend, der Jagderfolg mit primitiven Waffen relativ gering, zudem war das Jagen gefährlich und verbrauchte relativ viel Energie.21 19 20 21

Leroy & Praet 2015, S. 202 Zaraska 2016, S. 32 Bird 1999

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Das in Filmen und Büchern verbreitete Bild des mutigen Urmenschen, welcher enorme Mammuts oder Säbelzahn-Tiger erlegt, ist höchstwahrscheinlich eine glorifizierte Darstellung. Vielmehr deuten neuere Forschungsergebnisse darauf hin, dass primär bereits von Raubtieren erlegte Tiere als Fleischquelle dienten. Jedoch ist nicht geklärt, ob unsere Vorfahren aktiv Beute von Raubtieren entrissen oder ob sie lediglich die übrig gebliebenen, fetthaltigen Teile wie Mark oder Gehirne konsumierten. So zeigen Beispielsweise Fundstätten von frühmenschlichen Siedlungen in Ostafrika aus dem frühen Pleistozän (vor ca. 2,5 Millionen Jahren) Knochen von Großwild, welche Schnitt- und Schabspuren von Steinwerkzeugen aufweisen. Diese wenigen hundert bis mehreren zehntausend Knochen wurden häufig in runden Formationen aufgeschichtet und stammten größtenteils von ausgewachsenen Schweinen, Esel, Giraffen und urzeitlichen Elefanten. Solch große Tiere konnten mit steinzeitlichen Waffen nur sehr schwer von Menschen getötet werden. Doch selbst wenn es in seltenen Fällen gelungen wäre, ein Großwild zu erlegen, wäre dies eine viel zu unsichere Strategie der Nahrungsmittelbeschaffung gewesen.22 Daher wäre es wohl aus rein ernährungstechnischer Sicht sinnvoller gewesen, sich auf das Sammeln zu beschränken.23 Doch welche Funktion könnte die Jagd, außer als Mittel zur Nahrungsmittelbeschaffung, haben?

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O`Connell et al. 2002, S. 832-863 Zaraska 2016, S. 26-27

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3. Symbolik und sozio-kulturelle Aspekte des Fleisches Die von Zahavi24 aufgestellte Theorie des „Handicap-Prinzip“ (handicap principle)25 bietet eine mögliche Erklärung für den Konsum von Fleisch:

“More than its value as a source of nutrition, meat is a medium of communication through which the hunter transmits information to potential mates, allies, and competitors.” 26 Damit würde die Jagd nicht primär der Ernährungssicherung dienen, sondern dazu, die jeweilige Position eines Mannes innerhalb eines sozialen Gefüges zu definieren. Durch die Jagd von schwierig zu erlegendem Großwild werden eine Reihe von Eigenschaften und Fähigkeiten gegenüber dem Rest einer Gruppe signalisiert.

“Men may seek large game not because they can trade the meat for prestige and other benefits, but because it requires a particular skill that is a reliable indicator of other characteristics. By hunting, they can broadcast that skill to the large audience that is attracted to the kill. […] The audience comes to claim a share and grants hunters distinction not in exchange for the meat, but because hunting is an honest (costly) signal.”27 Zahlreiche Kulturen zeigen einen deutlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern in der Beschaffung von Lebensmitteln. Während Männer schwierig zu erlegendes Großwild mit eher bescheidenem Erfolg jagten, fokussierte sich die Arbeit der Frauen häufig auf das Sammeln und Verarbeiten von Nahrung, was unabhängig vom Jagderfolg der Männer die Ernährung sicherte. 24 25

Hawkes et al. 2002, S. 58 Die Theorie des „handicap principle“ besagt, dass soziale Signale unter Lebewesen erst als glaubwürdig wahrgenommen werden, wenn sich durch das Signal einen Kosten (ein „handicap“) für den Signalgeber ergibt. Das weitverbreitetste Beispiel dafür ist wohl der Pfau. Indem er sich den Ressourcenaufwand für die Bildung der Federn sowie die Beeinträchtigung beim Fliegen durch diese leisten kann, signalisiert er gegenüber potentiellen Sexualpartnern seine reproduktive Fitness. Sapolsky 2011, 17:30-28:20 26 Hawkes et al. 2002, S. 60-61 27 Bird 1999, S. 71-72

