Die Prozessdokumentation Bericht
eines
experimentellen
Prozesses
Praktische Bachelorarbeit Objektdesign 6. Semester Tobias Stump Brunnenweg 3 6010 Kriens Tel. 0795482128
Hochschule
Luzern
Mentor:
Andreas
Saxer
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Ausgangslage Motivation
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Wachsexperimente 7 Wachsmischung Wachs- transfer Wachs- walzen
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Plan B Die Ölimprägnierung
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Einfärbung des Öls Die Walze
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Trocknung
29
Belag
2
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Prägen
33
Tauchen
41
Produktentwurf
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gescheiterte Versuche Zuschnitt -Schablonen
Viskosität Farbauftrag Schablonen Transferdruck
Skizzen Modelle erste Taschen Gestaltung
Prototypen
37 39
43 45 49 51
57 59 61 65
Zuschnitt Ölen Prägen Verarbeitung
69 71 73 75
Endprodukte
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Ausgangslage Motivation: Textilien mit Zuhilfenahme von Öl und Naturfetten wasserabweisend zu beschichten gehört zu den ältesten Variationen der Textilimprägnierung. Trotz oder gerade wegen der langen Tradition dieses Verfahrens, finden diese Öltücher auch in der heutigen Zeit ihre Anwendungen und sind bei einer bestimmten Klientel sehr beliebt. Auf Grund dieser langen Geschichte und den jeweils sehr spezifischen Verwendungszwecken welche von Schiffssegel über Arbeits- und Armeeuniformen bis hin zu hochpreisiger Outdoor-Bekleidung reichen, umgeben sich Produkte aus gewachsten Textilien automatisch mit einer starken Semantik.
Dennoch auf Grund die Langlebigkeit des Materials und dem verständlichen, auf natürlichen Stoffen basierenden Prozess, erfahren gewachste Textilien heutzutage in vielen Bereichen ein Revival. Das semantische Konstrukt eines rein natürlich imprägnierten Öltuchs, trifft bei einer breitgefächerten Benutzergruppe den Zeitgeist. In der heutigen Industrie wird oft mit Wachsen auf Erdölbasis gearbeitet. Diese Wachse haben für die Hersteller enorme Vorteile, da ihre Eigenschaften durch chemische Prozesse regulierbar sind. Für mich jedoch sind gerade die Verwendung von nachhaltigen Rohstoffen bei der Ausrüstung, die raue Erscheinung sowie die lange Lebensdauer des Materials und der damit unausweichliche Bezug zum Benutzer, die schlagenden Argumente welche diese Textilien von anderen abheben.
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Nicht nur durch meine textile Vorbildung, auch aus persönlichem Interesse entstand im Laufe der Zeit eine Vorliebe für gewachste Textilien und die dazugehörigen Verfahren. Für mich persönlich birgt der archaische Prozess des Einölens textiler Untergründe ein grosses Potential für zukünftige Produkte. Das Potential erkenne ich nicht nur beim Aspekt der Nachhaltigkeit, welcher ein rein natürlich Ausgerüstetes Textil mit sich bringt. Sondern auch, da sich bei einer Vertiefung in den dazugehörigen Prozess die Möglichkeit erschließt, ein textiles Material in seinen hydrophoben Eigenschaften, in seiner Haptik, so wie in seinen mechanischen Eigenschaften und Optik innerhalb eines bestimmter Parameter frei zu gestalten. Das stark geprägte Image dieses Materials öffnet zudem einen grossen Spielraum das Textil in einen neuen Kontext zu setzen. Dabei würde ich den Werkstoff gerne vom Kontext der Funktionstextilien lösen und eine neue Umgebung und/oder einen neuen Verwendungszweck erarbeiten. Ich nehme meine gesamte Arbeit als Prozess in drei Phasen war. Innerhalb der ersten, theoretischen Auseinandersetzung erarbeite ich mir ein grundlegendes Wissen über das Appreturverfahren mit Wachs aus dem Wissen der Textilindustrie. Als Zweites öffne ich mir ein zeitlich begrenztes Fenster um auf Basis dieser Verfahren zu Experimentieren und mit den mir zur Verfügung stehenden Werkzeugen das Verfahren neu zu interpretieren. In einer letzten, dritten Phase, werde ich aus den erarbeiteten Experimenten ein Produktentwurf oder eine Produktkollektion erarbeiten und diese zusammen mit dem Prozess präsentieren.
