Dokumentation: Raw, Rare and Resilient

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Raw, Rare and Resilient

Bachelor of Arts in Produktdesign

Vertiefung in Textildesign

Hochschule Luzern, Design Film Kunst

2024

Dokumentation der praktischen Arbeit

Unsere lokalen, natürlichen Ressourcen sind begrenzt. Eine dieser Ressourcen ist Schweizer Wolle. Oft wird sie als Nebenprodukt der Fleischund Milchindustrie kompostiert, verbrannt oder als Dämm-Material im Bau verwertet. Diese Verschwendung einerseits und das Potential des Materials andererseits werden von verschiedenen Initiativen erkannt und in Projekten umgesetzt. So wird zum Beispiel im Schweizer Jura die lokale Wolle in einem kleinen Betrieb gewaschen, gesponnen und als Garn oder in Form von anderen Produkten verkauft. Diesen Prozess, vom geschorenen "Kleid" bis zum fertigen Garn habe ich begleitet und im Betrieb mitgeholfen. Das bot mir die Gelegenheit der Reflexion über unser Verhältnis zum Material, zum Verarbeitungsaufwand und zu dessen Wertschätzung. Es ist mir ein Anliegen, diese in meine Tätigkeit einfliessen zu lassen.

Schweizer Wolle eignet sich nur bedingt für Bekleidung, sie wird als kratzig und unattraktiv empfunden. Ich nutze ihre natürlichen Eigenschaften und ihr Potential in der Anwendung als interessantes Ausgangsmaterial für Möbelbezugsstoff. Die naturfarbene Wolle untersuchte ich auf ihre Farbigkeit als Gestaltungsmittel: Wie lassen sich verschiedene Farbigkeiten im Zwirn kombinieren? Welchen Einfluss hat dies auf die gewebte Struktur und Oberfläche?

Bei der Gestaltung liess ich mich von diesen Qualitäten der Wolle leiten und spielte in einem Musterstück mit variablen Bindungen und Webtechniken. Dabei liess ich mich von der Herangehensweise von Christien Meindertsma wie zum Beispiel in ihren Arbeiten "Fibre Market-Donegal Tweed" oder "One Sheep Sweater" inspirieren und ging aktuellen Konzepten und Initiativen wie Fibershed DACH nach. Ausserdem analysierte ich Polsterbezüge von kvadrat, insbesondere deren Bindungstechniken und den Umgang mit Farbe in der "Molly Kollektion" und führte Interviews mit ihnen und anderen Expert*innen aus der Branche. Ausgehend von diesen Recherchen gestaltete ich den Bezugsstoff für einen Sessel, setzte das Design am Webstuhl um und fertigte den Bezug in einer Polsterei. In meinem Projekt begleiteten mich einerseits Fragen zum lokalen Rohstoff Wolle, seiner Relevanz und seinem überzeugenden Potenzial, Fragen zu Verfügbarkeit, zu Möglichkeiten der (Re-)Produktion und zu attraktivem und zeitgemässem Design. Und andererseits untersuchte ich Aspekte wie Marktinteressen, Wertigkeit und Preisgestaltung.

Mit meiner Arbeit leiste ich einen Beitrag zum Sustainable Development Goal 12.2: Die effiziente Nutzung von natürlichen Ressourcen. Ich entwickle und gestalte mit Überzeugung, Freude und Begeisterung hochwertige und anwendungsbezogene Lösungen für den lokalen Rohstoff Wolle.

Vom Rohstoff Wolle zum Garn

Filature "Laines d‘ici" in Cernier NE

Sortieren, Waschen, Trocknen
Sortieren, Kardieren, Spinnen
Vom Garn zum Zwirn und erste Farbabklärungen
Fachen, Zwirnen, Spuhlen

An den Webstuhl, Musterstück mit Farbabklärungen

Dichteabklärungen, Farbabfolgen

Zetteln, Aufbäumen, Einziehen, Blattstich

am Schaftwebstuhl

Auswahl und Beschaffung des Sessels, Secondhand Beratung und Marktabklärungen mit Casa Tessuti, kvadrat und Création Baumann

Auswahl und Umsetzung des Bezugsstoffes
Zwirnen und Webstuhl einrichten

Verarbeitung des Bezugs und Neupolsterung in der Polsterei raum.bild Luzern

Zuschnitt und Nähen

Fotoshooting

Material?

Materialeigenschaft?

Naturfarbe?

lokaler Rohstoff?

Preis?

Verfügbarkeit?

Reproduktion?

Finanzierung?

Design für Biodiversität?

Zukunft?

Produktion?

Materialkreislauf?

Anwendung?

Herzlichen Dank für die Unterstützung!

Marion Becella Neff

Jonas Leysieffer

Team von Laines d‘ici

Dorothy Northe, raum.bild

Julian Andrea Rupp

Agnes Weidkuhn

Livia Schlup

Elena Völkle

Jana Besimo

Valerie Ehrenbold

Tina Moor

Florence Schöb

Laura Schwyter

Birgit Roller, Casa Tessuti

Lea Nordström, kvadrat

Eliane Ernst, Création Baumann

Carmen Boog, Florina Moser und Petra Hüsler, Textilwerkstätte HSLU

Samuel Weiss und Elisabeth Moser

Freund*innen und Familie

Konzept und Gestaltung: Zora Aziza Weidkuhn

Fotografie: Zora Aziza Weidkuhn

Fotografie im Studio: Julian Andrea Rupp

Fotografie Portrait: Raisa Durandi

Text: Zora Aziza Weidkuhn und Agnes Weidkuhn

2024

In der Schweizer Wolle steckt viel Potential für InterieurTextilien. Um diese Möglichkeiten zu untersuchen und zu entwickeln, verarbeite ich lokale, ungefärbte Wolle unterschiedlicher Schafrassen und gestalte sie vom Garn bis zum Gewebe. Das Produkt ist ein neu bezogener Polstersessel. Die hochwertige Verarbeitung droht aus verschiedenen Gründen zu verschwinden. Hier bin ich als Designerin gefragt und möchte einwirken. Ich zeige attraktive Lösungen auf, um dem Material seine Wertigkeit zurückzugeben und leiste damit einen Beitrag zum Sustainable Development Goal 12.2 für die effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen.

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