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Dieser deutliche Unterschied der Arbeit der Geschlechter lässt sich in verschiedensten Jäger- und Sammlergemeinschaften beobachten, von der Volksgruppe der Aché aus dem Regenwald von Paraguay über die Hadza in Tansania bis hin zu den Bewohnern der Murray Island nahe Australien.28 Doch auch in westlichen Ländern lassen sich die Spuren unserer Entwicklungsgeschichte erkennen, so liegt beispielsweise der Anteil der Jägerinnen in der Schweiz im Jahr 2017 bei lediglich 3%. Obwohl die Jagd aus Gründen der Nahrungsmittelbeschaffung längst nicht mehr nötig wäre, gibt es in der Schweiz immer noch knapp 30`000 Personen, die regelmäßig Jagen.29 Selbst unter Schimpansen zeigte sich, dass diese ebenfalls weniger zur Nahrungsmittelbeschaffung, sondern aus sozialen Gründen jagen.30 All diese Aspekte weisen darauf hin, dass Fleisch seit Urzeiten nicht nur aufgrund seines Nährwertes begehrt ist, sondern aufgrund seiner Rolle als Statussymbol. Denn Fleisch bedeutete schon Früher immer auch Macht: wer Fleisch verteilen kann, wird als wertvolles Mitglied der Gruppe wahrgenommen und verbessert so seine Chancen zur Fortpflanzung. Das Essen von Fleisch hat meist auch eine soziale Komponente, sei es das gemeinsame Grillieren im Sommer oder das Fondue Chinoise zu Weinachten. Beim gemeinsamen Essen geht es meist mehr um die Etablierung und Pflege von Beziehungen, ums Kommunizieren und Teilen, als um die Aufnahme von Kalorien. Auch für dieses Verhalten bietet die evolutionäre Psychologie eine Erklärung: Da bis vor Kurzem die Konservierungsmöglichkeiten von Fleisch relativ begrenzt waren, mussten die großen Mengen Fleisch schnell konsumiert werden, welche bei einer erfolgreichen Jagd anfielen, da sie ansonsten schnell verderben würden.31

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Bird 1999, S. 65 Eidg. Jagdstatistik 2016 O`Connell et al. 2002, S. 860 Zaraska 2016, S. 27

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Zudem bietet Trivers` „Reziproker Altruismus“ (Reciprocal altruism) eine mögliche Erklärung für das Teilen unter nicht verwandten Individuen.32 Dieser Theorie nach würde ein erfolgreicher Jäger, welcher einen Teil seiner Beute mit dem Rest der Gruppe teilt, nicht nur seine, sondern auch die Ernährungssicherheit aller Gruppenmitglieder verbessern. So könnte der Jäger durch das Teilen von Fleisch dasselbe von den übrigen Gruppenmitgliedern, ob mit ihm verwandt oder nicht, erwarten. Diese Strategie funktioniert jedoch nur, wenn sich alle Beteiligten an dieses System halten, was ein gutes Gedächtnis sowie die Fähigkeit, Betrüger zu erkennen, bedingt. Zudem könnte durch den Verzicht auf einen Teil des Fleisches ein zweites Mal das Handicap-Prinzip einen Einfluss haben, denn wer auf Fleisch verzichten kann, signalisiert gegenüber den weiteren Gruppenmitgliedern, dass er es nicht dringend benötigt und sich jederzeit neues Fleisch beschaffen kann. Durch das Teilen ist dem Teilenden zudem die Aufmerksamkeit der Empfänger sicher, da diese dadurch einen Vorteil erhalten.33 3.1. Fleisch und Gender Es ist ein weitverbreitetes Bild an lauen Sommerabenden: Eine Person steht am Grill, im Garten oder im Park, umgeben von Freunden oder Familie. Dieses öffentliche Zelebrieren des Fleischkonsums ist nicht nur ein sozialer Akt des gemeinsamen Essens, entscheidend ist, wer am Grill steht. Dass es sich dabei traditionell um Männer handelt, lässt sich beispielsweise auch bei Grillmeisterschaften erkennen.34,35 Für eine metaphorische Verbindung zwischen Fleisch und Männlichkeit sprechen mehrere Argumente: So wurde die Jagd in den meisten Fällen historisch beinahe ausschließlich von Männern betrieben, insbesondere die Jagd von Großwild. Zudem wird in patriarchalen Gesellschaften das

Reziproker Altruismus ist eine Theorie des Evolutionsbiologen Robert Trivers, welche eine Erklärung für altruistische (nicht eigennützige) Verhaltensformen unter nicht verwanden Individuen erklären soll. Danach ergibt sich für ein Individuum durch altruistisches Verhalten einen evolutionären Vorteil, solange in der Zukunft eine Gegenleistung dafür erhält, es potentielle Betrüger erkennen kann sowie das Kosten-Nutzen-Verhältnis schlussendlich positiv ausfällt. Trivers 1971 33 Hawkes & Bliege Bird 2002, S. 64-65 34 Sobal 2005, S. 138 35 Swiss Barbecue 2018 32

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Abb. 1: Werbeplakat von „Schweizer Fleisch“ , 2013

“„Advertising,“ [… ], may be „the most influential institution of socialization in modern society“. We do not so much eat meat as we consume socially produced meaning. A man barbecues, a child eats a hot dog at the ballpark, and a family celebrates Easter with a baked ham.”1

