tu info 04 2020

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TU Info

April 2020

Covid19-SpezialAusgabe


Inhalt Wichtige Informationen für dich Vorwort 3-4 Studienrecht in der Pandemie 5 Angebote des VR Lehre 6 Lehre in Zeiten des Coronavirus 7-8 Feedback 9 Covid-19 aus mathematischer Sicht 10 Copyshop 11 Coronavirus - ein Steckbrief 12-14

All around the world Maßnahmen an Universitäten - Graz 15 Maßnahmen an Universitäten -Slowenien 16-17 Maßnahmen an Universitäten - Singapur 18 Maßnahmen an Universitäten - Kanada 19 Ökologische Auswirkungen 20

Studieren in Selbstisolation Netflix ohne Chill Rezept - Baguette

Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der TU Graz Campus Alte Technik, EG htu.tugraz.at IMPRESSUM HerausgeberIn und VerlegerIn: Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der TU Graz; Verlags- und Herstellungsort: 8010 Graz, Rechbauerstraße 12, Tel. 0316/873-5111, redaktion@htu.tugraz.at, htugraz.at; Chefredaktion: Carina Mazelle, Ella Hofreiter Layout & Grafik: Carina Mazelle, Marko Mardetko

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Simon Malacek, David Schöggl, Lia Fink, Robert Schwarzl, Carina Mazelle, Ella Hofreiter, Vizerektorat für Lehre TU Graz, Christine Langner, Antonia Ratiu-Kiss, Nicklas Gattringer, Phillip Peyer, Oskar May, Mag. Harald Kreimer; Lektorat: Ella Hofreiter. Onlineausgabe, nicht für den Druck geeignet. Fotos: Cover © Marko Mardetko; Hintergrundfotos: unsplash.com; Andere Bilder sind jeweils gekennzeichnet bzw. © HTU Graz oder AutorIn; Eine Haftung für die Richtigkeit der Veröffentlichungen kann trotz sorgfältiger Prüfung durch die Redaktion vom Herausgeber nicht übernommen werden. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht in jedem Fall mit der Meinung des Redaktionsteams übereinstimmen. Kein Teil dieser Publikation darf ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Für dein Überleben 21-22 23-24 25


Vorwort DIE AKTUELLE SITUATION IST EINE HERAUSFORDERUNG FÜR UNS ALLE. UNSERE STUDIENVERTERTER*INNEN SIND DABEI IM EINSATZ, UM EURE INTERESSEN AUCH IN ZEITEN VON CORONA BESTMÖGLICH ZU VERTRETEN. ERMUTIGENDE WORTE

David Schöggl

Simon Malacek

Lia Fink

Liebe Studierende, die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus in Österreich haben unser Leben und auch ganz besonders unseren Alltag an der TU Graz entscheidend verändert. Diese neue Situation bringt für alle Beteiligten viele Herausforderungen mit sich. Neben den einschneidenden Änderungen im Lehrbetrieb haben viele Studierenden mit den finanziellen Auswirkungen durch die aktuelle wirtschaftliche Lage zu kämpfen oder sind verunsichert, da noch nicht geklärt ist, wie mit Beihilfen, Stipendien, Studienbeiträgen oder Toleranzsemester umgegangen wird, falls Lehrveranstaltungen und Prüfungen nicht wie gewohnt abgehalten werden können. Darüber hinaus sind wir alle auch mit massiven Einschränkungen in unserem Sozialleben konfrontiert. Egal, ob man die Isolation allein oder auf engem Raum mit vielen Mitmenschen verbringt, die ungewohnte Situation ist für viele Studierende sehr herausfordernd und macht es oft nicht einfach, sich auf das Studium zu konzentrieren. Um den Lehrbetrieb der TU Graz trotzdem aufrecht halten zu können, arbeitet die TU Graz gerade sehr intensiv daran, die digitale Lehre zu verbessern. Die Resultate lassen sich auch an einigen Zahlen festmachen: In der vergangenen Woche gab es an einem einzigen Tag ca. 1000 WebEx Meetings, rund 8 TB an Lehrveranstaltungsaufzeichnungen wurden innerhalb von 10 Tagen hochgeladen und ca. 400 bis 600 Studierende verfolgen im Schnitt die Livestreams. Trotz dieser Erfolgsmeldungen ist uns klar, dass noch nicht alle Lehrveranstaltungen perfekt in die digitale Welt übertragen werden konnten, die Abhaltung von Laboren wird beispielsweise auch in Zukunft digital nicht möglich sein. Deshalb setzen wir uns als HTU Graz dafür ein, dass uns Studierenden durch die Auswirkungen der aktuellen Situation keine Nachteile im Studium entstehen. So arbeiten wir gemeinsam mit VertreterInnen der TU Graz sowie der ÖH Bundesvertretung laufend an studierendenfreundlichen Lösungen. Unsere Ziele dabei sind insbesondere, dass die

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Anspruchsdauer für Beihilfen erhöht wird, Studienbeiträge erlassen werden und zusätzliche Toleranzsemester gewährt werden. Da bei der Lösungsfindung viele gesetzliche Rahmenbedingungen beachtet werden müssen, wird es noch etwas dauern, bis es konkrete Antworten gibt. Für finanzielle Notlagen, welche einer schneller Reaktion bedürfen, gibt es beispielsweise den Sozialtopf der HTU sowie die Sozialfonds der ÖH Bundesvertretung. Auch der Betrieb innerhalb der HTU ist durch die Maßnahmen betroffen: Zur Beratung sind wir weiterhin über digitale Kanäle für euch da, große Einschnitte gibt es dieses Semester jedoch bei den Veranstaltungen und Festen, welche bisher den Alltag an der TU Graz stark mitgeprägt haben. Da viele der derzeitigen Einschränkungen aber leider außerhalb unseres Einflussbereiches stehen, sollte man versuchen, der derzeitigen Situation zumindest ein paar positive Aspekte abzugewinnen. Die digitale Lehre, aber auch die Lehrqualität selbst, ist gerade auf allen Eben sehr stark in den Fokus gerückt. So ist das Streaming von Lehrveranstaltungen mittlerweile eher die Regel

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als die Ausnahme, im TeachCenter sind aktuell fast 2000 Kurse angelegt und innovative Umstellungen im Bereich der Digitalisierung, über die früher oft jahrelange diskutiert wurde, werden jetzt in kürzester Zeit umgesetzt. Viele dieser positiven Entwicklungen werden auch über diese Phase hinaus erhalten bleiben. Was die nächsten Monate auch gesamtgesellschaftlich bringen werden, ist in vielen Punkte noch offen. Jedoch ist bereits jetzt absehbar, dass es in diesem Semester vermutlich keinen Regelbetrieb an den Universitäten mehr geben wird. Vielmehr bleibt zu hoffen, dass die Situation es zulässt, den Betrieb an der Universität beginnend mit Lehrveranstaltungen und Prüfungen im kleinen Rahmen schrittweise wieder aufzunehmen. Durch Flexibilität und Engagement aller Beteiligten sowie gegenseitige Rücksicht werden wir gemeinsam auch die aktuellen Herausforderungen meistern. Dazu wünschen wir euch allen eine kurzweilige Zeit Zuhause, Disziplin beim Selbststudium, Geduld bei Videokonferenzen sowie positive Erfahrungen mit der digitalen Lehre. Liebe Grüße und bleibt gesund! Simon, Dave und Lia


Studienrecht in der Pandemie AUSSNAHMEZUSTAND - ES HERRSCHT VERWIRRUNG! ABER WAS BEDEUTET DAS FÜR UNSEREN STUDIENFORTSCHRITT?

Text: Robert Schwarzl, Bildungspolitisches Referat

FRAGEN ÜBER FRAGEN

Studienrecht in der Pandemie In verschiedenen Bereichen bemerkt man seit dem Beginn der COVID-19-Krise ein verstärktes Auftreten von Problemen. Während zu Beginn einige Rückmeldungen zur nichtmöglichen Abhaltung von Lehrveranstaltungen eintrafen, mehren sich derzeit Sorgen um Studienbeitrag, Zivildienst, der Zukunft von Prüfungen und einen möglichen Studienabschluss. Mit diesem Artikel möchte das Referat für Bildungspolitik einen Überblick über Maßnahmen und Forderungen in der Zeit der Pandemie geben, für deren Umsetzung wir uns derzeit stark einsetzen. Einteilung des Studienjahrs Im Hinblick auf verspätete Lehrveranstaltungen hat der Senat bereits eine neue Regelung für die Einteilung des Studienjahres beschlossen. In den diesjährigen Sommerferien ist das Nachholen von Lehrveranstaltungen und Prüfungen nach Terminkoordination zwischen LV-Leitung und Studierenden möglich; um Urlaub und zumindest kurze Erwerbstätigkeit zu ermöglichen, wird im Mai ein Zeitraum im Sommer von mindestens drei Wochen bekanntgegeben, in dem keine Lehrveranstaltungen und Prüfungen stattfinden dürfen. Wenn einem neue Termine die Teilnahme an einer Lehrveranstaltung verunmöglichen, kann dies als wichtiger Grund zur Abmeldung ohne Verlust des Prüfungsantritts gewertet werden. Zivil- und Präsenzdienst Das Thema ist derzeit nicht nur auf der TU Graz präsent, auch in den Medien werden neue Probleme mit der Vereinbarkeit des Zivil- und Präsenzdienstes mit dem Studium thematisiert. Auf lokaler Ebene sind wir derzeit bemüht, Personen, die während des Studiums diese Dienste leisten, ein zusätzliches Toleranzsemester für Studienbeitragserlass zu geben. Beihilfen und Stipendien müssen allerdings auf Bundesebene geändert werden. Noch in der Nachfrist möglich ist die Beurlaubung vom Studium, allerdings kann dann im Sommersemester keine Prüfung absolviert werden. Voraussetzungen Eines der ersten Probleme im Zusammenhang mit der Schließung des Präsenzbetriebs an der Universität war die Unmöglichkeit großer Vorlesungsprüfungen. Obwohl wir in der

