DGG – Issue 01

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DESIGN. DESIGN. DESIGN. DESIGN. GE SICHTER S C H I C H T E N

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D D GG. GG.

„In manchem Gesicht als in ein

Herman


t kann man mehr lesen nem Buch.“

nn Lahm

D GG. GG. D


INHALT.

ISSUE 001.

NULL-NULL-EINS.

04 Inhalt 06 Intro 08–11 12–17

William Morris Rennie Mackintosh

18–23 24–29

Adolf Loos Dieter Rams

30–31 32–39

Apple vs. Braun Jamie Reid Portfolio

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Next Issue

04


RAMS INTERVIEW Der Erfinder des »Braun Designs« stand uns Rede und Antwort. Seite 28.

REID

PORTFOLIO

Der »Sex Pistols« Grafikdesigner provoziert in gekonnter Manier ab Seite 32.

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INTRO. Herzlich Willkommen zur Ausgabe 01 von »Design – Gesichter. Geschichten.«! Wir sind ein nicht-kommerzielles Online-Magazin, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, unsere Leserschaft alle zwei Monate über die wichtigsten Einflüsse in der Geschichte des Designs zu informieren. Die verschiedenen Stilrichtungen in der Historie des Designs sind bunt-gemischt. Oftmals scheint es, als lägen Welten zwischen den Protagonisten einer jeden Stilrichtung. Wirkt zum Beispiel das in dieser Ausgabe thematisierte »Braun Design« von Dieter Rams wie ein klassisches Konzert à la Mozart, so schreit die provokante Arbeitsweise von Jamie Reid den Betrachter förmlich in Grund und Boden. Inspiriert von jener grenz-übergreifenden Diversität haben wir uns der Aufgabe verschrieben, ganz bewusst keinen Regeln zu folgen. Wir möchten Sie, als den geschätzten Leser, nicht an chronologische Korrektheiten binden. Vielmehr soll ein jeder in den Genuß dieser (gar teils chaotischen) Vielfalt kommen. So unterschiedlich eine jede der hier vorgestellten »Epochen« auch war, die wohl einzige Konstante zeigt sich in der Genialität ihrer Hauptcharaktere. Ihr Bestreben und Ehrgeiz waren der unumstrittene Motor einer jeden Dekade. Grund genug für uns, eben diese außergewöhnlichen Gesichter genauer unter die digitale Lupe des 21. Jahrhunderts zu nehmen. Viel Spaß mit der Ausgabe! Die Redaktion

ISSUE 01. 06


I AM D GG. D GG. Name: Philipp Schäfer Mat-Nr: 177023 Kontakt: philipp.b.schaefer@student.hs-rm.de Issuu-URL: www.issuu.com/hsrm-philippschaefer

Abgabe Designgeschichte (Kurs-Nr.: 1162 – Prof. Christine Wagner). Kommunikationsdesign Hochschule Rhein Main, Wiesbaden. WiSe 2013/14.

YOU ARE D GG. D GG.

Werde ganz einfach Teil unserer Community und etabliere das größte Netzwerk design-begeisterter Menschen! Was muss ich dazu tun?

Schieße ein Foto und zeige uns, was Design für dich bedeutet – egal ob historisch oder aktuell. Das Foto einfach via »Instagram« hochladen und mit dem unten stehenden Hashtag versehen. Et voilà: in unserer Online-Gallerie taucht auch dein persönliches Stück Design(-geschichte) auf!

#designgesichter 07


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| WILLIAM MORRIS 09


William Morris * 1834 † 1896 Londons bekanntester Vertreter der »Arts and Crafts« Bewegung. Gründete 1861 die Fima »Coperative Morris, Marshall, Faulkner & Co«.

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| ARTS & CRAFTS Die Ideologie der »Arts & Crafts« Bewegung, deren wohl bekanntester Vertreter Sie auf der linken Seite anblickt, spricht von einer längst fälligen Wiedervereinigung von Kunst und Handwerk. Ausschlaggebend für ein solch radikales Statement war die industrielle Massenproduktion, welche dank der technischen Entwicklung und neuer Maschinen auf dem Vormarsch war.

Massenprodukte wurden von den Anhängern der Bewegung regelrecht verpönt. Maschinen galten als Quelle des Übels und auch die Stimulation des Historismus wurde strikt abgelehnt. Typische Stilmerkmale der Bewegung waren: • • • •

Einfache und klare Formen Sparsames Dekor und Ornamentalistik Geometrische Anlehnung Funktionalität

Bilder rechte Seite: Stühle der »Sussex« Serie von »Morris & Company« (um 1900) 11


| RENNIE MACKINTOSH 12


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Charles Rennie Mackintosh * 1868 † 1928 »Multitalent« Mackintosh war Architekt, Interior-Designer, Grafiker und Maler. Plante und errichtete 1845 die »Glasgow School of Art«.