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Heinz & Lee 1998, S. 98

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wertvollste Lebensmittel, das Fleisch, meist dem Mann zugeschrieben.36 Die Zuschreibung von Geschlecht zu Lebensmitteln scheint größtenteils kulturell konstruiert sowie historisch und kulturell verschieden zu sein, jedoch weisen mehrere Studien aus den USA und Europa auf eine deutliche Verbindung zwischen dem Konsum bestimmter Lebensmittel und Gender hin.37 Dies ist beispielsweise in einer 2012 erschienen Studie aus den USA erkennbar, wobei durch verschiedene Assoziationstests und linguistische Analysen untersucht wurde, ob und wie Lebensmittel mit Geschlecht verbunden werden. Laut dieser wird insbesondere rotes Fleisch in westlichen Kulturen klar als maskulin, Salat, Jogurt oder Früchte hingegen als feminin wahrgenommen.38 Durch die Verknüpfung von Lebensmitteln und Geschlecht in der kollektiven Wahrnehmung der westlichen Konsument*innen wird die Wahl des Essens immer auch zu einem Mittel, um die eigene Geschlechteridentität gegen außen zu kommunizieren.39 Laut Twigg befinden sich Lebensmittel in einer Hierarchie, wobei rotes Fleisch den höchsten Status besitze, gefolgt von Geflügel, Fisch und weiteren tierischen Produkten. Gemüse befindet sich zuunterst in der Hierarchie und wid als unzureichend und lediglich als Ergänzung zu tierischen Lebensmitteln wahrgenommen. Deutlich wird dies beispielsweise an Weinachten oder Sylvester, wo besonders häufig rotes Fleisch wie Fondue Chinoise gekauft wird.40,41 Dies weist auf den hohen gesellschaftlichen Wert des Lebensmittels Fleisch hin, da es von einem großen Teil der Bevölkerung zu den wichtigsten Feiertagen des Jahres konsumiert wird. Interessant ist, dass diese hierarchische Anordnung mit der Zuschreibung von Geschlecht zu Lebensmittel übereinzustimmen scheint. Zudem wird rotes Fleisch von Frauen als besonders abstoßend wahrgenommen und von Personen, welche auf eine vegetarische Ernährung wechseln, als erstes vermieden.42

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Adams 2010, S. 58 Sobal 2005, S. 137 Rozin et al., S. 636 Sobal 2005, S. 137 Schweizer Bauer 2015 Radio SRF 1 2016 Kunst & Hohle 2016, S. 759

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Abb. 2: Post auf der Instagram-Seite von „butcher box“ , 2016 Fleisch wird jedoch nicht nur mit Status, sondern auch mit männlicher Stärke und Leistungsfähigkeit verbunden, wie beispielsweise in diesem Instagram-Post des US-Amerikanischen Fleischvertreibers „butcher box“ zu sehen ist. Fleisch wird dabei direkt mit Muskelmasse und Leistungsfähigkeit assoziiert. Der hierbei abgebildete Bodybuilder propagiert auf seinem Instagram-Kanal die sogenannte „Keto Diet“, wobei ein Großteil der benötigten Kalorien durch den Konsum von Fleisch und Fetten aufgenommen wird.43 Diese auch unter dem Namen „Steinzeit-Diät“ oder „Fleisch-Diät“ bekannte Ernährung soll der ideale Weg zu einem schlanken, muskulösen und leistungsfähigen Körper sein und liegt besonders unter fitnessbewussten Personen im Trend. Sie wird jedoch von verschiedenen Ernährungsexperten in Frage gestellt, denn selbst Sportler benötigen nicht derart große Mengen an Eiweiß, wie sie durch diese Art der Ernährung aufgenommen werden.44 Der Konsum von großen Mengen Fleisch wird aber möglicherweise auch durch die Idee genährt, dass die Kraft des Tieres durch den Konsum dessen Fleisches auf die konsumierende Person übertragen wird.45 43 Instagram, „goodybeats“ 44 Stern 2006 45 Ein interessantes Beispiel für die Signifikanz von Blut in der Wahrnehmung von Fleisch ist der „Impossible Burger“. Diesem auf Sojaproteinen basierenden Fleischersatz wird Leghämoglobin hinzugefügt, wodurch der Geschmack und die Farbe von Blut imitiert werden. Wired 2017, 1:20

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Twigg argumentiert, dass das Kochen ebenfalls eine symbolische Funktion hat, so wird das rohe, animalische Fleisch in den Bereich der Kultur überführt, die Kraft der Natur wird gezähmt.46 Dieser Akt der Dominanz des Menschen über die Natur, des Mannes über das Tier, wird zu einer archetypischen Handlung eines Helden, wie sie auch in Kinderfilmen zu sehen ist. Durch die Sozialisation durch Eltern, Vorbilder wie z.B. fiktionale Personen aus Büchern oder Filmen, oder auch Sportler, werden diese geschlechterspezifischen Ernährungsmuster an die nächste Generation weitergegeben.47

“Food patterns encode social structure. At a higher level, ideas about the nature of things or of social life can be made concrete in the pattern of food.”48

Abb. 3: Asterix & Obelix beim gemeinsamen Verzehren der erlegten, gerösteten Wildschweine. Zu beachten ist die Absenz von Frauen, der gemeinsame Fleischkonsum wird zu einem Akt des „male bonding“.49 Filmszene aus „Asterix, der Gallier“, 1967 46 47 48 49