glücklichen Lage sind, dass nicht viele unserer Studien eine hohe Anzahl an Voraussetzungen für Lehrveranstaltungen haben, ergeben sich doch einige Probleme - insbesondere die Grenze von 22 zusätzlichen ECTS bis zur Absolvierung der STEOP ist geradezu prädestiniert für Kollateralschäden. Wir sind auf jeden Fall bemüht, hier eine Lösung im Sinne der Studierenden zu finden. Studienabschluss Was passiert normalerweise in Master und Doktorat? Nach der Absolvierung aller Prüfungen und dem physischen Einreichen der Abschlussarbeit erfolgt eine kommissionelle Abschlussprüfung. Im Bezug auf die Pandemie kann man hier einige Stolperfallen finden. Im ersten Schritt kann die Abgabe der fertigen wissenschaftlichen Arbeit nun auch digital erfolgen, gedruckte Exemplare müssen nach Wiederöffnung der Druckereien und Dekanate nachgeliefert werden. Danach kann die Abschlussprüfung virtuell stattfinden; hier wird darauf gesetzt, dass Prüfungskommission und Studierende*r eine Lösung vereinbaren, z.B. über Videokonferenz. Wie bei physischen Prüfungen ist die Prüfung öffentlich, ein entsprechender Link, um an der Videokonferenz teilzunehmen, kann also z.B. an Bekannte verteilt werden. Natürlich lassen sich diese Möglichkeiten abgewandelt auch auf Bachelorabschlüsse anwenden. Wie geht es weiter? Auch auf Bundesebene sind weitere Punkte in Diskussion, z.B. zur Verschiebung von Fristen, Aufenthaltstitel zu Studienzwecken und das Abfedern finanzieller Konsequenzen für Studierende. Sobald hier Neuerungen vorliegen, erfährst du sie auf Kanälen der ÖH-Bundesvertretung, unter anderem hier: https://www.facebook.com/bundesoeh/. Abgesehen von der Neueinteilung des Studienjahrs, einer möglichen Beurlaubung und der virtuellen Abwicklung der Studienabschlussphase sind die Forderungen noch in Diskussion. Die HTU ist hier in engem Austausch mit dem Vizerektor für Lehre und der Organisationseinheit Lehr- und Studienentwicklung. Sollten dir weitere Probleme auffallen, die mit rechtlichen Änderungen behebbar wären, dann schreibe sie uns bitte an bipol@htu.tugraz.at. Weitere Neuigkeiten an der TU Graz erhältst du per E-Mail sowie in den FAQs.

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Angebote des Vizerektorats Lehre DAS VIZEREKTORAT LEHRE IST AN DER TU GRAZ UNTER ANDEREM FÜR DEN STUDIENBETRIEB UND DIE LEHRABWICKLUNG ZUSTÄNDIG. ANGEBOTE FÜR EUCH

Studienabschluss-Beratung Ein neuer Fokus im Bereich der Lehrentwicklung ist die Studienabschluss-Beratung. In einem persönlichen Beratungsgespräch können Sie über Ihre individuellen Herausforderungen in Bezug auf den Studienabschluss sprechen. Wir helfen Ihnen auf den letzten Metern in einem virtuellen Beratungsgespräch, sei es beim Verfassen Ihrer Abschlussarbeit, bei der Prüfungsvorbereitung oder beim Zeitmanagement. Gemeinsam entwickeln wir einen Plan, wie Sie die Zeit zuhause optimal nutzen können, um Ihr Studium abzuschließen. Anmeldung zur Studienabschluss-Beratung: https://www.tugraz.at/studium/lehre-an-der-tu-graz/dialog-formate-und-veranstaltungen/anmeldung-studienabschlussberatung/

Preis für exzellente Lehre Auch und gerade unter den derzeitigen herausfordernden Umständen sollen pädagogisch-didaktische Konzepte die Potenziale der Studierenden optimal fördern, und die besondere Leistung in der Lehre gewürdigt werden. Aus diesem Grund bitten wir Sie, bis 15. Mai Lehrveranstaltungen des Sommersemesters für den Preis für exzellente Lehre zu nominieren. Im Studienjahr 2019/2020 wird, neben dem Preis für exzellente Lehre und dem Preis für junge Lehrende, auch erstmals ein Sonderpreis für exzellente digital unterstützte Lehre verliehen. Nutzen Sie die Chance und nominieren Sie Ihre*n Favorit*in in der Lehre. Weiterführende Infos: https://tu4u.tugraz.at/studierende/unsere-tu-graz/lehre/dialog-formate/sprechstunde-von-vizerektor-vorbach/

Sprechstunden des Vizerektors für Lehre Die persönlichen Sprechstunden des Vizerektors für Lehre werden nun telefonisch angeboten und können natürlich auch für aktuelle Anliegen außerhalb der Corona-Lehre-Umstellung genutzt werden. In der Sprechstunde können Studierende, Lehrende und auch administratives Personal dem Vizerektor für Lehre ihr Anliegen vortragen.

Weiterführende Infos: https://tu4u.tugraz.at/studierende/unsere-tu-graz/lehre/dialog-formate/sprechstunde-von-vizerektor-vorbach/

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Lehre in Zeiten von Corona EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN

AutorInnen: OE Lehr- und Studienentwicklung und HTU-Vorsitz

LEHRE AN DER TU GRAZ

In den späten Nachtstunden des 09.03.2020 erging eine Mail vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung an die österreichischen Universitäten, dass die Lehre zur Eindämmung des Coronavirus spätestens ab dem 16.03.2020 von Präsenz- auf virtuelle Einheiten umgestellt werden muss. Die TU Graz stellte daraufhin, wie die meisten anderen österreichischen Universitäten, bereits ab dem 11.03.2020 die Präsenzlehre ein. Nach und nach wurde auch der Forschungs- und Verwaltungsbetrieb der TU Graz, soweit als möglich, auf Homeoffice umgestellt. Innerhalb von nur wenigen Tagen wurde der gesamte Lehrund Prüfungsbetrieb im Rahmen der Möglichkeiten auf digitale Lehre umgestellt, was somit wohl historisch gesehen einen der größten Umbrüche in der Lehre an österreichischen Universitäten darstellte. Dies konfrontiert sowohl alle Lehrenden, die Verwaltung, die den Lehrbetrieb organisiert als auch die Studierenden mit einer komplett neue Situation. Die Frage ist: Wie wird nun mit dieser völlig neuen Situation umgegangen? Welche Maßnahmen und Schritte werden getroffen, um den Lehr- und Prüfungsbetrieb weiter aufrecht erhalten zu können?

Was getan wird, um die virtuelle Lehre stetig zu verbessern Die HTU und das Vizerektorat Lehre sind seit der ersten Stunde der Corona-Krise enger denn je miteinander vernetzt, tauschen sich in täglichen WebEx-Meetings aus, behandeln Anfragen der Studierenden und erarbeiten gemeinsam Lösungen für den Lehr- und Prüfungsbetrieb. Alle Beteiligten sind um studierendenfreundliche Lösungen bemüht. Die Herausforderung hierbei ist die notwendige Einhaltung der studienrechtlichen Bestimmungen sowie die Abstimmung mit Vorgaben aus dem Ministerium und den anderen Universitäten. In den letzten Tagen und Wochen wurde ein Unterstützungsnetzwerk für die Umstellung auf virtuelle Lehre aufgebaut.

Der Umstieg auf virtuelle Lehre Der Umstieg von Präsenz- auf virtuelle Lehre ist an der TU Graz Dank des großen Engagements, aber auch Verständnisses seitens der Lehrenden und Studierenden innerhalb von wenigen Tagen recht gut gelungen. In vielen Lehrveranstaltungen hat der rasche Umstieg auf virtuelle Lehre trotz Anfangsschwierigkeiten gut geklappt. Die Lehrenden stellen etwa Videoaufzeichnungen zur Verfügung, Abgabegespräche werden via Videomeeting durchgeführt, Übungsbeispiele werden in Gruppenchats diskutiert, Entwürfe digital übermittelt und Prüfungen via Videokonferenzen abgehalten. Es konnten jedoch nicht alle Lehrveranstaltungen sofort umgestellt werden. Die plötzliche Umstellung auf virtuelle Lehre bringt sowohl für Lehrende als auch Studierende große Herausforderungen und Einschränkungen mit sich: Kein Internetanschluss oder nur geringe Bandbreiten, das Fehlen adäquater Hardware im eigenen Haushalt, Überforderung mit den neuen Systemen oder fehlendes Wissen in der Anwendung innovativer digitaler Lehrinstrumente. Zudem sind gewisse Lehrinhalte und didaktische Konzepte auf Präsenzeinheiten angewiesen, insbesondere etwa Labor- und Feldübungen. Bei einigen Lehrveranstaltungen ist also schon jetzt absehbar, dass diese nicht abgehalten werden können und dass es hier zu Verzögerungen oder zu Verschiebungen der Veranstaltungen zu einem späteren Zeitpunkt hin kommen wird. Das Vizerektorat Lehre und die HTU sind um Lösungen für diese Fälle bemüht. Die meisten Lehrveranstaltungen sollten aber durch die Flexibilität aller Beteiligten in diesem Semester erfolgreich durchgeführt werden können.

E-Mail-Newsletter, nützliche Links, Arbeitsanleitungen für virtuelle Tools, Handlungsempfehlungen, FAQs für Studierende wurden zu Beginn fast täglich aktualisiert und werden in weiterer Folge um eine Austauschplattform für Lehrende ausgebaut. Letztere ist eines der Ergebnisse einer virtuellen Studienvertreter/innen-Sitzung des Vizerektorats Lehre mit dem HTU-Vorsitz und den Studienvertreter/innen aller Studienrichtungen über WebEx zum Thema der Durchführung der Lehre in Corona-Zeiten. Die Feedbackkultur ist auch im “Normalbetrieb” ein zentrales Weiterentwicklungsinstrument für die Lehre und in diesen Zeiten umso wichtiger. Aus diesem Grund wurde in den Aussendungen des Vizerektors für Lehre um aktives Feedback von Lehrenden und Studierenden gebeten. Einige Studienvertretungen führten hierzu Online-

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Umfragen durch. Die einzelnen Rückmeldungen werden in die FAQs oder Best Practices für die Austauschplattform aufgenommen. Meldungen über Probleme mit Lehrveranstaltungen wird direkt nachgegangen, aber auch an besonders positiv hervorgehobenen Lehrveranstaltungsleiter/innen wird das Feedback übermittelt (selbstverständlich alles anonymisiert). In der ersten Woche der Umstellung schauten bei den durchgeführten Livestreams im Durchschnitt 200-400 Studierende zu, etwa 400 WebEx-Meetings wurden täglich abgehalten (teilweise mit bis zu 200 Teilnehmer/innen) und eine hohe Zahl an Aufzeichnungen wurden umgesetzt. In der zweiten Woche stieg die tägliche Zahl an WebEx-Meetings auf bis zu 1000, ebenso wuchs die Zuseher/innenzahl bei den Streams auf dieses Maß. Möglich werden diese Zahlen nur durch ein aktives und engagiertes Team aus Lehrenden, Studierenden und administrativem Personal, das die Lehre an der TU Graz auch in diesen Zeiten zum Laufen bringt bzw. aufrecht erhält. Die Teams der Organisationseinheit Lehr- und Lerntechnologien und des ZID stehen für Fragen, Uploads von Lehrveranstaltungaufzeichnungen, Behebung von Problemen beim Streaming zur Verfügung und teilen ihr Know-How rund um die virtuelle Welt.

