Viviane Stuessi – Die Schaukelbewegung & ihre Auswirkungen auf den menschlichen Körper – Dokumentati

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viviane.stuessi@outlook.com Quellenstrasse 4a 9402 Mörschwil 079 567 55 68

19.06.2019

Juno schaukeln wo du dich zu Hause fühlst

Dokumentation Bacherlorarbeit Viviane Stüssi Objektdesign 2019 Mentor: Florian Hauswirth



Projektbeschrieb Motivation: Seit jeher begeistern mich Hollywood Schaukeln. Das entspannende Schwingen der Schaukel, sowie das raumbildende Dach erwecken Gefühle der Geborgenheit. Ob zu zweit oder alleine kann gemütlich etwas gelesen werden oder man geniesst einfach das Dasein und die Aussicht, z.B. im Garten. Doch genau diese Idylle der eigenen geschützten Umgebung ist im städtischen Wohnraum Mangelware, deshalb entstand meine Idee. Arbeitsidee: Die etwas verstaubte Hollywood-Schaukel wird aktualisiert und den heutigen Umständen und Bedürfnissen angepasst. Sie soll den Wohnsituationen im städtischen Raum gerecht werden und wieder aufleben können. Ob auf dem Balkon, im Wintergarten, im Wohnzimmer oder sogar im Aufenthaltsraum auf der Arbeit, bringt das Schaukel-Update Abwechslung in den still sitzenden Alltag. Neben der attraktiven Abwechslung fürs Auge, kann sich die Schwingbewegung auf verschiedene Weisen positiv auf den Menschen auswirken.


Persönliche Mindmaps Was ist für mich eine Hollywoodschaukel? Was macht diese Schaukel aus? Was assoziere ich mit ihr? Aus welchen Bestandteilen setzt sie sich zusammen? Wo stand sie bisher? Wo soll sie meiner Meinung nach stehen? Was kann sie? Wonach verlangt sie? Was gefällt mir? Was gefällt mir nicht?




Die wichtigsten Themenfelder im Ăœberblick





Schaukeltests


Erste Schaukelversuche Mit Hilfe eines bereits bestehenden Gerüstes und ausgeliehenen Kletterseilen, konnten diverse Test bezüglich Dimension, Schwingbewegung, Sitzgefühl und Materialeigentschaft erprüft werden. Um eine angehnehme Sitzbreite zu ertesten dient ein einfaches Holzbrett, andem die angeknoteten Seile beliebig verschoben werden können. Da das entstehende Objekt möglichst klein gehalten werden soll, ist die maximale Breite bereits auf 1.30 m beschränkt. Auf dem Beispielfoto wird durch die Aufhängung ca. 0.25 m Sitzfläche verloren, dennoch haben zwei Kolleginen genügend Platz darauf zu sitzen und ihre Pause zu geniessen. Für die Annäherung an das Textile folgen Versuche mit einem Industriefilz aus dem „OFFCUT“ in Zürich. Dabei ist neu die Aufhängung ein Band (Spannset) und nicht mehr ein Seil, welches Verwebungen besser zulässt und die Flächigkeit des Textils eher aufgreift.








Fazit Mit dem Textil können interessante Faltenwürfe durch die Webung erzielt werden, jedoch ist es schwierig eine Spannung der Sitzfläche durch die Aufhänung zu erreichen. Der Filz ist zu weich und bietet in dieser Form nicht genügend Stabilität und Konform, um so zuzweit darin Platz nehmen zu können.


