Yves Aarab – Dokumentation Bachelorarbeit 2018

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MYZEL Praktische Bachelor Arbeit Yves Aarab Objekt Design 15



Inhaltsverzeichnis

Vorwort 4 Einleitung 4 Versuchsreihen 5 Grundsubstrate 6-7 Pilz Myzelien 8-11 Herstellung von Mutterkulturen u. KÜrnerbrut 12-13 Verarbeitung 14-18 Oberflächen Versuchsreihen 19-21 Gescheiterte Versuche 22-23 Produkte Idee 24 MY-Bo-Pac 25-27 My-Pl-Pot 28-31 My-Sto 32-37 Fazit 38

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Vorwort Als Designer versuche ich stets ein Produkt zu entwickeln, welches meinen Ansprüchen an Nachhaltigkeit und Form gerecht werden kann. In den Jahren vor und während meiner Ausbildung an der HSLU experimentierte ich stets mit Materialien und versuchte vermeintlichen Reststoffen ein zweites Leben einzuhauchen. Für mich war klar, dass meine Bachelor Arbeit, diese Erkenntnisse weiterverfolgen muss. Während meinen Recherchen über die Jahre, stiess ich auf Myzel als Polymer Verbindungsstoff. Als ich mich weiter in die Materie eingelesen hatte, war für mich klar, dass ich dieses Material erforschen und verstehen will. Nach einigen kleineren Experimenten, welche anfänglich alle mit Speisepilzen begannen, wuchs innert Kürze eine Versuchsreihe mit verschiedensten Pilzarten heran. Diese Erkenntnisse fliessen in diese praktische Arbeit mit ein.

Einleitung Ziel dieser praktischen Bachelor Arbeit ist es, zu erforschen in welchen Bereichen Myzel als Werkstoff im design Bereich Anwendung finden kann. Im Vordergrund der Arbeit steht das erforschen der Eigenschaften verschiedener Pilz Myzelien und deren potenzielles Einsatzgebiet. Die drei ausgewählten Produkte, welche in der Ausstellung gezeigt werden, sind Prototypen ,welche laut Ansicht des Verfassers mögliche zukünftige Einsatzgebiete des Myzel-Polymers aufzeigen sollen.

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Versuchsreihen Die Versuchsreiche begann mit dem definieren von möglichen Grundsubstraten, welche aufgrund ihres hohen Zelluloseanteiles für eine Myzelproduktion in Frage kommen. Ebenfalls wurde bei der Auswahl darauf geachtet, dass ein möglichst grosses Spektrum an unterschiedlichen Zellfasergrössen in der Versuchsreihe vorkommt. Es wurden 16 Grundsubstrate getestet: Stroh, Heu, Pferdedung, Nadelbaum Schnipsel, Hanf-Fasern, Hanf-Stroh, Tannenkries, Nadelbaum Spänen, Kaffeesatz, Elefantendung, Mais-Spindel, Platanen Äste, Kaffee Spelze, Laub, Laubbaum Späne, Laubbaum Schnipsel Diese Grundsubstrate wurden in der Versuchsreihe mit Myzelien von neun verschiedenen Pilzen aus sechs verschiedenen Pilzgattungen verarbeitet: Pleurotus Ostreatus, Pleurotus Djamor, Pleurotus citrinopileatus, Bjerkandera fumosa (Graugelber Rauchporling), Daedaleopsis confragosa (Rötende Tramete), Coriolus versicolor, Lenzites Betulinus (Blättling), Daldinia Petriniae (Kugelpilz), Ganoderma Lucidum.

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Grundsubstrate

Industrie-Hanf Reste Vor-Verarbeitung: Schredern in verschiedene Grรถssen von 5 - 25mm.

Hanffaser Matten Vor-Verarbeitung: Manuelles herauslรถsen von Pflanzund Wurzelresten

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Laubbaum Späne Vor-Verarbeitung: -

Laubbaum Schnipsel Vor-Verarbeitung: -

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Pilz Myzelien Coriolus versicolor

Pleurotus Ostreatus

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Ganoderma Lucidum -

Pleurotus Djamor

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Mutterkultur in Petrischale

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Nahaufnahme Myzel (Ganoderma Lucidum)

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Herstellung von Mutterkulturen und Körnerbruten

- Mutterkultur Die Herstellung von Mutterkulturen kann über zwei Arten erfolgen. Für diese Bachelor Arbeit wurden Mutterkulturen sowohl aus Sporenabdrücken als auch aus Teilvereinzelungen gewonnen. Die Herstellung von Mutterkulturen im Sporenabdruckverfahren erfolgt über die Selektionierung von mindestens sechs Petrischalen Generationen. Dabei werden Teilabdrücke immer wieder neu selektioniert und auf neuen Mutterböden (Petrischalen mit Nährstofflösungen) ausgebracht.

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- Körnerbrut Hierfür werden Getreide wie Roggen oder Weizen zuerst bei einer Temperatur von 121 Grad Celsius sterilisiert. Anschliessend wird die Körnerbrut mit Myzel aus einer Mutterkultur beimpft.

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Verarbeitung

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Das Grundsubstrat wird in Baumwollsäcken in einem Autoklav oder Dampfkochtopf sterilisiert.

121 Grad Celsius und ein Druck von 1 Bar sollte für mindestens 10 Minuten gehalten werden.

Körnerbrut

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KĂśrnerbruten in welchem die Myzelien der verschiedenen Pilzarten aufgezogen wurden, werden mit dem sterilisierten Grundsubstrat vermischt.

Myzel Grundsubstrat Mischung bei jeweiliger Inkubationstemperatur fĂźr 2-4 Wochen durchwachsen lassen

Myzel nach Inkubations Phase

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Tiefgezogene PET Formen werden mit H2O2 desinifiziert.