Was das Semester noch bringen wird Was die Zeit nach Ostern für uns an den Unis bringen wird, ist noch ungewiss. Dass der Lehrbetrieb schlagartig wieder wie vor Corona aufgenommen werden wird, ist aktuell sehr unwahrscheinlich. Die virtuelle Lehre wird uns also auch über Ostern hinaus begleiten. Zu hoffen ist, dass wir noch dieses Semester wieder schrittweise auch physisch an die Uni zurückkommen können, vor allem für große schriftliche Prüfungen und Labore im kleinen Rahmen. Gemeinsam kann es aber gelingen, trotz der erschwerten Rahmenbedingungen die Situation bestmöglich zu meistern, um das Semester möglichst gut über die Bühne zu bringen. Da aktuell ein großer Fokus auf der Weiterentwicklung und Anwendung der digitalen Lehre liegt, werden uns über die Krise hinaus diese positive Entwicklungen erhalten bleiben. So werden hoffentlich in Zukunft, Lehrende die vielleicht neu entdeckten Konzepte der virtuellen Lehre vermehrt nutzen, das TeachCenter als einheitliches System verwenden und viel eher mit der Vorlesungsaufzeichnung vertraut sein.

Zitat Stefan Vorbach, Vizerektor für Lehre:

Hilfreiche Links:

“Wir befinden uns derzeit in vielerlei Hinsicht in einer herausfordernden Situation. Nichtsdestotrotz sind wir als TU Graz darum bemüht, kulante und möglichst studierendenfreundliche Lösungen zu finden, um die derzeitige Situation zu meistern und daraus resultierende Effekte bestmöglich abzufedern. Nicht zuletzt durch den regen Austausch mit der HTU sind wir über mögliche Problemfelder für Studierende umfassend im Bilde.”

FAQ Studierende (https://www.tugraz.at/icoe/coronavirus/faq-studierendestudents/)

Digitaler Lehrbetrieb (https://tu4u.tugraz.at/studierende/unsere-tu-graz/lehre/ digitaler-lehrbetrieb/ )

FAQ Ministerium (https://www.bmbwf.gv.at/Themen/Hochschule-undUniversit%C3%A4t/Aktuelles/corona/corona_faq.html)

FAQ Stipendienstelle (https://www.stipendium.at/service/faq-haeufige-fragen/)

Zitat Simon Malacek, Vorsitzender der HTU Graz: “Die über Nacht erfolgte Umstellung auf virtuelle Fernlehre ist für uns alle ein Sprung ins kalte Wasser. Um gemeinsam diese herausfordernden Zeiten zu bewältigen brauchen wir eine gute Zusammenarbeit, Flexibilität aller Beteiligten, und auch gegenseitiges Verständnis, dass nicht alles vom ersten Moment an perfekt funktionieren kann. Umso mehr freut mich die hervorragende Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit allen VertreterInnen der TU Graz, um hier gemeinsam die besten Lösungen für Studierende zu finden.”

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Feedback zum virtuellen Lehr- und Prüfungsbetrieb DAS VIZEREKTORAT LEHRE SAMMELT FEEDBACK ZUR VIRTUELLEN LEHRE VON STUDIERENDEN UND LEHRENDEN. HIER FINDET IHR AUSSCHNITTE DAVON.

Zusammengestellt von der OE LSE

EURE MEINUNG IST GEFRAGT

In diesen Zeiten des raschen Wandels ist die Mithilfe von allen besonders wichtig und Feedback zu Problemen aber auch besonders hervorragende Umsetzungen der virtuellen Lehre helfen diese Herausforderung gemeinsam zu meistern. In den letzten Wochen wurde vom Vizerektorat Lehre das Feedback von Lehrenden und Studierenden via E-Mail und in der Studienvertreter/innen-Sitzung gesammelt, um bei den Herausforderungen des Lehr- und Prüfungsbetriebs zu unterstützen

und Best-Practice-Beispiele zu sammeln. Wir dürfen einen kleinen Ausschnitt aus den meistgenannten Rückmeldungen teilen. Die Antworten auf die Fragen “Was läuft besonders gut?” und “Wo gibt es Verbesserungsbedarf?” interessiert uns weiterhin. Schicken Sie uns Ihr Feedback direkt an vr-lehre@ tugraz.at oder geben Sie dieses anonym in feedbackr unter fbr.io/VLP ein.

Austausch/Kommunikation Vorlesungen •

Interaktive Gestaltung der Vorlesungen

Direkt Feedback im Livestream möglich

Videos im TeachCenter und Möglichkeit der Fragen über das Forum als gute Alternative zur Präsenzlehre

Online-Vorlesungen sind einfach kein Ersatz für den normalen Betrieb

Mit ein paar Tricks funktioniert es ganz gut

Unterlagen Technische Probleme •

Verbindung aus dem Live-Stream bricht zusammen und man wird rausgeworfen

Ton fällt mitten in der Vorlesung aus

Das Tafellicht ist zu dunkel

Relativ rasche und genaue Informationen der weiteren Durchführungsweise

Nur Literaturliste übermittelt

Bildschirmübertragungen der “Tafel” gut (bessere Qualität und sinnvoller, als nur den Vortragenden zu sehen)

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COVID-19 aus mathematischer Sicht DICH INTERESSIERT DIE WISSENSCHAFT HINTER DEM VIRUS, DER AKTUELL UNSER LEBEN BESTIMMT?

In der aktuellen Situation wird man von Zahlen, Statistiken, online erschienenen Zeitungsartikeln und auch vielen Videos zu COVID-19 nahezu überschwemmt. Diese widersprechen sich teilweise oder ziehen oft gegensätzliche Schlüsse aus den angegebenen Daten. Des Weiteren sind gerade die Maßnahmen der Regierungen ein guter Nährboden für Verschwörungstheorien und alternative Erklärungsmodelle, welche sich teilweise abstruser Querverweise bedienen. Aus diesem Grund werde ich versuchen, die mathematischen Hintergründe und Herausforderungen im Bereich der Statistik auf einfache Weise darzustellen und einige Irrtümer richtigzustellen. Ein mathematisches Modell, egal wie akkurat es die Wirklichkeit abbilden könnte, ist immer von den statistischen Daten aus der Realität abhängig. Diese Daten werden dafür benötigt, um die Parameter des Systems zu justieren. Bevor wir uns den Details von mathematischen Prognosemodellen für Pandemien widmen, betrachten wir die Erhebung der Daten und deren Einfluss auf die Modellberechnungen.

R(t) = C2 · I(t)

Personenanzahl

Autor: Philipp Peyer

KURZ ERKLÄRT

S(t) = C1 · I(t) · S(t)

I(t) = C1 · I(t) · S(t) − C2 · I(t) Zeit

Mittels numerischer Integration lässt sich dieses System unter Wahl geeigneter Konstanten und Anfangsbedingungen auf die vorliegenden Daten fitten. Ein repräsentativer Wert für den Vergleich verschiedener Krankheitserreger ist die Basisreproduktionsrate R0. Diese gibt an, wie viele Personen ein Infizierter im Falle einer gesunden, nicht immunisierten Testgruppe im Schnitt ansteckt.

Fallzahlen werden in Österreich aktuell durch den Nachweis (PCR) der RNA in Rachen und Nasenabstrichen erhoben. Bei dieser PCR-Methode handelt es sich um ein etabliertes Verfahren, weshalb sehr sichere Ergebnisse (P >= 99,9%) generiert werden können. Wenn die Testgruppe jedoch durch ein gewisses Vorgehen, wie beispielsweise durch ausschließliches Testen von Personen mit krankheitsspezifischen Symptomen, verzerrt wird, sind auch die resultierenden Daten nur durch Korrekturen dieser verwendbar. So schätzt man die Dunkelziffer der Infektionen in gewissen Ländern wie Italien auf das 2- bis 15-fache der nachgewiesenen Fälle.

Weshalb ist es so wichtig die Kurve der Infektionsfälle abzuflachen?

Aufgrund epidemiologischer und organisatorischer Gegebenheiten (Inkubationszeit, verzögerte Symptombildung) lassen sich die Auswirkungen von Maßnahmen erst etwa 14 Tage nach Einführung dieser in den Statistiken erkennen.

Welchen Einfluss haben gesellschaftliche Maßnahmen auf die Ausbreitung des Virus?

Ein mögliches, vereinfachtes, Modell zur Beschreibung der Ausbreitung des Virus ist das SIR Modell (siehe Grafik). Dabei stellen S, I und R die ansteckbaren, die infizierten und die entfernten Personen in dem System dar. Die drei Gleichungen stellen dabei ein nicht lineares Differenzialgleichungssystem dar.

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Die Gesundheitssysteme der betroffenen Staaten haben nur eine gewisse Kapazität an Intensivbetten zur Versorgung von beatmungspflichtigen Patienten mit schweren Krankheitsverläufen. Sollten diese nicht ausreichen, so müssen die behandelnden Ärzte, wie aktuell in Italien, triagieren, also beurteilen, welcher Patient eine höhere Überlebenschance hat und deshalb an eines der lebensnotwendigen, aber wenigen verfügbaren, Beatmungsgeräte angeschlossen wird.

Wie die Analyse des Verlaufes in China gezeigt hat, lässt sich die Anzahl der Neuinfizierten durch erhöhte Hygienemaßnahmen in Kombination mit einer deutlichen Reduktion von sozialen Interaktionen rasch senken. In diesem Sinne: bleibt zu Hause, wascht die Hände und rettet damit Leben.


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Coronavirus - ein Steckbrief DER CORONAVIRUS SARS- COV2 (SEVERE ACUTE RESPIRATORY SYNDROME VIRUS 2) IST IN UNSEREM LEBEN SO PRÄSENT WIE KAUM EIN ERREGER VOR IHM. DOCH WAS MACHT DIESEN VIRUS SO BESONDERS, DASS DIE GANZE WELT PLÖTZLICH KOPF STEHT? UND WAS KANN MAN SELBST DAGEGEN TUN? EIN ÜBERBLICK

Text: Christine Langner

Was bisher geschah Wie die meißten aus den Nachrichten wissen, kam es Ende Dezember in der chinesischen Stadt Wuhan zu einem gehäuften Vorkommen einer atypischen Lungenentzündung. Diese betraf vor allem Menschen, die am Huanan Großhandelsmarkt für Fische und Meeresfrüchte arbeiteten oder diesen kürzlich besucht hatten. Man vermutet daher auch hier den Übersprung des Virus auf den Menschen. Am 31.12. wurde die WHO (World Health Organisation) über die Lage in Kenntnis gesetzt. Eine Woche später bereits konnte der ursächliche Erreger identifiziert werden: es handelt sich um einen Virus aus der Familie der Coronaviren, zu der auch SARS (Epidemie 2003, dann verschwunden) und MERS (middle eastern respiratory syndrome, seit 2012 sporadische Fälle) gehören. Der erste Fall außerhalb Chinas wurde am 13.1. in Thailand gemeldet, und trotz strikter Maßnahmen der chinesischen Regierung breitete sich das Virus über den gesamten Globus aus. Seit 11. März spricht auch die WHO von einer Pandemie, also einer Verbreitung, die über Kontinente hinaus geht. Wo kommt SARS-CoV2 her?