künstlerisch- gestalterisch
Materialversuche Zu Beginn erstelle ich Versuche mit verschiedenen Wachsemulsionen, Verfahrensparametern sowie mit additiven Elemententen Hydrophobierung von Textilien durch Wachse und Öle als (Pigmente, Effekte). Diese trage ich mit Hilfe des ausgewählten Verexperimenteller Prozess fahrens auf verschiedene textile Gewebe auf. Zudem werde ich mit den mir zur Verfügung stehenden modernen Werkzeugen (LasercutProjektidee ter, Tischschneidplotter, Siebdruck ect.) experimentieren. In dieser zweiten Phase werde ich auf Basis meiner schriftli- Der Fokus innerhalb dieser Auseinandersetzung richte ich auf die chen Auseinandersetzung, praktische Versuche im Rahmen Erarbeitung visueller Effekte sowie den mechanischen Eigenschaften meiner Thematik durchführen. Dabei werde ich mich auf die des Materials. Ergebnisse meiner Analyse stützen und mich mit jenem Ver- Ich nehme mir vor, Materialien zu erstellen, welche den stark gefahren beschäftigen welches das größte Potential für diesen prägten semantischen Rahmen von gewachsten Textilien verlassen und mir die Möglichkeiten eröffnen den Werkstoff in einen neuen Prozess aufweist. Kontext zu setzen. Dabei gebe ich mir zwei Richtungen vor in die ich arbeiten kann. Zum einen wäre es möglich, dass bestehende Image des Materials bis zur Verfremdung aufzublasen, um damit einen verfremdeten Kontext zu schaffen. Zum anderen würde ich gezielt gegen die bestehende Semantik von geölten Textilien arbeiten und mit meinem Entwurf eine gegensätzliche Position einnehmen. Die Definition dieser Richtung sowie die Typologie des Produktentwurfes werde ich innerhalb der Materialversuchsphase erarbeiten. Als Resultat aus dieser Phase werde ich mir ein Spektrum an Oberflächen und Materialitäten erarbeitet haben, welche mir als Vorlage für die Produktentwicklung dienen werden. Um diesen Prozess einzugrenzen, setze ich mir eine strickte Deadline, an welcher ich meine endgültige Materialwahl treffe. Aus dieser Materialstudie wird sich folglich mein Produktentwurf erarbeiten lassen. Zudem kann ich innerhalb dieser Phase meinen bis dahin rein theoretischen Wissensstand durch praktische Experimente festigen und erweitern, worauf ich im Zeitraum der Produktentwicklung Bezug nehmen kann. Dokumentation Den Prozess und die dazugehörigen Materialversuche halte ich schriftlich so wie Fotografisch fest. Zudem werde ich sämtliche Materialversuche Archivieren sowie die dazugehörigen Parameter dokumentieren. Dieses Archiv soll als Recherchegrundlage innerhalb des Umsetzungsprozesses dienen.
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Umsetzung Wachsexperimente
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Wachsmischung
Die Wachse wurden aus verschiedenen Bestandteilen, unter Hitze zusammen geschmolzen. 9
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Neben der herkömmlichen Auftragsweise des Pinselns, wurde der Wachs auf einem beheizten Kleisterbad geschmolzen. Das eingefärbte Wachs lies sich so per Wassertransferdruck auf das Textil übertragen. Leider war das Wachs auf dem Bad kaum zu kontrollieren und das Bad kaum auf konstanter Temperatur zu halten.
Wachs- transfer
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Wachs- walzen
Die Walze zum übertragen des Wachses wurde mit Hilfe von Heißluftgebläsen und Invrarotheizplatte auf konstante 70 Grad beheizt. Einzelteile der Walze hielten jedoch der konstanten Temperatur nicht stand.
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Nach 3 Wochen des Experimentierens musst ich mich geschlagen geben. Sämtliche meiner Werkzeuge waren nicht für die konstante Beheizung gemacht. Das kontrollierte Gestalten mit einer Wachsimprägnierung war mit meinen Auftragsarten leider nicht möglich. Als Plan B stand nun die Ölimprägnierung auf der Liste. Mit diesem Verfahren habe ich schon bei den ersten Experimente gute Ergebnisse erziehlt.
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Plan B Die Ölimprägnierung
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Einfärbung des Öls
Leinöl lässt sich im Gegensatz zu Wachs sehr gut mit Pigmenten versetzten. Die Pigmente werden möglichst lange in das Öl eingerieben. Eine gleichmäßige, sehr dünnflüssige Ölfarbe ist die Basis. (Milchkonsistenz) Diese Basis wird später mit dem Öl vermischt um dies einzufärben.
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Neben Pigmenten, ist es auch möglich das Öl mit Naturfarbstoffen zutönen. Jedoch lässt sich das dunkle Leinöl nur sehr spärlich tönen und die Farbigkeit der Farbstoffe wird kaum sichtbar.
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Die Walze
Zum Beschichten der Textilien verwendete ich eine herkömmliche Lithographiewalze, welche ich für meine Zwecke umbaute. Die obere Walze wurde mit einem elastischen Belag versehen, da ansonsten das Textil beim Beschichten erdrückt würde. Dieser Belag hat sich im Prozess stetig abgelöst, da die Alkohole des Leinöls das Klebeband anlössten.
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Belag
Als endgĂźltiger Belag diente eine gebrauchte Off-set- Matte welche sehr gut funktionierte. Das Problem des LĂśsens des Klebebandes blieb jedoch bestehen.