Twigg 1979, S. 17-19 Sobal 2005, S. 138-139 Twigg 1979, S. 13 Adams & Calarco 2017, S. 34

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Adams argumentiert, dass zwischen dem Konsum von Fleisch und Maskulinität sowie patriarchalen Gesellschaftsformen eine Verbindung bestehe.50 In Ihrem erstmals 1990 erschienenen Buch „The Sexual Politics of Meat“ verbindet Sie Feminismus und Vegetarismus, indem Sie Parallelen zwischen der Wahrnehmung und dem Konsum von Frauen und Tieren in einer patriarchalen Gesellschaft aufzeigt. So zeigt sie auf, wie Fleisch zu einem Symbol für die Dominanz des Mannes wurde. Indem sich Fleisch als zentraler Bestandteil der Ernährung während der menschlichen Entstehungsgeschichte etablierte, wurde gleichzeitig der meist männliche Jäger zu derjenigen Person, welche dieses physiologisch wie symbolisch wertvolle Nahrungsmittel kontrolliert. In Situationen, wo Fleisch aufgrund von Armut rar war, ging der Großteil des Fleisches an die männlichen Mitglieder einer Gruppe. Dies ist bei Hungersnöten in Äthiopien zu beobachten, bei den Einkaufgewohnheiten von britischen Frauen der Arbeiterklasse zu Beginn des 20. Jahrhunderts oder bei Ernährungsplänen von amerikanischen Soldaten. So erhielten Mitglieder der amerikanischen Armee zu Beginn des 2.Weltkrieges ca. die zweieinhalbfache Menge Fleisch des durchschnittlichen Amerikanischen Bürgers zu dieser Zeit.51

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Adams & Calarco 2016, S. 34 Adams 2010, S. 50-58

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Abb. 4: Ein gutes Beispiel für die Verbindung zwischen Fleisch, Geschlechterrollen und Sexualität bildet dieses Werbeplakat, welches 2012 im Playboy Magazine veröffentlicht wurde. Darin wird impliziert, dass Fleisch und Frau im gleichen Stil vom Mann begehrt wird. 17


Adams prägte den Begriff des „abwesenden Referenten“ (absent referent), bei dem das Tier in der Wahrnehmung des Konsumenten vom Fleisch getrennt wird. Durch das Schlachten werde das Tier zum Objekt und in Fleisch transformiert, das Nahrungsmittel verliert seinen Bezug zum Lebewesen. Das individuelle Lebewesen wird beim Konsum ausgeblendet, da eine Änderung in der Wahrnehmung stattfindet. Das Tier wird fragmentiert und konsumiert. Dies ist an der verwendeten Sprache abzulesen: So werden z.B. anstelle von „totem Schwein“ Begriffe wie „Schinken“ oder „Speck“ gebraucht.52,53 Neben der Zuschreibung vom Geschlecht zu Lebensmitteln und den daraus resultierenden Aspekten des Fleischkonsums gibt es weitere genderspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung von Tieren und deren Konsum. So sind Frauen kritischer gegenüber der Herstellung von Fleisch und Tierversuchen zur biomedizinischen Forschung, sowie im Allgemeinen besorgter über den Umgang mit Tieren. Dies widerspiegelt sich in der Geschlechterverteilung unter Tierrechtsaktivist*innen, welche zu ca. 75% weiblich sind. Während sich Frauen eher um das Wohlergehen individueller Tiere sorgen, setzen sich Männer eher für die Erhaltung von Arten und deren Lebensräumen ein.54 Frauen reagieren stärker mit Emotionen wie Abstoßung und Ekel, wenn auf die Verbindung von Fleisch und Tier hingewiesen wird.55 In westlichen Ländern ist der größere Teil der Vegetarier jung und weiblich,56,57,58 unter denen der größere Teils nicht aus ethischen, sondern aus emotionalen Gründen auf Fleisch verzichtet.59 Es ist jedoch nicht klar, zu welchen Teilen diese Unterschiede einen biologischen oder einen sozio-kulturellen Ursprung haben.

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Heinz & Lee 1998, S. 94 Adams 2010, S. 66 Herzog 2015, S. 9-12 Ruby & Heine 2012, S. 49 Allès et al. 2017 Philips 2005 BAG 2017, S. 63 Kubberød et al. 2002, S. 54

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3.2. Zwischenfazit Es zeigt sich, dass Fleisch nicht nur wichtig in der evolutionären Entwicklung unseres Körpers war, sondern auch in unserem Selbstverständnis als Mitglied der Gesellschaft eine bedeutende Rolle spielt. Der hohe Konsum von Fleisch scheint stark mit der vormacht der männlichen Geschlechteridentität verbunden zu sein, wobei die physiologische Funktion von Fleisch kleiner zu sein scheint als seine symbolische Bedeutung. Durch die besonders in westlichen Ländern weit verbreitete Konnotation von Fleisch mit Männlichkeit, Prestige und körperlicher Kraft wird der Fleischkonsum zu einem Mittel der Kommunikation von Geschlecht und Status, wie es kein anderes Lebensmittel vermag. Bereits im Kindesalter werden Konsument*innen entsprechend sozialisiert, weshalb eine Reduktion oder gar ein Verzicht auf Fleisch für viele Personen weitaus schwieriger ist, als es auf den ersten Blick zu sein scheint. Möglicherweise ist ein entsprechender kultureller Wandel sogar schwieriger, als die künstliche Herstellung von Fleisch an sich.