Es wurden verschiedneste Formen und Prägungen in dei Versuchsreihen eingebaut.

Mit Myzel befĂźllte Form

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Erneute Inkubations Phase bei 87-95% Luftfeuchtigkeit.

Mit Myzel durchwachsene Form nach fĂźnf Tagen erneuter Inkubation.

Ausbacken der Formen bei 150-220 Grad Celsius.

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Oberflächen Versuchsreihe

Unbehandelte Oberfläche nach dem Ausbacken

Abgeklebte Sollbruchstellen, erste Schellackschicht wird aufgetragen

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Schellack und Bienenwachs Versuche

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Schellack-Blumensamen Versuche

Mykorrhiza Versuche

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Gescheiterte Versuche

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Produkte

- Ideeen Als Ziel f체r die Bachelor Arbeit definierte der Autor f체r sich einen Hocker, ebenfalls wollte er Materialeigenschaften, welche sich im Laufe der Materilaversuche zeigten sinnvoll in die Produkte mit einbringen. Es entstand eine Vielzahl von Ideenans채tzen, von welchen ein Teil weiter vertieft wurde. Zwei Produkte mit spezifischen Eigenschaften werden nebst dem Hocker in der Ausstellug vom 23.6.-1.7.2018 in der Messe Luzern pr채sentiert.

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MY-Bo-Pac

Diese Magnum Weinflaschen Verpackung wurden aus einem Pleurotus Ostreatus/Sägemehl Myzel-Polymer gefertigt. Hierfür wurden positiv und negativ Formen aus PET tiefgezogen und mit dem MYZEL-Polymer befüllt. Die Verpackung ist so konzipiert, dass sie stossfest, isolierend und vor UV-Licht schützend ist. Wenn der gute Tropfen den die Verpackung transportierte ausgetrunken ist, kann die Verpackung an ihren Sollbruchstellen geteilt werden. Nun ist es dem Besitzer überlassen, ob er die Teile als Erinnerung an einen speziellen Abend seinen Gästen mitgeben möchte oder ob er die Teile selbst auf dem heimischen Balkon oder im Garten in einen Topf eingräbt. Die Teile sind zu 100% kompostierbar. In die Oberfläche der Verpackung wurden unzählige Blumensamen (Sonnenblumen/Geranien/weitere Nützlings-Blumen) eingearbeitet, welche nach ca. 2-3 Wochen beginnen zu blühen. Ebenfalls wurde ein MYKORRHIZA Pilz verarbeitet, welcher die Blumen fortan mit Nährstoffen versorgt. Länge: Breite: Höhe: Pilz: Substrat:

440 mm 190 mm 190 mm Pleurotus Ostreatus Sägemehl 25


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-VerarbeitungPET Formen wurden tiefgezogen, in welchem das Pleuroten Myzel fĂźr 12 Tage inkubierte. Danach wurde die Form bei 220 Grad Celsius ausgebacken. Um die Aussenseite der Transportbox vor Feuchtigkeit zu schĂźtzen, wurde diese mit Schellack behandelt. In diese Schutzschicht wurden Pflanzensamen eingearbeitet. (Unterseite fehlt) 27


MY-Pl-Pot

Diese Pflanztöpfe wurden aus einem Coriolus (versicolor)/Sägemehl Myzel-Polymer gefertigt. Hierfür wurden Formen aus PET tiefgezogen und mit dem MYZEL-Polymer befüllt. Die Pflanztöpfe sind so konzipiert, dass sie für eine unbegrenzte Zeit als Blumen-Pflanztopf genutzt werden können. Steht ein Umtopfen an, so kann die Oberfläche mit einem Messer eingeschnitten werden und die Pflanze kann inkl. Topf umgepflanzt werden. Der Topf ist zu 100% kompostierbar. Ebenfalls wirkt, ein unter der Wachsschicht eingearbeiteter MYKORRHIZA Pilz, als Dünger und versorg die Pflanze fortan mit Nährstoffen. 25% Dünger und 30% Wasser können ab nun eingespart werden. Die Innenseiten der Pflanztöpfe wurden so designt, dass sich die Planzenwurzeln ideal verbreiten können und sich keine Wurzelballen bilden. Höhe: Durchmesser: Pilz: Substrat: 28

70- 210 mm 80-225 mm Coriolus (Versicolor) Sägemehl


Mykorrhiza Pilz auf Aussenseite (Ohne Schutzschicht)

3D gedruckte Innenform

Innere Schutzschicht aus Bienenwachs

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MY-Sto

Dieser Hocker ist so konzipiert, dass die drei aus Holz gefertigten Teile durch ein Ganoderma Lucidum/Sägemehl MYZEL-Polymer verbunden und zusammengehalten werden. Das Holz stammt von einem vom Eschen-Pilz befallen Baum, welcher aufgrund des Pilzbefalles gefällt werden musste. Der Hocker wurde so designt, dass bis zu 4 Hocker übereinander gestapelt werden können. Höhe: Durchmesser: Holz: Pilz: Substrat: 32

505 mm 480 mm Esche Ganoderma Lucidum Sägemehl


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Fazit Der Autor zieht ein durchwegs positives Fazit aus der praktischen Bachelor Arbeit. Einerseits wurden etliche Technicken zur Vermehrung von Pilzkulturen angeeignet, anderseits wurden Kenntnisse ßber den Formenbau vertieft und neue erarbeitet. Der Werkstoff Myzel erwies sich als ein Materila welches sich in einem breiten Spektum einsetzen lässt. Was den Autor davon ßberzeugt, dass Myzel Polymer Werkstoffe in Zukunft eine tragende Rolle in unseren Leben spielen werden. Weitere Versuchsreihen werden stattfinden um neue Erkentnisse zu sammeln.

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