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Die Stoffe wurden bei jeder Ölung 2mal durch die Walze gezogen. Beim 1. Mal wird das Textil möglichst gleichmäßig mit Öl gefüllt. Beim 2. Mal wird das Restmaterial Abgequetscht.
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Trocknung
In allen Quellen wird erwähnt das die Stoffe hängend getrocknet werden müssen. Innerhalb meiner versuche habe ich jedoch mit einer liegenden Trocknung sehr viel bessere Ergebnisse erzielt, weshalb durch den Prozess verschiedene Systeme zur Trocknung entstanden sind.
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Prägen
Das trockene Öltuch ist thermisch Formbar. Diese Eigenschaft wird bei der Prägung genutzt. Durch Druck und Wärme lassen sich Musterungen in die Tücher Pressen. Angesetzt war dies als gestalterisches Element. Im weiteren wurden die herkömmlichen Schnittmuster durch die Prägeschablonen abgelöst und sämtliche Bezeichnungen durch das Prägen auf den Stoff übertragen.
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Als weiteres war es angedacht Taschen oder Logos in das Material einzuprägen. Jedoch reichte die möglich Tiefe der Prägung nicht für eine brauchbare Tasche aus. Das komplexe Logo wurde später durch einen Schriftzug ersetzt.
gescheiterte Versuche
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Zuschnitt -Schablonen
Schlussendlich entstanden Prägeschablonen welche die herkömmlichen Schnittmuster ablösten. Zusätzlich wurden Vertiefungen für Bänder und Reißverschlüsse eingeprägt, um eine möglichst glatte Oberfläche des Endproduktes zu erhalten.
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Tauchen
Das Tauchen ist im Grunde ein Wassertransferdruck. Das Öl schwimmt auf des Wasseroberfläche, durch das Eintauchen eines Körpers, wird das eingefärbte Öl auf die Oberfläche des Objektes übertragen.
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Viskosität
Das Bad besteht aus einer Kleister oder Leim-mischung. Die Richtige Viskosität des Bades ist entscheidend. Diese Viskosität wurde anhand von Experimenten ermittelt.
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Farbauftrag
Bei richtiger Viskosität des Bades können auf der Oberfläche Muster gebildet werden. Je nach verwendetem Pigment und Viskosität der Farbe ergeben sich zerrissene oder gleichmäßige Farbflächen.
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Schablonen
Auf dem Bad können zusätzlich Schablonen aufgelegt werden, dies um die natürliche runde Form der Farbflächen in eine rechteckige zu zwingen. Jedoch können diese anschließend nur auch flache Träger übertragen werden.
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Transferdruck
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Produktentwurf
Bei der Entwicklung der Prototypen habe ich mich am Produkttypus des Seesackes orientiert. Die Ăœberlegung bestand darin, das neue Material mit der neuen Gestaltung auf eine bekannten Produkttypus zu präsentieren.
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Skizzen
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Modelle
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erste Taschen
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Gestaltung
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Protoypen
Für die Prototypen wurde eine möglichst reduzierte Gestaltung gewählt. Formal und materiell sollen die Objekte in eine leicht futuristische, minimalistische Umgebung passen. Oberflächen und Material sollen so ausschließlich als Leinwand für den Musterauftrag über das Bad dienen.
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Zuschnitt
Die drei Objekte bestehen jeweils aus drei verschiedenen Geweben. Damit soll die Wirkung der Imprägnierung auf die unterschiedlichen Gewebe gezeigt werden. Zudem bekommen alle Taschen eine unterschiedliche Oberflächenbearbeitung.
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Ölen
Alle Materialien Wurden mit einem Grauton, bestehend aus Titanweiss 9t und Russschwarz 1t gefüllt. Anschließend wurde nur noch mit reinem Leinöl beschichtet um das Farbenspiel der ersten Ölung zu erhalten.
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Prägen
Vor dem Prägen werden die Stoffe 30 Sekunden unter der Heatpresse geglättet um eine glatte Oberfläche zu erhalten. Die Prägeschablonen wurden mit Acryllack lackiert und anschließend mit Kaolin eingepudert, um das zusammenkleben der Schablonen zu verhindern. Die Stoffe wurden bei 80 Grad c.a 4 Minuten Geprägt.
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Verarbeitung
Vor dem Zuschnitt werden die Stoffe geschliffen und nochmals gepudert, um ihnen ihre endgßltige Oberfläche mit trockenen Griff zu verleihen. 75
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Um die Knitterspuren nach dem Verarbeiten zu kaschieren, werden die Objekte vor dem Finish über das Bad, nochmals mit Öl (Leinöl/ Lack, 1:1) behandelt.
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Endprodukte
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Badgaenger Feines Baumwolltextil Zunehmende Schichtmengen von Oben nach Unten
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Strandgaenger Mittleres Baumwollgewebe Zunehmend Glatte Oberfläche von oben nach unten ( kaum ersichtlich)
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Landgaenger Starkes, dichtes Baumwollgewebe gleichmäĂ&#x;iges Material
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