Formsuche



Formmodelle



Formsuche in der Materialität Seit Beginn war mir klar, das meine Sitzform eine organische Form haben soll. Da die Schaukel auch als Sofaersatz dienen könnte, möchte ich keine kantige, eckige Form in den Innenraum setzen. Nach langer Materialsuche, machte es für mich Sinn, mich an den Sofas noch mehr inspirieren zu lassen und so traff ich auf das Material Leder. Ein stabiles, langlebiges Material, dass schon seit jehher vom Menschen benutzt wird. Um aber nicht zu versuchen zu verheimlichen, dass es sich hierbei um eine Tierhaut handelt, ist die Form der Sitzfläche der Tierhaut nachempfunden. Bei der Höltschi Lederhandel AG habe ich mich über die Häute informieren lassen und danach entschieden mit dem vegetabil gegerbten Hals eines Rindes zu arbeiten. Diese Haut ist besonders dick und dennoch mit Wasser verformbar, da es nicht allzu hohe Fettanteile hat. Weil aber das Halsstück nicht gross genug ist für die ganze Sitzfläche, muss ich mit zwei einzelnen Teilen arbeiten.




Lederversuche


Lederverbindungen

Die oben gezeigten Verbindungen sind Versuche in Kunstleder, weche jedoch in der originalen Haut sehr schwer zu fertigen wären. Es würde unheimlich viel Kraft für das anziehen von Hand benötigen. So fand ich Hilfe bei Angelo Carino, in seinem Lederwarenreparaturen-Geschäft. Ich zeigte ihm meine bisherige Idee und er nähte mir Muster, damit ich sehe was möglich ist und was er mir empfiehlt. Weil auf das Leder, bzw. auf die Naht sehr viel Gewicht (von zwei Personen) kommt, benötigt es einen starken Nylonfaden und er empfiehlte mir zwei Nähte zu machen.



Leder formen mit Wasser


Leder härten mit Wachs Zur zusätzlichen Härtung des Leders, habe ich Bienen wachs geschmolzen und mit einem Pinsel auf die Haut gestrichen. Damit das Leder aber den wachs gut aufziehen kann, muss der Wachs mit dem Heissluftföhn eingearbeitet werden.


Lederformen



Holzform

Um die Haut in die gewünschte Form zu bringen, benötige ich eine Negativform. Diese besteht aus MDF-Platten, welche ich in die gewünschte Form zuschnitt. Um unangenehme Kanten auf der Sitzfläche zu vermeiden, wird das ganze Stück mit der Handoberfräse entsprechend abgerundet.





Das gut durchnässte Leder, kann mit dem gewünschten Werkzeug in die Form gedrückt werden. Um diese zu fixieren, habe ich sie in meine Untergrundplate getackert. Enge Radien lassen sich trotz der Materialdicke erstaunlich gut, mit etwas Kraftaufwand, in Form bringen.




In der Sonne härtet das Leder zusätzlich nomals etwas aus und verfärbt sich je nach Dauer etwas röter. Hier ist oben noch das nasse Stück und darunter liegend das bereits etwas getrocknete Stück. Nach der Trocknung müssen noch alle Klammern entfernt werden um das Leder weiter verarbeiten zu können.



Sitzfläche


Naht Zu dritt haben wir die zwei Einzelteile unter Angelo‘s Maschiene genäht. Das Leder musste von den Seiten gut gehalten werden, damit er die Naht entsprechend kontrollieren konnte. Die zweite Naht kam später weiter innen dazu, sodass ich als zusätzliche Stabilisation ein Stahlrohr dazwischen schieben konnte.




Bei der Testaufhängung der Sitzfläche hat sich leider gezeigt, dass das Leder dennoch zu weich ist und eine Untergrundkonstruktion von Nöten ist. Weil bei der bisherigen Materialwahl alles naturbelassen ist, habe ich Hanfseil zur Aufhängung verwendet. Für den Schaukeltest tragen 8er-Knoten die Sitzfläche an dem Randmaterial, welches später wegkommen soll.


Sitzgerüst


Als erweiterte Stabilisierung musste ich ein Underger체st f체r die Sitzfl채che biegen, was auf Grund der freien Form nicht besonders einfach war. Dabei habe ich mit vier einzlnen Rundst채hlen gearbeitet, welche ich anschliessend zusammen schweissen musste und noch etwas zurecht schliff.