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4. Strategien zur Reduktion der Kognitiven Dissonanz Viele Menschen genießen den Konsum von Fleisch, haben jedoch eine Abneigung gegenüber dem Verletzen oder Töten von Tieren. Diese Inkonsistenz wird als “Meat Paradox” bezeichnet.60 Da diese zwei widersprüchlichen Haltungen zu einem moralischen Konflikt führen, muss eine der beiden modifiziert oder verworfen werden. Auf den Konsum von Fleisch bezogen wird dabei entweder die Haltung gegenüber Tieren oder gegenüber Fleisch geändert; Fleisch als Lebensmittel wird abgelehnt oder dessen Konsum wird durch verschiedene Rationalisierungsstrategien legitimiert. Dissoziation von Tier und Fleisch Eine besonders effektive Strategie ist das Trennen (dissociate) von Tier und Fleisch.61 Die Wahrnehmung von Fleischprodukten wird durch Marketing sowie sensorische und psychologische Faktoren beeinflusst, weshalb Supermärkte womöglich versuchen, das Tier vom Fleisch zu distanzieren. So werden beispielsweise Kühe häufig auf Verpackungen von Milchprodukten gezeigt, hingegen auf Verpackungen von Fleischprodukten nur selten.

Abb. 5: Verpackung für Vollmilch

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Loughnan et al. 2010, S. 156 Kunst & Hohle 2016, S. 771

Abb. 6: Verpackung für Rindfleisch

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Zudem wird durch einen hohen Verarbeitungsgrad des Fleisches sowie die Vermeidung von Tierköpfen, Füssen, Haut oder Augen die Dissoziation unterstützt.62 Auch in der Art, wir über Fleisch sprechen, zeigt sich eine Dissoziation vom Tier. Indem für verschiedene Teile des Tierkörpers neue Begriffe verwendet werden, findet ein Wandel in der Wahrnehmung vom Tier zum Lebensmittel statt.63, 64

Abb. 7: ganzes Huhn

Abb. 8: Huhn geschnetzelt

Kunst & Hohle zeigten in einer Reihe von Experimenten, wie sich verschiedene Strategien der Dissoziation auf den wahrgenommenen Ekel und somit auf die Bereitschaft des Konsums auswirken. In diesen zeigte sich, dass stark verarbeitete Fleischprodukte wie z.B. Hackfleisch eine geringere Empathie dem Tier gegenüber auslöst als ein ganzes Tier. Zudem hängt die Empathie mit der wahrgenommenen Essbarkeit des Tieres zusammen, eine hohe Empathie führt zu einer geringeren Essbarkeit und umgekehrt. Besonders die Entfernung des Kopfes zeigte eine deutliche Abnahme der Empathie und des Ekels sowie einer Zunahme der Bereitschaft, das Fleisch des Tieres zu konsumieren.65 Ein Beispiel dafür ist das ganze Huhn oder der Fisch samt Kopf, welche von manchen Personen als abstoßend wahrgenommen wird, obwohl sie regelmäßig Fleisch konsumieren. Durch den sichtbaren Körper des Geflügels oder die Augen des Fisches wird es der essenden Person verunmöglicht, die Herkunft des Fleisches zu verdrängen.

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Kubberød et al. 2002, S. 60 Kunst & Hohle 2016, S. 759 Heinz & Lee 1998, S. 94 Kunst & Hohle 2016, S. 761, 765

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Soziale und Moralische Rechtfertigung Eine weitere Erklärung könnte laut Graça et al. Das psychologisches Modell des „Moral Disengagement“ liefern. Dabei wird die Verletzung eines moralischen Standpunktes damit begründet, dass dies zum Wohle eines anderen, wichtigeren Standpunktes geschehe.66 Diese Strategie scheint auch unter den Konsument*innen von Fleisch weit verbreitet zu sein, so wurde bei Befragungen immer wieder das Argument genannt, dass Fleisch eine entscheidende Rolle in der heutigen Ernährung und/oder in der Evolution spielte. Dies zeigt auch, dass die Annahme, Fleisch sei ein essentieller Bestandteil der Ernährung, nach wie vor weit verbreitet ist, obwohl dies wiederlegt wurde.67 Daneben sei Fleisch ein wichtiges Element von gastronomischen Traditionen und somit tief in der Kultur verankert. Ein Blick auf die Website von „Schweizer Fleisch“ genügt, um zu sehen, wie stark Fleisch mit Tradition und auch Nationalismus verbunden wird. Dort wird Schweizer Fleisch als „eine wunderbare Verbindung aus Natur, Tradition, Nachhaltigkeit und Genuss“ propagiert.