Christine Langner studiert Molekularbiologie an der TU bzw. Uni Graz und arbeitet in einem Speziallabor für hochinfektiöses Material an der MedUni Graz. Hier ist sie bei der chemischen Dekontamination einer Puppe zu sehen.

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Nach der Entschlüsselung des Erbguts war klar, dass sich der neue Coronavirus nicht aus SARS enwickelt hat, sondern quasi nur ein Cousin ist. Damit ist auch die Verschwörungstheorie, dass SARS-CoV2 aus dem Hochsicherheitslabor in Wuhan stammt, nicht haltbar (aber auch das wurde wissenschaftlich untersucht!). Die Erbinformation gleicht zu 96% einem Coronavirus, der in Fledermäusen gefunden wurde. Die Sequenz für eine Schlüsselstelle, dem Spike-protein, welches der Virus benötigt um seinen Wirt zu infizieren, ist aber nur zu 77% ident, weshalb auch ein anderer möglicher Reservoirwirt, der Pangolin, in Betracht gezogen wird. Allerdings ist der Ursprung noch nicht vollständig geklärt, was unter anderem daran liegt, dass der Pangolin eine stark bedrohte Tierart ist und es an Virusproben mangelt. Es wird also noch einiges an Foschungsarbeit brauchen, um die Frage des Ursprungs tatsächlich zu klären. Klar ist, dass es sich bei der Krankheit um eine Zoonose handelt, als einen Virus, der von einem Tier auf den Menschen übertragen wird. Diese Übertragungen passieren vor allem dann, wenn der Mensch in den Lebensraum von Tieren eindringt und so in Kontakt mit ihnen kommt. In China ist zwar der Handel mit gefärdeten exotischen Tieren verboten, allerdings wird unter dem Ladentisch, auf den so genannten “nassen Märkten”, weiter verkauft. Viele Tiere verschiedener Spezies werden hier eng gedrängt unter schlechten hygienischen Bedingungen an einem Ort gehalten, was einen Übersprung wahrscheinlicher macht. Auch SARS wurde 2003 von Fledermäusen auf Zibetkatzen übertragen, die dann auf einem solchen Markt verkauft wurden, wodurch eine Übertragung auf den Menschen möglich wurde.


A. J. T. Johnsingh, WWF-India and NCF / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)wikimedia.org/wiki/File:Pangolin_brought_to_the_Range_office,_KMTR_AJTJ_cropped.jpg

Der Pangolin steht unter strengem Naturschutz, gilt aber trotzdem an einigen Orten als Delikatesse und kommt als Reservoirwirt für SARS-CoV2 in Frage.

“Ist eh nur eine Grippe, oder?” Die von SARS-CoV2 verursachte Krankheit, COVID19 (Corona virus disease 19) hat zwar teils ähnliche Symptome wie die Grippe, unterscheidet sich aber in einigen Punkten. Während die Mortalität (also der prozentuelle Anteil der Verstorbenen unter den Infizierten) bei der Grippe bei 0,1% liegt, schwankt sie bei COVID19 zwischen 1-2%, also ist COVID19 10 bis 20 mal tötlicher als die Grippe. Weiters unterscheiden sich die Krankheiten in der basic reproduction number (R0), welche angibt, wie viele weitere Personen ein infizierter Mensch im Verlauf der Krankheit durchschnittlich ansteckt. Bei der Grippe entspricht R0=2, bei COVID19 3-6. Also ist SARS-CoV2 nicht nur tödlicher, sondern auch ansteckender. Ein weiterer wichtiger Unterschied: SARS-CoV2 ist ein komplett neues Virus, daher ist kein Immunsystem darauf vorbereitet, und jeder kann den Virus bekommen. Bei der Grippe gibt es teilweise eine Grundimmunität, also der Körper erkennt den Virus und kann ihn gezielter bekämpfen. Zwar ist auch hier eine komplette Immunität nicht möglich, da bei der saisonalen Grippe immer neue Stämme vorkommen (der Influenzavirus mutiert sehr schnell), allerdings gibt es eine Grundaktivität des Immunsystems. Und noch wichtiger: gegen die Grippe kann man sich impfen lassen, was einen hohen Schutz bietet. Der Krankheitsverlauf reicht bei COVID19 von symptomlos über mild (rund 80% der Fälle) bis zu schweren Verläufen mit Todesfolge. Eine Unterscheidung zwischen Grippe und COVID19 aufgrund der Symptome ist nicht immer einfach, weshalb Ärzte auch immer die Krankengeschichte des Patienten berücksichtigen müssen. Hat sich dieser nicht in einem Risikogebiet aufgehalten und mit keinem bestätigten Fall Kontakt gehabt, wird derzeit davon ausgegangen, dass es sich nicht um COVID19 handelt. Vollständige Klarheit bringt natürlich nur ein Test. Die diagnostischen Tests sind derzeit noch sehr auf-

wändig und Schnelltests noch nicht ausgereift genug, damit eine flächendeckende Testung möglich ist. Allerdings wird an besseren und genaueren Tests intensiv geforscht. Was Ärzte, Politiker und Forscher tun ÄrztInnen bilden zusammen mit KrankenpflegerInnen die erste Front in der Behandlung von COVID19. Um sich selbst zu schützen benötigen sie Schutzanzüge, Masken und Handschuhe. Dies ist alles großteils Einwegmaterial, der Verbrauch ist dementsprechend hoch, weshalb Lieferengpässe verhindert werden müssen. In Gebieten wie Italien wird aufgrund mangelnder Ressourcen eine sogenannte Triage durchgeführt: Bei der Aufnahme der Patienten werden diese in 3 Gruppen geteilt. Die erste Gruppe sind jene, die die Krankheit mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ohne medizinische Behandlung überleben, sie werden heim geschickt. In die zweite Gruppe fallen jene Personen, die auch mit den derzeitigen medizinischen Mitteln höchstwahrscheinlich an der Krankheit versterben. Auch sie werden heim geschickt. In die dritte Gruppe fallen die Personen, wo eine medizinische Versorgung zwischen Leben und Tod entscheiden kann, diese Patienten werden auf Intensivstationen aufgenommen. Solche Entscheidungen zu treffen ist hart und treibt das Krankenhauspersonal physisch und psychisch an seine Grenzen. Soweit sind wir in Österreich Gott sei Dank nicht. Die Aufgabe der Politik in solch einem Ausbruch ist es, durch entsprechende Maßnahmen dem Gesundheitssystem den Rücken frei zu halten und die Bevölkerung zu informieren. Hier ist vor allem die Risikokommunikation wichtig, die der Regel “First, fast, frequent” folgt. Je früher Informationen an die Öffentlichkeit kommen, desto weniger verbreiten sich Verschwörungstheorien, und umso mehr Vertrauen in die Infor-

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mationsquelle wird aufgebaut, was bei der Durchsetzung von Maßnahmen essentiell ist. Neue Informationen müssen schnell und über verschiedene Medien verbreitet werden und immer am neuesten Stand sein. Auch wenn es viele langsam nervt, dass in den Nachrichten über nichts anderes mehr gesprochen wird, ist dies trotzdem wichtig. In der Risikokommunikation ist ein Austausch zwischen den Behörden, der Klinik und der Bevölkerung enorm wichtig. Aus diesem Grund wurden auch die verschiedenen Hotlines bereitgestellt, die einen Informationsaustausch ermöglichen. Die Aufgaben der Forschung sind in dieser Pandemie vielseitig. Neben der Klärung des Ursprungs gilt es nun auch Medikamente zu entwickeln sowie eine Impfung. Am vielversprechendsten ist der Ansatz, bereits entwickelte Medikamente umzufunktionieren, hier stehen auch schon einige erfolgsversprechende Kandidaten fest. Keines der Medikamente ist ein Allheilmittel, und noch mangelt es an klinischen Studien zur Wirksamkeit. Auch dürfen Nebenwirkungen nicht unterschätzt werden. Ein mögliches Medikament ist Remdesivir, das eigentlich gegen Ebola entwickelt wurde. Weiters sind (Hydroxy)chloroquin (gegen Malaria) und eine Kombination von Lopinavir und Ritonavir (HIV-Therapie) Gegenstand derzeitiger Studien. Auch eine neue Substanz ist nicht ausgeschlossen, allerdings erspart man sich mit bereits existierenden Medikamenten ein kompliziertes Zulassungsverfahren, was in der Akutphase der Pandemie ein entscheidender Vorteil ist. Weiters wird sich die Forschung damit beschäftigen, wie das Virus mutiert, um gegebenenfalls Therapien und Tests daran anzupassen. SARS-CoV2 ist ein RNA-Virus, diese haben generell eine höhere Anfälligkeit für Mutationen. Wenn der Virus durch viele Wirte wandert, passt er sich langsam besser an diese an, da nur noch Viren weitergegeben werden, die das Immunsystem überleben. In dieser andauernden Evolution können so verschiedene Stämme entstehen. Warum das Virus vor allem Männer über 65 schwerer trifft als beispielsweise Kinder, ist ebenfalls noch herauszufinden. Man vermutet einen Zusammenhang mit dem Vorkommen des Rezeptors (ACE2) oder Unterschiede in der Immunantwort. Allerdings steht auch das noch nicht fest. Viele WissenschaftlerInnen, Labors, Pharmafirmen und Unternehmen schließen sich zu Konsortien zusammen, um die derzeitigen Fragenstellungen gemeinsam und von verschiedenen Gesichtspunkten aus zu lösen. Diese Zusammenarbeit und der internationale Austausch von Informationen in einem noch nie dagewesenen Umfang emöglicht eine zielgerichtete Forschung, auch große Journals stellen Artikel zu SARS-CoV2 ausschließlich kostenlos zur Verfügung, um die Entwicklung von Therapien, Schnelltests und Impfungen so schnell wie möglich voranzutreiben.