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| JUGENDSTIL Der Jugenstil, zu dessen wichtigsten Vertretern auch Charles Rennie Mackintosh zählt, wurde in Europa zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert etabliert. Im Jugendstil herrschen verschiedenste Ausdrucksformen. Daher unterscheidet man zwischen pflanzlich-organischer und geometrischer Formgebung. Mackintosh vertrat definitiv letztere Kategorie. Wichtiges Merkmal im Jugendstil war ein einheitliches Gesamtkonzept. Es wurde von

der Architektur, über das Interior-Design, bis hin zur eigenen Typografie alles stimmig und zusammengehörig gestaltet. Treffendes Beispiel hierfür ist wohl die »Mathildenhöhe« in Darmstadt – dem Zentrum des deutschen Jugendstils. Hier befinden sich noch heute die konzeptionellen und bis in’s kleinste Detail geplanten Häuser der Künstler dieser Zeit. Auch Mackintosh verfolgte immer ein harmonisches Gesamtkonzept. Dieser Antrieb machte ihn selbst zu einem gestalterischen »Multitalent«.

Bild oben: Fassade des »Willow Tearoom« in Glasgow. Eine detailreiche Gesamtgestaltung – typisch für Mackintosh.

Der »Chair Hill House« Stuhl von Mackintosh. Eine Beispiel unverkennbarer Geometrie. 15


| JUGENDSTIL

GEO M E T R I S C H

Die »Glasgow School of Art« von Rennie Mackintosh: Geometrie und Symmetrie in einem Bau vereint. 16


PAR EXEMPLE

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GRO A N I S C H

Ein Wohnhaus in Saint-Cyr des Architekten Gustave Strauven: organisch und von Naturformen inspiriert. 17


18


| ADOLF LOOS

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Adolf Loos * 1870 † 1933 Arbeitete als Architekt in Wien. Gilt als bekennender Gegner des Jugendstils. Verfasste 1908 die kritikreiche Schrift namens »Ornament und Verbrechen«.

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|

FORM FOLLOWS FUNCTION

Dieser in Designerkreisen oft rezitierte Satz beschreibt auf simpelste Art und Weise die Ansprüche, die auch Adolf Loos an gutes Design hatte: die Form folgt der Funktion. Im Umkehrschluss heißt dies auch, dass man aus der Funktion die Form ableiten kann. Wie Loos bereits in seiner Niederschrift »Ornament und Verbrechen« ausgiebig beschreibt, darf ein Gebäude keinerlei Verzierung oder Ornamentik besitzen. Den Grund für seine radikale Ansicht ver-

rät Loss uns mit diesem aussagekräftigen und zu seiner Zeit höchst provokantem Zitat: »Das Haus hat allen zu gefallen. Zum Unterschiede zum Kunstwerk, das niemandem zu gefallen hat. Das Kunstwerk will die Menschen aus ihrer Bequemlichkeit reißen. Das Haus hat der Bequemlichkeit zu dienen. Das Kunstwerk ist revolutionär, das Haus konservativ.« (*)

Bild oben: österreichische Briefmarke mit Looshaus. *Zitat aus: »Adolf Loos – Gesammelte Schriften« (1910)

Hier: Adolf Loos in jungen Jahren. 21


| F3 (FORM FOLLOWS FUNCTION)

Das Looshaus in Wien: Paradebeispiel für den radikalen Verzicht auf jegliche Ornamentik und Verzierung. Übrigens: die angebrachten Blumenkästen wären für Adolf Loos nie in Frage gekommen, wurden ihm aber zur damaligen Zeit bereits »aufgezwungen«, da der schmucklose Bau die Bewohner Wiens regelrecht verärgerte. 22


PAR EXEMPLE

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| DIETER RAMS

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Dieter Rams * 1932 in Wiesbaden Studierte 1947 Architektur und Innenarchitektur in Wiesbaden. Fing 1955 bei der Elektrofirma Braun an, wo er sich bis in den Vorstand und zum Generalbevollmächtigten der Designabteilung hocharbeitete.

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| BRAUN DESIGN Es gibt wohl kaum eine Person in Deutschland, die mit dem Namen »Braun« nichts anfangen kann. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat jeder bereits ein Elektrogerät der deutschen Erfolgsfirma benutzt oder in der Hand gehabt. Wer hätte gedacht, dass seit 1961 mehr oder weniger ein Mann für dieses spezielle »Braun Design« verantwortlich gemacht wird? Dieter Rams hat nicht nur das Aussehen der Produkte geprägt, sondern vielmehr dafür

gesorgt, dass die Firma zu einem unvergänglichen Image gelangt. Dieses ist auch heute noch deutlich zu erkennen, denn so solide wie die Technik und Handhabung der Produkte, genauso solide ist auch ihr Design. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass das solide Design den Kunden sofort auf ein unkompliziertes und langlebiges Produkt schließen lässt. Die Ästhetik und schlichte Formgebung, welche unverkennbar in den Braun Produkten stecken, haben wir natürlich hinterfragt. Rede und Antwort stand uns niemand geringeres als Dieter Rams selbst. Sein Interview auf den Folgeseiten … Live – und in Farbe. Hier: klassischer Rassierapparat im »Braun Design«. 27


| INTERVIEW

Ein Virtuose auf dem Gebiet des Produkt- und Industrialdesigns, Mr. Dieter Rams himself, gibt uns mit diesem Interview Aufschluss über die Fähigkeiten, die gutes Design beherrschen und ausstrahlen muss. Wir trafen uns mit dem 82 Jahre alten »Kopf und Geist« hinter dem weltweit berühmten »Braun Design«, um mehr über seine 10 Design Theorien zu erfahren … 28


DIETER RAMS

|

Guten Tag, Herr Rams – vielen Dank für Ihre Zeit, die Sie uns schenken.