„Die Nutztierhaltung und die Fleischproduktion sind seit Jahrhunderten ein wichtiger Teil unserer Landwirtschaft und fest in den Strukturen und Traditionen der Schweiz verankert. Das macht Schweizer Fleisch zu einem besonders traditionsreichen Stück Schweiz.“68

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Bandura 2012, S. 2 Acad Nutr Diet 2016, S. 1977 Mein Stück Schweiz 2019

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Verteilung der Verantwortung Eine weitere Strategie ist die Verschleierung oder Verlagerung der persönlichen Verantwortung. Einerseits wurde die industrielle Massentierhaltung und Fleischindustrie kritisiert, als ob sie entkoppelt vom persönlichen Konsumverhalten existieren würde. Zusätzlich wird das globale Bevölkerungswachstum oder die Lebensmittelverschwendung der Produzenten und Vertreiber von Fleisch verantwortlich gemacht. Als Verantwortliche wurden die staatlichen Institutionen, die Produktionssysteme und /oder Experten aus dem Gebiet der Lebensmittelherstellung verantwortlich gemacht.69 Missachtung der negativen Effekte In einer Befragung gaben 67% der Fleischkonsument*innen an, während des Kaufes von Fleisch nicht an das Leiden der Tiere zu denken.70 Zudem reagieren viele Konsumenten mit Ablehnung, wenn sie auf die Tier-Fleisch-Verbindung hingewiesen werden.71 Die Verharmlosung der negativen Auswirkungen des Fleischkonsums auf die Umwelt, das Wohl der Tiere und die persönliche Gesundheit ist eine weitere Strategie vieler Konsument*innen. Dabei gibt es verschiedene Wege: Die grundsätzliche Missachtung aller Hinweise auf negative Effekte oder der Verweis auf technologische Entwicklungen, die das Leiden der Tiere minimieren.72

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Graça et al. 2014, S. 757 Rothgerber 2014, S. 33 Kunst & Hohle 2016, S. 759 Graça et al. 2014, S. 758

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4.1. Zwischenfazit Die Produktion von Fleisch und die damit verbundenen negativen Konsequenzen scheinen in vielen Konsument*innen moralische Konflikte auszulösen. Die weitverbreitetste Strategie im Umgang mit diesen scheint die Verdrängung zu sein, welche sowohl von unserem sozialen Umfeld als auch von Seiten der Fleischindustrie bestärkt wird. Wird die Ausblendung der negativen Aspekte behindert, beispielsweise durch eine Konfrontation mit dem Körper der Tiere, werden verschiedene Rationalisierungsstrategien angewandt, um den Fleischkonsum legitimieren. Die Verantwortung wird gerne bei den anderen Konsumenten, bei Produzenten oder Institutionen gesehen. Durch die weite Verbreitung (2017 aßen 86 % der Schweizer Bevölkerung mindestens teilweise Fleisch)73 und die Tradition des Fleischkonsums ist dieser kulturell tief verankert. Daher ist es nicht erstaunlich, dass der Verzicht auf Fleisch von manchen Personen als Rückschritt wahrgenommen und sogar mit Armut und Hunger in Verbindung gebracht wird.74 Jedoch ist es interessant, wie eine Erinnerung an die Herkunft des Fleisches eine effiziente Strategie zu sein scheint, um Konsument*innen zu sensibilisieren und deren Fleischkonsum zu reduzieren. Besonders der Kopf des Tieres scheint dabei entscheidend zu sein, um die Dissoziation vom Tier zu verhindern.

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Swissveg 2017 Graça et al. 2014, S. 755

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5. Beispiele

„0.9 Grams of Brass” - Adelaide Lala Tam Diese Arbeit von Adelaide Lala Tam aus dem Jahr 2018 setzt sich mit verschiedenen Aspekten der Fleischproduktion und dem Wert eines Lebens auseinander. Das Ergebnis ist eine 0.9 Gramm schwere Büroklammer aus Messing, welche von der Hülse eines Bolzenschussgerätes stammt. Für 5 Cent kann sie an einem Automaten gekauft werden, wobei sie nach einem kurzen Film zur Herstellung ausgegeben wird. In diesem Film wird die rückwärts gefilmte Herstellung der Büroklammer bis zum Moment de Schusses gezeigt. Der Preis entspricht der Kugel eines Bolzenschussgerätes und somit im übertragenen Sinne dem Preis für das Leben eines Tieres. Dadurch wird dieser kleine Gebrauchsgegenstand zum einzigen, was vom Leben eines Tieres übrig bleibt.75 So soll hinterfragt werden, ob der finanzielle Wert eines Objektes mit dem ethischen Wert eines Lebens zusammenhängt. Interessant ist, wie das Wissen über die Entstehungsgeschichte die Wahrnehmung eines eines Objektes grundsätzlich verändert. Ein scheinbar trivialer Gegenstand wird zum Zentrum einer weitreichenden Auseinandersetzung mit dem System der Fleischherstellung und dessen Mangel an Transparenz. Die Funktion der Büroklammer ist zudem offen: Sie kann im Alltag verwendet werden und so wieder zu einem regulären Gebrauchsgegenstand werden, oder als Erinnerungsstück an das Leben und das Töten eines Tieres beiseitegelegt werden.