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Was man selbst tun kann Es war noch nie so einfach für jeden von uns, die Welt zu retten, wie jetzt. Daheim bleiben, nur für die nötigsten Besorgungen rausgehen und den Nachbarn helfen, vor allem wenn sie über 65 Jahre alt sind oder Vorerkrankungen (Herzprobleme, chronische Lungenkrankheiten, Diabetes etc.) haben und so in die Risikogruppe fallen. Man kann sich auch freiwillig für den Zivildienst melden, um notfalls in der Pflege oder bei der Rettung aushelfen zu können. Für MedizinstudentInnen ab dem 4. Jahr gibt es die Möglichkeit, eine der Hotlines (z.B: 1450 bei Symptomen oder 0800 555 621 für allgemeine Fragen). zu unterstützen. Häufiges Händewaschen ist ebenfalls wichtig. Das Virus ist von einer Lipidschicht umhüllt, die durch Seife zerstört wird, man sollte daher mindestens 30 Sekunden waschen. Wer nicht mitstoppen möchte, kann einfach zweimal Happy Birthday singen oder sich auf washyourlyrics.com sein persönliches Poster zum Händewaschen oder Desinfizieren erstellen. Handschuhe sind nur wenig sinnvoll, vor allem wenn man sich damit trotzdem ins Gesicht greift. der Virus gelangt so über die Schleimhäute in den Körper. Auch Masken haben nur dann Sinn, wenn man selbst krank ist oder sich direkt um eine kranke Person kümmert (welche dann auch eine Maske tragen sollte). Eine Maske verspricht zudem falsche Sicherheit, den viele Menschen tendieren dazu, sich wegen der Maske häufiger ins Gesicht zu greifen als sie es ohne würden, was die Wahrscheinlichkeit einer Infektion sogar erhöht. Wer sich trotzdem mit einer Maske sicherer fühlt, weil er/sie beispielsweise zur Risikogruppe gehört, sollte unbedingt die Empfehlungen der WHO zur richtigen Verwendung beachten (https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019/advice-for-public/when-and-how-to-use-masks). Aber neben der Gefahr der Ansteckung ist auch die psychische Belastung während der Quarantäne zu bedenken. Behörden vermuten einen Anstieg von häuslicher Gewalt, es gilt daher, Zivilcourage zu zeigen und bei Anzeichen die Polizei zu verständigen. Damit man selbst keinen Lagerkoller bekommt, hift es, dem Alltag eine Struktur zu geben. Man kann sich zum Beispiel in der Früh so herrichten wie man es normalerweise für die Arbeit oder die Uni tut, und sich einen Tagesplan schreiben. Auch telefonieren mit Freunden und Verwandten hilft gegen die Einsamkeit. Ewiges Grübeln über die Nachrichten ist nicht hilfreich, Psychologen empfehlen maximal 15 Minuten täglich. Man darf bei all den schlechten Nachrichten nicht vergessen: Auch das geht wieder vorüber. Und ein Wechsel vom Pyjama in die Jeans statt der Jogginghose ist auch mal eine erfrischende Abwechslung.


All around the world TU Graz WELCHE MASSNAHMEN UNIVERSITÄTEN IN VERSCHIEDENEN LÄNDERN TREFFEN, UM DIE VERBREITUNG DES CORONAVIRUS ZU VERHINDERN, ERFAHRT IHR HIER!

Text: Antonia Ratiu-Kiss

LEHRE NUR ONLINE

Im Folgenden werden die wichtigsten Maßnahmen, die an der TU Graz erfolgen, aufgelistet: Zutritt zur TU Graz Der Zugang zu den Gebäuden der TU Graz wird beschränkt. Nur in der Rechbauerstraße 12 (0 - 24 Uhr) sowie der Inffeldgasse 25 und der Stremayrgasse 16 (Pforten von 6 - 14 Uhr) werden die Türen geöffnet. Alle anderen Gebäude sind für alle Studierenden geschlossen.

Lehrveranstaltungen und Prüfungsbetrieb Alle Präsenzlehrveranstaltungen werden eingestellt. Lehrende Personen sind bemüht, den Studierenden über Online-Tools und Plattformen den LV-Inhalt zu übermittelt. WebEx und TUbe bieten eine gute Möglichkeit für Studenten Vorlesungen und Übungen online zu streamen bzw. sich anzusehen. Der Prüfungsbetrieb wurde gänzlich eingestellt. Einzelprüfungen können im Einvernehmen mit dem jeweiligen Professor über Onlinetools abgehalten werden.

Parteienverkehr Der Parteienverkehr an der TU Graz wurde ebenso zur Gänze eingestellt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TU Graz, sprich auch ProfessorInnen und AssistentInnen, können über E-Mails sowie über Foren im Teach Center erreicht werden.

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Universität Ljubljana, Slowenien AUCH IM NACHBARLAND SLOWENIEN BESTIMMT DAS CORONAVIRUS MOMENTAN DEN ALLTAG VIELER STUDIERENDER. HIER ERZÄHLEN VIER STUDIERENDE AUS SLOWENIEN, WIE DIE SITUATION AN UNIVERSITÄT IN LJUBLJANA ABGEWICKELT WIRD UND WIE IHR ALLTAG MOMENTAN AUSSIEHT. DIGITAL MIT HINDERNISSEN

Miha, Maschinenbau in 6. Semester an Universität Ljubljana

Tadej, 6. Semester in Bachelorstudium der Automatisierung an der Fakultät für Elektrotechnik, Universität Ljubljana

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Im Februar wussten wir, dass es in China ein neuartiges Coronavirus gab. Gegen Ende Februar wussten wir, dass es bereits in Italien war, aber niemand achtete sehr darauf. Anfang März waren die Schulungszentren in Triest (Italien) bereits geschlossen. Für die meisten schien dies etwas zu sein, was bei uns nicht möglich ist. Zwei Wochen sind vergangen, seit wir während der Vorlesungen am Montag um 10:00 Uhr eine Nachricht erhielten - alle Vorlesungen wurden ab 12:00 Uhr abgesagt, um die Ausbreitung des neuen Virus zu verhindern. Selbst für den Professor waren diese Informationen frisch. Jetzt werden alle Vorlesungen online nach dem selben Zeitplan wie normal erledigt. Bei online Vorlesungen gibt es Vor- und Nachteile. Jetzt kann ich zum Beispiel während des Unterrichts ein wenig auf meinem Bett liegen, aber ich kann

nach dem Unterricht nicht mehr mit meinen Kollegen auf einen Kaffee oder ein Bier gehen. Die Qualität des Studiums selbst ist aufgrund der elektronischen Übertragung nicht geringer, aber es stimmt, dass viele den menschlichen Kontakt vermissen. Die Prüfungen sind jetzt online (mündlich oder schriftlich), während andere eine Prüfung mit einem zusätzlichen Seminar oder Bericht ersetzt werden. Ich lebe selbst in einem Studentenheim und habe eine Empfehlung / Anordnung erhalten, dass wir die Studentenheime eine Woche nach Unterbrechung der Universitätsvorlesungen verlassen sollten. Nur ausländische Studenten oder Professoren durften bleiben, sowie junge Familien und diejenigen, die sich in Selbstisolation begeben hatten, um andere nicht zu gefähren.

Als das Coronavirus in Slowenien auftauchte, bzw. Die ersten Fälle dieser Krankheit in den Nachbarländern bestätigt waren, fanden die Lehrveranstaltungen aus dem Studienfach Elektrotechnik noch lange statt, während andere Studienrichtungen bereits Vorlesungen und Übungen absagten. Nach einer Woche rief der Rektor der Universität von Ljubljana dazu auf, alle direkten pädagogischen Prozesse auszusetzen. Unsere Studienrichtung war darauf ziemlich gut vorbereitet - am Mittwoch (11.3.) hatten wir den letzten Tag Vorlesungen und Übungen und am Freitag hatten wir bereits unsere erste online Probevorlesung, diese liefen in der folgenden Woche reibungslos. Ein Teil von Professoren unterrichten jetzt auf einer lokalen Plattform im Online-Klassenzimmer, wo alle Studierenden Zugriff auf einen Live-Stream haben. Einige Professoren verwenden YouTube und andere Microsoft-

Teams. Bei Tutorials und Labors verhält es sich momentan noch problematisch, da Professoren immer noch zögern, weil sie nicht wissen, wie sie unsere aktuelle Arbeit am besten bewerten und wie die Übungen abgehalten werden können. Es gibt noch keine Information was mit den Prüfungen und Zwischenklausuren passieren wird ... Bisher sind jene Prüfungen, die bereits angekündigt wurden, noch im Kalender, aber es ist noch nicht sicher, ob diese wirklich stattfinden. Diese Maßnahmen sind bis zum 13. April in Kraft. Wenn ich jeden Tag mit dem öffentlichen Transport an die Uni gehen wollte, würde dies nicht möglich sein, da regionale Linien gestrichen wurden. Im schlimmsten Fall könnte ich mit meinem Auto fahren.


Rebeka, Medizinstudentin im 5. Jahr an der Universität von Ljubljana.

Eva, Studentin der Mikrobiologie an der Biotechnischen Fakultät der Universität von Ljubljana

29.02.2020: Beginn der Call Center-Organisation in Bezug auf COVID-19, MedizinstudentInnen wurden gebeten, sich freiwillig in dem Callcenter zu melden. 5. 3: Alle klinischen Übungen wurden abgebrochen. 11. 3.: Der Dekan hat uns mitgeteilt, dass bis 23.3. alle Formen der direkten pädagogischen Arbeit an Medizinische Fakultät ausgesetzt werden. Der Unterricht sollte so weit wie möglich durch Fernunterricht und individuelles Lernen ersetzt werden. 13. 3: MedizinstudentInnen wurden gebeten, die lokale Bevölkerung über den neuen Virus aufzuklären und so die Isolationsmaßnahmen zu unterstützen. 14.02.: Im Call Center wurden zusätzliche Verstärkungen gesucht. 15.03.: Der slowenische Medizinstudentenverband sucht nach Studenierenden für die Betreuung von Kindern zu Hause, da Kindergärten und Schulen geschlossen sind.

18.03.: Alle direkten Studienformen wurden bis zum 13. April 2020 oder bis zum Widerruf dieser Entscheidung ausgesetzt.