Was halten Sie von den heutzutage so beliebten Produkten der Firma »Apple«?

Das mache ich gerne. Unterstützenswerte Projekte wie dieses Online-Magazin schätze ich sehr.

Die Firmen, die Design wirklich ernst nehmen, können Sie an zehn Fingern abzählen. Apple gehört dazu.

Verraten Sie uns bitte, was es mit Ihren zehn Thesen zum Thema »Gutes Design« auf sich hat?

Also keinerlei Ärger über kursierende Vorwürfe, man habe bei Apple einfach das etablierte »Braun Design« geklaut?

Sie helfen mir – und hoffentlich Designern weltweit – den Gestaltungsprozess eines Produktes besser zu verstehen. Sie sind wie eine Art Checkliste, anhand derer ich das Design kontrollieren kann. Aber auch kein allgemeines »Rezept«. Schließlich sind wir keine Köche …

Keinesfalls. Die Firma Apple geht ihren Weg. Die Produkte sind erstklassig. Ebenso das Design. Ärgern würde es mich, wenn ein solcher Gigant eben nicht wegweisend in Sachen Design agiert – und glauben Sie mir, davon gibt es genügend auf dem Markt! Wie wird Ihre weitere berufliche Karriere denn aussehen?

Welche These ist für Sie am wichtigsten?

Hier und da bin ich noch in beratender Funktion tätig – unter anderem für das Designmagazin »form«. Ansonsten genieße ich das Leben und sitze hier und da auf verschiedenen Sofas, wo man mich interviewt (lacht).

Wenn ich mich an dieser Stelle selbst zitieren darf: »Gutes Design macht ein Produkt verständlich«. Die für meine Karriere wichtigste Regel. Definitiv. Und wieso gerade diese Regel?

Vielen Dank für das Interview und Ihre ehrlichen Worte!

Es ist die hilfreichste (lacht). Wissen Sie, wenn ich erst studieren muss, um ein Gerät am Ende zu bedienen, verärgert mich das als Käufer sehr. Das Design übernimmt in diesem Fall die Rolle der Bedienungsanleitung und ist – dank seiner Klarheit – quasi selbsterklärend. Knopf A: Rasierer geht an. Knopf B: Rasierer geht aus. Warum Dinge verkomplizieren?

Ich danke Ihnen ebenso – machen Sie bitte weiter mit der guten Arbeit! Ich hoffe das Projekt »Design. Gesichter. Geschichten.« wird ein voller Erfolg. Mein Gesicht freute sich daran teilhaben zu dürfen.

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| APPLE

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BRAUN

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| SPECIAL

Jami 32


ie Reid A Portfolio Jamie Reid – ein Mann, wie kein Zweiter. Kaum jemand hat sich als Grafiker und Designer weniger an Regeln oder gesellschaftliche Normen gehalten.

Die Punk-Ideologie spiegelt sich durch unzählige Plattencover und Plakate im »D.I.Y.« (kurz für »Do It Yourself«) Stil wieder. Schockieren und Provozieren war wichtigster Bestandteil der Arbeiten von Jamie Reid, welcher als Erfinder der »Lösegeld Typografie« gilt. Grund genug für uns, einen genaueren Blick auf diesen Mann zu werfen.

Aber verwunderlich ist das auch keinesfalls, wenn man bedenkt, dass Reid bereits seit 1947 tätig ist und der Stammgrafiker keiner geringeren Band als den »Sex Pistols« war. 33


| JAMIE REID

»God Save The Queen« Collage-Arbeit 34


PORTFOLIO

»Sid Vicious: Action Man« 35

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| JAMIE REID

»Anarchy In The U.K.« Plakat 36


PORTFOLIO

»Never Mind The Bollocks« Plakat 37

|


| JAMIE REID

»Don’t Buy Leather Jackets« Plakat 38


PORTFOLIO

|

»I’ve got a very high boredom factor. I really like new challenges, new directions.«

Jamie

Reid 39


YOU VISIT D GG. D GG.

@

www.issuu.com/hsrm-philippschaefer

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| NEXT ISSUE Ausgabe #002 erscheint im Juni 2014.

WARHOL Was uns die Ikone 체ber Pop-Art und modernes Design verr채t.

AICHER Spricht mit uns 체ber Visuelle Kommunikation, Corporate Identity und die HfG in Ulm.

Plus: Skandinavische Wohnkultur Special, Art Decor Feature und vieles mehr! 41



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