75

Tam 2018

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Abb. 9: „0.9 Grams of Brass”, Büroklammer aus Messing, 2018

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“Rooted dinner” - Cornelia Hahn Die Reihe von Porzellan-Objekten, welche zwischen 2015 und 2016 von der Designerin Cornelia Hahn gefertigt wurden, sollen auf die Ursprünge der Lebensmittel verweisen, daher der Name „Rooted dinner“. Dazu wurden verschiedene Tiersegmente abgeformt und mit weiß und schwarz eingefärbtem Porzellan ausgegossen, wodurch es möglich wurde, selbst feine Details zu übertragen. Angelehnt an die üppigen Inszenierungen von Lebensmitteln aus der Zeit des Barock sollen die Objekte als „Conversation Pieces“ dienen.76 Es soll ein Blick auf die „künstlich-industrielle Produktion von Lebensmitteln“ geworfen werden, in welcher wir uns immer mehr vom Ursprung unserer Lebensmittel entfernen.77 Durch die detaillierte Reproduktion von tierischen Körperteilen und die zurückhaltende Materialität wirken die Objekte primär durch ihre Form. Obwohl ästhetisch ansprechend, wirken sie im selben Moment durch ihre Form von „Abfallprodukten“ der industriellen Fleischherstellung abstoßend. Man möchte die feinen Oberflächenstrukturen haptisch erfassen, um ein Gefühl für die für uns westliche Konsument*innen fremden Teile des Tieres zu erhalten. Die gewählten Köperteile der Tiere, die Schnauze eines Schweins oder die Füße von Geflügeln, wirken möglicherweise der Dissoziation des Fleisches vom Tier entgegen, indem sie auf dessen Verbindung aufmerksam machen. Dies würde erklären, weshalb sie als Objekte auf dem Tisch eher abstoßend wirken. Als gesamthafte Inszenierung zwar ästhetisch und thematisch äußerst interessant, wirken diese Geschirrstücke, Vasen und Kerzenständer im täglichen Gebrauch wohl aber eher befremdlich.

76 77

Art Aurea 2019, S. 42 Hahn 2016

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Abb. 10: “Rooted dinner�, Porzellanobjekte von Cornelia Hahn, 2015-2016

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6. Fazit Fleisch besitzt eine besondere Bedeutung in der menschlichen Entstehungsgeschichte. Wie kein anderes Nahrungsmittel wird es mit Status, Leistungsfähigkeit und Männlichkeit konnotiert. Ich argumentiere dafür, dass nicht primär der Nährwert oder der Geschmack der Grund für die große Beliebtheit von Fleisch sind, sondern vielmehr dessen Symbolik. Durch die tiefe kulturelle Verankerung und eine Sozialisation, welche bereits im Kindesalter beginnt, ist Fleisch für viele Personen nicht aus ihrer Ernährung wegzudenken. Ein Großteil der Art, wie wir über Fleisch denken und sprechen, scheint darauf ausgelegt zu sein, dessen Herkunft zu verdrängen und den Konsum zu rationalisieren. Unser soziales Umfeld, unsere gastronomische Kultur sowie die Werbung bestärken uns in darin, dass es natürlich, normal und nötig ist. Ein zentrales Problem ist die Objektivizierung des Tieres, wobei es lediglich als Vorstufe eines Lebensmittels wahrgenommen wird, anstelle eines empfindungsfähigen Lebewesens. In der Schweiz und anderen westlichen Ländern scheint jedoch ein Umdenken stattzufinden, so ist beispielsweise der Schweizer Fleischkonsum seit mehreren Jahren leicht sinkend.78,79 Es wird vermutet, dass sich der Fleischkonsum bei steigendem Pro-Kopf-Einkommen an einem bestimmten Punkt stabilisiert und dann zu sinken beginnt. 80 Möglicherweise hat die Schweiz diesen „Peak Meat“ bereits erreicht, jedoch sollte unser Fleischkonsum aus verschiedensten umwelttechnischen, gesundheitlichen und nicht zuletzt auch ethischen Gründen so schnell wie möglich weiter gesenkt werden. Um diesem Prozess zu beschleunigen, scheint es sinnvoll zu sein, das „Meat Paradox“ ins Bewusstsein der Konsument*innen zu rufen und so eine bewusste Auseinandersetzung mit dem persönlichen Konsumverhalten herbeizuführen. So kann durch Teile des Tierkörpers wie Kopf, Fuß oder Haut, aber auch durch Bilder oder Sprache der kognitiven Trennung zwischen Fleisch und Tier entgegengewirkt werden, wie es in einer reihe von Experimenten gezeigt wurde.81