Vorlesungen und Übungen wurden normalerweise bis zum 12. März gehalten, und die gesamte Universität von Ljubljana wurde einige Tage später geschlossen. Wir haben derzeit drei Vorlesungen auf dem Plan. Der praktische Teil der Übungen wurde in allen Fächern abgebrochen, aber der theoretische Teil wurde uns von den Professoren über das Online-Klassenzimmer zur Verfügung gestellt und gab uns einige Anweisungen für verschiedene Berechnungen und das Schreiben von Berichten. Die Vorlesungen haben sich auf zwei Themen konzentriert, eine über E-Vorlesungen mit Hilfe von Webex, mit denen wir keine Probleme haben. Die Themen, in denen wir keine EVorlesungen haben, sind Virologie und Immunologie. Es ist daher verständlich, dass

Professoren derzeit keine Zeit für Vorlesungen haben, da sie sich voll und ganz mit der Lösung einer bestimmten Virensituation befassen. Trotzdem versuchen sie, so schnell wie möglich Material wie PowerPoint-Präsentationen und Links zu YouTube-Clips zu senden, die sich auf den Stoff beziehen.

Die dritte Quarantänewoche für Medizinstudenten ist im Gange. Bisher haben meine Professoren drei E-Lectures gehalten, daher müssen wir selbst mehr lernen. Sie suchen immer noch nach Lösungen, um klinische Übungen online durchzuführen. Die Prüfungstermine bleiben unverändert, es werden jedoch nur theoretische Teile ohne praktische Übungen durchgeführt. Letzteres kann nach Beendigung der Fernstudien und nach erfolgreichem Abschluss der klinischen Übungen abgeschlossen werden. Da wir von unseren italienischen und spanischen Kollegen erfahren haben, dass auch Studenten aus dem 5. und 6. Jahr der Medizin einberufen wurden, sich auf die Arbeit vor Ort vorzubereiten, beobachten wir die Epidemie unter wachsamen Augen und sind bereit zu helfen.

Die Zwischenprüfungsphase (6. - 11. April) wird natürlich abgesagt, so dass die Prüfungen nach Semesterende stattfinden. Wann genau dies sein wird, ist noch nicht bekannt, da wir nicht wissen, wann die Fakultät wiedereröffnet wird. Im Moment ist der öffentliche Verkehr nicht in Betrieb, aber wenn die Fakultät ihre Türen wieder öffnet, wird sie wahrscheinlich bereits planmäßig normal funktionieren.

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Nanyang Technological University, Singapore CARINA STUDIERT AN DER TU GRAZ, MACHT ABER GERADE EIN AUSLANDSSEMESTER IN SINGAPUR. DIESES MUSS SIE NUN LEIDER VORZEITIG ABBRECHEN. WIE SIE DIE STRENGEN MASSNAHMEN IN SINGAPUR ERLEBT HAT, ERZÄHLT SIE IN DIESEM BERICHT.

Text: Carina Mazelle

STRAFEN RICHTEN ALLES

Singapur hat bereits einen strengen Ruf – 1000 Dollar Strafe wegen Essen in der Ubahn? Haftstrafe für Rauchen außerhalb der gekennzeichneten Bereiche? Singapur setzt viele Maßnahmen, um die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Einwohner zu gewährleisten, immerhin sind sie die einzige Ressource auf der Insel. Es war also nicht weiter verwunderlich, dass die ersten Maßnahmen bereits Ende Jänner in Kraft traten, denn Singapur ist nahe China und ein zentraler Reisepunkt. Spürbar wurden die ersten Maßnahmen am Campus Anfang Februar. Es gab einige Mails zur Aufklärung, Richtlinien wie man sich zu verhalten habe – Hygiene beachten, keine Reisen nach China, kranke Menschen meiden. Relativ schnell kamen aber auch noch weitere Maßnahmen hinzu. Seit 10. Februar musste man seine Temperatur zwei Mal täglich messen, seit 17. März musste man auch alle anderen Symptome wie Husten, Schnupfen, Halsschmerzen melden. Dafür wurden auch mehrere Temperaturmessstationen am Campus aufgebaut, im größten Gebäude wurde das durch eine Wärmebildkamera am Haupteingang ersetzt. Sollte die Temperatur über 38 Grad sein, muss das im Intranet vermerkt werden, die Schule wird informiert und man bekommt eine Mail mit den nächsten Schritten zugeschickt. Vor Betreten der Klasse muss jede Person einen QR Code scannen, damit getrackt werden kann, wer alles in der Klasse war, sollte eine Person davon krank werden. Da es auch größere Vorlesungen gibt, wurden diese auf E-Learning umgestellt. Übungen wurden bis 27. März noch normal abgehalten, allerdings durfte die Gruppengröße 50 Personen nicht überschreiten. Offiziell wurde zwar darauf hingewiesen, dass der Abstand zwischen den Studierenden 2 Meter sein sollte, aber in meinen Klassen war das aufgrund der Raumgrößen nicht umsetzbar.

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Falls jemand aus dem Ausland zurückkommt (wir haben mitten im Semester eine Woche Recess-Week, also Zeit zum Reisen) muss man 14 Tage in Quarantäne. Das galt für alle Rückreisenden aus China seit dem 26. Jänner, seit 16. März aber auch für alle anderen betroffenen Länder. Um eine Quarantänszone am Campus zu ermöglichen, wurde die GraduateHall umgenutzt. Ansonsten läuft der Betrieb einigermaßen geordnet weiter. Prüfungen wurden nach vorne verschoben, teilweise um einen Monat. Die Mensen am Campus haben geöffnet, nur an manchen Orten wurden die Tische weiter außeinander geschoben. Da die meisten Studierenden am Campus wohnen, ist die Entscheidung die Uni zu schließen, schwieriger als anderorts. Allerdings könnte die Uni jeden Tag schließen, und es ist ungewiss, wie weit das das on-campus-housing beeinflussen wird. Da drei Universitätsangehörige positiv auf das Virus getestet wurden, ist es mit 27. März auch nicht mehr möglich, in den Mensen zu essen - jede Person muss auf Take-away umsteigen und Abstand zu allen anderen einhalten. Das Wohnen hier wird anstrengend und macht nicht mehr so viel Spaß wie zuvor - aber natürlich kann jede Person diese Maßnahmen verstehen. Es ist nun auch möglich, früher aus seinen Zimmern am Campus auszuziehen, es wirkt, als würde die Universität die Studierenden loswerden wollen. Da das Semester vorzeitig beendet wird und alle Kurse ab 30. März auf online-learning umgestellt werden, komme ich auch am 1. April 2020 wieder nach Österreich zurück. Ich habe zwar nicht alles gesehen, was ich in Singapur anschauen wollte und ich bin nicht so viel gereist wie geplant, aber auch wenn ich noch einen Monat länger bleiben sollte, wird das alles aufgrund der Maßnahmen nicht möglich sein.


University of Calgary, Canada NICKLAS IST STUDENT AN DER TU GRAZ UND WAR BIS VOR KURZEM AUF AUSLANDSAUFENTHALT IN CANADA, MUSSTE ABER EBENFALLS WIEDER NACH ÖSTERREICH ZURÜCKKEHREN. SEINE TAGE IN QUARANTÄNE NUTZTE ER ERFREULICHERWEISE AUCH FÜR EINEN BERICHT.

Text: Nicklas Gattringer

FROSTIGE ZEITEN

Wie viele von meinen Studienkollegen vor mir auch, habe ich den Entschluss gefasst dieses Sommersemester im Ausland zu verbringen. Programm aussuchen, Bewerbung abschicken, Vorbereitungen treffen. Das lief alles nach Plan. Am 2. Jänner in Calgary, Kanada angekommen, war die erste Umstellung, neben der Zeitdifferenz, vor allem die Temperatur. Es begrüßten mich zwar in den ersten paar Tagen „milde“ -9 °C, die dann in den Wochen drauf auf frostige -32 °C fielen. Damit wir Studierenden auch bei diesen eisigen Temperaturen sicher in die Hörsäle gelangen können, gibt es an der University of Calgary ein weitläufiges Tunnelsystem. Die Vorlesungen liefen sehr ähnlich zu denen in Graz ab. Somit fiel mir der Umstieg auf die kanadischen Lehrmethoden sehr leicht. Ich schätze es ging allen Austauschstudierenden in Calgary gleich, bis wir von diesem „Corona-Virus“ Wind bekamen. Was ist das eigentlich? Das kommt doch bestimmt nicht bis nach Kanada. Wir sind hier sicher vor dem Virus. Dachten wir!

Die Meldungen überschlugen sich und so schnell konnten wir gar nicht schauen, wurden alle Lehrveranstaltungen und Prüfungen ausschließlich online abgehalten. Der Universitätsbetrieb blieb jedoch aufrecht. Wir durften noch in die Mensa und die universitätseigenen Sportstätten benutzen. Uns wurde versichert, dass auch die Studierendenunterkünfte für das gesamte Semester offenbleiben würden. Als wir dann eine Mail von der Heimverwaltung bekamen, die den kanadischen Studierenden riet, aus den Unterkünften auszuziehen, war das für uns der Anstoß zur Heimreise. Mit schwerem Herzen mussten ich und meine neuen Freunde aus aller Welt beschließen, auf schnellstem Wege wieder zurück in unsere jeweiligen Heimaten zu fliegen. Der Sicherheit wegen. Nun sitze ich hier in meiner Wohnung in Graz, zwei Monate früher als geplant, schreibe an diesem Artikel und stelle mir die Frage, ob ich das Semester nochmal genauso wiederholen würde. Ja, aber ohne Corona. Die ganzen neuen Freunde und Erfahrungen kann mir keiner wegnehmen. Ich würde es auf jeden Fall wiedermachen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.

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Ökologische Auswirkungen des Coronavirus GERÜCHTE ÜBER DELPHINE, DIE AN DIE KÜSTE ITALIENS SCHWIMMEN? GLASKLARES WASSER IN VENEDIG? IM INTERNET WIMMELT ES NUR SO VOR GERÜCHTEN ÜBER DIE ÖKOLOGISCHEN AUSWIRKUNGEN DER AUSGANGSSPERREN.

Autor: Oskar May, GIN-Referat

STAY AT HOME - SAVE THE EARTH?

Corona ist gut für die Umwelt, oder?

Einmal-Effekt

Die sozialen Netzwerke bieten zurzeit eine ideale Projektionsfläche für so manche Kuriositäten. Aufnahmen von Schwänen, ja sogar Delphinen, die sich nun in den venezianischen Kanälen wiederfinden. In Yunnan, China, sei eine Gruppe Elefanten durch das menschenleere Dorf geschlendert und soll nach einer ordentlichen Ladung Kornwein im Teegarten Ihren Rausch ausgeschlafen haben. Derartige Geschichten erwecken den Anschein, als ob sich die Tierwelt schlagartig ihr Territorium zurückerobert.