Die gebogenen Teile müssen nun noch an der eingenähten Stahlstange befestigt werden. Damit die Sitz- und Rückenfläche aber flexibel, bzw. faltbar bleiben, ist im eingenähten Rohr ein weiterer Stahl eingeschoben. So kann der Bogen für die Sitzfläche am Rohr und die Rückenfläche am eingeschobenen Rundstahl angeschweisst werden. Anschliessend musste alles zurecht geschnitten und geschliffen werden. Weil diese Konstruktion nicht von Anfang an mit eingeplant war, sind die Schweissverbindungen an den Seiten der Sitzfläche sichrbar. Dies wiederum passt zum ganzen Erscheinungsbild des Objektes, weil alles Handgemacht ist und das Handwerk entsprechend spührbar sein darf.



Gerüst



Schaukelgerüst Auch das gerüst soll in seiner Formsprache zur organischen Sitzfläche passen. Desshalb besteht es aus gebogenen Stahlrohren. Weil wir aber diese 1 Zoll Stahlrohre mit den Maschienen in unserer Metallwerkstatt nicht biegen können hat mir die Rofina GmbH in Nidwalden geholfen. Dennoch bestimmt hier die Statik die grobe Form des Gerüstes. Damit es für einen Umzug oder eine Lieferung gut transportierbar ist, sind die Rohre ineinander steckbar. Die Breite des Objektes ist der Sitzfläche angepasst, sodass immer noch angenehm geschaukelt werden kann, ohne dabei an das Gerüst zu kommen.


Steckverbindung Weil die Stahlrohre nicht Präzisionsstahl sind und im innern eine Schweissnaht ist, musste ich entsprechend ein weiteres Rohr zuschleiffen bis es sich hineinfügen liess. Danach wurden jeweils alle Stangenenden, inklusive dem Steckrohr, durchgebohrt. Auf einer Seite der Verbindung ist das Innenrohr mit Hilfe von André angeschweisst worden und auf der anderen wird es verschraubt. So bleibt das System flexibel.



Das tragende Querrohr, an welchem die Schaukel aufgehängt wird ist etwas dünner dafür aber dickwandiger. Dieses ist direkt an den zwei Bogen fest geschweisst. Dazu musste ein Gewinde geschnitten werden, das schön mittig in das Rohr passte um danach die Bogen mit einer Schraube richtig positionieren zu können. Anschliessend konnte alles verschweisst werden und das ganze Stück kann so einfacher auf die restlichen Rohre gesteckt werden.


Das Gerßst ist auf seitliche Belastung noch etwas wackelig, hält aber auf Zug sehr gut. Die am Boden liegenden Rohre rutschen nicht auseinander.


Abrundungsarbeiten



Als Abschluss ist das innere Stahlgerüst der Sitzfläche mit Hilfe von Nieten im Leder eingepackt worden. Zusammen mit vielen helfenden Händen Schlug Angelo Carino die Nieten und die Ösen, zur Aufhänung, ein. Als finish ist die Sitzfläche anschliessend mit dem Wachs gehärtet worden. Auch hier sind die Handwerksspuren des Einarbeitens sichtbar und verleihen dem Objekt ein dünkleres aber lebendigeres Erscheinunsbild.





Das Hanfseil bildet eine Schlinge durch die Öse und ist am Ende durch beine Seildicken vernäht. Zusätzlich ist die genähte Stelle mit einem Schrumpfschlauch fixiert und schlussendlich mit einem Lederband geschützt. Das Band ist mit einer einfachen Naht zusammen gemacht. Um ein Kippen oder Rutschen an der tragenden Stahlstange zu vermeiden ist das Seil unterhalb der Stange ebenfals vernäht. Der Name Juno bedeutet im Römischen Göttin der Ehe und der Geburt, womit ich persönlich auch den Ursprung verbinde. Weil die Materialien alle möglichst natur belassen sind empfand ich disen Namen für passend.




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