78 79 80 81

Allievi et al. 2015, S. 146 BFS 2018 Vranken 2014, S. 100 Kunst & Hohle 2016

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Unsere Geschichte des Fleisches ist lange und komplex. Es ist an der Zeit, die negativen Konsequenzen des Konsums zu akzeptieren und anschließend als Einzelpersonen sowie Gesamtgesellschaft zu entscheiden, wie ein tierschützender und umweltschonender Umgang umzusetzen wäre. Selbst scheinbar triviale Alltagsgegenstände befinden sich stets in einem größeren Kontext, wodurch Gestalter*innen beeinflussen können, wie ein komplexes Thema wie dieses in Zukunft betrachtet wird. Durch diese Arbeit habe ich erfahren, wie und warum Personen darum bemüht sind, das Tier vom Fleisch zu trennen und wie dieser Trennung entgegengewirkt werden kann. Besonders die Forschungsergebnisse von Kunst& Hohle haben mit dazu bewegt, das Auge als zentraler Verweis auf das Leben und Bewusstsein des Tieres in Teller zu integrieren.82 Dabei wird ein Glassauge in einen eigens dafür entworfenen Teller eingesetzt, welche die Person beim Essen direkt anschaut. Die erhoffte Erfahrung dabei soll unangenehm und ästhetisch ansprechend zugleich sein, im ersten Moment eine emotionale Reaktion provozieren, um im nächsten Schritt zur Reflexion zu bewegen.

82

Kunst & Hohle 2016

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Bildnachweise Abb. 1: Schweizer Fleisch, https://www.persoenlich.com/kategorie-werbung/ein-saftiges-steak-wird-eingeschneit-311714 Abb. 2: Butcher box: https://www.instagram.com/p/Brn2xWEl3El/ , zuletzt besucht am 12.05.2019 Abb. 3: René Goscinny, Filmszene aus „Asterix, der Gallier“, 1967 : https:// www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/asterix-und-obelix-die-wahrheit-ueber-gallier_did_25814.html , zuletzt besucht am 12.05.2019 Abb. 4: Benjamin Posch, Werbeplakat für McDonalds, 2012, https://www. behance.net/gallery/4288169/McDonalds, zuletzt besucht am 12.05.2019 Abb. 5: Vollmilch: https://www.leshop.ch/de/supermarket/milchprodukte-eier-traiteur/milch-butter-eier/milch-milchgetranke/bio-vollmilch/57521 , zuletzt besucht am 12.05.2019 Abb. 6: Rindsfleisch: https://www.leshop.ch/de/supermarket/fleisch-fisch/ fleisch-geflugel/rind , zuletzt besucht am 12.05.2019 Abb. 7: Ganzes Geflügel: https://www.meat4you.ch/de/geflugel/bio-poulet1000-1200g.html , zuletzt besucht am 12.05.2019 Abb. 8: Geschnetzeltes Geflügel: https://www.meat4you.ch/de/geflugel/ bio-pouletgeschnetzeltes.html , zuletzt besucht am 12.05.2019 Abb. 9: Cornelia Hahn, Rooted dinner, 2015-2016: https://corneliahahn. com/Rooted-dinner , zuletzt besucht am 12.05.2019 Abb. 10: Adelaide Lala Tam, 0.9 Grams of brass, 2018: https://adelaidetam. net/09-grams-of-brass , zuletzt besucht am 12.05.2019

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Lauterkeitserklärung Ich erkläre, dass es sich bei dem eingereichten Text mit dem Titel „In the Eye of the Beheaded - Wege zu einem bewussteren Fleischkonsum“ um eine von mir und ohne unerlaubte Beihilfe in eigenen Worten verfasste Arbeit handelt. Ich bestätige, dass die Arbeit in keinem ihrer wesentlichen Bestandteile bereits anderweitig zur Erbringung von Studienleistungen eingereicht worden ist. Sämtliche Bezugnahmen auf in der oben genannten Arbeit enthaltene Quellen sind deutlich als solche gekennzeichnet. Ich habe bei Übernahmen von Aussagen anderer Autorinnen und Autoren sowohl in wörtlich übernommenen Aussagen (= Zitate) als auch in anderen Wiedergaben (= Paraphrasen) stets die Urheberschaft nachgewiesen. Ich nehme zur Kenntnis, dass Arbeiten, denen das Gegenteil nachweisbar ist – insbesondere, indem sie Textteile anderer Autoren ohne entsprechenden Nachweis enthalten – als Plagiate im Sinne der Aufnahme- und Prüfungsordnung der Hochschule Luzern (Art. 24) betrachtet und mit rechtlichen und disziplinarischen Konsequenzen geahndet werden können. Name, Matrikelnummer: Joshua Ritler, 16-488-348 Datum, Unterschrift: ................................................................................................

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