Die Agora Energiewende beziffert in Deutschland die CO2 Einsparung durch den „Corona-Effekt“ in diesem Jahr auf 30-100 Millionen Tonnen CO2. Das sei aber per se keine gute Nachricht für den Klimaschutz, da die kommende wirtschaftliche Rezession zu einer Zurückhaltung bei klimaschutzrelevanten Investitionen führen kann. Derartige Investitionen würden den Einmal-Effekt geringerer Emissionen aufgrund der Coronakrise mehr als überkompensieren.

Schnell stellte sich jedoch heraus, dass die „venezianischen Delphine“ in Wahrheit an der Küste von Sizilien gefilmt wurden, und weder die Schwäne noch die Elefanten eine wirkliche Seltenheit in ihrer jeweils abgelichteten Umgebung darstellen. Vorsicht vor Missinterpretationen Einwohner der historischen Lagunenstadt Venedig schwören darauf, dass sich die Wasserqualität in den Kanälen deutlich verbessert hat, da nun wieder Fischschwärme zu beobachten sind. Es liegt jedoch Nahe, dass der rege Gondelverkehr, der die Sedimente am Meeresboden aufwirbelt, zuvor die Sicht verdeckt hat. Ob die Wasserqualität tatsächlich besser geworden ist, lässt sich noch nicht feststellen. In China lassen die Bilder des Satelliten Copernicus Sentinel5P vermuten, dass sich die Luftqualität durch den Rückgang der Stickstoffoxide NO2 schlagartige verbessert hat. Auch hier warnen Esa-Experten vor falschen Trugschlüssen. Die Satellitenbilder geben keine Information über die bodennahe, eingeatmete Luftqualität wieder. Niedriger Feinstaubwerte in Graz Wer dieser Tage in Graz einen Spaziergang unternimmt, kann deutlich mehr Vogelgezwitscher wahrnehmen. Das liegt weniger an den vielen Vögeln, als an der deutlich geringeren Lärmverschmutzung durch den Nahverkehr, der das Vogelkonzert normalerweise übertönt. Tatsächlich ist unter anderem durch die Umstellung auf Homeoffice und Fernstudium die Verkehrsbelastung gesunken, was sich auf eine bessere Luftqualität niederschlägt. Seit Jahresbeginn sinken die Feinstaubwerte stetig. Auch im Vergleich mit den vergangenen Jahren, sind die pm10 (Feinstaubteilchen im Bereich 10 µm Durchmesser) deutlich geringer.

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Auch der Präsident des deutschen Umweltbundesamt sieht die Lage skeptisch: „Wenn man sich die Wirtschaftskrisen ansieht, dann kam es nach den Einbrüchen mit niedrigen Emissionen danach zu einem noch stärkeren Anziehen der Konjunktur und höheren Emissionen“ Der britische Naturforscher Chris Packham teilt ähnliche Befürchtungen. Durch die Coronakrise sei das globale Problem des Klimawandels in den Agenden der Regierungen zurückgefallen. Trotz all dem ist es wichtig weiterhin auch positiv bleiben. Nun, da die Krise den Regierungen vor Augen führt wie sehr sie die Wirtschaft regulieren können steigt auch der Glaube, die Klimakrise bewältigen zu können. Möglicherweise ist jetzt der Wille da auch, dies entschieden anzugehen.


Studieren in der Selbstisolation HARALD KREIMER ARBEITET FÜR DIE PSYCHOLOGISCHE STUDIERENDENBERATUNG UND GIBT IN DIESEM ARTIKEL TIPPS, WIE IHR DAHEIM AUCH EURE PSYCHISCHE GESUNDHEIT SCHÜTZEN KÖNNT. ME, MYSELF AND I?

Niemand kann auf konkrete Erfahrungswerte zurückgreifen, wie wir uns in der Vergangenheit in so einer Situation verhalten haben. Das heißt auch, dass es wichtig ist, Geduld mit sich selbst zu haben: es ist ok, noch nicht zu wissen, wie man in Anbetracht der Ausgangsbeschränkung seinen Tag strukturiert, es ist in Ordnung, dass die Gefühle abwechselnd in verschiedene Richtungen gehen und man eventuell einen halben Tag oder mehr „versäumt“ hat, ohne die gesetzten Ziele zu erreichen. Wichtig ist nur, regelmäßig eine Art von Bilanz zu ziehen und sich zu fragen, wie man den nächsten Tag anders/besser gestalten könnte. Die folgenden Anregungen können dabei helfen.

Wie gehe ich in der Isolation mit Nähe und Distanz um? In welcher Situation finden Sie sich derzeit wieder? Leben Sie allein, in einer Wohngemeinschaft, zu zweit mit Partner/in? Egal ob man allein lebt oder mit einer oder mehreren anderen Personen, es ist sinnvoll, die Sozialkontakte gewissermaßen zu regulieren. Verbringt man die Tage derzeit allein, sollte man sich Sozialkontakte wie sonst auch einplanen, nur, dass diese eben derzeit nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern über Telefon, (Video-)Chat etc. stattfinden. Es kann sinnvoll sein, sich schon im Vorhinein Termin auszumachen, um „gemeinsam“ zu Essen, „zusammen“ zu spielen, sich zum IndoorSport zu „treffen“ oder um sich einfach nur von seinem Tag zu erzählen, auch wenn dieser derzeit womöglich ereignisarm war. Lebt man mit anderen Personen zusammen, ist es ebenfalls gut, sich Termine für bestimmte Aktivitäten zu vereinbaren. Hier erfüllen sie aber auch noch den Zweck, dass im Laufe der isolierten Tage nicht zu viele Reibungspunkte mit Mitmenschen entstehen. Sich bewusst aus dem Weg zu gehen, sei es den WG-Mitbewohner/inn/en oder auch der Partnerin/dem Partner, ist durchaus okay und sagt nichts über die Qualität der jeweiligen zwischenmenschlichen Beziehung aus. Trifft man sich nach ein paar Stunden allein beispielsweise zum gemeinsamen Kochen wieder, kann das angenehmer sein, als wenn man die gesamte Zeit miteinander auf engstem Raum ausgeharrt hat. Natürlich haben unterschiedliche Personen ein unterschiedliches Nähe-Distanz-Bedürfnis. Hier geht es darum, die eigenen Bedürfnisse klar zu formulieren und die Bedürfnisse von anderen zu erfragen: Möchte ich mehr oder weniger Nähe? Wie geht es meinen Mitmenschen damit? Lässt sich eventuell ein Kompromiss finden?

Routine schaffen Wie bereits erwähnt brauchen wir alle eine bestimmte Eingewöhnungszeit, was die derzeitige Situation betrifft. Vielleicht kommt die derzeitige Entschleunigung manchen Menschen sogar ganz gelegen. Es kann angenehm sein, ein paar Tage einfach „in den Tag hinein“ zu leben, doch früher oder später ist es sinnvoll, eine gewisse Routine aufzubauen. Grundsätzlich bevorzugen Menschen eine gewisse Art von Regelmäßigkeit, sie wirkt nicht nur präventiv gegen depressive Verstimmungen, sondern kann auch ein Weg aus diesen sein. Planen Sie am Vortag, was Sie am nächsten Tag tun möchten, sei es lernen oder lange aufgeschobene Hausarbeiten, planen Sie wann Sie starten und auch wann Sie Feierabend machen möchten. Stellen Sie sich einen Wecker (z.B. zur regulären Zeit?) und starten Sie mit Ihrer Morgenroutine. Personen, die schon jahrelang im Homeoffice tätig sind, berichten, dass es hilft, sich anzuziehen, als würde man zur Arbeit gehen und auch den Wohnraum in den Zustand zu bringen, in dem man ihn sonst verlassen würde (Geschirr in den Spüler, Betten machen). Nach dieser Vorbereitung starten Sie Ihr Projekt. Versuchen Sie Ihre Ziele so gut wie möglich zu erreichen. Am Ende des Tages ziehen Sie Bilanz: Was hat funktioniert, was möchten Sie für den nächsten Tag ändern. Sie sind nicht gescheitert, wenn sie grundsätzlich versucht haben, Routine in den Tag zu bringen und Erkenntnisse daraus gewonnen haben. Überlegen Sie auch, was ein Ausstiegsritual für einen „Arbeitstag“ zu Hause sein könnte: ein langes Bad, ein Telefonat, etc. Ein großer Vorteil daran, sich in diesen Ausnahmezeiten eine Routine zu schaffen, ist, dass jedes Studium an sich ebenfalls lange Strecken der Selbstorganisation erfordert. Sehen Sie es so: waren sie bereits gut im Selbstorganisieren? Sehr gut, dann können Sie das auch in Zeiten der Ausgangsbeschränkung in Ihren Alltag bringen. Ist es Ihnen bislang schwergefallen? Auch gut, nutzen Sie die Chance, jetzt eine Routine aufzubauen und profitieren Sie auch in Zukunft davon.

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Das Lern- bzw. Schreibpensum erreichen

Anlaufstelle: Psychologische Studierendenberatung.

Wollen Sie sich eine Routine aufbauen, um die Arbeitstage mit dem Lernen bzw. dem Schreiben von Arbeiten zu füllen?

Unser kostenfreies Angebot steht Studierenden aller Hochschulen und Studienrichtungen zur Verfügung. Neben Lernen, Arbeitsplanung und Prüfungsangst können Sie sich grne auch mit anderen Anliegen an uns wenden. Grundsätzlich unterstützen wir Sie sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting vor Ort an unserer Beratungsstelle mit Hilfe zur Selbsthilfe, da dies derzeit in der gewohnten Form nicht möglich ist, laden wir Sie dazu ein, uns Ihr Anliegen per Mail zu schicken (psych.ber@uni-graz.at). Wir behandeln Ihre Themen selbstverständlich streng vertraulich und werden zeitnah Kontakt mit Ihnen aufnehmen, um Sie zu unterstützen. Alternativ können Sie auch unser Chat-Angebot nutzen. Sie können sowohl Einzeltermine buchen als auch den offenen Chat nutzen, der dienstags von 10:30 bis 11:30 zur Verfügung steht. Den ChatZugang sowie weitere Information finden Sie unter www. studierendenberatung.at. Dort finden Sie bei Bedarf auch die Kontaktdaten der Beratungsstellen in Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt.

Lassen diese Ideen einfließen: •

Finden Sie Lern- bzw. Schreibeinheiten, die für Sie passen. Für viele haben sich Lerneinheiten von fünfzig Minuten, gefolgt von zehn Minuten Pause, bewährt. Nach durchschnittlich eineinhalb Stunden sinkt die Konzentration massiv, spätestens dann ist es Zeit für eine klar definierte Pause.

Machen Sie sich nicht auf die Suche nach der Lernmotivation bevor Sie anfangen, sondern beginnen Sie zuerst und lassen Sie Motivation im Laufe des Lernens/Schreibens nachkommen.

Wenn Sie sich explizit auf eine zukünftige Prüfung vorbereiten, unterteilen Sie die Lernphasen in Überblick, Aneignung und Wiederholung. Letztere stellt die anstrengendste, wichtigste und zeitintensivste Phase dar, überlegen Sie also, wann am Tag Sie sich am besten konzentrieren können.

Beim Schreiben von Seminar- oder Abschlussarbeiten hilft es, zunächst Rohtext zu produzieren. Dieser ungeschliffene Text kann später immer noch verbessert werden, doch der Fortschritt ist so leichter erkennbar, als wenn man stundenlang an einem Absatz feilt.

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Bitte beachten Sie ebenfalls den FAQ auf der Website der Stipendienstelle (www.stipendium.at), der um Fragen zur Covid-19-Situation erweitert wurde.

Bleiben Sie Gesund und alles Gute! Mag. Harald Kreimer für das Team der Psychologischen Studierendenberatung Graz


Netflix ohne Chill WIE IHR PÄDAGOGISCH WERTVOLL ZEIT IM INTERNET VERSCHWENDET PROKRASTINIEREN

Noch ist unklar, wie lange die Maßnahmen gegen die weitere Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV2 andauern werden, soviel ist aber sicher: Wir alle werden noch eine ganze Weile zuhause verbringen. Während für einige bedingt durch Homeoffice und/oder Fernuni die Tage vermutlich verfliegen, haben andere momentan gerade eine ungewohnte Menge an Zeit zuhause zur Verfügung, die es zu füllen gilt. Wäre nicht bereits jemand zuvorgekommen, sollte diese zusätzliche Zeit auf jeden Fall für die Erfindung des Internets herangezogen werden, welches einen nahezu unerschöpflichen Schatz an Heimbeschäftigung birgt und obwohl nichts daran verwerflich ist, bereits das dritte Mal an Folge die persönliche Lieblingsserie anzusehen, ist es manchen vielleicht ein Anliegen, sich die Zeit etwas produktiver zu vertreiben. Hier sind ein paar Vorschläge an lehrreichen Aktivitäten im Internet, die natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Planet Earth (Planet Erde) Die von der BBC Natural History Unit produzierte Serie besteht aus acht Folgen, in denen verschiedene Habitate und deren Tier- und Pflanzenwelt vorgestellt werden. Wer als Kind schon leidenschaftlich Universum vor dem Schlafengehen schaute, wird hier auf seine/ihre Kosten kommen – atemberaubende Naturaufnahmen treffen auf entzückende Tierbilder und spannende Fakten zu Verhalten und Gewohnheiten verschiedener Tiere. Gesprochen wir das Format – zumindest in der Originalvertonung - von David Attenborough, der sich nicht nur leidenschaftlich für Umweltschutz einsetzt, sondern auch über die angenehmste Sprecherstimme auf dem gesamten Planet Earth verfügt. Neben den Hauptepisoden findet man auch die Making-Offs für die meisten Folgen online. Für Kamerabegeisterte oder Produktionsinteressierte kann man hier nachverfolgen, mit wie viel Aufwand die einzelnen Aufnahmen produziert werden – außerdem ist es auch für Laien amüsant zu beobachten, wie TV-Produzenten sündhaft teures Kameraequipment durch Dschungel und Matsch transportieren. Wer nach zwei Staffeln Planet Earth noch nicht genug hat, kann sich hier auch weitere Ableger suchen: Blue Planet beispielsweise stellt das Ökosystem der Weltmeere vor und begeistert mit einer Vielzahl an überraschend hässlichen Tiefseefischen.

Cosmos – a Spacetime Oddyssey (Unser Kosmos – die Reise geht weiter) Wer Neil deGrasse Tyson einmal nicht nur als Internetmeme, sondern als passionierten Forscher und Wissenschaftskommunikator erleben möchte, ist mit dieser Serie gut beraten. Darin erzählt deGrasse Tyson nicht nur von der Entstehung des Universums, sondern auch von Meilensteinen in Wissenschaft und Forschung – diese sind animiert und als Comics nachgestellt. Wer also Fraunhofer bei der Entdeckung seiner Linien oder Newton beim Plagiatskrieg mit Hook beobachten möchte, wird hier auf jeden Fall fündig. Die Serie vertieft nicht nur euer naturwissenschaftliches Verständnis, sondern liefert auch ein paar spannende Einblicke in das Leben berühmter Forscherinnen und Forscher und erhöht auf jeden Fall eure Chancen bei anstehenden Runden Trivial Persuit. Simone Giertz – Ingenieurskunst auf Youtube Die Makerspaces der HTU können momentan leider nicht besucht werden, der Youtubekanal von Simone Giertz kann den Bastlerinnen und Bastler aber vielleicht dabei helfen, ihre Sehnsucht nach Lötkolben und Lasercutter etwas in den Griff zu bekommen. Seine Ursprünge findet der Kanal der selbsternannten „Queen of shitty Robots“ in der Konstruktion mangelhafter Roboter, welche Simone dabei helfen sollen, alltägliche Probleme zu lösen. Mittlerweile ist der Kanal aber gefüllt mit spannenden und qualitativ hochwertigen Bastelclips und auch wenn vermutlich wenige Studierende einen Tesla zur Verfügung haben, den sie spontan zu einem Truck umbauen können, sind die Videos unterhaltsam und motivierend, eigene kleine Projekte zu starten. SMBC Saturday Morning Breakfast Cereals ist eine Webcomic-Serie von Zach Weinersmith, welche sich thematisch mit verschiedensten natur-, aber auch sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Themen beschäftigen. Die Comics sind akribisch und liebevoll recherchiert und thematisch meistens anspruchsvoll genug, dass sie zur eigenständigen Recherche zu den jeweiligen Themengebieten anregen. Sollte das Durchwühlen des entsprechenden Wikipediaartikels zu schnell gehen, bietet die Seite auch einen Random-Button, der einen gerne einen Abend lang mit neuem Content versorgt.

TU INFO 04/2020 23


Die Geschichte der ersten Republik – Podcast

Zum Abschluss…

Podcasts gibt es viele, aber nur wenige werden von Bundespräsidenten a.D. gesprochen. Beispielsweise Spotify bietet den Geschichtebegeisterten unter euch eine spannende Nacherzählung zu den Ereignissen der ersten Republik, welche von Dr. Heinz Fischer erstellt und vorgetragen wurde. Darin nutzt er seine Pension, um seiner HörerInnenschaft die Entstehungsgeschichte sowie die Herausforderungen, wirtschaftlichen und politischen Konflikte der ersten Republik näherzubringen.

Die Situation ist für uns alle neu und ungewohnt und während es manchen sicher hilft, wenn sie ihre Zeit produktiv und lehrreich gestalten können, ist es auch völlig in Ordnung, einfach ein wenig überfordert zu sein. Seid geduldig mit euch selbst und versucht, für euch das Beste aus der neuen Situation zu machen. Viel Glück und auf ein hoffentlich baldiges Ende der Social Isolation!

Fold It Wer gerne puzzled und ein wenig Geduld aufbringen kann, wird an Fold It Gefallen finden. Das wissenschaftlich relevante Computerspiel simuliert die Faltung von Proteinen, welche möglichst energetisch günstig passieren soll. Wer besonders effiziente Faltungsmöglichkeiten findet, leistet nicht nur virtuell einen Beitrag: Diese können von WissenschaftlicherInnen potenziell in der Forschung verwendet werden. Momentan laufen hier – wenig überraschend – Projekte rund um die Suche nach einem Wirkstoff gegen SARS-CoV2. Wer also die Möglichkeit ergreifen möchte, seinen/ihren Beitrag zur Forschung von der Couch aus zu leisten, ist mit Fold It sehr gut beraten.

24 TU INFO 04/2020


Rezept: Baguette WER LIEBT NICHT DEN GERUCH EINES FRISCH GEBACKENEN BROTES? FLUFFIG UND FRISCH AUS DEM OFEN - WAS WÜNSCHT MAN SICH MEHR? KEINE NUDELN?

Ein Gang in den Supermarkt reicht, um festzustellen, dass sich die Leute in Zeiten des Coronavirus vermehrt Gedanken um ihr leibliches Wohl machen. Gähnende Leere herrscht im Obstregal und nur mehr wenige Krümel in der Brotauslage sind zu ergattern. Das ist sicher schon jedem/jeder von uns in den letzten Tagen beim Schlendern durch den Supermarkt passiert. Damit aber keine Sorgen um Vorräte auftreten, haben wir euch zumindest das Rezept für eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel bereitgestellt. Wie man es vielleicht schon ahnen kann, handelt es sich um Brot. Genauer gesagt um ein Baguette-Rezept. Um euch nicht auf die Folter zu spannen, fangen wir gleich mit der kinderleichten Zubereitung an!

Folgende, wenige Zutaten werden für das Baguette benötigt:

400 g Mehl 1 ½ Teelöffel Salz 1 Prise Zucker 270 ml lauwarmes Wasser ¼ Würfel frischer Germ oder 1 Packung Trockengerm Sowie etwas Mehl für die Teigverarbeitung

Nun wird das Baguette in drei Schritten herbeigezaubert: Schritt 1: Mehl, Salz und Zucker in einer Schüssel vermischen. Hefe hineinbröckeln. Das lauwarme Wasser ebenso hinzufügen. Alles verrühren, bis kein Mehl mehr zu sehen ist. Nun muss der Teig ca. zwei Stunden zugedeckt ruhen.

Text: Antonia Ratiu-Kiss

Schritt 2: Den ausgeruhten Teig nun auf eine stark bemehlte Arbeitsfläche schütten und mit Hilfe einer Teigkarte oder einem Messer in zwei Teile halbieren. Jedes Teigstück mit den Händen zu einem ca. 40 cm langen Strang formen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. Die beiden Stränge mit etwas Mehl bestäuben und zugedeckt ruhen lassen, bis der Backofen auf 230 Grad (Umluft: 210 Grad) vorgeheizt ist. Schritt 3: Im letzten Schritt wird eine Backform oder ein Porzellangefäß mit Wasser befüllt und auf den Boden des Backofens gestellt. Die Baguette-Stränge können nach Belieben eingeschnitten werden, bevor sie im Ofen ca. 25-30 Minuten backen. Abschließend wird das Backpapier vom Blech gezogen und die Baguettes können auf einem Kuchenrost kurz auskühlen, bevor sie zum Verzehr aufgeschnitten werden. Das HTU-Team wünscht gutes Gelingen und Spaß beim Genießen!

TU INFO 04/2020 25


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